Ja das klingt dann halt echt dumm... Ich hab immerhin das meiste, was ich Abends gemacht habe, gerne getan. Dann ist das weniger Scheisse. Wie gehts deinem Rücken mittlerweile, Omi? x'D Meine Reitstunden laufen super!! :) Ich war jetzt diese Woche zum 5. Mal da und habs ENDLICH geschafft, vom Boden direkt aufzusteigen, ohne Hilfe und so (war eines meiner Hauptziele - mit ein Grund, warum ich wieder ins Fitness gehe... xDD). Und ich bin das erste Mal Galopp geritten, also noch an der Longe und alles, aber war lustig. Und das Leichttraben geht auch schon viel besser und ja, ich lüüübs. :3 __________
Das Zittern liess kein Bisschen nach, während sie immer wieder nach Luft schnappte, wenn eine neue Welle der Schmerzen über sie hereinbrach. Ihre sowieso schon unregelmässige Atmung noch mehr aus dem Takt warf. Sie fühlte sich so schwach, weil ihre Beine praktisch schon einknicken wollten. Weil sie weinte. Weil sie sich kaum bewegen konnte. Weil der Mann sie mit einer Hand und seinen Knien, die sie näher ans Gitter drückten, so sehr im Griff hatte, dass sie nichts tun konnte. Nichts, ausser hier stehen und warten, dass der Schmerz abebbte, dass sie wieder denken konnte, sich beruhigte. Ihr linker Arm hing noch immer ziemlich schlaff an ihrer Seite hinab, fühlte sich betäubt an, wollte nicht mehr auf sie hören, seit er den Strom zu spüren bekommen hatte. Und Faye hob langsam den verzerrten, panischen Blick wieder, als sie Stimmen aus der anderen Zelle vernahm. Weil die Sorge um Victor trotz dem ganzen Schmerz nicht ein Gramm leichter geworden war. Aber er wurde nur dazu angewiesen, zu ihr zu blicken. Oder so. Sie verstand die Worte nicht genau, weil ihr Blut so laut durch ihre Venen rauschte, ihr Herz so schnell gegen ihre Rippen hämmerte. Sie zuckte zusammen, als der Zwilling die hauchdünne Geduld verlor und Victor mit einer weiteren Faust im Gesicht zurechtwies. Doch selbst wenn sie das allem Anschein nach richtig gehört hatte, war es einfach nur ein weiterer erbarmungsloser Befehl, der die kalte Brutalität dieser Gruppierung zum Ausdruck brachte. Sie durften nichts von ihrem Leid verpassen. Sollten sehr langsam aber endgültig daran zerbrechen. Und Faye wusste, dass das sehr bald schon passieren würde. Sie steuerten auf diesen Abgrund zu, alle zusammen in diesem Zug des Wahnsinns. Aber Victor und sie hatten keine Schleudersitze und Fallschirme, für den Moment, in dem sie mit voller Geschwindigkeit über den Felsen ins Bodenlose fliegen würden. Sie würden fallen. Gnadenlos und lange. Und dann würden sie auf den Steinen, tausend Meter tiefer zerschmettern. Ihre fehlende Aufmerksamkeit, die ihre Augen zu Victor hatten wandern lassen, schien wiederum dem Teufel vor ihr nicht zu gefallen. Er assoziierte diese ganz offensichtlich damit, dass er zu nett mit ihr war und sie darum den Blick abwenden konnte. Dass es viel mehr daran lag, dass sie ihn nicht anschauen wollte, weil sie seine stechenden, unbarmherzigen Augen nicht aushielt, schien er nicht zu bedenken, als er den Stock von unten gegen ihr Kinn drückte und den Strom dort das nächste Brandmal setzen liess. Wieder konnte Faye einen heiseren Schrei nicht unterdrücken, als sie panisch den Kopf nach oben riss, um dem Schocker zu entkommen. Doch damit war der Teufel nicht zufrieden, auch wenn er den Stock für ein paar Sekunden wieder sinken liess. Er packte ihr Kinn stattdessen erneut mit seinen kalten Fingern, zog ihr Gesicht dicht vor das seine, sodass ihre stosshafte Atmung zweifellos seine Haut streifte. "Nicht du sollst rüber blicken. Du schaust mir in die Augen. Die ganze Zeit. Verstanden?", raunte er ihr zu, erwartete ungeduldig das kaum hörbare, gebrochene Ja, welches sie gerade so über die geschwollenen Lippen brachte, die sie sich soeben aufgebissen hatte. Erneut folgte irgendein arabischer Befehl zu seinem Handlanger. Dann ein Blick zu Victor. Dann trat er einen Schritt zurück, was augenblicklich dazu führte, dass die schwachen Beine der Brünette im Dienst versagten und sie sich auf dem harten Boden wiederfand. Froh darüber, dass er sie nicht mehr anfasste, panisch davor, dass er zu Victor gehen könnte, absolut fertig mit den Nerven und mühsam darum kämpfend, sich weiter von den Füssen des Mannes weg zu bewegen. Weit kam sie aber nicht, höchstens ein paar Zentimeter. Dann kam der Zwilling, der nicht dauerhaft neben Victor stationiert war, nämlich schon in ihren Käfig, etwas in den Händen, das ihre Versuche, rückwärts zu krabbeln, augenblicklich noch verzweifelter ankurbelte. Der Teufel trat einen Schritt zur Seite, liess dem Prügelknaben, der bisher die ganze Zeit eher im Hintergrund gestanden hatte, den Vortritt. Wieder irgendwelche arabischen Anweisungen. Dann holte er mit dem Stahlkabel aus, liess dessen ausgefranstes Ende auf Fayes Rücken nieder schnellen, wo es mit einem hässlichen Knall alle Luft aus ihren Lungen presste und sie atemlos keuchen und wimmern liess, während sie panisch weiter zurück rutschte, versuchte, wieder auf die Puddingbeine zu kommen. Aber der Kasten griff einfach nach ihrem Fuss und riss sie zurück, damit sie direkt vor ihm erneut - nur noch schwächer - mit dem sinnlosen Fluchtversuch anfangen konnte. "Ihr bekommt fünf Sekunden Zeit, nach jedem Schlag. Wenn ihr antwortet, hört es auf. Wenn nicht, geht es immer so weiter", erklärte der Anführer die absehbaren Spielregeln der nächsten Runde. Ein entspanntes Lächeln schmückte für kurze Zeit seine kalten Gesichtszüge, als er von Faye zu Victor blickte, in seinen Augen die pure Freude an Schmerz und Folter. "Bis die Puppe ganz kaputt ist", das Kabel zischte durch die Luft. Faye schlang die Arme um den Kopf. Biss sich in den Arm. Und schrie trotzdem. Fünf Sekunden - das gleiche Schauspiel. Sie schob sich hilflos von dem Schläger weg. Wurde erneut am Fuss zurückgerissen. Blieb zitternd liegen. Und schrie wieder.
This is your life, it's do or die, the sun may never rise again, so be the light the vision. This is your life, it's slipping by, you try to run but fall again, you get back up that's living.
Ja dann geht das ja, aber bei mir waren das reihenweise Kack-Termine usw. ... einfach 'ne Scheißwoche :'D Dem Rücken gehts besser, obwohl die Physio immernoch keine Zeit für mich hatte :( Das Massagekissen meiner Schwester hilft zumindest ein bisschen x'D Ui, das freut mich zu hören C: Bei großen Pferden isses eh immer nicht so einfach mit dem Aufsteigen, weiß ich noch von damals im Rennstall x'D Da gabs zum Rücken schonen aber sowieso eine Aufstiegshilfe oder man wurde "hochgeworfen" :'D Ist auf jeden Fall sehr fein, dass du so Spaß daran hast, kann ich ja auch sehr gut nachvollziehen, hehe C: ____________
Während ich mühsam die Augen offen und in die korrekte Richtung zu halten versuchte, wummerte mir der Schädel nur umso mehr. Der zweite Schlag mit der Hand hatte vielleicht äußerlich dieses Mal keine großen Spuren hinterlassen - oder zumindest würde der Bluterguss inklusive Schwellung noch eine Weile zur sichtbaren Entwicklung brauchen -, aber innerlich war er nicht nur durch den Schmerz deutlich fühlbar. Es fiel mir noch schwerer als vorher, mich bei Sinnen zu halten und ich wusste auch nicht, wie viele dieser Schläge ich noch hätte einstecken können, ohne dass mein Körper für eine Weile Adieu sagte und in die Bewusstlosigkeit abdriftete. Aber ich durfte Faye nicht mit diesen Ekelpaketen alleine lassen. Ganz gleich wie wenig ich auch in meiner Position ausrichten konnte, um ihr zu helfen, so wollte ich der jungen Frau nicht auch noch das letzte bisschen Hoffnung auf das Entkommen der Misere nehmen, indem ich mir selbst gestattete, einfach abzuschalten und bewusstlos näher dem Tod entgegen zu schippern. Sie sollte nicht auf die Idee kommen unter all dem Schmerz aufzugeben und sich ihrem Schicksal einfach hinzugeben, nur weil ich es vielleicht nicht schaffte. Zu schwach war, um meinen Kopf weiter aktiv zu halten. Kam gar nicht in Frage, also hielt ich meine Aufmerksamkeit mit Ach und Krach weiter auf das Geschehen gerichtet. Musste weiterhin ertragen, dass der vermeintliche Chef dieses Unterfangens der Brünetten viel zu nahe war, sie viel zu sehr anfasste und ihr viel zu viele Schmerzen zumutete, die ich durch meinen vorherigen eigenen Elektroschock nur bestens einzuschätzen wusste. Ich ahnte schon das nächste Horrorszenario, als einer der beiden Folterknechte erneut dazu angewiesen wurde, Irgendwas holen zu gehen. Es war wirklich beschissen, dass sie sich ständig auf arabisch miteinander verständigten und ich nicht verstehen konnte, was folgen würde, sondern es immer erst zu Gesicht bekommen musste. Wie erwartet stand das, was jetzt folgte, noch einmal auf höherer, brutalerer Stufe. Klar, warum sollten sie es auch bei Faye nur bei ein paar elektrischen Schocks belassen, während sie mich mit einer mich langsam zum Verbluten verdonnernden, offenen Stichwunde straften? Das Folter-Maß der Brünetten war noch viel zu leer, wie es schien. Denn nur wenige Sekunden später brach die nächste Hölle in Form von absolut sadistischen Peitschenhieben herein. Obwohl sie nicht mich trafen, sondern meine Freundin, bei der ich mir nicht einmal sicher war, wie ihr schlanker Körper das überhaupt Alles verkraften konnte, musste ich der Tränen wegen immer öfter blinzeln und schrie unverhofft das eine oder andere Mal auf, wenn der harte Stahl die junge Frau traf. Fing unter den tiefen Schnitten, die ihre schmerzerfüllten Schreie in meiner Seele hinterließen, nach ein paar Hieben mit kratziger, viel zu kraftloser Stimme zu bitten und zu flehen an, dass sie doch endlich damit aufhören sollten, was immer wieder vom unbarmherzigen Knallen des Folterinstruments unterbrochen wurde. Ganze zehn Mal, bis selbst meine Tränen langsam zu versiegen begannen, weil einfach keine mehr da waren. Meine geröteten Augen brannten schon wie Feuer, während ich mich fortwährend zu gehorchen zwang. Aber ich tat mir schwer damit, Fayes Anblick weiterhin zu ertragen. Einerseits wollte ich hinsehen, um sicher zu gehen, dass sie all das nicht schon längst umbrachte, weil ich diesbezüglich nicht in Worte zu fassende Angst empfand... andererseits erfüllte es mich jedoch mit nichts anderem als unsagbarem seelischen Schmerz, das ganze Spektakel mit eigenen Augen ansehen zu müssen. Selbst, wenn wir hier wieder heraus kamen und nie wieder in die Army zurück mussten, wusste ich, dass auch diese Erfahrung mich unweigerlich in das nächste tiefe Loch schubste, aus dem ich nicht mehr raus zu kommen vermochte. Vermutlich würde nicht einmal Faye selbst, die mir sonst immer zu innerer Ruhe und Seelenfrieden verhalf, die schlimme Art von Alpträumen fernhalten können, die mich sicher Monate oder gar Jahre verfolgen würden.
+ .Es kommt, wie es kommt - aber so, wie man es ruft. +
I seee, das ist nicht tollig. Die Nächste wird besser! Aber immerhin der Rücken.... :3 Mein Pferdchen ist nicht so gross, vielleicht so 1.60-1.65... Aber bis ich endlich wusste, wie ich mich anstellen soll und Gewicht verlagern und blahblah... Dauerte dann halb eben doch die 5 Stunden. XD Und ja, eigentlich ist vom Boden aufsteigen ja eh nicht optimal, aber trotzdem irgendwie wichtig, dass mans kann. xD ____________
Faye spürte ganz genau, dass ihr Rücken spätestens nach dem vierten Hieb aufriss. Was keine Überraschung sein sollte, da das Stahlkabel mit Absicht so konzipiert war, um Wunden dieser Art zu erreichen. Sonst wäre es nicht derart ausgefranst am Ende. Aber was nützte es ihr, dass die Verletzung vorhersehbar gewesen war, wenn sie doch so sehr wehtat?? Wenn ihr ganzer Rücken, ihr ganzer Körper in Flammen stand, während sich neue Striemen auf ihrer Haut bildeten, das Blut an neuen Stellen nach draussen drang und ihr zerrissenes Shirt durchnässte, obwohl sie es in diesem Moment am dringendsten brauchen würde. Ihre Schreie wurden leiser wie die Schmerzen zunahmen. Sie hatte aufgehört, zur Wand kriechen zu wollen, als sie das dritte Mal zurückgerissen worden war und die Kraft gar nicht mehr reichte, um ihre Beine überhaupt vom Boden abzustossen. Die Brünette lag fast flach auf dem Bauch, die Arme noch immer schützend um ihren Kopf gelegt, während sie schluchzte und wimmerte, obwohl die Tränen nur noch zähflüssig auf den Boden tropften. Ihr Hals kratzte vor Trockenheit und weil sie so viel geschrien hatte, könnte sie die Zunge nicht mal mehr heben, wenn sie dies wollte. Alles brannte, sie lag im Feuer. Sie hörte Victors Flehen, seine Bitten. Und sie wusste, dass sie ihn kaputt machte. Selbst wenn sie das hier durch ein Wunder überleben sollten, hatte seine Liebe zu ihr ihn zerstört. Sie wäre nicht mehr seine Rettung, wie er das so oft so gerne beteuert hatte, sondern sein absoluter Untergang. Und alles, was sie von Anfang an gewusst hatten, von wegen wie schlecht es war, sich ausgerechnet in der Army zu verlieben, wie gefährlich, dass einer von ihnen verletzt wurde, wie schrecklich, wenn jemand starb - all das würde sich erfüllen. Und sie wären beide zerstört. Sie wusste nicht, was mehr weh tat. Ihr Herz oder ihr Körper. Aber beide bemühten sich aufs Äusserste, um dieses Spiel, das Faye nie spielen wollte, zu gewinnen. Nach zehn Schlägen folgte eine Pause, die mehr als die obligaten fünf Sekunden anhielt. Gerade dann, als sie geglaubt hatte, nächstens in die pechschwarze aber irgendwie erlösende Bewusstlosigkeit abzudriften. Der Anführer hatte wieder gesprochen. Aber natürlich. Er machte das nicht zum ersten Mal. Er wusste ganz genau, wie viel ein Körper wie ihrer aushalten konnte, ohne ganz aufzugeben. Ohne in die rettende Ohnmacht zu fallen, die er ihr nicht gönnen wollte.. Jemand kam auf sie zu, beugte sich zu ihr runter. Faye konnte nur die Augen nicht öffnen, weil die Lider den Kampf gegen die Schwerkraft verloren hatten. Er riss ihr Shirt nach oben, betrachtete das blutige Etwas, welcher der Stahl hinterlassen hatte. Dann zog er ihre Hände von den Ohren, drückte seine Finger auf das Brandmal an ihrem Kinn. "Du sollst mich anschauen. Ich habs dir schon mal gesagt", forderte er kalt, wartete darauf, dass sie unter der grössten Anstrengung und mit einem schmerzerfüllten Stöhnen ihre Augen ein paar Millimeter öffnete. Die verlorenen, riesengrossen Pupillen suchten einen Moment desorientiert nach ihrem Ziel, ehe sie auf dem Gesicht des Anführers kleben blieben. Dieser betrachtete sie durchdringend, sie und sein verschmiertes, getrocknetes Blut auf ihrer geröteten Wange. "Wo planen eure Freunde die nächsten Angriffe, Miss Cooper?", fragte er leise, liess sie nicht aus den Augen. Aber wenn Faye die Frage verstanden hätte, könnte sie trotzdem nicht antworten. Und das liess sie ihn nun auch wissen. Weil keine Antwort nicht in Frage kam und ihr was anderes nicht zu Sagen einfiel. "Ich... weiss... es... nicht...", hauchte sie stockend, schien jedes Wort mit unendlich viel Mühe zu formen. Hatte er das nicht schon gewusst?? Aber der Anführer liess mit einem zornigen, todbringenden Funkeln wieder von ihr ab und sie konnte mit ihrem verschleierten Blick nur noch seinen Füssen - dem Einzigen, was sie noch sah, seit ihr Kopf wieder auf den Boden geknallt war - folgen. Er ging zur Tür. Was sie beinahe erleichtert wieder die Augen hätte schliessen lassen. Aber er blieb nicht draussen, ging stattdessen weiter zu Victor. Und das wiederum liess Fayes flache Atmung wieder panischer werden. Sie versuchte irgendwie, sich zur Tür oder auch nur zum Gitter zu bewegen. Aber es ging nicht, keinen Millimeter. Und so blieb sie einfach panisch liegen. Und zitterte und schluchzte.
Sie hatte nicht wirklich erwartet, dass er so leicht von seinem ursprünglichen Plan, selber alleine rein zu gehen, abzubringen war. Aber trotzdem tat sie sich auch beim zweiten Mal relativ schwer damit, den Vorschlag und die Wahrheit hinter seinen Worten als solche zu akzeptieren. Ja, er war stärker. Ja, er konnte die beiden schneller nach draussen befördern. Ja, seine Idee war sicher besser als ihre. Aber sie hatte immer Mühe, wenn es darum ging, das Wohl ihrer Schwester jemand anderem anzuvertrauen. Dabei ging es auch überhaupt nicht um Mitch sondern schlicht um die Tatsache, dass es ihre einzige Schwester war. Dass sie sie nicht verlieren konnte. Und darum nickte sie dann sehr langsam. Weil sie sie eben nicht verlieren konnte. Weil das die beste Option war. Weil Mitch sie rausholen würde. "Okay... einverstanden. Aber wenn ich Geräusche von drinnen höre, Schüsse oder Schreie... Dann werde ich nicht draussen warten können, bis ihr alle tot seid", stellte sie noch leise klar. Es war zwar fraglich, inwiefern man solche Geräusche draussen überhaupt noch hörte - je nach dem, wie tief im Hügel ihre Gefangenen steckten - aber wenn sie etwas vernahm, würde sie ihm hinterher. Und jetzt sollte sie aufhören, darüber nachzudenken, weil ihr sonst nur immer mehr die Ausmasse von Mitch's Solomission klar wurden. Dass er noch nie drin gewesen war, erstmal die richtigen Gänge runter gehen musste, weil er im Inneren des Hügels kaum Wegweiser finden dürfte. Dass er jeglichen entgegenkommenden Kämpfern aus dem Weg gehen oder diese unauffällig ausschalten musste. Dass er die Schlüssel zu den Türen, hinter denen Faye und Victor höchstwahrscheinlich gesperrt waren, noch suchen und finden musste. Dass er beide befreien und in absoluter Stille nach draussen führen musste - erneut, ohne gesehen zu werden. Gott sie durfte nicht daran denken, es war so gefährlich, die Chancen auf ein Gelingen so klein! Aryana schloss und öffnete immer wieder ihre zitternden Fäuste, versuchte so, sich irgendwie zu beruhigen, während sie noch immer sehr kontrolliert atmete. Also bei Einbruch der Dunkelheit. "Wir müssen bis dahin noch Waffen holen, am besten mit Schalldämpfung... Und wir müssen einen Plan haben, wie wir hier rauskommen, ohne, dass Ragan Verdacht schöpft. Möglicherweise hat er schon jegliche Wachen dazu angewiesen, mich nicht nach draussen zu lassen, weil er längst gerochen hat, dass ich es versuchen werde... Und dann müssen wir uns überlegen, wo wir das Auto abstellen, von wo aus wir zu Fuss gehen und welchen Weg wir nehmen...", begann sie, eventuell mehr für sich selbst als für Mitch, das aufzuzählen, was sie in nächster Zukunft planen mussten.
