Ich hab mir schon so oft vorgenommen, mir das irgendwo zu notieren, damit ich mich nicht ständig so verliere... Aber es ist noch nicht passiert. xD __________________
Das war es in der Tat gewesen und es gab immer noch so viele Tage, an denen es hart war. Wenn sie sich Gedanken darüber machte, was sein könnte, wenn ihre Eltern noch leben würden zum Beispiel. Dass sie Julian vielleicht davon hätten abhalten können, zur Army zu gehen. Und Aryana. Und damit auch Faye. Aber auch in anderen, ganz gewöhnlichen Situationen wünschte sie sich ihre Familie wieder komplett. Es hätte sehr schön sein können, Victor ihren Eltern vorzustellen und zu sehen, wie gut sie sich miteinander verstanden hätten. Oder unglaublich tröstend, genau wie ihr Freund ihre Mutter neben ihrem Bett zu sehen, nachdem sie im Krankenhaus aufgewacht war. Aber das war leider nicht möglich und es half auch nichts, wenn sie diesen Dingen ständig hinterhertrauerte, weshalb sie das meistens auch vermied. Es war hilfreicher, über das nachzudenken, was sie noch immer hatte. Womit sie beim Thema Geschwister waren, das leider nicht viel leichter darzulegen war, wenn sie nicht vorhatte, direkt alles auszupacken, was ihr Repertoire an Traumata zu bieten hatte. Ausserdem hatte sie Aryana bisher sehr bewusst nicht erwähnt. Die Angst war irrational, weil Ryatt weniger als keinen Grund dazu hatte, ihre Schwester aufzuspüren, geschweige denn ihr etwas anzutun. Seans Geschwister hatten bereits mit ihr abgerechnet und somit ebenso wenig Gründe, irgendwelche Infos zu ihrer Verwandtschaft aus Ryatt herausquetschen zu wollen. Und nicht zuletzt war Aryana immer ein bisschen auf der Hut, so wie Faye sie einschätzte. Wenn eine Frau sich zu verteidigen wusste, dann war es ihre Schwester. "Ich bin mit einem Bruder und einer Schwester aufgewachsen“, formulierte sie ihre Antwort so unproblematisch wie möglich. Und damit er hoffentlich auch nicht weiter darüber nachdachte, fütterte sie ihm gleich noch ein paar Zusatzinfos. „Meine Schwester wohnt nicht weit von hier. Was eben auch der Hauptgrund dafür ist, dass wir trotz allem nicht allzu weit fort ziehen wollten“, nur falls er sich das bereits gefragt hätte. „Und wie siehts bei dir aus mit Familie?“, stellte die Brünette dann aber auch mal eine Gegenfrage zu dieser Thematik. Gut möglich, dass er sich ebenfalls lieber nicht darüber unterhielt - immerhin war er obdachlos und sie wusste nicht, inwiefern er noch Familie hatte oder wie die Beziehung zu diesen Menschen für ihn war. Aber sie redeten ja gerade vorzugsweise über nicht so prickelnde Themen, passte also ganz gut. Das nächste dieser nicht so prickelnden Themen winkte längst um die Ecke und Faye gab sich mit einem Seufzen geschlagen. Ja, sie war scheinbar auch heute nicht so geschickt darin, ihre Emotionen nicht wie ein offenes Buch auf ihrem Gesicht zu tragen. Aber was solls. Er konnte sich mit diesen Informationen nichts kaufen und ihr auch nicht mehr langfristig wehtun, falls er sich irgendwann entschied, das zu versuchen. "Ich weiss nicht, ob du dich daran erinnerst, ist lange her... ", und war auch absolut keine einschneidende Erfahrung, "aber als wir dich damals von der Strasse gekratzt haben, weil du verletzt warst, da hattest du ein Flashback", begann sie mit einer Prise Ironie ihre Offenbarung. Das Thema war unschön genug, sie brauchte es nicht auch noch möglichst düster darzulegen. "Und es gibt gewisse Gründe, weshalb mich das so getriggert hat, weisst du. Entgegen möglicher Vermutungen hätte ich nicht einfach wahllos jedem potenziellen Verbrecher mehr oder weniger zur Flucht verholfen... Ganz so naiv und gesetzwidrig verhalte ich mich normalerweise nicht", das war eher ein noch weiter ausholen als eine Erklärung gewesen, aber die würde in Kürze folgen. Nachdem sie ihn nochmal einen stillen Moment lang betrachtet und dazu tief durchgeatmet hatte. "Der Grund, weshalb ich der Meinung bin, dass ich dein Schicksal besser beurteilen kann, als du vielleicht glaubst, ist der, dass ich selbst bei der Army war", spuckte sie nach dem nächsten Seufzer aus. "In Syrien", fügte sie an, da bei der Army ja noch lange nicht gleich im Krieg bedeuten musste. Ihre Augen lagen nun trotz der unangenehmen Wahrheit auf seinem Gesicht, weil sie doch sehr gerne das ganze Mass an Emotionen mitbekommen möchte, dass sich darin auf diese Enthüllung hin abspielen dürfte.
This is your life, it's do or die, the sun may never rise again, so be the light the vision. This is your life, it's slipping by, you try to run but fall again, you get back up that's living.
Ja, ich auch... wurde aber offensichtlich auch bei mir noch nichts draus. :'D _________
Wenigstens war es Faye möglich gewesen den Verlust ihrer Eltern mit zwei Geschwistern zu teilen. Natürlich war es nicht schön, dass auf diese Weise gleich drei Kinder unter dieser Tragödie leiden mussten, aber zumindest waren sie damals nicht damit allein gewesen. Es war viel wert, wenn man Gleichgesinnte hatte, die einem zur Seite standen und den gleichen Schmerz fühlten. Ihren Geschwistern hatte sie nicht erklären oder erzählen müssen, warum sie weinte oder warum das Leben für sie zu jenem Zeitpunkt so grau ausgesehen hatte. Sie hatten es gewusst und sie dementsprechend sicherlich einfach wortlos in die Arme genommen. Außerdem schien ihre Schwester auch gar nicht weit von hier entfernt zu wohnen, was wiederum erklärte, weshalb Faye und Victor nicht gleich fünf Staaten weiter gezogen waren. Darüber hatte ich mich nämlich durchaus schon gewundert, weil es bis jetzt keinen Sinn für mich ergeben hatte. "Ah, verstehe...", erwiderte ich leicht nickend. "Sind sie älter..?", schob ich eine Vermutung meinerseits als Frage hinterher. Ich hatte zwar selber keine Geschwister, aber es würde mich irgendwie nicht wundern, wenn Faye das Nesthäkchen wäre. Es wäre ein weiteres passendes Detail dazu, dass andere gerne schützend ihre Hand über sie halten wollten - so würden es ältere Geschwister zumindest tun. Nicht, dass ich da aus eigener Erfahrung sprechen konnte, aber das ließ sich gut sichtbar bei so ziemlich allen Geschwistern beobachten. Da konnten die Jüngsten im Bunde noch so selbstständig und erwachsen sein - sie blieben trotzdem für immer die Kleinen, auf die aufgepasst werden musste. "Keine Geschwister, aber meine Eltern hab ich noch...", beantwortete ich Fayes Gegenfrage mit einem schwachen Schulterzucken. Natürlich waren da noch mehr Verwandte. Onkels, Tanten, Cousinen, Cousins... aber ich hatte eigentlich zu keinem der Letzteren eine tiefe Bindung. Man hatte sich vor meinem Verschwinden auf Familienfeiern gesehen - die meistens extra so datiert worden waren, dass ich dann auch Zuhause war - und meines Wissens nach herrschte nirgends in meiner Verwandtschaft böses Blut, aber das war es dann irgendwie auch schon. Faye begann erst noch ein bisschen um den heißen Brei herum zu reden, was die ganze Army-Sache anging. Denn ja, ich erinnerte mich natürlich an den Flashback und das nicht unbedingt gern. Es war eben einfach eine Sache, die mich so verwundbar machte wie kaum etwas anderes. Auch wenn ich hier nicht mehr täglich dem Armee-Wahnsinn ausgesetzt war, hatte ich nach wie vor nicht gerne wunde Punkte. Ich nickte diese Aussage also ebenfalls ab, wenn auch kaum sichtbar. Schon die ganze Zeit über hatte ich - mal mehr und mal weniger bewusst - darüber philosophiert, warum es Faye so wichtig gewesen war, mich nicht hilflos allein in die Nacht spazieren zu lassen oder mich nicht zumindest einfach zurück ins Krankenhaus zu bringen. Was sie dann sagte, sollte mir diese Frage endlich beantworten und man konnte mir wunderbar dabei zusehen, wie mir die Gesichtszüge in Richtung Boden entglitten, während meine Augen in die ihre gerichtet waren. Obwohl die Verbindung zwischen ihrem Verhalten und ihrer Vergangenheit zweifellos Sinn ergab, tat ich mir im ersten Moment schwer damit, ihr das zu glauben. Musterte deshalb sicherlich eine halbe Minute lang ihr Gesicht und ihre ganze Körperhaltung, weil ich es mir einfach nur wahnsinnig schwer vorstellen konnte. Womöglich trug ihr momentan vielleicht nicht ganz ideales Körpergewicht - das vermutlich aus dem Psychoterror der letzten Monate resultierte - auch zusätzlich dazu bei, dass sie in meinen Augen absolut nicht in die Army passte. Dennoch - wenn Faye tatsächlich im Krieg gewesen war und auch noch hier in der Zivilisation dank mir mit so viel Scheiße konfrontiert wurde, dann war es nur logisch, dass sich die eine oder andere Person in ihrem Leben um ihr psychisches Wohlergehen sorgte. "Das...", setzte ich an und schwieg dann doch noch einen Moment lang, weil ich eigentlich noch gar nicht wusste, was ich dazu sagen wollte. Oder was ich am besten sagen sollte. Es verschlug mir selten die Sprache, aber das hier war einer dieser rar gesäten Momente. "...ergibt mehr Sinn, als mir lieb ist.", vollendete ich den Satz sehr verspätet und seufzte schwer, ließ mich dabei mit dem Rücken nach hinten an Lehne der Bank sinken. Mir war weiterhin anzuhören, dass ich noch dabei war ihre Worte zu verdauen und sie noch nicht vollständig verinnerlicht hatte. Gerade Syrien war wirklich ein unberechenbares Loch voll Scheiße. Es war eines der wenigen Kriegsgebiete, die ich nach einem ersten Einsatz dort liebend gerne gemieden hatte - auch wenn ich keine Entscheidungskraft darüber gehabt hatte. Es war also reines Glück, dass mein längster Einsatz mit meinem Team dort nur drei Monate angedauert hatte. Man wurde dort hingeschickt, wo man am dringendsten gebraucht wurde. "Als Medical, nehme ich an..?", hakte ich murmelnd nach, ohne Fayes Augen aus meinem Blick zu lassen. Ich konnte mir die zierliche Brünette eigentlich auch in keiner anderen Position vorstellen. Wie schon gesagt passte das Auflesen Verletzter eben einfach gut zu ihr, auch wenn sie sich Kriegsverletzungen wirklich besser hätte ersparen sollen. Es gab kaum eine bestialischere Art von Wunden. "Und wie lang warst du dort?" Ich konnte meine Neugier bei diesem Thema offenbar noch weniger gut verstecken als sonst. Lag sicher daran, dass es mir einfach absurd vorkam und ich deswegen nach mehr Details grub - ganz gleich, ob es nun Sinn ergab oder nicht. Sie war in meinen Augen ein viel zu guter Mensch, um sich freiwillig durch den Krieg verstümmeln zu lassen...
