Er zeigte sich ohne weitere Widerreden einverstanden, den Reiskocher zu spielen bei ihrem gemeinsamen Kochabenteuer, was sie doch durchaus zufrieden weiterlächeln liess. Zumindest bis er ihr dann dafür die Aufgabe des Sushirollens zuschob, die sie mit einem Augenverdrehen und einem ergebenen Aufstöhnen annahm. "Naja... Schätze da kann ich jetzt nichts mehr gegen einwenden... Aber dass du mir dann nicht rumheulst, ich hätte deinen Reis verschwendet, bloss weil ich das mit dem Rollen verkacke, okay?", wies sie ihn schonmal dazu an, sich auf das Schlimmste gefasst zu machen und dann trotzdem ganz bestimmt nicht zu motzen. Die Erfolgschancen lagen realistisch betrachtet bei diesem Unterfangen einfach ziemlich tief, da hatten sie wohl beide keine Zweifel. Aber solange sie sich nicht zu ernst nahmen beim Kochen, würde das schon irgendwie ein Bisschen Spass mit sich bringen und ihnen nicht nur jeden Nerv rauben... Hoffte sie. Weil es anderweitig eine reichliche Zeitverschwendung wäre. Genau wie beim Kochen, so waren sie sich auch bei der Tattoogeschichte ziemlich bald ziemlich einig, weshalb Aryana zufrieden ein Nicken zu seinen Worten setzte, womit das Thema vorübergehend erledigt war. Sie hoffte einfach mal, ihm würde einer der Künstler, die sie ausgesucht hatte, auch entsprechen, damit sie die Tattoos bald unter der Haut tragen durften. Natürlich hatte das Projekt eigentlich keine Eile, wenn man betrachtete, wie lange sie nun eh schon darauf gewartet hatten. Aber es wäre halt trotzdem schön, wenn es endlich geschehen würde. Sie wartete eine Weile bis Mitch sich auf ihre Frage hin nach einigem Nachdenken erneut zu Wort meldete und dabei tatsächlich einen wirklich guten Vorschlag brachte. Wenn sie sich jeden Abend bewusst Zeit dafür nahmen, sich über die Ereignisse der letzten Stunden zu unterhalten, würden sie immerhin automatisch auch Victors Ratschlag des Mehr Zusammen Redens umsetzen. Jedenfalls wenn sie dabei auch etwas ernsthaftere Themen als die Schuhfarbe ihrer Vorgesetzten besprachen, was sich ja durchaus einrichten liesse. "Das klingt tatsächlich ganz gut, ja", pflichtete sie ihm also mehr oder weniger umgehend bei, setzte ein weiteres Mal zum Schreiben an, um die Aufzählung mit seiner Idee zu ergänzen. "Je nach dem, wo wir ihn umsetzen, wird der Wachturm diesmal auch weitaus gemütlicher werden als in der Hölle. Kann also nur gut werden", zeigte Aryana sich dezent optimistisch und versuchte sich an einem weiteren noch etwas matten Lächeln in seine Richtung. Dass er weiter nichts beizutragen hatte, fand sie vollkommen in Ordnung. Sie glaubte für den Moment auch genügend Sachen aufs Papier gebracht zu haben, womit sie arbeiten konnten. Und wenn sie das alles erstmal erledigt hatten, würden ihnen sicherlich auch weitere Ideen zur Freizeitgestaltung kommen - wenn sie diesbezüglich ein Bisschen die Augen offen hielten, gab es im Alltag ja genügend Inspiration. "Das passt schon. Ich denke, das reicht für den Moment auch... Wir werden das einfach mal versuchen und wenn es... naja, nicht besser wird, musst du mir das einfach unbedingt sagen... okay?", schob sie ihm noch eine Bitte zum Abschluss zu, wobei ihre Augen nochmal auf seine trafen. Sie musste das einfach zwingend wissen, auch wenn sie nicht wusste, was sie dann tun würde. So wie sie es jetzt auch nicht gewusst hatte eben. Aber jetzt hatten sie ja doch irgendwas, was für den Anfang ein Bisschen helfen könnte - vielleicht - und das war besser als nichts. Aryana legte den Block behutsam weg, auf den äusseren Rand der Decke, drehte sich dann auf die Seite wieder Mitch zu. Sie stützte sich mit dem Ellbogen auf der Decke auf und betete ihren Kopf in ihre Hand, während sie ihn nachdenklich betrachtete. "Zeigst du mir jetzt die Gravierung?", fragte sie, als sie sich wieder an den kleinen Ausflug in die Werkstatt von ihm und Benjamin erinnerte.
This is your life, it's do or die, the sun may never rise again, so be the light the vision. This is your life, it's slipping by, you try to run but fall again, you get back up that's living.
Nein, die Rollerei hatte sie sich jetzt selbst eingebrockt. Ich nahm das nicht auch noch auf meine Kappe und lebte lieber damit, dass Aryana die Sushi-Röllchen unter Umständen ruinierte. "Ja, wie gesagt... wenn du Glück hast kommt's dazu eh gar nicht erst.", meinte ich und schüttelte leicht den Kopf. Wenn irgendwann auf unserer Sushi-Reise was schief ging, dann flog am Ende halt doch einfach alles in ein und dieselbe Schüssel, um weniger künstlerisch serviert zu werden. Was das gemeinsame Kochen nun am Ende brachte - oder eben nicht - blieb bis dahin noch ungeklärt. Im schlimmsten Fall gab es dann ja immer noch Lieferservice, verhungern würden wir nicht. Von meiner Idee unsere Gesprächstherapie wieder aufleben zu lassen, schien auch die Brünette ganz und gar nicht abgeneigt zu sein. Die Möglichkeiten für Gesprächsstoff würden sicher gerade zu Beginn unserer Aufnahme ins Training kaum einen Anfang und ein Ende haben. Es gab da bestimmt Einiges zu bereden und vielleicht würde es uns ganz gut helfen, die ganzen neuen Eindrücke einzuordnen und ein Stück weit zu verarbeiten. Nicht nur unsere eigene Sicht der Dinge zu sehen, sondern auch die des jeweils anderen zu hören. Für mich war es die zweite wirklich harte Umstellung innerhalb von weniger als zwei Wochen und es würde sich ganz bestimmt hier und da extrem holprig und anstrengend anfühlen. Ein fortwährender, bewusster Austausch der aktuellen Lage konnte also vermutlich nur Gutes bringen... sofern ich Aryana nicht damit nerven würde permanent alles ausschließlich schwarz anmalen zu wollen. Dass wir dabei voraussichtlich etwas bequemer sitzen können würden, ließ mich nickend ein klein wenig lächeln. "Damit dürftest du Recht behalten.", pflichtete ich ihr bei. Es war eben schon sehr unwahrscheinlich, dass unsere Wahl dieses Mal auf einen weiteren ungemütlichen Kasten auf Stelzen fallen würde. Und sollte es auf dem Gelände des Stützpunkts keinen geeigneten, unbewachten Ort für uns beide geben, wo wir die Gespräche umsetzen konnten, dann verlegten wir das Ganze eben auf den Feierabend und damit auf unseren Balkon. Hauptsache nur draußen. Das würde sich dann in ein paar Tagen zeigen, wenn es so weit war. Aryanas Aufforderung danach, dass ich ihr sagen sollte, wenn es mir trotz allem weiterhin so mies ging, war da weniger angenehm. Es war eine Sache, wenn man aufgrund gewisser Geschehnisse beichten musste, dass man sich scheiße und erledigt fühlte. Von sich aus auf Jemanden zuzugehen und zu sagen, dass trotz etwaiger Maßnahmen nach wie vor alles beschissen war, war dann aber nochmal eine ganz andere Angelegenheit. "Ja, mach ich.", war alles, was ich leicht gemurmelt noch dazu sagte. Meine Augen hatten sich dabei wieder kurzzeitig auf die Decke verirrt. Ich würde mich schon sehr dazu überwinden müssen, obwohl ich feststellte, dass das ganze Gerede doch irgendwie... zumindest ein kleines bisschen geholfen hatte. Es ebnete nicht zwangsweise den Weg dafür nicht weiterhin lieber alles in mich hinein zu fressen, aber nachdem dieses Gespräch jetzt abgehakt war, fühlte ich mich nicht mehr ganz zu beklemmt. Das Wissen, dass die Brünette jetzt von meinen Problemen wusste, war doch ein klein wenig beruhigend. Sie würde die eine oder andere Reaktion meinerseits dadurch sicher besser verstehen können. Jedenfalls hoffte ich das. Die Gitarre war da ein wesentlich schöneres Thema. Bei ihrer Frage huschte mein Blick einen Moment lang zurück zu ihrem und meine Mundwinkel hoben sich unweigerlich erneut zu einem Lächeln an. Einfach nur, weil ich davon ausging, dass meine Freundin nicht weniger Gefallen daran fand, als ich selbst auch. Mit einem knappen "Klar." griff ich dann nach dem Hals der Gitarre. Einen Moment lang besah ich mir das entscheidende Merkmal nahe am Kopf des Instrument noch einmal selbst, bevor ich die Rückseite des Gitarrenhalses gut sichtbar in Aryanas Sichtfeld schwenkte, um ihr nun ebenfalls einen Einblick zu geben. Erst war ich versucht etwas dazu zu sagen, aber dann war es mir doch lieber mir zuerst ihre Meinung dazu anzuhören, ohne sie durch meine Worte vorher zu beeinflussen. Deswegen ruhten meine Augen auch unaufhörlich auf ihren Gesichtszügen, kaum hatte sie freie Sicht auf die Gravur.
+ .Don't wait for the dust to settle. Don't wait til you've had enough. +
Wahrscheinlich war das ganze Sushi-Projekt einfach eine Überraschung für sie beide. Auch wenn sie sich zumindest darin einig waren, dass die Chancen auf ein rundum geglücktes Abendessen eher sehr niedrig lagen, war eben auch das noch nicht in Stein gemeisselt. Also mal schauen. Das Thema war vorübergehend abgeschlossen und auch ihre zukünftigen Tagesgesprächen und seine Bestätigung, ihr zu sagen, falls sich sein Zustand überhaupt nicht verbesserte, verlangten keine Worte ihrerseits mehr. Sie merkte natürlich, dass es ihm allein schon unangenehm war, ihr sein Wort auf dieses eine Anliegen zu geben. Aber sie brauchte die Gewissheit trotzdem, wollte darauf vertrauen können, dass es nicht wieder so lange dauern würde wie dieses Mal. Sie wollte wenigstens hoffen können, dass er nicht wieder so endete wie letzte Nacht. Auch wenn das aufgrund des fehlenden Alkohols sowieso schwierig werden würde - es gab ja auch andere Möglichkeiten, einem absoluten Tiefpunkt Ausdruck zu verschaffen. Und Einige davon waren sogar noch weitaus hässlicher als das Besäufnis, welches hinter ihm lag... Aber genug davon. Auch sie konzentrierte sich lieber auf ein wesentlich erfreulicheres Thema, das in Form der nagelneuen Gitarre schnell gefunden war. Aryana richtete sich ebenfalls zumindest vorübergehend wieder zum Sitzen auf, um das Schmuckstück besser anschauen zu können, als er dazu ansetzte, ihr die Gravierung zu zeigen. Ihre Hand legte sich an den Hals der Gitarre, um besser sehen zu können, was das Instrument an dieser Stelle noch einzigartiger machte. Und als sie die Gravierung schliesslich vor sich und die beiden Buchstaben entschlüsselt hatte, weiteten sich ihre Augen umgehend und sogar ihr Mund öffnete sich etwas in komplettem Erstaunen darüber, dass er das wirklich hatte machen lassen. Er hatte schon angekündigt, dass die Gravierung etwas mit ihnen beiden zu tun hatte. Aber sie hatte mit wirklich viel gerechnet - am Ehesten mit irgendwelchen gemeinsamen Erinnerungen, die sich leicht anhand eines Symbols verewigen liessen - aber nicht damit, dass es etwas war, was so untrennbar mit ihr verbunden war wie ihr Name. Oder auch nur dessen erster Buchstaben. Das war keine Gravierung, die er hätte machen lassen, wenn er irgendwelche Zweifel an der Dauer ihrer Beziehung hätte. Das war keine Gravierung, die er auch dann noch unbefangen mit einer schönen Erinnerung verbinden könnte, wenn sie auf einmal getrennte Wege gingen. Nein, das war viel mehr ein Versprechen. Auf dem Hals der Gitarre, die ihm schon ab der ersten Sekunde unglaublich viel hatte bedeuten müssen. Mitch war kein Mann mit unendlich vielen Besitztümer, die ihm alle fest am Herzen lagen. Umso höher war der Stellenwert dieses Musikinstrumentes. Und umso tiefer die Bedeutung des Symbols der zwei Buchstaben. Ihr Blick fanden erst nach einer ganzen Weile des bewundernden Betrachtens den Weg zurück in sein Gesicht, traf ziemlich verzaubert auf seine Augen und ihre Mundwinkel hoben sich zu einem irgendwie dezent sprachlosen Lächeln. Vielleicht wäre eine andere Frau in einer anderen Situation nicht ganz so überwältigt von einer solchen Geste, aber sie war eben keine andere Frau. Ausserdem waren Mitch und sie einfach nicht für Romantik oder andere so eindeutige Ausdrücke der Wertschätzung bekannt, sie drückten sich meistens viel subtiler oder einfach auf ganz andere Art aus. Entsprechend viel Bedeutung konnte dann dafür in Momente wie diesen interpretiert werden, was sicher auch die Brünette gerade tat, als ihre Augen wieder auf den Gitarrenhals abschweiften, wo sie nun hauchzart mit dem Daumen über das Symbol strich. "Das ist... wirklich... sehr schön", murmelte sie eindeutig berührt, wenn auch etwas heiser. Wieder trafen ihre Augen auf seine und sie führte eine Hand in seinen Nacken, streckte sich ihm im nächsten Moment entgegen, um ihm einen langen, zärtlichen Kuss voller Liebe auf die Lippen zu hauchen. "Damit hab' ich wirklich nicht gerechnet, Mitch... Das....", sie drehte den Kopf leicht, um wieder auf die Gravierung zu sehen, ohne sich dabei von ihm zu entfernen, als ihr Lächeln nochmal breiter wurde. "In unserer Welt ist das ein halber Ehering...", vollendete sie ihren Satz etwas scherzhaft - auch wenn der Inhalt ihrer Worte doch etwas Wahres an sich hatte. Sie waren definitiv keine Menschen, die leichtfertig irgendwem die Ewigkeit versprachen. Aber genauso war Mitch kein Mann, der einfach irgendwelche belanglosen Dinge in seine Gitarre ritzen liess.
