Sie hatte die Decke tatsächlich noch etwas höher gezogen, um ihren ganzen Körper darunter zu verstecken. Kalt war ihr zwar in dem Moment noch nicht wirklich - sie trug ja auch mehr Kleidung als sonst zum Schlafen - aber es war ganz einfach bequemer, fühlte sich besser an. Auch wenn ihr Kopf keine Ruhe gab, sie wie immer mit tausend Gedanken strafte, schlief sie nicht viel später einfach ein. Ihr Körper hatte trotz den zwei Nickerchen, die sie schon hinter sich hatte, einfach keine Energie mehr für eine weitere schlaflose Nacht. Und so fiel sie in einen unruhigen Schlaf, voll mit hässlichen Bilder, in denen immer wieder die Leiche des Lieutenants auftauchte. Und Schlangen. Und Warrens nackte Erscheinung, die ihr sagte, dass sie das alles verdient hatte, während er ihr die Kleider vom Leib riss. Ausser der Schlange und der Leiche waren das keine neuen Träume, aber sie fühlten sich noch immer genauso grausam an wie am ersten Tag. Als Victor schliesslich ging, wars für sie mit Schlafen auch erstmal gewesen. Zu viele Gedanken prasselten sofort wieder erbarmungslos auf sie hinab, egal wie sehr sie die Decke hochzog und die Augen zudrückte. Ausserdem tat ihr Arm weh. So richtig. Und er wollte selbst dann nicht wieder aufhören, als sie das Schmerzmittel geschluckt hatte. So lag sie einfach wach, bis es Zeit wurde, zu gehen.
Acht Wochen waren eine lange Zeit, wenn ein einzelner Tag so viel verändern konnte. Drei Tage nachdem sie in das fünf Stunden entfernte Krankenhaus, welches für solche Operationen oft genutzt wurde, gefahren war, hatte die OP dann stattgefunden. Dabei schien alles gut gegangen zu sein. Und doch lag der Fokus der jungen Brünetten so viel weniger auf ihrem Arm, als auf allem anderen. Sie hatte ja auch übertrieben viel Zeit um nachzudenken, da sie den Arm vorerst vollkommen schonen sollte und ihr deswegen niemand auch nur die leichteste Aufgabe erteilen wollte. Sie lag einfach in dem Bett - das minimal bequemer war als ihr gewohntes Feldbett - in einem hässlich weissen Krankenzimmer und starrte vor sich hin. Stundenlang. Tagelang. Manchmal schrieb sie. Manchmal las sie. Meistens tat sie nichts. Ihr Herz schien dabei nicht halb so gut heilen zu wollen, wie ihr Arm... Jeder Gedanke an Victor tat weh und immer wieder wischte sie sich die Tränen aus den Augenwinkeln. Sie hatte wieder ein Messer gefunden. Und es beruhigte sie, die Klinge in ihrer Hand zu wiegen, mit der stumpfen Seite über ihre Haut zu streichen. Aber sie malte keine Muster mehr. Sie hatte es ihm zwar nicht versprochen, aber sie konnte ihn trotzdem nicht nochmal betrügen, wollte Victor so gerne beweisen, dass sie bereit war, sich für ihn zu ändern. So verblassten auch die Striche auf ihrem Arm wie die Narbe über ihrem Ellbogen. Niemals vollständig, aber das war okay. Nach einer Woche war sie aus dem Krankenhaus ausquartiert worden, in ein Haus dieser Stadt, wo Leichtverletzte wie sie hin versorgt wurden, um während der ganzen Rehazeit zu wohnen, bevor sie zurück in ihre Camps geschickt wurden. Dort lernte sie Millie und Kim kennen. Millie hatte sich ein Band gerissen - am Fuss, was Faye doch als bedeutend beschissener empfand, als ihre Bizepssehne. Kim war schon drei Wochen hier und erholte sich von einem Oberschenkelbruch, den er sich bei einer Explosion zugezogen hatte, als ein halber Felsen auf sein Bein gekippt war. So klang es jedenfalls in Fayes Ohren. Millie und Kim leisteten ihr während der nächsten Wochen sehr oft Gesellschaft, da auch sie zu viel Zeit hatten und wenig machen konnten. Und Faye war sehr dankbar um die Gesellschaft, auch wenn sie - was atypisch für sie war - nicht mit ihnen über das redete, was ihr wirklich auf die Seele drückte. Sie konnte nicht von Victor erzählen, ohne das ganze Drama auszupacken. Und das wiederum konnte sie schlicht nicht machen, weil sie davon gar niemandem auch nur ein Wort erzählen wollte. Weil sie nicht wollte, dass noch jemand sie als das sah, was sie wirklich war. Wenn sie nicht bei ihren beiden neuen Kollegen war, verschwand die Brünette meistens alleine auf der Dachterrasse des Hauses, setzte sich in eine Ecke und kritzelte weitere Zeilen in ihr Tagebuch. Sie schrieb ganze Briefe an Victor auf diese Seiten. Viele Briefe... Voller Entschuldigungen, voller Erklärungen, voller flehentlicher Bitten, dass er sie nicht einfach aufgab. Denn das war ihre grösste Angst. Dass er merkte, wie viel einfacher alles ohne sie war. Dass er merkte, dass er die Probleme, die sie mit sich herumschleifte, einfach nicht auch noch brauchte - zusätzlich zu all dem, was er eh schon zu tragen hatte. Dann schrieb sie Briefe an Aryana. An Julian. An ihre Eltern. Sie schrieb sogar Briefe an Gott. Und Briefe an Warren. Und als sie für all diese keine weiteren Worte mehr fand, schrieb sie Briefe an sich selber. Denn sie wusste, dass wenn Victor ihr vergeben hatte, wenn Aryana ihr vergeben hatte, sie es selber auch tun musste. Weil sie sonst nie die endlosen Abwärtsspiralen ihrer Gedanken brechen würde. Weil sie ihre Sünden sonst nie ruhen lassen konnte. Weil sie sonst nie neu anfangen konnte. Und weil sie sonst alles, was die Zukunft an Ungerechtigkeiten für sie bereithielt, als Strafe für ihre Vergehen sehen würde. Nach sieben Wochen glaubte sie, es langsam geschafft zu haben. Sie weinte nicht mehr, sie ass wieder und ihre Haut hatte dank der Sonne und ihrer wachsenden Gesundheit langsam ihre kränkelige Farbe abgelegt. Dafür wurde sie von Tag zu Tag nervöser, konnte die obligatorischen Lebenszeichen, die ihre Schwester ihr allabendlich sandte, jeweils kaum mehr abwarten. Es ging beiden gut - Aryana und Victor. Anscheinend hatte er sich allmählich erholt und Faye zwang sich, das als gutes Zeichen zu sehen und nicht schon wieder die Negativität Überhand nehmen zu lassen. Als der Tag gekommen war, an dem sie schliesslich zurück fuhr, hatte sie Millie lange in den Armen gelegen. Kim war schon vor einer Woche wieder abgereist, aber die Blondine blieb noch Vierzehn Tage hier zurück. Sie wünschte ihr alles Gute und nach tausend Lebewohls stieg Faye schliesslich ins Auto, das sie zurück zu Aryana bringen würde. Zurück zu Victor. Würde sie einen Pulsmesser tragen, hätte der längst Alarm geschlagen, so rasch wie das Herz der jungen Brünetten die ganze Zeit über gegen ihren Brustkorb hämmerte... Die Fahrt verlief fast vollkommen schweigend, während sie ihre Unterlippe zwischen ihre Zähne klemmte und an ihren Fingernägel herumkratzte. Und dann waren sie da und Faye brauchte so langsam eine Anleitung zum Atmen. Sie sah Victor schon bevor der Fahrer den Wagen zum Halten brachte. Wie sollte sie ihn auch übersehen, wenn alles war, was ihre Augen gesucht hatten? Wenn er so alleine unter der Flagge sass und... wartete. Auf... auf sie? Fuck, atmen. Atmen sollte sie! Faye stiess die Tür auf, kaum hatte der Fahrer - sie hatte sich nicht mal seinen Namen merken können - die Bremse durchgedrückt. Sie stieg aus dem Wagen und starrte zu Victor. Unfähig, zu ihm zu gehen, aber noch viel unfähiger, ihn nicht anzuschauen. Hatte er sie vermisst..? So, wie sie ihn vermisst hatte? So, dass sein Herz wehgetan hatte und sein Kopf den penetranten Gedanken nicht mehr hatte verdrängen können? Sie hatte sich solche Sorgen gemacht, sie hatte solche Angst gehabt - und jetzt sass er da. Und er sah genauso gesund und strahlend aus, wie Aryana es versprochen hatte. Fayes weiche Knie trugen sie stolpernd in seine Richtung. Weil es die Einzige Richtung war, in die sie seit Wochen gehen wollte.
Jaja, sollte er eine solche Herausforderung ruhig annehmen, sie wussten ja beide, dass es nie dazu kommen würde. Und das war gut so. Denn betrinken war gefährlich, war es doch genauso gut möglich, dass sie ihm nicht ihre Liebe gestand, sondern ihn dramatisch anschrie um anschliessend in einem Heulkrampf zu kollabieren. Nicht in diesem Moment, jetzt hatte sie ja keinen Grund, rumzuheulen, nach diesem so erfolgreichen Tag. Aber es gab genügend andere Momente an anderen Tagen, die nicht so rosig für sie liefen und an denen Alkohol doch eine noch viel schlechte Idee sein dürfte. "Ich wünsch dir jedenfalls von Herzen viel Glück", grinste sie zurück, schob sich ein paar Strähnen aus dem Gesicht und lehnte sich entspannt wieder zurück. Sie schaute ihn gespielt entrüstet an, als er ihr die Sache mit ihrem wundervoll einfachen Charakter nicht gleich abkaufen wollte. Absolut unverständlich natürlich, denn wie gesagt war sie natürlich absolut der Meinung, damit die Wahrheit gesprochen zu haben. Es gab keine einfachere Freundin als sie. Ironie aus. "Immerhin werde ich nie den Anspruch stellen, jeden Tag Blumen geschenkt zu bekommen und Rosenblätter aufs Bett gestreut zu haben. Mich muss man auch nicht zwei Mal die Woche ausführen und ich geh nicht gern shoppen. Ich weiss nicht, worüber du dich also noch streiten willst", erläuterte sie ihm all die Vorteile ihrer Person, als müsste sie sich für ihn irgendwie besonders wertvoll darstellen. Als wäre dass hier ein Wettkampf. Als wären sie auf einem Einzeldate beim Bachelor. Ok, die Vorstellung liess sie unvermittelt noch breiter grinsen, weil sie schon wieder so verdammt abwegig war. "Hey!", hätte sie noch ne Coladose, würde diese nun zweifellos ein zweites Mal in seine Richtung fliegen. Aber da hier oben relativ wenig Gegenstände standen, mit denen sie ihn hätte abschiessen können, blieb es bei dem nicht so glücklichen Ausruf ihrerseits. Frauen mit Dachschaden... Bitte! "Vielleicht hab ich ja auch einfach einen besonderen Hang zu Männern, die meine Persönlichkeit nicht wertschätzen", meinte sie schnippisch, reckte dabei das Kinn in die Luft, als würde sie damit zwanzig Zentimeter wachsen.
