Damit war sie durchaus einverstanden. Natürlich, sonst hätte sie es ja nicht vorgeschlagen. Es wurde sowieso langsam Zeit, dass sie ihm die kleine Bucht zeigte, in die sich normalerweise niemand ausser ihr verirrte. Das Sommerwetter passte ausserdem ebenfalls sehr gut und so sprach gar nichts gegen die Ausführung dieses Planes. "Klingt gut", bestätigte sie noch wörtlich, was ihm sicher schon bewusst war. Auf seine paar wenigen Worte, die er noch zum Thema ihrer Auseinandersetzung zuvor von sich gab, schwieg sie dann aber doch lieber. Sie fand es natürlich gut, dass er nicht vorhatte, das noch einmal zu tun. Denn Aryana hatte keine Ahnung, wie viel davon sie letztendlich schweigend schlucken würde. Spätestens wenn er wirklich handgreiflich werden würde, also nicht nur in Form dieses unsanften Zurückziehens, würde ihr wohl jeder vernünftige Mensch raten, ihn endlich zu verlassen. Aber das wollte sie nicht und würde sie nicht - mal ganz davon abgesehen, dass es aufgrund ihrer geliebten Arbeit sowieso nicht so leicht war. Sie wischte die unliebsamen Gedanken mit einer imaginären Handbewegung weg, wollte schlicht nicht noch mehr Nerven daran verschwenden, über hypothetische Zukunftskatastrophen nachzudenken, wenn schon die Gegenwart so scheisse aussah. Er war bisher nie grob mit ihr umgegangen und würde es auch nicht noch einmal tun - also war in dieser Hinsicht mehr oder weniger alles gut. Als er sich ihr zuwandte, drehte sie automatisch etwas den Kopf in seine Richtung und rang sich sogar ein minimales, müdes Lächeln ab, als er ihre Schulter küsste. Kaum mehr als ein Zucken ihrer Mundwinkel, aber hätte er hingeschaut, wäre es ihm sicherlich nicht entgangen. Sie nickte, als er schliesslich aufstand, schaute ihm ein paar Sekunden nach, auch wenn er längst aus ihrem Blickfeld verschwunden war. Ein fast tonloses Seufzen glitt über ihre etwas trockenen Lippen und die Brünette lehnte sich auf der Bank zurück, blickte, nun wieder mit ihren Gedanken allein gelassen, in den Himmel hoch. Dieser Tag hatte doch wirklich mal wieder eine Menge zu verdauen gebracht... Sie hatte schon mit vielen Arschlöchern zutun gehabt, viele ungerechte Vorgesetzte gehabt, die sie nicht gemocht hatten. Aber bis zu diesem Tag hatte ihr wirklich noch nie einer angedroht, sie umzubringen, wenn sie versagte. Und sie hatte auch nicht damit gerechnet, dass das jemals passieren würde. Aber jetzt sass sie hier, mit dieser unheilvollen Morddrohung über sich wie eine tonnenschwere, zum Bersten geladene Regenwolke, von der sie nur allzu genau wusste, dass sie keinesfalls geblufft war. Würden sie versagen, würde der Regen über sie hinabbrechen wie eine Sintflut und sie würden darin untergehen und ertrinken, von der Erdoberfläche gespült werden wie zwei Staubkörner, an die sich in wenigen Wochen keiner mehr erinnerte. Zumindest keiner bis auf Zwei. Aber das würde nicht passieren. Easterlin war schlau und hatte eine Menge Kohle, konnte eiskalt rational denken, aber auch er war nicht unbesiegbar. Und auch sie waren geschickt, intelligent und geübt. Und vor allem verzweifelt. Der Plan würde nicht heute Abend entstehen und auch nicht in zwei Wochen fertig sein. Aber er würde kommen und sie würden die Schlacht gewinnen. Wie jede andere, die sie gemeinsam bestritten hatten, auch. Aryana hatte am Rande gemerkt, dass die Dusche schon eine Weile ausgemacht war, als sie sich schliesslich erhob. Und die Badezimmertür war vorhin ebenfalls aufgeschwungen. Somit stand ihrer eigenen Dusche ebenfalls nichts mehr im Weg, weshalb sie sich wenig später gleichfalls ins Bad verkrümelte, um der abendlichen Hygiene nachzukommen und sich dann ins Bett zu verkriechen.
This is your life, it's do or die, the sun may never rise again, so be the light the vision. This is your life, it's slipping by, you try to run but fall again, you get back up that's living.
Wenig überraschend leistete das prasselnde, warme Wasser mir weniger gute Dienste, als wünschenswert gewesen wäre. Allein unter dem Wasserstrahl zu stehen gab meinem Kopf wieder deutlich zu viel kreativen Freiraum, um sich dumme Sachen einzureden und so drehte ich den Hahn schließlich nach etwa zehn Minuten auch schon mit einem Seufzen wieder zu. Bewegte mich danach gefühlt in Zeitlupe, schwangen all die negativen Gefühle nach dem Moment der Ruhe doch fast schon in eine Art lähmenden Zustand um. Der Tag heute war nicht weniger anstrengend gewesen als die anderen Tage davor und es war eher mein Körper, als mein Kopf, der dann jetzt gerne für heute die Segel streichen wollte. Deswegen kam ich den übrigen Hygienemaßnahmen vor dem Spiegel ebenfalls recht gemütlich nach und schlüpfte dann nur noch in die aus dem Schlafzimmer mitgebrachten Boxershorts, bevor ich das Bad letzten Endes freigab. Müden Schrittes trugen mich meine Füße weiter bis ins Schlafzimmer. Ich hatte mich schon auf die Bettkante gesetzt, als mir auffiel, dass mein Handy nach wie vor auf dem Esstisch herumlag, also erhob ich mich doch nochmal, um es holen zu gehen. Danach schob ich mich dann aber endgültig unter die Bettdecke und versuchte im Licht der Nachttischlampe mit tiefen, gleichmäßigen Atemzügen auch gedanklich langsam runterzukommen, nachdem ich das Handy weggelegt hatte. Blieb dabei auf dem Rücken liegen und machte die Augen zu, bis Aryana sich letztendlich zu mir gesellte. Ich hob die Lider nochmal kurz und sah flüchtig in ihre Richtung, wartete nur noch darauf, dass sie quasi fertig zum Schlafen war und machte dann das Licht aus. In den letzten Wochen hatte ich manchmal doch bevorzugt allein geschlafen - so weit, wie das in einem Doppelbett eben ging -, suchte heute aber recht gezielt ihre Nähe. Vielleicht, weil ich mich immer noch schlecht wegen dem Streit fühlte. Vielleicht, weil ich sie brauchte. Und vielleicht, weil ich dem Gefühl entgegenwirken wollte, nun auch noch den einzigen Menschen von mir wegzutreiben, der sich normalerweise auf genau meiner Wellenlänge befand. Mich vor den Alpträumen schützen konnte sie natürlich aber nicht. Easterlin sagte meinem Unterbewusstsein in dieser Nacht zwar ausnahmsweise nicht Hallo, dafür träumte ich aber, wie Aryana mir Lebwohl sagte, weil sie endgültig genug von mir hatte. Ich wachte davon auf und war nur deshalb recht schnell wieder beruhigt, weil ich spürte, dass sie noch immer neben mir lag. Wecker gestellt hatte ich mir keinen, aber meine innere Uhr sagte mir nach noch ein paar mehr Stunden voll mehr oder weniger ruhigem Schlaf, dass es um 9 dann eigentlich mehr als spät genug zum Aufstehen war. Trotzdem blieb ich noch einige Minuten liegen, weil ich mich nach wie vor nicht wirklich fit oder ausgeruht fühlte. Also döste ich noch eine Weile, bis ich mich schließlich eine halbe Stunde später aus dem Bett rollte. Ich hatte wohl schon mehr als in den letzten Tagen geschlafen, aber es brauchte im Bad dann trotzdem noch eiskaltes Wasser für mein Gesicht, damit ich so richtig von den Halbtoten auferstand. Während des Frühstücks einigten Aryana und ich uns dann darauf, den Ausflug ans Meer gleich im Anschluss zu starten. War für meinen Kopf sicherlich gut, denn je weniger Zeit ich zum Nachdenken hatte, desto unwahrscheinlicher war es, dass meine Laune von relativ neutral zu unterirdisch abrutschte. Weil wir sonst heute auch nichts weiter Wichtiges zu erledigen hatten, passte das gut. Also ging es nach dem Frühstück in Ruhe ans Proviant fertig machen und auch den restlichen Badekram einpacken. Nachdem wir nicht wussten, wie lange wir am Ende am Strand bleiben würden, war es sicherlich nicht verkehrt was zu Essen mitzunehmen, Getränke ja sowieso. Die Brünette hatte am Frühstückstisch erwähnt, dass es ein etwas abgelegenerer Strand war, den sie im Sinn hatte und demnach würden da nicht wie an Touristenstränden alle fünf Meter Imbissbuden stehen. Als alles eingepackt und ich umgezogen war, schwang ich meinen sehr schlichten, grauen Rucksack über die rechte Schulter. Ich hatte zwar Klamotten zum Wechseln dabei, hatte mich aber doch bevorzugt gleich in die bequemen, schwarzen Badeshorts geschmissen, weil die zum Laufen einfach auch sehr angenehm waren. Sie unterschieden sich im trockenen Zustand im Grunde auch gar nicht wirklich von normalen Shorts, die man zum Sport tragen konnte. Der schon jetzt auf die Fenster an der südöstlichen Hauswand knallenden Sonne nach zu urteilen, brauchten wir uns heute ums Frieren auch keine Sorgen zu machen, also reichte ein Tanktop zu den Shorts und den Sneakern. Die Sonnenbrille saß bis jetzt noch sehr weit unten auf meiner Nase, wanderte aber gleich an ihren richtigen Platz, als wir schließlich nach dem Aufbruch unten vor dem Haus ins Sonnenlicht traten. Ausnahmsweise bestand ich heute darauf mal selbst hinterm Steuer zu sitzen, was hauptsächlich daran lag, dass ich einfach gerne beschäftigt bleiben wollte, bevor der alte Geldsack wieder in meinem Schädel anklopfte. Also ließ ich mich einfach von der Brünetten zum Strand lotsen, sobald mein Rucksack auf die Rückbank geflogen war und ich ausgeparkt hatte. Mit ein bisschen Radio dazu und dem einen oder anderen Wortwechsel mit Aryana ließ es sich tatsächlich auch ganz gut aushalten, bis wir am Parkplatz ankamen.