+ .Don't wait for the dust to settle. Don't wait til you've had enough. +
…und dann stellt er ihr die tolle Frage, wie lange sie im Krieg war… thxxxxx, als ob ich das noch wüsste! x'DD ____________
Sie konnte sich schon denken, dass es einigermassen offensichtlich war, dass ihre Geschwister älter waren oder wären als sie. Darum nickte sie die Frage auch gleich mit einem seichten Lächeln ab. Es fühlte sich falsch an, so zu reden, als wäre Juli noch bei ihnen. Aber sie war definitiv nicht bereit, einen Mann, den sie kaum kannte, darüber aufzuklären, dass ihr Bruder eigentlich schon vor Jahren zum Engel geworden und somit jünger gestorben war, als sie es jetzt war. "Zwillinge... zwei Jahre älter als ich", bestätigte sie seine Vermutung wörtlich. Mehr gab es dazu aber gerade nicht mehr zu sagen. Sie hatte die Gesellschaft ihrer Geschwister immer als sehr schön empfunden und war froh, nicht alleine aufgewachsen zu sein. Aber keine Geschwister bedeutete eben auch keine verunglückten oder zuweilen lebensmüden Geschwister und seine Eltern waren ebenfalls noch am Leben - was ein unanfechtbarer Gewinn darstellte. "Hast du ein gutes Verhältnis zu ihnen?", erkundigte sie sich nun nicht minder direkt als er es jeweils zu tun pflegte. Denn das war auch immer so eine Sache und nicht alle hatten so viel Glück mit ihrer Familie, wie sie es gehabt hätte und mit Aryana noch immer hatte. Manche Eltern waren auch einfach schrecklich oder waren so unendlich weit davon entfernt, die Weltansichten ihrer Kinder zu verstehen, dass sie den Nachwuchs am Ende - bewusst oder unbewusst - regelrecht verscheuchten und von sich stiessen. Ryatt sass dem was sie bisher über ihn wusste zufolge komplett allein in dieser Stadt, es wäre also gar nicht so verwunderlich, wenn das Verhältnis zwischen ihm und seinen Eltern abgekühlt wäre. Wieso sonst sollte er obdachlos sein? Waren sie es auch? Vielleicht waren sie auch einfach arm und er hatte ihnen nicht weiter auf den Taschen liegen wollen. Oder sie dachte sich hier absoluten Blödsinn zusammen und in Wahrheit war alles ganz anders. Ryatts Reaktion auf ihre eigene - gemäss ihm etwas zu nachvollziehbare - Erklärung, fiel genau so aus, wie sie es erwartet hatte. Er blickte sie dezent entgeistert und fassungslos an, weil er mit vielem, aber ganz sicher nicht mit Faye in der Army gerechnet hatte. Tja, was will man sagen... Überraschung. Sie blickte irgendwann zurück auf ihren Teller, beziehungsweise ihre Tasse, weil ihr die stille Betrachtung ein bisschen unangenehm wurde und sie nicht wusste, wo sie noch hinblicken sollte. Etwas später folgte seine Vermutung bezüglich ihrer Funktion, mit der er natürlich goldrichtig lag. Sie blickte wieder auf und in seine Augen, bevor sie das mit einem leisen "Ja", bestätigte. Etwas anderes wäre nie in Frage gekommen, da sie es unmöglich mit all ihren Werten und Einstellungen vereinbaren könnte, in den Krieg zu ziehen, um zu kämpfen oder eben explizit zu töten. Schon das war eigentlich sehr grenzwertig gewesen, da sie damit nicht ganz indirekt die Kriegsführung der Staaten unterstützt hatte, was eigentlich nie ihre Intention gewesen war. Aber sie hatte ihre Gründe gehabt - auch wenn die vielleicht nicht ganz ausgereicht hatten um ihre Taten zu rechtfertigen. "Etwa 1.5 Jahre...(ODER SOOOO)", murmelte sie leise die nächste Antwort vor sich hin. Daraus konnte man sich bereits ausrechnen, dass sie nicht planmässig zurückgekehrt war, oder? Es sei denn, sie hätte noch eine Weile woanders oder in Amerika selber gedient. Denn 1.5 Jahre lagen unter der minimalen aktiven Dienstzeit, sie hätte da noch nicht nach Hause zurückkehren können, wenn Syrien etwas fairer gespielt hätte. "Aber bitte Ryatt, frag mich nicht, warum ich zur Army gegangen bin. Nicht heute. Das ist... eine komplizierte Geschichte, die für sich einen Abend füllt...", ...mit Tränen. An und für sich wäre es relativ rasch erklärt. Aber wenn sie sagte, dass sie ihrer Schwester und ihrem Bruder gefolgt war, weil ihr Bruder gestorben war und ihre Schwester nicht mehr hatte heimkehren wollen, dann klang das für ihn maximal fünf Sekunden lang nachvollziehbar. Und dann würde gerade ihm als Veteran, der bestens mit den Regeln und Funktionsweisen der Army vertraut sein dürfte, auffallen, dass da ein fetter Hacken versteckt sein musste. Denn die Army war kein Wunschkonzert und die Chance, dass sie zufällig ins gleiche Camp wie ihre Schwester verlegt wurde, lag bei ungefähr minus 1000 Prozent. Also würde er sofort wissen, dass sie irgendwas getan haben musste, womit sie sich diese Platzierung erkauft hatte. Und darüber wollte sie wirklich nicht reden, wo schon der Rest ihr mal wieder etwas zu schwer auf die Schultern drückte. "Und du..? Wo und wie lange hast du gedient?", stellte die Brünette schliesslich noch die direkte Gegenfrage, um damit nicht nur ihn, sondern auch sich selbst etwas von ihrer Geschichte abzulenken.
This is your life, it's do or die, the sun may never rise again, so be the light the vision. This is your life, it's slipping by, you try to run but fall again, you get back up that's living.
Das ist mir leider auch erst aufgefallen, als ichs schon abgeschickt hatte... i'm sorryyyyyy x'D Wenn es sich zeitlich irgendwann mal ergibt durchforste ich das RP nach Zeitsprüngen, mich macht diese Ungewissheit langsam dezent kirre. Meistens ist das in den Posts ja gut ersichtlich auf den ersten Blick... und dann wüsste ich auch endlich mal, wie alt unsere Peoples inzwischen eigentlich sind. Sieht lustig aus, wie alle noch ihr ursprüngliches Start-Alter im Banner haben und Ryatt mit seiner 31 glänzt, während die anderen fälschlicherweise noch so "blutjung" sind. XD Es triggert mich ein bisscheeeeeeeen. ^^ _________
Meine Augenbrauen zuckten leicht nach oben, als Faye über ihre Zwillingsgeschwister berichtete. Zwillinge auch noch... es war irgendwie eine interessante Konstellation, die man so nicht allzu häufig sah oder mitbekam. Das lag in meinen Augen der Tatsache zugrunde, dass Elternpaare nach der doppelten Neugeborenen-Packung sicherlich in den meisten Fällen erst einmal genug von Kindern hatten. Demnach einfach nicht den Wunsch danach hegten, noch ein weiteres Kind in die Welt zu setzen. Auf Fayes Eltern schien das jedoch nicht zuzutreffen. "Sieht man selten... dass nach Zwillingen noch mehr Kinder folgen.", stellte ich vollkommen neutral fest. Es war eben einfach nur eine Sache, die mir dazu gerade einfiel. Am Ende musste es jedes Paar für sich selbst wissen, wie viele Kinder denn nun gewollt waren und wie viele es auch stemmen konnte. Es gab auch genügend Eltern, die mit einem einzigen Kind bereits überfordert waren - traf auf die meinen ja auch zu. Ich hatte auch mal rausgehört, dass sie ursprünglich eher zwei oder gar drei Kinder hatten haben wollen, was sie aber offensichtlich verworfen hatten, nachdem ich zu einem immer spezieller werdenden Kandidaten herangewachsen war. Es hatte eben auch nicht jede junge Familie das Glück leicht erziehbarer Kinder. "Eigentlich schon...", begann ich etwas nachdenklich die Umstände zu schildern. Daraufhin schob ich erst einmal meinen Teller etwas von mir weg, um im Gegenzug die Tasse näher an mich heranzuziehen und einen Schluck zu nehmen. Richtete mich dabei insgesamt wieder vermehrt auf und stütze mich dann erneut auf die Unterarme, während ich den Kaffee mit beiden Händen umschlossen hielt. Ich wusste, dass meine Eltern mich mit offenen Armen willkommen heißen würden, wenn ich jetzt den Heimweg einschlagen würde. Dass sie mich auch vermissten, nachdem ich schon in all den Jahren bei der Army viel zu wenig Zuhause gewesen war. Obwohl ich ihnen das Leben früher oft schwer gemacht hatte, tat das ihrer Liebe zu mir keinen Abbruch. So einfach war die ganze Geschichte halt nur nicht - jedenfalls nicht für mich. "Die ganze Sache rund um meinen Army-Rauswurf hat alles... sehr kompliziert gemacht.", hielt ich mich nur sehr oberflächlich. War mir auch zuerst nicht sicher, ob ich der Brünetten mehr Details dazu anvertrauen wollte. Eigentlich könnte sie sich die Umstände sicherlich aber sowieso auch selbst zusammenreimen, nachdem sie wusste, dass die beiden mich damals auf die entsprechende Schule verdonnert hatten. Ein paar Worte mehr dazu würden mich kaum umbringen. "Sie geben sich zu Teilen die Schuld an meiner Misere und ich hab ihnen schon tausend Mal gesagt, dass ich ihnen keine Vorwürfe dafür mache, dass sie mich damals auf diese Schule geschickt haben. Das hat aber nur geringfügig geholfen... und ich hab die ständigen Unterstützungsversuche schnell satt gehabt. Die haben kein Ende genommen, als ich aus dem Krankenhaus wieder raus und mehr oder weniger lebensfähig war... und es ist nicht so, dass ich das nicht zu schätzen weiß... aber das hat für mich alles nur schwerer gemacht und alte Verhaltensmuster zutage befördert, also... bin ich gegangen.", redete ich unweigerlich in Erinnerungen schwelgend vor mich hin, ohne dabei die Kaffeetasse aus meinem Blick zu entlassen. Mein Abgang war leider auch nicht unbedingt schön oder nett gewesen. Ich hatte einfach ein Problem damit mir helfen zu lassen - hatte mitunter auch deswegen nicht gewollt, dass Faye mir immer und immer wieder half. Es fühlte sich falsch an, nachdem ich jahrelang bei der Army derjenige gewesen war, der von seinen untergebenen Soldaten um Hilfe oder mal nach einem Rat gefragt worden war. Ich war normalerweise eine Führungsperson, ein wahnsinnig selbstständiger Mensch - konnte und wollte das nicht ablegen. Einzig Situationen, wo es ohne fremde Hilfe kaum mehr ging, bildeten da eine Ausnahme. Die Flucht aus dem Krankenhaus, Fayes Auftauchen bei Lance, der Kuchen von Karen als ich gefühlt dem Hungertod gegenüber gestanden hatte... Was Fayes kurze Karriere bei der Army anging wurde sie kurz nach dieser knappen Information einmal sehr direkt. Es war natürlich vollkommen in Ordnung, wenn sie nicht darüber reden wollte, warum sie dem Militär beigetreten war. Auch wenn es mich leider unweigerlich zu interessieren begann, welche Geschichte sich darum hüllte - einfach allein deswegen schon, weil sie es so explizit erwähnte. Der Drill bei der Army hatte mich Gott seit Dank aber mehr als ein paar Manieren gelehrt und ich wusste, wann der Mund zu halten war. Zumindest Menschen gegenüber, die ich respektierte. Sean zum Beispiel gehörte nicht dazu. Ich nickte also langsam, den Blick wieder in den ihren gerichtet. Allerdings legte ich schon wenige Sekunden später den Kopf etwas schief und begann mild zu grinsen. "Heißt das, wir sehen uns nochmal wieder und ich muss dir nicht mein ganzes Leben heute schon erklären?", ließ ich mich darauf ein, dass sie nicht weiter darüber reden wollte. Verband das mit einer leicht scherzhaft formulierten Frage, die ich aber durchaus ernst meinte. Ich mochte Faye. Sie war nicht normal - was ohnehin Definitionssache war - und das war etwas Gutes. Es war angenehm für mich, weil ich selbst eben auch dezent aus dem Raster des 0815-Bürgers der Vereinigten Staaten fiel. Deshalb antwortete ich auch erstmal ganz bewusst noch nicht auf ihre Frage hinsichtlich meiner eigenen Dienste für die Army - ich hätte kein Problem damit ihr all die Orte jetzt schon aufzulisten, aber ich durfte ja auch ein bisschen was zurückhalten, oder? Zumindest so lange, bis ich wusste, ob sich unsere Wege noch einmal kreuzten, oder ob sie nach diesem Treffen hier jeweils in eine andere Richtung verliefen.
