Nein, nicht wirklich Präferenzen… Guess I‘ll leave that up to you und den Fotos, die du findest. XD _____________
Faye bekam überhaupt nichts davon mit, wie Ryatt - mitunter dank ihr - ebenfalls um seine Fassung rang. Genau wie sie es in den Minuten davor auch nicht wirklich mitgeschnitten hatte. Sie war definitiv viel zu beschäftigt mit sich selbst - und würde sich hinterher definitiv schlecht fühlen dafür, ihn hier mit seinen Sorgen und Ängsten sitzen gelassen zu haben. Statt ihm auch eine Stütze zu sein, wie er sie für sie gerade verkörperte, liess sie sich lieber von ihm versorgen und in ihrem Wahnsinn betreuen. Nicht nett.. aber auch ein Problem für später. Falls sie denn überhaupt erfuhr, dass er ebenfalls nicht wirklich smooth ins neue Jahr gerutscht war. Im Moment war das noch nicht der Fall, denn gerade wartete sie bangend auf die gefürchtete Antwort auf ihre Frage. Sie hatte den Blick tatsächlich in sein Gesicht angehoben, um seine Emotionen daraus ablesen und wenns hoch kam auch interpretieren zu können. Aber erstmal schaute er nur verwirrt in ihre Richtung und Faye fragte sich automatisch, ob Ryatt Victor vielleicht gar nicht kannte… was wiederum ein alarmierendes Argument für die Neujahrsversion ihrer Erinnerung war, in der ihr Freund gar nicht mehr lebte. Stünde ihr die Sorge nicht längst quer übers Gesicht geschrieben, wäre sie jetzt sicherlich aufgetaucht. Aber das war scheinbar gar nicht mehr nötig… Denn Ryatts Antwort folgte doch. Und der Beginn davon blieb erstmal völlig unbeachtet, als sie seinen zweiten Satz vernahm. Sofort entwich ihren Lungen all die angestaute Luft und für den Augenblick fiel jegliche Spannung von ihrem Körper ab. Es huschte sogar ganz kurz ein winziges Lächeln über ihr Gesicht und die Tränen liessen sich plötzlich fast problemlos als Zeichen der Erleichterung interpretieren. „Danke…“, hauchte sie tonlos und ihre Hand streichelte als Geste ihrer Dankbarkeit zart über seine Brust, während ihre Augen wieder zufielen. Die Bilder kehrten zurück, aber Faye brauchte sich nicht mehr davor zu fürchten, wenn sie zugleich wusste, dass sie nicht der Wahrheit entsprachen. Sie verblassten nach und nach… liessen sie aber auch mit der Frage zurück, was Ryatt mit Victors unbestimmter Abwesenheit gemeint hatte. Weil er Abstand braucht. Es brauchte Einiges an angestrengtem Nachdenken und Kopfzerbrechen, um hinter die Bedeutung dieser Worte zu kommen oder sich gar der wirklichen Vergangenheit zu besinnen. Mehr, als sie gerade hatte, bevor Ryatt ihr eine wohl berechtigte Frage stellte, die sie die Augen wieder aufschlagen liess. „Ich… war mir nicht mehr sicher… wie das ausgegangen ist… in Syrien… weil er so viel geblutet hat…“, gab sie eine stockende, leise Erklärung ab. „Und ich kann mich… grad nicht… erinnern… an ihn, hier…“, sie stoppte, weil sie sich plötzlich fragte, ob Victor überhaupt bereits in dieser Wohnung gewesen war. Wie lange war er schon weg? Und wann kam er zurück? Ihr Blick fiel auf ihr Handy auf dem Tisch und ihr Kopf schrie sofort, dass das eine sehr sehr dumme Idee war in ihrem Zustand. Aber vielleicht konnte sie ihn einfach anrufen, nur kurz fragen, obs ihm gut ging… wann er zurückkam… sagen, dass sie ihn vermisste… und froh war, dass er noch lebte..? Aber Ryatt hatte von Abstand geredet. Bei dem Wort klingelte tatsächlich was in ihren Ohren. Nichts Gutes. Das war… anstrengend.
This is your life, it's do or die, the sun may never rise again, so be the light the vision. This is your life, it's slipping by, you try to run but fall again, you get back up that's living.
Sag das nicht sooo... die hochkanten Quadrate sind nämlich wirklich extrem schwer passend zu füllen. Wenn dann auch noch Haarschnittänderungen bei Frauen dazu kommen, wirds doppelt kritisch. -.- XD
EDIT: Wenn sie einen Blick in den Anmeldethread werfen würden bitte, gnädige Frau... wollt's nicht hier reinklatschen. x'D _______
Würde ich es überhaupt schaffen, weit genug zu Faye durchzudringen, dass sie mir den Kuss doch noch gab? Der Moment, in dem sie so überaus erleichtert auf Victors Lebendigkeit reagierte, war der erste, in dem ich tatsächlich kurz daran zweifelte. Der Kerl hing scheiß tief in ihrem Unterbewusstsein fest, wenn sie selbst dann Angst um ihn hatte, wenn sie sich nicht einmal daran erinnern konnte, dass er sogar schon hier gewesen war. Hier in dieser Wohnung. Auch in der anderen Wohnung davor, aus der er mich unterschwellig hatte verscheuchen wollen. Wüsste er, dass ich jetzt hier auf seinem Sofa saß, würde er es sicherlich auch ein weiteres Mal versuchen. Mit mehr Nachdruck wahrscheinlich. Dennoch saß ich jetzt hier, weil die Brünette mich offenbar gerne in platonischer Hinsicht um sich herum hatte und es sie zumindest nicht übermäßig interessierte, was ihr Freund davon hielt. Der Freund, der sie für die lange Beziehungspause verlassen hatte. Ich könnte mich selbst dafür ohrfeigen, dass mir komplizierte, aufregende Lebensumstände grundsätzlich am besten gefielen, weil mir fast alles andere zu langweilig war. Es war als würde ich andauernd förmlich darum bitten, dass mir irgendwer in absehbarer Zeit ein Messer in den Rücken oder die Brust bohrte. Als würde ich es brauchen. Ich sah auf Fayes schmale Finger, als sie mir über den Oberkörper strich. Starrte aber viel mehr durch sie hindurch als sie wirklich anzusehen, weil ich auf Fayes Dank nichts zu erwidern wusste und meine Gedanken sich parallel dazu auch etwas zu selbstständig machten. Es kam also auch mir zugute, dass die Brünette bald dazu ansetzte mir meine Fragen zu beantworten. Faye musste wirklich unheimlich viel Schmerz mit diesem Mann verbinden und trotzdem schien sie ihn noch immer mehr als alles andere auf diesem Planeten zu vergöttern. Allein der Gedanke klang für mich ungesund und ich begann mich zurück auf ihre Mimik zu fokussieren, als sie weitersprach. Das hielt mich immerhin bis zu einem gewissen Grad von meinem eigenen Kopfkino ab, weil das Gesicht, das sich mir hier zeigte, nicht das war, das mich gerade mental terrorisierte. Meine Stirn legte sich kurzzeitig in nachdenkliche Falten, als ich angespannt die Augenbrauen zusammenzog. Fayes Kopf schien wirklich einfach kurzerhand einen ziemlich langen Strang voll Erinnerungen gegen blanke Angst eingetauscht zu haben. Inzwischen verstand ich zumindest ansatzweise, warum sich ständig alle Sorgen um sie machten und sie beschützen wollten. Wäre sie heute Nacht alleine, hätte das in vielerlei Hinsicht fatal enden können. "Er war nicht lange hier.", setzte ich zu weiteren Worten an und löste dabei eine Hand von ihrem Rücken. Währenddessen schluckte ich leise, weil meine eigene Angst vor dem anhaltenden Feuerwerk mir inzwischen einen unangenehmen Kloß im Hals bescherte. Ich ermahnte mich selbst dazu, meine angespannte Gesichtsmuskulatur wieder zu lockern, zu neutralisieren. Glücklicherweise war es leichter mich mit Fayes psychischem Ballast auseinanderzusetzen, als mit meinem eigenen. Ich hob die freie Hand langsam zu ihrem Gesicht an und streckte schließlich den kleinen Finger aus, um ihr damit vorsichtig eine dünne Haarsträhne von der Stirn zu streichen, die ihr andernfalls sonst gleich vor die Augen gefallen wäre. "Du wohnst schon alleine hier, seit wir beide uns wiedergesehen haben.", hängte ich nachträglich noch ein paar mehr Worte dazu an, ohne den Blick wieder von ihrem Gesicht zu nehmen. Allerdings fragte ich mich gleich im Anschluss daran, ob sie sich denn überhaupt an mich erinnerte, wenn sie sich nicht mal an die Liebe ihres Lebens in ihrem jetzigen Lebensabschnitt erinnern konnte. Was glaubte sie also, welchen Part ich hier gerade spielte?
◈ It's so hard to forget pain, but it's even harder to remember sweetness. We have no scar to show for happiness. ◈
Das hab ich mir schon gedacht, darum hab ichs geschrieben.. xD Und war das eine Anspielung auf die gute Miss Hill, die vor 1-2 Jahren die Haare plötzlich schulterlang hatte? XD da wollte ich dich nämlich gestern eigentlich vorwarnen.. x‘D und ich wollte dir auch sagen, dass Faye von mir aus auch mal den Haarschnitt wechseln kann, mittlerweile gibts eindeutig genug Bilder mit der neuen Frisur, dass es eher schwierig wurde, genug Bilder mit den langen Haaren zu finden, die ich nicht schon mal drin hatte.. xD Eigentlich war damals, als sies gemacht hat, direkt nach Syrien ein super Moment zum Haare schneiden, aber da hatte ich halt noch zu wenig Fotos.. x‘D ABER JETZT HAST DUS JA SCHON GEMACHT DU SPEEDYYYYY! X‘D Ich kann mich nur grad noch nicht entscheiden - am Handy ist das so schwierig - darum müssen wir uns bis Sonntagabend noch mit dem alten begnügen, I‘m sorry! x‘D ABER DANKE 1000, ist auf jeden Fall toll geworden und ich freu mich! <3 *wobei ich mir grad dachte, dass Strand ein bisschen süss wäre, weil Vicky auch Meer hat :‘) ____________
Auch wenn sie noch immer tief in ihrem eigenen Kopf festhing und versuchte, die plötzlich geschlossenen Türen ihrer Erinnerung wieder aufzubrechen, so entging ihr nicht länger, dass auch Ryatt innerlich einen unschönen Kampf mit sich selbst und seinem Trauma auszufechten schien. Sie wusste nicht, was ihn quälte, weil es ganz einfach alles sein konnte, aber es war wahrscheinlich nicht angenehmer für ihn als ihre eigene Problematik für sie. Und doch schaffte er es, sich um sie zu kümmern und ihr eine Frage zu beantworten, die sie eigentlich noch gar nicht gestellt hatte. Scheinbar war Victor nämlich kurz nachdem sie hierher gezogen war, angereist. Und in diesem kleinen Satz lagen eine ganze Menge Informationen, die die Schlösser in ihrem Kopf wieder aufzubrechen vermochten. Dass sie umgezogen war zum Beispiel. Weil sie damit auch wieder wusste, dass davor etwas vorgefallen war. Und sie wusste auch wieder was, und damit stürzten die Pseudowände langsam aber sicher ein. Sie gab ein leises, wehleidiges Stöhnen von sich, verzog das Gesicht und drückte kurz die Augen zu, als Victor in ihre Gedanken zurückkehrte - natürlich nicht in Form einer schönen, ruhigen Erinnerung, sondern gefesselt an einen spröden Holzpfahl, mit einer Flamme direkt unter seinem Kinn. Auch ihr Körper verkrampfte sich selbstverständlich erneut und Faye hob die Hand von Ryatts Brust, um sich damit fest übers Gesicht zu reiben, in der Hoffnung, den Horror damit zurück in seine dunklen Löcher zu treiben. Funktionierte eher nur so semi, weshalb auch die kleinen Schweissperlen auf ihrer Stirn wohl nur vorübergehend weggewischt blieben. „Stimmt… ich… weiss wieder… warum er weg ist…“, stellte sie nun auch für Ryatt verständlich fest, schlug dabei die Augen wieder auf. Ihr Blick wanderte durch den Raum auf der Suche nach Ablenkung, blieb aber am Ende an Ryatt hängen, als sie seinen Finger auf ihrer heissen Stirn spürte, während er noch mehr sagte. Seit wir beide uns wiedergesehen haben - das war ein weit weniger schmerzvolles Erinnerungsfeld, das sie vielleicht eher verfolgen sollte. Auch ihm zuliebe, um vielleicht zeitnah damit aufzuhören, ihm hier aufm Schoss rum zu rotzen und so. „Das… das war gut, oder..? Dass wir uns wiedergesehen haben… ich bin froh, dass du da bist… also nicht nur heute, aber… heute vielleicht besonders…“, flüsterte sie in die Beinahe-Stille hinein, die nur von den verdammten, nervenaufreibenden Feuerwerken unterbrochen wurde. Ihre Finger strichen nun wieder über sein Shirt, halb, um sich damit selbst zu beruhigen, halb im Versuch, ihm ebenfalls sowas wie Trost zu vermitteln. Auch wenn sie in einer etwas schlechten Ausgangslage dafür war, nachdem sie hier eine filmreife Panikattacke in Sorge um ihren abwesenden Freund hingelegt hatte.
