Victor verkörperte ein weiteres Mal das, was sie gerade beide sehr gleich empfanden: Allgemeine Ratlosigkeit. Aber er hatte schon Recht. Wenn irgendwelche kriminellen Menschen sich Zutritt zur Wohnung verschaffen wollten, spielte es überhaupt gar keine Rolle, ob die Rolladen unten oder oben verweilten. Die fanden den Weg nach drinnen sowieso. Gerade diese Gruppe, die gemäss Ryatts Erzählungen wohl ziemlich geübt war, was Einbrüche anbelangte. "Stimmt schon...", gab Faye ihm also Recht und schüttelte für sich den Kopf. Sie wollte die Wohnung nicht im Glauben verlassen, dass vor ihrem nächsten Besuch hier jemand anderes, uneingeladenes sein Unwesen trieb. Aber was hatten sie für eine Wahl..? Es war noch immer besser, wenn jemand unerlaubt und alleine ihre Sachen durchstöberte, als wenn sie dabei mit in der Wohnung sassen. Apropos... Gerade als Victor zum Gehen rüstete, fiel ihr etwas auf, das sie nochmal innehalten liess. Faye griff nach Victors Hand, kurz nachdem diese über ihre Finger gestrichen hatte, zog ihn daran zurück und suchte mit ihren Augen sein Gesicht. "Warte kurz...", murmelte sie, blickte sich dabei schon wieder in der Wohnung um, als wäre ihr plötzlich etwas eingefallen, das sie bisher übersehen hatte. "Wir müssen irgendwie damit rechnen, dass hier jemand vorbeikommt, oder? Wenn sie uns zu lange nicht finden, werden sie wohl ebenfalls auf Spurensuche gehen, wie Sean das bei Ryatt getan hat, denke ich... So hat er meine Nummer gefunden - und damit schliesslich auch mich...", begann sie ihren Gedankengang zu erklären, suchte dann erneut seinen Blick, um zu erkennen, ob er bereits begriff, wovon sie sprach. "Ich weiss nicht, wie weit Riley und ihre Freunde gehen werden, um meinen Verrat zu rächen, aber vielleicht sollten wir uns noch zehn Minuten Zeit nehmen, um dafür zu sorgen, dass sie hier keine Handynummern von Menschen finden, die wir lieb haben...", spuckte sie das aus, was sie überhaupt erst dazu gebracht hatte, doch noch ein paar Minuten länger hierbleiben zu wollen. Natürlich ging es ihr nicht nur um Handynummern, sondern allgemein um alles, was zu Aryana und Mitch, zu Victors Verwandten, oder auch zu irgendwelchen anderen Freunden führen könnte. Sie mussten sich sicherlich beeilen, um das Hotel noch zu erreichen, bevor die Besitzerin schlafen gegangen war - aber Faye ging lieber das Risiko ein, diese Nacht irgendwo im Auto zu verbringen, als weiteren Unbeteiligten ein paar Verbrecher aufzuhalsen. So löste sie auch, kaum hatte sie zu Ende gesprochen, ihre Finger von Victors Hand, um als Erstes jegliche Karten und Bilder, die von ihrem Sozialleben zeugten, von Wänden und aus Schubladen zu entfernen und auf einem Haufen zu sammeln. In der nächsten Blitzaktion des Tages ging sie in Windeseile alle Schränke und Ordner durch, die persönliche Daten enthielten, um auch ja nichts zu übersehen. Das Ganze dauerte mit Victors Hilfe trotz ihrem Handicap in Form der Schiene an ihrer Hand kaum mehr als zehn Minuten und auch wenn es trotzdem zehn Minuten zu viel waren, so fühlte sie sich im Anschluss doch sehr viel besser und vor allem ruhiger dabei, diesen Ort für ein Weilchen unbewacht zurückzulassen. "Ich denke, jetzt bin ich auch bereit", wandte sie sich nach getaner Arbeit wieder an ihren Freund, versuchte sich nun ihrerseits an einem kläglichen, erschöpften Lächeln, bevor sie sich auf in Richtung Wohnungstür machte. Eine grosse Tasche mit Kleidung und den ganzen persönlichen Notwendigkeiten stand dort schon längst bereit, dazu gesellte sich nun die zweite Tasche, in der sowohl das Essen als auch die zwei Mappen mit ihren Geheimnissen ruhten.
This is your life, it's do or die, the sun may never rise again, so be the light the vision. This is your life, it's slipping by, you try to run but fall again, you get back up that's living.
Faye legte die Bremse ein und brachte mich zum Stehen - aus wahrscheinlich gutem Grund, wie sie mir erläuterte, als ich mich mit fragendem Gesichtsausdruck zu ihr umdrehte und sie ansah. Würden diese Menschen meine Familie finden oder ihr gar etwas antun, dann könnte ich nur so dabei zusehen, wie meine Psyche ein schnelles Kanu nahm und damit einen hiesigen Wasserfall runter rauschte. Auch wenn ich nicht mehr in unmittelbarer Nähe meiner Verwandtschaft wohnte, war ich doch sehr froh darüber, dass ich noch Familie im Rücken hatte. Allerdings wusste ich gar nicht, ob oder wo überhaupt eine Nummer jener Personen in dieser Wohnung zu finden war. Auf vielen Postkarten stand gar kein Absender, auf manchen aber doch. Außerdem konnte auch die Signatur unter dem eigentlichen Text schon ausreichen, um genug Anhaltspunkte zur Identität zu kriegen. Zusätzlich waren meine Eltern noch als Notfallkontakte auf dem Durchschlag meines Aufnahmebogens von der Psychiatrie damals vermerkt. Also ja - es war durchaus sinnvoll und wichtig gewesen, dass Faye mir noch einmal den Wind aus den Segeln genommen hatte und wir schnellstmöglich den ganzen Mist durchblätterten, den man zwar grundsätzlich immer aufheben sollte, am Ende aber doch fast nie oder gar nicht brauchte. Damit gingen uns eventuell wertvolle Minuten durch die Lappen, aber das war es absolut wert, wenn dafür Familie und Freunde aus dem Schussfeld waren. "War gut, dass wir das noch abgehakt haben.", ließ ich die zierliche Brünette auf dem Rückweg in den Flur wissen, dass ihr Einwand richtig und gut gewesen war. Man sollte den Tag zwar nicht vor dem Abend loben und vielleicht hatten wir irgendwo etwas übersehen, aber wir konnten am Ende zumindest behaupten, dass wir wirklich versucht hatten es zu verhindern. Wobei das in jenem Fall dann auch egal war, weil es eben trotzdem passiert wäre. Aber genug den blanken Theorien, die mich nur in den Wahnsinn trieben. Im Flur angekommen schnappe ich mir wie selbstverständlich nicht nur meine eigene Tasche, sondern nahm auch Fayes Gepäck in die Hand. Mit den Verletzungen des heutigen Tages sollte sie sich jetzt nicht anstrengen und war mit dem Essen, sowie den paar persönlichen Unterlagen in meinen Augen schon mehr als bedient. Der Riemen der Laptoptasche wanderte ebenfalls auf meine Schulter und ich war froh, dass ich zumindest physisch wieder sehr fit war. Eigentlich hatte ich auch gedacht mental so stabil wie lange nicht mehr zu sein, aber damit war ich mir jetzt wieder gar nicht mehr so sicher, während ich unsere Sachen die Treppe runtertrug. Sie schließlich unten in den Kofferraum von Fayes Wagen packte, stand meiner doch noch am Ort des Geschehens. Allerdings gaben die beiden Fahrzeuge sich ohnehin so gut wie nichts, waren es doch zwei völlig durchschnittliche Gebrauchtwagen, die einfach nur ihren Zweck erfüllen sollten. Als die Brünette auch den Rest noch so im Kofferraum verstaut hatte, das bestenfalls nichts Adieu sagte und während der Fahrt wild umher kugelte, machte ich den Kofferraumdeckel zu und streckte die offene Hand nach Faye aus. Sie sollte mir auch nicht Auto fahren, weshalb ich den Schlüssel einforderte und sie damit auf den Beifahrersitz verdonnerte. Es schien hier draußen noch immer sehr ruhig und es regte sich rein gar nichts, bis wir beide eingestiegen waren. Entweder war das einfach Glück, weil der Feind noch dabei war sich neu aufzustellen und zu organisieren, oder es war nur die Ruhe vor dem Sturm.
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Ja, da konnte sie ihm wirklich zustimmen. Sie hatten zwar wieder Zeit verloren, aber dafür würden sie vielleicht ein kleines Bisschen ruhiger schlafen, sich etwas mehr darauf verlassen können, dass nicht so schnell jemand mit einer Knarre vor den Türen ihrer Liebsten auftauchte. Und das war es eindeutig wert gewesen. Faye nickte entsprechend zustimmend, bevor sie sich schliesslich auf den Weg zum Auto machten. Es war kein schönes Gefühl, die Wohnung so hinter sich zurück zu lassen, weshalb sie einen letzten, wehleidigen Blick auf ihr Zuhause warf, bevor sie auch im Flur das Licht löschte, die Tür hinter sich zuzog und den Schlüssel zweimal drehte. Dann hiess es auf zum Hotel, was natürlich wieder voraussetzte, dass sie sich in die dunkle Nachtluft begaben, die kein Stück beruhigender auf sie wirkte, als zuvor vor dem Krankenhaus oder beim Betreten dieses Hauses. Immerhin brauchten sie nur die kurze Strecke zum Auto zurückzulegen, die glücklicherweise ohne weitere Vorfälle geschafft war. Sie verstauten das Gepäck im Kofferraum und Faye händigte sehr gerne den Zündschlüssel an ihren Freund aus, der rein körperlich gesehen sicher besser imstande war, einen Wagen zu lenken. Wies mit seiner Psyche aussah, dazu konnte sie nur sehr präzise Schätzungen abgeben - aber wahrscheinlich nicht unbedingt schlechter als mit ihrer Eigenen. Immerhin musste er sich für all die Sorgen um die Zukunft und das Leben nicht auch noch selbst die Schuld geben, weil er es nicht zu verantworten hatten, dass sie hier in einer Nacht-und-Nebel-Aktion das Haus verliessen. Was nicht heissen sollte, dass sie sich selbst bemitleidete oder glaubte, dass es für ihn irgendwie leichter war - keineswegs. Sie wünschte nur, sie hätte es selber auch nicht so verkackt für sie beide. Ohne die Navigation des Mobiltelefon einzuschalten, versuchten sie im Anschluss, dem Wegbeschrieb der Taxifahrerin aus der Stadt hinaus zu folgen. Es dauerte eine Weile und sie wurden unterwegs so gut wie keine weiteren Worte los, weil es in diesem Moment wohl zu viel zu verarbeiten und zu wenig zu sagen gab. Alles, was Faye gerne zweitausend weitere Male losgeworden wäre, war, dass es ihr so unendlich leid tat. Aber erstens änderte das jetzt nichts mehr und zweitens musste sie schon mehr tun, als Victor diese Worte nur um den Kopf zu schmeissen. Sie war sich ziemlich sicher, dass er wusste, dass sie mit ihren Taten nicht unbedingt sowas hatte aufziehen wollen. Hatte sie aber eben trotzdem getan. Zwischendurch fielen ihr auch wieder neue Dinge ein, die sie unbedingt in den nächsten Tagen erledigen musste und die dann umgehend der aktuellsten To Do Liste auf ihrem Handy angefügt wurden. Dies allerdings nur so lange, bis sie der Meinung war, nicht mehr allzu weit von ihrem Ziel entfernt zu sein. Und tatsächlich tauchte die erwähnte Zufahrtstrasse auf der rechten Seite nach ein paar Meilen auf. Ein unscheinbares, verbleichtes, aber liebevoll gestaltetes Holzschild, welches man wohl nur entdeckte, wenn man explizit nach diesem Ziel suchte, wies darauf hin, dass sich fünfhundert Meter diese Strasse runter das von der Taxifahrerin angeworbene Gasthaus befand, was Faye schon einmal aufatmen liess. Das Schild sah nicht besonders neu aus, es konnte also schlecht erst vor einer Stunde angebracht worden sein. also war das wohl erstmal noch ganz vertrauenswürdig. Sofern diese Wortwahl sich mit einer Strasse, die einsam in einen lichten Wald führte, in der Dunkelheit einer wolkenverhangenen Nacht vereinbaren liess. Die schmale Nebenstrasse war selbstverständlich nicht asphaltiert, weshalb der liebe Ford morgen wohl etwas staubig im Sonnenlicht glänzen würde. Dafür brachte er sie erfolgreich zu ihrem Ziel, welches sich nach den angedrohten 500 Metern vor ihnen zeigte: Dar Wald öffnete sich und wich einer sehr grossen Lichtung, auf der das ganz im Blockhütten-Stil gehaltene Gasthaus seinen Platz fand. Besonders viele Zimmer dürften hier im Allgemeinen nicht gegeben sein, aber in dieser Bauart wirkte das Ganze doch ziemlich riesig. Vor dem Haus dehnte sich eine weite Kiesfläche aus, die wohl als Park- und Umschlagplatz diente. Was sich hinter und neben der Unterkunft erstreckte, war in der Dunkelheit eher schlecht ersichtlich, aber das war in diesem Moment auch etwas egal. "Dann werden wir uns das wohl mal ansehen, schätze ich...", murmelte die erschöpfte Brünette, während sie schon dabei war, ihren Gurt zu lösen und nach der Türklinke zu greifen. So richtig Lust hatte sie ja nicht, sich jetzt in die Nacht zu begeben, zumal sie nicht einmal wusste, ob hier noch jemand wach war. Aber da half wohl nur nachschauen. Das diffuse Licht, welches hinter den Vorhängen eines Fensters im Erdgeschoss schimmerte, liess wenigstens etwas Hoffnung auf die Verfügbarkeit ihrer potenziellen Gastgeberin aufkommen.
