Ja, ich glaube, die Besitzerin konnte den schon gut reiten (und die andere RB kanns auch). Die Besitzerin reitet nur mittlerweile nicht mehr und ich kanns eben nicht so gut. Aber ich hab ihn trotzdem lieb und pass gut auf ihn auf, also würde den nie im Leben schlagen oder so, bloss weil er sich bisschen "lustig" benimmt. Ich weiss ja, dass das mitunter an mir liegt. :) Und ich finds halt einfach etwas schade, dass der wohl die ganzen 8 Jahre, die er nun schon bei ihnen im Privatstall steht, nur noch fürs Ausreiten gebraucht wurde... Ausser ganz am Anfang, da haben sie glaub ich noch paar Kurse besucht und kurz war noch einer Springen mit ihm, der ihn dann aber (laut Erzählungen) kaputt gemacht hat, bis das Pferd nicht mehr gesprungen ist. Und ich kann eben auch nur Ausreiten mit ihm, weil ich nicht Hänger fahren kann und kein Geld habe... Und nein, seine kurze Karriere bestand nur aus Galopprennen.^^ ___________________
Vielleicht war das so. Vielleicht hatte sie entsprechend auch falsche Ansichten. Vielleicht wäre es gar nicht so schlimm, ihn zu küssen. Vielleicht wäre es Victor sogar ein bisschen egal, wenn er gleichzeitig wusste, dass sie seine Nähe so wenigstens für ein paar Minuten nicht mehr ganz so arg vermisste. Aber für sie fühlte es sich trotzdem wie Betrug an, zumindest jetzt im Nachhinein. Sie hatte versucht, nicht über Victors Worte nachzudenken, seit er gegangen war. Eigentlich hätte sie ihm liebend gerne versprochen, dass sie das niemals tun, sie stattdessen geduldig warten würde, bis er zurückkam. Aber vielleicht war sie schon jetzt nach so kurzer Zeit froh, das nicht getan zu haben. Nicht weil sie jetzt vorhatte, Ryatt in Zukunft doch noch zu küssen, das hatte sie nämlich grundsätzlich nicht. Aber vielleicht würde sie sich noch beschissener fühlen, wenn sie auch noch dieses Versprechen fast gebrochen hätte... Und vielleicht sollte sie sich grundsätzlich einmal Gedanken darüber machen, was sie konnte und was nicht, weshalb sie sich gerade so fühlte und wie sie das verhindern konnte. Nicht mit Ryatt in eine Fotokabine gehen, wenn sie beide betrunken waren, klar. Aber das war nicht wirklich der Kern des ganzen Problems. Das Problem, welches sie im Moment selber nicht wirklich definieren konnte, weil sie dazu definitiv zu viele Promille intus hatte. Faye atmete nochmal tief durch, warf Ryatt einen kurzen, noch immer dezent unsicheren Blick zu, als er noch was anfügte. Wieder etwas, womit er sicherlich Recht hatte. Das war meistens so in ihrer Beziehung - jedenfalls fühlte es sich so an. Dass sie es war, die mit gewissen Dingen nicht abschliessen konnte und sich liebend gern noch jahrelang beschissen fühlte, wegen längst vergangener Fehler. Aber Victor war auch nicht derjenige, der ständig so ungeschickt auf Abwege geriet. Darüber sollte sie sich auch noch Gedanken machen - weshalb und wie sie sich ständig in solche Situationen manövrierte. "Kein Wunder... die meisten unserer Beziehungsprobleme wachsen auch nicht auf seinem Mist...", murmelte sie ein paar trockene Worte vor sich hin, die leider eine traurige Tatsache enthielten. Sie war eigentlich ständig die Haupttreiberin, wenn es um unnötige, zusätzliche Action zwischen Victor und ihr ging. Und das wussten sie beide. Es war nicht so, als würde sie das mit Absicht tun - so beschissen wie sie sich danach jeweils fühlte, würde das schon ausgesprochen masochistischem Verhalten entsprechen. Wahrscheinlich war es ihre ewige Naivität, die sie dazu verführte, diese Fehler zu begehen. Was wusste sie schon... Jedenfalls hatte sie Victor vorübergehend verscheucht. Als Ryatt sich daran machte, die Fotos von ausserhalb der Kabine nach drinnen zu holen, blickte Faye ihn das erste Mal seit dem beinahe-Unfall wieder länger als zwei Sekunden am Stück an. Und ihr betrunkener Kopf schaffte es trotz all dem Drama auch diesmal wieder, ihre Augen zu seinen Lippen zu leiten. Nur während er die Fotos betrachtete und so, dass er es wahrscheinlich gar nicht mitbekam. Aber sie schon. Weil sie noch ein bisschen zusätzlichen Zunder für die allgemeine Verunsicherung nötig hatte. Er lächelte... nicht so haltlos wie vorher natürlich, aber ihm schienen die Fotos trotzdem zu gefallen. Was er etwas später auch wörtlich verlautete - nachdem er sich um das Problembild gekümmert hatte. Auch dabei schaute sie ihm stumm zu, ohne sich von der Wand zu lösen. Das Foto verschwand fast komplett zwischen den Streben und eigentlich wäre damit das Problem gelöst, oder? Aus den Augen, aus dem Sinn. Zumindest theoretisch. Faye griff nach dem Fotostreifen, den er ihr entgegenstreckte, drehte ihn um, um in ihre lachenden Gesichter zu blicken. Der Abend hatte es wirklich nicht verdient, jetzt so trübe zu enden... Ihr Daumen strich über die Farben und für einen Augenblick zuckten auch ihre Mundwinkel aufwärts. "Bin mir nicht ganz sicher damit... aber wir sehen auf jeden Fall gut betrunken und ebenso gut unterhalten aus", gab sie ihr Urteil bekannt, blickte für ein zaghaftes Lächeln in seine Richtung von den Fotos auf. Aber ganz abgelenkt vom Rest war sie doch nicht, weshalb ihre Augen unweigerlich zurück zur Decke wanderten. Da, wo die kleine Spitze des Übels hing und auf sie runter lächelte. Faye lächelte nicht zurück. Aber ein Teil von ihr, bestens unterstützt von ihrer heute noch schlechter gebremsten Neugier, hatte seine Meinung geändert. Sie machte einen zögerlichen Schritt vor, bevor sie die Hand ausstreckte, um das Foto langsam zurück ans Dämmerlicht der Kabine zu befördern. Eigentlich war sie sich nicht sicher, ob sie das Teil wirklich sehen wollte. Ob es nicht einfach nur der nächste Fehler wäre, sich die Tatsachen nochmal vor Augen zu führen. Aber es existierte ja auch, wenn sie nicht hinsah, oder? Am Ende machte es keinen Unterschied mehr, da der Moment bereits verstrichen war und sie sich sowieso damit beschäftigen oder es mit aller Kraft verdrängen musste. Sie legte das Bild über die anderen in ihren Händen, hob es an, um im fahlen Licht überhaupt was zu erkennen. Eine leichte Gänsehaut wanderte ihren Rücken hinab und Faye zog instinktiv die Schultern hoch. Es sah falsch aus in ihren Augen. Sie mit diesem Mann... Das war nicht, wie es sein sollte. Aber die Emotionen waren trotzdem da. Wie konnten sie so stark sein bei etwas, was so falsch sein sollte? Sie hatte länger auf das eine Bild runter geblickt, als davor auf die anderen vier zusammen. Ihre Zähne bissen unsicher auf ihrer Unterlippe herum. Bis sie sich nach einer gefühlten Ewigkeit doch wieder vom irgendwie befremdlichen Anblick trennte, um Ryatt anzuschauen. "Ich muss dich trotzdem was fragen...", leitete sie das ein, was unweigerlich wieder in ihrem Kopf herumgeisterte, aber noch ein paar Sekunden länger brauchte, bis sie es auszusprechen wagte. "Hast du das geplant?", Faye formulierte die Worte so leise wie möglich, weil sie nicht wollte, dass er es als Vorwurf verstand. Weil sie eigentlich fest davon ausging, dass es nicht so war, weil Ryatt sie doch sicher nicht zu einem Kuss oder mehr verleiten wollte, oder? Sie glaubte, ihn gut genug zu kennen, um das einschätzen zu können. Aber vielleicht war das nicht so. Vielleicht hätte sie ihm nicht ganz so sehr vertrauen sollen, wie sie das nun schon lange tat... Vielleicht war dieser eine, viel zu intime Blick sein geplantes Attentat gewesen. Von wegen vielleicht sind die Fotos gar nicht das eigentliche Ziel...
This is your life, it's do or die, the sun may never rise again, so be the light the vision. This is your life, it's slipping by, you try to run but fall again, you get back up that's living.
Ohweh, also auch so ein Pferd mit "schlechtem Zwischenstopp... :'D dass du ihm da nicht böse bist dachte ich mir schon. Geht mir mit meinem Dickerchen ja auch öfter mal so, wenn ih mir einen winzigen Fehler oder Unaufmerksamkeit erlaube... x'D Sie sind halt nicht doof, die Tierchen. Wenn man gut mit ihnen umgeht verzeihen sie es meistens, zumindest am Trauma unbeteiligten Personen. Aber ja, ist schon schade wenn er sonst nicht mehr gefordert wird. Wie alt ist er denn jetzt? ________
Daher wehte also der Wind. Faye fühlte sich nicht nur für einen Ausrutscher - welcher Art auch immer - verantwortlich, sondern unabhängig davon auch noch für einige andere Dinge. Probleme, mit denen die beiden in ihrer Beziehung bisher gekämpft hatten. Kurzum hatte ich mit diesem einen Moment also gerade ungefähr alles losgetreten, was ich hatte lostreten können. Dafür hatte ich leider ein Händchen. Ich wusste nur nicht so recht, was ich dazu sagen sollte. Schließlich konnte ich das alles überhaupt nicht beurteilen. Nicht wissen, ob sie sich eigentlich zu viel Schuld auflud und aus einer Mücke einen Elefanten machte, oder ob sie tatsächlich so massive Unruhe ins Leben der beiden gebracht hatte. Ich lehnte mich dieses Mal mit dem Rücken an das schmale Stück Wand neben dem Vorhang, wobei mein Ellbogen unweigerlich den Stoff berührte, weil ich die Hände in die Hosentaschen schob. Jedoch ohne die Augen von Faye abzuwenden. "Kann sein... aber offenbar schaffst du's ja das aufzuwiegen, sonst würde er nicht zurückkommen wollen.", erwiderte ich leicht gemurmelt, wusste sonst nichts dazu zu sagen. Das war einfach alles, was ich in den Raum stellen konnte, ohne dabei eine Lüge zu tätigen. Natürlich stand noch in den Sternen, ob Victor tatsächlich zurückkehrte. Theoretisch könnte er sich das noch anders überlegen, aber das hielt selbst ich für etwas unwahrscheinlich. Ich kannte ihn nicht gut, aber sie hatten schon viel zusammen durchgemacht - allem voran Krieg und auch die Tyrannei der Hernàndez. Hätte er wegen letzterem endgültig verschwinden wollen, hätte er das sicherlich schon früher tun können. Genug Gründe hatte Faye ihm ihrer Aussage nach scheinbar schon geliefert. "Das kann ich ohne jeden Zweifel bestätigen.", meinte ich mit einem Hauch Satkasmus, als Faye sich die Bilder ansah und auf unsere offensichtliche Trunkenheit zu sprechen kam. Die ließ sich schlichtweg nicht leugnen, wie wir beide aus erster Hand wussten. Schließlich hatten wir uns den Alkohol wissentlich selbst in den Rachen gekippt. Das, was als nächstes passieren sollte, überraschte mich dann aber doch - Faye streckte tatsächlich ihre Finger nach dem Bild aus, das ich gerade bewusst beseitigt hatte, weil sie es nicht hatte sehen wollen. Ich beobachtete sie aufmerksam dabei, wie sie nun wider ihrer Worte dennoch einen Blick darauf warf. Wie sie sich auf der etwas zu verlockenden Lippe herumbiss, die sich nun zusätzlich rötete. Wirklich wohl schien ihr bei dem Anblick nicht zu sein, aber das wunderte mich auch nicht. Das war die einzige logische Konsequenz daraus, dass sie sich ohnehin mit der gesamten Situation schlecht fühlte... und dennoch sah sie sich das Bild ziemlich lange an. Lange genug, damit es sich in ihrem Kopf festsetzen konnte, sofern der Alkohol diesen Moment nicht auslöschte. Gut für mich. Weniger gut war allerdings die Frage, die Faye mir im Anschluss an den langen Blick auf das Foto stellte. Tja, hatte ich das geplant? Auf jeden Fall nicht bewusst. Ich hatte schon früher festgestellt, dass Faye mir rein optisch gefiel und ich auch mit ihrer Art gut klarkam. Trotzdem hatte ich bis gerade eben noch nicht darüber nachgedacht, dass ich sie vielleicht wirklich gerne haben wollte. Das Problem war also einzig das, was jetzt zukünftig zwangsweise passieren würde, weil sie mich diesen einen winzigen Hauch von verlockender Sünde hatte spüren lassen. Faye könnte mir wortwörtlich ins Gesicht sagen, dass sie kein Interesse an einer Fortsetzung des intimen Moments hatte und ich würde es trotzdem versuchen. So lange, bis meine Chance auf Erfolg wirklich nur noch ein Prozent Betrug. Deswegen war ich so effizient bei der Army - kannte ich erst einmal das Ziel, brachte ich es notfalls um fünfhundert Umwege herum zur Strecke. Leider war das bei Frauen nicht wirklich anders und mir war dazu fast jedes Mittel recht. Ich bekam nur selten nicht das, was ich wollte und gab mich mit Niederlagen ungern zufrieden. "Das vorhin war ein Scherz...", war der erste Teil meiner Antwort auf ihre Frage. Ich legte den Kopf leicht in den Nacken, lehnte den Hinterkopf an der Wand an und hielt die Augen ungehemmt auf Faye gerichtet. "Dass ich noch mehr vorhatte als die Fotos, meine ich. Wir sind betrunken, da passiert sowas leicht. War einfach dumm von mir." Vor allem passierte sowas immer dann, wenn ich mit von der Partie war. An sich war das ja keine Lüge - geplant hatte ich es tatsächlich nicht. Es hatte sich dann nur sehr angeboten und ich hatte diese Gelegenheit dankend genutzt, weil ich wahnsinnig schlecht darin war einfach mal der Vernunft zu folgen und Nein zu sagen. Ja zu einem schönen Gesicht zu sagen - wie Faye es hatte - war eben einfach viel leichter und eine zu süße Versuchung, um sie zu ignorieren.
