Obwohl die beiden Frauen insgesamt nicht viel länger als eine Stunde weg gewesen sein dürften, fühlte es sich so an, als würde sich jene wie ein ganzes Jahrzehnt in die Länge ziehen. Dabei war der Plan wirklich gut und konnte durchaus Erfolg versprechen, aber der Plan selbst war es eben auch nicht, der meine Aufmerksamkeit auf sich zog. Meine Gedanken kreisten die ganze Zeit über ausschließlich um Faye und nicht darum, ob wir noch bevor uns die Zeit aus den Fingern rann hier weg kamen, obwohl das mindestens genauso wichtig war. Kamen die beiden nicht wieder zurück oder nur mit gähnend leeren Händen, stünden wir nämlich ohne Schlauch da und das mit dem im Fluss abtauchen hätte sich ganz schnell erledigt. Dann müsste ein anderer Plan her und die Wahrscheinlichkeit, dass uns das gelang, war auch nicht besonders hoch. Wegen alldem war ich innerlich entsprechend aufgewühlt und fing über kurz oder lang damit an, hin und her zu tigern. Umso glücklicher war ich darüber, als der Wachposten am Fenster - dem ich zwischendurch immer wieder über die Schulter geschaut hatte, was ihm sicher auf die Nerven gegangen war - meldete, dass er die beiden Schwestern sah und dass wir uns bereithalten sollten, um die Tür zu entsperren. Bei letzterem half ich dann auch ganz freiwillig mit, waren mir die antrainierten Muskeln dabei doch äußerst nützlich. Als Aryana und Faye eingetreten waren, musterte ich letztere sofort. Aber es schien ihr gut zu gehen, keine Zwischenfälle, keine daraus resultierten Verletzungen, weshalb mir ein unsagbar großer Stein vom Herzen fiel. Das Glück schien auf unserer Seite zu sein und ich schob mit Mitch das Möbelstück zurück vor die Tür. Als ich mich wieder zu den Schwestern umdrehte, legte Aryana gerade die Tasche mitsamt Inhalt ab. Der obere Rand der Tasche rutschte ein wenig nach unten und der Schlauch guckte ein Stück oben heraus. Sie waren also nicht nur in einem Stück wieder zurückgekommen, sondern hatten auch das wohl letzte essentielle Hilfsmittel für den Fluchtplan mitgebracht.
Vorhin dürfte es vermutlich Faye gewesen sein, die hier drinnen am Rad gedreht hatte, während ihre Schwester mit mir unterwegs gewesen war. Dieses Mal übernahm Victor diese Rolle gekonnt. Er machte mich wirklich wahnsinnig. Wenn er nicht mit dem Gefühl zurechtkam, Jemanden unter unglücklichen Umständen verlieren zu können, es ihn derart wahnsinnig machte, dann war er im Krieg genauso falsch wie sein unnützes Anhängsel. Wenn man mich fragte, so ganz oberflächlich betrachtet, hatten sich da dann doch die zwei Richtigen getroffen. Einer empfindlicher als der Andere und das ganz offensichtlich zum Leidwesen von uns Allen. Ich ging, um mich von dem Mist hier einfach fernzuhalten, zwischendurch mal nach oben zu Marvin, der noch immer mit seinem Gewehr auf dem Schoß am Fenster saß. Unterhielt mich eine kleine Weile lang mit ihm, aber er hatte nichts Auffälliges in der Umgebung gemerkt. So oder so schien er aber ganz froh darum zu sein, dass er ein paar Minuten lang nicht alleine war und als ich schließlich wieder die Treppenstufen nach unten ging, hechtete Victor gerade schon förmlich zur Eingangstür. Der Spuk würde also in kurzer Zeit endlich sein Ende finden, wofür ich drei Kreuze machte. Ich half ihm daher nur allzu gerne dabei, das schwere, alte Möbelstück wieder bei Seite zu schaffen, um die beiden Frauen drinnen willkommen zu heißen und anschließend die Tür wieder zu verbarrikadieren. Und ja, sie hatten tatsächlich auch den dringend notwendigen Schlauch mitgebracht - dafür ein dreifaches Hallelujah. Wir würden hier rauskommen und dem Feind wiederholt eins auswischen. Sie lernten es aber halt auch einfach nicht. Wären sie schlau gewesen, dann hätten sie die Razzia gleich gemacht und wir würden schon längst unter der Erde liegen. Aber nein, sie waren gütig und gaben uns genug Zeit, um uns einen Weg hier raus zu bahnen. Sie schienen sich viel zu sicher damit zu sein, dass es gar keinen Weg nach draußen gab. Aber Aryana hatte jenen gefunden, während Ragan gerade dabei sein dürfte, den Plan noch weiter auszufeilen und so sicher wie möglich zu machen. "Wir werden hier rauskommen, Jungs! .. und Mädels.", summte ich fast schon vor mich hin, während ich zum Sessel zurückging. Natürlich war noch Nichts in trockenen Tüchern, aber es schadete nun wirklich nicht, ein kleines bisschen Optimismus zu zeigen. Es würde uns schließlich nur den Mut der Männer kosten, wenn sie Alles schwarz sahen und auch noch Alles schwarz geredet bekamen.
Bevor sie schliesslich eintraten, blickte Aryana nochmal nach links und rechts. Aber noch immer war die Strasse leer und sie sollte sich einfach wieder entspannen. Drinnen legte sie die Tasche ab, ging ein paar Schritte zur Seite, um sich erstmal direkt die Burka über den Kopf zu ziehen. Hoffentlich zum letzten Mal, sie war kein Fan dieser dämlich einengenden Bekleidung. Allein deswegen würde sie nie auf die Idee kommen, zum Islam zu konvertieren. Oder hierher zu ziehen und nach den Regeln dieser Leute zu leben. Einer von sieben Millionen Gründen... Als sie das Gewand gerade zerknüllt zu Boden hatte gleiten lassen - ja, vielleicht würde sie es nachher etwas respektvoller noch in den Schrank zurückhängen - hörte sie auch schon Mitchs Worte, die sie automatisch grinsen liessen. "So optimistisch hab ich dich ja noch kaum je sprechen hören", meinte sie sarkastisch in seine Richtung, auch wenn sie sich durchaus an ähnlich optimistische Momente seinerseits erinnerte. Aber wenige. Und die meisten davon gingen ausser ihn und sie keinen was an. Aryana schlüpfte auch aus den Schuhen, pfefferte diese dabei in eine Ecke. Okay, nein, sie würde die Sachen wohl nicht aus Respekt wieder wegräumen. Wen interessierte es auch, die Hütte war leer, wer hier mal gewohnt hatte, kam höchstwahrscheinlich nicht wieder zurück. Wieso sollte jemand auch freiwillig diese Stadt als Wohnort aussuchen - hatte sie doch in etwa so viel Charme wie Aryanas linker kleiner Zehennagel. Und der war nebenbei bemerkt nämlich richtig hässlich, da sie den Fuss mal so stark gestossen hatte, dass der dumme Nagel seit da in der Mitte gespalten war und wohl nie wieder seine ursprüngliche Schönheit erlangen würde. Aber wie dem auch sei. Sie ging nun jedenfalls mit der Tasche in der Hand und vorerst ohne Schuhe - ihre Füsse brauchten auch mal etwas Luft - zurück ins Wohnzimmer, setzte sich aufs Sofa und breitete den Schlauch auf dem Tisch aus. "Und ja... Um euch diese Information nicht vorzuenthalten: Die kleine Prinzessin hat unsere Schnorchel gefunden... Nicht ich", erwähnte sie so ganz nebenbei, wobei sich ihr rechter Mundwinkel zu einem schiefen Lächeln verzog, als sie zu Faye blickte. "Ich hoffe, einer von euch hat sich mittlerweile bemüht, eine Schere oder ein Messer zu finden...", fügte die Brünette ebenso ironisch an, blickte kurz in die Runde, ohne das Lächeln dabei ganz zu verlieren. Eine ziemlich deutliche Anspielung darauf, dass sie jetzt nicht nochmal aufstehen würde, um etwas zu holen, womit sie den Schlauch in passende Teilstücke verarbeiten konnten.
Sie war doch ausgesprochen froh darüber, sich wieder in der trügerischen Sicherheit des Hauses zu wissen, als die Tür hinten ihnen verriegelt war. Natürlich waren diese Wände nicht wirklich sicher - spätestens ab übermorgen nicht mehr - aber für den Moment versprachen sie mehr Schutz als irgendein anderer Ort dieser Stadt. Auch Faye zog den schwarzen Stoff wieder aus, der sich über der der ganzen Militärkleidung angefühlt hatte wie eine verdammte Sauna. Sie legte alles beiseite, wobei sie sich absichtlich etwas mehr Zeit liess als Aryana, die sehr bald schon wieder in Richtung Sofa wuselte um sich dort zu setzen. Gefolgt von eigentlich jedem, der ihre Rückkehr erwartet hatte. Jedem ausser Victor natürlich, der noch immer bei ihr stand und dessen Hand Faye nun ergriff, um ihn näher zu ziehen. Und kaum hatte sie die Arme ein weiteres Mal um den einzigen Mann gelegt, den sie wirklich liebte, hörte sie auch schon Aryanas Worte. Diese liessen sie zwangsläufig in der Bewegung innehalten, um den Kopf nochmal zu ihrer Schwester zu drehen und sie mit einem, von einem Grinsen begleiteten, Augenverdrehen zu betrachten. Kleine Prinzessin. So nannte sie sie in den unpassendsten Situationen wohl seit zwanzig Jahren oder mehr. Aber irgendwie waren die hier versammelten Leute wirklich nicht die, die Fayes Meinung nach von ihrem Spitznamen erfahren mussten. "Und jetzt küss ihn einfach, kleine Prinzessin. Mein Gott, keiner hier wird auf die Idee kommen, euch zu verpfeifen. Bei wem auch immer - ist ja nicht so, als wäre irgendwer gegenüber dem Wissen über euer Geheimnis immun. Ausserdem werden unsere schnulzigen Erinnerungen spätestens im Dreckwasser des Flusses wieder weggewaschen", das war Marvin, der gerade die Treppe runter geschlendert kam, weil er offenbar in seinem Wachdienst abgelöst wurde. Seine belustigt funkelnden Augen lagen abwartend auf Victor und Faye, als möchte er nicht mehr wegschauen, bevor ebendiese endlich zum Zug kamen. Und Fayes Wangen glühten mittlerweile in zartem Rosa, während ihr eindeutig überrumpelter Blick zu Victor und dann zu Aryana huschte, als müsste sie sich irgendeine Erlaubnis bei ihrer Schwester einholen. Diese verdrehte aber nur die Augen, während ihre Mundwinkel weiter zuckten, als sie sich wieder dem Schlauch zuwandte: "Mach, was du willst, kleine Prinzessin." Das machte sie extra... Und Fayes Blick wanderte zurück zu Victor, verlor sich in seinen Augen, obwohl diese Situation so gar nichts mit Romantik oder Privatsphäre zu tun hatte. Sie zog seinen Kopf bestimmt zu sich runter und küsste ihn sanft, einfach, weil sie ihn liebte. Und weil sie darauf vertraute, dass wirklich keiner sie verraten würde. Sonst könnten die das eh auch so längst tun..
This is your life, it's do or die, the sun may never rise again, so be the light the vision. This is your life, it's slipping by, you try to run but fall again, you get back up that's living.
Ich konnte es kaum erwarten, dass Faye sich endlich aus der schwarzen Burka befreit hatte. Fast so, als müsste sie mir durch ihre Nähe noch einmal bestätigen, dass sie wirklich wieder hier bei mir war, als sie nach meiner Hand griff und sich wie auch sonst so oft an mich lehnte. Ich persönlich störte mich wirklich nicht an dem Spitznamen, den Faye gerade von ihrer Schwester bekommen hatte. Sie war zwar nicht eitel oder gar hochnäsig, wie man es sicher einigen Adeligen nachsprach, aber irgendwie passte es doch so ein bisschen zu ihr. Einfach deswegen, weil sie nicht in die raue, dreckige Umgebung hier gehörte, sondern viel mehr in einem kleinen Palast auf Händen getragen werden musste - von mir selbstverständlich, Niemandem sonst. Mein linker Arm schlang sich bereits um ihre Taille und die andere Hand lag an ihrem Nacken, schon während sie den Kopf noch einmal zu ihrer Schwester drehte. Und kurz darauf dann zu Marvin, der augenscheinlich der Meinung war, dass wir uns bei diesem Wiedersehen nicht zurückzuhalten brauchten. Normalerweise tat ich das einfach schon aus Respekt, weil ich ungern anderen Leuten mit meinem eigenen Glück auf die Nerven ging. Das war aber schon immer so gewesen, auch außerhalb des Krieges. Außerdem sollte man Anderen schlichtweg Nichts unter die Nase reiben, was verboten war. Auch nicht, wenn sie es sowieso schon wussten... war einfach ein Stück weit komisch. Aber Aryana würde sowieso Nichts dagegen sagen, wie sie auch mit ihren Worten noch einmal unterstrich und Ragan - oder gar noch hochrangigere Ämter - waren hier nicht anwesend, also wieso eigentlich nicht? Wir brauchten den Schleier hier nicht konstant aufrecht zu erhalten. Ich hatte ebenfalls zu dem jungen Mann gesehen, bis ich jetzt im Augenwinkel sah, dass Faye ihr Gesicht wieder in meine Richtung drehte, weshalb ich es ihr aus Gewohnheit auch gleich tat. Unsere Augen fixierten einander für ein paar Sekunden lang, was mich die Außenwelt bald gekonnt ausblenden ließ. Als der nachdenkliche Teil diesbezüglich in meinem Kopf daraufhin verschwunden war, spürte ich auch schon den leichten Druck in meinem Nacken, dem ich mich nur zu gerne hingab, um den liebevollen Kuss zu erwidern. Hielt die junge Frau wie auch sonst immer eng bei mir, als ich den Kuss nur ein kleines bisschen harmlos in die Länge zog. "Woohoo, ja, gebt uns mehr!", war es dann Jetman, der die Sache ins Lächerliche ziehen musste und es unterstrich mir sehr deutlich, weshalb Mitch und er sich so gut verstanden. Sie waren beide Idioten. Ich löste mich von Fayes Lippen und hielt nach etwas in dem Regal, das fast in unmittelbarer Nähe stand, Ausschau, das ich werfen konnte. Ich entschied mich für ein wohl uraltes Stofftier. Eines von denen, die noch mehr hart als weich gewesen waren, weil sie an sich ein festes Gestell hatten. Also nahm ich den merkwürdig aussehenden Esel in die rechte Hand ohne mit der anderen Faye loszulassen und warf ihn mit der Feststellung "Du bist ein Arschloch.", in Jetmans Richtung, traf ihn auch gekonnt am Oberkörper damit. Obwohl er zusammengezuckt war, ließ ihn das nur auflachen. "Ich steh' dazu.", war auch Alles, was er dazu noch sagte, was ich nur mit einem Kopfschütteln quittierte. Ja, das war auch einer der Gründe, warum Faye und ich Sachen wie Küsse lieber nicht in der Öffentlichkeit ausführen sollten - Männer waren in solchen Hinsichten einfach bescheuert, wenn sie in einer Gruppe unterwegs waren. Der jungen Frau und mir würde wohl erst wieder Zweisamkeit vergönnt sein, wenn wir heute Abend schlafen gingen, um für die morgige Ausbruchsaktion ausgeruht zu sein. Nochmal würde ich die Nachtwache nicht auf mich nehmen.
