[Das ist wohl ein unvermeidbares Übel mit zwei Schwestern, die sich sehr ähnlich sehen :'D]
Ich drehte reflexartig den Kopf nach hinten um, um die Ursache für den kurzzeitigen Lärm hinter mir herauszufinden, obwohl ich noch im selben Moment erkannte, um wessen unverkennbar zynische Stimme es sich dabei gehandelt hatte. Er war also jetzt schon eindeutig mies gelaunt, was mir die ohnehin schon nicht vorhandene Freude auf unsere gemeinsame Nacht - oder Tag, was auch immer - noch weiter eindämmte. Nicht, dass ich es ihm verübeln konnte, so angesichts der ganzen Situation und den eher unpassenden Worten seitens Warren. Wenn er wenigstens mit irgendwie motivierenden Worten abgeschlossen hätte, statt es eine blanke Trauerrede werden zu lassen... aber nicht einmal das. Ich schüttelte kaum sichtlich den Kopf, was sich wohl einfach auf die ganze beschissene Gesamtsituation bezog, bevor ich wieder zu Faye sah, die kurz darauf auch schon in Richtung ihrer Schwester aufgebrochen war. Ich sah ihr noch kurz nach, ehe ich selbst zum Gehen ansetzte, um den Kram in meinen Händen in der Zwischenzeit schonmal loswerden zu können. Ich suchte also nach dem mir zugeteilten Zelt mit der entsprechenden Nummer auf der Vorderseite, legte allerdings wirklich nur geschwind meinen Krempel auf einem der vier Betten ab, bevor ich mit mir entgegen kommenden Zeltmitbewohnern - Gott sei Dank noch nicht Mitch - wieder nach draußen schlüpfte. Ich wollte es Faye schließlich möglichst einfach machen wieder zu mir zu finden und ich musste auch tatsächlich nicht lange warten, bis sie wieder direkt vor mir stand. So nah, dass ich Nichts lieber getan hätte, als mich zu ihr runter zu beugen und sie zu küssen, den Dreck in unseren Gesichtern dabei vollkommen ignorierend. Aber so einfach war das Ganze ja leider nicht, auch unsere sich verschränkenden Finger versuchte ich so weit es möglich war mit meinem eigenen Körper abzuschirmen. Meine Augen lösten sich dann aus den ihren, um flüchtig die Umgebung abzusuchen. Ich kannte mich ja selbst nicht besonders gut hier aus, war selbst erst seit etwas mehr als zwei Stunden auf dem Gelände, aber wohl allemal schon mehr herum gekommen als Faye. Mein Blick blieb schließlich auf den Waffencontainern hängen. Zwei nebeneinander, die längs nahe der Mauer standen. Der zwei oder drei Meter breite Spalt dazwischen war dunkel und mir fiel auch vorerst kein triftiger Grund dafür ein, wieso sich da jemand Anderes aufhalten sollte. Tausend Mal lieber wäre es mir natürlich mich irgendwo bequem hinsetzen oder gar legen zu können, aber dieser Luxus war uns jetzt nicht mehr vergönnt, zumindest nicht inklusive der Dinge, die über Freundschaft hinaus gingen. Ich murmelte der jungen Frau nur ein leises "Komm." zu, bevor ich meine Hand aus der ihren löste. Ungern, aber es käme wohl nicht besonders gut, wenn wir hier händchenhaltend herum schlenderten, ganz gleich, ob wir uns die nächsten Hundert Meter über weiterhin im Schatten der Mauer befanden, oder nicht. In einem Camp, in dem uns Niemand kannte, war es wohl noch wesentlich riskanter erwischt zu werden. Kaum im Schatten des Containers angekommen und einen letzten prüfenden Blick auf die Umgebung geworfen, zog ich die junge Frau an mich. Die eine Hand an ihrer Wange und den anderen Arm eng um ihren schlanken Körper geschlungen, bevor ich meine Lippen auf die ihren legte. Der Kuss schmeckte leicht sandig, was ich im jetzigen Moment aber getrost an mir vorbeiziehen ließ, weil es mir schlicht egal war. Nach dem Kuss lehnte ich meine Stirn an die ihre, während meine Hand den Weg in ihren Nacken fand, ihr dort leicht über die Haut strich. "Ich hatte solche Angst um dich.." murmelte ich leise vor mich hin, die Augen geschlossen. Was musste sie auch noch so viel hilfloser als vermutlich fast jeder andere Soldat aus unserem Trupp sein? Noch so unschuldig. Fast wehrlos. Grundausbildung hin oder her... sie war wie ein kleines Reh, dass bei jedem Angriff lieber flüchten, als sich ins Getümmel schmeißen sollte, nur mit dem Unterschied, dass sie nicht immer eine Wahl haben würde.
Warren stand leider nicht weit genug weg, als dass ich seine folgenden Worte Aryana gegenüber hätte ignorieren können, während Jetman mir seine Hand reichte und mich damit vom Boden hochzog. Ja, ist Recht. Schieb' die Schuld immer schön weiter anderen Leuten in die Schuhe, damit auch ja Niemand genauer nachsieht, was du eigentlich für einen Mist an deinem Schreibtisch verzapfst. Es war ja nicht so, als wäre es nicht mindestens genauso seine Schuld. Nachdem ich die ganzen wichtigen Gespräche nicht mehr belauschen konnte, mochte ich die Details zur Planung jetzt nicht kennen und konnte nicht sagen, welche Idee dazu genau von wem gekommen war. Aber das Mindeste, was er hätte tun können, wäre die Wachposten zu verdoppeln oder weitere Patrouillen rauszuschicken, um auch sicher zu gehen, dass sich kein Rachezug anbahnte. Denn es war wirklich kein Geheimnis, dass die Leute beim IS einen an der Klatsche hatten und Rache eine ihrer liebsten Beschäftigungen zu sein schien. Wir konnten ihre Schachzüge zwar nicht voraussagen, aber Sicherheitsmaßnahmen zu treffen war so ziemlich das Minimum an Vorsicht. Juckte ihn das? Nein, natürlich nicht. So langsam war ich mir fast sicher, dass ihm wirklich Alles egal war. Gegen diesen hochgradigen Egoismus sah ich wirklich noch aus wie ein Mauerblümchen, dass allzu gerne Jedem um sich herum half und die Hände ausstreckte. Ich klopfte mir nicht einmal den Staub von der Hose, weil für Sauberkeit an dieser Stelle sowieso alles zu spät war und es mich auch einfach nicht im Geringsten interessierte, wie ich gerade aussah. Dreck stand in der Army sowieso an der Tagesordnung. Nicht immer auch vermischt mit Blut, aber was solls. Ich hustete einmal leicht auf, kurz bevor ich meine Sachen wieder entgegen nahm und Jetman nach einem schwachen Schulterklopfer das Weite suchte. Sein Zeichen dafür, dass er mir das gerade eben nicht übel nahm, er verstand. Erst sah ich ihm einen Moment lang nach, bevor ich den staubigen Speichel loszuwerden versuchte, indem ich ihn seitlich ausspuckte. Erst danach glitt mein Blick zu Aryana, der es gelinde gesagt nicht gut zu gehen schien. Ob das Zittern jetzt der Allgemeinsituation oder hauptsächlich ihren Schmerzen zuzuordnen war, konnte ich zwar nicht sagen, aber sie sah ziemlich beschissen aus. "Lass' dich von diesem Arschloch nicht so fertig machen." ließ ich ihr ein paar Worte zukommen, als ich in ihre Richtung ging. Ja, das war Beamtenbeleidigung. Auch ein Stück weit Verleumdung, aber ich war mir fast sicher, dass sie mir das gerade absolut nicht ankreiden würde, solange es nicht ihr selbst galt. Eigentlich wollte ich daraufhin einfach nur humpelnd an ihr vorbeigehen, wobei ich dann doch auf ihrer Höhe angekommen noch einmal Halt machte. "Du wirst dir nicht helfen lassen, oder?" bot ich der jungen Frau indirekt an, ihr mit ein paar weiteren Hirnzellen helfen zu wollen, sollte sie selbst nicht auf einen ausreichend grünen Zweig bei der Vorbereitung für das Gespräch kommen. Ich hatte den Kopf zu ihr gedreht, sah sie weiterhin an. Ich glaubte dennoch zu wissen, dass sie dafür vermutlich viel zu stur sein würde. Aber mir persönlich war jedes Mittel Recht, um Warren blöd aussehen zu lassen. Dazu gehörte dann auch, Aryana unter Umständen zu helfen, ganz gleich inwiefern ich nun überzeugt von ihrer Arbeit war oder eben nicht. Jeder war besser als Warren und auch absolut jeder schien mehr Grips im Hirn zu haben als er.
Ja, ich werd mich damit abfinden müssen - oder wir, du bist ja wohl nicht minder verwirrt, bei dem, was ich manchmal schreibe haha x'D ______
Es dauerte einen Moment, während er sich umschaute, nach einem Ort, an dem sie zumindest für ein paar Minuten ungestört waren. Ihr Blick klebte die ganze Zeit an seinem Gesicht und sie musste sich mit aller Kraft davon abhalten, ihn zu berühren. Fuck das war so unfair. Dass sie unbedingt das so dringend begehren mussten, was so verboten und unerreichbar für sie war. Dass die Army ihnen all die Gefühle verbot, die sie davor bewahrten, zu herzlosen Monster zu werden, sich in diesem Krieg komplett zu verlieren. Sie fand es jeden Tag schrecklich. Aber heute war es am schlimmsten. Heute, wo sie die Nähe und Liebe noch mehr brauchte, als an jedem anderen Tag. Schliesslich schien Victor auch eine rettende Idee zu haben, bedeutete ihr, mitzukommen. Im Vorbeigehen deponierte sie auch noch ihr Bündel in dem ihr zugewiesenen Zelt, ehe sie sich mit genügend Abstand möglichst unauffällig hinter dem grossen Mann her zu den Containern bewegte. Dann, endlich, folgte die Umarmung, nach der sie sich so gesehnt hatte. Faye schlang ihre Arme um seinen Oberkörper, zog ihn tiefer zu sich runter, während sie sich auf die Zehenspitzen ihm entgegen streckte, all die Gefühle in den Kuss einfliessen liess, die sie in den letzten Stunden verfolgt hatten. Ja, sie waren beide verdammt schmutzig und nichts von dem hier war in irgendeiner Weise romantisch. Und doch fühlte es sich wie ihre Rettung an, wie das Schönste, was sie hier je finden würden. Faye schlug die Augen langsam wieder auf, als dann ihre Lippen nur Millimeter voneinander verblieben, während sie seine Hand in ihrem Nacken spürte, auf der dünnen Haut, die die Zärtlichkeit regelrecht in sich aufzusaugen schien. Sie wollte nicht weinen, aber ihre Augen füllten sich unweigerlich mit Tränen bei seinen Worten und sie liess die Lider wieder sinken. Würde es jetzt immer so sein? Dass sie jedes Mal zittern und zu jedem erdenklichen Gott beten mussten, in der Hoffnung, dass sie beide einen weiteren Tag überlebten? Es war schon schlimm genug, die ständige Angst um Aryana mit sich herum zu tragen... aber ja... sie war selber Schuld, hätte sich nie darauf einlassen müssen... "Ich... ich auch... um dich... ich war bei meiner Schwester... Aber ich hab dich kein einziges Mal gesehen", flüsterte sie an seine Lippen. "Die Alpträume kommen immer dann, wenn wir alleine sind...", das war auf die Tatsache bezogen, dass der Überfall genau dann passiert war, als er mal wieder eine Nacht nicht mehr bei ihr geschlafen hatte. Aber das war jetzt sowieso Geschichte. Wie sollte er bei ihr bleiben, wenn sie mit all den anderen im Zelt schlief... Fakt war, sie steckten in der Scheisse. Und zwar tief.
Ihr Blick zuckte erneut kurz zu Mitch, als dieser hustete, wohl zu viel Staub eingeatmet hatte bei seiner unglaublich verdienten Strafe gerade eben. Doch als er ebenfalls den Kopf hob, hatte sie sich schon wieder abgewandt, blickte zu der aufgehenden Sonne. Der ganze Horizont war rot, so rot wie all das Blut, welches diese Nacht gefordert hatte. Ihre Augen fanden zurück zum Boden, als Mitch sich plötzlich ihr zuwandte, sie nur mühsam den Kopf schüttelte. "Das... darfst du nicht sagen...", kam es brüchig von der jungen Frau, "Warren hat... Recht." Auch sie hasste den alten Mann wie die Pest. Auch sie wünschte sich, er würde einfach verschwinden und sie müsste sein hässliches Gesicht nie wieder anschauen. Aber seine Worte waren gerechtfertigt. Was zur Hölle hatte sie sich dabei gedacht. Aryana war so damit beschäftigt, über die für sie so eindeutige Schuldfrage zu sinnieren, dass sie einen ganzen Moment brauchte, um seine nächste Frage als Angebot zu interpretieren. Nun hob sie den Blick doch wieder, wenn auch sehr langsam, weil sie sich regelrecht dazu zwingen musste, Mitch überhaupt anzuschauen. Wobei wollte er ihr helfen? Sie kannte die Antworten doch. Sie hatte Befehle erteilt, weil Warren nichts getan hatte. Es war zu dem Angriff gekommen, weil sie die Stadt allein für sich beansprucht hatte, weil sie den IS vertrieben hatten. Weil sie geglaubt hatte, damit etwas Gutes zu tun, der unerträglichen Stagnation, mit welcher sie hier schon so lange konfrontiert waren, endlich ein Ende zu setzen. Weil sie es den Schachzug nicht zu Ende gedacht hatte. Weil sie für ein verdammtes Mal in die Offensive gesprungen war, obwohl sie sonst immer defensiv spielte. Der Plan, wie es weitergehen sollte, kannte sie auch. Falls der IS ihr Gesicht oder ihren Namen kannte, würde sie gehen, sich vor die Hügel setzten und eine Kugel schlucken. Und Faye würde sie zwangsweise nach Hause schicken, bevor irgendwer irgendwie eine Verbindung zwischen ihnen erkennen könnte. Also. Wobei wollte er ihr helfen? "Ich habe meine Antworten schon... Ich komme klar, du musst jetzt schlafen gehen", murmelte sie leise, wobei ihr absolut verlorene Blick schon wieder abdriftete, sie nicht mal merkte, dass sie ihm gerade so ziemlich die gleichen Worte zugeschoben hatte, die sie vor wenigen Minuten an Faye gerichtet hatte. Aryana setzte sich schleppend in Bewegung, vergas jegliche Absicht, sich die Schmerzen nicht ansehen zu lassen. Und sie wusste auch nicht, wohin sie gehen wollte, weshalb ihre Schritte nach wenigen Metern schon wieder zaghaft ein Ende fanden. Sie sollte... Briefe schreiben... Achtzehn verdammte Briefe. Aber wer wollte ihre Worte auch lesen, die Worte der Frau, die den Tod dieser Menschen zu verantworten hatte? Wen interessierte eine stumpfe Entschuldigung schon, während man einen Menschen vermisste, der einem alles bedeutet hatte?
This is your life, it's do or die, the sun may never rise again, so be the light the vision. This is your life, it's slipping by, you try to run but fall again, you get back up that's living.
[och bisher gings eigentlich echt o.o dafür, dass Verwirrtheit quasi mein zweiter Name is, hielt sichs wirklich in Grenzen XD]
Ich hatte mit der Vermutung - oder eher Hoffnung -, dass sie den Kampf über bei Aryana verbracht hatte, glücklicherweise richtig gelegen. Sie sollte, durfte zukünftig nie alleine sein, wenn so etwas passierte. Vermutlich würde ich trotzdem nicht einmal dann in Ruhe meine Arbeit machen können, wenn ich wusste, dass sie nicht allein war. Wenn sie raus fuhr und ich zum Beispiel nicht. Wie konnte ich sicher sein, dass nicht wieder so ein Mist wie mit der Mine vor fast drei Wochen passierte? Absolut gar nicht. Gerade im Krieg gab es doch immer nicht mit einberechnete Eventualitäten, auf die man so gar keinen Einfluss haben konnte. So wie mit der Mine. Oder so wie letzte Nacht... gut, womöglich hätte man das auf irgendeine Art und Weise vermeiden oder eindämmen können, wäre man etwas wachsamer und besser gewappnet gewesen, aber der Schachzug ebenfalls in der Nacht einzufallen war nicht gerade dumm gewesen. Die Wachposten saßen schließlich nicht permanent mit einem Wärmebildfernglas da oben und warteten darauf, dass sie was entdeckten. Die Nächte waren hier gefühlt pechschwarz und man konnte froh sein, wenn man ohne Licht die Hand vor Augen sah, sofern es keine Nacht mit wolkenlosem Himmel war und der Mond Einem etwas Licht schenkte. "Ich hab dich nur am Anfang kurz gesehen... und dann erst wieder, als du hier angekommen bist.." murmelte ich leise vor mich hin, bevor ich ihre nächsten Worten in meinem Kopf Revue passieren ließ, die treffender wohl nicht hätten formuliert werden können. Ich glaubte zwar kaum, dass meine Anwesenheit in Fayes Zelt etwas an dem Anschlag an sich geändert hätte, aber dennoch fühlte es sich so an, als würden die schlimmen Dinge und Gedanken immer nur dann einfallen, wenn wir voneinander getrennt waren. Oder zumindest waren sie dann minder erträglich, weil wir zusätzlich noch den jeweils Anderen missen mussten. "Ich fürchte wir haben da jetzt nicht mehr wirklich eine Wahl.." sagte ich mit dünner Stimme, weil der bloße Gedanke daran, dass wir uns ab morgen womöglich vielleicht eine lange Zeit gar nicht mehr sehen würden, unerträglich war. Es war zu einfach gewesen, oder? Wir hatten bis zu diesem Punkt einfach zu viel Glück gehabt, unsere Zweisamkeit zu leicht genießen können. Es war vermutlich nur eine Frage der Zeit, bis das Leben sich wieder dazu entschied ein Arschloch zu sein. Noch dazu konnte ich heute nicht einmal bei Faye schlafen, weil mir diese Entscheidung durch die aktuellen Begebenheiten ganz einfach abgenommen worden waren. Eine zufällige Rohrbruch-Dusche gab es hier natürlich auch nicht - zumal das weiterhin eine dumme Idee gewesen wäre, einfach aufgrund des Risikos. Das war doch Scheiße verdammt. Ich atmete einmal tief durch und hob' den Kopf wieder an, um den ihren stattdessen vorsichtig an meine Brust zu betten, die Hand weiter mit leichtem Streicheln in ihrem schmalen Nacken platziert. Den Blick richtete ich dabei auf den Himmel, der in so vielen anderen Situationen vielleicht schön anzusehen gewesen wäre. In diesem Moment konnte ich ihm aber absolut Nichts abgewinnen.
