Ja eben, dachte ich auch... x'D Ja nein, eine Solomission gibts kein zweites Mal, das überleben sie sowieso nicht. Aber wir können das alles auch anders machen - das was ich gestern geschrieben habe, war einfach so mein erster spontaner Einfall..^^ ________
Aryanas Lächeln wurde schon wieder breiter, als er ihr eine sarkastische Antwort zukommen liess. Genau das war ein weiterer Punkt, den sie so an ihm liebte. Dass er sie so mühelos zum Lachen brachte, immer und immer wieder. Dass er genau ihren Humor traf und sie sich bestens verstanden, auch wenn gefühlt drei Viertel ihrer Gespräche von Sarkasmus und Ironie getränkt waren. Solange sie beide aus ihren Worten schlau wurden, ergab das alles seinen ganzen wirren Sinn. "Ach, bisher haben wir doch noch kaum wem was getan... Mal abgesehen von einem alten verdammten Arschloch, das nichts anderes als unsere Gerechtigkeit verdient hat. Und den Ratten in den Hügeln. Und zwei drei anderen, die ungünstig unseren Weg gekreuzt haben...", säuselte sie unschuldig. Der Rest der Welt ging ihr sowieso meistens dezent am Arsch vorbei. Sollten die anderen ihnen doch besser dankbar sein, dass sie die Drecksarbeit erledigt hatten vor einigen Wochen - und schon zu oft davor. Dass er noch auf keinen grünen Zweig bezüglich ihres zukünftigen Traumberufes gekommen war, erstaunte sie nicht wirklich. Sie waren dahingehend beide ziemlich verloren, weil sie einfach blöd gesagt nichts konnten, was auf dem Arbeitsmarkt ausserhalb der Army wertvoll war. Oder zumindest keinen Abschluss in irgendeine nützliche Richtung hatten. "Ich bin schockiert, du hattest so viel Zeit zum Nachdenken", murmelte sie, wobei das breite Grinsen auf ihrem Gesicht schon wieder triefende Ironie verriet. Wirklich überraschend. Etwas zusammen wollte er also machen... Darüber hatte sie ehrlich gesagt noch nichtmal im Ansatz sinniert. War sie doch zu beschäftigt damit gewesen, diesem ganzen Elend hier ein Ende zu setzen und höchstens Mal einen kurzen Gedanken daran zu verschwenden, wo zur Hölle ihre normalen, gesellschaftskonformen, alltagstauglichen Interessen bitte lagen. Hatte sie im Übrigen aber auch nicht rausgefunden. Also war sie in etwa so erfolgreich mit Denken gewesen wie der junge Mann, der sich nun etwas abdrehte und direkt im Anschluss ziemlich dicht über sie beugte. "Das verspricht auf jeden Fall ziemlich interessant zu werden", grinste sie zu ihm hoch, während ihre linke Hand über seine Seite und seinen Rücken strich, die Rechte derweil in seinem Nacken lag. Und natürlich musste er noch etwas hinterher schieben, dass so eindeutig nach Mitch klang, dass sie dabei nur leise auflachen und den Kopf schütteln konnte. "Eine verpasste Chance, die wir ewig bereuen würden, ja", pflichtete sie ihm überzeugt bei und erwiderte liebend gerne den folgenden Kuss seiner weichen Lippen. So lange hatte es gedauert, bis sie endlich an diesem Punkt angelangt waren - da wäre es schon schlimm, wenn sie von jetzt an nicht absolut alles daran setzen würden, ihre neu gefundenen Gefühle bis ins letzte Detail auszukosten. Und das würde sie sicherlich nicht riskieren, wie Aryana ihm gerne deutlich machte, als sie ihn schon wieder näher zu sich heran zog und den Kuss noch etwas in die Länge zog.
This is your life, it's do or die, the sun may never rise again, so be the light the vision. This is your life, it's slipping by, you try to run but fall again, you get back up that's living.
Hmmmmmmmm. Schwierig, schwierig. Und wenn man das umgekehrt macht? Also dass sie quasi im eigenen Camp komplett überrollt werden und dann nur die wichtigsten Leute in Gefangenschaft da bleiben (der Rest im Umkehrschluss also entweder tot ist oder ein Teil gegen Ende noch friedlich ziehen darf, wenn die Zielpersonen dableiben)? Wobei ich in diesem Fall dann sagen würde, dass Ragan auch dableibt... evtl. auch der gute, alte Arzt, wenn die Syrer verletzte Leute in den eigenen Reihen hätten. Mit zwei Leuten mehr hat man entweder mehr Spielraum zum Ausbruch, oder gute Gründe, warum Aryana und Mitch nicht zuerst sterben, bevor sie da rausgeholt werden. x'D Was anderes, kreativeres ist mir bisher aber leider auch nicht eingefallen.^^
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Was das anbelangte hatte die Brünette zweifelsfrei meine gänzliche Zustimmung. In meinen Augen hatten wir auch nichts Falsches getan und ich kannte wohl nicht einen Soldaten, der wirklich ernsthaft schmerzerfüllt auf Warrens Tod reagiert hatte. Natürlich war schon die Ungewissheit zwecks des neues Lieutenants da gewesen, aber schlimmer als das vorherige selbstsüchtige Arschloch hatte er ja kaum werden können. Mit Ragan lief hier Vieles besser, was noch ein Mitgrund dafür war, dass der Mord an Warren goldrichtig gewesen war. Vielleicht würde ich mir noch eine Schlange tätowieren lassen, wenn ich irgendwo eine geeignete Stelle dazu fand, sobald ich zurück in den Staaten und aus Allem hier fein raus war. "Wahre Worte. Die oder Wir.", stimmte ich Aryana zufrieden seufzend zu. Es war schließlich nur eine Frage der Zeit gewesen, bis das ganze Camp unter Warrens unfähigem Handeln untergegangen wäre. Oder bis sie Faye und Victor in den Hügeln die Kehlen durchgeschnitten hätten, wenn wir den Spieß nicht erfolgreich umgedreht hätten. Ganz abgesehen davon würde sowieso Niemand, der noch ganz bei Trost war, dieses Gesindel vermissen. Mir war schon klar, dass die junge Frau sich vermutlich bereits hatte denken können, dass ich selbst ebenso wenig zu einem brauchbaren Ergebnis für den beruflichen Neustart gekommen war, wie sie eben auch. Schließlich hatten wir oft telefoniert und wäre mir die zündende Idee schlechthin gekommen, dann hätte ich ihr das mitgeteilt. "War wohl nicht meine kopfmäßige Bestleistung, nein.", stellte ich ironisch fest, grinste sie schief an. Es war eben auch nicht einfach, wenn man nicht wusste, wo man anfangen sollte und einem dann auch noch nichts, das man für potenziell auslastend genug hielt, langfristig gefiel. Mental, meine ich. Mein Kopf war da wohl das größere Problem, den Körper konnte ich theoretisch mit Sport nebenher weiter an der Belastungsgrenze halten. Ich ließ mich bereitwillig darauf ein den Kuss noch ein wenig länger auszukosten, wobei ich zu Beginn wegen ihrer Antwort noch ein wenig hatte hineingrinsen müssen. Ich erinnerte mich einfach noch viel zu gut an Aryanas Maria-Einstellung und das Abblocken jeglicher meiner Flirtversuche - und Berührungen -, als dass ich mich nicht jedes Mal darüber freuen musste, wenn sie jetzt darauf einging. Ich ließ mich also sehr gerne noch ein Stück mehr runter ziehen, wobei ich mit meinem Oberkörper dann letztlich wieder deutlich mehr ihren touchierte, während ich das Zusammenspiel unserer Lippen auskostete. Gegen Ende auch einen im Vergleich zu vorhin harmlosen Zungenkuss einbaute, bevor ich mich wenig später wieder langsam von ihren verführerischen Lippen löste. Ansonsten blieb ich ihr aber sehr nah, stellte auch das leichte Streicheln an ihrer Taille nicht ein. "Ich hab dich echt vermisst.", murmelte ich eine leise Feststellung zu ihr runter, während ich ihr weiter in die braunen, leicht glänzenden Augen sah. Eigentlich war das auch ohne Worte erkennbar für Aryana, aber irgendwie hatte ich einfach das Bedürfnis dazu, sie das wissen zu lassen. Ich würde mich wohl noch eine kleine Weile weiter davon distanzieren, irgendwelche zu großen Worte in den Mund zu nehmen, weil die Sache zwischen uns in meinen Augen dafür einfach noch zu... frisch war. Zu unerprobt. Aber ich wollte die Brünette zumindest indirekt wissen lassen, dass ich sehr viel mehr an sie, als an das Problem mit der Zeit nach der Army gedacht hatte. Ich hatte die Gedanken an letzteres nur zu gern immer wieder durch Gedanken an sie ersetzt.
+ .Es kommt, wie es kommt - aber so, wie man es ruft. +
Najaaaa. Wir könnens schon so machen, aber es dürfen echt nicht zu viele sterben, sonst gehen bei Madame definitiv die Nerven durch.. Die hat doch immer nen Schaden wenn jemand wegen ihr stirbt.. o.o Vielleicht so, dass sie halt arg angegriffen werden, sich dann aber relativ bald die Forderung herauskristallisiert, dass Mitch & Aryana sich ergeben sollen und den anderen dann quasi nichts passiert. Das tun sie dann natürlich auch und die vom IS scheuchen dann alle übrigen Soldaten mit Kanonenfeuer in die Wüste, wobei sie eben den Lieutenant und den Arzt dabei spontan noch für sich beanspruchen und ebenfalls da behalten. Irgendwie so? Keine Ahnung, ich führe immer noch so gut Krieg wie zu Beginn dieses Plays haha. __________
Ja, so konnte man es auch sagen, denn es stimmte: Immer, wenn jemand durch ihre Hände gestorben war, hatte es nur einen Gewinner bei der Sache geben können. Und das mussten eben sie sein, weil Aryana und Mitch beide nicht sterben wollten. Weil sie es nicht so weit geschafft hatten, um dann durch die unfähige Hand eines Mörders und Vergewaltigers von der Bildfläche gewischt zu werden. Weil sie nicht so lange gekämpft haben wollten, um am Ende nichts davon zu haben. Dass sie beide noch keine Pläne für nach der Army hatten, war wie erwähnt nicht erstaunlich und kümmerte die junge Brünette auch erstmal nicht weiter. Sie hatten momentan nur ein Ziel und das war definitiv das Überleben bis zum Ende. Und dann in einem Stück ab nach Hause. Spätestens da würde ihnen bestimmt eine Lösung einfallen und bis dahin war das ganz einfach auch nicht relevant. Keine Priorität. Im Gegensatz zu den Küssen. Die waren definitiv wichtig. Aryana kostete jede Sekunde davon in vollstem Mass aus, genoss jede Berührung, jeden atemlosen Hauch Luft, der an ihren Lippen abprallte. Jedes Bisschen nackter Mitch unter ihren Händen, jeden Finger auf ihrer Haut. Und als er sich ein winziges Stück von ihr löste und ihre Augen wieder die seinen trafen, sie sich ein weiteres Mal in dem tiefen, hellen Blau verlor, tauchte das nächste Lächeln auf ihren Lippen auf. Verliebt sah sie wohl aus, wie sie ihn anschaute, als er die paar Worte aussprach. Verliebt war sie nämlich auch, wie das Kitzeln in ihrem Bauch ihr so laut und deutlich mitteilte. "Ich dich auch... Ganz anders, als ich je zuvor jemanden vermisst habe...", flüsterte sie zurück, streckte sich für einen weiteren kurzen, gehauchten Kuss. Wie hatte sie früher in diese Augen schauen können, ohne all das zu fühlen, was sie nun in diese dicke Blase der Liebe hüllte? Wie hatte sie so lange ignorieren können, was zwischen ihnen gewachsen war? Sie hatte keine Ahnung. Aber es spielte auch keine Rolle mehr. Denn jetzt wussten sie, wo sie hingehörten. Sicher und glücklich in die Arme des anderen. Für immer..? Sie hoffte es. Sie hoffte es wirklich. Wenn alles, was gewesen war, sie nicht hatte auseinander reissen können, würde es bestimmt auch jetzt nichts und niemand mehr schaffen können. Das wollte sie jedenfalls ganz fest glauben, während sie hier bei ihm lag und ein Bein um ihn schlang, um ihn nochmal ganz zu sich heran zu ziehen. "Dich und deine Tattoos... deine Nähe... deine Augen... deine Worte... deinen Humor... und am allermeisten natürlich deine glücklicherweise nicht ganz geschwundenen Muskeln", zählte die Brünette zufrieden auf, liess es sich selbstverständlich nicht nehmen, auch dieses eigentlich ernst gemeinte Kompliment mit einem etwas ironischen Ende abzurunden. Seine Muskeln waren gut, aber deswegen noch lange nicht das, was sie an ihm am meisten liebte.
