Das mit dem Aufstehen war so eine Sache... ich könnte gut und gerne noch Stunden hier verbringen, solange sich mein Magen nicht meldete und auch meine Eltern nicht den Weg zum Anklopfen an der Zimmertür fanden. Es war nie langweilig, mit Faye einfach nur rumzuliegen. Wir konnten uns stundenlang unterhalten, ohne dass es langweilig wurde und selbst, wenn es nur irrelevante Sätze über Gott und die Welt waren. Langweilig war es nie, hangelten wir uns doch immer weiter geschickt von einem Thema aufs nächste, ohne dabei überhaupt erst ein Schweigen aufkommen zu lassen. Wenn doch, dann rührte das in der Regel lediglich daher, dass wir uns stattdessen küssten oder eben auch mehr. Je nachdem, wofür wir Zeit hatten, wie die allgemeine Lage war und wonach uns der Sinn stand. Also gab ich mich auch dem verlängerten Kuss nur allzu gerne weiter hin, genoss es schlichtweg, dabei nicht mehr ständig den Hintergedanken haben zu müssen, dass womöglich jemand Unpassendes durch die Zeltblachen lugte und uns bei Etwas erwischte, das ganz eindeutig nicht erlaubt war. Hier konnte ich so angenehm einfach nur den Kopf ausschalten und mir um Nichts weiter Sorgen machen, außer um Faye selbst und da gab es gerade absolut keinen Grund zu irgendwelchen Sorgen. Kurzum - ich hätte ewig so weitermachen können. Ich löste mich wohl erst nach gut zwei Minuten langsam von den weichen Lippen der jungen Frau, lächelte sie im Anschluss daran liebevoll an. "Das mit dem Aufstehen ist gerade so 'ne Sache, zu der ich eigentlich gar keine Lust hab.", stellte ich noch immer eher leise fest, bevor ich meinen Blick von ihren Gesichtszügen, die ich mir inzwischen nur allzu deutlich eingeprägt hatte, löste. Ich drehte den Kopf, sodass ich auf den Wecker sehen konnte, der mir unmissverständlich mitteilte, dass es bereits 10.27 Uhr war. Dass wir vermutlich des Jetlags wegen eine halbe Ewigkeit geschlafen hatten und meine Eltern ganz sicher schon ohne uns gefrühstückt hatten. Bei Hazel hingegen war es sehr unterschiedlich, wann sie sich zum wach werden bequemte und ob sie überhaupt frühstückte, weil das irgendwie nicht so ihr Ding war. Da reichte oft eine Tasse Kaffee und ein Keks zum eintunken, damit sie zufrieden war. "Aber ich sollte dringend unter die Dusche.. so ungern ich dich hier auch allein liegen lasse.", meinte ich schief grinsend, als ich meine Augen wieder in Fayes gerichtet hatte. Dann gab ich ihr noch einen im Verhältnis zum vorherigen eher nur kurzen Kuss, bevor ich mich vollends von ihr löste um an die Bettkante zu rutschen, mich aufzusetzen und erstmal die Arme zu strecken. Dann dehnte ich mir für einen Moment lang den Nacken, der aber deutlich weniger verspannt war als sonst, stand anschließend auf und suchte mir ein paar Klamotten aus dem Schrank. Danach verschwand ich mit einem letzten, fast sehnsüchtigen Blick auf das verschlafene kleine Ding in meinem Bett aus dem Raum, um mich stattdessen für ein paar Minuten im Badezimmer einzuschließen. Der allgemeinen Morgenroutine nachzukommen und auch eine Dusche zu genießen, die so viel mehr Komfort als die hässlichen in der Army bot. Allein schon der Wasserstrahl an sich war viel angenehmer, vom schöneren Umfeld mal ganz zu schweigen. Es war wirklich ein Privileg das Badezimmer für sich allein zu haben. Als ich nicht mehr als fünfzehn Minuten später mit Allem fertig war, mir auch die Haare kurz geföhnt und wieder in Form gebracht hatte, schlüpfte ich nur noch in die frischen Klamotten, was sich in diesem Fall auf die Boxershorts, Socken, eine eher dunkle Jeans mit schwarzem Gürtel und ein weißes Shirt bezog. Danach ging ich ohne Umschweife zurück zu Faye, fühlte mich dann auch Alles in Allem schon wesentlich frischer, wacher.
Hach, das Leben konnte ja fast auch ein bisschen schön sein. Nicht, dass ich das Leben im Militär als durchweg schlecht empfand, gab es doch auch einige Tage, an denen ich meinen Job sehr gerne machte. Schließlich wäre ich sonst nicht mehr dort, hatte ich mein Pflicht-Soll mit inzwischen sechs Jahren doch schon lange abgeleistet. Ob sie mich gehen lassen würden war ein anderes paar Schuhe, im Grunde könnte ich aber jederzeit sagen, dass ich aussteigen wollte. Also immer, wenn eben das nächste volle Jahr abgelaufen war. Jedenfalls gab es im Krieg viele unschöne Nebeneffekte, Personen und Aktionen, über die man sich nur allzu leicht viel zu viele Gedanken machte, um den Tag mit freiem Kopf überstehen zu können. Um sich auf das eigentlich Wesentliche zu konzentrieren. Es war also zweifelsfrei eine gute Idee von mir gewesen, den Urlaub doch noch irgendwie auszunutzen und dadurch jetzt ein paar wenige Tage mal an einfach gar Nichts mehr zu denken, was auch nur im Entferntesten irgendwie mit der Arbeit zu tun hatte. Aryana schaffte es nämlich gekonnt, mich mit ihrem Gezappel auch weiterhin erfolgreich von unserem Alltag an der Front abzulenken. Auch ihre Kommentare zu dem Ganzen ließen mich nur fröhlich auflachen, amüsierten mich ganz wunderbar. Allein schon deshalb, weil sie nach ziemlich purer Verzweiflung in ihrer aktuellen Situation klangen. Außerdem war es wohl auch einfach ein kleines bisschen Glückssache, dass sie viel zu beschäftigt mit nicht-mehr-stehen-können war, um sich Gedanken darüber zu machen, ob sie mir nicht doch lieber eine Hand ins Gesicht klatschen sollte. Frei hatte sie die Hände ja theoretisch. "Wenn du so weiterzappelst und deine Beinchen auf dem Silbertablett servierst, ist denen herzlich egal, ob ich daneben stehe.", säuselte ich förmlich vor mich hin, ohne meinen Griff auch nur ansatzweise zu lockern. Sie schaffte es ein paar Mal, meine Finger von ihrer blanken Haut zu lösen, was ihr aber schlicht Nichts brachte, weil ich sie gleich im Anschluss wieder genau da platzierte, wo sie vorher waren. War keine Kunst, einfach festhalten war eine meiner leichtesten Übungen. "Sag Bitte, Liebling.", forderte ich sie breit grinsend auf, weil ich sonst keinerlei Anstalten dazu machen würde, die junge Frau auch nur ein bisschen wieder los zu lassen. Ich war mir hier ja so gar keiner Schuld bewusst, hatte sie sich das doch ganz allein eingebrockt.
+ .Es kommt, wie es kommt - aber so, wie man es ruft. +
Wie konnte es sich jedes Mal so anders anfühlen, wenn sie ihn küsste? Jedes Mal so interessant bleiben? In ihr jedes Mal das Bedürfnis wecken, ihre Lippen nie mehr von den seinen zu lösen? Es war wundervoll und faszinierend zugleich, was er mit ihr machte, mit ihrem Kopf anstellte, der doch sonst so selten Ruhe geben wollte. Nur wenn er hier war, war das anders. Wenn Victor sie anschaute, sie berührte, mit ihr redete, sie küsste, dann schwiegen ihre Gedanken. Manchmal für Sekunden, manchmal für Minuten und selten sogar für Stunden, nur Dank ihm. Und sie war sich sicher, dass sie in diesen Ferien einen seit Jahren neuen Rekord an unbekümmerten, sorglosen Minuten erreichen würde. Hier mit ihm. Sie würde schon dafür sorgen, dass die Ferien sich auch wie solche anfühlten, dass ihr Gehirn nicht wieder zurückfallen würde in den alten Katastrophenmodus. War auch gar nicht möglich, wenn sie die ganze Zeit bei Victor blieb und die Welt so schön strahlte, wie sie es im Moment zu tun pflegte. Sie drückte ihm einen zärtlichen Abschiedskuss auf die Lippen, blickte ihm lächelnd nach, als er sich schliesslich in Richtung Bad bewegte. Und während sie sich nochmal in die Decke kuschelte, für ein paar Minuten den Kopf ins Kissen drückte, dahin, wo vor wenigen Augenblicken noch der junge Mann gelegen hatte, während sie seinen Duft einatmete und ihr Glück sie so spürbar umgab, wurde sie sich ein weiteres Mal der ganzen Liebe bewusst, die sie mit Victor verband und die sie nie wieder missen wollte. Weil es ihr Leben und Halt gegeben hatte in diesen Monaten, die sie ohne ihn wahrscheinlich nicht überstanden hätte. Einen Sinn für jeden Tag, diese kleinen Momente des Glückes und der Zärtlichkeit, ohne die die junge Brünette einfach zerbrochen wäre. Sie erhob sich erst nach einiger Zeit von dem kuschligen Bett, als sie hörte, dass das Wasser mittlerweile ausgemacht worden war. Faye ging zu den Kleidern und war tatsächlich ein Bisschen froh drum, dass sich die Auswahl hier eher bescheiden hielt, sie also nicht lange darüber nachdenken musste, was sie denn heute anziehen möchte. Zudem fand sie Hazels Kleiderstil durchaus ansprechend. Die eher locker sitzende Jeans, in welche sie gleich nach der Unterwäsche - die wohl oder übel noch immer aus ihrem eigenen, langweiligen Lager stammte - schlüpfte, passte ebenfalls wunderbar und Faye zog sich gerade das, knapp über ihrem Bauchnabel mit einem Knoten versehene, blaue Shirt über den Kopf, als Victor die Tür wieder öffnete. Sofort wandte sie sich wieder ihm zu, unterzog ihn sofort einer Musterung, die von einem leisen Pfeifen ihrerseits begleitet wurde. Sie trat auf ihn zu und einmal um ihn herum, ehe sie direkt vor ihm zu stehen kam und ihm mit angetan funkelndem Blick in die Augen schaute. "Daaamn, darf ich sie um einen Kuss bitten, schöner Mann?", grinste sie, hatte ihre Hände dabei schon locker über seine Schultern gelegt, räkelte ihm den Kussmund entgegen.
Beinchen. Er nannte ihre Beine ernsthaft Beinchen. Das war eventuell noch schlimmer als Lahmarsch, Schnecke, Schatz und alles andere kombiniert. "Die Beinchen kicken dich gleich dahin wo's richtig wehtut, wenn du mich nicht einfach wieder dahin bringst, wo ich bleiben wollte und dann deine Pfoten von mir runternimmst, Habibi", drohte sie ihm knurrend an, was wohl in etwa ihrer Version von Bitte, Liebling entsprach. Er sollte nicht meinen, dass sie ernsthaft betteln würde. Dafür war sie zu stolz und hatte doch eigentlich noch zu viele Möglichkeiten, sich zu wehren. Nur nahm sie davon bisher noch nicht Gebrauch, weil das alles eventuell ein Bisschen zu unfair ihm gegenüber sein würde. Ein Schlag in die Eier war - soweit sie wusste - doch mit am akut Schmerzhaftesten für einen netten Mann wie Mitch hier vor ihr. Und dann wäre er sicher sehr zickig und nicht mehr so breit am Grinsen wie jetzt. Also war sie netterweise so fair, ihn vorzuwarnen, bevor sie zur Tat schritt. Was aber nicht heissen sollte, dass sie es nicht doch tun würde, wenn er ihre Forderungen nicht erfüllte. Noch zappelte sie zwar im freien Wasser mit ihren Füssen rum - musste aber nicht so bleiben, wenn er es drauf anlegte. Aryanas Blick glitt immer wieder zum Boden und auf die fernen Wellen hinaus, dann zurück zu Mitch und schliesslich wieder zum Boden. Angst hatte sie noch keine, dazu hatte er sie dann doch zu wenig weit raus getragen. Aber so zu hundert Prozent wohl fühlte sie sich eben auch nicht. Und so lehnte sie sich plötzlich vor, drückte ihren rechten Handballen fest und beständig gegen seine Stirn und drängte ihn damit entweder rückwärts oder ins Wasser, je nach dem, wofür er sich entschied. Ihre linke Hand stütze sich derweil auf seiner Schulter ab, krallte sich, erneut eher unbewusst, beinahe in seinen Knochen, weil sie nicht loslassen und frei schwimmen wollte. Aber war er ja selber schuld. Niemand hatte ihm geraten, sie ins tiefere Wasser zu schleppen.
This is your life, it's do or die, the sun may never rise again, so be the light the vision. This is your life, it's slipping by, you try to run but fall again, you get back up that's living.
Faye schien gerade ebenso dabei zu sein sich anzuziehen, war für meinen Geschmack aber doch schon etwas zu weit damit. Ich sah sie gerne in Unterwäsche, auch wenn die von der Army so furchtbar schlicht und immer die gleiche war. Tat ihrem Körper aber dennoch keinen Abbruch, wie ich fand. Sie war zweifelsohne einfach eine schöne junge Frau, von der ich jetzt dann leider doch nur noch den Bauchnabel sah. Aber womöglich würde sich noch eine Möglichkeit dazu entwickeln, den brünetten Engel in reizvoller Unterwäsche zu sehen. Ich kam aber gar nicht dazu diesen Gedanken zu vertiefen, weil Faye dann auch schon drauf und dran war, mich genauestens unter die Lupe zu nehmen und anschließend zu beurteilen. Letzteres nahm ich mit einem leisen Lachen hin, bevor ich meine Hände an ihre Hüfte legte und sie prompt ein Stück näher zu mir hinzog. Doch, sie gefiel mir in normalen Klamotten auch deutlich besser, als in den eintönigen Armeeklamotten. Wäre es möglich, würde ich mich an diesen Anblick nur allzu gerne gewöhnen. "Nichts lieber als das.", bestätigte ich ihr überflüssigerweise auch noch wörtlich, dass ich sie mit dem Kuss gewähren lassen würde, obwohl sie das schon längst wusste. Ich zögerte nicht die geschürzten Lippen der Brünetten in Empfang zu nehmen und verschloss sie in einem innigen Kuss mit meinen, bei dem ich sie noch ein wenig mehr an mich drückte. Mit dem Kuss ließ ich mir etwas Zeit, bevor ich mich ein Stück weit von ihr löste, um sie ansehen zu können. Die blaugrünen Augen zu mustern, die ich in- und auswendig kannte. "Lass' uns was frühstücken gehen.. wir wollen ja nicht, dass du mir vom Fleisch fällst.", sagte ich leicht grinsend an, küsste Faye dann noch einmal flüchtig und nahm anschließend Abstand zu ihr, um den Weg nach unten in den Essbereich einzuschlagen. Wie erwartet traf ich meine Eltern dort nicht mehr an. Meine Mutter hantierte schon wieder irgendwas in der Küche, während mein Vater, wie ich durch die große Fensterscheibe im Essbereich sehen konnte, wohl gerade schnell den Rasen mähte, der keine zu große Fläche bedeckte. Unser Garten war nicht besonders groß, dafür leichter zu bewirtschaften und Jose legte auch viel Wert darauf, dass Alles ordentlich aussah. Hazel saß tatsächlich noch mit auf den Stuhl hoch gezogenen Beinen am Esstisch und hielt die Tasse zwischen den Händen auf ihre Knie gestützt, weswegen auch noch voll gedeckt war. Meine Mutter gab ja doch nie die Hoffnung auf, dass sie nochmal irgendwann richtig zu frühstücken anfangen würde. Ich murmelte nur ein "Morgen, Schwesterherz.", zu ihr rüber, bevor ich mich an den Tisch sinken ließ, um mir ebenfalls erst einmal einen Kaffee einzuschenken.