This is your life, it's do or die, the sun may never rise again, so be the light the vision. This is your life, it's slipping by, you try to run but fall again, you get back up that's living.
Schon bevor das Fahrzeug die Tore letztendlich - nach gefühlten Stunden - durchquerte, hatte ich die Motorengeräusche gehört und den Kopf angehoben, um zu sehen, ob jetzt endlich die Erlösung kam. Ich stoppte unbewusst mit dem Wippen meines Beins, wodurch auch das Dog Tag, das jeder Soldat von der Army bekam, aufhörte an der Kette zu klimpern. Mit für mich ungewöhnlich stechendem Blick visierte ich den Wagen an, um zu erkennen, ob es der richtige war. Nicht nur irgendein Trupp, der von seiner morgendlichen Routine-Route zurückkam. Die getönten Scheiben ließen es nicht zu, dass ich erkennen konnte, wer sich in dem Wagen verbarg, bevor ich Jemanden aussteigen sah. Die zierliche Brünette, auf die ich endlose Wochen hatte warten müssen. Die mit fast schon schlotternden Knien langsam einen Weg in meine Richtung suchte, während ich aufstand und noch dabei anfing, sie unter die Lupe zu nehmen. Sie sah weit besser aus, als ich es mir erhofft hatte, als ich sie vor ihrem Aufbruch ins Krankenhaus in Erinnerung hatte. Faye war nicht mehr so blass wie an dem Tag der Stichverletzung, wirkte trotz ihrem unsicheren Gang, der in einer solchen Situation wohl nur allzu typisch für sie war, deutlich fitter und gesünder. Schien die Misere zumindest ein Stück weit hinter sich gelassen zu haben und auch schon von Weitem konnte ich die gut verheilte Narbe an ihrem Oberarm erkennen, wo vorher die unschöne, provisorische Naht von Harshall gewesen war. Meine Schritte waren weit weniger beklemmt als die ihren, viel mehr sehr zügig und zielstrebig während ich sie ansah, bis ich letztlich zu ihr aufgeschlossen hatte und sie ohne überhaupt vorher ein Wort zu verlieren, in meine Arme zog. Eine Hand in ihrem Nacken unter ihrem leicht gelockten Haar, bettete ihren Kopf an meine Brust, der andere Arm schlang sich um ihre Taille und drückte ihren zierlichen Körper an meinen, als ich endlich wieder ihren süßlichen Duft in meine Nase steigen lassen konnte. Sie einfach nur spüren und festhalten konnte. So bald ließ ich Faye auch erstmal nicht mehr los, hielt sie einfach weiter eng bei mir und flüsterte ihr nach über einer Minute die tonlosen Worte "Ich lass' dich nie wieder so lange weggehen..", ans Ohr. Natürlich wusste ich eigentlich, wie wenig Einfluss ich in einem Kriegsgebiet wie diesem darauf hatte, aber in meiner eigenen kleinen, gerade fast perfekt scheinenden Welt, da war das so. Erst nach wohl über drei Minuten löste ich mich langsam ein wenig von der jungen Frau, löste auch meine Hand aus ihrem Nacken und legte sie ihr stattdessen mit einem sanften Streichen an die Wange. "Wie gehts dir?", schob ich Faye die Frage zu, die mir in den letzten Tagen und Wochen am meisten auf der Seele gebrannt hatte. Nicht einmal mit ihr reden zu können war wirklich hart gewesen. Aber tatsächlich war es sogar noch schlimmer, sie hier nicht einfach küssen zu können. Ich hatte Ragan einige Male zwischen dem Schießstand und seinem Büro hin und her gehen sehen während er irgendwelche Notizen auf einem Klemmbrett festhielt, besagte Route führte unschön nah an unserem jetzigen Standpunkt vorbei. Mein Blick lag eine lange Zeit einfach nur bemüht in ihren Augen, wollte zum einen daraus lesen, sich zum anderen aber einfach auch nur auf etwas Anderes als ihre Lippen fixieren, denen ich mich hier nicht einfach so hingeben konnte. Als meine Augen aber doch einmal nach unten abrutschten, während ich ihrer Antwort lauschte, griff ich kurz darauf nach der gepackten Tasche in ihrer Hand, nahm sie ihr ab und löste mich noch weiter von ihr, damit wir ein Stück gehen konnten. Ein Stück so weit, dass wir in eindeutiger Deckung waren und ich ihr zeigen konnte, wie sehr ich sie wirklich vermisst hatte. Dass diese lange, innige Umarmung bei Weitem nicht Alles war, was ich mir für sie hatte aufheben müssen, während ihr Arm seinen Heilungsprozess durchlaufen hatte.
Glück... ja, das würde vermutlich selbst ich in diesem Fall brauchen. Es war nicht so, als könnte ich nicht auch mit Worten umgehen, wenn ich es wirklich wollte... wenn ich einen Nutzen davon hatte, es mich an ein angestrebtes Ziel brachte. Aber ich tat es halt nicht gern, behielt die Zunge lieber so locker, wie sie es immer war. Es wäre vermutlich sowohl nüchtern, als auch betrunken eine ziemliche Herausforderung für mich, der Brünetten irgendwie schöne Augen zu machen. Dafür kannten wir uns vermutlich schon zu gut und wussten einfach bestens, wie sehr wir beide nicht füreinander geschaffen waren. Großes Ego und Selbstbewusstsein meinerseits hin oder her, ich müsste mich vermutlich ziemlich verstellen, um Irgendwas bei ihr zu bewirken und das war so eines der Dinge, die ich absolut nicht gerne tat. Allerdings nannte die junge Frau mir dann aber einige Punkte an sich selbst, die mir tatsächlich auch positiv erschienen, weil sie so herrlich wenig anstrengend klangen. Kein Shoppingwahn, kein gefühltes Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom, wegen dem sie alle fünf Minuten Komplimente oder anderweitige Bestätigung brauchte, um sich in der Beziehung wohl zu fühlen... das klang jetzt doch fast wirklich wie Etwas, mit dem ich mich hätte arrangieren können, wenn es irgendwie relevant für mich wäre. "Okay, das gibt ein, zwei Punkte für dich... das klingt fast so, als könnte ich damit leben.", ja, aber auch nur fast und in irgendeinem anderen Universum, nicht in diesem. Vermutlich würden wir uns nur früher oder später gegenseitig die Köpfe einschlagen, würden wir es ernsthaft in Erwägung ziehen eine Beziehung miteinander zu führen. Nein danke, brauchte ich jetzt nicht unbedingt, wo es hier doch schon genug andere Idioten gab, die mich bei der ersten Gelegenheit über den Haufen schießen würden, gäbe ich ihnen die Möglichkeit dazu. "Ey, das hab ich so nie gesagt.", stellte ich erstmal weiterhin breit grinsend mit erhobenem Zeigefinger klar, dass ich nie wortwörtlich gesagt hatte, dass ich ihre Persönlichkeit nicht mochte oder wertschätzte. Aryana konnte zwar furchtbar anstrengend sein, aber dahinter verbargen sich trotzdem ein paar Charakterzüge, die ich nicht verkehrt fand. "Ich meine... wohl Niemand sonst hier hätte den Arsch in der Hose, den eigenen Lieutenant zu killen. Das... braucht schon was.", spielte ich säuselnd, fast ein wenig verträumt auf unsere heutige Tat an, wenn auch nicht allzu laut. War einfach komisch, so offen über den bisher so strikt unter Verschluss gehaltenen Mord zu reden, den wir heute begangen hatten.
Er kam auf sie zu, liess sie hier nicht in ihrer Unsicherheit herumstolpern, sondern stand plötzlich vor ihr. Keine Worte dieser Welt hätten auch nur annähernd beschreiben können, was in der jungen Brünetten hier gerade vorging. All die Panik, die Ungewissheit, Sorge und Angst davor, dass er sie abweisen würde, nicht mehr wollte, fielen einfach von ihr ab und liessen sie federleicht zurück. Sie fühlte sich, als könnte sie fliegen, ohne die tausend Tonnen auf ihrem Herzen, ihrer Seele. Er hatte gewartet. Auf sie. Er kam auf sie zu. Und er schloss sie ohne ein einziges Zögern in seine starken Arme, die sie mit jeder Faser ihres Körpers so unendlich vermisst hatte. Ein ersticktes Keuchen kroch über ihre Lippen, als sie die Arme um ihn schlang und ihn an sich drückte, zu sich zog. So eng, wie irgendwie möglich. Jetzt, wo ihr Arm sie nicht mehr daran hinderte, wo er sie nicht mehr wegstossen wollte. Zumindest nicht hier, nicht jetzt. Seine Worte fanden nicht nur den Weg an ihr Ohr, sondern direkt in ihr Herz und Faye musste sich tatsächlich zusammenreissen, um nicht direkt wieder zu heulen. Niemals hätte sie sich dieses Wiedersehen so vorgestellt. Auch wenn es genau das war, was sie sich in ihren kühnsten Träumen gewünscht hatte. Es schien nur so unerreichbar gewesen zu sein, nach dem Abschied, der hinter ihnen lag, der eigentlich purer Schmerz und Unsicherheit geschrien hatte. Sie war vollkommen unfähig, überhaupt was auf diese Worte zu erwidern, liess nur zu, dass die Erleichterung, Freude und Liebe ihr ganzes Herz einnahmen, sie strahlen liessen wie die Sonne persönlich. Sie lehnte sich etwas zurück, als er die Hand aus ihrem Nacken hob, blickte zu ihm auf und betrachtete stumm sein Gesicht. Seine Augen. Denn egal wie sehr sie suchte, der Ekel schien verschwunden. Die endlose Verletzung. Die pure Enttäuschung. Vielleicht nicht vollkommen, nicht für ewig - aber ganz sicher für jetzt. "M-mir gehts... am besten", antwortete sie, bevor sie wirklich wusste, was sie sagen wollte, betrachtete ihn dabei vollkommen selig. "Und dir?", wollte Faye dann ebenfalls wissen, während ihre Hand über seine Wange in seinen Nacken und zurück strich, all die Haut spürte, die ihre Finger kribbeln und ihr Herz springen liess. Man könnte meinen, sie wisse langsam, wie es sich anfühlte, einen Menschen zu vermissen. Dass sie sich irgendwann daran gewöhnt hatte. Aber so einfach war das nicht, denn noch nie hatte sie jemanden auf die gleiche Art vermisst wie Victor. Waren es doch bisher immer ihre Geschwister gewesen, die sie zu lange nicht gesehen hatte. Und das war eine ganz andere Geschichte... Faye löste sich von ihm, liess ihn bereitwillig ihre Tasche schultern, bevor sie ihren Blick noch kurz umherschweifen liess. Aber Aryana war nicht hier, was sie keineswegs erstaunte. Denn ihre Schwester musste gewusst haben, dass Victor hier wartete. Und es lag ihr fern, sich in irgendeiner Weise in diesen Moment einmischen zu wollen, weshalb dieses Wiedersehen wohl erstmal ein kleines Bisschen nach hinten verschoben wurde. Die Brünette ging mit nun weitaus festerem, zielstrebigeren Schritt neben Victor her, bemühte sich, ihren Blick nicht die ganze Zeit an seinem Gesicht kleben zu lassen, bis sie das Zelt erreicht hatten. Es war genauso leer, wie sie es zurückgelassen hatte - falls also jemand hier gewohnt hatte in der Zwischenzeit, war dieser Mensch schon wieder weg. Und kaum fanden sie sich hinter den dünnen Zeltwänden wieder, galten ihre Augen nichts anderem mehr als ihm, den sie Acht ewige Wochen hatte berühren wollen, küssen wollen, hatte sehen und hören wollen. Sekunden später stand sie wieder direkt vor ihm. Legte ihre Hände in seinen Nacken und zog ihn vorsichtig runter, während sie tief in seine Seele blickte, um zu wissen, was er dachte. Um ihm zu zeigen, wie sehr sie sich nach ihm gesehnt hatte. Wie sehr sie sich wünschte, dass das gegenseitige Wegschieben endlich ein Ende fand, weil sie es länger schlicht nicht nehr aushielt.