+ .Don't wait for the dust to settle. Don't wait til you've had enough. +
S A M E !!! Das will ich auch endlich machen, bisschen Zeitsprünge suchen und mal nachrechnen. Aber momentan bin ich auch noch dabei, die ganze Geschichte aus dem Forum in ein Word-Dokument zu kopieren, damit ich das nicht irgendwann verliere, sondern mit 80 noch nachlesen kann.. x'D Und das ist eben auch sehr viel Arbeit, weil ich jeden Beitrag einzel kopieren muss... bin erst auf Seite 22 oder so. x'D ____________
Darüber hatte sie sich eigentlich noch gar nie wirklich Gedanken gemacht und da sie in ihrem Leben nicht besonders vielen Kindern aus Zwillingsfamilien begegnet war, konnte sie seine Vermutung auch nur schlecht beurteilen. "Naja, sie wollten das Risiko wohl nicht eingehen, der Welt dieses Gesicht vorzuenthalten", meinte sie mit triefendem Sarkasmus und deutete - begleitet von einer entsprechenden Grimasse - mit beiden Zeigefingern auf sich selbst. Jedenfalls war sie sich relativ sicher, dass sie nicht einfach nur ein Unfall gewesen war. Auch wenn es zum chaotischen Rest ihres Lebens passen würde, hatten ihre Eltern das jedenfalls nie zum Ausdruck gebracht. Ryatt Körpersprache drückte ziemlich deutlich aus, dass er nicht allzu gerne über die Beziehung zu seinen Eltern zu sprechen schien, aber das war auch verständlich bei dem, was es dazu zu sagen gab. Klang nachvollziehbar, dass seine Eltern sich die Schuld für all das gaben, was ihm zugestossen war und wie seine Karriere bis zu diesem Punkt hier verlaufen war, da sie ihn überhaupt erst mit der Militärsache vertraut gemacht hatten. Aber ja, letztendlich war es Ryatts eigene Entscheidung gewesen, nach der Schule dort weiterzumachen und tatsächlich der Army beizutreten. Und es war auch seine eigene Entscheidung gewesen, sich nach dem unschönen Ende an der Front nicht wirklich unterstützen zu lassen, um die Chance für einen Neuanfang zu nutzen. Faye verurteilte ihn keineswegs dafür, sie wusste ja bestens, wie schwierig eine solche Rückkehr war und hatte selbst sehr vieles falsch gemacht oder nicht richtig verarbeitet - wie man momentan bestens an der vorübergehenden Zwangstrennung von Victor erkennen konnte, die ja genau genommen auch nur aus diesen beidseitigen Fehlern heraus entstanden war. Es ging aber auch nicht darum, irgendwem die Schuld zuzuschieben, sondern eher darum, dass sie sowohl seine Eltern als auch ihn verstehen konnte. Ausserdem hatte sie ja selbst schon mit seinem Unwillen, sich helfen zu lassen, Bekanntschaft gemacht. Wahrscheinlich hatte er ihre Hilfe am Ende auch nur angenommen, weil sie sich ihm so aufgedrängt hatte und er nicht wirklich eine andere Wahl gehabt hatte, wenn er überleben wollte. "Das kann ich gut verstehen... Also dass sie sich Vorwürfe gemacht haben und dir dann auch unbedingt helfen wollten... Es ist nur immer schwierig, sich helfen zu lassen, wenn man glaubt, die Hilfe nicht zu verdienen oder seine Probleme selbst lösen zu müssen, da man sie auch selbst zu verschulden hat...", murmelte sie - relativ offensichtlich aus Erfahrung - obwohl sie nicht wirklich wusste, ob bei ihm das gleiche Problem zugrunde lag oder er andere Gründe gehabt hatte, die Unterstützung seiner Eltern nicht annehmen zu wollen. Faye griff dann erstmal zu der zwischenzeitlich abgelegten Gabel, um im Anschluss damit das letzte Stückchen ihrer Zimtschnecke aufzuspiessen und zu essen. Es war gut, dass Ryatt mehr oder weniger kommentarlos akzeptierte, dass es zumindest eine Sache gab, die sie heute noch nicht mit ihm teilen wollte. Er hätte es zwar auch dann nicht aus ihr rausgekriegt, wenn er weiter gebohrt hätte, aber so war das Thema eindeutig schneller und weniger dramatisch vom Tisch. Sie schob den Teller etwas zurück und fischte stattdessen nach dem Löffel, mit dem sie dann langsam damit begann, den Schaum von ihrem Cappuccino zu fischen. Die Milch klebte noch an ihren Lippen, als diese sich ebenfalls zu einem Lächeln verzogen und sie den Blick wieder in seine Augen anhob. Ihre Zunge putzte den luftigen Schaum von ihrem Mund, bevor sie den Kopf etwas schief legte. "Hmmm.... Lässt sich möglicherweise einrichten, ja. Wie viele Stunden Erzählmaterial hast du denn noch bereit für mich?", wollte sie daraufhin wissen. Dass sie ihn wiedersehen würde, klang eigentlich ganz gut, ihrer Meinung nach sprach nicht viel dagegen. Es half, wenn sie sich zwischendurch mit Leuten traf, damit sie möglichst wenig allein zuhause hockte. Klar waren die Stunden alleine Zuhause auch wichtig, wenn sie nicht nur darauf warten wollte, dass Victor wieder gesund war, sondern ihrerseits auch Fortschritte machen wollte, aber letztendlich war die Einsamkeit trotzdem nicht gesund. Sie war einfach nicht fürs Alleinsein gemacht und das merkte sie ständig. Ryatts Gesellschaft war, solange er sie nicht irgendwie wieder in die Nähe von Seans Geschwister brachte, auch angenehm, da er sie in ihrer momentanen Situation wohl besser verstand als die meisten anderen ihrer Bekannten oder Freunde. Darum brauchte sie auch gar nicht wirklich darüber nachzudenken, ob sie ihn wiedersehen wollte oder nicht.
This is your life, it's do or die, the sun may never rise again, so be the light the vision. This is your life, it's slipping by, you try to run but fall again, you get back up that's living.
Oh, das ist gut... wenn auch dementsprechend mühselig, ja. ^^ Wenn du irgendwann "fertig" bist, darfst du mir das gerne schicken... x'D <3 _________
Fayes Bemerkung zu meiner Feststellung ließ mich unweigerlich amüsiert grinsen. Hauptsächlich wegen ihrer wunderbar veranschaulichenden Mimik dabei, die in Kombination mit ihrem Tonfall einfach herrlich war. Ich genoss in meiner momentanen Lage auch wirklich jedes bisschen an Humor und Unbeschwertheit, das ich irgendwo finden konnte. Mein Leben war aktuell nicht gerade häufig damit gespickt. "Ich für meinen Teil bin deinen Eltern jedenfalls sehr dankbar für dieses Gesicht.", schloss ich mich dem Sarkasmus kurzerhand an. Fayes Gesicht war zweifellos schön anzusehen, weil mich die kleinen Merkmale ihrer Vergangenheit - die Narben - natürlich nicht störten, trug ich davon doch auch an meinem eigenen Körper mehr als genug. Allerdings waren es eben dennoch viel mehr ihre Taten, für die ich dankbar war und weniger ihre Optik. Nichtsdestotrotz unterhielt ich mich wie die meisten anderen Menschen lieber mit Leuten, die in meinen Augen schön anzusehen waren. Visuelle Reize sprachen den Menschen eben besonders stark an und ich besah mir sehr viel lieber Fayes ganze Erscheinung, als all die schrecklichen Bilder, die ich in den letzten Jahren gesammelt hatte. Es war deutlich weniger schön über die Problematik rund um meine Eltern und mich zu sprechen. Denn ich wusste, dass beide Seiten bis zu einem gewissen Grad Verständnis verdienten. Dass Faye Recht hatte mit dem, was sie dazu zu sagen hatte. Dabei war ich eigentlich gar kein Einzelkämpfer - war in den letzten Jahren immer dann am meisten aufgeblüht, wenn eine Mission erfolgreich und ohne Verluste geendet war. Hatte mich immer dann am stärksten gefühlt, wenn der Zusammenhalt meiner Soldaten überdeutlich sichtbar gewesen war. Offenbar spielten meine Eltern aber nicht in meinem Team... oder nur dann, wenn es mir in den Kram passte, wie sie spielten. Vielleicht saß ich also überhaupt erst in dieser Lage, weil ich mich weigerte vollständig meiner alten, nicht grade kleinen Crew Lebwohl zu sagen und eine neue anzunehmen. Was halt eben zwangsläufig darin resultierte, dass ich alleine dastand. Womöglich war ich auch einfach unfähig mich in eine Gruppe einzugliedern, bei der ich nicht so wie in den letzten Jahren die ein Stück weit die Oberhand besaß. Wahrscheinlich hätte ich einen Therapeuten also genauso nötig wie Faye, was aber nichts daran änderte, dass ich keinen aufsuchen würde. "Ich nehme mal an die Erfahrung, aus der du diese Lehre ziehst, heben wir uns auch für wann anders auf?", beschloss ich, für heute lieber nicht mehr über mein eigenes Problem in dieser Hinsicht zu sprechen. Das Thema wie schon das eine oder andere zuvor vorübergehend zu verschieben und mich darauf zu fokussieren, warum es beinahe so klang, als würde Faye in meinem Kopf sitzen und mir etwas zu sehr aus der Seele sprechen. Ihr Antwort auf meine Frage nach zukünftigen Unterhaltungen fiel glücklicherweise positiv aus, also würden wir beide noch genügend Chancen dafür kriegen, uns gegenseitig mit den Traumata des jeweils anderen zu belasten. So oder lieber nur so ähnlich. Ihre Frage ließ weiterhin ein Schmunzeln in meinem Gesicht Einzug halten. "Schwer abzuschätzen... ich bin aber sicher, dass es für ein paar Jahre schon reichen dürfte.", schmückte ich meine Antwort mit einem beiläufigen Zwinkern und Sarkasmus, weil letzerer eben angenehmer war als bittere Ernsthaftigkeit. Ich war Niemand, der ihr viel über das normale Leben hier in den Staaten berichten konnte, aber durch die Army war ich viel auf dem Globus rumgekommen. Hatte dabei auch nicht immer nur in Camps gesessen, wenn der Dienst gerade nicht rief. Das war einer der gravierenden Vorteile, wenn man eben kein normaler Fußsoldat war - man vertrieb sich nicht jeden Tag mit langweiligen Beobachtungsmissionen, sondern konnte - wenn man nicht grade in Syrien war, wo einem gefühlt 24/7 Kugeln um die Ohren flogen und sowieso nicht viel mehr als sandige Einöde zu sehen war - tatsächlich auch etwas bei seinen Reisen mitnehmen. Sich mal etwas umsehen und dabei überhaupt erst merken, wie vielfältig die Erde mit jedem Land für sich war.
+ .Don't wait for the dust to settle. Don't wait til you've had enough. +
Ja, mach ich. Wird aber riesig, ich hab schon 787 Word-Seiten (weil ich die Bilder aus Verständnis- und Kompliziertheitsgründen mitkopiere) und bin erst auf Seite 25 des RPs... x'D Wenn du bis dahin die Zeitsprünge zusammengesucht hast, darfst du mir die aber auch schicken... xD ___________
Ihr Grinsen blieb bestehen, als er die Wichtigkeit ihres Gesichts für diese Welt noch einmal wörtlich unterstrich. Oder zumindest sagte, dass er ihre Existenz ebenfalls befürwortete. "Das ist gut. Sonst müsste ich wohl demnächst das Weite suchen, bevor dir das alles hier zu anstrengend wird", meinte sie zufrieden. Immerhin belästigte sie lieber niemanden mit ihrer Anwesenheit, wenn diese Person bevorzug in Gesellschaft von jemand anderem wäre. Aber das schien aktuell ja glücklicherweise nicht der Fall zu sein. Kurz nach dem ersten Schluck Kaffee folgte ein weiteres Seufzen ihrerseits, das sich nun jedoch bereits auf seine nächste Äusserung bezog. Tja, welche Erfahrung war es denn, die dieser Aussage zugrunde lag? Mehrere, wahrscheinlich. Sie hatte immerhin nicht erst einmal in ihrem Leben unter ihren Entscheidungen oder unter den Folgen ihrer eigenen Fehler gelitten. "Schätze das war leider nicht nur eine einzige Erfahrung... Aber eine davon ist wohl das, was vor einigen Wochen passiert ist. Und ja, den Rest sparen wir fürs nächste oder übernächste Mal...", gewährte sie ihm leise einen weiteren kleinen Einblick in ihre Gefühlswelt. Es war naheliegend, dass sie sich zumindest teilweise selbst die Schuld dafür gab, oder? Auch wenn natürlich diverse Leute gerne tausendmal beteuert hatten, dass es nicht so war. Vielleicht hätte sie diesen Leuten auch zugehört, wenn sie nicht noch eine unschuldige Person - aka Victor - mit reingezogen hätte, die ohne ihren Part in diesem Drama sicher nie in den Fokus der Hernández-Geschwister geraten wäre. Es war einfach schwer, in diesem Fall davon abzusehen, sich selbst auch ein Bisschen für das Erlebte zu hassen. Aber davon brauchte sie Ryatt bestimmt nichts zu erzählen. So wie er redete, schien er selbst genügend Grausamkeiten gesehen zu haben, die er wohl zumindest teilweise ebenso sich selbst zuschrieb. Was das war, würde sie wohl im Verlauf der nächsten paar Jahre erfahren. "Klingt gut, ich schreib mir gerne eine wöchentliche Märchenstunde mit Ryatt ein, die dann aber keine Märchen, sondern alle Details zu deinem Leben beinhaltet", meinte sie grinsend und zeigte sich eher nicht abgeschreckt von der scheinbaren Fülle an Drama, das er zu teilen hatte. "Oder naja, vielleicht nicht ganz alle Details...", entschied Faye sich nochmal um, hob dabei leicht die linke Augenbraue an, während sie ihn über den Rand ihrer Tasse anschielte. Gewisse Dinge brauchte sie auch nicht zu wissen und bestimmt gab es auch Einiges, das er lieber gar nicht erst mit irgendwem - oder auch einfach nicht mit ihr - teilen wollte. Und das konnte sie bestens akzeptieren, da es umgekehrt immerhin ganz genauso war. Wahrscheinlich gab es in der Vergangenheit jedes Menschen gewisse Details, die er oder sie für immer vor der Welt verborgen hielt und das war auch gut so. Nichtsdestotrotz würde Ryatt viel zu erzählen haben und sie somit auch oft genug von ihren Alltagsproblemen ablenken können, was sie nur willkommen heissen konnte.