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Wenns halt keine Frühschicht wäre... früh aufstehen ist ja nicht so meins XD Aber wenigstens ist der Feierabend dann am Mittag schon da C: Galopper sind auch nur selten größer, die allergrößten um 175, aber das ist seeeehr selten, die meisten sind auch eher zwischen 160 und 165. :D Aber können sollte mans spätestens dann, wenn man alleine ins Gelände geht, sonst muss man bei unverhofften Ereignissen zurücklaufen statt reiten <.< x'D Bei meinem Pony hab ich das Problem ja aber sowieso nicht weil sehr klein mit 125, da kannst mit bisschen Schwung einfach raufhüpfen. XD _________
All das Blut... mein eigenes anzusehen war für mich nicht schlimm, auch wenn die Wunde in meinem Bein alles andere als Wohlbefinden bei mir auslöste. Ich hatte mich schon mehrfach selbst verwundet gesehen, war den zahlreichen Narben an meinem Körper zur Folge mehr oder weniger daran gewöhnt. Konnte damit umgehen, ließ mich davon allein nicht beeinflussen. Aber Faye derartig zerschunden zu sehen war die Hölle. Noch viel mehr als das. Schlimmer als das hier konnte das Höllenfeuer, sofern es denn überhaupt existierte, nicht sein. Es gab Nichts, das den psychischen Schmerz übertreffen konnte, den sie mir mit der Folter an meinem mit Abstand liebsten Menschen antaten. Ich hatte zwar schon immer dazu geneigt, mich von einer Beziehung zu abhängig zu machen, aber das hier übertraf absolut Alles bisher Dagewesene. Also kniff ich die Augen ein weiteres Mal zusammen, als die Hiebe versiegten, erst einmal ihr Ende gefunden hatten. Das wurde sogleich mit einer flachen Hand an meinem Hinterkopf quittiert, was mich die Augen unter verkrampftem Gesichtsausdruck wieder aufreißen ließ. Ich hatte wirklich das Gefühl, gleich kotzen zu müssen, weil mir während der ganzen Prozedur allmählich speiübel geworden war. Wieder fragte er - und wieder bekam er keine Antwort darauf. Wie auch? Wir wussten beide nicht, wonach er uns fragte. Aber er schien dennoch endlich von Faye abzulassen, wenn auch nicht ohne ihr noch einen letzten Dämpfer zu verpassen, indem ihr Kopf unsanft wieder zu Boden ging. Für einen kurzen Moment hoffte ich, dass er erst einmal genug von seinen psychotischen Machenschaften hatte und uns für ein paar Minuten in Frieden ließ, aber dem schien nicht so. Das Messer verließ die Unterseite meines Kinns und weil der Halt weg war, kippte mein Kopf unweigerlich ein klein wenig nach vorne, während das Arschloch meine eigene Zelle betrat, noch immer den Hals nicht voll genug zu kriegen schien. Natürlich - wenn Faye Nichts wusste, hatte er nur noch eine andere Adresse, an dessen Haustür er hier unten klopfen konnte. Das war leider Gottes meine. Meine Lider flackerten wieder während ich den sichtlich gebrochenen Blick zu ihm anhob, als er mit wenigen Schritten wieder bei mir angekommen war. Noch beim letzten Schritt seinem Kumpanen das Messer abnahm und mir wieder unters Kinn hielt. Allerdings senkrecht nach oben, wobei sich die scharfe Spitze leicht in meine Haut bohrte. Ich hielt den Kopf mit aller Kraft alleine nach oben zu ihm gerichtet, um so wenig Schaden wie möglich davonzutragen, weil ich mir noch mehr offene Wunden ganz einfach nicht leisten konnte. "Na schön... wenn sie mir keine Antworten geben kann, wirst du das tun müssen. Sag mir also jetzt besser, was ich hören will, weil ich noch lange nicht fertig bin.", knurrte er mit funkelndem Blick zu mir runter, während er den Druck mit der Messerspitze noch ein wenig erhöhte. Aber ich schwieg weiterhin. Wenn ich ihm ebenfalls sagte, dass ich über jenes Wissen genauso wenig verfügte wie Faye, war das unser Todesurteil. Wenn ich ihn anlog und er das zeitnah herausfand, würde ebenfalls Alles ein Ende finden oder nur noch schlimmer werden. Schweigen war bis dato also nach wie vor meine beste Option. Nochmal drückte er die Spitze ein klein wenig weiter in die dünne Haut an der Unterseite meines Kiefers, weshalb ich den Kopf noch weiter in den Nacken zu legen versuchte, was mir angesichts der bereits aufgebrauchten Energiereserven sichtlich schwer fiel. "Falls du bis dahin noch lebst, hast du bis zum Morgengrauen Zeit, es dir anders zu überlegen. Andernfalls werde ich mir deine hübsche kleine Freundin...", er positionierte das Messer um, schob mir den Kopf mit der flachen Klinge zur Seite, damit ich wieder in Richtung der anderen Zelle sah. Kam dann weiter zu mir runter, war mit seinem stinkenden Atem ekelhaft nahe an meinem Ohr, wobei er aber nicht merklich leiser weiter sprach. "...zu eigen machen. Sie nehmen, wie es sich für eine unbrauchbare Schlampe wie sie gehört... und ich werde mir Zeit dabei lassen, damit ihr beide jede einzelne Sekunde davon so richtig genießen könnt.", schob er uns ganz offiziell seine nächste Drohung zu, die meinen Blick kurzzeitig aufklaren ließ. Das konnte er nicht, durfte er nicht... mal ganz davon abgesehen, dass ich nicht wusste, ob ich bis dahin durchhielt. Aber ich wusste, dass ich nicht anders können würde, als ihm eine noch so erfundene Antwort zu geben, sollte dieser Fall wirklich eintreffen. Das hier brachte mich gefühlt schon um und ich könnte es in keinem Fall ertragen mit anzusehen, wie Faye vergewaltigt wurde. Zum Abschied trat das Arschloch mir noch einmal gegen das Bein, was mich ein paar Sekunden lang vor mich hin keuchen ließ, während er dazu ansetzte meine Zelle zu verlassen und seinen Handlangern dabei noch etwas Arabisches befahl. Während ich den Kopf mit vollkommen leerem und zugleich tobendem Inhalt wieder nach vorne hatte sinken lassen, griff der Prügelknabe in Fayes Zelle nach dem Verbandskasten und schloss erstere im Anschluss daran ab. Dann kam er aber zu mir und legte mir, was ich nur durch den deshalb wieder verstärkt einsetzenden Schmerz mitbekam, einen extrem spärlichen Verband ans Bein, der die Wunde geringfügig abdeckte und zusammenhielt. Professionelle Versorgung sah ganz sicher anders aus, aber das verschaffte mir vielleicht eine Stunde mehr Zeit, wenn es drauf ankam. Wenn ich bis morgen früh verblutet war, konnte ich schließlich nicht reden und auch nicht mehr an seiner Folter teilhaben.
Ich war froh darüber, dass Aryana hinsichtlich der Rollenverteilung Einsicht zeigte. Dass sie wohl kaum mehr oder weniger untätig draußen herumsitzen würde, wenn die Situation im Inneren hörbar heikel wurde, war dabei auch gar nicht zu erwarten. Konnte man auch schlicht nicht von ihr verlangen, wenn sie doch stets das Wissen hatte, dass ihre Schwester bei jener Eskalation zu Grunde gehen konnte. Deshalb nickte ich das auch nur noch zufrieden mit dem Ausgang dieser Angelegenheit ab, hatte dazu nicht mehr wirklich Etwas zu sagen. Dann jedoch sprach Aryana einen gewaltigen Haken an unserer Mission an, über den ich bisher nicht nachgedacht hatte. Ragan war nicht blöd und kannte den Sergeant inzwischen mit Sicherheit gut genug um zu wissen, dass sie bei ihrer Schwester keine halben Sachen machte, zumal es auch einfach gut möglich war, dass die Diskussion darüber vorhin im Büro schon ein wenig eskaliert war. Das war ein nicht ganz irrelevantes Problem, weshalb ich deshalb sofort fieberhaft nachzudenken begann. Waffen zu bekommen war nicht so schwer, aber das Tor ließ sich nur mittels der Konsole auf dem Wachposten direkt darüber öffnen... der Wachposten! Wenn ich mich nicht täuschte, stand Jetman heute da oben herum und langweilte sich damit, die triste Umgebung im Auge zu behalten. Er war nicht ganz so ein begnadeter Sniper wie ich, aber auch gut darin, weshalb er des öfteren dazu verdonnert wurde. "Ich glaube Jetman sitzt heute über dem Tor. Vielleicht kann ich ihn überzeugen, mir zu helfen... wenn Ragan wirklich alle auf den Wachposten alarmiert haben sollte, kommen wir wohl sowieso nicht ganz unbemerkt raus... wir müssten nur durch sein, bevor Jemand merkt, dass du mit von der Partie bist, dich für die ersten paar hundert Meter im Fußraum verstauen, oder so...", unterbreitete ich nachdenklich vor mich hin murmelnd einen sehr spontanen Einfall, der nur bedingt makellos war. Wenn Jetman sich dagegen entschied, kamen wir vermutlich gar nicht raus. Aber ich glaubte nicht, dass er so kalt sein konnte. Er hatte selber Familie, die er mit allen Mitteln beschützen würde. Wusste, wie sehr ich in den letzten Tagen mit mir selbst gerungen und ihn deshalb von mir weggestoßen hatte. Wusste dabei auch, dass Irgendetwas nicht stimmte und hatte dennoch versucht, mir in seiner Unwissenheit irgendwie wieder auf die Beine zu helfen, obwohl ich ihn mehrfach angeschnauzt hatte. Er war, auch wenn er äußerlich ein uncharmanter, direkter Kerl sein konnte - ähnlich wie ich, nur weniger schlimm -, wirklich einer der charakterlich makellosesten Menschen, die mir je vor die Augen gekommen waren. Immer versuchte er das Richtige zu tun und er würde das sicher auch dieses Mal, obwohl das eine sehr große Bitte meinerseits wäre. Wenn ich ihm dafür einen kleinen Teil der Wahrheit auftischen und mich verletzlich zeigen musste, war es mir das wert. "Und vielleicht sollte ich auf dem Rückweg noch einen Abstecher ins Sanitäterzelt machen... Morphium besorgen, nur für den Fall, dass...", vollendete ich diesen Satz nicht ganz, weil ich Aryana nun wirklich nicht unter die Nase reiben wollte, dass die beiden armen Seelen womöglich übel zugerichtet waren, wenn ich sie aufsammelte. In jenem Fall wäre es einfacher sie für den Rückweg im Schmerzempfinden zu betäuben, damit sie sich besser fortbewegen konnten und der Schmerz ihnen dabei nicht im Weg stand. Es gab kleine, sehr kompakte Einwegkanülen, die sich gut in einer der Seitentaschen meiner Hose verstauen lassen würden. Ich würde wohl dennoch vier und nicht zwei mitnehmen, um alle Eventualitäten abzudecken. Den Arzt bekam ich schon klein geredet falls er sich gerade dort aufhielt, er war sicher mein geringstes Problem. Immerhin war ich von uns beiden der Wahnsinnige, der noch immer sein Maschinengewehr mit sich herum schleppte. "Was den Anfahrtsweg angeht, hab' ich vielleicht schon eine Idee...", grübelte ich weiter vor mich hin. Ich hatte das Terrain dort noch ziemlich gut im Kopf, immerhin hatte ich es mir etliche Stunden lang ansehen und einprägen müssen. Zwar war ich nie direkt am Lager gewesen und konnte es nicht mit hundertprozentiger Sicherheit sagen, aber es müsste grob geschätzt etwa dreihundert Meter vom Eingang entfernt eine Felskante geben, hinter der das Fahrzeug kaum einsehbar sein dürfte. Wenn wir die letzten Meter mit wenig Gas am Pedal angingen, dürfte der Wagen auch nicht gehört werden. Hoffte ich jedenfalls. Einen viel weiteren Weg konnten wir uns mit zwei Invaliden nämlich nicht wirklich leisten.
+ .Es kommt, wie es kommt - aber so, wie man es ruft. +
Ja das ist dann halt schade aber wie du schon sagtest - immerhin früh Feierabend! Eben - spätestens wenn ich jemals ausreiten darf, dann sollte ich das können. Und darum bin ich froh, hab ichs jetzt mal geschafft. x'D 1.25 macht das Ganze sicher einfacher, ja... xD _______
Auch wenn sie kaum noch die Augen offen halten konnte, blieb ihr nichts anderes übrig, als den Schritten mit ihrem Blick zu folgen. Er ging zu Victor... Warum machte er das?! Er durfte ihn nicht töten! War das, weil sie zugegeben hatte, die Antwort nicht zu kennen? Wollte er ihn jetzt dafür bestrafen, dass sie nichts wusste?? Sie würde nachdenken, sich nochmal alles durch den Kopf gehen lassen, irgendwas suchen, das seinen Informationshunger stillen würde... Sicher gab es etwas, das sie wusste und er nicht, irgendwas, womit sie Victor noch etwas Zeit verschaffen konnte! Aber sie konnte weder denken noch sprechen, kämpfte sich nur mit absolut letzter Kraft und viel zu langsam ans Gitter. Legte ihre Finger um die Stäbe und hob den Kopf gerade so weit, dass sie mitbekam, wie wieder ein Messer unter Victors Kinn platziert wurde. Viel zu nah. Eine falsche Bewegung und er war tot. Und sie kroch hier auf dem Boden herum und konnte nichts tun, ausser in ihrem Delirium vollkommen panisch in seine Richtung zu blicken, dabei komplett unverständliche, sehr leise Laute von sich zu geben, die wahrscheinlich irgendwas in Richtung Nein und Bitte nicht bedeuteten. Sie wusste nichtmal selber, was sie sagen wollte. Nur, dass es aufhörte. Der Anführer redete. Sie glaubte, einen Teil der Worte zu verstehen. Aber ganz sicher war sie sich auch nicht, es dauerte so lange, bis ihr Gehirn zwei Geräusche zu einem Wort verband... Victor blickte zu ihr, als das Messer es ihm befahl. Da waren viele Worte. Offensichtlich eine Drohung. Und seine Augen weiteten sich. Und sie verstand es nicht, brauchte viele, lange Sekunden, bis sie aus den Geräuschen einen Satz in ihrem Kopf gebildet hatte. Einen Satz, der sie sofort den Blick abwenden liess, ihre Schläfe wieder auf den Boden drückte und die rechte Hand schützend um ihren Kopf legte. Sie wollte ihn nicht mehr hören, wann ging er endlich weg? Er, mit seinen hässlichen Worten, seinen Fragen, seinen Drohungen, den Beleidigungen und der Ungeduld in seinem Blick. Wann machte der Teufel Feierabend, überliess sie endlich sich selbst, weil es doch ganz offensichtlich war, dass sie beide völlig fertig waren? Scheinbar jetzt. Sie bekam es nur nicht direkt mit, weil ihre Lider wieder von aller Kraft verlassen zugefallen waren. Auch, dass jemand bei ihr in der Zelle war, ging stumm an ihr vorbei. Sie konnte den Kopf nicht mehr heben, konnte nicht mehr denken, nicht mehr funktionieren. Nicht, nachdem die Drohung sie endgültig jegliche Hoffnung hatte begraben lassen. Nicht mit dem Wissen, dass morgen noch schlimmer werden würde als heute, wenn sie beide bis dahin noch lebten. Es wurde still. So still, dass alles, was noch zu hören war, ihr unregelmässiger Atem war. Die stummen Tränen auf ihren Wangen, die eindeutig langsam ein Ende nahmen, weil das Wasser dafür auszugehen schien. So still, dass sie sich plötzlich fürchtete, ganz alleine zu sein. Darum drehte sie den Kopf, kämpfte die Augen nochmal auf... Aber Victor war noch da. Er, alleine, in seiner Zelle. Sie hatten seine Fesseln nicht gelöst. Da war ein unsinniger Verband um sein Bein. Eine Pfütze mit langsam trocknendem Blut auf dem Boden unter dem Stuhl. Blut an seinem Hals. Blut auf seinen Kleidern. Ihre Finger streckten sich durch die Gitterstäbe. Aber er war zu weit weg, weshalb ihre Hand einfach verloren dort liegen blieb. Wieso er..?
Er liess gerade eines ihrer Probleme ums andere aussehen, als hätte er nur auf diese Bedenken gewartet.. Aber es war ihr lieber so, als wenn sie jetzt ewig über passende Lösungen nachdenken müssten. Natürlich. Denn sie war gedanklich noch immer eher am Anschlag. Auch wenn sie sich darum bemühte, es nicht so sein zu lassen. Sie konnte einfach so schlecht denken, jetzt, wo es am Wichtigsten wäre. Und sie war wirklich dankbar dafür, dass Mitch hier bei ihr war und die Planung übernahm, die sie ganz offensichtlich alleine nicht hinkriegte. In diesem Moment war ihr alles egal, was er je getan hatte. All die Schandtaten, wegen denen sie ihn die letzten Tage über kaum mehr hatte ansehen können. Sie waren egal, wenn er ihr nur dabei half, ihre Schwester zurück zu bekommen. Wenn sie nur ihre Faye wieder bekam. Wenn sie nicht den Tod ihrer Schwester auf ihrem Konto verbuchen musste. So viele Tote, die sie mit zu verschulden hatte... Jeder davon tat weh. Aber Faye... es würde sie umbringen. Entweder würde sie dafür sorgen, dass sie selber sehr bald das Zeitliche segnete oder sie würde wie eine Wahnsinnige die Rache suchen, die sie nicht heilen würde. Sie würde jeden töten, der mit dem IS in Verbindung stand und dabei selber langsam sterben, bis nichts mehr von ihr übrig blieb. Bis sie einmal zu viel wagte und erschossen oder gefangen wurde und die Strafe erfuhr, die sie verdiente. Aryana nickte auf den Vorschlag mit Jetman. Falls das wirklich so war, hatten sie sehr viel Glück an diesem unglücksgeprägten Tag. Sie konnte es nur hoffen, weil sie nicht wusste, wie sie sonst nach draussen sollten... Auch die Sache mit dem Morphium machte Sinn, wenn Aryana auch lieber nicht daran denken wollte. Es lagen zu viele Stunden zwischen dem Moment, in dem die beiden entführt worden waren und dem Abend, an dem sie sie befreien würden. Zu viele Stunden, als dass sie diese einfach unbeschadet irgendwo in einer Zelle verbracht haben dürften. Sie wollte sich nicht vorstellen, was inzwischen alles passiert sein könnte... Aber es war viel. Viel Grausames. "Okay... Ich... ich werde mich um die Waffen kümmern. Und ein Auto bereit machen... Und Ragan fragen, wie weit seine Spezialeinheit mittlerweile ist. Er wird es mir kaum sagen können, aber vielleicht stärke ich damit seinen Glauben daran, dass ich tatsächlich auf irgendwelche Fremden setze, wenns ums Leben meiner Schwester geht...", gab sie Mitch ihre weiteren Ziele bekannt, zögerte einen Moment, bevor sie sich zum Gehen wandte. "Und... danke. Dass du hilfst... Ich werde das nicht vergessen...", murmelte sie noch in seine Richtung, blickte ihn dabei einen Augenblick lang an. Aber noch mussten sie dafür sorgen, dass irgendwas davon auch wirklich funktionierte. Und darum wandte sie sich dann endgültig ab und ging, um dem nachzukommen, was sie eben aufgelistet hatte.
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Kleiner aber feiner Vorteil an der Frühschicht, jep :D Jaaa ist halt doch unabdingbar xD
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Ich wusste unter all dem Schmerz und den schlimmen Vorahnungen schon gar nicht mehr, was ich noch fühlen oder denken sollte. Ich fühlte mich schon so furchtbar tot. Als gäbe es Nichts, was ich überhaupt noch fühlen sollte, weil ich ohnehin hoffnungslos verloren war und das nicht einmal allein. Wenn ich all das nur wenigstens allein ertragen müsste und nicht im Beisein von Faye, die es morgen nur noch härter treffen würde, wenn ich es nicht irgendwie verhindern konnte. Bis dahin überhaupt noch am Leben war und etwas daran ändern konnte. Unnützer Verband hin oder her, die Chancen waren nicht besonders rosig. Ich hatte schon jetzt viel Blut verloren, die Wunde war weder desinfiziert noch anderweitig gesäubert und einer der Knechte hatte mir auch noch seine dreckigen Finger rein gebohrt. Der Tod war im Grunde schon zum Greifen nahe, das Adrenalin war aus meinem Körper raus und der Schmerz schien mich nur mehr dumpf zu betäuben. Mich von der Außenwelt ein Stück weit abzuschirmen, weil mein Körper mit sich selbst schon mehr als genug um die Ohren hatte. Kaum mehr anders konnte, als sich nur noch auf sich selbst zu fokussieren, um die Verletzungen auf Biegen und Brechen nur irgendwie bei Bewusstsein weiter auszuhalten. Aber letzteres schwand immer mehr und die Lider wurden schwerer und schwerer. Deshalb schloss ich sie für einige Sekunden lang, versuchte damit die notwendige Kraft zu mobilisieren, um gut fünf Minuten später zu Faye zu sehen. Den Kopf mühselig in ihre Richtung zu drehen, während wir endlich allein zu sein schienen. Natürlich war einer der Knechte unweit der Zellen als Wachposten aufgestellt - falls ich es mir anders überlegte nahm ich an, weil flüchten war bei uns beiden aus eigenen Zügen überhaupt keine Option mehr, bei verschlossenen Zellentüren noch weniger -, aber es sagte uns wenigstens Niemand mehr, was wir zu tun oder zu lassen hatten. Sie gönnten uns die langersehnte Pause von der unbarmherzigen Folter, in der wir aber wohl Nichts als weiter vor uns hin leiden tun würden. Faye war inzwischen mühsam ans Gitter gekrabbelt, was mich mit einem weiteren wehleidigen Blick reagieren ließ. Die zahlreichen Einschnitte der Peitsche waren nicht zu übersehen und das Stechen in meiner Brust vermochte gar nicht mehr aufzuhören. Wenn ich wenigstens ihre Hand halten könnte... mit letzter Kraft über ihren Handrücken streicheln könnte, obwohl sie das sicher auch nur wenig beruhigen würde. Aber es wäre besser als Nichts, besser als hier in der Mitte der Zelle ausharren und sie so sehen zu müssen. Wenigstens könnte ich sie dann spüren. Ihr zeigen, dass ich da war und sie nicht alleine lassen würde, so lange wie es in meiner hier drin stark begrenzten Macht stand. "Ich werde... das... nicht... zulassen, Faye.", beteuerte ich der Brünetten auf der anderen Seite des Gitters mit kratzige, gebrochener Stimme, dass ich tunlichst zu vermeiden versuchen würde, dass er ihr noch ein weiteres Mal Schaden zufügte. Sie damit noch endgültig kaputt machen würde, wenn sie es nicht längst schon war. Die schlanke junge Frau sah kaum besser aus, als ich selbst.
