Eine Massage klang tatsächlich wie Musik in meinen Ohren. Vielleicht wäre eine Art Tauschgeschäft gar nicht schlecht. Faye konnte erfahren was sie wollte, aber weil mir das eben so hochgradig unangenehm war, könnte sie da einfach wieder Abhilfe schaffen. Sofern sie das mit ihren zarten Fingern überhaupt richtig hinbekam, eben die Verspannungen und Knoten in der Muskulatur etwas zu lockern oder gar ganz zu lösen. Zu sanft dürfte sie da nämlich nicht sein, mein Rücken war da ziemlich eigensinnig und hartnäckig. Oft der Meinung, dass die Verspannung da doch notwendig war und bloß nicht gehen durfte. Aber wenn die junge Frau tatsächlich Seminare diesbezüglich hinter sich hatte, dann würde sie das sicher hinbekommen, oder? Ich hoffte es einfach mal, sonst ließ sie vermutlich einen genervten, angestrengten Kerl zurück und das zur Freude von absolut Niemandem. "Okay, wir machen 'nen Deal.." sagte ich, während ich langsam aufstand. Ich streckte mich erst einmal kurz und dehnte mir den Nacken - ja, der war grundsätzlich immer verspannt und fühlte sich nie wirklich so an, wie er das vermutlich tun sollte. Kam sicher auch davon, dass ich nie besonders ruhig schlafen konnte. Kam Zuhause nicht unbedingt selten vor, dass ich über die Bettkante gerollte und unsanft auf dem Boden gelandet war. Aber dadurch unsanft geweckt zu werden war mir lieber, als wenn es durch einen der plagenden Alpträume passierte. "Ich sag' dir was du wissen willst - aber nur, wenn deine Massage was getaugt hat." stellte ich eine kleine, an die Information geknüpfte Bedingung auf. Ich war ihr dankbar dafür, dass sie mir die Wahl ließ, während ich die ersten paar Schritte zurück in Richtung Zeltplatz machte. Die meisten sahen mich böse oder genervt an, wenn ich nicht sofort mit der Sprache rausrückte. Aber Faye schien was das anging geduldig zu sein, zumindest äußerlich sah es so aus. Was sie dabei dachte konnte ich schlecht wissen. So steuerte ich einfach mal das große Zelt an, das ich vorhin noch mit sämtlichen Kameraden verlassen hatte. Demnach war da auch niemand mehr, als ich die rechte Hälfte des Stoffvorhangs am Eingang bei Seite schob. "Ich würd' ja sagen fühl' dich wie Zuhause, aber..." ließ ich mit ein paar ironischen Worten gar nicht erst Stille eintreten und hoffte insgeheim, dass sie mich selber auch ein wenig auflockerten. War aber eher nicht der Fall.
Ich lachte leise auf, war mir dabei aber doch selber nicht ganz sicher, ob aus Höflichkeit oder wirklich aus Belustigung. Beides vermutlich... Aryana und ich befreundet, ja na klar. Aber sie hatte wohl Recht damit, dass die Chancen darauf eindeutig größer wären, wenn sie hier nicht den Zirkusdirektor spielen würde. Und nein, ich nahm sie nicht besonders ernst in ihrer Position, das war wohl kein Geheimnis. Schätze auch ohne den Orden an der Uniform wäre eine ehrliche Freundschaft zwischen uns beiden eher unwahrscheinlich. Andererseits konnte ich ihren eigentlichen Charakter ja gar nicht so besonders gut einschätzen, weil ich sie eben nicht gut kannte - mehr oder minder aus gutem Grund. Wir waren einfach grundverschieden und das war eher keine gute Grundlage für eine ernsthafte Freundschaft. Allgemein gab es zwischen Menschen, die nicht viel gemeinsam hatten, von vornherein viel mehr Konflikte und die waren auch bei uns beiden ziemlich deutlich vorhersehbar. "Tja, es liegt einzig und allein an dir." erwiderte ich noch immer mit dem gewissen Hauch von Sarkasmus, obwohl es durchaus der Wahrheit entsprach. Würde sie die Marke ablegen würde sie schließlich auch kein größeres Interesse mehr daran haben herauszufinden, wer denn hier nun der Spitzel war. Aber das war wohl leider nur Wunschdenken. Ein eher lockeres Grinsen legte sich auf meine Lippen und in meinen hellbraunen Augen spiegelte sich seitlich ein Teil des Lagerfeuers, als ich von letzterem weg und wieder zu Aryana hin sah. Irgendwie fehlte dem Gespräch noch der Reiz... ein bisschen Späße hin und her schubsen war ja ganz okay, aber es wurde ein wenig eintönig. Für mich zumindest, aber ich war auch allgemein grundsätzlich immer schwer zufrieden zu stellen. Das Wort "genug" existierte nicht wirklich in meinem Wortschatz, ganz gleich um was es ging. Also wollten wir mal schauen, wie weit ich gehen konnte, bevor sie mir auf die Finger schlug - bildlich gesprochen. Täte sie das tatsächlich würde das vermutlich nicht gut ausgehen. Weder für mich noch für sie, haha. "Also an deinem Aussehen scheiterts auf jeden Fall nicht, das liegt hier deutlich überm Durchschnitt." grinste ich und ließ die Augenbrauen kurz nach oben zucken, nachdem ich sie für einen Moment lang gemustert hatte. Ob jetzt ein brennender Holzscheit aus dem Feuer genommen und auf mich geschmissen wurde? Gelogen oder geschleimt wars ja nicht Mal, sondern stimmte tatsächlich. War zwar vielleicht auch nicht so schwer, weil die Auswahl an Frauen hier gering war, aber die meisten waren mir entweder zu... männlich gebaut oder hatten kein schönes Gesicht. Bei Aryana war beides nicht der Fall.
Sie legte etwas den Kopf schief in Erwartung des Deals, den er wohl gleich vorschlagen wollte. Wobei das, was folgte, doch eigentlich wenig überraschend war. Schon wieder entlockte er Faye ein amüsiertes Lächeln und sie nickte leicht. „Na dann“, das sollte im Rahmen des Möglichen liegen. Sie folgte ihm zu den Zelten, trat nach ihm ein und schaute sich in der fremden Umgebung erstmal prüfend um. „Herzlichen Dank, das werde ich selbstverständlich tun“, meinte sie etwas sarkastisch auf seine Willkommensworte. Hier sah eh fast alles gleich aus und zu Hause fühlte man sich grundsätzlich nirgendwo. Jedenfalls Faye nicht. Zu Hause war ein kuscheliges Bett, eine hübsch eingerichtete Wohnung, alles in warmen Farbtönen gehalten, einfach so, dass es sich schön anfühlte. Aber das wusste man ja bereits. Ihr Blick wanderte zurück zu Victor, der sich mal daran machen sollte, das Shirt auszuziehen. Ausser er wollte nicht, dann sollte er es halt anbehalten. Wäre ihr zwar lieber umgekehrt, aber letztendlich war das ihm überlassen. „Leider hab ich genau heute meine ganze Palette an Massageölen in der Praxis liegen gelassen… Darum wird das nicht so angenehm, wie es sein sollte“, meinte sie theatralisch, blickte ihn entschuldigend an. Dann beugte sie sich erstmal vornüber, um ihre Haare zu einem etwas weniger wilden Dutt hochzubinden, damit ihr nicht mehr ganz so viele Strähnen ins Gesicht fielen wie zuvor. Als sie damit fertig war, lächelte sie wieder in Victors Richtung: „Bin bereit“, liess sie fröhlich wissen. Man könnte fast meinen, dass sie, im Gegensatz zu ihm, die ernste Thematik, die ihnen nach dieser Massage bevorstand, schon wieder vergessen hätte. Aber das war nicht so. Sie war einfach nur ein sehr fröhlicher Mensch, hatte sich über die Jahre so entwickelt, dass sie immer irgendwas Gutes an jeder Situation sah. Zumindest war das bis jetzt so gewesen. Sie hoffte wirklich, dass es so blieb, auch wenn sie sich durchaus bewusst war, dass dieser Krieg sehr grosses Potential hatte, sie kaputt zu machen.
Aryana lachte ehrlich belustigt auf, als er ihr diesen einfachen Weg, seine Freundschaft zu erlangen, präsentierte: Einfach mal die Marke abgeben und zack - schon war sie Mitch eine ganze Welt sympathischer. So einfach! „Ehm.. Nein. Aber jetzt weiss ich jedenfalls, was ich tun muss, wenn ich einmal ganz ganz dringend einen neuen Freund brauche... Ich werd mich bei dir melden, sobald ich so weit bin“, erwiderte sie mit demselben Sarkasmus, der auch in seiner Stimme mitschwang. Ganz bestimmt nicht würde sie das, wofür sie sich jetzt jahrelang durchgesetzt hatte, einfach mal aufgeben, nur damit Mitch sie zwei Meter lieber mochte. Aber das war ihm bestimmt auch ein Bisschen klar gewesen. Wieder kehrte die entspannte Stille ein, die nur vom Knistern des Feuers und einigen leisen Unterhaltungen anderer Leute gestört wurde. Aryana merkte, dass er sie ansah, aber sie dachte sich wie immer nichts dabei, blickte, langsam etwas müde werdend, ins Feuer. Bis er sein Wort an sie richtete und ihr tatsächlich für einen Moment die Sprache verschlug. Eine bemerkenswerte Leistung, kam dies bei der schlagfertigen Brünetten doch eigentlich nie vor. Sie gab ein trockenes Husten von sich und schielte genau rechtzeitig wieder zu ihm rüber, um das Zucken seiner Augenbrauen noch mitzubekommen. „Junge, reiss dich zusammen“, zischte sie, eher nicht so erfreut, zurück. Sie war nicht die Art von Frau, die gut mit Komplimenten umgehen konnte. Besonders dann nicht, wenn diese nicht mit ihren arbeitstechnischen Fähigkeiten zu tun hatten. Ausserdem konnte Aryana tatsächlich nicht flirten. Absolut gar nicht. Und egal was Mitch gerade hatte erreichen wollen, wahrscheinlich hatte er es nicht geschafft. Es sei denn, er hatte sie einfach nur aus dem Konzept bringen wollen… Natürlich war ihr klar, dass die Auswahl an Frauen in diesem Camp eher beschränkt war. Sie waren ja auch nur Sieben, neben 41 Männer. Eine davon war Faye und sie konnte nur hoffen, dass die Kerle hier ihre Finger von ihrer Schwester liessen. Dann waren da noch zwei Kampflesben, zwei Matratzen - vielleicht waren Matratzen nicht so verlockend, aber wenn man monatelang im Krieg war, umgeben von Kerlen, gab man sich wohl irgendwann mit allem zufrieden - und noch eine Normale. Die Normale war mit 34 auch die Älteste, schon jahrelang im Krieg und redete grundsätzlich am liebsten mit keinem.
