Oh damn. Manchmal könnte ich mir wirklich Einiges ersparen, wenn ich mir mal Sowas wie Manieren aneignen würde. Das war jetzt schon die zweite Ohrfeige, die ich heute kassierte. Wenn ich diese Bilanz aufrecht erhielt, dann würde früher oder später sicher ein Abdruck von Aryanas Hand in meinem Gesicht zurückbleiben, war es jetzt doch auch wieder die gleiche Wange wie heute Nachmittag. Aber ich konnte doch zu einem schönen Knackarsch nicht einfach nein sagen... das war so mehr oder weniger gegen das Gesetz. Naja, mein Gesetz. Nur meines. Ich hätte nicht mal sagen können, ob es wirklich der Alkohol in meinen Adern war, der mich dazu getrieben hatte, weil ich schlicht zu gut wusste, dass ich nüchtern gerne hin und wieder auf dem gleichen Level dreist war. In der Army nicht, weil mich das einen ziemlich großen Lebensinhalt meinerseits kosten würde, aber hier war ich daran nicht gebunden. Ich war auf freiem Fuß und das kleine Arschloch in mir nutzte das schamlos aus. Die Hand, die eben noch den Kontakt zu dem Hintern gesucht hatte, rieb jetzt leicht an der sich rötenden Wange, noch bevor ich meinen Kopf wieder zurück drehte. Durch Aryanas Überfall lag ich jetzt eher auf dem Rücken, wenn auch leicht schief. Der Schmerz im Gesicht entlockte mir ein ganz leises Grummeln, als ich den zur Seite geschlagenen Kopf wieder grade gerückt hatte und zu der sichtlich wütenden jungen Frau nach oben sah. Sie unterstützte damit, dass sie hier halbnackt über mir kniete, nicht unbedingt, dass ich mir ihre Worte zu Herzen oder ganz besonders ernst nahm. Die Brünette machte es mir dadurch nicht gerade leicht, meine vorherige Tat ernsthaft zu bereuen. "Tut mir leid... ein bisschen.", meinte ich und wir wussten vermutlich beide, dass das nicht der Fall war. Es war leider auch so gar nicht möglich, mir das Grinsen komplett aus dem Gesicht zu wischen, auch wenn ich es tatsächlich ein klein wenig einzudämmen versuchte. Wie gut das funktionierte, war die andere Geschichte. "Du machst es irgendwie nicht einfacher Nein zu sagen, wenn du halbnackt rumläufst... oder über mir kniest.", stellte ich dann fest und schon währenddessen kam mir der Gedanke, wie herrlich einfach es wäre einfach mit beiden Armen um sie herum zu greifen und die verbotene Frucht erneut anzufassen. Ich sollte mich wohl eher fragen, ob ich lebend und unkastriert aus diesem Urlaub herauskam wenn ich so weiter machte, als dass ich mir die Frage stellte den Krieg unversehrt zu überstehen.
+ .Es kommt, wie es kommt - aber so, wie man es ruft. +
Ja... Natürlich tat es ihm leid. Sie verdrehte nur die Augen, liess diese Aussage aber soweit unkommentiert. Was sollte sie auch dazu sagen? Dass sie es ihm nicht glaubte? Wusste er. Weil er es sich ja nicht mal selber glaubte, so wie er noch immer hinter der Hand, die über die leicht gerötete Wange wischte, in sich hinein grinste. Sein Glück, dass sie sich dank der Ohrfeige, ihrer Klarstellung und vielleicht auch dank dem Alkohol auch bereits wieder beruhigt hatte und nicht darauf bestand, eine ernsthafte Entschuldigung oder Gott weiss was zu hören. Tatsächlich legte sich ihre Stirn in beinahe etwas verwirrte Falten, als er weitersprach und sie blickte kurz an sich hinunter. Halbnackt..? Sie war nicht halbnackt... Das Shirt bedeckte viel mehr als der Bikini von heute Nachmittag. Auch wenn sie keinen BH mehr trug, was, wie ihr gerade auffiel, ebenfalls dumm war, während sie hier Ohrfeigen austeilte. Und sie sollte hier wirklich nicht über ihm knien. Genau darum gab sie auch ein erledigtes Seufzen von sich, während sie umständlich wieder von ihm runter stieg. "Disziplin... Ich versuche nur, dir ein Bisschen mehr Disziplin zu lehren", argumentierte sie bemüht seriös, strich sich in einer schnippischen Handbewegung die etwas durcheinander geratenen Locken hinters Ohr. Und weil er sich schon beschwert hatte, sorgte die Brünette dann auch zeitnah dafür, ihren Arsch wie auch den Rest ihres Körpers unter ihrer eigenen Bettdecke zu verstecken. Damit sie nicht mehr halbnackt war und er nicht mehr so mit dem Nein-Sagen kämpfen musste, wie zuvor. "Jetzt musst du mir aber wenigstens ein Gute-Nacht-Lied singen, damit ich dieses traumatische Erlebnis wieder vergessen kann", murmelte sie trocken in ihr Kissen, drehte sich mit einem herausfordernden Funkeln in den Augen wieder zu ihm um und blickte abwartend in seine Richtung. Sah aus, als würde sie wirklich damit rechnen, gleich ein Lied zu hören zu bekommen.
This is your life, it's do or die, the sun may never rise again, so be the light the vision. This is your life, it's slipping by, you try to run but fall again, you get back up that's living.
Hmm, Disziplin lehren also. Ehrlich gesagt war ich mir persönlich sehr sicher damit, dass es was Frauen anging in dieser Hinsicht vermutlich zu spät bei mir war. Ich war schon immer unverschämt direkt und offensiv gewesen. Es wurde eben auch einfach nicht weniger, wenn man so oft wie ich damit durchkam. Es gab schrecklich viele Frauen, die auf Bad Boys standen, obwohl das eigentlich die letzte Wahl sein sollte. Vielleicht nicht in Hinsicht auf unkomplizierte One Night Stands, aber was feste Beziehungen anging auf jeden Fall. Gerade unerfahrene Frauen fielen einem so furchtbar leicht zum Opfer, wenn sie es noch gar nicht besser wussten. Aryana wusste es aber besser. Auch unabhängig davon, dass ich nicht versuchte auf Irgendwas gezielt hinzuarbeiten. Sie war ganz einfach nicht der Typ Frau, der sich meine Launen gefallen lassen wollte. "Das wäre ein ziemliches Mammutprojekt.", stellte ich entsprechend belustigt fest, während meine Wange noch immer leicht vor sich hin pochte. Ich sah ihr nur für einen kurzen Augenblick nach, ehe ich mich ein kleines bisschen aufrichtete und mir ein letztes Mal übers Gesicht rieb. Ein eindeutiger Nachteil in dieser Lage war, dass die Brünette von der Army eindeutig härter und viel weniger zimperlich zuschlug, als es bisher jede andere getan hatte... und die Liste war jetzt nicht soo kurz. Es war also wirklich gut, dass ich nicht sonderlich schmerzempfindlich war. Trotzdem brauchte ich einen kurzen Moment, um das Brennen auf der Haut loszuwerden. Währenddessen äußerte Aryana dann auch einen Wunsch, von dem ich mir nicht sicher war, ob sie ihn wirklich ernst meinte. Ich hatte hier keine Gitarre. Ich sang nicht ohne Instrument, dementsprechend wenig hatte ich meine Stimme also in letzter Zeit auch erklingen lassen. An sich wäre es vermutlich aber nicht verkehrt, die Wogen noch vor dem Schlafengehen etwas zu glätten, obwohl ich nie das Gefühl hatte, dass die junge Frau mir lange böse sein konnte. Am Anfang unserer Beziehung zueinander war das auch noch ganz anders gewesen, hatte sie mich doch meistens tagelang finster angesehen, wenn ich wieder irgendeine unangebrachte Bemerkung hatte verlauten lassen. "Wenn dir auf Anhieb ein Lied einfällt, das ohne Instrumente im Hintergrund nicht komplett verloren klingt... schieß los.", sagte ich schulterzuckend und wartete die Augen wieder in Aryanas Richtung gerichtet auf eine Antwort.