Auch mit meinem Vorschlag hinsichtlich des Tores schien Aryana einverstanden zu sein. Es war auch die einzige Chance, die ich dahingehend momentan für uns sah. Mehr Optionen gab es zumindest auf den ersten Blick nicht, mir fiel jedenfalls keine mehr ein. Das Morphium war auch abgesegnet - alles Andere würde mich auch wundern, wollte sie ihrer kleinen Schwester im Fall der Fälle doch sicher so viel Leid wie nur möglich ersparen - und die Brünette gab an, sich während meiner Absprache mit Jetman um die Waffen zu kümmern. Auch das zwingend erforderliche Fahrzeug startklar zu machen und für ein klein wenig mehr Deckung seitens Ragans Misstrauen zu sorgen, was nicht verkehrt sein konnte. Sofern er es ihr eben abkaufte, aber Aryana würde das schon hinkriegen. Immerhin hing ein wichtiger Bestandteil ihres Lebens davon ab. Statt sich jedoch gleich abzuwenden, ließ sie mir noch ein paar weitere Worte zukommen. Worte, die sie nicht hätte sagen müssen. Wenn es um Freunde ging, Menschen, die mir etwas bedeuteten, dann ging ich für jene gerne durchs Feuer. War fast bedingungslos loyal, zu Allem bereit. In diesem Fall wollte ich mir womöglich zwar auch selbst beweisen, dass ich besser sein konnte als das, was ich ehemaligen Kollegen in meinem blinden, kaputten Egoismus angetan hatte... aber ich tat es auch für Aryana. Dafür, dass sie mir vielleicht irgendwann wieder richtig vertrauen konnte, wenn ein wenig Gras über die Sache gewachsen war und wir die Sache überhaupt erst einmal überstanden. Dafür, dass sie ihre Schwester wieder in die Arme schließen und dann für immer von hier wegschicken konnte. Ich verdeutlichte ihr das lediglich mit einem aufrichtigen Lächeln und nickte ein klein wenig, bevor sie sich endgültig abwandte und zur Tat schritt. Gleiches galt nun auch für mich. Ich ging bis zum Wachturm an der hohen Mauer des Camps entlang, bis schließlich die Metallleiter nach oben vor mir lag. Noch ein etwas tieferes Durchatmen folgte, danach erklomm ich die Stufen und war heilfroh darüber, wirklich meinen guten Freund an der Konsole auf dem Stuhl herumsitzen zu sehen. Er zog bei meinem Anblick sogleich die Augenbraue nach oben und musterte mich skeptisch. "Was willst du, Mitch?", ahnte er bereits, dass ich nicht grundlos her gekommen war. Er war eben nicht dumm. Ich seufzte leise, als ich relativ dicht bei ihm stand und fing dann an zu reden. Begann mit einer ehrlichen Entschuldigung dafür, dass ich in den letzten Tagen so ein unsagbar abstoßendes Arschloch gewesen war und er natürlich Nichts dafür konnte, meine Laune nur abbekommen hatte - wie so oft. Aber er nickte nur, sagte sonst Nichts mehr dazu. Also erläuterte ich ihm, dass ich Mist gebaut hatte. Nicht so, dass er wusste worum es dabei genau ging, nur dass es mir zum Verhängnis wurde und ich möglicherweise dafür in den Knast wandern könnte. Dass ich nicht wusste wo mir der Kopf stand, weil auch Aryana sich deshalb von mir abwendete und ich vielleicht eine winzige Chance hätte, es irgendwie ansatzweise wieder gut zu machen und den eigenen Kopf aus der Schlinge zu ziehen, wenn ich dem Sergeant jetzt mit ihrer Schwester half, die bei dem gekenterten Konvoi dabei gewesen und gefangen genommen worden war. Dass Ragan keinen Finger krumm machte und die Chancen auf Fayes und Victors Überleben damit stetig weiter sanken, wenn jetzt keiner handelte. "Ragan wird dir sicher schon Anderes angeordnet haben... aber bitte, Jetman... mach uns das Tor auf. Wenn du's nicht für mich tust, dann tu es für Aryana... sie hat außer Faye Niemanden mehr. Sie bedeutet ihr Alles.", schloss ich nach ein paar Minuten schließlich mit der langen Ansprache an meinen besten Freund ab, der sich daraufhin tief seufzend über die Augen rieb. "Weißt du, worum du mich gerade bittest?", schob er mir erstmal eine Gegenfrage zu und als er mich dann wieder ansah, nickte ich langsam. Ich wusste, wie viel das verlangt war und er rang sichtlich mit sich selbst. "Na gut, meinetwegen... aber du schuldest mir was.", lenkte er schließlich nach einer weiteren Minuten der Stille ein und stand dabei langsam von seinem Stuhl auf. "Danke, man.", fiel ich ihn mit einer kurzen, lockeren Umarmung an. Machte ich sehr selten sowas, aber gerade schien es angebracht. "Komm wenigstens in einem Stück zurück, damit ich dir danach eine verpassen kann.", gab er mir noch ein paar letzte, ironische Worte mit einem Schulterklopfer auf den Weg, die ich mit einem leichten Grinsen abnickte. "Ich geb dir ein Handzeichen.", lies ich Jetman noch wissen, bevor ich auch schon auf dem Weg nach unten war. Die erste Hürde schien genommen, jetzt wartete noch das Morphium auf mich. In zügigen Schritten steuerte ich das Zelt für Verletzte an und es war zu meinem Glück nicht viel los. Nur zwei der vier Verletzten von vorhin waren augenscheinlich noch zur Beobachtung hier, vom Arzt selbst gerade aber keine Spur. Also ging ich weiter nach hinten durch, wo die Medikamente in Schränken verstaut waren. Ein Teil der Schubladen war abgeschlossen, also klapperte ich zuerst die offenen ab. Ich war mir fast sicher, dass auch die Schublade mit den starken Schmerzmitteln abgesperrt sein sollte - war sie aber nicht. Noch ein kleiner Lichtstreif am Horizont, der gerade so schrecklich düster wirkte. Also packte ich besagte vier Kanülen des Morphins kurzerhand ein, bevor ich mich auf den Rückweg machte und beim Verlassen des Zeltes fast mit dem Arzt zusammenstieß, der von wo auch immer zurück kam. Ich ließ ihm ein beiläufiges "Sorry.", zukommen, spürte auch seinen Blick noch im Rücken, setzte meinen Weg aber unbeirrt in Richtung der Fahrzeuge fort. Noch währenddessen begann ich mir den Kopf darüber zu zerbrechen, wie wir den Hinweg zum Ort des Grauens bestmöglich unbemerkt angehen konnten.
+ .Es kommt, wie es kommt - aber so, wie man es ruft. +
Da auf dem Rücken liegen keine Option war, blieb ihr nicht viel anderes übrig, als die ganze Zeit den Kopf zu heben, um Victor wenigstens irgendwie anschauen zu können. Aber ihre Muskeln zitterten schon nach ein paar Sekunden in dieser Position, weshalb sie ihre Schläfe wieder auf den lehmigen, dreckigen Boden sinken liess. Sie versuchte ein letztes Mal, sich ein Bisschen zu bewegen, so, dass sie fast parallel zum Gitter lag, ihn also auch mit abgelegtem Kopf noch durch die minimal geöffneten Augen sehen konnte. Ihre Hand lag noch immer verloren in seiner Zelle, da, wo sie sie vorhin abgelegt hatte. Sie wollte sie nicht zurückziehen, wollte nicht akzeptieren, dass sie ihn nicht berühren konnte, dass sie seine Nähe... möglicherweise nie wieder spürte. Nein, dieser kurze Gedanke alleine liess ihre flache Atmung wieder unruhig, panisch werden. Er durfte nicht sterben. Sie beide nicht. Es würde sicher jemand kommen... Faye wusste ganz genau, dass ihre Schwester da draussen den Verstand verlor - nichts auf dieser Welt unversucht lassen würde, um sie hier raus zu holen. Jemand würde kommen. Hoffentlich nicht Aryana. Aber wahrscheinlich Aryana. Und eigentlich war dieser Gedanke höchst beunruhigend, eigentlich hatte sie Angst davor. Denn die Gefahr, dass, wer auch immer kommen mochte, dabei geschnappt wurde und dem gleichen Schicksal erlag wie sie beide, war immens. Nur konnte Faye gar nicht mehr so weit denken. Alles, was sie sah, war Victor, der langsam verblutete, langsam starb, langsam zwischen ihren Fingern verrann, unaufhaltsam wie Sandkörner. Und alles, was sie sich gewünscht hatten, alles was sie sich erträumt hatten, das kleine Büchlein mit den vielen Dingen, die sie zusammen erleben wollten, wenn sie wieder zu Hause waren... Alles wäre umsonst. Die Kinder, die hätten sein sollen. Das kleine Haus. Die Ausflüge ans Meer. In den Wald. In ferne Länder. Auf einsame Inseln. Alles was auf sie gewartet hatte... es würde nie sein. Sie hörte seine Worte. Sie wusste, dass er sich genauso vor dem Mann fürchtete wie sie. Aber trotz allem war das nicht ihr grösstes Problem. "Vergiss... das...", hauchte sie erst einige Minuten später, als sie es endlich schaffte, die Lippen und die betäubte Zunge zu bewegen. "Du... musst leben... Das ist wichtiger... Denk... an all die Dinge... an alles... was wir... noch erleben müssen... du darfst nicht... sterben...", es brachte ihr nichts, wenn er verhinderte, dass der grausame Mann seine Finger auf ihre Haut legte - nur damit sie stattdessen Victor folterten. Er hatte mehr Blut verloren als sie, auch wenn ihr Rücken rot und feucht war unter dem durchtränkten, zerrissenen, einst hellbraunen Shirt. Klar, ihre Wunden konnten sich genauso infizieren wie seine. Aber trotzdem machte sie sich mehr Sorgen um ihn. "Bitte... bleib bei mir...", er war doch alles, was sie brauchte.
Aryana putzte sich erst einmal geflissentlich die Tränen aus dem Gesicht, weil sie nicht wollte, dass mehr Leute als unbedingt nötig mitbekamen, wie zerstört sie gerade wirklich war, welcher Sturm in ihrem Inneren wütete, den sie mit keinem ausser Mitch teilen konnte. Sie wünschte, sie wäre nicht so abhängig von ihm. Wünschte, jemand anderes könnte ihr auch helfen. Nein, das war falsch. Sie wünschte sich einfach, nie erfahren zu haben, was er ihr letzte Woche gesagt hatte. Weil sie dann nicht so verwirrt wäre, weil sie dann nicht überhaupt keine Ahnung mehr hätte, mit wem sie überhaupt sprach, obwohl sie vorher geglaubt hatte, ihn mittlerweile doch sehr gut zu kennen. Aber sie konnte jetzt auch nicht darüber nachdenken, musste sich all die Überlegungen zu Mitch und seinem Charakter, bei dem sie überhaupt nicht mehr durchblickte, für später aufheben, während sie sich daran machte, die passenden Waffen aus der Kammer zu besorgen. Wie angesprochen mit Schalldämpfer, nur für den Fall, dass sie wirklich schiessen mussten. Es wäre ja besser, wenn es nie dazu kommen würde. Denn wenn doch, blieb dann nur noch laufen - sehr schnell fliehen. Sie wären immerhin bitterböse in der Unterzahl, überall, dort wo sie hinwollten. Als sie sich darum gekümmert hatte, auch noch gleich das ein oder andere Messer unter ihren Kleidern hatte verschwinden lassen, für den Fall, dass es richtig kritisch wurde, ging sie zu den Autos. Sie verstaute die Waffen schon mal sicher auf dem Rücksitz einer der hinteren Wägen, den heute ganz sicher keiner mehr brauchen würde. Bis auf sie eben. Dann kontrollierte sie noch den Verbandkasten im Auto, füllte diesen gut auf mit allem, was möglicherweise von Nöten sein könnte. Sie hoffte nicht, wirklich was davon brauchen zu müssen. Aber es war immer besser, vorbereitet zu sein... Mit der Sicherheit, dass das Auto und die Waffen gut vorbereitet waren, ging sie schliesslich zum Büro des Lieutenants. Er versicherte ihr genau das, was sie schon gewusst hatte. Die Leute seien dran. Ragan konnte ihr nicht mehr sagen, als dass sie dem internen System selber entnehmen konnte. Die Mission war eingeloggt, mit einem grünen Licht, welches darauf hinwies, dass sie lief. Aber da war noch kein Status. Die Sondereinheit konnte also überall sein - im Camp bei einem Briefing, in einem Helikopter bei einer Beobachtung über den Hügeln, im Auto auf dem Weg zur Tat... Man wusste es nicht. Und sie verliess das Büro mit der dringlichen Bitte, dass er ihr jegliche Neuigkeiten bitte sofort überbringen sollte. Was er natürlich bejahte. Und Aryana ging, auf einem Umweg zu den Autos. Denn langsam verschwand die Sonne hinter dem Horizont und ihnen lief die Zeit davon.
This is your life, it's do or die, the sun may never rise again, so be the light the vision. This is your life, it's slipping by, you try to run but fall again, you get back up that's living.
Wieder positionierte sich die Brünette unter wahrscheinlich größten Qualen um und allein dieser Anblick war Folter genug. Das wusste er. Wusste, wie sehr er uns damit zerstörte, dass er uns hier unserem gegenseitigen Leid aussetzte. Nicht nur unser eigenes, sondern auch das des Anderen mit empfinden mussten, weil unsere Beziehung zueinander strikt danach verlangte. Uns gar nichts anderes erlaubte, als unserer zweiten Hälfte all den Schmerz abnehmen und auf die eigene Kappe schreiben zu wollen. Faye schwieg noch eine ganze Weile lang, bevor sie letzten Endes auf meine Worte erwiderte. Aber das war nicht schlimm, weil ich für weitere Konversation ohnehin erst wieder Kraft sammeln musste. Tief durchatmete in der Hoffnung, dass mich mehr Sauerstoff in den Lungen länger unter den Lebenden weilen lassen würde. Wie eigentlich im Voraus zu erwarten war, half das aber nur sehr mäßig und meine Sicht blieb weiterhin recht schwummrig, nicht ganz klar. Sie reichte aber nach wie vor aus, um den Zustand der jungen Frau bestens einschätzen zu können.. Und sie bat mich allen Ernstes darum, mir all das anzusehen. Mir unter Umständen bei vollem Bewusstsein anzusehen, wie ein absolut abstoßender, sadistischer Mann mit ihr schlief. Schon der Hauch eines Gedankens daran, dass er das auch noch keineswegs sanft tun würde, ließ mich innerlich wieder zu weinen anfangen. Äußerlich nicht, waren doch schlicht und ergreifend einfach keine Tränen in meinem ausgelaugten, geschundenen Körper vorhanden. Ich musste den Gedanken daran, wie er irgendwo im Hintergrund auch noch vor sich hin stöhnte und sich weiter an unserem Leid ergötzte, schon im Keim ersticken, um mich nicht doch noch sofort zu übergeben, auch wenn sicher nicht viel mehr als blanke Magensäure hochkommen würde. Mir die Wunde wegen mangelnder Körperbeherrschung auch noch voll zu kotzen, wäre ganz sicher nicht vorteilhaft. "Ich weiß nicht... ob ich... das... kann.", redete ich unter Schmerzen stockend vor mich hin, die Stimme weiterhin recht dünn. Konnte ich das ertragen? Ich glaubte es wirklich nicht. Schon das, was uns bis hierhin widerfahren war, würde ich nie wieder aus meinen Gedanken löschen können. Wie sollte ich den Rest meines Lebens damit klar kommen, ihm Faye einfach so auszuliefern, indem ich Nichts tat? Natürlich wollte ich noch immer mein Leben mit der zierlichen Brünetten verbringen, sie für immer an meiner Seite wissen, absolut Alles mit ihr teilen. Aber ich wusste nicht, ob der Preis nicht einfach zu hoch war, um ihn wegstecken zu können. "Das... ist vielleicht... einfach... zu viel.", röchelte ich weiter, räusperte mich dann kraftlos mit wieder gesenktem Kopf, weil mir die Worte beinahe einfach im Hals stecken geblieben wären, die Kraft in den Muskeln mir erneut entfloh.
Es dauerte knapp zwei weitere Minuten, bis ich letzten Endes dann auf dem geteerten Parkplatz mit den zahlreichen Autos ankam. Dort hielt ich nach Aryana Ausschau, was zwischen all den Fahrzeugen nicht so einfach war. Immerhin überragte jedes davon die junge Frau und ich sah sie nur zufällig durch die Scheiben eines der weiter hinten geparkten Autos, woraufhin ich dann noch die letzten Meter zu ihr aufschloss. Bei ihr angekommen noch einen Blick über meine Schulter in Richtung des Wachturms warf. Jetman schien mich nicht aus den Augen gelassen zu haben oder jedenfalls nur zeitweise, um keine große Aufmerksamkeit damit zu erregen. Aber unsere Blicke trafen sich kurz, was mir die Bestätigung für seine anhaltende Aufmerksamkeit gab, weshalb ich mich dann abgesichert wieder der jungen Frau zuwenden konnte. "Jetman macht uns auf, wenn ich ihm ein Zeichen gebe... das Morphium hab' ich auch.", bestätigte ich ihr noch einmal wörtlich, dass ich alle Teile meiner bisherigen Beschaffungsmission erfolgreich abgeschlossen hatte, obwohl mein Auftreten ihr das womöglich vorher schon verraten hatte. Natürlich war ich weit davon entfernt glücklich auszusehen - wer täte das in meiner Lage schon? -, aber ich wirkte vermutlich recht zuversichtlich. Sicher dabei, dass wir hier zumindest schon einmal raus kommen würden. Was dann hinter den Toren geschah war Kapitel Zwei und nicht im Voraus abzuschätzen. Aber auch was das anging war ich guter Dinge, weil ich das sein musste. Weil ich mit nichts Anderem als positiver Einstellung dort hinein zu gehen brauchte. Ich musste mir sicher sein mit dem was ich tat. Sicher sein, dass es so funktionierte, wie ich mir das im Voraus zurecht legte, egal wie viele unkalkulierbare Variablen dort auf mich warteten. Ich würde das schaffen, Faye und auch Victor da raus kriegen und wenn es mich am Ende noch mein eigenes Leben kosten sollte - lieber meines, als ihres. Egal wie wenig ich auch von einer Romanze in einem Army-Camp hielt, hatten sie diese gottverdammte Scheiße einfach nicht verdient. "Hast du den Rest organisiert? Können wir los?", erkundigte ich mich dann im Folgenden bei Aryana, sah sie an. Sie wirkte so, als könnten wir los, aber eine wörtliche Absicherung war trotzdem gut. Zwar ging ich davon aus, weil sie sonst sicher noch nicht wieder hier wäre, sondern noch mit den Vorbereitungen beschäftigt wäre, aber wie auch immer. Noch ein letzter kurzer Wortwechsel, dann würden wir uns auf den Weg machen und die beiden da rausholen. Ich nahm schonmal die Halterung des Maschinengewehrs von meiner Schulter und platzierte es stattdessen hinten im Fußraum. Das Magazin war voll, für die ersten Meter des Rückwegs vielleicht nicht verkehrt, falls sie uns ein Stück folgen sollten. Dabei sah ich dann auch, dass Aryana den Teil mit den Waffen ausreichend abgedeckt hatte.