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Ganz zufällig rede ich von ihr, ja. XD Naja sie kann sich ja die Haare immer noch abschneiden, wenn sie und Vicky irgendwann in den sonnigen Süden ziehen - dauert sicher noch ne Weile, vielleicht hab ich bis dahin wieder Lust zu basteln. XD An sich ist auch die Bildersuche und der Text am Schluss das, was am meisten Zeit braucht. Die Vorlage für den Rahmen hab ich ja jetzt fix abgespeichert, da muss ich die Bilder nur noch irgendwie reinquetschen. ^^ Und ja, das dacht ich mir eben auch, deswegen konnte ich mich trotz der vorhandener Unschärfe nicht dagegen entscheiden es zumindest auszuprobieren. <.< _______
Je länger ich Faye bei ihrem Kampf mit sich selbst beobachtete, desto unsicherer wurde ich mir damit, ob ich wirklich hier sitzen sollte. Natürlich wäre es nicht gut gewesen, wenn die Brünette diesen Kampf allein hätte aussitzen müssen. Ohne Jemanden an ihrer Seite, der ihr die Erinnerungslücken stückweise wieder aufdeckte, die für ihre lähmende Angst zuständig waren. Aber es wäre zweifelsohne besser gewesen, wenn beispielsweise ihre Schwester hier sitzen würde. Einfach Irgendjemand, der unantastbar für immer zu ihrem Leben gehörte. Jemand, der auf jeden Fall sehr viel weniger Potenzial dafür mitbrachte, Fayes Leben noch viel mehr auf den Kopf zu stellen, obwohl sie bereits kopfüber hing - nur um irgendwann wieder zu verschwinden. Allerdings hätte ich mir das vorher überlegen sollen und nicht erst jetzt, wo es im Grunde schon zu spät war. Ich mochte Faye und ich war momentan selbst noch viel zu kaputt, um ihr jetzt einfach Lebwohl zu sagen. Ich schloss für einen letzten verzweifelten Versuch lang die Augen, tätigte anschließend ein paar besonders flache Atemzüge und machte sogar Pausen dazwischen, um meinen Herzschlag künstlich zu beruhigen. Ich hatte noch immer das Gefühl das blöde Ding in meiner Brust würde gleich mitsamt meinem Verstand davonrennen und das Geschwitze machte mich halb wahnsinnig. Innerlich jedenfalls, äußerlich lauschte ich brav Fayes Worten. Wenn sie wusste warum Victor weg war, dann müsste sie eigentlich auch wissen, dass unser erstes Aufeinandertreffen den Grundstein dafür gelegt hatte. Oder? Ich wünschte, ich könnte ihr in den Kopf sehen, während ich stattdessen mit meinem Blick erneut den ihren suchte. Tja - war es gut, dass wir auf dem Parkplatz ihrer Therapeutin wieder zueinander gefunden hatten? Ihre Worte hatten dank all meiner eigenen Gedanken einen bittersüßen Beigeschmack, aber meine Mundwinkel zuckten dennoch für zwei, drei Sekunden nach oben. Und es war allzu leicht bald ein weiteres Mal in meinen eigenen Hirngespinsten zu baden, wo Faye doch so hinreißend sanft über meinen Oberkörper strich. Vielleicht hätte ich ihr sagen sollen, dass sie besser damit aufhörte, um uns beiden einiges zu ersparen, aber ich war so müde dagegen anzukämpfen... es war leichter einfach in ihrer Nähe zu versinken, weil es das war, was ich viel lieber tun wollte. Fayes Stimme klang anders, sie roch anders, sie fühlte sich anders an - aber sie kam Avery in Kombination mit dem Feuerwerk nahe genug, um mich für die folgenden Minuten fast schon selig in der schmerzhaft schönen Erinnerung schwelgen zu lassen. Denn mein Herzrasen begann abzuflachen, als ich meinen Kopf vorsichtig nach vorne an Fayes kippen ließ, meine Stirn für ein paar Sekunden seitlich an ihre lehnte. "Ja, das war's.", stimmte ich ihr murmelnd zu, wobei sich das kaum sichtbare Lächeln auf meinen Lippen heraushören ließ. Wenig später schlang ich meine Arme enger um ihren schlanken Körper und hob den Kopf wieder an, um das Kinn vorsichtig auf ihrem Kopf abzulegen. Ich hielt die Augen weiterhin geschlossen, während ich mich sinnbildlich an der Brünetten festhielt und den an sich schönen Flashback einfach vorüberziehen ließ. Das unbarmherzige Stechen in meinem Brustkorb kam einzig daher, dass mir inzwischen mehr als bewusst war, was ich an Ave damals verloren hatte. "Bitte lass mich nicht hängen.", krächzte ich ein paar dünne Worte vor mich hin, weil der Kloß in meinem Hals noch immer nicht verschwinden wollte. Meine Bitte wirkte völlig aus der Luft gegriffen, wenn man meinen Gedanken nicht live folgte und ich könnte sie Faye nicht einmal erklären, wenn sie mich nach der Ursache dafür fragen würde. So verletzlich wie jetzt war ich selten, aber ich schaffte es selbst dann, wenn der Schmerz am allergrößten war, nicht wirklich über das zu reden, was in mir vorging.
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Haha ja, irgendwann wirds soweit sein. xD und ja, Bildersuche ist halt immer ein Spass… auch wenn die ein ziemlich bekanntes Model ist unds bei ihr wohl fast am einfachsten sein sollte. :‘) Ich guck mal, wie störend mir das mit der Unschärfe an meinem 13“ Laptop erscheint, wahrscheinlich kann ich für meinen Teil schon drüber hinwegsehen. xD ____________
Ihr Kopf klarte langsam auf, liess sie mit den Erinnerungen zurück, die sie wahrscheinlich als die Wahrheit akzeptieren musste. Viele davon waren nicht sehr schön und das Bedürfnis, Victor sofort anzurufen, blieb hartnäckig bestehen. Auch darum war es gut, dass Ryatt sie festhielt. Vielleicht mochte das falsch wirken, während sie so sehr die Krise schob über Victors vermeintliches Ableben. Aber die Umarmung tat trotzdem unendlich gut, genau wie Ryatts Nähe. Es waren nicht seine Berührungen, die sie so sehr vermisste - aber das hiess noch lange nicht, dass sie sich nicht dennoch liebend gerne davon trösten liess. Dass sie nicht trotzdem halfen und Faye sie quasi mit offenen Armen begrüsste. Gerade in Momenten wie diesen gab es nunmal keinen Ersatz für menschliche Wärme, nichts, was das Gefühl ersetzen konnte, das der Trost und das Mitgefühl einer anderer Person mit sich brachten. Und je mehr Zeit verstrich, umso bewusster wurde Faye, dass es dabei nicht nur ihr so ging. Es war nicht nur sie, die ihn gerade dringend brauchte, um nicht ganz den Verstand zu verlieren. Sie wusste nicht, welche Schlacht Ryatt ausfechtete, wusste nicht, ob sie das erfahren wollte und verkraften könnte, ob er auch nur ein Wort dazu sagen würde, wenn sie ihn danach fragte. Aber es wirkte unendlich schmerzvoll und einmal mehr musste sie feststellen, wie unfair das Leid dieser Welt auf den Schultern der Menschheit verteilt wurde. Auch ihre Augen fielen wieder zu und Faye streichelte weiter mit fast hypnotischen Berührungen über seinen Oberkörper, als Ryatt seine Stirn an die ihre lehnte und ihre Aussage bestätigte. Ein paar Sekunden später legten sich seine Arme enger um ihren Körper und er stützte seinen Kopf auf dem ihren ab… und je länger sie sich darauf konzentrierte und ihre verwirrten Erinnerungen verwirrt bleiben liess, umso sicherer wurde sie sich darin, dass sie nicht die Einzige hier war, die sich in den Armen einer eigentlich nicht anwesenden Person befand, wenn sie die Augen schloss und fest genug dran glaubte. Erst Recht, als er ihr mühsam ein paar Worte zukommen liess, die sich anders fast nicht rechtfertigen liessen - denn Faye hatte, soweit sie sich erinnern konnte, nie auch nur die geringsten Anzeichen von sich gegeben, ihn bald einfach hängen zu lassen. Sie hatte sich bisher nie Gedanken dazu gemacht, ob in Ryatts Leben ein ähnliches Trauma verborgen lag wie bei ihr. Eines, das mit Liebe verknüpft war und darum noch tausendfach schmerzvoller endete als ohne. Sie hatte sich nie überlegt, ob und wenn ja wann er zuletzt einen Menschen in romantischer Weise geliebt hatte. Sie hatten sich nie darüber unterhalten, weil sie nie gefragt hatte und er das Thema von selbst nicht anschnitt. Aber vielleicht würde es ihm ja helfen, darüber zu reden..? Falls das Trauma überhaupt bestand und sie es nicht gerade einfach aus der Luft griff, im Versuch, sich nicht länger mit ihrem eigenen Schmerz zu befassen… Ihre Hand löste sich von seiner Brust und legte sich stattdessen in seinen Nacken, tat dort letztendlich das Gleiche wie zuvor - mit dem Unterschied, dass hier kein Shirt zwischen ihren Fingern und seiner Haut lag. Dass ihm scheinbar so heiss war, bestätigte sie weiter darin, dass die Feuerwerksache nicht nur bei ihr die übelsten Erinnerungen geweckt - beziehungsweise editiert - hatte. Trotzdem (oder genau deswegen) liess sie nicht wieder von ihm ab, sondern lauschte weiter seinem Herschlag. „Nein, ich versprechs dir… hier lässt dich niemand hängen, Ryatt…“, flüsterte Faye vor sich hin, bemühte sich weiterhin darum, möglichst ruhig zu atmen. Zuerst dachte sie, es bei diesen Worten zu belassen - aber nach ein paar Augenblicken beschloss sie trotzdem, noch eine leise Frage folgen zu lassen. Falls er doch, entgegen ihrer Vermutung, reden wollte oder glaubte, dass sie ihm tatsächlich helfen könnte… „Du… du darfst es mir erzählen… wenn du möchtest oder es dir hilft… das, was du gesehen hast… oder das, woran dein Herz so sehr zerbrach…“, murmelte sie ihm zu, öffnete die Augen aber bewusst nicht, um ihn nicht mit ihren Blicken bei seiner Entscheidung zu stören. Es gab Momente, in denen man lieber nicht angeschaut wurde… und Faye wusste nicht, ob das einer von dieser Sorte war für ihn - aber wenn schon, dann war sie ihm die paar Sekunden schuldig.