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Nein, da stand er schon bei den jetzigen Besitzern, die haben ihn soweit ich weiss direkt von der Rennbahn. Das war einer, der mal ne RB auf ihm hatte, der das mit dem Springen dann verkackt hat... Aber ich weiss nicht, vielleicht würde es jetzt auch wieder gehen - ist lange her und wie gesagt, über Baumstämme hüpft der liebe mit viel Begeisterung..^^ Er ist erst 12, also im besten Alter, eigentlich... Aber die andere RB will überhaupt nichts vom Springen (oder irgendwas anderem) wissen, die will auch nur ausreiten. Vielleicht ist er deshalb auch manchmal etwas nervös, weil er einfach zu viel Energie und zu wenig zu tun hat, Idk. ____________
Hmm. Das war eigentlich ein schöner Gedanke, oder? Dass sie doch nicht ganz so schlimm sein konnte, weil Victor sonst längst abgehauen wäre. Ja, sie wollte gerne daran glauben. Sie wusste ja, dass er sie liebte. Das war eine der wenigen Dinge auf dieser Welt, derer sie sich wirklich und ohne Zweifel sicher war - spätestens seit ihrem letzten Klinikaufenthalt und dank der Tatsache, dass er auch diesmal bei ihr geblieben war. Er war zwar momentan physisch nicht anwesend, aber er würde zurückkommen. Es war also nicht seine Liebe, die sie ständig anzweifelte, sondern ihre Person. Das hatte Victor schon gemerkt und scheinbar war sie ebenso schlecht darin, es vor Ryatt zu verbergen. Nächster Punkt auf der ellenlangen Liste von Dingen, an denen sie arbeiten musste... Faye zuckte mit den Schultern, sagte nichts mehr dazu. Selbst wenn sie wollte war das irgendwie einfach kein Thema, das in betrunkenem Zustand in eine Fotokabine nach einem beinahe-Kuss mit einem Mann, der nicht ihr Freund war, gehörte. Im Schatten des Alkohols waren Emotionen einfach zu schlecht regulierbar und sie hatte wirklich nicht vor, jetzt hier zu allem Überfluss auch noch in Tränen auszubrechen. Sonst müsste ihr ihre Begleitung wirklich langsam leid tun. Hatte sie ihn eigentlich ausreichend vorgewarnt, wie anstrengend sie wurde, wenn sie getrunken hatte? Sie war sich nicht mehr ganz sicher, aber hoffte es einfach mal. Spielte zwar jetzt auch keine Rolle mehr, aber... ja, nichts aber. Sie hielt den Beweis für ihr Anstrengend-Sein ja gerade in den Händen. Dumme, dumme Ideen, die nur ein betrunkener, wirrer Kopf haben konnte. Wenigstens bestätigte Ryatt auf ihre Frage hin ihren Glauben daran, dass er selber keinen Kuss geplant hatte. Dass sie sich nicht nur dafür die Treppe hoch geschleppt hatten. Wenn sie ein bisschen denken würde, würde ihr auch auffallen, dass er es sicher auch nicht zugeben würde, wenn es so wäre. Aber sie wollte lieber fest daran glauben, dass er ebenso überrascht vom unerwarteten Lauf der Dinge war wie sie und dass er wusste, dass sie nicht mehr als Freunde sein konnten und sollten - ganz egal welche Geschichten das Bild in ihren Fingern erzählen wollte. Dass sie eigentlich ganz gut zusammenpassten und es schade war, dass der Automat nicht noch ein sechstes Bild ausgespuckt hatte. Eines, auf dem die verbliebene Distanz zwischen ihren Lippen restlos überbrückt war. Faye seufzte tief, löste ihren Blick ein für alle Mal von dem Foto, um es dahin zurück zu stecken, wo Ryatt es zuvor schon hatte verschwinden lassen. Es war nicht ganz einfach, das ohne zu arges Schwanken hinzukriegen, weil sie an die Decke blicken und sich noch dazu von der Wand lösen musste. Aber irgendwie bekam sie es hin und der Moment mit all seinen Emotionen, Fragezeichen und Unsicherheiten würde für immer in dieser Kabine bleiben. Und das war gut so. "Ja, das stimmt schon... Vielleicht sollte ich das nächste Mal doch etwas langsamer trinken", murmelte sie sarkastisch, setzte der Thematik damit auch ein Ende, weil sie nicht weiter darauf herumreiten oder darüber nachdenken wollte, ob nun er oder sie die Dummheit begangen hatte und ob Ryatt den Kuss denn wirklich gewollt haben könnte - noch immer wollen würde. Es war nämlich viel leichter, einfach daran zu glauben, dass es nicht so war - das alles nur in einem ungeschickten Moment dem Alkohol entsprungen war und sie es eigentlich beide besser wussten. Faye blieb einen Moment unschlüssig in der Mitte der Kabine stehen, bevor sie erneut mit den Schultern zuckte. Sie hatte keine Ahnung, was gerade für Zeit war, aber wusste auch nicht, ob sie noch länger bleiben sollten. Tanzen war wohl für heute vorbei, Trinken sowieso. Sie zupfte kurz ihre Kleidung zurecht, weil das Top natürlich etwas hochgerutscht war, als sie sich gestreckt hatte, um das Foto verschwinden zu lassen. Was sie wiederum nicht schätzte, weil das hier kein guter Moment für nackte Haut war. Dann griff sie neben Ryatt nach dem Vorhang, um ihn langsam aufzuschieben und den Weg frei zu machen. "Haben wir noch was vor oder denkst du, dass es Zeit für den Heimweg wird?", fragte sie noch etwas unentschlossen, während sie bereits nach draussen trat und sich im Halbdunkeln umsah. Glücklicherweise hatte sich niemand vor der Kabine eingefunden und darauf gewartet, dass sie endlich fertig wären. Und während sie auf seine Antwort wartete, beschäftigte sich Faye damit, die restlichen vier Fotos sicher in ihrer kleinen Handtasche zu verstauen.
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Jaja das hab ich schon verstanden, mit Zwischenstopp meinte ich nur, dass es nicht von Dauer war. Und ja, mit Sicherheit würde es inzwischen wieder gehen, wenn man unvoreingenommen ans Training rangehen würde. 12 ist halt leider wirklich noch kein hohes Alter, ist also sehr gut möglich, dass der Gute Energieüberschuss hat. Es würde mich auf jeden Fall nicht wundern. :'D _________
Das Gespräch verlief allmählich im Sande, was wahrscheinlich besser so war. Es würde nur unangenehmer werden je länger wir jetzt noch darüber redeten, also nahm ich das Ende einfach so hin. Hakte nicht weiter nach und hielt meine Zunge im Zaum, denn das Ende dieses Abends sollte wirklich besser nicht noch mehr ins Negative kippen. Ich hatte für heute schon genug riskiert und es war mit Sicherheit besser, wenn wir jetzt einfach nach Hause zu Faye gingen. Was jetzt leider auch sehr falsch klang... vielleicht war ihr nicht mehr wohl dabei, mich bei sich schlafen zu lassen. Ich sollte sie also besser noch einmal danach fragen, wie dementsprechend der neue Stand der Dinge war. Aber eines nach dem anderem. "Wir beide, wahrscheinlich.", merkte ich gefolgt von einem tiefen Atemzug an. Wäre ich nicht so betrunken, hätte ich es sicherlich nicht getan. Ich war aber betrunken und jetzt würden wir beide mit den Konsequenzen leben müssen. Es war nicht umkehrbar und ich würde es nicht stoppen, bis ich selbst zu immensen Schaden davontrug. So lief das immer. "Gehen wir lieber.", willigte ich in den Vorschlag der Brünetten ein und löste mich noch dabei unelegant aus der angelehnten Position. Ich ließ meinen Blick für zwei Sekunden über die Stelle an der Decke gleiten, wohin Faye das Bild zurückgesteckt hatte. Ich spielte mit dem Gedanken es mitzunehmen, ließ es jedoch bleiben. Sollte mir nüchtern noch immer der Sinn danach stehen, könnte ich zurückkommen und es holen - alleine, natürlich. Ich war auf jeden Fall froh darüber, dass sie die übrigen Bilder trotzdem mitnahm. Kaum hatte ich den Blick von dem Foto gelöst, verließ ich hinter der jungen Frau die Kabine und ich ließ meine Augen ganz automatisch dahin gleiten, wo jetzt wieder das Top seinen Platz eingenommen hatte. Dahin, wo jetzt wieder weniger nackte Haut war. Allerdings war es schnell nicht mehr die geschwundene Nacktheit, die meine Augen reizte. Da waren Narben, oder? An ihrem Rücken. Ich glaubte ein paar hellere Linien zu sehen, während ich die wenigen Schritte bis zum breiteren Flur hinter Faye herging. Ich versuchte krampfhaft mit leicht zusammengekniffenen Augen ein besseres Bild davon zu kriegen, aber der Alkohol und meine eigenen Schritte machten das bei diesen Lichtverhältnissen unmöglich. So blieb ich mit angestachelter Neugier auf der Frage danach sitzen, als wir uns nebeneinander gehend auf den Weg zur Garderobe machten. Hier war das Licht natürlich besser, aber ich wollte nicht, dass Faye mitbekam wie ich ihren Rücken anstarrte. Wir nahmen nacheinander unsere Jacken von der netten Dame an der Garderobe zurück. Sie wünschte uns noch einen schönen Abend - vermutlich weil es noch nicht so sehr spät war - und ich erwiderte das einfach aus Höflichkeit mit einem Lächeln. Als wir nach draußen gingen hatte ich mit mehr kaltem Gegenwind gerechnet, der ausreichend gut durch den Alkohol in meinem Körper gedämpft wurde. Dagegen hatte ich in diesem Moment auch wirklich nichts einzuwenden. Unweit des Clubs hielten sich schon ein paar Taxis bereit, um ihre Nachtfahrt abzugreifen. Zeit für meine Frage. Ich drehte den Kopf im Gehen zu Faye und schob die Hände in meine Jackentaschen, um sie vor dem leichten Wind zu schützen. "Ist es dir lieber, wenn ich dich nur Zuhause absetze..?", fragte ich sie neutral und ohne drum herum zu reden, weil wir beide wussten, warum ich ihr diese Frage nun stellte. Im Grunde war eigentlich nach wie vor nichts dabei, weil ja schon vorhin festgestanden hatte, dass ich auf dem Sofa nächtigen würde. Vielleicht war es Faye trotzdem lieber, wenn sie mich nach unserer Annäherung nicht in den eigenen vier Wänden hatte. Sie kannte sich selbst am besten und es wäre unangenehm, wenn sie zusätzlich zu dem wahrscheinlich eintretenden Kater morgen auch noch restlos übermüdet sein würde, weil sie die Augen nicht zu bekam.
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Achso - dann ja.^^ Ist eben auch etwas doof, weil sein Kumpel da schon 23 (oder mehr) und nicht mehr sooooo fit ist. Abgesehen davon auch kein Vollblut und nicht ständig so auf Speed. Das bremst den Guten leider auch nochmal unfreiwillig runter... Und da stehen leider nur die zwei Pferde bei denen, weil die Besitzer sie bei sich auf dem Hof haben. Ja, ich würde viele Dinge in der Haltung anders machen, aber hab ja selber keine Ahnung und sie lassen sich auch nicht unbedingt reinreden, ist so ein ca. 70-jähriges Ehepaar.. :') _________
Ja, auch das war gut möglich. Sie waren immerhin beide gut betrunken und wenn dem nicht so wäre, hätte Faye sich nicht auf seinen Schoss gesetzt und sie hätten sich nicht angeschaut, als würde diese Welt nur noch aus ihnen beiden bestehen. Sie hatten sich immerhin oft genug in anderem Kontext und ohne Alkohol getroffen und da war immer klar gewesen, dass sie nur Freunde waren und sein wollten... Glaubte sie zumindest, wirklich besprochen hatten sie das nie, aber Faye ging einfach stark davon aus, da Ryatt von Tag eins an gewusst hatte, dass sie Victor hatte und ihn auch niemals aufgeben wollte. Sonst hätte sie ihn kaum ziehen lassen und würde nun sehnsüchtig auf seine wahrscheinlich noch weit entfernte Rückkehr warten, oder? Dann hätten sie sich nämlich getrennt, weil das wesentlich einfacher war als die Geduld, die sie nicht hatte. Zumindest eben in einer Beziehung, die gerade eine Menge unendlich anstrengende Einzelarbeit forderte. Wenn man mit dieser Beziehung zusammenhängende Probleme hatte, die sich aber nicht gemeinsam lösen liessen, war das eigentlich nämlich üblicherweise der Todesstoss einer gemeinsamen Zukunft. Aber nicht bei ihnen und Faye wollte sich wirklich darum bemühen, dass sie ihren Teil der Arbeit gebacken kriegte, bevor Victor wieder bei ihr war. Bevor sie ihn ein zweites Mal, aber diesmal endgültig, mit ihrer Persönlichkeit überlasten konnte und sie akzeptieren mussten, dass sie zusammen nie glücklich sein würden - ganz egal wie sehr sie sich liebten. Denn Faye wusste eigentlich ganz genau, wo sie hingehörte, wusste, welcher Mann sie als einziger vollkommen glücklich machen konnte, ohne dass sie in seiner Gegenwart an jemand anderes dachte. Sie nickte auf Ryatts Entschluss, den Club nun zu verlassen (auch wenn sie die 30% Schwelle wohl kaum schon erreicht hatten) und setzte sich in Bewegung in Richtung Garderobe. Kein ganz so einfacher Weg, weil der Schwindel natürlich in vollem Ausmass zurück war, jetzt wo sie keine Stütze mehr hatte, weil sie sich sowohl von Ryatt als auch von allen Wänden gelöst hatte. Aber das erste Ziel wurde erreicht und sie bekamen ihre Jacken zurück, wobei die Brünette sich um ein einigermassen koordiniertes "Danke, gleichfalls", bemühte, als die Frau ihnen einen schönen Abend wünschte. Wenigstens hatte die - wenngleich theoretisch nicht besonders anspruchsvolle - Aufgabe, die Jacke anzuziehen, zur Folge, dass sie sich von ihren vorhergehenden Gedankengängen verabschieden musste. Die verkürzte Aufmerksamkeitsspanne und sehr begrenzte Gehirnkapazitäten kamen ihr in diesem Fall nun wieder zu Gute, weil sie offenbar gerade so noch die Kurve gekratzt hatte, bevor sie von der Negativspirale Richtung Alkoholdepression verschlungen worden wäre. Das wäre dann erst recht unschön geworden, weil sie dann vermutlich den Rest der Nacht mit Heulen und Victor Vermissen beschäftigt gewesen wäre und Ryatt irgendwann freiwillig auf der Fussmatte vor der Tür genächtigt hätte. Der kam kurzum sowieso nochmal auf seine Schlafgelegenheit zu sprechen, als sie wieder nach draussen getreten waren. Da, wo ihr sofort die kalte Luft um die Beine wehte, was sie die Jacke enger um ihren Körper schlingen liess - als ob das was ändern würde. Faye schüttelte fast sofort den Kopf und blickte wieder zu Ryatt. "Nein, du kannst gut auf dem Sofa schlafen... Also nur wenn du willst. Wenn du lieber nachhause möchtest, ist das natürlich auch okay", meinte sie ebenso neutral, wenn auch etwas nuschelnd, weil ihre Sprachgewandtheit durch den Alkohol nunmal eher abnahm. Sie sah kein Problem darin, ihn in ihrem Wohnzimmer zu wissen, während sie schlief. Wahrscheinlich würde sie sowieso nicht direkt einschlafen können - oder doch, je nachdem wie sehr das Bett schaukelte, wenn sie drin lag - aber das machte sie kaum von seiner Anwesenheit abhängig. Sie vertraute ihm ja und hatte eher keine Angst davor, dass er plötzlich im Schlafzimmer stand oder direkt neben ihr im Bett lag. War das dumm? Sollte sie sich Sorgen machen? Nein, kaum. Wenn er ihr etwas antun wollte, hätte er das doch längst getan. So war es mehr nur seine Frage, die sie verunsicherte. Aber auch davon wusste sie sich abzulenken, indem sie zum nächsten Taxi ging und dort die Tür des Rücksitzes öffnete. Der Fahrer grüsste und winkte sie sofort hinein - wohl damit die Tür nicht zu lang offen stand und er an die Finger fror. Faye drehte sich nochmal zu Ryatt um, schaute ihn fragend an. Falls er nicht bei ihr schlafen wollte, musste er auch nicht unbedingt mit dem gleichen Taxi fahren - wäre ja dann die falsche Richtung. Auch wenn sie natürlich trotzdem froh wäre um Gesellschaft - vielleicht war er es ja nicht und würde jetzt lieber einfach so rasch wie möglich alleine - beziehungsweise weg von ihr - sein.