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Das Hotel, das uns die Taxifahrerin beschrieben hatte, war tatsächlich relativ leicht zu finden - zumindest wenn man wusste, wo man in etwa suchen musste. Denn die Einfahrt war wirklich schmal und das Schild, das letztendlich nur bei genauerer Betrachtung eindeutig auf das Hotel hinwies, war nicht unbedingt ein Blickfang. Das war zumindest in der Hinsicht gut, dass das kaum die erste Adresse sein konnte, an der Riley und die anhängende Sippschaft suchen würden. Dafür gab es in der Stadt zu viele andere Hotels und Motels, die wir theoretisch auch hätten nehmen können. Auf der Zufahrtsstraße selbst fuhr ich deutlich langsamer als noch auf der Landstraße, weil der Weg stellenweise etwas uneben war. Nicht so, dass wir völlig durchgeschüttelt wurden, aber doch spürbar. Außerdem war jede Art von Straße, die nicht asphaltiert war, grundsätzlich mit Vorsicht zu genießen. Erst recht im Wald, ich wollte hier jetzt nicht auch noch einen Hasen mitnehmen. Ein totes oder schlimmstenfalls sogar noch leidendes Tier konnte ich an diesem beschissenen Tag nicht auch noch brauchen. Ich hatte nicht wirklich irgendwelche optischen Erwartungen an unsere vorübergehende Unterkunft gehabt, aber das Gasthaus überraschte mich positiv. Auf den ersten Blick machte es einen netten und eher gemütlichen Eindruck, allein schon wegen des Baustils. Ich war einfach kein besonders großer Freund von riesigen Hotels in denen zu viele Menschen waren. Wenn ich schon außerhalb unterwegs war, dann hatte ich gerne meine Ruhe. Jetzt erst recht, zu viele Augen wären nicht gut. Ich parkte den Wagen unweit des Eingangs auf einem geeigneten Parkplatz und stellte den Motor ab. Innerlich durchatmend lauschte ich Fayes Worten, nickte automatisch und warf ihr noch einen kurzen Blick zu, ehe ich ausstieg. Ich hatte mich im Auto deutlich wohler gefühlt als draußen in der Nachtluft, aber offenes Gelände ließ sich nicht vermeiden, bis wir ein Zimmer hatten - sofern es denn noch eines gab und uns überhaupt erstmal Jemand die Tür öffnete. Beiläufig schloss ich den Wagen aus Gewohnheit gleich ab, kaum waren wir beide ausgestiegen. Die Sachen ließ ich erstmal im Auto zurück. Bekamen wir hier kein Zimmer hätte ich sie andernfalls schließlich umsonst zur Eingangstür geschleppt. Unsere Schritte knirschten auf dem Schotter, als ich neben Faye her zur Tür ging. Ich suchte noch bevor wir dort angekommen waren wieder nach ihren unverletzten Fingern, um sie mit meinen zu verschränken. An der Wand rechts neben der Tür waren zwei beleuchtete Klingeln angebracht und während die eine unbeschriftet war, stand auf der anderen Rezeption. Demnach entschied ich mich erstmal für diese, woraufhin auch ein eher stumpfes Klingeln aus dem Inneren zu hören war. Eines, das wahrscheinlich Niemanden geweckt hätte, sollten alle potenziell zuständigen Personen schon unter die Bettdecke gekrochen sein. Es dauerte daraufhin einige Sekunden bis sich etwas tat und befürchtete schon, dass wir hier Niemanden mehr zu Gesicht kriegen würden, aber dann regte sich doch eindeutig etwas hinter der Eingangstür. Letztere wurde schließlich nach innen aufgezogen und eine Frau mit Lesebrille auf der Nase schielte über die Gläser hinweg zu mir nach oben, war sie doch deutlich kleiner als Faye. Geschätzt irgendwas zwischen 30 und 40 Jahren alt - sie wirkte noch nicht total ausgelaugt vom Leben, hatte aber neben dem dezenten, angenehmen Lächeln schon die eine oder andere Lachfalte. "Hallo, wie kann ich helfen?" Sie wirkte so als würde sie nicht gerade regelmäßig Leute mitten in der Nacht aufnehmen. "Guten Abend, Ms. Russo." Das schief an der Brusttasche ihres Shirts klemmende Namensschild verriet mir auch ihren Vornamen, aber ich blieb lieber etwas förmlicher, sollten wir sie allzu sehr bei Irgendetwas gestört haben. Dem Feierabend zum Beispiel. "Entschuldigen Sie bitte die späte Störung, aber wir haben den Tipp bekommen, dass Sie hier vielleicht noch ein freies Zimmer für uns haben. Unser Tag ist leider ein bisschen anders gelaufen als geplant und deswegen sind wir auf der Suche nach einer Bleibe.", formulierte ich die Umstände sehr mild und nur oberflächlich. Es dauerte kaum zwei Sekunden, da wurde ihr Lächeln noch etwas breiter. "Wenn es euch beide nicht stört, dass ihr euer Bett selbst beziehen müsst, weil kein Personal mehr da ist - immer hereinspaziert.", antwortete sie und trat mit einladender Handgeste bei Seite, um uns Platz zu machen. Wir schienen wirklich nochmal Glück zu haben an diesem nervenaufreibenden Tag, da war das noch nicht bezogene Bett unsere mit Abstand kleinste Sorge. Was das anging hatten wir unser Teamwork längst perfektioniert, wenn auch manchmal spaßeshalber das eine oder andere Kissen flog.
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Sie schnappte sich liebend gerne direkt wieder Victors Finger, als dieser nach den ihren griff. Das Risiko, ihn hier zu verlieren, dürfte zwar gering sein, aber es ging ja auch weniger um das als um das vorgetäuschte Gefühl der Sicherheit, welches sie mit der Berührung verband. Sie gingen gemeinsam zum Eingang, wo Victor die Klingel betätigte, woraufhin Faye sich lebhaft ausmalte, wie die Person im Inneren des Hauses etwas verwirrt die Stirn krauste und sich - vielleicht mit einer gewissen Vorsicht, je nach dem, was sie für Erfahrungen mit nächtlichen Besuchern gemacht hatte - fragte, wer um diese Uhrzeit noch etwas von ihr wollte. Tatsächlich strahlte ihnen aber so gut wie gar kein Misstrauen und viel mehr angeborene Gastfreundschaft entgegen, als die Tür aufgezogen wurde und eine kleine Frau vor ihnen erschien. Faye konnte den Gedankenblitz nicht rechtzeitig abwenden, der ihr durch den Kopf schoss und sie sich fragen liess, ob es wirklich fair war, dass sie bei dieser Frau Zuflucht suchten. Was, wenn Seans Verbliebene hier auftauchten und ihr etwas zuleide taten? Wegen ihnen? Die Brünette bemühte sich darum, sich auf den Moment zu konzentrieren und diese Eventualität wieder zu verdrängen - sie konnten auch Morgen weitere Überlegungen dazu anstellen. Heute Nacht, da war sie sich relativ sicher, würde keiner hier Krawalle veranstalten. Auch sie grüsste die potenzielle Gastgeberin mit einem freundlichen Lächeln, versuchte zumindest, sich genau das erfolgreich abzuringen. Und wahrscheinlich gelang es ihr auch nicht schlecht, immerhin hatte sie doch sehr viel Erfahrung damit, in Situationen zu lächeln, in denen genau diese Gefühlsregung in Anbetracht der Umstände beinahe unmöglich wirkte. Ms Russo wurde im Anschluss von Victor sehr oberflächlich zu den Gründen ihrer späten Herkunft instruiert, welche die gute Frau aber nicht weiter neugierig zu machen schienen. Oder sie versteckte es jedenfalls sehr geschickt, indem sie sie lieber ohne weiteres dazu einlud, einzutreten. Darum liessen sie sich sicherlich nicht zweimal bitten und Fayes Augen wanderten sofort neugierig durch den Eingangsbereich, nachdem die Tür passiert war. Auch hier bliebt das Gasthaus seinen schon von aussen und im Dunkeln gut ersichtlichen Prinzipien mit viel Holz treu. Ein schöner aber nicht protziger Kronleuchter tauchte alles in ein warmes Licht und die weiten Teppiche auf dem Holzboden schienen die Kälte von draussen gänzlich zu verscheuchen. An der offenen Tür zu einem Nebenraum deutete flackerndes Licht ausserdem auf einen Kamin hin, der sicherlich mitverantwortlich war für die wohlige Temperatur hier drin. "Das ist der Eingangsbereich und dort hinten", die Dame deutete in eine Richtung auf der gegenüberliegenden Seite des Erdgeschosses, "gibt es jeweils Frühstück - immer zwischen Acht und Zehn Uhr", sie warf ihnen ein weiteres, warmes Lächeln zu, bevor sie nach Rechts zur Theke ging, die der eines Hotels doch sehr ähnlich sah. Nur um Einiges schöner, einladender und deutlich weniger steril natürlich. "Wir können morgen gerne eine ausgiebige Tour des Hauses und der Umgebung nachholen, aber ich denke, dazu ist es heute etwas zu spät und draussen zu dunkel", erklärte sie weiter, während sie sich nach kurzem Überlegen einen Schlüssel von der Wand schnappte, mit dem sie dann fröhlich wedelte, bevor sie sich auch schon wieder umdrehte, um in Richtung Treppe zu gehen. "Ich denke, das sollte ganz gut passen für euch beide", kommentierte Ms Russo, fit und fröhlich, als wäre sie nicht gerade von zwei nächtlichen Gästen aufgeschreckt und im Feierabend gestört worden. Der erste Stock präsentierte sich dann schon eher in gewohnter Hotel-Optik, wenn auch hier die Liebe zum Detail keinesfalls fehlte und unterwegs auch kein Stück des Blockhütten-Charmes verloren gegangen war. Ein Flur mit je drei geschlossenen Türen links und rechts, die wohl in die jeweiligen Gästezimmer führten, tat sich vor ihnen auf und sie folgten ihrer Gastgeberin brav zu dessen Ende, wo sich eine weitere Tür, an der in goldener Schrift die Nummer 11 prangte, aufbaute. "11 ist meine Lieblingszahl... Bevor ihr euch fragt, wer hier mit der Nummerierung versagt hat", erklärte die Frau, als ihr Lächeln ein weiteres Mal breiter wurde. Sie betrat nun also das Zimmer, welches folglich wohl auch als ihr Lieblingszimmer zu bezeichnen sein dürfte, hielt die Tür für sie beide auf, bevor sie sie wieder zuschob, um die anderen Gäste nicht länger zu unterhalten. "Normalerweise machen wir hier natürlich alles schön bereit mit Rosenblätter, frischen Tücher und schönen Laken. Aber da ich eigentlich für heute keinen Besuch mehr erwartet habe, müsst ihr euch das wohl dazu denken", fuhr sie fort. Wobei Faye der Meinung war, dass die fehlenden Laken und Rosenblätter der Schönheit des grossen Raumes kaum Abbruch taten. Der Anblick des breiten Bettes versprach genau den tiefen Schlaf, den sie dringend nötig hatten und auch wenn das vorerst eigentlich das Einzige war, was zählte, so fand sie auch abgesehen davon überhaupt nichts zu meckern. Viel eher wünschte sie sich, diesen Ort gefunden zu haben, bevor sie auf der Flucht vor irgendwelchen Psychos gewesen waren. Es hätte ein wunderschönes, romantisches Wochenende weg von Zuhause geben können, alles war perfekt darauf abgestimmt. Alles, ausser die dunkle Gefahr der Jäger, denen es nach Rache durstete.
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Ich ging mit Faye nach drinnen, wo wir das Angebot doch unmöglich ausschlagen konnten. Der gesamte Eingangsbereich wirkte drinnen kein bisschen weniger gemütlich, als es auch schon die äußere Fassade des Hauses vermuten ließ. Alles in allem schien auch die Inhaberin ein bisschen zu gut für die Welt zu sein. Sie führte uns herum und redete mit uns, als wäre es das Selbstverständlichste auf der Welt, inmitten der Nacht noch neue Gäste aufzunehmen. Während Ms Russo uns bedauerlich mitteilte, dass es heute leider schon zu dunkel und zu spät war, um noch eine ausführlichere Tour mit uns unternehmen zu können, war ich noch immer dabei mich umzusehen. Blickte auch erst wieder zu ihr, als ich unseren künftigen Zimmerschlüssel klimpern hörte und schenkte ihr ein Lächeln. Mir war eigentlich nach wie vor nicht danach, aber sie schien etwas an sich zu haben, das diese Geste automatisch hervorholte. Oben im Flur angekommen tasteten meine Augen dann erneut die Umgebung ab, auch wenn es in diesem Teil des Hauses nicht wirklich viel zu sehen gab. Vollgestellte Gänge wären in einem Hotel aber auch einfach wahnsinnig unpraktisch und so waren es nur flüchtige Blicke auf Bilder an der Wand und die Nummern an den Türen, bis wir an unserem Zimmer angekommen zu sein schienen. Die 11, die rein numerisch betrachtet nicht ganz passte, ja. Mir war ziemlich gleich, welche Zahl da nun an unserer Tür klebte - deutlich wichtiger war, dass das Zimmer in Ordnung war. Und es war mehr als das, selbst ohne die Rosenblätter. Es war auch ohne die zusätzliche Dekoration recht offensichtlich, dass dieses Zimmer für glückliche Paare geschaffen war, die gerne mal Abstand vom Alltag haben und Zeit zu zweit verbringen wollten. Faye und ich waren bis heute wohl zu beschäftigt damit gewesen unser Leben zu organisieren und wieder in die richtige, vor allem stabile Bahn zu kommen, dass wir an sowas nie gedacht hatten. Natürlich hatten wir andere Ausflüge zusammen gemacht, seit ich den Vorschlag damals im Anschluss an den Streit gemacht hatte... aber diese Tagesausflüge waren eben nicht wirklich mit sowas hier zu vergleichen und es war schon irgendwie sehr schade. Nur nicht verwunderlich. Man dachte nicht wirklich an sowas wie gemeinsamen Kurz-Urlaub, wenn man genug anderes Zeug um die Ohren hatte. Wir waren zu beschäftigt damit endlich wieder normal funktionieren zu wollen, dass wir gar nicht erst darauf kamen uns auch mal eine richtige Auszeit davon zu gönnen. Ich verdrängte den Gedanken, als ich erneut zu Ms Russo sah. "Es ist auch ohne den zusätzlichen Luxus wirklich schön.", ließ ich die Hotelinhaberin wissen und meine Mundwinkel zuckten erneut kurz nach oben. Im Grunde war mir auch völlig egal, was uns der Late-Check-In und das Zimmer an sich kosteten, solange uns hier nur Niemand fand. "Freut mich, dass es euch gefällt.", entgegnete sie und erst da fiel mein Blick auf Fayes Gesicht. Nein, sie wirkte auch nicht unzufrieden mit dem Zimmer. "Ich hole euch noch die Bettwäsche. Seht euch ruhig um, ich bin in ein paar Minuten zurück.", verabschiedete sie sich kurzzeitig und ich nickte ihr zu, bevor sie zurück in den Flur schlich. Mein Blick tastete erneut den Raum ab, bis ich mich schließlich in Bewegung setzte und Fayes Finger losließ, um mir das anliegende Badezimmer anzusehen. Auch da machte alles einen guten Eindruck - es war sehr sauber, recht modern aber auch hier mischte sich das Holz immer wieder ein. Außerdem war es geräumig genug, um bequem auch zu zweit Platz vor dem großen Spiegel über dem Waschbecken finden zu können. Oder in der Dusche. Oder der großen Badewanne. "Warum kommen wir eigentlich nicht auf solche Ideen, ohne dass uns das Schicksal dazu zwingt?", stellte ich der zierlichen Brünetten eine ironische Frage und schüttelte schwach den Kopf, als ich mich wieder zu ihr umdrehte. Wir mussten uns zukünftig mehr um unsere Beziehung kümmern. Öfter mal aus dem Alltag ausbrechen und einfach weg von Zuhause. Wir verpassten zu viele schöne Momente. Allerdings hatten wir wohl gerade noch andere, deutlich schwerwiegendere Sorgen, als unseren festgefahrenen Lebensstil.