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Yes, i know - hat Victor mal eben bei bei Victoria's Secret angehalten und ein Model vom Laufsteg mitgenommen, haha. x'D Das Problem ist bei Frauen halt immer, dass sie für professionelle Shootings ja häufig übermäßig oder irgendwie strange geschminkt werden - alles etwas unpassend für einen RP-Banner und zu extrem gestellt sollte es ja am besten auch nicht wirken. Selfies sollten's aber halt auch nicht unbedingt sein, also ganz so einfach isses dann trotzdem leider nie. :') Ich bin gespannt auf dein Urteil. :'D _______
Als Fayes Finger sich an meinen Nacken schoben, löste das kurzzeitig eine leichte Gänsehaut aus. Einen Schauer, der mir die Wirbelsäule hinabfuhr und von dem ich nicht mal sagen konnte, ob er nun kalt oder heiß war. Einfach weil sich alles in diesem Moment auf so angenehme Weise undefinierbar anfühlte. Die Situation war gleichermaßen ungewohnt, wie sie merkwürdig vertraut war. Genauso falsch, wie sie sich richtig anfühlte. Diese völlige mentale Gespaltenheit sorgte dafür, dass mein Kopf immer leerer wurde. Ich nur noch dem flimmernden Bild folgte, weil ich das wenigstens einordnen konnte. Nebenbei drang Fayes Versprechen an meine Ohren, das sie vielleicht besser nicht gegeben hätte. Nein, falsch - ich hätte am besten einfach nicht darum gebeten, weil ich die Antwort längst zu kennen glaubte. "Danke.", hauchte ich leise, wobei das sicherlich nicht nur auf ihre Antwort, sondern viel mehr auf alles bezogen war, das sie bisher für mich getan hatte, obwohl sie eigentlich keinen einzigen wirklich guten Grund dafür hatte. In meinen Augen zumindest nicht. Auch jetzt ertränkte sie hier auf dem Sofa meine Einsamkeit und den anhaltenden Schmerz in ihrer Nähe, wofür ich ihr unheimlich dankbar war. Es heilte keine Wunden und würde nichts an meinem Trauma ändern, aber es erstickte zumindest für eine Weile die mentale Selbstgeiselung, die ich mir phasenweise ständig aufs Neue antat. Wenn nicht bewusst tagsüber, dann ja doch spätestens irgendwann im Schlaf, wenn mein Unterbewusstsein der Meinung war, dass ich schon wieder zu lange davor weglief. Es war ein elender Kreislauf, den ich nicht zu unterbrechen wusste, weil ich mich akribisch davor hütete mich damit auseinanderzusetzen. Als Faye mir dann eine gute Gelegenheit lieferte, mir den ganzen Schutt von der Seele zu reden, passierte aber dasselbe wie sonst, wenn ich mich in so einem Moment wiederfand - ich begann mich zurückzuziehen. Ich schluckte und hob daraufhin das Kinn an, weil der Gegendruck von Fayes Kopf an der Kehle unangenehm war. Meine Lider hoben sich an und ich zog mit einem tiefen Atemzug unauffällig die Nase hoch, die wie so oft in Stresssituationen langsam zu laufen anfing. Auch meine Umarmung lockerte sich ein wenig, aber ich sah nicht zu der Brünetten runter, sondern blickte stur geradeaus auf den schwarzen Fernseher. "Ich... kann ich nicht.", gab ich murmelnd eine zerstückelte Antwort von mir, die ich ganz genau so meinte, wie ich sie aussprach. Ich würde gerne alles davon loswerden. Es Jemandem förmlich ins Gesicht schreien, nur damit der schmerzhafte Druck von meiner Brust verschwand. Aber es ging eben wirklich nicht. Ich hatte es schon versucht, aber immer wenn ich dazu ansetzte, schnitt ich das Thema am Ende doch nur oberflächlich an und flüchtete dann stattdessen. Wortwörtlich suchte ich dann physische Distanz. Ich konnte die Brünette hier aber nicht alleine sitzen lassen, der sowieso zum Scheitern verurteilte Versuch stand also gar nicht zur Debatte. Aber es war unfair, oder? So oft löcherte ich Faye mit Fragen, die sie nicht hören wollte und doch gab sie mir fast immer zumindest eine flüchtige Antwort darauf, statt ganz auszuweichen. Der Wunsch ihr etwas von dem Vertrauen zurückgeben zu können, das sie auch mir entgegenbrachte, stach nur den nächsten schmalen Dolch in meine Brust. "Ich würde gerne... wirklich, ich... es ist nur... ich kann's einfach nicht." Es war unnötig sich für sowas zu rechtfertigen, was tat ich hier eigentlich? Mir selbst erklären, warum selbst das nicht darüber reden weh tat? Ich stöhnte leise, aber offensichtlich nervös und angestrengt. Drehte dabei den Kopf zur Seite und löste indessen auch meine rechte Hand von Fayes Körper, um mir mit ordentlich Druck übers Gesicht zu reiben. Bemühte mich darum wieder im Hier und Jetzt anzukommen und auch die letzten Fetzen der lange zurückliegenden Szene in meinem Kopf aufzulösen. Ich würde Alkohol brauchen, um Jemanden an diesem Trauma teilhaben zu lassen. Wahrscheinlich so viel, dass ich mich am nächsten Tag nicht mehr daran erinnern würde, überhaupt darüber geredet zu haben.
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Kann man mal machen oder? xD und ja, die Probleme kenn ich alle… xD _____________
Sie hatte nicht wirklich erwartet, dass Ryatt direkt auspackte, was ihm auf die Seele drückte. Denn auch seine Unfähigkeit, darüber zu sprechen, unterstrich ihre Theorie… Die Liebe war die verletzlichste Seite eines Menschen und der mit ihr verbundene Schmerz lag so tief, dass diese Emotion die Persönlichkeit prägte wie keine zweite. Sie wusste nur nicht, wie sie darauf reagieren sollte. Wusste nicht, ob er wirklich reden wollte und sie versuchen sollte, ihm dabei zu helfen, oder ob er das Thema lieber einfach wegsteckte. Es war auch schwer zu sagen, ob sie ihm diese Frage so direkt stellen sollte oder besser nicht. Weil er wahrscheinlich lieber abwinkte und über was anderes - beziehungsweise gar nichts - sprach, weil es leichter wäre, als tiefer in den Schmerz zu tauchen. Aber auf längerfristige Sicht war Verdrängen eben keine gute Taktik. Das wusste sie, das wusste er sicher genauso… Faye hatte sich kaum bewegt, auch wenn Ryatt zunehmend unruhig wurde. Vielleicht sollte sie von seinem Schoss runter, aber sie wollte den Moment lieber noch etwas aufschieben - vorausgesetzt, er bat sie nicht explizit darum natürlich. Ihre Hand war wieder etwas tiefer gerutscht und lag nun erneut auf seinem Shirt, aber das war so ziemlich die einzige Regung, die ihr Körper in der Zwischenzeit durchgemacht hatte. Sie hatte noch nicht mal die Augen aufgemacht, um ihn wieder anzuschauen, versuchte viel mehr, genau das zu umgehen um ihn nicht unnötig unter Druck zu setzen oder zu stressen. Sie waren beide sehr angeschlagene Seelen und das war kein Geheimnis - aber trotzdem brauchte sie ihn nicht mit Blicken zu bedrängen, wenn er eh schon mit sich kämpfte. Es war eher so, als würde sie seine Technik nun umdrehen wollen, um ihn mit ihrer vorgetäuschten Ruhe zu beruhigen, wie er mit seiner Atmung zuvor ihr geholfen hatte. Sie wusste nicht, ob das funktionieren konnte, aber sie versuchte es wirklich. „Wenn du dich lieber nicht darüber unterhalten möchtest… dann ist das in Ordnung. Ich muss das alles nicht wissen. Und du kannst mir auch sagen, wenn ich dir anders irgendwie besser helfen kann…“, begann sie sich leise und möglichst vorsichtig heranzutasten, um sein Unbehagen idealerweise nicht weiter zu fördern. Das war der Vorteil, wenn sie so nahe bei ihm war - sie brauchte ihn nicht anzuschauen, um zu wissen, wie er sich ungefähr fühlte. Sein Herzschlag und seine Atmung und die Ruhe oder Unruhe seines Körpers verrieten Geschichten, die so keiner mehr in Worte fassen musste. „Aber wenn du dir das gerne von der Seele reden würdest… dann bin ich trotzdem da… und du kannst dir sicher sein, dass ich die Letzte bin, die dich wegen irgendwas verurteilen würde…“, weil sie selbst genug Scheisse gebaut hatte, die von aussen betrachtet kaum zu rechtfertigen war und maximal nur in ihrem Kopf Sinn ergab. Dinge, die sie bereuen sollte oder bereute, die sie heute vielleicht besser machen würde. Und vielleicht war auch gar nicht das der Grund von Ryatts Blockade, vielleicht konnte er auch einfach nicht darüber sprechen, weil der Schmerz ihm die Stimme verbot. Auch das konnte sie nur zu gut verstehen… es war nur wesentlich schwieriger zu umgehen. Sie wusste nicht, wie sehr Ryatt ihr bereits vertraute, wie sehr er überhaupt irgendwen an sich heran liess. Aber möglicherweise hatte er einfach schon vor langer Zeit damit aufgehört, seinen Schmerz und die Verletzungen zu teilen… „Hat es mit einer Frau zu tun..?“, in der Hoffnung, dass er durch ihr bisheriges Gefasel wusste, dass er die Antwort sehr leicht umgehen und auslassen lassen konnte, stellte sie eine vorsichtige Frage. Vielleicht half es ihm ja, wenn sie ihm einen Anstoss zum Sprechen vorlegte… oder eben auch nicht, so leicht war das nicht vorauszusagen.
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Aber hallo, besser geht's ja eigentlich nicht. :'D _______
Warum fühlte es sich dann nicht so an? Warum war er für mich selbst nicht in Ordnung, das Thema weiter totzuschweigen, obwohl Faye mir sogar sagte, dass das völlig okay was? Wie konnte es sein, dass ich genauso mit ihr darüber reden wollte, wie ich es nicht wollte? Ich musste mindestens zwei Persönlichkeiten haben, die sich in diesem Augenblick so gar nicht einig waren. Deshalb gab ich ein wehleidiges Brummeln von mir, während ich mir die Augen noch mit der Hand zuhielt. Ich wusste auch nicht, wie Faye mir anderweitig hätte helfen können. Ob es abseits davon, mir all das endlich mal von der Seele zu reden oder mich einer Umarmung hinzugeben, noch eine andere Option gab. "Du hilfst mir schon viel damit, dass du mir Raum dafür gibst, bei dir... ich selbst zu sein." Ich murmelte diese Worte nur leise vor mich hin und versteckte mich weiterhin in meiner Hand, aber die Erkenntnis traf mich plötzlich wie ein Schlag ins Gesicht. Ich verbog mich ständig für andere. Warum bist du immer so aufgedreht? Ich schaltete sofort zwei Gänge runter. Kannst du mal für fünf Minuten die Klappe halten? Du nervst. Gut, dann redete ich zukünftig weniger. Sag mir nicht was mein Problem ist und kümmer' dich um deine eigenen! Gut, dann hörte ich eben auf Anteil am Leben anderer zu nehmen. Ich wusste, dass ich anstrengend sein konnte. So oft wie mir Sätze in dieser Richtung inzwischen um die Ohren geflogen waren, war es nicht schwer das zu merken. Aber ich meinte nichts davon böse, zu keiner Zeit. Gerade wenn es um die Probleme anderer ging war ich sofort Feuer und Flamme, half gerne bei der Lösungsfindung. Allerdings wollten die betroffenen Personen die beste Lösung eben nicht immer hören und dann fühlte ich mich schlecht. Nicht sofort, aber dann wenn ich allein war und Zeit zum Nachdenken hatte. Die Kombination aus meinem anhaltenden Tatendrang - wenn ich nicht grade einen mörderischen Durchhänger hatte, ich kannte nur das eine oder das andere Extrem -, meinem nie stillstehenden Gehirn und meinem zu ehrlichen Mundwerk ließ mich andauernd irgendwo anecken. Faye hingegen war noch immer hier, schenkte mir weiter ihr Vertrauen und spendete mir Trost. Versicherte mir ein offenes Ohr für mich zu haben, ohne zu wissen wofür das alles eigentlich. Hatte ich das verdient? Als ein Mensch, der sich permanent selbst reflektierte, würde ich eher auf ein Nein tippen. Ich ließ die Hand langsam wieder sinken und öffnete die Augen, kurz bevor die zierliche Brünette mit einer kurzen und eigentlich sehr leicht zu beantwortenden Frage um die Ecke kam. Es war eine Ja-Oder-Nein-Frage, über die ich nicht erst nachzudenken brauchte. Trotzdem dauerte es sicherlich eine halbe Minute, bis ich schluckte und daraufhin ein knappes, kaum hörbares "Ja." ausspuckte. Das war aber auch alles, was ich dazu sagte. Alles, was ich fähig war auszusprechen, bevor ich dazu ansetzte mich förmlich an ihrem Hals zu verkriechen. Ich schob mit der freien Hand achtsam Fayes welliges Haar bei Seite, um freie Fahrt dafür zu haben, mein Gesicht an ihrer Halsbeuge zu vergraben. Mich bereitwillig von ihrem Geruch einlullen zu lassen, weil mich das ablenkte, mich beruhigte. Außerdem war mir die Dunkelheit geschlossener Augenlider einfach lieber, als mir die erbärmliche Realität meiner Selbst anzusehen. "Ich weiß das alles wirklich zu schätzen, Faye. Und ich... ich wills dir erzählen... aber jetzt grade geht nicht, ich... gib mir noch ein bisschen Zeit dafür.", nuschelte ich leise an ihre Haut und schob meine Hand währenddessen über ihren oberen Rücken bis hoch zur anderen Seite ihres Nackens, wo sie liegenblieb. Während ich anfing mit dem Daumen über ihre Haut zu streicheln wurde mir schmerzlich bewusst, dass Faye eine gute Person dafür war, mir dabei zu helfen den riesigen Stein von meiner Brust zu rollen. Es tat deswegen weh, weil ich wusste, dass unsere Freundschaft nicht für immer halten würde. Weil es mir im selben Moment nicht stimmig vorkam sowas mit Jemandem zu teilen, der über kurz oder lang wieder aus meinem Leben verschwinden würde. Weil ich nicht wollte, dass es noch mehr weh tat mich wie Houdini aus dem Staub zu machen, wenn Victor wieder hier auf dem Sofa saß und Faye mich nicht mehr brauchte. Ich konnte nur alles oder nichts - entweder ich öffnete mich ganz oder gar nicht und ersteres war ein Privileg, das ich niemals leichtfertig verschenkte.