+ .Es kommt, wie es kommt - aber so, wie man es ruft. +
Es dauerte lange, bis er wieder sprach. Aber das fiel ihr gar nicht so wirklich auf, weil sie selber zu beschäftigt war mit Atmen allein. Immer wieder sanken ihre Lider zu und blieben einige Sekunden geschlossen, bevor sie sie wieder nach oben kämpfte, weil sie Angst hatte, dass Victor plötzlich das Bewusstsein verlor, wenn sie ihn nicht mehr anschaute. Und wenn keiner das mitbekam, dann erstickte er oder sein Herz gab einfach plötzlich auf. Das konnte sie nicht riskieren. Auch wenn sie keine Ahnung hatte, was sie tun sollte, wenn er denn wirklich ohnmächtig werden sollte. Um Hilfe rufen wäre so die erste Option. Aber ob wirklich jemand kommen würde..? Ob überhaupt wer sie hören konnte? Und was würden sie tun..? Ihn schlagen, damit er zurückkam? Nochmal den Elektroschocker holen? Ihm weh tun, wenn alles, was er brauchte, viel Wasser und eine anständige Wundbehandlung waren? Aber es war ihnen egal... Wenn sie ihnen nur schon zu Trinken bringen würden, könnten sie sie so viel länger am Leben halten. Und indem sie genau das nicht taten, führten sie deutlich vor, dass sie gerne auch schon jetzt verrecken durften. Weil diese grausamen Menschen sich dann einfach die nächsten Spielzeuge von der Strasse pflücken würden, welche, die hoffentlich mehr wussten. Als er dann aber doch sprach, wünschte Faye sich beinahe, er hätte einfach weiter geschwiegen. Er wusste nicht, ob er das konnte? Ob es nicht zu viel war? Allein diese Worte liessen eine eisige Gänsehaut über ihren Körper wandern und alles in ihr zog sich zu einem brennenden Klumpen zusammen. "Bitte... bitte... nicht... aufgeben", wimmerte sie kaum hörbar ein paar panische Worte vor sich hin. Sie konnte nicht hier liegen und darauf warten, dass er Morgen früh vor ihren Augen starb, weil sie nichts hatte tun können, um ihn zu retten! Sie verstand seine Angst, wusste, dass der Teufel wohl die grausamste Drohung ausgepackt hatte, die er Victor gegenüber hätte machen können. Und sie wollte nicht daran denken, dass es Morgen wirklich dazu kommen würde. Aber wenn der Mann, den sie über alles liebte, der ihr im letzten Jahr den Sinn und die Liebe zurückgegeben hatte, die sie so lange vermisst hatte, wenn er einfach so vor ihren Augen abgeschlachtet wurde... dann klang die andere Option so viel weniger fatal. Beides würde sie kaputt machen. Aber ohne Victor wollte sie hier nicht mehr raus. "Ich... brauche... dich... liebe... dich...", mehr konnte sie nicht mehr sagen, wurde stattdessen von einem trockenen Husten geschüttelt, dass so ziemlich jede einzelne Wunde auf ihrem Rücken gefühlt noch weiter aufreissen liess, ihr gleich im Anschluss ein schmerzerfülltes Stöhnen entlockte. Und sie betete zu jedem Gott, dass er sie befreite. Dass es noch eine Möglichkeit gab, irgendwie hier raus zu kommen, mit Victor, lebend. Es konnten sie doch nicht einfach alle im Stich lassen... Sie wollte nicht sterben... nicht hier... nicht jetzt... nicht so... und schon gar nicht wegen denen...
Mitch tauchte nur Minuten nach ihr beim Parkplatz auf. Genug Zeit, damit sie die spärliche Ladung ihres Fahrzeuges noch einmal prüfen konnte. Und alles war da, alles war bereit. Mitch bestätigte ihr gleich darauf auch, dass seine beiden Missionen offenbar ein Erfolg gewesen waren. Das war gut, weil sie sonst eindeutig vor einem sehr grossen, sehr dämlichen Problem gestanden hätten. Das Tor schien ein minimales Hindernis, noch im sicheren Teil ihrer Reise, noch im vertrauten Gebiet. Aber wenn es verschlossen blieb oder sie mit dem Fahrzeug nicht raus kamen, dann war alles andere umsonst. Aber gut, erstmal brauchte sie daran keine weiteren Gedanken zu verschwenden, da Jetman sich ja einverstanden gezeigt hatte, ihnen diesen nicht so umbedeutsamen Dienst zu erweisen. Sie hoffte wirklich für den guten Mann, dass Ragan bis zu ihrer Rückkehr nicht auffiel, dass sie nicht mehr da waren. Weil sonst wäre Jetman einen Kopf kürzer, würde im Minimum eine ordentliche Strafe aufgebrummt kriegen... Aryana nickte Mitchs Worte mit einem "Sehr gut", ab, warf einen kurzen Blick in Richtung des Wachturms, wo tatsächlich jemand ein Auge über sie zu halten schien. "Wir können gehen, die Waffen sind im Auto. Der Tank ist voll... Wir sollten los", beantwortete sie im Anschluss auch noch Mitchs Frage, ehe sie schon um das Auto herum ging, um ihm das Steuer zu überlassen. Bevor sie einstieg liess sie nochmal den Blick schweifen, stellte ein letztes Mal sicher, dass keiner sie sah, als sie schliesslich durch die Tür ins Innere des Wagens schlüpfte. Wie abgemacht sah sie davon ab, ihren Platz schon hier einzunehmen, verzog sich stattdessen im Fussraum des Beifahrersitzes, den sie schon vorhin so weit nach hinten wie möglich verschoben hatte. Kein unnötiges Risiko war das etwas ironische Motto dieser Mission, die an sich kaum riskanter sein könnte. Aber es würde funktionieren. Irgendwie. Weil es das musste und weil alles andere nicht in Frage kam.
This is your life, it's do or die, the sun may never rise again, so be the light the vision. This is your life, it's slipping by, you try to run but fall again, you get back up that's living.
Aber es war doch so unfassbar schwer... aufzugeben wäre im Vergleich zu meinen anderen Möglichkeiten für den kommenden Morgen so viel einfacher. Wenn es sich denn wenigstens nur auf die Zeit hier beschränken und mich nicht bis in die Ewigkeit verfolgen würde, wäre es zwar an sich auch nicht leichter zu ertragen, aber ich würde nicht ewig weiter darunter leiden müssen. So sicher wie das Amen in der Kirche würden wir beide schon jetzt alle Hände voll zu tun haben, das bereits Geschehene zu verarbeiten, was würde erst die Vergewaltigung mit uns anrichten? Ich wollte nicht einmal darüber nachdenken. Auch, wenn uns das hier bestimmt vom restlichen Wehrdienst freistellte, würde uns der Krieg noch ewig in den Knochen und vor allem auch im Kopf hängen bleiben. Würde unsere Gedanken nie wieder verlassen, egal wie weit entfernt wir von durch die Luft zischenden Kugeln, Granaten und Folter sein würden. Ich trug was das anging doch ohnehin schon so viel mit mir herum und jeder Tag im Camp war eine neue Herausforderung für mich. Faye hatte es zweifelsohne viel angenehmer und leichter erträglich gemacht, hatte mir ein neues Ziel vor Augen geführt, aber auch der brünette Engel, dem gerade die Flügel gebrochen worden waren, konnte die Vergangenheit in meinem Kopf nicht auslöschen. War mit den jüngsten furchtbaren Ereignissen viel zu eng verknüpft, als dass sie mir auch dabei hätte richtige Zuflucht bieten können. Fayes Worte ließen mich die Augenlider erneut zusammen pressen. Es tat so weh auch nur ihre Stimme zu hören. Wie sie unter all dem Schmerz kaum mehr reden konnte und es trotzdem weiterhin versuchte, nur um mich irgendwie umzustimmen, auf mich einzureden. "Ich versuch's... wirklich.", brachte ich zur Abwechslung mal fast einen ganzen Satz in einem Stück heraus, aber auch nur wegen dessen stark beschränkter Länge. Die Augen ließ ich dabei noch zu und öffnete sie erst dann wieder langsam, als die junge Frau in der anderen Zelle dieses eine, so wichtige Wort aussprach. Mir ihre Liebe selbst unter diesen schrecklichen Umständen bekundete, woraufhin ich etwas tiefer durchzuatmen versuchte. Aber selbst meine Lunge schien nur noch auf Sparflamme laufen zu wollen. Das einzige, was mich neben Fayes Worten gedanklich noch umzustimmen begann, war die Tatsache, dass sie vielleicht ihr ganzes restliches Leben weiter bei den Islamisten fristen musste, wenn ich sie hier alleine zurückließ. Wenn sie mich umbrachten und nur noch sie übrig war, keine Informationen hatte und vielleicht... umfunktioniert wurde. Verschleppt. Jahrelang misshandelt. Vielleicht für immer, wenn sie wie vom Erdboden verschluckt sonst wo verbarrikadiert wurde und keiner sie fand. Wenn ich das verhindern wollte, würde ich all die Gefühle herunterschlucken und es passieren lassen müssen. Uns damit weiter Zeit verschaffen in der Hoffnung, dass uns noch irgendeine Menschenseele holen kommen würde. "Ich... liebe... dich auch.", kramte ich mühsam ein paar weitere kratzige Worte hervor, weil ich es nicht unbeantwortet stehen lassen konnte. Weil ich nicht wusste, ob und wie oft ich noch die Möglichkeit dazu haben würde, Faye meine Gefühle auszudrücken. Dann sah ich müde noch einmal auf meine Beinverletzung runter, weil ich merkte, wie mein Kreislauf langsam immer weiter runter zu fahren begann. Gefährlich weit runter.
Es schien also Alles erledigt und der Aufbruch stand jetzt bevor. Langsam kroch ein kleines bisschen Nervosität an, weil es jetzt doch wirklich ernst zu werden schien. Darüber zu reden und Pläne zu schmieden war eine Sache, es wirklich in die Tat umzusetzen eine ganz andere. Schon ein wenig grotesk, dass ich bei unserer ersten verbotenen Mission hinsichtlich Warren kein bisschen nervös gewesen war. Vermutlich, weil ich mir damit sicherer gewesen war. Es folgte nur noch ein kurzes Nicken in Aryanas Richtung, bevor sich die junge Frau in den Fußraum des Wagens verkroch und ich währenddessen zu Jetman sah, ihm ein wenig zunickte. Dann stieg ich ein und startete mit den mehr an mich selbst gerichteten Worten "Dann mal los...", den Motor des Wagens, fuhr an und gab dem mit mir befreundeten Soldaten noch das vereinbarte Handzeichen als eindeutigen Hinweis, dass wir jetzt raus mussten. Ich steuerte das Tor mit normalen Tempo an, um so wenig Aufmerksamkeit wie nur irgendwie möglich dabei auf uns zu ziehen. Sah mich dabei trotzdem öfter um als gewöhnlich, hoffte, dass uns Niemand wirklich beachtete. Zum Glück war um diese Uhrzeit ohnehin meistens nicht mehr allzu viel los im Camp und so konnten wir das Tor, das sich dank Jetmans Knopfdruck für uns öffnete, ohne Probleme passieren. Ohne, dass irgendeine der Wachen zu Alarm meldete, weil sie womöglich etwas Verdächtiges darin sahen. Entweder es sah wirklich keiner, oder es wollte eben keiner sehen. So oder so ließen wir das Camp jetzt hinter uns und der erste Schritt der Rettungsaktion war getan. Als wir das Tor gut einen Kilometer hinter uns hatten, bedeutete ich Aryana mit den Worten "Ich denke, du kannst hoch kommen.", dass ich die Distanz für sicher hielt und sie sich nicht mehr wie eine Schnecke in ihrem Haus da unten verkriechen musste. Nachdem wir bisher noch kein Wort über die Anfahrt selbst verloren hatte, nahm ich das gleich im Folgenden in Angriff. "Was den Hinweg angeht... ich würde nicht den direkten Weg nehmen, einen kleinen Umweg fahren. Das kostet uns vielleicht drei oder vier Minuten, ist aber sicherer wegen der Sniper... wir müssten den Wagen hinter einer Felskante am Hang parken können, er dürfte da vom Eingang aus nicht sichtbar sein. Von da sind es grob geschätzt noch dreihundert Meter, vielleicht ein kleines bisschen mehr. Aber näher ranfahren ist denke ich zu riskant.", redete ich vor mich hin, den Blick weiterhin nach vorne in die voranschreitende Dunkelheit gerichtet, das Tempo des Fahrzeug inzwischen doch deutlich höher haltend. Ich hoffte, dass wir den Hinweg noch schafften, ohne dass ich das Licht des Wagens einschalten musste. Das wäre nämlich genauso schön auffällig, wie gleich eine ganze Party zu veranstalten.
+ .Es kommt, wie es kommt - aber so, wie man es ruft. +
Das war nicht wirklich genug. Aber Faye wusste, dass es alles war, was er ihr versprechen konnte. Alles, was sie hier drin tun konnten, war es zu versuchen. Sie wussten nicht, was diese Nacht noch brachte und noch so viel weniger kannten sie die Geschehnisse des morgigen Tages. Und man brauchte nicht Arzt zu sein, um zu erkennen, dass es für sie beide schlecht aussah... Jedenfalls solange die Wunden unbehandelt blieben. Wenn jemand sich dazu anschicken sollte, ihren Rücken zu desinfizieren und ihr endlich wenigstens sauberes Trinkwasser zu reichen - vielleicht standen ihre Chancen auf ein Überleben dann nicht mehr so schlecht, wenn sich auch später nichts infizierte. Aber Victor..? Seine Wunde war tiefer, brauchte definitiv fachliche Betreuung und eine ordentliche Behandlung. Und er hatte so viel Blut verloren, welches da nun auf dem Boden trocknete, die ganze Zelle mit dem typischen, metallischen Geruch erfüllte. Vielleicht würde Wasser und Desinfektionsmittel ihn auch noch eine Weile am Leben halten. Ein paar Tage, wenn er Glück hatte. Aber was, wenn das nicht reichte? Was, wenn es für etwas Wasser und Desinfektionsmittel schon zu spät war? Auch wenn ihr Kopf furchtbar schwer war, kaum mehr denken konnte, konnte sie sich gleichzeitig ironischerweise nicht davon abhalten, sich die schlimmsten Szenarien auszumalen. Darum betrachtete sie ihn auch jedes Mal, wenn sie ihre Augenlider nach einer Pause wieder nach oben zwang, mit grösserer Sorge, noch mehr Angst. Denn er schien immer mehr wegzutreten. Und sie konnte kaum mehr reden, um ihn wach zu halten. Es gab so vieles, was sie ihm jetzt noch sagen möchte. So vieles, was er unbedingt gehört haben sollte. So vieles, was er nie vergessen durfte. Sie musste es ihm doch sagen, jetzt, wo sie alleine waren. Wahrscheinlich für ein paar Stunden ungestört. Was, wenn es die letzten Stunden waren? Was, wenn einer von ihnen die Nacht nicht überlebte? Was, wenn sie Morgen zu Tode gefoltert wurden? Faye versuchte, ruhig weiter zu atmen, sich innerlich zu sammeln, über den Scherbenhaufen und die tausend Splitter ihres Herzens hinweg zu sehen. Die Schmerzen, die so penetrant ihre Seele betäubten, beiseite zu schieben. Aber es tat so weh und als sie den Mund aufmachte, kam kein Wort über ihre trockenen Lippen. Wenn sie nicht sprach, dann schlief er ein. Und wer konnte ihr garantieren, dass er dann jemals wieder aufwachte?? Neue Panik sammelte sich in ihrem Kopf, als sie die Augen ein weiteres Mal aufriss, um das immergleiche Bild, welches sich ihr bot, zu betrachten. Er atmete noch. Und ihre rechte Hand, die, die nicht in seiner Zelle lag, kroch in Zeitlupe an ihren Hals. Umschloss den kleinen, silbernen Anhänger der Kette, die dort auf ihrer verschwitzten Haut klebte. "Ich... weiss noch... als... ich... dich... zum ersten... Mal... gesehen habe...", sie hauchte die Worte noch leiser als zuvor, in der Angst, sonst wieder Husten zu müssen. Hoffte verzweifelt, dass er sie hörte. Dass er nachdachte, sich erinnerte, nicht einschlief. "Und... als du... am... Abend... dann... bei mir warst...", sie hustete doch, krallte ihre Finger in die Haut unter der Kette, biss die Zähne so fest aufeinander, wie sie konnte, weil sie sich nichts anmerken lassen wollte. Und sie blieb stumm, obwohl ihr ganzer Körper sich unter den Schmerzen zusammenzog. Allerdings dauerte es dann auch entsprechend lange, bis sie die Augen flatternd wieder aufschlug und zu Victor blickte. Noch länger, bis sie zwei weitere Sätze heraus presste. Mühsam und nur für ihn, nur weil sie den Gedanken nicht ertragen konnte, dass er plötzlich einfach einschlief und für immer ging... "...Und... ich mir... gedacht habe... was... für... ein Jammer... es doch sei... dich... nicht... woanders... kennen gelernt... zu... haben... weil ich... dich... schon dort... küssen wollte", sie holte tief Luft, zu tief, weshalb sie wieder husten musste. Wieso musste sogar das so weh tun?? Diese paar Worte, die sie von sich gab, um sie beide vor dem tödlichen Schlaf zu bewahren.
Es war ein ziemlich verschissenes Gefühl, hier im Fussraum des Wagens zu kauern, absolut gar nichts zu sehen und sich dabei ganz nebenbei hin und wieder mal den Kopf zu stossen, wenn eine unvorhersehbare Delle in der Fahrbahn ihnen das Leben etwas schwerer machen wollte. Aber Aryana sagte nichts, weil ihre Sorgen heute so viel grösser als ein paar neue Beulen am Kopf waren. Es ihr sogar vollkommen egal war, solange Mitch nur ordentlich Gas gab, sie ihr Ziel baldmöglichst erreichten. Nach einigen Minuten schien der Spuk dann auch fürs Erste vorbei zu sein und Mitch teilte ihr mit, dass sie sich auch mal auf ihren Sitz begeben konnte. Gut. Dann hatten sie das Tor also passiert und weder war ihnen jemand gefolgt, noch ertönte ein Funkspruch, der sie ohne Wenn und Aber zur Rückkehr aufforderte. Der Start schien also soweit geglückt und noch hegte keiner einen Verdacht, was den Rest der Mission ein Bisschen erleichtern würde. Wenn auch wirklich nur minimal... Die Brünette lauschte der Erläuterung von Mitch's Wegplanung konzentriert, nickte alles nachdenklich ab. "Ist gut... und ja, Dreihundert Meter müssen drin liegen, alles andere ist zu riskant...", viel mehr konnte sie dazu leider nicht sagen, da sie im Gegensatz zu Mitch nunmal absolut kein Bild ihres Zieles hatte. Aber sie vertraute darauf, dass er sich nicht zwingend selber ein Grab schaufeln wollte, wenn sich dies irgendwie vermeiden liess. Die Fahrt war holprig und sie redeten wenig bis gar nicht, weil beide mental nur noch auf Eines konzentriert zu sein schienen: Die Befreiung der beiden Menschen, die eine solche Hölle niemals verdient hätten. Die Hügel kamen immer näher und irgendwann erreichten sie deren Fuss, von wo aus Mitch den Wagen nicht mehr viel weiter nach oben führte. Bis in den Schutz besagter Felskante eben. Und Aryana wünschte, ihre Finger würden sich nicht so schwitzig und unsicher anfühlen. Sie wünschte, in ihrem Kopf würde dieselbe Ruhe herrschen, wie sonst bei jedem Kampf und jedem Angriff. Aber sie konnte nicht warten, bis ihre Nerven sich beruhigten - was wahrscheinlich nicht wieder passieren würde, solange sie ihre Schwester nicht in den Armen hielt, nicht sicher hier weggebracht hatte. Darum zog sie, nach einem kurzen Blick in Richtung ihres Fahrers, die Waffen vom Rücksitz. "Du bist dir noch immer sicher, dass du da rein willst, oder?", fragte sie Mitch etwas unsicher, wollte nur nochmal vergewissern, dass er nicht doch lieber die Aufgabenverteilung wechselte. Bis hierher hatte er sich besser ausgekannt, ja. Aber auch er hatte keine Ahnung, wohin die Tunnels führten. Und es war noch immer zu 80% Selbstmord, dort rein zu gehen... Mindestens 80%.
This is your life, it's do or die, the sun may never rise again, so be the light the vision. This is your life, it's slipping by, you try to run but fall again, you get back up that's living.
