Das ist ganz genau so.. x'D Und ja, das stimmt auch, geht mir manchmal auch so. Aber dann versuch ich wenn möglich nur so die wichtigsten Sachen wie Gesprächsinhalte zu lesen.. xD ___________
Seine Reaktion bestätigte sie bestens in ihrer Annahme, dass es eine sehr gute Idee gewesen war, Ryatt erst einmal überhaupt nichts mehr anzubieten, bevor sie darüber nicht mit Victor geredet hatte. Denn dieser sah die ganze Sache sehr viel rationaler - oder rechnete zumindest nicht nur Ryatts Probleme, sondern auch all die Gefahren ihrerseits mit ein, bevor er über den nächsten Schritt nachdachte. Und sie wusste ja, dass er Recht hatte. Aber es gab eben wie so oft nicht nur eine Version von richtig. Blieb nur die Frage, welche davon sie letztendlich wählen sollte. Sie wollte sich nicht mit Victor streiten, wirklich nicht. Und sie würde auch nichts von dem, was sie mit ihm hatte, irgendwie mutwillig aufs Spiel setzen, um einen einzigen Tag in Ryatts Leben ein Bisschen besser zu machen als die anderen. Denn dauerhaft konnte sie ihm eh nicht helfen, das wusste sie bereits, auch wenn sie nicht darüber nachdenken wollte. Dauerhaft würden nur ein Job und eine eigene Unterkunft helfen. Und das war schwierig, wenn man zugleich von der Polizei gesucht wurde. Wie hoch seine Strafe wohl wäre, wenn sie ihn schnappen würden? Da er nicht zahlungsfähig war, würde er wohl ziemlich sicher hinter Gitter wandern... Und das war ein denkbar schlechter Ort für eigentlich gute Menschen, siehe Mitch. Vielleicht könnte ja auch jemand Ryatts Strafe zahlen, damit es nicht soweit kam? Nicht sie natürlich, war nicht so, als würden sie ihrerseits im Geld schwimmen. Natürlich waren sie nicht arm, sie hatten ja auch Schmerzensgelder bekommen, wegen allem, was in Syrien passiert war. Aber vieles davon war schon längst draufgegangen für all die Therapien und was es eben so gebraucht hatte, um überhaupt erst hier zu stehen heute. Selbst wenn sie reich wären - sie würden keine Kautionen oder Bussen für einen eigentlich fremden Mann zahlen. Sonst könnte sie das ja für alle tun, mit denen sie gerade so Mitleid hatte - so lange, bis sie eben wirklich kein Geld mehr hatten. Aber eine gewisse Rationalität wohnte selbst Faye noch inne, auch wenn ihr Verhalten zeitweise daran zweifeln liess. Die Brünette hatte den Kopf schon in Richtung Boden gesenkt, als er ihr die erste, wenn auch nur rhetorische Frage stellte. Nein, er sah eben überhaupt nicht so aus, darum standen sie ja jetzt in diesem Zimmer. Dass sie tatsächlich von den Cops angehalten wurde, während sie Ryatt zur Werkstatt fuhr, hielt sie eigentlich für eher unwahrscheinlich. Aber es stimmte eben schon, dass die Möglichkeit bestand. Genau wie die Leute, die den Mann in ihrem Wohnzimmer nicht mochten und auf die Victor als Nächstes zu sprechen kam. Sie wusste nicht, ob sie jemals vorgehabt hatte, ihm von dem kleinen Zwischenfall von heute Morgen zu erzählen oder eher nicht. Irgendwie hielt sie das Wissen um Seans Existenz für nicht so relevant, als dass sie es gerne mit Victor geteilt hätte... Was vielleicht auch weniger mit der Relevanz des Ganzen als mit der Reaktion ihres Freundes zu tun hatte. Sie wollte ihm doch auch nicht unnötig noch mehr Sorgen aufladen, die sie allein zu verschulden hatte, da ging doch letztendlich niemandem besser... Faye seufze müde, ein Bisschen verzweifelt, während sie sich auf die Bettkante sinken liess. Eigentlich waren Alltagskleider im Bett für sie ein ziemliches No-Go, aber gerade erschienen ihr die Dreckpartikel und Bakterien, die an ihrer Jeans klebten und von dort auf ihre Bettdecke hüpften, als relativ irrelevant. "Naja wir sind halt zu seinem Wagen gekommen... und dann haben wir den kaputten Reifen gesehen... Und da war das noch kein so unlösbares Problem - aber dann ist halt der Typ gekommen, der den Reifen überhaupt erst aufgeschlitzt hat", murmelte sie vor sich hin, als würde ihre Tonlage und das Getuschel dazu beitragen, dass Victor die Neuigkeiten besser verdauen würde. Sie wagte zwischenzeitlich einen kurzen Blick in seine Richtung, starrte dann aber wieder vor sich hin in die Leere, weil sie genau wusste, dass das alles beschissen war und ihn nur noch wütender - oder besorgter, wie man's eben nennen wollte - machte. "Er... er wollte eigentlich nur verhindern, dass Ryatt abhaut... weil er ihn noch für irgendwas braucht, in vier Wochen - aber ich weiss nicht was und ich will's auch gar nicht wissen", fuhr sie mühsam fort, bettete dabei ihr Gesicht wieder in ihre Hände, um sich die Schläfen zu massieren, als würde das etwas gegen die aufkommenden Kopfschmerzen helfen. "Ryatt hat dann zwangsläufig eingelenkt, da das offenbar der gleiche Typ war wie der, der ihm das Messer in den Bauch gesteckt hat. Daraufhin hat dieser noch zwei weitere Reifen aufgeschlitzt, nur zum Spass, und ja. Jetzt sind drei davon kaputt und der Wagen fährt nirgends mehr hin und die Reparatur kostet das Drei- bis Vierfache, wofür Ryatt sicherlich nicht ohne Diebstahl aufkommen kann.", gegen Ende klang Faye nur noch frustriert und hätte sie jemals gewusst, was sie jetzt tun sollte, so tat sie das nun jedenfalls nicht mehr. Die Situation war ganz einfach ultimativ beschissen und dass Victor nun mehr oder weniger die ganze Wahrheit kannte, machte es doch auch nicht besser.
This is your life, it's do or die, the sun may never rise again, so be the light the vision. This is your life, it's slipping by, you try to run but fall again, you get back up that's living.
Irgendwie kann ich nich aufhören was nachzulesen, wenn ich mal angefangen hab... leider. x'D und jetzt hab ich schon zum dritten Mal geschrieben, weil zwei Mal mein Internet abgekackt ist und alles einfach weg war. q.q also wenns less details sind oder so tuts mir leid, aber war jetzt nur noch so semi-motiviert auf den schon wieder selben Post, haha. x'D ____________
Ich hätte besser nicht fragen sollen. Zwar war Unwissenheit grundsätzlich ein unschönes Gefühl, aber ob ich mich mit dem Wissen jetzt besser fühlte..? Wahrscheinlich eher nicht, wenn ich dem sich ausbreitenden, unangenehmen Gefühl im Magen Glauben schenken konnte. Es gab eine offensichtlich gefährliche Person in Ryatts Umfeld, der Faye vorhin über den Weg gelaufen war. Um genau zu sein handelte es sich dabei scheinbar sogar um den Verursacher all diesen Übels - wäre der Veteran nicht verletzt, säße er schließlich nicht schon wieder auf meinem... unserem Sofa - und das beunruhigte mich nur noch mehr. Ich wusste, dass ich ein zu unnötiger Paranoia neigender Mensch war, was überwiegend sicherlich an all den schlimmen Ereignissen der Vergangenheit lag. Wusste im Gegenzug auch, dass ich solch empfindlichen, schwarzen Gedanken eigentlich gar keinen Raum geben sollte, doch kam ich nicht umher mir flüchtig auszumalen, was der zierlichen Brünetten alles hätte zustoßen können. Was ihr noch zustoßen könnte, sollte sie diesem Menschen noch irgendwann ein weiteres Mal über den Weg laufen. Dazu brauchte es nicht einmal zwangsweise Ryatts Anwesenheit, die Stadt war nicht besonders groß. Normalerweise fand ich das auch gut so, weil ich in einer Großstadt kaum zur Ruhe kommen würde, aber jetzt gerade spielte das meiner gedanklichen Schwarzmalerei leider in die Karten. Im ersten Moment wusste ich wirklich nicht, was ich dazu sagen sollte. Wusste nicht, ob nun die chronische Angst um meine bessere Hälfte, oder das Gefühl sie mal kräftig schütteln und aufwecken zu müssen, überwog. Ein harter Zweikampf, der mich dazu brachte mich kopfschüttelnd von ihr abzuwenden und stattdessen langsamen Schrittes zum Fenster zu gehen. Ich sah einige Sekunden lang mit gedankenverlorenem Blick durch die Scheibe und schüttelte unterbewusst dabei immer wieder kaum sichtbar mit dem Kopf. Draußen war alles wie immer, nichts Ungewöhnliches zu sehen. Es könnte theoretisch ein Tag wieder jeder andere sein, wäre da nicht die wiederkehrende Angst um Faye. Es war schon länger her, dass dieses Gefühl so penetrant gegen meine Brust gedrückt hatte, wo ich hier in der Zivilisation ohne Krieg eigentlich nur selten Gründe dazu hatte. Ich hatte das Gefühl kein bisschen vermisst, konnte es aber auch nicht kontrollieren. Wenn es mich erst einmal packte, dann wurde ich es nicht mehr los. Ich schloss die Augen und atmete mit einem unterdrückten Seufzen tief durch, bevor ich mich wieder zu der Brünetten umdrehte. Wenn Faye schon unbedingt zur Werkstatt fahren wollte, würde ich gerne mit. Zur Sicherheit. Ging halt nur nicht, weil ich nicht wollte, dass Lance mich mit Ryatt in Verbindung brachte, sollte letzterer in irgendeiner Art und Weise Scheiße bauen. Ich traute ihm nämlich nach wie vor kein Stück über den Weg und wollte in diese Misere nicht auch noch mit hinein gezogen werden. "Ich... weiß nicht. Mach einfach das, was du für richtig hältst, Faye." Das war nicht das, was ich eigentlich hatte sagen wollen. Irgendwie sagte ich in letzter Zeit auch sehr oft, dass ich es nicht wusste. Es erschien mir der einzige Weg zwischen 'Nein, bleib hier' und 'Mach ruhig' zu sein. Natürlich wäre es mir am liebsten, wenn sie einfach hier Zuhause bei mir bleiben würde, wo ich wusste, dass ihr nichts passierte und sie nicht in die nächste unschöne Situation schlitterte. Wollte eigentlich auch nicht, dass sie ihm ihre Nummer gab, weil er sich dann immer und immer wieder melden konnte, um ihre Hilfsbereitschaft auszunutzen. Andererseits war ich aber schlichtweg nicht egoistisch genug, um das zu sagen. Es war ja nicht so, als würde ich dem Kerl auf dem Sofa das pure Verderben wünschen - ich wollte nur nicht, dass er seines zu unserem machte. Also zuckte ich einfach nur mehr oder weniger nichtssagend mit den Schultern, während meine Augen wahrscheinlich Vieles von dem widerspiegelten, was ich nicht sagte.