+ .Don't wait for the dust to settle. Don't wait til you've had enough. +
Aryana liess sich im Bett nur allzu gerne von Mitch zum Kuscheln animieren - auch wenn die Temperaturen dies definitiv nicht verlangt hätten. Sie hatte zwar ein Jahr lang alleine in diesem Bett geschlafen, sich aber dann viel zu bald daran gewöhnt, dass nun jemand neben ihr lag, der zwischendurch auch gut als Kissen fungierte. Gerade weil Mitch nicht immer für sowas zu haben war, liess sie sich umso lieber darauf ein, wenn er so wie heute ihre Nähe suchte. Es trug einfach nicht unwesentlich dazu bei, dass sie sich immer wieder vor Augen führen konnte, dass er und sie kein Fehler waren. Dass ihre Beziehung nicht zum Scheitern verurteilt war, auch wenn so viele Teile ihres Lebens und dieser Welt ihr ständig das Gegenteil eintrichterten. So bettete die Brünette ihren Kopf an seine Brust und schloss die Augen um ihrem Körper die dringend benötigte Entspannung zu bieten. Natürlich war das mit dem Einschlafen dann doch nicht ganz so einfach, geisterten da doch weiterhin unendlich viele Dinge durch ihr Bewusstsein, die nicht so leicht Ruhe geben wollten. Aber nach etwa 45 Minuten war ihr zumindest so viel Seelenfrieden gegönnt, dass sie tatsächlich einschlief und auch nicht direkt wieder aufwachte. Mit Alpträumen wechselten sie sich in dieser Nacht allerdings mal wieder ab, blieb auch die Brünette nicht von den unschönen Bildern verschont, die sie nach ein paar Stunden wieder die Augen aufreissen liessen, um dem hässlichen Bild von Easterlins Angesicht zu entkommen, der ihr mit seinem überlegenen Grinsen erklärte, dass sie das wirklich von Anfang an hätte kommen sehen können, bevor er ihr wie in Zeitlupe die Klinge durch ihren gelähmten Körper zog. Es dauerte im Anschluss eine Weile, bis sie es wagte, sich unter dem Risiko, am gleichen Ort weiterzumachen, an dem sie aufgehört hatte, wieder dem Schlaf hinzugeben. Aber dann folgten wenigstens noch ein paar Stunden, ohne dass die verhasste Fresse noch einmal vor ihrem inneren Auge auftauchte, sodass sie sich am Morgen doch recht ausgeruht fühlte. Eine gewisse Grunderschöpfung gehörte momentan halt einfach zum guten Ton, weshalb sie das kommentarlos in Kauf nahm. Nach dem Frühstück kleidete auch Aryana sich direkt in ihren Bikini, schlüpfte in eine Shorts und ein einfaches Top und schmierte davor bereits ganz vorbildlich ihren ganzen Körper mit Sonnencreme ein - weil es doch etwas angenehmer war, wenn diese nicht mehr ganz so klebrig auf der Haut lag, sobald sie mit Sand in Berührung kam. Sie packten gemeinsam die restlichen Sachen, die für einen Tag am Meer nützlich sein könnten, bevor die Brünette in ihre Sandalen schlüpfte, sich Sonnenhut und -brille aufsetzte und der Ausflug starten konnte. Ihre Laune war trotz den Träumen der letzten Nacht und allen anderen gegebenen Umständen relativ gut und sie freute sich tatsächlich, endlich mal wieder ans Meer zu fahren. Das Rauschen der Wellen hatte einfach eine beruhigende Wirkung, lenkte alles in allem sehr effektiv von den Dingen ab, an die sie wenigstens am Wochenende nicht denken wollte. So blickte sie auch die meiste Zeit zufrieden aus dem Fenster und betrachtete die vorbeiziehende Landschaft, konzentrierte sich lieber auf die Musik oder die paar Worte, die sie auf der Fahrt wechselten, anstatt auf das schwarze Chaos in ihrem Kopf. Es dauerte zwar eine Weile, bis sie das Ziel in Form des Parkplatzes erreicht hatten, aber das war nicht so schlimm, der Strand würde die verlorene Zeit definitiv wieder gut machen. Sie schwang die Beine nach draussen, wo die drückend heisse Sommerluft sie schon erwartete, schulterte ihr Gepäck und richtete den Hut, bevor sie sich nach ihrem Freund umwandte, um ihm den Weg zu der kleinen Bucht zu zeigen. "Ich weiss, an der Sonne laufen ist nicht so toll blabla, aber du wirst sehen, das Ziel ist es wert", versuchte sie bereits zu Beginn, aufkommende Abneigung gegenüber ihrem Ausflug abzuwehren. Sie könnten natürlich auch an den nahen Strand, der drei Minuten den Fusspfad runter am Meer lag - wenn sie sich gerne die Gesellschaft von Gott weiss wie vielen anderen Badenixen antun wollten. Aber das war eher nicht ihr Metier, weshalb der kleine Fussmarsch eben nötig war. Dieser zog sich eine ganze Weile der Küste entlang, bis Aryana schliesslich zu ihrer Linken deutete, also zu der Klippe, die sie vom Meer trennte. Es war nicht wirklich ein Weg, der dort hinunter zu der Bucht führte, aber man konnte über den Felsen und die grossen Steine ziemlich leicht runter klettern, riskierte nicht direkt, jede Sekunde zu Tode zu fallen. So hoch war die Klippe auch gar nicht, weshalb der Abstieg keine fünf Minuten dauerte, nach denen sie sich am versprochenen, einsamen Strand einfanden. Er war vielleicht fünfzehn Meter lang und vom Fels, der zugleich noch etwas Schatten spendete, zum Meer waren es bei Flut auch nicht mehr als zehn Meter. Also perfekt für nur sie zwei. Und die Gefahr, dass sie hier gestört wurden, ging ebenfalls gegen Null.
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Als ich den Wagen auf dem Parkplatz angehalten hatte, fischte ich nur noch den Rucksack von der Rückbank, die Decke aus dem Kofferraum und schloss dann zu Aryana auf. Sie gab noch ein paar Worte zu dem anstehenden Fußmarsch ab, die ich ziemlich schnell mit einem Schulterzucken quittierte. "Anstrengender als im Outback wirds kaum sein.", untermauerte ich die Geste mit ein paar sarkastischen Worten. Natürlich war es nicht ganz ideal in der hoch am Himmel stehenden Mittagssonne herumzulaufen, aber da gab es Schlimmeres. Gerade in Syrien war es tagsüber manchmal unmenschlich heiß geworden und da hatte auch keiner gefragt, ob es vielleicht ein bisschen zu warm zum Arbeiten war. Hier wartete im Anschluss sogar das Meer mit verhältnismäßig kühlem Wasser auf uns, also ließ sich das sicher gut verkraften, auch wenn es erstmal zu schwitzen bedeutete. Noch dazu hetzte uns beim Laufen Niemand, also konnten wir ein angenehmes, weder zu schnelles, noch zu langsames Tempo für uns beide wählen. Und weil ausnahmsweise Niemand mit imaginärer Peitsche hinter uns herlief, versuchte ich mich auch gedanklich auf einem grünen Zweig zu halten. Das Meer rauschte schon angenehm im Hintergrund und das Salz in der Luft trug auch seinen Teil dazu bei, dass ich mich doch langsam besser damit anfreunden konnte, den Tag hinsichtlich auf unser sehr großes Problem sehr unnütz zu verbringen. Zwischendurch angelte ich mit meinen Fingern mal nach Aryanas, ließ dann etwas später aber doch wieder von ihrer Hand ab, weil das bei diesen Temperaturen einfach schnell zu einer schwitzigen Angelegenheit wurde. Natürlich schweiften meine Gedanken hier und da trotzdem unliebsam ab, war doch auch der gestrige Streit am Abend noch sehr präsent in meinem Kopf, aber als es dann schließlich den kleinen Hang hinunter ging, hatte ich mit der milden Klettereinheit glücklicherweise wieder eine ausreichende Beschäftigung. Der Strand hatte schon von oben in seiner Lage sehr einladend ausgesehen, aber als wir dann unten angekommen waren und ich aus den Sneakern, wie auch Socken schlüpfte, war da tatsächlich für einen Moment lang sowas wie der Hauch eines Urlaubsgefühls. Natürlich hatte es auch in Syrien immer Sand gegeben, aber der war fast überall unangenehm staubig und mit Erde vermischt. Der Sand hier am Strand fühlte sich an den Sohlen eher nach Australien an. Nach ein bisschen Freiheit, ein bisschen Ferien, ein bisschen mehr Luft zum Atmen. Einen Moment lang sah ich auf meine Füße runter, die ein klein wenig im Sand versanken und dann folgte ich der Brünetten zu einer Stelle, wo der Sand verhältnismäßig eben war. Den Rucksack legte ich ebenso wie die Schuhe erstmal im Sand ab, um die Decke auszubreiten. "Ist wirklich schön hier...", bestätigte ich Aryana mit Blick aufs Meer hinaus darin, dass sich die mehreren Minuten Fußweg hierher durchaus gelohnt hatten. Es war auch ziemlich vorteilhaft, dass der Hang genügend Schatten abwarf, um nicht permanent in der prallen Sonne liegen zu müssen. Nur für den Fall, dass wir uns zukünftig auch mal an andere Strände wagen würden, sollten wir uns eventuell trotzdem sowas wie einen Schirm oder eins dieser halb offenen Strandzelte organisieren. Ich setzte mich erstmal noch auf die Decke, um nach dem Spaziergang - viel mehr war es verglichen mit dem Training der letzten Wochen ja doch nicht - einen Moment lang Ruhe zu haben. Auch die große Wasserflasche aus dem Rucksack zu ziehen und ein paar Schlucke zu trinken, wurde einem in der Army doch immer eingetrichtert den Körper ausreichend hydriert zu halten. Dabei wanderten meine Augen auch immer wieder die nur seichten Wellen oder den Hang entlang, soweit ich eben sehen konnte. Es war hier wirklich ruhig, jetzt gerade war keine Menschenseele zu sehen und zumindest im Moment war ich fähig dazu einen Teil der angestauten Anspannung dank der Natur fallen zu lassen. Schließlich legte ich aber doch die Sonnenbrille bei Seite und griff mit den Händen nach dem Saum meines Oberteils, um es mir in einer recht flüssigen Bewegung über den Kopf zu ziehen. "Kommst du mit?", stellte ich Aryana ruhig und unvoreingenommen, mit kurzem Blick in ihre Richtung eine simple Frage, ehe ich mich langsam zurück auf die Beine stemmte. Es war hier am Strand schon gut, aber eine kurze Abkühlung würde mich vielleicht noch etwas mehr entspannen. Außerdem war's halt auch wirklich ziemlich warm. Wenn die hübsche Brünette lieber erst später schwimmen wollte, war das natürlich aber auch in Ordnung.
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Nein, mit ihrer kleinen Nahtod-Erfahrung in Australien war der Fussmarsch zum Strand sicherlich nicht vergleichbar. Zum Glück nicht - sonst hätten sie sich bestimmt ein anderes Stück Meer ausgesucht für diesen geplant entspannten Samstag am Wasser. Der Weg war nur genauso lang, wie er sein musste, um all die anderen Strandbesucher davon abzuhalten, ihn ebenfalls zu gehen. Aryana hatte die Bucht bei ihrem ersten Besuch von Faye gezeigt bekommen, die sie wiederum mit Victor entdeckt hatte, als sie wohl einmal ebensowenig Lust auf die Gesellschaft fremder Menschen gehabt hatten, wie sie heute (und immer, eigentlich). Seit da war sie immer hier gewesen, wenn sie hatte baden oder auch einfach nur die tröstende Gegenwart des Meeres geniessen wollen. Es war eben jedes Mal etwas Besonderes - die unendliche Weite, das Knirschen des Sandes unter den Füssen, das seichte aber beständige Rauschen der Wellen, der Geruch von Salz und Algen... Sie war nicht an der Küste aufgewachsen, aber doch auch nicht allzu weit davon entfernt und Tage wie dieser weckten immer wieder längst vergessen geglaubte Erinnerungen an sommerliche Familienausflüge, wenn sie morgens die Taschen vollgepackt hatten um zum Strand zu fahren und sich dann den ganzen Tag lang nicht wieder von diesem zu entfernen. Erinnerungen an Ballspiele mit ihrem Vater, gegenseitiges Beinahe-Ertränken mit ihren Geschwistern oder Rausschwimmen mit ihrer Mutter, bis sie den Boden unter den Füssen längst nicht mehr hatte sehen können. Damals, als sie noch gerne weit geschwommen war und die uneinsichtige Tiefe bei ihr noch keine Angst und keinen Wunsch zu Kotzen ausgelöst hatte. Das hatte sich erst später entwickelt, als ihre Mutter eben nicht mehr da gewesen war, um sie in tiefe Wasser zu begleiten. Aber gut, es gab auch genügend andere Dinge zu tun im Leben, bei denen man auf Schwimmen verzichten konnte, also war das Ganze auch nicht weiter tragisch. Auf ihrem Gesicht bildete sich unweigerlich ein zufriedenes Lächeln, als Mitch seinen Gefallen am Anblick des friedlichen Strandes ausdrückte. Erstens, weil es ihr wirklich auch gefiel und zweitens, weil sie froh war, dass er scheinbar nicht schon jetzt bereute, heute von ihr aus dem Haus geschleift worden zu sein. "Ja, nicht? Faye hat mich mal hierher gebracht, sonst hätte ich den Strand wohl nichtmal gefunden...", meinte sie, wandte sich dann vom Wasser ab, um Mitch stattdessen beim Ausbreiten der Decke zu helfen und sich im Anschluss neben ihm auf ebendieser nieder zu lassen. Von ihm daran erinnert, gönnte auch Aryana ihrem bereits etwas schwitzigen Körper ein paar Schlucke Wasser, bevor sie sich aus den überflüssig gewordenen Kleidungsstücken schälte. Seine Frage konnte sie nur mit einem eifrigen Nicken bestätigen, da sie selbstverständlich ebenfalls mit ins Wasser gehen würde. Ihr war heiss und die seichten Wogen waren hier so klar, dass keine Gefahr eines herangeschlichenen Loch Ness Monsters bestand, sie also beruhigt ihre Füsse ins Nass tunken konnte. Nachdem sie ihre Sonnenbrille ebenfalls zur Seite gelegt und mit allem einem einigermassen ordentlichen Haufen gebildet hatte, ging sie mit Mitch über den doch dezent warmen Sand bis zum Wasser und auch ohne zu Zögern in dieses hinein. Der Strand fiel die ersten paar Meter nur sehr langsam ab, ehe das Wasser dann doch etwas tiefer wurde. Tief genug, dass die Brünette sich letztendlich bis zum Hals ins kühle Nass hüllen konnte, lächelnd zu ihrem Freund blickte, weil das doch beinahe unvermeidbar diverse Bilder ihrer weit entfernten Feriendestination in ihr weckte. Damals, als sie noch Maria und Josef und nur Freunde gewesen waren und ausnahmsweise keiner ihnen im Nacken gesessen hatte. Irgendwie war das damals wirklich alles einfacher gewesen... "Ist echt schwer, gerade nicht an Australien zu denken", teilte sie ihm ihre Gedanken mit, wobei das Lächeln nicht von ihrem Gesicht fiel, während sie, entspannter als sie sich seit Wochen gefühlt hatte, im Wasser sass und mit den Armen ruderte. Wahrscheinlich war die Entspannung, Ruhe und Ablenkung nur sehr kurzlebig. Aber für den Moment fühlte es sich trotzdem unbeschreiblich gut an, sich nur auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren.