+ .Es kommt, wie es kommt - aber so, wie man es ruft. +
Damit hatte er vermutlich recht, wenn er es schon selber zugab... Aber änderte nichts an der Tatsache, dass es vielleicht nicht so schlecht für ihn wäre, daran zu arbeiten. "Das Gelingen liegt aber in deinem Interesse, Schatz... Es sei denn, du geniesst die Ohrfeigen", meinte sie dazu noch ganz diplomatisch, da sie schlicht nicht von diesem Fall ausging. Mitch sah weder aus noch wirkte er wie einer, der sich gerne zwischendurch verprügeln liess, um seinen Platz in der Gesellschaft nicht zu vergessen. Aber was wusste sie schon zu seinen Vorlieben, die sie nicht kennen wollte? Die Brünette machte es sich also erstmal gemütlich und kuschelte sich fast bis zur Nasenspitze in die Decke ein. Da sie vorher gut gelüftet hatte, war das von der Temperatur her auch durchaus noch angenehm, zumindest jetzt, zu Beginn der Nacht. So lag sie also im Bett, den Blick gespannt auf Mitch gerichtet, um seine Antwort auf ihre Vorstellung der Versöhnung zu hören. Und er erklärte sich auch bald mehr oder weniger für einverstanden, solange sie eben das Lied wünschte. "Baby One More Time von Britney??", kam es wie aus der Pistole geschossen von der Brünetten, die damit auch ihr breites Grinsen zurückerlangt hatte. Einfach, weil der Text des Liedes so herrlich in den Moment passen würde. Dann aber dachte sie doch noch einen Moment etwas ernsthafter nach, ehe das Grinsen zu einem hoffnungsvollen Lächeln wurde. "Kennst du Where Did You Sleep Last Night von Nirvana? Dann das. Und sonst Back for Good", gab sie ihre wirklichen Wünsche bekannt. Das Erste war das gefühlte Lieblingslied ihres Vaters gewesen. Sie selber konnte jedes Wort davon auswendig, weil er es damals so oft gehört - und gesungen - hatte, am liebsten Abends, vor dem Schlafengehen. Und das Zweite war auch eines aus ihrer Kindheit. Aber sie kannte die neuere Musik sowieso nicht, würde sie wohl auch kaum zu schätzen wissen, weshalb all ihre Liederwünsche aus dem letzten Jahrhundert stammen dürften, immer... Oder vielleicht noch ein Bisschen was von 2000-2010 aber das wars dann eindeutig.
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Da hatte Aryana vermutlich recht, ja. Ich wusste ja selbst, dass ich mir eben gerade jene Ohrfeigen sehr leicht ersparen könnte, wenn ich mich einfach mal nur ein klein wenig mehr zurücknehmen würde. Es wäre vermutlich nicht mal anstrengend, aber es würde mir auch das selbstgefällige Gefühl, das grundlegend immer im Anschluss folgte, verwehren. Und ich liebte das. Grenzen überschreiten war früher, in der Zeit vor der Army, einfach voll mein Ding. "Genießen ist nicht das richtige Wort... dran gewöhnt trifft's eher.", stellte ich noch immer leicht grinsend fest. Entsprach irgendwie leider ziemlich der Wahrheit. Jeder andere Mensch würde sich nach einer Ohrfeige vermutlich zweimal überlegen, ob ein erneutes Übertreten der Grenze sinnvoll war. Aber ich war gerne stur. Bei Aryanas erstem, wohl recht sarkastisch gemeinten Liedwunsch konnte ich nicht anders, als die Augen in Zeitlupe zu verdrehen. Allerdings hätte ich auch nicht verneinen können, dass ich den Refrain davon kannte. Ganz einfach deshalb, weil man das Lied immer wieder irgendwo zu hören bekam. "Sollten wir das Irgendwann mal zusammen hören, sing ich extra laut und schief mit... nur für dich, mein Schatz.", versicherte ich der Brünetten ironisch, ihr diesen Wunsch vielleicht irgendwann noch unschön zu erfüllen. Bei ihren danach noch folgenden Vorschlägen musste ich aber doch einen Moment lang nachdenken, die Pros und Kontras ausreichend abwägen. Kennen tat ich beide der genannten Lieder. Nirvana hatte ich eine Zeit lang selber ziemlich oft gehört und das Andere war schlicht ein Klassiker. Letzten Endes nickte ich dann, als ich meine Wahl getroffen hatte. Nirvana war für mich mit der recht tiefen Stimme einfach weniger anstrengend zu singen und mir war jetzt nicht mehr danach, nach höheren Tönen zu greifen. Ganz so kratzig waren meine Stimmbänder zwar nicht, sondern gingen eben eher nur in die raue Richtung, aber das würde wohl reichen. Ich nahm die eine Hand, die sich bis eben noch um meine Wange gekümmert hatte, kurz dazu her mit einen entsprechenden, wenn auch kaum hörbaren Takt auf die Bettdecke zu klopfen. So fiel mir der Einstieg ganz einfach leichter, weil ich sonst schon keinerlei instrumentale Begleitung hatte. Was eigentlich gar nicht so schlimm war, wie ich sonst immer dachte. Zwar fand ich es mit Gitarre nach wie vor besser, aber meine Stimme konnte auch ohne ganz ansehnlich klingen.
+ .Es kommt, wie es kommt - aber so, wie man es ruft. +
Na dann. Aryana schüttelte nur noch in sich hinein grinsend den Kopf. Wenn er so gut damit umgehen konnte, musste sie sich wohl auch in Zukunft nicht allzu viele Gedanken darüber machen, bevor sie ihm eine - stets wohlverdiente - Ohrfeige austeilte. Er war ja auch jedes Mal sehr selber schuld und schien regelrecht nach ihrer Hand zu schreien. Immerhin war es die logische Folge eines Arschkniffs. Auch wenn sie betrunken war. Dass er ihr Britney nicht singen wollte, war ja beinahe etwas schade. Wobei Aryana sich wohl auch mit seinem Versprechen abfinden konnte. Musste sie ja beinahe etwas hoffen, dass sie dem Lied zeitnah irgendwo begegneten... Lustig wäre es auf jeden Fall. "Ist notiert, ich werde dich daran erinnern", warnte sie ihn vor ihrer tollen Gabe, solche Versprechungen niemals zu vergessen. Am besten würden sie sich irgendwann noch in eine Karaokebar verirren. Dann durfte er allen seine Stimme präsentierten und ihr die Britney vorführen. Wäre schön. Schliesslich schien Mitch seine Wahl aus ihren Vorschlägen getroffen zu haben und begann kurzum, einen ihr nur allzu bekannten Takt zu klopfen, der ihre Augen sofort hell leuchten und ihre Lippen vorfreudig lächeln liess. Nirvana! Und wie glücklich er sie damit machte - Mitch hatte ja gar keine Ahnung, wie weit vergessen der Kniff von gerade eben schon wieder war. Es war, als würde sie ihren Vater durch den jungen Mann singen hören. Nicht auf irgendeine creepy Art und Weise. Nein, einfach schön. Sie merkte selber erst gar nicht, dass sie ebenfalls leise mitsang. Was nicht erstaunlich war bei einem Lied, dessen relativ simplen Text sie so in und auswendig kannte. Ihre Stimme war zwar leise, trug dadurch aber nicht weniger Gefühl in sich. Sie sang selber einfach seltener, hatte auch nicht vor, das zu ändern, weil sie doch lieber den Klängen von Mitchs Worten lauschte. Mit Ausnahme von ein paar wenigen Liedern eben, zu denen dieses hier ganz vorne mit dazu gehörte. Die Brünette lag noch immer in ihrem Bett, hing dabei aber regelrecht an den Lippen des jungen Mannes, während das selige Lächeln ihr Gesicht strahlen liess. Das war wirklich ein perfektes Gutenacht-Lied. Ein perfekter Abschluss dieses Tages. Eine wundervolle Erinnerung. Von ihr aus könnte er ewig weitersingen. Und morgen würden sie eine neue Gitarre suchen.