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Nein wie furchtbar, kein Öl? Jetzt war ich aber arg enttäuscht! Nein, im Grunde hatte ich daran sowieso keine Gedanken verschwendet. Ganz gleich wie sehr sie an den schmerzenden Punkten im Rücken herumkneten würde, hatte ich doch schon viel schmerzhaftere Dinge erlebt. Da würde ich das bisschen Zwicken am Rücken doch mit ziemlicher Sicherheit unbeschadet überleben. "Also dass du dich nicht schämst..." erwiderte ich was das anging ziemlich sarkastisch, warf ihr einen gespielt enttäuschten Gesichtsausdruck zu, der mir in meiner aktuellen Gefühlslage nicht gerade schwer fiel. Enttäuscht war ich zwar nicht, aber bis dato war mir noch unwohl was den Part nach der im Nachhinein hoffentlich entspannend wirkenden Massage anbelangte. Immerhin kam letztere gerade nicht ohne erwünschte Gegenleistung einher. Wobei Faye es mit einer ganz lieben Bitte vermutlich auch ohne die Abmachung getan hätte. Einfach, weil sie der positiv gestimmte, nette Typ Mensch zu sein schien, sofern ich das jetzt schon beurteilen konnte. "Aber nicht erschrecken, hm?" murmelte ich ihr nur ein paar Worte zu, ehe ich mich daran machte die beiden Oberteile los zu werden - erst den Pulli, dann noch das darunter liegende Shirt. Vorne waren an meinem Oberkörper nur minimal kleine vernarbte Stellen, die kaum noch sichtbar waren. Aber ich hatte doch einige größere davon am Rücken, ziemlich genau sechs müssten es sein, die auch mit noch so guter Behandlung der Ärzte damals nicht kleiner hatten gehalten werden können, waren doch ziemlich viele Nähte nach Entfernung der Splitter notwendig gewesen. Vermutlich hatte ich Glück gehabt, damals nicht mit der Vorderseite meines Körpers der Granate gegenüber gestanden zu haben, sonst wäre mein Gesicht sehr wahrscheinlich hinüber. Nicht, als wäre das in dem Fall von Bedeutung gewesen, hatte ich doch so schon von Glück - mehr oder weniger, betrachtete man meine Psyche - reden können, überhaupt lebend aus der Sache herausgekommen zu sein. Ich ließ mich ans Fußende des Feldbetts sinken, das mir zugeteilt war, weil Faye es im Stehen definitiv schwer haben würde, überall gut hinzukommen, oder zumindest würden ihre Arme ziemlich zeitnah anfangen einzuschlafen. Mit einem kaum sichtbaren Nicken über meine linke Schulter deutete ich ihr, dass sie anfangen konnte, wenn sie bereit dazu war... was sie ja war, hatte die junge Frau selbst gesagt. "Und sei nicht zimperlich... die tun nicht mehr weh." versicherte ich ihr nur noch, dass sie auf die vernarbten Stellen keine Rücksicht zu nehmen brauchte. Also doch, manchmal taten sie schon noch weh, aber das war chronischer Schmerz, den ich mir oft genau dann einbildete, wenn ich zu viel über das Geschehene nachdachte. Es tat dann also nur pseudomäßig weh, was nicht galt.
Ich musste mich wirklich zusammenreißen um nicht zu lachen. Ja, jetzt war die Sache hier schon eher nach meinem Geschmack. Für einen kurzen Moment blitzte pures Entsetzen in ihren Gesichtszügen auf und das allein war es halt schon wert gewesen. Man sah es bei ihr tatsächlich nur selten, dass sie nicht vollkommen gefasst und gut gewappnet eine fixe Antwort parat hatte. Gerade aber hatte ich sie wieder mal aus ihrer ziemlich guten Fassade herausgeschubst, ähnlich wie vorhin noch mit dem Song, der ihr wohl mehr Gefühle entlockt hatte, als sie zugeben würde. Hach, ich hatte einfach ein gutes Stück Talent dafür, Leute aus der Bahn zu werfen und ganz besonders viel Spaß machte es mir bei Leuten wie Aryana. Die immer so sicher und auf Alles gut vorbereitet wirkten. Umso besser waren dann einfach immer die Reaktionen, wenn etwas Unerwartetes passierte. Um nicht mehr Aufmerksamkeit durch Gelächter auf uns zu lenken, beließ ich es mit großer Mühe nur bei einem sehr breiten Grinsen. "Ich sag' doch nur die Wahrheit..." sagte ich scheinheilig mit den Schultern zuckend, wohl wissend, dass es ihr vermutlich nicht in den Kram passen würde, wenn ich weiter beim Thema blieb. Eigentlich hatte ich sie ursprünglich ja wirklich nicht weiter reizen wollen, aber es machte so herrlich viel Spaß, dass ich ehrlich nicht widerstehen konnte. War nahezu verführerisch. "Also entweder hast du dich mit jahrelanger Enthaltsamkeit schon abgefunden oooder du hast einen Liebhaber. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass ich Letzteres wüsste.." säuselte ich leise vor mich hin, ließ mich tiefer in den Stuhl sinken, war es doch so wohlig warm am Feuerchen. Gäbe es hier tatsächlich jemanden, mit dem sie sich arrangiert hatte... naja, sagen wirs mal so - grade Kerle in der Army waren wie Brüder. Da erzählte Jeder Jedem Alles und gerade eine solche Info würde sich wie ein Lauffeuer verbreiten, wo hier doch sonst in der Hinsicht echt nicht viel ging.
„Wer hat gesagt, dass ich mich nicht schäme?“, fragte sie rhetorisch, liess dann die Thematik aber ruhen, da Wichtigeres auf sie zu kam als das Fehlen der Öle. Sie blickte kurz auf, als er sie vor irgendwas vorwarnte, nickte allerdings nur zur Antwort. Es gab wenig, was sie wirklich erschrecken liess, wenns um Wunden oder Narben ging. Also war sie sich ziemlich sicher, auch mit seinem Rücken klar zu kommen. Sie betrachtete ihn ziemlich ungeniert, als er erst den Pulli und dann das Shirt auszog. Die Narben waren relativ gut ersichtlich, gerade dann, wenn man sie quasi erwartet hatte. Aber was waren Narben schon auf einem solchen Körper? Geschichten eben. Vergangenheit. Und der Tatsache, dass er verdammt gut aussah und überdurchschnittlich trainiert war, wirkten sie wohl kaum entgegen. Unterstrichen das viel eher noch. Seine Worte holten sie zurück in die Gegenwart, aus der sie ein Bisschen abgeschweift war beim Betrachten seines Körpers. Faye legte kurzerhand ihre Jacke ab - einfach, um sich besser bewegen zu können - zog die Schuhe aus und kniete sich hinter ihm aufs Bett, weil sie sonst kaum anständig an seinen Rücken kam. „Ich bin nie zimperlich“, erzählte sie fröhlich, wobei dahingestellt war, ob dies nun der Wahrheit entsprach. Jedenfalls legte sie ihre Hände gleich darauf auf seine Schultern, begann mit gezielten Bewegungen, gegen die Verspannungen zu wirken. Nein, Berührungsängste hatte sie eindeutig keine, was in ihrem Job aber auch eine relativ wichtige Voraussetzung war. Faye schwieg einige Minuten, drückte in kreisförmigen Bewegungen auf seiner Rückenmuskulatur herum, bis sie dann doch einen Moment innehielt. „Du musst dich aber schon ein wenig entspannen, Victor.. So wird das nichts“, meinte sie dann in dem typischen Tonfall, den jeder Arzt und jeder Therapeut seinen Kunden entgegenbrachte, wenn diese die Basics einer Behandlung zu vergessen schienen. Ein leises, geduldiges Seufzen folgte. „Hör auf nachzudenken. Vergiss das, was ich vorher gefragt habe, von mir aus brauch ich auch keine Antwort darauf. Erzähl mir lieber von irgendwas, was dir Freude macht. Ein altes Hobby. Eine schöne Geschichte… Einfach etwas“, sie war sich ziemlich sicher, dass die Anspannung von seinen Gedanken kam, von der Vorahnung, was er ihr nach dieser Massage erzählen sollte. Von der Vergangenheit der Narben, die sie immer mal wieder unter den Fingern spürte. Aber es war nicht so, als würde sie das hier nur tun, damit sie an ein Geheimnis kam. Rein theoretisch war es ja sogar ihr Job, dafür zu sorgen, dass er keine Schmerzen hatte und auch wenn sie gerade nicht arbeitete, war genau das ihr Ziel.
Ihre unterschwellige aber eindeutige Aufforderung, das Thema wieder zu wechseln, wurde von ihm ganz offenbar abgelehnt. Sie warf ihm einen warnenden Blick zu, als er beteuerte, nur die Wahrheit zu sagen. Es war ihr egal, was seine Wahrheit war. Sie wollte nicht auf ihr Aussehen angesprochen werden. Sie wollte nicht wissen, ob sie ihm gefiel. Damit gewann sie keinen Krieg, nicht mal eine Schlacht oder nur einen Kampf. Wenn es nämlich irgendwas war, dann eine Behinderung. Vielleicht nahm er sie ja genau deswegen nicht ernst - weil sie für ihn eher irgendein hübsches aber dummes Püppchen war, als eine fähige Führungsperson. Idiot… sie war gar nicht dumm. Als hätte er sich mit seiner vorherigen Bemerkung nicht schon weit genug auf sehr dünnem Eis vorgewagt, doppelte er gleich nochmal nach - und zwar noch frecher als davor. „Mitch!“, zischte sie aufgebracht, direkt gefolgt von einem gut gezielten Schlag auf den Muskel seines Oberarmes. Aryana versteckte ihr Gesicht hinter ihrer linken Hand, schüttelte den Kopf. Selbst hinter ihren Fingern war der leichte Rosaton, der ihre Wangen eingefärbt hatte, kaum zu verbergen. „Also Erstens geht dich das absolut gar nichts an“, zog sie direkt die Linie, die er wohl ganz unabsichtlich übersehen hatte. "Und Zweitens - seh ich denn für dich aus, als würde ich so dringend einen Mann brauchen? Weil die Antwort darauf ist - und war schon immer - nein“, vielleicht gab es Momente, in denen selbst sie sich nach Liebe, Zärtlichkeit und einem Mann sehnte. Aber diese Momente überstand sie meist ganz gut und sie wurden auch immer seltener, je länger sie alleine war. Es wäre unverantwortlich und mit unglaublich viel Konfliktpotential verbunden, hier mit irgendeinem Kerl irgendwas anzufangen. Es würde nur ihrer Glaubhaftigkeit schaden und das konnte sie schlicht nicht brauchen. "Drittens weisst du lange nicht so viel, wie du gerne wissen würdest, Mitchell“, das hatte sie noch klarstellen müssen und sie wussten wohl beide, dass diese Worte nicht nur auf sie und ihr nicht vorhandenes Privatleben bezogen waren. Wenn sie Glück hatte - was sie stark bezweifelte - würde er ja noch was dazu sagen wollen, das andere Thema somit fallen lassen, damit auch sie sich wieder ein Bisschen entspannen konnte. Sie war nämlich definitiv nicht ans Feuer gekommen, um sich hier über ihr Liebesleben zu unterhalten.
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Wie lang war es eigentlich her, dass ich mal eine vernünftige Massage bekommen hatte? Eine gefühlte Ewigkeit. Zwar hatte ich zu Beginn der Zeit meiner Heimkehr nach dem Krieg noch mit meiner damaligen Verlobten zusammengewohnt und da war das auch noch ab und an mal vorgekommen, aber ich war ihr einfach zu viel geworden. Gut ein halbes Jahr hat sie es von da an noch ausgehalten, bevor sie sich unter Tränen von mir getrennt und das Weite gesucht hatte. Der Gedanke daran tat noch immer unheimlich weh und es würde wohl auch noch lange dauern, bis es nicht mehr so war. Womöglich so lange, bis ich eine andere Frau an meiner Seite hatte, was hier im Krieg wohl kaum passieren würde. Zum Einen war die Auswahl ganz einfach nicht groß und zum Anderen war es noch dazu völlig unangebracht, hier mit Irgendwem etwas anzufangen. Hatte ich bei meiner letzten Zeit in der Army ja auch gar nicht gewollt, schließlich hatte Zuhause jemand auf mich gewartet. Letztere Hürde gab es zwar jetzt nicht mehr aber ich wollte es trotzdem ungern riskieren hier zu einer Frau eine engere Beziehung aufzubauen. Könnte mir zwar vielleicht etwas Ablenkung und Linderung verschaffen, aber würde besagte Frau hier dann in Lebensgefahr schweben oder gar sterben... naja, das wäre vermutlich dann auch mein eigener Untergang. Faye riss mich mit ihren Worten aus meinem unschönen Gedankengang, was wohl auch besser so war. Denn sie hatte recht - wenn ich dauerhaft die Muskeln verkrampfte, kam sie mit ihrer Arbeit hier nicht sonderlich weit, konnte sie nicht effektiv ausüben. Aber was könnte ich ihr erzählen? Ich musste selbst erst einen Augenblick lang darüber nachdenken, bevor ich der jungen Frau eine Antwort darauf geben konnte. Mir fiel dann aber doch etwas ein, das halbwegs tauglich war. "Einmal bin ich mit meinen Jungs drei Wochen lang mit dem Motorrad unterwegs gewesen. Wir waren quer durch die USA unterwegs, bis nach Canada hoch.. da waren wir aber nicht lang, weils uns einfach zu kalt war... Das Beste war wohl, als wir in den Rocky Mountains waren. Ich werd' nie vergessen wie befreiend es war die Serpentinen hoch zu fahren und mir oben angekommen dann den Wind durch die Haare wehen zu lassen." redete ich einfach so vor mich her, fing unbewusst sogar ein wenig zu Lächeln an. Wir waren zu Zehnt gewesen, Kontakt hatte ich nur noch zu etwa der Hälfte meiner damaligen "Gang". Aber das war in Ordnung, man hatte sich einfach über die Jahre verloren und war in die verschiedensten Ecken der Staaten umgezogen. Zum Geburtstag gratulierten wir uns wohl schon noch Alle, aber sehen taten wir uns nicht mehr oft. Mich zu besuchen war aber wohl auch etwas schwierig, haha.
