Damit hatte er wohl Recht. Die Unmöglichkeit, die Zukunft vorauszusehen, machte diese Art, das eigene Schicksal zu steuern, leider vollkommen unmöglich. Grundsätzlich war das auch gut so, wahrscheinlich würde es gar keinen Spass machen, jetzt schon zu wissen, wo einem seine Handlungen in zehn Jahren hinbrachten. Es wäre nur schön, wenn sie wenigstens verhindern könnte, andere durch ihre Fehler mit sich ins Loch zu ziehen. Aber auch hier war das Leben kein Wunschkonzert und sie hatten mit dem zu arbeiten, was ihnen auf den Weg gelegt wurde oder sie unterwegs fanden. Karen verschwand mit dem Geschirr in der Küche und kehrte gleich darauf mit der Rechnung zurück, welche Faye umgehend mit gut proportionierten Trinkgeld beglich. Nach gegenseitigem Danken und einer herzlichen Verabschiedung schlüpfte auch die Brünette in ihre Jacke, um sich dann vom gemütlichen Polster zu erheben und den Weg nach draussen anzutreten. Es war trotz ihrem dicken Wintermantel kalt und sie war froh, gleich wieder ins Auto sitzen zu können, wo wenigstens der Wind sie nicht mehr plagen konnte und die Klimaanlage sehr bald erneut für Wärme sorgen würde. Womit sie gedanklich natürlich unmittelbar zurück zu der Person rutschte, die jetzt eben nicht einfach in ein Auto steigen und nach Hause fahren konnte. Aber Ryatt war schon dabei, sich zu verabschieden, vermittelte so ziemlich deutlich, dass er nicht wollte, dass sie ihn noch irgendwohin brachte. Und Faye sollte langsam gelernt haben, nicht ständig allen ihre Hilfe aufzuzwingen. Eigentlich, zumindest. In Wahrheit fiel es ihr sehr schwer, nicht einfach anzubieten, ihn jetzt sofort zu seinem vorübergehenden Zuhause zu fahren. Vor allem weil sie wusste, was da draussen auf ihn warten könnte, was ihm zustossen könnte und wie sie sich fühlen würde, wenn tatsächlich etwas passierte. Nämlich absolut beschissen. Aber genau wie sie hier möglicherweise irgendwas verhindern könnte, könnte sie sich auch einfach selber noch tiefer ins Elend graben und das durfte sie nicht riskieren. Mal ganz davon abgesehen, dass er ihre Hilfe eben auch gar nicht wollte. "Bis dann, Ryatt. Machs gut und pass auf dich auf, ja?", schloss sie von ihrer Seite das Gespräch ebenfalls ab, wenn auch natürlich nicht ohne diese letzte kleine Bitte, die sie durchaus ernst meinte. Es war immer leicht gesagt, dass jemand auf sich aufpassen sollte, weil er am Ende selber nur mässig viel Einfluss auf das hatte, was ihm zustossen könnte. Aber sie wollte es trotzdem gesagt haben, falls er selber es zwischendurch vergas. Sie wartete noch auf seine Bestätigung, bevor sie sich lächelnd und von einem letzten kleinen Winken begleitet abwandte, um zum Auto zu gehen und Nachhause zu fahren.
This is your life, it's do or die, the sun may never rise again, so be the light the vision. This is your life, it's slipping by, you try to run but fall again, you get back up that's living.
**3 Wochen Zeitsprung hier einfügen, damit ich ihn wegen der Liste dann nicht nochmal suchen muss x'D** _________
Zugegeben gestaltete mir die Aussicht darauf, in naher Zukunft mit Sicherheit noch einmal auf Faye zu treffen, das Leben ab dem spontanen Wiedersehen im Diner etwas leichter. Natürlich nahm mir das nicht die ständige Unsicherheit darüber, dass mir irgendwann im Verlauf der Tage vielleicht doch mal Jemand einen Lauf oder ein Messer vor die Nase halten würde. Eben dann, wenn die Hernández Geschwister das Warten leid geworden waren. Es war dennoch schön wieder andere Ziele im Leben zu haben, als nur für die nächsten Monate Sozialstunden abzuarbeiten - selbst wenn das neue Ziel nur darin bestand, nicht mehr länger in blanker Einsamkeit versinken zu wollen. Ich nahm aktuell liebend gerne alles an, das mir mentale Linderung versprach. Während der letzten Wochen war aber auch ab davon, dass ich mich zwei Mal mit der Brünetten getroffen hatte, etwas Abwechslung in meinen Alltag gekommen. Noch bevor wir uns das nächste Mal wiedergesehen hatten, war ich eine Stadt weiter in das Sozialamt umgesiedelt. Allein der Wechsel meines Wohnorts brachte mir etwas mehr Ruhe, auch wenn ich mich bisher noch keinesfalls in falscher Sicherheit wiegen wollte. Lance - beziehungsweise ein befreundeter Autohändler von ihm - nahm mir den Truck noch einen Tag vor dem Umzug ab, was ich nicht so leichtfertig wegsteckte, wie mir lieb gewesen wäre. Ihn zu behalten ohne schon Geld für die Reifen zu haben hätte mich allerdings nur noch mehr gekostet und es war zweifellos die vernünftigste Entscheidung. Auch wenn die Organisation die Kosten für meine Unterbringung im Sozialheim übernehmen würde, wollte ich dort eigentlich nicht langfristig bleiben, also konnte ich das Geld vom Verkauf gut brauchen. Jeden Penny davon. Es war eben nur schade um die Erinnerungen, die an dem Truck hingen. Ein Teil des Verkaufspreises ging direkt an Lance über, weil das Auto die ganze Zeit bei ihm gestanden hatte. Er schien trotz der Umstände froh darüber gewesen zu sein, dass ich noch unter den Lebenden weilte. Faye hatte ihre 50 Dollar schon bei unserem nächsten Treffen zurückbekommen, auch wenn sie sich um dieses Geld weiterhin nicht scherte - ich tat es. Mir wurde nicht wirklich Zeit damit gelassen, erst einmal im neuem Heim - das doch ein spürbares Upgraden zum Obdachlosenheim war - anzukommen. Schon am Tag darauf musste ich das erste Mal am frühen Vormittag den Weg zum Kinderheim einschlagen, wenn auch nur für eine kurze, grundsätzliche Führung. Das flüchtige Kennenlernen mit der Gruppe von Jugendlichen, die ich zukünftig unterhalten musste, folgte am Tag darauf. Kurz gesagt war einer von ihnen skeptischer als der andere, aber ich entsprach optisch auch nicht gerade dem Personal, das sie hier normalerweise gewohnt waren. Ich nahm es also nicht persönlich, hatte ohnehin ganz andere Sorgen als die Meinung von ein paar Kindern. Die Tage darauf, in denen ich stückweise eingearbeitet wurde, verliefen noch eher holprig, aber ich machte mir da keinen Stress. Es würde einfach eine Weile dauern, bis die Kids sich an mich gewöhnt hatten, sowie auch umgekehrt und bis ich den Tagesablauf dort ganz inne hatte. Es lief also der Umstellung entsprechend ganz okay. Die beiden letzten Treffen mit Faye verliefen trotz unserer vorher angekündigten Fragerunde wenig ernst. Wir hangelten uns um potenziell kritische Themen eher noch außen herum, was hauptsächlich daran lag, dass wir nie vollständig unter uns waren. Während wir uns beim ersten Treffen ein wenig in der für mich noch gänzlich neuen Stadt umsahen und dadurch schlichtweg die Ruhe für tiefgründige Gespräche fehlte, waren wir beim Zweiten tatsächlich recht viel mit Lachen beschäftigt. Es dauerte eine Weile, bis ich die Brünette dazu überredet bekam, aber der zugefrorene See am Rand der Stadt hatte schon bei unserem Stadtrundgang herrlich verlockend ausgesehen. Ich hatte früher als Kind oft mit Freunden hobbymäßig Eishockey gespielt - was ich jetzt natürlich nicht mit Faye vorhatte. Aber mit den ausgeliehenen Schlittschuhen so ein bisschen entspannt auf dem Eis rumfahren - vielleicht auch hinfallen, man war so nach all den Jahren ja doch dezent aus der Übung - tat gut und ich brauchte die Bewegung. Je weniger ich mich bewegte, desto steifer fühlten sich die Muskeln in meiner Wade nach einer gewissen Zeit an, also war Rumstizen zwangsweise nicht mein Ding. Beim Arzt war ich in der letzten Woche auch noch einmal gewesen, was mich zwar mehr oder weniger unnötig Geld gekostet hatte, weil die Stichwunde bis ins letzte Eckchen verheilt zu sein schien und es demnach nichts zu bemängeln gab, aber es war doch gut zu wissen, dass ich mir darum jetzt keine Sorgen mehr machen musste. Ich wollte nämlich gerne wieder fitter werden, hatte ich seit der Army doch ordentlich abgebaut. Mit einem dünnen Hemd war ich vielleicht noch nicht zu vergleichen, aber es war einfach auch eine gesundheitliche Frage regelmäßigen Sport zu treiben. Seit unserem erstmaligen Wiedersehen waren inzwischen drei Wochen vergangen und ich saß gerade noch im Bus auf den letzten Metern zu Fayes neuem Zuhause. Ich wollte zwar nicht sagen, dass ich mich freute, dass Victor auf unbestimmte Zeit ausgeflogen war - diese Info hatte ich wunderschön mittels Fettnäpfchen aus unserem letzten Treffen rausgeholt -, aber es ging mir doch schlagartig besser mit dem Wissen, dass er nicht da war, um mich über kurz oder lang aus Fayes Leben kicken zu wollen. Denn auch wenn die Brünette von Anfang an gesagt hatte, dass er eine durchweg nette Person war, glaubte ich nicht, dass er das mir gegenüber jetzt noch sein würde. Nicht nach dem, was passiert war und womit er mich unweigerlich verbinden musste. Ich wünschte dem Busfahrer noch einen schönen Tag, als ich gegen 15.30 Uhr aus dem Bus stieg. Von der Haltestelle sollten es nur ein paar Meter zu Fuß sein, was sich zwei Minuten später auch bestätigte, als ich in die richtige Straße einbog und von da an nur noch nach der richtigen Hausnummer Ausschau hielt. Ich war froh mich schließlich in den Schutz der Überdachung der Haustür flüchten zu können, weil es schneite. Die Kälte an sich wäre nicht so schlimm, aber die nassen Flocken machten den ohnehin sehr grauen Tag eindeutig zusätzlich ungemütlich. Langfristig war es für mich unabdingbar, ein neuen fahrbaren Untersatz zu finden, weil ich einfach kein Freund von zeitlich einschränkenden öffentlichen Verkehrsmitteln war... bisher war leider aber noch fraglich, woher ich das Geld dafür kriegen sollte, wenn es keine völlige Schrottkiste werden sollte.