+ .Don't wait for the dust to settle. Don't wait til you've had enough. +
Dann muss ich mich wohl mal endlich drum bemühen, ein Bisschen fleissiger zu antworten, damit du gar nicht erst nachlesen musst... x'D Und ohjee... das altbekannte Problem mit neu schreiben weil Internet kacke... das ist extrem anstrengend. ._. _________________
Er wirkte alles andere als erfreut über die Informationen, die sie auf seine Nachfrage hin bekannt gab. Wen wunderts... Das hatte sie ja auch absolut kommen sehen, darum wäre Schweigen vielleicht auch die bessere Option gewesen. Wenn sie jetzt so darüber nachdachte - abgesehen davon, dass sie ihn nicht belügen oder ihm irgendwas verheimlichen wollte, wäre eine kleine Schwindelei hier vielleicht doch nicht so falsch gewesen. Seine ganze Körperhaltung berichtete von purer Anspannung und Sorge, die sie bestens erkennen konnte, ohne auch nur einen Blick in Victors Gesicht riskiert zu haben. Er hatte sich dem Fenster zugewandt, also blieb ihr dieser Anblick sowieso vorerst erspart. Allerdings nicht für lange, denn ein paar Sekunden später erklang der nächste Seufzer und ihr Freund drehte sich zu ihr zurück, um ihr ein - zumindest wörtlich absolut nichtssagendes Urteil zukommen zu lassen. Und der Ausdruck seiner Augen liess Faye umgehend wieder den Blick senken. Denn sie wusste, dass sie die Schuld an seiner Sorge trug und eigentlich lag es ihr doch komplett fern, ihm sein Leben noch anstrengender zu gestalten. Aber "Ich weiss nicht" spiegelte ihre eigene Gefühlslage leider nur zu gut wieder. Sie wusste absolut nichts mehr, am allerwenigsten, was sie jetzt tun sollte oder für richtig hielt. Auch sie gab wieder einen relativ verzweifelten Laut von sich, bevor sie sich zurück auf die Beine kämpfte, dann aber erstmal verloren stehen blieb. "Aber das will ich nicht... ich weiss ja nicht, was richtig ist", murmelte sie, langsam nur noch müde von dem ganzen Debakel, dass sie ganz alleine zu verantworten hatte. "Und ich möchte doch nicht, dass du dir Sorgen machen musst - das ist sogar das Letzte, was ich will...", entsprechend vorteilhaft war ihr ganzes Verhalten während der letzten Stunden oder Tage eben gewesen, wie man nun bestens aus seinem Gesicht lesen konnte. Faye tappte langsam auf ihn zu, blieb ein paar Sekunden etwas einen Meter von ihm entfernt stehen, ohne wirklich zu wissen, was sie jetzt hier wollte. "Ich bestelle ein Taxi und geb' ihm meine Nummer mit, damit er anrufen kann, falls irgendwas nicht klappt. Ist... gut?", das war wohl die falsche Abschlussfrage, auch wenn sie sich mit diesem Lösungsvorschlag bereits einen Schritt zurückgenommen hatte. Wahrscheinlich wäre es trotzdem noch nicht wirklich gut für ihren Freund, der sich in diesem Moment wohl sehnlichst wünschte, sie hätte dem Fremden einfach niemals Asyl gewährt. Hatte sie aber getan und nun sassen sie alle drei in diesem definitiv zum Kentern verurteilten Boot. Faye streckte sehr vorsichtig ihre Hand aus, um diese auf Victors Schulter zu legen und dann zart über seinen Oberarm zu streichen, bis ihre Finger an seinem Ellbogen wieder inne hielten. "Das Schlimmste was passieren kann, ist, dass ich deswegen meinen Job verliere, okay...? Und das wäre wirklich scheisse, aber es wäre nicht das Ende. Ich würde schon irgendwie eine Lösung und eine neue Arbeit finden, falls sich diese Stelle wirklich nicht retten lässt", versuchte sie - wie immer dezent hilflos - ihm irgendwie die Angst zu nehmen, die sie eigentlich nur zu gut verstand, weil sie sie selber so oft in aller Intensität empfunden hatte. Aber sie glaubte an ihre Worte und daran, dass ihr nichts zustossen würde. Sie würde ja nicht irgendwelche (weiteren) Verbrechen begehen mit oder wegen Ryatt. Und Sean würde sie nie wieder treffen - schon gar nicht jemals riskieren, ihn wütend zu machen. Das heute war eine dumme Bemerkung gewesen, die ihn überhaupt erst dazu gebracht hatte, sie für ein paar Sekunden näher zu beachten. Aber auch solche würde sie keine mehr fallen lassen, falls sich ihre Wege jenseits von Gut und Böse wieder kreuzen sollten.
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also ich will hier Niemanden nötigen, seine Freizeit für mich zu opfern.... aber das könnte wohl als einziges das Problem lösen, ja. :'D Ich hatte das ja ewig nicht mehr, aber seit wir umgezogen sind und anderes haben, spinnt das leider öfter mal *sfz* ____________
Da saßen wir dann jetzt scheinbar in einer Zwickmühle. Denn so wenig wie Faye diese Sache gänzlich allein entscheiden zu wollen schien, wollte ich der böse Freund sein, der sich unnötige Sorgen machte und ihr deshalb irgendwas verbieten wollte. Ich war einfach Niemand, der anderen gerne Vorschriften machte, ganz gleich wie sehr ich das manchmal für angebracht hielt. Wir beide befanden uns also in etwa an dem selben Punkt wie immer, wenn wir irgendein Problem hatten - keiner wollte wirklich einen richtigen Schritt nach vorne oder zurück machen, weil wir nichts falsch machen wollten. An und für sich war das vielleicht keine völlig negative Eigenschaft, aber manchmal war das einfach wahnsinnig hinderlich. Fayes Worte waren dann doch etwas ironisch. Dafür, dass sie mir keine Sorgen aufladen wollte, tat sie das in den vergangenen Stunden nämlich wirklich sehr erfolgreich gefühlt mit Vollgas. Ich wusste zwar, dass die zierliche Brünette das nicht mit Absicht getan, sondern nur Ryatt hatte helfen wollen, aber das änderte an der Tatsache eben nichts. Ich hatte mir Sorgen gemacht und das nicht zu wenig. Es war mir in meinen Augen jedoch auch nicht zu verdenken, wo heute morgen doch erst die Polizei auf der Matte gestanden und den Ernst der Lage verdeutlicht hatte. Wegen diesem Gedanken zog ich gerade die Augenbrauen zusammen, als meine Freundin auf mich zukam. Eine wörtliche Reaktion auf ihre vorherige Bemerkung blieb aus, aber ihr folgender Vorschlag war auch der wichtigere Part dieses Gesprächs. Mir war so ziemlich alles lieber, als dass sie mit ihm hinfuhr. Die Mitgabe ihrer Telefonnummer war auch gewissermaßen riskant, aber dann sah Lance die junge Frau zumindest nicht mit dem Verbrecher. Ein Augenzeuge weniger in unserem Umfeld. Sie lief weniger Gefahr noch mehr Spuren zwischen sich und dem Mann auf dem Sofa zu verstreuen. Lief weniger Gefahr noch einmal in den Radius von Ryatts merkwürdigem Bekanntenkreis zu fallen, wenn sie nicht mit ihm unterwegs war. Ein Kerl, der einem anderen Menschen einfach so ein Messer in den Körper rammte, musste unberechenbar sein. "Ja, das... geht schon in Ordnung. Ist mir auf jeden Fall lieber, als wenn du mitfährst...", willigte ich mit einem schwachen Nicken gemurmelt ein, klang nach wie vor etwas nachdenklich. Mein Blick senkte sich automatisch auf ihre Hand und ruhte weiterhin auf ihren schmalen Fingern, als Faye weiterredete. Das war allerdings nicht meine Definition vom Worst Case Szenario und in meinen Augen konnte durchaus noch schlimmeres passieren, wenn er sie noch ein weiteres Mal - oder gar noch öfter - kontaktieren würde. Es war ja nicht so, als würde sich ihre Handynummer für ihn plötzlich in Luft auflösen, nur weil er die Sache mit seinem Auto geregelt bekommen hatte. "Es geht mir nicht um den Job, Faye." Denn neue Arbeit war nicht allzu schwer zu finden. Es gab eigentlich immer irgendwas zu tun, womit man sich zumindest vorübergehend über Wasser halten konnte. Für halbwegs normale, nicht obdachlose Menschen zumindest. Natürlich wäre es mir nicht völlig egal, ob sie nun diesen Job verlor, weil er ihr bis jetzt ganz gut gefallen hatte, aber es wäre eben nicht das Ende, wie sie so schön sagte. "Es ist einfach grundsätzlich nervenaufreibend, wenn du mit einem Verbrecher umherziehst... und offensichtlich auch gefährlich, an deiner Erzählung bemessen.", beklagte ich mich nun doch etwas angestrengt und richtete die Augen kurzzeitig nach oben an die leere, weiße Zimmerdecke, als würde sie mir die negativen Gefühle nehmen oder mir anderweitig helfen können. Weil das natürlich nicht der Fall war, fiel mein Blick bald wieder auf Fayes Gesicht. "Aber vielleicht hat es mit dem Ganzen ja später ein Ende, sollte er sich mit Lance einig wird.", ergänzte ich ein paar pseudomäßig optimistische Worte, weil ich eben doch eher ein Realist mit Tendenz zum Pessimisten war. Das hatten die jahrelangen Depressionen wohl schlichtweg so mit sich gebracht. Ich wurde nicht leichtfertig plötzlich optimistisch, sondern genoss selbst den Gedanken an einen positiven Ausgang der Dinge nur mit vorsichtiger Zurückhaltung. Bis Ryatt wirklich die Stadt verlassen hatte und wie vom Erdboden verschluckt war, würden sich die wiederkehrenden Bedenken kaum vollends eliminieren lassen.
+ .Don't wait for the dust to settle. Don't wait til you've had enough. +
Momentan bin ich aber wieder etwas fleissiger mit Antworten glaub ich, ich geh nämlich wieder zur Uni und das Zugfahren bietet sich bestens zum Schreiben an, vorausgesetzt ich bin nicht zu müde. Also wird's möglicherweise tatsächlich besser. xD Ich seh schon... Aber wenns nur dieses Problem gibt mit der neuen Wohnung, dann kommst du sicher damit klar. :) ____________
Er brauchte sie eigentlich nicht so anzuschauen - sie wusste schon, was er dachte. Nämlich, dass sie ganz schön viel Scheisse gebaut hatte, für dass sie gleichzeitig eigentlich überhaupt nicht wollte, dass er sich Sorgen machen musste. War leider so... Aber das konnte sie jetzt auch nicht mehr rückgängig machen. Sie konnte nur versuchen, es von jetzt an besser zu machen und das tat sie wirklich. Darum stand sie ja hier mit ihrem Freund im Schlafzimmer auf der Suche nach einer intelligenteren Lösung als der, die sie ohne ihn wohl gewählt hätte. Dieser Lösung, die sie soeben vorgeschlagen hatte, stimmte Victor wenig später auch mehr oder weniger motiviert zu. Klar war die Sache mit der Handynummer auch gewissermassen ungünstig, weil sie so noch weniger mit dem Fall abschliessen konnten als anders. Aber sie wusste, dass sie sich ewig Sorgen machen würde, wenn sie ihn einfach gehen liess. Tat sie zwar auch so, aber dann konnte sie wenigstens dran glauben, dass er sich in einem Notfall bestimmt melden und nicht einfach sang- und klanglos untergehen würde. Faye nickte auf seine Bestätigung schwach, auch wenn ihr noch immer nicht wirklich wohl dabei war, dass Victor auch an diesem Vorhaben eigentlich wenig Gefallen fand. Seine nächsten Worte förderten wiederum ihr sinnloses Auf-der-Unterlippe-Herumbeissen - und es war wieder der gleiche Grund, der ihr Unwohlsein antrieb. Denn auch das hatte sie schon gewusst. Natürlich machte er sich nicht unbedingt Sorgen um ihren Job und natürlich war Arbeitslosigkeit ihrerseits nicht das, wovor er sich am meisten fürchtete. Aber sie glaubte eben wirklich nicht daran, dass etwas Schlimmeres als das eintreffen könnte. Vielleicht war das naiv, aber hatten sie nicht bereits genügend andere Sorgen, sodass sie sich getrost nicht auch noch den Kopf darüber zerbrechen musste? Irgendwie schon. "Ja ich weiss... Und es tut mir leid... Aber ich bin offiziell nur die, die Ryatt zu seinem Truck zurückgebracht hat, Sean hat mich nur flüchtig gesehen und er hat keinen Grund oder Anhaltspunkt, um mich zu suchen. Ich glaube wirklich nicht, dass wir uns über mehr als die Sache mit der Polizei weiterhin Gedanken machen müssen...", ihre Stimme war gefühlt nochmal eine Tonlage kleinlauter geworden, während sie versuchte, die Wogen zu glätten und Victor wenigstens einen Teil seiner Angst wieder zu nehmen. Auch wenn das gerade etwas aussichtslos wirkte. Ob ihr Part in der Geschichte des obdachlosen Veteranen bald ein Ende finden würde, würde wohl erst die Zeit zeigen. Gut möglich, dass sie dann nie wieder etwas von ihm hörten, weil Ryatt sie nicht noch weiter in sein Übel ziehen wollte. War aber ebenso gut möglich, dass er noch tiefer ins Elend rutschte als jetzt schon und irgendwann keine andere Möglichkeit mehr sah, als ihre Nummer in sein Telefon zu tippseln. Sie konnten also nur hoffen, dass Victors Worte sich bewahrheiten würden und das Ganze für sie eben wirklich ein Ende fand, sobald der Truck in der Werkstatt stand.
