Brrr, Pink... eine quietschigere, grellere Version von dem blassen Rosa, die jetzt, wo sie es erwähnte, doch wirklich noch weitaus schlimmer war. Ein sehr blasses Rosa... na von mir aus, aber Pink? Iehgitt. Wäre eindeutig die noch schlimmere Variante von dem sehr weiblich-kitschigen Farbton, was Faye nur allzu gut zu wissen schien. Aber Alles in Allem schien die junge Frau sich selbst auch noch nie so wirklich Gedanken darüber gemacht zu haben, wie sie eigentlich heiraten wollte, wenn es denn dann mal soweit war. Natürlich waren wir jetzt auch noch weit von einer Ehe entfernt, das wussten wir beide, aber es hätte doch tatsächlich auch ein paar Vorteile, wenn wir es jetzt schon wüssten, sollten unsere unterbewussten Vorstellungen davon allzu weit auseinander gehen. Dann konnte man das Konfliktpotenzial in dieser Hinsicht im Voraus etwas senken, bargen Hochzeitsvorbereitungen doch sowieso - soweit ich das als nicht direkt Betroffener beurteilen konnte - unheimlich viel Stress in sich und führten bei so manchen Paar sogar zum frühzeitigen Beenden der Beziehung. Bei uns beiden hielt ich letzteres aber ohnehin für unwahrscheinlich. Allein schon deshalb, weil ich ein sehr kompromissbereiter Mensch war und nicht nur stur meinen eigenen Wünschen folgte. "Dann wohl doch lieber Rosa.", lenkte ich sarkastisch ein und verdrehte leicht die Augen, wobei das lockere Grinsen doch bestehen blieb. Die Frage, die sie im Anschluss stellte, war dann doch schon etwas ausschlaggebender für den ganzen Ablauf, als die Farbauswahl. Ich hatte früher zwar immer mit meinen Eltern oder Großeltern die Kirche besucht als ich noch ein Kind gewesen war, hatte aber schon in der Jugend damit aufgehört. Nicht nur, weil es mich wie jeden Heranwachsenden genervt hatte unnütz still herumsitzen zu müssen, sondern auch, weil ich ganz einfach nicht gläubig war. Ich hatte Nichts dagegen, wenn Jemand anderes an Gott glaubte und sich dadurch besser, gar stärker fühlte. Wenn es half, warum nicht? Aber ich selbst brauchte den Kram ganz einfach nicht. Weder im Alltag, noch bei der Hochzeit. "Tendenziell eher nein... am liebsten wär's mir wahrscheinlich unter freiem Himmel.", redete ich nachdenklich vor mich her. Die Natur war an sich einfach etwas Schönes - außer hier natürlich, wo fast Alles eher nach fahler Wüste aussah. Andererseits war eine Trauung im Freien leider vom Wetter abhängig. "Oder ist dir das wichtig?", stellte ich Faye, der ich leicht über den Rücken strich, dann erst einmal die entsprechende Gegenfrage. Ich brauchte mir schließlich gar keine Gedanken in dieser Richtung zu machen, wenn sie lieber in die Kirche wollte.
Die supertollen Army-Decken... ja, die waren wirklich ein Traum. Ich konnte mir wirklich nichts Schöneres in dieser Hinsicht vorstellen. Außer ein Kingsize Bett, das groß genug war, damit ich nicht runterrollen konnte und eine federweiche Matratze hatte. Vielleicht auch kühle Seidenbettwäsche in einem angenehm warm temperierten Raum. Ein fettes Kissen, in dem man förmlich versank... wenn ich Ansprüche stellen dürfte, hätten die Anderen drei in unserem Zelt wohl gar keinen Platz mehr. Sollte ich noch irgendwann heil aus diesem Krieg herauskommen, würde ich vielleicht doch mal eine kurze Reise veranstalten. Mit einem Non-Plus-Ultra an Bett im Hotelzimmer und Luxus pur. Nur, weil ich es mir leisten könnte und um mich für ein paar Tage mal weniger wie das ungeliebte Werkzeug der Vereinigten Staaten zu fühlen, das nur mit dem Wenigsten vom Wenigsten leben durfte. Dass etwas in dieser Richtung gar nicht so weit entfernt lag, wie ich jetzt gerade dachte, konnte ich ja nicht wissen. "Vermutlich sollten wir froh drüber sein, dass die Scheißdinger nicht auch noch kratzen.", erwiderte ich nur etwas trocken auf die Decken bezogen, deren Stoff immerhin nicht auch noch unangenehm auf der Haut war. "Naja... ich hab' dir noch nicht mal einen Antrag gemacht. Es kommt also doch ein kleines bisschen unvorbereitet, dass du, der ach so kalte Eiszapfen, die Verlobung überspringst und jetzt plötzlich den glücklichen Bund der Ehe eingehen willst. Mit mir. Hier.", fasste ich säuselnd zusammen, was wir im Grunde genommen gerade für einen Bullshit zusammen faselten. Aber hey, es hielt uns wenigstens bei Laune - und ihre noch folgenden Worte ließen mich nur umso breiter grinsen. Weil sie so herrlich falsch klangen, weshalb Aryana sich auch umgehend korrigierte. "Früh genug liegt wohl sehr im Auge des Betrachters..", sagte ich diesbezüglich, ehe ich ein wenig nickte. Ja, duschen war eine wirklich gute Idee, so angesichts der Tatsache, dass wir immernoch dreckig waren und wie ein Haufen verdorbener Fische riechen durften. "Dann entlasse ich dich jetzt schweren Herzens aus meiner Anwesenheit, mein Schatz..", verabschiedete ich mich theatralisch von der jungen Frau. "Aber nicht ausrutschen, ja? Sonst kann ich nicht mehr auf das 'früh genug' zurückgreifen, wenn du fertig bist.", fügte ich provokant - nur, um sie ein kleines bisschen zu ärgern - noch ein paar Worte an und piekte ihr in den letzten Schritten in die Seite, bevor sich unsere Wege dann letztendlich trennten und jeder die seinem Geschlecht zugeteilten Duschräume aufsuchte. Doch, manchmal genoss ich unsere Gespräche ja schon. Aryana war gar nicht sooo verkehrt, wie ich sie für noch ein paar Monaten gehalten hatte. Meistens zumindest.
Haha. Wer hätte das gedacht..? Faye grinste fröhlich vor sich hin, blinzelte ihn unschuldig aber mit vollkommenem Siegesbewusstsein an. "Geil, danke", meinte sie, hauchte ihm einen Kuss auf den Hals. "Die kleine Prinzessin braucht das nämlich, weisst du... Ohne Rosa ist die Welt einfach nicht schön genug für unsere Hochzeit", entschied die Brünette weiter, wobei das verträumte Lächeln sich nun fest in ihren Gesichtszügen verankert hatte. Als ob ihr das Rosa so wichtig wäre. Von ihr aus konnte es auch nur Weiss sein. Mit etwas beige oder hellbraun oder hellgrün oder orange - oder irgendwas sonst, was festlich genug wirkte und ihr die Traumhochzeit nicht ruinierte. Auch mit seinen nächsten Worten konnte sie sich zweifellos abfinden, weshalb sie auf seine Gegenfrage hin nur kurz die Schultern hob und leicht den Kopf schüttelte. "Nein, nicht so wichtig... unter freiem Himmel klingt schön... Irgendwo, auf einer grünen Wiese mit einem wunderschönen Hintergrund im Paradies", träumte sie weiter, malte dabei mit ihren Fingern die schönsten Muster auf seine Brust. Sie hätte auch in der Kirche geheiratet, wenn er das gewollt hätte. Aber es stand bei ihr sicher auch nicht ganz oben auf der nicht existierenden Liste der Dinge, die an ihrer Hochzeit Priorität hatten. Nicht, weil sie nicht gläubig war - Faye glaubte tatsächlich an die Existenz eines Gottes, auch wenn der kaum so allmächtig sein konnte, wie aller erzählten und auch wenn sie ihn keinen Millimeter weit verstand - aber einfach, weil Hochzeiten in Kirchen doch auch einen gewissen Charme hatten. Sie verteilte noch ein paar Küsschen auf seiner Brust, streckte sich nochmal zu ihm hoch, um auch seine Lippen liebevoll mit den ihren zu verschliessen. "Wenn wir hier erstmal raus sind, suchen wir uns die perfekte Location. Und dann heiraten wir", hauchte sie grinsend, küsste ihn erneut, ehe sie ihren Kopf wieder an seine Brust kuschelte. Da sie davon ausgehen konnten, dass das noch Jahre entfernt war, klang dieser Plan doch durchaus realistisch in ihren Ohren. Auch wenn es sicher von Vorteil wäre, zu Hause auch erstmal eine Weile zusammen zu leben, bevor sie gleich heirateten. Kannten sie sich bisher nur unter diesen Umständen. Wussten nicht, wie sie auf alles andere reagierten, was sie für Menschen sein konnten, wenn sie nicht umgeben von Tod und Leid schliefen... Fayes Lächeln wurde bei diesem Gedanken automatisch noch verträumter, verlor sich in den Freuden dieser Vorstellung. "Es muss auch kein Rosa sein", flüsterte sie dann noch zu ihm hoch. Nicht, dass er sie plötzlich deswegen nicht heiraten wollte.
"Vermutlich... Seien wir also nicht zu undankbar", meinte Aryana diplomatisch, auch wenn sie seine nicht vorhandene Liebe gegenüber den Bettdecken durchaus nachvollziehen konnte und selber fühlte. Schlaf war hier so wichtig bei all dem psychischen Stress, dem sie niemals entkamen. Da waren doch einigermassen komfortable Betten, Decken und Kissen das Minimum... Könnte man meinen. Seine Worte liessen sie dann doch einmal kurz innehalten und sich vor Augen führen, was er gerade alles gesagt hatte. Richtig. Ja, das ging ziemlich schnell hier. Aber sollte trotzdem kein Problem für ihn sein. "Als ob du dir bis heute keine Gedanken darüber gemacht hättest, wie toll es wäre, mich zu heiraten", säuselte sie zurück, warf sich die verklebten Haare über die Schulter zurück. Nein, auch sie war keineswegs eingebildet, verfügte über ein nicht mal im Ansatz verfälschtes Selbstbild. Mmh. Bei den Duschen angekommen war dann aber langsam das Ende dieses sehr interessanten und aufschlussreichen Gespräches gekommen. Wobei Mitch selbst hier nicht davon abzuhalten war, ih die ungeschickten Worte ein weiteres Mal im Mund zu verdrehen. "Whatever...", schüttelte die Brünette etwas irritiert den Kopf, lachte nochmal leise auf, bei seiner dummen dummen Bemerkung. Auf das Pieksen folgte nach ihrem Zusammenzucken sofort eine - netterweise ziemlich schwache - Faust in seinen Oberarm, bevor Aryana sich endgültig den Duschen zuwandte. "Gleichfalls, ich wäre wirklich wirklich traurig, wenns nie dazu kommen sollte", gab sie trocken zu, ehe sie die Treppen hochhuschte und in hinter der Tür der Duschen verschwand, um umgehend den Dreck von ihrem Körper zu schrubben. Wollte sie immerhin schön aussehen, für die baldige Hochzeit. Nicht, dass der gute Mitch plötzlich seine Meinung änderte, weil sie stank.
