Es war furchtbar. Ich war zwar keine absolut überemotionale Person, hatte ich doch gerade in der Zeit meiner Depression auch Vieles herunter zu schlucken oder zu ignorieren gelernt, aber der Abschied der beiden Schwestern war weder besonders schön anzusehen, noch anzuhören. Natürlich tat es irgendwie auch gut zu wissen, wie nahe sich die beiden standen. Dass sie sich, auch wenn es vielleicht nicht immer eine einfache Schwestern-Beziehung in den letzten Jahren gewesen war, noch immer sehr nahe standen und den jeweils anderen nicht missen wollten. Jedoch brachte genau das Faye eben zum weinen und das war wiederum gar nicht gut. Absolut nachvollziehbar, aber es wäre mir trotzdem lieber, wenn sie nicht weinen würde. Wenn die junge Frau sich davon nicht so mitreißen lassen müsste, sondern das Morphin sie dahingehend noch richtig betäuben würde. Andererseits war es natürlich gut, dass sie schon mit weniger des intensiv wirkenden Schmerzmittels auskam, aber es ließ eben auch mehr der unangenehmen Emotionen zu, die sie gerade überschwemmten... was wiederum mich auch wieder ein Stückchen mit runter zog. Zwar klinkte ich mich nicht bei dem Weinen ein, aber mein Blick wurde doch etwas wehleidig. Ich ertrug es immer nur schwer, die zierliche Brünette so aufgelöst zu sehen und ich hatte das dringende Bedürfnis ihr parallel zu Aryanas Umarmung noch beruhigend über den Kopf zu streicheln. Ihr zu sagen, dass Alles gut wurde und ihre ältere Schwester nach ein paar Monaten ganz sicher unversehrt wieder zurück kam. Leise schluckend beobachtete ich, wie die Ältere der beiden langsam aber sicher ganz den Rückzug begann und sich von dem kleinen Häufchen Elend löste. Sich noch verabschiedete und dann den Weg aus dem Zimmer antrat. Ich gab dem Sergeant noch ein etwas undeutliches "Komm gut an.", mit auf den Weg, bevor sie bald schon ganz aus dem Raum verschwunden war. Einen Augenblick lang lagen meine Augen dann noch auf der breiten Tür, bevor mein Blick bald wieder zurück zu Faye wanderte. Es war noch immer mehr als ungerecht, dass zwischen unseren Betten diese lästige Distanz bleiben sollte. Obwohl es nicht mehr notwendig war, dass wir 24/7 an die dämlichen Geräte angeschlossen waren, weil unser Zustand doch weit stabiler war, als noch vor zehn Tagen. Warum also? Ich sah darin keine Vorteile mehr. "Willst du, dass ich rüber komme?", kam ich nicht drum herum sie danach zu fragen, ob sie eine dämpfende Brust zum Abfangen ihrer Tränen brauchte. Es war nach wie vor nicht ganz ohne, wenn ich mich allein auf die Füße wagte, aber es ging. War nicht angenehm und verhieß ein paar unschöne Schmerzen in den Gliedern, wenn ich mich einbeinig die paar Meter vom einen Bett zum anderen schleppte. Mal ganz davon abgesehen, dass mich das Kraft kostete, die ich auch ganz gut allein brauchen konnte. Das nahm ich allerdings gern in Kauf, wenn es Faye dadurch besser ging. Wenn sie früher zu weinen aufhörte und schneller wieder zur Ruhe kam, weil das wiederum einfach gut für sie war. Nicht nur körperlich, sondern auch kopftechnisch. Ich wagte nämlich zu bezweifeln, dass es in ihrem Oberstübchen allgemein gerade irgendwie rosig aussah, auch von Aryanas Verschwinden mal abgesehen. Entsprechend war mir fast jedes Mittel recht, um dabei ein klein wenig Abhilfe zu schaffen, eigene Einbußen hin oder her.
+ .Es kommt, wie es kommt - aber so, wie man es ruft. +
Aryana nickte auch Victor noch kurz zu, bevor sie die Tür erreicht hatte, wobei sie es wirklich nicht schaffte, eine Verabschiedung für ihn über die bebenden Lippen zu bringen, ohne wirklich los zu heulen. Und das wollte sie nicht, also schwieg sie, öffnete die Tür, warf ihrer Schwester ein letztes, wehleidiges und dezent jämmerliches Lächeln zu und verschwand. Kaum war die Tür zwischen ihnen verschlossen, spürte die Brünette das Stechen in ihrem Herzen in seiner ganzen Härte, wünschte, gleich wieder nach drinnen stürzen zu können. Aber das wäre dumm und damit würde sie die Achterbahn, auf die sie Faye zwangsläufig immer wieder schickte, noch unerträglicher für ihre Schwester machen. Darum fasste sie sich nur an die schmerzende Brust, schloss die Augen und lehnte sich an die Wand neben der Tür, ungeachtet der anderen Besucher und Angestellten, die sich auf dem Flur tummelten. Sie musste nur kurz durchatmen und sich wieder fangen. Wollte Mitch immerhin auch nicht die Ohren voll heulen, wenn sie sich gleich noch von ihm verabschiedete. Was im Übrigen auch echt keine Freude war, aber wie bei Faye so konnte sie auch ihm keine besseren Neuigkeiten überbringen, als dass sie jetzt eben ging. Nur dass er, im Gegensatz zu ihrer Schwester, ebenfalls wieder nach Syrien fliegen musste. In ein paar Wochen, wenn er wieder einsatzbereit war, der Army wieder ordentlich dienen konnte. Die Brünette zwang sich nach zwei Minuten von der Wand los, weil ihr die Zeit sowieso schon zwischen den Fingern hindurch rann. Also wischte sie sich nochmal über die Augen, um möglichst keine Spuren der Tränen zurück zu lassen, stiess die angestaute Luft aus und ging den Flur entlang zu Mitchs Zimmer. Wie immer klopfte sie kurz an und trat dann ein, wartete mit den gleichen Manieren wie die Krankenschwestern nicht, bis irgendeine Antwort oder eine Aufforderung seinerseits folgte. Stattdessen schob sie die Tür hinter sich zurück ins Schloss und trat zielstrebig auf sein Bett zu. Aryana setzte sich sofort dicht neben ihn auf die Matratze, legte ihre Beine über die seinen und nahm sein Gesicht zwischen ihre Hände, um ihn zu küssen. Auch so eine Sache, die ihr die Army gleich wieder verbieten würde. Zumindest in der Theorie.
Sie hatte die Augen geschlossen, kaum war Aryana durch die Tür verschwunden. Ihre Finger krallten sich haltsuchend in die Bettdecke, während sie versuchte, das Chaos in ihrem Kopf zu beseitigen, damit wenigstens das Schluchzen ein Ende fand. Aber das war schwierig, jetzt, wo ihre Schwester weg war und sie keinen Grund mehr hatte, etwas vorzuspielen. Natürlich wollte sie sich auch für Victor bemühen, damit er nicht die Hoffnung verlor, dass alles wieder gut werden konnte. Damit ihr Anblick ihn nicht noch mehr runter zog, als das zwangsläufig der Fall war. Sie sah den Schmerz in seinen Augen ja auch, jedes Mal, wenn es ihr schlecht ging. Und auch sonst. Die Traurigkeit war immer da, die Dunkelheit der Schatten, die sich wieder eingenistet hatten, als sie zusammen in den Hügeln geschrien hatten. Jetzt, wo sie sie doch fast losgeworden waren. Vor zwei Wochen hatte Faye noch fest daran geglaubt, dass sie nach dem Krieg ein normales Leben führen würden, irgendwie. Vielleicht mit ein paar Anlaufschwierigkeiten, aber es hätte funktionieren können. Jetzt war sie sich viel zu sicher, dass es nicht gehen würde. Dass es ein nach dem Krieg wie sie sich das vorgestellt hatte, so nicht mehr geben würde. Noch lange nicht. Vielleicht auch niemals. Sie wusste es nicht. Victors leise Frage holte sie in dieses ungerechte, verschissene Universum zurück, dem sie in letzter Zeit immer öfter zu entfliehen schien. Sie schlug die schweren Lider wieder auf und blickte verloren in seine Richtung, ohne, dass die Tränen oder die Schluchzer bisher wirklich hatten nachlassen wollen. Sie wusste, dass er eigentlich gar nicht selber aus dem Bett sollte. Aber manchmal tat er es trotzdem, um zu ihr zu kommen, und Faye war jedes Mal unendlich dankbar. Auch wenn sie sich dann schlecht fühlte, wenn sie sah, dass er das Gesicht verzog. Denn natürlich hatte er Schmerzen. Sie waren in einem Krankenhaus. Fast jeder hier litt unter Schmerzen. "Nur... wenn du... magst...", murmelte sie undeutlich, wobei sie genauso gut mit einem einfachen Ja hätte antworten können. Er würde immer kommen, wenn sie nicht direkt Nein sagte, weil er ihr helfen wollte und dabei vergass, dass es schlecht für ihn war. Aber sie konnte in diesem Moment nicht Nein sagen, wenn sie sich so sehr nach seiner Nähe sehnte. Und sie konnte auch nicht zu ihm rüber, um ihm den Weg zu sparen. Denn wenn sie jetzt versuchen würde, aufzustehen - abgesehen davon, dass sie das genauso wenig alleine tun sollte wie er - würde sie mit Sicherheit zusammengeklappt auf dem Boden enden. Und dann bereitete sie ihm erst recht Sorgen und Kopfschmerzen.
This is your life, it's do or die, the sun may never rise again, so be the light the vision. This is your life, it's slipping by, you try to run but fall again, you get back up that's living.
Im Gegensatz zu den beiden schwer Geschädigten meines Teams - falls man das so nennen konnte - ging es mir schon ein ganzes Stück besser. Natürlich hatten sich die Verletzungen nicht in Luft aufgelöst, aber bisher verlief Alles soweit nach Plan. Auch die Sehne in der Schulter hatte wieder zusammen geflickt werden können, ohne dass irgendwas Künstliches mit hatte eingesetzt werden müssen. Der Arm war entsprechend ruhig gestellt, lag fast dauerhaft in der blöden, ziemlich festen Schlinge. Dahingehend hatte ich leider keine weniger einengenden Optionen, aber die paar Wochen würde ich es wohl aushalten. Der Hüfte ging es auch gut. Sie tat zwar beim Gehen nach wie vor weh und ich versuchte sie so weit es ging von Bewegung zu verschonen, aber ich konnte mich eigentlich den Umständen entsprechend nicht beschweren. Mein Kreislauf war auch wieder ziemlich fit und sehr zum Missfallen des Krankenhauspersonals stieg demnach auch schon die Anzahl an nervigen Sprüchen meinerseits. Aber ich war sonst immer allein, also waren sie eben die einzigen, an denen ich einen geringen Teil meines Frusts auslassen konnte. Es sei denn natürlich Aryana war gerade da, jedoch hatte ich bei ihr auch einfach deutlich weniger das Bedürfnis dazu, ihr auf die Nerven zu gehen. Allein schon deshalb, weil ich das bisschen an Zeit, das ich mit ihr hatte, nicht mit Streit und Gemecker vergeuden wollte. Die Brünette hatte nicht erwähnt, wann genau sie heute noch zum Abschied nehmen kommen würde und so sah ich sich jedes Mal neugierig in Richtung Tür, wenn Jemand anklopfte. Bis jetzt war ich dabei immer enttäuscht worden, doch dieses Mal schlüpfte die junge Frau durch den Türrahmen. Das hatte zwar auch die Kehrseite, dass ich sie nicht mehr lange sehen konnte, aber wenigstens war sie jetzt da. Aryana kam auch ohne Umschweife direkt zu mir und verkroch sich regelrecht in meiner Nähe, suchte sogleich den ersten Kuss und ich zögerte auch nicht diesen zu erwidern. Ließ mich wie so oft in den letzten Tagen auf das Lippenspiel ein und legte währenddessen eine Hand an ihre Wange, strich sanft über ihre weiche Haut. Ich wusste, dass sie gerade aus Fayes Zimmer kam, hatte sie die Reihenfolge ihres Abschieds doch flüchtig erwähnt und umso nachvollziehbarer war es, dass sie ein bisschen Aisgleich brauchte... und ich nahm sowieso jeden Kuss mit, den ich noch von ihr kriegen konnte. Deshalb zog ich ihn auch ein wenig in die Länge, genoss die Berührung ihrer vollen Lippen noch einen Moment, bevor ich mich langsam davon löste. Einen Moment lang sah ich dann in ihre dunklen Augen, fing dabei unbewusst schwach zu lächeln an und strich eine ihrer leicht gelockten Strähnen bei Seite. "Wie... hat sie's aufgenommen?", hakte ich dann vorsichtig nach. Zum einen, weil es mich ganz einfach interessierte und zum anderen, weil ich auch wissen wollte, worauf ich mich womöglich bei einem meiner ersten Anrufe oder gar Ausflüge ins andere Zimmer einließ.
So ausführlich hätte sie mir meine Frage wohl gar nicht beantworten müssen. Wir wussten ja beide, dass ich mir ein Ja in welcher Form auch immer nicht zwei Mal sagen ließ. Wenn Faye mich bei sich brauchte, dann kam ich auch. War egal inwiefern mir das selbst jetzt gleich weh tun würde. Ich nickte nur noch ein klein wenig und atmete dann einmal ein wenig tiefer durch, bevor ich die Decke, die zu meinem stetigen Begleiter geworden war, langsam bei Seite schob. Meiner jetzigen Aufgabe begegnete ich doch mit zienlichem Respekt, weshalb ich zu der folgenden Aktion vermutlich eine halbe Ewigkeit brauchte. Ich setzte mich auf und schob mich nach kurzem Innehalten langsam an den Rand des Betts, setzte vorsichtig die Füße auf dem Boden auf. Schon bei diesen an sich simplen Bewegungen setzte der Schmerz ein, aber es hielt sich bis dahin noch in Grenzen, weshalb mein Gesichtsausdruck weitgehend neutral blieb. Der Boden war unangenehm kalt an den Füßen, als ich mich am Griff am Bett festhaltend auf die Beine hievte. Das Bein mit der Stichwunde drückte ich nicht durch, nahm damit kein Gewicht auf, während ich den weitgehend unverletzten Arm nach dem Nachtisch zum Abstützen ausstreckte. Der Schmerz durchzuckte fast meinen ganzen Körper, als ich mich mühselig zu Faye rüber hangelte. Die Blutergüsse im belasteten Bein und an dem Halt suchenden Arm waren dabei fast am Schlimmsten. Übten noch immer einen sehr unangenehmen Druck aus und ließen mich das bei der kleinsten Bewegung spüren. Es ließ sich dementsprechend nicht vollständig vermeiden, dass mir die Gesichtszüge doch ein oder zwei Mal entglitten, bevor ich bei Fayes Bett ankam und mich auch sehr zeitnah ein wenig kraftlos auf die Bettkante sinken ließ. So weit, so gut. Ich hob erst etwas mühevoll das verletzte Bein mit Hilfe meiner Hände aufs Bett, weil das anspannen der Muskeln nicht besonders schlau oder wenig schmerzhaft wäre. Dann folgte das zweite Bein aus eigener Kraft und ich schob mich unter die Bettdecke der zierlichen Brünetten, kurz bevor ich ihren Kopf vorsichtig an meine Schulter bettete. Ihr im Anschluss dann beruhigend übers Haar strich, zwischendurch einen sachten Kuss an ihren Haaransatz setzte. "Die Zeit vergeht schnell, Faye...", murmelte ich zu ihr runter, obwohl das sicher nur ein schwacher Trost war. Natürlich war es scheiße, dass Aryana jetzt wieder gehen musste. Sie nicht hier bei uns bleiben und einfach nur in Frieden gesund werden konnte, ohne nochmal in den miesen Verein zurückgehen zu müssen. Aber trotzdem waren es nur ein paar Monate. Ich war sicher, dass ihre ältere Schwester auch die noch überstehen und heil zurück kommen würde.
