Die sanften Berührungen von Fayes zierlichen Fingern waren wie Balsam für die Seele. Dem Teil meines Körpers, der die letzten Wochen so viel hatte allein aussitzen und verkraften müssen. Sowohl in Hinsicht auf das Trauma, welches ich unweigerlich weiter mit mir herumschleppte, als auch auf die Nicht-Anwesenheit von der jungen Frau selbst bezogen. Normalerweise schlich sich auch immer ein ungutes Gefühl oder gar der Phantomschmerz an, wenn Jemand in Kontakt mit den Narben an meinem Rücken trat, aber jetzt war das tatsächlich nicht der Fall. Der unliebsame Gedanke kam gar nicht erst dazu, aus seiner Deckung zu springen, weil ich viel zu sehr damit beschäftigt war mich auf Faye zu konzentrieren. Gänzlich fixiert auf die sachten Berührungen, das Erwidern des Zungenkusses, das leichte Streicheln an ihrem Rücken. Aber das allein reichte nicht. Es war nicht so, als würde ich die Küsse und die Zärtlichkeit nicht genießen, aber mein Körper lechzte sehr offensichtlich nach deutlich mehr. Deshalb machte ich maximal einen halben Schritt zurück, brachte ohne die Küsse zu unterbrechen wirklich nur so viel Platz wie nötig zwischen uns, damit das weiße Handtuch gänzlich das letzte bisschen an Halt verlor und teilweise über meinen Arm hinweg gleitend seinen Weg auf den kalten, feuchten Boden fand. Dann hielt ich mit den Lippen aber doch einen Moment lang inne, um stattdessen mit funkelnden Augen einen Blick nach unten zu werfen. Auf Körperpartien der jungen Frau, die eigentlich so furchtbar verboten für mich waren. Am Ende des Tages war aber vermutlich auch genau das einer der Punkte, der es noch so viel reizvoller machte. Menschen wollten grundsätzlich immer das, was sie nicht haben durften oder konnten. Ich durfte auch nicht - können tat ich aber schon, immerhin bekam ich keine Widerrede zu hören. Ich ließ mir mit den Blicken aber nicht viel Zeit, ließ noch viel lieber - obwohl Faye auch wirklich schön anzusehen war - wieder Taten folgen und versiegelte meine Lippen erneut mit ihren. Dann machte ich ein paar sehr zielstrebige Schritte nach vorne, drängte die junge Frau so vor mir her bis sie mit dem Rücken an der Wand anstieß. Dort vereinten sich unsere Oberkörper auch wieder. Ich spürte ihre nackte Haut auf meiner, ihre weiblichen Kurven an meinen Muskeln, was mich doch zunehmend noch einen Gang weiter hoch fahren ließ. Verlangen und Ungeduld weiter ankurbelte. Allerdings kam mir im fast selben Moment noch ein Gedanken, dem ich bis hier hin noch so gar keine Beachtung geschenkt hatte - ohne Verhütung war ungünstig. Ich war nicht gerade mit Kondomen unterm Arm und blinder Hoffnung hier rein gestiefelt. Ich hatte hier nicht mal welche, wozu auch? Das Alles hier war mehr als nur ungeplant gewesen. Eher das genaue Gegenteil von dem, was ich mir vor meinem erneuten Army-Einzug vorgenommen hatte. Es war nicht so, als könnte man nicht an Kondome rankommen, im Grunde war das schon möglich, aber für den Moment waren schlicht keine vorhanden und das letzte, was ich gerade gebrauchen könnte, war ein Kind. Faye hatte sicher auch andere Pläne, als jetzt schwanger zu werden und wieder nach Hause zu fliegen. Normalerweise klärte man sowas auch eher bevor man sich dazu entschloss miteinander zu schlafen, aber von Planung konnte man bei der ganzen Situation hier eben auch einfach nicht reden. Es war eine unliebsame Frage, die gerne auch mal kurzzeitig die Stimmung ruinieren konnte, aber ich kam nicht drum rum, wenn ich im Nachhinein keine böse Überraschung wollte. So wanderte ich mit meinen Lippen von den ihren weg und stattdessen zu der überaus empfindlichen, dünnen Haut an ihrem Hals, fing an dort hauchzarte Küsse zu verteilen, ließ sie auch bewusst ab und an meinen heißen Atem auf der Haut spüren. "Ver...hütest... du?" versuchte ich die Frage möglichst beiläufig, charmant zwischen den Küssen verpackt einzuschieben, wobei meine Worte selbst nur ein leises Hauchen waren. Noch gleichzeitig wanderte die Hand, die bis gerade eben an ihrer Wange gelegen hatte, langsam weiter nach unten über ihr Schlüsselbein hinweg. Bahnte sich unter leichter Berührung von Fayes Haut den Weg zu ihrer Brust, die ich leicht zu massieren begann. Wenn sie jetzt wirklich mit einem Nein antwortete, würde ich innerlich schreien und hätte dann ein Problem in meinen Boxershorts, das sich eindeutig nicht von selbst beseitigen würde.
Als wäre deren Belagerung an sich nicht schon ätzend genug, warfen sie nach ein paar Minuten auch noch die erste Granate. Von hier oben ließ sich leider nicht ausmachen, ob sie ihr Ziel getroffen oder verfehlt hatte, aber ich hatte ohnehin auch gar keine Zeit, überhaupt darüber nachzudenken. Natürlich hoffte ich, dass es nicht so war, hatte hier oben aber meine eigenen Probleme. Ich wechselte inzwischen schon zum zweiten Mal das Magazin des Maschinengewehrs und ewig lange halten würde auch das vermutlich nicht. Eines hatte ich dann noch und danach würde ich zwangsweise auf die weniger effektive Pistole umsteigen müssen. Wenigstens leerten sich dank mir und meinen Mitstreitern Stück für Stück die Dächer und wir konnten uns auch auf der obersten Ebene weiter vor arbeiten, überwand ich doch zweimal einen zwei bis drei Meter großen Spalt, als ich von einem Dach zum nächsten sprang. Was das anging hatten die Flachdächer in dieser Region wirklich ihre Vorteile. Unten brach unterdessen aber die nächste Hölle aus - noch mehr Granaten, die mich hier oben Gott sei Dank nur wenig beeinflussten. Natürlich freuten sich meine Ohren so gar nicht darüber und die Erschütterungen waren zeitweise auch unter meinen Füßen spürbar, aber ich lief hier zumindest nicht Gefahr, von einer getroffen zu werden. Dachte ich jedenfalls. Offenbar waren die jetzt der Meinung, auch noch einen Granatwerfer auspacken zu müssen, der die Dinger deutlich weiter, höher und gezielter abfeuerte, als eine menschliche Hand. Deswegen konnte der Kerl, der sich gerade eben auf ein Dach fünf Häuser weiter vorgekämpft hatte, auch ohne Probleme mit den Dingern bis zu mir feuern. In der Dunkelheit ließ sich von mir aber nur sehr spät lokalisieren, wo genau die Granate landen würde, weshalb ich erst relativ spät den Sprint hinter einen steinernen Kamin antrat und mich noch gerade so rechtzeitig vor der Explosion in Schutz bringen konnte. Mich trafen nur am rechten Bein zwei kleinere Splitter, die ich am ersten Moment aber gar nicht wahrnahm, weil ich spürte wie das Dach unter meinen Füßen langsam nachgab. Ich versuchte noch auf den stabil gebliebenen Teil des Daches zu kommen, scheiterte aber kläglich und stürzte mit den Brocken runter in den ersten Stock. Der Aufprall drückte mir die Luft aus den Lungen und ich rollte mich atemlos, taub und mit schmerzverzerrtem Gesicht auf den Rücken, hielt dann Ausschau nach meiner Waffe, die gut zwei Meter weiter auf den Trümmern lag. Erst jetzt, wo ich mich gegen den Schmerz in meinem gesamten Oberkörper ankämpfend aufrichtete und mich wieder auf die Beine stellte, bemerkte ich den brennenden Schmerz in meiner rechten Wade. Ich warf einen Blick auf die Splitter und zog sie leise fluchend aus meinem Bein. Die Einschnitte bluteten zwar ziemlich, waren aber nicht tief und auch nicht groß, weshalb ich sie geflissentlich zu ignorieren beschloss, soweit es der Schmerz zuließ. Die ersten zwei, drei Schritte zu meiner Waffe humpelte ich noch leicht, bevor ich mich an den Schmerz gewöhnte und weiter zum Fenster ging. Endlich traf die herbeigesehnte Verstärkung ein. Vermutlich gerade noch rechtzeitig, denn obwohl wir - zumindest soweit meine Augen mir das erzählen konnten - wirklich viele von den gegnerischen Soldaten dem Erdboden gleich machten, schienen trotzdem immer wieder neue aus Erdlöchern zu kriechen. Ich feuerte vom Fenster aus weiter und hielt mich bedeckt, bis die Situation langsam wieder zu unseren Gunsten zu kippen schien. Erst dann begab ich mich nach unten ins Erdgeschoss und vorsichtig zurück auf die Straße, hielt mich bedeckt, während wir weiter vor rückten. Jetzt deutlich stetiger und schneller als zuvor, waren wir wohl auch gut doppelt so viele Männer - und Frauen, man wollte ja hier nicht die Minderheit diskriminieren - wie zuvor. Die Granaten in unsere Richtung versiegten und auch die Schüsse wurden immer weniger.
War es überhaupt je zur Debatte gestanden, ob ihr Tuch seinen Platz um ihren Körper behalten sollte? Wahrscheinlich nicht. Sie hatte also im Grunde genommen vollkommen umsonst einen kleinen Gedanken daran verschwendet und konnte diesen nun getrost wieder vergessen - jetzt, wo das Handtuch zu ihren Füssen lag und sie vollkommen nackt vor Victor stand. Fast automatisch biss sie leicht auf ihrer Unterlippe herum, als sein Blick nach unten glitt, war froh, als sie seine Lippen wieder auf ihren spürte. Faye ging rückwärts, als er sie zur Wand drängte, vergrub ihre Hände dann beide in seinen Haaren, um ihn noch näher zu ziehen, die Küsse noch intensiver werden zu lassen, während ihr Oberkörper sich an seine nackte Brust schmiegte. Sie würde ihm die Geschichten nicht erzählen. Vielleicht irgendwann. Aber nicht jetzt, denn das Hässliche, was sie getan hatte, hatte keinen Platz hier. Sie wollte nicht zulassen, die Fehler ihrer Vergangenheit diesen Moment bestimmen zu lassen. Die ständigen Gedanken waren Strafe genug, sie war nicht bereit, einen noch höheren Preis zu zahlen. Darum schwieg sie, was nicht sonderlich schwer war, während ihr Mund mit seinem vereint war, er sie in atemlose Küsse voller Leidenschaft verstrickte. Als Victor schliesslich zu ihrem Hals überging, legte sie etwas den Kopf zur Seite, lehnte ihn an die kalte Wand in ihrem Rücken, die Augen noch immer geschlossen und den Mund leicht geöffnet. Ihre linke Hand strich pausenlos über seinen Nacken und seinen Hinterkopf, während die Rechte nun wieder seinen Rücken hinab bis zu seiner Hüfte strich, sich dort immer wieder am Bund seiner Boxershorts verfing. Seine leise Frage zauberte sofort ein spitzbübisches Lächeln auf ihre Gesichtszüge. Sie schlug flatternd die Augen auf, um in seine Richtung zu schielen, ihn wissend anzulächeln. "Als ob du ein Nein verkraften würdest…“, hauchte sie ihm zu, wobei ihre Hand wie beiläufig über die deutlich spürbare Beule in seiner Unterhose strich. Faye beugte sich zu seinem Ohr, um welches sie Einige gefühlvollen Küsschen verteilte, sein Ohrläppchen sanft zwischen ihre Zähne klemmte, ehe sie in einem schlichten Wort die Antwort flüsterte, die er mit Sicherheit hatte hören wollen: „Ja." Da sie selber nicht vorhatte, seine - aber vielleicht auch ihre eigene - Ungeduld weiter auszureizen, dauerte es daraufhin nur noch drei weitere Sekunden, bis ihre Finger auch mit seinem letzten Kleidungsstück kurzen Prozess machten und die Boxershorts zu Boden glitten. Ein angetanes Seufzen rollte über ihre Lippen, als seine Hand auf ihrer Brust zu liegen kam und dort mit gezielten Berührungen dafür sorgte, dass sie sich ihm noch weiter entgegen räkelte. Und noch während sie das tat, legten sich ihre Finger um seinen Schwanz, strichen unaufhörlich mit mal mehr, mal weniger Druck daran hoch und runter. Sie hatten nicht viel Zeit, das war wohl beiden klar. Und Faye hatte nicht vor, die wenigen, wertvollen Minuten mit Nichtstun zu verschwenden.
Diese Granate schien sowas wie der Startschuss für alle, die folgten gewesen zu sein. Und das waren nicht wenige, wobei Aryana zu beschäftigt war, um mitzuzählen. Sie pulte einen tiefen Splitter aus Sanders Hüfte, Acht weitere aus seinem Rücken und seiner rechten Körperhälfte, legte einen Druckverband an und wies ihn dazu an, sich im hinteren Teil des Hauses zu verstecken und nicht zu bewegen. Für Andrews kam wie sofort vermutet jede Hilfe zu spät. Er war tot und sie konnte nicht mehr tun, als ihn zur Seite zu ziehen und seine Augen zu schliessen, um ihn später zu holen. Dann war Aryana wieder vorne, im Schutz der verbliebenen Teilen der Hausmauer, zog ihre Waffe hervor, um sich wieder der Defensive zu widmen. Das Funkgerät verriet ihr, dass die Verstärkung den Stadtrand erreicht hatte, somit in weniger als zehn Minuten bei ihnen sein würde. Was mehr als gut war, denn lange würden sie diese Stellung trotz ausgezeichneten Schützen nicht halten können, während ihre Gegner sich - gefühlt - vermehrten wie Karnickel. Aryana war noch zu zwei weiteren Häuser gewandelt, in welchen Granaten explodiert waren. in einem fand sie eine Familie vor, die ganz sicher nichts mit dem Kampf in dieser Strasse zu tun hatte. Alle versammelt um die Mutter - welche sich unter Schmerzen hin und her wand, übersät von kleinen Schnitten und Verletzungen der Granate, welche sie offenbar als Einzige zu spüren bekommen hatte, im Versuch, ihre Familie zu verteidigen. Aryana half so gut sie konnte dabei mit, die Splitter zu entfernen, versprach, Hilfe zu schicken, sobald sie konnte, ehe sie den Geräuschen des nächsten Einschlages folgte. Jackson und Charles, Letzterer bewusstlos, weil er offenbar von der Druckwelle zur Seite geschleudert wurde und sich den Kopf gestossen hatte. Jackson hatte sich die wenigen Splitter schon selber aus der Haut gepult, war bereits wieder dabei, zu schiessen. Und dann traf endlich die Verstärkung ein. Noch fünf, vielleicht zehn Minuten und die Schlacht war entschieden. Die Gegner zogen sich zurück und Aryana wies umgehend ihre eigenen Truppen dazu an, die Verletzten zu bergen - und die Augen weiterhin offen zu halten. Sie selber eilte zu Sanders zurück, um ihn zu stützen, als er selber auf die Strasse humpeln wollte - kaum ein Bein vors andere setzen konnte. Dann holte sie Andrews Leiche, hielt dabei inne, um die verstorbene fremde Frau von der Kommode zu hieven. Aryana legte sie sachte flach auf den Boden, riss den Splitter aus ihrem Schädel und schnürte ihr in einem eher irrationalen Verhaltenszug einen Verband um den Kopf. Sie war sowieso tot. Aber der Splitter sah so schrecklich aus… Zurück auf der Strasse, brachte sie den Toten zu einem Auto, wandte sich dann wieder dem Gewusel auf der Strasse zu, wobei ihre Augen plötzlich auf Mitch fielen, der den Einsatz auf dem Dach offensichtlich überlebt hatte - aber nicht unverletzt. Mit wenigen Schritten war sie bei ihm, ihren zusammengekniffenen Blick unter dem Schein der Taschenlampe auf sein Bein gerichtet. „Was ist passiert? Brauchst du Hilfe?“, wollte die Brünette umgehend wissen, war schon neben ihm in die Knie gegangen, um sich die zerrissene Hose mit den Blutflecken genauer anzusehen. Natürlich gab es Leute, die vielleicht gröber verletzt waren. Aber je nach dem wie stark sie bluteten und wie tief sie waren, konnten solche Wunden auch gefährlich sein - bedurften in jedem Fall Desinfektion und einen Verband.
This is your life, it's do or die, the sun may never rise again, so be the light the vision. This is your life, it's slipping by, you try to run but fall again, you get back up that's living.
Nein, hätte ich absolut nicht. Wie gesagt - es hätten innerliche Schreie und kurzzeitig pures Entsetzen in meinen Augen gefolgt, nahm ich mal stark an. Es wäre nämlich zugegeben auch wirklich nicht nett gewesen, wenn Faye mir doch so offensiv entgegen kam und mich einfach weiterhin mit mehr als nur ein paar Küssen gewähren ließ, nur um mir dann zu sagen, dass mehr gerade ohnehin nicht drin war. Machte man einfach nicht sowas, war ziemlich fies. Es gab leider durchaus Frauen auf diesem Planeten, die sich aus solchen Situationen bewusst einen Spaß machten, sehr zum Leidwesen vom jeweiligen Kerl. Ich war also mehr als froh darüber, dass mir die Brünette hier jetzt nicht eröffnete, dass Sex ganz einfach nicht drin war. Klar hätte ich auch damit leben können, toll gewesen wäre es aber trotzdem nicht, weshalb ihre Worte doch ein Stück weit erleichternd waren. Ich hieß es mehr als willkommen, das auch das letzte bisschen Stoff, das unsere Körper noch voneinander trennte, sehr bald durch Fayes Finger zu Boden ging und ich schob es beiläufig mit den Fuß ein Stück weg, damit es mich im folgenden nicht nervte. Ihre darauf noch folgenden Handbewegungen lösten ein wohliges, erregtes Seufzen bei mir aus und für einen Moment lang legte ich den Kopf ein wenig in den Nacken, die Augen geschlossen. Ich kostete die Berührungen ganz einfach aus, bevor ich die Hand von ihrem Rücken nahm, um nach dem Wasserhahn direkt neben uns zu greifen. Gelinde gesagt war die Duschkabine hier nicht gerade kuschelig eingerichtet, sondern machte viel mehr einen eher kühlen und ungemütlichen Eindruck. Etwas warmes Wasser machte die Geschichte hier zumindest ein bisschen weniger ungemütlich und hey, ich hatte eh noch nicht geduscht. Das Wasser sorgte wie immer sofort dafür, dass mir die nass werdenden Haare ins Gesicht fielen und ich strich sie ganz automatisch einmal mit der ohnehin freien Hand nach hinten, bevor ich Fayes Lippen mit meinen wieder sehr nahe kam. "Nein, würde ich nicht." gab ich ihr leise grummelnd mit mahlendem Unterkiefer noch zur Antwort, während meine Hände beide an ihren runden Hintern wanderten, kurz bevor ich sie auf meine Hüfthöhe hoch hob. Alles Andere wäre nur unnötig kompliziert, unterschieden sich unsere Körpergrößen eben doch um so einige Zentimeter. Außerdem fand mein Nacken es im Folgenden deutlich entspannter, sich nicht mehr permanent nach unten neigen zu müssen, was auf Dauer auch ganz sicher irgendwann zu Genickstarre geführt hätte. So war es jetzt doch deutlich angenehmer, meine feuchten Lippen wieder auf die ihren zu legen und die leidenschaftlichen Küsse fortzuführen, denn mehr zu sagen gab es gerade wirklich nicht. Zwar hatte ich den Zeitdruck nicht wirklich präsent im Kopf, aber ich hatte auch schlichtweg gar keine Lust mir noch mehr Zeit zu lassen, weshalb ich kurz darauf ihren Körper mit meinem verband und in sie eindrang. Nicht gerade zögerlich, aber auch nicht zu grob für den Einstieg. Unbewusst hielt ich dabei kurzzeitig mit den Küssen inne, weil mir ein leises, kaum hörbares Stöhnen über die Lippen kam, welches von Fayes' gedämpft wurde. Gooott, ich hatte viel zu lange darauf verzichtet. Warum genau nochmal?