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Victor fasste ganz gut in Worte, was sie sich beim Anblick des Zimmers ebenfalls gedacht hatte. Es war wirklich ausgesprochen schön und wie gesagt fand sie es einfach nur schade, dass sie nicht in einer sehr viel unbeschwerteren Situation den Weg hierher gefunden hatten. Auch Faye warf Ms Russo ein Lächeln zu und nickte kurz, bevor die Inhaberin sich auf den Weg machte, um sie mit Wäsche für die Nacht zu versorgen. Die Brünette ging währenddessen zu einem der grossen Fenster, die wohl bei Tageslicht einen ziemlich umfangreichen Blick auf die Umgebung gewährten. Wenig überraschend war die Aussicht in der Dunkelheit der Nacht etwas eingeschränkt, aber selbst unter diesen Umständen war das Glitzern des Mondlichtes auf dem kleinen See zu Erkennen, der sich hinter dem Haus erstreckte. Die Taxifahrerin hatte also Recht behalten mit ihrer Vermutung und der Ort wurde gleich noch ein Stückchen reizender. Victors ironische Frage, die sie sich nach ein paar Sekunden ebenfalls wieder zu ihm umdrehen liess, legte offen, dass er sich sehr wahrscheinlich das Gleiche dachte. Faye zuckte schwach mit den Schultern und auch ihre Mundwinkel zuckten bedauernd ein Stück nach oben. "Ich weiss es nicht... Der Ort wäre perfekt für eine kleine Auszeit", stellte sie noch einmal wörtlich fest, ehe sie sich wieder etwas vom Fenster zurückzog. Aber nicht ohne dabei die Vorhänge zu ziehen - better safe than sorry, scheinbar ihr neuestes Lebensmotto. "Vielleicht können wir ja hierher zurückkehren, wenn alles wieder gut ist... Oder wir schaffen es irgendwie, die nächsten Tage gebührend zu geniessen", aber das war möglicherweise utopisch. Kam ganz darauf an, wie sicher sie sich letztendlich fühlten. Grundsätzlich konnten sie ja sowieso nichts tun und sollten sich verstecken, was gute Voraussetzungen für ein paar sehr entspannte Tage waren. Aber eben nur, wenn sie nicht die ganze Zeit von der latenten Angst begleitet wurden, dass plötzlich ein Auto mit ihrem momentan gefährlichsten Feind anrollte. Und um diese Angst zu bändigen, musste zumindest für Fayes Bewusstsein eigentlich eine professionelle Rund um die Uhr Bewachung her. Damit musste sie nur noch bei der Polizei durchkommen... Und sie war sich nicht so sicher, wie gut ihr das gelingen würde. Es dauerte vielleicht drei Minuten, die sie alleine im Zimmer verbrachten, bis Ms Russo wieder auftauchte, auf dem Arm ein ganzer Stapel Bettwäsche und Handtücher. "Sooo, ich denke, das sollte vorerst reichen", kommentierte sie ihre Rückkehr, balancierte die weissen Tücher erfolgreich zum Bett, wo sie ihren Ballast sorgsam deponierte. Dann wanderte ihr offener Blick von Victor zu Faye und zurück: "Habt Ihr noch Fragen oder Anliegen..? Sonst werde ich mich nämlich mal wieder nach unten begeben", erkundigte sie sich, bevor ihr Blick erneut hin und her hüpfte. "Ach und der zweite Schlüssel am Bund passt zur Haustüre, damit ihr auch ohne zu klingeln jederzeit rein kommt. Das Frühstück habe ich ja bereits erwähnt...", zählte Ms Russo zwei durchaus relevante Punkte auf. Und da ihr keine weiteren Fragen entgegenkamen, Faye sich nur aufrichtig dafür bedankte, zu so später Stunde noch so herzlich aufgenommen worden zu sein, verabschiedete sich die Inhaberin schliesslich mit einem letzten warmen Lächeln für die Nacht, verschwand auf den Flur und zog die Tür hinter sich ins Schloss. Faye bemerkte das angetane Lächeln auf ihrem eigenen Gesicht kaum, als sie noch einen Moment auf die geschlossene Tür blickte, sich dann aber abwandte, um selber wieder in diese Richtung und damit auf Victor zu zu gehen. "Ich würde jetzt nicht behaupten, das sei der glücklichste Tag meines Lebens... Aber sie gibt sich schon echt Mühe der ganzen Problematik Abhilfe zu schaffen", und das ohne auch nur eine Sekunde irgendwas an ihrer Ankunft, ihrem späten Wunsch, ein Zimmer zu bekommen, oder Fayes schlecht versteckten Verletzungen zu hinterfragen.
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Ja, das war er. Das Kräftemessen so vieler Hotelketten heutzutage war grausig und gar nicht nach meinem Geschmack. Höher, schneller und weiter war nicht immer auch besser. Da war mir ein kleines Hotel wie dieses deutlich lieber. Wo es demjenigen, der Geld damit verdiente, noch am Herzen lag, jedem einzelnen einen guten Eindruck zu hinterlassen und auch dafür zu sorgen, dass es an nichts mangelte. Das war echte Gastfreundschaft. Nur machte ich mir leider nicht allzu große Hoffnungen darauf, dass wir es irgendwie schaffen würden in den nächsten Tagen ein paar Gänge runterzuschalten und die Seele baumeln zu lassen. Dafür machte ich mir bisher noch eindeutig zu viele Sorgen darum, dass irgendwas in dieser Zeit schief laufen und böse enden würde. Für Faye oder für mich. Im schlimmsten Fall für uns beide. "Ja, wäre schön... auf die eine oder andere Art.", murmelte ich zustimmend. Zu lange sollten wir darüber nicht mehr nachdenken müssen, tauchte die Gastgeberin doch schon bald wieder voll bepackt im Zimmer auf. Quasi mit Bettwäsche und Handtüchern im Überfluss, als hätten wir uns für die nächsten drei Wochen hier einnisten wollen. Dabei wussten wir noch nicht einmal, ob wir morgen auch noch hier waren. Ich hätte nichts dagegen, aber das hing wohl vom morgigen Tagesverlauf ab. Auf ihre anschließende Frage hin, ob es noch irgendwas zu besprechen gab, schüttelte ich nur sachte lächelnd den Kopf. Der zweite Schlüssel war zweifelsohne wichtig und ich schloss mich Fayes Danksagung an, bevor Ms Russo sich für die heutige Nacht verabschiedete. Kurzzeitig sah ich ebenso wie die zierliche Brünette noch zur Tür und drehte den Kopf dann fast gleichzeitig in ihre Richtung, als sie sich mir wieder zuwandte. Sie hatte Recht mit dem, was sie sagte. Es war mitten in der Nacht und normalerweise hatte man sicher besseres um diese Zeit zu tun - Schlafen zum Beispiel - als sich noch spontan um unangemeldete Neuankömmlinge zu kümmern. Das war fernab von selbstverständlich. "Ja, das stimmt... ist wohl eine Eigenschaft, die ihr beide gemeinsam habt.", stellte ich mit leicht gehobenen Augenbrauen fest. Meinte das auch gar nicht böse, aber es war eben so. Nur war Ms Russo offenbar noch nicht so sehr dabei auf die Schnauze gefallen anderen Leuten aufrichtig gerne zu helfen, wie das bei Faye dank Ryatt aktuell der Fall war. Meistens liebte ich diesen Charakterzug an der Brünetten, aber im Moment waren die damit einhergehenden Schattenseiten nicht zu leugnen. Dennoch ging ich die zwei letzten Schritte auf Faye zu und legte meine Hand an ihren Hinterkopf, um sie in eine kurze, aber sachte, liebevolle Umarmung zu ziehen. Ihr dabei einen Kuss auf den Haaransatz zu hauchen und sie mit dem anderen Arm festzuhalten, bis ich mich schließlich einige Sekunden später wieder langsam aus der Umarmung löste. "Wir sollten uns wohl ums Bett kümmern... und unsere Sachen noch holen, damit dieser Tag endlich ein Ende hat.", murmelte ich zu ihr runter, gegen Ende hin mit Sarkasmus. Ich sah ihr noch einen Moment lang in die Augen, ehe ich mir einen zärtlichen und wegen der Verletzung am Hals nur vorsichtigen Kuss von ihren Lippen stahl. Brauchte die körperliche Nähe als Bestätigung dafür, dass schon irgendwie noch alles wieder gut werden würde, so wie immer eben. Dass Faye noch da war und bisher nichts - noch - schlimmeres passiert war. Erst nach einem endgültigen Streicheln über ihre Wange löste ich mich gänzlich aus der Umarmung, damit wir hier am besten noch fertig wurden, bevor die Vögel draußen ihre Lieder zu trällern begannen. Kaum waren die Handtücher im Badezimmer untergebracht bezogen wir zusammen das Bett, weil es zu zweit grundsätzlich schneller ging. Erst recht wenn die Matratze mit relativ vielen Kissen gesegnet war. Ich hoffte wirklich, dass ich ein Auge zukriegen würde. Eigentlich waren die Voraussetzungen ziemlich ideal, zumindest wenn man eben von den psychischen Blessuren des heutigen Tages absah. Müde genug war ich ohne jeden Zweifel.
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Eine Eigenschaft, die sie gemeinsam hatten... Faye war sich wirklich nicht sicher, was sie aus diesen Worten heraushören sollte. Eigentlich hatte sie das als ungehörtes Kompliment gemeint, empfand sie die Eigenschaft bei ihrer Gastgeberin doch als durch und durch positiv. Aber in Anbetracht der Tatsache, dass genau dieser Charakterzug von ihr selbst, auf den Victor hier anspielte, unter anderem dafür verantwortlich war, dass sie nun auf der Flucht waren, war es doch schwer, diese Feststellung als Kompliment zu sehen oder eine positive Wertung darin zu erkennen. Faye beschränkte ihre Reaktion auf ein unsicheres Schulterzucken und schaute zur Seite weg, wobei er sie glücklicherweise nicht lange in ihrer Unsicherheit baden liess. Natürlich erwiderte sie die Umarmung ohne zu zögern, weil sie jedes Bisschen Liebe und Nähe von diesem Mann mit offenen Armen empfing. Weil sie wusste, dass sie ordentlich Scheisse gebaut hatte. Ausserdem war ihre Beziehung von Anfang an von der ständigen Angst begleitet worden, einander zu verlieren. Jeder Therapeut und jede Psychologin hatte versucht, diese Verlustängste und ihre gegenseitige Abhängigkeit zu behandeln, aber das hatte nie wirklich funktioniert. Wahrscheinlich auch, weil die Brünette sich selbst immer viel zu sehr daran geklammert hatte, gar nicht recht versuchen konnte, dagegen anzukämpfen. Aber war das wirklich erstaunlich, wenn man ihre Lebensgeschichte betrachtete? Sie hatte ständig Menschen verloren, die ihr alles bedeutet hatten. Und sie wollte einfach nicht schuld daran sein, wollte alles daran setzen, zu verhindern, dass das nochmal passierte. Faye löste sich langsam wieder von ihm, als er sie daran erinnerte, dass sie noch was zu tun hatten - und dann auch wirklich mal schlafen sollten. Obwohl die Wunde an ihrem Hals leise dagegen protestierte, streckte sie sich ihm für den folgenden, sanften Kuss entgegen, nickte dann schwach und liess ihre Hand seinen Arm hinab streicheln, bevor sie sich von ihm löste. Das Bett war relativ bald bezogen, auch wenn sie es bestimmt nicht ganz so perfekt hinbekamen, wie das Personal es gekonnt hätte. Da sie sich aber sowieso sehr bald hinlegen und damit die Laken wieder zerknittern würden, spielte das auch keine Rolle. Im Anschluss gingen sie gemeinsam nochmal zum Auto, um ihre ganzen Habseligkeiten nach drinnen zu holen, was dann aber ebenfalls relativ bald geschafft war. Das Ausräumen und Einrichten sparrten sie sich wohl besser für Morgen auf - machte leider nicht besonders viel Sinn, wenn sie noch nicht mal wussten, ob sie eine zweite Nacht in diesem Bett liegen würden oder nicht. Faye packte also lediglich das aus, was sie fürs Schlafen und im Badezimmer brauchte, bevor sie sich schliesslich unter die Dusche begab. Und die war mehr als nötig, waren ihr Shirt und ihr Pulli am Halsausschnitt doch noch immer von schönen grossen Blutflecken gesäumt und auch auf der Haut darunter fand sich eine ansprechende rote Kruste. Ausserdem hatte sie sowieso das Bedürfnis, sich richtig gründlich zu waschen, nachdem Seans Finger so unangenehm in ihrem Gesicht und ihren Haaren gehangen hatten.
