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Gweny
Beiträge: 5065 | Zuletzt Online: 05.05.2024
Geburtsdatum
15. Januar 1997
Registriert am:
29.10.2013
Geschlecht
weiblich
    • Gweny hat einen neuen Beitrag "Until We Break || Moni & Gweny" geschrieben. Gestern


      Das konnte sie so unterschreiben, ja. Aber sie war sich trotzdem sicher, dass sie sich hier drin noch ein bisschen beschissener fühlen würde. Wobei... fraglich, ob da noch eine Steigerung - beziehungsweise ein Abfall - drinlag. Nichtsdestotrotz war es sinnlos, sie von einem Umzug überzeugen zu wollen. Offensichtlich wollte sie aktuell lieber sterben als einen Umzug planen. Da war die Mühe nicht mehr sonderlich sinnvoll. Hinzu kam, dass sie ja dann, wenn ihre Karriere hier rein hypothetisch tatsächlich ein zeitnahes Ende fand, unmittelbar obdachlos wären. Ebenfalls ungünstig. Also ganz gut, dass Ryatt keine weiteren Anläufe nahm, sie diesbezüglich umstimmen zu wollen. Sein Bedürfnis, ihre nächste Frage zu beantworten, war allerdings ungefähr in gleichem Ausmass nicht vorhanden, so wie er sie anschaute und einen Satz anfing, der kein Ende verdiente. Ja, doch, irgendwie konnte sie offenbar schon. Auch wenn seine Reaktion sie doch darauf aufmerksam zu machen vermochte, dass das in der Tat eine unmögliche Forderung gewesen war. Die nun aber im Raum stand und sie machte keine Anstalten, zurückzurudern, blickte ihn nur die ganze Zeit weiter an und wartete. Langsam wieder in sich oder hinter ihm oder irgendwo sonst im Universum verschwindend. Ryatt wirkte überfordert, verzweifelt. Zwei Gefühle, die sie mittlerweile ganz schön gut kannte und darum sofort identifizieren konnte. Trotzdem rückte er mit einer Frist raus. Einer langen Frist... Sechs Monate war doppelt so lange, wie sie bisher schon durchgehalten hatten. Sah sie sich so lange noch kämpfen? So lange noch fremde Leute abknallen? So lange noch den Wahnsinn in ihrem Kopf bändigen, bevor er nicht mehr nur in kurzen Momenten wie diesem hier Überhand gewann? Nein. Sie wollte ein minimales Kopfschütteln andeuten, aber scheinbar brauchte er das gar nicht mehr. Drei Monate. Immer noch zu lange. Aber sie war gerade noch genug bei sich selbst, um zu wissen, dass sie ihm mit allem darunter gar keine Chance liess, zu gewinnen. Ihm und damit Faye und Mitch und Victor... und sich selbst. Drei Monate bis zu einem Plan. "Okay.", ihr Einverständnis kam heiser, fast tonlos über ihre Lippen, während sie ihn erneut klarer ins Auge fasste und offensichtlich versuchte, sich nochmal zu konzentrieren. War schwierig. Denn da kam ein neues Gefühl dazu, eines, dass sie lange nicht mehr empfunden hatte und das in dieser Form sehr überwältigend war. Drei Monate waren lang. Waren schwierig. Waren hart. Aber es war ein Plan. Es war Erleichterung. Es waren die letzten drei Monate und dann kam das Ende. Wie dieses aussehen würde, war noch unklar, aber es würde eine Erlösung sein. Ein ersticktes Geräusch zwischen Schluckauf und Schluchzen kroch ihre Kehle hoch. "Danke.", das Wort kam nicht lauter als das Letzte. Und wahrscheinlich wollte Ryatt das auch nicht hören. Es war nicht das, wofür sie hergekommen war, was er ihr gegeben hatte... Aber vielleicht war es sogar besser. Wieder tropfte eine Träne von ihrer Wange, diesmal kam sie aber nicht ganz allein. "Ich...", sie schluckte tonlos, weil ihre Stimme komplett verschwinden wollte. "Ich weiss... dass das unfair ist. Und es ist nicht deine Schuld... Wenn... wenn du das in drei Monaten nicht schaffst oder... wenn ich früher nicht mehr kann... Dann ist das nicht... dein Fehler... das, was in der Lagerhalle passiert ist... das war nur... der Tropfen... oder die Regenschauer... die das Fass zum Überlaufen gebracht hat... Es war schon vorher fast voll. Und all das andere Wasser da drin... war immer meine Schuld. Also bitte... nimm das nicht zu persönlich...", bisschen zu spät, um zurückzurudern, nachdem sie vorhin konsequent alles in seine Schuhe geschoben hatte. Aber vielleicht war durch die Deadline, an die sie sich nun klammern konnte, wieder ein bisschen Gehirnkapazität freigeworden. Vielleicht tat er ihr ein bisschen leid. Vielleicht meldete sich ihr tonnenschweres Gewissen, das scheinbar noch ein bisschen mehr Ballast suchte. Etwas mehr Gewicht, mit dem sie sich in drei Monaten in die Tiefe stürzen konnte.
      Ein bisschen ironisch war es ja schon, dass sie im Prinzip die gleiche Strategie verfolgte, wie ihre Schwester es vor ziemlich genau zweieinhalb Jahren getan hatte. Faye hatte sich einen Monat gegeben, um wieder auf den grünen Pfad zurück zu finden. Aryana gab Ryatt drei, um sie aus dem grössten kombinierten, mitunter selbstverschuldeten Elend ihres Lebens zu lotsen oder zumindest einen Plan aus dem Labyrinth bereitzulegen. Faye hatte es damals keinem gesagt. Aber Aryana war über dem Punkt hinaus, an dem sie den Weg alleine noch hätte finden können. Also ging's an Ryatts Rettungsleine aus diesem Loch hinaus... Oder eben gar nicht mehr.

    • Gweny hat einen neuen Beitrag "Until We Break || Moni & Gweny" geschrieben. Gestern


      Jaaa was für eine wundervolle Idee. Würde sie doch nur mit Mitch hierher ziehen. Sie würden sich bestimmt super fühlen. Sehr sicher und geborgen und vor allem zuhause. "Super Idee. Ich bin mir sicher, dass wir uns hier drin viel besser fühlen würden als draussen. Der Schutz dieser heimatlichen Mauern, die Nähe zur geliebten Arbeit, das Wissen, dass das Arschloch uns noch ein bisschen besser überwachen kann... Ich kanns Mitch gerne mal vorschlagen, er wird begeistert sein.", kam die matte Antwort auf seinen tollen Vorschlag. Wenn sie den Nutzen der dazugewonnenen Sicherheit gegen die Kosten des fehlenden Abstandes abwägte, war die Rechnung leider eindeutig: Die Zimmer hier waren keine Option, auch nicht für kurze Zeit. Vielleicht fürchtete sie sich dafür doch zu wenig vor einer Rache durch die Hernandez. Vielleicht war diese Angst auch einfach nicht der Hauptgrund dafür, dass sie diese Idioten so gerne nochmal besuchen wollte. Vielleicht wollte sie primär auch einfach sterben und suchte einen etwas weniger offensichtlichen Weg zum Suizid als einen Schuss in den Kopf. Nur machte Ryatt gerade sehr offen klar, dass er nicht wollte, dass sie ihr herbeigesehntes Ende beschleunigte. Wahrscheinlich wegen Faye. Weil er - genau wie sie eigentlich - wusste, dass es ihrer kleinen Schwester das Herz in tausend Stücke brechen würde. Jedenfalls sah sie nicht viele andere Gründ für Ryatt, sie hier umstimmen zu wollen. Bis auf sein eigenes Gewissen, ironischerweise. Das, was sie dazu trieb, endlich den ewigen Frieden für ihre Seele zu forcieren, bewegte ihn dazu, sie davon abhalten zu wollen. Aber sie war ihm das nicht schuldig. Ihm nicht...
      Seine Antwort überraschte sie nicht. Sie hätte wohl müde gelächelt und so ein unausgesprochenes War ja klar zum Ausdruck gebracht, wenn sie den Nerv, die Energie und die Konzentration dazu gefunden hätte. Keine Zeitspanne, kein Plan. Aber Ansätze..? Wieder schien sich ihr Blick kurz zurück aus der Unendlichkeit auf ihn zu fokussieren. Sie musterte sein Gesicht, als würde sie darin Aufschluss finden, ob er die Wahrheit sagte oder nur ihre Nerven beruhigen wollte. Aber sie wusste es nicht. Er legte sich ja auch kaum fest. Somit waren es letztendlich nur zwei Worte, die über ihre Lippen kamen und nachdrücklich eine konkrete Antwort verlangten: "Wie lange?"
      Das hatte sie schon vorhin gefragt, als sie sich nach dem zeitlichen Horizont erkundigt hatte. Und er hatte ihr gerade schon beantwortet, dass er ihr diese Zeitspanne nicht nennen konnte. Aber wenn er wollte, dass sie und Mitch noch ein bisschen durchhielten, brauchte sie ein - irgendwie in Reichweite liegendes - Ziel. Eine Deadline, bei deren Überschreiten sie von der Brücke springen konnte. Das baute übel viel Druck für Ryatt auf - wenn sie denken könnte, würde ihr das auffallen. Tat es aber nicht. Darum brauchte sie eine Antwort. Weil das hier nicht die schlimmste Tortur war, sondern die Hölle. Weil sie das nicht mehr konnte. Weil sie nicht nur die Nerven, sondern auch den Willen verloren hatte und sich an irgendwas klammern musste, wenn sie wirklich nochmal durchhalten sollte. Und wenn es nur ein zeitliches Versprechen war, dass er ihr geben konnte und von dem niemand wirklich wusste, ob er es einhalten würde, dann war das halt so.

    • Gweny hat einen neuen Beitrag "Until We Break || Moni & Gweny" geschrieben. 02.05.2024


      Aryana zog schwach die Augenbrauen hoch, als sie sein Geständnis zu hören bekam, das irgendwie schwer nachzuvollziehen war. Aber sie brauchte nicht nach den Gründen zu fragen, er führte sie wenig später nämlich schon ohne Aufforderung genauer aus. Zuerst erklärte er jedoch noch einmal, warum das ein Selbstmordkommando war... wobei seine Begründung jetzt nicht unbedingt dazu führte, dass sie weniger den Wunsch verspürte, die Hernandez nochmal aufzusuchen. "Wenn sie so gefährlich sind und so sehr auf Rache aus sind, dann sind wir auch jetzt nicht sicher. Dann spielt es kaum eine Rolle, ob ich sie nochmal besuche oder nicht.", deutete sie trocken mit dem Finger auf einen vermeintlichen Widerspruch in seinen Worten, ohne Anzeichen dafür, den Rest wirklich wahrgenommen oder gar verstanden zu haben. Wie gesagt, sie wusste ja eigentlich, dass die Aktion bescheuert und brandgefährlich war. Es interessierte sie nur nicht mehr so sehr, wie es sie interessieren sollte. Die Alarmglocken waren gestorben.
      Aryanas Blick lag zwar noch in seinen Augen, schien sich jedoch längst irgendwo weit hinter ihm verloren zu haben, als er nun seinerseits damit anfing, die Schuld-Karte gegen sie auszuspielen. Im Gegensatz zu ihm hatte sie den Fehler nur noch nicht begangen, der dann dazu führen würde, dass sie die dargestellte Schuld am Verderben von Faye, Mitch und Ryatt trug. Und Victor natürlich auch, der Vollständigkeit halber sollte man den netten Mann besser nicht vergessen. Wer hätte das gedacht? Dass es am Ende ausgerechnet sie sein würde, die diese Karre an die Wand fuhr? Die Karten hatten immer ziemlich eindeutig für Mitch oder Faye gesprochen... Mitch war auch in keinem guten Zustand zum aktuellen Zeitpunkt... Aber vielleicht würde er es nochmal schaffen. Faye würde hoffentlich diesmal die Finger von irgendwelchen Kleinkriminellen lassen können, dann sprach nichts mehr gegen eine glückliche Zukunft für sie und Victor. Victor baute sich sein nettes Business auf, der war sowieso nicht das Problem, wenn er nicht gerade etwas zu lange sehr viel Abstand brauchte. Und sie? Stand hier in Ryatts Zimmer und verlor die Nerven, bettelte ihn an, dass er ihr den Schlüssel zu ihrem Sarg liefert, damit sie endlich. ihre. Ruhe. hatte. Ihr Herz endlich verstummte. Ihr Gewissen endlich starb. Sie endlich nicht mehr töten und verletzen und stehlen und lügen und betrügen musste. Sie endlich damit aufhören konnte, diesen menschlichen Abschaum zu verkörpern, zu dem sie im Laufe der Jahre schleichend geworden war.
      Erst ein paar Sekunden nachdem Ryatt das Thema gewechselt hatte und verkündete, an ihrem Fluchtplan zu arbeiten, klarte ihr Blick nochmal auf und sie schien ihn tatsächlich wieder anzuschauen, statt nur durch ihn hindurch zu starren. Aus ihrem linken Augenwinkel löste sich eine einzelne Träne, die ohne Vorwarnung über ihre Wange kullerte und zu Boden tropfte. Aryana schien sie gar nicht zu bemerken. "Achja? Hast du denn schon einen Plan? Einen zeitlichen Horizont? Oder bist du genauso weit wie ich und Mitch nach bald zwei Jahren? Weil dann mach ich mir nicht so Sorgen um das, was ich dir kaputtmachen könnte.", fragte sie, wobei ihre Tonlage kaum Hoffnung beinhaltete. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass Ryatt weitergekommen war mit einem Plan als sie und Mitch, die die ganze Sache eine lange Zeit sehr verzweifelt vor- und rückwärts durchgekaut hatten, um einen Ausweg zu finden. Hatten sie nie geschafft. Aktuell dachte sie nicht mehr oft darüber nach, aber sie würde sowieso auf nichts besseres kommen als damals. Irgendwie schienen ihre Lösungen ständig nur noch Mord zu beinhalten. Irgendwelche schwerkriminellen Taten, die eben nicht wirklich Lösungen waren. Weil, so war sie je länger je mehr der Überzeugung, für ihre Probleme keine Lösungen mehr zu finden waren. Sie hatte sich zu tief in die Scheisse geritten, angefangen mit dem Fehler, sich von Julian für die Army überreden zu lassen, statt umgekehrt mit mehr Überzeugungskraft an die Sache ran zu gehen. Vielleicht hätte er sich umstimmen lassen, wenn sie es wirklich versucht hätte. Es war schwer vorstellbar, dass er sich ohne sie je eingetragen hätte. Er war nicht weniger an ihr gehangen und hatte nicht weniger auf ihre Meinung gegeben, als das umgekehrt der Fall gewesen war. Indirekt war sie auch an seinem Tod mitschuldig. An Fayes zahllosen Traumata. Sie musste die Liste an dieser Stelle nicht weiter ausführen, der Film spielte jede Nacht vor ihrem inneren Auge wie der Abspann ihres Lebens. All die Namen... all die Namen der Menschen, die nie hätten sterben sollen. Sie wollte schreien. Stattdessen starrte sie nur wieder durch Ryatt hindurch, während eine zweite, einsame Träne der Schwerkraft folgte.