Ich wusste nicht, ob ich die Stille verfluchen oder genießen sollte. Einerseits war es wirklich angenehm endlich mal Ruhe zu haben. Keine mir um die Ohren fliegenden Kugeln, keine irgendwelche Forderung stellenden Männer, keine schmerzerfüllten Schreie seitens Faye mehr... aber die Stille war eben nicht gänzlich still. Obwohl ich die Augen für eine ganze Weile lang immer öfter zu machte und nach ein paar Minuten die Lider auch einfach fortwährend geschlossen hielt, weil es so am einfachsten und am wenigsten anstrengend war, konnte ich im Hintergrund Fayes unregelmäßigen Atem wahrnehmen. Vielleicht war es das, was mich noch mehr oder weniger wach hielt. Dass die junge Frau, die unweit von mir auf dem Boden lag, noch immer unter Schmerzen weilen musste. Ich sie damit eigentlich wirklich nicht alleine lassen, ihr weiterhin beistehen wollte. Aber die Dunkelheit wurde mir von Sekunde zu Sekunde sympathischer, weil ich einfach so schrecklich müde war. Selbst die Arme, die ich zeitweise gerade zu halten versucht hatte, damit die geschlagenen Unterarme nicht gegen den Stuhl und damit auf die Blutergüsse drückten, hingen jetzt ohne jegliche Spannung einfach nur noch mit den Handgelenken in den Fesseln. Ich merkte nicht einmal mehr, wie gereizt die Haut unterhalb des Kabelbinders schon war, weil die bedeutenderen Schmerzpunkte wo ganz anders saßen, diese weit in den Schatten stellten. Das Hämmern in meinem Kopf lullte mich nur noch zusätzlich ein, fühlte sich inzwischen schrecklich monoton an. Gerade, als ich kurz davor war einfach einzunicken erhob die junge Frau wieder ihre Stimme und kitzelte damit das winzige bisschen Aufmerksamkeit, das ich noch fähig war aufrecht zu erhalten. Ich schluckte leicht, hatte sich während dem innehalten doch ein leichter Kloß in meinem Hals gebildet, öffnete die Augen aber nicht wieder. Hörte ihr schweigend zu, während sie Wort um Wort über ihre Lippen brach. Ihre Stimme war so dünn, dass ich mir wirklich schwer damit tat, sie überhaupt noch zu verstehen und es setzte sich meist erst nach einigen Worten ein logischer Satz in meinem Kopf zusammen. Es waren schöne Worte, die Erinnerungen in meinem müden Kopf wach rüttelten. Faye war mir von Beginn an sympathisch mit ihrer ganzen Art gewesen und jetzt daran zu denken, wie wir die ersten ein, zwei Massagen am Abend miteinander geteilt hatten, die mir immerhin die Verspannungen um die Phantomschmerzen herum hatte nehmen können, war schön. Noch besser war aber, dass ich es mir ganz offensichtlich nicht nur eingebildet haben konnte, dass die Chemie nicht erst nach ein paar Wochen durch regelmäßigen Kontakt da gewesen war, sondern von Anfang an. Damals hatte ich das selbst nicht so bewusst wahrgenommen, aber im Nachhinein betracht war es fast zu gleichen Teilen witzig und bescheuert, dass wir die Intimitäten so lange herausgezögert hatten, weil wir dachten, dass das ging und auch funktionierte. Naiv, wie wir relativ bald herausgefunden hatten. "Ich... bin w... wirklich froh... da... dass du... dich... noch an... anders... entschieden hast.", nuschelte ich vor mich hin, klang alles in allem vermutlich sehr undeutlich, weil auch der Mund langsam nicht mehr so recht gehorchen wollte. Dennoch zuckten meine Mundwinkel für eine Sekunde leicht nach oben. Ich startete einen Versuch die schweren Augenlider wieder anzuheben und sah für einen kurzen Moment lang zu der verletzten jungen Frau rüber, ließ das allerdings recht bald schon wieder bleiben, weil mich durch das schwache Licht in den Zellen sogleich der Schwindel befiel. Der Kopf blieb gleichbleibend nach vorne gesenkte, der Mund leicht geöffnet, während mein Körper wohl nur noch von den Fesseln auf dem Stuhl gehalten wurde.
Die Fahrt zog sich ein paar gefühlt recht lange Minuten hin, befand sich das nördliche Ende der Hügel doch nicht gerade direkt vor unserer Haustür, aber dabei hatte ich dann wenigstens noch Zeit dazu, meinen Kopf ein wenig zu sortieren. Jedes noch so winzige Detail in der mir bekannten Umgebung des Stützpunktes aus meinen Gedanken abzurufen, um Alles davon zu unserem Vorteil nutzen zu können. Aber viel wichtiger wäre es zweifelsohne ein paar Informationen über den Innenraum zu haben. Die würde ich nicht bekommen, weshalb ich einfach nur hoffte, dass ich nicht zwei Kilometer tief in die Erde musste, um die beiden Sorgenkinder ausfindig zu machen. Der Wagen kam schließlich zum Stehen und ich hielt nach dem Abstellen des Motors einen Moment lang inne, bevor Aryanas Stimme wieder zu mir durchdrang. Mit einer Frage, die sich eigentlich auch selbst hätte beantworten können. Wir wussten wahrscheinlich beide sehr gut, dass es mir eher weniger im Blut lag, irgendwelche Rückzieher zu machen. Dass ich nicht der Typ dafür war, Konfrontationen mit dem Gegner aus dem Weg zu gehen, auch wenn diese hier weit tödlicher war als die, denen ich gewöhnlich ausgesetzt war. "Absolut.", war also meine sehr kurze, schlichte Antwort darauf. Ich setzte mich ein klein wenig von der Lehne weg nach vorne, um die gepanzerte Wester um meinen Oberkörper noch einmal zu prüfen. Sicher zu stellen, dass sie fest saß und mich zumindest von einem Bruchteil an Verletzungen abschirmen konnte. Dann griff ich mir auch sogleich zwei der schallgedämpften Pistolen - alles Andere wäre bei meiner Mission auch einfach viel zu unhandlich für den Fall, dass ich irgendjemanden stützen oder gar tragen musste - und verstaute auch eines der Messer zusätzlich zu meinem eigenen Klappmesser in einer dafür vorgesehenen Halterung an meinem linken Oberschenkel. Normalerweise war dieser Platz leer, führte ich doch nur sehr selten irgendeine Art von schleichender Mission aus. Aber ein gezielter Messerstich an tödlicher Stelle war eben weitaus leiser als ein Schuss und solange es mir möglich war, wollte ich so wenig Aufmerksamkeit wie nur irgendwie möglich auf mich ziehen. Die zweite Pistole wäre ganz einfach dann gut, wenn einer von beiden noch zum Schießen im Stande war und wenn nicht, musste ich immerhin schonmal seltener nachladen - sollten Schüsse eben notwendig sein. Ich verstaute auch noch Munition in den Taschen an meiner Weste, steckte eine kleine Taschenlampe für den Notfall ein, checkte ein letztes Mal ob das Morphin nicht aus meiner Tasche gefallen war und atmete dann einmal tief durch. Stellte dabei aber fest, dass es besser war, wenn ich so wenig wie möglich Zeit zum Nachdenken hatte, weil mir das nur unnötig das Sterberisiko unter die Nase rieb. Noch ein letzter Blick in Aryanas Richtung, dann stieg ich vorsichtig, langsam aus. Bisher waren wir wie geplant ungesehen, aber eine der Pistolen nahm ich aus Gewohnheit schon jetzt auf und bewegte mich damit an den Rand der Kante des Felsens. Wartete, bis Aryana mir gefolgt war und hatte bis dahin schon die beiden Scharfschützen ausgemacht, die ihre Position bis zum heutigen Tag nicht verändert zu haben schienen. Gut für uns. "Siehst du sie? Einer sitzt etwa auf 10 Uhr ziemlich weit oben", ich deutete während meiner Worte grob in die entsprechende Richtung. "und der andere ist näher, aber weit rechts, etwa 3 Uhr.", gab ich ihr in der Dunkelheit, die nur noch grobe Umrisse erkennen ließ, ein paar Anhaltspunkte zur Ausmachung der hier draußen wohl vorerst größten Problemursachen. Ich hielt die beiden selbst für einige Sekunden im Blick, um deren tote Winkel hinter den uns bevorstehenden, unsere Körper hoffentlich abdeckenden Felsen auszumachen, bevor ich wieder zu der jungen Frau neben mir sah. "Bist du bereit?", hakte ich nach und versuchte ihren Blick für einen Moment lang einzufangen. Was genau ich darin hatte sehen wollten, wusste ich nicht. Vielleicht den gleichen entschlossenen Blick, den sie auch sonst immer an den Tag legte, wenn es ans Eingemachte ging.
+ .Es kommt, wie es kommt - aber so, wie man es ruft. +
Sie hatte schon gemerkt, dass seine Augen zugeblieben waren. Dass er schon lange nicht mehr aufgeschaut hatte. Aber sie konnte schlicht nicht mehr tun als das, was sie versuchte. Die Gitterstäbe blieben unnachgiebig und grauenvoll zwischen ihnen stehen, hatten sich in all den Stunden keinen Millimeter verschoben und würden dies sicher auch jetzt nicht tun. Aber selbst wenn sie nicht da wären... Selbst wenn keine Zellen sie trennen würden, was könnte sie tun? Vielleicht könnte sie sich mit letzter Kraft irgendwie bis zu ihm schleppen. Aber die Kabelbinder würde sie nicht lösen können, sie besass kein Messer mehr. Zu Trinken könnte sie ihm nicht geben, weil sie selber nichts bekam. Einen sauberen Verband würde sie nicht anlegen können, da sie nur das hatte, was sie am Leib trug. Das Shirt war das pure Gegenteil von sauber und die Hose eignete sich für einen Verband schlicht gar nicht. Ausserdem war mehr als fraglich, wie sie in ihrem Zustand einen Verband binden sollte, wenn sie nichtmal Sitzen, geschweige denn Gehen konnte. Sogar das Reden grenzte mittlerweile an ein Ding der Unmöglichkeit. Aber immerhin könnte sie ihn dann berühren... wenigstens ein Bisschen... Ihre Lider hatten der Schwerkraft mittlerweile ebenfalls nachgegeben, weil es keinen Sinn machte, wenn sie sich auch damit noch quälte, während Victor die Augen längst geschlossen hatte. Zwischendurch schob sie sie zwar doch noch einen winzigen Spalt breit nach oben, aber was sie sah, machte sie nur noch weiter fertig und riss sie in tiefe Hoffnungslosigkeit. Sie erkannte sehr deutlich, dass die Kraft ihn allmählich komplett verliess. Konnte zwar nicht behaupten, sich stärker zu fühlen, aber bei ihr war es mehr die Erschöpfung und der Schmerz, die sie in die Dunkelheit reissen wollten. Sie hatte auch Blut verloren, wie man überdeutlich sah, aber es durfte kaum so viel sein wie bei ihm... Und die Chancen, dass sie wieder aufwachte, wenn sie hier und jetzt einschlief, waren so viel grösser als bei ihm. Die Schluchzer, die wieder ihre Kehle nach oben kriechen wollten, taten weh. Viel mehr als jedes andere Mal, wenn sie geweint hatte. Sie sprengten ihr beinahe den Hals, weil alles so trocken war. Aber doch kamen sie ungefragt und leise über ihre Lippen, ohne die sanfte Begleitung von Tränen, die nicht folgen würden. Sie hörte seine Worte, die noch angestrengter und undeutlicher geworden waren als noch vor wenigen Minuten. Als würde er allmählich schwinden. Faye sah das Zucken seiner Mundwinkel nicht, weil sie die Augen nicht lange genug geöffnet hatte, um es nicht zu verpassen. War er wirklich froh..? In diesem Moment, der so viel leichter wäre, wenn sie einander nichts bedeuten würden? Sie wollte es ihm glauben... Aber alles tat nur weh. Und am meisten ihr Herz, das in Flammen stand. "Ich... auch...", hauchte sie, wobei ihre Stimme nun wirklich kaum mehr hörbar war. Nach dem Husten und den Schluchzern, die weiterhin ihre Kehle hochkrochen, schien jeglicher Klang daraus verschwunden zu sein. All die restliche Kraft, mit der sie sich an ihn klammerte, ihn einfach nicht gehen lassen wollte. Und genau darum bat sie ihn in ihrer Verzweiflung auch ein zweites Mal. Obwohl sie wusste, dass er nicht mehr lange gegen die Ohnmacht ankämpfen konnte. "Bitte.... bleib... bei mir..."
Natürlich hatte sie diese Antwort schon gekannt. Aber sie fühlte sich einfach scheisse dabei, ihn rein gehen zu lassen, während sie draussen Wache hielt. Noch immer, obwohl sie beide wussten, dass es die bessere Lösung war. Das Ding war nur... Wenn ihm was zustiess, dann war das ihre Schuld. Er war zwar zu ihr gekommen mit dem Wunsch, zu helfen, aber sie hatte das Okay gegeben, sie hatte entschieden, dass das eine Gute Idee beziehungsweise einfach die Einzige Option war. Ohne sie wäre er wahrscheinlich nicht hier. Oder naja. Vielleicht schon, sie konnte schwer einschätzen, wie wichtig ihm diese Aktion war. Jetzt sicher sehr wichtig, weil er sonst längst einen Rückzieher hätte machen müssen. Aber wenn sie Nein gesagt hätte? Selber im Camp geblieben wäre, wie angeordnet? Dann wäre er eher auch nicht hier, vermutete sie mal. Also war es mindestens teilweise ihre Schuld, wenn ihm was zustiess. Und wenn Victor und Faye bei dieser waghalsigen Befreiungsaktion letztendlich den Kürzeren zogen und abgeschossen wurden... Dann war das auch ihre Schuld. Weil das bei einer Aktion der Spezialeinheit vielleicht nicht passiert wäre. So viele dumme Gedanken... Dabei war sie jetzt schon so nahe bei ihrer Schwester, konnte deren Anwesenheit beinahe spüren... Auch Aryana bewaffnete sich ausreichend für ihren Einsatz, auch wenn sie wusste, dass sie, wenn alles nach Plan lief, keinen einzigen Schuss abgeben sollte. Wenn sie nämlich schoss, würde jeder wissen, wo sie war. Wo das Auto war. Wo der Fluchtweg zwangsläufig langführte. Also war das nur die äusserste Notlösung. Aber für diesen Notfall musste sie dann umso besser ausgerüstet sein, falls jemand von ihnen - oder alle - überleben sollten. Sie stieg ebenfalls aus dem Auto, atmete nochmal tief durch, bevor sie leise die Tür hinter sich schloss. Sie trat zu Mitch heran, folgte seinen Worten und Erklärungen, suchte mit ihrem Blick die Hügel ab. Und da waren tatsächlich zwei Sniper, die er hatte kommen sehen. Automatisch wanderte ihr Blick weiter, als würde sie nach einem Dritten, noch Unentdeckten seiner Art suchen. Aber für den Moment sah sie nichts. Für den Moment war alles ruhig. Zumindest äusserlich. Und ja. Sie war bereit. So bereit, wie sie jemals sein würde und sie würde keine Konzentrationsschwäche ihrer selbst zulassen, nichts, was ihrer Schwester die Rettung verwehren oder das Leben kosten könnte. Und so erwiderte sie Mitchs Blick mit einem entschlossenen Nicken. "Ja, ich bin bereit", beantwortet sie die Frage deutlich genug auch noch wörtlich, wobei ihre Augen noch kurz sein Gesicht abtasteten. "Komm heil wieder zurück, Mitch", fügte sie eine ehrliche Bitte an, die er sicherlich liebend gerne erfüllen würde. Dass er ihr Faye und Victor mitbringen sollte, erwähnte sie in diesem Moment nicht. Er wusste, dass ihre Schwester alles für sie war. Das war immerhin der Ausschlaggeber dieser Mission. Und es war ihr in diesem Augenblick wichtiger, ihm nochmal gesagt zu haben, dass er auf sich selber aufpassen sollte. Nicht plötzlich irgendeinen dämlichen Deal mit irgendwem da drin einging, um Faye's Leben mit seinem zu bezahlen oder so.
This is your life, it's do or die, the sun may never rise again, so be the light the vision. This is your life, it's slipping by, you try to run but fall again, you get back up that's living.
Es tut mir ein bisschen leid für die immense Länge, aber der Monolog war wohl leider unabdingbar XD __________
Ich wollte wirklich, dass die Geräusche seitens Faye genug wären, um mich weiterhin wach zu halten. Dass es genug war, um mich von der drohenden Ohnmacht und dem noch weiter Herunterfahren meines Kreislaufs zu bewahren. Aber die so vollkommene Dunkelheit schien nicht nur meine Augen, sondern auch meine Ohren immer mehr in Watte zu packen. Meine Sinne grundsätzlich von jeglichen Umwelteinflüssen verschonen zu wollen, weil jede Reizung meiner Nerven ein unnötig anstrengendes Übel darstellen konnte, das mich nur noch weiter schwächte. Also fand mein Körper, dass es ganz sicher besser war jegliche meiner Sinne immer weiter zu betäuben und auch meine Fähigkeit zu sprechen immer weiter unkenntlich zu machen. Ich hörte Fayes Worte noch ganz leise, sehr dumpf in meinen Ohren. Wollte in den tiefen meines langsam aber sicher beschränkten Verstands auch noch ein paar Worte erwidern. Ihr sagen, wie sehr ich keinen einzigen der Schritte bereute, die ich bis hier hin mit ihr zusammen gegangen war. Dass sie Alles war, was ich je noch brauchen würde, um glücklich zu sein. Dass ich, selbst wenn ich jetzt womöglich gleich einschlief, noch nicht tot war. Es immernoch Hoffnung gab, weil ihre Schwester uns ganz sicher bald hier raus holen würde, egal wie. Auch, dass wir das hier überstehen und uns irgendwo fernab von jeglichen Kriegsgebieten ein Leben wie im Paradies aufbauen würden, sobald unsere Körper all die Folter verarbeitet hatten und nur die Narben zurückblieben, die bei mir angesichts meines Rückens ohnehin keinen großen Unterschied mehr machten. Wir würden das irgendwie noch durchstehen und sie sollte Alles, aber bitte nicht aufgeben. Es waren bei mir auch nicht der Kopf oder meine Gedanken, wegen denen ich wohl endgültig in den Energiesparmodus abschaltete - es war nur der Körper. Jedoch war es ganz egal, was ich mir in meinem sich schon im Halbschlaf befindenden Kopf alles ausmalte... Nichts davon kam mir schlussendlich noch über die Lippen. Ich hatte ganz einfach keinerlei Kraft mehr dazu, auch nur ein einziges richtiges Wort zu formen. Ihr wenigstens noch einmal zu sagen, wie sehr ich sie liebte und dass sich das nie mehr ändern würde. Alles, was mir stattdessen noch die Kehle hochkroch, war ein schon vollkommen geistesabwesendes, sehr leises "Hmm..", bevor sich auch der Kopf langsam aber sicher ganz ins Nirgendwo verabschiedete und mich die noch viel endgültiger wirkende Schwärze der Ohnmacht ergriff.