This is your life, it's do or die, the sun may never rise again, so be the light the vision. This is your life, it's slipping by, you try to run but fall again, you get back up that's living.
Glücklicherweise war es kein besonders großer Akt das Bett zu beziehen und im Anschluss noch unsere Sachen reinzuholen. Ich warf draußen noch einmal einen Blick auf die Umgebung - vor allem auf die Einfahrt zum Hotel - und zog erst danach voll bepackt die Haustür hinter mir zu. Checkte auch noch einmal, ob sie denn wirklich richtig abgeschlossen war, bevor ich dann mit Faye zurück ins Zimmer ging. Während die Brünette sich ins Badezimmer verzog saß ich ein paar Minuten lang ziemlich reglos auf der Bettkante. Schloss erst nur die Augen, kippte dann aber doch nach vorne, um den Kopf in die Hände zu legen. Es war zweifelsohne nicht ganz normal, dass mich Fayes blutige Klamotten nicht einmal gestört hatten. Also schon in dem Sinne, dass es ihr eigenes Blut war und sie verletzt war, aber abgesehen davon eben nicht. Ich hatte sie scheinbar schon zu oft mit blutverschmierten Klamotten gesehen... im Krieg hatte es dafür viele Gründe gegeben. Zum einen natürlich ihre eigenen Verletzungen, die bis heute nicht nur Narben durch ihre Haut, sondern auch durch ihre Seele zogen. Außerdem war sie Sanitäterin gewesen und auf Schlachtfeldern verletzte sich leider sehr regelmäßig Jemand, nicht selten auch in schlimmerem Ausmaß. Da kam sie schon öfter mal ungewollt mit fremdem Blut in Kontakt... nichtsdestotrotz sollte mich das Blut mehr stören, als es das getan hatte. War ich trotz der labilen Psyche gleichzeitig auch abgestumpft? Ich schüttelte die Gedanken wortwörtlich ab, als ich kopfschüttelnd aufstand und noch einen Blick durch den Vorhang nach draußen warf. Es schien wie erwartet ruhig und Niemand trieb sich draußen herum, also ließ ich den Stoff wieder sinken. Danach kramte ich kurze Zeit lang in meiner Tasche, um mir bequeme Schlafklamotten herauszunehmen. Ich zog mich um und kurz darauf stellte sich auch das Rauschen des Wassers im Badezimmer ein. Also zog ich auch den Beutel mit den Sachen fürs Badezimmer aus der Tasche, ehe ich mich zu Faye ins Badezimmer gesellte. Zumindest körperlich war ich inzwischen so müde, dass ich für die abendliche Badezimmer-Routine länger brauchte als gewöhnlich. So lange, dass Faye am Ende noch vor mir wieder das Bad verließ. Vielleicht lag es auch mehr an den schon wieder unangenehm kreisenden Gedanken, dass ich so langsam war. Duschen würde ich wohl morgen früh zum wach werden, weil ich bisher noch nicht allzu optimistisch gestimmt war, was die Schlaf-Erwartungen anging. Schließlich ging ich zurück ins Zimmer und verkroch mich direkt unter die Bettdecke, als könnte sie uns beide effektiv schützen. Hielt erst danach Ausschau nach Lichtschaltern, aber da hatten wir Glück - es waren noch extra Lichtschalter direkt an der Wand neben dem Bett, damit keiner unnötig noch einmal aufstehen musste. Kaum sank ich erschöpft gänzlich in die Kissen und versuchte den Kopf auszumachen, als ich einen Arm wie gewohnt nach Faye ausstreckte, da kam auch eine der Fragen zurück, die mir bisher nicht beantwortet worden waren. "Die Wunde am Hals... wollte er dich umbringen?", stellte ich erst nach einigen schweigsamen Sekunden eine genuschelte Frage an die zierliche Brünette, während ich ihr beiläufig über den Oberarm streichelte. Hätte ich sie vorhin fast schon wieder verloren? Hatte Sean ihr nur Druck gemacht oder war er wirklich kurz davor gewesen ihr die Kehle aufzuschneiden, wären ihm nicht die Bullen dazwischen gekommen..? Wahrscheinlich war es doch irgendwie egal, was Faye darauf antwortete - das Messer war so oder so an ihrem Hals gewesen und hätte sie umbringen können.
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Das warme Wasser tat gut. Nicht nur, weil es den sichtbaren und unsichtbaren Dreck von ihrer Haut wusch, sondern auch, weil es ihr half, die ständige Anspannung, die sie begleitete, seit sie bemerkt hatte, dass sie verfolgt wurde, zumindest vorübergehend loszulassen. (Sorry, das war ein echt hässlicher Satz.. x'D) Und es machte müde. Nicht, dass sie die Erschöpfung zuvor nicht wahrgenommen hätte, aber das sanfte Rieseln der Regendusche setzte dem Tag einen finalen Schlussstrich, den sie nur zu gern akzeptierte. Eigentlich hatte sie auch gar keinen ausgedehnten Besuch des Badezimmers geplant, aber es dauerte dann doch seine Zeit, bis sie sich von der Wärme und dem Wasser trennen konnte. Wenig später betrat Victor das Bad, um sich ebenfalls bettfertig zu machen und sie putzte sich nur noch die Zähne, bevor sie die dreckigen Kleider schnappte und ins Schlafzimmer zurückging. Sie verstaute die Wäsche vorübergehend etwas unordentlich neben ihrer Tasche, ehe sie sich mit einer letzten Runde versicherte, dass sowohl die Zimmertür als auch die Fenster allesamt gut verschlossen und der Schlüssel gedreht waren. Die dicken Vorhänge garantierten wiederum, dass sie morgen auch ja von anderen Sorgen als dem Sonnenlicht geweckt wurden und Faye schlüpfte unter die frisch bezogene, nach einem sanften, blumigen Waschmittel riechenden Bettdecke. Sie hatte die Augen schon vorsätzlich geschlossen, um ihrem Körper zu signalisieren, dass er jetzt sehr gerne auch gleich traumlos schlafen durfte. Als Victor sich zu ihr gesellte, schlug sie die Lider trotzdem nochmal hoch, bis sie sich erfolgreich an ihn gekuschelt hatte und sich sicher war, dass er für die nächsten Stunden bei ihr bleiben würde. Sie hatte beinahe schon zum 'Gute Nacht' angesetzt, da erreichten ihre Ohren eine leise Frage. Und Faye war sich ziemlich sicher, dass sie jetzt besser einfach schlafen würden, es zumindest versuchen sollten, anstatt sich nochmal über die unheilvollen Geschehnisse dieses Tages zu unterhalten. Einfach weil die Vorstellung des Messers unter ihrer Haut weder für Victor noch für sie besonders schön war, keinem von ihnen innere Ruhe und guten Schlaf versprach. Und trotzdem war es schwer, jetzt nicht daran zu denken und sich genau diese Frage zu stellen. Hatte Sean sie denn umbringen wollen? Nur weil sie seine Frage nicht wie gewünscht beantwortet und ihn stattdessen getreten hatte? Reichte das, um sich selbst das Todesurteil von einem Verbrecher wie ihm zu holen? "Ich... glaube nicht, nein...", flüsterte sie in die Stille. Sean hatte ihr immerhin sehr kurz davor noch die sehr langen, sehr schmerzhaften Wochen versprochen, die ihr bevorstanden. Wie lustig, dass sie ihn nicht mal brauchte, um diese Wochen zu erleben... Vielleicht nicht physisch schmerzhaft, aber ganz bestimmt fast genauso belastend für ihre Psyche und ihre Beziehung. "Er war nur wütend... ich habe mich im falschen Moment gewehrt, weil ich ja nicht sicher wusste, ob der Anruf überhaupt funktioniert hatte oder ob einfach keiner kam...", versuchte sie die Verletzung soweit möglich zu erklären, auch wenn es am Ende nur Vermutungen waren und die Wahrheit mit Sean auf den Polizeiposten gewandert war, wo sie auch bitte für immer bleiben sollte. Also nicht zwingend auf diesem Posten, aber eben hinter Gitter.
This is your life, it's do or die, the sun may never rise again, so be the light the vision. This is your life, it's slipping by, you try to run but fall again, you get back up that's living.
8 Kommas in einem einzigen Satz, der gar nicht mal so lang ist... RESPEKT, Gweny. XD Anyways müssen wir wohl langsam wieder weitere Pläne schmieden. x'D ___________
Ich wusste nicht einmal, was ich mir von der Antwort eigentlich erwartet hatte. Klar war nur, dass sie mir nicht guttat. Das war zwar vorhersehbar gewesen, aber ich wollte einfach wissen, was Sache war. Fayes leise Worte waren keine eindeutige Antwort, weil es eben bloß Vermutungen waren, aber es reichte aus, um zu wissen, dass es sehr fatal gewesen wäre, wenn ich die Polizei später gerufen hätte. Oder gar nicht. Wer wusste schon, was er sonst noch mit ihr angestellt hätte, wenn er dabei nicht unterbrochen worden wäre. Natürlich brauchte ich mir darüber eigentlich keine Gedanken zu machen - Faye war längst aus dieser Situation befreit worden und die ganzen Wenns brachten mir nichts, außer mehr Sorgen. Aber ich hatte sie schon zu oft fast verloren. Wollte auch nicht wahrhaben, dass das jetzt schon wieder losging, wo ich doch gerade erst langsam aus der ständigen Stolperei - die sich bei uns leider stumpf das Leben nannte - herausgekommen war. Wo doch gerade alles den Anschein erweckt hatte, dass es von jetzt an bergauf gehen konnte. Es schien uns einfach nicht vergönnt, auch wenn Faye in diesem Fall leider eine gewisse Mitschuld an den Geschehnissen trug... Ein gehauchtes "Okay." war alles, was ich nach ein paar stillen Sekunden noch über die Lippen brachte, die Augen längst geschlossen. Mein Körper brauchte den Schlaf dringend, war ich doch heute relativ früh aufgestanden, aber mein Kopf würde da nicht mitmachen. Ich würde es überleben, wäre es bei weitem doch nicht die erste Nacht, die ich mehr oder weniger schlaflos verbrachte. Ich war selbst im Krieg mit wenig Schlaf lebend über die Runden gekommen, da würde ich das in der Zivilisation sicher auch hinkriegen. "Schlaf jetzt ein bisschen, Faye... ich pass auf.", murmelte ich ihr leise in Haar und haucht noch einen zarten Kuss an ihren Haaransatz. Zwar würde ich zweifelsfrei zwischendurch wegnicken und nicht die ganze Nacht wachbleiben, aber ich würde nie im Leben in eine Tiefschlafphase kommen. Dazu war ich noch immer viel zu aufgewühlt. Aber was solls - ich konnte ja morgen im Wartebereich auf dem Polizeirevier dann getrost im Stuhl wegnicken, während Faye ihre Aussage noch einmal bestmöglich vollständig abgab. Die Nacht verlief wie erwartet nicht gerade erholsam für mich. Ich nickte zwar immer wieder ein und schlummerte darauffolgend einige Minuten vor mich hin, wurde aber jedes Mal jäh von meinem Unterbewusstsein gekoppelt mit meiner Paranoia geweckt. Wäre ich nicht so bemüht darum, dass zumindest die zierliche Brünette neben mir etwas Schlaf bekam, hätte ich wahrscheinlich jedes Mal das Licht angemacht, um sicher zu gehen, dass wirklich Niemand hier im Zimmer war. Dass wirklich keine Gefahr drohte, dass uns hier niemand gefunden hatte. Es wäre sicher einfacher gewesen in den Schlaf zu finden, hätte ich Seans Antlitz nie selbst zu Gesicht bekommen. Er sah zwar nicht per se aus wie ein Wahnsinniger, aber wie vehement er sich gegen die Polizei gewehrt hatte war scheinbar mehr als genug Zunder für mein Gehirn, um sich die schlimmsten Dinge auszumalen. Ich versuchte gegen 7 Uhr dann also schon gar nicht mehr, überhaupt nochmal einzuschlafen, obwohl ich mich noch genauso kaputt und müde wie in der Nacht fühlte. Ich könnte mir eine Waffe zum Schutz zulegen, oder? Ich durfte das. Müsste das bei einzelnen Security-Jobs sowieso auch tun, wenn sie eine erhöhte Sicherheitseinstufung hatten. Nicht, dass ich wirklich wieder eine Waffe benutzen wollte... aber im Worst Case wäre es gut eine zu haben. Es könnte eine Lebensversicherung sein.