Aryana war ja so eine fürchterliche Spielverderberin. Ich hatte zwar ohnehin nicht damit gerechnet, dass sie einfach so nachgeben würde, dazu kannte ich sie inzwischen viel zu gut, aber sie brauchte auch nicht gleich zickig zu werden, nur weil sie ihren Willen nicht sofort bekam. Geduld war wohl auf unser beider Seiten nicht wirklich eine Stärke, aber sie schien mich da fast noch zu übertrumpfen. Auch die Geschichte mit meiner fast einzigen richtigen körperlichen Schwachstelle, die sie mir hier androhte, fand ich gar nicht nett. Immerhin war das dann doch ziemlich unterste Schublade. Ich verpasste ihr auch keine Tritte - ja, auch ein Mitch kannte hier und da noch Grenzen -, also sollte sie sich was das anging auch lieber am Riemen reißen. Das war eine der wenigen Sachen, die ich der jungen Frau sehr übel nehmen würde. Noch tat Aryana aber nichts dergleichen und bewegte sich mit der kleinen Drohung noch gerade so im grünen Bereich. Erst hielt die Brünette nur inne, setzte sich dann aber doch zur Wehr. Es war nicht gerade angenehm, wie sie meinen Kopf nach hinten drückte, ebenso das Gekralle an meiner Schulter und ich war in Folge dessen irgendwie zum Handeln gezwungen. Ich bevorzugte ein paar Schritte nach hinten, hatte ich nur eher wenig Lust darauf erneut unfreiwillig tauchen zu gehen. Also bewegte ich mich leise vor mich hin grummelnd zurück in flachere Gewässer. So weit, dass mein gesamter Oberkörper über der Wasseroberfläche wieder sichtbar wurde und erst dann setzte ich zu ein paar finalen Worten an. "Du bist SO eine Zicke.", stellte ich fast ein wenig seufzend fest, bevor ich sie nochmal etwas fester packte. Nicht, um sie bei mir zu halten, sondern um sie förmlich von mir weg ins Wasser zu schmeißen. Mit so viel Schwung, wie mir bei ihrer etwas gelockerten Gegenwehr gen Ende eben möglich gewesen war. Dann besah ich mir meine Schulter, auf der sich Abdrücke ihrer Fingernägel befanden. Aryana hatte wohl auch minimal gekratzt, als ich sie von mir beseitigt hatte, was mich dann doch recht zügig wieder grinsen ließ. In einer anderen Situation hätte ich womöglich gar nichts dagegen gehabt, wobei auch das jetzt herrlich falsch interpretiert werden konnte.
+ .Es kommt, wie es kommt - aber so, wie man es ruft. +
Und wieder ein Küsschen mehr aufs Konto. Fand Faye ja ganz wundervoll, während sie an seine weichen Lippen lächelte und den betörenden Duft einatmete, der von dem frisch geduschten jungen Mann ausging. Das war es, was sie bis ans Ende ihres Lebens tun wollte - ihn immer und immer wieder küssen und sich vollkommen sicher sein, dass diese Liebe zwischen ihnen ewig währte. "Achwas, so schnell passiert das nicht", erwiderte sie auf seine eher scherzhafte Bemerkung zur Wichtigkeit des folgenden Frühstücks. Sie ging nach ihm die Treppe runter, fand sich wenig später im Esszimmer wieder, wo auch Hazel noch auf einem Stuhl sass und sich mittelmässig motiviert dem Essen widmete. Auch die junge Frau liess liess der Blondinen ein "guten Morgen" zukommen, die sie beide ebenfalls grüsste, Fayes Körper in ihren Kleidern wieder fröhlich musterte. Faye liess es sich natürlich nicht nehmen, sich einmal grinsend um die eigene Achse zu drehen, damit Hazel auch ja sehen konnte, wie nahezu perfekt sowohl die Jeans als auch das Shirt sassen. "ich bin wirklich sehr sehr froh, dass es dich gibt", erklärte sie, liess sich dann fröhlich auf den freien Stuhl neben Victor sinken. Sie schenkte sich ebenfalls eine Tasse Kaffe ein, bestrich wenig später ein Brötchen mit dem aufgetischten Honig. Weder frische Brötchen noch Honig hatte sie im letzten Jahr jemals gesehen. Umso genussvoller grub sie dann die weissen Zähne ins Brot, schloss mit einem Seufzen die Augen und lehnte sich dabei an Victors Schulter. "Das ist sooo gut...", schwärmte sie mit vollem Mund. Weil wohl alles, was sie in diesen Ferien essen würden sooo gut schmecken würde.
Es dauerte wirklich nur Sekunden, da hielt das sehr fröhliche, sehr triumphierende Grinsen ein Comeback auf ihren Lippen, liess ihre Augen wieder funkeln und überhaupt ihr ganzes Gesicht strahlen.Na bitte, ging doch. Er trug sie tatsächlich wieder zurück dorthin, wo sie selber stehen konnte - obwohl sie den Weg zweifellos auch selber gefunden hätte. Wenn er sie erstmal runtergelassen hätte. Dies geschah allerdings erst, nachdem er ihr nochmal in den höchsten Tönen seine Liebe gestanden hatte. Und weil sie bei der Beleidigung unweigerlich schon wieder hatte lachen müssen, schluckte Aryana wohl auch erneut einen guten Mund voll Salzwasser, als er sie von sich ins Wasser schmiss. Aber immerhin konnte sie wieder stehen, was sie auch tat, nachdem sie sich wieder aufgetaucht war. "Achwas... Du hast ja keiiiine Ahnung, wie viel schlimmer es noch sein könnte... So viel schlimmer als ich", winkte sie fröhlich ab, grinste ihn aus der nun bestehenden, sicheren Distanz von knapp zwei Metern an. Dass sie seine Schulter etwas malträtiert hatte, fiel ihr erst jetzt auf, wo sie sah, dass er sich diese gerade angeschaut hatte. Ups. Das war tatsächlich nichtmal Absicht gewesen, aber es war wiederum seine eigene Schuld. Hätte er sie halt mal nicht ins tiefere Wasser getragen. Vielleicht lernte er ja aus diesem Fehler - fürs nächste Mal oder so. Auch wenn sie sich die Chancen darauf eher gering ausrechnete. Aryana blieb einen Moment einfach in den sachten Wellen stehen, die hier ungefähr auf Brusthöhe ihren Körper streichelten. Dann liess sie sich langsam nach hinten sinken, bis sie mehr oder weniger auf dem Wasser lag und in den Himmel blickte. Kaum zu glauben, wie schön das war. Kaum zu glauben, dass sie einfach hier im Meer lag und dem Rauschen des Ozeans lauschte, die warmen Sonnenstrahlen spürte und das Salz schmeckte. Ihre Augen fielen langsam zu, während sie in vollkommenem Frieden vor sich hin lächelte. "Mach das auch, das ist das Schönste", riet sie Mitch, ohne aufzublicken.
This is your life, it's do or die, the sun may never rise again, so be the light the vision. This is your life, it's slipping by, you try to run but fall again, you get back up that's living.
So sicher wie Faye selbst war ich mir damit tatsächlich nicht. Sie war sowieso eher schmal gebaut. Zwar sah sie nicht vollkommen zerbrechlich aus, was sicher auch von dem regelmäßigen Sport im Camp rührte, aber sie wirkte mir trotzdem eher wie der Typ Frau, der vorwiegend leichter Kilos ab- als aufbaute. Sollte sie beides im Idealfall nicht, weil die Brünette so, wie sie jetzt war, ganz einfach vollkommen perfekt war. Was wiederum natürlich aber nicht hieß, dass ich sie wegen ein paar Kilos mehr oder weniger nicht mehr lieben würde. Ich liebte Faye mit all ihren Ecken und Kanten, kleine Schwankungen beim Körpergewicht sollten unser geringsten Problem sein. Draußen im Krieg noch viel weniger als hier. Ich hätte meiner besseren Hälfte fast neckisch in den Hintern gekniffen, den sie in der Hose so herrlich präsentierte, ließ es meiner Schwester zur Liebe dann aber doch bleiben. Wir waren für sie als single sicher ohnehin ziemlich lästig, da musste ich sie nicht noch mehr damit nerven als womöglich ohnehin schon. Ich bestrich mir ebenfalls die erste Brötchenhälfte und belegte sie mit etwas Aufschnitt, bevor die Brünette sich auch schon an mich lehnte und mit ihren Worten ein leichtes Grinsen bei mir auslöste, kurz bevor ich ebenfalls ins Brötchen biss. Und ja, sie hatte zweifelsohne Recht - es war einfach nur gut, mal nicht mit dem abgespeckten, trockenen Army-Frühstück leben zu müssen, sondern schon die erste Mahlzeit des Tages auskosten und genießen zu können. "Wenn wir wenigstens ein Glas Marmelade oder Honig mitnehmen könnten...", sinnierte ich seufzend vor mich hin, als ich den Bissen heruntergeschluckt hatte. "Ihr solltet euch mal reden hören.", kommentierte meine jüngere Schwester durchaus amüsiert, ehe sie den Kopf schüttelte und ihre Tasse austrank. Keine zwei Minuten später stieß auch meine Mutter mit einem "Guten Morgen ihr zwei.", und einem freudestrahlenden Lächeln zu uns. Wie bereits erwartet dauerte es gar nicht lang, bis sie eine Aufzählung ihrer Anregungen und Wünsche für die weitere Planung kund tat. Der erste Punkt war wie erwartet ein kleine Wandertour, die sie gerne auf übermorgen legen würde, also ziemlich mittig. Nickte ich ab, war nach einem kurzen Blick zu Faye also genehmigt. Hazel hatte scheinbar vor ein paar Tagen angemerkt, dass sie gerne mal wieder in einen Freizeitpark wollte, was meine Mutter wiederum eher aufs Ende unseres Aufenthalts legen würde. Gut, ich selbst war jetzt kein zu großer Fan davon, begeisterte mich meistens nur für eine oder zwei Achterbahnen und Dinge, bei denen ich meiner Schwester eins auswischen konnte. Hing also an Faye, ob sie das bejahte, oder ob wir das wegließen, ich stand da eher auf der Kippe zum Negativen und konnte ihre Einstellung dazu so gar nicht einschätzen. Am letzten Abend wollten meine Eltern uns dann noch gerne zum Essen einladen, was sie bis jetzt schon jedes Mal getan hatten, wenn ich wieder aufgebrochen war. Morgen schienen die beiden führenden Köpfe der Familie auf den Nachmittag, beziehungsweise frühen Abend schon eine Grillparty mit ein paar Verwandten gelegt zu haben - nicht Allen, zum Glück, wäre mir das doch etwas zu viel gewesen. Gutes Essen an sich war mir nur recht und so konnte ich doch auch ein paar meiner Cousins und Cousinen wiedersehen. Das letzte Mal war eine gefühlte Ewigkeit her. "Das wäre von unserer Seite erst einmal Alles... ihr wollt sicher auch ein bisschen Zeit für euch haben. Für mehr Vorschläge bin ich aber auch offen.", schloss meine Mutter ab und holte sich dann ihren aufgesetzten Tee in der Tasse aus der Küche, bevor sie wieder zu uns zurück kam.
Nein, glaubte ich nicht wirklich dran. Sie war ja bei Weitem nicht die erste Frau, mit der ich irgendwie in Kontakt trat - vielleicht nur eine der wenigen, die eine Freundschaft mit mir zu Stande gebracht hatten, aber gut - und sie schien mir doch so mit das anstrengendste Kaliber zu sein. Natürlich, schlimmer ging trotzdem immer, aber ich war mir doch sehr sicher, auf Dauer nicht mit ihr zusammenleben zu können, ohne dass Vasen und Töpfe über kurz oder lang fliegen lernten. Eher nur bildlich gesprochen, aber auch da würde ich mich wohl nicht festlegen. Es war also ganz bestimmt ausschließlich gut, dass wir beide nach diesem doch recht intensiven Urlaub, in dem wir uns fast rund um die Uhr um die Ohren haben würden, in der Army wieder erst mal einige Tage lang getrennte Wege gehen konnte. Noch wollte ich sie zwar nicht los haben, aber schon angesichts der kleinen Stichelei gestern Abend und der Geschichte von gerade eben war ich mir doch fast sicher, dass wir noch unangenehm aneinander rauschen würden, wenn ich dann mal nicht so nett war, wieder nachzugeben. Gerade war mir die gute Stimmung zu schade dafür, sie in den Sand zu setzen... aber sollte Aryana mich in weniger guter Laune an einem ungünstigen Punkt treffen, wurde es eventuell doch kritisch. "Ich bin mir da nicht so sicher.", stellte ich ein wenig trocken, aber wieder mit dem gewissen Hauch von Sarkasmus in der Stimme fest. Dann fing die junge Frau an sich treiben zu lassen, ließ mich ein paar Worte hören, die meine rechte Augenbraue nach oben wandern ließen. "Nein, das hier ist besser.", korrigierte ich sie mit einem süffisanten Grinsen, als ich die wenigen Schritte zu ihr aufschloss und sie dann doch nochmal mit meinen Händen an ihrem Bauch nach unten drückte, untertauchen ließ, weil sie sich so herrlich wehrlos auf dem Tablett präsentierte. Dann aber sagte ich mich endgültig von ihr los, um stattdessen einige Meter zu schwimmen. Erst ein Stück weit raus, aber mehr seitlich, wollte ich den Boden unter den Füßen doch nur eher ungern verlieren, sollte ich doch unerwartet eine Pause brauchen. War zwar letzten Endes nicht von Nöten, aber Safety first. Nach der kleinen Trainingseinheit, falls man die paar wenigen Minuten Schwimmen denn schon als solche bezeichnen konnte, steuerte ich aber doch zielstrebig den Strand an. Das Salzwasser brannte an der leichten Kratzspur auf der Schulter, was ziemlich unangenehm war, weshalb ich mich dann gezielt aus dem Wasser bewegte. Nicht exakt dort, wo wir ins Wasser rein gegangen waren, weshalb ich bis zu unserem abgelegten Kram noch ein paar Meter zu Fuß im Sand hinter mich bringen musste, bevor ich nach meinem Handtuch griff.