Autsch, das hatte tatsächlich ein kleines bisschen gezwickt. Gezielt schlagen konnte sie, musste ich ihr lassen, hatte sie doch eine empfindliche Stelle getroffen. Von ernsthaftem Schmerz konnte man da jetzt zwar nicht reden, aber es war doch noch für ein paar Sekunden recht unangenehm. Dass das Ganze mich eigentlich gar nichts anging wusste ich zu gut, das hätte sie mir nicht zu sagen brauchen. Aber es war dennoch einfach eine unheimliche Genugtuung für mich zu sehen, dass sie ein wenig rot wurde, es ihr sichtlich unangenehm war. Man konnte mich durchaus verkorkst nennen, aber damit kam ich bestens zurecht. Normal war doch langweilig, jedenfalls für mich. "Nur, weil du vielleicht nicht so aussiehst, muss das nicht heißen, dass es nicht so ist." stellte ich erst einmal trotz des Tadel-Schlags weiterhin grinsend fest, zuckte mit den breiten Schultern. Und mit ihren nächsten Worten mochte sie durchaus recht haben, ja, aber dieses Ziel würde ich auch niemals erreichen. Ich konnte gar nicht genug wissen, es gab verflucht viel, was es hier auf der Erde herauszufinden und zu wissen gab. Alleine schon der Krieg hier bot unheimlich viele Hintertüren, hinter denen noch immer wieder neue kleine Infos versteckt waren und nur darauf warteten, von mir herausgefunden zu werden. Sowohl hier als auch im gegnerischen Team, das mir bevorzugt nur die wirklich absolut notwendigen Infos zukommen ließen. Also ja, damit hatte sie recht, aber ich würde ihr ganz sicher keine Antwort geben, die ihr ansatzweise irgendwas über meine Mission verraten würde. Ich war nicht bescheuert. "Ich werde nie so viel wissen, wie ich eigentlich möchte. Meine Neugier ist grenzenlos." sagte ich diesbezüglich also nur und sah noch immer grinsend gen Feuer, das weiter vor sich hin züngelte.
Evt kurz und korrekturbedürftig, bin nur am Handy da bis Mittwoch :3 ______
Er schien ihren Rat ernst zu nehmen, was durchaus vorteilhaft war. So setzte sie die Massage unvermittelt fort, kaum begann er sich zu entspannen und ihr eine Geschichte zu erzählen, die tatsächlich ein Lächeln in seiner Stimme mitschwingen liess. Na sieh mal einer an! Auch ihr entlockte die Vorstellung allein ein Lächeln, spätestens beim Wind in den Haaren. „Glaub ich dir sofort, du kleine Rapunzel“, grinste sie, wuschelte ihm einmal schnell die Haare durch. Dann widmete sie sich aber wieder herzhaft seinem verspannten Rücken, ignorierte geschickt all ihre eigenen aufkommenden Fragen wie: ‚war das vor oder nach deiner ersten Army-Zeit‘, ‚wissen deine Freunde, was damals passiert ist‘, ‚was haben sie dazu gesagt, dass du wieder in den Krieg ziehst‘ und ‚warum tust du ihnen das an - obwohl du genau weisst, wie tödlich dieser Job ist‘... Sie liess sich ganz einfach nichts davon anmerken, liess auch die Stille kein weiteres Mal eintreten. Jedenfalls nicht für länger als ein paar Sekunden. „Motorradfahren stell ich mir auch toll vor. Hab mich aber noch nie wirklich gewagt, es selber zu tun. Es ist so gefährlich und verursacht so hässliche Unfälle...“, gab sie ihren Senf zu seinem Hobby - oder was auch immer es für ihn war - ab. Als Rettungssanitäterin hatte sie tatsächlich schon eine Menge gesehen. Und Verkehrsunfälle waren zweifellos um ein Vielfaches schrecklicher, wenn Motorräder involviert waren. Also zu gefährlich für Faye. Aber dass sie selber zur Army gegangen war, das war natürlich kein Problem... Und sie hatte noch nicht mal gemerkt, welche Ironie in ihren Worten mitschwang...
Sie stiess abfällig Luft aus und das war dann auch alles, womit sie zur Auskunft noch diente. Mit diesen Infos wars bei ihr wohl wie mit fast allen anderen: Kriegte man nicht aus der Brünetten raus, schwieg sie einfach gerne tot, bis sie mit jemandem sprach, den es tatsächlich was anging. „Dann erzähl mir mal von dir, Mitch... Brauchst du denn keine Frau? Lebst du schon jahrelang vollkommen allein? Vermisst du denn so gar nichts?“, stellte sie eindeutig gespielt interessiert die Gegenfragen, auf die sie eigentlich gar keine Antworten haben wollte. Denn sie für ihren Teil gab wirklich einen Scheiss auf das Liebesleben ihrer Soldaten. Solange sie im Kampf voll bei der Sache waren, durften die tun und lassen, was sie wollten oder nicht wollten. Zudem würde er es mit 90%iger Sicherheit schaffen, seine Erwiderung nur wieder unangenehm für sie zu gestalten, da sie eben am liebsten gar keine solchen Themen anschnitt. Seine grenzenlose Neugier hingegen - darüber könnten sie sich gerne länger unterhalten. Wenn er nur auch hier nicht zu spärlich mit Informationen umging. „Ja... da haben wir immerhin eine Gemeinsamkeit. Nur dass ich im Gegensatz zu dir die Grenzen der Legalität, Loyalität und des Respekts vielleicht ein Bisschen besser einhalten kann, während ich meine Neugier auslebe“, meinte sie leise, so, dass ganz sicher nur er es verstehen konnte. Natürlich spielte sie auf die Ereignisse dieses Nachmittags an, das brauchte sie nicht auszusprechen, damit Mitch es checkte.
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[alles gut, bin grad eh nicht so in Höchstform weil Dauerkopfschmerz x'D Wo bist du denn unterwegs? c: ]
Rapunzel... sehr witzig. Ja, ich hatte vielleicht im Gegensatz zu den meisten Kerlen hier mittellanges Haar und keine Fast-Glatze, aber von wirklich lang konnte nicht die Rede sein. Blond war meine Mähne zum Glück auch nicht, da wäre ich schon sehr von meiner Genetik enttäuscht gewesen. Immerhin hatte ich in meinem Stammbaum spanisches Blut und es grenzte wohl an ein Wunder, dass ich von dem Temperament meiner Mutter so gar Nichts geerbt hatte. Ich kam da eher nach meinem Dad, der doch eher in Richtung Hakuna-Matata-Gemütlichkeit ging. Gut, ich war nicht so am Dauerchillen wie er, war wohl eine Mischung aus beiden Elternteilen, was meinen Charakter anging. "Sehr komisch." erwiderte ich in Hinsicht auf die Rapunzelgeschichte noch, musste diesbezüglich aber doch fast ein kleines bisschen grinsen. Fayes noch folgende Worte machten mich aber doch ein wenig stutzig und sie konnte es zwar aus ihrer Position nicht sehen, aber ich zog für einen Moment die rechte Augenbraue nach oben. Also Motorradfahren war zu gefährlich, aber in den Krieg zu ziehen war weniger schlimm? Mir kamen da Zweifel, ob das sinnvoll klang. Tat es irgendwie so gar nicht, aber gut - es gab auch Menschen, die Angst vor Spinnen hatten, aber fast ohne mit der Wimper zu zucken einen Bungee-Jump absolvierten. "Schon ein bisschen merkwürdig, dass du hier bist, aber auf einem Bike zu sitzen dir zu gefährlich erscheint.." gab ich doch etwas nachdenklich meine Gedanken preis, warf ihr über meine Schulter hinweg einen kurzen Blick zu, drehte den Kopf aber bald schon wieder nach vorne, weil sie sonst an den Schultern kaum effektiv massieren konnte.
Nein, ich brauchte keine Frau. Zumindest nicht was das ganze Liebesgedöhns anging, da stieß Frau bei mir auf ziemlich taube Ohren. Es war nicht mein Ding mich irgendwem zu öffnen und sämtliche Schwächen preis zu geben, die ich hatte. Einmal hatte ich das über mich ergehen lassen und das war mehr als genug gewesen. Was den Sex allerdings anging... naja, ich war ein Kerl, viel mehr dazu brauchte ich dann eigentlich gar nicht erwähnen. Es gab mit Sicherheit hier keinen Mann, der nicht behaupten würde, dass er viel zu ausgehungert war was das anging. Außer vielleicht Eric - bei dem waren wir uns Alle irgendwie immernoch nicht sicher, ob er vielleicht schwul war. Selbst wenn würde er hier vermutlich kein passendes Gegenstück finden, aber wissen konnte ich das nicht. Wenn ich ehrlich war gehörte das zu den wenigen Dingen, die ich auch nicht wissen musste. "Auch, wenn du ziemlich sicher keine Antwort haben willst - doch, den Sex vermiss ich. Aber das wars auch." gab ich ungeniert meinen Senf dazu, zeigte ganz klar, dass ich keinerlei Probleme damit hatte, bei dem Thema offen zu sein. Wenn sie keine Antwort hatte haben wollen, was vermutlich der Fall war, weil ihre Worte doch ziemlich ironisch formuliert worden waren, dann durfte sie auch nicht fragen - ganz einfache Geschichte. Ihre folgenden Worte ließen mich dann aber doch die Augen verdrehen, weil es mich schlicht und ergreifend nicht interessierte, was sie von meinem Tun hielt. Hier war ich immernoch, hieß also sie würde mich deshalb ohnehin nicht mehr rausschmeißen. Wär sie auch schön blöd, immerhin würde sie einen ihrer besten Schützen verlieren. "Du brauchst nicht so indirekt in dem Thema rumstochern - wenn du mir irgendwas sagen oder mich fragen willst, Aryana, dann drück dich klar aus. Ich hasse es, wenn jemand um den heißen Brei rum redet." sagte ich noch recht ruhig, aber es schwang wohl ein leicht drohender Unterton in meiner Stimme mit.
Ohjee.. dann hoff ich, dass das bald wieder weg geht bei dir.. :3 Ich bin mittlerweile in Nizza. :) ________
Okay, er fand Rapunzel wohl nicht ganz so zutreffend wie sie. Verstand Faye ja so gar nicht. Ihr Grinsen konnte er ihr damit aber nicht aus dem fröhlichen Gesicht wischen, das blieb wohl weiterhin so lange bestehen, bis es durch ein Stirnrunzeln zur Antwort auf seine nächste Bemerkung abgelöst wurde. „Das ist... in der Tat merkwürdig, ja“, räumte sie ein, zuckte dann etwas unbeholfen mit den Schultern, ehe sie die - wegen ihrem fehlenden Multitasking-Talent unabsichtlich unterbrochene - Massage fortsetzte. Sie wäre ja auch nie in den Krieg gezogen, wenn sie eine andere Möglichkeit gesehen hätte, ihrer Schwester nahe zu sein. Das hier war nichts für sie und das wusste die junge Amerikanerin tief drin auch ganz genau. Sie würde es nur niemals zugeben, denn was würde das für ein Bild auf sie werfen?? Also sprach sie den nicht wirklich vorhandenen Kontrast in ihrer Denkweise nicht weiter an, lenkte stattdessen aufs Motorradfahren ab. „Vielleicht setz ich mich ja doch mal auf eins, wenn ich irgendwann wieder zu Hause bin. Wer weiss“, meinte sie wieder betont locker, liess sich nichts von den anderen Gedankenzügen anmerken. „Hast du denn noch ein Bike? Oder ist das zu lange her?“, Faye fragte gezielt weiter und es war ihr egal, ob er dabei bemerkte, wie sie weiterhin versuchte, ihn abzulenken. Solange es funktionierte und er mit den Gedanken bei Fahrzeugen und Freiheit blieb, war alles gut.