Nein gottverdammt, hatte er nicht. Selbst wenn sie eine Mitschuld daran trug, war es ganz bestimmt nicht allein die ihre. Er war derjenige mit der Befehlsgewalt. Er war der, der das endgültige "Go" abgeben musste, damit überhaupt erst auch nur Irgendwas passieren durfte - was für mich nicht immer ganz relevant war, wie die letzte Nacht deutlich gezeigt hatte. Er war derjenige, der eventuelle Schwachstellen in der Verteidigung analysieren und beseitigen musste... und gleichzeitig schien er doch auch der mit Abstand am wenigsten engagierte Typ im ganzen Camp zu sein. Nur der selbst durch die Schmerztabletten nicht gänzlich verschwundene Kopfschmerz hielt mich davon ab, mir in diesem Moment die Hand an die Stirn zu klatschen. Wie konnte Aryana so unfassbar wenig von sich selbst überzeugt sein? Wenn ich mich recht erinnerte, hatte sie sich den Posten ziemlich verbittert erkämpft, sonst wäre sie in ihrem Alter ganz sicher noch nicht da, wo sie jetzt war. Wo war dieser Kampfgeist hin? Ich konnte verstehen, dass es eine verdammt bittere Pille war, die sie in der vergangenen Nacht hatte schlucken müssen und dass sie wie vermutlich jeder andere Mensch auch ihre Zeit brauchte, um die Sache auf welche Art auch immer zu verarbeiten, so weit das überhaupt möglich war. Dass sie fertig war - auch körperlich, wie mir ihre folgenden, allein beim Zugucken schon schmerzenden Schritte ganz gut aufzeigten. Aber das war doch auch keine Dauerlösung. Wenn sie sich weiter für Alles, was selbst nur im absolut allerentferntesten Sinn irgendwie ihre Schuld sein könnte, die Schuld gab, dann war von ihr sehr bald Nichts mehr übrig. Das wusste ich, weil ich hier und auch anderswo schon genug Soldaten, auch Freunde hatte an ihrer Psyche zu Grunde gehen sehen. Wenn man die Anzeichen dafür sah, war es nur meistens leider schon zu spät, um mit ein paar aufmunternden, motivierenden Worten noch den Unterschied machen zu können. Wäre die Brünette nicht stehen geblieben, hätte ich mir gar nicht die Mühe gemacht, auch nur irgendwas dazu zu sagen, weil ich schlicht nicht den Nerv und den Ehrgeiz dazu hatte, ihr mit dem Bein hinterher zu humpeln. Aber sie blieb schon nach wenigen zurückgelegten Metern wieder stehen, was mehr oder minder... naja, ihr Pech war. Ihre Position lag zwar nicht ganz in der richtigen Richtung auf dem Weg zu meinem Zelt, aber der kleine Bogen, den ich jetzt absichtlich machte, war es mir wert. "Ja, mach ruhig so weiter, gib dir für Alles die Schuld. Wenn du damit nicht aufhörst wird das der einzige Grund sein, warum du in deinem Amt versagst. Nicht die falsche Strategie, der falsche Tag oder die falsche Uhrzeit, sondern die ewigen Selbstzweifel und dass du immer 'Ja und Amen' zu Allem sagst. Auch zu Dingen, die ganze einfach nicht wahr sind. Aber klar, Warren hats gesagt, der muss ja Recht haben. Lass' den Kampfgeist mit der ewigen Selbstschuldzuweisung ruhig auf der Strecke, das ist gaaanz bestimmt der richtige Weg. Und lass dir auch auf keinen Fall von auch nur Irgendjemandem helfen, weil dann wird's sicher gleich viel einfacher." Ich fand viel später mit den Worten ein Ende als ich ursprünglich wollte, war aber beim Reden nicht laut. Es war viel mehr eine leise, aber hörbar verärgerte, gegen Ende hin sehr ironische Stimmlage, die ich an den Tag legte während ich hier leicht seitlich versetzt hinter ihr stand. Dann war ich derjenige, der - deutlich langsamer als sonst in meiner verärgerte Gangart, weil ich halt nunmal auch für die kommenden Tage noch ein Krüppel bleiben würde - mit dem humpelnden, noch immer schmerzenden Bein das Weite suchen wollte. Im Gegensatz zu ihr wusste ich, wo ich weitermachen würde.
Sie hörte ihm schweigend zu. Liess bereitwillig zu, dass er ihren Kopf an seine Brust bettete, wo sie erneut die Augen schloss und seinem Herzschlag lauschte. Ihre Arme strichen immer weiter über seinen Rücken, prägten sich jede Wölbung seiner Muskeln ein, jeden Knochen unter der straffen Haut, jede Unebenheit seiner Narben. Er durfte nicht weg. Wenn morgen auskam, dass sie in unterschiedliche Camps geschickt wurden, dann würde sie das niemals zulassen können. Sie würde alles tun, um das zu verhindern, um die zwei Personen, die ihr Herz an diesem Ort nach jedem schrecklichen Tag wieder zusammenklebten, bei sich zu behalten. Aber sie hoffte, dass dieses Versprechen nicht auf die Probe gestellt wurde. Denn möglicherweise war der Preis wie immer zu hoch... Und darüber wollte sie jetzt nicht nachdenken, da der Gedanke alleine sie frösteln liess, eine zarte Gänsehaut auf ihre Haut zauberte. "Wo warst du... die ganze Zeit?", fragte sie leise, um ihre Gedankengänge sofort wieder zu beenden. Sie redete noch immer gerne über alles, was sie verarbeiten musste. Diese Nacht gehörte zweifellos in diese Kategorie... Und da sie Victor in keinem Moment gesehen hatte, konnte er nicht im Hauptgeschehen der Schlacht herumgewuselt sein. Ob er auf einen Turm geklettert war? Dann konnte er Gott danken, dass er nicht runtergeschossen wurde. Vielleicht hatte er auch eine Panikattacke erlitten, es wäre jedenfalls ein ziemlich passender Moment dazu gewesen. Wenn auch keine direkte Explosion in seiner Nähe niedergegangen sein durfte. So genau wusste sie das nicht. Aber Schüsse waren zu Hunderten, Tausenden gefallen. Und da war so viel Feuer. So viel Chaos. Egal was er getan hatte, es musste genauso schrecklich gewesen sein wie bei ihr. Sie konnte sich keinen Ort in dem alten Camp vorstellen, an dem man sich in der letzten Nacht sicher gefühlt haben könnte.... Ausser da, wo Warren wohl gesteckt hatte. Und keiner wusste, wo das gewesen war.
Sie hörte seine Schritte, auch wenn sie sich nicht wieder zu ihm umdrehte, weil ihr ganzer Rücken ihr keine einzige Bewegung verzeihen wollte. Sie für jeden Schritt, jeden Atemzug mit stechenden Schmerzen bestrafte. Und Mitch wagte sich tatsächlich, nochmal den Mund aufzumachen. Ihr in einer wahren Tirade alles an den Kopf zu werfen, was sie seiner Meinung nach in diesem Moment falsch machte. Warum??? Warum kümmerte es ihn so plötzlich?! Warum musste er ausgerechnet heute mit ihr streiten wollen, konnte sie nicht einfach in Ruhe lassen, obwohl sie doch so wenig Interesse an einem Gespräch mit ihm zeigte!! Sie sagte nicht zu allem 'Ja und Amen', wie er es ihr gerade unterstellte, sie unterstützte ausserdem auch kaum die Hälfte der Dinge, die Warren den ganzen Tag von sich gab. Und vielleicht war es falsch, dass sie sich hier die Schuld gab. Aber was wusste er davon?! Wer konnte ihr wirklich garantieren, dass es nicht so war? Sie kannte die Wahrheit, sie war dabeigewesen, als das Kapitel geschrieben wurde. Und es war ihre Schuld, auch wenn Mitch das aus irgendeinem wirren Grund nicht so sah. Vielleicht, weil er Warren so sehr hasste. Aber warum hasste Mitch sie nicht einfach noch mehr als ihn? Nach diesem Tag?? Sie wirbelte zu ihm rum, schneller als ihr Rücken es irgendwie unterstützte - die Schmerzen trieben ihr augenblicklich ein paar Tränen in die Augenwinkel - und stolperte die paar Schritte in seine Richtung. Und bevor er sich irgendwie darauf hätte einstellen können, klatschte ihre flache Hand gegen seine Wange. Auch das selbstverständlich eine Bewegung, die ihr Rücken nicht schätzte und mit tausend Messerstichen bestrafte. Aber dann konnte sie die heissen Tränen in ihren Augen wenigstens auf die verdammten Schmerzen abschieben. "Du hast überhaupt keine verdammte Ahnung, Warwick! Du hast keine Ahnung, was ich getan und nicht getan habe, du hast keine Ahnung, warum er Recht hat! Ich sage nicht zu allem 'Ja und Amen' und ich weiss nicht, ob dus mitbekommen hast, aber ich habe in meinem Amt bereits versagt", ihre Stimme war ein scharfes, leises Zischen, das noch immer zitterte und gegen Ende einfach wegbrach, aber sie hatte auch alles gesagt, was er wissen musste. Hoffentlich genug, damit er ihr gegenüber nie wieder irgendwie den Mund aufmachte. Dass er sie einfach weiter hasste, jetzt, wo er doch endlich einen richtig guten Grund dazu bekommen hatte.
This is your life, it's do or die, the sun may never rise again, so be the light the vision. This is your life, it's slipping by, you try to run but fall again, you get back up that's living.
[hat keiner gesehen, oder? Gehirn pennt schon XDDD]
Wo ich gewesen war... hm. Kurz gesagt überall und Nirgendwo. Erst weiter hinten im Getümmel, wo ich mich aber doch ziemlich zügig verdünnisiert hatte. Entweder aus Instinkt oder aus Angst, jetzt wo ich das Ganze erneut reflektierte war ich mir dabei nicht mehr so ganz sicher. Es war durchaus möglich, dass es die Angst war, die mir geraten hatte dem Feuer so fern wie möglich zu bleiben. Nicht direkt beim Einschlagspunkt der Granate mit anzusetzen, wie es manch anderer Soldat getan hatte. Natürlich war Niemand direkt ins Feuer gelaufen, wäre auch schön blöd, aber es waren doch viele deutlich näher dran gewesen, als meine Wenigkeit. Feuer und Explosion... nein, ich würde dem Ganzen wohl nie wieder vollkommen kalt entgegen stehen und die Stirn bieten können. Andererseits war dann auch eine gute Frage, warum meine Angst es für weniger gefährlich hielt, sich stattdessen auf eine Kamikaze-Mission zu begeben, bei der eine falsche Bewegung ebenso zum Tod hätte führen können. Vielleicht lag das ganz einfach daran, dass ich mitbekommen hatte, dass Mitch zumindest nicht zu blöd zum Zielen war und was das anging auf ihn ziemlich Verlass zu sein schien. Das allein war aber trotzdem bei Weitem keine Garantie dafür, dass es auch wirklich so laufen würde, wie es gelaufen war: So gut wie reibungslos. Hätte aber selbst bei den Scharfschützen noch scheitern können, wenn sie schlau gewesen wären. Waren sie aber nicht. Genauso wie es nur semi sinnvoll von denen war, ihre Ressourcen für ein einziges Camp derart schrumpfen zu lassen. Andererseits hatten sie vermutlich doch einen ziemlichen Vorteil daran, war es doch wie es der Zufall wollte genau das Camp, welches den Hügeln am nähesten gewesen war. Sie hatten da jetzt wieder noch mehr Spielraum als vorher, mehr Raum zum Agieren und Ausbauen, wenn ihnen die Nase im richtigen Wind dafür stand. Kamen wir eigentlich überhaupt auch mal voran? Kam mir eher nicht so vor. "Naja, zuerst hab' ich mir eine brauchbare Waffe organisiert... mit der Pistole kommt man ja auf Dauer nicht besonders weit. War am Anfang noch relativ nah am Geschehen, bin dann aber seitlich hinter den Container ausgewichen... da dann auf Mitch getroffen und hab mich anschließend in seiner Deckung innen an der Mauer vorgearbeitet. Die Scharfschützen am Tor mussten weg.." redete ich so vor mich hin, drückte sie dabei unbewusst noch enger an mich, ohne die Streichelei einzustellen. Jetzt im Nachhinein kam mir das wirklich dumm vor, auch wenn es im Endeffekt effektiv gewesen war. Trotzdem sehr gefährlich, trotzdem sehr waghalsig. "Warst du die ganze Zeit über bei Aryana?" schob ich noch eine Gegenfrage hinterher, sah dann zu ihr runter. Ich hatte die ganze Zeit über das Bedürfnis, sie noch fester an mich zu drücken, als würde das etwas an der Tatsache ändern, dass man sie mir morgen womöglich entreißen könnte. Als könnte Niemand meine Arme öffnen, als würden sie uns einfach von der Außenwelt abschirmen. Pures Wunschdenken.
Ehe ich mich versah bekam ich auch schon Retour für die vorlauten Worte von vor ein paar Sekunden. Ich hätte ihr ja viel zugetraut, aber zugegeben zählte eine Ohrfeige an einen ihrer Soldaten gerichtet eher nicht dazu. Mein Kopf hatte sich unweigerlich zur Seite gedreht und noch während sich der Abdruck ein wenig auf meiner Wange abzuzeichnen begann, fing ich an mit dem Kiefer zu mahlen. Die Augen hatte ich für einen Moment lang geschlossen, der Gesichtsausdruck mehr als nur ein bisschen angespannt, während sich die freie Hand wieder zur Faust bildete und mein ganzer Arm unter der Anspannung zu vibrieren begann. Auch die Adern an meinen Schläfen, die das Dank des ohnehin schon dröhnenden Schädels wirklich nicht lustig fanden, fingen an wie wild zu pulsieren. Das Blut raste förmlich durch meinen Kopf. Wäre sie ein Mann, dann wäre die Faust auch geflogen. So schnell, dass sie sich keinesfalls davor hätte retten können. Reflexartig, weil ich in meinen jungen Jahren so unzählig viele Male hatte zurückschlagen müssen, um nicht völlig breit geschlagen auf dem Boden zu Enden. Und damals war ich noch nicht einmal so unverschämt gewesen, wie ich es heute war. Es war so unfassbar grundlos gewesen, ich einfach nur in der Rolle des leichtesten Opfers. Man konnte wohl bestens sehen, was jahrelange, immer wiederkehrende Prügeleien für Auswirkungen auf mich und mein Wesen gehabt hatten. Aber so sehr ich Aryana auch unpassend in ihrem Amt fand - jetzt natürlich noch mehr als zuvor sowieso schon -, sie war immernoch eine Frau. Selbst für mich hatte die Wut irgendwo ihre Grenzen, über die sie niemals hinausschlug. Es kostete mich reichlich viel meiner Selbstbeherrschung, aber die Grenze blieb immer bestehen. Ich atmete laut hörbar tief ein, behielt die Luft auch ein paar Sekunden lang in meinen Lungen, bevor ich sie ausstieß und gleichzeitig die Augen wieder öffnete, den Kopf gerade rückte und mir anschließend einmal kurz den Nacken dehnte. "Und wer hat eine Ahnung, hm? Deine Schwester? Die einzige Person, der du angeblich vertraust?" Erst jetzt sah ich die junge Frau wieder wirklich an, wobei meine Augen wütend funkelten. Immer schön weiter in den Wunden herumstochern, Mitch, so macht man sich Freunde! "So vehement wie du sie immer abwimmelst, kann ich mir nicht vorstellen, dass 'Es' überhaupt irgendjemand weiß, der nicht auf einem der oberen Stühle sitzt. Deine verdammte Sturheit bringt deinen Kopf früher oder später noch um, du bist doch jetzt schon nicht mehr ganz dicht!" knurrte ich sie noch an, wobei ich mich wirklich beherrschen musste, um dabei nicht lauter zu werden und weiß Gott wen auf unsere nette Unterhaltung aufmerksam werden zu lassen.
Faye lauschte seinen Worten, wobei sich in ihrem Kopf ein sehr lebhaftes Bild der Schlacht aus den Augen des jungen Mannes abspielte. Immerhin konnte sie sich unter den Anhaltspunkten, die er ihr bot auch noch wirklich was vorstellen, da sich das alte Camp doch langsam wie ein Zuhause angefühlt hatte. Kein schönes oder gemütliches Zuhause, aber es war doch ein Ort, an den man am Ende eines Tages gerne zurückkam, weil er Schutz und ein eigenes Bett - und sei es noch so unbequem - versprach. Das war jetzt alles weg und sie konnten wieder bei Null anfangen. Wobei sie sich nicht beklagen durften. Immerhin hatten sie die Chance, nochmal anzufangen. Achtzehn andere hatten nicht so viel Glück... "Du hast in Mitch's Deckung gekämpft? Wenn das so weitergeht, werdet ihr unabsichtlich Freunde...", ein leises Lächeln, das sich kaum recht wagte, überhaupt da zu sein, schummelte sich in ihre Worte. Und sie hatten beide überlebt, also hatte die Zusammenarbeit offenbar funktioniert. Das war doch schon fast sowas wie ein Meilenstein, den sie feiern sollten. Nicht heute, denn heute war kein Tag zum Feiern. Aber irgendwann in der Zukunft vielleicht... Die Gegenfrage liess Faye einen Moment innehalten, weil sie sich nicht ganz sicher war, ob sie ihm alles erzählen wollte. Nicht, weil sie ihm nicht vertraute... Aber wenn er erfuhr, dass sie womöglich ohne Aryanas Hilfe kläglich gestorben wäre, machte er sich nur noch mehr Sorgen... Und sie wollte sich auch nicht so hilflos darstellen, weil sie selber gerne die Augen davor verschloss, wie wenig sie in einer solchen Situation wirklich tun konnte. Sie würde sich ja nur selber Angst machen und das brachte im Endeffekt keinem was. Nun machte sie aber trotzdem den Mund auf, um ihn zumindest einen Teil der Wahrheit wissen zu lassen. "Ich... ich wollte am Anfang eigentlich sofort zu Aryana", gab sie leise zu, blinzelte in die Nacht hinaus. "Aber dann bin ich an der ersten Explosion vorbeigekommen und da war Clay... Er hatte Splitter in der Seite, ich konnte ihn nicht liegen lassen, er wäre direkt gestorben, weil seine Lunge punktiert war... Ich glaube, er lebt jetzt auch noch, jedenfalls war sein Name - soweit ich mich erinnern kann - nicht unter den Toten... Naja, ich bin weiter, als ich ihm so gut ich konnte geholfen hatte. Dann... dann traf ich auf Aryana... Wir sind zu den Büros gegangen und als sie die Treppe nach oben eilte, hat sie sich den Streifschuss an der Schulter geholt... Dann waren wir eine Weile oben, bis eine Granate in den unteren Container einschlug und diesen in Feuer tauchte, wie das ganze Camp. Wir wollten raus, wurden von der Treppe gefegt, als die zweite Granate ins obere Büro einschlug, da wo wir Sekunden vorher noch gestanden hatten... Ich bin gut gelandet, zum Glück, aber Aryana ist mit voller Wucht mit dem Rücken aufgeschlagen... Sie hat in den Sand gekotzt, Victor, aber sie will sich nicht mal untersuchen lassen, obwohl ganz offensichtlich irgendwas nicht gut ist! Und jetzt redet sie nicht mehr", fasste sie - etwas umfangreicher als er - (fast) alles zusammen, was in der Zeit zwischen der ersten Explosion und ihrer Rettung aus dem Camp geschehen war. Drängte sich näher an ihn, obwohl das dank seiner engen Umarmung kaum mehr möglich war. Sie wollte ihm so nahe sein wie möglich, so nahe, wie es der dicke, störende Stoff ihrer schmutzigen Kleider erlaubte.