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Ja, ist mir auch durchaus aufgefallen, hahaha :D Ist halt immer noch teilweise Baustelle, aber man gewöhnt sich irgendwie dran... bin trotzdem froh, wenn dann endlich mal nicht mehr jeden Tag irgendwo auf dem Grundstück/im Haus Handwerker sind. x'D ____________
Wir drehten uns schon wieder ziemlich im Kreis, oder? Einer machte sich Sorgen, der andere versuchte fast krampfhaft zu beschwichtigen. Aussichten auf Erfolg waren im ersten Moment dabei meistens eher mäßig bis schlecht, bis sich die Gemüter etwas beruhigt hatten. Auch jetzt gerade war das so. Womöglich hatte Faye tatsächlich Recht mit dem, was sie sagte. Dass ich mir bis auf die Polizei eben wirklich keine Gedanken machen musste, dass das vollkommen unbegründet war. Aber wie sollte ich selbst das irgendwie einschätzen können? Ich war vorhin nicht dabei gewesen und konnte nichts davon beurteilen. Wusste einfach nicht, inwiefern sie bei dem Gespräch zwischen Ryatt und dessen Peiniger irgendwie involviert gewesen war - oder eben auch nicht. Ich konnte nur klammheimlich darauf hoffen, dass meine Freundin damit Recht hatte und sie kein Stück ins Visier gerückt war. Für einen kurzen Moment schloss ich die Augen und atmete etwas tiefer durch. Ich wusste, dass ich mich ein Stück weit auch unnötig in die Angelegenheit hineinsteigerte. Natürlich war die ganze Situation schon irgendwie ziemlich scheiße, aber solange die Polizisten meiner Freundin nicht mehr nachweisen konnten, als dass sie den Veteranen nicht zurück ins Krankenhaus gebracht hatte, war das alles ja noch kein völliges Drama. Sollte Ryatt dann bald die Stadt verlassen, hätte die Sache wahrscheinlich auch ein Ende und ich würde mir nie wieder Gedanken darüber machen müssen. Zumindest im Optimalfall, von dem ich einfach mal ausgehen sollte, um mir selbst nicht noch mehr Kummer zu bereiten, als es ohnehin schon der Fall war. Meine Psyche mochte stabiler sein als damals in der Psychiatrie, aber es hatte schon seinen Grund, warum ich relativ regelmäßig noch zu ambulanten Sitzungen ging. Vielleicht konnte ich die irgendwann auch sein lassen, wenn ich noch den einen oder anderen Meilenstein im Leben erfolgreich erreicht hatte, aber momentan wäre es fahrlässig nicht mehr hinzugehen. Zwar brauchte es schon mehr als eine Kleinigkeit, um mich wieder vollkommen aus der Bahn zu werfen, aber da ging ich lieber auf Nummer sicher. Mit Faye über meine Sorgen oder Probleme zu reden war gut und auch wichtig für unsere Beziehung, aber es war nicht dasselbe wie der Rat eines Therapeuten. Der war zwar nicht immer hilfreich und manchmal in meinen Augen sogar eher bescheuert, aber er war unbeteiligt und hatte einen anderen Blickwinkel auf mein Leben. Das war der entscheidende Unterschied dabei. Noch bevor ich die Augen erneut öffnete streckte ich die Hände nach Faye aus. Die rechte Hand legte ich ihr in den Nacken und zog sie so behutsam zu mir hin, während ich die andere um ihre schmalen Schultern legte. Dann hielt ich sie einen Moment lang einfach nur fest und atmete durch. Sie war hier und bisher war ihr nichts passiert. Das war das Wichtigste, oder? "Ich hoffe, dass du Recht hast.", murmelte ich Faye an den Haaransatz, kurz bevor ich ihr einen flüchtigen Kuss auf den Kopf hauchte. "Wahrscheinlich mach ich mir wieder zu viele Sorgen. Ich will nur nicht, dass... dir was passiert.", nuschelte ich vor mich hin, ehe ich die Umarmung langsam wieder etwas lockerte und ihre Augen mit meinen suchte. Wahrscheinlich wussten wir beide nicht genug über Ryatt und seine Gesamtsituation, um abschließend beurteilen zu können, wie sehr er und sein Umfeld wirklich ein Problem waren, aber in diese Richtung sollte ich jetzt wohl besser nicht wieder denken. Ihn direkt zu fragen war nämlich eher keine Option.
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Sehr gut! xD I see, ist dann wohl der Nachteil von Neubau... aber das sollte ja zum Glück zeitlich begrenzt sein und dann habt ihr irgendwann euren Frieden! :) _______________
Es dauerte zwar einen Moment und zuerst wirkte es fast so, als hätte sie ihm mit ihrer Aussage gleich komplett alle Nerven geraubt, aber dann, sie war noch immer mit einer zerknirschten Musterung ihrer Füsse beschäftigt, spürte sie eine Hand in ihrem Nacken und nahm nur zu gerne die zwei kleinen Schritte, die sie schliesslich direkt an seine Brust führten. Faye schloss sofort die Augen und atmete erleichtert aus, als hätte sie die letzten paar Minuten die Luft angehalten. Sie legte ihre Arme ebenfalls um ihn, liess seine Nähe auf sich wirken in der Hoffnung, dass die Umarmung ein Zeichen dafür war, dass jetzt alles wieder gut werden würde. Dass zumindest zwischen ihnen keine Steine mehr den Weg blockierten und sie in Frieden leben durften. Seine Worte konnte sie genau so unterschreiben, denn das hoffte sie wirklich auch. Wahrscheinlich war seine Angst nicht zu hundert Prozent unberechtigt und natürlich könnte in Wirklichkeit noch eine Menge anderer Dinge schief gehen, abgesehen von dem Jobverlust. Aber sie wollte nur allzu gerne daran glauben, dass ihnen kein weiteres Übel mehr drohte und auch die Sache mit der Arbeit sich bald erledigt hatte. "Das hoff' ich auch...", murmelte sie an seine Brust - denn ganz ehrlich: sie waren einfach nicht die Art von Menschen, die grosse Veränderungen und Abenteuer und Nervenkitzel im Leben brauchten. Davon hatten sie auf ihrem bisherigen Weg mehr als genug gehabt, weshalb sie zumindest die nächsten Jahre getrost darauf verzichten konnten. Wie man an diesem Beispiel bestens sah, reagierten sie als Paar auch nicht allzu positiv auf solche ungeplanten, mitunter wenig erfreulichen Überraschungen. "Ich weiss... ich passe wieder besser auf mich auf, versprochen", schob die Brünette noch ein paar weitere Worte nach, die auf den Rest seiner Aussage bezogen waren. Faye hatte nämlich weder vor, sich selbst in unnötig gefährliche Situationen zu bringen, noch Victor weitere Nerven zu rauben. Lag ja auch in ihrem Interesse, sich nicht in der Nähe eines Messerstechers aufzuhalten. Das hatte sie schon einmal - unfreiwillig - getan und alle wussten ja bestens, wie das damals ausgegangen war. Unschön, sehr untertrieben gesagt. Sie hob den Blick, als Victor sich wieder etwas von ihr löste, schaute in seine grünbraunen Augen, die für immer ihr Zuhause bleiben würden und stellte sich auf die Zehenspitzen, um seine Lippen für einen sanften Kuss zu erreichen. Ihre Finger strichen über seine Wange, nachdem sie sich wieder zurückgelehnt hatte. "Dann bringe ich Ryatt jetzt nach draussen und dann machen wir uns noch einen schönen Nachmittag, ist gut? Vielleicht können wir noch ein Bisschen raus, um auf andere Gedanken zu kommen... Oder du hast eine bessere Idee oder einen anderen Wunsch", schlug sie vor, versuchte so die unangenehme Thematik für den Moment vom Tisch zu schieben. Das war wohl das Schlaueste, denn solange sie nicht wirklich wussten, wie sich die Sache entwickelte, konnten sie auch keine Massnahmen ergreifen oder Zukunftspläne schmieden, die sie nicht gleich wieder über den Haufen werfen mussten.
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Jep... aber wenigstens ist's noch ein bisschen billiger, solange noch nicht alles zu 100% fertig ist. x'D ____________
Sie würde wieder besser auf sich aufpassen. Es war zwar nicht ganz wie Musik in meinen Ohren, weil dafür meine eigene Unsicherheit dahinter zu groß war, aber es war ein guter Anfang. Zumindest eine kleine Beschwichtigung für mein unruhiges Gemüt, das womöglich wirklich etwas zur Ruhe kommen könnte, wenn wir uns später noch gemeinsam von den unschönen Geschehnissen ablenkten. Frische Luft klang mir da wie eine gute Idee, hatte die Natur doch meistens eine beruhigende Wirkung auf mich. Allein deshalb schon, weil man dort in der Regel Ruhe vor dem Rest der Menschheit fand. Früher hatte ich das gar nicht gebraucht, hatte kaum genug mit meinen Freunden in der Stadt unterwegs sein können. Es war verrückt, was für einen Wendung meine Persönlichkeit in den letzten Jahren genommen hatte. Andererseits aber auch nicht wirklich überraschend, bemessen an den Dingen, die ich gesehen und erlebt hatte. Manche davon ohne, viele aber leider auch mit Faye. Ich erwiderte den Kuss liebevoll und sah die hübsche junge Frau danach noch einen weiteren stillen Moment lang an, musterte ihre Gesichtszüge. "Ja, mach das. Rausgehen klingt auch gut.", willigte ich dann mit einem schwachen Nicken ein und rang mir ein eher mühseliges Lächeln ab, als meine Augen noch einmal ihre fanden. Kurz sah ich noch zu ihr nach unten, ehe ich einen Kuss auf ihre Stirn hauchte. Dann ließ ich meine Arme langsam wieder sinken, um sie freizugeben. Ryatt wollte jetzt mit Sicherheit auch langsam mal eine Entscheidung hören, damit er sich auf den Weg machen konnte und mir war es nur recht, wenn er zeitnah das Weite suchte. Sich seinem Truck widmete und danach am besten nie wieder einen Fuß in die Nähe dieses Hauses setzte, weil er sich mit dem Wagen ein für alle mal aus dem Staub machte. Es blieb mir nur das Beste zu hoffen. Nach einem letzten Blick zu Faye folgte ich ihr dann auch aus dem Zimmer, damit sie sich noch abschließend um Ryatt - beziehungsweise sein Zeug, dass noch im Wagen unten lag - kümmern konnte. Seine Wunden hatte sie sich ja glücklicherweise vorhin schon einmal angesehen, weshalb mir eine weitere dieser Eskapaden nun erspart bleiben würde. Alles in allem dürfte es auch nicht lang dauern, bis dann ein Taxi da war und sobald der Kerl weggefahren war, war er hoffentlich zumindest vorübergehend auch aus dem Sinn. Wieder im Wohnzimmer angekommen stand der Veteran schon langsam vom Sofa auf, um sich auf den Aufbruch vorzubereiten und sah uns dann abwartend an, als er auf den Beinen stand. Da waren wir beide wohl ausnahmsweise derselben Meinung - je schneller er hier weg war, desto besser. Allerdings würdigte ich für meinen Teil ihn kaum eines Blickes, sondern ging noch einmal zurück zum Sessel. Der Laptop wollte ausgemacht werden und vorher konnte ich noch meine Mails checken, solange Faye eben mit dem Rauswurf unseres Gastes beschäftigt war.