+ .Es kommt, wie es kommt - aber so, wie man es ruft. +
Das wäre schonmal was... Würde sie zweifellos sehr stark befürworten. Ein Brotaufstrich wäre wieder eine dieser Kleinigkeiten, die dort so viel ausmachen könnten. Wie zum Beispiel auch das anständige Bett. Für zwei Personen. In einem Privatzelt. Mit Türschloss und anständigen Wänden. DAS wärs. Ihr Blick glitt zu Hazel, als diese ihnen mit einem einzigen Satz vor Augen führten, wie das, was sie hier von sich gaben, wohl klingen musste. So schlimm wars ja auch nicht. Es gab Millionen von Menschen, denen es viel verschissener ging als ihnen im Armycamp. Aber wenn man sich halt andere Standards gewohnt und mit mehr Reichtum aufgewachsen war, fiel einem eben auch schneller auf, wenn dieser Luxus mal fehlte. Das war das Problem. Nicht eigentlich der fehlende Honig... Faye lächelte und zuckte leicht mit den Schultern. "Ja, ist eventuell Gejammer auf hohem Niveau", gab sie zu, genoss die weiteren Bisse des Brötchens trotzdem, als wäre es das Beste, was ihr Magen je bekommen hatte. Als Debby schliesslich aus der Küche zu ihnen stiess, grüsste Faye auch diese mit einem aufrichtigen Lächeln, ehe sie den Ideen seitens Victors Mutter lauschte. Grundsätzlich war ihr das alles recht. Wandertour, Freizeitpark, Abendessen und Grillparty - klang jedenfalls alles in allem durchaus nach guter Unterhaltung. Eine Wandertour war sicher schön, gerade weil Faye die Schönheit der grünen Natur unendlich vermisste in dem Wüstenland, das sie nun monatelang betrachtet hatte und in dem so selten mal eine grüne Pflanze durch die Erde zu spriessen vermochte. Der Freizeitpark war bestimmt auch lustig, war sie auch ewig nicht gewesen. Und wenn Hazel sich den gewünscht hatte, würden sie ihr den Wunsch sicher auch erfüllen können. Victors kleine Schwester sollte sicher auch nicht leer ausgehen. Das Abendessen wäre der gebürtige Abschluss, der nicht fehlen durfte. Und die Grillparty bestimmt auch schön für Victor, wenn die Verwandten herkamen, damit er nicht alle einzeln besuchen musste oder sie aus Zeitgründen sogar ganz verpasste. Soweit war Faye also zufrieden mit der Planung und es wärmte ihr Herz, wie sich scheinbar jeder so viele Gedanken zu der Rückkehr des verlorenen Sohnes gemacht hatte. "Das klingt doch schön..! Ich bin dafür, dass wir uns zum Abendessen am letzten Tag alle in unsere schönsten Kleider werfen. Dann hab ich nämlich gleich noch einen Grund mehr, shoppen zu gehen", säuselte sie vor sich hin, war ganz beschäftigt damit, ihr Brötchen weiter mit Honig zu bestreichen. Sie musste ja sowieso Kleider haben, wenn sie nicht eine ganze Woche in Hazels Sachen rumhüpfen wollte. Das würde ihre Motivation bloss nochmal wesentlich steigern.
Mimimi. Vielleicht würde sie sich irgendwann Mühe geben, ihn und sein Gemüt ein kleines Bisschen zu schonen. Vielleicht aber auch nicht, kam ganz auf ihre eigene Laune an. Zudem bot er ihr halt immer so gute Vorlagen zum Nerven. Und sie war eine schlechte Verliererin. Und er gab so schnell auf... Gut, gerade eben hatte er wahrscheinlich gut daran getan, sie gewinnen zu lassen. Nicht, weil sie ihn wirklich gekickt hätte - hätte sie nämlich sicher nicht getan, so schlimm war sie dann doch nicht - aber einfach, weil die ziemlich effektive Drohung doch in der Luft geschwebt hatte. Aber egal. Schlimmstenfalls würde sie ihn einmal richtig wütend machen, dann würde es eskalieren und dann kannte sie auch diese Grenze und brauchte sie nicht ein zweites Mal zu überschreiten. Aryana legte es jetzt nicht bewusst darauf an, aber sie kannte sich selber doch zu gut, um eine entsprechende Situation ganz ausschliessen zu können. Ausserdem konnte er auch gut nerven, wie er ihr gleich demonstrierte, indem er sie schon wieder unter Wasser drückte. Sie konnte nur noch erschrocken nach Luft - Wasser - schnappen, ehe Aryana sich bei den Fischen wiederfand, mit denen sie allmählich Freundschaften schliessen könnte. "Weisst du, Mitch, du bist auch echt anstrengend", rief sie ihm trocken nach, als er sich schon zum Schwimmen gewandt hatte, sie nur noch mit einem leichten Lächeln die Augen verdrehen liess. Sie blieb ziemlich lange in dem kühlen Nass, wechselte mit Schwimmen und Treiben lassen ab, rieb den feinen Sand zwischen ihren Füssen und genoss jede Sekunde davon. Als Mitch sich zum Strand bewegte, nutzte sie die Chance selbstverständlich ganz gekonnt dazu aus, ihm aus der Ferne unerkannt mit den Augen zu folgen. Sie wusste, dass sie nicht die Einzige bleiben würde, die ihn an diesem Tag verstohlen mustern würde - den Tattoos sei Dank - aber das war ja auch egal. Der junge Mann litt ja nicht unter mangelndem Selbstvertrauen, dessen war sie sich doch ziemlich sicher. Als er sein Tuch erreicht hatte, glitt sie zurück unter Wasser, liess noch ein paar weitere Minuten verstreichen, bevor sie ebenfalls vom Bedürfnis heimgesucht wurde, sich mal in Richtung Trockenheit zu bewegen. Aryana wrang ihre Haare aus, ehe sie die Wellen vorerst hinter sich liess, durch den Sand in Richtung ihres Handtuches schritt, während sie den Blick über den schier endlos langen Strand gleiten liess. Bei Mitch angekommen, unterliess sie gekonnt das Bedürfnis, ihn mit ihrem restlichen Haarwasser zu taufen, schnappte sich stattdessen ihr eigenes Badetuch, setzte sich mit einem ausgeglichenen Lächeln neben ihn in den Sand.
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Vielleicht war es Gejammer, ja. Aber ich sah mich absolut im Recht dazu, mich indirekt darüber zu beschweren, wie wir im Camp für gewöhnlich hausten. Dass wir unter unschönen Lebensbedinungen im Krieg saßen und dann in der freien Zeit auch nie wirklich entspannen oder genießen konnten, weil dazu die gesamte Situation viel zu ungemütlich war, war schließlich nicht gerade optimal. Der eine oder andere würde sicher bessere Leistungen im Einsatz zeigen, wenn er besser schlafen könnte und nicht so wie ich jeden Morgen aufs Neue unter Nackenschmerzen litt. Zwar hatte ich Faye an meiner Seite, die hin und wieder mit ihren Fingern zauberte und durch Massage die Verspannungen zu lösen wusste, aber das war lediglich notwendige Symptombekämpfung... und ein Privileg, das außer mir sonst keiner direkt hatte, zumindest nicht soweit ich es eben wusste. Es änderte Nichts an dem unbequemen Bett und dem viel zu dünnen Kissen. Was das Essen anging... naja, es reichte halt aus, um da drüben zu überleben und nicht hungern zu müssen, aber Genuss war nunmal etwas ganz Anderes. "Wir können dich ja mal eine Woche mit ins Camp stecken. Du würdest wesentlich mehr jammern als wir.", stellte ich mit einem leichten Kopfschütteln fest. Sie hatte ja gar keine Ahnung, wovon sie da redete. So, wie das bei Geschwistern fast immer der Fall war. Faye schien mit allen Vorschlägen soweit einverstanden zu sein und das brachte meiner Mutter wiederum auch mein Verständnis mit ein. War also recht schnell geklärt das Thema und ich konnte mich beruhigt der zweiten Hälfte meines Brötchens widmen, welches ich gerade bestrich, als meine bessere Hälfte freudig verkündete, dass sie entsprechende Abendgarderobe für toll befinden würde. Das machten wir normalerweise zwar nicht, wäre aber eine nette Abwechslung und außerdem gefiel mir der Gedanke, die junge Frau in einem schönen Kleid zu sehen, doch außerordentlich gut. Zwar konnte ich gar nicht einschätzen, wie ihr Geschmack in dieser Hinsicht war, aber es sah vermutlich fast jedes Kleid gut an ihr aus. Etwas Anderes war für mich schwer vorstellbar, also willigte ich ohne große Umschweife mit einem deutlichen Nicken ein. "Find ich gut.", bestätigte ich noch einmal wörtlich und auf dem Gesicht meiner Mutter bildete sich ein breites Lächeln, das auch ihre Augen erreichte und glänzen ließ. "Dann machen wir das so.", befand sie die Dresscode-Sache ebenfalls für gut. Man konnte ihr ansehen, dass es ihr gefiel, das Essen noch festlicher zu gestalten, als es das ohnehin schon war.
Ich trocknete mich in aller Seelenruhe ab, ignorierte es dabei ganz gekonnt, dass mich der eine oder andere Blick traf. Wie gesagt erwartete ich gar nichts Anderes und war es ohnehin ein Stück weit gewohnt. Um nicht zu sagen, dass ich es sowieso vielleicht ein kleines bisschen genoss. Nachdem ich mir die Wassertropfen vom Körper gewischt hatte legte ich das Handtuch im Sand ab und setzte mich drauf, hatte den A Schlüssel des Wohnmobils stattdessen in einem der beiden Schuhe gebunkert und schob mir jetzt wieder die Sonnenbrille auf die Nase, weil die Sonnenstrahlen doch ein wenig blendeten. Als dann bald Aryana kam, griff ich erst einmal nach der Wasserflasche, um ein bisschen was zu trinken. Das hinderte mich aber nicht daran, sie über die Flasche hinweg mit ein paar Blicken zu streifen, als sie auf mich zugelaufen kam. Oder sie viel mehr sogar recht interessiert zu mustern, wenn ich ganz ehrlich war. Die Sonnenbrille kam mir dabei wirklich zu Gute und konnte womöglich auch verhindern, dass Aryana rot anlief, weil sie meinen Blick so nicht wirklich richtig sehen konnte, er durch die dunklen Gläser recht gut verborgen blieb. Als sie sich dann neben mich sinken ließ war mein Blick schon erneut hinaus aufs Meer geglitten und die Flasche bei Seite gelegt. Indessen hatte ich auch die leichte Verärgerung über ihr Gezicke abgelegt, war das Schwimmen doch echt gut dazu gewesen, ein wenig überschüssige Energie loszuwerden. Vermutlich sollte ich zumindest morgens eine Runde Laufen gehen oder ein paar Liegestützen machen, um nicht vor Elan und Übermut zu platzen. Von Hundert auf Null runterzugehen war was Sport anging in Verbindung mit Testosteron keine gute Sache, machte mich vermutlich nur... anstrengender. Jetzt lehnte ich mich aber vorerst gänzlich zurück, um mir die Sonne etwas auf den Bauch scheinen zu lassen. Meine Füße standen dabei mit angewinkelten Knien im Sand, damit ich meine nassen Haare nicht in den Sand legen musste, weil das Handtuch unweigerlich etwas zu kurz für mich war. "Na, sind wir jetzt wieder handzahm?", grinste ich zu der Brünetten rüber, hatte mich auf die Ellenbogen nach hinten abgestützt.
+ .Es kommt, wie es kommt - aber so, wie man es ruft. +
Faye grinste nur fröhlich in sich hinein, als Victor Hazel den verlockenden Vorschlag machte, selber ebenfalls ein Bisschen Campluft zu schnuppern. Sie hörte ihnen gerne bei den kleinen Streitereien zu, wie sie zwischen Geschwistern so oft passierten. Nicht, weil das harmoniebedürftige Kind plötzlich eine Leidenschaft für Streit entwickelt hatte, sondern weil bei sowas doch immer die Liebe durchschimmerte, die in dieser Familie jedes Mitglied in Hülle und Fülle umgab. Nein, in den Krieg zu ziehen, würde Hazel hier sicher keiner empfehlen. Weder ihre Eltern, die wohl schlicht nicht verkraften würden, ein weiteres Kind in täglicher Lebensgefahr schweben zu wissen, noch Victor oder gar Faye selber. Tat einfach nicht gut, wie man an ihnen beiden wohl bestens erkannte. Victors Psyche – und eigentlich auch sein Körper - waren dahin gewesen, nachdem er das erste Mal im Krieg gewesen war. Und Faye… Naja, man könnte meinen, dass sie bisher noch relativ gut klar kam. Aber das war nur das, was man tagsüber von ihr sah. Denn die ganzen Alpträume in den langen, kalten Nächten, die erlebte nur sie. Und Victor bekam natürlich meistens mit, wenn sie wie von einer Tarantel gestochen hochschreckte oder weinte. Aber nicht einmal vor ihm wollte sie sich wirklich eingestehen, dass sie ohne seine Arme um ihren Körper, ohne seine Nähe und ohne das leise Geräusch seines Atems kaum mehr schlafen konnte. Es machte ihr Angst und liess ihren Kopf noch viel öfter verrücktspielen, wenn sie darüber nachdachte. Ein Grund, weshalb sie genau das so oft wie möglich zu vermeiden versuchte. Faye würde sich um ihre Psyche und ihren Geist kümmern, wenn sie endlich definitiv aus dem Krieg abziehen konnte. Bis dahin hielt sie durch und kämpfte, bisher doch relativ erfolgreich, gegen den Wahnsinn und das Verrücktwerden an. Ihr Vorschlag mit der Abendgarderobe wurde im Folgenden tatsächlich angenommen, was auch das Grinsen auf dem Gesicht der jungen Brünetten noch breiter werden liess. „Wunderbar!“, meinte sie fröhlich, ehe sie sich aber auch wieder dem Frühstück widmete. Dieses sollte heute nämlich keinesfalls zu kurz kommen, weshalb sie sich abgesehen von ein, zwei Sätzen, die sie dem gemütlichen Gespräch beifügen konnte, doch ganz aufs Essen konzentrierte. Als das Frühstück schliesslich beendet und alle glücklich und satt waren, half sie erneut dabei, den Tisch abzuräumen. Dauerte auch nicht lange, da war alles wieder soweit sauber und sie konnte sich getrost wieder Victor an den Hals hängen. „Und was machen wir jetzt heute? Gehen wir deine Heimat anschauen oder willst du lieber Shoppen oder hast du andere Pläne?“, lächelte sie ihm neugierig entgegen. Sie wusste nicht, ob er sich mittlerweile schon was ausgedacht hatte oder nicht, aber ihr war grundsätzlich egal, wofür er sich entschied. Es würde alles toll werden, hier, mit ihm.