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Na, bis dahin hatte sie es dann hoffentlich doch vergessen. Zwar würde sie es am Ende wirklich noch bereuen, dass sie mich diesen Mist für frustrierte verliebte Frauen hatte singen lassen, weil ich das mit dem schief singen auch wortwörtlich so meinte, aber scharf drauf war ich trotzdem nicht. Andererseits war ich auch nicht unbedingt der Typ dafür, Versprechen zu brechen... eigentlich. Für einen kurzen Moment, in dem der Alkohol mich wieder unangenehm tiefsinnig werden ließ, dachte ich daran, dass ich immernoch dieses eine sehr unangenehme Problem hatte. Ich war mir fast sicher, dass mein Maulwurf-Dasein irgendwann noch auffliegen würde, wenn wir nicht zufällig vorher alle der Islamisten aus den Hügeln gesprengt und den Krieg beendet hatten. Letzteres würde nicht einfach so mir nichts, dir nichts passieren, also standen meine Chancen wohl vergleichsweise mies. Ich war nicht dumm - mal abgesehen von dieser verdammt miserablen Entscheidung zumindest -, aber irgendwie um das Karma herumzukommen schien mir doch sehr unmöglich. Ich sollte wahrscheinlich also jede Minute, die ich noch auf freiem Fuß verbrachte, voll auskosten. Zum Beispiel mit singen. Überwiegend sah ich einfach geradeaus, weshalb mein zwischenzeitlich sehr stark abgedrifteter Blick womöglich gar nicht auffiel, aber wenn ich dann doch hin und wieder zu Aryana rüber sah, wirkte sie glücklich. Erst jetzt nach dem kurzen Gedankenwirrwarr, als schon mehr als die Hälfte des Lieds ins Land gezogen war, fiel mir auf, dass sie mitsang. Nicht so klar und deutlich wie ich, auch viel leiser, aber sie ließ sich trotz der nicht vorhandenen Instrumente einfach mit auf der Welle der Musik tragen. Das war schön. Ich hatte es auch am Lagerfeuer immer so genossen, wenn ich ein bekanntes Lied hatte verlauten lassen und immer ein oder zwei Andere mitgesungen hatten. Ich liebte es einfach, wie Musik Menschen miteinander verband. Egal welche Differenzen vorhanden waren, wurden diese wenigstens für die Dauer eines guten Lieds ab und an mal bei Seite gelegt. Letztlich fanden die Zeilen aber ihr Ende und es kehrte kurzzeitige Stille ein, in der ich unbewusst ein klein wenig vor mich hin lächelte. Mittlerweile hatte auch die Wange aufgehört zu pochen und ich konnte mich ziemlich entspannt wieder ins Kissen sinken lassen, machte es mir bequem. Den Kopf ins Kissen gebettet sah ich erneut zu der jungen Frau rüber, fing dabei dann ein klein wenig an zu grinsen. "Nun denn... Erlaubnis zu Schlafen erteilt, Sergeant? Oder muss ich die ganze Nacht weiter singen?", fragte ich übertrieben ernst, was aber sicher von den angehobenen Mundwinkeln getrübt wurde. Ich könnte Aryana ja wenigstens für einen kurzen Moment lang fast glauben machen, dass ich sie hier im Camper als die Chefin respektierte, die sie immer so gerne war.
+ .Es kommt, wie es kommt - aber so, wie man es ruft. +
Sie für ihren Teil bekam ja überhaupt nicht mit, dass Mitch ihr ungetrübtes Glück nicht vollkommen teilte. Viel zu vertieft war sie in die Zeilen, die Erinnerungen, seine Stimme und vielleicht auch noch immer den Alkohol. Wer weiss. Da war so vieles, woran sie denken konnte und das meiste hatte mit ihrer Familie zu tun. Sie wünschte sich für einen Moment, Faye wäre hier, damit sie das auch hören könnte. Nahm sich sogar vor, Mitch zurück im Camp einmal darum zu bitten, das Lied nochmal zu singen. Und dann würde sie das Gesicht ihrer Schwester betrachten, das zweifellos mindestens genau so leuchten würde, wie ihr Eigenes es in diesem Moment tat. Daddy mit dem kleinen Mädchen auf dem Arm, Abends durch das Wohnzimmer tanzend. Mum und er, eng umschlungen hin und her wiegend, während seine Stimme sich mit dem Radio im Hintergrund vereinte und den Raum erfüllte. Julian, der das Lied in voller Lautstärke aus den Boxen trällern liess, als ihre Eltern einmal von einem Urlaub zu zweit zurückgekehrt waren. Eine Fahrt zum Flughafen, sie alle zusammen im Auto, wieder dieses Lied, wieder von allen - egal wie schräg - mitgesungen. Und schliesslich Faye, die an seinem Bett im Krankenhaus sass, seine kalte Hand hielt und die Worte vor sich hin flüsterte, die ihn zurückholen sollten. Aryana sang so lange leise mit, bis die Zeilen ein Ende fanden und auch Mitch langsam wieder verstummte. Ihre Augen blinzelten verträumt, seelenruhig irgendwo sein Bett an, wo sie lächelnd Löcher in die Decke starrte. Bis er sich dann wieder in ihr Blickfeld bewegte, als er sich ebenfalls wieder unter seiner Bettdecke verkroch. Doch, das war wirklich, wirklich schön gewesen und sie würde zweifellos gleich schlafen wie ein Murmeltier im Winter. Seine Frage lenkte ihre Aufmerksamkeit noch ein letztes Mal an diesem Abend auf ihn und sie lächelte ihn nur entspannt, mittlerweile minimal schläfrig an. "Die ganze Nacht weiter singen...", erwiderte sie ihr Urteil, auch wenn ihr klar war, dass er das nicht tun würde. Sie fände es trotzdem schön. Würde bestimmt sowieso nach weniger als zwei Liedern wegdämmern. Wie ein kleines, sorgloses Baby, das sich noch keine Gedanken zum Elend dieser Welt machen musste. Und genau so fühlte sie sich irgendwie auch. Vielleicht nicht wie ein Baby, aber doch reichlich unbekümmert für diese eine, wertvolle Nacht. Darum fielen ihr auch kurzum die Augen zu und sie murmelte nur noch ein schlecht verständliches "Gute Nacht, mein Schatz", gefolgt von einem sehr schwachen Luftkuss.