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Das ist auch ein kleiner feiner Vorteil...^^ ____________
Zu sagen, dass zwischen ihnen jetzt wieder alles gut war, wäre vielleicht ein Bisschen übertrieben, da die Sache trotz allem eben noch nicht überstanden war. Aber die kleine Aussprache hatte trotzdem gut getan und sie erfolgreich davor bewahrt, einen weiteren möglichen Fehler gegen Victors Willen zu begehen. Es fühlte sich für die harmoniebedürftige junge Frau eben einfach viel besser an, nicht die ganze Zeit zu befürchten, seine Wut mit ihren Handlungen noch weiter zu schüren. So erwiderte sie sein kleines Lächeln ungefähr in gleichem noch ziemlich zurückhaltendem Ausmass, bevor sie sich nach einem letzten zärtlichen Kuss von ihm löste, um Ryatt das beschlossene Urteil zu verkünden. Ein Bisschen dämlich fühlte es sich ja schon an. Aber wie gesagt - besser so als hinterher einen Streit mit ihrem Liebsten. Im Wohnzimmer angekommen, schien Ryatt bereits ein weiteres Mal mit dem Polster des Sofas abgeschlossen zu haben und erhob sich langsam auf seine Füsse. "Ich rufe gleich ein Taxi", hielt sie die Spannung kurz und die Überraschung klein, ging dann zum Couchtisch, um dort ihr Handy abzuholen. Es dauerte nicht lange, bis sie im Internet wahllos einen Taxianbieter herausgesucht und die Nummer gewählt hatte. Und dann, nach etwa der gleichen Zeitspanne, einen Chauffeur herbestellt und ihm die Adresse diktiert hatte. Er versicherte ihr, in wenigen Minuten hier zu sein, weshalb ihr Blick, kaum war der rote Hörer gedrückt, wieder zu Ryatt wanderte. "Sollte nicht lange dauern...", erklärte sie, wobei das ungute Gefühl spätestens jetzt wieder jegliche Entspannung aus ihren Gliedern scheuchte. Aber sie konnte nicht darauf hören, sonst drehte hier gleich mindestens einer endgültig am Rad und das wollte sie noch weniger, als Ryatt jetzt seinem Schicksal zu überlassen. Sie wartete einen Moment unentschlossen, bevor sie das Geschirr auf dem Tablett schnappte, um dieses noch in die Küche zu bringen, bevor sie den Weg in Richtung Wohnungstür einschlug. Bis sie bereit waren, wären die paar Minuten auch um, die es den Taxifahrer kostete, hier anzutanzen. So schloss die Brünette die Wohnungstür auf, hielt sie für Ryatt geöffnet, bevor sie im auf seine Wunde abgestimmten Schneckentempo die Treppenstufen nach unten stieg. Unten stiess sie auch die Haustür auf, blickte sich draussen erneut akribisch prüfend um, ohne natürlich etwas Auffälliges festzustellen und ging dann die paar Schritte zu ihrem Auto. Erst als auch hier die Schlüsselbarriere überwunden war, blieb ihr Blick zum ersten Mal wieder etwas länger an Ryatt hängen. Es war schwer zu beschreiben, wie beschissen sie sich dabei fühlte, ihn einfach zurück auf die Strasse zu kicken. Sie griff in die Tasche ihrer Jeans, um ihren Geldbeutel hervorzuzaubern, den sie in der Küche im Vorbeigehen geschnappt hatte. "Ich weiss, du willst sicher kein Geld, blahblah...", murmelte sie vor sich hin, ohne von ihren Händen aufzuschauen, die damit beschäftigt waren, einen 50.- Dollar-Schein aus dem Notenfach zu zücken. "Aber ich weiss nicht, wie viel du noch hast und wenigstens das Taxi und der Abschleppdienst sollen dich noch nicht zu viele Nerven kosten...", erklärte sie, während sie nun den Blick wieder hob und ihm das Geld entgegenstreckte, ihn dabei schon fast bittend anblinzelte. Sie würde ihm lieber hundert oder besser gleich zweihundert in die Finger drücken, aber die Chancen, dass er sowas annahm, standen wohl gleich Null. Also blieben sie vorerst bei fünfzig, die er doch sicher noch verkraften würde. In Anbetracht der Tatsache, dass er ziemlich sicher wieder stehlen musste, wenn er ganz pleite ging, wäre es auch irgendwie dumm, wenn er das Geld, das er angeboten bekam, praktisch im selben Atemzug lieber nicht annehmen wollte. "...und das andere ist meine Handynummer... offensichtlich. Für Notfälle oder was auch immer... falls die Wunden sich entzünden oder du Probleme hast...", erklärte sie auch noch die Bedeutung des zweiten Stück Papiers, das sie ihm mit dem Geldschein entgegenstreckte. Das war ja eigentlich gar kein Verbrechen mehr. Immerhin hatte sie der Polizei bereits gebeichtet, dass sie ihm ihre Nummer mitgegeben hatte, war also nur von Vorteil, wenn er sie auch wirklich besass.
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Es dauerte eine gefühlte halbe Ewigkeit, bis Faye und Victor ihr Schlafzimmer wieder verließen und zu mir zurück kamen. Mir war die ganze Situation wahnsinnig unangenehm und ich wäre gerne einfach gegangen, um den beiden die Entscheidung abzunehmen. Allerdings lag mir dann doch eindeutig zu viel an meinem Krempel, um das durchzuziehen. Allein deswegen schon, weil ich mir keine neuen Klamotten leisten konnte und meine Papiere da drin waren. Trotzdem hätte ich mir den folgenden, offensichtlich für alle Beteiligten eher unschönen Moment gerne erspart. Victor tat quasi so als wäre ich schon zur Tür raus, während Faye mir kurz und bündig mitteilte, dass es eine Taxifahrt wurde. Daraufhin dann noch, dass das Taxi nicht lange brauchen würde. War mir alles recht und ich nickte nur, mein Gesichtsausdruck unbeirrt. Vor allem für die zierliche Brünette war es deutlich besser, wenn sie mir nicht weiter an den Fersen klebte und ich nahm ihr das selbstverständlich kein bisschen übel. Also machte ich mich mit ihr auf den Weg nach unten, der für mich gewohnt beschwerlich verlief. Draußen angekommen ließ ich meinen Blick tatsächlich aber nur recht beiläufig über die Umgebung wandern, wiegte mich damit vielleicht schon in falscher Sicherheit. Es schien ja aber auch nicht so zu sein, dass die Polizei mich hier vermutete. Andernfalls hätten sie bestimmt schon heute Morgen einen genaueren Blick bis hinter die Zimmertüren der Wohnung werfen wollen. Bis zu dem Zeitpunkt, als wir am Wagen ankamen und ich unweit davon stehen blieb, hatte ich unbewusst darauf gehofft, dass Faye meine Geldsorgen auch nur meine bleiben lassen würde. Es ließ mich leise seufzen, als sie schließlich ihren Geldbeutel hervorzog und sie damit die nächste unangenehme Situation heraufbeschwor. Ich wusste, dass die zierliche Brünette mir nicht extra unter die Nase reiben wollte, wie sehr ich am Existenzminimum lebte, aber es fühlte sich dennoch so an. Es wäre mir lieber gewesen, wenn Faye mir stattdessen einfach nur meine Tasche in die Hände gedrückt hätte und dann wieder nach oben gegangen wäre. Ich starrte sicherlich an die zehn Sekunden lang schweigend nach unten auf den Geldschein und den Zettel mit der Nummer, während ich darüber nachdachte, ob ich nun annehmen oder ablehnen sollte. Ich brauchte das Geld, das stand ganz außer Frage. Mir half wohl jeder noch so mickrige Dollar, angesichts meines vollkommen leeren Bankkontos und des fast genauso leeren Geldbeutels. Es war viel mehr die moralische Seite der Münze, die mich davon abhalten wollte. Vielleicht taten Faye die 50 Dollar nicht wirklich weh, aber ich wollte ihr eigentlich kein Geld schulden. Wo wir dann schon wieder bei dem Wörtchen eigentlich waren... schlussendlich streckte ich die Finger ja doch nach dem Geld und der Handynummer aus und hob erst daraufhin den Blick in ihren an. "Danke, Faye. Für Alles, meine ich.", murmelte ich und mir war anzuhören, dass mir die Situation etwas unangenehm war. Im Anschluss musterte ich für einen Moment lang den Zettel mit der Nummer, bevor sämtliches Papier in meine rechte Hosentasche wanderte und ich erneut zu ihr aufsah. "Ich zahl's aber zurück. So als Vorwarnung, wenn du dann einen Fünfziger im Briefkasten findest.", gab ich ihr mein Wort darauf, dass ich das Geld nicht als geschenkt hinnahm. Ganz gleich ob sie wollte, dass ich es zurückgab oder nicht, denn diese Frage stellte ich mir gar nicht. Ich hatte bis dato noch keine Ahnung, wie ich überhaupt an genug Geld für die Reifen kommen konnte, aber ich fand schon irgendeinen Weg. Tat ich zwangsweise immer. "Ich hoffe trotzdem für uns beide, dass ich nicht anrufen muss.", hängte ich dann noch ein paar letzte Worte mit einem vielsagenden, schiefen Lächeln an. Zwar hätte ich wirklich nichts dagegen die junge Frau noch einmal wieder zu sehen, weil ich sie sympathisch fand und sie mochte - auch unabhängig davon, dass sie mir mit den Wunden geholfen und mir so vermutlich das Leben gerettet hatte -, aber die Umstände dafür sollten nicht schon wieder so beschissen sein. Das würde ich uns beiden gern ersparen. Sollten wir uns tatsächlich noch einmal über den Weg laufen, dann doch bitte erst etwas später und unter 'Ach weißt du noch, damals...'-Umständen. Ich drehte den Kopf dann in Richtung Straße, weil ich im Augenwinkel den auffälligen, gelben Lack des Taxis sah.
+ .Don't wait for the dust to settle. Don't wait til you've had enough. +
Offensichtlich war er nicht besonders begeistert davon, dass sie nicht vergessen hatte, dass seine finanzielle Situation wahrheitsgemäss ausgedrückt echt beschissen aussah. Damit hatte sie schon gerechnet, weshalb sie auch keine grosse Nummer aus dem Geldschein machen wollte. Sie hatte Ryatt auch sonst nicht im Versteckten die Taschen mit Geld gefüllt oder ähnliches, weil sie sich schon vorstellen konnte, dass dem einfach ein sehr demütigender Aspekt beiwohnte. Aber bei diesem einen Schein gings eben wirklich hauptsächlich darum, dass er wenigstens das zahlen konnte, was heute dank Sean noch anfallen würde. Auch wenn das Taxi und der Abschleppdienst zusammen mal zwei wohl noch immer günstiger waren als die neuen Reifen... Die sie nur wirklich nicht zu ihrem Problem machen durfte. Faye wusste nicht recht, was sie auf sein Danke antworten sollte, weshalb es beinahe bei einem zarten Lächeln und einem Nicken geblieben wäre. Gerne wäre zwar die Wahrheit, denn trotz den Umständen hatte sie ihm irgendwo gern geholfen - aber es klang trotzdem falsch. Kein Problem ging selbsterklärend ebenfalls nicht, wo er bestens wusste, dass die Polizei ohne ihn nicht bei ihr auf Hausbesuch gekommen wäre und das durchaus ein Problem werden konnte. "Leg' beim Karma ein gutes Wort für mich ein", meinte sie dann lediglich etwas sarkastisch angehaucht, da es das war, was ihr gerade am meisten bringen könnte. Ein paar gute Wünsche und positive Referenzen für die Zukunft. Dass er ihr das Geld unbedingt zurückzahlen wollte, löste wiederum nur ein schwaches Schulterzucken aus. "Wie du meinst... Aber das hat Zeit, okay..? Ich werde mich auch in zehn Jahren noch dran erinnern, wenn ich den Schein dann finden sollte", stellte sie indirekt klar, dass er für sie sicher keine Bank auszurauben brauchte. Fünfzig Dollar waren schön zu haben, aber sie hatte sie ihm gerade nicht mit der Erwartung in die Finger gedrückt, das Geld bald oder überhaupt je wieder zu sehen, also sollte er sich darüber mal besser nicht den Kopf zerbrechen. Da gab es beim besten Willen genügend Wichtigeres. Zum Beispiel einen Schlafplatz. Der Taxichauffeur hielt sein Versprechen tatsächlich ein und nur wenige Minuten nach dem Telefonat, rollte der gelbe Wagen in die Strasse, was Faye automatisch einen Schritt rückwärts gehen liess, um Ryatt den Weg frei zu machen. Als das Taxi geparkt war, rutschte ihr Blick zurück zu dem jungen Mann und sie machte den Mund auf, ohne letztendlich etwas zu sagen. Was sagte man überhaupt zu jemandem, den mann - wenn alles nach Plan verlief - nie oder zumindest sehr lange nicht mehr sehen würde, gleichzeitig aber auch kaum kannte? "Machs gut Ryatt... und pass auf dich auf. Das klingt vielleicht doof, aber ich meins ernst...", murmelte sie, versuchte sich an einem etwas matten Lächeln, ehe sie darauf wartete, dass er sich auf zum Taxi machte und in dieses einstieg, um seines Weges zu gehen. "Und Ryatt..? Du... du darfst auch anrufen, wenns kein Notfall ist...", liess sie ihn wissen, als er schon fast eingestiegen war. Wahrscheinlich war das eine dumme Aussage, da er noch immer ein Verbrecher war und sie besser nicht in Kontakt mit ihm stehen sollte. Aber der Gedanke daran, dass er wirklich ganz alleine war und das jeden Tag, war einfach traurig. Vielleicht konnten sie nicht Freunde werden, solange er seine Differenzen mit der Polizei nicht beseitigt hatte. Aber sie wünschte sich trotzdem, er wäre nicht so alleine... Auch wenn sie sich ziemlich sicher war, er würde ihr Angebot nie nutzen, wenn es eben nicht ein Notfall war.