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Ich hätte mir wahrscheinlich schon denken können, dass Aryana den Strand hier nicht ganz auf eigene Faust ausfindig gemacht hatte. Zwar war es ihr durchaus auch zuzutrauen, dass sie einen Ort wie diesen hier aus Eigeninitiative heraus fand, aber dass sie sich von Faye den abgelegenen Strand hatte zeigen lassen, war doch etwas wahrscheinlicher. Zumindest hatte die Brünette während ich im Knast gewesen war nie wirklich etwas darüber erzählt, dass sie oft allein draußen in der Natur unterwegs gewesen war. Dass sie das Fleckchen Erde hier also nicht ganz allein gefunden hatte, lag mehr oder weniger nahe. So oder so war ich aber froh darüber, dass wir jetzt an diesem Strand waren und nicht an irgendeinem anderen, für den vielleicht weniger Schritte notwendig gewesen wären. Die Alleinlage hier bekam man an keinem offiziellen Badestrand dieser Welt. Zumindest nicht bei Wetter wie dem heutigen. Meine Mundwinkel zuckten flüchtig nach oben, als Aryana beschloss mich ins Wasser zu begleiten. Es sollte auch nur ein paar Sekunden dauern, bis sie ebenfalls aufgestanden war und wir gemeinsam zum nicht weit entfernten Wasser runtergehen konnten. Wie erwartet war das Meerwasser zumindest in Küstennähe nicht mehr übermäßig kalt, sondern eher einfach nur angenehm angesichts der heißen Außentemperaturen. Meine Augen klebten förmlich an dem kühlen Nass nahe meiner Füße, während ich Schritt um Schritt tiefer in die fast nicht existenten Wellen hineinging. Es waren die kleinen Dinge des Lebens, oder? Ein meinerseits zuerst ungewollter Ausflug wie dieser hier war ein sehr gutes Beispiel dafür, dass man manchmal wohl einfach eine Auszeit brauchte. Ob man die nun wollte oder nicht spielte dabei nicht wirklich eine Rolle. Manchmal kam man im Leben wohl einfach an einen Punkt, an dem es weder wirklich vorwärts, noch rückwärts ging und das wurde in den meisten Fällen wahrscheinlich auch nicht besser dadurch, dass man sich krampfhaft an der Lösungsfindung festbiss. Also ja - jetzt im Nachhinein betrachtet hätte ich mich schon deutlich früher mal zu einem der von Aryana vorgeschlagenen Ausflüge hinreißen lassen sollen. Zwar löste das Geplansche hier im Wasser weiß Gott keine Probleme, aber ich konnte sie zumindest mal für einen kurzen Moment lang vergessen, während das Wasser mit jedem Schritt etwas höher stieg. Ich hielt unweit neben der Brünetten inne, als schließlich einen Stopp einlegte und kurz darauf auch ein paar Worte loswurden, die ich so nur unterschreiben konnte. Ein etwas sehnsüchtiges, aber nur leises Seufzen kam mir über die Lippen, der Blick wieder auf den Horizont am vermeintlichen Ende des Meers gerichtet. "Ja... und ein bisschen Australien wär jetzt auch echt schön. Oder allgemein einfach ein bisschen weg.", stellte ich etwas nachdenklich fest, ehe mein Blick zurück zu der jungen Frau wanderte. Ich würde wohl fast überall hingehen, nur um aus Easterlins unmittelbarem Radius zu verduften. Nur war Abhauen leider langfristig so gar keine gute Lösung und weil mein Kopf sich eindeutig noch zu heiß anfühlte, wandte ich mich dann auch mal für ein paar wenige Minuten von Aryana ab, um stattdessen eine kleine Runde zu schwimmen, beziehungsweise zu tauchen. Allzu weit schwamm ich nicht hinaus, wollte ich doch nicht dem anhaltenden Muskelkater in der Not erliegen, aber einfach ein paar Mal den Kopf unter Wasser zu tauchen und damit ein weiteres Mal zumindest kurz das reiche Arschloch aus meinen Gedanken zu verbannen, tat einfach gut. Unter Wasser war es einfach friedlich. So still, als wäre der Rest der Welt kurz auf Pause gestellt und ganz weit weg. Als ich schließlich wieder zu meiner Freundin aufschloss und den Kopf über Wasser hielt, war dieses Gefühl auch noch nicht sofort wieder verschwunden. Ich fand mich vor ihr ein und beugte mich für einen etwas salzigen Kuss zu ihr hin, hob dabei die linke Hand an ihre Wange und strich mit dem noch nassen Daumen über ihre Haut. Und als ich sie im Anschluss daran ansah, einen Moment lang einfach nur ihre Iris musterte, wurde das schwache Lächeln mit meinem nächsten Worten schließlich zum leicht schiefen Grinsen. "Ich mags nicht, wenn du Recht hast." Natürlich meinte ich das so nicht ganz ernst. Manchmal - zum Beispiel jetzt gerade, wo ich mich wider Erwarten doch vermehrt positiv auf den Strandausflug einlassen konnte - war es ja gut, wenn sie mit ihren Annahmen Recht behielt. Es war eher meine Art von Einlenken. Was das anging war ich wohl auch mit ein paar Jahren mehr auf dem Buckel immer noch ein bisschen wie ein sturer Teenager, der anderen nur ungerne Recht gab und gerne immer seinen Willen durchsetzte. Ehrlich gesagt wagte ich auch zu bezweifeln, dass sich das noch irgendwann mal ändern würde. Genauso, wie ich jetzt noch nicht daran glaubte, dass mich nicht trotzdem zu bald schon wieder die Mordpläne einholten, wenn wir den einsamen Strand später wieder verließen.
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Genau wie er zuvor, so konnte auch Aryana seinen Worten nur zustimmen. Ein Bisschen Australien oder allgemein ein Bisschen Ferien in der Ferne - wobei in ihren Augen wohl nichts über den roten Kontinenten hinausgehen würde - wäre wirklich toll und würde sie unendlich schätzen. Aber so wie sie den Plan im Kopf hatte, also eigentlich gar nicht, standen Ferien erstmal nicht auf dem Programm, weshalb Ausflüge wie dieser momentan alles waren, was ihnen vergönnt blieb. "Das stimmt allerdings... Aber wer weiss... Vielleicht eines Tages", sie wusste nicht, wie gut die Chancen standen, mit einem nicht mehr ganz leeren Strafregister überhaupt auch nur ein Besuchervisa für Australien zu ergattern. Aber notfalls würden sie halt rüberschwimmen. Oder das Ruderboot packen. Sich selbst per Paketpost verschiffen. Egal was, es gab immer einen Weg und sie wollte wirklich unbedingt nochmal zu den Kängurus. Ihre Augen folgten Mitch, als dieser für ein paar Minuten seine Runden zog, den Kopf dabei tief unter Wasser steckte. Schien fast so, als hätte er sich mittlerweile ebenfalls mit ihrem Strandausflug anfreunden können. Er wirkte jedenfalls längst nicht mehr so angespannt und gereizt wie noch vor weniger als vierundzwanzig Stunden. Und wider allen Erwartungen, hatte er sogar schon ein Lächeln gezeigt, obwohl er sie doch vorgewarnt hatte, mit den Worten, sie sollte am besten gar keine gute Laune seinerseits erwarten. Hatte sie nicht unbedingt getan und umso schöner war es, jetzt doch etwas in die Richtung zu beobachten. Die Momente, die er mit Lächeln oder Lachen verbrachte, waren einfach viel zu selten geworden und umso mehr spürte sie jedes Mal ihr Herz warm werden, wenn er doch mal sowas wie Glück ausstrahlte. Es reichte ihr auch vollkommen aus, ihm dabei lächelnd mit den Augen beim Tauchen zu folgen, während sie eher untätig im Wasser stand. Sie musste jetzt nicht zwingend in den ersten fünf Minuten den Kopf ins Salzwasser stecken, also bot sich ihr die beste Gelegenheit zu zuschauen. Das Lächeln hatte sich ziemlich hartnäckig in ihren Gesichtszügen eingenistet, als Mitch vor ihr wieder auftauchte, ihr nur wenige Sekunden später schon einen feuchten Kuss auf den Mund hauchte, den sie nur allzu gerne erwiderte. Ein leiser, belustigter Laut trat als Antwort auf seine Worte über ihre Lippen und die Brünette rollte amüsiert die Augen. "Sag bloss, du hast dich nach all den Jahren noch immer nicht daran gewöhnt...", murmelte sie ganz und gar nicht eingebildet, auch wenn sie nicht genau wusste, worauf er in diesem Moment anspielte. Wahrscheinlich auf den positiven Effekt eines Ausfluges, aber es spielte auch gar keine Rolle, solange sie eben offensichtlich Recht hatte. "Ausserdem siehst du gerade nicht mal sonderlich angepisst aus, wenn man das so sagen darf", fügte sie an, strich nun ihrerseits ein paar Mal mit ihren nassen Fingern über seine Wangen hinab, zeichnete die Konturen seiner Kieferknochen nach, ehe ihr Lächeln ebenfalls zu einem Grinsen heranwuchs. "Von mir aus, aber ich kann dir echt keine gute Laune versprechen", äffte die Brünette seine Worte von gestern Abend nach, drückte deutlich aus, dass er sich das gerade ziemlich schlecht zu Herzen nahm. "Ich geb dir gleich gute Laune, mein kleiner, elender Miesepeter", drohte sie ihm ein paar wenig ernstzunehmende Worte an, ehe sie sich förmlich auf ihn stürzte - so gut das im doch schon relativ tiefen Wasser, in dem sie gerade noch so stehen konnte, eben ging. Ihre Hände rutschten von seinen Wangen hinab auf seine Schultern, um ihn so von sich weg und nach hinten ins Wasser zu stossen. Spielte ja keine Rolle, er war eh schon nass.
