Sie sollte besser die Klappe halten. Das hatte sie eindeutig aus der Aktion gerade gelernt. Nicht unbedingt, weil sie sich vor weiteren Ohrfeigen fürchtete, sondern hauptsächlich, weil sie nicht wollte, dass Mitch sich das mit anschauen musste. Er sah schon jetzt aus, als würde er innerlich kochen und einen Austicker konnte sich hier von ihnen wirklich keiner erlauben. Sie sassen leider Gottes einfach am kürzeren Hebel, solange sie gefesselt und unbewaffnet von einer halben Armee umgeben auf dem Boden sassen. Und alle von denen würden vor ihrem Anführer kuschen, alles tun, was er ihnen befahl, ohne auch nur eine Sekunde darüber nachzudenken. Denken war bekanntlich eh eher nicht die Stärke von Terroristen... Aryana hatte ein paar Mal geblinzelt, als sie sicher gewesen war, dass das Arschloch sich wieder zurückgezogen hatte. Ihre linke Wange brannte und sie war sich sicher, dass der Handabdruck im schönsten Rot auf ihrer Haut glühte. Aber es waren nur Ohrfeigen, die ihre Worte definitiv wert gewesen waren. Sie hätte noch so viel mehr zu sagen... Dinge, die sicherlich mehr als nur Ohrfeigen zur Folge hätten. Aber wie gesagt biss sie sich nun erstmal auf die Zunge und schwieg, liess nur ihre Augen weiterhin wütende Funken sprühen. Wie sollte sie das auch nicht tun, jetzt, wo sie wusste, dass das hier vor ihnen genau der Pisser war, der ihre Schwester und Victor so kaputt gemacht hatte?? Aryana wurde jäh aus ihrem hassvollen Gedankenstrudel gerissen, als sie plötzlich eine viel zu ruhige Stimme vernahm, die so gar nicht mit ihrem Gemüt harmonierte. Und je länger Ragan redete, umso tiefer wurde die Falte auf ihrer Stirn, während sie ihre Füsse begutachtete. Natürlich hatte er Recht... mit jedem Wort. Aber ihr gefiel das nicht, worauf er hinaus wollte. Es klang nach einem weiteren Toten, der zumindest teilweise zulasten ihres Kontos ging. Und bekanntlich hasste sie es, wenn jemand für ihre Fehler gerade stand. Schon der Tritt aufs Bein ihres Lieutenants liess sie kurz das Gesicht verziehen. Aryana war schon wieder kurz davor, etwas zu sagen, aber in diesem Moment würde sie alles nur noch schlimmer machen. Weil sie eindeutig keine so diplomatischen Worte wählen würde, wie Ragan es zu tun pflegte. Kurz nach dem Schlagabtausch verliess das Chef-Arschloch den Raum. Und Mitch sprach das aus, was die Brünette auch dachte. Dass ein solcher Kampf genauso Selbstmord war, wie ihr kleiner, folgenschwerer Ausflug zu den Hügeln damals. Das war nicht gut. Aber hatte sie einen besseren Plan? Dazu müsste sie erstmal wieder anständig denken können... Aryana hob den Blick, um zu Ragan und im Anschluss zu ihrem Freund zu schauen, dessen Augen sie damit abfing. "Mir gehts gut, mach dir keine Sorgen... Ohrfeigen bringen uns nicht um, das weisst du doch bestens", winkte sie ab, spielte dabei selbstredend auf alte Zeiten an, da, wo sein hübsches Gesicht noch ihre flachen Hände mit viel Schwung empfangen hatte. Nein, die Ohrfeigen waren gerade ihr kleinstes Problem. Die pochende Wange ging vorbei und die blutigen Lippen auch bald. Davon starb keiner. Da sah es bei Ragans Plan ja schon anders aus... "Sie müssen das nicht machen... Das ist nicht ihre Schuld, Ragan", gab Aryana leise ihre 5 Cent zum Thema bekannt, wobei ihr der Missmut wohl deutlich aus der Stimme zu hören war. Sie glaubte zwar nicht, dass Taxis den Lieutenant direkt töten würde - dann wäre immerhin auch all sein Wissen mit ihm gestorben - aber darauf verwetten, würde sie nichts. Wer weiss, was der Terrorist in seiner Wut anrichten würde? Ausserdem hatte er ja immer noch sie, mit dem Sergeant Badge. Das versprach zwar weniger als ein Lieutenant, aber wie gesagt - wenn er wütend genug war, wusste sie nicht, ob das noch eine Rolle spielte... Ragan trug von ihnen Dreien definitiv die geringste Schuld an seiner misslichen Lage. Im Gegenteil - er hatte ihr die Suizidmission damals sogar offiziell und streng verboten. Sie hatte nur nicht zugehört, weil es um Faye gegangen war. Die ihr Schicksal auch nicht verdient hatte. Aber wann wurde in diesem Krieg je fair gespielt? "Ich kann ihn auch ablenken. Ich bin mir ziemlich sicher, dass er mich nicht so schnell sterben lässt, was nur von Vorteil sein kann. Ausserdem bin ich es wirklich satt, dass andere Leute für meine Fehler bezahlen...", gab sie den direkten Gegenvorschlag zu Ragans Plan bekannt. Natürlich hatte er seine Strategie bereits eingefädelt, aber sie konnten das Ruder bestimmt noch herumreissen. Ihr würde schon was einfallen... Nur war das dann scheisse für Mitch. Und das tat ihr auch leid. Aber besonders viele Optionen blieben ihnen leider nicht.
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Sollte man meinen, ja. Wenn ich aber für ein Mal in unserer inzwischen schon etwas längeren Bekanntschaft ausnahmsweise mal nicht derjenige war, der die Ohrfeigen kassierte, war das schlichtweg etwas ganz anderes. Zumal es auch irgendwie nicht ganz vergleichbar mit dem hier war, wo es mich doch schon stark wundern würde, wenn die Ohrfeigen des Syrers nicht doch ein ganzes Stück härter ausfielen, als Aryanas'. Die Brünette hatte zwar ohne jeden Zweifel einen harten Schlag, insbesondere für eine Frau in ihrer Größe und Statur, aber sie war eben einfach kein Mann und auch kein Terrorist. Ihre Antwort beruhigte mich daher eher nur mild und ich musterte noch für einen Moment lang ihre rot angelaufene Wange, bevor ich schwach und ein wenig geistesabwesend nickte. Es war einfach unheimlich schwierig noch an etwas anderes als an meine Hasstiraden gegen den Bastard zu denken und mich wirklich aktiv darauf zu konzentrieren, mit den anderen beiden hier einen möglichst sinnvollen und so weit wie möglich ungefährlichen Plan auszuhecken. Als Aryana dann auch noch vorschlug einfach an Ragans Stelle in diesen reichlich aussichtslosen Zweikampf zu treten, fielen mir wohl fast die Augen aus dem Gesicht. Dass er sie nicht so schnell sterben lässt? War sie jetzt von allen guten Geistern verlassen? Hatte sie irgendwie vergessen, dass ich hier noch neben ihr saß? Dass ich durchaus auch hören konnte, was sie da von sich gab? Meine Gesichtszüge waren sich in diesem Augenblick kaum einig, was sie am meisten widerspiegeln sollten - blankes Entsetzen und Wut, oder doch lieber Empörung? "Spinnst du? Vergisses!", knurrte ich doch ziemlich forsch und eindringlich zu der jungen Frau rüber, wandte mich ihr dabei auch ein Stück mit dem Oberkörper zu und richtete mich etwas mehr auf, weil ich das um keinen Preis zulassen würde. Bevor ich ihre Leiche mit meinen Augen sehen musste, gab ich lieber mein eigenes Leben. Ohne Aryana hatte ich doch ohnehin nicht mehr wirklich eines vor mir. Was wären denn meine Perspektiven ohne sie? Doch bei der Army bleiben und weiter Stück für Stück dem Wahnsinn verfallen, bis ich mir selbst die Kugel gab oder mich irgendwann nach der Zwangseinweisung in der Klapsmühle erhängen? Nein, danke. Für meine etwas zu lauten Worte erntete ich sofort mahnende, arabische Worte von dem gleichen Wächter, der schon vorhin unmissverständlich den Lauf seines Gewehrs auf mich gerichtet hatte, woraufhin ich meinen Rücken mit einem Grummeln wieder gerade an die Wand hinter mir tackerte. Mir war schon klar, dass das hier gerade wirklich eine verdammt ungünstige Situation für irgendwelche Beziehungsstreits war und dass ich Ragan nur immer noch mehr Gründe dafür gab, mich doch noch in den Knast wandern zu lassen, weil sich die Vergehen mit einer etwas zu innigen Beziehung nur so weiter anhäuften, aber ich war hier und jetzt einfach nicht ansatzweise Herr meiner Gefühle. Da war diese unbändige Wut, all der Zorn und noch dazu Angst. Nicht vor der Situation oder um mich selbst, aber um die junge Frau links neben mir, die hier drauf und dran war ihr Leben geben zu wollen für Etwas, das noch so viel mehr meine Schuld war als ihre. "Mal ganz davon abgesehen, dass ich keinen von euch beiden in diesem Punkt um eure Meinung gefragt habe... was hätten sie Temiz denn entgegen zu setzen, Miss Cooper? Verstehen sie mich nicht falsch: Wenn sie meine Befehle befolgen, dann weiß ich sie durchaus als Sergeant an meiner Seite zu schätzen, aber er ist ein groß gewachsener, sicher sehr kampferprobter Mann. Glauben sie wirklich, dass die eine kleine Eventualität, dass er sie vielleicht fünf Minuten länger leben oder eher leiden lässt als mich, in diesem Fall so ausschlaggebend ist? Wir Alle wissen, dass diese ganze Scheiße so nicht passiert wäre, wenn unser guter Warwick hier nicht geplaudert hätte.", redete der Lieutenant nach kurzer Ruhe, die der Typ mit dem Maschinengewehr erzwungen hatte, nicht ohne den gewissen herben, einschneidenden Unterton weiter und machte damit indirekt in meinen Augen ziemlich deutlich klar, dass er hier wohl mit Abstand am liebsten mich sterben sehen würde und das nur nicht wortwörtlich so sagen wollte. Drückte auch Aryana damit noch einmal rein, dass er den Ungehorsam von unserer selbstbestimmten Aktion keineswegs vergessen hatte und kniff angespannt ein wenig die Augen zusammen, als mein durchweg unruhiger Blick im Anschluss daran den seinen fand. Er gab mir die Schuld für die ganze Misere und bei Gott, ich konnte es ihm nicht einmal verübeln, aber ich bereute es doch schon mit jeder Faser meines Körpers und konnte es nun mal nicht mehr rückgängig machen. Wieder mahlte ich mit dem Kiefer und verkniff mir dadurch so unzählig viele Worte, die ich dem Lieutenant gerne stattdessen an den Kopf geknallt hätte. Ich würde doch einfach selbst gehen, wenn nur Aryana nicht wäre. Angst vor dem Sterben hatte ich nicht, aber eine kaputte Cooper reichte, da musste ich die zweite nicht auch noch dem psychischen Ruin widmen. Ich wusste wie schrecklich egoistisch dieser Gedanke war, aber warum konnte sie nicht einfach Ragan gehen lassen? Er hatte dem Arschloch körperlich zumindest etwas entgegen zu setzen und ehrlich gesagt war mir nach dieser Aussage jetzt auch nicht mehr ganz wohl dabei, mich mit ihm an meiner Seite hier aus dem Büro zu kämpfen, obwohl ich ihn eigentlich nicht für so hinterhältig hielt mich hier ans Messer zu liefern, wenn sich ihm eine Gelegenheit bot. Womöglich war ich einfach nur viel zu vorgeschädigt von Warren, aber der jetzige Lieutenant hatte es mit diesen paar Worten erfolgreich geschafft, dass ich ihm das erste Mal während seiner Amtszeit misstraute und genau das sagte ihm wohl auch mein Blick, den ich für keine einzige, noch so kurze Sekunde mehr abwendete.