Obwohl ich zu keinem Zeitpunkt in der Schlacht so etwas wie Angst verspürt hatte, war ich dennoch ehrlich froh drum, als sie endlich beendet war. Es war sowohl körperlich, als auch geistig immer eine unfassbar große Leistung, die zu erbringen war, wenn man sich in einem Gefecht befand. Es war doch einfach angenehm, wenn das Adrenalin sich langsam verflüchtigte und der Herzschlag sich wieder etwas beruhigen konnte, weil der Geist merkte, dass die Gefahr erst einmal gebannt war. Allerdings war ersteres eben auch immer wieder unangenehm, wenn man sich Verletzungen auf dem Schlachtfeld zugezogen hatte. Die ganzheitliche Prellung, die sich mein Körper beim Sturz zugezogen hatte und die ganz sicher auch noch ein paar Tage lang deutlich spürbar sein würde, machte sich jetzt langsam aber sicher bemerkbar und auch der Schmerz im Bein steigerte sich wieder. Das waren aber beides Dinge, die ich geflissentlich ignorierte, solange meine Hilfe noch benötigt wurde und ich damit beschäftigt war ein paar anderen Verletzten einen möglichst unbeschwerten Weg zu den Wagen der eingetroffenen Verstärkung zu ermöglichen. Erst, als das soweit erledigt war, legte ich das Maschinengewehr, welches ich zuvor wieder auf meinen Rücken gepackt hatte, bei Seite, um jegliches unnötiges Gewicht loszuwerden und lehnte ich mich gegen einen der besagten Wagen, hielt inne und schloss kurz die Augen. Ich brauchte diesen kurzen Moment der Ruhe, um mich zu sammeln, bevor Aryanas Stimme meine Aufmerksamkeit auf sich zog und ich die Augen wieder öffnete. Noch bevor ich ihr überhaupt hätte antworten können, war sie schon dabei, sich mein Bein anzusehen. Es war nicht so, dass ich nicht selber auch dazu fähig gewesen wäre die Wunde für den Rückweg zu sichern, einen vorübergehenden Verband anzulegen. Aber wenn sie jetzt ohnehin schon da unten kniete, dann konnte sie mir doch ganz gerne das Leid ersparen, mich selbst dafür bücken oder wieder hin knien zu müssen. "Granate. Nichts wildes, nur zwei, drei Splitter. Nicht tief." gab ich der jungen Frau ein paar knappe Eckdaten zu dem, was passiert war, bevor ich auf Oberschenkelhöhe nach meiner Hose griff und sie vorsichtig aus dem Stiefel zog. So weit nach oben, dass die Wunde ohne Einschränkungen sichtbar wurde. Die Splitter schienen weder tief im Muskeln gesteckt zu haben, noch irgendwelche Sehnen und Bänder erwischt zu haben. Ich hatte im Gegensatz zu den meisten anderen Verletzten - oder gar Toten - Glück gehabt. Unter dem Licht der Taschenlampe wurde jetzt auch sichtbar, dass die Wunde nicht unbedingt sauber war, die Granate auch ordentlich Staub und Dreck durch das Loch in der Hose katapultiert hatte.
Da sie die Augen geschlossen hielt, fiel ihr erst auf, dass er nach dem Wasserhahn gegriffen hatte, als das Wasser schon munter auf sie nieder plätscherte. Wieder schlug sie die Lider auf, betrachtete den jungen Mann vor sich innig und strich nun ihrerseits ein weiteres Mal durch seine nassen Strähnen. Seine Antwort kam wenig überraschend und löste nur ein weiteres, schwaches Lächeln auf ihrem Gesicht aus. Als er sie hochhob, schlang die Brünette sofort die Beine um seine Hüfte, hatte ihre Hände nun wieder in seinem Nacken platziert, während die Küsse immer lüsterner und fordernder wurden. Auch Faye keuchte leise gegen seine Lippen, als er beschloss, lange genug gewartet zu haben, und in sie eindrang. Sie stütze ihre Stirn an seine, hielt einen Moment inne, um sich sowohl an das Gefühl zu gewöhnen, als auch um wieder zu dem Atem zu kommen, den ihr Herz so dringend forderte. Das war alles so verrückt. Sie hatte nicht im Traum daran gedacht, an diesem Ort sowas wie Liebe zu finden. Natürlich kannten sie sich erst seit wenigen Wochen und das hier Liebe zu nennen, bloss weil sie nicht mehr bereit waren, sich zusammen zu reissen, war möglicherweise übertrieben. Und sie wusste auch nicht, was Victor wirklich dazu getrieben hatte, die eigens gesetzte Grenze jetzt über den Haufen zu werfen. Theoretisch war es gut möglich, dass es seinerseits lediglich Lust und Verlangen war. Dass er den Sexentzug, welchen hier fast alle eher unfreiwillig durchmachten, nicht länger hinnehmen wollte, wenn sich ihm schon eine so einmalige Chance bot. Faye wünschte, es wäre nicht so. Wünschte, sich hinterher nicht wie die grösste Schlampe fühlen zu müssen. Aber sie wusste es nicht. Drückte ihm nun einfach wieder ihre Lippen auf, während ihre Beine eng um seine Hüften lagen. Eine Hand in seinen Haaren, eine in ständiger Bewegung auf seinem Rücken.
Aryana blickte auf sein Bein, als er schliesslich die Hose hochgezogen hatte und somit das freigelegt hatte, was darunter die ganze Sauerei verursacht hatte. "Warte kurz", wies sie ihn an, ehe sie auf die Rückseite des Autos eilte, um einen Verband und Desinfektionsmittel zu holen. Damit bewaffnet fand sie sich wieder neben Mitch ein, bedeutete ihm, sich ins Auto zu setzen, damit sie besser an die Wunde kam. Dann drückte sie ihm die Taschenlampe in die Finger, um schliesslich gründlich sein Bein zu reinigen und zu verbinden. Wie erwartet keine schöne Wunde, aber er hatte wirklich Glück gehabt. So wie wohl alle, die noch lebten. Sie hatte noch nicht mal einen Plan, wie viele das waren. Wie viele sie verloren hatten. Wie viele Zivilisten es getroffen hatte. Sie hatte absolut keine Ahnung aber sie wusste, dass es mindestens einer von ihnen war - plus die im Lager am Stadtrand, denen sie kaum mehr Überlebenschancen anrechnen konnte... Als sein Bein sauber in einen - für den Moment - blendend weissen Verband gewickelt war. zog Aryana Mitchs schmutzige Hose wieder über die Verletzung und erhob sich, um die restlichen Sachen wegzuräumen. "Zeigs später noch einem Arzt oder so. Vielleicht sollte man das besser nähen oder kleben...", riet sie ihm an, da sie sich zwar natürlich mit erster Hilfe auskannte, nicht aber mit allem, was danach kam. Die Brünette hatte schliesslich alle Truppen wieder beisammen und schwang sich hinter Steuer eines Wagens. Sie machten sich auf den Rückweg zum Camp, wo auch die anderen Soldaten, die dem Aussenposten am Stadtrand zu Hilfe geeilt waren, hinkommen würden, sobald sie alle Toten und Verletzten geborgen hatten. Bis jetzt wusste Aryana 'erst' von einem Toten und acht leicht bis mittelschwer Verletzten. Das war aber nur das Resultat ihres Teams, also von denen, die in der Stadt gewesen waren. Ob sie damit zufrieden war? Nein, natürlich nicht. Sie konnte nie zufrieden sein, wenn jemand starb. Auch wenn sie ihr Ziel erreicht hatten, auch wenn sie für einmal vielleicht vorwärts gekommen waren. Was zählte das schon für die Hinterbliebenen der Männer und Frauen, die diesen Einsatz mit dem Tod bezahlt hatten?
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[ich zieh jetz mal die Sexszene nich mehr zu weit raus, weil die ja im Camp grade ankommen und da alle eifrig am Rumwuseln sind, früher oder später sicher auch duschen wollen, dies das... XD]
Es kam mir wohl sehr zu Gute, dass Faye für meine Verhältnisse wirklich nicht viel wog. Was mochte sie wiegen? 60 Kilo? Viel mehr war es vermutlich nicht, angesichts ihrer Körpergröße und der - wie ich jetzt noch viel besser als vorher beurteilen konnte - schlanken Figur, von einem hohen Körperfettanteil konnte man da echt nicht reden. Die paar Kilo, die sie da mit sich herum trug, reichten auf jeden Fall lange nicht aus, um meine Arme in die Bredouille zu bringen, was angesichts des immernoch vorhandenen Streifschusses sicher auch besser so war. Er tat zwar nicht mehr wirklich weh, beziehungsweise nur unter Belastung, und der Heilungsprozess verlief gut, aber meine über hundert Kilo Bankdrücken sollte ich definitiv noch sein lassen. Sollte der Arm hierbei gerade auch weh tun, dann nahm ich es auf jeden Fall nicht wahr, weil sich meine Sinne gänzlich auf die junge Frau zwischen der Wand und mir konzentrierten. Ich ließ uns beiden auch nur kurz Zeit bevor ich zu weiteren Stößen ansetzte, dabei Fayes Hüfte auch immer wieder leicht anhob und anschließend wieder sinken ließ, während ich die innigen Küsse schon wie von selbst mit ihr fortsetzte. Obgleich diese währenddessen auch immer wieder von lustvollen Lauten unterbrochen wurden, ließ ich sie nicht abreißen, auch nicht als ich das Tempo und die Härte doch merklich anzog. Kuschelsex mochte auch ab und an seine Reize haben, aber mir war da gerade eher weniger nach, so lange wie ich hierauf hatte verzichten müssen. Ich ließ mich also einfach gänzliche von den animalischen Trieben leiten, wobei das mit den Küssen irgendwann aber ziemlich unmöglich wurde - zum Einen, weil uns beiden langsam die Luft ausging und zum Anderen, weil sie zunehmend mehr von Stöhnen unterbrochen wurden. Deshalb wanderte mein Kopf auch neben ihren, während sich die sexuelle Erregung immer weiter steigerte, und verteilte so gut es mir noch möglich war wieder ein paar Küsse an ihrem Hals, wobei es zumeist eher nur ein Streifen meiner geröteten Lippen an ihrer Haut war. Gen Ende war ich dann wohl auch recht grob zu Faye, packte ihren Hintern sehr fest, als ich die letzten tiefen Stöße ausführte, bevor mich die Lust mit einem etwas lauteren Stöhnen gänzlich überrollte. Ich ließ mich vollkommen von dem prickelnden Gefühl einnehmen, das so unfassbar viel intensiver als bei der Selbstbefriedigung war, was mich zwangsweise wieder die Frage an mich selbst stellen ließ, weshalb ich mir das Ganze nochmal angetan hatte. Leider ebbte das schöne Gefühl schon bald wieder ab und hinterließ mich mit beschleunigten Atemzügen und Herzschlag. Ich verharrte noch ein, zwei Sekunden einfach in dieser Position, bevor ich die junge Frau wieder ansah, sie dann mit einem unbewussten, leichten Lächeln wieder zurück auf ihre eigenen Beine stellte - jetzt meldete sich der Arm nämlich doch. Ich hob meine rechte Hand wieder an ihre Wange, küsste sie nach einem weiteren Blick in ihre blaugrünen Augen noch einmal recht lang, aber wieder wesentlich sanfter und weniger wild als noch zuvor.
Viel mehr als einfach zu warten, bis sie da unten mit dem Verarzten und Allem fertig war, kam mir jetzt auch gar nicht mehr in den Sinn. Es war doch ein Stück weit körperliche Erleichterung, als ich dann im Wagen Platz genommen hatte, sich mein Geist auch langsam runterfuhr. An sich liebte ich es ja - das Adrenalin, die permanente Anspannung sämtlicher Nerven, das Nie-Wissen-Was-Kommt. Aber es war dennoch jedes Mal aufs Neue verdammt anstrengend und ich genoss es unheimlich, gerade einfach mal Nichts tun zu müssen. Aryana die Wunde versorgen zu lassen und dabei wieder gänzlich den Atem und auch den Herzschlag zur Ruhe kommen zu lassen - auch, wenn ich doch das eine oder andere Mal wegen dem Brennen des Desinfektionsmittels und auch durch den Druck des Verbands das Gesicht verzog. Ich mochte wohl sämtliche Gefechte psychisch inzwischen gut, recht einfach wegstecken, aber immun gegen den Schmerz war ich leider nicht. Auf die abschließenden Worte der jungen Frau hin nickte ich leicht mit den Worten "Ja, mach ich.", bevor ich es mir dann langsam gänzlich auf dem Rücksitz bequem machte, mich tiefer in den Sitz sinken ließ. Auch die Rückfahrt über blieb ich Alles in Allem recht ruhig, hatte Nichts zu sagen - so wie ziemlich jeder hier. So kurz nach einem Gefecht war wohl Niemandem wirklich nach Reden zu Mute, was wohl auch nur zu verständlich war. Am CAmp angekommen stieg ich vorsichtig aus, setzte doch gleich wieder der Schmerz am Bein ein, als ich dieses mit meinem Körpergewicht belastete. Dennoch wollte ich erst beim Abladen helfen, was aber nicht lange anhielt. Rodriguez erklärte mich für bescheuert und schob mich eigenhändig aus dem entsprechenden Bereich in Richtung Sanitäterzelt, was ich nur murrend akzeptierte. Die paar Schritte hätte mein Bein schon auch noch ausgehalten, ich war hier nicht lebensbedrohlich verletzt, Herrgott. Meiner Meinung nach ein aus der Mücke gemachter Elefant, aber ich beugte mich dem und schlug stattdessen des Weg zum Arzt ein, wo ich erst einmal eine Weile Warten musste. Natürlich versorgte er die schwerer Verletzten zuerst. Schließlich besah er sich die Wunde und entschied den größeren Einschnitt auch zu nähen, auf Nummer sicher zu gehen. Die deutlich kleinere von den beiden Wunden ließ er offen, säuberte sie nur noch einmal gründlich - was ich persönlich so gar nicht witzig fand, er hätte es ruhig bei dem einen Mal Desinfizieren lassen können, Aryana war sicher gründlich gewesen - und wollte sehen, wie sie sich in den kommenden Tagen weiter entwickelte. Es folgte noch ein Verband. Damit, ein paar Schmerzmitteln beziehungsweise Entzündungshemmern und mit der Mahnung, ich solle in den nächsten paar Tagen lieber langsam machen oder eine Auszeit nehmen, das Bein so wenig wie möglich belasten, damit es nicht wieder anfing zu bluten, entließ er mich aus seinem Zelt. Ich nickte ihm nur noch zu, nachdem ich die erste Tablette eingeschmissen und geschluckt hatte, bevor ich mich minimal humpelnd auf den Weg zu meinem eigenen Zelt machte.
Passt für mich total. Sowas ist eh in 2-3 Posts geschrieben und dann fällt mir nichts mehr ein und ich brauch zwei Stunden für einen Satz, der dann doch nur scheisse und 300% unerotisch klingt... x'D ________
Faye passte die Bewegungen ihrer Hüfte nach Möglichkeiten seinen Händen an, während auch ihr immer mal wieder ein Stöhnen über die Lippen rollte. Natürlich fiel ihr auf, dass er sie keineswegs mit Samthandschuhen anfasste, je länger je weniger. Aber das hatte sie auch nicht erwartet, denn dazu hatte sich über die Wochen zu viel angestaut und dazu waren sie auch schlicht am falschen Ort. Vielleicht war es nicht das, was sie sich erträumt hatte, wenn sie nachts wach gelegen und an ihn gedacht hatte. Aber es war das Einzige, was hierher passte. Es war grob und getränkt in Lust und Verlangen, während sie sich gegenseitig dazu zwangen, zu vergessen, was um sie herum geschah. Den Krieg, die Umgebung, diese hässliche Dusche, den Container mit der mehr schlecht als recht verriegelten Tür, ja sogar Fayes Schwester und Victors Narben. Alles schien für den Moment so weit weg, aus ihren Gedanken verbannt und gelöscht. Die Brünette krallte sich immer mehr an seinen Schultern fest, versuchte eher unbewusst, nicht direkt über seine Narben zu kratzen, obwohl sie ziemlich wenig Einfluss darauf hatte und es ihr eventuell auch nicht wirklich gelang, weil sie sich nicht konzentrieren konnte. Faye hatte den Kopf in den Nacken gelegt, während immer wieder heisse Luft über ihre feuchten Lippen stiess, bis auch ihr Körper mit einem ungehaltenen Stöhnen erbebte. Und erst als die Wogen sich wieder etwas geglättet hatten, stützte sie ihre Stirn vornüber auf seine Schulter, während sie langsam wieder zum Atmen kam. Auch als er sie zurück auf den Boden stellte, klammerte sie sich noch immer an seinen Oberkörper, da sie sich nicht sicher war, wie bald ihre leicht zittrigen Beine sie wieder tragen wollten. Den innigen Kuss, welcher folgte, erwiderte sie nur zu gern, zog ihn auch noch absichtlich weiter in die Länge, als bräuchte sie die Bestätigung, dass es das jetzt nicht einfach gewesen war. Als sich ihre Lippen dann aber doch wieder trennten, bettete sie ihre leicht gerötet Wange an seine Brust, wo sie eine weitere stille Minute lang verharrte, die Arme hinter seinem Rücken verschränkt, während das Wasser über sie beide herabplätscherte. Sie sollten raus, jetzt wusste sie es wieder. Sie waren schon viel zu lange zu zweit hier drin. Das war verboten. Ihre Schwester war in einer Schlacht. Es kam alles zurück. Aber noch konnte sie einen Moment so tun, als könnte sie die Gedanken ignorieren. Als wäre nicht alles so schlimm, wie es nunmal war. Als wäre ein kleiner Teil dieser Welt in Ordnung, hier mit Victor, in einer Duschkabine in einem Armycamp. Und wenn es nur ein winziges Bruchstückchen war.