This is your life, it's do or die, the sun may never rise again, so be the light the vision. This is your life, it's slipping by, you try to run but fall again, you get back up that's living.
Als die Verzierung am Gitarrenhals in Aryanas Blickfeld gerutscht war, blieb es erst einmal eine ganze Weile lang ziemlich still. Das hieß aber nicht, dass in der Zwischenzeit, bis sie die richtigen Worte finden konnte, so gar nichts passierte. Es war absolut nicht zu übersehen, dass sie sich vermutlich in etwa gleichermaßen freute, wie sie auch überrascht war. Angesichts der Tatsache, dass wir beide uns niemals sowas wie richtige Geschenke oder große Zugeständnisse machten, war das vielleicht auch gar nicht verwunderlich. Die Gravur war auch nicht wirklich ein Geschenk, aber doch deutlich mehr, als wir einander normalerweise zusagten. Dennoch hegte ich schon lange keinen einzigen Zweifel mehr daran, dass die Brünette für den Rest meines Lebens bei mir sein würde - auch, wenn es nicht so lange sein würde, bis wir eines natürlichen Todes starben, sondern es anders enden sollte. Sie würde mich nicht zurücklassen und ich sie genauso wenig. Es gab nur noch uns beide zusammen oder keinen von uns, weil alles andere uns schlichtweg zerstören würde, wie man am letzten Jahr sehr gut sehen konnte. Genau deswegen war das Verbinden unserer beider Vornamen auf der Gitarre für mich auch keineswegs zu viel. Ich fühlte es genau so, wie es da jetzt eingraviert war - es konnte also nicht falsch sein. Allerdings hoffte ich doch sehr, dass diese Gitarre hier länger am Leben bleiben würde als meine beiden vorherigen. Die Chancen standen angesichts der Tatsache, dass ich die hier nicht in Kriegsgebiete schleppen würde, vermutlich sogar ziemlich gut. Das Lächeln auf meinen Lippen hatte sich inzwischen verfestigt, so lange wie die Brünette die Gravierung musterte. Als sich unsere Augen dann das erste Mal wieder trafen, wurde es unweigerlich noch breiter. Ich hatte Aryana schon bei meiner Entlassung sehr glücklich und euphorisch gesehen, aber das hier war nochmal anders. Ich genoss den Moment, der einzig durch den Blickwechsel schon aufrichtig glückliche Verbundenheit ausstrahlte. Die Worte, die dann schließlich über ihre Lippen kamen, machten es nur noch besser. Ich wüsste auch gar nicht, was ich getan hätte, wenn ihr das Ganze irgendwie... zu viel gewesen wäre. Es war also wirklich gut, dass wir beide Gefallen daran fanden und ich ließ mich liebend gerne in den Kuss verwickeln, der das Ganze noch deutlicher zum Ausdruck brachte. Neigte mich Aryana etwas entgegen und erwiderte den Kuss innig, während ich meine Hand nach ihrem Oberschenkel ausstreckte und dort sanft über den Stoff ihrer Hose strich. Auch nach dem Kuss blieben wir uns sehr nahe und ihre weiteren Worte erweckten das Lächeln gleich wieder zum Leben, wobei ich den Blick gar nicht erst von ihr abwandte. Dicht gefolgt davon, dass ich leise in mich hineinlachte, als die Brünette auf den halben Ehering zu sprechen kam. Wahrscheinlich hatte sie damit schon irgendwie ein bisschen Recht. "Nachdem ich mit Eheringen noch nicht so viel anfangen kann, ist das wohl auch erstmal alles, was du kriegen kannst.", stieg ich grinsend vorerst gern auf der witzigen Schiene mit ein, aber auch das war ziemlich wahr. Vielleicht würde ich mich irgendwann in einer halben Ewigkeit, wenn ich im Leben so richtig zur Ruhe kam, mal damit anfreunden können, mir einen Ring an den Finger ketten zu lassen. Bis dahin würden sicher mein zeitweise krankhaftes Vertrauensproblem und die damit einhergehende Bindungsphobie am Drücker bleiben - was nicht hieß, dass ich Aryana nicht vertraute. Ganz im Gegenteil, hatte ich wohl noch nie einem Menschen so viel meines Vertrauens geschenkt wie ihr. Aber Vertrauen war eine zarte Blume, die sich leicht kaputt machen ließ und ich brauchte wohl einfach... noch viel mehr davon und mehr Zeit. Allerdings würde all das sicher ohnehin eher nicht zeitnah zu unserem Problem werden, weil wir meines Wissens nach beide nicht allzu viel Wert darauf legten. Bis jetzt eben. Außerdem hatten wir im Moment auch wirklich ganz andere Sorgen als eine Hochzeit. "Aber ich... freu mich wirklich, dass es dir auch gefällt.", meinte ich ehrlich und suchte daraufhin ein weiteres Mal mit meinen Lippen nach ihren, um mir einen liebevollen Kuss zu stehlen. "Hast du einen Wunsch? Also außer Britney Spears, meine ich.", erkundigte ich mich danach, ob es irgendwas gab, dass sie gerne hören würde. Natürlich setzte das voraus, dass ich das Lied auch kannte, also müsste es wohl etwas ziemlich Bekanntes sein. Nur vor Britney würde ich mich gerne weiterhin drücken, bis mich das Schicksal was das anging einholte und sie wirklich mal aus dem Radio im Auto dröhnte. Die Brünette sollte mir hier also nicht wieder auf dumme Ideen kommen.
+ .Don't wait for the dust to settle. Don't wait til you've had enough. +
Es war irgendwie verrückt, wie glücklich sie sich in diesem Moment fühlte, während sie vor ein paar Minuten noch gegen Tränen der Verzweiflung hatte kämpfen müssen. Natürlich war all das nicht vergessen, was sie eben besprochen hatten. Aber irgendwie hatte es gerade einfach keinen Platz mehr, weder bei ihr noch im Kopf ihres Freundes, dem bei ihrer Bemerkung tatsächlich ebenfalls ein leises Lachen entwischte, was sie nur noch glücklicher machte. Dass sie auf ihren Ehering noch etwas warten musste - oder gar für immer darauf verzichten sollte - war nicht ganz so tragisch. Sie vertrat was die Heirat anging etwa die gleichen Ansichten wie Mitch, sah dem allem also keineswegs eilig entgegen. Vielleicht irgendwann, ja... Aber vielleicht auch nicht, weil sie keine Unterschrift auf amtlichem Papier oder gar eine Kirche brauchten, um zu wissen, dass sie beide für immer zusammengehörten und einander nicht mehr wegrennen würden. "Ich denke, damit komme ich vielleicht sogar ganz gut klar", erklärte sie sich wenig überraschend ausgesprochen kompromissbereit zu diesem Thema, erwiderte sein Grinsen genauso amüsiert. Seine folgende Aussage tat dem auch keinen Abbruch, zumindest nicht, bis seine Lippen wieder auf ihre trafen und ihre Mundwinkel so für einen Moment etwas absanken, damit sie den Kuss ebenso gefühlvoll und zärtlich erwidern konnte. Die Überraschung war ihm definitiv gelungen, egal ob das nun so geplant oder eher eine spontane Sache gewesen war. Und es war auch gut, dass sie sich die Gravierung nicht vor ihrer kleinen Unterhaltung angeschaut hatte. Sie bevorzugte die Achterbahn der Gefühle eindeutig in dieser Reihenfolge, wo sie sich jetzt, nachdem sie die Scheisse vorhin schon abgehakt hatten, auf die schönen Dinge konzentrieren konnten, ohne sich weiter um dunkle Wahrheiten kümmern zu müssen. Viel mehr konnten sie direkt damit anfangen, das zu tun, was sie für die Zukunft geplant hatten - also sich mit schönen Dingen beschäftigt halten, damit sie nicht mehr an die dampfende Kacke im Hintergrund dachten. Damit Mitch aufhörte, sich auch nur irgendwie mit sowas wie einer Welt ohne ihn auseinanderzusetzen. Sie lieber fragte, was sie denn nun von ihm hören wollte in Form eines Musikstückes. Tatsächlich musste sie darüber nicht besonders lange nachdenken, weil ihr da schon länger ein Titel vorschwebte, den sie liebend gerne zum Ersten machen würde, den sie nach so langer Zeit von ihm zu hören bekam. Der ausserdem auch der Erste war, welcher die Ehre hatte, die neue Gitarre einzuweihen. "Echt schade wegen Britney...", seufzte sie aber erst nur theatralisch vor sich hin, wobei ihr Grinsen den Worten sofort jegliche Ernsthaftigkeit stahl. Sie erinnerte sich bestens daran, dass er ihr diesen Wunsch schon einmal unterschlagen hatte, damals, in Australien. Aber damit musste sie wohl klar kommen. "Dein Glück, dass ich heute sogar was anderes wünschen wollte. Und zwar das, was du mir im australischen Busch unter dem Sternenhimmel einer arschkalten Nacht gesungen hast", liess sie ihm lächelnd ihren eigentlichen Liederwunsch zukommen, blickte dabei vorfreudig in seine Augen. Natürlich wusste sie auch, wie das Lied hiess. Sie hatte es sich unzählige Male angehört im letzten Jahr. Und doch wollte sie es nun endlich wieder von ihr hören, zum ersten Mal begleitet von einem Instrument. Weil es ein tolles Lied war und zu ihm passte. Und weil er es zwar schon für sie, aber noch nie an sie gesungen hatte.