Ja, da hatte Aryana sehr wahrscheinlich Recht. Es kam selten vor, dass ich innerhalb einer größeren Gruppe, die nicht ausschließlich aus guten Freunden bestand, auch nur irgendwas Positives sagte. Normalerweise war ich schlichtweg eher derjenige, der Jedermann auf sämtliche Tücken und Fehler hinwies - wozu ich auch stand, so war es jetzt auch wieder nicht. Aber gerade erlaubte ich es mir einfach mal, daran zu glauben, dass es doch noch nicht Zeit zum Sterben war. Dass wir hoffentlich allesamt den Weg nach draußen über das versiffte Flusswasser fanden. Der Gedanke an letzteres war noch immer nicht besonders prickelnd, aber es gab wohl noch weitaus Schlimmeres. "Ausnahmen bestätigen die Regel, schätze ich.", erwiderte ich also mit einem Schulterzucken und grinste doch für einen kurzen Moment lang in ihre Richtung. Dann ließ die junge Frau uns auch noch wissen, dass es tatsächlich das scheue, kleine Reh gewesen war, dass für uns das überlebenswichtige Utensil gefunden und beschafft hatte. Ich hätte spaßeshalber fast ein bisschen für sie applaudiert, aber Marvin stahl sich stattdessen die Aufmerksamkeit und ließ mich nur noch breiter grinsen. Einfach deswegen, weil man den beiden sehr deutlich ansehen konnte, dass ihnen seine Worte unangenehm waren und mich das furchtbar amüsierte. Sie taten ja fast so, als wären sie peinlich berührt, weil sie gedacht hatten, dass Niemand davon wusste... was natürlich nicht so war, aber das dürfte den beiden eigentlich auch bewusst sein. Während sie sich dann aber doch einem Kuss hingaben, ging ich rüber in einen anderen Raum, um dem Sergeant ein brauchbares Werkzeug zum Teilen des Schlauchs zu bringen, weil sonst keiner Anstalten dazu machte. Jetman hatte vorhin schon einmal sämtliche Schubladen in der Küche durchwühlt, das große, schon leicht rostige Messer jedoch scheinbar auf der Theke liegen gelassen. Es war nicht mehr besonders scharf wie ich feststellte, als ich auf dem Rückweg mit dem Daumen über die Klinge strich, aber es würde schon irgendwie reichen, um damit das harte Gummi des Schlauchs zu durchtrennen. Notfalls eben mit etwas mehr Gewalt. Ich reichte Aryana das Teil, bevor ich es mir wieder in meinem imaginären Chefsessel bequem machte und dabei geradeso der Flugbahn des hässlichen alten Stofftiers entging, das an Jetmans Brust abprallte. Obwohl ich kein Mensch war, der ausgefallen ungezwungene Momente wie diesen hier unbedingt brauchte, genoss ich es doch ein Stück weit, für den Moment entspannen zu können. Wegen der blöden Sprüche mal eine Minute lang nicht daran denken zu müssen, dass morgen nach wie vor theoretisch Alles aus dem Ruder laufen konnte, sondern einfach fröhlich vor mich hin grinsend zu beobachten, wie die Situation leicht aus den Fugen geriet.
Faye erwiderte den Kuss mit derselben Zärtlichkeit, die er ihr entgegenbrachte. Und selbst wenn sie die Augen auf sich spürte und Beobachtung alles andere als ihr Ding war, war es trotzdem schön, ihn so nahe zu wissen. Seine Lippen zu berühren, die in ihr fast zwangsläufig den Wunsch nach mehr auslösten. Aber mehr als diesen einen Kuss gab es in diesem Moment nicht, weshalb sie sich dann auch bald wieder ein Bisschen von ihm löste, während Victor schon dabei war, Jetman mit einem hässlichen Plüschtier für seine Bemerkung zu bestrafen. Faye lächelte das ganz Schauspiel ab, lehnte sich dann noch einen Moment länger an die muskulöse Brust des grossen Mannes. Genoss seine Nähe, während die anderen bald schon wieder von Aryana und dem Schlauch in ihren Händen abgelenkt wurden. (hihi) Kurzum blickte sie wieder zu Victor hoch, zog ihn verstohlen ein zweites Mal zu sich runter, um ihn nochmal zu küssen, mit deutlich mehr Leidenschaft und Sehnsucht. Aber auch diesen Kuss zog sie nicht übertrieben in die Länge, denn noch immer befanden sie sich absolut im Sichtfeld ihrer Kameraden. Und daran würde sich auch vorerst nichts ändern. Nach einigen Minuten löste die Brünette sich dann mit einem vielleicht ein Bisschen zu verliebten Lächeln endgültig von dem jungen Mann, um langsam zu den anderen zurück zu gehen. Aryana war mittlerweile stark beschäftigt mit dem Erschaffen passender Teilstücke, wobei das nach einer ziemlichen Mission aussah, so energisch wie sie mit dem stumpfen Messer auf dem Gummi sägte. Irgendwann war es dann aber geschafft und der anstrengende und für die meisten wohl einfach nervenaufreibende Tag neigte sich langsam seinem Ende zu. Für die Nacht gesellte sich Faye erneut in Victors Arme, wenn sie auch erst zu ihm ging, als das Haus schon fast ruhig lag und die meisten sich in ihrem Nachtquartier eingefunden hatten. Für einmal war sie es, die sich spätabends zu ihm schlich und nicht umgekehrt… Der Morgen kam nach einer weiteren nicht sehr entspannten Nacht. Sie hatte bestimmt einige Stunden geschlafen, aber wirklich erholsam war das alles in allem doch nicht gewesen. Auch der nächste Tag wollte nicht so recht vorbeigehen. Da sie warten wollten, bis sie im Schutz der Dunkelheit abtauchen konnten, zog sich das Ganze gefühlt ewig dahin. Und Faye wurde immer unruhiger. Sie sass zwar die meiste Zeit scheinbar abwesend in einer Ecke, aber in ihr drin herrschte von Ruhe keine Spur. Sie konnten noch immer jederzeit entdeckt werden. Und wenn sie raus gingen erst recht. Keine Sekunde ihres Planes durfte falsch laufen, wenn sie diesen und den nächsten Tag überleben wollten. Und sie mussten alle Tauchen. Lange, ohne dabei für einen Einzigen Augenblick über der Wasseroberfläche zu schwimmen. Und sie hatte verdammt noch mal so viel Angst davor, obwohl sie eigentlich gerne schwamm und gut tauchte. Nur normalerweise in wesentlich schöneren Gewässer als diesem…
Aryana hatte den kleinen Gesprächen grinsend zugehört, aber nicht mehr viel dazu gesagt. Mitch wurde mit einem sehr freundlichen „Danke“ ihrerseits dafür belohnt, dass er sich an ihrer Stelle nochmal erhob und ihr das Messer brachte. Dann begann sie damit, den Schlauch zu zerkleinern und die Stücke in möglichst perfekter Länge aufeinander abzustimmen. War leider nicht so einfach wie erhofft, da das Messer seine besten Tage eindeutig hinter sich hatte. Aber irgendwie klappte es doch, wobei sie Werkzeug und Schlauch nach ein paar Schnitten schliesslich an den nächsten Soldaten mit zu viel Energie weitergab, damit sie nicht die Einzige blieb, die sich hier abmühte. Als die Arbeit schliesslich getan war, sie sich ein zweites Mal mit Ragan unterhalten hatte, um den Fortschritt ihrer Mission zu besprechen, ging die Brünette doch ziemlich erledigt in Richtung Bett. Soweit klang alles gut, weshalb sie sich wohl zwangsläufig nur noch darum kümmern musste, den notwendigen Schlaf zu bekommen. Die Nacht war jetzt nicht unbedingt alles, was sie sich je gewünscht hatte, aber trotz dem bevorstehenden Tag und ihrer allgemeinen Lage schaffte sie es, einige zusammenhängenden Stunden im Land der Träume zu verbringen. Was auch notwendig war, um sie irgendwie beisammen zu halten. Aber Aryana hatte über die Jahre im Krieg ziemlich gut gelernt, wenigstens nachts zwangsläufig abzuschalten. Der nächste Tag verlief ähnlich anstrengend. Alle sassen ein Bisschen auf Nadeln und keinem hier schien es wirklich gegeben zu sein, einen ganzen Tag rumzusitzen und die Sekunden verstreichen zu lassen, ohne dabei einen Finger rühren zu dürfen. Denn raus ging keiner – viel zu gefährlich, viel zu riskant, für gar nichts. Um 17 Uhr hatten sie sich alle zusammengesetzt, um nochmal mit Ragan den ganzen, wackeligen Plan durchzugehen. Sie hatten alles so sicher wie möglich gestaltet, sogar die Route von hier zum Fluss genauestens geplant – zumindest so gut das eben ging, ohne physischen Stadtplan. Und auf Ragans Zeichen hin, würden sie das Haus verlassen. Und bis dahin... warteten sie wieder.
This is your life, it's do or die, the sun may never rise again, so be the light the vision. This is your life, it's slipping by, you try to run but fall again, you get back up that's living.
Ich war doch ziemlich froh darüber, als der Rest des schon viel zu langen Tages endlich vorüber gezogen war und ich in der Nacht wieder Faye bei mir haben konnte, wo wir uns doch nach den beiden Küssen wieder so wie sonst auch verhalten hatten, wenn Andere in der Nähe waren. Es entpuppte sich schlichtweg dazu weiterhin die beste Lösung zu sein und ich hatte kein Problem damit, solange ich sie für ein paar Stunden am Abend und der Nacht bei mir haben konnte. Eben je nachdem, wie sich unsere Zeitpläne bei der Army miteinander vereinen ließen. Es war Balsam für meine recht aufgekratzte Seele, dass die Brünette sich auch in dieser Nacht zu mir ins Bett stahl und ich meinen Arm um sie legen konnte. Ihre Anwesenheit führte unweigerlich dazu, dass ich zumindest besser schlief als noch am vergangenen Vormittag, was wohl auch dringend notwendig war. Von gänzlicher Entspannung war ich natürlich aber so wie wohl jeder Andere hier weit entfernt. Der kommende Tag wusste sich gekonnt auch noch einmal in die Länge zu ziehen, saßen wir doch Alle wie auf heißen Kohlen. Einerseits heiß darauf, hier endlich wieder rauszukommen und andererseits war da eben doch auch die leise Angst, dass bei der Flucht Etwas schiefgehen konnte. Faye saß neben mir auf dem Sofa und ich hatte beiläufig nach ihrer Hand gegriffen, um meine Finger mit den ihren zu verschränken, während noch einmal der Plan und die aktuelle Lage mit Ragan besprochen wurde, um alle Anwesenden auf den neuesten Stand zu bringen. An der Position des Feindes hatte sich wie erwartet nicht wirklich was verändert und wir waren im Prinzip startbereit, müssten nur noch ein oder zwei Kleinigkeiten vor dem Ausbruch sicherstellen. Zwar würden wir die Waffen wegen des erheblichen Gewichts am Ufer ablegen und ohne sie schwimmen, aber weil wir den Hinweg zwingend unbeschadet überstehen mussten, waren sie zumindest bis zum Fluss unerlässlich. Offene Wunden konnten wir uns nicht leisten, auch wenn es die Aufmerksamkeit des Feindes erregen konnte, wenn wir im Ernstfall zurück schossen. Aber mit einer Verletzung in derart verdrecktes Wasser zu steigen, das mit Sicherheit eine Milliarde Bakterien, Viren und Keime mit sich herumschleppte, würde mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit zu einer starken Infektion führen. Also galt es die Schusswaffen noch einmal zu überprüfen und startbereit zu machen, was leider nicht genug war, um die Zeit bis zum Einbruch der Nacht zu überbrücken. Also doch noch einmal warten.
Es waren wohl mehr die anderen Soldaten, als ich selbst, die auch mich am folgenden Tag stetig nervöser werden ließen. Es gab immer wieder Jemanden, der unruhig durch die Gegend lief oder der Meinung war mit Jemandem darüber reden zu müssen, dass theoretisch doch nur eine einzige Sache schiefgehen brauchte, damit der Plan ins Leere verlief. So war ich doch froh darüber, dass Ragan sich gegen 17 Uhr meldete und Alle damit abgelenkt waren, noch einmal die Lage und den Plan zu klären. Das war gefühlt der erste ruhige Moment überhaupt an diesem Tag und ich nutzte ihn selbst auch, um einmal tief durchzuatmen. Wir sollten gegen 23 Uhr ausrücken und uns gezielt auf dem besprochenen Weg in Richtung Fluss bewegen, damit so wenig Zeit verlieren, wie es irgendwie ging war und uns natürlich permanent in den Schatten der Häuser bewegen, soweit es möglich war. Denn die Nacht war wie auch sonst so oft sehr klar, das Mondlicht würde doch einen gewissen Lichteinfall geben. Sich bedeckt zu halten würde wie bereits erwartet also hohe Priorität haben. Um ziemlich genau die gleiche Zeit würde der Lieutenant dann weit von unserem eigenen Standpunkt entfernt einen Helikopter inklusive Schützen und zwei bewaffnete Kampfflugzeuge rausschicken, um für genügend Ablenkung zu sorgen. Es nach Möglichkeit so tarnen, dass es so aussah, als würden sie versuchen die äußere Linie zu sprengen, ohne gleichzeitig aber zu viele Häuser in Mitleidenschaft zu ziehen. Zwar dürften die meisten Anwohner an der direkten Stadtgrenze schon geflüchtet sein, aber man konnte trotzdem nicht wissen, inwiefern sich dort noch Zivilisten aufhielten. Dieses Blut wollte wohl Niemand an seinen Händen kleben haben. Nach schier endlosen weiteren Stunden war es dann endlich soweit. Wir schnürten die Boots noch einmal fest, die Jacken wurden angezogen und die Waffen geladen. Zwar hofften wir Alle, dass wir keinen einzigen Schuss brauchen würden, aber wissen konnte man das vorher nicht. Also machten wir uns alle startklar und Aryana warf um 22.59 Uhr noch einmal einen prüfenden Blick in die Runde, hakte nach, ob Alle so weit waren. Als Alle einstimmig bestätigt hatten, schob ich mit Jetman wieder die Tür frei. Er sicherte diese vom Fenster aus und ich selbst positionierte mich an der äußeren Hauswand eng am Eingang, um die Straße in die andere Richtung zu sichern, während der Rest des Trupps Einer nach dem Anderen nach draußen kamen und den Weg einschlugen, der für uns geplant war. Dann schloss noch mein Kollege am Fenster auf, bevor ich selbst das Schlusslicht bildete. Es war fast beruhigend, wie mir das Adrenalin durch die Adern zu rauschen begann, weil es einfach ein unheimlich vertrautes Gefühl war, während mein Blick mit voller Aufmerksamkeit stetig die Umgebung nach potenziellen Gefahrenquellen absuchte. Diese innerliche Ruhe wurde einzig eine Minute später von dem jähen Einschlag einer Bombe am anderen Ende der Stadt gestört.