    • Gweny hat einen neuen Beitrag "Until We Break || Moni & Gweny" geschrieben. 02.05.2024

      Ich werde mich irgendwann drum kümmern... xD
      ________


      Und wenn Faye ihn darum bitten würde, würde seine Meinung sich dann ändern? Das war ein dummer Gedanke, Faye würde ihn niemals um sowas bitten... Trotzdem dachte sie für eine Sekunde darüber nach. Was nur einmal mehr sehr deutlich zeigte, dass sie wahnsinnig wurde und verzweifelt war. Beides kannte sie grundsätzlich aus der Vergangenheit... nur nicht in diesem Ausmass. Die Verzweiflung schon, aber die Kombination mit dem Wahnsinn war neu. Und selbst ihr in diesem Zustand war sonnenklar, dass das ungesund war. Dass sie irrational handelte. Sie wusste grundsätzlich, dass sie sich nicht bei den Hernandez melden durfte. Aber alles andere hatte nicht funktioniert, um ihren Kopf zu retten. Ihr kaputtes Herz zu reparieren. Langsam verfiel sie dem Glauben, dass der Grad des angerichteten Schadens weit hinter der zu reparierenden Grenze lag. Es war auch nicht so, als würde sie Ryatt wirklich die Schuld an dem Desaster geben. Auch hier war ihr bewusst, dass die Rettungsaktion nicht wirklich sein Wunschtraum gewesen war. Sie hatte das nur gesagt, weil sie gehofft hatte, ihn damit umzustimmen. Wenn sie wirklich denken würde, alles wäre Ryatts Schuld, würde sie sich nicht so abgefuckt fühlen. Dann wäre nämlich das Gewissen nicht so penetrant. Die Schuld an allem, was sie innerlich zerfrass und mehr als drei, vier Monate her war, konnte sie sowieso nicht Ryatt geben. Und das war eine ganze Menge... wie man sah und wie sie spürte.
      Seine Bemerkung zu seiner Sicherheit und deren Preis liess sie müde Luft ausstossen. Es tat ein bisschen weh. Aber nicht gerade fest im Vergleich zu allem anderen Schmerz, den sie die ganze Zeit spürte. "Dieser Preis ist ja normalerweise kaum dein Problem. Und ich würde dich auch nicht weiter beelenden, wenn ich nicht müsste, weil du mir nicht gibst, was ich brauche", erwiderte sie leise, fast trotzig auf seine Worte. Als wollte sie sich nicht eingestehen, dass selbst Ryatt merkte, dass ihr Verstand sich verabschiedet hatte. Eine Eigenschaft, die ihr schon so oft den Kopf gerettet hatte. Gefährlich, wenn sie sie ablegte. Aber sie sah keine anderen Optionen mehr. "Ich kann abschliessend sicherstellen, dass niemand je wieder etwas von ihnen hört. Dass diese Tortur nicht umsonst gewesen war. Das wird passieren.", beantwortete sie seine Frage, wobei ihr Tonfall unverändert blieb. Ob er hier jetzt Mord oder irgendwas anderes rein interpretierte, wusste sie nicht. Spielte aber auch keine Rolle, da er sich sowieso schon vorher seinen Teil gedacht haben würde.
      Ihre Bitte musste wirklich so wahnsinnig sein, wie sie befürchtet hatte. Ryatt schien nicht das Bedürfnis zu verspüren, weiter mit ihr zu diskutieren, sondern griff direkt nach der Türklinke, um sie unverrichteter Dinge zurück auf den Flur zu verbannen. Aber damit war sie wiederum absolut nicht einverstanden. Was würde sie dann tun? Zurück nachhause gehen mit Mitch, damit sie sich weiter in der pechschwarzen Suppe suhlen konnten, aus der sie keinen Ausweg fanden?? Es gab keine andere Option mehr verdammt! Sie fanden das Licht nicht wieder, das so kurz vor diesem Totalabsturz doch gerade erst so sanft zu scheinen begonnen hatte! Sie erinnerte sich noch, obwohl die Erinnerung in der ganzen Schwärze schwammig geworden war und sie sich nicht mehr sicher war, wie viel davon wirklich passiert war. Aber sie wusste, dass das Gefühl schön gewesen war. Auf dem Trip zu Jetman und in der Zeit, die dem gefolgt war. Sie hatten sich langsam gefunden, langsam war alles ein bisschen besser geworden. Ein bisschen friedlicher, ruhiger. Und dann? Atombombe. Sie hatte keinen Bock mehr auf dieses ewig drehende Karussell, diese gottverdammte Achterbahn, die ständig tiefer crashte als sie je hochgefahren waren. Die Kombination der letzten Jahre war zu viel und das wurde ihr jetzt, wo Faye endlich ihren Frieden im Süden finden konnte, nicht mehr auf ihren Schutz und ihre Stärke angewiesen war, sehr schmerzhaft bewusst.
      Aryana riss seine Hand unsanft von der Türklinke weg - was nicht so schwer war, wie sie befürchtet hatte, weil er wohl nicht ganz damit gerechnet hatte - und stellte sich direkt davor, starrte Ryatt mit leerem Blick direkt an. Musterte seine Gesichtszüge. Seine Augen. Irgendwas, ohne ihn wirklich wahrzunehmen. Dafür ziemlich lange. "Cool. Ich kann sie auch ohne deine Hilfe suchen gehen. Das Risiko, dass ich dann dabei sterbe, ist halt nur ein bisschen grösser... naja und es dauert länger. Aber das ist nicht so schlimm. Ich hab immer viel Zeit zwischen den Einsätzen. Viel Zeit, um sie zu finden. Also alles nicht so schlimm.", meinte sie auf einmal sehr plötzlich und zuckte mit den Schultern. Bewegte sich zwar nicht von der Tür weg, aber schaute ihn immerhin nicht mehr wütend an. Nur unendlich ausgelaugt. Mit einem Lächeln auf den Lippen, das den Wahnsinn in ihren Worten nicht gerade dämmte, ihre müden Augen aber nie erreichte.

    • Gweny hat einen neuen Beitrag "Until We Break || Moni & Gweny" geschrieben. 02.05.2024

      Vielleicht nehm ich ihren Steckbrief einfach ganz aus dem Anmeldethread, wir haben ja noch das Dokument mit den Notizen und ich kann ihn auch da reinmachen... weil halt nicht weiter relevant hier. x'D
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      Er schien schon schwer zu ahnen, dass sie keine gute Neuigkeiten brachte, bevor sie überhaupt den Mund aufmachte. Vielleicht lag das daran, dass sie noch nie eine normale Konversation geführt hatten, die nicht irgendwie mit viel bis sehr viel Ärger verbunden gewesen war. Oder weil er sich schon denken konnte, das sie irgendwas von ihm wollte - und wenn sie ihn um etwas bitten musste, das sie sich anders nicht beschaffen konnte, war das selten eine gute Sache. Sie waren leider leider noch immer keine Freunde und Aryana tat sich schon bei Leuten, die sie kannte und mochte, schwer genug, um Hilfe zu bitten. Somit lag er schon richtig mit der Vermutung, dass sie mehr von ihm brauchte als nur einen guten Rat. Wobei das relativ war. Eigentlich war es für ihn ja keine grosse Sache, die sie von ihm wollte. Trotzdem schien er keine Absichten zu hegen, ihr den Gefallen zu tun und mit der Nummer rauszurücken. Im Grunde war ihr das klar gewesen, als sie sich auf den Weg gemacht hatte. Natürlich gab er ihr keine Kontaktangaben von den Hernandez. Er war ja nicht komplett dem Wahnsinn verfallen... nicht wie sie. Aber sie hatte gehofft, dass er es doch tun würde. Jedenfalls ein Teil von ihr hatte das gehofft. Ein anderer Teil hatte das Gegenteil gewollt. Aber erleichtert fühlte sie sich in diesem Moment keineswegs. Nur genervt, weil er sie hier gerade bemutterte. "Richtig. Darum frag' ich ja dich und nicht Faye", war ihre stumpfe Antwort auf seine Aussage betreffend ihrer Schwester. Begleitet von einem gepflegten Augenrollen, natürlich. Faye war nicht hier, sondern in LA. Faye war in Sicherheit. Und Faye hatte nicht mehr viel mit dem zu tun, was hier noch passierte. Vielleicht war sie der Auslöser dafür gewesen, dass Ryatt überhaupt erst Aryanas Weg gekreuzt hatte, dass die Hernandez für sie relevant geworden waren. Aber ihr Auftritt in diesem Konstrukt war vorbei. Und darum war es Aryana gerade akut egal, ob Faye wollte, dass Ryatt ihr die Nummer gab oder nicht. Viel mehr reizte er sie mit dieser Aussage noch zusätzlich, weil er es sagte, als wüsste sie das nicht. Als würde er ihre Schwester besser kennen. Als wäre er hier Fayes zurückgebliebene Vertretung. Die scheinbar, wie er nun offenbarte, auch die gleiche Meinung vertrat. Nicht sehr schockierend... aber nervig. Auch die Art, wie er es sagte. Wie er es besser zu wissen glaubte. "...und darum habe ich zugleich auch nur nach einer Nummer und nicht nach deiner Meinung gefragt.", liess sie ihn wissen, dass ihr auch das eigentlich sehr egal war. "Ich bin alt genug, um Entscheidungen ohne deine guten Ratschläge zu treffen, Ryatt. Ausserdem ist es ziemlich dreist von dir, mir ihre Nummer nicht zu geben, nachdem du doch so gerne wolltest, dass Mitch und ich uns um sie kümmern. Was wir getan haben. Was der Grund ist, warum du jetzt in relativer Sicherheit hier leben kannst. Was der Grund ist, warum ich hier stehe.", was auch der Grund war, warum ihr die Sicherungen durchbrannten. Was der Grund war, weshalb Ryatt ihr bitte einfach geben sollte, wonach sie fragte, bevor sie nur immer wütender wurde. Sie hatte nicht vor, ihm hier an die Gurgel zu gehen. Aber ihr Geduldsfaden war aktuell nicht in gutem Zustand, wie der Rest von ihr auch nicht. Beides war offensichtlich, wie sie ihn gerade anschaute. Abwartend, aber nicht wirklich bereit, zu warten. "Also bitte..?", ihr Tonfall machte deutlich, dass das das einzige Bitte bleiben würde, das er von ihr zu hören bekam. Aber hey, immerhin.