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Wenig überraschend konnte sich die junge Frau leicht damit anfreunden, erst einmal nur mit dem halben Ehering im Holz meiner Gitarre zu leben. Es war wirklich angenehm, dass wir uns auch in dieser Sache wie so oft einig waren und nicht planten uns diesbezüglich den gesellschaftlich so anerkannten Normen hinzugeben. Aryana war auch was solche Dinge anbelangte perfekt für mich. Scherte sich in etwa genauso wenig darum, was Irgendjemand von ihr dachte, wie das auch bei mir der Fall war. Wäre das anders hätte sie sich kaum für mich entschieden. Viel weiter von einem perfekten Schwiegersohn könnte ich kaum weg sein. Auch, wenn es ohnehin keine Eltern mehr gab, die das hätten beurteilen können. So oder so zuckten meine Mundwinkel beim Kommentar der Brünetten dazu noch einmal vermehrt nach oben und ich schüttelte nur mehr belustigt den Kopf. Erinnerte mich dabei noch einmal daran zurück, wie oft wir früher Scherze darüber gemacht hatten, dass ich sie doch erst heiraten müsse, um ihr Leben als Maria zu beenden, weil alles andere ja so vollkommen indiskutabel war. Zugegeben hatte ihr Vorwand nichts mit mir anzufangen aber auch wirklich ewig lang gehalten, sie war da eisern gewesen. Wobei man wiederum auch dazu sagen musste, dass ich es nie wirklich aktiv versucht hatte. Klar, so ein paar Anmachsprüche hier und da oder mal ein Kniff in den Hintern hatte ich mir nicht verkneifen können, aber ich hatte es mir wohl einfach nicht komplett mit dem Sergeant verscherzen wollen. Schließlich war die Army alles gewesen, was ich gehabt hatte. Außerdem war sie nach dem Mord an Warren auch einfach zu einer Freundin geworden, die ich nicht mehr hatte verlieren wollen, weil man auf sie zählen konnte. Das war mir damals viel wert gewesen und das war es heute noch. Uns blind auf den jeweils anderen verlassen zu können war das, was unsere Beziehung so ausmachte. Aryana wollte ebenso wie meine Gedanken gerne noch einmal ein bisschen die Vergangenheit aufleben lassen, was ihren Musikwunsch anging. Zwar trauerte sie kurzweilig um Britney, aber auch mir kam der Wunsch nach einem Lied, das ich ihr schon einmal gespielt hatte, gerade ziemlich gelegen. Erstens war Get You The Moon nicht schwer zu spielen - allein deswegen schon, weil es ziemlich ruhig war und nicht viele verschiedene Töne beanspruchte - und zweitens verlangte auch der gesangliche Part meinen Stimmbändern nicht gleich zu viel ab. Meiner Einschätzung nach minimierte das das Risiko auf ein fehlerhaftes Musikstück doch ziemlich erfolgreich. "Als wir langsam vor uns hin verreckt sind, ja.", kommentierte ich die eisige Nacht damals im Outback ziemlich ironisch, als ich die Gitarre wieder richtig aufnahm und sie möglichst bequem auf meinem Schoß zu platzieren versuchte. Ich brachte noch einen Moment damit zu die nötigen Griffe stumm an den Saiten auszuprobieren und sie zu verinnerlichen. Dann räusperte ich mich einmal ganz bewusst und begann zwei, drei Sekunden später die ersten Akkorde zu spielen. Wenig später setzte ich mit dem gesanglichen Part ein und merkte dabei selbst, wie anders es sich anfühlte Liebeslieder zu singen, wenn man denn auch wirklich verliebt war. Wie viel mehr es mir selbst gab, wenn ich das, was ich sang, auch wirklich bis in die tiefsten Wurzeln meines Herzens fühlte. Kaum war der Refrain zum Zweiten mal gekommen begann ich mich von der Musik tragen lassend damit auch den Bass zwischen den Akkorden mit dem Handballen auf dem Korpus der Gitarre zu imitieren. Bei jedem schnelleren Lied hätte ich das gerade wohl besser sein lassen, aber bei diesem bekam ich das ziemlich problemlos hin. War doch auch sehr zufrieden damit, dass meine Stimme dieses Mal nicht so klang, als würde ich kaum Luft bekommend vor mich hin krächzen, sondern ihren tiefen, rauen Klang zurück hatte. Das passte gleich noch viel besser zu den ruhigen Klängen der Gitarre und ich begann irgendwann unterbewusst beim Singen vor mich hinzulächeln. Meine Augen blieben dabei zwangsweise trotzdem auf die Saiten gerichtet, weil ich die Möglichkeit auf Fehler eliminieren wollte - erfolgreich, wohlgemerkt. Ich hätte mir aber vermutlich auch liebend gern selbst eine Klatsche gegeben, wenn ich an einem einfachen Lied wie diesem Titel schon gescheitert wäre. Sowohl die Klänge auf der Gitarre, als auch meine Stimme versiegten schließlich und ich hielt noch einen Moment lang inne, bevor ich den Blick letztlich wieder in Aryanas legte. "Und? Welche Version gefällt dir besser?", fragte ich sie und legte den Kopf mit einem schwachen Grinsen etwas schief. Ein bisschen miteinander vergleichbar war die Situation von damals mit der jetzigen nämlich schon - bei beiden saßen wir zweifelsfrei in der Scheiße.
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Aryana grinste weiter, als er noch den etwas weniger schönen Part der Nacht unter dem funkelnden Dach der Galaxie erwähnte, der eben beinhaltete, dass sie damals wie so oft mal wieder ein kleines Bisschen mit dem Geschenk des Lebens gepokert hatten. "Aber wir haben's überlebt", bemerkte sie die entscheidende Tatsache, die ihr Abenteuerchen erfolgreich abgerundet hatte und für den glimpflichen Ausgang gesorgt hatte. Wie bei so vielen anderen Geschichten, die sie zu erzählen hatten. Wer auch immer über ihre Leben wachte, tat dies äusserst erfolgreich und mit überdurchschnittlich viel Vorsicht, könnte man meinen. Es entzog sich schon etwas der Logik des Zufalls, dass sie wirklich jedes Mal mit dem Leben davonkamen. Aber über übernatürliche Kräfte liess sich gerne streiten und Aryana tendierte trotz allen Indizien weiterhin dazu, dass jegliche Theorien in diese Richtung einfach nur menschengemachte, ausgedachte Hirngespinste verkörperten. Die einzige Magie, die wirklich existierte, war die des Herzens, die hier gleich in Form eines Liedes zum Ausdruck gebracht wurde. Die Brünette richtete sich ebenfalls wieder etwas auf, um ihn nicht am Spielen zu hindern, folgte seinen Fingern, als diese für die ersten, noch nicht zum Lied gehörigen Töne über die Saiten strichen. Ihre Augen lagen auch weiterhin auf seinen Händen, als Mitch sich schliesslich räusperte und damit den Anfang der eigentlichen Melodie ankündete, die gleich darauf einsetzte. Die Worte klangen nach wenigen Sekunden genauso schön, wie sie es in ihren Erinnerungen getan hatten. Aber der Klang seiner Stimme war anders. Sie hatte sich damals in Australien gefragt, an was oder wen er dachte, während er solche Lieder sang. Ob es irgendjemanden gab, der in ihm die Gefühle weckte, die für solche Worte nötig waren. Doch da war niemand gewesen und spätestens jetzt wurde ihr das auch endgültig klar. Denn alles an diesem Lied klang anders, wenn darin Gefühle lagen, die so ihren Weg nach draussen suchten. Alles klang anders, wenn er es für sie alleine sang. Möglicherweise war ein Teil davon Einbildung, aber das spielte überhaupt keine Rolle, denn es kam von seinem Herzen und gelangte direkt in ihre Seele. Es erwärmte ihr Innerstes und wirkte absolut verzaubernd, hypnotisierend auf sie. Selbst wenn sie versucht hätte, sich in diesem Moment mit all den Probleme auseinanderzusetzen, mit denen sie sich konfrontiert sahen, hätte sie das nicht gekonnt, weil ihr Kopf wie leergefegt war in der tiefen Faszination und Liebe, die sie erfüllte. Es war perfekt. Nicht genauso schön wie damals, sondern vollkommen anders. Ihr Blick war von seinen Fingern abgedriftet und lag irgendwo in der Ferne, betrachtete die Felder und Wege, die den Fuss des Hügels und das Land davor säumten. Blieb dort haften, bis die Musik verstummte und sie langsam zurück in die Realität rutschte. Ihre Augen fanden zu Mitch zurück, wobei ihr Gesicht noch immer strahlte, als hätte sie nie zuvor etwas Vollkommeneres gehört. Entsprechend leicht fiel ihr die Wahl, vor die er sie stellte. Aryana beugte sich sofort grinsend in seine Richtung, um ihm einen Kuss auf die Wange zu drücken und sich dann seinem Ohr zu zu wenden: "Die, die du von hier", ihre Hand platzierte sich auf seiner Brust, direkt über seinem Herzen, "und nur für mich gesungen hast", raunte sie ihm zu. Als ob ihr Gesicht ihm das nicht schon längst verraten hätte. "Und dir?", fragte sie lächelnd zurück, als entfernte sich wieder so weit von ihm, dass sie ihm in die Augen blicken konnte, während sie auf die Antwort wartete.
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Okay... ich schätze es ist langsam wieder so weit, dass wir uns Gedanken um die Fortsetzung machen müssen. x'D ________________
Bald wandte sich Aryana mir wieder zu und hätte dabei vermutlich nicht wirklich noch glücklicher aussehen können. Allein diesen Anblick war die paar hundert Euro für die Gitarre schon wert gewesen. Auch das Instrument konnte uns nicht vor der ganzen Scheiße retten, durch die wir in nächster Zeit waten müssen würden, weil wir schlichtweg keine andere Wahl hatten. Oder zumindest keine bessere Option. Trotzdem würde die Gitarre uns beiden auf dem Weg bestimmt ein kleines bisschen helfen können. Allein deswegen schon, weil ich mich dadurch besser auszudrücken wusste. Nicht nur was Liebe und die damit verbundenen Gefühle anging, sondern auch, was all die negativen Emotionen in mir betraf. Zwar konnte man mir solche Dinge offensichtlich auch aus der Nase ziehen, wenn man nur penetrant genug nachbohrte, aber es würde mir vermutlich auf ewig schwer fallen, mich solchen Gesprächen zu stellen, selbst wenn ich die Notwendigkeit jener erkannte. Hatte man vorhin ja überdeutlich gesehen. Wenn das Instrument zumindest im Anschluss etwas Linderung schaffen oder mir gar beim Ausdrücken meiner Lage helfen konnte, dann war das zumindest eine kleine Unterstützung in der schwierigen Zeit. Hauptsächlich für mich, aber offenbar auch für Aryana, die sichtbar angetan von dem Lied unmissverständlich zum Ausdruck brachte, dass sie die aktuelle Version besser fand. Der Kuss auf die Wange begleitet von ihren Worten löste unweigerlich ein paar kleine Glücksgefühle aus, die ich dringend notwendig hatte. Jede noch so kleine Geste von ihr, die mir zeigte, dass sie mich für den Abschaum hielt, der ich in meinen Augen war, war nichts als Balsam für meine geschundene Seele. Auch ihre Hand versprühte dabei nichts als angenehme Wärme auf meiner Brust. Ich konnte gar nicht anders, als weiter vor mich hin zu grinsen. "Auch die hier... hat sich irgendwie viel besser angefühlt.", stellte ich etwas nachdenklich fest, wobei das Grinsen langsam zu einem Lächeln verklang. Lag wohl einfach daran, dass es wahr war. Ich hatte uns beiden mit der Aktion in den Hügeln wohl ziemlich deutlich bewiesen, dass es kaum etwas geben würde, was ich für Aryana nicht tun würde. Wieso also nicht den Mond vom Himmel holen? Sie verdiente durchaus einen ganzen Himmelskörper und noch viel mehr darüber hinaus, weil sie mich freiwillig tagein, tagaus ertragen wollte. Deshalb nahm ich auch noch einmal die Hand vom Hals der Gitarre und hob sie an die Wange der Brünetten, um dort sanft über ihre Haut zu streichen und mich ihr für einen weiteren Kuss entgegen zu beugen. Zärtlich, wenn auch nicht lang. "Ich liebe dich.", murmelte ich ihr direkt im Anschluss zu, bevor ich noch einen weiteren, sehr viel flüchtigeren Kuss auf ihre weichen Lippen hauchte. Danach zog ich mich wieder etwas zurück, sah sie noch einen Moment lang an und blickte dann in die Ferne. Folgte auf einer fernen Straße einem Auto mit meinem Blick, als wäre es ernsthaft interessant. Es war aber einfach nur eines der wenigen Dinge, das sich in der Ruhe fortbewegte. Meine Augen fanden schließlich mit einem Lächeln zurück zu Aryana. "Willst du mehr hören? Oder nur noch ein bisschen die Ruhe genießen, bevor wir gehen?", fragte ich sie ruhig, von der Anspannung von vorhin absolut nichts mehr zu sehen. Mir war ziemlich egal, wofür die Brünette sich entschied, war mir doch beides recht. Sonst hätte ich schließlich nicht zwei Optionen zur Auswahl gestellt, sondern nur meinen Favoriten vorgetragen. So oder so würde ich nur gerne noch ein paar Minuten hier bleiben, bevor wir ein anderes Ziel verfolgten. Ob das dann nur die Heimfahrt oder irgendwas anderes war mal noch dahingestellt.