This is your life, it's do or die, the sun may never rise again, so be the light the vision. This is your life, it's slipping by, you try to run but fall again, you get back up that's living.
Heiiiilige Mutter Maria Gottes, that's a lot x'DDD Naürlich, natürlich.. ^^ _________
"Da kann ich dich beruhigen.", versicherte ich der Brünetten noch einmal vollkommen überflüssig, dass ich ihr Gesicht schon noch eine Weile ertragen konnte. Sowohl heute, als auch in Zukunft. Zwar hatte ich jetzt bereits eine Antwort darauf, warum Faye mich bei all meinen Problemen in junger Vergangenheit unterstützt hatte, aber ihre Mitgliedschaft bei der Army reichte irgendwie kaum aus, um ein solch irrationales Verhalten vollumfänglich zu rechtfertigen. Denn ja, da schien mehr als nur ein Trauma gewesen zu sein, das sie im Leben sehr stark geprägt hatte, wie sie mir kurzum noch einmal bestätigte. Ihr Leben schien so einige tiefe Schlaglöcher für sie parat gehabt zu haben, die langfristige Spuren hinterlassen hatten, während meins irgendwie nur von einem wirklich großen Loch geprägt war. Selbst wenn sich während meinem Dienst für die Armee mal Probleme - auch zwischenmenschlich - für mich aufgetan hatten, waren die immer relativ glimpflich gelöst worden. Waren nicht vergleichbar mit dem Verlust beider Eltern beispielsweise. Oder mit dem Psychoterror, den Seans Geschwister ihr und Victor angetan haben mussten. Apropos - war der eigentlich gar nicht dagegen, dass Faye sich in meiner Gegenwart herumtrieb? Ich konnte mir irgendwie nicht vorstellen, dass er das wirklich gutheißen würde. Nicht nach dem, was passiert war und wie tendenziell negativ er mir immer gegenübergestanden hatte. In meinen Augen musste Faye jedoch ohnehin für sich selbst entscheiden, mit wem sie sich treffen wollte und mit wem eben nicht. Ich würde mir sowas nicht verbieten lassen und es würde auch nicht gerade für eine gesunde Beziehung sprechen. Was mich wiederum zu dem Gedanken führte, wie lang die beiden eigentlich schon ein Paar waren. Viele Beziehungen zerbrachen daran, wenn einer von beiden mal eben an die Front spazierte. Ob sie sich erst danach kennen gelernt hatten? Ich wusste Fayes Dienst bei der Armee bisher ja noch nicht einmal zeitlich einzuordnen... schon wieder viel zu viele offene Fragen für meinen Geschmack. "Klingt eher nicht danach, als würden uns die Gesprächsthemen in dieser Hinsicht frühzeitig ausgehen.", stellte ich fest. Auch wenn ich nicht anstrebte mich mit Faye ausschließlich über all die schlimmen Dinge zu unterhalten, die wir erlebt und gesehen hatten, würde uns in dieser Hinsicht wohl eher nicht schnell langweilig werden. "Wobei ich mir zur Aufheiterung sicherlich trotzdem ein Märchen für zwischendurch ausdenken könnte... so ab und zu, damit es nicht nur anstrengend für uns ist, weißt du.", schlug ich mit ironischem Unterton vor. Ich war zwar eher der strategisch veranlagte Typ Mensch und weniger der kreative Denker, wenn es nicht gerade um Ideen für das Vorgehen bei einer anstehenden Mission ging, aber ich konnte mir bestimmt irgendwas aus dem Ärmel leiern. Ich beabsichtigte mit diesen Worten auch eigentlich hauptsächlich mich zu vergewissern, dass die Brünette mir gegenüber verstand, dass ich mich nicht nur mit ihr treffen wollte, damit wir gegenseitig irgendwie unseren psychischen Ballast loswurden. Ein bisschen Spaß müssten wir schon auch einbinden, sonst hatten wir wahrscheinlich beide ganz schnell die Schnauze voll von zu gefühlslastigen Treffen, was ich gerne vermeiden würde. "Ach, sag bloß Gossip ist nicht so dein Ding..? Ist bei vielen Frauen ja anders.", äußerte ich mich letztlich auch noch zu ihrer abschließenden Bemerkung. Ergänzte ein leichtes Grinsen, das verdeutlichen sollte, dass ich nicht tatsächlich in dieser Schublade dachte, bevor ich mich für den nächsten Schluck ebenfalls kurz hinter meiner Tasse versteckte. Ich hatte in den letzten Jahren auch oft genug Männer beobachtet, die gerne hinterm Rücken eines anderen irgendwas weitererzählt hatten, was sie eigentlich für sich hätten behalten sollen. Jene hatte ich dann aber grundsätzlich gekonnt aussortiert. Wenn nötig über mehrere Ecken, weil ein solches Verhalten tödlich für den Mannschaftsgeist und damit auch vernichtend für den Erfolg sein konnte. Die Verschiebung in eine andere Kompanie war dabei für mich schließlich ausreichend und jene ließen sich nur in wenigen Fällen wirklich schwer begründen.
+ .Don't wait for the dust to settle. Don't wait til you've had enough. +
I knowwww, it's a lil crazyyyy. Vielleicht muss ich zwei Dokumente machen oder die Bilder dann doch noch rauslöschen, keine Ahnung, mal schauen. xD ____________
Also vor fehlenden Gesprächsthemen fürchtete die Brünette sich ganz bestimmt auch nicht. Sie gehörte allgemein einem relativ gesprächigen und extrovertierten Typ Mensch an und Ryatt hatte auch eine Menge zu erzählen. Ausserdem kannten sie sich noch immer sehr schlecht, da gab es durchaus noch viel herauszufinden und einige Rätsel zu lösen, bevor sie hier oder in Zukunft im Schweigen versanken. "Davor hab ich in der Tat auch keine Angst, ich habe noch einige Fragen für dich", erwiderte sie mit vielversprechend aber zugleich natürlich etwas lächerlich wackelnden Augenbrauen und einem schwachen Grinsen. War nicht so, als würde sie tatsächlich Buch führen über alles, was sie noch von ihm wissen wollte. Aber ihr würde auch spontan genug einfallen, dessen war sie sich relativ sicher. Ausserdem dürfte es ihm ja nicht viel anders gehen, da sie ihm bisher auch eine eher noch spärliche Menge Informationen zugespielt hatte. Vielleicht genug, um ihn fürs Erste zu schocken, aber er schien die Überraschung mit der Army mittlerweile einigermassen gut verdaut zu haben. "Aber ja, für ein paar Märchen zur Entspannung hab ich stets ein offenes Ohr. Bin nur froh, wenn du sie vorgängig entsprechend deklarierst", bestätigte sie ihm auch das mit einem Lächeln. Nicht dass sich in seine Lebensgeschichte auf einmal ein paar Zwerge und Prinzessinnen mischten und sie dabei komplett den Überblick verlor. Und nein, sie erwartete nicht wirklich diese Art von Märchen. Aber witzig wärs schon. Nach ein paar Schlucken stellte Faye ihre Tasse zurück auf den Tisch. Gerade rechtzeitig, um wieder aufzuschauen, als er seine Bemerkung bezüglich Lästertanten von sich gab. Die junge Frau rollte leicht mit den Augen, schaute ihn sehr unbeeindruckt an, während sie schon dabei war, sich theatralisch die Haare aus dem Gesicht und über die Schulter zurück zu streichen. "Naja aber ich bin nicht wie alle anderen Frauen, Ryatt - sag bloss, dass dir das noch nicht aufgefallen ist", gab sie ihm in gespielt sehr beleidigten Tonfall bekannt. Wenn sie hier schon Klischees bedienen wollten, dann bitte richtig. In Wahrheit war es ihr sehr egal, als eine Frau wie jede andere betrachtet zu werden, da das - genau wie das eigene Bild von normal, welches jeder Mensch für sich selbst malte - immer absolute Definitionssache war. Aber manchmal quengelte sie auch gerne über belanglose Sachen, nur damit sie sich für kurze Zeit dem Ernst des Lebens entwinden konnte. So wie sie die Situation einschätzte, ging es Ryatt wohl ziemlich ähnlich und das konnte ihm auch keiner verübeln. Er war definitiv in einer noch weitaus belastenderen Lebenslage als sie - gefangen in einer Stadt, in der ihm gefühlt um jede Ecke ein Todfeind lauern könnte. Ihr grösstes Problem war die Abwesenheit ihres Freundes, der aber versprochen hatte, so bald wie möglich zurückzukommen. Auch wenn das Monate oder eben... ein undefinierbares Mehr waren, war es vorübergehend und nicht unbedingt lebensbedrohlich. Was sie von Riley und Co. nicht behaupten würde. Die hatten Victor und sie ja schon fast umgebracht, bloss weil sie dafür gesorgt hatten, dass Sean sofort und nicht erst nach einer sinnlosen Polizeijagd geschnappt wurde. Wie ihre Strafe für den Mann, der hauptsächlich dafür verantwortlich war, dass ihr Bruder möglicherweise nie wieder freikam, ausfallen mochte, wollte Faye sich lieber nicht ausdenken. Sonst würde sie sehr schnell daran zu zweifeln beginnen, Ryatt überhaupt je wiederzusehen.
This is your life, it's do or die, the sun may never rise again, so be the light the vision. This is your life, it's slipping by, you try to run but fall again, you get back up that's living.