Damit war sie tatsächlich mehr als zufrieden. Weil es für sie eben extrem relevant war, ob er im Ernstfall mit ihr klar käme oder nicht. „Na siehst du. So schrecklich wie du dir das ausmalst, bin ich bei Weitem nicht“, meinte sie triumphierend. Wobei ein vergnügtes Grinsen ihr Gesicht schmückte und sie doch einverstanden war mit dem Ergebnis seiner Evaluation ihrer insgesamten Beziehungsfähigkeit. Oder so. Das sie nur umso mehr miteinander streiten würden, je mehr Zeit sie in einer Beziehung zwingend miteinander verbringen würden, liess sie jetzt mal aussen vor. Wollte die schöne Blase, die sie hier schufen, ja nicht schon wieder platzen lassen - sowas passierte bald genug von selbst. Vielleicht schon Morgen, je nach dem, was der Tag brachte. Als er weiter redete, wurde das Grinsen langsam zu einem versonnenen Lächeln und sie lehnte sich mit einem Seufzen zurück an die Brüstung. Ja, das, was sie heute gemeinsam durchgezogen hatten, würden wohl wenige Menschen wirklich tun. Die Giftspritze war auch nochmal eine etwas andere Sache als ein anonymer Schuss aus sicherer Entfernung gewesen. Hässlicher, persönlicher, sadistischer. Grausamer. Aber auch mit so viel mehr Genugtuung verbunden. Er hatte das Leiden verdient. Und sie hätte sich nicht entgehen lassen wollen, wie er langsam an dem Gift verreckte. „Das… mag stimmen. Darum bin ich sehr froh, dass du mir geholfen hast. Weil ich sonst wohl niemanden hätte fragen können. Ich meine… Ich kannte zwar keinen, der das alte Arschloch wirklich gemocht hat… aber zwischen nicht mögen und töten wollen, liegen nunmal Welten“, erwiderte sie, zuckte mit den Schultern. Ja, mag sein, dass die Idee von ihr gekommen war. Aber alleine wäre das zumindest sehr sehr schwierig, wenn nicht fast unmöglich geworden. Nicht so perfekt, nicht so ganz ohne Spuren. Und ein anderer Helfer hätte sie höchstens verraten. Vielleicht hätte sie Victor fragen können, der musste den Fettsack auch gehasst haben. Aber das hätte sie nie getan, denn Victor war vom Typ her trotzdem noch lange kein Mörder. Nicht so skrupellos, besass nicht dieses Denken, das ihnen hier zum Erfolg verholfen hatte. Und im besten Fall hätte er noch Faye was davon erzählt und das wäre dann wirklich nicht im Sinne der Brünetten gestanden. Also nein - sie hatte keine Optionen gehabt, ausser Mitch. Aber sie würde ihn in dieser Hinsicht gegen niemanden sonst tauschen wollen.
This is your life, it's do or die, the sun may never rise again, so be the light the vision. This is your life, it's slipping by, you try to run but fall again, you get back up that's living.
Das war Alles, was ich heute unbedingt von ihr hatte hören müssen. Dass es Faye gut ging, dass ihr Nichts fehlte, dass der Arm augenscheinlich gut verheilt war und, dass sie es nicht anders überlegt hatte. Denn auch, wenn ich es für sehr unwahrscheinlich gehalten hatte, so war doch die Möglichkeit bestehen geblieben, dass sie unsere Beziehung von sich aus beenden würde, weil es ihr schlicht Alles zu viel wurde, weil sie einfach nicht mehr konnte. Auch, wenn sie eigentlich hauptsächlich selbst dafür verantwortlich war, aber man wusste halt nie. Umso glücklicher war ich darüber, dass es eben nicht der Fall war und die junge Frau mehr als froh drüber zu sein schien, mich wiederzusehen. Ich ihr Herz während der Umarmung förmlich gegen meine eigene Brust hatte schlagen hören. Mit meiner Antwort auf die Gegenfrage ließ ich Faye kurz warten, weil ich doch sehr beschäftigt damit war, sie einfach nur anzusehen und so traf mein Blick auch während unserem Gang zu ihrem Zelt, in dem ich schon viel zu lange nicht mehr gewesen war, immer wieder auf den ihren. Die Tasche, die ich trug, merkte ich dabei kaum. Nicht nur weil sie einfach nicht schwer für mich war, nicht viel drin war, sondern ganz simpel deshalb, weil mein gesamter Körper sich gerade auf etwas ganz Anderes fixierte. Jemand Anderes. Ich hätte nur zu gern während unserer Schritte meine Finger mit den ihren verschlungen, um sie einfach nur auf irgendeine Art und Weise zu berühren. Aber obwohl inzwischen fast Jeder mitbekommen haben dürfte, dass zwischen Faye und mir Etwas lief, war es eben doch immernoch verboten, schon die sehr innige Umarmung fast zu viel für die Öffentlichkeit gewesen. Die hätte man bei zu neugierigen Blicken und Fragen aber einfach abtun können, beim Händchenhalten wurde das dann doch schon deutlich schwieriger, konnte man das kaum mit einer freundschaftlichen Geste gleichsetzen. "Mir geht's auch gut, ja..", ließ ich sie lächelnd, fast schon wie eine Christbaumkugel vor mich hin strahlend wissen, als wir die letzten Schritte zurücklegten und ich letztlich die Tasche mit ihrem wenigen Hab und Gut auf den Boden im Inneren des Zelts sinken lassen konnte. Nur allzu gern ließ ich mich postwendend von der jungen Frau zu sich hin ziehen, als wir allein waren und uns Niemand mehr im Blickfeld haben konnte. Legte meine rechte Hand hauptsächlich an ihren empfindlichen Hals, während nur der Daumen vorsichtig die Kontur ihres Kiefers entlang strich und die linke Hand sich mit zwei Fingern in die ungenutzte Gürtelschlaufe hakte,die Brünette so daran hinderte, sich auch nur einen Zentimeter zu viel wieder von mir zu entfernen. Noch ellenlange vier Sekunden waren es, die ich ihr in die blaugrünen Augen sah, bevor ich das letzte bisschen Abstand zwischen uns hinter mir ließ, mich zu ihr nach vorne beugte und meine Lippen zum ersten Mal nach einer Ewigkeit wieder mit ihren verschloss. Es war gar nicht in Worte zu fassen, wie schön es sich anfühlte, dass sie nicht mehr nach Betrug oder Verrat schmeckte. Dass ich es endlich wieder genießen konnte, ihr so nahe zu sein. Ihre samtweichen, vollen Lippen wieder so wahrnehmen konnte, wie sie vor dem ganzen Drama für mich gewesen waren - ausnahmslos perfekt. Das ließ ich Faye wohl auch sehr deutlich spüren, war doch nicht mehr auch nur ein Funke von Zurückhaltung in dem Kuss zu spüren. Viel mehr war er intensiv und voller Leidenschaft, ließ ich doch Alles, was sich an Gefühlen bei mir angestaut hatte, einfach an die Oberfläche kommen. Erstmal zog ich den Kuss auch noch eine ganze Weile in die Länge, hatte ich schlicht so gar nicht im Sinn, mich wieder von ihr zu distanzieren. Es dauerte also ein, zwei Minuten, bis mir der Atem ein wenig knapper wurde und ich deswegen eine kurze Pause einlegte, meine Lippen von denen der zierlichen Frau vor mir löste, ohne mich aber weit von ihr zu entfernen. Blieb ihrem Gesicht mit dem meinen sehr nahe, ließ nur so viel Platz zwischen uns, dass ich in die Augen sehen konnte, deren Blick ich so vermisst hatte. "Ich.. liebe dich, Faye.", kamen mir dann vollkommen aus dem Nichts, absolut ungeplant ein paar wenige Worte über die Lippen, über die ich nicht einmal nachgedacht hatte. Von denen ich mir nicht vorgenommen hatte, sie ihr zu sagen. Aber auch, wenn wir vielleicht noch nicht wieder ganz heil waren, war es einfach das, was ich fühlte. Wieso sollte ich es gerade ihr gegenüber also für mich behalten? Faye sollte ruhig wissen, dass ich mir inzwischen restlos sicher damit war, dass ich trotz Alledem eine Zukunft mit ihr haben und sie nie wieder derartig vermissen müssen wollte, wie in den letzten Wochen.