Es fiel ihr nicht im Traum ein, dass sie eventuell überreagiert hatte. Aryana hatte nie nach seiner Meinung gefragt, sie wollte nicht wissen, was er von ihr dachte. Jetzt noch weniger als sonst irgendwann. Und doch schien die Botschaft noch nicht bis zu ihm durchgedrungen zu sein und er. redete. einfach. weiter. Was er sagte, war aber eindeutig zu viel. Wenn er nicht bis jetzt schon zu weit gegangen wäre, dann hätte spätestens diese Aussage das Fass zum Überlaufen gebracht. Aryanas Lippen bebten und das Zittern ihrer Finger wurde unbemerkt stärker, während sie sie zu Fäusten ballten, aus denen die Knochen weiss hervorstanden. Die erste Träne löste sich aus ihrem Augenwinkel, wollte ihre heisse Wange hinab schleichen, woran sie mit einer mehr oder weniger energischen Bewegung gehindert wurde. Die junge Frau hatte sich noch einen Schritt auf ihn zu bewegt, obwohl sie lieber die Flucht ergriffen hätte. Sie stand so dicht vor ihm, dass sie beinahe seinen Atem auf ihrer Haut gespürt hätte, wenn sie auch nur einen Einzigen Gedanken an seinen verfickten Atem verschwendet hätte, während sie ihn voller Wut anblitzte. Und wieder lag die ganze Verletztheit in ihrem Blick, die sie normalerweise so gut versteckt hätte. Nur nicht heute... "Lass meine Schwester da raus", spuckte sie ihm nahezu ins Gesicht, "ich versuche sie zu schützen verdammt, aber davon verstehst du noch weniger was, weil du niemanden hast, der dir wirklich irgendwas bedeutet!", zischte sie ihm zu. Wenn er sie verletzen wollte, konnte sie das ganz gerne auch tun. Ihn und sein nicht vorhandenes Feingefühl. "Was zur Hölle willst du, Mitch? Warum gehst du nicht einfach endlich schlafen, anstatt dich hier mit mir herumzuschlagen, obwohl ich doch sowieso nicht mehr ganz dicht bin?? Warum machst du dir Gedanken darum, dass ich an meiner Dummheit verrecken könnte, während so viele andere um dich herum sterben, deren Tod dich viel mehr kümmern sollte als meiner?", Gott sie verstand diesen Mann nicht. Weder heute noch jemals, aber am wenigsten heute.
This is your life, it's do or die, the sun may never rise again, so be the light the vision. This is your life, it's slipping by, you try to run but fall again, you get back up that's living.
[ich glaub die beiden werden sich eher gegenseitig erschießen, als sich in zehn Jahrtausenden mal anzunähern XDDD wir sollten wohl jetzt schonmal über den eigentlichen Twist nachdenken, denn das wird sicher eine ganze Weile dauern :'D ]
Dazu fehlte wohl leider noch eine ganze Menge. Nicht, dass ich auf seine Freundschaft in auch nur irgendeiner Hinsicht angewiesen war, aber ich begann mich doch langsam zu fragen, was er sich von seiner... merkwürdigen Art eigentlich erhoffte. Ich würde zwar nicht einmal sagen, dass er permanent unfreundlich war, aber seine fröhlichen Momente waren zugegeben extrem selten. Falls er sowas besaß. Ich war mir nicht sicher, ob ich sowas überhaupt schon einmal bei ihm gesehen hatte. Meistens wirkte er nur zynisch und verbittert. Wie Jemand, der schon viel zu lange hier war. Aber ich kannte ihn wiederum auch zu wenig, um das richtig beurteilen zu können. Er stand zu seinem Wort. Das war Alles, was ich bis dato sagen konnte und wäre es nicht so, könnte ich jetzt wohl allgemein Nichts mehr sagen. Weil ich vermutlich tot wäre. Also wenigstes seine Pflicht als Soldat nahm er wohl relativ ernst. "Ich kann gar nicht in Worte fassen, wie weit wir davon entfernt sind, auch nur ansatzweise Freunde zu werden." erwiderte ich sarkastisch darauf, wobei mir eigentlich klar war, dass Fayes vorherige Worte vermutlich eher weniger ernst gemeint sein. "Ich glaube selbst wenn er sich nicht gefühlt 24/7 wie ein Arschloch aufführen würde, sind wir einfach... zu verschieden." Oh und wie wir das waren. Noch mehr als das. Quasi zwei Paralleluniversen, die Nichts miteinander gleich hatten. Ich folgte ihren Beschreibungen und Erklärungen vor meinem inneren Auge durch das Camp. Klar, sie war dazu verpflichtet gewesen, Clay auf jede erdenkliche Art und Weise zu helfen. Das war ihr Job, deswegen war sie hier. Das hieß aber noch lange nicht, dass ich mich dabei auch gut fühlen musste. Sie war dort mittendrin gewesen, ich hatte sie für drei oder vier Sekunden im Blick gehabt und jetzt wünschte ich mir wirklich, ich hätte sie mitsamt Clay dort weggebracht, statt mich auf den Rest des Gefechts konzentriert zu haben. Denn der Gedanke an die später folgenden Granaten ließ einen eiskalten Schauer an meinem vernarbten Rücken hochkriechen. Sie hätte nur zu stolpern brauchen und würde jetzt nicht mehr hier vor mir stehen. Nur ein winziger Zwischenfall und sie wäre so geendet wie mein ehemaliger Trupp. Tot. Mausetot. Ich wollte nicht daran denken, aber ich schaffte es einfach nicht, diesen Gedanken vorzeitig zu beenden, weshalb ich für einen Moment lang wieder die Augen schloss, leise schluckte, mich sammeln musste. Noch konnte ich im Gefecht meinen Fokus auf etwas Anderes als die Brünette legen, aber wie lange würde das noch der Fall sein, wenn sie mir jedes Mal so detailliert schildern würde, in welcher Gefahr sie sich befunden hatte? Ich schwieg gänzlich dazu, was aber mehr als genug aussehen würde. Ich war heilfroh darum, dass sie das Gespräch von sich aus auf Aryana umlenkte. Das war zwar auch kein schönes Thema, aber es unterbrach die Gedankenkette in meinem Kopf. "Sie kriegt sich bestimmt wieder ein... vermutlich spätestens dann, wenn die Schmerzen sie umbringen, das klingt nämlich so gar nicht nach Spaß." murmelte ich etwas nachdenklich vor mich hin. Bis dato war mir Fayes Schwester eigentlich wie eine recht vernünftige junge Frau vorgekommen, aber sie berichtete mir gerade das komplette Gegenteil. "Ich denke Aryana wird einfach nur sehr... mitgenommen von der letzten Nacht sein... Körperlich auch, aber noch viel mehr psychisch. Sie hat schließlich teilweise das Kommando... da nimmt sie das sicher noch mehr mit, als uns." sinnierte ich weiter vor mich hin, den Blick dabei leer geradeaus gerichtet, während mein Hirn noch ein paar weitere Zusammenhänge knüpfte.
Das war einer der dümmsten Fehler im Denken der gesamten Gesellschaft. Jemanden mit Unwissenheit schützen. Sowas funktionierte nicht, nicht auf Dauer. Hatte es bis jetzt noch nicht und würde es auch nie. Das schützte einen höchstens selber, weil man eventuell den Verdacht hegte, dabei das eigene Bild oder das Bild von Irgendwem Anders beim jeweils Anderen zu trüben oder gar völlig zu zerstören. Aber mehr war es nicht und ich war mir inzwischen zu 99% sicher, dass genau dieses Schema auch auf Aryana, Faye und die Geschichte mit ihrem toten Bruder zurückfiel. Jedes noch so angesäuerte Gespräch entblößte mir nur mehr von der Fassade seitens Aryana, weil es die einzigen Momente zu sein schienen, in denen sie sich nicht gänzlich selbst diesen Riegel vorzuschieben schaffte. Natürlich war es eine sehr linke Nummer von mir, das Thema überhaupt anzuschneiden, aber der Grund für ihr ewiges Selbstmitleid lag ganz klar an diesem Punkt. Sie könnte es noch so sehr leugnen oder ihre eigenen Augen davor verschließen, es würde Nichts daran ändern. Vielleicht hätte ich sie ernster genommen, wenn sie mit mir auf Augenhöhe war. Aber, ach ja!, sie war immernoch eine Frau. Immernoch kleiner, körperlich schwach, und wenn der Kopf am oberen Ende noch so stark war. Aber nicht mal das schien der Fall zu sein, bewies sie mir hier gerade das komplette Gegenteil davon. Einer meiner wenigen Vorteile in diesem Gespräch war wohl einfach, dass Beleidigungen oder anderweitig miese Attacken schon lange nicht mehr zu mir durchdrangen. Sie gingen quasi zum einen Ohr rein und zum Anderen wieder Raus, das unangenehme Gefühl ereilte mich zumeist dann erst später, wenn ich allein war und das Alles gedanklich noch einmal abspielte. Das hatte ich mir selbst irgendwann unterbewusst angeeignet. Es war mir nicht egal, aber für den Moment blendete ich diesen Hieb in die Seite gekonnt aus. "Genau DAS ist doch das Problem! An mitunter deinem verdammten Schädel hängen unser Aller Köpfe. Jeder Einzelne. Es wäre also nur allzu nett, wenn du endlich aufhören würdest in deinem Selbstmitleid zu versinken und stattdessen deine Arbeit richtig machen würdest. Und wenn du selbst schon der Meinung bist, dass du hier Nichts mehr ausrichten oder retten kannst, dann tu' uns allen den Gefallen und verpiss' dich einfach dahin, wo du her gekommen bist, weil du hier dann definitiv nicht richtig bist.", schürte ich selbst meine Wut nur weiter, die zwar nicht allein von Aryana aus rührte, aber sie war ganz einfach das Opfer, auf das Alles in diesem Moment zurückfiel. "Und ja, vielleicht sollte ich schlafen gehen. Falls ich das kann. Immerhin sind heute 18 Köpfe gerollt. Richtig schöne Gute-Nacht-Geschichte, oder?", setzte jetzt wieder der sarkastische Tonfall ein, wobei ich den Blick aber zu keiner Sekunde abwendete, auch keinen Schritt zurückwich. Das war das Letzte, was sie von mir erwarten konnte, nachdem sie mir eine gescheuert hatte. Stattdessen neigte ich den Kopf seitlich noch ein Stück weiter vor, war damit mit den Lippen neben ihrem Ohr, allerdings doch mit etwas Abstand, weil ich hier wohl Alles aber sicher nicht auf Kuschelkurs war. "Und weißt du was? Bei der ganzen Scheiße hier bin ich auch langsam echt froh, dass ich keine nervige Schwester habe. Lieber keine, als eine, die mir ihren halben Lebensinhalt verschweigt.", waren die letzten Worte, die ich ihr zuzischte, bevor ich mich an ihr vorbeischob. Nicht, ohne ihre Schulter auf dem Weg an ihr vorbei ordentlich mitzunehmen. Ach, sie hatte Schmerzen im Oberkörper? Huch, muss mir glatt entfallen sein. Nicht. Das war jetzt ihr Ausgleich zu der Ohrfeige, hatte sie sich redlich verdient.
Ja, es sieht schon grad nicht so nach Freundschaft oder irgendwas auch nur annähernd in diese Richtung aus.... x'D _________
Ja, das war auch eher ein Bisschen ein Scherz gewesen. Sie sah den Moment auch nicht unbedingt besonders lebhaft vor sich, in dem die beiden Freunde werden sollten... Aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt - wer weiss, vielleicht auch in diesem Fall. "Naja, ist ja auch nicht schlimm. Ihr müsst ja keine Freunde werden, solange ihr euch im Ernstfall verträgt...", murmelte sie vor sich hin. Sie bekam seine Reaktion im Folgenden schon mit. Dass er offenbar alles andere als glücklich über ihre Schilderungen war und für einen Moment schlug sie sich innerlich die Hand vor die Stirn. Sie hätte besser nichts gesagt. Aber weil sie ein so beständiges Redebedürfnis hatte, war ihr aus irgendeinem Grund entgangen, dass ihr Erzählen auch vor Victors innerem Auge ein ziemlich detailreiches Bild schaffen mochte. Obwohl sie einen Teil der Geschichte - Gott sei Dank - verschwiegen hatte, war da noch immer die Sache mit der Granate. Hätte sie die Treppe auch nur Sekunden später betreten, wäre sie jetzt tot. Der Gedanke daran war nicht schön, aber es fiel ihr offenbar um Einiges leichter, diesen Umstand zu ignorieren, als ihm. Denn sie hingen hier jeden Tag irgendwo auf einem sehr dünnen Pfad zwischen Leben und Sterben. Solange sie überlebten - was spielte es dann noch für eine Rolle, wie knapp es gewesen war? Klar, hätte er ihr das Gleiche gesagt, hätte er ihr nicht verschwiegen, wie knapp es bei ihm heute vielleicht während des Gefechts ebenfalls gewesen war, hätte sie genauso reagiert. Wenn es um sein und nicht ihr Eigenes Leben gegangen wäre. Aber das war ja nicht der Fall, weshalb sie lediglich ihre Umarmung noch einen Ticken fester werden liess. Als möchte sie ihm sagen, dass nichts passiert war. Dass es ihr leid tat, ihm das erzählt zu haben oder als möchte sie sich dafür entschuldigen, es überhaupt erst passieren gelassen zu haben. Auch wenn sie alles nochmal gleich machen würde... Es war dumm gewesen. Und gefährlich. Aber war das nicht alles, was sie möglicherweise hätte tun und lassen können? Als er auf Aryana zu sprechen kam, zuckte Faye relativ hilflos mit den schmalen Schultern. Ja, vermutlich würde sie sich irgendwie wieder erholen. Aber was wenn nicht? Normalerweise verstummte sie nicht so wie heute. Und Faye hatte ihre Augen gesehen, sie wusste genau, was ihre Schwester dachte. Auch wenn sie sie am liebsten geschüttelt hätte, um ihr klar zu machen, dass das verdammt nochmal nicht ihre Schuld gewesen war. Sie hörte ihr ja doch nicht zu. "Sie denkt, es sei ihre Schuld... Dass sie all den Müttern ihre Söhne gestohlen hat und all den Schwestern ihre Brüder... Dabei hat sie nicht darüber entschieden, wie das Camp geschützt wird. Und während des Angriffs hat sie immerhin versucht, so viele wie möglich zu retten... Warren ist abgehauen... Aber das sieht sie nicht und sie will es nicht hören...", nuschelte Faye an seine Brust. Sie wünschte, er könnte ihr einen kleinen Wunderweg aufzeigen, wie sie ins Gehirn ihrer Schwester kriechen und dort alles retten könnte, was zerbrochen war. Oder irgendeine Art, ihr zu helfen. Irgendwelche Worte, die sie heilten. Aber gab es das denn überhaupt? "Sie will sowieso nicht auf mich hören, weil sie denkt, ich würde das nicht verstehen... Aber das stimmt nicht. Was ist mit den Menschen, die ich nicht retten kann, weil mir das weitreichende medizinische Wissen eines Arztes fehlt? Das fühlt sich auch an wie meine Schuld. Aber theoretisch weiss ich, dass es nicht so ist. Sollte es bei ihr nicht auch genauso sein?", sie verlor sich langsam in den endlosen Gedankengängen, die ihr letztendlich doch keine Lösung für die Situation aufzeigten. Und Victor wollte wohl auch kaum in diesen paar Minuten Stille, die sie gemeinsam verbringen konnten, über Aryana reden.... "Es tut mir leid, ich mach mir nur Sorgen...", murmelte sie also, ehe Faye den Kopf wieder etwas hob. Sie zog ihn zu sich runter, um sich mit einem sanften Kuss bei ihm zu entschuldigen, ihm zu zeigen, dass sie eigentlich für ihn hier war. Nicht für ihre Schwester und alles, was das so kompliziert machte...
