Ach, so wie unsere Planung hier aussieht, glaube ich auch nicht, dass Aryanas Banner allzu bald wieder im Einsatz sein wird... :') ausser uns fällt mal was ein für die gute Frau, ein bisschen vermiss ich sie ja auch, ist schon echt Faye-lastig geworden... Auch wenn ich meine Drama-Queen (obviously) auch sehr gerne schreibe. xD Ausserdem hab ich schon erwartet, dass sich das wesentlich schwieriger gestalten würde als beim VS-Model. xDD _____________
Sie hatte nicht unbedingt eine andere Antwort von ihm erwartet. Bis jetzt hatte sie ihm eben auch noch nicht viele Gründe dafür gegeben, ihr etwas anderes zuzutrauen oder daran zu glauben, dass sie eben hartnäckig sein konnte, nicht immer einfach nachgab, wenn sich ihr ein gewisser Widerstand seitens ihres Gesprächspartners zeigte. Aber bisher hatten sie auch keine solche Abmachung gehabt und sie hatte keinen Grund gehabt, Grenzen nicht einfach als solche zu akzeptieren und ihn mit seinen Geheimnissen in Frieden zu lassen. Doch, sie konnte sich vorstellen, dass sich das in Zukunft ändern konnte. Spätestens dann, wenn sie ihn hinter den ersten der Abgründe blicken liess, die ihm bisher bewusst verborgen geblieben waren. Dann wollte sie nämlich eine Gegenleistung und würde nicht einfach so hinnehmen, dass er sie mit oberflächlichem Tratsch zufriedenstellen wollte. Sie hatte durchaus auch Geschichten, die sie lieber nicht teilen würde. Entweder um kein schlechteres Licht auf sich selbst zu werfen oder weil sie einfach zu sehr weh taten. War also nicht so, als wäre der Pakt für sie nicht ebenfalls mit gewissen Ungemütlichkeiten verbunden, sollte Ryatt die Herausforderung annehmen... Aber zurück zu seinen Worten, die er mit einem Satz abrundete, bei dem umgehend ihre linke Augenbraue aufwärts zog, sie ihn einen Augenblick kritisch musterte. Es klang nett, dass er ihr helfen wollte. Doch letztendlich war das nicht das einzige Ziel ihres potenziellen Vorhabens und sie hoffte, dass er das wusste. Es ging nicht einfach nur darum, dass sie noch mehr als sowieso schon von seiner Anwesenheit und Gesellschaft profitieren wollte. Sie wünschte sich viel eher, dass das Ganze ausgeglichen funktionierte, für sie beide was raussprang, das im Idealfall ungefähr ebenbürtig wäre. "Ich will aber nicht, dass du mich am Ende zu deinem Projekt machst, okay? Dass es dir nur darum geht, dass ich mit mir selbst klar komme, dass ich meine Probleme aus dem Weg schaffe. Das ist nämlich auch einer meiner Komplexe - aber keiner, den ich loswerden möchte: Dass ich nicht mag, wenn ständig alle nur versuchen, mir zu helfen, mir gleichzeitig aber nicht wirklich zutrauen wollen, dass ich ihnen auch helfen kann. Ich sag nicht, dass das bei dir so ist, aber ich möchte nicht, dass es so endet", sonst war sie frustriert und ihnen war am Ende beiden nicht geholfen. Weniger zu Frustration, dafür zu umso mehr Verwirrung führte die kleine, unscheinbare Aktion, die im Anschluss von Ryatt folgte. Sie hatte sich noch nichts dabei gedacht, als sein Daumen über ihr Kinn gestrichen hatte. Aber letztendlich brauchte es doch nicht mehr als den offensichtlichen Blick, mit dem er ihre Lippen für einen Moment begutachtete, um ihren Kopf kurzzeitig aufs nächste Karussell zu reissen. Nicht. Gut. Auch wenn seine Augen direkt im Anschluss auf ihre trafen, konnte sie seinem Blick nicht wirklich standhalten, klemmte ihre Unterlippe zwischen die Zähne und blickte etwas verunsichert zur Seite weg. Nein, nein, nein. Das war nicht Teil irgendeines Planes. Nicht heute, nicht in Zukunft. Das würde alles nur kompliziert und anstrengend und mühsam machen. Und endlich. Alles, was sie nicht brauchen konnte. Sie zwang sich, den Blick, nachdem sie die Augen kurz für eine Sekunde zugedrückt hatte, wieder in seinen zu richten, als seine Hand sich von ihrem Gesicht löste. "Das ist gut, werd ich machen", bestätigte sie mit einem knappen Nicken seine Aufforderung. Dann hob sie aber ihren Zeigefinger nochmal an, tippte damit dreimal gegen seine Brust, während sie in fast mahnendem Tonfall weitersprach. "Aber du solltest nicht so schauen, das ist nicht gut. Führt zu nichts, was wir beide riskieren sollten", ihre Stimme war ein etwas undeutliches Murmeln geworden, weil sie die Thematik eigentlich zumindest für heute gar nicht mehr hatte ansprechen wollen. Vielleicht wäre es jedoch besser, es ihm direkt heute nochmal etwas klarer mitzuteilen, nachdem ihr betrunkenes Ich das letzte Mal möglicherweise nicht sehr geschickt kommuniziert hatte. Oder doch - Ryatt hatte ja gerade nur geschaut. Vielleicht hätte er mehr gewagt, wenn er mehr Chancen gesehen hätte. Was wusste sie, es sollte auf jeden Fall zu ihrer beider Schutz nicht sein.
This is your life, it's do or die, the sun may never rise again, so be the light the vision. This is your life, it's slipping by, you try to run but fall again, you get back up that's living.
Ja, geht mir mit Chilli ähnlich. Wann haben wir die zuletzt geschrieben? Irgendwo vor Seite 80 oder so?! x'D Vielleicht fällt uns ja was ein für Zwischendurch. _______
Ich hatte nicht vergessen, was sie mir vor einigen Wochen gesagt hatte - dass sich Alle um sie herum zu viele Sorgen um sie machten und ihr im Grunde Nichts zutrauten. Dass es Faye nicht gefiel, wie ständig alle eine Hand über sie zu halten versuchten und sie bestmöglich unterstützen wollten, nur damit sie nicht noch ein weiteres Mal auf die Schnauze fiel. Als wäre letzteres im Leben wirklich vermeidbar. Was das anging konnte ich die Brünette beruhigen - ich hatte selbst genügend Probleme, um mir auch noch vollständig alle ihrer Probleme aufzuladen und meine solange getrost hintenan zu schieben. Ich schüttelte also ohne lange darüber nachdenken zu müssen ein klein wenig den Kopf. "Ich hab nicht vergessen, dass du mir das schonmal gesagt hast... oder zumindest sowas ähnliches. Es wäre ja nicht Sinn und Zweck der Sache, dir deine Probleme abzunehmen und meine solange zu vergessen. Das kann ich mir zu unserem Glück gar nicht leisten.", stellte ich mit einem Schulterzucken ein bisschen ironisch fest, damit es nicht ganz so bitterernst klang. Mir stand nicht im Sinn Fayes sensibles Empfinden in dieser Hinsicht unnötig zu reizen und ich verstand ehrlich gesagt auch gar nicht, wieso sie mir nicht helfen können sollte. Sie war nicht erst 12 und hatte selbst genug auf dem Kerbholz, um etwas vom Leben zu wissen. Sie konnte mir sicherlich besser unter die Arme greifen als die meisten anderen Menschen, allein schon weil sie den Krieg und seine weitreichenden psychischen Folgen verstand. Außerdem sollte ich meine eigenen Probleme und psychischen Macken wirklich besser nicht mehr ewig aufschieben. Ich müsste schon lügen, um zu sagen, dass es mir gut ging. Irgendwie durch den Tag zu kommen bekam ich schon hin und natürlich konnte ich mit Faye zusammen auch lachen, aber wenn ich danach wieder alleine war sah das Leben eben deutlich weniger rosig aus. Es war sicherlich nur eine Frage der Zeit gewesen, bis die zierliche Brünette hinsichtlich meiner indirekten Annäherungsversuche ihr Veto einlegte. Denn es würde mich wundern, wenn ihre Gedanken sie nach der Nacht im Club in eine andere Richtung gelenkt hätten. Ich hatte zwar ruhig auf ihren Rückzug in letzter Sekunde reagiert, aber ihr war die ganze Sache trotzdem extrem unangenehm gewesen. Der Morgen danach war dahingehend eindeutig gewesen. Kaum war geklärt, dass Faye hinsichtlich der potenziellen Abmachung in den nächsten Tagen noch einmal nachhaken würde, wanderte ihr Finger an meine Brust. Ich senkte den Kopf leicht nach vorne und damit auch meinen Blick auf die zierliche Hand vor meiner Brust. Es war ein bisschen als würde sie versuchen einen bereits rollenden Panzer mit auf sie gerichtetem Geschütz aufzuhalten, indem sie sich mitten auf den Weg stellte und kurz auffordernd die Hand hob. Meine Mundwinkel bogen sich zu einem schmalen Lächeln nach oben, als ich für einen kurzen Moment die Augen schloss. "Was genau haben wir deiner Meinung nach denn zu riskieren?", fragte ich sie mit leicht gedämpft klingender, rauerer Stimme ganz direkt, während ich die Lider anhob und zurück in ihre Augen sah. Es war ein schöner Gedanke, dass wir für immer eng befreundet bleiben würde, wenn wir unsere Bekanntschaft auf der rein freundschaftlichen Ebene stehen ließen. Der Gedanke war sogar so schön, dass er für mich wohl einfach zu schwer mit der Realität vereinbar war. Es würde schlichtweg nicht funktionieren, wenn Victor wieder hier war. Faye durfte gerne in diesem naiven Glauben leben, aber bei mir war sie damit an der falschen Adresse. Da konnte der Gedanke an eine ewig währende Freundschaft wohl noch so toll sein - ihre Lippen blieben verlockender bei all den blöden Haken, die jene Freundschaft ab dem Zeitpunkt der Rückkehr ihrer besseren Hälfte haben würde. Bisher hatte jede Freundschaft in meinem Leben irgendwann geendet, auch diese hier würde es tun.
◈ It's so hard to forget pain, but it's even harder to remember sweetness. We have no scar to show for happiness. ◈
Also ich hab jetzt nur ganz kurz geschaut, aber ich glaube, das letzte Mal, das wir beide zusammen geschrieben haben, war ja bevor Ryatt ins Spiel kam und das war Seite 62(!!!), also fast ein Jahr her, ist das echt möglich?! :ooooooo Bin schockiert. Also JA, wir müssen uns was ausdenken für zwischendurch! _________
Na dann - konnten sie ja sehr froh sein, dass seine eigenen Probleme schwerwiegend genug waren, dass in seinem Kopf gar nicht genügend Platz zur vollständigen Verdrängung war. Fayes Mundwinkel zuckte kurz nach oben und sie nickte schwach. "Na dann wäre das ja geklärt. Ein Hoch auf das überwältigende Ausmass unserer Probleme", stimmte sie mindestens genauso sarkastisch ein, wie wenn irgendwas davon ein Grund zum Feiern bieten würde. Eher nicht - aber man musste zwischendurch zumindest versuchen, es mit Humor zu nehmen. Sonst sassen sie nämlich etwas zu oft heulend und zitternd auf dem Sofa und wussten nicht, wo sich die Sonne in ihrem Leben eigentlich noch versteckte. Auch wenn sie, was die Sonnenseiten betraf, wohl etwas unterschiedliche Ansichten vertraten, wie das folgende Gespräch vermuten liess. Denn Faye war eigentlich fest davon ausgegangen, dass Ryatt hier die gleichen Ansichten wie sie vertrat und wusste, dass sie auch zukünftig von Küssen und allem anderen, was über eine Umarmung hinaus ging, absehen sollten. Gut, vielleicht war das naiv. Vielleicht hatte sie auch einfach gehofft, dass es so wäre, denn wirklich erwarten, durfte sie es ja kaum. Ryatt hatte keine Freundin, war in keiner Beziehung und sie hatte ihn im Club beinahe geküsst und vorhin auf seinem Schoss gesessen. Wahrscheinlich war es sehr natürlich und sehr logisch, dass er dabei mit den Gedanken etwas weiter war als sie. Es gab einfach ein paar wirklich gravierende Haken an der Sache, die er wiederum seinerseits entweder verdrängte oder schlicht nicht sah. Und genau diese wollte er nun von ihr hören. Faye zog nachdenklich die Augenbrauen in die Stirn, als sie seine Frage vernahm, blickte ihn jedoch zumindest anfangs unentwegt an. Was sie zu riskieren hatten, wollte er wissen. Viel, oder? Wenn nicht alles. Weil sie, wenn sie diese Grenze überschritten, nie wieder zurück konnten. Und wenn sie nicht mehr zurück konnten, würde das bedeuten, dass ihre Freundschaft mit diesem körperlichen Anteil sank oder schwamm. Schwamm, solange sie alleine waren, sank, sobald Victor wieder bei ihr war. "Naja irgendwie... alles, nicht?", fragte sie leise, wartete jedoch keine Antwort ab, sondern setzte dazu an, ihre Worte weiter auszuschmücken. Obwohl er wahrscheinlich sowieso wusste, worauf sie hinaus wollte. "Ich möchte dich nicht verlieren, sobald Victor zurückkommt. Aber dann einfach wieder auf eine ganz normale Freundschaft zurück zu gehen, klingt unmöglich... und beides gleichzeitig will ich - und ziemlich sicher auch er und du - nicht. Ich möchte nicht, dass du glaubst, hier als Ersatz für meinen Freund zu fungieren, bloss weil ich ihn zur Zeit nicht an meiner Seite habe. Denn das bist du für mich nicht. Warst du nie und ich möchte auch nicht, dass du es in Zukunft wirst", sie sprach weiterhin ziemlich leise und ebenso nachdenklich. Und ihre Stimme klang fast so, als möchte sie ihn darum bitten, dieses Problem wirklich zu verstehen und mit ihr gemeinsam zu umgehen. Denn Faye wollte ihn nicht nur in Zukunft nicht verlieren, sondern auch nicht heute direkt bloss wegen diesem Gespräch, das leider das grossartige Potenzial hatte, Freundschaften mit Hochgeschwindigkeit gegen eine Wand zu fahren. "Und es gibt sowieso so vieles, was dem im Wege steht... so vieles, das es am Ende nur kompliziert macht. Bis es sich am Ende für uns beide nicht mehr lohnt. Siehst du das denn nicht auch? Oder hältst du das alles für eine gute Idee?", endete sie ihre Ausführungen mit einer Gegenfrage, da es in all dem ja letztendlich nicht nur um sie, sondern auch um ihn ging. Wenn eine rein platonische Freundschaft für ihn absolut nicht in Ordnung wäre, wenn er damit nicht klar kam, nicht leben konnte... Dann war das nicht die Lösung. Aber Faye wusste nicht, was sie dann tun würde. Ob sie in ihrer momentanen Lebenssituation wirklich bereit wäre, ihn schon wieder gehen zu lassen, nachdem er in den letzten Wochen die gefühlt einzige Person gewesen war, von der sie geglaubt hatte, dass er sie bis zu einem gewissen Grad verstehen konnte. Sie hatte ihn wirklich zu schätzen gelernt. Aber eben so, dass sie ihn auch in ein paar Monaten nicht einfach verlieren wollte, dass sie nicht alles für ein wenig Spass und körperliche Nähe riskieren wollte.