Naja. Doch, schon. Also ich hielt Aryana nicht für durchweg bescheuert, sie hatte schon auch ihre guten Seiten, aber das reichte bei uns beiden wohl nicht für eine angenehme Beziehung aus. Das bewies mir die junge Frau ja an so vielen anderen Tagen gekonnt. Dass wir nicht harmonierten, obwohl wir uns in einigen Hinsichten tatsächlich ähnlich waren, wie ich zunehmend feststellte. Allerdings meistens eher nur in Anbetracht von negativen Dingen, die, wenn sie auf beiden Seiten vorhanden waren, eher zum Kollidieren als zum Kooperieren gezwungen waren. Das war fast als würde man Benzin ausschütten und ein brennendes Streichholz darauf fallen lassen - es fing unweigerlich an zu brennen, ganz gleich ob man das nun wollte oder nicht. Wie sehr man es auch zu vermeiden versuchte, das Feuer würde brennen und das lichterloh. Aber das brauchte ich der Brünetten nicht zu erzählen, wusste sie das selbst wohl mit am besten. "Naja... nicht immer vielleicht, ja.", ließ ich es mir dann doch nicht nehmen, meine Gedanken in milder Form auszusprechen. Aber das würde sie mir wohl kaum übel nehmen, immerhin wusste sie ja, wie die Dinge standen. Ich war halt eben eher kein Charmeur, um Komplimente zu kriegen, müsste sie sich schon arg ins Zeug legen oder aus welchem Grund auch immer in mein Visier rücken, was unwahrscheinlich war. Ihre folgenden Worte tat ich zuallererst mit einem zustimmenden Nicken ab. Vielleicht hätte es hier schon noch ein oder zwei andere Typen gegeben, die eingewilligt und ihr geholfen hätte. Aber mir würde kein Einziger einfallen, der Warren genug hasste und Aryana genug mochte, um sie nicht lieber zu verpfeifen und den Ruhm dafür einzuheimsen. Denn so abstoßend wie der alte Lieutenant auch gewesen war - er war ein Mann. Zwar lebten wir im 21. Jahrhundert, aber in so manchen Gehirnen war das noch immer nicht angekommen, Gleichstellung war für viele schwierig. Für mich ja auch, wenn ich ehrlich war - allerdings wie bei einigen Anderen nicht, weil ich sie für grundlegend schwach oder unfähig hielt, sondern weil sehr viele Frauen mitunter zum Dank ihrer Hormone einfach gefühlsmäßig und auch vom Kopf her nicht so stark waren, wie es beim Großteil der Männerwelt der Fall war. Aber ich stellte doch mit ein wenig Erstaunen fest, dass Aryana sich wohl vom Großteil der Frauen abhob und sich bisher zu behaupten wusste, demnach wusste sie meine Zweifel doch zumindest ein ganzes Stück weit aus dem Weg zu räumen. Dass sie derart viel Rückgrat bewies, hatte ich der jungen Frau vorher nicht wirklich zugetraut. "Ja, das stimmt.. sein wir also beide froh, dass du zu mir und nicht zu einem anderen Idioten gekommen bist. Fühlt sich nämlich verdammt gut an den Fettsack endlich los zu sein.", bestätigte ich nochmal wörtlich, dass ich dabei ganz ihrer Meinung war, während ich mich entspannt an die Brüstung lehnte, die Augen schloss und für einen Moment den Kopf entspannt in den Nacken lehnte.
Sie hätte seine Antwort auf ihre Frage längst erraten können, sprachen sein Gesichtsausdruck und seine Augen doch Bände. War es doch vollkommen offensichtlich, dass es ihm genauso gut ging wie ihr. Dass er genauso froh war über die Wiedervereinigung, das Wissen, dass sie jetzt endlich wieder beisammen waren und keiner sie so schnell wieder auseinander reissen würde. Faye blickte ihn an, dämlich grinsend wie ein Honigkuchenpferd, aber ihre Augen logen keinen Funken der Sehnsucht, die sich darin spiegelte, sich ihm entgegenstreckte. Und dann fielen ihre Lider zu, als er sie küsste, sie die ganze Liebe, all die Gefühle, die sie für ihn in ihrem Herzen trug, in die Berührung ihrer Lippen steckte. Da war kein Zögern mehr. Kein Zwang. Nur pure Liebe, Leidenschaft und das Verlangen, sich endlich wieder nahe zu sein, nach so langer Zeit. Es waren nicht die acht Wochen, die das wahre Hindernis dargestellt hatten, sondern die zwei davor. Aber in diesem Moment schien Victor ihr all das verziehen zu haben und plötzlich war es nicht mehr relevant. Und sie streckte sich ihm entgegen, schlang die Arme um ihn und vergrub eine Hand in seinen Haaren, küsste ihn, bis sie beide keine Luft mehr hatten. Auch sie schlug die Augen, von denen heute endlich das letzte Bisschen Schmerz, Scham und Unsicherheit abgefallen war, auf, während ihr Herz in ihrer Brust pochte und sie wieder zu Atem kam. Und dann sagte er ausgerechnet jetzt, ausgerechnet heute die drei - vier - Worte, mit denen sie nicht in ihren kühnsten Träumen gerechnet hätte, nach allem, was gewesen war. Sie hatte gehofft, dass er ihr heute sagte, dass sie einen Neuanfang wagen konnten. Dass er bereit war, über das hinweg zu sehen, was sie getan hatten. Dass sie es nochmal versuchen konnten, langsam wieder zusammenfanden. Aber das sprach er nichtmal aus. Er startete nicht bei Null, sondern war in den nichtmal fünf Minuten, die sie nun wieder bei ihm war, schon bei gefühlt über Hunderttausend angekommen. Und sie konnte mit keiner Faser ihres Körpers lügen, wie sehr sie sich darüber freute. Ein leises, erleichtertes Lachen voller Lebensfreude hüpfte über ihre noch immer geöffneten Lippen, die sie dann sofort wieder auf seine presste, stürmisch und haltlos. Es vergingen wieder Minuten, bis sie nach Luft schnappend ein weiteres Mal inne hielt. "Ich liebe dich auch - so verdammt fest", liess Faye ihn wissen, obwohl ihre Küsse und alles an ihr ihm das längst verraten haben mussten. Es wurde nicht alles wieder gut. Heute wurde alles perfekt. So verdammt perfekt.
Sie liess es bleiben, ihn jetzt nochmal zu fragen, was er damit denn bitte sagen wollte. Lächelte stattdessen nur wohlwissend in sich hinein. Denn natürlich war ihr längst klar, was er meinte. Sie waren schlicht zwei zu explosive, sture und eigenwillige Menschen, als dass sie jemals auf Dauer harmonieren könnten. Aber das war okay. Mussten sie immerhin auch gar nicht. Ja, sie war wie gesagt wirklich froh, zu ihm und keinem anderen gegangen zu sein. Auch wenn es riskant gewesen war, da auch Mitch nie besonders viel Sympathien ihr gegenüber gezeigt hatte. Aber immerhin hatte er fast gleich viel Hass gegenüber Warren gehütet. Und er war mutig genug, einen Mord durchzuführen. Und hatte in diesem Plan offenbar mehr Selbstnutzen gesehen, als darin, sie zu verpfeifen. Und jetzt hatte alles funktioniert und sie tranken Cola zusammen und lachten, als wüssten sie nicht, dass sie einander vielleicht morgen schon wieder sehr, sehr dumm finden würden. Verrückte Welt. "Auf jeden Fall. Er hat jede Sekunde seines Todes tausendfach verdient", stimmte sie Mitch nochmal in diesem einen Thema zu, bei welchem sie beide so einstimmiger Meinung waren. "Christopher Ragan... Hast du den Namen schon mal gehört? Ist der Neue, der morgen kommt", wandte sie sich mit einer neuen Frage an Mitch. Ob er diese Info nun heute oder morgen bekam, spielte wirklich keine Rolle und auch wenn sie es nicht erwartete, wäre es ja möglich, dass er Ragan früher schon mal begegnet war. Dann könnte er ihr gleich die fröhlichen Hoffnungen, die sie auf den neuen Lieutenant setzte, unterstreichen. Was anderes als positive Rückmeldungen wollte sie aber gar nicht hören. Sie hatten lange genug unter Warren gelitten, es wurde einfach mal langsam Zeit, dass Karma ein Bisschen lieb zu ihnen war. Weil dieser Krieg auch ohne schlechte Führung schon anstrengend genug war.
This is your life, it's do or die, the sun may never rise again, so be the light the vision. This is your life, it's slipping by, you try to run but fall again, you get back up that's living.
Sie erwiderte meine Worte nicht sofort, aber das musste sie auch nicht. Alles, was Faye tat, sprach auch ohne Worte Bände und das allein wäre mir schon Antwort genug gewesen, als ich mich wieder ganz in ihren Bann aus verführerischen Lippenbewegungen und blanker Sehnsucht ziehen ließ, sie während all den Küssen eng bei mir behielt. Bis jetzt fühlte ich nicht mehr auch nur einen Hauch der Distanz, die sich vor dem Abschied so penibel zwischen uns gehalten hatte und keinen Zentimeter weichen wollte. Sie war wie weggeblasen, einfach ausradiert, wofür ich unbeschreiblich dankbar war, weil ich nicht wusste, wie ich das noch weiter hätte ertragen sollen. Als sich die Lippen der jungen Frau dann erneut von meinen lösten, prallte mein etwas unregelmäßiger Atem an jenen ab, während ich ihren Worten Gehör schenkte. Obwohl ich keine wörtliche Bestätigung mehr dafür gebraucht hätte, dass Faye wohl ebenso fühlte wie ich selbst, war es schön die Worte, die so vielen Menschen auf der Welt so heilig waren, doch noch zu hören. Ich fing unweigerlich unter der leichten Atemnot zu lächeln an, strich ihr über die zarte Wange und wendete den Blick keine Sekunde lang von ihren klaren Augen ab. Ich bekam es selbst nicht einmal wirklich mit, als sich meine Finger von ihrem Hosenbund lösten und sich stattdessen über ihre Seite hinweg an ihren Rücken schlichen. Aber nicht oberhalb des Shirts oder gar ganz außen an der Jacke. Nein, sie stahlen sich wieder auf ihre nackte Haut, als wäre es vollkommen selbstverständlich. Als hätte ich mich nicht noch vor zwei Monaten so sehr dagegen gesträubt, sie auch nur angezogen in meinen Armen zu halten. Weil ich meiner Lunge aber noch ein klein wenig mehr Luft gönnen wollte, strich ich mit der rechten Hand seitlich an ihrem Hals hinunter, folgte meiner Hand auch mit meinem Blick, touchierte die empfindliche Haut nur ein klein wenig, bevor meine Finger den Kragen der Jacke ein Stück weit bei Seite schoben und ich meine Lippen an ihre Halsbeuge bettete. Erst verharrten sie da nur für einen kurzen Moment, bevor ich anfing, sie auch dort ein wenig zu küssen. Wir beide wussten wohl, dass ich das für gewöhnlich nicht einfach so tat. Nicht, wenn ich die junge Frau nur ein bisschen Küssen wollte. Es war mir vermutlich kaum zu verdenken, dass ich mich nicht nur nach ihrer Anwesenheit und den Gesprächen mit ihr sehnte. Gefühle hin oder her, ich war immernoch ein Kerl. "Oder willst du.. warten?", ließ ich der zierlichen Brünetten mit einem leisen Flüstern, das fast schon nur mehr ein Hauchen war, die Wahl. Einerseits natürlich deswegen, weil ich keine Ahnung hatte, inwiefern sie überhaupt schon dazu bereit wäre. Ich würde es ihr nicht verdenken, wenn sie nicht wollte, sich erst darauf einstellen musste oder einfach noch etwas Zeit brauchte. Sie hatte mir diese schließlich auch gegeben, als ich sie gebraucht hatte, also könnte ich den Korb ganz sicher verkraften. Andererseits war diese Frage vielleicht nicht nur an sie, sondern auch ein kleines bisschen an mich selbst gerichtet. Faye hatte meine Augen in der aktuellen Lage nicht im Blick, konnte die kurze Unsicherheit, die darin aufflackerte, nicht sehen... aber sie war doch noch da. Es war etwas Anderes, ob sie komplett angezogen vor mir stand und ich sie küsste, oder ob ich sie vollkommen nackt unter mir liegen hatte. Wahrscheinlich machte ich mir diesbezüglich doch vollkommen zu Unrecht Gedanke, würden ab einem gewissen Punkt doch sicher allzu gerne die animalischen Instinkte durchgreifen und sich einfach nehmen, was sie haben wollten. Vielleicht fühlte ich mich aber tatsächlich doch auch noch unwohl dabei, was ich zum jetzigen Zeitpunkt nicht wissen konnte. Der einzige Vorteil, jetzt gleich statt später oder erst in ein paar Tagen mit ihr zu schlafen, bestünde nur darin, dass mein Kopf gerade verhältnismäßig leer war. Dass ich noch viel zu überwältigt von ihrer Wiederkehr war, weswegen ich mir bis jetzt nicht wirklich Gedanken dazu machte, ob es mich noch triggern würde oder nicht.