+ .Don't wait for the dust to settle. Don't wait til you've had enough. +
Ehm ja... x'D Ich weiss nicht genau, denke es gibt nichts Spannendes mehr zu schreiben, bevor sie da in den nächsten Krieg ziehen oder? _________
Es hätte sie auch stark gewundert, wenn Mitch nun bei der Wahl der bevorzugten Variante dieses Liedes nicht auf die gleiche Version getippt hätte wie sie. Schon allein weil es sich halb vertrocknet im australischen Busch einfach weniger gut sang als hier, mehr oder weniger vollkommen gesund - bis auf eventuelle Nachwehen des Alkoholkonsums der letzten Nacht - auf dem Hügel mit einer brandneuen Gitarre. Trotzdem verbreiterte sich ihr Lächeln durch seine Worte nochmal etwas, wobei sie mit einem Nicken bekräftigte, dass sie bestens verstand, wovon er sprach. Zwar hatte sie es nicht selbst gesungen, aber die Emotionen waren doch deutlich genug übergesprungen und hatten klar gezeigt, was er dabei fühlte. Aryana streckte sich ihm etwas entgegen, als er sich ihr für einen weiteren Kuss zuwandte, welchen sie liebend gerne zärtlich erwiderte. Es blieb aber nicht nur bei dem einen Kuss, Mitch liess dem viel mehr auch noch drei bedeutungsschwere Worte und einen weiteren, kurzen Kuss folgen. Es schien tatsächlich fast so, als möchte er ihr heute unbedingt beweisen, wie viel sie ihm bedeutete. Nicht, dass sie etwas dagegen hatte. Aber er sollte bloss nicht denken, dass sie das nicht längst wusste oder dass sie sogar daran gezweifelt hätte. Denn das tat sie nicht und hatte sie nie getan. Egal, was Mitch für plötzliche Anflüge von Aggressionen und Wut hatte, sie hatte das nie auf sich bezogen. Also schon im Sinne davon, dass sie eine Mitschuld an seinem Zustand trug, aber nicht, dass er sich damit wirklich gegen sie richtete, dass er tatsächlich ein Problem mit ihr hatte und sie nicht mehr lieben würde. Sie wusste, wie schwer es für sie gewesen war, sich nach so langer Zeit wieder einem Mann zu hundert Prozent, vollkommen und ohne Zurückhaltung hinzugeben und sie wusste auch, dass es Mitch diesbezüglich gleich gegangen war. Und niemand in dieser Situation würde das alles so leicht wieder hinwerfen. Also nein, an seiner Liebe zweifelte sie nicht, auch wenn sie trotzdem gerne hörte, dass sich daran nichts geändert hatte. "Ich liebe dich auch", murmelte sie im Anschluss an den zweiten Kuss zurück, betrachtete ihn noch einen Moment lächelnd, ehe ihr Blick ebenfalls wieder über die weite Landschaft streifte. Es wäre wirklich schön, wenn sie solche Momente in Zukunft öfter erleben könnten. Wenn sie hin und wieder ganz zur Ruhe kommen durften und einfach ihre Zweisamkeit und ein paar Minuten Frieden geniessen konnten, ohne sich dauernd den Kopf über die ganze Scheisse in ihrem Leben zerbrechen zu müssen. Wer weiss, vielleicht würden sich dafür ja ihre Wachturm-Minuten anbieten? Nicht die ganze halbe Stunde, aber vielleicht so die letzten fünf Minuten, nachdem ihre nervigen Arbeitskollegen und Vorgesetzten schon durchdiskutiert waren und sie sich dem schöneren Teil des Lebens zuwenden konnten? Dem schöneren Teil, den ihre Beziehung hoffentlich bald wieder ausmachen würde. "Wenn du magst, höre ich dir gerne noch etwas zu", antwortete sie auf die Frage, erwiderte sein Lächeln und erfreute sich innerlich unendlich an der Ruhe, die nun endlich wieder in seinem Geist eingekehrt zu sein schien, ihn endlich wieder etwas entspannte. Vielleicht war die Gitarre ja ein sehr grosser Teil des Schlüssels zurück ins Leben gewesen... Vielleicht wurde es allein dadurch schon viel besser, als sie das erwartet hatten. Ihr käme diese Massnahme jedenfalls mehr als gelegen, hörte sie ihm doch liebend gerne beim Spielen und Singen zu. Aryana liess sich rückwärts zurück auf die Decke sinken, blieb neben ihm liegen und betrachtete ihren Freund von der Seite. Stellte sich vor, wie das Leben wäre, wenn sie nicht noch immer eine so grosse Schuld abzuarbeiten hätten. Wenn sie einfach frei wären... So wie in diesem Augenblick, in dem sie sich so wunderbar vormachen konnten, dass das alles war, was zählte.
This is your life, it's do or die, the sun may never rise again, so be the light the vision. This is your life, it's slipping by, you try to run but fall again, you get back up that's living.
Hab mir wie immer natürlich noch keine Gedanken gemacht, weil war ja auch gar nicht abzusehen oder so... x'D ich guck mal ob mir Morgen was Brauchbares einfällt, da hab ich mehr Zeit. Vorschläge lehne ich wie immer trotzdem auch nicht ab. XD ________________
Vorerst schien nichts gegen noch ein oder zwei Lieder mehr einzuwenden zu sein, was ich erstmal nur mit aufwärts zuckenden Mundwinkeln und einem schwachen Nicken kommentierte. Ich begann nämlich ziemlich schnell damit, meinen Kopf nach irgendeinem Lied zu durchwühlen, von dem ich mir zumindest fast sicher war, dass ich es nicht verkacken würde. Schließlich wollte ich nicht spielen, um uns die Ohren kaputt zu machen. Es durfte also gerne weiterhin erst einmal etwas Leichteres sein, das mir relativ leicht von der Hand und auch von den Stimmbändern ging. Blöderweise kamen mir insgesamt deutlich mehr ziemlich melancholische als fröhliche Lieder in den Sinn, was wohl einfach daran lag, dass all der Frust verdammt tief in meinem Kopf verankert war. Allerdings wollte ich auch nicht singen, um depressiv zu klingen und Aryana damit nur wieder mehr Sorgen zu machen. Die traurigen Lieder sang ich vermutlich lieber erst dann, wenn ich mal alleine war. Wir waren heute schon genug Achterbahn gefahren, wenn es nach mir ging. Mir stand eigentlich auch nicht der Sinn nach extrem kitschigen Liebeslieder. Also entschied ich mich nach ein paar stillen Minuten letztendlich für eines, das in sich zwar ruhig war, aber doch eher leicht klang. Es drehte sich um eine Liebe, die auf den ersten Blick nicht so aussah, als ob sie wirklich eine Zukunft hatte, sich aber doch durch alle Turbulenzen ihren Weg bahnte. Zu einhundert Prozent passte der Text auf uns beide zwar nicht - was kein Wunder war, weil wohl Niemand imstande war ein solches Lied zu schreiben, ohne es selbst erlebt zu haben -, aber er zeigte doch so einige Parallelen auf, in die ich mich gut hineinfühlen konnte. Einen Griff verpatzte ich auch einmalig, aber das war wohl vorhersehbar, wenn man sein Glück herausforderte. Ich schaffte es darüber hinwegzusehen ohne mir die Hand abhacken zu wollen und sah dann nach etwa zwei Dritteln des Lieds auch zwischendurch manchmal in die Ferne oder flüchtig zu Aryana. Die Augen ganz von den Saiten zu lassen traute ich mich jedoch auch beim dritten Lied einige Minuten danach noch nicht, aber ich wurde doch wieder etwas sicherer. Sowohl mit dem Singen, als auch mit dem Spielen der Gitarre. War wohl wirklich so, dass ich zukünftig einfach nur regelmäßig und länger als fünf Minuten spielen musste, damit mir das Ganze wieder leichter fiel. Ein paar Tage lang konnte ich mich damit sicher auch noch ein paar Minuten pro Tag beschäftigen. Ab dem Einzug in die blöde Privatarmee sah die Sache dann schon wieder anders aus, aber gut - ich war schon froh, wenn ich das Training an Anfang einfach nur überlebte. Auf meiner imaginären Wunschliste stand zwar auch noch, dass ich gerne nicht schon wieder Arschlöcher wie Warren als Vorgesetzte hätte, aber ehrlich gesagt stufte ich die Chance darauf als gering ein. Wenn Easterlin sich regelmäßig Ex-Soldaten aus dem Knast oder anderen ungünstigen Situationen rauskaufte, dann waren seine Kommandanten sicherlich zumindest teilweise in etwa vom gleichen Schlag. Schließlich kamen ihm solche mit wenig Skrupel nur entgegen, würden sie seine Missionen doch nie in Frage stellen, sondern einfach ausführen. Blieb wohl abzuwarten. Nach drei Liedern und ein paar Schlucken Wasser zwischendurch hatte ich dann aber doch erstmal genug und legte das Holzinstrument bei Seite. Einen Moment lang betrachtete ich die Gravur noch einmal, bevor ich es mir für die nächsten Minuten neben Aryana bequem machte. Sie einfach nur eine kleine Weile lang an meiner Brust liegen haben und mit ihr die Ruhe genießen wollte, die nicht mehr ewig anhalten würde. Aber zumindest noch für jetzt. Nur noch für ein paar Stunden, in denen ich es hoffentlich schaffen würde, die lästigen, dunklen Gedanken weiter von meinem Kopf fernzuhalten. Spätestens im Schlaf holte mich die ganze Scheiße sowieso wieder ein. Also konzentrierte ich mich lieber überwiegend auf die Blätter des Baumwipfels über uns, die mir dem ganz leisen Rascheln im Wind eine angenehm beruhigende Geräuschkulisse bildeten. Irgendwann war aber auch die nicht mehr beschwichtigend genug, um mich meinen langsam knurrenden Magen ignorieren zu lassen. Jener meldete sich schließlich mit einem eindeutig unzufriedenen Geräusch zu Wort und ich seufzte leise, stellte gleichzeitig die unterbewussten Streicheleinheiten am Oberarm der Brünetten ein. "Okay, schätze das war's dann jetzt mit der Ruhe... was essen wir?", fragte ich gen Ende leicht sarkastisch, ehe ich den Blick auf Aryanas Gesicht legte. Inzwischen war die Übelkeit ziemlich verschwunden und mein Körper schien die Energiequelle in meinem verkaterten Zustand eben doch langsam herbeizusehnen.
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Naja ich mir auch nicht und bis jetzt ist mir auch noch nichts eingefallen... Welch Überraschung! x'D Aber hab grad eine spontane Idee, die wir vielleicht sinnvoll ausbauen können... Vielleicht. x'D Also die gehen ja jetzt zu Easterlin und werden dort mal ordentlich trainiert und eingearbeitet. Wenig überraschend kriegt sich da besonders Mitch mehr als nur zwei drei Male mit einem der Instruktoren in die Haare woraufhin er von Easterlin persönlich in sein Büro zitiert wird. Der droht ihm dann an, bei einer weiteren Verwarnung zurück ins Gefängnis zu wandern und erklärt auch gleichzeitig, dass Mitch das Aryana niemals antun könnte und sie dann natürlich trotzdem nicht von ihrer Pflicht befreit sei und er rein theoreeeetisch persönlich dafür sorgen könne, dass sie auf einem der Einsätze ums Leben kommt. Das tut er natürlich, um Mitch zu ködern bzw. dazu zu bringen, endlich zu kuschen, was wohl auch ganz gut funktionieren wird. Aryana bekommt all das natürlich nicht mit und Mitch bevorzugt, nicht gross darüber zu plappern, wodurch sich seine Laune wieder zusätzlich verschlechtert und er noch gereizter wird. Das zieht sich dann wieder zwei-drei Wochen so hin, bis Aryana es irgendwie schafft, die Wahrheit aus ihm raus zu kitzeln. Darauf dreht sie ihrerseits durch und rennt in eigener Mission zu Easterlin und weiter bin ich noch nicht, aber das lässt sich ja wohl gut noch weiterspinnen... Eventuell hat Aryana sich halt gleichzeitig richtig angestrengt, um den positiven Eindruck zu hinterlassen, den sie bei Easterlin braucht, um an ihn heranzukommen, ihn kennen zu lernen, um ihn irgendwann zu stürzen. Und der hat das natürlich gemerkt (also dass sie sich anstrengt, nicht den Rest), weshalb er sie dann, wenn sie bei ihm ins Büro schneit, sofort wieder einlullt, ihr irgendeine Versprechung macht oder so und keine Ahnung...? _______________
Für ein paar Minuten fühlte sich die Welt an wie ein Traum. Und wie das in ihrem Leben so üblich war, schaffte es das Universum alle paar Monate mal wieder, die ganzen Alpträume, die ihr normalerweise vor den Augen vorbeizogen, mit einem schönen Traum zu unterbrechen, sie mit etwas Positivem zu überraschen - gerade in einem Moment, von dem sie etwas Schönes sicher nicht erwartet hatte. Sie hatte gewusst, dass das Gespräch schmerzhaft werden würde, dass sie darunter leiden würden, wie sie es letzte Nacht schon getan hatten. Aber die Gitarre hatte es tatsächlich geschafft, diesem Leid kurzzeitig Linderung zu verschaffen - noch dazu ziemlich tiefgründige Linderung, die das vorangehende Elend in weite Ferne rücken liess. Das war gleichermassen erstaunlich wie wundervoll und Aryana genoss jede Sekunde davon. Sie lag still neben Mitch auf der Decke und lächelte vor sich hin - denn wenn das alles wäre, was sie beide für den Rest ihres Lebens tun würden, dann wäre sie glücklich damit. Einfach hier sitzen - oder liegen - während seine Finger die Saiten streiften, sie nicht daran denken mussten, was hinter ihnen lag und auch nicht, was ihnen noch bevorstand. Ja, das war es, was sie sich gewünscht hatte, als sie ihn rausgeholt hatte. Das waren die Träume gewesen, die sie all die hässlichen Umstände hatten ignorieren lassen. Die Träume, die das alles wert waren, es wert sein mussten, weil sie am Ende das waren, was ihnen vom Leben noch blieb. Der Traum musste auch nicht weichen, als Mitch nach drei Liedern die Gitarre beiseite legte und sich stattdessen zu ihr, flach auf die Decke gesellte. Das war irgendwie genauso gut wie die Musik. Seine Nähe, sein Duft, seine Gegenwart, all das sorgte dafür, dass das Lächeln fest auf ihren Lippen hängen blieb. Aryana schloss nach einigen Minuten die Augen - nicht um zu schlafen, das hatte sie heute gewiss genug getan. Nein, sie wollte einfach nur geniessen, solange sie konnte, diesen kurzen Moment, den ihnen niemand streitig machte. Seinem Herzschlag lauschen, der ihr versicherte, dass alles gut werden würde. Vielleicht nicht heute, auch nicht morgen und noch nicht übermorgen - aber irgendwann. Jetzt stand nämlich erstmal was anderes an, wie das kaum zu überhörende Rumpeln im Bauch ihres Freundes ankündete, das sie sofort grinsen liess. Sie richtete sich wieder etwas auf, um Mitch anzusehen, ehe sie leicht mit den Schultern zuckte. "Ich denke, wir holen uns irgendwo irgendwas? Ausser du möchtest dich heute schon ans Reiskochen gewöhnen", antwortete sie relativ offen seine Frage. Was sie sich denn nun holen wollten, war ja auch eher zweitrangig, das konnten sie spontan entscheiden. Aber dass es nicht auf Selbst-Gekocht hinauslaufen würde, war irgendwie mal wieder relativ klar.