This is your life, it's do or die, the sun may never rise again, so be the light the vision. This is your life, it's slipping by, you try to run but fall again, you get back up that's living.
ich hab das mit dem zum Urlaub führenden Gespräch jetzt doch ein bisschen umgemodelt, weil ich es ein bisschen Leid bin, sie immer nur auf dem Turm miteinander reden zu lassen, weil das irgendwie ja der einzige Ort ist, wo sie sich ab und zu treffen XD Also besitzt Chili jetzt ausnahmsweise mal die Größe, sich die Blöße zu geben, gezielt nachzufragen XD was wir solange mit Faye und Victor machen sollen, weiß ich allerdings nüscht. Sie einfach nur den Besuch bei seinen Eltern planen zu lassen, wäre ja sehr langweilig. :'D falls dir kein glorreicher Einfall kommt, könn' wa die für die paar Posts sicher auch mal weglassen, das Gespräch bei Mitch und Aryana wird sich wohl nich eeeewig hinziehen..^^ - - - - - - - - - - - - - -
Mit ihren noch folgenden Worten entlockte sie mir doch ein leises Lachen. Natürlich war eine Prinzessin ausschließlich immer mit ganz viel Rosa und Kitsch zu assoziieren. "Ja, hab' ich ganz vergessen... pardon, Mylady.", pflichtete ich ihr in übertriebenem Tonfall bei, als würde es mir ernsthaft leid tun, dass ich auch nur in Erwägung gezogen hatte, diesen Farbton von unserer Hochzeit fernzuhalten. Wo wir dann schon beim Thema Prinzessin waren - was für eine Art Kleid Faye wohl bevorzugen würde? Etwas Dezenteres oder doch lieber etwas Auffälligeres? Es würde mich vermutlich schon ein wenig auf die Folter spannen, wenn ich sie nie vorher in dem Kleid sehen konnte, das sie an einem der wichtigsten Tage in der Beziehung tragen würde. Andererseits würde ich mich dann vermutlich umso mehr freuen, wenn die Zeit gekommen war. Aber egal auf was für eine Art Kleid ihre Wahl letztendlich fallen würde - Faye würde in vermutlich Allem gut aussehen. "Solang du meine kleine Prinzessin bist, werd' ich damit leben können.", betonte ich dann doch auch noch einmal wörtlich, dass es mir zweifelsohne auch an diesem Tag mehr um die junge Frau selbst gehen würde, als um das ganze Drumherum. Auch ihre nächste beschriebene Ausführung davon, wie es womöglich sein könnte, wenn wir dann wirklich heirateten, ließ mich einen Moment lang fast schon verträumt die Augen schließen. Allein das schien mir auch genügend Bestätigung in der vermeintlichen Tatsache zu geben, dass wir beide uns kaum wegen der Hochzeit in die Haare kriegen würden. "Klingt gut.", waren die beiden einzigen Worte, die ich darauf noch sagte, bevor sich Fayes Lippen auf meine legten und ich den Kuss ebenso sanft und einfühlsam erwiderte. Dann wieder ein paar wenige Worte irerseits, anschließend der nächste Kuss, in den ich weiter hineinlächelte. So, wie wir hier darüber redeten, klang das Alles so herrlich simpel und einfach. So, als wäre es ohne Weiteres in die Tat umsetzbar und fast schon zum Greifen nahe. "Machs mir nicht zu schmackhaft, sonst komm' ich noch auf dumme Ideen.", hauchte ich ihr leise an die noch so nahen Lippen, bevor sie sich wieder an meinen Oberkörper verkroch und sich meine Hand von ihrem Rücken zu ihrem Hinterkopf anhob, um ihr leicht durchs Haar zu streichen. Nein, so naiv und blauäugig war vermutlich nicht einmal ich, dass ich auf die dämliche Idee kommen würde, ihr hier frühzeitig einen unpassenden Heiratsantrag zu machen. War wohl mehr Sarkasmus, als ernst gemeint. Dann meldete sich die junge Frau leise noch einmal zu Wort, was mich wieder grinsen ließ. "Keine Sorge, Faye... die Farbe ist vermutlich am wenigsten das, woran es scheitern könnte.", gab ich die schlichte Wahrheit preis und küsste sie vorsichtig auf die Stirn. Dann warf ich einen kurzen Blick über meine freie Schulter, fing die Uhrzeit auf dem Funkwecker ein. Zwar hatten wir morgen von Ragan einen freien Tag verordnet bekommen, wie er uns kurz nach unserer Ankunft mitgeteilt hatte, aber wir sollten wohl dennoch langsam schlafen gehen. Zumal ich auch wirklich einfach müde war und den Schlaf dringend brauchen konnte, nach den letzten, sehr kräfteraubenden Tagen. "Aber wir sollten langsam schlafen... die Prinzessin braucht sicher ihren Schönheitsschlaf.", spielte ich noch einmal auf den ach so lieblichen Spitznamen an, den sie von ihrer großen Schwester bekommen hatte. Ein paar Sekunden lang sah ich Faye einfach nur in die Augen, streichelte sanft über ihre Wange. "Träum was Schönes.", wünschte ich ihr mit wenigen Worten eine gute Nacht. Dann legte ich meine Lippen für den vorerst letzten Kuss noch einmal sanft auf ihre, bevor ich mich kurz wegdrehte, um das Licht loszuwerden, das uns sonst wohl nur den Schlaf rauben würde.
Wir würden sicher ein absolutes Traumpaar abgeben bei der Trauung. Optisch vielleicht wirklich, aber das war es dann auch schon komplett gewesen. Es wäre ein reines Wunder, wenn wir es überhaupt bis zum Altar schaffen würden, ohne uns gegenseitig die Köpfe abzureißen. Oder uns gegenseitig zu erschießen, mit Schusswaffen hantieren war schließlich für keinen von uns beiden besonders schwer. So vernahm ich ihre Worte nur noch mit einem amüsierten Lachen, hatte auch den leichten Boxhieb kommentarlos über mich ergehen lassen, bevor ich jetzt in die Duschräumlichkeiten verschwand. Es war einfach wirklich dringend Zeit den Dreck loszuwerden und das tat ich dann auch ohne Umschweife, wurde doch zeitig sehr passend eine der Kabinen frei. Es bedurfte schon ein kleines bisschen Arbeit, den ganzen angetrockneten Dreck loszuwerden, weshalb ich mir damit doch einfach etwas Zeit ließ, um wirklich sicher zu gehen, dass ich auch keinen einzigen Quadratzentimeter meiner Haut verschmäht hatte. Nach der ausgiebigen Dusche folgte nur noch der Gang ins Zelt und der lange überfällige Schlaf, in den ich ohne weitere Probleme hinein fand. Immerhin war heute ein wirklich erfolgreicher Abend gewesen, in dessen Sicherheit man sich jetzt getrost in den Schlaf stehlen konnte. - Le Sprüüüüüüng - Etwas mehr als vier Monate später war meine Laune dann aber doch beträchtlich schlechter, als nach unseren Ausbruch aus der Stadt. Ich hatte zum allerersten Mal seit ich in der Army war vergessen, den blöden Urlaub zu stornieren und ein weiteres Mal zu verschieben. Weil damit dann aber automatisch der Flug zurück in die Staaten gebucht war und sich hier Niemand die Mühe machen wollte, diese Buchung wieder rückgängig zu machen, musste ich wohl oder übel fliegen. Schließlich würde die Regierung kaum freiwillig einen ungenutzten Flug bezahlen und wenn sie mich eigenhändig auf dem Sitz festschnallen mussten - ich würde fliegen. Es gab aber einfach Nichts, worauf ich in den USA Lust hatte. Der Einzige, dem ich kurz mal Hallo sagen würde, war vielleicht Bill. Wir telefonierten nur sehr selten, alle paar Monate mal wenn ich zufällig daran dachte, dass die Leitung für uns Soldaten für eine Stunde frei war, um Verwandte zu kontaktieren. Er war der Einzige aus meinem alten Freundeskreis, der den Drogen ebenfalls den Rücken gekehrt und sich aus dem kriminellen Metier seitdem ferngehalten hatte. Aber nach ein paar Stunden wäre dann vermutlich auch wieder Alles gesagt worden, was es zu sagen gab. Also würde ich voraussichtlich alleine in den Staaten sitzen und keine Ahnung haben, was ich mit mir und meinem freien Leben anfangen sollte. Heute Morgen beim Frühstück war mir dann doch eine Idee gekommen, die unter Umständen vielleicht Früchte tragen könnte. Aryana und ich hatten nach wie vor unsere Differenzen, aber wir hatten uns mit den inzwischen unzähligen Gesprächen spät abends auf dem Wachturm und auch den Neckereien zwischendurch mittlerweile auf ein Level bewegt, auf dem ich sie als fast sowas wie eine Freundin einstufen könnte. Wir wussten unsere Macken gezielt zu umgehen und wenn Jemand doch mal über die Stränge schlug, dann wurde das halt mit einem ebenso giftigen Kommentar quittiert. Hatten dann beide begriffen und es war auch erstmal wieder gut für einige Zeit. Der eigentlich springende Punkt war aber, dass ich eben durch jene Gespräche wusste, dass die Brünette das mit dem Urlaub ebenfalls verpennt hatte. Dass es ihr absolut nicht im Sinne stand, sich mit Faye zu Victor zu begeben, was ich ihr nicht übel nehmen konnte. Denn mal ehrlich - die beiden waren auf Dauer furchtbar anstrengend. Mir reichte schon das Küsschen hier und Küsschen da, wenn wir ohne Ragan und nur zu wenigen Soldaten auf einem Routineeinsatz waren und beide mit von der Partie waren. Absolut nervig. Außerdem wäre es doch auch einfach komisch, wenn sie als Schwester nur das überflüssige Anhängsel bei Victors Familie bildete. Alledem nach zu urteilen hatte sie also auch noch immer keinen Schimmer davon, was sie mit dem überflüssigen Urlaub anstellen sollte. Wenn es schon uns beiden so ging und keiner von uns anderweitig nahe Verwandtschaft hatte, zu der er gehen wollte, könnten wir das Übel wenigstens gemeinsam auf uns nehmen und das Beste daraus machen. Zwar waren wir sicher auch im Urlaub eine explosive Kombination, aber im Notfall ging man sich dann halt ein paar Stunden aus dem Weg. Sollte machbar sein - sofern die sehr unabhängige junge Frau denn überhaupt einwilligen würde, denn die Frage stand noch aus. Eine unangenehme Frage trotz der inzwischen vorhandenen Freundschaft, aber ich würde auch ein Nein überstehen. Wäre sehr frustrierend, aber nachvollziehbar. Deshalb stand ich jetzt auch außerhalb des Eingangs der Kantine - sofern man das armselige Etwas so nennen konnte - an die Containerwand gelehnt, um die Brünette abzufangen.18.32 Uhr - erst kurz nach Feierabend, hatte ich doch gerade nur noch schnell das Abendessen mitgenommen und war dann nach Ablauf der Essenszeit hier aufgeschlagen, um sie abzufangen. Ob ich sie auch heute auf dem Turm gesehen hätte wusste ich nicht, außerdem wollte ich die Sache auch einfach abgehakt haben. Wissen, woran ich war. Als sie mir dann also erst nach fast allen der anderen Soldaten ins Blickfeld fiel, hielt ich sie gleich mit ihrem Namen "Aryana?", dazu an, mir ihre Aufmerksamkeit zu schenken.
Braves Chili haha. xD Und ja, die anderen zwei können mal ne Weile ohne uns vor sich hin träumen. xD _____________
Es war doch erstaunlich, wie sehr sich ihre Beziehung zu Mitch in der Zeit, die seit dem Mord an Warren vergangen war, verändert hatte. Man konnte wirklich sagen, sie wären fast sowas wie Freunde geworden. Und das, obwohl die Brünette hier sehr wenige Leute wirklich als Freunde bezeichnete. Sie war nicht unbedingt auf Kriegsfuss mit irgendwem, auch wenn es natürlich Einige gab, die sie jetzt nicht unbedingt liebte. Diejenigen, die halt bis heute nicht darauf klar kamen, sie in einer Führungsposition zu haben. Aber sonst hatte sie keine Probleme mit irgendwem. Nur fiel es ihr sehr schwer, sich wirklich auf jemanden einzulassen, irgendwas von sich Preis zu geben. Weil sie viel zu lange einfach alleine gekämpft hat, dies als die einfachste Lösung empfand. Aber mit Mitch war es eben ein Bisschen anders. Weil er nicht versuchte, sie von irgendwas abzuhalten, weil er sich keine Sorgen um sie machte und sie nicht behandelte, als wäre sie aus Zucker. Sie genoss die lockeren Gespräche, ihre kleinen Diskussionen und die Tatsache, dass sie ziemlich oft nicht einer Meinung waren. Denn mittlerweile kamen sie mit ebendiesem Umstand beide ziemlich gut klar, konnten mit etwas Humor und der einen oder anderen bissigen Bemerkung doch über diese Differenzen hinwegsehen. Naja, jedenfalls konnte sie Mitch nicht dafür beschuldigen, dass sie ihre Ferien das erste Mal seit Julians Tod nicht abgesagt hatte. Teilweise lag es an Faye, die ihr, als sie einmal eine Bemerkung diesbezüglich hatte fallen lassen, sofort inbrünstig eingeredet hatte, ganz sicher mit nach Amerika zu kommen. Dass es gar keinen Grund gäbe, dieses Jahr hier zu bleiben. Dass Ragan das Camp bestens im Griff habe und sie nicht so tun sollte, als würde hier nichts mehr laufen ohne sie. Ja, hatte die kleine Prinzessin tatsächlich gesagt, auch wenn ihr eigentlich klar sein müsste, dass die Gründe, weshalb sie nicht nach Hause kam, nichts mit ihrer Unersetzlichkeit hier zu tun hatte. Sie war seit der Beerdigung nicht mehr da gewesen und das Bedürfnis, diese Tatsache zu ändern, war schlicht nicht da. Mit ihren alten Freunden konnte sie auch telefonieren. Es würde eh nie mehr gleich sein wie früher, warum sollte sie sich also die Mühe machen, ein solch nervenaufreibendes Treffen durchzuführen? Was sollte sie mit ihnen reden, nach allem, was passiert war, bei allem, was dort keiner verstand? Nein, Aryana fühlte sich hier schlicht am Wohlsten. Weil sie hier eine Aufgabe hatte, Kollegen, die das Gleiche durchmachten, ein Umfeld, in dem sie ausleben konnte, wer sie geworden war. Und doch waren die Ferien nicht storniert worden. Obwohl ihr eigener Sturkopf niemals einfach so nachgegeben hätte. Aber sie hatte es vergessen. So lange aufgeschoben, bis die Frist abgelaufen war – was ihr noch nie passiert war. Und jetzt stand sie so bald bevor, diese dämliche Auszeit, die sie nicht wollte. Und sie hatte keine Ahnung, wie sie jetzt noch drum herum kommen sollte. Der einzige Trost war wohl, dass Mitch genau den gleichen Fehler gemacht hatte, warum auch immer genau jetzt. Und er hatte die gleiche Ferienzeit reingedrückt bekommen, wie sie. Sie waren also beide wirklich arme Menschen. Auch an diesem Tag war ihr der Urlaub des Öfteren im Kopf herum gespuckt. Wie momentan eigentlich dauernd. Sie wollte nicht nach Amerika. Sie wollte sich nicht mit dem befassen, was sie da zurückgelassen hatte und ganz ehrlich – sie hatte Angst, sowieso nicht mehr da hin zu passen. Sich in den grossen Städten verloren zu fühlen, umgeben von Menschen, die so blind waren und nichts verstanden, in ihrer Traumblase lebten und von dem unbesiegbaren Amerika schwärmten, an das sie so fest glaubten. Aryana konnte es keinem verübeln, es war zweifellos schöner, den Krieg nicht gesehen haben. Aber sie wollte sich nicht mit diesen Menschen unterhalten. Wahrscheinlich würde sie sich wochenlang im Keller verstecken, warten, bis der die Tage vergingen und sie wieder hierher konnte. Ein absurder Gedanke, aber irgendwie ihre Wahrheit… So hatte sie auch bei diesem sehr durchschnittlichen Abendessen über ihren Gedanken gebrütet und war kein Bisschen weiter gekommen. Frustrierend war gar kein Begriff mehr dafür - es war einfach nur noch anstrengend. Aryana verliess die Kantine somit auch nicht besonders gut gelaunt und mit der Absicht, sich gleich mal mit irgendeinem extrem ermüdenden Workout die Aggressionen aus dem Leib zu schwitzen. War jedenfalls der Plan – bis sie ihren Namen hörte und in die Richtung blickte, aus der Mitchs Stimme kam. Sie ging zu ihm hin, legte den Kopf schief und hob fragend eine Augenbraue. „Ja, Schatz?“, meinte sie gerade so leise genug, dass die anderen sie vielleicht nicht gleich hörten. Jetzt einfach bitte keine schlechte Nachricht.