Es dauerte ewig, aber irgendwann kam dann die Stunde der Wahrheit. Und ab 22:30 Uhr schien niemand mehr wirklich ruhig sitzen zu wollen. Alle waren mit ihren Waffen beschäftigt, als würde es im Minimum diese dreissig Minuten brauchen, um alles daran zu überprüfen. Einige hatten sogar schon um Zehn oder vorher damit angefangen, aber zu dieser Gruppe gehörte Faye eindeutig nicht... Dafür fand sie das Gefühl des kühlen Metalls zwischen ihren Händen wirklich zu wenig beruhigend. Als es Zeit wurde, aufzubrechen, war die junge Brünette weit mehr als ein Bisschen nervös. Ihr war schlecht und auch wenn sie ihre Emotionen so weit wie möglich wegsperrte, lag es doch auf der Hand, dass sie die nächste Stunde einfach nur hinter sich bringen wollte. Sie drückte Victors Hand, warf ihm einen alles verratenden Blick zu, bevor sie schliesslich als Fünfte nach draussen schlüpfte. Die Strassen lagen leer da, aber natürlich nicht vollkommen unbewacht. Es musste Soldaten geben, die diese Gegend auch im Dunkeln stets unter Kontrolle hatten, dessen war sie sich sicher. Denn natürlich war es nachts am einfachsten, zu entkommen, nicht gesehen zu werden... Aber vorerst passierte gar nichts, bis auf den dumpfen Knall der Bombe und den aufheulenden Sirenen, die gleich darauf die ganze Stadt in Alarmbereitschaft versetzten, jeden dazu aufforderten, innert Sekunden im Keller, in ihren Bunkern zu verschwinden. Sie schlichen in raschem Tempo um die Häuser, mehr rennend als spazierend und doch immer mit vollster Aufmerksamkeit. Zweimal hielten sie jeweils für ein paar Minuten an, weil Menschen auf der Strasse waren. Einmal Soldaten und das zweite Mal leicht panische Zivilisten. Aber abgesehen davon blieb alles ruhig und sie erreichten nach fünfzehn Minuten den Fluss. Schon allein der Anblick war absolut nicht verlockend. Die Strömung war jetzt nicht gerade reissend, aber würde sie trotzdem sehr bald hinter die Stadtmauer ziehen - sofern alles klappte. Man sah die vereinzelten Schatten von Plastikstücken, verlorenem Abfall, der auf dem Wasser trieb. Und selbst im Mondschein war erkennbar, dass das Wasser nichts mit dem kristallklaren Meer gemein hatte, in welchem Faye für gewöhnlich gerne ihren Arsch schwenkte. Aber gut. Sie atmete tief durch, noch immer im Schatten der Häuser stehend, am Rand, da wo sie alle versammelt waren um den perfekten Moment abzuwarten, um zu tauchen. Ihre Finger zitterten. Aber sie sagte nichts. Starrte nur auf das Wasser und klammerte sich an den Schlauch, welchen sie schon die ganze Zeit mittrug, während sie sich innerlich tausend Mal sagte, dass das ging. Dass sie das alle überleben würden. Jeder Soldat ihres Teams. Victor. Aryana. Sie. Es musste und es würde einfach klappen.
Aryana erhob sich bedächtig vom Sofa, als die Zeit des Aufbruchs gekommen war. Während alle mit Stiefel schnüren beschäftigt waren, spazierte sie in die Küche. Sie holte sich einen Zettel und einen Kugelschreiber, den sie bei einem früheren Besuch mal geortet hatte und ging damit zurück ins Wohnzimmer. Die Brünette musste nicht lange über ihre Wortwahl sinnieren, schrieb das erstbeste ‚auf Wiedersehen’ nieder, das ihr einfiel. Wenn ihr das lest und uns in diesem Moment noch nicht gefangen habt, dann sind wir draussen. Bye bitches. Notierte sie in geschwungener Handschrift, hielt den Zettel zufrieden in der Hand, ehe sie sich auch zu den anderen gesellte. Da sie die Spitze und nicht das Ende des Zuges bildete, drückte sie das Stück Papier kurzum Mitch in die Finger. „Bitte deponier das gut sichtbar im Eingang, wenn alle weg sind“, bat sie ihn leise, begleitet von einem klitzekleinen Lächeln. Der Zettel sollte dafür sorgen, dass ihre Feinde bei der Razzia morgen - falls diese denn noch stattfinden würde - definitiv wussten, dass sie raus waren. Quasi von innen bestätigt, denn natürlich würde die Army dies auch ganz offiziell mitteilen. Aber jetzt mussten sie erstmal dafür sorgen, dass sie auch wirklich rauskamen. Aryana führte die elf Soldaten durch die Gassen bis zum Fluss, stellte zufrieden fest, dass Ragan seinen Einsatz keineswegs verpasst hatte. Und der Weg zum Wasser verlief auch ohne Zwischenfälle. Also soweit wirklich alles nach Plan. Jetzt kam der weitaus unberechenbarere Teil, der auch Aryanas Wohlbefinden eher senkte. Sie hielten fast fünf Minuten Ausschau, um mögliche Patrouillen am Fluss frühzeitig zu erkennen. Bevor sie dann nämlich in der Falle sassen. Aber niemand war da und so gab Aryana nach einem leisen Funk an Ragan das Zeichen für ihre Leute, dass jetzt Schwimmen angesagt war. Sie würde diesmal das Schlusslicht bilden, damit sie sicher sein konnte, dass jeder den Weg ins Wasser geschafft hatte. Ab da wurde wohl oder übel alleine gekämpft und darauf vertraut, dass jeder seine Aufgabe meisterte. Denn einer tot - alle tot. Wenn der IS einen Ami im Fluss fand, suchten sie den Fluss ab, bis sie Zwölf von ihnen hatten.
This is your life, it's do or die, the sun may never rise again, so be the light the vision. This is your life, it's slipping by, you try to run but fall again, you get back up that's living.
Bis zum Einschlag der Bombe war noch Alles gut. Ich hätte fast sagen können, ich wäre nur zu einem angemessenen Grad leicht nervös gewesen. So, wie es eben in einer derartigen Situation bei Jedem der Fall war. Aber der dumpfe, laute Einschlag der Bombe ließ mich unweigerlich zusammenzucken und das Adrenalin bis ans maximal mögliche Limit schlagen, während sofort der Film in meinem Kopf anfangen wollte, sich zum eine Millionsten Mal abzuspielen. Der womöglich einzige Grund, warum ich nicht aus Instinkt stehen blieb und dem dem Ansatz des Flashbacks hingab, war wohl die Tatsache, dass Faye in ihrer Position direkt vor mir war - böse Zungen würden munkeln, das wäre vielleicht Absicht gewesen - und ich es mir um keinen Preis der Welt leisten wollte, sie jetzt aus den Augen zu verlieren. Dass ich sie weiter in meiner Nähe haben wollte, falls doch etwas Unvorhergesehenes passierte. Denn auch von den noch folgenden Einschlägen schwerer explosiver Munition fühlte sich mein Wohlbefinden nicht gerade geschmeichelt. Das Herz schlug mir zum bis Hals, drohte wohl jede Sekunde einfach zu zerspringen, wenn es weiterhin ein derartiges Tempo beibehalten würde. Es war gut, dass ich nur wenige Male überhaupt für eine Weile innehalten musste und außerhalb dessen immer in Bewegung war, weil es so einfacher war, nicht durchzudrehen. Dennoch konnte ich es schlicht nicht vermeiden, dass ich immer mal wieder nach den Flugzeugen Ausschau hielt, die ab und an über unsere Köpfe hinweg flogen, um einen neuen Anlauf zu nehmen. Das Wasser, in dessen Nähe ich mich mit den Anderen nach gut einer Viertelstunde befand, würde zumindest was das anging sicher ein wenig Abhilfe schaffen. Die Geräusche und den Schall spürbar dämpfen... auch, wenn es dafür andere unschöne Dinge versprach. Wir behielten erst eine Weile lang das Ufer im Auge, aber Niemand schien direkte Blicke darauf zu werfen und so zogen sich schließlich die ersten beiden Männer die Jacken aus - natürlich wäre auch das zusätzliche Gewicht der Jacke beim Auftauchen hinderlich -, nachdem sie ihre Gewehre am Boden abgelegt hatten. Auch wenn keine Patrouillen in Sicht waren, war es doch sicherer wenn nicht alle auf einmal gingen, sondern immer nur zwei, obgleich sich die Wege im Wasser ohnehin wieder trennen würden. Als Faye an der Reihe war sah ich doch ziemlich besorgt in ihre Richtung. Wenn ihr im Wasser etwas passierte, würde ich ihr nicht helfen können. Auch Niemand sonst, was umgehend noch mehr Unbehagen in mir auslöste, als ohnehin schon vorhanden war. Aber sie würde das schaffen. Musste sie einfach. Ich streifte ihre zierlichen Finger noch einmal mit den meinen, bevor ihre ältere Schwester wie bei jedem Paar das Go mit einem Handzeichen gab und sie sich in Richtung des Flusses bewegte. Schon währenddessen war ich selbst dabei, das Maschinengewehr niederzulegen und meine Jacke loszuwerden, weil ich mit Marvin als Nächstes an der Reihe war, wobei ich die junge Frau aber keine Sekunden lang aus den wachsamen Augen ließ. So lange, bis sie am Rand des Flusses ankam und mit dem Schlauch in der Hand hinter der sich stark absenkenden Böschung verschwand. Es vergingen dann noch maximal zehn Sekunden, bevor für mich selbst der Lauf zum verdreckten Wasser anstand.
Die Sache mit dem Zettel hatte ich nur allzu gerne für Aryana übernommen. Ganz einfach deswegen, weil ich selbst unheimlich gerne sehr provokant war - wie wir Alle sehr gut wussten -, diese nette kleine Botschaft demnach ganz meinen Geschmack traf. Danach konzentrierte ich mich einzig auf meine Arbeit, wobei ich dem Lärm irgendwo im Hintergrund gar keine große Beachtung schenkte. Hier ein paar Soldaten, da ein paar wie Bienen aufgescheuchte Zivilisten und ansonsten war der Weg ziemlich frei, was uns unheimlich in die Karten spielte. Lag wohl schlichtweg daran, dass sie den Köder am anderen Ende der Stadt ohne zu murren gefressen hatten und darauf reingefallen waren. So wie eigentlich fast immer. Die Zeit verflog auf dem Weg zum Fluss ziemlich schnell, waren wir doch Alle einfach hochgradig konzentriert bei der Sache, weil es schließlich ums nackte Überleben ging. Selbst der Angsthase schien die angespannte Situation zu verkraften, weshalb wir ohne wirkliche Zwischenfälle am Fluss ankamen. Soweit, so gut. Dauerte gar nicht lange, da war auch dort die Umgebung gecheckt und die ersten unserer Einheit ließen sich ins Wasser runter. Ins wirklich dreckige, alles Andere als appetitlich aussehende Flusswasser. Ich hielt derweil einfach meine Position in der Deckung der halb eingestürzten Hauswand, um für die Anderen weiter den Weg nach hinten abzusichern. So lange, bis Alle im Fluss abgetaucht waren und ich selbst an der Reihe war. Also wurde ich Alles, was überflüssig war, in Windeseile los und hielt den Schlauch bereit. Noch ein letzter Blick in Aryanas Richtung, ein leichtes Nicken, und ich war wie die Anderen vor uns dicht gefolgt vom Sergeant auf dem Weg zum Gewässer. Dort hielt ich auch gar nicht erst inne, weil das Wasser ganz sicher nicht schöner wurde je länger man es sich ansah, sondern stieg kurzerhand am leicht rutschigen Ufer ins Wasser, das wenigstens nicht auch noch eiskalt war, sondern eine fast angenehme Temperatur aufwies, an die man sich nach kurzer Zeit schon gewöhnte. Viel Zeit, darüber nachzudenken, hatte ich gar nicht, als ich auch mit dem Oberkörper und Kopf weiter sank und schließlich mit dem behelfsmäßigen Schnorchel an den Lippen und der anderen Hand an der Nase ganz abtauchte. Mich dabei einfach von der leichten Strömung mitreißen ließ, die richtig aktives Tauchen an sich gar nicht nötig werden ließ, jedoch war es trotzdem ein kleines bisschen Kunst sich immer auf der richtigen Höhe zu halten, damit der Schlauch weder zu weit aus dem Wasser ragte, noch etwas oben hinein lief. Zehn Minuten. Das war die Zeitspanne, die Ragan uns genannt hatte, die wir idealerweise durchhalten sollten, um weit hinter den Stadtmauer wieder raus zu kommen. Ich müsste lügen, um zu sagen, dass jene Minuten nicht die reinste Hölle waren. Man konnte Nichts sehen und auch Nichts hören, das einem nur ansatzweise Aufschluss darüber gab, wo man sich gerade befand oder wo die Anderen waren. Zumal das Wasser in den Ohren auch nicht besonders angenehm, aber dabei wohl dennoch das kleinere Übel war. Einmal blieb ich leicht mit dem Schienbein an einem Felsen hängen und immer wieder blieben Algen und auch anderen Kram, den ich wahrscheinlich als Müll identifizieren könnte, wenn ich eine Hand frei hätte, an meinen Gliedmaßen hängen. Das Einzige, was von den gelinde gesagt beschissenen Umständen ablenkte, war die Tatsache, dass ich zählte. Jede Sekunde, damit ich auf der sicheren Seite war. Schließlich kam der ersehnte Moment und ich hatte ein zehntes Mal bis 60 gezählt. Trotzdem wartete ich noch ein paar Sekunden mehr, eben der Sicherheit wegen, bevor ich mich anstrengte an die Wasseroberfläche zu kommen. Das war bei der sachten Strömung leicht geschafft und ich war heilfroh darüber, dass das erste, was mir am Ufer gleich in den Blick fiel, ein paar bekannte Gesichter waren. Keine Wahnsinnigen mit AK's oder Säbeln, sondern einfach nur ein paar Leute, die mir schließlich an der rutschigen Böschung dabei halfen aus dem Wasser zu kommen. Auf dem flachen Grund angekommen stütze ich mich neben Jetman erstmal unruhig atmend an den dünnen Stamm eines jungen Baumes, der im Fluss eine der wenigen Wasserquellen des Landes fand. Atmete einen Moment lang tief durch, sammelte meine Gedanken, bevor ich den Blick schweifen ließ. Die Stadt hatten wir absolut weit genug hinter uns gelassen, um hier für ein paar Minuten in Sicherheit zu sein... und Alle waren da. Auch Aryana, der ebenfalls gerade noch eine helfende Hand gereicht wurde, während sie aus dem dreckigen Wasser stieg. Selbst das kleine Reh hatte es geschafft und zugegeben erntete sie dafür zumindest ein winziges kleines bisschen Respekt. Jetzt, wo ich das festgestellt hatte, fiel mir auch auf, wie sehr wir Alle den unangenehmen Geruch des Flusswassers an uns trugen. Ein klein wenig verspätet, aber doch noch halbwegs im Zeitplan kamen jetzt auch die zwei größeren, gepanzerten Fahrzeuge vom Stützpunkt auf uns zu, um uns endlich einzusammeln. Drei. Verdammte. Kreuze.