+ .Don't wait for the dust to settle. Don't wait til you've had enough. +
Ach ich lieb sie, diese Zeitsprünge... x'D Und irgendwie geb ich langsam die Hoffnung darauf auf, das ich jemals im Stande sein werde, diese Posts irgendwie speditiv, geschweige denn mit Motivation verfassen zu können... x'D Das lowkey absolut anstrengendste an jedem RP für mich. x'D _____________
Es wäre wirklich gelogen, zu behaupten, die letzten Wochen wären irgendwie schöner gewesen als die vorhergegangenen zwei. Ihre Begeisterung bezüglich Victors Abwesenheit war kein Stück gestiegen - sie fühlte sich viel eher je länger je einsamer. Nicht einsam im Sinn von sie hätte keine Freunde. Daran lag es nicht unbedingt, im neuen Krankenhaus hatte sie tatsächlich bereits zwei Bekanntschaften geknüpft, mit denen sie sich auch schon ausserhalb der Arbeit getroffen hatte. Und auch alle anderen dort waren eigentlich sehr nett. Ein paar Mal war sie auch mit ihren 'alten' Freunden draussen gewesen und auch das war gut verlaufen. Vieles davon tat sie vor allem, weil ihre Therapeutin ihr angeraten hatte, nicht zu viel alleine zuhause zu sitzen und in Einsamkeit zu versinken. Wahrscheinlich war das nicht gesund mit ihrem bekannten Hang zu Depressionen. Aber oftmals wäre es eben einfacher, sich hier zu verkriechen wo sie ihre Ruhe hatte, ihrem Freund nachtrauern und in Melancholie versinken konnte. Apropos Freund: Mit dem hatte sie tatsächlich zum ersten Mal telefoniert vor knapp einer Woche. Es schien ihm einigermassen gut zu gehen, aber sie brauchten sich beide nichts vorzumachen... sie waren noch lange nicht annähernd dort, wo sie hinmussten, bevor er zurückkam. Und manchmal fühlte es sich wirklich so an, als würden die Emotionen sie umbringen wollen. Besonders eben während und nach diesem viel zu kurzen Telefonat, das ihr erneut ziemlich den Boden unter den Füssen weggerissen hatte. Victor würde das nicht mitbekommen, weil sie sich bis in einem Monat hoffentlich erholt hätte. Aber dem standen erstmal wieder ein paar von Alpträumen gespickte Nächte, viele Zweifel, ein Meer von Tränen und schier unendliche Düsterkeit bevor. Nichts, wofür sie Lust, geschweige denn Kraft übrig hätte. So war sie auch heute dezent müde. Es war wieder einer dieser Ruhetage nach einer Nachtschicht und sie hatte fast bis dreizehn Uhr geschlafen - natürlich nicht ohne im Traum ebenfalls Besuch zu bekommen. Nur keineswegs erfreulicher Natur, leider. Da konnte sie sich für Ryatts anstehende Visitation weitaus mehr begeistern, denn der Veteran hatte sich in den letzten Wochen als durchaus angenehme Gesellschaft entpuppt. Brachte sie durch ihren geteilten Humor erstaunlich oft zum Lachen, wenn man die Hintergründe ihrer Bekanntschaft betrachtete. Natürlich war da oft der Hintergedanke, dass Victor diese Freundschaft kaum gutheissen würde. Aber eigentlich kamen diese nur dann, wenn sie alleine war und allgemein gerade in ihrem bring-mir-sofort-meinen-Freund-zurück-Loch steckte. Victor gegenüber hatte sie tatsächlich nichts von Ryatt erwähnt. Jedoch weniger aus dem Grund, dass sie es verschweigen wollte, als einfach aus Zeitmangel beim Telefonieren. Die wertvollen Minuten waren sonst schon vollgestopft gewesen mit Fragen und Antworten und ihrem konzentrierten Zuhören, mit dem sie jedes seiner Worte und den Klang seiner Stimme in sich aufgesaugt hatte. Für diese viel zu kurze Dauer hatte Ryatt in ihrem Kopf gar nicht existiert, wie sehr viel anderes wohl auch. Aber heute existierte er wieder und Faye warf immer wieder flüchtige Blicke nach draussen ins dezent ungemütliche Schneegestöber, um zu prüfen, ob er bereits die Strasse entlang angezottelt kam. So ganz wohl war ihr ja nicht dabei, ihm ihre Wohnadresse verraten zu haben. Aber er hatte ihr hoch und heilig schwören müssen, die Adresse sofort wieder überall zu löschen, wenn er sie erstmal gefunden hatte. Dann wüsste er ja fürs nächste Mal auch, wo er durch musste und brauchte die Adresse theoretisch nicht mehr - und aus seinem Kopf war sie nunmal wesentlich weniger leicht zu klauen als von seinem Handy. Ein Klingeln verriet letzten Endes das, was sie schon gewusst hatte, weil sie ihn durchs Fenster erblickt hatte. Faye ging zur Wohnungstür, liess mit dem entsprechenden Knopf die Haustür unten entsperren, bevor sie auch hier den Schlüssel drehte, um ihn im offenen Türrahmen zu erwarten. Kaum hatte er den zweiten Stock erreicht, lockte sie ihn mit einem, von einem Lächeln begleiteten, "Hi" nach drinnen in die warme Stube. Sie nahm ihm die Jacke ab, nachdem er rausgeschlüpft war, um sie an einen der leeren Haken in der Garderobe zu hängen und wartete, bis er die nassen Schuhe ausgezogen hätte. "Willst du einen Rundgang?", fragte sie ein bisschen ironisch, da die Wohnung mit dem geräumigen Schlafzimmer, einem wirklich kleinen Nebenzimmer / Büro / Raum für alles und dem grossen Wohn- und Essbereich mit offener Küche eigentlich gar nicht so viel zu sehen hergab. Sie war schön, das sicher, aber für sie fehlte trotzdem noch immer so Einiges, bis sie diesen Ort ihr Zuhause nennen konnte. Falls das jemals passieren würde, bevor Victor wieder hier wäre... Was zu bezweifeln war. Das formale wie gehts dir hatte sie wohl mal wieder gekonnt übersprungen, aber das tat Faye oft. Wenn sie ernst gemeint war, war das eine Frage für später und wenn sie nur zur Begrüssung und für das übliche gut und selber dienen sollte, konnten sie es sich sparen.
This is your life, it's do or die, the sun may never rise again, so be the light the vision. This is your life, it's slipping by, you try to run but fall again, you get back up that's living.
Same tho, ist einfach jedes Mal geringfügig anstrengend x'D Bis alles halbwegs okay klingt bin ich immer völlig am strugglen.^^ ______
Es dauerte gar nicht lange, bis Faye die Tür nach dem Klingeln öffnete und ich mich vor dem Wetter ins Innere des Hauses flüchten konnte. Während ich die Stufen nach oben ging machte ich die Jacke schon einmal auf, um die Wärme an meinen Körper zu lassen. Kurz darauf erblickte ich auch schon Fayes Gesicht oberhalb der Treppenstufen und ihr Lächeln spiegelte sich automatisch bei mir wieder. Mit einem kurzen "Hey." begrüßte ich sie ebenfalls, als ich an ihr vorbei in die Wohnung ging. Da war es nochmal fühlbar wärmer als schon im Hausflur, weshalb ich nicht lange damit fackelte die Jacke loszuwerden. Die Brünette hängte sie - ganz die vorbildliche Gastgeberin - kurzerhand weg und ich schob mir in der Zwischenzeit die Stiefel von den Füßen. Versuchte dabei möglichst nicht mehr den Flur nass zu machen, als unumgänglich war. Was den Rundgang anging war ich mir erst nicht ganz sicher, was ich erwidern sollte. Die Wohnung hier war sicherlich nicht allzu außergewöhnlich und für mich war es auch kaum von Belang, welchen Einrichtungsstil Faye für welches Zimmer gewählt hatte oder welche Farbe ihre Möbel hatten. Allerdings verrieten die vier Wände, in denen Jemand wohnte, meistens auch einiges über die Person, die darin lebte. Selbst wenn die sich darüber meistens nicht so bewusst waren. "Och ja, kann nicht schaden. Will mich ja zukünftig nicht verlaufen.", bejahte ich ihre Frage also gegen Ende hin ebenfalls eher ironisch und zuckte locker mit den Schultern. Zwar ließ es sich in einer Wohnung, die nicht gerade einem kleinen Schloss glich, eher schwer verlaufen, aber ich ließ mich dennoch gerne auf die flüchtige Roomtour ein. Faye schien nicht unbedingt unordentlich zu sein und sie brachte offenbar auch ein Auge fürs Detail mit - zumindest hielt ich es für eher unwahrscheinlich, dass Victor sich noch um das eine oder andere Deko-Objekt gekümmert hatte, bevor er abgereist war. Auf das große, sicherlich sehr bequeme Bett war ich ein bisschen neidisch, auch wenn die etwas dünnere Matratze im Sozialheim immer noch sehr viel bequemer war, als das halbaufrechte Schlafen im Autositz. Oder die gefühlt nicht vorhandene Matratze im Obdachlosenheim. So dünn wie die gewesen war, konnte man sie eigentlich kaum noch so nennen. Wie erwartet gab es nichts wahnsinnig Spektakuläres in der Wohnung zu sehen, bis wir letzten Endes im Wohn- und Essbereich hängen blieben, der das eigentliche Ziel war. Er wirkte gemütlich und ich ließ auch dort meinen Blick erstmal einen Moment lang schweifen, bevor meine Augen schließlich zurück zu Faye fanden. "Ist auf jeden Fall schön hier, ich fühl mich wohl.", ließ ich die junge Frau wahrscheinlich überflüssig wissen, weil das ohnehin aus meinem allgemein entspannten Gemüt hervorging. Zwar waren meine Ansprüche an Unterkünfte inzwischen nicht mehr besonders hoch, aber das hieß ja nicht, dass ich mich automatisch überall wohlfühlen musste. Faye hatte es gemütlich hier. "Hast du einen Kaffee für mich? Oder falls nicht, einen Tee? Zum Aufwärmen.", fragte ich sie. Um was genau es sich nun bei dem heißen Getränk handelte, war mir eigentlich egal. Ich mochte Kaffee gerne und hatte ihn bei der Army grundsätzlich zum Wachwerden gebraucht, aber diese Routine war längst gebrochen worden. Ein Tee täte es also auch vollkommen, falls Faye keine regelmäßige Kaffeetrinkerin sein sollte und dementsprechend nichts hier hatte.
+ .Don't wait for the dust to settle. Don't wait til you've had enough. +
Same, aber zufrieden bin ich am Ende eigentlich trotzdem nie - irgendwann schick ichs einfach ab und machs damit zu deinem Problem... x'D _________
Seine Antwort auf ihre nicht wirklich nötige Idee der Wohnungsbesichtigung fiel ebenso ironisch aus wie der Vorschlag an sich, was das Lächeln auf Fayes Gesicht noch etwas breiter werden liess. "Ja... Ich dachte eben auch, dass wir das besser tunlichst vermeiden sollten", stimmte sie zu, bevor sie den kurzen Rundgang starteten. Wirklich viel zu sehen gab es nicht und sie hatte momentan auch wenig zu verstecken. Es war eben einfach die normale Wohnung eines Pärchens, von dem momentan aber nur ein Teil hier wohnte. Sie hatte auch noch etwas aufgeräumt, bevor er hergekommen war, weshalb dem Rundgang auch in dieser Hinsicht nichts im Wege stand. Manchmal neigte Faye zu Unordnung, wenn es ihr nicht besonders gut ging, weil sich ihre Gemütslage gerne in der Ordnung ihrer Wohnung widerspiegelte. Aber das musste Ryatt ja nicht direkt mitbekommen, daher die kleine Vorsorgemassnahme. Die hatte scheinbar auch gewirkt, denn vorerst hatte er nichts auszusetzen, was sie mit einem Lächeln zur Kenntnis nahm. "Freut mich. Es fehlt noch Einiges, bis es ganz zum Zuhause geworden ist, denke ich. Aber bis jetzt gefällt es mir auch", meinte sie dazu, wobei wohl relativ naheliegend war, woran das fehlende Gefühl von Zuhause höchstwahrscheinlich lag. Und dass auch ein paar Vorhänge und schöne Teller oder Kuscheldecken dem keine Abhilfe schaffen konnten. "Klar. Möchtest du Milch oder Zucker dazu?", Faye blickte ihn noch einen Moment fragend an, bevor sie sich abwandte um in die Küche zu gehen, dort zwei Tassen hervorzuholen und diese unter der Kaffeemaschine volllaufen zu lassen. Eigentlich trank sie nach dem Mittag selten noch Kaffee, aber da sie sowieso schlecht geschlafen hatte und wahrscheinlich auch in der nächsten Nacht schlecht schlafen würde, machte das Koffein den Braten auch nicht mehr fett und konnte ihr wenigstens vorübergehend dabei helfen, sich ein bisschen wacher zu fühlen. Als beide Tassen voll waren, brachte sie diese ins Wohnzimmer und stellte sie auf dem Couchtisch ab, bevor sie nochmal in die Küche ging. "Ich hab tatsächlich gebacken. Du darfst aber nichts sagen, wenn es schlechter schmeckt als bei Karen - schliesslich ist es der Wille der zählt", gab sie bekannt, warf ihm einen gespielt mahnenden Blick zu, als sie bereits mit dem Kuchen und zwei Teller zurückkam und auch das auf dem Tisch abstellte. Natürlich hatte sie nicht die Erwartung an sich, genauso gut backen zu können wie jemand, der dies beruflich tat. Aber sie wollte ihn nur schonmal vorgewarnt haben betreffend entsprechender Bemerkungen. Faye liess sich auf dem Sofa nieder und zog ihre Tasse zur Seite, bevor sie zwei Stücke des Kuchens schnitt und ihm eines davon auf einen Teller lud und vor die Nase stellte. Das andere nahm sie für sich, lehnte sich dann etwas zurück und zog ein Bein aufs Polster hoch, wie sie das gerne tat, wenn sie sich irgendwo hinsetzte. Ihre Augen fanden längst wieder zu ihm und noch bevor sie den ersten Bissen ihres Kuchens komplett runtergeschluckt hatte, tat sie mit einer ersten Frage ihr allgemeines Interesse kund. "Und, wie läufts mit deinen unartigen Zöglingen?", wollte sie wissen, zog dabei mit einem schiefen Grinsen eine Augenbraue hoch. So wie ihn das Schlittschuhlaufen letzte Woche begeistert hatte, konnte sie sich ja doch vorstellen, dass er sich vielleicht mittlerweile schon ein bisschen mit den Kindern angefreundet hatte. Aber gleichzeitig war die Vorstellung eben doch etwas absurd und sie fand das Bild vor ihrem inneren Auge von ihm mit Kindern durchwegs unterhaltsam.
This is your life, it's do or die, the sun may never rise again, so be the light the vision. This is your life, it's slipping by, you try to run but fall again, you get back up that's living.