+ .Es kommt, wie es kommt - aber so, wie man es ruft. +
Wahrscheinlich war das nur ein absolut trügerisches Gefühl, aber kaum spürte die Brünette Mitchs Nähe, schien sich ihr Körper fast automatisch zu entspannen und das Drücken hinter den Augen liess langsam wieder nach. Sie konnte wieder atmen – zumindest in der Theorie. In Wahrheit war Luft holen schwer möglich, solange sie ihn zugleich küssen wollte. Aber das war nicht schlimm, genoss sie diese Art der Atemlosigkeit doch noch ein letztes Mal in vollen Zügen. Immerhin müsste sie einige lange Wochen oder gar Monate ohne solche Zärtlichkeiten auskommen. Man könnte meinen, das sollte kein Problem darstellen für sie, die jahrelang eigentlich ohne Schwierigkeiten auf Küsse und alles, was nach den Küssen folgte, hatte leben können. Aber jetzt war das anders und jetzt war Aryana sich sicher, dass sie Mitch neben Faye mit am meisten vermissen würde. Doch das wusste sie schon tagelang und selbst wenn es das nicht leichter machte, musste sie sich nun zwangsläufig damit abfinden. Sie erwiderte den Blick seiner blauen Augen, nahm noch einmal jedes Detail seines Gesichtes in sich auf, um während den kommenden Wochen in genau diesen Erinnerungen Zuflucht finden zu können. Sein Lächeln spiegelte sich schwach auch auf ihren Lippen, zumindest, bis er eine leise Frage stellte, die ihr ein eher besorgtes Seufzen entlockte und das Lächeln wieder verblassen liess. Der Gedanke an ihre weinende Schwester war nun mal wirklich kein schöner und sie wünschte sich sofort wieder, irgendwas an ihrer Situation drehen oder wenden zu können. Aber das war ein vollkommen utopischer Wunsch. «Naja… Wenig überraschend, ist sie nicht glücklich… Sie hat geweint… Oder tut es immer noch. Aber sie hat versucht, es nicht zu tun und schon die ganzen letzten Tage über wollte sie immer stark sein. Also mach dir keine Sorgen, sie wird dir kaum je ihr Herz ausschütten oder einen kompletten Nervenzusammenbruch hinlegen. Zumindest nicht, wenn du davon absiehst, bestimmte Themen anzusprechen. Und ich glaube, das weisst du selbst», legte sie die momentane Gefühlslage seitens ihrer Schwester offen. Nichts davon sollte wirklich überraschend sein, ausser, dass Faye eben nicht sowieso die ganze Zeit heulte. Das war eher atypisch, nach allem, was passiert war. Aryana hatte fest damit gerechnet, dass die geschwächte Brünette apathisch in ihrem Bett liegen und weinen würde – wochenlang. Vielleicht war es dem Morphium zu verdanken und vielleicht freute Aryana sich gerade zu früh, aber sie hoffte so sehr, dass die Folgen der Entführung nicht so verheerend waren, wie sie sie erwartete. Doch das würde sich erst mit der Zeit zeigen. Dann, wenn sie nicht da war. Aryana liess ihre rechte Hand wieder von seiner Wange sinken, weil sie von dem Schmerz, der diesen mittlerweile immer wieder durchzuckte, daran erinnert wurde, dass der Arm weiterhin in die Schlinge gehörte und sie ihn eigentlich nicht brauchen sollte. Die linke Hand lag aber noch immer an seiner Wange, strich über seine weiche Haut, während sie ihre Stirn an seine lehnte, die Augen schloss und seinen Duft tief in sich aufnahm. "Ich werd dich wirklich vermissen... selbst wenn ich das in dieser Form nicht für möglich gehalten habe", murmelte sie an seine Lippen, obwohl sie das doch beide eh schon wussten.
Sie wollte wirklich nicht, dass er Schmerzen litt. Und kaum begann er, sich zu bewegen, wünschte sie, ein klares Nein von sich gegeben zu haben. Er sollte sich nicht wegen ihr so anstrengen. Das war nicht gut. Er könnte stürzen oder mit der Bewegung die Heilung verzögern. Es tat ihm weh und es war gefährlich. Sie hätte wirklich sagen sollen, dass er besser liegen blieb. Aber sie hatte es nicht getan, weil der egoistische, verlorene Teil ihres Geistes unbedingt seine Nähe wollte, ihn brauchte und sich an ihn kuscheln wollte. Und so blickte sie ihm mit noch besorgterem Gesichtsausdruck als sowieso schon dabei zu, wie er sich sehr langsam erhob, um zu ihr zu humpeln. Wenn er stürzen sollte, wäre das ihre Schuld und sie hätte einen Grund mehr zu heulen.... Aber er stürzte zum Glück nicht, sondern liess sich nur sehr erschöpft auf ihrer Bettkante nieder, was Faye einen erleichterten Laut entlockte, der zwischen den Schluchzern ein Bisschen unter ging. Sie schob ihren Körper mühevoll ein Bisschen zur Seite. So weit wie möglich, damit er gut Platz hatte, es sich im Folgenden etwas bequem zu machen. Und dann sass er endlich dicht bei ihr und sie spürte seine Schulter unter ihrem Kopf, seine Wärme an ihrer Seite, seine Hand in ihren Haaren, seinen Atem auf ihrer Haut. Faye atmete angestrengt durch. Wenn er sich schon dazu durchrang, trotz der Schmerzen zu ihr zu kommen, musste sie wenigstens aufhören, zu weinen. Oder zumindest aufhören, zu schluchzen. Er hatte ja Recht mit den paar Worten, die er wenig später von sich gab. Es würde nicht lange dauern und Aryana wäre wieder da. Bald schon waren sie wieder vereint und alles würde gut werden. Mit dem kleinen Fest und dem Glück, welches folgen musste. "Ja, ich weiss... ich... ich will gar nicht... weinen", flüsterte sie im kläglichen Versuch, ihre Stimme nicht so jämmerlich klingen zu lassen. Sie wollte wirklich nicht weinen, nicht traurig sein, ihn nicht weiter runter ziehen, als er momentan sowieso schon war. "Es wird alles gut...", ob sie das sich selbst oder ihm sagte, wusste sie nicht, aber sie wollte daran glauben. Und das Morphium würde ihr noch eine Weile beistehen, wenn es darum ging, an genau diesen Worten festzuhalten. Faye hob langsam den verhangenen Blick, bis sie zu Victor nach oben sah, hob ihre Hand, die bisher auf seinem Oberkörper gelegen hatte, und legte sie an seinem Hals ab. Die Finger strichen mit winzigen, schwachen Bewegungen über seine Haut während sie ihn einfach nur anblickte. Ohne ihn wirklich sehen zu können, unter den Tränen. Aber das Wissen, dass er da war, reichte in dem Moment eigentlich sowieso schon. Es musste reichen, weil es alles war, was sie hatte. "Danke, dass du rübergekommen bist... Es tut mir leid... ich will dich nicht auch... traurig machen", murmelte sie, als ihr Kopf langsam wieder auf seine Schulter zurück sank, weil sie keine Kraft mehr hatte, ihn zu heben.
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Nicht wundern, Victor kommt später xD muss nur jetzt erstmal zum Pöny und danach tipp ich lieber am PC als am Handy weiter :'D ___________
Zugegeben erleichterte mich das ja schon ein wenig. Ich war einfach nicht der Typ Herzschmerz oder Kummerkasten und Leute zu trösten war jetzt auch nicht unbedingt meine Stärke. Meistens nutzte ich dabei gekonnt eher Fettnäpfchen und machte es damit noch schlimmer. Bei einer Person wie Faye war das ganz sicher nicht vorteilhaft, also war es doch ganz gut, dass sie diesen Teil an Frust jetzt schon an Victor abgeben konnte. Er war da ganz sicher eher ihre erste Anlaufstelle als meine Person. Ich würde mich ganz geschickt mit anderen Gesprächsthemen um die Sache herum bewegen und war damit auf der sicheren Seite, würde nicht den nächsten Wasserfall auslösen. Was Aryana dann wenig später von sich gab war wesentlich relevanter für mich selbst. Ja, dass wir beide so enden und uns wirklich ernsthaft vermissen würden, das hätte ich auch eher weniger in Betracht gezogen. Jedoch war es inzwischen wohl wirklich so weit, dass ich mir selbst eingestand, dass die Brünette mir viel bedeutete. Dass ich sie nicht mehr missen wollte, weder in den folgenden Monaten, noch irgendwann danach. Gesagt hatte ich irgendwas in der Richtung bisher nicht, weil... naja, es fiel mir halt schwer. Ich war einfach so gar nicht gefühlsduselig und vor allem drückte ich sowas nicht in Worten aus. Selbst Aryana gegenüber war das eine knifflige Angelegenheit, obwohl ich ihr zweifelsfrei voll vertraute und sie bei genauerer Betrachtung irgendwie die wichtigste Person in meinem Leben geworden war. So ungewohnt es auch noch immer war, so konnte ich wohl nicht mehr leugnen, dass Amor beim Pfeile verschießen scheinbar ausnahmsweise in meine Richtung gezielt und auch getroffen hatte. Dabei waren präzise Schüsse auf schwer zu treffendende Objekte normalerweise eher meine Angelegenheit. Meine Lider waren von ganz allein gesunken, als die junge Frau ihre Stirn an meine gelehnt hatte. Bemerkungen wie 'Tja, ich bin eben unwiderstehlich.' verkniff ich mir in diesem Moment lieber, wollte ich ihn nur ungern kaputt machen. War schließlich unser letzter für viel zu viele Monate. "Ich dich auch... Herzkäferchen.", fügte ich meinen Worten noch eine klitzekleine Bemerkung an, die mich ein bisschen grinsen ließ. Nein, natürlich fingen wir jetzt nicht mit kitschigen, dummen Spitznamen an. Aber ich hatte mir tatsächlich selbst diese von Alkohol getränkte Konversation in Australien gemerkt und ließ Aryana das gerne wissen. Für einen kurzen, sanften Kuss legte ich meine Lippen noch einmal auf ihre, bevor ich zu ein paar mehr Worten ansetzte. "Aber so lang ist es zum Glück nicht... und wir telefonieren... und ich werde mir Mühe geben den Therapeuten nicht zu killen, damit ich dir frühstmöglich wieder auf die Nerven gehen kann.", redete ich weiter vor mich her, wobei im letzten Satz wieder ein wenig Sarkasmus mitschwang.
+ .Es kommt, wie es kommt - aber so, wie man es ruft. +
Hatten wir darüber nicht sogar schon ganz am Anfang unserer Bekanntschaft mal geredet? Nicht sogar an dem Abend, an dem der verhängnisvolle Fast-Kuss passiert war? Dass man Gefühle lieber raus lassen sollte, als sie in sich hinein zu fressen, müsste Faye inzwischen eigentlich also längst wissen. Wenn sie weinen musste, dann war das eben so und es war besser für mich, wenn sie die Tränen an meiner Halt gebenden Schulter fallen ließ, als wenn sie irgendwo gefühlt am anderen Ende des Raumes leise vor sich hin weinte, weil sie es zu unterdrücken versuchte. Die Brünette war sowieso schon angeknackst, was die Psyche anging und da sollte sie nicht noch mehr Schutt ansammeln. "Es ist nicht schlimm, dass du weinst, Faye...", versicherte ich ihr ins Haar murmelnd, dass sie sich weder zurückhalten, noch es unterdrücken musste. Ich löste meine Finger vorsichtig wieder aus ihren Haaren und streichelte ihr stattdessen sanft über den Oberarm. Denn, ja, auch wenn sie noch ein bisschen weiter weinte, würde schon Alles gut werden. Leider dauerte das noch ein wenig, hatten wir doch vorher noch einen nicht ganz einfachen Weg vor uns, aber es würde wieder gut werden. Besser als jemals zuvor, sobald wir die Schatten der dunklen Zellen hinter uns gelassen und ihre ältere Schwester wieder zurück war. Dann murmelte die zierliche junge Frau in meinem Arm noch ein paar weitere leise Worte vor sich hin, auf die ich nur leicht den Kopf schütteln konnte. Natürlich war es nicht unbedingt meine Wunschvorstellung, sie trösten zu müssen, weil es ihr der Abschied ihrer Schwester so nahe ging, aber das gehörte eben ganz einfach dazu. Eine Beziehung war nicht dazu da, nur schöne Momente miteinander zu teilen. Man stand sich auch dann bei, wenn es gerade mal nicht so toll war. Die rosarote Brille mit Stiefeln in den Sand getreten wurde und einem die kalte Realität ins Gesicht schlug und man sich gegenseitig Beistand leistete. "Du machst mich nicht traurig.", widersprach ich ihr. Na gut, vielleicht ein kleines bisschen, weil ich sie absolut nicht gerne weinen sah und das sofort Besorgnis aus mir heraus holte. Aber das war normal, wenn einem Jemand derart am Herzen lag. Die zierliche Brünette war einfach zu gleichen Teilen meine größte Schwäche und meine größte Stärke. "Dafür bin ich doch da, hm? Ich fang' dich gern auf, Kleines.", stellte ich klar, dass ich das vollkommen freiwillig zu meiner Aufgabe machte und Faye sich einfach nur darauf einlassen musste. "Ich liebe dich, Faye. Mit und ohne Tränen.", nuschelte ich etwas leiser zu ihr runter, schloss danach einen Moment lang die müden Augen. Das hier war kräftezehrend und an den Rückweg zu meiner eigenen Matratze wollte ich noch gar nicht denken, aber da musste ich durch. Dem kleinen naiven Engel zur Liebe.
+ .Es kommt, wie es kommt - aber so, wie man es ruft. +
Ja ich habs dann gestern Abend nicht mehr geschafft, ich war so genervt von dem ganzen Tag und dem Konzert und alles… Ich glaub, das hätte sich sehr negativ auf meine Babies ausgewirkt. x’D _______
Herzkäferchen..? Aryana schmunzelte leicht bei dem sehr dämlichen Spitznamen, öffnete für einen Moment sogar kritisch blinzelnd die Augen. Aber irgendwo in den Tiefen ihrer Erinnerungen, leuchtete bei dem Wort was auf und sie konnte seinen Satz mit fast hundertprozentiger Sicherheit als eine Anspielung auf Australien identifizieren. Damals, als sie von drei oder vier Cocktails ein kleines Bisschen betrunken gewesen war. Der Gedanke löste ein fast wehleidiges Ziehen in ihrem Herzen aus, wünschte sie sich doch sehnlichst in diesen Moment zurück, in dem ihr Leben so leicht und sorglos gewirkt hatte. In dem sie gewusst hatte, dass es ihrer Schwester gut ging und dass alle, die sie liebte – was die sehr geringe Anzahl von einer einzigen Person gewesen war zu diesem Zeitpunkt – in Sicherheit waren. Das war der Vorteil davon, wenn man wenig Freunde hatte. Sie brauchte sich nicht um tausend Menschen zu kümmern. War immun gegen Ängste, die jemand anderes als zwei Personen in ihrem Leben betrafen. Wahrscheinlich würde es sie treffen, wenn ihrem Onkel etwas passieren würde, das schon. Oder ein paar weniger guten Freunden in der Army. Oder vielleicht sogar einem alten Freund von früher. Aber der Schmerz würde rasch vorbeiziehen, war sie dafür doch mittlerweile irgendwie viel zu abgehärtet, viel zu kalt. Bis auf Faye und Mitch eben. Und genau die beiden bemühten sich, in der gefährlichsten Umgebung, die sie irgendwie auswählen konnten, zu arbeiten. Es zumindest in der Vergangenheit getan zu haben. Faye war da ja jetzt endlich raus – und doch war das Leiden noch lange nicht vorbei. Mit Mitch hatte sie sich darüber bisher eher zurückhaltend ausgetauscht. Ihm war zweifellos klar, dass sie so bald wie möglich komplett aus der Army abziehen würde, das hatte sie oft genug angedeutet. Er hatte auch keine Lust mehr, soviel wusste sie. Aber viel mehr eben auch nicht. Was sein Plan danach war, konnte sie nicht mal erahnen, es war aber naheliegend, dass er diesbezüglich genauso wenig Ahnung hatte, wie sie. Was tat man nach der Army, ohne Ausbildung, ohne wirkliche Perspektiven? Es gab so vieles, worüber sie jeden Tag nachdachte, aber bisher schien sie sich erfolgreich um genau dieses Thema gedrückt zu haben. Zu schwierig. Zu weit weg. Erstmal bis dorthin kommen… «Ich würde dir selbst dann ans Herz legen, hier keinen zu killen, wenn es nichts mit deiner Rückkehr in die Hölle zu tun hätte…», lächelte sie an seine Lippen, die sie gleich nochmal mit einem flüchtigen Kuss streifte. «Man tötet keine Menschen, weisst du… Sowas gehört sich nicht», liess sie ihn sehr viel sarkastischer auch noch wissen, dass die Gesellschaft einen Lebensstil wie ihren normalerweise in keiner Form akzeptierte. Aber was waren schon Regeln der Gesellschaft und seit wann passten sie da rein… «Eigentlich solltest du besser dafür sorgen, möglichst lange hier zu bleiben, als umgekehrt», fügte sie leise an, strich mit ihrer Hand weiter über seine weiche Haut. Der Krieg rannte nicht weg und sie war froh, ihn hier in Sicherheit zu wissen. Auch wenn das bedeutete, dass er so weit wegbleiben musste und sie seine Lippen nicht mehr spürte.