Sie hatte gedacht, er hätte tief genug gestochert. Dass er mit dem Erwähnen ihrer Schwester und Aryanas Unfähigkeit, Faye jemals gerecht zu werden, das Schlimmste gesagt hatte, was heute noch über seine Lippen kommen würde. Aber sie wurde schmerzhaft eines Besseren belehrt und diesmal wusste die Brünette wirklich nichts mehr zu sagen. Das war schlimmer als jeder Schlag ins Gesicht, schlimmer als jede Beleidigung, die er hätte aussprechen können. Die sie noch weggesteckt hätte. Denn Beleidigungen waren eine Sache, mit der man klar kommen musste in ihrem Posten und überhaupt überall im Leben. Aber er beleidigte sie nicht, er stellte sie in Frage. Und er tat es in genau dem Punkt, in dem sie sich selber so hasste. Wie kam er auf die Idee, dass sie im Selbstmitleid versank? Wenn sie doch so viele Gefühle gegenüber sich selber empfand, kein Einziges davon aber auch nur ansatzweise in die Richtung von Mitleid ging? Sie sollte sich verpissen, weil sie nicht mehr richtig war. Wieso hatte sie sich auf dieses Gespräch eingelassen? Wieso musste sie mit ihrem selbstzerstörerischen Selbst ausgerechnet auf Mitch treffen, der die übriggebliebenen Krümel ihres Selbstbewusstseins noch so gerne ein weiteres Mal untergrabte? Ihr Herz zog sich bei jedem seiner Worte weiter zusammen, schien komplett zu zersplittern, als er es für nötig hielt, ihr die Zahl der Toten ein weiteres Mal vorzuhalten. Sie genau so auszusprechen, wie es sich anfühlte: als wäre es ihre Schuld. Aryana hatte nicht mal mitbekommen, dass die Tränen aufgehört hatten, ihren Anweisungen zu folgen. Dass die Dämme gebrochen waren und das salzige Wasser aus ihren Augen über ihre Wangen floss, um sich im Staub zu ihren Füssen zu verlieren. Erst die Schluchzer spürte sie, welche ihre Kehle heraufkrochen. Sie schluckte sie mühsam wieder runter, so lange, bis er sich von ihr abwandte, um zu gehen. Nicht, ohne ihr vorher nochmal ordentlich eine reinzuwürgen. Aryana keuchte verloren auf, als er sie anrempelte und all die Messer ein weiteres Mal in ihren Rücken fuhren. Sie wollte etwas sagen. Ihm irgendwie den Wind aus den Segeln nehmen. Aber das hoffnungslose Rauschen in ihrem Kopf vermied jeden hilfreichen Konter, jeden Gedanken, der sie irgendwie aus der Scheisse ziehen könnte, in die sie mehr und mehr versank. Sie drehte sich nicht um, sprach mit dem Geist, der sich vor ihr zu einem Monster aufgetürmt hatte. „Ich... ich versuche es wirklich, Mitch. Ich versuche, meine Arbeit richtig zu machen. Ich versuche, keinen Einzigen sterben zu lassen. Ich tu alles dafür, aber es reicht niemals, verstehst du?!“, nun drehte sie sich doch zu ihm um, schleppte sich die zwei Schritte hinter ihm her, die er schon davongehumpelt war. Ob er sie dafür auch verantwortlich machte? Für die Wunde an seinem Bein? Sie schon, zumindest teilweise - aber damit kam sie ausnahmsweise ziemlich gut klar. Sollte er ruhig humpeln. Das heilte wieder. Ihre Stimme war zu einem brüchigen Flüstern geworden, entwickelte sich aber wieder zu einem wütenden Zischen, als sie fortfuhr. „Und es wird bei niemandem je reichen, egal was man dafür tut. Dieser Krieg ist dazu da, uns alle zu töten, also sag mir - was kann ich an dieser gottverdammten Hölle ändern, um es nicht so enden zu lassen?! Ich bin nicht der verdammte Gott! Ich bin nicht in der Position, ihr System über den Haufen zu werfen, das alles endlich zu beenden! Sonst hätt‘ ichs schon lange getan, verdammt, wann begreifst du das endlich??“, ja, sie erinnerte sich wage daran, ihm ihren Standpunkt und ihre Absichten doch schon einmal näher gebracht zu haben. Und jetzt stellte er trotzdem alles wieder in Frage, aus dem einfachen Grund, dass sie versagt hatte. Aryana war stehen geblieben, mit deutlich mehr Abstand zu ihm als zuvor. Was sollte sie auch zu ihm hin ziehen, einem Mann, der sie ganz offensichtlich so Scheisse fand? Sie wollte ihm nicht nahe sein. Eigentlich sollte sie schon lange weg. Es war nur ihr stetiges Bedürfnis, ihm und jedem anderen klar zu machen, dass sie wirklich alles tat, was in ihrer Macht stand, um ihre Soldaten zu retten. Nur dass das nicht reichte. Und dass sie trotzdem Achtzehn verloren hatte. Sinnlos.
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Ja, sah ich auch so. Ich war nicht auf eine Freundschaft mit ihm aus und solange er mich nicht im Ernstfall ins offene Messer rennen ließ, war das für mich auch vollkommen in Ordnung. Schließlich musste man nicht mit jedem seiner Kollegen auf einer Wellenlänge sein und zu besten Freunden werden. So stumpf das auch immer klang - das hier war unsere Arbeit, unser Vollzeitjob mit ordentlich Gefahrenzulage und mehr psychischem Druck, als man jemals eine Büroarbeit oder Fließbandarbeit machten musste. Kein Kaffeekränzchen für Freunde, sondern schlicht und ergreifend unsere Arbeit. Ich würde gerne irgendwas wirklich Produktives oder Hilfreiches zu der Sache mit Aryana sagen, aber ich kannte sie kaum. Keine Ahnung wie sie tickte, wie sie mental erreichbar war. Jeder Mensch hatte irgendwo seine Grenzen und Schwächen, seine Knackpunkte. Die von Fayes Schwester kannte ich aber nicht, weil ich die ganze Person außenherum ebenfalls nur wenig einschätzen konnte. Das Einzige, was ich bisher mit der jungen Frau zu tun gehabt hatte, waren Lagebesprechungen und ein wenig Small Talk, wenn wir rausgefahren waren, aber das war es dann auch schon. Meine Möglichkeiten, irgendwas Kreatives, Einfallsreiches dazu beizusteuern, waren also mehr als nur ein kleines bisschen beschränkt. Es war quasi unmöglich. Alles, was ich diesbezüglich einbringen konnte, waren ein paar aufheiternde Worte oder Etwas, das auf vermutlich fast jede Person zutreffen würde, die sich in Aryanas Lage befand. Nicht mehr, nicht weniger. Bevor ich Etwas darauf erwidern konnte, entschuldigte sich Faye auch schon dafür, überhaupt so viel darüber geredet zu haben, was mich ein klein wenig lächeln ließ. Es war keine Entschuldigung angebracht, befasste ich mich doch grundsätzlich eigentlich gerne mit Allem, was der zierliche Brünette so den lieben, langen Tag über durch den Kopf spukte. Ich ließ mich bereitwillig in den Kuss ziehen, lächelte leicht in diesen hinein, während ich ihn zärtlich erwiderte. "Muss dir nicht leid tun... ich beschäftige mich gern mit dem, was dir so durch den Kopf geht... er ist einfach schön, dass du deine Gedanken gerne mit mir teilst.", murmelte ich ihr an die Lippen, wobei sich meine Mundwinkel noch immer nicht senkten. Für den Moment war die Welt ein kleines bisschen mehr okay als noch vor fünf Minuten. Ich ließ gerne zu, dass Fayes Nähe zu mir die Welt um uns herum einfach abschirmte. Das hielt nicht ewig und früher oder später musste ich immer wieder aufwachen, aber ich bewegte mich nur allzu gerne in diese Art von leichter Trance zurück. "Ich wünschte nur, wir hätten uns früher kennen gelernt.", sagte ich noch einmal deutlich leiser, wirklich kaum hörbar. Es war halt leider so. Ich wäre vermutlich nur unwahrscheinlich zurück in den Krieg gezogen, wenn mich Zuhause Etwas gehalten hätte. Wenn ich Jemanden gehabt hätte, der mir Halt gegeben und für mich da gewesen wäre. Andererseits hätte ich vermutlich Nichts an Fayes Plänen, Aryana zu folgen, ändern können... und wäre so dann auch wieder hier gelandet, weil ich sie ganz bestimmt nicht alleine hätte gehen lassen. Also hätte es am Ende doch Nichts an der Situation geändert. Dann wendete ich meinen Blick langsam ab, weil meine Beine müde wurden. Es klang immer so einfach, aber eines der absolut anstrengendsten Dinge auf dieser Welt war, sich eine lange Strecke geduckt in der Hocke vorwärts zu bewegen. Ich war gut trainiert und es bis zu einem gewissen Grad gewohnt, aber erschöpft waren die Beine jetzt trotzdem erstmal, langes auf der Stelle stehen machte es nicht unbedingt angenehmer. Deshalb löste ich mich auch von ihr, nur um mich an den Container gelehnt bis auf den Boden sinken zu lassen, bis ich da schließlich saß und mir leicht auf den Schoß klopfte. Es war okay, wenn ich auf dem harten, dreckigen Boden saß, wie ich es schon so unzählig viele Male getan hatte. Aber Faye durfte gerne bequem sitzen, wenn sie das wollte - in welcher Konstellation auch immer, das überließ ich dann einfach mal ihr.
Hatte Aryana nicht eben noch gewollt, dass ich ging? Dass die Konversation ein Ende fand? Wir waren uns da beide wohl nicht ganz schlüssig. Es ging immer wieder hin und her, eigentlich hatten wir beide keine Lust darauf und trotzdem schien kein Ende in Sicht. Denn sie ging mir ein paar Schritte hinterher - war ja nicht schwer für sie, immerhin konnte sie so ganz ohne Hinkebein ganz einfach schneller laufen, als ich momentan. Es sei denn natürlich, mein Leben hinge davon ab, aber in diesem Fall wäre das auch etwas Anderes. Ich konnte ganz sicher mit diesem Bein Sprints zurücklegen, wenn ich es musste, weil die Splitter nicht allzu tief gewesen waren. Das wäre absolut nicht gut für die genähte Wunde, die unter derartiger Belastung sicher zu bluten anfangen würde, wenn nicht sogar der eigentlich reißfeste Faden reißen würde... aber möglich war's sicher. Hier bestand allerdings keine Fluchtthematik für mich, weswegen mich die junge Frau unweigerlich wieder einholte und ich genervt seufzend stehen blieb. Ich rieb mir erst über die pochenden Schläfen, dann mit der Hand übers Gesicht, drehte mich nur langsam wieder um. Als ich die Tränen sah, die hilflos an ihrer Wange runter purzelten, hielt ich die forschen Worte, die sofort über meine Zunge hatten springen wollen, doch für einen Moment lang zurück. Klar, ich hatte die junge Frau mit meinen Worten treffen wollen. Ihr auch ein Stück weit weh tun wollen, einfach weil ich ein so furchtbar nachtragender Mensch war und mich so schrecklich leicht von meiner Wut, all dem Ärger einnehmen ließ. Dann sah ich rot, ganz gleich, um wen es sich da vor mir eigentlich handelte. Aber dass sie weinte... zugegeben dachte ich zuvor nicht unbedingt, dass ich sie mit ein paar bloßen Worten dazu bringen könnte, es überraschte mich also doch ziemlich. Aryana schien damit verletzlicher und verwundeter denn je, was mich noch einige Sekunden lang innehalten ließ, während ich sie einfach nur ansah und die Zahnräder in meinem Hirn weiter wie wild am rotieren waren. "Ja, ich verstehe durchaus was du meinst. Aber du musst endlich begreifen, dass es vollkommen egal ist, welche Person auf deinem Stuhl sitzt. Egal ob du oder was weiß ich wer deinen Job macht... es sterben immer Leute, so ist das nunmal im Krieg und erst recht in einem wie diesem hier. Wie kannst du dich so dermaßen heftig immer wieder selbst kritisieren, wenn du doch nach eigener Aussage schon dein Bestes gibst? Das ergibt verdammt nochmal einfach keinen Sinn, nicht mal ein bisschen. Du kannst nicht mehr als dein Bestes geben, um die Leute hier zu schützen. Also wieso erwartest du immer noch mehr von dir? Hör' endlich auf, dich deswegen selbst fertig zu machen, das ist so ein verdammter Bullshit. Damit hilfst du weder irgendeinem der zig Soldaten, noch dir selbst. Fang' an diese anscheinend niemals endende Spirale in deinem Kopf zu ändern, das wäre erste, ziemlich wichtige Punkt.", erwiderte ich in bemüht ruhigerem Tonfall als vorher - wobei es unweigerlich aber noch immer etwas gereizt klang -, obwohl sie mich erneut blöd von der Seite angefahren hatte, rieb mir dann nochmal die Schläfen. Warum tat ich mir das gleich wieder an? Ach ja, weil Wut, weil Aggression. Eigentlich nicht auf Aryana, aber sie hatte trotzdem die volle Breitseite gekriegt. Ich war mir zeitweise nicht einmal wirklich sicher, ob ich sowas wie ein Gewissen noch hatte, aber falls doch, dann versuchte es gerade ganz leise an die Tür zu klopfen. Sich vorsichtig bemerkbar zu machen. Zu signalisieren, dass es noch lebte und den Weg nach Hause gefunden hatte. "Hör zu, ich wollte nicht..", während diesem halben, tatsächlich fast richtig ruhig gesprochenem Satz, machte ich einen kleinen Schritt nach vorne, hob die freie Hand ein wenig, ließ sie dann aber doch wieder sinken. Sie wollte ganz sicher nicht meine Hand auf ihrer Schulter, nein. Vielleicht ein bisschen wegen der Schmerzen in ihrem Oberkörper, aber noch sehr viel mehr nicht weil es ganz einfach meine Hand war. "...ich bin nur einfach so... unfassbar sauer." Meine vorerst letzten Worte waren eher nur noch ein leises Grummeln, während ich einen Schritt zurückging, um wieder mehr Distanz zu schaffen. Anschließend richtete ich den Blick gen Himmel, aber auch der hatte keine Wunderlösung für uns parat. Falls es sowas wie einen Gott gab, was ich zu bezweifeln wagte, dann machte er hier den beschissensten Job von uns Allen.
Unweigerlich zeichnete sich auch auf Fayes Lippen ein Lächeln ab. „Du bist... süss?“, nuschelte sie eines der Komplimente an seine Lippen, die eigentlich kein Mann wirklich hören wollte. „Aber das ist gut... Ich erzähle nämlich viel“, fügte sie dann noch eine Tatsache an, die doch durchaus Einiges an Wahrheit in sich trug. Sie war nunmal relativ redselig, im Gegensatz zu den meisten anderen hier, die tiefergreifende, persönlichere Dinge lieber für sich behielten. Sei es nun aufgrund ihrer Männlichkeit, die ihnen solche Verletzlichkeit verbot, oder weil sie sich aus gutem Grund schlicht zu sehr davor fürchteten, wirklich tiefe Freundschaften und Beziehungen zwischen einander aufzubauen. Denn es passierte so schnell etwas. Und dann, wenn man jemanden verlor, der einem etwas mehr bedeutet hatte als andere, war man noch kaputter als zuvor schon. Noch kaputter als man wäre, wenn man seine Probleme einfach für sich behielt. Nur dass das noch nie eine Option für Faye gewesen war, denn das konnte sie nicht. Sein folgendes, kaum hörbares Murmeln entging ihr nicht. Wie auch, so dicht wie sie beieinander standen? Sie konnte seine Worte ja beinahe schmecken. Es waren leise Töne die doch so viel Bedeutung in sich trugen und die Brünette hatte keine Ahnung, was sie darauf antworten sollte. Was gewesen wäre, wenn sie sich nicht hier, sondern zu Hause getroffen hätten. Wäre sie geblieben? Sie hätte es ihm kaum antun können, in den Krieg zu ziehen, wenn sie seine Geschichte gekannt hätte... Aber was war mit Aryana? Hätte sie es wirklich weitere Tage, Wochen, Monate - vielleicht Jahre ohne ihre Schwester ausgehalten? Da war sie sich mindestens genauso unsicher. Sie brauchte Aryana doch... Ein schweres Seufzen kroch über die Lippen der jungen Frau. „Darüber sollten wir uns nicht den Kopf zerbrechen...“, flüsterte sie, denn sie wussten beide, dass es nichts brachte. Bloss hatten Menschen einen starken Hang dazu, sich ständig zehntausend Gedanken über alle möglichen ‚Hätte‘ und Wäre’ Situationen zu machen. Besonders Menschen wie sie beide, in einem Moment wie diesem, der woanders so viel hätte versprechen können. Hätte, eben. Als er sich schliesslich von ihr löste, um sich auf den Boden nahe dem Container sinken zu lassen, liess Faye sich ganz sicher nicht zweimal darum bitten, auf seinem Schoss Platz zu nehmen. Sie bettete ihre Beine rechts von ihm in den Sand, setzte sich seitwärts auf seinen Schoss und lehnte sich so sofort wieder an seinen Oberkörper. Es war wirklich erstaunlich, wie viel die Nähe eines Menschen, den man wirklich wirklich mochte - oder vielleicht, ganz eventuell, auch ein Bisschen mehr als nur mochte - helfen konnte. Sie hatte sich wirklich elend gefühlt, als sie dieses Lager betreten hatte. Sehr viel mehr als nur elend. Und da war noch so vieles, was ihr beim blossen Dran-Denken wieder eine Gänsehaut den Rücken runter jagte. So vieles, das auf sie zu kam und sie in nackte Panik versetzte - man brauchte nur bis zu der morgigen Aufteilung der Soldaten zu blicken. Aber in diesem Moment, so nahe bei ihm, wollte sie nicht daran denken. Sie durfte nicht, weil sie sich diese alles bedeutenden Augenblicke nicht auch noch kaputt machen konnte. Faye legte eine Hand in seinen Nacken, zog ihn ein weiteres Mal zu sich hin, um ihn voller Sehnsucht zu küssen. Und in die Berührung ihrer Lippen waren all die Gefühle verpackt, die sie nicht aussprachen aber so deutlich spürten. Vielleicht hatte sie sich verliebt.. ein Bisschen. War das möglich? Konnte man in der Hölle tatsächlich Liebe finden? Verrückte Welt...