+ .Es kommt, wie es kommt - aber so, wie man es ruft. +
Okay, das war möglicherweise eine nicht wirklich durchdachte und etwas idiotische, egoistische Idee gewesen. Jedenfalls wenn man Mitch fragte, der mit seiner klaren Absage zu diesem Thema nicht auf sich warten liess. Sie blickte mit einer Mischung aus 'denk doch Mal nach' und 'es tut mir leid' in seine Richtung, hob reichlich ratlos die Schultern. Am liebsten hätte sie ja ihre Hand auf seinem Bein abgelegt oder ihm über die Wange gestrichen. Ihm gesagt, dass alles gut wurde, er sich keine Sorgen machen sollte und sie bestens wusste, was sie tat. Aber sie konnte ihre Hände nicht aus dem viel zu engen Strick lösen, der jedes Mal, wenn sie sich bewegte, nur noch etwas tiefer in ihre Haut einschnitt. Und sie konnten hier kein Schlichtungsgespräch führen, weil ihnen dazu sowohl Zeit als auch Privatsphäre fehlte. Ausserdem war es absolut übertrieben, zu erzählen, dass sie wusste, was sie tat und sie über irgendwas hiervon die Kontrolle hatte. Denn das hatte keiner von ihnen. Weshalb ihnen nur das Hoffen und Bangen blieb. Darauf, dass sie entgegen aller kühnsten Erwartungen alle drei - vier - lebend aus dieser Misere schlüpfen würden. Erst Ragans Worte weckten sie aus ihren planlosen Gedankengängen, wobei das, was er sagte, auch nicht wirklich hilfreich war. Wenn sie seine Befehle befolgte - sie hatte dein Seitenhieb schon herausgehört. Aber das, was Ragan ihr vorwarf, stand wohl trotzdem in keinem Verhältnis zu der plumpen Schuld, die er Mitch zuschob. Und wenn sie nicht so blind vor Liebe wäre und so viel mehr in dem jungen Mann zu ihrer Rechten sah, als den ehemaligen Verräter, den Ragan gerade heraushob, hätte sie wohl genickt und dafür gestimmt, dass eigentlich Mitch gerne als erster sterben durfte. Aber so einfach war ihre Gefühlslage ja bekanntlich nicht und so schloss sie nur einen Moment die Augen und verzog das Gesicht. Nein, nein, nein. Mitch würde ganz bestimmt nicht sterben. Und sie auch nicht. Und Ragan auch nicht. Verdammt... "Ich weiss es nicht", murmelte sie fast etwas kleinlaut vor sich hin, weil es die Wahrheit war, weil sie sich hier und jetzt keine Argumente ausdenken konnte. So gerne sie auch einen vernünftigen Plan schmieden würde, immer wieder schien ihr Gehirn wie blockiert von der plötzlichen Sorge um Mitch, um Faye, um den Ausgang dieser aussichtslosen Festnahme im eigenen Camp. "Ich will nur nicht, dass einer stirbt... Und auf Sie ist dieses Rattenvolk am wenigsten wütend. Also hat Temiz am wenigsten Grund, Ihren Tod in die Länge zu ziehen. Sie wissen ja wohl selbst, dass Mitch und ich sicher nicht heute schon das Zeitliche segnen werden - aus dem simplen Grund, dass das zu einfach wäre, zu schmerzlos, keine Strafe. Das war alles, was ich mir gedacht habe. Wie das aussehen soll, weiss ich nicht", versuchte sie ihren Standpunkt etwas klarer darzulegen, auch wenn sie mit ihren Worten nicht viel mehr aussagte, als sie zuvor auch schon gesagt hatte. "Aber ich werde nicht sterben", schob Aryana bestimmt nach, blickte langsam zu Mitch, an den dieser Satz gerichtet war. Und du auch nicht, sagten ihre Augen. Und ihre Finger streckten sich in seine Richtung, auch wenn sie ihn so niemals erreichen würde.
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Je länger ich hier drin zwischen Sergeant und Lieutenant saß, desto schneller wollte ich aus diesem gottverdammten Container wieder heraus. Hätte man mich noch vor einem Jahr danach gefragt, ob Aryana hier und jetzt dem syrischen General entgegentreten sollte, hätte ich wohl mit den Schultern gezuckt oder gar mit dem Kopf genickt. Die aktuelle Lage jedoch legte mir sehr eindringlich vor Augen, warum genau es der Army so wichtig war, dass man sich im Dienst auf keinerlei intimere Bindungen einließ, die über rein Platonisches hinausgingen. Diese Erkenntnis kam nur leider reichlich zu spät und es ließ sich jetzt nichts mehr daran ändern, weshalb ich nach einem kurzen Blickwechsel mit Aryana nur noch stur geradeaus sah und ein hörbar verständnisloses, angepisstes Schnauben von mir gab. Es schien schlichtweg keinen von beiden auch nur ansatzweise zu interessieren, was ich von der ganzen Sache hielt, also konnte ich mich dem Ganzen wohl getrost enthalten und weiter auf beide wütend sein, die sich meinen Zorn langsam aber sicher ein bisschen mit Temiz zu teilen begannen, obwohl sie mein einziges Ticket hier raus waren. Ragan seufzte bei Aryanas unermüdlichem Einsatzwillen schwer und legte sich die Finger an seine Schläfen, um sie leicht zu massieren. "Hier wird gar Niemand sterben. Es hilft uns aber ganz einfach nicht, wenn Sie nur blind da raus spazieren und nicht mal wissen, was und wie genau sie das anstellen wollen. Ich wüsste auch nicht, warum Temiz sich umstimmen lassen sollte, wenn er Sie damit sowieso nicht hinrichten kann oder will. Wo bleibt da der Unterhaltungswert..?", fachsimpelte der Lieutenant weiter vor sich hin, ließ erst dann seine Hand wieder sinken und jetzt war ich es, der von der ganzen Scheiße langsam aber sicher Kopfschmerzen bekam. Allein schon deshalb, weil ich in diese Worte hineininterpretierte, dass der Mann jetzt doch nicht mehr so abgeneigt davon zu sein schien meine Freundin vielleicht doch vorzuschicken, weil sie so darauf beharrte. Dass er nur lieber vorher sicher gehen und von der Brünetten hören wollte, dass sie irgendwie sowas wie einen Plan hatte. Womöglich kochte ich mir diesbezüglich auch gerade nur wie so oft meine eigene Suppe, weil ich schlicht verdammt gut darin war mein negatives Empfinden noch weiter zu verstärken, aber das war eben einfach eine Sache, die ich mir über Jahre hinweg angeeignet hatte und sie nicht einfach so ablegen konnte. Erst recht nicht, wenn die mir einzige wirklich wichtige Person in all das verstrickt war. Bis jetzt hatte ich auch Aryanas letzte Worte gänzlich ignoriert. Hatte nicht einmal Ansätze dazu gezeigt ihren Blick aufzufangen und drehte erst jetzt nach Ragans Worten noch einmal kurz den Kopf in ihre Richtung, bevor ich die Augen mit einem schwachen Kopfschütteln wieder geradeaus auf die hin und her laufenden Islamisten richtete. Nicht, dass ich dabei irgendeinen davon aber wirklich bewusst wahrgenommen hatte, gab es doch gerade deutlich Wichtigeres in meinem immer schwerer werdenden Schädel. "Macht doch was ihr wollt.", knurrte ich nur durchweg zynisch und noch immer hörbar wütend vor mich hin, wenn auch deutlich leiser als zuvor damit mich nicht doch noch einer von Temiz' Schoßhunden anschoss. Schien sowieso beiden Seiten vollkommen gleich zu sein, ob und wie ich mich dazu äußerte. Aryana war in ihrem egoistischen 'Ich muss aber jeden einzelnen Soldaten und auch den Lieutenant vor dem Tod retten'-Modus und Ragan machte am Ende sowieso das, was ihm am sinnvollsten erschien und potenziell am meisten Erfolg versprach. Lieutenant, Sergeant... konnten mich alle mal mit ihren bescheuerten Abzeichen.
+ .Es kommt, wie es kommt - aber so, wie man es ruft. +
Nur ganz kurz weil vom Handy aus und mein Zug kommt gleich an. x‘D ______
Sie hasst ihn, sie hasste ihn so sehr - diesen Moment, in dem sie absolut nicht wusste, was sie tun sollte. Und es passierte so selten - auf dem Schlachtfeld kam ihr immer irgendeine Idee, konnte sie immer irgendeiner Linie folgen. Aber in einem zum Sicherheitstrakt umfunktionierten Bürocontainer, mit gefesselten Händen, zu vielen Islamisten und ihrem angepissten Freund zur Seite, sah das alles reichlich anders aus. Sie wusste weder, welch glorreichen Plan sie Ragan vorlege sollte, noch, wie sie irgendwas davon ihrem Freund gegenüber recht gestalten sollte. Es gab wohl keine perfekte Lösung, die für alle stimmen würde. Oder sie hatten sie noch nicht gefunden. Schwer zu sagen... Auch Aryana kam um ein mühevolles, ratloses Seufzen nicht herum, schloss abermals für ein paar Sekunden die Augen, nachdem sie einen alles anderen als freundlichen Blick von Mitch eingesammelt hatte. Sie verstand ihn ja. Sie würde auch um jeden Preis verhindern wollen, dass er nach draussen zu diesem Wahnsinnigen ging. Weil sie verdammt viel Angst davor hatte, ihn zu verlieren. Weil sie wohl von einer Klippe springen müsste, wenn er hier drauf ging und sie nicht. Oder sie endete in der Klapse - und dann auf einer Klippe. Aber sie hatte keine bessere Idee und er auch nicht. Und Ragan auch nicht. Und Zeit hatten sie auch keine... „Dann sag mir, was dein Plan wäre, Mitch..? Nenn‘ mir irgendwas, das mehr nach Überleben für uns alle klingt. Es ist nämlich wirklich nicht so, als würde ich diese dumme Idee irgendeiner anderen vorziehen...“, bat sie nun den jungen Mann darum, seine Meinung - die ja, wie er gerade erklärt hatte, eh keinen interessierte - mit ihr zu teilen. Sie versuchte, ihren Tonfall möglichst ruhig bleiben zu lassen. Aber Aryana brauchte hier keinem was vorzumachen - der Strick lag um ihrer aller Hälse und zog sich immer enger... sie wusste es, sie spürte es... und sie wollte wirklich nicht sterben.