    • Gweny hat einen neuen Beitrag "Until We Break || Moni & Gweny" geschrieben. 01.05.2024

      Ja bestens, hab ich mir auch so gedacht.
      Und das Problem fühl ich leider, weil ich da noch den Banner von Riley im Anmeldethread habe und der passt überhaupt nicht zu den anderen, aber für sie muss ich definitiv keinen Neuen mehr machen und das ist jetzt sehr blööödddd. ;_; Ryatt kommt sicher irgendwann wieder, da mach ich mir nicht so Sorgen. x'D
      __________________


      Tja, was gabs zu berichten zu den letzten drei Monaten..? Den Wochen und Tagen, die alle irgendwie miteinander verschwommen waren, seit Faye sich auf den Weg in den Süden gemacht hatte... und schliesslich - drei Kreuze an dieser Stelle - sicher bei Victor angekommen war. Dieser Gedanke war schön, beruhigend, erfüllte sie für ein paar Sekunden mit einem friedlichen Glücksgefühl, das sie sonst aktuell in keiner Situation je spürte. Sie hatte aufgehört, sich wirklich zusammenzureissen, nachdem Faye abgereist war. Für Mitch musste sie das nicht tun. Nicht nur, weil er - wie Faye - sowieso merken würde, dass sie etwas verbarg, sondern auch, weil er - im Gegensatz zu Faye - sehr genau wusste, was das war. Er teilte die Dunkelheit. Die völlige Schwärze. Die Alpträume. Die schlechte Laune. Das elende, plagende Gewissen, das sie von innen heraus zerfras. Dabei hatten die es doch verdient. Dabei hatten sie nur Vergeltung ausgeübt für etwas, das nie hätte passieren dürfen. Dabei hatten sie das nur getan, weil diese Pest keine andere Version dieser Nachricht verstanden hätte. Aber das änderte eben nichts daran, dass es Aryana und Mitch waren, die sich jetzt beschissen fühlten. Die in ein weiteres Loch gepurzelt waren, das zu tief war, um von hier unten den Himmel noch zu sehen. Es war nicht das erste Mal, aber das erste Mal auf diese Weise. Für Aryana zumindest. Mit Depressionen kannte sie sich aus, was mit all den Verlusten ihrer familiären Vergangenheit eher keine Überraschung sein sollte. Aber das hier war keine Depression. Es fühlte sich eher so an, als hätte sie in dieser gottverdammten Lagerhalle den Sinn verloren. Faye war in Sicherheit - dem grössten Mass an Sicherheit, das Aryana je für sie schaffen könnte. Mit Victor, der sie halten konnte und vor allem halten würde, egal was kam. Mitch irrte im gleichen Sumpf wie sie. Sie konnte ihn nicht rausführen, nicht rausziehen, sie konnte ihm nicht gut zureden, dass alles wieder gut werden würde, wenn sie daneben vor sich hin seuchte ohne Aussicht auf Besserung. Wenn Faye sie nicht mehr dringend brauchte und sie Mitch nicht helfen konnte, was war dann ihre Aufgabe? Warum tat sie sich dieses Elend dann noch an? Warum kreuzte sie weiterhin bei Easterlin auf, um diesem gottverdammten Milliardär weitere Münzen in den fetten Geldbeutel zu spülen, indem sie andere Menschen umbrachte, das fragile Gleichgewicht dieser Welt riskierte, um irgendwelche dämlichen Aufträge auszuführen, die sie mit keinem Millimeter ihres Körpers oder ihrer Seele wirklich zu Ende bringen wollte? An dieser Stelle wohl überflüssig zu erwähnen, dass sie mit ihrem Fluchtplan zurück auf Feld Null standen... falls sie je darüber hinaus gekommen waren. Es war rundum beschissen. So beschissen, dass es diesmal Mitch war, der sie daran erinnern musste, dass es Gründe für das Alkoholverbot zuhause gab. Dass jetzt ein verdammt schlechter Zeitpunkt dafür war, dieses aufzuheben. Half nur nichts. Am Ende sass sie doch mit der Flasche und dem Glas auf der Couch. Mehrmals. Weil sie ihren verdammten Kopf nicht mehr tragen konnte. All die schrecklichen Dinge, die sie in den letzten Jahren getan hatten, schienen mit dieser schicksalhaften Gräuelnacht zurück in ihr Gedächtnis gestürmt zu sein. Vermeintlich längst Vergessenes raubte ihr nachts den Schlaf. Und am Ende war das Einzige, was sie wirklich nie bereute, Warrens Tod. Er jagte sie nie, obwohl er auch hässlich gewesen war. Dafür gefühlt jeder feindliche Soldat, den sie je bewusst durchlöchert hatte. Jeder gefallene Freund. Jeder Stich in Mateos Körper. Jeder gebrochene Knochen. Jedes Stück verkohlte Haut. Sie hatte überhaupt nicht zugehört, als er gebettelt hatte. Genau wie er ignoriert hatte, was Victor damals gesagt hatte. Genau wie Gil das Flehen ihrer Schwester ignoriert hatte. Genau wie die Soldaten in den Hügeln die abflachende Atmung ignoriert hatten. Im Grunde war sie genauso wie die alle.
      Und dann war da noch der andere Teil ihrer kreisenden Gedanken. Sie hatten Gil und Mateo in der Halle zurückgelassen und waren abgehauen. Sie hatten Ryatt gesagt, dass er Riley anrufen sollte. Und das wars gewesen. Sie hatten nie wieder etwas von ihnen gehört, nie wieder einen von denen gesehen. Da war kein Abschluss gewesen. Sie wussten nicht, ob Gil und Mateo noch lebten. Sie wussten nicht, wie Riley darauf reagiert hatte. Sie wussten auch nicht, wie Sean darauf reagiert hatte. Sie wussten nicht, inwiefern sich Mateo und Gil erholt hatten. Sie wussten nicht, ob diese Pest noch immer nach Vergeltung lechzte. Und das raubte ihr fast genauso den Schlaf wie das furchtbare Gewissen. Sie brauchte irgendeinen Abschluss, einen Schlussstrich, die Gewissheit, dass sie nie wieder einem von denen begegnen würden und Ryatt auch nicht und Faye und Victor sowieso nicht. Und in ihrem Wahn war sie sich mittlerweile sicher, dass sie diese Gedanken nur dann zur Ruhe legen könnte, wenn sie sich diesen Schlussstrich selber holte. Entweder würden sie Aryana davon überzeugen, dass sie wirklich für immer verschwanden, oder - und das war realistisch betrachtet wahrscheinlicher - sie würde der Sache ein Ende bereiten, welches keine Fragen mehr offen liess. Sie hatte nicht mit Mitch darüber gesprochen. Oder gar mit Faye. Oder mit irgendwem sonst. Es war auch nicht so, als hätte sie tatsächlich schon einen handfesten Plan. Aber es wäre sowieso jeder dagegen... Wahrscheinlich. Bei Mitch war sie sich am wenigsten sicher, aber sie wollte ihn auch gar nicht mit reinziehen. Was wohl auch der Grund war, warum sie genau heute bei Ryatt antanzte, wo Mitch noch eine Stunde länger mit Sniper-Scheisse beschäftigt war. Eigentlich war das hier eher ein spontaner Entscheid gewesen, aber die Tagesplanung passte ihr bestens in den Kram.
      Sie hatte sich ein bisschen durchfragen müssen, um zu Ryatts Wohnung/Zimmer zu finden, aber letztendlich stand sie vor seiner Tür und klopfte an. Bereit, jeglichen schönen Feierabend, den er sich möglicherweise gerade machte, erfolgreich in Schutt und Asche zu legen - sollte er es denn nötig machen. Seine Frage, nachdem er die Tür geöffnet und damit ihre Befürchtung, er könnte gerade woanders sein, nichtig gemacht hatte, war verständlich. Es war nicht unbedingt ihre bevorzugte Feierabendaktivität, ihn zu besuchen. Aber er würde schon schnell genug wissen, was sie wollte, sie nahm in solchen Fällen selten ein Blatt vor den Mund. Stattdessen schob sie sich geschickt an ihm vorbei nach drinnen und schob die Tür hinter sich wieder zu. Aryana war nicht die Art von Frau, die eine Einladung brauchte, wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hatte. "Ich brauche etwas von dir und dachte, dass ich dich am besten direkt danach frage, statt unnötige Nachrichten zu verschicken", folgte eine knappe Einleitung, die aussagekräftig genug war, um zumindest die Motivation für ihr Herkommen zu klären. Der genaue Grund folgte mit ebenso wenig zeitlicher Verzögerung, denn was anderes als genau das, hatte sie mit Ryatt hier und heute nicht zu besprechen. Es interessierte sie aus diversen Gründen nicht weiter, wie es ihm ging und ihr Wohlbefinden stiess bei ihm wohl auf ebensowenig Interesse. Die seit Wochen permanent dunkler werdenden Schatten unter ihren Augen dürften ausserdem schon Auskunft genug geben. "Hast du mir eine Handynummer von Riley oder ihren Brüdern?", folgte das direkte Anliegen, das sie ohne mit der Wimper zu zucken rausrückte. Sie hoffte nur, dass aus ihrem Tonfall klar genug hervorging, dass er gar nicht erst danach fragen sollte, wozu sie die Nummer denn wollte.

    • Gweny hat einen neuen Beitrag "Until We Break || Moni & Gweny" geschrieben. 25.04.2024

      Jaaaa das fühlt sich ungefähr nach einer gleich langen Schreibpause an hier, darum sorry wenns vong Vibe her nicht zu den letzten Posts passt und qualitativ ebenfalls shitty ist. x'D
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      Da musste sie ihm leider zustimmen, auch wenn sie es schwer bevorzugen würde, wenn sie bessere Neuigkeiten diesbezüglich hätte. Wenn Ryatt ihr mit absoluter Gewissheit hätte versichern können, dass sie nie wieder was von der mexikanischen Pest hören würden. Faye nickte sehr langsam, während ihre Augen durch den Raum streiften und abwesend ihr neues Leben betrachteten. "Ja. Das Maximum, solange sie noch atmen, fürchte ich...", murmelte sie nüchtern, was sie beide schon wussten. Weil sie es vorhin auch schon gesagt hatte. Weil sie sich längst einig waren, dass die Welt die vier Geschwister nicht nötig hatte. Aber letztendlich brachte es auch nichts, weiter über deren Ableben zu philosophieren. Sie hatten sich mehr oder weniger bewusst dafür entschieden, sie nicht umzubringen. Sonst wäre Faye nicht mit Ryatt aus der Lagerhalle geflüchtet und Victor wäre nicht frühzeitig nach LA abgereist. "Aber wir sollten uns jetzt nicht weiter über sie unterhalten. Ich bin die Gedanken wirklich leid und wir sind beide nicht hierher gekommen, um dann mit dem Kopf weiter in der Vergangenheit zu hängen. Sie leben jetzt halt - wahrscheinlich - noch und wir müssen darauf vertrauen, dass Aryana und Mitch sich selbst soweit nötig zu schützen vermögen", versuchte sie einen bewussten Schlussstrich zu ziehen, um hier die Stimmung nicht komplett in Trübsal zu stürzen. Es liess sich nicht vermeiden, dass sie immer mal wieder daran zurückdenken würden, aber sie mussten es nicht übertreiben und sich immer auch bewusst bleiben, was die Gedanken mit ihnen machten. Und dass sie sich nicht zahllose weitere Tage davon vermiesen liessen.
      Scheinbar hatte ihr Freund aber noch ein anderes Thema auf dem Herzen, das er gleich darauf anschnitt. Sie brauchte auch nicht lange zu raten, was es war, das ihm eher unangenehm zu sein schien - er nannte das Kind im ersten Satz schon beim Namen. Kind war vielleicht das falsche Wort für Ryatt, aber das war irrelevant. Faye hatte ihren Blick schon zurück auf Victors Gesicht gelenkt, kaum hatte dieser die ersten Worte ausgesprochen. Ihr rechter Mundwinkel zuckte kurz, weil das doch gute Neuigkeiten waren. Nicht weil sie seine Empfindungen belächeln wollte, mit der Eifersucht hatte sie ja selbst ihre Erfahrungen gemacht. Es schien jedoch eine Tatsache zu sein, dass sie beide nur dann darunter litten, wenn die Lebensumstände sie mal wieder erdrückten und belastender waren, als ein normaler Mensch sie ohne emotionalen Tribut ertragen konnte. "Das freut mich für dich... für uns beide, eigentlich.", kommentierte sie zuerst nur, bevor sie sich etwas streckte, um ihm einen zarten Kuss auf die Wange zu hauchen. Weil der letzte schon wieder zu lange her war und weil sie stolz auf ihn war, dass er das hinter sich lassen konnte. Tatsächlich hatte sie zu diesem Thema jedoch noch mehr zu sagen, weil es hier bekanntlich Dinge gab, die sie nie abschliessend besprochen hatten. "Ich denke auch nicht, dass ihr gute Freunde werden müsst. Er ist sowieso in Seattle und wenn er da erstmal weg ist, wird er kaum ebenfalls nach LA ziehen.... Die Chancen, dass du ihn überhaupt je wieder siehst, sind also nicht besonders gross", begann sie, gefolgt von einer Pause und einem anschliessenden Seufzen. "Ich habe mit Ryatt darüber gesprochen, bevor ich mich von ihm verabschiedet habe... Weil wir uns beide nicht sicher waren, ob das ein Abschied für immer wird. Ich habe gesagt, dass ich das zuerst mit dir besprechen möchte, weil ich in keinem Fall wollte, dass er am Ende in irgendeiner Weise zwischen uns steht und weil ich ihm auch nichts versprechen wollte, das ich dann bereuen würde. Ich habe meine Prioritäten... Präferenzen, würd' ich mal behaupten", während ihr Blick beim Sprechen etwas abgedriftet war, schielte sie bei dieser Bemerkung jetzt wieder zu Victor hoch. Wo diese Präferenzen und Prioritäten lagen, brauchte sie wahrscheinlich nicht zu erklären, wenn sie ihnen genaugenommen direkt ins Gesicht blickte. "Aktuell stehe ich noch im Kontakt zu ihm. Und ich mag ihn auch, ich glaube, das ist kein Geheimnis... Aber die Distanz steht uns sowieso im Weg, weshalb ich realistisch betrachtet nicht glaube, dass die Freundschaft nochmal so intensiv werden wird, wie sie es mal gewesen ist...", auch abgesehen von dem unnötigen Kuss, den sie in ihrer Einsamkeit gebraucht zu haben schienen.