Same². XD so oft wie ich irgendwas korrigiere oder komplett streiche sind dann am Ende auch oft sehr viel mehr Fehler drin als vorher - liebs. x'D ______
Wenn man ein richtig heimeliges Zuhause gewohnt war, dann könnten hier wahrscheinlich noch ein oder zwei Dinge fehlen. War bei mir nur eben nicht so der Fall. Ich hatte tatsächlich noch nie eine eigene Wohnung gehabt. Während meiner Zeit bei der Army hatte sich finanziell gesehen keine gelohnt, also hatte ich häufig in Hotels unweit meiner Heimatstadt residiert. Damit ich meine Eltern ebenfalls besuchen konnte, wenn ich zurück in die Staaten flog. Bei ihnen zu wohnen hatte für mich dabei nie zur Debatte gestanden. Manchmal hatte ich ein, zwei Nächte dort geschlafen, aber mehr nicht. Auf Dauer ging das auch nicht gut, weil ja doch immer wieder die Frage aufgekommen war, ob ich nicht endlich wieder nach Hause kommen wollte. Mal abgesehen davon, dass ich das nicht gewollt hatte, wäre das so von jetzt auf gleich ohnehin nicht machbar gewesen. Allerdings bezog sich Fayes Feststellung wahrscheinlich auch eher auf eine gewisse Person, die fehlte. "Dauert eben immer eine Weile, bis man sich an was Neues gewöhnt hat...", hielt ich meine Antwort dementsprechend eher allgemein. Es brauchte eine gewisse Zeit, bis man sich an eine Wohnung gewöhnte. Genauso wie es eben auch gefühlt ewig dauern konnte, bis man nicht mehr jeden Tag eine bestimmte Person 24/7 vermisste und im Kopf hatte. Aber der Tag würde hoffentlich irgendwann kommen, an dem Faye feststellte, dass sie nach einer Weile auch ohne Victor irgendwie ganz gut zurecht kam. Zumindest so gut, wie es eben ging, wenn man wusste, dass die Person irgendwann wiederkommen würde. Das war der Punkt, an dem ich Victors Verschwinden nicht gutheißen konnte. Es war ziemlich grausam zu gehen und dann eine noch ungewisse Zeitspanne dafür aufzustellen, wann man zurückkam. Faye würde immer darauf warten, dass er vielleicht am nächsten Tag heimkam und es war fragwürdig, ob sie damit überhaupt aufhören würde. Das war mentale Folter - aber eher keine Angelegenheit, in die ich mich einmischen durfte oder sollte. "Schwarz passt, danke.", teilte ich der Brünetten auf ihre Nachfrage hin meinen Wunsch mit. Ich trank Kaffee nicht immer ohne Milch und Zucker. War tagesformabhänging, worauf ich Lust hatte. In der Zwischenzeit machte ich mich schonmal auf den Weg zum Sofa, ließ mich auf das Polster sinken und machte es mir bequem. Dankte Faye dann für den Kaffee, als sie ihn rüber brachte. Als sie sagte sogar etwas gebacken zu haben, zuckten dann aber doch überrascht meine Augenbrauen nach oben. "So hoher Besuch bin ich jetzt auch wieder nicht, dass du mir extra Kuchen backen musst. Geburtstag hab ich auch nicht.", gab ich ihr ironisch zu bedenken, als sie gerade die Teller abstellte. Natürlich hatte ich nichts gegen Kuchen einzuwenden. Süßigkeiten waren immer verlockend, wenn auch nicht unbedingt förderlich dafür wieder in Form zu kommen. Fayes gespielter Vorab-Tadel ließ dennoch ein Grinsen in meinem Gesicht aufflackern. Bevor ich jedoch irgendwie darauf einging, bedankte ich mich auch für den Kuchen noch einmal und lehnte mich damit zurück. Aussehen tat er schonmal gut, auch wenn Optik bekanntlich nicht alles war. Während Faye mich nach meinen neuen Pseudo-Adoptivkindern fragte, brach ich gerade das erste kleine Stück vom Kuchen ab. "Naja... sie haben zumindest mittlerweile begriffen, dass ich mich nicht so an der Nase herumführen lasse, wie die lieben Betreuerinnen. Ich glaube wir sind also langsam am Ende mit dem ständigen Grenzen austesten... was definitv ein Fortschritt ist.", stellte ich sarkastisch fest. Dadurch, dass ich es mit Jugendlichen ab 12 Jahren zu tun hatte, waren die Biester - wie ich sie nur heimlich schimpfte - leider nicht mehr so naiv wie jüngere Kinder. Waren auch einfach schon gewiefter, etwas durchtriebener und gleichzeitig noch nicht so reif wie die jungen Rekruten, die ich bei der Army mitunter ausgebildet hatte. Es war ein richtiger Drahtseilakt diese Jugendlichen nicht zu sehr mit Worten zu strafen, weil sie sonst einfach dicht machten, und sie gleichzeitig aber auch nicht ungeschoren davonkommen zu lassen. Der Grat dahingehend war sehr schmal und tendierte auch bei jedem Exemplar in eine andere Richtung. "Die beiden Mädchen in der Gruppe sind ziemlich umgänglich... aber die Jungs kosten mich wirklich den einen oder anderen Nerv, da bin ich ehrlich.", ergänzte ich und zuckte mit den Schultern, bevor ich mir das erste Stück Kuchen in den Mund schob. Es fast schon andächtig kaute, damit meinen Geschmacksknospen auch ja nichts entging. Es dauerte ein paar Sekunden, bis ich dann schließlich leicht vor mich hin nickte und den Kuchen schluckte. "Doch, ja... der Kuchen ist sehr gut. Für eine Hobbybäckerin.", gab ich mein Urteil kund. Ich hatte nichts an Fayes Backkünsten auszusetzen und fügte die Hobbybäckerin nur an, damit sie sich gespielt künstlich darüber aufregen konnte, falls ihr der Sinn danach stand. Das Grinsen in meinem Gesicht dürfte sehr eindeutig vermitteln, dass ich sie damit nur neckte.
+ .Don't wait for the dust to settle. Don't wait til you've had enough. +
Ein Glück, dass wir uns immer irgendwie wieder einfinden damit wieder einigermassen läuft... x'D ____________
Ja, das liess sich sicher pauschal so sagen und sie war grundsätzlich zuversichtlich, dass es irgendwann besser wurde. Das musste es eben einfach, dafür ging sie ja zur Therapie und dafür arbeitete sie an sich selbst, bemühte sich darum zurück zur Sonnenseite des Lebens zu finden. War ja nicht nur Victor, der während seiner Abwesenheit ein Grundsatzproblem zu lösen hatte und auch wenn nicht sie es war, die entschied, wann dieses Problem soweit gelöst war, dass er zurückkommen konnte, so wäre es doch mehr als nur ein bisschen wünschenswert, wenn sie zu dem von ihm auserkorenen Zeitpunkt ebenfalls bereit für seine Rückkehr war. Aber das würde sich zeigen und sie hatte kein Bedürfnis, dieses Thema nun mit Ryatt näher zu besprechen, weshalb sie es mit einem schwachen Nicken abschloss. "Weisst du Ryatt, genau darum hab ich auch keinen Geburtstagskuchen gebacken, sondern einen Normalen. Siehst du das nicht? Keine Kerzen, keine Zuckerstreusel", wies sie ihn sarkastisch darauf hin, dass der Kuchen offensichtlich nicht wirklich einem besonderen Anlass zu verschulden war. Eher einfach ihrem Bedürfnis, sich ständig zu beschäftigen und irgendwelche normalen Dinge zu tun, die sie vergessen liessen, dass sie nicht mehr wusste, was normal überhaupt bedeutete. Gemäss Ryatt war es Kuchenbacken für einen einfachen Besuch wahrscheinlich nicht, aber wenn sie das regelmässig tat, würde sich seine Einstellung demgegenüber wohl auch ändern. Mal schauen, ob es dazu kommen sollte und wie es im Voraus jeweils um ihre Motivation stand. Motivation war im Übrigen ein gutes Stichwort, um auf Ryatts Arbeit zu sprechen zu kommen. Seine Schilderungen führten umgehend zu einem Grinsen auf Fayes Gesicht, einfach, weil sie sich das alles so schlecht vorstellen konnte. Ihn mit Kindern - noch besser Teenager. Sie selbst hatte wenig Erfahrung mit Menschen in diesem Alter, halt nur dann, wenn mal wieder einer aus dieser Kategorie auf ihrer Tragbare lag. Aber in solchen Situationen waren sie wohl schlecht als Massstab für das Verhalten ihrer Generation zu werten. "Na das klingt doch schonmal super, du entwickelst dich noch zu Kinder's besten Freund", grinste sie und blickte ihn mit wackelnden Augenbrauen an. Eine wirklich verlockende Jobbezeichnung, doch. "Und dass Mädchen und Frauen angenehmer und unkomplizierter sind, ist halt einfach immer so. Das ändert sich nie im Leben", fügte sie weiterhin von Ironie gespickt an, warf ihm einen letzten vielsagenden Blick zu, bevor sie sich erneut ihrem Kuchen widmete. Besagter Kuchen, für den Ryatt schliesslich auch sein Urteil aussprach. Sie hatte schon fast den Mund aufgemacht, um sich zu bedanken, als er noch drei Worte anhängte. "FüR EiNe HoBbyBäCKeRin", äffte sie ihn nach und rollte die Augen in einem perfekten Kreis, bevor sie die Finger auch schon nach seinem Teller ausstreckte, um ihm den Kuchen wieder abzunehmen. "Ich kann ihn auch selber essen, weisst du?", informierte sie ihn weiterhin gespielt aufgebracht, hätte sicherlich auch ein Stück seines Kuchens für sich abgebrochen, wenn sie nicht beide Hände voll mit, naja, Kuchen gehabt hätte, den sie nun begutachten konnte. "Keine Angst, er hats nicht so gemeint. Manche Leute haben einfach keine Ahnung von den Backwundern aus meinem Ofen", murmelte sie dem beleidigten Gebäck zu, warf Ryatt dann noch einmal einen säuerlichen Blick zu. Es war ein bisschen dämlich, sich mit Kuchen zu unterhalten, soviel stand fest. Aber es war auch herrlich unbekümmert und lenkte wundervoll von allem ab, an das sie gerade nicht denken wollte - was es wiederum zu einer ganz angenehmen Beschäftigung machte.
This is your life, it's do or die, the sun may never rise again, so be the light the vision. This is your life, it's slipping by, you try to run but fall again, you get back up that's living.
Eben, halb so wild solange wir das noch irgendwie hinkriegen x'D ______
Dass man einen Geburtstagskuchen für gewöhnlich etwas festlicher dekorierte, war mir durchaus bewusst. Deshalb zog ich mit anhaltendem Grinsen die rechte Augenbraue fragend nach oben - so als ob das jetzt wirklich ihre beste Begründung dafür war, dass sie Kuchen gebacken hatte. War scheinbar aber tatsächlich so. Einen anderen guten Grund fürs Backen bekam ich nämlich nicht, es würde also schlichtweg Langeweile gewesen sein. "Ja ja, schon klar. Heißt das, dass ich dann zum Geburtstag auch noch einen kriege? Weil ich ja jetzt keine Streusel habe, du weißt schon.", spielte ich das Spiel ganz ungeniert fort und wackelte mit den Augenbrauen. Immerhin musste das möglichst frühzeitig alles geklärt werden, weil es natürlich noch ganz viele andere Leute gab, die mir sicherlich auch einen Kuchen backen wollten. Ein paar Monate Zeit zum Überlegen hatte Faye im Fall der Fälle noch, sie brauchte sich also gar nicht unter Druck gesetzt zu fühlen. Mal ganz davon abgesehen, dass ich sowieso nur selten an meinem Geburtstag Zuhause gewesen war in den letzten Jahren und ich dementsprechend auch kaum hohe Ansprüche hatte. Zwar war mir in der Army durchaus immer Aufmerksamkeit an meinem Geburtstag zuteil geworden, aber das übertrug ich keineswegs auf mein jetziges, ziviles Leben. An meinem letzten Geburtstag hatte ich noch im Krankenhaus gelegen, schlimmer konnte es also kaum werden. Dass ich mich noch zu Kinder's bestem Freund entwickeln würde, hielt ich für eher unwahrscheinlich. Deswegen schüttelte ich auch bald den Kopf, kaum hatte Faye das ausgesprochen. "Ich glaub so weit kommt's dann doch nicht. Dafür bin ich ihnen ziemlich sicher zu streng.", musste ich die Brünette enttäuschen, wobei auch da wieder der Sarkasmus mitschwang. Es ließ sich von mir noch eher schwer einschätzen, was die Kinder nun eigentlich wirklich von mir hielten. Sie ließen dahingehend nicht besonders viel durchscheinen - außer eben immer dann, wenn ihnen nicht passte, was sie tun oder lassen sollten. Aber ganz gleich, was meine Ziehkinder am Ende im einzelnen davon hielten, blieb ich der festen Ansicht, dass klare Grenzen wichtig für sie waren. Es war unschwer zu erkennen, dass jedes für sich schon irgendeine Art von psychischem Knacks hatte. Es war nicht meine Aufgabe den grade zu biegen, aber ich konnte zumindest versuchen eine halbwegs gute Richtung für die Zukunft vorzugeben. Da kam es mir zugute, dass ich bei der Army eine Führungsposition innegehabt hatte. "Ja, das sehe ich.", war mein einziger prustender Kommentar zu Fayes Behauptung und ich ließ dabei vielsagend meinen Blick an ihr runter und wieder hoch wandern. Natürlich auch wieder nur, um sie ein bisschen aufzuziehen, was sich zeitnah rächen sollte. So schnell konnte ich nämlich fast nicht gucken, da hatte ich keinen Kuchen mehr. Erst sah ich meinem Teller kurzzeitig verdattert nach, aber das wandelte sich bald in leises Lachen. Nämlich dann, als die Brünette mit meinem Stück Kuchen zu reden begann. "Den ganzen Kuchen? Du? Das will ich sehen.", gab ich mich dahingehend wenig überzeugt. Nein, den ganzen Kuchen würde sie nicht schaffen. Zumindest nicht schnell genug, dass ich mir in der Zwischenzeit nicht einfach noch ein Stück abschnitt. Ohne Teller, damit hier auch überall Krümel verteilt wurden. Sie brauchte schließlich was zu tun, wenn ich später wieder ging. "Nein, im Ernst jetzt... der Kuchen ist wirklich gut. Auch wenn es mir ein bisschen Sorgen macht, dass du mit ihm redest... machst du das öfter?", hakte ich gespielt besorgt nach und neigte den Kopf dabei vermehrt in ihre Richtung. Wenn sie sich tatsächlich öfter mit ihrem Essen unterhielt, wäre das wohl auch eine Sache, die sie besser ihrer Therapeutin stecken sollte. Spätestens dann, wenn das Gebäck etwas erwiderte.