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Als ob. Aryana würde ja vermutlich genauso wie ich schon mal per se Alles abwählen, was mich an ihrer Stelle dem Syrer auslieferte. Dabei wäre das im Grunde nur sinnvoll. Mich würde Temiz schließlich am allerwenigsten von uns dreien von jetzt auf gleich killen wollen, weil ich die berechtigte Vermutung hatte, dass er mich für den Verrat lieber langsam ausbluten lassen würde. Womöglich sogar wortwörtlich. Aber wenn ich nicht ging, dann sollte sie verdammt nochmal einfach den Lieutenant vorschicken. Wir hatten gesagt, dass wir irgendwann zusammen aus dieser ganzen Armygeschichte herausgehen würden und wenn sie sich in einen aussichtslosen Zweikampf schmiss, bei dem sie auch noch rein körperlich eindeutig unterlegen war, entsprach das ganz einfach nicht dem ursprünglichen, gemeinsamen Wunsch. Allerdings redete ich da vermutlich genauso sinnlos gegen eine Wand, wie das umgekehrt auch der Fall war. Ich würde mich wohl selbst dann an ihrer Stelle in die Auseinandersetzung schmeißen, wenn sie potenziell bessere Chancen als ich hatte. Einfach nur, damit sie nicht selbst ging. "Ich hab ihn im Gegensatz zu euch wenigstens schonmal kämpfen sehen. Ich weiß zumindest, wie er in etwa zuschlägt.", stellte ich erstmal eine ganz nüchterne Tatsache fest, wobei mein Tonfall nach wie vor ziemlich gereizt klang. Es waren schlicht zu viele negative Einflüsse gegeben, als dass ich mich aktiv hätte beruhigen können. Er hatte den Schlagabtausch mit einem seiner Männer damals nur zur Demonstration seiner Macht genutzt, hatte mir bei unserem ersten und einzigen Treffen in Person sicher zeigen wollen, wie stark und mächtig er doch war. Hatte natürlich nicht funktioniert, sonst stünde ich hier schließlich gerade nicht erneut auf der anderen und richtigen Seite, sondern hätte ihm weiter auf Teufel komm raus irgendwelche Infos besorgt und weitergegeben. "Und ich kann ihn mit Abstand am einfachsten durch Provokation manipulieren, weil ich ihn von uns dreien am besten kenne. Außerdem bin ich größer und stärker als du und mich wird er noch sehr viel weniger gleich umlegen wollen. Im Grunde spricht also absolut gar nichts mehr für dich, als für mich.", listete ich der Brünetten erstmal unzählige Gründe dafür auf, warum sie ganz einfach nicht selbst gehen sollte, weil ich das partout nicht wollte. "Ich geh' eigentlich schon davon aus, dass sie die Fesseln durchschneiden... egal, wer von uns geht. Sonst könnten sie uns ja auch einfach hier zusammentreten, das würde nicht viel Sinn ergeben. Dann hat er zwar immer noch mindestens ein Messer oder eine Pistole, aber meine erste Intention wäre mir meinen Gürtel zu Nutze zu machen.", redete ich immer nachdenklicher klingend vor mich hin. Den hatten sie mir ja nicht abgenommen - wieso auch, von einem Gürtel dachte man erstmal nichts Böses - und wenn er unfair kämpfen wollte, dann konnte ich das auch. Mir wäre natürlich auch mindestens ein Messer am liebsten, aber eine Wunschliste ausstellen durfte ich wohl kaum. "Ich muss nur hinter ihn kommen und ihm das Scheißding um den Hals legen. Da kann er noch so viel schreien, ich bin sicher dass keiner seiner Männer auf mich schießen wird, solang ich ihn nah genug an mir dran halte. Mit ihm als Geisel wär's sicher wesentlich einfacher hier raus zu kommen, ohne drauf zu gehen.", arbeitete ich in Worten all das ab, was mir bisher in den Sinn gekommen war, den Blick weiter stur geradeaus gerichtet. Was auch immer er letztendlich in den Händen hielt, ob Stich- oder Schusswaffe, er würde es fallen lassen. Tat jeder Mensch, wenn er eine Schlinge um den Hals hatte und zu ersticken drohte, sobald fester zugezogen wurde, weil man instinktiv die Finger darunter legen und sie lockern wollte. Wenn ich mir jene Waffe noch zusätzlich aneignen konnte, dann wäre das natürlich ein weiterer Pluspunkt. "Wäre allerdings trotzdem von Vorteil, wenn ihr beide euch bis dahin losgemacht habt. Vermutlich löst sich der Tumult hier drin sowieso bis auf die beiden Wachen auf, wenn er mich nach draußen einläd... erst recht, wenn von außen auch noch eine Truppe kommen sollte.", sprach ich gegen Ende noch einen kleinen Haken an der Geschichte an. Nur mich allein hier rauszuholen war schließlich nicht Ziel dieser Sache, ohne Aryana ging ich absolut Nirgendwo hin. "...und wenn ich deiner Meinung nach nicht gehen soll, dann lass wenigstens Ragan gehen, Herrgott.", fügte ich dem Ganzen noch ein paar letzte, etwas leisere Worte an, bevor ich den immer mehr an den Schläfen zwickenden Kopf mit geschlossenen Augen tief durchatmend nach hinten an die Containerwand lehnte. Ob jetzt meiner oder Ragans Kopf neben Temiz' war, spielte kaum eine Rolle. So oder so konnte er die Kugel mit abkriegen, wenn auf den Übeltäter aus unserer Reihe geschossen wurde. Man musste das Blatt nur erstmal bis dahin gewendet kriegen, was sicher schwer, aber nicht komplett unmöglich.
+ .Es kommt, wie es kommt - aber so, wie man es ruft. +
Ach, nicht weit, nur in Bern mit jemandem Essen und so. x'D ________
Toll. Wirklich ganz geil. Anstelle eines brauchbaren Planes hatte Mitch nichts Besseres zu tun, als ihnen einfach die dritte Option dieses bescheuerten Spielchens zu offenbaren: Er selbst gegen Temiz. Natüüürlich. Das musste ja die beste Idee von allen sein! Hätte sie eine Hand frei gehabt, hätte Aryana sie sich wohl freiwillig in das noch immer glühende Gesicht geklatscht. Danach hatte sie nicht gefragt und das hatte sie auch nicht hören wollen! Sie wollte nicht, dass seine Vorstellung logisch klang, dass sein Plan den grössten Erfolg versprach, dass das, was er sagte, Sinn ergab. Sie wollte nicht, dass Ragan Gefallen daran fand und sie wollte nicht, dass auch nur der kleinste Teil dieses Szenarios Wirklichkeit wurde. Abgesehen von dem Part, in dem Tamiz tot umfiel zumindest. "Nein.", war erstmal ihre trockene aber sehr bestimmte Antwort auf diesen umwerfenden Vorschlag. Und selbst in diesem einen Wort war die Gereiztheit deutlich herauszuhören, ihr absoluter Widerwille zu allem, was Mitch einer solchen Gefahr aussetzte. Denn sie spürte es tief drin. Wie ein Geschwür in ihrem Herzen wuchs die Angst heran, jetzt, wo sie sich all das so wundervoll farbig ausmalen konnte. Sie spürte, wie die Panik sich nach ihrer Selbstkontrolle ausstreckte, ihre Sinne betäuben und ihr mal wieder jegliche Rationalität stehlen wollte. So wie in den Alpträumen, in denen er ihr auf tausend hässliche Arten entrissen wurde. Es war die gleiche lähmende Angst, ihn zu verlieren, das Gefühl, welches sie normalerweise so gut unter Kontrolle hatte... Solange sie die Gedanken verdrängen konnte, solange alles nicht so real wie jetzt gerade wirkte. Er konnte nicht da raus. Aryana erlebte die Panikattacken sonst nur nachts, wenn sie aus dem Schlaf hochschreckte und alleine war, nicht wusste, wie viele Teile ihrer Träume der Realität entsprachen. Aber wenn sie nur mit Ragan und diesen grausamen Terroristen hier drin sass, die Hände hinter dem Rücken gebunden, während ihrem Freund weiss der Teufel was zustiess... Wie sollte sie dann dagegen ankämpfen?! Die Brünette schluckte leer, schloss kurz erneut die Augen, nur um sie gleich darauf wieder aufzureissen. War keine gute Idee gewesen. In der Dunkelheit wirkten die Bilder nur noch viel schärfer... Und sie wollte hier kein Drama veranstalten, vor allem nicht vor Ragan, der sicherlich schon genügend Fehler bei Mitch und ihr gefunden hatte. So liess sie den Blick in der Hoffnung auf etwas Ablenkung über die Männer schweifen, die gelangweilt um sie herumstanden, während Mitch die Details seines Planes darlegte. Wenn einer von diesen Maden Englisch sprach, waren sie am Arsch. Aber falls dies der Fall war, würde sich jedenfalls keiner was anmerken lassen. "Er könnte dir auch einfach die Finger abhacken, solange er noch Luft in den Lungen hat. Jeden Einzelnen, langsam und qualvoll für sich, während du die Schlinge um seinen Hals drückst. Dann lässt du nämlich los - und nicht er. Und dann hast du keine Finger mehr. Was machst du dann?", fragte sie, ihre Stimme nichts als ein dunkles Zischen. Sie wollte nicht Schwarzmalen, aber das Risiko war nunmal da. Und es war gross. Jemanden zu erwürgen oder ihm zumindest so die Luft abzudrücken, dass er ernsthaft in Panik oder Not geriet, war ein Prozess, der dauerte. Sekunden, die man dem Feind schenkte, um sich eine tolle Gegenwehr auszudenken. Ein Gürtel war eine Waffe auf Zeit, Zeit, die Mitch nicht haben würde, wenn er dabei nicht auch noch eine anständige zweite Bedrohung aufstellen konnte. Ein Messer an der Gurgel zum Beispiel, welches Temiz klar machte, dass er tot war, sobald er sich bewegte. "Ich finde nicht, dass du gehen solltest. Nicht alleine zumindest...", gab Aryana ihr wenig überraschendes Fazit bekannt und wenn sie sich ein Bisschen konzentriert hätte, hätte sie Ragans Augenrollen wohl schon bis in die Knochen gespürt. "Was, wenn wir ihn zu einem 'Zwei gegen Einen' Kampf überreden können? Da er uns sowieso keine Waffen gönnen wird, lässt er sich vielleicht darauf ein, um seine endlose Macht zu demonstrieren... Er scheint mir arrogant genug zu sein, um sich mit seiner blutverschmierten Ausrüstung problemlos gegen zwei unbewaffnete Amerikaner zu stellen. Noch dazu, wenn eines davon eine Frau ist, die sowieso nichts kann. Und er seine nette Armee zur Seite hat, die ihm notfalls unter die Arme greifen kann - sollten alle Stricke reissen", dachte die Brünette laut vor sich hin, sprach den neuesten Geistesblitz aus, der ihr gekommen war. Es wäre die fairste Option, gegenüber Ragan und ihnen selbst. Denn sie beide hatten diesen Auflauf zu verantworten, also sollten sie wohl auch dafür geradestehen. Und sie beide wollten nicht, dass der jeweils andere irgendwas damit zu tun hatte - aber gleichzeitig kam eben doch keiner ausser ihnen in Frage. Verdammte Zwickmühle...