Aryana sah die Sniper und war bereit. Vielleicht war ihr Blick einen Tick nervöser als sonst, aber das tat der Entschlossenheit, die ich zu sehen gehofft hatte, nur einen winzigen Abbruch. Ich wusste, dass ich auf sie zählen konnte, falls ich tatsächlich im Kugelhagel wieder aus dem Berg kriechen musste. Auch, wenn noch immer eine gewisse unklare Sache zwischen uns stand, zweifelte ich nicht daran. Auch nicht daran, dass sie ernst meinte, was sie im Anschluss noch sagte. Dass ich möglichst in einem Stück wieder zurück kommen und nicht meine eigene Leiche in den Tunneln versenken sollte. "Ich geb' mein Bestes.", erwiderte ich mit gefestigter Stimme und hielt danach nur noch einen kurzen Moment lang ihren Blick, um ihr ein schwaches Lächeln zukommen zu lassen. Ich wollte einfach nicht, dass sie mich als egoistisches, mies gelauntes Arschloch in Erinnerung behielt, auch wenn ein sachtes Lächeln meine Taten kaum auslöschen können würde. Wenn es unter Umständen hier gerade der Abschied für immer war, wollte ich eigentlich auch noch viel mehr sagen. Der jungen Frau irgendwie vermitteln, dass ich die lockeren Unterhaltungen und die Freundschaft im Allgemeinen genossen hatte. Aber dafür war jetzt keine Zeit und außerdem sollte es auch gar kein Abschied werden - ich würde zurückkommen und wenn ich mich die letzten Meter mit den Armen zum Auto ziehen musste. Ich würde das hinkriegen. Das lösen meines Blickes aus Aryanas', ein letzter tiefer Atemzug und dann machte ich mich auf die beschwerliche Reise. Trat in der Dunkelheit aus der festen Deckung und bewegte mich gezielt zum nähsten der größeren Felsbrocken fort. Von dort aus immer weiter zum nächsten, meistens nach kurzer Pause und einem prüfenden Blick in Richtung des Eingangs zur Hölle oder nach oben zu den Scharfschützen - manchmal beides. Wenn ich schon hier draußen gesehen wurde, würde ich schließlich gar nicht erst rein kommen. Die Hälfte war bald geschafft und von dort aus konnte ich dann das erste Mal die Patrouille zu Fuß an den beiden Eingängen vorbeigehen sehen, die vor einigen Monaten einen 7-Minuten-Takt angeschlagen hatte, weshalb ich einen kurzen Blick auf die schmale, digitale Armbanduhr an meinem Handgelenk warf. Die drei mit Maschinengewehren umhergehenden Männer waren tunlichst zu vermeiden, weshalb ich meinen Weg erst fortsetzte, als sie ihre prüfenden Blicke auf die Umgebung abgeschlossen hatten und weiterzogen. Dann ging es in fortwährend zügigem, aber niemals unüberlegtem Tempo weiter zwischen den Felsen umher, bis ich schließlich wenige Meter vor dem angestrebten Eingang noch einmal hinter einem Felsen zum Halten kam, erneut auf die Uhr sah. Vier Minuten waren um, also hatte ich noch genug Zeit um in den Eingang zu huschen. Noch ein letzter, absichernder Blick auf die unmittelbare Umgebung, dann verschwand ich im Inneren des Berges. Ab hier konnte ich auf keinerlei Erfahrungen basierend mehr handeln, sondern musste rein auf Gehör und Sicht agieren. Letzteres war schon allein deshalb ungünstig, weil das Licht im Allgemeinen ein sehr schwaches zu sein schien. Andererseits war es auch wieder gut, weil ich womöglich selbst später von potenziellen Gegnern wahrgenommen wurde. Ich schluckte leicht und hielt einen Moment inne, aber es war ruhig, keine Stimmen zu hören. Also setzte ich meinen Weg möglichst leisen Schrittes fort und zog indessen das Messer aus dem Schaft, steckte die Pistole vorerst weg, während das Adrenalin in meinen Venen mein Herz gefühlt schon zum platzen brachte. Ich hielt mich so gut es ging in den dunklen Schatten, die von den schwachen Glühbirnen nicht erreicht wurden, während ich einige Meter in dem schmalen Gang geradeaus ging. Dann kam die erste Kreuzung - links oder rechts? Scheiße. Die Mission wurde schon jetzt zum Pokertisch und ich musste darum beten, dass meine Intuition einfach die richtige war. Also sah ich vorsichtig in die Kreuzung hinein und links ging es eher ein wenig abwärts, rechts leicht bergauf, weshalb ich nach links ging. Eine Weile lang kam einfach gar Nichts, es ging relativ stur geradeaus und hatte nur hier und da mal eine leichte Kurve im Gang. Dann kam die nächste Kreuzung und dort hielt ich aber inne. Stimme hörte ich keine, aber Schritte. Solche, die zügig näher kamen und dadurch, dass die Geräusche ein wenig im Gang hallten, war es wirklich schwer zu sagen, aus welcher Richtung sie nun kamen. Aber ich besann mich zur Ruhe - ich hörte ihn, er mich nicht, ich hatte einen klaren Vorteil. Also wartete ich ganz einfach ab, hielt das Messer griffbereit. Er trat von rechts in mein Blickfeld und ich handelte aus reinem Instinkt, als ich ihm das Messer in den Hals stach. Röchelnd ging er zu Boden und lag ziemlich schnell in einer Lache aus seinem eigenen Blut, das förmlich aus seinem Hals schoss. Bevor es jedoch meine Füße erreichte und ich noch Spuren im Dreck hinterließ, ging ich weiter. Es gab hier keinerlei Möglichkeit ihn irgendwo zu verstecken. Keine Räume, Aussparungen in der Wand, gar nichts. Ich musste also einfach darum beten, dass ihn zeitnah noch keiner vorfand. Je tiefer ich ging, desto mehr unliebsame Bekanntschaften lagen auf meinem Weg. Der erste davon steuerte mich jedoch unbewaffnet an und wirkte auf mich so gar nicht wie ein Kämpfer - war womöglich einer der wenigen Denker in diesem Drecksverein. Deshalb fing ich ihn ab, zog ihn hinter die gesicherte Ecke und hielt ihm im selben Moment, in dem ich ihm auch das Messer spürbar an der Kehle platzierte, den Mund zu. Zischte ihm zu, dass er besser nicht schreien sollte, wenn ich meine Hand gleich von seinem Mund nahm und er mir sagen sollte, wo ich Faye und Victor fand. Er zitterte wie Espenlaub, was meine Vermutung auf die nicht vorhandene Kampferfahrung nur weiter bestätigte. Es tat mir fast ein wenig leid, als ich die geforderte Wegbeschreibung von ihm ergattert hatte, ihn in einen der ersten dunklen, kleinen Seitenräume vor mir her schob und ihm dort dann wider Versprechen die Kehle durchschnitt. Ich konnte und wollte kein Risiko eingehen, egal wie sehr er im jetzigen Moment Angst vor mir zu haben schien. Danach machte ich mich zielstrebiger, aber auch weit vorsichtiger auf den beschriebenen Weg, der mich noch an zwei Kreuzungen, einer Menge teils besetzter Räume an den Seiten der Gänge und zahlreichen Islamisten vorbei führte. Ich versuchte so viele wie nur irgendwie möglich zu umgehen, wartete immer mal wieder ab und ließ Personen im Schutz der Schatten an mir vorbeiziehen. Aber als ich kurz vor der beschriebenen Treppe war, die mich nach ganz unten führen sollte, übersah, beziehungsweise überhörte ich Jemanden. Der mit einer Machete bewaffnete Kerl kam aus der Nische neben mir heraus und es war meinen guten Reflexen zu verschulden, dass er mir lediglich einen etwas tieferen Schnitt am Oberarm verpasste, ich noch rechtzeitig ausweichen konnte. Dann stach ich ihm erst in die Seite, weil es die erstmöglich zu erreichende Stelle war, woraufhin er doch hörbar aufschrie und dann noch den endgültigen Stich ins Herz kassierte, der ihn nur mehr mit leerem Blick zurückließ. Während ich die Leiche zurück in die Nische schob, aus der sie vorher gekommen war, fing ich an darum zu beten, dass das jetzt Niemand gehört hatte - aber das war unwahrscheinlich, weshalb ich mich noch zügiger als vorher wieder auf den Weg machte ohne mir die brennende, spürbar blutende Wunde am Arm überhaupt erst anzusehen, die ersten Stufen nach unten ging. Die letzten nahm ich wegen des toten Winkels deutlich langsamer, bedacht. Aber es schien da unten sehr still zu sein, weshalb ich weiter ging und unten dann in einem noch dunkleren Gang ankam. Einige Meter während und hinter der letzten Kurve herrschte fast absolute Dunkelheit, weil das künstliche Licht fehlte. Das war auch mein Glück, andernfalls hätte mich der Fettsack, der vor einer eher provisorisch aussehenden Tür stand, sicher dem Erdboden gleich gemacht oder zumindest lauthals schreiend Alarm ausgelöst. Nur wie machte ich das jetzt? Er stand im Licht und sah in meine Richtung, würde mich kommen sehen, wenn ich näher heran trat. Ich war ein beschissener Messerwerfer und ich war mir zu 90% sicher, dass ich keine sofort tödliche Stelle treffen würde. Schießen war wegen des Schalls auch keine gute Idee, also musste er näher ran kommen. Das erste Mal seit einer halben Ewigkeit atmete ich wieder etwas tiefer durch, dann gab ich ein wirklich nur leises, aber hörbares Pfeifen von mir. Er reagierte nicht - also nach einem prüfenden Blick nach hinten noch einmal ein klein wenig lauter und er horchte auf. Sah kritisch mit zusammen gekniffenen Augen in meine Richtung und brabbelte irgendwas auf Arabisch vor sich hin, das ich nicht wirklich verstand zwecks mangelnden Vokabulars. Zur Sicherheit trat ich noch zwei, drei Schritte zurück in die tiefere Dunkelheit und im selben Moment, als er mich sah, machte ich einen ordentlichen Satz auf ihn zu und löschte auch ihm das Licht mit dem Messer aus den Augen. Ich wusste nicht weshalb, aber ich stach zwei Mal zu, obwohl ein Stich in die Brust gereicht hätte. Vielleicht war es die Wut im Inneren, vielleicht auch der zwanghafte Drang hier lebend wieder rauskommen und absolut Alles eliminieren zu wollen, das mich zum Scheitern verurteilen könnte. So oder so war er tot und weil mich die Tür zu den Zellen führen sollte, tastete ich ihn ab. Der Schrank von Kerl hatte sie bewacht, er trug wahrscheinlich Schlüssel bei sich - Bingo! Ich zog den leicht klirrenden Schlüsselbund aus seiner Hosentasche und machte mich postwendend schnellen Schrittes auf den Weg zur Tür. Erst beim Aufschließen jener merkte ich, dass meine Finger wegen all der Aufregung leicht zitterten, also musste ich ein weiteres Mal tief einatmen, um das Schloss zu treffen. Dann schob ich sie vor mir her und die langersehnten Gitterstäbe kamen in Sicht. Auch, wenn der Gang nach weiter hinten raus noch ein paar mehr Zellen zu haben schien, musste ich gar nicht so weit gehen. Ich erblickte die beiden armen Seelen, nach denen ich auf der Suche war, nach wenigen Metern auf in den ersten Zellen zu meiner rechten. Obwohl ich schon so Vieles in meiner Army-Karriere gesehen hatte, verschlug mir das im ersten Moment die Sprache. Ich kannte sie und dennoch waren sie kaum wieder zu erkennen. Auf den ersten Blick konnte ich nicht einmal sagen, ob Victor atmete, saß er doch vollkommen reglos auf dem Stuhl. Um Faye schien es nicht wesentlich besser zu stehen, war auch ihr Körper von Blut und Dreck geziert, während sie auf dem Boden lag. Aber ich hatte keine Zeit für langes Nachdenken, weshalb ich nach dem kurzen Schockmoment Fayes Zelle aufschloss. "Faye... ich bin's, Mitch. Warwick.", kündigte ich meine Präsenz noch einmal wörtlich an, um sie im Folgenden nicht zu erschrecken. Sobald die Zellentür aufgeschlossen war steckte ich das Messer endgültig weg und zog stattdessen mit der frei gewordenen Hand eine der kleinen Morphium-Kanülen aus meiner Hosentasche. Legte den Schlüssel auf dem Boden bei Seite und nahm mir dann vorsichtig ihren Arm, wartete noch einen Augenblick bis ich sicher war, dass sie mich erkannte und beim Einstich ruhig halten würde, bevor ich ihr das Mittel in die Vene verabreichte. "Morphium.", ließ ich sie um die bald einsetzende, schmerzstillende Wirkung wissen. In den Muskel verabreicht würde viel zu lange dauern und wir konnten wohl beide froh sein, dass es nicht die erste Nadel war, die ich in meinem Leben setzte. Dann sah ich die junge Frau an, drehte ihren Kopf ganz sachte in meine Richtung, damit sie mich ansah, sich bestmöglich auf meine Worte konzentrierte. "Hey... wie verbinde ich Victors Bein am besten?", fragte ich die Sanitäterin, weil ich schlichtweg keinen richtigen Plan von Wundversorgung dieser Art hatte. Aber bis das Schmerzmittel bei ihr wirkte und sie sich selbst darum kümmern könnte, würden zwar wenige, aber teure Minuten vergehen, die unsere Chancen auf den erfolgreichen Weg nach draußen weiter schrumpfen ließen.
+ .Es kommt, wie es kommt - aber so, wie man es ruft. +
Uuuh, heilige Mariamutter... o.o tolle Leistung Moni... #proud x'D __________
Sie wartete ein paar Sekunden, nachdem sie verstummt war. Vielleicht waren es auch Minuten, es fiel ihr so schwer, hier mitten im Delirium irgendwie die Zeit einzuschätzen. Jedenfalls wartete sie. Aber es kam keine Antwort, keine Reaktion. Und sie stemmte die schweren Lider wieder hoch, nur einen Spalt breit, mehr schaffte sie nicht. Sah sofort, dass sein Kopf nach unten gesunken war. Und die anhaltende Panik nahm ein nächstes Hoch, ihre ausgestreckten Finger kratzten über den lehmigen Boden, dessen blutige Erinnerungen überall in Form von dunkelroten oder mittlerweile schwarzen Spuren eingetrocknet waren. "Vi...ctor...", war das letzte, beinahe lautlos gewimmerte Wort, in dem all die angsterfüllten Gefühle mitschwangen, die ihre viel zu schnell drehende Welt erfüllten. Er durfte nicht schlafen... Sie hatte solche Angst... Und doch hatte man sie hier liegen gelassen, damit ihr nichts anderes übrig blieb, als in ihrer bodenlosen Verzweiflung und Hilflosigkeit zu baden. Ihrem Herz und ihrer Liebe dabei zuzuschauen, wie sie langsam ausbluteten, immer mehr an Farbe und Leben verloren. Und das war die schlimmste Folter, die sie sich für sie hätten ausdenken könne. Faye würde freiwillig zehn weitere Hiebe einstecken, wenn nur endlich jemand ihn retten würde, jetzt, wo er noch zu retten war. Seine Verletzung hätte nie lebensgefährlich enden müssen, es war ein Einstich - aber keiner, der irgendein Organ oder eine lebenswichtige Arterie betraf. Eine kurze, fünfminütige Behandlung, ein sauberer Verband und er würde bei ihr bleiben. Aber keiner kam. Und sie war dazu verdammt, in ihrem halbwachen Zustand, in dem sie mühsam gegen die eigene, heimtückisch aber verlockend anklopfende Ohnmacht kämpfte, die Hoffnung langsam schwinden zu sehen. Den Schaden je länger je irreversibler vor ihren geschlossenen Augen. Bitte. Nicht. Sterben. Lange Zeit blieb es einfach still. Faye war noch immer wach, klammerte sich mit aller Kraft an das letzte Bisschen Bewusstsein, welches ihr noch geblieben war. Es würde nicht mehr lange anhalten, das war ihr auch klar. Aber sie weigerte sich, daran zu denken, während sie ungefähr alle fünf Minuten die Wimpern zwei-drei Millimeter anhob, um zu prüfen, ob er noch atmete. Auch versuchte sie dabei jedes Mal, sich zu bewegen, um gegen das Gitter zu kämpfen. Aber es ging nicht. Sie konnte nicht. Seit dem viel zu langen, viel zu starken Elektroschock an ihren Rippen, schien ihr Körper nicht mehr richtig auf sie zu hören. Jede Bewegung war schwach und langsam, jede Regung unkontrolliert. Alles sinnlos. Ihre flache, unregelmässige Atmung schien das einzige Geräusch hier drin zu sein, trieb sie langsam in den Wahnsinn. Bis plötzlich Schritte zu hören waren. Faye konnte es nicht wirklich verfolgen, weil ihr Gehirn zu langsam reagierte und sie den Kopf nicht heben konnte. Aber sie vernahm das Geräusch von Schlüsseln an der Tür. Und allein das versetzte ihrem Herzen einen groben Tritt, sodass dieses sich beinahe überschlug, als es versuchte, zehn Gänge auf einmal hochzuschalten. Panik stieg in ihr hoch und Faye versuchte die Augen zu öffnen, als die Schritte näher kamen. Waren sie hier, um sie jetzt komplett fertig zu machen? Hatten sie die Geduld bereits verloren? Wollten sie das Programm von Morgen vorziehen? Oder einfach nur vorbeisehen, ob sie beide noch lebten? Sie hörte ihren Namen. Niemand hier kannte ihren Namen, ausser Victor, dessen Stimme sie viel zu gut kannte, um sie mit einer anderen zu verwechseln. Ich bins, Mitch. Mitch... Mitch! Endlich sprangen ihre Lider auf, sie versuchte, ihren viel zu schweren Kopf zu heben, um zur Tür zu schauen. Aber falls sie es überhaupt geschafft hätte, wäre sie zu langsam gewesen, denn da sass er schon neben ihr auf dem Boden und nahm ihren Arm, dessen Finger bis eben noch an der Halskette gelegen hatten. Allein diese Berührung schickte ein verschrecktes Zucken durch ihren Körper - nur schwach, für alles andere fehlte die Kraft. Aber da sass Mitch. Und ihre Augen gingen mühsam ein Stück weiter auf. "M-Mitch...", hauchte sie kaum hörbar, sichtlich angestrengt ein einziges Wort, betrachtete ihn verwirrt, wobei doch sehr langsam die Erleichterung einkehrte, während sie zu begreifen schien. "Du... blutest...", zwei weitere, kratzige Worte. Selbst in ihrem Zustand entging ihr die verhasste, dunkle Flüssigkeit an seinem Oberarm nicht. Weil sie zu lange darauf geschult worden war, genau auf diese Dinge zu achten. Sie versuchte sogar, die Finger auszustrecken, aber alles, was sie zu Stande brachte, war, den Arm zwei Zentimeter zu heben und dann kraftlos wieder sinken zu lassen, weil der Staub in ihrem Hals sie zu einem weiteren schmerzvollen Husten zwang. Mitch. Nicht... Aryana? War sie auch da? Nein, sonst würde nicht Mitch neben ihr knien. Aber das war gut, ihre Schwester sollte nicht hier sein. Nur was, wenn sie doch mitgekommen war und ihr etwas zugestossen war? Gott, sie wusste es nicht, aber sie konnte schlicht nicht noch mehr Sorgen in ihrem Kopf aufnehmen, weshalb diese Frage erstmal warten musste, ihre Augen stattdessen zu ihrer Armbeuge wanderten. Die Erklärung dazu folgte gleich darauf in einem einzigen Wort. Und das war gut. Wenn das Morphium ihre Nerven betäubte, konnte sie sich wieder bewegen, ohne dass ihr tausend Messer in den Rücken stachen. Dann konnte sie endlich zu Victor, dessen Leben am seidenen Faden hing. Sie spürte eine Berührung an ihrem Kopf und wieder zuckte sie zusammen, als hätte sie nie zuvor fremde Finger auf ihrer Haut gespürt. Faye blickte unsicher zu Mitch, der ihr gleich darauf eine Frage stellte. Und es dauerte ein paar viel zu lange Sekunden, bis sie diese verstand, sich angestrengt eine Antwort darauf ausgedacht hatte. Und noch mehr Sekunden, bis sie nicht nur den Mund geöffnet, sondern auch die leisen, heiseren Worte geformt hatte. Viele Worte, die sie zwingend wieder husten und sich krümmen liessen. Aber was war das schon, wenn sie damit Victor vielleicht endlich helfen konnte? "Druck...verband... Sauberer... Stoff... Mindestens... zwei... Mal... ums Bein... Knoten... auf der... Wunde...", auch wenn es dazu viel zu spät war. Ein Druckverband hätte ihn vor einer Stunde gerettet. Jetzt brauchte es was anderes, auch wenn sie fernab davon war, hier eine objektive Bilanz zu ziehen und zu beurteilen, wie viel Blut Victor wirklich verloren hatte. Wie lebensgefährlich sein Zustand in diesem Moment war oder ob die Ohnmacht teilweise auch noch den teuflischen Psychospielchen zu verdanken war. In ihrem Kopf starb er langsam vor sich hin und sie konnte nichts tun, ausser ihm wie gelähmt und voller Panik dabei zuzusehen. "Bitte... mach... dass... er... nicht... stirbt...", war alles, was sie zwischen dem Husten und Wimmern noch schwach hervor brachte. Sie hatte doch solche Angst...
Er lächelte, als wäre er mit der ganzen Sache im Frieden. Als hätte er entweder keine Zweifel daran, zu ihr zurück zu kehren, oder keine Zweifel daran, dass es richtig wäre, wenn er bei dieser Mission starb. Sie hoffte auf Ersteres, weil die zweite Option für sie nicht in Frage kam. Für sie nicht, für Faye nicht, für Victor nicht. Und ganz ehrlich - sicher auch für Mitch nicht. Niemand von ihnen sollte wegen diesen dreckigen Höhlenbewohnern verrecken und sie würde alles dafür tun, dass es nicht dazu kam. Als Mitch schliesslich ging, verfolgte sie seine Schritte - sofern ersichtlich - von ihrem Standpunkt aus, bis er verschwunden war. Und dann wartete sie noch etwas länger, nur für den Fall, dass irgendwer etwas gehört oder gesehen hatte. Falls sie irgendeine Reaktion mitbekam, müsste sie einschreiten. Aber vorerst war da nichts und das war gut. Sehr gut. Denn hier draussen durfte es keine Komplikationen geben, wenn dies doch der um Welten einfachere Teil von Mitchs Aufgabe war. Sie wartete etwa zehn Minuten beim Auto. Dann setzte sie sich ebenfalls in Bewegung, verschob sich rasch vom Schatten eines Felsen zum Nächsten. Sie nahm nicht genau die gleiche Route wie Mitch, um den möglicherweise zu aufmerksamen Sniper nicht in die Karten zu spielen. Aber doch wählte sie teilweise ähnliche Deckung wie er, wenn es eben die einzigen Möglichkeiten auf diesem Weg waren. Aryana schlich sich so nahe zum Eingang wie möglich, bis sie keine vierzig Meter mehr davon entfernt im Schatten eines Felsen verharrte. So, dass sie sowohl die Scharfschützen als auch die Patrouille - zumindest meistens - im Blick hatte. Und natürlich den Pfad in den Hügel. Denn sie würde Mitch nicht mit, schlimmstenfalls, zwei Verletzten den ganzen Weg zum Auto humpeln lassen. Rückendeckung war unumstritten sehr wichtig, aber wenn sie zu Dritt kaum vorankamen, dann war es wichtiger, dass sie ihnen beim Gehen half. Dass sie so schnell wie möglich hier weg fuhren, die Strecken zwischen den einzelnen Felsen nicht im Schleichtempo zurücklegten. Ausserdem war sie hier mehr oder weniger in Hörweite des Eingangs, würde es also wahrscheinlich irgendwie mitbekommen, wenn drinnen etwas Lautes schief ging. Und ja, dann würde sie kopflos rein stürzen.
This is your life, it's do or die, the sun may never rise again, so be the light the vision. This is your life, it's slipping by, you try to run but fall again, you get back up that's living.