This is your life, it's do or die, the sun may never rise again, so be the light the vision. This is your life, it's slipping by, you try to run but fall again, you get back up that's living.
Ihre Aufmerksamkeit hatte ich schnell erlangt und demnach konnte ich getrost gleich mit dem Fragen anfangen. Was irgendwie nicht so einfach war, wie es auf den ersten Blick aussah. Es war nicht unbedingt richtige Schwäche, die ich mit dem Vorschlag zeigen würde, aber ganz wohl war mir dabei eben doch nicht. Vermutlich, weil ich mir selbst dabei auch eingestehen musste, dass es einfach seine Nachteile hatte, in den Staaten absolut Niemanden zu haben, obwohl ich immer darauf plädierte, dass es mir Nichts ausmachte, dass ich keinen Bezug mehr zu diesem Ort hatte. Machte es eigentlich auch nicht - aber halt nur, solange ich hier war. Der blöde, unnötige Urlaub machte mir da einen gehörigen Strich durch die eigentlich schöne Rechnung. "Ich hab da mal eine Frage... eher einen Vorschlag.", fing ich an und grinste irgendwie etwas schief. Auch untypisch für mich, aber nagut. Kam halt auch nicht gerade alle Tage vor, dass ich Jemanden - und dann auch noch eine Frau - bat, mich in den Urlaub zu begleiten. Dann auch noch Aryana. Naja, schwere Zeiten. "Wie du ja weißt, bin ich was den Urlaub angeht ungefähr genauso aufgeschmissen wie du..", inzwischen waren Alle aus der Kantine entflohen, weshalb ich mich nicht dazu bemühen musste irgendwie besonders leise zu reden oder Etwas nicht beim Wort zu nennen. "..und deswegen dachte ich wir könnten uns die Sache vielleicht zumindest ein bisschen angenehmer machen und zusammen irgendwo hinfliegen... sofern du einverstanden bist, unsere Flitterwochen etwas nach vorne zu verlegen, Liebling.", rückte ich dann mit meinem eigentlichen Anliegen heraus, fügte dem Ganzen so wie fast immer noch einen kleinen Spaß an und zuckte ein wenig mit den Schultern. Wie gesagt würde ich es Aryana auch nicht übel nehmen, wenn sie nein sagte - immerhin wussten wir beide, dass das auch ordentlich schiefgehen könnte. Aber ich hatte ehrlich keine Lust darauf, zwei Wochen lang alleine irgendwo herumzusitzen und mich zu langweilen. Da nahm ich lieber ein, zwei Streits in Kauf, als diese Zeit sinnlos ins Land ziehen und verstreichen zu lassen. "Ich hab' nämlich wirklich keine Lust drauf, zwei Wochen meines Lebens in den Staaten zu verschwenden und Nichts davon zu haben, wenn ich schon gehen muss...", fügte ich noch ein paar Worte an, die aber leiser und mehr nur an mich selbst gemurmelt waren, dennoch auch für die Brünette deutlich zu hören sein würden. Ich richtete meinen Blick erst jetzt wieder aktiv auf sie, versuchte schon bevor sie etwas sagte durch ihre Mimik herauszufinden, ob sie mich jetzt gleich auslachen und davonlaufen würde, oder ob sie womöglich tatsächlich darüber nachdachte.
Er wirkte ja beinahe, als wäre ihm die zu stellende Frage etwas unangenehm... Was sie durchaus etwas irritierte und mit einem schiefen Lächeln die Augenbraue noch weiter in Richtung Haaransatz ziehen liess. „Ja, Mitch?“, fragte sie nochmal nach, als er nicht direkt mit seinem Anliegen herausrückte. Dieses folgte jedoch wenig später und er griff damit gekonnt genau das Thema auf, welches ihr beim Abendessen mal wieder durch den Kopf gegeistert war. Ihre unfreiwilligen Ferien. Und Mitch hätte das wohl kaum schöner formulieren können. Das Grinsen der Brünetten wurde immer breiter, je mehr Wörter ihm über die Lippen kamen. Sie verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich gegen die Containerwand, betrachtete den jungen Mann durchaus amüsiert. Er fragte sie also ernsthaft, ob sie mit ihm in die Ferien fliegen wollte. Sowas wäre vor ein paar Monaten ja gelinde gesagt kaum denkbar gewesen. Und weil sie es fast ein Bisschen süss fand, wie er hier in seinem Mut badete, der ihn zweifellos dazu angetrieben haben musste, sie überhaupt zu fragen, schwieg sie auch erstmal ein paar Sekunden. Nickte nur nachdenklich ein wenig vor sich hin. „Flitterwochen vor der Hochzeit… Klingt verlockend…“, meinte sie dann doch gar nicht so abgeneigt gegenüber seinem Vorschlag. Schlimmer als zwei Wochen im Keller in den Staaten konnten zwei Wochen Mitch ja kaum sein. Auch wenn das jetzt eine sehr spontane und wenig durchdachte mehr-oder-weniger-Zusage gewesen war. Ferien mit ihm versprachen immerhin weitaus mehr Erinnerungen, mehr Action, mehr von dem, was ihr im besten Fall sogar gefallen könnte. Und selbst wenn sie sich zwei Wochen lang stritten und das Wetter scheisse war und alles scheisse war – wie viel wertloser als Amerika konnte es schon sein? „Vorausgesetzt du hast kein Problem damit, trotzdem bis zur Hochzeitsnacht zu warten“, ja, das hatte sie anfügen müssen. Bloss nicht, dass er sich jetzt irgendwas darauf einbildete und sich sehr dumme, wilde Fantasien ausmalte, was sie in den Flitterwochen alles machen könnten. Dann blickte sie ihn aber noch einen Moment länger an, während sie langsam darüber nachzudenken begann, was genau er sich denn darunter vorgestellt hatte. „Wo willst du denn hinfliegen, Schatz? Was ist romantisch genug für unsere ewigwährende Liebe?“, sinnierte sie weiter, während ihre Augen langsam die ganze Umgebung abtasteten, als würde es im Inneren dieses Camps etwas geben, was sie zu einer Feriendestination inspirieren könnte. Doch, der Gedanke an Ferien im eigentlichen Sinne war ihr gar nicht so unangenehm. Könnte tatsächlich seine schönen Seiten haben, die sie an einem Heimatsbesuch ganz einfach nicht finden konnte. Nein, nach Hause wollte sie nicht. Irgendwas in Asien, Südamerika oder gar schon wieder Afrika kam auch nicht in Frage. Sie hatte ganz einfach keine Lust auf ein Entwicklungsland als Reisedestination, wenn sie sowieso schon Tag für Tag in einem solchen lebten. Nahm auch nicht an, dass Mitch der Sinn danach stand. Amerika war auch ausgeschlossen. „Die Optionen, aus denen du wählen kannst, sind Europa oder Australien“, fügte sie die Ergebnisse ihrer Gedankengänge an, damit er auch gleich von ihrem Stand aus weiterdenken durfte.
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Ja, natürlich. Der Sex, den wir unbedingt auf jeden Fall irgendwann haben müssen würden, hatte dennoch bis nach der Trauung zu warten. Wobei sich mir bei diesem wie immer nur wenig ernsten Gedanken soch unweigerlich die Frage stellte, ob sie ein Einzelzimmer wollte oder nicht. War mir persönlich ja dann doch relativ egal, um ehrlich zu sein. Sollte es sich irgendwie ergeben, dass mir doch irgendein junges Ding auf den Schoß springen wollte, dann brauchte ich dafür nicht zwingend ein Zimmer. Andererseits war es doch praktischer ein Zimmer für sich zu haben, falls wir uns auf die Nerven gingen. Aber auch dafür gabs andere Wege zur Problembeseitigung. Also war es mir eben doch einfach egal und ich konnte mich nach ihr richten. Aber erstmal zurück zum Thema. "Aaach es gibt bestimmt überall 5-Minuten-Hochzeiten, machen wir einfach gleich beides.", warf ich fast schon protestierend ein, wobei mein Grinsen dann doch ziemlich deutlich machte, dass ich das wie immer nicht ernst meinte. Wer wollte schon eine von diesen billigen Las Vegas-Hochzeiten, ganz gleich wo er dabei auf der Welt war... "Australien klingt mir sympathischer.", erwiderte ich ihnen lange zu zögern auf Aryanas Frage, weil das tatsächlich ein Land war, das mich doch schon immer ein wenig interessiert hatte. Nicht nur, weil es landschaftlich facettenreich war, sondern auch weil die Menschen dort angeblich so angenehm offen im Geiste sein sollten. Außerdem waren mir die ganzen giftigen Viecher, die es dort zwangsweise gab, ziemlich sympathisch. Hing vielleicht mit Warrens Tod zusammen... aber nur vielleicht. "Willst du dann fest irgendwo bleiben oder rumkommen?", fragte ich nach einem weiteren nicht irrelevanten Detail bezüglich unserer offenbar wirklich stattfindenden, gemeinsamen Reise. Die Hände hatte ich inzwischen entspannt in die Hosentaschen geschoben und sah Aryana abwartend, wenn auch noch immer leicht grinsend an. Der Tag nahm gerade eine äußerst positive Wendung und ich war dafür auch wirklich dankbar.
Jahaha genau - am besten gleich beides. "Was ne tolle Idee, dann hätten wir das endlich hinter uns!", meinte sie begeistert, bliess ihm ein absolut verliebtes Küsschen zu. Nene, heiraten würde sie gar niemanden. Zumindest in den nächsten zehn Jahren nicht. Aber wahrscheinlich auch später nicht, sie sah sich ganz einfach nicht mit einem Mann an der Seite. Wusste, dass sie viel zu dominant und stur war, nicht wirklich kompromissbereit. Alles Eigenschaften, die eine Beziehung doch sehr herausfordern könnten. Und so nen stillen Typen, der zu allem Ja und Amen sagte, sie immer entscheiden liess und sie auf Händen trug, fand sie auch extrem abstossend. Wenn, dann musste der Mann, der eines Tages ihre Liebe gewinnen würde, genauso selbstbewusst sein wie sie, zu seiner Meinung stehen können und ihr allen Freiraum lassen, den sie brauchte. Und das war viel. Alles in allem... entweder noch in ferner Zukunft oder schlicht unmöglich. Aber darüber brauchte sie sich ja nicht mehr den Kopf zu zerbrechen, wenn sie gerade schon Flitterwochen plante. "Gut, dann Australien. Bin ich durchaus einverstanden, vorausgesetzt wir gehen wohin, wo ich baden kann. Ich will ins Meer, wenn wir schon ins Land der sieben Milliarden Stränden gehen", grinste sie entschieden. Sieben Milliarden war eventuell übertrieben. Aber egal, er verstand sicher trotzdem, was sie meinte. Und ja, in schönem Wasser badete sie doch gerne. Nur Tauchen wollte sie nicht, das war einfach nicht ihre Welt. Selbst im kristallklarem Meer vor der Küste Australiens nicht. Fühlte sie sich doch nur solange wohl im Wasser, wenn sie sowohl stehen als auch den Boden sehen konnte. Auch seine nächste Frage, mit der sie direkt ein weiteres Schrittchen Richtung Detailplanung machten, liess sie kurz nachdenken. Aber diesmal wirklich nur kurz, da sie die Antwort darauf schnell gefunden hatte. "Rumkommen stell ich mir doch ein Bisschen wertvoller vor. Mit so nem Van, weisst du? Wie alle verliebten Päärchen das so machen", sie zuckte fröhlich mit den Augenbrauen, wobei sie sich nichtmal ganz sicher war, ob das nun wirklich ein Witz gewesen war oder nicht. Musste ja kein kleiner Van sein. Sie waren beide nicht arm und verdienten Geld, mit dem sie hier nichts anfangen konnten - also könnten sie sich auch einfach ein Wohnmobil leisten. Mit zwei Betten, eben. Denn im gleichen Bett schlafen wie Mitch war dann wohl doch so ne kleine aber feine Grenze, die Aryana nicht unbedingt überschreiten wollte. Zumindest war der Gedanke daran jetzt, in der gerade erst angefangenen Planung, noch nicht wirklich verlockend. Nicht wegen ihm sondern einfach, weil sie sich seit Jahren kein Bett mehr mit einem Kerl geteilt hatte. Und irgendwie wusste sie auch nicht, ob sie so schnell dazu bereit sein würde. Naja, wie gesagt - gab ab einer gewissen Preisklasse genügend Camper, die zwei Betten boten, also absolut kein Problem.
