fyi ich hab ein neues Macbook und irgendwie hat Google Notes hier plötzlich eine Störung und die Autokorrektur funktionert nicht mehr, obwohl sie eingeschaltet ist - also könnte vermehrt zu Flüchtigkeitsfehlern kommen, bis ich das irgendwann irgendwie hoffentlich wieder zum Laufen kriege... :') _________
Mitch quälte sich aus dem Fahrzeug und zum Rücksitz und Aryana folgte ihm mit kritischem Blick. Es war mehr als offensichtlich, dass der Blutverlust seinen Tribut forderte und das Adrenalin aus seinen Adern verschwunden war und sie konnten wirklich nur darauf hoffen, für den Rest der Nacht ein bisschen Ruhe zu haben. Wäre natürlich schön, wenn sie nicht nur für die Nacht, sondern gleich auch noch für die nächsten Tage und Wochen mit Ruhe gesegnet wurden, aber sie wollte lieber mal realistisch bleiben und den lieben Gott um keine zu grossen Gefallen bitten. Vielleicht standen dann ja die Chancen, dass ihre imaginären Gebete erhört wurden, ein bisschen besser. Auch Aryana begab sich ins Innere des Wagens, setzte sich die Stirnlampe auf, die sie ebenfalls mit dem ganzen Verbandszeug hervorgeholt hatte und begann, das nötige Zeug hervorzusuchen, um Mitchs Wunde zu versorgen. Handschuhe, Desinfektionsmittel und Reinigungstücher zum Beispiel. Das waren dann auch die Utensilien, die sie ganz am Anfang brauchte – eher nicht zur Förderung seines akuten Wohlbefindens, aber da musste Mitch leider durch. Die Versorgung von noch frischen Wunden ohne Betäubung war immer hässlich und tat immer weh, aber gerade in ihrer aktuellen Situation war das überlebenswichtig, weshalb es leider auch keine Option war, den Prozess irgendwie abzukürzen oder es nicht so genau zu nehmen. Aryana reinigte die Wundumgebung gewissenhaft mit dem Desinfektionsmittel und holte dann das Nähzeug hervor. Noch bevor sie dieses aber auspackte, schaute sie sich einen Moment suchend im Inneren des Wagens um und zog dann umständlich ihre Jacke aus. Die müsste sie nachher sowieso loswerden zur Versorgung ihrer eigenen Verletzungen, konnte das Kleidungsstück auch gleich noch eine Zusatzfunktion übernehmen. Aryana reichte die Jacke an Mitch weiter. "Beiss besser hier rein, braucht wohl ein paar Stiche", war ihr wenig ermutigender Kommentar dazu. Die Jacke hatte auch saubere, nicht blutverschmierte Stoffteile, eignete sich als emotionaler Support – oder Dämpfung allfälliger Schreie – entsprechend bestens. Nachdem Mitch das Kleidungsstück entgegengenommen hatte, desinfizierte sie ihre Finger in den Nitrilhandschuhen erneut und machte sich an den hässlichsten Teil der Arbeit. Sie war jetzt nicht allzu empfindlich, was Wunden anging, der unfreiwilligen Abhärtung durch ihre Karriere sei Dank, aber eine Nadel und Faden ohne Betäubung durch das Fleisch ihres Freundes zu ziehen, gehörte sehr sicher nicht zu ihren Lieblingsbeschäftigungen. Es dauerte einige Minuten, auch wenn sie versuchte, einigermassen zügig zu arbeiten. Schon nur die Verknotung der Fäden war, besonders mit den Handschuhen, einfach umständlich, aber letztendlich führte sie ihr Werk zu Ende und die Naht sah doch ganz ansehnlich aus. Eine Wundauflage und entsprechende Abklebung später und Aryana zog die Handschuhe über ihre Hände und wich etwas zurück. "Denke, das sollte fürs Erste reichen... aber Antibiotika und stärkere Schmerzmittel mit Entzündungshemmer wären sicher trotzdem keine schlechte Idee", kommentierte sie ihr vollendetes Werk. Dann schaute sie an sich hinunter und begann damit, den notdürftigen Verband um ihren Unterarm zu lösen. Der hatte primär dafür gesorgt, den Blutverlust einzudämmen, aber für die saubere Wundversorgung musste er definitiv ersetzt werden. Aryana zog sich das langärmlige Thermoshirt sehr umständlich und mit zusammengebissenen Zähnen über den Kopf. Die Wunde am Unterarm hätte sie auch mit dem Kleidungsstück versorgen können, aber ihre Schulter leider nicht. Also musste es weg und sie durfte frieren, weil das alles sonst einfach schnell zu angenehm geworden wäre. Ihren verletzten Unterarm spülte sie mit Kochsalzlösung aus, da bei Schusswunden immer mit Pulverrückständen, Verbrennungen und Splitter gerechnet werden musste. Es brannte, aber immerhin war auch das hier schnell getan. Nähen erachtete sie wie bei den meisten Streifschüssen als nicht zielführend und somit kümmerte sie sich um die sterile Wundabdeckung, bevor der Verband folgte und immerhin eines von zwei Problemen versorgt war. Mit dem strahlend weissen Verband an ihrem Unterarm wurde es dann endlich Zeit, dass sie auch ihrer Schulter ein bisschen Aufmerksamkeit schenkte. Mit frisch desinfizierter Hand und einem entsprechenden Tupfer bewaffnet, reinigte sie auch hier erstmal die Haut von Schmutz und Blut, bis das Ausmass der Zerstörung überhaupt erst sichtbar wurde. Sie hatte Glück gehabt. Fast so, wie Aryana eigentlich ständig Glück hatte auf dem Schlachtfeld, so oft wie sie eigentlich schon hätte sterben müssen. Heute war wohl wieder so ein Tag, denn obwohl in der Nähe der Einschussstelle so vieles hätte schiefgehen können – wichtige Arterien, Nervenstränge, das Schultergelenk oder die Lunge – liess sich nun ein weitaus unproblematischerer Schusskanal erahnen. Die Kugel war vorne in den Muskel eingedrungen und hinten wieder raus, die beiden Verletzungen liessen keine Zweifel stehen. Sie konnte den Arm noch bewegen, das Schultergelenk schien nicht betroffen. Und da sie nicht blutete wie ein abgestochenes Schwein, waren sicher auch keine grossen Blutgefässe verletzt. "Ich darf wohl hoffen, dir in der kaputte Schulter Problematik nur vorübergehend Gesellschaft zu leisten", eröffnete die Brünette, während sie auch diese Wunden bestmöglich reinigte und verband.
No ich glaub keine Fehler^^ Und das hier ist im Zug nach Vienna passiert and I hope ebenfalls for the best once more, hat sich schäbig angefühlt beim Schreiben but well... x'D _________
Absolut, sie hatte sich nie besser gefühlt. Sollte jetzt irgendwer oder irgendwas sie überfallen oder angreifen, würde sie das problemlos alleine regeln. Oder so. Sie gingen wohl besser vom Idealfall aus, bei dem keiner sie jetzt noch angreifen oder auch nur schräg anschauen würde. So wie sie die Situation akut einschätzte, waren sie ausreichend versorgt mit einschränkenden Verletzungen. Er gab ihr – beziehungsweise sich selbst – fünf Minuten und die mussten dann wohl reichen, um ausreichend Abstand zwischen sie und jegliche feindlich gesinnten Truppen zu bringen, zumindest vorerst. Zumindest bis alle Wunden soweit versorgt waren, dass der Blutverlust so gut als möglich gestoppt wurde. "Es wäre glaub ich ein kleines bisschen vorteilhafter, wenn wir das vermeiden würden, von daher werd' ich mich beeilen.", quittierte sie seine Angabe mit einem Seufzen, während der Wagen in etwas mehr als erlaubter Geschwindigkeit über den Freeway rollte. Sie verzichtete jedoch auf eine allzu auffällige Raserei, da ihr primäres Ziel gerade darin lag, unauffällig und lebendig zu bleiben. Vor allem die Unauffälligkeit stand bei zu viel Gas auf der Strasse doch stark auf der Kippe. Sie lenkte Easterlins Fahrzeug in ein Dorf und dort nur noch zwei, drei Strassen weiter. Eine Industrie hatte der verhältnismässig kleine Ort wohl auf die Schnelle nicht zu bieten, aber einen Supermarkt – natürlich längst geschlossen. Auf dem Parkplatz, der sich praktischerweise an der Rückseite des Gebäudes befand, standen ein paar vereinzelte, leere Fahrzeuge und Aryana steuerte ein Parkfeld in einer Ecke, möglichst weit vom Eingang entfernt an. Sie parkte rückwärts gegen einen angrenzenden Schuppen, der ihnen ein bisschen zusätzlichen Sichtschutz bieten würde und machte den Motor und die Lichter aus. "Na dann... lass uns die Situation mal umfassend beurteilen", meinte die Brünette, als sie nach einem prüfenden Blick über die Umgebung schliesslich die Fahrertür öffnete und sich von ihrem Sitz schob. Es liess sich schlecht lügen, dass sie sich jetzt, wo das Adrenalin endgültig aus ihren Adern gewichen war, schon sehr erledigt fühlte und ihr rechter Arm insgesamt einem schmerzenden Haufen glich. Aber es sollte nicht Priorität haben, soweit sie das abschätzen konnte, denn das was an Mitchs Hüfte passiert war, war offensichtilch dringlicher. So holte sie das Erste Hilfe Set aus der dafür vorgesehenen Lucke hinter dem Fahrersitz und ging damit um den Wagen herum, die Pistole nun wieder sicher im Holster verstaut. Neben Mitchs offener Tür blieb sie stehen und blickte ihn prüfend an. "Ich kann dir leider kein Premium Treatment versprechen, aber ich denke es ist besser, wenn ich mich drum kümmere und du dich mal auf die Rückbank begibst.", schlug sie vor, halb als Frage, halb als Aufforderung formuliert. Auf der Rückbank waren sie besser vor Blicken geschützt und er konnte sich bei Bedarf auch hinlegen, während sie seine Wunde bestmöglichst versorgte. Sie hatte das Ausmass der Zerstörung noch nicht gesichtet, aber wenn er so viel Blut verloren hatte, war es relativ naheliegend, dass die Stichwunde genäht werden sollte. Aber das war ja nicht das erste Mal, damit sollten sie klar kommen. Blieb nur zu hoffen, dass er trotz allem irgendwie möglichst keine Verschmutzung abbekommen hatte... auch wenn sie realistisch betrachtet eher nicht mit einer sterilen Klinge des Angreifers kalkulieren konnten.
looks like it... xD yes das passt und erstmal weg war eben auch meine Absicht hahaha :') Und here you have jetzt glaub ich mal ein deutlich kürzerer Beitrag weil halb auf Arbeitszeitbetrug, halb auf Handy entstanden. xD ___________
Die Kugeln verfolgten sie glücklicherweise nicht mehr lange und wenigstens dieser Teil des improvisierten Plans ging irgendwie auf. Es war nicht gut und sie wäre sehr viel lieber ungesehen verschwunden, aber in dem Moment hatte sie nunmal keine andere Möglichkeit zur erfolgreichen Flucht mehr gesehen. Es war nicht wirklich absehbar gewesen, wie viele Gegner sich noch in den umliegenden Strassen befanden und nachrücken würden, ausserdem war Mitch offensichtlich am Ende seiner Kräfte angelangt - ohne jetzt behaupten zu wollen, dass sie selbst noch wesentlich mehr hätte einstecken können. Sie reichte Mitch noch während ihrem rasenden Abgang ihre eigene Pistole, damit er diese entsichern und sie sie dann in der Fahrertür ablegen konnte. Aus dem Augenwinkel sah sie, wie er sich bestmöglich um seine Verletzung kümmerte und Aryana betete innerlich, dass es vielleicht einfach gar nicht so schlimm sein würde. Sie hatten nämlich keine Kapazität für schlimm. Die Brünette lenkte den Wagen durch die Strassen und war dabei stets bedacht, über möglichst wenig andere Dinge als die Fluchtroute und das Fahren nachzudenken. Ihr Unterarm und ihre Schulter brannten unangenehm, besonders dann, wenn sie den Schaltknüppel bediente. Aber sie hatte noch keine Zeit dafür, biss die Zähne zusammen und spürte zugleich, wie sich ihr Puls langsam beruhigte mit jeder Kurve und jeder Kreuzung, die sie sich weiter vom Ort des Geschehens entfernten. Vielleicht würde es gut werden. Vielleicht lief es wenigstens ab jetzt einigermassen rund. "Schulter… muss nachher schauen, ich hoffe die Kugel steckt nicht… sonst wirds hässlich", beantwortete sie Mitchs Frage leise. Die Kleidung fühlte sich auf jeden Fall feucht an und dass es weh tat, lag auf der Hand. Mehr konnte sie zu diesem Zeitpunkt selbst eher nicht sagen. "Aber ist zum Glück alles rechts - hilft zwar nicht beim Fahren, aber immerhin sollte es meine Treffquote nicht zu sehr beeinträchtigen", versuchte Aryana, sich ein kleines bisschen positiv zu zeigen. Ihre Augen huschten kurz zu ihm, als er seinen Verband erwähnte. Sein Blutverlust war zum aktuellen Zeitpunkt längst nicht mehr unbedenklich und eine genauere Betrachtung der Verletzung wäre sicher zeitnah angebracht. "Wie lange machst du noch? Bevor das hier wirklich auf den Versuch hinausläuft, dass ich dich irgendwohin tragen darf, mein ich. Weil ich bin mir ein bisschen unsicher, ob jetzt gerade ein guter Zeitpunkt für dieses Experiment wäre", fragte sie und obwohl ihr spätestens seit dem Anblick des unschuldigen Jungen jeglicher Spass vergangen war, versuchte sie, so lange wie möglich am Sarkasmus festzuhalten und die hässliche Realität ein bisschen zu verschleiern. Spätestens dann, wenn sie irgendwann schlafen wollte, würden die Bilder sie sowieso wieder einholen.