Doch, sie fand es schon schlimm, dass sie weinte… Sie weinte so oft in ihrem Leben und es nervte sie. Sie wünschte, sie wäre stark wie ihre Schwester, bei der die Tränen so selten hervordrückten. Sie wünschte, sie würde nicht immer nur eine Last darstellen für alle, denen sie etwas bedeutete und die somit zwangsläufig auf sie aufpassten, während sie sie runterzog mit ihrer viel zu emotionalen Art. Darum erwiderte sie auch nichts auf seine Worte. Sie wollte ihm nicht widersprechen, wenn er so nett war und ihre Verneinung dazu ganz bestimmt auch nicht hören wollte. Auch, dass sie ihn nicht traurig machte, nahm sie ihm so nicht ab. Es würde ihm sicherlich besser gehen, wenn er in der Hölle bei diesen Teufeln nicht auch noch ihren Schreien hätte lauschen müssen. Wenn er jetzt nicht ihre Tränen trocknen müsste, während er eigentlich schon beschäftigt genug mit dem ganzen Chaos in seinem Kopf und seinem Herzen war. Er konnte ihr tausend Mal versichern, dass sie keine Last für ihn war, aber so gut sie einander auch taten, so belasteten sie sich momentan doch gegenseitig noch zusätzlich mit ihrem schwer anzusehenden Leiden, den Schmerzen und ihren zerschellten Herzen. So sehr sie auch wusste, dass sie im Moment mehr schlecht als gut war für ihn war – die vier Sätze, die er der ganzen Wein-Thematik noch nachreichte, waren wie Balsam auf ihrer zerkratzten Seele. Tatsächlich verzogen sich ihre Mundwinkel zu einem winzigen, müden Lächeln, das zwar vielleicht nicht ganz glücklich aussah, aber doch sichtbar ausdrückte, wie froh sie um seine Nähe, seine Liebe und seine Hilfe in jeder Situation ihres gemeinsamen Lebens war. «Du bist ein viel zu guter Mensch... Ich liebe dich auch, Victor. So sehr. Ich bin so froh, dass du bei mir bist… immer… auch wenn ich weine», nuschelte sie an seine Schulter, jedes Wort ein Bisschen gedämpft vom Stoff seines Krankenhaushemdes. Nicht ihr Lieblingsoutfit an ihm, so viel stand fest. Aber selbst dieser unförmige Lappen roch gut, wenn er sich an seinen Körper schmiegte. Und Faye konnte langsam wieder atmen, die Schluchzer liessen immer mehr nach. Ihre Hand strich weiter über die Seite seines Halses bis zu seinem Haaransatz. Weiter kam sie nicht, weil sie sich nicht wirklich stecken konnte und sowieso kaum Kraft in den Gliedern spürte. Erst recht nicht nach dem Weinen. „Wir sollten nach vorne schauen, nicht wahr..? Wahrscheinlich sollten wir uns freuen, dass... dass wir jetzt... hier sind...“, murmelte sie, bemühte sich, ihre ehemals so optimistische, unbekümmerte Art wieder herauf zu beschwören. Aber es war schwierig, wenn sie sich jedes Mal - egal wie sehr sie versuchte, nicht daran du denken - daran erinnerte, warum sie eben hier war. Und darum zitterten ihre Lippen wieder und sie brach das dünne Stimmchen ab, während mehr Tränen von seinem Hemd aufgesaugt wurden.
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Nich schlimm, muss ja sowieso immer so früh pennen gehen diese Woche x'D ___________
Da hatte Aryana vermutlich Recht, ja. Einmal einen Mord zu begehen war unter gewissen Umständen vielleicht okay - in meinen Augen jedenfalls, war die Aktion doch mehr als fair und gerechtfertigt gewesen -, aber man sollte damit nicht unbedingt weiter machen. Nicht in der Zivilisation, wo man sowas wie eine Wahl hatte. Im Krieg war das etwas Anderes. Schoss man da nicht zurück war man selbst tot, da hieß es Auge um Auge, Zahn um Zahn... man selbst oder eben die Arschlöcher auf der anderen Seite. Da war ich dann doch lieber derjenige, der zuerst traf. Das Alles war halt nur nicht sonderlich relevant für die normale, zivilisierte Umgebung eines Krankenhauses, in dem mir keinerlei Gefahr drohte, außer vielleicht ein verzögerter Genesungsverlauf, wenn irgendwas nicht so wollte, wie es eigentlich sollte. Vielleicht noch eine ungeschickte Krankenschwester, die mir das Essen über den Schoß kippte oder halt ein nerviger Therapeut - aber sonst? Einen Grund zu morden hatte ich wohl nicht. Eigentlich wollte ich das ja auch gar nicht, aber gedanklich würde ich sicher über kurz oder lang den einen oder anderen Hals umdrehen. "Da hast du wahrscheinlich Recht.", erwiderte ich leise seufzend, nachdem sich ihre Lippen viel zu schnell wieder von meinen entfernt hatten. Ich sah ihr in die dunklen Augen, versuchte sie mir ganz genau einzuprägen, obwohl ich sie schon die letzten Tage über immer wieder gemustert hatte. "Ist wohl auch eine Regel, die ich noch lernen muss.", meinte ich gespielt theatralisch und mit nicht weniger Sarkasmus im Tonfall. Wir wussten ja beide, dass das zu gleichen Teilen auf unseren Mist gewachsen war. Was das anging bereute ich allerdings nach wie vor überhaupt Nichts, war der Alltag im Camp doch nach Warrens Ableben deutlich erträglicher geworden. Ragan war auf dem Posten schon eher richtig, obwohl ich auch ihm gegenüber nach wie vor eine gesunde Skepsis hegte. Tat ich bei allen Menschen, die ich nicht gut kannte und erst recht dann, wenn sie auf einem hohen Posten saßen. Vermutlich sollte ich es mir auch zu Herzen nehmen, was die Brünette dann im Folgenden noch sagte. Es wäre nur klug mich nicht früher wieder ins Fadenkreuz zu werfen, als ich wirklich musste. Aber wollte ich das? Mir ging das eintönig langweilige Zimmer hier schon jetzt auf die Nerven. "Ich weiß aber nicht, ob ich das will.", stellte ich also wahrheitsgemäß fest und zuckte ein klein wenig mit den Schultern. Ich war nunmal Jemand, der Bewegung brauchte. Mir würde die Decke zeitnah auf den Schädel fallen. "...außerdem weiß ich nicht, ob ich dich guten Gewissens noch länger allein lassen kann, als ich wirklich muss..", hängte ich also ein wenig nachdenklich noch an, wobei ich meine Hand von Aryanas Wange löste und sie stattdessen um ihre Taille schlang, als könnte sie das am Gehen hindern. Vielleicht wanderten meine Finger dabei versehentlich wieder ein Stück weit unter das Oberteil und streichelten ihr ein klein wenig über die weiche Haut, die ich nun viel zu lange vermissen musste. Erstens wollte ich die junge Frau ganz einfach frühstmöglich wieder bei mir haben, auch wenn wir mittels Telefon Kontakt halten würden, aber sie war da drüben so allein. Hatte ihre Schwester da jetzt auch nicht mehr. Außerdem hielt ich einfach gerne bei mir, was meins war. Da drüben in Syrien hatte sie viel zu viele Kerle um sich herum - auch, wenn die wohl glücklicherweise alle, wie die Brünette selbst so schön formuliert hatte, vor ihrem Sergeant Badge Halt machten. War besser so für die Idioten.
Konnte man ein zu guter Mensch sein? Eigentlich nicht, oder? Ich wusste es nicht, aber im Grunde war es auch ziemlich egal. Solange ich für das zierliche kleine Ding in meinem Arm gut genug war, reichte das vollkommen aus. Auch, wenn unsere gesamte Situation gerade nicht unbedingt leicht war, war das noch immer das, wonach ich am meisten strebte. Wenn das hieß ihre Tränen zu trocknen und ihr aufbauende Worte zukommen zu lassen, dann tat ich das. Es tat gut zu sehen, dass meine Handlungen langsam ein bisschen Wirkung zeigten und Faye zumindest ein klein wenig zur Ruhe kam. Nebenher waren die momentan leider viel zu seltenen Berührungen an meinem Hals ein gutes, wenn auch vielleicht nicht ganz ausreichendes Pflaster für meinen angeknacksten Verstand. Trotzdem half es mir auch selbst mal ein klein wenig tiefer durchzuatmen und unbewusst schmiegte ich mich noch ein wenig mehr an ihre schmalen Finger. "In guten wie in schlechten Zeiten, hm?", murmelte ich mit wieder geöffneten Augen weiter vor mich hin und dabei zuckten meine Mundwinkel mal für einen kurzen Augenblick nach oben. Natürlich waren wir noch nicht so weit oder gar aktuell in der Verfassung dafür, um zu heiraten - doch diese eine Zeile, die dabei so klassisch verlesen wurde, galt schon jetzt. Würde sie auch dann immer, wenn wir aus welchen Gründen auch immer nie heirateten. Sie hatte meine fürsorgliche Ader also für immer an der Backe, daran bestand kein Zweifel. Wahrscheinlich sollten wir uns beide darum bemühen, etwas optimistischer in die Zukunft zu schauen. Uns freuen, dass wir jetzt endlich wieder auf heimischem Boden waren und keine Kugeln oder Granaten mehr fürchten mussten. Es gab wohl Nichts, dass ich mehr wollte, als die Brünette in Sicherheit zu wissen und ich war wirklich erleichtert, was das anging. Das Blöde war nur, dass sich über die positiven Aspekte der aktuellen Situation so ein furchtbar dunkler Schatten zog, den man nicht übersehen konnte. Es hatte uns schrecklich viel gekostet hierher zu kommen und das steckte uns jetzt in den Knochen für Gott weiß wie lange. Würde eine ganze Weile brauchen, um ansatzweise verschwunden zu sein, hatten wir den wirklich schwierigen Teil ohne Opiate im Blut doch überhaupt erst noch vor uns. Faye bebte wieder ein klein wenig, ging es ihr wohl nicht anders als mir damit. Ich fing an ihr ein wenig über die Schulter zu streichen, obwohl das kaum so gut helfen konnte wie eine richtige Umarmung. Jedoch kam uns auch dabei wieder der Schatten der Vergangenheit in die Quere, welcher der zierlichen Brünetten unsagbare Schmerzen bereiten würde, sobald ich meinen Arm um ihren Körper legen würde. "Es wird wohl ein wenig dauern, bis wir... das Alles hinter uns lassen können. Aber wenn es erstmal soweit ist, dann machen wir uns ein schönes Leben. Erledigen all die Dinge, die wir aufgeschrieben haben... Aryana ist sicher so gut und bringt die Liste mit, wenn du sie darum bittest... und wenn wir damit erstmal fertig sind, dann lassen wir uns irgendwo nieder, wo es richtig schön ist.", redete ich ein wenig in Gedanken verloren vor mich hin, machte dabei die Augen wieder zu und küsste Faye noch einmal sachte aufs Haar. Es wäre zu schön, wenn letzteres nur schon jetzt in greifbarer Nähe wäre... aber bis dahin würden noch viel zu viele Tage vergehen müssen.
+ .Es kommt, wie es kommt - aber so, wie man es ruft. +
Und ich bin dauernd weg, trifft sich daher gut..^^ Dass ich freitags auf der Arbeit manchmal etwas unterbeschäftigt bin, kommt also mal wieder zum Vorteil. uuund sorry, falls das sehr dramatisch ist. Was soll ich sagen, ich bin einfach so. x’D ________
Natürlich hatte sie Recht. Leute morden war eine ganz ganz schlechte Idee, wenn man nicht vorhatte, den Rest des Lebens – oder zumindest einige lange Jahre davon – im Gefängnis vor sich hin zu vegetieren. Zumindest meistens. Es sei denn natürlich, man liess sich dabei nicht erwischen. Das war eine andere Geschichte, aber Aryana für ihren Teil legte es nicht unbedingt darauf an, ihr Glück diesbezüglich ein weiteres Mal herauszufordern. Es gab im Moment auch wirklich keinen Kandidaten, den sie auch nur annähernd im gleichen Mass hasste, wie das bei Warren der Fall gewesen war. Da war keiner, der den Tod so sehr verdient hatte, dass sie glaubte, ein Bisschen nachhelfen zu müssen. Und sinnlos töten lag absolut nicht in ihrem Interesse. Ihr ging es ja grundsätzlich immer darum, Menschen zu schützen. Zumindest eben die Unschuldigen, die, die sie nicht als Gefahr für den Weltfrieden sah. Und vielleicht waren das etwas selbstgerechte Ansichten und es war eine eher weniger flexible Weltanschauung, die sie hier vertrat, wenn sie glaubte, darüber entscheiden zu dürfen, wer das Leben verdiente und wer nicht. Aber sie spielte ja nicht grundsätzlich Gott. Normalerweise liess sie alle ihr Leben leben und redete keinem irgendwo rein. Und die Leute, die sie auf dem Schlachtfeld traf, würden sie genauso töten, wenn sie nicht schneller schiessen würde. Niemand sagte, dass es richtig war, aber es war trotzdem so. Dass Mitch keinen Gefallen daran fand, länger hier zu bleiben, als unbedingt nötig, hatte sie schon erwartet. Natürlich, es war ja langweilig und der junge Mann war keiner, der gerne tagelang auf einen Fernseher starrte oder ein Buch las. Sie schätzte ihn auf jeden Fall nicht so ein, hatte er in ihrer Gegenwart doch bislang selten überhaupt je die Möglichkeit für das eine oder andere davon gehabt. Trotzdem konnte sie seine baldige Rückkehr in den Krieg nicht gutheissen. Es sollte andere Optionen geben als Krieg oder Krankenhaus… Für sie alle. «Hmm… aber ich will das», schmollte sie vor sich hin, obwohl sie wusste, dass sie in diesem Bereich wenig Mitspracherecht hatte. Er konnte ja nicht mal selbst etwas dagegen tun, nach einer gewissen Zeit zurückzukehren, sobald die Ärzte ihr Okay gaben und die Schonfrist abgelaufen war. Wie er weiterredete, rollte Aryana nur lächelnd mit den Augen. «Mach dir mal keine Sorgen um mich, ich habs bis hierher meistens mehr oder weniger ohne dich geschafft, die paar Wochen krieg ich auch noch hin», murmelte sie sarkastisch, wobei sie die Augen wieder schloss, als sie seine Finger unter ihrem Shirt, direkt auf ihrer Haut spürte. Es war immer schön, wenn er sie, auf welche Art auch immer, berührte. Ihre Möglichkeiten diesbezüglich hielten sich weiterhin beschränkt, da ihre beiden Arme ihre Zeit der Nullbelastung noch nicht hinter sich gelassen hatten und sie sich in einem nicht-verschliessbaren Krankenhauszimmer befanden. Umso mehr wusste sie aber das, was sie eben hatten, auch zu schätzen. «Es sind ja nur ein paar Wochen… Und dann hoffentlich nur noch ein paar Monate… Und dann kommt irgendwas Neues, fernab von dieser Hölle, in der wir alle schon lange nicht mehr wandeln sollten», redete die junge Frau leise weiter, legte ihren Kopf an seiner Schulter ab und hauchte ihm zwischen den einzelnen Worten immer wieder vereinzelte Küsse in die Halsbeuge. Nur noch ein paar Minuten… Sie wusste, dass sie sehr bald gehen musste, aber noch hatte sie nicht vor, von seinem Schoss zu rutschen. Noch hatte sie nicht vor, sich aus dem Kokon seiner betörenden Nähe zu schälen. Noch hatte sie nicht vor, die Küsse ein Ende nehmen zu lassen und noch blendete sie die traurigen Gefühle eines Abschiedes fast komplett aus.