◈ It's so hard to forget pain, but it's even harder to remember sweetness. We have no scar to show for happiness. ◈
Das klang fast so, als wäre er so unausstehlich oder anstrengend, dass ihn aushalten eine besonders lobenswerte Leistung ihrerseits war. Dabei kam ihr das keineswegs so vor. Sie schätzte seine Gesellschaft wirklich sehr und war sehr froh um die Freundschaft, die sie mittlerweile aufgebaut hatten. Das war auch der Grund dafür, weshalb sie ihre Entscheidung für zukünftiges Verhalten nach der Clubnacht so schnell gefällt hatte. Weil sie ihn nicht verlieren wollte. Darum hatte sie sich dagegen entschieden, jegliches Risiko mit einem Kontaktabbruch sehr leicht aus dem Weg zu schaffen. Mitunter darum hatte sie sich aber auch dagegen entschieden, dem Kuss doch noch eine Chance zu geben. Weil sie wusste, dass sie damit eine „normale“ Freundschaft veunmöglichen würde, weil das unweigerlich bedeutet hätte, dass Ryatt nichts weiter als ein Ersatz für Victor in ihrem Leben spielen würde. Und wenn Victor zurück kam, irgendwann, hätte das hier keine Chance auf einen Fortbestand gehabt. Okay, solche Umarmungen waren vielleicht schon grenzwertig und sollten ebenfalls nicht zur Gewohnheit werden. Aber ungefähr alles an dieser Situation sprach dafür, dass das hier ein Ausnahmefall war und sie sich gerade beide auf genau diese Weise brauchten. Darum machte sie sich jetzt auch herzlich wenig Gedanken darüber. Das war nicht der Punkt, an dem sie die Grenze ziehen musste. Hoffentlich. „Ich bin froh, dass ich dir nicht das Gefühl gebe, dich verstellen zu müssen… Dafür gibts nämlich keinen Grund, wenn ichs doch auch nicht tue…“, murmelte sie zurück, meinte das auch genauso wie sie es sagte. Wenn er sie genauso aushielt wie sie war - was eindeutig auch nicht immer leicht war, besonders in Momenten, in denen sich ihre Nerven von ihrer schwachsten Seite zeigten - dann wollte sie doch hoffen, dass sie ihm das gleiche Mass an Sicherheit und Akzeptanz entgegenbrachte. Es war wieder einen Moment still, bevor sie eine Antwort auf ihre Vermutung bekam. Aber wie diese ausfiel, war genau das, was Faye erwartet hatte. Es war leider etwas zu naheliegend gewesen und auf ihrem Gesicht bildete sich ein sehr trauriges Lächeln, das Ryatt aber nicht sehen konnte, weil er sich in ihrer Halsbeuge verkroch. Sie wusste natürlich nicht, wer die Frau gewesen war. Aber ihre Wege schienen sich getrennt zu haben und Faye kam nicht um die Frage herum, ob sie ihn „nur“ verlassen hatte, oder ob sie gestorben war. Ob sie eine Rolle in seinem Kriegstrauma spielte oder wenigstens davon verschont geblieben war. Ob sie vielleicht die Schlüsselrolle bei dem Kampf, der Ryatts Karrierenende besiegelte, gespielt hatte… den Soldaten, den er hatte retten wollen aber letztendlich nicht retten können, der ihm in diesem Moment das in seiner Position so wichtige rationelle Denken gekostet hatte. Es würde mehr Sinn ergeben, als ihr lieb war - auch wenn er hier ursprünglich von einem Kerl gesprochen hatte, der weggestorben war. Wenn sie sich recht erinnerte. War auch möglich, dass sie das selbst so interpretiert hatte, weil die meisten Soldaten nunmal männlich waren. Es brachte auch nichts, wenn sie sich hier den Kopf darüber zerbrach, was denn nun Sache gewesen sein könnte - denn Ryatt wollte sich nicht darüber unterhalten. Seine Lippen kitzelten an ihrer Haut, während er redete. Und genau wie sies versprochen hatte, würde sie diese Ansage ohne weiter nachzubohren respektieren. Sie wusste nicht, warum es jetzt gerade nicht ging, aber auch das war okay, weil sie das verstand. Sie hatte ihm in der Vergangenheit ganz genauso einen Riegel vorgeschoben, wenn sie über etwas noch nicht hatte reden wollen. Er würde schon seine Gründe haben. „Natürlich… So viel Zeit wie du brauchst…“, versprach sie ihm leise, hob ihre Hand an, um sie ebenfalls wieder an seiner Halsbeuge zu platzieren und beruhigend und gleichermassen in Gedanken versunken über seine Haut zu streicheln. Ganz in der Hoffnung, dass sie sich vielleicht beide wieder beruhigten und merkten, dass die Vergangenheit schon lange abgeschlossen war und sie sich endlich auf die Zukunft konzentrieren sollten. Weil das Leben vorwärts spielte und nicht da hinten, irgendwo zwischen ihren Traumas.
This is your life, it's do or die, the sun may never rise again, so be the light the vision. This is your life, it's slipping by, you try to run but fall again, you get back up that's living.
Es war nur der Hauch eines Lächelns, das über meine Lippen huschte, aber ich freute mich dennoch aufrichtig darüber, dass Faye sich bei mir wohlfühlte. Eigentlich hatte ich nichts anderes angenommen, weil sie mich sonst kaum immer wieder treffen würde. Erst recht nicht an einem Abend wie dem heutigen. Es war aber einfach schön, dass sie mir selbst diese Version von sich offenbarte. Ich tat mir selbst unheimlich schwer damit so offen zu sein und schätzte es deswegen umso mehr, wenn sich ein anderer Mensch derartig sicher bei mir fühlte. Erst recht dann, wenn diese Person mich so wie in diesem Fall eigentlich noch kaum kannte, weil ich nicht mehr über mich redete, als ich wollte oder musste. "Das ist schön zu hören.", murmelte ich an ihren Hals, als das schmale Lächeln schon dabei war sich wieder in Luft aufzulösen. Danach war es lange still. Ich sagte nichts mehr dazu, weil es schlichtweg nichts mehr zu meiner Verschwiegenheit zu sagen gab. Daran würde - und musste - ich ein anderes Mal arbeiten, denn ich hatte mir schon vor langer Zeit angewöhnt so wichtige Entscheidungen nicht in schwachen Momenten zu fällen. Es konnte immer fatal enden, wenn man sich Jemandem zu weit offenbarte, auch wenn ich bei Faye eigentlich kein Misstrauen empfand. Es viel mehr nur meine innere Blockade war, die mich strikt daran hinderte ihr diese schmerzhafte, komplizierte Geschichte anzuvertrauen. Es würde leider auch weit mehr als fünf Minuten dauern, wenn ich die Story wirklich restlos verständlich auftischen wollte und das würde sicherlich nicht nur gutes Licht auf mich werfen. Vielleicht sah Faye mich danach als einen anderen Menschen, ich sollte mir das gut überlegen. Aber nicht mehr heute. Es dauerte lange, bis ich zumindest körperlich langsam zur Ruhe kam - meinen Kopf hatte ich für den Moment aufgegeben, der konnte heute sowieso nur noch Bruchlandungen hinlegen. Das Feuerwerk begann irgendwann abzuebben, während ich Avery gedanklich zurück in die hinterste Ecke meines Schädels verstaute. Niet- und nagelfest - in der Hoffnung, sie wieder für eine Weile los zu sein. Nur so konnte ich genug Platz in meinem Kopf dafür schaffen, mich zurück auf die Gegenwart zu fokussieren. Noch einmal sehr bewusst zu realisieren, dass Faye sich weiterhin freiwillig an meine Brust tackern ließ. Dass sie bei mir ausharrte, obwohl das Schlimmste inzwischen vorüber war. Es waren noch immer ab und zu knallende Böller oder eine einzelne Rakete zu hören, aber zumindest ich selbst hatte eigentlich keinen triftigen Grund mehr, mich weiter an ihr festzuhalten. Mein Herz schlug wieder ruhig, meine Atmung blieb ohne mich darauf fokussieren zu müssen in ihrem gewohnten Rhythmus, ich schwitzte nicht mehr. Ich wollte Faye nur einfach nicht loslassen, um stattdessen zurück in die eisige Realität zu schlüpfen, in der ich nur entweder zu viel oder zu wenig von ihr haben konnte. Es war so schon irgendwie unangenehm, die Stille im Wohnzimmer nun zu unterbrechen. Ich murmelte ein leises "Danke" an ihren Hals - vielleicht bedankte ich mich zu häufig bei ihr, aber ich sagte es lieber einmal zu oft als einmal zu wenig - und streifte mit einem hauchzarten Kuss ihren Hals. Es war ein so flüchtiges Touchieren ihrer Haut, das man genauso gut hätte denken können, ich hätte ihre Haut nur versehentlich mit den Lippen berührt, weil ich meinen Kopf wieder aus ihrer Halsbeuge nahm. Ich mich aufrichtete, um gleich darauf auch meine Hände langsam von ihrem Körper rutschen zu lassen. Je länger ich in ihren Armen hing, desto mehr besiegelte ich unser beider Zukunft und ich wollte nicht noch mehr Dummes tun, als es ohnehin schon der Fall war. Nicht heute zumindest, der Selbsthass saß schon wieder tief genug. Als Faye von meinen Oberschenkeln gerutscht war, räusperte ich mich leicht, weil meine Kehle schrecklich trocken war und unangenehm drückte. Ich rutschte zur vorderen Kante des Sofas und blieb noch einen Moment lang sitzen, um mir leicht nach vorne gebeugt von der Stirn aus mit beiden Händen die Haare nach hinten zu streichen. Sie im zweiten Zug wieder ein wenig zu lockern und zu richten, um auch meine Kopfhaut damit zu entspannen. "Ich hol' mir ein Glas Wasser... brauchst du auch was?", stellte ich ihr eine noch etwas zerstreut klingende Frage. Wenn ich sowieso was zu Trinken holte, brauchte sie nicht auch extra aufzustehen. Ich würde sie aber wohl auch nicht daran hindern mir zu folgen, wenn sie noch nicht alleine im Wohnzimmer sitzen bleiben wollte. Ich wollte mich einfach nur bewegen, um meine Muskeln wieder in Zugzwang zu versetzen, weil ich mich gerade schrecklich taub fühlte. Psychisch wie physisch.