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Mit so einer Antwort hatte ich absolut schon gerechnet. Ebenso wenig wie ich wollte, dass Aryana dort raus ging und sich dem Islamisten stellte, wollte sie eben, dass ich selbiges tat. War sehr naheliegend, da es inzwischen eine wohl unumstößliche Tatsache war, das wir den jeweils Anderen brauchten. Vielleicht nicht um zu existieren, aber um wirklich zu leben schon. Eine Zukunft ohne die Brünette sah für mich nämlich jetzt noch grauer und trister aus, als es das vor unserer Beziehung getan hatte. Jetzt, wo ich wusste, wie gut sich die Nähe eines anderen Menschen anfühlen konnte, wollte ich wiederum gar nicht wissen zu was für einer Art Monster es mich mutieren lassen würde, wenn man mir das wieder wegnahm. Ragan rollte sichtlich mit den Augen, ich seufzte ein weiteres Mal. Wie befanden uns hier irgendwie in einer hochgradig beschissenen Situation und absolut jede Variante, die wir uns hier ausdenken würden, barg in irgendeiner Hinsicht mögliche Komplikationen oder Verletzungen. Es war vermutlich unmöglich etwas zu finden, dass wirklich Jedem von uns dreien zusagte - wobei die Beziehung zwischen Aryana und mir dabei nach wie vor die größte und unumgänglichste Hürde darzustellen schien. Ich hörte ihr weiter zu, die Augen schon seit ihrem klaren Nein wieder geöffnet, aber weiterhin geradeaus gerichtet, weil ich so beide Seiten im Augenwinkel im Blick hatte. Zwar wollte ich nach wie vor nicht, dass die junge Frau sich dem Syrer gegenüberstellte, aber womöglich war diese inzwischen schon vierte Variante die einzige, die sich irgendwie mit Allen hier vereinbaren ließ. Dass Aryana oder Ich allein da raus gingen stand nicht zur Debatte und dass Ragan den Kampf antrat auch nicht, weil der Sergeant sich das zu Lebzeiten nicht mehr verzeihen würde, wenn es schiefging. Also blieb im Grunde nur das, was sie gerade vorgeschlagen hatte - wir beide gegen Temiz. Dabei konnten wir uns theoretisch gegenseitig den Rücken freihalten und liefen allein dadurch sicher weniger Gefahr mit etwaigen Verstümmelungen aus der ganzen Sache heraus zu gehen, obwohl wir uns dadurch beide in unmittelbare Gefahr begaben. Lieber zu zweit, als einer allein. Dass wir ein gutes Team waren ließ sich schließlich nach der Aktion in den Hügeln nicht mehr leugnen, auch wenn diese Geschichte hier natürlich eine ganz andere war. Aber der syrische Heerführer war wirklich arrogant wie kein zweiter - wenn ich nicht von seinem Glauben an Allah wüsste, würde ich glatt behaupten er hielt sich für Gott selbst. "Arroganz ist dafür gar kein Wort mehr...", stellte ich erst einmal ironisch unterlegt fest, was relativ offensichtlich war. Größenwahnsinn war quasi sein zweiter Vorname. "...aber es könnte schon funktionieren, wenn wir ihn dazu überredet kriegen.", grummelte ich vor mich hin, weil es mir eigentlich nach wie vor nicht in den Kram passte, dass die junge Frau sich partout mit in den Kampf schmeißen wollte, aber sie würde sich ja doch nicht davon abbringen lassen. Mein Blick wanderte dann einen Moment zu Ragan, dessen kritischer Gesichtsausdruck kein bisschen verschwinden wollte. Er zog sehr sicher schon seine eigenen Schlüsse zu dem ganzen Drama zwischen Aryana und meiner Person, aber er schien kein ausreichendes Gegenargument für den aktuellsten Vorschlag zu finden. "Na schön. Mal angenommen die ganze Sache funktioniert so, wie ihr euch das gerade vorstellt... dann hab ich hier drin aber ein Problem, falls sie beide Wachen hier lassen. Einen krieg ich vielleicht mit Glück außer Gefecht gesetzt, aber mit zweien sieht es verdammt schlecht aus, wenn von außen doch Niemand dafür sorgen sollte, dass sie jeden verfügbaren Mann an die Mauer holen. In dem Fall müsstet ihr mich wohl oder übel noch hier rausholen, fürchte ich...", seufzte er angestrengt, schien ihm die Sache hier doch auch langsam zu Kopf zu steigen, was ihm sicher Niemand verübeln wurde. Glück brauchten wir bei der ganzen Sache sowieso, damit gar keiner von uns ins Gras beißen musste oder verletzt wurde. Wenn wir schon so viel davon gehabt hatten, dass wir es schafften das Arschloch in Gewahrsam zu nehmen, dann sollte es an Ragans Befreiung auch nicht mehr scheitern, falls er hier drin allein auf zu viele Probleme stieß. "Wenn wir Temiz erstmal haben ist das kein so großer Haken mehr, denke ich. Ein bisschen arabisch spreche ich ja... denen klar zu machen, dass wir das Arschloch umlegen, wenn sie Sie nicht rausrücken, sollte drin sein.", äußerte ich meine Gedanken dazu mit einem leichten Schulterzucken. Wir konnten sowieso nicht jede eventuell eintretende, neue Variable im Voraus abklären, weil es davon unsagbar viele gab. Aber zurückgelassen wurde hier keiner, auch wenn mir an Ragan selbst nicht wirklich etwas lag. Notfalls machten wir den Idioten halt ein bisschen mehr Druck, indem wir deren Anführer weh taten. Ins Bein stechen oder schießen, je nachdem welche Waffen er mit in den Kampf brachte, war da sicher Druckmittel genug und dann verreckte er auch nicht sofort daran. Vielleicht höchstens irgendwann später, wenn die Wunde zu lange unversorgt blieb, aber weinen würde da von uns ganz sicher keiner. Harshall war da auch noch, sofern sie ihn bis dahin am Leben gelassen hatten... aber für ihn galt wohl die selbe Thematik. Rausrücken oder den eigenen Chef durch Widerwillen exekutieren lassen, mehr oder weniger eine ganz simple Angelegenheit.
+ .Es kommt, wie es kommt - aber so, wie man es ruft. +
Es war immer gut, wenn ein Gegner sich selbst zu wichtig nahm oder sie als Bedrohung unterschätzte. Und in diesem Fall würde ziemlich sicher beides zum Zuge kommen, weshalb dieser Plan irgendwie aufgehen musste. Es war nicht so, als hätte Aryana ein gutes Gefühl dabei oder würde sich sogar irgendwie siegessicher fühlen. Überhaupt nicht. Temiz brauchte nur ein zusätzliches Bisschen unfair zu spielen, musste nur die Hand heben und seine Schäfchen zum Eingreifen anweisen, bevor er das Messer an der Kehle hatte... Dann sassen sie nämlich am kürzeren Hebel und wären innerhalb von Sekunden überwältigt, dingfest gemacht, verloren. Nein, dieser Plan war absolut unsicher und basierte vor allen Dingen auf Glück und Gelingen, zwei Sachen, auf die sie eigentlich mehr als ungern baute. Aber sie hatten keine Wahl und es war die beste Idee, mit der sie innerhalb kürzester Zeit aufkommen würden. Also mussten sie es versuchen, alles daran setzen, diesen Wahnsinnigen zum Mitspielen zu überreden. "Okay... Dann werden wir das wohl tun und hoffen, dass es funktioniert...", murmelte sie nachdenklich vor sich hin. Die Chancen standen 50/50. Wenn überhaupt. Immerhin waren sie auch abhängig von ihren Freunden auf der anderen Seite der Mauer. Selbst wenn ihr Vorhaben aufging, sie Temiz in ihrer Gewalt hatten, hatten sie nicht ewig die Kontrolle über seinen Trupp treuer Gefolgsleute. Die Islamisten mochten dumm sein, aber sie waren nicht so dumm, dass ihnen nicht irgendwann, wenn sie genügend Zeit zum denken hatten, eine Idee kommen würde, wie sie ihren Anführer befreien und sie dafür zur Rechenschaft ziehen konnten. Wie gesagt - alles hier war irgendwie wage und mit viel Hoffen und Bangen verbunden. Ihr Blick wanderte verstohlen zur Kamera über der Tür. Die Kamera, die mitverantwortlich dafür war, dass irgendwas davon funktionierte. Sie dachte an Faye, an Victor und an all das, was auf Mitch und sie noch wartete. Auf das Leben, das sie noch haben konnten, wenn sie diesen Ort endlich hinter sich gelassen hatten. Das durfte einfach nicht das Ende sein. Sie schloss die Augen, atmete drei, vier Mal tief durch. Es würde nicht das Ende sein. Und sobald Temiz sich wieder soweit beruhigt hatte, dass er den Weg hierher zurück fand, würden sie ihn von seiner eigenen Feigheit überzeugen, wenn er sich einfach mit Ragan raufen wollte. Sich nicht dem eigentlichen Problem stellte, das ganz eindeutig Mitch und Aryana darstellten. Ihre Augen fanden ihren Freund und wieder hätte sie so viel darum gegeben, jetzt seine Hand zu halten. Aber noch immer schnitten die Seile in ihre Handgelenke und er war zu weit weg, obwohl er direkt neben ihr sass. "Ich kümmere mich um seine Waffen... Wenn du das mit dem Gürtel machst. Das könnte funktionieren... okay?", es war mehr eine Feststellung als eine Frage und doch wollte sie seine Bestätigung. Denn sie wollte, dass er einverstanden war, soweit das eben möglich war. Soweit auch nur einer von ihnen mit irgendwas hiervon einverstanden sein konnte.
This is your life, it's do or die, the sun may never rise again, so be the light the vision. This is your life, it's slipping by, you try to run but fall again, you get back up that's living.
Ob ein bisschen Hoffen da reichte? Besser wär's. Denn uns blieb leider nicht viel mehr übrig, als uns an den Gedanken zu klammern, dass das Alles schon irgendwie so hinhauen würde. Ich nickte bei Aryanas Worten demnach nur leicht, weil es dazu kaum mehr zu sagen gab. Wir alle hier wussten ziemlich sicher, dass die Angelegenheit auch nach der groben Planung nach wie vor sehr heikel bleiben würde und wir eine gute Portion Glück brauchten, damit die Sache auch so weit wie möglich glatt lief. Es wäre schlicht auch gelogen, wenn ich behaupten würde, dass ich schon wieder vollkommen auf der Höhe war. Die Schulter tat zwar nur noch selten weh, meist höchstens noch bei Belastung unter Gewicht oder ruckartigen Bewegungen, aber ich war trotzdem noch nicht so perfekt in Schuss, wie es vor meinem Gesundheitsausflug in die Staaten der Fall gewesen war. Auch kraftmäßig nicht, machten sich da doch einfach die vielen Wochen ohne hartes Training stark bemerkbar. Zwar glaubte ich nicht, dass es ausgerechnet daran letztendlich scheitern würde, weil man Schmerz unter Adrenalin auch sehr gut ausblenden konnte, aber es war eben ein kleiner, blöder Nebeneffekt von sehr vielen, der eine Scheitern wahrscheinlicher machte. Mit Aryanas noch folgendem Vorschlag war ich soweit auch einverstanden, weshalb ein weiteres, kaum sichtbares Nicken folgte, ehe ich meinen Kopf wieder in ihre Richtung drehte. Ihre Augen mit meinen suchte, wobei mein Blick zwar ein bisschen ruhiger als noch vor zwei Minuten, aber immer noch sehr weit entfernt von entspannt war. "Ja, macht so am meisten Sinn.", ließ ich auch noch mein wörtliches Verständnis verlauten. Ich hatte schlicht auch mit der noch nicht wieder ganz fitten Schulter und der Trainingspause immer noch wesentlich mehr Kraft als die schlanke Brünette, da wäre es unsinnig ihr die Aufgabe zu geben den nicht unbedingt kleinen Mann in die Mangel zu nehmen und festzuhalten. Außerdem war sie durch ihre geringere Größe auch ein bisschen flinker als ich unterwegs, da passte das in dieser Konstellation am besten. Ich betete trotz meiner nicht vorhandenen Gläubigkeit an auch nur irgendeinen Gott schon jetzt darum, dass Temiz sie dabei nicht doch noch erwischte. Das Risiko dabei war schließlich nicht gerade klein und ich wusste, das er damit einen ganz empfindlichen Nerv von mir treffen würde, der so leicht nicht auszublenden wäre. "Aber pass auf seine linke Hand auf, er ist Linkshänder... und er täuscht gerne an, um den Anderen ins Leere schlagen zu lassen.", ließ ich die junge Frau noch um diese beiden kleinen Details wissen, die am Ende womöglich nicht ganz irrelevant waren. Schließlich war der Anteil an Rechtshändern in der Bevölkerung weit größer. Eventuell bewaffnete er sich auch mit zwei Messern - oder gar Macheten, ich wappnete mich verbal für absolut Alles -, einem in jeder Hand und dann wäre für die junge Frau hier neben mir nicht auf Anhieb auszumachen gewesen, welcher sein stärkerer und zielsichererer Arm war. Wer wusste schon, was dieses verrückte Arschloch sich Alles einfallen lassen würde? Da waren seinem wahnsinnigen Hirn wohl kaum irgendwelche Grenzen gesetzt. Moralische am wenigsten.