    • Gweny hat einen neuen Beitrag "Until We Break || Moni & Gweny" geschrieben. 10.04.2024


      Die Wahrheit in diesen Worten liess sich an ihrer Stelle sehr schlecht abstreiten. Musste sie auch nicht. Wie gesagt wäre sie definitiv nicht Teil der Personengruppe, die diesen Kindern des Teufels nachtrauerte, sollten sie eines Tages endgültig ihrem Vorgesetzten in der Hölle Gesellschaft leisten wollen. Sie durften sich von ihr aus sehr gerne für immer verabschieden. Nur halt nicht durch die Hände einer Person, die sie kannte und liebte. Besonders nicht Victor, Aryana oder Mitch. Aber Faye bezweifelte, dass Victor an dieser Stelle weitere Zustimmung ihrerseits brauchte, weshalb sie zu diesem Thema erstmal schwieg. Auch seiner Zukunftsprognose hatte sie nichts mehr anzufügen. Sie hoffte natürlich mit ihm, dass das alles bald ein Ende fand, auch gedanklich. Die physische Verabschiedung dieser Familie mit geistiger Gesamtbehinderung hatte ihrer Meinung nach längst stattgefunden. Zumindest für sie. Aber sie wollte wirklich hoffen, dass es bei Aryana und Mitch bei dem einmaligen Aufeinandertreffen blieb und auch sie - und Ryatt - nie wieder was mit den Hernandez zu tun hatten. Was sicherlich eine der Voraussetzungen dafür war, dass es den beiden bald wieder gut gehen konnte. Nicht die Einzige leider, aber es wäre ein sehr guter Anfang.
      Seine nächste Frage musste sie leider verneinen. Beziehungsweise hatte Ryatt schon etwas dazu gesagt, aber eine wirkliche Einschätzung war eben schwierig bis unmöglich, da sie auf dieser Seite des Konfliktes nur Hypothesen aufstellen und raten konnten. "Ryatt wusste es auch nicht. Ich habe ihn nicht direkt danach gefragt, ob er denkt, dass Aryana und Mitch nochmal Besuch erwarten müssen. Aber wir haben uns darüber unterhalten, ob ich oder wir uns weiterhin Sorgen machen müssen oder ob wir hier zu hundert Prozent sicher sind. Ryatt hatte jedoch genauso wenig je wieder was von ihnen gehört wie wir, nachdem er Riley im Auftrag von Aryana in die Lagerhalle dirigiert hatte, damit keiner ihrer Brüder an den Folgen... der Rache drauf ging. Seine Einschätzung war, dass sie nicht dumm genug sein sollten, jetzt wirklich nochmal bei einem von uns vorbeizuschauen. Aber ganz sicher kann eben auch er nichts sagen, weil er nicht mit ihnen gesprochen hat. Und weil sie nicht tot sind.", Faye hatte während des Sprechens angestrengt die Augen geschlossen, weil sie sich lieber nicht an diesen Teil des Gesprächs mit Ryatt zurückerinnern wollte. Sie wollte sich nicht nochmal vor Augen halten, dass sie hier ein bisschen gutgläubig darauf vertrauten, dass jetzt sicher nichts mehr passieren würde, dass diese Idioten die Message sicher verstanden hatten. Sicherlich war das die realistischste Schlussfolgerung nach gegebenen Umständen. Aber es war eben nicht in Stein gemeisselt. Wäre es auch nicht, wenn Ryatt nochmal mit Riley oder auch mit ihren Brüdern gesprochen hätte. Denn aufs Wort dieser Arschlöcher konnte man bekanntlich nichts geben. Die einzige wirkliche Sicherheit lag hier im Tod, von dem sie froh sein sollten, wenn er nicht eingetroffen war, so sehr sie es sich auch wünschen mochten. Hätten Aryana und Mitch einen von denen tatsächlich umgebracht, wäre die Folge sehr sicher eine ewige Jagd gewesen... Und das hätte sie weder sich noch Victor verzeihen können. Schon der Gegenschlag im ausgeführten Ausmass war ein Spiel mit dem Feuer gewesen und sie konnten hier nur hoffen, dass die Hernandez ihre Lektion gelernt und sich auf ewig verabschiedet hatten. Zu eben dem Zweck, den Victor gleich nochmal betonte: Dem Glücklich-Werden, dass sie schon so lange anstrebten. Das Glück, das jetzt quasi in Reichweite lag und nach dem sie endlich greifen wollten.

    • Gweny hat einen neuen Beitrag "Until We Break || Moni & Gweny" geschrieben. 06.04.2024


      Also kein sofortiges Nein. Liess sich das dann direkt in ein Ja übersetzen? Wahrscheinlich war die Sache nicht so einfach. Wahrscheinlich gab es hier nicht nur Schwarz und Weiss. Wahrscheinlich sollte sie aufpassen, dass sie in ihrer allgemein erhöhten Emotionalität nicht Dinge interpretierte, die nicht da waren und ebenso wenig stimmten. Es war nur kaum zu leugnen, dass sie zur Zeit noch nicht zu hundert Prozent genauso belastbar war, wie sie es üblicherweise war oder sein sollte. Dazu gehörte eben auch diese Überempfindlichkeit, die sehr sicher von der Angst her rührte, dass sich hier gleich die nächste Katastrophe anbahnen könnte. Ihr Kopf und ihr Bewusstsein brauchten erstmal eine Pause, um wieder Vertrauen in die Welt zu fassen. Um wieder damit aufzuhören, hinter jeder Ecke ein Drama und eine Gefahr zu erwarten. Egal wie sehr sie sich einredete - und auch glaubte - dass diesmal alles gut werden würde, war eindeutig noch nicht jeder Teil von ihr bereit dazu, nach dieser Erwartung zu handeln und zu denken.
      Victors Ausführungen waren verständlich. Grundsätzlich unterschieden sie sich auch nicht so stark von ihren eigenen Gedanken. Bis auf den Punkt, dass sie im Gegensatz zu Victor ziemlich sicher wusste, was sie tun würde, wenn sie ihnen nochmal begegnete. Nämlich rennen, aber schneller. Sie würde niemals auf Konfrontation oder sogar zum Angriff übergehen, weil ihre Angst noch immer jegliche Wut oder Rachegefühle überstieg. Aber es war nicht nur das. Selbst wenn sie gefesselt vor ihr stehen würden und ihr garantiert nichts tun könnten, würde sie wahrscheinlich rennen. Das war ein ähnlicher Teil von ihr, wie der, den Victor erwähnte, weil er sich bei ihm verändert hatte. Bei ihr hatte sich das nicht geändert und sie konnte sich trotz allem nicht vorstellen, jemals selber Rache auszuüben, selber jemanden zu verletzen, als Strafe dafür, dass diese Person im Vorfeld sie und/oder Victor verletzt hatte. Sie wusste nicht, was in diesem Fall der gesündere Charakterzug war. "Dass sie tot wären, hab ich mir auch oft gewünscht. Fände ich auch noch immer sehr in Ordnung, weil ich mir dann nie wieder Gedanken über sie machen müsste. Keine Fata Morganas an dunklen Hausecken mehr sehen müsste, wenn meine Paranoia mal wieder kickt. Keine Angst haben müsste, dass Mitch und Aryana sich mit ihrem Eingreifen nicht vielleicht doch ein bisschen zu weit in die Schusslinie vorgewagt haben.", kommentierte sie zuerst weiterhin eher leise nur die zwei Sätze, die sie voll und ganz teilte. Sie zögerte einen Moment, um sicher zu gehen, ob sie auch wirklich meinte, was sie weiter zu sagen plante. "Ich verstehe dich schon... Ich möchte nur nicht, dass es dich zerfrisst. Dass du zu oft darüber nachdenkst, jetzt, wo wir hier sind und sie ein für alle Mal hinter uns lassen wollten...", das war eine leichte Abänderung dessen, was sie ursprünglich hatte sagen wollen, aber es entsprach ebenso der Wahrheit und fühlte sich besser an. Zu den weiteren Änderungen seiner Persönlichkeit konnte Faye wenig sagen. Egoistischer war nicht zwingend schlecht... Aber die Adjektive, die er brauchte, klangen im ersten Moment trotzdem eher negativ. Wahrscheinlich war es aber sogar besser, wenn sie aktuell einfach gar nicht viel dazu sagte, sondern erstmal abwartete, inwiefern sie davon etwas mitbekam. Inwiefern es sie störte oder sie das Bedürfnis verspürte, tatsächlich vertieft darüber zu sprechen, ob das alles nun gut oder schlecht war, so hingenommen oder bearbeitet werden sollte. "Okay... ich... ich weiss nicht, was ich dazu sagen soll, ehrlich gesagt. Aber egal wie sich alles verändert hat, hoffe ich einfach für dich, dass du so glücklich sein kannst... Wir beide. Das ist es letztendlich ja, wofür wir hierher gekommen sind... Was wir genau genommen seit über dreieinhalb Jahren versuchen", es klang ein bisschen ernüchternd, wenn sie es so sagte - entsprach nur leider auch der Wahrheit. Aber dieser neue Versuch hier, der würde glücken. Musste auch irgendwie. Was sie beide bestens wussten.

    • Gweny hat einen neuen Beitrag "Until We Break || Moni & Gweny" geschrieben. 02.04.2024


      Sie hatte echt keine Ahnung, was sie dazu sagen sollte. Was sie davon halten sollte. Sie wusste nicht, wie sie mit dem Wissen über seine Rachegefühle umgehen sollte, wie sie diese für sich bewerten und wie sie das in ihr Bild von ihm einfügen sollte. Sie wusste auch nicht, ob sie ihn dafür verurteilen sollte, dass er ausgerechnet Aryana um die Ausführung der Vergeltung gebeten hatte. Ob sie wütend sein sollte. Was Aryana getan hätte, wenn er sie nicht darum gebeten hätte? Sie und Mitch hatten ohne Frage schon genügend andere Probleme, waren erst seit Kurzem verhältnismässig stabil unterwegs gewesen. Ob sie riskiert hätten, wieder in ein Loch, dessen Tiefe sie vorher nicht wirklich abschätzen konnten, zu fallen, wenn Victor nicht explizit gefragt hätten? Wahrscheinlich hätten sie schon mehr getan, als Faye einfach aus der Lagerhalle zu fischen und zu gehen. Trotzdem wahrscheinlich weniger, als es am Ende geworden war, wenn sie Victors Bitte wirklich beim Wort ausgeführt hatten. Aber Aryana war auch keine Fünfjährige mehr. Sie und Mitch nahmen Victors Aufforderung oder Bitte oder was auch immer sicher nicht als Befehl entgegen. Konnten selber abschätzen, ob sie ausführen wollten, was er für richtig hielt. Der zusätzliche Ansporn hatte sicher nicht geholfen, aber was sie getan hatten, war nicht nur für Victor gewesen, sondern auch für Faye und auch für Mitch und vor allem Aryana selbst. Nach Julians Tod hatte sie sich extra lang bei der Army verpflichtet, um (unter anderem) Rache auszuüben für das, was man ihm angetan hatte. Nach ihrer Entführung in Syrien hatte sie Gott weiss wie viele Gegner getötet, um sie dort wieder raus zu holen. Gil und Mateo hatten längst auf ihrer Abschussliste gestanden. Nur vielleicht nicht so.
      Ob er aufhören würde, seine Seele mit Rachedurst zu verpesten, wenn sie ihn nur ein bisschen öfter sehr fest umarmte, um solche hässlichen Fantasien abzuwehren? Das war wahrscheinlich zu einfach, oder? Und wahrscheinlich war die Umarmung eher für ihre eigenen Nerven wichtig. Damit sie sich an ihn klammern und sich einreden konnte, dass er noch immer genau der gleiche Mann wie vor fünfzehn Minuten war. Sie hatte nur etwas Neues über ihn erfahren. Etwas, das eigentlich nicht passte. Etwas, das sie nun vielleicht zu viele Sachen in Frage stellen liess, die sich in Wirklichkeit gar nie geändert hatten. Ihre Umarmung lockerte sich nun ebenfalls wieder, da sie einen Arm zurückzog, um sich mit der Hand übers Gesicht zu reiben. Weil das immer so hilfreich war beim Denken. Den Kopf hob sie nicht an, als sie eine leise Frage stellte. "Gibt es... noch mehr solche Dinge, die ich vielleicht wissen sollte..?", erkundigte sie sich und hoffte einfach, dass er nicht mehr als ein paar Sekunden darüber nachdenken musste, weil die Antwort doch eigentlich ein klares Nein sein sollte. Würde sie sich jedenfalls wünschen. Zumindest dachte sie, dass sie sich das wünschte - kam natürlich auch darauf an, was die Wahrheit beinhaltete. Es hatte schon Gründe, warum es vielleicht nicht falsch war, dass sie nicht immer alles wusste. Dass sie das nicht gewusst hatte. "Und was genau ist das Ausmass von das..? Von dem, was du noch immer genauso fühlst?", folgte die zweite Frage, bevor er auf die erste hatte antworten können. Sie war sich nicht ganz sicher, ob sie seine Worte richtig interpretierte. Aber sie wollte kein Missverständnis, wollte wissen, was es war, das in ihm lauerte. Das er nicht behalten wollte und sollte, weil es ungesund war. Das ihn dazu verleitete, Aryana darum zu bitten, den Menschen, die er hasste, Buchstaben in die Haut zu ritzen und Körperteile zu versengen.