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Beim Karma ein gutes Wort einlegen. Wahrscheinlich hätte ich das selbst sehr viel nötiger als Faye. Leider war es ohnehin nicht so einfach, das Schicksal zu beeinflussen - sofern man denn auch an sowas glaubte -, wie die zierliche Brünette das sagte. Allerdings würde sie in meinen Augen ohnehin keinen Platz in der Hölle reserviert bekommen. Ich kannte Faye zwar noch nicht lange, aber sie schien mir einfach ein guter Mensch zu sein. Warmherzig, hilfsbereit, wenn auch ein bisschen gutgläubig, wo sie doch gar nicht nach etwas Schlechtem an mir suchte. Würde sie wirklich danach graben, würde sie mit Sicherheit schnell fündig werden. Aber wie dem auch sei. Ich nickte sowohl ihren beiläufigen Witz, als auch ihre noch folgenden Worte letztlich bloß mit angehobenem, linken Mundwinkel ab. Es war eigentlich nur schon wieder viel zu nett, dass Faye das Geld gar nicht wirklich zurück haben wollte, aber es waren wohl auch mehr meine eigenen Prinzipien, denen ich mit der Rückzahlung treu bleiben wollte. Ich würde die letzten recht turbulenten Stunden mit Sicherheit auch nicht so schnell vergessen, da war ich mir sicher. Es kam schließlich nicht allzu oft vor, dass mir als Obdachloser so viel Hilfe entgegen kam. Die meisten Leute widmeten mir eher abwertende Blicke und dabei gehörte ich noch zu der weniger verwahrlosten Sorte. Es reichte wohl schon, wenn man mit den falschen Leuten an der falschen Straßenecke zusammen herumstand. Ich nahm die Tasche vorsichtig aus dem Wagen und trug sie dann rüber zum Taxi, wo ich das Gepäck im Kofferraum verstaute. Lauschte währenddessen Fayes Worten, die mich doch etwas breiter lächeln ließen. Zum einen, weil ich auch diese Worte zu schätzen wusste und zum anderen, weil ich es irgendwie innerhalb von weniger als einem Jahr verlernt zu haben schien, auf mich aufzupassen. Jahrelang war ich auf dem Schlachtfeld nur wenig verletzt worden, dann der Totalausfall - verursacht durch eigene Dummheit, plump ausgedrückt - und danach der stetige Abstieg in die Obdachlosigkeit und Kriminalität. Irgendwie doch sehr ironisch das Ganze. "Mach ich... und du pass mir ein bisschen besser auf, welchen Leuten du deine Hilfe anbietest, hm?", versah ich auch meine eigenen Worte dieses Mal mit etwas Sarkasmus. Zwar brauchte sie vor mir als Person nun wirklich keine Angst zu haben, aber vor der Polizei und meinen mitgebrachten Schwierigkeiten hätte sie sich eben doch besser distanzieren sollen. Vielleicht hörte sie was das anging zukünftig ja etwas mehr auf ihren Freund, der mir der vernünftigere von beiden zu sein schien. Andererseits war wohl gerade die blinde Hilfsbereitschaft eine sehr charakteristische Eigenschaft von Faye und es wäre irgendwie schade, würde sie sie verlieren. Ich zog gerade die Tür zum Rücksitz auf und war drauf und dran einzusteigen, da richtete die junge Frau ihr Wort unerwartet noch einmal an mich. Ich drehte mich halb zu ihr um und wusste im ersten Moment nicht, was ich darauf erwidern sollte. Erstens kamen ihre Worte nun wirklich unerwartet und zweitens wusste ich, dass ich das besser nicht tun sollte. Nicht noch mehr Unruhe in Fayes Leben stiften sollte, als ich das nun ohnehin schon getan hatte. Ich konnte aber auch nicht Nein sagen, weil ich jetzt noch nicht wusste, ob ich das nicht vielleicht doch irgendwann gerne tun würde. Mein Leben war schlichtweg recht einsam und womöglich bekam ich meine Probleme ja zumindest teilweise bald in den Griff, dann müsste ich mich auch weniger schlecht damit fühlen sie ohne triftigen Grund anzurufen. "Vielleicht komm ich drauf zurück, danke...", ließ ich die Brünette nach kurzer Zeit also mit einem aufrichtigen Lächeln wissen, dass ich das Angebot zur Kenntnis genommen hatte und zumindest darüber nachdenken würde - zu gegebener Zeit. Dann stieg ich ein, brauchte auch diesmal wieder überdurchschnittlich lange dafür und sah dann noch einmal durch die offene Tür zu ihr hoch. "Machs gut, Faye.", verabschiedete ich mich dann endgültig von ihr, sah sie noch einen Moment lang an und zog die Tür zu. Daraufhin blickte durch den Rückspiegel nach vorne zum Fahrer und nannte ihm die Straße, in der die Werkstatt war, während ich mich anschnallte. Mit dem Anfahren fackelte er dann auch nicht lange.
+ .Don't wait for the dust to settle. Don't wait til you've had enough. +
Ich habe gerade Fayes potenzielle Strafe gemäss deutschem StGB gegoogelt, wenn man sie wirklich wegen Vereitelung der Strafverfolgung verurteilen würde... o.o Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahre oder Geldstrafe - zum Glück machen wir hier die Regeln und nicht die.. x'D Und ich möchte an dieser Stelle gerne noch einmal erwähnen, dass ich Zeitsprünge absolut verabscheue. :') ___________
Die letzten zwei Wochen waren ein Bisschen alles zwischen Chaos, Drama, Angst, Bangen, Hoffen und Erleichterung gewesen. Unnötig zu erwähnen, dass sie sich jeden Tag den Kopf darüber zerbrochen hatte, wie es wohl Ryatt gerade ging und ob er das Reifenproblem hatte lösen und die Stadt verlassen können, damit er bei dem, was Sean in vier Wochen plante, vielleicht doch nicht mitmachen musste. Aber diese Gedanken hatten sich doch eher auf die Abendstunden konzentriert, wenn sie wach im Bett gelegen und nicht hatte schlafen können, weil sie sich dafür mal wieder zu viele Sorgen geschaffen hatte. Sie war natürlich am Tag nach seiner Abreise wieder zur Arbeit gegangen, weil man ihr bis dahin nicht gesagt hatte, dass sie besser fernbleiben sollte. Kaum angekommen wurde sie dort erstmal direkt ins Büro des Chefs zitiert, der ihr mitteilte, dass sie dezent verkackt hatte. Natürlich nicht in diesen Worten, aber mit genau dieser Bedeutung. Sie sollte vorerst ein paar Tage - oder Wochen - zuhause bleiben, bis die Polizei ihr Urteil gegenüber dem Krankenhaus gesprochen hatte und dann würden sie weiter schauen. Auf ihre besorgte Bitte einer direkten Aussprache oder zumindest einer Anhörung, bevor sie direkt gekündet wurde, schüttelte ihr Chef nur entnervt den Kopf und meinte, dass jetzt erstmal gar nichts mehr getan und auch keiner gekündet wurde und sie einfach Zuhause abwarten sollte. Toll. Das war dann auch das, was sie tat, weil ihr ja nichts anderes übrig blieb. Sie beschloss am zweiten Tag - trotz der Aufforderung zum Nichts-Tun - ihrem Chef ihre Sicht der Dinge zu schildern und ihn insbesondere darauf hinzuweisen, dass sie wirklich nichts von Ryatts Verbrechen gewusst hatte, als sie ihn ohne weitere Massnahmen hatte laufen lassen. Hauptsächlich bestand der Brief aber am Ende aus einer Entschuldigung und der Beteuerung dessen, dass sie nie gewollt hatte, dass es unter anderem ihretwegen so viel Ärger gab. Auch ihre Abteilungsleiterin, mit der sie am dritten Tag ein langes Telefonat führte, versprach, ein gutes Wort für sie einzulegen. Sie war sich ihrerseits nämlich sicher, dass Faye zwar hätte verhindern können, dass Ryatt davon spazierte - der eigentliche Ursprung des Übels aber trotzdem nicht bei der jungen Brünetten sondern bei den Verantwortlichen lag, die ihn ohne Überwachung oder Vorsichtsmassnahmen in ein normales Patientenzimmer geschoben hatten. Die Sache sah also nach den ersten Tagen noch nicht komplett hoffnungslos aus, aber es war überflüssig zu erwähnen, dass es Faye trotzdem dezent beschissen ging. Sie schlief scheisse, hatte keinen Appetit, machte sich durchgehend Sorgen, war antriebslos und wusste nichts mit der ungewollten Freizeit anzufangen. Ausserdem machte sie sich unendlich viele Vorwürfe dafür, Victor durch ihre Kurzschlussentscheide mal wieder eines Stückes Stabilität beraubt zu haben, das er mehr als verdient hatte. Er sagte zwar nichts dazu, aber das brauchte er auch nicht - sie wussten beide, dass es ihre Schuld und eigentlich sehr unnötig gewesen war. Nach fünf Tagen meldete sich tatsächlich auch die Polizei nochmal in Form einer schriftlichen Vorladung. Das war dann auch spätestens der Moment, in dem sie sich einen Anwalt suchen sollte und dies selbstredend auch tat. Mr. Martens war ein sehr kühler, berechnender Mensch - verkörperte kurz gesagt all das, was man sich unter einem Anwalt vorstellte. Er erklärte ihr ziemlich detailliert, was ihr überhaupt vorgeworfen werden könnte und was das Worst Case Szenario war, betonte zugleich aber mehrmals, dass das Ganze dezent lächerlich sei und die Chancen auf einen Freispruch bei einer Gerichtsverhandlung eigentlich ganz gut standen. Was dann wohl wieder so ein Hoffnungsstrang war, an den sie sich noch ein Weilchen klammern konnte. Der Anwalt legte ihr jedoch auch wärmstens ans Herz, alles zu sagen, was sie wirklich wusste, da diese Kooperation ihr mehr helfen würde als alle netten Worte und Entschuldigungen zusammen. Nur dass sie eben nicht mehr wusste, da Faye zu diesem Zeitpunkt davon ausging, dass Ryatt längst nicht mehr in der Stadt - oder zumindest an keinem ihr bekannten Ort wie Lance's Werkstadt - war. Nach eineinhalb Wochen kam dann der Anruf ihres Chefs, dass sie vorerst wieder zur Arbeit erscheinen sollte. Er betonte zwar, dass das noch überhaupt nichts heissen sollte, liess sie aber zugleich wissen, dass die momentane Rechtslage eigentlich wenig dagegen sprach, ihre Zwangsferien aufzuheben. Sie hatte ja nicht während der Arbeit versagt oder ihren Job schlecht getan. Konnte sie genauso gut ihre Schicht unterstützen, anstatt Zuhause zu liegen und sich beschissen zu fühlen. Selbstverständlich liess sie sich das nicht zweimal sagen, auch wenn sie genau wusste, dass erst ein - für sie - positiver Abschluss des Strafverfahrens sie wirklich retten konnte. Es waren ganz genau zwei Wochen und ein Tag vergangen, seit sie dem gelben Taxi hinterher geblickt hatte, das Ryatt aus ihrem Leben kutschiert hatte. Zwei turbulente Wochen und sie hatte sich seit da kein einziges Mal mehr gefühlt, als könnte sie wirklich zur Ruhe kommen. Das würde sie wohl erst, wenn ihr Teil in diesem Drama abgeschlossen war. Doch dazu sollte es heute offenbar nicht kommen. Es war fast 22:00 Uhr und sie sass auf dem Sofa im Wohnzimmer, starrte auf den Fernseher, der irgendeine Doku über das alte Ägypten zeigte. Nicht dass es sie wirklich interessierte, aber sie konnte keine gruseligen Filme oder Sendungen schauen und alles, was eine Altersfreigabe von mehr als FSK 12 hatte, war für sie sowieso tabu. Ausserdem lief der Fernseher auch mehr zur Ablenkung, hatte für Faye etwa die gleiche Relevanz wie das von Victor verursachte Plätschern der Dusche im Hintergrund. Die Vibration ihres Mobiltelefon war da deutlich störender, weshalb sie das Gerät vom Couchtisch schnappte und irritiert auf die Nummer blickte, die gemeinsam mit dem grünen und dem roten Hörer auf dem Display leuchtete. Ihr erster Reflex wäre gewesen, den Anruf einfach wegzudrücken. Aber ihr zweiter Gedanke hinderte sie letztendlich doch erfolgreich daran - sandte zugleich eine nervöse Gänsehaut ihren Rücken abwärts und eine Spannung durch ihren gesamten Körper, die sich nervös festklammerte. Ryatt? War das möglich? Wer sollte es sonst sein? Die Polizei meldete sich nicht um diese Uhrzeit, auch nicht irgendeine andere Behörde oder jemand von der Arbeit, dessen Nummer sie nicht gespeichert hatte. Werbung? Spam? Möglich. Aber was wenn nicht? "Hallo..?", meldete sie sich mit einem mehr als unguten Gefühl, nachdem der Anruf doch entgegengenommen worden war, drückte das Gerät an ihr Ohr, als würde ihr das schneller Auskunft darüber geben, mit welchem unerwarteten Gesprächspartner sie heute das Vergnügen hatte.