Die Rückfahrt verlief ziemlich ruhig, was nicht weiter verwunderlich war. Was gab es schon zu dieser Nacht zu sagen, so bald nachdem die letzten Schüsse gefallen waren? Sie hatten weder Bilanz gezogen noch irgendwas davon schon verarbeitet. Aryana forderte lediglich einmal einen Statusbericht vom anderen Rettungskomitee, welches sich kurz darauf damit zu Wort meldete, die Mission beendet zu haben und sich ebenfalls auf dem Rückweg zu befinden. Fazit: Drei weitere Tote und ein Schwerverletzter. Aryana hatte für neunzig Sekunden still die Luft angehalten, um nach dieser Antwort nicht zu schreien. Alle vier, die die Basis gehütet hatten, waren also getroffen und mindestens drei davon tot. Plus Andrews. Vier Tote. Ein Schwerverletzter. Acht weitere Verletzte. Nein, das war nicht gut. Und Warren würde ihr sagen, dass es ihre Schuld war. Und es stimmte. Weil es ihre Idee gewesen war. Natürlich nicht alles, die Planung hatte sie ja nicht selber durchgeführt... Aber den Feind in der Stadt überhaupt erst anzugreifen - das war auf ihrem Mist gewachsen. Und wieder einmal hasste sie sich ein Bisschen mehr. Wieder einmal konnte sie ihrem Spiegelbild ein Bisschen weniger entgegen blicken. Wieder einmal hatte sie überlebt, obwohl sie diejenige sein sollte, die für ihre Fehler bezahlte. Und wieder einmal würde sie niemanden wissen lassen, was sie gerade dachte. Im Camp angekommen half sie dabei, die Verletzten aus den Autos zum Arzt zu bringen. Faye war nicht dort, was Aryana doch ein kleines Bisschen irritierte, wo sie sich doch relativ sicher gewesen war, ihre Schwester sofort an erster Stelle wieder zu finden. Auch in ihrem Zelt war sie nicht. Und auch nicht bei Victor, wo sie sich - nicht ganz unbemerkt, wohlverstanden - relativ häufig aufhielt. Aryana war ziemlich kurz davor, sich tatsächlich Sorgen zu machen, während gleichzeitig die ebenfalls nicht minder beunruhigende Vermutung stieg, dass Faye einfach nur sauer auf sie war und sie jetzt gar nicht mehr sehen wollte. Weshalb die Brünette unweigerlich zu fragen begann, aber keiner schien ihre Schwester kürzlich zu Gesicht bekommen zu haben.
This is your life, it's do or die, the sun may never rise again, so be the light the vision. This is your life, it's slipping by, you try to run but fall again, you get back up that's living.
[sehr fein, sind wir uns ja einig. x'D ob Faye im Folgenden gesehen wird oder nicht, das überlass' ich mal ganz gekonnt dir :p]
Meine rechte Hand wanderte wie von selbst an Fayes Hinterkopf zwischen die nassen Haarsträhnen, als sie ihren Kopf an meine Brust bettete. Auch meinen Kopf lehnte ich nach vorne zu dem ihren, genoss so einfach die einhaltende Stille für eine Weile, die einzig von den auf dem Boden aufprallenden Wassertropfen durchbrochen wurde. Während meine Atmung und auch mein Puls langsam wieder in einen geregelten Rhythmus fanden, hatte ich den anderen Arm um den schlanken Körper der jungen Frau gelegt, streichelte ihr leicht über die nasse Haut. So kostete ich die vorerst letzte gemeinsame Zeit mit geschlossenen Augen aus, bis mich langsam wieder die Realität einholte. Keine Ahnung, wie lange wir jetzt genau schon zusammen hier drin waren, aber es war eindeutig schon zu lang. Ich wollte ehrlich nicht, dass Faye jetzt ging und wir zwangsweise erstmal wieder getrennte Wege gehen mussten. Ich hätte vermutlich noch eine Ewigkeit einfach so mit ihr unter dem warmen Wasserstrahl stehen, einfach nur ihre Wärme und Nähe genießen können. Dazu bräuchte es auch nicht einmal Worte, ihre blanke Anwesenheit reichte schon vollkommen aus, um mir die Ruhe zu schenken, die mein Kopf sonst meist missen musste. Letzteren hob ich jetzt langsam wieder etwas an, küsste sie sachte auf den Haaransatz, bevor ich ihr Kinn mit der Hand, die eben noch an ihren Haaren gelegen hatte, vorsichtig anhob. "So ungern ich dich jetzt auch gehen lassen will... du solltest dich auf den Weg machen, Faye." murmelte ich leise zu ihr runter, lächelte dabei schwach. Ich wollte wirklich nicht den Eindruck erwecken, dass ich sie loswerden wollte, denn so war es absolut nicht. Ich durfte um diese Zeit offiziell hier sein - ohne weiblichen Anhang zumindest - und hatte bis dato auch immernoch nicht richtig geduscht, so mit Seife und Allem. Aber die junge Frau hier vor mir musste wirklich dringend das Weite suchen, wenn wir uns nicht erwischen lassen wollten. Noch immer sah ich zu ihr runter, strich ihr mit dem Daumen einmal sanft übers Kinn und stahl mir einen weiteren, innigen Kuss. "Aber ich komm' später wieder vorbei, wenn du willst..?" fügte ich noch ein paar leise Worte hinzu, so halb zur Frage formuliert, war ihren Lippen mit den meinen dabei noch sehr nahe. Es würde mich zwar wirklich sehr wundern, wenn Faye etwas dagegen haben würde, wenn ich noch bei ihr vorbeischaute, wenn mich keiner beim unerlaubten Rausschleichen sehen würde, aber die Wahl lassen wollte ich ihr natürlich trotzdem. Vielleicht hatte sie einen triftigen Grund, der dagegen sprach, aber schön wär's nicht. Zugegeben würde ich nämlich nach dem, was eben passiert war, nur ungern alleine einschlafen müssen. Wahrscheinlich würde ich das Ganze auch viel zu aktiv in meinem Kopf Revue passieren lassen, um überhaupt früh genug einschlafen zu können, damit noch eine erholsame Nacht aus der folgenden wurde.
Ich ließ mich entkräftet mit einem hörbaren Seufzen aufs Feldbett sinken, empfangen von zweien meiner Zeltmitbewohner, die auch sogleich fragten, ob sie mir irgendwie helfen konnten. Ich winkte natürlich kopfschüttelnd ab, war eigentlich froh, wenn ich jetzt etwas meine Ruhe hatte. Sowas wie Privatsphäre war hier eher selten und das war so einer der Momente, in denen ich sie wirklich vermisste. Einfach alleine zur Ruhe kommen zu können, durchzuatmen. Zwar kannten meine Mitbewohner mich inzwischen nur allzu gut und wussten, dass ich gerade nicht redselig war, weshalb sie auch sehr bald wieder still blieben, aber es war trotzdem nicht mit einem leeren Zelt vergleichbar. Ich merkte dennoch, wie sie mich dabei beobachtete, wie ich die Schnürsenkel der Stiefel Stück für Stück lockerte und mir letztere letztlich von den müden Füßen schob. Sie sagten zwar Nichts, aber es zwar ziemlich offensichtlich, dass sie trotzdem Gedanken hatten, die sich eben auf mich bezogen. Ich zog auch langsam die Jacke aus, unter der ein ebenfalls schwarzes T-Shirt zum Vorschein kam. Dann bettete ich mein Gesicht erstmal in meine Hände, atmete tief durch. Genoss es, einen Moment lang nicht ihre Blicke im Augenwinkel zu sehen und die weitgehende Ruhe um mich herum zu haben. Aber mit jeder weiteren der derart folgenden fünf Minuten kamen mehr unliebsame Gedanken angekrochen. Wieder waren ein paar Soldaten gefallen. Drei um genau zu sein, bei einem Vierten stand es noch auf der Kippe, ob er es letztlich schaffen würde, oder nicht. Wieder noch mehr waren verletzt, ich selbst dabei dieses Mal auch inbegriffen. Es war keine der schlimmsten meiner bisherigen Verletzungen, aber angenehm war trotzdem etwas Anderes. Am Bein war immer so furchtbar ungünstig, weil man ums Laufen leider nicht herum kam, auch nicht mit ein paar Tagen Auszeit. Immerhin musste ich trotzdem an etwas zu Essen kommen, zumal ich auch einfach wahnsinnig werden würde, wenn ich den ganzen Tag nur im Zelt sitzen und Nichts tun würde. Als ich die Hände wieder vom Gesicht nahm, wendete die beiden ihre Blicke schnell wieder ab, aber es ging mir furchtbar auf die Nerven. Ich würde einfach duschen gehen und wenn sie ja keine Ruhe fanden danach ihre Fragen beantworten. Vorsichtig stand ich wieder von dem schmalen Bett auf, verzog dabei das Gesicht, versuchte mir sonst aber wie immer Nichts anmerken zu lassen. Ich hasste es, verletzlich zu sein. So sammelte ich nur das Nötigste zusammen, sprich neue Klamotten und ein Handtuch, bevor ich mit besagten Sachen unterm Arm langsam in Richtung der Duschen humpelte. Ich fühlte mich ohnehin so schmutzig... zwar war heute keinerlei fremdes Blut auf meinen Klamotten gewesen, aber ich wusste nur zu gut, wie viele ich heute erwischt hatte. Denn ich zählte mit. Immer. Zwar verschwommen die Zahlen meistens ein paar Tage später, aber für den Moment war sie noch mehr als präsent.
…als ob ich mir eine Chance entgehen lassen würde, unseren Turteltauben Bisschen Ärger einzubrocken… x’D _________________
Sie genoss die sanften Berührungen, die Stille, seine Nähe. Sie genoss es so sehr, weil sie sich so lange danach gesehnt hatte. Faye war schon immer eine Frau gewesen, die Einsamkeit verabscheute. Die Zuflucht und Sicherheit darin fand, mit anderen über ihre Probleme zu sprechen, sie an ihrem Leben teilhaben zu lassen. Wahrscheinlich war das mit ein Grund, weshalb sie hier war. Weshalb sie ihre Schwester so dringend brauchte. Es war eine viel zu kurze Zeit, die es dauerte, bis Victor ihr Kinn anhob um sie nun unweigerlich mit der Realität zu konfrontieren. Ja, sie sollte gehen… Nicht, dass sie wollte, aber wirklich zur Wahl stand das Bleiben in diesem Moment nicht. Somit nickte sie nur leicht, begleitet von einem leisen „Ja, ich weiss…“ Sie löste sich nach einem weiteren, sehnsüchtigen Kuss langsam von ihm, um sich nochmal sehr kurz abzuduschen. Seinen Vorschlag, später nochmal vorbeizukommen, quittierte sie mit einem erfreuten Lächeln, dass alleine ihre Antwort schon deutlich zur Geltung brachte. „Ja, das wär schön…“, gab sie gleich darauf auch noch wörtlich bekannt. Dann war es aber wirklich Zeit, zu gehen und Faye schob sich zwischen Victor und der Wand hindurch zu ihren Kleidern, die sie vom Boden einsammelte. Selbstverständlich waren diese nun nass und es blieb ihr nicht viel anderes übrig, als sich in die schmutzigen Sachen zu hüllen, die sie eigentlich hatte waschen wollen. Als sie das gemacht hatte und die andere Klamotten ins ebenfalls nasse Tuch gewickelt hatte, streckte Faye ein letztes Mal ihren Kopf in Victors Kabine, tippte seine Schulter an, damit er sich ihr zuwandte und sie ihm den nun wirklich letzten Kuss auf die nassen Lippen drücken konnte. „Bis später.“ Dann war sie weg, löste die behelfsmässige Verriegelung der Tür und schob diese vorsichtig auf. Keiner war zu sehen, weshalb sie rasch nach draussen huschte und sich auf den direkten Weg zurück zu den Zelten machte, um das Bündel unter ihrem Arm loszuwerden. Nun - es wäre wohl zu viel Glück auf einem Haufen, wenn sie diesem Plan wirklich ohne Unterbrechung hätte folgen können. Stattdessen stiess sie beinahe mit Mitch zusammen, der kaum fünfzig Meter von der Duschanlage entfernt plötzlich um die Ecke bog. Ihre Augen wurden gross, als sie ihn erkannte, ihr sofort klar wurde, was das bedeuten musste. „Mitch! Ihr seid zurück! Ist Aryana… Was ist mit deinem Bein?“, redete sie unmittelbar drauf los, wobei ihr Blick erst an seinem Verband hängen blieb und dann mit all den Fragen wieder in seinem Gesicht landete. Sie versuchte den Ausgang des Gefechts in seiner Mimik zu lesen, aber er sah hauptsächlich einfach nur müde aus. Und das verriet wenig darüber, ob sie ihr Ziel erreicht hatten und noch weniger über den Verbleib ihrer Schwester.
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Nach dem dann aber wirklich endgültig letzten Kuss für das Hier und Jetzt, verabschiedete ich mich nur noch mit einem "Bis dann." von der jungen Frau, sah ihr dann fast ein kleines bisschen wehmütig nach. Es würde wohl noch mindestens eine Stunde dauern, bis ich mich von meinem eigenen Zelt aus rüber zu ihrem hangeln konnte. Als wäre es der Weltuntergang. Als würde ich das nur gerade so überleben. Jetzt, wo ich der ganzen Sehnsucht einfach nachgegeben hatte, schien es gleich noch einmal schlimmer zu sein, für die paar Minuten Auf Wiedersehen sagen zu müssen. Zum jetzigen Zeitpunkt konnte ich wirklich nicht behaupten, dass ich es bereute, die Distanz zwischen uns einfach aufgehoben zu haben, aber es sprach einfach so unheimlich Vieles dagegen. Vieles, das mit Sicherheit auch früher oder später mit uns auf Konfrontation gehen würde, sofern Faye sich denn nicht dazu entschloss, dass das irgendwie ein Fehler gewesen war und wir das Ganze sein lassen sollten. Denn von mir würde sowas ganz bestimmt nicht kommen. Ich kannte mich zu gut, um zu wissen, dass ich Faye vermutlich nicht einmal mehr dann abweisen könnte, wenn ich es wirklich wollte - und ich wollte es definitiv nicht, womit mein Standpunkt sich dann auch ziemlich von selbst klar machte. Ich stand wohl noch gut fünf Minuten unter der Dusche und widmete mich einfach der Körperhygiene, bevor ich den Wasserhahn zudrehte, mir noch einmal die nassen Haare aus dem Gesicht strich und dann auch schon mit den nassen Boxershorts in der Hand zu meinem Handtuch ging, das sein Dasein weiterhin bei der ersten Duschkabine fristete. Als ich mich grob abgetrocknet hatte, wrang ich noch die Boxershorts ein wenig aus, ehe ich mich in die frisch gewaschenen in Waschbeckennähe warf. Die alten legte ich mit der staubigen Hose und dem nassen Handtuch bei Seite, würde nachher einfach alles auf dem Rückweg in die Wäschebox schmeißen, wo die zu waschende Kleidung von sämtlichen Soldaten gesammelt wurde. War ja nicht so, als hätte jeder seine eigene Waschküche. Auch die Hose zog ich schon an, kippte dann das Fenster erneut, um der feuchten Luft neben der Belüftungseinrichtung eine weitere Möglichkeit zum Entweichen zu geben. Draußen schien wohl doch gerade noch Einiges los zu sein, was mich zwangsweise zu der Frage führte, ob Faye einen unbeschwerten Weg zurück zu ihrem Zelt gefunden hatte. Aber darüber wollte ich eigentlich nicht einmal nachdenken, weshalb ich mich erst einmal noch dem Stutzen von meinem Bart widmete. Weil auch das blanke Routine war, brauchte ich nicht besonders lange dafür, zog noch das übrig gebliebene Shirt an und trat nach dem Wegräumen des Wischmops meinen eigenen Rückweg an, der glücklicherweise auch nicht Mal ansatzweise an Fayes Zelt vorbeiführte.
Ich wollte einfach nur Duschen und meine Ruhe. Mehr wirklich nicht. Aber nicht einmal das schien mir heute noch vergönnt zu sein, stieß ich doch beinahe mit der meiner Meinung nach leicht zerstreut wirkenden Schwester des Sergeants zusammen. Ich war doch ziemlich froh, noch rechtzeitig ausweichen zu können, um mein Bein nicht noch weiter in Mitleidenschaft zu ziehen. Das wäre so eine Sache, die sie mich vermutlich zynisch anfluchen hätte lassen. War also gut, dass uns beiden das gerade noch so erspart blieb. Stattdessen bombardierte die junge Frau mich gleich mit Fragen, die ich erstmal mit einem müden Seufzen quittierte. Ich hatte eigentlich gar keine Lust auf überhaupt auch nur irgendeine Art von Konversation, aber ich rang mich dennoch zu einer Antwort durch. "Wir habens hingekriegt... nicht ohne Verluste, aber ja. Hab' nur ein paar kleinere Splitter von 'ner Granate abgekriegt, nicht der Rede wert." War es für mich tatsächlich nicht, weil es wie gesagt weitaus schlimmer verletzte Soldaten gab und Tote noch dazu. Da stellte ich mich von selbst hinten an. "Aber um die für dich wohl wichtigste Frage zu beantworten: Ja, Aryana ist auch wieder hier und sie ist unverletzt, soweit ich sehen konnte." gab ich ihr mit doch recht angestrengtem Tonfall noch Auskunft darüber, dass sie ihr geliebtes Schwesterherzchen nicht in einem Sarg wiedersehen würde und auch nicht um ihr Leben bangen musste. Vielleicht hatte sie auch ein paar Kratzer, so genau hatte ich sie mir jetzt ehrlich gesagt nicht angesehen, aber das würde hier wohl auch Niemand als richtige Verletzung einstufen. Das sah höchstens ein paar Tage hässlich aus und dann war auch wieder gut. Noch während meiner letzten Worte hatte ich angefangen Faye ein wenig zu mustern. Sie kam aus Richtung des Duschcontainers und das Handtuch, welches sie vermischt mit anderen Klamotten mit sich herum trug, bekräftigte auch die Annahme, dass sie bis eben dort gewesen war. Was jedoch gewissermaßen seltsam war, war die Tatsache, dass sie trotzdem dreckige Klamotten anhatte. Schmutzige Klamotten waren hier an sich zwar nichts Seltenes, aber es war doch ziemlich ungewöhnlich, sich nach dem Duschen stattdessen nicht ein paar frische anzuziehen. Sowas machte keiner freiwillig. Der Rohrbruch war auch schon gewesen, bevor wir zu der Mission aufgebrochen waren und wenn mein Gedächtnis - welches eigentlich ganz gut war, mit nur ein oder zwei kleineren Macken - mich nicht täuschte, dann war sie gerade eigentlich so gar nicht an der Reihe, unsere Duschen als Frau zu beanspruchen. Deswegen war ich ja gerade auch selbst auf dem Weg dahin, es war Männer-Duschzeit. Außerdem brannte, wie ich von hier aus auch deutlich genug sehen konnte, noch Licht im Container. Es war also noch Jemand drin, wenn Faye nicht zu vergesslich gewesen war, um den Lichtschalter zu betätigen. Mein Blick war von ihrem Gesicht, über das Klamottenknäuel unter ihrem Arm, bis hin zu dem Duschgebäude und jetzt wieder zurück zu ihren Augen gewandert. Unbewusst hatte sich nach und nach ein immer breiteres Grinsen auf meinen Lippen gebildet, das ich auch nicht zu verstecken versuchte. "Bist aber ziemlich spät dran, hm?" kam ich nicht umher, eine neckische Bemerkung diesbezüglich zu machen. Wer es war, der kurz darauf ebenfalls die Duschen verließ, konnte ich in der Dunkelheit auf diese Distanz zwar nicht sehen, aber das musste ich auch nicht. Die Vermutung auf Victor war seeehr naheliegend. Und ich hatte mich zugegebenermaßen doch getäuscht - auf diese Art von Konversation hatte ich absolut immer Lust.