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Es war schon etwas mehr als die Hälfte unseres Urlaubs ins Land gezogen. Ich für meinen Teil genoss die Grenzenlosigkeit nach ein paar Tagen in vollen Zügen und es war wahnsinnig angenehm, einfach mal ausschlafen und den Tag gemütlich ins Land ziehen lassen zu können. Zumindest an den Tagen, an denen Aryana sich keinen Spaß daraus machte mich unsanft aufzuwecken. Aber wirklich übel nahm ich ihr das nur in den ersten fünf Minuten, wusste ich mich für solche Scherze doch weiterhin gut zu revanchieren. Trotzdem ließ ich es nicht mehr so eskalieren wie mit dem Kniff in den Po. Inzwischen hatte ich mir auch eine neue, handgefertigte Gitarre besorgen können, was ich mir nach der kleinen Sing-Session nicht hatte entgehen lassen wollen. Nach ein paar sehr entspannten Tagen, in denen wir mal hier und mal dorthin gefahren waren, stand mir aber der Sinn danach etwas Anspruchsvolleres zu machen. Etwas, das mich körperlich zumindest mal ein kleines bisschen auslasten könnte. Zwar hatte ich mir nach zwei, drei Tagen dann angewöhnt nach dem Frühstück ein paar wenige Basics an Sportübungen auszuführen, damit ich auch weiterhin sowas wie fast erträglich für die Brünette blieb, aber es musste ganz einfach mehr her. Sehr zu meinem Glück war Aryana ja auch keine verwöhnte Prinzessin, sondern hart im Nehmen. Deshalb kam ihr, als ich ein wenig Bewegung und Action angesprochen hatte, auch recht bald eine gar nicht so verkehrt klingende Idee. Es wäre zweifelsohne eine Anstrengung für meinen Körper, wenn wir uns für fast einen ganzen Tag durchs australische Outback schlugen. Natürlich gab es da sehr viel trockene Erde, wenig Schatten und vielleicht auch ein oder zwei unangenehme Kriechtiere, aber die würden wir schon zu umgehen wissen. Das größere Übel war sicher die brennende Sonne, die uns auch im Camper schon einzuheizen begann, während wir auf dem Weg zu einem der wenigen Parkplätze waren, die in dieser nur sehr vereinzelt bewohnten Region existierten. Aber wir hatten dennoch einen ausfindig gemacht und so hielt ich das große Gefährt an, stellte den Motor ab. Die beiden extra für diesen Anlass angeschafften Rucksäcke waren bereits gepackt und so brauchten wir uns diese eigentlich nur noch zu schnappen und loszugehen. Eingecremt hatte ich mich schon nach dem ausgiebigen Frühstück vor der Fahrt, aber eingepackt war die Sonnencreme trotzdem. Auch der Hut, den ich wohl unter keinen anderen Umständen freiwillig getragen hätte, weil ich ganz einfach nicht der Hut-Typ war, wanderte kurzum auf meinen Kopf, nachdem ich den Rucksackinhalt noch einmal flüchtig überprüft und über die rechte Schulter geworfen hatte. Dann sprang ich mit einem kleinen Hüpfer aus der Seitentür des Campers, woraufhin ich den Hut gleich besser zu schätzen wusste, weil mir sofort die heißen Sonnenstrahlen entgegen schlugen. Deshalb bevorzugte ich auch langärmlige Klamotten. Das hieß zwar schwitzen, aber das war mir eindeutig lieber als ein schlimmer Sonnenbrand. Ewig standhalten würde die Sonnencreme sicher nicht und außerdem war ich das ja sowieso bestens aus der Army gewohnt. Meinen dadurch weniger schnell ausbleichenden Tattoos kam das schließlich auch zu Gute. Ein erster Blick auf die Umgebung ließ mich das Dickicht erkennen, das uns die ersten vier bis fünf Kilometer noch hin und wieder etwas Schatten bieten würde. Dahinter waren voraussichtlich ein paar Kilometer lang sehr viel Sand und Sonne, bis die Felsformation in Sicht kommen würde, die das eigentliche Ziel war. Nach einer Pause sollte es in einer leichten Schleife auf etwas abgeändertem Weg zurückgehen.
+ .Es kommt, wie es kommt - aber so, wie man es ruft. +
Ihre kleine Auszeit im fernen Land erwies sich als tatsächlich sehr schön und Aryana bereute keine Sekunde davon. Schon allein wegen all der atemberaubenden Strände und Landschaften, die sie gesehen hatten. Wegen der Sonnenuntergänge. Der Lieder. Es war einfach wirklich erfrischend, schön und entspannend. Da sie beide schon so lange kein normales Leben mehr gelebt hatten, waren sie wohl auch gleichermassen unkompliziert und sehr leicht zufrieden zu stellen, was ihnen hier nur zusätzlich zu Gute kam. Weder Aryana noch Mitch schienen mit riesigen Erwartungen in den Urlaub geflogen zu sein und so war alles, was sie erlebten, gewissermassen eine glückliche Überraschung, die sie zusammen teilten. Als Mitch nach etwas mehr als einer Woche dann den Wunsch für eine etwas herausforderndere Aktivität äusserte, hatte auch Aryana nichts dagegen einzuwenden. Sie entschieden sich also nach kurzem Überlegen und Recherche für eine eintätige Buschwanderung in einer etwas abgelegenen Gegend, die ihnen von einer Tourist Information empfohlen worden war. Die Tageswanderung an sich wurde ihnen als herausfordernd aber durchaus machbar angepriesen, also so ziemlich genau das, was sie in diesem Moment suchten. So machten sie sich dann auch auf den Weg, parkten das Wohnmobil für den Tag auf dem ansonsten komplett leeren Parkplatz. Aryana hatte eine lange, leichte Stoffhose und ein dünnes Hemd angezogen, dazu für den sonnigen Ausflug Hut und Sonnenbrille aufgesetzt. Sie schnappte sich nach einem letzten Kontrollblick im Camper ihren Rucksack, mit dem sie kurzum hinter Mitch her nach draussen hüpfte. Da er gefahren war, überliess sie es mal wieder ihm, das Gefährt abzuschliessen und den Schlüssel einzustecken, bevor sie sich auf den geplanten Weg machten. Es war wie erwartet ziemlich heiss, aber Hitze waren sie sich soweit ja gewohnt, überlebten sie gerade so. Und die Hitze in der Natur Australiens, welche sie ganz freiwillig durchquerten, fand Aryana irgendwie auch weniger schlimm, zumindest in diesem Moment. Lag vielleicht daran, das ihre Kleidung gerade weitaus leichter war als auf der Arbeit, sie hier ausserdem vollkommen freiwillig ihre Füsse in den heissen Sand setzte. Und es gab auch weitaus mehr zu sehen als im Krieg. Die Gegend war zwar auch hier relativ öde, aber nicht so verwüstet - es hatte noch Pflanzen und Tiere, die das Ganze weit lebhafter machten. Hier und da sah man Kängurus hüpfen und eine Menge Vögel - zum Beispiel ganze Schwärme der vorlauten Kakadus - flattern. Glücklicherweise hatte die Brünette ja auch grundsätzlich nichts gegen die Wärme, die ihr bedeutend lieber war als Schnee oder Winter. Sie gingen eine ganze Weile quer durch die Landschaft, stets dem leicht festgetrampelten aber gleichzeitig doch mehr schlecht als recht erkennbaren Pfad folgend. Zwischendurch unterhielten sie sich eine Weile, bevor sie in ein angenehmes Schweigen fielen, wie das zwischen ihnen immer mal wieder vorkam. Störte Aryana aber nicht, im Gegenteil. Ihr waren Menschen, die auch mal die Klappe halten konnten, weitaus lieber als solche, die meinten, sich die ganze Zeit mit unnötigen Gesprächen beschäftigen zu müssen. Denn sie für ihren Teil hing gerne mal ihren Gedanken nach, gerade hier, wo sie das so gut konnte, ohne dabei über tausend andere Dinge sinnieren zu müssen und stets in Alarmbereitschaft zu bleiben. Nach etwa zweieinhalb Stunden erreichten sie die imposante Formation roter Felsen, die den erstenTeil ihrer Wanderung abschloss. Der Rückweg dürfte dank der Schlaufe etwa eine Stunde länger dauern, aber davon liess sich bisher noch keiner einschüchtern. Es war zwar anstrengend und sie schwitzten beide gut vor sich hin, aber das war es ja auch, was sie für den heutigen Tag geplant hatten. Aryana setzte sich also mit einem fröhlichen Lächeln in den Schatten eines Felsens für die Mittagspause, die sie für diesen Ort eingeplant hatten. "Hungerrr", verkündigte sie dabei auch direkt, während sie schon dabei war, ihren Rucksack nach dem Lunchpaket zu durchforsten, welches sie sich sorgfältig zusammengestellt hatte. Zuerst erhielt aber die Wasserflasche ihre volle Aufmerksamkeit - sie hatte nicht vor, zeitnah mit hämmernden Kopfschmerzen zu kollabieren, weshalb Trinken relativ essentiell war.