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Ich hoffte doch sehr, dass wir irgendwann mal frei waren. Frei von sämtlichen Fessen, die uns das Leben wieder und wieder auferlegte. Wahrscheinlich war ich nicht unbedingt in der Position mich deswegen zu beschweren, weil es im Grunde meine eigene Schuld war, dass ich mich jetzt mit Easterlin auseinandersetzen musste, aber das machte es jetzt eben auch nicht leichter zu ertragen oder anderweitig weniger scheiße. Also ja, hoffentlich würden wir eines Tages nochmal zurück nach Australien können. Ich hatte uns die Ausreise in andere Länder ganz allgemein durch meinen Knastaufenthalt erschwert, aber wir bekamen das schon hin. Ich für meinen Teil würde jedenfalls einen Teufel tun und für den gesamten Rest meines Lebens in den Staaten bleiben. Kam gar nicht in Frage. "Nicht nur vielleicht. Wenn wir diese Scheiße lebend durchstehen, dann sind wir weg. Für mindestens einen Monat. Ich bin mir immer sicherer, dass hier nur Bekloppte leben.", ließ ich meinen Gedanken sarkastisch ein bisschen freien Lauf. Vermutlich gehörte ich selbst auch in die Kategorie bekloppter Amerikaner, aber an Menschen wie Easterlin scheiterte mein eigener Wahnsinn echt kläglich. Dagegen war ich ein unschuldiges kleines Lämmchen, das jeder zum Knuddeln gern hatte. Außerdem wollte ich es jetzt ja auch besser machen... es wurde mir nur echt unnötig schwer gemacht. Auf Aryanas nächste Worte hin konnte ich nicht anders, als die Augen nach oben zu rollen. Ja, wir beide kannten uns jetzt wirklich schon eine ganze Weile und das zu Beginn alles andere als freiwillig. Ihr höherer Rang bei der Army hatte ihr im Grunde automatisch in vielen Dingen Recht gegeben, weil es halt nun mal so war, dass der Befehlshaber grundsätzlich immer Recht hatte. Auch, wenn ich das nicht selten anders gesehen hatte. Aber das war wohl eher Nichts, worüber ich jetzt gerne reden wollte. Denn ja, ich sah im Moment wahrscheinlich nicht mehr besonders genervt aus, auch wenn ich gerade keinen Spiegel vor dem Gesicht hatte, mit dem ich mich hundertprozentig davon überzeugen konnte. Allein die Tatsache, dass ich mich auch körperlich im Augenblick wesentlich weniger verspannt fühlte, sagte schon genug aus. "Ich werd' mich nie dran gewöhnen.", stellte ich sie mit spielerisch zusammen gekniffenen Augen vor vollendete Tatsachen. Dass die Brünette mich im Folgenden noch gekonnt nachäffte, ließ mich aber doch leise auflachen. Hauptsächlich deswegen, weil es lustig klang. Ich war noch nicht wieder ganz aus dem Lachen raus, als sie mich als Miesepeter abstempelte und das wiederum ließ mich noch ein weiteres Mal lachen. Allerdings wurde das dann doch sehr jäh gestoppt, weil ich einen Abgang nach hinten machte, womit ich trotz der indirekten Kampfansage ehrlich gesagt nur wenig gerechnet hatte. Also ging es für mich nochmal auf Tauchstation und hielt reflexartig die Luft an, schloss die Augen. Aber ich wäre wohl nicht ich, wenn ich mir das einfach so gefallen lassen würde und deswegen tauchte ich auch gar nicht erst auf. Steuerte nach kurzem Moment der Orientierung Aryana an und streckte dann beide Hände nach ihren Oberschenkeln aus, um sie mit einem Ruck ebenfalls zu Fall und damit zurück auf meine Augenhöhe zu bringen. Meine Arme schlangen sich daraufhin um ihre Taille und ich näherte mich ihr noch unter der Wasseroberfläche für den nächsten Kuss. War gut, dass ich ihre Lippen inzwischen wirklich blind fand, weil mehr als kurzzeitig die Augen unter Wasser ohne Taucherbrille aufzumachen einfach unangenehm war. Danach ging es dann aber doch zurück an die Wasseroberfläche, weil Sauerstoffmangel auf Dauer mindestens genauso unschön war. Loslassen tat ich die junge Frau aber nicht, als ich mich letztendlich mit den Füßen wieder am sandigen Boden nach oben stemmte.
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Aryana grinste bei seinen Worten sofort noch etwas fröhlicher vor sich hin. "Perfekt, damit kann ich mich durchaus anfreunden. Von mir aus kann's auch ein halbes Jahr sein. Oder ein Ganzes - je nach dem, was unsere Finanzen so dazu sagen", sprach sie ihr ganzheitliches Einverständnis zu dem Plan aus, nach Easterlins Ableben, oder was auch immer letztendlich das Ende ihrer Zeit in seiner Armee beschliessen würde, erstmal wieder aus den Staaten zu verschwinden. Denn ja, bisher hatten sie wirklich eine sehr spärliche Anzahl guter Erfahrungen mit ihren Mitmenschen gemacht. Wobei man fairerweise wohl sagen musste, dass sie auch mit dezent wenigen Menschen zu tun hatten, die nicht direkt mit dem Konstrukt ihrer Arbeit verbunden waren und somit einfach mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit einen Flick weg hatten. Naja, wegfahren oder fliegen war auf jeden Fall trotzdem eine ausgezeichnete Idee, schon nur, um sich einmal ordentlich von all den Strapazen der letzten Jahre zu erholen. Sie waren ja noch nichtmal wirklich dazu gekommen, den Krieg in Syrien je richtig zu verarbeiten, weil das letzte Jahr mit ganz anderen Problemen an ihnen vorbeigezogen war. Und jetzt sassen sie schon in der nächsten Scheisse, die erneut alles von ihnen forderte. Uncool... Aber gerade verschwendete sie wirklich keinen weiteren Gedanken daran, beobachtete lieber amüsiert das Augenrollen, mit welchem Mitch auf ihre Worte antwortete. "Dann wirst du wohl ewig darunter leiden müssen", erwiderte sie theatralisch. Wenn er ihr nicht Recht geben konnte, musste er eben damit leben, dass sie es trotzdem ständig haben würde und er nichts dagegen tun konnte. Offenbar lastete dieses Wissen jedoch nicht allzu schwer auf seinen Schultern, so wie er im Anschluss reagierte. Sie hatte ihn wirklich lange nicht mehr lachen gehört, gar nicht realisiert, wie sehr sie es vermisst hatte. Aber es war schön, auch wenn sie wussten, dass dieser Ausflug nur temporäre Erleichterung brachte. Vielleicht machte es den Alltag dann trotzdem etwas erträglicher, wenn sie sich ein Bisschen von Wochenende zu Wochenende hangelten, im Bewusstsein behielten, dass es manchmal auch etwas entspannter, irgendwie sogar schön sein konnte. So wie jetzt gerade eben, wo sie im Wasser plantschten wie zwei kleine Kinder. Wahrscheinlich hätte die Brünette kommen sehen sollen, dass Mitch sie nicht ganz unbestraft davonkommen liess, nachdem sie ihn nochmal Richtung Boden entsandt hatte. Sie war aber wohl zu sehr mit Lachen beschäftigt, schnappte also trotzdem erschrocken nach Luft, als sie seine Hände an ihren Beinen spürte, mit denen er sie kurzum ebenfalls unter Wasser zog. Aryana hatte gerade so noch den Mund zumachen können, da verschwand sie schon in den Wellen, spürte seine Arme, die sich um ihre Taille legten und sie für einen Moment unten hielten. Da sie die Augen natürlich fest zugedrückt hatte, wurde sie im Anschluss von seinen Lippen überrascht, die sich auf ihre legten. Allerdings nur sehr flüchtig, sodass sie kaum die Chance hatte, den Kuss unter ihren hochelegant aufgeblasenen Backen zu erwidern. War aber nicht so schlimm, sie hätte dabei sicherlich eh nur noch mehr Salzwasser geschluckt, weil sie schon so kaum davon absehen konnte, auch unter Wasser zu lachen. Entsprechend drehte sie auch den Kopf nach Links, als sie wieder aufgetaucht waren, musste erstmal lachend einen Mund voll Wasser aushusten. Ihr linker Arm hatte sich um seine Schultern, ihre Beine um seine Hüften geschlungen, während sie sich mit Rechts das Wasser aus den Augen und dem Gesicht wischte. "Toll, jetzt kannst du mir heute Abend die Haare waschen", erklärte sie wenig ernsthaft, nachdem sie wieder zu Atem gefunden hatte, sich nun durch die nassen Strähnen strich, als wäre das salzige Meerwasser etwas besonders Ekliges.
This is your life, it's do or die, the sun may never rise again, so be the light the vision. This is your life, it's slipping by, you try to run but fall again, you get back up that's living.
An unseren Geldbeuteln würde es schon nicht scheitern. Nachdem sowohl Aryana, als auch ich selbst Roadtrips bevorzugten und uns eher nicht wöchentlich in einem neuen Hotel einnisten würden, konnte man sicherlich auch sowas wie Work and Travel da drüben machen. Ich war mir für körperliche Arbeiten, die so manch anderem, nicht fitten Menschen schwer fallen würden, auch nicht zu schade. Solange ich nicht ein halbes Jahr Ställe ausmisten musste oder so einen Mist, ließe sich da bestimmt irgendwas finden. Geld war also bestimmt nicht das, woran ein langer Aufenthalt in Down Under am Ende scheitern musste - vorausgesetzt eben, dass wir überhaupt erst ins Land reinkamen und uns Australien so lange beheimaten wollte. Mich schon wieder strafbar machen war zumindest was das anging tatsächlich weniger in meinem Sinn... was schon sehr verschoben war, angesichts der Tatsache, dass Mord für mich in Ordnung war. Ich war wohl wirklich auf sehr vielen Ebenen nicht ganz normal. "Ach, daran wird's schon nicht scheitern.", meinte ich schulterzuckend und war was unter Umständen nicht vorhandenes Geld anging recht optimistisch. Vielleicht deswegen, weil ich mir seit ein paar sehr langen Jahren schon nur noch wenig Gedanken darüber machen musste, nicht genug Geld zu haben. Wenn man mit der Army im Ausland war, verdiente man gut und gab so gut wie nie Scheine aus, weil man ja nur arbeitete und nicht wirklich lebte. Allerdings sollte man halt auch eher nicht in den Knast wandern, um sein Geld da dann wieder loszuwerden. Ein knappes Jahr da drin war echt scheiße teuer. Dass ich für immer und ewig unter Aryanas Recht haben leiden würde, sah ich gerade wenig kritisch. Wie man an der aktuellen Situation bestens sehen konnte, wusste ich mich schon irgendwie zu wehren - und wenn es nur mit ihrem Versenken unter Wasser oder mit einer Pieksattacke war. Ich hatte schon so meine Mittel und Wege dafür, sie zum Schweigen zu bringen und von ihrem hohen Ross runterzuholen. Wir wurden uns da also mit Sicherheit auch zukünftig einig, da war ich guter Dinge. Denn nach dem Auftauchen dauerte es kaum ein paar Sekunden, bis sie schon den nächsten Kommentar abgab. Ich schüttelte nur grinsend den Kopf, bevor ich ihn etwas nach rechts abwendete und die Hand hob, um mir die nassen Strähnen wieder nach hinten und damit auch das Wasser etwas auszustreichen, weil sie schwer über meiner Stirn hingen. Die linke Hand lag indessen schon längst an ihrem Oberschenkel und da fand sich auch die andere ein, als ich die Brünette erneut ansah. "Oh nein... zu dir unter die Dusche steigen... klingt absolut furchtbar. Hätt' ich das doch lieber nicht gemacht, ich bereu's schon.", erwiderte ich durchweg ironisch und zog belustigt die Augenbrauen nach oben. Gab ja fast nichts Schlimmeres, als Aryana beim Haare waschen helfen zu müssen, damit auch ja kein bisschen Alge drin hing. Ihre wenig ernste Feststellung diesbezüglich war ungefähr genauso witzig, wie ihr wasserhaltiges Gehuste kurz zuvor. Ein bisschen schadenfroh war ich eben grundsätzlich, davon bildete auch die hübsche junge Frau keine Ausnahme. Ich drehte mich langsam zurück in Richtung Strand, als meine Hände sich weiter an ihren Beinen hoch bis zu ihrem Hintern vorarbeiteten. Dabei wurde mir schrecklich bewusst, dass ich sie in letzter Zeit wirklich viel zu wenig einfach nur anfasste. Allein das bisschen Körperkontakt an sich tat mir schon gut, obwohl ich zumindest darauf nur unbewusst verzichtet hatte. Streit brachte es leider wohl einfach so mit sich, dass man sich nicht gerade nahe war. "Willst du mit raus oder noch im Wasser bleiben?", hakte ich nach, während ich in aller Seelenruhe die ersten Schritte zurück in Richtung Ufer machte. Wenn sie noch ein bisschen schwimmen wollte, würde ich sie wieder runterlassen. Oder vielleicht eher liebevoll wegwerfen.