Aryana trocknete sich mehr fahrig als ausgiebig ab, ehe sie das Tuch im Sand ausbreitete und sich darauf niederliess. War auch gar nicht nötig, die Sonne würde sehr bald den Rest tun. Auf dem Boden schnappte sie sich ebenfalls ihre die Sonnenbrille, da das Meer, fröhlich vor sich hin glitzernd, doch ordentlich blendete. Auf seine Frage hin wurde ihr Grinsen noch etwas breiter, sie strich sich in einer langsamen Bewegung die Haare über die Schulter und blickte über den Rand ihrer Brille zu Mitch rüber. „Handzahm ist leider nicht so mein Ding, Schatz… Das solltest du doch mittlerweile wissen“, summte sie in seine Richtung, zuckte mit einem zuckersüssen Lächeln die Schultern. Einen Moment blieb sie noch so sitzen, betrachtete fasziniert das Meer und die Wellen, die sie von hier aus mindestens genauso sehr in ihren Bann zogen und mindestens genauso schön aussahen, wie sie sich vor wenigen Minuten angefühlt hatten. Schliesslich holte sie die Sonnencreme hervor und strich, weiterhin im Sitzen, ihren ganzen, mittlerweile mehr oder weniger trockenen Körper mit der Flüssigkeit ein. Vor Hautkrebs fürchtete sie sich zwar jetzt nicht akut – sie würde sowieso früher an irgendwas anderem sterben - aber Sonnenbrand fühlte sich echt nicht geil an. Sie wollte nicht zwei Wochen als glühende Tomate leben. Und da sie eine sehr fürsorgliche Person war und ihre Mitmenschen niemals zu kurz kommen liess, bekam Mitch sehr bald auch ein paar Tropfen um den Bauchnabel verteilt. „Nicht, dass die Tattoos plötzlich rot werden, Liebling… Dann gefallen sie mir nämlich nicht mehr so gut wie jetzt“, säuselte sie dazu ungeniert vor sich hin, hatte sich aber schon wieder ihren Armen gewidmet, auf denen das Weiss noch nicht fertig eingerieben war. Und ja, sie hatte ihm gerade mehr oder weniger scherzhaft eingestanden, seine Tattoos zu mögen. Aber war ja nicht das erste Mal. Und wie gesagt, ein Bisschen eingebildet war er eh schon, da war nichts mehr zu retten. Natürlich hätte sie auch soweit gehen können, ihm die Sonnencreme gleich noch einzustreichen. Aber das war dann wenig überraschend doch ein Bisschen zu viel des Guten, jedenfalls von ihrer Seite aus. Was er davon halten würde, wussten die Sterne, war aber auch nicht weiter relevant. Würde schlicht nicht stattfinden. Es sei denn, sie zog einen sehr grossen Nutzen daraus, natürlich, aber das war gerade nicht der Fall. Alles, was sie bekommen würde, wäre seine Haut unter ihren Fingern.
This is your life, it's do or die, the sun may never rise again, so be the light the vision. This is your life, it's slipping by, you try to run but fall again, you get back up that's living.
Die Frauen des Hauses - jetzt drei an der Zahl, was meinen Vater und mich wohl ins Abseits stellte - schienen sich allesamt einig zu sein. Auch Hazel war begeistert, hatte sie laut eigener Aussage doch so wenig Möglichkeiten dazu, sich mal etwas in Schale zu werfen. Glaubte ich so zwar nicht, hatte sie doch sicher nach wie vor einige gute Freunde am College, mit denen sie ausgehen konnte, aber Frauen schienen eigentlich auch grundsätzlich fast immer Lust dazu zu haben, gut auszusehen. Vielleicht evolutionsbedingt, wollten den Männchen eben gefallen... allerdings hatte ich keine Ahnung davon, wie das bei den Menschen in der Steinzeit denn wirklich war. Ob es da tatsächlich so oder eben andersherum gewesen war, dass die Männer den Frauen zu imponieren versucht hatten. Spielte im Grunde aber auch keine große Rolle - sie freuten sich alle drei darüber, sich an jenem Abend herauszuputzen und ich konnte gut damit leben, ein paar schöne Frauen an meiner Seite zu haben, wenn es zum Essen ging. Auch, wenn mein Blick unweigerlich vorwiegend auf Faye liegen würde, aber das war wohl nur zu verständlich. Als der Tisch wieder aufgeräumt war und sich meine Mutter und Hazel beide verdünnisiert hatten - Deborah ging raus zu Jose, vermutlich um ihm zu berichten und meine Schwester verzog sich allem Anschein nach zurück in ihr Zimmer, weil sie nach oben ging - , glitt mein Blick wieder zu der Brünetten, die sich seitlich auf meinen Schoß fallen ließ. Nein, ich hatte beim Abräumen nicht geholfen, aber das rührte ganz einfach daher, dass ich wenig Lust darauf hatte, wieder von meiner Mutter aus der Küche gescheucht zu werden. Irgendwie hatte sie diesen Bereich des Hauses ganz klischeehaft am liebsten für sich und Männer hatten da nicht viel zu suchen, es sei denn sie wollten sich aktiv am Kochen selbst beteiligen. Ansonsten machten wir wohl nur Chaos, was ich nicht mal unbedingt verneinen konnte. Hatte ich mir wohl von meinem Vater abgeschaut. Meine Arme schlangen sich um den Körper der zierlichen jungen Frau vor mir, wobei ich unbewusst zu lächeln anfing. "Wie wärs, wenn wir einfach mal in die Stadt fahren? Gemütlich bummeln, ich zeig dir nebenher die eine oder andere schöne Ecke, ein Abstecher zum Hafen... und falls du irgendwo einen Laden siehst, der dich magisch anzieht, darfst du mich da dann auch mit rein schleifen.", grinste ich Faye ans Ohr, als ich ihr die Haarsträhnen zur Seite gestrichen hatte und küsste sie dann sanft auf die empfindliche Haut am Hals darunter.
Ich hätte gar nicht sagen können, wie goldrichtig sie damit lag. Es war ja nicht so, als würde mich das immer stören. Eigentlich fand ich es auch ganz gut, dass sie nicht immer nur zu Allem Amen und Ja sagte, weil ich dann sehr sicher auch schon das Interesse an jeglicher Art von Konversation verloren hätte. In dieser Hinsicht war es also durchaus von Vorteil, dass Aryana genauso starrköpfig war wie ich, sonst säßen wir hier jetzt auch ganz und gar nicht in der Sonne Australiens herum. Würden stattdessen vermutlich beide frustriert in den Straßen Amerikas herumsitzen - weit voneinander entfernt, wenn der Zufall es nicht anders wollte - und wüssten Nichts mit uns anzufangen. Aber sie hatte mit genau dieser Eigenschaft auch so wahnsinnig großes Potenzial dazu, mich zum Austicken zu bringen. Eine Pattsituation. "Ist mir schon ein oder zwei Mal aufgefallen, ja..", erwiderte ich entsprechend sarkastisch und wendete den Blick kopfschüttelnd wieder auf das spiegelnde Wasser vor uns. Das Einzige, was nach einer kurzen Weile mein Sichtfeld irritierte, war eine Tube voll Sonnencreme und die kurz darauf herausfallenden Tropfen der weißen Flüssigkeit. War ja nicht so angenehm, aber wenigstens war der Mist nicht mehr richtig kalt, hatte vermutlich durch die Sonne eine fast angenehme Temperatur erreicht. Auf der von der Sonne angewärmten Haut war es trotzdem kurzzeitig unschön, aber die anschließend fallenden Worte der Brünetten ließen mich dann ja doch wieder von einem wenig begeisterten Gesichtsausdruck zu einem leichten Grinsen zurückschwanken. Wir waren also jetzt bei Komplimenten angekommen? So weit hatte ich sie schon? Schön. Sehr lobenswert. Ich mochte nämlich Komplimente, die sicher irgendwann noch dazu führen würden, dass ich vor Selbstbewusstsein kollabierte. "Eigentlich hättest du das ja schon auch selbst machen können, wenn sie dir so wichtig sind...", sagte ich gespielt seufzend, als ich mich gerade wieder aufrichtete und noch im selben Atemzug mit der linken Hand anfing, die Sonnencreme auf meinem Oberkörper zu verteilen, damit sie nicht stattdessen auf meine Hose runter tropfte. Ich meine, sie war ja meine Freundin und weil sie gleichzeitig aber Maria war bekam ich trotzdem keinen Sex, also könnte sie sich wenigstens ein bisschen nützlich machen und mir nicht ausschließlich nur auf den Zeiger gehen. Mein ohnehin schon zu großes Selbstbewusstsein würde sich sicher auch darüber freuen. "Zumindest was das freundliche Gesicht auf meinem Rücken angeht, da komm ich so oder so nämlich nicht hin. Von einer Seite wird das Steak also trotzdem gebraten, wenn du dich weigerst.", fügte ich noch ein paar sarkastische Worte mehr an, als ich meine Hand nach der Creme ausstreckte, weil ich auch für die Arme noch ein bisschen was davon brauchen würde. Ich hatte schließlich mehr Fläche zu decken als die junge Frau neben mir. Als die Tube wieder bei Seite gelegt war kümmerte ich mich dann auch darum, meine Arme und Schultern ausführlich einzucremen. Auch, wenn mir die wenig vorhandene Eigeninitiative hier nicht gefiel, war die Sonnencreme an sich wirklich keine verkehrte Sache. Dann blichen zum Einen die Tattoos weniger schnell aus und zum Anderen würde ich vermutlich vom Sonnenbrand verschont bleiben.
+ .Es kommt, wie es kommt - aber so, wie man es ruft. +
Ein breites Lächeln bildete sich auf Fayes Lippen, als sie seinen Vorschlag hörte. Doch, das klang durchaus verlockend, nach einem guten Plan. "Damit kann ich mich sicherlich arrangieren", nickte sie gutmütig, während sie automatisch leicht den Kopf zur Seite neigte, als seine Küsse ihren Hals erreichten. Wie immer war sie auch jetzt absolut empfänglich für jede Art der Zärtlichkeit, die der junge Mann ihr entgegen brachte. Alles, was die Liebe ausstrahlte, nach der sie sich sehnte, jede Berührung, jedes Wort. Faye drehte leicht den Kopf, lehnte ihre Stirn an seine und küsste ihn sanft auf die Lippen. Die liebsten Lippen auf dieser Welt. "Aber jetzt lenk mich nicht davon ab, sonst will ich mich am Ende nur mit dir im Zimmer einschliessen und dieses Haus niemals verlassen", hauchte sie lächelnd an seine Lippen, die sie gleich ein weiteres Mal küsste. Sie würden sich schon noch im Zimmer verkriechen. Wahrscheinlich - hoffentlich - mehr als einmal. Aber nicht jetzt. Jetzt wollte sie raus und etwas erleben, etwas sehen. Die Luft schnuppern, die sie vermisst hatte und so viele Erinnerungen sammeln wie nur irgendwie möglich in zwei Wochen. All die Erinnerungen, die sie dann an den schrecklichsten Tagen am Leben halten würden. Das Licht in der Dunkelheit. Faye erhob sich schliesslich wieder, nahm Victors Hand um ihn mit sich nach oben zu ziehen, wo sie erstmal die Zähne putzte und einen letzten, prüfenden Blick in den Spiegel warf. Doch, sie konnte sich wahrscheinlich schon so nach draussen wagen. War Amerika, die Leute gingen hier in Jogginghose und Pyjama einkaufen und keiner störte sich daran. Als sie also zufrieden mit ihrem Spiegelbild war, ging sie zurück zu ihrem Freund, machte sich wenig später mit ihm auf den Weg zur Haustür. Hazel hatte ihr auch eine Tasche und ein paar Sandalen ausgeliehen, was doch sehr praktisch war. Faye hätte wohl äusserst ungern die Kampfstiefel mit diesem Outfit kombiniert. Blieb also nur noch die Frage, wie sie von hier zur Stadt kamen. Aber die überliess die Brünette gekonnt dem gutaussehenden Mann neben ihr, der diesbezüglich sicher schon weiter in der Planung war als sie.
Was anderes hatte sie auch nicht erwartet. Sie tat ja auch gut daran, es ihm immer und immer wieder zu demonstrieren, wie man allein an den letzten beiden Tagen so schön gesehen hatte. Aber sie war es sich nunmal nicht gewohnt, hinten anzustehen, sondern lebte ein Leben, in dem sie immer und immer wieder dafür kämpfte, sich in dieser Männerwelt durchzusetzen. Wahrscheinlich hatte genau das nach und nach auf ihre Persönlichkeit abgefärbt, weshalb sie nun eben zum teilweisen Leidwesen des jungen Mannes so geworden war. Aber ja. Es waren zwei Wochen, er würde kaum gleich an einer Überdosis Aryana oder am Verlust seiner eigenen Nerven sterben, dafür würde sie schon sorgen. Er brachte wenig überraschend ziemlich bald die Anmerkung, dass sie das Einstreichen seiner Tattoos auch gleich selbst hätte übernehmen können. Ja, sie hatte schon damit gerechnet, dass ihm das gefallen würde. Der gute Mann war halt eben leider eindeutig unterbelastet, was jegliche Interaktionen mit Frauen anging - wie er ihr so oft so unverblümt bewies. Vielleicht würde er in diesen Ferien ja irgendwann ein Opfer finden, welches ihm diesbezüglich Abhilfe schaffte. Dürfte nicht allzu schwer sein, wenn er es darauf anlegte... Und solange er keine Dame in ihrem Wohnmobil vögeln wollte, war Aryana das auch herzlich egal. Mit dem Rücken hatte er allerdings recht. Das war auch ihre Problemzone an ihrem eigenen Körper. Selber den Rücken eincremen war einfach relativ umständlich bis unmöglich, wenn man dabei nicht die Hälfte auslassen oder sich beide Arme ausrenken wollte. Darum gab sie jetzt auch ein geschlagenes Seufzen von sich. "Du könntest ja auch einfach nur die Prinzessin auf der Vorderseite sonnen und dem Gesicht am Rücken ein Bisschen Schatten gönnen", schlug sie vor, ehe sie aber trotzdem nach der Sonnencreme griff und sich nochmal eine Portion zwischen die Finger strich. "Dann dreh dich mal um", forderte sie ihn überflüssigerweise noch auf. Nur für den Fall, dass er bisher nicht gecheckt hatte, dass sie sich tatsächlich dazu überwand, ihn anzufassen. Jahaa. Wow. Würde er mal besser sehr fest zu schätzen wissen.
