Ja, ist echt wahr. Solche Logikfehler und überhaupt komplett an der Realität vorbei, aber wir dachten, das sei das Leben.. x'D ________
Das hätte sie wohl erwarten sollen, oder? Der bequeme Trip im Rollstuhl passte eigentlich nicht halb so gut zu ihm, wie es ein wackeliges Rennen mit Rollator tat. Trotzdem liess der Gedanke sie abermals grinsend den Kopf schütteln. "Ich bin froh, dass ich das jetzt schon weiss - gibt mir noch ein wenig Vorlaufzeit zum Üben. Ausserdem werde ich mich wohl entsprechend im Sinne der umfänglichen Vorbereitung bei Ferrari nach einer Kooperation für ein neuartiges Rollator-Modell mit Turboantrieb erkunden müssen", äusserte sie die damit verbundenen Gedankengänge. Sie würde schon dafür sorgen, dass sie ihr kleines Rennen gewinnen würde, da brauchte er sich keine Sorgen zu machen. Faye war zwar nicht gerade für ihren grenzenlosen Ehrgeiz bekannt und konnte eigentlich sehr gut damit umgehen, auch mal zu verlieren und in einer Disziplin nicht die Beste zu sein, aber Rollator-Rennen schlossen sich leider von diesem Grundsatz aus. Wäre ja auch schade, wenn sie sich gar nicht wirklich ins Zeug legen und schon jetzt mit einer Niederlage liebäugeln würde. Zu der Sache mit dem Geburtstagsgeschenk wie auch zu ihrer Kleidungswahl für den Clubbesuch, erwiderte die Brünette vorerst nichts mehr. Sie war eigentlich echt nicht der Meinung, Geschenke zu brauchen - aber so wie er klang, würde ihn das nicht davon abhalten, trotzdem irgendwas für sie zu suchen. Was ja auch irgendwie süss und wirklich nett von ihm war, weshalb sie nicht weiter versuchen musste, ihm dieses Vorhaben auszureden. Solange er sich nicht gleich wieder finanziell übernahm damit, aber das verstand sich wohl von selbst und würde sie nicht noch extra anmerken. Sie war ja nicht seine Mutter, die dafür sorgen musste, dass ihr Sohn sein Geld im Griff hatte. Ausserdem traute sie ihm diese Fähigkeit eigentlich schon zu, gerade jetzt, wo er doch so erpicht darauf war, sein Leben wieder in die richtigen Bahnen zurück zu steuern. Und ob sie vor ihrer Partynacht noch ein neues Outfit shoppen ging, würde sie einfach spontan entscheiden. War zu bezweifeln, da gerade um die Weihnachtszeit einfach viel zu viele Menschen in der Stadt waren. Aber dank ihrer unregelmässigen Arbeitszeiten, könnte sie sich theoretisch auch an den ganz grossen Aufläufen vorbeiplanen, also mal schauen. Es war ein Fehler gewesen, ihn auf den Besuch bei seiner Familie anzusprechen. Sie hatte es schon vorhin befürchtet, weil sie sich bereits hatte denken können, dass die Verhinderung ihrer Schwester ihm als Antwort nicht wirklich ausreichen würde. Aber innerlich hatte Faye wohl trotzdem gehofft, die Wahrheit noch ein bisschen weiter rausschieben zu können. Nicht schon heute darüber reden und damit die blühende Parallelwelt, in der ihr Bruder irgendwo ein paar Städte weiter sein glückliches Leben genoss, auch in ihrem eigenen Kopf ein weiteres Mal niederbrennen zu müssen. Sie starrte wohl ein paar Sekunden zu lange auf ihre Hände nieder, das Lächeln komplett aus ihrem Gesicht gepustet, bevor sie eine Hand hob, um sich einmal durch die Haare zu streichen. Sie setzte sich etwas aufrechter hin, ohne bereits dir richtigen Worte gefunden zu haben, blickte kurz in seine Richtung und dann doch wieder nach unten, als würde die unangenehme Wahrheit sie noch zusätzlich nervös machen. "Ryatt, mein... mein Bruder... er ist zu meinen Eltern gegangen... vor etwa viereinhalb Jahren...", gestand sie so leise wie möglich, als würde die Wahrheit allein dadurch nicht ganz so endgültig ausfallen. Oder durch die Wahl ihrer Worte, die sehr viel weicher als er ist tot gewählt waren, obwohl sie im Endeffekt nichts anderes bedeuteten, keine neue Geschichte malen oder Leben retten konnten. Wenn das bloss so einfach wäre... Wenn sie sich nur nicht schon wieder gedanklich von ihm verabschieden müsste... Den Abschied, den sie in der Realität nie gehabt hatten. Sie hatte ihre Geschwister schon verabschiedet, bevor diese nach Syrien geflogen waren. Aber doch nicht für immer... doch nur für ein paar Monate, die seit vielen Jahren längst um sein sollten...
This is your life, it's do or die, the sun may never rise again, so be the light the vision. This is your life, it's slipping by, you try to run but fall again, you get back up that's living.
Ist schon krass in welcher Illusion man da noch gelebt hat... auch wenn ich nicht zu behaupten wage, dass wir uns hier jetzt immer zu tausend Prozent an die Realität halten. Aaaber wir versuchen zumindest sehr nah dran zu bleiben. :'D _________
Mit solchen Mitteln würden wir also kämpfen? Mir schien als müsste ich auf alles Mögliche gefasst sein, was unser kleines aber feines Seniorenrennen anging, denn Faye erwies sich als durchaus kreativ. Auch wenn die Vorstellung, wie sie mit ihrem Rollator zu einem Boxenstopp bei ihrer Ferrari-Crew hielt und sich die Reifen neu aufpumpen ließ, genauso bescheuert war wie das ganze Unterfangen an sich. Es war gut, dass wir uns darüber noch für einen Moment lang amüsieren konnten, wo das deutlich ernstere Thema quasi schon wieder hinter der nächsten Ecke saß. "Dann lass sie am besten aber auch gleich noch das Ferrari-Emblem vorne am Korb befestigen und Flammen an die Stangen lackieren. Ich hab gehört die Optik tut auch was für das Geschwindigkeitsgefühl.", gab ich der Brünetten einen äußerst wertvollen Tipp mit auf den Weg zum Autohersteller und nickte bestätigend. Das Bild, das sich deshalb immer mehr in meinem Kopf formte, war schon sehr lächerlich, aber eben auch herrlich unbekümmert. Das konnte man von Fayes Gesichtsausdruck nicht unbedingt behaupten, kaum hatte ich die Frage nach ihrem Bruder ausgesprochen. Wie ich es schon vorher gewusst hatte, war dieses Thema nämlich eines von denen, die ich besser in Ruhe lassen sollte, um die zierliche Brünette nicht zu verscheuchen. Natürlich brachte es am Ende wenig, wenn man sich vor der Wahrheit verschloss, aber in ihr herumzustochern war auch nicht besonders nett von mir. Besonders dann nicht, wenn es darum ging, dass so gut wie alle Menschen, die Faye von Kindesbein an begleitet hatten, schon das Zeitliche gesegnet hatten... mir entglitten unweigerlich sämtliche Gesichtszüge in Richtung Boden. Ich hatte unterbewusst sicherlich mit vielem gerechnet. Dass sie sich vielleicht nicht so gut mit ihrem Bruder verstand, dass er vielleicht einfach kein besonders familienbezogener Mensch war, dass er sich womöglich - aus welchen Gründen auch immer - von der Familie abgekapselt hatte, er dauerhaft in einem Wohnmobil unterwegs war und sie ihn deswegen selten bis niemals sah... aber das? Es war schwer zu verdauen und noch schwerer zu begreifen, wie sehr Fayes Familie vom Pech verfolgt zu sein schien. Ich begann mich auch unmittelbar noch schlechter damit zu fühlen, dass ich meine Familie mit Nichtachtung strafte, nur weil ich auf die Konfrontation mit mir unangenehmen Themen nicht scharf war. Deshalb senkte ich den Blick nun selbst mit einem leisen Schlucken, sah daraufhin einen Moment lang auf Fayes Hände hinab. "Das... tut mir wirklich leid, Faye. Ich... ich hätte nicht fragen sollen.", murmelte ich nun doch recht betreten und hob nur langsam den Blick wieder in ihr Gesicht an, wobei sich das tut mir leid wohl auf beides bezog. Ich wusste schließlich, dass ich mit meiner Neugier früher oder später meistens aneckte und das hatten wir beide jetzt davon. War zwar nicht so, als hätte ich die Brünette nicht schon vorgewarnt was das anbelangte, aber das machte so eine schmerzhafte Frage eben auch nicht leichter erträglich. Außerdem hasste ich meinen Kopf dafür, dass er am liebsten gleich noch weiter nachgebohrt hätte. Dass die Frage danach, wie ihr Bruder denn nun nach dem Tod ihrer Eltern ebenfalls noch umgekommen war, kurz in meinem Kopf aufflackerte, bevor ich sie in die hinterste Ecke davon verbannte.
◈ pain is the feeling of weakness leaving the body ◈
Ja nein, es geht ja auch nicht um 100% akkurate Beiträge... Aber halt so realitätsnah wie möglich mit dem Wissen, das wir haben. x'D __________
Ja, sie würde sicherlich dafür sorgen, dass ihr Rollator dann auch entsprechend gestaltet wurde. Das Ferrari-Pferdchen wäre dabei auf jeden Fall essenziell und die Zusatzausgaben auf jeden Fall wert. Faye tat diese Bemerkung am Ende aber nur noch mit einem von einem Lächeln begleiteten Nicken ab und liess ihre Pläne fürs Alter dann mal so stehen. Entgegen Ryatts Befürchtungen, würde es sicherlich doch noch ein paar Jahre dauern, bevor sie sich alt und gebrechlich mit solchen Dingen herumschlagen mussten. Für den Moment hatten sie noch ganz andere Probleme zu bewältigen. Zum Beispiel die bedrohlich kippende Stimmung, nachdem sie ihren Gesprächspartner endlich über den Verbleib ihres Bruders aufgeklärt hatte. Die Information war schon lange unvermeidlich angestanden, eigentlich hätte sie sich also darauf vorbereiten können, wie sie das ganze am erträglichsten übermittelte. Aber wahrscheinlich gab es sowas wie einen sanften Weg dafür einfach nicht. Egal wie man es drehte und wendete, welche schönen Worte man wählte - die Tatsache blieb unverändert und Julian war schon lange tot. Auch wenn es ihr leid tat und Ryatt leid tat und auch wenn sie es ihm nicht gesagt hätte. Sie biss auf ihrer Unterlippe herum, erwiderte nicht sofort etwas auf sein kundgetanes Beileid, weil es dazu einfach ebenso wenig zu sagen gab, wie es das für ihn gerade getan hatte. Ihre Fingerspitzen nestelten unruhig an den Nagelhäutchen herum und Faye atmete tief durch, hob dabei die Schultern zu einer hilflosen Geste an. "Was hätte das geändert..? Du kannst nichts dafür, dass es so ist und wenn ich nicht geplant hätte, es dir irgendwann zu sagen, dann hätte ich gar nie erwähnt, dass ich einen Bruder habe... hatte...", murmelte sie in Richtung ihrer Hände. Er brauchte sich wirklich nicht wieder beschissen zu fühlen für das, was in ihrem Leben so passiert war. Es hatte einfach gar nichts mit ihm zu tun und änderte nichts an den gegebenen Umständen und Tatsachen. Die Brünette blieb erneut einen Moment still, dachte angestrengt darüber nach, ob sie die unausgesprochene Frage im Raum ebenfalls beantworten sollte. Sie wusste, dass Ryatt wissen wollte, warum ihr Bruder gestorben war. Natürlich wollte er das. Erstens war er neugierig und zweitens wäre das die unvermeidbare Anschlussfrage, die sich jedem stellen würde, nachdem sie das von vorhin gesagt hätte. Und am Ende machte das den Braten auch nicht mehr fett. Es war nicht die Information, die sie ihm wirklich noch nicht geben wollte - das ganze Drama mit Aryana und ihrem eigenen anschliessenden Army-Einzug. Sie musste ihm nicht sagen, dass Aryana mit Julian eingetreten war. "Er...", begann sie, noch nicht wirklich sicher darin, wirklich reden zu wollen, mit der Erklärung. Faye räusperte sich, um die Heiserkeit ein wenig zu verdrängen und um noch ein paar Sekunden länger ihre Finger anstarren zu können. Dann hob sie mit einem tiefen, angestrengten Seufzen langsam den Blick an, um ihn vorsichtig wieder in Ryatts Richtung zu drehen. "Er war auch bei der Army... Drei Jahre und zwei Monate... Aber mit weniger Glück...", ihre Stimme verlor sich in einem Flüstern und auch ihr Kopf wandte sich wieder von ihm ab. Sie wollte wirklich nicht weinen, aber ihre Augen brannten schon längst wieder verdächtig vor sich hin. Darum redete sie auch nicht weiter - weil sie die Tränen nicht noch zusätzlich provozieren wollte. Ausserdem war das irgendwie auch alles, was es zu sagen gab, oder?
