Sie schnitt kaum aktiv mit, dass sich der Cop tatsächlich bei ihrem Freund nach der Wahrheit ihrer Worte erkundete. War aber auch komplett lächerlich - als würde er ihr hier direkt in den Rücken fallen. Sie kam gar nicht dazu, sich zu überlegen, dass das theoretisch tatsächlich möglich gewesen wäre. Wenn Victor nämlich gegen ihren Willen entschieden hätte, ihren begehrten Gast im Wohnzimmer im Versuch, sie so unbeschadet wie möglich aus dem Schlamassel zu ziehen, zu verpfeifen. Aber erstens war Victor kein hinterhältiges Arschloch und zweitens wusste er bestens, dass das bei ihr auf herzlich wenig Verständnis stossen würde - wo sie doch offensichtlich entschieden hatte, es nicht zu tun. Also ja: Die Frage war sehr dumm. So lächerlich wie alles andere, was hier veranstaltet wurde. Faye realisierte kaum, dass ihre soeben gestellten Fragen ebenfalls gewissermassen dumm waren - das zumindest quer übers Gesicht des Cops geschrieben stand, der sie nun eher nicht beeindruckt anschaute. Da sie aber längst wieder auf ihre Finger runter blinzelte, fiel ihr das nicht auf. Und leider half in diesem Moment nicht mal Victors Hand auf ihrer Schulter wirklich dabei, ihr aufgewühltes Gemüt zu beruhigen. Faye schüttelte nur verloren den Kopf bei der Antwort des Mannes, dessen Namen sie sich nicht merken wollte, weshalb sie ihn auch nie von seiner Brust gelesen oder ihm zugehört hätte, als er ihn anfangs genannt hatte. Hob dazu die Hände leicht an zu einer hilflosen Geste. Sie hätte es verhindern können, ja. Und jetzt? Hätte sie es denn verhindern müssen? Stand das irgendwo in den beschissenen Gesetzen dieses Landes geschrieben? Vielleicht direkt unter der Zeile, die diesen Affen erlaubte, ihren Arbeitgeber über ihr Versagen zu informieren? Dann konnte man von ihr aus auch getrost die ganze Passage aus den Büchern streichen. Sie wusste, dass bei einer Notlage Hilfe geleistet werden musste und man sich strafbar machte, wenn man dies nicht tat. Aber das war eher das Gegenteil von dem, was sich gestern ereignet hatte, also hatte sie keine Ahnung, wie schlecht das Gesetz zu ihrer Tat stand. Sie war Victor wirklich dankbar dafür, dass er das Gespräch hier von sich aus beendete und dann auch direkt das weitere Sprechen übernahm. Sie blieb zusammengesunken auf dem Stuhl sitzen, während ihre Augen nun wieder von einem zum anderen Cop huschten, bis sie ein Klemmbrett vor die Nase geschoben bekam. Da sie sowieso keine Wahl hatte, hob sie die linke Hand erneut von ihrem Schoss, auf den sie zwischenzeitlich abgerutscht war, griff nach dem Kugelschreiber und setzte zur letzten Amtshandlung in Form einer Unterschrift auf der leeren Zeile an. Das wars dann aber gewesen und sie schloss mit den Officers ab, bevor diese die Küche verlassen konnten. Erwiderte auch nichts auf den dämlichen Wunsch eines schönen Tages. Würde sie jetzt sicher haben, ja. Die Schritte entfernten sich mit Victors Begleitung im Flur in die korrekte Richtung, während die Brünette in ihrem Stuhl hing und auf ihre Finger starrte, die sie immer wieder zu weissen Fäusten ballte und dann erneut entspannte - so gut wie eben irgendein Teil von ihr gerade an Entspannung denken konnte. Sie hatte das Bedürfnis zu kotzen, ein - oder besser viele - Teller an die Wand zu schlagen, bis sie auch physisch in der Mitte eines Scherbenhaufens stand, zu schreien und vor allem auch zu heulen. Aber das tat sie sowieso, kaum war sie allein. Die Tränen rannen erst stumm ihre Wangen hinab, auch dann, als Victor zurückgekommen war und sie wieder nicht aufgeschaut hatte. Aber als er neben ihr Platz nahm und sie seinen Arm spürte, gesellten sich sehr bald auch die ersten stummen Schluchzer dazu. Es war nett, dass er sie zumindest symbolisch zu trösten versuchte. Aber sie kam trotzdem nicht umhin, zu glauben, dass er gleichzeitig auch wütend auf sie war. Jetzt erst recht, wo er wusste, was sie tendenziell alles ausgelöst hatte mit ihrem eigenmächtigen, unüberlegten Handeln. „Scheisse", war das einzige, fast tonlos gehauchte Wort, das es zwischen zwei Schluchzern, die ihr beinahe die Kehle sprengten, über ihre Lippen schaffte. Und Scheisse war auch irgendwie alles, was zu sagen blieb. Sie konnte sich nichtmal mehr entschuldigen, weil sie das gestern schon getan hatte und es sowieso nichts gab, das ihr Verhalten erträglicher machte. Sie wartete ja fast schon darauf, dass gleich das Telefon klingelte und irgendjemand vom HR des Krankenhauses ihr mitteilte, dass sie vorerst vom Dienst suspendiert blieb und bitte zu einem Gespräch antanzen sollte. Bei dem sie ihr dann die fristlose Kündigung über den Tisch zuschieben konnten. Und wenn sie Glück hatte, würde dem noch eine Rechnung folgen, die sie in ihrem Leben nicht bezahlen konnte. Und dann noch eine Busse von der Polizei. Dass sie ins Gefängnis musste, war eher nicht so naheliegend, so rational konnte sie gerade noch denken. Aber eine Anzeige und eine Busse hielt sie für absolut realistisch... Und die konnte sie nicht zahlen, wenn sie nicht arbeitete. Aber keiner würde sie anstellen, wenn sie keinen leeren Strafregisterauszug präsentieren konnte. Je mehr sie darüber nachdachte, umso schneller schien sich die Welt um sie zu drehen und Faye würde sich liebend gerne direkt auf Victors Schoss verkriechen und die Augen zumachen, in der Hoffnung, dass seine Nähe und sein Duft sie aus der Scheisse zogen. Aber das konnte sie jetzt irgendwie auch schlecht bringen, nachdem sie es gewesen war, die all das veranlasst hatte.
This is your life, it's do or die, the sun may never rise again, so be the light the vision. This is your life, it's slipping by, you try to run but fall again, you get back up that's living.
Scheiße, ja... es dürfte kaum eine besser treffende Ein-Wort-Umschreibung für diese Situation geben. Wahrscheinlich würde ich irgendwann später versuchen mir gezielt etwas sachlichere Gedanken dazu zu machen. Zu überlegen, was in welchem eintretenden Fall am Ende vielleicht halbwegs passable Lösungen für die so oder so bestimmt ziemlich miserable Ausgangslage sein könnten. Jetzt gerade war ich wohl selbst noch zu aufgewühlt von dem Besuch der beiden Gesetzeshüter, als dass ich schon damit hätte anfangen können mir ernsthafte Gedanken zu diesem Thema zu machen. Ich war viel zu hin und her gerissen, ob ich nun ausschließlich Mitgefühl für die Brünette haben sollte oder es doch auch angebracht war, sie ein bisschen zu verfluchen, weil all das ganz einfach nicht hätte sein müssen. Sie sich und damit auch mich mehr oder weniger wissentlich in dieses Elend hatte schlittern lassen. Am Ende des Tages waren wir eben doch alle nur Menschen. Manche etwas mehr, manche etwas weniger, aber man machte im Leben zwangsläufig Fehler. Nicht unbedingt, weil man das wirklich wollte, sondern weil sich auch ein Fehler im akuten Moment völlig richtig anfühlen konnte. War jetzt halt aber trotzdem scheiße, wie sie so schön gesagt hatte. Ich atmete etwas tiefer ein und wieder aus, was meine Ausdrucksform von unterdrücktem Seufzen war, kurz bevor ich meine andere Hand anhob und Faye gewohnt vorsichtig ein paar Tränen von den inzwischen leicht geröteten Wangen wischte. Mein eigener Blick war wohl irgendwas zwischen sorgenvoll und nachdenklich, weil ich schlichtweg nicht wusste, wie ich mich gerade verhalten sollte. Nicht mal wirklich wusste, was ich dazu großartig noch sagen sollte. Dass es eine Schnapsidee gewesen war, das hatte ich meiner Freundin gestern schon gesagt. Auch, dass ich nicht gerade begeistert von dieser Aktion war. Es würde mir nichts bringen etwas in dieser Richtung noch einmal zu wiederholen und zusätzlich würde es Faye nur noch fertiger machen, als sie das ohnehin schon war, was ja grundsätzlich nie in meinem Sinn war. Ihr gestern meine Meinung zu sagen war okay gewesen, weil sie da nicht so wie jetzt wie ein mickriger Schluck Wasser in der Kurve hing. Ich musterte ihr Gesicht eine kleine Weile lang, während ich immer wieder den Weg einer kullernden Träne unterbrach und schließlich doch noch das Wort ergriff. "Unabhängig davon, was jetzt noch passieren wird...", weil es da sicherlich mehrere mögliche Optionen gab, "...kriegen wir das schon irgendwie hin, Faye.", murmelte ich so vor mich hin, meinte das aber genauso ernst wie sonst auch. Wir hatten noch immer irgendwie alles wieder hingekriegt, hatten schon weit schlimmeres als ein paar Geldprobleme hinter uns. Sollte sie ihren Job jetzt verlieren wäre das natürlich schon ziemlich scheiße, weil ich nach wie vor nur das bisschen Geld von dem Nebenjob einnahm und ansonsten möglichst kleine Beträge von meinem Ersparten abzwickte, aber es ging schon eine Weile lang, bis sie irgendwas Neues hatte. Sollte ich die Schulung bei der in drei Wochen fest veranschlagten Prüfung wirklich endlich mal abschließend auf die Reihe kriegen, dann konnte ich ja auch in dem Bereich Arbeit finden. Zwar verdiente man als ganz gewöhnlicher Security keine Unsummen, aber es würde zweifelsfrei eine Erleichterung bringen, wenn es eben wirklich zur Arbeitslosigkeit für Faye kam. Zusätzlich zu eventuell möglichen Strafen wohlgemerkt. "Aber ich glaube wir sind uns einig damit, dass Ryatt heute noch gehen sollte... wenn die nochmal unangekündigt hier aufkreuzen und ihn durch den Flur hinken hören, haben wir ein noch viel größeres Problem.", äußerte ich dazu noch meine Bedenken. Es wäre einfach ein unnötig größeres Risiko ihn länger hier wohnen zu lassen und es hatte ja ohnehin schon zur Debatte gestanden, dass er heute ging. Er würde das schon überleben, wenn die Wunde nach einem letzten Check soweit in Ordnung aussah und er sich schonte. Wenn er das nicht tat, dann war er - blöd gesagt - aber auch selbst Schuld, wenn ihm was passierte. Wir konnten ihm sicher noch ein paar schmerzlindernde, entzündungshemmende Medikamente mit auf den Weg geben, vielleicht auch noch eine entsprechende Wundsalbe und dann hätten wir alles für ihn getan, was in unserer Macht stand.