This is your life, it's do or die, the sun may never rise again, so be the light the vision. This is your life, it's slipping by, you try to run but fall again, you get back up that's living.
Aber das war doch eines der Dinge, die ich mit Abstand am liebsten machte. Faye gekonnt mit ein paar zärtlichen Berührungen, sei es nun mit den Lippen oder nur mit den Fingern, ganz auf mich zu fokussieren. Wenn es nach mir ging, würde ich vermutlich den halben bis ganzen Tag - jeden Tag - nichts Anderes machen. Aber wenn wir schonmal ausnahmsweise nicht im tristen Camp in der Halbwüste herumsaßen, dann sollten wir das auch nutzen. Die junge Frau hatte schon Recht damit, dass wir dafür auch später noch Zeit hatten. War ja auch nicht so, als würden wir uns jetzt für ein paar Stunden nicht sehen, wir gingen ja zusammen raus. Aber eben nicht, um dann nur auf einer Parkbank herumzusitzen und andere Leute mit unserer Liebe zu belästigen, sondern um uns ein wenig umzusehen. Klang in meinen Ohren aber auch schön, weshalb ich mit einem "Nagut, ausnahmsweise.", antwortete, noch immer grinsend, nachdem ich den Kuss der Brünetten zärtlich erwidert hatte. Dann ließ ich mich von Faye mit nach oben verschleppen, wo ich zuerst in meinen Sachen nach meinem Geldbeutel wühlte. Mit der Ordnung hatte ich es manchmal nicht so, beim Packen wohl mit am wenigsten. Besagtes Portemonnaie wanderte dann auch schon in meine rechte hintere Hosentasche, bevor ich zum Spiegel ging, um noch einen letzten prüfenden Blick in diesen zu werfen. Ja, Haare saßen noch. Hatte zur Abwechslung ja auch mal keiner seine Hand darin versenkt, demnach war Alles also noch da, wo es hingehörte. Das Einzige, was ich sonst noch machte, war mir ein Holzfällerhemd locker um die Hüfte zu binden. Zwar glaubte ich kaum, dass ich bei dem sonnigen Wetter frieren würde, aber nachdem ich nicht wusste wie lange wir unterwegs sein würden und ob der Himmel sich womöglich noch zuzog, ging ich auf Nummer sicher. Faye brauchte gar nicht allzu lange im Bad und so standen wir wenig später schon unten im Eingangsbereich, wo ich mir nur noch die schwarzweißen Sneaker anzog. Ich war einfach mal so frei, mir Joses Autoschlüssel zu klauen. Für den Notfall war ja das Auto meiner Mutter noch da und die größere, sportlichere Limousine meines Dads war für Jemanden mit meiner Körpergröße einfach sehr viel angenehmer. Da fühlte ich mich nicht permanent so, als würde der Kopf gleich am Dach anstoßen. Ich rief noch ein "Bis später.", ins Haus, bevor ich auch schon mit Faye nach draußen ging. Dort hielt ich ihr wenig später die Beifahrertür des schwarzen Wagens auf. "Wenn ich bitten darf, Miss Cooper.", kommentierte ich das Ganze überschwänglich und mit einer leichter Verneigung. Als die Brünette eingestiegen war ging ich nur noch zügig um das Auto herum und stieg ebenfalls ein, verstellte den Sitz und auch die Spiegel, bevor ich den Motor anließ und losfuhr. Ich würde ein relativ zentrales Parkhaus in der Stadt ansteuern, von dem aus Alles, was ich mir bisher im Kopf zurecht gelegt hatte, recht gut erreichbar war. Nur für das Grande Finale würden wir am Ende nochmal ins Auto steigen müssen.
Ich war jetzt mal so lieb und überging die Tatsache, dass Aryana mich gerade eine Prinzessin genannt hatte. Man hätte wohl kaum weiter davon entfernt sein können, als ich es war. Aber nun gut, es sei der jungen Frau verziehen. Allerdings lediglich deshalb, weil sie sich tatsächlich dazu hinreißen ließ sich um meinen armen Rücken zu kümmern, der andernfalls der Sonne zum Opfer fallen würde. Es war wohl absolut vorhersehbar, dass ich mir das triumphierende Grinsen diesbezüglich beim besten Willen nicht verkneifen konnte. Ich unterdrückte allerdings trotz der Euphorie über ihre Entscheidung ein oder zwei Bemerkungen, die sie noch weiter gestichelt hätten. Hauptsächlich weil Aryana es sich nach wie vor noch anders überlegen konnte und das zweifelsohne zum Leidwesen meines Lieblingstattoos gewesen wäre. Also hielt ich mich zwangsweise zurück, befand das für die bessere Option, obwohl es mich schon sehr reizte. "Und dann nur auf der Vorderseite braun werden? Lieber nicht.", war also letztlich Alles, was ich erst einmal erwiderte, kurz bevor ich mich der jungen Frau mehr mit dem Rücken zuwandte. Sie sollte es ja so leicht wie möglich haben und bitte keine Stelle vergessen, weil das doppelt furchtbar aussehen würde. Ich ließ die Brünette einfach machen in der Hoffnung, dass sie sich in dieser Hinsicht keine Späße erlaubte. Als sie letztlich fertig zu sein schien, drehte ich mich ein Stück weit zurück, saß damit dann wieder gerade auf dem Handtuch. Mein Kopf und meine Augen hingegen fanden wieder den Weg in ihre Richtung. Es wäre der keusch lebenden jungen Frau sicher relativ unangenehm, wenn ich ihrem Rücken ebenfalls den Gefallen tat den Sonnenschutz aufzutragen. Andererseits hatte ich sie im Wasser auch angefasst und das jetzt nicht wenig. War womöglich aber allein deswegen schon was Anderes, weil das Alles aus dem Affekt heraus passiert war und weniger bewusst. Naja, war nicht meine Entscheidung, also brauchte ich selbst mir dazu nicht zu viele Gedanken zu machen. "Brauchst du auch Hilfe? Oder überschreitet das dein Gelübte, Maria?", fragte ich also einfach nach und zuckte leicht mit den Schultern. Vermutlich hielt uns jeder von den wenigen Personen, die an uns vorbeigingen, für ein Paar. Einerseits fand ich das lustig, weil es so unvorstellbar für mich selbst war, andererseits verbaute mir das natürlich zumindest hier am Strand sämtliche Möglichkeiten auf weibliche Bekanntschaften. Würde aber sicher noch andere Möglichkeiten dazu geben, also konnte ich darüber hinwegsehen.
+ .Es kommt, wie es kommt - aber so, wie man es ruft. +
Faye ging fröhlich neben Victor her zu dem doch relativ grossen Auto - nicht das Gleiche, wie das, welches sie gestern vom Bahnhof hierher gebracht hatte. Also gehörte es wohl für gewöhnlich Jose, wenns nicht gerade, so wie jetzt, ausgeliehen wurde. Sie grinste Victor breit an, als dieser ihr so charmant die Tür öffnete, konnte nicht anders, als sich auch hier noch ein schnelles Küsschen von seinen Lippen zu stehlen, ehe sie sich auf den Beifahrersitz schwang. "Herzlichen Dank, Mr. Rivera", flötete sie ihm dabei zu, griff sofort nach dem Sicherheitsgurt, kaum war sie eingestiegen. Wie es sich eben gehörte, hier in Amerika, wo die Strassen weitaus befahrener waren als irgendwo in der Wüste Afrikas. Die Autofahrt über klebte ihr Blick wie gestern auch schon wieder förmlich an der Scheibe, wollte jedes Detail der Stadt aufsaugen, die sich ihr bei Sonnenschein und blauem Himmel von der besten Seite präsentierte. Trotzdem liess sie es sich nicht nehmen, die linke Hand auszustrecken und ihre Finger auf seinem Oberschenkel abzulegen, immer mal wieder über den Stoff der Jeans zu streichen. Einfach, weil sie es konnten und weil sie keinen Augenblick der Zeit verschwenden wollte, in der ihre Hand ohne Angst vor ungewollten Blicken in seine Richtung wandern konnte. Es dauerte nicht mehr als fünfzehn oder zwanzig Minuten, bis der schwarze Wagen schliesslich im angesteuerten Parkhaus stand und Faye sich bald schon vom Sitz schwang und nach draussen hüpfte. Noch sah man ja nichts ausser dem Parkhaus. Aber selbst hier waren schon so viele Leute anzutreffen. So viele normale Leute, die ihre Einkäufe machten, die geschäftig im Stechschritt durch die Gegend rannten. Und irgendwie machte sie das nervös. Die Brünette strich sich durch die dunklen Locken, trat vors Auto zu Victor und griff unverzüglich nach dessen Hand, die ihr die Sicherheit zu geben vermochte, welche sie schon fast vermisste. Plötzlich klang das mit dem Shoppen doch gar nicht mehr so toll. Lieber erstmal raus und atmen, als sich in die Menschenmengen im Einkaufszentrum zu stürzen, die, anders als früher, so einschüchternd auf sie wirkten. Aber Victor hatte ja auch kaum vor, ihr die Läden hier zu zeigen. Also dürfte sich das ungute Gefühl, welches sich in ihrem Magen festgekrallt hatte, hoffentlich bald wieder verflüchtigen.
Natürlich sah sie sein Grinsen. Aber solange er sie einfach nur seinen Rücken eincremen liess und bis auf das Grinsen sonst nichts tat oder sagte, war sie zufrieden. Und genau so war es dann auch, sie kniete sich hinter ihn und strich das Tattoo, welches sie nun doch relativ genau unter die Lupe nehmen konnte, ausgiebig mit Sonnenmilch ein, sorgte dafür, dass keine Stelle davon zu kurz kam. Und als die Creme gut eingerieben war, liess sie sich wieder auf ihr Tuch sinken und rieb ihre Hände aneinander. "Sag schön danke", murmelte sie sarkastisch, da sie den Dank doch sicher verdiente, wo sie sich auf eine so unendlich herausfordernden Mission eingelassen hatte. Sie war noch dabei, die klebrigen Finger von den Überresten der weissen Flüssigkeit zu befreien, als sie Mitchs Frage vernahm, die sie doch eigentlich nicht weiter überraschen sollte. Immerhin konnte sie ihren Rücken in etwa genauso gut eincremen wie er den seinen. Trotzdem hielt sie kurz ein Bisschen überfordert in der Bewegung inne, ehe sie den Blick hob und Mitch schief anschaute. Einen Moment später griff Aryana aber doch schon nach der Tube, warf ihm diese mit einem leichten Lächeln zu. "Maria will auch nicht schwarz werden wie ein Stück alte Kohle... Gott wird mir diese Ausnahme übertriebenen Körperkontaktes zum Wohl der Gesundheit also verzeihen müssen", meinte sie, zuckte kurz mit den Schultern, ehe sie sich umdrehte und ihm den Rücken zukehrte, bevor sie es sich doch noch anders überlegte. Sie zog ihre Haare über die Schulter nach vorne, damit ihm diese nicht im Weg lagen oder gar ebenfalls was von der fettigen Flüssigkeit abbekamen. Dann wären die ganzen Jahre übertriebener Haarpflege nämlich plötzlich vollkommen umsonst und das konnte sie nicht riskieren.
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Obwohl ich auch nach meinem Trauma und der Heimkehr diesbezüglich nie wirklich viel Auto gefahren und auch nicht oft selbst in der Stadt gewesen war, schien ich die Straßen noch immer wie meine Westentasche zu kennen. Es war leider doch etwas mehr Verkehr, als ich mir erhofft hatte, aber das an sich stellte auch kein wirkliches Problem dar. War vielleicht ein bisschen nervig, sollte mich aber sonst nicht weiter stören und so schloss ich die nicht zu lange Autofahrt relativ entspannt wieder ab, als ich den Wagen im Parkhaus hielt. Faye war dann auch wie der Wind schon wieder an meiner Seite, als ich ausgestiegen war und gerade noch auf den Knopf am Schlüssel drückte, um die Zentralverriegelung auszulösen. Ich war auch früher in meiner noch reibungslosen Zeit in der Army so oft wie möglich zwischendurch nach Hause gekommen, hatte mich also schon ein Stück weit daran gewöhnt, dass ich mich im ersten Augenblick unter normalen Menschen fast immer erstmal ein klein wenig unwohl fühlte. Bei meinem Anhängsel war das aber anders und die junge Frau wirkte fast ein wenig nervös, um nicht zu sagen unsicher, als sie wieder nach meiner Hand griff. Sie wirkte selbst dabei unheimlich süß. Mit einem sanften Lächeln beugte ich mich kurz zu ihr rüber, um sie sachte auf den Haaransatz zu küssen und setzte dann auch schon zum Gehen an. "Lass' uns zuerst Richtung Hafen gehen, da ist meistens etwas mehr... Platz.", murmelte ich zu der Brünetten rüber, als wir gerade die Treppenstufen nach unten anstrebten. Ich zog letztere den Aufzügen vor. Erstens, weil auf den Treppen meistens weniger Menschen waren und zweitens, weil Aufzüge eng waren - inklusive fremder Menschen noch mehr als ohnehin schon. Wir traten kurz darauf im Erdgeschoss an die frische Luft und fanden uns auf der Rückseite des Parkhauses wieder, das auf dieser Seite direkt in eine gepflasterte Fußgängerzone überging. Hier waren auch noch einige Menschen unterwegs, allerdings eher in die andere Richtung, in der sich mehr Geschäfte fanden. Demnach lichtete sich das Fußvolk auch nach einigen Metern etwas und die Bewegung selbst lenkte mich beim Gehen ganz gut davon ab, mich wieder auf die Normalos umstellen zu müssen, während ich Fayes zierliche Finger aber zu keinem Augenblick losließ, ihr ab und an mit dem Daumen über den Handrücken strich. Nicht nur, um ihr klar und deutlich zu vermitteln, dass ich sie nicht auch nur einen Meter weit abseits von mir gehen lassen wollte, sondern auch, weil ich es unheimlich genoss, mich nicht mit ihr verstecken zu müssen. Nach einer Weile kam dann auch der Hafen in Sicht und mit ihm der kleine Markt, auf dem allerhand Zeug angeboten wurde. Wenn sich dort zu viele Leute tummelten, konnten wir aber getrost auch nur daran vorbei und nicht mitten durch schlendern, einfach die frische Luft des breiten Flusses genießen und den ein, zwei Möwen zuhören, die sich um irgendwelche heruntergefallenen Brotkrümel duellierten.