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Puh, ja... bei so alten Pferdebesitzern seh ich auch eher keine Chance mehr was zu ändern. Grade wenn die dann auch noch privat stehen, ganz schwierig. o.o _________
Ich merkte ein weitere Mal, dass ich Faye noch nicht so gut einschätzen konnte, als sie relativ zügig auf meine Frage einging. Sie ohne zu zögern mit einem Kopfschütteln beantwortete und dann zur Unmissverständlichkeit auch noch entsprechende Worte anhängte. Ich hatte eigentlich schon erwartet, dass sie zumindest einen Augenblick darüber nachdenken würde, ob das eine gute Idee war. Tat sie aber nicht. Nicht, dass ich tatsächlich plante heute ein weiteres Attentat - ein richtiges diesmal - auf sie auszuüben, aber es wäre eben schon leicht, wenn sie mir weiterhin alle Wege dafür so bereitwillig offen hielt. Falls sie allen Menschen in ihrem Leben die Tore so weit aufmachte, auch wenn sie jene noch nicht allzu lange kannte, dann wunderte es mich gleich ein bisschen weniger, dass sie oft allzu leicht in Probleme zu schlittern schien. Es wirkte, als würde sie beinahe verzweifelt danach rufen. Genau genommen hatte sie das auch getan, als sie mir damals am Krankenhaus bei der Flucht geholfen hatte. Ich wusste nicht ob es die Angst, das Adrenalin oder der Schmerz war, was sie so dringend zu brauchen schien - aber ohne eines davon konnte sie anscheinend nicht wirklich leben, sich nicht lebendig fühlen. Es lag sicherlich daran, dass ich so lange darüber nachdachte, dass ich mit einer Antwort auf mich warten ließ. So erreichten wir die ohnehin nicht weit entfernten Taxis in der Zwischenzeit und Faye suchte sich eines aus. Ich hatte meine Wahl allerdings längst getroffen und ging deshalb noch um denselben Wagen herum, bevor ich der Brünetten eine Antwort lieferte. Stieg erst hinter dem Beifahrersitz ein und nannte dann dem Taxifahrer, der sich leicht umgedreht hatte und über seine Schulter zu uns nach hinten sah, Fayes Adresse. Danach erst wandte ich mich der jungen Frau zu und versuchte parallel dazu mich anzuschnallen. "Ich will nur nicht, dass du dich wegen mir bei dir Zuhause unwohl fühlst. Wenns für dich aber okay ist, dann fahr ich erst morgen heim.", versuchte ich ihr den Ursprung meiner Frage zu erläutern und musste dann aber doch auf das Gurtende hinabsehen, weil ich es ohne hinzugucken nicht hinbekam. Wahrscheinlich kam ich mit zwei Fahrten am Ende auch noch billiger hin, wenn ich morgen nach dem Aufstehen einfach den Bus nach Hause nahm. Außerdem nutzte ich gerne die Chance dazu der Brünetten zu beweisen, dass sie mir nach wie vor ihr Vertrauen schenken konnte. Ich wollte nicht, dass sie diesbezüglich Unsicherheiten plagten. Wäre auf jeden Fall nicht gut für die noch geplante Aktion mit der Schminke, wobei die jetzt wohl sowieso nochmal anders komisch werden würde. Da war man zwangsweise relativ nah am Gesicht des jeweils anderen, wenn auch vermutlich eher mit... Pinseln? Ich hatte keine Ahnung davon, wie man Make Up auftrug, aber vermutlich nicht mit bloßen Fingern. Ich würde es noch herausfinden. Die Fahrt zog sich nicht besonders lange hin, weil man mit einem Taxi eben einfach nicht so lange brauchte, als wenn der Bus gefühlte hundert Zwischenstopps vor dem eigenen Ziel einlegte. Es dauerte unserem betrunkenen Zustand sei Dank dann etwas länger, bis wir beide jeweils unseren Anteil an den Taxifahrer bezahlt hatten. Nach der Verabschiedung, bei der ich dem Fahrer noch eine sichere Weiterfahrt wünschte, stieg ich aus. Er hatte im Fahrzeug ordentlich eingeheizt, was nachvollziehbar aus Sicht einer nüchternen Person wäre, aber mir war dementsprechend zu warm gewesen. Zumindest im ersten Moment war ich also ganz froh um die kalte Nachtluft. Mein Blick wanderte noch einmal kurz zu Faye und wir machten uns auf den Weg zur Haustür. So ganz ohne Hose stellte ich es mir eine gute Nummer kälter vor.
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Jap, ist so. Sie sind wirklich super nett, aber bezüglich der Pferde schon sehr festgefahren auf ihren teilweise sehr veralteten Überzeugungen... naja, ich geh da bisschen reiten und geb dem Tierchen viel Liebe wenn ich da bin, aber mehr lässt sich für mich leider nicht wirklich machen. _______
Als Ryatt es auch tat, stieg die Brünette ebenfalls ins Taxi ein und machte sich gleich darauf daran, den Gurt zu verschallen. Glücklicherweise schaffte sie das auch zeitnah, konnte sich dann etwas zurücklehnen, um sich vom beschwerlichen Weg vom Club zum Taxi zu erholen. Ryatts Ausführung hätte sie eigentlich auch nicht mehr gebraucht, denn sie hatte schon verstanden, warum er das gefragt hatte. Es regte sie höchstens nochmal zusätzlich zum - eingeschränkten - Denken an, weil sie sich fragte, ob das Vertrauen, welches sie ihm wahrscheinlich viel zu schnell entgegengebracht hatte, wieder ein Auswuchs ihrer gefühlt grenzenlosen Naivität war. Das war nämlich nicht gut. Wenn sie so weitermachte, brachte diese Charaktereigenschaft sie wohl irgendwann ins Grab. Es war sowieso höchst fraglich, warum sie nach allem, was ihr Leben bis zu diesem Tag schon geboten hatte, noch immer kaum sowas wie ein gesundes Mass an Misstrauen gegenüber Menschen, die sie gar nicht oder nicht gut kannte, entwickelt hatte. Scheinbar ging das einfach komplett gegen ihre Persönlichkeit, obwohl sie es besser wissen sollte. Noch immer ging sie lieber davon aus, dass Menschen von Natur aus gut waren, als ihre Taten auch mal ernsthaft zu hinterfragen. Wahrscheinlich war das dumm... Aber es war bei weitem nicht das Einzige, das sie tat und das dumm oder zumindest ungeschickt war. "Ich weiss... Aber ich glaube nicht, dass ich das tun muss...", erwiderte sie eine ganze Weile später in einem leisen Murmeln, als der Taxifahrer bereits in die genannte Richtung losgefahren war. Sie hob den Blick an und musterte Ryatt lange, so als ob sein Anblick ihr Aufschluss darüber geben könnte, ob er denn nun gefährlich für sie war oder nicht. Als ob sie diese wertlose Einschätzung nicht schon lange vorgenommen hätte... "Sonst hättest du doch gar nicht erst gefragt...", fügte sie langsam an, schien damit mehr für sich selbst nach Rechtfertigungen für ihr fehlendes Misstrauen zu suchen. Sie hatte aber nicht eingewilligt, dass er bei ihr schlafen durfte, weil er nochmal explizit danach gefragt hatte, sondern weil sie sich keine Gedanken zu den möglichen Folgen davon gemacht hatte, und eigentlich wusste sie das ziemlich genau. Vielleicht wusste Ryatt es auch. War egal. Er war ja ein guter Mensch. Dachte sie jedenfalls, weil ihr Herz das erzählte und ihre Seele es glauben wollte. Sie hatte den Blick irgendwann zurück auf ihre Hände schweifen lassen - wenn auch erst nach geraumer Zeit - und von da an dauerte es nicht mehr lange, bis der Taxifahrer auch schon in ihre Strasse einbog. Faye merkte das dank anhaltendem Gedankenkarussell erst, als der Wagen anhielt, weshalb das mit dem Geld hervorsuchen dann etwas verzögert erfolgte. Aber am Ende war der schweigsame Mann ein bisschen reicher und sie standen beide wieder in der kalten Nacht, glücklicherweise aber nur noch ein paar Meter von der Haustür entfernt, die kurzum angepeilt wurde, weil es draussen in der Nacht im Winter einfach kalt war. Sie ausserdem auch keine anderen Ziele mehr anzupeilen brauchten, es war schliesslich Zeit zum Schlafen. Faye steckte den Schlüssel mehr oder weniger gezielt ins Schloss, womit sie sich dann vor der Hürde des Treppenhauses wiederfanden. Nach zwei Stufen erinnerte sie sich auch wieder an ihre Worte im Club und entschied, sie in die Tat umzusetzen, um ihr erhebliches Sturzrisiko zu senken. Die Brünette setzte sich auf die vierte Stufe und begann dann damit, ihre Füsse aus den Schuhen zu befreien. Dauerte seine Zeit, obwohl sie nichtmal einen Verschluss zu bewältigen hatte... Aber sie schaffte es doch, was sie mit einem müden Seufzen quittierte, bevor sie sich zurück auf die Beine wagte. Doch auch die restlichen Stufen entpuppten sich als mindestens genauso mühsam wie erwartet, weshalb die Brünette sich ziemlich träge und langsam, mit der freien Hand dauerhaft am Geländer, aufwärts kämpfte. War aber an diesem Punkt jetzt auch irgendwie herzlich egal, wie genau sie aussah, wie sie die Treppe hochkam, wie lange das dauerte und was Ryatt dabei dachte - Hauptsache sie schafften es ohne Verletzungen nach oben und zur allgemeinen Erleichterung kriegten sie das tatsächlich hin. Wieder musste sie den Schlüssel hervorsuchen, der natürlich zwischenzeitlich zurück in die Jackentasche gewandert war, wieder musste sie nach dem Schlüsselloch suchen, obwohl sie es eigentlich sehr genau vor sich sah. Und auch diesmal schaffte sie es irgendwie, schob die Tür auf und betrat die Wohnung, betätigte noch dabei den Lichtschalter, bevor sie die Tür für Ryatt aufhielt, um diese dann nach ihm wieder zu schliessen und den Schlüssel zu drehen. "Ich weiss nicht, wies dir geht... aber das war anstrengend.", schloss sie mit einer Schlusswort den Heimweg ab, lehnte sich noch einen Moment lang zum Durchatmen an die kühle Tür in ihrem Rücken. Erst dann kam wieder Bewegung in ihren Körper, wenn diese auch sehr langsam und mit wenig Elan gesegnet war. Sie parkte die Schuhe neben dem dafür vorgesehenen Regal und schlüpfte umständlich aus der Jacke, die sie an einen Haken hing, bevor sie ihren Weg ins Innere der Wohnung fortsetzte. Musste ja noch dafür sorgen, dass Ryatt sowas wie ein Bett eingerichtet bekam. Das gab zwar nicht viel zu tun, aber ganz alleine ihm überlassen, würde sie es dann doch nicht, bisschen Anstand musste sein. Auch wenn sie wohl keine grosse Hilfe mehr war für irgendwas.