Too much information... Das war alles, was es dazu noch zu sagen gab. Denn ja - das hätte sie tatsächlich auch so erraten können, dass er Sex vermisste aber glaubte, keine Frau zu brauchen. Basic Männer Getue, ganz ehrlich. Nicht, dass sie mit besonders viel Erfahrung in diesem Bereich glänzen konnte, aber vor der Army hatte sogar Aryana ein normales Mädchenleben gelebt und mehr als nur freundschaftlichen Kontakt zu Kerlen gepflegt. In der Army war da dann nur noch einer gewesen... und der war irgendwann nach Hause gegangen, während sich bei ihr immer mehr das ‚ich geh nicht nach Hause, bevor dieser Krieg gewonnen ist‘-Denken abgezeichnet hatte. Dann hatte sie irgendwann aufgegeben und jetzt war sie eben alleine und meistens sehr zufrieden damit, sich mit dieser Ablenkung nicht rumschlagen zu müssen. Und sich diese Schwäche nicht zu geben. „Hab nichts anderes erwartet“, offenbarte sie ihm netterweise seine eigene Durchschaubarkeit, was das anbelangte. „Gut, wie du willst. Deine Aktion heute Nachmittag war dezent Scheisse und ich würde sehr gerne wissen, wie oft du das schon getan hast. Ausserdem interessiert es mich, was dir solche und andere Gespräche bringen, was du dann mit dem Gelernten anstellst und ob du denkst, der ganze Informationsfluss in diesem Zug oder allgemein der Army sei zu schlecht für deine Wenigkeit. Bin offen für Verbesserungsvorschläge“, schlug Aryana dem lieben Mann mit ganz sachlicher Stimme um die Ohren. Seinen drohenden Unterton hatte sie komplett überhört, gar nicht erst wahrgenommen. Er hatte schon vorher ganz genau gewusst, was sie meinte, aber wenn er eben lieber Fakten hatte - bitte, konnte sie sogar bieten.
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[ Hab deine Bilder auf Insta gesehen - will auuuuuuch x'D ... und ich weiß, dass ich mich zwar nicht dafür entschuldigen brauchen, aber die Kürze der Texte tut mir trotzdem selbst weh x'D irgendwie vertrag ich die Nachtschicht diese Woche so gar nicht gut, aber heute Abend ist zum Glück die letzte^^ ]
Nein, ich hatte kein Motorrad mehr. Mein altes hatte ich verkauft, als ich in die Army eingerückt war und in der vierjährigen Zwangspause war auch kein neues angeschafft worden. Dazu hatte ich gar nicht den Kopf gehabt, wäre vermutlich nur unnötig oft in Gräben gelandet, wenn die Gedanken mal wieder nicht beisammen waren. Aber andererseits hätte es mich vielleicht gut davon ablenken können - darauf war ich gar nicht gekommen vor lauter Wirrwarr in meinem Schädel. Allerdings war der Grad zwischen hilfreich und kopflos vermutlich auch zu schmal um es auszuprobieren. War jetzt im Grunde genommen auch vollkommen egal, war ich doch wieder hier und der Zug dafür schon abgefahren. Allgemein hätte ich die viele freie Zeit sicher gut nutzen können, wäre der blöde Kopf nicht gewesen. Aber ich war schon immer sehr kopflastig, ein Denker gewesen, also war es eigentlich kein Stück verwunderlich, wie sehr mich das Trauma verfolgte. "Nein, hab schon lange keins mehr... schade eigentlich, wo ich doch die letzten Jahre viel Zeit dafür gehabt hätte." stellte ich fest, wobei meine Worte aber nicht niedergeschlagen oder zu nachdenklich klangen. Es war eine ganz simple Feststellung, keine Wehmut. "Aber hey, sollten wir hier beide irgendwann unversehrt rauskommen, kann ich dich sicher mal 'ne Runde mitnehmen. Ich bin auch kein Raser, eher der gemütlich-die-Landschaft-anschauen-Typ." bot ich Faye spontan einen Biker-Trip in vermutlich noch ganz ferner Zukunft an. Wahrscheinlich würde es dazu sowieso nicht kommen, aber wenn sich doch in wie vielen Jahren auch immer die Gelegenheit dazu bieten sollte... warum nicht?
Und da waren sie auch schon - die Worte, die Aryana vermutlich schon den ganzen langen Abend auf der Zunge gebrannt hatten. Die Anschuldigungen und die Frage, was ich denn mit den Informationen angefangen hatte und noch anfangen würde. Ich hatte jedoch ohnehin nicht damit gerechnet, dass die junge Frau nach meiner direkten Aufforderung noch ein Blatt vor den Mund nehmen würde. Da war sie genauso wenig der Typ für wie ich selbst, in der Hinsicht hatten wir wohl ausnahmsweise etwas gemeinsam. Es war mir ohnehin lieber, wenn sie gerade heraus sagte was sie meinte, statt vorsichtig ein Thema anzustechen und zu hoffen, eine brauchbare Antwort zu bekommen. War nur nervig sowas. "Ist er auch nicht. Es ist schlichtweg nicht fair, dass die "Oberen" viele Dinge für sich behalten, die wir stinknormale Soldaten sehr gut genauso brauchen können, um uns besser auf etwaige Situationen einstellen zu können. Ich traue ganz einfach niemandem, der meint mir niemals die volle Wahrheit erzählen zu müssen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich Dinge weiß, die nicht einmal du weißt, obwohl sie dir durchaus helfen oder deinen Blick auf gewisse Dinge und Situationen verändern würden. Die Hierarchie in der Army ist zwar irgendwo notwendig, aber nicht in diesem Ausmaß - wenn dir meine Sicht auf die Dinge nicht passt, dann schmeiß' mich raus und hey, vermutlich heißt es dann ein oder zwei Jahre Knast für mich, aber das wär es absolut wert gewesen. Und ich habe ganz zufällig nicht mitgezählt, eine konkrete Antwort auf das "wie oft" kann ich dir also nicht geben. Es war oft - und ja, ich stehe auch dazu." redete ich ein klein wenig energisch vor mich her, wobei ich mich auch nicht die Bohne darum scherte, ob sie das jetzt noch wütender machen würde. Der Zug mit dem netten Lagerfeuer war jetzt wohl sowieso abgefahren, haha.
Jaa, kann ich verstehen. xD Es war echt super schön. :3 Und also ehrlich gesagt… Ich finde die Länge ja eigentlich sehr angenehm so… x’D Aber schreib du ruhig wieder mehr, wenn du Lust hast. xD _______
„Hmm ja, dann wird es wirklich Zeit, dir wieder eins zu beschaffen, sobald du wieder daheim bist“, redete sie unbekümmert weiter, als er verneinte, noch im Besitz eines Bikes zu sein. Wenn er Spass daran hatte, wäre es sicherlich ein gutes Hobby zum Abschalten. Es sei denn, er hätte auch damit irgendwelche dunklen Erinnerungen, die ihn davon abhielten, jemals wieder zu fahren. Schien aber nicht der Fall zu sein, so wie er sie gleich darauf auf eine Fahrt irgendwann in der Zukunft einlud. „Das wär' sicher super!“, willigte die Brünette direkt ein, die Stimme schon vor Tatendrang und Aufregung triefend, als möchte sie unverzüglich und jetzt gleich starten. „Ich füge das den tausend tollen Gründen, mich auf unsere Heimkehr zu freuen, hinzu“, meinte sie, machte damit schon wieder ohne es zu merken eine ungeschickte Bemerkung, die ihre Motivation für diesen Krieg in eher fragwürdiges Licht schob. Aber Gott sei Dank hörte ihr gerade eh nur Victor zu und der hatte andere Probleme als ihr Gelaber. Faye führte die Massage ziemlich konzentriert fort, gab sich wirklich Mühe, all die Verhärtungen seiner Muskulatur korrekt zu bearbeiten. Eine einzige Massage würde hier zwar sicherlich zu keiner dauerhaften Besserung führen, aber es war ein Anfang. „Wie fühlst du dich denn mittlerweile? Also, rein körperlich, mein ich“, wollte sie nach etwa fünfzehn Minuten schliesslich wissen. Wenn er es scheisse fand dann würde sie nämlich hier und jetzt aufhören oder etwas an ihrer Technik ändern müssen. Das würde sie zwar nicht ganz verstehen, aber man weiss ja nie. Ein gewisser Grad an Schmerzen gehörte nunmal dazu, wenn man so verspannt war wie er.. Aber das dürfte ihm wohl klar sein.
Gott er brachte sie hier wirklich gerade innerlich zum Glühen. Sein Glück, dass sie Emotionen meistens so gut kontrollieren konnte, sich darum, abgesehen vom dunklen Blick ins Feuer, wenig davon anmerken liess, was sie von seinen Worten hielt. Und von der Tatsache, dass er ihr ihre wichtigste Frage nicht beantwortet hatte. Nämlich, was er mit den Informationen anstellte, die er sich so verboten holte… „Informationen im Sinne von was? Ich glaube nicht, dass wir Relevantes für uns behalten. Und falls doch, besteht immer noch die ganz simple Möglichkeit, zu fragen, Mitch. Und wenn du niemandem traust, bloss weil man dir nicht ALLES sagt, dann bist du hier komplett falsch, dieser Krieg und der Zusammenhalt im Team basiert grundlegend auf Vertrauen. Wann hast du denn jemals jemanden sterben sehen, weil er irgendeine Info nicht bekommen hat?? Wann hast du dich selber retten können, weil du ein Gespräch abgehört hast, das dich keinen feuchten Dreck anging?“, erwiderte sie kühl. War damit aber noch lange nicht fertig und fuhr nach zwei Atemstössen direkt fort: "Und wenn du glaubst, wichtige Details zu kennen, von denen ich nichts weiss, dann bitte. Ich hör dir gerne zu. Oder auch nicht, falls du auch das an irgendwelchen Meetings mitgehört hast. Dann darfst dus gerne für dich behalten und mich im Glauben lassen, dass ich informiert werde, wenn etwas für mich relevant ist. Dass es schlicht nicht in deinem Ermessen liegt, zu beurteilen, wer denn hier was wissen sollte.“ Doch es wurde noch besser und Mitch hielt es tatsächlich für eine gute Idee, ihr hier die Wahrheit aufzutischen und zu erzählen, dass er offenbar schon an sehr vielen Meetings teilgenommen hatte. Unerkannt. Warum sagte er ihr das?? Weil er wusste, dass sie ihn nicht ohne Weiteres verhaften lassen konnte? Weil sie nur Sergeant war und das alles mit dem Lieutenant besprechen musste, der das Endkommando über diesen Zug hatte? Von ihr aus konnte man Mitch den Laufpass geben - und zwar umgehend. Sie vertraute ihm nicht, spätestens jetzt nicht mehr. Er hatte hier gerade offen zugegeben, seine eigenen Interessen über die Regeln der Army gestellt zu haben, das war ziemlich dumm gewesen, falls er noch die Absicht hatte, hier zu bleiben. Absolut unverständlich für sie. Denn der Lieutenant würde auf ihrer Seite stehen, wenn er das erfuhr, da hatte sie kaum Zweifel für. "Wenn du mit deinem Platz in der Army nicht zufrieden bist, dann solltest du dich anstrengen, um aufzusteigen - oder nach Hause gehen. Du kannst nicht einfach Regeln brechen und solche Nummern ziehen“, zischte sie dem jungen Mann noch zu. Würde ihn nicht interessieren. Er hörte ihr ja eh nicht zu. Und nahm sie nicht ernst. Das ging sehr deutlich aus seinen Worten hervor, denn wäre es anders, hätte er ihr das alles nicht gesagt.
This is your life, it's do or die, the sun may never rise again, so be the light the vision. This is your life, it's slipping by, you try to run but fall again, you get back up that's living.