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Nein, es änderte wohl nichts an den Umständen, wenn man beschloss einfach nicht darüber zu reden oder gar so zu tun, als wäre es nie passiert. Trotzdem war ich nur sehr ungerne die Person, die Faye jetzt schon zum wiederholten Male Tränen in die Augen steigen ließ. Auch wenn es nicht meine Schuld war und ich nichts damit zu tun hatte, dass ihr Bruder das Zeitliche gesegnet hatte, fühlte ich mich schlichtweg nicht gut damit. Dass die Brünette im Nachhinein betrachtet ohnehin irgendwann mit mir darüber hatte reden wollen - eben weil sie ihn überhaupt erst erwähnt hatte, obwohl sie es nicht hätte tun müssen - änderte daran nicht wirklich etwas. "Ja, mag sein...", war am Ende alles, was ich diesbezüglich vor mich hin nuschelte. Einfach weil es relativ sinnlos war nun darüber zu diskutieren. Mein Blick lag nur noch möglichst unaufdringlich auf der jungen Frau, während sie sichtbar mit sich zu hadern schien. Es war unumstößlich, dass sich mir rund um den Tod ihres Bruders jetzt noch mehr Fragen auftaten, aber ich besaß genügend Anstand nicht weiter nachzuhaken. Es schien die richtige Entscheidung zu sein, weil Faye wider Erwarten tatsächlich von sich aus noch mehr dazu erzählte. Ihr Blick zurück in meine Augen fiel, als sie mir sagte, dass ihr Bruder unter der Flagge der amerikanischen Armee gestorben war. Ich würde nicht behaupten wollen, dass jetzt plötzlich alles Sinn für mich ergab oder dass genau diese Tatsache nicht noch mehr Fragezeichen in meinem Schädel auftauchen ließ... aber es war wohl der erste Ansatz dazu herauszufinden, warum Faye überhaupt zur Army gegangen war. Denn auch, wenn ich sie noch nicht allzu lange kannte, war ich mir absolut sicher damit, dass sie einen triftigen Grund dafür gehabt haben musste, sich der Armee hinzugeben. Allein deshalb, weil sie absolut nicht dafür gemacht war. Empathie und Mitgefühl waren zwei schöne Eigenschaften, allerdings ab einem gewissen Grad absolut mental schädlich. Zum Beispiel dann, wenn ständig Menschen um einen herum an heftigen Verletzungen starben. Wenn der eigene Bruder ebenfalls durch seinen Dienst für das Militär des Landes gestorben war und man daraufhin dann andere davor zu retten versuchte. Das klang selbst für mich nach Selbstzerstörung und ich war durchaus fähig dazu, gewisse Dinge zu verdrängen oder gezielt auszublenden, um meine eigene Psyche zu schonen. Ich atmete einmal sehr tief und langsam ein, dann wieder aus. Senkte dabei kurzzeitig den Blick auf das Polster des Sofas zwischen uns, weil das neu gewonnene Wissen eben selbst für mich harter Tobak war. Ich hatte viel erlebt und mitbekommen über all die Jahre hinweg, die ich der Army gedient hatte. Sowas war mir bisher aber noch nicht untergekommen. "Es ist immer schlimm, wenn ein Soldat fällt... ich war zwar selbst nie als Familienmitglied betroffen, aber ich hab es an den Familien gesehen, denen ich Briefe schicken musste... ich hab jedes Mal meine private Telefonnummer mitgeschickt, weil ich es nicht richtig fand, nur Papier an sie zu verschicken, das von einer fremden Person kommt und das kaum etwas über die Umstände verrät.", murmelte ich vor mich her, fühlte mich in der Situation ebenfalls hörbar beklemmt. Es rief Erinnerungen in mir wach, die unangenehm emotionslastig waren. Natürlich konnte ich den Angehörigen nichts über die Operationen der Armee verraten, aber den meisten ging es auch eher darum, noch eine letzte Geschichte über ihren geliebten Menschen zu hören. "Viele haben tatsächlich angerufen und waren wirklich dankbar dafür, dass ich mir die Zeit genommen habe... ich glaube so konnten sie ein bisschen besser damit umgehen und abschließen. Es ist eben was ganz Anderes, als wenn alte Großeltern sterben... da weiß man, dass es passieren wird. Aber wenn Soldaten fallen, fehlt immer der Abschied... auf beiden Seiten.", seufzte ich schwermütig und sah erst danach langsam wieder zu Faye auf. Es hatte mich immer tagelang verfolgt, wenn ein Kamerad in meiner unmittelbaren Nähe gefallen war. Natürlich war den meisten tagtäglich bewusst, dass sie sterben konnten, wenn etwas nicht nach Plan verlief und schiefging. Dennoch weinten eigentlich alle von ihnen, wenn es dann so weit war und sie dabei noch bei Bewusstsein waren. Es war einfach grausam, einen solchen Tod zu sterben. Für den gefallenen Soldaten und auch für all diejenigen, die ihn oder sie geliebt hatten - für Faye, in diesem Fall. Ich wünschte mir wirklich, dass ihr Bruder wenigstens einen schnellen, wenig qualvollen Tod gestorben war. Dieses Glück hatten leider nicht allzu viele.
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Vielleicht sollte sie damit aufhören, Ryatt ständig weitere dunkle Aspekte ihres Lebens aufzutischen. Zum einen, weil es ihnen beiden nichts brachte, wenn sie ihn damit belastete und zum anderen, weil sie damit jedes Mal unweigerlich die gleiche bedrückte Stimmung heraufbeschwörte, die sie eigentlich gar nicht brauchen konnten. Wenigstens waren die dunkelsten Stunden ihres Lebens mittlerweile gut abgedeckt und sie würde ihn in Zukunft nicht mehr mit allzu vielen Tragödien schocken müssen. Da war noch das ganze Dilemma mit Aryana, ja... Aber sie war sich noch nicht sicher, ob sie ihm das überhaupt erzählen wollte. Auf jeden Fall nicht allzu bald. Schon nur, weil sie kein schlechtes Licht auf ihre Schwester werfen wollte, für den Fall, dass er sie irgendwann kennenlernen würde. Es gab zwar wenig, wofür man Aryana dabei verurteilen konnte, aber trotzdem war ihr Umgang mit Julians Tod einfach ein sehr persönliches Detail aus ihrem Leben. Dass Faye selber kaum Interesse daran hatte, ihren Einzug zur Army bereits jetzt im Detail zu erklären, lag dabei wohl auf der Hand. Scheinbar hatte Ryatt auch einen ganz eigenen Umgang mit dem Verlust eines Soldaten gepflegt, wie er ihr nun offenbarte. Was sie wiederum ein bisschen an das erinnerte, was Aryana jeweils mit den Briefen getan hatte, für die sie möglichst viele persönliche Erinnerungen und Anekdoten gesammelt hatte, die sie an die Hinterbliebenen schicken konnte. So hob Faye sehr langsam den Blick wieder etwas an, um Ryatts Gesicht zu mustern, als würde sie darin nach Parallelen zwischen ihm und ihrer Schwester suchen. Gut möglich, dass die existierten, auch wenn sie bisher nicht darüber nachgedacht hatte. "Warst du Sergeant?", fragte sie leise. Er hatte sowas in die Richtung schonmal angedeutet, als er vom hässlichen Ende seiner Armykarriere erzählt hatte. Da war auch von einem Trupp, der auf seine Befehle wartete die Rede. Aber es war natürlich auch möglich, dass er dabei einen anderen oder sogar noch höheren Posten innegehabt hatte, so gut kannte sie sich in diesen Ranglisten nicht aus, war es für sie eben auch nie weiter relevant gewesen. Sie hatte gewusst, wem sie zu folgen hatte und sie hatte gewusst, dass sie grundsätzlich so ziemlich ganz unten stand, was aber meistens auch wirklich okay für sie gewesen war. Hatte ihr immerhin erspart, sich mehr als nötig mit Warren und seinen hässlichen Freunden, gegen die sie sowieso nie etwas zu vermelden gehabt hätte, zu beschäftigen, - also definitiv ein Gewinn. Die Brünette nickte etwas abwesend vor sich hin, als er die Schwierigkeit des fehlenden Abschieds erwähnte, den sie dreimal durchgemacht oder eben verpasst hatte. Oder zweimal, da sie bei ihrer Mutter immerhin ein bisschen Zeit gehabt hatten, um sich zu verabschieden. Was dem Ganzen aber doch nicht wirklich geholfen hatte, wenn mans genau nahm. "Ich bin mir sicher, dass sie sehr froh waren, diese Möglichkeit angeboten bekommen zu haben", tat sie das Offensichtliche kund, das sie aber trotzdem sehr ernst meinte. Ihre Situation war hier natürlich auch nochmal komplett anders gewesen, weil sie niemanden hatte fragen müssen, was genau passiert war - ihre Schwester hätte es ihr erzählen können, als sie zur Beerdigung nach Hause geflogen kam. Hatte sie aber nicht getan und Faye hatte irgendwann mit dem Wunsch abgeschlossen, diese Wahrheit zu erfahren, da sie wusste, dass Aryana irgendeinen sehr guten Grund haben musste, warum sie nicht über das redete, was mit Julian passiert war. Was nicht heissen sollte, dass es Faye nie interessiert hätte. Trotzdem hatte Aryana ihr viel geholfen, indem sie ihr erzählt hatte, was Julian in den Tagen und Wochen vor seinem Tod getan hatte, worüber sie zuletzt geredet und gelacht hatten, wie er seine Freizeit verbracht hatte und dass er gerne dem ganzen Camp irgendwelche Räubergeschichten aus ihrer Kindheit erzählt hatte. Auf solche Informationen mussten die meisten anderen Familien von im Krieg Verstorbenen verzichten, weshalb Ryatts Geste mit der Handynummer umso bedeutungsvoller war.
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Es war wohl absehbar gewesen, dass Faye früher oder später auch hinsichtlich meinem Verbleib in der Army nachfragen würde. Ich hatte auch nicht wirklich ein Problem damit, darüber zu reden, sondern tat es überwiegend gerne. Schließlich hatte ich hart dafür gearbeitet und auch einen Teil meiner eigentlich als Freizeit angedachten Zeit immer wieder für die Armee und die Leute, die sie zu dem machten, was sie war, geopfert. Oft für mich selbst, um in möglichst tadellosem Licht stehen zu bleiben, aber auch oft für meine Kameraden und Kollegen. Beziehungen zu pflegen war das A und O, wenn man es in der Army zu etwas bringen wollte und das war schließlich von Anfang an mein Ziel gewesen, als festgestanden hatte, dass ich einziehen würde. Ein normaler Fußsoldat zu bleiben - so sehr ich jene auch schätzte - hatte für mich niemals zur Debatte gestanden. Dafür brauchte man vorher nicht jahrelang eine spezialisierte Akademie zu besuchen. "Sergeant Major... aber erst seit ein paar Wochen, bevor ich... naja...", seufzte ich, deutete dabei mit einer wegwerfenden Handbewegung auf mein geschädigtes Bein und legte danach kurz die Stirn in die selbe Hand. Dachte unweigerlich zum inzwischen wahrscheinlich schon tausendsten Mal an den Moment zurück, als ich zum letzten mal ein neues Abzeichen an die Uniform bekommen hatte. Spielte die gesamte Zeremonie noch einmal gedanklich im Schnelldurchlauf ab und erinnerte mich noch bestens an die anschließende Feier. Es war einfach unfassbar ärgerlich, um es viel zu mild auszudrücken. Wenn man so ein hohes Amt bekam, dann sanken normalerweise die Chancen, selbst ins Kreuzfeuer zu geraten und abzukratzen, sehr rapide ab, weil man hauptsächlich in beratenden und anleitenden Tätigkeiten, sowie in der Aus- und Weiterbildung tätig wurde. Demnach ging man selbst nur noch deutlich seltener tatsächlich mit ins Ausland, wenn die Unteroffiziere mit den Soldaten ausrückten und noch viel seltener fand man sich selbst noch auf dem Schlachtfeld wieder. Mehr Pech als ich es im vermeintlich ungefährlichen Kolumbien gehabt hatte, konnte man also kaum haben - auch wenn es bis zu einem gewissen Grad selbstverschuldet war. Vielleicht war es einfach das Karma gewesen, das mich eingeholt hatte, wenn dieses Richtsystem im Universum wirklich existieren sollte. Hochmut kam vor dem Fall, wie man so schön sagte. Auf Fayes Feststellung hin nickte ich langsam, hatte das Gesicht inzwischen wieder aus meiner Hand genommen. Ja, sie hatten sich drüber gefreut - so sehr, wie man sich eben freuen konnte, wenn ein geliebter Mensch gestorben war. Also unterschwellig und meistens nur schwer an der Stimmveränderung am Telefon hörbar zu erkennen. Die meisten hatten sowieso geweint. Als Major wäre es mir endlich möglich gewesen, die schlechten Nachrichten persönlich zu überbringen, was mir noch lieber gewesen wäre, auch wenn das für mich psychisch belastender geworden wäre. Es ging dabei schließlich nicht um mich. Eigentlich gab es jetzt nicht mehr viel dazu zu sagen, aber nach so einem schweren Hammer ein neues Thema einzuschleusen, gestaltete sich selbst für mich ziemlich schwierig. Außerdem war da immer noch meine endlose Neugier. "Hat das... etwas damit zu tun, dass du zur Army bist? Du musst nichts weiter dazu sagen, es ist nur... ich würde wirklich gerne besser verstehen, wie es ausgerechnet eine gute Seele wie dich an die Front nach Syrien verschlagen hat. Es kommt mir... fast schon surreal vor.", tastete ich mich murmelnd nur ganz vorsichtig weiter vor. Erwähnte bewusst nicht noch einmal wörtlich den Tod ihres Bruders, um es nicht unnötig schmerzvoller zu machen. Sagte auch ganz bewusst nicht, dass mir die Brünette von vornherein eigentlich viel zu weich für den Einzug in den Krieg vorkam, weil sie ja nicht wollte, dass man sie als schwach ansah. Außerdem hielt ich Faye im Grunde auch gar nicht für schwach, so viel wie sie im Leben schon mitgemacht und durchgestanden hatte - es könnte nur wieder falsch rüberkommen, also formulierte ich es zur Sicherheit lieber etwas anders. Ich wollte auch gar nicht, dass sie mir jetzt lang und breit ihre Beweggründe erklärte, sondern hätte lediglich gerne eine bestätigende oder vernichtende Antwort auf meine Frage. Nicht dass ich falsch mit meiner Vermutung lag und mir ein falsches Bild von der jungen Frau aufbaute.