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Genau, zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Erst das Heiraten in Nullkommanix und dann am besten direkt vom Altar ins Bett. Bloß keine Zeit verlieren. Das galt wohl auch für den Kuss, den ich gespielt mit der Hand einfing und mir ans Herz hielt. Wir hätten wirklich fast ein gutes Schauspielpaar auf der Bühne abgegeben. "Dann sind wir endlich vereint... für immer. Kanns kaum erwarten!", stimmte ich noch einmal theatralisch mit ein. Reichte dann aber auch wieder an Schauspielerei fürs Erste. Was ihren Wunsch bezüglich der Location anging konnte ich der jungen Frau nur beipflichten. Es war eine halbe Ewigkeit her, dass ich mal am Meer gewesen war und wenn sich schon die Möglichkeit dazu bot, wir auch noch beide damit einverstanden waren, würde ich das ebenso gerne ausnutzen. "Küste klingt hervorragend.", stimmte ich was das anging zu und verkniff mir einen weiteren Kommentar dazu. Ich kam nicht umher mich schon jetzt breit grinsend darüber zu freuen, dort in Badehosen rumzuspazieren. Denn auch, wenn dort fast jeder wenig bekleidet rumlaufen würde, würden die Tattoos wie immer dafür sorgen, dass ich dennoch herausstach. Ich war einfach Jemand, der fürchterlich gerne im Rampenlicht stand und mit den zahlreichen Mustern unter der Haut, die sich selbst bis auf meinen Kopf zeichneten, war alles Andere auch fast unmöglich. Augen fühlten sich gerne wie magisch davon angezogen - ob jetzt von Bewunderern oder spießigen Leuten, die von dieser Körperkunst Nichts hielten, sei mal dahingestellt. Bei dem Van musste ich dann doch ein Veto einlegen. Nicht, weil ich mich lieber in einem Hotel verschanzen würde, sondern einfach, weil so wenig Platz furchtbar unpraktisch war. Ich würde mir nicht groß Etwas daraus machen, mir mit der jungen Frau eine Matratze im hinteren Bereich zu teilen, aber musste nicht unbedingt sein. "Nein, ich passe. Wenn ich hier schon jeden Tag auf 'nem billigen Feldbett schlafen muss, dann will ich wenigstens ein bisschen Komfort im Urlaub. Mit 'nem kleinen Van isses da wohl nicht getan, es sei denn du willst uns freiwillig stapeln. Dann ist das natürlich optimal, so für die Romantik", warf ich mehr oder weniger Kritik ein, schüttelte ein wenig den Kopf. Jaja, wir beide und Romantik. Außerdem war das Praktischere an größeren Wohnmobilen auch einfach die vorhandenen sanitären Anlagen. Inzwischen war man damit ja sehr weit und auch, wenn ich mich in derartigen Badezimmern kaum um die eigene Achse drehen konnte, war auch eine schmale Dusche von Vorteil. Dann musste man sich nicht jedes Mal in öffentliche Duschräume zwängen. Zwar war ich kein absoluter Keimphobiker und es gab auch in der Army einige Kerle, die sich gerne wie Schweine benahmen, wenn ihnen gerade der Sinn danach stand... aber da teilte ich mir die Dusche dann doch lieber nur mit Aryana, wenn das möglich war. Die Typen in der Army kannte ich, in öffentlichen Räumlichkeiten waren das wildfremde Menschen, die ihren Dreck überall verteilten. Nene, konnte ich drauf verzichten. Also an sich war ein "Van" nicht verkehrt, aber wenn wir das so durchzogen, hatte ich doch ein paar Ansprüche zu melden.
Jaja sie war auch unglaublich ungeduldig, ihren Hochzeitstag endlich zu erleben. Konnte kaum erwarten auf ewig in seinen Armen zu liegen und mit ihm über die weichen Wolken dieser Welt zu schweben. Denn das war es ja, was das Eheleben ausmachte. Ewiges Glück und so endlos viel Liebe, dass sie gar nicht mehr wüssten wohin damit. „Ebenfalls. Das wird ein Traum“, erwiderte sie nun aber weitaus sarkastischer – was ein Bisschen besser zu der allgemeinen Situation zwischen ihnen passten. Wobei.. Wenn sie schon zusammen in die Ferien gingen – wohlgemerkt etwas, das Aryana noch nie allein mit einem Kerl gemacht hatte – dann war die Heirat eigentlich gar nicht mehr so fern. Theoretisch jedenfalls. Mit dem Strand waren sie sich also auch einig, was auch die Brünette noch ein wenig breiter grinsen liess. Doch, darauf konnte sie sich wirklich beinahe freuen. Es war ewig her, seit sie einen Bikini getragen hatte und das, obwohl sie früher alle drei so liebend gerne geplantscht hatten und kaum je genug vom Wasser bekommen konnten. Solange es nicht tief wurde, zumindest. „Wenn wir baden wollen bleiben zu dieser Jahreszeit wohl West- oder Nordaustralien… Und da wir keine drei Monate Zeit haben, würd' ich sagen, wir fliegen nach Perth“, dachte sie laut weiter, wobei kaum zu überhören war, dass sie definitiv angebissen hatte. Ja, heute war sie tatsächlich ziemlich leicht zu begeistern gewesen, was aber auch bedeutete, dass er jetzt keinen Rückzieher mehr machen konnte. Sonst wäre sie nicht mehr so glücklich. Als er den Van ablehnte, zog sie amüsiert eine Augenbraue hoch. „Kleine Pussy… Stapeln klingt doch verlockend“, grinste sie ihm provokant zu, wobei sie ihn gar nicht erst darauf antworten liess, schon die nächste Frage nachschob. „Entspricht denn ein Wohnmobil deinen hohen Ansprüchen? So n‘ fünfzehn Meter Luxuscamper mit Pop-Outs, Sauna und Whirlpool? Oder müssen wir von Hotelzimmer zu Hotelzimmer fahren, damit dir ein Bett gegönnt sei?“, wollte Aryana seine Vorstellungen erläutert haben, da sie sich doch nicht ganz sicher war, wie weit seine Wünsche in Richtung Komfort gingen. Sie selber war nicht so der Hotel-Typ, war doch eher für ein Wohnmobil zu haben. Aber wenn er dem gar nichts abgewinnen konnte, mein Gott, dann eben nicht. Sie würde sich auch irgendwie mit Hotels abfinden können, auch wenn sie nicht wusste, wie wohl sie sich dabei fühlen würde. Hoffentlich wohler als in Amerika, das war nämlich die Hauptsache ihrer kleinen Reise.
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Sehr fein, dass wir das geklärt hatten und uns dem Sarkasmus entsprechend beide einig waren, dass eine Hochzeit in diesem Urlaub wohl kaum das war, wonach uns der Sinn stand. Es müsste vermutlich eine riesige Menge Alkohol - naja, obwohl, ich vertrug wahrscheinlich so gut wie gar nichts davon mehr, also wohl doch nicht so viel - fließen und noch dazu müsste der unnötige Umstand gegeben sein, dass wir dann taumelnd an irgend so einem billigen Hochzeitsladen vorbeikamen. Diese Kombination an sich hielt ich allein schon für unwahrscheinlich und selbst dann müssten wir beide auch noch so krass von der Rolle sein, dass wir das für ein Spiel und nicht für echt halten würden. Taten wir im Grunde aber eigentlich schon die ganze Zeit, nur ohne Folgen... nah, lieber nicht riskieren. Wenn der Alkohol mich allzu sehr in seine Arme schließen wollte, dann nur in zivilisierter, stark reduzierter Menge. Ich brauchte einen kurzen Moment, um mir die australische Karte vor Augen zu führen und grob einzuordnen, wo sie auf eben jener mit Perth gerade war. Zwar war ich nicht besonders gut in Erdkunde, aber weil ich Australien an sich eben doch mochte, hatte ich zumindest einen groben Überblick davon, welche großen Städte wo lagen. Perth war ja jetzt kein kleines Städtchen mit nur 5000 Einwohnern. "Klingt, als könnte ich mich gut damit anfreunden. Perth ist super.", stellte ich weiterhin leicht vor mich hin grinsend fest. Eine kleine Sache gab es aber noch, die ich ebenfalls abhaken wollte, wenn ich schon mal in Down Under war. Würde ich aber auch allein machen, dazu brauchte ich Aryana im Grunde genommen nicht. Sollten wir nicht zufällig sowieso Kangaroos sehen, wenn wir die Straßen entlang tuckerten, müsste ich gezielt irgendwo hingehen, um mir die possierlichen Tierchen anzusehen. Wie gesagt, ich war ein Tierfreund, wenn auch auf den ersten Blick schwer erkennbar. Kangaroos mochte ich schon allein deswegen, weil sie einem einfach eine reinhauten, wenn ihnen was nicht passte. Man könnte meinen, früher wären die meine Spirit Animals gewesen, haha. "Ich muss auf jeden Fall Kangaroos sehen.", stellte ich wieder mal mehr für mich selbst und meinen Gedanken diesbezüglich nachhängend fest, der Blick wieder mal auf den sandigen Boden abgerutscht, kurz bevor die junge Frau doch ernsthaft der Meinung war, mich als weibliches Geschlechtsteil abstempeln zu müssen. Ich musste doch schon sehr bitten. Wären wir hier nicht in der Army und wäre sie nicht auch noch meine Chefin, dann könnte sie sich sowas gar nicht herausnehmen, ohne ein Echo dafür zu kassieren - und zwar umgehend. So eines, das ihr extrem deutlich vor Augen führte, wie eindeutig die Lage diesbezüglich war und ich sehr, seeehr weit davon entfernt war, ein Weichei darzustellen. Aber in meiner aktuellen Lage und vor Allem, wenn ich sie nicht auch noch vom Urlaub wieder verscheuchen wollte, konnte ich schlicht nicht anders, als es nur bei einem wörtlichen Konter zu lassen, was mich in diesem Fall doch zugegeben fast ein bisschen frustrierte. So ließ ich Aryana erst noch ihre Frage stellen, hatte indessen nur grinsend den Kopf geschüttelt. Ich war zwar des Öfteren unhöflich, aber aus der Phase, in der ich sie beim Reden unterbrach, war ich dann doch schon raus. "'N etwas größeres Wohnmobil passt schon, solang ich mich mehr als um die eigene Achse drehen kann... ich hab' nämlich unglücklicherweise gar kein Auto, das ich im Unterboden des Luxuscampers parken könnte. Wäre leider verschwendetes Geld.", wobei ja der Whirlpool schon verlockend klang. Sauna nur bedingt, war sehr von der Tagesform abhängig, aber Whirlpool? Hmmmm. "Ich würd' mal nicht so große Töne spucken, Madame...", kam ich dann aber doch noch auf die kleine Beleidigung zu sprechen, reckte das Kinn dann ein wenig in die Höhe. "...du bist diejenige von uns beiden, die beim Thema Sex gerne rot anläuft, nicht ich. Ich bin mir also fast sicher, dass du ein bisschen Wert auf getrennte Betten legst.", ließ ich es mir nicht nehmen, sie darauf hinzuweisen, dass mir ihr leichtes Tomatengesicht fast ausnahmslos immer auffiel, wenn es Mal gegeben war. In der Regel reagierte ich nur nicht wirklich darauf und sprach sie nicht darauf an, weil ich halt eben wusste, dass das jedem normalen Menschen unangenehm war. Dass ich das letzte Mal rot angelaufen war, war eine halbe Ewigkeit her. Wie alt war ich da? 11? Vielleicht 12? Aber Frauen neigten da sowieso mehr zu, als Männer.