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[bis da irgendwann wieder mehr zustande kommt wird es wohl noch eine Weile dauern... also schön, dass dir diese Länge auch zusagt :'D haha]
Sie schien sich - obwohl sie ja eigentlich noch gar nicht lange hier war - schon mächtig viele Gedanken darüber gemacht zu haben, was es denn alles für Gründe für eine Heimkehr gab. Mir brannte zugegeben schon die Frage auf der Zunge, ob sie überhaupt hier sein wollte und weshalb genau sie hergekommen war. Das naheliegendste war vermutlich ihre Schwester, aber wissen tat ich es natürlich nicht, konnte nur vermuten und erahnen. Faye schien sich hier auf jeden Fall nicht wirklich wohl zu fühlen, was man ihr allerdings kaum verübeln konnte. Es gab wirklich Schöneres als hier in der trockenen Einöde zwischen Kugelhagel und Fertigfutter zu leben, Privatsphäre noch dazu auch nicht unbedingt vorhanden. Wenn man hier sowas haben wollte, musste man geschickt sein und jede sich bietende Gelegenheit ausnutzen. Sollte ich die junge Frau also nun fragen oder doch lieber nicht? "Dir scheints hier ja nicht gerade zu gefallen..?" stellte ich mehr eine indirekte Frage, die so halb auch als Feststellung formuliert war, weil es eben doch ziemlich deutlich aus ihren Worten hervorging. Ich denke sie wusste, dass sie mir nicht mehr erzählen musste als sie wirklich wollte, das beruhte hier auf Gegenseitigkeit. Die Brünette erkundigte sich beiläufig danach wie es mir erging und ich drehte einmal kurz die Schultern. Dabei stellte ich doch ziemlich zufrieden fest, dass es schon deutlich besser war als vorher. Nicht ganz weg, aber das würde wohl keine Masseuse der Welt auf Anhieb schaffen, begleiteten mich die Verspannungen doch inzwischen jahrelang. "Doch, ist echt schon besser... also wenn du die Motivation besitzt noch ein kleiiines bisschen weiter zu machen, wär' ich dir wirklich dankbar dafür." bat ich Faye darum, noch ein kleines bisschen weiter zu machen und warf ihr über die rechte Schulter hinweg ein schiefes Lächeln zu. Sie schien einfach zu wissen was sie da tat und noch dazu lenkte mich das Gespräch nebenher ganz gut ab, was ein günstiger Nebeneffekt war.
Ich lachte bitter auf. Wohl mit einem wirklich lachenden und einem ziemlich gereizten, wütenden Auge, weshalb sich mein folgender Gesichtsausdruck vermutlich auch nicht klar einordnen ließ. Aryana hörte gar nicht mehr auf zu reden und es stand wohl kurz davor, dass sich ein Tinnitus in meinem Ohr breit machte, wenn sie weiterhin wie ein Wasserfall vor sich hin reden würde. Es interessierte mich ganz einfach nicht, was sie von meiner Lauscherei hielt. Wobei mich das wahrscheinlich bei gar niemandem interessierte, weil ich schlichtweg dazu stand und es weiterhin tun würde, hätte ich die Möglichkeit dazu. Hatte ich aber nicht mehr. Ich vertraute hier außerdem sehr wohl jemandem - so ziemlich allen außer den Vorgesetzten. Denn sämtliche 0815-Soldaten hier gingen füreinander ins Feuer, wenn es sein musste. Gut, auf Victor würde ich zum jetzigen Zeitpunkt vielleicht nicht unbedingt setzen, aber der würde sich schon auch noch einkriegen. War zwar fragwürdig wann, aber wenn ihn die Bombe damals psychisch so dermaßen mitgenommen hatte, würde er wohl ziemlich am Rest seiner Mannschaft gehangen haben, was im Grunde genommen ja gut war, nur wie man an seinem Beispiel bestens sah konnte das eben auch ungünstige Folgen haben. "Damit ich auch zu einem von den vorgesetzten Arschkriechern werde? Im Leben will ich nicht so enden." sagte ich trocken, schüttelte nur den Kopf. Nein, das war Nichts für mich. Nicht, weil ich nicht das Zeug zur Führungspersönlichkeit hatte, sondern eher weil ich wenig kompromissbereit war und das in so einer Position nicht wirklich funktionierte. "Und ja, solche Dinge wie einen psychisch geschädigten Kerl in der Kompanie zu haben kann durchaus Tote bedeuten, wenn du mich fragst. Du kannst mir nicht erzählen, dass er für dich kein Risiko darstellt." fügte ich noch augenrollend hinzu, wandte den Blick ab, weil mir das Ganze hier doch allmählich zu blöd wurde. "Wenn dir das Alles doch sowieso nicht passt und du nicht mal einen Hauch von Sinn darin siehst, meine Vergehen zu dulden... warum sitzt du dann noch hier? Du könntest schon längst über alle Berge sein und mich weiter verpfeifen. Ich werd' dich hier nicht halten, tu was du nicht lassen kannst. Sei dir nur bewusst darüber, wen du zum gehen zwingst." schloss ich so ganz einfach mit dem Thema ab, weil wir beide uns sowieso im Leben nicht einig werden würden. Ich sah ganz einfach keinen Sinn darin, weiter mit ihr zu diskutieren. Sie wollte mich der Kompanie verweisen? Falls ja, dann bitteschön - aber sie würde den mit Abstand präzisesten Sniper im Umkreis von Hunderten von Kilometern gehen lassen. War dann ihr Bier, wenn sie mich durch einen Pfosten ersetzten, der keine fünf Meter weit zielen konnte.
Jaaa… Das war dann wohl eine Bemerkung in die falsche Richtung zu viel gewesen, wie seine nächste Frage andeutete. Sofort wurden die Bewegungen ihrer Hände wieder langsamer und etwas fahriger, während sie erst schwieg und ertappt auf ihrer Unterlippe herumbiss. Eine dumme Angewohnheit, der sie jedes Mal nachkam, wenn sie nicht recht wusste, was sie sagen sollte. „Nun ja… Ich… ich bin schon nicht unbedingt Rettungssanitäterin geworden, um in den Krieg zu ziehen, nein. Das war nie mein Plan. Und ja… tatsächlich wär ich um Einiges lieber zu Hause“, offenbarte sie das, was er wohl schon vermutet hatte. Noch zögerte sie damit, ihm irgendwelche Gründe aufzutischen. Er hatte ja auch nicht wirklich danach gefragt. Und sie kannte ihn kaum… Schon das, was sie jetzt gesagt hatte, könnte ihr bei bestimmten Leuten Ärger einbringen. Fehlende Motivation wurde nicht gerne gesehen, da war sie sich relativ sicher. Als er seine Schultern rollte und sich dann zufrieden zum Zwischenresultat äusserte, war das Lächeln auch schon wieder auf ihr Gesicht zurückgekehrt. Noch nicht so perfekt wie zuvor, aber immerhin rechtzeitig, bevor er sich umdrehte um sie ebenfalls anzulächeln. „Ich glaube, so ein kleiiiiines Bisschen schaff ich noch“, antwortete sie, machte aber keine Anstalten, die Massage fortzuführen. Stattdessen betrachtete sie kurz nachdenklich seinen Rücken. „Leg dich aber mal hin“, bat sie ihn dann kurzentschlossen, erhob sich von dem Feldbett um daneben zu stehen und ihn schief anzuschauen. „Also, wenn du willst. Und wenn ich mich dann auf deinen Rücken setzen darf“, verfeinerte sie ihre Forderung ein Bisschen, unterstrich alles mit einem kecken Grinsen. Wenn er sich hinlegte, war er einfach nochmal um Einiges entspannter und sie konnte fester drücken. Zudem musste sie ihre Arme nicht mehr nach heben. So viele Vorteile.
Vorgesetzte Arschkriecher, so nannte er sie also in seinen Träumen. Sehr interessant. Sie brauchte hier keinem in den Arsch zu kriechen, hatte sich das, was sie mittlerweile hatte, ganz einfach und ehrlich erarbeitet. Aber dazu würde sie mit Mitch sicher keine Debatte starten. Von ihr aus durfte er auf ewig Soldat bleiben - oder wie erwähnt eben auch einfach gehen. „Der psychisch geschädigte Kerl ist heute hinzugekommen Mitch, hab ich was davon gewusst, bis er es mir gesagt hat?? Nein. Und ich hab dich nicht gefragt, was passieren kann, sondern ob schon jemals was passiert sei. Ich kann nicht die Lebensgeschichte eines Soldaten mit dem ganzen Zug teilen, bloss weil sie ein Risiko darstellt - das kann er nur selber. Ich weiss, dass das ein Risiko ist. Er weiss es, du weisst es. Es hatte Konsequenzen. Und das ist alles, was es dazu zu sagen gibt“, beendete sie das Thema, da sie nicht vor hatte, hier weiter über Victor zu diskutieren. Sollte Mitch sich doch mit ihm persönlich unterhalten, wenn er einen Sinn darin sah. Als er anfing, ihr zu erzählen, dass sie ihn doch einfach verraten sollte und blahblahblah, waren es wieder ihre Augen, die an der Reihe waren, einmal durch ihre Höhlen zu kreisen. Klar, sie konnte und würde das dem Lieutenant melden, war immerhin ihre Pflicht. Und dieser konnte dann entscheiden, was passierte. Er würde bestimmt mit Mitch sprechen. Aber wenn Mitch auch nur irgendwas daran lag, hier zu bleiben, würde er erzählen, dass Aryana hier frei was zusammengesponnen hätte. Dann war das Aussage gegen Aussage und er konnte - unter Beobachtung natürlich - bleiben, solange keiner ihn auf frischer Tat ertappte. Und trotzdem sollte er sich hier nicht so wichtig nehmen. „Ich weiss, dass du unser bester Sniper bist. Aber absolut jeder Mensch in diesem Camp ist ersetzbar, auch du“, erwiderte sie lediglich kalt. War ja nicht so, als könnten die anderen nicht schiessen.
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[eh, ja.... bin dann auch mal wieder da. *hust* es is auch herrlich unkreativ, aber ich muss erst wieder reinkommen D: :( ]
Faye schien ein wenig zu zögern, gab dann aber doch noch wörtlich zu, dass sie nicht wirklich gerne hier war und das niemals ihr Ziel gewesen war. Doch schien es triftige Gründe für sie zu geben trotz Allem hier zu sein, aber ich hatte nicht unbedingt das Gefühl, dass sie jetzt gerade gerne darüber reden wollte. Da ging es ihr wohl genauso wie mir mit meiner Vergangenheit und das respektierte ich ganz einfach. Also bohrte ich nicht weiter nach, sondern antwortete nur mit einem eher beiläufigen "Wer wäre auch nicht lieber Zuhause auf einem gemütlichen Sofa um die Uhrzeit..", um ihr indirekt zu vermitteln, dass ich ihre leichte Ablehnung dem Thema gegenüber wahrgenommen hatte. Wir hatten hier gerade recht entspannte Ruhe, die sollte man nicht durch ein unangenehmes Gespräch beenden. Immerhin genoss ich die leichte Massage hier ebenso wie Fayes Anwesenheit, schienen wir bisher doch ziemlich auf einer Wellenlänge zu sein. Ich sah einen kurzen Augenblick lang fragend zu der Brünetten hoch, nachdem sie meine Bitte mit Aufstehen quittierte, gleichzeitig aber doch bejaht hatte. Die Erklärung dazu kam ihr dann aber auch schon über die Lippen und ich erwiderte das leichte Grinsen. Ja, die Massage war so wohl tatsächlich effektiver, immerhin musste ich dann nicht mit meinem Körper gegen den Druck ihrer Hände arbeiten und die Muskeln wären dadurch schlichtweg entspannter, auch leichter zu bearbeiten. So schob ich mir kurzerhand die Schuhe von den Füßen, weil an denen doch einiges an Staub und Dreck haftete, welche ich nicht unbedingt in meinem Bett haben wollte. Dann machte ich es mir mit den Worten "Na dann will ich doch mal den Worten der Fachfrau nachkommen." auf dem Bauch liegend bequem, wobei ich noch immer ein klein wenig vor mich hin grinste. Es dauerte auch nur ein paar weitere Sekunden, bis ich Fayes Gewicht spürte. "Also dass du nicht viel wiegen kannst, war mir fast klar... aber dass du so leicht bist.." murmelte ich nur so vor mich hin, gab dann ein leises, entspanntes Seufzen von mir, als sie schließlich die Massage fortsetzte.