yeee das ist gut, I do the same und ich hoffe das macht alles irgendwie Sinn hahahahelp :') _________
Rückblickend betrachtet, wäre es möglicherweise intelligenter gewesen, Mitch hätte den ersten Schuss abgefeuert, nachdem diese Wahnsinnigen den offensichtlich unbeteiligten Jungen niedergeschossen hatten. Aus seiner Richtung hätten sie immerhin kein Feuer erwartet und sich erstmal umsortieren müssen, während sie den Lauf ihrer Waffe neu gesetzt hätte. Ob es am Ende der entscheidende Vorteil geboten hätte, liess sich kaum mehr beurteilen, aber so wie die Sache aktuell lief, war sie auf jeden Fall nicht sehr gut. Mitch schoss einen nieder - den zweiten auf ihrer eigenen Abschussliste - und dieser stürzte zu Boden. Tot war er aber noch nicht und sie legte nach, hauchte ihm das Leben aus und damit war eigentlich nur noch einer übrig. Einer, der sehr unüberlegt losrannte, damit sehr schön demonstrierte, dass die meisten ihrer Gegner eben keine militärisch auch nur annähernd so hochwertige Ausbildung genossen hatten wie Mitch und sie. Das war dann wohl das Einzige - abgesehen von der Verhinderung von Mitchs vorzeitigem Ableben im Knast - wofür sie Easterlin ernsthaft dankbar sein sollte. Wobei sie sich, umgekehrt betrachtet, ohne Easterlin auch nicht in einer Situation befinden würden, in der seine sehr spezifische Ausbildung relevant werden könnte. Somit wohl doch kein Pluspunkt, denn sie würde selbstredend wesentlich lieber unausgebildet mit Mitch in den Staaten chillen als hier ausgebildet um ihr nacktes Überleben zu kämpfen. Es wurde still und mit der kurzzeitigen Ruhe drängte sich auch der vollkommen unnötig niedergeschossene Junge zurück in ihr Gedächtnis. Sie konnte das nicht eigenmächtig entscheiden, aber sie wollte zu ihm zurück. Wenigstens schauen, ob er noch lebte, ihm eine Chance geben, wenn es so war. Aber es passte nicht in ihren Fluchtplan und es wäre leichtsinnig. Leichtsinnig und ausgeschlossen, denn wider ihrer kurzzeitig entflammten Hoffnung, war die Ruhe auf der Strasse nicht von Dauer. Keine zwei Minuten bekamen sie, um durchzuatmen, wahrscheinlich nichtmal eine halbe, denn das hätte gereicht, um sich am Auto mit Mitch zu treffen. Sie sah, wie er aus der Deckung kam, aber sie hörte auch die Schritte. Nicht so früh wie er, aber seine Körpersprache liess sie genauer aufhorchen - was jedoch kurzum gar nicht mehr nötig sein würde, da die Schritte näher kamen. Wenigstens bemühte sich wer auch immer da kam nicht darum, leise zu sein und sich anzuschleichen, was Mitch knapp ausreichend Zeit verschaffte, um den Wagen zu erreichen. Ein paar Sekunden weniger und er wäre Geschichte. Ein bisschen leiser und sie hätten ihn überrascht. Das Hinken in seinen Schritten war nicht mehr zu übersehen, als ihre Augen für eine oder zwei Sekunden an seiner Gestalt hängen blieben. Es war nicht gut. Zu vieles war schon wieder nicht gut und sie riss den Blick los, richtete ihre ganze Aufmerksamkeit und den Lauf ihrer Waffe in die Richtung, aus der die Geräusche drangen. Die Richtung, aus der wenige Sekunden später das Feuer eröffnet wurde. Aber Aryana zögerte nicht. Sie hatte im Augenwinkel seinen Schatten straucheln sehen, sich jedoch nicht gewagt, die Ablenkung zuzulassen oder nachzusehen, ob er getroffen wurde. Es war egal, denn wenn sie nicht alle ihre Gegner restlos und schnell ausschalteten, würde er früher oder später getroffen werden. Sie beide. Und doch zielte sie etwas länger, nicht weil sie den Fokus verlor, sondern weil sie sichergehen wollte, dass der erste Schuss - mit dem sie unweigerlich ihre Position verraten würde - sass. Und das tat er. Der erste der ungeliebten Angreifer ging zu Boden und Aryana setzte sofort noch zwei weitere, allerdings leider weniger präzise Schüsse in die gleiche Richtung nach, als der nächste seinen Kopf um die Ecke streckte. Noch immer lebten mindestens zwei Gegner, was bedeutete, dass sie sich noch imemr ziemlich unauffällig aufteilen könnten, was ihnen einen sofortigen Vorteil verschaffen würde. Aryana zog sich hinter der Mauer zurück, als sie einen Entschluss gefasst hatte, griff in ihre Tasche, um den Autoschlüssel zu fassen und mit dem nächsten Blick um die Ecke keinen Schuss abzugeben, sondern die Zentralverriegelung des Wagens zu entsperren. Sie wusste nicht, ob es eine gute Idee war, aber sie konnten diese Stellung nicht halten, dieses Gefecht nicht ewig fortführen und dabei riskieren, dass nur immer mehr Gegner folgten. Sie wusste nicht, wie lange Mitch noch durchhielt und sie wollte es auch nicht herausfinden. "In den Wagen", rief sie ihm zu, hatte ohne Funk leider keine diskretere Methode der klaren Kommunikation und hoffte einfach, dass er begriff, der Aufforderung schnellstmöglich folgte und ihr im Anschluss bestenfalls sogar noch ein kleines bisschen Feuerschutz bieten konnte. Aber das war wahrscheinlich etwas utopisch, er musste immerhin von hinten oder, wenn er um den Wagen herum auf dessen aktuell noch geschützte Seite kam, von der falschen Seite her einsteigen, um dabei auch noch effizient Gegner zu treffen. Sie gab ihm zum Einsteigen exakt so viel Zeit, wie sie selbst brauchte, um erneut minimal ihre Position zu wechseln. Für mehr als ein Haus weiter reichte weder die Zeit, noch wäre es für ihr Vorhaben sinnvoll gewesen, aber die kleine Veränderung musste reichen, um zu verhindern, dass sie sofort abgeknallt wurde. Ein letzter Kontrollblick, um sicherzustellen, dass Mitch im Wagen war, dann löste Aryana sich, ohne sich dabei mit einem Schuss zu verraten, aus dem Schutz der Hausmauer und rannte los. Aus dieser Position war das Fahrzeug sehr nah und stand ausserdem zwischen ihr und den Gegnern, bot also zumindest für ein paar Sekunden relativ zuverlässigen Feuerschutz. Sie rannte und es musste reichen, die Schüsse regneten und ein stechender Schmerz durchfuhr ihre rechte Schulter, sie ignorierte es, rannte und erreichte die Fahrertür. Aryana riss diese auf, warf sich hinters Steuer, steckte den Schlüssel ins Schloss und kaum heulte der Motor auf, trat sie das Gaspedal durch. Weg weg weg - bevor die Reifen draufgingen und sie das nächste Problem schufen.
Sie liess es sich selbstverständlich nicht nehmen, ein zweites Mal auf die wenig ernstgemeinte Äusserung seinerseits einzugehen. Weil sie die kurzfristige Lockerung der Anspannung dringend brauchte und weil er ihr eine etwas zu gute Vorlage bot. "Du würdest mir einen Traum erfüllen aber dazu müsstest du für ein paar Meter deine toxische Männlichkeit ablegen und dich von einer schwachen Frau tragen lassen und ich weiss bedauerlicherweise nicht, ob du das hinkriegst", seufzte sie, als wäre irgendeiner der genannten Punkte tatsächlich wahr und dabei auch noch ernsthaft belastend für sie. Trotzdem schenkte die Brünette ihm noch ein versöhnendes Lächeln, bevor der Ernst der Lage sie wieder einholte und die Flucht mit all ihren Gefahren erneut in den Fokus rückte. Die Helme blieben wie vereinbart am äusseren Rand der Hallen zurück und Aryana nickte, als Mitch sie aus gutem Grund aufforderte, ab hier hinter ihm zu gehen. Tatsächlich fühlte sie sich bei dem folgenden Rückzug durch die Gassen ein bisschen nackt ohne den Helm. Abgesehen von der zusätzlichen Gefahr, die damit einherging, war die sanfte Brise, die hier draussen einzelne ihrer dunklen Haarsträhnen umspielte, aber sehr erfrischend, fast verheissungsvoll. Der frische Wind aus einer Zukunft, die so viel besser werden würde, wenn sie das hier erstmal überlebt hatten. Aryana stoppte, als sie die Stimmen hörte und Mitch die Hand hob. Wartet auf seine Rückmeldung, die wenig später erfolgte und ihr insgesamt zwar nicht sehr gefiel, aber immerhin auch keine unlösbare Ausgangslage schilderte. Vier Guerillas waren vier zu viel - aber mit vier konnten sie fertig werden, wenn sie sich geschickt anstellten und was anderes stand heute sowieso nicht zur Auswahl. Aufteilen fand sie eigentlich schlecht, aber sie sah auch ein, dass es sinnvoll war und so verzichtete sie auf überflüssig umfangreiche wörtliche Resonanz. "In Ordnung. Bis gleich und pass auf", war alles, was sie leise erwiderte, ehe sie sich nach einem kurzen Blick in seine Augen und einem minimalen Zögern abwandte, um sich in einem Bogen durch die Gassen auf die andere Seite des Wagens zu bewegen. Sie erreichte den angepeilten Standort ohne Zwischenfälle, bezog Stellung und warf zum ersten Mal einen Blick auf die Herausforderung, die sich ihnen bot. Aryana atmete flach durch die Nase aus, ihre Finger lagen ruhig am Abzug, die Schultern angespannt und doch strahlte alles an ihr pure Kontrolle aus. Das Einzige, was sie sich leisten konnte. Diese zwei noch. Es könnte, wenn sie viel Glück hatten, sogar sein, dass sie die letzten waren. Dass ihre Hände nach diesen beiden keine weiteren Leichen mehr schaffen mussten. Diese zwei, keine fünfzig Meter von ihr entfernt. Ein sauberer Schuss pro Kopf, wenn sie es richtig machte, kurz und schmerzlos. Sie musste es richtig machen. Und sie durfte nicht so viel denken, nicht hier, nicht jetzt. Alles später, alles irgendwann, wenn das hier durch war. Sie zielte, wollte gerade abdrücken und Aryana hatte keine Ahnung, welch teuflisches Timing es so gewollt hatte, aber natürlich musste die gottverdammte Gestalt eines Strassenjungen genau in dem Moment viel zu nahe bei ihr zwischen den Häusern herumwuseln, hatte seine Nase offensichtlich ungesund tief in fremde Angelegenheiten stecken wollen. Natürlich musste er damit die Aufmerksamkeit der Guerillas auf sich ziehen. Natürlich musste der, auf den der Lauf ihrer Waffe nicht gerichtet war, seine Knarre auf den Jungen richten und natürlich schoss er schneller, als dass ihre Kugel ihn davon abgehalten hätte. Sie traf ihn aufgrund des spontanen Zielwechsels nur an der Schulter, zog damit nun jegliche Aufmerksamkeit der aufgebrachten Männer in ihre Richtung. Der ihrerseits sofort nachgelegte Schuss traf ihn schliesslich tödlich, aber das änderte nichts daran, dass sie sich unter dem folgenden Kugelhagel vollständig hinter die Hausmauer zurückziehen und ihre Position wechseln musste. Theoretisch. Wenn da nicht ein vielleicht toter, vielleicht noch lebender Junge liegen würde. Sie hörte die Schüsse, sie wusste, dass Mitch kämpfte und sie wusste, dass sie ihn unterstützen sollte. Sie wusste, dass sie ihn nicht im Stich lassen durfte oder wollte. Trotzdem zögerte sie viel zu lange, ihre Augen auf die blutende Gestalt gerichtet. Leben. Sie wollte leben. Leben und weg hier und beides nur mit Mitch. Aryana riss sich los, eilte ein Haus weiter, viel zu spät und sie wusste nicht, wie viele Sekunden sie verloren hatte. Aber sie hörte noch immer Schüsse, da war Mitch und sie musste ihm helfen. Zusammen überleben. Das war der Fokus und wenn Mitch etwas passierte, würde sie es sich nie verzeihen, diesen im entscheidenden Moment aus den Augen verloren zu haben.