Das war wohl noch mild ausgedrückt. Verglichen mit all dem Leid, dass dieses Arschloch verbreitet hatte, war seine Strafe fast harmlos. Leider war es kaum möglich einem einzigen Menschen mehr Leid als den Tod eines qualvollen Schlangenbisses zuzufügen. Der menschliche Körper war nämlich leider gar nicht mal so taff und erst recht nicht einer wie Warrens. Hätten wir ihm mehr Schmerz zugefügt, wäre er ganz einfach nur schneller gestorben und das war wohl so mit das Letzte, das uns beiden in den Sinn gekommen war. Er sollte lieber dankbar dafür sein, dass wir ihn nicht schon früher umgelegt hatten und er noch Zeit in unserer Anwesenheit fristen durfte, während wir uns ganz sorgfältig einen absolut wasserdichten Plan ausgedacht hatten, um ihn ein für alle mal loszuwerden. Aryanas Worte könnten demnach kaum mehr der Wahrheit entsprechen. Als sie mir den Namen des neuen Lieutenants nannte - welche Ehre -, senkte ich den Kopf ein wenig und mein Gehirn fing wieder an zu rattern, während meine Augen förmlich den Boden des Wachturms zu durchlöchern begannen. Irgendwie klingelte es bei dem Namen, aber ich konnte auf Anhieb nicht sagen, was es war. Wo ich ihn schon einmal gesehen oder seinen Namen auftauchen sehen hatte. Wenn die Erinnerung dermaßen blass war, konnte es eigentlich auch nichts Wichtiges oder Ausschlaggebendes gewesen sein. Ich vergaß normalerweise keine Gesichter, aber seines war doch nur sehr schemenhaft. "Irgendwie... kommt mir der Name bekannt vor, ja.", stellte ich ziemlich leise gemurmelt, sehr in Gedanken versunken fest, versuchte ich doch fieberhaft herauszufinden, woher ich seinen Namen kannte. Hatte die Brünette mir das jetzt sagen müssen? Wenn ich es vor dem ohnehin schon viel zu kurzen Schlaf nicht mehr dazu brachte, irgendwo in den hintersten Ecken meines Hirns die Erinnerung zu finden, würde ich vermutlich noch den Rest der Nacht darüber nachdenken. Ganz einfach versuchen rauszufinden, ob das ein weiteres potenzielles Opfer für etwaige Mordpläne darstellen könnte, weil ich einen Warren 2.0 nicht dulden würde. "Aber ich komm ums Verrecken nicht drauf... war er irgendwann in Mali stationiert? Hast du dir das gemerkt?", fragte ich nach über einer Minute erfolglosem Nachdenken an Aryana gewandt. Nein, es wollte mir nicht einfallen. Vielleicht hatte ich ihn auch nur beiläufig auf irgendeiner Zeremonie, Abschiedsfeier oder weiß Gott was für einer anderen militärischen Veranstaltung gesehen, war durchaus auch denkbar. Aber ich hatte keine Ahnung, wo ich mit dem Nachdenken ansetzen konnte, weshalb ein Ausschlussverfahren das einfachste war. War er nicht in Mali gewesen, war es definitiv nur ein flüchtiger Kontakt. Oder ich hatte ganz einfach schon Alzheimer, das war auch möglich.
So viel zum Thema früh ins Bett... düdüdüdüdü. .-. _______
Dieses Lächeln... Wie ewig war es her, dass sie ihn so ehrlich hatte Lächeln sehen? Wie lange hatten sie so nah und doch so weit voneinander gelebt, wie lange hatte sie ihn von sich weggeschoben, ohne es je zu wollen? Seit der Nacht auf dem Turm, eine gefühlte Ewigkeit zurück, hatte er sie nicht mehr so angelächelt. So, als wäre sie alles, was er wollte. Als hätte sie sich nie dreckig gemacht. Dabei war sie schon damals eine Schlampe gewesen... Er hatte es nur nicht gewusst. Und wahrscheinlich war es ihm besser gegangen ohne dieses Wissen. Und ihr war es besser gegangen, als es nur ihre Sache gewesen war, sie die Einzige hatte sein müssen, die sich damit quälte. Natürlich war sie auf eine Art froh, dieses Geheimnis gelüftet zu haben, weil Geheimnisse immer auch gefährlich waren, immer plötzlich zwischen ihnen stehen konnten. Aber sie hatte nie gewollt, dass er sie als Hure sah. Dass sie auch durch seine Augen so wertlos, so verbraucht aussah, wie sie sich in endloser Verzweiflung ganze Vier Mal gemacht hatte. Er beugte sich wieder vor und plötzlich lag auch seine Hand unter ihrem Shirt. Und die Vorahnung dessen, was folgen mochte, liess ein unruhiges Kribbeln ihren ganzen Körper erfüllen. Sie neigte etwas den Kopf zur Seite, schloss die Augen im Versuch, entspannt zu bleiben und sich nur auf seine Lippen und Berührungen zu konzentrieren. Und das gelang ihr auch wirklich gut, weil alles an ihm so einnehmend auf sie wirkte. Bis er eine leise Frage stellte, jedenfalls. Faye fand ihre Antwort darauf nicht sofort. Aber einige zaghafte Momente später, hauchte auch Faye ein paar Worte vor sich hin. „Das musst du entscheiden, Victor...“, flüsterte sie leise, wobei in ihrer Stimme weniger die Unsicherheit und Angst mitschwang, die sie vor zwei Monaten bei jeder gezwungenen Annäherung so fest im Griff gehalten hatte, sondern viel mehr auch schlicht die Frage, ob er wirklich dazu bereit war. Denn wenn sie erstmal nackt war, würde eine Abweisung so viel mehr wehtun, als jetzt, in diesem Moment. Wenn er sich also nicht sicher war, sollte er sich selber besser gleich hier und jetzt einen Riegel schieben. Denn natürlich hatte Warren Spuren hinterlassen. Die sichtbaren auf ihrer Haut, ihrem Körper waren mittlerweile verschwunden, als wären sie nie da gewesen. Aber die auf ihrer Seele würden ihr noch lange Gesellschaft leisten. Egal, wie gut sie mittlerweile damit umgehen konnte, grundsätzlich drüber stand. Sie hatte nicht Angst davor, dass Victor hier irgendwelche bösen Erinnerungen in ihr weckte. Warrens Berührungen waren nicht im Geringsten denen des Mannes gleichzustellen, den sie liebte. Da war keine Vorsicht gewesen, keine Zärtlichkeit. Kein vorgängiges Ich liebe dich. Das war es nicht. Aber sie hatte noch immer sehr viel Respekt vor Victors Blicken. Vor dem, was er sehen könnte, wenn er sie anschaute. Vor dem, was er fühlen konnte, wenn wieder ein Gedanke an die alte Pest aufkam. Faye wusste nicht, was in diesem Moment das beste wäre. Entweder sie versuchten es und gingen das Risiko ein, dass es verdammt schief gehen könnte und sie beide ein weiteres Mal in ein Loch riss oder sie liessen zu, dass es einfach so noch länger zwischen ihnen stand. Sie wusste ehrlich nicht, was sie wollte. Irgendwie keines von beidem. Oder das Erste, aber ohne die Gefahr, die damit einherging. Ihre Hände strichen derweilen abwesend immer weiter über seinen Rücken, seinen Hinterkopf. Oh wie sehr sie sich wünschte, sie hätte ihn unter anderen Umständen kennengelernt... Unter Umständen, die sie nie so ne Scheisse hätten tun lassen... Denn zu Hause, in einer gewöhnlichen Beziehung, wäre sie ihm nie fremd gegangen. Denn eigentlich war sie das nicht. Eigentlich war sie treu - immer. Eigentlich war sie ein gewissenhafter, rücksichtsvoller Mensch. Nur, dass dieser Krieg bei allen Spuren hinterliess. Und Verzweiflung und Angst waren so irrationale Gefühle...
Somit war das Thema Warren also erstmal vom Tisch und Aryana hatte bestimmt nichts dagegen einzuwenden. Klar war es schön, sich darüber freuen zu können, dass sie heute mit dem Arschloch abgeschlossen hatten. Aber sie hatte nicht vor, ihm noch mehr Energie, noch mehr Zeit, noch mehr ihrer wertvollen Gedanken zu schenken, als bis hierher. Er hatte ihren Zwillingsbruder in den Tod geschickt. Er hatte ihre Schwester vergewaltigt. Eigentlich sollte sie nicht nur seinen Namen, sondern auch seine komplette Erinnerung auf ewig totschweigen und vergessen. Er war Geschichte und das war gut so. Nun hiess es nach vorne schauen, um all dem, was sie vor seinen Fängen gerettet hatten, eine Zukunft zu schenken. Diesem Land, ihrem Volk, ihren Brüder und Schwestern im Krieg. Es war ihre Aufgabe, ihre Verpflichtung, sie zu schützen und mit ihnen zu kämpfen und Aryana hatte genau das vor, in nicht minder verbissener Bereitschaft als zuvor. Und wenn man schon beim Nach-Vorne-Schauen war... Kam eben zwangsläufig Ragan ins Spiel. Vielleicht hatte sie seinen Namen genau deshalb ausgesprochen, weil er ihr schlicht im Kopf herumgeisterte, seit sie wusste, dass er zu ihnen stossen würde. Weil sie sich fragte, was er für ein Mensch war und weil sie hoffte, dass er ihnen helfen und nicht wieder gegen sie kämpfen würde. Bei Mitch schien minimal etwas zu klingeln beim Namen des neuen Lieutenants. Allerdings folgte keine Geschichte oder ähnliches, sondern nur ein angestrengter Gesichtsausdruck und der offensichtliche Versuch, sich krampfhaft an irgendwas zu erinnern. Aryana zog ein weiteres Mal leicht die Schultern hoch. "Ist ja auch nicht weiter relevant, spätestens morgen, wenn er vor dir steht, wirst du dich bestimmt erinnern... Und wenn nicht, dann gibt es wohl zwei mit seinem Namen", erwiderte sie, wobei sie dann auf die Mali-Frage selber erstmal nachdenken musste. "Da war was, ja... Aber seit drei Jahren ist er jetzt hier. Und ich erinnere mich ehrlich gesagt nicht, wie lange oder wo genau er in Mali stationiert war. Ich les mir diese Dossiers meistens eher flüchtig durch...", gab sie zu. Nicht, weil sie sich nicht für ihre Mitmenschen interessierte, sondern, weil sie keine Verbrecher waren. Was wollte sie auch Akten lesen? Die wichtigen Dinge, was Erfahrungen und spezielle Funktionen betraf, konnte sie sich schon merken. Aber den Rest überflog sie meist eher. War nicht von Bedeutung, konnte sie ja später noch immer lesen, wenns plötzlich relevant sein sollte.