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Achja, ganz vergessen o.o x'D Dann wohl lieber mit ein bisschen weniger Tod, ja. Ich wünschte ja mir würde irgendwas Kreativeres einfallen, aber Kriegsführung ist manchmal halt auch einfach stumpf, weil Gewalt... und ich bin da wohl ebenso wenig bewandert wie du. :'D Vielleicht muss ich mir doch noch ein, zwei Filme mehr in dem Genre anschauen...^^ ________
Auch in den folgenden, kurzen Kuss lächelte ich leicht hinein. Ganz anders traf es sicher aus meiner Sicht ebenso gut, war mir diese Gefühlsebene doch nach wie vor noch recht neu. Aber sie gefiel mir und im Gegensatz zu sämtlichen anderen Frauen vorher hatte Aryana wohl einfach etwas an sich, das mich dauerhaft begeistern konnte. Vermutlich waren es eher mehrere, viele Kleinigkeiten, die mich so zu ihr hinzogen. Sei es nun die Tatsache, dass sie über so ziemlich jeden meiner noch so bescheuerten Witze lachte, dass sie mir meine schlechte Laune nicht immer gleich ankreidete - letztere bezog sich allerdings auch schon seit einer halben Ewigkeit nicht mehr auf sie -, oder aber dass sie mir dann, wenn ich ihn brauchte, einfach nur meinen Freiraum gab. Mir nicht hinterher lief wie eine Klette, die ich nicht mehr loswurde. Die junge Frau schien immer dann, wenn die meisten anderen Menschen es nicht taten, Verständnis für mich aufzubringen, weil sie teilweise ähnlich tickte und das war schier perfekt. Dass sie dazu auch noch gut aussah setzte dem ganzen die Sahnehaube und Kirsche auf. "Was soll ich da erst sagen..?", erwiderte ich mit einem leichten Lächeln eine rein rhetorische Gegenfrage, die braunen Augen weiterhin mit meinen fixierend. Sie wusste ja, dass ich vorher immer ganz fröhlich auf den unverbindlichen Macho-Zug aufgesprungen war, weil ich daraus nie ein Geheimnis gemacht hatte. Auch in Australien nicht. Als Aryana mich noch näher zu sich hinzog nahm ich meine Hand dann doch von ihrer Taille, weil das in dieser Position irgendwann sehr unbequem geworden wäre. Stattdessen zog ich meinen anderen Arm vorsichtig unter ihrem Kopf hervor und stützte mich mit jeweils links und rechts einem Unterarm auf den Schlafsäcken und Decken ab, kurz bevor ich still vor mich hin lächelnd ihren Worten lauschte. Dabei den Blick nie von ihren Augen abwendete, wobei ich gegen Ende eben doch kurz mal leise auflachen musste. "Siehst du, ich wusste es. Ohne Muskeln geht einfach nichts.", erwiderte ich kaum weniger ironisch, weil ich schlicht wusste, dass die Optik nicht das war, was uns so eng zusammen gebracht hatte. Sonst wäre ich schließlich schon bei anderen Frauen hängen geblieben. ich wollte es aber nicht bei dem einen, wenig ernsten Kommentar belassen, weshalb ich nach ein paar Sekunden eine Hand an Aryanas inzwischen nicht mehr gerötete Wange legte und sanft über ihre Haut strich, ehe ich den Mund noch einmal öffnete. "Ich hab wohl wirklich einfach... Alles an dir vermisst.", stellte ich laut denkend fest. "Aber vor allem dein Lachen... und die kleinen Grübchen, die du dann immer kriegst.", führte ich meinen Gedanken in Worten fort, wanderte mit dem Daumen gegen Ende auch an genau diese Stelle und lächelte dabei so vor mich hin. Ich spürte schlichtweg nicht eine einzige negative Emotion und war ziemlich beschwingt, obwohl ich diesen ätzend langen Flug hinter mir hatte und längst müde sein sollte. War ich aber nicht, weshalb ich meine Lippen für den nächsten, etwas innigeren Kuss auf Aryanas senkte. Dabei wanderte ich mit dem Daumen an ihrem Kiefer entlang, strich hauchzart über ihre Haut. "Und ohne jeden Zweifel auch diese Lippen.", fügte ich leise an genau jene Lippen geraunt noch eine letzte Sache an, die mir schrecklich gefehlt hatte, während sich meine leicht funkelnden Augen wieder in ihre richteten.
+ .Es kommt, wie es kommt - aber so, wie man es ruft. +
Ja, wär mir ein Bisschen lieber... Weil ich will nicht mit zwei kompletten Wracks in Amerika glänzen... x'D Ach das passt schon... Der Krieg dauert zum Glück eh nicht mehr so lange für unsere armen Kinder. x'D ________
Es war schon so - nicht nur er hatte eine Meisterleistung darin vollbracht, ausgerechnet sie aus ihrem jahrelangen Einzelgänger-Trott gelockt zu haben. Nein, auch Aryana umgekehrt mit ihm. Sie war der Überzeugung gewesen, dass er sich nie ernsthaft auf eine Frau einlassen würde, dass es ihm immer nur um den Spass gehen würde, um die Herausforderung. Hatte er ihr oft genug indirekt - oder auch ganz unverblümt - mitgeteilt und in Australien auch wunderschön bewiesen. Aber jetzt lagen sie hier, eng umschlungen, und blickten sich ein Bisschen verliebt an. Ja, so hatten sie das bestimmt beide nicht geplant und beide nicht kommen sehen. Wie schon öfters gesagt... einfach verrückt. Sie hielt dem Blick seiner viel zu faszinierenden Augen stand, solange er dies auch tat, schaute tief in seine Seele. Und er war alles, was in ihrem Kopf gerade existierte, alles, woran sie dachte. Alles, was sie spürte, alles, was sie sah. Er... und seine Herkules-Muskeln natürlich, die sie niemals aussen vor lassen wollte, weil sie eben so unendlich wichtig für sie waren. "Sie sind schon prioritär für eine durch und durch oberflächliche Frau wie mich", bestätigte sie also direkt nochmal seine Aussage, wobei ihre Worte komplett ernst und zugleich von Sarkasmus getränkt waren. Natürlich mochte sie Mitch auch für seine Optik. Ihre Augen liebten schöne Dinge und Mitch gehörte je länger sie ihn anschaute umso mehr zu den Schönsten Dingen - Menschen - die sie je betrachtet hatte. Er war zweifellos das, was sie am liebsten anblickte und da trugen sein Körper, seine Tattoos und seine stechenden Augen ihren Teil dazu bei. Genau wie das umgekehrt eben ihre Grübchen waren, die, kaum hatte er den Satz ausgesprochen, wieder in ihrem ganzen Ausmass zur Geltung kamen. Ihre Mundwinkel wanderten weiter nach oben, während seine Finger über ihre Wangen strichen und er so dicht vor ihren Lippen schwebte, dass sie seinen Atem auf ihrer Haut spürte. Und gleich darauf endlich wieder seinen Mund auf dem ihren, so nahe, wie er immer bleiben sollte. Die Umarmung ihres Beines um seine Hüfte lockerte sich wieder, während sie sich voll und ganz auf den Kuss konzentrierte. Auf dieses süchtig machende Gefühl der Liebe und des unstillbaren Verlangens, das in so kurzer Zeit endlose Ausmasse angenommen hatte. "Die hab ich auch vermisst... Deine Lippen und die Stimme, die immer wieder über sie hinweg wandert... Ganz egal, was sie erzählt... ob sie singt... oder scherzt... oder dieses leise, verführerische Kratzen in sich trägt... Deine Stimme mag ich... wirklich", führte sie die gehauchten Lobeshymnen der Liebe fort, immer wieder unterbrochen von sanften Küssen, die sie zuerst auf seinen Mund und dann auf seine Wange bis runter zu seinem Kinn verteilte. Denn es stimmte - in seine Stimme hatte sie sich als allererstes verliebt. Schon da, als sie noch die meiste Zeit ihrer Gespräche mit Zickereien und Streit verbracht hatten. Als sie sich unsympathisch gewesen waren, weil sie sich gegenseitig nie richtig zugehört hatten. Weil sie von Vorurteilen beherrscht gewesen waren, sich die Meinung über den jeweils anderen rein aus dessen Auftreten, aus den Fassaden gebildet hatten. Weil sie sich erst viel später die Mühe gemacht hatten, hinter die Fassaden zu blicken. Um zwei gar nicht mal so verschiedene Seelen zu finden, die vielleicht einfach schon viel zu lange aufeinander gewartet hatten...
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Nene, das wollen wir nicht. Sonst gehen sie noch alle zusammen gleich am Anfang unter, das wär fatal. :'D Irgendwer muss ja fast sowas wie einen klaren Kopf behalten. ^^ Stimmt, stimmt. x'D wie/wann wollen wir da hin springen? Bzw. vorher irgendwas von unserem kaputten Vorzeigepärchen einfügen, damit sie nicht ganz so arg vernachlässigt werden, oder sie still weiter vor sich hin leiden lassen? :'D ________
Auf die Sache mit Aryanas imaginärer Oberflächlichkeit hin erwiderte ich nicht mehr als nur noch ein schwaches Kopfschütteln, das von einem leichten Grinsen unterstrichen wurde. Wir waren uns beide einige damit, dass blanke Optik nicht darüber entscheiden konnte, ob man miteinander harmonierte oder nicht. Aber schön war es eben trotzdem, wenn man sich auch rein körperlich sehr anziehend fand und das hatten uns mit dem Sex wohl restlos bewiesen. Wobei ich es noch nie hatte geheimhalten wollen, dass Aryana in meinen Augen attraktiv war. Sonst hätte ich nicht immer wieder auf sehr unangebrachte Weise in den unmöglichsten Momenten mit ihr geflirtet, obwohl sie mir mehrfach gesagt hatte, dass ich das lassen sollte. Gerade letzteres hatte es jedoch immer wieder wahnsinnig unterhaltsam gemacht, bis es irgendwann in das 'Kein Sex vor der Ehe' und jene imaginäre Heirat an sich umgeschwankt war - ebenfalls sehr ironisch, jetzt wo wir hier lagen und uns nicht auch nur einen Zentimeter zu viel vom jeweils anderen zu lösen vermochte. Ich hörte Aryana weiter recht aufmerksam zu, wobei ich bei all den angenehmen, kleinen Küssen irgendwann einfach die Augen zumachte, um mich ganz auf das wohltuende, leicht kribbelnde Gefühl konzentrieren zu können. Meine Stimme mochte die Brünette also auch, obwohl ich jene früher nur allzu gerne gegen die ihre erhoben hatte, um einen Streit zu provozieren. Ich konnte mich schon fast gar nicht mehr daran erinnern, wann ich Aryana das letzte Mal eine ernst gemeinte Beleidigung an den Kopf geworfen hatte, die nicht nur als Witz formuliert da war, um sie zum Spaß ein bisschen zu ärgern. Sie schien mich wirklich Stück für Stück immer weiter umgepolt und letztlich um 180° gedreht zu haben. Ohne, dass es mir währenddessen überhaupt bewusst aufgefallen war, aber ich war ich in diesem Moment unheimlich dankbar dafür. Obwohl ich nun wieder hier im Camp fest saß, wo es von Grenzen und Regeln nur so wimmelte, fühlte ich mich gerade jetzt so frei wie schon lange nicht mehr. "Hmmm...", setzte ich leise murmelnd etwas langgezogen zu einer Antwort an, als ich die Augen letztlich aufschlug, um die Brünette wieder anzusehen. Jedoch ruhte mein Blick nicht lange in ihren braunen Augen, neigte ich den Kopf dann leicht seitlich nach vorne und war ihrem Ohr mit meinen Lippen daraufhin sehr nahe. "...meinst du das hier?", vollendetet ich meinen Satz schließlich eher leise, wobei ich ganz bewusst den rauen, recht tief klingenden, leicht kratzigen Tonfall anschlug. Ich fing dabei wieder ein bisschen zu grinsen an, kurz bevor ich die dünne Haut knapp unterhalb ihres Ohrs ganz zart mit den vom Kuss noch feuchten Lippen streifte. Ich mochte all die kleinen Spielereien zwischen uns unheimlich gerne. "Mit dir rede ich sowieso am liebsten.", fügte ich einige Sekunden später noch ein paar wenige Worte hinzu, wobei sich mein Tonfall kaum änderte und ich im Anschluss noch einen Kuss auf ihre nackte Schulter hauchte. Das war nichts als die Wahrheit, auch wenn das Alles hier gerade irgendwie ziemlich kitschig klang, was für mich bis dato eigentlich so gar nicht typgerecht war. Ein weiteres Wunder angesichts der Tatsache, dass ich mich sonst oft über Faye und Victor lustig gemacht hatte, weil sie eben so ein total klischeehaft voneinander abhängiges Paar waren... tja, jetzt dockte ich scheinbar zumindest hier und da mal selbst an genau der gleichen Haltestelle an.