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Ist leider durchaus möglich... also ich weiß, dass die Zwei noch bei Victor im Krankenhaus waren, aber das kann man ja nun wirklich nicht zählen... x'D Ich versuch mal die Denkbirne anzustrengen. Bin aber krank, weil mein Freund mich angesteckt hat, machen wir uns also mal für heute und morgen lieber noch keine Hoffnungen. :'D ______
Es schien als würden wir uns hier gerade noch ein weiteres zu unseren unendlich vielen Problemen addieren. Denn je länger die Brünette sprach, desto weniger Verständnis spiegelte sich in meinen Zügen wider. Wahrscheinlich unterschieden wir uns in dieser Hinsicht so sehr, wie es überhaupt möglich war. Während sie all die Dinge, die sie aufzählte, als gute Gründe dafür nahm es sein zu lassen, verwendete ich die meisten davon eher fürs Gegenteil. Die Brünette hatte sich offensichtlich schon viele Gedanken zu Alledem gemacht, dabei aber gekonnt übersehen, dass es längst kompliziert war. Unsere Bekanntschaft zueinander hatte ohne jeden Zweifel schon reichlich holprig angefangen und es war nicht so, als könnte man das alles in dieser Problematik einfach außen vor lassen. Dass Faye mich in Alledem scheinbar hauptsächlich als Opfer der Umstände sehen wollte, machte die ganze Geschichte für mich leichter erträglich. Victor hingegen vertrat diesbezüglich eine andere Ansicht, das hatte er mich schon im Krankenhaus recht unverblümt spüren lassen. Es konnte schon sein, dass er mir die Sache irgendwann weniger übel nahm als zu jenem Zeitpunkt, aber er würde mich immer mit diesem tiefen Fall in ihrer Beziehung und reichlich Problemen verbinden - was man ihm übrigens auch nicht übel nehmen konnte. Faye und ich nahmen in dieser Sache einfach ganz andere Positionen ein, als es der hochgewachsene Dunkelhaarige tat. Victor war als einziger von uns Dreien vollkommen unschuldig an dem Drama rund um Sean & Co. Außerdem konnte ich ganz einfach auch nicht teilen. Was glaubte sie denn, wie unsere Freundschaft nach Victors Rückkehr aussah? Es würde ganz sicher nichts von alledem mehr stattfinden, was wir allein bis hierhin schon miteinander gemacht hatten. Mehlschlachten zu dritt würde es nicht geben. Ich könnte mit einem solchen Rückschritt unserer Beziehung zueinander genauso wenig umgehen, wie sie ganz zu verlieren, weil wir mehr miteinander gehabt hatten, weshalb ich mich in diesem Fall lieber für mehr als Freundschaft und einen klaren Cut im Anschluss entscheiden würde. Ich hob die freie Hand an, um mir damit einmal von oben nach unten übers Gesicht zu streichen. "Ich verstehe schon, worauf du hinaus willst.. aber ich seh' das trotzdem etwas anders.", stellte ich allem voran fest, dass ich nicht wirklich Fayes Meinung war. Zumindest eben nicht in allen Bereichen. "Um ehrlich zu sein glaube ich nicht daran, dass unsere Freundschaft langfristig überhaupt eine Zukunft hat. Ich glaube nicht, dass Victor es mir verzeihen wird, wie ich in euer Leben getreten bin und ich würde ihm das auch niemals ankreiden wollen. Selbst wenn er völlig okay damit wäre, dass wir beide befreundet sind... Wie stellst du dir das denn vor, wenn er zurückkommt? Ich müsste trotzdem anders mit dir umgehen, als ich es jetzt tue... und darauf hab ich ehrlich gesagt keine Lust. Dann komme ich nämlich genau an dem Punkt an, den ich eben nicht haben will - ich müsste ständig aufpassen was ich tue oder sage, weil er es falsch auffassen könnte. Eben gerade deswegen, weil wir beide in seiner Abwesenheit bis dahin oft alleine zusammen gewesen sein werden. Das Ganze hier", ich unterstrich meine Worte an dieser Stelle mit einer Handgeste, welche die Verbindung zwischen Faye und mir symbolisieren sollte, "wird dann jegliche Unbeschwertheit verlieren. Für dich macht das vielleicht keinen Unterschied, weil dir die Umstellung mit Victor an deiner Seite leicht fallen wird... nur kann ich das von mir leider nicht behaupten. Es ist also längst kompliziert... im Grunde hat's alles schon sehr kompliziert angefangen, wenn wir ganz ehrlich zu uns sind." Ich klang alles in allem ziemlich ruhig, zuckte am Ende schwach mit den Schultern und schwieg daraufhin einen Moment lang. Eigentlich reichte das für mich als gute Begründung dafür aus, einfach die Zeit zu genießen, die wir zusammen hatten, und dann jeder für sich wieder seiner Wege zu gehen. Ich wollte mich nicht verstellen müssen, nur weil Fayes Freund wieder hier war. Wir konnten ja schlecht zu dritt Mehlschlachten schlagen oder Schlittschuhlaufen. Wenn ich es hingegen weiterhin mit der Brünetten allein tun würde, dürfte ihr Freund auch kaum glücklich damit sein - mir bliebe also nur übrig, meine Wenigkeit im Zaum zu halten. Das wollte ich nicht tun müssen, denn dafür konnte ich mir auch jede andere x-beliebige Freundschaft an Land ziehen. Ich genoss Fayes Nähe, weil sie mich so nahm, wie ich war. Was brachte mir die Freundschaft also später noch, wenn das nicht mehr gegeben war? "Versteh mich nicht falsch... ich will damit nicht sagen, dass ich deine bessere Hälfte ersetzen möchte. Das kann und will ich gar nicht. Aber ich nehme mir lieber für einen begrenzten Zeitraum 100%, lasse das Ganze dabei entspannt mit spontanen Variablen laufen und ziehe irgendwann einen klaren Schlussstrich, als mich für immer mit 50% inklusive sinkender Tendenz zufrieden zu geben. Letzteres macht mich nämlich eher nicht glücklich.", hängte ich murmelnd doch noch ein paar Worte mehr an, bevor ich mich langsam ein wenig von Faye abwendete. Hauptsächlich um ihr das Glas nicht ins Gesicht zu halten, während ich die letzten Schlucke des Wassers meine Kehle runterkippte. Natürlich war körperliche Nähe niemals nur vollkommen Schwarz oder Weiß - es war etwas sehr persönliches und man kam sich dadurch automatisch emotional näher, weil man sich dem anderen gegenüber verwundbar machte. Aber was spielte letzteres für Faye für eine Rolle? Sie würde sich ja kaum in mich verlieben, weil ihr Herz längst woanders wohnte. Natürlich war es nicht schön, dass wir beide nur eine begrenzte Zeit zusammen haben würden, aber für mich wäre das besser. Es hatte schon so seine Gründe, warum ich für gewöhnlich keine Freundschaften zu Frauen pflegte - es funktionierte nur in den seltensten Fällen.
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Ja, das hab ich nicht beachtet, weil das fast nichts war. x'D oh nooo, hast du Corooonaaaaa??? Gute Besserung! xD Ich bin aber auch noch nicht auf viel Brauchbares gekommen... ______________
Sie merkte schon während sie sprach, dass sie dezent wenig Zustimmung von ihm bekam. Nichtmal Verständnis. Er schien vielmehr einfach absolut nicht ihrer Meinung zu sein und das war letztendlich auch das, was er ihr in Form seiner Antwort sehr direkt mitteilte. Nun war sie an der Reihe damit, ihn immer verwirrter anzuschauen. Und vielleicht nicht nur verwirrt, sondern auch betroffen, ein bisschen verletzt. Sie hatte tatsächlich nicht damit gerechnet, dass Ryatt ihre Freundschaft schon fast sicher tot sah, sobald Victor wieder heimkehrte. Dass er ihnen nur diese begrenzte Zeit eingestand. Musste es denn so enden? Sie hatte sich noch nie so genau Gedanken darüber gemacht, war eigentlich davon ausgegangen, dass ihre Beziehung und diese Freundschaft parallel laufen konnten, ohne dass jemand vernachlässigt wurde oder sein Veto einlegte. Sie hatte auch vorgehabt, Victor bei ihrem nächsten Telefonat davon zu erzählen, dass sie sich wieder mit Ryatt traf - einfach, damit er es wusste, sich mit dem Gedanken anfreunden konnte und nicht unangenehm überrascht wurde, wenn er zurückkehrte. Sie war sich sicher, dass ihr Freund ihr diesen Kontakt nicht verbieten würde - er verbot ihr sowieso überhaupt nichts. Dass er den Gedanken vielleicht anfangs nicht schätzte, war klar. Mit der Zeit würde er aber doch sehen, dass Ryatt ein guter Mensch war und sie sich gefahrlos mit ihm treffen konnte. So viel zumindest ihre Theorie, mit der sie sich die ganze Sache bisher schöngeredet hatte. Aber vielleicht sah sie das zu optimistisch, zu verträumt, zu naiv. Vielleicht war Ryatts Version wahrscheinlicher, realistischer - das, was am Ende eintreffen würde. Und natürlich, wenn man es so sah, änderte das so ziemlich alles. Dann stand einem Kuss nicht mehr viel im Weg. Aber dann fragte sie sich auch, ob sie sich ihm überhaupt soweit öffnen wollte, dass sie ihm voll und ganz vertrauen konnte. Eine Freundschaft auf Zeit, quasi mit einem Ablaufdatum, auch wenn sie das noch nicht kannten, war doch überhaupt nicht ihr Ding. Sie wollte sich nicht darauf einstellen müssen, ihn dann mehr oder weniger von einem Tag auf den anderen aus ihrem Leben zu streichen, nachdem sie ihn vollends kennen und zu schätzen gelernt hatte. Auch rechnete sie nicht wirklich damit, dass Victor seine Rückkehr weit im Voraus bekanntgeben würde - also würden sie auch kaum Zeit für einen ordentlichen Abschied haben. Das war alles scheisse. Sie sah Ryatts Argumente, ja. Aber seine Schlussfolgerungen klangen falsch. Und das war dann wohl das erste Mal, dass sie sich ernsthaft fragen musste, ob sie sich in ihm getäuscht hatte. Ob sie schon wieder - gefühlt zwei Sekunden nachdem es sie übelst und mit voller Wucht auf die Fresse geklatscht hatte - wie ein naives, kleines, dummes Mädchen dem erstbesten Menschen, der ihr über den Weg gelaufen war, ihr ganzes Vertrauen vor die Füsse geworfen hatte. Ob sie schon wieder ihrem elenden Glauben daran, dass jeder Mensch grundsätzlich gut war, zum Opfer gefallen war. Plötzlich fühlte es sich wieder sehr falsch an, dass sie ihn fast geküsst hatte. Ebenso falsch, dass sie vorhin auf seinem Schoss gesessen hatte. Dass sie ihn überhaupt eingeladen hatte, mit dem Wissen, dass sie heute Nacht fast durchdrehen würde. Dass sie alleine mit ihm in diesem Wohnzimmer stand. Wenn er das alles schon von Anfang an so gesehen hatte, war sein Ziel dann immer gewesen, sich irgendwann einen Kuss von ihren Lippen zu stehlen? Und sie etwas später aus den Kleider zu schälen? Faye machte einen Schritt zurück, lehnte sich ihrerseits gegen die Wand neben dem Fenster und schloss kurz die Augen, rieb sich den schmerzenden Kopf und gab ein tief frustriertes und ebenso müdes Seufzen von sich. "Du hast also schon längst beschlossen, dass unsere Wege sich in - hoffentlich nicht allzu weiter - Zukunft wieder trennen werden", stellte sie fest, gab sich dabei nichtmal Mühe, den Klang der Enttäuschung aus ihrer Stimme zu halten. "Und nein, ich war eigentlich nicht der Meinung, dass wir uns so sehr verbiegen müssten, um das hier mit Victors Anwesenheit vereinbaren zu können. Ja, ich würde mich vielleicht nicht mehr auf deinen Schoss setzen. Aber das hatte ich auch nicht grundsätzlich vor. Das hab ich nur getan, weil... du warst ja dabei", warum versuchte sie hier eigentlich, irgendwas zu erklären..? Das wollte sie gar nicht. "Womit müsstest du dich also so unendlich zurücknehmen und anders mit mir umgehen? War... das denn von Beginn weg dein Ziel..? Dass du eigentlich mehr willst als das, was neben Victor noch möglich ist? Mehr als die 50%, die du eigentlich erwarten konntest, weil ich nie gesagt habe, dass ich keinen Freund mehr habe?", sie würde ziemlich viel dafür geben, wenn jemand anderes dieses Gespräch für sie führen könnte und das war ihr deutlich anzusehen und zu hören. Aber jetzt hatten sie angefangen und jetzt wollte sie es auch bis zum Schluss ausdiskutieren, weil sie jetzt wissen musste, was er zu sagen hatte und wie genau er wirklich zu ihr stand. Offenbar nämlich anders als erwartet. "Wenn dir das nicht reicht, muss ich das natürlich akzeptieren und wenn du keinen Kontakt mehr willst, wenn Victor zurückkommt, auch das. Aber ich kann dir ehrlich sagen, dass ich dann auch nicht mehr weiss, ob ich das bis dahin durchziehen kann und will. Ich bin kein Mensch für Trennungen. Bin wirklich der Meinung, dass ich mich von genügend Personen, die mir viel bedeutet haben, zu früh verabschiedet - oder eben nicht verabschiedet - habe. Wenn du schon weisst, dass du gehen willst, weiss ich nicht, ob ich eine engere Freundschaft verkrafte. Ich versuche ja zu heilen, Ryatt. Ich versuche gesund zu werden. Ich möchte, dass ich mich über Victors Rückkehr freuen kann, dass wir uns mit der Zukunft befassen können und das Leben vielleicht endlich richtig gut wird, wenn er wieder da ist. Ich verstehe, dass das für dich kein Wendepunkt sein wird und er dein Leben mit seiner Rückkehr nicht besser wird. Ich verstehe wie gesagt auch, wenn du das nicht miterleben möchtest. Aber dann musst du auch verstehen, dass ich mich nicht so leicht damit tue, das Spiel einfach nach deinen Konditionen weiterzuspielen...", beziehungsweise es eben überhaupt weiterzuspielen. Aber wie hatte sie vorhin so schön gesagt? Heute Nacht war ein schlechter Moment, um wichtige Entscheidungen zu treffen.