Ich nehms heute echt ernst mit arbeiten, wie man merkt... x'D ________
Natürlich war er kaum erfreut über ihre Fragerei und sie konnte ihm die leichte Genervtheit auch nicht verdenken. Er war müde, wollte duschen und sich ganz bestimmt nicht mit ihr unterhalten. Doch für diesen Moment war ihr das eigentlich egal, sie brauchte die Antworten, welche er ihr gleich darauf mit einem Seufzen lieferte, nämlich ziemlich dringend. Selbstverständlich begann er mit für sie erstmal eher beiläufigen Infos, die aber auch mehr oder weniger erfreulich klangen. Sie hatten es also geschafft. Und Faye war keineswegs entgangen, wie sehr das Resultat dieses Schachzuges ihrer Schwester und auch vielen anderen am Herzen gelegen hatte. Wie wichtig der Sieg gewesen war. Dass Mitch’s Verletzung nicht allzu gefährlich ausgefallen war und ihn nicht direkt nach Hause beförderte oder zum lebenslangen Krüppel machte, war auch eine gute Nachricht. Trotzdem hing sie an seinen Lippen, bis er ihr über Aryanas Verbleib berichtete und sofort alle Anspannung und Sorge aus ihren Gesichtszügen fiel. Faye lachte ihn an, als hätte er ihr gerade erzählt, dass sie befördert worden war, ein Kind bekam – also ein Gewolltes – und er sie heiraten wollte. Sie fasste sich mit der freien Hand an die Stirn und blickte an ihm vorbei zum Lager, wusste irgendwie kaum, wohin mit sich. „Das ist gut… sehr gut… danke… und gute Besserung“, war das Angebrachteste, was sie an Worten zusammen faseln konnte. Faye war so mit den Gedanken an ihre Schwester beschäftigt, dass sie weder bemerkt hatte, wie er sie musterte, noch, dass er dabei offensichtlich seine Schlüsse gezogen hatte. Erst, bei seiner Bemerkung wurde ihr genau das klar und die sowieso schon leicht geröteten Wangen der Brünetten gewannen noch ein Bisschen mehr an Farbe. Fuck. Das war nicht so geplant gewesen. „J-ja… ich war… spät“, kratzte sie eine halbe Antwort ohne Erklärung zusammen, ehe sie sich aber rasch abwandte, da sie im Gegensatz zu ihm überhaupt keinen Gefallen an der Fortführung dieses Gespräches fand. „Ich muss jetzt zu meiner Schwester“, meinte sie also, schob sich auch schon an ihm vorbei, um genau das zu tun. Zu ihrer Schwester zu gehen, die mehr oder weniger unbeschadet von ihrer Kamikazemission zurückgekehrt war. Besser hätte sich dieser, emotional einer wahren Achterbahn gleichende, Abend von ihrem Nervenzusammenbruch in der Dusche an bis jetzt ja wirklich kaum wenden können.
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Ich hatte die restliche Zeit überwiegend allein mit ablenkenden Dingen verbracht. Klamotten im Zelt neu geordnet, allgemein Alles auf Vordermann gebracht und dann noch ein oder zwei Runden mit den anderen Karten gespielt. Bis sie irgendwann eingeschlafen waren und ich mich - hoffentlich - unbemerkt wieder auf den Weg zu Faye hatte machen können, bis wohin dann doch noch ganze zwei Stunden drauf gegangen waren, aber früher war nicht drin gewesen. Außerdem waren die Anderen ganz offenbar von ihrer Mission zurückgekehrt und es gab dementsprechend noch viel Herumgewirbel im Camp, das so normalerweise nicht da war. Als ich dann aber endlich bei der der jungen Frau war, löschte das sämtliche unliebsame Hintergedanken und viel Zeit zum Reden blieb uns dank der Uhrzeit nicht, weshalb wir schon bald gemeinsam einschliefen - nicht ohne dabei eng aneinander gekuschelt auf dem viel zu schmalen Bett zu liegen, versteht sich. Für ganze drei Tage schien die Welt wieder in Ordnung zu sein. Nur drei verdammte Tage, in denen mich Niemand auf Faye ansprach und wir dennoch immer wieder zueinander fanden, nur unfreiwillig immer darauf bedacht, dabei wenig Aufsehen zu erregen. Heute schlief ich ausnahmsweise nicht bei ihr, denn ich brauchte einfach den Schlaf. Es war mühsam und anstrengend, immer wieder zwischendurch aufwachen und aufstehen zu müssen, so schön es auch war, nicht alleine schlafen zu müssen. Der allgemeinen Ermüdung sei Dank schlief ich auch zeitig ein, hatte nur wenig Alpträume, schlief dabei trotzdem gut durch. So lange, bis eine laute Explosion mich aus dem Schlaf riss und dabei beinahe wegen meiner ruckartigen Bewegung aus dem Bett warf, während eine Druckwelle durchs Zelt fegte. Noch fast gleichzeitig ertönten die ersten Schüsse, während ich ziemlich perplex den Kopf schüttelte und das Gesicht verzog, weil sich sogleich das unliebsame Piepen in meinen Ohren einfand. Während meine Zeltkollegen schon aufsprangen und drauf und dran waren, aus dem Zelt zu stürmen, musste ich mich erst noch sammeln, die Situation begreifen, bevor die alte Routine eines Soldaten bei mir einsetzte und ich mich schnellstmöglich in die Tarnklamotten warf, bevor ich nach der Pistole auf dem kleinen Nachttisch griff und sie entsicherte. Erst dann wagte ich einen Blick nach draußen, als die Anderen schon entweder auf dem Vormarsch oder auf dem Weg in die Waffenkammer waren. Das erste was ich sah, war die Rauchschwade eines etwas weiter entfernten, brennenden Zelts. Dann versuchte ich die Situation weiter zu analysieren - dass wir angegriffen wurden, war offensichtlich und schnürte mir die Kehle zu, ließ wieder die Angst an meinem Rücken hinauf kriechen. Sie hatten einen Sprengkörper welcher Art auch immer bis über die Mauern befördert, noch bevor die Wachposten sie überhaupt wahrgenommen hatten, was schonmal eine Kunst für sich war. Die ersten Scharfschützen auf den vorderen Türmen waren schon angeschossen und damit außer Gefecht, was verdammt nochmal so absolut gar nicht gut war. Aber erst die Tatsache, dass sie scheinbar drauf und dran bei dem Versuch waren, das vordere Tor zu sprengen, ließ mich reflexartig zum Sprint in Richtung Waffenkammer ansetzen - ich war nicht lebensmüde, eine bessere Waffe als die läppische Pistole und zumindest eine schusssichere Weste wären wirklich angebracht.
Natürlich wand sich die Brünette ganz geschickt aus dem Gespräch. Ich hatte wohl auch nicht erwarten können, dass sie jetzt munter drauf los plauderte, was die Geschichte anging, aber die leichte Rötung ihrer Wangen war eigentlich auch schon Antwort genug. Ich hatte Recht. Aber sowas von. Bei dieser betretenen Art von Antwort musste ich mir wirklich ein Lachen verkneifen - was ich ausnahmsweise sogar auch tat, oh Wunder! -, grinste stattdessen nur schelmisch weiter vor mich hin und ging doch gleich besser gelaunt weiter zu den Duschen, nachdem Faye mich so fluchtartig verlassen hatte. Es war zwar kein Geheimnis hier im Camp, dass die beiden sich wohl recht häufig sahen und das auch nur zu zweit, ohne dass Andere involviert waren, aber das war dann jetzt wohl doch ein sehr eindeutiges Indiz dafür, dass sie nicht nur ein bisschen sehr gut befreundet waren, wie bis dato beide so gekonnt von sich behauptet hatten. Nicht, dass ich wild drauf los plaudern und es Jedem erzählen wollen würde... aber wenn der richtige Moment dafür kam, ich womöglich auch noch schlechte Laune hatte, ja dann garantierte ich natürlich nicht mehr dafür, den Mund zu halten. Lange Zeit zum Auskurieren sollte mein Bein aber nicht bekommen, als es wenige Tage später schon wieder auf die Probe gestellt wurde. Die Hälfte der Zeltbedeckung meiner Behausung wurde einfach von der Explosion weggefegt und auch mein Feldbett kippte, was mich auf den harten Boden warf. "Das ist doch jetzt nicht deren gottverdammter Ernst..!" fluchte ich leise vor mich hin, als ich schon dabei war unter dem ohrenbetäubenden Pfeifen wieder aufzustehen. In Windeseile - und unter Schmerzen, mein Bein fand das absolut nicht witzig - stieg ich in die Klamotten und trat unbewaffnet aus dem Zelt. Nicht, weil ich bescheuert war, sondern weil die Waffen nur unweit meines Zelts gelagert waren und hier drin noch keine unmittelbare Gefahr drohte - gegen eventuelle weitere Sprengkörper könnte ich mit einer Schusswaffe sowieso Nichts ausrichten. Ich stieg über und an den teilweise brennenden Trümmern der Explosion vorbei, blendete dabei den stechenden Schmerz an meiner Wade bestmöglichst aus. Ich sah bereits Rodriguez einen schwer Verletzten aus den Trümmern ziehen, während der Rest des betroffenen Zelts auf den ersten Blick schon von Weitem ziemlich... tot aussah. Ich kam als wohl einer der ersten an der Kammer an und half deshalb unweigerlich beim Hinausreichen, nachdem ich mir eine der Westen verpasst hatte. Es dauerte eine - eindeutig zu lange! - Weile, bis Alle soweit versorgt schienen und ich selbst eines der Scharfschützengewehre für mich beanspruchte, es ohne zu zögern nachlud und im fast gleichen Moment ertönte noch eine zweite Explosion, gefolgt von lautem Geschepper und fallenden Trümmern. Als ich wieder nach draußen ging, sah ich auch die Ursache dafür - das schwere Stahltor hatte wohl schon aufgeben müssen und die gegnerischen Soldaten waren gerade drauf und dran uns hier drin offiziell einen Guten Morgen zu wünschen. Es war nie gut, wütend in ein Gefecht zu gehen, und doch breitete sich unweigerlich eine spürbare Aggression in mir aus. Wie hatte es bitte überhaupt dazu kommen können, dass die so nah hier ran gekommen waren, ohne bemerkt zu werden? Harry Potters riesiger Unsichtbarkeitsumhang oder was?! Ich suchte mir erst einmal Deckung hinter dem nicht allzu weit entfernt liegenden Duschgebäude, konnte von dessen Hinterseite aus relativ geschützt auf einige Gegner feuern und sie zumindest am weiterlaufen hindern. Es war nicht unbedingt förderlich, dass der Rückstoß der Waffe mich bei jedem Schuss meine Verletzung spüren ließ, die leider mein Hauptstandbein betraf.
Es hatte knappe fünf Minuten gedauert, bis Faye ihre Kleidung in ihr Zelt geworfen hatte und daraufhin in Windeseile ihre Schwester gesucht und gefunden hatte. Sie war Aryana buchstäblich um den Hals gefallen, hatte die junge Frau in einer Umarmung erdrückt, als möchte sie sie nie wieder loslassen. Und wenn mans so sah, war auch genau das der Fall. Sie wollte sie nicht mehr loslassen. Nie mehr. Nachdem sie eine ganze Stunde nicht mehr von der Seite ihrer Schwester gewichen war, diese ihr gefühlt zweitausend Mal versichern musste, dass ihr soweit nichts fehlte, wurde es doch auch für sie Zeit, schlafen zu gehen. Faye lag wach in ihrem Bett, bis die Müdigkeit sie irgendwann zum Eindösen zwang. Nur wenige Minuten später wachte sie erneut auf, als Victor zu ihr unter die Decke kroch um sein Versprechen einzulösen und ihr klar zu machen, dass das alles kein verrückter Traum gewesen war und er möglicherweise tatsächlich auch nicht bloss leichten Sex gesucht hatte. Das tat er die folgenden drei Nächte immer. Sich zu ihr schleichen, damit sie sich gegenseitig im Schlaf Gesellschaft leisten konnten. Natürlich litt die Länge ihrer Nächte darunter, dass er sich jeweils so spät erst be ihr einfand. Aber die Qualität der Träume war das wohl wert. Und erst in der Vierten darauffolgenden Nacht beschlossen sie, ausnahmsweise auf die Gemeinsamkeit zu verzichten. Nur einmal, zwischendurch. Faye riss die Augen zeitgleich mit dem ganzen Rest des Camps auf, als die Explosion erklang und sie praktisch aufrecht im Bett sass. Sie sprang auf die Füsse, hatte sich im Handumdrehen in ihre Klamotten geworfen und die Haare unter dem Helm versteckt, welchen sie über den Kopf gezogen hatte. Kaum hatte sie die Schuhe gebunden, war sie aus dem Zelt gestürzt, obwohl sie nicht mal einen Plan hatte, wohin. Ihre Gedanken kreisten nur um eine einzige Person: Aryana. Und nach zehn Schritten in Richtung deren Zelt schliesslich ein zweiter Gedanke: Victor. Und dann war da nur noch ein Sturm und die unterschwellige Panik, als sie, ihren Einsatzrucksack dank den ganzen angeeigneten Automatismen wie immer auf den Rücken geschwungen, mit gezückter Waffe in Richtung Aryanas Zelt stürmte. Doch so weit kam sie nicht, führte ihr Weg doch unweigerlich direkt an dem Chaos vorbei, welches die erste Explosion geschaffen hatte. Der grösste Teil von ihr wollte weiterhin zu ihrer Schwester laufen, in der Hoffnung, diese zu erreichen, noch bevor sie irgendwo mitten im Kampfgeschehen unterging. Aber die verdammte Sanitäterin konnte nicht weiterlaufen, während Menschen in den Trümmer verbluteten. Fayes Beine trugen sie, ohne, dass sie sich je bewusst für diese Handlung entschieden hätte, näher an die Unfallstelle, wo sie wie in Trance neben einem Soldaten in die Knie ging, der gerade von seinem Kollegen zur Seite, in den behelfsmässigen Schutz eines naheliegenden Containers gelegt wurde. Ihr Rucksack landete auf dem staubigen Boden neben ihr. Sie riss die Kleidung des Mannes auf, entdeckte den tiefen Splitter in seiner Seite, der zweifellos seine Lunge punktiert haben musste, so wie der Blonde röchelte. Faye wühlte in ihrem Rucksack. Und eine halbe Minute später steckte ein Drainageschlauch in der Brust des Mannes. Der ihn nur dann retten würde, wenn er sehr bald operiert wurde. Um sie herum fielen Schüsse. Eine weitere Explosion. Dann lautes Geschrei aus einer bestimmten Richtung. Das Tor… So viel zum Thema baldige Operation…
Sie war so froh gewesen, das Camp wieder erreicht zu haben. So unglaublich erleichtert, sich für einen Moment wieder in Sicherheit zu wissen, sich und all die anderen, die zurückgekehrt waren. Sie hatte auch nicht lange suchen müssen, um ihre Schwester zu finden - Faye war plötzlich aus irgendeiner Ecke gerannt gekommen, hatte sie mit einem heiseren Schrei angefallen und Aryana hatte die Umarmung mit der gleichen Intensität erwidert. Es hatte sich ähnlich angefühlt wie damals, als Faye zum ersten Mal einen Fuss in dieses Camp gesetzt hatte. Aryana hasste die Tatsache, ihre Schwester in diesem Krieg zu wissen, noch immer genau wie damals. Aber sie konnte nicht lügen, wie gut es sich anfühlte, sie gleichzeitig endlich wieder bei sich zu haben. In der Nähe, in ihren Armen. Darum hatte sie alles andere auch erstmal ein Bisschen zurückgeschoben, um sich fast eine ganze Stunde lang nur ihrer Familie zu widmen. Irgendwann war die Stunde dann aber um gewesen und sie hatte sich trotz der Uhrzeit noch ans Verfassen einiger Berichte gemacht, bevor sie sich irgendwann, schon fast gegen den Morgen zu, doch mal noch ins Bett geschleppt hatte. Die nächsten Tage verliefen ereignislos. Aryana war mehr oder weniger im Bürokram ersoffen, hatte so viel zu regeln gehabt, dass sie die Mauern des Camps kein einziges Mal verlassen hatte. Und sie hatte nie nach dem Preis gefragt. Weil sie angenommen hatte, vier Tote und neun Verletzte wäre der Preis gewesen. Natürlich hatte sie mit Vergeltung gerechnet, das hatten sie alle. Sie waren vorsichtiger gewesen, als davor. Noch vorsichtiger. Und sie hatten ihre Gegner wie auch die Stadt gut im Blick behalten. Aber was dann geschah, passte nicht in ihre Rechnung… Aryana hatte schlecht geschlafen, denn sie war in der Tat nicht mehr wirklich zur Ruhe gekommen, seit dem Angriff. Irgendwas schien sie zu jagen, aber sie konnte selbst nicht wirklich sagen, was es war. Bis sie den Knall der Explosion vernahm. Innert Sekunden aus ihrem Zelt gestürmt war und sich ihre Waffe umgelegt hatte. Der Funker wurde sofort dazu angeleitet, bei jeder Basis in einem brauchbarem Radius Hilfe anzufordern. Denn die Situation war schnell erfasst: Sie standen unter Beschuss und das nicht nur ein Bisschen. Aryana überliess das Kommando Warren, da ihr klar war, dass sie eh nichts zu melden hatte, solange er hier war. Sie fand sich an der Waffenkammer ein, welche sie kurz darauf wieder verliess, um im Laufschritt direkt in Richtung des Haupttores zu rennen. Und sie erblickte das schwere Metall genau in dem Moment, als es mit einem ohrenbetäubenden Knall dem Erdboden gleich gemacht wurde. Sie zog sich hinter einem Zelt zurück - das ihr immerhin Sichtschutz bot, während sie das Visier des Maschinengewehres in ihren Händen nun direkt vor ihr Auge bewegte, um zu schiessen. Weil es das absolut Einzige war, was sie hier tun konnte.
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Es war ja schon zugegeben fies, was die Arschlöcher hier veranstalteten. Ich meine, klar, ich wusste schon, dass ich keine besondere Stellung als Informant - der momentan mit seiner Arbeit zu wünschen übrig ließ - bei denen hatte, aber es wäre schon echt nett gewesen, wenn sie nicht unbedingt die Stellung überrennen würden, in der ich stationiert war. Sollten sie mich auf diesem Weg gleich mit loswerden wollen, dann könnte das durchaus eine effektive Methode dafür sein, aber ich hatte echt nicht vor, mich jetzt schon in einem Sarg nach Hause schicken zu lassen. Da mussten sie früher aufstehen. Sehr viel früher. Ich hörte bald dichte Schritte hinter mir, was mich automatisch herumfahren ließ und beinahe, es war doch echt knapp, hätte ich auch abgedrückt. Sehr zum Glück des Angsthäschens realisierte mein Hirn aber noch schnell genug, dass es sich nicht um einen gegnerischen Soldaten handeln konnte, weshalb ich die Waffe sehr schnell wieder in die andere Richtung bewegte. Ich überlegte fieberhaft, wie ich mir eine bessere Position verschaffen könnte, denn hier mochte ich zwar vor Schüssen ziemlich sicher sein, aber effektives Bekämpfen war doch was Anderes. Ich war nicht der Typ Soldat, der sich hinter einer Ecke verkroch und dann einfach immer weiter wartete, bis ein Gegner nach dem Anderen in seine Richtung marschierte. So lief das bei mir nicht. Warren mochte ja den Befehlt gegeben haben, dass wir die Stellung erstmal nur so gut wie möglich und die Ekelpakete auf Abstand halten sollten, aber dass ich auf das Gerede von dem Typen nicht unbedingt viel gab war ja nun nichts Neues. Klar, es wäre Missachtung des Befehls, aber wenn ich eine gute Möglichkeit sah, um den Kampf positiv zu beeinflussen, dann ließ ich die nicht einfach so vorbeiziehen. Deshalb wanderte mein Blick kurzzeitig nach oben zum Rand des Daches, bevor ich meinen Kopf zu Victor drehte, der so halb neben mir stand. "Helf' mir aufs Dach." wies ich ihn an und für einen kurzen Moment lang sah er mich doch irritiert an. "Jetzt mach schon!" knurrte ich deshalb erneut, woraufhin er doch nickte und mir mit einer Art Räuberleiter half, in den Schatten des schrägen Dachs zu steigen, was meinem Bein wieder so gar nicht gefiel. Die kleinere Wunde fing wieder an zu bluten, was ich aber gar nicht wirklich mitbekam. Mal gut, dass die hier architektonisch mitgedacht hatten, auf einem flachen Dach hätte sich nämlich gekonnt das Wasser gesammelt. Ich lag auf dem Dach, um so wenig Angriffsfläche wie möglich zu bieten, als ich nochmal über die Kante hinweg zu Victor runter sah. "Siehst du die zwei Scharfschützen?" Erst feuerte er ein paar weitere Schüsse auf sich nähernde Soldaten ab, dann hielt er kurz inne und nickte, warf nur einen flüchtigen Blick zu mir nach oben und sah dann wieder nach vorn. "Geh näher ran und schalt' sie aus. Ich geb' dir Deckung." sagte ich ohne eine Antwort zu erwarten, bevor ich fest Stellung bezog und die ersten Schüsse abgab. Die Schräge bot mir genug Schutz und die erhöhte Position einen Vorteil ganz nach meinem Geschmack. Außerdem freute sich das Bein mit Sicherheit auch, dass es jetzt nicht mehr stehen musst.