    • Gweny hat einen neuen Beitrag "Until We Break || Moni & Gweny" geschrieben. 01.04.2024


      Sie war nicht davon ausgegangen, dass ihn diese Neuigkeiten, die an sich eigentlich auch nicht mega überraschend sein dürften, ihn so treffen würden. Aber die Art, wie seine Atmung, seine Körperspannung und seine Umarmung sich veränderten, liessen in ihr automatisch ein paar verwirrte Alarmglocken schrillen. Sie streichelte mit ihren Fingern sachte über seine Haut beziehungsweise sein Shirt, im Versuch ihn ein wenig zu beruhigen. Und hätte er noch ein paar Sekunden länger geschwiegen, hätte sie ihn wohl gefragt, was denn genau los war, weil sie akut wirklich nicht verstand, warum er so reagierte. Doch Victor setzte letztendlich eigenständig dazu an, ein bisschen Licht ins Dunkle zu bringen. Zuerst sprach er in Rätseln und sie wusste nicht, warum er sowas plötzlich behaupten sollte. Sie blickte zur Seite, hatte sich noch nicht wirklich von ihm gelöst, zog dabei aber mit zunehmender Verwirrung die Augenbrauen ins Gesicht. Mehr seine Schuld als ihre machte keinen Sinn... nicht, bis all die stockenden Sätze über seine Lippen gekrochen waren. Nicht, bis die Worte plötzlich ein ganzes Bild malten. Eines, das sie in dieser Art wirklich nicht erwartet hatte. Das nicht mit ein paar Mal blinzeln begriffen werden konnte.
      Faye löste sich jetzt doch ein Stück weit von ihm, um ihn anzusehen - auch wenn er sie vielleicht gar nicht anschauen wollte. Ihre Blick wirkte ein bisschen überfordert - aber auch ein bisschen verstört. Ihre Hände legten sich links und rechts an seine Schläfen, die Daumen strichen wieder über seine Haut. Diesmal ein bisschen verloren, während sie zu verstehen versuchte, was er gerade offenbart hatte. War es schockierend? War es überraschend? Hätte sie es erwarten sollen? Änderte es überhaupt irgendwas an den Tatsachen? Hatte es für Mitch und Aryana überhaupt eine Rolle gespielt? Hätten sie das Gleiche getan, wenn Victor nie mit Aryana gesprochen hätte? Wenn sie Gleiches mit Gleichem vergelten sehr ernst genommen hatten, dann war alles, was Faye später aus den Augen ihrer beiden Retter hatte lesen können, schnell erklärt. Die Brünette gab einen dezent überforderten Laut von sich und lehnte ihren Kopf mit zugekniffenen Augen wieder an seine Brust, ohne ihre Hände von seinem Gesicht zu nehmen. Vielleicht wäre das alles nicht so schlimm, wenn sie wenigstens ein bisschen damit gerechnet hätte. Aber das hatte sie nicht. Weil sie mit Victor nie über Rachegelüste gesprochen hatte. Natürlich hatte sie der ganzen Hernandez'-Sippschaft den Tod gewünscht. Natürlich hatte sie sie aus ihrem Leben radieren wollen. Natürlich verspürte sie jetzt kein Mitleid, wenn sie sich ein etwas detaillierteres Bild dessen machen konnte, was noch alles in der Lagerhalle passiert sein mochte, nachdem sie mit Ryatt die Flucht ergriffen hatte. Sie wollte nur nicht, dass es jemand getan hatte, den sie kannte. Nicht nur kannte, sondern zu ihrer Familie zählte. Und sie hätte nie im Leben jemanden darum gebeten das zu tun, es auch selbst niemals fertig gebracht. Sie hätte sich einfach verpisst und gehofft und geglaubt, dass sie hier ihre Ruhe hatten. Entsprechend war es vielleicht sogar gut, dass nicht sie darüber entschieden hatte, was an Vergeltung ausgeübt wurde. Vielleicht war das nötig gewesen, um dem Ganzen ein Ende zu schaffen.
      Aber der Gedanke daran, dass Victor die Rache in Auftrag gegeben hatte, war... schwierig. Es machte deutlich, was sie in ihm kaputt gemacht hatten. Es war ein Teil von ihm, den sie nicht kannte. Ein Teil von ihm, von dem sie vielleicht auch gewünscht hätte, er würde niemals erweckt werden. Er würde gar nicht existieren. Faye löste die Hände von seinen Schläfen, um sie stattdessen um seinen Oberkörper zu schlingen und ihn nun ihrerseits in eine enge Umarmung zu schliessen. "Oh Victor... Das... das ist nicht gut...", waren ihre ersten leise gehauchten Worte, die diese neu erkannten Zusammenhänge betrafen. Welcher Teil davon nicht gut war, konnte sie nichtmal genau benennen. Mehrere, wahrscheinlich. Aber sie wusste nicht, was sie sonst noch sagen sollte. Mit welchen Worten sie diesem Desaster begegnen sollte. Sollte sie ihn zu trösten versuchen? Ihm sagen, dass Aryana und Mitch vermutlich auch ohne seine Bitte ungefähr das Gleiche getan hätten? Sollte sie ihn fragen, ob er noch mehr solche Gedanken hatte? Sollte sie ihn darauf hinweisen, dass er das dringend mit seinem Therapeuten besprechen sollte? Sollte sie ihm erklären, dass das schon okay war? Dass sie ihn verstand? Was, wenn das nicht so war?

    • Gweny hat einen neuen Beitrag "Until We Break || Moni & Gweny" geschrieben. 01.04.2024

      Vielleicht kann man das irgendwann, wenn jemand sehr viel Lust hat, dem anderen Dokument anfügen… x‘D
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      Ja, sie auch, denn aktuell hatte sie noch keine zündende Idee betreffend der Platzierung ihrer Pinnwand. Dazu musste sie sich erst noch ein paar Mal in Ruhe umschauen und entscheiden, was sie sonst noch so an die Wände hängen möchte. Es musste jetzt nicht unbedingt alles voll werden, sollte am Ende ja auch nicht erdrückend wirken. Aber der ein oder andere Akzent fehlte definitiv noch und darum würde sie sich in den kommenden Tagen kümmern.
      Was er sagte um ihre untertriebene Behauptung zu korrigieren, liess sie kurz nachdenken, auch wenn sie eigentlich wusste, dass er es ernst meinte und es somit der Wahrheit entsprechen musste. Er konnte ja wohl am besten beurteilen, wer ihn wie gut kannte und wem er wie viel von sich preisgab. Und es stimmte schon. Seine Familie kannte ihn nicht mehr besser, als sie ihn mittlerweile kannte, denn seine Familie hatte die letzten Jahre nicht annähernd so nah mit ihm verbracht, wie sie das getan hatte. Sie wusste natürlich nicht alles von den Wochen, die er letztes Jahr bei ihnen verbracht hatte. Aber ob sie dabei das vollumfängliche Update über sein Leben und seine Gefühlswelt wie sie sie kannte bekommen hatten, war eher zu bezweifeln. Das war ja umgekehrt bei ihr nicht anders.
      Es waren diesmal nur ein paar wenige Wochen gewesen, aber trotzdem wurde ihr sofort wieder bewusst, wie sehr sie das vermisst hatte, als seine Arme sich enger um ihren Körper legten. Das wäre der einzige Vorteil gewesen, wenn er eben doch in Seattle geblieben wäre: Sie hätte nicht so ewig lange auf den Trost warten müssen, den auf diese Weise einzig und allein seine Arme ihr spenden konnten. Es war nicht das erste Mal gewesen, dass sie sich selbst hatte heilen müssen und selbst zu trösten versucht hatte. Aber es war nie das Gleiche wie mit ihm. Es würden immer seine Arme bleiben, die sie auf eine Weise beruhigen konnten, die sie nur von diesem Ort kannte. Von diesem Menschen, den sie damals nicht weniger kaputt zwischen Kugelhagel und Bombeneinschlägen gefunden hatte, der im heissen Sand unter der gleissenden Wüstensonne zu ihrem Zuhause geworden war und es für immer bleiben würde.
      Ein paar Atemzüge lang blieb sie still, weil er die Tatsachen bereits ausgesprochen hatte. Faye wollte aber nicht auf einem ganz so dürren Ast sitzen bleiben, bevor das Gespräch die nächste unschöne Abzweigung nahm. "Wahrscheinlich nicht. Aber es hat sicher geholfen, dass du hier gewesen bist und alles vorbereitet hast. Dass ich wusste, dass die Zukunft wartete und sie diesmal anders werden würde. Dass ich wusste, dass ich bald wieder bei dir sein würde und ich das hier zurückbekomme", rundete sie die Sache mit seiner Abwesenheit ab, die in diesem Fall vermutlich wirklich mehr Vor- als Nachteile gehabt hatte. Eben auch, dass er in der akuten Phase nach dem Drama nicht bei ihr gewesen war, damit sie die Möglichkeit gehabt hatte, alles ein bisschen aufzuschieben und zu verdauen, bevor sie vertieft mit ihm darüber redete und ihre Wortwahl und ihre Emotionen dabei besser verstand und kontrollieren konnte. Egal wie sehr sie seine Nähe dabei vermisst hatte.
      Die Frage, die er stellte, half auf jeden Fall dabei, den Fokus von seiner Abwesenheit wegzulenken. Inwiefern Mitch und Aryana heute das weniger schmerzvolle Gesprächsthema wurden, war aber leider fraglich. Sie hätte wirklich sehr, sehr viel darum gegeben, ihre Schwester und ihren... manchmal fühlte es sich ein bisschen an wie ihr Adoptivbruder - nur für sie natürlich, für Aryana nicht - mit nach L.A. zu nehmen. Und im gleichen Zug noch ihre Seelen zu heilen oder von ihr aus auch die Erinnerung an diese Nacht zu löschen. Am besten für alle Beteiligten. Die Hernandez durften sonst auch gleich alle Erinnerungen an Ryatt, Mitch, Aryana, Victor und sie verlieren. Faye atmete tief durch, was in einem schweren Seufzen endete, das wohl schon fast Antwort genug war. "Nicht gut... Leider wesentlich schlechter als mir", rückte sie schliesslich leise mit ihrer Einschätzung raus, als würde die Lautstärke ihrer Stimme das Elend dieser Nachricht regulieren können. "Sie reden natürlich nicht drüber. Ich weiss auch nicht genau, was sie getan haben... Aber sie waren länger dort als ich und als sie nachhause gekommen sind, wollte Aryana mich nicht sehen, bis sie geduscht hatte. Und nach der Dusche hat sie auch nur knapp mit mir gesprochen. Ich habe nie nachgefragt... Weil beide nie so ausgesehen haben, als möchten sie darüber sprechen. Vielleicht auch, weil ich es lieber nicht wissen will. Es reicht ja auch völlig, zu sehen, was es mit ihnen gemacht hat... Wofür ich mir die Schuld geben kann. Egal wie sehr ich das nicht sollte - es ist verdammt schwer, das nicht zu tun, wenn sie es offensichtlich für mich getan haben.", fasste sie die Situation ihrer letzten Tage in Seattle zusammen, spürte dabei deutlich, wie sich der Kloss in ihrem Hals bildete. Einer, der sich mal wieder eher schlecht mit ein paar tiefen Atemzügen wegblasen liess. Vielleicht hätte sie andere Worte gewählt, wenn ihr irgendwann mal irgendwer gesagt hätte, dass Aryana und Mitch ihren Rachefeldzug nicht ganz allein geplant hatten. Wenn sie gewusst hätte, dass das Bedürfnis nach Vergeltung nicht zuletzt von Victor kam.