War ja fast beängstigend, wie leicht sie sich heute einig wurden. Denn auch mit dem definitiven Reiseziel hatten sie keine Differenzen zu besprechen. Mitch willigte fast umgehend ein und so stand sehr bald fest, dass sie also nach Perth fliegen würden. Wo genau sie dann von da aus hinfahren wollten, würde sich wohl noch zeigen, war ja nicht so, als müssten sie ihre gesamte Reise heute besprechen oder überhaupt alles im Voraus planen. Nein, ein gewisser Spielraum für Überraschungen und Spontanität sollte schon vorhanden sein, gerade bei einem Land wie Australien, welches sie offensichtlich beide nicht kannten und von dem sie entsprechend nicht wussten, was genau sie letztendlich erwartete. Mit seiner Bedingung war sie absolut einverstanden. Kängurus gehörten eindeutig auf die Bucketlist, einfach, weil Australien ohne sie ja nur halb so toll wäre. „Geht klar – sollte aber glaube ich kein Problem sein. Soweit ich weiss, hüpfen die dort überall rum. Liebend gern auch auf den Strassen“, gab sie das wider, was ihr von früheren Freunden über das rote Land erzählt worden war. Schlimmstenfalls würden sie die Tierchen suchen müssen, aber auch das würden sie hinbekommen. „Achwas, du hast kein Auto in Australien? Wie enttäuschend…“, bedauerte Aryana sein Geständnis trocken, schüttelte etwas den Kopf, als wäre das doch etwas, was jeder hatte. Sie selbst inbegriffen. Darum wollte sie ja auch ein Wohnmobil mieten, weil sie eh schon ein Auto da hatte. Nicht. „Aber dann sind wir uns ja einig mit dem Wohnmobil. Wenn du willst, können wir später was buchen. Oder auch Morgen“, zuckte sie dann leicht mit den Schultern. Gab zwar niemanden, den sie vorgängig um Erlaubnis bitten mussten oder so, aber vielleicht wollte Mitch ja eine Nacht über seinen wohl eher spontanen Plan schlafen, bevor sie tatsächlich Geld reinsteckten und das Ganze offiziell machten. Als er sich schliesslich doch noch zu ihrer kleinen Beleidigung äusserte, verdrehte Aryana grinsend die Augen. „Wie gesagt, Wohnmobil ist gut, du bist keine Pussy und ich bin verklemmt“, krebste sie beschwichtigend zurück, lächelte ihn dabei ganz und gar unschuldig an. Vielleicht war verklemmt ein Bisschen ein falscher Ausdruck, so schlimm war sie nämlich nicht. Aber getrennte Betten bevorzugte sie trotzdem, das hatte er wohl richtig abgeleitet.
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Nein, die Kangaroos (ja, irgendwie deutsche ich das englische Wort immer ein, gwöhn dich dran XD) sollten wohl wirklich unser geringstes Problem sein. Wie sie selber schon sagte, waren diese Tiere dort so ziemlich überall zu finden. Nicht jede Gattung in jeder Ecke Australiens, aber welche genau wir letztendlich zu Gesicht kriegen würden, war mir auch ziemlich egal. Witzig waren sie alle, mit den langen Beinen und den im Verhältnis relativ kurzen Armen. Und den Beuteln. Ich mochte an sich zwar eher der kühle Typ Mensch sein, gerade Fremden gegenüber, aber was Tierbabys anging, die ihre Köpfe vorsichtig aus der Bauchtasche streckten... ja, da konnte dann auch ich weich werden. "Muss ich meinen Bleifuß wohl ausnahmsweise mal zurückhalten.", meinte ich leicht lachend, weil ich unweigerlich wieder an die Geschichte mit dem Spielzeugauto zurückdenken musste. Warum hatte ich das eigentlich immernoch nicht gekriegt? Ich war nach wie vor für ein paar scharfe Kurven auf ihrem Schreibtisch zu haben... halt, das klang jetzt wieder nicht ganz richtig. "Ne, tut mir leid... bin leider kein Milliardär, der sich auf jedem Kontinent vorsorglich zwei bis drei Autos kauft.", sagte ich dazu schulterzuckend mit einem gespielten Seufzen, ehe Aryana dann darauf zu sprechen kam, dass wir die Geschichte auch buchen mussten. Wohl am besten so schnell wie möglich, immerhin waren es nur noch so um die zwei Wochen, bis wir in den Zwangsurlaub geschickt wurden, der jetzt doch gar nicht mehr so schlecht aussah wie ursprünglich gedacht. Vielleicht sogar ganz nett werden könnte, weil ich dabei eben nicht allein war. Im Urlaub allein sein klang eben selbst in meinen Einzelgänger-Ohren ziemlich jämmerlich. "Ja.. machen wir das nachher gleich, ich hab sonst nichts vor.", willigte ich mit einem Nicken ein. Das Einzige, was hier sonst nach meiner Aufmerksamkeit schreien könnte, waren ein paar Jungs mit Spielkarten in den Händen. Aber das konnte ich fast jeden Tag haben, wenn mir danach war, also war das nun wirklich nicht wichtig. "Ich würd' nur vorher noch duschen und so'n Kram", warf ich ein. Ja, das Kinn wurde schon wieder stoppelig und ich bevorzugte es doch sehr, wenn da wenig bis eher absolut gar keine Haare waren. War um Einiges praktischer und war nicht so, als täte das meinem Gesicht einen Abbruch. Geschwitzt hatte ich bei der Arbeit und beim Training heute auch genauso wie immer in diesem permanent sehr warmen Land, war also wohl für uns beide angenehmer, wenn ich mich kurz vorher der Körperhygiene widmete. "In 'ner Stunde?", schlug ich einfach mal eine grobe Hausnummer vor, zuckte mit den Schultern. So lang würde ich zwar nur sehr unwahrscheinlich brauchen, wenn nicht grade der Andrang des Todes in den Duschräumen war, aber wenn die Brünette noch ein oder zwei Dinge zu erledigen hatte, dann musste sie sich auch nicht hetzen. Wenn schon der Arbeitsalltag immer sehr gedrillt war, sollte man wenigstens die freie Zeit entspannt angehen. War zumindest meine Devise. Aryanas letzte Worte ließen mich weiter grinsen und ich bestätigte nur noch mit einem "Amen, Maria.", ließ es damit auf sich beruhen. Für vollkommen verklemmt hielt ich sie nicht unbedingt, sonst würde sie nicht hin und wieder so locker mit mir Witze schwingen, aber gut, war auch nicht so wichtig. Eigentlich.
Sie hatte sich so sehr auf diesen Tag gefreut! War jeden Abend mit der wundervollen, stetig kleiner werdenden Anzahl Nächte eingeschlafen, die bis heute noch geblieben waren. Und jetzt waren diese Nächte aufgebraucht, sie musste nicht mehr schlafen sondern konnte endlich nach Hause fliegen - mit Victor! Und viel perfekter könnte ein Tag kaum sein. Höchstens, wenn sie wüsste, dass sie dann nie mehr zurückkommen mussten. Aber selbst diesen Umstand verdrängte die Brünette momentan mehr als erfolgreich. Sie würde Victors Familie kennen lernen - eventuell ein Umstand, der sie gleichzeitig auch ein Bisschen nervös machte - und ihre Freunde wiedersehen. Sie würde in einem amerikanischen Bett schlafen und amerikanische Strassen entlang gehen. Amerikanische Läden besuchen und amerikanische Luft atmen. Und sie würde für einmal wieder ganz ruhig schlafen können, mit der fast vollkommenen Gewissheit, dass sie alle auch den nächsten Tag überleben würden. So stellte sie sich das jedenfalls vor. Wie sehr sie ihre Psyche zu Hause wirklich vom Krieg trennen konnte, wusste sie noch nicht. Selbst Aryana freute sich auf die Ferien - jedenfalls, seit Mitch sie erfolgreich von einer Australienreise begeistert hatte. Dafür hatte die junge Frau ja eine Menge Bemerkungen seitens ihrer jüngeren Schwester eingesteckt, die sich freute wie ein kleines Kind, dass auch Aryana dem Urlaub endlich was abgewinnen konnte. Und dann noch mit niemand Geringerem als dem Bad Boy, den sie sich doch schon ewig gewünscht habe. Den ganzen Weg zum Flughafen hatte sie vor sich hin gegrinst und eventuell auch ziemlich viel geredet - wie das halt so war, wenn sie sich verdammt fest freute und dazu auch noch nervös war. Immer wieder hatte sie Victors Finger zwischen ihren gedrückt und ihn angelacht. Der Flug nach Hause hatte seine Zeit gedauert, aber Faye hatte keine Sekunde wirklich schlafen können, weil sie viel zu aufgeregt und glücklich war. Erst, als sie dann in den Staaten gelandet waren, sich von Aryana und Mitch, die nichtmal eine Nacht hier hatten ausruhen wollen, verabschiedet hatten, wurde die junge Frau dann etwas ruhiger. Sie waren tatsächlich zu Hause - nach so vielen Monaten, in denen sie nicht gestorben waren. Kaum zu glauben. Das sagte auch der Blick aus, den sie Victor zuwarf, bevor sie ihn noch einmal fest in ihre Arme schloss. In diesem letzten ruhigen Moment, bevor sie die Gepäckausgabe des Flughafens verlassen und sich ins ganz normale Chaos dieses Landes stürzen würden.
Ja, wäre wohl von Vorteil, wenn er keines der Beuteltiere überfahren würde. Das würde sie nämlich doch ein Bisschen traurig machen, fürchtete sie… „Besser so, leb dein Bedürfnis zum Rasen lieber weiterhin auf meinem Schreibtisch aus“, grinste sie schräg zurück, als wäre es genau das, was er seit dem Gespräch damals mit seinen Spielzeugautos zu tun pflegte. Was auch sonst. Sie wollte nicht daneben sitzen, wenn er ein Känguru (ist mir eigentlich egal, wie du das schreibst.. xD) überrollte. „Ausserdem fahr sowieso ich. Zwei Wochen lang. Nur um sicher zu gehen“, fügte sie dann überzeugt an, wobei ihre Augen dabei herausfordernd funkelten. Würde sie ganz sicher durchbringen – kein Problem. Welcher Mann sass schon nicht gerne auf dem Beifahrersitz, während eine Frau fuhr? Und das nicht nur einmal, sondern die ganzen Ferien lang? Sie würden sich also in einer Stunde zum Buchen treffen. Ja… so klang das sympathisch, so herrlich spontan wie die ganze Aktion mit den Ferien sowieso. „Wunderbar, eine Stunde passt. Dann kann ich mir in Ruhe die Haare waschen und drei Mal spülen, plus das Öl gut einwirken lassen... Das dauert halt immer so lange“, seufzte sie theatralisch, als hätte sie tatsächlich jemals Zeit und Lust auf eine Haarpflegeroutine, die mehr als fünf Minuten ihrer wertvollen Zeit in Anspruch nahm. „Bis dann, Josef“, grinste sie ihm zu, winkte kurz und war dann auch schon verschwunden, um auch ja in einer Stunde fertig zu sein.
Zweieinhalb Wochen später war es dann so weit – die etwas verrückte Reise begann. Sie waren in die Staaten geflogen, weil sie den Rückflug trotzdem hatten hinnehmen müssen. Doch sie waren sich beide einig gewesen, den Flughafen dort gar nicht erst zu verlassen sondern direkt weiter nach Australien zu fliegen – auch wenn das eine etwas sehr lange Reise bedeutete. Bloss keine Zeit an einem Ort, an dem sie nicht wirklich sein wollten, verlieren. Nachdem sie sich in aller Herzlichkeit von Faye und Victor verabschiedet hatten, waren sie weiter zu ihrem nächsten Gate gegangen, wo wenig später das Boarding des A380 nach Sydney begann. Eventuell war Aryana etwas nervös, aber nur vielleicht. Sie flog grundsätzlich nicht ungern, aber war bekanntlich einfach schon eine gefühlte Ewigkeit nicht mehr in den Ferien gewesen. Schon gar nicht mit Mitch, den sie immer mal wieder mit einem vorfreudigen Seitenblick bedachte. Denn selbst wenn sie es versuchen würde, könnte sie sich das stetige Grinsen nicht aus dem Gesicht wischen. "Ich sag dir, was das Zweite sein wird, das ich nach unserer Ankunft mache", sagte Aryana, wobei ihre Augen weiterhin fröhlich funkelten. "Shoppen. Ich hab nämlich fast gar keine Kleider und schon gar keinen Bikini dabei", eröffnete sie ihm die gute Nachricht. Wahrscheinlich waren irgendwo in der Heimat noch Kisten voller Kleider und anderer Dinge, die sie damals zurückgelassen hatte. Aber da sie dort keinen Zwischenhalt eingefügt hatten, war sie nun lediglich mit dem Zeug unterwegs, das sie aus dem Krieg hatte mitnehmen können. Und da es ihr dort eindeutig an zivilen Klamotten fehlte, war ihre Tasche entsprechend leer. Also musste sie shoppen. Auch wenn sie Mitch mal erzählt hatte, keine Shopping-Queen zu sein und daran definitiv jederzeit festhalten würde.