Sobald die Weste und auch das Maschinengewehr am Mann, also an mir waren, suchte ich die Umgebung draußen nach Faye ab. Es dauerte nicht lang die junge Frau ausfindig zu machen, war sie doch mitten im Geschehen bei den Verletzten. Ohne feste Deckung außenherum. Nur ein paar Trümmer und Zelte, von mehr wurde sie nicht abgeschirmt. Sie mochte damit nicht im direkten Sichtfeld der Angreifer sein, aber es hinterließ doch ein sehr unangenehmes Gefühl in meiner Magengegend, dass sie keine Wände oder dergleichen um sich herum hatte. Ich sollte und durfte mich davon nicht beeinflussen lassen. Die junge Frau war dort nicht allein, hatte bereits zwei andere Soldaten in ihrem nahen Umfeld, aber es kostete mich trotzdem Überwindung, mich nicht dennoch in ihre Richtung zu bewegen, um aktiv an ihrem Schutz teilhaben zu können. Faye war nicht mein Job, nicht das Ziel. Mit einem tiefen Schlucken scherte ich ebenso aus wie die anderen Soldaten, wobei mich der Weg Stück für Stück nach einigen Schüssen weiter bis hinter das Gebäude der Duschkabinen führte. Denn die Zelte waren, sobald man geortet wurde, absolut kein brauchbarer Schutz mehr, wurden die Zeltblachen (jaha, ich hab mir das gemerkt! x'D) doch nur zu leicht von den Kugeln einer Waffe durchlöchert. Ich war in Mitchs unmittelbarer Nähe und blind genug in dem Glauben, dass er mich nicht für einen feindlichen Soldaten hielt, um schnellen Schrittes zu ihm aufzuschließen. So hielt ich doch einen Augenblick die Luft an und inne, als er seine Waffe auf mich richtete, ehe ich beinahe gänzlich zu ihm aufschloss und weiter auf die Gegner feuerte. Es dauerte aber gar nicht lange, bis er etwas von mir verlangte, das mich kurz stutzen ließ. Aber ich half ihm dennoch auf das nur semi gut geschützte Dach, weil er vehement darauf bestand. War an sich vielleicht auch gar nicht verkehrt, immerhin hatte er da oben dennoch eine gute Position, ziemlich freie Sicht und vor Allem auch ein weites Sichtfeld. Seine folgende Aufforderung hielt ich aber wirklich nicht für gut - also auch mal davon abgesehen, dass Warren uns etwas Anderes befohlen hatte und Mitch absolut nicht in der Position war, mir irgendwas zu befehlen. Zumindest nicht in meinem Zustand. Gerade mochte ich wieder stabil sein, aber wer wusste schon, wie lange das anhielt. Es reichte ja, wie wir alle wussten, schon ein leichter Streifschuss oder eine Explosion, um mich aus der Fassung zu bringen. Aber es sah zusehends schlechter für uns aus und der IS war weiter auf dem Vormarsch. Nicht ohne Verluste, aber sie kamen näher. Auch näher zu Faye. Die beiden Scharfschützen waren noch gut achtzig Meter von unserem Standpunkt entfernt, hatten sich hinter den Trümmern der Tore verbarrikadiert. War schlau, immerhin kamen Kugeln allein nicht durch den verbeulten Stahl, sie hatten extrem effektive Waffen - da reichte schon eine einzige halbwegs gut gezielte Kugel und du warst definitiv über den Haufen, weil sie dir gerne deine gesamten Innereien beim durchlöchern zerfetzten - und sie hatten von da auf Alles, was sich näherte, freies Sichtfeld. Außer seitlich. Bis sie die langen Zielfernrohre der Waffen gedreht hätten, wäre ich schon zu nahe. Rein theoretisch gesehen könnte ich mich nämlich innen an der Mauer entlang schleichen, sofern mich da Niemand bemerkte. Oder wenn mich Jemand bemerken sollte, derjenige von Mitch rechtzeitig ausgeschaltet wurde. Denn Deckung hatte ich da ansonsten so gut wie keine, nur vereinzelt würden mich Zelte oder Anderes abschirmen. Und selbst zu schießen, bis ich dort war, wäre lebensmüde. Allgemein war das komplette Konzept lebensmüde. Aber sie rückten immer weiter vor und die Scharfschützen waren dabei eine essentielle Hilfe. "Ich hoffe wir gehen, wenn, dann beide drauf." murmelte ich eine ironische Bemerkung an mich selbst gerichtet und atmete noch einmal tief durch, bevor ich mich geduckt aus dem Schatten des Gebäudes bewegte. Ich hatte während der ganzen Nachdenkerei keine Schüsse mehr abgegeben, weshalb ich vorerst auch aus dem Visier zu sein schien. So arbeite ich mich, immer darauf bedacht so gut es ging unauffällig zu sein, langsam an der Innenseite der Mauer weiter vor. Stück für Stück, ganz tief durchatmend. Wenn mich das hier nicht umbrachte, wäre es nämlich mit Sicherheit Warren. Oder Faye, weil ich so einer leichtsinnigen Aktion zugestimmt hatte. Nach gut der Hälfte der Strecke dachte ich wirklich, dass es das gewesen war. Ich war gerade zwischen Zelt und Mauer, als ein IS-Soldat in meine Richtung um die Ecke bog. Ich konnte von Glück reden, dass Mitch sich selbst wirklich beim Wort nahm und dem Typ noch in dem Moment, in dem er seine Waffe auf mich richtete, eine Kugel durch den Kopf jagte. Zielen konnte er, musste man ihm lassen. Dennoch musste ich kurz inne halten und mich erneut sammeln, nachdem der Kerl direkt vor mir umgekippt war. Erst nach zwei oder drei weiteren Sekunden wagte ich mich erneut aus dem Schutz des Zelts und arbeite mich kontinuierlich im Schatten der Mauer weiter vor, bis ich letztlich kurz vor dem eigentlichen Ziel war. Das Ganze hatte mich sicher schon fünf Minuten gekostet, würde jetzt aber ganz sicher nicht mehr scheitern, dafür würde ich sorgen. Ich hob die Waffe an, als ich die letzten paar Schritte machte und in dem Moment, in dem mich der erste von beiden entdeckte, war eben jener auch schon tot. Der zweite gestaltete sich nur minimal schwieriger, wusste er zwar aus welcher Richtung er mich jetzt zu erwarten hatte, aber bis er merkte, dass ich tief in die Hocke gegangen war und von deutlich niedrigerer Position als zuvor aus erneut zielte, war es auch für ihn zu spät. Hinter den Trümmern des Tors hielt sich sonst wohl auch keiner mehr auf, es rückte keiner nach, weil Alle bis ins Innere des Camps vorgerückt waren, was ich mir selbst gleich zu Nutzen machte. Ebenfalls nur gerade noch rechtzeitig, fielen doch die ersten Schüsse in meine Richtung, als ich mich gerade hinter die eine Hälfte des verbeulten Tors zurückzog. Da saß ich dann auch erst einmal kurz, bis die Kugeln weniger wurden, lud in dieser Zeit selbst nach und wechselte das Magazin des Maschinengewehrs. Die Feinde im Inneren des Camps schienen so gar nicht erfreut darüber zu sein, jetzt aus zwei Richtungen beschossen zu werden, weshalb sie sich in zwei Gruppen aufteilten und mehr Schutz suchten. Gut für uns, waren sie dann doch deutlich leichter in die Enge zu treiben. Allerdings durften das jetzt echt gerne die Anderen übernehmen, weil mir das Herz förmlich aus der Brust zu springen drohte, jetzt wo ich den mir angetrauten Part abgehakt hatte. Die Konzentration war noch da, aber die anderweitig geistige Kondition nicht mehr. Es fiel mir schwerer als vorher, die Waffe ruhig zu halten, aber es reichte auf jeden Fall aus, um damit noch den einen oder anderen gehunfähig zu machen. Mit gezielten Kopfschüssen konnte ich jetzt nicht mehr dienen.
Sie tat das Möglichste für den Blonden vor ihr, dessen Name - so verriet er ihr, stöhnend nachdem sie ihn endlich danach fragen konnte - Clay lautete. Der Druck auf seinem Brustkorb hatte sich gelöst, als sie das Röhrchen durch einen kleinen Schnitt eingeführt hatte. Natürlich ohne Betäubung, da sie für sowas gerade schlicht keine Zeit hatten. Dann hatte Faye ihn mit Daniels Hilfe in den nächsten Container gebracht, Clay so hoffentlich auf Dauer aus der Schusslinie gezogen. Daniel blieb bei ihm, während Faye für den Moment nichts mehr tun konnte und sich zurück nach draussen stürzte. Sie hatte weiterhin weder Aryana noch Victor zu Gesicht bekommen und die Ungewissheit kratzte unendlich stark an ihren Nerven, während ihre Angreifer mit gefühlt ungebändigter Kraft immer tiefer ins Camp vordrangen. Faye hatte viel zu schnell das nächste Opfer gefunden, welches mit dem Gesicht nach unten flach auf dem Boden lag. Doch als sie die Frau - Marina - auf den Rücken drehte, das Blut erblickte, welches aus ihrem Mund und ihrer Nase tropfte, zusammen mit den vier offenen Schusswunden, die ihre Brust in ein Löchersieb verwandelten, zog sich Fayes Herz nur schmerzhaft zusammen. Zu spät… Dann zischte ein Schuss an ihrem eigenen Kopf vorbei, den sie in diesem Moment zu Marina gebeugt hatte. Die Brünette war ruckartig weg, hinter einem Versorgungscontainer verschwunden. Aber auch hier zerschnitten Schüsse die Luft und Faye wusste, dass, wer auch immer vorhin auf sie geschossen hatte, ihr jetzt zweifellos folgte, weil er genau wusste, wo sie war. Sie hielt die Waffe gezückt, als sie wieder um die Ecke blicken wollte, um den Angreifer zu lokalisieren. Das war aber nicht mehr nötig, da der Mann direkt vor ihr stand und sie mit einer schwungvollen Bewegung direkt vorwärts in den Sand riss, sein Knie in ihr Kreuz drückte, als sie sofort, zappelnd wie ein Marienkäfer darum kämpfte, sich von ihm zu befreien. Faye hatte ein Messer aus ihrer Tasche gerissen, rammte es mit voller Wucht so gut das in ihrer Position ging, ins Bein ihres Gegners. Ein wütender Schrei und irgendwelche arabischen Flüche folgten, er hatte das blutende Bein kurzum von ihr genommen. Doch noch bevor die junge Frau erfolgreich weggekrochen wäre, hatte er ihr Bein gepackt und sie erneut zu Boden gerissen, diesmal auf den Rücken, um sich direkt über sie zu knien und ihre Kehle zu packen. Faye stach erneut zu, wobei das Messer tief in seinem Unterarm stecken blieb und er ein weiteres Mal aufschrie. Einen Moment später kippte er flach neben ihr zu Boden, aus einer Einschussstelle an seinem Hinterkopf quoll Blut. Ihr Blick zuckte in die Richtung, aus der die Kugel gekommen war, noch während sie sich innert Sekunden wieder nach ihrer Waffe ausgestreckt hatte und auf die Beine sprang. Aryana. Sie stand nicht nahe, aber offenbar nah genug, um den Soldaten gesehen zu haben. Nah genug, um ihn getötet zu haben. Faye blickte sich um, stürzte auf ihre Schwester zu, die sie nur mit einem verzweifelten Kopfschütteln bedachte, ehe sie sich wieder dem Kampfgeschehen widmen musste. Aber wie sollte sie jetzt einfach wieder gehen? Wo sie sie endlich gefunden hatte? Und das auch noch hier vorne, mitten im Chaos, wo keiner ihr auch nur ansatzweise garantieren konnte, dass ihr nichts zustiess - eher im Gegenteil.
Sie hatte sich sehr bald von dem Zelt zu einem Panzer verschoben, die auf der rechten Seite des Eingangstores aufgereiht waren und hier so gar nichts ausrichten konnten. Von dort aus feuerte sie die gezielten Schüsse ab, die einen Gegner um den nächsten daran hinderte, tiefer ins Camp vorzudringen. Es waren noch immer verdammt viele, die es trotzdem schafften, weil sie bei dieser Menge unmöglich alle treffen konnte, aber es war das beste, was sie tun konnte. Natürlich nicht ohne Schüsse in ihre Richtung, die sie mehr als einmal dazu zwangen, die Position leicht zu ändern. Aryana vernahm Warrens Befehl, der ihr kurz vor Wut die Luft aus den Lungen presste. Aber sie hatte keine Zeit, sich aufzuregen, konnte damit nichts erreichen, weshalb sie weiter an ihrem ursprünglichen Plan festhielt. Falls man das einen Plan nennen konnte. Es war wohl ihr sechster Sinn, der Aryana plötzlich dazu brachte, wieder tiefer ins Camp zurück zu gehen, weil der Sturm am Eingang sich langsam überall hin verteilte und die Konzentration an IS-Soldaten beim Tor deutlich nachgelassen hatte. Der sechste Sinn, der sie den Lauf ihres Maschinengewehr auf einmal in genau die Richtung führen liess, in der ein Fremder über dem Körper eines Amis kniete, sich einen möglicherweise unfairen Kampf lieferte. Aryana hatte geschossen, noch bevor ihr klar wurde, wer zum Teufel da unter dem kollabierten Mann hervorkroch. "Verdammt, Faye!", stiess sie mit einem deutlich verzweifelten Unterton aus, versuchte ihre Schwester gar nicht erst in ihre Richtung kommen zu lassen. Aber selbstverständlich gelang ihr das nicht und gleich darauf standen beide Frauen dicht an dich im Schatten des Containers. "Du sollst nicht hier sein, das weisst du doch! Was willst du - Sterben??", fuhr Aryana ihre Schwester an, wobei sie wohl beide klug genug waren, zu erraten, dass dieser Tonfall der puren Sorge entsprang. Das Camp war ein heilloses Durcheinander, überall wuselten fremde Soldaten herum, drangen in Zelte und Container ein, legten Feuer und töteten Menschen. Faye sollte irgendwo in Watte verpackt zu Hause in Amerika sein, nicht Zeuge dieser Stunde werden, in der sie mal wieder alles verloren! "Du weisst, warum ich hier bin. Du kannst mich dafür hassen oder mir dabei helfen", war die uneinsichtige Antwort, die zurückkam, während Faye ihren Kopf schon wieder um die Ecke des Containers schob, sich nach Wegen umschaute, wieder tiefer ins Camp vorzudringen, zu all den Verletzten, die so zahlreich verstreut lagen. Aryana sagte nichts mehr, weil die Worte ihrer Schwester keiner Antwort bedurften. Sie hatten keine Zeit - und kein Bedürfnis - zu streiten, sollten schon lange wieder schiessen, weil sie hier nur Zeit verloren. Sie zückte ihre Waffe, nickte mit dem Kopf in Richtung der Mauer in ihrem Rücken. "Da lang. Dann Rechts. Ich komme mit, aber du musst schnell sein", erklärte sie den Weg, der möglicherweise ein kleines Bisschen sicherer war, als sich einfach von Versteck zu Versteck vor zu kämpfen. Alle befanden sich im Inneren des Camps, da, wo die Menschen waren, wo die Schlacht am meisten Verluste forderte. Somit war es wenig erstaunlich, das die Schwestern rasch vorwärts kamen und sehr bald, als sie den Bereich der Schlafzelte erreichten, wieder den wortwörtlichen Herd des Brandes erreichten. Die Hälfte der Zelte stand schon in Flammen. Eindeutig nur eine Ablenkung, denn hier befanden sich keine Menschen mehr, weshalb sie auch sofort an den Zelten vorbei, nun wieder tiefer ins Lager liefen, zu den sehr nahe stationierten Büros. Die Büros bestanden aus zwei aufeinander Schiffscontainer - eine einmalige Chance, sich einen Überblick zu verschaffen. Aryana rannte mit entsicherter Waffe, liess immer wieder Schüsse fallen, auf ihrem Weg dorthin. Auch in den Büros befanden sich ein Gegner, den sie glücklicherweise ebenfalls relativ einfach aus dem Weg geräumt hatte. Das Problem war nur die ungeschützte Aussentreppe. Aryana ging zuerst, sprintete die Stufen hoch bis zur Tür, die sich als verschlossen entpuppte. Warren, dieser verdammter Vollidiot!! Aryana schoss das Schloss kurzum ein, als auch schon die ersten Schüsse an ihr vorbei zischten, sie gerade noch so ins Innere des Containers hechten konnte. Erst da merkte sie, dass ihre Schulter blutete. Aber sie hatte keine Zeit zu schauen, redete sich ein, dass es wegen des brennenden Schmerzes nur ein Streifschuss sein musste. Aus der nun erhöhten Position, hatte sie den Gegner schnell lokalisiert, ihn mit wenigen Schüssen trotz seines Versteckspiels ausgeschaltet. Sie gab Faye die nötige Rückendeckung, bis ihre Schwester bei ihr angekommen war. "Du bleibst an der Tür und sorgst dafür, dass keiner uns hier Gesellschaft leistet", befahl sie, denn dank dem eingeschossenen Schloss war nun ziemlich gut ersichtlich, dass hier oben jemand sein musste. Oder gewesen war. Dann wandte sie sich von der Tür ab, um zum gegenüberliegenden Fenster zu eilen, welches das Camp so gut überblickte. Dort klärte sich die Situation tatsächlich relativ rasch. Ganz offensichtlich waren die brennenden Zelte nicht nur eine Ablenkung, sondern eine Falle. Diese dreckigen Mörder schossen weniger, als dass sie ihre Soldaten viel mehr einfach auf das Feuer zu trieben. Und das Feuer breitete sich mit neuen Zelten, die angezündet wurden, immer weiter aus. Aryana schlug die Scheibe ein, steckte den Lauf des Gewehres durch die Öffnung nach draussen. Es war ein Maschinengewehr, eigentlich keine Scharfschützenwaffe. Aber war ja nicht so, als hätte sie eine Wahl. Also zielte und schoss sie immer wieder, versuchte so viele Gegner wie möglich auszuschalten, bevor diese ihre Position - die eng gesehen einer Mausefalle ohne recht verschlossene Tür glich - lokalisierten. Aryana schoss und obwohl es ihr auf ewig ihren Posten und Warrens Gunst kosten könnte, führte sie aus einer plötzlich Intuition heraus das Funkgerät an ihre Lippen. Sie wies alle dazu an, auf keinen Fall in einem Zelt Schutz zu suchen - da diese nach und nach Feuer fangen würden, auch solche auf der anderen Seite des Camps, da war sie sich ziemlich sicher. Dann forderte sie von jedem, der ein Scharfschützengewehr in den Händen trug, sich nach Möglichkeiten auf die Türme und Mauer in direkter Umgebung zu positionieren, um diesem Schauspiel hier unten eine Ende zu setzen. Und diejenigen die konnten, sollten die Verletzten und sich selbst am besten in Autos verfrachten um so schnell wie möglich aus diesem, sich immer mehr zur Todesfalle entwickelnden, Camp zu kommen. Sie erwartete nicht, dass draussen vor dem Tor noch weitere Gegner warteten. Denn sie war sich ziemlich sicher, ihr Ziel zu kennen. An eye for an eye. Sie hatten die Basis in der Stadt zerstört - der IS zerstörte dieses Camp. Klang fair.