+ .Don't wait for the dust to settle. Don't wait til you've had enough. +
Sie liess sich von ihm die Tränen trocknen, ohne wirklich fähig zu sein, anderweitig darauf einzugehen. Bis sie irgendwann doch den Blick hob, um ihn anzuschauen, weil sie wissen musste, ob er sie mit dem wohlverdient strafenden Ausdruck in den Augen betrachtete. Tat er aber nicht. Er wirkte einfach nur genauso überfordert und aufgeschmissen wie sie, weil sie beide sich nicht recht ausrechnen konnten, was die realistischste Konsequenz ihrer Fehlers sein könnte. Als sie den Kopf wieder sinken liess, konnte sie dem Verlangen nach Nähe dann auch nicht mehr wirklich widerstehen, lehnte sich an seine ihr zugewandte Schulter und atmete ein paar mal zitternd ein und aus, im Versuch, sich selbst aus ihrer Hysterie zu befreien, die ihr am Ende jetzt auch überhaupt nichts mehr brachte. Faye nickte mühsam auf seine Worte, wollte sich mit aller Kraft an diese Wahrheit klammern und daran glauben, dass er Recht hatte. Weil sie wusste, dass es stimmte. Sie schafften alles immer irgendwie. Nur war fragwürdig, ob die Situation nachdem sie es geschafft hatten, denn noch irgendwie vergleichbar gut war wie sie es bis gestern Mittag gewesen war. "Ja... bestimmt", sie wünschte, es würde überzeugter klingen, aber das war wohl ein Bisschen viel verlangt in diesem Moment. Mehr gabs dazu dann gar nicht mehr zu sagen, weshalb kurzum wieder Schweigen einkehrte. Was ihr wenigstens dabei half, sich ein kleines Bisschen zu beruhigen und wenigstens die Schluchzer zu stoppen. Die Tränen dürften noch einen Moment weiterlaufen, aber das war auch irgendwie egal. Als Victor erneut ein paar Worte von sich gab, lenkte das ihre Aufmerksamkeit zum ersten Mal seit dem Gespräch mit den Polizisten wieder von ihrer eigenen Misere auf die ihres verbotenen Gastes. Ja. Auch damit dürfte ihr Freund Recht behalten. Dieser Ort hier war kaum sicherer für den Verletzten, als sein eigener Truck es sein konnte. Zumindest nicht vor den Augen des Gesetzes. Sie nickte schwach, ohne den Kopf wirklich anzuheben. "Ist wahrscheinlich... besser so...", hauchte sie an seine Schulter. Was wiederum bedeutete, dass sie es Ryatt genau so mitteilen durften. Wodurch sie sich am Ende auch nicht besser fühlen dürfte - aber auch das war mittlerweile irgendwie egal, weil es darauf kaum mehr ankam. Dann konnte sie ihm auch gleich sagen, dass sie ihm überhaupt keinen Gefallen getan hatte mit dieser Hilfe- und Übernachtungssache, da er jetzt einen Tag weniger Zeit hatte, sich vor den Cops zu verkriechen und sie vielleicht auch schon in seinem Viertel kurvten und ihn suchten, wenn sie ihn dahin zurück brachte. Und dass sie sie auf seine Fährte gelockt hatte und sie ihn vorhin schon um ein Haar gefunden hätten. Und dass er jetzt schleunigst aus der Stadt sollte, wenn er nicht doch noch vorhatte, für was auch immer sein Verbrechen nun sein mochte, gerade zu stehen. Ja, wunderbar. Sie hatte echt auf ganzer Ebene versagt, die Lage für alle Beteiligten unnötig kompliziert und gefährlich gemacht. Weil sie geglaubt hatte, einen Veteranen aus seinem Elend ziehen zu können, als wäre sie der liebe Gott persönlich. Faye zog die Nase hoch, setzte sich langsam wieder mehr oder weniger gerade hin und strich sich auch noch mit ihren eigenen Fingern die Tränen aus dem Gesicht, obwohl diese noch gar nicht wirklich verstummt waren. "Ich... muss mich mal anziehen gehen...", murmelte sie, da sie das Frühstück heute getrost überspringen konnte. Sie streifte Victor noch einmal mit ihrem Blick, bevor sie sich auf die Beine kämpfte, einen Moment neben dem Tisch stehen blieb, weil sie natürlich sofort von Schwindel heimgesucht wurde, kaum hatte sie sich erhoben. Die Brünette rieb sich erneut das Gesicht, schleppte sich anschliessend zum Spülbecken, um noch ein Glas Wasser zu trinken, bevor sie die Küche verliess. Sie sammelte sich wahllos irgendwelche Sommerklamotten zusammen, mit denen sie im Bad verschwand, um letztendlich unter die Dusche zu stehen, wo das tropfende Wasser sich mit ihren salzigen Tränen vermischte. Aber nichtmal der warme Strahl führte wirklich zur Linderung ihrer Gefühlslage und als sie das Bad eine Viertelstunde später wieder verliess, die nassen Haare zu einem unordentlichen Dutt hochgesteckt, war sie noch immer blass und ihre Augen und Wangen im Kontrast dazu wundervoll gerötet. Sie sah noch immer aus, als würde ihre Welt am Rand des Abgrunds stehen und fühlte sich auch weiterhin genauso beschissen wie davor.
This is your life, it's do or die, the sun may never rise again, so be the light the vision. This is your life, it's slipping by, you try to run but fall again, you get back up that's living.
Ich war doch sehr froh darüber, dass Faye tatsächlich nicht im Sinn stand, was Ryatt anging nochmal eine Diskussion anzufangen. Zwar hatte ich es nicht direkt befürchtet, war aber doch erleichtert, dass wir uns zumindest mit dem weiteren Vorgehen erst einmal einig waren. Dass es damit einen einzigen Punkt weniger gab, über den ich mir gerade Gedanken machen musste. Denn auch, wenn ich nicht die Ursache des Ganzen war, drehte sich auch in meinem Kopf die Gedankenspirale rege abwärts. Ich versuchte sowas meistens ganz bewusst zu unterbinden, weil man das in der Therapie gerne beigebracht bekam, aber gerade machte ich keine Anstalten mich aus dem eher negativen Gedankenkonstrukt herauszuwinden. Gab ihm eher immer mehr Zunder, damit die ewige Schleife aus Wenns und Vielleichts gar nicht erst abbrach. Deshalb nickte ich auf Fayes Einwilligung auch nur noch einmal schweigsam, bevor ich ihr für einige Sekunden mit dem Daumen über den Oberarm strich. Die zweite Hand hatte ich wieder sinken lassen, als die Brünette sich vermehrt zu mir verkrümelt hatte, hatte ihr damit lediglich einmal langsam über den Hinterkopf gestreichelt. Ich wünschte ich könnte ihr mit der durchtrainierten Brust irgendwelche erfolgreichen Lösungsansätze bieten, aber mehr als blanke Zuflucht konnte ich ihr damit nicht bieten. Natürlich war das auch viel wert - es kam ja nicht selten vor, dass die zierliche junge Frau sich ein bisschen bei mir verkroch, wenn ihr Tag beispielsweise mal verhältnismäßig blöd gelaufen war. Mir bot ihre Nähe ja grundsätzlich auch immer nervliche Linderung... nur wäre ihr im jetzigen Fall wahrscheinlich genauso wie mir eine richtige Lösung oder zumindest Gewissheit darüber, was wegen ihrer Barmherzigkeit in den nächsten Tagen noch passieren würde, deutlich lieber gewesen. Ich hatte die Augen einen Moment lang zugemacht und auch selbst noch einmal durchgeatmet, schlug die Lider aber gleich auf als Faye sich erneut zu regen begann. Mir dabei mitteilte, dass sie sich wohl mal anziehen gehen sollte. "Ja, mach das...", war jedoch alles, was ich mit einem schwachen Nicken noch dazu sagte, bevor sie aus der Küche verschwand. Daraufhin dauerte es kaum mehr als zwei Sekunden, bis ich die Ellbogen rechts und links von der Müslischüssel auf den Tisch stützte und mein Gesicht in den Händen vergrub, weil auch mir wirklich danach war mich zu verkriechen in der Hoffnung, dass sich das Problem einfach in Luft auflösen würde. Erst als die Brünette offenbar im Badezimmer verschwunden war, rieb ich mir abschließend nochmal übers Gesicht und schaufelte im Anschluss daran sehr lustlos den Großteil des Müslis in mich hinein. Schob die beinahe leere Schüssel dann von mir weg, um den Kaffee vor mich auf den Tisch zu ziehen. Inzwischen war der auch nicht mehr so heiß und ließ sich ganz gut trinken. Ob Ryatt inzwischen wach war? Ich beschloss dem kurzerhand selbst auf den Grund zu gehen, weshalb ich aufstand und die Schüssel aufräumte. Daraufhin schnappte ich mir die nur noch halbvolle Tasse wieder und ging rüber zum Wohnzimmer. Als ich die Tür aufschob, schien unser Gast tatsächlich immer noch zu schlafen. Nicht, als würde ich normalerweise nicht selbst auch noch im Bett liegen - es war Sonntag, wer stand da schon freiwillig früher als nötig auf? -, aber er hätte zumindest von unserem Besuch durchaus wach werden können. Zumal auch recht viel Licht durch die Wohnzimmerfenster fiel, das mich an seiner Stelle sicherlich geweckt hätte. Womöglich brauchte sein Körper den Schlaf. Eigentlich. "Guten Morgen, Ryatt.", schüttelte ich ihn mit nicht unbedingt leisen Worten aus den Federn, was sein Unterbewusstsein im ersten Moment mit einem leisen Grummeln und verzogenem Gesicht quittierte. Es dauerte einen Augenblick, bis er die Augen aufschlug und in der Zwischenzeit ging ich zur Balkontür, um noch etwas Sauerstoff in die Wohnung zu lassen, bevor es draußen zu heiß wurde, um die Tür dauerhaft offen zu lassen. "Morgen...", erreichten mich dann ein sehr verschlafener Gruß, als ich mich wieder umdrehte und den Sessel ansteuerte. "Deine Freunde waren grade eben hier.", ließ ich ihn mit einer trocken ironischen Wortwahl wissen, dass er beim Schlafen durchaus was verpasst hatte. Er sah mich daraufhin mit leicht hochgezogener Augenbraue fragend an und begann sich in Zeitlupe aufzusetzen. Ich ließ mich erst einmal in den Sessel sinken, bevor ich Licht ins Dunkle brachte. "Die Cops.", löste ich meine vorherigen Worte auf, bevor ich die Tasse hob und mir mehr bitter nötiges Koffein einflößte. Allerdings war Ryatts entsetzter, überforderter Gesichtsausdruck auch über den Rand der Tasse hinweg sehr gut erkennbar. Ich hätte sicher kurz gelacht, wäre mir nach Lachen zu Mute gewesen.
+ .Don't wait for the dust to settle. Don't wait til you've had enough. +
Eigentlich hätte sie sich während der Dusche mental darauf vorbereiten können, Ryatt gleich zu beichten, dass sie nicht nur sich selber - und damit zwangsläufig Victor - sondern höchstwahrscheinlich auch ihn gestern nur noch tiefer in die Scheisse gezogen hatte, als er es davor schon selbst hingekriegt hatte. Hatte sie aber natürlich nicht getan, da sie gerade herzlich wenig Kognition dazu aufwenden konnte, sich auf noch mehr Bad News einzustellen. Sie hörte Victors Stimme aus dem Wohnzimmer, als sie das Bad verlassen hatte, steuerte aber trotzdem erst das Schlafzimmer an, um ihre Kleider dort zu deponieren und damit dem Unausweichlichen noch ein paar Sekunden länger aus dem Weg zu gehen. Faye atmete tief durch und schloss für fünf Sekunden die Augen, bevor ihre Füsse sie mit sehr langsamen, sehr leisen Schritten den Flur runter trugen, bis sie vor dem Raum angekommen war, den sie eigentlich nicht betreten wollte. Tjaaa Ryatt, tut mir leid, dass ich verkackt habe und sie dir jetzt so dicht auf den Fersen sind... War eigentlich nicht meine Absicht. Dabei konnte sie nichtmal wirklich mit Sicherheit sagen, dass sie in der gleichen Situation nicht wieder den gleichen Fehler machen würde. Weil sie ein Bisschen zu oft dazu tendierte, ein Bisschen zu genau auf ihr Bauchgefühl zu hören. Und weil sie sich noch immer nicht sicher war, ob was anderes wirklich besser gewesen wäre. Für sie persönlich mit Sicherheit ja. Für Victor auch. Aber für Ryatt? Da war sie sich eher nicht so sicher. Sie hatte an Mitch's Beispiel bestens gesehen, was der Knast mit einem Menschen machen konnte und das war nicht schön gewesen, litt der Freund ihrer Schwester doch wie unschwer zu erkennen noch immer viel zu schwer unter den Folgen seines Gefängnisaufenthaltes. Andererseits war ein Leben auf der Flucht auch nicht viel mehr als Scheisse, da es einem so unglaublich viele Türen verschloss und Perspektiven zerstörte. Aber es war nicht ihre Aufgabe, die Entscheidung dieser Abwägung zu treffen. Sie konnte Ryatt nicht vorschreiben, was er jetzt oder irgendwann zu tun hatte. Ausser eben diese Wohnung zu verlassen - obwohl sie das ja selbst nicht wollte. Sie atmete erneut tief durch und schlüpfte durch die Wohnzimmertür, hob den Kopf nur soweit, dass sie Ryatt kurz zunicken konnte. "Hey...", grüsste sie ihn, sah damit bewusst von einem Guten Morgen ab, das hier und jetzt nichts als bitter ironisch wäre. Offensichtlich hatte Victor bereits zu einer Erklärung angesetzt, so überrumpelt wie ihr Gast auf dem Sofa sass. Sie hatte gedacht, dass er längst alles mitbekommen hatte, weil er spätestens durch die Klingel sowieso aufgewacht war, sie ausserdem nicht annahm, dass er sich langes Ausschlafen gewöhnt war. Aber dem war scheinbar nicht so, weshalb der Hammerschlag nun unbarmherzig hier aus Victors oder ihrem Mund zu erklingen hatte. Oder vielleicht konnte er es sich mittlerweile schon denken. Faye sah logischerweise davon ab, sich auch heute aufs Sofa zu setzen, welches momentan noch zu grossen Teilen von der Decke besetzt war, und gesellte sich lieber zu ihrem Freund auf den Sessel. Da es selbst ihr sinnlos vorkam, hier noch länger um den heissen Brei herum zu reden, richtete sie den müden Blick auf Ryatt und schaute ihn entschuldigend an. "Da war eine Kamera... Und sie wissen, dass ich mit dir geredet habe... Ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis sie wieder hier aufkreuzen... oder ich zu ihnen eingeladen werde...", murmelte sie, konnte die Worte immerhin mittlerweile aussprechen, ohne dabei gleich wieder zu heulen. Was ihrem unüberhörbar niedergeschlagenen Tonfall aber selbstverständlich keinen Abbruch tat. Sie konnte das ja auch schlecht irgendwie glücklich verkünden, wenn es doch so offensichtlich beschissen war.