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Von den Symptomen her würds passen, die Schnelltests sagen aber nein x'D Danke <3 _____
Es war vielleicht nicht ganz richtig formuliert, zu sagen ich hätte irgendwas beschlossen. Aber ja - im Grunde war das nun mal, wie ich die Dinge auf mich zukommen sah. Womöglich betrachtete ich das alles ein bisschen zu kritisch oder gar pessimistisch. Ich kannte Victor schließlich kaum und es war dementsprechend schwer, mir ein genaues Bild von ihm und seinen Reaktionen zu machen. Aber es spräche eben nicht gerade für viel Heilung und Selbstliebe, mich im Leben der beiden überhaupt zu tolerieren. Wollten sie die Vergangenheit nicht eigentlich hinter sich lassen? Ich war ein Teil davon und gewiss kein guter. Trotzdem war es nicht richtig zu sagen, ich würde meiner Bekanntschaft zu Faye ein zeitnahes Ende herbeiwünschen, weshalb ich was das anging zeitnah den Kopf schüttelte. "Von beschlossen kann nicht die Rede sein... aber es ist das, was ich annehme, ja. Nachdem ich derjenige bin, der im Fall der Fälle dann alleine dasteht, wäre es dumm mir darüber keine Gedanken zu machen.", korrigierte ich Faye was das anging also doch ohne Umschweife, denn so war es gewiss nicht. Mir wäre es auch lieber gewesen bis ans Ende unserer verkrüppelten Tage mit ihr zu lachen - aber das war vor der Sache im Club gewesen. Ab da hatte ich fortwährend darüber nachgedacht, was ich mir überhaupt von der Beziehung zu Faye erhoffen konnte. Was realistisch war und was nicht. Gott und wie oft ich jetzt schon darüber nachgedacht hatte... fast schon obsessiv. Ich hätte wohl ahnen sollen, dass die zierliche Brünette jetzt für sich schlussfolgerte, dass ich wahrscheinlich von Anfang an ein falsches Spiel mit ihr getrieben hatte. Dumm gelaufen, aber das konnte ich zumindest wörtlich noch korrigieren. Eins nach dem anderen. "Mir gehts nicht darum, ob du dich dann noch auf mich setzt oder nicht. Ich weiß nicht, obs dir noch nicht bewusst aufgefallen ist... aber ich mache bevorzugt nur Dinge, die ansatzweise aufregend sind. Glaubst du wir bewerfen uns dann zukünftig zu dritt mit Mehl? Oder gehen zu dritt Schlittschuhlaufen? Oder dass wir sowas weiterhin zu zweit machen, ohne dass es sich für dich falsch anfühlt, selbst wenn es für Victor kein Problem ist? Ist für mich ein bisschen schwer vorstellbar nach dem Fast-Kuss, um ehrlich zu sein. Und ich bin nicht dafür gemacht mich nur ab und zu irgendwo auf einen Kaffee zu treffen...", murmelte ich nachdenklich bis kritisch vor mich hin. Dabei machte ich drei ziellose Schritte und richtete meine Augen erneut auf Faye. Ich sah sie nicht gerne so und es war nicht schön, dass wir offenbar so vollkommen gegensätzlicher Meinung waren, wo wir sonst doch häufig auf derselben Wellenlänge schwammen. Dennoch war es mir lieber, wenn wir uns den Fakten stellten, als jeder für sich im Stillen vor uns hinzuträumen. "Und nein, das war nicht mein Ziel. Als wir uns wiedergesehen haben, war ich in erster Linie einfach nur froh, dass du überhaupt mit mir geredet und mich nicht sofort zum Teufel geschert hast. Ich hab nie darüber nachgedacht irgendwie mehr als Freundschaft mit dir zu haben... bis wir uns fast geküsst haben. Ich nehme die dumme Idee, sich zusammen zu betrinken und uns damit ins Chaos zu stürzen, gerne auf meine Kappe... aber ich habe wirklich oft und viel über das ganze Drumherum nachgedacht seitdem und es ist nicht wirklich realistisch zu glauben, die Zukunft für eine Freundschaft zwischen uns sähe gut aus.", seufzte ich und raufte mir nun meinerseits die Haare über der angespannten Kopfhaut. Ich sollte wohl einfach langsam akzeptieren, dass ich nicht dafür gemacht war Frieden im Leben anderer zu Stiften. Ich war sogut wie immer derjenige, der die Dinge aus dem Gleichgewicht schubste. Lag vielleicht daran, dass ich selbst nur selten im Gleichgewicht mit mir selbst war. Ich schien gar nicht anders zu können. Vielleicht war ganz nüchtern betrachtet jetzt schon ein guter Zeitpunkt dafür, mich aus dem Staub zu machen. So wie Faye in diesem Moment aussah und klang, bescherte ich ihr mit diesem Durcheinander nur die nächste schlaflose Nacht, die sie nicht brauchen konnte. Ich schloss mit einem tiefen Atemzug die Augen und versuchte meinen Kopf zu sortieren. "Faye, du... bitte sag das nicht so. Das klingt als würde es mir nur darum gehen, dich irgendwann ins Bett zu kriegen und so ist es nicht. Wird es auch nie sein, weil es nicht das ist, was ich mit den 100% meine. So bin ich nicht.", redete ich etwas leiser vor mich hin und drückte das Glas in meiner Hand etwas fester, weshalb ich beschloss zurück zum Couchtisch zu gehen und es dort abzustellen. Zu dem leeren Keksteller und den ebenso leeren Tassen. Konnte die Brünette überhaupt heilen, wenn ich in ihrem Leben blieb? "Gehöre ich nicht sowieso eigentlich zu den Dingen, die ihr beide hinter euch lassen solltet..? Schließlich bin ich ein Teil von... naja, dem ganzen Drama um Sean. Um nicht zu sagen der Auslöser dafür... und wenn es dir so schwer fällt andere Menschen loszulassen ohne eine Bruchlandung hinzulegen, solltest du vielleicht genau das üben. Sowas wird dir im Leben noch sehr oft passieren...", folgte ich meinen Gedanken einfach mit Worten. Trat dabei wieder ein Stück weit um die Couch herum, um mich halb stehend auf die Sofaarmlehne zu setzen. Ich hatte wirklich nicht geplant den Abend derartig anstrengend fortzusetzen, um nicht zu sagen zu beenden. Wozu ein einziger Blick in die falsch-richtige Richtung doch fähig war. "Ich erwarte gar nichts von dir, außer dass du deinen Gefühlen folgst... wenn sie dir sagen, dass du mich lieber gleich loswerden solltest, dann ist das eben so und ich muss damit leben. Aber ich weiß, dass du dich bei mir wohlfühlst. Sonst wäre ich nicht hier... und es tut mir leid, dass ich die ganze Sache jetzt so kompliziert für dich mache", eigentlich war das nicht wahr, weil wir beide daran Schuld hatten und es wie gesagt schon verkorkst angefangen hatte... egal. "aber ich kann leider nicht so tun, als wäre da absolut gar nichts. Ich würde lügen, würde ich dir etwas anderes erzählen.", schloss ich das ganze Gefasel schließlich ab, während mein Blick unentwegt auf ihr lag. Ich kannte mich gut genug um zu wissen, dass ich nicht damit aufhören würde an mehr als nur Freundschaft mit der zierlichen Brünetten zu denken. Es wäre leicht, wenn sie innerlich oder äußerlich unattraktiv wäre - das war sie aber ganz und gar nicht, zu unser beider Verhängnis.
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oki, dumm. xD Hattest dus denn schon ein- oder auch mehrmals? xD _______
Das war ein guter Punkt. Dass er derjenige wäre, der dann als drittes Rad am Wagen fungieren würde. Es war auch der Grund, weshalb sie ihn zumindest ein bisschen verstand. Nicht nur seine Befürchtung, nach Victors Rückkehr keinen Platz mehr zu haben in ihrem Leben, war gut begründet und kam nicht von ungefähr. Wenn er Interesse an mehr als nur Freundschaft mit ihr hegte, dann war es ein gewisses Mass an Selbstschutz, sich sofort aus dem Staub zu machen, wenn ihr Freund wieder bei ihr war. Natürlich wollte er sich dann nicht anschauen, wie sie im siebten Himmel schwebte und er nicht mehr sowas wie der wichtigste anwesende Mann in ihrem Leben spielen konnte. Falls er das jetzt war, war dieser Thron zwar vielleicht nicht so schwer zu erklimmen gewesen, aber er wäre eben sehr schnell wieder verdrängt, wenn die zweite Hälfte ihres Herzes wieder zu ihr zurückgefunden hatte. Also ja - er hatte Recht damit, dass seine Bedenken und Überlegungen begründet waren. Und jetzt wo er es so klar ausgesprochen hatte, konnte sie auch nicht mehr viel dagegenreden. "Nein, ich stell' mir das nicht so vor. Denke nicht, dass Victor sich zu uns gesellen wird. Wenn, dann dachte ich eher, dass wir weiterhin zu zweit Sachen unternehmen könnten... Und ich dachte auch nicht, dass es sich falsch anfühlen würde... Aber... keine Ahnung...", ihre Stimme war mehr nur noch ein kleinlautes Murmeln, wusste nicht so recht, wohin sie eigentlich wollte. Sie hatte sich das eben noch nie so genau ausgemalt wie er. Und zugleich war sie sich mittlerweile auch ziemlich sicher, dass es eben weniger ihre eigenen Empfindungen und Emotionen sein würden, die dem Fortbestand ihrer Freundschaft im Wege stehen würden. Weshalb sie auch nicht wirklich dagegenreden und ihm einreden konnte, dass das schon irgendwie okay sein würde. Faye glaubte nicht, dass sie es wäre, die sich dann zurücknehmen musste - sie hatte dann ja alles, was ihr Herz so dringend begehrte, wieder jeden Tag und jede Nacht an ihrer Seite. Bekam wieder das volle Ausmass an Nähe, das sie jetzt so sehr vermisste. All die Zärtlichkeiten, ohne die das Leben so traurig wirkte. Übrigens ein weiterer Punkt, weshalb sie Ryatt und seine Bedürfnisse gewissermassen verstand. Die verspürte sie ja genauso. Aber sie hatte im Gegensatz zu ihm einen guten Grund zu warten. Es beruhigte sie, zu hören, dass er scheinbar nicht wirklich geplant hatte oder plante, sie einfach nur irgendwann zu einem bisschen Sex zu überreden. Und ja, sie nahm jetzt einfach mal an, dass er gerade die Wahrheit sagte, weil es das Einzige war, was sie glauben wollte. Es war leichter, das mit ihren bisherigen Überzeugungen zu vereinbaren, als Hinterlist und miese Spielereien seinerseits es wären. Trotzdem waren die Gedanken eben da - seit der beschissenen Situation im Club, den sie scheinbar wirklich besser einfach nicht besucht hätten. Natürlich war die Nacht zu grossen Teilen wirklich lustig gewesen, aber der Spass war das hier doch nicht wert, oder? Aber vielleicht wäre es einfach wann anders passiert, wenn im Club nichts vorgefallen wäre... Vielleicht waren solche etwas zu tiefen Freundschaften zwischen Mann und Frau einfach nicht möglich. Nicht, wenn beide heterosexuell waren und den anderen grundsätzlich nicht abstossend - viel mehr sogar offensichtlich anziehend - fanden. Gott war das anstrengend, ohne Scheiss. Sie verspürte innerlich mal wieder ein kaum zu ertragendes Bedürfnis, sich die Haut vom Gesicht zu kratzen oder in eine Ecke zu kotzen. Und den Drang davonzulaufen, natürlich. "Es... es sieht vielleicht nicht gut aus, ja... aber... aber können wirs denn nicht trotzdem wenigstens versuchen, anstatt uns schon direkt auf ein Ende einzustellen? Oder... möchtest du das nicht, weil... weil das Risiko auf ein Scheitern da zu gross ist?", sie versuchte gar nicht mehr, ihn umzustimmen, wünschte sich nur, dass er ihr sagte, dass nicht zwingend alles verloren war. Vielleicht fand er in der Zwischenzeit ja eine Frau, die ihm besser entsprach als sie und dann verliebte er sich in die und sie sich in ihn und die platonische Freundschaft zu Faye wirkte plötzlich ganz in Ordnung? Ja, das war möglicherweise utopisch, hatte wenig mit der Realität zu tun und so weiter. Aber es war nicht komplett ausgeschlossen, oder? Vielleicht merkte er ja auch, während er sie besser kennenlernte, dass es unendlich viele Punkte gab, die an ihr anstrengend oder negativ waren, dass sie gar nicht so verlockend war, wie er sich das in seinem Kopf anfangs ausgemalt hatte. Da war ihr Körper voller Narben - und natürlich konnte man über die hinwegsehen, aber sie brachten eben auch viele Probleme mit sich, vor allem in ihrem Kopf. Und das nahm sehr viel Lockerheit aus jeglicher Intimität heraus, was Ryatt wohl kaum in diesem Ausmass bewusst war. Sie könnte ihm eine Liste anfertigen mit Gründen, weshalb sie keine 9 oder 10, auch keine 7 oder 8 war. Aber das war sinnfrei, weil es nichts daran ändern würde, wie er gerade dachte oder fühlte, welche Anziehung, Bedürfnisse und Begehren er nun spürte oder nicht spürte. Wenn eine Liste im Kopf ausreichen würde, um all das auszulöschen, wäre sie nie auf die Idee gekommen, ihn einmal beinahe zu küssen. Dann würde sie nichts spüren, wenn er in ihrer Nähe war, dann wäre es ihr egal gewesen, dass er überhaupt etwas zu lange ihre Lippen angeschaut hatte. Das war doch echt beschissen... Fast so beschissen wie es wäre, zu lernen, Menschen loszulassen ohne Bruchlandungen hinzulegen. Das war ein Witz. Bruchlandungen waren doch ihr Spezialgebiet, wie hatte er das bisher nicht merken können? Faye wandte den Blick von ihm ab und griff nach ihrem Glas. Nicht weil sie plötzlich durstig wurde, aber weil sie irgendwas zu tun brauchte. Zum Beispiel ein paar Schlucke trinken, bis die ganze Flüssigkeit ihre Kehle hinabgeflossen war und sie in das leere Glas in ihren Fingern starren konnte. Sie stand noch immer neben dem Fenster, auch wenn Ryatt weiter weg war. Sah keinen Grund, ihm zurück zum Sofa zu folgen, solange dieses Gespräch andauerte. Es klang von hier aus nicht besser als von dort, darauf konnte sie wetten...
This is your life, it's do or die, the sun may never rise again, so be the light the vision. This is your life, it's slipping by, you try to run but fall again, you get back up that's living.