This is your life, it's do or die, the sun may never rise again, so be the light the vision. This is your life, it's slipping by, you try to run but fall again, you get back up that's living.
es wurde augenscheinlich wie so oft vermieden XD ______
Einige quälend lange Sekunden, dann die ersehnte Antwort... ohne Inhalt oder Kontext, der mir irgendwie dabei half zu entscheiden, in welche Richtung ich mich eher bewegen sollte. Zwar konnte ich erahnen, was Faye dazu dachte, aber um wirklich gezielt eine Entscheidung zu treffen, hätte ich Irgendwas von ihr hören müssen. Die junge Frau überließ die Antwort auf meine Frage aber weiterhin mir, was es irgendwie so gar nicht einfacher machte, je länger ich darüber nachdachte. Ich wusste selbst, dass es wenn, dann definitiv nur mein Kopf wäre, der mich dicht machen lassen würde. Der mir sagen würde, dass da immernoch diese gewisse Sache zwischen uns stand und ich diese doch nicht so leicht bei Seite schieben konnte. Aber vielleicht konnte ich es doch und machte mir so vollkommen zu Unrecht Gedanken darüber, dass es womöglich nicht richtig wäre, einfach meinen Gefühlen und meinem Körper zu trauen. War es nicht das, wozu einem normalerweise immer jeder riet? Einfach auf den Bauch zu hören, der einem in so vielen Hinsichten nur allzu gern aus dem Innern heraus schilderte, was man zu tun hatte? Problematisch dabei war eben nur, dass mein Schädel vehement versuchte, besagtes Bauchgefühl zu verdrängen, weil Ersterer der Meinung war, das eindeutig viel zu viel auf dem Spiel stand. Aber es weiter aufschieben schien mir auch keine besonders prickelnde Option zu sein, hatte ich dann doch nur noch so viel mehr Zeit, meinen Kopf die selben Gedankengänge in dieser Hinsicht noch eine Milliarde Mal wiederholen zu lassen. Ich merkte erst spät, das wohl fast schon eine Minute vergangen war, seitdem die Brünette vor mir Etwas gesagt hatte und dass ich sie eindeutig zu lange mit einer Entscheidung warten ließ, sie damit womöglich unnötig hart auf die Folter gespannt hatte, was bei Gott nicht meine Absicht war. Weil mein Kopf sich weiterhin so absolut unstimmig war, ließ ich doch den Bauch entscheiden - auf Teufel komm raus, denn ein Zurück gab es nicht mehr, als ich meine Lippen, die ich kaum spürbar an ihrer nackten Haut angelehnt hatte, ein klein wenig von der jungen Frau distanzierte und stattdessen noch die zweite Hand an ihre Jacke hob, um sie ihr von den schmalen Schultern zu streichen. Ich wartete auch nicht lange darauf, ihr das Shirt ebenfalls über den Kopf zu ziehen weil ich einfach unbedingt wissen musste, wie ich darauf reagierte, wenn ich mehr von ihrer nackten Haut sah. Zwar wäre es auch jetzt schon unangenehm, doch noch einen Rückzieher zu machen, aber immernoch besser, als wenn wir noch weiter fort schritten. Ich kam nicht umher, mir ihren Oberkörper einen Moment lang genauer anzusehen, wo ich wegen des Ausziehen des Oberteils ohnehin schon ein kleines bisschen Distanz zu Faye hatte aufbauen müssen, musterte sie von ihrem Gesicht an stetig nach unten wandernd. Ich wusste selbst nicht, was es war, was ich eigentlich mit meinen Blicken suchte - aber das war mir wenig später auch vollkommen gleich. Vielleicht war es nur die unbändige Sehnsucht, dass es mir so vor kam... aber sie war immernoch wunderschön. Die paar Narben, die ihren Arm zierten, taten dem absolut keinen Abbruch, änderten Nichts an ihrer Schönheit. Auch Warren tauchte tatsächlich nicht mehr in meinem Kopf auf, weil es schlicht keine Auswirkungen gehabt hätte. Faye war schon vorher absolut anziehend gewesen, hatte nie wirklich viel Aufwand betreiben müssen, um mich in ihren Bann zu ziehen und so war es wohl auch jetzt. Der Gedanke daran, was wir vor ihrem Seitensprung gehabt hatten war stärker, als die Gedanken an letzteren selbst und so war es doch viel mehr ein auf Verlangen basiertes Funkeln als Unsicherheit, was in meinen Augen auftauchte, als ich diese wieder in die ihren richtete. Meine Mundwinkel wanderten im selben Moment unwillkürlich wieder ein klein wenig nach oben, bevor ich wieder eine Hand an ihre Wange legte, um sie für den nächsten von Gefühlen gelenkten Kuss ein wenig zu mir hin zu ziehen. Auch die zweite Hand fand dort, wo sie vorher schon gelegen hatte, ihren Platz wieder - an Fayes nacktem Rücken.
Er war also in Mali gewesen. So viel dann zu meinem Ausschlussverfahren. Ich war dort viel rumgekommen, hatte ein paar Mal zwischen mehreren Camps gewechselt, je nachdem wo man mich eben gerade hatte brauchen können, und viele neue Gesichter kennengelernt. Das hieß jetzt für meinen von leichtem Gedächtnisschwund geplagten Kopf, dass es alles Mögliche sein konnte, das unsere Geschichten miteinander verband. Wie gesagt zwar vermutlich nichts Wichtiges, weil ich es sonst wüsste, aber ich hasste es ganz einfach, wenn ich Dinge vergaß. Egal ob es nun irrelevante oder Dinge von Bedeutung waren - wenn es zu mir zurück kam und ich mich dann nicht entsinnen konnte, nervte mich das höllisch. Es blieb also abzuwarten, ob die verschwundene Erinnerung wieder auftauchen würde, wenn ich sein Gesicht sah. Vermutlich würde mir dann doch wieder einfallen, woher ich ihn kannte. Nachdem mir gerade nicht einmal mehr einfallen wollte, wie der - hoffentlich - gute Mann aussah, würde es wohl schwierig werden, schon vorher eine Antwort aus meinem Hirn zu kramen. Ich zuckte mit den Schultern, schüttelte dabei auch kaum sichtbar den Kopf. Über mich und mein scheinbar nicht mehr voll funktionsfähiges Gehirn, andererseits konnte man das Letzterem eher nicht übel nehmen, so oft wie es schon an Tinnitus (ja, ich musste die Mehrzahl übrigens googeln^^) hatte leiden müssen, so zwecks Einschlägen von Granaten und den zahlreichen Kugeln, die mir schon um die Ohren geflogen waren. Da war ein bisschen Schwäche zeigen okay, fand ich. "Nein, Nichts... ich glaub' ich werd' alt... bin alt.", merkte ich nur noch ziemlich sarkastisch an, als mein Blick sich erneut vom Boden hob und wieder das Gesicht von Aryana fixierte. Vierundzwanzig Jahre alt und ich fühlte mich gerade, als wäre ich mindestens doppelt so alt - zumindest im Geiste. Denn körperlich fühlte ich mich Dank des Koffeins und dem heutigen Ableben einer gewissen hochrangigen Persönlichkeit viel mehr quicklebendig, hätte gefühlt einen Marathon zurücklegen können. Dann noch eine Runde Radfahren. Dann noch Bankdrücken. Ein bisschen Boxen. Alles, was einen eben körperlich ordentlich forderte, das letzte bisschen Energie forderte, obwohl es inzwischen mitten in der Nacht war.
Ja, vielleicht hatte er sich erhofft, dass sie ihm etwas produktiver mit der Antwort half. Aber Faye wusste selber nicht, was sie tun sollten. Was in ihrer Situation klug war. Und ausserdem wollte sie diese Entscheidung nicht für ihn treffen. Denn das Problem, welches auf sie zukommen könnte, lag nicht primär auf ihrer Seite. Natürlich, das gestörte Verhältnis, welches sie zu ihrem Körper zu haben pflegte, war auch nicht förderlich für diese eigentlich so wunderschöne Sache namens Sex. Aber es war nicht das, was ihnen letztendlich im Weg stand. Sie wartete geduldig auf seine Antwort, obwohl die Sekunden sich je länger je schmerzlicher hinzogen. Sie nervöser wurde und die gleiche Angst zurückkam, die sie seit ihrem Wiedersehen bis jetzt so erfolgreich verdrängt hatte. Dass er sie verstossen würde, dass er den Ekel nicht ablegen konnte. Aber dann schob er die Jacke von ihren Schultern. Und sie schlüpfte aus dem Shirt. Und das war ihre Antwort. Genau die, auf die sie gehofft hatte, auch wenn sie jetzt dastand wie ein unsicheres Schulmädchen, das sich nicht sicher war, ihre Unschuld wirklich verlieren zu wollen. Nur... dass es bei ihr so ziemlich vom Gegenteil rührte, denn von Unschuld konnte Faye schlecht reden. Sie biss unbewusst auf ihrer Unterlippe rum, widerstand dem Drang, ihren Körper behelfsmässig hinter ihren Armen zu verstecken, während sie ihn dabei beobachtete, wie er sie musterte. Sie versuchte zu erkennen, was er dabei dachte. Ob er den Dreck noch sah. Ob er ihr am liebsten gleich wieder das Shirt und die Jacke und einen Kartoffelsack übergestülpt hätte. Aber als er den Blick wieder hob und sie seine grünbraunen Augen einfing, war da nichts von Ekel. Nicht diese Unsicherheit. Kein Missfallen. Er... er lächelte einfach. Und küsste sie wieder. Als wäre nichts dabei. Dabei war da so vieles. So vieles, das ihre Hände leicht zittern liess, das ihren Puls in die Höhe jagte, das ihr Herz zum Pochen brachte. Die Brünette liess die Augen zufallen, erwiderte den Kuss voller Sehnsucht und Erleichterung, wenn auch noch immer irgendwie ungläubig, dass er jetzt nicht doch noch einen Rückzieher machen wollte. Einfach... nichts. Während sie schon wieder den Drang hatte, sich zu entschuldigen und ihm dafür zu danken, dass er es nicht noch schlimmer machte, als es nun schon so lange war. Ihre linke Hand lag wieder an seinem Hinterkopf, während sie ihn zu sich zog, um ganz sicher alle Liebe und alle Gefühle mit dem Kuss zu zeigen, die ihr Herz so voll machten. Die rechte Hand war derweil unter sein Shirt gewandert, strich seinen Rücken hoch und schob dabei den Stoff nach oben. Und als sie sich einen Moment atemlos von ihm löste, zog sie ihm das Kleidungsstück ebenfalls aus, liess es beiseite fallen, während sie Sekunden später ihre Arme um seinen Oberkörper geschlungen hatte und ihn an sich drückte, sodass kein Haar mehr zwischen sie gepasst hätte. Atemlos und mit einem Kopf, in dem das reinste Karussell drehte, lehnte sie an seine Brust, hatte die Augen geschlossen und wünschte, dass er einfach nur ihr gehörte. Und sie nur ihm. Für immer. "Ich liebe dich wirklich, wirklich, wirklich, Victor", gab sie tonlos von sich, wobei ihre Stimme von einem leichten Zittern geprägt war, ehe sie sich soweit wieder von ihm löste, um ihn erneut küssen zu können. Sie würde es ihm noch tausend Mal sagen müssen, damit er es so verstand, wie es war. Damit er es glaubte. Nach allem, was sie getan hatte.