Es dauerte nur noch Sekunden vom Abtauchen des ersten Kollegen, bis sie schliesslich selber an der Reihe war. Faye legte die Waffe ab und die Jacke dazu, warf Victor einen letzten, leicht verlorenen Blick zu, bevor sie aufs Zeichen ihrer Schwester hin zum Wasser ging. Es war nicht kalt, aber sehr, sehr hässlich. Roch schon von weitem unangenehm und keiner, der eine andere Option hatte, würde hier auch nur die Zehenspitzen tunken. Trotzdem glitt sie ohne zu zögern komplett ins Gewässer. Denn ein Zögern konnte sie sich nicht leisten – sich selbst zuliebe nicht, aber vor allem einfach, weil sie damit die gesamte Mission gefährden würden. Und was wäre sie für ein Mensch, wenn sie das tun würde? Wie würde sie sich bitte fühlen, wenn das Leben dieser elf Menschen einfach ausgelöscht wurde, nur weil sie es nicht schaffte, die verdammte Angst zu überwinden, die ihr so tief in den Knochen steckte? Nein, sie musste es einfach tun. Und so tauchte sie ab, verschwand unter der Wasseroberfläche und bemühte sich, zehn Minuten lang ruhig zu atmen. Es schien beinahe unmöglich bei ihrer momentan eher panischen psychischen Verfassung, aber während sie die Sekunden zählte, trieb sie immer weiter flussabwärts in Richtung Freiheit. Sie hatte die Augen fest zugedrückt - weil was anderes hier gar nicht in Frage kam – eine Hand am behelfsmässigen Schnorchel, die andere vor dem Gesicht oder neben sich im Wasser, wenn sie das Gefühl, etwas gegen den Abtrieb in Richtung Flussrand tun zu müssen. Jedes Mal, wenn etwas ihren Körper streifte, zuckte sie zusammen und kämpfte gegen die nächste Welle der Panik… Aber nichts passierte. Nach zehn Minuten tauchte sie auf, riss die Augen auf und rieb sich übers Gesicht, schnappte nach Luft, als hätte sie gerade eine Ewigkeit nicht geatmet. Jemand fischte nach ihrer Hand, zog sie aus dem Wasser und Faye stemmte sich mühevoll ans Ufer, wo sie nach wenigen Schritten schon ihren weichen Beinen nachgab und mit einem leisen „Danke“ auf den mit grünbraunem Gras bewachsenen Boden sank. Sie zitterte, und noch immer spiegelte sich in ihrem Blick die Panik, während sie sich immer wieder das hässliche Wasser aus dem Gesicht strich, sich umsah, um zu sehen, wer schon da war und wer gerade aus dem Fluss gezogen wurde. Sie war weit davon entfernt, sich zu entspannen… Bis sie Victor erblickte. Er tauchte aus dem Wasser und kam ans Ufer. Sah auf den ersten Blick vollkommen unbeschadet aus. Und eine bange halbe Minute später stieg auch Aryana aus dem Fluss. Das wars dann aber gewesen mit ihrer Selbstbeherrschung und Faye sank vollkommen erledigt rückwärts auf den Boden, dankte dem lieben Gott siebentausend Mal dafür, dass sie alle Zwölf heil rausgekommen waren, während die Tränen der Erleichterung ihre Wangen hinabströmten. Zum Glück war sowieso alles nass und das zusätzliche Augenwasser würde somit keinem auffallen…
Aryana wollte wirklich, wirklich nicht schwimmen gehen. Geschweige denn Tauchen. Aber wie alle anderen, so hatte auch sie keine Wahl, ging also mit deutlichem Unbehagen die paar Meter zum Fluss runter, nachdem sie zügig ihre Sachen auf den Kleider- und Waffenhaufen abgelegt hatte. Würde schön werden, wenn ihre Feinde das fanden. Es war ein Bisschen dumm, dass sie ihre Flucht nicht besser tarnen konnten, den Weg über den Fluss somit für die Zukunft verbauten, weil der IS kaum einen solchen Fehler zwei Mal machte. Blieb also zu hoffen, dass dies die Einzige Flucht aus einer belagerten Stadt seitens US-Army sein würde… Kaum spürte sie das Dreckwasser um ihren Körper spülen, musste sich Aryana doch merklich zusammenreissen, um nicht die Panik Überhand nehmen zu lassen. Sie brauchte ein paar Sekunden länger als die anderen, um sich zum Tauchen zu zwingen und brauchte alle Willensstärke der Welt, um auch unten zu bleiben, während sie – wie wohl alle anderen auch – die langen, grausamen Sekunden zählte. Es war purer Horror und wenn sie nicht wüsste, dass sie sich und alle anderen umbringen würde, wenn sie auftauchte, wäre sie längst aus dem Wasser geflohen. Aber sie schaffte es – riss nach ganz genau 600 Sekunden den Kopf aus dem Wasser und schnappte nach Luft. Sie griff nach der Hand, die ihr gereicht wurde, als wäre es ein Rettungsring, ihre einzige Chance auf ein Überleben dieser Hölle. Und kaum zwei Sekunden, nachdem sie ans Ufer gezogen wurde, drehte Aryana sich nach rechts und kotzte - nicht sehr heldenhaft und kaum elegant - ins Gras. Nicht viel, hatte sie heute immerhin auch kaum was gegessen. Aber das war trotzdem nötig gewesen. Und erst dann stütze sie sich mit den Armen, in denen jeder einzelne Muskel zitterte, richtig vom Boden ab, stellte sich auf die ebenfalls zitternden Beine. Wie ein kleines, schwaches Puddingmännchen. Irgendjemand reichte ihr eine Flasche Wasser – sauberes, klares Trinkwasser! – und fragte, ob alles okay sei. Sie nickte nur und trank dankbar ein paar Schlucke des so viel besser schmeckenden Getränks, ehe sie sich durch die nassen Strähnen fuhr und endlich auch dazu kam, sich nach den anderen umzusehen. Sie war im Kopf schon dabei, zu zählen, als Steve neben ihr ihr diese Aufgabe kurzum mit einem fast schon bewundernden, hinter einem erleichterten Grinsen versteckten „Sind alle da“, abnahm. Und mit diesen Worten fiel definitiv die ganze Anspannung von der Brünetten, sie schloss kurz die Augen und atmete durch. Halleluja. Alle. Auch Faye, die etwas weiter den Fluss runter am Ufer lag und wohl gerade ebenfalls mit Atmen beschäftigt war. Alle. Aryana sah kurz an sich runter auf die Kleider, die stinkend an ihrem Körper klebten. Aber damit war sie nicht allein und sie würde sich auch schon bald aus dem Stoff schälen können. Sie ging mit einem befreiten Lächeln in Richtung der Fahrzeuge, die nur darauf warteten, sie zurück ins Camp zu bringen, das sich selten so sehr nach Heimat angefühlt hatte wie jetzt.
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Ich war mir wirklich nicht sicher, was ich letztendlich als schlimmer empfand: Die Bombeneinschläge oder doch die Taucherei? Beides reizte sämtliche meiner Sinne bis kurz vor knapp, ließ mich mental schier durchdrehen, während ich Nichts davon wirklich nach außen kommen ließ, um die Anderen nicht mit mir in den Abgrund zu ziehen. Zwar bildete das Tauchen nicht die schlimmsten zehn Minuten meines Lebens - denn es gab wohl fast Nichts, was mein Trauma von seinem Thron stürzen konnte -, aber es kam doch relativ nah ran. Brachte mich unweigerlich an die Grenzen meines labilen Verstands und entwickelte großes Potenzial dazu auch zukünftig neben den eigentlichen Brennpunkten als unschöner Zusatz meine Alpträume zu plagen. Ginge es hier ausschließlich um mein eigenes Leben, dann hätte es wirklich sein können, dass ich aufgetaucht wäre. Dem Spuk in meinem Kopf damit ein Ende gesetzt hätte. Denn ich brauchte mir Nichts vorzumachen.. auch, wenn ich in normalen Schießereien vielleicht wieder halbwegs klar denken konnte, war ich doch schlicht nicht mehr der Soldat, der ich vor dem Verlust meiner Kameraden gewesen war. Ich bekam so viel schneller Angst, als es vorher der Fall gewesen war. Trieb mich mit meinen eigenen Gedanken nur unnötig mehr in den Wahnsinn, als es sowieso schon der Fall war, während Andere einfach das Adrenalin vorherrschen ließen und sich der Situation hingaben, fast ohne mit der Wimper zu zucken. Gut, letzteres war übertrieben, aber so sah es für mich wirklich aus. Der Großteil der Anderen stand am Ufer auf den Beinen, wenn auch schwer atmend, während ich einfach nahe der Böschung liegen blieb und krampfhaft versuchte, meinen Kopf zu beruhigen. Zwar waren keine Bomben mehr zu hören und ich war auch endlich wieder aus dem dreckigen Wasser raus, aber von Erleichterung war ich doch noch weit entfernt. Viel mehr fühlte sich meine Brust wie zugeschnürt an und das Atmen fiel mir schwer, obwohl ich die ganze Zeit über schon ausreichend Sauerstoff in meinen Lungen hatte. Erst nach etwa zwei Minuten stützte ich mich letztendlich auf meine Ellenbogen, um damit den Kopf etwas heben zu können und nach der zierlichen Brünetten Ausschau zu halten. Der Gedanke an Faye war schon vorher da gewesen, aber ich war mir sicher, dass Aryana - oder auch irgendwer sonst - Alarm geschlagen hätte, wenn sie nicht hier wäre. Allgemein wenn nur Irgendwer nicht hier wäre. Es mussten also alle da sein und auch, wenn ich es schon viel früher gewollt hatte, brachte ich erst jetzt die Kraft dazu auf wirklich aktiv nach Faye zu sehen, die schon bald in mein Blickfeld rutschte, was mir die endgültige Gewissheit darüber gab, dass sie es genauso wie die Anderen geschafft hatte. Dann versuchte ich mich langsam aufzuraffen und auf die erschöpften Beine zu kommen, was mit einem leichten Kreislaufeinbruch einherging, mir eine bange Sekunde lang schwarz vor Augen werden und mich innehalten ließ. Mir war ziemlich flau im Magen, wobei das sicher mitunter mit dem Gestank einherging, der unweigerlich an mir klebte. Ich wischte mir noch einmal über das feuchte Gesicht, bevor ich zu Faye ging, um ihr eine Hand zu reichen, ihr auf die Beine zu helfen und dann in ihrer Begleitung mit den Anderen zu den Wagen zu gehen, die uns zurück ins Camp bringen würden. Ich war mir wirklich nicht sicher, wer von uns beiden den jeweils Anderen gerade mehr als Stütze brauchte, bis wir schließlich endlich unsere Hintern auf den Sitzen im hinteren Bereich des Wagens parkten.
Ich war, was mitunter meiner relativ guten körperlichen und geistigen Verfassung zu schulden war, mit einer der ersten, die sich in einem der Wagen niederließen, wo dann während der Heimfahrt wiederholt ein paar Flaschen Wasser die Runde machten. Eine davon nahm ich entgegen und trank doch einige Schlucke heraus, bevor ich sie an Jetman neben mir weiter reichte. Während Leute in zivilisierteren Umständen das sicher mit einem Kopfschütteln beurteilt hätten, weil wir hier nur zu gerne Bakterien und Keime miteinander teilten, gab es für uns Soldaten in diesem Krieg wohl Nichts, was in diesem Moment unwichtiger gewesen wäre. Wirklich reden tat Niemand, aber das war nur allzu verständlich. Es schien jeder Einzelne einfach nur froh darum zu sein, wieder aus dem Wasser und allgemein aus der ganzen Stadt raus zu sein, sich wieder in Sicherheit zu wissen. Natürlich könnte theoretisch noch Irgendwas auf dem Rückweg zum Stützpunkt passieren, aber das hielt ich doch für unwahrscheinlich und in jedem Fall waren wir hier in den gepanzerten Fahrzeugen allemal sicherer als in der Stadt, die bald sehr akribisch nach uns durchsucht werden würde. Momente wie dieser hier, der so unheimlich erlösend wirkte, waren es, die dazu führten, dass ich mich hin und wieder fast unbesiegbar fühlte. Der Tauchgang war die Hölle gewesen, aber ich war unbeschadet aus der Sache raus gekommen. Wir Alle. Das Sprichwort wo ein Wille ist, ist auch ein Weg, hätte kaum treffender sein können und während ich den Kopf nach hinten an die Lehne sinken ließ, die Augen schloss, fing ich unbewusst leicht an zu lächeln. Das Alles hätte ganz gewaltig schiefgehen können, aber das war es nicht und stärkte damit wohl nur umso mehr das Durchhaltevermögen und den kameradschaftlichen Sinn Aller. Das war es doch, was ich ursprünglich so an der Army geliebt hatte... weshalb ich nach meinen Mali-Einsätzen geblieben war, obwohl ich nach Hause hatte gehen können. Warum hatte ich vor einigen Monaten damit angefangen, mir das Alles so schlecht zu reden? Dem eigentlichen Feind auch noch Vorteile zu verschaffen, die eben genau diese Werte zerstören konnten? Die Mundwinkel senkten sich unweigerlich wieder ab, während ich den Rest der Fahrt über versuchte, den genauen Auslöser für diese Scheiße zu finden. Um zukünftig verhindern zu können, dass ich mich noch einmal derartig in meiner Unzufriedenheit und dem Hass gegenüber manchen Leuten verlieren konnte. Als wir schließlich endlich auf den Innenhof des Camps rollten, fielen sämtliche Gedanken daran von mir ab und ich stieg ebenso wie die Anderen aus, um endlich wieder auf Heimatboden zu stehen. Es folgte nur ein kurzer Blick gen Nachthimmel, an dem sich unzählige Sterne tummelten, bevor ich es den meisten anderen gleich tat und nur einen kurzen Abstecher zum Zelt machte, um das Nötigste einzusammeln. Das Wasser in den Stiefeln war noch immer da und auch sonst wurden die nassen Klamotten von Minute zu Minute unangenehmer, weshalb ich bis auf die Boxershorts schon sämtliche nassen Klamotten im Zelt loswurde, bevor ich mich mit Handtuch und trockenen, sauberen Klamotten auf den direkten Weg zu den Duschen machte. Das schlammige, verdreckte Wasser, das noch immer meinen Oberkörper bedeckte, verschleierte selbst einige Stellen der schwarzen Tattoos gekonnt, weshalb es schon allein deshalb eindeutig dringend Zeit wurde, den Gestank und den Dreck loszuwerden. Weil gutes Aussehen jetzt auch ganz bestimmt an erster Stelle stand - ha, ha, ha.