+ .Don't wait for the dust to settle. Don't wait til you've had enough. +
Ja, beim Schreiben dachte ich, es braucht so viele Kommas… jetzt bin ich mir nicht mehr ganz sicher. x‘D Eigentlich beherrsche ich Kommaregeln ganz gut, aber ich tendiere manchmal dazu, ein paar zu viel zu setzen… x‘D ______________
Je länger sie darüber nachdachte, umso sicherer war sie sich ihrer Antwort und damit der Tatsache, dass Sean noch nicht direkt ihren Tod geplant hatte. Wenn er sie wirklich hätte umbringen wollen, hätte er das Messer einige Zentimeter tiefer durch ihre Haut gebohrt, bevor die Polizei aufgetaucht war. Da war nämlich durchaus Zeit dafür gewesen. Aber der Kriminelle hatte seinen Fokus lieber darauf gelegt, seiner Begleiterin einen unbemerkten Abgang zu gewähren, damit sie dann seine Arbeit zu Ende führen und sein Vermächtnis behüten konnte. Faye hegte keineswegs einen Todeswunsch - aber das war eben auch ein sehr unvorteilhafter Ausgang ihrer Begegnung... Victors Okay liess vermuten, dass er zum selben Schluss gekommen war wie sie. Nämlich dass es besser wäre, jetzt nicht mehr über diesen Tag zu reden. Es wäre schön, wenn sie ihn einfach vergessen könnten - den Tag, und alles was damit verbunden war. Dass das nicht möglich war, brauchte ihr aber keiner zu sagen, sie lebte ja nicht in einer Blase und war sich den schmerzlichen Fakten bestens bewusst. Ihr Herz zog sich ein Bisschen zusammen bei seiner folgenden Aufforderung und mit dem Arm, den sie halb um ihn gelegt hatte, zog sie sich noch etwas näher an sich heran. "Du solltest aber auch schlafen...", nuschelte sie an seine Brust, wobei es eher nach einem weinerlichen Versuch, ihn zum Ruhen zu überreden, klang, als nach einer ernsthaften Aufforderung. Weil sie sich schlicht beschissen fühlte mit der ständig bewussten Schuld, die sie an der Situation und damit auch an Victors Nervenzustand trug. Entsprechend fiel es auch ihr trotz der Erschöpfung alles andere als leicht, der Müdigkeit ihres Körpers nachzugeben und ihrem Bewusstsein ein paar Stunden Schlaf zu gönnen. Faye konnte aber mit dem entscheidenden Vorteil punkten, ein beruhigendes Schmerzmittel verabreicht bekommen zu haben. Das lag zwar einige Stunden zurück, aber die Wirkung zog sich noch gut dahin. Ausserdem hatte ihr Körper heute so viel Adrenalin ausgeschüttet, dass er definitiv auch seinen Teil dazu beitrug, sie zum Schlafen zu zwingen. Egal ob sie sich nun gut oder schlecht dabei fühlte. Die Nacht verlief wenig überraschend nicht optimal und immer wieder riss die Brünette die Augen auf, weil sie Seans Gesicht vor sich sah und nicht unterscheiden konnte, welche Teile der Bilder einem Traum und welche der Wirklichkeit entsprangen. Selbstverständlich starb auch Victor in ihren Gedanken tausend grausame Tode in einer Nacht und sie war kurz gesagt einfach nur froh, als sie zum wiederholten Mal aufschreckte und bemerkte, dass selbst die dicken Vorhänge vor den Fenstern nicht das gesamte Ausmass des aufgehenden Tageslichtes auszusperren vermochten. Selbstverständlich war auch Victor bereits - oder noch immer - wach, wobei ein flüchtiger Blick aufs Handydisplay verriet, dass sie sich theoretisch wirklich noch nicht aus den Decken zu schälen brauchten. Ausser sie wollten den Tag direkt mit der Organisation irgendwelcher Dinge beginnen, die sie aber eigentlich noch nicht wirklich organisieren konnten, bevor sie bei der Polizei gewesen waren und wussten, wie viel viel Schutz ihnen von Seiten des Gesetzes gewährt wurde. Eigentlich wussten sie ja noch nicht einmal, ob überhaupt jemand daran glaubte, dass sie möglicherweise Ziel weiterer Besuche irgendwelcher Krimineller sein könnten. Aber das würde sich wohl später zeigen und sie wollte wirklich nicht fünf Sekunden nach dem Aufwachen über sowas nachdenken, weshalb sie lieber die Hand ausstreckte, um sie an Victors Schläfe zu legen und im Folgenden sanft aber beständig über die warme Haut zu streicheln. "Morgen...", murmelte sie noch etwas heiser, zog dabei die Decke etwas höher über ihre Körper. "Möchtest du nicht doch versuchen, auch noch etwas zu schlafen..? Ich bleibe auch wach und weck dich sofort, wenn etwas passiert. Es ist erst Sieben und wir müssen bestimmt noch nicht los...", erkundigte sie sich leise, weil sie ganz genau wusste, dass er noch viel weniger geschlafen hatte als sie in der letzten Nacht. Wenn sie ihm auch jetzt nicht mehr als ein bis zwei Stunden gönnen konnte, so wäre das doch besser als gar nichts. Vielleicht konnte er sich ja einigermassen entspannen, wenn er wusste, dass sie wach blieb... War aber möglich, dass er es lieber ganz bleiben liess, auch wenn das auf Dauer keine Lösung war.
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ist grammatikalisch bestimmt schon richtig, hast halt ordentlich geschachtelt.... x'D ________
Irgendwann begann Faye sich zu regen und ich öffnete die Augen, um ihr mit meinem Blick zu folgen, während sie nach ihrem Telefon griff. Ließ die Lider dann schließlich aber prompt wieder zufallen, als die junge Frau ihre Finger nach mir ausstreckte. Ich genoss die zärtliche Berührung und murmelte ebenfalls ein leises "Morgen." vor mich hin, während die zierliche Brünette noch damit beschäftigt war die Decke an ihren vermeintlich richtigen Platz zurückzuziehen. Vielleicht sollte ich wirklich noch einmal zu schlafen versuchen. Wenn Faye währenddessen die Augen für mich offen hielt, dann könnte das zumindest ansatzweise ein guter Grund für mein Unterbewusstsein werden, um doch noch einen Gang runterzuschalten. Ich sollte wohl jedes Fitzelchen Schlaf abstauben, das ich jetzt noch kriegen konnte. "Ja, du hast Recht...", nuschelte ich nach ein paar schweigsamen Sekunden und räusperte mich danach leise, weil der Hals etwas kratzte. Irgendwie versprach ich mir davon auf dem Rücken liegend aber wenig Erfolg und fühlte mich inzwischen auch ziemlich festgelegen, nachdem ich schon etliche Stunden in exakt dieser Position lag. Man sah die Tür so eben auch am besten, falls sie aufging. Zumindest wenn so wie jetzt das Tageslicht mitmischte, in der Nacht war da genauso wie im Rest des Zimmer kaum mehr als ein nichtssagendes Schwarz zu sehen gewesen. Ich drehte mich also langsam Faye zugewandt auf die Seite, um sie weiter bei mir halten zu können. Zwar kitzelten mich in dieser Position ein oder zwei Haarsträhnen am Kinn, aber die waren bei meinem aktuellen Müdigkeitsgrad kaum relevant. Ich erhaschte tatsächlich noch ein paar Minuten Schlaf mit dem Wissen, dass Faye stattdessen die Augen offenhielt. Dennoch war ich auch nach dem Frühstück und dem Kaffee unten im Hotel reichlich gerädert und schleppte mich den ganzen Tag über nur mühselig durch die Gegend. Natürlich ging es am frühen Nachmittag noch zum Polizeirevier, wo einer der Beamten noch einmal die vollständige, detaillierte Aussage seitens Faye aufnahm. Ich nutzte genau diesen Zeitraum dazu mit meinem Chef zu telefonieren, der durchaus Verständnis für meine Lage aufbrachte, auch wenn ich ihm nicht wirklich Informationen darüber gab, wieso ich mich denn jetzt um meine verletzte Freundin kümmern musste oder was ihr passiert war. Er sagte ich könne zwei Wochen fernbleiben, weil ich sonst sowieso noch kaum frei genommen hatte und er die Zeit gut überbrückt bekam. Danach bräuchte er mich aber wieder, weil dann wiederum ein anderer Kollege ein paar freie Tage beantragt hatte. Schon als ich das Handy wieder in die Jackentasche steckte und mich tiefer in den Stuhl im Wartebereich sinken ließ, seufzte ich schwer. Zwei Wochen klangen wie zwei Sekunden. Wie nicht genug Zeit, um das Problem wirklich voll in den Griff zu kriegen. Ich versuchte mir darüber nicht auch noch unnötig viele Gedanken zu machen, weil ich ohnehin nichts daran ändern konnte, aber es ließ sich schwer verdrängen. Zumindest vorübergehend rückte es aber in den Hintergrund, als Faye zurückkam und der sie begleitende Polizist auch mir noch einmal sagte, dass wir angesichts der Lage zumindest einen Beamten - beziehungsweise mehrere, eben immer im Schichtwechsel - zugesprochen bekommen würden und er sich im Laufe des Abends irgendwann bei unserem Hotel einfinden, sich dann auch nochmal offiziell als anwesend melden würde. Wenigstens eine einzige gute Nachricht sollte dieser Tag also versprechen und als wir am Hotel zurück waren, sahen wir uns noch ein bisschen um. Langsam und in aller Ruhe, eben unserer Verfassung entsprechend. Der See hinter dem Haus war nicht riesig, aber wirklich schön. Es gab einer hölzernen Tafel mit Karte nach zu urteilen auch ein paar verschiedene Wege zum Wandern außen herum, aber mir stand aktuell noch nicht besonders der Sinn nach einem Spaziergang. Allein, so ohne andere anwesende Menschen. Deswegen taten wir erst einmal auch nicht viel mehr, als ein bisschen am Steg nahe des Ufers zu sitzen. Ein kleines bisschen erinnerte mich das an unseren Ausflug damals in meiner Heimat, als wir im Hafen am Wasser gesessen hatten. Mir kam der Moment von damals nur unbeschwerter vor als der jetzige. Am Abend kam der Beamte dann auch tatsächlich wie versprochen zu uns. Würde sich die Nacht über hauptsächlich in der Lobby aufhalten und stündliche Kontrollgänge ums Haus herum machen, die Umgebung checken. Mit diesem Wissen ließ es sich in der hereinbrechenden Nacht dann auch gleich wesentlich besser einschlafen.
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Ich komm klar, hatte Sean gesagt. Vor ein paar Tagen, kurz bevor die Cops ihn hinter sich her in die Zelle geschleppt hatten. Und sie war weggelaufen, weil er es ihr befohlen hatte und weil sie schlau genug war, zu verstehen, dass sie in diesem Moment keine besseren Optionen gehabt hatte. Aber ja, tat er das wirklich, also klarkommen? Sie würde ihn gerne fragen, aber ein Besuch war eben ausgeschlossen, solange sie nicht wusste, ob die kleine Schlange, die an dem ganzen Schlamassel die alleinige Schuld trug, sie ebenfalls bei den Cops verpfiffen hatte. Wenn dem so wäre, wäre ein Besuch auf dem Revier wohl ein Schuss ins eigene Bein und würde sie sehr bald etwas näher zu ihrem Bruder befördern, als sie das eigentlich in diesem Moment sein wollte. Sie konnte also nichts für ihn tun. Nichts - ausser Rache. Und diese hatte sie in der Sekunde geschworen, in der ihr Blick ein letztes Mal in Fayes Richtung gehuscht war, bevor sie schliesslich hinter den bröckeligen Mauern des alten Hauses verschwunden war. Riley war nach Hause gerannt, wie Sean es ihr geraten hatte. Dort hatte sie erstmal versucht, zu realisieren, was gerade passiert war, aber das war schon eine relative Überforderung. Ihr Bruder, ja ihre ganze Familie, hatte viel Mist gebaut in den vergangenen Jahren - aber keiner von ihnen hatte es bisher auf einen Polizeiposten geschafft. Schon gar nicht wegen sowas Dämlichem wie einer dummen Frau, die nicht reden wollte! Und doch war es jetzt soweit gekommen. Was zur logischen Schlussfolgerung führte, dass die Frau dafür bezahlen musste. Da Sean seine angekündigte Bestrafung leider vorerst nicht mehr ausführen können würde, lag dieses Ball nun in ihren Händen. Und als erstes ging Riley damit zu ihren Brüder. Es brauchte wenig bis gar keine Überzeugungsarbeit, um Mateo und Gil die Wichtigkeit ihrer Aufgabe, Faye so rasch wie möglich den Hals umzudrehen, einzureden. Die verstanden das schon selbst, waren sie doch fast genauso aufgebracht ob der Tatsache, dass ihr Bruder einem ernsthaften Risiko in den Knast zu wandern, entgegenstand. Trotzdem war Gil, der Älteste der drei verbliebenen Geschwister, der Meinung, sie sollten diese Mission besser für sich behalten und weder mit ihren Eltern, noch mit irgendwem sonst teilen. Da auch Riley darin nicht besonders viel Sinn sah, willigte sie ein und nachdem dieser erste Abend nach Seans Festnahme mehr nur der Planung des weiteren Vorgehens gewidmet war, konnte die Jagd am nächsten Tag auch schon beginnen. Und zwar damit, dass sich die Brünette mit Seans Ersatzschlüssel auf den Weg machte, um den Dodge vor dem Haus ihrer potenziellen Opfer abzuholen. Also das war es, worauf ihr Ausflug letztendlich hinauslief, als sie merkte, dass weder Faye noch ihr lieber Mitbewohner in der Nähe ihrer Wohnung aufkreuzten. Und zwar den ganzen langen Tag bis spät in den Abend hinein nicht. es fehlte jede Spur von ihnen und die Wohnung blieb dunkel, was in Riley mit jeder Sekunde den Verdacht verstärkte, dass sie zu langsam gewesen waren. Genau das liessen auch die Informationen vermuten, die ihr Seans Lieblingshacker Mike auftischen konnte, nachdem sie spätabends bei ihm angeklopft hatte. Die Handysignale der beiden Nummern waren zuletzt heute Mittag, mitten in der Stadt angezeigt worden - beide am gleichen Ort und zur gleichen Zeit. Höchst unwahrscheinlich, dass das Zufall war und die zwei sich einfach gerade eine kleine Auszeit gönnten... Es klang sehr viel logischer in ihrem Kopf, dass Faye irgendwann drauf gekommen war, dass Riley - oder irgendwer sonst aus Seans Bekanntenkreis - noch existierte und möglicherweise ein kleines Bisschen wütend auf sie war. Grossartig. Dann brauchten sie auch die Wohnung nicht mehr zu beschatten. Wobei sie wiederum beschlossen, Morgen