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Die Stille, die einkehrte, war offensichtlich für sie beide unendlich nachdenklich. Es war zugleich tröstend wie traurig, wie sehr sie beide gleichermassen mit lange vergangenem Balast zu kämpfen hatten. Für einen Moment blieben ihre Gedanken noch mit Ryatt, der Frau und ihrer gemeinsamen Geschichte beschäftigt, aber es dauerte nicht lange, bis sich anderes wieder in den Vordergrund drängte. Sie konnte sein Geheimnis eh nicht erraten und wollte es auch nicht tun, sondern seine Grenzen so akzeptieren, wie er sie für sie setzte. Ausserdem förderte die Stille ihre eigenen Probleme etwas zu effektiv in ihre Gedanken zurück… Die Ablenkung hatte gut getan, aber jetzt bildeten sich ihre Erinnerungen laufend zurück und gefühlt mit jedem Feuerwerk zeigte sich ihr ein neues Bild der Dunkelheit, der Fehler, die sie gemacht hatte, die unter anderem dazu geführt hatten, dass Victor jetzt nicht hier war. Darum hatte sie die Augen relativ bald wieder aufgemacht, blickte still ins halbdunkle Wohnzimmer, das noch immer mit gedimmtem Filmlicht beleuchtet war. Wie er die Nacht wohl gerade erlebte? Wer war bei ihm, wenn er in den Tiefen des Traumas versank? Oder war er irgendwo, wo er die Feuerwerke gar nicht hörte? Vielleicht ging es ihm ja auch schon viel besser - so gut, dass die Böller ihn gar nicht so mitnahmen..? Das Ding war - sie wusste es nicht. Und sie war sich mittlerweile sicher, dass sie es auch nicht herausfinden sollte. Dass Victor nicht wollte, dass sie ihn anrief. Heute nicht mehr als an all den anderen Tagen. Sonst würde er selber zum Telefon greifen. Oder eben auch nicht, weil er sich und seinen Plan nicht boykotieren wollte, er dafür viel zu diszipliniert war. Wahrscheinlich war ihm auch klar, dass es nichts bringen würde, sie anzurufen. Dass es ihm danach nicht besser gehen würde, weil sie hier auch im Loch sass. Beziehungsweise auf Ryatts Schoss. Einem weiteren Veteranen, der mit Erinnerungen, Trauma, einer schwierigen Lebenslage, seinen eigenen Fehlern und seinem Platz in dieser Welt kämpfte. So kam es ihr jedenfalls vor und die Kombination aus all dem war der Grund, weshalb er ihre Empathie so triggerte, sie sich so sehr für ihn wünschte, dass er ebenfalls glücklich werden durfte. Vielleicht sogar irgendwann eine Frau, die ihn wieder das fühlen liess, was er einmal gespürt und offensichtlich verloren hatte. Denn diese Rolle konnte und wollte sie nicht in seinem Leben einnehmen, weil sie sie bereits woanders besetzte und niemals abgeben wollte. War es also unfair von ihr, überhaupt so hier zu sitzen? Es lag ihr fern, absichtlich mit seinen Gefühlen zu spielen - das war viel mehr das, was sie am wenigsten wollte. Bisher war sie eigentlich davon ausgegangen, dass ihre platonische Freundschaft für beide in Ordnung war, mitunter weil Ryatt ja von Victor wusste und auch gut bekannt war, wie sehr sie an ihrem Freund hing. Wenn er nicht gerade weg war und sie stattdessen an Ryatt hing eben. Aber vielleicht wäre es nicht so falsch, das doch mal noch anzusprechen und abschliessend zu klären, damit sie seine Meinung dazu hörte. Aber auch das… eher nicht heute. Wo seine Lippen gerade ihren Hals streiften und damit eine etwas zu angenehme Schauer ihren Rücken hinab sandten, bevor er sich langsam von ihr löste. „Danke auch“, erwiderte sie leise, warf ihm ein zögerliches Lächeln zu, bevor sie sich ganz von ihm löste und neben ihm wieder ins Polster sank. „Auch Wasser… gerne“, bat sie ihn, als er sich erhob und Richtung Küche verschwand, sie erstmal alleine zurückliess. Faye atmete tief durch, rieb sich mit beiden Händen übers Gesicht. Die salzigen Tränenspuren wollten auch noch final verwischt werden, aber am Ende lag ihre offene Hand an ihrem Hals. Da, wo Ryatts Gesicht geruht hatte, wo seine Lippen sie flüchtig berührt und ihr einmal mehr schmerzlich bewusst gemacht hatten, was sie so sehnsüchtig vermisste. Natürlich war es nicht die Nähe von irgendwem, die sie dringend brauchte. Aber Ryatt hatte offensichtluch ein ziemlich gutes Händchen dafür, ihrer Seele glaubhaft zu versichern, dass er dem Entzug etwas zu gut entgegenwirken könnte. Genau das, was sie nicht denken sollte. Auch Faye erhob sich mit einem sehr tiefen Seufzen vom Sofa, um ein paar relativ planlose Schritte durchs Wohnzimmer zu gehen, bis sie letztendlich im Halbdunkeln - sie hatte den Lichtschalter nicht berührt - vor einem Fenster stehen blieb. Ein bisschen sinnlos, denn die Läden waren geschlossen und es gab nichts zu sehen. Sie wollte auch nicht riskieren, Augenzeugin eines sehr späten Feuerwerks zu werden und das Drama nochmal durchzuspielen, bloss weil sie jetzt frische Luft brauchte. Also blieb sie nur stehen und starrte in ihr schlecht sichtbares Spiegelbild im Fensterglas.
This is your life, it's do or die, the sun may never rise again, so be the light the vision. This is your life, it's slipping by, you try to run but fall again, you get back up that's living.
Ich nickte nur noch schwach, bevor ich mich auf den Weg in die Küche machte. Die Schritte taten gut, auch wenn sie sich genauso wie mein Kopf merkwürdig schwer anfühlten. Als wäre ich gerade einen Marathon gelaufen, statt nur verkrampft auf dem Sofa gesessen zu haben. Stress erschöpfte den Körper eben auf seine eigene Art und Weise sehr unschön. Obwohl ich damit beschäftigt war sowohl Faye, als auch mir ein Glas mit Wasser in der Küche volllaufen zu lassen, stand mein Kopf weiterhin nicht still. Dass ich nicht bei der Sache war, war sicher auch die Ursache dafür, dass ich überdurchschnittlich lange für das simple Prozedere brauchte. Eigentlich könnte ich mir das Denken aber auch sparen, weil ich wusste, dass sich dadurch nichts ändern würde. Es mochte falsch sein, Fayes Nähe mehr auskosten zu wollen, als ich das nun ohnehin schon hatte tun dürfen, weil sie bereits einen Mann an ihrer Seite hatte. Die Gewissensbisse, die sich immer dann bei mir anschlichen, wenn ich die ersten Male richtige Nähe zu der Frau spürte, die es mir auf ihre eigene Art angetan hatte, waren der Beweis dafür. Hatte mein Gewissen mich bisher aber schon ein einziges Mal davon abgehalten, es trotzdem durchzuziehen? Nein. Genervt von meinen eigenen toxischen Verhaltensmustern rollte ich flüchtig die Augen nach oben und löste mit einem Kopfschütteln den zuvor starren Blick von den beiden Gläsern auf der Theke. Ich nahm sie beide von der Theke und schlug den Rückweg ein. Es war noch immer genauso dunkel wie zuvor im Wohnzimmer und jeder normale Mensch hätte die Glühbirnen an der Decke an meiner Stelle wahrscheinlich angemacht, weil ich sowieso am dafür zuständigen Lichtschalter neben dem Türrahmen vorbeilief. Dass Faye so ein bisschen verloren wirkend an einem der Fenster stand und im Grunde stumm sich selbst ins Gesicht sah, sorgte aber dafür, dass die Lichtquelle unberührt von mir blieb. Ich schloss einfach nur zu ihr auf und nahm auf dem Weg schon drei großzügige Schlucke aus meinem eigenen Glas, was den Druck in meiner Kehle sofort linderte. Letztlich blieb ich relativ nah hinter der zierlichen Brünette stehen. Leicht nach links versetzt, damit ich ihr über die schmale Schulter hinweg ins gespiegelte Gesicht sehen konnte. Ich streckte den linken Arm aus und stellte Fayes Glas unweit von ihr auf dem Fensterbrett ab, ohne ihren Körper dabei mit meinem zu berühren. Nur mein Arm streifte ihren ein klein wenig, als ich die Hand wieder zu mir zurückzog. Ein noch schmales, nachdenkliches Lächeln breitete sich zögerlich auf meinen Lippen aus. "Was denkst du, wenn du dir jetzt ins Gesicht siehst?", hakte ich nach, ohne dabei meine eigenen Augen von dem schwachen, teilweise durch dunkle Schatten getrübten Spiegelbild unser zweier Gesichter im Fenster zu nehmen. Ich formulierte meine Frage absichtlich so präzise, weil es mich weniger interessierte, was sie normalerweise sah, wenn sie in den Spiegel blickte. Ich wollte wissen, was sie genau in diesem Augenblick dachte. Wenn der einstige Tränenschleier ihr Gesicht noch nachhaltig etwas prägte und sie einmal mehr einer sichtbar verwundbaren Frau ins Gesicht sah, die eben noch auf dem Schoß eines Mannes gesessen hatte, der irgendwie eigentlich nicht der richtige dafür war... oder vielleicht irgendwie eigentlich auch doch. In Momenten wie diesem fragte ich mich immer, ob Dinge, die sich so gut angefühlt hatten - oder sich in meiner Fantasie wahnsinnig gut anfühlten -, wirklich so falsch sein konnten. Der imaginäre Engel auf meiner Schulter musste schon wieder frustriert eine Hand an seine Stirn knallen, während der Teufel ihn fröhlich dabei auslachte.
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Sie hatte die Nähe vorhin nicht hinterfragt, als sie in seiner Umarmung gehangen hatte. Da hatte es sich richtig angefühlt, tröstend und absolut in Ordnung. Da hatte es sich in ihrem Kopf nur zu leicht rechtfertigen lassen. Jetzt war sie sich nicht mehr so sicher, ob es das wirklich gewesen war. Weil ihr jetzt bewusst wurde, dass Frauen in einer Beziehung eher nicht auf dem Schoss von Freunden Platz nahmen und mit ihnen kuschelten, um sich gegenseitig zu beruhigen. Erst jetzt. Immer ein bisschen zu spät… Sie bereute es nicht wegen sich und wegen Victor, weil ihr durch das Nachdenken der letzten Tage doch sehr klar geworden war, dass er hier nicht die Blockade schuf. Dass es für ihn wahrscheinlich wirklich in Ordnung war, weil er sie zu gut kannte und sehr genau wusste, wie oft und gerne sie sich bei ihm verkrochen hatte, wenn die Welt mal wieder zu laut geworden war. Das liess sich schlecht einfach ersetzen, aber es gab eben doch Mittel und Wege, dem Abhilfe zu schaffen. Aber diese Wege waren unter Umständen eben nur für sie dienlich, nicht für den Mann, der sie mit ihr teilte. Und das war der ausschlaggebende Grund dafür, dass die Umarmung hinterher einen unangenehmen Beigeschmack nach sich zog. Dass sie ganz bestimmt niemanden ausnutzen wollte. Schon gar nicht jemanden, der selber bereits durch so viel Scheisse gewatet war. Der den Herzschmerz seines Lebens bereits hinter sich hatte und den sie nicht erneut das Gleiche in wesentlich abgeschwächter Form durchmachen lassen wollte - keine weitere Trennung für immer, wenn davor doch alles gut gewesen war. Sie wollte ihm keine Hoffnungen machen, ihm nicht weh tun und ihn nicht verlieren. Aber sie war sich nicht sicher, ob sie bei der Hälfte davon nicht bereits versagt hatte. Faye starrte unverändert ins Glas, auch als sie seine Schritte hörte und er gleich darauf in der Dunkelheit hinter ihr zum Stehen kam. Sie bedankte sich leise für das Wasser, streckte gleich darauf eine Hand nach dem Glas aus, ohne jedoch bereits davon zu trinken. Sie hielt es einfach mit beiden Händen vor ihrem Körper, als Ryatts Frage sie erneut zum Nachdenken aufforderte. Eine starke Frau, die trotz allem, was das Universum ihr in der Vergangenheit zugetraut hatte, noch immer aufrecht im Leben stand und in eine blühende Zukunft lächelte. Selbstbewusst und furchtlos und bereit, weiter vorwärts zu kämpfen um dahin zu kommen, wo sie hingehörte: einem Ort, an dem sie glücklich war. Hätte sie gerne gesagt. Sie wollte das sagen können, irgendwann, bevor Victor wieder hier war. Aber im Moment entsprach es schlicht nicht der Wahrheit unter es fühlte sich falsch an, das nun auszusprechen - ganz egal wie oft sie es bereits allein vor dem Spiegel geübt hatte. Ihre Augen liessen von ihrem Spiegelbild ab, wanderten zu Ryatts Gesicht im Fenster und sie nahm einen Schluck Wasser. „Noch immer nicht das, was ich denken sollte…“, begann sie leise mit ihrer Antwort, liess dem nochmal eine Pause folgen, in der ihr Blick wieder zu ihren eigenen Augen zurückfand. „Ich denke, dass ich aufhören sollte, mir ständig selbst Steine vor die Füsse zu werfen, mit deren Hilfe ich mich dann auf die Fresse legen kann…“, sie zog die Nase hoch und streckte einen Finger nach der Scheibe aus, um mit ihrem Fingernagel ein paar Mal mahnend gegen das Glas zu klopfen. „Ich denke, dass sie viel zu kaputt aussieht, obwohl sie doch nur endlich vorwärts blicken sollte… da, wo alles gut werden könnte, wenn sie nur dafür kämpfen würde…“, ihre Stimme wurde dabei wieder leiser und es folgte ein abschliessendes Seufzen. Sie hörte ihre Therapeutin bereits in ihren Ohren. Und Victor. Beide unterstützten solche Aussagen eher nicht. Sonst hätte sie keinen Engel auf dem Nachttisch stehen… „Und was siehst du?“, ihr Blick liess von sich selbst ab und wanderte zu Ryatts Abbild im Fenster und auch ihre Hand liess von der Scheibe ab. Sie brauchte diese Gedankengänge nicht ein weiteres Mal durchzukauen, nicht hier und jetzt, wo Ryatt direkt hinter ihr stand. Wesentlich lieber lenkte sie darum auf seine Wenigkeit um. Wie sie beide das eben ganz gerne taten, wenn sie in einem Gespräch zu tief in ihrer eigenen Dunkelheit rumstocherten.