Wäre sie dazu im Stande gewesen, hätte sie sich längst aufgerafft, um zu Victor oder Aryana zu rennen. Aber gerade konnte sie nicht viel mehr, als in den sternenbehangenen Himmel zu lachen und zu atmen, während ihr schwindlig war und sie sich vollkommen erlöst fühlte, leicht wie eine Feder. Noch immer rauschte das Adrenalin in Unmengen durch ihre Blutbahnen, gab ihr weiterhin das Gefühl, nie wieder schlafen zu müssen und Marathons rennen zu können - wenn nur ihre Beine nicht so weich wären und sie nicht so schwer und nass wäre. Als Victor über ihr auftauchte und ihr die Hand reichte, raffte sie sich umständlich vom Boden hoch, stand auf und schloss erstmal kurz die Augen, um den Schwindel vorbeiziehen zu lassen. Dann wischte sie sich die Tränen von den Wangen und ging wackelig mit ihm zum Auto, wobei ihr kaum entging, dass er ebenfalls ein Bisschen schwankte. Aber es war keinem zu verdenken - sie hatten immerhin gerade alle eine sehr unschöne Erfahrung gemacht. Trotzdem waren sie jetzt draussen und das war alles, was noch zählte. Im Auto lehnte sie sich an Victors Schulter, blickte dabei immer wieder zu ihm hoch, um ihn selig anzulächeln. Und als sie schliesslich nach der langen Fahrt, die das Adrenalin langsam ausgewaschen hatte und sie doch sehr müde hatte werden lassen, wieder im Camp ankamen, fiel sie dem Dunkelhaarigen noch im Auto in die Arme, während alle anderen schon mit Aussteigen beschäftigt waren. "Wir habens geschafft, Victor! Wir sind in Sicherheit!", quietschte sie leise an sein Ohr, während sie ihn umarmte, als möchte sie ihn dabei erwürgten. "Ich liebe dich", fügte sie noch viel leiser und mit einem breiten Grinsen an, drückte ihm einen verstohlenen Kuss auf die Schläfe, ehe sie sich schliesslich zum Aussteigen bequemte. Wahrscheinlich war fast das ganze Camp auf den Beinen, obwohl die Zeit mittlerweile schon gegen ein Uhr nachts gehen dürfte. Oder später, sie hatte keine Ahnung. Auf jeden Fall war sie nicht halb so müde, wie sie sein sollte, fiel eher wieder topfit, seit sie das Camp erreicht hatten. Und nun würde sie sich erstmal eine ordentliche Dusche mit drei oder vier Waschgängen gönnen, um den Gestank loszuwerden, der an ihr klebte und in ihren Haaren und Kleidern eintrocknete.
Aryana war unter dem ganzen Dreck zwar kreidebleich und fühlte sich auch lange nach dem Ausstieg aus dem Fluss noch keineswegs wirklich fit, aber die Erlösung, die das Einsteigen in die Autos mit sich brachte, war trotzdem endlos. Sie hatte sich auf dem Beifahrersitz eines der grossen Fahrzeuge platziert, sprach aber auf dem Rückweg so gut wie gar nichts, weil sie viel zu beschäftigt mit Nicht-Nochmal-Kotzen und sich selbst war. Brachte lediglich in Erfahrung, wie die Luftangriffe gelaufen waren und ob das Ganze soweit bekannt ohne zivile Opfer ausgegangen war. Im Camp wurden sie alle von Lieutenant Ragan und einem ganzen Trupp anderer Leute erwartet, wobei die meisten von ihnen erstmal die Duschen aufsuchten. Aryana wechselte auch nur ein paar wenige Worte mit dem Lieutenant, der ihnen allen gratulierte und sich tatsächlich fast überschwänglich darüber freute, dass sie vollzählig wieder zurückgekehrt waren. Dann führte der Weg der Brünetten aber auch zu ihrem Zelt, wo sie Kleider und Duschsachen einsammelte, um damit in Richtung der sanitären Anlagen zu gehen. Sie stank wie alle anderen zum Himmel und fühlte sich verdammt eklig in den nassen Kleidern, die noch immer an ihrem Körper klebten wie eine zweite Haut. Kurz: Einfach nur sehr sehr hässlich. Auf dem Weg zu den Duschen entging ihr der erfreuliche Anblick eines halbnackten Mannes, der nur in Boxershorts gekleidet in Richtung Duschkabinen spazierte, selbstverständlich nicht. Und auch wenn sie es sich einen Moment überlegt hatte, konnte sie sich eine nette Bemerkung in Mitchs Richtung kaum verkneifen. "Geiles Tattoo...", verriet sie ihre Anwesenheit mit einem breiten Grinsen, nickte in Richtung seines Rückens, den sie so immerhin noch nie zu Gesicht bekommen hatte. "Doch, ich denke dieser Anblick rundet meinen perfekten Tag doch wirklich wundervoll ab", redete Aryana fröhlich weiter, ohne sich von ihm abzuwenden. Warum sollte sie auch - ihre Dusche lag genauso in dieser Richtung.
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Erst die Autofahrt, die sich einige Minuten lang hinzog, schaffte es mich so weit zur Ruhe kommen zu lassen, dass ich den Kopf frei genug bekam, dass ich wieder halbwegs klar denken konnte. Mich mehr darauf fokussieren konnte, dass wir endlich wieder in Sicherheit waren und weniger darauf, durch was für eine Art von Hölle ich gerade hatte gehen müssen. Ich hatte es ja geschafft, also warum sollte ich mir weiter den Kopf darüber zerbrechen? Immerhin hatte auch Faye die Geschichte unbeschadet überstanden und das war eigentlich Alles, was in diesem Moment zählen sollte. Also schaffte ich es doch, das leichte Lächeln seitens Faye ab und an zu erwidern. Hatte meinen Arm während der Heimfahrt um ihren schlanken Körper gelegt und dennoch kam der kurze Knuddelanfall ein klein wenig unerwartet, als das Auto schließlich Halt machte. Ich persönlich fühlte mich wohl kaum so energiegeladen, wie es die junge Frau zu sein schien, doch viel mehr matt und etwas abgeschlagen. Aber ich erwiderte die innige Umarmung unbewusst lächelnd, lauschte ihren Worten. Erwiderte zuerst mit einem "Ja, das haben wir.", das dann wirklich noch einmal etwas mehr dazu beitrug, dass ich mich mehr entspannen konnte. Ich hatte es geschafft, Faye hatte es geschafft und auch der Rest des Trupps. Das gedanklich zu wiederholen war gerade einfach gut für meinen noch wackeligen Gemütszustand, den die junge Frau mit ihren letzten Worten noch weiter zu festigen wusste. "Ich liebe dich auch.", antwortete ich ebenso leise, fast automatisch auf ihr Liebesbekenntnis, das mir doch auch ein deutlich sichtbares Lächeln abgewann, bevor die Brünette mich vorerst verließ und jeder erst einmal eigene Wege ging. Es war ganz dringend Zeit zum Duschen und so ging ich nur fix bis zum Zelt, um meinen Kram holen zu gehen, bevor ich wie der Rest auch den Duschcontainer ansteuerte. Gut, ich war mit einer der letzten und würde demnach vermutlich erst noch kurz warten müssen, weil es nur sechs Duschen waren, aber ich war schon froh, wenn ich endlich aus den Klamotten raus kam. Die Stiefel hatte ich noch gegen die Badelatschen eingetauscht, war ansonsten aber genauso dreckig wie vorher unterwegs und demnach heilfroh, bei den Duschen angekommen erstmal den Großteil der Klamotten loswerden zu können. Solange noch keine freie Dusche da war, wusch ich mir zumindest schon das Gesicht sauber, weil die Haut unter dem Dreck langsam zu spannen begann. Das allein tat schon unheimlich gut und der Duschgang, der einige Minuten später folgte, war noch so viel besser. Das lauwarme Wasser sorgte dafür, dass auch das letzte bisschen Anspannung von meinen Schultern abfiel und ich letztendlich gänzlich entspannt war, als ich die Duschkabine wieder verließ, um mich abgetrocknet endlich in angenehm weiche, saubere Klamotten zu hüllen. Solange ich mir die Haare noch trocken rieb waren es nur die Boxershorts, danach aber doch zeitnah auch Hose und Shirt. Dass fast schon ausgelassene Stimmung im Raum herrschte, ließ auch mich unweigerlich irgendwann anfangen zu grinsen. Doch, ein bisschen feiern war nach so einer Aktion wirklich erlaubt.
Ich hatte wohl weniger mit Gesellschaft gerechnet, hatte meine Aufmerksamkeit und damit auch meinen Blick ziemlich vehement auf dem noch einige Meter weit entfernten Container kleben. Die Worte und damit auch die Stimme, die in meine Richtung kamen, ließen mich sofort ein recht breites Grinsen entwickeln. Ich sah erst einen Augenblick lang zu Aryana, die zu mir aufgeschlossen hatte, bevor ich einen Blick über meine rechte Schulter warf. Als hätte ich dadurch irgendwas von dem Tattoo sehen können, das meinen ganzen Rücken bedeckte, was natürlich nicht der Fall war. Mir fiel dabei lediglich der Abschluss an der Schulter zum Tattoo an meiner Brust ins Auge, den Rest konnte ich nur mit Spiegel betrachten - das tat ich auch ausnahmslos immer sehr gerne. Ich richtete die leicht vor sich hin funkelnden Augen wieder zu der Brünetten, die neben mir ging. "Danke.", sagte ich fast ein bisschen stolz. Einfach, weil ich alle meine Tattoos liebte. Selbst die in vielerlei Hinsicht auf den ersten Blick irrelevanten Details, die eingebaut waren. Manchen womöglich auch niemals auffallen würden, aber das mussten sie auch nicht. "Stets zu Diensten, Miss... nur ein Wort von dir und ich geh' freiwillig ab jetzt immer halbnackt zu den Duschen, meine Liebe.", erwiderte ich mit ich mit dem für mich nur allzu typischen Augenbrauenzucken und einem entsprechend breiten Grinsen auf den Lippen. Dass ich ihr damals auf dem Wachturm während unserer kleinen Freudenfeier meine imaginäre, nicht vorhandene Liebe gestanden hatte, war irgendwie zu einem immer wieder auftauchenden Insider geworden. ".. ich würde ja bessere Einblicke gewähren, aber... ich bin dreckig. Und ich stinke.", stellte ich unnötigerweise fest und unterstrich das ganze mit einer theatralischen Handbewegung. Obwohl ich dieses Gespräch so wie fast immer nicht besonders ernst nahm, war es doch immer wieder angenehm für die 18 Stunden lang Folter - verteilt auf drei Tage -, während denen ich meinen Rücken von oben bis unten hatte durchnadeln lassen, ab und zu mal ein Kompliment zu bekommen. Das Rückentattoo war einfach eines meiner absoluten Lieblings-, Prunkstücke, aber es bekam gerade hier in der Army nur selten Jemand zu Gesicht. Wenn, dann waren es eher nur meine Zeltkameraden, die sich an den Anblick schon lange gewöhnt hatten und allgemein meinen Tattoos kaum Beachtung schenkten. Gab ja keinen Grund dafür, Tattoos waren an sich keine Seltenheit und es gab auch hier viele tätowierte Kerle. Dennoch setzte ich ich dem Ganzen wohl ziemlich die Krone auf, war mir bisher doch Niemand aufgefallen, der dermaßen viele Tattoos hatte. Es war wohl Niemandem hier ein Geheimnis, dass ich in fast jeglicher Hinsicht gerne aus der Masse hervorstach.
Auch wenn sie es doch beide längst wussten, war es jedes Mal unglaublich schön, diese drei – oder vier – Worte von ihm zu hören. Weil sie lange genug ohne ihn und seine Liebe gelebt hatte, weil die Zeit ihrer Trennung doch noch nicht allzu weit in der Vergangenheit lag. Und auch einfach, weil sie nunmal so unendlich liebesbedürftig war und es immer schön war, von jemandem, der einem genauso viel bedeutete, diese Gefühle entgegengebracht zu bekommen. So lächelte sie ihn auch noch eindeutig verliebt und genauso glücklich an, ehe sie sich schliesslich zu ihrem Zelt aufmachte. Die Duschen waren bis auf Rachel, die wohl bei den Attacken aus der Luft mitgeholfen hatte, gähnend leer – ein eindeutiger Vorteil des Frau-Seins in der Armee. Faye wusch den Dreck und Gestank drei Mal von ihrem Körper und vor allem aus den Haaren, wo sowas immer besonders hartnäckig hängen blieb. Sie liess sich genügend Zeit für alles und trocknete ihre, vom warmen Wasser langsam müde werdenden, Glieder sorgfältig ab. Das Duschtuch fühlte sich dabei für einmal unendlich weich und kuschelig an, weshalb sie damit auch eine ganze Weile vor dem Spiegel stand, während sie ihre Haare kämmte und jeden Quadratzentimeter ihres Gesichts unter die Lupe nahm. Irgendwann – Rachel war längst verschwunden – stiess Aryana zu ihr und Faye unterhielt sich noch mindestens fünfzehn Minuten mit ihrer Schwester, bevor sie dann endgültig den Container verliess. Sie ging direkt in ihr Zelt, weil den meisten die Energie zum Feiern spätestens nach dem Duschen sowieso ausgegangen war, sie das also getrost auf Morgen verschieben konnten. Das Feldbett sah sogar richtig verlockend aus, nach der Hölle, der Rettung und der Dusche. So setzte Faye sich bald schon mit einem tiefen Seufzen auf den Bettrand, nahm sich das Tagebuch, welches sie je länger je öfter zwischen den Fingern hielt, und begann, die Ereignisse der letzten Tage niederzuschreiben, während sie auf Victor wartete.