Aryana nickte schwach, als er ihr das Ausmass seiner Verletzung kundtat. Stichwunden waren ungünstig, weil schwer einzuschätzen, und unterhalb der Weste war auch irgendwie unglücklich. Aber sie vertraute auf seine Worte und hoffte, dass es so blieb. Dass er nicht nur durchhielt, bis sie beim Auto ankamen, sondern sie möglichst auch längerfristig ohne fachliche Hilfe mit diesen Verletzungen fertig wurden. Immerhin ihre Flucht von diesem Ausgangsstandort sollte sich hoffentlich nicht mehr sonderlich aufregend gestalten. Nolon lag scheinbar nicht weit entfernt, was die Beschaffung des Fahrzeugschlüssels deutlich erleichterte. "Nein, nicht mehr viel los bis auf den da", sie nickte knapp in Richtung ihres toten Verfolgers, dem sie ihre eigene - absolut unnötige - Verletzung zu verdanken hatte. "Bin also auch für Schlüssel holen und möglichst rasch weg von hier." Als er die Peilsender und damit ihre Helme erwähnte, dachte Aryana einen kurzen Moment nach, bevor sie auch hier langsam zustimmend nickte. "Ja, das ist gut... Aber lass warten, bis wir am Rand der Hallen angekommen sind. Ich hab' keine Lust, dass dir bis dahin doch noch der Kopf weggepustet wird.", meinte sie, ihr Tonfall leicht sarkastisch, obwohl ihr das Anliegen durchaus am Herzen lag. Diesen einen Guerilla hatte sie auch nicht kommen sehen, es war also noch lange nicht ausgeschlossen, dass sie auf dem verbleibenden Rest ihrer Flucht zum Auto auf weitere seinesgleichen trafen. Ausserdem waren auch die Nachtsichtgeräte nicht unpraktisch, die später mit den Sendern und den Helmen zurückbleiben würden. Sie einigten sich auf dieses Vorgehen, womit der nächste Schritt darin bestand, den Schlüssel zu organisieren. Aryana klappte ihr Nachtsichtgerät wieder runter, um zur Tür zurück zu gehen, wo sie kurz wartete und lauschte, nachdem sie diese einen lautlosen Spalt breit aufgezogen hatte. Es war still, zumindest in der unmittelbaren Umgebung. Still genug, dass sie sich nach einem prüfenden Blick zu Mitch mit gezückter Waffe wieder aus der Halle wagte, um in die Richtung zu gehen, wo Nolons Leiche lag. Wahrscheinlich tröpfelte noch immer ein schwacher Fluss frischen Blutes aus den vielen Wunden, die ihn das Leben gekostet hatten, aber Aryana wollte all das gar nicht zu genau untersuchen, als sie neben ihm zu Boden ging. Es verstand sich von selbst, dass Mitch in dieser Situation die Umgebung im Blick behielt, während sie nach dem Schlüssel suchte. Nicht nur, weil er der bessere Schütze war, sondern auch, weil er mit seiner Verletzung nicht so schnell auf den Boden und wieder hoch gekommen wäre wie sie. Glücklicherweise hatte Nolon keine Innentasche zur Aufbewahrung gewählt und Aryana brauchte ihre behandschuhten Finger nicht zu tief ins bereits leicht abgekühlte Blut zu stecken. Nach kurzer Zeit hatte sie in den Fingern, wonach sie gesucht hatte, wischte den Schlüssel fahrig an ihrer Hose sauber, bevor sie ihn einsteckte und nach einem Blick zu Mitch wieder aufstand, um sich zum Auto aufzumachen. Bis zum hinteren Ende der Hallen waren sie tatsächlich ungestört unterwegs, kamen schnell voran und liefen auch niemandem mehr über den Weg. Was bedeutete, dass es nun Zeit wurde, die schützenden Helme abzulegen, wenn sie die Peilsender ganz nach Plan am Ursprungsort zurücklassen wollten. Der letzte Funkspruch, den Aryana genau in dem Moment vernahm, als sie die Schnalle des Helms öffnete, klang fast schon ironisch. "Warwick und Cooper, bitte Status melden.", wurden sie aufgefordert. Vermutlich, weil irgendeiner gerade kalkulieren durfte, ob sie es wert waren, sich mit der halbherzig vorgenommenen Bergungsarbeit zu beeilen. Aber diesbezüglich konnte Aryana Entwarnung geben: Mitch und sie waren weit über den Punkt hinaus, an dem einer von Easterlins Leuten sie noch hätte retten können. Dafür war es ungefähr zwei Jahre zu spät.
Sie hätte in ein Wespennest stürmen können und hätte es erst gemerkt, wenn sie vollkommen verstochen draufgegangen wäre, weil ihr einziger Fokus auf der Tür lag. Das war waghalsig und gefährlich - aber zu ihrer Verteidigung blieb zu sagen, dass die Hallen mittlerweile so gut wie leer waren und ihr Verfolger doch ein sehr dringendes Problem darstellte. Dringend genug, dass Aryana keine Zeit blieb, um sich in dem Raum umzusehen, den sie betreten hatte. Dringend genug, als dass sie sich nur so rasch wie möglich hinter die nächste Deckung hatte fliehen können, bevor die Tür wieder aufschwang, um dem Guerilla Einlass zu gewähren. Sie schoss, aber die Kugel war nicht gezielt genug gewesen. Zwei weitere Schüsse erklangen, Aryana befürchtete bereits das Schlimmste - aber zu ihrer Überraschung war das keine Verstärkung für ihn, sondern Verstärkung für sie. Der Angreifer sank zu Boden, röchelte noch, als sie ihren Retter, dessen Schatten sich aus seinem Versteck löste und in Richtung Tür schob, längst erkannt hatte. Und seine Erscheinung liess sie aufatmen, nahm ihr eine riesige Last vom Herzen und auf ihrem Gesicht bildete sich fast sofort ein erleichtertes Lächeln, obwohl die Situation noch gar nicht rundum entschärft war. Mitch lebte, er war fit genug, um zu schiessen, er kam auf sie zu, sie hatte ihn gefunden. Sie hatten den Anfang fast überlebt und damit ohne Zweifel einen der kritischsten Teile ihres gesamten Plans. Jetzt nur noch heil hier raus, heil zum Wagen und dann tausende von Kilometern unbeschadet zum Ziel. Quasi nichts. Sie hatte das Hinken gesehen, als er auf sie zugekommen war, obwohl sie noch damit beschäftigt gewesen war, den Rest der Halle mit ihren Blicken abzusuchen. Da Mitch sich jedoch bereits vor ihr hier drin aufgehalten hatte, ging sie nicht davon aus, auf weitere akute Gefahr zu stossen und ihr Blick traf erneut auf ihn, als er bei ihr ankam. Auch Aryana klappte das Nachtsichtgerät weg, erwiderte die Umarmung mit der gleichen Erleichterung und den gleichen überwältigenden Gefühlen. Er schob sie zu bald wieder von sich und doch wusste sie, dass es richtig war. Dass sie hier noch nicht alles überstanden hatten, noch nicht in Sicherheit waren. Was auch seine Frage implizierte und Aryana blickte an sich runter, auf ihren rechten Unterarm, den sie bis hierher gut ignoriert hatte. "Hab was erwischt aber ist nicht schlimm, glaub ich...", meinte sie, zog sich dabei bereits den linken Handschuh aus, um sich anschliessend den nassen Ärmel des verletzten Arms hochzukrempeln. Noch während sie dabei war, die Verletzung des vermeintlichen Streifschusses freizulegen, hob sie den Blick aber erneut in Mitchs Gesicht. "Was ist mit dir? Du hinkst", fragte sie zurück, schob dem gleich eine Feststellung nach, damit er gar nicht auf die Idee kam, irgendwas zu beschönigen. Sie hatte es bereits gesehen. Aryana ertastete die Verletzung im Halbdunkeln, war sich anhand der Schmerzen sicher, dass es nichts Lebensbedrohliches sein würde und machte sich rasch daran, die Wunde zu verbinden, um das auch so zu behalten. Bluten tat sie nämlich natürlich trotzdem, als würde ihr Leben in umgekehrter Form davon abhängen, als es tatsächlich der Fall war. Sie nahm die Hilfe ihres Freundes in Anspruch, um mit zusammengebissenen Zähnen den Verband zu knoten, zog dann den Handschuh wieder über ihre verschmierten und nur dürftig am Hosenbein abgewischten Finger. "Liegt Nolan weit von hier? Ich nehme an, dass er den Autoschlüssel auf sich trägt, oder?", erkundigte sich die Brünette betreffend ihres weiteren Vorgehens. Wenn sie sowieso an der Leiche vorbeikamen auf dem Weg zum Wagen, würde der offizielle Diebstahl sicher die schnellere Flucht ermöglichen als ein Kurzschluss. Aber wenn sie dafür noch ewig durch diese verdammten Hallen irren mussten, war der Zeitgewinn das Risiko möglicherweise nicht wert.
Sie hörte den Funk und die Meldung von Ian. Das klang grundsätzlich nach ihrem Plan, grundsätzlich richtig. Ian sollte Sichtkontakt zu Mitch verlieren, damit Mitch sich absetzen und pseudosterben konnte. Und doch spürte sie, wie ihr Herz kurz stockte, spürte, wie sie sich kurz fragte, ob Mitch wirklich freiwillig zurückgeblieben war. Glücklicherweise brauchte sie nicht lange zu zweifeln, hörte die Stimme ihres Freundes im Funk und die Worte waren genau das, was sie hören musste. Er war verletzt und eingekesselt und er kam nicht mehr nach. Ob er wirklich verletzt war? Aryana schloss für eine halbe Sekunde die Augen, liess dem einen tiefen Atemzug folgen und konzentrierte sich auf das, was sie tun sollte und auf das, was vor ihr lag. Rafaels Leiche. Ein Kampf, der noch lange nicht gewonnen war. Ein Plan, dessen Ziel sie sehr klar vor Augen sah und den sie nur erfüllen konnte, wenn sie genau das tat, was sie abgemacht hatten - und wenn sie dabei niemals den Fokus verlor, denn dann war sie tot. Aryana gab weitere Schüsse ab, ohne sich aus dem Eingang zu bewegen. Eher nur sporadisch - es war schwer, von hier aus noch jemanden zu treffen. Und sie würde nicht weiter vordringen, das war nicht ihre Aufgabe. Weder inoffiziell noch offiziell, denn der Funk verlautete in diesem Moment, dass das Schauspiel an dieser Stelle vorbei war. Zusammenschluss auf der Ostseite. Erneut machte ihr Herz einen kleinen Aussetzer, denn es war das, womit Ryatt kalkuliert hatte. Mitch war verletzt. Er wurde zurückgelassen und sie würde tun, was kopflos verzweifelte Freundinnen gerne taten: Irrational handeln. Aber erstmal wartete sie, bis Jasper und Cassy wieder zu ihr stiessen, schwer atmend, aber tatsächlich beide noch lebend. Wie durch ein Wunder schaffte auch Ian als letztes Überbleibsel von Team Dogma es zu ihnen, womit dann der Rückzug als Vierergruppe anstand. Theoretisch. Sie gingen tatsächlich durch den gleichen Gang zurück, bis zum Ende der Hallen, wo dann wieder der Teil mit schlechter Deckung anstand. Noch immer waren sie vollständig, noch immer hatten sie keine weiteren Verluste zu vermelden, während der Funk bekannt gab, dass der Mercedes das Gelände verlassen hatte und von Alpha und Omega verfolgt wurde. "Ich lass' Mitch nicht allein und verletzt hier zurück. Geht vor und ich decke euch den Rücken, bis ihr das Fahrzeug erreicht habt.", verkündete Aryana plötzlich, noch bevor Ian sich als erster aus dem Schatten der Hallenwand hätte lösen können. Ihre Stimme klang klar und fest, es war offensichtlich, dass das keine Frage gewesen war. Das sagte auch der ungläubige Blick, mit dem Jasper und Cassy sie anschauten. "Willst du sterben oder was hat dir ins Gehirn geschissen, Aryana?!", hörte sie Ian keuchen. "Wir müsssen hier weg und zwar sofort und du hast deine Befehle.", startete er immerhin einen Versuch, sie zur Vernunft zu bringen. Aber die Brünette schüttelte bloss energisch den Kopf, warf einen hektischen Blick zurück und machte eine Handbewegung in Richtung Fahrzeug. "Geht einfach. Niemand hier hat Zeit für Diskussionen.", und damit war das Gespräch beendet und die drei Überlebenden machten sich daran, die letzten Meter zurückzulegen. Aryana verzichtete darauf, via Funk auch die Basis über ihre eigenwillige Planänderung zu informieren. Sie verfolgte für ein paar Sekunden ihre drei Kollegen mit ihren Blicken. Sie verschwanden schnell hinter der nächsten Deckung. Waren dann nochmal sichtbar und verschwanden wieder. Und damit wandte die Brünette sich ab, um zurück in die Hallen zu gehen. Sie konnte ihnen keine ernsthafte Rückendeckung geben, genau wie sie keine Rückendeckung gehabt hätten, wenn Aryana mit ihnen zum Auto aufgebrochen wäre. Würde sie schiessen, würde sie verraten, dass sie noch hier war. Und das brachte wiederum nur ihren eigenen, wackeligen Plan ins Wanken, was sie sich nicht leisten konnte. Also trat sie weiter nach innen, schlich sich unbemerkt zurück zu Rafaels Leiche. Sie musste auf die andere Seite, zu Mitch... Es war auf einmal sehr still hier drin, wo die Fahrzeuge verschwunden waren und gefühlt der ganze Rest diesen hinterher jagte. Aber sie war nicht dumm genug, um der Stille wirklich zu trauen, auch wenn sie am liebsten einfach kopflos nach drüben gestürzt wäre, um nachzusehen, ob Mitch wirklich verletzt war oder dies nur vorgetäuscht hatte. Und so wartete sie, kauerte mit gezückter Waffe in Alarmbereitschaft am Boden und lauschte in die Stille. Sie hörte die Meldung von Jasper im Funk, der die Basis informierte, dass sie zu dritt beim Fahrzeug angekommen und aufgebrochen waren. Die Zielkoordinaten folgten. Aber ihre indirekte Desertion blieb umkommentiert. Sie sah das kollektive Aufstöhnen und Easterlins roten Kopf schon vor ihrem inneren Auge. Und es stimmte sie glücklich, gab ihr den nötigen Schwung, um sich auf den Weg zu Mitch zu machen. Sie schaffte es tatsächlich auf die andere Seite des Durchgangs und damit zu dem Gebäude, in dem sie ihren Freund vermutete. Eigentlich hatte sie auch geglaubt, dass sie es unbemerkt geschafft hatte. Aber vielleicht war das auch Einbildung gewesen und vielleicht brauchte ihr Glück eine Pause. Sie hörte das Geräusch hinter sich, auch wenn es beinahe lautlos war, nur kurz und unscheinbar. Sie hörte es und wusste, dass ihre Deckung beschissen war. Sie stand an einer Wand, hinter ein paar Holzpaletten, die sie weder vollkommen verbergen konnten, noch Schutz vor feindlichem Feuer zu bieten vermochten. Aber Aryana würde heute nicht sterben, stürzte vor, noch bevor sie das Klicken der fremden Waffe vernahm. Sie rannte zu der Tür etwa zehn Meter vor ihr, rannte und betete, dass sie nicht abgeschlossen war. Und als sie sie erreicht hatte, fiel die Brünette nahezu hindurch, rettete sich in den unbekannten Raum. Ihr Unterarm brannte und sie wusste, dass sie nicht schnell genug gewesen war, sie hatte nur auch keine Zeit, sich darum zu kümmern. Nur leben, hallte es wieder in ihrem Kopf nach. Nur leben und sie schoss zurück.