Ihr fiel erst dann wirklich auf, dass sie weinte, als er sie so lange stumm ansah und sich ganz offensichtlich das verkniff, was er gerade hatte sagen wollen. Sie wollte nicht heulen hier, Mitch nahm sie auch ohne die Tränen kaum ernst. Und so fühlte sie sich einfach nur wie ein wütendes, kleines Kind, das nicht damit klar kam, in seinem dämlichen Spiel schon wieder verloren zu haben. Mit dem einzigen Unterschied, dass ihr Spiel um Einiges gefährlicher war und zu verlieren jedes Mal nicht nur für sie sehr unberechenbare Folgen mit sich zog. Solche, mit denen sie leider wirklich nicht klar kam, wie man sah. Denn sie weinte nie vor anderen Leuten. Wenn sie es für ein Mal, was sehr selten vorkam, nicht mehr aushielt, dann sorgte Aryana immer ganz geschickt dafür, die Krisen im Schutz ihres Zeltes oder ihres Büros zu überwinden. Sicher nicht vor ihren Soldaten, die niemals wissen sollten, wie schwach sie war. Wie hoffnungslos sie diesen Krieg sah. Sie sollte diese Menschen aufbauen, ihnen ihre Situation ein Bisschen leichter machen. Sie nicht noch tiefer runter ziehen, als es ein Tag wie dieser unweigerlich mit jedem tat. Seine folgenden Worte waren entgegen all ihrer Erwartungen - falls sie den welche gehabt hätte - fast schon nett. Er führte ihr schlicht ein weiteres Mal vor Augen, dass es absolut nichts gab, was sie tun konnte, um dem Sterben ein Ende zu setzen. Und wahrscheinlich war es, weil sie hier stand und flennte, dass sie ihm überhaupt zuhörte. Dass die Worte sich tatsächlich einen Weg nach drinnen bahnten, sich in ihr Hirn krallten und versuchten, die anderen Gedankengänge zu unterbrechen. Aryana hob mühsam die Hand, um sich in einem sinnlosen Versuch die Tränen von den Wangen zu wischen. Ziemlich aussichtslos, denn wenn sie mal weinte, würde ihr Körper nicht so schnell wieder damit aufhören - egal wie sehr sie sich das wünschte. Aber es wäre ihr trotzdem lieber, wenn nicht genau er dabei vor ihr stehen würde... Sie erwiderte nichts auf seine Worte, weil sie schlicht nichts mehr dazu sagen konnte. Sie würde versuchen, seinem Rat gerecht zu werden, aber versprechen konnte sie überhaupt nichts. Nicht nach all der Zeit in der sie immer gewusst hatte, dass sie nicht so denken sollte, es aber selber nicht wirklich stoppen konnte. Die Rache heute Nacht war an sie gerichtet gewesen und doch sollte es sie nicht so sehr treffen. Die Köpfe des IS - die fanden es höchstens ärgerlich, die Basis in der Stadt verloren zu haben. Aryana konnte sich von der Zerstörung ihres Camps nicht so schwach machen lassen, sonst würde sie ihrem eigentlichen Gegner auf ewig hinterher hinken. Als Mitchs Stimme erneut erklang, und er sich nun fast schon zu entschuldigen schien, hob die Brünette langsam wieder etwas den Blick, blinzelte ihn an, obwohl sie lieber den Boden betrachtet hätte. Er sollte sich nicht entschuldigen. Es war vielleicht nicht angemessen, dass sie so miteinander redeten, aber diese Nacht forderte von jedem Einzelnen hier ihr Tribut. Und sie sollte sich in solchen Momenten vielleicht ganz einfach nicht mit ihm unterhalten, was sie theoretisch schon weit vorher gewusst hatte. "Es ist egal, ich... das liegt nicht an dir", faselte sie hastig, auf die Tränen in ihren Augen und ihren ganzen desolaten Zustand bezogen. Er hatte mit seinem letzten Tropfen höchstens das Fass zum endgültigen Überlaufen gebracht, aber das Wasser bis zum obersten Rand eingefüllt hatte sie selber. Und Warren - und alles, was passiert war. Als er ihr schliesslich seine Wut gestand, die bei Gott keine Überraschung für sie darstellen sollte, nickte die Brünette ganz langsam. "Ich weiss... Ich... ich bin auch... so wütend", gestand sie das erste Mal, ihn tatsächlich zu verstehen. Sie würde zwar nie von sich aus mit jemandem so reden, wie er es gerade getan hatte, aber die Wut, die kannte sie. Bei ihr richtete sich ein grosser Teil davon einfach auf sie selbst. Weil sie mit dem Rest nichts machen konnte. Warren würde sie niemals ändern, hörte ihr auch nicht zu. Die Regierung konnte sie nicht beeinflussen. Den ganzen Krieg und den IS noch weniger. Also war sie wütend auf sich und darauf, so wenig tun zu können. Nicht gesund, aber es war eben ihre Art, mit Verlusten umzugehen. Mit ihrem Leben irgendwie klar zu kommen. Sie war nicht wie ihre Schwester, sie konnte nicht über Schwächen und Probleme reden und sich dann besser fühlen... „Mitch, würdest du... mir immer noch helfen?“, knüpfte sie plötzlich, wohl ziemlich unerwartet, an sein Angebot an, welches er ihr ganz zu Beginn dieses Gespräches gemacht hatte. Aryana wusste selber nicht genau, weshalb sie ernsthaft darüber nachdachte. Aber es war nunmal so, dass sie in ihrem Zustand bis in 2.5 Stunden keinen intelligenten Plan auf die Beine stellen würde, um Warren zufrieden zu stellen. Mitch hasste den Lieutenant genauso sehr wie sie - was in dieser Situation nur ein Vorteil sein konnte. Und er hatte ihre Tränen jetzt eh schon gesehen, weshalb das keine Rolle mehr spielte. Sie konnte sich nicht an jemand anderen wenden, weil sie sich sonst vor einer zweiten Person so grauenvoll verletzlich zeigte. Also blieb Mitch. Den sie nun ziemlich zaghaft durch den Tränenschleier, welchen sie immer und immer wieder weg wischte, abwartend anblickte.
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Süß war ich. Danke, oder so. Ich fühlte mich von diesem Wort zwar wirklich nicht in meiner Männlichkeit angegriffen, aber irgendwie war es einfach eines dieser Wörter, das man als Kerl nicht zwangsläufig gerne mit sich in Verbindung brachte. Es war jedoch bei Weitem nicht das erste Mal, dass ich das zu Ohren bekam. Ich schätze, dass war einfach ein "Übel", dass das nett sein als Mann irgendwie so mit sich brachte. Meistens war man nach Einschätzung der Frauen entweder weiß oder schwarz - süß oder ein Arschloch. In letztere Sparte konnte man mich so gar nicht einordnen, also blieb nur noch ersteres. Konnte, beziehungsweise musste, ich eben mit leben, würde mich wohl kaum umbringen. "Jaja, süß..." wiederholte ich nur mit einem leichten Augenrollen, das aber nicht genervt wirkte, weil ich ganz einfach weiter vor mich hin lächelte. Kurz darauf ließ sie sich auch schon auf meinem Schoß nieder und ich hieß die Brünette in meinen Armen willkommen, hatte einen von beiden um ihren Körper gelegt, damit sie mir auch ja nicht zur Seite wegkippte. War unwahrscheinlich, aber wir wollten hier ja von vornherein gleich alle schlechten Möglichkeiten eindämmen. So baute sich sehr schnell noch mehr Nähe auf, als noch in unserer vorherigen Umarmung, und ich ließ mich weiterhin einfach gänzlich davon einnehmen. Denn auch mit ihren letzten Worten hatte Faye Recht. Es würde mir höchstens die Laune verderben, wenn ich zu lange darüber sinnierte, was hätte sein können, wenn wir uns womöglich früher getroffen hätten. Was wäre, wenn wir nicht beide bekloppt und freiwillig in einen Krieg wie diesen gezogen wären. Allein schon der gesunde Menschenverstand sollte einem davon abraten, überhaupt irgendeinem Krieg beipflichten zu wollen und für einen kurzen Moment begann ich mich wirklich zu fragen, warum ich damals so furchtbar naiv gewesen war. Mich freiwillig bei der Army zu melden und dann auch noch frohen Mutes ins Ausland zu marschieren, weil da bekanntlich das größere Geld wartete. Ich war wirklich jung und dumm gewesen, hatte mir das blaue vom Himmel versprochen und es war offensichtlich, wohin mich das Ganze gebracht hatte. Zwar war ich froh darüber, Faye gefunden und kennengelernt zu haben, aber selbst das konnte die Erlebnisse der Vergangenheit nie wieder ausradieren. Bevor ich mich auch mit diesem Gedanken wieder in wankende Stimmung bewegen konnte, legte die zierliche junge Frau in meinen Armen ihre Lippen wieder auf die meinen und unterbrach den Gedankenfluss damit gekonnt. Ich erwiderte den Kuss liebevoll, legte dabei meine Hand an ihre Wange und strich sanft über die eigentlich sonst so zarte Haut, die jetzt noch immer etwas von Staub und Dreck behaftet war, wovon ich mich aber nicht stören ließ. Ich hatte gerade Nichts mehr zu sagen, weshalb ich den Kuss auch erst einmal gar nicht enden ließ, ihn weiter in die Länge zog. Das bisschen Zeit, das wir bis morgen früh noch hatten, sollten wir auskosten so weit es uns in den aktuellen Umständen möglich war. Deshalb hielt ich sie eng bei mir, leitete nach einiger Zeit auch den einen oder anderen einfühlsamen Zungenkuss ein. Ich war nicht mal übermäßig gierig, aber es wäre trotzdem schön, wenn ich nochmal mit ihr schlafen könnte, bevor sich unsere Wege möglicherweise trennten und ich weiß der Himmel wann erst wieder die Möglichkeit dazu hätte - sofern sie es sich bis zur erneuten Zusammenkunft nicht sowieso anders überlegt hätte, weil meine Nicht-Anwesenheit ihr mehr Raum zum Denken und weniger zum Fühlen gegeben hätte. Es war pure Folter mich immer auf Zwang ein Stück weit von ihr fernhalten zu müssen, aber mir blieb hier was das - und auch so unfassbar viel Anderes - anging leider keine Wahl.
Erstmal folgte nur ein Schweigen seitens der jungen Frau mir gegenüber, womit ich aber gut klar kam. Das gab mir ein klein wenig mehr Zeit, tief durchzuatmen und den Kopf langsam wieder etwas frei zu räumen. Die Wut und der Ärger an sich ließen sich so schnell zwar nicht vertreiben, aber ich konnte die Sekunden nutzen, um den Kopf wieder etwas klarer werden zu lassen. Als die Brünette vor mir dann wieder das Wort ergriff, folgte ich ihren eher nur zusammen gestammelten Worten. Wenigstens an diesem Punkt waren wir uns scheinbar wieder einig, wenn auch bei sonst keinem. Selbst wenn es nur ein winzig kleiner gemeinsamer Nenner war, war das wohl in diesem Moment das Einzige, worauf wir in dieser Hinsicht bauen konnten. Dass wir beide verschieden wie Tag und Nacht waren und uns schon mehrmals in die Haare gekriegt hatten, das war uns ja kein Geheimnis und ich war mir ziemlich sicher, dass auch zukünftig etwaiges Aneinanderrauschen schlicht nicht vermeidbar war. Ich war ein endloser Hitzkopf und wenn mir Etwas nicht passte - oder du einfach nur zur falschen Zeit am falschen Ort warst -, dann machte ich keinen Hehl daraus, sondern sprach es ganz einfach aus. Bei einer Kandidatin wie Aryana war das nicht nur unpassend angesichts ihrer Stellung, sondern sorgte immer wieder für ordentlich viel frische Glut, die unweigerlich immer ein Feuer zu entfachen schien. Aber so war ich eben. Das würde sie ebenso wenig wie jeder Andere hier ändern können. Ich nickte diesbezüglich nur langsam, brauchte dazu nicht mehr wirklich etwas zu sagen. Sie hatte ebenso ein sehr gutes Recht darauf, wütend zu sein, wie ich es hatte. Gegen wen auch immer sich ihre Wut genau richtete, das konnte ich nicht wissen, aber Wut war besser als Trauer. Damit würde ich nicht zu behaupten wagen, man solle um die Gefallenen nicht trauern. Natürlich sollte man den Verlust und den Schmerz, der damit einherging, ebenso zulassen und in Gedanken noch einmal bei ihnen sein, aber man durfte sich davon einfach nicht zu lange oder zu sehr einnehmen lassen. Denn Trauer machte verwundbar und in vielerlei Hinsicht leider auch blind. Letzteres traf auf die Wut und den Ärger ebenso zu, jedoch konnte sie einen gleichzeitig zu schier unmöglichem beflügeln. Wut war eine Energie- und Motivationsquelle... zumindest für mich. Ihre folgende Frage kam aber doch ziemlich überraschend, weshalb ich unbewusst einmal ungläubig blinzelte. War das jetzt eine Fangfrage? Nein. Ihr Gesichtsausdruck, der immernoch mehr erschöpft und erledigt als was Anderes wirkte, ließ eher nicht darauf schließen, sie meinte das also tatsächlich ernst. Jetzt, nachdem wir uns gegenseitig angeschrien und uns mehr oder minder wieder vertragen hatten, kam Aryana doch auf den Gedanken, dass ein zweites Hirn womöglich gar nicht verkehrt wäre. Aber wollte ich das jetzt auch noch oder war mir das zu anstrengend? Es war gut möglich, dass wir auch dabei wieder unterschiedlicher Ansicht sein würden. Aber es wäre wohl nicht förderlich für unsere ohnehin schon komplizierte zwischenmenschliche Beziehung, wenn ich jetzt ablehnen würde. Obwohl man es mir eigentlich kaum verübeln könnte, oder? Immerhin hatte sie mich genauso angeschrien, wie ich sie. Jetzt hatte ich doch eine kurze Weile geschwiegen, während ich über meine Antwort darauf nachgedacht hatte, seufzte jetzt noch einmal leise, bevor ich ihr diese zu geben vermochte. "Doch, schon... aber nur, wenn wir uns einig sind, dass wir uns dabei am Riemen reißen... noch so eine Auseinandersetzung verkraft' ich jetzt nicht." willigte ich dann also doch ein und zuckte ein klein wenig mit den Schultern, wobei ich kaum glaubte, dass die junge Frau dies verneinen würde. Immerhin hätte sie ja ebenso wenig wie ich davon, wenn wir uns erneut Steine an den Kopf werfen würden, was für eine Lösung ohnehin absolut alles Andere als förderlich wäre.
Aber es stimmte doch. Er war süss. Auch wenn er es nicht hören wollte, weil es seine Männlichkeit verletzte, war er süss. Oder gab es ein anderes Wort, dass seine Art so gut beschrieb? Einfühlsam. Liebenswürdig. Aufmerksam. Nett... Nett ist die kleine Schwester von Scheisse, also nicht das Wort, mit welchem sie ihn beschreiben wollte. Sie liess den Gedankengang auch wieder fallen, als er seine Arme um sie legte und sich sein Lächeln weiterhin auf ihrem Gesicht spiegelte. Im Grunde war es ganz egal, wie sie es nannte, Tatsache war, dass sie ihn und seinen Charakter wirklich gerne mochte und es niemanden in diesem Camp gab, mit dem sie ihre Zeit gerade lieber verbracht hätte. Klar, da war immer Aryana. Aber Aryana war ihre Schwester, Das war etwas anderes, eine vollkommen unterschiedliche Art von Liebe und Zuneigung, die sie für die junge Frau empfand. Die zärtlichen Küsse wurden intensiver, wieder gefühlsvoller und von dem gleichen Verlangen erfüllt, das sie überhaupt erst dazu gebracht hatte, diesen Fehler hier zu machen. Damals in den Duschen diese Grenze zu überschreiten. Sie wollte es eigentlich nicht einen Fehler nennen, auch wenn es offiziell genau das war. Aber offiziell kannte hier auch keiner Gefühle. Offiziell war ihre Art von Liebe an diesem Ort ein Fremdwort. Offiziell gab es hier nichts, was zwischen ihnen existieren konnte, ausser einer Freundschaft, wie sie zwischen Arbeitskollegen eben fast schon zwangsmässig entstand. Sie waren nur beide so unglaublich schlecht darin, sich an diese Regel zu halten... Faye lehnte sich näher an ihn, liess die Küsse nun von sich aus intensiver werden, während ihre Hände durch seine Haare strichen, ihn näher zu sich zogen. Sie wünschte sich eine Zimmertür, die sie abschliessen könnten. Oder wenigstens einen Vorhang. Irgendwas, um sich vor den Augen all jener zu schützen, die theoretisch jeden Moment um die Ecke gelatscht kommen könnten. Nicht, dass irgendwer einen Grund dazu hätte, aber grundsätzlich waren sie hier viel zu ungeschützt, um etwas Verrückteres als diese Küsse zu wagen. Und sie sassen auf dem staubigen Boden - was sie zwar so in dem Moment nicht störte, aber für alles weitere war es ebenso eher suboptimal. Noch war Faye zu beschäftigt mit den Küssen, um wirklich so weit zu denken. Ihre rechte Hand hatte sich irgendwann zum Saum seines Shirts bewegt und war unter diesem verschwunden, strich nun über seinen Rücken und all die Haut, die es unter dem Stoff zu entdecken gab. "Tragisch, wie viel Privatsphäre uns hier gegönnt wird", hauchte sie nach einer Weile etwas atemlos gegen seine Lippen, die sie aber, noch bevor er hätte antworten können, schon wieder mit den ihren verschlossen hatte. Wie gesagt, laut Armygesetz sollte das hier ja auch gerade gar nicht passieren... und noch so viel anderes nicht. Aber es passierte doch. Und Faye wagte zu behaupten, dass ihre kleine Liebesgeschichte nicht zur Hauptsorge gewisser Vorstehenden hier werden sollte. Die hatten doch momentan sowieso zu viele andere Probleme...
Sie hatte nicht wirklich mit einem Ja gerechnet und Aryana wäre ihm auch zweifellos kaum böse gewesen, wenn er ihre Frage verneint hätte. Immerhin hatten sie sich gerade ziemlich unschön gestritten, sie war des weiteren auch keinesfalls nett zu ihm gewesen. Und wenn sie jetzt nicht einfach weinen würde, wäre das auch noch so weiter gegangen, bis einer von ihnen wütend davongestapft wäre und der andere das Gespräch als beendet akzeptiert hätte. Somit war es keine Überraschung, dass Mitch die Frage eher etwas kritisch und verwirrt entgegennahm, auch erstmal selber einen Moment darüber nachdenken musste. Damit war er ihr einen Schritt voraus, denn wirklich nachgedacht, bevor sie gefragt hatte, hatte Aryana nicht. Es war ihr gerade schlicht wie die einzige Lösung vorgekommen, um Warren zufrieden zu stellen... Darum standen sie nun beide so ein Bisschen vor den Kopf gestossen da. Er, weil sie gefragt hatte und sie, weil er tatsächlich irgendwie eingewilligt hatte. Seine Worte hätten ihr beinahe ein Lachen entlockt, wenn sie nicht zu beschäftigt mit Weinen gewesen wäre. Stattdessen stiess sie nur etwas müde Luft aus, ehe sie den Kopf schüttelte. "Schau mich an, Mitch... Seh ich aus, als würde ich mir das freiwillig ein zweites Mal geben..? Wenn.. wenns gar nicht geht, hören wir auf, keine Angst", beruhigte sie ihn mit einem ziemlich guten Argument, ehe sie sich kurz umschaute und sich dann in Richtung der Büros wandte. Dann hielt sie allerdings nochmal inne, drehte sich zu Mitch zurück, presste einen Moment die Lippen aufeinander. "Es tut mir leid... Was ich gesagt habe. Dass du niemanden hast... Das... das war nicht fair", meinte sie, gefolgt von einem knappen Nicken, das die mühsame Entschuldigung unterstrich. Sie erwartete nicht, dass er etwas dazu sagte oder sich sogar ebenfalls entschuldigte. Aber sie in ihrer Position sollte sich auch in solchen Situationen wirklich zusammenreissen können und sicher nicht mit Sprüchen wie dem, welchen sie herausgelassen hatte, um sich schlagen. Nachdem das geklärt war, begann Aryana schliesslich doch in Richtung der Büros zu gehen. Unterwegs wischte sie sich endlich hoffentlich definitiv die Tränen aus den Augen, die nur leider mittlerweile sehr rot glänzten. Sie war ganz froh drum, dass Mitch humpelte, ihr somit selber etwas mehr Zeit gönnte mit ihrem Rücken, der sie noch immer fast nicht atmen liess. Bei den Containern angekommen, erkundigte sie sich erstmal bei dem Lieutenant dieses Camps nach einem freien Büro, in dem sie sich breitmachen konnte. Überraschenderweise war auch hier der Sergeant gerade nicht anwesend, weil er wohl mit arbeiten beschäftigt war. Gut für sie, denn wenig später liess Aryana sich sehr langsam und mit mühsam verzerrtem Gesicht auf einem der Stühle nieder, die um einen runden Tisch in dem Büro standen. "Eine Erklärung für mein Verhalten habe ich... Eine Begründung, wie es zu dem Angriff hatte kommen können, hab ich auch... Aber den Plan dazu, wie es weitergehen soll... Da bin ich noch nicht so weit...", begann sie ihre Gedankengänge offen zu legen, während ihr Blick nachdenklich zwischen allen möglichen Punkten in dem Raum hin und her hüpfte um schliesslich wieder bei Mitch zu landen.