Aryana hatte schnell zu ihm aufgeschlossen, da Mitch beschäftigt war mit dem Betrachten der Ansätze seiner Tätowierung. Auch sie grinste ziemlich breit vor sich hin, erst recht, als sie seine Worte vernahm. Jaja. Liebe. „Das wär ein Traum, mein Schatz – in diesem Fall bitte ich dich, diese Ankleidung in Zukunft zu bevorzugen“, säuselte sie fröhlich vor sich hin und meinte das natürlich absolut ernst. Es war wohl ein Stück weit normal, hier ab und an mal den unbedeckten Oberkörper eines Mannes zu sehen. Vielleicht nicht in Unterhosen, aber wie dem auch sei – sie hatte jedenfalls nichts gegen seinen Aufzug einzuwenden. Zumal sie doch zugeben musste, dass er zweifellos nicht schlecht aussah. Sicher mitunter wegen der Tattoos… aber nicht nur darum. Aber das behielt sie ganz weise für sich – sein Selbstbewusstsein war auch ohne ihre Komplimente gut genug ausgeprägt, da war sie sich ziemlich sicher. Als er weiterredete, lachte sie doch schon wieder leise auf und schüttelte den Kopf. „Ja – geht gar nicht. Dass du dich nicht schämst...“, gab sie verständnislos von sich, rümpfte angewidert die Nase. Dann strich sie demonstrativ ihr eigenes, nasses, stinkiges Shirt glatt, schob eine verklebte Strähne aus ihrer Stirn und zuckte mit den Schultern. „Aber ist schon okay, du bist selbstverständlich auch so einfach umwerfend“, strahlte Aryana ihn voller Liebe an. Ja, das kleine Spielchen des pseudoverliebten Pärchens, welches sie so oft mimten, obwohl diese Charaktere beiden so fern lagen, hatte durchaus seinen Reiz. Es half einfach, in einer Gegend wie dieser, wo die Tage so oft von schrecklichen Nachrichten und unendlichem psychischen Druck belastet waren, wenigstens zwischendurch ein Bisschen Spass und ein ehrliches Lächeln einzubringen. Sie musste sich nicht prächtig mit Mitch verstehen, um ab und an seinen Sinn für Humor abzurufen. Es war nicht so, als gäbe es sonst keine Soldaten hier, die manchmal Spass machten. Aber keiner von ihnen brachte ihr diese bedingungslose Liebe entgegen, wie Mitch. Und das allein machte die kurzen Gespräche doch schon lange lohnenswert.
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Eigentlich wäre es schon wieder Zeit, den Bart ebenfalls zu stutzen. Aber zum Einen brauchte ich dazu Ruhe um mich herum und zum Anderen war ich auch gerade einfach wirklich zu faul dafür. Zwar hielt die Freude über unsere Wiederkehr noch an, aber das reichte bei Weitem nicht, um mich mit nicht vorhandener Energie aufzuladen. Also würde ich das einfach morgen Abend irgendwann ganz in Ruhe machen, wenn sich die innerliche Aufregung gänzlich wieder gelegt haben und ich einfach nur noch dankbar dafür sein würde, dass ich ein weiteres Mal mit dem Leben davon gekommen war. Jetzt erstmal verließ ich mit noch leicht feuchten Haaren wieder den Container, weil das letzte bisschen Nässe in den Haarsträhnen auch von allein trocknen würde. Es herrschte noch einiges an Trubel im Camp, trotz der späten Uhrzeit und es würde demnach ohnehin noch eine kleine Weile dauern, bis ich mich auf der sicheren Seite zu Faye bewegen konnte. Auf dem Weg zu meinem Zelt wurde ich also erstmal noch das nach wie vor stinkende Bündel Klamotten los, bevor ich mich dann vollkommen befreit noch einige Minuten auf mein eigenes Bett legte. Versuchte, vollkommen runterzufahren... was tatsächlich so gut funktionierte, dass ich einmal kurz einnickte. Es war wohl mein Unterbewusstsein, das mich vor dem richtigen Einschlafen rettete. Anklopfte, weil ich doch ganz offenbar etwas vergessen hatte, dass es noch zu erledigen gab. Bevor ich ein zweites Mal abdriften konnte richtete ich mich wieder auf und rieb mir übers Gesicht, ehe ich aufstand und mich im jetzt fast gänzlich ruhig daliegenden Camp zwischen den Zelten durchschlängelte, um letztendlich nach einem letzten prüfenden Blick auf mein Umfeld zu Faye zu stoßen. "Hab' ich dich warten lassen? ... bin kurz eingenickt.", erklärte ich ihr mit einem entschuldigenden Lächeln knapp, warum ich vielleicht ein paar Minuten später dran war, als sie ursprünglich gedacht hatte. Dann ließ ich mich auch schon zu der zierlichen jungen Frau aufs Bett sinken. Stehen war unnötig und kostete mich gerade nur Kraft, die ich heute nicht mehr hatte.
Mein Schatz... es war wohl gut, dass uns bei solchen Gesprächen für gewöhnlich Niemand zuhörte. Zwar war der Sarkasmus eigentlich sehr deutlich herauszuhören, aber es gäbe sicher den einen oder anderen Idioten, der ihn nicht verstehen würde. Solche Leute gab es immer. Das waren dann in der Regel die gleichen, wie die, die dann im Anschluss gleich wilde Gerüchte in Umlauf brachten. Würde mich persönlich nicht kratzen, weil mir das Gerede hier im Camp schlicht am Allerwertesten vorbeiging, aber sollte sowas irgendwann bis zu Ragans Ohren vordringen, sähe das für Aryana vermutlich nicht gut aus. Natürlich würden wir in diesem Fall beide bekräftigen, dass das weiß Gott nicht der Fall war, was ja auch ganz einfach nur der Wahrheit entsprechen würde, aber nunja.. musste nicht unbedingt sein, denke ich. War für Alle so angenehmer. "Und was ist mit mir, hm? Ich krieg' dann trotzdem keine in Unterwäsche zu den Duschen huschende Aryana?", beschwerte ich mich über die Unausgewogenheit unserer imaginären Liebe und zog einen leichten Schmollmund. Ne, konnte ja nicht sein, dass sie hier dann immer meinen Prachtkörper zu sehen bekam und ich aber Nichts davon hatte. Wäre nicht nett, nein, nein. "Ich würde das ja zurückgeben, Schätzchen... aber ich habe leider keinen blassen Schimmer davon, wie du ohne die absolut Alles verdeckenden Army-Klamotten aussiehst.", erwiderte ich mit einem hörbaren Seufzen. Gut, bei einigen anderen Frauen war ich ganz sicher auch froh darüber, dass sie den ganzen Tag lang nur mit langen Hosen und Jacke zu sehen waren, war ich doch Alles in Allem einfach absolut wählerisch. Andererseits war es vermutlich auch gut so, dass die Brünette hier nicht so leicht bekleidet wie ich gerade herumlief. Ich kannte mein Gehirn und es war durchaus möglich, dass es dann sehr unangebrachte Gedanken hegen würde. War halt auch nur ein Kerl, der wie jeder Andere hier - außer unserem guten Victor, der mit seiner Ausnahme die absolute Regel bestätigte - schon eine Ewigkeit auf dem Trockenen sah. Das war wohl auch so der einzige riesige Minuspunkt, den ich der Army abgewinnen konnte... also außer dem hohen Sterberisiko natürlich.
Das Schreiben hatte tatsächlich eine Menge Zeit in Anspruch genommen. Nicht unbedingt überraschend - die letzten Tage war schliesslich auch viel passiert, was das Aufschreiben wert war. Allein die Flucht, die sie in all ihren hässlichen Details beschrieb, füllte bald schon mehr als eine Seite. Sie schrieb schon seit vielen Jahren ab und zu phasenweise Tagebuch und diesmal hatte sie Millie während ihrem Krankenhausaufenthalt vor ein paar Monaten wieder drauf gebracht. Es war fast schon therapeutisch, alles niederzulegen, was sie belastete, die Erinnerungen auf den Seiten zu verewigen und dann loszulassen. Zumindest im Geiste. Denn wirklich vergessen würde sie das Gefühl des Wassers, welches sie umspülte, während sie in vollkommener Dunkelheit so absolut wehrlos den Fluss runter trieb in der krampfhaften Hoffnung, an der richtigen Stelle wieder aufzutauchen, so schnell nicht wieder. Als Victor schliesslich den Kopf zwischen den Zeltblachen hindurchstreckte, liess das Lächeln sofort wieder ihr ganzes Gesicht strahlen. Sie legte das Tagebuch für heute beiseite, ehe sie etwas den Kopf schüttelte. "Ach was... Ich hätte es dir ja kaum verübelt, wenn du heute für einmal lieber geschlafen hättest", tat sie seine Entschuldigung ab, als er auch schon neben ihr auf dem Bett sass. "Für einmal", flüsterte die Brünette dann grinsend gegen seine Lippen, die sie gleich darauf auch schon sanft küsste. Es war halt etwas ungerecht, dass er jedes Mal spät abends aus dem Zelt und frühmorgens zurückschleichen musste, während sie jeweils liegen bleiben konnte. Aber sie war nunmal eine der wenigen Personen, die hier ein kleines Einzelzelt bewohnte - den Vorteil musste man schon ausnutzen... Fayes Hände waren ziemlich bald unter seinem Shirt verschwunden, lagen kurz auf seiner warmen Haut, ehe er den Stoff nach oben schob, um ihn kurzum über Victors Kopf zu ziehen. Ihren BH hatte sie schon lange abgelegt, weshalb sie dann einfach ihre Arme um ihn legte und ihn mit sich aufs Bett runterzog, sich sofort wieder an ihn kuschelte. "Einen kurzen Moment im schlammigen Wasser... da habe ich wirklich daran gezweifelt, dass das hier jemals wieder stattfinden wird", gab sie leise zu, wobei das Lächeln nicht von ihren Lippen verschwand, sie die Arme nur umso enger um ihn schlang. "Ich bin so froh, dass es dich gibt.", weil sie nicht wusste, was sie ohne ihn tun würde. Sie wäre so viel verlorener. So viel einsamer. Wahrscheinlich wäre ihre Psyche schon jetzt von all den Bildern und Geschichten, die sie Tag für Tag erlebten, absolut hinüber. Aber er half ihr, bei Verstand zu bleiben. Er half ihr, nicht die Nerven zu verlieren. Und wirklich keiner konnte das so gut wie er.
Natürlich würde Aryana nicht so mit ihrem Liebsten reden, wenn jemand zuhören würde. Sie war ja nicht vollkommen bescheuert, legte es nicht unbedingt darauf an, den Job zu verlieren oder eine Strafe zu zahlen. Oder des Camps verwiesen zu werden. Oder Mitch des Camps zu verweisen - sie war sich nicht sicher, was im Ernstfall die Folgen sein würden, wollte das aber auch nicht herausfinden. Okay, mit seinen nächsten Worten liess er sie vielleiiiicht schon wieder leicht erröten. Gut, dass der Dreck in ihrem Gesicht dies ausnahmsweise ziemlich gut verbarg, während sie schon dabei war, die Augen in ihren Höhlen bis nach Neuseeland zu verdrehen. "Pff. Du willst dir diesen Anblick doch nicht mit jedem Mann dieses Camps teilen, Mitch...", gab sie ihm den vermeintlich springenden Punkt zu bedenken, der natürlich gleichzeitig der absolut einzige Grund für sie war, hier nicht sofort und direkt aus ihren Kleidern zu hüpfen und ihm ihre Unterwäsche zu präsentieren. Dann aber schüttelte sie gespielt genervt die nassen Locken. "Baby, du weisst doch genau, dass das bis zur Hochzeitsnacht zu warten hat... Wo sind wir den hier, bei den Barbaren?!", zischte sie ihm empörte zu. Als hätte er ihr gerade vorgeschlagen, mit ihm in die Kiste zu hüpfen. Was wirklich, wirklich äusserst unanständig gewesen wäre, in dieser Umgebung, in der Sex doch grundsätzlich ein Tabuthema war. Aryana konnte zwar nicht zu hundert Prozent nachvollziehen, weshalb das alles so streng verboten war, aber das jegliche engere Bindungen zu anderen Soldaten im Ernstfall eine Ablenkung darstellten, war wohl eine unanfechtbare Tatsache. Schon Freundschaften waren hier schwierig, wo ständig die Gewissheit mitschwang, dass auch der beste Freund jederzeit in den Tod gerissen werden könnte. Liebe war da nochmal ein ganz anderes Niveau. Aber gut, darüber brauchte sich eher ihre Schwester als sie den Kopf zu zerbrechen. Aryana lief jetzt nicht unbedingt der akuten Gefahr, sich nach so vielen Jahren plötzlich ungeplant zu verlieben, dessen war sie sich sicher. Liebe war zu anstrengen, zu mühsam und kompliziert für die junge Frau, die Distanz und den gefühlstechnischen Einzelkampf über die Jahre so perfekt erlernt hatte. Natürlich mochte sie viele der Soldaten. Sie waren Freunde. Bis zu einem bestimmten Punkt eben. Und der bestimmte Punkt kam bei den meisten ziemlich bald... Und dahinter lag nur noch ein einziger Mensch - ihre Schwester natürlich. Dieser eine, dumme, viel zu wunde Punkt...
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Ich finde es ja schon witzig, wie kitschig die zwei sind, während die anderen beiden.. naja, SO sind XD ___________
Da hatte sie wohl Recht, ja. Man hätte es mir kaum verübeln können, wenn ich wirklich einfach weitergeschlafen hätte, weil ich - und wohl auch alle anderen Beteiligten - ganz einfach mit den Kräften und auch mit den Nerven ein kleines bisschen am Ende war. Aber auch nur für einmal, wie mir die Brünette dann deutlich klarmachte, was mich unweigerlich ein bisschen in den folgenden Kuss hinein grinsen ließ. Es wäre tatsächlich ziemlich verdächtig, wenn ich freiwillig länger als mal eine Nacht zwischendurch von Fayes Nähe absehen würde. Vermutlich wäre dann der Weltuntergang ziemlich nahe oder so, auf jeden Fall müsste es einen sehr triftigen Grund dafür geben, der aktuell so gar nicht existent war. "Sollte ich mal länger als eine Nacht nicht mehr auftauchen, müsstest du dir wahrscheinlich auch Sorgen machen.", stellte ich auch noch wörtlich fest, kurz nachdem ich mir bereitwillig das nur störende Shirt hatte ausziehen lassen. Ebenso gewillt verschwand ich kurz darauf mit Faye unter der Bettdecke, weil es doch relativ kühl geworden war. Außerdem war ich vielleicht auch einfach noch ein bisschen durchgefroren von den nassen Klamotten, die mir so lange am Körper geklebt hatten. Auf eben jenes böse Wasser, das Ursprung alldessen war, kam Faye jetzt auch zu sprechen, als ich gerade wie gewohnt meinen Arm um sie gelegt hatte. Ich genoss sofort die Wärme, die von ihrem schlanken Körper ausging und bereute es kein bisschen, mich noch einmal aufgerafft und hergekommen zu sein. "War auch echt nicht schön..", murmelte ich bezüglich dieser Sache leise in ihr dunkles Haar, schloss dabei die Augen und fing an, ihr sachte über die Seite zu streichen. Ihre noch folgenden Worte ließen mich sofort wieder lächeln. Es war einfach immer schön zu hören, dass all die Liebe und die Zuneigung, die ich für sie empfand, auch erwidert wurde. Vermutlich war ich einfach der Typ Person, der was das anging auch des öfteren Bestätigung brauchte. Man munkelt, dass es vielleicht ein bisschen daran liegen könnte, dass ich so mehr oder minder plötzlich von meiner Exfreundin verlassen worden war. "Ist auch besser so... du wirst mich sehr wahrscheinlich nämlich nicht mehr los, Faye Cooper.", meinte ich leicht grinsend und küsste sie sanft auf den Haaransatz. Während ich so ihren Nachnamen aussprach, was doch nur ziemlich selten vorkam, kam mir unwillkürlich der Gedanke, ob sie ihren Geburtsnamen behalten wollen würde. Heutzutage war es irgendwie nicht mehr so altmodisch wie früher, wo die Frauen grundsätzlich den Namen des Ehemanns angenommen hatten. "Willst du 'nen Doppelnamen?", fragte ich die junge Frau einfach frei heraus, was mir gerade durch den Kopf gegangen war und sah dann zu ihr runter, nur für den Fall, dass darauf ein entsetzter Gesichtsausdruck folgen würde und ich ihr erklären musste, dass ich nicht innerhalb der nächsten Tage vor ihr auf die Knie gehen würde. Nein, natürlich würde ich ihr nicht nach den paar teils holprigen Monaten schon einen Heiratsantrag machen... aber irgendwie war mein Schädel da jetzt trotzdem drauf gekommen.