"Vielen herzlichen Dank, Schatz, dass du mich vor den erbarmungslosen Strahlen der Mittagssonne bewahrt hast.", antwortete ich übertrieben ironisch und damit auch so gar nicht ernst gemeint. Natürlich war es nett von ihr, sich tatsächlich dazu zu überreden - als wäre es so furchtbar, mich anzufassen, gehörte ich in meinen Augen doch bei Weitem nicht zum hässlichen Anteil der Bevölkerung - mir den Rücken einzucremen. Aber für ein aufrichtiges Dankeschön meinerseits brauchte es dann doch weit mehr. Ich war mir auch ziemlich sicher, dass die junge Frau das ohnehin schon wusste, also war die Sache für mich damit dann auch gleich erledigt. Im Folgenden zögerte sie doch noch ein wenig, dachte einen Augenblick lang über mein Angebot nach. Letzten Endes schien Aryana sich aber dennoch nicht dagegen, sondern viel mehr dafür zu entscheiden, wie durch die in meine Richtung fliegende Sonnencreme, die ich auffing, sehr deutlich wurde, obwohl sie zu diesem Zeitpunkt noch kein wörtliches Einverständnis gebracht hatte. Das kam dann aber kurz danach, was mich weiter selig vor mich hin grinsen ließ. Ohne Zeit verstreichen zu lassen drehte ich mich also doch wieder in Richtung von Aryanas Rücken, der so vollkommen... nackt war. Zusätzlich auch abgesehen davon, dass sie nicht viele Klamotten am Körper trug, mehr hinsichtlich nicht vorhandener Tattoos. Allein schon zu meinen Armen und Händen bot das irgendwie einen ziemlichen Kontrast, auch davon abgesehen, dass ihr Teint Alles in Allem ein klein wenig dunkler war als meiner. "Dann hoffen wir mal auf seine Gnade.", meinte ich ziemlich sarkastisch, bevor ich anfing etwas von der Creme an den Schultern beginnend auf ihrer Haut zu verteilen. Verlief auch sehr reibungslos, war das an sich ja keine besonders schwierige Aufgabe. Aber der Schalk in meinem Nacken wollte sich sehr penetrant zu Wort melden, als ich dann bei der gebundenen Schleife des Bikinis ankam und diese zwangsweise für einen Moment lang anheben musste, um auch an die Haut darunter kommen zu können. Erst schenkte ich jener keine weitere Beachtung mehr, aber als ich langsam alle nötigen Stellen erreicht zu haben schien und mit einem "So, du hast es überstanden.", kommentierte, klebte mein Blick ja doch nochmal daran. Wirklich darüber nachdenken, was ich dann genau anstellte, tat ich auch gar nicht. Es war wohl gänzlich meinem schier endlosen Spieltrieb und dem zusätzlichen unausgelastet sein zu verschulden, dass sich meine rechte Hand doch nochmal hob, um nach einem Ende der Schleife zu greifen. Irgendwie zog ich auch daran. Es könnte ganz eventuell also jetzt vielleicht der Fall sein, dass sich die Schleife in Nichts aufgelöst hatte. Hätte sie ihre standardmäßige Pistole gerade zur Hand, hätte mich das sicher auch den Kopf kosten können. Gut, dass sämtliche Waffen außer Reichweite waren und mir wohl nur ihre Hände zum Verhängnis werden konnten - oder doch noch ihr Knie -, müsste sie nicht dafür sorgen, dass der Bikini sich ganz verabschiedete. War es heute ein Boxhieb oder eine Ohrfeige?
+ .Es kommt, wie es kommt - aber so, wie man es ruft. +
Und wieder einmal war es seine Nähe, die sie davor bewahrte, durchzudrehen. Seine Gegenwart und seine Berührungen, die sanften Lippen an ihrer Stirn. Faye schloss kurz die Augen und atmete tief durch, bevor sie seinen Vorschlag vernahm und daraufhin fast sofort nickte. "Das klingt gut", murmelte sie, warf ihm ein noch immer etwas unsicheres Lächeln zu. Das Shoppingcenter war gut besucht wies schien und wenn ihr selbst das Parkhaus zu bevölkert war, wollte sie gar nicht wissen, wie das drinnen aussah, geschweige denn, wie es sich anfühlen würde. Auch mit seiner Entscheidung, das Treppenhaus anstelle der Aufzügen zum Abstieg zu wählen, war sie vollkommen einverstanden. Draussen auf der Strasse blickte sie sich erstmal sorgfältig um, während sie Victor dicht an seiner Seite dorthin folgte, wo er sie hinführte. Es war noch immer wirklich mehr überwältigend als sonst was, aber sie gab sich alle Mühe, sich auf eine regelmässige Atmung zu konzentrieren, anstatt die hartnäckige Angst wachsen zu lassen, die sich aus der plötzlichen Befürchtung, sich hier nie wieder zurechtfinden zu können, bildete. Dass sie für immer in den Gedanken des Krieges gefangen bleiben musste. Nein, es war nunmal vollkommen normal, dass die Strassen einer Grossstadt beängstigend wirkten, wenn man sie zu lange nicht gesehen hatte. Sie sollte sich wirklich nicht damit verrückt machen, wo sie doch gekommen war, um zu geniessen, zu erleben. Ihr Weg führte sie immer mehr von den grossen Menschenmengen weg in Richtung Wasser. Auch der Verkehr, wurde mit der Zeit deutlich leiser, da die grossen Strassen eine andere Kurve schlugen als sie. Und die frische Luft zusammen mit Victors Hand, die sie dauerhaft umklammerte, halfen ihr doch dabei, von ihrer kurzzeitigen Panikwelle abzuspringen, bevor alles richtig schlimm wurde. Beim Hafen angekommen, blieb Faye in sicherer Entfernung stehen und betrachtete das Treiben auf dem Markt, bevor sie den Blick hob und zu dem jungen Mann nach oben schaute, der zwangsweise ebenfalls stehen geblieben war. Und schon wieder lehnte sie leicht gegen ihn, klammerte sich dabei um seinen Arm und war sich nicht ganz sicher, was sie wollte. Der Markt sah süss aus. Und zu dieser Zeit waren auch nicht mehr so viele Leute hier, wie das Morgens sicher der Fall war. "Gehen wir mal schauen? Falls... Falls die Leute zu anstrengend sind, können wir ja gleich weiter...", schlug sie schliesslich leise vor. Sie war sich zwar nicht ganz sicher, ob das eine gute Idee war, aber wie gesagt: Sie wollte auch etwas erleben und die Neugier hatte wohl gerade gesiegt. Ausserdem war sie ja nicht alleine und es gab keinen Grund, sich vor einem Markt zu fürchten... Wirklich nicht.
Genau so hatte sie sich ein gebührendes Danke vorgestellt, ja. Jedenfalls führte es zu einem zufriedenen Grinsen ihrerseits, das er aber leider nicht sehen konnte, weil sie direkt von ihm wegschaute und ihre Haare aus dem Weg hielt. Und auch seine nächste Aussage, konnte sie nur mit einem frommen Nicken abtun. Natürlich hoffte sie auf Vergebung. Nicht vorzustellen, was sonst passieren könnte. Sie sah das ewige Fegefeuer und die endlosen Qualen ja schon vor ihrem inneren Auge strahlen. Oder so. Maria wartete nun also geduldig darauf, dass er ganz gewissenhaft ihren Rücken eingeschmiert hatte und sie für eine Weile unbekümmert in der Sonne brutzeln konnte. Schien dann auch bald schon geschafft, wie er ihr auch umgehend wörtlich zu verstehen gab. Und natürlich wollte sie sofort ihre vollkommene Zufriedenheit ausdrücken, machte den Mund auf, doch alles, was schliesslich über ihre Lippen glitt, war ein halbes: "Wunderb---", plötzlich unterbrochen von einem erschrockenen Schnapplaut. Hatte. Er. Nicht. Getan!!! "Mitch!!!", zischte die Brünette empört, hatte natürlich sofort ihre Arme um ihren Oberkörper geschlungen, um zu verhindern, dass der Bikini komplett seinen Platz verliess. Was für ein verdammter Vollidiot mit der Reife eines vierzehnjährigen Teenagers!! "Mach das sofort wieder zu!", fauchte sie weiter, beschloss dann aber, dass es eine absolut dämliche Idee wäre, seine Hände auch nur in die Nähe ihres Körpers oder ihres Bikinis kommen zu lassen. Bevor er also auch nur irgendwas machen konnte, löste sie einen Arm von ihren Brüsten, griff damit nach den beiden Enden des Bändels und hielt diese hinter ihrem Rücken zusammen, während sie sich noch ein Bisschen weiter von ihm abwandte. Den Gefallen, ihren verrutschten Bikini und alles, was darunter hervorquoll, zu sehen, würde sie ihm ganz sicher nicht tun. Lieber riskierte sie, dass irgendwelche fremden Menschen, die zufällig gerade vorbeigingen oder nicht zu weit entfernt lagen, sie theoretisch sehr gut dabei beobachten könnten, wie sie den Stoff wieder büschelte und einhändig so zurecht zog, dass sie schliesslich den Knoten wieder binden konnte. Als das schliesslich geschafft war, zog Aryana erneut an dem Bikini herum, bis sie ansatzweise wieder der Meinung war, er würde halbwegs genug von all dem verdecken, was hier keinen was anging. Und dann konnte sie sich endlich dem kleinen Arschloch widmen, zu dem sie nun herumwirbelte, um ihn doch eindeutig wütend anzufunkeln, begleitet von genau der absolut nicht zimperlichen Schelle, die er verdammt noch mal verdient und wohl schon fast erwartet hatte. "Zur Hölle, wie alt bist du?!", fauchte sie ihn an, wartete aber gar keine Antwort auf diese rhetorische Frage ab. "Schau nur zu, wie du dir die Barbie auf dem Rücken in Zukunft selber einschmieren kannst", fügte Aryana trocken an, auch wenn Barbie dem Schädel wohl nicht wirklich glich. Ging hier ums Prinzip. Idiot.
This is your life, it's do or die, the sun may never rise again, so be the light the vision. This is your life, it's slipping by, you try to run but fall again, you get back up that's living.
Ich hielt automatisch ebenfalls inne, als die zierliche junge Frau neben mir zum Stehen kam. Auch mein Blick traf zügig den ihren, wollte ich mich doch sofort vergewissern, dass Alles in Ordnung war. Aber Faye wirkte immernoch ein wenig unruhig, machte mir mit dem Druck an meiner Hand und ihrem Bedürfnis nach Nähe auch ziemlich deutlich, dass das nach wie vor der Fall war. Verstehen konnte ich das sehr gut, war es doch schlicht und ergreifend einfach nur unangenehm immer wieder den fremden Menschen ausweichen oder aus dem Weg gehen zu müssen, wo normalerweise doch eher uns ausgewichen wurde, wenn wir irgendwo patrouillierten. Es waren hier auch immer ein oder zwei Spezialisten dabei, die einen im Vorbeigehen anrempelten, weil sie nicht genug Respekt besaßen, um ebenfalls eine kleine Schwankung einzubauen, sondern stur geradeaus liefen in der stillschweigenden Forderung, dass der Entgegenkommende auswich. Solche Leute waren mir persönlich schon immer ein Rätsel gewesen, aber wenigstens hatte ich als sehr großer Mensch den Vorteil, dass mir das nicht allzu häufig passierte. Da zogen Einige besagter Leute dann wohl doch lieber das Ausschwenken vor. Trotz ihres nicht durchweg positiven Gemütszustandes schien Faye sich jetzt dafür zu entscheiden, dass der Markt einen Blick wert war, was ich zuerst mit einem leichten Lächeln quittierte. "Machen wir.", bestätigte ich auch noch wörtlich, bevor ich meine freie Hand nahm und ihr Kinn damit ein wenig anhob, um sie einen Moment lang zu küssen. Danach sah ich ihr noch kurz in die blaugrünen Augen, ehe ich erneut zum Gehen ansetzte und mich mit meiner Freundin an der Hand dem Markt näherte. Es waren nicht mehr ganz so viele Leute da, aber eben doch noch einige. Ich ging möglichst entspannt neben der Brünetten her, während wir uns die ersten Stände besahen. Sie waren grob in Kategorien eingeteilt worden, weshalb uns zur linken überwiegend Essen ins Blickfeld fiel, zur rechten eher Dinge wie Klamotten, Schmuck und andere handgefertigte Gegenstände zu sehen waren. An einem jener Schmuckstände vorbeigehend drang mir plötzlich mein Name in bekannter Stimme ans Ohr. "Victor? Dich hab' ich ja eine Ewigkeit nicht gesehen, ich dachte schon..", faselte der alte Mann vor sich hin, auf den sich inzwischen mein Blick richtete. Gregory, den ich seit einer halben Ewigkeit nicht mehr gesehen hatte, strahlte mich förmlich durch sie Brille hinweg an. Sein Haar war inzwischen von silbrig zu weiß geworden, das letzte Mal hatte ich ihn vor meinem Einzug in die Army gesehen. Ein Wunder, dass er mich überhaupt noch erkannte. Er musste also von meiner Mutter wissen, dass ich eingezogen war - so ließ sich seine Aussage jedenfalls deuten -, sie unterhielt sich des öfteren mit dem alten Mann, kaufte gelegentlich etwas von dem überwiegend silbernen, teils auch goldenen Schmuck, den Gregs Sohn herstellte. Der pensionierte Mann opferte sich gern dafür, seine freie Zeit dem Verkauf zu widmen. "Ja, es ist... lange her.", bestätigte ich mit einem schwachen Lächeln, als ich Faye langsam näher mit mir zum Stand gezogen hatte. "Wie geht's dir?", fragte ich den betagten Mann, der sich sogleich auf das Gespräch einließ. Alte Leute waren immer sehr redselig, aber ich wollte ihm nicht die kalte Schulter zeigen und ihn abweisen - irgendwie tat es ja doch auch gut, alte bekannte Gesichter in der Masse zu entdecken -, weshalb die Brünette neben mir sich wohl einen Moment lang damit abfinden musste, sich die Ketten, Armbänder und Ringe zu besehen.