This is your life, it's do or die, the sun may never rise again, so be the light the vision. This is your life, it's slipping by, you try to run but fall again, you get back up that's living.
Eigentlich dachte ich schon, dass er gar nicht mehr loslegen würde, aber wider Erwarten setzte sich das Häschen dann doch noch in Bewegung. Es verlangte mir Einiges ab ihn im Auge zu behalten und gleichzeitig auch dafür zu sorgen, dass mich hier Niemand vom Dach schoss. Deswegen wurde es das eine Mal wohl auch ein bisschen knapp aber hey, ging ja trotzdem gut, er konnte sich im Grunde nicht bei mir beschweren. Immerhin ging Victor nicht drauf - wonach er sich sowieso nicht mehr hätte beschweren können, haha - und verletzt wurde er meines Erachtens nach auch nicht. Er schaffte es sogar noch die beiden zu erledigen, hatte damit das ernannte Ziel erreicht und bekam wieder etwas weniger Rückendeckung von mir. Klar, er war da alleine und deshalb behielt ich ihn weiter im Augenwinkel, aber mein Hauptaugenmerk galt wieder dem Rest des Kampfgeschehens. Es wurde etwas übersichtlicher, als es Scharfschützen von uns schafften, sich wieder auf die Türme zu kämpfen. Einer wurde da leider noch auf dem Weg auf der Leiter nach oben runter geschossen, waren die Leitern nach innen leider nicht abgeschirmt. Normalerweise sollte ja auch absolut Niemand außer uns hier drinnen sein. Als die ersten sich Zutritt zu den Autos verschaffen konnten, bot ich ihnen so gut wie möglich weiterhin Feuerschutz. Weil ich den Anderen aber scheinbar zunehmend auf die Nerven ging, wurde der Kugelhagel im Folgenden ziemlich unerträglich und ich kam kaum zum Schießen, weshalb ich mich dazu entschied, die Stellung auf dem nur teils geschützten Dach lieber aufzugeben. Nach einem Blick nach unten ließ ich mich vorsichtig rückwärts vom Dach gleiten, wobei mir das Aufkommen auf dem Boden einen fast unerträglichen Stich im Bein bescherte. Erst jetzt merkte ich, dass das Hosenbein langsam feucht wurde, weil es sich mit dem Blut voll zu saugen begann, das schon den kompletten Verband durchweicht hatte. Ich begab mich selbst auch langsam in Richtung der Wagen, wobei das ziemlich viel Zeit beanspruchte, weil das Bein jetzt doch sehr deutlich machte, dass es sich nicht belasten lassen wollte. Umso dankbarer war ich Jetman, der mich auf halber Strecke einsammelte und ein wenig stützte, so gut es ihm möglich war. So kam ich doch deutlich schneller voran als vorher, während wir uns die IS-Soldaten so gut wie möglich vom Leib hielten. Ich fand dann zuerst meinen Platz auf dem Rücksitz, Jetman rutschte auf den Beifahrersitz und Gorges saß bereits hinterm Steuer, hatte den Wagen vor unserem Einsteigen ausgeparkt und gewendet. Als auch noch Lianne, eine der wenigen Frauen im Camp - die im Gegensatz zu ihrem Namen auch eher weniger weiblich wirkte -, einen Verwundeten mit seitlichem Schuss an der Taille zu mir auf den Rücksitz schob und sich anschließend selbst noch in den Kofferraum gepackt hatte, setzte Gorges den Wagen zügig in Bewegung. Auf unserem Weg nach draußen feuerten die Anderen noch so gut es ihnen möglich war, während ich mich darum bemühte, die Blutung des mir zugeschobenen jungen Mannes so gut es irgendwie ging im Zaum zu halten. Er wand sich unter den Schmerzen, aber ich wies ihn an so gut es ging ruhig liegen zu bleiben. Er würde sonst nur noch mehr Blut verlieren.
Schon am Tor zu sein hatte einen kleinen, aber feinen Vorteil - theoretisch konnte ich mit dem ersten, nicht vollen Wagen ab nach draußen und raus aus dieser Hölle, die gerade wirklich jeder einzelnen Faser meines Körpers alles abverlangte. Aber wollte ich das? Ich hatte noch immer keine Ahnung davon, wo Faye sich befand. Ob sie unverletzt war oder ihr etwas zugestoßen war. Ich wusste Nichts, absolut gar Nichts. Weder hatte ich sie in dem Getümmel irgendwo sehen können, noch auf einer der freieren Flächen, von denen es inzwischen immer mehr gab, weil wir die IS-Soldaten langsam besser in den Griff zu bekommen schienen. Aber Nirgends war die zierliche Brünette zu sehen, bei der ich die letzten Nächte verbracht hatte. Die Besorgnis schien innerlich von Minute zu Minute weiter heran zu wachsen. Indessen schob ich mich in die kleine Nische an der Innenseite des Eingangs, die durch die Explosion am Tor entstanden sein muss. Denn das erste Fahrzeug, das sich den Weg in meine Richtung bahnte, schob jetzt mühevoll die schwereren Stahltüren bei Seite, bevor es seinen Weg nach draußen fand. Es folgte ein zweites, ein drittes. Es wurden immer mehr und in jedes Einzelne davon sah ich hinein - keine Faye. Die Angst um sie wuchs weiter, jetzt wo ich hier sehr sicher stand und Nichts weiter zu befürchten hatte, weshalb ich fieberhaft weiter die Umgebung absuchte. Faye konnte ich nicht finden, aber ich erhaschte einen kurzen Blick auf Aryana durch eines der Bürofenster. Sie war sicher bei ihrer Schwester, oder? Sie musste bei ihrer Schwester sein. Denn die wusste - mehr als Warren, wie mir heute langsam weiter bewusst wurde - normalerweise gut darum, uns zu schützen, uns anzuweisen und würde wohl auch tunlichst darauf achten, dass Faye Nichts passierte... sofern sie denn bei ihr war, was ich nicht wissen konnte. Aber als einer der Wagen bei mir anhielt und einer meiner Zeltkumpanen mir die Hand vom Rücksitz aus entgegen streckte, konnte ich nicht ablehnen. Was hätte ich sagen sollen? Nein, ich warte noch auf die Frau, in die ich mich vielleicht leider schon ein bisschen verliebt habe? Klar, würde sicher gut ankommen. Zumal er auch hetzend darauf bestand, mir in den Wagen zu helfen, weshalb ich kurz darauf auch auf dessen Rücksitz saß und ehe ich mich versah die Mauern des Camps mit den Anderen hinter mir ließ. Genau das war der Punkt, warum ich den Mist hatte lassen sollen. Warum ich mich von Faye ferngehalten hatte, Distanz zu ihr aufgebaut hatte, möglichst jedweden Kontakt der "zu viel" war, vermieden hatte. Jetzt ohne ihre direkte Anwesenheit aus dem Camp zu fahren hinterließ ein schmerzhaftes Stechen in meiner Brust und ich konnte nicht anders, als aus dem Fenster zurück zu schauen. Das einzig gute an meinem Weg nach draußen war wohl, dass uns die angeforderte Verstärkung entgegen kam. Faye würde ganz sicher heil da raus kommen. Sie hatte Aryana. Und die Verstärkung. Zumindest redete ich mir das jetzt weiter ein, um nicht meine Kollegen hier im Wagen mit der Frage zu löchern, ob sie die junge Frau nicht irgendwo auf ihrem Weg gesehen hatten. Ich würde in Zukunft eindeutig wahnsinnig werden, wenn das so weiter ging.
Faye hielt sich absolut ohne Widerrede an die Anweisungen ihrer Schwester. Alles, was sie in diesem Moment verlangte, war bei ihr zu sein. Es war nicht ihr Job, aber in der Schlacht, die da unten wütete, konnte sie sowieso niemanden verarzten und keinen retten. Also sollte sie sich so gut es ging an der Verteidigung beteiligen. Und das ging an Aryanas Seite nunmal am besten, denn wie sich gleich darauf im Büro herausstellte, war es nur von Vorteil, wenn die Brünette sich nicht alleine hier oben ans Fenster stellte. Faye tat weiter, wie ihr geheissen, schob die Tür zu und schaute sich hektisch um. Mühsam zerrte sie den Schreibtisch vor die Tür, weil die Schüsse, die ihrer Schwester entgegenflogen, eindeutig dafür sprachen, dass sie bereits entdeckt worden war. Viel mehr als der Schreibtisch und der schwere Aktenschrank, welchen sie kippte und direkt hinter den Schreibtisch schob, stand ihr aber nicht zur Verfügung. Somit war die Barrikade auch kaum vielversprechend und sie konnte nur hoffen hier nicht zu bald Besuch zu bekommen. Für einige Minuten schienen die Soldaten unten auch noch voll beschäftigt zu sein. Dann hörte Faye das erste Mal schwere Schritte auf der Treppe, die sich direkt nach oben schleppten. Sie hatte bereits Stellung hinter dem gekippten Aktenschrank eingenommen und kaum sah sie eine Bewegung durch das etwa zehn Zentimeter grossen Loch, welches das Aufschiessen des Schlosses in die Tür gerissen hatte, begann sie zu schiessen. Aryana eilte ihr umgehend zu Hilfe und nach wenigen Schüssen hörte man lautes Gepolter, als der Angreifer offenbar die Treppe wieder runter purzelte. Sie hatten den ersten Ansturm überlebt und konnten also bis zum Nächsten wieder atmen. Erneut wandte sich Aryana dem Fenster zu, wobei Fayes sorgenvoller Blick einen langen Moment an der mittlerweile vollkommen blutigen Schulter ihrer Schwester hängen blieb. Der Stoff über der Wunde war zerfetzt und auch wenn Faye nichts sagte, weil sie die Antwort darauf längst erraten konnte, war klar, dass der Streifschuss schnellstmöglich versorgt werden sollte. Ihr blieb nicht viel Zeit, um sich darüber weitere Gedanken zu machen, denn obwohl es überraschenderweise doch einige Minuten dauerte, bis ihr Posten wieder angegriffen wurde, passierte es diesmal umso heftiger. Aber nicht so, wie sie das erwartet hatten. Keiner kam mehr die Treppe hoch. Stattdessen wurde der Container von einer Explosion geschüttelt, nicht stark genug, um das Gebilde zu kippen, aber so, dass der Knall ihre Ohren betäubte und sie es unmöglich hätten verpassen können. Mit ziemlicher Sicherheit eine Granate, die im unteren Container eingeschlagen hatte. Fast hätte Faye erleichtert ausgeatmet, dass es nur unten und nicht oben gewesen war, was doch so viel mehr Sinn ergeben hatte. Doch das wäre eindeutig zu früh gefreut gewesen. "Wir müssen sofort raus. Jetzt. Der Container brennt", Aryana klang nicht so, als würde sie irgendwie darüber diskutieren wollen, als sie sich schon zu Faye umgedreht hatte, um mit ihr die Barrikade der Tür zu beseitigen. Wahrscheinlich würde man sie töten, sobald sie diese Tür öffneten. Aber was waren ihre anderen verschissenen Optionen?! Hier oben ausgeräuchert oder verbrannt zu werden? Auf die nächste Granate zu warten, die sie mit Feuer oder Splitter ins Jenseits versetzte? Verlockend. Aryana hatte sich selbstverständlich vorgedrängt, Faye wieder hinter sich geschoben, während sie die Tür aufstiess, dabei aber noch im Schutz der Containerwand blieb. Nichts geschah. Sie blickte um die Ecke. Und sah das Feuer zum Fusse des Containers. Das Camp hatte sich in ein Labyrinth aus Flammen und Feinden verwandelt und während die Zelte und Anlagen auf dieser Seite der Container vorher noch in Ordnung ausgesehen hatten, brannten sie nun lichterloh. Sie eilten gemeinsam die Treppen runter. Die zweite Hälfte der Stufen führte sie schon fast durch das Inferno des unteren Containers. Aber darum brauchten sie sich nicht einmal zu sorgen, denn die beiden jungen Frauen hatten es in ihrem Sprint noch nicht mal bis in die Mitte der Treppe geschafft, da schlug die zweite Granate in den oberen Container ein und sie wurden von der Druckwelle die letzten Meter runter ungebremst in den Staub geschleudert. Faye war nur einen Meter vom nächsten, brennenden, Zelt entfernt aufgekommen, kämpfte sich mühsam zurück auf die Füsse, ignorierte all die Schmerzen, die plötzlich durch ihre Knochen schossen. Ihr war schwindlig aber sie musste weiter, stolperte zu Aryana hin, die sich drei Meter links von ihr auf dem sandigen Wüstengrund wand, es erst beim dritten Versuch und mit Fayes Hilfe wieder auf die Beine schaffte, direkt wieder einknickte und sich erneut auf die Füsse hievte. Sie mussten sofort weg, das wussten beide. Denn auch wenn ihre Feinde wohl glaubten, sie noch im Container erwischt zu haben, war es nur eine Frage der Zeit, bis sie wieder entdeckt wurden. Und diesmal sahs mit der Verteidigung schlechter aus als je zuvor.
Aryana fragte sich wirklich, wo zur Hölle Warren sich versteckte, wenn er nicht hier war. Sie würde ihre rechte Niere darauf verwetten, dass der alte Herr in Sicherheit war. Aber wo - da hatte sie nicht den blassesten Schimmer. Nicht, dass sie ihn vermisste. Sie vermisste einen fähigen Anführer, jemanden, der ihr wirklich sagte, was sie tun sollte, der ihre Männer und Frauen hier raus lotste. Aber das war er nicht. Darum hatte sie ja auch Befehle erteilt. Und falls ihre Befehle zum bestmöglichen Ausgang dieses Angriffs führen sollten, würde Warren hinterher so tun, als wäre es sein Plan gewesen, der sie alle rausgeholt hatte. Und sie konnte nichts sagen, weil es so sein müsste. Falls sie mit ihren Kalkulationen aber falsch lag und vor dem Tor ein letztes Gemetzel alle tötete, die flohen, dann würde es ihre Idee bleiben und sie bestenfalls ihr Abzeichen abgeben, schlimmstenfalls nach Hause fliegen und sich einem Verfahren gegenüber sehen, das sie bis ins Gefängnis schicken könnte. Aber das zählte gerade nicht. Nichtmal Warrens fehlende Führung zählte. Nur das Überleben dieser Menschen, die sie doch schützen sollte, spielte eine Rolle. Aryana wechselte das Magazin zwei Mal. Mehr Munition hatte sie nicht dabei, weshalb sie von purem Glück reden konnte, dass die Verteidigungsmassnahmen langsam anzuschlagen schienen, sie nicht mehr so überrannt und unkoordiniert wirkten wie zu Beginn dieses tödlichen Angriffs. Auch ihr Posten hier schien über ziemlich lange Zeit fast komplett unangefochten zu bleiben, bis auf den einen kleinen Zwischenfall mit dem Angreifer. Ihre Schulter verwandelte sich währenddessen in ein schmerzendes Etwas, das sich kaum mehr ignorieren liess, weil es das Halten der Waffe wie auch das Schiessen so erschweren wollte. Aber Aryana zwang sich dazu, weiter zu machen, nicht auf die Verletzung zu achten. Es waren noch so viele da, auch wenn immer mehr ihrer Soldaten sich zu den Seiten und in Richtung der Autos schleppten, ihren Aufforderungen folgten und durch das Tor in Sicherheit rasten. Hoffentlich. Sie hatte keine Ahnung. Auch wusste sie nicht, wie viel Zeit sie in dem Büro verbracht hatten, als die erste Granate unter ihnen einschlug. Aber ihr Verdacht, dass es nicht bei dieser einen bleiben würde, bestätigte sich sehr bald darauf. Und zwar genau dann, als sie auf der Treppe nach unten geeilt waren und dabei beteten, nicht abgeknallt zu werden. Das Gebet wurde erhört. Dafür kam sie mehr oder weniger flach mit dem Rücken auf dem harten Untergrund auf, was ihr unweigerlich für einen langen Moment alle Luft aus den Lungen presste. Aryana stöhnte verzweifelt auf, als sie wieder atmen konnte, während sie versuchte, den Kopf zu bewegen, um ihre Schwester zu finden. Aber alles verschwamm vor ihrem Blick und die Welt drehte sich so schnell, dass sie sich im Sand festkrallte, um nicht zu kotzen. Was sie trotzdem tat, kaum hatte sie sich zur Seite gedreht. Dann war Faye plötzlich bei ihr und stand einfach so vor den brennenden Zelten, ohne Schutz, ohne Rückendeckung, was Aryana unter Aufbietung jeglicher Willenskraft dazu brachte, sich nach einer gefühlten Ewigkeit doch endlich auf die Füsse zu hieven. Noch immer war ihr schlecht und sie sah die Hälfte der Welt in Schwarz und die andere in Flammen, aber sie klammerte sich an ihre Schwester, taumelte mit ihr zu der Mauer. "Wir müssen... sie rausholen... die, die noch drin sind... du... du weisst wie", stiess die Brünette aus, als sie auch schon das zweite Mal Galle hochwürgte und in den Sand erbrach. Verdammt, wieso war sie jetzt so schwach?! Das war nicht der Moment dazu, sie sollte sich zusammenreissen! Aryana strafte ihren Rücken durch, was gefühlt jeden Wirbel brach und ihr einen leisen Schmerzenslaut entlockte. Sie wollte los, zu den brennenden Zelten, um die Leute rauszuholen, von denen sie glaubte, dass sie noch in den Flammen gefangen waren. Aber Faye zog sie zurück, versuchte ihr auszureden, dass es noch irgendwen zu retten gab und dass sie noch irgendwas tun konnten. Aber das wollte sie nicht hören. So vieles aber doch nicht, dass sie nichts mehr tun konnte... "Hör auf, Faye... du... du musst hier bleiben, in Sicherheit, du darfst sowieso nicht mit", redete sie weiter, mit unglaublich schwerer Zunge. Doch Faye liess sie nicht los und weil Aryana gerade weder Koordination noch Kraft besass, konnte sie sich nichtmal aus dem schwachen Griff ihrer Schwester befreien, während langsam Tränen ihre verzweifelten Augen füllten. Sie wusste nicht, wie lange sie sich in einem halben Delirium einer Hirnerschütterung zu den Zelten hatte bewegen wollen. Aber irgendwann waren auch die letzten Schüsse versiegt, weil die Verstärkung eingetroffen sein musste, die sie irgendwann, eine Ewigkeit her, angefordert hatte. Die restlichen Feinde wurden getötet oder festgenommen, die Verletzten und Toten eingesammelt. Auch Faye und Aryana wurden irgendwann an der Mauer eingesammelt und ins nächste Auto nach draussen gesetzt. Aryana weinte nicht. Ihre Augen wirkten glasig, als sie die ganze Zeit über vor sich hin starrte. Aber sie war still, gab kein einziges Geräusch von sich, redete nicht mit ihrer Schwester und liess sich keine Schmerzen anmerken, die sie während der holprigen Fahrt zweifellos spürte. Ihre Schulter war desinfiziert und in einen vorübergehenden Verband gehüllt, der in seinem strahlenden Weiss so absurd aussah im Vergleich zu den Klamotten, die von Staub und Dreck und Blut standen. Auch ihre Haare und ihr Gesicht hatten bei dem Sturz den Staub in sich aufgenommen, stanken nach dem Rauch der Feuer und den Zeichen des Krieges. Und in ihrem Blick lag die gottverdammte Schuld. Weil das niemals passiert wäre, wenn sie die Basis in der Stadt nicht angegriffen hätten. Ihre Idee. Ihre Schuld. Achtzehn bis jetzt geborgene Tote. Der Himmel weiss, wie viele Verletzte. Die Zahl würde Steigen. Und das Blut an ihren Händen würde sie nie wieder wegspülen können.