Der Durchgang, den sie entlang in Richtung der Lastwagen und damit ihrer Zielpersonen rannten, bot wenig Schutz. Rafael rannte schnell, nach aussen hin vollkommen ungerührt von seiner blutenden Verletzung. Jasper folgte ihm schneller und Aryana bildete weiterhin das Schlusslicht. Sie blieb an der Ecke zurück, um ihren beiden Kollegen und sich selbst den Rücken zu decken, das Risiko eines weiteren Überraschungsangriffs möglichst klein zu halten. Mittlerweile hallten die Schüsse zahlreich und von allen Seiten durch die Hallen und früher, als ihr lieb war, vernahm sie die Meldung eines Verlustes auf der anderen Seite. Nicht Mitch. Sie wusste, dass es nicht Mitch sein konnte. Genau wie der nächste Verlust, der gefühlt nur Sekunden später von Team Sigma - also ihrer Seite - verlautet wurde, nicht sie sein konnte. Cassy sprach ins Funkgerät, es hatte also Alex erwischt. Was bedeutete, dass Cassy jetzt allein auf der anderen Seite kämpfte, hoffentlich aber sehr bald wieder auf sie treffen würde. Aryana hatte keine Zeit, sich irgendeinen Plan auszudenken, um ihrer Kollegin schnelleren Schutz zu bieten. Das war nicht ihre Mission. Sie musste nur dafür sorgen, das hier zu überleben, das war alles. Und das war schwer genug. Jasper und Rafael hatten das Tor erreicht, das von dieser Halle direkt zu den Lastwagen führte. Was bedeutete, dass es Zeit wurde, dass sie folgte. Aryana rannte nach einem letzten Blick zurück los, vor ihr lagen vielleicht dreissig Meter eines etwa fünf Meter breiten Flurs. Dreissig Meter. Nach fünfzehn Metern lag auf der Innenwand des Gangs, also tiefer ins Innere der Halle, die sie eigentlich bereits hinter sich gelassen hatten, eine Tür. Aryana wusste nicht, welcher Art von mal wieder beschissenem Karma sie es zu verdanken hatte, dass diese Tür aufgerissen wurde, als sie mehr oder weniger genau daneben durchrannte. Sie wusste nicht, wie Jasper, der sie und den Flur eigentlich im Blick halten sollte, nicht hatte merken können, dass die Tür bereits einen Spalt breit offen gestanden hatte. Aber Fakt war, dass irgendeiner dieser Wahnsinnigen sie erfolgreich zu Boden riss. Der Aufprall ließ die Luft aus ihren Lungen entweichen, und sie spürte den unmittelbaren Schmerz, als ihre Schulter hart auf dem Beton aufschlug. Sie hatte keine Zeit, zu fluchen, war schon dabei, sich sofort wieder unter ihm hervor zu winden, als der Angreifer bereits seine Pistole zückte. Ihr Glück, hielt sie ihre eigene Waffe noch immer fest in der Hand, sodass sie ihm den stählernen Lauf gegen die Schläfe knallen konnte, bevor sein erster Schuss fiel und sein Ziel knapp verfehlte, direkt neben ihrem Kopf in den Boden schlug und in die entgegengesetzte Richtung abprallte. Auch er hielt die Waffe fest, als Aryana sich aufgerappelt hatte, aber er war langsamer als sie. Langsamer auch als Jasper und die beiden Schüsse durchlöcherten seine Kehle von hinten und sein Gesicht von vorne mit präziser Fatalität. Grauenhaft. Aryana liess sich keine Zeit, den Anblick länger als nötig in sich aufzunehmen, blickte zu der geöffneten Tür und lauschte kurz, aber es war nichts zu hören. Vermutlich war er alleine gekommen, aber so wirklich sicher, konnte sich keiner sein. Trotzdem schob sie die Tür vorsorglich und ohne weitere Abklärung wieder ins Schloss, weil fast zeitgleich die Meldung erfolgte, dass eine der Zielpersonen sich bereits in den Lastwagen verkrochen hätte. Und sie waren noch nichtmal bis dahin vorgedrungen. Die Brünette schloss zu Jasper und Rafael auf und tatsächlich näherte sich wenige Meter entfernt, bereits in Sichtweite, nun auch Cassy. Blutend. Sie hatte keine Verletzung gemeldet, aber offensichtlich hatte sie irgendwas gefangen, in mindestens gleichem Ausmass wie Rafael. Doch auch dafür blieb keine Zeit, als sie das Tor erreichten und damit unmittelbar vor dem Ziel standen. Ab hier wurde die Deckung noch schlechter, aber immerhin waren sie nicht mehr nur auf sich allein gestellt. Das wäre jedenfalls wahrscheinlich, was ein Optimist aus der Situation gezogen hätte - Aryana sah nur Gefahr. Ein Sterberisko an jeder Ecke, das Chaos vor ihren Augen. Sie blieb nach kurzer Verständigung mit ihrem Team am Hallentor in Deckung, während Jasper und Cassy sich weiter vor wagten und hinter einem zweieinhalb Meter entfernten Stahlcontainer Position einnahmen. Sobald das geschehen war, begann der Schussregen von Neuem, in alle Richtungen. Vor allem aber zu dem Lastwagen, dessen Motor soeben gestartet wurde. Die Schüsse zielten vor allem auf die Reifen und die Frontscheibe und es war unmöglich, zu eruieren, wer letztendlich wirklich was und wie oft getroffen hatte. Der Reifen vorne rechts platzte mit einem Knall, was den Fahrer nicht von seinem Vorhaben abhielt. Auch die Blockade von Alpha reichte nicht aus, um ihn zum Anhalten zu bewegen - der Lastwagen krachte mit voller Wucht in das Fahrzeug, das dadurch unschön aus dem Weg geschoben wurde. Würde nicht ihr Fluchtfahrzeug werden, soviel stand fest. Ein weiterer Reifen platzte, der Fahrer hatte offensichtlich grosse Mühe, die Kontrolle über den schlenkernden Lastwagen zu behalten. Und das war alles, was Aryana sich zu sehen erlaubte, bevor sie sich weiter zurückzog. Gerade rechtzeitig, bevor irgendeiner der verbleibenden höhergelegenen Schützen das Feuer auf die Deckung von ihr und Rafael eröffnete. Rafael, ein weiteres Mal zu langsam, zu unvorsichtig. Sie konnte von der gegenüberliegenden Seite des Tores dabei zuschauen, wie er in sich zusammensank. Sie meldete den nächsten Verlust. Ein weiterer Toter für Easterlins Geldbeutel und sonst absolut. gar. nichts. Der Funk verlautete, dass sich die zweite Zielperson mittlerweile auf dem Rücksitz des schwarzen G-Wagons verbarrikadiert hätte. Aber Aryana wartete. Rafael war tot, der Schütze wusste vermutlich, dass Rafael nicht alleine hier gewesen war. Sie musste keine Feinde töten. Sie musste nichts gewinnen. Die Waffen und Drogen und Gegner waren ihr egal. Sie musste nur leben. Also wartete sie. Rafaels Leiche wie eine Warnung zu ihren Füssen. Nur leben.
Auf Aryanas Lippen bildete sich das gleiche Grinsen, als sie seine Worte hörte. Wortwörtlich Ride Or Die, in dieser verhängnisvollen Nacht mehr denn je. "Gut. Das ist das Einzige, was ich brauchen kann", murmelte sie mit einem neckischen Unterton an seine Lippen, wohlwissend, dass es auch das Einzige war, was für sie beide je infrage gekommen war. Das war eine Sache, in der Mitch sie bis heute kein einziges Mal enttäuscht hatte: Er stand immer hinter ihr und er liess sie auch nicht hängen, obwohl ihre Lebensweise nicht immer unterstützenswert war. Weil er genauso unvernünftig war, eine ebenso dezente Spur Wahnsinn in sich trug, wie sie. Und das war perfekt. Als das Flugzeug auf der Landebahn ansetzte, drückte Aryana noch einmal seine Hand, löste ihren Gurt und blickte ihn lächelnd an. "Du auch, mein Clyde. Denk dran: Sterben und verletzt werden ist nicht Teil des Plans.", liess sie ihn mit einem kleinen Lächeln wissen. "Bis später, ich liebe dich auch.", und dann war er weg und sie auch und wenn sie sich das nächste Mal wiedersahen, wären sie bereits mitten im Kampf um ihre Freiheit. Aryana steuerte mit Jasper, Cassy und Rafael den zweiten Wagen von links an, wo ihr Fahrer, Alex, bereits am Heck stand und die Ausrüstung bereitmachte, welche sie kurzum anlegten. Die Handgriffe waren geübt und das Prozedere schnell und doch konzentrierte Aryana sich auf jede einzelne Bewegung, als würde sie sie zum ersten Mal ausführen. Es hatte etwas Meditatives, den Fokus auf Dinge zu legen, die eigentlich kaum mehr ihr Denken erforderten. Und das war es, was sie suchte - den Tunnelblick, den Mitch und seine Sportkameraden ihr im übertragenen Sinne in den Schädel geprügelt hatten. Ausserdem hatte dieses Vorgehen den Vorteil, dass sie sicher keinen Fehler bei der Montur der Ausrüstung machte, der schlimmstenfalls später fatale Folgen haben könnte. Als alle bereit waren, stiegen sie in den Wagen. Aryana nahm hinter Alex auf der Fahrerseite Platz und sobald alles korrekt verkabelt war, schloss sie nochmal für zehn Minuten die Augen. Natürlich nicht, um zu schlafen. Sie führte sich ein letztes Mal vor Augen, was sie heute, in den nächsten Tagen und Wochen erreichen wollten, erreichen mussten. Was ihr Ziel war und was auf dem Spiel stand. Dachte ein letztes Mal an Faye und Victor. Und ein bisschen länger noch an Mitch. An ihre Zukunft, Kalifornien, den Hund, die Sonne, die Zeit, zu heilen. Und dann legte sie all das beiseite, atmete tief durch und schlug die Lider wieder auf. Von da an war ihr Blick aus dem Fenster gerichtet, stets wachsam und aufmerksam, obwohl sie noch kilometerweit von ihrem Zielort entfernt waren. Sie nahm die Gegend in sich auf, die Atmosphäre der Nacht, das Flackern einzelner Lichter, hier und da eine Bewegung im Schatten - möglicherweise Hunde oder Katzen. Als sie die Kreuzung erreichten, wo sich ihre Wege vorerst trennten, hing auch ihr Blick einen Moment länger an dem Wagen, in dem Mitch in die Nacht getragen wurde. Viel Zeit blieb ihr dafür jedoch nicht, die Fahrzeuge verloren sich schnell zwischen den heruntergekommenen Häuser der ärmlichen Gegend und es dauerte nur noch ein paar Minuten, bis Alex den Wagen im Schatten einer leerstehenden, halb eingestürzten Lagerhalle anhielt. Das Zielobjekt war am Rande des Viertels stationiert und ihr Trupp nährte sich den Hallen von Seiten des stillgelegten Industriegebiets. Wobei das ein bisschen beschönigt ausgedrückt war, es waren hauptsächlich nur eingestürzte Hallen und Gebäude, die, je näher sie dem Ziel kamen, umso weniger Schutz boten. Höher als vier, maximal fünf Meter standen im Abstand von etwa fünfzig Meter zu den angepeilten Hallen auf dieser Seite wohl keine Mauern mehr. Aber immerhin hatte es Mauern, immerhin hatte es Deckung, durch die sie sich rasch und wachsam im trügerischen Schutz der Dunkelheit vorwärts arbeiten konnten. Sie hatten sich den angestrebten Hallen bis auf etwa 70 Meter genähert und warteten dort auf den endgültigen Funk zum Zugriff. Aufgrund der schlechten Deckung wäre näher besser gewesen - aber eben auch auffälliger und sie konnten nicht so viel zu früh schon einen der mit Sicherheit positionierten Wachpersonen aufscheuchen. Diese Aufgabe blieb letztendlich nicht ihnen überlassen, sondern dem gegenüberliegenden Team. Also Mitch. Sie wusste, dass er dort war, dass es ihn betraf - aber es durfte sie nicht irritieren. Er konnte schiessen, vielleicht besser als alle anderen hier - auf jeden Fall besser als ihre Feinde. Er wusste, was auf dem Spiel stand und sie zweifelte keine Sekunde an ihm. Ausserdem wären sie sowieso kurzum allesamt im Kreuzfeuer. Aryana stürzte hinter Jasper und gefolgt vom Rest vorwärts. Es dauerte keine zehn Sekunden, dann fielen auch auf dieser Seite die ersten Schüsse, sie waren offensichtlich entdeckt worden. Die alten Mauern bröckelten, wenn sie getroffen wurden und bröckelten, wenn Aryana sich dagegen drückte. Weitere wertvolle Sekunden verstrichen, bis es schliesslich Rafael gelang, den Schützen vom Dach zu holen, damit sie weiter vorankamen. Sie erreichten die äusseren Hallen vollzählig und unbeschadet, aber im Grunde wartete die erste Katastrophe direkt um die Ecke. Nachdem sie sich in zwei Gruppen aufgeteilt hatten - Alex und Cassy gingen links um das erste Gebäude, Rafael, Jasper und Aryana rechts - kam ihnen schneller Gesellschaft entgegen, als ihnen lieb war. Rafael führte ihr Dreierteam an, Aryana hatte in weiser Voraussicht das Schlusslicht gebildet... und war sehr froh um diese Wahl, als sie sah, wie einer dieser Irren mit einer verdammten Machete um die Ecke sprang und Rafael gezielt zu Boden riss. Das Arschloch hatte zwar eine Schusswaffe dabei, aber auf diese Distanz schien er seine Machete zu bevorzugen - und einen dringenden Todeswunsch zu haben, denn selbstverständlich wurde er innert Sekunden von Aryana niedergeschossen, zuckte noch kurz, bevor er in der Ecke liegen blieb um auszubluten. Bluten tat aber auch Rafael aus einer langen Wunde an seinem Oberarm. Offenbar nicht tief genug, um ihn davon abzuhalten, sofort weiter voran zu preschen. Trotzdem war es eine sehr deutliche Warnung, die sie den letzten Gang zwischen den äusseren Hallen umso schneller entlang rennen liess, um die letzten Meter zu den Lastwagen und den Zielpersonen so rasch wie möglich hinter sich zu bringen.