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Nein, wahrscheinlich wirklich nicht. Kam halt ganz auf die Art ihres Abgangs aus Easterlins Army an. Wenn sie dafür Geld brauchten, sich schlimmstenfalls tatsächlich in sechs Jahren freikaufen mussten, dann wären sie wohl relativ pleite wenn sie die Freiheit zurückerlangt hatten. Wenn sie die Sache - und danach sah's zur Zeit eher aus - mit Mord regelten, standen die Chancen auf genügend lockere Scheine für eine Weltreise - oder etwas ähnliches - schon weitaus besser. War also nur eine weitere Tatsache, die zweifellos für ein nicht ganz legales Ende ihrer Knechtschaft sprach, auch wenn der Brünetten bestens bewusst war, dass es dagegen auch unendlich viele Kontra-Punkte gab. Mord war und blieb eben ein schwieriges und unberechenbare Spielchen, das nicht jedes Mal so glimpflich ablief, wie sie es bei Warren erlebt hatten. Naja. Sie würden sich zu gegebener Zeit wieder damit befassen - sicher nicht jetzt, wo sie einen Tag so taten, als hätten sie keine Probleme. Oder zumindest keine Grösseren als wer ihr heute Abend letztendlich die Haare ausspülen durfte. Dass auch Mitch dazu überhaupt keine Lust hatte, gab er daraufhin nämlich in einem durchweg ironischen Geständnis zu. Jedenfalls war es das, was seine Worte sagten, die Tonlage klang dabei nicht halb so abgeneigt gegenüber dieser Aufgabe. "Tja, jetzt gibts kein Zurück mehr, das hast du dir erfolgreich eingebrockt", zeigte Aryana sich wenig kompromissbereit, zuckte nur mit den Schultern und hob die Hände in einer gespielt bedauernden Geste. Mit der Vorstellung, sich heute Abend mit ihrem Freund die Dusche zu teilen, konnte sie persönlich sich ja bestens anfreunden. Es war wohl überflüssig zu erwähnen, dass sie sich nach jedem Bisschen Nähe und gewissermassen unbeschwerter Normalität ausstreckte, die er ihr schenkte. Entsprechend auch nach der für heute Abend geplanten gemeinsamen Dusche. Auch wenn sie gerade erstmal dankbar dafür war, dass sie hier im Wasser stehen und lachen konnten - was bis gestern noch sehr unmöglich geklungen hätte. Oder auch bis heute Morgen. Dass er sich im Anschluss dazu aufmachte, langsam wieder in Richtung Strand zu gehen, konnte sie auch gutheissen. Sie fand das Meer toll und alles, war aber eben weiterhin keine endlose Wassernixe und jetzt wo ihr Körper wenigstens vorübergehend wieder gut abgekühlt war, sprach nichts gegen die Rückkehr ins Trockene. "Bring mich zum Strand, Schatz, bevor ich mich erkälte", beantwortete sie seine Frage gekonnt theatralisch, fasste sich mit einer Hand an die Stirn, als würde diese bereits glühendes Fieber anzeigen. Sie schlang im Anschluss ihre Arme um seinen Oberkörper und lehnte sich gegen seine Brust, machte keine Anstalten, sich von ihm zu lösen, um selbst den Rückweg anzutreten. War sicherlich auch nicht nötig, da sein Weg ja in die gleiche Richtung führte. Ausserdem konnte ein Bisschen zusätzliches Training am Wochenende auch nicht schaden, nicht, dass er am Montag im Sport wieder fast starb und die Hanteln fallen liess, die gefühlt schwerer als er selbst waren.
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So, habs dann auch endlich mal ^^" hab den neuen Job gekriegt und gestern da angefangen, ist jetzt am Anfang leider alles noch recht anstrengend und dementsprechend unkreativ/-produktiv bin ich dann Zuhause... x'D _________
Was für ein Schlamassel. Sicherlich würde ich es mir deswegen jetzt das nächste Mal doppelt überlegen, ob ich die Brünette im Wasser abtauchen lassen sollte oder es doch besser bleiben ließ. Sie könnte schließlich wieder von mir verlangen, ihrem nackten Körper unter einen angenehm warmen Wasserstrahl zu folgen. Es war überflüssig zu erwähnen, dass auch das Sexleben etwas unter meinen unkontrollierten, sehr negativen Emotionen leiden musste, oder? Da war der Gedanke an ihre bis auf ein paar Narben - von denen ich selbst inzwischen auch mehr als genug hatte - ziemlich makellose Haut ein durchweg angenehmer. "Ist ganz sicher die härteste Strafe, die ich jemals kassiert habe.", behielt ich mit einem übermäßig bedauernden Seufzen, das man wirklich nicht ernst nehmen konnte, den Pfad von Ironie und Sarkasmus bei. Wenn ich so an all die Ohrfeigen und auch an den unerlaubten Kniff in ihren Hintern dachte, dann war ein bisschen Haare waschen purer Luxus. Außerdem verdiente Aryana es wohl wirklich, dass ich ihr mal wieder ein bisschen was Gutes tat, wo ich in letzter Zeit doch nicht viel weniger als die Pest gewesen war. Ihr eine sanfte Kopfmassage unter der Dusche zu geben war da wohl das Mindeste an Wiedergutmachung. Aber die Schuldgefühle diesbezüglich waren nichts, worüber ich jetzt nachdenken wollte, oder gar sollte. Das würde mir und damit folglich uns beiden nur die Laune verderben, was es tunlichst zu vermeiden galt. Die Brünette ließ sich offenbar auch gerne von mir zurück zum Strand eskortieren, was sie vorerst vor einem erneuten Tauchgang bewahrte. Ihre übertriebene Geste ließ mich nur grinsend mit dem Kopf schütteln. Jaja, eine Erkältung. Wahrscheinlich war dank dem fast wolkenlosen Himmel ein Hitzschlag deutlich wahrscheinlicher. Aber ich hörte ziemlich schnell damit auf darüber zu philosophieren, als die junge Frau sich vermehrt an meinen Oberkörper heftete und sich das Grinsen auf meinen Lippen zu einem Lächeln schmälerte. Ich begann unterbewusst mit den Daumen über ihre Haut zu streicheln, während ich sie vor mir her aus dem Wasser trug. "Das kann ich unmöglich riskieren.", stieg ich etwas verspätet noch auf ihren Kommentar bezüglich meines Mitnehm-Services ein. Ich trug sie selten - wohl mitunter deswegen, dass wir dazu sehr lange gar keine Möglichkeit gehabt hatten. Ich glaubte aber auch zu wissen, dass es Aryana wahrscheinlich gar nicht immer recht wäre, durch die Gegend geschleppt zu werden, so als sonst meistens sehr eigenständige Person. Auch, wenn sie das mir gegenüber sicherlich eher ablegte als bei anderen Menschen. Zur Gewohnheit wurde diese Art der Fortbewegung für uns beide sicher nicht, aber gerade gab es mir ein durchweg zufriedenes Gefühl und ich saugte es nach den letzten, sehr turbulenten Wochen förmlich auf. Ich trug sie auch noch die letzten Meter über den Sand hinweg zurück bis zur Decke, als wir aus dem Wasser raus waren. Allerdings setzte ich sie doch schon gut zwei Meter davor ab, damit keiner von uns die Decke volltropfte. Als ich von ihr abgelassen hatte, führten meine Füße mich zu dem Rucksack und ich zog die beiden Badehandtücher raus. Bevor ich das zweite allerdings Aryana reichte, entfaltete ich es mit einer simplen Handbewegung. Danach schlug ich ihr damit leicht gegen den Oberschenkel - nur neckisch, nicht schmerzhaft. Mein durchweg freches Grinsen unterstrich meine definitiv nicht fiesen Absicht auch unmissverständlich, als ich ihr das Handtuch danach dann endlich hinhielt. Mit ihren sportlichen Oberschenkeln verhielt es sich wohl in etwa genauso, wie mit ihrem Hintern - wenn mein Fokus erstmal darauf lag, musste ich einfach in irgendeiner Form nochmal hinfassen.
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Huuuhuuu! Oh, freut mich total hats mit dem Job geklappt, gratuliere! :) und wie gefällts dir bisher? Ich war dann offensichtlich selber nicht da, weil ich am Donnerstag eine Prüfung geschrieben habe und dachte, ich sollte dafür lernen. Hab ich dann zwar nicht wirklich getan, aber halt theoretisch, ne.. :) und über Ostern war ich dann weg. Aber jetzt bin ich wieder da und wir kommen hoffentlich auch mal etwas regelmässiger zum Schreiben. x‘D ____________
Ja, da war sie sich sehr sicher. „Muss dich ja auch wirklich was kosten - sonst tust dus das nächste Mal einfach wieder“, erklärte sie schnippisch, jedoch weiterhin komplett ironisch. Solange er sie nicht mitten im Meer auf einem einsamen Kahn über Bord warf, würde sie das Tauchen wohl gerade so überleben. Jedenfalls dann, wenn er selber dabei in der Nähe blieb und sie nicht wirklich mit der Angst konfrontiert wurde, jämmerlich zu ersaufen. Aber das war hier gerade eher nicht der Fall gewesen. Genauso wenig, wie sie hier ernsthaft der Gefahr lief, sich eine Erkältung zuzuziehen, während er pitschnass mit ihr durch den Sand stapfte. Sie streckte einen Moment ihre Glieder, als er sie wieder abgesetzt hatte, wollte gerade zu einem Gähnen ansetzen, da spürte sie das Handtuch gegen ihren nackten Oberschenkel schlagen. Aryana zuckte erschrocken einen Schritt zurück, nur um Mitch dann, ein Bisschen zu empört um dabei ernst zu wirken, anzuschauen. Aber der Ausdruck ihres Gesichtes wandelte sich rasch wieder zu durchaus amüsiert, während sie etwas den Kopf schüttelte und das Tuch entgegennahm. "Du wirst echt fast schon ein Bisschen übermütig heute, hm?", fragte sie und ihre funkelnden Augen musterten eingehend seine Erscheinung, wobei sie niemals leugnen würde, dass ihr das durchaus gefiel. Es war ihr tausend Mal lieber, wenn er sie ins Wasser tunkte und ihren Oberschenkel mit dem Handtuch malträtierte, während er lachte und fast rundum zufrieden mit der Situation wirkte, als wenn sie ihn stockbesoffen im Morgengrauen auf dem Balkon vorfand, wo er ihr kurzum sein ganzes Elend und seine abgrundtiefe Verzweiflung ins Hemd heulte und in ihr die Angst schürte, er würde eines Tages einfach gehen und sie zurücklassen, weil alles zu viel wurde. Genau darum nahm sie das hier auch ganz gelassen hin und setzte sich - zumindest für diesen Augenblick - noch nicht einmal weiter zur Wehr, trocknete lieber ihre Beine und Arme, bevor sie sich mit Blick aufs Meer auf die Decke sinken liess. Sie kramte im Rucksack nach ihrer Trinkflasche, um mit deren Inhalt schliesslich die restlichen Salzwassertropfen in ihrem Mund den Rachen runter zu spülen. Dann wanderten ihre Augen zurück zu ihrem Freund, den sie nun beinahe kritisch betrachtete. "Hast du Mona Lisa eigentlich schon eingecremt?", wollte sie wissen, während ihre Augen abwärts wanderten. Natürlich hatte die Brünette keineswegs vergessen, dass Mona Lisa in Wahrheit Kali hiess und nichts mit dem italienischen Künstler zu tun hatte, aber das hielt sie selbstverständlich nicht von einer solchen Bemerkung ab. Ihr Blick wanderte zurück nach oben und sie streckte die Hand aus, um Mitch die nassen Strähnen aus dem Gesicht zu streichen. Nur kurz, da sie sich gleich im Anschluss schon wieder abwandte, um die quasi schon angedrohte Sonnencreme aus dem Rucksack zu fischen. Möglicherweise hatte Mitch selbst schon an sowas gedacht, aber das spielte keine Rolle. Es ging schliesslich rein nur ums Prinzip des notwendigen Schutzes der schwarzen Tinte, während sie sich hier von der Sonne kochen liessen.