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Sollte auch nicht mehr lange dauern, bis es dann losging und Aryana und ich uns auf den Weg in unangetastetes Terrain machten. Also mehr oder weniger unangetastet. Ich war dennoch wirklich froh, dass wir scheinbar die einzigen beiden Besucher am heutigen Tage sein sollten und uns keine einzige Menschenseele über den Weg lief. An den meisten anderen Orten, die wir besuchten, waren zwangsweise auch andere Touristen und es war wirklich angenehm, dass wir auf unserem heutigen Trip allein waren. Dafür ließ die Sonne mich wohl Alles an ungesunden Stoffen, die ich die letzten Tage über teilweise mit Fast Food zu mir genommen haben mussten, direkt wieder ausschwitzen. Aber die Landschaft und auch die für eine Halbwüste angenehme Artenvielfalt an Tieren machten das wieder wett. Eine kleine, vermutlich noch sehr junge und deshalb lediglich flüchtende Schlange erhellte meine Laune ganz besonders. Sie erinnerte mich simpel an die eine Tat, die so Vieles leichter und angenehmer gemacht hatte. Außerdem war sie wohl ein Mitgrund dafür, warum ich überhaupt hier war. Vor Allem auch dafür, warum ich Aryana hier bei mir hatte. Zweifelsohne war das wohl das entscheidende Erlebnis dafür gewesen, dass wir uns jetzt so gut verstanden. Ich ging ihr zwar immernoch mit Vorliebe auf die Nerven, aber sie ertrug es jetzt besser. Die erste Hälfte - oder etwas weniger - war nach einer Weile geschafft und ich ließ mich unweit von der Brünetten im Schatten nieder, wo als erstes der Hut vom Kopf genommen wurde. Eine Frisur existierte unter Jenem schon gar nicht mehr, waren meine Haare doch insgesamt ziemlich feucht bis nass und ich strich sie mir nach hinten, war froh meinem Kopf die angestaute Hitze entweichen lassen zu können. "Kannst du laut sagen.", stimmte ich leicht nickend ein und trank dennoch erst einmal nur Wasser, bis ich mich wieder halbwegs ausreichend hydriert fühlte. Ich hätte vermutlich zwei 5-Liter-Kanister ausgetrunken, wenn das anatomisch gesehen möglich gewesen wäre. Stattdessen legte ich die Wasserflasche aber bei Seite und griff dann auch noch einmal in meinen Rucksack, um mich ums Essen zu kümmern. Wenn man sich viel bewegte, in unserem Fall wanderte, machte das zweifelsohne hungrig und ich hatte auch eine relativ große Muskelmasse durchzufüttern, die schon nach Kohlenhydraten lechzte. Ich ließ mir trotz des Hungers etwas Zeit beim Essen. In jedem Fall sollten wir uns ohnehin für ein paar Minuten hier ausruhen, um unseren Beinen eine Pause zu gönnen. "Sag' an, wenn du weiter willst..", ließ ich Aryana wissen, dass ich diese Entscheidung ganz ihr überlassen würde, als ich mich ein klein wenig mehr zurücklehnte und mit dem Essen soweit fertig war. Am Wasser nippen tat ich trotzdem noch einmal. Anschließend wischte ich mir mit dem lockeren Hemd den Schweiß aus dem Gesicht, auch wenn ein Teil davon ohnehin schon getrocknet war. Ich hatte zwar kein Problem mit dem Schwitzen an sich, war aber später ganz sicher trotzdem überaus dankbar für die Dusche.
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Aryana hatte es sich auf ihrem Stein gemütlich gemacht - was ihr trotz des harten Untergrundes in diesem Moment sehr gut gelang, da ihre Beine schlicht echt schwer geworden waren und nach dem Hitzemarsch eine kleine Pause sehr zu schätzen wussten. Nachdem ihr Körper wieder mit ausreichend Flüssigkeit versorgt war, packte sie nun also das Mittagessen aus, welches sie im Anschluss langsam zu sich nahm. Es war nicht besonders viel, denn auch wenn sie hungrig war, war viel Essen auf einer Wanderung oder bei einer sportlichen Aktivität schlicht nicht besonders empfehlenswert. Ein allzu voller, müder Bauch half dann nicht unbedingt dabei, die zweite Hälfte mit demselben Mass an Elan und Leichtigkeit in Angriff zu nehmen, wie die Erste. Als die Brünette dann also den Appetit für den Moment wieder gestillt hatte, wurde der kleine Rest des Essens wieder im Rucksack verstaut, während sie sich mit einem leisen Seufzen entspannt zurücklehnte, den Blick über die bizarren Felsen wandern liess. Doch, es war wirklich ein schöner Ort. Auf jeden Fall wieder etwas, das sie nie zuvor gesehen hatte. Und das war schon schön, hatte sie durch die Jahre im Krieg immerhin eine Menge Zeit "verpasst", die andere mit Reisen und dem Entdecken der Welt verbrachten. Freue Orte zu sehen, hatte doch auch seinen Reiz. Auf Mitchs Worte nickte die Brünette leicht, eilte sich aber noch nicht direkt mit weitergehen. Sie hatten noch lange Zeit, die Sonne verschwand ja nicht schon um 17 Uhr hinter dem Horizont. Also konnten sie die Pause gut noch etwas in die Länge ziehen. Aryana packte sich erstmal noch in eine weitere Schicht Sonnencreme - fühlte sich hässlich an, gemischt mit dem Schweiss, aber Sonnenbrand war nunmal etwas sehr Uncooles - strich sich ein paar einzelne Strähnen, die sich aus den eingeflochtenen Zöpfen gelöst hatten, aus dem Gesicht, ehe sie die ganze Frisur wieder unter dem Hut verschwinden liess. Und nachdem sie sich ein paar Minuten zurückgelehnt und die Augen geschlossen hatte, klatschte sie schliesslich die Hände auf ihre Oberschenkel und erhob sich. "Bin bereit, Schatzi, wollen wir weiter?", säuselte sie in Richtung ihres Wanderfreundes, während sie über einige Steine in Richtung des weiterführenden Weges kletterte. Doch, auf die Dusche heute Abend freute sie sich auch.
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Nach dem Nicken der Brünetten hatte ich den Kopf an den Felsen gelehnt und für ein paar Minuten ganz entspannt die Augen geschlossen. Hatte, um einfach ein wenig zur Ruhe zu kommen, ganz bewusst geatmet und entspannt dem Zirpen des einen oder anderen Insekts gelauscht. Die kleinen, häufig gepanzerten Tierchen waren hier draußen wohl am häufigsten vertreten, waren sie doch wesentlich besser an die Wüste angepasst als beispielsweise die hüpfenden Säugetiere. Vermehrten sich hier draußen wahrscheinlich wie Sand am Meer. Es war ein bisschen schade, dass Geckos und Warane nachtaktive Tiere waren und ich sie deswegen nur unwahrscheinlich zu Gesicht bekommen würde. Ich mochte Echsen jeglicher Form recht gerne und gerade die kleineren von ihnen waren mit den großen Augen einfach süß. Witzig anzusehen, sofern sie nicht gleich die Flucht ergriffen, sondern still hielten. Aryanas Klaps auf ihre Oberschenkel ließ mich die Augen schon öffnen bevor sie wieder zum Reden ansetzte. "Ganz wie du wünschst, Liebling.", erwiderte ich ein paar wenige Worte, bevor ich mir den Hut wieder aufsetzte und ebenfalls aufstand. Der Rucksack war schnell wieder geschultert und so folgte ich ihr mit unweitem Abstand zum Antritt des restlichen Weges. Dann liefen wir eine ganze Weile durch sandig-steiniges Terrain, das sich größtenteils relativ ähnlich sah, mal hintereinander oder auch nebeneinander, wenn das unwegsame Gelände es zuließ. Ich war nicht gänzlich außer Puste, aber irgendwann kam mir der Rückweg doch verdächtig lange vor. Weil es jedoch durchaus sein konnte, dass wir unbewusst ganz einfach langsamer liefen als auf dem auch noch kürzeren Hinweg, machte ich mir erst einmal keine weiteren Gedanken dazu. Aber als drei augenscheinlich alte, leer stehende Häuser in Sicht kamen - wer würde auch hier draußen am Arsch der Welt wohnen wollen? - , die ich vom Satellitenbild eindeutig nicht mehr im Gedächtnis hatte, kam mir die Sache hochgradig spanisch vor und ich hielt an. "Warte Mal.", hielt ich auch Aryana dazu an, für einen Moment inne zu halten und machte mich kurz darauf an ihrem Rucksack zu schaffen, weil sie die einzige Karte in Papierform eingepackt hatte. Ich entfaltete sie mit bereits ziemlich kritischem, angespanntem Gesichtsausdruck und versuchte angesichts der groben Höhenmeter-Einzeichnung auf der Karte zu erkennen, wo wir uns in etwa befanden. Eigentlich müssten wir ziemlich genau schon vor einer halben Stunde am Camper angekommen sein. Ich sah hier jedoch weit und breit weder das Dickicht in der Nähe des Parkplatzes, noch eine Straße. "Ich will jetzt nicht sagen, dass ich glaube, dass wir uns verlaufen haben...", sagte ich mit einem mehr als tiefen Seufzen, während ich der Karte noch einen letzten Blick widmete. Dann hob ich die Augen vom Papier stattdessen in Aryanas Gesicht. "...aber ich hab keinen Plan, wo wir hier sind. Ich bin zwar echt nicht gut im Karten lesen, aber wir sind eindeutig nicht da, wo wir sein sollten.", vollendete ich meinen vorherigen Satz. Warum genau musste das jetzt passieren?