Ach naja, wenn ich dafür was zu gucken hatte... war ja nicht so, als könnte ich nicht verteidigen was meins war, Aryana konnte also gerne ein paar halbnackte Runden drehen. Würde ich wahrscheinlich sogar sehr sorgfältig machen, war ich doch eher der eifersüchtige Typ Kerl. Wobei eifersüchtig da vermutlich noch die Untertreibung des Jahrhunderts war... war schon gut, dass ich keine Freundin hatte, die das aushalten musste. Bei uns beiden hier war das zum Glück ja sowieso nicht von Bedeutung. "Solang' sie nur gucken..", war also erst einmal Alles, was ich dazu noch sagte, unterstrichen von einem breiten Grinsen und einem leichten Schulterzucken. Wobei sie, wenn sie Aryana mehr als nur anschauen würden, vermutlich sowieso auch von ihr persönlich eine Ohrfeige oder gleich einen Kinnhaken kassieren würden. Vermutlich bräuchte ich da nicht mal einzuschreiten, sondern könnte es mir mit Popcorn auf einem Klappstuhl bequem machen und mich amüsieren. Der Gedanke daran war ja schon verlockend. Mit ihren nächsten Worten entlockte die junge Frau mir dann ein leises Auflachen. Ja, na klar, die kein-Sex-vor-der-Ehe-Geschichte. Also mal ganz davon abgesehen, dass sie nach ihrer College-Phase ganz sicher nicht mehr als Jungfrau zur Army gegangen war, war es auch einfach vollkommen undenkbar, dass sie nicht irgendwann einknicken würde, wenn ich es darauf anlegen würde. Und ja, mein Selbstbewusstein spukte gerne große Töne. Immer. In jeder Lebenssituation. Aber ganz besonders in dieser Hinsicht, weil ich nunmal wusste wie ich auf Frauen wirken konnte, wenn mir der Sinn danach stand. "Eigentlich sind wir nur im 21. Jahrhundert, glaube ich... aber klar, wenn du gerne Zeitreisen machst, dann solltest du vermutlich bis mindestens dahin zurückspulen, wo du noch Jungfrau warst. Dann lass' ich das Argument vielleicht gelten.. aber nur vielleicht.", erwiderte ich noch immer vor mich hin grinsend reichlich sarkastisch. Wahrscheinlich würde ihre Aussage aber nicht mal dann greifen. Ich würde mir wohl lieber selbst die Kugel geben, als jahrelang - man heiratete für gewöhnlich ja nicht nach ein paar Wochen, zumindest nicht aus Liebe - neben einer Frau herleben zu müssen, ohne mit ihr schlafen zu können. Nein, absolutes K.O.-Kriterium, da war ich sehr einfach gestrickt. Eben jene Frau müsste vermutlich die römische Göttin Venus höchstpersönlich sein, damit es die ewige Warterei wert wäre... aber da ich an sowas wie Götter in jeglicher Hinsicht sowieso nicht glaubte, was auch das hinfällig.
Jaaaa, das hab ich mir beim Schreiben auch gedacht, Victor und Faye sind halt echt eines dieser Pärchen, die allen auf die Nerven gehen, weil sie so kitschig sind.. x‘D Allen ausser uns natürlich, lel. xD _________________
Ja, das würde sie zweifellos tun. Wobei sie hoffte, dass es gar nicht erst dazu kommen würde, solange sie die Möglichkeit hatten, insgeheim im gleichen Bett zu schlafen. Sie genoss seine Nähe, nachdem er den Arm um sie gelegt und die Decke raufgezogen hatte. Weil es alles war, was sie wollte... Sich an seine Brust kuscheln und dort einschlafen, jede Nacht aufs Neue. Ein leises "Mhm", war alles, was sie noch auf das Thema mit dem Wasser zu erwidern wusste, gab es dazu doch auch nicht mehr viel zu sagen. Sie wussten beide, dass ihnen mehr als ein Schutzengel beigestanden hatte in dieser Nacht... Dass alles so viel hässlicher hätte ausgehen können. Aber das war es nicht, weshalb sie auch nicht mehr darüber reden mussten - zumindest nicht jetzt. Seine Ansage liess sie wieder breit grinsen, ehe sie kurzerhand ein Küsschen auf seine Brust drückte. "Ich denke, ich werde mich damit abfinden können... Und gleichfalls, Victor Rivera", meinte sie genauso bestimmt. Nein, wenn er sie nochmal loswerden wollte, musste er sich schon sehr bemühen. Denn den ganzen bösen Willen, den es dazu brauchte, die fiesen Worte, die er ihr sagen müsste, die Abweisung... Ehrlich gesagt traute sie ihm nichts davon wirklich zu. Solange sie selber nicht wieder eine sehr grosse Scheisse baute, jedenfalls. Aber das hatte sie, wie schon öfters hochheilig geschworen, bei Gott nicht vor. Seine nächste Frage liess sie sofort hell auflachen. Als ob sie sich jemals schon gewagt hätte, so weit zu denken! Natürlich war sie nicht grundsätzlich gegen das Heiraten, überhaupt nicht, aber es war ganz einfach noch so unendlich fern in der Zukunft, gerade jetzt, wo sie hier nebeneinander auf einem Feldbett im Krieg in Syrien lagen. Während sie sich also erstmal Gedanken zu ihrer Antwort machen musste, blinzelte sie mit amüsiert funkelnden Augen zu ihm hoch. "Das ist eine sehr schwierige Frage...", meinte sie grinsend, streckte sich, um ihm noch einen Kuss auf die Lippen zu drücken. "Ich mag Cooper schon. Aber vielleicht mag ich Rivera auch", hauchte sie dann, legte sich somit noch nicht wirklich fest. "Wie lange hab ich denn noch Zeit, mir das zu überlegen?", stellte sie dann aber die nächste Frage, wobei sie es nun war, die grinsend seine Reaktion beobachtete. Sie hatten noch gar nie übers Heiraten gesprochen. Aber das war ein schönes Thema, weshalb Faye überhaupt nichts dagegen hatte, dies heute nachzuholen.
Achja, gucken darf man, das war in Ordnung. Da war sie persönlich zwar anderer Meinung, aber das war hier wohl wies aussah gerade eher irrelevant. Es war was anderes, ob man am Strand neben gefühlt tausend anderen Frauen im Bikini herumstolzierte oder in einem Militärcamp voller nicht ganz freiwillig enthaltsamer Männer mal eben bis auf die Unterwäsche strippte. Würde sie ganz bestimmt nicht tun, aber das zu erwähnen hielt selbst Aryana für überflüssig. Als er dann aber plötzlich praktisch aus dem Nichts ihre persönliche Reinheit anzweifelte, blickte die Brünette ihn sofort ein Bisschen pseudo-entrüstet an. "Bis dahin, wo du noch Jungfrau warst... was sind das denn für wilde Unterstellungen?? Ich bin basically Maria 2.0 - nur Gott sei Dank ohne Kind“, erklärte sie überzeugt, war sich sicher, ihn mit diesem Argument überzeugt zu haben. Dann fiel ihr aber ein weitaus dramatischerer Punkt ein, den sie nach einem tiefen Seufzen auch anzusprechen wusste. Nachdem sie sich in einer theatralischen Bewegung ein weiteres Mal die Haare hinter die Ohren gestrichen hatte, jedenfalls. "Ich dachte, du liebst mich, Mitch... Dann solltest du auch bereit sein, zu warten. Oder mich zu heiraten. Eigentlich beides", nickte sie überzeugt, ohne ihn dabei aus dem funkelnden Augen zu lassen. "Sag bloss, du hast es dir anders überlegt. Nach allem, was wir zusammen durchgemacht haben", das klang nun wieder weitaus weniger theatralisch und dafür umso mehr getränkt in trockenem Sarkasmus. Sie war ja wirklich schockiert. Kündigte er ihr hier doch einfach seine gefühlt endlose Liebe, nur weil sie nicht mit ihm schlafen wollte. Hatte er zwar so noch nicht erwähnt, aber ihr, zu endlosem Drama veranlagten Gehirn, hatte selbstverständlich längst seine Schlüsse gezogen.
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Jaaaa ganz genau x'D Außerdem brauchen wir ja ausreichend Kontrastmöglichkeiten hier, wenn die anderen beiden sich schon eher nur an die Gurgel gehen x'D ___________
Sehr schön, dann waren wir uns damit ja einig. Nicht, als hätte ich das ohne ihre wörtliche Bestätigung dazu angezweifelt. Ich wusste nur allzu gut, dass wir gegenseitig ziemlich am jeweils Anderen hangen und es würde wohl ein kleines bisschen die Welt untergehen - zumindest eben für uns -, sollte es irgendwann aus mir jetzt noch vollkommen unersichtlichen Gründen doch wieder in die Brüche gehen. Wir würden das aber ganz sicher zu vermeiden wissen. "Sehr gut.", was demnach noch Alles, was ich leicht vor mich hingrinsend darauf erwiderte. Einfach, weil wir halt beide wussten, wie die Dinge waren und sich so schnell sicher Nichts mehr dazwischen drängen konnte und würde. Also brauchte ich das nicht zu erwähnen. Ich war doch ein kleines bisschen erleichtert, dass sie mir nicht den Vogel zeigte, sondern stattdessen zu lachen begann, was mir doch sehr viel lieber war und mich das Grinsen ungeniert beibehalten ließ. Wusste Faye also nicht, hatte sich vermutlich aber bis jetzt auch noch nie Gedanken darüber gemacht. Sie mochte Cooper. Mochte aber auch Rivera. Mir persönlich war es ja ziemlich egal im Grunde genommen. Natürlich wäre es irgendwo schön, wenn ich sie auch nachnamentlich noch an mich binden würde, aber wenn sie das nicht wollte, dann musste sie das auch nicht. Es gab wirklich Schlimmeres, als eine Ehefrau mit Doppelnamen oder nur ihrem eigenen Geburtsnamen. "Das... ist auch eine sehr gute Frage.", antwortete ich ihr dann ein klein wenig nachdenklich, wobei die Mundwinkel kaum absanken. Nach dem unschönen Erlebnis heute war es schlichtweg schön, ein wesentlich angenehmeres Thema zur Ablenkung zu haben. Auch, wenn ich nicht wirklich wusste, was ich darauf jetzt erwidern sollte. "Ein Jahr? Zwei vielleicht? Vielleicht auch noch länger... Kommt darauf an, wie lange wir hier noch festsitzen. Will ungern in der Army heiraten.", antwortete ich vor mich hin grinsend, bevor ich mich auf die Seite drehte, um auch meinen zweiten Arm eng um ihren Körper legen zu können. Sie noch enger an meine Brust zu ziehen, falls das überhaupt möglich war, bevor ich ihr einen weiteren Kuss aufs Haar drückte. "Aber selbst nach der Verlobung hast du ja noch ein bisschen Zeit... also denk in Ruhe drüber nach.", murmelte ich weiter vor mich hin, gewöhnte mich doch zunehmend an den Gedanken, Faye irgendwann einen Ring an den Finger zu stecken.
Wieder musste ich ein wenig lachen. Achso, ja natürlich. Hochgradig gläubig war sie dann auch noch, oder? Würde am liebsten mit einem Priester zusammenleben, der ihr jeden Morgen ein halbstündiges Tischgebet aufsetzte, bevor es ans eigentliche Frühstück ging. Damit sie sich den Rest des Tages über in der sicheren Wiege des Herrn schaukeln konnte, gerade hier im Krieg, wo Alles so sehr von einem Gott gelenkt werden zu schien. Nicht. "Liebe hin oder her, ich brauch Sex. So wie ich dich einschätze, wärst du dann auch noch der Typ Maria, der ungern komplett bekleidet schläft, wenns nicht grade zu kalt dafür ist. So richtig schön provokant.", sinnierte ich unweigerlich weiter vor mich her, obwohl ich davon im Grunde genommen keine Ahnung haben konnte. Wusste auch nicht, ob ich das überhaupt wollte. War wahrscheinlich besser so, wenn ich möglichst wenig Input bekam, was das anging. "Nein danke. Dann sterb' ich lieber an gebrochenem Herzen, als an Testosteronüberschuss.", kommentierte ich das weiterhin grinsend mit einem deutlich sichtbaren Kopfschütteln. Vermutlich war das praktisch gar nicht möglich... wobei man an gebrochenem Herzen - oder eher an dessen Folgen - ja theoretisch gesehen tatsächlich sterben konnte. Aber an zu viel Testosteron? Wohl kaum. Man drehte mental zwar vielleicht irgendwann vollkommen am Rad, aber das war es dann vermutlich auch schon gewesen. Man wurde für sein Umfeld untragbar, aber sonst hatte das wahrscheinlich wenig bis gar keine Folgen. Außer dem vehementen Drang Irgendwen flachzulegen, versteht sich. "Außerdem ist Jungfrauen anlernen so mühselig...", redete ich etwas leiser weiter, wobei das mehr nur mir selbst galt, weil ich dem Gedanken einen Augenblick lang nachhing. Zwar hatte ich das nur einmal gehabt, aber das Weiblein hatte sich verhalten wie ein ziemlich toter Stock. Damit konnte ich Nichts anfangen und es war einfach nur nervig. Da musste schon ein bisschen Feuer her, um mich bei Laune zu halten.