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Ihre leicht glasigen Augen weiteten sich erneut überrascht, als er den Posten erwähnte, den er bei der Army innegehalten hatte. Er musste ganz schön rasch die Karriereleiter aufwärts gestiegen und dabei mit wesentlich mehr Ambitionen ausgestattet sein, als sie es in dieser Hinsicht je gewesen war. Was zwar nicht weiter schwer war, aber sie war ja auch nicht der Massstab. Aryana war bekanntlich auch ziemlich ehrgeizig gewesen und hatte es dennoch nie so weit geschafft. Lag sicherlich auch daran, dass man in der Zeit, die ihre Schwester gedient hatte, gar nicht viel weiter nach oben kommen konnte - aber Ryatts Posten war trotzdem beeindruckend. Auch wenn er ihn nicht vor seinen dunkelsten Stunden bewahrt hatte, die ihn in diesem Moment gut sichtbar einmal mehr heimsuchten. "Du musst dich echt ins Zeug gelegt haben...", murmelte sie und trotz des leisen Tonfalls, war eine gewisse Bewunderung aus ihrer Stimme zu hören. Auch wenn er sich davon nichts kaufen konnte. Faye schwieg einen Moment, um ihn ebenfalls nicht allzu sehr mit den hässlichen Erinnerungen zu quälen. Trotzdem hatte auch sie gewisse Fragen, die noch lange nicht alle beantwortet waren. "Hattest du ein Ziel? Oder einfach mal schauen, wie weit du kommst?", tastete sie sich leise weiter vor, weil sie sich durchaus vorstellen konnte, dass mehr hinter seinem Ehrgeiz gesteckt hatte, als nur der Wunsch, etwas zu den Entscheidungen der Oberschicht beisteuern zu können. Und selbst wenn es nur das gewesen wäre, wüsste sie gerne, warum er denn genau mitbestimmen wollte. Immerhin konnten dafür auch diverse Anreize gegeben sein, vom simplen Wunsch nach mehr Macht bis hin zum direkten Anliegen einer konkreten Veränderung. Seine folgende Frage war für sie sicherlich nicht einfacher zu beantworten, als ihre das für ihn war. Denn dabei ging es doch genau um die Thematik, die sie eigentlich nicht ansprechen wollte: Ihre Gründe, nach Syrien zu gehen. Ausserdem war die Antwort einfach etwas zu komplex, sie wusste nicht, ob sie darauf mit Ja oder Nein antworten konnte. Also war sie erstmal still. Nestelte erneut an ihren Fingernägel und Nagelhäutchen herum und kaute auf ihrer Unterlippe. Es fühlte sich auch gewissermassen falsch an, dass er sie als gute Seele bezeichnete, wo sie doch längst der Meinung war, diesen Titel abgegeben zu haben. Vielleicht meinte sie es meistens gut mit der Welt und ihren Menschen, aber seit ihrem wenig ruhmreichen Eintritt in die Armee der vereinigten Staaten, hatte sie ein bisschen Mühe damit, solche Bezeichnungen ihrer Wenigkeit zu akzeptieren. Trotzdem sagte sie nichts dazu, setzte aber nach einer gefühlt ewigen Stille wenigstens dazu an, ihm eine halbwegs brauchbare Antwort zu liefern. "Es… hat was damit zu tun, ja… aber es ist nicht der eigentliche Grund… ich bin nicht für ihn gegangen… Sicher nicht um ihn zu rächen. Aber auch nicht wirklich, um weitere so unnötige Tode zu verhindern... Jedenfalls nicht nur. Es ist kompliziert…", gab sie etwas wirr Auskunft über die Gründe, über die sie offensichtlich nicht sprechen wollte. Wäre Juli nicht gestorben, wären Aryana und er sicherlich irgendwann wieder nachhause gekommen und Faye hätte bis dahin geduldig gewartet. Vielleicht wären sie auch nicht nachhause gekommen, weil es ihnen so gut gefiel - in dem Fall hätte Faye eben ungeduldig gewartet. Aber sie wäre sicherlich nicht in die Army eingezogen, wenn das nicht passiert wäre. Allerdings war es eben nicht der einzige oder ausschlaggebende Grund dafür gewesen. Das war Aryana gewesen und deren Entschlossenheit, trotz allem nicht zurückzukommen. Faye war gegangen, weil sie den Gedanken nicht mehr ertragen konnte, ihre Schwester zwischen zischenden Kugeln und detonierenden Bomben zu wissen. Sie war gegangen, weil sie Angst gehabt hatte, sie zu verlieren. Sie war gegangen, weil sie es alleine in den Staaten nicht mehr ausgehalten hatte, nachdem Syrien ihr ihren Bruder so grausam entrissen hatte. Sie war gegangen, um Aryana zur Rückkehr zu bewegen. Was auch nicht fair gewesen war, mal so ganz leise nebenbei erwähnt. Sie hatte ihre Schwester enorm unter Druck gesetzt und sie wusste, dass Aryana sich deshalb bis heute einen Grossteil der Schuld an Fayes Kriegstrauma gab. So viel dann eben zur guten Seele...
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Man konnte es durchaus so formulieren. Allerdings müsste ich auch lügen, um zu sagen, nicht hier und da etwas bevorzugt worden zu sein - weil ich wusste, wann ich welche Worte zu sagen hatte. Ich war zwar kein Arschkriecher und hatte nie gezögert meine manchmal auch unbeliebte Meinung zu äußern, wenn sie relevant war, aber ich konnte eben auch die Klappe halten, wenn alles andere mir Steine in den Weg gelegt hätte. Das allein war unter so vielen sturen Männern schon eine Rarität und hatte unweigerlich zu Pluspunkten für mich geführt. "Ja. Kommt nicht oft vor, dass Jemand so früh schon so weit oben ist... die vorbereitenden Jahre an der Academy waren was das angeht aber auch wirklich Gold wert. Wenn du da als Jahrgangsbester runterkommst, stehen dir gleich viel mehr Tore offen. Solche, die für einen normal eingezogenen Soldaten niemals offen sein werden, egal wie gut er ist.", meinte ich nachdenklich. Eigentlich war das in meinen Augen schon in soweit fair, dass die meisten sich ja dort auf der Schule wiederfanden, um tatsächlich ambitioniert und perfekt vorbereitet der Armee beizutreten. Allerdings wurden dadurch hin und wieder Andere, die womöglich mindestens genauso gut oder sogar besser geeignet waren, hinten angestellt. Während ich mich gefreut hatte wie ein verdammter Schneekönig, als ich meine letzte Beförderung erhalten hatte, hatte ein deutlich älterer Kollege von mir nämlich sehr verärgert zugeschaut. Er hatte mich dafür gehasst, dass ich ihm den Posten unter der Nase weggeschnappt hatte, obwohl er mit sehr viel mehr Erfahrung glänzen konnte. Das war maximal semi-fair, aber ich wäre dumm gewesen dieses Angebot auszuschlagen. Meine Ziele hinsichtlich meiner Karriere hatten sich erst nach einer Weile ergeben, als ich reifer und älter geworden war. Zu Beginn wollte ich wohl einfach nur was mitzureden haben und Geld verdienen, aber das hatte sich irgendwann geändert. "Am Anfang nicht, aber je mehr und je länger ich hinter die Kulissen geschaut habe, desto dringender wollte ich was verändern. Ich hätte gerne zumindest ein paar Dinge grundlegend und langfristig reformiert... In vielen Bereichen hält die Army immer noch an den Ursprüngen fest und das ist einfach nicht mehr zeitgemäß. Da reicht es schon sich die teilweise viel zu langen Befehlsketten anzuschauen. Bei der heutigen Technologie, die nun mal leider auch dem Gegner zur Verfügung steht, sterben Soldaten, nur weil es zu lange dauert Anweisungen zu kriegen.", sagte ich kopfschüttelnd und hörbar verständnislos. Es war eben einfach traurig und unfassbar unnötig, während die Armee im Gegenzug Probleme damit hatte genügend Nachwuchs zu rekrutieren. Natürlich konnte man nicht einfach jeden Soldaten seine eigenen Entscheidungen treffen lassen, aber da musste sich dringend was ändern. Die Probleme der amerikanischen Armee begannen im Grunde sowieso schon ganz vorne bei der Musterung der Soldaten, aber die Liste an Fehlern in diesem System war ohnehin gefühlt endlos. Ich würde Faye damit wahrscheinlich zu Tode langweilen, wenn ich erst einmal anfing darüber zu reden. Auf jeden Fall war das eines der Dinge, die am meisten an mir zehrten - dass ich nichts von dem hatte umsetzen können, was ich mir vorgenommen hatte. Absolut gar nichts. Fayes Gründe dafür überhaupt erst zur Army zu gehen waren offensichtlich genauso schmerzhaft, wie sie schwer nur oberflächlich zu erklären waren. Zwar hatte ich ohnehin nicht nach dem spezifischen Grund gefragt, aber Fayes Erklärung dazu vermittelte mir auch überwiegend nur, was schonmal nicht die Gründe dafür waren. Neugier hin oder her, ich würde gewiss nicht weiter nachfragen. "Schon gut.", erwiderte ich und lächelte ihr schwach zu. Nicht weil das Thema so erfreulich war, sondern um - so gut wie in einem so ernsten Moment eben möglich - irgendein positives Signal zu vermitteln. Meine Wortwahl war knapp, war aber auch einzig dazu da ihr zu sagen, dass ich für den Moment nicht mehr wissen musste und sie sich innerlich wieder beruhigen konnte, weil wir das Thema jetzt einfach beerdigen würden. Zumindest für heute auf jeden Fall. "Reden wir vielleicht lieber noch über was schönes, weniger traumatisches... liest du Zeitung? Da stand 'ne Story von einer übergewichtigen Katze drin, die zwischen zwei Gitterstäben im Gartenzaun steckengeblieben ist. Ich hab wirklich noch nie so eine fette Katze gesehen.", redete ich Blödsinn, weil der eben sehr viel leichter verdaulich war, als Traumas. Also nicht, dass ich mir hier grade was ausdachte - das hatte tatsächlich in der Zeitung gestanden, die immer tagesaktuell auf dem gemeinschaftlichen Esstisch herumlag. Aber eben Blödsinn im Sinne von vollkommen irrelevanten Dingen, die man nicht zu wissen brauchte.