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Ja, das wird hier tatsächlich sehr eng gesehen. x'D aber ein Mitch hätte bestimmt im Amiland auch eher lebenslänglich gekriegt, von daher bin ich doch sehr froh, dass wir die Gesetze selbst machen können. Im allerschlimmsten Fall schieben sie also wohl zusammen Sozialstunden, hahaha. x'D Was man sich da immer alles aus den Fingern saugen muss... phew. :'D aber da ich grade auf der Nachtschicht nicht viel zu tun hatte, konnte ich Die Zeit ganz gut dazu nutzen. ^^" _____________
Die letzten beiden Wochen waren unerwartet wenig spektakulär verlaufen. Das spannendste daran war wohl das Gespräch mit Lance darüber gewesen, ob es irgendeine Möglichkeit gab, trotz meines kleinen Geldbeutels an neue Reifen zu kommen. Dank Faye hatte ich mit ihm über die Bezahlung des Abschleppdienstes nicht verhandeln müssen, hatte sie mit dem Fünfziger doch erfolgreich die letzten, mir andernfalls fehlenden Dollar beigesteuert. Der Werkstattinhaber zeigte sich aber auch mit den Reifen sehr gütig. Womöglich war ich ihm einfach nur sympathisch, zumindest hatte er eigentlich keinen anderen triftigen Grund dafür mir derartig entgegen zu kommen. Er bot mir an den Betrag für die neuen Gummis bei ihm abzuarbeiten, was ich dankend annahm, allerdings noch etwas hinausschieben musste. Der Arm hätte es vielleicht noch irgendwie verkraftet, aber die Stichwunde am Bauch brauchte schlichtweg noch Ruhe, um zumindest oberflächlich zu verheilen. Allerdings hatte ich keine 8 Wochen oder gar mehr Zeit, um sie in Ruhe vollkommen auszukurieren. Ich musste hier weg sein, noch bevor Sean mich irgendwo aufgabeln und schließlich zu diesem blöden, sowas von absolut sicher total schief gehenden Überfall zu schleppen. Zumindest die folgenden Tage versuchte ich mich so wenig wie möglich zu bewegen, was angesichts meiner Wohnsituation jedoch recht schwer fiel. Ich kam die meisten Nächte erfolgreich in einem besetzten Keller unter, musste dort aber zumindest tagsüber dringend raus. Ein Teil der Obdachlosen dort war drogenabhängig und die trieben mich mit ihrem Geschwafel bei ihren Trips wirklich innerhalb kürzester Zeit in den blanken Wahnsinn. Es war dennoch die beste Alternative zu einem bloßen Zelt. Ich dachte während dieser an sich ruhig verlaufenden Tage auch öfter mal an Faye. Hauptsächlich wegen ihrer Nummer, die ich inzwischen schon in mein Handy eingetippt hatte. Obwohl ich mir im Grunde sicher damit war, dass es besser war die Brünette einfach ihr Leben weiterleben zu lassen und sie nicht noch mehr dabei zu behindern, dachte ich doch immer wieder darüber nach sie mal anzurufen. Ihr zumindest zu sagen, dass es mir gut ging - optimistisch ausgedrückt - und ich auf keine Probleme mehr gestoßen war. Begründet dadurch, dass es während unserer kurzen gemeinsamen Zeit absolut offensichtlich war, dass sie sich gerne viele Sorgen machte. Sich gerne etwas zu viel um Menschen kümmerte, die eigentlich nicht ihr Problem waren. Andererseits sollte ich mir aber besser gar nicht erst gute Geünde dafür überlegen, den Kontakt zu ihr zu halten. Sie hatte es mir angeboten, ja... aber Victor war sicher auch glücklicher damit, wenn ich es bleiben ließ. Ich hatte zwischen den beiden schon für genug Unruhe gesorgt. Also meldete ich mich nicht und die Tage verstrichen untätig. Am Samstag vor Beginn der dritten Woche suchte ich einen Friseursalon auf, der hauptsächlich mit billigen Preisen glänzte. Die langen Strähnen waren aber so nervig geworden, dass sie mich beinahe mehr Geduld kosteten als der inzwischen weniger schmerzende Bauch. Natürlich war das Gejammer auf hohem Niveau, aber solange mein bisschen Geld noch für die Kosten der öffentlichen Dusche reichten, war ich zufrieden. Den Hauch von Stolz, den ich mir bisher noch hatte bewahren können, wollte ich nicht auch noch aufgeben müssen. Nicht stinkend am Montag zu meiner vorübergehenden Arbeitsstelle kommen zu müssen schien mir wichtig und richtig. Die beiden Verletzungen hatten mir heute früh noch beide einen guten Eindruck gemacht. Sie waren verschlossen, wenn auch mit Sicherheit nur oberflächlich. Dadurch musste ich mir in jedem Fall weniger Sorgen darum machen, dass Keime in die Wunden kamen. Ich ging die Arbeit in der Werkstatt demnach relativ optimistisch an, dass die Nähte schon halten würden. Einfach, weil sie das eben mussten. Allerdings wurde ich am Nachmittag dann eines Besseren belehrt. Kurz vor Feierabend bat mich einer der Jungs ihm noch beim Anheben eines etwas schwereren Pakets mit Ersatzteilen zu helfen. Ich ließ den Karton reflexartig fallen, als ich plötzlich einen brennenden, stechenden Schmerz am unteren Bauch vernahm. Auf die Nachfrage meines Kollegen, ob alles okay sei, konnte ich nur den Kopf schütteln und suchte mir gekrümmt gehend die nächstbeste Sitzmöglichkeit. Ein alter Stuhl an der Wand, der es mir ermöglichte den Bauch halbwegs erfolgreich zu entlasten. Trotzdem hielt der Schmerz an und so hob ich den unteren Saum meines Shirts an, als mir der hilfsbereite, noch recht junge Kerl eine Flasche Wasser holen ging. Ich hatte schon befürchtet, dass die Naht komplett aufgerissen war, was glücklicherweise nicht der Fall war. Eigentlich war sie bis auf eine Stelle - geschätzte 5mm - noch vollkommen intakt. Das erklärte aber die beinahe unerträglichen Schmerzen nicht wirklich. Lance sah mich zwei Minuten später auf dem Stuhl sitzen und bot mir an mich umgehend ins Krankenhaus zu fahren, weil mein Gesichtsausdruck die Lage wohl sehr deutlich machte. Fast im selben Atemzug sagte er mir, dass ich wirklich bescheuert sein musste, um mit dieser Art Verletzung überhaupt zu arbeiten. Ich verneinte den Notdienst, also bot er mir wiederum an mich nach Hause zu fahren. Die Obdachlosigkeit verschwieg ich und fragte ihn stattdessen, ob ich nicht einfach noch eine Weile hierbleiben und mich ausruhen konnte. Er bejahte, weil er gleich im Haus nebenan wohnte und er kein Problem damit zu haben schien, mich mit rüber zu nehmen. Dass ich es ohne menschliche Stütze kaum die paar Meter bis rüber in die Erdgeschosswohnung schaffte, ließ dann doch langsam den Verdacht wachsen, dass mehr als das kleine aufgeplatzte Stück Naht im Argen lag. Auch mit meinem Kreislauf schien es während der nächsten 4 Stunden immer weiter bergab zu gehen, weshalb ich nach ewiger Nachdenkerei nur noch Faye als Ausweg sah. Die Wunde hörte nicht wirklich auf zu bluten. Es kamen immer wieder ein paar neue Blutstropfen, wenn die Blutung gerade für kurze Zeit vermeintlich aufgehört hatte. Als Lance drauf und dran war mich einfach wider Willen ins Krankenhaus zu verfrachten, zog ich dann unter Anstrengung das Handy aus meiner rechten Hosentasche. Wählte Fayes Nummer und ließ es klingeln, bis sie schließlich abnahm. Ich stieß ein angestrengtes, zugleich aber auch erleichtertes Seufzen aus, als ich die Stimme der Sanitäterin hörte. "Hey, Faye. Ich bins... Ryatt." Womöglich war die Erklärung meiner Person überflüssig, wo sie meine Stimme sicherlich schon erkannt hatte, aber ich war irgendwie ein bisschen aufgewühlt. "Ich stör' dich echt nur ungern, aber ich weiß nicht, was ich sonst machen soll. Die Stichverletzung macht Probleme. Sie war schon zu... jetzt ist sie wieder aufgerissen. Und sie hört nicht auf zu bluten. Es ist nicht viel Blut, aber... kannst du's dir nochmal ansehen? Ich hab da kein gutes Gefühl.", untertrieb ich vielleicht ein bisschen, wollte auch nicht grundlos den Teufel an die Wand malen. Womöglich stoppte die Blutung ja doch noch in den nächsten Minuten und ich war nur paranoid, wer wusste das schon.
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Ja echt, ich kann das Mädchen doch nicht Wegsperren, dann müssen sie sich ja wieder zehn Jahre erholen danach... besonders wenn wir hier noch gar nicht fertig sind und noch mehr Drama mit Sean etc. folgen soll. x'D Ich habs gemerkt, postet sie um 7 Uhr morgens nen solchen Text und ich hab vorgestern den ganzen Abend um irgendwas halbwegs Vernünftiges gekämpft. x'D _____________
Genau genommen hätte Ryatt sich alles, was nach dem angestrengten Seufzen folgte, genauso gut sparen können. Dieser eine Laut verriet überdeutlich, wie es ihm wohl gerade ging und ihre Fantasie tat den nötigen Rest. Es klang nicht gut. Eher so, als würde er krampfhaft versuchen, trotz der Schmerzen überhaupt den Mund aufzumachen. Eine Stichwunde, die über zweieinhalb Wochen alt war, sollte ausserdem auch nicht einfach wieder aufreissen. Und wenn Ryatt kein gutes Gefühl bei der Sache hatte, dann musste es ordentlich weh tun. Die Brünette kniff die Augen zusammen, begann dabei reflexartig, mit der freien Hand ihre Stirn zu massieren, um die - um diese Uhrzeit nach einem langen Tag eigentlich eher etwas eingeschränkte - Gehirnfunktion wieder anzukurbeln. "Hey Ryatt...", ein einfacher Gruss, der so wohl eigentlich gar nicht mehr nötig gewesen wäre, aber er war zu diesem Zeitpunkt einfacher auszusprechen als irgendwas anderes. Sie wusste schon jetzt nicht mehr, was sie tun sollte. Wenn die Verletzung nach so viel Zeit solche Schmerzen verursachte, war die einzige richtige Entscheidung ein sofortiger Spitalbesuch. Was dem jungen Mann sicher bestens klar war, darum hatte er sie ja angerufen. Weil er wusste, dass er eigentlich ins Krankenhaus sollte, irgendwie aber noch immer ein Bisschen darauf hoffte, dass sie ihn drum herum manövrieren könnte. Aber sie war eben keine Ärztin. Ihre Stimme klang etwas abgekämpft und fertig, als sie sich zu Wort meldete, aber es brachte eben auch nichts, hier etwas anderes vorzuspielen. "Okay, das ist... nicht gut. Und wo bist du jetzt?", wollte sie wissen, da sie eigentlich davon ausgegangen war, er wäre längst über alle Berge. Nur würde er sie dann nicht anrufen, um zu fragen, ob sie sich mal eben seine Wunde anschauen könnte. Also war er noch irgendwo in der Stadt, wahrscheinlich mit dem Plan, sie jetzt anzurufen, damit sie dann seine Probleme auf magische Weise zunichte machte. Das würde möglicherweise funktionieren, wenn Faye irgendeine gottgesandte gute Fee wäre, ein kleiner Engel, der seine Hand auf die Wunde legen konnte und Ryatt war geheilt. Aber das war und konnte sie leider nicht, weshalb es wohl eher Zeitverschwendung war, sie die Wunde überhaupt noch anschauen zu lassen. Er sagte ja schon, dass es nicht stark blutete - also lag das Problem tiefer als ein Bisschen aufgerissene Haut. In dem Fall auch zu tief für sie. Aber das würde er wohl bald merken... "Ich kann schon vorbeikommen... aber ich kann dir echt nicht versprechen, alleine etwas für dich tun zu können. Wenn das nach zwei Wochen plötzlich wieder weh tut und blutet, dann ist es leider eher naheliegend, dass etwas Grösseres aus den Fugen gerutscht ist...", liess sie ihn ihre wenig optimistische Ferndiagnose hören, die ihm indirekt bedeutete, sich schon einmal Gedanken dazu zu machen, in welcher Notaufnahme er am liebsten enden würde.