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Geduldig wartete ich auf Fayes Antwort, während sie sichtbar nachdenklich nach den richtigen Worten dafür suchte. Das, was sie dann zu Beginn gleich sagte, überraschte mich wenig. Es dürfte nämlich kaum der Großteil der Menschheit so überzeugt von sich selbst sein, dass sie ihr eigenes Spiegelbild tagein und tagaus in den Himmel lobten. Vor allem Menschen, die irgendwann im Verlauf ihres Lebens ein schweres Trauma erlitten hatten, fanden nur schwer zu einem einwandfreien Selbstbild zurück. Erst recht die, die so empathisch wie Faye waren. Ihre folgenden Worte ließen mich ein wenig schmunzeln. Zum einen, weil die Wortwahl wundervoll direkt war und zum anderen, weil es mich eben schon ein bisschen an mich selbst erinnerte. Früher hatte ich das nie gemacht - mich selbst sabotiert. Seit ich gefühlt zur Hälfte verbrannt im Krankenhaus gelandet war, tat ich es aber ständig. Vielleicht lag es nur daran, dass ich nicht wusste, wohin die Reise für mich eigentlich gehen sollte. Oder daran, dass ich mir so einige Dinge einfach nicht verzeihen konnte und deshalb dachte, ich würde das ständige auf die Schnauze fliegen verdienen. Vielleicht war es beides. Aber warum tat Faye das? Sie wusste doch eigentlich, wohin das Leben für sie gehen sollte, oder? Vielleicht konnte sie den Schmerz der Vergangenheit nicht loslassen, weil sie sich zu sehr daran gewöhnt hatte zu leiden. War schon so gewöhnt an diesen Zustand, dass sie sich schwer damit tat sich mit einem neuen Leben anzufreunden, obwohl es viel Gutes versprach. Warum aber kämpfte sie nicht, wenn sie doch längst wusste, dass ihre Beziehung zu Victor dabei auf dem Spiel stand? Ich glaubte nicht, dass die beiden eine Zukunft hatten, wenn sie bei seiner Rückkehr noch immer genau dasselbe Bild abgab, wie bei seiner Abreise. Wieso also die Selbstsabotage? Ich verstand es wohl deshalb nicht, weil ich grundsätzlich immer alles gab, wenn ich ein stichfestes Ziel vor Augen hatte... wobei das nicht ganz richtig war. Die Beziehung zu Avery hatte ich auch selbst sabotiert, obwohl ich genau gewusst hatte, dass ich sie gerne für immer an meiner Seite hätte. Allerdings lag das hauptsächlich an meinem Problem damit, tiefes Vertrauen zu fassen. "Hast du dich mal gefragt, warum du nicht kämpfst..?", warf ich eine ruhige Frage ein. Ich formulierte sie absichtlich indirekt, weil sie mir keine Antwort auf diese Frage geben musste. Faye musste mir nicht erzählen warum genau sie den Kampf nicht wirklich aktiv antreten konnte, wenn sie das bereits wusste, weil das bestimmt wehtun würde und wir beide für heute genug gelitten hatten. Aber falls sie sich diese Frage selbst noch nicht gestellt hatte, wollte ich ihr diesen Denkanstoß gerne mit auf den Weg geben. Wenn man sich selbst nämlich nicht die richtigen Fragen stellte, konnte man auch nicht die Antworten bekommen, die man brauchte. Die Brünette lenkte das Thema auf mich um und meine Augen rutschten automatisch zu meinem eigenen schwammigen Spiegelbild. Tja, was sah ich da? Was anderes als gestern? Oder vorgestern? Irgendwie nicht. Ich sah nur noch ein bisschen mitgenommener aus als sonst, was angesichts der Situation auf der Couch vorhin auch kein Wunder war. "Einen ziemlich müden Typen, der keine Ahnung davon hat wo er hingehört oder wofür er überhaupt noch kämpfen soll.", stellte ich mit einem schweren, leicht geseufzten Atemzug das fest, was mir in meinen Augen so quer übers Gesicht geschrieben stand. Meine Antwort mochte deutlich undetaillierter ausfallen als Fayes, aber sie sprach auch so genug Bände. Ich wusste sehr wohl, dass man etwas dafür tun musste, um wieder Glück im Leben zu finden, weil es einem nicht einfach so zuflog. Jedoch wusste ich nicht einmal mehr, wie ein glückliches Leben für mich aussah. Früher war das alles für mich so klar gewesen, dass ich mir jetzt unheimlich schwer damit tat eine andere glückliche Version für mein Leben zu finden. Als ich meinen eigenen Anblick ein paar Sekunden später nicht mehr ertrug, wandte ich mich von unseren Spiegelbildern ab. Ich lehnte mich an die freie Wand direkt neben dem Fenster, um stattdessen in den dunklen Raum hineinzusehen und noch zwei Schlucke aus meinem Glas zu nehmen. Es strengte mich selbst einfach unfassbar an so in der Luft zu hängen. Jeden Tag ohne einen guten Grund dafür die Bettdecke beiseite zu schlagen. Mein Zustand änderte sich nicht dadurch, täglich stumpf die Sozialstunden abzuarbeiten und mich mit Kindern herumzuschlagen, die absolut nichts mit meiner Zukunft zu tun haben würden. Das half mir nicht, es ermüdete mich bloß unnötig.
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Das war keine leichte Frage. Also die nicht, die dahinter lag - die, welche er gestellt hatte, konnte sie mit einem langsamen Nicken bestätigen. „Hab ich…“, meinte sie leise. „Aber wirklich verstanden, hab ichs noch nicht… Ich versuche wirklich, zu kämpfen, aber dreh mich gefühlt ständig im Kreis… wahrscheinlich brauch ich wieder nen ordentlichen Arschtritt, so wie beim letzten Mal auch schon“, fügte sie mit einem Schulterzucken etwas sarkastisch an. Vielleicht sollte sie Victor bei ihrem nächsten Telefonat - das übrigens genau nur noch drei Tage in der Zukunft lag - mal darum bitten, sie darauf hinzuweisen, dass sie den Arsch hochkriegen musste. Dann konnte sie wieder eine Lebenskrise schieben und sich einen Monat Zeit geben. Und dann hoffen, dass das reichte und ein zweites Mal funktionierte. Jaaa okay, das war ein dummer Plan, sie konnte auch ohne sehr unschönes Gespräch mit Victor und akutem Todeswunsch ihrerseits einen - oder auch zwei - Monate alles geben. Und das wollte sie. Sie wollte besser werden, sowohl für sich selbst als auch für ihren Freund, den sie nicht genauso instabil empfangen wollte, wie sie ihn hatte ziehen lassen. Sie glaubte zwar nicht, dass er ihr dann gleich davonlaufen würde - aber es würde ihn runterziehen, vielleicht wäre er auch enttäuscht. Auf jeden Fall wäre es nicht gut. Auch wenn er mitunter darum gegangen war, um ihr nach seiner Rückkehr eine wirkliche Stütze sein zu können, war es nicht das, was sie wollte - dass sie so auf ihn angewiesen war, um halbwegs glücklich und funktionierend durchs Leben gehen konnte. Dass er sie schon wieder retten musste. Sie wollte das selbst schaffen und es wurde Zeit, dass sie das Problem an der Wurzel packte. Es würde immer wieder Momente wie heute geben, an denen es ihr nicht gut ging, an denen die Vergangenheit anklopfte. Aber der Fall musste nicht jedes Mal so tief sein… Weder bei ihr noch bei den Menschen, mit denen sie diese Situationen vorzugsweise teilte, wenn sie nicht gerade allein war. Denn was Ryatt sagte, klang genau so, wie sie ihn wahrnahm. Was nicht heissen sollte, dass die Art, wie er es aussprach - dass er es überhaupt sagte - sie nicht traurig machte. Es tat ihr unendlich leid. Und es erinnerte sie ein bisschen an das Gespräch, welches sie vor langer Zeit mit Mitch auf dem Balkon ihrer alten Wohnung geführt hatte. Sie wusste nicht, ob sie dem Freund ihrer Schwester wirklich hatte helfen können. Denn am Ende musste doch jeder sich selbst retten. Es half nichts, sich ständig nett gemeinte Ratschläge abzuholen, wenn man dann doch kläglich an deren Umsetzung scheiterte. Trotzdem war es nicht Fayes Art, nicht wenigstens zu versuchen, ihm zu helfen, ihm beizustehen und Unterstützung anzubieten. Egal wie lächerlich das wirken mochte, wenn Ryatt zugleich so gut wusste, wie oft sie selbst auf die Fresse fiel und lieber auf dem Boden kroch, statt aufrecht zu laufen. „Dann sollten wir das ändern, hm?“, eine scheinbar relativ simple Antwort, die weniger wie eine Frage als wie eine Feststellung klang, an der es überhaupt nichts mehr zu hinterfragen gab. Sie beobachtete ihn still dabei, wie er sich an die Wand lehnte, blieb aber vorerst selbsr noch stehen, wo wie war. „Wenn du nicht weisst, wie deine Zukunft aussehen soll oder wofür es sich zu kämpfen lohnt, dann aber sicher trotzdem, wie du dich gerne fühlen möchtest, oder? Ein Gefühl kann auch ein Ziel sein, wenn man nicht weiss, wie der Weg aussehen soll. Jeder Mensch will glücklich sein. Viele wünschen sich Liebe, Einige auch Kinder… Andere Erfolg, Einfluss, Karriere… oder schlicht ein schnelles Auto und viele Flugmeilen. Du hast davon gesprochen, noch die ganze Welt sehen zu wollen. Lohnt es sich dafür denn nicht? Für all das Schöne da draussen, das auf dich wartet?“, vielleicht kam ihr Bedürfnis, zu helfen, mal wieder etwas zu deutlich durch, obwohl er nicht darum gebeten hatte. Aber das war ihm ja bekannt. „Das andere… wird sich wohl unterwegs ergeben müssen… ich wusste das lange genug auch nicht. Sonst wäre ich kaum nach Syrien geflogen...“, hatte sie wegen ihrer Schwester getan. Aber das wusste er nicht und auch das war keine Geschichte für heute Nacht. Vielleicht war sie zur Army gegangen, weil ihr Herz sie zu Aryana gezogen hatte. Aber am Ende eben auch, weil nichts sie zurückgehalten hatte und sie alleine nicht mehr klar gekommen war. Wie etwas zu oft in ihrem Leben…
This is your life, it's do or die, the sun may never rise again, so be the light the vision. This is your life, it's slipping by, you try to run but fall again, you get back up that's living.