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Ist leider meistens so... immer schade, ich kenn da auch so einen Fall. Da kann man sagen was man will, ändern tut sich so oder so nix. Bin mir aber sicher das Tierchen ist sehr froh, dass du ab und zu kommst. :D _________
So konnte man meine Verhaltensweise theoretisch schon auslegen. Die Frage blieb nur auch an dieser Stelle wieder, wie gefährlich solche Leichtgläubigkeit war. Ich wollte Faye nichts Böses, aber es könnte eben auch anders sein und dann würde sie damit gehörig auf die Nase fallen. Wie dem auch sei - ich nickte nur einmal leicht, sagte dazu sonst nichts weiter. War an dieser Stelle nicht notwendig und vielleicht war es auch ganz gut, wenn wir beide einfach jeder für sich wenige Minuten lang die Stille dazu nutzten, unsere Gedanken wieder zu sortieren. Denn der Weg ins Haus und vor allem die darauffolgende Treppe ließen nicht lange auf sich warten. Es war Zeit dafür unsere Stufentauglichkeit unter Beweis zu stellen, obwohl wir weit von dem an der Bar vereinbarten Pegel entfernt waren. Ich wartete noch kurz ans untere Ende des Geländers gestützt auf die Brünette, während sie sich die Schuhe auszog. Einfach weil ich gerade erdenklich wenig Lust auf die Stufen hatte, die wir kurz darauf erklommen. Das verlief nämlich ziemlich exakt genauso langsam und wankend wie vorhin noch im Club. Wenigstens konnten wir hier aber nicht mit anderen Menschen kollidieren, was ein kleiner Pluspunkt war. Änderte aber nichts daran, dass ich ebenso wenig einen Sprint nach oben machte wie Faye. War zum Glück nicht so, als würde uns die Zeit drängen, denn Betten und Sofas liefen einem bekanntlich nicht einfach davon. Oben angekommen war ich auch dieses Mal geringfügig aus der Puste und ziemlich froh darüber, dass nicht ich derjenige war, der hier gleich ein Schlüsselloch treffen musste. Besser als bei Faye wäre das nämlich nur unwahrscheinlich gelaufen, ich hatte schon mit den Münzen am Automaten vorhin etwas gekämpft. In der Wohnung der jungen Frau angekommen konnte ich ihr ohne langes Zögern mit dem nächsten Nicken zustimmen. "Mit den dreißig Prozent wär's bestimmt etwas leichter gegangen.", stellte ich ironisch fest, bevor ich noch einmal durchatmete und mir dann die Sneaker von den Füßen schob. War halt jetzt nichts aus unserem Sicherheitspegel geworden, aber offenbar hatten wir die Treppe trotzdem erfolgreich und sogar ohne Stürze hinter uns gebracht. Während Faye sich schon auf den Weg machte mir ein vernünftiges Bett zu organisieren, war ich noch dabei meine Jacke loszuwerden und aufzuhängen. Ich schloss zu ihr ins Wohnzimmer auf, konnte ihr jedoch nur noch wenig dabei helfen. Sie hatte Decke und Kissen ohnehin schon organisiert, aber ich half der Brünetten zumindest beim Überziehen der Bettdecke. Das ging mit längeren Armen und längeren Beinen ein bisschen einfacher. Außerdem wollte ich nicht undankbar erscheinen und untätig daneben stehen. Jedenfalls war das provisorische Bett bald hergerichtet, allzu viel war diesbezüglich ja glücklicherweise nicht zu tun. "Danke. Hast du zufällig noch 'ne neue Zahnbürste da..?", fragte ich. Wenn nicht war's auch nicht schlimm, ich war schon tagelang ohne Zahnbürste ausgekommen und hatte mir die Zähne zwangsweise mit dem Finger geputzt - sofern man das denn so nennen konnte. Solche Situationen hatte ich auf Auslandseinsätzen der Army manchmal gehabt und ich war deswegen nicht gestorben - eine Zahnbürste war aber einfach gründlicher und ich wollte den Alkohol im Idealfall morgen früh nicht schmecken müssen, wenn es sich bewerkstelligen ließ. Mitgenommen hatte ich natürlich jetzt keine, weil ich nicht von vornherein davon ausgegangen war heute hier bei Faye zu schlafen. Außerdem hätte ich sowieso nicht wirklich eine gute Möglichkeit dazu gehabt sie für die Dauer des Clubbesuchs zu verstauen. "Hast du Wasserflaschen da? Wenn ich die Nacht über nichts trinke, können wir mich morgen früh wahrscheinlich beerdigen.", bat ich sie mit einem schiefen Lächeln noch um etwas zu Trinken, beziehungsweise um Auskunft darüber wo ich was fand, nicht aber ohne ein wenig Sarkasmus. Ich war zwar neulich schon hier gewesen, hatte aber nicht darauf geachtet wo sie ihre Getränke bunkerte. Da hatte es auch nichts außer Kaffee gegeben, weil Wasser eben nicht zu Kuchen passte. Wäre ich nicht betrunken, hätte ich mir einfach ein Glas gesucht und mit Leitungswasser vollgemacht, aber ich wollte ungern versehentlich das Glas killen, wenn ich in der Nacht Durst bekam. Eine Flasche ließ sich leichter handhaben und ich konnte sie einfach auf dem Boden neben dem Sofa bunkern. Wenn sie da umfiel passierte ja nichts, ein Glas könnte ich unkoordiniert vom Tisch fegen. Lieber nicht riskieren.
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I hope so..^^Aber die andere RB ist auch super nett und sieht das Ganze gleich wie ich. Und bei ihr hat er auch das Glück, dass wenn sie zwischendurch mal mit ihm alleine rausgeht, er dann auch wirklich laufen darf. Nicht so wie bei mir seit meinen Stürzen. xD _________
Seine Äusserung liess ein kleines Lächeln quer über ihr Gesicht huschen, während sie noch im Flur stand. "In der Tat... War ziemlich fahrlässig, das Ganze jetzt schon zu wagen, wo wir noch bei mindestens... 63% sind", meinte sie mit der nächsten aus der Luft gegriffenen Zahl und einer Prise Sarkasmus. Vielleicht waren es auch mehr als 63% - aber ihr Punkt war trotzdem klar: Sie hatten Glück gehabt, hier nicht auf die Fresse zu fallen. Jedenfalls noch nicht. Die Sturzgefahr war nun jedoch wesentlich gesunken, seit sie beide keine Schuhe mehr an den Füssen trugen und ausserdem auf flachem Terrain unterwegs waren. Keine Stufen mehr für heute, soviel stand fest. Im Wohnzimmer suchte die Brünette Ryatts Bettzeug hervor, machte sich daran, das Sofa zu einer einigermassen einladenden Schlafstätten für die Nacht herzurichten. Was ziemlich einfach war, denn zumindest Faye fühlte sich gerade von jeder durchschnittlich weichen Unterlage zum Schlafen oder zumindest Ausruhen eingeladen. Das Beziehen war da etwas umständlicher, weshalb sie recht froh war, dass Ryatt sie dabei unterstützte und die Bettdecke übernahm. Auf die Zahnbürstenfrage konnte sie glücklicherweise auch mit einem Nicken antworten, da sie erst vor Kurzem den Vorrat aufgestockt hatte und darum zwei Stück in der Schublade unter dem Waschbecken im Bad warteten. Eines der beiden holte sie aus besagtem Schrank, nachdem sie ins Bad gepilgert war, legte es sorgsam auf den weissen Stein neben dem Waschbecken ab, ohne es aber bereits aus der Verpackung zu befreien. Je nach dem wer später zuerst die Zähne putzte, war es darin vorübergehend besser versorgt. Am Ende griff sie sonst in dezenter Verwirrung noch nach der falschen Zahnbürste. Sie verharrte noch einen Moment vor dem Lavabo, obwohl sie sich eigentlich gerade lieber nicht mit ihrem Spiegelbild auseinandersetzen wollte, wandte sich dann mit einem lautlosen Seufzen ab, um zurück zu ihrem Gast zu schlurfen. "Zahnpasta kannst du von mir nehmen... Macht nicht so viel Sinn, da ne Neue aufzumachen. Die Zahnbürste liegt bereit", eröffnete sie ihm den Stand der Dinge, hoffte einfach mal, dass er sich nicht auf irgendeine pingelige Art und Weise davor ekelte, ihre Zahnpasta zu teilen. Wohl kaum, nachdem er sie freiwillig beinahe geküsst hatte. Nein stop, eigentlich hatte sie was anderes denken wollen. Dass es ihn kaum ekeln würde, nachdem er eine ganze Weile mehr oder weniger auf der Strasse beziehungsweise in seinem Truck gewohnt hatte. Das machte zwar keinen Sinn, weil es nichts mit Zahnpasta zu tun hatte aber... Okay, gar nichts davon machte einen Sinn. Sie sollte schlafen gehen. Aber zuerst noch eine Wasserflasche organisieren, weshalb ihre trägen Schritte sie als nächstes in die Küche führten, wo sie mit unendlich langsamen Bewegungen eine Flasche aus einem Schrank beförderte und diese in Zeitlupe unter dem Wasserhahn füllte. Das Einzige, was hier nicht langsam war, war das Wasser - weshalb ihr dieses auch viel zu bald schon über die Finger in Richtung Abfluss floss, brav der Schwerkraft folgend, die Faye schon lange dazu verlocken wollte, sich einfach auf den Boden zu setzen. Tat sie nicht, sie war ja dabei, eine Flasche zu füllen. Aber die Versuchung war da, weil ihre Beine schwer und sie müde war, weil die Welt sich drehte und ihr Kopf dröhnte. Die Nachwehen der lauten Musik... und des Alkohols, selbstverständlich. Sie schraubte den Deckel zurück auf die Flasche, trocknete diese anschliessend mehr schlecht als recht mit dem Handtuch ab. Da Wasser alten Gerüchten zufolge gegen Kater helfen sollte, kippte sie auch gleich noch ein Glas der Flüssigkeit ihren Rachen runter - aber eigentlich war sie gar nicht durstig. Das Glas blieb in der Küche stehen, als Faye zurück ins Wohnzimmer spazierte und dort die Flasche auf dem Couchtisch platzierte. "Bitteschön... Aber mach dir keine Hoffnungen, es hilft nicht gegen den Schwindel", tischte sie ihm sarkastisch ihre Erkenntnis der Stunde auf, wischte dann ihre Hände an dem Top trocken, das vorhin sowieso schon ein paar Wasserspritzer abbekommen hatte. Dann wanderte ihr Blick einmal kurz durchs Zimmer, bevor er wieder bei Ryatt landete. "Kann ich dir sonst noch was bringen?", fragte sie neutral, auch wenn aus ihrer Stimme das Bedürfnis, sich irgendwo ins Koma fallen zu lassen, ungewollt deutlich herauszuhören war. Auf die paar Minuten kams jetzt auch nicht mehr an.
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Ist glaube ich normal, dass man nach Stürzen erstmal lieber bisschen vorsichtig ist - grade so als eher noch Reitanfänger. Nach meinem schlimmsten Sturz bin ich paar Wochen gar nicht geritten, obwohl ichs verletzungstechnisch längst wieder gekonnt hätte (da war ich geschätzt 15 oder so), irgendwann fasst man neuen Mut. Aber was das Pferd "einfach mal laufen lassen angeht" war ich sowieso schon immer ein Junkie, only Highspeed is the limit. :'D Wohl auch ein Grund dafür, warum ich mir ein Vollblut holen würde. ^^" _________
Mindestens 63 traf es ganz gut. War auch schwer zu sagen, wo wir uns exakt mit der Trunkenheit befanden, wenn wir beide nicht wussten wo genau die Grenze zur Alkoholvergiftung jeweils lag. Es hatte gewiss Niemand Interesse daran diese Schwelle herauszufinden und es war auch ohne dieses Wissen genug Alkohol geflossen. Mehr hätte es wohl nicht sein dürfen. Zumindest nicht direkt im Anschluss. Schade um den Whiskey und den Cosmopolitan, aber es war besser so gewesen. Der ganze Abend war so oder so wirklich ausreichend fahrlässig gelaufen, wenn man sich unsere Turbulenzen ansah. "Die Wette hättest du offenbar aber auch so gewonnen.", stellte ich fest. Nur hatten wir die Wette irgendwie nicht wirklich abgeschlossen und es hatte keinen Einsatz gegeben. Gespräche in betrunkenem Zustand verliefen selten wirklich zielführend, war also nicht verwunderlich. Faye zögerte nicht damit mir meine Wünsche zu erfüllen, auch wenn sie es dabei an sich nicht eilig hatte. Sollte sie auch besser nicht, sonst folgte doch noch ein Sturz und das ganz ohne Stufen. Ich rieb mir einmal übers Gesicht, während sie im Bad zugange war und versuchte dadurch meinen gefühlt immer schwerer werdenden Schädel etwas aufzuklaren, aber es bewirkte eher das Gegenteil. Mir wurde kurz schwarz vor Augen, als ich die Hände wieder sinken ließ. Faye kam zurück ins Wohnzimmer. "Mach ich, danke.", erwiderte ich nickend mit einem milden Lächeln, als sie die Zahnpaste ansprach. War auch einfach nicht nötig eine neue anzubrechen, da scherte ich mich nicht drum. Ich stand anschließend noch ein bisschen unbeteiligt herum, als sie mir auch das Wasser noch organisierte - sie war eben einfach eine gute Gastgeberin, daran ließ sich nicht rütteln - obwohl ich das sicherlich auch selbst hinbekommen hätte. Mich in der Zwischenzeit hinzusetzen stand nicht zur Debatte, weil ich auf den Schwindel beim Aufstehen ganz gerne verzichten wollte. Außerdem steckte mir die Müdigkeit jetzt schon in den Gliedern, wo Ruhe eingekehrt war und wir nicht mehr von feiernden Leuten und lauter Musik umgeben waren. Ich hatte fast vergessen wie fertig einen Clubnächte machten, wenn man nur ein einziges Glas zu viel trank. Leider half auch das Wasser, das die Brünette mir zur Couch brachte, nur bedingt gegen einen Kater. Ich hoffte also einfach mal das beste für uns. Ich nickte Faye auch dafür noch dankend zu, musste über ihre anschließende Frage auch gar nicht erst nachdenken. "Nein, ich denke das war's... geh du ruhig zuerst ins Bad.", ließ ich ihr den Vortritt, um sie nicht auch noch damit unnötig aufzuhalten. Gleichzeitig griff ich nach der Flasche auf dem Tisch und hob sie leicht an, um zu signalisieren, dass ich solange schonmal ein paar Schlucke machen würde. Das machte ich dann eben auch, als Faye das Wohnzimmer verließ. Wahrscheinlich war es gar nicht mal so schlau jetzt viel zu trinken, weil ich dann in der Nacht aufstehen und die Toilette aufsuchen müssen würde. Es blieb aber leider die einzige Möglichkeit dem Nervengift zumindest ein bisschen entgegen zu wirken, also hoffte ich einfach mal, dass der Alkohol die junge Frau vor einem allzu leichten Schlaf verschonen würde, ich sie dadurch nicht aufwecken würde. Ich machte in der Zwischenzeit ein paar Schritte zum Fenster und sah nach draußen. Ziellos, es lag ohnehin alles vollkommen ruhig da. Anschließend zog ich die Vorhänge zu, damit ich morgen früh nicht mit Helligkeit im Raum zu kämpfen hatte. Ein Wunder, dass ich überhaupt noch so weit denken konnte. Als ich die Badezimmertür ein weiteres Mal hörte begab ich mich auf den Weg zurück in den Flur und schenkte meiner Gastgeberin dort noch ein etwas müdes Lächeln. Eben ganz meiner körperlichen Verfassung entsprechend. "Schlaf gut, Faye.", wünschte ich ihr eine hoffentlich erholsame Nacht, bevor sich meine Augen nach einem letzten Blick von ihrem Gesicht lösten und ich meinen Weg ins Badezimmer fortsetzte. Ich brauchte dort nicht lange, wenn auch sicherlich länger als normalerweise. Nach dem Zähneputzen wusch ich mir noch das Gesicht, aber das half wenig gegen den lähmenden Alkohol. Noch ein Gang zur Toilette und dann wars das für heute auch schon gewesen, also schlurfte ich müde zurück ins Wohnzimmer. Ich schaltete das Licht im Wohnzimmer aus - ebenso wie zuvor schon im Flur - und meisterte den Weg zum Sofa mit meinem Handy als Lichtquelle, bevor ich mich schließlich aufs Sitzpolster sinken ließ. Ich dachte gar nicht darüber nach, als ich mich schwerfällig von Socken, der Jeans und dem Poloshirt befreite. Sollte Faye morgen vor mir aufwachen und ins Wohnzimmer kommen, barg das die Möglichkeit, dass sie das volle Ausmaß des Feuers damals zu sehen bekam - außer eben da, wo die Boxershorts saßen -, aber inzwischen wäre mir das vermutlich sowieso nicht mehr so unangenehm. Damals hatten wir uns kaum gekannt, jetzt war das anders. Sie hatte mich offensichtlich längst inklusive Hinken akzeptiert und die Ursache dafür kannte sie inzwischen sowieso schon.