Nein, eben nicht! Kein einziges, gottverdammtes Mal. Ich dachte jetzt ist es soweit, aber niiiichts da... The Rona scheint freiwillig einen riesen Bogen um mich rum zu machen, obwohl ich mehrfach in Kontakt damit gekommen bin. Es ist wirklich weird, nachdem es ja eigentlich sooo ansteckend ist... bin mysteriöser Weise wohl einfach immun dagegen. x'D _____
Es trotzdem wenigstens versuchen? Eins musste ich Faye lassen - sie machte es mir wirklich nicht leicht. Gerade auch deswegen, weil ihr wirklich etwas an mir zu liegen schien. Ich fand das noch immer ein bisschen merkwürdig angesichts der Entstehung unserer Bekanntschaft, aber es war eben doch ganz schön von ihr so gesehen zu werden. Positiv. Das konnte ich von den anderen Menschen um mich herum nur begrenzt behaupten. Die Jugendlichen im Heim waren inzwischen schon irgendwie ganz froh mich zu haben, weil ich eben keiner der typisch ausgebildeten Betreuer und Erzieher war. Aber sonst? Ich war mit meinem Lebenslauf oft schon automatisch der Fußabtreter der Gesellschaft. Dass etwaige Bewerbungen meinerseits bisher keine oder unerwünschte Rückmeldung bekommen hatten, sprach dahingehend Bände und es steigerte auch nicht unbedingt meine Motivation, mich wieder erfolgreich in die Gesellschaft einzugliedern. Vielleicht war ich nicht unbedingt der goldene Freundschaftsritter, den Faye am liebsten weiterhin in mir sehen wollte, aber ich war doch nicht automatisch ein schlechter Mensch wegen der paar Fehler... oder? Ich schien wohl mal wieder eine einsame, durchzechte Nacht an einem Bartresen zu brauchen, um meinen Schädel aufzuräumen. Ich würde der Brünetten wirklich gerne sagen, dass wir das natürlich versuchen konnten und es ganz bestimmt auch von Erfolg gekrönt sein würde. Das wäre aber gelogen und ich hatte mir schon vor einer ganzen Weile geschworen, nicht noch einmal in dieses alte Muster zu verfallen. Es war ungesund und es brachte mir nichts, die Wahrheit kam ohnehin fast ausnahmslos immer ans Licht. Es war eben nur nicht besonders schön sie auszusprechen, weil ich wusste, dass sie Faye nicht gefallen würde. Ich atmete mit einem unterschwelligen Stöhnen aus und ließ den Kopf kurzzeitig in den Nacken kippen, um die monotone Zimmerdecke anzusehen, weil die ganze Situation einfach anstrengend war. Dass ich sie selbst angerichtet hatte, machte es nicht leichter erträglich. Außerdem hätten wir diese Worte sowieso früher oder später gewechselt... wobei später vielleicht besser für mich gewesen wäre. Irgendwann dann, wenn es Faye nicht mehr so leicht gefallen wäre, Nein zu ein bisschen näherer Zweisamkeit zu sagen. Naja, spielte jetzt keine Rolle mehr. Allein die Tatsache, dass ich mir mit der Antwort auf ihre Frage einige Sekunden Zeit ließ, war schon kein besonders gutes Omen. Ich ließ den Kopf wieder zurück nach vorne sinken und blickte in Fayes Richtung. "Ich sag es nicht gerne... aber ich kenne mich zu gut, um blauäugig mit einem Ja einzuwilligen. Selbst wenn ich es schaffe mir das beträchtliche Risiko schönzureden und alles für Wochen oder Monate beim Alten bleibt... würde ich es mir irgendwann wieder anders überlegen. Wenn sowas einmal in meinem Kopf ist, dann...", seufzte ich und zuckte mit den Schultern. Den letzten Satz ließ ich einfach offen stehen und sah anschließend dann auf meine Oberschenkel hinunter. Natürlich könnte ich der Brünetten zuliebe noch eine ganze Weile lang so tun, als könnte ich all die Bedenken einfach aus meinem Kopf wischen. Das ging nur leider nicht. Was einmal in meinem Gehirn festsaß, verschwand da auch nicht so schnell wieder. Genauso verlief es sich eben auch mit dem nicht stattgefundenen Kuss... selbst wenn ich nicht die Befürchtung hätte, dass Victor mir die angenehm abwechslungsreiche Freundschaft zu Faye kaputtmachen würde, bekäme ich ihre Lippen kaum mehr aus dem Kopf. Dazu war sie mir jetzt schon zu oft zu nahe gekommen. Ich war ein sehr geduldiger Mensch und ich konnte auf gute Dinge lange warten, wenn ich der festen Überzeugung war, dass sie sich lohnten. "Also versuchen können wir's schon... aber es ist eigentlich unnötig.", schloss ich meine Gedanken dazu nochmal mehr oder weniger vollständig ab. Das war ganz sicher nicht das, was Faye von mir hören wollte, aber es war wenigstens die Wahrheit. Ich hob den Blick wieder an und sah zu ihr rüber, während ich die Hände auf meinen Oberschenkeln locker miteinander verschränkte. Vielleicht war ich doch ein schlechter Mensch. Dass die Brünette schon wieder wie gehäuftes Elend an der Wand stand, das sich am liebsten durch ein schwarzes Loch im Boden verdünnisieren wollte, sprach jedenfalls stark dafür.
◈ It's so hard to forget pain, but it's even harder to remember sweetness. We have no scar to show for happiness. ◈
Awwww vielleicht hattest dus ja mal, ohne es zu wissen? Aber das dachte ich mir echt auch……. Bis vor 1.5 Wochen an einem Samstagnachmittag in Rom. XDD hatte es zum Glück sehr sehr mild und mit nem Ibuprofen hab ich gar nichts mehr gemerkt. War mir auch sicher, dass es nicht Corona war, weil ich nur (wahrscheinlich, hatte ja kein Thermometer mit) bisschen Fieber und gaaaanz wenig Schnupfen hatte und dachte, ich wäre für immer immun, weil ichs bisher eben auch nicht hatte. Aber hab dann am Ostermontag zu Hause - mehr aus Witz, weil ich noch welche hatte - einen Schnelltest gemacht und ja, war dann tatsächlich nach 2 Sekunden positiv. XD Aer als ich das positive PCR-Ergebnis bekam, war ich schon wieder gesund. Was auch gut war, weil ich ja am Mittwoch nach London geflogen bin. Fazit: wenn dus kriegst, dann im beschissendsten Moment. x‘D _______________
Allein die Pause, die auf ihre Frage folgte, war so eindeutig, dass Faye das Glas in ihren Händen gerne gegen eine Wand gepfeffert hätte, damit es in tausend Stücke zersplittert wäre. Tausend Stücke - wie ihr Herz. Nicht heute, aber schon so oft davor, dass sie noch immer lange nicht fertig war damit, die Bruchstücke wieder zusammenzukleben. Und er half ihr gerade wirklich nicht dabei. Es fühlte sich eher so an, als würde er sich darum bemühen, dass die Teile, die sie mit seiner Hilfe zurück an ihren Platz geklebt hatte, irgendwann in der Zukunft ein weiteres Mal zerbrechen würden. Weil der Kleber nicht hielt und er wieder ging. Weil er ihnen nichtmal eine Chance geben wollte. Seine Antwort war vermutlich lediglich sehr ehrlich, weil er keinen Grund sah, sie zu belügen - oder er genau das einfach nicht tun wollte. Was eigentlich schön wäre. Nur eben nicht, wenn eine Nicht-Lüge im Umkehrschluss so klang. Sie hätte die Situation wirklich gerne noch irgendwie gerettet, dafür gesorgt, dass diese Nacht nicht so schrecklich schwer und traurig endete. Aber sie war mit ihrem Latein am Ende, wusste überhaupt nicht mehr, was sie sagen, denken, fühlen oder tun sollte. Ihr Herz fühlte sich taub an, was wiederum ein Zeichen der altbekannten Leere und Enttäuschung war, die sich in ihr ausbreiteten. Ihr Kopf war schwer und ihre Seele traurig. Aber es gab nichts mehr, dass sie ihm entgegenzusetzen hatte, Ryatt wusste, dass sie gegen seine Argumente nicht länger ankommen konnte. Was sollte sie auch sagen - dass er sich nicht so haben sollte? Dass er es von Anfang an hätte besser wissen und nie auf die Idee hätte kommen sollen, seine Gefühle in die falsche Richtung entgleisen zu lassen? Gefühle liessen sich nicht leiten, sie waren dumm und eigensinnig und gingen sowieso grundsätzlich immer dorthin, wo man sie nicht haben wollte. Das hier war ein Paradebeispiel dafür, denn Ryatt hatte gewusst, dass sie einen Freund hatte. Und er hatte auch gewusst, dass sie ihren Freund vergötterte, über alles andere in ihrem Leben stellte. Er hatte auch zumindest ahnen können, was sie mit ihrem Freund schon alles durchgemacht hatte und dass es nicht fair wäre, ihm seine Freundin auszuspannen. Hatte er natürlich nicht wirklich vor - wahrscheinlich - aber Ryatt hatte anfangs nicht gewusst, dass Victor ihr ziemlich explizit gesagt hatte, dass sie bei anderen Männern Nähe suchen sollte, wenn ihr das dabei helfen würde, alleine besser klar zu kommen. Sie drehte sich gedanklich im Kreis. Mal wieder. War eben üblich für Momente, in denen sie nicht mehr weiter wusste. "Okay.", also nicht wirklich, aber das wusste er. Das Wort drückte weniger das aus, was seine Bedeutung vermuten liess, sondern viel mehr das, was ihr stumpfer Tonfall verriet. Dass sie nicht mehr wusste, was sie sagen sollte und dass sie das Ergebnis hasste. Es blieb einen Moment lang still. Einen ziemlich langen Moment. Aber Faye hatte nie zu Ryatt aufgeschaut, seit ihr Blick vorhin zurück auf ihr Glas gefallen war. Sie starrte einfach nur durch ihre Hände hindurch auf den Boden, auf der Suche nach Argumenten, wo es augenscheinlich keine mehr gab. "Ich weiss leider nicht, was ich dazu noch sagen sollte...", liess sie ihn nach einigen Minuten überflüssigerweise wissen, hob dabei mit einem schweren Schulterzucken endlich den Blick an, um den Dunkelhaarigen nochmal kurz zu streifen, bevor sie sich von der Wand abstiess. "Aber brauchst du sonst noch was..? Ich glaube, ich geh dann ins Bett...", oder einfach ins Zimmer. Weg von diesem Gespräch. Wie erwartet kein schöner Abgang, aber was brachte es noch, hier auszuharren und zu hoffen, dass er irgendwann lachte und ihr erklärte, dass er es sich soeben anders überlegt hatte, sie sicher nicht für mehr als nur Freundschaft wollte? Er hatte seinen Standpunkt erklärt. Sie hatte ihn - mehr oder weniger - verstanden. Es gab nicht mehr viel zu sagen, sie mussten das wohl beide erstmal verarbeiten, sich selbst darüber klar werden, wo das alles hinführen sollte und ob das für sie vertretbar und möglich war.
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Ja, das kann natürlich sein. Aber dann dürfte ich echt NULL Symptome gehabt haben, weil ich hab jedes Mal bei minimalsten Krankheitssymptomen nen Test gemacht und da war nie einer positiv. Nicht nach zwei Sekunden und auch nicht nach 10 Minuten, die waren immer so clean wie sie nur hätten sein können. :'D Ach du Kacke, wie dumm kann's manchmal eigentlich laufen... x'D ich seh's schon kommen, ich sammel es mir dann im Sommerurlaub auf.^^ _____
Es gab wohl auch einfach nichts mehr zu sagen. Was die vorübergehende Stille nicht unbedingt erträglicher machte, nebenbei bemerkt. Schweigen war allgemein nicht so mein Ding - erst recht nicht, wenn es so unangenehm war wie in diesem Fall - und meistens wusste ich es eigentlich zu unterbrechen, aber jedes weitere Wort zu diesem Schlamassel wäre überflüssig. Unser beider Standpunkte waren klar, es bestand kein Klärungsbedarf mehr. Es gab also nichts zu sagen, wenn ich nicht so wirken wollte, als würde ich die zierliche Brünette auf Biegen und Brechem davon überzeugen wollen, mehr als Freundschaft zu wagen. Ich konnte im Grunde nichts tun außer abzuwarten, wie sie sich entscheiden würde. Das würde aber ganz sicherlich nicht mehr heute passieren. Erstens der Umstände wegen und zweitens, weil sie sich das gerne in Ruhe überlegen durfte. Das war auch in meinem Interesse, wenn ich vermeiden wollte, dass sie sich alle paar Tage doch wieder anders entschied. Auf diesen Nervenkitzel konnte ich genauso gut verzichten wie sie, weil wir auch so schon genug davon hatten. Meine Auge rutschten nach einigen stillen Sekunden ebenfalls von Faye ab, um ihr nicht unnötig mit Blicken auf die Nerven zu gehen. Auch deswegen, weil sie ohnehin schon so aussah, als hielte sie es nur noch schwer im selben Raum mit mir aus. Das allerdings tat mir wirklich richtig leid - ich war mir nicht bewusst darüber gewesen, dass Faye tatsächlich so viel Wert auf unsere Freundschaft legte. Sicher, wir verstanden uns sehr gut und teilten das eine oder andere Trauma aus dem Krieg, aber im Gegensatz zu mir hatte sie sicherlich noch einige andere Freunde. Vielleicht keine, die die meisten ihrer Narben verstehen konnte, aber doch welche, die sie sehr schätzten. Glaubte ich jedenfalls, so wie ich Faye hatte kennenlernen dürfen. Schließlich konnte jeder eine Freundin gebrauchen, die einen nicht sofort wegen allem verurteilte... ich ja eigentlich auch. Leider konnte ich mit Trennungen noch schlechter umgehen als ohnehin schon, wenn ich nicht vorher wusste, dass es passieren würde. So konnte ich mich wenigstens mental drauf einstellen. Nicht, dass ich dann anders reagieren würde, aber es tat deutlich weniger weh. Erst als die Frage der jungen Frau an meine Ohren drang, hob ich den Blick wieder von meinen Händen an und sah sie an. Dicht begleitet von einem schwachen Kopfschütteln. Selbst wenn ich noch irgendwas gebraucht hätte, hätte ich es ihr jetzt wahrscheinlich nicht gesagt. "Nein, geh nur... ich hoffe du kommst trotzdem halbwegs zur Ruhe...", wünschte ich ihr mit anderen Worten eine gute Nacht. Das schwache Lächeln, das ich ihr dabei zuwarf, wirkte aber sichtbar bedrückt und dürfte dadurch eindeutig signalisieren, dass ich mir da keine großen Hoffnungen machte. Ich entließ Faye damit aus meiner Anwesenheit und sah ihr kurz nach, ehe sie aus meinem Sichtfeld verschwand. Es fühlte sich falsch an, jetzt überhaupt zum Schlafen hierzubleiben. Allerdings hatte ich keine Wahl, weil die öffentlichen Verkehrsmittel erst in ein paar Stunden wieder fuhren. Ich blieb also und zerbrach mir bis in die frühen Morgenstunden den Kopf darüber, ob sich der Stress wirklich gelohnt hatte. Ob ich nicht einfach völlig undankbar und blöd war, eine Freundschaft wie diese wegwerfen zu wollen. Dementsprechend wenig schlief ich auch und ich wollte Faye gerne den nächsten unangenehmen Morgen danach ersparen. Einfach aus Respekt vor ihren Gefühlen und weil es nur unschön werden konnte. Also packte ich meinen Kram möglichst leise gegen 5 Uhr ein, um mich kurz darauf aus dem Staub zu machen. Nicht aber ohne noch die zwei kurzen Worte No Pressure auf einem kleinen Notizblock mit angeheftetem Kugelschreiber in der Küche zu hinterlassen, der normalerweise wahrscheinlich für Einkaufszettel oder ähnliches genutzt wurde. Außerdem malte ich kleine Ballerina daneben, so viel Zeit musste noch sein. Der nächste van Gogh würde ich nicht werden, aber es war gut zu erkennen was für eine Art Tänzerin da auf dem Papier eine Pirouette drehte. Danach verschwand ich in die noch anhaltende Dunkelheit und Kälte. Merkte erst währenddessen, dass meine von der Küchenschlacht noch verdreckten Klamotten nun vielleicht auf ewig bei Faye bleiben würde, wenn sie sich gegen mich entschied. Vielleicht war das aber gar nicht so verkehrt... dann hatte ich unabhängig vom Ausgang der Dinge einen Grund, um irgendwann noch einmal bei ihr aufzuschlagen. Geld wuchs bei mir schließlich nicht auf Bäumen, wer würde da Klamotten verschenken?