This is your life, it's do or die, the sun may never rise again, so be the light the vision. This is your life, it's slipping by, you try to run but fall again, you get back up that's living.
gaaaaaaaanz genau! x'D Naja ich hatte 3 Stunden Zeit... weil ich schon um 3 Uhr mit allem fertig war, was ich bis 6 Uhr hätte machen sollen. :'D War eine sehr entspannte Schicht.^^ Außerdem postest du hier auch morgens um 6.... AN EINEM SONNTAG. _____________
Fayes erste Reaktion auf meine Worte waren wie erwartet ziemlich ernüchternd. Nicht gut war wahrscheinlich noch weit untertrieben. Gefühlt tat mir der Bauch jetzt gerade mehr weh als bei der ursprünglichen Verletzung. Vielleicht spielte mir meine Wahrnehmung da aber auch einen Streich, weil ich mich einfach nur schon daran gewöhnt hatte, dass es wieder deutlich weniger wehtat. Bei Bewegung waren die Schmerzen zwar noch nicht weg gewesen, aber es war wesentlich besser auszuhalten gewesen. Auch ohne Schmerzmittel. "Ich... bin noch bei Lance." Wieso und weshalb konnte ich ihr nachher dann immer noch sagen, sollte sie vorbeikommen. Dazu war die zierliche Brünette offenbar auch bereit. Allerdings schien sie sich auch ohne die Verletzung gesehen zu haben schon jetzt sehr einig mit Lance darin zu sein, dass das keine Verletzung für eine Sanitäterin mehr war. Es hatte ja auch seine Gründe, warum solche eben nur den Weg vom Unfall- oder Wohnort des Patienten übernahmen und nicht im Krankenhaus mit der Behandlung weitermachten - das waren keine Ärzte. Nicht auf dem Schlachtfeld, auch nicht hier in der Zivilisation. Ich war ja nicht vollkommen blöd. Wusste schon jetzt, dass die Ursache der Schmerzen eindeutig unterhalb der noch teilweise verschlossenen Narbe lagen. Da kam Faye so gar nicht ran und selbst wenn sie Ärztin wäre, dann könnte sie mich unmöglich ambulant mal eben aufmachen, um das Problem sehen und beheben zu können. Sie zu fragen, ob sie sich die Wunde ansehen konnte, war also eher nur blankes Zeitschinden. Natürlich sagte ich das aber nicht so. Genau genommen sagte ich zu diesem Teil ihrer Aussage so ziemlich gar nichts. "Okay... ist die gleiche Anschrift wie bei der Werkstatt. Das Haus links daneben...", schilderte ich ihr stattdessen nur, wo sie hin musste. Die Adresse konnte sie einfach dem geliebten Internet entnehmen, das hatte Victor vorher ja auch schon gemacht. Außerdem mochte ich es einfach nicht, wie meine Stimme allein schon verriet, wie angestrengt ich mit meinem Allgemeinzustand gerade war, also besser nicht mehr Worte verlieren, als unbedingt nötig war. Zwar lag es sich hier auf dem Sofa ganz gut, solange ich mich ungefähr gar nicht bewegte, aber ich würde hier kaum noch ewig liegen bleiben können. Also lieber schonmal ein paar klägliche Energiereserven parat halten. "Dann... bis gleich.", verabschiedete ich mich schonmal präventiv, damit sie mir im Idealfall jetzt nicht doch lieber noch eine Predigt darüber hielt, dass ich besser sofort zu einem richtigen Arzt sollte, als hier Zeit auf einem fremden Sofa zu verschwenden. Zwar würde ich mir das dann wahrscheinlich ganz ausführlich anhören müssen, wenn sie erstmal hier war, aber bis dahin hatte ich dann Zeit mir noch zu überlegen, was genau ich darauf erwidern würde. Als gäbe es da so viele verschiedene Möglichkeiten.
+ .Don't wait for the dust to settle. Don't wait til you've had enough. +
Haha jaaa ich hab schon gemerkt dass es etwas unglaubwürdig rüberkommt, wenn ich mich über dein Posting um 7:00h erfreue, während ich selbst um 6:00h einen Beitrag dalasse... ABER DAS HAT EINEN EINFACHEN GRUNDDDD ich bin nämlich natürlich mal wieder beim Schreiben im Bett weggepennt, wie das halt manchmal so geht ne. x'D Und ich hatte heute so viel Programm, dass ich dann morgens um 6 dachte, ich schreib die drei-vier nötigen Sätzchen noch dazu, damit ichs gleich posten und weiterschlafen kann. xD ____________
Er war bei Lance?? War er die ganzen letzten zwei Wochen da gewesen? Wieso? Weil ihn da keiner suchte? Abgesehen von der Verwirrung, löste das sofort zwei primäre Emotionen bei ihr aus. Zum einen fand sie den Gedanken daran, dass er scheinbar eine vorübergehende Unterkunft gefunden hatte, ausserordentlich erfreulich - zum anderen war er aber selbstredend noch in der Stadt, was beim Thema Sean wiederum gar nicht reizend klang. Aber dazu würde er ihr wohl gleich mehr sagen können. Oder Lance, denn Ryatt klang wirklich überhaupt nicht danach, als wäre er in der Lage, hier Geschichten erzählen zu können. Jedes Wort klang anstrengend und schmerzhaft, verstärkte das mulmige Gefühl in ihrem Magen und das dringliche Bedürfnis, einfach einen Krankenwagen vorbei zu schicken. Wenn er innerlich blutete, war das lebensgefährlich - und zwar schon nach ziemlich kurzer Zeit. Sie wusste nicht wie lange er bereits mit dem Gedanken gehadert hatte, überhaupt auch nur ihre Nummer einzutippen und dann würde es auch noch eine Weile dauern, bis sie wirklich da war... Ach verdammt. "Ich mach mich auf den Weg... Aber ruf einen Krankenwagen, Ryatt. Bis gleich", verabschiedete sie sich mit einer ziemlich eindeutigen Message, von der sie jedoch schon wusste, dass er sie nicht befolgen würde. Sie war ja seine persönliche Rettungssanitäterin und das war praktisch das Gleiche wie ein Krankenwagen, hm? Faye gab einen direkt wieder an der Verzweiflung kratzenden Seufzer von sich, rieb sich übers Gesicht und verlor doch nicht mehr als zwei Sekunden, bevor sie auf die Füsse sprang und zur Badezimmertür eilte. Sie klopfte kurz an, aber die Dusche lief noch immer, weshalb sie die Tür einen Spalt breit öffnete, um Victor die beruhigende Gute-Nacht-Geschichte zu erläutern. "Ryatt hat angerufen, er... irgendwas ist nicht gut mit der Wunde. Ich habe ihm schon gesagt, er brauche bestimmt einen Krankenwagen, aber ich weiss nicht, ob er ihn ruft, wenn ich nicht vorbeigehe... Jedenfalls, er ist by Lance...", war ihre leicht chaotische Wiedergabe des Telefonats. Sie liess sich von ihrem Freund noch Lance's ganzen Namen diktieren, damit sie die Garage überhaupt fand, bevor sie sich kurzum von ihm verabschiedete, in eine dünne Jacke und ein paar schwarze Sneakers schlüpfte, Autoschlüssel, Handy und Geldbeutel einpackte und nach draussen in die Nacht verschwand. Die Fahrt zog sich nicht besonders lange dahin, wenn die Brünette sich unterwegs auch schon wieder eine Million Gedanken dazu machte, was mittlerweile alles passiert sein könnte und wo dieser Abend noch hinführen könnte. Wenn sie sah, dass sie das Problem nicht lösen konnte und der junge Mann es anderweitig nicht überleben würde, würde sie den Krankenwagen auch rufen, wenn er es nicht wollte - so viel stand fest. Sie würde nicht sein Leben riskieren, bloss weil er Angst vor der Strafverfolgung hatte. Sie konnte ihn nicht sterben lassen dafür und wahrscheinlich war ihm das auch irgendwo unbewusst ziemlich klar. Oder er könnte es sich aus ihren bisherigen Handlungen jedenfalls auch selbst zusammenreimen. Die Werkstatt stand relativ unauffällig am Strassenrand, wirkte alles andere als glamourös. Was aber nicht bedeuten sollte, dass das Grundstück ein Chaos widerspiegelte, Lance schien einen gewissen Sinn für Ordnung zu haben. Nur dass das alles gerade vollkommen irrelevant war, als sie ihr Auto am Strassenrand parkte und in Richtung Hauseingang stiefelte. Sie las die verblasste Inschrift über der Klingel, die ihr verriet, am richtigen Eingang zu stehen, und presste den weissen Knopf. Es dauerte kaum eine halbe Minute da wurde die Tür aufgezogen und ein Mann - sie tippte spontan auf Lance - stand vor ihr. "Guten Abend, ich bin Faye - ist Ryatt bei Ihnen..?", packte sie Begrüssung und Frage direkt in einen Satz, um ja nicht noch mehr Zeit zu verschwenden. Lance schien das ganz Recht zu sein, wie er mit einem Nicken klar machte, während er die Tür ganz aufzog. "Er ist im Wohnzimmer, komm rein", und das liess sie sich nicht zweimal sagen. Faye besass noch knapp genügend Anstand, um die Schuhe von den Füssen zu streifen, bevor sie hinter dem Mechaniker her ins Wohnzimmer eilte, wo ihre Augen sofort die Gestalt auf dem Sofa ausmachten. Sie konnte von hier sagen, dass er scheisse aussah - was denkbar wenig mit dem neuen Haarschnitt oder seiner Kleidung zu tun hatte. Seine Haut war blass, das Gesicht schmerzverzogen und er schien trotz der eher kühlen Raumtemperatur zu schwitzen. "Ryatt...", war das einzige besorgte Wort, das zu diesem Szenario den Weg über ihre Lippen fand. Sie ging neben dem Sofa in die Hocke, eine tiefe Falte in der Mitte ihrer Stirn. Langsam bereute sie es wirklich, sich durch keine zehn Jahre Medizinstudium gequält zu haben...