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Ja, also das war halt schon vorher so, weil er logischerweise immer ordentlich laufen wollte. Und ich mag das schon auch (hab denen damals ja mitunter genau darum geschrieben, weil ich gesehen habe, dass es ein Vollblut war.. xD) aber die Galoppstrecken sind immer so kurz, dass ich dann etwas Angst habe, ihn nicht mehr zurücknehmen zu können, bis die Strecke fertig ist. Auf einer Rennbahn oder über ein tolles, langes Feld würd ich ihn auch richtig gerne mal gehen lassen... *-* Aber haben wir nicht zur Verfügung und darum bin ich halt ängstlich. xD Aber heute hab ich mir gedacht, dass ich vielleicht ab nächster Woche wenigstens überhaupt mal wieder mit Galopp anfange - hab seit meiner Sturzserie im Oktober pausiert, weil er sich seit letztem Sommer ein paar Monate richtig schräg benommen hat... Aber das ist jetzt wieder besser und ich werd auch nicht mehr die ganze Zeit so nervös, darum denk ich, könnte ichs mal wieder wagen.^^ Aber ja, wenn du gerne schnell gehst, wäre ein Vollblut für die Zukunft sicher passender für dich als ein Pöniiii. xD __________________
Glücklicherweise, ja. Sie hätte einen Sturz zum Abschluss nämlich wirklich nicht auch noch gebraucht, der Abend hatte seine kleine beinahe Katastrophe immerhin schon hinter sich. Sie hätten die Wette also tatsächlich abschliessen können, wies aussah. Aber dafür wars jetzt zu spät und sie ohnehin sehr eindeutig beide zu müde, um sich weiter darüber zu unterhalten. Faye nahm den Vortritt fürs Bad gerne an, drehte sich nach einem müden Nicken um, um besagten Raum anzusteuern. Sie putzte sich die Zähne und wusch sich ein bisschen pro forma die Arme unter dem lauwarmen Wasser von dem, besonders auf der Tanzfläche unvermeidbaren, ständigen Körperkontakt mit allen möglichen Menschen. Dann war eine Runde Abschminken in Zeitlupe angesagt, wobei es ihr am Ende egal war, dass sie morgen wohl trotzdem wie ein kleiner Panda aufwachen würde, weil sie gerade schlicht nicht den Nerv hatte, auch die letzten schwarzen Ränder und Mascara-Reste unter ihren Wimpernkränzen hervorzukratzen. Ein bisschen Wasser und Feuchtigkeitscreme später war dann noch Zähneputzen angesagt, dann ein letzter Gang zur Toilette, bevor sie ihre Haare bürstete, in einen unordentlichen Dutt wegräumte und das Bad verliess. Scheinbar nicht unbemerkt, denn Ryatt kam bereits in den Flur gehinkt. "Gute Nacht, Ryatt", wünschte sie auch ihm, bevor sie sich endgültig abwandte, um sich ins Schlafzimmer zu verziehen. Viel passierte da aber auch nicht mehr, sie zog die Vorhänge zu, schlüpfte aus dem Rock, den Strümpfen, dem Top und dem BH, zog sich stattdessen eines von Victors Shirts über, das ihr als Pyjama diente und fiel ins Bett. Die Kleider blieben unordentlich auf dem Boden liegen, was ihr aber sehr egal war. Sie war eher damit beschäftigt, sich irgendwie unter die Decke zu verziehen, während das Bett schaukelte wie ein Kanu auf hoher See. Auch hier spielte es keine Rolle, wie ordentlich oder unordentlich sie das Bett anrichtete, würde sie morgen eh frisch beziehen müssen, wenn sie ohne zu duschen nach einem Clubbesuch darin versank. Sie machte die Augen nochmal auf, als sie ihren Kopf einigermassen sicher auf dem Kissen geparkt hatte, blickte zum Nachttisch, welcher vor ihren Augen hin und her schwankte. Der kleine Engel sass noch immer dort. Das tat er, seit sie die psychiatrische Klinik hinter sich gelassen hatte. Sie drehte ihn immer mal wieder zwischen den Fingern, aber gerade wagte sie sich nicht, die Figur hochzuheben, weil sie Angst davor hatte, sie in ihrer Trunkenheit sonst kaputt zu machen. Also streckte Faye lediglich eine Hand aus, berührte mit dem Zeigefinger hauchzart den Kopf des Engels und strich einmal über dessen Haare. Gott, sie vermisste ihn so sehr. Ihr Herz tat so weh und egal was sie versuchte, am Ende war sie immer wieder hier. Selbst nach einer Nacht voller Alkohol und Spass musste etwas passieren, das sie wieder daran erinnerte, wie unendlich tief ihre Einsamkeit sass und wie endlos die Sehnsucht sich erstreckte. Ob er auch an sie dachte, jetzt gerade? Das fragte sie sich jeden Abend, wenn sie den Engel anschaute. Nicht nur dann, aber dann immer. Was er denken würde, wenn er wüsste, was heute passiert war? Wäre er glücklich darum, dass sie sich fast den ganzen Abend prächtig unterhalten und so viel gelacht hatte? Fände er das toll oder würde er sie eher besorgt betrachten, weil er wusste, dass vieles davon nur mit dem Alkohol möglich zu sein schien? Auch der Fast-Kuss. Er würde bestimmt verstehen, dass sie das nüchtern niemals getan hätte, oder? Eigentlich war sie längst über den Punkt hinaus, an dem sie sich über solche Dinge Gedanken machen sollte, was sie auch merkte, weil ihre Überlegungen sich praktisch nur im Kreis drehten. Sowieso fielen ihre Augen ständig zu und das Karussell, auf welchem sie lag, wollte sie langsam in den Schlaf wiegeln. Ihre Widerstandskraft war nicht besonders gross, sie war wirklich müde. Und darum war sie auch nach wenigen Minuten weg, versank dank dem Alkohol in einem traumlosen Schlaf. Ein Blick aufs Zifferblatt des Weckers auf dem Nachttisch verriet die Zahl 9:34, als sie am nächsten Morgen die Augen aufschlug. Sie hatte tatsächlich komaartig durchgeschlafen ohne die geringste Unterbrechung. Und ohne Alpträume, was ein Wunder. Beinahe hätte sie sich selbst empfohlen, sich des öfteren mit Alkohol in den Schlaf zu wiegeln... wären da nicht langsam die Erinnerungen an den gestrigen Abend - beziehungsweise die Nacht - die sie wieder einholten. Erst waren diese ziemlich harmlos und die Brünette lächelte im Halbschlaf vor sich hin. Bis dann eben der ganze Abend rekonstruiert war - inklusive Fotokabine. Der Anflug des Lächelns war verstorben und sie drehte sich mit einem leisen, missmutigen Stöhnen auf die andere Seite, presste sich das zweite Kissen auf den Kopf, der nun, als hätte er auf diesen Moment gewartet, natürlich auch damit begann, die ersten Kopfschmerzen zu produzieren. So dauerte es nochmal mindestens zehn Minuten, bis sie sich ansatzweise bereit fühlte, die Füsse aus dem Bett zu strecken und sich mühsam aufzusetzen. Der Schwindel war sofort zurück, genau wie all die anderen Nebenwirkungen des Alkohols - jedenfalls die negativen. Die Euphorie und Sorglosigkeit fehlten leider. Faye seufzte erneut, befreite ihre Haare aus dem zerstörten Dutt, bevor sie sich langsam erhob. Sie öffnete erstmal das Fenster, um ein bisschen frische Luft nach drinnen zu lassen, schob die verstreuten Kleider mit dem Fuss zur Seite, bevor sie das Schlafzimmer mit einer Ladung frischer Kleidung in Richtung Bad verliess. Eine kurze Dusche später schlüpfte sie wackelig in eine Jogginghose und zog sich ein frisches Top und einen Kapuzenpulli über, putzte sich die Zähne, um den eckligen Geschmack loszuwerden... und dann wurde es wohl mal langsam Zeit, nach ihrem Gast zu sehen. Falls er noch hier war und nicht längst das Weite gesucht hatte, weil sie so lange geschlafen hatte.
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Ist hier tatsächlich auch Mangelware, so richtig lange Galoppstrecken... was wirklich schade und auch einfach total nervig ist. Aber ist halt auch kein Wunder wenn alles mit Feldern vollgepflastert ist und sie alle Wege dazwischen ständig neu schottern, da braucht man nirgends mehr zu galoppieren. Zumindest dann nicht, wenn sie die Grasstreifen am Wegrand auch noch alle kaputt machen... es ist zum wahnsinnig werden, auch wenn's mich aktuell nicht betrifft. x'D Na das sind doch schonmal gute Voraussetzungen für einen neuen Galopp-Versuch. Klappt bestimmt, einfach optimistisch rangehen. :D
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Im von Alkohol getränkten Zustand kam einem meistens eigentlich alles sehr bequem vor, aber das Sofa hier fühlte sich in dem Moment, in dem ich den Kopf erstmals ins Kissen legte, quasi extra bequem an. Es milderte die leicht wankende Umgebung zwar nicht ab, aber es machte sie vermeintlich erträglicher. Ich schlug mich auch nicht mehr lange mit Gedanken herum, sondern driftete ziemlich schnell in einen fast vollkommen durchgängigen Schlaf ab. Dahingehend leistete mir der Alkohol gute Dienste, aber wie schon prophezeit wollte das Wasser irgendwann raus und holte mich deswegen um kurz nach sechs aus dem Schlaf. Ich hasste alles daran, weil ich nicht nur ein wirklich unangenehm penetrantes, schmerzhaftes Ziehen an den Schläfen spürte, sondern auch weil der Gang zum Badezimmer mir vorkam wie ein halber Marathon. Mein Kreislauf war ziemlich im Eimer und es besserte sich wenig bis gar nicht während der kurzen Zeit, in der ich auf den Beinen war. Dass ich versuchte mich möglichst leise fortzubewegen machte es nicht weniger anstrengend und als ich danach dann zurück auf dem Sofa war, wurde es nur bedingt besser. Ich schlief zwar wieder ein nachdem ich die Wasserflasche leer gemacht hatte, wachte aber auch mehrmals wieder auf. Dank der Kopfschmerzen weigerte ich mich dennoch ziemlich hartnäckig auch nur einen einzigen Fuß auf den Boden zu setzen und drehte mich bei jedem Mal Aufwachen von der einen zurück auf die andere Seite - als würde es war ändern oder bringen. Tat es selbstverständlich nicht. Ich fühlte mich auch um zehn Uhr herum noch nicht wirklich fitter. Seitdem ich gehört hatte, dass Faye auf den Beinen war, lag ich wieder wach. Durch das anhaltende Rauschen der Dusche fiel ich dieses Mal auch gar nicht erst ins Schlummern zurück, sondern grummelte leise vor mich hin. Es nervte mich, dass man in fremder Umgebung meistens schlechter schlief und hellhöriger war. Dieser Schutzmechanismus des Körpers hatte durchaus seinen Sinn und Vorteile, aber nicht hier und nicht heute. Nicht wenn es einen Rausch auszuschlafen gab. Die Hernández rückten in meinem Kopf täglich weiter in Entfernung und Faye würde kaum versuchen mich des nachts zu erstechen, nachdem ihre Nase fast die meine berührt hatte... achja, da war gestern was gewesen. Ich hatte bis zu diesem Augenblick tatsächlich nicht daran gedacht, musste jetzt aber unweigerlich einen kurzen Moment grinsen. Allerdings spannte sich dadurch die Haut rund um meine Schläfen, also waren die gehobenen Mundwinkel bald wieder passé. Als Faye dann weniger später schließlich zu mir ins Wohnzimmer kam, schielte ich zuerst nur mit einem Augen zu ihr rüber, bevor ich das Gesicht ins Kissen drehte und leise vor mich hin grummelte. Erst ein paar Sekunden später drehte ich mich dann mit einem tiefen Atemzug auf den Rücken, begrüßte Faye mit einem hörbar erschlagen klingenden "Morgen...", das ganz und gar nicht nach fröhlichem Erwachen klang. Viel mehr nach ordentlichem Kater und Kopfschmerzen. Ich holte die Arme unter der kuscheligen Decke hervor, um mir mit Daumen und Zeigefinger der rechten Hand das Nasenbein zu reiben. Nicht, dass das meine gefühlt komplett verspannte Gesichtsmuskulatur behoben hätte, aber es half ein bisschen beim Augen aufmachen. Ich sah die Brünette erstmals dann richtig an, als ich den Kopf anschließend in ihre Richtung kippen ließ. "Wie geht's deinem Kopf?", erkundigte ich mich danach, wie sehr der Alkohol bei ihr zu Buche schlug. Angesichts der Tatsache, dass mein eigenes Gesicht noch ziemlich zerknittert aussehen musste, erübrigte sich die Gegenfrage wahrscheinlich. Ich bemühte mich jetzt dennoch mit einem weiteren, angestrengten Atemzug darum mich mal hinzusetzen und die Füße auf den Boden zu stellen. Die Decke verweilte dabei noch auf meinem Schoß und ich kam nicht umher den müden Schädel in die Hände zu legen. Ich hätte gut und gerne noch den ganzen Tag durchschlafen können, wenn mir nur mal Jemand neues Wasser und irgendwann vielleicht was zu Essen gebracht hätte. Jetzt im Moment fiel der Appetit noch mau aus, mein Magen fühlte sich etwas flau an. Zumindest in aufrechter statt liegender Position.