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Zugegeben plagte mich ein doch etwas mulmiges Gefühl dabei, wieder nach Hause zu fliegen. Nicht wegen meinen Eltern oder gar weil ich Faye dabei hatte, sondern schlichtweg deshalb, weil ich mich das letzte Mal, als ich Zuhause gewesen war, ganz fürchterlich gefühlt hatte. Ich glaubte eigentlich nicht, dass mich die Flashbacks des Traumas hier wieder mehr einholen würden, als es zuletzt im Krieg der Fall gewesen war, einfach weil ich die Stütze ja mit nach Hause nahm. Weil Faye mir auch hier Zuhause Gesellschaft leisten und mich sicher weiterhin davon fernhalten würde, mir darüber wieder den Kopf zu zerbrechen. Aber ich war mir eben nur eigentlich sicher. Hier war der Alltag wieder weniger strikt koordiniert und ich hatte deutlich weniger zu tun, als es in der Army der Fall war. Tückische Geschichte, aber ich wollte mir die Urlaubszeit nicht schon vorher komplett selbst schlechtreden - es würde gut werden, basta. Faye, die über beide Ohren strahlte, schien sich da auch sehr sicher zu sein und so ließ ich mich einfach von ihrer guten Laune mitziehen. Den ganzen Rückflug über lächelte ich also vor mich her, strich ihr immer wieder über den Handrücken, während wir uns genauso locker wie immer unterhielten. Auch die letzte ruhige Umarmung erwiderte ich mit geschlossenen Augen und gehobenen Mundwinkeln, bevor wir uns mitsamt dem bisschen Kram, den wir mit hatten, endgültig auf den Heimweg machten. Ich genoss es, Fayes Hand beim Gehen halten zu können, ohne dass mich irgendwer dafür schief ansehen oder den Kopf schütteln würde - auch, wenn der Größenunterschied zwischen uns es nicht dauerhaft angenehm machte. Während Andere direkt von ihren Liebsten am Flughafen eingesammelt worden waren, hatte ich meine Eltern darum gebeten, uns nur vom Bahnhof abzuholen. Von hier aus war es mit dem Zug nur eine knappe Dreiviertelstunde, bis wir dort waren und das war nun wirklich keine extra Autofahrt wert. Außerdem war ich dankbar dafür, so noch ein paar weitere Minuten zum akklimatisieren zu haben, während Faye und ich - erneut sitzend - auch die Zugfahrt letztlich hinter uns brachten. Ich hatte, ganz meinen Manieren folgend, unser beider Taschen geschultert, obwohl sie nicht schwer waren, als wir dann bereits am Gleis nur ein paar Meter nach dem Aussteigen von meiner Mutter abgefangen wurden. Wie jedes Mal, wenn ich aus irgendeinem Kriegsgebiet zurückkam, konnte sie kaum an sich halten und fiel mir förmlich um den Hals, umarmte mich einige Sekunden lang überschwänglich. Sie murmelte mir nur leise eine Begrüßung zu, weil sie - nah am Wasser gebaut, wie sie halt war - zu mehr nicht wirklich im Stande war. Aber auch ohne große Worte war es schön, sie wieder zu sehen. Ich vermisste meine Eltern, auch meine Schwester, wie mir gerade noch einmal mehr bewusst wurde. Meine Mutter räusperte sich leicht, als sie sich dann von mir losreißen konnte und das erste Mal auch Augen für meine bessere Hälfte hatte. Ihre Augen waren noch glasig, aber sie lächelte der Brünetten leicht zu, die etwas größer als sie selbst war. "Mom, das ist Faye... Faye - Deborah.", sah ich mich in der Pflicht, kurz zu vermitteln, bevor meine Mutter mit den Worten "Du kannst mich Debby nennen.", ihre Hand nach der jungen Frau neben mir ausstreckte. Währenddessen hielt ich schon Ausschau nach meinem Vater und meiner Schwester, die aber wohl Zuhause auf uns warteten. War auch okay, denn soweit ich wusste, hatte meine Mutter sich wieder nur einen Kleinwagen gekauft. Mein Vater war fast genauso groß wie ich und es würde sonst nur unnötig eng in der Kiste werden. Also ging es nach der Begrüßung erst einmal aus dem Bahnhof heraus und zum Auto. Ein kleiner, weißer Chevrolet.
Obwohl ich mich jahrelang erfolgreich gegen die Heimreise gewehrt hatte und der freien Zeit aus dem Weg gegangen war, so freute ich mich jetzt doch ein kleines bisschen darauf. Natürlich auch nur, weil es eben nicht in die USA ging - beziehungsweise das nur ein nerviger Zwischenstopp war -, sondern in ein mir durchaus sympathisches Land. Mit wahrscheinlich sympathischen Menschen und sympathischen Kangaroos (Gut x'D). Aryana war auch noch mit dabei, hieß also ich hatte Jemanden, dem ich bei Langeweile auf den Sack gehen konnte. Aber ich glaubte gar nicht mal, dass viel Zeit für Langeweile sein würde. Ich verabschiedete mich nur flüchtig von den anderen beiden, bevor die Brünette und ich auch schon zum nächsten Flugzeug stapften. Währenddessen erläuterte sie mir ihre Vorfreude aufs Shoppen, womit ich so auch kein Problem hatte. Ich würde immerhin genauso ein paar Kalmotten brauchen wie sie, da kamen wir nicht drum herum. Außerdem wusste ich auch nicht, ob mir die alten Sachen noch passten. Ich hatte seit meinem Einzug in die Army, was jetzt schon ein paar Jahre her war, doch eine andere Körperstatur bekommen. Ich war noch nie dick gewesen, hatte aber trotzdem das eine oder andere Gramm Fett am Körper verloren und stattdessen ein paar mehr Muskeln zugelegt. Athletischer, das traf es ganz gut. "Solange du nicht für ein Tshirt eine Stunde zum anprobieren brauchst, werd' ich das sicher überleben. Außerdem kann ich sowieso auch nicht 24/7 in den Armyklamotten rumlaufen da drüben, sonst köpft mich noch wer.", erwiderte ich diesbezüglich bloß, grinste ebenfalls ein wenig vor mich hin. War im ersten Moment sicher komisch, Aryana in Zivil zu sehen. Doch, die Laune war irgendwie einfach gut. Dann gaben wir uns der weiteren Luftreise hin, auf der ich dann doch auch ein bisschen schlief. Hatte ich auch wirklich Nichts dagegen, immerhin vergingen die Stunden so schneller und ich hatte noch ein bisschen Ruhe. Gleich zum Schlafen kommen würden wir da drüben eben nicht, es galt erst noch das gemietete Wohnmobil abzuholen. Also überbrückte ich einen Teil der Zeit gekonnt mit satten 5 Stunden Schlaf, nach welchem ich mich aus dem schiefen Sitz erst einmal wieder aufrichtete. Es war dann auch nur noch eine Stunde, die wir auch noch irgendwie mit ein paar dummen Witzen zu Ende brachten. Dann standen wir auf australischem Boden und selbst im Inneren des Flughafens war die Luft schon so viel angenehmer, als sie in dem vom Krieg geplagten Land jemals sein würde. "So, jetzt isses dann endgültig zu spät. Du hast mich ab hier satte zwei Wochen am Hals.", verkündete ich förmlich singend auf dem Weg zu unserem spärlichen Gepäck, hatten die paar Stunden Schlaf mich doch offenbar wach genug gemacht, um gerade auf Hochtouren zu sein. Ja, ein bisschen Aufregung war da schon auch mit am Start. Tatsächlich war ich unabhängig von der Armee noch nie in einem fremden Land gewesen. Ich verlor hier gerade also quasi meine Urlaubsjungfräulichkeit.
Sie gingen zum Bahnhof und von da mit dem Zug zu seiner Familie, wie Victor es schon lange angekündigt hatte. Für sie war das auch vollkommen in Ordnung, denn Faye war in der Zwischenzeit absolut überwältigt von dem Gefühl, wieder in den Staaten - zu Hause - zu sein. Ihr Blick klebte förmlich an den Scheiben, während sie nach draussen starrte und gar nicht genug bekommen konnte von dem Anblick. Ab und zu lächelte sie wieder Victor zu oder drückte seine Finger mit den ihren, drängte sich näher an seinen Körper oder hauchte einen Kuss in seine Richtung. Und je länger die Zugfahrt andauerte, umso nervöser wurde sie auch, was das Aufeinandertreffen mit seiner Familie anging. Was, wenn sie sie nicht mochten? Wenn sie den Gedanken, dass Victor sich ausgerechnet eine aus der Army hatte aussuchen müssen, verständlicherweise nicht sehr toll fanden? Was, wenn sie Fragen stellten und Faye nicht antworten konnte? Wenn sie überhaupt nicht auf einer Wellenlänge waren und sie sich die ganze Zeit über total fehl am Platz vorkam? Es gab eine Menge Möglichkeiten, wie das Treffen heute schief laufen könnte... Aber noch glaubte die Brünette fest an einen guten Tag, mit einem weiterhin guten Ausgang. Es war immerhin Victors Familie. Und wenn er sie liebte, dann würde sie das auch tun. Am Bahnhof trafen sie dann erstmal auf seine Mutter. Faye war ein paar Schritte zurückgeblieben, um dem Wiedersehen nicht im Weg zu stehen, während sie unbewusst sehnsüchtig vor sich hin lächelte. Nichts gegen den plötzlichen Gedanken tun konnte, wie es denn wohl sein würde, wenn ihre Mutter auch noch hier wäre, um sie zurück in ihre Arme zu ziehen... Das Lächeln blieb bei, als Victor sie schliesslich vorstellte, obwohl Faye den Namen seiner Mutter schon kannte. Hatte sie doch lange genug auswendig gelernt, damit sie ihn niemals vergessen würde. Sie nahm die Hand der Frau, drückte diese leicht und grüsste sie mit einem warmen: "Freut mich, Sie... Dich endlich kennen zu lernen", und das entsprach ja auch absolut der Wahrheit. Es war schön, sich selber ein Bild seine Familie zu malen und nicht mehr nur auf die schemenhaften Fantasien, die sie auf seine Erzählungen hin basteln konnte, zu bauen. Ihre Schritte trugen sie bald zum Auto und Faye verzog sich selbstverständlich ohne zu zögern auf den Rücksitz. Würde sicher nicht vorne Platz nehmen, wenn Victor und Debby sich sicherlich endlos viel zu erzählen hatten. Stattdessen biss sie leicht auf ihrer Unterlippe herum, während ihr Blick auch jetzt wieder an den Scheiben klebte, sie mit grossen - wenn auch langsam vor Müdigkeit leicht brennenden - Augen die Landschaft vorbeiziehen sah. Sie waren so nah von da, wo sie aufgewachsen war... So nah, dass sie die Gegend beinahe wiedererkannte. Es war nicht ganz ihre Stadt, aber kaum drei Stunden von da entfernt. Unglaublich, dass Victor die ganze Zeit über so nah gewesen war... Ausser er hatte sich im Krieg rumgetrieben, halt. Andererseits hatte es genau das gebraucht, die Bomben so weit von zu Hause, dass sie sich überhaupt kennengelernt hatten. Wilde Welt...
Sie lächelte leicht vor sich hin. So, als hätte er ganz einfach keine Ahnung vom Leben. "Keine Angst... Keine Stunde natürlich...", meinte sie beruhigend, ehe sie sich aber ganz ihm zuwandte. "Eher Zwei. Und die Person, die dich köpft, wenn du Vierzehn Tage die gleichen Kleider trägst - das wär dann ich", bot sie ihm die nächste reizende Aussage, die direkt ihrem eisigen Herzen entsprang. Sie würden ganz einfach beide Shoppen gehen, so bald wie möglich. Was anderes blieb ganz einfach nicht übrig - reichte schon, dass sie hier die ganze Zeit verstohlene Blicke ernteten, weil sie halt noch immer in Armyklamotten flogen. Auch die Securities am Flughafen schienen bei ihrem Anblick eher noch eine zweite Hand um ihre Pseudowaffen zu legen, als sich zu entspannen. Aber solche Details liessen Aryana höchstens amüsiert grinsen. Auch sie schlief auf dem zweiten und dritten Flug erstmal eine lange Zeit durch, bevor sie endlich, nach einer Ewigkeit, ihr Ziel im Land der Träume erreichten. Vielleicht sah sie mittlerweile minimal zerstreut aus, wie das halt so war nach solchen Flugreisen. Aber mindestens genauso sehr strahlte auch das Grinsen auf ihrem Gesicht. Sie hattens geschafft! Und jetzt hiess es Camper holen und Urlaub geniessen! "Ich weiss kaum, wie ich mein Selbstmitleid ausdrücken soll", seufzte sie amüsiert auf seine Worte hin, warf ihm einen Seitenblick zu. "Aber weisst du... du mich auch, Mitch. Also viel Spass damit", zwitscherte sie nur schulterzuckend, ehe sie ihre Tasche vom Förderband fischte, diese aber kurzum Mitch in die Arme warf, da sie sich als seine entpuppt hatte. Als sie ihr eigenes Gepäck ebenfalls sicher unterm Arm hatte, gingen sie etwas verloren aber doch guter Dinge in Richtung Ausgang. Wie die zwei blauäugigen Touristen, die sie eben waren. Die Übergabe des Wohnmobils fand direkt bei der Vermietung am Flughafen statt und ging ebenfalls problemlos über die Bühne. Und so sassen sie nach der ewigen Reise nun irgendwo zwischen erschöpft und aufgedreht in einem Wohnmobil, das sie auf ihren ersten Campingplatz manövrieren sollten, während sie sich mit Orientierung und Linksverkehr abmühten.
This is your life, it's do or die, the sun may never rise again, so be the light the vision. This is your life, it's slipping by, you try to run but fall again, you get back up that's living.