◈ pain is the feeling of weakness leaving the body ◈
Diese Erklärung machte durchaus Sinn. Auch wenn sie nicht wusste, ob sein Posten ihm letztendlich nicht doch mehr Fluch als Segen geworden war, so wäre er wohl nicht dort geendet, wenn er zuvor nicht diese Schule besucht hätte. "Du warst Jahrgangsbester?", fragte sie mit anerkennender Überraschung eine etwas unnötige Frage, da er genau das gerade nebenbei erwähnt hatte. Trotzdem brauchte sie einen Moment, um diese Information zu verarbeiten. Es war nunmal ein wirklich wilder Werdegang, der sich in ihrem Kopf langsam zum Ganzen formierte: Vom Problemkind - beziehungsweise Problemteenager - zum Jahrgangsbesten seiner Militärschule, hoch zum Posten eines Sergeant Major... gefolgt vom wahrscheinlich unendlich schmerzvollen, tiefen Fall bis ganz nach unten, zum obdachlosen Kriminellen. "Dein Leben gleicht auch echt einer Achterbahn... Können wir uns wohl zusammentun", murmelte sie, richtete den Blick nochmal in sein Gesicht und seine Augen, um dort nachdenklich die Spuren seiner Vergangenheit zu lesen. Und da waren viele. Zumindest in diesem Moment, wenn sie wusste, wonach sie suchte und er mit den Gedanken genau am gleichen Ort wühlte wie sie. Scheinbar hatte er auch schon diverse konkrete Vorstellungen davon gehabt, was denn in der Armee am dringendsten Veränderung brauchte. Und dort konnte sie nur zustimmend nicken, auch wenn sie die Strukturen natürlich viel schlechter kannte als er. Allein schon, weil ihr das Interesse daran gefehlt hatte, aber natürlich auch, weil ihre Zeit bei der Armee sehr beschränkt gewesen war. Dennoch würde sie alles, das versprach, ein paar Soldaten mehr das Leben retten zu können, in einem einzigen Augenblick und praktisch ohne zu überlegen unterschreiben. Denn genau das war eben auch ihre erste Priorität gewesen: Leben retten. Niemanden sterben sehen. Alle wieder nach Hause, zu ihren Eltern, Geschwistern, Kindern, Familien und Freunden zu bringen. Nicht dass sie diesbezüglich allzu viel zu sagen gehabt hätte, aber einen bedingten Einfluss hatte man als Medical eben trotzdem. Man konnte alles geben, um diejenigen zu retten, die andere bereits abgeschrieben hatten. Und manchmal gelang das... und manchmal nicht. Das waren die dunkelsten Tage ihrer Dienstzeit gewesen und Faye erinnerte sich an jeden einzelnen der Verstorbenen. Sie hatte auch noch irgendwo versteckt all die Tagebücher, in welchen sie den Alltag in Syrien dokumentiert hatte und die auf wundersame Weise sogar den Angriff aufs Camp überlebt und nach ihrer Heimkehr ebenfalls den Weg in die Staaten gefunden hatten. Faye las sie nicht unbedingt gerne, aber ihr Zweck war auch weniger die nachträgliche Erinnerung, als eher die therapeutische Wirkung des Schreibens gewesen. Sie war froh, dass Ryatt sofort merkte, dass sie keine weiteren Fragen zu ihrem Bruder oder ihrer Army-Motivation beantworten möchte, weshalb sie sein schwaches Lächeln als Zeichen des Danks auch genauso erwiderte. Über was Schönes konnten sie sich aber gerne unterhalten. Und die Geschichte mit der Katze liess ihre Mundwinkel umgehend für einen Moment aufwärts zucken, entlockte ihr einen amüsierten Laut. "Das klingt aber auch irgendwie... traumatisch. Für die Katze", merkte sie bedauernd an, während sie sich natürlich sofort die fette Katze im Kartenzaun ausmalte. "Hab ich leider nicht gesehen... Aber vielleicht find ichs ja noch irgendwo", für den Moment, in dem sie das nächste Mal eine Aufheiterung nötig hatte. Was ziemlich oft vorkam in letzter Zeit. "Hattest du mal ein Haustier? Oder wolltest du mal eins?", das war definitiv eine belanglose Frage, auf die sie eher nicht das nächste Trauma zur Antwort erwartete. Aber vielleicht erfuhr sie ja irgendwas über ihn, das sie bisher nicht erwartet hätte?
This is your life, it's do or die, the sun may never rise again, so be the light the vision. This is your life, it's slipping by, you try to run but fall again, you get back up that's living.
Also ich weiß ja nicht was du noch so geplant hast/hattest, aber wie lang wird dieses Gespräch hier noch geheeen? :D Wenn's nix wichtiges mehr gibt, könnten wir langsam wieder springen, hätt' ich jetzt gesagt. Musste mir schon die fette Katze aus dem Ärmel ziehen. x'D ______
Ich nickte automatisch, als Faye noch einmal mit einer eher rhetorischen Frage die Richtigkeit meiner vorherigen Aussage prüfte. Ja, war ich gewesen. "Hmhm... nachdem ich ein paar Wochen gebraucht habe, um meine sture Bockigkeit abzulegen, gings relativ schnell bergauf.", fügte ich noch ein kleines Detail mit sarkastischem Unterton an. Ich war eben nach wie vor nicht grade stolz darauf, dass ich mich damals wie der mindestens größte Vollidiot aufgeführt hatte. Außerdem wusste ich noch immer nicht wirklich, wieso ich das überhaupt getan hatte. War ich einfach chronisch unterfordert mit meinem langweiligen 0815-Teenie-Leben gewesen? Gut möglich, aber das war dann trotzdem nicht wirklich eine gute Begründung - machte die damaligen Umstände eher noch peinlicher. Es schien als hätte ich wirklich eine Pistole an der Brust gebraucht, um sowas wie Disziplin und Vernunft an den Tag legen zu können. Wortwörtlich übrigens - einer meiner damaligen Lehrer, beziehungsweise Ausbilder, hatte mir nach einem Ausraster meinerseits eine Knarre an den Oberkörper gehalten, mir dabei ins Gewissen geredet und schließlich abgedrückt. Bis zu jenem Zeitpunkt hatte ich wohl noch niemals zuvor so eine starke Angst verspürt. Auch wenn es offensichtlich eine leere Drohung mit nicht geladener Waffe gewesen war, hatte das eindeutig die Kehrtwende markiert. Man konnte jetzt darüber streiten, wie psychologisch falsch diese Vorgehensweise war, aber es hatte auf jeden Fall funktioniert. Ich hatte meine Strafen vorher nie ernst genommen und das war nun mal die Retourkutsche dafür gewesen. "Ja, da hast du wohl Recht.", stimmte ich Faye leise seufzend zu, was die Achterbahnfahrt anging. "Auch wenn meine im Vergleich zu deiner ziemlich langweilig aussieht.", hängte ich ironisch an. Bei mir war die Bahn am Anfang relativ leichmäßig weit unten gefahren, danach eine Ewigkeit lang steil bergauf und die Talfahrt danach war dann verheerend gewesen. "Angesichts der fast tödlichen Umstände war langweilig vielleicht nicht ganz das richtig Wort... aber vom Gefühl her war's bei mir wohl eher ein Freefall-Tower und keine Achterbahn.", korrigierte ich mich mit einem zerknirscht schiefen Grinsen. So unwichtig die dicke Katze auch sein mochte, war ich froh darüber die bedrückte Miene der zierlichen Brünetten damit aufhellen zu können. Für den übergewichtigen Vierbeiner war es aber mit Sicherheit kein schönes Erlebnis gewesen. "Sie sah auf dem Foto auch echt nicht glücklich aus.", bestätigte ich Faye in ihrer Vermutung leicht grinsend. Konnte einem schon leid tun, das arme Ding. Ich war mir sicher, dass das Fellknäuel es sich zukünftig lieber zehn Mal überlegte, bevor es irgendwo durchschlüpfte. "Meine Eltern hatten einen Hund früher... also hab ich kein eigenes gebraucht.", antwortete ich schulterzuckend. Ich war oft alleine mit Bucket unterwegs. Als er gestorben war, war eines der damals wirklich positiven Dinge aus meinem Leben verschwunden. "Er war aber schon alt, ist gestorben noch bevor ich auf die Militärschule gewechselt habe. Und dann hat sich's erübrigt.", vollendete ich meine unspektakuläre Haustier-Vorgeschichte. "Und was ist mit dir? Irgendwelche Haustier-Wünsche?", hakte ich nach. Wenn sie welche gehabt hatte, dann musste das wohl gewesen sein bevor sie mit ihren Geschwistern zu Waisen geworden war... oder? Ich wusste gar nicht, ob Faye in einem Heim oder bei ihren Verwandten untergekommen war. Aber ich war mir auch nicht sicher, ob das eine heikle Frage sein könnte - also fragte ich lieber erstmal nicht.
◈ pain is the feeling of weakness leaving the body ◈
Irgendwie spielte es aber in diesem Moment auch keine Rolle mehr, obs jetzt eine Achterbahn oder ein Freifall-Tower gewesen war, oder? Letztendlich waren sie beide irgendwann mal weit oben gewesen, dann aber auf unterschiedliche Arten sehr tief gefallen. So zuckte die Brünette auf diesen Vergleich nur nochmal mit den Schultern. "Kann man bestimmt auch so ausdrücken... Fakt ist, wir sind beide abgestürzt", rundete sie den Vergleich sarkastisch ab, liess dem ebenfalls ein bitteres Lächeln folgen. Wobei man auf Achterbahnen und beim Freefall eigentlich Spass am Fallen hatte... Womit sie wiederum nicht punkten konnten. Leider. Dass die Katze keinen Spass an ihrem Unglück gehabt hatte, war verständlich und liess Fayes Lächeln doch etwas echter und weicher werden. Die Vorstellung war einfach dämlich - wobei die Katze ihr Elend ja scheinbar ebenfalls überlebt hatte. Also durfte man da schon etwas drüber schmunzeln. Von Ryatts Seite sollten dann aber keine weiteren Haustiergeschichten folgen, wenn sich seine Erfahrungen auf einen einzigen, vor langer Zeit verstorbenen Hund beschränkten. Aber bei Faye sah das auch nicht viel anders aus, weshalb sie langsam den Kopf hin und her wiegte. "Nein, wir hatten nie welche. Mein Vater litt leider an einer Tierhaarallergie, obwohl er Hunde eigentlich total liebte. Hat er zum Glück nicht vererbt... Also die Allergie. Die Tierliebe schon", beantwortete sie die Frage mit einem leicht abwesend wirkenden Lächeln. Das, welches sie eben immer begleitete, wenn sie an ihre Kindheit zurückdachte. An all die schönen und nicht so schönen Stunden...
- le Zeitsprung von glaub ich 1.5 Wochen oder so -
Jetzt war er also da - der Tag, den die meisten anderen noch in totaler Weihnachtsidylle mit ihren Familien verbrachten, den Ryatt und Faye aber dazu nutzen würden, sich eine ordentliche Portion Ablenkung hinter den Türen eines ihnen eigentlich komplett unbekannten Clubs zu holen. Faye hatte sich bei ihren Arbeitskolleginnen danach erkundigt, was sie von dem Club hielten und scheinbar war der tatsächlich eine der wichtigsten Adressen fürs Nightlife dieser Stadt. Also klang soweit alles ganz vielversprechend. Und die Brünette war auch definitiv in Stimmung für besagte Ablenkung - hatte sie sich in der letzten Woche doch wieder eher schwer durch die Tage gequält und mit diversen schmerzvollen Emotionen gekämpft. Hauptsächlich einfach mit dem Vermissen von fast allen Menschen, die sie wirklich liebte. Immerhin war die Arbeit gut gelaufen und sie hatte sich auf diesen Abend freuen können. Sie würde Ryatt direkt in der Stadt treffen, hatten sie abgemacht, da sie beide tagsüber noch gearbeitet hatten und zumindest Faye sich dann erstmal noch ne Stunde hinlegen musste, weil sie komplett müde war. Ihre Schlafqualität liess leider noch immer zu wünschen übrig, weshalb ein solches Schläfchen vor einer potenziell langen Nacht doch Gold wert war. Dann hatte sie sich in aller Ruhe dem Duschen, Einkleiden und Bereitmachen gewidmet, das insgesamt ebenfalls nochmal ordentlich Zeit in Anspruch nahm. Auch wenn sie das Outfit eigentlich schon vor zwei Tagen vorbestimmt hatte und nun lediglich die Überwindung brauchte, es auch tatsächlich anzuziehen. Es war relativ schlicht gehalten, mit einem anliegenden, hochgeschlossenen aber bauchfreien Oberteil und einem schwarzen Rock (xxx etwas in dem Stil, Rock aber natürlich etwas länger, weils Faye ist und sie unbedingt NICHT nuttig wirken will. xD), dazu natürlich Strümpfe, weil sie noch immer Dezember hatten, sowie ein Paar Pumps mit relativ humanem Absatz. Nicht, dass sie letztendlich noch wegen den Schuhen den Boden küsste. Der Alkohol wäre Schwierigkeit genug. Bis in den Club trug sie selbstverständlich noch eine dicke Jacke und sie hegte die Hoffnung darauf, dass das Licht dort drin dann schlecht genug wäre, dass die Ausläufer der Narben auf dem relativ schmalen, freien Streifen an ihrem unteren Rücken nicht wirklich auffallen würden. Der Rock war eher hoch geschnitten und das Top reichte etwas tiefer als nur bis direkt unter ihre Brust, also gabs auch nicht allzu viel zu sehen. Wichtiger war ihr natürlich, dass oben rum alles schön eingepackt war. Da, wo die hässlichen Narben lagen, die jeder sehen würde, wenn ein Lichtstrahl sie erfassen würde. So waren die aber gut eingepackt und das Einzige, was funkeln würde, wären ihre langen Ohrringe und das Make-Up, um das sie sich zum ersten Mal seit einer Ewigkeit wieder etwas aufwändiger gekümmert hatte. Nicht übertrieben, aber doch so, dass man sah, dass sie mehr als fünf Minuten vor dem Spiegel gestanden hatte. Soweit funktionierte das mit der Ablenkung also ganz gut. Sie freute sich, auch wenn die Nachtluft ihr wirklich kühl um die Beine züngelte, als sie aus dem Bus stieg, der sie ins Zentrum verfrachtet hatte. Faye schulterte die kleine Tasche etwas geschickter, während sie sich sogleich umschaute. Heute aber weniger nach potenziellen Gefahren, als viel mehr nach ihrem Begleiter, der hier ebenfalls bald eintreffen sollte. Falls er eben nicht bereits hier war, was sie ausfindig zu machen suchte.