Ja, damit man halt so schön die zwei Welten sieht, dies geben kann. xD _________
Ja, darüber würde sie jetzt erstmal ein paar Stunden lang sinnieren können. Denn grundsätzlich war sie schon dafür, seinen Namen anzunehmen. Aber wenn Aryana irgendwann heiratete - Faye würde drei Kreuze an die Decke malen, aber das war ein anderes Thema - und ebenfalls den Namen ihres Zukünftigen annahm, dann starb ihre Familie auch auf dem Papier langsam aus. Es war jetzt nicht so, als wären sie die Einzigen Coopers in ganz Amerika. Natürlich nicht. Aber von ihrer Familie war bekanntlich nicht mehr viel übrig... Und sie wusste nicht, wie bereit sie zu gegebenem Zeitpunkt sein würde, auch dieses Stück davon abzulegen. Vielleicht also doch ein Doppelnamen. Mal schauen. Als er ihr dann die Zeitspanne bis zur Hochzeit aufführte, nickte sie lächelnd vor sich hin. "Ja... Wäre schon besser, wenn wir dafür zu Hause wären... Und da auch bleiben könnten", sinnierte sie vor sich hin. Auch wenn sie nicht gerne darüber nachdachte, wie lange sie noch hier zu bleiben hatten. War doch erst etwas mehr als ein halbes Jahr [oder so, hab den Überblick mit den Zeitsprüngen verloren xD] vergangen, seit sie überhaupt hierher gekommen waren... Beide. Nur, dass Victor sich möglicherweise für eine kürzere Zeit verpflichtet hatte als sie. Alle, die neu anfingen, hatten das Minimum von Acht Jahren zu unterschreiben. Also auch Faye. Wobei ein Jahr im Training draufgegangen war. Normalerweise folgten darauf etwa zwei Jahre Active Duty, also das, was sie hier taten. Und dann kam noch die Aktive Reserve und zuletzt die Inaktive Reserve, während der sie immer wieder zurückgerufen werden konnte, falls Bedarf bestand. [Jop, Gweny hat mal wieder was gegoogelt am Freitag. xD] Aber darüber dachte sie nicht gerne nach. Sie wollte eigentlich raus, sobald Aryana endlich mitkam... Was hoffentlich bald war, war jetzt nicht so, als würde Faye diesen Krieg geniessen. Und das war jedem klar, der sie anschaute. Faye liess sich gerne noch näher zu ihm hinziehen, legte ihrerseits nun einen Arm um ihn. "Und wie stellst du dir deine - unsere - Hochzeit vor?", fragte sie schliesslich weiter ,um sich wieder von den unliebsamen Gedanken abzulenken und bei dem weitaus schöneren Thema zu bleiben. Heiraten... Ja, das war eine Sache, die sie definitiv lieber tun würde, als kämpfen.
Seine Worte liessen ihr Grinsen gar nicht erst absterben und Aryana rollte dazu nur kurz mit den dunklen Augen. "Nein, natürlich nicht. Ich schlaf immer nackt. Aber das sollte doch kein Problem für dich darstellen", plauderte sie, weiterhin von Sarkasmus geprägt, aus dem Nähkästchen. Was gab es denn bitte Schlimmeres, als Kleidung im Bett? Ausserdem, im Krieg war nacktschlafen doch so eine unglaublich gute Idee..! Besonders in Momenten wie damals, als genau dieses Camp hier plötzlich des nachts niedergebrannt wurde. Hätte sie auch einfach nackt aus dem Zelt stürmen können, ja. "Verstehst du bestimmt, bin ich mir doch so sicher, dass du im Bett nicht mehr Klamotten trägst als auf dem Weg zu den Duschen", fügte Aryana an, wobei sie ihren Blick nun einmal von seinem Kopf zu seinen Füssen und zurück wandern liess. Als er dann aber gleich mit Sterben anfing, verdrehte die Brünette ein weiteres Mal die Augen, schnalzte mit der Zunge. "Dein Ernst jetzt?? Du stirbst an einem Testosteronüberschuss, weil du jetzt noch die paar Wochen bis zu unserer Heirat warten musst, nachdem du jahrelang im Krieg auf dem Trockenen gesessen hast?? Doch, sehr plausibel", meinte sie theatralisch, wobei sie ihre Hochzeit natürlich durchaus absichtlich auf einen Tag in ein paar Wochen angesetzt hatte. Hauptsache nicht zu lange warten, sonst entschied er sich noch um. Oder so. Auf seine Jungfrauen-Geschichte war nun sie dran mit einem Kopfschütteln. "Du musst ja besonders viel Erfahrung damit haben... Vielleicht bin ich ja eine Ausnahme, ein Naturtalent. Sozusagen eine durchaus angenehme Jungfrau", gut, jetzt hatten sie sich dann weit genug auf diesen Zweig rausgewagt, den Aryana normalerweise eher nicht so fröhlich thematisierte. Aber wäre ja schade, wenn er hier ein falsches Bild von ihr hätte. Wirklich belastend, wo sie sich im Allgemeinen so viel aus seiner Meinung machte.
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Da waren wir wohl - wie vorhersehbar - ebenfalls einer Meinung. Zum Einen, weil ein Camp der US Army am Ende der Welt von romantisch weit entfernt war und zum Anderen, weil sie uns wohl kaum für ein paar schnelle Flitterwochen mal eben so zwei Wochen entlassen würden. Außerdem würde meine Mutter mir wahrscheinlich die Hölle heiß machen, wenn ich auf die absurde Idee kam, ohne ihre Anwesenheit zu heiraten. Mein Vater würde das vermutlich lockerer sehen, aber auch meine Schwester wäre wohl nur wenig begeistert. Schon allein deswegen, weil sie Hochzeiten liebte und schon fast regelmäßig von ihrer eigenen schwärmte, obwohl nicht einmal ein potenzieller Ehepartner vorhanden war. Zumindest war das vor meinem erneuten Einzug nicht der Fall gewesen. "Ja, alles Andere wäre... unschön.", stellte ich überflüssigerweise auch noch einmal wörtlich fest. Auf ihre folgende Frage hin schwieg ich erst einmal ein paar Sekunden, weil ich darauf wirklich keine Antwort hatte. Zwar hatte ich mit meiner letzten Freundin durchaus schon übers Heiraten gesprochen, aber meine eigenen Wünsche waren dabei eher irrelevant gewesen, wie mir gerade auffiel. Demnach hatte ich mir selbst noch nie wirklich Gedanken darüber gemacht, was ich auf meiner Hochzeit gerne so hätte. "Ich hab' ehrlich gesagt absolut keine Ahnung... da müsst' ich erst drüber nachdenken.", sprach ich meine Gedanken leicht gemurmelte aus, sah zu der jungen Frau runter. "Aber können wir auf Rosa in der Deko verzichten?", erwähnte ich ein vermutlich nur irrelevantes Detail und fing wieder ein wenig an zu grinsen. Ich könnte auch mit Rosa Tischdekorationen leben, wenn Faye das denn unbedingt so haben wollen würde. Aber mein Favorit war das wohl eher nicht. Warum auch immer das die erste Sache war, die mir zu Alledem einfiel - keine Ahnung.
Musste sie das jetzt wortwörtlich so sagen? Nicht, als hätte ich wirklich etwas Anderes als eine ebenso provokante Antwort erwartet, immerhin redete ich hier immernoch mit Aryana. Aber auch, wenn der Sarkasmus wieder richtig in ihren Worten aufblühte, fing mein Gehirn nur allzu gerne damit an, sich das Ganze für einen kurzen Moment lang bildlich vorzustellen. Natürlich war das Bild in der Hinsicht nur schemenhaft, weil ich wie gesagt eben keine Ahnung davon hatte, was sich unter den Klamotten der jungen Frau verbarg, aber ich schüttelte trotzdem kaum merklich den Kopf, um den Gedanken möglichst zeitnah wieder zu unterbrechen. "Kommt ehrlich gesagt ziemlich stark auf die Temperatur an. Meine Nippel frieren nicht gern.", stellte ich dann tatsächlich ausnahmsweise mal wahrheitsgemäß fest, zuckte erneut mit den tätowierten Schultern, wobei das Grinsen weiterhin Einzug hielt. Meistens schlief ich doch recht unruhig, rollte mich des öfteren von einer Seite zur anderen - oder im Ausnahmefall auch mal vom Bett runter - und da passierte es leicht, dass der Oberkörper unter der Decke hervorrutschte. Das war dann nicht unbedingt angenehm, wenn es Temperaturen um den Nullpunkt hatte. War ja eine ganz andere Geschichte, ob sowieso keine Frau vorhanden war, mit der man theoretisch gesehen schlafen konnte, oder eben doch. Das waren zwei ganz verschiedene Paar Schuhe, aber ich erwartete auch gar nicht, dass Aryana das verstand. Immerhin war sie kein Mann und Frauen unterschieden sich was den Drang zur Paarung anging doch ziemlich drastisch von uns. "Es ist was vollkommen Anderes, ob ein potenzielles Opfer", ja Mitch, nette Umschreibung. "neben dir schläft, oder nicht... aber hey, wenns nur ein, zwei Wochen sind und du hier heiraten willst, sollt' ich jetzt 'nen Ring besorgen gehen. Ein paar Wochen könnt ich's schaffen.", erwiderte ich hochgradig motiviert, als könnte ich es kaum erwarten, das kleine Temperamentsbündel zu meiner Frau werden zu lassen. War wirklich gut, dass wir beide wussten, wie sehr wir das nicht ernst meinten. Danach stahl sich doch wieder ein leichtes Lachen meine Kehle hinauf. "Jaaa Maria, ganz bestimmt. Ich würd's ja fast glauben, aber es ist leichter Beweismangel vorhanden.", meinte ich nur weiterhin sarkastisch, als wir so ziemlich bei den Duschen angekommen waren. Irgendwie waren wir beim Gehen doch zunehmend langsamer geworden, was doch eher untypisch für mich war, hielt ich mich mit Gesprächen, die nicht enge Freunde umfassten, doch für gewöhnlich eher zurück. Aber Aryana war so ziemlich die einzige Frau an diesem gottverlassenen Ort, mit der ich mich öfter als einmal im Monat unterhielt und es war doch eine meistens angenehme Abwechslung.
Das stimmte allerdings. Und hier heiratete man auch nicht. Hier durfte ja - theoretisch - nichtmal jemand wissen, dass sie im gleichen Bett schliefen, also wäre eine Heirat ihr endgültiger Genickbruch. Schlimmstenfalls würde sofort jemand intervenieren und dann mindestens einen von ihnen weitab in ein fernes Camp schicken, damit sie niemals auf die Idee kamen, einander vom Wesentlichen abzulenken. Faye war ja auch niemals mit der Absicht gekommen, sich im Krieg zu verlieben, geschweige denn zu heiraten... Auch wenn Ersteres vielleicht ein Bisschen absehbar gewesen war bei der Brünetten, die doch so ungern allein durchs Leben ging und ihr Herz nur zu leicht verschenkte, wenn sie der naiven Meinung war, dass jemand ebendieses wirklich verdiente. Und bei Victor war das zweifellos der Fall. Er verdiente jedes noch so kleine Bruchstück davon. Offenbar hatte auch er sich zu der Hochzeit selbst noch nicht viele Gedanken gemacht, so wie er erst nachdenken musste, bevor er damit rausrückte, dass er selber keine Ahnung von seinen Wünschen und Vorstellungen hatte. "Ich hab mir noch nie Gedanken über eine Hochzeit gemacht...", lächelte sie leicht in sich hinein, blinzelte amüsiert zu ihm hoch. Sie war zwar mit ihrem letzten - und an dieser Stelle im Übrigen auch Einzigen - Freund ganze fünf Jahre zusammen gewesen, aber an Heirat hatte man doch nie gedacht... Einfach, weil sie viel zu sehr im Moment lebte um über sowas zu sinnieren. Meistens. "Ich werde mir das mit dem Rosa überlegen. Vielleicht geb ich mich auch mit Pink zufrieden", grinste sie ihn weiter an, zuckte fröhlich mit den Augenbrauen. "Willst du in die Kirche oder nicht?", fragte sie dann ein weitaus relevanteres Detail ab, auf dessen Antwort sie doch ein Bisschen gespannt war. War ja nicht mehr so wie früher, wo keine Hochzeit an der Kirche vorbei geführt hatte. Also war es auch gut möglich, dass er ihr hier gleich mit einem Nein entgegenkam.
Zum guten Glück sah die Brünette ein weiteres Mal nicht in seinen Kopf, konnte seine Gedanken also absolut nicht erraten und damit vermeiden, dass sie mal wieder zur überforderten Tomate wurde und das Weite suchte. Stattdessen war sie nun mit dem Kopfkino an der Reihe und kam nicht umhin, sich den jungen Mann mit gefrorenen Nippel irgendwo neben seinem Bett, mitten in der Nacht vorzustellen. Allein die Vorstellung liess sie weiter Grinsen, wobei ihre Stirn in leicht irritierten Falten lag. "Soso. Na dann... sind wir froh, kann die Army mit solch vorzüglichen Decken glänzen", nickte sie bestimmt, zeigte ihm mit einem motivierten Daumen hoch wie überglücklich sie mit der ganzen Zeltausstattung hier halt eben war. Nichts, woran man sich nicht gewöhnte natürlich. Aber es gab doch sehr viel bequemere Bette, als die der Army... Fast alle, eigentlich. Und ihr Bett unterschied sich nunmal auch kein Bisschen von jedem anderen hier, also wusste sie ganz genau, worauf Mitch jede Nacht schlief. Zumindest, falls er die Nacht im Bett verbrachte - was sie einfach mal so anzunehmen wagte. Dann stiess sie wenig begeistert Luft aus. "Sag bloss, du hast noch keine Ringe, Mitch... Wie stellst du dir das vor, in zwei Wochen? Sowas kannst du nicht einfach aufm Markt in der nächsten Stadt besorgen, du weisst doch, dass ich nen fetten Diamanten will", meinte sie dann, lenkte damit gekonnt von der ganzen Bettgeschichte ab. Zumindest für den einen Moment, bevor er wieder auf Maria zu sprechen kam, sie umgehend wieder grinsen liess. "Du bekommst deine Beweise ja früh genug", verdrehte sie die Augen, wobei ihr in der Hälfte der Umdrehung auffiel, was sie gerade gesagt hatte, sie stutzte und tatsächlich wieder die Tomaten auf ihren Wangen durchschimmerten. "Nach der Heirat... mein ich", fügte Aryana minimal unbeholfen an, ehe sie in Richtung der Duschen zeigte. "Und ich denke, ich sollte jetzt duschen gehen", ja, gute Idee, bevor ihr müdes, ausgelaugtes und nicht mehr so ganz klar denkendes Gehirn ihm noch mehr dumme Angebote machte oder auf noch wildere Ideen kam.
This is your life, it's do or die, the sun may never rise again, so be the light the vision. This is your life, it's slipping by, you try to run but fall again, you get back up that's living.