Dauerte gar nicht lange, bis wir dann Alle im Auto saßen und die erste, allzu riesige Frage auf mich einstürmte. Wie es mir ging. Ob ich zurechtkam. Ob mir das Alles nicht zu viel wurde. Ja, ich konnte all diese Fragen, die meine Mutter mir so schnell hintereinander stellte, dass es klang, als wäre es eine einzige gewesen, wirklich nachvollziehen. Immerhin hatte ich vor meiner Abreise gelinde gesagt richtig beschissen ausgesehen, Niemanden mehr an mich heran gelassen und mich monatelang förmlich verschanzt. Aber ich hoffte dennoch inständig, dass sie vor Faye nicht ausbreiten würde, was... naja, vor ihr Alles gewesen war. Nicht, weil ich nicht wollte, dass sie um die genauen Umstände Bescheid wusste - zumal sie im Groben ja ohnehin schon informiert war -, sondern weil ich es der jungen Frau im Fall der Fälle selber erzählen wollte, wenn sich in ihrem Kopf gezieltere Fragen aufwarfen. "Es ist Alles bestens, Mom... mir geht's wirklich gut.", erklärte ich ihr wahrheitsgemäß die aktuellen Umstände, wobei ich noch währenddessen meine Hand nach hinten zu Faye ausstreckte. War nicht allzu bequem, aber sie sollte sich nicht auf dem Rücksitz allein gelassen fühlen und außerdem gab mir ihre Nähe - und sei es nur das Berühren ihrer zierlichen Finger - einfach ein wenig Halt. Ich erklärte meiner Mutter, dass mir der wesentlich striktere Alltag der Army gut tat... auch, dass es mir psychisch wesentlich besser ging. Zu erwähnen, dass das vermutlich fast ausschließlich an der jungen Dame hinter uns lag, hielt ich aber für keine gute Idee. Auch, wenn sie früher oder später selber darauf kommen würde, konnte ich den Zündstoff jetzt gerade wirklich nicht brauchen und so unterhielten wir uns den Rest der Fahrt über eher nur über unwichtigen Kram, der aber sofort dazu führte, mich wieder wie Zuhause zu fühlen. Hier war die Welt noch so schön in Ordnung. Wurde nicht von Panzern und Granaten platt gemacht, sondern war einfach idyllisch. Das war womöglich genau das, was mein angespannter Geist jetzt brauchte. An meinem Familienhaus angekommen stieg ich aus und hielt erst einmal kurz lächelnd inne. Betrachtete zufrieden, wie sehr Alles noch beim Alten war und dass sich bis auf zwei neue Büsche im Vorgarten scheinbar Nichts geändert hatte. Als ich dann zum Kofferraum ging, um unsere Sachen wieder rauszunehmen, hörte ich die Haustür aufgehen und kurz darauf kam meine blonde Schwester wortwörtlich auf mich zu gerannt. Sprang mich aus vollem Lauf an und ließ mich deshalb unweigerlich zwei, drei Schritte nach hinten taumeln, während die beiden Taschen sich auf den Boden verabschiedeten. "Gibs zu... du hast die Streitereien vermisst.", grinste ich ihr zu, als ich sie dann aus der Umarmung wieder heruntergelassen hatte. "Ja, du bist noch genauso bescheuert wie vorher, Bruderherz.", erwiderte sie und ruinierte mir gekonnt mit einer schnellen Handbewegung die Frisur, bevor sie sich von mir abwendete und sich stattdessen an Faye wendete. Sie einfach - noch immer frohlockend vor sich hingrinsend - in ihre schmalen Arme zog und sich noch währenddessen mit den Worten "Hi, ich bin Hazel.", vorstellte. Ja, der kleine Teufelsbraten war sehr direkt und auch gerne mal aufdringlich. Aber sie war ja trotzdem immer nett dabei - außer bei mir, da war sie gerne bissig. Manchmal. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass mein Vater mittlerweile raus gekommen war, mich dann ebenfalls mit einem "Komm her, Junge.", in seine Arme zog, kurz nachdem ich die Taschen an den Tragegriffen mit einer Hand wieder hoch genommen hatte. So erwiderte ich die Umarmung, die bei uns beiden wie immer etwas kürzer ausfiel, bevor wir noch ein warmes Lächeln austauschten. "Nun kommt erstmal Alle rein..", wies mein Vater - Jose - uns dann mit einer eindeutigen, einladenden Handbewegung dazu an, nicht länger in der Auffahrt herumzustehen, sondern stattdessen endlich nach drinnen zu gehen und zur Ruhe zu kommen. War auch wirklich nicht verkehrt, wusste ich doch gerade wirklich nicht so recht, wo mir der Kopf stand. Zum einen wegen der innige Gefühle, die bei dem Wiedersehen gerade zwangsweise in mir hochkochten und zum Anderen, weil die Reise einfach lang und anstrengend gewesen war. Also legte ich den freien Arm locker um Fayes Hüfte, um sie mit mir ins Haus zu nehmen. Außerdem hatte ich einfach den vehementen Drang dazu, sie nicht zwischen all den fremden Leuten allein stehen zu lassen, sondern sie nahe bei mir zu haben.
Das Übel - falls man es inzwischen bei uns beiden noch wirklich so nennen konnte - beruhte hier auf Gegenseitigkeit, ja. Daran bestand absolut kein Zweifel, kannten wir in diesem ziemlich großen Land doch ohnehin Niemanden, außer uns selbst. "Ich bin untröstlich.", erwiderte ich daraufhin noch schwer seufzend, kurz bevor ich auch schon meine Tasche auffangen musste. Was im Folgenden passierte, ging an sich auch recht schnell von statten. Das Wohnmobil war zügig organisiert und das Gepäck erst einmal nur unordentlich in den Wohnbereich geschmissen worden. Der Typ vom Wohnmobilverleih hatte uns netterweise neben sämtlichen Einweisungen noch darauf aufmerksam gemacht, dass für den Fall der Fälle zwei Landkarten im Handschuhfach des Wagens lagen, sollten die mobilen Geräte irgendwie den Geist aufgeben. Das Praktische war, dass das Gefährt über ein eingebautes Navigationssystem verfügte, das glücklicherweise ja sehr passend auf Englisch war und wir zumindest dahingehend keinerlei Probleme haben sollten. Die Sache mit dem Linksverkehr und der allgemein nicht vorhandenen Orientierung, die die ungewohnte Umgebung leider so mit sich brachte, waren wohl eher so die Schuhe, an denen es drückte. Es war also doch schon mit Aryana als Navigationshilfe auf dem Beifahrersitz - heute zumindest - und mir hinter dem Steuer, das in meinen Augen schlicht auf der falschen Seite war, eine kleine Meisterleistung, es bis zum Campingplatz zu schaffen. Letzteres zog sich wohl fast eine ganze Stunde hin, waren wir einmal falsch abgebogen und ich fuhr sicherheitshalber wegen der Umgewöhnung auch erstmal nicht allzu schnell. Dennoch kamen wir sicher auf dem Campingplatz an, wo angenehm wenig los war - zumal es um diese Uhrzeit auch ganz einfach sehr ruhig war, es war schon spät am Abend und das mit dem Einkaufen verlegten wir definitiv auf Morgen. Der Jetlag haute zumindest bei mir persönlich nach der anstrengenden Fahrt doch ziemlich rein und so war ich doch froh, das Wohnmobil letztendlich abschalten und durchatmen zu können. Ich rieb mir über das inzwischen wieder ziemlich müde Gesicht, kurz bevor ich mich mit den Worten "Scheiße, bin ich jetzt am Arsch.", erhob, um erst einmal nach hinten zu gehen und mich an der Wasserflasche zu bedienen, die ich mir am Flughafen zu vollkommen überteuertem Preis noch geholt hatte. Geld war ja bekanntlich aber eher weniger eine Sache, um die man sich als Soldat ernsthafte Sorgen machen musste.
Faye nahm sofort Victors Finger, als er diese zu ihr nach hinten streckte. Sie mschloss seine Hand, weil es gerade das Einzige war, was sie wirklich im Hier und Jetzt behielt und dafür sorgte, dass sie sich nicht ganz in der Weite des Landes, welches sich vor ihrem Fenster erstreckte, verlor. Den Gesprächen lauschte sie eher mit halbem Ohr, weil sie von der Stadt und der Landschaft doch zu hingerissen war. Und was Victor seiner Mutter erzählte, war auch nicht besonders neu für Faye. Sie wusste – oder glaubte zumindest zu wissen – wie es ihm ging. Meistens zumindest… Es dauerte nicht sehr lange, bis sie vor einem Haus in einem hübschen Quartier hielten und auch die Brünette sich vorsichtig vom Rücksitz schwang, erstmal den Blick schweifen liess, während Victor schon am Kofferraum angelangt war. Sie sah die Blondine schon bevor diese in Victors Arme gerannt war. Und auch den Mann, der wenig hinter Hazel lachend das Haus verliess, entging Fayes Augen nicht. Sie hatte wirklich nicht erwartet, dass es sie so treffen würde, eine soweit intakte Familie zu sehen, wie es jetzt gerade der Fall war. Sie mochten auch nicht perfekt sein, waren ebenfalls zweifellos durch eine Menge Leid gegangen. Aber sie waren alle noch da und die Liebe, die die Riveras umgab, war genau das, was Faye so oft so schmerzhaft vermisste. Vielleicht lag es an dem langen Flug, der langsam abfallenden Nervosität, dem schwindenden Adrenalin und der einkehrenden Müdigkeit – Fakt war jedenfalls, dass Faye am liebsten geheult hätte. Sie erwiderte Hazels Umarmung sachte, lächelte sie ebenfalls freundlich an und stelle sich mit einem etwas heiseren „Hey.. ich bin Faye“, ebenfalls vor. Auch die Hand des Vaters schüttelte sie brav, als er ihr diese entgegen streckte. Und trotzdem war sie froh, als sich alle erstmal dem Eingang zuwandten um durch den Vorgarten zur Haustür zu gehen. Faye lehnte sich beim Gehen einen Moment an Victors Schulter, atmete tief durch und lächelte ihn vielleicht minimal verloren an. Sie freute sich wirklich, seine Familie kennenzulernen. Es war nur gerade alles ein Bisschen überfordernd… Aber sie war sich sicher, dass er sie verstand, dass es ihm im Moment nicht viel anders erging. Zuerst die Rückkehr, auf die sie sich so lange gefreut hatte, dann der lange Flug, die tausend Eindrücke der Heimat und eben sein Wiedersehen mit seiner Familie und die Gefühle, die ebendiese ganze Freude in ihr aufgeweckt hatten. „Sie sind wirklich nett…“, flüsterte sie Victor zu. Weil es der Wahrheit entsprach und damit er keinesfalls auf die Idee kam, dass sie sich hier unwohl fühlen würde. Denn das war es ja nicht, was sie belastete. Drinnen zog sie sofort die schweren Schuhe aus, die noch immer an ihren Füssen geklebt hatten, weil sie es allgemein kaum erwarten konnte, sich aus der ganzen Armykleidung zu schälen, um wenigstens für ein paar Tage einmal wieder was anderes zu tragen.
Ja, sie hatte tatsächlich beschlossen, ihm den Vortritt zu lassen, was das Steuer anging. Ganz einfach, weil er gerade eben am Flughafen noch weitaus fiter gewirkt hatte, als das sie sich hier fühlte und sie nicht vor hatte, die Karre schon am ersten Tag einzuschiessen. Die ganze Fahrt zum Campingplatz kostete dann wenig überraschend aber auch noch so ihre Nerven. Der Linksverkehr war eine Sache, darauf kam sie - zumindest auf dem Beifahrersitz - ziemlich schnell klar. Die ganzen Strassen waren ja darauf abgestimmt und so ausgerichtet, dass alles andere sich schon beim Einspuren falsch anfühlen müsste. Aber die fremde Stadt mit dem Verkehr und den vielen Abbiegungen, die sie beide nicht kannten, war ein Bisschen problematischer. Aber sie schafften auch das. Auf dem Campingplatz angekommen, war auch Aryana erstmal mit tief durchatmen und Seufzen beschäftigt, ehe sie sich erhob um ihre steifen Glieder, die das Sitzen langsam echt müde waren, zu strecken. Auf Mitchs Worte antwortete sie passenderweise mit einem erschöpften Gähnen, ehe sie langsam nickte. "Jap, Duschen und Schlafen ist angesagt", pflichtete sie ihm bei, ging dann zu ihrer eigenen Tasche, um etwas träge darin zu wühlen. Sie fischte nach frischer Kleidung - Unterwäsche, eine Jogginghose und ein Shirt, die ihre gemeinsame Aufgabe als Schlafanzug in dieser doch noch eher kühlen Nacht längstens erfüllen sollten - und erhob sich damit und mit ihren Toilettensachen wieder. Auch wenn sie den Luxus einer doch relativ geräumigen Dusche im Auto hatten, sollten sie, solange sie auf Campingplätzen nächtigten, doch besser die dort vorhandenen sanitären Anlagen benutzen, weil sie sonst dauernd am Wassertank füllen und Abwassertank leeren waren. So hatte sie das jedenfalls auf einem Campingtrip in den Staaten vor einer Ewigkeit mal gehört. Aber heute ging sie nirgends mehr hin, weshalb sie diese Regel auf Morgen verschob und sich nun direkt in der Dusche des Wohnmobils verzog. Es dauerte vielleicht zehn, maximal fünfzehn Minuten, bis Aryana sich frisch geduscht und umgezogen wieder zeigte. Mehr Zeit nahm sie sich fürs Duschen so gut wie nie und gerade war das auch zweifellos von Vorteil - wie gesagt, Frisch- und Abwassertank blahblahblah. Sie warf Mitch ein fröhliches, wenn auch durch und durch müdes, Grinsen zu, machte eine Handbewegung in Richtung Dusche. "Alles frisch geprüft und funktionierend, extra für dich", säuselte sie zufrieden.