Ich bin gespannt, wie du das löst. x'D Also ich hab jetzt vorhin grob überflogen ca. bis Seite 45... und Faye + Victor waren nur etwa 13 Monate in Syrien und die anderen beiden auch nur unwesentlich länger, knapp 16 Monate inklusive Mitchs Ausfallzeit wo er noch im Krankenhaus/Hotel in den Staaten war x'D Kam mir aber auch alles deutlich länger vor, um ehrlich zu sein... wir haben leider sehr oft nur kurze Zeitsprünge von wenigen Tagen oder Wochen gemacht statt mal paar Monate zu springen, daran liegts wohl. ^^" _________
"Da das auf Gegenseitigkeit beruht, werden unsere Treffen anscheinend wohl mehr zu Interviews als was anderem.", meinte ich, ohne den Sarkasmus dabei abzulegen. Gab ebenso ungeniert wie Faye preis, dass sich mir momentan noch etwas zu viele Fragezeichen stellten, die ich langfristig doch sehr gerne beseitigen würde. Wenn ich dafür wiederum ein paar ihrer Fragen zu meiner Person beantworten musste, war das nur fair. Solange wir uns dabei in einer ab von kritischen Fragen angenehmen Atmosphäre befanden, ging das schon klar. Meine Märchen hatten wir zur Not ja dann auch noch. "Werd' ich machen... denke ich. Aber wäre auch lustig zu sehen, wie du drüber nachdenkst, was jetzt erfunden und was wahr ist...", philosophierte ich vor mich hin und ließ dann meinerseits mit einem Grinsen mal die Augenbrauen nach oben zucken. Vielleicht würde ich das im Hinterkopf behalten und tatsächlich mal ein kurzfristiges, unangekündigtes Ratespiel vollziehen... aber da würde es wohl bei einem Mal bleiben. Wenn man zu oft falsche Dinge erzählte und sie im Nachhinein revidierte, dann stuften andere Menschen einen schnell als weniger glaubwürdig ein. Auch dann, wenn es nur ein blöder Witz wahr. Das tat das Gehirn automatisch und ich wollte das Vertrauen, das Faye mir - aus welchem Grund auch immer - entgegenbrachte, weiß Gott nicht verspielen. "Die Geste, die du da grade gemacht hast, signalisiert aber irgendwie was anderes. Ist also schon sehr verwirrend das Ganze, wenn du mich fragst.", äußerte ich mich gespielt aufgeschmissen weiter zu dem Frauen-Klischee, dicht begleitet von einem übertriebenen Seufzen. Daraufhin leerte ich den kläglichen Rest aus der Kaffeetasse und stellte sie anschließend zurück neben den Teller. Nein, Faye war wohl nicht unbedingt wie andere Frauen, die ich bisher getroffen hatte. Aufgrund meiner Armee-Karriere waren solche Bekanntschaften allerdings ohnehin nur selten von längerer Dauer gewesen. Eine Frau an meiner Seite hätte mich nur an meiner Karriere hindern wollen und da wäre ich grundsätzlich auf Kollisionskurs gegangen. Jedenfalls war das Zurückstreichen ihrer Haare bei Faye doch ein sehr deutliches Zeichen dafür, dass sie sich zumindest in ihrem Verhalten nun nicht maßgeblich von anderen, feminin wirkenden Frauen unterschied. Trotzdem hatte sie in ihrem Leben mindestens eine Entscheidung getroffen, die sie deutlich von der Mehrheit unterschied - sie war zur Army gegangen. Natürlich konnte man das auch als Frau schaffen, aber es war grundsätzlich schwieriger wegen der Kräfteverhältnisse im Vergleich zu einem Mann. Außerdem hegten auch deutlich weniger Frauen Enthusiasmus dafür sich fürs Vaterland einzusetzen oder ganz allgemein überhaupt Hand an eine Waffe zu legen, während naive, dumme Jungen sehr viel eher dazu tendierten. Faye würde die ihr anvertraute Waffe sicherlich nicht öfter benutzt haben als nötig, weil das als Medical nicht ihre Aufgabe gewesen war, aber gänzlich davon verschont blieb auch das medizinische Personal in der Army in der Regel nicht. Ich streckte die rechte Hand über den Tisch hinweg ein Stück in Fayes Richtung aus. "Gib' mir mal dein Handy, dann tipp ich die Nummer ein.", bat ich. Sie hatte sie ja vorhin schon haben wollen und es zwang sie ja weiterhin keiner, mich auch anzurufen. Wir konnten theoretisch auch einfach gleich einen nächsten Termin vereinbaren, auch wenn der dann nicht in weiter Ferne liegen durfte, wegen der noch ausstehenden Unklarheiten hinsichtlich meines Verbleibs.
+ .Don't wait for the dust to settle. Don't wait til you've had enough. +
Ich auch, ja... x'D Ach... das ist aber ja nicht soooo weit entfernt von 1.5 Jahren, von daher passt das schon. Die sind auch so alle ausreichend traumatisiert. x'D ______________
Seine Feststellung zauberte erneut ein Grinsen auf ihr Gesicht. "Wirst du mir die Fragen denn vorher zukommen lassen, damit ich mich vorbereiten kann?", wollte sie wissen, inwiefern sie hier einer 'echten' Interviewsituation nahekommen würden. Natürlich rechnete sie nicht wirklich mit einem Ja und würde sich wohl auch kaum im Voraus Antworten bereitlegen, wenn er es tatsächlich tun würde. Bloss weil sie hier so schöne Fragerunden gestalteten, hatten sie ja mit ihren Antworten trotzdem noch lange nichts zu verlieren. Es könnte höchstens sein, dass Ryatt sie irgendwann - je nach dem, was sie ihm alles erzählte - ein bisschen aus anderen Augen betrachtete als bis jetzt. Solange er nicht komplett alle Achtung vor ihr verlor oder nichts mehr mit ihr zu tun haben wollte, war das aber auch irgendwie in Ordnung. Sie stand zu den Dingen, die sie getan hatte, aber jetzt nie wieder tun würde. War nicht stolz darauf, aber wusste, dass sie nie zu dem geworden wäre, was sie heute war, wenn sie diesen Weg nicht so gegangen wäre. Vielleicht wäre sie besser nie nach Syrien gegangen und hätte sich die damit verbundenen Sünden erspart. Aber wäre sie nicht dort gewesen, hätte sie Victor nie kennengelernt. Und Aryana wäre möglicherweise nie nach Hause gekommen und irgendwann an der Front gestorben. Das waren natürlich Hypothesen, aber zumindest bei der Sache mit Victor war sie sich ziemlich sicher. "Ich bin ja eigentlich relativ sicher, dass du auch genug zu erzählen hättest, ohne Märchen dazu zu dichten... Aber ja, verarsch mich ruhig, wenns dich glücklich macht", meinte sie und rollte mit den Augen, bevor sie aber auch direkt wieder grinsend in ihren Kaffee schielte. Sie würde wohl ein, zwei erfundene Geschichten seinerseits verkraften können, so wie sie sich einschätzte. Aber sie war gerade nicht so auf allzu ernste Kommunikation ausgelegt. Er scheinbar auch nicht, so wie er das nicht wie alle anderen Frauen Sein kommentierte. "Ich schätze, du musst mit der Verwirrung klarkommen... Oder mich einfach als Nicht-Normale Frau mit Hang zum Hair-Flip akzeptieren", beides sehr schwierig, natürlich. Aber sie war zuversichtlich, dass er das hinbekam. Faye stellte die noch halbvolle Kaffeetasse zurück auf den Unterteller, um in ihrer Jackentasche nach dem verlangten Handy zu fischen. Sie entsperrte es und öffnete eine leere Seite in ihren Kontakten, damit er dort seine Nummer eintippen konnte und schob ihm das Telefon dann über den Tisch hin zu. "Ich kann dir meine Nummer schon auch geben - solange du sie unter einem Pseudonym einspeicherst... Ich denke, es macht mehr Sinn, wenn du sie jetzt bekommst, als irgendwann später", meinte sie, nachdem sie sich erneut Gedanken zu diesem Thema gemacht hatte. Wenn er sie jetzt - und nicht unter ihrem Namen - einspeicherte, dann dümpelte sie eben ein bisschen auf seinem Handy rum. Aber im Endeffekt wäre das doch besser, als wenn sie ihn dann im dümmsten Moment anrief oder ihm eine Nachricht schrieb, die sie dann bestenfalls noch mit ihrem Namen unterschrieb, damit er wusste, von wem sie kam. Das klang jedenfalls in ihren Ohren eher noch riskanter. Ausserdem war ihr trotz aller Rationalität und allen warnenden Gedanken einfach nicht wohl dabei, ihn weiter seines Weges zu schicken, ohne einen einzigen Kontakt, den er anwählen konnte, wenn er in der Scheisse sass. Das war einfach... nicht gut. Besonders dann nicht, wenn man mit solchen Feinden durch die Strassen wanderte.
This is your life, it's do or die, the sun may never rise again, so be the light the vision. This is your life, it's slipping by, you try to run but fall again, you get back up that's living.
Ja und wir hätten uns wohl deutlich schlimmer verschätzen können angesichts der Tatsache, dass das RP Mitte 2019 gestartet ist... is ja jetzt doch schon ne kliiitzekleine Weile her, haha. x'D _________
Ich begann gespielt tadelnd den Kopf zu schütteln, als Faye sich nach einer Möglichkeit der Vorbereitung auf das Interview erkundigte. "Unglücklicherweise hab ich ein Faible dafür, meine Mitmenschen ein bisschen auf die Probe zu stellen... also muss ich dich da leider enttäuschen.", teilte ich Faye schmerzlich bedauernd mit, dass es so leicht nicht werden würde. Mit Vorbereitung würde sie ihre Antworten ja quasi einer Blaupause nach liefern können, das galt es ganz dringend zu vermeiden. So würden mir schließlich die Emotionen dahinter verborgen bleiben und dann wäre die Fragerunde nur halb so wertvoll. Schließlich wollte ich gerne auch ein Stück weit hinter die Worte blicken, wo Mimik und Gestik doch häufig noch viel mehr verrieten. Meine inzwischen ohnehin dauerhaft angehobenen Mundwinkel formten sich zügig zu einem breiten Grinsen, als Faye noch einmal auf meine Märchenstunden zurückkam. Tja, man konnte es auch verarschen nennen, ja. Natürlich aber auf eine milde, nicht böswillige Art. "Na aber wo würde denn da der Spaaaß bleiben, Faye..?", grinste ich ungehemmt weiter vor mich hin und zuckte leicht mit den Schultern. Es hatte ja auch Niemand gesagt, dass sie sich für die eine oder andere frei erfundene Geschichte zwischendurch nicht revanchieren durfte. Gleiches Recht für alle Beteiligten wäre schließlich nur fair. "Könnte ich grade so hinkriegen, glaube ich.", meinte ich nickend und mit der nächsten Prise Sarkasmus hinsichtlich Fayes nur zeitweise femininem Auftreten. Ich nahm sie eben einfach so, wie sie war. Mit ihrem überaus eleganten, schon eine Million Mal geübten Haare beiseite streichen und auch mit ihrer kurzen Laufbahn bei der amerikanischen Armee. Sowohl mit ihrem völlig normalen Alltagslook, als auch mit der eine oder anderen bereits für mich ersichtlichen Narbe. Ob sie noch mehr davon hatte? Gut möglich, angesichts der Tatsache, dass eineinhalb Jahre keine übliche Zeitspanne für eine Vertragslaufzeit bei der Army waren. Es hatte also sehr wahrscheinlich ein ebenfalls traumatisierendes Ereignis dafür gesorgt, dass sie nicht nur ausgefallen, sondern auch nie wieder in den Dienst zurückgekehrt war - überflüssig zu erwähnen, dass ich auch was das anging gerne jetzt schon mehr wüsste. Zurück zu ernsteren Themen zu schwanken stand mir aber gerade nicht im Sinn. Ich nahm mit einem dankbaren Nicken Fayes Mobiltelefon entgegen und fing schon damit an meine Nummer abzutippen, als sie sagte, dass es schon okay wäre, wenn ich ihre Nummer auch hatte. Ich antwortete nicht sofort darauf, weil es unter gewissen Umständen betrachtet vielleicht nach wie vor keine so gute Idee war, wenn ich ihre Telefonnummer mit mir herumschleppte. Ob da ein Pseudonym ausreichte? Ich hoffte einfach mal, dass Seans Sippe mich nie in die Finger kriegen würde. Als ich meine eigene Nummer noch einmal Zahl für Zahl durchgegangen war, damit auch ja kein Tippfehler drin war, nickte ich langsam. Hob dabei den Blick wieder in Fayes an und streckte ihr anschließend ihr Telefon entgegen. "Okay... aber nur für den Fall, dass noch mehr Dinge ein meinem Leben gewaltig schief laufen", hörbar ironisch ausgedrückt, "geh bitte nicht mit deinem Namen ans Telefon, wenn du meine Nummer siehst. Warte grundsätzlich, bis ich mich wörtlich zu erkennen gegeben hab', bevor du überhaupt irgendwas sagst... lieber nichts riskieren.", richtete ich diesbezüglich eine Bitte an sie. Zwar wäre es auch bis zu einem gewissen Grad verdächtig, wenn sie am anderen Ende der Leitung einfach nichts sagte, sollte tatsächlich Jemand mein Handy zu fassen kriegen und sie anrufen, aber das war immer noch besser als eine eindeutige Identifikation mittels Stimme, die selbst dann gegeben wäre, wenn sie sich stattdessen mit dem von mir auserkorenen Pseudonym meldete. Ich wollte sie einfach nicht noch öfter durch meine Bekanntschaft in die Bredouille schlittern lassen, konnte das nicht mit meinem Gewissen vereinbaren. Es waren auf dem Schlachtfeld schon Soldaten wegen mir umgekommen ich wollte diese unschöne Zahl nicht hier in den Staaten weiter aufstocken. Erst Recht nicht mit einer guten Seele, wie Faye eine war. Sie klingelte mich dann kurzerhand an, was die schnellste und einfachste Variante war, mir ihre Nummer zukommen zu lassen. Ich griff also kurz nach meiner Jacke, um das vibrierende Handy aus der Tasche zu angeln. "Was ist dir denn am liebsten? Olivia, Catherine, Madelyn, Rachel... Chantal?", fragte ich sie nach ihrer bevorzugten Wahl und listete dabei unbewusst ausschließlich Namen auf, die mir in den letzten Jahren bei der Army auf dem Papier oder in Person begegnet waren. Nur eine Chantal hatte ich nie getroffen, die hängte ich lediglich belustigt mit nach oben gezogenen Augenbrauen an, weil der Name jetzt nicht unbedingt zu meinen Favoriten zählte. Eher so allgemein ein bisschen in Verruf geraten war, weil es eine oder zwei blonde bis leicht dümmliche Chantals zu viel gegeben hatte. War halt auch so ein überaus nettes Klischee.