+ .Es kommt, wie es kommt - aber so, wie man es ruft. +
Ja eben, darum wärs glaub ich besser, wenn das nicht total ausartet diesmal. x'D Von mir aus können wir ziemlich bald springen und dann halt so zwei Wochen bis ein Monat oder so... wie immer. x'D Und ja die anderen zwei... keine Ahnung, mir ist nichts eingefallen, was man da schreiben könnte, ausser, dass sie die ganze Zeit mit einem Bein im psychischen Ruin stehen. x'D Irgendwie würde alles, was man da schreiben könnte (so von wegen Psychologen, die ihren Job schlecht machen oder ihnen sagen, dass sie sich trennen sollten etc.) das Ganze für sie nur noch schlimmer machen.. Weil halt Schöne Sachen meist nicht so interessant zu schreiben sind. xD Und ich weiss nicht.. Also von mir aus können wir sie auch weiterhin im Hintergrund heilen lassen, falls dir nichts besseres einfällt. xD __________
Sie setzte die zarten Küsse auf seiner Haut so lange fort, bis der junge Mann beschloss, sich zu bewegen und ihr nun seinerseits wieder entgegen zu kommen. Sie spürte seinen Atem ihren Hals streicheln, als er sich zu ihrem Ohr beugte und kaum hörte sie seine dunkle Stimme, verzogen sich ihre Mundwinkel zu einem Grinsen. Er wusste ganz genau, was er mit ihr anstellte, dessen war sie sich sicher. Schon nur, weil ihre Haut schon wieder von einer zarten Gänsehaut überzogen wurde, die er sicherlich sehen konnte. Aber auch sonst. Sie war sich nicht ganz sicher, ob er es sich ernsthaft irgendwann zum Ziel gemacht hatte, sie rumzukriegen oder ob die ganze Geschichte mit Maria und ihrer ewigen Enthaltsamkeit wirklich nur Spass gewesen war. Fakt war aber, dass sie ihm - egal, ob er es nun darauf angelegt hatte oder nicht - komplett verfallen war und selbst jetzt, wo sie so dicht beieinander lagen, gar nicht genug von ihm bekommen konnte. So hob sie auch kurzerhand die linke Hand, die sie ihm ans Kinn legte, um dieses von ihrer Schulter weg wieder direkt vor ihr eigenes Gesicht zu dirigieren. Kurz blickte sie ihm mit funkelnden Augen entgegen, betrachtete grinsend ihn und seine Mimik, bevor ihr Blick zu seinen Lippen abrutschte. "Wahrscheinlich meine ich genau das, ja", beantwortete sie ihm leise und ziemlich verspätet seine rhetorische Frage, streckte sich ihm entgegen, um sich den nächsten, nun wieder ziemlich stürmischen Kuss von seinen Lippen zu stehlen. Eigentlich sollten sie beide längst müde sein. Er von seinem Flug und der ganzen Reise zurück in die Hölle und sie von einem weiteren, anstrengenden Tag ausserhalb den sicheren Mauern dieses Camps. Aber Aryana war nicht müde. Und wer konnte ihr verdenken, dass sie nach so langer Zeit jetzt endlich alles haben wollte, was sie theoretisch haben konnte? Alles, was so dicht vor ihr, so greifbar nahe war? Alles, was hier mit ihr mit dem Teufel tanzte. Alles, was eigentlich verboten war, wenn sie sich heute noch für diese Verbote interessieren würde. Mitch hatte sie definitiv auf den Geschmack gebracht, von dem sie nicht so bald wieder abzulenken wäre. Die Liebe, das Verlangen, die Lust, seine Nähe, die Zärtlichkeiten, kurz: einfach dieser Mann mit allem, was er ihr geben konnte - alles machte süchtig und von allem wollte sie mehr. Und noch immer war es schwer zu begreifen, dass sie das tatsächlich haben konnte. Sie und er, weil sie irgendwann an einem nicht zu definierenden Zeitpunkt in der Vergangenheit beschlossen hatten, dass sie gar nicht so falsch füreinander waren. Irgendwann, nachdem sie zusammen einen Mord begangen hatten. Irgendwann, bevor sie beide für Faye und Victor hatten sterben wollen.
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Ne, mir gehts da sehr ähnlich x'D Hätte ja nur sein können, dass du irgendeine zündende Idee hast/hattest oder so.^^ Dann eh... spring ich jetz' einfach mal. Hoffe ich krieg's brauchbar hin. x'D ________
Wir wälzten uns noch fast bis vier Uhr morgens auf dem Boden der Waffenkammer herum, von Müdigkeit oder Langeweile weiterhin keine Spur. Am sehr frühen Morgen holte uns dann aber doch die Realität wieder ein und auf den Boden der Tatsachen zurück, weshalb wir uns ungewollt voneinander lösen und wieder zurück in die Klamotten schlüpfen mussten. Aryana ging nach einem etwas längeren Abschiedskuss zuerst wieder nach draußen, wonach ich selbst nur zügig Alles dahin zurück räumte, wo es vorher gewesen war und nach einem letzten prüfenden Blick ebenfalls in die kalte Nachtluft verschwand, um mit leisen Sohlen mein Zelt aufzusuchen. Ich konnte glücklicherweise behaupten, dass ich es mit Zeltkollegen mit tiefem, festen Schlaf zu tun hatte, weil Niemand aufzuwachen schien. Wenn doch, dann ließ sich derjenige davon Nichts anmerken und so schlüpfte ich leise für die letzte halbe Stunde voll Schlaf unter meine Bettdecke... nur schlief ich gar nicht wirklich ein, weil ich nicht aufhören konnte zu grinsen und die Nacht Revue passieren zu lassen. Die Müdigkeit hatte mich dann im Laufe des folgenden Tages eingeholt, meine gute Laune aber trotzdem nicht auslöschen können. Zwischen dem morgendlichen Sport, Schießübungen und dem Jetlag schlich sich auch die Realität Stück für Stück in meine Gedanken zurück. Ließen mich erneut Bekanntschaft mit dem harten, strikt getakteten Alltag der Army schließen, die mich am Nachmittag gleich wieder mit raus vor die Tore schickte. War nicht schlimm, war ich was das Schießen anging doch nicht aus der Übung gekommen, aber meine Schulter zwickte hier und da im Alltag eben doch noch. Beispielsweise beim Heben schwerer Munitionskisten oder Vorräten, weshalb ich mir selbst schwor die vom Therapeuten angeordneten Übungen weiterhin kontinuierlichen in meinen freien Minuten in den Alltag und ins langsam wieder beginnende Training einzugliedern. Auch, wenn die Bitterkeit ein Stück weit in meinen Kopf zurück kroch, während ein Tag um den anderen ins Land zog, schaffte es Aryana immer wieder meine teils dadurch gedrückte Stimmung mit ihrer Anwesenheit in die Höhe schnellen zu lassen. Es war tatsächlich gar nicht so einfach es mir zu verkneifen zu lächeln oder gar zu grinsen, wenn sie mir im normalen Arbeitsalltag unter die Augen trat. Aber zumindest die meiste Zeit über schaffte ich es, zuckten mir die Mundwinkel im sonst so kalten Gesichtsausdruck höchstens mal kurzzeitig und ich machte meinem altbewährten Pokerface damit alle Ehre. Dafür grinste ich umso breiter, wenn wir dann des Nachts wieder aufeinander trafen, um unseren Gefühlen freien Lauf lassen zu können. Der harte Berufsalltag im Militär ließ sich mit der Beziehung zu der hübschen Brünetten tatsächlich wesentlich besser ertragen und sie schaffte einen nie da gewesenen Ausgleich in meinem sonst so hitzigen Gemüt. Zwar ließ ich alle Anderen tagsüber trotzdem vehement wissen, wann sie mir auf die Nerven gingen oder sie meiner Meinung nach ihre Arbeit besser machen konnten, aber ansonsten war ich dennoch etwas ausgeglichener. Ging nicht mehr ganz so extrem schnell an die Decke, wie es früher oft der Fall gewesen war. Seit unserem ersten Wiedersehen waren inzwischen etwas mehr als drei Wochen vergangen und ich konnte stolz von mir behaupten, dass ich einen kleinen Teil meiner Muskeln erfolgreich zurück gewonnen hatte. Zu alter Form zu finden würde noch ein paar weitere Wochen brauchen, aber ich war soweit ganz zufrieden mit mir selbst und tatsächlich auch mit meinen aktuellen Lebensumständen. Es war jetzt gegen 18 Uhr und ich war gerade mit einem der Convois von der täglichen Patrouille ohne Zwischenfall zurück gekommen, räumte mit Jetman noch ein paar Sachen aus dem Wagen, als plötzlich von einem der Soldaten auf den Wachtürmen aus dem Nichts Alarm geschlagen wurde.