This is your life, it's do or die, the sun may never rise again, so be the light the vision. This is your life, it's slipping by, you try to run but fall again, you get back up that's living.
Ich konnte mich nicht mehr daran erinnern, wann ich zuletzt mal so lange durchgeschlafen hatte. Vor allem nicht derartig ruhig und quasi sorglos. Ich würde es wahrscheinlich dem für meine Verhältnisse sehr bequemen Sofa und meiner körperlichen Erschöpfung zuschreiben. Die machte sich auch gleich wieder bemerkbar, als ich Victors Stimme hörte, die mich mehr oder weniger sanft aus dem Schlaf holte. Ich erwiderte die Begrüßung nur sehr undeutlich und fing an mich langsam unter Schmerzen etwas aufzurichten, da zog auch schon die Gewitterwolke auf - die Bullen waren hier gewesen. Das erste, was mich erstaunte, war dass ich davon scheinbar nicht bewusst wach geworden war und das zweite, dass sie wirklich dermaßen schnell hier gewesen waren. Früher oder später... ja, es war vermutlich schon naheliegend gewesen, dass sie herkamen. Auch wenn ich tatsächlich nicht bewusst damit gerechnet hatte, was nicht weniger als ziemlich dumm und auch naiv war, so ganz nüchtern betrachtet. Denn wie Faye mir eröffnete, kaum hatte ich ihr Nicken zur Begrüßung erwidert, waren da genug Kameras gewesen, um mich auf einer mit ihr einzufangen. Deswegen hatte ich mir ja die Kapuze über den Kopf gezogen und weitgehend auf den Boden geschaut - um eben kein Gesicht zu hinterlassen. Die Brünette hatte es mir logischerweise aber nicht gleich getan und unter dieser Prämisse war es wohl wirklich dämlich gewesen mit zu ihr nach Hause zu kommen. Wobei ich andererseits wohl Glück im Unglück gehabt zu haben schien, denn offensichtlich hatte mich niemand verpfiffen. Von Faye hätte ich das wohl auch nicht erwartet, aber bei Victor war ich mir da nach wie vor deutlich weniger sicher. So oder so war ich noch hier und wurde nicht stattdessen in Handschellen abgeführt. Allerdings würde ich wohl ohnehin bald die Wohnung verlassen müssen. Der hochgewachsene Dunkelhaarige, der inzwischen seinen Arm um die Taille seiner Freundin gelegt hatte, war seinem Blick nach zu urteilen auch weiterhin nur wenig begeistert von meiner Anwesenheit und außerdem wäre es auch nicht unbedingt schlau länger hierzubleiben, weil die Polizei noch einmal auftauchen könnte. Nächstes Mal hätte ich dann vielleicht weniger Glück und die Flucht wäre für die Katz gewesen. Bevor ich irgendwas zu alledem sagte, setzte ich mich zuerst vollends auf und schob die Beine langsam über die Kante des Sitzpolsters. Die Decke blieb noch über meinem Schoß liegen, als ich nach der noch übrigen Schmerztablette griff und dabei zum Reden ansetzte. "So im Nachhinein betrachtet... sollte mich das weniger überraschen, als es das gerade getan hat.", stellte ich eher gemurmelt fest, kurz bevor ich die Tablette mit Wasser meinen Rachen runterspülte. Ich machte das Glas leer, füllte es danach aber gleich wieder mit müdem, minimal zitterndem Arm voll. Eins nach dem anderen - ich musste für meine Begriffe erstmal richtig wach werden und zurück in einen Zustand kommen, den man lebendig nennen konnte, bevor ich mich hier anderweitig bewegte. Meine Ausquartierung stand heute ziemlich sicher auf der Agenda und eigentlich war ja auch nie mehr als nur eine Nacht hier auf dem Sofa geplant gewesen... aber Nein gesagt hätte ich zu einer weiteren ziemlich sicher auch nicht, wären die Bullen nicht aufgekreuzt. Die noch etwas dunkler gewordenen Schatten unter meinen Augen machten wohl deutlich genug, dass das für meinen lädierten Körper eigentlich noch nicht genug Schlaf gewesen war und ich noch sehr weit entfernt von fit war. "Sie waren sicherlich wenig begeistert davon, dass du mich hast gehen lassen..?", formulierte ich eine indirekte Feststellung, wobei mein Blick sich zurück auf Faye legte. Egal was für Konsequenzen die junge Frau nun erwarteten - sie gingen wohl auch irgendwie mit auf meine Kappe. Mindestens zu fünfzig Prozent, so als Verursacher. Ich mochte sie nie um dieses Ausmaß an Hilfe gebeten haben, aber zugelassen hatte ich es eben dennoch. " Und haben sie sonst noch irgendwas... für mich relevantes gesagt?", hakte ich noch immer nicht ganz wach nach, ob bei dem Gespräch mit den unliebsamen Gesetzeshütern etwas für mich wissenswertes rumgekommen war. Ich glaubte nicht, dass sie lang und breit erklärt hatten, warum sie mich suchten und dabei irgendwie mehr als nötig ins Detail gegangen waren. Durften sie vermutlich auch gar nicht, wegen der laufenden Fahndung oder was auch immer.
+ .Don't wait for the dust to settle. Don't wait til you've had enough. +
Faye hatte ihren Blick die meiste Zeit auf den kleinen Tisch zwischen Couch und Sessel gerichtet, schaute nur jeweils kurz auf, wenn Ryatt sich zu Wort meldete. Tja - schön, dass ihn das eigentlich nicht überraschen sollte. Und sie wohl auch nicht. Es war trotzdem mehr als beschissen. Sie wollte hier auch nicht im Selbstmitleid baden, weil ihr ja bewusst war, dass es ihre eigene Schuld war. Nur machte das das Problem jetzt nicht unbedingt kleiner. Ihre grösste Angst galt in diesem Moment eben eindeutig ihrem Anstellungsverhältnis, das sie doch eigentlich so schätzte und auf keinen Fall so leicht unter die Karre fahren wollte. War nur leichter gesagt als getan, da sie den entscheidenden Fehler bereits begangen hatte und sie absolut nicht einschätzen konnte, ob überhaupt noch die Möglichkeit bestand, dass diese Tat nicht im Genickbruch endete. Ob seitens der Polizei auch noch weitere Massnahmen ergriffen wurden? Wahrscheinlich nicht, oder? Ausser eben möglichen Bussen, die sie definitiv auch nicht ausschliessen konnte. Aber wie gesagt - nicht ihr grösstes Problem. Sie sagte nichts zu Ryatts erster Bemerkung, lehnte sich lieber stumm an ihren Freund, der ihr in diesem Raum wohl gerade am meisten leid tat. Einfach weil er absolut nichts dafür konnte, dass die gute Möglichkeit für sehr baldige, starke Unruhen in seinem Leben bestand. Also stärker als sie jetzt schon waren. Ryatt und sie selbst hatten zumindest eine gewisse Mitverantwortung daran, dass sie jetzt in der Scheisse sassen. Das konnte sie mit relativ grosser Sicherheit sagen, auch wenn sie nicht wusste, wie genau der junge Mann in das Schlamassel gerutscht war. Seine Frage nach weiteren bedeutungsvollen Äusserungen seitens der Gesetzeshüter liessen sie kurz nachdenken. Aber sie wusste nicht, was davon irgendeine Relevanz für ihn haben könnte. "Ich denke nicht... Keine Ahnung. Sie haben nicht viel erwähnt, ausser ein ungefährer Grund, weshalb sie dich suchen. Ich habe aber auch nicht gefragt... ich hatte gerade... andere Probleme", murmelte sie, hob die rechte Schulter ein Stück an um zu signalisieren, dass sie diesbezüglich nicht mit weiteren Informationen glänzen konnte. Aber wahrscheinlich war Ryatt diese Antwort sowieso lieber, da alles andere bedeutet hätte, dass er sich noch um weitere Dinge sorgen durfte. Sie hatte natürlich nicht gefragt, wo sie als nächstes nach ihm suchen wollten oder was ihr Plan der Strafverfolgung darstellte. Das hätte nur Ärger gemacht und unnötig noch schwerwiegenderen Verdacht auf sie gelegt. Dabei hatte die Brünette eigentlich nicht vor, überhaupt jemals wieder mit ihm in Verbindung gebracht zu werden. War wohl utopisch, aber es wäre wirklich schön, wenn sie nochmal schlafen gehen und dann aus diesem plötzlichen Alptraum aufwachen könnte, der ihr hier alle Nerven raubte. "Brauchst du noch irgendwas? Nicht, dass ich dich in einer halben Stunde rauswerfe oder so, ich meine nur, ich muss eh noch Verbandzeug holen, weil wir nichts da haben, das ich dir mitgeben kann... Und dazu muss ich wohl kurz Einkaufen gehen, weil ich das besser nicht besorge, während du in meinem Auto Däumchen drehst und auf mich wartest... Also wenn du sonst noch was brauchst, kann ich auch beides auf einmal holen", bot sie ihm an, während ihre müden, noch immer leicht geröteten Augen langsam wieder in sein Gesicht fanden. Sie würde ihn ganz bestimmt nicht gehen lassen, ohne mit etwas Verbandzeug wenigstens ein Minimum an Sicherheit zu schaffen, dass seine Verletzungen ihn nicht doch noch töteten. Und da sie gestern das letzte Pflaster in der richtigen Grösse gebraucht hatte, führten nicht viele Wege um eine kleine Einkaufstour herum.
This is your life, it's do or die, the sun may never rise again, so be the light the vision. This is your life, it's slipping by, you try to run but fall again, you get back up that's living.