+ .Es kommt, wie es kommt - aber so, wie man es ruft. +
Er schien nichts gegen ihren Vorschlag einzuwenden zu haben. Was nicht weiter erstaunlich war, denn etwas besseres als das gab es schlichtweg nicht. Also versank sie wieder in Schweigen, nachdem sie seine Bestätigung vernommen hatte, dachte darüber nach, wie sie ihre Aufgabe am besten bewältigen konnte. Ein ziemlich schwieriges Planungsverfahren, wenn sie noch nicht mal wusste, mit welchen Waffen er ihnen gegenübertreten wollte. Da konnte von Messer über Stöcke, Taser, Schwerter und Pistolen alles dabei sein... Auch wenn sie eher nicht auf eine Schusswaffe tippte. Damit konnte man gut töten, aber wie sie einfach mal so mutig annahm, war das nicht seine Absicht in einem Kampf gegen Mitch und sie. Selbst gegen den Lieutenant wäre das zu einfach gewesen. Also wahrscheinlich keine Pistole. Aber alles andere war möglich und sie kannte weder den Mann noch seine Taktik gut genug, um einschätzen zu können, wie sie sich denn am besten offensiv zur Wehr setzte. Immerhin lieferte Mitch ihr zwei ziemlich relevante Hinweise, die sie dankbar annahm, während sie weiterhin ins Leere vor sich starrte. Sie brauchte ein paar Sekunden, bis sie die Information verarbeitet hatte und nickte, ein paar Mal blinzelte und sich nochmal dem jungen Mann zuwandte. "Ist gut, ich werde darauf achten", murmelte sie in sich hinein, musterte sein Gesicht und seine Mimik, als würde sie etwas darin suchen. Auch wenn sie selbst nicht wusste, was das war. Vielleicht irgendeine Art von Sicherheit, dass sie das wirklich schaffen konnten. Irgendein Versprechen dafür, dass sie hier wieder raus kamen. Irgendeine Hoffnung darauf, dass sie bald endlich zu Hause waren. Egal wie eingesperrt und geradezu lächerlich perfekt bewacht sie waren... Die nächsten Minuten über gab es nicht mehr viel zu sagen. Auch wenn die schwere Stille ihr Herz nicht ruhiger werden liess, wusste Aryana nicht, was sie denn noch erzählen sollte. Es war der falsche Ort für irgendein Gespräch, nicht der Moment, um zu reden, sich auszutauschen oder um sich gar gegenseitig irgendwelche Beruhigungen zuzusprechen. Nein, sie sassen einfach da und wartete auf den Galgen - so fühlte es sich zumindest an. Die Brünette hatte keine Ahnung, wohin Temiz gegangen war und was er trieb, aber er liess sich auf jeden Fall Zeit, um zurück zu kommen. Wollte sie wahrscheinlich in ihren Fesseln hängend zur Vernunft kommen lassen. Und sie hiess es eigentlich ja selbst gut, wenn er länger weg blieb. Weil er so ihrem Volk ausserhalb dieser Mauern mehr Zeit schenkte, um einen Gegenschlag vorzubereiten. Aber es machte sie halt eben auch unruhiger, als sie das schon die ganze Zeit war, weil sie noch mehr darüber nachdenken konnte, was alles schiefgehen könnte. Weil sie noch etwas mehr Zeit dafür bekam, sich Sorgen um Mitch zu machen. Weil sie die Angst, ihn zu verlieren, wieder anfachten konnte, bis sie zum lodernden Feuer in ihrem Herzen wurde. Und dann öffnete sich die Tür und er stand wieder vor ihnen. Der Teufel persönlich, der prüfend in die Runde blickte, sie alle mit dunklem Blick begutachtete - was Aryana nur genauso feindselig erwidern konnte. "Es wird Zeit zu gehen Lieutenant", dröhnte seine herrische Stimme durch den kleinen Raum, als er noch zwei, drei Schritte auf Ragan zu ging. "Feige, dass du dich ausgerechnet mit ihm zuerst anlegen möchtest... Nur weil du dich vor dem fürchtest, was wir deinem armen Gefolge in den Hügeln angetan haben", zischte Aryana beiläufig vor sich hin, hob den herausfordernden Blick, um von Ragan direkt ins Gesicht des kleinen Scheusals zu starren.
This is your life, it's do or die, the sun may never rise again, so be the light the vision. This is your life, it's slipping by, you try to run but fall again, you get back up that's living.
In meinem Blick flackerte immer noch der Zorn vor sich hin, als ich Aryanas Augen nach ihren letzten Worten mit meinen abfing. Ihren Blick erwiderte, womöglich in der schweigenden Hoffnung, mir selbst dadurch ein wenig mehr Sicherheit in der ganzen Sache zu geben. Ich war einfach kein Freund davon, den Ausgang eines Kampfes mehr oder weniger dem Glück zu überlassen. Also hielt ich den Blickkontakt noch einige Sekunden aufrecht um mich selbst zu motivieren, bevor meine Augen wieder zurück nach unten auf das Camo-Muster meiner Hose fielen. Die einkehrende Stille war schrecklich. So nervös war ich nicht einmal dann gewesen, als Aryana und ich uns aus dem Camp gestohlen und in die Hügel gebrettert waren, um ihre Schwester und Victor dort rauszuholen. Vielleicht, weil diese Situation noch auswegloser aussah. Weil ich zu jener Zeit weniger zu verlieren gehabt hatte. Ich Aryanas unwiderrufliche Zuneigung und Aufmerksamkeit damals noch nicht sicher gehabt hatte, sondern eisern dafür hatte kämpfen wollen. Lieber beim Versuch daran sterben wollte, als diese eine, vielleicht einzige Möglichkeit nicht zu nutzen. Jetzt jedoch stand genau das Alles auf dem Spiel - wenn Aryana dabei drauf ging, dann war es das für mich gewesen. Das letzte bisschen Normalität würde aus meinen Adern gewaschen werden, als wär sie nie da gewesen. Die Brünette hätte bei meinem Ableben zwar immer noch ihre Schwester an ihrer Seite, aber ich wagte zu bezweifeln, dass das kaputte kleine Ding sie wirklich ausreichend auffangen können würde. Es stand gar nicht zur Debatte hier und heute zu versagen. Das rief ich mir so oft wie es nur ging ins Gedächtnis, wiederholte es immer und immer wieder, während ich nebenher noch noch alle möglichen Varianten in meinem Kopf abzuspielen versuchte und die Nervosität runterschluckte. Obwohl das im Endeffekt sicher trotzdem nichts bringen würde, weil im Kampf ohnehin immer im Affekt gehandelt wurde, wollte ich mir für jegliche mögliche Bewegungen einer Gegenwehr von Temiz geistig schon eine Notiz gemacht haben. Ich war noch nicht ansatzweise damit fertig, als der genannte Syrer dann wieder den Container betrat und ich postwendend den Blick anhob. Mein Gesichtsausdruck verfinsterte sich und ich rief mir all die Dinge ins Gedächtnis, die auf seine Kappe gingen. Denn Nichts rief besser absolut provokante Aussagen hervor, als geschürter Hass. Aryana kam mir da allerdings noch zuvor und ließ Temiz mit zusammen gekniffenen Augen bei Ragan stehen bleiben, sie ins Auge fassen. "Bitte?", schnaubte er verachtend. "Als hätte ich vor zwei Maden wie euch auch nur ansatzweise Respekt oder Angst.", zog er uns beide ins Lächerliche, was quasi eine perfekte Vorlage für mich war. Er machte es uns aber auch herrlich leicht mit seinem reizbaren Temperament. Ich konzentrierte mich darauf das durch und durch provokante Grinsen, das ich so perfekt beherrschte, hervorragend zum Ausdruck zu bringen, bevor ich zum Reden ansetzte. "Ja, ganz sicher... deswegen musst du auch Ragan in die ganze Scheiße mit reinziehen, obwohl er der einzige ist, der eigentlich gar nichts damit zu tun hat. Und der einzige, der dir sehr viel mehr Infos geben kann, um diesen Krieg zu gewinnen, wenn du ihn noch ein bisschen leben lässt... aber mit Strategie hast du's nicht so, ich weiß. Dann doch lieber absolut nicht ziehende Machtdemonstration für dein Ego, schon klar.", duzte ich ihn ganz bewusst und schlug einen durchweg höhnischen Tonfall an, lachte danach leise in mich hinein. Mir war eigentlich absolut kein Stück nach Lachen zu Mute, aber diese Maske war Mittel zum Zweck und offenbar auch sehr nützlich. Denn er kam auf mich zu, griff nach meinen Haaren und knallte mir den Hinterkopf mit reichlich Schwung an die Containerwand. Ich kam nicht drum herum zusammen zu zucken und kurz das Gesicht zu verziehen, als der dröhnende Schmerz sich in meinem Kopf ausbreitete und er die Worte "Hysterie und Größenwahnsinn stehen dir nicht, Warwick." zu mir runter knurrte. Der dumpfe Schmerz an meinem Hinterkopf raubte mir für einen Moment lang die Sinne, bis er langsam nachzulassen begann und ich die Augen wieder aufschlug, um das Ekelpaket unmittelbar anzusehen. "Wo warst du denn in den Hügeln, hm? Hast du dich in der hintersten Ecke verkrochen, damit du nicht so tonlos untergehst wie der Rest deiner Männer? Aus Angst, dass wir dich erwischen?", drückte ich das imaginäre Salz immer tiefer in die Wunde, die aus seinem blanken Hochmut und Stolz bestand. Ersterer kam nur bekanntlich immer vor dem Fall. "Wenn es so unfassbar größenwahnsinnig und abwegig ist, dass wir beide gegen dich ankommen könnten... worauf wartest du dann, wenn du doch keine Angst vor uns Maden hast?", servierte ich ihm mit leicht zusammen gekniffenen, aber nur so vor sich hin funkelnden Augen eine Frage auf dem Silbertablett, auf die er genauso wie vorhin bei Ragan sehr sicher keine gute Antwort hatte. Wenn doch, dann zog ich mir eben noch ein paar mehr Asse aus dem Ärmel. Leute auf die Palme zu bringen war schon seit einer Ewigkeit meine absolute Paradedisziplin.
+ .Es kommt, wie es kommt - aber so, wie man es ruft. +
Er biss an wie ein hungriger Fisch auf einen wehrlosen Wurm am Hacken. Der Syrer mochte zwar mächtig sein, zweifellos stark und kampferprobt. Aber zumindest sein Charakter war unendlich vorhersehbar. Was wohl hauptsächlich an seiner grenzenlosen Arroganz und seinem Hochmut lag... Aber Aryana sollte das nur recht sein, solange ihre Rechnung dadurch ein Bisschen besser aufging. Und bisher lief tatsächlich alles nach Plan, denn Temiz liess von Ragan ab, als wäre dieser plötzlich so gar nicht mehr interessant. Spätestens dann, als Mitch auch noch den Mund aufmachte und nichts als Spott und Hohn von sich gab. Schon die vorherige Aussage des Islamisten hatte die Brünette nur trocken Luft ausstossen lassen. Gut, wenn er weder Respekt noch Angst vor ihnen hatte. Das machte die Sache nur leichter - ihn unvorsichtiger und sie besser. Es gab keinen vorteilhafteren Gegner in einem Kampf als denjenigen, der einen unterschätzte. Also soweit noch immer alles gut. Alles, ausser dass Temiz auf Mitch zuging und seinen Kopf unangenehme Bekanntschaft mit der Containerwand schliessen liess. Aryana konnte ein minimales Zusammenzucken nicht unterdrücken, verzog leicht das Gesicht und blickte für eine Sekunde zur Seite weg, nur um dann umso hasserfüllter und verachtender in die Richtung des verdammten Arschlochs zu blicken. Ihre Hände krampften sich zu Fäusten, was wiederum die Seile noch enger werden liess - als wäre ihren Handgelenke bisher irgendwie zu viel Freiheit gegönnt. Temiz funkelte ihren Freund mittlerweile mit Augen voller wütender Blitzen an, schien aber einen Moment lang doch fast etwas sprachlos zu sein, nachdem ihm so viele Worte aufgetischt worden waren. Oder er tarnte mit der hassgetränkten Mine die Tatsache, dass er nun sehr gut nachdenken musste, was er denn eigentlich wollte. "Ich hab dir gesagt, dass er sich das niemals wagen wird... Sie sind alle gleich. Sobald sie sich nicht mehr ganz sicher sind, wirklich gewinnen zu können, wird gekuscht. Aber man kanns ihm ja kaum verübeln. Wir haben seine halbe Rattenhöhle aufgeräumt, ohne zu sterben - und er dachte, seine Schäfchen dort wären stark. Und jetzt schau, wie er nachdenkt, schau, wie er merkt, dass er niemals allein gegen zwei von uns gleichzeitig gewinnen könnte...", säuselte Aryana spöttisch vor sich hin, behielt den grossen Mann die ganze Zeit im Auge, während sie Mitch liebend gerne ihr augenscheinliches Fazit mitteilte, als könnte Temiz sie nicht verstehen. "Tja. Da kann dein Gott dir auch nicht mehr helfen, was?", schob sie nach, wandte sich wieder direkt an den Mann, zuckte schwach mit den Schultern und lächelte Temiz zuckersüss und voller Spott an.