Ich beobachtete doch ziemlich zufrieden die folgende Situation, in der die junge Frau aufgebracht versuchte, ihren Bikini wieder da hin zu kriegen, wo er bis gerade eben noch recht fest gesessen hatte. Es war natürlich nicht unmöglich für Aryana, irgendwie wieder einen Knoten in die Bändel zu kriegen, aber so ganz leicht war es eben auch nicht und schon allein deshalb war es das irgendwie wert gewesen. Das Gezeter in meine Richtung tat ich mit einem grinsenden Augenrollen ab - sollte sie mich ruhig anfauchen, das konnte ich ab. "Du lässt mich ja nicht.", erwiderte ich lediglich amüsiert, weil sie sich der neuen Schleife schon ganz allein widmete. Die Brünette sollte sich mal nicht so haben. Ich erhoffte mir ja nicht einmal Irgendwas zu sehen, weil das sowieso nicht möglich war, solange sie überwiegend mit dem Rücken zu mir saß. Sollte irgendwer anders was gesehen haben, war das auch halb so schlimm. Sie würde spätestens nach diesem Urlaub kein einziges der Gesichter hier mehr wiedersehen, war also komplett irrelevant was die anderen Strandbesucher von ihr dachten... oder von uns, ging die Aufmerksamkeit doch kurz darauf mit der saftigen Ohrfeige in meine Richtung über. Aber nicht einmal diese sehr unschöne, ruckartige Bewegung ihrerseits schaffte es, mir das gut gelaunte Grinsen ganz aus dem Gesicht zu wischen. Es verblasste zwar stark, weil mir doch ein bisschen die Wange brannte und ich mir deshalb ein paar Sekunden lang über die gerötete Haut rieb, aber nach dem kurzen Schteckmoment wurde das Grinsen dann auch schon wieder breiter. "Vielleicht noch 16, was das angeht. Macht aber Spaß.", gestand ich Aryana, dass ich manchmal wohl einfach ein bisschen unreif war, damit aber sehr gut leben konnte. Es auch gar nicht einsah, mich in der Hindicht mal zu ändern. In zehn Jahren vielleicht, ja, aber jetzt noch lange nicht. Es war wohl auch nur zu vorhersehbar, dass sie zukünftig keinen Finger mehr rühren würde, um mein Rückentattoo - dessen Betitelung ich gerade so gar nicht schön fand - mit Sonnencreme zu schützen. Na schön, dann eben gleiches Recht für Alle, nachdem ich absolut nicht davon ausging, dass die junge Frau mich in naher Zukunft nochmal an ihren Rücken lassen würde. "Findet sich ganz bestimmt auch jemand Anderes dafür, wenn du lieber weiter ein bisschen spießig und beleidigt sein willst.", meinte ich diesbezüglich also nur mit einem Schulterzucken, weiter fröhlich vor mich hin grinsend. Sie war nicht die einzige attraktive Frau an diesem Strand, die dafür in Frage kam - denn ja, Aryana war schon schön anzusehen. Würde ich auch nicht abstreiten, wenn mich Jemand danach fragen würde. Aber wie man so zu sagen pflegte, hatten auch andere Väter noch schöne Töchter.
+ .Es kommt, wie es kommt - aber so, wie man es ruft. +
Sie genoss den Kuss, der sie in ihrer Entscheidung, sich den Markt nicht direkt ganz entgehen zu lassen, doch nochmal unterstützte. Wie gesagt, solange er dabei war, würde das sicher nicht so schlimm werden. Solange sie seine Finger zwischen den ihren spürte und ihn immer mal wieder sprechen hörte, würde sie das schon bei Verstand halten, auch zwischen den Leuten, die sich vor den Ständen tummelten. Sie ging mit ihm zu dem Markt und konzentrierte sich voll und ganz auf die verschiedenen Spezialitäten und handgemachten Artikel, versuchte so gut wie möglich die Menschen zu ignorieren, die sie immer wieder streiften oder gar anrempelten. Das war halt eben so, auf diesen Märkten. Früher hatte sie sich daran auch nicht gestört. Aber früher war sowieso Einiges gewesen, wie es heute nicht mehr sein konnte... Sie waren beinahe an dem Stand mit dem schönen Schmuck vorbeigegangen, als auch Faye den Namen ihres Freundes, gesprochen von einer unbekannten Stimme, vernahm, sofort in die gleiche Richtung blickte. Da stand ein alter Mann mit einem breiten Grinsen, betrachtete Victor, als wäre er über Nacht erwachsen geworden. Sie lächelte leicht in seine Richtung, grüsste ihn ebenfalls mit einem Kopfnickten und einem vielleicht etwas zu leisen „Guten Tag.“ Dann liess sie sich selbstverständlich von Victor zurück zu dem ganzen Schmuck ziehen, den sie erst jetzt so richtig zu betrachten begann. Die Sachen waren nämlich eigentlich sehr schön und durchaus eine kleine Pause wert. Ausserdem offenbar handgemacht, wie ein Schild entsprechend vermerkte. Ihre Augen – und vielleicht auch ein kleines Bisschen ihre Finger – glitten also erst ziemlich fasziniert über das ganze Silber und Gold, das vor ihnen ausgelegt war, bevor ihr Blick wieder den alten Mann fand. Sie würde ja schon sehr gerne wissen, woher er Victor kannte und was er zu ihm – und umgekehrt – zu erzählen hatte. Aber wahrscheinlich brauchte sie darauf auch gar nicht lange zu warten, ältere Leute hatten ein noch grösseres Flair dazu, aus dem Nähkästchen zu plaudern, als es bei jüngeren der Fall war. Hatten Menschen wie dieser hier sicher auch Einiges an Erinnerungen gesammelt im Laufe ihres Lebens und schwelgten so oft so gerne darin. Und das war ja auch schön. Faye wünschte sich, eines Tages ein Leben voller schöner Erinnerungen hinter sich zu haben, an die sie zurückdenken konnte. Mit Victor. Und vielleicht ja sogar mit ihren Kindern...
Natürlich liess sie ihn nicht. Sie war ja nicht dumm. Konnte sich nur in Gedanken zusammenreimen, was er wohl als Nächstes tun würde, wenn sie ihm für einmal nicht auf die Finger schaute. Was sich halt gerade eben als äusserst schwierig gestaltet hatte, wenn er hinter ihrem Rücken hantierte. Zwar glaubte sie nicht, dass er noch mehr tun würde, als ihren Bikini zu öffnen, aber naja. Sie hatte an erster Stelle auch gar nicht erwartet, dass er sich überhaupt so weit vor wagte. Also wer wusste schon, zu was ihn dieser plötzliche Anflug von Übermut noch verleitete. Es war ja auch nicht einmal die Nacktheit an sich, mit der sie ein Problem hatte. Im Gegenteil, Aryana fühlte sich doch sehr wohl in ihrem Körper und das sah man auch. Nur entschied sie im Idealfall gerne selber, wer wie viel davon zu sehen bekam oder eben nicht. Das gab sie ihm mit der Ohrfeige aber auch deutlich genug zu verstehen – hoffte sie – und sie betrachtete zufrieden, wie er sich die gerötete Wange rieb. „Ja… Wahrscheinlich 16“, gab sie grummelnd zurück, strich sich die wilden Locken aus dem mal wieder leicht rosafarbenen Gesicht. Das Salzwasser, die warmen Sonnenstrahlen und der Wind sorgten gemeinsam dafür, dass ihre Haare sich selbstständig in ihrer eigentlichen natürlichen Pracht wiederfanden, mit den ganzen Locken einer Löwenmähne glichen, die sie gleich noch ein Bisschen wilder wirken liessen. Sie verdrehte die Augen, als er sie, wohlbemerkt nicht zum ersten Mal, als spiessig bezeichnete. Jaja. Dann war sie halt spiessig, war ihr eigentlich egal, da es normalerweise auch keinen störte. Am wenigsten sie selber. „Whatever“, meinte sie nur noch, ehe sie sich von ihm abwandte um sich nun doch mit einem tiefen Seufzen flach auf das Tuch sinken zu lassen. Aryana lag doch einige Minuten still auf dem Rücken, die Sonnenbrille aufgesetzt, unter der sie die Augen aber zur Beruhigung erstmal geschlossen hatte. Dann drehte sie leicht den Kopf in seine Richtung, blickte ihn einen Moment nachdenklich an, ehe sie sich wieder zum Himmel wandte. „Willst du heute Abend ausgehen?“, folgte eine eventuell unerwartete Frage in neutralem Tonfall seitens der Brünetten. „In eine Bar oder Club oder was weiss ich, dem Strand entlang gibt es sicher irgendwas in Richtung Strandbar oder so. Und dort lässt sich sicher auch etwas gegen dein überschüssiges Testosteron finden... Mit deiner dramatischen Geschichte als jahrelanger, unerbittlicher US Army Soldier wirst du sicher absolut kein Problem dabei haben, ein paar ahnungslose Opfer abzuschleppen. Falls du mit deinem eingerosteten Charme nicht mehr punkten kannst“, fuhr sie doch wie immer ziemlich sarkastisch fort. Hatte den Blick nun wieder in seine Richtung geschwenkt und sich auf ihren Ellbögen vom Boden abgestützt, um ihn besser anschauen zu können.
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Und dann ging es auch schon los. Ob ich noch der Armee diente. Wenn ja, wo. Hier hatte sich ja nicht viel verändert, laut Gregory, ihm war also zu Beginn scheinbar eher danach, mich hinsichtlich meines Wegbleibens auszufragen. Ich erwiderte nur ein knappe, fast stichpunktartige Antwort, bei der mir wohl anzusehen war, dass ich darüber eigentlich jetzt nicht reden wollte. Schließlich war ich nicht nach Hause gekommen, um mich weiter über die Arbeit zu unterhalten. Der alte Mann schien das zu merken, winkte mit einem "Ist ja auch nicht so wichtig.", ab und lenkte mit dem Thema zuerst auf den Markt um. Erklärte mir, wie sehr sich dieser doch im Laufe der letzten Jahre verändert hatte, welche Stände es nicht mehr gab und welche neuen stattdessen hinzu gekommen waren. Dabei wirkte auf den ersten Blick in meinen Augen eigentlich Alles genauso wie vorher, aber im Gegensatz zu ihm pflegte ich wohl auch nicht zu jedem der Verkäufer hier eine Freundschaft. Dann schwenkte er vom Gemüse des Verkaufsstandes gegenüber, das angeblich besonders frisch sein sollte, auf seine eigene diesjährige Gartenernte um. Dann fragte er, wie es denn im Garten meiner Mutter aussah, weil er ja lange nicht mehr dort gewesen war und doch eigentlich gerne mal wieder vorbeikommen würde. Ich konnte mich auch nur sehr dunkel und wage daran erinnern, dass er bei uns Zuhause gewesen war, was demnach mindestens ein Jahrzehnt her sein musste, hatte ich doch eigentlich ein relativ gutes Gedächtnis. Mehr, als dass unser Garten eigentlich fast so wie immer aussah, konnte ich ihm dazu auch gar nicht sagen, erwähnte aber trotzdem die zwei neuen Sträucher, die mir im Vorgarten aufgefallen waren. Danach schwieg er einen Moment und sein Blick glitt zu Faye, weshalb mein eigener ebenfalls den Weg zu ihrem Gesicht fand. "Und du hast eine Freundin, wie ich sehe. Ihr seht gut zusammen aus.", lächelte er dann und sah zwischen mir und der Brünetten hin und her. "Danke, Gregory.", erwiderte ich mit einem kurzen Blick in seine Richtung und einem lockeren Lächeln, bevor ich erneut zu Faye sah, die sich doch die ganze Zeit über recht intensiv mit dem Schmuck befasst hatte, worauf ich aber jetzt erst zurückkommen konnte, weil der betagte Mann hinter der Theke innehielt. "Gefällt dir was?", fragte ich sie doch ein wenig neugierig. Natürlich würde sie alles bekommen, was sie wollte. Zwei Wochen lang, selbst wenn es mich mehrere tausend Dollar kosten würde - ich gab ja sonst nie was aus und Faye war eine durchweg gute Investition, wenn ich sie damit zumindest für einen kurzen Zeitraum etwas glücklicher machen könnte.
Die linke Seite meines Gesichts kribbelte noch immer ein wenig, als ich es mir langsam wieder etwas bequemer machte. Tat es Aryana damit gleich, die sich erst einmal in ein Schweigen hüllte, das sicher gar nicht so verkehrt war. Sollte die junge Frau gerne erst einmal wieder aus ihrer angesäuerten Stimmung herauskommen und dann anschließend wieder ein wenig entspannter sein. Außerdem konnte ich so selbst auch ein wenig die warmen Sonnenstrahlen genießen, die weit nicht so penetrant und stechend waren wie dort, wo wir normalerweise zu hausen pflegten. Hier war sie viel mehr sogar richtig angenehm, was vermutlich auch mit daher kam, dass wir sie nicht schwitzend unter den Armeeklamotten zu genießen versuchten, sondern weit freizügiger unterwegs waren als sonst im Alltag. Die Ruhe wurde dann aber doch wieder von der Stimme der jungen Frau unterbrochen, als sie mir eine Frage zuschob. Ich hatte mich vor pi mal Daumen zwei Minuten auf den Bauch umgedreht und meinen Kopf auf den Unterarmen abgelegt, drehte diesen jetzt in Aryanas Richtung. Auch, wenn sie noch fast den selben Atemzug ihrer Idee wieder mit dazu nutzte, die Sache ins Lächerliche zu ziehen, schien mir das doch eine eigentlich wirklich gute Idee zu sein. Nicht nur, weil ich dann ziemlich sicher einen gewissen Druck loswerden konnte, sondern auch, weil mir eine Party an sich schlichtweg spaßig klang. Wann hatte ich das letzte Mal gefeiert? War sehr lange her und eigentlich hatte ich das an sich immer gerne gemocht, sofern der Alkohol nur in moderaten Mengen bei mir geflossen war. Für gute Musik war ich immer empfänglich und für ausgelassene Stimmung ebenfalls. Es konnte also quasi nur gut werden, zumindest auf den ersten Blick. Das Grinsen, das während der paar ruhigen Minuten verflossen war, kam doch recht bald schon mit meinen nächsten Worten zurück. "Klingt nach einer außerordentlich vorzüglichen Idee.", stimmte ich übertrieben zu und machte dann auch gar keine lange Pause, bevor ich weiterredete. "Ich brauch' gar keinen Charme... nicht mal die Army-Geschichte. Die Badboy-Masche reicht in der Regel vollkommen aus.", erklärte ich ihr und drehte mich dabei auf die Seite, um den Nacken nicht so unangenehm verdrehen zu müssen und die Brünette stattdessen auf einen Ellbogen gestützt ansehen zu können. "Außerdem sind das keine Opfer... eher Gesegnete.", grinste ich weiter vor mich her, wobei mein Blick dann aber doch durch die Sonnenbrille hinweg in Richtung des leise vor sich hin rauschenden Meeres glitt.