Sie merkte, dass er ihre Berührungen genauso brauchte, wie sie die seinen. Dass er sich nach ihrer Hand ausstreckte, nach ihrer Nähe, als könnten sie sich gegenseitig irgendwelche trügerischen Sicherheiten vermitteln, dass alles wieder gut wurde. Obwohl sie das nicht wussten und obwohl sie beide mit den gleichen pechschwarzen Dämonen kämpften. Sie wünschte, sie könnte ihn küssen wie früher, ihn umarmen und sich an ihn klammern, während sie ihm immer und immer wieder vergewisserte, dass die schlechten Zeiten bald vorbeizogen und sie ein Leben voller Glück vor sich hatten. Aber das war einfacher gewesen, bevor ihr eigener Verstand sich ebenfalls durch eine solche Hölle geschleift hatte. Es war ihr nicht so schwergefallen, an ihren Worten und dem Optimismus festzuhalten, bevor sich die Dunkelheit in einer ihr so fremden Form vor ihr offenbart hatte. Denn die Sache war die: All die schrecklichen Dinge in ihrem Leben – der Verlust ihrer Eltern, der Tod ihres Bruders – das waren Dinge, die sie auf ein hässliches Schicksal hatte abschieben können. Auf das Leben und seine Art, vollkommen unfair zu enden. Auf Ungerechtigkeit und die Unverdientheit dessen, was man unterwegs auf den Weg geworfen bekam. Aber das, was sie vor weniger als zwei Wochen erlebt hatten, war pure grausame Brutalität und die demonstrative Zurschaustellung menschlicher Abgründe gewesen. Sie hatte nie daran geglaubt, dass Menschen, egal welchen Hintergründen und Umständen sie entsprangen, anderen Menschen sowas antun konnten. Natürlich las man es immer wieder in Zeitungen und Berichten. Es gab viel zu viele Delikte dieser Art, als dass Faye nie davon gehört hätte. Aber es war leider nochmal eine komplett andere Sache, davon zu hören oder es selbst zu erleben. Begreifen konnte sie es auf beide Arten nicht. Aber jetzt konnte sie auch nicht mehr die Augen davor verschliessen oder versuchen, nicht daran zu glauben. Gegen das Scheusal, welchem sie sich in den Höhlen ausgeliefert gesehen hatten, schienen selbst Warren und seine Kollegen gar nicht mehr so abgrundtief böse. Warren hatte aus Egoismus gehandelt und weil er die Chance gesehen hatte, sich ihre Situation zunutze zu machen. Die drei Männer des IS hatten keinen Nutzen aus der Folter gezogen. Sie hatten sogar gewusst, dass zumindest Faye keine Informationen bieten konnte. Nicht nur, weil sie irgendwann eine Frage mit ich weiss nicht beantwortet hatte, sondern auch, weil sie den Medical Badge auf dem Arm der Jacke getragen hatte, den sie zweifellos gesehen hatten. Es war nicht um Informationen gegangen. Sonst hätten sie Michael mitgenommen, der ein besseres Abzeichen getragen hatte als sie beide. Sie hatten einfach nur jemanden zum Spielen gebraucht. Und darum lagen sie jetzt hier. Auf seine leise Anspielung auf ein Hochzeitsversprechen, hoben sich auch ihre Mundwinkel zum kläglichen Anflug eines Lächelns. «Ja… in guten wie in schlechten Zeiten», flüsterte sie zurück, hob erneut schwerfällig den Kopf an, um ihn anzublicken. Sie möchte ihn küssen. Ihre Hand übte minimalen Druck auf seinen Hals aus, während sie sich nach ihm streckte. Auch wenn ihr Rücken umgehend wieder protestierte, als wäre das eine unendlich anstrengende, verzerrende Aktivität, die ihr Körper kaum zulassen könnte. Aber sie blendete die unangenehmen Nebeneffekte aus, wartete, bis er ihr entgegenkam und legte sanft ihre Lippen auf seine. «Für immer», hauchte sie dem Kuss folgend an seinen Mund, liess dann aber den Kopf wieder an seine Schulter sinken. Da, wo der feuchte Fleck ihre Tränen schon wieder willkommen hiess. «Ja… wir werden… es schön haben… Wir werden… die Liste anschauen und immer, wenn wir… wenn wir nach draussen wollen… werden wir etwas davon abhaken… und dann kommt das Glück zurück… Und irgendwann ist alles wieder gut», sie tat sich noch immer schwer mit sprechen, weil es schwierig war, nicht bei jedem Wort wieder Ströme von unversiegten Tränen auszulösen, die sie nicht weinen wollte.
This is your life, it's do or die, the sun may never rise again, so be the light the vision. This is your life, it's slipping by, you try to run but fall again, you get back up that's living.
Dann trifft sich das ja gut :'D Ach, alles gut, ich kann damit umgehen x'D ___________
Das war wohl mal wieder einer der Punkte, in denen wir beide uns nicht einig waren. Ich hatte gar keine Zweifel daran, dass Aryana mich da drüben in der Wüste nicht brauchte, zumindest was eben ihre Sicherheit anging. Sie war ja vorher auch bestens ohne meine Wenigkeit klar gekommen und es wäre merkwürdig, wenn sich ihre Überlebensfähigkeit jetzt deswegen in Luft auflösen würde. Das jedoch änderte Nichts daran, dass ich die Brünette vermissen würde und ganz einfach da sein wollte. Falls eben doch irgendwas Unvorhergesehenes passierte und sie Jemanden brauchte. Ihre Schwester war für Sowas eben jetzt nicht mehr da und es war gut, dass sie nicht in die Hölle zurück musste - ich hatte ja selbst von Anfang an gesagt und gesehen, dass Faye dort komplett Fehl am Platz war. Sie selbst hatte das sehr sicher auch gewusst, es war eben nur nicht relevanter als ihre Schwester gewesen. Keine besonders schlaue Entscheidung, aber wer wäre ich darüber noch zu urteilen, wo ich selbst doch jetzt auch eigentlich lieber gleich wieder mit zurück wollte? Na gut, vielleicht nicht sofort... aber nach spätestens zwei weiteren Wochen eben ganz sicher. Zum jetzigen Zeitpunkt genoss ich die Ruhe noch ein bisschen, weil ich noch nicht hundertprozentig fit war. Es ging mir gut, aber es war Luft nach oben und meine Kraftreserven ganz wieder aufgefüllt hatte ich eben noch nicht. Wenn es dann aber so weit war und ich mich bis auf die lästige Fixierung an Schulter, beziehungsweise Arm wieder bestens fühlte, wäre mir etwas Beschäftigung ganz lieb. Wenn sich das mit Aryana verbinden ließ, war mir das mehr als recht und wieder zurück musste ich sowieso. "Da werden wir uns jetzt vermutlich nicht einig.", stellte ich leicht grinsend nochmal für die Brünette hörbar fest, wobei uns diese Entscheidung sowieso von der Army und den Ärzten abgenommen wurde. "Das heißt aber nicht, dass es dir da drüben mit mir nicht besser geht.", gab ich leise schnaubend zu bedenken. Ja, der Sergeant kam in Syrien auch ohne mich zurecht - nur mit mir halt besser und wenn es nur war, weil wir uns am Abend gerne mal allein unterhielten, miteinander lachten und kurzzeitig den ganzen Mist im Hintergrund ausblendeten. Mit dem, was sie danach sagte, hatte sie wohl recht. Wir hätten unsere Karriere beide beenden sollen, bevor es uns derart mit sich riss. Natürlich wäre das dahingehend doof, dass wir uns dann vermutlich nie auf diese Art kennen gelernt hätten, aber wir wären zweifelsfrei weniger schwer wieder in einen normalen Alltag zurück gekommen. Jetzt stellte ich mir das doch recht schwierig vor. "Du hast noch nicht darüber nachgedacht, was du danach machen willst, oder?", fragte ich Aryana ganz unverblümt danach, ob sie sich dazu schon Gedanken gemacht hatte, obwohl ich das nicht glaubte. Hatte ich selbst nämlich auch nicht, weil vor der Schnapsidee, als Zwei-Mann-Armee in den Stollen zu marschieren, niemals etwas in dieser Richtung im Raum gestanden hatte. Aber ich hatte ja jetzt viel Zeit zum Nachdenken. Für den Moment sah ich nur abwartend zu ihr runter und strich ihr fortwährend ein wenig mit den Fingern über die Haut. Wollte sie wenigstens noch ein bisschen - sie war ja eigentlich schon sehr nah bei mir - spüren, bevor sie gehen musste.
Selbst der folgende Kuss löste ein kleines bisschen Wehmut in mir aus. Weniger der Kuss selbst und mehr der kläglich anstrengende Weg, den die zierliche junge Frau dafür gehen musste. Es war schrecklich, dass uns zum jetzigen Zeitpunkt nicht einmal ein, zwei komplett schwerelose Küsse vergönnt waren. Selbst die leichten Streicheleinheiten waren mit Anstrengung und Schmerz verbunden - ich genoss es natürlich dennoch, aber der Beigeschmack war furchtbar bitter. Natürlich tat ich Faye liebend gern den Gefallen mich ein wenig zu ihr hin zu beugen, damit es für sie leichter war, aber selbst das tat halt ein bisschen weh. Glücklicherweise wusste der kurze Kuss meine Sinne zumindest für einen flüchtigen Augenblick zu betäuben. Vermutlich deshalb, weil ich all die Zärtlichkeiten, die wir sonst fast jede Nacht austauschten, so unheimlich vermisste. Außer ich brauchte mal ein paar mehr Stunden Schlaf und schlief deshalb in meinem Zelt mit den Anderen, aber deutlich mehr meiner Nächte verbrachte ich bei Faye. Zwar hatte ich sie jetzt auch jede Nacht bei mir, aber auf unschöne Art und Weise. Eine, die fast fortwährend ein bisschen weh tat. Immer, wenn ich aufwachte, bot sich mir wieder das gleiche Bild: Eine erschöpfte, verletzte, junge Frau, die sich in einer furchtbar anstrengenden und schwierigen Phase ihres Lebens befand. Wir waren nur selten gleichzeitig wach, aber wenn doch, dann trafen sich unsere Blicke meistens doch für einen kurzen Moment, bevor wir weiter zu schlafen versuchten. Müde, gequälte Blicke. Ich versuchte all die unschönen Gedanken mit Hilfe des Kusses bei Seite zu schieben, erwiderte ihn liebevoll, kurz bevor er vorbei war und mein Blick Fayes wieder sinkendem Kopf folgte. Ich wollte mehr von den sanften Berührungen ihrer vollen Lippen, weil sie das einzige zu sein schienen, das noch ein bisschen gegen die lästigen Gedankengänge half. Aber das war uns nicht vergönnt. Der Gedanke daran, dass wir in bisher noch weit entfernter Zukunft endlich ohne den Zwang der Army unser gemeinsames Leben anfangen konnten, hellte meine Stimmung ein klein wenig auf. "Genau... Niemand wird uns mehr sagen, was wir zu tun und zu lassen haben... wir können uns küssen so viel wir wollen. Wo und wie oft wir wollen... Es kann nur gut werden.", versuchte ich dem blanken Optimismus weiter beizupflichten, obwohl mir das nicht leicht fiel. Der Gedanke daran war schön. Es war ein Lichtblick Faye endlich so lieben zu können, wie ich das eigentlich wollte. Nicht nur in der Nacht, wenn es keiner mitbekam - mehr oder weniger -, sondern rund um die Uhr. Egal, wann ihr etwas auf der Seel lag, ich war da. Zumindest in der Theorie, wenn ich meinen eigenen psychischen Ballast bis dahin weitgehend abgelegt hatte. Wenn nicht würde ich vermutlich auch dort an meine eigenen Grenzen stoßen, aber ich hoffte nicht, dass es so kam. Durfte es einfach nicht.
+ .Es kommt, wie es kommt - aber so, wie man es ruft. +
Ja das hatte sie, wie gedanklich soeben festgestellt, schon erwartet. Aber das war in Ordnung. Er würde sowieso dann zurückkommen, wenn die Ärzte ihn für genesen erklärten, nicht dann, wenn er oder sie zu ihren individuellen Zeitpunkten und Konditionen es eben wünschten. "Mag sein, dass es mir alleine nicht besser geht... Aber vielleicht bin ich ein Bisschen beruhigter, solange dir zumindest keine Kugeln um die Ohren fliegen... Auch wenn das bedeutet, dass ich auf deine unwiderstehliche Nähe verzichten muss", redete sie theatralisch weiter, wobei auch diese Worte von einem Bisschen - viel - Wahrheit begleitet waren. Sie begann erneut damit, sanfte Küsse in seiner Halsbeuge zu verteilen, während ihre Hand nun auch unter seinem Oberteil verschwunden war, um noch ein paar Minuten über seine Haut zu streichen, die Muskeln darunter zu spüren und den Moment zu geniessen. Wahrscheinlich schlief sie besser, solange er nicht in Syrien war. Oder auch nicht. Ach sie hatte keine Ahnung. Dass sie ihn vermissen würde und sie in Syrien dringend jemanden zum Reden brauchen würde, jemanden, an dessen Schulter sie Abends ihren müden Kopf lehnen konnte, das war ihr bewusst, hatte sie ihm auch schon gesagt. Zumindest den ersten Teil davon. Aber sie konnte jetzt noch nicht sagen, was ihr letztendlich mehr helfen würde - der Gedanke, ihn in Sicherheit zu wissen, oder ihr persönliches Hochgefühl, während er bei ihr war. Seine Frage im Folgenden, liess sie diese Gedankengänge sehr bald kappen und auch die Küsse fanden ein etwas unsicheres Ende, wobei ihr Kopf mit einem Seufzen auf seiner gesunden Schulter liegen blieb. "Nein... Schätze, das werde ich die nächsten Monate über dringend tun müssen. Ich habe nicht vor, von meinen Ersparnissen zu leben, sobald ich zurück bin - aber ehrlich gesagt, hab ich auch noch keinen Plan, was es denn geben könnte, das mich reizen würde... Es ist schwierig, Anschluss zu finden, in einer Welt, die du so nicht wirklich kennst. Das letzte Mal, als ich in Amerika gelebt habe, bin ich noch zur Schule gegangen. Ich habe hier noch nie einen Job gesucht. Kenne mich mit den ganzen Gesetzen und den Vorgehensweisen ja kaum aus. Ich weiss nicht, was wir für Möglichkeiten haben. Ich habe keine Ausbildung... Ich kann eigentlich gar nichts, ausser kämpfen", legte sie ihre ganze unglückliche Situation offen, die ihm bestimmt nur allzu bekannt vorkam. Und trotzdem schob sie ein leises "Und du?", nach, fast darauf hoffend, dass Mitch schon eine rettende Idee bereit hatte.
Sie würde ihn gerne noch länger küssen. Den ganzen Nachmittag und die folgende Nacht lang. Sie wollte ihm nahe sein, ihn bei sich wissen, seine Lippen spüren, die ihr ein Bisschen mehr das Gefühl der dringend gesuchten Normalität vermittelten. Ihrer Normalität. Der Welt, in der sie sich zwar im Versteckten geküsst, aber gleichzeitig doch für alle so offensichtlich geliebt hatten. Natürlich wollte Faye nicht zurück in den Krieg - auf gar keinen Fall und nie wieder. Aber der Krieg hatte tatsächlich weniger weh getan als das hier. Diese gebrochene Gesellschaft, die sie zusammen haben konnten, diese Einsamkeit in ihrem Herzen, die Hilflosigkeit, die sie erfüllte. Die Erinnerungen, die jedes Mal aufblitzten, wenn sie in Victors Augen blickte und unter all den Mühen, diese Gefühlsregung zurückzudrängen, doch jedes Mal den Schmerz erkannte. Nur ein paar Küsse... Das sollte doch machbar sein... Und doch war alles, was ihnen in Wirklichkeit blieb, die schöne Erinnerung davon, was war, und die aus der Luft gegriffene Hoffnung, was kommen würde. Küsse und Zärtlichkeiten. Liebe und Glück. "Wir werden unsere... eigene kleine Wohnung haben... Irgendwann... Und wir richten alles schön ein, in warmen, herzlichen Farben... Mit einem riesigen Bett, in dem wir quer liegen können... von dem aber immer drei Viertel leer bleiben werden, weil wir den Abstand zwischen uns nicht dulden werden...“, Es war schwierig, neben all den pechschwarzen Gedanken auch nur einen Einzigen Goldenen zu identifizieren. Aber sie gab ihr bestes, weil sie die kleine Fantasievorstellung weiterführen wollte, für sie beide. Damit sie an etwas anderes dachten als an das, was unweigerlich die ganze Zeit penetrant gegen ihre Schädeldecke hämmerte. Sie wollte von zukünftigen Nächten und Tagen in einem weissen, sauberen, unendlich weichen Bett träumen. Sie wollte daran glauben, dass es genau so wurde, wie sie es immer gewollt hatten. Sie wollte daran festhalten, dass Victor seine Arme wieder um sie legen würde, dass sie irgendwann wieder gemeinsam zur Ruhe kamen. Dass er sich nicht von den Narben abschrecken liess, die sie nicht sehen konnte. Dass sich ihr ruiniertes Selbstbewusstsein irgendwann irgendwie erholen würde. Es würde gut werden. Sie mussten es glauben. Und obwohl sie kaputt war und trotz des Morphins Schmerzen hatte, obwohl sie eigentlich keine Kraft dafür hatte, streckte sie sich ein weiteres Mal nach seinen Lippen, hob den Kopf, um ihm näher zu sein. In einer Situation, in der etwas anderes als die Küsse gar nicht mehr wirklich zu sagen blieb.