+ .Don't wait for the dust to settle. Don't wait til you've had enough. +
Oooh beinahe hab ichs vergessen zu erwähnen - unglaublich aber wahr: Ich bin fertig mit Kopieren!!! xD Also wenn ich dir zwei Dokumente à 1499 bzw. 1162 Seiten schicken soll, sag Bescheid. xDD _____________
Hmm, hiess es das denn? Sie war sich nicht ganz sicher, aber im Grunde sprach ja nicht wirklich was dagegen. Wenn er damit nicht lieber Karen beauftragen wollte, konnte sie ihm gut einen Geburtstagskuchen backen. "Naja, wenn du mir sagst, wann du Geburtstag hast und wenn du dich bis dahin als dessen würdig entpuppst, könnte ich mich möglicherweise dafür begeistern, ja", zeigte sie sich entsprechend gütig. Aber natürlich nicht ohne ihn dabei nochmal kritisch zu mustern, als wäre sie sich noch nicht wirklich sicher, ob er diesen Level von würdig tatsächlich erreichen könnte. Nun, von den Kindern würde er scheinbar schonmal keinen Kuchen bekommen, wenn sie bis dahin nicht plötzlich begeistert von strengen Erziehern wären (oder sie dazu gezwungen wurden). Das verkleinerte den Kreis von potentiellen Geburtstagsbäckereien natürlich merklich und am Ende würde es sowieso an ihr hängen bleiben. "Tja, dann musst du sie wohl anderweitig davon überzeugen, dass du das Beste bist, was ihnen hätte passieren können... Aber frag mich dabei besser nicht nach Tipps - sobald sie nicht mehr im Rettungswagen festgeschnallt sind, überfordern mich die kleinen Biester meistens relativ schnell", tat die Brünette ihre eigene Ahnungslosigkeit im Umgang mit Kindern kund und zuckte bedauernd die Schultern. Falls sie jemals Kinder haben sollten, würde Faye davor wohl diverse Elternkurse besuchen müssen, um irgendwie einen Plan zu haben, wie sie sich gegenüber dem Nachwuchs korrekt verhielt. Man konnte dabei natürlich auch auf Intuition und Instinkte setzen, aber so wie sie sich und Victor einschätzte, dürften sie, wenn sie nur besagter Intuition folgten, ziemliche Helikoptereltern abgeben. So wie sie eben auch schon gegenüber einander diese überbehütende, besorgte Ader zeigten. Zumindest bisher gezeigt hatten - mit viel Arbeit kamen sie jetzt zumindest teilweise aus diesem Verhaltensmuster raus. Die Zeit würde hier wohl zeigen, wie sich ihre Beziehung entwickelte. Ryatt schien eher nicht mit Konsequenzen für seine nicht so nette Aussage gerechnet zu haben, so verdattert wie er dem Teller hinterher blickte. Dass er im Anschluss aber ihre Fähigkeit, den ganzen Kuchen allein zu essen, anzweifelte, liess sie nur wieder schnippisch die Augen verdrehen. Sie könnte ihm schon beweisen, dass sie das Gebäck alleine runterbekam. Dann würde er aber sehr wahrscheinlich im Anschluss nicht mehr viel Schönes von ihr hören, weil sie mit Kotzen beschäftigt sein könnte. "Ich denke nicht, dass du das sehen möchtest", korrigierte Faye seine Aussage relativ überzeugt. Zumindest die Folgen ihres Selbstversuches möchte er mit Sicherheit lieber verpassen. Immerhin revidierte er sein Kompliment von vorhin, womit er sich auch das Stück Kuchen wieder verdiente. Also reichte sie ihm den Teller mit einer feierlichen Geste, begleitet von einem tiefen Seufzen. "War das so schwer, Ryatt..? Wirklich..?", fragte sie theatralisch, bevor sie sich nun auch endlich wieder dem Essen widmen konnte, da sie eine Hand frei hatte. Einen Moment hielt sie aber noch inne, das abgebrochene, mundgerechte Stück bereits in den Fingern. "Nun, eigentlich nicht...", begann sie seine Frage zu beantworten, betrachtete den Bissen kurz, ehe ihre Augen nochmal zu dem Mann neben sich auf dem Sofa fanden. "Nur dann, wenn meine Gesprächspartner den Eindruck erwecken, der Kuchen hätte mehr Achtung vor meinen Gefühlen als sie", beendete sie den Gegenschlag, wobei die gespielt ernste Maske aber final zu bröckeln begann, noch während sie sich den Kuchen zwischen die Zähne schob. Er konnte sich sicherlich selbst ausdenken, dass er nicht so schlimm sein konnte, wie sie ihn gerne darstellte. Sonst würde er nämlich ganz sicher nicht hier sitzen, weil sie ihm dann ihre Adresse nie im Leben genannt hätte.
This is your life, it's do or die, the sun may never rise again, so be the light the vision. This is your life, it's slipping by, you try to run but fall again, you get back up that's living.
Oha, da warst du jetzt schneller als ich dachte, Huuuuut ab. x'D Und eh ja, wie willstes denn schicken? **ist grade sehr froh, das sie neulich allen einen Geburtstag gegeben hat** x'D ______
Wenn ich mich als würdig entpuppte? Gut, ich konnte bisher natürlich kaum behaupten, dass ich eine besonders tolle Bereicherung für Fayes Leben war. Viel mehr hatte ich sehr viel dazu beigetragen, dass sie jetzt so hier saß. Alleine hier wohnte und wöchentlich ihre Therapeutin aufsuchen musste. Mitunter deshalb war ich auch so froh, dass die Brünette mir weiterhin eine Möglichkeit dazu gab, mich in ihrer Nähe aufzuhalten. Vielleicht kam ich dann ja wirklich noch dazu, das eine oder andere wieder gut zu machen, auch wenn das teilweise schlichtweg gar nicht möglich war. Sollte sie aber mal bei Irgendetwas Hilfe brauchen, dann würde ich ihr gerne unter die Arme greifen. "26. Mai. Mir bleiben also noch ein paar Monate, um mich ins Zeug zu legen.", meinte ich und nickte bestätigend, so als würde ich wirklich exzessiv auf den Geburtstagskuchen hinarbeiten wollen. Nein, da machte ich keinem von uns beiden Druck. Wenn Faye Lust dazu hatte, dann durfte sie mir gerne einen backen - weil sie es ja scheinbar konnte und ich auch keine extravaganten Wünsche vertrat - und wenn nicht, dann eben nicht. Dass die junge Frau selbst nicht so gut mit Kindern zu können schien, ließ mich doch etwas skeptisch die rechte Augenbraue hochziehen. Ich konnte mir schwer vorstellen, dass sie damit im ersten Moment genauso überfordert sein würde, wie ich es gewesen war - es stellenweise immer noch war, wenn die Jugendlichen wieder mal irgendwas taten, worauf ich ganz einfach nicht gefasst war. "Also erstens... hör auf, meine Gedanken zu lesen. Das ist eigentlich mein geheimer Spitzname für das junge Fußvolk, jetzt brauch ich einen neuen.", tadelte ich sie ironisch. So leicht wurden die Kids ihren Kosenamen dann doch nicht los. "Und zweitens... kann ich mir das nur schwer vorstellen. Also dass du dich genauso hilflos anstellst wie ich, meine ich. Andererseits... ist es doch auch wieder nicht überraschend, weil du nicht zum ersten Mal mit Irgendwas um die Ecke kommst, das ich so nicht erwartet hätte.", folgte ich einfach wörtlich meinen Gedanken und zuckte letzten Endes abschließend mit den Schultern. Ich hatte ja auch nicht gedacht, dass Faye im Krieg gewesen war. Oder dass sie mit mir aufs Eis gehen würde. Oder dass sie mir spontan Kuchen backte, weil ihr der Sinn danach stand. "Nein, eher nicht.", bestätigte ich. Es gab halt sehr viel sehenswerteres, als eine von Übelkeit geplagte Faye, die am Ende dann noch zu jammern und zu spucken anfing. Da sollte sie den Kuchen also doch lieber mit mir teilen, dann hatten wir beide was davon und keiner würde kotzen gehen. Besagtes Gebäckstück überreichte sie mir dann schließlich auch wieder. Natürlich nicht ohne die gewisse wörtliche Extrawürze und das anhaltende Schauspiel der Dramaqueen. Ich nahm den Teller entgegen und erst, als ich mir des Kuchens wieder sicher war, setzte ich zu einer Antwort an. "Ja, war's. Bin halt noch nicht so gut darin Jemanden für sowas Banales wie Kuchen zu loben. Treff' mal ne Zielscheibe genau in der Mitte, vielleicht kriegst du dann einen beherzten Schulterklopfer.", erwiderte ich trocken, auch wenn der Sarkasmus anhielt. "Musst ja nicht schießen, kannst auch mit Gebäck werfen.", hängte ich grinsend an, kurz bevor das nächste kleine Stück Kuchen in meinen Mund fand. "Also jetzt mach aber mal halblang, kleine Königin des Kuchendramas.", schnaubte ich kopfschüttelnd. Keineswegs beleidigt, eher nach wie vor amüsiert. Ich konnte es mir letzten Endes dann halt doch nicht verkneifen, sie als solche zu bezeichnen, statt das nur in meinem Kopf zu behalten. Wir wussten ja aber beide, dass das hier nur sinnfreies Geplänkel war und sich hier Niemand ernsthaft angegriffen fühlen musste. Unsere Bekanntschaft mochte noch nicht ewig alt sein, aber die Grundzüge des jeweils anderen wussten wir inzwischen dann doch schon einzuschätzen.