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Der alte Mann wusste wirklich Einiges zu berichten und auch Einiges ziemlich unverblümt zu erfragen. Aber das konnte man ihm kaum böse nehmen, war wohl schlicht seine Art. Und wenn Victors Antworten zu knapp ausfielen, fragte Gregory - sein Name, wie sich herausstellte - auch nicht weiter nach. Das Gespräch verriet doch ziemlich viel über den ihr bisher unbekannten Mann, der wie erwartet fröhlich davon erzählte, wie er hier seit Jahren auf dem Markt Schmuck verkaufte, wie es seiner Frau und seinen Söhnen ging, seinem Gemüse im Garten und natürlich seinem Hund, der heute leider nicht mit auf den Markt gekommen war. Fand Faye ja besonders schade, wo sie Hunde doch über alles liebte. Naja, nicht ganz alles. Aber das meiste. Schliesslich kamen die wachen Augen des gutmütigen Mannes auf ihr zu liegen und Faye hob sofort den Blick lächelte ihn erneut an, wenn diesmal auch etwas verlegener. Ihre Augen fanden Victor, als sie Gregorys ganz nebensächliches Kompliment vernahm, das ihr Lächeln sofort sehr viel breiter werden liess. Klar sahen sie gut zusammen aus. Weil zusammen alles war, was sie sein sollten. Auch sie bedankte sich bei Gregory, ehe sie ihm gleich über den ganzen Schmuck hinweg die Hand hinstreckte. "Ich bin Faye. Und Ihre Sachen sind wirklich schön", stellte sie sich kurzum vor, schüttelte die Hand des Mannes, der sich nun grinsend auch noch offiziell als Greg zu erkennen gab. Victors Frage lenkte ihre Augen erfolgreich zurück auf die Theke mit dem ganzen Silber und Gold. "Alles davon...", antwortete sie lächelnd, wobei ihr Blick an einem silbernen, relativ kleinen Medaillon hängen blieb, nicht grösser als eine Münze. Darauf eingraviert war ein ebenso filigraner Baum und unten am Rand in vier zarten Buchstaben ein einziges Wort. Love. Und wie oft hatte sie schon gedacht, gefühlt, gesagt, dass das alles war, was zählte..? Die Liebe. Und die Familie. "Aber das ist das Schönste...", hauchte sie leise, wobei ihr linker Zeigefinger andächtig über das kühle Metall strich.
Oh, what a surprise, er fand die Idee gut. Hätte sie ja jetzt echt nicht erwartet, dass der Geruch von leichtem Sex und - hoffentlich - viel Spass ihn umgehend anbeissen liessen. Aber es war passiert und die Euphorie in seiner Stimme zauberte doch schon wieder ein zartes Lächeln auf ihre Lippen. Als er weiterredete, musste Aryana natürlich abermals die Augen verdrehen, zweimal sogar, weil der gute Herr einfach das Selbstbewusstsein eines Altägyptischen Pharaos sein Eigen nannte. "Unglaublich. Ich weiss gar nicht, wie ich schon so lange neben dir Liegen kann, ohne längst über dich hergefallen zu sein und all meine Maria-Vorsätze über den Haufen geworfen zu haben", meinte sie ironisch, zog eine Augenbraue über den Rand der Sonnenbrille hoch, liess ihren Blick dabei einmal seinen Körper runter und wieder hoch wandern. Sah er zwar Dank den Brillengläsern wohl eher schlecht, aber egal. "Ich werd dann wohl als Strafe für dein unangebrachtes Verhalten vorhin die ersten vier oder fünf Versuche mit deiner Badboy-Masche mit meiner Cheated-Girlfriend-Masche crashen müssen, aber naja, danach werd ich dir sicher deinen Spass lassen", redete sie unverblümt vor sich hin, offenbarte ihm fröhlich ihre eigenen Pläne für diesen Abend. Musste sich ja selber auch bei Laune halten, während er alles tat, was sie nicht wissen wollte. Sie würde das ja wirklich gerne tun. Also die betrogene Freundin spielen, während er sich alle Mühe mit dem erstbesten leicht zu habenden Mädchen machte. Oder sie würde jeder Frau, die er sicher nicht haben wollte, zuflüstern, dass er heimlich auf sie stand, sich nur nicht wagen würde, sie anzusprechen. Das wäre auch lustig. Oh ja, Aryana hatte ihre ganz eigenen Wege, wie sie sich das Ausgehen schmackhaft reden konnte. Abgesehen davon, dass es sowieso lustig werden musste, weil sie wirklich seit EWIG nicht mehr feiern war. Sie hatte nicht vor, sich gottlos zu besaufen, aber einfach so ein Bisschen Alkohol könnte doch auch seinen Reiz haben. Vielleicht auch nicht, sie war sich noch nicht sicher. Nach der ewigen Alkohol-Abstinenz war das möglicherweise auch keine gute Idee. Aber mal schauen, das würde sie spontan entscheiden.
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Alles? Das war vielleicht ein bisschen viel. Nicht, dass ich der jungen Frau nicht jeden einzelnen der Anhänger, die Armbänder und die Ringe gönnen würde, aber sie hatte ja nicht einmal richtig Gelegenheit dazu, jene auch zu tragen. Eine Kette könnte sie womöglich ebenso wie das Dog Tag, das jeder von uns um den Hals trug, unter ihrer Uniform verstecken. Aber mit dem Rest hier sähe es dann doch eher schlecht aus. Zumal Armbänder und Ringe bei ihrer Arbeit auch einfach unvorteilhaft wären. Aber Faye definierte ihren Wunsch dann zu meinem Glück doch noch etwas genauer. Ihre Augen schienen förmlich an der silbernen Kette zu kleben, deren Anhänger ich für einen Moment lang musterte, soweit es unter den Bewegungen ihrer Finger ging. Allein das Wort, welches das Medaillon zierte, ließ mich leicht lächeln und so sah ich zu Gregory, der noch immer wie eine Glühbirne vor sich hin strahlte. "Wie viel kriegst du dafür?", fragte ich ihn, weil an der Kette kein Preis hing. Es waren nicht alle der Schmuckstücke mit Preisen versehen, die schlichte Kette war eines davon. Er schüttelte jedoch den Kopf und machte eine abwehrende Handbewegung. "Nehmt es als Geschenk.", meinte er. Ich schüttelte allerdings ohne darüber nachgedacht zu haben ebenfalls sofort den Kopf, würde das nicht annehmen. Ich konnte nicht einen alten Mann - beziehungsweise dessen Sohn, der das sicher auch anders sah - um sein Geld "betrügen". Nein, kam gar nicht in die Tüte. "Nun sag schon. Sonst steck ich dir einfach was in die Jackentasche.", forderte ich ihn erneut auf und der Mann mit dem lichten Haar seufzte tief. Er weigerte sich noch einen Moment lang, bevor er mit den nicht ganz niedrigen Preis nannte. Aber damit hatte ich kein Problem. Zum einen ganz einfach deswegen, weil nicht seriell gefertigte Dinge grundsätzlich immer teurer und mehr Aufwand waren, den ich auch gerne würdigte, und zum anderen natürlich, weil mir für Faye vermutlich absolut Nichts zu teuer wäre. Gregory hätte mir fast jeden Preis nennen können und ich hätte nicht gezögert, ihm entsprechend Scheine auf den Tisch zu legen. Also zog ich den Geldbeutel aus der Hosentasche und reichte ihm kurz darauf die fünfundfünzig Dollar, von denen fünf nur Trinkgeld für Gregory waren. Immerhin stand der arme Kerl das ganze Jahr über immer wieder bei Wind und Wetter auf diesem und auch umliegenden Märkten. Sollte er dem Hund ein Extraleckerli kaufen oder sich ein paar Samen für den Garten kaufen. Oder einen Schal für kalte Tage, oder was auch immer. Er würde sicher einer Investition. "Das sind fünf zu v...", setzte er an, aber ich unterbrach ihn mit einem "Nein, das passt so.", woraufhin er dann nickte. Der gute Mann schien wohl zu merken, dass er was das anging nicht weiter mit mir zu diskutieren brauchte und stellte mir eine überflüssige Quittung aus, die ich nur mitsamt Portemonnaie zurück in die Hosentasche wandern ließ, bevor ich nach der Kette griff. Sie vorsichtig aus der Halterung nahm, um sie stattdessen Faye um den Hals zu legen.
War wirklich ein Wunder, ja. Immerhin lag hier der Adonis schlechthin neben ihr und das auch noch merklich wenig bekleidet. War schon merkwürdig, dass sie mir nicht einmal ansatzweise auf den Schoß sprang. Aber die Beweggründe dahinter waren wohl naheliegend, jedenfalls für mich. Einerseits waren und blieben wir eben Arbeitskollegen und sie bewegte sich auch noch in einer höheren Position als ich bei der Army, konnte sich noch weniger irgendwelche Fehltritte erlauben als ich. Das allein war schon ein denkbar ungünstiger Punkt, Urlaub hin oder her. Außerdem legte ich es nicht ansatzweise darauf an, sie rumzukriegen. Zwar würde mich diese Art von Challenge schon durchaus reizen, eben gerade deswegen, weil sie mir nicht einfach so in die Arme fiel, aber die ohnehin wahrscheinlich nach wie vor fragile Freundschaft für ein bisschen Sex auf die Probe stellen wollte ich nicht unbedingt. Natürlich würde ich auch ohne Aryana bestens klarkommen, war nicht auf sie angewiesen, aber im Grunde mochte ich die Sticheleien zwischen uns doch recht gern. Sie war eben die einzige Frau, die ich zu meinen Freunden zählte. Wäre also ein bisschen schade drum, wenn das wegen einer Lappalie wie dieser den Bach runtergehen würde. Aber fragt mich nochmal, was ich unter Alkoholeinfluss davon halten würde, die Antwort fiele dann wahrscheinlich anders aus. Dass Aryana mich auch einfach nicht attraktiv finden konnte, stand für mich gar nicht als Option im Raum. "Nur, weil ichs nicht drauf anlege.", war Alles, was ich darauf erwiderte, behielt den Rest der Gedanken lieber für mich. Aryanas nächste Worte ließen dann aber mich die rechte Augenbraue nach oben ziehen. War das also ihre Mission, ja? Mir den Spaß ein wenig verderben, weil ich es gewagt hatte, sie ein bisschen zu sehr zu ärgern? Sie war aber auch furchtbar nachtragend. Eine Frau eben. Das war offenbar einer der Hauptgründe, warum ich das weibliche Geschlecht - außer für Sex natürlich, da waren sie für mich persönlich unabdingbar - für gewöhnlich lieber mied. Aryana war eben doch einfach nur eine Frau, obgleich sie Sergeant bei der Army sein mochte. "Irgendwie glaub' ich nicht wirklich dran, dass du das glaubwürdig rüberkriegst, Maria... es sei denn natürlich, du bist wirklich eifersüchtig.", grinste ich vor mich her und ließ mir nicht einmal von der Tatsache, dass die junge Frau mir den Abend schwer machen wollte, die Laune verderben. Nutzte die Gelegenheit lieber mal wieder dazu, mich zu amüsieren.
+ .Es kommt, wie es kommt - aber so, wie man es ruft. +
Eigentlich hatte sie das nicht so gemeint, dass Victor ihr jetzt ein Geschenk kaufen musste. Sie hätte die Kette auch selber bezahlen können. Und einen Moment wollte sie sogar dagegen protestieren, hatte den Mund schon geöffnet und zu der Tasche gegriffen, um ihren eigenen Geldbeutel hervor zu suchen. Aber die bestimmte Art, wie Victor Gregory klar machte, dass er die Kette zahlen würde, liess auch die Brünette innehalten. Sie brauchte es allem Anschein nach nämlich gar nicht zu versuchen. Und vielleicht fand sie ja später auch noch was, das sie ihm kaufen könnte. Etwas, das ihn genauso an sie erinnern würde, wenn sie mal nicht bei ihm sein konnte, wie es die Kette umgekehrt bei ihr tun würde. Denn dass sie das Schmuckstück ablegen würde, sobald sie sich zurück im Krieg fanden, war ausgeschlossen. Ein breites, absolut berührtes Lächeln hatte sich auf ihrem Gesicht breit gemacht, liess ihre Augen voller Glück und Liebe strahlen, als Victor ihr die Halskette sorgfältig umlegte. "Danke... Ich liebe dich", flüsterte sie ihm leise zu, nahm sein Gesicht in ihre Hände und zog ihn zu sich runter, um ihm einen zärtlichen Kuss auf die Lippen zu drücken. Sie hob nochmal die Hand, um sich ihre neue Lieblingskette erneut anzuschauen, drehte das Medaillon zwischen ihren Fingern. Es war wirklich wunderschön und einzigartig. So wie dieser Moment, so wie Victor, zu dessen Augen ihr Blick nun zurückwanderte. "Gefällt dir denn auch was?", fragte sie dann neugierig, drehte den Kopf zurück in Richtung der vielen Schmuckstücke. Es hatte durchaus auch was dabei, das weniger feminin wirkte, wohl für Männer gedacht war. Und sie würde ihm liebend gern ebenfalls was schenken, das ihm gefiel und ihm was bedeuten würde, ihn für immer an diesen Moment erinnern würde.
Tatsächlich entlockte er ihr mit dieser nächste, absolut nicht bescheidenen Antwort, schon wieder ein leises Lachen. "Was für ein Glück für mich! Ich möchte ja nicht wissen, was sein würde, wenn doch", seufzte sie theatralisch, den Blick nun wieder in den Himmel gerichtet. Als ob er sie jemals rumkriegen würde, selbst wenn er es versuchen würde. Sie war nicht ganz so leicht zu begeistern, wie er sich das in diesem Moment offenbar vorstellte... Aber das brauchte sie ihm nicht unter die Nase zu reiben, denn eigentlich sollte Mitch das wissen. Es lag nicht daran, dass sie über all die Jahre innerhalb der Army Camps nie die Möglichkeit auf ein Bisschen Sex gehabt hätte. Sie hatte, besonders bevor sie den abschreckenden Status des Sergeant eingenommen hatte, doch das ein oder andere Angebot von ihren Mitsoldaten unter die Nase gerieben bekommen. Aber Aryana konnte schlicht ziemlich gut ohne existierendes Sexleben existierten, kam mit der Zwangsenthaltsamkeit relativ leicht klar. Manchmal würde es sie natürlich reizen. Sie wusste ja, wie toll es sich anfühlen konnte. Aber niemals genug, um sie tatsächlich zu einem Fehltritt zu verleiten. Also sicher auch nicht mit Mitch, wenn er es drauf anlegen würde. Auch seine Zweifel gegenüber ihren Schauspielkünsten taten ihrem Grinsen keinen Abbruch und Aryana zuckte nur mit den Schultern, so gut das eben in dieser Position ging. "Natürlich bin ich verdammt eifersüchtig auf all die Bitches, die mein Josef fremdvögelt... Darum bin ich ja überhaupt erst mit der Idee gekommen, heute Abend auszugehen. Um deine Treue zu testen", meinte sie, als wäre das eine vollkommen nachvollziehbare, logische Antwort. Nein, eifersüchtig war sie keineswegs. Denn da war noch was anderes, das sie ihm gerne auch mal unter die Nase reiben würde... "Ausserdem, mein liebster Mitchell Warwick... Wenn ich es drauf anlegen würde... Würdest du ebenfalls keine anderen Weiber mehr vögeln wollen", fügte sie mit einem nun ihrerseits ziemlich gelassenen Lächeln an. Wahrscheinlich würde sie es sogar leichter haben als er. Nicht nur wahrscheinlich, sondern ziemlich sicher, eigentlich.
This is your life, it's do or die, the sun may never rise again, so be the light the vision. This is your life, it's slipping by, you try to run but fall again, you get back up that's living.