zumindest einmal nachzuschauen, ob sich da drin irgendein Hinweis auf den Verbleib ihrer Freundin finden liess. Dem war aber nicht so. Die Wohnung schimpfte sich wunderbar aufgeräumt - nur leider ohne einen einzigen Hinweis auf den momentanen Aufenthaltsort der Flüchtigen. Nicht einmal irgendwelche Anhaltspunkte auf Verwandte oder Freunde, bei denen sie untergekommen sein könnten, waren zu finden. Riley hatte richtig viel Lust darauf, die Bude einfach abzufackeln, als sie als Letzte hinter ihren Brüdern wieder nach draussen trat. Hatte Faye nicht einfach allgemein so dumm sein können, wie sie sich gegenüber Sean angestellt hatte, und vor ihrer Flucht den Auszug der Hotelbuchung auf dem Küchentisch liegen lassen können?! So zwang sie Riley ja regelrecht zu einem weiteren Besuch bei ihrem Nerd, der ihr bitte schnellstmöglich herausfinden sollte, ob irgendein Hotel dieser Stadt eine Buchung auf den Namen Faye Cooper oder Victor Rivera hinterlegt hatte. Und wenn nicht, sollte er herausfinden, ob die beiden irgendwelche Verwandten in der Nähe hatten. Oder Freunde, mit denen sie ständig zusammen waren, was wusste sie schon. Er sollte einfach ein paar brauchbare Anhaltspunkte zaubern, denn an denen mangelte es ihr bisher ziemlich heftig. Es war eine glückliche Fügung des Schicksals, dass die drei Geschwister am Ende gar nicht mehr bei Mike vorbeischauen mussten. Riley verliess das Haus ihrer Eltern - welches bis jetzt auch noch ihr Zuhause war - gegen halb neun Uhr am nächsten Morgen. Allerdings kam sie nichtmal bis zu ihrem Auto, da wurde sie schon wieder aufgehalten. Von einem Mann, den sie nie zuvor gesehen hatte. Ihre kritische Aufmerksamkeit verdiente er sich auch aus dem einzigen Grund, dass er behauptete, Sean hätte ihn geschickt, um ihr etwas zu überreichen. Es war ein Umschlag und kaum hatte Riley ihn entgegengenommen, war der Mann auch schon wieder verschwunden. Im Umschlag fand sich eine ausgedruckte Karte sowie der Name eines Hotels, dessen Standort auf der Karte eingezeichnet war. Such dort. Heute Nacht zwischen 22:00 und 6:00 Uhr sieht dich keiner. Zimmer 11. Und ruf vorher diese Nummer an, dann ist die Tür nicht abgeschlossen. Pass auf dich auf Riri. Die Nachricht war handgeschrieben von Sean, das erkannte sie sofort. Und der Inhalt sprach relativ eindeutig. So eindeutig, dass Riley ihn drei-vier Mal lesen musste, um sich vollkommen darüber bewusst zu werden. Dann wanderten ihre Mundwinkel aber gemeinsam mit ihrer rechten Augenbraue nach oben. Scheinbar konnte er ihr selbst aus dem Gefängnis heraus noch wunderbar dabei helfen, ein Bisschen besser - ein Bisschen mehr so zu werden wie er. Natürlich informierte Riley umgehend ihre Brüder über diese interessante Wendung des Schicksals, da sie ganz bestimmt nicht alleine in ein Hotel eindringen und entspannt zwei Menschen entführen würde. Das war ja auch nie der Plan gewesen. Aber sie würde nicht in einem Hotelzimmer ein Blutbad veranstalten und wieder gehen - erstens konnte dabei zu viel schief gehen und zu viele Menschen sie hören und zweitens war ein schneller Tod keine angemessene Strafe für den Verrat an ihrer Familie. Nein nein... So kam es, dass sie im Schutz der Dunkelheit - es war so gegen ein Uhr nachts - über die dunkle Zufahrtsstrasse zur Markierung auf der Karte fuhren. Der Weg war holprig, auch wenn der schwarze Van, den sie zu diesem Zweck missbrauchten, relativ gut gefedert war. Als sie von der Hauptstrasse abgebogen waren, hatte Riley die Nummer auf dem Zettel gewählt. Der Anruf war angenommen worden, aber die Person am anderen Ende hatte kein Wort gesagt, was sie aber mal als Okay abtat. Als der Wagen geparkt war, schwang die Brünette nach einem kurzen, prüfenden Rundblick die schlanken Beine vom Beifahrersitz, um sich auf nach draussen zu machen. Noch schmiegte sich der kalte Lauf der Waffe an ihre Hüfte, aber das würde nicht mehr lange so sein, da sie in wenige Minuten immerhin den Zweck erfüllen musste, zwei panische Mäuschen zum Schweigen zu animieren. Wie versprochen fand sich der Eingang zu dem kleinen aber feinen Hotel nicht abgeriegelt und sowohl Riley als auch Mateo und Gil spazierten ungehört und ungesehen ins Innere des Hauses. Das Erdgeschoss schien keine Zimmer zu beherbergen, weshalb ihr Weg sehr bald in den ersten Stock führte, wo der Lichtkegel der hellen Taschenlampe am Ende des Flurs prompt die Nummer Elf einfing. Und wieder wanderten Rileys Mundwinkel aufwärts, während das Adrenalin in ihren Adern zirkulierte. Für das Öffnen der Tür war Gil zuständig, der dafür aber auch kaum mehr als zehn bis fünfzehn Sekunden brauchte. Dann waren sie auch schon drin, Waffe gezückt, Tür wieder zu, Licht an. Und Riley strahlte förmlich ins Gesicht des dummen dummen Mädchens, das es sich zur Aufgabe gemacht hatte, ihre Familie zu verärgern.
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Ich tat mir auch langfristig etwas schwer damit, dem Frieden einfach zu trauen. Natürlich war es schon möglich, dass die Bande uns hier gar nicht fand. Dass sie nicht im Entferntesten daran dachten uns ausgerechnet hier außerhalb der Stadt am Wald zu suchen. Oder dass sie uns sehr wohl gefunden hatten, aber doch relativ stark davon abgeschreckt wurden, dass permanent mindestens ein Cop hier herumlungerte und wir uns eben auch nicht vom Hotel wegbewegten, weil wir das schlichtweg nicht mussten. Kein besonders schöner Gedanke. Das Einzige, was mich kurzzeitig auf andere Gedanken brachte, war dass die Hotelbesitzerin den zu Beginn versäumten Luxus unbedingt am nächsten Morgen noch nachholen wollte. Während wir beim Frühstück waren und in der Zwischenzeit normalerweise sowieso das Personal die Zimmer durchging - wo eben notwendig - ließen sie es sich nicht nehmen, das zu Beginn durch unseren Late Check-In entstandene Versäumnis nachzuholen. Die sehr simple Bettwäsche gegen eine hochwertigere, stilvollere auszutauschen, die schon beim bloßen Hinsehen Lust darauf machte, sich zurück ins Laken zu verkrümeln. Die aufgestreuten Rosenblätter, nett auf einem Servierteller angerichteten Pralinen und das kleine Entschuldigungs-Kärtchen - das sehr überflüssig, aber sehr herzlich war - setzten dem noch die Krone auf. Diese unerwartete Abwechslung sorgte zumindest für ein bisschen Ablenkung unseres eigentlichen Problems. Zwar schlief ich allein durch die Präsenz eines Polizisten schon wesentlich besser, aber ich müsste wohl lügen, um zu sagen, dass das allein ausreichen würde, um meinen generell stark angespannten Gemütszustand wieder aufzulockern. Immerhin war ich aber nicht mehr ganz so müde. Macht der Gewohnheit schlief Faye auch am nächsten Abend an meiner Brust ein und es vermochte eine den Umständen entsprechend ruhige Nacht zu werden. Ich verdankte es mit Sicherheit meinem die Jahre im Krieg über sehr sensibel gewordenen Gehör, dass ich schon langsam aufwachte, als draußen auf dem Flur nur ganz leise Schritte zu hören waren. Zuerst ging ich davon aus, dass es sich dabei einfach nur um das Paar aus einem der anderen Zimmer handelte, das eben noch etwas länger unterwegs gewesen war. Dafür waren es aber eigentlich zu viele Schritte und außerdem kamen sie viel zu nahe. Bis mein noch müdes Gehirn das vollständig realisiert hatte, erreichte Jemand unsere Tür und begann sie zu öffnen. Die Tatsache, dass wir sie aus Paranoia weiterhin immer abschlossen, wenn wir uns hier drinnen aufhielten, verschaffte uns ein paar wertvolle Sekunden, in denen ich panisch die Bettdecke aufschlug und meine Hände nach Faye ausstreckte, sofort versuchte sie hektisch aus dem Bett zu scheuchen. Ich folgte ihr mit bereits bis in den Hals klopfendem Herzschlag von der Matratze runter auf ihre Seite des Bettes. Instinktiv schubste ich die Brünette etwas unsanft hinter mich, als das Licht plötzlich an war und mein Kopf war absolut leer, als ich in die Gesichter der Bedrohung blickte. Mir rauschte längst schon das Blut in den Ohren, als mein Herz für ein paar Sekunden aussetzte. Sich im Training einer Schusswaffe zu stellen war die eine Sache, das hatte ich relativ problemlos gemeistert. Es war aber etwas anderes, wenn sie eine akute Bedrohung für Faye darstellte. Wenn es sich dabei nicht bloß um ein Trainingsmittel handelte. Wenn es nur bedingt etwas brachte mich vor sie zu stellen und sie mit den Armen mehr oder weniger hinter mir zu halten, damit sie nicht auf dumme Gedanken kam, weil eine Kugel auf dieser kurzen Distanz einfach durch meinen Körper schießen und sie trotzdem treffen würde. Zumindest wäre sie dann aber schon gebremst und eher nicht mehr tödlich... Dermaßen in unbewaffneter Unterzahl zu sein stellte Gegenwehr völlig außer Frage und uns blieb jetzt nichts anderes, als zu versuchen die Situation defensiv zu entschärfen. Es fiel mir in diesem Moment aber allein schon schwer genug mich an den Namen der jungen Frau zu erinnern, die hier mit Verstärkung aufkreuzte und ihren Bruder rächen wolle. "R... Riley, oder? Wir... wir können das sicher irgendwie anders regeln.", versuchte ich es stockend mit eher dünner Stimme und lediglich mit den Stoffshorts bekleidet auf die diplomatische Art, ohne mir wirklich etwas davon zu erhoffen. Ich wusste nur nicht, was ich sonst tun sollte und fühlte mich schrecklich mit der selben Situation wie damals in Syrien konfrontiert - völlig ausgeliefert, nicht imstande mich aktiv zu wehren. Nicht imstande, Faye vor ihrem Schicksal zu beschützen.
+ .Don't wait for the dust to settle. Don't wait til you've had enough. +
Es war schon fast süss, wie der gute alte Victor sich darum bemühte, sein Anhängsel, das ganz allein für das Drama hier verantwortlich war, aus der Schusslinie zu befördern. Wirklich herzallerliebst. Nur würde es ihm nichts bringen. Selbst wenn sie tatsächlich schiessen würde - was glaubte er denn, was passierte, sobald er tot umgefallen war? Dass sie mit den Schultern zuckten und abhauten im Sinne von 1:1 Ausgleich? Nein nein, so lief das bestimmt nicht hier. Es wäre zwar durchaus fair, würden sie der lieben Faye ihren Victor stehlen und sie nicht selbst killen, damit sie dann für den Rest ihres Lebens leiden konnte - immerhin hatte man ihnen auch Sean weggenommen und nicht sie selbst in die Zelle gesteckt - aber dafür waren Rileys Rachegelüste viel zu gross. Sie wollte die Frau, die Scheisse gebaut hatte, schon am eigenen Leib bluten sehen. Sie lächelte weiter, ohne den geringsten Anschein zu erwecken, die Waffe einen Millimeter senken zu wollen. Auch als er zu sprechen begann, sichtlich durch den Wind, aber wer konnte es ihm auch verdenken. Er stand immerhin halbnackt vor ihr, war wohl gerade aus einem süssen Traum hochgeschreckt, und sah sich jetzt mit einer Knarre konfrontiert. Musste schon heftig sein und tat ihr beinahe leid - aber es gab eben sehr wenige Mittel, mit denen man Menschen effektiver zum Stillstand animierte, als eine geladene Pistole, die bei einer falschen Bewegung einen Schuss freigab. Victor musste sich dabei besonders in Acht nehmen, er war ja eigentlich gar nicht involviert in die ganze Sache, wäre also nur ein Kollateralschaden, um ans eigentliche Ziel zu gelangen. War jetzt nicht so, als hätte Riley in ihrem Leben schon Menschen getötet - für gewöhnlich reichte das mit dem Drohen längst aus. Aber es fühlte sich eigentlich ganz gut an, diese beiden hier zu den Ersten zu machen. Vor allem die kleine Schlampe, die dafür verantwortlich war, dass ihr der wichtigste Mensch in ihrem Leben einfach weggenommen worden war. "Ach Victor...", begann Riley seufzend aber weiterhin von einem liebreizenden Lächeln begleitet, zu sprechen und ging dabei langsame zwei Schritte auf das Pärchen in der Klemme zu. War schon witzig, wie er ihren Namen - woher auch immer - kannte und sie seinen, obwohl sie sich nie zuvor gesehen hatten. Sie hatte ein Bild von ihm gesehen, damit sie überhaupt wusste, nach wem sie beim Beschatten seiner Wohnung Ausschau hielt, aber das war dann auch schon alles. War trotzdem wirklich nicht zu übersehen, dass er es war, der hier die Brünette abschirmte, die eigentlich das Ziel des Waffenlaufs ausmachte. "Du bist wirklich zuckersüss, Kleiner", sagte sie, die lediglich dreissig Zentimeter kleiner und halb so breit war wie er, ja. Klang akkurat in ihrem Kopf. "Aber ich will dir doch gar keine Kugeln schenken. Ich möchte nur, dass ihr schön leise bleibt und hier keinen weckt, darum schwenk ich das Teil vor mir her", rechtfertigte sie die Anwesenheit der Pistole vollkommen harmlos als wäre es das einzig Logische. "Und ich möchte auch gerne, dass ihr meiner Einladung Folge leistet. Wir fahren nämlich heut Nacht noch weg und damit ich sicher sein kann, dass mir hier nicht wieder irgendein hysterisches Mädchen die Cops ruft, um die Party zu crashen, werden wir euch dafür leider die Hände binden müssen. Nichts Persönliches, reine Vorsichtsmassnahme", schloss sie ihre Erklärungsrunde mit einem weiteren Lächeln, winkte dabei ihre Brüder hervor, die zwar selbstverständlich ebenfalls bewaffnet waren, aber anstelle der Pistole lieber Kabelbinder durch die Luft schwenkten, während sie mit gleichermassen abgeklärten Pokerfaces auf Victor und Faye zugingen.