+ .Don't wait for the dust to settle. Don't wait til you've had enough. +
Ja, ich hab auch gedacht, dass das bis im Sommer dauern wird. Aber hatte diese Woche Mo-Fr Uni und dafür keine Arbeit, wobei die Uni wirklich noch ganz gechillt war, so vor dem offiziellen Semesterstart nächste Woche. Und da konnte ich richtig entspannt nebenbei alles kopieren...^^ Und jaaaa sie hat auch nur nach dem Geburtstag gefragt, weil ich gesehen habe, dass du den eingefügt hast... x'DD ___________
Ja, da konnte sie noch eine ganze Weile über die Farbe der Kuchendeko sinnieren und er konnte noch eine ganze Weile daran arbeiten, sich den Kuchen überhaupt zu verdienen, denn scheinbar stand sein Geburtstag nicht allzu bald an. "Schätze mal, bis dahin hab ich deinen Lieblingskuchen mit etwas Übung auch perfektioniert", nickte sie das Datum zufrieden ab. Sofern er ihr in der Zwischenzeit einmal verriet, was sein Lieblingskuchen überhaupt war, natürlich. Aber das verstand sich wohl von selbst, weshalb sie es nicht nochmal für ihn erwähnte. Die Sache mit den Kindern kam scheinbar mal wieder als Überraschung. Aber Faye konnte ihn insofern beruhigen, als dass sie ihm versichern konnte, dass sie Kinder nicht grundsätzlich scheisse fand - falls er das jetzt so verstanden hätte. "Irgendwo darf man seine Hexenskills doch wohl noch einsetzen...", murrte sie zuerst scheinheilig auf seine Beschuldigung des Gedankenlesens. Soweit war sie zwar glücklicherweise nicht wirklich, aber das verstand sich von allein. "Und ja, dann behalt den Namen eben - schliesslich bist du derjenige, der sich mit ihnen herumschlagen darf. Und zu meinen Fähigkeiten im Umgang mit Kindern kann ich lediglich sagen, dass ich so gar keine Erfahrungen habe. Es ist nicht so, als könnte ich Kinder nicht ausstehen oder so, in dieser Hinsicht musst du dein Bild von mir also nicht überdenken", wieder war ihre Tonlage eher ironisch, wobei sie genau wie er ein Schulterzucken anfügte, als sie weitersprach. "Ich kann mir nur vorstellen, dass sie mich ziemlich schnell überfordern würden", wie so Einiges im Leben halt. Und sie würde sich wohl auch etwas schwerer tun mit dem streng bleiben als er, was wiederum in der ein oder anderen Katastrophe enden dürfte. Und genau darum war sie im Krankenwagen einfach besser aufgehoben als im Kinderheim und hatte nicht vor, sich umschulen zu lassen. Übrigens auch nicht zur Bäckerin, selbst wenn sie hier scheinbar begabter war als mit dem Kinderhüten. "Ach? Und was wären deiner Meinung nach die weniger banalen Dinge, die Lob verdient hätten?", fragte sie zurück, wobei sich sowohl ihr linker Mundwinkel, als auch die gleichseitige Augenbraue nach oben bewegten. "Also abgesehen von der Zielscheibe. Die würd ich auch ohne Gebäck treffen, ich war nicht ganz so schlecht im Schiessen, wie du das vielleicht wieder mit meinem Wesen assoziiert hast", merkte sie sarkastisch an. Nein, wahrscheinlich würde sie überhaupt nichts mehr treffen, da sie seit Syrien keine Waffe mehr zwischen den Fingern gehalten hatte und auch absolut kein Interesse hegte, es je wieder zu tun. Im Gegenteil. Sie hasste das Gefühl des kalten Metalls zwischen den Händen und blieb dem liebend gerne sehr weit fern. Schüsse waren ein bekannter Trigger für Kriegstrauma und Faye könnte wetten, dass es bei ihr nicht anders sein würde. Sie hasste schon jegliche Feiertage mit Feuerwerken, versteckte sich da gekonnt irgendwo unter tausend Kissen - selbstverständlich in Kombination mit Victors Nähe. Aber Ryatt durfte ruhig glauben, dass sie schiessen konnte. Solange er nicht erwartete, dass sie es ihm bewies. Denn in einem solchen Fall würde sie freiwillig und schneller als er gucken könnte auf ein Stück Kuchen zum Werfen ausweichen. "Kleine Königin des Kuchendrams??", wiederholte sie zum zweiten Mal an diesem Nachmittag eine Bezeichnung, die er für sie kreiert hatte. Nur diesmal eher belustigt als beleidigt. "Du nimmst den Mund ziemlich voll für das du mit meinem Kaffee und meinem Kuchen auf meinem Sofa sitzt und nicht umgekehrt, das ist dir schon klar, oder?", fragte sie schief grinsend, zog die Augenbrauen nun beide etwas höher in Richtung Haaransatz. Gut, dass sie die meisten Spässe relativ leicht verdaute. Aber theoretisch hätte er sich schon langsam eine Strafe verdient.
This is your life, it's do or die, the sun may never rise again, so be the light the vision. This is your life, it's slipping by, you try to run but fall again, you get back up that's living.
Ich seh schon, hast die Zeit richtig effektiv genutzt. :'D Äußerst großzügig. x'D ______
Es schien so, als würde ich mit dem Kuchen zu meinem Geburtstag noch auf das eine oder andere Problem stoßen. Der Lieblingskuchen war nämlich der nächste Haken - keine Ahnung, welcher das sein sollte. Ich mochte so gut wie jeden Kuchen, nur von Kombinationen mit Alkohol war ich kein so großer Freund. Zwar hatte ich in den letzten Jahren durchaus öfter Mal zur Feier des Tages ein Gläschen mit anderen höheren Tieren der Army gehoben, aber in Lebensmitteln hatte das Zeug für mich irgendwie nichts zu suchen. Mit Schnapspralinen konnte man mich quasi jagen. "Tja, das... wird schwierig, weil ich keinen Lieblingskuchen habe. Ich kann dir nur sagen, was ich... nicht mag.", stellte ich fest und drehte die Augen ein paar Sekunden lang nach oben, sah nachdenklich an die Decke. Aber auch daraufhin wollte mir kein spezifischer Kuchenwunsch einfallen. Ich wurde mir lediglich bewusst darüber, dass ich nicht unbedingt Streusel brauchte. Faye rückte mein Bild von ihrer Beziehung zu Kindern zunehmend ins rechte Licht und ja, wenn ich so darüber nachdachte, dann war es sogar fast naheliegend. Wenn sie es den kleinen Biestern genauso immer Recht machen wollen würde, wie das offenbar bei anderen Menschen in ihrem Leben der Fall war - mal dahingestellt, ob das auch immer funktionierte - dann könnte sie das ziemlich schnell überfordern. Oder eben dazu führen, dass sie es etwas zu gut mit den jungen Menschen meinte. So wie mit mir auch, wenn wir ehrlich waren. "Gut, also wenn du es so formulierst... klingt's nicht grade weit hergeholt.", bestätigte ich sie und wiegte den Kopf leicht hin und her, bevor ich nebenher den Kuchen weiter verputzte. Das gab mir auch Zeit, um darüber nachzudenken, wofür ich Faye denn ein Lob aussprechen konnte. Also unabhängig von den offensichtlichen Dingen, die sich in unserer gemeinsamen Zeit schon ereignet hatten. Die Sache mit der Zielscheibe ließ ich mit einem nicht gut kaschierten Grinsen mal einfach so stehen - einfach weil ich mir nicht vorstellen konnte, dass sie besonders gut im Schießen war. Erstens, weil es nicht ihr Job gewesen war und zweitens, weil es zumindest schon eine kleine Weile her sein dürfte, dass sie im Krieg gewesen war. So oder so würde sie deutlich schlechter darin sein als ich. "Wann hast du Syrien eigentlich verlassen..?", hakte ich was das anbelangte dann aber doch nach, weil ich es gerne richtig einordnen können würde. Ich mochte Schätzerei nicht besonders gerne, die Fakten zu kennen war immer besser. "Es verdient mit Sicherheit ein Lob, dass du's so oft mit mir aushältst, ohne senkrecht die Wände hochzulaufen.", meinte ich mit einem Schulterzucken und legte den Kopf dabei schief, lächelte sie beinahe etwas entschuldigend an. Ich wusste, dass ich langfristig sehr anstrengend werden konnte. Es hing eben auch stark von meinem Gemüt ab, weil das relativ wechselhaft veranlagt war. Ich brauchte ständig Abwechslung. Was zu tun. Irgendwas, das mir Antrieb gab. Momentan gab es nicht sonderlich viele Auftrieb spendende Aspekte in meinem Leben, also versuchte ich mir meine gute Laune für die wichtigen Momente aufzusparen. Für jetzt zum Beispiel. Faye konnte schließlich am allerwenigsten etwas dafür, dass ich mich in diese Lebenssituation manövriert hatte. Womit wir dann auch bei Fayes letzter Aussage, beziehungsweise Frage angekommen waren. "Ja, ich weiß... weshalb du jetzt vielleicht etwas besser verstehst, warum ich nicht bei meinen Eltern bleiben wollte. Ich hätte die Beziehung zu ihnen sonst nur irgendwann ganz an die Wand gefahren.", stellte ich fest. Diese Worte enthielten auch keinerlei Sarkasmus mehr, weil es eben nicht witzig war, sondern eine unumstößliche Tatsache. Ich war durchaus anpassungsfähig - siehe Army - aber ich war auch wahnsinnig ruhelos, weshalb meine häufigen Reisen beim Militär perfekt gewesen waren. Wenn ich das Gefühl hatte zu lange an ein und derselben Stelle zu stehen, wurde ich schnell zum Wirbelsturm, der vor fast nichts Halt machte. Das war für Niemanden gut, auch für mich selbst nicht. "Aber ich kann dir als Schadensbegrenzung für meine konstante Nervigkeit anbieten, dass du mich mal bei der Arbeit besuchst... in der Pause natürlich, es wären also maximal 30-60 Minuten. Aber wenn's nachmittags ist, dann sind die Plagegeister trotzdem da und sie finden bestimmt einen guten Grund, mich vor dir bloßzustellen. Das können sie mit am besten.", machte ich ihr ein Angebot und sah sie abwartend an. Sie brauchte sich ja mit den Kids nicht zu beschäftigen, falls sie sich diesen Besuch tatsächlich nicht lieber entgehen ließ.
◈ pain is the feeling of weakness leaving the body ◈
Sein Geständnis bezüglich des nicht vorhandenen Lieblingskuchens liess die Brünette sorglos grinsen. "Na das ist doch nicht schlimm", verkündete sie, zuckte unbekümmert mit den Schultern."Da wir noch so viel Zeit haben bis zu deinem Geburtstag, werde ich mich bis dahin wohl einmal quer durchs ganze Sortiment backen und zu deinem Geburtstag gibts dann deinen Favoriten nochmal. Mit Glitzer und Kerzen", falls ihm das noch nicht aufgefallen war: Sie war ein sehr lösungsorientierter Mensch. Zumindest dann, wenn die von ihr auserkorene Lösung so einfach erschien. "Aber du darfst mir trotzdem sagen, was du nicht magst, dann kann ich das schonmal von der imaginären Liste streichen", schob sie nach, blickte ihn dabei fragend an. Da war ihr ihre Zeit dann doch etwas zu wertvoll, als dass sie ihm einen Zitronenkuchen backen wollte, wenn er schon jetzt wusste, dass er Zitronen hasste. Liess sich ja relativ leicht vermeiden. Die Frage nach Syrien bedurfte da etwas mehr Hirnzellen ihrerseits, da sie tatsächlich erstmal nachrechnen musste. "Ist etwas mehr als 1.5 Jahre her...", liess sie ihn wissen, als sie zu einem Ergebnis gekommen war. "Und du? Schon länger wieder im gelobten Land?", stellte sie kurzum die etwas ironische Gegenfrage. So wurde die Heimat immerhin gerne dargestellt von den ganzen Patrioten, die die Rolle der USA in den Kriegen erstmal bastelten. Faye fühlte sich diesbezüglich - wie wohl die meisten anderen Heimgekehrten auch - etwas desillusioniert. Sie liebte ihr Herkunftsland schon irgendwie. Aber ob das zwingend die Gewinnernation schlechthin war, die so viel weniger falsch machte als die Länder und Gruppierungen, die sie bekämpften, sei mal dahingestellt. Sie hatte eigentlich nicht unbedingt erwartet, dass Ryatt ihr gegenüber jetzt irgendein Lob aussprechen würde, sondern eher, dass er ihr Dinge aus dem Leben nannte, die seiner Meinung nach eben Lob verdienten. Wobei das offensichtlich gar nicht so relevante Dinge waren, wie sie eigentlich erwartet hatte. Sie zog erneut eine Augenbraue hoch und schaute ihn wohl etwas irritiert an. "Welcher Teil deiner Anwesenheit sollte denn so anstrengend sein, dass ich mich deswegen gleich als Spinne versuchen wollen würde?", fragte sie zurück, wobei wohl offensichtlich war, dass sie sich die Antwort selbst wirklich nicht zusammendichten konnte. Sie hatte ihre letzten Treffen eigentlich aus ausgesprochen entspannt und erfrischend erlebt. Eine gute Ablenkung zu ihrem allgemeinen Seelenballast. Einen Grund zur Freude und zum Lachen in Zeiten, in denen sie das zwischendurch gerne zu tun vergas. Also nein, folglich gab er ihr bisher wenig Gründe, die Wände hoch zu gehen. Zu der Bemerkung bezüglich seiner Eltern, sagte sie lieber nichts mehr, gab lediglich mit einem langsamen Nicken bekannt, dass sie verstanden hatte und schaute etwas nachdenklich auf ihren Kuchen, von dem sie sich erneut einen Bissen in den Mund schob. Das war eine Sache zwischen ihm und seinen Eltern und sie würde ihm hier ganz bestimmt auch nicht mit gut gemeinten Ratschlägen zur Seite stehen. Er wusste schon, was er tat und wenn er der Meinung war, dass er er besser nicht bei ihnen wohnte, dann würde das wohl so sein. Konnte sie immerhin so gar nicht beurteilen, wo sie seine Eltern noch nicht mal kannte. Sein folgender Vorschlag zog dann schon eher wieder einen etwas belustigten, kritischen Gesichtsausdruck ihrerseits nach sich. Ihn auf der Arbeit besuchen? Inklusive Kinder und allem, was die am besten konnten? "Warum nicht, könnte interessant werden", willigte sie indirekt ein, betrachtete ihn aber noch einen Moment länger mit demselben Blick. "Aber nur, wenn du ihnen vorher sagst, dass sie nett zu Tante Faye sein müssen, weil ich nicht vorhabe, dann auf Platz zu heulen, weil sie sich dazu entscheiden, lieber mich statt dich fertig zu machen", stellte sie eine Bedingung auf, die er wohl maximal teilweise beeinflussen konnte. Ihr Glück, dass Kinder gegenüber Fremden meistens erstmal zurückhaltend waren und nicht direkt zu schwere Geschütze auffuhren.