+ .Don't wait for the dust to settle. Don't wait til you've had enough. +
Tjaaa, warum hatte sie das schon gewusst, bevor er es ausgesprochen hatte? Natürlich durfte sie sich nicht vorbereiten. Das wäre eben wirklich nicht lustig. Ihr Seufzen drückte trotzdem ziemlich akkurat aus, wie schwierig das ihre Situation jetzt machte und mit wie vielen Kopfschmerzen sie ihrem nächsten Treffen entgegenfieberte. "Das macht mich jetzt schon ein bisschen nervös, muss ich zugeben... Ich weiss nicht, ob ich noch schlafen kann, mit einer solchen Vorahnung", und das ausgerechnet jetzt, wo sie sowieso nie gut schlief, weil ihr Bett sich dafür einfach viel zu gross und leer anfühlte. Eigentlich hatte sie nicht noch zusätzliche Gründe für einen schlechten Schlaf gebraucht. "Ich habe langsam die Vermutung, dass der Spass sowieso sehr einseitig wird", merkte sie an, wobei sie wieder eine Augenbraue anhob. Natürlich war auch das alles schön sarkastisch betont, damit er nicht auf die Idee kam, dass sie irgendeinen Teil ihrer Worte allzu ernst meinte. Wäre der Spass und die Unterhaltung so einseitig, hätte die Brünette bestimmt nicht zugestimmt, ihn nochmal zu treffen. Sie tat das ja nicht nur für ihn oder um seine Einsamkeit zu bekämpfen und ihm Gesellschaft zu leisten, sonder eben auch, weil sie die Unterhaltung selber auch genoss. Sie wartete darauf, dass er die Nummer eingetippt hatte und genoss währenddessen noch die letzten Schlucken ihres Cappuccinos. Ja, sie wusste auch nicht, ob das alles eine sehr gute Idee war. Aber ohne die Nummern auszutauschen, war es einfach schwierig, sich wiederzusehen. Klar könnte sie sagen, dass sie nächste Woche nach der Therapiesitzung zur gleichen Zeit wieder auf dem Parkplatz zu finden wäre - aber was, wenn er bis dahin damit begonnen hatte, die Sozialstunden abzuarbeiten und er dadurch unter der Woche zumindest tagsüber keine Zeit mehr hätte? Dann würde sie rumstehen und warten und niemand würde kommen und er hätte keinen Weg gehabt, um ihr das vorher mitzuteilen. Oder wenn ihre Dienste kurzfristig verschoben wurden und sie gar nicht am gleichen Tag zur Therapie gehen würde? Dann würde wiederum er rumstehen und warten. War irgendwie alles nicht so optimal, weshalb sie nun einfach beide zusammen darauf hoffen konnten, hier keinen Fehler gemacht zu haben. Nicht schon wieder. Darum nickte sie auch seine Bitte bezüglich dem Entgegennehmen eines Anrufes ohne Widerrede ab. "Ja, ist wohl eine gute Idee...", stimmte sie zu. Blieb nur zu hoffen, dass sie sich daran erinnern würde, wenn tatsächlich ein Anruf kommen sollte. Aber daran wollte sie mal nicht zweifeln, sie wusste ja bestens, was potenziell auf dem Spiel stehen konnte. Faye nahm ihr Handy zurück und drückte die grüne Taste auf seinem Kontakt, wartete ein paar Sekunden, bis er in die Jackentasche griff, ehe sie wieder auflegte und das Handy zurück in ihrer Tasche verstaute. Die Frage nach dem gewünschten Pseudonym zeigte dann aber wieder das Potenzial eines Stimmungsheber und Faye brauchte entsprechend auch gar nicht lange darüber nachzudenken - nachdem sie bei Chantal natürlich das Gesicht verzogen hatte, als hätte sie auf eine saure Zitrone gebissen. "Also erstens - Eww Chantal", äusserte sie sich entsprechend wenig angetan. "Und zweitens wollte ich eigentlich schon immer verdammt gerne ein kleiner Kevin sein...", damit kehrte das Grinsen auch wieder auf ihr Gesicht zurück und sie blinzelte ihn fröhlich an. "Und wenn du damit nicht zufrieden bist... Was denkst du denn, gibt es für alternative Namen, die zu mir passen könnten? Abgesehen von Chantal, eben", schob sie denn Ball zurück zu ihm, da es ihr grundsätzlich sehr egal war, ob er sie nun Kevin, Chantal oder Martha nannte. Aber die Antwort würde sie trotzdem interessieren, auch wenn sie etwas bezweifelte, dass ihm irgendwelche Alternativen auf der Zunge lagen.
This is your life, it's do or die, the sun may never rise again, so be the light the vision. This is your life, it's slipping by, you try to run but fall again, you get back up that's living.
Weil ich vorhin über die Posts gestolpert bin wie Mitch und Aryana sich jeweils ihr Geburtsdatum gestanden haben, hab ich das mal eben im Anmeldethread auch bei Aryana festgehalten - kannst du ja noch optisch abändern wie's dir passt, nur dass es schonmal da steht eben, bevor ichs gleich wieder vergesse. x'D Offenbar hatte die Ärmste auch wunderbar in dem Zeitraum Geburtstag, wo es mit unseren Kaputten mal wieder so schön steil bergab ging. Wenn das so weitergeht wird sie wohl nie nen Grund zum Feiern haben... XD _________
Ich lachte leise in mich hinein, als Faye behauptete ich würde ihr mit Pech sogar den Schlaf rauben. War zwar eine - für mich - durchaus unterhaltsame Vorstellung, aber ich hielt es doch mal für sehr unwahrscheinlich, dass sie im Bett nichts Besseres zu tun hatte, als sich über meine Fragen den Kopf zu zerbrechen. Allerdings ging ich eben auch nach wie vor davon aus, dass Victor neben ihr schlief. "Hey, dann kannst du die Zeit beim Wachliegen wenigstens dazu nutzen, dir ganz besonders unangenehme Fragen für mich auszudenken.", versuchte ich dem Ganzen mit schiefgelegtem Kopf noch irgendwie was Positives abzugewinnen, wenn auch weiterhin reichlich sarkastisch. Ich sagte mal lieber nicht, dass ich ihr liebend gerne den Schlaf raubte - sonst steckte sie das am Ende in irgendeine flirtmäßige, zweideutige Schublade und das galt es zu vermeiden. Auch wenn sie es womöglich einfach nur als einen weiteren, dummen Witz abgetan hätte. Es war einfach grundsätzlich nicht unbedingt angebracht, so angesichts ihrer Beziehung mit Victor und das sollte ich respektieren. "Halte ich für unwahrscheinlich, wenn ich mir deinen Konter von damals im Krankenwagen ins Gedächtnis rufe...", sinnierte ich grinsend weiter über die möglichen Ausgänge unserer zukünftigen Unterhaltungen. An den genauen Wortlaut erinnerte ich mich zwar nicht mehr, aber die Brünette hatte damals einwandfrei wörtlich mit meinem Unwillen zur Kooperation abgerechnet. Am Ende hatte das zwar nichts daran geändert, dass ich kaum etwas über mich preisgegeben hatte, aber es hatte mich zumindest etwas ausgebremst. Wobei auch die Unterhaltung damals meiner Erinnerung nach teilweise ohnehin ebenso ironisch ausgefallen war, wie diese hier. Sie würde mich und mein Interview also sicherlich bestens zu schaukeln wissen. Sie willigte auch meiner Bedingung zu zukünftigen Telefonaten ein, allerdings hatte ich was das anging auch keine andere Reaktion erwartet. Schließlich diente das ausschließlich ihrem eigenen Schutz und der sollte ihr nach dem, was passiert war, ziemlich heilig sein. Faye gab sich dann wie erwartet auch ganz besonders angetan von meinem letzten Namensvorschlag, was mich nur selig weiter grinsen ließ. Kurz darauf lachte ich erneut ein klein wenig, weil sie anscheinend viel lieber zum nächsten Kevin mutieren wollte. Das war auch ganz bestimmt sehr viel besser als Chantal. "Olaf. Dein Name ist jetzt Olaf.", beteiligte ich mich weiterhin durchaus ironisch und trocken an dem Spiel rund um die Findung eines geeigneten Pseudonyms. Fing dieses Mal dabei allerdings tatsächlich an, Buchstaben abzutippen. Allerdings handelte es sich dabei nicht wirklich um den Namen Olaf, weil das kein Name war, der hier in den Staaten unauffällig war. Ich hatte mal einen deutschen Soldaten getroffen, der diesen Namen getragen hatte und ihn schon damals durchweg amüsant gefunden - so wie den Soldaten selbst auch, er war mit viel Humor daher gekommen. Davon konnte man während Auslandseinsätzen kaum genug kriegen, erst recht nicht wenn es mit anstrengenden Missionen und der Kooperation mehrerer Streitkräfte aus verschiedenen Ländern einherging. "Ich glaub ich bleib lieber bei Ethan. Ist kein Frauenname und so heißt gefühlt jeder zweite. Scheint mir doch etwas unauffälliger als Chantal oder Olaf.", ließ ich Faye dann mit einem Schulterzucken meine deutlich unauffälligere, finale Wahl wissen. Es war eben gar nicht mal blöd, lieber auf einen männlichen Namen auszuweichen. Es war sachlich betrachtet eben doch recht unwahrscheinlich, dass ich in der Zwischenzeit noch mehr andere Frauen als Faye kennengelernt hatte. Die netten Damen auf der Krankenstation des Gefängnisses hatten mir schließlich nicht mal eben so ihre Nummern zugespielt und seit ich damals im Krankenhaus gelandet war, hatte ich ganz allgemein erdenklich wenige Chancen dafür bekommen, mir irgendwie eine Frau anzulachen. Auch unabhängig davon, dass ich mehr als genug andere, deutlich größere Sorgen hatte, als keine weiblichen Bekanntschaften zu führen - außer eben jetzt mit Faye.