Es wäre auch wirklich zu schön gewesen, wenn sie mehr als eine Nacht mehr oder weniger ruhig geschlafen hätten, oder? Ein Ding der Unmöglichkeit, sozusagen. Dabei fing die dritte Nacht in diesem Zimmer doch ganz gut an. Nachdem sie sich fast den ganzen Tag am See aufgehalten und die Ruhe genossen hatten, glaubte Faye, nach dem Abendessen eigentlich ganz entspannt ins Zimmer zurückgekehrt zu sein. Sie hatten sich sogar ein Bad gegönnt, bevor es vollkommen dunkel wurde. Die Temperatur draussen war tagsüber zwar angenehm gewesen, aber ein ganzer Tag draussen kühlte irgendwann eben trotzdem bis auf die Knochen durch, weshalb sich die grosse Badewanne wunderbar dazu anbot, ein Bisschen Wärme zu spenden. Nach dem Bad hatten sie sich ins Bett verkrümelt und noch eine Weile geredet, bis sie müde genug waren, um trotz allen Umständen einzuschlafen. Bis hierher hatte auch alles reibungslos geklappt. Der Plan war aufgegangen, sie schliefen ein und Faye war unendlich froh um das Wissen, dass jemand über ihren Schlaf wachte, ohne dass Victor die ganze Zeit wach bleiben musste. Dachte sie. Sie hörte die Geräusche ebenfalls, nur dass sie sich bei ihr Anfangs sehr perfekt in den laufenden Traum integrierten. So wurde Faye erst dann wirklich bewusst, dass da tatsächlich jemand am gewissenhaft abgesperrten Schloss ihrer Tür herumwerkelte, als Victor sie auch schon unsanft weckte und aus dem Bett beförderte, nur um im Handumdrehen vor ihr zu stehen und sie gegen die Tür hin abzuschirmen. Das Licht ging an, kaum gab das Holz den Eindringlingen nach und noch bevor sie den Blick an Victor vorbei nach vorne riskierte, wusste sie, wer da stand. Nur war Riley nicht allein, sondern wurde von zwei Kerlen begleitet, deren Gesichtsausdrücke eindeutig genauso viel Ärger versprachen wie Riley selbst. Es waren tausend Gedanken, die Faye durch den Kopf schossen und sehr wenige davon befassten sich mit der Frage, wie zur Hölle diese Teufel sie hier gefunden hatten und ohne schrillende Alarmglocken ins Hotel eingedrungen waren. Viel mehr versuchte sie mit aller Gehirnkapazität krampfhaft einen Weg zu finden, wie sie Victor aus der Schusslinie kriegte, wie sie irgendwie dafür sorgen konnte, dass nicht er für diesen Fehler bezahlte, den so gar keiner ausser ihr zu verantworten hatte. Sie hatte in tausend Jahren nicht damit gerechnet, dass der Lauf einer auf Victor gerichteten Waffe eine mögliche Folge davon sein könnte, dass sie Ryatt vor dem Krankenhaus geholfen hatte. Hätte sie das hier in irgendeiner Weise, auch nur in halb so krassem Ausmass, kommen sehen - Gott sie hätte den Obdachlosen ohne Nachzudenken zurück nach drinnen gescheucht, damit die dafür sorgten, dass seine Wunden ordentlich heilen konnten und sie überhaupt nichts mehr mit ihm und seinem Schicksal zu tun hatte. Aber das hatte sie nicht. Sie hatte ihn zu sich nach Hause gebracht. Zweimal. Sie hatte Sean in die Augen geblickt. Ryatt ins Krankenhaus gebracht. Und Sean belogen und anschliessend verraten, als er sie aufgesucht hatte. Sie hatte das selber aufgegleist, in genau dieser Schönheit. Aber sie konnte gar nicht daran denken, Victor hierfür zu verlieren. Es würde sie umbringen, auch wenn das vielleicht gar nicht mehr nötig sein würde, weil sie schon vorher tot war. Mittlerweile zitterte sie am ganzen Körper, der in das dünne Nachthemd gehüllt auch gar nicht mehr in der Lage war, hier mit irgendwas klar zu kommen. Sie starrte mit panisch aufgerissenen Augen halb auf den Boden halb zur Seite, lauschte den gesprochenen Worten und hörte sie doch nicht. Es gab keine Möglichkeit, hier gegen drei bewaffnete Gegner zu gewinnen. Es gab nichts, womit sie sich wehren konnten. Sie konnte niemanden anrufen, weil ihr Handy viel zu weit weg lag. Sie konnte nichts sagen und nichts tun. Und genau hier waren sie schon einmal gewesen. Vollkommen ausgeliefert. Faye tauchte unter Victors Arm hindurch, um sich wieder vor ihn zu stellen, auch wenn sie wusste, dass er das nicht wollte. Genauso wenig wie sie wollte, dass er vor ihr stand und sie beschützte. "Er hat damit doch gar nichts zu tun!", schnappte sie verloren nach Luft, blickte Riley nichts weniger als absolut flehend an. Aber es ist sinnlos, an den Verstand einer Wahnsinnigen zu appellieren und eigentlich sollte Faye das längst wissen... "Lustig... genau wie ich überhaupt nichts mit deiner tollen Affäre mit Ryatt zu tun habe... Genau wie du nichts mit der Beziehung von Sean und Ryatt zu tun haben solltest... Und trotzdem hast du deine Nase ziemlich tief in fremde Angelegenheiten gesteckt, hm? Das ist wohl unsere einzige Gemeinsamkeit", war die unbeeindruckte, herablassende Resonanz, die ihr von Riley entgegen sprühte, kurz bevor einer der beiden Handlanger nach ihren Handgelenken griff. Ihre Augen suchten verzweifelt nach Victor. Und ihr Blick schrie tausend verschiedene Versionen von Es tut mir so unglaublich leid. Könnte sie irgendwas dafür tun, dass er aus diesem Drama raus blieb, sie würde sofort einschlagen. Aber ihr fiel nicht die geringste Möglichkeit eines Deals ein, der in diesem Augenblick ziehen könnte, den Riley sich nicht selbst holen konnte.
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Zuckersüß. Kleiner. Rileys ganzes Verhalten war ziemlich grotesk und in etwa genauso absurd wie die ganze Situation selbst. Ihre beiden Schritte in unsere Richtung reichten schon vollkommen aus, um meinen Körper noch krampfhafter anzuspannen, als das sowieso schon der Fall war. Dass sie behauptete nicht schießen wollte und die Waffe lediglich als Druckmittel gebrauchte, trug auch absolut nicht zu meiner Beruhigung bei. Sie wäre nicht der erste Mensch, der dahingehend log oder dann doch aus der Not heraus reflexartig abdrückte. Aber ich hatte gar nicht wirklich Zeit - oder Nerven - um darüber nachzudenken, weil Rileys rote Lippen noch mehr Worte von sich gaben, die ich ganz und gar nicht hören wollte. Es fühlte sich an wie ein Schreckliches Deja Vu und diese Erkenntnis ließ mich förmlich erstarren. Ließ sie mich mit leicht geöffneten Lippen entsetzt ansehen, als könnte ich nicht glauben, was sie gerade eben gesagt hatte. War für den Moment so versteinert, dass Faye beinahe ungehindert aus meiner vermeintlich sicheren Armsperre fliehen konnte. Erst ihre in mein Sichtfeld fallenden braunen Locken machten mir bewusst, dass sie sich nicht länger mit der abgeschirmten Position zufrieden gab und sich zu Wort melden wollte. Schließlich sagte, dass ich gar nichts mit der ganzen Sache zu tun hatte... was im Grunde auch richtig war. Ich hatte nicht mehr getan als Ryatt vorübergehend in unserer Wohnung zu dulden und ihm den Tipp mit der Werkstatt zu geben. Ich legte meine Hand gerade auf Fayes Schulter, um sie so daran zu hindern noch näher an das Übel heranzutreten, als Riley erneut zum Reden ansetzte. Streng genommen hatte Faye die Polizei nicht gerufen. Das war ich gewesen. Theoretisch hätte ich stattdessen selbst hingehen und die beiden konfrontieren können, vielleicht wären wir dann niemals an diesen Punkt hier gekommen. Ja, Sean wäre sicherlich noch sehr viel wütender als vorher auf die zierliche Brünette und auf mich dann auch, falls ich die beiden irgendwie erfolgreich in die Flucht geschlagen hätte - er würde jedoch nicht hinter Gittern sitzen, sondern noch unter uns wandeln. Wäre das besser für uns gewesen? Vielleicht schon. Dann wäre dieser Wahnsinnige uns zwar persönlich auf den Fersen, aber Ryatt kannte ihn besser als Riley. Vielleicht wäre das eine Hilfe gewesen... aber im Grunde war es jetzt auch völlig egal. Ich konnte nichts anderes tun als dabei zuzusehen, wie einer der beiden Männer nach Fayes Händen griff. Meine Hand verkrampfte sich kurzzeitig auf ihrer Schulter, als sie schließlich zu mir sah. Ich wünschte ich hätte den Schmerz, der sich funkelnd in meinen Augen widerspiegelte, dabei irgendwie verbergen können. Dass ich sichtbar mit dem Kiefer mahlte machte es nicht besser. Leise schluckend konnte ich nichts anderes tun als zuzusehen, wie der andere Handlanger unsanft meine Hand von der Schulter der Brünette zog, um sie mit der anderen unter dem Zwang des Kabelbinders zu vereinen. "Faye hat die Polizei nicht gerufen. Sie hat mich angerufen.", stellte ich klar und sah dabei wieder in Rileys Gesicht, kurz bevor der Kerl den Kabelbinder an meinen Handgelenken mit einem schmerzhaften Ruck zuzog und daraufhin dann überflüssigerweise die beiden leeren Hosentaschen meiner Stoffshorts abtastete. Es war sicher nicht besonders schlau mich selbst mit Dingen zu belasten, aus denen ich vorher offiziell noch fein raus gewesen war. Wie alles, was ich so den lieben langen Tag in letzter Zeit getan hatte, richtete sich auch diese Aktion einzig darauf aus, den Schaden auf Fayes Seite zu begrenzen. Ich tat das schon so automatisch, dass ich gar nicht mehr wirklich über mögliche Folgen dessen nachdachte. Ich hätte auch Ryatt wider dem Wunsch der zierlichen Brünetten einfach in hohem Bogen aus unserem Wohnzimmer schmeißen sollen und für einen Moment lang dachte ich darüber nach, seinen eigentlichen Aufenthaltsort preiszugeben. Erstens weil ich ihm inzwischen schlichtweg nichts Gutes mehr wollte und zweitens, weil man damit womöglich zumindest einen Teil des uns entgegenschlagenden Zorns verlagern konnte. In meinen Augen wäre es nur fair, wenn der Veteran bei dieser Sache auch sein Fett wegbekam - nur würde Faye das sehr wahrscheinlich anders sehen. Außerdem hieße das ja, dass sie Sean angelogen hatte, als er sie nach Ryatt gefragt hatte... machte schon einen Unterschied, ob er nun irgendwo hinter Gitterstäben festgehalten wurde, oder ob einem Kidnapping - oder Mord - nur ein einziger, jämmerlicher Security im Weg stand.