This is your life, it's do or die, the sun may never rise again, so be the light the vision. This is your life, it's slipping by, you try to run but fall again, you get back up that's living.
Wenn Faye gerne so viel Zeit in meine Kuchenfindungsphase investieren wollte, sagte ich dazu natürlich nicht Nein. Ein bisschen Kuchen hier und da hatte noch Niemandem geschadet. Solange sie mir also nicht wöchentlich einen neuen auftischte, nahm ich das gerne an. "Also Glitzer brauch ich nicht unbedingt... es sei denn es gibt ein Einhorn on top, dann natürlich schon.", kam ich ironisch auf ihre Form der Geburtstagsdekoration zu sprechen. Niemand sagte Nein zu einem Einhorn. "Bitte kein Alkohol. Weder im Teig, noch in der Füllung... und eher keine Buttercreme.", gab ich ihr mit einem schiefen Grinsen die einzigen beiden Dinge zu bedenken, die ich grundsätzlich von vornherein lieber nicht haben wollte. Das war nicht viel, es blieben also noch genügend andere Kuchenvariationen übrig, die sie mir vorsetzen konnte. Wie schon vermutet lag Fayes Dienst für die Army schon eine Weile zurück. Wenn auch offensichtlich nicht lange genug, um bis heute schon alle Schattenseiten verdaut zu haben. Allerdings war das wiederum kein Wunder, wenn sie aus irgendwelchen Gründen frühzeitig abgedankt hatte. Ich kam relativ gut mit meinem Rauswurf zurecht - zumindest wenn man von den Flashbacks absah, gegen die ich nichts zu machen wusste. "Nicht wirklich, seit ungefähr 19 Monaten.", beantwortete ich ihr Gegenfrage ohne zu zögern. War sicher überflüssig zu erwähnen, dass sich das Datum meines damaligen Einsatzes förmlich in mein Hirn gebrannt hatte. War schließlich ein sehr wegweisendes Ereignis in meinem Leben. Die Vereinigten Staaten hatten durchaus schöne Plätzchen zu bieten, aber an diesem Ort hier würde es mich wohl nicht ewig halten. Wahrscheinlich nirgends. Ob die USA überhaupt so löblich waren, wie diverse Einheimische es so gerne behaupteten, sei mal dahingestellt. Ich war auf jeden Fall lieber ständig im Ausland unterwegs gewesen. "Ich bin mir auch irgendwie noch nicht sicher, ob ich mich hier jetzt wohlfühlen soll oder nicht.", stellte ich im Anschluss an meine Gedanken sarkastisch fest. Natürlich war es mein Heimatland, aber ich verband damit noch nicht viel, außer schwierige Zeiten und eine Armee, die mich rausgeschmissen hatte, weil ich einen Fehler gemacht hatte. Es war in den letzten Jahren auf der Strecke geblieben, mich hier irgendwo Zuhause fühlen zu können oder etwas zu finden, wovon ich behaupten konnte, dass ich es nirgendwo anders finden konnte. Es gab bisher also nichts, das mich hier festhielt. Fayes darauffolgende, sichtbar irritierte Frage, war gar nicht so leicht zu beantworten. Es war nicht einmal für mich selbst einfach, die Resonanzen meiner Mitmenschen eindeutig richtig zu deuten. Allein deswegen schon, weil die von einem Tag auf den anderen plötzlich ganz anders ausfallen konnte. "Tja, wie formulier ich das jetzt am besten...", seufzte ich und ließ den Blick ein paar Sekunden lang durch den Raum wandern. "Um es möglichst unbefangen auszudrücken, würde ich sagen, dass mein Verhalten öfter mal sehr dynamisch ist.", versuchte ich es so neutral zu betiteln, wie nur irgendwie möglich war. "Ich ticke nicht plötzlich aus oder sowas, das nicht. Aber um es mit einem Kuchenbeispiel zu erklären - vielleicht mag ich Buttercreme in zwei Tagen plötzlich doch, nur weil ich die perfekte Variation davon für mich gefunden habe.", hängte ich ein ironisches Bild zur Veranschaulichung an. Nur der Alkohol, der war dabei wirklich komplett aus dem Spiel. "Ich lebe sehr im Hier und Jetzt und es gibt nichts, was mich mehr langweilt, als stumpfe Routine. Tagelang stillsitzen und chillen ist nicht mein Ding und um einen weiteren Verhaltenszug meinerseits mit den Worten meines ehemaligen Ausbilders auszudrücken: Du bist klug und sehr wortgewandt, also verspiel dir das nicht mit deiner grenzenlosen Neugier.", äffte ich ihn übertrieben nach und verzog dabei das Gesicht. "Ich kann manchmal wechselhafter sein als Aprilwetter und die Kombination aus all diesen Dingen ist vielen Menschen zu anstrengend...", schloss ich meine Erklärung schulterzuckend ab und schob mir dann das letzte Stück des Kuchens zwischen die Kiemen. Deshalb rutschte ich danach auch ein Stück weiter vor an die Sofakante, um gefahrlos den Teller auf dem Couchtisch abstellen und den ersten Schluck des Kaffees nehmen zu können. Ich hielt meine Neugier bei Faye auch wirklich bewusst im Zaum - eben weil ich nicht wollte, dass ich sie durch zu heftiges Nachstochern zum Weinen brachte, da es diverse Möglichkeiten dafür zu geben schien. Aber ich musste mich tatsächlich bewusst darauf fokussieren, um mich auch wirklich daran zu halten. Das war immer anstrengend für mich, aber sehr wichtig in diesem Fall. "Ich glaube, wenn ich die Plagegeister vorwarne, wird's eher schwieriger für dich. Ich versuch's in den nächsten Tagen mal gewissenhaft abzuwägen." Ich lehnte mich mit dem Kaffee in der Hand schließlich wieder bequem zurück und seit ich angefangen hatte, viel zu viel über mich zu reden, fand daraufhin das erste Mal mein Blick wieder direkt zu Fayes Gesicht.
◈ pain is the feeling of weakness leaving the body ◈
Sie war grundsätzlich keine Frau, die sehr viel mit Glitzer am Hut hatte. Aber für Menschen, zu denen das Zeug noch viel schlechter passte als zu ihr, hatte sie grundsätzlich immer etwas in die Richtung an Lager. Oder besorgte es freiwillig, weils eben so gut passte, wie er gleich darauf bestätigte. "Doch, ich glaube schon, dass du Glitzer brauchst. Über das Einhorn denk ich nach, wenn sich was finden lässt, sollst du das auch bekommen", zeigte sie sich diesbezüglich wenig einsichtig aber weiterhin mit einem zufriedenen Grinsen. Warum er den Alkohol wohl so vehement ablehnte..? Faye kam nicht umhin, sich kurz zu fragen, ob das möglicherweise einen Grund hatte. Menschen mit psychischem Ballast - zu denen Kriegsveteranen fast schon pauschal gerechnet werden konnten - hatten häufig Probleme mit Alkohol. Vielleicht hatte Ryatt auch sowas hinter sich und wollte nicht riskieren, je wieder damit konfrontiert zu werden? Eigentlich hatte sie nicht wirklich vorgehabt, das zu fragen, aber als Faye den Gedanken zu Ende gedacht hatte und sie den Blick blinzelnd wieder auf ihren Kuchen steuerte, wurde ihr auch klar, dass ihr nachdenklicher Gesichtsausdruck wahrscheinlich sowieso gerade alles verraten hatte. So, dass es jetzt fast seltsamer wäre, wenn sie überhaupt nichts zum Thema sagte. Weil das dann wiederum so aussehen würde, als würde sie sich ihren Teil still dazu denken. "Hat das einen Grund? Mit dem Alkohol...", fragte sie eine dieser Fragen, die möglicherweise eigentlich zu privat waren für ihren Freundschaftsstand. Aber wie immer vertraute sie einfach darauf, dass er ihr schon sagen würde, falls das der Fall sein sollte. "Aber geht auf jeden Fall in Ordnung, gehört beides auch absolut nicht zu meinen Favoriten", konnte die junge Frau ihn aber umgehend beruhigen, dass er sich vor solchen Zutaten be ihr eher nicht fürchten musste. Buttercreme lag einfach tendenziell viel zu schwer im Magen, als das sie sie geniessen könnte und Alkohol schmeckte ihr im Essen ebenfalls nicht wirklich. Vielleicht im Risotto oder in einer entsprechenden Sauce, aber sicher nicht in Kuchen oder Torten. Offenbar war Ryatt zu einer sehr ähnlichen Zeit aus dem Krieg zurückgekehrt wie sie, was Faye kurz erstaunt die Augenbrauen anheben liess. "Oh, echt? Das sind ist ja nur etwa zwei Monate später als wir", verlautete sie auch wörtlich. Und ihr fiel noch nichtmal auf, dass sie ihm mit diesen Worten sehr direkt mitteilte, dass sie nicht allein im Krieg gewesen, beziehungsweise davon zurückgekehrt war. Klar könnte es einfach irgendein/e Kamerad/in gewesen sein, der oder die das mit ihr durchgemacht hatte. Aber das war es eben nicht gewesen, weshalb sie eigentlich auch nicht vorgehabt hätte, es zu erwähnen. Wobei ihr Gehirn längst einen Schritt weiter war und damit bei Ryatts nächster Äusserung festhing. "Kann ich gut verstehen... Ich weiss nicht, ob dieses Land für jemanden, der gesehen hat, was wir anderorts anrichten, je wieder die gleiche Heimat darstellen kann wie früher...", murmelte sie ihre eigene Ansicht zum Thema vor sich hin und zuckte leicht mit den Schultern. Es lag ja nicht nur an dem, was die Regierung entschied und machte, die Kriege, in die man sich einmischte. Da war auch der nicht wirklich unwichtige Aspekt, dass das Leben hier einfach genauso weiterging, wie es das früher getan hatte. Und wenn man dann mal zurückkehrte und alles noch immer war wie damals, war das befremdlich. Schien irgendwie nicht korrekt. Aber genug philosophiert, scheinbar hatte Ryatt vor, seine vorhergegangene Bemerkung zu seinem Wesen noch etwas auszudeutschen, was Faye natürlich nur begrüsste. Sie musterte ihn neugierig, während er redete und tatsächlich hörte sie seiner Erklärung gerne zu - es klang interessant was er sagte, vielleicht sogar ein Stück weit intim und ziemlich reflektiert. Aber sie fragte sich auch, wie oft ihm das denn schon direkt oder indirekt gesagt wurde - also dass er anstrengend sei. Denn abgesehen von interessant, klang es eben auch traurig, fast einsam und triggerte damit ihre niemals schlafende Empathie. "Hmm... Vielleicht hast du auch einfach deinen Platz noch nicht gefunden... Ich meine, du hattest einen, in der Army. Aber seit du den verloren hast, ist noch nicht so viel Zeit vergangen... Vielleicht dauert es einfach noch eine Weile und irgendwann wirst du finden, was dir bisher immer gefehlt hat. Die eine Zutat, die die Buttercreme plötzlich zum besten Teil jedes Kuchens macht, sozusagen", dachte sie leise nach, zuckte wieder sachte mit den Schultern, bevor das Lächeln sich wieder in ihren Mundwinkeln festsetzte. "Ich fand dich bis jetzt eigentlich nicht anstrengend. Eher unterhaltsam. Aber auf eine gute Art", fügte sie dem noch an. Zu der Sache mit den Kindern sagte sie vorerst nichts mehr. Er konnte wohl gut selbst beurteilen, ob er die lieber vorwarnen wollte über ihren möglichen Besuch oder nicht.
This is your life, it's do or die, the sun may never rise again, so be the light the vision. This is your life, it's slipping by, you try to run but fall again, you get back up that's living.