awww poor Vicky... we love shitty birthdays haha x'D
well, haben Sie gut gemacht, denk ich... ich hab nicht nachgerechnet aber bin einverstanden mit deinem Vorschlag haha.^^ ________________________
Es war merkwürdig, wie weit entfernt sich alles anfühlte, während sie auf ihren Plätzen in diesem Flugzeug sassen. Aryana konnte praktisch spüren, wie die physische Distanz mit jeder Minute wuchs, aber das war nicht alles. Das passierte jedes Mal, wenn sie auf einen Einsatz flogen. Aber diesmal war es anders. Sie hatten mit Seattle abgeschlossen, in dem Moment, in dem sie einen Fuss in diese Maschine gesetzt hatten und es war pure Befreiung, zu wissen, dass sie nie wieder in dieses Leben zurückkehren würden. Aryana hatte nicht mehr vor, zu sterben, ihr einziges, klares Ziel war der Erfolg, gemeinsam mit Mitch. Aber selbst wenn ihnen dieser Erfolg verwehrt blieb: Seattle, wie sie es die letzten zwei Jahre über gekannt hatten, gab es nie wieder für sie. All der Schmerz, die Verzweiflung, die Stunden zwischen Alkohol und Melancholie, Depression und Selbsthass - sie waren Vergangenheit und das allein fühlte sich so unglaublich gut und befreiend an, dass Aryana während des Fluges zum ersten Mal wieder das Gefühl hatte, richtig frei atmen und denken zu können. Ihr Fokus lag nicht auf dem, was vor ihnen stand, sondern auf diesem Moment der puren Erlösung. Sie hatte erwartet, dass sie sich gestresst fühlen würde, dass der Druck auf ihren Schultern zu schwer sein könnte. Dass sie den Tunnelblick, den sie über die letzten Wochen so intensiv trainiert hatte, nicht fand oder sie sich sogar mit einer Panikattacke konfrontiert sah. Nichts davon trat ein und auch die kaum tragbaren Risiken, die sie die kommenden Wochen über erwarteten, wirkten in diesem Moment unglaublich weit entfernt. Es war die richtige Entscheidung und der richtige Moment, dessen war sie sich sicher. Sie würden nie besser in Form sein, sich nie besser vorbereitet fühlen und es wurde Zeit, dass sie taten, was sie am besten konnten: Kämpfen. Aber nicht einfach nur kämpfen und sich durch fremde Schlachten boxen, um für fremde Leute Siege zu sammeln. Nein. Was sie am besten konnten, war kämpfen für sich selbst und das, was sie für richtig hielten. Kämpfen für ihre Überzeugungen und Werte, ihre Freiheit und die Menschen, die sie am allermeisten liebten. Die Menschen, die sie nicht enttäuschen wollten, nicht enttäuschen konnten. Und das waren Mitch und Aryana und Victor und Faye. Aryana wachte etwa eine halbe Stunde vor der Ansage des Piloten auf. Spürte das unterschwellige Kribbeln des Adrenalins, das sich langsam in ihrem Körper verteilte, ihren Fokus schärfte und ihr deutlich machte, dass es bald soweit war. Ihre Finger strichen über Mitchs Handrücken und sie lächelte ihn an, als er sich schliesslich zu ihr umdrehte. Alles an ihr und dem Ausdruck ihrer Augen verriet, dass sie sich bereit fühlte. Dass sie hier war, um mit ihm gemeinsam zu kämpfen und zu siegen. Aryana schloss die Augen, als er näher kam, seine Stirn schliesslich gegen ihre lehnte. Das Lächeln auf ihrem Mund zuckte etwas, als sie seine Worte hörte. Genau wie sie's gesagt hatten, ja. Sie hatten nicht gedacht, dass es zwei Jahre dauern würde, aber vermutlich war es besser, dass sie das damals nicht gewusst hatten - sie hätten wohl schon viel früher aufgegeben. Jetzt war es soweit. Sie waren soweit. Die Brünette erwiderte den Kuss mit nicht weniger Leidenschaft und einer Prise Übermut. Löste sich dann ein kleines bisschen von seinen Lippen - gerade genug, um etwas auf seine Worte zu erwidern. "Bonnie, hm? Gefällt mir. Ich glaube, ich bin sehr bereit, eine Bonnie zu werden und die Maria hinter mir zu lassen. Passt möglicherweise sogar ein bisschen besser zu meiner Persönlichkeit", sagte sie mit einem schwachen Grinsen. Es folgte ein weiterer Kuss, diesmal etwas zärtlicher, bis sie für einen kurzen Moment seine Unterlippe zwischen ihre Zähne klemmte und die Augen öffnete. Als er sie anschaute, liess sie seine Lippe wieder los. "Aber nur, wenn mein Clyde mich begleitet. Und zwar bis hinten raus", stellte sie ihre Bedingung, während das Flugzeug langsam in Richtung Boden glitt und sie gleich in Paraguay ausspucken würde.
War offensichtlich ein bisschen ein schwieriges Thema und eigentlich hatten sie das wohl alle geahnt. Denn auch Victors Reaktion zeigte deutlich, dass die mit der Kinderfrage verbundenen Emotionen tief reichten. Das wusste Faye längst, aber sein Blick war trotzdem eine erneute Erinnerung daran, dass sie endlich eine vertretbare, gültige Antwort für sich selbst formulieren sollte und sich dann mit ihm zusammensetzen sollte. Oder auch umgekehrt - auf jeden Fall sollten sie reden. Nicht jetzt, aber bald. Vorzugsweise sobald sie das ganze Drama, welches ihnen heute Abend angekündigt wurde, überstanden hatten. Immerhin schafften sie es relativ erfolgreich, dem Thema etwas seiner Ernsthaftigkeit zu nehmen, indem sie sich lieber auf die Kind-und-Hund-Sache konzentrierten. Victor hatte einen klassischen Einwand, der Faye doch gleich ein bisschen grinsen liess. Natürlich fiel ihm das auf. Natürlich musste er genau jetzt schon so unterschwellig und vermutlich auch unbewusst seine Dad-Qualitäten präsentieren. Fayes Hand drückte abermals Victors Oberschenkel und sie warf ihm ein amüsiertes Lächeln zu, bevor sie sich streckte und einen weiteren Kuss auf seine Wange pflanzte. Nicht, weil sie sich über ihn lustig machen wollte, sondern einfach, weil sie ihn ein bisschen süss fand. Wie er ihr so beiläufig zeigte, dass ihre Ängste grundsätzlich unbegründet waren, weil er schon dafür sorgen würde, dass dem Kind nichts zustiess. Nichtmal zufällig und unbeabsichtigt durch Spielereien mit einem zu grossen Hund, dessen Grösse Mitch zugleich bestätigte. Kein übergrosses Meerschweinchen also, kam tatsächlich nicht überraschend. Von Kind und Hund ging das Gerede plötzlich über zu ihrer Hochzeit und auch hier war Fayes erste Reaktion ein schwaches Grinsen, besonders auch, als sie Victors Kommentar vernahm. Die Onkel- und Tantenfrage für Kind und Hund schien tatsächlich weniger kontrovers als der Ort ihrer Hochzeit. "Kann wohl Entwarnung bieten... egal was es letztendlich wird, eine Kirche dürfe von der Planung nicht betroffen sein", gab sie bekannt. Die Hochzeitsplanung existierte bis Anhin überwiegend in ihren Träumen und auf irgendwelchen Pinterest-Boards. Dass die Location aber nicht eine Kirche sein würde, darin waren sie sich längst einig. Lieber irgendwas draussen, an irgendeinem schönen Ort, den sie definieren würden, wenn sie erstmal den Kopf für alles davon hatten. Ähnlicher zeitlicher Rahmen wie die Familienplanung. "Und ihr so? Herrscht noch immer allgemeine Ablehnung gegenüber der Heiratsfrage oder könnte es vielleicht irgendwann doch mal noch eine Option werden?", fragte Faye ziemlich unverblümt. In einer anderen Situation wäre das vielleicht eine heikle Frage gewesen, aber sie war sich ziemlich sicher, dass Aryana und Mitch sich hier weiterhin das Lager teilten und somit keine zu starken negativen Spannungen mit der Frage zusammenhingen. Die Vermutung bewahrheitete sich, als Aryana schwach den Kopf schüttelte, ihr Gesicht aber weiterhin von einem entspannten Lächeln gezeichnet. "Vielleicht überlassen wir das einfach lieber euch und wenn euer Testlauf uns irgendwann ausreichend überzeugt, können wir nochmal drüber reden.", erwiderte sie, unterstrich die leise Provokation in ihren Worten mit dem Funkeln in ihren Augen und dem Grinsen auf ihren Lippen. Natürlich sah sie eine Ehe eher nicht als Testlauf, schon gar nicht, wenn es ihre Schwester und Victor betraf. Aber sie hatte keine Eile in dieser Frage, von ihr aus konnten sie in zwanzig oder vierzig Jahren noch heiraten, wenn sie es dann plötzlich aus irgendwelchen Gründen für sinnvoll hielten. Vielleicht auch in zwei Jahren, wenn ihre Köpfe mal ein bisschen Luft geschnappt hatten und sie sich in einem neuen Leben mit neuen Prioritäten wiederfanden, wer weiss. Aber aktuell hatten sie weder den Kopf noch die Nerven, um auch noch übers Heiraten nachzudenken, das stand fest.