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Jap, sieht hier leider genauso aus. Mit Hänger ist man zwar relativ bald an Orten, wo man richtig schön über Felder galoppieren kann (bisschen in den Hügeln oder im Jura"gebirge"), aber eben, muss man dann auch erstmal nen Tag Zeit haben, dass es sich lohnt.^^ Mach ich, bin zuversichtlich. xD ____________
Ja, da schien jemand auch ausserordentlich motiviert in den Tag zu starten, so wie er auf ihre Anwesenheit reagierte. Definitiv ebenfalls mit Kater gesegnet, lautete ihre wenig Fachwissen fordernde Ferndiagnose. Kurz liess eben dieser Anblick ihre Mundwinkel nach oben zucken, wobei in Begleitung ihrer eigenen Kopfschmerzen leider alles nur so semi-lustig wirkte. "Hey", grüsste sie ihn zurück, räusperte sich dann aufgrund des kratzigen Etwas, das ihre Stimme begleitete, erstmal kurz. Die Frage nach ihrem Kopf liess sich relativ leicht beantworten, da das Pochen allgegenwärtig war und unschön zu erkennen gab, dass das gestern zu viel Alkohol gewesen war. "Nicht allzu rosig...", murmelte sie, lehnte sich in den Türrahmen und massierte sich ihre eigenen Worte unterstreichend die Schläfe. Sie konnte von Glück reden, dass sie abgesehen von Kopfschmerzen und einem flauen Magen (noch) keine Katersymptome entwickelt hatte, ihr vor allem auch nicht schlecht war und sie so hoffentlich nicht doch noch kotzen durfte. "Und wie siehts bei dir aus? Schätze mal nicht besser und ich organisier' uns erstmal ne Runde Aspirin..?", wollte sie wissen, schaute ihn dabei abwartend an. So wie er aussah, hätte sie eigentlich kaum fragen müssen - aber vielleicht litt er ja lieber ohne Heilmittel weiter. Haha. Als ob. Ryatt machte sich allerdings erstmal daran, sich auf dem Sofa aufzusetzen, was an sich schon aussah wie eine Tortur. Ausserdem rutschte die Decke runter, verbarg fortan weder seine Beine noch seinen Oberkörper mehr wirklich. Ach Mann... Eigentlich wäre ihr das alles egal, sie sah je nach Verletzungen jeden Tag halb oder ganz nackte Männer in allen Ausführungen. Das war kein Problem, weder für sie noch für Victor oder irgendwen sonst. Aber sie war gerade nicht auf der Arbeit und das hier auch kein Krankenwagen, sondern ihr Wohnzimmer. Ausserdem war der gute Herr auf dem Sofa nicht verletzt, sondern litt nur unter Kopfschmerzen. Und sie hatte ihn gestern Abend fast geküsst. Es war ihr irgendwie deutlich leichter gefallen, diesen Umstand zu vergessen, als ihr Kopf betäubt gewesen war. Faye erinnerte sich zwar daran, dass sie in der Fotokabine kurzzeitig die Krise geschoben hatte und auch im Bett noch darüber nachgedacht hatte, die Stimmung nach dem dummen Moment ausserdem eher nicht mehr so locker gewesen war, aber jetzt biss sich die Erinnerung wie eine lästige Zecke in ihrem Kopf fest. Zum Glück hatten sie das Foto im Club entsorgt, damit sie wenigstens das nicht nochmal anschauen musste. Sie wusste zwar auch so bestens, wie es ausgesehen hatte, aber in ihrem Kopf war das Bild ein bisschen verschwommen. Was absolut ausreichte für ihren Geschmack, sie wollte es eigentlich lieber gar nicht mehr erkennen. Jedenfalls sass da ein halbnackten Mann auf ihrem Sofa und ihr Kopf war definitiv noch zu wenig bei der Sache, als dass sie davon abgesehen hätte, eventuell einen kurzen, verstohlenen Blick über seinen Körper wandern zu lassen. Nur kurz. Wahrscheinlich bemerkte er es gar nicht, weil er damit beschäftigt war, seinen Kopf in seine Hände zu beten. Aber ihre Blicke fingen erneut die Enden seiner Narben ein. Natürlich war ein Grossteil davon noch immer von der Decke verborgen, aber es zeichnete sich doch sehr gut ab, wo das Feuer seine hässlichen Finger nach seiner Haut ausgestreckt hatte. Von wo bis wo die Spuren der Vergangenheit reichten. Und das war... viel. Genau wie es bei ihr am ganzen Körper auch viel war. Noch eine dieser wundervollen Gemeinsamkeiten, hm..? Noch eine, die sie sich sicherlich beide liebend gern gesparrt hätten. Dabei wollte sie gar keine Gemeinsamkeiten zwischen ihnen suchen. Auch keine weiteren Sympathien. Nichts, was ihr Unterbewusstsein dazu anstachelte, mehr von ihm erfahren oder gar sehen zu wollen. Ihn als potenzielles Heilmittel ihrer Einsamkeit zu nominieren, wenn sie sowas doch gar nicht suchte. Oder..?
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Prinzipiell findet man hier sowas auch, aber die Fahrerei ist halt einfach sehr nervig und selber hab ich auch keinen Schein dafür. Wotan war sowieso schon immer sehr abgeneigt vom Anhänger und das hat sich über die Jahre trotz Training nur wenig gebessert, stand für mich also leider nicht zu Debatte (nachdem er so ein elendes Sensibelchen ist, wollt ich ihn dann auch nicht ewig weiter mit Hängertraining stressen). Wäre eigentlich aber gerne mal im Sommer mit ihm baden gegangen, er mag Wasser so gerne. :/ Seen suchste hier auch vergeblich, zumindest welche die nicht entweder elendig verdreckt oder schon am Rand zu tief sind um mit Pony angenehm reinzukommen. x'D _________
Faye schien nicht viel besser weggekommen zu sein, was die Nachwirkungen des Alkohols anbelangte. Alles andere hätte mich auch ein bisschen gewundert, so wie wir gestern zuletzt die Treppe hochgekrochen waren. Ich würde gerne behaupten, dass sich ein Kater zu zweit besser ertragen ließ, aber im Grunde änderte es nichts, dass wir beide mit den Kopfschmerzen zu kämpfen hatten. "Da liegst du goldrichtig - eine Runde Aspirin mit Shots für alle ist die beste Option.", spielte ich sehr indirekt und ironisch darauf an, dass wir uns wohl besser auch die Runde Shots von Lynn erspart hätten. Die hatten nämlich offensichtlich etwas zu viel gewirkt, auch wenn es in jenem Augenblick lustig gewesen war. So wie die zu abenteuerlustige Tanzrunde danach. Es war ein Wunder, dass wir das noch unbeschadet abgeschlossen hatten - war sicherlich dem Tresen zu verdanken. Ich hatte meine Antwort etwas undeutlich gegen meine Handinnenflächen gesprochen und ließ die Hände erst ein paar Sekunden später langsam von meinem Gesicht rutschen, um gerädert zu Faye aufzusehen. Ich hätte sie gerne dabei erwischt wie sie mich ansah, aber ich bewegte mich eindeutig zu langsam dafür, als dass sie ihren Blick nicht schon zehn Mal zurück auf mein Gesicht gelegt hatte, bis ich sie wirklich bewusst ansah. Außerdem war es eben nicht nur mein Körper, der noch sehr langsam war, sondern zweifellos auch mein Schädel. Deswegen stand mir der Sinn auch nicht wirklich nach Shots, sondern nach mehr Wasser. Obwohl ich relativ viel getrunken hatte, war meine Zunge unangenehm pelzig. Solange die Brünette also damit beschäftigt war die gefühlt lebensnotwendigen Tabletten zu organisieren streckte ich die Hände nach meinen Klamotten auf dem Boden aus, um flüchtig daran zu riechen. Ich hätte mich wohl besser nicht zu den Rauchern stellen sollen, weil sich der Rauchgeruch jetzt auch noch mit dem leicht schweißigen Geruch mischte. Es wäre eigentlich dumm jetzt zu duschen und dann zurück in die dreckigen Klamotten zu schlüpfen. Vielleicht roch ich aber zumindest nicht mehr ganz so unangenehm wenn ich später im Bus saß, wenn ich mir zumindest vom Körper den Schweiß beseitigte. Außerdem fühlte ich mich einfach nicht wohl damit hier stinkig rumzulaufen. Ich würde nach dem Frühstück - das unter Umständen nur aus Kaffee bestand, aber war ja egal - zwar vermutlich nicht mehr besonders lange hierbleiben, aber ich musste Faye ja auch nicht mehr mit meinem Geruch tyrannisieren als unvermeidbar war. Ich klemmte mir die Klamotten mit einem leisen Seufzen unter den linken Arm und nahm dann mit der anderen Hand die Wasserflasche vom Tisch, um damit zum Wasserhahn in der Küche zu hinken. Bei den ersten Schritten noch ein wenig mehr als normalerweise, wegen dem langen Herumliegen, aber es pendelte sich schnell aufs normale Maß ein und das Zwicken im Unterschenkel ließ allmählich nach. Wäre auf jeden Fall Blödsinn ein neues Glas aus dem Schrank zu holen, für meine verbleibenden Minuten hier tat es auch weiterhin die Flasche. Faye war schon in der Küche, wegen ein paar Schlucken zum Nachtrinken eben. Es dauerte auch nicht lange, bis sie mir die Aspirin entgegenhielt und ich sie mit den Worten "Besten Dank." feierlich entgegennahm. In der blinden Hoffnung, dass sie die Schmerzen bald beseitigt haben würde, warf ich sie mir in den Rachen und kippte gleich noch einige Schlucke Wasser nach, bevor ich die wieder leere Flasche auf der Theke abstellte und zuschraubte. "Ich geh kurz duschen, damit ich dich nicht mehr anstinke als nötig.", entschuldigte ich mich mit einem schmalen, ziemlich schief verzogenen Grinsen für meine gleich eintretende Abwesenheit und auch dafür, dass ich grade eben noch ziemlich nach Schweiß riechen musste. War halt leider unvermeidbar, wenn man sich in Clubs herumtrieb. "Könntest du mir'n Kaffee machen in der Zwischenzeit? Das wär super.", bat ich sie anschließend noch um einen kleinen Gefallen. Ich ging zwar davon aus, dass die Dusche mich schon ein bisschen aufwecken würde, aber Koffein konnte nicht schaden, um meinen in die Jahre gekommenen Körper wieder in die Gänge zu kriegen. Außerdem trank ich Kaffee bevorzugt nicht kochend heiß, sondern eher bei nur noch angenehm warmer Temperatur. Zur Not auch kalt - ein bisschen Schönheit konnte bei mir ja nicht schaden mit dem Narbenteppich am Bein. Jedenfalls machte ich mich nach Abwarten ihrer Antwort gemächlich auf den Weg zum Bad. Eine Wechseldusche sollte gegen den Kater helfen. Zwar hatte der gute Victor vermutlich alles an Männerduschgel mitgenommen und ich hatte demnach nur die Wahl zwischen Blümchenduft und Neutralgeruch, aber das war dann immer noch besser als zu stinken.
◈ pain is the feeling of weakness leaving the body ◈
Ja, kann ich verstehen. Also erstens, dass das Fahren nervig ist und zweitens, dass du das mit nem hängerscheuen Pferchen nicht machen möchtest. Mit den Seen hab ich keine Ahnung, wies hier bei uns aussieht. Ich glaube, die meisten hier gehen mit den Pferden in den Fluss, wenn sie ins Wasser wollen... Also kein reissender Fluss natürlich, nur so ein ungefährlicher, renaturierter Nebenfluss. x'D Aber ich habs noch nie gemacht, stells mir aber irgendwie auch umständlich vor? xD Musst du ja dann entweder im Bikini ohne Sattel aufm Pferd sitzen oder alles wird nass..? xD _______________
Besser keine Shots, wenn man sie fragte. Ausser er meinte hier Wasser aus Shotgläser natürlich. Wobei ihr bei dem Stichwort natürlich auch die Erinnerung an gestern Abend durch den Kopf ging. An die Runde, die Lynn ausgegeben hatte. Apropos... Sie hatten sich gar nie von den anderen verabschiedet, soweit sie sich erinnern konnte. Wie unhöflich, dabei waren die fünf doch eigentlich wirklich nett gewesen. Aber das fiel ihr jetzt leider etwas zu spät ein, da Faye irgendwie bezweifelte, jemanden von ihnen irgendwo per Zufall wiederzusehen. Vielleicht war es ja auch besser so, die hatten sowieso ein verdrehtes Bild von ihr - sahen eine Person, die sie normalerweise gar nicht war. "Wenn du dich mit Wassershots zufriedengibst, gerne", erwiderte die Brünette ironisch auf seine Worte, schaute ihn noch zwei, drei Sekunden an, bevor sie sich abwandte, um in Richtung Küche zu schlurfen. Der Zwischenstopp auf dem Flur diente dabei lediglich der Beschaffung der Aspirin, die gleich darauf mit dem Wasser auf der Theke Platz fanden. Zumindest Ryatts Portion, ihre eigene Pille schluckte sie ohne länger zu warten, in der Hoffnung, so auch möglichst zeitnah die volle Wirkung zu spüren, die bestenfalls jegliche Kopfschmerzen wegblasen würde. Optimismus war am Start. Ryatt leistete ihr kurzum Gesellschaft, nahm sein Wundermittelchen entgegen und spülte es mit ausreichend Wasser runter. In nichts als Boxershorts, wohlverstanden. Wie das halt so üblich war unter Freunden. Aber zumindest solange er sie anschaute, hatte sie sich ziemlich gut unter Kontrolle, nickte ihm einverstanden und mit einem kleinen, wenn auch weiterhin dezent gerädert wirkenden Lächeln zu, als er seine Dusche ankündigte. Sie störte sich zwar bisher nicht wirklich an seinem Geruch, weil sie genügend andere Sorgen hatte, aber sein Bedürfnis nach einem bisschen Frische konnte sie bestens nachvollziehen. Genau wie den Wunsch nach Kaffee, weshalb sie diesen sicher nicht ausschlagen würde. "Klar, mach ich. Das Handtuch neben dem Waschbecken ist übrigens frisch und für dich. Duschgel musst du wohl meins ausleihen", gab sie ihm mit einem Lächeln und einem entschuldigenden Schulterzucken noch zwei Infos mit auf den Weg. Er würde kaum sterben, wenns einmal nicht nach Mann roch - und wenn doch, sollte er halt ohne Seife duschen, war ihr letztendlich egal. Frische Kleider bot sie ihm lieber nicht an, weil ein Ryatt in Victors Klamotten gefühlt das Letzte war, was sie nach gestern Abend jetzt noch brauchte. Victors Schrankausstattung war ausserdem leider nicht für Ryatt, sondern für Faye da, damit sie bei Bedarf ihren Kopf in seine Wäsche stecken und heulen konnte. Sie schaute ihm nach, als er die Küche schliesslich verliess. Jetzt, wo die Decke auch nicht mehr im Weg war, sah man den Grund seines Hinkens noch deutlicher. Aber ihre Augen blieben nur kurz darauf haften, weil Faye sich lieber genervt von sich selbst von seinem ganzen Anblick losriss, um stattdessen stur die Kaffeebohnen zu melken. Sie füllte sowohl die Bohnen als auch das Wasser nach, suchte dann sehr langsam, um Ryatt bestenfalls keinen komplett kalten Kaffee servieren zu müssen, zwei Tassen hervor. Dann ging sie aber ging nochmal zurück ins Schlafzimmer, weil sie sich des offenen Fensters besonnen hatte, welches nun rasch wieder geschlossen wurde. Draussen wars nämlich hässlich kalt, wie man das vom Winter so kannte... Gut, dass sie das nicht kümmern musste, weil die Strecke vom Schlafzimmer in die Küche wohl der maximalen Distanz entsprach, die sie heute nach dem Frühstück noch zurücklegen würde. Irgendwie war das mit dem Frühstück abgesehen vom Kaffee aber so eine Sache und sie wusste nicht recht, was sie überhaupt auftischen sollte. Sie war nämlich nicht hungrig und bezweifelte, dass das bei Ryatt sehr anders aussah. Wäre wohl intelligenter, nicht bloss von Kaffee und Aspirin zu leben, aber genau danach sahs aus, als sie nach einigen Minuten einfach mit den Schultern zuckte und mit nichts als zwei Tassen Kaffee zurück ins Wohn- und Esszimmer trat. Die beiden Tassen parkte sie auf dem Tisch, zog einen Stuhl zurück, um sich darauf niederzulassen. Als sie die Badezimmertür hörte, wartete sie noch ein paar Sekunden, bis seine Schritte näher kamen, ehe sie Ryatt ohne sich nach ihm umzudrehen die nächste Frage zukommen liess. "Ich wusste nicht, ob du hungrig bist. Oder was du gerne frühstücken möchtest... Aber falls ich dir was bringen kann, kannst dus sagen - hab' Obst, Müsli, Joghurt oder Brot da, glaub ich", listete sie seine Optionen auf, die auf sie gerade allesamt nicht allzu ansprechend klangen. Spielte es denn bei der Katerbekämpfung überhaupt eine Rolle, ob man frühstückte oder war das einfach nötig, dass man sich einen Tag lang scheisse fühlte, als Strafe für zu viel Spass?