This is your life, it's do or die, the sun may never rise again, so be the light the vision. This is your life, it's slipping by, you try to run but fall again, you get back up that's living.
Nachdem ich mein Shirt ebenfalls hatte fallen lassen, spürte ich Fayes gesamten Körper förmlich vibrieren, zittern, während sie hier jetzt vor mir stand, sich nach dem innigen Kuss an mich lehnte und ich meine Arme enger um sie legte. Die Brünette sollte nicht glauben, dass ich mich noch umentscheiden wollte oder würde, denn inzwischen war ich mir sicher, dass das nicht mehr passieren würde. Natürlich war es möglich, dass mein Kopf sich noch einmal meldete, wieder versuchen würde sein Veto einzulegen, aber ich würde auf Biegen und Brechen versuchen, sämtliche Gedanken in dieser Richtung zurück in die hinterste Ecke meines Kopfes zu prügeln, damit sie auch ja dort blieben und sich nicht mehr heraus trauten. Sie sich uns endlich nicht mehr in den Weg stellten. Ich wollte mich einfach nur endlich wieder in Fayes Gegenwart fallen lassen können, in jeder erdenklichen Form, damit Nichts mehr zwischen uns stand und wir dort weitermachen konnten, wo wir vor viel zu vielen Wochen so schmerzhaft abrupt aufgehört hatten. Ich wusste nicht recht, warum die junge Frau mir noch ein weiteres Mal klar machte, dass sie in mich verliebt war. Dazu brauchte sie keine Worte, zeigte mir ihre ganze Körpersprache doch gerade nur allzu deutlich, dass ich keine einseitigen Gefühle hegte. Dass sie unheimlich erleichtert war, dass ich ihren Körper nicht wieder von mir weggeschoben hatte, sondern sie hier wieder in den Armen hielt und das schon mit deutlich weniger Klamotten am Leib als vorher. Aber war es schön, dass sie diese Worte noch einmal in den Mund nahm. Von sich aus, ohne, dass ich es vorher sagte, bewies mir das doch noch einmal deutlich, dass ich hier keine dumme Entscheidung getroffen hatte. Dass es nicht falsch sein konnte, ihr nahe sein zu wollen. Dennoch erwiderte ich keine Worte auf die ihren, ließ stattdessen all die Liebe und die Leidenschaft einfach in den von Neuem begonnenen Kuss fließen, der uns schon bald wieder den Atem zu rauben begann, lächelte für zwei Sekunden ein klein wenig in diesen hinein. Bis jetzt behielt ich ihren schlanken Körper eng an meinem, hielt ihren Nacken, den sie wie immer ein ganzes Stück durchbiegen musste, um mich zu küssen, während sie auf ihren eigenen Beinen stand. Ich ließ ihr erst wieder etwas mehr Raum, als sie kleine Schritte in Richtung des nach wie vor viel zu kleinen Feldbetts machen musste, ich sie leicht vor mir her schob. Nicht ungeduldig, aber auch nicht so, als würde ich Zögern. Vielleicht einfach nur ein bisschen vorsichtig, weil der Körper der jungen Frau nach wie vor ein klein wenig zitterte und ich sie nicht überfordern wollte. Faye sollte jede der folgenden Sekunden genießen können und ich hoffte inständig, dass das auch für mich möglich war, als ich sie achtsam auf dem Bett niederließ. Mich erst mit dem rechten Arm abstützte, bevor ich die Brünette mit dem anderen gänzlich aufs Bett sinken ließ, ihn unter ihrem zierlichen Körper hervor zog und ihr stattdessen mit der Hand eine lose Strähne hinters Ohr strich. Um sie anschließend ungestört, ungehalten küssen zu können, ihre Zunge liebevoll mit der meinen zu umspielen. Erst lag ich dabei nur halb über ihr, hatte nur ein Bein zwischen den ihren, bevor sich gekonnt auch das zweite den Weg dorthin bahnte, ihr linkes Bein einfach ein wenig auf Seite schob, um sich Platz zu machen. Heute wählte ich mir selbst doch gezielt den aktiveren Part, weil ich so definitiv mehr zu tun und damit weniger Möglichkeit zum unpassend viel Nachdenken hatte. Während ich mich mit dem rechten Arm noch immer neben Faye abstützte, um sie nicht unter meinem eigenen Gewicht zu begraben, strichen die Finger meiner linken Hand inzwischen stetig mit zarten Berührungen an ihrem Körper nach unten. Fanden kurz darauf den Knopf der standardmäßigen Armyhose, die meiner Meinung nach inzwischen doch entscheidend zu viel von ihrer Haut bedeckte, während sich in meinem eigenen Körper durch den Hautkontakt immer mehr Hitze zu stauen begann. Warum hatte ich vorhin nochmal gezögert?
Soooo... guess whatttt.. ich habs schon wieder nicht geschafft. :) 23:10 sollte ich pennen. Für meine lieben 7 Stunden. But heeere we aaaarrrreeee because I ain't got no self controlllll.. x'D Und Aryana kommt dann halt nochmal einen Post später, ne. x'D __________
Sie spürte die Gefühle, die in dem Kuss steckten und sie wusste, was er ihr sagen wollte. Sie verstand seine Worte, ohne dass er diese aussprach und sie tat alles, um ihn die ihren auch fühlen zu lassen. Diese Liebe, die nur ihnen gehörte. Sie nur ihm und er nur ihr. Faye küsste ihn voller Leidenschaft, voller Hingabe, bis er sie rückwärts schob und sie sich Sekunden später auf dem kleinen Bett, unter ihm wiederfand. Und ihr Herz schlug noch immer Purzelbäume. Und ihr war noch immer schwindlig. Aber sie wollte, dass er näher kam. Sie wollte, dass er sie genau so küsste, wie er es tat, voller Leidenschaft, voller Verlangen. Als wäre sie alles, was er sich wünschte. Denn er war alles, was sie sich wünschte. Ihre Zunge liess sich von seiner in das heisse Spiel verwickeln, das ihr wiederum den Atem raubte. Ihre Hände strichen über seine Arme, seine Schultern, seine Brust. Über all die Muskeln jedes Zentimeters seines Körpers, den sie so liebte. Und sie wollte mehr, wollte all die Distanz loswerden, die noch zwischen ihnen stand. Die Kleidung, die sie trennte. Auch wenn sie nervös war und auch wenn die leise Angst, dass er doch plötzlich floh und sie liegen liess, sich hartnäckig in ihrem Hinterkopf festgekrallt hatte. Sie hob ihren Po an, damit er ihr die Hose ausziehen konnte, ehe sie ihm kurzum dabei half, das Gleiche zu tun. Sie hasste ihre Finger, die dabei nicht aufhören wollten, leicht zu zittern. Entsprechend unruhig an seinem Hosenknopf herumnestelten und ihm dieses störende Kleidungsstück wenig später an den Hüften runter schoben. Die Boxershorts folgten nach einem winzigen Zögern ebenfalls. Und sie blickte ihm tief in die Augen, suchte seine Einwilligung, sein Einverständnis. Denn es gab längst kein Zurück mehr... Alles oder nichts - und Faye war bereit, alles zu geben. Immer und immer und immer wieder. Alles, damit es wieder gut wurde. Alles, damit er ihr verzieh. Alles, damit er vergass. Alles, damit er wieder mit ihr glücklich wurde. Alles, damit sie heute mit den letzten Wochen abschliessen konnten. Alles, damit er wieder ihr gehörte und alles, damit er sie wieder als Seins bezeichnen wollte. Eine ihrer Hände lag mittlerweile an seiner Seite, strich auf und ab an seinen Rippen. Die andere lag an seiner Wange. Damit sie ihn die ganze Zeit anschauen konnte. Damit sie immer wusste, was er dachte. Damit sie sich nur heute sicher sein konnte, dass das Wort Schlampe den Weg in seinen Kopf nicht fand. Damit sie sah, dass er sich sicher war, das Richtige zu tun, während ihr Körper sich nach ihm ausstreckte. Während alles in ihr nach seiner Nähe, seinen Berührungen - nach ihm ganz alleine - schrie. Es war so lange her... und sie hatte ihn so vermisst...
This is your life, it's do or die, the sun may never rise again, so be the light the vision. This is your life, it's slipping by, you try to run but fall again, you get back up that's living.