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**erstmal sofort die Tabelle aktualisier** x'D __________
Die Weihnachtsstimmung ging auch dieses Jahr fast vollständig an mir vorbei. Ich war noch nie Jemand gewesen, der besonders viel Wert auf dieses Familienfest legte, weil ich den ganzen Kommerz dahinter einfach nicht mochte. Dennoch hatte ich die Jugendlichen im Heim etwas wehmütig dabei beobachtet, als sie jeweils ein kleines Geschenk ausgepackt hatten. Es handelte sich dabei um nichts besonderes oder gar teures, aber sie freuten sich trotzdem unheimlich. Wahrscheinlich weil sie sonst nichts im Leben geschenkt bekamen. Es regte mich unweigerlich zum Nachdenken an und ich drückte mich auch bis jetzt noch davor meine Eltern anzurufen, obwohl ich mir das fest vorgenommen hatte. Für gestern wohlgemerkt. Irgendwie fühlte es sich einfach nicht gut an, sie an Weihnachten mit einem Anruf zu vertrösten, statt zu ihnen zu fahren - auch wenn sie mit Sicherheit froh darüber wären, überhaupt mal wieder von mir zu hören. Das letzte Mal war schließlich schon dezent lange her. Da mich die Gedanken daran bis jetzt nicht so recht loslassen wollten, war ich ziemlich froh darüber, dass heute Abend die Nacht im Club anstand. Es stand noch in den Sternen, wie lange Faye und ich es letztendlich wirklich durchhalten würden, bis wir genug hatten - oder nicht mehr konnten - aber ich hielt mich für jung genug geblieben, um nicht schon vor 2 Uhr die Segel streichen zu müssen. Obwohl Faye diejenige von uns beiden gewesen war, die sich von vornherein Sorgen um ihr Outfit gemacht hatte, stand ich diesbezüglich am Ende nicht viel weniger ratlos da. Ich ging mit der Brünetten in den Club und hatte nicht vor ihn mit einer anderen Frau zu verlassen - das war schließlich nicht Sinn und Zweck dieses Abends - aber ich wollte eben auch nicht gerne so aussehen, als könnte ich mir den Clubbesuch kaum leisten oder als wäre ich dort völlig fehl am Platz. Nach Möglichkeit wollte ich mein letztes bisschen Würde gerne behalten, also trieb es mich an einem Tag während der letzten Woche am Mittag nach der Arbeit im Heim schließlich doch in eine Fußgängerzone mit etlichen Geschäften. Die meisten sahen schon von außen teuer aus, weshalb ich gar nicht erst rein ging. Erst als das Schild einer mir bekannten Mittelklasse-Modekette an einem der Gebäude auftauchte, wagte ich es mich aus der Kälte ins Geschäft zu flüchten. Dort wurde ich dann tatsächlich relativ schnell fündig, auch wenn ich nicht gerade ein Mode-Guru war. Eine der Ausstellungspuppen führte mir ein schlichtes, passendes Outfit perfekt vor und ich brauchte mir eigentlich nur noch die richtigen Größen rauszusuchen. Beim Bezahlen schwor ich mir dann trotzdem, noch am selben Tag nach Mini-Jobs Ausschau zu halten, um das Geld vom Truck nicht weiter ankratzen zu müssen. Geeignete Jobanzeigen hatte ich leider bis heute keine gefunden - wegen meiner zukünftig wechselnden Schichten im Heim war das Ganze etwas kompliziert - aber ich hatte einfach ein paar Initiativ-Bewerbungen rausgeschickt. Glücklicherweise bot meine Unterkunft im Gemeinschaftsraum auch PC, Drucker und Scanner, das ersparte mir den unnötigen Papierkram. Mein Lebenslauf versetzte mir allerdings auch in digitaler Form einen Stich in die Brust. Geduscht hatte ich schon vor dem gemeinsamen Essen in der Unterkunft, bei dem mir der noch nicht mal ein Jahr alte Sohne einer Mitbewohnerin dank seines Geschreis ziemlich auf die Nerven ging. Ich hatte aber ohnehin nicht vor länger sitzen zu bleiben als nötig, weshalb ich mich mit den bis dahin getrockneten Haaren zurück in mein Zimmer verzog, um die Klamotten zu wechseln. Nachdem ich das schwarze Poloshirt mit jeweils zwei schmalen, weißen Zierstreifen an den Ärmeln und am Kragen und die mild ausgewaschene, helle Jeans angezogen hatte, schlüpfte ich auch noch in meine schwarzen Sneaker mit weißer Sohle und betrachtete mich anschließend im Spiegel. Natürlich, die Frisur fehlte noch, aber irgendwie konnte ich mich immer noch nicht daran gewöhnen, nicht mehr jeden Tag eine Uniform zu tragen. Ob sich das jemals ändern würde? Wenigstens kam meine langsam wieder breiter werdende Brust ganz gut unter dem Poloshirt zu Geltung. Kopfschüttelnd knöpfte ich die beiden obersten Buttons dann doch noch auf, weil es sich zu eng anfühlte, bevor ich kurz ins Bad huschte, um die Haare hinzubiegen. Dank des Friseurbesuchs vor wenigen Tagen war das schnell erledigt, also warf ich mir im Zimmer nur noch standardmäßig die Baseballjacke über die Schultern und steckte Geldbeutel und Schlüssel ein, bevor ich mich auf den Weg machte. Ich lag gut in der Zeit, musste aber auch einen etwas zu früh abfahrenden Bus nehmen. Ich war nicht der einzige, der nach dem Aussteigen dann noch eine Weile an der Haltestelle stehenblieb, weshalb ich mich zum Zeitvertreib zu einer kleinen Gruppe von Männern gesellte. Alle der Optik nach nicht allzu viel jünger als ich, weshalb es sich recht leicht ins Gespräch kommen ließ. Aus dem nächsten Bus stieg Faye noch nicht aus, aber aus dem darauffolgenden. Als ich sie im Augenwinkel sah, verabschiedete ich mich von der Gruppe - die wohl ebenfalls vor hatte, in den Club aufzubrechen, sobald der Rest des Trupps eingetroffen war - und ging die paar wenigen Schritte auf die Brünette zu. Schon währenddessen musterte ich sie flüchtig von oben nach unten, bevor meine Augen mit einem heiteren Lächeln in die ihren fanden und ich sie mit einer kurzen Umarmung begrüßte. Eben so eine, die nicht aufdringlich wirkte, aber doch schon ein gewisses Maß an Vertrautheit suggerierte. "Na, bereit für eine lange Nacht?", begrüßte ich sie mit einer indirekten Frage und löste mich gleichzeitig wieder gänzlich von ihr. Zu ihrer Outfit-Wahl sagte ich jetzt mal noch nichts, weil mir bisher relativ viel davon verborgen blieb. Allerdings war mir sofort aufgefallen, dass sie dank der Absätze fast auf Augenhöhe mit mir unterwegs war, was meine Augen vorhin von den Schuhen aus zwangsläufig hinauf zu ihren in dünnen Stoff gehüllten Beinen geführt hatte.
◈ pain is the feeling of weakness leaving the body ◈
Puh ja, babygirl hat mich den letzten Nerv gekostet... Ich bin so unnnnbegabt mit diesem Zeug... Eigentlich wollt ichs gar nicht neu machen, aber die Seite, auf der ich bis jetzt die Banner gemacht habe, hat ein Update gekriegt und jetzt funktioniert die Gratisversion noch schlechter als davor. Musste ich mich mal nach Alternativen umschauen und hab letztendlich mal wieder GIMP installiert, aber ich check einfach maximal 2% von diesem Programm und es war scheisse anstrengend und ich bin noch lange nicht zufrieden. Aber muss jetzt erstmal reichen... :'''''')
Tu das! x'D _______
Sie war noch dabei, sich nach ihm umzusehen, als sie im Augenwinkel bemerkte, wie jemand auf sie zukam. Jemand, der natürlich Ryatt war, was sie sofort fröhlich in seine Richtung grinsen liess. Faye erwiderte die Umarmung, ergänzte die Begrüssung auch wörtlich mit den übertrieben frohsinnigen und damit dezent ironischen zwei Worten "Frohe Weihnacht!" Im Gegensatz zu ihrer Begeisterung für die Feiertage dieses eher herausfordernd verlaufenen Jahres, war das Lächeln auf ihrem Gesicht aber echt. Denn sie war tatsächlich bester Laune und sehr darauf fokussiert, sich heute Abend einzig und allein auf jede Form der Ablenkung, die sie kriegen konnte, zu konzentrieren und ihre ganzen Probleme und dunklen Emotionen zuhause zu lassen. "Na klar, ich bin bereit geboren", beantwortete sie seine Frage in einer selbstbewussten Übertreibung, warf sich mit einer weiten Handbewegung die frisch frisierten Locken über die Schulter zurück. "Oder möglicherweise habe ich davor noch ein bisschen geschlafen, damit du mich auch ja nicht zu bald nach Hause ins Bettchen bringen musst", ruderte sie nur ein paar Sekunden später in vergnügtem Tonfall zurück, zuckte grinsend mit den Schultern. "Wie siehts bei dir aus? Noch total fertig vom Radau deiner Kinderweihnacht?", wollte sie ihrerseits interessiert wissen, während sie sich in eher gemächlichem Tempo auf den Weg zum Club machten. Sie wusste nicht genau, wie die Weihnacht in diesem Kinderheim ablief, aber wenn es in etwa so war, wie es damals bei ihnen gewesen war, dann hatte Ryatt ein ziemliches Fest hinter sich. Viele schreiende Kinder, viele freudige Gesichter und ein paar Stunden nach den freudigen Gesichter erneut viele schreiende Kinder, weil alle übermüdet waren von der Nervosität und Vorfreude und dem Frust, dass das ganze Fest dann so schnell schon wieder der Vergangenheit angehörte. Sie erinnerte sich zwar gerne an diese Weihnachtsfeier zurück, weil sich wirklich alle sehr viel Mühe gegeben hatten und es auch schön gewesen war, aber eben auch anstrengend. Sie hatte nur ein einziges Mal im Heim gefeiert, waren dann die anderen Jahre jeweils bei Onkel, Tante und Cousinen gewesen. Aber einmal waren diese eben über die Festtage in den Urlaub geflogen und das Ganze hatte sich so ergeben. Aber war eine ganze Weile her, um es milde auszudrücken. In ihrem Kopf fühlte es sich definitiv nach nicht weniger als einer Ewigkeit an. Deutlich weniger lange dauerte es, bis sie von der Bushaltestelle den Weg zur Schlange vor dem Club gefunden hatte. Wie üblich forderte die Ausweiskontrolle ihre Zeit, was die Brünette eher weniger gutheissen konnte. Hauptsächlich darum, weil sie an die Beine fror, aber auch, weil sie ungeduldig war und auch gewissermassen gespannt auf das, was sie drinnen erwartete. Wie gesagt, das letzte Mal Feiern in diesem Stil lag eine ganze Weile zurück und das war ein weiterer Grund, weshalb sie unterschwellig vielleicht minimal nervös war. Was sich aber ganz gut mit Vorfreude kaschieren liess, da diese im Umfang deutlich ausgeprägter vorhanden war. Zu ihrem Glück hielt sich die Warterei vor dem Club relativ kurz, weil die Türsteher die Leute bisher ziemlich grosszügig durchwinkten. So hatten auch sie beide bald den Eingang passiert, woraufhin es erstmal die Jacken loszuwerden galt. Faye - kopftechnisch soweit noch nicht vom Alkohol benebelt - drehte sich dafür unbewusst ein Stück weit Ryatt zu, bis ihre Jacke den Tresen zur Garderobe passiert hatte. Man musste ja nicht schon in den ersten zwei Minuten riskieren, dass sich ihm hier, wo das Licht noch deutlich heller strahlte, als es das in den eigentlichen Räumlichkeiten des Clubs tun dürfte, direkt die ersten Fragen zu ihrem Rücken stellten. Die offenliegenden Teile der Narben waren wirklich nur blasse, schmale Linien und wenn sie aufrecht stand, würde er sie im Dämmerlicht wahrscheinlich nicht einmal wahrnehmen. Sie hatte das Zuhause oft genug durchgespielt, um die Lage ganz gut beurteilen zu können. Aber hier im Eingangsbereich war das Licht noch zu hell, weshalb sie zu baldige Blicke in diese Richtung lieber ganz subtil verhinderte.