Was hat Aryana damit zu tun? o.ô *just kidding, der war mal wieder sehr unterirdisch* XD __________
Es war vermutlich kein Wunder, dass Faye einige Augenblick dazu brauchte, mir eine brauchbare Antwort zu geben. Sich jene auch ziemlich in die Länge zog, aber ich wartete wirklich ungeduldig darauf, dass sie fertig war. Weil die Zeit drängte und wir ganz einfach so früh mit der Flucht loslegen mussten, wie es nur irgendwie möglich war. "Ist nicht schlimm.", erwiderte ich lediglich darauf, dass ich ja auch verwundet sei. Im Vergleich zu dem, was Faye und Victor hier mit sich herumschleppten, waren das Peanuts und würde mich sicher nicht in den nächsten Minuten umlegen, auch wenn es unangenehm war. Brannte, stach, bei jeder Bewegung. Das Adrenalin in meinen Adern wusste bis das bis jetzt jedoch ganz gut zu betäuben. Mit einem schlichten "Okay.", bestätigte ich der jungen Frau, dass ich die Anweisung verstanden hatte, kurz bevor ich auch schon zum Aufstehen ansetzte. Dann aber doch noch einmal innehielt, weil sie ein paar weitere Worte von sich gab. "Keine Sorge, ich hol' euch hier raus. Alles wird gut.", versuchte ich ihre Nerven ein wenig zu beruhigen, bevor ich dann den Schlüssel wieder aufnehmend aufstand, die Zelle verließ und mich im Gang umsah. Das, was ich an Klamotten am Körper trug, war nicht sauber. Ich hatte die Kleidung heute nach dem Aufstehen nicht mehr gewechselt und war entsprechend verschwitzt damit herumgelaufen, es musste also etwas Anderes her. Nur etwas fünfzehn Meter ging ich den Gang weiter nach hinten, bewegte mich dabei zügig, bis ich den Verbandskasten sah und ihn auf der schmalen Kommode in der Einbuchtung aufklappte. Er war spärlich bestückt, aber ein Verband - der hoffentlich noch lang genug war -, und ein paar Wundkompressen waren noch drin. Desinfektionsmittel auch, was angesichts der Umstände sicher nicht verkehrt sein konnte. Mit dem Verbandskasten setzte ich dann auf dem bereits gesicherten Weg zum Laufschritt an und schloss auch Victors Zelle auf, wo ich sowohl Schlüssel, als auch den Koffer wieder ablegte und dann abwägte, wie viel Morphium er in seinem Zustand vertrug. In keinem Fall die volle Dosis, das könnte ihn bei so viel Blutverlust sonst endgültig umlegen. Selbst der für gewöhnlich schmerzhafte Einstich in den Arm ließ ihn jedoch nicht aufwachen, weshalb ich danach seine Wange unsanft tätschelte. "Hey, Victor... aufwachen! Es ist Zeit zu gehen, man.", versuchte ich ihn wach zu rütteln in der Hoffnung, dass ich ihn nicht komplett eigenständig tragen musste, weil wir dann sehr sicher tot waren, bevor wir hier raus kamen. Wieder reagierte er nicht, weshalb ich mit ein wenig mehr Nachdruck erneut agierte und dann war da ein laues Flackern seiner Lider. "Komm zurück verdammt, wir müssen hier raus. Jetzt!", bat ich ihn noch einmal etwas lauter und machte mich dann daran, seine Fesseln an den Beinen mit dem blutgetränkten Messer durchzuschneiden, als er die Augen langsam aufmachte. Leise vor mich hin fluchend riss ich seine Hose ein ganzes Stück weit auf und fing dann an, den von Faye angeordneten Druckverband anzubringen, nachdem ein wenig Desinfektionsmitteln nach Abschneiden des alten, nichtsnutzigen Verbands durch die Stichwunde geflossen war. Ich hielt sein Bein am Knie beim Desinfizieren fest, weil das Brennen in der Wunde offenbar wieder ein wenig mehr Leben in den verletzten jungen Mann kommen ließ. Ohne Umschweife folgte dann der Verband, den ich zwar bemüht vorsichtig, aber gleichzeitig recht zügig anbrachte. Auch das weckte wohl weitere Schmerzen, weil das kleine bisschen Morphium, das er bekommen hatte - und sicher nicht ausreichend für eine komplette Schmerzbetäubung war -, noch ein oder zwei Minuten zum Wirken brauchen würde. Während Victor augenscheinlich noch mit Erfassen der aktuellen Situation beschäftigt war, löste ich dann auch noch die Fessel an seinen Handgelenken, was ihn beinahe vom Stuhl hätte kippen lassen. Mit gutem Reflex, was feurigen Schmerz in meiner eigenen Wunde entfachte, hielt ich ihn an der Schulter fest.
Der Schlaf war angenehm. Ruhig, friedlich, dunkel. Für all die Minuten, in denen ich auf der schwerelosen Wolke der Ohnmacht saß, fühlte ich ein sehr angenehmes Nichts. Kein Schmerz, weder körperlich noch psychisch. Alles schien wieder okay zu sein, wenn auch zugleich weder besonders gut, noch besonders schlecht. Vollkommen neutral. Jedoch sollte das nicht ewig halten. Es war eine unangenehme Berührung in meinem Gesicht, die mich irgendwann unter all den nicht in Worte zufassenden Schmerzen wieder aufwachen ließ. Zu diesem Zeitpunkt war ich noch fernab davon Irgendwas von dem zu Verstehen, was gerade passierte. Erst als die Wunde in meinem Bein brannte, als hätte man pures Benzin rein geschüttet, rüttelte das etwas an meinem gedämmten Verstand und ich öffnete die Augen ganz. Sah schwummrig, dass mir Irgendjemand am Bein mit einem Verband herum bastelte und erst da fing es dann richtig an zu klingeln. Der Kerl trug die mir nur allzu bekannte, tarnfarbene Uniform der U. S. Army und er versorgte meine Wunde. Jedoch dauerte es selbst unter all dem Schmerz, der nur mild zu schwinden begann, noch bis zur Lösung meiner Fesseln an den Handgelenken, bis mein Gehirn die Situation vollständig erfasst hatte. Jemand rettete uns. Jemand war hier, um uns raus zu holen. Besagte Person lehnte sich dann in der Hocke zur Stütze nur mit dem oberen Rücken an meine Seite, weil er erneut zum Verbandskasten griff und seinen eigenen Arm zu flüchtig abzubinden begann. Die Tattoos am unteren Hinterkopf reichten mir zur eindeutigen Identifizierung. "Mi...", setzte ich zu seinem Namen an, musste stattdessen dann aber erst einmal ordentlich Husten, was mir gefühlt die gesamte Lunge aus dem Hals schmiss. Mein nächster Blick danach wanderte dann zu Faye - sie atmete noch, war wach, lebte und ich hatte augenscheinlich keinerlei Vergewaltigung verschlafen. Das erleichterte mich ungemein, wobei ich drei Kreuze jetzt angesichts der offenbar anstehenden Flucht noch nicht machen konnte. Ich konnte kaum gerade sitzen, wie sollte ich da laufen? "Ich geb' dir mein zweites Messer und eine Pistole. Schieß' aber nur, wenn's nicht anders geht, wir sollten so leise wie möglich sein.", richtete Mitch sein Wort und einen Teil seiner Waffen an Faye, in die langsam mehr Bewegung einkehrte. Dann drehte er sich wieder zu mir um, trat direkt vor mich und sah eindringlich zu mir runter. "Ich werd' dir helfen, Victor... aber du musst versuchen auf den Beinen zu bleiben, verstanden? Sonst kann ich uns nicht mehr verteidigen.", sprach Mitch mir erneut Worte zu, auf die ich lediglich nicken konnte, weil Sprechen gerade des trockenen Halses wegen einfach nicht drin war. Ich würde es versuchen, hatte keine andere Wahl als das letzte bisschen an Kraft zu mobilisieren, das noch in meinen Gliedern steckte. Also ließ ich mich langsam von ihm auf die Beine hochziehen, wobei ich mit dem verletzten gar nicht aufzutreten versuchen musste - es ging nicht. Auch, wenn der Schmerz nicht mehr ganz so vehement zu sein schien, tat die Stichwunde im Muskel zu sehr weh, als dass ich sie belasten könnte. Also trat der Soldat an jene Seite und legte meinen ebenfalls lädierten Arm um seinen Hals. Wieder überfiel mich der Schwindel, den ich krampfhaft unter schmerzverzerrtem Gesicht wegzublinzeln versuchte. Funktionierte nur mehr oder weniger, aber meine Sicht wurde immerhin klar genug, damit ich meine Umgebung halbwegs detailliert wahrnehmen konnte. "Aryana wartet draußen auf uns. Bis dahin sind wir auf uns allein gestellt.", gab uns der Soldat noch eine weitere Information, während er mich die ersten quälenden Schritte aus der Zelle begleitete. Schnell voran kamen wir dabei nicht und meine Schritte waren auch absolut unkoordiniert, weshalb Mitch mich permanent mit ausbalancieren musste, während ich mich unter Schmerzen instinktiv an ihm festhielt.
+ .Es kommt, wie es kommt - aber so, wie man es ruft. +
Aber aber Aryana ist *nur* Maria... [Noch lange] nicht Mutter! x'D ______
Sie hatte keine Ahnung, ob es schlimm war. Sah doch nur den blutigen Arm und die zerschnittene Kleidung, die eine klaffende Wunde mehr schlecht als recht versteckte. Und sie war sich auch nicht sicher, ob er die Wahrheit sagte. Aber für den Moment mussten sie einfach hier raus, das begriff sie sehr wohl. Also spielte es schlicht keine Rolle, wie schlimm Mitchs Wunde nun war. Oder ihre Eigenen. Oder die von Victor. Sie mussten einfach irgendwie weg, jetzt, sofort. Der junge Mann war schon dabei, sich zu erheben und sie wieder alleine zu lassen, als er nochmal inne hielt, ihr ein paar Worte zukommen liess. Und vielleicht war es lächerlich, weil das in diesem Moment jeder hätte sagen können und sie noch lange nichts geschafft hatten. Aber trotzdem glaubte sie ihm, nickte kaum sichtbar, während ihre Mundwinkel minimal nach oben zuckten. Es würde alles wieder gut werden. Und sie kamen raus. Und alle lebten. Sie spürte, dass das Morphium langsam ihre Nerven erreichte. Und sie wusste, dass es wie alle Opiate dafür bekannt war, Wahrnehmung zu fälschen, Angst zu lindern und einen Menschen sowohl physisch als auch psychisch zu beruhigen. Aber das war gut, weil es gleichzeitig endlich die Last der ganzen Schmerzen von ihren Schultern hob, sie sich langsam wieder bewegen konnte. Vielleicht noch sehr unsicher, aber doch beständig mehr. Noch tat es weh, als sie die schwachen Arme auf dem Boden aufstützte, um ihren Oberkörper in eine mehr oder weniger aufrechte Position zu schieben. Ihr normalerweise stärkerer, linker Arm war dabei weiterhin mehr Behinderung als Hilfe, weil die kurzzeitige Lähmung, die der Strom darin verursacht hatte, noch nicht so ganz verschwunden war. Aber das war okay, wenn sie sich immerhin mit Ach und Krach zum Sitzen bewegen konnte. Kurz presste sie die Augen zu um den Schwindel und die Schmerzen zu vertreiben und als sie sie wieder aufschlug, stand Mitch in Victors Zelle... Mit dem Verbandskasten. An den hatte sie gar nicht mehr gedacht. Beziehungsweise hatte sie nicht mitbekommen, dass er ganz in der Nähe versorgt worden war. Aber es war gut, weil dieser genau das beinhaltete, was die Wunde am nötigsten hatte - eine halbe Flasche Desinfektionsmittel. Sie sah Mitch ein Bisschen abwesend dabei zu, wie er die Wunde versorgte, blickte dann zu Victor, der langsam wieder zu sich kam. Während das Morphium sich langsam aber sicher in ihren Blutbahnen verteilte, ihr Gehirn und vermehrt so ziemlich jede einzelne Nervenzelle ihres Körpers betäubte. Und das selige Lächeln auf ihrem Gesicht wurde breiter, vollkommen erleichtert. Victor lebte. Mitch war da. Er brachte sie raus. Alles würde gut werden. Und für die nächsten zwei bis drei Stunden fühlte sie sich leicht und unbeschwert. Trotz all der Lockerung und Befreiung ihrer mentalen und körperlichen Lage, versuchte sie, sich den Ernst ihrer Lage nicht ganz entgleiten zu lassen. Denn noch waren sie nicht draussen, noch sassen sie im Gefängnis und noch hatte keiner das überlebt. Mitch wandte sich wieder ihr zu, schob ihr eine Pistole und ein Messer zu. Sie nahm beides mit viel zu langsamen Bewegungen an, nickte auf seine Anweisungen hin und gab ein noch immer sehr dünnes "Geht... klar", von sich. Reden war leider ihres sehr trockenen Halses wegen noch immer kaum drin. Aber das schwache Husten im Anschluss tat nicht mehr weh. Ihren Rücken spürte sie ebenfalls nur noch in Form eines unangenehmen Ziehens hier und dort. Und weil es wirklich an der Zeit war, zu gehen, steckte sie die beiden Waffen in ihre Hose, um sich mühsam am Gitter hoch zu ziehen. Der Schwindel setzte selbstverständlich direkt wieder ein und ihre Beine fühlten sich unendlich weich an. Aber sie musste gehen, weil Mitch alle Hände voll zu tun haben dürfte mit Victor. Und das würde schon gehen, irgendwie. Sie war gerade dabei, auf ihren schwachen Gliedern ziemlich wackelig dem Gitter entlang zum Ausgang der offenen Zelle zu humpeln, als Mitch sie mit zwei weiteren Sätzen zu einem nicht ganz irrelevanten Umstand seiner Befreiungsaktion belehrte. Und ihr Herz schien sofort zwei Takte auszusetzen. Sie war also doch da, ihre Schwester. Offenbar sie alleine, mit Mitch, wenn Faye die Worte richtig gedeutet hatte. Ein Grund mehr, schleunigst hier raus zu kommen, bevor Aryana was zustiess. Bevor irgendwer kam. Bevor sie so kurz vor dem Ziel doch noch für immer getrennt wurden. Faye versuchte schneller zu gehen, hielt das Messer mittlerweile aber wieder zwischen den Fingern der rechten Hand. Ihre Reaktion war sowieso schon verzögert, sie sollte im Ernstfall nicht noch eine Waffe zücken müssen, bevor sie zustechen konnte. Sonst wäre sie bis dahin drei Mal gestorben. Noch immer hielt sie sich bei jedem Schritt am Gitter fest, versuchte, die fehlende Kraft und Stabilität ihrer Beine damit wett zu machen. Sie ging hinter Mitch, was vielleicht dumm war, da er mit Victor ebenfalls behindert war, falls jemand ihnen entgegen kam. Aber sie selber war nicht wesentlich besser dran, würde wahrscheinlich zehn Schüsse kassieren, bis sie begriff, dass die Welt es nicht mehr gut mit ihr meinte und sie sich zur Wehr setzen sollte. Also trottete sie mühsam hinter den beiden her, versuchte die beissende Müdigkeit und Schwere in ihrem ganzen Körper und vor allem in ihrem Gehirn auszublenden. Die Folgen der andauernden Panik, von Stress und Schmerzen, des Blutverlustes und des Durstes. Einfach nur raus. Eine anstrengende Treppenstufe um die Nächste.
This is your life, it's do or die, the sun may never rise again, so be the light the vision. This is your life, it's slipping by, you try to run but fall again, you get back up that's living.
Er schlurfte, humpelt, stolperte. Nicht nur, dass mich das ständig zum Ausbalancieren meines und seines Gewichtes zwang, nein, es schränkte mich auch in eventuell notwendiger Gegenwehr schrecklich ein. Ich konnte Niemande gezielt den Gar ausmachen, wenn ich dabei war Victor irgendwie auf den Beinen zu halten. Ich war zwar froh darum, dass der Verletzte sich immerhin auch so gut es ging aus eigenen Stücken an mir festhielt, aber die Treppe war die reinste Tortur. Leise waren wir auch nicht unbedingt, aber es war Victor wohl nicht zu verdenken, dass er den einen oder anderen erschöpften, schmerzerfüllten Laut von sich gab. Dass er sich selbst ungewollt immer wieder beim Anstoßen an den ungleichmäßigen Stufen mit den Füßen einen Ruck im ganzen Körper versetzte, machte es sicher nicht besser. Aber es half ja nichts, einen anderen Weg gab es nicht. Wenn es ihn gab, kannte ich ihn nicht. Endlich am oberen Ende der Treppe angekommen musste ich selbst einen Moment lang inne halten und durchatmen, hatte es mich doch einiges an Kraft gekostet den Amerikaner hoch zu schleppen. Den toten Kerl mit der Machete konnte ich von hier aus sehen, gefunden hatte ihn offenbar noch Niemand, was komisch war. Allgemein schürte es mein Misstrauen, dass entweder noch keiner eine der drei Leichen gefunden hatte oder aber nicht darauf reagiert wurde. Wenn ja, wieso nicht? Immerhin kannten sie diese Tunnel weit besser als ich und hätten leichtes Spiel, die Partie für sich zu entscheiden. Gepaart mit den beiden Invaliden war ich eine wandelnde Zielscheibe, quasi fast nicht zu verfehlen. Ich versuchte mich wie schon auf dem Hinweg so gut es ging durch die dunklen Schatten zu bewegen, aber das [/i]schwere Gepäck[/i]machte mir das alles andere als leicht. Auch warf ich immer wieder einen Kontrollblick über meine freie Schulter nach hinten, um sicher zu gehen, dass Faye weiterhin dicht bei mir war. Zwei, drei Mal hielt ich kurz an und wartete, weil sich ein kleiner Abstand gebildet hatte, den es zu vermeiden galt. Außerdem konnte ich selbst auch gut die eine oder andere Verschnaufpause gebrauchen. Als wir ungestört bis zu dem Bereich kamen, in dem sich einige Räume befanden und wo vorhin noch so reges Treiben geherrscht hatte, war es auf eine unschöne Art und Weise still. Ich glaubte nicht, dass alle schlafen gegangen waren, weshalb ich das Messer fester mit meinen Fingern umschloss, sämtliche meiner Sinne zu fokussieren versuchte, während sich rechts gleich der erste der Räume neben mir auftun würde... und ich hörte ihn. Er streifte vermutlich nur mit seinen Klamotten an der Lehmwand entlang, aber ich hörte es klar und deutlich. Ob er aber nun eine Waffe im Anschlag hatte, ob er bewusst auf mich wartete oder auch nicht, das konnte ich nicht wissen, ich war schließlich kein Hellseher. Nachdem er sich aber ansonsten sehr leise verhielt, lag die Vermutung nahe - und ich sollte leider Recht behalten. Als ich noch einen Schritt näher kam streckte er den Arm mit der Waffe in der Hand aus, was mich ihm sofort tief in den Unterarm schneiden ließ. Er ließ die Waffe fallen, während Victor mir durch meine ruckartige Bewegung fast zur Seite weg kippte und ich ihn erst wieder stabilisieren musste. In dieser Zeit hatte aber auch der Gegner mit einem Messer nachgerüstet und ich konnte wohl von Glück reden, dass er ziemlich klein war und nicht dieselbe Armlänge wie ich hatte. So traf mein Messer zuerst und wir waren mit dem Schrecken davon gekommen. Jedoch sollte das nicht so bleiben, hörte ich jetzt doch schnelle Schritte weiter hinten im Gang. Hörte sich an, als würden drei oder vier Leute zielstrebig in unsere Richtung laufen. Deshalb bugsierte ich mich und mein Anhängsel mit den an Faye gerichteten, gezischten Worten "Versteck' dich!", ein paar Meter weiter im Eingang des nächsten, leeren Raumes auf der anderen Seite des Gangs. Ich selbst verblieb im Türrahmen, während ich Victor an meiner Seite sicher im Raum abgeschirmt hielt. Noch ein Schuss und er war hinüber, da konnte ich keinerlei Risiken eingehen. Er war kein bisschen fähig sich selbst zu schützen, also war das jetzt meine Aufgabe. Ich sah vorsichtig in den Gang, hielt den Kopf so wenig wie möglich nach draußen... und doch flog sofort ein Schuss in meine Richtung, als ich die erste Silhouette im fahlen Licht hinter der nächsten Kurve erkennen konnte. Das war es dann jetzt mit dem Schleichen gewesen, nahm ich schwer an. Ich konnte nicht mehrere Männer gleichzeitig abstechen, erst recht nicht wenn sie mit Schusswaffen daher kamen. Also steckte ich das Messer weg und nahm stattdessen die Pistole auf. Weil die Angreifer schnell näher kamen zögerte ich auch nicht selbst den ersten Schuss abzufeuern. Gedanklich betete ich - zu wem auch immer, Gott war es nicht - einfach nur darum, dass sie nicht damit rechneten, dass Faye ebenfalls eine Waffe bei sich trug. Sie musste auch nicht unbedingt treffen, es reichte, wenn sie die Arschlöcher parallel ein klein wenig ablenkte... trotzdem wäre ich für gezielte Schüsse natürlich dankbarer.