~~~~ Zeitsprung - 3 Wochen ~~~~
Ob ich mich inzwischen gefangen hatte und wieder vollständig im normalen Leben angekommen war? Diese Frage ließ sich nur schwer in einem Satz oder gar nur in einem Wort beantworten. Ich war schon insofern angekommen, dass ich nicht mehr ganz so chronisch genervt von allen Menschen war, die ich auf dem Gehsteig kreuzte. Dass ich durchaus auch mal an normalen Aktivitäten Freude finden konnte, wenn Aryana und ich uns für eine Wanderung oder einen anderen Ausflug entschieden... womit wir dann wohl auch schon bei dem fetten Haken angelangt waren, der das Leben gerade recht schwer machte. Ungefähr alles am Alltag war mir zu langweilig, zu eintönig, zu anstrengend. Selbst die Anwesenheit der hübschen Brünetten konnte das nicht wirklich bessern und es war nach einer Weile nur noch begrenzt möglich, mich durch Unternehmungen von dem tiefen Loch fernzuhalten, in das ich direkt nach dem Gefängnis gerutscht war. Wir konnten ja nicht ständig ein paar hundert Dollar aus dem Fenster werfen, um übers Wochenende wegzufahren, wenn wir gerade keine Einsätze für den Milliardär tätigten. Wir verdienten schon genug dafür, aber eigentlich galt es das Geld zu sparen. Nicht, dass wir allein dadurch genug zusammenbekommen würden, um uns nach Ablauf des ersten Dienstjahres aus Easterlins Armee freizukaufen, aber eigentlich war eben doch geplant das Geld weitgehend zur Seite zu legen - für das Leben danach, das Leben in Freiheit. Das Leben, das immer mehr in die Ferne rückte, während Aryana und ich uns zunehmend weiter voneinander entfernten. Es war nicht so, als wäre das wirklich mein Ziel, aber es passierte irgendwie fast von selbst. Ich hatte endlich zwei Männer unter Easterlins Neuzugängen gefunden, mit denen ich mich gut verstand. Einer teilte meinen abgedroschenen Humor sehr gut und der andere schien sich in etwa genauso über die Tyrannei der Ausbilder auszukotzen wie ich selbst - was wollte ich also mehr? Es tat gut neue Freundschaften zu entwickeln - gerade weil Victor als meine einzige männliche Anlaufstelle diesbezüglich auch nicht mehr in der Nähe war - die vermeintlich nichts mit meiner Vergangenheit zu tun hatten und die in keinerlei Zusammenhang zu meiner Freundin standen. Ganz gleich wie sehr ich Aryana liebte, brauchte ich wirklich mal Abstand. Nicht zuletzt deswegen, weil wir uns doch öfter mal in die Haare bekamen, weil ich mich nicht zur Hausarbeit aufraffen konnte und das Einkaufen aber genauso ungern übernehmen wollte. Wir hatten irgendwann mal Witze darüber gemacht, dass ich keine brave Hausfrau gebrauchen konnte, aber irgendwie war das zumindest in Hinsicht auf den stinklangweiligen, nervtötenden Alltag doch tatsächlich der Fall. Wie sehr man sich doch täuschen konnte. Jedenfalls verzog ich mich unter anderem auch deswegen immer öfter ohne sie nach draußen, um was mit den Jungs zu unternehmen, wenn wir unsere Zeit in den Staaten absaßen. Als Sparring-Partner beim Training waren die beiden ideal und noch besser waren sie dazu, hier und da mal einen Abend in einer Bar ausklingen zu lassen. Wenn ich nicht Zuhause war, dann konnte ich dort auch nichts dreckig machen - quasi gleich alle Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Dachte ich jedenfalls anfangs, irgendwann war es mehr nur noch um mich tatsächlich von Aryana zu distanzieren. Mich dauerhaft abzulenken, weil ich weder mit ihr, noch mit mir selbst wirklich klarkam. Ich konnte nicht damit umgehen mich ständig mit ihr zu streiten und dann trotzdem Zuhause bei ihr zu bleiben. Die Wut konnte dann nirgends hin. Nicht in einen Boxsack und auch nicht in ein Bierglas, also war ich jedes Mal innerlich drauf und dran eine der Wände mit blanken Fäusten zu demolieren. Es wurde leider auch nicht gerade besser dadurch, dass meine bessere Hälfte sich irgendwann ebenfalls tauglichere Beschäftigungen als Streit mit mir suchte. Erst wollte ich ihr daraus auch keinen Strick drehen, weil sie es für gewöhnlich dann tat, wenn ich sowieso auch nicht Zuhause war. Es schmeckte mir zwar von Anfang an absolut nicht, dass sie sich ebenfalls Männer als Begleitung suchte, statt sich gleichgeschlechtliche Gesellschaft zu suchen - so wie ich eben - aber erstmal konnte ich es mir noch verkneifen, dazu etwas zu sagen, obwohl meine Eifersucht schon fröhlich vor sich hin sprudelte. Nicht zuletzt auch deswegen, weil durch die entwickelten Differenzen zwischen uns eben auch im Bett nicht mehr wirklich viel lief. Die Tatsache, dass Aryana vor unserer Beziehung eine halbe Ewigkeit Maria gespielt hatte, milderte meine Eifersucht leider zu keinem einzigen Prozent. Es wurde nochmal eine ganze Stufe schlimmer, als sie anfing es mich bewusst aufschnappen zu lassen, wenn sie wegging. Es wurde immer schwerer mich zurückzuhalten. Der heutige Tag sollte jedoch einen weiteren wichtigen Punkt in dieser Hinsicht markieren. Ich hatte mich eigentlich mental darauf eingestellt, dass wir beide heute Abend Zuhause blieben. Es war ein Samstag, aber meine beiden Kollegen hatten jeder für sich schon andere Pläne. Alleine loszuziehen stand mir nicht im Sinn, also würde ich das Wochenende ausnahmsweise mal ruhig mit Aryana verbringen - so jedenfalls meine Theorie, die sie in diesem Moment jäh durchkreuzte. Ich hatte gerade geduscht und verließ mit noch nassen Haaren in einer schlichten schwarzen Jogginghose das Badezimmer. Verzichtete auf ein Shirt, weil mir unmittelbar nach dem Duschen meistens ziemlich warm war. Allerdings lief mir wider Erwarten die Brünette im Flur über den Weg und sie war ganz offensichtlich bereit, um sich auf den Weg wohin auch immer zu machen, denn ihre Füße trugen sie zur Garderobe. Zum Schuhschrank, um genau zu sein. Ich kniff die Augen minimal zusammen und zog die Augenbrauen etwas tiefer. "Wo gehst du hin?", hakte ich nach. Allein mein Tonfall ließ dabei schon vermuten, dass es sich bei meinen Worten mehr um einen Vorwurf, als um eine Frage handelte.
◈ It's so hard to forget pain, but it's even harder to remember sweetness. We have no scar to show for happiness. ◈
Ich weiss es niiiicht. XD Vielleicht war ein Test falsch? Die Schnelltests sind ja nicht so zuverlässig?🤷🏽♀️ Und vielleicht bist du auch einfach natürlich immun. xD Nein, hoffen wir jetzt mal nicht! Und wenn dann maximal so schlimm wie bei mir. xD ___________
Tja, was will man sagen, das Leben war anstrengend und scheinbar hatte es auch kein Interesse, sich irgendwann vielleicht mal ein bisschen zu bessern. Aryana versuchte eigentlich immer, nicht allzu pessimistisch zu denken - aber es war echt schwer, positiv zu bleiben, wenn die Fortschritte sich so bescheiden hielten. Sie hatte daran geglaubt, dass es besser werden würde, nachdem sie und Mitch ihre Krisensitzung abgehalten hatten. Nach ihrem Strandbesuch und der Rettung des kleinen Josh war es auch kurzzeitig besser gewesen. Aber es war eben nur allzu leicht, wieder in alte Muster zurück zu fallen, wie man jetzt so deutlich erkennen konnte. Sie hatte auch als es wieder holpriger wurde noch eine Weile versucht, dran zu bleiben und Mitch die Würmer aus der Nase zu ziehen, wenn er seine Probleme mal wieder lieber für sich behielt. Irgendwann war ihr jedoch ebenso die Puste ausgegangen - mal ganz davon abgesehen, dass es nunmal auch ihrer Natur viel mehr entsprach, Probleme und psychischen Ballast nur mit sich selbst und nicht mit einer Zweitperson zu teilen. Auch wenn diese Zweitperson eigentlich ihr engster Vertrauter sein sollte, ihr Herzensmensch, Seelenverwandter, was auch immer... Sie war eindeutig viel zu lange alleine unterwegs gewesen, um jetzt in dem ganzen Frust und der allgemeinen Unzufriedenheit mit ihrer Lebenssituation nicht einfach wieder in genau dieses ich brauch niemanden ausser mich selbst Muster zurückzufallen. Natürlich liebte sie Mitch und sie wünschte sich noch immer, irgendwann in einer stabilen, funktionierenden Beziehung mit ihm - und nur mit ihm - zu leben. Aber nicht, wenn sie die Einzige war, die sich darum bemühte, die kämpfte und versuchte, offener zu werden. Und genau danach fühlte es sich etwas zu oft an. Vielleicht war sie nicht dafür gemacht, mit einem psychisch kranken Menschen zusammenzuleben, konnte ihm nicht das Mass an Verständnis und Geduld entgegenbringen, das er brauchte und verdiente. Vielleicht war sie nicht die Richtige für ihn. Darüber dachte sie oft nach. Nicht, dass sie wirklich mit dem Gedanken spielte, davonzulaufen oder ihn sitzen zu lassen - die Gefahr, dass er das plötzlich mit ihr machte, war ihrer Meinung nach wesentlich akuter. Aber trotzdem war Aryana sich nicht sicher, ihm und seinen Bedürfnissen und Ansprüchen gerecht zu werden. Vielleicht war sie einfach nicht für eine Beziehung geschaffen, sollte ihr Leben besser weiter wie bisher alleine geniessen. Oder auch nicht geniessen, sondern nur leben. Gut, dass das zum jetzigen Zeitpunkt aus vielen Gründen gar nicht zur Debatte stand. Erstens, weil sie ihn wie gesagt sicher nicht sitzen lassen konnte, zweitens, weil ihr Kopf ihr nicht erlaubte, so schnell aufzugeben und drittens, weil sie noch ein paar lange Jahre dazu verdonnert waren, gemeinsam zu kämpfen. Ein paar lange Jahre, die unendlich viel anstrengender wurden, wenn sie niemanden mehr an ihrer Seite hätte, der ihr Elend verstand. Niemanden, der ihr irgendwann - hoffentlich - dabei half, der Schlange den Kopf abzuschlagen. Wenn sie denn mal einen guten Plan dafür zusammengedichtet hatten, wonach es momentan übrigens auch nicht wirklich aussah, wenn normale Gespräche so schwierig geworden waren. Aryana musste zur Ausübung jedes potenziellen Attentats sowieso erstmal in der Hierarchie ein wenig aufwärts klettern. Sie bemühte sich auch wirklich darum, einen guten Eindruck zu machen, aber so schnell ging das alles leider nicht. War jedoch ebenfalls verdammt anstrengend und liess sie innerlich ungefähr zwanzig Mal am Tag überkochen, mal so nebenbei bemerkt, unterstützte ihren Seelenfrieden und ihre Ausgeglichenheit also mit Sicherheit keineswegs. Nun, mit der Zeit war das auch nicht mehr nötig, da Mitchs Bedürfnis, seine Freizeit mit ihr zu verbringen, beständig Richtung Null segelte. Und wenn er lieber mit seinen neuen - eventuell etwas zu vertrauten - Freunden in einer Bar abhing, dann hatte sie auch keine Lust mehr, sich zuhause ebenfalls um einen guten Eindruck zu bemühen. Wahrscheinlich war sie fast genauso unausstehlich geworden wie er. Aber er hatte nie versucht, ihre Laune wieder zu heben oder überhaupt auch nur zu fragen, was los war. Oder das Bad zu putzen oder den Kühlschrank zu füllen. Zwei-drei Mal hatte sie ihm gesagt, dass sie auch mal wieder was zu zweit machen könnten. Zwei-drei Mal hatte sie ihm gesagt, dass sie es nicht weniger als absolut beschissen fand, wenn er betrunken oder angetrunken nach Hause kam. Vier bis sechs Mal hatte das in einem Streit und weniger als gar keinem Verständnis geendet. Dann war es ihr zu dumm geworden und sie hatte ihn einfach machen lassen. Da die Brünette aber nicht dazu gemacht war, einfach nur zuhause zu hängen und vor der Glotze zu sitzen, hatte sie sich stattdessen nach Alternativen umgeschaut. Und es hatte sich etwas zu gut angeboten, dass Noah seit ihrem letzten Einsatz, auf welchem er sie begleitet hatte, vermehrt mit ihr gequatscht hatte. Noah war vier Jahre älter als sie, ebenfalls von Easterlin ausm Knast rekrutiert, aber abgesehen von seinem eventuell zweifelhaften Humor - der Aryana aber natürlich eher weniger störte - ein wirklich angenehmer Zeitgefährte. Und das, obwohl er eigentlich ihr Vorgesetzter und schon wesentlich länger - seit über fünf Jahren - hier diente. Er stellte wenig bis gar keine Fragen zu ihrem Privatleben und ihrer Vergangenheit und da die Brünette kein Bedürfnis hatte, sich darüber mit irgendwem zu unterhalten, war auch das ein grosser Pluspunkt. Ausserdem war er am Wochenende und in den Urlaubswochen viel unterwegs und als sie einmal darüber geklagt hatte, gerne was zu unternehmen aber nicht zu wissen was, hatte es sich so ergeben, dass sie am Ende mit ihm und einem seiner Freunden unterwegs war. Es war eine wundervolle Abwechslung gewesen und sie hatte mehr gelacht als sonst in einer Woche, weshalb sie natürlich sofort dabei gewesen war, als es um eine Wiederholung ging. Mitch war ja sowieso ständig weg und es schadete an ihrer Stelle auch nichts, sich mit Vorgesetzten anzufreunden - auch wenn Noah noch lange kein hohes Tier in Easterlins Armee war. Sonst wäre er wohl eher weniger auf dieser Stufe von in Ordnung. Es war auch nicht so, als würde sie nach Alternativen zu Mitch suchen. Das mit Noah hatte absolut keinen Flirt-Anteil und sie hütete sich auch schwer davor, ihm jemals irgendwie näher zu kommen. Nicht dass er es versuchen würde - aber wenn ihre Beziehung mit Mitch nicht funktionierte, wollte sie ganz sicher auch keine andere. Entweder der impulsive Herr, der immerhin nachts noch das Bett mit ihr teilte, oder eben gar keiner. Manchmal wusste sie nicht, was ihr lieber wäre... So zum Beispiel auch heute. Sie hatte Mitch nicht gefragt, was er vorhatte, bevor sie Noah zum Bowling-Spielen mit ihm und ein paar seiner Freunden zugesagt hatte. Aber sie war automatisch davon ausgegangen, dass er sich mit seinem Jetman-Ersatz in eine Bar verkriechen würde. Wie eben gefühlt immer, wenn die andere Option ein ruhiger Abend mit ihr gewesen wäre. Tja, scheinbar lag sie da falsch und sie hätte sich besser etwas beeilt, um aus der Wohnung zu sein, bevor er die Dusche verliess. Denn allein der Tonfall seiner Stimme deutete sehr klar auf Streit hin, was Aryana schonmal genervt die Augen verdrehen liess. Nicht so, dass er es sah, aber der Klang ihrer Worte verriet es sowieso überdeutlich. "Weg..?", war ihre erste, möglicherweise leicht schnippische Antwort, als sie ein Paar Nikes aus dem Schuhschrank gefischt und auf den Boden vor ihren Füssen geworfen hatte. "Noah hat gefragt, ob ich mit zum Bowling komme", erklärte sie dann in etwas sachlicherem Tonfall, wohin der Weg führen sollte. "Mit Freunden", nicht, dass sich hier einer Sorgen machen musste und ihr vorwerfen könnte, dass sie ihn betrog oder weiss Gott was in seinem Hitzkopf alles vorging.