This is your life, it's do or die, the sun may never rise again, so be the light the vision. This is your life, it's slipping by, you try to run but fall again, you get back up that's living.
Ich müsste wohl ganz gewaltig lügen, um zu sagen, dass der offizielle Start in Easterlins Armee nicht fast exakt genau so verlief, wie ich mir das vorher schon eingeredet hatte. Die ersten Wochen waren nicht wesentlich weniger als der blanke Horror. Dabei war es gar nicht das sehr harte Trainingsprogramm, das mich so beanspruchte. Natürlich war ich am Abend besonders nach den ersten Tagen nicht selten komplett erledigt und der Muskelkater zog sich die ersten zwei Wochen lang erbarmungslos hin. Erst danach begann mein Körper sich an die hohe physische Belastung zu gewöhnen und das Training wurde weniger zermürbend. Immerhin hatte das Ganze in den ersten Wochen aber den positiven Effekt, dass ich relativ gut schlief. Zwar weigerten sich die Alpträume weiterhin ein Ende zu nehmen, aber ich schlief mit kleineren Unterbrechungen zumindest fast sowas wie kontinuierliche sieben bis acht Stunden. Der theoretische Teil des Ausbildungsprogramms war insgesamt aber fast anstrengender, weil man dabei grundsätzlich immer geistig anwesend sein musste. Vollkommen egal ob man vorher schon 20 Kilometer gelaufen war oder gefühlte tausend Liegestützen gemacht hatte. Man musste es Easterlin allerdings schon lassen, dass er wirklich fortschrittliche Technologien entwickelt hatte und sie sich perfekt zu Nutze machte. Es war jetzt, wo Aryana und ich Einblicke in sämtliche für die Einsätze notwendige Technik bekamen, doch schon etwas glaubwürdiger, dass man unter der Fuchtel des Milliardärs geschützter in jegliche Missionen aufbrach und das Risiko vollends zu verrecken dementsprechend niedriger war - wenn auch natürlich weiter vorhanden. Trotzdem war die Ausrüstung im Vergleich zu der, die einem die U.S. Army flächendeckend anbot, wirklich erstaunlich. Also ja, die ausführlichen Einweisungen machten natürlich Sinn und auch das damit verbundene Praxistraining. Theorie war immer schön und gut, aber man musste natürlich auch sämtliche kleinen Spielereien sicher zu benutzen wissen. Demnach kam auf den ohnehin schon sehr fordernden Sport auch noch die Simulation von echten Einsätzen obendrauf. Auch das wirklich gute Angebot an Speisen und Getränken in der Kantine konnte Alledem kaum Linderung verschaffen. Immerhin musste ich so aber nie mit knurrendem Magen durch den Tag und Aryana und ich sparten uns dadurch das Kochen - beziehungsweise die Essensbestellung - am Abend, weil wir ohnehin immer mittags frisch gekochte Mahlzeiten zu uns nahmen. Obwohl das Alles an sich schon anstrengend genug gewesen wäre, um mich wieder vollkommen aus dem Rahmen brechen zu lassen, waren es eigentlich viel mehr die anderen Soldaten, die mich am Ende Nerven kosteten, die ich eigentlich schon gar nicht mehr hatte. Es war hier ungefähr genauso wie in Camps der Army oder im Knast - jede gottverlassene Menschenseele kannte einen, bevor man selbst auch nur ein Wort erzählt hatte. Es gab zwar auch neue Rekruten, sowie schon länger beteiligte Soldaten, die verhältnismäßig normal im Kopf waren und nur deshalb hier waren, weil Easterlin ihnen den Kopf genauso aus der Schlinge gezogen hatte wie mir, aber der Großteil hatte zweifelsfrei einen Knacks im Schädel. Der Anteil von überdrehten, großkotzigen oder vollkommen durchgeknallten Frauen wie Männern war hier eindeutig wesentlich größer, als gut sein konnte. Das Witzige an der Sache war nur, dass sie plötzlich allesamt ganz kleine Brötchen zu backen anfingen, wenn sie sich im Training und nicht in der Pause oder der Saune befanden. Das fiel vor Allem immer dann auf, wenn wir zusammen mit schon länger verpflichteten Soldaten in gemischten Gruppen das Praxistraining absolvierten. Vor einer Stunde noch das Maul in der Kantine aufgerissen wurden sie immer alle plötzlich sehr still, wenn es beim Bilanz ziehen nach den simulierten Missionen Kritik von einem der Ausbilder hagelte. Da wurde zusammengezuckt und mit dem Blick fast schon ausgewichen, wenn es gar zu laut oder unangenehm wurde. Um es kurz zu machen - bisher war bis auf eine kleine Ausnahme im Theorieunterricht jeder Macht besitzende Kommandant oder Ausbilder ein hochkarätiges Arschloch, das sich bestens mit Worten zu wehren wusste, sollte es doch mal Jemand wagen tatsächlich zu widersprechen. Es waren letzten Endes also diese Idioten, die mein ohnehin ständig knapp unterhalb der Kante brodelndes Fass immer wieder so richtig zum Überlaufen brachten. Ich hasste es schlichtweg, wenn mich Jemand krampfhaft unterdrücken wollte und sie hassten es, dass sie mit dieser Methode bei mir auf vermeintlich unkaputtbaren Granit bissen. Es war also abzusehen, dass ich es mit der Gegenwehr übertreiben würde. Ich sah es nicht ein mich für etwas kritisieren zu lassen, dass eindeutig nicht ich verbockt hatte, sondern einer der erfahreneren Soldaten. Das Ganze endete damit, dass ein Ausbilder sich in der Auseinandersetzung mit mir nicht mehr anders zu helfen wusste, als mich mit Körpereinsatz zum Schweigen bringen zu wollen. Ich landete mit dem Rücken unsanft auf dem harten Betonboden, als er mir ein Bein wegzog und mir gleichzeitig Schwung an der Schulter mitgab. Nachdem ich wegen dem harten Aufprall kurz inne gehalten hatte, fing ich aber an leise in mich hinein zu lachen. Sagte ihm, dass er sich schon was Besseres einfallen lassen musste, um mich klein zu kriegen. Der hochgewachsene Mann schnaubte nur noch kopfschüttelnd und sagte mir, dass er nicht derjenige war, mit dem ich mich gerade anlegte. Lange Rede, kurzer Sinn - es war bei meinen nicht unbedingt seltenen, sondern fast schon regelmäßigen Ausfällen nur eine Frage der Zeit, bis die Chefetage mich zu einem Gespräch in den Büro-Tower zitieren ließ. Noch am selben Abend am Ende der fünften Woche wurde ich nach Dienstschluss von einem Soldaten mit entsprechendem Zugang im Gebäude bis nach oben zu Easterlins Büro begleitet. Er blieb sogar an der Tür zum Chef-Büro stehen, als ich nach dem Anklopfen hinein ging, als würde ich hier gerade ein Attentat durchziehen wollen. "Sie wollten mich sprechen, Sir?", begrüßte ich Easterlin relativ ruhig, wenn auch nach wie vor grundlegend etwas angespannt, als ich die Tür wieder hinter mir schloss.
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*EiNEr diEsEr RanDOm ChAraS, fÜr dEN iCh sIChERlicH kEiN BiLD sUchE* x'D Ach, was will einer zu meckern haben, der seine Bettbezüge mit Hundert-Dollar-Scheinen stopfen könnte und trotzdem noch Millionen auf dem Konto gestapelt hätte? Was könnte das Leben eines Mannes für Schwierigkeiten bieten, wenn er jede Nacht friedlich in der Gewissheit schlief, dass er sich für den Rest seines Daseins alles kaufen konnte, wonach sein Herz begehrte? Die Geschäfte liefen gut und das Leben war schön, wenn man sich William Easterlin das strategische Genie nennen konnte. Wenn man seinen Reichtum auf ein derart unerschöpfliches Minenfeld wie Kriege und Konflikte es darstellten, aufbaute. Wenn man motivierte Mitarbeiter führte, die tief in der Schuld ihres Arbeitgebers standen und ihm alles verdankten, gleichzeitig liebend gerne das Spiel spielten, für das sie eingesetzt wurden. Und wenn doch mal einer von ihnen ausfiel oder sie - auf welche Art auch immer - verlassen wollte oder musste, dann war die Auswahl an Nachfolger fast so gross wie die Nachfrage der Kunden nach ihren Dienstleistungen. Er wusste das am allerbesten, war er es doch, der sich höchstpersönlich ständig durch neue Dossiers potenzieller zukünftiger Soldaten blätterte. So auch vor ein paar Monaten, wobei diese Geschichte eigentlich sogar schon viel früher ihren Anfang fand. Prozesse von Kriegsverbrecher erlebte William stets als durchaus interessant, wobei er sich normalerweise mit dem Lesen der Akten begnügte. Dieser Fall war ihm aber schon vor Beendigung des Gerichtsverfahrens ins Auge gestochen und die Öffentlichkeit der Verhandlungen hatte ihm dabei in die Karten gespielt. Sie stellten ein durchaus faszinierendes Duo dar, Mitchell Warwick und Aryana Cooper. Und je mehr er sich mit den beiden und ihrer Geschichte befasste, umso klarer wurde ihm, dass es eine Schande wäre, wenn sie ihm tatsächlich durch die Lappen gingen. Er hätte voraussagen können, in welches Gefängnis der junge Mann sich verirren würde. Und hätte er es nicht längst gewusst, hätte Trevor ihn sicherlich bald darüber informiert. So wie er es in den folgenden Monaten dann auch getan hatte, indem er ihn ständig auf dem Laufenden gehalten hatte, was den Gemütszustand und das Verhalten des Häftlings anging. William hatten nicht geplant, die Kaution allzu früh zu bezahlen, das würde dem Sinn der glorreichen Befreiung unschön den errettenden Aspekt entziehen. Nein nein, die beiden sollten erstmal schön verzweifeln, bevor er sie rausholte und ihnen vorführte, was sie einzig und allein dank ihm zurückgewannen. Der Zeitpunkt war dann ungefähr nach zehn Monaten gekommen, als Trevor ihm davon berichtet hatte, dass Mitchell zunehmend weniger auf irgendwelche positiven Reize, insbesondere die Besuche seiner Freundin, ansprach, während diese selber immer mehr zu verzweifeln schien in ihrem langweiligen 08/15 Leben, das so gar nicht den Ansprüchen einer Frau wie ihr gerecht wurde. Tja und der Rest ist Geschichte, wie man erkennen konnte, wenn man die zwei äusserst motiviert jeden Morgen antanzen sah. Es war schade, dass sie sich bis jetzt nicht für den Einzug in eine seiner Wohnungen hatten begeistern lassen, aber vielleicht kam das ja irgendwann noch und wenn nicht, dann halt nicht. Bis jetzt standen sie ja immer noch ganz am Anfang ihrer gemeinsamen Reise, die vollkommen erwartet schon in den ersten Wochen ein paar Stolpersteine bereithielt. Das war eher die Regel als die Ausnahme bei den Menschen, die er hier ins System schleppte. Nur waren die Stolpersteine meistens nach zwei, drei Wochen beseitigt, bei seinem lieben Mitchell dauerte das scheinbar etwas länger und bis jetzt war auch keine Besserung in Aussicht. Scheinbar stellte er sich eben nicht nur in der Army gerne quer und vielleicht war es einfach an der Zeit, ihn einmal ganz sanft daran zu erinnern, dass das hier kein Spiel war. Er konnte hier sein bestes Leben leben, hatte seine Freiheit und seine Freundin zurück. Möglicherweise brauchte er einfach einen kleinen Reminder dafür, dass das alles ganz schnell wieder vorbei sein konnte für Menschen, die sich nicht an Regeln hielten. Im Normalfall würde er einer seiner Stellvertreter solche Gespräche übernehmen lassen, sich auch keineswegs darum scheren, wie sich ein Neuling denn anstellte. Wenn etwas grob schief lief und einer vom Dienst suspendiert werden musste, wurde er sowieso informiert, damit der Vertrag aufgelöst wurde - alles andere ging ihm am Allerwertesten vorbei. Normalerweise eben. Nicht heute, wo er sich die Chance auf ein kleines persönliches Gespräch unter vier Augen nicht entgehen lassen wollte. So blickte er auch schon lächelnd vom Bürotisch hoch in Richtung Tür, als er das Klopfen vernahm, musterte den jungen Mann, nachdem er in sein Blickfeld getreten war, sofort offen und interessiert. "Guten Abend Mitchell", begrüsste er ihn erst einmal mit der gewohnt kühlen Freundlichkeit. Er machte eine Handbewegung in Richtung des Stuhles auf der anderen Seite des Bürotisches. Der junge Mann hatte ja schon einmal da gesessen, sollte seinen Weg also sicherlich auch diesmal finden. William wartete geduldig, bis dieser Fall eingetroffen war, legte dabei die Unterlagen, die vor ihm auf dem Tisch gelegen hatten, beiseite und lehnte sich dann entspannt in seinem Stuhl zurück, ohne die Augen von Mitchell abzuwenden. "Na dann berichte mir doch mal von dem Eindruck, den du während der letzten Wochen von deiner neuen Freiheit gewonnen hast! Wie erlebst du die Anlagen, die Trainings, deine Kollegen..?", stieg er ganz unbefangen ins Gespräch ein, als würde er sich tatsächlich für das Wohlbefinden seines Soldaten interessieren.