Schlichtes Gehen war noch nie zuvor in meinem Leben derartig anstrengend, ja nahezu unmöglich gewesen. Ich versuchte wirklich die Füße für die Stufen weit genug anzuheben, aber es gelang mir nur wenig bis gar nicht, während ich weiterhin mit dem Schwindel kämpfte. Es endete also viel mehr damit, dass Mitch mich mit seiner eigenen Kraft weiter nach oben zog als damit, dass ich selber wirklich ging. Viel mehr als ein die Füße vor mich hin schleifen war einfach nicht drin, es fehlte die Kraft und vor allem eine ganze Menge Blut in meinen Adern, die meine Muskelmasse kaum mehr ausreichend versorgen konnte, sich wohl hauptsächlich auf die unbedingt notwendigen Organe meines Körpers bezog. Es war auch noch so furchtbar düster hier unten und durch die noch immer nicht ganz klare Sicht fiel es mir schwer, meine Umgebung richtig wahrzunehmen. Dementsprechend schrammte ich auch das eine oder andere Mal an der rauen Wand entlang, was meine in Blutergüsse getränkten Arme nicht witzig fanden. Zwar tat mir das Alles nicht mehr so schrecklich weh, wie noch vor einer Stunde und fühlte sich ein bisschen wie in Watte gepackt an, aber wirklich angenehm war es noch immer nicht. Das Atmen fiel mir weiterhin schwer und ich war um jede Pause, die Mitchell einlegte, heilfroh, obwohl ich selbst in meinem minder guten Zustand sehr gut wusste, dass wir so wenig Zeit wie möglich damit verschwenden sollten. Bis ich merkte, warum meine Stütze dieses Mal anhielt, hatte der Andere schon eine tiefe Schnittverletzung am Arm und kurz darauf den Tod kassiert. Wenig später schleifte mich der Soldat unter meinem Arm zügig, um nicht zu sagen hektisch bis zur nächsten Deckung. Zwar konnte ich nicht sehen, was von da an im Gang vor sich ging, aber der Schuss ging selbst an mir nicht vorbei, weil unser Retter - falls wir es denn jetzt noch bis nach draußen schafften - dabei auch noch so instinktiv sofort wieder Schutz suchte. Direkt im Anschluss daran dann sein Messer, das ihm all dem Blut an der Klinge nach zu urteilen bis hierher gute Dienste geleistet hatte, gegen seine Handfeuerwaffe eintauschte. Nur wenige Sekunden später selbst den Abzug zu drücken begann. Ich sah von hier aus rein gar nichts, konnte nur meinem Gehör nach urteilen. Vielleicht hatte er mit dem Schuss noch Niemanden getötet, aber dem nicht zu überhörenden Aufschrei aus dem Gang nach zu urteilen hatte er auf jeden Fall Irgendjemanden irgendwo getroffen. Was gut war, weil er kaum zwei Tonnen Munition dabei haben dürfte. Im dunklen Licht konnte ich aber immerhin drei, vier Magazine zum Wechseln an seiner kugelsicheren Weste erkennen. So wie ich das den jetzt vermehrt durch die Luft zischenden Kugeln nach beurteilen konnte, waren jene auch bitterböse nötig, um hier noch irgendwie rau zu kommen.
+ .Es kommt, wie es kommt - aber so, wie man es ruft. +
Soooorry, hab echt echt echt echt echt viel Mühe gehabt mit Schreiben gerade. Darum ist das jetzt leider auch echt echt echt Müll, aber ich kanns einfach nicht besser, weil halt wirklich keinen Plan habe, wie die da raus kommen sollen, sorry. ._. x'D _________
Die Panik war verflogen, hatte sich, gemeinsam mit den Schmerzen, verabschiedet. Aber auch wenn sie es zu ignorieren versuchte, blieb jeder Schritt ein verdammter Kampf. Natürlich war sie froh, wieder stehen zu können. Den totalen Tiefpunkt, hilflos auf dem Boden der Zelle wie ein Käfer auf dem Rücken, dank dem Morphium hinter sich gelassen zu haben. Aber selbst das Opiat konnte ihr nicht genug Energie zurückgeben oder vorgaukeln, damit sie hier wie ein junges Reh nach draussen rennen konnte. Nichtmal wie ein altes Reh. Eher wie ein krankes Reh mit zwei gebrochenen Beinen... Ausserdem waren ihre Augenlider so schwer und sie wollte eigentlich nur noch schlafen. Ihr war schwindlig und überhaupt kostete es sie wirklich alles, mehr oder weniger mit Mitch mithalten zu können, in einer einigermassen geraden Linie hinter ihm die Gänge entlang zu humpeln. Das dunkelrote Blut, mit dem sie dank den - bei jeder Bewegung immer weiter aufreissenden - Wunden, eine unschöne Tropfspur hinterliess, fiel ihr gar nicht auf. Sie wünschte einfach, endlich draussen zu sein. Faye versuchte, sich an den Weg zu erinnern, aber ihre Augen waren verbunden gewesen, sie erinnerte sich an gar nichts mehr. Also stolperte sie einfach mühselig weiter. Wartete auf die frische Luft, die ihnen doch sicher bald entgegen schlagen musste. Aber es war unverhofft etwas ganz anderes, das ihnen entgegen schlug und Faye hielt sofort erschrocken inne, als Mitch ein kurzes Messerduell mit einem Islamisten ausfocht. Nein nein nein..! Sie mussten weiter, hatten doch keine Zeit zum Kämpfen! Ausserdem keine Kraft. Zu wenig Mittel. Sie wollte doch nur, dass der Alptraum hier ein Ende nahm, sie zu Aryana konnte und jemand Victor heilte! Faye hörte die Schritte ebenfalls, brauchte aber Mitchs Anweisung, damit sie verstand, dass sie besser um Einiges tiefer in den Raum zurückwich, vor dem sie gerade stand. Das tat sie dann auch, wobei ihr die pure Überforderung ins Gesicht geschrieben stand, sie sich immer und immer wieder daran erinnern musste, dass Konzentration gerade lebensnotwendig war. Mit mechanischen, viel zu langsamen Bewegungen steckte sie das Messer weg, zückte stattdessen die Pistole, die sie von Mitch bekommen hatte. Inzwischen erklangen die ersten Schüsse und sie zwang sich, schneller zu handeln, sich irgendwie zu beeilen und die Trägheit ihrer Glieder nicht zu beachten. Das Ziehen und die dumpfen Stiche, die ihr Rücken irgendwo im Hintergrund unter einer guten Schicht Watte und Morphium zu vermerken hatte, zu ignorieren. Sie hob die Waffe trotz Schwindel, trotz Zittern in den schwachen Händen an, atmete tief durch, bevor sie ein winziges Bisschen aus der Deckung schielte, zielte, schoss. Ganz ehrlich war es beinahe unmöglich, mit ihrem wirren, schläfrigen Kopf wirklich zu zielen. Aber vielleicht erwischte sie in dem schwachen Licht ja doch einen oder zwei. Zuerst schien auch keiner sie zu beachten, weil sie wohl kaum erwarteten, dass sie sich in mehr als einem Versteck aufhielten. Das nutzte sie für zwei weitere Schüsse, die beide einen Schrei zur Folge hatten, offenbar von ein und derselben Person, die jetzt langsam zu Boden ging. Nur wussten die Verbleibenden jetzt auch, dass sie ebenfalls bewaffnet war. Was spätestens ab jetzt jeden Fehler absolut tödlich machte, wie die Schüsse in ihre Richtung verrieten. Faye schoss trotzdem, genau wie Mitch und so waren die vier Männer bald beseitigt. Aber es waren nur die ersten Vier gewesen und sie mussten weiter, damit sie vorankamen, bevor ihnen Scharen entgegenkamen. Faye wagte sich also wieder aus ihrem Versteck, um weiter zu stolpern, weiter in Richtung Freiheit, Luft, Aryana. Es musste doch gehen, irgendwie reichen...
Wie viele gottverdammte Schafe mussten über den fahlen Mondschein hüpfen, bevor sie nach drinnen stürzen sollte? Sie hatten nicht abgesprochen, wie viel Zeit sie Mitch maximal für die Rettung geben sollte, bevor sie davon ausgehen musste, dass etwas schief gegangen war. Natürlich hatten sie das nicht, immerhin wusste auch weder sie noch Mitch, was ihn da drin erwartete. Wie gross und weitläufig das Innenleben dieses Hügels war. Aber Aryana wurde von Sekunde zu Sekunde ungeduldiger, konnte sich kaum mehr stillhalten hinter ihrem Felsen, der sie vor jeglichen Blicken so sicher abschirmte. Elf Minuten. So lange war Mitch schon da drin. Sie drehte ihr Handgelenk mindestens alle zehn Sekunden um, betrachtete die schwach leuchtenden Zahlen, die ihre Uhr ihr entgegen strahlen liess. Es war zu lange... Alles war zu lange, während sie hier sass und ihren stechenden Blick über die karge Umgebung wandern liess. Sie hielt es nicht mehr aus. Und darum schlich sich die Brünette näher in Richtung Eingang, auf dreissig Meter. Zwanzig Meter. Schliesslich dürften es kaum mehr zehn Meter sein. Sechzehn Minuten. Sie konnte nicht mehr warten. Aryana blickte sich ein letztes Mal um. Aber hier draussen war alles still. Sie schlüpfte nach drinnen. Und das Erste, was sie hörte, nachdem sie sich sofort in die nächste Nische zurückgezogen hatte, war ein entfernter Schuss. Verdammt! Was, wenn es nicht der Erste gewesen war?! Sie war dem Eingang zwar sehr nahe gewesen, hätte einen solchen Knall hören müssen, aber was, wenn nicht?? Aryana schloss die Augen, widerstand mühsam den Drang, sofort in genau diese Richtung zu laufen. Nein, sie musste systematischer denken. Das Leben ihrer Schwester stand auf dem Spiel, Aryana konnte sich nichts anderes erlauben als einen Erfolg. Sie waren zu Viert, wenn sie Pech hatten, dann waren nur zwei von ihnen kampffähig. Also musste Strategie her, irgendein Plan. Aryana stürzte in die entgegengesetzte Richtung los. Sie konnte von Glück reden, dass offenbar keiner in diesem Bereich der Höhlen einen Gegner erwartete, sonst wäre sie unterwegs nämlich mindestens ein Mal umgebracht worden. Sie versteckte sich zwei Mal ziemlich spät, gerade so, bevor einer dieser Drecksaraber sie gesehen hatte. Ein Dritter hatte sie dann leider gesehen, rief lauthals irgendwas vor sich hin, was sie nicht verstand. Die Kugel zischte dicht an ihrem Ohr vorbei, noch bevor sie den Auslöser ausgemacht hatte. Aber sie würde sich nicht von ihm das Spiel verderben lassen, nicht hier, wo er doch beinahe perfekt platziert war. Sie hatte mittlerweile nämlich einen guten Abstand zum Eingang der Höhle gewonnen, war irgendwo in dem Hügel drin, mehr konnte sie sich nicht erlauben, wenn sie nachher noch zu den anderen finden wollte. Aryana hatte sich um die Ecke zurückgezogen, feuerte zurück und zwei Kugeln später lag ihr Widersacher, nach einem Schrei nun die letzten Atemzüge röchelnd, auf dem Boden. Die Brünette beachtete ihn nicht weiter, grub ohne Zeit zu verlieren, ihre Finger in die Jackentasche, holte eine kleine Handgranate hervor. Eine Einzige hatte sie eingepackt. Vielleicht Intuition, vielleicht böse Vorahnung. Jedenfalls zögerte sie nicht, das Ding zu entschärfen, auch wenn sie wusste, dass das verdammt gefährlich war hier drin. Sie könnte sich damit sehr leicht selber umbringen. Aber das würde sie nicht, weil Faye sie noch brauchte. Aryana wartete um die Ecke, bis sie Schritte hörte, von hinten, da, wo der Tote lag. Schritte und Rufe, weil der Lärm der Schüsse vorhin zweifellos Menschen angelockt hatte. Sie liess sich keine Zeit um zu erahnen, wie viele da aus den Tunneln gekrochen kamen, sondern warf die Granate um die Ecke in die Gruppe der Herangeeilten, nahm die Beine in die Hand und rannte so schnell sie konnte den Weg in Richtung Eingang zurück. Fünf Sekunden und der ohrenbetäubende Knall war zu hören. Aryana stolperte, wäre fast gestürzt. Aber sie rannte weiter, schoss noch zwei Gegner aus dem Weg, die in fast schon blinder Neugier herbeigeeilt kamen. Vielleicht erwischte sie dabei eine Kugel am Arm, hinterliess eine klaffende Wunde und vielleicht schrammte eine weitere seitlich an ihrer kugelsicheren Weste vorbei, zerriss den Stoff auf Höhe ihrer Rippen. Aber sie merkte es kaum, rannte trotz dem Brennen einfach weiter. Ihr Hauptziel war Ablenkung, die Granate war ihr bestes Werkzeug gewesen, weil sie am Weitesten herum hörbar gewesen war, viele Soldaten in diese Richtung gelockt haben dürfte. Weg vom Eingang, weg von Faye und Mitch und Victor. Nun musste sie dafür sorgen, dass keiner zurückkam, dass der Eingang frei blieb und der Weg, den die Drei noch gehen mussten. Vom Eingang aus war das mit dem Vorankommen wieder wesentlich schwieriger. Die Gegner waren mittlerweile schwer alarmiert, sie musste sich die ganze Zeit verstecken, um nicht gesehen und getötet zu werden, konnte wohl ihrem imaginären Gott danken, dass hier nicht mehr Islamisten stationiert waren, die ihnen im Weg stehen konnten. Aber Aryana machte kein Geheimnis aus ihrer Anwesenheit. Wenn einer von denen alleine kam oder aussah, als möchte er angreifen, schoss sie aus jedem Versteck heraus, das sie sich Sekunden zuvor ausgesucht hatte. Und sie schoss gezielt und tödlich, pflügte sich durch die Tunnel, schaffte so viele aus dem Weg ihrer Schwester wie irgendwie möglich. Wahrscheinlich lockte sie immer mehr heran und wenn sie Pech hatte, schaufelte sie ihr eigenes Grab. Aber es wäre ihr egal, wenn nur Mitch mit Faye nach draussen kam... Wenn nur ihre kleine Prinzessin das überlebte... Das kleine Mädchen, welches den Krieg doch nie hätte sehen dürfen...
This is your life, it's do or die, the sun may never rise again, so be the light the vision. This is your life, it's slipping by, you try to run but fall again, you get back up that's living.
Ach Papperlapapp, das passt schon alles :'D Du machst immer viel Welle um nix. :p Victor tut so viel Nichts, weil er Nichts tun kann, deswegen wird der auch erstmal nicht länger werden. XD __________
Was hatte ich eigentlich gedacht, was passierte, wenn ich hier rein kam und Gefangene eskortieren wollte? Dass mir eine Spur aus Blütenblättern nach draußen geführt wurde? Irgendwie hatte ich gar nichts gedacht. Gar nicht erst damit angefangen, mir richtig ernsthafte Gedanken darüber zu machen, was womöglich Alles passieren und auf wie viele Arten ich hier drin ganz sicher sterben konnte. Es war Alles ziemlich schnell gegangen, nachdem ich Aryana meine Hilfe unterbreitet hatte. Es war gar keine Zeit zum Nachdenken da gewesen. Mich einfach vom Erstbesten erschießen zu lassen war aber trotzdem nicht der Plan und auch absolut nicht die Art und Weise, wie ich abdanken wollte. Also erwiderten wir das Feuer und Faye traf sehr zu unserem Glück sogar. Machte ihren Job mit der Pistole besser, als ich ursprünglich angenommen hatte und so waren die ersten unserer Widersacher zeitnah beseitigt. Während ich Victor wieder zum Gehen animierte zählte ich im Geiste nach, wie viele Schüsse ich abgegeben hatte und wann ich dementsprechend nachladen musste. Weit kamen wir aber ohnehin nicht, tauchten doch schon bald die nächsten Arschlöcher mit Kanonen auf. Vielleicht war das der Schlüssel... jedes Mal, wenn ich Jemanden umnietete, dessen Schusswaffe mitzunehmen, schien mir eine essentielle Ressource für möglichst erfolgreiche, lange Verteidigung zu sein. So, wie die Islamisten hier jetzt aus ihren Löchern gekrochen kamen, wäre das Ende andernfalls wahrscheinlich nah. Als wir uns das nächste Mal nach erfolgreichem Beseitigen des Ungeziefers ein Stück weiter vor bewegten nahm ich also eines der Maschinengewehre auf dem Boden mit, wobei ich fast mit Victor zusammen hinfiel, weil er weiterhin nahezu sein gesamtes Gewicht auf mich stützte. Das Magazin war noch fast voll und so hatte ich die Pistole weggesteckt, stattdessen das Ende des Gewehrs an meine Rippen gelehnt, weil ich nur eine Hand frei hatte. Zielen war dadurch nicht mehr ganz so effektiv, aber eine der Kugeln würde sicher jedes Mal treffen. Den Abteil mit den Räumen an den Seiten hatten wir nach etwa acht Minuten beinahe geschafft, aber die langen Abschnitte ohne Rückzugsmöglichkeiten direkt dahinter bereiteten mir schon jetzt Sorgen. Wir würden niemals alle drei in eine der schmalen Nischen passen, mal ganz zu schweigen von den blöden, uneinsichtigen Kurven. Der einzige Vorteil blieb, dass die Idioten nicht besonders leise waren. Ich machte gerade an eine der letzten seitlichen Räumlichkeiten Halt, als ich eine Explosion hörte und mich instinktiv duckte. Die Wand in meinem Rücken erzitterte und ich brauchte einen Moment, um das auch zu deuten. Aber es musste Aryana sein - wieso sollten sie ihren eigenen Berg zum Einsturz bringen wollen? Zwar war ich mir über keine Granate bewusst gewesen, aber solange das keinen Gang zum Einsturz gebracht hatte, den ich irgendwie brauchte, war mir das nur recht. Ein paar Kämpfern hatte sie damit sicher den Weg versperrt und das war bitter nötig. Ich hoffte nur, dass Aryana nicht leichtsinnig wurde und dabei umkam. Dass sie nicht blind durch die Angst um Faye wurde und mir... uns dadurch verloren ging. Ich richtete mich an die zierliche Brünette am Türrahmen gegenüber. "Bleib' jetzt wieder hinter mir, Faye... es gibt ab hier deutlich weniger Deckung. Ich hab zumindest eine Weste.", riet ich der jungen Frau mit lauten Worten an lieber hinter mir zu bleiben. Ich konnte vielleicht ein, zwei Schüsse einstecken, die anderen beiden ganz sicher nicht mehr. Aber ewig weiter hier sitzen bleiben konnten wir nicht, wir mussten dringend vorwärts. Also setzte ich mich nach einem tiefen Durchatmen und bis auf den Schnitt am Arm noch unverletzt wieder in Bewegung, wobei ich mich aber leicht seitlich hielt. Victor damit mehr hinter als neben mir hielt, weil ich ihn so im Ernstfall schneller abschirmen konnte. Ich hoffte wirklich, dass Aryana nicht mehr zu weit weg war und ein Stück weit den Weg frei gemacht hatte. Dass die Schüsse, die aus der Ferne durch die Gänge hallten, weit näher waren, als sie gerade klangen.
Ich nahm weiterhin Alles viel mehr nur durch einen Schleier war. Um ehrlich zu sein galt mein Hauptaugenmerk wieder Faye, seit das Feuer eröffnet worden war. Sofern es mir möglich war wollte ich immer wieder Blicke auf sie erhaschen, um sicher zu gehen, dass sie auch wirklich noch immer auf den Beinen war. Ich könnte sie, egal ob sie schon im Sterben lag oder bereits tot wäre, nicht hier zurücklassen. Lieber starb ich mit ihr, als zwangseingewiesen nochmal in der Klapse zu enden. Aber es schien trotz der prekären Situation verhältnismäßig gut zu laufen und wir kamen immer mal wieder ein kleines Stück vorwärts. Beiläufig bekam ich mit, dass Mitch öfter Mal die Waffe wechselte - hauptsächlich deswegen, weil wir dabei fast jedes Mal eine Bruchlandung hinlegten -, was uns vielleicht einen der entscheidenden Vorteile gab. Seine nächsten Worte verkündeten das Unheil aber quasi schon vorher. Wenig Deckung, vermutlich auch genauso wenig Licht wie vorher und noch dazu scheinbar über eine größere Distanz hinweg. Bevor ich mich gegen die Gefahr wehren oder etwas Ablehnendes hätte sagen können, ging meine menschliche Krücke aber schon wieder los und ich zwangsweise mit, weil sich hier hinsetzen und auf bessere Zeiten zu warten wohl eher nicht zur Debatte stand. Also gingen wir - nach wie vor viel zu langsam, überwiegend dank mir - weiter und es sollte nur noch etwas mehr als eine halbe Minute dauern, bis uns der erste IS-Kämpfer zum Verhängnis wurde. Ich konnte gar nicht so schnell gucken, da drehte Mitch mich schon stärker hinter sich und fing an zu schießen. Er schien unser Gegenüber zwar zu erwischen, lag der doch zeitnah reglos auf dem Boden, jedoch krümmte sich der stark Tätowierte danach einen Moment lang nach vorne und hielt sich schwer atmend mit der Waffe in der Hand den Magen, weil an der Weste wohl ein paar Schüsse abgeprallt waren. Aus Erfahrung wusste ich, dass es trotzdem gerade in dieser Region furchtbar unangenehm war, Panzer hin oder her. Er hielt noch kurze Zeit weiter inne, besah sich die freie Seite seiner Hüfte. Während ich auf seiner anderen Seite kleben blieb tropfte noch mehr Blut auf den Boden. Ich konnte von hier aus nicht sehen wo er genau getroffen worden war, aber er ging leicht stockend weiter, humpelte ein klein wenig. In jedem Fall schränkte der Einschuss uns also noch weiter in der Geschwindigkeit ein, was gar nicht gut war.
+ .Es kommt, wie es kommt - aber so, wie man es ruft. +