This is your life, it's do or die, the sun may never rise again, so be the light the vision. This is your life, it's slipping by, you try to run but fall again, you get back up that's living.
Es dauerte nicht allzu lange, bis das Funkgerät in unserem Wagen ertönte und uns mitteilte, in welches Camp wir sollten. Da nahegelegendste hatte absolut keine freien Kapazitäten für uns, weshalb wir in ein größeres Camp zehn Kilometer weit weg von dem unseren - oder besser gesagt unserem ehemaligen, viel davon übrig war ja jetzt nicht mehr - geschickt wurden. Die Minuten bis dahin zogen sich schier endlos, fing der Dunkelhaarige bei mir auf der Rückbank zunehmend mehr zu jammern an und die Wunde wollte absolut nicht aufhören zu bluten. Ich versuchte ihn bestmöglich mit einem Gespräch abzulenken, was aber nur wenig angesichts seiner Schmerzen half und als wir gerade das Tor des Camps passierten, das wohl oder übel erstmal unser neues Zuhause sein würde, wurde er bewusstlos. Es eilten Soldaten herbei, einer von ihnen half Gorges dabei den Bewusstlosen schnellstmöglich zum Arzt zu bringen. Sie wussten, dass wir kamen, was angesichts der Verletzten wohl ein minimaler Pluspunkt war. Die Ärzte und Helfer hatten sich zumindest ein paar Minuten lang auf das Bevorstehende vorbereiten können, hatten auch zusätzliche medizinische Hilfe aus anderen Camps angefordert. Als ich selbst aus dem Wagen stieg half Jetman mir weiter bis zur Krankenstation, die innerhalb von etwa einer weiteren halben Stunde vollkommen überfüllt war. Ich konnte nicht mal zählen, wie viele Verletzte es letzten Endes waren, bei manchen wurde auch nur noch der Tod festgestellt. Mein dunkelhaariger Kumpane aus dem Wagen schien Glück gehabt zu haben, war als einer der ersten gleich unters Messer gekommen und hatte eine Bluttransfusion gekriegt. Ich stellte mich von ganz allein hinten an, half noch so gut es ging die auf eine Operation wartenden, schwerer verletzten Soldaten mit über die Runden zu bringen, soweit es mir als Laie eben möglich war. Sie konnten nicht einfach alle ausfliegen, dafür waren es schon weit zu viele und nur die wirklich kritischen Fälle waren mit zwei Helikoptern auf und davon - als ob sie das noch retten würde in ihrem Zustand... Mich selbst plagten von den Granaten, den zahlreichen Schüssen und den jetzt überall um mich herum jammernden, teils schreienden Soldaten, furchtbare Kopfschmerzen. Ich verspürte einen solchen Druck in meinem Kopf, dass ich mir selbst auch eine Schmerztablette geben ließ, weil ich es langsam aber sicher nicht mehr aushielt - aber das musste ich noch ganze zwei Stunden lang. Erst dann waren die meisten Operationen vorbei und mein Bein war an der Reihe. Manche waren aus dem Operationsbereich wieder raus gekommen, wieder Andere nicht. Jetzt, wo sich eine junge Frau um mein Bein kümmerte, deren Worte ich nicht einmal wirklich wahrnahm, fühlte ich mich einfach nur noch taub. Ich starrte geradeaus, merkte zwar, dass sie da irgendwas an meinem Bein herumfuhrwerkte, bekam es aber nicht aktiv mit. Meine Gedanken kreisten einzig und allein darum, wie viele meiner Brüder ich heute wieder verloren hatte. Wen es getroffen hatte, denn die meisten Gesichter, die auf Tragen durch das große Sanitäter-Zelt geschoben worden waren, erkannte ich doch auf Anhieb. Der einzige Trost dabei war, dass die nicht toten, aber zu schwer verletzten, dieser Hölle schon Morgen entkommen würden und dieses gottverdammte Land verlassen konnten - ein viel zu kleiner, nichts bewirkender Trost. Mein Gehör verfeinerte sich erst wieder, als ich Warrens Stimme hörte. Er stand am Eingang. Natürlich unverletzt, wie sollte man es von einem feigen Hund wie ihm anders erwarten. Er ließ seinen Blick durch das Zelt schweifen und sagte dann zu einem anderen betagten Mann - vermutlich einer der Leiter dieses Camps, ich konnte auf diese Distanz nicht erkennen, welches Zeichen er genau trug -, wie furchtbar tragisch es doch war, eine Tragödie, wie sehr ihn das traf, er sei zu tiefst erschüttert. Ich war wirklich kurz davor aufzustehen, mich direkt vor ihn zu stellen und ihm zu sagen, wie unheimlich tragisch ich es fand, dass er nicht unter den Toten war. Dass er nicht endlich eine Kugel zwischen die Augen kassiert hatte oder zumindest eine, die ihm die Eier entfernte, die sowieso nur Attrappen zu sein schienen. Wieder kochte die Wut in mir hoch und ich ballte unbewusst die Hände zu Fäusten. "Ist Alles in Ordnung?" fragte mich dann die Sanitäterin, die wohl gerade mit meinem Bein fertig geworden zu sein schien. Ich nickte, die Augenbrauen tief ins Gesicht gezogen, ließ mir nur beiläufig die Schmerzmittel geben. Sie sagte noch irgendwas von wegen ich solle sofort wiederkommen, wenn es erneut aufplatzen sollte, was ich unterbewusst auch mitnahm, aber meine Augen waren weiterhin stur auf unseren unfähigen Anführer gerichtet. Er konnte wirklich von Glück reden, dass ich nicht in den Knast wollte, bevor das Alles hier wie auch immer sein Ende gefunden hatte, sonst wäre er jetzt definitiv tot. Und, dass jetzt zwangsläufig die für fast Alle geltende Versammlungsaufforderung außerhalb des Zelts meine Anwesenheit und Aufmerksamkeit forderte. Der Blick, den ich ihm im Vorbeigehen zuwarf, sprach aber mit Sicherheit Bände.
Am anderen Camp angekommen waren die Anweisungen ziemlich klar - Alle, die unverletzt waren, sollten erst einmal dabei helfen die nötigen Zelte mit aufzubauen. Einige hier waren zur Zeit zwar frei, reichten aber bei Weitem nicht aus, um Alle von uns aufzunehmen. Tatsächlich waren unter den Zeltaufbauern aber nur wenige Gesichter, die ich kannte. Fast jeder schien irgendeine Art von Verletzung davongetragen zu haben. Vielleicht kam mir das aber auch nur so extrem vor, weil ich überwiegend fremde Gesichter in meiner direkten Nähe hatte. Womöglich waren doch mehr von uns in der Nähe, aber nicht in meinem direkten Sichtfeld. Zwar lenkte mich das Aufbauen der Zelte ein Stück weit ab, aber die gequälten Stimmen aus dem Zelt der Verletzten einige Meter weiter war dennoch viel zu deutlich zu hören. Es erinnerte mich unweigerlich an meine gefallenen Brüder, klang es doch fast eins zu eins genauso. Immer wieder waren schmerzverzerrte Laute aus dieser Richtung zu hören und es brachte mich fast um den Verstand - gemeinsam mit dem Gedanken an Faye. Immer wieder warf ich Blick auf die noch nach kommenden Fahrzeuge, was umso enttäuschender war. Mein Kopf war ein einziges Chaos und ich konnte mich nur schwer auf meine Arbeit konzentrieren, weshalb ich auch mehrfach gefragt wurde, ob wirklich Alles in Ordnung war. Natürlich bejahte ich alle Fragen in dieser Richtung - körperlich gesehen ging es mir ja auch besser als den meisten anderen hier. Das Einzige, woran ich litt, war der stechende Druck in meinem Brustkorb und die Angst in meinem Kopf, aber das reichte auch vollkommen, um mich Stück für Stück um den Verstand zu bringen. Die Erlösung kam schließlich doch: Faye stieg erst nach gut einer Stunde, in der ich schon mit dem Aufbauen beschäftigt war, mit Aryana aus einem der Fahrzeuge. Ich nahm nur eher weniger wahr, dass Aryana verletzt war, schweifte mein Blick doch nur kurz über den rotweißen Verband an ihrer Schulter, als ich Blicke auf ihre Schwester zu erhaschen versuchte. Faye ging mit normaler Körperhaltung in Richtung Krankenstation. Kein Krümmen vor Schmerzen, angeschossene Gliedmaßen oder sonst was. Der Stein, der mir mit dieser Erkenntnis vom Herzen fiel, war fast gar nicht mehr in Worte zu fassen und ich hielt kurz inne, seufzte erleichtert auf, schloss für zwei Sekunden die Augen. Die kommende halbe Stunde ließen sich die noch übrigen Zelte gleich viel leichter aufbauen. Das darauf folgende Waffenverstauen und die noch kreuz und quer stehenden Wagen einzuparken zog sich gefühlt ewig in die Länge und erst danach schien ganz langsam etwas Ruhe einzukehren. Jetzt. Um 5:07 Uhr morgens, wo Alle immer mehr mit dem Schlafmangel zu kämpfen begannen und einfach nur noch erledigt waren, während der Rest der Soldaten dieser Kompanie gerade erst ins Leben des heutigen Tages fand. Damit alles in Reih und Glied war, wie die Army es ganz einfach 24/7 von absolut Allem und Jedem verlangte, bekamen wir jetzt noch unsere Zelte zugeteilt und die nötigsten Utensilien für den Anfang wurden uns in die Hände gedrückt. Wir standen alle gesammelt in der Nähe des Zelts mit den Verletzten - zumindest die, die Stehen konnten. Diejenigen, die erstmal auf der Station liegen bleiben würden, bekamen wohl anschließend noch gesondert diese Aufmerksamkeit.
Sie hatte vor der Fahrt die Wunde ihrer Schwester gesäubert und verbunden, während diese in eine Art absolute Resignation gefallen war. Sie sagte nichts mehr und starrte nur noch vor sich hin, was Faye absolut schrecklich fand, während sie leise auf Aryana einredete. Sie musste zum Arzt, vermutlich hatte sie sich einen oder mehrere Wirbel gestaucht. Und auf jeden Fall eine Gehirnerschütterung geholt. Vielleicht auch ein Schleudertrauma, zum Teufel, es konnte alles sein... Ein Glück, dass sie überhaupt noch gehen konnte und sich nicht direkt eine Lähmung geholt hatte. Die Fahrt verlief sehr holprig und gleichzeitig sehr schnell. Und Faye blickte die ganze Zeit zu Aryana, strich immer wieder mit ihrer Hand über die zerzausten Haare ihrer Schwester, über ihren Arm, ihren Rücken, sprach leise Worte und bemühte sich darum sie nicht ganz in ihre Gedanken abdriften zu lassen. Denn Faye wusste ganz genau, was sie dachte. Es war ihr so leicht aus dem Gesicht zu lesen, was ebenfalls so untypisch war bei Aryana, die ihre Gefühle sonst so gut unter Verschluss hielt. Jetzt glitzerten die Schuldgefühle wie Sterne in der Nacht ihrer braunen Augen. Je länger die Fahrt andauerte, umso mehr stieg auch das andere Gefühl in der jungen Brünetten hoch, das sie die meiste Zeit verdrängt hatte. Sie hatte von den achtzehn Toten, von denen leise geflüstert wurde, ebenfalls gehört. Und ihr Herz blutete bei dem blossen Gedanken daran, dass sie absolut keine Ahnung hatte, was mit Victor passiert war. Da waren noch so viele andere, um die sie sich sorgte - grundsätzlich alle, die sie beim Namen kannte - aber da sie wusste, dass Aryana überlebt hatte, galt ihre grösste Sorge Victor. Sie hatte ihn nicht ein einziges Mal gesehen, während der ganzen Schlacht. Wusste überhaupt gar nichts über seinen Verbleib. Und wenn ihm was zugestossen war, was dann? Sie versuchte, den Gedanken abzuschalten, weil er sie nicht mehr atmen liess und sie ihn schlicht nicht ertrug. Ausserdem erreichten sie endlich das entfernte Camp, in welchem sie alle erstmal unterkamen. Vielleicht. Vielleicht wurde auch ein Teil woanders hin verschifft, was wusste sie schon, sie hatte keinem Gespräch folgen können, das diese Frage geklärt hatte. Als sie das Auto verliess, ihre Schwester aus dem Wagen zog, glitt ihr Blick unweigerlich über die Menge an Leuten. Aber es waren so viele und Aryana wollte kaum aussteigen, dass sie dazu keine Zeit mehr hatte. Sie stützte Aryana bis zur Krankenstation, versuchte weiterhin, die Brünette zu beruhigen, die sich am liebsten einfach aus dem Staub gemacht hätte. Letztendlich bekam sie trotzdem ihre Wunde genäht, hatte bis zu dem Zeitpunkt mit nichts als Kopfbewegungen kommuniziert und nur zu Boden gestarrt. Erst als Faye die Sache mit dem Rücken ansprach, rang Aryana sich zu einem hastigen "Es ist gut, es tut nicht weh. Das reicht. Wirklich", durch, was so deutlich gelogen war, dass Faye nur leicht in Unverständnis den Kopf schütteln konnte. Genau in dem Moment wurde auch zu einer Versammlung aufgerufen. „Glück“ für ihre Schwester, die sofort aufsprang um steif wie ein Brett nach draussen zu humpeln. Faye folgte ihr, verlor sie draussen allerdings aus den Augen, weil Aryana geschickt vor ihr zu floh, die Worte und das sorgenvolle Mitleid wohl nicht mehr hören wollte. Und während sie die Menge sichtlich verzweifelt nach ihrer Schwester absuchte, blieb ihr Blick plötzlich woanders hängen. Victor! Verdammt, er war hier! Ihre Schritte schienen sie ganz beiläufig zu ihm zu tragen, sie blieb rein zufällig direkt neben ihm stehen und ihre Hand streifte ganz kurz seine Finger. „Du bist da... ich hab mir solche Sorgen gemacht“, hauchte sie voller Erleichterung leise, so leise, dass es höchstens der grosse Mann neben ihr gehört haben konnte.
Sie konnte nichts sagen, weil ihr schlicht die Worte fehlten. Weil sie so viel Scheisse gebaut haben. Weil sie verdammt noch mal tot sein sollte!! Nicht all die Männer und Frauen, die ihr vertraut hatten und dies heute Nacht mit dem Leben bezahlt hatten! Kein Einziger von ihnen hätte sterben sollen, sterben müssen, ohne sie. Und was tat sie?! Überleben, verdammt, wie jedes Mal. Dabei wollte sie das doch gar nicht mehr. Es war so schwer, so unfair, so ihre Schuld und es tat so weh. Aber der Schmerz war gut, den hatte sie verdient. Sie sollte in der Hölle verbrennen für alles, was sie getan hatte. Langsam, Zelle um Zelle, unter all den Qualen, die sie den ganzen Menschen und ihren Familien zufügte. Jeden. Verdammten. Tag. Im nächsten Lager, das sie niederbrennen würde, angekommen, schleppte Faye sie zum Arzt. Faye, ihre kleine dumme Schwester..! Wieso war sie hergekommen?? Um das Monster zu sehen, das aus Aryana geworden war? Um zu begreifen, was für ein Mensch sie wirklich war? Wie viele Familien sie durch das Leid zog, dass sie selber drei gottverdammte Male durchgemacht hatten? Von dem sie doch so genau wusste, wie es sich anfühlte? Wie sehr es einen Menschen zerriss! Faye hätte zu Hause bleiben müssen, niemals hierher kommen sollen. Sie hätte so viel Gutes tun können und das unschuldige, sorglose Mädchen bleiben müssen, das sie so lange geblieben war, trotz allem, was sie durchgemacht hatten. Und jetzt sass sie hier in dieser Hölle, diesem Loch, wartete auf einem unbestimmten Platz in der ewig langen Liste all jener Leute, denen Aryana nach und nach das Leben aushauchen würde. Sie wollte es nicht. Aber sie tat es doch und sie wusste es. Die Wunde an ihrer Schulter wurde versorgt. Sie konnte sich gerade so vor einer weiteren Behandlung retten, die sie nicht verdiente. Man sollte sie verrecken lassen, nicht ihre Schmerzen nehmen. Das Bisschen Nichts, das sie abbekommen hatte. Es gab so viele, die mehr litten als sie. Warum war der Mann überhaupt bei ihr, nähte das Fleisch ihrer Schulter zusammen, als sollte sie nicht mehr bluten?? Aryana stürzte aus dem Zelt, schlängelte sich mit wie schon die ganze Zeit gesenktem Kopf nach ganz hinten. Sie wollte weg. Weit weg. Aber sie spürte die Blicke auf sich, wusste dass sie damit nichts gut machen würde und blieb darum anwesend zumindest körperlich. Während sie auf ihrer Unterlippe herumbiss, ihre Hände zu Fäusten ballte und wieder öffnete, immer wieder hin und her trat, weil sie nicht still stehen konnte. Ihr Rücken tat weh wie nichts. Ihre Schulter stand in Flammen. Sie war vor der Ausgabe jeglicher Schmerzmittel, die sie sowieso nicht schlucken wollte, aus dem Sanitäterzelt geflohen. Denn die Schmerzen waren gut.
This is your life, it's do or die, the sun may never rise again, so be the light the vision. This is your life, it's slipping by, you try to run but fall again, you get back up that's living.