This is your life, it's do or die, the sun may never rise again, so be the light the vision. This is your life, it's slipping by, you try to run but fall again, you get back up that's living.
Auch möglich, aber ich hab mir mal sagen lassen, dass sie normalerweise eher falsch-positiv und deutlich seltener falsch-negativ sind. Aber keine Ahnung, is mir langsam auch egaaaaal. Hab mich schon damit abgefunden, nie die Quarantäne einsacken zu können, hahaha. x'D __________
Ach wirklich? Weg? Darauf wäre ich kaum selbst gekommen. Allein die Überflüssigkeit dieser Ein-Wort-Feststellung ließ mich die Augenbrauen noch etwas tiefer ziehen. Die Tatsache, dass das Leben Zuhause - nicht, dass es sich in den letzten Wochen irgendwann mal so angefühlt hätte - grundsätzlich dauerhaft schwierig geworden war, hatte nicht unbedingt dazu beigetragen, dass ich schwerer aus der Reserve zu locken war. Ganz im Gegenteil. Auch das verhielt sich wie die Abwärtsspirale eines zerstörerischen Tornados - mit jedem weiteren Streit, den ich mit Aryana führte, konnte der darauffolgende eigentlich nur noch schlimmer werden. Als würde mein zu großes Ego mitsamt meiner zu großen Wut jedes Mal noch mehr kometenhaften Schwung nehmen, um auch ja früher oder später alles platt gewalzt zu haben, was an positiven Gefühlen noch da war. Es war ja nicht so, als würde ich die Brünette nicht mehr lieben oder als hätte ich schon alles vergessen, was wir zusammen durchgemacht hatten. Was sie schon alles für mich getan hatte, obwohl sie es nie hätte tun müssen. Oder wie schön die Reise nach Australien gewesen war, obwohl wir da noch nichts miteinander am Laufen hatten. Ich begann sie auch als beste Freundin zu vermissen, weil es nun mal einfach so einige Dinge gab, über die ich mit den Jungs aus diversen Gründen nicht sprechen konnte oder wollte... das Problem daran war nur, dass es mir viel zu schwer fiel stattdessen mit ihr darüber zu reden, als dass ich es wirklich versucht hätte, bevor alles stetig weiter den Bach runtergegangen war. Jetzt aktuell war dieser Zug erst recht abgefahren, weil wir uns von einer von Vertrauen geprägten Beziehung immer weiter entfernten. Zumindest aus meiner Sicht. Ich hatte mir ohnehin schon immer schwer damit getan, anderen Menschen wirklich vollends zu vertrauen. Man konnte mich also leicht misstrauisch und eifersüchtig schimpfen, denn genau das war ich. Immer und bei jeder Gelegenheit, die sich mir bot. Noch vor einigen Wochen hatte Aryana diese Gefühle in mir dadurch wieder erstickt, dass sie einfach am Abend zu mir kam und wir wenigstens nah beieinander einschliefen. Nicht einmal mehr das war jetzt noch gegeben, da war eigentlich immer ein gutes Stück Abstand auf der Matratze. Nur noch Distanz so weit das Auge reichte. Das war zu viel Raum dafür, meine Paranoia weiter anzuschüren. Ich weiß, ich weiß - alles sehr ironisch angesichts der Tatsache, dass ich von uns beiden derjenige war, der vor seinen psychischen Problemen weglief und sie deshalb immer wieder von sich geschubst hatte. Ich war leider auch sehr gut daran mir die Sache so zurecht zu biegen, dass ich hauptsächlich deswegen nicht mit ihr über die Dunkelheit in meinem Kopf redete, weil ich sie nicht wieder zum Weinen bringen wollte und nicht, weil ich ganz einfach Schiss davor hatte, sie noch näher an mich heranzulassen und mich ihr restlos zu öffnen. Egal wie oft sie mir sinnbildlich diese Tür unterstützend aufgehalten hatte, es sträubte sich ausnahmslos jede Faser meines Körpers energisch dagegen, sie mit Aryanas Hilfe zu durchschreiten. Offenbar suchte ich nämlich lieber Streit, als mich verletzlich zu geben. War halt vermeintlich einfacher für mich und es war das, was ich von früher gut kannte. "Und was sind das für Freunde? Kennt man die?", erkundigte ich mich trocken, während ich mich in ihre Richtung gewandt mit der linken Schulter an die Wand neben dem Türrahmen zum Badezimmer lehnte und ihr dabei zusah, wie sie in die Schuhe schlüpfte. Ich schob die Hände in die Hosentaschen, um sie etwas unauffälliger zu Fäusten ballen zu können. Schon der blanke Gedanke daran, dass Aryana mich was das anging anlügen könnte und sie eigentlich nur mit Noah alleine unterwegs war, ließ sich mir die Nackenhaare aufstellen und angespannt mit dem Kiefer mahlen. Vielleicht würde ich mir weniger Gedanken darüber machen, wenn er ein absolut hässliches Gesicht hätte oder ich nicht bei der Arbeit mitkriegen würde, dass die beiden sich miteinander unterhielten. Aber er war wie ich ein Elitesoldat, dementsprechend körperlich fit, er war meistens auch bei unseren Missionen mit von der Partie - eben je nachdem, wie Easterlin die Trupps zusammenstellte - und er brachte die Brünette inzwischen zu oft zum lachen, als dass er mir völlig egal sein könnte. Ich hasste längst alles an ihm und würde am liebsten seine gesamte Existenz mit einem kurzen Fingerschnippen auslöschen.
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Okay, hab ich noch nie gehört aber da wird ja so viel erzählt, ist gut möglich. xD Ich glaub, Schnelltests waren in der Schweiz eh nie so populär wie in Deutschland. Ich hab ganz am Anfang als sie bei uns in die Läden kamen (wann auch immer das war), eine 5er Packung geholt - davon sind jetzt noch immer zwei übrig, ich glaub, das sagt alles. xD Und ja, musst du dich langsam beeilen, ich nehm mal an, das wird bei euch vielleeiiiicht ja auch irgendwann abgeschafft... x'D ______________
Ja okay, das war kein geschickter Einstieg ins Gespräch gewesen, hatte sie selbst gemerkt. Aber war ja nicht so, als wäre sie die Einzige, die sich hier mal zusammenreissen sollte. Und wenn er nicht die ganze Zeit in dieser beschissenen Stimmung hängen und nur darauf warten würde, dass sie ihm einen Grund für den nächsten Streit lieferte, hätte er auch maximal leicht die Augen verdreht bei ihrer Antwort. Also nein, sie sah die Schuld mal wieder genauso wenig bei sich wie er sie bei ihm sah. Ideale Voraussetzungen für eine Unterhaltung also, wie immer in letzter Zeit. Sie hätte wirklich früher gehen sollen... Seine nächste Frage liess sie kurz innehalten, nachdem sie in beide Schuhe geschlüpft war. Sie atmete tief durch, was ziemlich gut nach aussen trug, dass sie einfach nur genervt vom offensichtlichen Kontrollzweck dieser Frage war. Denn das hasste sie und er wusste es. Entweder er vertraute ihr oder er liess es sein, aber es war ihrer Meinung nach nicht sein Recht, sie zu überwachen. Viel mehr ein sehr effektiver Weg, sie nur weiter von sich zu schieben. Aber Aryana war sich längst nicht mehr so sicher, wie sehr er sich daran denn überhaupt störte, denn offensichtlich wollte er sie ja gar nicht in seiner Nähe. Weder physisch noch psychisch, so wie er sie ständig auf jeder Ebene abwies. Sie ihn mittlerweile zwar auch, aber sie war nicht die gewesen, die mit der Scheisse angefangen hatte. Natürlich war ihr klar, dass das ein altes Muster war und er tief drin überhaupt nicht so war. Sich wahrscheinlich genauso nach ihrer Nähe sehnte wie sie sich nach seiner. Aber so langsam war sie es einfach leid, zu versuchen, zu ihm durchzudringen, wenn er kategorisch jede Tür vor ihrer Nase zuknallte und mit einem Hammer direkt im Anschluss ein paar Nägel einschlug und fünf Schlösser anbrachte, damit sie in Zukunft gar nicht mehr auf die Idee kam, auch nur anzuklopfen. Die Brünette hatte sich wieder ganz aufgerichtet und die Arme vor der Brust verschränkt. Sie musterte Mitch, während sie versuchte, seinen Level an Provokation und Streitlust abzuschätzen und daraus abzuleiten, wie sie diese Frage nun beantworten sollte. Am liebsten mit kann dir eigentlich egal sein. Aber es musste ja nicht schlimmer enden als sowieso schon... Auch wenn die Stimmung eh im Eimer war und es nicht mehr zu vermeiden war, dass sie diese Wohnung mal wieder hochgradig genervt und frustriert verlassen durfte. "Freunde von Noah, die waren schon öfter dabei. Aber nein, du kennst sie nicht, sie arbeiten in normalen Jobs", gab sie schliesslich widerwillig bekannt, was er wissen wollte. Eigentlich war ja nichts dabei, ihm diese Frage zu beantworten, es ging viel mehr einfach ums Prinzip und die Art, wie er mit ihr redete. Als hätte er irgendwas zu befürchten. Als würde es ihn irgendwie tatsächlich belasten, dass sie mit anderen Menschen mehr Spass hatte als mit ihm. "Kannst gerne mitkommen, wenn du sie kennenlernen willst", die Idee war ihr spontan gekommen, auch wenn ihre trockene Stimmlage nicht unbedingt einladend klang. Er würde sowieso nicht mitkommen - schon nur aus dem Grund nicht, weil Noah dabei war und sie den Plan zuerst mit dem Blonden abgesprochen hatte, bevor sie Mitch nun mehr pro forma zum Mitkommen einlud. Es wäre ihm sicherlich auch zu langweilig - wie alles. Zu viele Menschen. Sie war auch keine gesellige Person, aber mittlerweile hatte sie die kleine Gruppe zu schätzen gelernt. Es war erstaunlich erfrischend, sich mal mit anderen Leuten zu unterhalten, die keinen so offensichtlichen Knacks hatten wie sie und alle, die bei Easterlin arbeiteten. Bis auf ein paar wenige Ausnahmen wie Noah halt. Auch wenn die Gespräche mit seinen Freunden meist oberflächlich blieben, waren sie doch eine perfekte Ablenkung zu ihrer Arbeit und diesem Desaster hier.
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An sich ist jetzt eigentlich alles abgeschafft. Selbst Maskenpflicht nur noch sehr begrenzt und auch die 2G/3G/Test-Regeln sind alle weg... nur in Quarantäne kommste immer noch, wenn du's hast. Das ist so gut wie der einzige Grund, warum die Leute sich hier noch testen - 5 Tage Arbeitsfrei mindestens, je nachdem wann sie wieder negativ und damit nicht mehr ansteckend sind. x'D __________
Nein, natürlich kannte ich sie nicht. Das würde es für mich auch zu einfach machen, mir einen Reim aus dieser Sache zu machen. Würde es mir zu leicht machen, die Situation vollends einschätzen und als ungefährlich einstufen zu können. Andererseits war ich mir nicht sicher damit, ob es überhaupt etwas änderte. Noah war ja trotzdem da. Sie unterhielt sich trotzdem mit ihm. Vielleicht gingen die anderen früher nach Hause und dann waren sie dennoch allein. Also eigentlich war es auch wieder völlig egal, ob sie nun alleine mit Noah zum Bowling ging oder ob noch mehr Leute mit von der Partie waren. Ob das eine Lüge war oder nicht, völlig egal. Wenn sie mit ihm allein sein wollte, dann würde sie das so oder so schaffen können und das war das Schlimmste an meiner penetranten Eifersucht - ich wusste nicht, inwieweit mir Aryana tatsächlich inzwischen aus den Händen glitt. Konnte nicht einschätzen, wie viel jetzt wirklich noch von dem ganzen Zusammen-bis-ans-Ende-der-Welt-Gerede übrig war. Ob wir uns das alles nur schöngeredet hatten damals und ob wir überhaupt dafür gemacht waren, ein Paar abzugeben. Wir hatten beide vorher gewusst, dass wir nicht einfach waren. Beide sehr stur, sehr freiheitsliebend, sehr der Typ Einzelgänger und verschlossen. Vielleicht waren wir uns zu ähnlich, als dass ich mich wohl damit fühlen konnte, mich ihr gegenüber plötzlich anders zu geben. Denn ich dachte sehr wohl darüber nach, woran es lag, dass sich mir eine so immense Barrikade davor auftat, einfach mit ihr zu sprechen. Nur nicht oft und nicht lange genug, um die Gedanken daran zu festigen. Sie waren zu schmerzhaft, zu unangenehm, zu viel Selbstreflektion. Dann lieber in tosender Eifersucht versinken, die ich theoretisch eigentlich vermeiden könnte. Dass mein Unterbewusstsein mir weiterhin einredete, dass Aryana alles, aber sicher keine Vollkatastrophe wie mich an ihrer Seite verdiente, fächerte meine Paranoia nur zusätzlich an. Ich schnaubte auf ihren Vorschlag hin also nur tonlos und zog die Augenbraue spöttisch nach oben, was an und für sich eigentlich mehr als genug Antwort auf ihre Einladung war, die sie anhand ihres Tonfalls sowieso lieber nicht getätigt hätte. Aber natürlich begnügte ich mich nicht mit einer rein körperlichen Reaktion darauf. "Nah, lass mal... ich will euch beiden ja nicht in die Quere kommen.", erwiderte ich bissig. Das Funkeln in meinen Augen sprach parallel dazu dieselbe Sprache - als würde ich eigentlich nur darauf warten, dass sie mir irgendwann ins Gesicht knallte, dass sie mit Noah wirklich besser dran wäre, als mit mir. Obwohl ich wusste, dass das gar nicht Aryanas Art war - sie ersetzte einen Menschen nicht einfach so. Nicht nach einem Monat, nicht nach einem Jahr, nicht mal nach einem ganzen Leben. Sie ging mit einem Menschen oder ohne ihn, zog sich aber nicht einfach mal eben einen anderen an der Hand dabei, der plötzlich dieselbe Position einnehmen sollte. "Aber solltest du irgendwann mal nicht mehr nachts nach Hause kommen, sag wenigstens kurz Bescheid. Ich will mir ja keine Sorgen machen müssen." Okay, ich hatte nicht wirklich geplant ihr eine dermaßen unverblümte Unterstellung mit einem provokanten Lächeln zu servieren. Aber ich hatte mir die Eifersucht wohl einfach schon zu lange verkniffen - zumindest in Worten, hier und da war sie anhand einer Reaktion meinerseits sicherlich schonmal an die Oberfläche gekommen - als dass sie jetzt nicht prompt mit Fullspeed raus aus ihrer Kiste wollte, damit sie großzügig Amoklaufen konnte. So wie das mit allen meinen Emotionen war - ich zeigte sie am liebsten entweder extrem oder gar nicht.