This is your life, it's do or die, the sun may never rise again, so be the light the vision. This is your life, it's slipping by, you try to run but fall again, you get back up that's living.
Das mochte stimmen. Es war ja nicht abzustreiten, dass es hier im Krankenhaus um Meilen sicherer war, als drüben in Syrien. Immerhin lag ich hier quasi inmitten eines Paradieses medizinischer Versorgung, was so viele andere Soldaten im Krieg auch hätten brauchen können, bevor es zu spät gewesen war. Dass man so viel Glück wie ich und der Rest der Entkommenen hatte war leider nicht der Regelfall. Oft kam die Hilfe zu spät, waren stark blutende Wunden doch einfach immer eine heikle Angelegenheit. Also ja, hier würde es mir wesentlich besser gehen, als drüben in der kargen Wüstenlandschaft. Bevor ich jedoch Etwas darauf antwortete lenkte die Brünette mich ganz gekonnt davon ab, indem sie mir noch weiter auf die Pelle rückte. Mich anfasste, mich küsste. Ich grummelte leise, unzufrieden vor mich hin und schloss für einen Moment lang die Augen, während ich meinen Arm enger um Aryana schlang und dann für kurze Zeit mein Gesicht in ihren Haaren vergrub. Wieso musste der Gedanke daran, dass sie bald ging, nur so unangenehm sein? Es war absolut nicht fair, dass ich sie jetzt schon wieder verlor, wo sie doch gerade erst angekommen war. "Mach's mir doch nicht noch schwerer dich gehen zu lassen...", murmelte ich eine indirekte, wenig ernst gemeinte Anschuldigung und hob meinen Kopf erneut an, während sich mein Arm wieder ein wenig lockerte und die Hand sich an ihrem Körper nach unten bewegte. Die Finger sich schließlich nach hinten an ihre Hose schoben und nach ihrem Hintern griffen. Den würde ich ganz ohne Zweifel auch vermissen. Ich sah Aryana noch einen Augenblick lang an und überbrückte dann die Distanz, um meine Lippen für einen kurzen, sanften Kuss auf ihre zu legen. Dann wurde es leider aber wieder ernster. Ihr Kopf sank ab, kam erneut an meiner Schulter zum Liegen und wie ich bereits erwartet hatte, so hatte auch Aryana noch keine Ahnung davon wo die Reise denn nach der Army eigentlich hingehen sollte. Nur, dass sie nicht einfach nur herumsitzen und ihr Geld Stück für Stück loswerden wollte. Leicht fallen würde ihr das Alles sicher genauso wenig wie mir selbst, wo wir dann jetzt auch schon bei der Gegenfrage waren. "Nein, keine Ahnung... sieht bei mir ja ähnlich aus.", erwiderte ich begleitet von einem leisen Seufzen. Mir ging es eben nicht anders als ihr. Ich hatte nie etwas anderes als das gezielte Bedienen von Schusswaffen und das Befolgen von Befehlen gelernt. Es gab zwar einen recht schlechten Schulabschluss meinerseits, aber jetzt noch eine Ausbildung zu machen kam gar nicht in Frage. Ich war also quasi vollkommen unqualifiziert für jegliche normale Jobs. Zumindest fiel mir jetzt auf Anhieb keiner ein, der irgendwie gut geeignet wäre. "Aber Irgendwas finden wir schon... bisher haben wir immer eine Lösung gefunden.", hängte ich gemurmelt noch hinten an. Meine Augen lagen noch immer auf ihrem Gesicht, auch wenn sie mich gerade nicht mehr ansah. Unsere Lösungen waren bis zum heutigen Tag vielleicht nicht immer ganz richtig gewesen, zumindest nicht in jedermanns Augen, aber wir waren bis hierhin gut durchgekommen, sofern man das so bezeichnen konnte. Wir hatten ja jetzt beide ein wenig mehr Zeit zum Nachdenken und vielleicht fiel uns etwas Passendes ein.
Das klang wirklich schön. Unser eigenes, kleines Reich. Die eigenen vier Wände, die wir ganz nach unseren eigenen Vorstellungen streichen und im Anschluss auch einrichten konnten. Ein Platz, der nur für uns beide da war und an dem wir unsere Ruhe vor dem unschönen Rest der Welt hatten, wenn wir das wollten. Womöglich eben auch auf einem sehr großen Bett, das doch ziemlich nach meinem Geschmack war. Das schlichte Feldbett in der Army war auf Dauer in meinen Augen absolut ungesund für den Rücken und ich würde es liebend gerne - ebenso wie dieses Krankenhausbett - gegen ein richtiges eintauschen. Damit ich darin auch bequem quer liegen konnte musste es zwar ein wirklich großes sein, aber das sollte trotzdem drin sein. "Dann brauchen wir wohl eine zwei auf zwei Meter Matratze.", stellte ich erst einmal mit einem Lächeln auf den Lippen fest. Ich war eben ziemlich groß und dennoch würden wir vermutlich nicht die ganze Größe des Bettes ausnutzen. Wahrscheinlich nie, weil wir uns ganz einfach nicht stritten. Ich konnte mir kaum vorstellen, dass ich irgendwann mal das Bedürfnis dazu haben wollen würde, mit einem Meter Abstand zu der zierlichen Brünetten zu schlafen. Auch dann nicht, wenn wir uns schon daran gewöhnt hatten, von jetzt an immer beieinander sein zu können. Wir rein theoretisch nicht mehr jede gemeinsame Sekunde voll ausnutzen mussten, weil wir noch den ganzen Rest unseres Lebens füreinander Zeit hatten. Es würde wohl niemals ein 'zu viel Faye' für mich geben. "Ich freu mich wirklich drauf... vor allem auf den ersten Sonntag, an dem wir absolut Nichts tun. Faul zusammen auf dem Sofa liegen... irgendeinen Film sehen... Schokolade essen... oder Popcorn... oder was dir sonst am liebsten ist.", murmelte ich leise vor mich hin und ich klammerte mich so sehr an den Gedanken, dass das Alles noch kommen und einfach nur schön werden würde, dass sogar das Lächeln noch ein klein wenig länger anhielt. Dann wagte Faye auch tatsächlich noch einen zweiten Kuss, für den ich mehr als dankbar war. Er half mir dabei, daran festzuhalten und ich genoss die Zärtlichkeit in vollen Zügen, auch wenn sie weiterhin nur eine abgespeckte Version von der vorherigen Normalität war. Es war trotzdem viel besser als gar kein Kuss und ich erwiderte ihn wie schon den vorherigen mit so viel Gefühl, wie mir nur möglich war. Meine Hand wanderte weg vom Arm der zierlichen Brünetten und legte sich stattdessen seitlich an ihren Hals, wobei mein Daumen sie am Kiefer ein wenig stützte. Auch, wenn mir der Arm selbst weh tat, wollte ich sie immerhin ein klein wenig in der Bewegung unterstützen, so gut wie es mir eben momentan möglich war. Ganz so kurz wie der erste Kuss war er nicht, konnten wir ihn doch zumindest ein klein wenig in die Länge ziehen, fand aber trotzdem schon bald wieder ein Ende. Ich strich Faye aber auch danach noch eine Weile über die weiche Haut an ihrer Wange, wollte ich ihr doch so nahe sein wie möglich, wenn ich sie schon nicht so küssen konnte, wie wir das eigentlich taten. Nur wünschte ich, dass ich den trotzdem weiterhin leicht besorgt aussehenden Blick hätte sein lassen können. Dass ich nach außen hin genauso sicher mit all den Worten wäre, wie ich sie mir gerade so intensiv einredete, damit der ganze andere Mist in meinen Gedanken sich immerhin für den Moment in eine Ecke weiter hinten verzog.
+ .Es kommt, wie es kommt - aber so, wie man es ruft. +
Sie versuchte gar nicht, den Abschied irgendwie schlimmer zu machen, als er zwangsläufig war. Aber sie wollte ihm einfach noch einmal so nah wie möglich sein, noch einmal das auskosten, was sie die nächsten Wochen missen mussten. Darum verteilte sie munter weiter die Küsse an seinem Hals. Auch dann, als er den Arm enger um sie schlang und sein Gesicht in ihre Haare tauchte. Sie hörte seine Worte, die sie gedämpft gegen seine Haut seufzen liessen, ehe sie langsam von ihm abliess, um ihn anzuschauen und gleich darauf den leider viel zu kurzen Kuss zu erwidern. Von allen Küssen, die sie mittlerweile geteilt hatten, empfand sie diese kurzen, flüchtigen Berührungen seiner Lippen jeweils als am wenigsten zufriedenstellend. Denn sie lösten in ihr jeweils nur ein sehr grosses Bedürfnis nach mehr aus und führten ihr sehr deutlich das volle Suchtpotential seiner Zärtlichkeiten vor Augen, die sie nicht haben konnte. Seine Antwort auf die Gegenfrage zum Leben nach der Army, fiel wenig überraschend sehr ähnlich aus wie bei ihr. Natürlich wusste er es auch nicht, er hatte die gleichen Perspektiven, die gleichen, sehr wenigen Möglichkeiten, wenn er - wie sie - grundsätzlich nicht vorhatte, noch eine normale Ausbildung anzuhängen. Der Gedanke allein war ätzend. Sie hatten zu viel erlebt und zu viel gesehen, um so einfach wieder in dieses Muster zu passen. Selbst, wenn sie vom Alter her wohl noch nichtmal so stark über dem Durchschnitt liegen würden. Aber alles andere passte nicht. Ausserdem wollte sie auch nicht wieder in eine Schule. Sie wusste überhaupt nicht, was sie wollte. Aber Mitch hatte schon Recht. Irgendwas würden selbst sie finden in ihrer wirren Lebenslage. "Ja, wird wohl schon so sein... Notfalls gehe ich Müll sammeln oder Trucks fahren. Die brauchen immer Leute...", murmelte sie ihre wenig glorreichen Berufsaussichten vor sich hin. Sie wollte weder Müll sammeln noch Trucks fahren. Aber noch lieber das, als Regale auffüllen oder Haare schneiden. "Vielleicht eröffne ich auch ein Nagel- und Kosmetikstudio. Und du gleich nebenan ein Fitnesscenter. Dann tun wir uns zusammen und nennen das Ganze Fit & Beautiful. Oder Hot & Sexy. Oder Trainiert & Lackiert... Wow, das wird toll", eröffnete sie Sekunden später ihren nächsten perfekten Einfall in tiefem, euphorischen Sarkasmus. Ganz bestimmt würden Sie das tun. Weil Aryanas Nägel und Gesicht ja immer so perfekt unterhalten aussahen. Weil sie sich im Allgemeinen sehr gerne den ganzen Tag mit fremden Weibern unterhielt und deren Selbstbewusstsein mit unsinniger Beauty-Scheisse pushte.
Sie wusste nichtmal, ob es so grosse Matratzen gab. Aber war auch zu müde, um sich daran zu erinnern, ob sie jemals sowas gesehen hätte. "Hmm... Das lässt sich bestimmt irgendwo finden... Und sonst organisiere ich eine Spezialanfertigung, nur für uns... Die dann so teuer ist, dass wir gleich noch einen Grund weniger haben, je aus dem Bett zu kommen", erwiderte sie, wobei sich nun auch auf ihrem Gesicht das kleine Lächeln unter den langsam versiegenden Tränen etwas fester eingenistet hatte. Einfach mit ihm im Bett bleiben, klang nach einem ganz wundervollen Plan für den Rest ihres Lebens. Ja, sie wusste, dass sie Pläne hatten - viele davon. Aber momentan war sie sich noch nichtmal sicher, ob sie auf irgendwas, was sie auf diese Liste geschrieben hatten, noch wirklich Lust hatte. Das würde wieder kommen, daran wollte sie fest glauben. Aber im Moment klang der Gedanke, einfach nur ohne Schmerzen mit ihm in ihrem eigenen, riesigen Bett zu liegen, viel verlockender als ein Ausflug nach irgendwo. "Das klingt ganz wundervoll...", erwiderte sie auch auf seine Vorstellung eines absolut untätigen Sonntags. Wenn sie erstmal an dem Punkt ankamen, an dem Sonntage wieder ihre eigentliche, wundervolle Funktion als Ruhetage erlangten, waren sie sicher auch psychisch wieder auf einem besseren Stand als jetzt. Und darauf konnte sie schon kaum mehr warten. Der Kuss war schön, solange er anhielt und Faye hielt die Augen auch darüber hinaus noch einen Moment geschlossen. Es war echt unfair, wie anstrengend etwas so Simples wie diese Berührung ihrer Lippen geworden war. Aber sie sollte froh sein, dass sie das überhaupt noch - oder wieder - tun konnten. Nach allem, was gewesen war, nach der Hölle, die sie gesehen hatten, war es alles andere als selbstverständlich, dass sie beide überhaupt noch atmeten. Dass zumindest die körperlichen Schäden lediglich Narben aber keine weiteren Einschränkungen hinterlassen würden. Das war ein Wunder, wenn man darüber nachdachte und es erfüllte sie mit tiefer Dankbarkeit. Auch wenn die ganze Situation sie traurig machte und sie nicht wusste, wie ihr Leben von hier an weitergehen sollte. Auch wenn ihre Wangen noch immer von Tränen überzogen waren und sie die Augen nur langsam wieder aufschlagen konnte. Ihr Gesicht hatte sich an seine Finger geschmiegt. Ihre Hand spürte noch immer seine Haut unter sich, den Ansatz seiner Bartstoppeln, die momentan etwas vernachlässigt wurden. Sie sah den Ausdruck seiner Augen, die Sorgen, die sich darin spiegelten. Es war nicht einfach und alles tat weh... Aber sie lebten. "Wovor hast du Angst, Victor..?", flüsterte sie ganz leise, ohne den Blick wieder von ihm abzuwenden. Vielleicht wollte er es nicht sagen und das wäre auch okay. Aber vielleicht half es auch, irgendwie, darüber zu sprechen... Nur sie zwei, ohne irgendwelche Therapeuten, wie sie ihnen in wenigen Wochen sicher auf den Hals gesetzt wurden. Vielleicht half es ihm... Und vielleicht wollte er nicht.