+ .Don't wait for the dust to settle. Don't wait til you've had enough. +
Oh, danke, das ist nett. :) Ich wusste tatsächlich noch, dass es irgendwo da sein musste, weil Skorpion. Aber ist immer gut, wenn das Datum festgehalten wird... x'D Und ja, ich glaube nicht, dass die noch Hoffnung auf ein angemessenes Geburtstagsfest für irgendwann hegt... x'D ______________
Das war ein Zweck, der sich mit Wachstunden im Bett erfüllen liess, ja. Sie war sich nur noch nicht sicher, ob es letztendlich wirklich das werden sollte, was sie tat, wenn sie nicht schlafen konnte. Eigentlich waren es ja immer die gleichen Gedanken, die nachts in ihrem Kopf Karussell spielten... Wäre aber auch schön, wenn sie diesen ewigen Kreislauf mit belangloseren Dingen durchbrechen könnte - dürfte immerhin auch ihre Schlafqualität fördern. "Wer weiss, vielleicht werd ich das tatsächlich tun. Sind wohl trotzdem noch die besseren Gedanken als die, die mich normalerweise nachts nicht schlafen lassen", merkte sie - noch immer dezent sarkastisch, aber leider ein Stück weit weniger fröhlich untermauert an. Faye blickte ihn einen Moment fragend an, als er irgendeinen Konter aus dem Krankenwagen erwähnte, an den sie sich leider nicht mehr erinnern konnte. Aber scheinbar war er gut gewesen, weshalb er ihr etwas mehr Chancen darauf, im gemeinsamen Gespräch nicht unterzugehen, anrechnete, als sie sie sich soeben zugesprochen hatte. Das wiederum reichte, um das Grinsen zurück auf ihr Gesicht zu zaubern, während sie leicht mit den Schultern zuckte. "Ich tu was ich kann, schätze ich", kündigte sie mehr oder weniger vielversprechend an. Ryatt schien aber auch von ihrem Namensvorschlag angetan zu sein, so wie er gleich darauf lachte. Auch wenn er nicht wirklich am Kevin hängen blieb, sondern lieber gleich weiter zum nächsten lächerlichen Namen zog, der nun wiederum sie grinsend den Kopf schütteln liess. "Olaf? Wie zur Hölle kommst du auf Olaf und warum passt das zu mir?", fragte sie tatsächlich gleichermassen verwirrt wie amüsiert. Sie hatte eher an sowas wie... Lilly oder Rosie gedacht, irgendwelche 08/15 Namen. Vielleicht war er im Leben schon einmal jemandem begegnet, der ebendiesen Namen trug und an die Faye ihn erinnert hätte. Aber Olaf? Sie konnte sich beim besten Willen keine Verbindung zwischen sich selbst und einem Olaf spinnen. War also wohl genauso Fantasiename wie ihr Kevin. Ethan hingegen machte Sinn. Also nicht, weil sie fand, dass sie an einen Ethan erinnerte, sondern weil es eben ein sehr gewöhnlicher Name war und das eine weitaus bessere Tarnung als die anderen Vorschläge war. "Damit kann ich mich wohl einigermassen anfreunden, auch wenn es schwer wird, mir dafür meine Weiblichkeit inklusive Hair Flip abzugewöhnen", gab sie ihr bedeutungsloses Einverständnis bekannt, das er nicht mehr brauchte, weil er den Namen eh schon eingetippt hatte. Aber es war leichter, das Thema mit Humor abzuschliessen, als sich tatsächlich mit den Ursachen dieses Wortwechsels auseinanderzusetzen. Denn die verschwand leider nicht und war auch nicht so leicht gelöst wie die Suche nach einem passenden Ersatznamen für Faye. Eigentlich könnten Seans Geschwister zwar längst Ruhe geben, nach dem ganzen Schaden, den sie bereits angerichtet hatten - aber da sprach sie wohl gegen eine Wand und würde kaum auf viel Verständnis stossen. Abgesehen davon, dass sie sich sicher nicht für irgendwelche Verhandlungen in die Nähe dieser Teufelsbrut begeben würde.
This is your life, it's do or die, the sun may never rise again, so be the light the vision. This is your life, it's slipping by, you try to run but fall again, you get back up that's living.
Ja, so um den Dreh wusste ichs auch noch, weil ich mir irgendwie gemerkt hatte, dass Mitch im Frühling Geburtstag hat und Aryana im Herbst... aber das wars dann tatsächlich. x'D _________
Die Schattenseiten von Fayes bisherigem Leben schienen ihr auch im Schlaf präsent zu bleiben - oder eben in Nicht-Schaf zu enden. Da ihre Kollision mit den Hernández-Geschwistern noch nicht lange zurücklag, wäre es nicht verwunderlich, wenn genau das eines der Dinge war, die des nachts ihre schönen Träumen durch Alpträume ersetzte. Träume, nach denen sie wach lag. Oder wegen denen sie gar nicht erst einschlafen konnte, weil sie sich davor fürchtete, sie einen um den anderen noch ein weiteres Mal im Schlaf durchleben zu müssen. "Gibt es... irgendein Thema, das ich ganz auslassen sollte, bis du von selbst darauf zu sprechen kommst..?", hakte ich leicht gemurmelt mit einer sehr allgemeinen Frage nach. Wie schon gesagt half es nicht, wenn man die Dinge totschwieg, die einen am allermeisten quälten. Dennoch war es in manchen Fällen einfach angebracht, die eine oder andere Sache ruhen zu lassen, bis die betroffene Person selbst dazu bereit war, darüber zu sprechen. Das Thema eigenmächtig zutage beförderte oder einen Wink mit dem Zaunpfahl gab, dass der richtige Moment gekommen war. Ich wollte Faye nicht unnötig viel auf die Füße treten, also durfte sie mir gerne Tabuthemen auflisten... solange danach noch irgendwas anderes übrig blieb, das mich interessierte. Der von mir eingebrachte nordische Name stieß bei der jungen Frau nicht unbedingt auf Verständnis, aber das hatte ich auch gar nicht erwartet. Er klang eben einfach nur witzig und war mir genau deshalb in diesem Moment durch den Kopf geschossen. "Eigentlich... passt das gar nicht zu dir.", stellte ich grinsend und sehr überraschend das absolut Offensichtliche fest, weil sie mit dem schon etwas älteren Olaf, den ich damals kennengelernt hatte, nicht wirklich etwas gemein hatte. Oder zumindest nicht viel. "Ich hab mal einen getroffen, vor ein paar Jahren. Es war ein Trupp deutscher Soldaten in unserem Gebiet tätig und wir haben kooperiert. Ich hab den Armen erstmal ausgelacht, als er mir seinen Namen genannt hat.", erzählte ich Faye die kleine Anekdote zu meiner Zeit bei der Army. "War aber ein netter Kerl, sehr unterhaltsam... und das ist wahrscheinlich das Einzige, was ihr beide gemeinsam habt - ihr bringt ein bisschen Licht ins Dunkle.", fand ich schließlich doch eine einzige, kleine Gemeinsamkeit der beiden und zuckte daraufhin lächelnd mit den Schultern. Zwar hatten sie das jeweils auf eine ganz andere Art getan, aber im Grunde stimmte es schon. Während der gute Olaf ab und zu mit dämlichen Witzen etwas Licht in dunkle Kriegszeiten gebracht hatte, hatte Faye mir sinnbildlich eine Taschenlampe gereicht, als ich mich im Dunkeln in einer recht aussichtslosen Sackgasse meines Lebens befunden hatte. In einer, die andernfalls wahrscheinlich tödlich geendet wäre, weil mich das Übel eingeholt hätte, bevor ich mich blind aus der Gasse herausgekämpft hatte. "Ach, zur Not hat der imaginäre Ethan halt einen etwas weiblichen Touch. Da ist er wahrscheinlich weder der Erste, noch der Letzte.", kommentierte ich die Namenssache weiterhin wenig ernst und winkte mit dem Handy ab, bevor ich es zurück in die Jackentasche steckte. Brauchte ich ja jetzt nicht, das Ding. "Ich schätze mal, ich melde mich dann einfach mal bei dir, wenn ich weiß wie's weitergeht? Hängt ja irgendwie ziemlich stark von mir ab, wie und wann das was wird, mit dem Wiedersehen...", erkundigte ich mich mitsamt einem Vorschlag meinerseits nach dem weiteren, eben noch nicht ganz dingfesten Plan. Einfach weil ich noch nicht mal wusste, wann ich denn genau mit den Sozialstunden anfing, wann ich in die andere Stadt geschippert wurde oder wie mein Tagesablauf dann in Zukunft überhaupt aussehen würde... da jagte im Moment noch eine Unklarheit die nächste.
+ .Don't wait for the dust to settle. Don't wait til you've had enough. +
Wir haben echt gutes Erinnerungsvermögen… Oder so… x‘D ___________
Diese Frage war gar nicht mal so leicht zu beantworten. Es gab sicher Dinge, über die sie nicht reden wollte, aber so spontan fiel ihr hier wenig ein. War eben sehr kontext- und tagesabhängig, ob sie denn gerade Lust hatte, zu berichten oder nicht. So dauerte es einen Moment, bis er seine Antwort bekam, die von einem langsamen Hin- und Herwiegen ihres Kopfes begleitet wurde. „Fällt mir so plötzlich nichts ein… Ich denke, wir können uns darauf einigen, dass ich einfach sage, wenn ich etwas nicht oder noch nicht erzählen möchte“, so wie das, was vor einigen Wochen mit Seans Geschwistern passiert war oder eben die Hintergründe ihrer Entscheidung, der Army beizutreten. Beides blieb vorerst Tabu und Faye überlegte kurz, ob sie gleiche alle Fragen zu Julian mit auf die Liste packen sollte… liess es dann aber bleiben. Sie wollte nicht, dass Ryatt irgendwie glaubte, sie hätte ein schlechtes Verhältnis zu ihrem Bruder gehabt, denn bekanntlich war das Gegenteil der Fall gewesen. Und irgendwann würde sie sagen müssen, dass er längst mit ihren Eltern an einem besseren Ort war, auch wenn sie das liebend gerne leugnen würde, um es damit ungeschehen zu machen. „Und wie siehts bei dir aus? Irgendwelche Tabus?“, stellte die Brünette kurzum die Gegenfrage, lehnte sich dabei etwas zurück und betrachtete ihr Gegenüber interessiert und abwartend. Das Problem bei solchen vorgemerkten Tabuthemen war nur, dass sie dann ganz besonders interessant wurden, wenn man sie nicht ansprechen sollte. Sie glaubte zwar, dass sie beide imstande waren, solche Grenzen zu respektieren - aber im Hinterkopf blieb dieses Wissen eben trotzdem immer bestehen und man fragte sich trotzdem ständig, was wohl dahinterstecken mochte. Dass er offenbar genauso einsah, dass Olaf kein Name für sie war, liess Faye nur weiter grinsen. Natürlich nicht. Sie war weder ein Schneemann, noch von irgendwo aus dem Norden, noch hatte sie blonde oder weisse Haare und sie war auch nicht männlich und Mitte fünfzig. Das waren ungefähr die Eigenschaften, die sie persönlich mit einem Olaf verband - auch wenn sie noch nie einen getroffen hatte, im Gegensatz zu Ryatt, wie er sie gleich darauf wissen liess. Das beiläufige Kompliment liess sie für ein, zwei Sekunden lächelnd zur Seite blicken, bevor ihre Augen zurück zu ihm fanden. Es war schön, dass er sie so sah - als jemanden, der Licht ins Dunkle brachte. Denn in letzter Zeit hatte es sich eher umgekehrt angefühlt... Als würde sie Dunkelheit bringen an Orte, beziehungsweise zu Menschen, die es am wenigsten verdienten. Menschen, die momentan Abstand brauchten, weil sie in ihrer Gegenwart nicht heilen konnten - und das lag sicher nicht am Licht, dass sie ins Dunkle brachte. Und ja, manchmal fiel es Faye noch immer schwer, Victors Abwesenheit nicht persönlich zu nehmen, da sie doch beide wussten, dass es an ihrer Präsenz lag, dass er gegangen war. Aber sie hatte ja jetzt jede Menge Zeit, diese Emotionen zu akzeptieren, überdenken und korrigieren, bis er zurückkam. "Freut mich sehr, dass du mich trotz allem als Lichtlein siehst", meinte sie ehrlich, sprach den Rest ihrer Gedanken aber natürlich lieber nicht aus. Sie brauchte ihre Selbstzweifel hier nicht zu erwähnen, nur damit er ihr dann vorkauen konnte, dass ihre Ansichten falsch waren und so weiter. Das waren Probleme, mit denen sie selbst klarkommen musste und für die sie ihre Therapeutin hatte. Und um sowas zu besprechen, kannte sie Ryatt wirklich noch lange nicht gut genug. Sie wusste ja noch nicht mal, wie er auf solche Gefühlsduselei und übertriebene Emotionen, zu denen sie grundsätzlich neigte, überhaupt reagierte und hatte auch nicht vor, das heute noch rauszufinden. Das Thema Ethan oder Nicht-Ethan war nämlich ebenfalls soweit abgeschlossen und ihre Teller und Tassen leer. "Das klingt gut, ja. Falls bis dahin noch nicht viel passiert sein sollte und du die Stadt noch immer nicht verlassen kannst: ich bin nächste Woche voraussichtlich am gleichen Tag und zur gleichen Zeit wieder hier", liess sie ihn etwas sarkastisch unterlegt wissen, dass ihre Psychotherapie heute kein definitives Ende gefunden hatte und sie bald genug erneut in der Stadt sein würde - auch wenn sie das eigentlich nicht mehr tun wollte. Falls er bis dahin schon mit dem Abarbeiten der Sozialstunden beschäftigt sein sollte, würde sich aber bestimmt auch ein anderer Termin finden lassen.
This is your life, it's do or die, the sun may never rise again, so be the light the vision. This is your life, it's slipping by, you try to run but fall again, you get back up that's living.