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Wahrscheinlich war sie ziemlich leicht aus dem Konzept zu bringen. Jedenfalls passierte das langsam sehr regelmässig und gerade war wieder einer dieser typischen Momente der vollkommenen Überforderung. Sie spürte Victors Hand, für die paar verbleibenden Sekunden, bevor auch der zweite Kerl zur Tat schritt, um die Kabelbinder nicht unnötig angeschleppt zu haben. Sie sah in seine Augen und alles tat so weh. Du machst ihn schon wieder kaputt... so wie immer. Flüsterte die Stimme, die ihr in letzter Zeit ständig einhauchte, dass sie ihren Freund mit ihrer Existenz nur noch zerstörte. Weil sie zu dumm war um über die Konsequenzen nachzudenken, bevor sie ihrer Intuition einfach nachgab. Sie hatte all das zu verantworten und das war einfach nur schrecklich. Wenn kein Wunder passierte oder sie die Situation vollkommen falsch einschätzte, würde sie für ihren Fehler mit dem Leben bezahlen. Und doch war das noch längst nicht das Schlimmste an der ganzen Sache. Sie war wenigstens selber Schuld. Victor nicht. Trotzdem würde er genauso draufgehen. Weil Rileys Wut um Seans Festnahme sich scheinbar nicht mit dem Tod eines einzigen Menschen besänftigen liess. Und Faye konnte sich an keinen einzigen Tag in ihrem Leben erinnern, an dem sie sich so sehr gehasst hätte wie heute. Eine einzelne Träne löste sich aus ihrem Augenwinkel, während ihr Kopf nach unten kippte, als Rileys Begleiter den Kabelbinder um ihre Handgelenke ruckartig festzurrte und dabei natürlich genau darauf achtete, dass sie sich niemals selbst davon befreien können würde. Mehr als drei Sekunden verharrte sie aber nicht in dieser Position, weil Victor glaubte, sich erneut tiefer ins Unheil stellen zu müssen, als er es bisher getan hatte. Faye hatte keine Ahnung, ob diese Information nun noch etwas zur Sache tat, aber ihr fassungsloser, leicht panischer Blick schnellte trotzdem sofort zurück zu Victor, während sie vehement den Kopf schüttelte. "Victor, du...", weiter kam sie nicht, weil ihr die Worte für einen ganzen Satz schlicht fehlten und sie einfach nur wünschte, er würde verstehen, dass er manchmal, nur manchmal, auch einfach sich selbst schützen musste. Nicht immer nur sie. Besonders dann nicht, wenn sie selbst die Schuld an ihrem Schicksal trug, während er einfach nur von ihr mit rein gezogen wurde. Sie nahm in ihrer Verzweiflung glücklicherweise kaum wahr, wie der Typ, der ihre Hände gefesselt hatte, seine Hände ihre Silhouette abwärts gleiten liess, weil er das wohl bei seinem Kollegen gesehen hatte. Was ein absoluter Witz war, da das Nachthemd wirklich nichts verstecken könnte. Aber darum gings wohl bei der Übung auch eher sekundär. Zugleich stiess Riley im Hintergrund verachtend Luft aus und rollte mit den Augen. "Vielen Dank für die Info nach der keiner gefragt hat, Victor. Damit hast du dich leider gerade sehr viel unsympathischer gemacht, als ich dich anfangs wahrgenommen habe... Tja, scheint so, als wäre es also auch dein persönliches Karma, dass wir hier auf der Matte stehen, hm? Und jetzt bitte Klappe halten, danke", fauchte sie genervt in ihre Richtung, strafte sowohl Victor als auch Faye noch einmal mit ihrem vernichtenden Blick, bevor sie sich zur Tür drehte, um die paar Schritte zurück zu gehen. Aber Faye konnte nicht einfach still sein und akzeptieren, dass es hier so gar nichts mehr in ihrer Macht stehende gab, um Victors Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Der Handlanger neben ihr hatte sie schon fest am Oberarm gepackt und war dabei, sie in Richtung Ausgang zu schieben, als die Brünette ihre dünne Stimme noch einmal erhob. "Riley, warte...", und Riley hielt netterweise tatsächlich inne, nur um herumzuwirbeln und Faye anzuschauen, als hätte sie den Kern ihrer vorhergehenden Aussage nicht nur komplett missachtet, sondern auch einfach aus allgemeiner Dummheit nicht begriffen. "Wenn... wenn ich dir sage, wie du zu Ryatt gelangst, ohne aufgehalten zu werden... und ich dir verspreche, dass es gar nicht mal so schwer ist... Lässt du Victor dann gehen..? Das wäre doch fair, oder nicht..? Bitte...", sie hatte schon zuvor darüber nachgedacht, aber sie glaubte grundsätzlich nicht an eine Verhandlungsbasis in diesem Gespräch. Aber sie konnte es auch irgendwie nicht unversucht lassen. Natürlich wollte sie Ryatt nicht ins Verderben stossen, keineswegs. Aber trotzdem konnte Faye nicht leugnen, dass sie, wenn es hart auf hart kam und ihre Gesellschaft regelrecht nach bevorstehendem Tod stank, jeden Menschen dieser Welt gegen Victor eintauschen würde. Vielleicht nicht Aryana, aber das war ein anderes Thema. Und Ryatt würde ihr wohl nicht einmal böse sein, weil er es verstehen würde. Er hatte ja selbst nie gewollt, dass Faye sich zu sehr einmischte. Ausserdem - wenn Victor raus war, bestand wenigstens die Chance, dass jemand sie noch retten konnte.
Sie wünschte ja wirklich, die beiden würden aufhören, das hier noch so viel dramatischer und anstrengender zu gestalten, als es eigentlich nötig wäre. Aber das war wohl etwas zu viel verlangt, wie sie abwechslungsweise gerne immer wieder bewiesen. Zuerst wollte Victor irgendwas klären, dann behauptete Faye, ihr Freund hätte nichts damit zu tun, dann mischte sich besagter Freund eben doch ein, um nicht ganz unschuldig abgeführt zu werden... und dann? Dann versuchte die kleine Schlampe noch, irgendeinen tollen Deal rauszuschlagen, mit dem sie sie locken könnte. Pff. Riley betrachtete Faye mit genau dem unbeeindruckten Blick, mit dem sie sich ihr von Anfang an zugewandt hatte. Dann verdrehte sie aber erneut die Augen und schüttelte den Kopf. "Du bist wirklich auch süss Faye. Aber wirklich auch dumm", allein diese Worte reichten aus, um der Verzweiflung in den Augen ihrer Freundin scheinbar endlosen Nährboden zu bieten. "Aber keine Angst: Solltest du diese Information wirklich haben, so wirst du sie mir sehr bald sowieso sehr freiwillig flüstern. Dafür lass ich dein Anhängsel bestimmt nicht da - er verspricht doch so viel Spass", erwiderte sie leise und ihr funkelnder Blick musterte für einige lange Sekunden den Mann hinter dem eigentlichen Ursprung des Übels. "Ausserdem ist er ja Schuld an Seans Festnahme, schon vergessen? Er hat ja die Cops gerufen", ihre Augen wanderten zurück zu Faye, ein zuckersüsses Lächeln erschien und Riley wandte sich zurück zur Tür. "Und ab jetzt gilt die 'einen Mucks und der andere ist tot' - Regel." Die wiederum das Kommando für ihre Brüder darstellte, ihre eigenen Waffen zu zücken und ihre zwei Opfer mit dem kalten Metall im Rücken hinter Riley her aus dem Zimmer zu führen. Sie gingen beinahe lautlos über den Flur und die Treppe runter, durchquerten unten den schwach beleuchteten Eingangsbereich und schlüpften vermeintlich ungesehen zur Tür raus. Wo auch immer der freundliche Cop sein mochte, er hatte seinen Job gut gemacht und würde Sean hoffentlich davon erzählen. Victor und Faye überquerten - jeweils mit Hilfe von Gil und Mateo - die kurze Strecke von der Tür bis zum Mercedes Sprinter, bei dem Riley schliesslich die Hecktüren aufzog. Eigentlich bot die Ladefläche ja definitiv zu viel Platz für die beiden Maden - aber es war eben das beste, was sich so auf die Schnelle hatte auftreiben lassen. Gil hatte das Fahrzeug organisiert, weshalb auch er es war, der sich hinters Steuer klemmte, nachdem die Fracht sicher verstaut war. Sie hatten sich selbstverständlich nicht die Mühe gemacht, ihre beiden Freunde mit mehr als einem Seil, welches einmal zwischen ihren Handgelenken hindurch gefädelt, irgendwo an der Front des Laderaumes festgemacht wurde, zu sichern. Und das Seil liess selbstverständlich auch noch etwa einen Meter Spielraum. Nur damit sie auch ordentlich in die Kurven liegen konnten. Der einzige Sinn davor war eigentlich, dass sie sich beim Öffnen der Tür nicht direkt dahinter befinden würden und das sollte erreicht sein. Die abgeschlossene Tür wie auch natürlich die guten alten Kabelbinder, erledigten den Rest und Riley konnte ganz entspannt vorne einsteigen und sich von ihrem Bruder vom Grundstück chauffieren lassen. Es waren doch gut zwanzig Minuten bis an ihr Ziel, also genügend Zeit für ihre Fracht, sich währenddessen ein paar Mal ordentlich den Kopf zu stossen.
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Ja, das liebe Karma... waren Faye und ich schlechte Menschen? Sicherlich machten wir auch Fehler, aber man könnte wirklich meinen wir würden es jeden Tag aufs Neue herausfordern, so viel Scheiße wie uns passierte. Das war nicht fair. Irgendwann musste es mal genug sein. Musste enden, weil ich eigentlich schon jetzt keine Kraft mehr für einen dermaßen steinigen Weg übrig hatte. Ich hatte Aryana mal gesagt, dass ich auf ihre kleine Schwester Acht gab so gut ich konnte... aber bei Gott, das war eine verflucht schwierige Aufgabe. Erst Recht immer dann, wenn Faye gar nicht beschützt werden wollte. Stattdessen verzweifelt einen Weg dafür suchte mich doch noch aus der Affäre zu ziehen - wider Erwarten mit einem Angebot an Riley, das den Verrat an Ryatt beinhaltete. Meine Augen wanderten zurück zu der zierlichen Brünetten und mein Blick schrie dabei wahrscheinlich genau das, was ich dachte. Spinnst du? Ich lass dich doch nicht mit drei bewaffneten Kriminellen allein! In dieser Hinsicht hatte ich wohl Glück, dass es unsere Peinigerin alles in allem wirklich Null zu interessieren schien. Weil sie es sowieso aus Faye rauskriegen würde. Mir drehte sich der Magen um. Nicht nur wegen dieser Aussage, sondern auch, weil der eklige Kerl unnötig an Faye herum getatscht hatte. Ich unweigerlich daran erinnert wurde, womit uns der Syrer damals in den Hügeln gedroht hatte. Was er meiner Freundin angetan hätte, wenn Aryana und Mitch nicht so lebensmüde gewesen wären. Der IS hatte damals Informationen von uns gewollt... aber Riley wollte nicht viel mehr als pure Rache. Nein sagen tat sie zu der Info bezüglich Ryatt zwar nur vorübergehend, aber das war so oder so nicht ihr primäres Ziel. Die Frage war nur, was genau ihre Zielscheibe war - Faye Schmerzen zuzufügen? Mich ihr wegzunehmen, Auge und Auge? Oder sie einfach nur leiden zu lassen, bevor sie sie umbrachte? Meine Gedanken überschlugen sich förmlich, während ich stumm der Forderung Folge leistete. Den Mund hielt und lediglich immer wieder kurze Blicke zu Faye warf, während die Kerle uns vor sich her aus dem Hotel schoben. Wo war der verdammte Polizist?! Er war weit und breit nirgends zu sehen, obwohl er hier seinen Job zu erledigen hatte. Wäre er draußen auf seinem Kontrollgang, dann hätte er doch den verdächtigen Lieferwagen unweit des Eingangs längst bemerken müssen. Das war anscheinend was passierte, wenn man sich ausnahmsweise mal Hilfe von der Polizei holte... ich würde mich nicht noch einmal auf die ach so rechtschaffenen Beamten verlassen. Nie wieder. Egal um was es ging. Schlussendlich landeten wir bisher noch körperlich unversehrt auf dem kalten Boden des Transporters und wurden notdürftig transportsicher gemacht. Eben gerade so viel, dass wir uns nicht unnötig bewegen und definitiv nicht weg konnten. Mir wäre ohnehin nicht wohl dabei gewesen aus einem fahrenden Wagen zu springen, aber uns wurden von vornherein sämtliche Optionen genommen. Alles was wir machen konnten, war auf den großen Knall zu warten. Von der Wärme aus dem vorderen Bereich des Wagens kam wenig bis nichts bei uns an und so zog sich schon bald eine Gänsehaut über meinen nackten Oberkörper, kaum waren wir ein paar Meter gefahren. Nicht nur, dass wir uns hier den Arsch auf dem harten Boden plattsitzen durften und am Ende noch eine Blasenentzündung vom kalten Untergrund bekamen. Nein, das reichte nicht. Schon auf den ersten Metern wurde klar, dass es eine verdammt holprige Fahrt werden würde. Ohne Hände war es schwer möglich das Gleichgewicht in den Kurven nicht zu verlieren. Obwohl ich fortan damit beschäftigt war möglichst nicht wie wild hin und her zu purzeln, weil der Fahrer nicht unbedingt einen ruhigen Fahrstil anschlug, hätte ich gerne irgendwas zu Faye gesagt. Dass alles gut wurde. Dass das hier nicht der Weltuntergang war und wir auch das wieder irgendwie hinkriegen würden. Aber das hatte schon bei unserer letzten Gefangenschaft an Hilfe von außen gelegen und auch dieses Mal waren wir völlig schutzlos ausgeliefert - noch dazu wusste dieses Mal Niemand, wo wir waren. Was also sagen? Gar nichts, weil es nichts zu sagen gab. Meinerseits jedenfalls nicht, weil mir schlicht und ergreifend die Worte für diese Situation fehlten. Das Schweigen war unangenehm, aber ich hatte auch das Gefühl, dass jedes überflüssige Wort es nur schlimmer gemacht hätte. Ich brauchte nicht die hundertste Entschuldigung von Faye, brauchte auch nicht ihren Rat mich gefälligst rauszuhalten so gut es jetzt noch ging. Ich machte also stattdessen irgendwann die Augen zu, ließ den Kopf leicht nach vorne kippen und versuchte mir möglichst gut zu merken, wie oft wir in welche Richtung abbogen. Wahrscheinlich würde uns diese Informarion am Ende genau gar nichts bringen, aber es war gut zur Ablenkung. Das und die Erinnerung an die Predigten meines Ausbilders vor einigen Wochen, noch vor der letzten Prüfung - ein kühler Kopf, der war grundsätzlich der Schlüssel. Verzweifelt eine Lösung finden zu wollen und sich reinzusteigern brachte nichts, man behinderte sich nur selbst. Man musste den richtigen Moment abwarten und durfte dann aber keine Sekunde zu lang mit der Reaktion darauf warten. Würde ein solcher Moment aber überhaupt kommen? Wir mussten wohl darauf hoffen, als das Fahrzeug ein paar blaue Flecken später schließlich anhielt. Ich hob den Kopf an und sah zu der gegenüberliegenden Hecktür, die kurz darauf schon aufgezogen wurde. Einer der beiden Männer kam zu uns und löste erst das Seil von Faye, um sie kurz darauf seinem Freund außerhalb des Wagens schwungvoll in die Arme zu schubsen. Danach kam er zu mir zurück und trieb mich bewaffnet aus dem Sprinter. Draußen landete ich mit den nackten Füßen auf staubig-dreckigem Boden, der vereinzelt kleine Steine aufwies. War angenehmer als der Kies vor dem Hotel, aber die Aussichten blieben dunkel. Nirgends um uns herum waren Lichter, keine Zivilisation. Riley war mit einer Taschenlampe dabei das kleine Tor einer alten Scheune aufzumachen und mein Kopf erledigte was kommende Horrorszenarien anging schon jetzt den Rest. Es wurde auch nicht besser, als das Miststück das düstere Licht im Innenraum einschaltete und wir daraufhin nach drinnen bugsiert wurden.
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