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Musste sie mich auch noch so schmerzlich darauf hinweisen? Sie könnte mir wirklich glauben, wenn ich sagen würde, dass mir das mehr als bewusst war. Zwar ließ sie mich gar nicht wirklich lang wirklich bewusst über ihre Worte nachdenken, weil sie mich gleich im nächsten Kuss ertränkte und mir erneut die ohnehin schon knappe Luft zum Atmen nahm, aber es blieb ein unliebsamer Hintergedanke. Dass wir noch so viel mehr als die paar Küsse sein könnten, wenn wir auch nur einen einzigen Ort hier hätten, kannten, an den wir uns zurückziehen könnten. Wo wir allein waren und nicht zu jeder Sekunde Gefahr liefen, von Irgendjemandem entdeckt zu werden. Ich genoss auch Fayes Küsse unheimlich, aber das selbe war es eben doch nicht. Es war, als hätte ich von der himmlischen verbotenen Frucht gekostet und zur Strafe war sie in unerreichbare Ferne gerückt. Pu-re Fol-ter. Weniger für meinen Körper - der sich ohnehin mal glücklich schätzen durfte, die Chance dazu hier in der Army überhaupt bekommen zu haben - und viel mehr für meinen ohnehin schon vollkommen zerpflückten Geist. Aber beschweren durfte ich mich eigentlich absolut nicht, sollte viel mehr froh darum sein, dass Faye ebenso bereit dazu war dieses Risiko einzugehen, wie ich es war. Dieses Geheimnis hier auch vor ihrer Schwester zu hüten, der sie doch so nahe zu stehen schien. Zwar konnte ich nicht einschätzen, wie Aryana auf sowas reagieren würde, aber erfreut darüber war sie ganz bestimmt nicht. Für eine Weile ließ ich mich einfach wieder von den leidenschaftlichen Küssen einnehmen, die nur so vor Sehnsucht überquollen. Die mir deutlich vor Augen führten, dass nicht nur ich nach mehr lechzte. Meine Hand bahnte sich indessen ebenfalls den Weg unter den Stoff, der ihren Oberkörper vor mir verbarg, schob sich etwas an ihrem schmalen Rücken nach oben. Meine Finger wanderten zärtlich immer wieder ein wenig über ihre weiche Haut. Aber die nackte Haut unter meinen Fingerspitzen zu spüren bescherte mir unweigerlich kurze Flashbacks, was mich zwei oder drei Minuten später dann doch innehalten und mich erstmal von ihren Lippen trennen ließ. Ich brauchte eine kurze Pause, um gedanklich wieder runterzukommen, weil die Gedanken früher oder später gewisse andere Regionen meines Körpers aktivieren würde, was ich jetzt echt nicht brauchen konnte. Ich sah Faye erst noch für einen Moment lang an, bevor mein Kopf sich das erste Mal seit einiger Zeit wieder von dem ihren distanzierte. Ich lehnte den Hinterkopf an den Container hinter mir, sah trotzdem weiter zu ihr runter, stellte auch das Streicheln an ihrem Rücken nicht ein. "Wenn du so weitermachst, bist du der eigentliche Grund, warum ich hier den Kopf verlier'." stellte ich mit einem leisen, etwas unzufriedenen Grummeln fest, das sich aber nicht gegen Faye richtete, sondern einzig der beschissenen Situation geschuldet war. Bis dato hatte ich eigentlich gedacht, dass es das Trauma sein würde, das mich früher oder später noch den Rest meines Verstands kosten würde... aber inzwischen war ich mir da nicht mehr so sicher. Wenn das jetzt zwangsläufig so weiterging, lief es wohl eher auf etwas Anderes hinaus.
Wie schön, dass wir uns wohl auch in diesem Punkt wieder einig waren. Es kam mir sehr entgegen, dass wir beide vor hatten, es kein zweites Mal so wie gerade eben enden zu lassen. War sicher auch gut, wenn Aryana wieder mit dem Weinen aufhören würde, weil es sich so ganz sicher nicht gut denken ließ. War für das, was jetzt kommen würde, also nur förderlich. Ich wollte gerade ebenfalls zur Fortbewegung ansetzen, als die junge Frau sich aber doch noch einmal zu mir umdrehte. Mit Worten, mit denen ich ebenfalls nicht gerechnet hatte. Man warf sich im Streit fast immer Dinge an den Kopf, die man normalerweise nie sagen würde. Die unter die Gürtellinie gingen, sehr unschön waren. Deswegen setzte ich für die Zusammenarbeit, die gleich folgen würde, auch eigentlich gar nicht voraus, dass sie sich jetzt bei mir entschuldigte. War schlicht nicht notwendig, weshalb ich nur leicht den Kopf schüttelte und abwinkte. Wir wussten beide, dass die Diskussion gerade eben etwas aus den Fugen geraten war und ich nahm ihr diese Worte nicht allzu übel... immerhin hatte ich vorher mit Worten zu ihrer Schwester ausgeholt. Hieß beides zwar nicht, dass ihr Seitenhieb gerechtfertigt oder angebracht war, aber es war okay für mich, zumindest für den Moment. Schwamm drüber und weitermachen. Ich folgte Aryana also ohne weitere Worte, war nicht unbedingt flott unterwegs, aber das beruhte gerade wohl auf Gegenseitigkeit. Was ihr genau fehlte, konnte ich zwar nicht sagen, aber sie hatte sichtbare Schmerzen, um das zu erkennen musste man keineswegs Arzt sein. Vom Tempo her passten wir uns also gerade ganz gut aneinander an und ich hielt aber doch aus Respekt - wovon ich ja immer so unglaublich viel nach außen ließ.. aber ich war hier auf fremdem Boden, was ein guter Grund war - etwas Abstand, als sie zu dem Lieutenant dieses Camps sprach. Kurz darauf ging es auch schon weiter zu einem der Büros, wo ich mich zwei Stühle weiter von ihr hinsetzte, wofür mein Bein mir unheimlich dankbar war. Ich sah mich nur flüchtig um, obwohl ich mich normalerweise eigentlich genauer umgesehen hätte. Es wäre halt nicht das erste Mal, dass ich mich unbemerkt in eines der Büros geschlichen hätte, nachdem ich einmal offiziell drin gewesen und etwas Interessantes gesehen hatte. Das hatte viel Zeit gekostet, weil ich den Moment hatte abwarten müssen, bis der Inhaber denn dann mal für ein paar Minuten nicht absperrte, wenn er es verließ, aber passiert wars durchaus schon. Weder hatte ich aber gerade die körperliche, noch die geistige Verfassung dazu, mich auch nur ansatzweise auf meinen Zweitjob - der doch wirklich zunehmend weiter in den Hintergrund rückte, wie mir gerade auffiel - zu kümmern, weshalb ich es bei beiläufigem Umschauen ließ und dann Aryanas Worten lauschte, wieder in ihre Richtung sah. "Die Frage ist wohl, wie die da oben" Das war auch die eigentlichen, weit übergeordneten Drahtzieher dieses Krieges bezogen. "jetzt überhaupt mit dem alten Camp weitermachen wollen... oder eben nicht. Aufgeräumt werden muss da sowieso, das ist klar. Aber es ist abzuwägen, was für und was gegen einen Wiederaufbau spricht. Die Stellung da komplett aufzugeben wäre an sich schon fatal, aber der IS findet's sicher auch so gar nicht angebracht, wenn wir da jetzt einfach wieder Stein auf Stein setzen..." sinnierte ich erst einmal mehr nur vor mich hin, als einen Lösungsansatz zu geben. Ohne zu wissen, was Aryana diesbezüglich bisher durch den Kopf schwebte, war es auch schwierig, mich gezielt einzubringen. "Hast du schon eine Tendenz?" hakte ich also nach und sah ihr in die geröteten Augen, machte es mir dann erst einmal etwas bequemer in dem gepolsterten Stuhl, indem ich mich ein klein wenig tiefer sinken ließ und mich zurücklehnte. Die Hände legte ich derweil auf den Bauch und verschränkte abwartend meine Finger.
Es war wirklich ein jämmerliches Spiel, hier dauerhaft gegen das Verlangen und die Lust kämpfen zu müssen, die sie beide so deutlich verspürten. Wären sie nicht hier, wären sie längst nackt und verdammt, das war es doch genau, was sie wollte! Sie wollte ihm nahe sein - aber so nahe wie möglich, ohne die dreckigen, störenden Kleider, die sie vor seiner Hitze schützten und ihren Körper vor seinen Händen. Als er sich kurzum von ihr löste, liess Faye fast etwas frustriert ihren Kopf sinken, legte ihre Stirn an seine Schulter, während sich ihre Atmung sehr langsam wieder beruhigte. Seine Worte entlockten ihr ein leises Lachen, auch wenn sie genau gleich fühlte wie er. "Kann ich so nur zurückgeben...", murmelte sie gegen die dünne Haut seines Halses, welche sie nun mit gehauchten Küssen bedeckte. Aber sie wollte es nicht noch schlimmer machen für ihn - für sie beide - weshalb sie auch diese sehr bald einstellte und sich einfach weiter an ihn lehnte. Ihre Hand genau wie seine noch immer unter dem Stoff liegend, der sie voneinander trennen sollte. Und sie dachte fieberhaft darüber nach, wo zur Hölle sie sich hin verziehen könnten, um der ständigen Gefahr, entdeckt zu werden, endlich zu entwischen. Aber es waren nunmal Momente wie dieser, die ihnen immer wieder schmerzlich vor Augen führten, wie verdammt wenig Privatsphäre sie wirklich hatten. Wenn sie ganz sicher alleine sein wollten, dann müssten sie aufs Klo. Aber wie viel unromantischer konnte es denn bitte werden? Es dauerte somit eine ganze Weile, bis ihre leise Stimme sich wieder erhob, mit der einzigen Idee, die ihr halbwegs klug erschien: "Meinst du, einer der Wachtürme ist frei für uns?", fragte sie, ohne den Kopf zu heben, während ihre Finger weiter Kreise auf die Haut unter seinem Shirt zeichneten. Das Camp hier war grösser als das, welches sie letzte Nacht verloren hatten... Es hatte mehr Türme und Faye konnte sich gut vorstellen, dass die Kleineren in der Mitte nicht besetzt waren. Dass sich die Wachposten auf die Ecktürme konzentrierten, da absolut kein Bedarf bestand, überall jemanden aufzustellen. (Logik mal wieder am Platzen, aber mir ist wirklich nichts Besseres eingefallen.. x'D) Wenn sie also Glück hatten und keiner sie beim Aufstieg sah, dürften sie dort oben ziemlich ungestört sein. Noch dazu ging gerade die Sonne auf... Vielleicht hatten sie sogar eine irgendwie schöne Aussicht, wenn sie sich auf die richtige Seite des Camps bewegten. Und wenn ihnen dort oben jemand Gesellschaft leisten wollte, würden sie die Person früh genug kommen hören, was nur ein Vorteil im Gegensatz zu ihrem Versteck hier hinter dem Container sein konnte...
Es wäre ihr ehrlich gesagt wohl auch nicht aufgefallen, wenn Mitch sich sehr ausgiebig umgeschaut hätte. Sie war schlicht nicht bei der Sache - egal was die Sache nun eigentlich war. Und sie kannte dieses Büro ebenso wenig wie er, also hätte sie sich theoretisch selber umsehen müssen... Es aber nicht getan, weil sie gerade kaum weniger Interesse an Aussehen und Inhalt dieses Büros haben könnte. Es war ihr schlicht egal, weil sie sich unter zu vielen anderen Problemen begrub. Als Mitch schliesslich auf ihr eigentliches Projekt zu sprechen kam, hörte sie ihm aufmerksam zu, ehe sie wieder einen Moment lang schwieg, um sich seine Worte durch den Kopf gehen zu lassen. Denn darüber hatte sie noch nicht sinniert. Wenn sie an einen Plan gedacht hatte, dann hatte das nicht das Verbleiben des alten Camps beinhaltet, sondern eine Million andere Dinge. Aber nichts, was zu einer Lösung geführt hätte, weil ihr Kopf viel zu voll von der grausamen Zahl Achtzehn war, die sie seit Stunden jagte. Aryana lehnte sich vorsichtig in ihrem Stuhl zurück, fasste sich an die schmerzende Stirn, in der Hoffnung, dann irgendwie wieder zum Denken zu kommen. "Ich weiss es nicht...", antwortete sie wenig hilfreich, versuchte aber trotzdem, ihn hier nicht ganz so allein im Regen stehen zu lassen. Er sollte nicht glauben, dass ich weiss nicht ihr üblicher Beitrag zur Lösungsfindung war, denn so war es wirklich nicht. Normalerweise war sie besser... Aber normalerweise hatte sie auch nicht geweint. "Ich denke, um das zu entscheiden, müssen wir erstmal zurück... Aufräumen und schauen, was übrig geblieben ist. Ich bin grundsätzlich dagegen, einfach alles wieder aufzubauen und weiter zu machen wie davor. Denn wir sind nicht vorwärts gekommen, nie. Das war viel mehr ein stetiges Ausharren und Hoffen, dass nichts Schlimmeres passiert. Wir brauchen anders ausgerüstete Truppen dort, solche, die es sich wirklich zur Aufgabe machen können, die Hügel von dieser Pole-Position aus zu erreichen. Wir brauchen Spezialeinheiten, um endlich vom Fleck zu kommen, den Hügeln endlich ihre Gefahr zu nehmen, den IS endlich dort raus zu locken und alles zu beenden", das klang schon eher nach einem Lösungsansatz, auch wenn sie Warren schon in ihrem Kopf hörte. Wir kriegen keine Spezialeinheit, Cooper. Man kann da nicht einfach mal eben anrufen und sagen, dass man es hier langsam zu gefährlich findet und gerne jemanden hätte, der die Drecksarbeit übernimmt. Dabei hatten sie die Drecksarbeit lange genug gemacht, hatten genug Leute verloren. Nur war Warren zu stolz, eine so vielversprechende Position an eine Spezialeinheit, jemand anderes, abzutreten, bevor er es geschafft hatte, etwas wirklich Grosses von da aus zu erreichen. Sie hatten die Stadt zurückgeholt. Und man sah ja bestens, wohin das geführt hatte...
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[egaaaaaaaaaaaal wer braucht schon Logik. Überbewerrrrrrrtet!]
Gut. Dann war ja geklärt, dass wir uns im Nachhinein nicht darüber beschweren würden, wenn wir uns gegenseitig in den Wahnsinn trieben, weil wir das ja Alles schon vorher gewusst hatten. Sollte man Dinge, die nicht gut ausgehen konnten, nicht eigentlich gleich im Keim ersticken? Schien bei uns beiden nicht zu funktionieren. Ich hatte es ja wirklich versucht und mir war auch noch immer bewusst, dass ich diese Kurzschlussreaktion nicht hätte zulassen dürfen. Von sich aus wäre Faye ganz sicher nicht auf die Idee gekommen, sich sogut wie nackt in meine Nähe zu bewegen. Die junge Frau schien zumindest ein bisschen vernünftiger als ich zu sein, was im Endeffekt aber auch nicht zu einer Wendung der Dinge geführt hatte. War also egal. Wir konnten jetzt nur noch das Beste daraus machen und uns gemeinsam überlegen, wie wir die Beziehung zwischen uns irgendwie regeln und gleichzeitig nicht entdeckt werden konnten. Wobei prinzipiell wohl immer die Gefahr bestand, dass Irgendwer uns unplanmäßig vorfand, war ja jetzt gerade auch so. Die leisen Küsse an meinem Hals machten mir das Widerstand leisten nur noch schwerer, weshalb ich ganz froh darum war, dass die Brünette in meinen Armen das schon bald wieder einstellte, obwohl es so unheimlich angenehm war und ein kaum merkliches Kribbeln auf meiner Haut hinterließ. Stattdessen kam sie dann kurz darauf lieber noch mit einer kleinen Idee, die womöglich sogar Früchte tragen konnte. Es war nur die Frage, wie man am Besten herausfand, welche Posten besetzt waren und welche nicht. Die Türme waren schließlich höher als zwei Meter und von unten ließ sich schlecht sehen, ob da oben nun Jemand saß oder nicht. Man konnte das immer nur dann ausmachen, wenn sich zufällig Jemand über die Brüstung beugte und sich damit zu sehen gab. Also wie ließ sich das bestmöglich herausfinden, ohne rauf klettern und womöglich peinliche Momente erleben zu müssen? Andererseits... ich könnte ja probeweise einen besteigen und falls da oben wer saß einfach sagen, dass ich nur nach etwas Ruhe an der frischen Luft gesucht hatte. So mit der Begründung, dass ich schlicht nicht schlafen konnte nachdem, was in der vergangenen Nacht passiert war. Es gäbe wohl kaum einen Soldaten hier, der noch nie den Verlust eines Kameraden hatte verkraften müssen, es würde also vermutlich absolut jeder verstehen. Ich sah auch nicht wirklich einen Grund, warum mich derjenige dann irgendwo ankreiden sollte. Was hätte er denn davon? Und sollte ich mit dem ersten Turm kein Glück haben, konnte ich von da oben auch auf Anhieb sehen, welche der Anderen unbesetzt waren. Klar war auch das ein kleines Risiko, aber eine andere Möglichkeit sah ich nicht wirklich. "Irgendeiner bestimmt... ist nur fraglich welcher, lässt sich von hier unten schlecht sagen. Wenn dir nix besseres einfällt", was ich jederzeit willkommen heißen würde, blieb mir dann doch der kurze, peinliche Moment erspart. "würd' ich wohl einfach einen hochklettern und nachschauen. 'Ne Begründung dafür zu haben, sollte da oben dann doch wer sitzen, ist bei den aktuellen Umständen ja nicht weit hergeholt, klingt sogar ziemlich plausibel.." redete ich noch immer etwas nachdenklich vor mich hin, sah dabei ins Leere und nuschelte womöglich auch leicht. Erst ein paar Sekunden später klarte mein Blick wieder auf und ich sah zu Faye runter, zog dann langsam schonmal die Hand unter ihrem Shirt hervor.