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In diesem Augenblick gäbe es wohl Nichts, das schöner anzusehen wäre, als Temiz' unterschwellige Verzweiflung damit, dass wir ihn hier mit ein paar simplen Wörtchen um Kopf und Kragen redeten. Dabei so gut es ging all seinen Stolz unter den Worten zu verscharren versuchten, bis er unter dem Druck irgendwann explodieren würde. Jener Augenblick schien mit Aryanas noch folgenden Sätzen noch gleich viel näher zu kommen, konnte man es doch inzwischen förmlich aus den Ohren des Syrers dampfen sehen. Seinen Augen dabei zusehen, wie sie absolut unzufrieden und wütend immer wieder zwischen der Brünetten und mir hin und her switchten. "Ja ja, so sind sie, die Islamisten.. mutig und stark wie sonst keiner.", stimmte ich dahingehend liebend gern noch einmal höhnisch mit ein und warf dabei einen kurzen Blick zu Aryana, wobei ich die beiden Worte sarkastischer wohl kaum hätte betonen können. Meine Augen fanden sich danach auch schnell bei Temiz wieder, der nach wie vor ein wenig überfordert wirkte. So als hätte er in keinem Universum damit gerechnet, dass wir wirklich so dreist wären, ihm hier die Worte im Mund herum zu drehen und ihn derartig bloß zu stellen - auch, wenn seine Männer wohl kaum etwas von unserer Provokation verstehen würden. Scheinbar brachten die letzten Worte der jungen Frau neben mir das Fass dann auch endgültig zum Überlaufen, weil der syrische Hauptmann sich mit einem weiteren Schritt mehr ihr zuwendete und sich zu ihr runter beugte. "Für eine amerikanische Hure wie dich und einen ehrenlosen Verräter wie ihn brauche ich Allah nicht.", zischte er nur noch zornig zu ihr runter, bevor er Aryana zum Abschied gegen den Oberschenkel trat als wäre sie nicht mehr als ein räudiger Straßenköter, ehe er mit arabischen Befehlen nur so um sich schmiss. Seine Leute im Raum anblaffte und herumscheuchte, als gäbe es kein Morgen mehr. Der Großteil von ihnen wurde auch gleich nach draußen beordert. Vielleicht nur, damit sie mit ansehen konnten, wie der Chef uns nach dieser Blamage zusammenfaltete. Dennoch schweifte mein Blick zuerst noch einmal zu der Brünetten neben mir, um zu sehen, ob Alles in Ordnung war. Vielleicht war es nur ein Tritt gewesen und womöglich trafen seine Worte sie auch nicht so, wie er sich das erhoffte - immerhin war Aryana sehr weit davon entfernt eine Hure zu sein -, aber dennoch erkundigte ich mich mit einem Blick in ihre Augen danach, ob sie okay war. Denn das musste sie, hatte unser Plan doch offensichtlich funktioniert. Temiz schickte die zwei Wachhunde links und rechts neben uns dazu an, uns beide vom Boden aufzusammeln. Taten sie auch reichlich unsanft, indem sie mich am Oberarm wieder von dem kühlen Fußboden hochzerrten und meine Schulter damit einer unschönen Bewegung aussetzten, die ein Zwicken auslöste. Auf den Füßen angekommen schwand der Schmerz aber wieder und während mir erneut der Lauf des Maschinengewehrs im Rücken lag wurde einer der anderen Männer, die bis eben noch die Akten durchwühlt hatten, dazu beordert auf Ragan aufzupassen. Ob es bei dem einen blieb konnte ich jedoch nicht sehen, weil ich noch vor Aryana aus dem Container hinaus und in die Dämmerung hinein geschoben wurde. Die Sonne ging langsam aber sicher unter und es war wohl nur noch eine Frage der Zeit, bis sich das Flutlicht auf dem Platz anschaltete, an dem wir uns morgens beim Appell in der Regel alle sammelten. Denn genau auf jene freie Fläche, die sich relativ mittig im Camp befand, schien es der Syrer, der ein paar Meter weit hinter uns ging, für den den Kampf abgesehen zu haben. Das war einerseits dahingehend nicht gut, dass wir keinen Teer unter den Füßen hatten, sondern nur harte Erde mit bei hastigen Schritten durchaus rutschigem Sandstaub darauf, aber andererseits konnte womöglich auch genau dieser Staub in der Not von Nützen sein. Sollte einer von uns beiden den Boden küssen - ob bewusst herbei geführt oder nur, weil der Syrer eben doch mal traf -, konnte man sich relativ leicht und unauffällig etwas von dem Dreck greifen, um ihn Temiz ins Gesicht zu schmeißen und ihn damit in jedem Fall kurzzeitig blind werden zu lassen. Wenn ich eins von dieser Sandhölle wusste, dann, dass die Sandkörner nur dein Freund waren, wenn sie deinem Gegenüber in den Augen kratzten.
+ .Es kommt, wie es kommt - aber so, wie man es ruft. +
Eins war klar - so hatte der Syrer sich diese Konversation definitiv nicht vorgestellt, das stand ihm ins grimmige, mittlerweile dezent irritierte Gesicht geschrieben. Und mit seiner Wut stieg auch Aryanas Wachsamkeit, die sowieso schon die ganze Zeit in Alarmbereitschaft war. Äusserlich lächelte sie zwar ziemlich entspannt und voller Spott vor sich hin, doch der Sturm in ihrem Herzen wurde immer lauter und unberechenbarer. Sie wusste ganz genau, wozu sie Temiz hier trieben. Wut machte Menschen zwar unvorsichtiger, aber auch aggressiver und rücksichtsloser. In Kombination mit seiner imposanten Erscheinung - der Mann mass bestimmt fast zwei Meter und auch an Muskeln fehlte es ihm keineswegs - konnte der Schuss leider viel zu leicht nach hinten losgehen. Aber noch war nichts verloren und sie konnte sich nur immer wieder vor Augen führen, wie unbedingt sie gewinnen mussten und wie wenig ein Versagen überhaupt in Frage kam. Wegen Mitch nicht, wegen ihr nicht, wegen Faye und Victor nicht. Sie würden das schaffen. Ihre Augen lagen unverändert auf Temiz und sie hielt seinem Blick eisern stand, als er sich zu ihr beugte. Auch wenn selbst dieser Abstand ihr schon deutlich zu nahe war für ein Scheusal wie ihn. Seine Worte liessen sie eine Augenbraue anheben und wieder leicht lächeln. Hure nannte er sie also. "Küss meinen Arsch, kleiner Pisser", zischte sie in ähnlichem Tonfall zurück, sparte dabei wiederum keineswegs mit Verachtung in ihrer Stimme. Was er ihr gleich darauf mit einem Tritt zu spüren gab. Sollte wohl ein Vorgeschmack dessen sein, was folgen würde. Aryana verzog grimmig das Gesicht, hielt aber von da an die Klappe, denn sanft war der Schuh keineswegs gegen ihren Oberschenkel geprallt. Würde definitiv einen Bluterguss hinterlassen - aber immerhin hatten nichts geknackst oder so. Ihre Augen folgten dem Anführer, wie er seine Leute herumscheuchte und dann im Stechschritt nach draussen verschwand. Auch ihr Blick traf für einen kurzen Augenblick Mitch neben ihr, war ihnen doch beiden wohl bewusst, was das alles jetzt bedeutete. Aber noch war nichts darin zu erkennen als das, was sie selber wusste: Dass es kein Zurück mehr gab und dass sie um jeden Preis siegreich aus diesem Kampf herausgehen würden. Sie wurden auf die Füsse gezogen und nach draussen beordert, durch das halbe Camp bis auf den Sammelplatz gedrängt. Und erst dort wurde der harte Lauf des Gewehres aus ihrem Rücken genommen, während sich ganze Scharen von Islamisten am Rande des Platzes einfanden. Ihre Augen suchten wachsam die ganze Umgebung ab, scannten jedes Detail, bis Temiz an ihnen vorbei stolzierte und sich in gut drei Meter Entfernung vor ihnen positionierte. Er strahlte weiterhin pure Verachtung und Überlegenheit aus, was die Brünette noch immer guthiess. Ihre Hände drückten automatisch stärker gegen die Seile, bis sie sich zwang, wieder damit aufzuhören. Temiz hatte sich tatsächlich vom Büro bis hierher noch Waffen liefern lassen. Jedenfalls war die Pistole weg, dafür trug er spätestens jetzt wohl in jeder möglichen Halterung ein Messer. Und in jeder Hand eine Machete. Aryana hatte es fast kommen sehen - und doch wirklich auf was anderes gehofft. Messer endeten fast zwingend hässlich... Wenn sie nicht beide geschickt genug waren, jeder Klinge auszuweichen. Aber das war schwer, gerade, wenn ihnen im Gegensatz zu Temiz keine Waffen anvertraut wurden. Und danach sah's nicht aus. Die beiden Aufpasser wurden dazu angewiesen, ihre Fesseln zu lösen, was darin resultierte, dass Aryana die endlich wieder freien, durch und durch zündroten und aufgescheuerten Handgelenke kreisen liess. Aber mehr passierte nicht, bis sich die beiden Gestalten entfernten und sie alleine im Ring stehen liessen. Temiz musterte sie, trat entspannt und mit kalkulierten, langsamen Schritten auf sie zu, während er die Klingen kreisen liess. "Dann wollen wir doch mal sehen, wie lange eure grossen Klappen hinhalten mögen... Es wird mir auf jeden Fall sehr viel Freude bereiten, euch zum Schweigen zu bringen", hallte seine wütende, unheilvolle Stimme über den Platz. Und Aryana machte sich schon daran, langsam nach Rechts von Mitch weg zu treten, möglichst viel Abstand zwischen ihnen zu schaffen, um den Syrer in ihrer Mitte zu platzieren. "Schweigen ist nicht unsere Stärke, Temiz... War es nie... Wird es nie sein... Man könnte meinen, das solltest du aus deiner jahrelangen Erfahrung im Kampf gegen unser Volk langsam wissen", redete die Brünette weiter drauf los, sorgte so dafür, dass der dunkle Blick des Islamisten ihr ein Bisschen zur Seite folgte. Was durch und durch ihre Absicht war. Denn falls ihr kleiner, nicht wirklich ausgereifter Plan je aufgehen sollte, musste Temiz Mitch fast schon den Rücken zukehren und seine Klingen so besser in ihre Richtung schwingen.