    • Gweny hat einen neuen Beitrag "Until We Break || Moni & Gweny" geschrieben. 31.03.2024


      Seine Formulierung mit der aktuell ebenfalls noch nicht vorhandenen Pinnwand, liess Faye in Bezug auf die Listen noch breiter schmunzeln. "Eine imaginäre Pinnwand für unsere imaginären Listen... das ist wirklich eine tolle Idee", stimmte sie belustigt zu. Sie drehte sich kurz etwas von ihm weg, um ihren Blick durchs Wohnzimmer schweifen zu lassen, auf der Suche nach dem perfekten Platz für dieses kleine Projekt. "Notier' ich mir auf jeden Fall direkt auf der Liste mit Dingen, die ich hier drin in den nächsten Tagen machen möchte", wandte sie sich mit einem Grinsen wieder ihm zu. Auch wenn sie eigentlich ernst meinte, sich darum kümmern zu wollen, konnte sie die eindeutig ironische Formulierung ihrer weiteren Zustimmung nicht sein lassen. Selbstredend existierte auch diese Liste zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht. Was nicht hiess, dass das so bleiben würde, Faye war im allgemeinen ein grosser Fan von To Do Listen - oder allgemein von Listen aller Art. Passte ganz wunderbar zu ihrem allgemeinen Ordnungssinn. Sie könnte eigentlich wirklich eine Pinnwand dafür kreieren. Nicht nur für die Aktivitäten-Liste, sondern für alle anderen Listen auch, damit die dann endlich einen gesammelten Platz hatten. Dann aber vielleicht besser nicht für jeden gut leserlich im Eingangsbereich, sondern eher im hinteren Bereich des Hauses, wo nicht alle potenziellen Besucher vorbeispazierten. Oder sie bastelte gleich noch eine hübsche Abdeckung, die sich im Falle eines Besuchs ganz einfach über die Pinnwand ziehen liess. Mal sehen, sie hatte ja Zeit in der Entwicklung. Viel Zeit, wenn Victor erstmal auf der Arbeit war und sie nicht mehr auf seinem Schoss sitzen und seiner Stimme lauschen konnte, die mal mehr, mal weniger erfreuliche Sachen berichtete. Dass er ihr das eher zurückhaltende Verhalten der letzten beiden Wochen nicht übel nahm, gehörte hierbei zum erfreulicheren Teil. Genau wie er sie verstehen konnte, hatte sie natürlich auch seinen übereiligen Anruf längst so gedeutet, wie er ihn nun erklärte. Vermutlich hätte sie das Gleiche getan im Versuch, ein bisschen mehr Gewissheit zu schaffen, irgendwie das eigene blutende Herz zu beruhigen. Ihr rechter Mundwinkel spiegelte sein schiefes Lächeln, als er zugab, dass sie manchmal auf weite Sicht besser auf sein Herz aufzupassen wusste, als er selbst. "Liegt vielleicht daran, dass ich dich gar nicht mal soooo schlecht kenne...", meinte sie lächelnd mit falscher Bescheidenheit, die sie hier eigentlich keinem vormachen musste.
      Das Lächeln schwand bald schon wieder aus ihren Gesichtszügen, als seine Ausführungen ihren Lauf nahmen. Faye biss unbewusst auf ihrer Unterlippe herum, als er beschrieb, wie er sich gefühlt hatte. Sie wusste, dass sie das eigentlich nicht sollten, aber die Selbstvorwürfe fanden jeweils ganz schön schnell einen Weg in ihren Kopf. Es war aus verschiedenen Gründen wichtig gewesen, dass sie bis vor zwei Wochen in Seattle geblieben war. Und im Rahmen dieser Tatsache hatte sie die Möglichkeiten ausgeschöpft, die sie gehabt hatte, um die erneute Katastrophe zu verhindern. Trotzdem fragte sie sich auch heute wieder, ob sie irgendwas übersehen hatte. Den Kontrollblick ins Auto vor dem Einsteigen zum Beispiel... "Das glaube ich dir sofort... Es tut mir wirklich leid, dass du da nochmal durch musstest...", meinte Faye ehrlich, während ihre Finger wieder über seine Haut streichelten, als könnte sie das Leid damit nachträglich ein bisschen lindern. "Aber ich bin auch wirklich froh, dass du... nicht da warst. Aus diversen Gründen. Das wäre nicht gut für dich gewesen - wahrscheinlich auch nicht gut für uns beide", fuhr sie fort, musterte sein Gesicht, obwohl seine Augen noch geschlossen waren. "Du hättest nichts tun können, um das zu verhindern. Du hättest mich nicht schneller rausholen können, als die anderen das getan haben. Und... und ganz ehrlich, ich bin einfach nur froh, dass du ihnen nicht nochmal begegnen konntest.", eigentlich hatte sie etwas anderes sagen wollen. Eigentlich wollte sie auch jetzt noch mehr anfügen. Aber sie hatte sich mit dem letzten Satz vorübergehend selbstständig ins Timeout verabschiedet, weil sie nicht verhindern konnte, damit die Bilder dieser Höllenfiguren heraufzubeschwören. So fand sie sich ziemlich rasch an seiner Brust wieder, lehnte sich an ihn und lauschte seiner Atmung, versuchte damit ihren eigenen Herzschlag wieder an seinen Rhythmus zu erinnern. Sie wollte eigentlich nicht an die Hernandez denken. Ihr Punkt war ein anderer gewesen. Dass Victor nicht dabei gewesen war. Und dass das sehr gut war. Es reichte, wenn sie sich nochmal hatte verabschieden können, bevor das Elend hoffentlich für immer überstanden war.

    • Gweny hat einen neuen Beitrag "Until We Break || Moni & Gweny" geschrieben. 29.03.2024


      Auch das war zu erwarten gewesen und verstand sich ein bisschen von selbst, wie auch Victors Tonlage verriet. Natürlich war Besuch in den nächsten Tagen eher nicht geplant oder gewünscht - schon gar nicht, wenn dieser ausgedehnt ausfallen könnte, wie das bei Sam scheinbar der Fall war. Gegen einen zeitnahen Kaffee mit ihren Nachbarn sprach hingegen nicht viel, aber vielleicht würde Faye dafür auch einen Vor- oder Nachmittag nutzen, an dem Victor abwesend war. Zumindest mit Mel könnte sie schonmal ein bisschen quatschen - für ein Treffen zu viert müsste vielleicht sowieso ein Datum vereinbart werden, je nachdem wie viel Brent denn wirklich arbeitete und wie Victors und später irgendwann auch ihre eigenen Schichten ausfielen, fand das sonst ewig nicht statt. Aber sonst war sie grundsätzlich schon erpicht darauf, hier möglichst bald auch sozial einen guten Anschluss zu haben. Sie wusste, dass ihr die Abwechslung gut tat und sie grundsätzlich ein geselliger Mensch war. Sie brauchte Freundinnen, mit denen sie sich austauschen und Zeit verbringen konnte. Mit denen sie auch normale Dinge unternehmen konnte, losgelöst von allem, was bisher passiert war und was sie mitbrachte.
      Auch wenn alles davon sekundär war oder sogar erst an dritter Stelle stand. Eindeutig nach allem, was sie mit Victor nachholen und erleben wollte und auch nach der ganzen Arbeit, die sie mit sich selbst noch vor sich hatte, um die dringend nötige gesunde Basis zu schaffen. "Gut, dann kommt wohl auch Sam auf die Liste für ein bisschen später", meinte sie lächelnd und ein bisschen ironisch, weil eine solche Liste - wie so viele andere Listen, von denen sie immer wieder so gerne sprachen - eigentlich nur in ihren Köpfen existierte. Und darum gingen auch laufend Dinge darauf vergessen oder wurden kurzum mit anderen Dingen ersetzt, wenn sie an Wichtigkeit verloren.
      Auch ein Punkt auf einer dieser Listen war definitiv, dass sie sich gegenseitig über ihr Wohlbefinden und ihre psychischen Standpunkte updateten. Dieser Punkt war im Gegensatz zu vielen anderen auch nicht verhandelbar, sondern dringend nötig und das möglichst zeitnah. Victors Reaktion auf ihre Worte verdeutlichte das gleich auf zwei Ebenen nochmal klarer. Zum einen folgte weder wörtlich noch nonverbal ein Zeichen dafür, dass er gerade noch nicht darüber sprechen wollte. Zum anderen liess seine gut hör- und spürbare Atmung vermuten, dass er mit weitaus schlechterem Bericht ihrerseits gerechnet hatte oder zumindest nicht gewusst hatte, was er erwarten sollte. Er bestätigte die Erleichterung gleich auch noch wörtlich und auch auf Fayes Gesichtszügen zeigte sich ein sanftes Lächeln, als sie seine Finger an ihrer Wange spürte. Eine zarte Berührung, die ihre Haut warm prickeln liess. "Das hab' ich schon ein bisschen befürchtet... schlimmstenfalls schlaf' ich dann halt tagsüber nochmal mit dir, wenn ich nachts nicht recht zur Ruhe komme. Glücklicherweise lässt mein Zeitplan das aktuell eiiinigermassen zu.", zeigte sie sich nur mässig besorgt ob der Tatsache, dass er leider auch Schicht arbeitete und nicht jede Nacht neben ihr im Bett liegen würde. Das Absetzen der Benzos würde dadurch kaum gefährdet werden - die Packung hielt nicht mehr lange hin und eine neue würde es nicht geben, das hatte sie mit sich vereinbart und daran würde sie auch festhalten. "Kann dann halt umgekehrt auch sein, dass ich dir des nachts auf der Arbeit auf die Nerven gehe, wenn ich nicht schlafen kann", stellte sie ihm das ähnlich grosse Risiko von zu viel Textnachrichten entgegen. Da ihre Albträume meistens ähnliche Inhalte mit sich brachten und immer entweder von ihrem eigenen Elend, von Aryana oder - leider eben auch sehr populär - von Victor handelten, war es unter Umständen schon hilfreich, wenn sie sich versichern konnte, dass es ihm gut ging. Auch wenn es meist wenig unterstützend in der Schlafförderung war, sich nachts ans Handy zu setzen. Direkt nach dem Hochschrecken aus einem Albtraum war Schlaf aber sowieso für mehr als fünf bis zehn Minuten kein Thema mehr, wenn sie nicht direkt wieder dort anknüpfen wollte, wo sie aufgehört hatte. "Ich weiss, ich hätte vielleicht schon etwas früher mit dir darüber reden sollen...", liess Faye noch ein paar etwas ernstere Worte fallen, um das Thema nicht gleich wieder ins Lächerliche zu ziehen. Es war kaum schon alles gesagt, was zu sagen übrig war und das wussten sie beide. Sie hatte nicht den Anspruch, heute alles zu klären - aber es gab doch noch zwei, drei Sachen, die ihr heute schon wichtig waren. "Es hat sich nur wirklich nicht angeboten übers Telefon. Und ich habe die ersten Tage versucht, alles zu verdrängen, um in Seattle das, was noch nötig war, zu Ende zu bringen... Ich wollte auch nicht übermässig emotional mit dir über das reden, was passiert ist. Und das hätte sich kaum verhindern lassen, wenn ich direkt danach angerufen hätte", was ja letztendlich nicht nur durch ihren Unwillen, sondern eher auch durch ihren toten Handyakku verhindert worden war. Aber sie war im Nachhinein trotzdem froh drum gewesen - es hätte ihn absolut unnötig besorgt, obwohl er nichts hätte tun können hier unten. Faye seufzte leise, streckte dann ihrerseits die Finger nach seinem Gesicht aus, um ihre Hand an seine Schläfe zu legen und mit dem Daumen über seine Haut zu streicheln. Ein paar Sekunden schaute sie ihn nachdenklich an, dann stellte sie die sehr simple Frage doch, die ihr schon die ganze Zeit mehr oder weniger auf der Zunge lag. "Wie geht es dir..?", Menschen fragten das ständig. Mal mehr, mal weniger interessiert, meist nicht mit dem Bedürfnis, wirklich viel zu erfahren über ihr Gegenüber. Dass das hier anders war, lag auf der Hand. Sie wünschte doch sehr gerne ein umfangreiches Update. Oder einfach so viel, wie er in diesem Moment mit ihr teilen oder losreissen wollte.