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Hellooooo. Danke & ja ist ganz gut. Leute sind alle super witzig, das ist viel wert. :'D Nur der Muskelkater kommt zeitweise immer noch, das nervt ein bisschen. ^^" Ja, ich dachte mir schon sowas, haha. x'D Isses denn trotzdem halbwegs gut gelaufen? _________
Übermütig traf den Nagel wohl ziemlich gut auf den Kopf. Ich wusste auch gar nicht, woher ich diese Energie gerade überhaupt nahm. Zwar plagte mich kein extremer Muskelkater durch das Training mehr, war mein Körper was das anging doch langsam wieder auf einem annehmbaren - oder zumindest weniger blamablen - Level, aber meistens war ich am ersten Tag des Wochenendes doch zumindest körperlich noch so ein bisschen erschöpft. Vielleicht war es einfach das gute Wetter, die Sonne und die frische Luft, sowie das angenehm kühle Meerwasser, was mir neuen Auftrieb gab. Ein bisschen miteinander herumzualbern und den jeweils anderen aufzuziehen war früher mehr oder weniger an unserer Tagesordnung gewesen, also war auch das nicht weniger als Balsam für meine Seele. Diese kleine Zuflucht vor dem grauen, gemeinen Alltag schien wahre Wunder bei mir zu wirken und das kam automatisch auch Aryana zu Gute - mehr oder weniger, wie man den Klaps auf den Oberschenkel eben sehen wollte. Ich trocknete mich noch in aller Seelenruhe ab, als ich mich dazu äußerte. "Tja, ich kann wohl nur das eine oder das andere.", stellte ich mit einer Prise Ironie fest, als ich mir gerade mit dem Handtuch die Haare abrubbelte. Ich war wohl einfach ein bisschen extrem. Meine Mundwinkel hatten sich noch immer nicht gesenkt, als ich das Handtuch schließlich ebenfalls weglegte und mich zu der Brünetten auf die Decke sinken ließ. Sie verfolgte bereits den nächsten Gedanken, der sie mich mustern ließ. Mona Lisa. Ich kam nicht umher die Augen flüchtig nach oben zu rollen, bevor mein Blick erneut Aryanas fand. Ich verstand nicht wirklich was von Kunst, aber dieses eine Gemälde kannte wohl wirklich jeder. Allerdings war das nicht gleichbedeutend damit, dass es auch von jedem gemocht wurde. "Ich glaube wir können beide froh sein, dass es keine Mona Lisa ist.", meinte ich also zuerst, bevor ich zu einer brauchbaren Antwort auf ihre Frage überging. "Aber nein, die Gute ist noch verschont geblieben... du darfst ihr also gerne die Ehre erweisen.", offenbarte ich, dass ich bisher selbst nicht motiviert dazu gewesen war, meine Haut mit eigentlich notwendiger Sonnencreme zu schützen. Ich konnte sie wohl gerade nach der langen Zeit im Knast wirklich gut gebrauchen, war ich da doch nie sowas wie oberkörperfrei rumgelaufen und lediglich meine Arme hatten ab und zu mal ein kleines bisschen Sonne beim Hofgang abgekriegt. Deswegen war mein Teint sicher auch eine gute Nuance heller als noch damals in Syrien. Ich stützte mich entspannt mit den Armen nach hinten ab und sah abwartend zu der schönen, jungen Frau neben mir. Ich freute mich nach der Abstinenz körperlicher Nähe der letzten Wochen doch ziemlich auf noch mehr Berührung, taten mir doch auch flüchtigere Annäherungen wie das simple bei Seite streichen der im nassen Zustand grundsätzlich nach vorne fallenden Strähnen über meiner Stirn schon gut. Allgemein war es einfach schön zu merken, dass Aryana sich gerade gerne in meiner Nähe aufhielt und sie auch von sich aus suchte - auch, wenn es natürlich überwiegend meine eigene Schuld war, dass sie in letzter Zeit lieber Abstand zu mir gesucht hatte. Eigentlich hatte ich das auch so gewollt, nur war das rückblickend betrachtet nicht förderlich für die Gesamtsituation gewesen und außerdem war man sicher nicht in einer Beziehung miteinander, um sich voneinander abzustoßen. Dass ich weder ein geübter, noch ein besonders fähiger Beziehungsmensch war, war zumindest mir aber auch schon vorher klar gewesen. Ohne mich damit rausreden zu wollen, hatte ich sowas wie das Pflegen von gesunden, zwischenmenschlichen Beziehungen ganz einfach nie gelernt und das kam uns beiden nicht unbedingt zu Gute. Ich sollte mich also wirklich darum bemühen, den Einzelkämpfer langsam endgültig abzulegen.
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Ach das ist doch super, gute Mitarbeiter sind echt Gold wert. :) Wovon hast du denn Muskelkater? x'D Glaube schon, keine Ahnung. Ist extrem schwer einzuschätzen, aber die Dozentin ist so lieb, das wird schon gut genug sein.^^ ____________
Genau das schien er heute wohl beweisen zu wollen. "Gut, dann will ich dir aber noch Rückmelden, dass ich diese Seite deiner Persönlichkeit eigentlich fast ein Bisschen bevorzuge", erklärte Aryana, als wäre das nicht eh schon längst klar. Immerhin war auch sie selten so gut gelaunt, während er daneben seine Krisen durchlebte. Es war einfach entspannter, ein Bisschen rumzualbern und zu lachen, anstatt sich ständig mit all der Scheisse auseinandersetzen zu müssen, die sie im Alltag belastete. Denn das war eine ganze Menge und dass Aryana so langsam die Luft ausging, sich damit zu befassen, war wohl wenig überraschend. Gerade nach der Geschichte, die sich ihr gestern offenbart hatte und die alles nur noch anstrengender, verlogener und gefährlicher gemacht hatte. Aber zurück zu diesem Ort hier - einem Strand mit einzig und allein ihnen beiden, die einfach nur ein paar wohlverdiente Stunden Ruhe und Zweisamkeit geniessen konnten, fernab ihrer verzwickten Realität. Zurück zum Augenrollen ihres Freundes, der gleich darauf auch noch mit wörtlicher Resonanz zum Ausdruck brachte, dass sich sein Tattoo sicherlich nicht Mona Lisa schimpfte, sie sich also eine passendere Beleidigung suchen sollte fürs nächste Mal. Und selbst wenn er Recht hatte damit, dass die kleine Göttin auf seinem Oberkörper doch eine bessere Figur machte als Da Vincis Gemälde, grinste Aryana fröhlich weiter vor sich hin. "Möglicherweise ja", stimmte sie zu, liess sich die folgende Aufforderung zum Eincremen aber nicht zweimal geben. Die Brünette schüttelte die weisse Flasche in ihren Fingern, wedelte damit in der Luft herum. "Was würdest du nur ohne mich machen??", fragte sie dramatisch, während sie sich die Haare hinter die Schultern strich. Ihre Augen musterten ihn erneut, während sie offensichtlich über ihr weiteres Vorgehen nachdachte, dann kurzerhand ein Bein auf seine linke Seite schwang, um sich so über ihn zu knien. Nicht, weil das so dringend nötig war - sie könnte ihn auch bestens eincremen, während sie einfach nur neben ihm sass. Aber wenn man ehrlich war, war wohl unschwer zu erkennen, dass es Aryana hier auch weniger um den fachgerechten Sonnenschutz seiner Tätowierungen ging, als viel mehr um die Nähe, die sie lange genug wieder nur sehr dürftig erleben durfte. Nun wartete sie aber nicht länger damit, die Flüssigkeit auf seinen Oberkörper zu sprühen, die Flasche dann vorübergehend wegzulegen, um stattdessen ihre Hände einzusetzen und diese in langsamen aber festen Bewegungen über seine Muskeln kreisen zu lassen. Selbstredend nahm die Brünette das alles äusserst genau, damit auch ja jeder Fleck seines Oberkörpers, jedes Pünktchen Tinte etwas Sonnencreme abbekam. Doch auch als die Sonnencreme eigentlich verteilt war, liess sie noch nicht von ihm ab, führte ihre Finger stattdessen in beständigem Kontakt mit seiner Haut aufwärts bis zu seinem Nacken- und Schulterbereich, wo sie andächtig die eindeutig verspannten Muskeln knetete. Aryanas Augen verloren sich wieder in seinem Gesicht und sie beugte sich vor, bis ihre Lippen auf seine trafen. Ihre Finger hatten dafür zwischenzeitlich innegehalten, aber sie merkte das kaum, war viel zu beschäftigt damit, ihm mit deutlicher Sehnsucht behangene Küsse entgegen zu hauchen. Sie wusste nicht wirklich ob es das war, was normale Pärchen am Wochenende machten. Aber das spielte auch keine Rolle. Sie brauchten ja nicht mal normal zu sein - nur etwas weniger belastet als üblicherweise.
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Ach naja, ist körperlich halt schon deutlich anstrengender als alles, was ich vorher gemacht habe in dem Bereich. x'D Die Produkte, die die Maschinen auswerfen, sind nicht ganz leicht (und unhandlich) und die müssen recht hoch auf Paletten gestapelt werden, die wiederum muss ich quer durch die Halle zum Einfolieren bringen für den Versand (mit Tempo, weil kann die Maschine nicht länger als nötig allein lassen quasi)... ich weiß echt nicht, wann ich mich das letzte Mal in meinem Leben so viel aktiv bewegt und mich so wenig dazwischen hingesetzt habe. :'D sehr unangenehme Art von Extrem-Workout, ich fühl' Mitchs und Aryanas Training glatt mit.^^" Iiiiich bin einfach mal zuversichtlich :D Wirst du schon ganz gut hingekriegt haben! ________________
Eigentlich fast ein bisschen. Ich hätte beinahe laut losgelacht, stattdessen blieb es bei einem ziemlich breiten Grinsen. Absolut jeder Mensch auf diesem Planeten würde diese unbefangene Version meiner Selbst hier bevorzugen, machen wir uns da nichts vor. Es war zwischen uns beiden ja absolut kein Geheimnis, dass ich mich in den letzten Tagen und Wochen wie ein ignorantes Arschloch verhalten hatte. Aryana war in jener Zeitspanne - eigentlich so ganz allgemein in den letzten Jahren - also weiß Gott nicht die einzige Person gewesen, der ich auf die Nerven gegangen war und die mir hier und da vollkommen freiwillig mehr Raum gegeben, beabsichtigt einen Bogen um mich gemacht hatte. "Überraschend.", war mein einziger Kommentar dazu. Im selben Moment legte ich den Kopf etwas schief und meine Augen blieben unbeirrt an ihren hängen. Mit der Mona Lisa schienen wir beide uns einig zu sein, also bedurfte das keinen weiteren Worten. Die sportliche Brünette ließ mich auch sogleich mit dem Schütteln der Sonnencreme wissen, dass sie ihrer soeben mehr oder weniger aufgetragenen Aufgabe gewissenhaft nachkommen wollte. Die Frage danach, was ich wohl ohne sie machen würde, ließ mich dann doch wieder leise in mich hinein lachen. Einfach deswegen, weil sie teilweise schon ein bisschen übertrieben war, andererseits aber doch auch der Wahrheit entsprach. Zwar bräuchte ich die junge Frau absolut theoretisch gesehen nicht zwangsweise, um durchs Leben zu kommen - sonst hätte ich es kaum jahrelang so gut wie allein in der Armee ausgehalten, ohne nennenswert viele Kugeln oder andere Verletzungen einzusammeln... aber realistisch betrachtet wusste ich zum jetzigen Zeitpunkt nicht, wo und ob ich überhaupt noch wäre, wenn sie nicht so verbissen an mir festhalten und mich jeden Tag aufs Neue ertragen wollen würde. "Nicht viel wahrscheinlich, weil ich dann nach wie vor im Knast stecken würde.", stellte ich mit meinen vorherigen Gedanken abschließend recht ironisch und trocken, aber doch eher nur gemurmelt fest. Wollte nicht, dass es zu ernst klang und es irgendwie auch nicht zu laut aussprechen , während ich Aryana dabei beobachtete, wie sie einen kurzen Moment lang nicht so recht zu wissen schien, wie sie die ganze Sache mit dem Eincremen denn nun eigentlich angehen wollte. Möglichkeiten gab es da sicher mehrere, aber sie entschied sich letztendlich dazu es sich am einfachsten zu machen, indem sie sich einfach auf meinen Schoß schwang. Auch, wenn es vielleicht nicht unbedingt nur daher rührte, dass sie so überall schön leicht rankam und die Arme nicht unangenehme strecken müssen würde - mir war das mehr als recht. Schon ein paar Sekunden, nachdem die Brünette ihre schmalen Finger auf meine Haut gesenkt und damit angefangen hatte, die Creme auf meinem Oberkörper zu verteilen, ließ ich entspannt den Kopf in den Nacken sinken. Genoss vollauf zufrieden den angenehmen Druck auf der Haut und schloss mit einem angetanen Seufzen dabei auch die Augen, um die Berührung gänzlich auf mich wirken zu lassen. Es war ein Segen für meinen alles in allem sehr verspannten Oberkörper, dessen Muskeln merklich unter all dem Training gelitten hatten. Als Aryana mit ihren Händen schließlich bis nach oben an meine Schultern rutschte, hob ich den Kopf mitsamt Lidern an und verirrte mich prompt erneut in ihren Augen. Ich reckte mich ihr von ganz allein ein klein wenig entgegen, als sie mit ihren Lippen auf meine zukam. Ließ die Augen beim Kuss gleich wieder zufallen und verlagerte das Gewicht meines Oberkörpers ausschließlich auf den linken Arm, als ich die rechte Hand von der Decke löste und meine Finger nach ihrer Wange ausstreckte. Dort streichelte ich hauchzart über ihre Haut, erwiderte den Kuss liebevoll. Nach ein paar Sekunden kam ich Aryana dann vermehrt entgegen, weil ich mich zum Sitzen aufrichtete. Mein Daumen rutschte unterhalb ihres Ohres an ihren Kiefer, wobei meine anderen Finger sich unter ihren noch nassen Haaren in ihren Nacken schoben. Im gleichen Atemzug legte ich die linke Hand an den Oberschenkel der brünetten Schönheit und ließ auch den Kuss bei alledem leidenschaftlicher werden. Jetzt, wo ich sie wieder so nahe bei mir hatte, war mir mehr als schleierhaft, wie ich sie immer wieder so von mir stoßen konnte. Eigentlich war doch alles, was ich wollte, endlich irgendwo fernab von Ärger und Frust meine Ruhe mit ihr zu finden und mal final im Leben anzukommen. Das würde ich aber nie kriegen, wenn ich sie vorher endgültig verjagte. Als wegen dem anhaltenden Zusammenspiel unserer Lippen schließlich dezente Atemnot eintrat, ließ ich den Kuss langsam versiegen und lehnte meine Stirn an Aryanas. Streichelte ein paar wenige, schweigsame Sekunden ihre Kieferkontur mit dem Finger entlang, bevor ich meine Stimme wiederfand. "Ich sollte mir wirklich weniger ein Beispiel an Kali nehmen. Was das angeht wär Mona Lisa wohl die bessere Wahl gewesen.", stellte ich mit einem kaum hörbaren Seufzen fest. Zwar hatte ich mir die Göttin damals nicht nur wegen der Optik und dem Gefallen daran stechen lassen, sondern eben auch deswegen, weil wir beide uns hier und da leider etwas ähnlich waren, aber selbst ich war das langsam leid. Aktuell hielt ich die Waage von Zerstörung und Wiederaufbau wirklich zu gleichmäßig.