"Ja verdammt. Es ist schon vorgekommen. Ich kann dir namentlich aufzählen, wer durch die Scheiße schon alles draufgegangen ist, wenn du es doch so genau wissen möchtest." grummelte ich nur weiter vor mich her und ließ Revue passieren, was in den vergangenen Jahren schon so Alles passiert war. Eben auch schon vor der Zeit, in der ich die gesammelten Informationen nach außen weiter getragen hatte - wohl ein Mitgrund dafür, warum ich käuflich geworden war. Wahrscheinlich wollte nicht einmal ich selbst wissen, was wirklich alles für Intrigen in der Army zu Gange waren, weil es das Feuer in mir nur weiter schüren würde - zu keinermanns Vorteil in diesem Camp. Früher oder später würde die USA sich selbst zu Grunde richten, da war ich für meinen Teil mir auch echt sicher. Es kribbelte mir in den Finger, die Hände ballten sich zu Fäusten und ich sah auf sie hinunter. Aryana wusste meinen inneren Zorn gerade wirklich gut zu schüren und das bestätigte mir nur einmal mehr, dass wir beiden absolut nicht dafür gemacht waren, als Freunde dem Leben gegenüber zu stehen. Ich schüttelte entnervt den Kopf auf ihre letzten Worte und zwang mich dazu, die Finger wieder ein wenig zu lockern, ehe ich zur Gitarre griff. Die junge Frau trieb mich gerade wirklich zur Weißglut und ich brauchte etwas, um nicht auszurasten. Nicht zu sagen, was ich wirklich alles dachte, was alles in meinem Kopf vor sich herging.
Halloooo! :) Kein Problem, immerhin hast du geschrieben.^^ ________
Sie war wirklich ausgesprochen froh darum, dass er das Thema kurzum beendete und nicht weiter auf ihre fahrige Antwort einging. Denn nein, sie hatte wirklich nicht vorgehabt, ihm hier einfach so alles zu erklären. Es war schlicht zu gefährlich und sie konnte sich nicht so verletzlich machen. Und nicht nur sich selber, sondern auch Aryana. Denn einen grossen Teil der Gründe, die sie hierher gebracht hatten, waren gleichzeitig die Motive ihrer Schwester, hier zu bleiben. Und die restlichen Gründe waren Aryana selber. Alles hing mit ihr zusammen und Faye wusste ganz genau, dass ihre Schwester sich kein Bisschen darüber freuen würde, wenn sie hier nach zehn Tagen schon Geschichten erzählte, die Aryana jetzt jahrelang für sich behalten und totgeschwiegen hatte. „Sofas sind toll“, murmelte sie etwas wehmütig vor sich hin. Nicht nur Sofas. Aber Sofas sicher auch. Als er ihrer Aufforderung nachkam und kurzum auf dem Bauch lag, nickte sie zufrieden, ehe sie seinem Beispiel folgend die Schuhe auszog und sich wie versprochen auf seinen Rücken setzte - die Knie links und rechts von seinem Körper aufs Bett legte. Seine Bemerkung entlockte ihr ein Lachen, wobei sie etwas den Kopf schüttelte und sich absichtlich etwas schwerer machte, um ihn nach unten, tiefer ins Bettlaken zu drücken. „Hey! Tut mir leid, aber das Essen hier macht jetzt nicht unbedingt Lust auf mehr… da nehm' ich bestimmt auch in naher Zukunft nicht zu“, erklärte sie ihr - für diesen Job zugegeben etwas zu geringes - Körpergewicht. Sie war schon seit immer sehr zierlich gebaut und tat sich schwer damit, irgendwo Fett anzusetzen. Das lag einfach an ihrem Körper und sie würde es ändern, wenn sie könnte. Denn genau das hätte ihr schon zweimal beinahe die Chance auf eine Ausbildung vertan - zuerst hatte man ihr die Rettungssanitäterin an sich nicht zugetraut und dann war es erst recht schwierig geworden, als sie zur Army hatte gehen wollen. Sie hatte trainiert und gegessen, Tag und Nacht, und irgendwie hatte es dann doch gereicht - aber trotzdem. Auch kein gutes Thema. Faye blies sich eine lose Haarsträhne aus dem Gesicht, begann dann damit, geschickt weiter seine Muskeln entlang der Wirbelsäule zu bearbeiten. Mit etwas mehr Druck als zuvor, was ja jetzt dank seiner Position gut möglich war. „Es können halt nicht alle so viel Muskelmasse wie du in der Gegend rumführen“, bemerkte sie leise, mehr zu sich selbst, wobei doch eine gewisse Bewunderung in ihrer Stimme mitschwang. Er hatte im Gegensatz zu ihr nämlich wirklich einen Vorbildskörper für einen Soldaten, so viel stand fest… Nicht nur für einen Soldaten. Auch sonst.
Sie sank etwas in ihrem Stuhl zurück, liess ihn aus den Augen, um ins Feuer zu starren. Seine Worte hatten gesessen. Wollte sie, dass er ihr Namen nannte? Wollte sie wissen, wessen Blut seiner Meinung nach auch an ihren Händen klebte, weil sie Dinge nicht erzählt hatte, die Leben hätten retten können? Leben von Leuten aus ihren Reihen? Ja. Und nein. Es war nicht wirklich ihre Entscheidung, was sie diesen Soldaten im Camp erzählte. Sie konnte so Vieles nicht selber entscheiden, wahrscheinlich mehr, als Mitchell sich denken konnte. Denn letztendlich war Aryana nur die Nummer Zwei in diesem Camp - nach Lieutenant Warren, der so Einiges nach seinen eigenen Regeln löste. Sie war nicht der Meinung, dass er eine schlechte Führungsperson darstellte, ganz sicher nicht. Aber sie würde viele Dinge anders angehen als er. Versuchte ihn immer wieder mit neuen Ideen zu injizieren. Aber es war schwierig sich durchzusetzen gegen einen Mann mit so viel mehr Erfahrung. Und dann noch als Frau. Ihr wurde immer wieder klar mitgeteilt, wo ihr Platz hier war - und dieser war mit vielen strategischen Entscheidungen aber auch ausführenden Missionen verbunden. Beobachtung, Rückmeldung, die Kontrolle über ihre Soldaten. Sowas eben. Und sobald es wirklich wichtig wurde, durfte sie mitreden und mithören - theoretisch mitentscheiden. Aber eben mehr theoretisch als sonst was. Vielleicht wusste Mitch das sogar, wenn er wirklich so oft gelauscht hatte, dann dürfte ihm auch aufgefallen sein, wie oft ihre Meinung hinten angestellt oder einfach abgetan wurde. „Es ist nicht nur meine Entscheidung, welche Dinge ich mit jedem teile und welche nicht. Du musst mir glauben, dass ich wirklich immer versuche, das Richtige zu tun. Und dass mir das Wohl jedes Einzelnen Soldaten hier - egal welche Stellung und welche Aufgabe - sehr wohl am Herzen liegt. Dass ich immer versuche, niemanden einer unnötigen Gefahr auszusetzen. Niemanden einem grösseren Risiko entgegen zu stellen, als es unvermeidbar der Fall ist“, ihre Stimme war nach der Pause, die nach seinen Worten erstmal eingekehrt war, nun wieder ganz ruhig, sachlich. Aber es liess sich nicht verbergen, dass seine Aussage sie getroffen hatte. Dass sie alles ernst meinte, was sie sagte. Sie immer versuchte, jeden vor dem Schicksal ihres Bruders zu retten. Denn genau das war doch ihre Aufgabe - die Hälfte ihrer Motivation, überhaupt hier zu sein. Die andere Hälfte war Rache. Aber auch diese stand hinter dem ersten Vorsatz.
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Hmm, ja, das Essen hier war wohl wirklich nicht gerade ein Fünf Sterne Menü mit leckerem Dessert hinten dran. Nein, überwiegend schon vorgegarter Mist, der nach billigem Fertigessen schmeckte. Sowas, dass man sich vielleicht auch wegen der Einfachheit halber auf Festivals oder Camping-Trips mitnahm, wo das Essen kaum eine Rolle spielte, sondern nur das ganze Drumherum. Aber wenn man in einem militärischen Camp Monate, ja manchmal sogar ganze Jahre verbringen musste, hing einem dieses Zeug wirklich zunehmend zum Hals raus, das konnte ich nicht verneinen. Wir würden uns also noch eine ganze Weile lang damit arrangieren müssen und Faye würde demnach auch nicht wirklich zunehmen - musste sie aber auch nicht. Sie war ja nicht dürr oder dergleichen, nur eben doch eher zierlich und schlank gebaut. Nicht, dass das relevant war, aber ich war sowieso nicht der Typ Mann, der auf extrem durchtrainierte oder gar massige Frauen stand. Ich hatte lieber etwas an der Seite, das meinen Beschützerinstinkt weckte. War wohl irgend so ein Tick, einfach eine Vorliebe von mir. "Ja, das Essen hier könnte wohl besser sein... sind hier halt leider nicht im Urlaub." sagte ich, wobei meine Stimme etwas vom Kissen gedämpft wurde und ohnehin gegen Ende etwas leiser wurde, während ich die nun etwas festere Massage genoss. Mit ihren Fingern war die junge Frau durchaus geschickt, musste man ihr lassen. Sie durfte also wenn es nach mir ging des öfteren Mal in meinem Zelt vorbeischauen und auf mir Platz nehmen. Erst nachdem ich diesen Gedanken zu Ende geführt hatte, fiel mir selbst auf, dass das ziemlich falsch klang, was mich unbewusst kurz grinsen ließ. "Es ist auch gut so, dass du rein genetisch gesehen nie so viel Muskelmasse wie ich aufbauen kannst. Sähe ziemlich komisch aus, wenn du mich fragst... du passt schon so, wie du bist." warf ich ein und stellte wörtlich fest, dass Frauen ganz einfach auch zierlich sein durften. Männer waren auch in der Steinzeit schon dazu da gewesen, den weiblichen Teil des Stammes zu beschützen - warum sollte sich daran im Laufe der Zeit Etwas ändern müssen? Einfach, weil ich es lustig fand, erlaubte ich mir einen kleinen Spaß und hob ruckartig den Part meines Rückens an, auf dem sie so gemütlich saß, sich schwer zu machen versuchte. Sie hob einmal kurz minimal ab, als ich den Rücken ebenso schnell wieder senkte. "Außerdem wär sowas dann nicht mehr möglich... und das wär echt schade." grinste ich vor mich hin ins Kissen, die Augen weiterhin entspannt geschlossen. Es stimmte wohl, dass ich auch noch nie so gut in Form gewesen war, wie es momentan der Fall war. Dass ich mich die letzten Jahre über viel mit Sport abzulenken versucht hatte, hinterließ eben doch sichtbar Spuren - positive zum Glück.