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Ja, ist ja auch gut so, also dass der Rest mal endlich weg ist. Aber die Quarantäne wird wohl auch nicht mehr für immer bleiben, auch wenn sie nicht ganz sinnlos ist...^^ __________
Zuerst rollte die Brünette mit den Augen, als er zum unschönen Gegenschlag ausholte. Aber nachdem er nach den ersten beiden Sätzen scheinbar noch nicht genug hatte, verhärteten sich ihre Gesichtszüge und sie zog die Augenbrauen tiefer ins Gesicht, funkelte ihn wütend an. Dass er es überhaupt wagte, ihr diese Scheisse zu unterstellen - ausgerechnet ihr! Seit wann gab sie sich denn so leicht mit irgendeinem Kerl ab, sollte er das denn nicht besser wissen?! Nach ihrer gemeinsamen Geschichte?? Okay, es gab wohl drei Optionen, wie sie in ihrer Situation reagieren könnte, eine davon wesentlich klüger als die anderen. Erstens: Sie versuchte ernsthaft, ihm ihre Beweggründe für den Ausflug zu erklären und in der ganzen Situation deeskalierend zu wirken, was aber nicht besonders erfolgsversprechend war, wie sie aus vergangenen Erfahrungen wusste. Zweitens: Sie machte ihm deutlich, dass er sich seine Vorwürfe sonst wohin stecken sollte und er sich besser mal selbst einen Spiegel vorhielt. Drittens: Sie verliess umgehend diese Wohnung und vertagte den weiteren Verlauf dieses Gesprächs auf einen Moment, in dem sie nicht beide schon grundsätzlich auf Streit gepolt waren. Tja, und wofür sie sich wohl entschied? Ganz genau - selbstverständlich für die Nummer Zwei. Warum zur Hölle sollte sie sich das ein weiteres Mal anhören? Ein weiteres Mal gefallen lassen? Schon wieder akzeptieren, dass er ihr Dinge unterstellte, zu denen er keinen Anlass hatte? "Oh nein. Ganz bestimmt nicht, Mitch. Du hast genau gar kein Recht, mir hier irgendwelche Vorwürfe zu machen, nachdem du mich wochenlang versetzt hast, weil du mit deinen neuen besten Freunden raus musstest. Weil sie interessanter waren als ich, dich besser unterhalten haben, sowieso die nettere Option darstellten und du mir scheinbar auch nie Rechenschaft schuldig warst. Vergib mir bitte, dass ich diese Abende nicht todunglücklich alleine zuhause vor der Glotze auf dich gewartet habe oder dir die Wohnung schön geputzt habe, weil du das ja auch nicht so gerne machen möchtest, und vergib mir auch, dass ich nicht wissen konnte, dass du heute Abend scheinbar ausnahmsweise mal NICHT raus wolltest!", Ihre Stimme war zuerst nur ein wütendes Zischen, wurde jedoch lauter, als sie langsam aber sicher damit begann, die ganzen Vorwürfe auszupacken, die sie ihm so gerne schon lange an den Kopf geworfen hätte. Bisher hatte sie sich meistens relativ erfolgreich zurückgehalten, aber warum genau sollte sie das auch heute schon wieder tun? Wenn er sich nicht zurücknahm, warum sollte sie sich um Anstand, Respekt, einen kühlen Kopf und eine ruhige Tonlage sorgen?? Sie war während dem Reden ein paar Schritte auf ihn zugegangen, stand nun vielleicht noch vierzig Zentimeter entfernt vor ihm und blitzte ihn wütend an. Verdammter Kindergarten hier, hatte er dieses trotzig-eifersüchtige Verhalten von Josh abgeschaut?! Musste sie ihm den Kontakt zu dem kleinen Kind verbieten, damit er vielleicht mal nach erwachsenen Freunden Ausschau hielt?? Solche, die ihm beibrachten, dass seine Freundin ihn nicht betrog, bloss weil sie Zeit mit anderen Menschen verbrachte, die im Gegensatz zu ihm nicht ständig wegen jedem Scheiss rum motzten und sie kritisierten? Wäre schade für den Jungen, aber Mitch wirkte langsam so, als hätte er das bitter nötig. Also fast so nötig wie irgendeine Form von Psychotherapie, die er so grundsätzlich ablehnte. "Und keine Angst. Ich bin nicht der Teil von uns beiden, der mitten in der Nacht besoffen durchs Treppenhaus torkelt und den Schlüssel nur mit Glück in der richtigen Haustür versenkt. Du brauchst dir also keine Sorgen zu machen", schob sie mit demselben Fauchen noch ein paar weitere Worte nach, für den Fall, dass er bisher noch nicht begriffen hatte, das sie ebenfalls eine Menge Anschuldigungen für ihn vorgewärmt hatte.
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Ich stieß mich instinktiv wieder von der Wand ab, als Aryana begann zu mir aufzuschließen. Nicht weil ich sie fürchtete, sondern weil mir wie in jeder anderen Auseinandersetzung auch eine dominante Körperhaltung auszustrahlen wichtig war. Das tat ich unterbewusst wie auf Knopfdruck, ich zog also auch die Hände aus den Hosentaschen und hob das Kinn leicht an. Das allein war schon toxisch genug, wo mir doch eigentlich daran liegen sollte wieder zurück auf eine Ebene mit Aryana zu kommen. Eifersucht war leider nicht unbedingt ein Gefühl, das einen zur Einsicht kommen ließ. Meine erste Intention war ihr einfach zu sagen, dass ich ihr das alles natürlich vergeben konnte. Einfach nur, um sie noch weiter zu provozieren. Zumindest das konnte ich mir aber gerade so stecken, während ich mit spannenden Kiefermuskeln und leicht zusammen gekniffenen Augen zu ihr runtersah. Mal völlig dahingestellt, ob die alternative Wortwahl wirklich so viel besser war. "Dann sind meine Freunde aber trotzdem immer noch Männer und keine Frauen. Würdest du dich mit Frauen treffen wär's mir egal. Außerdem würdest du jetzt kaum hierbleiben, wenn ich dich drum bitten würde, also tu nicht so.", stellte ich allem voran murrend den für mich wohl entscheidenden Unterschied fest. Dass sie ständig mit anderen draußen unterwegs war würde mich schließlich nicht eifersüchtig machen, wenn es Frauen wären. Oder zumindest sehr viel weniger. Ein kleiner, aber sehr feiner Unterschied. Es war nicht so, als hätte ich inzwischen nicht den einen oder anderen Blick einer Fremden in einer Bar eingefangen. Trotzdem hatte ich aber jedes Mal mit erschrockener Nüchternheit festgestellt, dass ich gar keine andere Frau wollte. Es konnte mir ohnehin keine von ihnen das geben, was ich an Aryana vermisste. Ich versuchte mir nicht anmerken zu lassen, wie die Brünette einen schmalen Dolch nach dem anderen in meiner Brust zu versenken versuchte, während mir ihre Anschuldigungen um die Ohren flogen. Leider war ich über die Jahre sehr gut darin geworden im akuten Streit einfach auf Durchzug zu schalten und den Schmerz so lange zu verdrängen, bis ich ihn allein im Stillen über mich hereinbrechen lassen konnte. Wobei ich mir jetzt nicht einmal mehr sicher damit war, ob all die Vorwürfe diesbezüglich noch einen großen Unterschied machten... meine Brust fühlte sich längst wieder chronisch zu schwer an, um sie jeden Tag schleppen zu wollen. Der Alkohol war da eine vermeintlich gute Lösung, wo er doch so herrlich vergesslich machte für ein paar Stunden. Zumindest, wenn ich dabei nicht alleine war, denn alleine zu trinken war bei mir eine andere Stufe von gefährlich, wenn ich dabei nicht Zuhause war. Überflüssig zu erwähnen, dass ich auch mit dem Rauchen noch nicht wieder aufgehört hatte, oder? Auch wenn die Trinkerei im Vergleich dazu eine ganze Stufe untypischer für mich war, weil ich Kontrollverlust im Grunde nicht mochte. Zumindest nicht, wenn mir der Kopf sowieso schon sonst wo stand... oder eher hing. Wenn keinerlei positive Auslöser der Grund zum Anstoßen waren, sondern ich nur meinen Frust im Glas ertränkte. "Schätze irgendwie muss ich mir das Leben erträglich machen. In den beschissenen vier Wänden hier geht's ja nicht mehr." Ich schrie sie nicht an, aber meine Stimme klang mit jedem Wort knurriger und anschuldigender. Ich neigte den Kopf fast schon drohend zu ihr nach unten und implizierte damit mal wieder sehr erfolgreich den sturen Bock, der nicht anders als nur mit dem Schädel durch die Wand konnte. Auch wenn Aryana wohl am wenigsten dafür konnte, dass ich mich auch in dieser Wohnung kaum noch anders als im Knast damals fühlte. Vielleicht deutlich weniger in Lebensgefahr, aber die Decke fiel mir hier längst genauso auf den Kopf wie damals. Es galt sie also zu vermeiden. Wenn ich so betrunken war, dass ich keinen mehr hochbekam, brauchte sie wenigstens keine Seitensprünge zu fürchten.
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Gott, war das sein Ernst?? Das war echt nur noch lächerlich hier. Entsprechend verständnislos schüttelte sie auch den Kopf nach seiner Ansage. "Verdammt noch mal, Mitch - ich bin nicht auf der Suche nach einem anderen Mann!", auch wenn er ihr das gerade sehr offensichtlich ankreiden wollte. Ein wirklich blödsinniges Argument. Sie hatte all die Jahre bei der Army ohne einen Mann gelebt, jetzt hatte sie einen - und eine Menge Probleme - und er glaubte, sie würde sich bereits schon wieder nach einem Neuen umschauen?? Woher kam denn diese Angst? Vielleicht davon, dass er wusste, wie unausstehlich er momentan war? Konnte er dann ja gerne mal ändern, statt sie hier mit hirnrissigen Anschuldigungen zu nerven. Aber das war wohl nicht so einfach. "Das ist Noah übrigens auch klar. Keine Ahnung ob dus mitgeschnitten hast, aber er weiss, dass ich einen Freund habe", sie bezweifelte, dass ihn das in irgendeiner Weise beruhigte, da er offensichtlich nicht gerade viel Vertrauen in den guten Noah setzte. Aber theoretisch könnte es ihn beruhigen. Theoretisch müsste er sich sowieso keine Sorgen machen, wenn er auch einfach nur ihr vertrauen würde. Was er leider scheinbar so gar nicht tat und Aryana würde lügen, wenn sie behaupten würde, dass das nicht wehtat. So wie alles an diesen elenden, unnötigen, kräftezerrenden Streits. Wahrscheinlich wäre sie wirklich besser dran, wenn sie ihm nichts entgegensetzen würde. Aber das konnte sie auch nicht. Sie war regelrecht allergisch drauf, ständig alles auf sich sitzen zu lassen - Warren sein Dank - und leider war das in Situationen wie dieser nicht anders. "Du würdest mich auch nicht drum bitten, hier zu bleiben, weil du gerne Zeit mit mir verbringen würdest", fügte sie sehr viel leiser und mit hässlich bitterem Beigeschmack an, obwohl er auch das sicher nicht hören wollte. "...sondern nur, weil du mir nicht ausreichend vertraust, um zu glauben, dass ich nicht gleich mit jedem Kerl was anfange, der mich nett anschaut. Also tu nicht so", spuckte sie ihm abschliessend die gleichen Worte entgegen, die er soeben ihr vorgehalten hatte. Sie hatte ihm nie einen Grund dafür gegeben, ihr nicht zu vertrauen, oder? Jedenfalls nicht in dieser Hinsicht. Wahrscheinlich hatte sie noch kein Einziges Mal in ihrer ganzen Freundschafts- / Beziehungsgeschichte bei ihm von einem anderen Mann geschwärmt. In Australien hatte sie einen geküsst, ja, aber sie hatte Mitch dann ihrer Meinung nach trotzdem sehr deutlich gesagt, dass da nichts weiter dabei gewesen war. Und das war wirklich das absolute Maximum gewesen. Warum misstraute er ihr dann so dermassen, als wäre sie ein kleines Flittchen, das beim ersten Wind an eine neue Adresse wehte? Das war so unnötig und anstrengend und frustrierend und verletzend. Aber damit brauchte sie wohl gerade nicht anzufangen, denn er war noch nicht fertig mit verletzend. Aber sie auch nicht, wenn er es so wollte. War das ihre Schuld, dass er sich hier nicht wohlfühlte?! Sie hatte es versucht, damals, als sie ihn aus dem Knast geholt hatte. Sie hatte versucht, diese Wohnung zu einem Zuhause zu machen, hatte sogar unter einem Vorwand die Hilfe ihrer Schwester konsultiert. Es hatte nur nicht gereicht und scheinbar war das Leben trotzdem nicht erträglich hier. Vielleicht lag das ja auch an ihr. Vielleicht wollte er einfach lieber nicht mehr in ihrer Nähe sein, aber das war okay, sie konnte ihm die Tür zeigen. "Das ist echt scheisse für dich. Woran fehlts dir denn? Sollte ich mal wieder die Fenster putzen? Ist dir der Kühlschrank zu leer oder fehlt dir eine Schale mit frischem Obst auf dem polierten Couchtisch?? Oder störst du dich an meiner Anwesenheit? Dann habe ich gute Neuigkeiten für dich und es sollte dir wenigstens heute Abend ein bisschen besser gehen, wenn ich nicht da bin", sie war sich sehr sicher, dass nichts davon das Problem war. Es war nunmal schwierig eine Wohnung zum Zuhause zu machen, wenn man sich grundsätzlich nirgendwo mehr zuhause fühlte. Eigentlich hatte sie gehofft, für ihn dieses Zuhause sein zu können - dass es ihre Anwesenheit wäre, die das Gefühl ausmachte. Naja, scheinbar war sie gescheitert. War halt mal wieder alles beschissen.