[**weiter die Jungs hin und her tausch um Verwirrung zu stiften** XD]
Sie gesehen zu haben hatte gut getan. Die junge Frau aber jetzt direkt neben mir stehen zu haben war nochmal etwas ganz Anderes. Ich nahm die kaum spürbare Berührung an meiner Hand allzu deutlich war und wollte zu diesem Zeitpunkt wohl Nichts lieber, als Faye in meine Arme zu schließen. Sie am besten auch für den Rest des Tages - und der Tag war noch lang - nicht mehr los zu lassen, ganz für mich zu beanspruchen. Umso schlimmer, dass mich die Öffentlichkeit hier daran tunlichst hinderte. Die Tatsache, wie deutlich mir das eigentlich aufzeigen sollte, dass ich schon jetzt furchtbar abhängig von ihr war, ignorierte ich gekonnt. Auch ihre Worte, mochten sie noch so leise sein, waren wie Musik in meinen Ohren, ließen mich für einen Moment lang mit leicht gesenktem Kopf lächelnd die Augen schließen. "So leicht wirst du mich nicht mehr los." murmelte ich wohl ebenso leise, als ich die Augen wieder öffnete, sah dann mit wieder erhobenem Kinn weiter geradeaus auf den Lieutenant, der da vorne seine Rede schwang, während ein paar seiner Soldaten die vorübergehenden Klamotten, Handtücher und Co. austeilten. Ich nahm den Kram beiläufig entgegen, während ich den aufgerufenen Namen folgte. Zugegeben war es doch sehr ernüchternd, dass ich mir ausgerechnet mit Mitch ein Zelt teilen musste. Ich wusste, dass er mich nach wie vor verurteilte, denn ganz gleich woher er von meiner Vorgeschichte wusste... er wusste es. Das sah ich in seinen Blicken. In der Art, wie er für gewöhnlich mit mir umging. Das unschöne Gefecht vorhin war so ziemlich das erste Mal gewesen, dass er mich normal behandelt hatte. Sein Umgangston mochte forsch gewesen sein, aber soweit ich das mitbekommen hatte, war das bei ihm normal. Also ordnete ich das auch mal so ein. Keine Ahnung ob ich mit der Aktion dort womöglich ein paar von seinen Vorurteilen mir gegenüber aus dem Weg hatte räumen können, aber wirklich eine Rolle spielte das auch nicht, weil er mir ganz allgemein bisher einfach unsympathisch war. Deshalb unterdrückte ich das Seufzen, dass sich gerade meine Kehle hinauf schlich. Nicht von den negativen Dingen beeinflussen lassen, Vic. Konzentrier' dich auf was Schönes. Faye zum Beispiel. Allerdings war auch die nächste Info des Lieutenants da vorne nicht besonders erfreulich: Morgen würde gut die Hälfte von uns noch auf zwei weitere, kleinere Camps in der nahen Umgebung verteilt werden. Ich kam nicht umher Faye einen kurzen Seitenblick zuzuwerfen. Ich betete innerlich sofort darum, dass sie eher Leute wie Mitch mitnahmen und mir das Einzige, was mir momentan Halt bieten konnte, hier ließen. Oder sie uns zumindest zusammen von hier wegschicken würden, irgendwas in der Richtung, aber eine Trennung wäre für mich jetzt absolute Gift. Die endgültige Auswahl diesbezüglich würden sie wohl erst während des folgenden Tages treffen und uns am nächsten Morgen Bescheid geben. Ich wusste schon jetzt, dass ich bis dahin wohl nur schwer ein Auge zu bekommen würde, obwohl es uns für den Rest des Tages wohl - solange nichts Anderes gefordert wurde - frei stand, ob wir uns Schlafen legten oder uns anderweitig ausruhten, solange wir dadurch die laufenden Aktionen des Camps nicht behinderten. Warren schien jetzt auch noch einmal das Wort zu ergreifen, hatte bis dato neben dem Anderen Typen gestanden, leicht nach hinten versetzt.
Sei bitte einfach still. Tu' uns allen den Gefallen und halt die Klappe, aus der doch sowieso nie etwas Vernünftiges kam. Es war jetzt schon das zweite Mal, dass ich die Stimme des Typen über mich ergehen lassen musste. In der einen Hand hielt ich den Stapel voll Irgendwas, entlastete immer wieder das rechte Bein, während ich die Finger der anderen Hand abwechselnd zur Faust ballte und dann wieder lockerte. Das war so eine Sache, die einem jeder Aggressionstherapeut irgendwann riet - die Energie anders loswerden, nicht auszuticken, das Ganze stattdessen umzuleiten. Aber als wäre seine Stimme momentan noch nicht genug Zunder in meinen Ohren, wiederholte er sich auch noch fast identisch. Gab fast das Gleiche von sich, was er auch im Zelt schon gesagt hatte. Als wäre es Etwas, das er sagen musste. Als hätte er es die Fahrt über einstudiert und sich zu nichts Anderem mehr Gedanken gemacht. Als hätte er nicht einen einzigen Gedanken daran verschwendet, wie es all den Verletzten ging. Wie es den Familien gehen würde, wenn sie verkrüppelte Söhne oder Väter vom Flughafen abholten. Wie es ihnen ergehen würde, wenn sie eine Todesnachricht bekamen. Oder wie es überhaupt Irgendwem außer Ihm selbst hier ging. Das war doch Alles, was ihn interessierte. Dass er seinen fetten Arsch weiter auf dem Stuhl schaukeln konnte und damit abertausende von Dollarn jährlich einfuhr, während die Soldaten unter seinem Kommando für deutlich weniger Geld täglich ihr Leben riskierten. Ganz egal, was er verkackte, Niemand schien ihm was anhaben zu können und das machte mich so unsagbar wütend. Dann tippte Jetman, der ohne dass es mir bewusst war, die ganze Zeit neben mir gestanden hatte, mich leicht an und fragte leise, ob ich zurecht kam. Er schaffte es noch einen weiteren halben Satz anzufügen, der letztendlich wohl darauf hinaus kommen sollte, ob er mir womöglich tragen helfen sollte, aber so weit kam er gar nicht. Ich unterbrach ihn mit den forschen und eindeutig viel zu lauten Worten "Lass' mich in Ruhe gottverdammt!", knurrte ihn lauthals an, was Warren da vorne auch prompt verstummen ließ, während Jetman reflexartig betreten einen Schritt zur Seite machte und mich entsetzt mit großen Augen ansah. Es dauerte keine fünf Sekunden, bis ich von dem Idioten hinter dem Mikro hundert Liegestützen wegen der Unterbrechung aufgebrummt kam. Als Strafe. Als Strafe dafür, dass er mich mit seiner schier endlosen Dummheit und zu Null Prozent vorhandenen Empathie nur noch sauer machte. Jetzt bekam Jetman tatsächlich meinen Kram in die Hände gedrückt - ziemlich unsanft versteht sich, ich haderte gerade wirklich mit meiner Selbstbeherrschung -, kurz bevor ich einmal tief durchatmete und dann meinen Hintermännern bedeutete etwas Platz zu machen, damit ich genug freie Fläche hatte. Wenige Sekunden später fand ich mich am Boden wieder, war zu einbeinigen Liegestützen gezwungen, was ich ihm auch gleich nochmal doppelt ankreidete. Die winzigen Kiesel im Sand bohrten sich in meine Handinnenflächen, aber immerhin lenkte der Schmerz mich minimal ab. Während sich die Anderen gut eine Minute später nach Beendigung von Warrens ach so toller Rede langsam verflüchtigten, blieb Jetman mit einem tiefen Seufzen noch neben mir stehen. Die Blicke der Vorbeilaufenden ignorierte ich ohne mit der Wimper zu zucken. "Ja, lass' den Krüppel auch noch Liegestützen machen... dich krieg ich auch noch, wart's nur ab." grummelte ich vor mich her, während mir im Verlauf der letzten paar Liegestützen die Arme wie Feuer brannten und auch das linke Bein bald nachzugeben drohte. Die hundertste Liegestütze kostete mich wirklich Alles, was an Kraft noch irgendwo vorhanden war, bevor ich erschöpft auf dem staubigen Boden einknickte und für einen Moment dort verharren, sich meine Muskeln wieder entspannen lassen musste. Aber das war gut. Was mich nicht umbrachte, das machte mich härter. Was mich härter machte, machte Warren schwächer. Denn wenn Eines sicher war, dann die Tatsache, dass ich ihn keine Minute länger auf seinem Thron dulden würde, als ich unbedingt musste. Bekäme ich ab jetzt die Chance, daran etwas zu ändern, würde ich sie ohne mit der Wimper zu zucken ergreifen und dann war Gott der Einzige, der ihm mit Glück noch Gnade schenken würde.
Ach, die Verwirrung hält sich in Grenzen, solange da die Bilder sind. xD Ich kann ja auch nichts sagen, weiss teilweise selber kaum mehr, von welcher 'Schwester' und 'Brünetten' ich schreibe... x'D ________
Seine Antwort zauberte auch auf ihr, noch immer vollkommen schmutziges, von Staub gebräuntes Gesicht, ein zartes Lächeln. Soso. Dann konnte sie ja jetzt wieder beruhigt schlafen. Sie konnte den vorne gesprochenen Worten eher am Rande folgen, weil sie sich dabei schon wieder nach ihrer Schwester umsah. Sie entdeckte sie, unweit von ihrem eigenen Platz, ganz hinten, wo Aryana unruhig auf und ab ging. Faye bekam ein Bündel in die Hände gedrückt, richtete ihre Aufmerksamkeit wieder an den Lieutenant, der nun die Zelteinteilung runterratterte. Sie teilte sich ihr Zelt wenig erstaunlich mit den anderen übrig gebliebenen Frauen ihres ehemaligen Camps. Ausser Aryana. Aber das war auch keine Überraschung. Dass Victor das Vergnügen mit Mitch haben würde, war ihr ebenfalls nicht entgangen - möglicherweise kein Dreamteam. Aber wenig später stellte sich ja auch heraus, dass das vielleicht auch nur für eine einzige Nacht so bleiben würde. Auch in Fayes Blick blitzte an Panik grenzende Besorgnis auf, als ihre Augen Victors Gesicht streiften. Nein. Sie waren so schon aus ihrer Umgebung gerissen worden, ein Teil ihrer Familie - noch dazu ein verdammt grosser Teil - war tot. Wieso mussten sie die Verbliebenen jetzt auch nicht aufteilen? Und das auch noch in drei verschiedene Camps, was war das denn für eine dumme Idee? Am liebsten hätte sie sofort dagegen protestiert, aber was hätte sie auch sagen sollen... Dass sie ihre Schwester und Victor brauchte und ohne beide nirgendwo hin gehen würde? Ja, klang ideal, konnte sie so bringen. Sie musste alle Selbstbeherrschung zusammenkratzen, die sie aufbringen konnte, um nicht wenigstens nach seiner Hand zu greifen, nicht auch nur seine Finger zu spüren, während sie sich gegenseitig ein weiteres Mal einredeten, dass alles gut werden würde. Stattdessen standen sie hier steif nebeneinander, während vorne der Lieutenant zurücktrat und stattdessen einem anderen Mann Platz machte. Warren ergriff das Wort, lallte irgendwas von Verlusten und Trauer und Faye wiegte unbewusst immer wieder den Kopf hin und her, während sie mit einer tiefen Falte der Verständnislosigkeit auf den Boden vor sich starrte. Wie konnte er was davon erzählen - er, der sich irgendwo verschanzt und gewartet hatte? Er, der so sauber war, dass man sich problemlos einbilden könnte, auf seinen Schuhspitzen würde noch der Lack glänzen? Er, der heute kein Staubkorn geschluckt und keine Kugel gefeuert hatte, er, der nichts getan und nichts geholfen hatte? Wie konnte er überhaupt ein Wort aussprechen, das keiner Entschuldigung glich? Faye zuckte zusammen, als jemand - Mitch - plötzlich mehr oder weniger gewollt die ganze Aufmerksamkeit auf sich zog, indem er aus dem Nichts heraus irgendwas knurrte. Sie wünschte, der Fluch wäre nicht an einen anderen Soldaten, sondern direkt an Warren gerichtet gewesen. Denn der sollte sie wirklich alle in Ruhe lassen. Als hätte nicht jeder hier heute genug durchgemacht, zeigte der Lieutenant auch absolut kein Verständnis und keine Strafmilderung, sondern verdonnerte Mitch zu verdammten hundert Liegestützen - fünf Uhr morgens, nachdem er sein verdammtes Leben für die Army aufs Spiel gesetzt hatte. Faye konnte sich jegliche verachtende Äusserungen nur schwer verkneifen, starrte stattdessen immer weiter mit leicht wiegendem Kopf zu Boden, dachte sich innerlich jede mögliche Verwünschung zusammen, die sie Warren so gerne vor die Füsse spucken würde. Aber sie würde es nicht tun. Sie würde es nie tun. Dazu war ihre Beziehung zu dem alten Lieutenant zu kompliziert und dazu hing zu viel ihres Lebens von seiner Gunst ab. Als seine Hirnzellen zermürbende Stimme endlich verstummte, wandte Faye sich ab, um zu gehen. Wieder glitt ihr Blick zu ihrer Schwester, die noch nervöser wirkte, als zuvor. Aber es gab nichts, was sie ihr noch sagen konnte, nichts, womit sie helfen würde. Trotzdem warf sie Victor einen kurzen Blick zu, der so viel hiess wie er sollte schon mal vor, sie würde ihn gleich wieder finden. Er würde es schon verstehen, irgendwie. Dann ging sie zu Aryana, redete vorsichtig, leise auf sie ein. Aber alles, was als Antwort der Brünetten kam war ein stumpfes, belegtes "Ich komme klar, Faye, du musst jetzt schlafen gehen" das so endgültig klang, dass selbst Faye wusste, heute nichts mehr retten zu können. Also ging sie, wenn auch mit einem mehr als schlechten Gefühl, in Richtung ihrer Zelte. Irgendwo im Schatten, wo die weit am Horizont langsam aufgehende Sonne noch kein Licht hinwarf, stiess sie wieder auf Victor und Faye blieb unmittelbar vor ihm stehen. Sie kannte dieses Camp nicht, wusste keinen Ort, an den sie sich mit ihm zurückziehen konnte, wo keiner sie hörte oder sah. Aber ihre Hand hatte sich schon wieder nach seiner ausgestreckt, diese nun verstohlen umklammert. Vielleicht hatte er eine Ahnung, wohin. Vielleicht wusste er, wo eine Umarmung und ein paar Worte nicht mehr aussahen wie Sünde. Denn das war alles, was sie sich wünschte.
Es war schwer genug, hier zu sein, schwer genug, nicht den Verstand zu verlieren, nicht wegzurennen. Aber was den kurzen Instruktionen des fremden Lieutenants folgte, war pure Folter. Warrens Worte fühlten sich an wie Gift, das sich in ihre Adern frass, jede Vene verätzte und ihre Zellen zu schwarzer Kohle verbrannte. Sie zog den Kopf zwischen die Schultern, während ihre Schritte schneller wurden, sie versuchte, nicht zuzuhören, obwohl die Tonlage so penetrant war, dass sie sie niemals würde ignorieren können. Schon gar nicht nach einem Tag wie diesem. Aryana riss erschrocken den verschleierten Blick hoch, als Mitch plötzlich laut fünf Worte knurrte, die wohl gerade jeder mitbekommen hatte. Es tat gut, eine andere Stimme zu hören und in der Wut darin ihre eigenen Gefühle gespiegelt zu sehen. Es war wundervoll, wie Warren eine Pause einlegen musste. Nur um dann noch lauter und penetranter wieder in seine Rede einzusetzen. Da sie den Blick gehoben hatte, als Mitch laut geworden war, konnte sie im Folgenden auch nicht verhindern, dass ihre Augen zu Warren zuckten, als er die Strafe darauf bekannt gab. Und er blickte sie direkt an, las die pure Verständnislosigkeit in ihren Augen und sah alles andere, was sich in ihrem Kopf abspielte. Er sah die Schuld und sein wohl nur für sie sichtbares Nicken zeigte so deutlich, wie sehr er ihr Recht gab. Ich habs dir gesagt. Du wolltest nicht hören. Das ist der Preis, den zu zahlen du bereit warst. Deine Schuld. Seine Stimme war in ihrem Kopf, noch bevor sie ihre Augen wieder losreissen konnte, um erneut auf und ab zu treten, während er die restlichen Worte von sich gab. Offenbar war die Show dann vorbei, denn die Soldaten zogen einen um den anderen ab. Bis auf Mitch und den Kollegen, der seinen Kram hielt, während der gute Herr sich weiter im Staub wälzte. Warren schaute ihm einen Moment lang zu, bis er in einem fast würdevollen Bogen um den Dunkelhaarigen herum nach hinten zu Aryana trat, die soeben ihre Schwester abgewimmelt hatte. Sie wusste, dass sie ihm noch eine Erklärung, ein Gespräch schuldete. Aber für einmal war das Glück auf ihrer Seite und Warren hatte um fünf Uhr morgens nach einer Nacht ohne Schlaf selber keine Lust darauf. Noch nicht. "Ich erwarte dich um Acht bei den Büros, Cooper. Ich hoffe, bis dahin hast du eine Erklärung für dein Verhalten zusammen. Eine Begründung, wie es zu diesem Angriff kommen konnte. Und einen Plan, wie das weitergehen soll", zischte er ihr leise zu, stand dicht genug vor ihr, dass er nahezu riechen konnte, wie sehr sie ihn verabscheute. Und er genoss es. Ihre Machtlosigkeit, ihre Wut, ihre Schuld. Sie wusste, dass er sie stolpern sehen wollte. Fallen sehen wollte. Und heute war sie gestürzt, von so hoch oben, dass sie sich noch immer im freien Fall befand. "Ja, Sir, ich werde da sein", quetschte sie die leisen Worte aus ihrer Seele, die er hören wollte, die ihn zufrieden stellten, sodass er sie nach einer weiteren Musterung zufrieden in Ruhe liess, um davon zu watscheln und sich von den Strapazen dieser Nacht zu erholen. Aryana krallte ihre Fingernägel in die Haut, presste ihre Lippen aufeinander und merkte erst jetzt, dass sie angefangen hatte, zu zittern. Dieser Teufel. Dieser verdammte Teufel. Wieso war er hier, wieso durfte er herrschen, wieso war er so respektlos?? Ihr ruheloser Blick wanderte umher, streifte erneut Mitch, der seine Liegestützen soeben zu Ende geführt hatte, wies schien. Er hasste ihn auch. Das brachte ihr theoretisch nichts, aber es half ihr, zu wissen, dass der Hass und die Wut nicht nur irgendwelche grundlosen Hirngespinste ihrerseits waren. Aber Mitch hasste sie auch. Nach heute hasste sie jeder und am meisten sie sich selber. Aryana trat weiter auf und ab. Sie wusste nicht wohin mit sich, wusste nicht, was sie sonst tun sollte. Nur, dass sie niemals stillstehen konnte und ihr Rücken dabei liebend gerne brechen würde. Die Leute waren verschwunden, von jetzt auf gleich, alle zusammen. Mitch war sicher auch gleich weg und dann war sie alleine. So, wie es sein sollte. Der einzige Weg, niemanden ausser sich selbst zu verletzen, in Gefahr zu bringen. Ob der IS wusste, dass der Angriff in der Stadt auf ihrem Mist gewachsen war? Was, wenn sie ihr Gesicht kannten? Was, wenn sie nicht aufhören würden, sie zu jagen, bis sie wussten, das sie tot war? Was, wenn noch mehr Leute dafür bezahlten, dass sie lebte? Nein, das konnte sie nicht. Lieber sprang sie von einem richtigen Turm, lieber schluckte sie eine Kugel. Lieber lief sie direkt zum Feind, als dass sie sowas wie Heute auch nur ein Einziges Mal noch durchmachte.
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