Ich war mir sicher, dass man bei glitzernder Kuchendeko nicht wirklich sagen konnte, dass man sie brauchte. Vielleicht brauchte eine Mutter das Glitzerzeug, da ihre Tochter sonst bockig werden würde, weil sie keinen funkelnden Geburtstagskuchen hatte. Wobei man auch in einer solchen Situation nicht davon sprechen konnte, dass man den Glitzer brauchte. Luxusprobleme. "Ich bin mir sehr sicher, dass man bei Glitzer grundsätzlich nicht davon sprechen kann, ihn wirklich zu brauchen.", erwiderte ich belustigt und zog dabei die rechte Augenbraue nach oben. Faye schien sich aber ohnehin nicht mehr wirklich für essbare Deko zu interessieren, sondern über etwas ganz anderes nachzudenken. Ich nahm in der Zwischenzeit einen Schluck von dem Kaffee und musterte sie aufmerksam über den Rand der Tasse hinweg, bis sie letztendlich mit der Sprache rausrückte - am Alkohol hatte sie sich aufgehängt. Wahrscheinlich war die Frage angesichts meines steilen Abwärts-Lebensstils in den letzten Monaten auch sehr berechtigt, aber der Grund für meine Abneigung gegenüber alkoholhaltiger Süßigkeiten war sehr simpel. "Es liegt nicht daran, dass ich nicht rückfällig werden darf - da kann ich dich beruhigen." Nicht, dass ich nicht durchaus hier und da mal ein Bier reingekippt hatte, wenn das Geld dafür da gewesen war, aber für einen richtigen Rausch hätte es sowieso nie gereicht. Ich hatte im Alkohol nur ein Mittel dafür gesucht, mich für ein paar Minuten nicht mehr ganz so niedergeschlagen zu fühlen. Hatte nicht immer funktioniert, aber oft genug. Allein deswegen schon, weil ich ein sehr kommunikativer Mensch war und es leicht hatte, mich fremden Menschen in Bars anzuhängen und dadurch einen guten Abend zu haben. "Der Grund dafür ist, dass ich als Kind mal dachte es wäre eine gute Idee, heimlich das Pralinenversteck meiner Mom zu plündern. Ich hab es für normale Schokolade gehalten und das Karma für den Diebstahl kam sofort. Du kannst mich bis heute mit sämtlichen alkoholhaltigen Süßigkeiten in die Flucht schlagen... und mit dem fiesen Obstbrand, der da drin war.", erzählte ich Faye die kleine Geschichte, nicht aber ohne selbst bei dem Gedanken daran grinsen zu müssen. Tja, hätte ich damals nicht fast angefangen zu weinen, weil der Schnaps mir so widerlich auf der Zunge gebrannt hatte, hätte niemals Jemand gemerkt, dass ich in die Schachtel gegriffen hätte. Meine Mutter hatte dann auch darauf verzichtet, mich noch zusätzlich zu schimpfen. Ich dürfte nicht viel weniger überrascht aussehen als Faye kurz zuvor, als sie ein Wir in ihre Bemerkung einfügte. Um ehrlich zu sein dachte ich nur kurz darüber nach, ob es sich dabei womöglich nur um Kameraden ihrerseits handeln könnte. Um Menschen, zu denen sie keine übermäßig enge Bindung hatte, sie aber dennoch geschätzt hatte. Menschen, die aus dem selben Grund frühzeitig ausgetreten waren, wie die Brünette hier auf dem Sofa. Ich hielt es jedoch für unwahrscheinlich, dass sie wir sagen würde, wenn es sich dabei nicht um einen Menschen handeln würde, der ihr näher stand, der eine wichtigere Rolle in ihrem Leben spielte... oder gespielt hatte. "Wir..?", hakte ich nach kurzem Zögern nach, ohne den Blick wieder von ihrem Gesicht zu nehmen. Wahrscheinlich würde Faye nicht so gerne darüber reden - und mir das dann sagen - aber ungenutzt lassen konnte ich diese Chance nicht. So eine Steilvorlage würde ich nicht noch einmal kriegen, da war ich mir sehr sicher. Was mich selbst anging... ja, es war schon möglich, dass ich mich auch deswegen nicht wirklich wie Zuhause fühlte, seit ich wieder hier war. Selbst wenn man der Army gerne seinen Dienst leistete, hieß das noch lange nicht, dass man nicht hier und da berechtigte moralische Einwände haben konnte. Dass man nicht alles guthieß, was das amerikanische Militär so tagtäglich verpfuschte und mit Freuden auch unter den nächstbesten Teppich kehrte. Außerdem hatte das normale Umfeld hier eben auch ganz und gar nichts mehr mit meinem damaligen Lebensstil gemeinsam, die Umstellung war schwer und vielleicht noch gar nicht abgeschlossen. Ich dachte noch darüber nach, als Faye bereits fortfuhr und darüber zu philosophieren begann, dass ich wahrscheinlich einfach nur noch nicht angekommen war. Ich war mir nicht sicher, ob das jemals der Fall sein würde. Aber vielleicht dachte ich dabei auch zu engstirnig - der eigene Blickwinkel veränderte sich eben selten, wenn man keinen Ansporn dafür fand. Manchmal reichte eine einzige Konversation schon aus, um das Bild im Kopf eines Menschen langfristig zu verändern. "Könnte was dran sein... hab ich so noch nicht drüber nachgedacht.", murmelte ich nachdenklich und sah einen Moment lang nach unten in den schwarzen Kaffee. Vielleicht war es die Kombination aus beidem, was dafür sorgte, dass ich so ruhelos war. Natürlich würde es nichts an meiner gefühlt nie endenden Neugier ändern. Oder daran, dass ich einfach gerne immer wieder irgendwas Neues lernte oder ausprobierte. Dennoch würde es sicher etwas positives bewirken, wenn ich ein Plätzchen hätte, von dem ich wusste, dass ich dort Zuhause war. Nicht nur örtlich, sondern auch in der Gesellschaft. Wo eben einfach das ganze Drumherum stimmte. Ich hob den Blick wieder an, als die junge Frau noch ein paar Worte mehr loswurde und meine Mundwinkel unwillkürlich nach oben zuckten. "Das freut mich... ich fänd's nämlich sehr schade, wenn du mich bald schon wieder satt hättest.", lächelte ich. Meistens war ich nicht besonders gut darin, Gefühle wörtlich auszudrücken. Das war eins der wenigen Dinge, die ich nicht so leicht über die Lippen brachte. Auch aus dieser indirekten Formulierung ließ sie sicher deutlich genug herauslesen, dass Faye mir sympathisch war. Wir waren zwar etwas unterschiedlich gestrickt, aber bisher schien das kein Problem zu sein - oder zu werden - und die Treffen mit ihr hielten doch immer wieder angenehme kleine Überraschungen parat.
◈ pain is the feeling of weakness leaving the body ◈
"Womöglich hast du Recht...", seufzte Faye schweren Herzens vor sich hin. Auch wenn sie es nicht wirklich zugeben wollte: in Wirklichkeit brauchte wohl tatsächlich keiner Glitzer. "Aber in manchen Fällen kann Glitzer trotzdem helfen. Bei schlechter Laune zum Beispiel... oder bei verbranntem Kuchen, dem man dann das Schwarz nicht mehr ansieht... Oder um überhaupt erst Geburtstagsstimmung aufkommen zu lassen", zählte sie ihre verschiedenen Rechtfertigungen des Glitzeraspektes auf. Natürlich weiterhin alles andere als ernst, denn wenn sie tatsächlich Glitzer auf einen Geburtstagskuchen für Ryatt packen würde, wäre wohl sowieso umgehend allen Anwesenden klar, dass es sich dabei einfach nur um einen Scherz handeln konnte. Aber wie bereits festgestellt: Sie hatte ja noch etwas Zeit, um die Sache zu überdenken, sodass sie ihm gut dabei zuhören konnte, als er weitersprach und ihre Aufmerksamkeit so aufs nächste Thema lenkte. Und dass ihre Befürchtung bezüglich des Alkohols nicht der Wahrheit entsprach, hörte sie doch wirklich gerne. Ihr Lächeln wurde bei seiner Schilderung zu einem angetanen Grinsen, war die Vorstellung von Lil-Ryatt beim Schokolade-Plündern doch dezent amüsant. "Na dann... Dieses Bild behalt ich sehr viel lieber im Kopf als potenziellen Alkoholismus. Das Stehlen war dir aber schon damals nicht wirklich gegeben, hm?", konnte sie sich eine kleine, sarkastische Randbemerkung aber dann doch nicht verkneifen, blickte ihn schief grinsend an und zog die linke Augenbraue hoch. Er hätte wahrscheinlich besser schon damals wieder damit aufgehört. Klar konnte sie ihn schlecht für diese Taten verurteilen, wenn sie selbst nie obdachlos gewesen war und nicht wusste, wie es sich anfühlte, wenn man auf diese Art Überleben musste. Aber hätte er nicht gestohlen, hätte er Sean nicht kennengelernt... Oder umgekehrt, sie wusste es nicht genau und wollte es auch nicht unbedingt wissen, aber jedenfalls gab es da eine dunkle, nur allzu passende Verbindung zwischen Ryatts Kriminalität und dem Kopf dieses Rattenpacks persönlich. Faye war leicht verwirrt über den Ursprung seiner plötzlichen Überraschung und schaltete auch dann nicht sofort, als er das offenbar irritierende Wort nochmal wiederholt hatte. Ja, wir. "Naja halt -", setzte sie zur Klärung an, als ihr endlich klar wurde, was sie zuvor vergessen hatte. "Oh...", machte es noch leise, während sie den Blick langsam sinken liess und sie sich ziemlich plötzlich der Frage gegenübergestellt sah, ob sie Ryatt diese Erfahrung, die sie eben nicht wie automatisch angenommen schon längst mit ihm geteilt hatte, hier und jetzt auftischen wollte. Und wenn ja, wie. Wie zu erwarten, blieb sie einen Moment still, lehnte sich dann irgendwann vor, um ihren Teller auf den Beistelltisch umzulagern, bevor sie etwas tiefer in die Rückenlehne des Sofas sank. "Also...", mit der schmerzlichen Erinnerung an die wenig glamouröse Rückkehr aus Syrien konfrontiert, rieb Faye sich erstmal mit beiden Händen einen Moment lang übers Gesicht, bevor sie dezent hin und her gerissen wieder in seine Richtung schielte. Sie hatte keine Ahnung, was Victor davon halten würde, wenn sie hier aus dem Nähkästchen plauderte... Allerdings glaubte sie auch nicht, dass Victor vorhatte, sich irgendwann wieder mit Ryatt zu unterhalten und in dieser Hinsicht spielte es eben auch eine denkbar irrelevante Rolle, was die beiden denn nun voneinander hielten. Und Ryatt hatte ja keinen Grund, Victor aufgrund dieses Schicksals irgendwie zu verachten. Schwierig... "Ich... ich hab jemanden kennengelernt... in Syrien. Und... seine Karriere hat dort das gleiche... nicht sehr schöne Ende gefunden wie meine... Darum sind wir beide zurück in die Staaten geflogen worden...", erzählte sie noch relativ schwammig, während sie fast schon vorsichtig die Regungen seiner Mimik und die ganze Reaktion beobachtete. Ob er sich schon denken konnte, wen sie damit meinte? Sie wusste nicht, ob es offensichtlich war, konnte das ziemlich schlecht einschätzen, da sie nur ihre Version des Gesamtwissens kannte und darum nicht wirklich beurteilen konnte, ob die Schlussfolgerung ihrer Erzählung schon direkt auf der Hand lag. Aber er würde ihr das sicherlich umgehend mitteilen.
...sie beantwortet den Rest jetzt mal nicht mehr, weil wir gerade keine 5 Parallelkonversationen brauchen und ich keinen geschickten Übergang mehr basteln kann... x'D
This is your life, it's do or die, the sun may never rise again, so be the light the vision. This is your life, it's slipping by, you try to run but fall again, you get back up that's living.