+ .Es kommt, wie es kommt - aber so, wie man es ruft. +
Nein ich bin momentan nicht unbedingt voller zündender Ideen, leider.. x'D ____________
Aryana dachte je länger je mehr wirklich darüber nach, ein Buch über ihr Leben zu schreiben. Ganz einfach, weil langsam aber sicher alles so verrückt wurde, dass sie es selber nicht mehr ganz glauben konnte. Und manchmal, wenn sie in Mitch's Armen lag, irgendwo in der Waffenkammer zwischen Maschinengewehren und Handgranaten, musste sie sich beinahe selbst kneifen, weil sie sich nicht sicher war, ob sie ganz einfach nur träumte. Aber auf eine gute Art und Weise. Denn sie genoss diese Momente. Es fühlte sich an wie das beste Leben und jedes Mal grinste sie in seiner Gegenwart fast ununterbrochen wie ein Honigkuchenpferd. Seine Nähe, seine Umarmungen, seine Küsse, seine Berührungen, seine Worte - sie hatte in scheinbar so kurzer Zeit eine so unendlich tiefgreifende Liebe für ihn entwickelt, dass sie sich sehr oft fragte, wie das bei ihrem eigentlich so verschlossenen, hinter einer hohen Mauer versteckten Herzen überhaupt passieren konnte. Aber es war passiert. Und das war ihr unmissverständlich klar, da ihr Herz ihr sehr deutlich bewies, dass ihre Gefühle für Mitch mittlerweile in den Tiefen ihrer Seele verankert waren. Weil sie immer an ihn dachte. Weil sie sich Sorgen um ihn machte. Weil sie nicht wollte, dass er weiterhin hier war, weiterhin ausrücken musste. Weil sie nachts, wenn sie alleine schlief, aus Alpträume aufwachte, die ihr vollkommen real aufzeigten, wie er tausend grausame Tode starb. Solche Träume hatte sie noch nie zu einer Person gehabt, die nicht zu ihrer Familie gehörte oder gehört hatte. Aber es war ein eindeutiges Zeichen dafür, dass sie ihn nicht mehr verlieren konnte. Aryana versuchte dabei doch, möglichst optimistisch zu bleiben und sich keine Gedanken über die nicht ganz zu verachtende Chance eines vorzeitigen Todes seitens ihres Freundes zu machen. Meistens ging das auch ziemlich gut - denn wie sie beide wussten, hatten sie es bis hierher sehr gut geschafft. Die paar Monate bis zu ihrem definitiven Abzug aus dieser Hölle würden sie also auch noch packen. Daran musste sie einfach festhalten, wenn sie nicht jede Nacht schlaflos liegen wollte. Es reichte, dass der Krieg ihr mehr zu schaffen machte als je zuvor. Sie wollte es sich selbst nicht eingestehen, aber was passiert war, hatte auch bei der Brünetten seine Spuren hinterlassen. Denn es konnte jeden treffen. Aber für jemand anderes als ihre Schwester würde sie keine solche Aktion mehr riskieren. Und das war nicht fair. So wie dieser ganze Krieg. Und jetzt, wo sie endlich nach Hause wollte, wo ihr endlich die Schuppen von den Augen gefallen waren und sie diesen Ort kaum mehr aushielt, war es umso schwieriger, sich gleichzeitig in ihrer Arbeit zu beweisen und diesbezüglich das Richtige zu tun, wenn sie lieber einfach alle Männer und Frauen hinter den Mauern dieses Camps eingesperrt und in Sicherheit gehütet hätte. Die Sicherheit, die sich einige Wochen später nur als eine weitere Utopie entpuppte. "Sorgen Sie dafür, dass Sie die Hügel weiter im Auge behalten, Cooper. Ich glaube nicht, dass die wirklich Ruhe geben", der Lieutenant hatte die Brauen gekraust und blickte konzentriert auf einen Lageplan vor seinen Augen. Aryana nickte nur, bestätigte die Kenntnisnahme mit einem schlichten "Werd' ich tun, Sir", ehe sie sich abwandte, um zu gehen. Sie hatte Ragan soeben einen weiteren Bericht der momentanen Situation vorgelegt. Und offensichtlich traute der Mann der gefühlten Ruhe nicht, was sie absolut nachvollziehen konnte, da es ihr genauso ging. Jedes Mal, wenn die Gegner für einen kurzen Moment Ruhe gaben, braute sich in Wahrheit nur der nächste Sturm zusammen, der dann umso wuchtiger auf sie niederprasselte. Aber dass sich die Vermutung des Lieutenant so bald schon bestätigen würde, hatten sie wohl beide nicht erwartet. Aryana war noch keine zwanzig Schritte von seinem Büro weg in Richtung ihres Zeltes gegangen, da ertönte der viel zu schrille Alarm in seinem unmissverständlich penetranten Klang, der ihr sofort klar machte, dass sie gleich wieder knietief in der Scheisse stecken würden. Und ihr erster Gedanke war Mitch. Sie wusste, dass er draussen unterwegs war. Es war irgendwas nach 18 Uhr - es hatte keine Komplikationen auf den Einsätzen gegeben heute. Als war er wahrscheinlich zurück - vielleicht aber auch nicht. Auf jeden Fall konnte sie ihn nicht sehen, als ihr Blick für eine Sekunde ihre Umgebung absuchte, bevor sie in Richtung Waffenkammer sprintete. Ihre Schritte wurden vom Knallen einer zunehmenden Anzahl Schüssen begleitet und sie hatte die Waffenkammer noch nicht mal erreicht, da gesellten sich lautere Einschläge, vermutlich von Granaten oder schwachen Bomben hinzu. Selbstverständlich aus der Richtung des Tores. Hatten sie das nicht schon einmal durch?!
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Es war zu einfach gewesen, oder? Mehr als drei Wochen Ruhe vor ernsthaften Komplikationen und auch keine Verlust etwaiger Soldaten aus den eigenen Reihen. Im Grunde war es vermutlich ziemlich vorhersehbar, dass es das jetzt nicht gewesen sein konnte, aber ich hatte nur zu gerne daran geglaubt. Hatte einfach gehofft, dass die ganze Scheiße zumindest für mich persönlich nach dem Drama im Hügel indirekt vorüber war und ich mit Aryana irgendwann in ein paar Monaten zwar weiterhin gezeichnet vom Schlachtfeld, aber dennoch glücklich zurück in die Staaten fliegen konnte. Dass bis dahin schlichtweg Nichts mehr passierte, das uns noch weiter runter zog, verletzte oder gar endgültig voneinander trennte. Stattdessen traf die nächste Truppe Syrer in unmittelbarer Nähe ein und nahm unser Camp unter Beschuss, was mich sofort den Kram fallen lassen ließ, den ich bis eben noch in den Händen gehalten hatte. Ich nahm das Maschinengewehr wieder auf, das ich um es aus dem Weg zu haben am Tragegurt auf meinen Rücken gedreht hatte und als dann die erste Granate einzuschlagen schien, verzog ich mich mit Jetman zurück hinter den gepanzerten Wagen. Sah mich dann von dort aus am Fahrzeug vorbei mit akribischem Adlerauge und Adrenalin bis ins kleinste Äderchen meiner Blutbahnen fließend um. Nicht nach Ragan, der über kurz oder lang sicher irgendwelche Anweisungen geben würde, sondern nach der Brünetten, die hier im Alltag für gewöhnlich einen für mich nicht mehr zu verfehlenden Zopf trug. Man hätte ihr die braunen Locken - bitte nur theoretisch - aber vermutlich auch abrasieren können und ich würde sowohl ihre Silhouette, als auch ihren Gang noch immer auf einen Kilometer Entfernung erkennen. Deshalb fiel es mir auch nicht besonders schwer die junge Frau mit den Augen auszumachen, während das Tor rein vom Klang her zum wiederholten Mal ganz verdächtig zu schwächeln schien - es war mir ein Rätsel, warum das seit dem letzten Anschlag nicht wirklich nennenswert aufgerüstet worden war -, obwohl bereits einige andere Soldaten in ihre Richtung strömten, um sich zu bewaffnen. Während die Männer auf den Wachtürmen das Feuer vehement erwiderten, wodurch in Kombination mit den Explosionen ein ziemlich ohrenbetäubender Geräuschpegel entstand, machte ich mich schnellen Schrittes auf den Weg zu Aryana. Nicht, weil ich musste, sondern weil ich einfach nicht anders konnte. Ich wusste wie dumm das im Grunde war, weil ich ihr Leben über keines der anderen hier stellen sollte, aber ich kam dagegen nicht an und so führten meine Füße gekonnt bis zur Waffenkammer ihr Eigenleben. Jetman hatte sich indessen zur Verstärkung auf einen der Wachtürme begeben, so wie manch anderer bereits schussbereiter Soldat auch. Als die Brünette dann wieder aus der Kammer trat wären wir in all der Hektik beinahe zusammen gekracht, was aber wohl überwiegend meine Schuld war, weil sie mich zuvor kaum gesehen haben dürfte. Mein zweifelsfrei vorhandener Beschützerinstinkt riet mir stark dazu den mir wichtigsten Menschen einfach einzupacken und mit der wertvollen Fracht in die am sichersten wirkende Ecke des Camps abzutauchen, bis der Spuk vorüber war. Sie so weit wie möglich in Sicherheit zu bringen, bis wieder der Himmel über die Hölle einbrach - leider ebenfalls pures Wunschdenken. "Weißt du, was los ist?", fragte ich sie ziemlich laut, damit sie mich überhaupt verstehen konnte, während ich ein Stück mit ihr Schritt hielt. Sie war Sergeant, vielleicht hatte sie über den Funk eben schon Irgendwas mitgeschnitten. Andererseits schien mir der gesamte Angriff doch eher so, als käme er vollkommen unerwartet aus dem Nichts, denn kaum hatte ich die Worte zu Ende gesprochen erhöhte sich der Lärmpegel ein weiteres Mal. Wenn mein Gehörsinn durch die jahrelangen Schießereien nicht inzwischen vollkommen hinüber war, dann beschossen die Mistkerle uns inzwischen nicht mehr nur auf der Vorderseite am Tor, sondern parallel auch von der anderen Seite. Es klang so, als würden sie uns Stück für Stück immer weiter einkesseln, während die eine Hälfte des Tors wohl schon wieder kurz davor war aus den Angeln zu krachen.
+ .Es kommt, wie es kommt - aber so, wie man es ruft. +
Warum musste das schon wieder passieren? Und warum hatte man aus dem letzten Mal nichts gelernt? Jeder wusste mittlerweile, dass dieser Standort sehr umstritten war, sollte da nicht für bessere Sicherung des Camps gesorgt worden sein? Ausserdem hatten sie in den letzten Wochen gar keine Angriffe auf die Islamisten unternommen, warum fielen diese also heute in diesem Ausmass über sie her? Das war normalerweise sowieso überhaupt nicht ihre Art der Kriegsführung - ein Armycamp war mit Soldaten bestückt, nicht mit Zivilisten, die sonst ihre liebsten Opfer waren. Aber Aryana wusste es nicht und hatte auch keine Zeit, darüber nachzudenken, weshalb sie wieder dazu überging, einfach zu funktionieren. Sie händigte ein paar Waffen aus, bevor sie mit einem Maschinengewehr beladen wieder nach draussen stürzte, dabei fast gegen einen ihr nur allzu bekannten Körper geprallt wäre. "Mitch!", stiess sie überrascht aber hörbar erleichtert aus, blickte kurz in sein Gesicht, bevor seine Gegenfrage ihre Augen wieder die Umgebung absuchen liessen. "Nein, keine Ahnung", war ihre enttäuschende Antwort, ehe sie die Schüsse und Einschläge von der Rückseite des Camps vernahm. Am liebsten hätte sie Mitch ja gesagt, er solle sich irgendwo verkriechen. Und ganz ehrlich - am liebsten hätte sie das Gleiche getan. Aber sie konnte nicht alle anderen für sie kämpfen lassen, so weit hatte sich ihre Persönlichkeit noch nicht verschoben. Und so blickte sie erneut zu Mitch hoch, verzog unglücklich das Gesicht, aber sagte nichts mehr zu den offensichtlichen Tatsachen, setzte stattdessen zum Sprint in Richtung Rückseite des Camps an. Der Boden erbebte immer wieder unter den Detonationen der Granaten und mittlerweile zweifelte Aryana nicht mehr daran, dass die Gegner draussen versuchten, nicht nur das Tor sondern auch ein Loch in die Mauer auf der Hinterseite zu sprengen. Mittlerweile erklangen auch Befehle von Ragan, der so viele Soldaten wie möglich auf die Türme dirigierte und den Rest zum Tor oder nach hinten. Doch noch war auf dieser Seite kaum jemand zu sehen, als die Mauer schon zu bröckeln begann. Aryana war bewusst, dass ihr Versteck hinter dem Duschcontainer nicht besonders lange sicher bleiben würde. Aber was besseres gab es hier hinten nicht, weshalb sie doch genau dort inne hielt und wartete. Ein paar Sekunden genügten dann auch schon und die Mauer gab unter einem weiteren Sprengsatz nach. Das Loch war klein, aber es spielte kein Rolle. Es würde grösser werden und sie konnten überhaupt nichts dagegen tun, denn wenn sie näher heran gingen, wären sie bei der nächsten Granate ganz einfach und sehr schnell tot. Und so konnten sie nur dabei zuschauen, wie es grösser wurde, bis die verdammten Parasiten entgegen dem Feuer von den Wachtürmen durch das Loch nach drinnen krochen. Erst dann war Schiessen von hier aus überhaupt ein Thema. Dafür jetzt umso mehr.