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uff, i can imagine... x'D Ich kenn mich zumindest was Banner angeht mit Gimp gut aus, aber ich erinnere mich noch bestens daran, wie viele Nerven mich dieses Programm am Anfang damals gekostet hast. ^^" __________
Ich schnaubte stumm in mich hinein, als Faye das Weihnachtsfest erwähnte. "Ja klar, frohe Weihnachten.", folgte eine nicht weniger ironische Erwiderung ihrer Worte hinsichtlich der Feiertage, die für uns beide in diesem Jahr offensichtlich besser gestrichen worden wären. Sie machten halt keinen Unterschied, weil wir beide nicht grade von unseren Liebsten umgeben waren und ganz normal weiter dem Arbeitsalltag folgten. Wahrscheinlich gab das für Faye sogar ein paar saftige Feiertagszuschläge, die ich ihr wirklich gönnte. Die konnte man nämlich wunderbar in einem Club ins Glas werfen, weshalb wir uns motiviert auf den Weg zu besagter Örtlichkeit machten. Faye schien sich jedenfalls bestens auf den heutigen Abend vorbereitet zu haben, was mich amüsiert grinsen ließ. Ich war relativ früh aufgestanden und hatte kein Schläfchen eingelegt, aber geschadet hätte es mir sicherlich auch nicht. "Ach, ich bin schon fest für den Nach-Hause-Bring-Service eingeplant?", hakte ich belustigt nach und warf ihr mit hochgezogener Augenbraue einen Seitenblick zu. Allerdings wäre es mir wohl tatsächlich reichlich egal, ob ich später auf der Matratze im Wohnheim oder auf dem Sofa im Wohnzimmer der jungen Frau endete. Was den Bequemlichkeitsfaktor anging gab sich das nichts und Fayes Kaffee schmeckte besser, das war sicher ganz essentiell gegen den sehr wahrscheinlich anstehenden Kater. "Die letzten Tage im Heim waren wirklich anstrengend, aber ich kann dir jetzt wenigstens absolut zuverlässig Weihnachtskekse backen.", meinte ich überaus stolz nickend. Ich war auch um das Backen von weihnachtlichen Keksen mit den Jugendlichen nicht herumgekommen, aber das war im Vergleich zu so einigen anderen Situationen eher entspannt abgelaufen. Die Kids waren froh drüber gewesen vermeintlich unbemerkt hier und da mal ein übrig gebliebenes Fitzelchen Teig naschen zu dürfen und so ziemlich jeder futterte gerne ein paar Kekse zu Weihnachten. Ich hatte selbst ebenfalls das eine oder andere Mal zum Gebäck gegriffen, um mir den zeitweise Einzug haltenden Weihnachtsterror im Heim zu versüßen. Während wir zwangsweise ein paar Minuten vor dem Club in der Kälte warten mussten, ließ ich meinen Blick immer mal wieder über die Leute und die Umgebung schweifen. Weniger aus Paranoia - aber auch ein winziges bisschen deswegen - und mehr, weil ich einfach neugierig und unterschwellig aufgeregt war. Zwar hatte ich mich ganz selten auch mal in kleinen Clubs herumgetrieben, seit ich aus dem Krankenhaus raus war, aber normalerweise war ich schon vorher mindestens angetrunken und nicht in Begleitung. Eigentlich sollte weibliche Begleitung in diesem Fall keinen Unterschied machen, weil Faye und ich bloß befreundet waren, aber irgendwie... machte es eben trotzdem einen, war einfach so. Wie erwartet ließen uns die Securitys den Eingang passieren und im Inneren angekommen wanderte auch dort mein Blick umher, bis wir an der Reihe waren die Jacken loszuwerden. Meine Augen streiften flüchtig Faye, die zuerst an der Reihe war, bevor ich selbst damit beschäftigt war den hier drinnen unnötigen Stoff abzugeben. Als das erledigt war und wir uns erneut in Bewegung setzten, um in den essentiellen Teil des Clubs zu kommen, musterte ich die Brünette nebenbei ein bisschen, bis ich den Blick wieder geradeaus richtete. "Hat ja doch noch hingehauen mit der Kleiderauswahl - siehst gut aus.", ließ ich ihr lächelnd ein schlichtes Kompliment zukommen, weil ich was das anging besser nicht zu dick auftragen wollte. Allerdings bezog sich das Kompliment nicht nur auf die Klamotten, die sie trug. Auch das Make-Up schmeichelte ihrem Gesicht und besonders ihren ohnehin schon auffälligen Augen, sie hatte sich offensichtlich Mühe gegeben. Da war ein knappes Kompliment meiner Ansicht nach schon das Mindeste. Mit Unterhaltungen sollte es aber gleich etwas schwieriger werden, als wir uns nach kurzer Überlegung erstmal den Weg in die Lounge bahnten. Der ruhigere Bereich im Erdgeschoss des Clubs versprach einen angenehmeren Einstieg, denn die Musik war hier nicht ganz so laut wie auf der Tanzfläche, die sich scheinbar im Untergeschoss befand. Leute waren aber auch hier schon so einige, die vermutlich einen ähnlichen Gedankengang gehabt hatten - erstmal reinkommen, war ja noch nicht spät. An der Bar selbst war nicht allzu viel Platz, weshalb ich mir einen der wenigen freien Spots sicherte und mich mit fragendem Gesichtsausdruck gleichzeitig nach hinten an Faye wandte. "Was willst du trinken?", bat ich sie mir ihren Wunsch mitzuteilen, damit ich ihn mit meinem eigenen an den Barkeeper weiterleiten zu können. War nicht so als hätte ich vor ihr den ganzen Abend zu spendieren, aber es ging fast immer schneller gleich beide Getränke zu bestellen - man konnte sich ja abwechseln, sofern man nicht den Überblick dabei verlor.
◈ pain is the feeling of weakness leaving the body ◈
Ich komme noch sehr sehr schlecht klar bisher... o_o Check zum Beispiel überhaupt nicht, wie ich die Bilder automatisch (also nicht den Bereich zur Auswahl mit der Maus markieren) zuschneiden kann, damit alle die gleiche Grösse hätten. Es nervt mich, dass es jetzt nicht so ist, aber ich hab nichts gefunden, um das zu ändern... Oder die Schrift schattieren, hab ich auch nicht hingekriegt. Dieses Computerzeug ist einfach nicht meine Welt und ich hab auch keine Lust, mir 2000 Stunden Tutorials anzuschauen... Also sind die Banner halt so. x'D _______________
Es war schön, mit dem gleichen Mass an Festtagseuphorie begrüsst zu werden, das sie selbst auch verspürte. So blieb das Grinsen auf ihrem Gesicht auch fröhlich weiter bestehen und sie liess sich von ihm über den Verlauf seiner Weihnachtstage aufklären. Scheinbar wie erwartet eher ermüdend, aber hey - das Plätzchen backen war doch eine gute Sache! "Das hättest du mir möglicherweise besser nicht gesagt... Ausser du hast es beabsichtigt so klingen lassen, als möchtest du mir deine Backkünste gerne vorführen. Ich hatte nämlich gar keine Weihnachtskekse bis auf die, die auf der Arbeit spendiert wurden. Und da Weihnachten dieses Jahr sowieso ein bisschen anders abläuft, finde ich, dass wir die schönste Zeit des Jahres noch ein wenig verlängern können, bis ich auf den Geschmack deiner Kekse gekommen bin", drehte sie seine Aussage zu einem verlockenden Angebot, das sie fröhlich zu ihm blinzeln liess. Wenn er das schon extra so betonte, wollte sie die Plätzchen ganz gerne degustieren. Mussten ja nicht alle zwanzig Variationen sein, die sie im Kinderheim möglicherweise gebacken hatten - eine oder zwei Sorten reichten ihr vollkommen aus, da war sie grosszügig. Und er dürfte auch ihre Küche und ihren Backofen brauchen. Und sie würde ihm auch vorher die Zutaten besorgen, damit er direkt mit dem ganz grossen Spass einsteigen durfte. Also praktisch alles für ein rundum perfektes Backerlebnis. Ob er sie heute auch noch nach Hause bringen musste, stand zu diesem Zeitpunkt wohl noch in den Sternen. Aber sie konnten sich die Wahrscheinlichkeit einer solchen Eskorte schon ungefähr ausrechnen... und die Chancen standen eher gut. "Noch nicht fest... Aber sagen wir einfach mal, die Möglichkeit besteht. Und mein Sofa ist wenigstens schonmal nicht unbequem - falls dich das zu diesem Zeitpunkt überhaupt noch kümmern sollte", beantwortete sie die Frage ganz pragmatisch aber noch immer grinsend. Es hätte ausserdem den Vorteil, dass sie beide nicht mitten in der Nacht alleine den Nachhauseweg in Angriff nehmen mussten. Was mit der beidseitig vorhandenen Paranoia ziemlich sicher für sie wie für ihn ein Plus wäre. Schliesslich waren beide Jacken über den Tresen gewandert und sie konnten sich auf den Weg ins Innere des Clubs machen. Die Brünette war längst damit beschäftigt, ihre ganze Umgebung vollumfänglich zu betrachten, als Ryatt mit seinem Kompliment ihre Aufmerksamkeit wieder auf sich zog. Sie warf sich für einen kurzen Augenblick in eine dezent lächerliche Pose, mit der sie ihm die ganze Schönheit ihrer Aufmachung zu präsentieren versuchte, bevor sie weiter neben ihm her in Richtung der Bar ging. "Danke, ich habs gerade so noch ohne deine Hilfe hingekriegt... Aber ich will nicht lügen - ich war kurz davor, zum Hörer zu greifen", seufzte sie theatralisch, auch wenn das nur teilweise der Wahrheit entsprach. Viel eher war sie kurz davor gewesen, sich in einer stinknormale Jeans und einem sehr langweiligen schwarzen Shirt auf den Weg zu machen. Aber wenn sie sich heute nicht in ein etwas weniger schlichtes Outfit warf, dann würde sie das niemals tun - darum jetzt auch der Rock, die Absatzschuhe und das Makeup. Ihre Augen wanderten für eine obligatorische Musterung einmal an Ryatt runter und wieder hoch, ehe sie für sich selbst nickte. "Du aber auch", lächelte sie ehrlich. Faye fragte nicht, ob er die Kleider extra neu gekauft hatte - aber sie standen ihm auf jeden Fall gut und wahrscheinlich passten sie gar nicht so schrecklich schlecht ins Clubgeschehen, wie sie das im Vorfeld befürchtet hatten. Zumindest nicht wegen ihrem Erscheinungsbild. Dass sie gleich darauf direkt ihre erste Überforderungssituation an der Bar erlebte, war ein anderes Kapitel. Dabei fragte Ryatt lediglich, was sie trinken wollte. Ziemlich simpel - nur hatte sie eben keine Ahnung, weil sie lieber nicht mit den lächerlichen Wodka-Getränken einsteigen wollte, die sie damals, als sie jung und draufgängerisch unterwegs gewesen war, gerne gekippt hatte. Die Chancen standen gut, dass sie dieses Gesöff überhaupt nicht mehr mochte, weshalb sie doch einen Moment länger nachdenken musste. "Vielleicht erstmal Gin Tonic?", war das etwas ratlose Ergebnis ihrer Gedanken, begleitet von einem Schulterzucken. Davon wusste sie wenigstens, dass es ihr fast sicher schmecken würde. Aber es sollte bitte keiner Fragen, welchen Gin sie dafür wollte.