Während ich in Gedanken nach einem Song suchte, den ich gut nutzen konnte, um wieder zur Ruhe zu kommen, liefen in meinem Kopf die Namen der Gefallenen rauf und runter. Nicht zu Allen von ihnen hatte ich engen oder gar freundschaftlichen Kontakt gehabt, aber jeder einzelne verlorene Soldat tat mir weh. Selbst bei solchen, die ich nicht mochte, versetzte es mir eine Art unangenehmen Stich in der Brust. Es wurde wirklich Zeit, dass die Amys mal zu spüren bekamen, dass sie sich selbst damit einfach absolut keinen Gefallen taten. Es war ja nicht nur in der Army so, dass absolut alles und jede Meinung käuflich war... ich wollte gar nicht wissen, was Alles im weißen Haus vor sich ging. Was Alles niemals in die Öffentlichkeit gelang, gelingen durfte, weil sonst vermutlich ein heimischer Bürgerkrieg seinen Anfang darin finden würde. Geld war eine schlimme Sache und doch zog es auch mich selbst dazu hin. War ich hier weg und kam lebend aus der Sache raus, dann würde ich mir irgendwo fernab einer großen Stadt eine wunderschöne Villa bauen, wo mir dann Alles ganz gepflegt am Allerwertesten vorbeigehen konnte. Ich entschied mich letztlich für das Lied "Sick Boy" der Chainsmokers - allein deren Namen fand ich genial, nur mal so nebenbei. Ohne Aryana zu antworten gab ich mich erst einmal der Gitarre und meiner Stimme hin, entspannte mich dabei dann auch recht zügig wieder. Es war nunmal einfach eines der wenigen Dinge, die mich ohne Ausnahme immer zurück auf den Boden brachten und meiner Wut Einhalt boten. Etwas Anderes wie das gab es nicht, was wirklich ungünstig war, könnte ich es unterwegs auch manchmal gut gebrauchen, den Kopf etwas freier zu haben. Aber das Leben war nunmal einfach kein Wunschkonzert, wie man so schön zu sagen pflegte. Als das Lied letztlich zu Ende war und die Gitarre wieder verstummte, ich sie bei Seite legte, sah ich dann wieder etwas ruhiger zu meiner Befehlshaberin rüber, wenn auch immernoch ein gewisses, gereiztes Funkeln in meinen Augen zu sehen war. "Ich glaub' dir das schon.. aber es wird wohl immer wieder Dinge geben, die ich persönlich nicht nachvollziehen kann. Daran ändert dein guter Wille vermutlich auch Nichts." stellte ich fest und seufzte kaum hörbar, bevor ich mich zu ein paar weiteren Worten rang, die ich nur ungern aussprach. Aber sie waren wohl leider angebracht, weshalb ich mich wider meines Willens dazu rang, sie die junge Frau neben mir hören zu lassen. "Aber mein Tonfall war trotzdem nicht okay... tut mir leid. Ich bin eben einfach leicht reizbar, gelinde gesagt."
Nein, das mit dem Urlaub war wohl wahr. Sie war sich ziemlich sicher, dass sich ihr letzter Urlaub um Einiges anders angefühlt hatte. Und ja - das Essen war auch besser gewesen. Faye lächelte etwas, als er ihr die Vorstellung ihres Körpers mit seinen Muskeln in den Kopf setzte. Ja, nein, das war dann natürlich auch nicht ganz ihr Ziel. Aber was will man machen, sie konnte wie gesagt relativ wenig an ihrem Körper ändern und hatte sich mittlerweile eigentlich ganz gut damit abgefunden. Immerhin war sie sportlich, schnell und flink - das waren auch Attribute, die sehr hilfreich sein konnten. Musste ja nicht immer nur rohe Kraft sein. Sie führte die Massage gedankenverloren fort, während sie die Narben auf seinem Rücken betrachtete und sich darum bemühte, den Mund zu halten und nicht zu fragen, woher sie kamen. Bis er sich plötzlich bewegte und sie erschrocken nach Luft schnappte, einen Moment fast vom Bett gepurzelt wäre, wenn sie sich nicht an ihm festgehalten hätte. „Ich sagte du sollst dich entspannen!“, tadelte sie ihn einen Moment später lachend und tätschelte seine Schultern, damit er endlich auf sie hörte und seine Muskeln lockerte. Dann kam ihr aber eine neue Idee, die sie umgehend grinsen liess. „Wenn du keine Lust mehr hast, können wir aber natürlich gerne Platz tauschen“, schlug sie vor. Sie hatte längst nicht mehr das Bedürfnis, als Gegenleistung für die Massage seine Geheimnisse zu erfahren. Eigentlich hatte sie das gar nie gehabt, auch wenn sie es natürlich gerne wissen würde. Sie wollte hier aber weder die Stimmung zerstören, noch ihm irgendwelche Erzählungen entlocken, die er lieber für sich behielt und begrub. Aber so ne Massage fände sie schon auch schön. Also falls er genug von ihren Versuchen, seinen Rücken zu richten, hatte, durfte er ganz gerne das Gleiche bei ihr wagen. So wartete sie ziemlich gespannt auf seine Antwort, während sie mit ihren Fingern irgendwelche Muster auf seinen Rücken malte, die Massage somit vorerst unterbrochen hatte.
Sie bekam keine Antwort mehr. Hatte aber auch keine Frage gestellt. Und ganz tief drin, war sie auch froh, dass er wieder zur Gitarre griff und nicht plötzlich wirklich damit begann, ihr Namen zu nennen, die sie nicht kennen wollte. Sonst hätte sie gehen müssen, während er sprach - und wie hätte das denn bitte ausgesehen?! Sie hätte auch einen Nervenzusammenbruch am Lagerfeuer riskieren können. Aber das hätte ebenso unglücklich gewirkt. Die sanften Klänge seiner Gitarre und seine tiefe, rauchige Stimme - die sie vor Sekunden noch so angeknurrt hatte - halfen ihr hingegen fast unmittelbar dabei, die Gedanken wieder gehen zu lassen. Sich nur auf die Musik zu konzentrieren. Unbewusst wanderte ihr Blick vom Feuer zurück zu ihm, während er sich auf die Gitarre und das Lied konzentrierte. Sie wusste nicht, was sie von ihm halten sollte. Wirklich nicht. Er war wie Himmel und Hölle in einem und wie sollte sie sowas je einschätzen können? Das wurde auch nicht leichter, als er das Instrument zur Seite legte, nun wieder um Welten ausgeglichener als noch vor wenigen Minuten. Er wandte sich ihr zu, wodurch sich ihre Blicke unweigerlich trafen. Aber Aryana drehte sich nicht ab, sondern betrachtete ihn einfach nachdenklich, wie die ganzen letzten Minuten auch schon. Das Funkeln seiner Augen. Seine Worte, mit denen er ihr immerhin zugestand, dass er nicht an ihrem Willen zweifelte. Nett. Weitaus überraschender kam dann aber die leise Entschuldigung, die er einen Moment später nachschob. Wie Himmel und Hölle, sie sagte es ja. Die junge Frau vermied jegliche unangebrachte Bemerkung zu seiner Reizbarkeit, schüttelte stattdessen nur leicht den Kopf. „Egal.. Ich bin nicht aus Porzellan“, meistens zumindest nicht. „Vielleicht hab ich auch überreagiert. Ich kann es nur nicht ausstehen, wenn jemand denkt, dass ich nicht alles tun würde, um unsere Verluste in diesem Krieg so tief wie möglich zu halten. Und ich mache mir Sorgen, falls wirklich jemand gefährliche Informationen weitergibt. Ich brauche wohl nicht zu erwähnen, dass ich auch schon Leute verloren habe, die ich niemals hätte sterben sehen wollen. Freunde..“, einen Bruder. Sie wusste selber nicht, warum sie ihm das sagte. Aryana hatte beim besten Willen nicht vor, ihm hier Geschichten zu erzählen, die sonst kaum einer kannte. Aber sie wollte, dass er ihr glaubte. Wirklich glaubte. Und dass er sah, warum sie so misstrauisch war. Eigentlich könnte e ihr ja egal sein, was er von ihr dachte - was sie alle von ihr dachten. Am Ende des Tages hatten sie trotzdem zu tun, was Aryana befahl. Aber das war noch nie ihre Art gewesen. Sie wollte wissen, was all die Leute dachten. Sie wollte, dass sie einander vertrauen konnten. Alle. Den was sonst hatten sie denn schon?
This is your life, it's do or die, the sun may never rise again, so be the light the vision. This is your life, it's slipping by, you try to run but fall again, you get back up that's living.
Ich glaubte um ehrlich zu sein ohnehin nicht, dass sie mir die Verspannungen noch sehr viel besser lösen konnte, als sie es bis dato schon geschafft hatte. Natürlich könnte es noch etwas besser werden, wenn die junge Frau eine halbe Ewigkeit lang weitermachen würde. Jedoch lösten sich Verspannungen, die schon sehr lange zu Gange waren, in der Regel nicht von einmal massieren. Das bedurfte längerer Hingabe, Fürsorge. Genau genommen war es ja auch Fayes Pflicht dafür zu sorgen, dass hier alle Soldaten körperlich wohlauf waren. Da es sich mit entspannter Rückenmuskulatur sicher auch besser zielen und schießen ließ - ja, dazu bedurfte es tatsächlich mehr als nur ein paar Armen, die Rückstöße der meisten schweren militärischen Waffen hatten es in sich -, hatte sie bestimmt Nichts dagegen einzuwenden, wenn ich ihre Finger öfter mal für eine Massage beanspruchen wollen würde, oder? Fragen kostete bekanntlich Nichts, weshalb ich ganz sicher wieder auf sie zurückkommen würde. "Ich bin jetzt schon entspannter, als ich es mir bis vorhin noch erträumt hatte. Ich schätze also tauschen ist durchaus drin." stellte ich dann also auch wörtlich fest und warf über meine linke Schulter einen Blick nach hinten zu der Brünetten, die sich kurz darauf erhob. Ich setzte mich dann erst einmal noch einen Moment lang hin, kreiste vorsichtig mit den breiten Schultern und konnte zufrieden behaupten, dass sich der ganze Apparat von Körper schon deutlich besser anfühlte als zu Beginn der Massage. Es hatte zugegeben auch ab und an gezwickt, wenn sie an wund gereizten Stellen gezielten Druck ausgeübt hatte, aber ich hatte schon ganz andere Arten von Schmerz hinter mir. So war nun also ich mit dem Fingerspitzengefühl an der Reihe - ein Fachmann war ich natürlich nicht auf diesem Gebiet, da war mir Faye weit voraus. Aber bisher hatte sich noch keine Frau über meine Massagen beschwert, also würde ich das schon hinbekommen... auch, wenn das letzte Mal Jahre her war. Verlernte man nicht, oder? Als ich dann aber entspannt meinen Nacken gedehnt hatte und zu der jungen Frau rüber sah, kam mir dann aber ein anderer Gedanke - wie war das bei ihr mit dem Shirt? Mit ließ es sich schwer massieren und schlechter fühlen, weil man nicht direkt auf der Haut war, sondern eben der Stoff dazwischen. Mir würde ein fast nackter, weiblicher Oberkörper nichts ausmachen, für uns Kerle war ein BH nicht viel was anderes als ein Bikini-Oberteil, es sei denn ersterer war Teil von mehr Reizwäsche... egal, wieder ein anderes Buch. Für Frauen war Unterwäsche was persönlicheres als ein Bikini, hatte ich mir irgendwann mal von meiner Ex-Freundin sagen lassen. Ob das jetzt auf alle zutraf wusste ich nicht, weshalb ich also einfach fragen musste. "Ich will dich hier nicht nötigen oder so, aber wir wissen wohl beide, dass das mit Stoff ziemlich ineffektiv ist... es sei denn, es macht dir was aus natürlich." meinte ich recht locker und zuckte kaum merklich mit den Schultern, suchte ihren Blick für einen Moment lang und dehnte mir dann leicht die Finger.
Wer wollte hier schon Leute verlieren? Niemand vermutlich. Dass Aryana als Befehlshaberin auch nicht auf dieser Liste stand, war also ziemlich naheliegend. Mitunter deshalb, weil es schließlich alles auf ihre Kappe ging, wenn denn Etwas ganz drastisch aus den Rudern lief. Denn auch, wenn ich sie noch immer nicht wirklich gern in ihrer Position akzeptierte, hatte sie hier die Verantwortung. Nicht alleine, aber der Obermacker war selbst auch so gut wie nie bei den Einsätzen mit dabei. Das geniale Genie - was er in meinen Augen natürlich nicht wahr - würde ja sonst selbst Gefahr laufen, das zeitliche zu segnen und dann würde hier Chaos ausbrechen. Angeblich. Ebenfalls eine Sache, an die ich nicht glaubte, aber wie dem auch sei - darauf hatte ich ohnehin keinen Einfluss. Allerdings wunderte es mich doch so ein kleines bisschen, dass die junge Frau mir gegenüber diesen scheinbar leicht wunden Punkt so offen preisgab. Zwar ohne Details, aber ich konnte ihr ansehen, dass sie das ziemlich ernst meinte und es ihr auch ein wenig nahe ging. Meine Neugier meldete sich natürlich prompt zu Wort, aber ich hielt sie vorerst im Zaum. Wenn wir jetzt schon wieder fast normal miteinander redeten, sollte ich das vermutlich nicht durch unangebrachte Ausfragerei wieder zerstören. Es wäre schließlich auch von Vorteil für mich, wenn sie mir irgendwann womöglich vertrauen würde. Was aber wohl noch in ziemlich weiter Ferne lag. "Ich schätze niemand hier verliert wirklich gern seine Kameraden... wohl eine Sache, in der wir uns alle einig sind." stimmte ich diesbezüglich einfach ein, ohne bei ihr weiter nachzuhaken, obwohl es mich doch schon sehr reizte. Ich hatte viele Dinge hier in der Army gegeben, die ich herausbekommen hatte und nie hatte wissen sollen - aber Aryanas Beweggründe, der Armee zu dienen, waren dabei nicht herausgesprungen. Es war ungewöhnlich, gleich zwei Schwestern im selben Camp anzutreffen, es würde mich also durchaus interessieren. Aber was das anging würde ich mich wohl noch eine ganze Weile mit dem Unwissen vergnügen müssen. "Und du hast selbst in deiner Position nur begrenzt Einfluss darauf - das Glück ist eben leider nicht immer auf unserer Seite." fügte ich noch ein paar Worte an, ohne mit den Augen von der jungen Frau abzulassen.