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Müll sammeln und Trucks fahren also. Rein äußerlich passte Aryana weder ins Bild des einen, noch des anderen. Es war eben zwangsläufig so, dass man bei solchen Berufen schon vorher ein klischeehaftes Bild vor Augen hatte und die Brünette hier war für beides irgendwie zu attraktiv. Bei weiblichen LKW-Fahrern erwartete ich irgendwie eher maskuline Frauen und bei Müllsammlern... hm, keine Ahnung, was ich mir da eigentlich vorstellte, aber in keinem Fall den zukünftigen Ex-Sergeant. Sie hatte sich da also zwei wirklich absolut nicht zu ihr passende Beispiele ausgesucht, die mir ein leises, amüsiertes Schnauben entlockten. "Interessante Vorstellung..", war mein einziger, belustigter Kommentar dazu. Noch viel abwegiger als diese beiden Vorschläge war aber der Beautysalon, den die junge Frau kurz darauf erwähnte, was mir ein leises Lachen über die Lippen kommen ließ. Natürlich, weil Aryana sich so unendlich sehr für bloße Äußerlichkeiten und vor allem das stundenlange Nägel lackieren, Augenbrauen zupfen und den ganzen anderen Kram interessierte, den menschliche Inkarnationen von Barbiepuppen gerne so zu tun pflegten. Ich war heilfroh darüber, dass die Brünette mir schon in Australien bewiesen hatte, dass sie weit davon entfernt war noch zwei weitere Stunden nach dem eigentlichen Duschen im Badezimmer zu stehen, um weiß Gott was alles zu tun. Dass ihr ihre Zeit für all den Mist zu schade war und sie diese stattdessen gerne sinnvoll nutzte. Es war jetzt nicht so, als hätte ich grundsätzlich was gegen Make Up, solange es sich eben im Rahmen hielt, aber ich kannte und mochte Aryana gänzlich ohne wahrscheinlich trotzdem weiterhin am liebsten. Sie brauchte Sowas nicht. "So kreativ ich die Namensvorschläge auch finde...", setzte ich schließlich zu einer Antwort an. Trainiert und Lackiert fand ich noch am Witzigsten. "...glaube ich nicht, dass wir damit sehr erfolgreich werden.", vollendete ich diese Gedanken mit einem leichten Kopfschütteln, wobei ich ein wenig vor mich hin grinste. Sport und ich, das war weniger abwegig. Der Ansatz war womöglich auch gar nicht so schlecht - zwar forderten die Kunden sicher auch in dieser Sparte eigentlich Ausbildungen oder zumindest Fortbildungen, aber vielleicht gab es irgendeine Lücke, die ich mir zu Nutzen machen konnte. Im Leute antreiben war ich gut, wobei ich sicher aufpassen müsste, mich nicht hin und wieder im Ton zu vergreifen. Wäre wohl doch auch eher eine schmale Gratwanderung und doch nicht idea, aber um ehrlich zu sein glaubte ich gerade auch noch nicht wirklich daran, dass ich Irgendwas finden würde, dass perfekt für mich passte. "Das wird jetzt sowieso echt blöd... ich kann ja nur wenig bis gar nicht trainieren, bis ich zurück komme.", stellte ich seufzend fest, wobei mir wohl deutlich anzuhören war, wie unzufrieden ich damit war. Die Hüfte war zwar sicher früher wieder fit als die Schulter und ich könnte dann zumindest mit den Beinen plus dem unteren Teil meines Oberkörpers wieder anfangen, aber die Arme würden beide noch eine ganze Weile brauchen. Aryana hatte also wohl keine andere Wahl, als mich als halben Waschlappen zurück zu nehmen - übertrieben ausgedrückt, weil man langjährig aufgebaute und gehaltene Muskeln nur sehr langsam wieder verlor, aber mein Ego empfand das wohl so.
Im Notfall dann eben eine Spezialanfertigung, ja. Zwar redeten Faye und ich für gewöhnlich nicht über unsere Finanzen, aber ich war mir sehr sicher, dass das locker drin war, ohne uns ein großes Loch in die Brieftaschen zu fressen. Außerdem war es das wert, wenn dafür im Gegenzug dann Alles perfekt war. Wir uns rundum wohlfühlten und sich unser zukünftiges Zuhause dann auch wirklich wie ein solches anfühlte. Es gäbe wohl nichts schlimmeres, als sich in den eigenen Räumen unwohl zu fühlen und so war das doch ziemlich erstrebenswert. "Deal.", willigte ich dahingehend schwach lächelnd noch ein, obwohl das kaum notwendig gewesen wäre. Es gab schließlich keinerlei Grund dafür diese Vorstellung nicht in freudiger Erwartung zu verwirklichen. Das Gespräch, das nach dem immerhin ein klein wenig seelischen Ausgleich schaffenden Kuss auf mich wartete, war leider ein weniger schönes. Anfangs war ich mir zugegeben auch nicht ganz sicher darüber, ob ich Faye nun wirklich anvertrauen wollte, was mir die ganze Zeit im Kopf herum schwirrte. Nicht, weil ich glaubte, dass es sie Nichts anging... viel mehr war das Gegenteil der Fall, weil ich die junge Frau normalerweise immer sehr gerne an meinen Gedanken teilhaben ließ. Wollte, dass sie wusste, was in mir vorging. Aber der aktuelle Fall war dahingehend komplizierter - die zierliche Brünette hatte selbst genug eigenen seelischen Krempel, den es zu sortieren galt und da war es vielleicht nicht unbedingt förderlich, wenn ich ihr jetzt auch noch meine eigenen Sorgen auflud. Während ich darüber nachdachte, ob ich ihr nun eine Antwort darauf geben sollte, oder nicht, war mein Blick von allein auf die weiße Bettdecke abgesunken. Es vergingen auch einige schweigende Sekunden, in denen ich auch mit den Fingern innehielt, bis ich zu einer Entscheidung gekommen war. Gar nichts zu sagen wäre in meinen Augen irgendwie nicht okay, weil ich doch eigentlich Nichts vor der zierlichen Brünetten zu verheimlichen hatte und das auch nicht wollte. Eine Lüge kam sowieso absolut nicht in Frage und die volle Wahrheit aber eigentlich auch nicht, weil ich eben nicht wollte, dass Faye sich um mich nun auch noch sorgte - also noch mehr, als sie das augenscheinlich ohnehin schon tat, war mir ihr Blick bei meinem beschwerlichen Weg zu ihrem Bett doch nicht entgangen. "Ich weiß nicht. Ich... will dir einfach nur nicht zur Last fallen, Faye. Noch geht's ganz gut wegen dem Morphium, aber wenn das weg ist... es wird schon wieder mehr, seit sie die Dosis reduzieren... und ich hab' einfach Angst davor, dass ich dir nicht helfen kann, sondern dich stattdessen nur weiter mit runter ziehe." murmelte ich immer leiser werdend meine Bedenken ausführlicher vor mich her, als ich ursprünglich für mich selbst im Stillen geplant hatte, den Blick jedoch weiterhin auf die einfarbige Bettdecke gerichtet. Ich glaubte nicht, dass ich das Kind beim Namen nennen musste, damit meine bessere Hälfte wusste, wovon ich redete. Immerhin hatte sie mich ja in miserablem psychischen Zustand kennen gelernt. Wusste von den Flashbacks und auch den massiven Schlafstörungen, die sie irgendwann fast gänzlich ausgelöscht hatte. Es war absolut nicht fair, dass ich jetzt ein weiteres Mal durch diese Hölle im eigenen Kopf stiefeln müssen würde. Auch noch unwissend, ob ich ein weiteres Mal Kraft aus Faye dafür ziehen konnte, wo sie doch jetzt selbst auch damit zu kämpfen hatte, oder ob ich die nächste halbe Ewigkeit in dem unfassbar tiefen, schwarzen Loch festsitzen würde.
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Ja, sie war jetzt auch nicht der Meinung, dass sie zum Müllsammeln oder Truckfahren geboren war. Aber sie war auch nicht für den Krieg gemacht, war aber trotzdem über so lange Zeit da gewesen. Beziehungsweise war es leider Gottes immer noch. Also würde sie sicherlich auch Amerikas Strassen überleben, wenn dies letztendlich doch die verlockendste Option darstellen sollte. «Ja, ist jetzt auch nicht das, was ich mir für mein Leben erträumt habe… aber da ich nie besonders viel Interesse am Rest der Welt gezeigt habe, fällt mir auch nichts Besseres ein… Zumindest noch nicht», es war halt leider so. Sie hatte ihre Jugend in vollen Zügen genossen. Aber dabei hatte nie viele Gedanken an die Zukunft verschwendet. Sie hatte nie ein Ziel vor Augen gehabt, das sie unbedingt erreichen wollte. Als es ums College gegangen war, wählte sie damals neben den obligatorischen Sachen einfach die Kurse, die ein Bisschen spannend geklungen hatten – weil das College nach einer intelligenten Zwischenlösung geklungen hatte und ihre Lehrer ihr gesagt hatten, sie solle es zumindest versuchen. War dann aber ja sowieso irrelevant geworden, sobald die Army zum Thema geworden war. Was damals fast eine Erleichterung für die unentschlossene Brünette dargestellt und ihr eine Perspektive, zumindest für ein paar Jahre geboten hatte. Und weil sie sowieso hatte gehen müssen, nachdem klar geworden war, dass Julian sich nicht von der irren Idee abbringen liess. «Ach, traust du mir das etwa nicht zu? Ich lackier’ Nägel seit ich Sechs bin, also zweifle bitte nicht an meiner Weiblichkeit», erwiderte Aryana todernst auf seine kritische Meinung gegenüber ihrem zukünftigen Kosmetikschuppen. Beauty Business – eindeutig ihre Welt. Sie sah sich ja schon vor sich, strahlend irgendwelche neuen Farben anpreisen, die bisher noch nie auch nur annähernd so langanhaltend von den Fingern reicher Weiber gestrahlt hatten. Jap, genau ihre Welt. Auf Mitchs Andeutung zu seiner Trainingspause hin, schürzte sie absolut schockiert die Lippen und riss die Augen auf, während ihre Finger sofort wieder über die Muskeln unter seinem Shirt strichen. «Du meinst, ich muss mich hiervon verabschieden..?», fragte sie, wobei ihre unglückliche Tonlage den Protest schon nahezu von selbst bekanntgab. Nein, fand sie natürlich überhaupt nicht gut. Sie mochte seine Muskeln, genau wie er auch. „Ich weiss nicht, ob ich das verkrafte..“, schob sie nach, als ob sie ihn wirklich je wegen ein paar verlorenen Muskeln wieder abschieben würde. So oberflächlich war die junge Frau dann auch wieder nicht.
Fand sie sehr gut, dass das mit dem grossen Bett offenbar geklärt war. Nicht, dass sie Einsprüche von ihrem Freund erwartet hätte – er würde dank seiner Körpergrösse immerhin eher wenig Vorteile in einer kleineren Matratze sehen – aber trotzdem. Das waren gute Aussichten und der Gedanke heiterte sie weiterhin für wenigstens ein paar Minuten auf. So lange, bis eben das nächste unangenehme Thema folgte, welches ihre Mundwinkel ungewollt wieder nach unten zwang. Ihr Blick wurde besorgter, als sie zu Victor blickte, der sie mittlerweile aber selber gar nicht mehr anschaute. Ihre Hand übte schwachen Druck auf seinen Hals aus, als sie versuchte, ihn näher zu sich ziehen. Unweigerlich wurden die Tränen in ihren Augen wieder mehr, als sich ihr Herz verkrampfte und sie sich darum bemühte, die Fassung zu bewahren. Darum hatte mittlerweile auch sie den Blick gesenkt, weil sie nicht wollte, dass er merkte, wie sehr seine Worte ihr zu schaffen machten. «Geh… einfach… nicht weg…», hauchte sie leise, schlang sich dabei so eng an seinen Körper, wie irgendwie möglich, als ihr Kopf wieder an seiner Schulter zu liegen kam. «Wir… wir stehen das zusammen durch, okay..? Du musst nicht… selber da wieder raus kommen… irgendwie schaffen wir das… gemeinsam. Und ich bin gerne für dich da. Jetzt mehr als je zuvor, weil ich dich… verstehe… Du ziehst mich nicht runter… In guten wie in schlechten Zeiten, Victor, nicht wahr?», antwortete sie stockend und ebenfalls erst nach ein paar Minuten, in denen sie die Worte sorgsam zusammengekratzt hatte. Er hatte es vorhin schon gesagt und Faye wollte fest daran glauben, dass sie dieses ganze Trauma gemeinsam überstehen würden. Denn sie wollte nicht mehr ohne ihn leben, konnte sich nicht vorstellen, alleine wieder klar zu kommen. Ihre grösste Angst war es, ihn zu verlieren, jetzt mehr als je zuvor. Die Verlustängste waren tief in ihrem Gehirn verankert, hingen mit allem zusammen, was sie in all den Jahren schon erlebt hatte. Sie hatte Angst, Aryana zu verlieren und Victor zu verlieren oder ihre Freunde zu verlieren. Auch wenn Letztere sehr weit in den Hintergrund gerutscht waren. Die Ereignisse der letzten zwei Wochen hatten dazu geführt, dass diese Angst zu einer stetigen, unterschwelligen Panik herangewachsen war, die sich mit Widerhaken in ihr Herz gebohrt hatte und nun dort steckte. Sodass jede Bemerkung, die irgendwie auch nur im Entferntesten darauf hindeutete, dass Victor sie verlassen könnte, sie mit unbegreiflich schwarzer Kraft zu lähmen drohte. Sie hatten ihn ihr fast entrissen. Sie hatten ihn fast für immer aus ihrem Leben gelöscht. Ein paar Stunden mehr und er wäre in der Zelle verblutet. Sie würde den Anblick nie vergessen, oder die Geräusche des Messers, als es in sein Bein gestochen wurde, die Schreie, das hässliche Schmatzen, als dieser grausame Mensch die Klinge auch noch gedreht hatte. Die Gesichter der Männer, die an ihrem Leid labten, die es darauf angelegt hatten, sie für immer auseinander zu reissen. Faye hätte das nie zulassen wollen, aber doch hatte sie es nicht verhindern können. Und auf wundersame Art und Weise waren Mitch und Aryana rechtzeitig gekommen. Sie hatte Victor nicht verloren, aber viel knapper hätte es nicht laufen können. Und wenn er jetzt Angst hatte, sie nicht mehr glücklich machen zu können oder ihr Sorgen zu bereiten, dann war das zwar vielleicht berechtigt, weil sie, wie Faye vorhin selber schon angedeutet hatte, einander sicher gegenseitig auch bis zu einem gewissen Grad belasteten, aber es war ein Preis, den sie gerne zahlte. Wenn sie nur bei ihm bleiben konnte. Wenn er nur nicht ging…
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Auch bei dieser Sache konnten wir uns getrost die Hand reichen. Ich war früher, vor der Army, zwar tatsächlich weniger auf mich selbst fixiert gewesen, als ich es jetzt war, aber das hieß eben nicht gleichzeitig, dass ich deswegen Interesse an irgendwelchen fürs Arbeitsleben relevanten Dingen gehabt hatte. Das war damals eben genauso wenig der Fall gewesen, wie es das eigentlich auch jetzt noch war. Nur war es jetzt eben langsam so weit, dass ich zwangsläufig anfangen musste, mich dafür zu interessieren. Wenn ich nach Auslaufen der Verträge weiter bei Aryana sein wollte, was ich zum jetzigen Zeitpunkt gar nicht in Frage stellen würde, dann würde ich die Arbeit im amerikanischen Trupp hinter mir lassen und etwas Anderes zum Geld verdienen finden müssen. Entweder in Form eines normalen Jobs oder eben doch mit Selbstständigkeit in welcher Form auch immer. "Lass uns einfach ein Bootcamp für internetsüchtige Jugendliche aufmachen. Wir benutzen's beide kaum und im Rumkommandieren bist du gut. Ich kümmer' mich dann drum, dass sie den vorm PC gesammelten Speck verlieren und Alle sind zufrieden.", warf ich eine weitere, reichlich sarkastisch klingende Idee in de Raum. Allein die Theorie war schon abwegig, weil ich mir sehr sicher war, dass ich mit Kindern nicht klar kam. Nicht auf Dauer zumindest, weil sie mit ihrem jugendlichen Leichtsinn furchtbar nervig waren. Da Aryana selbst zumindest bis zum heutigen Tag auch keine eigenen Kinder vorschwebten, hielt ich es für ebenso unwahrscheinlich, dass sie Lust dazu hatte, sich tagtäglich um welche zu kümmern. Das wäre dann auch noch in Kombination mit mir eine recht explosive Angelegenheit, denke ich. "Nein, die Weiblichkeit ist es weniger, an der ich zweifle...", stellte ich leicht grinsend fest. Dass die Brünette ganz eindeutig durch und durch Frau war konnte ich jetzt schließlich aus eigener Hand bestätigen. "Ich glaub nur nicht, dass du mit den verwöhnten Barbies zurecht kommst.", fügte ich wahrheitsgemäß noch ein paar Worte an. Dahingehend verstand ich sie ja auch sehr gut, konnte ich mit dieser Sparte Mensch doch selbst nur wenig anfangen. Offenbar war Aryana ebenso bestürzt darüber, dass das Training aufgeschoben werden musste, wie ich selbst - mehr oder weniger. "Zumindest von einem kleinen Teil davon, ja...", bestätigte ich nickend und kam ihr dann mit den Lippen wieder ein wenig näher. Vermutlich würde es kaum Jemandem auffallen, außer mir selbst, wenn ich ein oder zwei Kilo Muskelmasse weniger mit zurück ins Camp brachte. Außer der jungen Frau hier vielleicht, weil sie eben die Einzige war, die sie auch anfasste und das genauer beurteilen konnte. "...aber keine Sorge. Ich bin mir ziemlich sicher, dass es gerade noch so ausreichen wird, um dich schwungvoll aufs Bett zu befördern.", versicherte ich der jungen Frau, dass ich sie ganz bestimmt auch mit ein kleines bisschen weniger Muskelmasse noch ziemlich locker im Griff haben würde, kurz bevor ich sie ein weiteres Mal küsste. Allerdings weniger kurz als letztes Mal und auch intensiver, weil mir schlicht danach war. Auch meine Hand begab sich ein weiteres Mal auf Wanderschaft, um ihr unten dem Shirt an der Wirbelsäule nach oben zu streichen.