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Eine Antwort in dieser Richtung war sicher bereits zu befürchten gewesen, aber sie ließ mich innerlich dennoch resigniert aufseufzen. Es war eine dementsprechend nicht koordinierbare Attacke aus dem Nichts, die man im Grunde womöglich jedoch hätte kommen sehen können. Leider hatte ich gerade weder die Zeit, noch die Option dazu mir eingehende Gedanken darüber zu machen, warum man nicht auf Nummer sicher gegangen war und die Wachen, sowie auch die Patrouillen verstärkt hatte, aber die Wut darüber kroch mir dennoch unumstößlich in den Hals zurück, während ich Aryana noch einen kurzen Augenblick nachsah. Dieses Mal hielt ich meine Beine dazu an keine dummen, eigensinnigen Entscheidungen zu treffen, sondern sich doch bitte weiter an meinen Verstand halten und Ragans Forderung nachkommen sollten. Im Gegensatz zu Warren brachte jener sich auch aktiv in die Sache mit ein und so tat ich es meinem besten Freund letztlich gleich, als ich mich von der Brünetten mit den Augen losreißen konnte. Ich war da egoistischer als sie - scherte mich mehr um mich selbst, als um den Großteil der anderen Soldaten hier. Mich selbst, jedoch inklusive meiner besseren Hälfte. Aber allein Gedanken daran zu verschwenden ließ mich in alte Muster zurückfallen, in die ich nicht zurück wollte, weshalb ich ein klein wenig den Kopf schüttelte und dann auf dem schnellsten Weg zu einem der hinteren Wachtürme war. Ich hatte kaum die letzte Stufe erklommen, da fing die Mauer unweit des Turms hörbar zu bröckeln an und ließ letzteren damit erzittern. Kaum konnte ich einen flüchtigen Blick nach draußen über die Brüstung werfen, ohne direkt abgeschossen zu werden, wurde mir das volle Ausmaß dieser Tragödie überhaupt erst bewusst. Ich hatte mit mehreren gepanzerten Fahrzeugen und einigen Männern gerechnet, aber die waren hier mit einer halben Armee angerückt. Waren in hiesiger Überzahl und drauf und dran den gesamten Stützpunkt gleich in Asche zu legen, wenn uns nicht irgendwas einfiel, das uns aus dieser Pattsituation hinaus befördern konnte. Solange kein Geistesblitz erfolgt war - weder meinerseits, noch von einer der Führungspersonen im Camp - erwiderte ich das Feuer eingangs nur mit dem Maschinengewehr. Visierte überwiegend die Soldaten damit an, die bereits im Inneren der Mauer ankamen oder außerhalb kurz vor dem Passieren jener waren. Wechselte immer wieder die Position, um nicht postwendend selbst eine Kugel in den Kopf zu kriegen. Am meisten Sorgen bereitete mir dabei aber die Tatsache, dass manche von ihnen teilweise mit einem fast mannshohen Metallschild vor dem Körper angerückt kamen und damit von unten wohl kaum zu treffen waren. Selbst von hier oben nur dann, wenn sie uns einen günstigen Winkel dazu gaben. Sie mussten die ganze Sache ewig geplant haben, daran hatte ich kaum mehr Zweifel und während auch das Tor weit hinter mir zum zweiten Mal hörbar zu Boden krachte, wurde die Situation immer brenzliger. Letztlich wurde der ursprünglich standardmäßig auf dem Turm positionierte Scharfschütze neben mir auch noch am Arm angeschossen und fiel damit vorerst gänzlich aus, auch wenn es sicher nichts lebensbedrohliches war. Während ein dritter Mann bereits drauf und dran war ihm den verwundeten Arm abzubinden bediente ich mich selbst postwendend am Scharfschützengewehr. Legte das Maschinengewehr stattdessen zur Seite und fokussierte mich darauf so viele der feindlichen Männer wie möglich bereits dem Erdboden gleich zu machen, bevor sie überhaupt in die Nähe des Lochs in der Mauer kamen. Ich erwischte nicht wenige, aber wo einer fiel sprießten postwendend gefühlt zwei oder gleich drei neue der lästigen Syrer aus dem Boden und auch innerhalb der Mauer wurden es immer mehr. Fingen an mit der äußeren Mauer als Schutz im Rücken noch weiter vor zu rücken.
+ .Es kommt, wie es kommt - aber so, wie man es ruft. +
Sie hatte überhaupt kein gutes Gefühl dabei, nicht mehr bei Mitch zu sein. Aber er war nunmal einer der besten Scharfschützen in diesem Camp und es war seine Aufgabe, auf einen Turm zu klettern und von da aus so viele dieser Arschlöcher wie möglich aus dem Weg zu räumen. Und sie sollte hier unten bleiben um die verbleibenden Truppen zu führen oder um von hier aus zu schiessen. Wenigstens musste sie sich weniger Sorgen um ihn machen, solange er da oben hinter der Brüstung stand. Redete sie sich jedenfalls ein - wirklich sicher war hier in dieser Stunde ganz eindeutig niemand. Während Aryana sich nun also gedanklich mühevoll von ihrem Freund losriss, strömten innert kürzester Zeit die Vorreiter der feindlichen Armee durch das Loch in der Mauer nach drinnen. Sie liess sich keine Zeit mit dem Abwarten eines günstigen Momentes, sondern eröffnete fast umgehend das Gegenfeuer. Mittlerweile hatten auch andere Amerikaner den Weg nach hinten gefunden, was dabei half, dass zumindest nicht alle Aufmerksamkeit in ihre Richtung ging und die Schüsse der Syrer eher so auf alle Seiten gleichmässig verteilt wurden. Nicht wirklich koordiniert - aber natürlich trotzdem rücksichtslos tödlich. Allerdings wurde der Brünetten ziemlich bald klar, dass sie so nicht weiter kam. Niemand hier. Und immer mehr Gegner schlüpften durch die Mauer als würde keine Kugel sie davon abhalten können. Aryana fluchte mittlerweile durchgehend leise vor sich hin, huschte zur Rückseite des Containers zu der kleinen Leiter, die auf dessen Dach führte, wo sie kurz darauf liegend Stellung einnahm. Es war nicht besonders hoch, aber zweifellos höher als die verdammten Ratten, die sich heute eindeutig vorgenommen hatten, sich in allem mal wieder selbst zu übertreffen. Sie schoss auf alles, was einem Gegner gleich kam, unermüdlich, immer weiter. Und zwischendurch zischte ihr eine Kugel um die Ohren - die von dem ganzen Lärm längst halb betäubt waren - aber keiner schien sich wirklich auf sie zu konzentrieren. Weil sie wussten, dass sie überlegen waren, wie sie immer mehr wurden, als hätten sie all ihre Kräfte für diesen Angriff geballt. Innerhalb von Minuten waren sie überall und die Befehle von Ragan wurden weniger, weil es unmöglich wurde, hier einen Überblick zu behalten. Jeder schoss, jeder kämpfte um sein Leben und doch war alles viel zu wenig. Es war klar, egal wie verbissen sie sich wehren wollten. Bis das Funkgerät sich wieder knisternd bemerkbar machte, mit Ragans durch und durch ernster Stimme und der wiederholt klaren Anweisung, umgehend zu kapitulieren. Ein Befehl, den Aryana so noch nie gehört hatte. Denn man ergab sich nicht, wenn der Feind der Islamische Staat war. Das war Selbstmord. In diesem Fall also genau wie Weiterkämpfen, bis sie alle geschlachtet waren. Doch noch während sie versuchte, diese Information zu verstehen, folgte ein weiterer Funkspruch. Nicht von Ragan sondern ganz offensichtlich von einem Islamisten, der sich ein Funkgerät angeeignet hatte und sie alle dazu aufforderte, alle Waffen fallen zu lassen und mit erhobenen Händen in die Mitte des Camps zu marschieren. Und alles, was sich in zwei Minuten noch woanders bewegte, würde ohne weitere Warnung dem Erdboden gleich gemacht.
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Ich hatte schon in vielen schwierigen, teils aussichtslos wirkenden Gefechten geschossen. Hatte jedes einzige Mal verbissen bis zum Ende gekämpft und war damit immer belohnt worden. Irgendwie war ich bei sämtlichen heiklen Auseinandersetzungen mehr oder weniger heil davon gekommen, wenn man mal von dem Alleingang mit Aryana in den Hügeln absah. Selbst bei letzterem hatte ich aber zu keinem Zeitpunkt auch nur einen einzigen Gedanken daran verschwendet zu kapitulieren. Mich einfach gefangen nehmen zu lassen und dann wahrscheinlich nicht allzu viel später auch umgebracht zu werden hatte nie zur Debatte gestanden, obwohl ich dem Tod dort mehrfach nur knapp entronnen war. Es dürfte wohl den wenigstens Soldaten in amerikanischer Reihe gut schmecken, dass wir uns laut Ragan einfach ergeben sollten, aber ich tat mir wirklich verdammt schwer damit. Ließ den Finger am Abzug und das Auge am Visier, während ich sichtbar mit dem Kiefer mahlte. Alles in mir sträubte sich vehement dagegen mich diesen Arschlöchern nach Allem, was gewesen war, einfach so auf dem Silbertablett zu servieren. Mich ihnen ohne einen Funken Gegenwehr auszuliefern, wo ich ihnen doch so verdammt erfolgreich bis hier hin immer wieder auf der Nase herum getanzt war. Das zweite Funksignal signalisierte mir eigentlich überdeutlich, dass ich dabei gar keine Wahl hatte. Dass es keine Optionen gab, um mich und den Rest noch aus dieser misslichen Situation heraus zu boxen. Ich wusste nicht wie viele elend lange Sekunden ich noch nach draußen auf die Fahrzeuge gezielt hatte, ohne einen Schuss abzugeben, wurde jedoch erst wach, als ich eine Hand auf meiner Schulter spürte. "Komm schon, Mitch... das war's.", hörte ich ich Rodriguez' Stimme an mein Ohr dringen, die ich nur mit einem hörbaren Knurren akzeptieren konnte, während ich die Waffe endgültig bei Seite legte. Der Verwundete war bereits auf dem Weg nach unten und ich ließ auch meinem anderen Mitstreiter noch den Vortritt, bevor ich mich ebenfalls die Stufen hinunter begab. Unten angekommen hatten wir bald ein paar Islamisten im Nacken, von denen mir einer noch die übrig gebliebene, standardmäßige Pistole und auch das Messer aus den äußeren Holstern an den Beinen zog, mich im Anschluss weiter mit den anderen in Richtung Mittelpunkt des Camps trieb. Es dauerte nicht lange, bis sich wohl restlos alle meiner Mitstreiter inklusive mir selbst und auch Aryana - ich konnte nicht anders, als mit meinem Blick nach ihr zu suchen - dort eingefunden hatten. Ich kam mit als letztes dort an, hatte mir trotz des straffen Zeitplans ja unbewusst ein bisschen Zeit gelassen. Einen Moment lang war es dann ziemlich ruhig. Im Hintergrund durchkämmten die feindlichen Soldaten noch einmal das Camp, um sicher zu gehen, dass sich Niemand mehr in der hintersten Ecke versteckt hielt. Offenbar hatte keinem unserer Soldaten im Sinn gestanden gegen die Kapitulation zu rebellieren und so ertönte auch kein weiterer Schuss mehr, bevor der augenscheinliche Befehlshaber der syrischen Truppe sich erneut zu Wort meldete. Mit einer Art Abkommen, das ebenso unmissverständlich wie seine erste Forderung erklang und mir damit fast das Blut in den Adern gefrieren ließ. Unterbewusst hatte ich sicher damit gerechnet, dass die ganze Geschichte hier zumindest teilweise auf mich zurückfallen würde. Dass sie Alles, was ich bis hier hin getan hatte, nicht einfach auf sich beruhen lassen würden und mich das jetzt einholte. Es war schlichtweg naheliegend, unumgänglich. Aber ich hatte wohl nichts mehr gehofft, als dass Aryana noch irgendwie unbeschadet aus der ganzen Sache herauskam. Dass sie diesen Aufriss nur wegen mir betrieben, weil ich ihnen so in den Rücken gefallen und dann auch noch einen Teil ihrer Leute im Hügel platt gemacht hatte. Stattdessen bot das Arschloch uns hier aber an, dass er lediglich Warwick und Cooper hier behalten wollte und der Rest unserer Mannschaft in diesem Fall friedlich ziehen konnte. Dass es hier und jetzt keine weiteren Toten geben würde, solange Aryana und ich hier sprichwörtlich auf unseren Ärschen sitzen blieben und keine Gegenwehr leisteten.