This is your life, it's do or die, the sun may never rise again, so be the light the vision. This is your life, it's slipping by, you try to run but fall again, you get back up that's living.
Ich nahm in aller Ruhe gegenüber von Easterlin am Schreibtisch Platz. Faltete die Hände vor dem Bauch, obwohl ich sie wesentlich lieber gleich in abwehrender Körperhaltung vor der Brust verschränkt hätte. Der Drang dazu nahm auch nicht gerade ab, als er mir eine im Grunde vollkommen unnötige Frage stellte. Man musste schließlich kein Genie sein um zu wissen, weshalb er mich sehr wahrscheinlich in sein Büro rufen ließ. Wäre es nur eine allgemeine Erkundigung danach, wie die Dinge als Neuling so liefen, hätte er Aryana genauso gleich mit her zitierten können. Das war nicht der Fall und deswegen war diese Frage sehr wahrscheinlich nur unnötiges um den Brei herum reden, wovon ich bekanntlich kein Freund war. Smalltalk war nicht mein Ding und ich hätte ihm allein dafür in meinem aktuellen Gemütszustand gerade liebend gerne demonstrativ die nicht ganz sauberen Stiefel auf den Tisch gelegt. Ich verdrängte den Gedanken daran glücklicherweise erfolgreich, ließ mir mit der Antwort aber ein paar Sekunden Zeit, in denen ich den betagten Kerl einfach ansah. Ich musste mir erst zurechtlegen, was ich sagte, um Easterlin gegenüber nicht genauso patzig zu werden wie vor kurzem noch seinem Schoßhund gegenüber. Das leichte Funkeln in meinen Augen hatte sich seitdem auch noch nicht vollends gelegt. Die Ausgangslage für diese Unterhaltung war an sich schon durchweg ungünstig. Ich musste mich wirklich zusammenreißen, um wegen der neu gewonnenen Freiheit nicht zu lachen. Vielleicht saß ich hier nicht mehr in einem deutlich zu kleinen, viel zu kahlen Raum fest und musste auch keine Handschellen mehr tragen, aber die Pistole hatte ich ganz einfach auf andere Weise weiterhin im Nacken. Das hier konnte nicht wirklich was Anderes als eine Verwarnung für mein nicht duldbares Verhalten sein. "Was ihre Anlage und die Ausrüstung angeht haben sie nicht zu viel versprochen, denke ich.", war so ziemlich alles, was ich mir an positiven Worten abringen konnte. Ich war nicht blöd und wusste, dass ich mir unweigerlich noch weiter ins Bein schießen würde, wenn ich es wagen würde dem stinkreichen Sack hier sein persönliches Imperium von purer Machtdemonstration klein zu reden. Außerdem war es ja auch wirklich so, dass es an den gelegten Grundsteinen hier nicht wirklich etwas zu bemängeln gab. Ich hatte wohl noch nie in meinem Leben so eine gepflegte und hochentwickelte Anlage für eine Armee zu Gesicht bekommen. Schon möglich, dass es anderswo vielleicht noch etwas Ähnliches gab, aber es ließ sich nicht leugnen, dass Easterlin sich mehr als nur ein paar Gedanken gemacht hatte, als er all das hier aufgebaut hatte. Es hatte eine gute Struktur und an sich war auch der Trainingsplan so wie er war ziemlich sinnvoll, bereitete einen mehr als nur ausreichend auf den neuen Job vor. Allerdings wiegte das in meinen Augen nicht diesen einen, ziemlich negativen Punkt auf, wegen dem ich hier im Stuhl saß. "Allerdings hat sich an meinem sozialen Umfeld hier wohl nicht viel verändert, wenn ich's mit dem Knast vergleiche. Verbesserungswürdig, wenn sie mich fragen.", durfte der Anzugträger sich nun doch noch Kritik anhören, die ich mir ganz einfach nicht verkneifen konnte. Nüchtern betrachtet unterschieden sich die Befehlshaber hier charakterlich nicht maßgeblich von den Wärtern im Knast. Sie waren vielleicht nicht bestechlich, weil sie dem arroganten Arschloch auf der anderen Seite der Tischplatte dafür viel zu loyal waren und sie würden sich vermutlich eher keine Gründe dafür suchen, die es rechtfertigen würden Jemanden aus Notwehr zu erschießen, weil sie Easterlin damit ein unschönes Loch in die Geldbörse fressen würden, aber das war's dann auch. Die Unterdrückungstaktik war ansonsten schlichtweg die Gleiche und darauf hatte ich ja auch vor dem Gefängnis schon allergisch reagiert, erinnerte es mich doch zwangsläufig an das eine oder andere Trauma aus meiner Kindheit und Jugend. Ich hatte mich damals nicht erfolgreich aus der Scheiße geboxt, um mir jetzt wieder das selbe in Grün gefallen zu lassen. "Und ich nehme mal schwer an, dass ich diese Angelegenheit in so manchen Augen falsch sehe und deswegen hier sitze.", lenkte ich ihn unverblümt mit einem sehr kalten, knappen Lächeln weiter in die Richtung, in die dieses Gespräch ohnehin zwangsläufig gehen musste. Er sollte mir sagen, was er zu sagen hatte und mich hier nicht nach meiner Meinung fragen, wenn sie ihm ohnehin am reichen Arsch vorbeiging. Für sowas wollte ich die freie Zeit, die ich jetzt eigentlich mit Aryana verbringen würde, nicht verschwenden.
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Hätte mit meinen Fertigkeiten auch weitaus länger gedauert als die Zeit, die ich ihn überhaupt schreiben werde.. x'D ____________
Mitchells Gang, Körperhaltung und Mimik verrieten ziemlich deutlich, dass dem jungen Mann bestens bewusst war, welche Begebenheiten ihn auf diesen Stuhl geführt hatten. Klar, das war auch kein allzu grosses Rätsel, wo es bisher in seiner Laufbahn auf diesem Gelände wenig Gründe geben konnte, die mit einer solchen Ehre belohnt wurden. Trotzdem war es gut, wenn er sich seiner Fehler offenbar immerhin schonmal bewusst war. William erwartete nicht, dass sein Gegenüber bereits Einsicht oder sogar Reue zeigte - aber die Kenntnis über eigenes Fehlverhalten war auch schon elementar und die war scheinbar gegeben. Trotzdem liess sich der ältere Herr das dem Ernst vorangehende Schwätzchen nicht nehmen, lauschte mit dem gleichbleibenden, interessierten aber voll und ganz gelassenen Lächeln den Antworten, die ihm auf seine Fragen gegeben wurden. Mitchell äusserte sich zwar nicht allzu überraschend, aber schon nur die Worte, die er wählte um sich auszudrücken, waren durchaus interessant und ausschlaggebend. "Freut mich, dass du dich mit den neuen Möglichkeiten und Ausrüstungen anfreunden konntest", redete William ruhig weiter, hob dann bedeutungsvoll die Schultern und Augenbrauen an, ohne dass sein aufgesetztes Lächeln dabei aber verblasste. "Was deine Kolleginnen und Kollegen sowie deine Vorgesetzten betrifft... Ich bekomme regelmässig gute Rückmeldungen zur Arbeit im Team. Natürlich habe ich ein offenes Ohr für deine Kritik, aber vielleicht muss man da einfach etwas hineinwachsen und sich an gewisse Strukturen anpassen, um sich letztendlich wohler zu fühlen. Das ist grundsätzlich aber immer so, wenn man mit anderen Menschen zusammenarbeitet, Mitchell", erklärte er gelassen, liess sich das soziale Umfeld, wie sein Gegenüber es genannt hatte, in seiner Armee nicht so leicht schlechtreden. Es gab immer Leute, die sich in Gruppen nicht wohlfühlten und lieber alleine unterwegs waren. Aber wie erwähnt war an solchen Stellen eben eine Anpassung bis zu einem bestimmten Grad notwendig. Aber da teilten sich wohl ihre Meinungen. Wobei Mitchell so intelligent war, seine fehlerhafte Ansicht auch direkt einzusehen und auch nicht zu verschleiern, dass er klug genug war, seine Schlüsse daraus zu ziehen. Nämlich dass genau das der Grund für seinen unfreiwilligen Besuch auf der Chefetage war. William lächelte weiter, hatte bisher nicht einmal damit aufgehört. Vielleicht waren seine Mundwinkel auch einfach in dieser Position festgefroren, nach jahrelangem Training, welches dabei leider den Rest seiner Mimik abgetötet hatte. Aber nicht so schlimm. "Nun, gewissermassen... Ich habe dich hergebeten, um ein paar Dinge zu klären, ja. Und zwar möchte ich gerne sichergehen, dass du dir über die möglichen Folgen deines Verhaltens bewusst bist. Ich bin zwar eigentlich der Meinung, du hättest den Vertrag an dem Tag ziemlich genau durchgelesen, aber naja, eine kleine Auffrischung kann kaum schaden. Also, Mitchell: Was passiert, wenn ein Soldat sich nicht an die Spielregeln hält? Wenn er über die Stränge schlägt und seine Kompetenzen überschreitet?", fragte der Grauhaarige geduldig weiter, hatte den Blick seiner Eisaugen abwartend auf sein Gegenüber fixiert. Es hatte im Vertrag gestanden. Zumindest das meiste davon, aber den Rest hätte er sich auch dazudichten können.
This is your life, it's do or die, the sun may never rise again, so be the light the vision. This is your life, it's slipping by, you try to run but fall again, you get back up that's living.