Na wunderbar, dann waren sie sich ja einig! Mit einem vergnügten Lächeln erhob sich die junge Dame, um neben dem Bett darauf zu warten, dass Victor es ihr gleich tat und sie Platz tauschen konnten. Faye betrachtete ihn zufrieden dabei, wie er seinen Nacken dehnte und scheinbar ganz zufrieden mit dem Resultat der Massage war. Wie gesagt, komplett lockern konnte man verspannte Muskeln sehr schlecht mit einer einzigen Behandlung, aber doch glaubte sie, einen guten Anfang geleistet zu haben. Als sein Blick wieder zu ihr glitt und er eine nicht ganz unwichtige Nebensache erwähnte, an die sie bisher noch gar nicht gedacht hatte, zögerte die Brünette einen Augenblick und biss sich unbewusst etwas auf die Unterlippe. Stimmt, ja, das Shirt… Sie hatte kein Problem mit ihrem Körper. Aber normalerweise zog sie sich trotzdem nicht ganz so gerne in der Gegenwart eines Mannes, den sie seit genau einem halben Tag kannte, aus. Aber es war nur das Shirt. Und sie würde sich gleich auf den Bauch legen. Und es war ihre Idee gewesen. Und sie war sich sicher, dass Victor ihr kaum was weggucken würde - oder Schlimmeres. Also gab sie sich nach wenigen Sekunden den nötigen Ruck und zog sich den Stoff über den Kopf, verkniff sich sogar die unnötige Bitte, dass er sich dabei umdrehen sollte. Sie war ja nicht nackt. Wenn auch nackter, als sie es vor irgendeinem Kerl dieses Lagers bisher gewesen war. Faye versteckte sich nämlich eigentlich immer ganz gerne unter den standardgemässen Armeekleidern, weshalb sie sich jetzt so in BH und Hose doch etwas unterbekleidet vorkam. Schnell tapste sie zum Bett und legte sich auf den Bauch, ihr Shirt noch immer zwischen die Finger ihrer rechten Hand geklemmt. Damit sie es sofort wieder anziehen konnte, wenn sie merkte, dass das ein Fehler gewesen war. Oder so. Als sie dann aber auf dem Feldbett lag, fiel es ihr schon um Einiges leichter, sich wieder zu entspannen. Sollte sie auch, sonst würde er sie ja nicht mehr ernst nehmen können, wenn sie ihm eine halbe Stunde predigte, dass er zu verspannt für eine Massage war, es anschliessend aber selber genauso wenig schaffte, locker zu bleiben. „Aber bitte nicht mit aller Kraft Mr. Muscle, sonst brechen meine zarten Knochen“, säuselte sie eine sarkastische Bitte ins Kissen. Nur, dass er ja aufpasste. Sie wollte immerhin nicht heute schon nach Hause fliegen.
Sie hielt seinem Blick stand. Was dazu führte, dass sie sich ziemlich lange anschauten, weil er sich genau wie sie nicht dazu durchrang, der Erste zu sein, der wegschaute. Aber das war okay, denn Aryana brauchte nicht viel Zeit, um das Türchen wieder zu verschliessen, aus dem all die unerwünschten Emotionen kriechen wollten. Das war kein Moment, in dem sie sich diese Schwäche geben konnte, das war ihr eigentlich klar. Sie kannte Mitch nicht gut und das, was sie von ihm wusste, sprach auch nicht unbedingt dafür, dass sie sich ausgerechnet ihm plötzlich öffnete wie sonst keinem in diesem Camp. Mit Ausnahme ihrer Schwester natürlich - aber auch die wusste nicht alles. Manchmal wünschte sie sich, jemandem alles erzählen zu können. Mit jemandem über all das zu sprechen. Und dann entstanden Momente wie gerade eben, in denen sie sich plötzlich schwach, schon fast zerbrechlich machte - angreifbar. Das war schlecht. Sie kam gut alleine klar und genau das hielt sie sich auch jetzt wieder vor Augen. Warum auch immer Mitch es gerade fertig gebracht hatte, sie in diese Gefühlslage zu versetzen - es sollte nicht wieder vorkommen. Aryana nickte langsam auf seine Worte. „Ja. Immerhin ein Ziel, dass wir alle gemeinsam anstreben. Ein ziemlich Wichtiges, denke ich“, meinte sie, streckte etwas den Rücken durch und schob sich zwei Haarsträhnen aus dem Gesicht. Die Gleichen zwei wie immer - die Einzigen, die dem ewig gleichen Pferdeschwanz wieder und wieder entflohen. „Wir können alle nichts weiter als Tag für Tag unser Bestes zu geben - egal in welcher Position. Und die Zahl der Gefallenen wird letztendlich fürs Volk und die Regierung nur eine bedauerliche Anzahl Helden sein. Für Einige werden es ein paar Verwandte und Bekannte sein. Aber für uns werden es Brüder und Schwestern sein, mit denen wir bis in den Tod gekämpft haben. Uns tuts am Ende am meisten weh, weil wir alles gesehen haben. Weil wir die Einzigen sind, die den entscheidenden Unterschied hätten machen können, die die Sekunden vor dem Tod hätten ändern können. Und ich möchte nicht auf einen einzigen Tod zurückblicken müssen, von dem ich weiss, dass ich ihn hätte verhindern können. Darum lass uns einfach gemeinsam daran arbeiten, dass nicht einer umsonst ist. Dass nicht einer vermeidbar gewesen wäre. Glück ist eine grausame Sache. Aber ich will lieber, dass Glück und Unglück über unsere Leben entscheiden, als meine eigene Weisheit und Intelligenz“, sie redete leise zu ihm, noch immer ziemlich offen, auch wenn das Türchen wieder verschlossen war, ihre Seele sich wieder hinter das Braun ihrer Augen zurückgezogen hatte und nicht mehr durchschimmerte. Sie wünschte sich, dass er es verstand, sie verstand. Und dass er über ihre Worte nachdachte. Und sie wünschte sich, dass der junge Mann neben ihr nicht das entscheidende Leck im Datenfluss darstellte, das vermutlich so viele von ihnen auf einen so unberechenbar gefährlichen Abgrund zutrieb.
This is your life, it's do or die, the sun may never rise again, so be the light the vision. This is your life, it's slipping by, you try to run but fall again, you get back up that's living.
Irgendwie war ich dann doch etwas erleichtert, als sie ohne lange zu zögern das Shirt loswurde. Immerhin wollte ich hier nicht so dastehen, als ginge es mir bei der Massage nur darum, dass die junge Frau ihren Stoff loswurde und ich sie betatschen konnte. Das war weder meine Art, noch sonst irgendwie ansatzweise zutreffend. Aber hätte eben doch falsch von Faye aufgefasst werden können, trotz meiner glimpflichen Formulierung - dem war zum Glück nicht so und wir konnten ohne unangenehme Zwischenfälle noch ein wenig die Zeit und Ruhe nutzen, die man hier im Camp einfach eher selten wirklich für sich hatte. Wir konnten wohl schon von Glück reden, dass wir das Zelt hier für uns alleine hatten und nicht von einem meiner Zeltgenossen gestört wurden. Das gäbe sicher auch ein ziemlich komisches Bild ab, war schließlich noch mein erster Tag hier. Unbedingt als Aufreißer abgestempelt werden wollte ich hier nicht - schon gar nicht, wenn es sich um die Schwester meiner Chefin handelte. Letztere wäre davon nämlich mit Sicherheit auch nicht gerade begeistert... enge zwischenmenschliche Beziehungen waren im Krieg hinderlich, nahmen den Beteiligten ein Stück weit die Fähigkeit, Situationen unabhängig von ihrem Partner sachlich beurteilen zu können. Das war ein Risiko, das niemand gerne eingehen wollte, zumal ich auch ohne das Ganze schon eine Schwachstelle im Trupp bildete. Gleich ein doppelt schwarzes Schaf werden wollte ich nun wirklich nicht. Dennoch ließ ich mich ebenso wie die junge Frau zuvor über ihr aufs Bett sinken, bewusst natürlich so, dass meine Beine weiterhin mein Gewicht trugen. Ich wollte Faye nicht mit meinen pi mal Daumen hundert Kilo die Luft aus den Lungen drücken. Bei ihren Worten musste ich aber doch einmal kurz auflachen, weil ihre Bezeichnung für mich doch amüsant war - zutreffend, aber amüsant. "Keine Sorge, Faye. Ich lass' meine Kraft für gewöhnlich eher an Gewichten aus und nicht an wehrlosen Frauen." antwortete ich nur breit grinsend, bevor ich mit der Massage begann. Dabei versuchte ich werde zu unsanft zu sein, noch sie zu sachte mit Samthandschuhen anzufassen - sollte es ihr trotzdem noch zu fest sein, konnte sie ja immernoch etwas sagen.
Das war wohl zweifelsohne das Schlimmste an der ganzen Geschichte. Dass es uns, die hätten aktiv eingreifen und es vielleicht verhindern können, am meisten weh tat. Selbst dann, wenn wir rein gar Nichts an der Situation ändern hätten können, weil es aussichtslos gewesen war. Aber man - oder ich zumindest, vielen ging es da bestimmt nicht anders - machte sich eben dennoch unzählige Gedanken darüber, wie man die Situation vielleicht von vornherein hätte anders angehen können. Ob eine andere Angriffstaktik den Tod eines Kameraden vielleicht hätte verhindern können. So oder so gab man sich als Mitstreiter fast immer einen Teil der Schuld, egal ob das nun der Wirklichkeit entsprach oder nicht. Man fühlte sich einfach so, als hätte man es verhindern können und müssen. Und wie musste es einem dann gehen, wenn man auch noch die Kontrolle und Aufsicht über das ganze Geschehen hatte? Von der Seite hatte ich das bis gerade eben tatsächlich noch nie gesehen und obwohl ich mir das selbst ungern eingestand, verdiente sich Aryana doch ein bisschen Respekt von mir für diese Bürde, die ich selber nicht tragen wollen würde. Ich nickte etwas nachdenklich, als meine Gedanken dahingehend abschweiften und fing an ins Leere zu sehen, bis ich letztendlich ein leichtes Nicken von mir sehen ließ und sich mein Blick wieder aufklarte. Ich fixierte ihn wieder auf die Brünette, die weiterhin in meine Richtung sah, den Blick noch nicht abgewendet hatte. "Das wird wohl nie aufhören... die Selbstzweifel und Selbstanschuldigungen, die damit einhergehen. Man gewöhnt sich zwar irgendwann daran, aber angenehmer wird es wohl nie werden." stellte ich mit ruhiger, recht tiefer Stimmlage fest. Wenn ich ruhig und eher langsam redete, schien sich meine Tonlage fast von alleine noch eine Stufe tiefer zu schalten. Recht rau wirkte sie dank des regelmäßigen Zigarettenkonsums wohl immer. Der Lungenkrebs war bei mir wohl nur eine Frage der Zeit, würde ich keinen triftigen Grund dafür finden, mit dem Qualmen aufzuhören.