+ .Es kommt, wie es kommt - aber so, wie man es ruft. +
Sie hatte noch nicht einmal die Aufforderung von Ragan wirklich verarbeitet, bevor die zweite Stimme erklungen war. Aber beides zusammen führte tatsächlich dazu, dass sie einen Moment die Augen schloss und ihre Stirn flach gegen das sonnengewärmte Dach des Containers presste. Verdammt. Das war das Schlimmste, was hätte passieren können - ohne hier irgendwas übertrieben Schwarz zu malen. Sie waren alle tot. Sie dachte an Mitch, hob kurz den Kopf um in Richtung des Turms zu blicken, auf dem, so glaubte sie zumindest, er sich befand. Sie dachte an Faye, die zu Hause kaputt gehen würde, wenn sie diese Neuigkeiten überbracht bekam. Wenn sie nichts mehr von ihr hörte. Wenn Aryana nicht mehr auf ihre Nachrichten, Anrufe und Emails antwortete. Das konnte doch nicht wahr sein, nicht jetzt, so kurz vor dem Ziel! Aus dem Funkgerät startete eine Art Countdown. Nervtötend. So, dass sie überhaupt nicht mehr denken konnte, sie also den Ausweg, den es möglicherweise noch hätte geben können, nicht einmal mehr gesehen hätte. Aryana liess das Gewehr liegen, schob sich zurück zur Treppe, stieg die Stufen runter und huschte möglichst im Versteckten in Richtung Campmitte. Auf halbem Weg nahm das Spiel aber ein abruptes Ende, als sie zwei feindlichen Kämpfern praktisch in die Arme rannte, die sie freundlich auf den Sammelplatz zu den anderen begleiteten. Zwanzig Sekunden vor Ablauf der zwei Minuten. Sie stand nicht weit von Mitch entfernt, wie sie feststellte, als er mit zwei anderen ebenfalls zu ihnen stiess und ihre Blicke sich trafen. Er hatte also auch keine zündende Idee mehr gehabt. Was in Anbetracht der folgenden Campdurchsuchung vielleicht auch besser war, was wusste sie schon... Ihre Augen huschten weiter über die Menge, während sie versuchte, dabei irgendwelche Informationen aufzunehmen, die hilfreich sein könnten. Aber die Menge an Islamisten, die sie umgaben, machten das Schmieden eines Planes an dieser Stelle vollkommen sinnlos. Und was dann folgte, raubte ihr die Fähigkeit zu denken auch ein definitives zweites Mal. Aryanas Blick ging sofort zu Boden, während ihre Augen sich langsam weiteten, als alles Sinn zu machen begann. Sie hatte noch nicht über die Ursache dieses Angriffs nachgedacht. Hatte sich nicht überlegt, dass sie es waren, die dieses Desaster zu verantworten hatten. Weil sie aufgehört hatte, auf einen Gegenschlag zu warten. Und weil dieses Ausmass in ihren Augen vollkommen unverhältnismässig war. Was vielleicht gar nicht so war - immerhin waren sie auch in die Bauten des Feindes eingedrungen und hatten alles getötet, was ihnen den Weg versperrt hatte. Einziger, entscheidender Unterschied hier war allerdings, dass sie das Ganze zu zweit und nicht mit einer ganzen Armee durchgezogen hatten. Zu Zweit. Und darum sollten nun auch sie dafür bezahlen. Und wieder gab es eigentlich gar keine andere Wahl, als den Forderungen Folge zu leisten. Selbst wenn sie - was für Aryana natürlich gar nicht in Frage kam - sich hier noch rausschlängeln möchte, würde es nicht funktionieren. Sie trug den Namen auf ihrer Brust. Diesmal wurde kein Verstecken, kein catch me if you can gespielt. Diesmal sassen sie in der Falle und würden einfach langsam aussortiert werden, während alle anderen durchgewinkt wurden. Immerhin das. Immerhin konnten sie gehen, falls die Arschlöcher ihr Wort hielten. Immerhin würden diesmal vielleicht nicht noch mehr Menschen für ihre jämmerlichen Entscheidungen bezahlen... Aryana atmete tief durch und hob langsam den Kopf wieder. Die Soldaten hatten schon angefangen, den Haufen ergebener Amerikaner zu filtern. Es handelte sich also nur noch um Sekunden, höchstens Minuten, bis alles vorbei war. Ihre Augen huschten zu den Männern an ihrer Seite. Zu ihrer Linken, weiter in der Mitte der Versammlung, stand Luke, ein langjähriger Kollege, den sie nun unauffällig am Arm berührte, damit er ihr zuhörte. Er drehte sich nicht ganz zu ihr, aber ein Zucken ging durch seinen Körper und sie wusste, dass er es wahrgenommen hatte. "Bitte sorg' dafür, dass meine Schwester eine andere Geschichte zu hören bekommt... und nie von dem hier erfährt...", hauchte sie in seine Richtung und das unscheinbare Nicken seinerseits gab ihr die Sicherheit, dass er verstanden hatte. Und sie hoffte, dass er es schaffte. Denn Faye durfte niemals wissen, was hier gerade passieren würde. Nicht, dass einer dieser Ratten offensichtlich gesehen hatte, dass sie etwas gesagt hatte. Nicht, dass sie Sekunden später vorzeitig aus dem übrig gebliebenen Haufen Amerikaner gefischt wurde. Nicht, dass gleich darauf ein äussert zufriedener Blick den Namen auf ihrer Brust zur Kenntnis nahm und in all seinem vollsten Klang feierlich aussprach.
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Einige Sekunden lang stand ich da einfach wie versteinert. Den Blick leer geradeaus ins Nirgendwo gerichtet suchte ich gedanklich nach irgendwelchen utopischen, allerletzten, möglichen Auswegen aus dieser Misere. Wollte einfach nicht akzeptieren, dass es das jetzt gewesen sein sollte. Dass ich gemeinsam mit Aryana endlich wieder sowas wie Lebensfreude gefunden hatte und ich nach einer Ewigkeit angenehme Perspektiven im Leben hatte, nachdem ich jahrelang stumpf dem Trott in der U.S. Army gefolgt war, nur um das hier und jetzt gleich wieder zu verlieren. Ich konnte und wollte mir das nicht mehr nehmen lassen, sondern irgendwann heil mit der Brünetten in den Staaten ankommen, um mich dort vorerst Faye und Victor anzuschließen, die bis dahin hoffentlich ein bisschen weniger kaputt als zum Zeitpunkt meiner Abreise waren. Ich wollte für meine Freundin, dass sie den Rest ihres Lebens im Beisein ihrer Schwester verbringen konnte und nicht, dass letztere noch mehr daran kaputt ging, dass ihre ältere Schwester sie nur gerettet hatte, um dann selbst dafür zu sterben. Solange ich noch atmete - und ich ging zum jetzigen Zeitpunkt eigentlich nicht von einem schnellen, schmerzfreien Tod aus - würde ich mich unnachgiebig weiter an diese Gedanken klammern. Würde es den Islamisten um keinen Preis gönnen, mich schon in diesem Moment mit ihrer Aktion zu brechen, als mir einer von ihnen immer näher kam. Er war dabei die Soldaten unweit von mir unsanft auszusortieren als wären sie nur ein lästiger Tumor, der sich um das eigentlich Wichtige herum schlang. Sie wurden nach und nach in Richtung des Tores weggestoßen, um sich zwischen einer Reihe aufgestellter Syrer zum Ausgang zu begeben. Als ich unweit von mir Aryanas Namen hörte biss ich die Zähne nur noch fester zusammen, weil sich kurzum einige unserer schönsten Momente in meinem Kopf abzuspielen begannen. Mich nur noch mehr darin bestätigten, dass das hier in meinen Augen jetzt noch nicht das Ende der Fahnenstange sein würde, nicht sein durfte. Erst als der islamische Soldat vor mich trat klarte mein Blick wieder gänzlich auf und ich fixierte ihn mit eiskalten, blauen Augen. Erwürgte ihn förmlich mit meinem Blick, während er meinen Namen verlauten ließ und mit seinem dreckigen Gesicht vor sich hingrinste, als hätte er gerade erfolgreich irgendeinen jahrelang verschollenen Schatz ausgegraben, den er seinem Chef präsentieren konnte. Er fackelte gar nicht lange damit um mich herum zu gehen und mir die Arme schmerzhaft auf den Rücken zu drehen, sie kurz darauf mit irgendeinem unangenehm kratzigen, eher dünnen Strick unschädlich zu machen. Das Seil schnürte sich schmerzlich eng um meine Handgelenke, aber ich verzog keine Miene. Wollte dem Kerl, der kaum älter als ich selbst sein konnte, diese Genugtuung nicht auch noch geben, ehe er mich am Oberarm von der übrigen Menge amerikanischer Soldaten wegzerrte. Trotzdem hörten sie mit der Filterei aber nicht auf, obwohl sie jetzt eigentlich hatten, was sie wollten - Cooper und Warwick. Ich kam dicht vor der äußeren Reihe feindlicher Soldaten wieder zum Stehen und wurde in Richtung meiner eigenen Leute umgedreht, während Harshall mit der kennzeichnenden Bandage am Arm ebenfalls bei Seite genommen wurde. Machte vermutlich nur Sinn, wo sie für einen Arzt nach dem Schusswechsel sicher Verwendung hatten, aber ich konnte mich kaum darauf konzentrieren, während sie Aryana nicht gerade vorsichtig in meine Richtung bugsierten und dafür weitere totbringende Blicke von mir ernteten. Ich versuchte sonst immer mir meine Zuneigung für die Brünette nicht ansehen zu lassen, aber das war hier und jetzt schlicht nicht machbar. Andererseits konnte man den wütenden, eisigen Gesichtsausdruck vermutlich auch nur auf die Umstände schieben. Ich wendete meinen Blick erst nach einigen Sekunden wieder von der Frau, die mir gerade die letzten Wochen noch so viel mehr ans Herz gewachsen war, und den Männern um uns herum ab, als eine fragende, laute Stimme gegen Ende der Sortierung des amerikanischen Fußvolks ertönte. Danach fragte, was mit Ragan war. Es dauerte eine kleine Weile, in der es still wurde, bevor sich das Oberhaupt der Truppe ein Maschinengewehr schwingend selbst durch das kaputte Tor auf den Lieutenant zu bewegte. Mit förmlich beflügelten Schritten wies er seinen Untertan dazu an unseren Anführer ebenfalls dingfest zu machen und einzusacken. Wohl frei nach dem Motto, dass das auch nicht schaden konnte. Als der Islamist letztlich in meine und damit auch Aryanas Richtung kam, als alle übrig geblieben Amerikaner die letzten Meter nach draußen eskortiert wurden, musterte ich sein Gesicht. Erkannte ihn, ohne lange darüber nachdenken zu müssen und merkte gar nicht, wie meine Brust sich stärker zu heben und zu senken begann, weil der Zorn in meinem Inneren sich irgendwie Luft verschaffen musste. "Schön, dass wir uns endlich wiedersehen, Warwick.", flötete er mir frohen Mutes entgegen, als er etwa zwei Meter weit von mir weg zum Stehen kam. Ich hatte mir schon vor einiger Zeit geschworen das Arschloch, das überwiegend für meine Informationsabgabe an den IS verantwortlich war, mich dazu angestiftet hatte, umzubringen. Zwar hatte ich weiter gehofft, dass er mir nie wieder unter die Augen treten würde, aber er belehrte mich hier und jetzt eines Besseren. Zum Erschießen hatte ich keine Waffe und zum Erwürgen keine Hände, also blieb es vorerst dabei, dass ich ihm vor die Füße spuckte. Ich hätte sein Gesicht bevorzugt, hätte er nicht so weit weg gestanden, aber auch die kleinere Missetat bezahlte ich mit dem unangenehmen Hieb einer seiner Handlanger in die Magengegend. Mein Temperament kam mir hier und jetzt leider gar nicht zu Gute, aber in meinem Kopf überschlugen sich auch zahlreiche Gedanken, die sie nicht recht wieder sortieren lassen wollten. Ich hatte die Wut, die fast permanent in mir schlummerte, in der letzten Zeit mit Aryana weitgehend abgelegt, sie fast schon sowas wie vergessen können. Nun jedoch war sie in vollem Ausmaß wieder präsent und kehrte erneut den aufmüpfigen Widersacher von Soldat aus mir heraus - nur richtete sich dieses Mal kein Funken des Zorns auf meine Mannschaft, sondern ausschließlich auf den Bastard vor mir und sämtliche der Maden in seinem Schlepptau.