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Ich verstehe, der Klassiker also. x'D In jedem Fall sehr lobenswert, dass du die paar Sätze dann noch fix rangeklebt hast.^^ _____________
Ich hätte kommen sehen müssen, dass es Faye trotz ihres anstehenden Besuchs am liebsten wäre, wenn ich einfach postwendend selbst einen Krankenwagen rufen würde. Das würde allerdings nicht passieren, was die Brünette wiederum ziemlich sicher auch schon ahnte. Aber der Versuch ihrerseits zählte, oder so. Der menschliche Körper war mit starkem Geist in der Lage so einiges auszuhalten, ich würde hier schon nicht gleich ohnmächtig werden... auch, wenn ich davon wohl nicht so weit entfernt war, wie ich es gerne hätte. Ich legte mein Handy nach dem Telefonat mühsam auf der Kante des Couchtisches ab und schob es die letzten fünf Zentimeter mit den Fingern drauf, bevor ich den Arm wieder zu mir zurücknahm. Ich würde wohl nicht einmal dann den Krankenwagen rufen, wenn ich wirklich am abkratzen wäre. Würde zumindest exzellent in das selbe Bild passen, wie meine einstige Flucht aus dem Hospital. Die war zweifelsfrei auch lebensmüde gewesen. Ich hob mühsam den Kopf an, um mir die Verletzung noch einmal anzusehen. Streckte auch meine Finger vorsichtig nach der Haut daneben aus, weil ich selbst mit meinen inzwischen eher müden Augen sehen konnte, dass der gesamte Bereich um die Wunde herum etwas angeschwollen wirkte. Anfassen war allein schon schmerzbedingt keine gute Idee, aber selbst bei dieser nur flüchtigen Berührung merkte ich, wie unverhältnismäßig warm oder eher schon heiß sich die Haut anfühlte. Was wiederum eigentlich kein Wunder war, weil mir allgemein ziemlich warm war. Lance hatte inzwischen schon die schmalen Heizkörper an den Wänden wegen mir abgeschaltet, was allerdings wenig bis gar nichts brachte. Nach diesen paar nervenzerreißenden Bewegungen hatte ich das ganz dringende Bedürfnis dazu, mich bis zu Fayes Ankunft absolut gar nicht zu bewegen. Würde ich mich nicht so rundum beschissen fühlen, wäre ich unter Umständen sogar dabei eingedöst, aber der Schmerz hielt mich doch sehr vehement davon ab. Also machte ich nur die Augen immer mal wieder angespannt zu, atmete dabei zunehmend mehr so flach wie es nur ging, um meinen Körper so wenig Bewegung wie möglich auszusetzen. Erst Fayes Ankunft im Flur ließ mich etwas hellhöriger werden - bewegen tat ich mich trotzdem nicht. Meine Augen suchten instinktiv die ihren, als sie in mein Sichtfeld rückte. Ihr Gesichtsausdruck verriet mir unmissverständlich, dass ich schonmal besser ausgesehen hatte. "Lang nicht gesehen...", versuchte ich es mit etwas Sarkasmus, aber meine durch den langsam immer trockener werdenden Hals leicht kratzige Stimme brachte das leider nicht besonders gut rüber. Lance mischte sich im Hintergrund mit den besorgten Worten 'Er will sich nicht überreden lassen ins Krankenhaus zu gehen, vielleicht hast du ja mehr Glück' ein, was ich lediglich mit einem dünnen Hauch von Seufzen kommentierte. Ohnehin schien mein spontaner Gastgeber dann Kehrt zu machen, um Irgendwas holen zu gehen. Meine Augen waren auf seinen Rücken gerichtet, bis er durch den Türrahmen zur Küche verschwunden war, dann sah ich zurück zu Faye. "Machen wir's kurz... wie wahrscheinlich sterb' ich daran?", ging ich sachlich an mein eigenes Elend heran, nickte kaum sichtbar nach unten in Richtung Bauch. Mein Shirt hing schon die ganze Zeit nur noch knapp unterhalb meiner Brust, damit die Verletzung nicht unnötig eingefusselt wurde. Ich hatte vorhin noch versucht sie zu desinfizieren, weil ich mein Zeug heute mit zum Truck genommen hatte - man wusste ja nicht, ob die Junkies mein Zeug verscherbelten oder gegen irgendwas tauschten - und da nach wie vor ein paar Utensilien zur Wundversorgung drin waren, aber ich hatte das selbst nicht wirklich gut hingekriegt, weil es zu weh getan hatte... während Lance sich geweigert hatte, mir mit seinen dreckigen Handwerker-Händen zu helfen, nachdem er das Zeug ins Haus geholt hatte.
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Ryatts Versuch, hier mit einem Scherz etwas Lockerung reinzubringen, scheiterte ziemlich kläglich am jämmerlichen Klang seiner Stimme. "In der Tat, müssen schon mehr als zwei Wochen gewesen sein und es fühlt sich an wie eine Ewigkeit", erwiderte sie trotzdem im gleichen sarkastischen Tonfall, kaum war sie bei ihm angekommen. Es erstaunte sie weder, dass Lance ebenfalls bereits auf einen Krankenwagen gepocht hatte, noch, dass Ryatt ihm scheinbar vorläufig einen Riegel vorgeschoben und die Idee lieber abgetan hatte. Auch wenn er selber bestimmt bestens wusste, dass er die Rettung bitter nötig hatte. Das verriet auch seine Frage, die ihr entgegen kam, kaum hatte Lance den Raum verlassen. Faye schüttelte schwach den Kopf, kniete sich auf den Boden und öffnete ihre Tasche. Sie hatte nicht besonders viel mitgenommen, weil sie noch immer nicht davon ausging, hier irgendwas verrichten zu können. Aber ein Haargummi, ein paar Handschuhe und ein Fläschchen Desinfektionsmittel zauberte sie trotzdem hervor, band die Haare zusammen, stülpte die Handschuhe über und rieb die Finger anschliessend bis zur Keimfreiheit ein. Das war eben auch das Erste, was ihr in der Ausbildung beigebracht worden war: Nie mit nackten Fingern mit Blut in Berührung zu kommen, welches nicht ihr Eigenes war, und immer alles vorgängig zu desinfizieren. Als das getan war, streckte sie sehr vorsichtig die Finger aus, um die Wundgegend abzutasten. Dabei übte sie aber wirklich kaum Druck aus, weil es doch sehr offensichtlich war, dass Ryatt das gerade nicht brauchen konnte. Es reichte auch, dass sie spürte, wie heiss die Stelle sich anfühlte, obwohl der Raum keineswegs übermässig geheizt war und die Wunde wahrscheinlich seit geraumer Zeit offen gelegen hatte. Ausserdem war seine Bauchdecke ungewöhnlich hart und alles sah leicht angeschwollen aus. Wie von ihm gewünscht, konnte Faye die Sache also wirklich ausgesprochen kurz machen. Lehnte sich nach einer halben Minute mit einem angestrengten Seufzen zurück, um in das schmerzverzerrte Gesicht des Dunkelhaarigen zu blicken. "Ich will nicht schwarzmalen, Ryatt... Aber ich schätze deine Überlebenschancen ohne Arzt auf weniger als 20% ein... Eher 10", stellte sie leise ihre wenig optimistische Prognose, die ihr die altbekannten Herzkrämpfe bescherte, die sie immer dann spürte, wenn sie wusste, dass das Leben eines Patienten am seidenen Faden hing. Und dabei war es nicht mal sie selbst, die hier nicht auf dem Sofa lag und langsam krepierte. "Du musst ins Krankenhaus, wirklich. Wenn eine innere Naht geplatzt oder weiss ich was aufgerissen ist, du also innerlich blutest, dann gibt es kein das wird schon wieder. Daran stirbt ein Mensch", versuchte sie ihm erneut klar zu machen, dass ihm schlicht die Optionen ausgegangen waren. "Ich hab' dich nicht nach Hause genommen und jetzt ein Gerichtsverfahren am Hals, damit du dann zwei Wochen später auf einem fremden Sofa stirbst, weil du nicht ins Krankenhaus willst, verstehst du? Ich habe das getan, weil ich will, dass du lebst. Und du wolltest auch leben, weil du sonst nicht mit zu mir gekommen wärst. Weil du sonst überhaupt nicht hier liegen würdest. Wie schlimm kann das, was du getan hast, denn bitte sein, dass die Strafe dafür schrecklicher wäre, als hier zu verbluten??", sie wusste nicht, ob 'ins Gewissen reden' bei ihm wirklich funktionierte. Aber er durfte ruhig wissen, dass sie nicht bereit war, jetzt einfach mit ihm abzuschliessen.
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Eine halbe Ewigkeit, ja. Würde Zeit nicht so wahnsinnig schnell vergehen, selbst wenn man obdachlos war und nicht viel mehr zu tun hatte, als eine Wunde auszukurieren, hätte ich glatt zugestimmt. Stattdessen zuckte mein linker Mundwinkel nur kaum sichtbar nach oben, bevor es ans Eingemachte ging. Denn Faye zögerte gar nicht lange damit, sich die Wunde anzusehen. Beziehungsweise sie anzufassen, was keineswegs spurenlos an mir vorbeiging. Die junge Frau schien sich darum zu bemühen mir möglichst nicht weh zu tun, aber ich kam doch nicht umher das Gesicht zu verziehen - als wären meine Gesichtszüge wegen der Schmerzen nicht ohnehin schon seit Stunden durchgehend sehr angespannt. Ohne zu lange um den heißen Brei herumzureden, lieferte die Brünette mir dann auch eine Antwort auf meine vorangegangene Frage. Zehn Prozent also. Ich war zwar hart im Nehmen, aber selbst für mich klang das sehr stark nach einem sicheren Tod. Nicht, als hätte ich wirklich etwas anderes erwartet bei meinem aktuellen Zustand... nur war es nochmal eine andere Sache, es dann auch wirklich von Jemandem zu hören. Innerlich zu verbluten klang selbst für mich nach einem sehr qualvollen Tod. Während Faye mir lang und breit erklärte, dass ich nicht sterben sollte und doch eigentlich bestimmt auch leben wollte, ließ ich meinen Kopf irgendwann in seine gerade Ausgangsposition auf dem Kissen zurücksinken und sah an die Decke, an der sich der Lichtkegel der Deckenlampe abzeichnete. An und für sich hatte Faye ja auch Recht - ich hatte wenig Lust zu sterben und das auch noch wegen so einer dummen Aktion wie Schwarzarbeit. Allerdings hatte ich noch sehr viel weniger Lust auf etliche Jahre Gefängnis, denn Raub fand die Justiz hier in den Staaten ganz besonders übel. Erst recht dann, wenn Waffen im Spiel waren. Faye war schon seit gut einer Minute mit ihrer kleinen Ansprache am Ende und ich hatte noch immer nichts dazu gesagt, während Lance im Hintergrund weiter herumwuselte. Ich drehte die Augen angestrengt in ihre Richtung zurück, auch wenn ich nach wie vor nicht wusste, was ich eigentlich dazu sagen sollte. Eigentlich gab es nicht viel mehr als ein 'Tja, blöd gelaufen' in meinem Kopf dazu. "Der Staat handhabt Raub nicht wie einen Bagatelldelikt, Faye. Ich hab mehrere Läden mit Sean überfallen... bewaffnet. Ich könnte theoretisch 50 Jahre in den Knast wandern... wenn der Richter nur mit dem falschen Fuß aufgestanden ist. Ich weiß nicht, was davon sie alles stichfest beweisen und mir vorwerfen können... aber ich darf ja die Waffe an sich auch eigentlich schon nicht mehr besitzen...", redete ich einfach so vor mich hin, weil es mir jetzt im Grunde wirklich egal war, ob sie wusste, was ich getan hatte. Musste dabei allerdings mehrfach eine kurze Pause einlegen, weil man zum Reden mehr Luft brauchte als zum Atmen und beides tat weh. Ich sah im Augenwinkel, dass Lance im Türrahmen zum Flur stehen geblieben war. "Ich will schon leben, aber nicht im Gefängnis. Da komm ich aber nicht drum rum, wenn sie mich kriegen, also..." Ich wollte mit den Schultern zucken, ließ es aber doch lieber bleiben und sah stattdessen zu meinem heutigen Gastgeber. Er räusperte sich, als mein Blick auf seinen traf und setzte sich erneut in Bewegung, nachdem er scheinbar einen Moment gebraucht hatte, um sich nach meinem kriminellen Geständnis zu sammeln. Er fragte dann gar nicht, ob ich das überhaupt wollte, sondern packte mir einfach einen nassen, sehr kalten Waschlappen auf die Stirn... was wahnsinnig angenehm war, so angesichts der Tatsache, dass ich gefühlt innerlich verkochte. War kein Wunder, wenn mein Körper sich damit abmühte eine Wunde heilen zu wollen, die er gar nicht selbst flicken konnte. Das leise Klirren in der Schüssel, die er auf dem Tisch abstellte, ließ auf in Wasser schwimmende Eiswürfel schließen. War keine schlechte Idee, wo sich der Lappen vermutlich ziemlich schnell an meiner Stirn aufheizen würde. Es verschaffte mir und den sich verstärkt anbahnenden Kopfschmerzen zumindest ein klein wenig temporäre Linderung.
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