    • Gweny hat einen neuen Beitrag "Until We Break || Moni & Gweny" geschrieben. 24.03.2024


      Das war ganz gut zu wissen - auch wenn sie sich das im Leben bestimmt schon zweitausend Mal versichert hatten und es kein Geheimnis war, wie sehr die körperliche Nähe des jeweils anderen für sie beide eine Droge war, die sie nicht missen wollten. Eine Droge, von der sie eigentlich sogar ganz gerne abhängig war, weil sie sich absolut perfekt für sie anfühlte, perfekt zu ihr passte. Und weil ein erneuter Entzug die Hölle wäre, die sie nicht nochmal durchlaufen wollte. Viel zu schön war das Wissen, dass seine Arme sich jetzt wieder mehr oder weniger jeden Abend um ihren Körper schlingen würden, sie seine Lippen wieder täglich schmecken konnte und seine Wärme sie in den Schlaf begleiten würde. Eben so ziemlich alles, was sie sich wünschte und entsprechend gerne lehnte sie sich hier an seine Brust, liess ihre Finger entspannt seine Haut streicheln und genoss das Wissen, so weit weg von alten Problemen mit ihm neu anfangen zu können.
      Faye hatte schon gemerkt, wie er sie gemustert hatte und konnte sich anhand seiner Worte auch ungefähr zusammenreimen, wonach er dabei gesucht hatte. Aber in dieser Hinsicht konnte sie Victor doch einigermassen beruhigen. "Ich denke schon, dass das gehen sollte... Sicher nicht heute oder morgen, aber im Verlauf der nächsten zwei, drei Wochen, warum nicht? Da ich noch nicht arbeite und das dann auch noch nicht tun werde, habe ich ja genug Zeit, um mich vorher und nachher zu erholen", konnte sie diesbezüglich Entwarnung geben. Sie zögerte ein paar Sekunden, blieb einen Moment still an ihn gelehnt sitzen und dachte kurz nach, ob sie hier noch weiter ausführen sollte. Grundsätzlich fände sie es schon schön, sich und ihn heute noch nicht unbedingt mit tieferen Themen zu belasten. Aber da er die nächsten Tage arbeiten musste, würde es sich dann wohl auch eher nicht viel mehr anbieten als jetzt. Und es wäre schon angemessen, gewisse Gefühle und Gedanken zeitnah auszusprechen und sie nicht zwischen ihnen stehen und wachsen zu lassen, bis sie mal einen gemeinsamen freien Tag hatten. Die Vergangenheit hatte relativ klar gezeigt, dass Offenheit und Transparenz in dieser Beziehung keine verhandelbaren Komponenten, sondern zwingend nötig waren. Sie hatte es jetzt schon fast zwei Wochen hinausgezögert, weil sie ein Telefonat für so persönliche, sensible Gespräche als unpassend erachtet hatte. "Es... es geht mir nicht so schlecht, Victor. Es ist wie gesagt sicher gut, dass ich noch etwas Zeit habe, um alles - inklusive Umzug und zu schnellem Abschied - zu verarbeiten. Und auch gut, dass Mrs White ihre Sitzungen ebenfalls über Zoom anbietet, damit ich auch zukünftig auf ihre Unterstützung zählen kann... Aber es wird wieder. Bis jetzt habe ich noch mit Temazepam geschlafen, aber hauptsächlich, weil ich sichergehen wollte, dass ich durchschlafe und nicht müde Auto fahre... ich werde es die nächsten Tage langsam absetzen und zähle ein bisschen auf deine Nähe als Wundermittel, um Albträume zu verscheuchen. Ich hoffe mal, das geht einigermassen reibungslos und dann bin ich bald wieder bei hundert Prozent.", versuchte sie möglichst sanft, ihm einen Einblick zu gewähren in den Teil ihrer Gefühlswelt, den sie die letzten Tage so elegant umgangen war. Dabei wanderten ihre Augen wieder zu seinem Gesicht, weil sie doch wissen musste, was sie damit bei ihm auslöste. Ob sie noch mehr teilen sollte oder ob jetzt vielleicht doch nicht der richtige Zeitpunkt dafür war. Ob sie nach seiner Seite fragen oder besser noch ein paar Stunden oder Tage damit warten sollte.

    • Gweny hat einen neuen Beitrag "Until We Break || Moni & Gweny" geschrieben. 16.03.2024


      Das konnte man in der Tat so sagen. Im kompletten Gegensatz zu ihrer letzten räumlichen Trennung, hatten sie sich während der letzten Wochen so gar nicht zurückgehalten, was das Telefonieren anging. Klar, es hatte Themen gegeben, über die diesmal vor allem Faye nicht ausführlich hatte sprechen wollen. Also eigentlich vor allem ein Thema und eben alles, was damit zu tun hatte. Victor kannte zwar die Zusammenfassung dessen, was bei ihrer - verdammt noch mal hoffentlich für immer letzten - Entführung passiert war, dass ihr körperlich bis auf das Würgen und zwei blaue Flecken rein gar nichts zugestossen war und natürlich auch, wer sie dort wie wieder rausgeholt hatte. Über die Gefühle und Emotionen, die sie damit verband und die dadurch bei ihr ausgelöst wurden, hatte sie sich bis anhin jedoch bewusst kaum unterhalten. Entsprechend hatte sie aber auch nur wenig nachgefragt, wie seine Seite diesbezüglich aussah und wie er damit klargekommen war. Er hatte anfangs etwas mehr geteilt als sie, aber sobald sie das Thema bewusst nicht mehr angesprochen hatte, war selbstredend auch von Victor nicht mehr viel gekommen. Dass hier noch ein ausführliches Gespräch fällig war, war ihnen sicher beiden bewusst. Nur jetzt eben nicht mehr übers Telefon, diese Etappe war erfolgreich überstanden, wie sie soeben mit frischen Zimtschnecken und Wasser gefeiert hatten. Ein guter Auftakt für alles, was jetzt kommen mochte und was sie bald auch sonst noch so zu feiern haben würden und woran sie sich hoffentlich beide noch lange erinnern würden. Die Sache mit seinem Demenzrisiko war ihr bewusst, aber sie waren sich sicher einig darin, dass es sinnlos war, sich heute schon darum zu sorgen. Erstens, weil es eine Sache war, die nur sehr beschränkt beeinflusst werden konnte und zweitens, weil sie jetzt erstmal eine sehr tolle Zeit vor sich hatten und diese nicht mit solchen, vielleicht ja auch unbegründeten Zukunftssorgen verseuchen wollten. "Ich möchte mich eigentlich lieber noch nicht zu sehr darauf vorbereiten, aber danke für dieses ungebetene Training", erwiderte sie sarkastisch, grinste ihn genauso schief an, wie er es umgekehrt gerade getan hatte. Und weil sie sich ihm dabei natürlich zugewandt hatte, liess sie sich auch die Chance nicht nehmen, sich noch etwas weiter vorzulehnen, um sich mal wieder einen Kuss von seinen Lippen zu holen. Die Finger ihrer linken Hand legten sich dabei ganz von selbst in seinen Nacken und strichen von dort aufwärts, vergruben sich in seinem dichten, vor allem am Haaransatz hinten jedoch ziemlich kurzen Haar. "Aber das hier darf auch auf keinen Fall je zu kurz kommen, okay?", fragte sie lächelnd an seine Lippen, bevor sie diese nochmal mit ihren verschloss. Neben all den Ausflügen, die Sam ihnen vorschlagen konnte und die sie planen wollten, waren Kuschelstunden trotzdem essenziell. Das Risiko, dass hier etwas verloren ging, war sicher sehr gering, da sie beide sehr nähebedürftig waren. Aber es war trotzdem wichtig. "Naja, wenn Sam ein sehr netter, unkomplizierter Mensch ist und du denkst, dass er dafür geeignete ist, unser erster gemeinsamer Besucher zu werden, kann er die Vorschläge ja vielleicht auch direkt uns beiden unterbreiten..?", Faye zuckte schwach mit der rechten Schulter, um ihren Vorschlag und gleichzeitig ihre damit verbundene Ahnungslosigkeit zu unterstreichen. Sie kannte Sam nicht und Victor konnte sicher besser einschätzen, inwiefern das eine gute Idee war. Aber soweit sie informiert war, stand sowieso für irgendwann auf dem Plan, dass Sam hier auf der Matte stehen würde, da er ihnen immerhin diese tolle Wohnmöglichkeit vermittelt hatte. Ob das zeitnah oder in ein paar Monaten geschah, spielte ihr im Grunde keine grosse Rolle. Es ging ihr bei weitem nicht so schlecht, als dass sie die nächsten Wochen über gar keine zwischenmenschlichen Interaktionen aushalten würde. Vielleicht nicht unbedingt tagelang, aber für die Dauer eines Besuches kam sie sehr sicher mit Gesellschaft klar.

    • Gweny hat einen neuen Beitrag "Until We Break || Moni & Gweny" geschrieben. 13.03.2024


      "Weisst du... das war jetzt die absolut... Victor-typischste Antwort, die du mir darauf hättest geben können", Fayes Mundwinkel hatten sich sehr direkt nach seinem ersten Satz in ein breites Grinsen verzogen, mit dem sie ihn nun auch anschaute. Und weil sie so ziemlich jede Art von Schmeicheleien von Victor bekanntlich sehr gerne mochte, nannte sie ihn in ihrer Gleichung sogar bei seinem richtigen Namen und verzichtete auf eine weitere Erwähnung von Vicky. "Find ich gut. Find ich wirklich ausgesprochen gut", fügte sie an, um keine unnötigen Missverständnisse zu generieren. Die Brünette wandte sich ihm dabei noch etwas mehr zu und schlug kurzerhand beide ihrer Beine über seinen Schoss, da sie bekanntlich nie so ganz genug Körperkontakt haben konnte, wenn ihr Sitznachbar ihr Freund war. Dass er möglicherweise irgendwann nicht mehr zuhören würde, wenn sie zu oft die gleichen Dinge erzählte, nahm sie ihm spontan auch eher nicht übel. Wies dann in der Situation aussehen würde, liess sich schwer prognostizieren, aber dass das hier eher humorvolles Geplänkel als eine ernsthafte Sorge war, erklärte sich von selbst. "Schon nach ein paar Tagen? Ich dachte eigentlich das käme erst um Einiges später, wenn wir beide alt und senil sind und uns ständig die gleichen drei Geschichten von früher berichten?", zeigte sie sich nichtsdestotrotz überrascht von seiner Prognose und malte lieber gleich ein anderes Bild. Ein eigentlich schönes Bild - senil mussten sie natürlich nicht zwingend werden, aber irgendwann alt und noch immer zusammen klang schön. Wenn die drei ausgewählten Geschichten dann auch noch glücklichen Inhalts wären, fand sie diese Vorstellung durchaus reizend.
      Dass er nun keine Urlaubstage geniessen konnte, bloss weil sie ihre Reise in den Süden überstanden hatte, war natürlich schade. Aber dafür würden sie sicher im Frühling oder Sommer einen gemeinsamen Urlaub planen können. Und die unregelmässige Schichtarbeit, die ihnen beiden so vertraut war, ergab zwischendurch ja auch ein paar Tage frei am Stück - das war schon fast wie Urlaub. Zumindest jetzt, wo sie noch nicht arbeitete und sie seine Freitage vollumfänglich gemeinsam gestalten und geniessen konnten. "Ein Jammer. Da müssen wir echt noch dran arbeiten", seufzte sie ironisch im Bezug auf das fehlende Einkommen, sobald er seinen Arsch eben nicht mehr regelmässig zum Kunden bewegte. Einen Vorteil seiner Arbeitstätigkeit nannte er gleich darauf jedoch schon selbst: Sie konnte hier ungestört noch die ein oder andere Überraschung vorbereiten, was Einrichtung und Deko anging. Vielleicht auch in anderen Bereichen, da würde sie sich kreativ eher nicht zurücknehmen. Aber mal sehen, zurzeit galt mal wieder die strenge Devise, einen Tag um den anderen zu leben, nichts zu überstürzen, zugleich aber alles sehr bewusst zu geniessen und aufzunehmen, was die Wochen mit sich brachten.
      "Dann werde ich wohl eine Pause in den ganzen Aufzählungen meines Spassprogramms dafür einräumen müssen... tausend Empfehlungen klingt nämlich nicht per se falsch. Vielleicht kann er sie dir schriftlich geben, dann kann ich schonmal aussortieren, was für uns bestimmt nicht in Frage kommt. Wobei ich akut an wenig denken kann, das ich mit Sicherheit nicht ausprobieren möchte. Keine Escape Rooms und kein Haifischtauchen. Aber sonst...", sie zuckte mit den Schultern. Es würde immer Dinge geben, die sie mehr reizten und solche, die ihnen weniger entsprachen. Grundsätzlich waren sie beide in dieser Kombination eher nicht die Adrenalinjunkies schlechthin, aber komplett ausschliessen würde sie aufregende Aktivitäten trotzdem nicht. Sie waren ja auch keine totalen Langweiler. Das fehlende Bedürfnis nach endloser Aufregung liess sich in ihrem Fall wohl nur allzu leicht mit den paar zu vielen unfreiwilligen Schleuderstunden ihrer Vergangenheit erklären.