Als könnte ich Faye überhaupt freiwillig jemals allein lassen... vermutlich nicht einmal dann, wenn ich es ernsthaft wollen würde, weil die starke Bindung, die zwischen uns beiden über die vielen Monate hinweg entstanden war, nie wieder verschwinden würde. Selbst, wenn wir uns irgendwann aus mir nicht vorstellbaren Gründen auseinander leben und uns trennen würden, hätte die zierliche Brünette für immer einen Platz in meinem Herzen. Einen, den Niemand anders füllen können würde, weil Fayes ganze Art für mich einfach einmalig schön war. Sie mochte eine oft recht emotionale und naive junge Frau sein, aber das war Nichts, was ich ihr irgendwie schwarz ankreidete. Das gehörte zu ihr wie auch all ihre anderen, überwiegend positiven Eigenschaften und ich liebte sie für jede einzelne davon. Dass sie noch dazu wunderschön war, war einfach ein Bonus, den ich liebend gern annahm. "Das kann ich gar nicht, Faye... ich werde nicht gehen... Niemals.", versicherte ich ihr leise mit etwas dünner Stimme, dass sie nicht darum fürchten musste, dass ich sie aus freien Stücken allein in diesem Elend zurück ließ. Ich hatte sie eigentlich wirklich nicht wieder zum weinen bringen wollen, wo sie sich doch gerade eben erst wieder ein wenig beruhigt hatte, aber ich wollte die Angelegenheit eben auch einfach nicht totschweigen. Die Stille war in Situationen wie dieser oft mein größter Feind und ich wollte nicht, dass jene sich auch noch zwischen Faye und mich drängte. Es reichte schon, dass ich sie ertragen musste, wenn ich nachts allein wach lag und mit Niemandem reden konnte. "Du musst mir nur versprechen, dass du... auch mit mir redest, hm? Auch, wenn das sicher nicht immer... einfach ist.", richtete ich noch immer eher gemurmelt eine kleine Bitte an sie, während sich meine Finger wieder in Bewegung setzten und ihr jetzt ein bisschen die Feuchtigkeit von den Wangen strichen, die sich dort zwangsweise durch die Tränen sammelte. Ich wollte nicht, dass die zierliche junge Frau allein im Stillen litt... vielleicht würde es mir weh tun, von ihr zu hören, dass es ihr schlecht ging. Dass sie gedanklich nicht weniger mit dem ganzen Mist kämpfen musste, als es sicher auch bei mir der Fall sein würde und sie eine schwere Zeit hatte. Aber der Schmerz, den sie womöglich mit Worten über ihr eigenes Leid in meinem Herzen anrichten würde, war in Ordnung, solange sie die Dinge dann nur nicht in sich hinein fraß. Das wäre das Schlimmste, was sie machen könnte, wie ich aus eigener Erfahrung bestens beurteilen konnte. Sich zu verkriechen und abzuschotten war absolut kontraproduktiv, egal wie sehr einem danach verlangte. "Egal was es ist... wir dürfen nicht aufhören zu reden.", hängte ich noch ein paar letzte Worte an, kurz bevor ich meine Hand von ihrer Wange löste und ihr stattdessen beruhigend über den Hinterkopf strich. Inzwischen sah ich sie auch wieder an, obwohl das weiterhin nicht ganz einfach war, weil das Thema einfach mehr als beschissen und schwierig war. Durch den vorher von ihr auf meinen Hals ausgeübten Druck war ich noch immer leicht nach vorne geneigt und setzte einen vorsichtigen Kuss auf ihre Stirn, die doch merklich wärmer war als normalerweise. Aber das passierte häufig, wenn sie aufgewühlt war.
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Ein Bootcamp für Internetsüchtige! Welch tolle Idee! "Wow, da hast du dich wieder selbst übertroffen, lass uns das unbedingt machen!", stimmte sie absolut euphorisch zu. "Sie werden begeistert sein, sobald wir sie mit Geschichten aus dem echten Krieg traumatisierten und sie langsam begreifen, dass die dämlichen Ballergames so gar nichts mit der Realität zu tun haben", freute Aryana sich auf ein paar geschockte Gesichter schlafloser Kinder, die - genau wie sie - nie mehr so sorglos leben würden wie zuvor. Aber Spass beiseite - ein Bootcamp für Jugendliche kam auch nicht in Frage. Sie war leider wirklich kein geduldiger Mensch und Kinder waren ihr viel zu anstrengend. Wenn sie rumkommandierte, wollte sie auch, dass ihre Opfer sie verstanden und ihr gehorchen konnten, ohne irgendwelche Macken und Widerreden. Das wäre bei einer solchen Übung sicher ein entscheidender Unterschied zur Army. "Aber ich weiss nicht, ob wir die Geduld dazu haben... Vielleicht werden wir doch besser Influencer und sharen unsere Lifestories. Fashion, Food & Fitness Blogger. Ja, das klingt mir ein Bisschen einfacher, lass uns lieber sowas tun", brachte sie sogleich die nächste sinnlose Idee. Was will man sagen, an Kreativität bezüglich ihrer Zukunftsgestaltung fehlte es jedenfalls nicht. Wenn sie bis dahin keine besseren Pläne hatten, würden sie einfach nach und nach eine um die nächste Idee abarbeiten und ausprobieren. Wer weiss, vielleicht war ja plötzlich doch was dabei? Aryana war sehr froh, dass Mitch offenbar nicht an ihrer eindeutigen Zugehörigkeit zum weiblichen Geschlecht zweifelte. Trotz ihrem relativ unweiblichen Beruf und den Outfits, in denen sie normalerweise vor ihm herumtanzte. Wobei - wenn sie so endlos unattraktiv auf ihn wirken würde, wären sie ganz bestimmt nicht an dem Punkt angelangt, an dem sie jetzt waren. Dann würden seine Lippen nicht so dicht vor ihren schwirren und sie diese wenig später wieder auf ihren spüren. Seine Worte davor entlockten ihr noch ein leise glucksendes Lachen, welches aber umgehend im folgenden Kuss unterging. Die Vorstellung war verrückt - aber alles andere als unangenehm. "Wie beruhigend. Wäre wirklich schade gewesen, wenn ich nach deiner sehnlichst erwarteten Rückkehr nochmal zwei Monate hätte auf den Moment warten müssen, in dem deine Muskeln endlich stark genug wären, um mein absolutes Fliegengewicht zu stemmen", murmelte sie grinsend an seine Lippen, kurz bevor sie diese wieder mit den ihren verschloss. Jaja, Fliegengewicht. War sie nicht. Aber das war egal, denn das, was sie unter ihren stets weiter nach oben wandernden und erst an seiner Brust wieder innehaltenden Fingern spürte, würde auch in zwei Monaten oder was wusste sie wie vielen Wochen noch ausreichen, um sie voll und ganz glücklich zu machen.
"Gut...", murmelte Faye ein einziges Wort zurück, in dem trotz ihrer langsam eintretenden, spürbaren physischen und psychischen Erschöpfung die pure Erleichterung mitschwang. "Wir bleiben einfach für immer zusammen... Dann wird alles gut...", die Rationalität und der Sinn ihrer langsam und schwerfällig ausgesprochenen Worte schienen langsam wieder zu schwinden, was ein eindeutiges Zeichen dafür war, dass die Brünette ihre Energiereserven aufgebraucht hatte und ein weiteres Mal ihre wirren Emotionen das morphiumbelastete Denken übernahmen. Es war gut, wenn er ihr versprach, niemals zu gehen. Sie glaubte ihm das, konnte gar nicht anders, als sich an diese Hoffnung und Gewissheit zu klammern. Victor hatte sie noch nie enttäuscht, er würde es auch diesmal nicht tun. Er war kein Mann, der Versprechen brach. Und so konnte sie langsam wieder atmen, die überwältigende Angst, dass er sie plötzlich verlassen würde, wieder bekämpfen. Dass er sie im Gegenzug ebenfalls darum bat, mit ihm zu sprechen und ihre Ängste und Sorgen zu teilen, machte nur Sinn. Und sie wusste, dass es ihr genauso schwer fallen würde wie ihm. Weil sie die gleichen Sorgen belasteten und sie ihn ebenfalls so wenig wie möglich belasten wollte. Und trotzdem folgte nach ein paar Sekunden ein schwaches Nicken. Sie liess ihn weiterreden, hielt die Augen geschlossen, während sie den sanften Kuss auf der Stirn spürte und seine Finger auf ihrer Wange. Faye strich ihm ebenfalls über die weiche Haut an seinem Hals, hob dann langsam wieder ein Stück weit den tränenverhangenen Blick. "Ja... ich will es dir... versprechen...", stimmte sie der Bedingung ohne Einwände zu, bevor sie sich wieder an seine Schulter schmiegte, ein paar Augenblicke der Stille verstreichen liess, um nicht die nächste Welle der Tränen auszulösen, als sie dann erneut das Wort ergriff. "Meine... meine grösste Angst ist es... euch zu verlieren... dich zu verlieren... um ein Haar hätten sie... dich...", Faye brach wieder ab, weil der Gedanke viel zu unerträglich war, um ihn auszusprechen und sie die Schluchzer mühsam zurückzudrängen versuchte, die mit den Worten hervorbrechen wollten. "Ich bin so froh... dass du noch da bist... aber jede Nacht... jede Nacht kommen sie... zurück... und dann hab ich... Panik... weil sie... weil du...", es war viel schwieriger, als sie geglaubt hatte und sie verstummte ein weiteres Mal. Wie sollte sie solche Dinge je aussprechen können, wenn sie ihr Herz schon bei der Vorstellung so hart gegen ihren Brustkorb hämmern hörte? Sie konnte nicht mehr sprechen. Alles, was sie wollte, war seine Nähe und Schlafen... Und Morphium... Mehr. Damit es nicht mehr wehtat. Nicht nur ihr Rücken sondern vor allem ihr Herz.
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Ohja, ganz bestimmt. Es würde nichts als blanke Freude und Euphorie ausbrechen, wenn wir die kleinen Kinderchen allesamt an unseren traumatischen Ereignissen teilhaben ließen. Natürlich mit extra vielen Details, damit sie ein Bild davon bekamen, wie viel harmloser das Alles doch in Videospielen dargestellt wurde. Vielleicht fassten sie die dann auch gleich nicht mehr an, war doch super. "Ausgezeichnet, den Vertrag würd' ich so unterschreiben.", erwiderte ich ironisch auf Aryanas Ausführung des imaginären Bootcamps, das niemals zu Stande kommen würde. Zum Glück von uns Allen - uns selbst und vor allem auch den Kindern, die danach sicher keinen Spaß mehr am Leben hätten. Da klang die merkwürdige Influencer-Geschichte doch schon deutlich harmloser... wenn auch nicht gleichzeitig verlockender. Da musste man ja permanent nett zu den Leuten sein, die den ganzen Mist dann kommentierten und mitfühlten. Außerdem müsste ich ständig irgendwelche Bilder machen. War jetzt nicht so, als käme ich mit Technik schlecht zurecht, aber das klang mir doch sehr nach einem viel zu anstrengenden 24/7 Job. "Klingt hervorragend. Attraktiv genug sind wir ja beide, das passt dann schon.", meinte ich dazu also nur ziemlich sarkastisch, dicht gefolgt von einem eindeutigen Kopfschütteln. Ich war ja eigentlich froh darum, dass es nicht viele Leute gab, die mir auf den Leim gingen oder mit denen ich mein Leben teilen musste. Da war das sicher auch so gar nicht der richtige Weg, aber viel schlechter als die anderen Vorschläge klang dieser hier auch nicht. Einfach weil mir bisher keiner davon wirklich glorreich erschien. Der Gedanke daran noch ein paar Wochen mehr an die zwangsweise verhängte Auszeit zwischen uns beiden zu hängen, war auch für mich alles andere als verlockend. Es ärgerte mich ja jetzt schon, wie lange ich auf all die verbotenen Momente mit der Brünetten noch warten musste, wo sie mir doch schon eine winzige Kostprobe gegeben hatte, da wollte ich nicht wegen irgendwelchen Lappalien noch länger warten müssen. Natürlich war ich Enthaltsamkeit aus der Army bestens gewohnt, aber normalerweise war eben auch keine potenzielle Beute da. Erst einmal erwiderte ich den folgenden Kuss, grinste zu Beginn noch leicht in ihn hinein. Auch dieses Mal ließ ich nicht gleicht wieder von ihren Lippen ab, sondern genoss das leidenschaftliche Lippenspiel ein wenig länger. Schließlich musste ich für die kommende Dürrezeit vorsorgen. "Ich kann dir versichern, dass es niemals dazu kommen wird, dass ich dich nicht mehr hoch heben kann.", legte ich Aryana nach dem Kuss noch recht leise nahe, dass sie dahingehend keinerlei Befürchtungen haben musste. Ich ohne Training war quasi vergleichbar mit einem Tsunami - sei zur falschen Zeit am falschen Ort und er überrollt dich ohne Vorwarnung. Ein Pulverfass. Ein Vulkan. Dynamit mit extrem kurzer Zündschnur. Es war einfach ein essentielles Ventil für das Aggressionsproblem, das ich schon seit Jahren mit mir herum schleppte. Es war also auch abgesehen von körperlicher Fitness besser, wenn ich nicht damit aufhörte... sehr zum Verhängnis des Personals hier, das mich in der kommenden Zeit ohne Sport ertragen musste. Die Aussichten waren wirklich rosig.