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Ich war doch ein wenig erleichtert, dass Faye meine Verwandtschaft auf den ersten Blick zu mögen schien, drückte ihr nach diesen Worten einen flüchtigen Kuss aufs Haar. Wäre es anders, würden die Ferien nämlich sehr wahrscheinlich nichts als unangenehm werden. Beziehungsweise die erste Hälfte davon, natürlich würde ich im weiteren Verlauf noch mit zu der Brünetten gehen, ihre Wohnung für ein paar Tage beziehen, während wir ihre Freunde trafen und andere Dinge unternahmen. Genau festgelegt hatten wir uns bis dahin wenig, aber das war für mich auch vollkommen in Ordnung. War sicher auch mal ganz nett, spontan was zu unternehmen. Das war uns ja bei der Arbeit nie vergönnt, also eine gute Abwechslung. Auch mit meinen Eltern waren bis dato keine Ausflüge geplant, obwohl meine Mutter sich ganz sicher schon Gedanken dazu gemacht hatte und mir diese vermutlich spätestens morgen auch eröffnen würde. Früher würde sie auf Sowas auch keine Antworten bekommen, mussten Faye und ich uns doch ganz einfach erstmal sortieren. Das fing damit an, dass wir erst einmal die Stiefel im Flur loswurden, was allein doch schon eine gewisse Erleichterung darstellte. Waren nicht gerade leicht, die Dinger, obwohl auch das Gewohnheitssache war. In jedem Fall war ohne aber besser und ich richtete mir mit einer beiläufig Handbewegung grob wieder die Frisur. Mein Vater machte sich auf den Weg ins Wohnzimmer und meine Mutter war bereits in der Küche verschwunden - machte, so wie ich sie kannte, wohl erst einmal was zu essen. In zu großen Mengen. Wie immer. "Ich hab' dir ein paar von meinen Klamotten auf Vickys Bett gelegt... könnten dir sogar passen. Nur für den Fall, dass du für den 0bergang was brauchst.", verkündete Hazel Faye gegenüber ein bisschen stolz und grinste mich schelmisch an. Ja, ein ungeliebter Spitzname. Aber den hatten vermutlich alle Geschwister untereinander. "Du sollst mich nicht immer so nennen.", tadelte ich sie mit einem Augenrollen, was das Mädchen nur mit einem Auflachen quittierte. "Ich weiß, Vicky.", wiederholte sie noch einmal, bevor sie förmlich vor sich hin hüpfend zu meiner Mutter in die Küche verschwand, um ihr zu helfen. Mit einem Kopfschütteln wandte ich mich wieder Faye zu und bat sie mit einem leisen "Komm.", mir zu folgen, lächelte sie nur noch einen kurzen Augenblick lang an, bevor ich mit unseren Taschen in der Hand die hölzerne Treppe nach oben ging und im oberen, kleineren Flur eine Tür ansteuerte, nur um kurz darauf schon die Klinke runter zu drücken. Das erste, was mir in meinem Zimmer auffiel, war die Tatsache, dass meine Mutter wohl noch einmal aufgeräumt hatte, wofür ich ins insgeheim ein bisschen dankbar war. Das Zimmer an sich war nicht besonders liebevoll eingerichtet, Deko suchte man ziemlich vergeblich - zwei Poster an den Wänden ausgenommen. Da war nur das etwas breitere Bett, auf dem wir beide locker genug Platz hatten, ein relativ großer Kleiderschrank mit Schiebetüren und Spiegel dran, ein Schreibtisch, auf dem nicht viel mehr als ein in die Jahre gekommener Laptop zu finden war und dann war da noch die kleine Wohnwand, in deren Mitte sich ein ebenfalls nicht ganz aktueller Flachbildfernseher befand und im Fach darunter eine Spielekonsole, die ich seit Ewigkeiten schon nicht mehr genutzt hatte. Aber immerhin hatten wir beide mehr als genug Platz darin, hatte ich als älterer von beiden Geschwistern das größere Zimmer abgesahnt. "Das wär dann mein Zimmer. Wenig spektakulär.", berichtete ich Faye das Offensichtliche und grinste sie ein wenig schief an, bevor ich die Taschen unweit vom Bett auf den Boden sinken ließ, um mich anschließend selbst für einen Moment lang auf die Bettkante zu setzen und durchzuatmen. Unweit von dem kleinen Kleiderhügel, den Hazel hier deponiert hatte.
Ich nickte der Brünetten nur noch kurz zu, bevor sie dann auch schon in dem kleinen Badeabteil des Wohnmobils verschwand. Ich selbst verfrachtete mich so lange nur auf die Sitzbank am kleine Esstisch, trank immer mal wieder von der Flasche und ließ irgendwann den Kopf nach vorne auf meine Arme sinken. Ja, ich war müde und schlichtweg zu Nichts mehr zu gebrauchen heute, was absolut kein Wunder sein dürfte. Ich hob den Kopf erst wieder an, öffnete die Augen, als Aryana zu mir zurück kam und mir fröhlich erklärte, dass mit dem Badezimmer alles in Ordnung sei. Das entlockte mir ebenfalls ein leichtes Grinsen, schon während ich aufstand. "Sehr schön. Das heißt der König kann jetzt ohne Zwischenfälle duschen gehen.", summte ich sarkastisch vor mich hin, bevor ich noch einen Abstecher zu meiner Tasche machte, um die nötigen Wechselklamotten und den Duschkram rauszuholen. Dann verschwand ich mit einer abdankenden Handgeste in dem kleinen Bad, um mich ebenfalls einer kurzen Dusche zu unterziehen, mir die Zähne zu putzen und so weiter. Ein kurzer Blick in den schmalen Spiegel über dem Waschbecken verriet mir auch gekonnt, dass ich genauso kaputt aussah, wie ich mich fühlte. Dennoch hatte die Dusche nach der langen Reise gut getan und mich auch ein klein wenig entspannt - als bräuchte ich das in meinem Zustand zum Schlafen, ha! -, als ich jetzt in den Wohnbereich zurücktrat. Statt dem Army-Aufzug waren es jetzt nur noch ein schlichtes schwarzes Shirt und eine graue, kurze Jogginghose, die ich am Körper trug, als ich die genutzten Klamotten in eine hochkante, fest eingebaute Wäschebox neben dem Eingang zum Bad fallen ließ. Das war wohl auch Alles, was man heute von mir noch erwarten konnte, bevor ich mich auf eines der beiden freien Betten am hinteren Ende des Gefährts fallen ließ. Sichtlich müde die Decke über die Beine und bis hoch zur Brust zog. Die inzwischen fast leere Wasserflasche hatte ich ebenfalls mitgenommen, neben dem Bett auf den Boden gestellt. Ich sah nochmal zu Aryana auf, die jetzt grob meine Richtung ansteuerte. "Oder wolltest du diese Seite?", hakte ich nach, wobei selbst bei einem Ja als Antwort nicht viel passieren würde. Die junge Frau müsste mich vermutlich eigenhändig von dieser auf die andere Seite des Zwischengangs heben, damit sie ihren Willen bekäme. Die Betten gaben sich aber Nichts und demnach war ich mir eigentlich auch ziemlich sicher, dass Nichts dergleichen passieren müssen würde.
Kaum hatte Faye die Schuhe ausgezogen, lockte Victors Schwester die Aufmerksamkeit der Brünetten wieder auf sich. Hazel verkündete fröhlich, dass sie doch tatsächlich Kleider für sie rausgesucht hatte. Natürlich blitzte in Fayes Augen sofort überraschte Dankbarkeit auf, während sie lächelnd nickte. "Vielen Dank, das ist wirklich sehr nett von dir", meinte sie ehrlich, ehe sie dem Rest des Gespräches amüsiert grinsend folgte. Hazel tänzelte schliesslich hinter ihrer Mutter her davon und Fayes Blick wanderte zurück zu Victor. Sie nahm seine Hand, als er sie zum Gehen aufforderte, folgte ihm unverzüglich die Treppe hoch. "Natürlich, Vicky, mit dir komm' ich bis ans Ende der Welt", säuselte sie dabei leise vor sich hin, liess ihn nur zu gerne wissen, dass sie durchaus Gefallen an dem Spitznamen fand. Hätte sie selbst schon längst drauf kommen sollen. Aber sie bevorzugte halt meistens etwas schlichtere Dinge wie Sahnehäubchen, Kuschelbärchen oder Zuckerbienchen. Sie kamen in seinem Zimmer an und Faye blickte sich sofort voller Neugier um. Bisher hatte sie nie einen Bezug zu seiner Vergangenheit gehabt. Weder zu seiner Familie noch zu irgendwas sonst - wie eben zum Beispiel diesem Zimmer. Und auch wenn es vielleicht ein typisches Männerzimmer mit sehr wenig Schnickschnack und Persönlichkeit war, genoss sie es, endlich einen Teil davon zu Gesicht zu bekommen. Sie machte eine kleine Runde, betrachtete andächtig die Bücher auf einem Regal und die beiden Poster an den Wänden. Und als sie die kleine Inspektionsrunde - für den Moment - beendet hatte, trat sie langsam zurück zu Victor, der mittlerweile auf dem Bettrand Platz genommen hatte. Dort fielen ihr auch die Kleider ins Auge, von denen Hazel gesprochen hatte und Fayes Lächeln wurde sofort noch ein Bisschen berührter. Sorgsam packte sie das Bündel, legte alles beiseite, ehe sie sich neben Victor setzte, sofort einen Arm um ihn legte und ihn zu sich zog, um einen sanften Kuss auf seine Lippen zu hauchen. "Stell dir vor, wir hätten uns hier kennengelernt...", murmelte sie, wobei ein gewisses Bedauern in ihrer Stimme mitschwang, ehe sie sich nochmal umsah. Und ihn dann nochmal küsste. "Das Erste, was ich getan hätte, wäre...", sie blickte sich wieder um, wobei nun ein doch ziemlich amüsiertes Grinsen ihre Gesichtszüge einnahm. "dieses Poster mit einem wundervollen Bild von niemand Geringerem als mir persönlich zu ersetzen", beendete sie den Satz entschieden. Auch wenn sie das sicher nicht getan hätte - die Vorstellung war witzig.
Der König konnte ganz sicher ohne Zwischenfälle duschen. Da hatte sie gut für gesorgt, indem sie die ganze Dusche für ihn vorgenetzt hatte. Aryana nickte nur noch, ehe sie sich in der Zeit, die er mit Duschen verbrachte, dem Camper widmete. Erstmal hatte sie ihr äusserst schlecht genutztes Handy hervorgesucht, um Faye - gewissenhaft wie immer - wie versprochen mitzuteilen, dass sie heil im fernen Land angekommen waren. Dann hatte sie angefangen, jegliche Schränke und Funktionen des Wohnmobiles zu erforschen und wenigstens ein paar ihrer Sachen direkt wegzuräumen. Länger dauerte es dann aber auch nicht, bis Mitch wieder aus der Duschkabine trat, glänzend und strahlend wie ein Atomkraftwerk. Nur halt eben mit weitaus weniger Energie. Aryana beendete ihre Einräumaktion, als der junge Mann sich für die Nacht auch schon auf eines der Betten geparkt hatte. Sie schüttelte grinsend den Kopf, zog erstmal brav überall die Vorhänge. Gott weiss, wer hier nachts über die Campingplätze schlich und fremde Wohnmobile spannte, um damit das kriegsbedingte Paranoia der Brünetten weiter zu fördern. Als das dann getan war und sie ebenfalls nochmal das Schloss der Tür überprüft hatte, trat auch sie in den hinteren Teil ihrer Kutsche, stemmte die Hände in die Hüfte und bedachte sich nachdenklich die beiden Betten. "Sehr schwierige Frage... Aber du weisst doch, dass ich grundsätzlich immer Rechts schlafe, Habibi", seufzte sie theatralisch, ehe sie in einer schnellen Bewegung schon das Fussende seiner Decke geschnappt und ihm diese komplett entrissen hatte. Jaaaahaa, Bisschen rumnerven, wenn sie beide eh schon übermüdet waren, war genau ihr Ding. Weshalb sie ihn nun auf herausfordernd angrinste, die Decke noch immer zwischen die Finger geklemmt, während sie mit dem Kopf in Richtung des freien Bettes nickte. Entweder, er gab direkt auf und schlich auf die andere Seite - was den Spass für heute definitiv beenden würde - oder er holte sich die Decke zurück und sie durfte sich mit der linken Seite begnügen. Oder er nahm sich die Decke von Links und liess sie so stehen. Sie liess sich gerne überraschen haha.
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