Das war eine dumme Frage gewesen, oder? Zumindest war sie nicht unbedingt einfühlsam, aber meine Empathie hatte in den letzten Jahren vermutlich auch etwas leiden müssen. Eigentlich war es auch nur logisch, dass Fayes Fokus bei dem Gespräch mit den Polizisten auf etwas völlig anderem gelegen hatte - sehr wahrscheinlich nämlich auf ihr selbst und ihrer Situation, die wiederum auch nur meinetwegen jetzt sehr sicher ziemlich bescheiden war. Auch wenn sie mich hier nicht im Wohnzimmer aufgegabelt hatten, sondern mich irgendwo draußen weitersuchen würden. Deshalb nickte ich etwas und senkte den Blick dann zwischen meine noch nackten Füße auf den Boden, schüttelte dabei auch ein klein wenig den Kopf über meine etwas unpassende Frage. "Ja, natürlich... entschuldige.", murmelte ich ein paar entsprechende Worte vor mich hin, bevor ich die rechte Hand hob und mir damit nach hinten durch die noch sehr wirren Haare fuhr. Ob sie meinen Truck schon gefunden hatten? Ob sie überhaupt danach suchten? Ich wollte eigentlich mehr Mitleid mit Faye haben und mehr Reue empfinden, aber meine wirr zu kreisen anfangenden Gedanken machten mir das schwer. Ob sie überhaupt daran dachten, dass ich ein Fahrzeug hatte? Ob sie schon bei meinen Eltern angerufen hatten? Offiziell war das mein letzter Wohnort, auch wenn ich dort schon seit Monaten keinen Fuß mehr ins Haus gesetzt hatte. Meine Mutter würde wahrscheinlich aus allen Wolken fallen, wenn die Polizei nach mir suchte. Ich konnte ihren Gesichtsausdruck vor meinem inneren Auge sehen... wobei ich mir andererseits nicht sicher damit war, ob meine Eltern sowas zumindest unterbewusst nicht ohnehin schon hatten kommen sehen. Ich hatte früher schon reichlich viele Dummheiten angestellt und ob man als Veteran, der überstürzt das Haus verließ und sich danach nur noch hochgradig selten mal meldete, nun was solche Dinge anging weniger anfällig wurde, ließ sich doch stark bezweifeln. Mir fiel jetzt auch zum ersten Mal auf, wie ironisch das alles hier war. Die Hilfe meiner Eltern hatte ich nicht gewollt - beziehungsweise war sie mir einfach so auf die Nerven gegangen, dass ich es nicht mehr ausgehalten hatte, weil ich nun mal nicht bei Onkel Howard in der Werkstatt aushelfen wollte - und jetzt saß ich dafür auf dem Sofa einer Fremden und brachte sie in Schwierigkeiten, weil ich ihre Hilfe angenommen hatte. War wohl kein Wunder, dass ich von einer Bredouille in die nächste schlitterte, wenn mein Hirn immer in zwei so merkwürdigen Parallelen verlief. Was mein ehemaliger Therapeut wohl dazu sagen würde? Wahrscheinlich irgendwas viel zu logisch klingendes, das ich nicht hören wollte. Ich versuchte den ziellosen Gedankengang zu eliminieren, als Faye mit ihrer Frage erneut nach meiner Aufmerksamkeit verlangte. Auch hob ich den Kopf an und richtete meinen Blick wieder auf ihr Gesicht, nur um mich gedanklich schon während ihrer Worte für ein Nein zu entscheiden. Es gab sicher einiges, was ich brauchen könnte, wofür ich normalerweise kein Geld hatte. Die Liste dahingehend war bestimmt endlos, aber ich konnte gerade nicht guten Gewissens Extrawünsche äußern. Die Brünette sah jetzt, wo ich sie mir nicht mehr ganz so müde und etwas genauer ansah, ohnehin schon recht fertig mit den Nerven aus. Hatte vermutlich auch geweint, wenn ihre Augen nicht aus anderen mir unerfindlichen Gründen beide getränt hatten. "Nein... aber danke.", lehnte ich ab und zog den rechten Mundwinkel flüchtig nach oben. Ich schätzte ihren trotz der schwierigen Lage anhaltenden, guten Willen wirklich sehr, hielt es aber für unangebracht darauf jetzt einzugehen. Auch ein kurzer Blick ins Gesicht ihres Freundes, der ihr nebenher etwas über die Taille strich, ließ mich lieber so kleine Brötchen wie möglich backen. Vielleicht hätte ich mich anders entschieden, wenn er mich nicht die ganze Zeit so unterschwellig genervt von meiner Anwesenheit ansehen würde. "Ich... verzieh mich auch, sobald du zurück bist. Ich hab genug angerichtet, denke ich.", meinte ich schulterzuckend und streifte Faye nur mit einem letzten Blick, bevor ich langsam die Decke bei Seite schob und mich nach vorne beugte, um nach meiner Tasche zu greifen. Ich zog den Reißverschluss auf und begann nach ein paar passenden Klamotten für den heutigen Tag zu suchen, während ich mich gedanklich schon damit anfreundete ein Stück bis zur nächsten Bushaltestelle zu gehen oder mir ein Taxi zu rufen.
+ .Don't wait for the dust to settle. Don't wait til you've had enough. +
Auch Faye schüttelte sofort den Kopf, als Ryatt meinte, sich entschuldigen zu müssen. Ihr war schon klar, dass er mit seiner eigenen Situation genug zu schaffen hatte, als dass er sich nicht auch noch um ihre Seite der ganzen Problematik kümmern konnte. Also nahm sie es ihm bestimmt nicht übel, wenn er gerade nicht darüber sinniert hatte, dass sie wiederum beim Gespräch nicht daran gedacht hatte, sich nach irgendwelchen weiteren Schritten und bisherigen Untersuchungsständen zu erkunden. Wobei auch zweifelhaft war, ob das überhaupt was gebracht hätte. Eher nicht, die Polizei hielt sich bei laufenden Ermittlungen ja - berechtigterweise - gerne eher bedeckt, was ihren aktuellen Wissensstand betraf. Dass Ryatt ihre Frage nach weiteren Bedürfnissen seinerseits verneinte, hätte sie auch voraussehen können. Natürlich kam er jetzt nicht mit einer Einkaufsliste von Dingen, die er dringend nötig hatte, wenn sie sich soeben über ihr Elend ausgekotzt hatte. Sie hätte gerne nochmal betont, dass er bitte nicht zu zurückhaltend sein sollte und es ihr auch besser ging, wenn sie ihn zumindest einigermassen versorgt wusste, bevor sie ihn zwangsläufig wieder auf die Strasse setzte. Aber Victor würde sich darüber wohl eher nicht freuen und Ryatt würde bestimmt auch beim zweiten und dritten Fragen bei seinem Nein bleiben, um dem Gefühl zu entgehen, ihr noch weiter zur Last zu fallen. Also galt es das wohl so zu akzeptieren - zumindest vorläufig. Faye schüttelte erneut sachte den Kopf, als ihr Gast sich ein weiteres Mal zu Wort meldete. "Du brauchst dich nicht zu beeilen... So rasch werden sie bestimmt nicht wieder hier aufkreuzen. Und es macht auch keinen Sinn, wenn du hier nachher zur Tür raus spazierst und auf der Strasse rumwanderst... Ich bring dich dann zu deinem Truck zurück", merkte sie noch an, dass er den Rückweg ganz bestimmt nicht selber suchen musste. Mal ganz von den persönlichen Aspekten, ihrer Empathie und ihrem Gewissen abgesehen - würden die Cops ihn in ihrer Strasse aufgabeln, würde das nur zu weiteren ernsthaften Konsequenzen führen, mit denen sie nicht umgehen konnte. Sie wollte ja gar nicht wissen, was für Strafen auf das bewusste Verstecken gesuchter Flüchtigen ausgeschrieben standen, hatte schon genug Probleme mit dem Drama, das sie sich bis hierher eingebrockt hatte. Sie wandte sich von Ryatt ab, um stattdessen Victor anzublicken und mit ihren Fingern nach seiner Hand an ihrer Taille zu fischen, um einen Moment etwas Kraft aus seiner Nähe zu tanken. Falls das denn überhaupt noch möglich war. "Ich geh' dann kurz einkaufen, okay?", sie rechnete eher nicht mit Einspruch seinerseits, aber gleichzeitig hatte sie auch ganz bestimmt keine Lust, nochmal irgendwas an ihm vorbei zu planen. Man sah ja bestens, wozu das führte... Faye schob schwerfällig ihre Füsse in Richtung Boden, um sich wenig später zu erheben. War ja leider nötig, wenn sie einkaufen wollte. Sie warf Ryatt noch einen kurzen Blick zu, ehe ihre Augen auch Victor nochmal streiften, dessen Hand sie kurz drückte, bevor sie ihre Finger aus seinen löste, um zu gehen. "Bis gleich", verabschiedete sie sich, ging zur Tür und packte sich unterwegs noch Geldbeutel und Handy in eine Tasche. Sie fühlte sich nicht wirklich wohl, als sie die Wohnung und das Haus verliess, schaute sich immer wieder um, um sicher zu gehen, dass keiner sie beobachtete und die Polizei nicht vorsorglich jemanden vor ihrer Tür stationiert hatte. Wahrscheinlich war das nur ihre innere Paranoia, wäre es doch ziemlich übertrieben, wenn sie sich ein solches Personenaufgebot leisten würden, um einen definitiv nicht Schwerverbrecher zu fassen. Nur weil Ryatt ein verhältnismässig leichtes Opfer war, war er immerhin noch lange kein dicker Fisch - davon wollte sie jedenfalls mal ausgehen, er hatte ihr ja versichert, keinen umgebracht zu haben. Die Brünette blieb eine knappe Dreiviertelstunde weg und als sie den Schlüssel im Schloss der Wohnungstür wieder drehte, war ihre Tasche gefüllt mit allen möglichen Mittel zur Wundversorgung, die der junge Mann in den kommenden Tagen brauchen könnte. Und natürlich Schmerzmittel. Etwas davon wanderte in ihre eigene Apotheke in den Schrank im Flur, aber das meiste trug sie in einer Tüte ins Wohnzimmer, weil sie einfach mal davon ausging, dass ihr Gast sich noch immer dort aufhielt. Zu sagen, dass ihre Nerven sich in der Zwischenzeit beruhigt hätten, wäre wohl etwas übertrieben. Sie war noch immer aufgewühlt und hatte wirklich absolut keinen Plan, wie ihr Leben weitergehen sollte oder würde. Aber sie konnte ja gerade doch nichts anderes tun als abwarten und versuchen, ihren Kopf noch so weit wie möglich aus der Schlinge zu ziehen. Was ihre Arbeit zu all dem sagte, würde sie herausfinden, wenn sie morgen wieder einen Fuss ins Krankenhaus setzte - oder vorher einen Anruf bekam, dass sie das nicht mehr zu tun brauchte. Sie wollte aber an beides lieber nicht denken, um zu verhindern, zu früh wieder der Panik zu verfallen, die sie Gallen kotzen lassen wollte. Es reichte, dass sie schon so meilenweit von sowas wie innerem Frieden oder Ruhe entfernt war. Immerhin weinte sie nicht mehr, das war doch schon mal ein Plus.
This is your life, it's do or die, the sun may never rise again, so be the light the vision. This is your life, it's slipping by, you try to run but fall again, you get back up that's living.
Guess it's youuuu x'D <3 Prüfungen gut gelaufen? _______
An diesem Punkt war ich mir mal wieder nicht so sicher damit, ob Victor seiner Freundin bei ihrer Aussage vollkommen zustimmte. Natürlich war es an und für sich unwahrscheinlich, dass die Bullen hier heute noch ein weiteres Mal auftauchen würden. Das höchste der Gefühle wäre vermutlich ein Anruf und keine direkte Präsenz. Trotzdem machte mir der hochgewachsene Dunkelhaarige nach wie vor nicht den Eindruck, als hätte er mich gerne länger hier, als jetzt noch notwendig war. Vielleicht bildete ich mir das auch nur ein, weil es für mich naheliegend war und sein Blick durchgehend ziemlich resigniert bis unterschwellig genervt auf mich wirkte. Ich beobachtete die beiden während sich Faye von ihm verabschiedete und ich hatte zugegeben nur wenig Lust darauf jetzt für eine Weile mit Victor allein zu sein, aber da schien kein Weg dran vorbei zu führen. Er erwiderte den Blick der zierlichen Brünetten, nickte schwach und schloss seine Geste mit den Worten "Ist gut, bis dann." ab. Auch ich ließ Faye ein kurzes Nicken zum vorübergehenden Abschied zukommen, bevor ich ihr mit meinem Blick bis zur Tür in den Flur folgte. Schon bald war das ins Schloss fallen der Wohnungstür zu hören und daraufhin lag Victors Blick schnell wieder spürbar auf mir. Also sah ich zu ihm hin, scheute den Blickkontakt nicht. Er sah aus, als würde er mir irgendwas sagen wollen, das mir nicht gefallen würde. Allerdings kam nichts dergleichen. Stattdessen fragte er mich nach einigen extrem langen Sekunden, ob ich frühstücken oder ins Bad wollte, ob ich Hilfe brauchte. Sein Tonfall war dabei an sich zwar eher kühl, aber er schien was solche Dinge anging wohl genauso wenig aus seiner Haut zu können wie seine bessere Hälfte. Ich entschied mich erstmal für den Gang ins Badezimmer, der inzwischen ganz einfach nötig war. Auf die Beine zu kommen war dank noch nicht wirklich wirkendem Schmerzmittel die reinste Tortur und mir war im Stehen angekommen auch erstmal ordentlich schwindlig. Ich versuchte mir das nicht anmerken zu lassen, aber mein Blick war für eine Diagnose meines Innehaltens sicher sowieso ausreichend. Victor hatte sich indessen ebenfalls aus dem Sessel erhoben und begleitete mich zum Badezimmer, hielt mich dabei recht ungeniert im Blick und schien auch den sichtbaren Teil meiner Brandnarbe zu inspizieren. Das darauffolgende Gespräch war unangenehm, weil es ein weiteres Mal von mir forderte mir meine Verletzlichkeit einzugestehen, aber er half mir doch immens damit die Wunden mit Folie abzukleben, weil ich so zumindest unter aller Vorsicht duschen konnte und mich nicht mit einem Waschlappen in der Hand verrenken musste. In meinem kleinen Kulturbeutel war nicht viel Schnickschnack, aber es reichte aus um den schweißigen Geruch unter der Dusche loszuwerden, mir danach noch die Zähne zu putzen und den Bart zu stutzen. Was meine Haare anging war ich inzwischen wohl an dem Punkt angekommen, dass ich in den Spiegel blickend kurz davor stand sie mir einfach abzurasieren. Sie wurden immer länger, damit immer nervtötender und ein Friseurbesuch finanziell kaum im Bereich des Machbaren. Immerhin hatten die beiden hier aber einen Föhn, der mir das immer länger dauernde trocknen lassen der Mähne ersparte. Das Anziehen der frischen Klamotten stellte mich nach dem vorsichtigen Ablösen des Klebebands und der Folie noch einmal auf die Probe - ich beließ es bei einer anderen langen Jogginghose, weil ich die Nacht über ziemlich geschwitzt hatte und einem relativ leicht anziehbaren Tanktop - und danach hinkte ich dann langsam zurück ins Wohnzimmer. Victor schien sich in der Zwischenzeit um Frühstück für mich gekümmert zu haben, stand das Tablett doch schon auf dem Couchtisch als ich zurückkam. Wüsste ich es nicht besser würde ich behaupten, dass er mich entweder gerne loswerden oder sein schlechtes Gewissen beruhigen wollte. Dennoch bedankte ich mich mit einem schwachen Lächeln auch wörtlich bei ihm und ließ mich zurück aufs Sitzpolster sinken. Erst verstaute ich noch achtsam meinen Kram in der Tasche, dann setzte ich mich wieder etwas auf und griff nach der Kaffeetasse. Ich kam einfach nur sehr selten mal an eine gute Tasse Kaffee, da war das ein kleiner Segen. Kaum griff ich nach dem Messer für's Brot ging auch die Tür im Flur wieder auf. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass ich eine halbe Ewigkeit im Badezimmer gebraucht hatte und Faye demnach problemlos schon mit dem Einkauf fertig sein konnte. Die Brünette wirkte nach wie vor ein bisschen durch den Wind, als sie zu uns ins Wohnzimmer aufschloss. Deswegen schenkte ich ihr auch ein vorsichtiges Lächeln, während Victor sich etwas abwesend mit dem Laptop auf seinem Schoß beschäftigte.