    • Gweny hat einen neuen Beitrag "Until We Break || Moni & Gweny" geschrieben. 10.03.2024


      Faye musste sofort wieder grinsen, als er seinen kaum ernsthaft vorhandenen Neid kundtat. "Wenn du so redest, werde ich dir erst recht mich ganz viel Freude jeden Abend erzählen, was für unglaublich tolle Spasssachen ich den ganzen Tag über gemacht habe, während du all die tollen Menschen mit zu viel Geld beschützt hast", summte sie fröhlich weiter, hauchte dann aber ihrerseits einen versöhnlichen Kuss an seine Halsbeuge. Wahrscheinlich würde ihn das noch nichtmal stören, Neid hin oder her. Victor war absolut nicht der Typ Mensch, der ihr einen Haufen toller Tage nicht gönnen würde. Das unterstrich er auch gleich selbst mit den Worten, die er dem sarkastischen Neid-Gerede nachschob. Er hatte schon recht. Verdienen fand sie zwar immer ein bisschen ein schwieriges Wort weil sehr schwer messbar, aber brauchen tat sie die freien Tage auf jeden Fall. Auch wenn sie sich etwas mehr Zeit als geplant für den Weg hierher gelassen hatte, war da doch noch Einiges, das sie bearbeiten musste, bevor ganz alles gut werden konnte. Schon nur um sicherzustellen, dass keine Geister der Vergangenheit sie in naher Zukunft wieder einholten, war noch etwas Arbeit erforderlich. Gut, dass auch der erste Call mit Mrs White in den nächsten Tagen folgen würde. "Ich... kann schon nicht leugnen, dass ich doch sehr froh bin, noch ein bisschen zur Ruhe kommen zu können, bevor das Leben hier auch für mich in allem Ernst wieder losgeht...", gab sie zu, was er bestimmt schon erwartet hatte. Wahrscheinlich würde es ihm an ihrer Stelle gleich gehen. Auch in seiner eigenen Situation wäre eine kleine Pause in diesem Moment sicher nicht falsch, aber das war halt leider nicht möglich, weil er gerade erst eine Pause gehabt hatte. Naja, wenigstens konnten sie sich aktuell ganz nach seinem Arbeitsplan richten und entsprechend auch das Maximum aus seiner Freizeit herausholen. Zum Beispiel, um den perfekten Strand vor zu sondieren, damit sie im Sommer direkt wissen würden, wohin sie sich verkriechen sollten, wenns überall, ausser am Wasser - und im klimatisierten Wohnungsinneren - zu warm wurde. "Vielleicht kann Sam dir dafür ja auch noch etwas konkretere Tipps geben..? Und sonst finden wirs selbst raus. Erfahrungsgemäss hilft es, wenn man ein bisschen zu Fuss unterwegs ist, um auch die weniger gut erreichbaren Buchten zu finden. Oder wir holen uns ein kleines Motorboot und suchen vom Wasser aus. Das wäre sicher auch lustig", sinnierte sie grinsend weiter, von der Vorstellung von ihnen beiden in einem Gummiboot mit Motor schon dezent amüsiert. Mussten sie nur aufpassen, dass sie nicht zu weit draussen auf dem Meer verloren gingen oder schlimmstenfalls irgendwo kenterten. Aber da der Sommer hier länger war als im Norden, hätten sie auch entsprechend mehr Zeit, um solche neuen Skills auszubauen und ausgiebig zu vertiefen. Zum Beispiel im Rahmen der wöchentlichen Ausflüge, die Victor im nächsten Moment wieder auf den Tisch brachte. "Find ich eine gute Idee, können wir gerne machen", stimmte Faye ihm, ohne wirklich darüber nachdenken zu müssen, zu. Ihre gemeinsame Quality Time war ihr spätestens seit seiner langen Abwesenheit absolut heilig. Es gab also rein gar nichts, was dagegen sprach, dass sie ganz bewusst mindestens einmal in der Woche ein Zeitfenster für genau das einplanten. Quality Time mit Spassfaktor ausser Haus, sozusagen. Auch wenn sie Kuscheln auf dem Sofa oder im Bett bekanntlich ganz genauso wertschätzte. Auf Dauer war beides absolut essenziell für eine gesunde Beziehung.

    • Gweny hat einen neuen Beitrag "Until We Break || Moni & Gweny" geschrieben. 10.03.2024


      Seine Worte liessen sie etwas versonnen zu ihm hoch lächeln, bevor sie ihren Kopf einen Moment lang an seine Schulter lehnte. Sicher steckten hinter dieser Aussage nicht nur schöne Gründe. Aber es war auch weniger die Zusicherung, dass er sich über ihre Anwesenheit freute, als einfach die blosse Tatsache an sich, dass sie hier bei ihm auf dem Sofa im Süden sass, die sie lächeln liess und in ihr einen Frieden versprühte, den sie schon lange nicht mehr gespürt hatte. Die Emotion war noch nicht ganz perfekt, nicht ganz vollkommen, weil noch immer ein Teil ihres Herzens zu weit weg feststeckte. Aber Victor und sie - sie hatten es geschafft. Sie waren hier und beide gesund. Sie konnten neu anfangen und würden diese Chance gemeinsam zum Maximum auskosten. Und das gehörte hier schon gefeiert - zum Beispiel mit Zimtschnecken auf dem Sofa. "Ich glaube, in den ersten Wochen werd' ich dir schon ein bisschen was abnehmen können. Ich habe zwar auch noch viel zu tun - mit Ausruhen und Ankommen zum Beispiel - aber ein bisschen Haushalt und Kochen sollte da gerade noch reinpassen, denk' ich", zeigte sie sich vergnügt weiterhin grosszügig. Liess es sich nicht nehmen, ihm nochmal ausdrücklich mitzuteilen, dass sie im Gegensatz zu ihm noch ein bisschen Urlaub geniessen konnte. Was eigentlich auch nur fair war, er hatte in Seattle ebenfalls einige Wochen chillen können, während sie arbeiten war. Man könnte fast meinen, sie würden sich bewusst abwechseln - obwohl das natürlich keineswegs der Fall war und hoffentlich auch nicht mehr zu lange so blieb.
      Scheinbar hatte Victor noch etwas Intelligenteres zu ihrer Entdeckungstour hinzuzufügen. Etwas, das nicht ganz so bekannt war. Jedenfalls hatte sie noch nie was vom Silver Lake gehört und ganz bestimmt auch nicht von einer Bahn namens Angels Flight. Was nicht heissen sollte, dass die beiden Orte oder Sehenswürdigkeiten allgemein kein Begriff waren. Sie hatte sich einfach bis Anhin viel zu wenig mit ihrem neuen Zuhause auseinandergesetzt, weil das alte Zuhause noch viel zu viel Aufmerksamkeit von ihr gefordert hatte. Auch Faye liess sich etwas Zeit mit der Antwort, um sich an ihrer Zimtschnecke gütlich zu tun, bevor sie noch etwas dazu sagte. "Klingt interessant. Dann pack ich die zwei Sachen auf jeden Fall noch auf die Liste und wir schauen, wann wir uns was ansehen wollen", nickte sie auch diese Vorschläge zufrieden ab. Sie würde sicher in der kommenden Zeit mal ein bisschen die nähere Umgebung erkunden, um auch herauszufinden, wo man von hier aus am besten in die Natur kam und was es sonst so zu sehen gab. Wenn sie einen guten Tag und viel Energie hatte, würde sie vielleicht ja auch ihre neue Nachbarin fragen können und sich von ihr was zeigen lassen, falls Mel sich hier schon etwas besser auskannte. Und auch wenn nicht, war es trotzdem keine schlechte Idee, mit der Nachbarschaft gut auszukommen. Immerhin hatte sie vor, hier draussen Blumen anzupflanzen, die dann irgendwer giessen musste, wenn sie und Victor mal weg wären. Ein sehr relevanter Grund, der absolut für gute Nachbarschaftskontakte sprach.
      Nachdem auch ihre Zimtschnecke ihr genüssliches Ende gefunden hatte, stellte Faye den Teller auf den Couchtisch und lehnte sich etwas zurück - an Victors Seite natürlich. "Ich glaube was die Umgebung angeht, freue ich mich aktuell am meisten aufs Meer hier unten. Also das Meer in Kombination mit dem Klima. Bin gespannt, wie die Strände und das Wasser hier so aussehen... Auch wenn es sicher ziemlich voll ist im Sommer", merkte sie an, blickte dabei lächelnd auf ihre glänzenden Finger, von denen sie sich anschliessend noch den klebrigen Zucker leckte. Sie mochte das Meer wirklich gerne, aber in Seattle waren sie nicht ganz so häufig dort gewesen und es hatte auch nicht so viele Sandstrände gehabt wie in Kalifornien. Wenn ihre Zeitpläne das zuliessen, war sie absolut dafür, dass sich das hier ein bisschen änderte.

    • Gweny hat einen neuen Beitrag "Until We Break || Moni & Gweny" geschrieben. 06.03.2024

      Bei dir sinds die Maschinen, die absaufen, bei mir die Patienten, die sich selbstständig Katheter und Leitungen ziehen möchten... Lustig haben wirs sicher beide. x'D Und nein, möchten wir tatsächlich nicht, danke, dass du dir auch tagsüber Zeit für uns nimmst haha. x'D
      ____________


      Ein Arbeitskollege in Fussdistanz? Das sprach ihrer Meinung nach ebenfalls für ihr neues Heim, jedenfalls solange es sich um einen Arbeitskollegen handelte, den man mochte. Aber das schien Sam für Victor bisher zu sein, soweit sie informiert war. Noch kein zweiter Larry oder Rowan, aber mit den beiden hatte Victor auch mehr Zeit verbracht. "Dann muss ich gut aufpassen, dass ich dich draussen nicht zu laut mit Vicky anspreche - nicht, dass ein Spontanbesucher das plötzlich hören könnte", erwiderte sie genauso sarkastisch auf seine Bemerkung zu Sam, der ihre Adresse kannte. Das Zimtengelchen nahm sie ebenfalls mit einem zuckersüssen Grinsen entgegen, das die Bezeichnung nur noch weiter unterstrich. "Das hör ich doch gerne", säuselte sie zufrieden, während sie schon mit ihm durch die Terrassentür nach drinnen ging. Es folgte tatsächlich kein besonders ausgiebiges Suchspiel in der Küche, da er die Zimtschnecken nicht unbedingt ambitioniert versteckt hatte. So konnte sie das klebrige Zuckergebäck bald schon aus der Tüte holen und je einen der Schnecken auf die beiden Teller verteilen, die Victor in der Zwischenzeit hervorgeholt hatte. Selbstredend zierte dabei die ganze Zeit ein fröhliches Grinsen ihr Gesicht, das auch durch die Wassersache nicht sofort getrübt werden konnte. Sicherheitshalber bestellte sie sich bei ihm aber ebenfalls ein Glas Wasser, damit sie die Qualität direkt mal selber testen konnte. Mit diesen Nötigkeiten beladen, gings schliesslich in Richtung Sofa, wo Faye ihre Sachen erst abstellte und dann nochmal eine Extrarunde zum Esstisch machte, um die Blumen einzusammeln. Wenn sie es sich hier schon auf dem Sofa gemütlich machten, wollte sie die Blumen dabei ganz gerne auch zwischendurch anschauen können - in den ersten Tagen waren diese immerhin am schönsten und der Couchtisch sah mit Blumen und Zimtschnecken doch schon ziemlich Instagram-würdig aus. Was ihr selbstredend sehr wichtig war. Als das erledigt war, setzte sich Faye schliesslich zufrieden zu ihrem Freund aufs Sofa, um dessen Ausführungen zu folgen und sich zwischendurch an ihrem eigentlich viel zu süssen Lieblingsgebäck gütlich zu tun. Dass die letzten Wochen für Victor kaum leichter gewesen sein dürften als für sie, kam nicht überraschend. Hatte sie ja auch mitgekriegt, dadurch, dass sie oft genug telefoniert hatten. Dass der Umzug überhaupt nicht ihrem bevorzugten Plan nach verlaufen war, war leider eine Tatsache, die sich nicht mehr ändern liess. "Ich hoffe wirklich - und bin eigentlich auch ziemlich optimistisch - dass das jetzt etwas besser wird. Bei der Arbeit kann ich dich zwar schlecht entlasten, aber bei allem anderen Drum und Dran sollte einiges drinliegen", meinte sie, auch in dieser Thematik vorerst durchweg positiv gestimmt. Mit dem Umzug konnte sie nicht mehr viel helfen, aber immerhin brauchte er sich jetzt nicht mehr täglich Sorgen um sie zu machen, sie konnte, solange sie zuhause blieb, das Kochen übernehmen und er hätte jemanden zum Reden, wenn er nachhause kam und etwas auf dem Herzen hatte. Das waren alles nicht zu unterschätzende Faktoren, die das Wohlbefinden durchaus steigern konnten. Auch Ausflüge in der Freizeit gehörten in diese Sparte des gesunden Ausgleichs, der nun hoffentlich grössere Wichtigkeit erlangen würde. Mit vielen Sightseeing-Wünschen konnte sie aber an dieser Stelle eher nicht dienen. Entsprechend schüttelte sie langsam den Kopf. "Eher nicht, ich war die letzten Wochen über leider auch ein bisschen anderweitig eingespannt", bedauerte sie sicher nicht allzu überraschend. "Abgesehen vom Hollywood-Sign, dem Walk of Fame und Venice Beach hält sich meine Standard-Touristen-Liste also noch in Grenzen... Aber ich kann die Tage gerne weiter dran arbeiten, immerhin müssen wir ein paar schöne Plätze finden, mit denen wir allfällige Besucher aus dem Norden ein bisschen neidisch machen können", führte Faye sarkastisch aus, bevor sie sich einen weiteren Bissen der Zimtschnecke gönnte. Grundsätzlich sah sie sich eher nicht so an diesen Touriplätzen mit Millionen anderen Besuchenden. Aber vielleicht mussten sie sich ein paar davon doch einmal anschauen, wenn sie jetzt hier wohnten.

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Gweny
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