+ .Es kommt, wie es kommt - aber so, wie man es ruft. +
Sie hatte jetzt nicht unbedingt auf die - imaginäre - Uhr geschaut, als sie ihren Weg fortgesetzt hatten. Aber dass sich der Rückweg ziemlich in die Länge zog, stellte auch Aryana nach ein paar Stunden für sich selber fest. Allerdings machte sie sich erstmal keine Gedanken dazu, ging einfach davon aus, dass die Zeiteinschätzung etwas falsch gewesen war. Je länger je mehr freute sie sich auch auf die Dusche und einen Klamottenwechsel, denn der dünne Stoff klebte mittlerweile nicht nur ein Bisschen durchgeschwitzt an ihrem Körper. Eher so ziemlich überall... Und offenbar war sie nicht die Einzige, die sich langsam Gedanken zur Richtigkeit ihrer Route machte, denn bei drei Häuser - oder dem, was von ihnen übriggebliebene war - angekommen, hielt Mitch erstmal an und bat sie, das Gleiche zu tun, während er in ihrem Rucksack nach der Karte suchte. Dauerte dann auch nur Sekunden, bis sie sein ernüchterndes Urteil vernahm und ebenfalls die Stirn in tiefe Falten legte. Sie nahm ihm die Karte ab, die er noch immer in den Händen hielt, betrachtete diese ebenfalls mit wachsendem Unmut. "Na Halleluja", murmelte sie dabei missmutig vor sich hin. Die Karte gab wenig her. Sie wusste, wo der Camper stand. Sie wusste, wo die Felsen waren. Aber was brachte ihr all das, wenn sie keine Ahnung hatte, wo zur Hölle sie selber sich befanden?? Aryana liess den Blick schweifen, suchte die Umgebung nach irgendeinem besonderen Merkmal ab, das sich vielleicht auf der Karte finden lassen würde. Aber da war nichts. Nur roter Sand, Steine, ein paar Büsche, selten Mal ein halbwüchsiger Baum... Und die drei Häuser, die sie auf der Karte nicht finden konnte. Ganz geil. "Toll... Sehr toll... Und was machen wir jetzt?", fragte sie, rechnete nicht wirklich damit, dass Mitch bereits einen Plan ausgeheckt hatte. Sie hatte noch maximal ein paar Deziliter Wasser dabei. Ziemlich sicher keinen halben Liter mehr, hatte ja auch damit gerechnet, gleich zurück zu sein. Ausserdem war sie nicht vorbereitet für irgendeine Art von Survival Game im Busch. Hatte im Übrigen auch absolut gar keine Lust darauf. "Dann müssen wir zurück dahin, wo wir den Weg noch kannten. Also wahrscheinlich bis zu den Felsen", stellte sie mit sehr wenig Motivation fest. Das waren Stunden. Mindestens drei. Bis sie da waren, wurde es schon fast dunkel. Und im Dunkeln würde sie ganz bestimmt keinen Fuss vor den anderen setzen. Hier gab immerhin Schlangen. Und Gott weiss was noch.
This is your life, it's do or die, the sun may never rise again, so be the light the vision. This is your life, it's slipping by, you try to run but fall again, you get back up that's living.
Ich konnte wirklich sehr gut verstehen, dass sie absolut nicht begeistert von der Situation war. Schließlich war Begeisterung auch das letzte, was mir jetzt in den Sinn käme. Aber es brachte ihr Nichts, wenn sie mich anschnauzte und meine Laune damit auch noch weiter in den Keller zog. Ich seufzte frustriert und rieb mir mit Nachdruck die Hand übers Gesicht, in der Hoffnung es würde einen Teil der aufkommenden schlechten Laune einfach wegwischen. Tat es natürlich nicht. "Uns bleibt wohl Nichts Anderes übrig...", stellte ich ziemlich überflüssigerweise fest und suchte abermals die Umgebung mit den Augen ab. Aber es gab hier wirklich keinerlei Anhaltspunkte, die uns irgendwie hätten Aufschluss geben können. Es gab nicht mehr als sehr viel Nichts. Also hieß es all die Kilometer wieder zurück zu gehen und ich war mir sehr sicher, dass wir nicht ansatzweise schnell genug gehen - beziehungsweise joggen - konnten, um es noch irgendwie auf Teufel komm raus bis zum Camper zu schaffen. Das war selbst für Leute mit guter Kondition eine unmachbare Angelegenheit bei dieser Hitze, noch dazu fast ohne Wasser. Der Versuch dazu würde eher einen Kreislaufzusammenbruch auslösen, als ansatzweise zielführend zu enden. Also machten wir beide vollkommen genervt auf dem Absatz Kehrt und gingen den ganzen bescheuerten Weg zu den Felsen zurück. Wie hatten wir beide so unfokussiert sein können? Durfte man ja keinem erzählen, so einen Mist. Soldaten, die sich verliefen. Hätte sicher einen super Artikel für ein Klatsch-Magazin gegeben. Allein der Rückweg kostete uns jetzt furchtbar viel Zeit und es war pure Folter, dabei nichts oder zumindest nicht viel trinken zu können. Einfach, weil fast Nichts mehr da war und wir die Nacht wohl kaum weiterlaufen würden. Wir hatten ja nicht mal eine Taschenlampe, um irgendwie den Weg erkennen zu können, von den nachtaktiven Giftviechern mal ganz abgesehen. Ich wollte ungern mehr davon aufscheuen, als unbedingt notwendig war. Als wir den Felsen langsam wieder näher kamen, war ich doch merklich außer Atem. Das ewige Schwitzen mit zu wenig Wasserzufuhr forderte gerade seinen Tribut, als die Sonne sich jetzt stetig weiter dem Horizont näherte. "Willst du einfach... hier bleiben? Oder noch ein Stück weiter?", fragte ich Aryana zwischen den etwas angestrengten Atemzügen. "Vielleicht ist es besser, wenn wir hier erstmal Schluss machen... dann können wir morgen früher wieder los, wenn's noch nicht ganz so warm ist... außerdem wohnen unter den Steinen bestimmt weniger Viecher als in dem Gestrüpp dahinter.", gab ich Aryana noch meine Tendenz zu der sehr unangenehmen Übernachtungsgeschichte mit auf den Weg. Es graute mir schon jetzt davor, dass ich in einer derart feindlichen Umgebung vermutlich kein Auge zukriegen würde. Erst recht nicht mit dem Wissen, dass mich irgendwas beißen und gen Himmel schicken könnte.