Er wird das RP ja sowieso nicht überdauern, lohnt sich also gar nicht. x'DD _____
Ich hatte schon jetzt das dringende Bedürfnis dazu diesem Vollidioten den Hals umzudrehen. Anpassen? Meine Anpassungsfähigkeit war nicht das Problem. War schon möglich, dass ich jetzt auf Unterdrückung noch empfindlicher reagierte als vor meiner Haftstrafe, was für jeden guten Seelenklempner sicher auch kein Wunder, sondern mehr als nachvollziehbar gewesen wäre. Das änderte aber nun einmal nichts daran, dass der Großteil der Menschen wesentlich besser funktionierte, wenn er merkte, dass seine Arbeit und Motivation wertgeschätzt wurde. Es war nämlich auch nicht so, als würde ich mir keine Mühe geben. Das Programm war insgesamt sehr anstrengend, aber es widerstrebte meiner von Grund auf sehr ehrgeizigen Persönlichkeit in auch nur einem einzigen Bereich nicht zu zeigen, dass ich den Platz in diesem Saftladen deutlich mehr verdient hatte, als so manch anderer Clown in Easterlins Reihen. Vielleicht war ich noch nicht wieder in Höchstform, aber wo ich einen Wettbewerb zu anderen menschlichen Individuen sah, da gab ich grundsätzlich alles. Normalerweise trug es auch unweigerlich zu meiner guten Laune bei, wenn ich merkte, dass ich etwas gut konnte - nur machten mir die Handlanger meines Gegenübers das systematisch immer wieder kaputt. Ich wünschte mir Ragan wirklich sehnlichst zurück. "Kann schon sein, dass sie das anders sehen, aber ich für meinen Teil sehe zwischen sich anpassen und sich unterdrücken lassen wirklich einen verdammt großen Unterschied." Meine Stimme war weiterhin verhältnismäßig ruhig, aber der leise, gereizte Unterton ließ sich nicht mehr vollständig unterdrücken. Er machte mich mit seinem überheblichen Geächel - das er sich wirklich gerne hätte sparen können - und seiner sturen Taubheit einfach wütend. Es war hier exakt genauso wie in der Army. Die Chefetage uneinsichtig, solange es sich nicht um den eigenen Vorteil drehte und man musste schon wahnsinniges Glück haben, um kein Arschloch als direkten Vorgesetzten zu haben. Überflüssig noch einmal zu erwähnen, dass genau das in den Grund für meine Haftstrafe ungut mit reingespielt hatte. Der alte Sack machte es leider nicht besser damit, dass er im Folgenden mehr oder weniger mit mir redete, als wäre ich ein dummes Kind, das sanft mit Worten an gewisse Regeln erinnert werden müsste. Als gäbe es auch keine andere, weniger herablassende Wortwahl dafür, mich an gewisse Klauseln des Vertrags zu erinnern. Als müsste er es unbedingt noch einmal wortwörtlich von mir hören, dass er mich in der Hand hatte, nur um sich weiter daran zu ergötzen und sich ins Fäustchen zu lachen. Ich hätte ihm liebend gerne ein paar durchweg beleidigende Worte an den Kopf geworfen, weil er es mit seiner geheuchelten Barmherzigkeit schlichtweg nicht anders verdiente und ich gerade wirklich gerne alles dafür geben würde ihn merken zu lassen, dass auch er ein normal sterblicher Mensch und kein verdammter Gott war. Stattdessen mahlte ich aber nur mit dem Kiefer und meine Brust hob sich beim nächsten Atemzug deutlich mehr als beim vorherigen, bevor ich mehr oder weniger beherrscht wieder ausatmete. "Ich bin kein Kind, das ihnen gerade ihren Turm aus Bauklötzen umgeworfen hat. Wären sie also bitte so nett mir ihre Drohung einfach auf den Tisch zu knallen, damit ich nach Hause kann? Ist nicht grade die erste Verwarnung im Lauf meines Lebens, wie sie sicherlich wissen, also vertrag' ich auch die nüchterne Version sehr gut.", hielt ich Easterlin dieses Mal wortwörtlich dazu an mir zu sagen, was er offensichtlich zu sagen hatte, weil ich auf dieses aus der Nase ziehen keine Lust hatte. Sollte er mir einfach nochmal ins Gesicht sagen, dass er mich jederzeit zurück in den Knast stecken konnte und mir von mir aus auch eine sofort wirksame Strafe aufbrummen, in welcher Form auch immer. Ich wollte sobald wie möglich hier weg und meine Ruhe haben, um heute überhaupt noch eine Chance dazu kriegen zu können, mal durchzuatmen und die Füße vielleicht zurück auf den Teppich zu kriegen. So weit, wie das eben möglich war, wenn man ganz genau wusste, dass auch am nächsten Tag wieder von Easterlin abgerichtete Drecksköter auf einen warteten.
+ .Don't wait for the dust to settle. Don't wait til you've had enough. +
Anfangs hatte William noch mehr oder weniger erwartet, dass sein deutlich jüngeres Gegenüber ein gewisses Mass an Respekt mit auf diese Etage getragen hatte und sich deutlich mehr zurücknehmen würde als gegenüber den Instruktoren beim Training. Dass Mitchell verstand, was dieses Gespräch bedeutete, stand ausser Frage - aber scheinbar hatte der Grauhaarige sich nicht getäuscht: Offensichtlich brauchte der junge Herr eine kleine Erinnerung daran, was sein Fehlverhalten für Folgen nach sich ziehen konnte, wenn William einmal entschied, nicht mehr so gütig und nachsichtig damit umzugehen. Trotz dem nicht mehr ganz so höflichen Umgangston, der ihm hier entgegengebracht wurde, verzog der Boss keine Mine, behielt sein Lächeln bei, weil ihm bestens bewusst war, wie dieses auf seine Gesprächspartner wirkte. William verfügte über eine ausgezeichnete Selbsteinschätzung, hatte Jahre seines Lebens damit verbracht, das perfekte Bild anzutrainieren, welches er nach aussen tragen wollte. Welches ihm zu der Wirkung verhalf, die er bei Mitarbeitenden, Gefängnispersonal, Geschäftspartnern und allen möglichen Justizangestellten erzielen wollte. So auch gegenüber Mitchell, der ihm eher unglücklich entgegenblickte, sichtlich angespannt und unterschwellig genervt. Dabei hatte er doch noch kaum was gesagt, wie unhöflich war das also bitte? "Es ist nicht meine Absicht, meine Soldaten zu unterdrücken, falls du diesen Eindruck gewonnen hast. Die Instruktoren haben die Anweisungen, euch alle bestmöglich auf den Ernstfall vorzubereiten, damit ihr im Endeffekt optimal vom Training profitieren werdet und auch Extremsituationen ohne Folgeschäden meistern könnt. Sieh das als Chance - ich habe schlicht nicht vor, dich in wenigen Monaten per Leichentransport zurück ins gelobte Land fliegen zu lassen", er zuckte leicht mit den Schultern, während er das so dahinsagte. Und ihm war selbstverständlich wohl bewusst, dass Mitchell ein gewisses Mass an Provokation in seinen Worten finden konnte, wenn er es suchte. Aber das war wirklich nicht sein Problem. Er stand voll und ganz hinter seiner Organisation und zu dieser gehörten auch seine langjährigen und erfahrenen Mitarbeiter. Wer sich für ihn verpflichtete, konnte sich auch vorgängig denken, was auf ihn zukommen könnte und dass das Training vielleicht nicht immer einem persönlichen Wunschkonzert entsprach. Damit musste aber auch der junge Mann klarkommen, der ihm im Anschluss mitteilte, dass William bitte mal auf dein Punkt kommen sollte. Tja - ganz so einfach lief dieses Spielchen hier aber auch nicht. Er atmete tief durch, beugte sich dann etwas vor und verschränkte die Hände auf dem Tisch vor sich - weiterhin ohne das Lächeln abzusetzen, welches nun aber doch wesentlich kälter strahlte. "Du nimmst den Mund ziemlich voll junger Mann. Wann genau und wie bist du auf den mir nicht ganz logischen Nenner gekommen, dass das eine gute Idee ist? Gerade gegenüber Leuten, die zu deinem Übel ziemlich viel dazu beitragen können, dein Leben in Richtung Himmel oder Hölle zu wenden?", fragte William ruhig, ohne auf diese Fragen eine Antwort abzuwarten. Viel mehr sprach er nach einer bedeutungsschweren Pause sofort weiter, um seinen Standpunkt auch ja klar genug zu vertreten. "Glaub mir wenn ich sage, dass mir ausgesprochen wenig daran liegt, dir dein Leben zu versauen, Mitchell. Ich brauche gute Soldaten und ich habe mir etwas dabei gedacht, als ich dich und Aryana hierher geholt habe. Es steht absolut in meinem Interesse, dass ihr diese Tätigkeit mit Stolz und Freude ausführt, aber das geht nur, wenn ihr euch mit den Regeln und Grenzen vertraut macht, wenn ihr akzeptiert, dass ihr erstmal noch ganz unten steht, euch beweisen müsst, wenn ihr von dort wegkommen wollt. Das gilt für euch beide gleichermassen. Nur scheint mir, dass du dich damit noch etwas schwer tust im Moment. Und es gibt Grenzen in den Mitteln, die man in neue Soldaten investieren kann. Irgendwann sind diese aufgebraucht und momentan bewegst du dich ziemlich rasant auf dieses Ende zu. Wir wissen beide, was passiert, wenn du es erreicht hast. Betrachte das hier als Warnung - und zwar als einzige Warnung. Meine Geduld ist nicht unendlich und mein Wille ist es auch nicht", das sollte erstmal klar genug sein wie er fand und trotzdem wich der ältere Mann noch nicht wieder zurück. Er war nämlich auch noch nicht ganz fertig, gönnte Mitchell nur eine kleine Verschnaufpause und wollte vielleicht auch sehen, wie dieser auf diese erste Ansage reagierte. Möglicherweise war der Rest dann ja gar nicht mehr nötig - auch wenn er es stark bezweifelte. Sein Gegenüber hatte vielleicht doch etwas zu lange ein Betonzelle von innen betrachtet, womöglich hatte ihm das ein Bisschen zu sehr aufs Gemüt geschlagen um seinen Verstand unbeeinflusst zu belassen.
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Es war kaum in Worte zu fassen, wie sehr dieser reiche Sack von sich selbst überzeugt war. Wie unendlich fest er die Meinung vertrat, dass hier alles in perfekten Bahnen verlief. Dass gar keine Möglichkeit darauf bestand, dass ich vielleicht ganz einfach Recht haben könnte. Dass er es nicht einmal in Erwägung zog, sich vielleicht mal ein wenig mehr mit der Psychologie hinter seinem Trainingsprogramm zu befassen um eventuelle Schwachpunkte zu finden. Es war schließlich nicht so, als hätte Easterlin nichts davon. Man verstehe mich nicht falsch - manchmal war es durchaus angebracht, härter durchzugreifen. Es gab Situationen, die das definitiv erforderten. Aber grundsätzlich so einen erniedrigenden Tonfall anzuschlagen, das war einfach menschenunwürdig. War moderne Sklaverei, die man schlichtweg anzeigen und verbieten lassen sollte. Es fiel mir doch sehr schwer, diesem Zustand etwas Positives abzugewinnen. Natürlich war das Training an sich gut. Das hatte ich dem Idioten ja sogar ganz am Anfang vollkommen freiwillig zugesprochen. Das änderte nur eben nichts an der stark verbesserungswürdigen Führungsetage. Ich konnte daraufhin also nur noch kopfschüttelnd ein knappes Schnauben loswerden, wobei ich auch den Kopf zur Seite drehte, um durch die Fensterfront nach draußen zu sehen, weil mir für so viel Ignoranz wirklich die Worte fehlten. Ich wohl einfach akzeptieren musste, dass ich damit gegen eine Wand redete. Easterlin brauchte sich auch nicht darum zu sorgen, mich in einem Leichensack abtransportieren lassen zu müssen. Das würde nicht passieren. Nicht, bevor er nicht sein Fett weggekriegt hatte. Ich würde nicht abdanken, bevor er nicht auf die Schnauze geflogen war. In welcher Form sei mal noch dahingestellt, aber er würde schon noch sehen, was er davon hatte. Die Finger meiner rechten Hand fingen wieder ganz verdächtig zu kribbeln an, als der alte Mann weiterredete. Ich ballte sie ungewollt zur Faust, wobei sie aber weiterhin in meiner anderen Hand liegen blieb. Wohl auch deswegen, weil ich versuchte die negative Energie umzulenken, indem ich die Faust mit der linken Hand massierte, ja viel mehr schon fast zerquetschte. Die dadurch entstehende Anspannung in meinen langsam wieder muskulöser werdenden Schultern war dabei vermutlich auch kaum zu übersehen. Der besserwisserische Tonfall hätte an und für sich bestimmt schon ausgereicht, um mich weiter auf die Palme zu bringen. Das, was er danach noch so sagte, setzte dem Ganzen leider auch noch die Krone auf. Ich war mir auch sehr sicher damit, dass Easterlin bestens wusste, dass er mich mit Alledem nur unnötig noch mehr provozierte. Mein Kopf war noch immer zur Seite gedreht, als ich die Augen mit düsterem Gesichtsausdruck einen Moment lang schloss. Ich wusste, dass ich mich wirklich zusammenreißen sollte. Dass ich mich nicht so von ihm manipulieren lassen sollte, nur weil er das allein mit Worten schon viel zu gut konnte. Aber es war und blieb einfach mehr als nur schwer. "Tut mir wirklich leid, dass ich sie da enttäuschen muss..." Ich öffnete die Augen, drehte den Kopf mit lebhaft funkelndem Blick wieder schnurgerade in seine Richtung. "...aber mein Respekt ist im Gegensatz zu meiner Freiheit nicht käuflich. Schon klar, ich hab wohl keine andere Wahl, als mich ihrem Geld und ihren demütigenden Kommandanten zu beugen, wenn ich weiter atmen und nicht im Knast erstochen werden will..." Ich nannte da bewusst seine Kohle und nicht Easterlin als Person, weil er ohne das Geld in seinem Arsch nichts als eine nutzlose Made wäre. Gestand ihm aber immerhin ein, dass ich in diesem Punkt wohl schlichtweg keine Wahl hatte. Noch nicht. "...aber ich bin weit mehr als ein guter Soldat und das wissen sie. Ich muss nicht mal in Höchstform sein, um besser als mindestens der Großteil ihrer Soldaten zu sein." Ich löste die linke Hand von der Faust, um mir mit dem Zeigefinger zweimal mit etwas Abstand dazwischen an die Schläfe zu klopfen. Physische Stärke ließ sich immer antrainieren, aber mental musste einem einfach ein Großteil in die Wiege gelegt worden sein. Der Körper konnte noch so stark sein und brachte einem am Ende genau gar nichts, wenn der Kopf unter Druck und Angst versagte. Gut, dass das bei mir im Kampf grundsätzlich etwas ganz anderes als im Alltag war. Nachhilfe brauchte ich nur bei letzterem. "Ich muss absolut Niemandem mehr etwas beweisen und bei Respektlosigkeit hört mein Verständnis ganz einfach auf. Bestimmt kann ich zukünftig schweigen, aber als Arschkriecher muss man geboren werden, glaube ich.", schloss ich meine Worte mit einem durchweg künstlichen Lächeln ab, als ich die Hand wieder um die Faust legte. Zur Sicherheit quasi, weil ich ihm nach wie vor gerne demonstrieren würde, dass er sich schon mal darauf gefasst machen sollte, in der Nahrungskette früher oder später weit abzurutschen, wenn es um uns beide ging. Er würde nicht ewig am längeren Hebel sitzen und wahrscheinlich würde es Aryana ganz und gar nicht gefallen, wenn sie wüsste, dass ich mir gedanklich gerade schwor Easterlin mindestens genauso qualvoll verrecken zu lassen, wie das bei Warren passiert war. Egal um welchen Preis. Blieb wohl zu hoffen, dass ich das anders sah, wenn ich wieder runterkam.