Tja, ich wünschte das würde sich auf alle meine Lebensbereiche beziehen.... x'DDD ________
Ich nickte mit den knappen Worten "Geht klar.", weil es so wahrscheinlich ohnehin am einfachsten war. Außerdem hatte Faye ja vorhin schon erfolgreich die Bremse gezogen und ich hatte daraufhin auch nicht weiter aufs Gaspedal getreten, also war ich doch ziemlich zuversichtlich, dass wir das hinbekamen. Was in dieser Hinsicht mich selbst betraf, war ich jetzt aber auch ein bisschen aufgeschmissen. Es hatte natürlich dunkle Momente in meinem Leben gegeben, aber ich hatte so ziemlich alles davon eigentlich inzwischen relativ gut verarbeitet... außer lebendig zu verbrennen. Das wusste Faye jedoch schon, wenn ich auch nicht besonders ins Detail gegangen sein mochte. Es hatte vorhin auch nicht so gewirkt als würde sie was das anging schon sehr bald wieder nachhaken, hatte sie sich doch postwendend für ihre vage Formulierung entschuldigt. Es extra nochmal zu erwähnen schien mir also ziemlich überflüssig zu sein. "Ich glaube nicht, nein...", äußerte ich mich nachdenklich. Sah noch einen Moment lang mit abwesendem Blick auf meinen leeren Teller hinab und zuckte schließlich gleichgültig mit den Schultern, als ich meine Augen wieder in Fayes richtete. "Und wenn doch werden wir's ja merken.", stellte ich abschließend fest. Faye war vorhin sicherlich nicht entgangen, dass es nur bedingt zu meinen Lieblingsbeschäftigungen zählte mich über meinen Abgang bei der Army zu unterhalten. Sie war mit genügend Empathie ausgestattet, um in solchen Fällen nicht weiter nachzuhaken und selbst wenn das mal nicht der Fall sein sollte, dann sagte ich es ihr eben. Wir waren zwei erwachsene Menschen, da würde sich wegen kleineren Missverständnissen kaum einer beleidigt in die nächstbeste Ecke setzen und schmollen. Trotz allem? Mir hatte die Brünette in keinster Weise, noch nicht einmal über irgendwelche Umwege etwas Schleches getan. Natürlich waren Seans Geschwister jetzt wohl hauptsächlich deswegen erpicht darauf mich dranzukriegen, weil ich ihren Bruder so wunderbar ausführlich verpfiffen hatte. Das hätte ich wahrscheinlich nicht getan, wenn Faye mir das nicht so ans Herz gelegt hätte. Allerdings war das wegen dem Fakt, dass ich andernfalls für immer in der Dunkelheit verschwunden wäre, zumindest für mich absolut nichtig. "Alles andere wäre etwas merkwürdig... so angesichts der Tatsache, dass du mich davon abgehalten hast mir selbst das Licht auszuknipsen.", blieb ich bei der Metapher mit dem Licht und legte den Kopf schief, musterte ihre Gesichtszüge ein wenig. Andere hatten wohl zwangsläufig unter Fayes Helfersyndrom gelitten, das würde ich nicht leugnen. Aber auf mich traf das nicht zu, was die ganze Situation nochmal um einiges schräger machte. Sie hatte nicht nur sich selbst geschadet durch all die Unterstützung für mich, sondern auch Victor. Einem Menschen, der ihr sehr viel wichtiger sein sollte, als irgendein fremder Kriegskrüppel, der seine ganze Situation selbst zu verschulden hatte. Ich wusste nicht, was genau mit den beiden irgendwann in den letzten Wochen passiert war, aber das musste ich auch - noch - nicht. An Victors Stelle wäre ich ziemlich sicher mehr als nur wenig erfreut über all das, was passiert war... was unter Umständen der Grund dafür sein könnte, warum Faye nach einer aufwühlenden Therapiestunde mit mir in einem Diner saß und nicht mit ihm. Besagte Therapie würde auch nächste Woche wieder stattfinden, was ich lächelnd abnickte. Sollte ich dann noch immer hier in der Stadt festsitzen - was ich nicht hoffte, weil ich ganz einfach schnellstmöglich hier weg wollte -, wäre das sicherlich die beste Möglichkeit, um sich wieder über den weg zu laufen. "Gut, merk mich mir.", bestätigte ich auch wörtlich, die Info im Kopf zu behalten. Karen war indessen auf dem Weg zu uns, was ich erst im Augenwinkel sah, als sie schon beinahe den Tisch erreicht hatte. "Ich hoffe, es hat geschmeckt?" Sie erkundigte sich jedes Mal danach, was inzwischen zumindest bei mir völlig überflüssig war. Es gab hier kein schlechtes Gebäck, oder zumindest hatte ich nie welches abbekommen. "Kann ich euch noch etwas bringen?", hängte sie auch gleich noch eine weitere Frage an.
+ .Don't wait for the dust to settle. Don't wait til you've had enough. +
Auch dieses Thema schien bald schon geklärt zu sein, da sie sich offensichtlich einig darin waren, die Grenzen des jeweils anderen auch dann respektieren zu können, wenn diese erst kurzfristig mitgeteilt wurden. Sie waren eben zwei ganz besonders verständnisvolle Menschen, die ganz besonders gut mit den Grenzen des Personal Space umgehen konnten, wie man sah. Zumindest bis hierher funktionierte ihre Kommunikation also ganz gut. Auch wenn Faye nicht alles verstand, was er sagte oder jedenfalls nicht zwangsläufig bei allem die gleiche Meinung vertrat. Sie fände es nicht merkwürdig, wenn er sie nicht oder zumindest nicht nur als Lichtlein betrachten würde. Sie hatte einfach echt viel falsch gemacht, gerade im letzten Jahr - vieles, was ein degradierendes Urteil zum Teilzeit-Lichtlein absolut rechtfertigen würde. Doch Ryatt wollte das wohl gar nicht erkennen, sondern betonte lieber nochmal den - oder einen der - Gründe, weshalb er sie eben so sah. Das mochte auch tatsächlich wahr sein, es war jetzt im Nachhinein schwer zu beurteilen, was passiert wäre, wenn sie sich nicht so oft in sein Leben eingemischt hätte. Ob er tatsächlich gestorben wäre oder ob Lance den Krankenwagen noch rechtzeitig gerufen hätte. Ob er schon in der Nacht seiner Flucht aus dem Krankenhaus irgendwo in einem Graben seinen letzten Atemzug gemacht hätte oder ob er sich nicht doch irgendwie erfolgreich erholt hätte. Was dann aber wiederum zur Folge gehabt hätte, dass er mit Sean den nächsten Überfall hätte starten müssen. Und wie das für Ryatt ausgegangen wäre, stand definitiv mit allem anderen zusammen auch in den Sternen. "Wer weiss, was passiert wäre, wenn ich anders reagiert hätte... Ich mein, ich glaube natürlich gerne daran, dass ich dir das Leben gerettet habe. Weil das der ganzen Sache immerhin einen guten Sinn gibt. Aber wirklich wissen, tun wirs eigentlich nicht", relativierte sie sein Lob ein Stück weit, ohne dabei aber das Lächeln auf ihren Lippen abzulegen, das deutlich machte, dass sie sich hier sicher nicht mit ihm darüber streiten wollte, wie hell oder nicht hell sie denn jetzt genau strahlte am dunklen Himmel der Nacht, die diese Stadt überspannte. Da konzentrierte sie sich lieber auf dringendere Anliegen. Oder auf Karen, die plötzlich wieder am Tisch aufkreuzte, um das dreckige Geschirr einzusammeln und nach ihren Wünschen zu fragen. Faye warf Ryatt einen kurzen Blick zu, bevor sie leicht den Kopf schüttelte und lächelnd zu der Inhaberin aufschaute. "Es war wirklich köstlich, danke", bestätigte sie ehrlich. "Und ich glaube, ich für meinen Teil bin zufrieden für heute und würde sonst gerne die Rechnung haben", folgten ein paar weitere Worte, die das Ende ihres Besuches ankündeten. Nicht, dass Faye heute noch unendlich viel Programm hätte... Aber sie war langsam müde von zu wenig Schlaf, aufwühlender Therapie und einem emotional doch auch relativ aufregenden Wiedersehen, hätte also nichts gegen die Geborgenheit ihrer eigenen Wohnung. Selbst wenn sie dort von Einsamkeit begrüsst und verabschiedet wurde, jedes Mal, wenn sie durch die Tür trat...
This is your life, it's do or die, the sun may never rise again, so be the light the vision. This is your life, it's slipping by, you try to run but fall again, you get back up that's living.
So war das nun mal im Leben. Man nahm irgendeine Abzweigung, von der man nicht wusste, was überhaupt hinter ihr vergraben lag und was man dort vorfinden würde. Genauso wie man im Nachhinein dann nie wusste, was hinter einer der anderen Abzweigungen lag, die man stattdessen hätte nehmen können. Das Einzige, woran sich nichts rütteln ließ, war, dass man eben immer irgendeine Entscheidung treffen musste. Selbst sich dafür zu entscheiden einfach nichts zu tun und seinem Leben stillschweigend zuzusehen, war eine Form der Entscheidung. Wenn auch selten eine wirklich gute, weil man dann am wenigsten Einfluss darauf hatte, was passieren würde. "Tja, so ist das halt mit dem Leben, schätze ich... man trifft eine Entscheidung und sie hat Konsequenzen, die leider nicht so oft vorhersehbar sind, wie wir's gerne hätten.", stellte ich abschließend sehr neutral fest. Es brachte ganz einfach nichts, wenn man sich im Nachhinein immer wieder fragte, was alles hätte anders laufen können. Es gab keine Zeitmaschine, mit der man sich später doch lieber noch für diese andere Version entscheiden konnte. Was bereits passiert war blieb in Stein gemeißelt. Man konnte sich daran aufhängen oder eine Lehre daraus ziehen. Ich hätte sicher nichts dagegen gehabt, auf eine angenehmere, weniger traumatisierende Art irgendwann in meinem Leben auf Faye zu treffen. Fakt war aber, dass ich nicht völlig pleite und von hobbylosen Kriminellen verfolgt hier sitzen würde, wenn ich nicht auch eine definitiv falsche Abzweigung in der Vergangenheit genommen hätte. Fehler zu machen war leider ungefähr so menschlich wie Sauerstoff zu atmen und nicht alle davon ließen sich im Nachhinein noch korrigieren. Meistens am allerwenigsten die, von denen man es sich wünschte. Dass Faye unserem Besuch im Diner langsam ein indirektes Ende setzte, war auch für mich in Ordnung. Ich hatte ja nicht einmal erwartet sie überhaupt je wieder zu Gesicht zu kriegen, da war unser heutiges Treffen schon deutlich mehr als ich mir erhofft hatte. Karen warf mir noch einen Blick zu und ich bestätigte quasi nur mit einem Nicken, weil mich die ganze Rechnungssache ja ohnehin nicht betraf. Es dauerte auch nicht lange, bis sie unser Geschirr beseitigt hatte und mit dem kleinen weißen Zettelchen zurückkam, das sie Faye lächelnd auf der Tischplatte zuschob und die gedruckten Zahlen auch wörtlich mitteilte. Während die Brünette noch bezahlte griff ich langsam nach meiner Jacke, um mich für die Kälte draußen zu wappnen. Außerdem zwickte manchmal ohnehin noch die Hüfte, wenn entsprechend Bewegung in jene Körperregion kam, weswegen ich hektische Bewegungen grundsätzlich zu vermeiden versuchte. Ich bedankte mich noch einmal ehrlich bei Karen, sobald alles abgewickelt war und stand dann in Ruhe auf, als Faye auch bereit dazu zu sein schien. Erst im Stehen schloss ich dann den Reißverschluss und ließ ihr den Vortritt beim Verlassen des Gebäudes. Kaum öffnete sich die gläserne Tür winkte uns auch ein Schwall kalter Luft entgegen, der mir einen leichten Schauer über den ungeschützten Nacken jagte, kaum war ich hinter Faye nach draußen getreten. Allerdings blieb ich nach wenigen Schritten erneut stehen, suchte den Blick der jungen Frau. "Dann... sehen wir uns nächste Woche, wenn nichts dazwischenkommt.", was ich doch wohl sehr hoffen wollte, weil ich die ganzen unangenehmen Zwischenfälle langsam echt satt hatte. Ich wollte allerdings, dass sich unsere Wege für heute schon hier direkt vor dem Diner trennten, damit gar nicht erst wieder die unangenehme Frage aufkam, ob die Brünette mich irgendwo absetzen sollte. Sollte sie nicht, musste sie nicht.
+ .Don't wait for the dust to settle. Don't wait til you've had enough. +