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Die Nervosität wollte sich einfach nicht verziehen, was absolut untypisch für mich war. Normalerweise atmete ich einmal tief durch, hob den Lauf meiner Waffe an und dann ging es ohne unangenehmes Gefühl in der Magengegend los. Hier hatte ich aber weder eine Waffe in der Hand, noch war das hier eine gewöhnliche Schlacht. Noch dazu war es ausgerechnet Aryana, die sich in meinem Beisein darauf konzentrieren müssen würde von keiner der unzähligen Klingen getroffen zu werden, die der syrische General mit sich herum schleppte. Er hätte es wenigstens bei normalen Messern belassen können. Die Macheten waren einfach unfassbar unvorteilhaft, weil sie seinen Arm um etliche Zentimeter verlängerten und es uns demnach noch schwerer machen würden, irgendwie an ihn heran zu kommen. Ein einfacher Kampf würde das hier also auch mit unserer zahlenmäßigen Überlegenheit absolut nicht werden. So viel stand schon jetzt fest, als mir die Fesseln von einem der arabischen Handlanger durchgeschnitten wurden. Ich besah mir die stark gereizte Haut an meinen Handgelenken, bevor ich mir die Finger und Handflächen flüchtig massierte. Mir wäre richtiges Aufwärmen weit lieber gewesen, fühlte ich mich doch ganz allgemein durch das lange Herumsitzen ein wenig steif, aber das konnte ich mir wohl abschminken. So blieb es beim sehr knapp gehaltenen Auflockern meiner Hände und meines Nackens, bevor mein Blick sich ganz auf Temiz fixierte, der sich bedacht in unsere Richtung zu bewegen begann, nur um wieder mit unsinnigen Worten um sich zu schmeißen. Er entlockte mir damit lediglich ein verachtendes Schnauben, ehe ich zu Aryana sah, die sich Stück für Stück immer weiter von mir weg bewegte und genauso nett wie der Syrer konterte, um seine Aufmerksamkeit auf sich zu halten. Mir war kein bisschen wohl dabei, schlug mir das Herz mitsamt Adrenalin in den Adern doch gerade unweigerlich bis zum Hals, aber es führte nun mal kein Weg daran vorbei. Er musste sich von mir abwenden, damit ich auch nur den Hauch einer Chance dazu hatte nah genug an ihn ran zu kommen. Ich hatte auch ziemlich sicher nur einen einzigen Versuch, ich durfte mir keine Fehler erlauben. Also atmete ich tief durch, während der Gesichtsausdruck unseres Feindes unverändert blieb und ich mich selbst ein paar wenige Schritte in die entgegen gesetzte Richtung zu bewegen begann. "Ja, genau das ist euer Problem... davon kann dir dein Freund hier sicher ein Lied singen.", höhnte er lediglich zurück und ließ die Wut in meinem Inneren damit nur noch weiter hochkochen. Nicht nur wegen der Anspielung auf meine Informationsabgabe, sondern auch, weil er dabei für eine oder zwei Sekunden in meine Richtung sah. Er war leider nicht so blöd, wie ich es gerne gehabt hätte, denn er stellte sich direkt im Anschluss seitlich zwischen uns, sobald sein Blickfeld es nicht mehr geschafft hatte uns gleichzeitig direkt anzusehen. Also positionierte er sich so, dass er mindestens im Augenwinkel sehen konnte, wo wir uns jeweils hinbewegten. "Na kommt schon, ich hab nicht den ganzen verdammten Tag Zeit. Oder seid ihr hergekommen um zu bellen, statt zu beißen?!", knurrte er dann im Anschluss lautstark und das war mein Startschuss. Nur mit Herumtänzeln würden wir ihn kaum dazu kriegen sich mir mit dem Rücken zuzuwenden, also musste Bewegung ins Spiel kommen. Nach einem knappen Blick zu der Brünetten gegenüber machte ich langsam einen um den anderen Schritt auf ihn zu, löste dabei die Schnalle meines Gürtels, zog ihn aus den Schlaufen und wickelte ihn mir zur Bandage getarnt um die Finger, sowie die Handfläche der rechten Hand. So, dass er sich schnell wieder lösen und anderweitig verwenden lassen würde, sobald ich die Finger aus der jetzt geballten Faust löste, meine Hand aber durchaus auch bei Schlägen meinerseits vor Verletzungen schützen konnte - sofern ich dazu überhaupt kommen würde. Da kam mir das langjährige Kickboxtraining und das entsprechende Wissen zum Bandagieren zu Gute. "Sagst ausgerechnet du, wo du dich mit Macheten und hundert Messern bewaffnen musst, um gegen die zwei ach so unfähigen Amerikaner anzukommen.", ließ ich ihn auch meine Verachtung noch in Worten spüren, bevor ich wesentlich schneller und zielstrebiger auf ihn zuging. Meine Worte reizten ihn genug, damit er mir auf dem letzten Stück entgegen kam und mit einer Art Kampfschrei mit der Machete in der rechten Hand ausholte. Zumindest dahingehend war er für mich halbwegs einschätzbar, baute er doch tatsächlich auf die Antäusch-Taktik. Versuchte mich mit dem nicht wirklich kräftig ausgeführten Schlag in eine bessere Position für den darauffolgenden Schlag mit der linken Hand zu lotsen, aber ich wich ganz gekonnt beiden der Klingen aus. Erst zurück nach hinten und dann im Anschluss noch zur Seite, um seiner eigentlichen Führhand zu entgehen. "Du bist angenehm vorhersehbar.", reizte ich Temiz mit einem provokanten Grinsen auf den Lippen gleich im Anschluss, als wieder zwei Meter Distanz zwischen uns herrschten, nur noch weiter und ließ ihn wissen, dass ich das so längst hatte kommen sehen, was ihn nur noch wütender machte. Natürlich war mir in diesem Augenblick so gar nicht nach den gehobenen Mundwinkeln, aber ich nutzte schlicht eine der zahlreichen Masken, die ich mir über die letzten Jahre hinweg angeeignet hatte. Denn solange er auf mich fixiert war konnte Aryana womöglich zu einem leichten Gegenangriff ausholen - selbst wenn es nur sowas wie ein Tritt in die Kniekehle war, damit sie ihn weiter reizte und er sich damit wieder von mir abwendete, um auch die junge Frau seinen Zorn spüren zu lassen. Ich brauchte nur für einen Moment lang seinen direkten Rücken vor meinen Augen. Erst einmal wich ich aber noch dem nächsten Schlag seiner linken Hand aus, wobei die scharfe Spitze der Machetenklinge mich touchierte. Damit einen etwa fünf Zentimeter langen, aber nicht tiefen Schnitt vorne an meinem Brustkorb auf Rippenhöhe hinterließ. Den Schmerz spürte ich durch das Adrenalin kaum, ich hatte lediglich die Berührung bemerkt und jetzt im Umkehrschluss die durch das frische Blut leicht feucht werdende Haut. Nein, lange würden wir diesen ungleichen Kampf nicht durchhalten und ich hoffte nichts inständiger, als dass wir das hier schnell über die Bühne brachten, ohne, dass wir großartig zu Schaden kamen... und dass die verdammten Truppen bereits auf dem Weg waren, um die gefühlten tausend Paar Augen um uns herum von uns abzulenken.
+ .Es kommt, wie es kommt - aber so, wie man es ruft. +
Sie hätten ihn irgendwie noch dazu bringen sollen, dass er ihnen Waffen aushändigte... Dass er einsah, wie unfair ein Kampf war, solange er der Einzige mit Ausrüstung war. Dass es selbst dann noch unendlich feige war, wenn sie zu zweit und er alleine waren. Aber so viel Zeit hatte er ihnen nicht gelassen, diese Möglichkeit hatten sie nicht gehabt. Und jetzt hingen alle Waffen, die ihnen je zur Verfügung stehen würden, am Körper des Syrers, der hier seine Macheten schwang. Gut, ein erschwerender Umstand mehr, aber so langsam spielte das auch keine Rolle mehr. Sie standen eh in der Scheisse und konnten nur auf Karma und den lieben Gott hoffen... Aryana verdrehte die dunkel funkelnden Augen, als Temiz zum wiederholten Mal Mitchs Fehler aus der Vergangenheit aufgriff, schon wieder darauf herumritt, dass ihr Freund sie eine ganze Weile lang übelst hintergangen hatte. Was glaubte er, dass er damit auslöste? Sie hatte dieses Kapitel abgeschlossen, eine Barrikade davor gebaut, alles hinter einer Tür mit sieben Siegeln in ihrem Kopf versteckt. Sie wollte nicht darüber nachdenken und Temiz war der Letzte, der sie dazu bringen würde, dieses Thema mit all seinen Emotionen nun ausgerechnet in diesem Moment nochmal hochkommen zu lassen. Nein, jetzt gerade galt ihre Aufmerksamkeit einzig und allein dem Arschloch, das sich leider etwas zu sehr von ihr abwandte, sodass er Mitch ebenfalls wieder im Blick hatte. Aryana bewegte sich im Anschluss absichtlich noch weiter von den beiden weg, so lange, bis es Temiz nicht mehr möglich war, sie beide stets zu beobachten. Offenbar begann die Improvisation schon hier, aber da mussten sie jetzt eben einfach durch. Wie er gerade betonte, würde sich der Terrorist auch nicht allzu lange so still halten, um ihnen Zeit zum Nachdenken zu gönnen. Die Brünette fing Mitch's Blick auf, wartete darauf, dass er seinen ersten Angriff startete, währenddem sie nun ihrerseits von hinten auf den schwer bewaffneten Syrer zuging. Immer näher wie ein Schatten, der, bedrohlich aber unscheinbar und vollkommen still, plötzlich erschien. Sie zwang sich dazu, sich nicht von den Macheten ablenken zu lassen, der lähmenden Panik, dass Mitch jeden Moment von den Klingen getroffen werden könnte, keinen Raum zu lassen. Aber es war schwierig und sie hatte Angst. Sie war unruhig. Nervös. Nicht so gefasst wie sonst, nicht so fokussiert, wie sie es sein müsste. Denn da war Mitch und er stand fast direkt vor ihr. Und da waren Messer und Macheten, Klingen und Stahl, die nach ihm trachteten. Und er durfte nicht sterben und sie konnten nicht verlieren. Sie sah, wie die Machete einen Schnitt in seinen Körper riss. Nahm den unterdrückten Schrei, der über ihre Lippen glitt, kaum wahr, während ihr Stiefel mit voller Wucht in Temiz' Kniekehle trat. Im selben Moment, in dem sie nach einem der langen Messer an seinem Gürtel griff und dieses aus der Halterung riss. Natürlich nicht, ohne die Klinge dabei eine schnelle und nicht sehr gezielte, sicherlich aber störende und vor allem blutige Wunde etwas über Hüfthöhe in die Seite des Syrers zu reissen. Sie duckte sich weg und wich drei Schritte zurück, als der wie erwartet knurrend und fluchend zu ihr herum wirbelte, sofort die Buschmesser in ihre Richtung schwang und sie zwei Mal den Klingen ausweichen liess. Und jetzt war er wirklich wütend. Das schrie sein Gesichtsausdruck, das sagten seine Augen, die Worte, die er dröhnend auf Arabisch verkündete, als er sich auf die Brünette stürzte. Aryana war flink, sie war jahrelang darauf trainiert worden, im Kampf ausweichen zu können. Aber er hatte genauso gutes Training genossen, war nur noch etwas skrupelloser als sie. Und es war nur eine Frage der Zeit, bis seine Hiebe sie trafen.
This is your life, it's do or die, the sun may never rise again, so be the light the vision. This is your life, it's slipping by, you try to run but fall again, you get back up that's living.
Aryana tat gut daran den geladenen Syrer von mir abzulenken, wäre das andernfalls doch sicher nicht mehr lange gut gegangen. Ich war froh dadurch einen Moment lang durchatmen zu können, auch wenn sich all der Zorn des Islamisten von nun an gegen die Brünette richten sollte. Im gleichen Atemzug war ich unheimlich froh darüber, dass sie zumindest eine einzige Klinge hatte mitgehen lassen und ihm auch noch einen Schnitt hatte verpassen können. Eine Waffe war selbstredend immer noch besser als keine und Temiz schien durch diese Aktion jetzt nur noch aggressiver zu werden. Zweifelsohne rutschte mir ein Stück weit das Herz in die Hose, als er sich gänzlich von mir ab und stattdessen wie ein wütender Tornado meiner Freundin zuwendete, aber ich durfte mich von dieser Angst nicht leiten lassen. Musste ihr so wenig Raum wie möglich geben, um meinen Kopf so klar zu halten, wie es in einem Moment wie diesem hier nur irgendwie möglich war. Um Aryana und auch mich aus diesem ganzen Schlamassel zu retten - Ragan auch, aber es war wohl überflüssig zu erwähnen, dass er bei dem Ganzen hier absolut nicht meine Priorität war. Er hatte einen qualvollen Tod bei den Islamisten zwar nicht verdient, sich vorhin aber nicht unbedingt beliebter bei mir gemacht. So atmete ich einmal ganz tief durch als der Syrer mir mit seinem Angriff auf Aryana seinen Rücken zuwendete. Mir war schleierhaft, wie er wirklich so dumm sein konnte, wo die junge Frau ihn doch gerade eben erst von hinten angegriffen und ins Straucheln gebracht hatte, als er sie aus den Augen gelassen hatte. Aber da sprach wohl nicht weniger als blanker Hass und unbändige Wut aus ihm, denn er baute sich trotz der blutenden Wunde an der Hüfte nochmal etwas mehr auf, ließ sich von dem Schmerz rein gar nichts anmerken und fluchte weiß Gott was alles vor sich hin, als er sich auf den Sergeant gegenüber stürzte. Mir damit unmissverständlich vermittelte, dass es jetzt Zeit war. Dass ich nicht mehr lange warten konnte und durfte, weil das sonst ein richtig übles Ende nehmen würde. Also näherte ich mich Temiz' mit großem Bedacht, aber nicht zu langsam wieder. Gab mir alle Mühe damit nicht wieder in sein Sichtfeld zu rutschen, was durch die aktuelle Bewegung im Kampf gar nicht so leicht war. Aber ich kam näher, öffnete die Faust der rechten Hand letztlich und griff mit den Fingern der linken nach dem Ende des Gürtels. Zu diesem Zeitpunkt war ich noch maximal zwei Meter hinter dem großgewachsenen Mann und löste den Stoffgürtel zügig von meiner Hand, bevor ich schnell auch noch das letzte bisschen Distanz überbrücken wollte. Das wäre beinahe ins Auge gegangen, weil Temiz' nach hinten mit der Machete ausholte, aber ich wich gerade so noch rechtzeitig aus und die Klinge rauschte dadurch lediglich haarscharf an meinem Hals vorbei. Damit hatte er mich ausgebremst, aber sobald er das riesige Messer wieder nach vorne in Aryanas Richtung führte holte ich mit den Armen aus und schwang das breite Stoffband damit über seinen Kopf. In jenem Moment schrie ihm irgendeiner seiner Handlanger aus dem äußeren Kreis noch sowas wie eine Warnung zu, aber da war es schon zu spät. Ich zog den Syrer sofort nach hinten zu mir ran und brachte ihn mit der sehr ruckartigen Bewegung kurzzeitig ordentlich aus dem Gleichgewicht, was es mir relativ leicht machte die beiden Enden kürzer zu greifen, zu überkreuzen und dann eng um seinen Hals zu ziehen. Natürlich würde ich ihn hier nicht sofort ersticken, aber ich schnürte ihm im ersten Moment trotzdem einen Großteil der Luftzufuhr mit dem Gürtel ab. Damit er in hoffentlich nicht zu ferner Zukunft durch den Sauerstoffmangel etwas wehrloser wurde und wir leichteres Spiel hatten... auch, wenn ich ihm wirklich gerne schon hier und jetzt das Leben ausgesaugt hätte, weil er es ganz einfach nicht anders verdiente. Es reichte schon, dass er ziemlich sicher für den Rest meines Lebens in meinem Kopf herumspuken würde, da brauchte er nicht in irgendeiner Zelle weiter zu leben. Das hatte er nicht verdient, der Tod stand ihm wesentlich besser. Egal in welcher Form er ihn ereilte.