+ .Es kommt, wie es kommt - aber so, wie man es ruft. +
Sie blickte den Mann, der sie aus der Menge gefischt hatte, wenig beeindruckt und voller Verachtung an. Und zwar während der ganzen Zeit, die er mit dem Lesen und studieren ihres Namens als auch ihres Abzeichens beschäftigt war. Erst, als er sie grob von sich weg drehte, damit er ihr die Hände fest auf den Rücken binden konnte - als hätte sie in diesem Moment irgendwelche suizidalen Absichten der Gegenwehr - riss sie eher unfreiwillig ihre Augen von ihm los. Richtete sie stattdessen auf die nächste Ratte, die sie fast schon interessiert musterte. Wohl einfach, weil er wusste, dass sie ihretwegen hier waren und er sich wahrscheinlich schon die ganze Zeit nichts anderes überlegt hatte, als wer diese zwei stolzen Amerikaner denn bitte sein mussten, dass sie ein solches Aufgebot erforderten. Tja, erstaunlich, dass er nicht direkt enttäuscht aus der Wäsche blickte, jetzt, wo er zwei Menschen vor der Nase hatte, die den Dimensionen von Hulk, Thor oder Thanos nicht mal nahe kamen. Oder was auch immer die Namen der Superhelden solcher komplett irren Kämpfer waren. Wahrscheinlich nicht Hulk und Thor oder Captain Amerika, wenn sie so darüber nachdachte... Es dauerte nicht lange, bis nach ihr auch Mitch aus dem verbleibenden Haufen gegraben, genauso liebevoll wie sie selbst gefesselt wurde. Aryana presste die Lippen zu einem schmalen Strich, konnte aber selbst damit das absolut nicht einverstandene Mahlen ihrer Stockzähne nicht verhindern, während ihre Augen hasserfüllte Funken sprühten. Das war nicht fair. Ihr Glück konnte jetzt nicht einfach aufgebraucht sein. Es war zu früh. So kurz vor dem Ende! So kurz vor der Zeit, in der sie vielleicht endlich wieder hätten das Leben geniessen können, nach all den Jahren in dieser körperlichen und seelischen Hölle! Sie würde hier nicht sterben und Mitch auch nicht, irgendwie kamen sie hier raus und dann - ja dann würde kein Tag mehr vergehen, bevor sie nach Hause flogen, das schwor sie bei allem, was ihr lieb war. Aryana bekam kaum recht mit, wie sowohl Harshall als auch Ragan noch beiseite geschoben wurden, bevor der Rest ihrer Truppen zum Tor eskortiert wurde. Ihr Blick lag die ganze Zeit auf Mitch und auf den dreckigen Terroristen, die ihn und sie umgaben, die hier plötzlich überall waren, als wäre es ihr Zuhause. Besonders der Mann um die Dreissig - oder so, es war ihr grundsätzlich scheissegal, wie alt er war oder aussah - der erhobenen Hauptes und mehr als selbstgefällig grinsend vom Tor her in ihre Richtung schlenderte. Sie wünschte, ihm schon nur dafür die Fresse zu polieren, dass er hier überhaupt so aus der Wäsche schaute. Wenn man dazu rechnete, dass er offenbar zumindest einen Teil dieses Desasters zu verantworten hatte, dass er am Tod von sie hatte keine Ahnung wie vielen Soldaten die Schuld trug, hätte sie ihn liebend gerne eine Kugel schlucken lassen. Oder zwei. Oder drei. War ihr auch egal, wenn das ein zu schneller, unverdient leichter Tod wäre - Hauptsache er verseuchte die Welt und ihr Blickfeld nicht länger mit seinem Anblick. Nun, selbstverständlich wurde dieser dringliche Wunsch nicht wahr und stattdessen durfte sie mit ansehen, wie er zu Mitch ging, um ihn zu begrüssen, als wären sie alte Freunde. Ihre angespannten Kiefermuskeln begannen zu beben, weil sie gar nicht daran denken wollte. Weil sie den Mann anschreien wollte, ihm die hässliche Fratze zerkratzen und ihm klar machen wollte, dass Mitch nicht das war, was er glaubte und dass er kein Recht hatte, so mit ihm zu sprechen. Überhaupt zu sprechen. Dass er sich einfach hier und jetzt auf der Stelle sein Grab schaufeln und für immer darin schlafen gehen sollte. Aber noch hielt sie sich im Griff, und blieb still - im Gegensatz zu Mitch, der das tat, wonach ihr ganz eindeutig auch der Sinn gestanden hätte. Selbstverständlich kassierte er auch gleich die Strafe dafür, die sie selbst ungewollt leicht zusammenzucken liess. Doch sie verzog nicht das Gesicht, liess den Blick ihrer braunen Augen nur noch dunkler werden, fast schwarz, während der Hass und die Wut all der vergangenen Jahren in ihr hochkochen wollte. Sie hatten ihr so viele Brüder und Schwestern genommen, hatten Julian auf dem Gewissen und Fayes unbeschwerte Gesundheit. Egal, was passierte - sie würden ihr nicht auch noch Mitch aus den gebundenen Händen reissen. Das konnte sie nicht zulassen, auch wenn sie sich theoretisch eingestehen müsste, dass sie gar nichts dagegen tun konnte. Tat sie aber nicht. Denn noch atmete sie. Solange sie atmete, würde sie dafür kämpfen, hier wieder rauszukommen, mit ihm. Und Aryana war sich ziemlich sicher, dass sie noch eine ganze Weile atmen würden, alle Vier. So lange, bis sie sich wünschten, es nicht mehr zu tun. Und länger.
This is your life, it's do or die, the sun may never rise again, so be the light the vision. This is your life, it's slipping by, you try to run but fall again, you get back up that's living.
Hass war schon gar kein Wort mehr für das Gefühl, das sich immer weiter in mir ausbreitete und am liebsten aus meiner Brust gesprungen wäre. Direkt ins Gesicht meines Gegenübers, um ihm das selbstgefällige Grinsen aus dem Gesicht zu wischen und dabei tiefe Kratzspuren zu hinterlassen. Hakim Temiz, wie sich der Mann schimpfte, hatte es schlicht nicht verdient noch weiter die selbe Luft zu atmen wie Aryana und ich es taten. Er sollte längst der Vergangenheit angehören und nicht immer noch herumstolzieren, als wäre er der König der ganzen verdammten Welt. Meine eigene Weste war schon lange nicht mehr weiß, aber mit seinem Tod könnte ich zumindest einen kleinen Fleck davon entfernen. Mochte sein, dass er uns hier mit seinem Aufgebot zu Fall gebracht hatte, aber Aufstehen war mein zweiter Vorname. Mit dem Rücken an der Wand in die Enge getrieben war ich schon immer am stärksten gewesen. Früher in meiner problematischen Phase im Kinder- und Jugendheim noch wortwörtlich, jetzt sinnbildlich. Zwar wurde ich ab und an durch negative Gefühle auch kurzsichtig und unvorsichtig, aber der Hass konnte auch wahnsinnig hilfreich sein. Gepaart mit dem Aggressionsproblem, das ich seit Jahren auf den Schultern mit mir herumtrug und der jahrelangen Erfahrung an der Front war er zweifelsfrei eine verdammt tödliche Waffe, die ich mir zu Nutze machen würde. Mir war übel und der Druck im Magen mehr als unangenehm. Aber ich schluckte die ätzende Magensäure, die mir den Rachen hinaufkroch, gleich wieder runter. Hätte sonst vermutlich nur den nächsten Schlag dafür kassiert, ihm auch noch auf die Füße zu kotzen, während ich mich doch sichtlich nach vorne krümmte. Ich hätte ihm liebend gerne die Schuhe versaut, aber grün und blau geschlagen nutzte ich weder mir, noch Aryana. Also richtete ich mich stattdessen mit kratzigem Hals nur mit drohend zusammengekniffenen Augen wieder gerade zum Stehen auf, um die Schultern von neuem zu straffen. "Du hast keine Ahnung, mit wem du dich hier anlegst.", war alles, was ich noch leise vor mich hin knurrte. Damit meinte ich nicht einmal nur mich selbst, sondern viel mehr die Kombination der Gefangenen. Die Brünette und ich waren zusammen schon ein verdammt gutes Team, wie der Syrer nach unserer Aktion in den Hügeln eigentlich bestens wissen müsste. Wenn Ragan auch noch mit von der Partie war, dann brauchten sie nur einen winzigen, kleinen Fehler zu machen und sie konnten zusehen, wie sie uns wieder in den Griff bekamen. Jedoch lachte er nur - laut und so höhnisch, dass ich am liebsten mit dem Bein ausgeholt hätte. "Kann's kaum erwarten zu sehen, wie du dich an deinem eigenen Blut erstickend noch zu wehren versuchst.", ließ er mich mit ein paar wenigen zynischen Worten wissen, wie wenig er von meiner indirekten Drohung hielt und noch fast im selben Moment kam der Lieutenant bei uns an. Hakim verständigte sich auf arabisch mit den Männern um uns herum und deutete mit einer Hand in Richtung des kleinen Bürokomplexes. Ordnete damit augenscheinlich eine Verlegung von uns an, weil ich kurz darauf mit einem Gewehr im Rücken zum Gehen aufgefordert wurde. Es dauerte einige Schritte, bei denen ich mehrfach zu der jungen Frau unweit neben mir sah, bis wir dort ankamen. Ich brauchte nicht mit Aryana zu reden, um in ihren Augen erkennen zu können, dass sie sich ebenso wenig wie ich selbst geschlagen geben wollte. Ragans Büro kam näher und wir wurden einer nach dem anderen nach drinnen gestoßen. Kurz darauf mit Gesten dazu aufgefordert uns mit dem Rücken an eine der wenigen freien Wände zu setzen. Ich in der Mitte, die schlanke junge Frau links neben mir und der Lieutenant selbst auf meiner rechten Seite. Zu beiden unserer Seiten stand jeweils ein gefühlt bis unters Kinn bewaffneter IS-Kämpfer, der uns im Blick hielt, während weitere feindliche Soldaten den Container betraten und offenbar schon dabei waren die Akten aus dem Büro zu tragen. Wäre sicher auch ein Wunder gewesen, wenn sie sich nicht daran bedienen und sie wegbringen würden. Ich hingegen war schon dabei den Raum von unten bis oben mit den Augen zu scannen, soweit mir das aus meiner aktuellen, eher tiefen Position möglich war.