+ .Don't wait for the dust to settle. Don't wait til you've had enough. +
Jaaa nicht schlecht glaub ich, mal schauen. :) Dauert jetzt erstmal wieder um die 2-3 Monate, bis ich da Resultate zurückbekomme.^^ __________
Sie fand die beiden tatsächlich wie erwartet im Wohnzimmer wieder, wo sie schon gesessen hatten, als Faye die Wohnung verlassen hatte. Allerdings waren auch die zwei Männer in der Zwischenzeit nicht untätig geblieben. Ryatt hatte offensichtlich eine Dusche genossen und Victor hatte Frühstück aufgetischt. Etwas zu essen wäre wohl auch für sie mal eine gute Idee, aber wahrscheinlich scheiterte dieses Vorhaben weiterhin an ihrem fehlenden Appetit. Vielleicht später, wenn sie ihren Gast wieder ausquartiert hatte und sich statt mit ihm nur noch mit ihrem eigenen Elend unterhalten konnte, ihr also nichts mehr blieb, um sich anderweitig zu beschäftigen. «Hallo», grüsste sie etwas müde, bemühte sich aber darum, Ryatts Lächeln zu erwidern. Das sah möglicherweise noch etwas angestrengt aus, aber es war bekanntlich der Wille der zählte. Faye stellte die Einkaufstüte auf der Couch, etwas links von Ryatt ab, wandte sich dann nochmal Victor zu, um ihm den obligatorischen Begrüssungskuss auf die Lippen zu hauchen, bevor ihre Augen zum Laptop auf seinem Schoss abschweiften. «Was machst du?», fragte sie, auch wenn sie sich nicht sicher war, ob sie in diesem Moment wirklich mit einer Antwort rechnen konnte. War auch möglich, dass er lieber nicht reden wollte oder schlicht einfach auf dem Laptop herumdrückte, um sich irgendwie von dem abzulenken, was ihm momentan das Leben schwer machte. Also sie und ihre teilweise leider stark eingeschränkte Rationalität. Die Brünette setzte sich mit etwas Abstand zu Ryatt aufs Sofa, begann damit, ein paar Artikel aus der Tüte zu fischen und auf dem Couchtisch zu stapeln, der glücklicherweise gross genug war, um neben dem Tablett mit dem Frühstück noch genügend Platz für ihre Auslegeordnung zu bieten. Sie wollte ja keinen beim Essen stören, nur das Zeug bereitmachen, das sie brauchen würde, um nachher seine Wunde noch einmal final zu versorgen. Da er geduscht hatte, nahm sie mal an, dass er sich das Teil heute wohl schon angeschaut hatte oder es ihm zumindest keine komplett unaushaltbaren Schmerzen bereitete, sie folglich keine allzu böse Überraschung erwartete. Und das war schonmal wirklich gut – es hätte immerhin wesentlich schlimmer kommen können. «Wie geht’s dir? Hast du grosse Schmerzen?», wandte sie sich einige Sekunden später mit einer entsprechenden Frage an Ryatt, den sie zugleich kritisch betrachtete, als möchte sie ihre Antwort direkt aus seinem Gesicht lesen. Immerhin hatte sie heute noch kaum mit ihm geredet - jedenfalls nicht über irgendwas anderes als den verhängnisvollen Besuch der Polizei. Und dabei hatte sie ihn bestimmt nicht zu sich nach Hause gebracht, um ihm dann nur schlechte Neuigkeiten und die Anwesenheit der Cops unter die Nase zu reiben, sondern viel mehr um ihn wenigstens einen Moment lang durchatmen zu lassen, bevor er sich ernsthaft mit dem Thema Flucht befassen musste. Hatte nur leider alles nicht wirklich nach Plan funktioniert wie man sah und statt ihm etwas aus dem Dreck zu helfen, sassen sie jetzt einfach zu zweit - oder eher zu dritt - in der Scheisse. Und die einzige Lösung, die es momentan zu geben schien, war, Ryatt so rasch wie möglich wieder auszuquartieren. Was aber auch falsch und vor allem Scheisse war und nicht wirklich ein Ende des Dramas versprach... Faye hatte nur keinen anderen Ort, an den sie ihn bringen konnte. Kein einsames Waldhaus, in das sie ihn stecken konnte. Keine Freunde, denen sie genug vertraute. Ausserdem wäre es auch echt dumm, noch mehr Leute mit rein zu ziehen und sie bezweifelte, dass Ryatt einwilligen würde, bei sonst irgendwem unter zu kommen, wenns hier nicht mehr ging.
This is your life, it's do or die, the sun may never rise again, so be the light the vision. This is your life, it's slipping by, you try to run but fall again, you get back up that's living.
Ich beobachtete Faye noch dabei wie sie zu Victor rüberging, dann senkte ich den Blick zurück auf den Teller mit erst halb bestrichenem Brot. Eigentlich war absolut nichts dabei, wenn ein Paar sich zur Begrüßung küsste, fielen solche Küsse nach so kurzer Abwesenheitszeit doch meist ohnehin eher nur flüchtig aus, aber irgendwie fühlte ich mich grundsätzlich immer ein bisschen schräg dabei anderen Leuten dabei zuzusehen wie sie sich küssten. In diesem Fall wollte ich vielleicht auch einfach nicht zu genau wissen, was für eine Art von Paar ich mit in meine Misere gezogen hatte, um nicht noch ein schlechteres Gewissen zu kriegen. Bisher wirkten mir die beiden nämlich ganz und gar nicht so, als hätten sie irgendwas davon verdient. Ich bestrich also lieber in Ruhe mein Brot - getrost dem Motto keine schnellen Bewegungen zu machen, um unnötige Schmerzen zu vermeiden - und war gerade fertig damit, als die zierliche Brünette zurück zum Sofa kam und die Sachen auszupacken begann. Noch bevor sie sich gesetzt hatte, kam ein eher beiläufiges "Nichts Wichtiges." seitens ihres Freundes, der die Augen dafür aber nicht noch einmal vom Bildschirm löste. Einen kurzen Moment lang musterte ich ihn, dann griff ich nach dem Brot und nahm den ersten Bissen. Faye fing indessen damit an die Sachen auszupacken und stellte mir schließlich die vorhersehbare Frage danach, wie es mir ging. Ich dachte in Ruhe darüber nach, was ich darauf antworten wollte, während ich noch kaute. Auf jeden Fall ging es mir heute schon ein wenig besser als gestern. Zwar waren die nicht verschreibungspflichtigen Schmerzmittel nach wie vor nicht ausreichend, um den Schmerz unter Bewegung gänzlich zu betäuben, aber sie erleichterten mir das Leben zumindest ein bisschen. Außerdem fühlte ich mich weniger ausgelaugt als vor der Mütze voll Schlaf - da hatte das vorher getrunkene Wasser scheinbar einen guten Dienst geleistet. Außerdem war es schlicht wichtig gewesen, dass ich ein paar Stunden Schlaf bekam. Die Operation hatte mir tief in den Knochen gesteckt und mein Körper war im Zuge dessen erst recht erledigt davon gewesen, mich erst noch durch die halbe Weltgeschichte tragen zu müssen, bevor er seine Ruhe bekam. "Schon etwas besser als gestern.", antwortete ich ehrlich. Mir schien es doch zu übertrieben das Wort gut an dieser Stelle zu verwenden, denn von richtigem Wohlbefinden war ich nach wie vor meilenweit entfernt. Das brauchte noch Zeit. "Ist auch nicht wieder ein Fleck da, hat also nicht mehr geblutet...", hängte ich wenige Sekunden später noch eine Randinformation an, bevor ich den nächsten Bissen nahm. Vielleicht tat ich das unterbewusst deswegen, weil ich es gerne umgehen würde, dass Faye noch ein weiteres Mal an die Wunde ging. Es war nur leider grundsätzlich unwahrscheinlich, dass das passieren würde. Ganz gleich, was ich hinsichtlich meines Befindens nun sagte. Ich mochte die Brünette noch nicht lange kennen, aber es war nicht schwer zu erraten was sie vor hatte, wo sie das Zeug doch so schön hier ausbreitete. In Kombination mit ihrer durchweg fürsorglichen, fast schon aufopfernden Ader war eine Prognose gerade nicht schwer zu stellen. Wie stark meine Schmerzen waren, wusste ich nicht wirklich zu definieren. Direkt nach dem Aufstehen waren sie wieder fast unerträglich beim Aufsetzen gewesen, aber inzwischen waren sie relativ gut auszuhalten - dank den kleinen Wundermitteln der Pharmaindustrie. "Mit dem Schmerzmittel geht's schon.", war also alles, was ich am Ende dazu sagte. Man konnte wohl nicht erwarten, dass noch derartig frische Stich- und Schnittwunden keine Schmerzen bereiteten. Der Arm war auch weniger das Problem, weil es nicht allzu schwer war ihn etwas zu schonen und stattdessen vermehrt den anderen zu nutzen. Mit der Hüfte war das hingegen wenig bis gar nicht machbar.
+ .Don't wait for the dust to settle. Don't wait til you've had enough. +
Ja, hab tatsächlich schon eine Note zurückgekriegt, die Dozentin war super super super schnell.. x’D Aber der Rest dauert wohl noch ne Weile. _______
Faye hatte auch nicht damit gerechnet, dass Victor ihr jetzt lang und breit erklärte, was er gerade auf seinem Laptop herumtippte. Einfach weil er nicht so wirkte, als möchte er Ryatt einen grösseren Einblick in ihre Leben gewähren, als das bisher schon geschehen war. Also akzeptierte sie die dürftige Antwort ohne Kommentar, ging schlicht davon aus, dass es eben wirklich nichts Wichtiges war und sie sich nicht weiter den Kopf darüber zerbrechen musste. Ihre Aufmerksamkeit wurde gleich darauf ohnehin von jemand anderem gefordert, als Ryatt begann, ihr den allgemeinen Zustand seines Wohlbefindens zu schildern. Dass es besser war als gestern, war in der Tat von Vorteil, da sie wirklich nicht wusste, ob sie ihn anderweitig überhaupt auf die Strasse hätte setzen können. Aber diese Überlegung entfiel damit glücklicherweise und sie konnte weiter darauf hoffen, dass er sich ordentlich schonen würde und die Heilung damit ohne Komplikationen weiterging. Auch dass es nicht mehr geblutet hatte, empfand sie als zweifellos gute Nachricht, da das wohl bedeutete, dass die Naht sich nicht erneut geöffnet hatte. Deswegen auf einen weiteren Verbandswechsel zu verzichten, kam aber für Faye gar nicht in Frage, weshalb sie diesen Gedankengang auch gar nicht hinter seinen Worten vermutete. «Das klingt doch zumindest nach einer guten Nachricht», sozusagen der ersten guten Nachricht an diesem Morgen, wenn mans genau nahm. Oder der zweiten, direkt hinter dem Erfolg, dass die Polizei immerhin ohne Ryatt in Handschellen wieder nach draussen spaziert war. «Ich gucks mir nach dem Frühstück aber trotzdem nochmal an, okay?», für die Brünette war das mehr eine rhetorische Frage und sie glaubte auch, dass der junge Mann das bereits wusste, aber sie wollte es nur noch mal angemeldet haben. Jetzt sollte er aber erst so weit wie möglich sein Frühstück geniessen, während sie mehr oder weniger gar nichts machte.