Ah, sie wusste es nicht. Das war an sich ja schonmal so gar nicht hilfreich. Eine grobe Richtung, in die sie gehen wollte, brauchten wir schon, wenn das hier auch zu Irgendwas führen sollte. Ich konnte durchaus verstehen, dass sie nach der letzten Nacht und unserem Streit aufgewühlt und durcheinander war, aber etwas mehr Input wäre schon hilfreich. Glücklicherweise war sie ein paar Schweigesekunden später auch dazu bereit mir mitzuteilen, was sie zu dem Thema sonst noch zu sagen hatte. Es war gut zu wissen, dass sie - wenn überhaupt - nicht nur wieder aufbauen, sondern in diesem Fall auch Etwas dort ändern wollte. Denn ja, der gewöhnliche Standardsoldat hatte ganz einfach seine Grenzen. Ein paar Leute mit mehr Ausbildung und womöglich auch etwas mehr Erfahrung wären sicher von Vorteil. Viele der Leute in unserem Camp waren noch relativ jung, denn es war wohl kein Geheimnis, dass man in diesem Krieg nicht alt wurde. Damit wollte ich nicht sagen, dass ich mich als alt oder extrem erfahren einstufen würde... aber ich hatte Ahnung von dem, was ich tat, hatte für meine 24 Jahre aber eben leider auch schon Vieles erleben und mitmachen müssen. Das war so auch nicht der Regelfall. Es hatte schließlich einen Grund, warum ich inzwischen so taub gegenüber Blutlachen und schweren Verletzungen, lauten Granateneinschlägen und Kugelhagel war. Das änderte aber auch Nichts daran, dass ich keinerlei spezielle Ausbildung genossen hatte. Erfahrung war meinerseits also schon vorhanden, aber die "Extrawürze" fehlte wie bei so vielen Anderen auch. Andererseits hielt ich es aber sowieso für sehr fragwürdig, inwiefern Warren dazu ein Ja abgeben würde. Er war noch sturer als ich und das war eine echte Meisterleistung, eigentlich kaum zu schaffen. Von seinem Stolz mal ganz abgesehen, der da noch obendrauf kam. Er stand wirklich mehr im Weg, als dass er uns half. "Das klingt an sich gut, ja..." steuerte ich zu Beginn erst einmal wenig hilfreiche Worte bei, die nur ein leises Murmeln waren, bevor ich noch einmal ein Stück weit meinen Gedanken nach hing. Wieder vergingen also einige Sekunden, in denen ich schwieg, bevor Aryana auch eine produktivere Antwort von mir bekam. "...ich glaube nur, dass der alte Sack dir dabei wieder sehr gern im Weg stehen wird." Ich brauchte ihn wohl kaum beim Namen zu nennen, damit sie wusste, wen ich meinte. Noch während dieser Worte schoss mir aber der folgende Gedanke durch den Kopf, den ich auch sogleich loswurde. "Aber zwecks der vielen Toten von letzter Nacht werden ziemlich sicher sowieso bald noch ein paar der Obermacker anrücken, um die Situation zu beurteilen und nachzuhaken. Dass du bei Warren auf taube Ohren stößt wissen wir beide, also solltest du mit der Idee vielleicht lieber woanders andocken... natürlich kann er dir auch dabei wieder rein reden, weil er mit von der Partie bei dem Gespräch sein wird und es ist vermutlich unvermeidbar, dass er danach eine Zeit lang sauer ist, aber ich glaube allzu viel zu verlieren hast du bei ihm sowieso nicht, oder? Und einen Versuch wärs wert... Ihm erstmal nur sagen, was er hören will, von wegen die Lage von dem Trümmerhaufen beurteilen und dann weitersehen, was sinnvoller ist - natürlich auch finanziell gesehen, Geld spielt hier bekanntlich ja auch immer eine Rolle. Dann wäre er vermutlich vorerst beruhigt.", dachte ich weiter laut vor mich hin, wobei mein Blick nachdenklich auf die Tischplatte vor mir gerichtet war. "Und mit der Idee an sich erst rausrücken, wenn die Typen von oben da sind. Bis du weißt, wann das genau sein wird, konntest du sicher schon 'nen Blick auf das Camp werfen und sehen... naja, wie es da eben jetzt aussieht. Kannst den Vorschlag an sich dann noch weiter definieren und ausarbeiten. Dass unser Lieblingslieutenant mit der ganzen Situation direkt an der Front überfordert ist, kann spätestens jetzt keiner mehr übersehen, egal wie sehr er das Allen schön zu reden versucht. Ist ja auch nicht zwangsweise so, dass er wegen einer Spezialeinheit komplett abrücken müsste... da ist sicher auch eine Kooperation möglich, damit er nicht in der Ecke weinen gehen muss.", schloss ich all mein Gerede schließlich ab und hob den Blick erst dann von dem kahlen Tisch wieder an, um stattdessen zu der jungen Frau zwei Stühle weiter zu sehen.
Hauptsacheeee es passt für uns in die Storyyyy! xD _____________
Er hatte also keine bessere Idee, schien aber seinerseits einverstanden zu sein mit dem, was sie gerade vorgeschlagen hatte. Ja, das hatte sie durchaus erwartet. Erstens, weil es verdammt schwierig war, sich hier irgendeinen Ort auszudenken, an welchem sie möglicherweise ungestört wären und zweitens, weil er allem zustimmen würde, was ihnen etwas mehr Privatsphäre - Sicherheit - versprach als das hier. Sie lauschte seinen fortführenden Plänen, dachte einen Moment lang nach. "Naja, nein, mir fällt nichts besseres ein...", meinte sie dann, löste sich langsam von ihm, um Victor mit einem fast schon entschuldigenden Lächeln anzublicken. "Aber lass uns das trotzdem versuchen", fügte sie an, für den Fall, dass er noch nicht zu hundert Prozent überzeugt war. Es gab schlicht keine bessere Idee in diesem Moment, also sollten sie jetzt zu einem der Türme gehen und einfach mal nachschauen - mit etwas Glück war dieser sogar unbesetzt. Faye beugte sich nochmal vor, strich mit der rechten Hand durch seine Haare und hauchte ihm einen sanften Kuss auf die Lippen, ehe sie sich von seinem Schoss erhob, um zu gehen. Sie streckte dem jungen Mann lächelnd die Hand hin, um ihm ein Bisschen pseudomässig auf die müden Füsse zu helfen. Dann schlugen sie ohne weiter wertvolle Zeit zu verschwenden, den Weg entlang der Mauer in Richtung einer der kleineren Türme ein. Fayes Blick schweifte die ganze Zeit zum Turm hoch, im Versuch, schon von hier unten auszumachen, ob denn nun jemand oben war oder nicht. Letztendlich hatte sie keinen entdeckt, was aber natürlich noch lange nicht bedeutete, dass wirklich niemand dort war. Als sie also den Fuss der Leiter, die nach oben führte, erreicht hatten, blieb die junge Brünette im Schatten der Mauer stehen und schaute zu Victor hoch. Sie würde ja anbieten, selber hoch zu klettern, hatte aber den leisen Verdacht, dass er das kaum gutheissen würde. Also brachte sie diese Option gar nicht erst zur Sprache, blieb stattdessen wo sie war und überliess ihm diesen Part. Sie konnte noch immer den zweiten Turm übernehmen, falls dieser hier kein Erfolg sein sollte. Was sie gerade nicht hoffte. "Viel Glück", flüsterte sie leise, um das Risiko, dass irgendwer sie hier entdeckte, möglichst gering zu halten. Dann lehnte sie sich dicht an die Mauer und wartete darauf, dass Victor ihr entweder ein Zeichen gab, ebenfalls hoch zu kommen oder sie Stimmen vernahm, die bezeugten, dass er auf einen Wachposten gestossen war.
Ein sehr angestrengtes, sehr frustriertes Seufzen rollte über die leicht geöffneten Lippen der jungen Frau, als Mitch auch nur erwähnte, wie unglücklich Warren mit ihrem Plan sein dürfte. Ja, verdammt, sie wusste es... Sie wusste, dass Warren sie hasste, dass er irgendwo tief in seiner schwarzen, zermürbten Seele wütend auf sie war, weil sie in seinen Augen viel zu jung und zu weiblich für ihren Posten war. Dass er lieber einen Mann seiner Klasse an seiner Seite wüsste, keine Frau, die ihm dauernd überall reinredete, alles irgendwie anders machen wollte als er. Sein Glück, dass er ihre Meinung nicht zwingend zählen lassen musste, sein Glück, dass keiner merkte, wenn er ihr nicht zuhörte. Aber immerhin einen Vorteil hatte sie daraus gezogen: Warren hatte den Plan, die Stadt anzugreifen, als seine eigene Idee kundgetan, obwohl es eigentlich auf ihrem Mist gewachsen war. Somit würde jetzt kein Einziger auf den Gedanken kommen, sie für irgendwas verantwortlich zu machen. Das heilte zwar nicht die Gefühle, die sie hegte, befreite sie nicht von der Schuld, die sie sich gab, aber immerhin bekam sie nicht noch irgendwelche Kritik von aussen zu hören. Und Warren würde es auch nicht schaffen, den Fehler mit der unvorsichtigen Verteidigung auf sie zu schieben, da war sie sich ziemlich sicher. Darum war er ja jetzt auch so wütend auf sie. Weil es auch sein Versagen gewesen war und er sich vor den höheren Kreisen verantwortlich zeigen musste. Nicht sie. Jedenfalls nicht im selben Ausmass. Und sie würde sich ganz sicher davor hüten, irgendwelche Schuld auf sich zu nehmen, die ihr nicht sowieso zugewiesen wurde. "Das ist gut... wirklich. Und nein, bei Warren hab ich spätestens jetzt wenig bis gar nichts mehr zu verlieren... er hat mich nie gemocht... Jedenfalls nicht, seit er gemerkt hat, dass ich meine Prioritäten gerne anders setze und den Krieg nicht gleich angehen möchte wie er", antwortete sie nach einer Weile nachdenklich, rieb sich erneut übers Gesicht und über die Augen, als würde das die Rötung auf irgendeine Art und Weise besser machen. Auch Aryana hob langsam den Kopf, wodurch sich ihre Blicke unweigerlich kreuzten und sie Mitch für ein paar Sekunden in die Augen schaute, bevor ihr Blick wieder abschweifte und irgendwo im Raum hängen blieb. "Warum hasst du ihn so sehr?", fragte sie dann leise. Es konnte ganz einfach daran liegen, dass Warren ein Arschloch war und in vielen Dingen viel zu egoistisch und kurzsichtig handelte. Aber Aryana kam nicht umhin, sich zu fragen, ob da vielleicht noch mehr dahinter steckte. Ob auch Mitch dem Lieutenant die Schuld an einem Ereignis in der Vergangenheit gab, welches er schlicht nicht verzeihen konnte. Oder wollte. Weil es Warren auch gar nicht leid tat.
This is your life, it's do or die, the sun may never rise again, so be the light the vision. This is your life, it's slipping by, you try to run but fall again, you get back up that's living.
Ich nickte nur noch einmal, bevor ich den Kuss sanft erwiderte und ergriff dann kurz darauf Fayes Hand, obwohl sie mein volles Gewicht wohl kaum nach oben ziehen konnte. Dazu war hier vermutlich keine Frau im Stande, was aber nicht weiter verwunderlich war. Deshalb nahm ich etwas mehr Schwung zum Aufstehen und ließ nur das kleine Bisschen, was an Auftrieb noch fehlte, von Faye ausgleichen. Obwohl meine Klamotten sowieso dreckig waren klopfte ich mir kurz die Hose an der Rückseite ab, bevor wir uns langsam in Bewegung setzten. Ich musste nicht unbedingt noch dreckiger und verstaubter durch die Gegend laufen, als ich es zwangsweise ohnehin schon tat. Es würde zwar weder Jemandem hier auffallen, noch würde es Irgendwen außer mich interessieren, aber... keine Ahnung, ich war außerhalb der Army meistens sehr auf mein Aussehen bedacht gewesen und hatte das wohl trotz der schlimmen Jahre nie ganz abgelegt. Die Welt war leider oberflächlich und zeigte einem das gerne auch täglich, ich passte mich wohl nur an. So ging es für uns ein Stück weit an der Innenseite der Mauer entlang, was mir kurzzeitig nochmal Gedanken an die letzte Nacht bescherte, weil der Schatten der Mauern auch da mein bester Freund gewesen war. Aber ich ließ nicht zu, dass ich wieder in die ewig fortwährende, negative Spirale rein rutschte, kappte den Gedanken und konzentrierte mich stattdessen auf Faye, während ich neben ihr herging. Während sie dabei war auszumachen, ob da oben womöglich jemand saß, hatte ich weitgehend nur sie im Blick. So trafen sich unsere Augen auch noch einmal als wir an dem Turm angekommen waren - ohne, dass wir mit Sicherheit sagen konnten, ob da nun Jemand war oder nicht, zu sehen war schließlich Niemand gewesen, sonst hätte die Brünette sicher einen Ton von sich gegeben -, kurz bevor ich mich dann mit einem Lächeln von ihr abwendete und dennoch möglichst tonlos die Leiter erklomm. Nicht hastig, aber eben auch nicht im Schneckentempo, schließlich wäre beides rein optisch auffälliger als ein normales Mittelmaß. Dennoch etwas zögerlich streckte ich den Kopf dann über die Kante am Ende der Leiter, nur um mit einem erleichterten Seufzen festzustellen, dass wir tatsächlich gleich Glück gehabt hatten. Sehr zu meiner Freude war der Posten gerade nicht besetzt und so erklomm ich noch die letzten der Streben, bevor ich mich für Faye sichtbar über die Brüstung lehnte. Ich gab ihr mit einer ziemlich eindeutigen Handbewegung und einem Lächeln unmissverständlich zu sehen, dass sie mir nach oben folgen konnte. Es war mir so auch echt lieber, als noch einen weiteren Turm abklappern zu müssen. Ich war gerade nicht unbedingt seelisch gewappnet für neue Bekanntschaften mit fremden Soldaten. Umso froher war ich eben darüber, dass ich mich damit jetzt nicht auseinandersetzen musste, sondern schon sehr bald Faye die Treppe nach oben kommen hörte. Der Ausblick war hier schöner als in unserem alten Camp. Nicht nur weil die Sonne der sonst sehr kargen Landschaft gerade so einen wohlig warmen Farbton verlieh, sondern auch, weil das Camp auf einer leicht erhöhten Position lag und man deshalb viel weiter schauen konnte, der Horizont in viel weiterer Ferne lag. Zwar stand in einer der vier Ecken ein halbwegs bequem aussehender Stuhl, aber ich bevorzugte es noch einen Moment lang so stehen zu bleiben, um die Aussicht auskosten zu können.
Konnte ich mir gut vorstellen. Es war nach außen hin des öfteren sichtbar, dass Cooper und Warren nicht unbedingt immer am gleichen Strang zogen, auch wenn Aryana häufig nichts Anderes übrig blieb, als einfach mitzuziehen. Darauf hatte sie sich eingelassen, als sie das Amt angetreten hatte und auch, wenn sie in diesem weitaus mehr ausrichten und sagen konnte, als ein ihr untergeordneter Soldat, so hatte auch die junge Frau ziemlich viele Grenzen, an die sie sich auch halten musste, wenn sie nicht wieder abgesetzt werden wollte. Dass sie in der letzten Nacht auch Anweisungen gegeben hatte, obwohl das ganz klar Warrens Aufgabe war und sie in diesem Moment auch gar keine Erlaubnis dazu gehabt hatte, war keine Lappalie. Das warf sie nicht sofort aus ihrem Amt, aber machte sie noch sehr viel unbeliebter bei dem Kerl, der gefühlt sowieso schon Niemanden außer sich selbst leiden konnte. Vielleicht noch die Menschen, die ihm zu seinem Amt verholfen hatten und ihn auch jetzt noch unterstützten, aber das war es dann vermutlich auch schon. Allen Anderen gegenüber war er ein abartiges Ekelpaket. Ich fragte mich immernoch, wie man mit derartigem Verhalten ernsthaft erwarten konnte, von seinem Gegenüber anständigen Respekt zu bekommen, wenn man doch selbst nur selten welchen zeigte. "Gibt's denn überhaupt Jemanden, der er mag?" stellte ich eine rein rhetorische Frage, aus der die Ironie deutlich hervorging. Ich erwartete diesbezüglich auch gar keine Antwort, weil sie sowieso überflüssig wäre. Aber ich fand es gut, dass wir einen Weg gefunden zu haben schienen, der womöglich eine Wendung in dieses aussichtslose Desaster bringen könnte. Ich hoffte wirklich, dass Aryana das irgendwie durchbringen konnte. Nicht, weil ich bedingungslos hinter ihr stand - wir wussten wohl beide, dass ich davon weit entfernt war -, sondern weil sie ganz einfach die einzige allgegenwärtige Führungsposition in diesem Camp war, der zum einen etwas an ihren Soldaten lag und die zum Anderen auch noch halbwegs klug zu sein schien. Sicher hatte sie auch schon Fehler in der Vergangenheit gemacht, die vermeidbar gewesen wären, aber sie hatte was das anging unendlich viel aufzuholen, um jemals auf ein Level mit Warren zu kommen. Das war für Jemanden mit Verstand vermutlich allgemein ziemlich unmöglich. Dann stellte sie allerdings eine Frage, über deren Antwort ich wieder erst einen Moment lang nachdachte, als sie den Blick schon wieder abgewendet hatte. Es gab unzählige Gründe dafür, warum ich diesen arroganten Mistkerl nicht ausstehen konnte und es würde vermutlich Stunden dauern, jeden Punkt davon zu erläutern. Aber ja, es gab da eine Sache, die das Ganze in eine unumstößliche Richtung gekippt hatte. Ein Erlebnis, das ich ihm zu verdanken hatte und nicht mehr vergessen würde. Mir fiel gerade kein plausibler Grund dafür ein, warum die Brünette das nicht wissen sollte. Es verriet über mich selbst nicht viel, erklärte ihr lediglich die Hauptursache des Ganzen, weshalb ich schließlich auch zum Reden ansetzte. "Naja... ich hab mit Andrew damals hier angefangen. Andrew Williams. Er war vorher schon mit in Mali, wir haben uns seit Jahren gekannt. Andy hatte verdammt gute Reflexe und war gleichzeitig auch ein guter Schütze, also hat Warren ihn bei Außeneinsätzen gern direkt in seiner Nähe gehabt." Damals als er sich noch dazu herabgelassen hat, ja. War eine gefühlte Ewigkeit her. "Vermutlich war's nur eine Frage der Zeit, bis es ihn erwischt, wenn er dem Arschloch immer direkte Deckung geben muss... wir waren nur ein bisschen mehr als drei Monate hier, als er Warren hinter den gepanzerten Wagen gestoßen hat, nur um die Kugeln selber einzufangen.", redete ich weiter etwas undeutlich vor mich hin, der Blick war inzwischen wieder auf die leere Tischplatte abgerutscht und vor meinem inneren Auge spielte sich die Situation unweigerlich wieder ab. Es jagte mir keine Schauer mehr über den Rücken, ich hatte es verarbeitet. An meiner emotional sonst so festen Mauer kratzte es trotzdem jedes Mal aufs Neue, wenn ich ihn vor meinem inneren Auge verbluten sah, nachdem er eine Blutlache hinter sich herziehend in die Deckung geholt worden war. Als seine letzten Worte gedanklich wieder bei mir einsetzten, neigte ich den Kopf etwas nach rechts und schloss die Augen, nur um sie mit wieder klarem Blick erneut zu öffnen und wieder in Aryanas Richtung zu sehen. "Die Gitarre, auf der ich gespielt hab'... das war seine. Ich würde mein Leben darauf verwetten, dass die jetzt auch hin ist, nur weil Warren weiterhin völlig zu unrecht sein Amt behält.", während dieser Worte verfestigte sich meine Stimme wieder, wobei unweigerlich wieder etwas von der Wut hochkochte. Sonst hatte ich Nichts von ihm. Das war Alles, was mir von unserer engen Freundschaft geblieben war. Das Musikinstrument war sehr sicher mit dem Rest der Zelte verbrannt, nur noch Staub und Asche.