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Oh, I see, klingt tatsächlich anstrengend...xD Dann brauchst du ja das Fitness da gar nicht mehr! x'D Ja, ich denke das passt schon. Die Prüfungen, die dann Ende Juni/Anfang Juli kommen, bereiten mir wesentlich mehr Bauchschmerzen.. o.o __________
Ja, offensichtlich war das überraschend. Wenns ihm vorher schon klar gewesen wäre, gäbe ihr das ja nur einen weiteren Grund dafür, ihm Vorwürfe für das Verhalten der letzten Wochen zu machen. Als ob er sie absichtlich damit auf Entzug des Guten Mitch' hatte stellen wollen. Das wäre ja direkt böse gewesen, nein nein. Da widmete sie sich doch weitaus lieber dem Eincremen seines Oberkörpers, als sich tatsächlich mit diesem Gedanken auseinanderzusetzen. Wobei die paar gemurmelten Worte, welche er im Anschluss von sich gab, sie doch ein paar Sekunden nachdenklich die Stirn in Falten legen liess. "Naja, nicht zwingend... Vielleicht hättest du es gar nie bis in den Knast geschafft ohne mich...", warf sie ebenfalls eher leise, aber bewusst nicht allzu ernst ein. Wer wusste schon, was wäre, wenn sie sich nach all den Jahren des gegenseitigen Meiden und Herumzicken nicht angefreundet hätten? Sie hatte es sich schon oft überlegt, war aber noch nie zu einem zufriedenstellenden Schluss gekommen. Weil es ohnehin keinen Weg gab, sich solche hypothetischen 'Was-wäre-wenns' sinnvoll auszumalen. Vielleicht hätte Mitch niemals damit aufgehört, den IS mit Informationen zu bereichern. Vielleicht schon. Wahrscheinlich hätte er später nicht den lebensmüden Plan verfolgt, welchem sie nachgegangen waren, um Victor und Faye zu retten, wäre damit also nicht noch mehr in den Fokus des Hasses ihrer Kriegsfeinde gerutscht. Vielleicht hätte der IS in der Folge also das Camp nicht überfallen und vielleicht wäre die Wahrheit nie ausgekommen, die ihn letztendlich hinter Gitter verbannt hatte. Was wusste sie schon - das Leben steckte voller Überraschungen und schon die kleinste Entscheidung konnte fatale Auswirkungen nach sich ziehen. Man bräuchte also nur eine winzige Sache in der Vergangenheit zu drehen und schon würden sie heute ganz woanders sitzen, zusammen oder allein, tot oder lebendig. Und sie hatten niemals die Chance, zu überprüfen, was denn nun das beste mögliche Ergebnis ihrer Entscheidungen sein könnte, also galt es das, was sie nun hier und heute hatten, als das Beste zu geniessen. Genau das, was sie gerade zu tun versuchte, während ihre Finger über seine Haut glitten und der entspannte Ausdruck auf seinem Gesicht zusammen mit seinem Seufzen sie zufrieden in sich hinein lächeln liessen. So verkehrt konnte ihr Leben nicht sein, solange sie wenigstens hin und wieder solche Augenblicke daraus ziehen konnten. Sie genoss den Kuss wie auch seine zarten Streicheleinheiten die folgten in vollen Zügen, lechzte nach all den sanften, sehnsüchtigen Zeichen der Liebe, die er ihr schenkte. Aryana wich nur langsam zurück, als er sich aufrichtete, riskierte so mehr als freiwillig, dass sich ihr Oberkörper im Anschluss an seinen schmiegte. Obwohl ihr überhaupt nicht kalt war, bildete sich zugleich eine zarte Gänsehaut in ihrem Nacken, die sich von dort aus auf weiten Teilen ihres Oberkörpers verteilte. Erst jetzt wurde ihr wirklich bewusst, wie lange es her war, seit sie sich zuletzt so geküsst hatten. Nicht wütend, nicht belastet von allem, was ihnen den ganzen Tag über die Seelen zerquetschte. Nicht zur Ablenkung, nicht zur Entschuldigung. Sondern einfach, weil sie Lust hatten, weil sie sich liebten und weil sie das zwischendurch wirklich auch mal zeigen sollten. Ein seichtes Lächeln umspielte ihre noch leicht geöffneten Lippen. "Ich weiss aber nicht, ob die ein besseres Vorbild wäre... Ich trau' der Frau nicht", murmelte sie sarkastisch, spielte damit auf das schräge, irgendwie irritierende Lächeln des Gemäldes und die unzähligen Sagen, die es umwarben, an. "Ausserdem habe ich an keinem Tag in keiner einzigen Sekunde Mona Lisa vermisst... sondern immer nur dich", fügte sie an, legte beide Hände an seine Wangen, um ihm einen Moment mit einem schiefen Grinsen in die Augen zu blicken, bevor sie ihn in den nächsten Kuss verwickelte. Es war eben auch nicht Mona Lisa - oder Kali - die sie liebte, sondern Mitch - und eigentlich nur ihn. Was dazu führte, dass auch keiner ihn wirklich ersetzen konnte. Das war halt eben die Abhängigkeit, zu der die Liebe führte. Der Grund, warum sie es so lange vermieden hatte, in diese Richtung zu gehen. Aber da waren sie nun, schon seit geraumer Zeit. Und irgendwie war es wirklich erstaunlich, dass nicht bereits nach wenigen Wochen - oder Tagen - einer von ihnen dem anderen den Laufpass gegeben hatte. Klar, die meiste Zeit ihrer Beziehung hatten sie zwangsweise getrennt verbracht. Aber das war irgendwie auch nur ein Grund mehr, an dem ihr Tanz mit dem Teufel längst hätte scheitern können.
This is your life, it's do or die, the sun may never rise again, so be the light the vision. This is your life, it's slipping by, you try to run but fall again, you get back up that's living.
Ne, brauch ich so gaaar nicht mehr... bin froh, wenn ich's spazieren gehen mit dem Pony nach der Arbeit noch schaffe. XD Aber es wird schon besser jetzt, so nach 4 Wochen Training. :'D Wie viele sind's denn? o.o Und was für welche? :0 ________________
Ehrlich gesagt fiel es mir persönlich schon im ersten Moment ziemlich schwer, Zweifel daran zu haben, dass ich nicht auch ohne die junge Frau an meiner Seite in den Knast gewandert wäre. Vielleicht nicht so früh, vielleicht sogar erst in ein paar Jahren, aber ich glaubte nicht, dass ich diese Konsequenz nicht auch auf anderem Weg hätte tragen müssen. Zwar waren die Geschäfte mit den Syrern bis zu dem Zeitpunkt, als Faye mir meine essentiellste Informationsquelle mit ihrer Petzerei geraubt hatte, ausgezeichnet gelaufen, aber das musste überhaupt nichts heißen. Ich kannte mich selbst schließlich am besten und wusste, dass es sehr wahrscheinlich nur eine Frage der Zeit gewesen war, bis ich es mir anderweitig mit den im Sand herumkriechenden Arschlöchern verscherzt hätte. Andererseits wäre ich vielleicht tatsächlich eher ans andere Ende der Welt und Zivilisation geflüchtet, statt mich einsperren zu lassen, wenn ich Aryana nicht hätte. Schließlich konnte ich meine illegale Freiheit dann allein genießen und hätte vermutlich kein Problem damit, ab und an an einen anderen abgelegenen Ort weiterzuziehen, oder gar dauerhaft auf Rädern zu wohnen und nie irgendwo sesshaft zu werden. Ich hätte eben einfach nichts zu verlieren und auf diese Weise meine Ruhe gehabt. Die Brünette hatte sich jedoch dazu entschieden bei mir sein zu wollen und allein damit war all das schon vollkommen hinfällig geworden. Es war reine Spekulation, was alles anders hätte laufen können. Wesentlich leichter und sinnvoller war es also, jene Gedanken zu kappen und mich stattdessen vollends auf die Zweisamkeit zu fokussieren. Sich eines passenden Augenblicks wegen ungehemmt zu küssen war einer der schönsten Liebesbeweise. Es war einfach so unerschütterlich ehrlich, sich aus dem Moment heraus innig nahe zu sein und so ließ ich meine linke Hand schließlich seitlich an ihrer Hüfte nach oben wandern, um den Arm dann um ihre Taille zu legen. Währenddessen tat Aryana mir kund, dass sie der Frau auf dem weltberühmten Gemälde nicht über den Weg traute und ließ mich damit unweigerlich wieder ein klein wenig grinsen. Allerdings schmälerte sich das belustigte Grinsen bald schon wieder zu einem durchweg erfüllten Lächeln, als mir die nächsten Worte der jungen Frau in Kombination mit ihrem schiefen Grinsen zuteil wurden. Die Mischung aus beidem war, was es zwar ziemlich kitschig, aber auch wieder so offensichtlich aufrichtig machten. Ich liebte diesen Ausdruck in ihren dunklen Augen, den ich schon zu lange nicht mehr hatte sehen können. "Puh, nochmal Glück gehabt.", bekam ich noch ein paar wenige Worte rechtzeitig hervor, kurz bevor ihre Lippen erneut auf meine trafen und ich mich nur allzu gerne dem nächsten Kuss mit Aryana hingab. Sie dabei noch ein wenig mehr an mich drückte, als würde sie sich nicht ohnehin von ganz allein nah an mich schmiegen. Ich wollte sie wohl einfach festhalten. Wir saßen noch ein paar Minuten so eng umschlungen miteinander da und hätten wahrscheinlich auch noch eine Weile immer wieder zu neuen Küssen angesetzt, wenn da nicht dieses eine schrille Geräusch die Luft zerschnitten hätte. Es war wohl meinem Instinkt zu verschulden, dass ich mich daraufhin recht plötzlich von den sinnlichen Lippen der hübschen Brünetten löste, um an ihr vorbei mit rege wandernden, leicht verengten Adleraugen nach der Ursache Ausschau zu halten. Es war zweifelsohne ein kurzer Schrei gewesen, wenn auch irgendwie ziemlich erstickt am Ende, weshalb ich sehr akribisch die Wasseroberfläche musterte, die weiter draußen doch kleinere Wellen warf. Es war nicht so, als hätte ich ein stark ausgeprägtes Helfersyndrom, aber der plötzliche Aufschrei war durchaus merkwürdig angesichts der Tatsache, dass ich gedacht hatte, dass wir hier allein waren. Für eine meiner gefängnistypischen, kurzzeitigen Halluzinationen in Einzelhaft war das Geräusch aber viel zu intensiv und zu wenig schwammig gewesen. Deshalb weiteten sich meine Augen auch sichtbar, als ich nach erneutem von rechts nach links die Wasseroberfläche mit meinem Blick abtasten etwas weiter draußen schließlich einen im Wasser versinkenden Schopf und eine kläglich nach oben gestreckte Hand sah.