Leider kam mir auch das im Kreis gehen ein bisschen sehr bekannt vor, weshalb ich begleitet von einem schwachen Nicken leise in mich hinein schnaubte. Aber ob ein Arschtritt dafür ausreichte, diesen Strudel zu beenden? Vielleicht schon, wenn sie von einer Person kam, die einem sehr viel bedeutete. Dennoch zweifelte ich daran, weil es dann ja wieder nicht von Faye selbst kam, sondern von außen. Es wäre ein erneuter harter Stoß in die eigentlich richtige Richtung, aber Niemand konnte ihr langfristig täglich die nächsten Schritte dafür zeigen, auch auf diesem Weg zu bleiben. Das musste sie selbst machen. "Das kann manchmal helfen, ja...", war am Ende aber alles, was ich dazu sagte. Die Brünette hatte schließlich gesagt, dass sie schon vorher solche Antriebshilfen kassiert hatte und trotzdem war sie noch lange nicht da, wo sie hin wollte. Sie wusste also selbst, dass das nicht gänzlich des Problems Lösung sein konnte. Aber wem sagte ich das... ich konnte sicherlich mindestens jeden zweiten Ratschlag, den ich für Faye auf Lager hatte, genauso gut mir selbst geben. Ich wünschte es würde meinem Kopf reichen einfach permanent um die Welt zu fliegen, um wieder zu neuen gefühlsmäßigen Höhenflügen zu finden. Das tat es aber nicht und das wusste ich, ohne es ausprobieren zu müssen. Ich war nur gut darin alleine zu sein, wenn ich dabei permanent Menschen um mich herum hatte, mit denen ich wenigstens eine oberflächliche Freundschaft führte. Es klang bescheuert, aber es war so. Ich war wahnsinnig gesellig, wollte gleichzeitig aber eigentlich Niemanden zu nahe an mich und die Scherben um mich herum kommen lassen. Damit ich mich nicht daran schnitt und auch besagte andere Person nicht. Selbst bei der Army hatte ich nur zwei, drei wirklich tiefe Freundschaften gepflegt und alles andere war absolut oberflächlich verlaufen. Ich wurde gerne von allen gemocht und stand am liebsten im Mittelpunkt - noch lieber ganz an der Spitze - aber am liebsten nur für meine guten Seiten und nicht für meine Fehler und Komplexe. Deswegen lieber nie heikle Informationen an potenziell falsche Personen herausgeben. Was hingegen die Liebe anging... scheiße, wollte ich mich überhaupt nochmal richtig verlieben? Ich hatte ein dummes Faible für oberflächliche Verliebtheit, die schnell wieder verflog und vor dieser Art von Liebe hatte ich keine Angst. Vor richtiger, tiefgehender Liebe aber schon. Deswegen rannte ich ja normalerweise auch immer irgendwann weg, wenn es zu ernst wurde. Wenn man nicht wie Avery ständig sinnbildlich mit dem Lasso warf und mich energisch zu sich zurückzog, war ich in zwei Tagen gefühlsmäßig über alle Berge. Ich war dank meiner Gedanken eine ganze Minute lang still gewesen, bevor ich zu einer Antwort ansetzte. "Ich weiß schon, wie ich mich gerne fühlen würde... aber ein bisschen Rumfahren oder ins Flugzeug steigen wird dafür nicht reichen.", murmelte ich vor mich hin und heftete meine Augen dabei stur auf das Wasserglas in meiner Hand. "Und ich hab mir leider auch wahnsinnig viel dadurch verbaut eine Bruchlandung inklusive Gerichtsverfahren hinzulegen. Mit noch anschließenden Straftaten." Das Murmeln schlug in selbstkritisches Grummeln um, während ich die Augenbrauen etwas grimmig zusammenzog und das Glas in meiner Hand unruhig zu schwenken begann. Ich brauchte Erfolg und am besten auch noch Einfluss, um langfristig an etwas festhalten zu können. Politik konnte ich leider schonmal streichen, dank meiner wunderhübschen Strafakte, obwohl ich prädestiniert dafür wäre - allein schon durch meinen schnellen Kopf und meine Fähigkeit gute Reden zu schwingen. Ich lehnte den Kopf schließlich mit einem tonlosen Schlucken nach hinten an die Wand und machte die Augen zu. Wiegte kaum sichtbar den schweren Schädel hin und her, um meinem gedanklichen Kopfschütteln Raum zu geben. "Ich brauche das... das Gefühl, das andere zu mir aufsehen... mich am liebsten zuerst um Rat fragen und sich wohl damit fühlen, mir das Zepter in die Hände zu legen, weil sie wissen, dass ich immer versuchen das große Ganze zu sehen und dabei Niemanden auf der Strecke zu lassen... ich vermisse das wahnsinnig... aber ich kann nicht nochmal von ganz unten anfangen und die nächsten 15 Jahre investieren, nur um mit sehr viel Glück vielleicht irgendwann wieder genau dort hinzukommen. Dafür fehlt mir jetzt selbst an guten Tagen einfach der Atem und eine Abkürzung hab ich noch nicht gefunden." Ich faselte eher leise vor mich hin. Machte meinen Gedanken Luft, weil sie zu viel für meinen eigenen Schädel wurden. Zum Ende hin klang ich verbitterter als ich beabsichtigt hatte, aber es tat eben immer noch weh. Ich hatte mein halbes Leben in die Armee gesteckt, nur um wegen eines einzigen Fehlers wie eine nichtsnutzige Made weggeworfen zu werden - Danke für absolut Nichts. Wahrscheinlich musste mir die Lösung für meine Ziellosigkeit genauso wie damals von meinen Eltern einfach von Irgendjemandem in die Hände gedrückt werden, damit ich sie überhaupt erst sehen konnte. Ich sollte dringend mal zurück zu meinen Wurzeln, mein Vater hatte früher immer die besten Ratschläge gehabt - auch wenn sie mir nicht immer gefallen hatten.
◈ It's so hard to forget pain, but it's even harder to remember sweetness. We have no scar to show for happiness. ◈
Das Leben war leichter, wenn man sich Plätzchenteig an die Wangen schmierte und mit Mehl um sich warf. Sehr, sehr viel leichter. Vielleicht sollten sie das einfach öfter tun und Gespräche wie dieses hier lieber direkt anschliessend führen und nicht, nachdem sie gefühlt fünf Minuten davor in ihren persönlich kreierten Flashbacks gebadet hatten. War ja klar, dass sie damit jetzt nicht mehr glücklicher wurden. Sie ging nicht gerne mit dieser Schwere auf dem Herzen schlafen, hatte das schon zu oft getan und es führte nicht unbedingt zu besserem Schlaf und einem erholten Morgen. Also würden sie wohl besser das Thema wechseln. Aber Ryatt war schon dabei, seinen Kommentar auf ihre Vorschläge zu äussern und Faye war nicht unbedingt überrascht, dass der ziemlich ernüchternd ausfiel. Natürlich hatte er sich das alles schonmal durch den Kopf gehen lassen und natürlich war ein wenig Reisen und die Welt sehen nicht etwas, was ihn im Alleingang glücklich machen würde. Ihr war es mehr nur darum gegangen, dass eine Weltreise durchaus als mittelfristiges Ziel fungieren konnte, etwas, wofür man arbeiten und worauf man sich freuen konnte. Aber nicht das, was Probleme löste. Was er weiter sagte, erinnerte sie ungewollt schon wieder an Mitch. Auch er war nach seiner Rückkehr von einem Strafverfahren begrüsst worden. Auch er hatte sich damit Einiges verbaut. Aber ihm gings jetzt trotzdem wieder besser, oder? Noch nicht super, weil er und Aryana ja noch eine Weile unter der Klaue eines gemäss ihrer Schwester unausstehlichen Arschlochs zu dienen hatten, aber es war trotzdem nicht mehr vergleichbar mit dem, was er nach dem Gefängnis gewesen war. Vielleicht sollte sie dafür sorgen, dass die beiden sich mal kennenlernten, falls sie das wollten. Damit Ryatt auch wieder mit mehr normalen Menschen reden konnte, als nur mit ihr. Aber vielleicht tat sie das auch besser nicht… es war leider so, das Ryatt nicht nur Gutes, sondern auch eine dezente Portion Chaos in ihr Leben gebracht hatte - etwas, was Mitch sicher nicht brauchen konnte. Ausserdem war Victor ein grundsätzlich viel umgänglicherer Mensch als Mitch und die Chancen, dass Letzterer per Zufall direkt mit Ryatt harmonierte, standen realistisch geschätzt nicht allzu gut. Also wohl eher kein Treffen. „Vielleicht gibts da ja eine Möglichkeit… auf einem anderen Feld, mein ich. Vielleicht kommt ja was anderes als die Army in Frage, Führungspositionen gibts ja grundsätzlich in allen Richtungen. Natürlich wäre das ein langfristiges Ziel und nicht etwas für in drei Wochen, aber ich seh‘ keinen Grund, warum du das nie erreichen solltest…“, versuchte sie es weiter mit sehr, sehr vorsichtigem Optimismus. Sie wollte hier ja nichts schönreden - es sah nicht rosig aus für ihn. Aber es brachte auch nichts, sich das ständig vor Augen zu führen. Sie konnten auch froh sein, dass der Prozess gegen Sean so glimpflich für ihn ausgegangen war, er bis auf die Untersuchungshaft keine Minute hinter Gitter verbringen musste. Das war mehr, als er im Krankenhaus erwartet hatte und genau wie bei ihr mit ihrer zweitausendsten Chance, im Leben doch noch auf den glücklichen Pfad in eine sonnige Zukunft zu finden, galt es auch für ihn, daraus etwas zu machen. Weil das Leben eben nicht einfach automatisch für sie spielte. Es war immer ein kleiner oder grosser Kampf, ein mehr oder weniger anstrengendes Spiel. Sie selbst hatte schon mehrmals fast und einmal ganz aufgegeben. Und sie wollte nicht, dass er das auch tat - dass irgendwer das tat. Besonderns nicht jemand, der das Glück doch wirklich endlich verdient hatte. „Wir könnens gemeinsam versuchen. Vielleicht ist meine Ausgangslage etwas vielversprechender als deine, dafür ist mein Kopf mindestens genauso kaputt und braucht mindestens genauso viel Arbeit, um wieder sinnvoll zu funktionieren. Wir können uns beide ein Ziel stecken, dass wir erreichen wollen und dann machen wir uns mit gegenseitiger Unterstützung - wo immer das eben möglich ist - auf den Weg“, brachte sie einen spontanen Vorschlag, der sich in ihrem Kopf eigentlich gar nicht so verkehrt anhörte. Die Arbeit musste jeder für sich selber machen, aber tat es nicht trotzdem gut, zu wissen, dass man in all dem nicht alleine war? Wie eine Art Selbsthilfegruppe - aber nur zu zweit. So offen, dass sie ihre ganze Scheisse gerne noch mit weiteren Personen teilen wollte, war sie dann auch wieder nicht. „Vorausgesetzt, das ist dir nicht zu persönlich…“, hängte sie ein paar Worte an, weil ihr ein entsprechender Einwand eingefallen war. Unter den richtigen Umständen hätte sie für ihren Teil wohl kein Problem damit, Ryatt wesentlich mehr wissen zu lassen, als er bis jetzt mitbekommen hatte. Aber wahrscheinlich nur dann, wenn er das auch tun würde. Und sie war sich nicht sicher, ob er das wollte, was auch ihr leicht fragender Blick in seine Augen verriet.