Meine Augenbrauen wanderten nach oben, bevor mein Blick für einen Moment lang den leeren Kuchenteller auf dem Tisch vor dem Sofa streifte. "Also ich hoffe doch nicht, dass du meinen Geburtstagskuchen anbrennen lässt.", erwiderte ich ironisch, als meine Augen zurück zu Faye fanden. Der Glitzer würde nämlich nichts an dem Geschmack des angekokelten Teigs ändern und war gewissermaßen nutzlos gegen ein zu spätes aus dem Ofen holen. Nur die Optik, ja... Glitzer sah auf Schwarz wahrscheinlich sogar noch am besten aus. Konnte ich aber schlecht beurteilen, Glitzer war etwas womit ich mich für gewöhnlich nicht befasste. Funkelnde Sterne am schwarzen Himmel waren auf jeden Fall immer nett. Mir war mein milder Diebstahl im Kindesalter auch deutlich lieber, als jetzt jeglichen Alkohol mit einem riesigen Bogen umgehen zu müssen. Wäre schade. Ich mochte kein Alkoholiker sein, aber wenn es irgendwann mal wieder etwas in meinem Leben zu feiern gab - was ich doch schwer hoffen wollte - dann wäre es einfach nett, dabei ein Glas zu heben. Ganz gleich, ob es dann ein Bierkrug, ein Weinglas oder ein Cocktailglas war. Dass sich gewisse Parallelen zwischen meinem damaligen Süßigkeiten-Klau und meiner noch nicht weit zurückliegenden Verbrecherkarriere ergaben, war mir bis jetzt noch nicht bewusst gewesen. Deswegen zog ich mit einseitig hochgezogener Oberlippe scharf Luft ein und wiegte dabei den Kopf hin und her. "Ja, jetzt wo du's sagst... eigentlich hätte ich mir schon denken können, dass daraus nichts werden kann.", gab ich zu und zuckte schief grinsend mit den Schultern. Natürlich waren diese beiden Formen von Diebstahl nicht wirklich ernsthaft miteinander vergleichbar, aber es war eine unumstößliche Tatsache, dass es einfach eine echt dumme Idee gewesen war, mich auf Sean einzulassen. Ganz gleich, ob es aus der Not heraus gewesen war oder nicht - es gehörte sicherlich zu den dümmsten Dingen, die ich in meinem gesamten Leben je getan hatte, weil das alles einfach schon im Voraus völlig zum Scheitern verurteilt gewesen war. Allein schon wegen meinem Sturkopf und meiner mäßigen Fähigkeit mich unterzuordnen, wenn ich ganz unten in der Nahrungskette stand. Es kam nicht überraschend, dass die Brünette eine Weile zögerte mir zu verraten, von wem sie denn gerade eben gesprochen hatte. Nachdem sie überhaupt erst einmal gemerkt hatte, dass sie mir mit diesem einen, so simplen Wort gerade mehr verraten hatte, als sie es offenbar eigentlich beabsichtigt hatte. Ich wartete geduldig darauf, ob sie mir überhaupt eine Antwort darauf geben wollte, oder nicht. Nahm in der Zwischenzeit den nächsten Schluck Kaffee, ohne dabei ihr Gesicht aus meinen Augen zu lassen. Ich war mir eigentlich fast sicher, dass sie sich inzwischen schon dagegen entschieden hatte, als schließlich doch eine vage Erklärung dazu folgte. Seine. Wir redeten also schonmal von einer männlichen Person und mein Blick rutschte kurzzeitig zurück in die nur noch zu einem Drittel gefüllte Kaffeetasse in meiner Hand ab. Ich dachte kurz darüber nach, ob es um ihren Bruder gehen könnte, weil sie über ihn - bis auf die Erwähnung seiner Existenz - noch gar nichts weiter erzählt hatte, bis ich merkte, dass sie gesagt hatte, dass sie denjenigen dort erst kennen gelernt hatte. Demnach konnte es sich gar nicht um ihren Bruder handeln. Von mir bekannten, männlichen Personen in Fayes Leben, blieb also nur noch Victor übrig... und ich merkte gar nicht, dass einige Sekunden verstrichen, während ich darüber nachdachte. "Redest du von Victor..?", fragte ich letztendlich etwas leiser und langsam sprechend nach. Im selben Moment, als ich den Namen ihres Freundes aussprach, sah ich Faye wieder ins Gesicht. Es würden ein paar Dinge gleich viel mehr Sinn ergeben, wenn sie tatsächlich zusammen in Syrien gewesen waren. Würde auf jeden Fall die eine oder andere Sache besser erklären. Mehr triftige Gründe für ihr zeitweise ungesund wirkendes Verhalten liefern.
◈ pain is the feeling of weakness leaving the body ◈
Sie hatte in der Tat nicht vor, seinen Kuchen zu verschandeln. Zugleich war es aber relativ schwer, die Möglichkeit, dass genau das passieren würde, komplett auszuschliessen. Faye war jetzt nicht irgendwie dafür bekannt, ihre Kuchen gerne zu lang im Ofen zu lassen - aber schon eher dafür, relativ leicht abzulenken zu sein. Angenommen sie vergass, einen Timer zu stellen, weil ihr Telefon sich meldete, oder sie schaltete den entsprechenden Timer ab, wenn er klingelte, vergass dann aber, tatsächlich nach dem Gebäck zu sehen, wäre so ein Kuchen eben schnell schwarz. "Naja, ich kann dir versprechen, dass ich mich darum bemühen werde, es nicht zu tun", war dann schliesslich ihre nicht ganz so erfolgsversprechende Antwort, begleitet von einem vergleichsweise zuversichtlichen Grinsen. Am Ende würde sie sich so in diesem Projekt verrennen, dass sie den Kuchen schon nur aus diesem Grund vermasseln würde und bestenfalls noch zu Karen fahren durfte, um sich gebührenden Ersatz zu holen. Aber besser erstmal nicht vom Worst Case ausgehen. Die frühen Vorboten seiner erfolglosen Raubgeschichte schienen Ryatt noch gar nie wirklich aufgefallen zu sein, so wie seine Reaktion auf ihre Bemerkung ausfiel. Doch auch darauf konnte sie nochmal mit leichtem Grinsen zustimmend nicken. "Ganz genau. Frag das nächste Mal, wenn du irgendwas Dummes vorhast, also besser erstmal mich und ich sage dir dann direkt, dass es keine gute Idee ist. Was dich dann bestimmt davon abhält, Scheisse zu bauen, weil du sehr viel Wert auf mein Urteil gibst", schlussfolgerte sie überzeugend, blinzelte ihn abschliessend liebreizend an. Eigentlich war sie relativ sicher, dass Ryatt auch ohne ihre warnenden Worte nicht vorhatte, nächstens wieder auf die schiefe Bahn zu geraten. Aber wenn doch, wollte sie ihn diesbezüglich lieber nochmal auf ihren ständig verfügbaren guten Rat hingewiesen haben. Ryatt dachte eine ganze Weile über das nach, was sie ihm im Anschluss mehr oder eben eher weniger erklärt hatte. Sie hatte den Blick dann auch wieder abgewandt, um stattdessen auf ihre gefalteten Hände runter zu blicken, obwohl sie ebenfalls noch einen Kaffee zu trinken hätte. Ihre Augen zuckten kurz in seine Richtung, als der Dunkelhaarige wieder zu sprechen begann, fielen allerdings ziemlich rasch wieder auf ihre Hände ab, sobald sie seine Schlussfolgerung vernahm. Tja und jetzt hatte er es erraten. Und ihre Reaktion würde sowieso schon die Wahrheit verraten, bevor sie sich darum kümmern musste. Obwohl sie noch immer nicht wusste, ob sie das überhaupt sagen durfte oder sollte und was ihr Freund davon halten würde. Und welche Fragen folgen würden, wenn sie diese hier mit Ja beantwortete... Erneut verstrichen einige Sekunden, bis die Brünette sich entschieden hatte und dabei die Schultern unbewusst etwas anspannte. "Ja... wir... sind zusammen zurückgekommen...", beantwortete sie die Frage fast noch leiser, als er sie zuvor gestellt hatte. Sie waren zusammen zurückgekommen, nachdem sie zusammen durch die Hölle gegangen waren, nachdem sie zusammen in der Army gedient hatten, nachdem sie sich im Krieg kennengelernt hatten. Ein denkbar beschissener Start für so ziemlich jede Beziehung, wenn mans denn zugeben wollte. Aber irgendwie hatten sie ja trotzdem alles überlebt, überstanden und gemeinsam weiter gekämpft... Bis jetzt. Wahrscheinlich war das einfach nur ein weiterer Punkt, der seine Abwesenheit noch unerträglicher machte. Der, zusammen mit den Erinnerungen an ihre Rückkehr, ihre Augen schon wieder verdächtig brennen liess. Ihn zu vermissen tat so viel mehr weh, als seine Anwesenheit es je geschafft hätte. Der Gedanke an all die gemeinsamen Stunden, Tage, Wochen, Monate, die sie verpassten, war so elend unerträglich. Aber sie bezweifelte, dass Ryatt das verstehen konnte und hatte eigentlich auch nicht vor, ihm hier die Ohren mit diesem Thema vollzuheulen. Was nur nichts daran änderte, dass es sie runterzog wie ein Betonklotz im See.
This is your life, it's do or die, the sun may never rise again, so be the light the vision. This is your life, it's slipping by, you try to run but fall again, you get back up that's living.
Ich wusste es natürlich zu schätzen, dass Faye nicht beabsichtigte meinen Kuchen verbrennen zu lassen. Genauso wie ihren fachmännischen Rat, wenn es um zukünftige, dumme Ideen meinerseits ging. Ich war mir sehr sicher, davon würde ich noch mehr als genug haben. Allerdings rückte beides gerade sehr schnell in den Hintergrund, weil die Stimmung im Wohnzimmer sich recht radikal geändert hatte. Es irgendwie grotesk wäre, sich weiter über verbrannten Glitzerkuchen zu unterhalten, wo ich doch gerade die Info bekommen hatte, dass Faye und Victor zusammen gedient hatten. Außerdem beantwortete das auch einige Fragen meinerseits, die bisher noch offen gewesen waren. Zum Beispiel, wann und wo die beiden sich kennen gelernt hatten. Was Victor eigentlich davon hielt, dass die Brünette bei der Army gewesen war. Warum er so exzessiv auf sie Acht gab - und umgekehrt, auch wenn es scheinbar irgendwie beide nicht wirklich effektiv hinbekamen - und warum er etwas gegen mich zu haben schien. Selbst letzteres lag jetzt gewissermaßen auf der Hand. Oder zumindest zog ich meine eigenen Schlüsse aus dieser neuen Erkenntnis. Denn wir beide waren uns zumindest in ein paar Punkten wirklich ähnlich. Charakterlich schienen wir nicht allzu viele Gemeinsamkeiten zu haben, jedenfalls auf den ersten Blick nicht. Abgesehen davon jedoch schon ein bisschen, wenn man genauer hinsah. "Ich... ich weiß gar nicht, was ich dazu sagen soll. Worte können sicher nicht beschreiben, was ihr beide durchgemacht habt...", war im ersten Moment alles, was ich dazu sagte. Oder viel mehr murmelte, während mein Blick zurück in den Kaffee rutschte. Ich war kein empathieloser Mensch, aber eben einfach nicht so gut mit gefühlsduseligen Worten. Ich würde mir auch niemals annähernd ausreichend ausmalen können, wie es den beiden damals gegangen war. Es musste mehr als nur schrecklich gewesen sein - was auch immer ihnen zugestoßen war. Es konnte ja nur verheerend gewesen sein, wenn die Armee sie im Anschluss daran freiwillig hatte gehen lassen. Das tat sie nur, wenn man als wirklich zukünftig unbrauchbar eingestuft werden konnte. Trotz allem waren sie immer noch zusammen und ich stellte mir unweigerlich die Frage, ob das wirklich eine gute Idee war. Ob das überhaupt wieder gesund werden konnte - was es momentan ja offenbar nicht war, wenn einer von beiden das Weite suchte. Man konnte als Außenstehender wohl nur mutmaßen und dennoch stellte ich es mir wahnsinnig anstrengend vor, mit meinem Trauma täglich neu konfrontiert zu werden. In Form der Person, die mich dabei begleitet hatte. Eigentlich gab es für mich in diesem Fall nur zwei Möglichkeiten. Entweder, die beiden waren durch all das so abhängig voneinander geworden, dass sie dachten es ohne den jeweils anderen nicht mehr aushalten zu können, oder aber ihre Liebe zueinander überschattete wirklich genug von dem gemeinsamen Trauma, um es... naja, erträglich zu machen. Vielleicht auch eine Kombination aus beidem. Von glücklichem Zusammensein konnte man wahrscheinlich nicht reden. Zumindest war es für mich wirklich nur sehr schwer vorstellbar - ich wusste ja nicht, wie es den beiden ergangen war, bevor die Hernández Geschwister sie überfallen hatten. So oder so fühlte ich mich aber unweigerlich noch schlechter damit, ihr Leben erneut so ins Wanken gebracht zu haben. Man war mit einem Kriegstrauma mehr als gut bedient, da brauchte es nicht noch mehr davon im zivilen Leben danach. Ich lehnte mich mit einem leisen Seufzen schließlich nach vorne, um die Kaffeetasse zurück auf den Couchtisch zu stellen. Nachdem ich sie noch zwei oder drei Sekunden angestarrt hatte, hob ich die rechte Hand, um mir damit einmal von oben nach unten übers Gesicht zu reiben. "Ich hätte deine Hilfe niemals angenommen, wenn ich das alles vorher gewusst hätte.", stellte ich fest. Jedoch mehr nur für mich selber und ich redete weiterhin undeutlich. Leider fragte man eher nicht nach vorhandenen Beziehungen und möglichen Kriegstraumas, wenn man mit einer frisch genähten Stichwunde am Bauch vor einem Krankenhaus herumhinkte. Das war so ungefähr das letzte, woran ich in jenem Moment gedacht hatte und es änderte jetzt auch nichts mehr, sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Es ärgerte mich trotzdem. Im Umkreis von keine Ahnung wie vielen Kilometern hatte ich mir ausgerechnet die traumatisierte Brünette und ihren ebenfalls psychisch mitgenommenen Freund zur Hilfe aussuchen müssen. Ich war also von Zuhause weggegangen, um meinen Eltern keinen Schaden zuzufügen, nur um mir stattdessen ein anderes unschuldiges Paar dafür herzunehmen. Einfach großartig.
◈ pain is the feeling of weakness leaving the body ◈