+ .Es kommt, wie es kommt - aber so, wie man es ruft. +
Sie lauschte dem Wortwechsel, wobei sie ganz genau wusste, dass es nichts brachte, sich mit dem Schwachkopf zu unterhalten. Er würde nie irgendwas verstehen, denn alles, was die eineinhalb Hirnzellen in seinem hohlen Schädel ausfüllte, war Mordlust und das endlose Dürsten nach dem Leid seiner Gegner. In diesem Fall waren das sie, was ihr wohl eigentlich Angst machen sollte. Denn sie hatten Victor und Faye gesehen, als er mit ihnen fertig gewesen war. Beziehungsweise noch nicht mal fertig... Er war mittendrin gewesen. Und die beiden hatten schon näher am Tod als am Leben gestanden. Aber noch hatte Aryana keine Angst. Auch wenn sie wusste, was fast unumgänglich folgen würde, konnte sie in diesem Moment nichts anderes als Hass und Verachtung verspüren. Der Syrer bemühte sich noch zusätzlich darum, dass das auch ja so blieb... Als sie seine Befehle vernommen hatte und kurz darauf den Lauf eines Gewehrs im Rücken spürte, ging sie - gefolgtem wie eh und je - mit zu dem ehemaligen Büro des Lieutenants. Bei dem müsste sie sich auch noch entschuldigen... Sie hoffte ja wirklich, dass er es auch lebend wieder nach draussen schaffte. Es wäre jammerschade, wenn einer der wenigen Guten seiner Art hier unter anderem wegen ihr den Löffel abgeben müsste... Sowas hätte dem alten Warren ja mal passieren sollen, das wäre ein Fest gewesen. Nur hätte der sich bestimmt irgendwie rausgeredet und sich, feige wie er war, auf die gegnerische Seite geschlagen, nur um ja nicht draufzugehen. Gut, hatten sie ihm diese Wahl nie gelassen, damals, draussen in der Wüste. Aryana setzte sich stumm an die Wand, beobachtete, wie das Büro seinen Inhalt loswurde und die Soldaten alles mögliche mit nach draussen trugen. Sich wohl all die Informationen erhofften, die sie ohne Passwörter ja doch nie bekommen würden. Irgendwann trat auch der Anführer von vorhin in den eh schon überfüllten Container, blieb vor ihnen stehen und musterte sie abermals mit einem verachtenden Grinsen. Aryana spürte, dass sein Blick auf ihr liegen blieb, in den paar Sekunden, in denen sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf etwas anderes als den Elefanten im Raum gerichtet hatte. "Hat er dir von uns erzählt..? Bevor er ein Held sein wollte? Oder war das eine Überraschung?", hörte sie die kratzige Stimme wieder in ihrem Ohr, liess langsam den gänzlich unbeeindruckten Blick zurück zu dem Syrer wandern, den sie nun ebenfalls einer Musterung unterzog. Als möchte sie noch genauer wissen, wie er denn so aussah. "Du hättest besser nie damit angefangen, mit ihm Geschäfte zu machen, hm? Dann wärst du jetzt nicht hier", spottete er weiter, womit er Aryana dann doch ein leises Seufzen entlockte. "Danke, ich freue mich immer über Tipps und Lebensweisheiten von Menschen, die mich zehn Sekunden davor und zehn Sekunden später gerne tot sehen möchten", schob sie sarkastisch zurück, obwohl es ihr lieber wäre, er würde einfach schweigen. Und all das wäre nur der nächste, humorlose Alptraum. "Pff... Nicht doch... Ich habe ja wirklich gehofft, deine kleine süsse Schwester und die Panik in ihren Augen wiederzusehen. Aber sieht so aus als müsste ich mit dir Vorlieb nehmen - daher nein, tot will ich dich nicht. Zumindest noch nicht, Miss Cooper“, legte er triumphierend seine ach so tollen Schlüsse offen, die er aus Aryanas Nachnamen gezogen hatte. „Ich habe keine Schwester“, war alles, was die Brünette darauf mit einem kalten Funkeln in den Augen erwiderte. Und sie hätte die Ohrfeige, die darauf folgte, wohl eigentlich voraussehen können. Tat sie aber nicht, da sie zu konzentriert dabei war, den Mann zu hassen, der soeben zugegeben hatte, zumindest eine Mitschuld an den Narben auf Fayes Rücken zu tragen. So flog ihr Kopf ziemlich ungebremst zur Seite und sie biss sich die zusammengepressten Lippen blutig. War aber nicht schlimm. Das Dröhnen in ihren Ohren nicht, die heisse Wange nicht und das Blut, welches sie schmeckte nicht. Sie hasste ihn nur noch mehr. Er beugte sich näher zu ihr, so nahe, dass sie sein hässliches Raunen im Ohr hören konnte. „Noch ein kleiner Rat meinerseits für dich, kleines Mädchen mit zu wichtigem Abzeichen... Lügen ist an deiner Stelle eine ganz ganz schlechte Option“, meinte er, wobei ihm gleich dabei noch ein weiterer Gedanke zu kommen schien. Wahrscheinlich, weil Aryana seine Nähe ganz eindeutig verabscheute, als er seine Finger nach ihrer Wange ausstreckte. "Wo ist sie denn? Ich hätte mich gerne noch einmal mit ihr unterhalten.“ Die Brünette knallte ihren Kopf mit voller Wucht gegen seine Schläfe, was das Arschloch endlich zurückweichen liess. Zumindest für einen Moment. „Sie ist gestorben, als deine dreckigen Maden sie auf dem Weg nach draussen erschossen haben“, fauchte sie ihn mit dem ganzen tiefen Hass, den sie für ihn verspürte, an. Und selbstverständlich folgte eine zweite Ohrfeige, die sie diesmal aber sehr wohl hatte kommen sehen. Genau wie seine jämmerlich geknurrt Worte, während er sich langsam wieder zum Stehen aufrichtete, vorerst die Finger von ihr liess. Wahrscheinlich - wirklich wissen, was er vorhatte, konnte hier ja keiner. „Du lernst schlecht, dummes Weib. Hätte ich mir denken können." Und alles, was sie darauf noch zu sagen hatte, war ein scharf gezischtes „Fahr zur Hölle.“
This is your life, it's do or die, the sun may never rise again, so be the light the vision. This is your life, it's slipping by, you try to run but fall again, you get back up that's living.
Ich hatte gehofft er würde uns zumindest noch ein par weitere Minuten Ruhe gönnen. Zwar war es hier drin durch das hin und her Gelaufe der Männer an sich nicht gerade still, aber es hätte mir auch vollkommen gereicht einfach nur dieses eine, unfassbar penetrante Arschloch für eine Zeit lang nicht hören zu müssen. Seine Stimme erwischte mit jeder Silbe einen unfassbar scharfsinnigen Nerv in meinem Körper, der dazu führte, dass sich mir die selbst noch die kleinsten Härchen im Nacken aufstellten. Die Worte, die er dabei wählte, taten dem Ganzen auch nicht den kleinsten Abbruch. Ich konnte gar nicht anders, als ihn vor meinem inneren Auge einen grausamen Tod sterben zu lassen, als er doch ernsthaft der Auffassung war, dass es angebracht war Aryana noch einmal ganz deutlich unter die Nase zu reiben, was ich getan hatte. Wer ich gewesen war, bevor mir die Schächte dicht gemacht wurden und damit von jetzt auf gleich der Sache ein zwanghaftes Ende gesetzt worden war. Als wäre das allein nicht genug musste Hakim noch einen Schritt weiter gehen und die Brünette schlagen. Aus purem Instinkt wollte ich dazu ansetzen mich ihm zu nähern, aber die kleinste Regung meinerseits zog sofort ein in meine Richtung gehaltenes Gewehr nach sich und so blieb ich mit pochender Halsschlagader sitzen. Kochend vor Wut, meine Augen starr auf das Ekelpaket gerichtet. Ich wusste, dass Aryana sicher ein bisschen was einstecken konnte, aber er hatte verdammt nochmal seine dreckigen Finger von ihr zu lassen. Sie nicht einmal anzusehen, weil seine Augen sie schlicht nicht verdient hatten. Ich hasste es, wie er es noch parallel dazu tatsächlich schaffte, die Schuldgefühle wieder aus den hintersten Ecken meines Kopfes hervor kriechen zu lassen. Ohne mich säße Aryana nicht hier. Hätte ich sie nicht zu dieser Selbstmord-Aktion in den Hügeln angestiftet, dann wäre sie auch nicht ins Visier gerückt. Womöglich wäre sie dann genauso wie Ragan wegen ihres Ranges hier neben mir, aber sie wäre weniger wichtig. Würde sicher weniger seiner Aufmerksamkeit auf sich ziehen, wäre sie nicht mit mir an dieser Blamage seiner Truppe in den Hügeln Schuld. Bei der zweiten Ohrfeige musste ich den Kopf senken. Hielt den Blick auf die tarnfarbene Hose an meinen Beinen gerichtet und schloss einen Moment lang die Augen, um nicht mit einem vollkommen sinnlosen Gegenangriff gänzlich die Beherrschung zu verlieren, während ich vollkommen unter Strom stehend mit dem Kiefer mahlte. Die Hände hinter meinem Rücken zu Fäusten geballt konnte ich keinen einzigen klaren Gedanken mehr fassen, wurde langsam aber sicher wahnsinnig, bis vollkommen unerwartet Ragans Stimme die Ruhe durchschnitt und mein Blick deshalb langsam zu ihm glitt. "Wissen sie, Temiz... ich finde es immer wieder faszinierend, wie viel ihr strengen Muslime von Ehre, eurem ach so barmherzigen Gott predigt und dann im Gegenzug Frauen schlagt und vergewaltigt... unbewaffnete Männer erschießt und sie bestialisch als Exempel statuiert, indem ihr sie irgendwo aufhängt oder mit abgeschlagenem Kopf auf dem Martkplatz knien lasst... ziemlich ironisch, wo Allah doch eigentlich ihr Vorbild sein sollte, finden sie nicht? Wäre da ein fairer Schlagabtausch nicht eine nette Alternative?", redete er möglichst förmlich, aber nicht ohne die gewisse Würze und ein gestelltes Lächeln vor sich hin. Das war der erste Moment, der mich den Lieutenant zumindest ein bisschen bewundern ließ. Natürlich kam ihm in dieser Situation wahrhaftig zu Gute, dass er Aryana im Gegensatz zu mir nicht liebte, aber dennoch war es keine Selbstverständlichkeit in einer solchen Situation einen derart kühlen Kopf zu behalten. So die Fassung zu halten und sich zumindest äußerlich nicht von dem animalischen Verhalten des Syrers beeinflussen zu lassen, während in mir selbst das Feuer nur so loderte. Ich drauf und dran war, dem Kerl wider besseren Wissens an die Kehle zu springen. Für einen Moment lang schien letzterer auch wirklich nicht zu wissen, was er darauf antworten sollte, weshalb er Ragan mit funkelndem Blick anstarrte und dann mit einem Schritt zu ihm hin trat, um ihm aufs Schienbein zu treten. Der Knochen brach wohl nicht, hätte man das doch sicher gehört, aber das kurzzeitig zuckende Gesicht des Lieutenants machte doch ziemlich deutlich, wie schmerzhaft der Tritt war. "Sag du mir nicht, wie ich meinem Gott zu folgen habe!", knurrte der Bastard zu Ragan runter. Nahm den Fuß dabei nicht von seinem Bein, sondern drückte noch ein weiteres Mal zu, was den Mann direkt neben mir schlucken ließ. "Wenn Allah bei ihnen ist haben sie doch nichts zu befürchten... Mann gegen Mann und sie werden gewinnen, wenn ich mich irre.", versuchte mein Vorgesetzter den zornigen Islamisten weiter zu manipulieren. Zumindest mir lieferte der Lieutenant damit einen eindeutigen Beweis dafür, dass er in seiner Position goldrichtig war, wobei mir noch nicht ganz klar war, was er damit bezwecken wollte. "Wenn sie so dringend als erster hier sterben wollen, kann ich ihnen diesen Wunsch gerne erfüllen, Ragan.", knurrte er mit seinem fürchterlich undeutlichen Akzent vor sich hin, drückte noch ein weiteres Mal gegen das künftig sicher mit einem großen Bluterguss anschwellende Bein und ließ dann von ihm ab. Besser gesagt von uns Allen, um das Büro fürs Erste wieder zu verlassen und mich ein wenig überrascht zurück zu lassen. Auf die heilige Religion abzuzielen schien ein guter Schachzug gewesen zu sein, hörte man ihn hier drinnen doch draußen noch laut vor sich hin fluchen. "Er wird niemals fair kämpfen.", wendete ich mich zuerst knapp mit ein paar Worten an den Lieutenant, bevor mein Blick sofort zurück zu Aryana glitt und ihre blutige Lippe absuchte. "Ich weiß. Aber wenn der Fokus auf einem Kampf da draußen liegt, habt ihr hier drinnen vielleicht eine Chance. Auf die Kameras kann auch von außen zugegriffen werden... wenn er damit noch ein, zwei Stunden wartet werden unsere Männer mit ein bisschen Glück und Verstand genau dann zuschlagen.", hörte ich Ragan auf der anderen Seite noch gemurmelt seine Intention in meine Richtung abgeben, wobei ich ihn aber nicht mehr ansah. Der Gedanke war gut, wenn auch waghalsig und gerade für ihn selbst extrem lebensbedrohlich. Aus meiner Zeit als Spion wusste ich, dass die Kameras durchaus auch Ton aufzeichneten. Zwar meist in absolut miserabler Qualität, aber bei der heutigen Technik war es mit einem Audioprogramm nicht schwer, den Ton etwas aufzupolieren und kenntlich zu machen. Bevor ich dem Ganzen jedoch aktiv meine Aufmerksamkeit widmen konnte, suchte ich zuerst noch die Brünette gründlich mit meinen Augen ab. Versuchte zu analysieren, wie es nach den zwei harten Schlägen um sie bestellt war. "Bist du okay?", stellte ich der jungen Frau neben mir letztlich eher leise die mir für den ersten Moment wichtigere Frage, den Blick in ihre braunen Augen suchend. Ich hatte schon so viele schlimme Bilder gesehen... da war es wirklich absurd, dass es mich am meisten mitnahm, wenn Ohrfeigen ausgeteilt wurden, nur, weil sie sich an einen in meinen Augen ganz besonderen Menschen richteten.
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