This is your life, it's do or die, the sun may never rise again, so be the light the vision. This is your life, it's slipping by, you try to run but fall again, you get back up that's living.
Hui, das ging dann aber wirklich sehr schnell. x'D zufrieden mit dem Ergebnis? _______
Wahrscheinlich würde das für die nächste Zeit auch erstmal die einzige wirklich gute Nachricht bleiben. Zumindest waren die Aussichten gerade nicht besonders rosig - weder für mich, noch für Faye. Ich wusste nach wie vor nicht, wo ich überhaupt hin sollte, wenn ich dann final hinter dem Steuer meines Trucks saß. Es lief wahrscheinlich darauf hinaus, dass ich einfach da hinfahren würde, wo mich die Straßen hintrugen. Normalerweise war mein Instinkt ja kein schlechter und ich würde einfach blind darauf vertrauen. Wenn ich deshalb am Ende in Kanada oder Mexico landete, dann war das eben so. Vielleicht wäre unbemerkt auszuwandern gar nicht so verkehrt. Es gab sowieso nicht viel, das mich hier noch hielt. "Schätze schon, ja.", erwiderte ich leicht gemurmelt, zuckte ein klein wenig mit den Schultern. Der verletzte Oberarm zahlte mir das postwendend mit einem brennenden Schmerz heim, aber ich verzog kaum das Gesicht und biss erneut in das Brot. Das Essen lenkte ein bisschen ab und außerdem würden regelmäßige Mahlzeiten bald schon wieder Geschichte für mich sein, da sollte ich das letzte verhältnismäßig ausgewogene Frühstück genießen. Das, was die zierliche Brünette dann im Anschluss noch sagte, während ich auf der Brotscheibe herumkaute, schmeckte mir natürlich nicht, aber ich hatte das ja bereits kommen sehen. Es hätte nicht gerade gut in ihr bisheriges Verhaltensmuster gepasst, wenn sie mich einfach so ohne abschließende Wundkontrolle hätte gehen lassen. Dennoch seufzte ich leise, noch bevor ich runtergeschluckt hatte. "Ich hatte schon befürchtet, dass du das sagst.", war mein einziger, leicht ironischer Kommentar dazu, bevor ich mich dem Rest des Frühstücks widmete. Ich leistete keine Widerrede, weil es einfach überflüssig war. Faye meinte es damit ja auch nur gut und wenn sie sich besser damit fühlte, noch einmal einen Blick auf die Naht - oder beide Nähte - zu werfen, dann sollte sie's halt machen. Ich trank ein paar Minuten später dann den letzten Schluck Kaffee aus der Tasse und damit war der angenehme Teil des noch frühen Tages wohl vorbei. Trotzdem blieb ich noch einen Moment lang leicht nach vorne gebeugt dem Tablett zugewandt, als ich die leere Tasse abgestellt hatte. Atmete noch einmal tief durch und bereitete mich mental darauf vor, mich gleich wieder dem Schmerz stellen zu müssen. Zumindest ging ich ziemlich stark davon aus, dass die Sanitäterin die Wunde erneut anfassen müssen würde, sie noch einmal saubermachen wollte oder ähnliches. Ich richtete mich also schließlich eher widerwillig auf, setzte mich möglichst gerade hin und schob mich mit dem Rücken bedacht an die Lehne des Sofas, bevor ich das Top bis zur Brust nach oben zog. "Reicht das oder soll ich mich lieber hinlegen?", fragte ich Faye und sah sie direkt an. Ruhig, aber sichtlich wenig begeistert von ihrer anstehenden Kontrolle. Konnte man mir aber auch nicht verübeln, oder? Sie konnte noch so vorsichtig sein, es würde trotzdem weh tun. Danach dürfte ich dann aber immerhin endlich jegliche dieser Untersuchungen los sein und würde mich dann selbst um die Wunde kümmern.
+ .Don't wait for the dust to settle. Don't wait til you've had enough. +
Ja, vor allem weils ca. 80x 10 offene Fragen waren, die sie korrigieren musste. Das gibt schon was zu tun, aber die will wohl in die Sommerpause.. xD und ja, bin sehr zufrieden - lief sogar noch besser als erwartet. :) Und habe heute überraschenderweise noch die anderen beiden Noten zurückgekriegt, das hab ich auch bestanden, yayyy. xD die waren alle komplett in Eile! x‘D Und ich weiss nicht - hast du hier schon nen Plan für weiter? Weil mir ist unter der Dusche nur grad spontan ein Einfall gekommen, dass Faye Ryatt da zu seinem Truck zurückbringt und sie dann merken, dass der nen Platten hat. Weil sein Freund - Name vergessen - vielleicht verhindern wollte, dass er abhaut oder so. Oder sie treffen den Freund zuuufällig direkt an. Oder beides haha. xD _______
Ja die Begeisterung gegenüber ihrer Wundbehandlung hielt sich in der Tat stark in Grenzen. Was natürlich nicht ganz überraschend kam, ihr war ja auch klar, dass sich das für ihn eher nicht so angenehm anfühlte. Aber wenn er dann selbst auf sich aufpassen wollte, wäre es trotzdem von Vorteil, wenn er damit erst nach einer halbwegs professionellen Überprüfung seiner Wundsituation begann. Und die übernahm selbstredend sie, weil alles andere ihr absolut keinen Seelenfrieden und auch nichts anderes annähernd in diese Richtung versprach. Faye liess ihm natürlich gerne alle Zeit, die er brauchte, um sein Brot zu verputzen und im Anschluss den Kaffe leer zu trinken, so gestresst war sie nicht. Aber um ihre Behandlung kam der gute Herr trotzdem nicht herum, wie er bestens zu wissen schien. Nach dem Essen lehnte er sich im Sofa zurück und schob dann auch unmissverständlich sein Shirt nach oben, um das Pflaster freizulegen - begleitet von einer Frage in ihre Richtung. Faye blickte einen Moment auf den Verband und dann zurück in sein Gesicht, aber eigentlich hatte sie sich schon entschieden bevor er gefragt hatte. "Leg dich vielleicht doch lieber hin, dann ist die Haut etwas besser gespannt", bat sie, erhob sich dann ihrerseits vom Sofa, damit er genug Platz hatte, um ihrem Wunsch nachzukommen. Würde er bestimmt nicht gerne tun, aber es war halt trotzdem nötig. Die Brünette wartete und blickte derweil ein Bisschen verloren ihre Füsse an, weil das doch zugegeben nicht ihre bevorzugte Situation war hier - mal wieder. Sie sollte langsam in Übung sein, nach den Vorkommnissen seit gestern Abend. Aber eigentlich fand sie es nicht ganz so lustig, ihre Patienten zuhause auf dem Sofa, in Anwesenheit ihres Freundes zu verarzten. Wenns wenigstens nur eine harmlose Schürfung am Unterarm wäre oder so... Ja, klar, dann wäre das ganze Drama nicht nötig gewesen - aber es würde diesen Moment selbstredend deutlich vereinfachen. Faye kniete sich zwischen Sofa und Couchtisch, wartete darauf, dass Ryatt sein Shirt wieder etwas nach oben gezogen hatte und so den Wundverband freilegte, dem sie sich nun widmen wollte. Sie schlüpfte in ein paar Einweghandschuhe, desinfizierte diese und begann dann so vorsichtig wie möglich damit, den Kleber zu lösen, der das Pflaster auf der Wunde hielt. Als das geschafft war, steckte sie das alte Pflaster in einen kleinen Plastiksack, den sie vorsorglich mitgebracht hatte, weil sie gerne auch zuhause alle Hygienemassnahmen so strikt wie möglich einhielt. Ausserdem waren gebrauchte Pflaster auch einfach nichts Schönes. Faye begann ohne weiter Zeit zu verlieren mit dem zweifellos unangenehmsten Teil der Sache, nämlich der erneuten Säuberung und Desinfektion der Wunde. Diese sah aber den Umständen entsprechend wirklich toll aus, zeigte weder Rötungen noch Blutungen auf, was der Brünetten ein kleines Stückchen ihres Seelenfriedens zurückbrachte. Faye trug eine leicht kühlende Wundsalbe auf, um die Schmerzen etwas zu betäuben, bevor sie die Naht auch schon wieder abdeckte, ein frisches Pflaster anbrachte und dieses sehr gewissenhaft festklebte, damit auch ja kein Dreck unter den sterilen Verband gelangte. Kaum war auch das getan, lehnte sie sich etwas zurück und gab ein "Fertig", von sich - nur für den Fall, dass er es nicht gemerkt haben sollte. "Soll ich den Arm auch noch anschauen oder lieber nicht?", fragte sie gleich darauf, weil er da ja bekanntlich auch was abbekommen hatte. Weil es nicht so schlimm war wie die Wunde am Bauch, liess sie ihm hier netterweise sogar die Wahl - auch wenn sie selbstverständlich bevorzugen würde, auch diesen Verband nochmal zu wechseln. Wenn er sich lieber alleine darum sorgte okay, dann liess sie ihn eben ziehen, aber das würde sich gleich herausstellen.
*und offenbar geht irgendwas mit meinen Banner nicht mehr... Vielleicht kommen sie ja wieder, sonst kümmere ich mich irgendwann drum, sie über eine andere Seite hochzuladen... irgendwann. x'D
This is your life, it's do or die, the sun may never rise again, so be the light the vision. This is your life, it's slipping by, you try to run but fall again, you get back up that's living.
Achja - natürlich noch herzlichen Glückwunsch zu den bestandenen Prüfungen! :'D Aber war mir eh klar, dass du das hinkriegst. :p Er heißt übrigens Sean - hab grade nachgeguckt. x'D Und bei mir geht der Banner problemlos..? XD _____________
Leider hatte ich auch diese Antwort schon unterschwellig geahnt. Dennoch hätte ich mich der zusätzlichen Bewegung beim Hinlegen einfach sehr gerne entzogen, weil es unweigerlich schmerzhaft wurde. Deshalb nickte ich nur mit einem leisen Seufzen, während Faye aufstand und mir damit genug Platz auf dem Sofa machte. Natürlich verstand ich die Beweggründe dafür, dass ich besser flach daliegen sollte, aber das machte es halt auch nicht angenehmer. Also verzog ich doch ein, zwei Mal unweigerlich die Mundwinkel und zog dabei die Augenbrauen angespannt zusammen, als ich mich etwas drehte und anschließend die Beine aufs Sitzpolster hob. Auch mich nach hinten auf den Rücken sinken zu lassen war eine Kunst für sich, so wie ich mich dabei nach Möglichkeit mit nur einem Arm abstützte, um die Naht an meinem anderen Arm nicht zu strapazieren. Erstmal in der Liegeposition angekommen zog ich dann wieder das Top hoch und machte die Augen einen Moment lang zu, saß die Nachbeben der förmlich brennenden Stichwunde aus. Allerdings war die kaum zur Ruhe gekommen, da fing die zierliche Brünette auch schon damit an das Pflaster abzuziehen. Das klebte noch genauso gut wie gestern, also hieß es schon da die Zähne zusammen zu beißen. Allerdings war das Desinfektionsmittel danach noch deutlich unangenehmer. Allgemein so ziemlich jede Berührung an der Naht, beziehungsweise um jene herum, war das Grauen. So wie gestern schon. Eigentlich war ich nach dieser Tortur - wenn sie auch dank der ausgebliebenen, erneuten Blutung etwas schneller vollzogen war als am Vortag - vollends bedient... wäre da nicht noch die Schmittverletzung an meinem Arm. Denn als Faye noch einmal wörtlich bestätigte, dass die Naht nahe meiner Hüfte fertig versorgt war, erkundigte sie sich nach meiner anderen Verletzung. Es wäre sicherlich dumm dazu Nein zu sagen. Wenn ich hier schon freiwilliges medizinisches Personal hatte, dann sollte ich das auch nutzen. Darauf erpicht war ich nicht, aber ich nickte nach ein paar nachdenklichen, stillen Sekunden schließlich zögerlich. "Wenn du sowieso schon dabei bist... wieso nicht.", untermauerte ich meine eher schwammige Geste kurz darauf mit ein paar Worten. Ich setzte mich dann langsam wieder auf, weil der verletzte Arm zur Rückenlehne hinzeigte. Also begab ich mich in etwa in meine vorherige Sitzposition, damit die Brünette etwas besser an den Arm herankam. Die Schnittwunde ziepte während der Versorgung etwas weniger, aber ich war trotzdem froh als es vorbei war. Wie erwartet stand es um den Arm soweit gut, er tat ja auch weit weniger weh als die Hüftwunde. Zwar glaubte ich nicht, dass Faye mich dadurch guten Gewissens auf die Straße zurückbringen konnte, aber ihre eher überflüssige Sorge war dadurch vielleicht zumindest etwas beruhigt. Ich zupfte mein noch leicht schief sitzendes Top etwas zurecht, dann räusperte ich mich leise und sah wieder zu ihr hin. "Ich schätze, dann fahren wir gleich los? Ich brauch ja sonst nichts mehr.", wollte ich lieber noch einmal betonen, dass sie mir hier nicht noch mehr nette Gesten anzubieten brauchte, als sie das ohnehin schon die ganze Zeit tat. Auch Victor zuliebe, den ich im Augenwinkel vermeintlich unauffällig über den Laptop zu Faye rüberschielen sah. Er äußerte sich zwar weiterhin nicht zu alledem, aber er war dennoch sichtbar innerlich aufgewühlt. Das unruhige Funkeln, das in seinen Augen lag, als ich für den Bruchteil einer Sekunde zu ihm rübersah, machte das ziemlich deutlich. Seine Emotionen zu kontrollieren war wohl nicht unbedingt seine Stärke.