Sie hatte eigentlich wirklich nicht beabsichtigt, Mitch mit ihrer Frage in Bedrängnis oder Erklärungsnot zu bringen. Die Chance, dass seine Einschätzung das ausschlaggebende Argument lieferte, um ihre Pro und Kontra Liste mit Gründen für oder gegen ein eigenes Kind in eine der beiden Richtungen zu kippen, war doch relativ gering. Nichts im Vergleich zu all den anderen Risiken, die er im Laufe seines Lebens schon eingegangen war. Aber vielleicht hatte sie bei ihrer Fragestellung vergessen, dass sie über solche Fragen besser mit anderen Menschen philosophierte als mit Mitch. Bloss weil er sie vorhin mit einem unerwartet gefühlsvollen Monolog mit den genau richtigen Worten abgeholt hatte, war er nicht plötzlich ein anderer Mensch. Was auch gut so war, weil sie in ihrem Vierergespann im Normalfall nicht noch mehr überemotionale Seelen brauchten. War eigentlich eher ihre Rolle und sie war ziemlich gut darin - nicht selten etwas zu gut, selbst für ihren eigenen Geschmack. "Natürlich... Das war auch keine Fangfrage, wir... wir sind zwar noch nicht ganz sicher, was die Familienplanung angeht, aber ich werde das noch mit der richtigen Person besprechen - kann dich also beruhigen, dein Urteil ist nicht ganz matchentscheidend.", konnte Faye mit einem kleinen Lächeln Entwarnung geben, da sie sicher nicht gewollt hatte, dass es nun Mitch war, der sich nicht mehr entspannt fühlte. Ihre Augen fingen für eine oder zwei Sekunden den Blick ihres Freundes, auf dessen Bein auch ihre Hand wieder ihren Platz eingenommen hatte. Als Mitch weitersprach, wanderte ihr Blick ebenfalls zum erwähnten Strand und sie malte sich aus, wovon er sprach. Einen Sonnenschirm. Eine grosse Decke. Ein paar farbige Spielzeuge, eine kleine Schaufel, zwei Eimer. Eine mässig gut als solche erkennbare Sandburg. Ein kleines Kind mit Sonnenhut, das sonst nichts als eine leuchtend gelbe Badehose trug, die bestens zu dem rundum vergnügt lachenden Gesicht passte. Victor, sie selbst. Sie wusste, dass es schön sein könnte. Sie wusste, dass sie es wollte. Sie wusste auch, dass sie beide alles tun würden für das Kind, alles, damit es immer so lachte, wie sie sich das genau jetzt ausmalte. Ihre Finger hielten sich unbewusst etwas fester an Victors Bein fest und sie konnte sich gerade noch zurückhalten, bevor das innerliche, tiefe Seufzen tatsächlich über ihre Lippen gekommen wäre. "Ist schon eine schöne Vorstellung.", war stattdessen alles, was sie dazu sagte, blickte nun auch wieder zu Victor, um ihn mit ihrer zweiten Hand in seinem Nacken für einen kurzen, zärtlichen Kuss zu sich zu ziehen. Heute beschloss sie, all den Abers, die mit dieser Vorstellung verbunden waren, keine Beachtung zu schenken. Es war sowieso nicht der richtige Moment zum Grübeln und es war auch einfach mal schön, nur an die schöne, optimistische Version ihrer Zukunft zu denken. Einen Abend am Strand zu dritt. Vielleicht irgendwann. Sie wandte sich nach einem weiteren flüchtigen Kuss an Victors Schulter, wieder dem Essen zu, beziehungsweise zuerst dem Trinken. Nach ein paar Schlucken Wasser schaute sie wieder zur gegenüberliegenden Bank, zu Mitch und Aryana. "Wenn euer irgendwann-Hund ein ganz guter Junge oder ein ganz gutes Mädchen ist, können er und unser irgendwann-vielleicht-Kind von mir aus beste Freunde werden.", tat sie kund, schob sich dann ein paar Tomaten zwischen die Zähne, bevor sie sich ein Stück des ebenfalls mitgebrachten Brotes abriss und dieses ebenfalls mit Hummus verfeinerte. "Und ihr werdet natürlich nicht nur weltbester Onkel und weltbeste Tante, sondern auch weltbeste Pateneltern. Ich glaube, damit wäre das Kind wirklich rundum perfekt versorgt.", ihr Grinsen wurde wieder breiter als sie überzeugt nickte, eindeutig amüsiert von der Vorstellung. Wie viel Gefallen Mitch und Aryana dann an dieser Rolle finden würden, würde sich zu gegebener Zeit und in gegebenem Fall wohl zeigen - sie war sich aber sicher, dass das Kind seine coolen Patenonkel und -Tante definitiv lieben würde.
Victor musste wirklich aufpassen, dass er sie hier nicht auf dumme Ideen brachte. Sie konnte praktisch schon hören, wie die Räder in Mitchs Kopf zu drehen begannen und tatsächlich war die neu ins Spiel gebrachte Option aus diversen Gründen gar nicht mal so unattraktiv. Reiche Leute ausrauben, damit sie sich endlich ihren entspannten Lebensstil gönnen könnten, klang auf mehreren Ebenen verlockend. "Schau nicht so zweifelnd, Victor - wir würden uns selbstverständlich auf die ganz Reichen konzentrieren. Nicht die, die ihr Geld ehrlich und mit viel Arbeit verdient haben. Du kennst uns. Erstens haben wir einen durchaus ausgeprägten Gerechtigkeitssinn und einen lobenswerten moralischen Kompass und zweitens...", Aryana seufzte und lächelte fast verträumt vor sich hin. "Zweitens wäre alles andere viel zu einfach und du weisst, wie sehr wir den Nervenkitzel lieben.", argumentierte sie für absolute Entwarnung, während sie gleichzeitig direkt wieder umkehrte, was Mitch zuvor gesagt hatte. Wegen dem sauberen Neustart ohne Raubüberfälle... An mangelnden Skills würde das Vorhaben jedenfalls nicht scheitern, Easterlin sei Dank waren sie bestens ausgebildet. Fenster aufgebrochen hatten sie auch schon - sie erinnerte sich vage an eine Lagerhalle in einer dunkle Nacht, die sie theoretisch lieber aus ihrem Gedächtnis streichen würde - und viel schwieriger wurde es nicht mehr. Paar Videos auf YouTube und sie wären bereit für die Praxis. Und dabei war es ganz egal, ob die Praxis das Bestehlen von Reichen oder das Gassigehen mit zwanzig Hunden umfasste. Oder eben nur mit einem, ihrem, dessen Geschlecht wie erwartet auch für Mitch absolut sekundär war. Hatte beides seine Vor- und Nachteile, die auf keiner Seite so heftig überwogen, dass sie allein deswegen ein Tier ausschliessen würden. Aryana hatte nicht unbedingt erwartet, dass Mitch, wenn sie schon mehr oder weniger dabei waren, das Kinderthema gegenüber Faye so indirekt direkt ansprechen würde. Sie sah darin doch eine gewisse Gefahr, das Gespräch erneut in eine sehr fragile Richtung zu lenken. Vielleicht war das unbegründet, vielleicht lag es auch an einem seitens ihrer Schwester doch sehr emotionalen Gespräch, das sie letztes Jahr in Denver geführt hatten und das sich ausführlich um diesen Kinderwunsch gedreht hatte. Ihr Blick ging bei der Frage also automatisch ebenfalls zu Faye, wenn auch nur kurz, weil sie sich lieber wieder aufs Essen konzentrierte, um der Stille gar nicht erst eine Bedeutung zu geben. Faye dachte offensichtlich nach, brauchte einen Moment und zuckte dann eher zögerlich mit den Schultern. "Naja, ich... weiss nicht. Planung ist hier irgendwie genauso überflüssig, nicht?", fragte sie zurück, blickte kurz zu Victor, als würde sie sich versichern wollen, das einigermassen Richtige zu sagen, bevor ihre Augen wieder Mitch fanden und ihre Lippen ein kleines Lächeln formten. Planung und Wünsche waren natürlich nicht das Gleiche, aber auch wenn ihre Augen ihm indirekt ein kleines bisschen recht geben wollten, fände sie es wohl unangebracht, sich jetzt schon allzu sehr für ein Geschlecht auszusprechen. Aber das war nicht alles, was sie sagen wollte, auch wenn das, was ihr sonst noch auf der Zunge brannte, erneut ein paar Sekunden Zeit und einen abschweifenden Blick zum Meer forderte. "Siehst du mich als Mama? Von einem eigenen Kind, mein ich. Nicht nur... generell aufgrund von gewissen Persönlichkeitsmerkmalen.", die Frage kam leise aber nicht undeutlich und sicherlich auch nicht ohne deutliche Neugier, während Faye noch immer aufs Wasser hinausschaute und die seichten Wellen betrachtete.
...ich hab kein semi-passendes Bild zu Junge auf Pferd gefunden ahaha x‘D Passt ästhetisch so gar nicht rein, aber I liked it tho x‘D ____________
"Gut, dass wir diese Erfahrung wohl als Gruppe teilen und die zwei, drei zusätzlichen Falten deswegen absolut niemandem hier auffallen.", konnte die Brünette Victor entspannt beruhigen. Sie würde ja gerne sowas sagen wie lieber zwei, drei Falten als zwei, drei Narben, aber da war Victor leider der falsche Empfänger für. Er und seine Freundin hatten definitiv ein paar zu viele negative Erfahrungen mit Klingen, Splitter, Schüssen, Flammen und was es sonst noch so gab gemacht. Da waren Mitch und Aryana bislang deutlich besser weggekommen, selbst wenn ihre Körper all die Jahre im Kampf natürlich auch nicht ganz makellos überstanden hatten. Jedenfalls nicht makellos in dieser Hinsicht. Sie behielt jeglichen weiteren Kommentar zu diesem sowieso kaum beeinflussbaren Alterungsprozess entsprechend für sich, lächelte lieber vor sich hin, als Mitch ihren zukünftigen Hund erwähnte und Faye die Nachricht wenig überraschend sehr freudig auffasste. Auch, dass für sie nur ein Hund aus dem Tierheim in Frage kam, stiess auf der Gegenseite offensichtlich auf Anklang, wie die entzückten Augen ihrer kleinen Schwester verrieten. "Das ist perfekt, ich liebe alles an dem Plan!", verkündete Faye begeistert, sah sich wohl bereits in allen Farben mit dem noch namen- und gesichtslosen Hund über Blumenwiesen rennen und auf der Couch kuscheln. Victors gespielte Bedenken kamen also eher nicht von ungefähr und liessen das Lächeln auf Aryanas Gesicht zu einem Grinsen heranwachsen. Ungefähr so konnte man es sich wohl vorstellen, ja. Faye widersprach noch immer sehr unbekümmert, sah allem Anschein nach nicht das geringste Problem in der Sache. "Naja, nicht zwingend. Vielleicht frag ich ihn auch, wer ein gutes Mädchen ist.", merkte sie an, bevor ihr Blick leicht fragend zu Mitch und Aryana zurück glitt. "Oder habt ihr euch schon definitiv für einen Sohn entschieden?", wollte sie wissen, behielt damit den Eltern/Kind-Vergleich noch eine Runde länger bei. "Nicht abschliessend. Mal sehen, was uns am Ende in die Arme springt... Tierheime sind glaub ich nicht ganz ungefährlich und ich weiss nicht, ob sowas wirklich geplant und konsequent eingehalten werden kann", beantwortete Aryana die Frage. Sie hatten sich noch nicht wirklich über das Geschlecht ihres irgendwann-Hundes unterhalten, aber sie war sich ziemlich sicher, dass es sowieso alles in allem eine sehr intuitive Entscheidung werden würde. Eben je nachdem was sie dann am Tag der Adoption besonders verloren anblickte oder besonders auffällig ihre Nähe suchte. Ob sie die Idee mit dem vorbereitenden Hundesitting letztendlich wirklich verfolgen würden, wusste sie jetzt noch nicht, aber an mangelnden Hunden sollte die Sache nicht scheitern, wie Victor bestätigte. An ihren mangelnden Fähigkeiten aber auch nicht. "Aber hallo, willst du damit sagen, dass das alles ist, was du uns zutraust?", fragte Aryana Victor gespielt beleidigt, schüttelte den Kopf und Griff nun endlich ihrerseits nach einer Pizzaschnecke. Zwei Bissen später ergriff sie nochmal das Wort, vermeintlich um ihre Qualitäten ein bisschen fetter zu unterstreichen. "Das Diplom zum Bachelor of Arts in Pet Sitting and Dog Walking kriegen wir schon noch gefälscht und mit den von dir geschriebenen Bewerbungen seh' ich da eigentlich keine Probleme mehr", war ja auch genau das, was sie wollten - in L.A. direkt wieder einen smoothen Start mit ein paar mild illegalen Geschäften hinlegen. Brauchte möglicherweise noch ein bisschen was, um diese Denkweise restlos aus ihrem Kopf zu klopfen. Es war halt oft einfach die sehr viel schnellere, sehr viel einfachere Lösung, die Regeln nur für sich ein bisschen zu biegen. Und ob sie jetzt mit oder ohne Zertifikat die Hunde spazieren führten, war den Tieren letztendlich sehr sicher sehr egal.