Hoffentlich. Es war ziemlich naiv an solch eher irrationale Worte zu denken, aber ich wollte es trotzdem. Ich wollte daran glauben, dass es stimmte. Dass wir einfach nur aneinander festhalten mussten, damit sich die Probleme irgendwann fast wie von allein in Luft auflösten. Wenn es nach mir ging durfte es liebend gerne derartig einfach sein von all den negativen Gedankenstrudeln wieder los zu kommen. Auch, wenn es sicher nicht so leicht darzustellen oder umzusetzen war, bestätigte ich Faye noch einmal mit einem "Ganz bestimmt.", dass ich ebenso gern an diesem Gedanken festhielt, wie sie selbst wohl auch. Vielleicht löschte das die kommenden Probleme nicht aus, aber wenn ich mir das weiterhin regelmäßig ins Gedächtnis rief, half es vielleicht trotzdem, wenn auch nicht viel. Wie ein kleines Mantra für den beschwerlichen Alltag. Zugegeben erleichterte mich auch das Versprechen seitens Faye bei meinem gerade sehr aufgewühlten Gemüt ein wenig. Natürlich war das keine ultimative Garantie dafür, dass sie sich immer strikt daran halten würde, aber für den Moment war es mehr als genug. Außerdem sollte dieses leise Versprechen auch noch gar nicht Alles gewesen sein, denn die junge Frau redete nach einigen Augenblicken der Stille noch weiter. Gestand mir, wovor sie sich momentan augenscheinlich an meisten fürchtete... und es tat wieder weh. Zum einen, weil ich ganz einfach nicht wollte, dass die zierliche junge Frau wegen mir noch mehr durch die Hölle gehen musste, als ohnehin schon. Zum anderen, weil es die Erinnerung an die dunkle Zelle, all die Geräusche und den furchtbaren Schmerz zurück brachte. Deshalb kniff ich auch für einen Moment lang die Augen zu in der stillen Hoffnung, dass es die bildliche Vorstellung auslöschte. Allerdings funktionierte das kein Stück und so öffnete ich die Augen mit noch viel besorgterem Blick als zuvor erneut. Lauschte Faye bei den noch folgenden, stockenden Worten, die ihr immer schwerer fielen und mein eigenes Herz dadurch wieder an den Anker ketteten, der es so gekonnt runter zog. Ich wünschte so unendlich sehr, ich könnte Faye wenigstens richtig in den Arm nehmen. Ihr mehr Nähe geben als dieses zwangsweise halbherzige Kuscheln. "Ich weiß, Faye... mir geht's genauso.", sprach ich ihr fast tonlos mein Verständnis zu, schluckte im Anschluss leise. Der unschöne Druck in der Brust nahm inzwischen immer weiter zu und ich schien dem schutzlos ausgeliefert. "Aber ich bin hier... und keiner wird mich dir wegnehmen... sobald ich dich wieder umarmen kann, werd' ich dich einfach nicht mehr loslassen.", klammerte ich mich selbst an den sehnsüchtigen Gedanken daran, die Brünette endlich wieder mit bloßen Armen vom Rest der Welt abschotten und beschützen zu können. Dabei fielen mir die Augen wieder zu und das war auch besser so, weil sich langsam ein wenig Tränenwasser in meinen Augen zu sammeln begann. Faye so zu sehen war einfach blanke Folter und so lehnte ich den Kopf wieder mehr zu ihr, um den Duft ihres Haars direkt vor der Nase zu haben, mich selbst damit abzulenken. Ich würde heute wohl keinen Zentimeter mehr von ihrer Seite weichen, solang es nicht unbedingt notwendig war. Nicht nach dem, was sie mir eben gesagt hatte. Es war mir auch vollkommen gleich, was das Personal dazu sagte - wenn meine Liebste wollte, dass ich auch in der Nacht zu ihr rüber kam oder sie nicht schlafen konnte, würde ich auch dann den Körperkontakt zu ihr aufrecht erhalten. Vielleicht half das wenigstens ein winziges, kleines Bisschen.
+ .Es kommt, wie es kommt - aber so, wie man es ruft. +
"Perfekt, dann werde ich als kleines Organisationstalent das gerne so bald wie möglich aufgleisen, damit wir bis zu unserer definitiven Rückkehr in die Staaten genügend Anmeldungen reinbekommen, um direkt mit dem Kickoff des ersten Bootcamps zu beginnen", liess die Brünette ihn euphorisch wissen, dass die Sache soweit abgemacht war und er sich auf was freuen konnte. Er und die Kinder eben, die sie gemeinsam zerstören würden. Klang reizend, wirklich. Genau wie der Plan mit dem Influencen. Denn ja, natürlich waren sie schön genug dafür. War nicht so, als wäre Schönheit heutzutage noch wirklich notwendig für erfolgreiche Social Media Accounts - schon gar nicht mit der kleinen Hintergrundinformation, dass sie eben zum Zeitpunkt ihrer Internetkarriere in gewisser Weise Kriegsveteranen waren -, aber Aryana hatte eh keine Ahnung von der Thematik. Also empfand sie das durchaus nur als Vorteil. Naja, in Wahrheit hatte sie mit Influencer ungefähr genauso viel am Hut wie mit den Beauty Bitches im Nagelstudio. Aber das war Problem einer späteren Zeit, wenn sie den Kopf frei hatte für neue, dümmere, kleinere Sorgen. Sie genoss die Küsse genau wie er, war ihr doch ebenfalls vollkommen bewusst, dass es die Letzten für eine ganze Weile bleiben würden und sie alle Liebe nehmen sollte, die sie vor ihrer Abreise noch bekam. Auch sein nächstes Versprechen liess die Brünette nur versonnen grinsen, während sie sofort erneut seine Lippen mit den ihren suchte. "Ich kann dir kaum sagen, wie unglaublich froh ich bin, diese Gewissheit zu haben... Das wird meine Wartezeit zweifellos ein Bisschen erträglicher gestalten", erklärte sie leise, als sie die Küsse erneut unterbrach um zu atmen und die paar Worte loszuwerden. Als wäre es so relevant, dass er sie tragen konnte. Selbst wenn sie oberflächlich wirken sollte - ganz so schlimm war Aryana dann auch wieder nicht. Auch wenn sie Mitch erst dann auf diese Weise an sich herangelassen hatte, nachdem sie zwei Wochen in Australien total unauffällig an jedem Strand seinen Körper unter die Lupe genommen hatte. Oder so ähnlich.
Dass er ihr ihre zuversichtlichen Worte noch einmal bestätigte, machte es immerhin ein winziges Bisschen leichter, selbst daran zu glauben. Sie würden es schaffen, irgendwie, gemeinsam. Und sie würden nicht an dieser Geschichte brechen, ihre Beziehung nicht zerschellen. Die Männer des IS würden nicht gewinnen und sie beide, Victor und Faye, würden sich zurück auf die Füsse kämpfen. Auch wenn das in ihrer Situation gerade schwer vorstellbar war und die Brünette - besonders in Anbetracht des weiteren Verlaufes dieses Gesprächs - tausend Gründe hatte, daran zu zweifeln, dass sie sich gemeinsam aus dem Loch retten können würden. Es war gut, dass sie sich so eng an seine Schulter drückte und dabei auf die Decke starrte, die sich über ihre Beine zog. Es war gut, dass sie nicht sah, wie er sie anschaute. Es war gut, dass sie die Sorgen nicht sah und auch vorerst nicht die Tränen. Noch hörte sie nur die stockenden, mühsamen Worte, die ihr einmal mehr bestätigten, dass es ihm nicht besser ging als ihr, sie gemeinsam litten und durch die gleiche Hölle irrten - spätestens, seit sie durch die Tunnel in ihre Zellen in den Hügeln geführt worden waren. Sobald ich dich wieder umarmen kann. Sagte er. Sie wollte die Narben auf ihrem Rücken aufkratzen. Die Schande von ihrem Körper schrubben. Die Spuren aus ihrer Haut schneiden, damit er nie wieder solche Worte sagen musste, sie sich nie wieder daran erinnern musste, was sie mit ihr gemacht hatten und wie sie versucht hatten, sie für immer auseinander zu reissen. Faye schaffte es in keinem Mass mehr, ihre Tränen oder ihre Panik zurückzudrängen, weshalb ihr müder Körper die Emotionen nun nicht mehr nur mit reichlich Augenwasser, sondern auch erneut mit unkontrolliertem Zittern und Schluchzen zum Ausdruck brachte. Obwohl sie wünschte, sie könnte sich irgendwie zusammenreissen, für ihn, für heute. Sie merkte, dass es ihm nicht besser ging hob den Kopf gegen sein Gesicht, als sie etwas Feuchtes auf ihrem Haarboden spürte, das sie gleich darauf als Träne identifizierte. Er weinte ebenfalls. Gott, das hatte sie doch nicht gewollt! Verzweifelt schlang sie nun beide Arme um seinen Oberkörper, auch wenn ihre Gliedmassen ihr schlecht gehorchen wollten und diese Streckbewegung ihren Rücken Feuer fangen liess. Es war egal, sie heulte sowieso schon. Sie wollte ihn doch nur umarmen, ihn irgendwie trösten, wenn ihre Worte doch schon so miserabel versagten! "Nein... keiner... kann das... Wir... wir bleiben... für immer... zusammen...", hauchte sie, unterbrochen von Schluchzer und mühsamen, tiefen Atemzügen. Ihre Lippen pflanzten sich wieder und wieder auf seiner Haut an seiner Schulter und überall da, wo sie ihn erreichten. Mittlerweile brannte ihr ganzer Körper und sie wusste, dass die Erschöpfung und die Schmerzen, die Aufregung und ihre emotional komplett überforderte Lage sie kurzum in die Knie zwingen würden. Aber noch war das nicht der Fall und sie verteilte in ihrem sinnlosen, irgendwie wahnsinnigen Versuch, ihn mit ihrer Zuneigung und Liebe zu heilen, weiterhin kraftlose Küsse. Sie wollte, dass er sie ebenfalls umarmte. Dachte nicht an die Schmerzen, als würden diese niemals kommen, als wären sie nicht schon längstens da. Sie brauchte die Sicherheit seiner Arme und zu wissen, dass er sie so lange nicht darin einschliessen können würde, brachte sie fast um den kläglichen Rest ihres Verstandes. Es mochten nur Umarmungen sein. Aber für Faye war das so viel mehr. Für sie war es die Gewissheit, dass sie es schafften. Das Versprechen, dass er sie noch immer bei sich haben wollte. Das Wort für die Ewigkeit, seine Hände auf ihrem Körper, ohne Einschränkung, ohne, dass ihn fremde, hässliche Narben von ihr weg trieben.
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Das Traurige an der ganzen Geschichte war, dass es vermutlich wirklich einige Anmeldungen geben würde, wenn wir in Erwägung ziehen würden, das wirklich durch zu ziehen. Denn dass das Internet, wenn man sich erst einmal lange und intensiv genug damit beschäftigte, wirklich großes Suchtpotenzial hatte, brauchte ich wohl Niemandem mehr zu erzählen. Gerade gelangweilte oder frustrierte Jugendliche fanden darin sicher leicht eine angenehme Ablenkung vom Alltag. Verkrochen sich gerne in einer virtuellen Welt, weil es in der echten nicht so gut lief oder nicht einfach war. Das konnte wohl zig tausend verschiedene Ursachen haben - sei es nun Stress Zuhause, Mobbing in der Schule oder einfach nur pure Langeweile, weil vielleicht keine oder nicht viele Freunde vorhanden waren. Die Liste ließ sich ganz bestimmt endlos fortführen und in diesem Moment war ich tatsächlich ganz froh darüber, dass ich mich nie lange mit dem Internet beschäftigt hatte. Klar, es war eine extrem praktische Sache und floss in immer mehr Lebensbereiche ein, aber mehr war es für mich eben nicht. Mittel zum Zweck. "Ich hoffe echt, dass uns noch was Brauchbares einfällt.", war mein letzter recht ironischer Kommentar dazu, weil ich mir jetzt noch nicht sicher damit war, ob sich für zwei so verkorkste Menschen wie Aryana und mich wirklich Etwas finden ließ, mit dem wir längerfristig als mal nur eine Woche zufrieden waren. Kreativ waren wir vielleicht, aber bisher eben nur mit unbrauchbaren Ideen, die wir lieber nicht umsetzen sollten. Ihre nächste Feststellung ließ mich leise lachen. Als hätte sie vorher irgendwelche Zweifel daran gehabt. Es müsste vermutlich die Welt untergehen oder mich eine schwere Erkrankung befallen, damit ein anderer Fall eintreten würde. Ich hob die Hand wieder unter ihrem Shirt hervor und strich ihr stattdessen ein klein wenig über die Wange, während ich ihr in die dunklen Augen sah. "Ich bin immer noch für die Decken-Methode.", gab ich leise grummelnd meinen Unmut darüber bekannt, dass ich die Brünette bald gehen lassen musste und lehnte dann meine Stirn an ihre, kurz bevor ich einen weiteren Kuss aufdrückte. Als ich mich ein paar Sekunden später wieder von ihr gelöst hatte warf ich einen Blick auf die Uhr an der Wand gegenüber. "Wann... musst du gehen?", hakte ich nach, weil die junge Frau jetzt schon ein paar Minuten hier war und ich nicht wusste, wie eng sie den Zeitplan genau getaktet hatte. Ob mir wenigstens noch ein paar Minuten mehr mit ihr blieben, oder auch nicht. Das machte den Abschied vielleicht nicht leichter, aber... egal.
Vielleicht sollte ich doch lieber einfach damit aufhören zu reden. Es schien nur schlimmer zu werden, je länger wir darüber redeten. Ob es rückwirkend noch einen positiven Effekt haben würde und wir uns besser fühlten, weil es eben raus war, konnte ich jetzt schlecht sagen. Vielleicht würde uns das ein bisschen erleichtern, vielleicht aber eben auch nicht. Für den Augenblick unterstrich mir Fayes Zittern leider viel zu deutlich, wie sehr sie unter Alledem im Inneren noch abgesehen von den äußeren Verletzungen zusätzlich litt. Dass es nicht nur die Wunden waren, die sie fortwährend weiter quälten, sondern auch ihr Kopf und ihr Herz. Ich würde wohl Alles dafür geben, um ihr diesen Teil der nachträglichen Folter zu ersparen. Sie verdiente Nichts von Alledem, aber das am allerwenigsten - im eigenen Schädel durchzudrehen, obwohl die körperlichen Wunden längst verheilt waren. Denn inzwischen war ich mir ziemlich sicher, dass es genau so kommen würde. Vielleicht hätte sie körperlich keine Schmerzen mehr, wenn sie im Gegensatz zu mir vom Phantomschmerz verschont blieb, aber die Alpträume würden sie noch eine halbe Ewigkeit verfolgen. Vielleicht sogar mehr oder länger als mich, weil sie mit diesem verdammten Mist ganz sicher noch weniger umzugehen wusste, als ich selbst. Ich konnte es zumindest minimal eindämmen, hatten mir doch X Psychologen verschiedene Mittel und Wege dazu beigebracht - Irgendwas davon half fast immer, wenn vielleicht auch nur um kurzfristig von den Gedanken loszukommen. Kurz war immerhin besser als gar nicht. Es ließ sich nicht verhindern, dass zwei oder drei Tränen meinerseits flossen, weil ich einfach nicht damit umgehen konnte, Faye so zu sehen und Nichts dagegen tun zu können. Ich wünschte nur, dass ihr das entgehen würde. Ich schämte mich kein Stück dafür Gefühle derartig zu zeigen, ich wollte nur nicht, dass sie sich mehr Sorgen um mich machte als ohnehin schon. Das war aber augenscheinlich unweigerlich der Fall, weil die Brünette mich zu umarmen begann. Einerseits wollte ich sie zwar sofort davon abhalten, weil das in keinem Fall gut für die Striemen an ihrem Rücken sein konnte, aber andererseits war es leider genau das, was ich gerade unheimlich gerne wollte. Die kleinen Küsse, und seien sie noch so hauchzart, machten es weiß Gott nicht einfacher Faye zu sagen, dass sie das besser sein lassen sollte, denn ich genoss jeden einzelnen davon viel zu sehr. Dass sie ausnahmsweise bitte lieber an sich selbst denken sollte, als an mich. So löste sich noch eine letzte, kleine Träne aus meinem Augenwinkel, als ich meine Hand wieder an ihre Schulter legte. Weniger seitlich und mehr ein kleines bisschen nach hinten an ihren Rücken, weil ich wusste, dass dort keine der Verletzungen entlang lief. Mittlerweile wusste ich leider viel zu gut, wo welcher der Peitschenhiebe genau seine Spuren hinterlassen hatte... ich hatte schon viel zu oft hingesehen, weil ich nicht hatte wegsehen können, wenn die Ärzte sie versorgten. So strich ich ihr für ein paar Sekunden lang über den unversehrten Teil ihrer Haut, versuchte dabei selbst ein wenig tiefer durchzuatmen und wieder ein wenig zur Ruhe zu kommen. "Faye, du solltest nicht...", erinnerte ich sie leise daran, dass sie ihre Wunde gerade unnötig viel Druck aussetzte, obwohl sie das ganz sicher selbst wusste. "...nicht mehr lange. Nur noch... ein paar Tage...", hängte ich leicht stockend noch ein paar extrem optimistisch formulierte Worte hinten an, sah inzwischen erneut zu ihr runter. Eigentlich wollte ein Teil von mir sie wirklich mit sanftem Gegendruck an der Schulter daran erinnern, dass sie damit aufhören sollte. Sie ein kleines bisschen von mir weg schieben, damit sie zur Vernunft kam. Aber das konnte ich gerade weder ihr, noch mir selbst antun und so nahm ich stattdessen wieder meine Finger von ihrer Schulter, um vorsichtig ihr Kinn anzuheben und ihr einen weiteren kurzen, sanften Kuss zu geben. In der stillen Hoffnung, dass das ihren Schmerz zumindest ein winziges bisschen verringerte - innen wie außen.
+ .Es kommt, wie es kommt - aber so, wie man es ruft. +