+ .Don't wait for the dust to settle. Don't wait til you've had enough. +
Danke dankeeee :3 Ja, ich war diesmal eigentlich auch relativ zuversichtlich. xD Ok, denke diesmal vergess ichs nicht wieder haha^^ Und ja, die Banner haben sich erholt, waren nur ein paar Stunden oder so weg. Irgendwie war aber die ganze Website down, auf der ich sie immer hochlade, hing also möglicherweiiise damit zusammen.^^ ______________
Erneut war es nicht unbedingt die grosse Begeisterung, die ihr entgegenschwappte, als sie den Vorschlag brachte, sich auch seinen Arm noch etwas genauer anzuschauen. Aber auch diesmal willigte er ohne Gegenwehr ein und sie wartete geduldig darauf, dass er sich zurück in eine sitzende Position hievte und sie sich mit der zweiten Wunde beschäftigen konnte. Diese war wesentlich weniger gravierend und somit auch leichter zu behandeln, brauchte ebenfalls nicht mehr als ein Bisschen Desinfektionsmittel und einen neuen Verband, was sich in wenigen Minuten erledigen liess. Sie arbeitete sorgfältig, weiterhin darauf bedacht, keine Komplikationen zu übersehen oder zu verursachen – aber wie gesagt standen die Voraussetzungen zu einer raschen, unkomplizierten Heilung zumindest wundtechnisch sehr gut. Über die restlichen Bedingungen wollte sie lieber nicht schon wieder nachdenken. «Ja, denke schon…», beantwortete sie seine Frage nach dem bevorstehenden Abschied mit eher unglücklich gemurmelten Worten. Klar wäre es gewissermassen eine Erleichterung, ihn nicht mehr in ihrer Wohnung zu wissen, wo jeder eine Verbindung zwischen ihnen ziehen konnte. Aber ob sich ihr Kopf wirklich beruhigte, sobald er weg war, sei dahingestellt… Faye räumte die ganzen Sachen wieder auf als sie fertig war, packte die angebrochenen Verbandspackungen in den Schrank im Flur und brachte den Abfall in die Küche, wo sie auch die Hände wusch, bevor sie erneut ins Wohnzimmer trat. Sie strich sich ein paar Strähnen aus dem Gesicht, stand ziemlich unentschlossen da, bevor sie doch wieder auf die Couchgruppe zutrat, um dann die restlichen Sachen in die Plastiktüte zu packen, die dort noch lag und für Ryatt bestimmt war. Schliesslich wandte sie sich aber wieder Victor zu und blieb direkt vor ihm stehen. «Ich bringe ihn dann nach… zu seinem Truck», erklärte sie, kam dabei mal wieder nicht um eine ungeschickte Wortwahl herum. Jemanden nach Hause bringen machte eben einfach mehr Sinn, zumindest in ihrem Kopf. Und wahrscheinlich war der Truck auch gewissermassen sein Zuhause. Wie auch immer. «Ich muss ans andere Ende der Stadt, dauert wohl so ne Stunde…», fügte sie an, weil Victor sich unter dem Standort von Ryatts Truck wohl herzlich wenig vorstellen konnte. Es folgte wiederum eine kurz gehaltene Verabschiedung, bevor die Brünette sich erneut kurz nach ihrem Gast umdrehte, um sicher zu stellen, dass er startklar war und gleich mit ihr nach draussen humpeln konnte. Sie fragte diesmal gar nicht erst, warf ihm nur einen kurzen Blick zu, bevor sie nach seiner Tasche angelte, um diese zusammen mit den Verbandsmaterialien mit nach draussen zu tragen. Beim Eingang schlüpfte sie wahllos in ein paar Sneakers, bevor sie die Türe aufschloss und sich langsam auf den Weg nach unten zum Auto machte. Ganz wohl war ihr nicht dabei, in Ryatts Begleitung das Haus zu verlassen, aber ganz wohl war ihr eh schon spätestens seit heute Morgen nicht mehr. Ihre Schritte beschleunigten sich auch komplett unbewusst, sobald sie die dicken Hauswände und damit auch deren Sichtschutz hinter sich gelassen hatten. Aber glücklicherweise war der Weg zum Auto nur kurz und sie hatte seine Sachen auch schon auf dem Rücksitz verstaut, bis Ryatt beim Auto angekommen war. Faye stieg ein, wartete, bis ihr Beifahrer regelkonform gesichert war und startete dann den Motor, um das Fahrzeug in den Strassenverkehr zu lenken. Die Fahrt zog sich gefühlt ewig dahin, was aber wohl hauptsächlich daran lag, dass der Kopf der Brünetten von wachsender Paranoia gestört wurde und sie das Gefühl nicht loswurde, dass hinter jeder Hausecke ein Polizeiauto lungerte und nur darauf wartete, ihr vor die Haube zu hüpfen. Sie redete auch heute nicht viel mit Ryatt, weil sie wohl beide zu angespannt für ein irgendwie angenehmes Gespräch waren und sie auch wirklich nicht wusste, worüber sie mit ihm reden sollte. Alles würde damit enden, dass sie in ein Fettnäpfchen trat oder ihre und seine Laune einfach so aufgrund der Gesprächsinhalte nur noch weiter absanken. Was das mit dem Krieg auf sich hatte, sollte sie gemäss Victor sowieso nicht fragen, was sicherlich besser für ihren überlasteten Kopf war. Ryatt würde eh nicht mit ihr drüber reden wollen, hatte er doch nicht die geringste Ahnung, dass sie ihn vielleicht gar nicht so schlecht verstand. Und selbst wenn er es wüsste. Was brachte es, bis auf noch mehr Schmerz, wenn man die alten Wunden wieder aufriss… Da war das Schweigen, das sie fast den ganzen Weg bis zur Strasse, in der sein Truck stand, begleitete, wahrscheinlich deutlich sympathischer. Dort angekommen fühlte sie sich allmählich ein kleines Bisschen weniger schrecklich, weil es ihrer Meinung nach etwas weniger schlimm wäre, hier von den Cops erwischt zu werden als bei sich zuhause. Oder auch nicht, keine Ahnung. Jedenfalls würde der Spuk eh gleich ein Ende nehmen, wie sie ihr Auto in eine Parklücke auf der dem Truck gegenüberliegenden Seite der Strasse lenkte. Faye bemühte sich nicht darum, das leise Seufzen zu unterdrücken, das ihr über die Lippen glitt, während sie den Motor ausmachte. Wieder schaute sie kurz zu Ryatt, bemühte sich um ein halbwegs gelungenes Lächeln, ehe ihre Augen zu seinem Fahrzeug wanderten. Und vielleicht hätte sie das besser nicht getan, hätte besser einfach gewartet, bis er ausgestiegen und davongetrottet wäre und dann wäre sie weggefahren und hätte nichts mehr mit dem nächsten Problem zu tun gehabt, das sich nun vor ihren Augen auftat. «Ach fuck», rutschte ihr ein leiser Fluch über die Lippen, als sie das Fahrzeug betrachtete – beziehungsweise dessen rechtes Hinterrad, das eindeutig auf den Felgen sass. Sie hatte schneller den Gurt gelöst und die Tür aufgestossen, als Ryatt irgendwas dazu hätte sagen können. War dann auch mit wenigen Schritten bei seinem Truck angelangt. Nur um festzustellen, dass das gerade keine Halluzination gewesen war. «Verdammte Scheisse», stöhnte sie vor sich hin, auch wenn das eine elende Untertreibung war. Das war weit mehr als scheisse. Wie sollte er hier möglichst rasch wegkommen, wenn sein Auto nicht fuhr?! Was hatten sie alles falsch gemacht, um beim Karma dieses Wochenende so absolut beschissen abzuschliessen??
This is your life, it's do or die, the sun may never rise again, so be the light the vision. This is your life, it's slipping by, you try to run but fall again, you get back up that's living.
Es war also der Zeitpunkt gekommen, an dem ich der etwas zu bequemen Couch Lebwohl sagen musste. Auch das ans Sofa gebrachte Essen und die Dusche würde ich kein weiteres Mal sehen. Wahrscheinlich machte Victor drei Kreuze, dass Faye meiner Abreise zustimmte und wir uns gleich auf den Weg machen würden. Allerdings wäre es ihm sicherlich lieber, wenn ich allein das Haus verlassen würde. Wirklich entspannt sah er nach der kurzen Verabschiedung seiner zierlichen Freundin nämlich nicht aus. Ich versuchte mich in der Zwischenzeit schon mal aufzurappeln und es funktionierte den Umständen entsprechend relativ gut. Wahrscheinlich lag das daran, dass mein Kreislauf vorhin schon wachgerüttelt worden war. Faye war flink - oder zumindest deutlich schneller als ich - damit sich meine Sachen zu schnappen und mir ja nichts zum Tragen übrig zu lassen. Nüchtern betrachtet war das sicher auch die beste Lösung. Obwohl ich mir sicher damit war, dass auf dem Sofa sonst nichts mehr von mir herumlag, warf ich noch einen abschließenden Blick aufs Polster und auf den Fußboden zwischen Couchtisch und Garnitur, bevor meine Augen ein letztes Mal zu Victor wanderten. Einen Moment lang dachte ich darüber nach, wie ich mich von ihm verabschieden sollte. "Tut mir leid, dass ich dir... euch das Wochenende so versaut habe. Das war wirklich nicht meine Absicht.", wollte ich doch noch ein paar Worte in dieser Richtung loswerden. Er nickte nur, blinzelte dabei langsam. "Mach's gut, Ryatt.", sprach er seine Verabschiedung aus und daraufhin wiederum nickte ich selbst. Es folgte nur noch ein kurzer Blickwechsel und ich begann Faye hinterher aus der Wohnung zu humpeln. Ich selbst fühlte mich wohl weit weniger ungut damit draußen an der frischen Luft anzukommen als meine Begleitung, aber ich war halt auch so oder so schuldig. Bisher wurde die Brünette vermutlich noch nicht der aktiven Fluchthilfe bezichtigt und sie täte gut daran diesen Status zu halten. Deswegen hatte ich ja ursprünglich auch allein mit einem Taxi zu meinem Truck fahren wollen, aber wie auch immer. Der Weg über die Treppe nach unten war wieder schmerzhaft gewesen, das Einsteigen ins Auto war auch nochmal unschön und dann konnte es aber losgehen. Die Fahrt verlief ziemlich still. Wir waren uns nach wie vor relativ fremd und die Situation blieb auch merkwürdig. Meine Gedanken kreisten ohnehin ziemlich aktiv darum, wie genau es jetzt eigentlich für mich weitergehen würde - hierbleiben konnte ich nicht. Die Frage war nur wohin es stattdessen für mich gehen sollte. Außerdem würden die damit verbundenen Autofahrten wahnsinnig anstrengend für mich werden. Mir tat bei längeren Strecken sowieso das angekokelte Bein weh und nun zusätzlich noch die Wunden an Arm und Hüfte. Öfter eine längere Pause zu machen war sicher unvermeidbar. Allerdings sollte es dazu scheinbar gar nicht erst kommen. In der Nähe meines Trucks angekommen, kaum hatte ich Fayes kurzen Blick nach dem unglücklichen Seufzen eingefangen, stand nämlich schon das nächste Unheil bevor: Ein kaputter Reifen. Das kurz gehaltene Ach fuck traf dabei den Nagel auf den Kopf. Oder eben das Messer, das sich durch das dicke Gummimaterial gebohrt haben musste, war das doch weit wahrscheinlicher. Faye sprang förmlich von ihrem Sitz und war damit sehr viel schneller als ich. Aber was sollte ich mich jetzt auch hetzen - ich konnte ja sowieso nicht wegfahren. Deswegen hievte ich mich gewohnt langsam aus dem Wagen, um daraufhin den Autoschlüssel aus dem Seitenfach meiner Tasche auf dem Rücksitz zu nehmen. Ich schob ihn in meine Hosentasche und erst danach schloss ich zu Faye auf, blieb am Hecke des Trucks stehen. Es war unschwer zu erkennen, dass ich mit diesem Auto so absolut nirgends hinfahren konnte und so stöhnte ich genervt. "Das ist genau das, was ich jetzt noch gebraucht habe.", beschwerte ich mich ironisch. Ich hob den unverletzten Arm und rieb mir mit der Hand von oben nach unten übers Gesicht. "Ach, gefällts dir nicht?", hörte ich eine bekannte Stimme rufen, als gerade die Hand von meinem Kinn rutschte. Ich hob den Kopf etwas an, drehte ihn nach rechts und Sean fiel mir ins Auge. Ganz entspannt mit einem unterschwellig provokanten Lächeln, während er ein schmales Messer in seiner Hand drehte, lehnte er nur wenige Meter entfernt an der Fassade des Wohnhauses. Ich zog die Augenbrauen nach unten, kniff die Augen leicht zusammen und trat erst jetzt vollständig auf den Gehweg, dem Übeltäter zugewandt. Allerdings waren mir die sieben bis acht Meter Distanz angesichts des Messers in seiner Hand gerade ganz recht, also schloss ich nicht näher zu ihm auf. "Wieso, Sean? Wie. So. Zum Teufel nochmal.", knurrte ich fluchend vor mich hin, obwohl ich mir die Antwort auf diese Frage bereits denken konnte. Wenn die Bullen aktiv nach Jemandem suchten, dann sprach sich das in diesen Kreisen so schnell herum, dass man es als Betroffener gefühlt als letztes mitbekam. Außerdem war da ja auch noch dieser eine Überfall, den er partout mit mir durchziehen wollte und da käme es dem jungen Mann absolut ungelegen, wenn ich der Stadt ausgerechnet jetzt endgültig den Rücken kehren würde.