Sie brauchte nicht lange am Fuss des Turmes zu warten und zu hoffen. Kaum hatte Victor die Leiter erklommen, streckte er auch schon den Kopf über die Brüstung und winkte sie hoch, was Faye unmittelbar mit einem mehr als zufriedenen Lächeln quittierte. Sie blickte sich ein weiteres Mal kurz um, war noch immer nicht besonders scharf drauf, entdeckt zu werden. Aber niemand war zu sehen und jeder in diesem Camp ging entweder seinen täglichen Aufgaben nach oder erholte sich von den Strapazen und der grauenvollen Erinnerung der letzten Nacht. Damit hatte auch sie zu kämpfen. Aber Faye hatte einen äusserst effektiven Weg gefunden, diese Erfahrung für ein kleines Bisschen länger zu verdrängen, sich noch ein paar Minuten in der Illusion eines nicht so schrecklichen Lebens zu verlieren. Die Brünette stieg die letzten Stufe der Leiter hoch, ehe sie sich auf die kleine Plattform zog, auf welcher auch Victor Platz gefunden hatte. Sie erhob sich, strich sich die losen Haarsträhnen zurück hinter die Ohren, während ihr Blick bedächtig über die Landschaft kroch. Faye trat neben Victor an die Brüstung, blickte nach draussen. Wo die Sonne den Anschein erhob, langsam und sorgsam eine nicht halb so grausame Welt wecken zu wollen, wie sie wirklich unter ihrem Licht lag. Die junge Frau lehnte sich leicht gegen seine Schulter. Betrachtete die Gegend vor ihnen, die für einen Moment nicht so hässlich wirken wollte. Hier, mit Victor, irgendwo in einem Land, von dem sie bis vor drei Jahren nie gedacht hätte, dass sie es überhaupt je besuchen würde. Geschweige denn, es zu ihrem Arbeitsplatz machen würde. Aber so war das Leben - voller Überraschungen. Mal schreckliche, mal wundervolle. Und sie brauchte nicht zweimal darüber nachzudenken, in welche Kategorie sie diesen Moment hier mit ihm einordnen wollte. Ihre Hand suchte verstohlen nach seiner, ihre Finger verknoteten sich mit seinen. "Wenn es nur immer so friedlich sein würde... Wenn wir es uns nur alle ein wenig wünschen würden... Wenn wir nur alle ein Bisschen was dazu beitragen könnten, dass es immer so bleibt...", sinnierte sie vor sich hin, hob nun den Blick, um ihn mit einem versonnenen, sehnsüchtigen Lächeln anzuschauen. Sie würde wohl niemals mit dem Träumen aufhören, auch nicht, wenn um sie herum die ganze Welt langsam in Asche versank. Ihr Blick blieb an seinen wundervoll weichen Lippen kleben, wanderten zurück zu seinen Augen, ehe sie ein paar ganz leise Worte nachschob: "Wenn nur alle ein Bisschen so fühlen würden, wie wir...", Liebe. Sie würde so viele heilen...
Gabs jemanden, den Warren mochte? Das war eine durchaus plausible Frage und Aryana konnte nicht mehr, als zur Antwort mit den Schultern zu zucken. Sie hatte keine Ahnung. Auf die Schnelle fiel ihr keiner ein, aber da waren sicher Leute, die in seiner Gunst lebten. Er mochte Soldaten, die gut schossen, er mochte Leute, die seine Pläne vorwärts trieben. Nur war es momentan bekanntlich eher schwierig, diese Pläne überhaupt irgendwie zu verfolgen - aber das war ein anderes Thema. Und grundsätzlich ging es ihr auch dezent am Arsch vorbei, wer denn nun Warrens Lieblinge waren. Sie nicht. Und damit kam sie klar. Gleich darauf begann Mitch auch mit einer Geschichte, die ihre Gedanken sehr gut von Leuten, die Warren mochte, zu Leuten, die Warren hassten zu lenken vermochte. Es war eine traurige Geschichte. Eine, die ihr sofort wieder den Knoten in den Bauch zauberte, die sie wütend machte. Sie wieder so machtlos fühlen liess. Aryana betrachtete mit einer tiefen Falte auf der Stirn ihre Füsse, während er erzählte, schüttelte leicht den Kopf, weil so vieles falsch an seinen Worten war. Es erinnerte sie an eine andere Geschichte, an die sie nicht denken wollte. Und es schürte ihre Wut auf den Mann, der sie schützen sollte, der sie führen sollte, der für ihre Sicherheit zuständig war, nur um in Nächten wie der letzten den Schwanz einzuziehen, sich zu verstecken und nicht einmal mehr Befehle zu erteilen, die womöglich ein paar wenige hätten retten können. So falsch. "Das tut mir leid...", murmelte sie die Worte, die automatisch über ihre Lippen krochen, obwohl sie rein gar keine Heilung versprachen. Sie machten nichts wieder gut und sie brachten niemanden zurück. Nichtmal eine Gitarre, die von den Flammen verzerrt worden war. "Ich wünschte, es wäre eine einmalige Geschichte... Dass sowas sonst nie passiert. Dass er sonst die Grösse besitzt, sich nicht hinter anderen zu verstecken...", aber so war es nicht, denn Warren hatte ganz offensichtlich Angst vor dem Sterben. Ein weiterer Unterschied zwischen ihnen... Aryana wollte auch nicht Sterben, sonst hätte sie es längst getan, aber sie hatte wenigstens keine Angst davor. Sie knetete ihre Finger, während ihr Blick wieder seine Augen suchte, kurz zögerlich dort verharrte und sich wieder senkte. Es wäre nur fair, wenn sie auch erzählen würde. Auch wenn sie das sonst nie tat. Aber er konnte sich nichts von ihrer Geschichte kaufen, sie könnte lediglich vielleicht etwas erklären. "Weisst du...", sie atmete mühsam durch, rutschte auf ihren Stuhl zurecht und schob sich ein paar lose Haarsträhnen zurück in die eher nicht mehr vorhandene Frisur. "Mein... mein Bruder... Ich werde es niemals schaffen, die Schuld an seinem Tod nicht auf Warren zu schieben. Er ist so sinnlos gestorben... Warren hat... er hat ihn rausgeschickt, ihn und Elf andere... Weil er nicht akzeptieren konnte, Land verloren zu haben - strategisch so wertloses Land! Es war eine so aussichtslose Mission, eine reine Kurzschlussreaktion, die Position des Gegners dort anzugreifen... Aber er wollte es unbedingt tun, weil er den Bericht, zurückgedrängt worden zu sein, nicht schicken wollte... Sie wurden angegriffen... Neun von ihnen sind gestorben... Neun. Und sie haben nichts erreicht. Es war vollkommen umsonst, vollkommen sinnlos, verstehst du? Sie könnten alle noch da sein, wenn Warren nicht so engstirnig und dumm gewesen wäre!", unbewusst hatten sich wieder Tränen in ihre Augenwinkel geschlichen. Aber das waren wütende Tränen, die zwar sehr viel Schmerz in sich trugen, aber keine Schluchzer nachziehen würden. Nicht heute jedenfalls. Denn sie dachte nicht an Julian sondern an Warren. Aryana strich sich leicht über die Augen, blickte ihn langsam wieder an, versuchte zu erkennen, ob er irgendwas davon verstand. "Das ist die Geschichte, die ich keinem erzählen kann, weil ich sie selber nicht ertrage, weisst du? Wie soll ich Faye erklären, dass ihr geliebter Bruder für absolut gar nichts gestorben ist, noch hier sein könnte - müsste! - wenn nur Warren nicht das Zepter schwingen würde?? Ich kann das nicht...", ihre Stimme wurde von einem wütenden Rauschen wieder zu einem leisen Nuscheln, während sie Dinge sagte, die sie sonst für sich behielt. Weil sie sonst nie negativ über Warren redete. Das durfte sie nicht, weil sie gegenüber ihm und ganz Amerika zu absoluter Loyalität verpflichtet war, sich normalerweise auch mühsam daran hielt. Aber nichts an dieser Nacht glich normalerweise - also auch nicht ihre Worte.
This is your life, it's do or die, the sun may never rise again, so be the light the vision. This is your life, it's slipping by, you try to run but fall again, you get back up that's living.
Als ich Fayes Hand an meiner spürte öffnete ich die Finger ein wenig, damit sie ihre leichter zwischen die meinen schieben konnte, bevor meine Hand dann letztlich die ihre umfasste. Das an sich war schon sehr aus dem Umfeld, dem ganzen Kontext gerissen. Wie konnten wir eigentlich so - für den Moment fast - sorglos hier herumstehen und Händchen halten? Uns mehr oder minder nur auf uns selbst konzentrieren, während so viele Andere hatten sterben müssen und noch mehr weiter unter ihren teils schweren Verletzungen litten? Wo ich sonst doch ein so unheimlich nachdenklicher Mensch war, der Alles fünf Mal und noch öfter überdachte und im Geiste durchging, stand ich hier mit fast vollkommen leerem Kopf und lauschte einfach nur den Worten der jungen Frau neben mir, während die Sonne langsam ihren Weg nach oben zum Himmel fand. Als gäbe es Nichts, worüber ich mir Sorgen machen müsste, außer vielleicht einen Soldaten, der die Treppe hinter uns hoch kommen und unsere Zweisamkeit stören könnte. Aber sonst schien die Welt in Ordnung, obwohl nur ein paar Kilometer weiter unser vorheriges Zuhause in Schutt und Asche lag. Verrückt. Und Fayes "Wenns" waren so blauäugig, dass es mich sie gleich noch viel mehr mögen ließ. Es mochten naive Worte sein in einer Welt, die nur noch von Macht und Geld angetrieben werden zu schien, aber das machte sie noch so viel liebenswerter als sowieso schon. Die Welt bräuchte mehr Menschen wie sie, wenn wir langfristig Etwas an der Gemeinschaft hätten ändern wollen. Menschen, die zumindest noch ein bisschen daran glaubten, dass Alles besser werden und auch bleiben könnte. Ihre Worte trieben mir unweigerlich wieder ein breites Lächeln auf die Lippen, schon bevor ich meinen Kopf zu ihr drehte und ihren Blick erwiderte. Ich wandte mich der zierlichen jungen Frau wieder mehr zu, hob meine freie Hand an und strich ihr die letzte kleine verirrte Strähne zurück hinters Ohr, den Blick konstant in ihre Augen gerichtet. "Bitte bleib' so wie du bist, Faye..." murmelte ich ihr nur noch weiter lächelnd zu, sah sie noch einen kurzen Moment lang an, bevor ich meine Lippen erneut auf die ihren legte, die ich schon fast schmerzlich vermisst hatte. Es war nicht gut, dass allein die simplen Küsse mich immer süchtiger nach ihrer Nähe und Zuneigung werden ließen, aber ich hätte jetzt auch schon gar nicht mehr die Kraft und den Willen dazu, mich von ihr fernzuhalten. Umso schmerzhafter würde es sein, wenn mir diese Wahl morgen womöglich abgenommen wurde, aber ich dachte jetzt ganz bewusst nicht weiter dran. Es würde mir nur die letzten Stunden mit der Brünetten vermiesen und das war das letzte, was ich jetzt wollte.
Ich nahm Aryanas 'Beileid' nur mit einem leichten Nicken entgegen, erwiderte darauf nie etwas. Oft schon hatte ich diese Worte gehört, die in so einer Situation scheinbar gesellschaftlich angebracht waren, aber ich konnte Nichts mit ihnen anfangen. Sie halfen mir nicht, konnten mir Andrew nicht zurückbringen. Natürlich war es irgendwo auch gut zu wissen, dass es Aryana zumindest ein Stück weit kratzte und sie diese Story nicht nur mit einem Schulterzucken hinnahm. Aber an sich änderten diese Worte eben trotzdem Nichts. Und ja, nicht nur die junge Frau, die unweit von mir auf dem Stuhl saß, wünschte sich so manches Ungeschehen. Wünschte sich, dass Warren nicht so ein unnützes Arschloch wäre - ein so unendlich feiges noch dazu. Ich hatte inzwischen aufgehört zu zählen, wie viele seiner dämlichen Missionen gescheitert oder auf Null herauskommen waren - ebenso, wie viele dabei traurigerweise ihr Leben hatten lassen müssen. Es waren ja auch nicht 'nur' diese Soldaten, die er damit traf, es war leider auch deren gesamtes Umfeld. Ich selbst als Geschädigter wusste nur zu gut, wie sich all die hinterbliebenen Freunde fühlten. Natürlich auch deren Familien, die vermutlich für viele an erster Stelle gestanden hatte, wenn es um die Mitmenschen ging. Von letzterer konnte ich nicht reden, weil ich damit nie etwas zu schaffen gehabt hatte. Meine damaligen Freunde waren meine Familie gewesen. Eine ziemlich falsche, durchtriebene, wie ich - glücklicherweise ohne großen Schaden davongetragen zu haben - herausfinden hatte müssen, weshalb ich ihnen keinesfalls nachtrauerte. Aber es war damals ein beruhigender Gedanke gewesen zu wissen, dass man aufgefangen wurde, wenn man fiel - wurde ich nicht, beziehungsweise nur dann, wenn der Wind und die Zeit dafür günstig waren. Aber der Gedanke hatte mich zu diesem Zeitpunkt gestärkt, wenn er mich auch am Wendepunkt nur umso tiefer wieder hatte fallen lassen. Nein, ohne Familie war besser. Was dann kam schmiss mich fast vom Stuhl. Natürlich nicht wortwörtlich, aber ich hatte absolut nicht damit gerechnet, dass die Brünette mir nach all dem, was ich ihr vor einigen Minuten noch an den Kopf geworfen hatte, auch nur ansatzweise die Sache mit ihrem Bruder schildern würde. Es schien ihr wundester Punkt zu sein - von Faye abgesehen, durch deren Anwesenheit sie unweigerlich angreifbarer wurde. Warum also? Es war vermutlich der ganzen beschissenen Gesamtsituation und ihrer deshalb aktuell heiklen Gefühlslage zu verdanken, dass sie diese Informationen mit mir teilte, weshalb ich mir darauf keinesfalls Irgendwas einbilden würde. Ich war dennoch ganz froh darüber, dass sie meinen erstaunten und gleichzeitig vermutlich auch sehr verwirrten Blick nicht sah, weil ihre Augen nicht auf mich gerichtet waren. Einfach weil sie sonst womöglich nicht weitergeredet oder sich gefragt hätte, ob das wirklich eine gute Idee war. Wäre ärgerlich um diese Information, war ich doch eine sehr neugierige Person. Noch dazu konnte ich jetzt immerhin ein kleines bisschen verstehen, warum Aryana ihrer jüngeren Schwester Nichts von dieser Sache erzählte. Es wäre alles Andere als schön für sie zu wissen, dass ihr Bruder sein Leben nicht für eine entscheidende Sache hatte geben müssen, sondern viel mehr vollkommen umsonst gestorben war. Das war hart. Es schürte Trauer und auch Wut. Würde ihr womöglich auch sehr deutlich vor Augen führen, wie sinnlos dieser Krieg bis zum jetzigen Zeitpunkt war, was auch nicht gut wäre. Denn auch, wenn Faye bisher alle Situationen ganz gut gemeistert hatte, so angesichts ihrer Unerfahrenheit, war ihr doch öfter anzusehen gewesen, wie unwohl sie sich hier ohnehin schon fühlte. Das würde es auch nicht besser machen. Bis jetzt hatte ich ihr einfach schweigend zugehört, aber was sagte ich nun dazu? Ich hielt meine kritische Ader bestmöglich im Zaum, als ich zum Reden ansetzte, obwohl es mir wie immer recht schwer fiel. "Ich versteh' das, Aryana... und was das angeht bewundere ich ehrlich gesagt deine Disziplin. Wäre ich an deiner Stelle... ich könnte Warren nicht mehr Folge leisten. Es fällt mir ganz offensichtlich schon unter meinen Umständen schwer.. ich will mir nicht vorstellen, wie es wäre, wenn auch noch mein leiblicher Bruder davon betroffen wäre.", redete ich recht ruhig vor mich hin, wobei ich den Blick erst gut nach der Hälfte wieder auf den ihren richtete. Eigentlich brauchte ich mir auch gar nicht vorzustellen, wie es wäre. Ich wusste es auch so. Warren würde dann sehr sicher nicht mehr da sitzen, wo er es bedauerlicherweise immernoch tat. Ich wäre womöglich im Knast, bereuen würde ich es jedoch ganz sicher nicht. Ich war aber doch fast schon stolz auf mich, dass ich gar keine kritische Bemerkung angesichts des Verschweigens gegenüber ihrer Schwester gemacht hatte, obwohl mir Worte diesbezüglich schon auf der Zunge gelegen hatten. Das war eindeutig nicht der richtige Moment dafür sie wieder einmal merken zu lassen, dass ich was Einfühlsamkeit anging meistens einem sehr toten Stein glich.