+ .Es kommt, wie es kommt - aber so, wie man es ruft. +
Das war wirklich unglücklich. Beziehungsweise einfach endlos dämlich von ihnen, dass sie tatsächlich beide nicht in der Lage waren, einem Pfad durch die Wüste zu folgen. Da war aber auch gar kein zweiter Weg auf der Karte eingezeichnet gewesen, wo zur Hölle waren sie also bitte gelandet?? Aryana quittierte Mitchs Feststellung mit einem durchaus entnervten, wenn auch dezent verzweifelten Stöhnen, bevor sie sich aber nicht mehr allzu viel Zeit liessen und stattdessen den Rückweg antraten. Dieser erwies sich als sehr anstrengend, was hauptsächlich daran lag, dass sie langsam genug von der Hitze und dem Wandern hatten. Und nur noch viel zu wenig Wasser, was der Brünetten fast am meisten Sorgen bereitete. Sie trank so gut wie gar nichts mehr in diesen Stunden, wobei sich ihr Mund schon nach kurzer Zeit anfühlte, als würde sie innerlich austrocknen. Auch die Kopfschmerzen liessen nicht lange auf sich warten. Aber sie würde die letzten Tropfen so lange wie möglich aufsparen, einfach, weil sie nicht riskieren konnte, plötzlich mit gar nichts mehr dazustehen. Wieder bei den ach so tollen Felsen angekommen, liess die Brünette sich erstmal auf einen der viel zu warmen Steine sinken, strich sich mit dem Handrücken über die verklebte Stirn. Klar, solche Märsche trainierte man in der Army auch. Aber das Armytraining lag eine ganze Weile zurück und im Alltag machte man sowas nicht freiwillig mit. Ausserdem hiess die Tatsache, dass sie das mal trainiert hatten, noch lange nicht, dass sie sich daran gewöhnt hätten. An sowas gewöhnte man sich nicht. Man lernte nur, besser damit umzugehen... Wobei Aryana in diesem Moment nicht behaupten konnte, besonders gut mit der Trockenheit ihrer Zunge und der Hitze klar zu kommen. Sie lauschte Mitchs Frage und dem anschliessend folgenden Argument zu seinem Vorschlag, blickte sich dann etwas schwerfällig um. "Wir können hier bleiben", liess sie ihn kurzum ihre eigene Einschätzung vernehmen. Es spielte schlicht keine Rolle. Aber wenn sie weitergingen, bis es dunkel wurde, dann verliefen sie sich bestenfalls direkt ein zweites Mal. Hier hatten sie immerhin einen Anhaltspunkt, die Felsen, die ihnen Morgen den Weg zurück zeigten. Zeigen mussten, denn was anderes als direkt zurück zum Camper überlebten sie vermutlich nicht. Die junge Frau zog sich wieder den inzwischen ebenfalls durchgeschwitzten Hut vom Kopf, strich sich mal wieder die verirrten Haare aus der Stirn und stellte den Rucksack ab. Dann erhob sie sich aber wieder, um sich die Felsen noch etwas genauer anzuschauen, ehe ihr Blick zurück zu Mitch wanderte. "Weisst du, wie verdammt kalt so ne Wüste nachts werden kann..?", fragte sie ihn eher rhetorisch, wobei in ihrer Stimme weniger Ärgernis als viel mehr unbehagliches Bedenken mitschwang. Sie hatte nur die Kleidung, die an ihrem Körper klebte. Die teilweise feucht bis nass war vom Schwitzen. Dünner Stoff, nichts, das sie vor der Kälte einer Wüstennacht schützte. Feuer machen kam ebenfalls nicht in Frage, weil sie nichts dabei hatten um es zu entfachen. Höchstens mit Glas... Aber dann müssten sie jetzt noch genügend brennbares Material sammeln, um die Flammen eine Nacht durchzufüttern. Was bei den dünnen Ästen, die die Pflanzen hier hergaben, eine echte Mission darstellte. Bei Dunkelheit würde nämlich keiner von ihnen mehr nach Holz suchen. Ach verdammt. Das war so eine dämliche Geschichte. "Wir sollten uns wohl aufs Erfrieren und beim ersten Sonnenstrahl wieder losmarschieren einstellen...", murmelte Aryana vor sich hin, blickte in Richtung des Horizonts, der Sonne. Vielleicht sollten sie besser jetzt schlafen, damit sie immerhin ein paar Stunden die Augen schliessen konnten, bevor die Kälte sie einholte. Die Steine hatten immerhin Einiges an Sonnenlicht gespeichert, das sie vorerst warm halten würde...
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Ja, wusste ich. Die unerbittliche Wüste, durch die wir uns sonst außerhalb des Urlaubs schlugen, wurde bei Nacht selbst in den noch heißeren Sommermonaten gerne ziemlich kühl. Sank zwar nicht unter den Nullpunkt, aber ohne entsprechendes Bettzeug würde es da dennoch ordentlich kalt werden. Genauso wie hier auch. Ich hatte mich natürlich jetzt nicht speziell für dieses Gebiet extra informiert, auf welche Temperaturen es voraussichtlich nachts sinken würde. Ich hatte ja keinerlei Grund zu der Annahme gehabt, dass wir die Nacht ungeplant auch noch hier verbringen mussten. Aber eigentlich hatte ich auch gedacht, dass es nichts Einfacheres gab, als einem eigentlich klaren Weg nachzulaufen. Offenbar war aber keiner von uns beiden in der Lage, jenen richtig zu erkennen. Absolute Glanzleistung. "Sieht ganz so aus, ja...", stellte ich überflüssigerweise mit einem leisen Seufzen fest. Noch dabei suchte ich die Umgebung nach irgendetwas Brauchbarem für einen provisorischen Unterschlupf oder dergleichen ab, aber es gab hier wirklich so gar Nichts. Weder richtige Äste, die irgendwie lang und stabil genug waren, noch irgendwas zum Abdecken des provisorischen Dachs. Ich wünschte mir in diesem Augenblick wirklich Nichts sehnlicher, als noch öfter zu rauchen. Dann hätte ich nämlich sehr wahrscheinlich zumindest ein Feuerzeug in der Hosentasche. Zwar blieb dann weiterhin das Problem mit dem nicht ausreichend vorhandenen Feuerholz, aber es zu entfachen und nachts vor dem Ausgehen zu hindern wäre weit einfacher. Oder zumindest für die letzten paar Stunden Rückweg eine provisorische Fackel anzuzünden, damit wir doch gleich zurück konnten. Das Universum war uns hier gerade wirklich absolut gar nicht glücklich gesinnt, gab uns nicht mal den Hauch einer kleinen, zufälligen Unterstützung. So wanderte auch mein Gepäck erst einmal auf den Boden, während ich weiter etwas tiefer atmete. Das half nicht nur den Puls etwas zu beruhigen, sondern auch sich ein wenig zu konzentrieren. Sofern das nach der ganzen Lauferei und der Hitze überhaupt möglich war. Ich ging ein paar Schritte von der Brünetten weg, um auf einer leichten Anhöhe eine bessere Sicht zu kriegen. Aber auch da war - welch Überraschung - Nichts zu sehen, das uns irgendwie hätte weiterhelfen können. Erst, als ich mich gefühlt in jede Richtung ausgiebig umgesehen hatte, trottete ich sichtlich frustriert zu Aryana zurück."Uns bleibt wohl Nichts als... Kuscheln.", redete ich ironisch und gleichzeitig recht trocken vor mich her, als ich den dämlichen Hut abnahm und mit einer der trockenen Außenkanten den Schweiß im Gesicht loswurde. Meine Haut war schon leicht gereizt von dem immer wieder Abwischen und auch dem Schweiß an sich, der unangenehm auf der Haut klebte. So viel dann zu der Dusche, unter der ich jetzt schon lange hätte stehen können...