+ .Es kommt, wie es kommt - aber so, wie man es ruft. +
Er war wirklich verdammt wütend. Hätte die Brünette das bisher nicht gewusst, wäre es ihr spätestens bei diesem Kampf sehr bewusst geworden. Denn die Klingen flogen nur so auf sie zu und jedes Mal, wenn sie einer Hand ausgewichen war, schien sie schon von der Nächsten empfangen zu werden. Auch wenn sie hier vollkommen auf die Defensive setzte und überhaupt keinen Gegenangriff unternahm - wie auch, er liess ihr nicht unbedingt viel Zeit dazu - war es unmöglich, jedem Schlag auszuweichen und sie betete nur innerlich, dass Mitch sich beeilte, bevor sie zwangsläufig das Zeitliche segnete. Das erste Mal erwischte Temiz sie am linken Oberarm, hinterliess eine klaffende Wunde, die ihre Kleidung sofort mit Blut tränkte. Aber Aryana hatte keine Sekunde Zeit dafür, sich den Schaden anzusehen oder diesen zu beurteilen, schrie nur erschrocken auf und wich immer weiter zurück. Doch verteidigen konnte sie sich trotzdem nicht, denn es gab keinen Schutz, sie hatte keinen Schild, kein Schwert - nur das eine Messer, das sie noch nicht einsetzen konnte. Erstens, weil Temiz dazu viel zu wild fuchtelte und sie ihm keinesfalls nahe genug kommen konnte, um ihn mit der viel kürzeren Klinge zu treffen und zweitens, weil sie es noch brauchte, es demnach nicht einfach in seine Eingeweiden werfen konnte. Das würde ihn nicht schnell genug töten, um sie vor einem Gegenangriff zu bewahren und ausserdem nützte er ihnen tot genau gar nichts. Wenn sie ihn umbrachten, wurde sein Volk wahnsinnig und sie waren innert kürzester Zeit beide totgetrampelt oder durchlöchert oder beides. Somit blieb nur das stetige Rückwärtsgehen und Ausweichen übrig, bis Mitch endlich zum Gegenschlag ansetzte. Aryana sah die Schlinge, hörte das Geschrei der Gefolgsleute und spürte den tiefen Schnitt, den Temiz voller Wut und schneller, als sie das Bein hatte zurückziehen können, in ihren rechten Oberschenkel riss. Wieder schrie sie auf und fing sich nur knapp davor auf, hier einzuknicken und möglicherweise nicht mehr aufzustehen. Innerlich fluchte sie die Welt zusammen und es war ihr grosses Glück, dass Temiz durch die Schlinge um seinen Hals zurückgerissen wurde und erstmal abgelenkt war. Eine Hand des wahnsinnigen Syrers griff an den Gürtel, der ihm das Atmen verunmöglichte, die andere begann sofort damit, die Machete nach hinten zu schwingen, in Mitch's Richtung, da, wo sie nicht hinsollte. Aber Aryana hielt ihr erbeutetes Messer nicht umsonst seit Minuten so eisern umklammert, stürzte sich nun, das verletzte Bein so wenig wie möglich belastend, wieder vorwärts und stach die Klinge, ohne auch nur eine Sekunde zu zögern, tief in Temiz' linken Unterarm, mit dem er bisher noch die Machete geschwungen hatte, die nun scheppernd zu Boden ging.
This is your life, it's do or die, the sun may never rise again, so be the light the vision. This is your life, it's slipping by, you try to run but fall again, you get back up that's living.
Aryanas Aufschrei schnitt wie eine der unzähligen scharfen Klingen an Temiz Gürtel durch mein Gehör. Brachte mein Blut nur noch mehr zum rauschen und steigerte meine Wut auf den Syrer ins Unermessliche. Daran änderte auch sein eigener, schmerzverzerrter Aufschrei rein gar nichts, als er - mehr oder weniger wie geplant - auch die zweite Klinge durch Aryanas Hand fallen ließ. Die paar fluchenden Laute, die er unter zusammengepressten Lippen danach noch von sich gab, klangen fast schon ein kleines bisschen verzweifelt. Er schien sich nicht einmal sicher damit zu sein, ob er nun die Hand des unverletzten Armes an seinen Hals oder an den zerstochenen Unterarm legen sollte, nachdem er das Messer dort herausgezogen hatte und fallen ließ. Ich nahm den eng zusammen gezogenen Gürtel mit nur noch einer Hand, um die frei gewordene linke stattdessen nach dem Messer in der Halterung an seinem Oberschenkel auszustrecken. Er zappelte dabei merklich, versuchte sich mit der unverletzten Hand am Stoff des Gürtels irgendwie von mir loszureißen, aber ich schaffte es dennoch mir die glänzende Klinge anzueignen und sie ihm dann ganz unverblümt vorne an seine Kehle zu halten, damit er aufhörte sich zu rühren und mir hier keine einzige Sekunde zu lang auf den Sack ging. Denn ich hatte die Schnauze wirklich gestrichen voll und lockerte den Gürtel auch nur ein kleines Stück auf, damit er mir nicht erstickte, obwohl mir so gar nicht danach war. Ich ihn lieber hier und jetzt quälend langsam hätte ersticken lassen. "Beweg' dich und ich schlitz dir die verdammte Kehle auf.", knurrte ich dem Syrer stattdessen ans Ohr, als er schwer unter der minimalen Lockerung der Schlinge um seinen Hals aufatmete. Dabei berührte das Metall bereits seinen Hals, schnitt sich in die oberste Hautschicht. Dann glitt mein Blick kurze Zeit zu Aryana. All das Blut rief in mir unweigerlich das Bedürfnis hervor Temiz erst recht zu entsorgen und mich stattdessen um ihre Wunden zu kümmern, aber ich schluckte den Schmerz, der bei dem Anblick entstand, für den Augenblick einfach runter und widmete mich wieder dem Rest der hier anwesenden Leute. Appellierte dabei an mein Gehirn sich auf den langjährigen Soldaten und nicht auf den liebenden Freund einzustellen, weil beides einfach nicht möglich war. Es hatten sich inzwischen unweigerlich einige Schusswaffen auf uns gerichtet und die beiden Schoßhunde, die uns vorher im Container bewacht hatten, kamen jetzt auf arabisch vor sich hin schreiend von hinten auf uns zu, weshalb ich mich mitsamt dem Syrer in den Händen zu ihnen umdrehte. "Stehen bleiben!", knurrte ich lautstark in der von mir inzwischen so verhassten Sprache zurück, verpasste dem Kerl vor mir mit dem Gürtel noch einen leichten Ruck, um meinen Worten mehr Nachdruck zu verleihen. Letzterer wollte gerade dazu ansetzen irgendeinen Befehl zu erteilen, weshalb ich den Gürtel erneut enger zog und ihm damit das Wort abschnitt. "Ihr werdet keinem von uns auch nur ein einziges Haar krümmen oder ich schneid' ihm die gottverdammte Kehle durch!", drohte ich ihnen mit dem Tod ihres Befehlshabers, als einer von beiden den Lauf seiner Waffe auf Aryana schwenkte. Noch im gleichen Moment bewegte ich mich mit meinem neuen Haustier vor die Brünette, damit sie meine Botschaft unmissverständlich aufnahmen. Mein Arabisch war schließlich nach wie vor nicht perfekt. Die beiden Handlanger hielten also inne, schienen nicht recht zu wissen was sie machen sollten, weil ihr Chef sie jetzt nicht anleiten konnte. Ich hielt seinen Rücken nach wie vor an meiner Brust, sah über seine Schulter hinweg in ihre Richtung. Irgendwo im Hintergrund vernahm ich langsam aber sicher lauter werdende Motorengeräusche, die mir nur allzu bekannt in Ton und Klangfarbe vorkamen. Das schienen jetzt auch die syrischen Soldaten auf den Wachposten wahrzunehmen, die sich zwischendurch wohl auch lieber dem Kampf innerhalb der Mauern hatten widmen wollen. Daraus resultierte jetzt wildes Geschrei von den Türmen und gleich im Anschluss neue Posten beziehende Islamisten, die sich aus dem Kreis um uns herum lösten. "Bringt mir Ragan.", stellte ich eine weitere Forderung an die beiden Wachmänner, die weder ihre Stellung wechselten, noch ihre Gewehre runter nahmen. Sich auch weiterhin nicht rührten, trotz der Forderung. "Na wird's bald..!", verlieh ich dem Ganzen noch einmal deutlich lauter mehr Nachdruck und zog Temiz bei jenen Worten den Kopf vermehrt in den Nacken, während immer mehr Schüsse im Hintergrund fielen und eine kleine Menge Blut an seinem Hals runterfloss. Sie tauschten Blicke aus und im Anschluss ging einer von beiden dann zurück zum Container. Blieb wohl zu hoffen, dass er ihn wirklich in einem Stück her brachte und wir danach... ja, was eigentlich? Womöglich wäre es nicht verkehrt sich gruppiert zu den noch immer im Inneren der Mauer geparkten, amerikanischen Militärfahrzeuge zu begeben, um möglichst ohne weitere größere Verletzungen hier raus zu kommen - schließlich konnte ausgerechnet Aryana davon wirklich nicht noch mehr gebrauchen. Zu Fuß raus zu gehen war wohl noch lebensmüder und ging außerdem absolut nicht schnell genug, selbst wenn uns einer der Wagen des Trupps ein Stück entgegen kam, ohne dass der Fahrer vorher durch die Windschutzscheibe eliminiert worden war. Aktuell war der Winkel für die Scharfschützengewehre, die noch immer auf den Wachtürmen bei den Syrern herumliegen mussten, noch eher ungünstig und sie hatten mit der Truppe von außen zu tun. Aber sollte letzteres in eine ungünstige Richtung umkippen und zwei oder drei Scharfschützen waren bereit uns gleichzeitig Kugeln in die Köpfe zu verpassen... nein, war keine gute Idee, das mit dem Laufen.
+ .Es kommt, wie es kommt - aber so, wie man es ruft. +