This is your life, it's do or die, the sun may never rise again, so be the light the vision. This is your life, it's slipping by, you try to run but fall again, you get back up that's living.
Das mit dem Zuschneiden ist ohne ganzes Erklärvideo bisschen schwer aus dem Nichts zu schildern, aber Schattierung geht eigentlich schnell. Einfach die Schrift anwählen und dann oben in der Leiste auf Filter -> Licht und Schatten -> Schlagschatten. Den kannste da dann auch so verstellen, wie's dir am besten passt und auch die Farbe des Schattens auswählen, falls gewünscht. ^^ __________
Hm, vielleicht besser nicht. Eigentlich hatte ich erstmal mehr als genug vom ständigen Backen. Es war sicherlich nicht verkehrt das jetzt zu können, aber nachdem das in der letzten Woche häufig auf dem Tagesplan gestanden hatte - gab ja einige Kinder im Heim, nicht nur meine eigene Gruppe - pochte ich aktuell nicht unbedingt auf eine baldige Wiederholung. Deshalb stieß ich die Luft etwas angestrengt aus meinen Lungen, gut sichtbar nur semi-begeistert von Fayes Backwunsch. "Ich bin mir noch nicht sicher, ob ich mich dazu überreden kann... vielleicht wenn du mir zumindest beim Ausstechen hilfst, das dauert allein sonst ewig.", gab ich mich zumindest kompromissbereit. Ich gehörte nicht unbedingt zur geduldigsten Sorte Mensch und das vorsichtige Abtrennen der ausgestochenen Formen war mit schmaleren Fingern bestimmt auch einfacher. "Oder du formst die Vanillekipferl.", stellte ich Faye noch eine weitere Auswahlmöglichkeit mit leicht schief gelegtem Kopf. Es hatte eine ganze Weile gedauert, bis ich die Dinger halbwegs ansehnlich hinbekommen hatte. Am Anfang hatten die Kipferl eher ausgesehen wie ungleichmäßig krüppelige Teigwürstchen - geschmeckt hatten sie aber auch in der hässlichen Variante. "Betrunkene Frauen alleine heimfahren zu lassen ist sowieso selten eine gute Idee, also stell ich mich einfach schonmal mental auf dein Sofa ein.", akzeptierte ich den wahrscheinlich anstehenden Begleitservice einfach mit einem gleichgültigen Schulterzucken. Es war bis zu einem gewissen Grad immer fahrlässig eine junge Frau alleine auf den Heimweg zu schicken. Eine Heimfahrt im Taxi wäre noch die am wenigsten gefährliche Alternative, aber wenn der Taxifahrer ein Ekeltyp war - was man vorher nicht wissen konnte - dann war auch das sehr suboptimal. Es war also wahrscheinlich in jedem Fall die beste Option einfach den nächtlichen Begleiter zu spielen und mir dafür morgen früh noch ein kleines Frühstück bei Faye abzugreifen, sofern mein Magen da mitspielte und ich es nicht selbst zu sehr mit dem Alkohol übertrieb. Klang fair. Fayes kurzes Schauspiel hinsichtlich ihres Outfits kommentierte ich mit einem leisen Auflachen, weil das Posieren eben schon witzig anzusehen war. Es wirkte herrlich unbefangen. "Ich bin wirklich überaus stolz auf dich, dass du dein Outfit noch gerade so ohne mich auszuwählen schaffst.", sprach ich ihr ein durchweg überzogen klingendes Lob aus und nickte dabei anerkennend vor mich hin, als hätte sie einen wichtigen Meilenstein im Leben erreicht. Ihr Kompliment nahm ich mit einem dankbaren Lächeln und den Worten "Danke, hat mich auch nur zwei Stunden gekostet." an. Die klangen natürlich ironisch, auch wenn das im Schnitt wahrscheinlich sogar hinkam, wenn ich die Einkaufszeit bedachte. Trotzdem war es nicht so, dass ich zwischen X Outfits hätte wählen müssen, das hier hatte glücklicherweise schon vor Tagen festgestanden. Abwartend musterte ich Fayes Gesichtszüge, während sie darüber nachdachte, was sie denn trinken wollte. Offenbar war diese Frage für die Brünette gar nicht so leicht, wie sie es für die meisten Anderen wohl gewesen wäre. Weil selbst ihre Antwort dann als Frage formuliert war, nickte ich das grinsend ab und wendete mich an den Barkeeper. Ich selbst bestellte mir einen Mai Tai mit - der war nicht unbedingt mein Favorit, weil er ziemlich süß war, aber so ab und zu konnte ich schon mal einen trinken. In diesem Fall diente er hauptsächlich dazu, dass Faye und ich zur Not die Gläser tauschen konnten, sollte ihr der Gin des Hauses nicht bekommen oder das Getränk einfach etwas zu stark gemischt sein. Bei süßen Cocktails war es nur immer recht tückisch, dass man den Alkohol wenig raus schmeckte. Ich drehte mich mit den beiden Gläsern wieder zu der zierlichen Brünetten um und reichte ihr den Gin Tonic, bevor ich mit meinem eigenen Glas in Richtung eines noch leeren Stehtisches deutete. Dort angekommen klirrte mein Glas kurz darauf schon an Fayes, was sich als deutlich stilvoller erwies als das Ebenbild mit Tassen in ihrem Wohnzimmer. "Dann auf einen schönen Abend, den wir hoffentlich nur teilweise vergessen.", gestaltete ich auch die Einleitung des Abends mit einer Prise Humor, bevor ich den ersten Schluck meines Cocktails nahm.
◈ pain is the feeling of weakness leaving the body ◈
Danke, dann werd ich das mal wenn ich paar Nerven zu viel habe ausprobieren… x‘D _____________
Schien nicht so, als könnte der Dunkelhaarige sich allzu sehr fürs Backen begeistern, was Faye ihm aber auch nicht verübeln konnte. Je nach dem wie viele Kekse er für und mit den Kindern schon gebacken hatte, war es gut möglich, dass ihm der Spass langsam zum Hals raus hängte. "Ausstechen kann ich helfen, das mach ich gerne... Mit den Vanillekipferl bin ich mir nicht so sicher. Ich glaube, das letzte Mal, als ich die zu backen versucht habe, war das Endprodukt wirklich wenig ansehnlich. Dann mache ich lieber ein paar Sterne und Herzchen und bleibe damit auf der sicheren Seite", willigte sie ein, ihren Teil zu der verspäteten Weihnachtsbäckerei beizusteuern. Die Kekse schmeckten ja bekanntlich besonders gut, wenn man sie sich im Vorfeld wenigstens ein bisschen verdient hatte. Dass er sie nach Hause begleiten würde, schien dann also abgemacht zu sein und fand die junge Frau auch wirklich gut. Eigentlich hätten sie das sogar vorher schon klären sollen, wie ihr jetzt einfiel - aber glücklicherweise hatte Ryatt ja kaum Überzeugungsarbeit ihrerseits gefordert und tat die gleichen Gedanken zum besser nicht betrunken alleine nachhause Fahren kund. "Klingt nach einem guten Plan, wenn du mich fragst. Ich kann jedenfalls mit ausreichend Kissen und Decken sowie frischem Kaffee und Frühstück punkten, das ist auch nicht nichts", zeigte sie ihm nun noch seine damit verbundenen Vorteile auf - nur falls er zwischenzeitlich gezweifelt oder ein bisschen fehlende Motivation auf eine Nacht auf einem fremden Sofa verspürt hätte. "Danke, ich ehrlich gesagt auch", stimmte Faye auf sein ironisches Kompliment bezüglich ihrer selbstständigen Kleiderwahl ein. War halt schon eine ziemliche Leistung für eine 25-Jährige, sich selbst Klamotten rauszulegen vor dem Duschen. Worauf sie aber tatsächlich ein bisschen stolz war, war die Art des Outfits. Also darauf, dass sie sich nicht für eine komplett unauffällige, um nicht zu sagen langweilige Version entschieden hatte, die wesentlich weniger Überwindung gekostet hätte. Es war zwar nicht das erste Mal, dass sie ein bauchfreies Oberteil trug, seit sie den Krieg hinter sich gelassen hatte, aber allzu oft kam das eben doch nicht vor, weil sie normalerweise lieber alles daran setzte, ja niemanden auf die Narben ihrer Vergangenheit aufmerksam zu machen. Ausserdem vermieden schwarze Jeans und ein schwarzes, langweiliges Shirt eben allgemein, dass man zu oft angeschaut wurde - was eigentlich immer im Interesse und der Komfortzone der Brünetten lag. Tja, notfalls müsste das eben der liebe Alkohol regeln müssen, falls sie gar nicht mehr klar kam mit sich und ihrem Umfeld. Bisher sah noch nicht so aus und sie fühlte sich überraschenderweise eigentlich ganz wohl, um nicht zu sagen gewissermassen euphorisch an diesem Ort. "Zwei Stunden sind vertretbar für dieses Ergebnis", grinste sie Ryatt noch zu, bevor er sich der Beschaffung der Getränke widmete. Sie bedankte sich natürlich umgehend, als er ihr das erste Glas in die Hand drückte, begab sich dann mit ihm zum Stehtisch um mit einem breiten Grinsen anzustossen. "Ach, so komplett ausarten wird's kaum", gab Faye sich zuversichtlich, obwohl sie ganz genau wusste, dass es für ein solches Versprechen eindeutig zu früh war. Sie führte das Glas für einen ersten Schluck an ihre Lippen, stellte gleich darauf zufrieden fest, dass ihre Wahl glücklicherweise kein Griff ins Klo gewesen war und sie das Getränk tatsächlich mochte. Trotzdem nickte sie kurz in Richtung von Ryatts Glas, gefolgt von der Frage "und was hast du dir geholt?" Sie wollte ihm den gelborangenen Inhalt nicht streitig machen, es interessierte sie bloss, weil sie so auf gut Glück schlecht beurteilen konnte, um was es sich hier handelte. Sein Getränk war aber nicht das Einzige, was sie hier drin interessierte und so liess Faye ihren Blick langsam über das Geschehen und die Menschen, erhellt von farbigen Lichtern, die von der Decke blinkten, wandern. Es war eine interessante Mischung von verschiedenen Figuren, die ihre Aufregung, die Freude über die Sorglosigkeit, die im inneren eines Clubs wie ein ungeschriebenes Gesetz herrschte, teilten. Und auch wenn sie sich ziemlich sicher zu weiten Teilen grundlegend von den meisten von ihnen unterschied, hatte Faye wirklich nichts dagegen, zumindest für eine Nacht zu allen anderen dazu zu gehören.