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Flüsse haben wir hier leider auch keine die flach genug sind, sondern nur so ultrabreite die instant komplett tief sind. Wohne hier irgendwo im naturmäßig absolut langweiligen nirgendwoooo, will hier weheg. x'D Ja, muss man halt abwägen was einem lieber ist - Bikini oder nass sein, deswegen isses nicht verkehrt aus sowas auch einen halben oder ganzen Tagesausflug zu machen. x'D Sattel geht da ja eh nicht, wenn der nass wird ganz schlecht. _________
Die alkoholfreien Shots lösten ein mild amüsiertes Lächeln aus. Wassershots waren völlig okay, die sahen dann wenigstens noch so aus als wäre purer Vodka drin. Letzteren trank ich allerdings nicht oder zumindest hatte ich bisher keinen auf der Zunge gehabt, der mir geschmeckt hatte und dementsprechend war mir die Lust auf weitere Verkostungen ziemlich vergangen. Jedenfalls hatte ich aus den Wassershots doch einige Schlucke mehr gemacht und mein Körper war dafür sicherlich ziemlich dankbar. Faye hatte mir sogar schon ein Handtuch bereit gelegt zu haben, was ich mit einem dankbaren Nicken annahm - die gute Gastgeberin hatte sie trotz des Katers nicht abgelegt und so musste ich mir nicht mal ein Handtuch selbst im Schrank suchen. Ich nahm liebend gerne jede Erleichterung meines heutigen Tagesablaufs in Kauf, auch wenn der sowieso noch in den Sternen stand. Viel würde ich wohl nicht machen, dazu fehlte mir schlicht und ergreifend die Energie. Als ich mich im Badezimmer eingeschlossen hatte brachten mich meine Füße erstmal zum einzigen Fenster und ich machte es auf, was sofort eine Gänsehaut über meinen Oberkörper schickte. Ich wollte meine Klamotten trotzdem ganz gerne auslüften in der stillen Hoffnung, den Rauchgeruch dadurch ein bisschen raus zu bekommen. Deswegen legte ich sie am Fenster ab, bevor ich das Handtuch vom Waschbecken nahm und möglichst so über die Dusche hängte, dass es nicht nass wurde. Kaum aus den Boxershorts geschlüpft verkroch ich mich unter dem warmen Wasserstrahl der Dusche. In der ersten Minute ließ ich mir das Wasser einfach mit geschlossenen Augen auf den Kopf rieseln, bis ich schließlich meine Haare zurückstrich und nach Fayes Duschgel Ausschau hielt. Ich griff danach und roch daran - es war nicht zu penetrant süß, also kam ich das eine Mal wohl ganz gut damit klar. Ich nutzte es trotzdem verhältnismäßig eher spärlich und als der hygienische Teil des Duschens abgehakt war, drehte ich das Wasser kalt. Im ersten Moment war das wie immer absolut unangenehm, aber es dauerte nicht lange bis ich den Kopf wissend lächelnd nach vorne kippen ließ, um den Wasserstrahl auf meinen Nacken zu fokussieren. Kälte im Nacken half oft gegen Kopfschmerz. Mein Kopf klarte dadurch auch langsam auf und ich ließ den Blick auf die Narbe an meiner Hüfte wandern. Sie markierte den Tag, an dem Faye sich erstmals etwas zu sehr in meine Angelegenheiten eingemischt hatte und das ließ mich wiederum grinsen. Eigentlich war heute ein guter Tag. Der Kater rächte vielleicht meine Unartigkeit am gestrigen Abend - dass ich eine Tür eingetreten hatte, die sich sicherlich nicht wieder ganz verschlossen hatte. Ich hatte den Fuß immer noch drin und würde ihn da auch nicht wegnehmen, bis Faye die Tür wieder aufzog, nachdem sie die gestern Abend noch zuzuknallen versucht hatte. Mehr oder weniger zumindest, allzu konsequent war sie dabei nämlich nicht gewesen. Beste Voraussetzungen für das Spiel, das sich mein betrunkenes Ich gestern in den Kopf gesetzt hatte. Ich hüllte mich schließlich in das Handtuch, als ich meiner Meinung nach sauber und wach genug war. Meine erste Amtshandlung außerhalb der Duschkabine war das Fenster wieder zu schließen, damit mir die eisige Luft nicht zu heftig um den feuchten Oberkörper wehte. Ich putzte mir die Zähne und warf danach einen etwas längeren Blick in den Spiegel, bevor ich mich zurück in die Klamotten warf. Ein bisschen besser rochen sie und der kalte Stoff schickte gleich die nächste Gänsehaut über meinen Körper. Ich rieb mir die Haare noch halbwegs trocken und hängte das Handtuch weg, bevor ich die Strähnen einigermaßen ordentlich herrichtete, um nicht wie ein zerzauster Vogel rumzulaufen. Als ich zu Faye zurückkehrte, erlangte mich prompt die Frage nach dem Frühstück. Ich schüttelte leicht den Kopf, als ich mich ihr gegenüber an den Tisch sinken ließ. "Bisher nicht... erstmal abwarten, was mein Magen zum Kaffee sagt.", meinte ich. Stützte mich dann mit den Unterarmen auf die Tischplatte und zog die Tasse, die offensichtlich meine war, mit den Händen zu mir heran. Meine Finger waren noch leicht kalt von der eisigen Dusche. Hier im Wohnbereich war's zum Glück ja kuschelig warm. "Sollten wir sowas nochmal machen, sollten wir das vielleicht vorher abmachen... also nicht den Alkohol, die Übernachtung.", stellte ich ein bisschen sarkastisch fest und hängte die Erklärung aber erst ein paar Sekunden später an, als mir klar wurde, dass Faye meine Worte sonst missverstehen könnte. Sie dürfte nämlich wenig Interesse daran haben, sich nochmal haltlos mit mir zu betrinken. Mein Blick ruhte noch einen Moment deutlich wacher als vor meiner Dusche auf ihrem Gesicht, bevor ich erstmals die Tasse anhob und zwei kleine Schlucke vom Kaffee nahm.
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Ich seh schon, das klingt wirklich nicht ideal... x'D _____________
Die Brünette überbrückt die Zeit, die sie alleine am Tisch sass, damit, absolut sinnlos durch die Informationen auf dem Display ihres Handys zu scrollen. Natürlich ohne dabei wirklich wahrzunehmen, was dort stand, weil sie viel zu beschäftigt damit war, alles, was ihr Kopf ihr zu sagen hatte, zu ignorieren. Sie wollte wirklich nicht über irgendwelche Grundsatzfragen nachdenken, während Ryatt noch in der Wohnung war. Das würde schlicht nicht dazu führen, dass sie oder er oder sie beide sich dann besser fühlten, dessen war sie sich sicher. Auch wenn sie sich ehrlicherweise schon so absolut beschissen fühlte. Nicht nur körperlich, da kam sie wie gesagt bis auf die Kopfschmerzen eigentlich relativ gut weg. Aber der Rest nagte mehr an ihr, als sie das zugeben wollte und bisher hatte sie keine Ahnung, was sie dagegen tun sollte. Wie sie jetzt wieder dahin zurückkam, wo sie gestern Nachmittag noch ohne böse Vorahnung gewesen war. Sie wusste, dass es ein einziges Wort von Victor bräuchte, um sie sofort wieder auf den richtigen Pfad zurück zu steuern. Aber sie wusste auch, dass Victor kein solches Wort aussprechen würde. Er hatte ihr ja stattdessen ausdrücklich das Gegenteil mit auf den Weg gegeben. Eigentlich sollte sie sich genau darum auch keine Gedanken machen müssen über das, was gestern geschehen und nicht geschehen war. Es waren also viel mehr ihre eigenen Moralvorstellungen, die ihr quer im Magen lagen. Zusammen mit dem, was früher mal passiert war. Als sie damit abgeschlossen hatte, hatte sie das mit dem Versprechen an sich selbst, diesen Fehler nie nie nie wieder zu begehen, getan. Sie war gerade absolut nicht am gleichen Punkt wie damals, die Hintergründe waren komplett verschieden, die Motivation, ihr Denken, Victors Einstellung, alles. Aber da die Tat am Ende trotzdem genau die Gleiche wäre, war es schwer, das so differenziert zu betrachten. Sich nicht trotz allem sicher zu sein, dass sie sich im Nachhinein absolut beschissen fühlen würde, wenn sie sich allein von ihren Bedürfnissen leiten liesse. Ausserdem war das nicht das einzige Problem dabei. Da waren mindestens zwei weitere ziemlich fette Stolpersteine. Sie hatte Ryatt eigentlich als Freund kennen und schätzen gelernt. Die letzten Wochen hatten sie ziemlich viel Spass zusammen gehabt, bei Aktivitäten, die sie ohne ihn nicht erlebt hätte. Sie führten gute Gespräche und verstanden sich auf einer Ebene, die man in ihrer Situation unter Fremden selten fand, weil nicht viele Menschen auf ähnliche Weise ein bisschen kaputt waren wie sie. Und Faye schätzte diese Freundschaft wirklich. Waren ein bisschen Nähe und ein paar Zärtlichkeiten diesen Preis wirklich wert? War die Grenze erstmal überschritten, war auch die Brücke für den Rückweg gesprengt und was wären sie dann? Ryatt würde vielleicht einen Teil von Victors Abwesenheit kompensieren können, aber was passierte, wenn Victor zurückkam? Holte sie sich damit nicht einfach nur neue Probleme ins Boot, die sie absolut nicht brauchen konnte? Oder würde Ryatt einfach akzeptieren, dass sie dann leider keine Lust mehr auf seine Nähe hätte und sie wieder nur ganz normale Freunde wären? Unsinn, dahin konnte man nicht zurück. Also würde sie ihn einfach ganz aus ihrem Leben streichen. Stand heute wollte sie das aber nicht. Schlechter Plan... Konnte sie also fast drauf hoffen, dass das zweite Problem sie erfolgreich vor weiteren Fehltritten abhalten würde. Das zweite Problem aka die Tatsache, dass sie verdammt noch mal gar keine Nähe von einem praktisch noch fremden Mann wollte. Sollte sie es nicht besser wissen, nach all den Jahren? Nach allem, was passiert war? Wer garantierte ihr, dass Ryatt nicht einfach abhauen würde, wenn er bekommen hatte, was er wollte? Wer konnte ihr versprechen, dass er ihr nicht wehtat? Dass er Verständnis zeigte, wenn ihr Kopf austickte und sie plötzlich ihre Meinung änderte? Dass er die Menge an Geduld, die sie forderte, aufbieten könnte? Dass er sie nicht plötzlich anlachte, ein Messer hervorholte und seine Signatur auf ihren Körper kritzelte, weil er sich von all den anderen Spuren inspiriert fühlte? Wer konnte seine Hand dafür ins Feuer legen, dass er überhaupt mit dem Anblick klar kam, den sie bot, wenn sie einmal nicht mehr so vorsichtig eingekleidet war? Es war gut und schlecht zugleich, dass der Auslöser ihrer neuesten Gedankengänge seinen Weg zurück ins Wohnzimmer fand und sich zu ihr an den Esstisch gesellte. Gut, weil er kurzzeitig den Sturm verscheuchte, schlecht, weil er vielleicht besser gar nicht länger hier bei ihr sein sollte - nicht, bis sie sich über ihre weiteren Amtshandlungen im Klaren war. Aber was solls - war ja nicht seine Schuld, dass sie ein verwirrtes Stück Mensch war. Nicht nur. Er sah nach der Dusche schon wesentlich weniger fertig aus, was sie von sich selbst wohl nicht behaupten konnte. Jedenfalls fühlte sie es sich nicht so an. Auch Ryatt schien das Frühstück entweder aufschieben oder ausfallen zu wollen, was die Brünette mit einem Nicken abhakte. Etwas irritierter fiel ihre Reaktion auf seine Feststellung bezüglich einer Wiederholung des gestrigen Abends aus. Sollten sie das nochmal machen, sollten sie wohl nicht nur die Planung seiner Übernachtung etwas behutsamer angehen. Wobei Faye sich ziemlich sicher war, dass es ihr in nächster Zeit nicht nach einer Wiederholung dürstete. Es war zwar zu 95% sehr lustig gewesen, soweit sie sich erinnern konnte, aber irgendwie waren es jetzt eben doch die übrigen 5%, die unschön in ihrem Kopf und ihren Erinnerungen vorherrschten. Ihre Finger tippten unruhig die Kaffeetasse in ihren Händen an, während sie Ryatt ein paar Sekunden lang nachdenklich betrachtete. "Den Alkohol vielleicht auch...", meinte sie dann mindestens genauso sarkastisch, bevor ihre Augen zur Tischplatte zurück wanderten. "Aber klar, machen wir", schob Faye dann nach, um das ganze nicht ganz so trocken wirken zu lassen. Dass sie für heute und morgen keine weitere Clubnacht plante, dürfte auch unausgesprochen für beide auf der Hand liegen. Auch nicht für übermorgen, nebenbei bemerkt.