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Das glaub ich dir.. x‘D Aber ja, auch daran wirst du dich wohl gewöhnen.^^ Sind drei, aber halt drei Grosse, da es Modulprüfungen zum Stoff des ganzen Semesters sind und wir in diesen Modulen keine einzige andere Prüfung haben... Wie das halt so ist in Unis. Finds dämlich, aber ja.. Die Module sind Psychologie, Erziehungswissenschaften und noch so eins zur Geschichte und Systematik der Sozialen Arbeit. Es ist alles wirklich spannend, aber sind Unmengen zu Lernen... _____________
Ja, da hatte er - oder sie beide - tatsächlich Glück gehabt. Würde sie nämlich mehr auf Mona Lisa als auf ihn stehen, wäre das doch eine ziemlich ungünstige Wendung der Dinge. Was sollte sie auch mit einem Gemälde? Noch dazu mit einem, das so unendlich weit weg war und jeden Tag von unzähligen Menschen begafft wurde? Nein danke. Da fielen ihr direkt drei Millionen Gründe ein, weshalb sie den jungen Mann hier vor sich um ein Vielfaches bevorzugte. Zum Beispiel, weil er ganz genau wusste, wie er sie küssen musste, damit die Welt um sie herum komplett verblasste. Oder weil seine Hände auf ihren Körper sich anfühlten, als wären sie nur dazu gemacht, sie zu berühren. Oder weil es nur so wenig von ihm brauchte, damit sie alles vergass, was in den letzten Wochen geschehen war. So wie jetzt, mal wieder. Die Küsse waren genau das, was sie brauchte und er beherrschte die Kunst, ihr Bedürfnis nach Zärtlichkeit vollkommen mühelos zu stillen. Ihre Hände wanderten über seine weiche Haut und sie atmete immer mal wieder seinen Duft ein, der sich ziemlich betörend mit der salzigen Meeresluft vermischt hatte. Aryana hätte noch sehr viel länger hier sitzen können und so weitermachen wie bisher. Wenn sie eben nicht plötzlich jäh unterbrochen worden wären. Und das ausgerechnet hier, wo die Brünette wirklich nicht damit gerechnet hatte, dass auch nur eine einzige Menschenseele sie in ihrer Zweisamkeit stören würde... Aber es sollte wohl mal wieder nicht sein. Sie drehte den Kopf ebenfalls in Richtung Wasser, kniff die Augen zusammen, um besser sehen zu können. So wenig sie die Unterbrechung auch schätzte, hatte das Geräusch doch nicht unbedingt beruhigend geklungen und es war sicherlich nicht falsch, erstmal die Ursache zu eruieren. Es dauerte einen Moment, bis sie genau dies dann auch schaffte. Aber die viel zu weit entfernte Hand führte dann doch dazu, dass sie ziemlich plötzlich auf die Füsse sprang. "Was zur Hölle...", stiess sie zu gleichen Teilen ungläubig als auch erschrocken aus, warf Mitch nur noch einen sehr kurzen Blick über die Schulter weg zu, bevor sie schon in Richtung Wasser eilte. Noch nicht ganz mit der Absicht, sich direkt in die Fluten zu stürzen, aber Hauptsächlich dem Zweck dienend, dadurch die Distanz zu verkleinern und besser sehen zu können, was denn nun wirklich da draussen auf dem Wasser trieb. Es wäre zwar ein sehr grosser Zufall, wenn ihre vier Augen ihnen gleichzeitig einen solchen Streich spielen würden, aber wer weiss... Aryana war bis zum Wasser gerannt, wo sie dann aber erneut stehen blieb und angestrengt in die Ferne starrte. Dass dann erstmal gar nichts mehr zu sehen war, war leider auch nicht unbedingt beruhigend. Aber einfach ins Wasser rennen und an die Stelle schwimmen, an der sie vorhin die vermeintliche Bewegung ausgemacht hatten, war auch dumm, da sie keine Ahnung hatten, was da wirklich geschah. Was, wenn sich am anderen Ende des Körpers, dessen Hand da in der Luft gehangen hatte, ein Hai verbissen hatte? Okay, das war ein dämlicher Gedanke, Aryana, Haie fressen keine Menschen. Es waren kaum ein paar Sekunden vergangen, seit ihre Füsse unentschlossen im seichten Wasser zum Stehen gekommen waren und gerade, als sie sich schon beinahe mental darauf vorbereitet hatte, jetzt doch rauszuschwimmen - obwohl tiefes Wasser und sie definitiv keine Freunde waren - trennte sich das Wasser da draussen erneut und wieder war ein gluckernder, hilfloser Schrei zu hören, der diesmal keine Zweifel auf seine menschliche Herkunft und die absolute Panik, die hinter ihm steckte, zurückliess. Der somit auch sehr deutlich machte, dass sie nicht länger hier stehen und warten konnten.
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Muss ich ja. XD Uff, ja, das klingt nach nicht weniger als einem riesigen Haufen Lernarbeit... x'D Da bin ich so gar nicht neidisch. ________________
Kaum sprang Aryana auf die Beine und damit von meinem Schoß, rappelte ich mich ebenfalls zurück auf die Füße. Ich wollte ihr zuerst auch ohne Umwege zum Wasser folgen und machte zwei Schritte in dieselbe Richtung, bevor ich noch einmal stehenblieb und zu unseren Sachen zurücksah. Sie mit den Augen überflog in der Hoffnung irgendwas darunter zu finden, dass womöglich Auftrieb geben konnte. Allerdings war das vergeudete Liebesmüh, weil ich keinen brauchbaren Gegenstand sah und so schloss ich schließlich zu der Brünetten auf. Daraufhin dauerte es auch nur eine kurze Zeit, bis erneut pure Verzweiflung an unsere Ohren drang. Eigentlich war es fast schon so, dass man sich bei der Army lieber abtrainieren sollte, sich jeden Schrei zu Herzen zu nehmen, weil er gut und gerne auch zum Gegner gehören konnte. Bis zu einem gewissen Grad war es also durchaus ratsam sich den Instinkt abzutrainieren, jedes Mal bis ins Mark zu erschüttern, wenn Irgendjemand einen Schrei losließ. Nur war diese Situation hier eine ganz andere. Wer auch immer da gerade ertrank war nicht Teil eines aussichtslosen Krieges, konnte also keinesfalls zur Bedrohung werden und war demnach eindeutig der Rettung wert. Wenn hier allerdings Jemand zur Rettung aufbrach, dann war das ich. Nicht, weil ich es Aryana nicht zutraute, sondern weil sowas nicht ungefährlich war und ich es grundsätzlich nicht mochte, wenn die Brünette in Gefahr schwebte. Ganz egal ob nun auf einem Schlachtfeld oder im Meer. Das Risiko, dass sie mir dabei glatt mit draufging, war mir eindeutig zu groß, also setzte ich fast sofort nach dem Schrei zu eiligen Schritten ins Wasser an. Noch länger zu warten stand nicht zur Debatte, konnte jetzt doch vermutlich jede Sekunde zählen, also fiel die Diskussion darum, wer nun ins Wasser aufbrach, gänzlich flach. Als ich schon etwa hüfthoch im Wasser war, warf ich der jungen Frau über meine Schulter hinweg noch ein paar wenige Worte zu: "Ruf einen Krankenwagen." Denn den würden wir brauchen - wie auch immer der dann so ganz ohne Straße kam, ein Hubschrauber wäre da wohl sinnvoller. Man bekam bei der Army natürlich sowas wie Erste-Hilfe-Kurse, weil halt nicht immer sofort ein Sanitäter zur Hand war, aber ich hatte von beinahe ertrunkenen Opfern keinen blassen Schimmer. Sowas passierte im Krieg für gewöhnlich nicht, wenn man sich nicht bei der Marine, sondern an Land befand. Demnach wurde mir auch Sekunde um Sekunde, die ich weiter hinaus in Richtung des Ertrinkenden schwamm, immer bewusster, dass ich nicht wirklich wusste, wie man Ertrinkende rettete. Wahrscheinlich hielt sich jeder Absaufende instinktiv an allem fest, was ihn potenziell über Wasser halten konnte... und das war ich. Allein der Gedanke selbst ungewollt mit unter Wasser gezogen zu werden, hätte mich glatt erschauern lassen, wäre ich nicht mit den kräftigen Armzügen beschäftigt. Ich hatte zwar nicht primär Angst vor dem Tod, aber zu Ersticken stellte ich mir einfach unfassbar qualvoll vor. Vielleicht musste ich mir darum aber gleich keine Sorgen mehr machen. Denn je näher ich dem Jungen kam, desto weniger kämpfte er gegen die schwindenden Kräfte an. Als ich schließlich nach gefühlt endlos langer Strecke vermeintlich bei ihm ankam, war sein Kopf sicher schon an die zwanzig Sekunden nicht mehr an die Wasseroberfläche zurückgekehrt. Auch die kleine Hand war schon länger nicht zu sehen gewesen, also hieß es auch für mich nach einem tiefen Atemzug unter der Wasseroberfläche abtauchen zu müssen. Ihn dort ausfindig zu machen war mangels Taucherbrille wahnsinnig schwer und noch dazu brannte das Salzwasser schon nach kurzer Zeit höllisch in den Augen. Ich würde es als reines Glück betiteln, dass ich ihn trotz stark verschwommener Sicht schließlich ausmachen konnte. Er trieb schon reglos im Wasser, als ich zu ihm aufgeschlossen hatte und mit den Händen unter seine schmalen Schultern griff, um ihn mit mir zurück an die Wasseroberfläche zu ziehen. Ich schnappte instinktiv sofort nach Luft und warf danach einmal den Kopf schräg nach hinten, um die Haare aus dem Gesicht zu kriegen. Ein paar wenige Sekunden lang hielt ich uns beide dann nur in den seichten Wellen über Wasser, weil ich darüber nachdenken musste, wie ich seinen Kopf nun am besten über Wasser halten konnte, damit er im Idealfall nicht noch mehr Wasser schlucken würde. Ich entschied mich schließlich dazu mit dem Rücken nach unten rückwärts zu schwimmen, um ihn vor mir halten zu können, was nicht nur ziemlich anstrengend war, sondern auch ungut lang dauerte. Anders konnte ich aber nicht sicherstellen, dass seine offenstehenden Lippen das Wasser kein weiteres Mal berührten. Als wäre die ganze Situation nicht schon beschissen genug, bekam ich auf den letzten Metern zurück zum Ufer auch noch einen Krampf in der rechten Wade, der es doppelt unangenehm machte, letztendlich wieder mit den Füßen die letzten Schritte im Wasser zu gehen. Ich griff nach den Kniekehlen des Kindes, um es einfacher vor mir hertragen zu können. Beugte mich dann auch mit dem Kopf nach vorne zu seinem Mund, um festzustellen, dass er gar nicht mehr atmete. Kaum erreichten meine Zehen den trockenen Sand, machte ich nur noch zwei Schritte vom Wasser weg, bevor ich ihn schwer atmend mit den Worten "Er atmet nicht... kannst du..." auf dem sandigen Boden ablegte. Mein eigenes Husten unterbrach mich. Aryana war längst bei uns und so rückte ich von dem Kind ab, um mir erstmal selbst im Sand kniend die Seele aus dem Leib zu husten. Es war unvermeidbar gewesen, hier und da selbst etwas Wasser zu schlucken und meine Kehle brannte inzwischen genauso wie meine Augen zuvor, während mir auch das angestrengte Herz gegen die Brust hämmerte. Ich besaß Ausdauer und war kein schlechter Schwimmer - ein besonders guter aber auch nicht, mal ganz davon abgesehen, dass ich wirklich nicht oft schwamm. Wäre ich allein mit dem Jungen hier gewesen, hätte ich die Wiederbelebung natürlich zwangsweise auch selbst in die Hand genommen. War ich aber nicht und so war ich meiner Freundin doch sehr dankbar dafür, dass sie mir die Möglichkeit einräumte, erst einmal selbst wieder zu Atem zu kommen.
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