+ .Don't wait for the dust to settle. Don't wait til you've had enough. +
Es war ein wahrlich faszinierendes Schauspiel, das sich ihm hier bot. Sein junger Rekrut rang sichtlich mit der Fassung, war kurz davor, in die Luft zu gehen. Nur war ihnen beiden so wundervoll bewusst, was für eine unendlich schlechte Idee das eben wäre und so liess sich dieser Teil der Katastrophe vorerst noch aufhalten. Ob das bis zum Ende ihrer kleinen Unterhaltung hier so bleiben würde, blieb abzuwarten - da war William sich alles andere als sicher. Aber vielleicht wäre es ihm sogar Recht, Mitchell auch hier noch einmal in die Luft gehen zu sehen, würde jedenfalls für zusätzliche Erheiterung seinerseits sorgen. Dass ihm dabei etwas passieren könnte, befürchtete er eher nicht. Sein Mann vor der Tür war klar dazu angewiesen worden, einzutreten, sobald die Geräuschkulisse dies verlangte. Ausserdem war er selber ja auch nicht komplett ausser Form, hielt sich gerne fast täglich mit Sport - unter anderem Kampfsport - fit. Natürlich dürfte der jüngere Mann hier doch mit etwas mehr Kraft glänzen, aber das war noch lange nicht das Einzige, was ein Sieg im Nahkampf voraussetzte. Im Übrigen wäre es schon sehr, sehr dumm, wenn er ihn tatsächlich angreifen würde, sei hier auch mal betont. Schon seine Worte kratzten hart an einer Grenze, die der Braunhaarige besser nicht übertreten würde. Aber auch das brauchte William nicht zu erwähnen, während er sein Gegenüber musterte, fasziniert die ganzen Ausdrücke innerer Anspannung zur Kenntnis nahm. Wieder wurden ihm ein paar Sätze entgegen geknurrt, mit deren Abschluss Mitchell das Lächeln auf Williams Gesicht noch einmal breiter werden liess, wenigstens für ein paar Sekunden wieder etwas weniger eisig. "Ich weiss. Tatsächlich ist mir wirklich bestens bewusst, was ich mit euch zwei für Soldaten an Bord gezogen habe. Ich weiss, dass ihr einem anderen Kaliber entspringt, als die meisten anderen meiner Rekruten. Wie gesagt, ich habe mir das alles gut genug überlegt und die Summe nicht aus Spass und ohne Eigennutz bezahlt. Das sollte nicht das Problem sein. Es schliesst euch nur leider trotzdem nicht von der ganz normalen Grundausbildung aus", führte der Boss erneut aus, was er schon zuvor angedeutet hatte. Wobei sein letzter Satz sicherlich auch klarmachte, dass sich damit rein gar nichts am Rest seiner Aussagen und seiner Erwartungen änderte. William lehnte sich wieder etwas in seinem Stuhl zurück und musterte den Dunkelhaarigen erneut, als dieser ihm noch ein paar weitere Worte zukommen liess, ihm damit wohl ein für alle mal klarmachen wollte, dass Williams Wunschvorstellungen bei ihm auf taube Ohren stiessen. Dieser erwiderte aber nur das künstliche Lächeln, liess sich genauso wenig davon beeindrucken, wie das umgekehrt der Fall war. Ach Mitchell... schrieen seine beinahe mitleidigen Augen, die über den Tisch blinzelten, als wäre der junge Mann sein dümmlicher Sohn, der mal wieder ein grundlegendes Prinzip nicht verstanden hatte. Aber nicht so schlimm, Papa erklärte gerne alles nochmal von vorne. Schade dass du nicht hören willst... Wo dir doch klar sein sollte, dass absolut jeder einen Schwachpunkt hat. Auch du. Und du trägst deinen auch noch so offensichtlich verwundbar mit dir rum... William seufzte, ehe er sich noch einmal etwas vorbeugte, dabei bedeutsam aber bedauerlich die Schultern anhob, um ein sehr langsames Zucken anzudeuten, als hätte er keine andere Wahl, als die folgende Drohung ebenfalls noch auszusprechen. "Gut. Ich erwarte auch kein Arschkriechen von dir. Nur denselben Respekt, wie ihn die anderen den Instruktoren ebenfalls zollen. Das sollte drinliegen, oder? Wie gesagt. Das ist deine einzige Warnung. Wenn du es nicht schaffst, dich hier einzufügen, wanderst du zurück in den Knast und zwar so schnell, wie du da rausgekommen bist", es folgte noch einmal eine Pause, bevor der eigentliche und finale Hammer folgte, auf den sie beide schon lange unterbewusst warteten. "Aber egal was du tust, vergiss dabei einfach eines nicht...", begann Easterlin zu sprechen, wartete, bis Mitchs Augen auf die seinen trafen und er seinen Blick tief in das Blau bohren konnte, das ihm entgegen funkelte. "Aryana bleibt trotzdem hier. Egal wie sehr du versagst - für mindestens sechs Jahre gehört sie mir. Und ich entscheide, was sie zu tun hat. Ich entscheide, wohin sie fliegt. Ich entscheide, welche Aufträge sie zugeteilt bekommt. Ich entscheide, welchen Feinden sie sich stellt. Und ich entscheide zufällig auch, wie gefährlich das alles für sie enden muss... in wie vielen Stücken sie eines Tages wieder nach Hause fliegt...", seine Stimme war kaum mehr als ein leises Zischen, bis er fertig war. Und kaum hatte er das letzte Wort ausgesprochen, kehrte das Lächeln, das jetzt nichts mehr als pure Boshaftigkeit ausstrahlte, zurück auf sein kaltes Gesicht. Liess seine Augen überlegen funkeln, während er sich in seinem Sessel zurücklehnte. "Du kannst abtreten.", und damit war die Diskussion beendet.
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Nüchtern betrachtet würde Easterlin bei mir wohl genauso gegen eine Wand reden, wie das umgekehrt der Fall war. Einfach deswegen, weil sich unsere Meinungen in diesem Punkt sehr weit teilten. Es schien als würde der alte Mann den Punkt, den ich angesprochen hatte, ganz einfach nicht sehen wollen. Wahrscheinlich verstand er eigentlich sogar sehr gut, worauf ich hinaus wollte - es interessierte ihn eben nur nicht, weil es ihn nicht interessieren musste. Weil es ihm schlicht und ergreifend scheißegal sein konnte, was ich von den Methoden seiner Ausbilder hielt. Weil er es nicht war, der sich diesem erniedrigenden Tonfall tagein, tagaus hingeben musste. Im Gegenzug konnte er dann in meinen Augen aber auch nicht mehr erwarten, als nur durchweg geheuchelten Respekt von mir zu kriegen. Mehr war ganz einfach nicht drin, ich tat mir ja damit schon unsagbar schwer und es würde auch nicht leichter werden, nur weil der werte Herr auf der anderen Seite des Tisches das gerne von mir hätte. Er tänzelte genauso haarscharf auf Grenzen herum, wie ich das gerade tat. Hatte wirklich wahnsinniges Glück damit, dass ich nicht wirklich eine andere Wahl hatte, als mir diese Scheiße anzuhören und mich seiner Abmahnung zu beugen. Allerdings beließ er es nicht bei dem Tanz auf der Grenzlinie. Nein, mit seinen letzten Worten übersprang er schwungvoll die imaginäre Barriere. Ging eindeutig zu weit damit, wie sehr er hier den Allmächtigen implizierte. Ich hatte mir ja schon bei der Army damals wirklich viel Scheiße anhören und gefallen lassen müssen. Aber es gab eine ganz wichtige, letzte Linie, die man zum Wohl seiner eigenen Unversehrtheit niemals übertreten sollte. Mir mit dem Knast zu drohen war eine Sache, die ich für den Moment relativ gut runterschlucken konnte, obwohl es da drin nicht weniger als die Hölle gewesen war. Mir aber mit indirekten Worten anzudrohen, dass er Aryana weit mehr als nur ein einziges Haar krümmen lassen würde, wenn ich ihm weiter auf der Nase herumtanzen würde... das war mehr als nur ein bisschen zu viel. Er hätte genauso einen Vertrag für sein Todesurteil über den Tisch zu mir rüberschieben können und spätestens jetzt war glasklar, dass er diesen Planeten nicht mehr so lange mit seinem abscheulichen Atem verpesten würde, bis er einer natürlichen Todesursache erlag. Genau das hätte ich Easterlin gerade auch wahnsinnig gerne ins Gesicht gesagt. Es war einzig und allein die Angst davor, dass er daraufhin meinen vertraglichen Teil für gescheitert und nicht erfüllt erklären würde, die mich daran hinderte. Die Angst davor, dass er die Brünette wegen mir tatsächlich in einen qualvollen Tod schicken würde, sobald er mich zurück hinter Gitter gebracht hatte. Trotzdem durchfuhr ein Zucken meinen Oberkörper, das daher rührte, dass ich unterdrücken musste unter all der Wut nicht aufzuspringen und ihm sein Gesicht auf die gläserne Tischplatte zu knallen. Ich scheute seinen Blick zu keiner Sekunde - obwohl es sicher besser gewesen wäre bei dem Blickduell auszuweichen, hatte ich doch wirklich sehr das Bedürfnis dazu, ihm die Augen wortwörtlich auszustechen. Aber nein. Ich durfte ihm jetzt nicht auch die Genugtuung geben hier auszuticken und damit noch offensichtlicher zu machen, wie sehr er da gerade in meinem wunden Punkt herumstocherte. Musste mich wohl oder übel noch etwas damit gedulden, ihm das gehässige Lächeln aus dem Gesicht zu prügeln. Meine Augenbrauen blieben tief ins Gesicht gezogen, als ich mich bemüht langsam, ja fast schon in Zeitlupe aus dem Stuhl erhob. Mit nach wie vor breit gestrafften, sichtbar angespannten Schultern trat ich dann jedoch erst einmal den letzten Schritt an seinen Tisch heran, statt sofort Kehrt zu machen. Scheute Easterlins Blick auch weiterhin nicht, als ich mit leicht angehobenem Kinn zu ihm runtersehend ein paar letzte Worte von mir gab: "Keine Sorge, ich versage nicht. Niemals. Das liegt mir einfach nicht im Blut." Ja, da konnte er beruhigt sein. Ich würde nicht versagen - auch, wenn ich längst nicht mehr nur davon redete, seine Grundausbildung erfolgreich zu durchlaufen. Nein, im Grunde waren diese Worte für mich nicht weniger als eine sehr indirekte Kriegserklärung. Sollte er mich ruhig weiter zum in seinen Augen perfekten Soldaten formen. Irgendwann, wenn der Tag dafür gekommen war, würde ich genau das gegen ihn verwenden. Wohl oder übel musste ich mich erst einmal an dem Halsband zurückziehen lassen, das er mir mit dem Vertrag angelegt hatte, aber sein Tag würde kommen. Ich wandte mich nach einem letzten kurzen Blickwechsel also schließlich mit erhobenem Kopf vom menschlichen Abfall ab, um das Büro zu verlassen. Ich war mir ziemlich sicher, dass Faye mit dem neue Ziele setzen nicht sowas wie Mord gemeint hatte. War aber egal, solange es mich effektiv am Leben hielt, oder?
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