+ .Es kommt, wie es kommt - aber so, wie man es ruft. +
Gut, sie hatten heute eindeutig keine Glanzleistung hingelegt. Und das durften sie jetzt ausbaden. Und das war dezent Scheisse. Aryana biss auf ihrer trockenen Unterlippe herum, blickte auf den staubigen Boden vor ihren Füssen und hatte die Augen geschlossen, um ebenfalls erstmal ein paar Mal tief durchzuatmen. Es brachten nichts, wenn sie sich jetzt endlos aufregten. Die Ausgangslage war gesetzt, sie hatten kaum Wasser, ebenfalls so gut wie kein Essen, kein Dach überm Kopf, keine Decken, kein Feuer, keine Dusche. Aber es war nur diese eine Nacht, denn sie mussten einfach mal schwer davon ausgehen, morgen den direkten Weg zum Camper zurück zu finden. Und eine Nacht hier draussen überlebten sie, sie waren ja nicht aus Zucker. Aryana hob den Kopf, als Mitch sich wieder in ihre Richtung zurück bewegte, nachdem er sich scheinbar erfolglos ein weiteres Mal umgesehen hatte. Gut, dann konnte sie sich das nämlich gleich mal ersparen. Sie nahm schwer nicht an, dass er irgendeine Möglichkeit, sich die Nacht ein kleines Bisschen erträglicher zu gestalten, übersehen hatte. Also waren diese Steine wohl alles, was sie hatten. Top. Sie stiess bei seinem Vorschlag ein Bisschen kraftlos und eher so halbwegs amüsiert Luft aus, musterte ihn, während ihre Augenbraue in Richtung Haaransatz wanderte. "Mir würde kein Tag einfallen, an dem ich lieber mit dir Kuscheln würde als heute", murmelte sie genauso trocken zurück, während sie mit der durchgeschwitzten Kleidung, die an ihrem Körper klebte, wedelte. Sie hatten beide den ganzen Tag vor sich hin geschwitzt. Sahen beide entsprechend fertig aus und rochen bestimmt ähnlich reizend nach Rosen und Schmetterlingen. Wirklich perfekte Voraussetzungen zum Kuscheln. Und doch war sich die Brünette sicher, dass sie irgendwann in der Nacht, wenn die Temperaturen sehr bald sehr viele Grade tiefer purzeln würden, plötzlich noch froh um seine Körperwärme wäre. Mal sehen. Jetzt öffnete sie erst ihren Rucksack, um darin nach irgendwas zu suchen, das sie vielleicht vergessen hatte und jetzt noch brauchen konnte. Hervor zauberte sie zwei Getreideriegel... und sonst nichts. Keine gigantische Ausbeute, aber immerhin. Aryana warf Mitch einen der beiden Riegel zu, weil sie schwer davon ausging, dass er genauso hungrig war wie sie. Es gab tausend Dinge, die sie lieber essen würde als einen netten kleinen Riegel, aber es war das beste, was sie so noch hatte. Dann lehnte sie sich etwas weiter zurück auf dem grossen Stein, der genauso gut zu ihrem Bett werden konnte, wie jeder andere hier auch, und blickte wieder in Richtung Horizont, wo die Sonne allmählich mit dem Boden liebäugelte, immer tiefer sank und langsam verschwand. Der Sonnenuntergang war schön. Auch wenn sie sich wirklich nicht gewünscht hatte, ihn hier zu verbringen. Daran konnte sie nunmal einfach nichts mehr ändern. Und sie hatte aufgehört, sich aufzuregen. Durfte sie nicht, kostete nur Nerven und Energie, die sie nicht hatte.
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Da waren wir schon zwei. Ich war zwar Vieles gewohnt aus der Army und an sich war ich auch wirklich nicht zimperlich was Dreck und Schweiß anging, aber sich an einen anderen komplett durchgeschwitzten Menschen zu tackern, wenn es einem selbst auch nicht anders erging, war dann doch eher weniger schön. Bis es so kalt wurde, dass wir alleine zu zittern anfangen würden, waren es zwar sicher noch ein, zwei Stunden und bis dahin zumindest die Klamotten hoffentlich auch wieder trocken, aber der Rest des unangenehmen Umstands blieb zweifelsfrei bestehen. Sicher würde uns der eher unangenehme Geruch vermutlich schon nach ein paar Minuten nicht mehr so arg auffallen wie zu Beginn, aber im ersten Moment war es eben einfach nicht schön. Da gab es Nichts dran zu rütteln und dennoch war es wohl immernoch besser, als nebeneinander sitzend gefühlt zu erfrieren. "Ach komm, ist doch romaaaantiiisch... zwei offensichtlich unfähige Soldaten, die sich bei wunderschönem Sonnenuntergang irgendwo im australischen Nirgendwo verlaufen... nur, um sich dann in der eisigen Nacht gegenseitig zu wärmen und ganz knapp dem Tod zu entrinnen.", überbrückte ich die unschöne Situation wie so oft mit sarkastischem Gerede, weil es gerade das einzige zu sein schien, das meine Laune halbwegs vor dem Aus retten konnte und unterstrich meine Worte noch mit einer dramatischen Handbewegung. Vielleicht sollte ich ein Lied drüber schreiben, nur so aus Spaß. Am Lagerfeuer in der Army singen würde ich das zwar ganz sicher nicht, weil sehr offensichtlich wäre woher die Idee dafür kam, aber wie auch immer. Gekonnt fing ich den Riegel auf, für den ich Aryana noch ein knappes "Danke.", zukommen ließ. Ich war in meiner Lage nicht wählerisch, also schälte ich den Riegel aus seiner Verpackung und biss hinein. Dauerte auch nicht lange, bis der Snack vollkommen in meinem Magen verschwunden war und ich mich letztendlich neben Aryana sinken ließ. Dann griff ich nach meinem Rucksack um nachzusehen, wie viel Wasser genau sich noch in meiner letzten Flasche befand. Mehr als ein paar Schlucke waren das nicht mehr. Also genehmigte ich mir nur einen einzigen Schluck, bevor die Flasche wieder zurück an ihren Platz wanderte und ich es mir ebenfalls ein wenig bequemer machte. Noch allerdings mit ein wenig Abstand zu der jungen Frau neben mir, der Trockenvorgang war zweifelsohne noch nicht abgeschlossen. Außerdem war es noch nicht kalt, also noch keine Tuchfühlung notwendig.
+ .Es kommt, wie es kommt - aber so, wie man es ruft. +
Aryana verdrehte lächelnd ein weiteres Mal die Augen. "Ja, sehr romantisch. Gibt zu, du hast uns absichtlich einen komplett falschen Weg lang geführt, damit wir heute Nacht hier enden", meinte sie mit einem herausfordernden Funkeln in den Augen. Konnte ja nur daran liegen, anders würden sich diese zwei offensichtlich unfähigen Soldaten ja kaum verlaufen. Konnte man ja nicht erfinden diese Geschichte... Auch die Brünette packte den Riegel nun aus, um ihn dann in bedächtigem Tempo in ihrem Magen verschwinden zu lassen. Als ob langsam Essen sie dabei unterstützen würde, von einem einzigen kleinen Getreideriegel satt zu werden... Auch sie betrachtete sich im Anschluss noch ihren spärlichen Wasservorrat, liess ebenfalls ein paar Tropfen ihre Zunge befeuchten. Brauchte doch Einiges an Selbstbeherrschung, die Flasche nicht einfach auszutrinken. Naja, Selbstbeherrschung oder eben Verstand. Das Wissen, dass sich die Flasche über Nacht nicht einfach nochmal füllen würde, um ihren Kopfschmerzen ein Ende zu setzen. Was wirklich schade war. Aryana lehnte sich an den Felsen in ihrem Rücken, blickte weiterhin durch die Gläser ihrer Sonnenbrille hindurch in Richtung Horizont. "Es ist ja schon schön. Wenn man einfach mal ganz unbeachtet lässt, dass die verdammte Kugel uns bis eben die Haut vom Leib sengen wollte, nur um uns zeitnah dem Tod durch Erfrierung zu überlassen", meinte Aryana, verschränkte dabei die Arme vor der Brust und zuckte etwas mit den Schultern. Nein, sterben würden sie nicht. Aber es würde schon echt kalt werden, dessen war sie sich relativ sicher. Nur, dass daran gar nichts zu ändern war, sie somit genauso gut einfach den Sonnenuntergang geniessen und die Kleidung trocknen lassen konnten, bis es soweit war. "Du könntest dem Mond ein Liedchen singen, damit er uns heut Nacht schön wärmt. Und uns nach Möglichkeit die Schlangen und Skorpione vom Leib hält", schlug sie Mitch nach ein paar weiteren Minuten vor. War bestimmt effizient, immerhin hatte der junge Mann ganz sicher einen besonders guten Draht zu dem Himmelskörper.
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