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Hat ja auch keine Eile, habs bisher auch ohne Schlagschatten gut ausgehalten.. x'D __________
Faye willigte ohne großes Zögern ein und damit schien das Kekse machen besiegelt zu sein. Eigentlich hatte ich die leise Hoffnung gehegt, dass sie keine Lust auf Selbstbeteiligung hatte und das Backen dementsprechend schlichtweg nicht stattfinden würde, weil ich es alleine nicht machen würde. Diese Theorie hatte in der Praxis nun jedoch versagt und jetzt noch zurückzurudern kam nicht in Frage, also würde ich die Kekse wohl backen müssen. Vor allem die Kipferl fielen in meinen Zuständigkeitsbereich, die Brünette widmete sich lieber dem Ausstechen. "Gut, dann überlass ich das Ausstechen dir und ich mach die Vanillekipferl... wenn du die Kekse verziert haben willst, musst du's allerdings selber machen.", meinte ich schief grinsend. Ich bekam es schon noch hin die Kipferl mit Puderzucker zu berieseln oder eine Keks schlicht mit Schokolade zu überziehen, aber mehr war halt nicht drin. Ich hatte das schon im Heim den Kids überlassen, weil mir die Geduld und Motivation dazu fehlte. Außerdem hatte denen das sogar Spaß gemacht, also zwei Fliegen mit einer Klappe. "Das ist so ziemlich alles, was mein verkatertes Ich braucht.", erwiderte ich, als Faye ihr Angebot für den nächsten Morgen kundtat und unterstrich meine Worte mit einer ausschweifenden Handgeste. Meine Übernachtung war nun ebenso geritzt wie die Keksgeschichte und es war fast ein bisschen erschreckend, wie schnell wir beide uns meistens einig wurden. Außer wenn es darum ging, dass die Brünette mir helfen wollte, wenn sie es nicht sollte, aber wir hofften mit Sicherheit beide sehr, dass solche Situationen künftig nicht mehr Programm sein würden. "Ist auch nicht so als hätte ich viel Besseres zu tun gehabt.", stellte ich wahrheitsgemäß fest, was Faye sich auch selbst hätte ausmalen können. Ich hatte die Zeit für den Einkauf leicht entbehren können, weil ich außerhalb meiner regulären Arbeit im Kinderheim ganz einfach nicht viel zu tun hatte. Manchmal setzte ich mich mit den Leuten im Wohnheim zusammen, das schon... aber lange hielt ich es mit denen meistens auch nicht aus. Sie dachten mir zu pessimistisch und zu engstirnig, das grenzte nur den Geist ein und würde mich am Ende noch in meinem gerade erst neu gewonnen Elan bremsen. Da amüsierte ich mich weit lieber mit Faye in einem Club, auch wenn ich unweigerlich beide Augenbraune hochziehen musste, als sie meinte es heute nicht so ausarten zu lassen. "Verzeih mir die wilde Anschuldigung, aber du siehst nicht unbedingt wie Jemand aus, der viel Alkohol verträgt.", meinte ich und legte den Kopf für einen Augenblick lang schief, während ich sie flüchtig vom Glas in ihrer Hand bis zurück in ihr Gesicht musterte. Sie war eine Frau und noch dazu eher schmal gebaut. Ich konnte mich natürlich mit dieser Vermutung irren, aber allein schon die Tatsache, dass sie scheinbar nicht oft feiern oder anderweitig exzessiv Alkohol trinken ging, bestärkte mich darin. Als die Brünette nach meinem Getränk fragte, sah ich kurz auf jenes hinab. "Ist ein Mai Tai... mehr Alkohol drin als bei dir und man schmeckts gleichzeitig weniger wegen dem Süßkram.", gab ich der jungen Frau eher sachliche Auskunft. "War eigentlich nicht meine erste Wahl, aber ab und zu geht mal einer. Ganz besonders dann, wenn ich mir nicht sicher damit sein kann, dass meine Begleitung ihren Gin auch runterkriegt.", fügte ich noch ein paar Worte an und hob schon währenddessen den Cocktail an, um mit den letzten Worten über den Rand des Glases zu grinsen, bevor der nächste Schluck meine Kehle ölte. Es war nicht so, als hätte ich Faye im Fall der Fälle mit dem Mai Tai abfüllen wollen - des Alkoholgehalts wegen - aber es war eben einfach einer der wenigen süßeren Cocktails, der mir ebenfalls mundete. Man schmeckte den Alkohol noch genug heraus, um nicht zu denken man hielt eines dieser übermäßig süßen Kinder-Trinkpäckchen in der Hand, das weit weniger gesund war, als es zu sein vorgab.
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Das beruhigt mich sehr, wird wohl auch noch eine Weile dauern, bis ich Lust drauf habe oder der Unterricht mal wieder langweilig genug ist.. x'D _________________
Ja, mit Kekse-Ausstechen konnte sie sich sicherlich anfreunden und wenn er die Vanillekipferl übernehmen wollte, würden sie auch darauf nicht verzichten müssen. "Klingt nach einem guten Deal. Und ich glaube, auf zusätzliche Deko kann ich auch verzichten. Ist schlecht für die Zähne wegen dem Zucker", argumentierte sie sehr überzeugend, da der Rest der Kekse ja eine absolut unproblematische Menge an Zucker beinhaltete. Aber mit Verzierung wurde es dann kritisch, also besser verzichten. Sie mochte ihren Zahnarzt nämlich wirklich nicht. Das Frühstück für morgen stand nun scheinbar ebenfalls, was sie mit einem breiten Grinsen zur Kenntnis nahm. Blieb nur zu hoffen, dass keiner von ihnen komplett unausstehlich wäre morgen nach dem Aufstehen - wann auch immer sich das zeitlich ergeben würde. Diesbezüglich waren die Aussichten leider etwas düster, weil sie schon damit rechnen müssten, dass der Alkohol gewisse Nachwirkungen zeigen würde. Aber das war das Problem von morgen und für einmal durften sie das schon in Kauf nehmen. Faye schien diesbezüglich etwas optimistischer eingestellt zu sein, weil sie sich den Kater nicht ganz so dramatisch ausmalte, als Ryatt es scheinbar tat. "Vielleicht trinke ich ja einfach nicht so viel, dass es komplett ausartet...", versuchte sie die sachte Zuversicht aufrecht zu erhalten, nachdem er seine Bedenken bezüglich ihrer Alkoholverträglichkeit geäussert hatte. Denn damit dürfte er schon richtig liegen, sie rechnete selbst nicht damit, mehr als maximal zwei Cocktails zu brauchen, um deutliche Effekte zu spüren. Realistischerweise wohl eher nur einen halben. "Und sonst vertraue ich darauf, dass du mir das Glas wegnimmst, wenn du ahnst, dass es kritisch werden könnte", erzählte sie vergnügt weiter und lächelte ihn zuckersüss an. Tat sie natürlich nicht. Sie glaubte eher, dass er ihr höchstens dann den Drink aus der Hand nahm, wenn er befürchtete, dass sie sonst kotzte - weil er das definitiv nicht sehen wollte. Sie im Übrigen auch nicht. Dass er seinen Drink mit dem Hintergedanken gewählt hatte, dass sie mit ihrem Gin nicht klar kam und tauschen wollte, liess sie gespielt beleidigt den Kopf schieflegen. "Ehm hallo..? Momentan fühle ich mich eigentlich noch relativ urteilsfähig... und ich mag Gin, also mach dir mal keine Sorgen", erklärte sie, unterstrich ihre Worte mit einem weiteren grosszügigen Schluck aus ihrem Glas. Vielleicht hatte sie für seinen Geschmack etwas zu lange gezögert, bevor sie bestellt hatte, aber das hatte nur an ihrer Überforderung in diesem Moment gelegen. Sie war zufrieden mit ihrer Wahl. „Aber wenn du mit deinem Zeug nicht klar kommst, sags bitte bevor nur noch der letzte Sabberschluck übrig ist, weil dann will ich auch nicht mehr tauschen“, drehte sie den Spiess mit provokant funkelnden Augen um. Darum wars ihm zwar gemäss eigener Aussage nicht gegangen, aber sie durfte ja auch etwas sticheln wenns lustig war. Dass es keine zehn Minuten dauerte, bis sich der erste, sanfte Schwindel in ihrem Köpfchen ankündete und unmittelbar - wenn auch noch sehr unterschwellig - damit begann, ihre eben deklarierte Urteilsfähigkeit anzukratzen, brauchte sie hier nicht zu erwähnen. Ihre Augen kehrten nach einer weiteren ausgiebigen Beobachtungsrunde, die mehr oder weniger den ganzen Raum abgedeckt hatte, zu Ryatt zurück, legten sich nachdenklich auf sein Gesicht. „Und, kommst du klar soweit?“, fragte sie ihn sarkastisch, bezogen auf die ach so fremde, anstrengende, ungewohnte, belastende Umgebung, in der sie sich befanden. Ihre, kaum hatte sie zu Ende gesprochen amüsiert zuckenden Mundwinkel verrieten aber umgehend, dass sie sich nicht ernsthaft um sein Wohlergehen sorgte und eigentlich fest damit rechnete, dass er sich ebenfalls gut unterhalten fühlte. Aber sollte das nicht der Fall sein, würde sie natürlich nach Möglichkeit Abhilfe schaffen und ihm seelischen Beistand liefern.
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ich werde bis dahin überaus geduldig warten. x'D _____
Ich lehnte mich mit den Ellbogen schließlich auf den Stehtisch und nickte dann leicht vor mich hin, streckte gleichzeitig die Finger der freien Hand in Fayes Richtung aus und machte eine vielsagende Geste. Natürlich hätte ich gleich selbst darauf kommen können, dass zu viel Zucker absolut ungesund war und das auch nicht nur allein für die Zähne. Mit zusätzlicher Deko würden die Kekse ja förmlich aus nichts anderem mehr bestehen. "Ach ja, stimmt... hätte ich mir eigentlich glatt denken können, sorry.", sprang ich liebend gerne mit auf den Zug auf. Heute war eben einfach kein Platz für übertriebene Ernsthaftigkeit. Einfach nicht so viel trinken? Ich war eigentlich wirklich kein Pessimist, aber das Problem mit dieser Aussage war sehr oft, dass die Menge des Alkohols in der Regel davon abhing wie lange die Nacht wurde. Wenn es nach mir ging, dann hauten wir nicht nach eineinhalb Stunden schon wieder ab, weil wir feststellten, dass wir doch irgendwie zu alt dafür waren oder was auch immer denn dann eine gute Ausrede sein sollte - da würde ich Veto einlegen. "Ich erinnere dich in drei Stunden daran, dass du das gesagt hast.", wackelte ich süffisant grinsend mit den Augenbrauen. Mal sehen, wie unser Pegel dann war. Auf jeden Fall wahrscheinlich spürbar höher als in diesem Moment. "Bin mir noch nicht sicher, ob ich mich mit dem Aufpasser-Job anfreunden kann. Das mach ich eigentlich schon jeden Tag, wenn ich die Sozialstunden abarbeite.", ließ ich selig weiter vor mich hin grinsend ganz gekonnt offen, ob ich der Brünetten im Fall der Fälle denn nun wirklich ihr Glas wegnehmen würde. Bisher stand mir wenig der Sinn danach, außer natürlich ich merkte, dass ihre oberste Grenze wirklich erreicht war. Schließlich wollte ich sie nicht mit einer Alkoholvergiftung ins Krankenhaus begleiten müssen... nein, wir würden irgendwann später heil bei Faye Zuhause ankommen, damit wir morgen beim Frühstück darüber sinnieren konnten, wer bei welchem Glas mit dem Trinken hätte aufhören sollen. Ich lachte leise in mich hinein, als die Brünette ihre Worte ganz demonstrativ damit unterstrich etwas von dem Gin zu trinken. Es war eben einfach ein bisschen ironisch, so angesichts der Tatsache, dass sie es nicht ausarten lassen wollte und ich doch bitte zur Not nach ihrem Glas greifen sollte. Aber Sorgen zu ihrer Getränkewahl sollte ich mir wiederum besser nicht machen - weil eine hochentschlossene Frau ganz genau so klang, wie sie das vorhin bei Aufgabe ihres Wunsches getan hatte. "Dann kling das nächste mal am besten ansatzweise von deiner Wahl überzeugt, wenn ich mir keine Sorgen machen soll.", zwinkerte ich ihr zu und nippte dann selbst erneut an meinem Drink. Der Drink, der am besten nicht erst kurz vor Ende an Faye abgeschoben werden sollte. Als stünde das zur Debatte. "Weißt du, wenn du einen Schluck haben willst, musst du's eigentlich nur sagen, Faye.", bediente ich mich nun nicht weniger herausfordernd in ihre Richtung blickend und provokant lächelnd daran, ihr ein bisschen die Worte im Mund herumzudrehen. Die Lounge bot bis auf ein schickes Neonschild an der Wand hinter der Bar erstaunlich wenige Dinge, die meine Augen fesseln konnten. Die Leute hier waren noch eher ruhig gestimmt, aber die Musik war wenigstens schon ganz gut und ließ mich ab und zu kaum sichtbar mit dem Kopf im Rhythmus wippen. Meine Augen lagen schon wieder auf Faye, als sie sich mir mit einer Frage widmete, die mich die Augenbrauen anheben und gleichzeitig etwas zusammenziehen ließ. "Ist glaub ich alles im grünen Bereich, noch kriecht keine Panikattacke um die Ecke.", erwiderte ich so ernst, dass auch ohne das bald darauf folgende seichte Grinsen klar war, dass ich heute eher keine Flashbacks oder andere geistig-körperliche Aussetzer fürchtete. Die lagen in weiter Ferne. "Glaubst du, du kannst dich zu einer Runde Beerpong überreden? Wenn du kein Bier magst, können wir sicher auch was anderes nehmen... oder zu zweit statt im Duell spielen, wenn's dir alleine zu viel ist.", unterbreitete ich Faye gleich mehrere Möglichkeiten von einer Runde des weit verbreiteten Trinkspiels und zuckte leicht mit den Schultern. Wie das Ganze am Ende stattfand war mir wirklich sehr egal, ich wollte nur gerne ein bisschen mehr Action. Natürlich erst nach den Drinks - parallel die Cocktails und noch Bier zu trinken erschien selbst meinem tendenziell leichtsinnigen Schädel eine wahnsinnig schlechte Idee zu sein.
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