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Möglichkeiten gab es sicherlich weit mehr als nur ein oder zwei. Ich hielt mich auch für durchaus geschickt und talentiert genug, auf irgendeinem anderen Gebiet in obere Ränge aufzusteigen. Das Problem daran war eher, dass ich mir schwer damit tat irgendetwas zu finden, das mir ansatzweise so gut gefiel wie mein Dienst für die amerikanische Armee. Es mochte idiotisch klingen, weil mich genau diese Arbeit auch stellenweise immer wieder traumatisiert hatte - mich schlussendlich auch mit einem extra hartnäckigen Trauma entlassen hatte - aber die Army war mein Zuhause gewesen. Eigentlich mein Platz für immer, auch wenn er sich Stück für Stück ein wenig verändert hatte. Sicher war, dass ich zuerst Irgendetwas finden musste, für das ich mich wirklich ernsthaft richtig begeistern konnte, bevor ich im Leben wieder losmarschierte. Alles andere wäre sinnfrei, weil ich es nach drei Wochen wieder über den Haufen werfen würde. Hieße es nicht ins Gefängnis zu gehen, wenn ich die Sozialstunden nicht ableistete, würde ich mich auch vor denen längst drücken. Es hing mir schon jetzt zum Hals raus. "Ich halt' die Augen schon offen...", murmelte ich vor mich hin und beließ es dabei. Ich wollte mich nicht grundsätzlich vor allem verschließen, aber meine Ansprüche waren einfach wirklich hoch und ich war kein Mensch, der sich mit okay zufrieden geben konnte. Die Suche nach der idealen Lösung für mich verlief also bisher entsprechend sehr holprig und ich verlor immer schon zeitnah die Motivation dazu, überhaupt aktiv weiter nach einer Lösung zu suchen. Bis ich dann eben wieder ein bisschen Energie dafür übrig hatte und dann gings von vorne los. Frustrierend. Als die Brünette weitersprach öffnete ich dann aber bald die Augen und schielte mit leicht in ihre Richtung kippendem Kopf im Augenwinkel zu ihr rüber. Ich wusste im ersten Moment wirklich absolut gar nicht, was ich davon halten sollte. Denn für mich war eigentlich klar, dass sich unsere Wege irgendwann wieder trennen würden. Natürlich wäre es eine Erleichterung bis dahin Jemanden zu haben, der einem ein bisschen den Rücken freihielt - oder bei Bedarf auch in den Arsch trat - aber das würde bedeuten, dass ich keine andere Wahl hatte, als sie tiefer in meine Probleme einzuweihen, weil sie mir anders gar nicht wirklich helfen konnte. Was der springende Punkt an der Sache war, wie sie selbst abschließend betonte. Es schien wirklich so, als müsste ich mich über kurz oder lang mal entscheiden. Entweder dafür, sie für immer in mein Leben lassen zu lassen und sie dementsprechend vermehrt einzuweihen, oder es bei der spaßigen Oberflächlichkeit zu belassen, um die Dinge für mich nicht unnötig zu verkomplizieren und sie irgendwann leicht hinter mir lassen zu können. Gab es eine Möglichkeit für mich sie an mich heranzulassen, ohne das später irgendwann mit emotionalem Schmerz verbinden zu müssen? Es ginge sicherlich, wenn ich mich einfach dafür entscheiden würde, die Brünette auf der rein platonischen Ebene stehen zu lassen... aber das wollte ich nicht. Außerdem war dieser Zug inzwischen wahrscheinlich ohnehin schon abgefahren. "Es fühlt sich schon beim Zuhören anstrengend an.", stellte ich allem voran mit trockenem Sarkasmus fest, kurz bevor ich mich mit der linken Schulter leicht von der Wand abstieß, um mich Faye richtig zuzuwenden. Ich stellte mich dichter zu ihr, um den Zeigefinger der freien Hand unter ihr Kinn zu legen. Auf diese Weise ihren Kopf ein wenig anzuheben, damit sie mir direkt in die Augen sah. "Leider bin ich unangefochtener Meister der Ausflüchte. Du wirst ziemlich hartnäckig sein müssen, um wirklich was aus mir rauszubekommen... traust du dir das zu?", stellte ich ihr eine ernst gemeinte Frage, ohne meine Hand von ihrem Kinn zu nehmen. Ich wünschte es wäre ein schlechter Scherz, denn ich wollte mir eigentlich sogar sehr Vieles gerne mal von der Seele reden. Allein deswegen schon, damit mir endlich mal Jemand sagte, dass Vieles davon Blödsinn war und ich mir das Leben unnötig schwer machte, indem ich mir selbst Mist einredete und Niemanden daran teilhaben ließ. Trust Issues sei dank kam es dazu aber niemals. Ich wusste, dass ich Faye mehr vertrauen könnte, als ich das ohnehin schon tat, weil sie ein sehr feinfühliger Mensch war und vorsichtig mit den neu gewonnenen Informationen umgehen würde. Aber ich musste diesbezüglich ein bisschen zu meinem eigenen Glück gezwungen werden - wenn man nicht gefühlt mit Hammer und Meißel auf meinen Sturschädel losging und mich parallel dazu auf einem Stuhl festtackerte, würde ich immer Gründe dafür finden, eine Sache für mich zu behalten. Ich konnte ungemütlich werden, wenn ich mich dann in die Ecke gedrängt fühlte. Leider war es aber ganz genau das, was ich brauchte, um den Mund aufzumachen.
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Das war doch gut. Dann mussten sie nur noch darauf hoffen, dass sich irgendwann tatsächlich eine Möglichkeit auftat, die seinen Wünschen und Vorstellungen entsprach. Etwas, womit er sich abfinden könnte, das ihm Freude bereitete und ihn motivierte, auch dann dran zu bleiben und an der Zukunft zu arbeiten, wenns für eine Weile nicht so spassig war. Sie wünschte es sich wirklich und auch wenn er nicht darum gebeten hatte, würde sie sicherlich ein wenig die Augen offen halten und es ihn wissen lassen, sollte sie sich von irgendwas inspiriert fühlen. Scheinbar hatten sie sich für den Moment aber ausreichend darüber unterhalten und konnten nun zum praktischeren Teil fortschreiten, den Ryatt erstmal sehr kritisch aufnahm. Was Faye nicht weiter überraschen sollte, denn ja, natürlich würde das anstrengend sein. Natürlich würde es nicht immer Spass machen, natürlich war es leichter, zusammen ein wenig Schlittschuh zu laufen, Kekse zu backen, Schneebälle zu werfen, in Clubs zu tanzen, Kaffee zu trinken und ständig zu lachen. All das wollte sie auch nicht missen, sondern sehr gerne weiterhin mit Ryatt teilen. Aber sie war sich sicher, dass sie beide wesentlichen Profit daraus ziehen könnten, sich nicht mehr nur auf den Spass zu konzentrieren, sondern sich auch in anderen, schwierigeren Lebensbereichen auszutauschen. "Kann ich zustimmen. Aber vielleicht auch einigermassen vielversprechend und nicht nur anstrengend?", fragte sie relativ unbeirrt zurück, als sie seine Kritik vernahm. Dabei sollte es jedoch nicht bleiben, denn der Dunkelhaarige trat kurzum ziemlich direkt vor sie hin, hob ihr Kinn an und blickte in ihre Augen, die dabei unbeirrt auf seine trafen. Ein zartes Lächeln umspielte ihre Mundwinkel und Augenpartie, als er ihr eine ernste Frage stellte. Faye reckte das Kinn noch etwas höher, funkelte ihn minimal herausfordernd an. "Traust du es mir denn nicht zu, Ryatt? Ich kann schon ziemlich nervig für dich werden, wenn ich mich dabei ein bisschen bemühe. Natürlich nur, wenn du überhaupt einwilligst... Aber ja - ich glaube, das wäre sogar gar keine so schlechte Übung für mich", gab sie ihr Urteil bekannt. Es war eigentlich nicht ihre Art, nachzubohren, wenn jemand sagte, keine Auskunft zu einer Thematik geben zu wollen. Die Brünette war nämlich ziemlich gut darin, Grenzen zu respektieren und ihre sonst sehr ausgeprägte Neugier in diesem Bereich effektiv zu mässigen. Aber sie stellte es sich ebenso nützlich vor, wenn sie für einmal an ihrer Durchsetzungsfähigkeit arbeitete, anstatt an ihrer Empathie und ihrem Verständnis, die sie schon ihr Leben lang weitreichend mit sich trug. "Du kannst es dir ja überlegen. Ich weiss nicht, ob heute Nacht ein guter Moment ist, um Entscheidungen zu treffen, aber morgen ist auch noch ein Tag und übermorgen auch. Und ich will auch gar nicht, dass sich dann alles nur noch darum dreht, dass wir uns zu besseren Menschen entwickeln. Es wäre mehr so... zusätzlich zum Rest. Ein gegenseitiger Anstoss zur Persönlichkeitsentwicklung, im gewünschten Ausmass", Faye zuckte schwach mit den Schultern, hatte den Blick jedoch unentwegt auf seine Augen gerichtet. Wie gesagt, sie fand die Idee gut. Und wenn sie scheiterten, dann hatten sies wenigstens probiert. War dann ja auch nicht das Ende der Welt.
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achja... da erinnert mich die gute Faye prompt daran, dass ich nach einem kurzen Ausraster aufgehört habe Aryanas Banner zu machen, obwohl er schon partly fertig war. XD ___________
Das blieb zu hoffen übrig. Wenn ich es mir schon antat in meiner Seele und meinem Herzen rumzustochern, weil das irgendwie bis zu einem gewissen Grat unabdingbar war, um herauszufinden was ich zukünftig mit meinem Leben anfangen wollte, sollte sich das am Ende bitte auch lohnen. Es würde nicht leicht werden und wer Blut, Schweiß und Tränen investierte, sollte nicht leer ausgehen müssen. So weit dann eben dieser Teil der Theorie. Es war nämlich eigentlich nur begrenzt eine gute Idee, mich darauf einzulassen. Es klang verlockend diesen steinigen Weg nicht alleine antreten zu müssen, aber es barg leider einige Tücken. Ich könnte ernsthafte Gefühle von rein körperlicher Nähe sehr gut unterscheiden, normalerweise machte mir das keine Probleme. Im Regelfall handelte es sich dabei dann aber auch um Frauen, mit denen ich nicht schon so eine - mild ausgedrückt - ausgeprägte Vergangenheit teilte, wie das bei Faye und mir jetzt schon der Fall war. Es war leichtsinnig von mir der zierlichen Brünetten zu raten, sich noch weiter in meine Person zu vertiefen. Auch wenn ich glücklicherweise nicht unbedingt sofort eine Entscheidung hinsichtlich ihres Angebots treffen musste, würde ich wahrscheinlich keinen Rückzieher machen. Es gab mir schließlich nur einen guten Grund mehr, mich in ihrer Nähe aufzuhalten oder anderweitig den Kontakt zu ihr zu suchen. "Damit könntest du Recht behalten.", versuchte ich mich ein bisschen weniger kritisch zu zeigen, obwohl ich mir gar nicht sicher war, ob Faye mir wirklich eine effektive Hilfe sein konnte. In Sachen Vergangenheitsbewältigung sicherlich, aber ich war hinsichtlich meiner Zukunft eben einfach wählerisch. Vielleicht biss sie sich bei ihrer Hilfestellung für mich nur die Zähne aus - ich blieb vorerst lieber nur semi-optimistisch, um später nicht enttäuscht sein zu müssen. Ihre Gegenfrage ließ mich jedoch unweigerlich ein klein wenig schmunzeln. Es fiel mir tatsächlich schwer mir eine Faye vorzustellen, die nicht locker ließ. Vielleicht würde sie es wirklich erst ein bisschen üben müssen, die richtigen Knöpfe in meinem Schädel zu finden. Was aber auch irgendwie okay war, obwohl es manches unnötig in die Länge ziehen und umso unangenehmer für mich machen könnte. Das wäre ein kleiner Ausgleich für all die Scheiße, in die ich sie hineingezogen hatte, nur weil sie ein zu großes Herz für Kriegskrüppel hatte. Wenn ihr das gleichzeitig dabei half zu lernen ihren Willen durchzusetzen, ging das in Ordnung. Ich war ihr viel schuldig. "Um vollkommen ehrlich zu sein... fällt mir die Vorstellung schon ziemlich schwer. Aber ich lass mich vielleicht vom Gegenteil überzeugen. Vor allem wenn's dir hilft.", erwiderte ich wahrheitsgemäß mit einem leicht verschmitzten Lächeln. Die heutige Nacht war zweifelsohne nicht die richtige, um triftige Entscheidungen zu treffen. Darüber brauchten wir beide nicht zu diskutieren, nachdem wir vorhin auf dem Sofa für so einige Minuten förmlich miteinander verschmolzen waren. Das wäre auf diese Weise wohl nicht passiert, wenn wir beide ein bisschen nachgedacht hätten. Das mit dem Denken fiel unter emotional belastender Angst nur leider immer ziemlich schwer. Auch wenn die schlimme Situation nun der Vergangenheit angehörte würde es noch eine Weile dauern, bis auch die Nachwirkungen davon restlos abgeklungen waren. "Nein, wirklich kein guter Moment dafür...", murmelte ich und hob dabei den Daumen an, um vorne über Fayes Kinn zu streichen. Währenddessen rutschte auch mein Blick über ihre schmale Nase hinab zu ihren Lippen. Ich wusste, dass ich sie jetzt nicht küssen sollte, weil es dann vermeintlich wieder nur einem schwachen Moment geschuldet wäre - so wie im Club vor ein paar Tagen. Trotzdem dachte ich für drei Sekunden darüber nach, während ich die weichen Konturen ihrer Lippen mit den Augen verfolgte. Dann sah ich schlagartig zurück in ihre Augen. "Aber ich werd' mir Gedanken darüber machen in den nächsten Tagen. Erinner' mich am besten Übermorgen daran... bis dahin sollte ich eine Antwort für dich haben.", kam ich zurück aufs eigentliche Thema zu sprechen, bevor ich gedanklich zu lange an dem imaginären Kuss hängenblieb. Ich war mir eigentlich sicher damit, dass ich schon morgen wissen würde, wie meine Entscheidung ausfiel. Aber ich würde mich davor drücken eine endgültige Antwort abzuliefern, sie blieb diesbezüglich also lieber am Ball. Mein rechter Mundwinkel zuckte noch einmal leicht nach oben, während ich mit dem Daumen noch zwei Zentimeter seitlich an ihrem Kiefer entlang streichelte, ehe ich meine Hand gänzlich von ihrem Gesicht löste. Es fiel mir nicht leicht von der Brünetten abzulassen, weil ich einfach das blöde Gefühl hatte, dass der Moment unvollständig war. Aber wie schon gesagt - die beste Lösung war leider nicht immer die, die man am liebsten hätte.
◈ It's so hard to forget pain, but it's even harder to remember sweetness. We have no scar to show for happiness. ◈