Ja, das stimmt... hab schon meine Detox-Kur für Anfang Januar geplant, wenn ich dann hoffentlich ganz drogenfrei bin. Spätestens danach sollte Faye wieder mit blaugrünen Augen ausgestattet sein. x'D Ja, das hab ich noch präsent, weil das auch Sinn ergab und ich mir was dabei überlegt habe. War bei der Segeltour sicher nur semi der Fall, aber lässt sich sicher irgendwie begründen. x'D Say no more, dann such ich neben Motorrädern auch gleich noch paar Jetskis raus. Sonst noch Wünsche, die ich in meiner aktuell chronischen Langeweile erfüllen kann? x'D ____________
Sie widerstand knapp dem Bedürfnis, ihre Hand nach Victors aktuell noch sehr makellosen Haarpracht auszustrecken, um schon jetzt bedauernd durch die dunklen Strähnen zu streichen. Aber so schlimm würde das alles bestimmt nicht werden, weshalb sie stattdessen nur ebenfalls seufzte und sich zumindest in dieser Hinsicht relativ entspannt zeigte. "Nach den zahllosen nervenaufreibenden Akten in dem endlosen Drama unseres Lebens fällt es mir wirklich sehr schwer, zu glauben, dass es ausgerechnet eure Bewerbungen sein werden, die diese Haarpracht in die vorzeitige Alterung schicken könnten.", äusserte Faye sich ein bisschen skeptisch gegenüber dem Ausmass der Problematik. Sie sah die Schwierigkeit in der Jobsuche wirklich primär darin, dass Aryana und Mitch erstmal etwas finden mussten, das ihnen zumindest mittelfristig Spass bereitete und für das sie sich freiwillig anstrengen wollten. Hätten sie diese Sache nämlich erstmal gefunden, schätzte sie beide wiederum als zweifellos ehrgeizig genug ein, um den nötigen Einsatz zum Erreichen ihrer neu gesteckten Ziele zu leisten. Die nicht besonders schmuckvollen Lebensläufe waren sicher ein Hindernis - aber keins, das sich nicht überwinden liess, weil sich in den Lebensläufen eben durchaus auch Ressourcen versteckten und der Dienst in der Army vielerorts als Plus betrachtet wurde. Schon nur aufgrund des in diesem Land weit verbreiteten Patriotismus. Sie für ihren Teil hatte jedenfalls fast ausschliesslich positive Erfahrungen gemacht in ihrer Stellensuche, was den Einfluss dieser Station auf ihrem Lebenslauf anging. Auch wenn ihr klar war, dass das eher nicht vergleichbar war, weil sie sich bei der Army eben auch für ihr aktuelles Arbeitsfeld durchaus relevantes Fachwissen angeeignet hatte. Aber genug davon, erstmal sollten Mitch und Aryana die kommenden Monate überleben. Dann konnten sie hierher ziehen und irgendwann in diesem Prozess oder später, während sie sich langsam einlebten, kam bestimmt auch die Antwort auf die Frage nach dem offensichtlich noch sehr offenen und dann? Eine Tätowiererkarriere kam für Mitch scheinbar ebenso wenig in Frage wie für Aryana der Detailhandel, wenn sie dann dort mutwillig in nichtsahndende Rentner crashte. Das lieferte zwar noch keine konkrete Idee für mögliche Optionen, schloss aber zwei Berufspfade aus und machte die Möglichkeiten somit ein winziges bisschen überschaubarer. Mit seinem Kommentar zu der Erziehungssache erntete Mitch ihrerseits noch ein maximal halbwegs überzeugtes Grinsen, wobei die Worte ihre Gedanken fast unvermeidbar für einen kleinen Moment zu der Kinderfrage trugen, die noch immer unbeantwortet zwischen ihr und Victor lag. Aktuell redeten sie nicht so viel darüber, weil die erste Priorität eben dem Aufbauen einer stabilen Lebenssituation galt, bevor ein Kind überhaupt zur Diskussion stand. Und weil sie noch immer damit beschäftigt war, sich mit sich selbst und ihren Zweifeln in der Sache auseinanderzusetzen. Die Neuigkeiten, die hier heute geteilt wurden, führten jetzt auch nicht akut zu mehr Stabilität. Längerfristig hoffentlich schon und längerfristig würde sie auch mit Victor noch das ein oder andere Gespräch führen, was dann hoffentlich zu mehr Klarheit führten. Ihr Erziehungstraining mit zwei eigensinnigen Erwachsenen sollte aber nicht zu den Gründen gehören, weshalb sie den Kindertraum ganz aufgaben, weshalb sie doch hoffte, dass Mitch und Aryana sich nicht allzu dramatisch aufführten. Wenig später, als das Picknick bereit stand und Faye sich gerade einen gedippten Karottenstick zwischen die Zähne schob, eröffnete Mitch ihnen, dass da tatsächlich doch schon ein kleiner Fixpunkt in der aktuell sehr schwammigen Zukunft stand. Fayes Augen weiteten sich und sie klatschte erfreut in die Hände. "Na das sind doch endlich mal die ganz guten Neuigkeiten, für die ich euch herbestellt habe!", tat sie fröhlich kund, liess die Tatsache unbeachtet, dass sie in Wahrheit gar niemanden herbestellt hatte. "Was für einen? Habt ihr schon Vorstellungen, ausser, dass er gross genug sein muss, um die Ärsche von langsamen Einkäufern zu erreichen?", wollte sie umgehend Details erfahren. Sie hoffte jetzt mal nicht auf einen Kampfhund, aber letztendlich war das nicht ihre Entscheidung. "Da würden wir uns bei Bedarf sonst auch sporadisch an der Erziehung beteiligen - so quasi als Kompensation für die grauen Haare", bot sie sich sofort an, ohne das überhaupt eine Sekunde mit Victor besprochen zu haben. Aber sie war sehr sicher, dass er nichts gegen Hundebesuch hier und da einzuwenden haben würde. Ausserdem würde es beim Hundesitting in der Realität wohl weniger um Erziehung als um Kuscheleinheiten und Spielen gehen, mit allem anderen war es wie bei den Kindern: Konnte man den stolzen Eltern überlassen. "Ihr werdet bestimmt tolle Hundeeltern.", auch von dieser Sache war Faye ohne Nachzudenken ziemlich überzeugt. "Vielleicht werden wir ja auch Hundesitter, bis wir uns für eine unserer vielversprechenden Karriereoptionen entschieden haben. In Los Angeles gibts bestimmt genügend reiche Leute, die keine Zeit für ihre Haustiere haben und wir können dann schonmal trainieren für unser eigenes Baby", grinste Aryana bei der Vorstellung von ihnen beiden mit zehn Hunden bewaffnet in einem der mässig grünen Stadtparks vor sich hin. Und vielleicht auch ein bisschen, weil sie sich etwas zu wohl damit fühlte, einen Hund als Baby oder Kind und sie selbst damit als Eltern zu bezeichnen. Das war eigentlich nicht unbedingt ihre gewohnte Sprache, aber ein Hund war in ihrer Welt letztendlich eben doch nur ein besseres Kind.
Thanks for se Verständnis, aktuell hab ich aber nur noch Ibu intus und halt so Sachen wie Magenschoner und Blutverdünner - wir hoffen, dass es besser wird. XD Jaja, ich erinnere mich vage an das Gespräch zwischen den beiden. Auch wenn ich nicht mehr ganz nachvollziehen kann, wie ich auf die Idee kam, Faye würde gerne Segeln... da hab ich wohl auch etwas konsumiert haha. x'D Hatte den gleichen Gedanken gestern auch, gefühlt hat Mitch mehr Zeit mit Faye verbracht / einen engeren Draht zu ihr als zu Vicky. x'D Die müssen schon noch etwas Bro-Time geniessen, um mal ein bisschen zu bonden, bin also für das Wiederaufleben des Motorrad-Hobbys, irgendwann dann, wenn alle safe in in L.A. sind. x'D Oder alternativ begleitet Mitch Vicky einfach aufm Jetski bei seinen Bootsausflügen, hihi. ______________
Es gab gefühlt jeden Tag ein paar kleine und ein paar grosse Momente, die Aryana vor Augen führten, wie sehr Mitch sich verändert hatte, seit sie sich kennengelernt hatten. Wenn er neben ihr im Bett die Augen aufschlug. Wenn er sie küsste. Wenn er ihr sagte, wie er sich fühlte. Wenn er sie in den Arm nahm, weils ihr schlecht ging. Wenn er stumm mit dem Kiefer mahlte aber kein Wort von sich gab, nachdem mal wieder ein Vorgesetzter irgendwas Unnötiges gesagt hatte. Wenn er sie fragte, was sie brauchte. Wenn er ihr versicherte, dass sie eine Zukunft haben konnten. Wenn er ihr übers Haar strich und ihr die Ewigkeit versprach. Trotzdem gehörte das, was sich gerade vor ihren Augen abgespielt hatte, eindeutig zu den schönsten Beweisen dafür, dass sie den absolut richtigen Mann an ihrer Seite hatte. Vor ein paar Jahren wäre wahrscheinlich schon eine normale Konversation zwischen Mitch und Faye schwierig gewesen - eine normale Konversation zwischen einem gestressten Mitch und einer aufgewühlten Faye absolut undenkbar. Und jetzt? Hielt Mitch Fayes Hand, zitierte Dinge, die vor zwei Jahren gesagt wurden und versprach, dass er Aryana und sich selbst heil durch ihre nächste - hoffentlich letzte - hochriskante Aktion brachte, damit sie am Ende endlich alle zusammen glücklich werden konnten. Und Faye hatte wieder einen Bruder, der klammheimlich und schleichend einen Schmerz gelindert hatte, von dem sie alle geglaubt hatten, er würde für immer in seinem hässlichsten Ausmass bestehen. Aryana wusste gar nicht, was sie in diesem Moment alles fühlen sollte. Es war definitiv zu viel, definitiv mehr, als sie jetzt verarbeiten konnte. Schon nur der Gedanke an ihren Zwillingsbruder, der von irgendwo auf sie herunter lächelte und sich mit ihnen freute, war überfordernd in diesem Moment. Weil sie wusste, dass Mitch auch für Julian zur Familie gehören würde. Und weil sie sich hier zum ersten Mal tatsächlich so fühlte, als wäre das, was sie sich schon so lange so sehr wünschte - ein glückliches Leben mit Mitch und Faye und Victor - tatsächlich in greifbare Nähe gerückt. Sie konnte es schon fast auf der Zunge schmecken, der Duft hing ihr in der Nase und die Vorstellung streichelte sanft ihr verwundetes Herz. Als Ryatt in ihrem Wohnzimmer gesessen hatte, hatte sie gesehen, dass es ein Plan war, der funktionieren konnte - wenn sie sich anstrengten und hundert Prozent bei der Sache waren. Als sie nochmal mit Mitch darüber geredet hatte, war sie sich sicher gewesen, dass es gemeinsam möglich war. Aber erst hier, im Kreise ihrer Familie, wurde ihr wirklich klar, was es bedeutete und wie es sein würde, wenn sie das geschafft hatten. Und Aryana war sich sicher, dass es genau das gewesen war, was sie gebraucht hatten. Dieser Ausflug hierher, auch wenn er für Faye und Victor mit teilweise schmerzhaften Neuigkeiten verbunden war, war nötig gewesen, um ihnen ganz genau vor Augen zu führen, wofür sie kämpften und wofür sie siegen mussten, leben wollten. Aryana war froh, dass sie ein paar Sekunden Zeit hatte, sich selbst wieder zu fangen, während die überwiegende Aufmerksamkeit sowieso auf Mitch und Faye lag. Als ihr Freund nach ihrer Hand griff, umschloss sie diese ohne zu zögern mit leichtem Druck, hielt sich zugleich an ihm fest, wie sie ihm auch vermitteln wollte, dass sie stolz auf ihn war. Weil er mehr gesagt hatte, als sie Worte gefunden hätte und dabei genau den Nerv getroffen hatte, den sie erfolglos gesucht hätte. Sie sagte nichts dazu - nicht jetzt, zumindest. Es reichte, wenn Faye vorübergehend weinte und Aryana konnte nicht versprechen, dass sie bei der Familienthematik keine Tränengesellschaft leisten würde, solange sie sich so fühlte. Es war also ganz gut, dass die anderen es im Anschluss erfolgreich schafften, ihr kleines Boot wieder in harmlosere Gewässer zu steuern. Irgendwann in ein paar Monaten mochte hier auch ein Sturm warten, gerade waren die Zukunftsphilosophien aber noch wunderbar unbelastet und damit genau das, was sie jetzt brauchten. Letztendlich war es dabei auch egal, wer mit den Lebens- und Karrieretipps dienen konnte - Fakt war, dass sowohl Faye als auch Victor definitiver erfolgreicher und strukturierter in der Lebensgestaltung unterwegs waren als Mitch und Aryana mit ihrem ewigen Chaos. Vielleicht auch ein bisschen typengeschuldet. "Super Idee. Ihr könnt direkt eine Bewerbungswerkstatt für uns eröffnen. Meine letzte Bewerbung war die für die Army, und wir wissen alle, dass diese Anforderungen nicht dem üblichen Massstab der Arbeitswelt entsprechen", meldete sie sich schliesslich doch wieder zu Wort, schrieb sich ungefragt ebenfalls für den Nachhilfeunterricht im Bewerbungs-ABC ein. Für seine Bemerkung zur nicht gesellschaftskonformen Optik, wenn man es denn so nennen wollte, erntete Mitch einen nicht sehr einverstandenen Seitenblick von Aryana. Auch wenn sie ihm nicht wirklich widersprechen konnte, weil er eben offensichtlich nicht dem cleanen Look von Victor entsprach, musste sie ihm wenigstens mit einem kurzen Bodyscan von Kopf bis Fuss mitteilen, dass sie trotzdem der Meinung war, dass er der heisseste der Pi mal Daumen vier Milliarden Männer auf dem Planeten war. Tat sie selbstredend nicht, weil er die Bestätigung brauchte, sondern einfach so. "Vielleicht musst du einfach Tätowierer werden, dann passts mit der Optik eigentlich wieder ganz gut.", merkte sie sarkastisch an. Eine weitere Option, die nicht wirklich in Frage kam - sie sah ihn jetzt eher nicht neun Stunden am Tag still und konzentriert sitzen, fremde Menschen begrapschen und ein paar schöne Muster zeichnen. Sie wusste nichtmal, ob er überhaupt zeichnen konnte, wie ihr gerade auffiel. Jedenfalls tat er es nicht leidenschaftlich und das wäre irgendwie doch eine Voraussetzung. Für erste Tipps aus ihrem künftigen Handbuch angesprochen, folgte wenig später seitens Faye eine ähnlich ernstzunehmende Antwort: "Lad' sie auf nen Kaffee ein, dann sind die Gänge im Supermarkt frei", auch wenn Faye die Worte nicht so sarkastisch verpackte, war doch klar, dass sie nicht daran glaubte, dass Mitch ihre Strategie tatsächlich umsetzen würde. Das sagte auch das zuckersüsse Grinsen, mit dem sie den Vorschlag unterstrich. "Und ich dachte, da käme jetzt irgendwas Nützliches wie viel Anlauf holen und mit dem Einkaufswagen losrennen...", gab Aryana sich enttäuscht und verdrehte bei der gewaltfreien Option die Augen. Faye schnalzte daraufhin nur mit der Zunge. "Ich seh' schon, da liegt noch viel Erziehungsarbeit vor uns.", seufzte sie, tätschelte kurz Victors Bein und blinzelte ihn voller Selbstmitleid an, bevor sie sich von ihm löste, um weiter vorne im Boot den Korb mit dem Picknick zu holen. Nicht, dass ihr Kardio-Krüppel vor Hunger noch schlechte Laune bekam.