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Nein, vielleicht war sie nicht auf der Suche. Woher aber wollte sie denn so genau wissen, dass Noah nicht einfach nur auf den erstbesten Moment wartete, sie in seine Richtung umzupolen? Er wäre nicht der erste Mann, der dahingehend ein falsches Spiel spielte. Der sich einfach nur die Poolposition sicherte für den Fall, dass irgendwann eine Trennung eintreten könnte, damit er schonmal den Fuß in der Tür hatte. Er wäre was das anging nicht der erste und nicht der letzte, weshalb ich nur mit einem knappen Schnauben die Augen nach oben drehte. "Du wärst auch die letzte Person, der er's zeigen würde, wenn's anders wäre.", gab ich mich diesbezüglich völlig abwertend und uneinsichtig. Wahrscheinlich würde sich daran in naher Zukunft auch rein gar nichts ändern. Nicht, solange es zwischen uns beiden so lief, wie es in diesem Moment mal wieder so herrlich deutlich zu sehen war - gar nicht bis sehr steil rückwärts bergab. Quasi freier Fall ohne Sicherheitsseil. Dabei war es gar nicht so, als würde ich keine Zeit mit Aryana verbringen wollen. Viel mehr war das eines der Dinge, das mir wirklich fehlten und etwas Linderung für meinen schweren Schädel versprechen würden. Wenn ich das zurückhaben wollte, müsste ich aber zuerst etwas ändern. An mir selbst, in meinem Kopf. Müsste mich ihr sicherlich auch öffnen, weil es im Grunde genommen genau das war, was diese blöde Lawine an Streit überhaupt erst losgetreten hatte. Es war also nicht Aryana, die ich nicht bei mir haben wollte, sondern die Gespräche, die sie früher oder später zwangsweise wieder von mir einfordern wollte, weil sie angeblich irgendwie notwendig waren, wenn ich nicht mit mir selber klarkam. Sah ich leider anders. "Das ist nicht wahr.", patzte ich also nur zurück, ging aber bewusst nicht weiter darauf ein. Mochte schon sein, dass ich ihr nicht mehr so vertraute wie noch vor ein paar Monaten und das ließ sich auch sehr schwer leugnen. War leider Fakt. Ich würde mir aber nicht den Schuh anziehen lassen, dass ich sie grundsätzlich nicht in meiner Nähe wollte. Das stimmte ganz einfach nicht. Die folgende Auflistung an Dingen, die mir im Grunde völlig egal waren, ließ mich nur noch verbitterter werden. Allein deshalb, weil die Brünette unbedingt noch ans Ende hängen musste, dass es ihr offensichtlich so vorkam, als würde ich sie permanent einfach nur loshaben wollen. Ich wusste selbst, dass ich mich manchmal bewusst von ihr fernhielt. Inzwischen immer öfter und es widersprach mir eigentlich selbst, weil es sich nicht damit vereinbaren ließ, dass ich sie vermisste. Neue Freunde hin oder her, ging es mir damit ja nicht besser als vor den gemeinsamen Abenden in der Bar. War schließlich nicht so, als wäre die Zuneigung der Brünetten durch ein paar Bier oder Männerwitze ersetzbar. Ich drehte den gefühlt schon pochenden Kopf für einen Moment mit einem schwachen Schütteln zur Seite weg, um ihr nicht das an den Kopf zu schmeißen, was mir als erstes in den Sinn kam. Allerdings nicht zu ihrem Schutz, sondern nur weil ich mich selbst damit noch mehr sabotiert hätte, als ich es ohnehin schon tat. "Oh ja, den Abend allein hier zu verbringen war ganz bestimmt mein Plan." Man hätte beinahe meinen können, dass ich das ernst meinte, so ruhig wie ich plötzlich klang. Es schwang jedoch ein leiser, sehr ironischer Unterton mit und als ich den Kopf wieder zu Aryana nach vorne drehte, wirkte das Funkeln in meinen Augen sehr abgeschlagen. Mehr nur noch verletzt als wütend, obwohl sich am Rest meines Gesichtsausdrucks nicht viel änderte. Klar, sie konnte nicht einfach meine Gedanken lesen und es war nicht so als hätte ich in letzter Zeit auch nur irgendwas klar kommuniziert... aber vielleicht hatte ich tatsächlich ein kleines, winziges bisschen darauf gehofft, dass wir uns heute Abend zumindest mal für fünf Minuten normal miteinander unterhalten konnten. Einfach nur... Irgendwas. Nur ein winziger Fetzen, der mich vielleicht daran erinnern würde, wohin ich so dringend zurückwollte, weil sich die Erinnerung daran zu verflüchtigen begann. Das Dreamteam von früher fühlte sich von Tag zu Tag mehr wie ein etwas zu utopischer Traum an. "Nur weil ich's nicht zeige, heißt das nicht, dass ich dich nicht vermisse. Aber bitte - hau ruhig ab, den Couchtisch krieg ich vielleicht noch grade so selbst für die Schale abgewischt.", zischte ich Aryana nahe vor ihrem Gesicht entgegen und streckte gleichzeitig den rechten Arm neben ihr nach vorne aus, um damit in Richtung der Wohnungstür zu deuten. Natürlich wollte ich nicht wirklich, dass die Brünette jetzt ging. Es war aber leichter ihr das zu sagen und ihr mindestens eine Teilschuld zuzuschieben, als mir selber einzugestehen wie sehr ich mich gerade daneben benahm.
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Er wollte wirklich überhaupt nicht hören, es lieber nicht mal im entferntesten in Betracht ziehen, dass Noah vielleicht gar kein Arschloch war. Und das war wirklich schade für Mitch, weil er sich damit sehr viel Ärger und Geneigtheit ersparen könnte. Sehr viel Misstrauen und Angst - oder was auch immer ihn hier gerade so zum Überkochen brachte. Eigentlich sollte sie es mit allem, was er nun von sich gab, wohl auch etwas pragmatischer sehen, anstelle der ganzen Vorwürfe eben auch seine Bedürfnisse und Befürchtungen hören. Das war nur einfach wirklich schwer geworden. Natürlich war das Mitgefühl noch immer da, aber sie war mit ihrem Latein ziemlich am Ende, wusste nicht, wie sie ihm noch helfen sollte oder konnte, nachdem er in letzter Zeit wirklich fast jeden ihrer Versuche, zu ihm durchzudringen, so erfolgreich abgewehrt hatte. Aryana sagte nichts mehr zu Noah. Noah, von dem sie sich sicher war, dass er keine solchen Absichten verfolgte. Und sie war grundsätzlich kein naiver Mensch, es war also nicht so, als würde sie einfach Hinweise ignorieren oder ausblenden, die ihr nicht gefielen. Sie waren einfach nicht da, die Hinweise, weil es eben nicht so war. Sie konnten zwar davon ausgehen, dass der Blonde im Moment nicht in einer Beziehung war, weil seine Freundin sonst wohl auch irgendwann mal mit von Partie gewesen wäre, aber trotzdem... trotzdem war Aryana eben der Meinung, dass er sie lediglich als eher verschlossene aber immerhin undramatische Freundin und Soldatin schätzte, die ihren Job meistens ganz gut machte. Und mit der er manchmal auch gerne seine Freizeit verbrachte - so wie Mitch scheinbar auch, wie er gerade betonte. Nur machte Noah es nicht so schwer zu glauben wie Mitch. Sie wusste schon, dass es wahr war, denn wenn er sie wirklich nicht mehr lieben würde, wenn er wirklich keine Zeit mit ihr verbringen möchte, dann wäre er längst nicht mehr hier. Er war ja nicht unbedingt die Art von Person, die ein Blatt vor den Mund nahm oder freiwillig länger als nötig in unangenehmen Situationen festhing. Wenn er sie nicht hier haben möchte, dann würden sie paradoxerweise jetzt auch nicht hier stehen und streiten, da er ihr dann sicher nicht sinnbildlich im Weg stehen würde, wenn sie einen sang- und klanglosen Abgang machen wollte. Sie merkte schon, wie er immer mehr versuchte, die Schuld an dieser Misslage auf sie zu schieben. Und es hätte beinahe funktioniert, beinahe hätte sie sich schlecht gefühlt. Wenn es denn nicht so wäre ,als hätte er das, was er ihr gerade vorwarf, in den letzten Wochen gefühlt zweitausend Mal mit ihr gemacht. Sie fühlte sich trotzdem beschissen, weil sie sich immer beschissen fühlte, wenn sie sich stritten. Also ziemlich oft. Aber sie war mit ihrem Latein mal wieder sehr am Ende. "Wie hätte ich denn wissen sollen, was dein Plan für heute Abend ist und dass dieser meine Anwesenheit voraussetzt, hm? Nachdem du die letzten Monate über ständig ohne Vorwarnung plötzlich mit deinen neuen Freunden losgezogen bist?", ihre Stimme war ebenfalls wieder etwas leiser geworden, auch wenn sie sich kaum merklich entspannt hatte. Der Vorwurf in ihren Worten war aber unüberhörbar. Er durfte ruhig spüren, wie sie sich so oft gefühlt hatte. Es war nämlich kein schönes Gefühl und vielleicht wäre ihm das dann das nächste Mal auch klar, würde irgendwas klingeln lassen, bevor er wieder für einen langen Abend nach draussen schlüpfte. "Ich vermisse dich auch. Aber nicht nur in den Momenten, in denen sie gerade keine Zeit für dich haben und es sich darum ganz gut anbieten würde, mal wieder ein bisschen Zweisamkeit zu geniessen", ja, es wäre wohl noch immer besser, wenn sie einfach schweigen anstatt weitere Vorwürfe hervorkramen würde. Aber spielte es denn jetzt wirklich noch eine Rolle..? Der Abend war eh im Eimer, für sie beide.
This is your life, it's do or die, the sun may never rise again, so be the light the vision. This is your life, it's slipping by, you try to run but fall again, you get back up that's living.
Vielleicht hatte ich ab einem gewissen Punkt einfach nicht mehr das Gefühl gehabt, dass es Aryana tatsächlich interessierte, ob ich das Weite suchte. Irgendwann hatte sie aufgehört sich danach zu erkundigen, wo ich denn schon wieder hinging - es hatte sich eigentlich spätestens ab diesem Zeitpunkt auch von selbst erklärt. Das war vielleicht kein Grund sie nicht mehr in Kenntnis setzen zu müssen, aber einer er der Ursprünge dafür, dass ich es irgendwann nicht mehr getan hatte. Es war eben angenehmer sich tonlos nach draußen zu verziehen, statt mir jedes Mal ihren unterschwellig vorwurfsvollen Blick oder Tonfall anzutun. Nicht, als könnte ich sie was das anging nicht verstehen - ich wusste längst, dass davonlaufen keine langfristige Lösung war und ich das Boot so nur noch mehr ins Wanken brachte. Es änderte nur nichts daran, dass ich nach wie vor nicht wusste, wie ich meine Probleme anderweitig geradebiegen sollte. Mit der Brünetten darüber zu reden schaffte ich nicht und was waren denn meine anderen Optionen, um den mentalen Schutt loszuwerden? Ich hatte es mit der Gitarre versucht, aber mir den Mist allein von der Seele zu singen reichte einfach nicht, um das Gleichgewicht wieder herzustellen. Also hatte ich auch das inzwischen mehr oder weniger ganz eingestellt. Lange Rede, kurzer Sinn - ich wusste schlichtweg nicht, wie ich meinem eigenen Kopf noch entkommen sollte, ohne zu irgendeinem blöden Therapeuten zu schlurfen, der mich doch sowieso nicht verstand. Ich war es längst leid, noch irgendwas dagegen zu unternehmen, immer tiefer zu versumpfen. Ich würde ja kaum wieder ein syrisches Heer mit Informationen füttern, was sollte also schon passieren… "Hat irgendwann nicht mehr so gewirkt, als würd's dich interessieren, ob ich gehe.", schob ich ihr grummelnd die nächste Unterstellung entgegen, als würde es irgendwas daran ändern, dass ich ihr trotzdem hätte sagen können, was ich so vorhatte - auch explizit heute. Die Frage, die Aryana davor gestellt hatte, lies ich natürlich ganz brav unbeantwortet, weil sie sich erübrigte. Ich hatte nichts gesagt, sie hatte mein Vorhaben wiederum natürlich nicht einfach so gerochen und demnach saßen wir jetzt hier in dieser Situation. War meine Schuld, aber das gestand ich natürlich nicht wörtlich ein. Dafür war mein Ego noch zu groß, obwohl es in letzter Zeit einen Dämpfer nach dem anderen kassierte. Es schien erst noch mehr davon zu brauchen und da kamen die nächsten Worte, die mir die Brünette entgegenschleuderte, gerade recht. Den Arm hatte ich längst wieder sinken lassen und ich versuchte mit einem tiefen Atemzug die ansteigende Wut im Zaum zu halten. Meine Schultern verspannten sich und ich ballte die Hände ein weiteres Mal zu Fäusten, versuchte sie danach wieder aufzulockern - fiel mir aber schwer. Ich hätte gerne irgendwo gegen geschlagen. Wahrscheinlich deswegen, weil Aryana mir so herrlich unter die Nase rieb, was ich längst wusste, aber allzu gern verdrängte. Sie kannte mich zu gut, um nicht sehr gezielt da mit ihren Worten anzusetzen, wo es mich am ehesten traf. Ließ mich selten so mit dem Kopf durch die Wand, wie ich es gerne wollte, also kassierte ich stattdessen eben jedes Mal eine Beule am Dickschädel. "Vielleicht würde ich wieder lieber bei dir bleiben, wenn ich nicht jedes Mal nach zwei Minuten das Gefühl kriegen würde, dass die nächste beschissene Therapiestunde auf der Matte steht.", knurrte ich ihr nun doch wieder deutlich lauter entgegen. Irgendwohin musste die Wut und so suchte sie sich den einzigen möglichen Ausweg über meine Stimme, begleitet von einer sehr energischen Handgeste. Auch wenn es die letzten Male, die wir wirklich länger als zwei Minuten zusammengesessen hatten, schon deutlich weniger dazu gekommen war, dass sie hinsichtlich meines anhaltend schlechten Gemütszustands nachbohrte, wollte ich dem schlichtweg ganz aus dem Weg gehen. Würde Aryana jetzt auch nichts anderes darauf antworten, als all die letzten Male. Ich erinnerte mich noch daran, dass ich ihr sturzbetrunken auf dem Balkon gesagt hatte, dass ich ihre Hilfe brauchte, um wieder auf die Füße zu kommen und eigentlich hatte sich an meiner Einstellung dazu nichts geändert. Ich wusste nur nicht, wie sie mir wirklich effektiv helfen konnte, ohne mich damit von sich wegzutreiben, denn das war das einzige, was die letzten Male daraus resultiert war. Andernfalls stünden wir sonst jetzt nicht im Flur, um uns gegenseitig das Leben schwer zu machen, weil wir offensichtlich beide nicht wussten, wie wir zueinander zurückkamen.
◈ It's so hard to forget pain, but it's even harder to remember sweetness. We have no scar to show for happiness. ◈