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Dem hab ich nichts mehr hinzuzufügen. x'D ___________
Es war schwer zu übersehen und zu überhören, dass Faye sich schon wieder ziemlich unwohl in ihrer Haut fühlte. Gedanklich setzte ich während ihrem Getippe auf der Außenseite der Tasse einen weiteren Haken hinter eines der Kästchen auf meiner imaginären Checkliste für potenzielle neue Affären. Nämlich das Kästchen, das dafür stand, ob überhaupt Anziehung vorhanden war. Eigentlich konnte ich auch gleich das separate Häkchen für Verwirrung und Zerstreuung setzen. Die war ziemlich essentiell dafür, dass überhaupt irgendwas daraus werden konnte, wenn ein Gegenspieler - Victor in diesem Fall - vorhanden war. Entweder sie waren sich sofort klar über das Nein und ich biss auf Granit, oder aber es dauerte meistens eine Weile bis Frauen sich im Klaren darüber waren, was sie wollten. Meistens entschieden sie sich trotzdem für ein Nein, hielten sich unterbewusst aber weiterhin auch das Ja offen - wegen der trotzdem vorhandenen Anziehung, die wir beide hier sowieso nicht zu leugnen brauchten nach der Fotokabine, denn dabei war der Alkohol nur minder relevant. Manche Menschen waren gegen diese Anziehung immun und setzten sich über dieses Gefühl einfach hinweg, aber Faye gehörte nicht zu dieser Sorte. Das war leicht zu erkennen. Denn auch wenn der Tisch hier gerade völlig sicher zwischen uns stand und ich ihr kaum plötzlich nochmal zu nahe kommen konnte, war sie unruhig. Ich hätte ihr gerne in den Kopf gesehen - wie ich das oft und bei vielen Menschen gerne täte - um einen Überblick über das Chaos in ihren Gedanken zu bekommen, aber ich würde noch ein Bild davon bekommen. Heute eher nicht, morgen wahrscheinlich auch noch nicht, aber in naher Zukunft. Spätestens dann, wenn wir uns das nächste Mal sahen. Bis dahin würde sie ihre Verwirrung wahrscheinlich ein bisschen sortiert haben und das Ergebnis nach außen tragen. Wenn mir letzteres nicht gefiel, würde ich es erneut mild manipulieren, damit die Verwirrung darüber zurückkam. "Alkohol und Clubs sollten wir zumindest in diesem Ausmaß sowieso erstmal von der Karte streichen.", merkte ich mit einem Schulterzucken an. Ich hatte ohnehin nicht vor mich in naher Zukunft häufig so ins Aus zu schießen. Das war schlichtweg ungesund und mein Körper war eigentlich schon geschädigt genug, da sollte ich ihn während dem Wiederaufbau meiner Fitness nicht ständig unnötig aus der Bahn schubsen. Aber gegen ein oder zwei Gläser Wein sprach bei mir nicht viel, den vertrug ich gut. Man konnte ja auch langsam trinken und musste ihn nicht so haltlos runterkippen wie den Hugo beim Beerpong. Wir mussten für ein Glas Wein oder ein Bier ja auch nicht hier bei ihr Zuhause sein, eine Bar nach Feierabend tat es auch. Denn es war wichtig, dass sie merkte, dass sie sich trotzdem weiterhin genauso normal mit mir unterhalten konnte, wie vor dem beinahe geschehenen Kuss. Diese unkomplizierte Ebene musste erhalten bleiben, wenn sie das Vertrauen in mich nicht gänzlich über Bord werfen sollte. Die nächste Übernachtung wurde ziemlich sicher auch erstmal auf die lange Bank geschoben, aber sie würde kommen. Das bekam ich früher oder später irgendwie eingefädelt. Ich nahm noch einmal zwei Schlucke von dem Kaffee, bevor meine Augen für ein paar Sekunden stumm auf der Brünetten ruhten. Wahrscheinlich sollte ich mich auf den Weg machen, auch wenn ich mich mental noch nicht für Bewegung begeistern konnte. Wenn ich ihr hier jetzt zu lange aufs Gemüt schlug, war das für alle Beteiligten nicht sonderlich angenehm und für mein Spielchen nicht förderlich. Also hob ich den Kaffee erneut an und machte ihn diesmal mit ein paar großen Zügen leer - vielleicht half das ja sogar gegen meine gefühlte Bewegungsunfähigkeit. "Ich lass dich lieber allein, hm?", tat ich meine eigene Feststellung in einer indirekten Frage kund, stand aber danach schon auf und dehnte mir während der ersten Schritte kurz den verspannten Nacken. Nein, da hatte das Duschen nicht geholfen. Ich ging rüber zum Couchtisch, weil mein Handy dort noch lag und ich nachsehen wollte, wann der nächste Bus abfuhr. Zwar waren die Abstände zwischen den einzelnen Fahrten nicht soo lang - wie ich schon früher festgestellt hatte - und ich würde vermutlich so oder so nicht erfrieren, aber ewig in der Kälte stehen wollte ich auch nicht. War halt leider immer noch Winter und arschkalt draußen.
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Haha, das war so eine wundervolle Idee... Faye lächelte ihm schief entgegen, fügte dem nur noch ein schwaches Nicken hinzu. "Das klingt ausserordentlich vernünftig... Und auch wenn vernünftig zeitweise nicht meine Stärke ist, bin ich in diesem Fall glaub ich doch ganz bei dir", stimmte sie dem Vorschlag, Clubs im Zusammenhang mit zu viel Alkohol direkt wieder aufs Abstellgleis zu verschieben, zu. Vielleicht war es ja gar nicht so schlecht, dass sie so lange davon abgesehen hatte, ihren Arsch in solche Umgebungen zu schwingen. Und vielleicht vertrug sie den Alkohol auch einfach noch schlechter als angenommen. Sie hatte die Kombination nun jedenfalls mal wieder erlebt, es war für ein paar Stunden ganz schön gewesen, hatte dann aber schlecht geendet und gerade sah sie entsprechend wenig Wiederholungsbedarf. Ihre Nase steckte schon wieder halb im lauwarmen Kaffee, als sie Ryatts Feststellung vernahm, die sie die Tasse langsam sinken liess, während sie ertappt von dem pechschwarzen Saft zu ihm aufsah. Irgendwie peinlich, dass sie sich so gar nicht zusammenreissen konnte. Aber hätte sie sich auch irgendwie denken können, weil sei immer so war. Sie konnte nicht verstecken, wenn sie etwas beschäftigte und sie konnte nicht so tun, als wäre alles in Ordnung, wenn es nicht so war. Manchmal war das nervig - jetzt zum Beispiel. Denn sie hätte Ryatt gerne glauben lassen, dass sie den Unfall längst vergessen hatte, vollkommen auf den Alkohol abschob und sich keine weiteren Gedanken dazu machte. Es wäre besser, wenn er glauben würde, dass die Geschehnisse weiter nichts bei ihr ausgelöst hätten, sie das einfach so wegsteckte, mit dem Schwamm drüber wischte und weiterlebte wie zuvor. Genauso locker mit ihm umging wie bisher und sich das einfach so verzeihen konnte. Vielleicht könnte sie das sogar irgendwie tun, wenn Victor ihr nicht seinen kleinen Appell zurückgelassen hätte. Wenn alles andere irgendwie gar keine Option wäre, wäre es vielleicht einfacher, es als einmalige Sache, als dumme Situation, die sich nicht wiederholen würde, abzutun. Aber wie sie beide wussten, war dem nicht so und Faye entsprechend dezent lost. Sie gab ein angestrengtes Seufzen von sich, leerte ihren eigenen Kaffee, bevor sie sich mit beiden Händen übers Gesicht strich. "Vielleicht schon... Es tut mir leid, ich bin wohl gerade ziemlich beschissene Gesellschaft...", gab sie resigniert ihre von Sarkasmus begleitete Antwort bekannt. Es würde sowieso nicht mehr besser werden heute, da konnten sie das unangenehme Trauerspiel auch einfach beenden und hoffen, dass es das nächste Mal, wenn sie sich begegneten, wieder beim Alten war. Faye wagte sich ein paar Sekunden später dann auch wieder auf die Füsse, schnappte sich die beiden leeren Kaffeetassen, um diese in die Küche zu bringen. Wahrscheinlich würde sie den Rest des Tages zurück im Bett verbringen und sich den Kopf darüber zerbrechen, wie sie ihr Leben leben sollte und welche Optionen irgendwie vertretbar wirkten. Oder sie schlief einfach wieder ein, weil sie müde war und lieber gar nicht nachdenken wollte. Aber zuerst hatte sie noch Ryatt zu verabschieden, weshalb sie zurück ins Wohnzimmer ging, wo er noch seine zwei Sachen einsammelte.
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Wenn ich mir die letzten Monate ins Gedächtnis rief, dann war vernünftig zu sein weder ihre, noch meine Stärke. Ich schien das auch nur immer dann zu können, wenn sich keine anderen Optionen auftaten, die mich anlockten. Wäre ich Sean damals nicht begegnet, wäre ich sicherlich nie auf die Idee gekommen, mit ihm irgendwelche Geschäfte ausrauben zu gehen. Mir irgendwo ein Brot unauffällig in die Tasche schieben wegen des Hungers, das schon - aber ich hätte nicht gezielt einen Überfall geplant. Das war eigentlich gar nicht meine Art. Normalerweise erarbeitete ich mir einfach die Dinge, die ich haben wollte und tat das mit dem größtmöglichen Geschick. Es war wohl eine Mischung aus blanker Not und zu großem Stolz meinerseits gewesen, mich nicht stattdessen einfach irgendwo als unterbezahlter Kassierer durchzuschlagen. Wie dem auch sei, all das war vergangen. Genauso wie Fayes Fehler vergangen waren, aber sie tat sich sehr offensichtlich schwer damit all jene einfach loszulassen. Das war okay, da tickte eben einfach jeder Mensch anders. Ich warf meine Fehler - wenn sie nicht grade so gravierend ausfielen wie mein Versagen bei der Army oder das gestörte Verhältnis zu meinen Eltern - ziemlich schnell über Bord und widmete mich einfach neuen Zielen. Andere aber kauten viel länger an ihren Problemen, Sorgen und Ängsten. Bei der Brünetten ging es in diesem Moment wahrscheinlich auch nicht nur rein um den Fast-Kuss von gestern, sondern auch um so einige andere, bereits vergangene Dinge, die ich damit wieder ans Tageslicht befördert hatte. Es würde also sicherlich ein kleines Weilchen dauern, bis wir beide uns wieder zu Gesicht bekamen. Nachdem ich hier in naher Zukunft aber sowieso nicht wegkonnte, war das nicht weiter schlimm. Die Sozialstunden wollten weiterhin abgeleistet werden und das noch eine ganze Weile lang. Ich zuckte schwach mit den Schultern und lächelte verhalten, als ich das Handy in meiner linken hinteren Hosentasche verstaut hatte und mich schließlich wieder Faye zuwendete. "Kann man dir nicht verübeln... und der Kater macht's sicher auch nicht besser.", erwiderte ich recht gelassen, zeigte mich verständnisvoll für ihre dezent verzwickte Situation. Wenn sich zu dem offensichtlich vorhandenen Chaos in ihrem Kopf auch noch körperliches Leid gesellte, das zu viel Alkohol eben immer so mit sich brachte, dann machte ihr das den heutigen Tag ziemlich gezielt kaputt. Meine Anwesenheit machte ihr das Aufklaren ihres Kopfes eben auch nur zusätzlich schwer, also suchte ich vermeintlich brav das Weite. Nach dem heutigen Tag würden noch viele andere folgen, an denen ich ihr erneut auf die Nerven gehen und Chaos stiften konnte. Da war ich erstaunlich geduldig, auch wenn Geduld sonst nur so semi meine Stärke war. Kam immer drauf an worum es ging und ob mir etwas daran lag, oder nicht. Ich warf nochmal einen Blick auf den Couchtisch und sah den Geldbeutel aber nirgends, also hatte ich den vermutlich in die Jackentasche im Flur gesteckt. Hoffte ich jetzt einfach mal, weil er andernfalls wohl im Taxi liegen geblieben wäre. Ich ging mit entsprechend unterschwellig fürchtendem Blick in den Flur und griff dort in die Tasche meiner Jacke, nur um erleichtert auszuatmen - alles noch da, auch der Schlüssel fürs Wohnheim. Also konnte ich in die Sneaker schlüpfen und die Jacke anziehen, um damit mehr oder weniger gut für die Kälte gewappnet zu sein. Ein Pullover wäre sicher gut, aber Jammern stand heute nicht mehr auf der To-Do-Liste. Als meine Augen zurück zu der Brünetten wanderten, die inzwischen zu mir aufgeschlossen hatte, wägte ich ab wie sinnvoll eine Umarmung wäre. Ich entschied mich dagegen, würde es bei Worten belassen. "Meld dich einfach, wenn du dich bereit für Kekse fühlst, ja?", verabschiedete ich mich indirekt von ihr und ließ meinen Blick noch in dem ihren ruhen, während ich mit der rechten Hand im Augenwinkel nach dem Schlüssel der Wohnungstür griff, um aufzuschließen. Ob die Kekse letztendlich mit oder ohne Make-Up gebacken wurden, würde ich dann sehen. Vielleicht berappelte Faye sich ja auch recht zügig wieder, wenn sie merkte, dass ich ihr nicht weiter auf die Pelle rückte. Ich ließ mich diesbezüglich einfach überraschen, weil mir was anderes sowieso nicht übrig blieb.
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