Crazyyyy was dieses Sonnenunterganglicht doch alles macht… x’D Oh mannnn mein Gehirn ist halt echt nicht auf der Höhe I guess. x‘D Und das ist wild, daran erinner‘ ich mich nicht. Klingt nach ner Ryatt-influenced Idee aber ok, dann sind sie halt jetzt beide plötzlich Boots-interessiert. xDD Hab eh festgestellt, dass Vicky und Aryana keine Hobbies haben. Heisst das, ich kann jetzt ein paar Boote und ocean enthusiast quotes bei Vicky aufs Board packen? XDD __________
Sie hatte es noch nie so ausgesprochen, es sich vielleicht auch nie selbst so genau überlegt. Natürlich war Mitch nicht Julian, allein schon darum nicht, weil er Aryanas Freund war. Auch charakterlich unterschieden die beiden sich in sehr vielen Punkten - wenn auch nicht so vollkommen grundsätzlich, wie Mitch vielleicht dachte, falls Aryana sich noch nie vertiefter mit ihm über ihren verstorbenen Zwillingsbruder unterhalten hatte. Aber trotzdem war sie sich sicher, dass sie die Worte so meinte, wie sie sie ausgesprochen hatte. Sie liebte Mitch wie einen Bruder und er bedeutete ihr so viel, wie es nur Familie tun konnte. Wegen allem, was er für Aryana war und für Aryana getan hatte - aber eben auch genauso sehr für alles, was er für Faye war und für sie getan hatte. Direkt und indirekt, als er sie mehrmals gerettet hatte, zum Beispiel. Aber eben auch, bei den diversen Unterhaltungen. Die zwar nicht immer sanft abgelaufen waren, ihr aber umso mehr geholfen hatten, den Blickwinkel zu wechseln, weil er so gar nicht gleich tickte wie sie. Das war übrigens auch heute wieder der Fall - denn obwohl Faye sonst prinzipiell wohl noch immer die optimistischste Person hier an Bord war, hätte sie vorhin um ein Haar wieder viel zu schnell die Hoffnung verloren und sich in der Dunkelheit der Möglichkeiten verloren. Ihr kleiner aber feiner Viererkreis hier war geprägt von gegenseitigem Kryptonit und es lag schon lange auf der Hand, dass sie nur zusammen gewinnen konnten. Dass sie alle fielen, wenn einer von ihnen aufgab. Und dass sie alle einen Schritt vorwärts machten, wenn es einem von ihnen gut ging. Das war sicher auch einer der vielen Gründe dafür, weshalb diese Mission nur gelingen durfte. Aber das wussten sie alle. Und Mitch und Aryana wirkten, als wäre die Chance auf Erfolg real, greifbar. Als wären sie sich ihrer Sache sicher. Also war es an Victor und Faye, ihnen darin zu vertrauen. Eben mit allem, was sie hatten und dem Wissen, dass ihr Schicksal damit zu grossen Teilen auch in den Händen des anderen Paares lag. Die Brünette blickte zu Victor, als dieser sein Handtuch anhob, um ihr die Tränen der Überforderung von den Wangen zu wischen. Sie lächelte ihn sachte an, aus Dankbarkeit und weil sie ihm versichern wollte, dass das Weinen gleich wieder ein Ende fand. Dann lehnte sie ihren Kopf an seine Schulter, lauschte seinen Worten, die in die sich langsam wieder lösende Stimmung passten. Die Problematik des normalen Lebens im Anschluss an Easterlins Knechtschaft würde sicher auch früh genug auf sie zukommen. Aber Faye wollte hoffen, dass es dabei keine so grossen Probleme geben würde. Dass die Zeit zeigen würde, wie genau das alles weitergehen sollte. In dem Sinne war es sicher gut, dass Mitch und Aryana ein finanzielles Polster aus den letzten Jahren mitnehmen konnten, das zumindest den zeitlichen Druck der Karriereplanung ein bisschen linderte. "Ich werd' wohl zwischenzeitlich einen Alltagsguide für euch vorbereiten müssen, damit es gar nicht erst dazu kommt, hm..? Keine Sorge, natürlich offline, analog, in einem Tagebuch mit aufbruchsicherem Vorhängeschloss" - sie machte den gleichen Fehler immerhin nicht zweimal innerhalb von fünfzehn Minuten - "Mit Lifehacks by Faye...", sie schielte zu Victor hoch "vielleicht mit Unterstützung von Vicky, dem Karriere-Pro.", lächelte sie, hauchte einen sanften Kuss auf seine Schulter und blickte zurück zu Mitch und Aryana. "Von meinen Karrieretipps könnt ihr wohl nicht so viel profitieren, beinhalten eher so ein Berufswunsch, den ihr bereits im Alter von zehn, fünfzehn Jahren gehabt haben solltet und der bis heute gleich geblieben ist... Wird wohl schwierig.", sie zuckte schwach mit der linken Schuler, weil dieser Lebensweg offensichtlich nichts für irgendwen anderes als sie auf diesem Boot war. Aber das war schon okay, sie würden sicher irgendwas finden.
Ihre braunen Augen wurden immer grösser, je mehr Worte Mitch verlor. Irgendwann presste sie die Lippen aufeinander im Versuch, die eigentlich kaum mehr aufzuhaltenden Tränen doch noch zu stoppen. Spätestens, als er sie dann aber darum bat, sich nun an seiner Hand festzuhalten und er ihr versicherte, dass sie das, was bevorstand, besser durchstehen würde, als sie jetzt glaubte, ging auch das letzte bisschen Selbstbeherrschung flöten und die Tränen tropften fast umgehend über ihre Wangen hinab auf den nassen Boden des Boots. Sie hatte erwartet, dass er ihr irgendwas ans Herz legen wollte, Bezug nahm auf einen Satz, den sie einmal gesagt hatte und der hängen geblieben war. Nicht, dass er sich an alles erinnerte. Dass er ihr jetzt, ziemlich genau zwei Jahre später, sagen wollte, dass das eine Rolle gespielt hatte. Theoretisch waren es keine Neuigkeiten, dass sie vier eine Familie waren - das hatten sie schon lange beschlossen. Aber trotzdem hatte es eine andere Wirkung, wenn Mitch es nun hier noch einmal betonte, noch einmal so klar unterstrich, dass Aryana, Victor und Faye die Gründe waren, weshalb er nicht zum Sterben nach Paraguay ging, sondern um ihnen allen eine gemeinsame Zukunft zu schaffen. Eine glückliche gemeinsame Zukunft. Faye klammerte sich an seine Finger, hielt den leicht verschwommenen Blick unentwegt in seine hellen Augen gerichtet, während er sprach. Sie blinzelte immer mal wieder die Tränen weg, wollte sich aber nicht abwenden, solange er sprach. Tat stattdessen, wie ihr geheissen und hielt sich an ihm fest, als wäre das bereits der Moment, in dem sie ohne Hilfe mal wieder zu ertrinken drohte. Sie war schon fast dabei, ihm zu widersprechen, als Mitch betonte, alles dafür zu tun, dass Aryana wieder nachhause kam. Wollte schon dazu ansetzen, ihm sehr dringlich ans Herz zu legen, dass er nicht nur Aryana, sondern eben auch sich selbst retten sollte. Mitch kam ihr aber zuvor und die Art, wie er es sagte, entlockte ihr einen Laut zwischen Schluchzen und Lachen. Sie hob ihre freie Hand, um sich fahrig über die Wangen zu wischen, senkte dabei für einen Moment den Blick, bevor sie ihn wieder anschaute. Auch ihre zweite Hand legte sich nun um seine und für ein paar lange Sekunden sagte sie einfach gar nichts, hielt sich nur an ihm fest und liess die vielen Worte auf sich wirken. Er hatte wohl gerade das geschafft, was er sich bei diversen früheren Gesprächen manchmal ein bisschen gewünscht hatte: Sie war sprachlos. "Danke...", hauchte Faye irgendwann, als sie ihre Stimme wiederfand und das Risiko, in haltloses Schluchzen auszubrechen, sobald sie den Mund aufmachte, langsam tragbar wurde. "Danke für alles. Für deine Worte und dass du auf Aryana aufpasst und auf dich... und dass du zu unserer Familie gehörst", sie versuchte sich ebenfalls an einem kleinen, zögerlichen Lächeln, das ihre Mundwinkel noch sehr zurückhaltend umspielte, ihren Augen aber doch eine ehrliche Wärme verlieh. "Ich habe bis vor zwei Jahren nicht geglaubt, dass ich nochmal einen Bruder finden würde, der mir so viel bedeutet... Aber unsere Familie wäre nicht vollständig ohne dich und... und ich bin froh, dass wir alle vier uns gefunden haben.", nun blinzelte sie zum ersten Mal, seit Mitch ihre Hand genommen hatte, auch wieder zu Victor und dann zu Aryana. Löste die zweite Hand wieder von Mitch, um sie stattdessen um Victor zu legen, der noch immer dicht an ihrer Seite sass. "Dass wir hier sind und einander haben und wenn es manchmal wie das Einzige wirkt, was uns bleibt... Und ich freue mich, wenn ihr... wenn ihr endlich frei sein könnt und alles gut wird...", und sie wollte zuversichtlich sein und daran glauben, dass alles genau so ausgehen würde, wie sie es sich wünschten. Dass sie alle vielleicht endlich aufhören konnten, sich ständig so viele Sorgen um ihre Familie zu machen...
Leider schaffte es die Zukunftsthematik nicht wirklich, für mehr als ein, zwei Minuten für Unterhaltung zu sorgen, weil Mitch und Aryana aktuell scheinbar selber noch nicht wirklich wussten, wo die Reise dann irgendwann hinführen sollte. Erstmal den Ausstieg schaffen und dann weitersehen, lautete scheinbar die Devise, was so wohl eigentlich auch niemanden überraschte. Beide hatten nie irgendwelche Träume erwähnt, was ihre berufliche Zukunft anging und Faye bezweifelte ein bisschen, dass es da überhaupt welche gab. Vermutlich hatten sie aber auch nie die Zeit und Ruhe gehabt, sich wirklich damit zu befassen. Wünsche zu entwickeln und Möglichkeiten zu filtern, die irgendwann in der Zukunft relevant werden könnten. Eine Zukunft, die die letzten Jahre über fast unerreichbar gewirkt haben musste. Bis jetzt, scheinbar. Wenn Ryatts Plan denn aufging und sie wirklich alle in ein paar Monaten unbeschwert und frei wieder aufeinandertreffen konnten. Sie hatte sich den Moment schon sehr oft ausgemalt, ihr Träumerherz wünschte sich selbstverständlich schon seit sie nach L.A. aufgebrochen war, dass ihre Schwester samt Anhang nachziehen würde und sie alle gemeinsam hier ihr Glück finden konnten. Aber sie hatte wirklich gehofft, dass das irgendwie... geregelter ging. Risikofreier. Dass es eine ausschliesslich gute Nachricht wäre, nicht... das. Faye merkte, dass Mitch sie anschaute. Schon länger. Wahrscheinlich fragte er sich innerlich noch immer, ob sie dumm war, weil sie vorhin die entsprechende Aussage geliefert hatte, die ein bisschen mangelnde Intelligenz nahelegte. Wäre ja nicht die erste dieser Art ihrerseits... Aber er sagte nichts, bat stattdessen nach ihrer Hand, kaum hob sie den Blick an und begegnete damit seinem. Ihre Stirn zog sich etwas verwirrt zusammen und sie brauchte ein, zwei irritierte Sekunden, um der Bitte Folge zu leisten. Hob dann ihre Hand von Victors Bein, und griff damit nach Mitch's Fingern. Entgegen ihrer Befürchtung tat er das scheinbar nicht, um ihr nochmal ein heiliges Versprechen abzuverlangen, mit dem sie schwor, in Zukunft besser über ihre Geheimnis zu wachen. Nein, er fragte nach einem ganz spezifischen Gespräch an einem ganz spezifischen Tag. Sie erinnerte sich daran. Aber sie erinnerte sich auch daran, dass sie sehr viel gesagt hatte damals, auf diesem Balkon, im Versuch, irgendwas zu retten, wieder gut zu machen und zu verbessern. Wie viel davon letztendlich hilfreich gewesen war, wusste sie nicht. Aber mindestens etwas schien hängengeblieben zu sein, wenn Mitch es genau jetzt wieder ausgrub. Ihre Augen fielen auf ihre Hände und dann zurück in sein Gesicht. Fragend, ein bisschen unsicher. "Ich... ich weiss nicht... Soweit ich mich erinnere, habe ich damals ziemlich viel gesagt...", antwortete sie, kam offensichtlich selbst nicht drauf, an was genau sie sich erinnern sollte. Aber wenn er damit anfing, ging sie davon aus, dass er sie gleich aufklären würde und ihr sagte, was sie damals erzählt hatte, das in der unangenehmen Situation, die sie hier mal wieder teilten, eine Relevanz haben könnte.