+ .Don't wait for the dust to settle. Don't wait til you've had enough. +
Es war ziemlich offensichtlich, dass der Reifen nicht mal eben den Willen zum Leben verloren hatte. Hier hatte eindeutig jemand nachgeholfen, wobei sich ihr unmittelbar die Frage stellte, wer davon wusste, dass das Ryatts Truck war, dass er hier geparkt hatte, wer ihm was Böses wollte und ob die Person möglicherweise nur darauf wartete, dass sie den Kriegsveteranen wieder zurück zu seinem Heim auf vier Räder brachte, beziehungsweise er sich selber wieder hierher schleppte. Es dauerte für ihren Geschmack dann allerdings etwas zu kurz, bis sich ein Grossteil dieser Fragen von selbst beantwortete. Ryatt war kaum beim Truck angekommen, gab eine einzige ironische Bemerkung von sich, da meldete sich der Ursprung des Übels nur wenige Meter von ihnen entfernt auch schon zu Wort. Sofort huschten auch Fayes Augen in diese Richtung und sie betrachtete den jungen Mann, der sich da so entspannt an die Hauswand lehnte als wäre alles in bester Ordnung. Er lächelte selbstgefällig und das Messer in seiner Hand sprach für sich. Nicht nur, dass er offensichtlich den Truck vorübergehend unbrauchbar gemacht hatte, Faye fragte sich auch unwillkürlich, ob das Messer und der Typ möglicherweise sogar etwas mit Ryatts Verletzungen zu tun hatten. Er wirkte wie jemand, der kein Problem damit hatte, einem anderen Mann ein Messer in den Bauch zu stossen. Okay, vielleicht war es unfair ihn so voreilig als Verbrecher einzustufen, aber es war eben gut möglich. Die Brünette fand es nicht gut, dass Ryatt einen Schritt in Richtung des Fremden machte. Auch wenn er es glücklicherweise bei dem einen Schritt beliess, weil er es wohl selber auch besser wusste als einfach direkt zu einem Kerl mit gezücktem Messer zu zu schlendern. Mit seinen Worten gab Ryatt anschliessend nicht nur den Namen des Fremden bekannt, sondern auch endgültig die Tatsache, dass sie sich kannten. Auch wenn das eigentlich keine grosse Rolle mehr spielte. Sean nahm das Messer von einer Hand in die andere und umschloss den Griff letztendlich wieder mit den Fingern seiner Rechten, hob den Blick an, um Ryatt wieder ganz unverfroren anzugrinsen. "Was für eine dämliche Frage, Ryatt... Dabei hab ich deinem ohnehin schon schwachen Hirn doch gar keinen weiteren Schaden angetan", spottete er vor sich hin. "Weil ich natürlich schon wusste, dass du einfach abhauen willst, sobald du dich hier wieder blicken lässt. Und das wäre sehr schade für dich", gab er letztendlich die Erklärung bekannt, die alles in allem auch gleich noch ein paar weitere ungestellten Fragen beantwortete. Und nichts davon gefiel der Brünette, die noch immer schräg hinter Ryatt stand und Sean mit wachsendem Unmut betrachtete. Dieser hatte den Blick mittlerweile auch einmal von seinem Gegenspieler gelöst und stattdessen zu der jungen Frau wandern lassen, wobei sich eine seiner Augenbrauen langsam in Richtung Haaransatz bewegte. Weil er sie noch nie gesehen hatte wahrscheinlich, und weil es eine berechtigte Frage war, die er gleich darauf stellte. "Und wer ist deine kleine Freundin und warum hast du sie mitgebracht?", er musste nicht besonders klug sein, um einen Zusammenhang zwischen Ryatts verspäteter Rückkehr und ihrer Person aufzustellen. Aber Faye wollte lieber gar nichts mit ihm zu tun haben, weshalb sie die Frage unbeachtet liess, stattdessen kurz zu ihrem Auto schielte. Ihr Handy war da drin. Sie wusste nicht genau, wie sich das hier entwickelte, aber Sean wirkte nicht so, als wäre er hergekommen um Frieden zu schliessen. Ob sie Victor anrufen sollte? Die Polizei war wohl ein schlechter Plan, aber vielleicht wusste ihr Freund besser, was sie tun sollte. Sein Tipp wäre mit Sicherheit etwas wie "Steig ins Auto und fahr sofort weg" und ohne Zweifel wäre das der beste Plan. Aber nur wenn Ryatt mitkam.. oder? Sie konnte ihn ja schlecht schon verletzt hier stehen lassen mit einem Typen, der seelenruhig die Klinge eines Messers an seinem Shirt putzte.
This is your life, it's do or die, the sun may never rise again, so be the light the vision. This is your life, it's slipping by, you try to run but fall again, you get back up that's living.
Ich hätte mir die ironische Frage wohl besser sparen sollen. Nicht, als hätte ich darauf überhaupt eine Antwort gebraucht, aber die, die Sean mir daraufhin gab, bestätigte mich noch einmal in der Annahme, dass ich hier schleunigst wegmusste. Ich hatte noch keine Ahnung wie ich es anstellen sollte, aber ich brauchte dringend einen neuen Reifen. Zur Sicherheit vielleicht lieber vier, die alten Gummis waren sowieso schon recht abgefahren. "Ja, total dämlich... ungefähr so wie du, so angesichts der Tatsache, dass du mich angeblich brauchst und mich im Gegenzug dann abstichst. Ein wahrer Geniestreich von dir.", entgegnete ich trocken und zog dabei abwertend die Augenbrauen in Richtung Haaransatz. Ansonsten ruhte mein Blick unbeirrt auf ihm. Das antrainierte Pokerface an Ort und Stelle, obwohl ich wegen des Messers doch innerlich nervös war. Ich konnte mich noch kaum bewegen, ihm auszuweichen wenn er es darauf anlegte mich zu killen unmöglich. Was das anging war es wohl nicht so schlau gewesen ihn noch weiter zu provozieren, war er über meine Worte seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen doch nur wenig erfreut. Dabei war ich im Grunde erst wieder vorlaut, seit ich vor ein paar Monaten in der normalen Welt gestrandet war. Ich wusste es inzwischen eigentlich besser, es kam wohl der sich immer weiter anstauende Frust bei solchen Gelegenheiten mit hoch - neben der Tatsache, dass ich Sean immer weniger leiden konnte, je öfter ich ihn zu Gesicht bekam. Das Schicksal meinte es nicht besonders gut mit mir und Faye hatte mit dieser ganzen Scheiße hier gar nichts zu tun, weswegen es mir doch sehr missfiel, dass sie jetzt hier war. Sie hätte wirklich nicht mit herkommen, mich einfach allein meiner Wege gehen lassen sollen - aber auch da hatte nicht der Verstand gesiegt, ganz offensichtlich. Ich warf einen kurzen Blick über meine Schulter zu ihr nach hinten, bevor ich zurück zu Sean sah. Meine Augen glitten erneut über die silberne Klinge, die unter der Bewegung glänzte. "Ich hab sie nicht mitgebracht, sie hat mich hergebracht.", korrigierte ich ihn erst einmal stumpf aus Prinzip. "Und eigentlich ist das auch schon alles, was du wissen musst. Sie hat mit dem hier nichts zu tun.", ging ich gar nicht erst weiter ins Detail und unterstrich meine Worte noch mit einer Handgeste, um auf den Zwist zwischen Sean und mir zu deuten. Entweder der Idiot dachte sich jetzt seinen Teil dazu oder er ließ es bleiben. Allerdings war das wohl nicht das, was er hatte hören wollen. "Es war angenehmer mit dir zu arbeiten, als du gesprächiger warst. Ich bin es leid Kooperation aus dir rauskitzeln zu müssen, Hayes.", unterstrich er meine Vermutung mit Worten. Sean stieß sich von der Hauswand ab und setzte zum Gehen in unsere Richtung an. Ich straffte reflexartig die Schultern und richtete mich etwas mehr auf, zwang mich die Hüftverletzung doch eigentlich fast dauerhaft in eine leicht gekrümmte Haltung des Oberkörpers, um die Spannung auf der Wunde mindern. "Bleib stehen oder steck das verdammte Messer weg.", wies ich ihn mit knurriger Stimme dazu an die potenziell gefährliche Klinge nicht noch näher an mich heranzutragen. Gleichzeitig machte ich einen winzigen Schritt rückwärts, allerdings mehr unterbewusst. Sean lachte nur auf und ging mit langsamen, fast schon bedächtigen Schritten nach kurzem Innehalten weiter auf uns zu. "Sonst was?" Ja, gute Frage. War nicht so als hätte ich meine Pistole gerade am Mann. Oder irgendwas anderes zur Selbstverteidigung. Oder als könnte ich wenigstens effektiv weglaufen. Ich griff also lediglich nach dem Autoschlüssel in meiner Hosentasche, was ihn ein weiteres Mal kurz stehenbleiben ließ. "Du weißt, dass ich die Knarre noch im Handschuhfach im Wagen habe.", erinnerte ich ihn an die Schusswaffe, die er schon mehrfach zu Gesicht gekriegt hatte. Nur normalerweise nicht mit in seine Richtung zielendem Lauf. Ein Schnauben war seine erste Reaktion. "Als würdest du da schneller rankommen, als ich an dich." Er setzte erneut zum Gehen an, ich ging die nächsten zwei kleinen Schritte rückwärts und landete seitlich am Heck des Wagens. "Ich nicht - meine kleine Freundin aber schon." Ich ahnte noch immer nicht, dass Faye selbst im Krieg gewesen war und theoretisch wirklich eine Pistole bedienen könnte. Ich machte hier nichts anderes als blind zu pokern, weil die zierliche Brünette in ihrer Position der Beifahrertür näher war als ich. Außerdem war sie halt nicht so körperlich verkrüppelt und deutlich schneller zu Fuß. "Na sicher... hast du sie dir mal genau angeschaut? Wahrscheinlich traut sie sich nicht mal die Pistole anzufassen.", sprach er höhnisch weiter, hielt aber inne. "Willst du's drauf ankommen lassen?" Ich sah ihn unbeirrt an und Sean legte unschlüssig die Stirn in Falten. Gut sichtbar verkrampfte sich seine Hand um den Griff des Messers, aber nach einigen quälend langen Sekunden klappte er es schließlich zusammen, schob es in seine Hosentasche und ließ mich dadurch augenblicklich innerlich aufatmen. Die Gefahr war dadurch nicht vollends weg, die Situation an sich jedoch nicht mehr ganz so prekär - vor allem auch für Faye. "Jetzt sag was du willst und dann lass mich in Frieden. Ich kann ja sowieso nicht weg.", forderte ich ihn abschließend dazu auf, entweder noch einmal unmissverständlich den Mund aufzumachen oder sich wieder zu verziehen. Dass ich mich mit dem Truck auf die Flucht machte hatte er ja nicht mehr akut zu befürchten und mit der Bahn käme ich als Schwarzfahrer nicht weit. Außerdem wusste er, dass mir etwas an dem Auto lag. Leider.
+ .Don't wait for the dust to settle. Don't wait til you've had enough. +