Welch unerwartete Wendung der Dinge... x'D glaube wir sind einfach chronische zu-spät-ins-Bett-Geher :'D war auch seeeehr spät dran gestern, hab die Küche noch aufgeräumt '-' Und die anderen beiden können es sicher verkraften x'D _________________
Ich ließ es allzu bereitwillig geschehen, dass wir Stück für Stück mehr unserer Kleidung loswurden. Half Faye zwangsweise in den letzten Zügen dabei, meine Sachen zu den anderen auf den Boden zu verdonnern. Die Haut an meinen Rippen kribbelte leicht unter ihren Berührungen, war ich dort zwar vielleicht nicht so kitzelig wie die junge Frau unter mir, aber doch auch sehr empfindlich. Außerdem schien mein Körper sowieso jedes noch so winzige Signal ihrerseits zu verstärken, ließ mich mehr als deutlich spüren, dass es eindeutig viel zu lange her war, dass ich sie mir zu eigen gemacht hatte. Wie sehr ich nicht nur Faye selbst, sondern auch den Sex mit ihr vermisst hatte, sich mein Körper mit jeder einzelnen Faser nach dem ihren ausstreckte. Ihren darauffolgenden Blick fing ich mit meinen Augen ein, die weiterhin etwas gierig vor sich hin funkelten, bis jetzt Nichts mehr von Unsicherheit zeigten. Ich küsste sie noch nicht wieder und ließ sie damit etwas zu Atem kommen, als sich meine linke Hand zurück an ihren Rücken schob, mir ihren Oberkörper unweigerlich noch näher brachte, während ich ihren BH öffnete. Dann schob ich ihr ebenso wie die Jacke vorher auch die Träger von den Schultern, ohne den Blick aber von ihr abzuwenden. Erst als das Teil aus dem Weg war, senkte ich meine Lippen erneut auf die ihren, zog sie in den nächsten intensiven Kuss. Allerdings nicht besonders lange, weil sich meine nächste Mission weit weg von ihrem Gesicht befand. So beendete ich den Kuss wieder, sah Faye noch einmal kurz an und strich ihr mit dem Daumen über die feuchte Unterlippe, bevor meine Lippen auf Wanderschaft gingen. Erst wieder zu ihrem Hals, über das leicht heraus ragende Schlüsselbein, über ihre wohlgeformten Brüste hinweg, die ich ebenfalls kurz verwöhnte. Letztere waren dieses Mal aber nicht mein eigentliches Ziel, weshalb sie ein bisschen weniger Aufmerksamkeit als normalerweise bekamen, bevor meine Lippen weiter an ihrer Haut abwärts gingen und ihren Bauch dabei sachte streiften. Als ich mit den zärtlichen Küssen schließlich an dem letzten bisschen Unterwäsche angelangt war, schob ich den Stoff erst nur ein klein wenig nach unten. Dann mit meinen Lippen auf ihrem Venushügel angekommen, hielt ich doch noch einmal inne, weil sich mein Kopf schmerzlich meldete. Du weißt aber schon, dass da unten vor Kurzem erst jemand Anderes war? Ich wollte wirklich nicht so denken, mich nicht selbst damit quälen und erst recht nicht Faye, aber einen Moment lang waren die Gedanken daran dann doch sehr penetrant, wollten mir keine Ruhe lassen. Ich hatte nicht vor, noch einen Rückzieher zu machen, brauchte aber doch ein paar Sekunden, um sämtliche unliebsamen Gedanken bestmöglichst zu verdrängen. Schluckte kaum hörbar und versuchte Letztere dann damit auszulöschen, meine Lippen abermals von ihrer Haut zu heben, mich ein wenig von ihr zu lösen und die junge Frau erst einmal gänzlich von dem Höschen zu befreien, das mir sowieso nur im Weg sein würde. Dann spreizte ich ihre Schenkel etwas mehr, einfach um Platz zu haben, verteilte noch zwei oder drei gehauchte Küsse an den Innenseiten ihrer Oberschenkel, bevor ich einen kurzen Blick zu Faye nach oben warf. Mich vergewissern wollte, dass bei ihr Alles in Ordnung war, um mir damit das endgültige Go abzuholen. Zugegeben war der Kopf noch immer nich wieder ganz frei von lästigen Hintergedanken, als ich meine Zunge in ihren Inrimbereich absenkte... musste mich doch einen kurzen Moment lang erst dazu zwingen, trotzdem mit dem, was ich vorhatte, weiterzumachen. Ich tat es einfach Faye zu Liebe. Zum einen, weil ich jetzt zum ersten Mal wirklich die Möglichkeit hatte, ihr etwas mehr Vorspiel zu bieten und zum Anderen, weil ich endlich über das letzte bisschen von dem ungeliebten Schatten springen wollte, der sich immer wieder zwischen unsere Liebe zu drängen versuchte. Ich war es leid, irgendwelche Grenzen zu ziehen, die gar nicht existieren sollten und uns nur im Weg standen. Also ließ ich mich bestmöglich von den lustvollen Lauten der Brünetten einnehmen, die es mir dann auch leichter machten den Gedanken an ihren Seitensprung Lebewohl zu sagen. Wenn mein Kopf jetzt zwischen ihren Beinen war, war der eigentliche Akt hoffentlich auch kaum mehr ein Hindernis.
Ja ich war auch MiLLdLyyYYyy ShOooCkEdddDd als ich auf die Uhr geschaut habe und die Schlafenszeit so unbemerkt wieder verpasst habe.. Ups. xD Ja, scheint so. Aber immerhin ist jetzt deine Küche sauber. XD I hope so. Aber heute Abend irgendwann schreib ich Baby 2 auch noch. x'D ___________
Es dauerte nicht lange, bis der BH auch Geschichte war. Und sie redete sich ein, dass das kein Problem war, denn soweit hatte Victor keine Anzeichen dafür durchsickern lassen, dass er sich unwohl fühlte. Sonst hätte er ihr ja den BH kaum ausgezogen, würde jetzt nicht ihre Lippen für einen weiteren Kuss mit seinen verschliessen. Sie erwiderte die intensiven Bewegungen seines Mundes mit der gleichen Leidenschaft, die ihr einen kurzen Moment Zeit gab, sich innerlich wieder zu sortieren. Wieder ganz auf ihn zu konzentrieren und die unliebsamen Gefühle zu verdrängen. Allerdings nicht für besonders lange, denn kaum löste er sich von ihren Lippen, um sich stattdessen ihrem Körper zu widmen, kamen sie alle mit voller Kraft zurück. Ihre Atmung ging ziemlich hastig, was nicht nur von den Küssen her rührte, nicht nur von seinen Berührungen auf ihrer Haut kam. Seine Lippen erreichten ihren Slip und Faye öffnete flatternd die Augen wieder, um zur Decke des Zeltes zu starren. Ihre linke Hand strich haltsuchend über die freie Bettfläche neben ihrem Körper, die andere ballte sich etwas verkrampft zur Faust und die Fingernägel kratzte immer wieder über ihre Handballen. Das Höschen verschwand schliesslich ganz und natürlich entging der Brünetten nicht, dass er kurz innegehalten hatte. Sie hätte ihm sogar fast gesagt, dass er das wirklich nicht tun musste. Ausgerechnet heute... Sie könnten es auch einfach hinter sich bringen. Nicht, dass ihr das lieber wäre. Weil es damit keinesfalls schöner oder angenehmer würde, weniger mit Liebe als mit dem Verlangen, endlich wieder zusammen zu sein und alle alten Spuren zu verwischen, zu tun hätte. Aber sie wollte auch nicht, dass er sich hier ihr zuliebe zu irgendwas zwingen musste. Er musste sie nicht lecken, damit sie sich wohler fühlte, während er sich quälte. So viele Gedanken, die nicht in diesen Moment gehörten.... und sie konnte sich nicht vorstellen, dass er nicht genauso darunter litt. Aber Victor liess sich nichts anmerken. Machte unbeirrt weiter, ohne ihr einen Grund zur zusätzlichen Sorge zu geben. Und es war seine Zunge, die ihre Augenlider kurzum wieder zufallen liess. Die ihr den Verstand raubte, während er mit allem, was er tat verhinderte, dass ihre Ängste und Unsicherheiten Überhand nehmen konnten. Ihre Hand suchte nach seiner, die noch immer auf ihrem Oberschenkel lag und als sie sie gefunden hatte, schlossen ihre Finger sich um seine. Immer wieder rollten gedämpfte Laute der Erregung über ihre Lippen, die leicht geöffnet standen, während ihr Kopf sich unruhig auf dem Bett hin und her schob. Wieso tat er das..? Nach allem, was gewesen war... Wie zur Hölle hatte sie diesen Mann verdient? Wie würde sie ihm jemals alles zurückgeben können, was er ihr schenkte?
This is your life, it's do or die, the sun may never rise again, so be the light the vision. This is your life, it's slipping by, you try to run but fall again, you get back up that's living.
Vielleicht war ich genau deshalb zur Army gegangen. Vielleicht war ich auch deswegen bis zu meinem Trauma ein guter Soldat gewesen. Vermutlich war ich auch aus diesem Grund der Meinung, dass ich dem unguten Gefühl, das sich doch für eine Zeit lang in meinem Bauch breit gemacht hatte, nicht einfach nachgeben konnte. Weil mir Aufgeben nicht im Blut lag. Ich hatte es im Gegensatz zu so vielen Anderen überlebt, dass mein Körper von Bombensplittern und Kugeln durchsiebt worden war. Obwohl ich nach der damaligen Operation noch zwei Tage im künstlichen Koma gelegen und nicht bewusst gekämpft hatte, hatte ich auch da nicht aufgegeben. Wieso sollte ich also meinem oft einfach nur zu sensiblen, kleinlichen Kopf die Chance dazu einräumen, mir das zu versauen, was ich mir so mühsam zurück erkämpft hatte? Nur, um dann in das nächste Loch fallen? Nein, nicht heute. Nicht mit mir. Nicht schon wieder. Als Faye nach meiner Hand griff und ihre Finger mit meinen verschloss, schob das die Unsicherheit - und vielleicht auch das kleine bisschen Angst, dass es doch noch schiefgehen würde - vorerst wieder zurück in die Ferne, ließ mich die Qualen vergessen. Faye war hier. Mit mir und nur mit mir. Das war Alles, was in diesem Augenblick zählte und ich konnte zufrieden feststellen, wie sich die junge Frau unter den gezielten Zungenbewegungen wandt. Sich der Lust hingab und mich mit sich zurück in den dichten Schleier zog, der die Außenwelt so gut auszublenden wusste. So konnte ich mich doch relativ ungezwungen noch ein wenig dem Vorspiel widmen, ließ sie auch ein wenig die Finger meiner anderen Hand in sich spüren, jedoch nicht zu viel, weil ich mir selbst ihren Orgasmus noch aufheben wollte. Das Beben ihres Körper lieber dann spüren wollte, wenn ich in ihr war. Deshalb löste ich mich dann auch langsam wieder von ihrer wohl empfindlichsten Körperstelle, um mich ihrem Gesicht mit dem meinen zu nähern. Streifte beim wieder zu ihr hoch kommen bewusst erneut ihren Körper mit dem meinen, wollte so viel Körperkontakt zu ihr halten, wie nur irgendwie möglich war, bis ich ihr erneut gegenüber war und direkt in ihre Augen sah. Mir auch ihre geröteten Wangen besah, bevor ich meine Lippen für einen nicht zu langen Kuss auf ihre legte. Während ich kurz darauf in dem Lippenspiel innehielt, drang ich ohne überhaupt erst wieder darüber nachdenken zu können in sie ein, war dabei auch nicht zögerlich. Es ließ mir ein gedämpftes, leises Stöhnen über die Lippen rollen, sie nach so langer Zeit endlich wieder auf diese Weise zu spüren. Die Hand der Brünetten ließ ich gar nicht erst los, hatte sie mit mir nach oben genommen und hielt sie seitlich von ihr, etwas oberhalb ihres Kopfes nach wie vor fest, als ich anfing zuzustoßen.
Was immer er machte, es war sehr effektiv. Schon sehr bald geisterte kein Einziger der störenden Gedanken mehr in ihrem Kopf herum und Fayes alleinige 'Sorge' war es, leise zu bleiben und nicht das ganze Camp wissen zu lassen, dass sie endlich, endlich wieder zueinander gefunden hatten. Immer wieder entlockte er ihr ein - durch ihre eigene Hand, die sie sich kurzum vor den Mund gehalten hatte, gedämpftes - Stöhnen und ihre Beine zuckten unter den lustvollen Berührungen seiner Zunge. Als er das Spiel unterbrach und stattdessen wieder direkt vor ihrem Gesicht auftauchte, hatte sie die Augen ein weiters Mal flatternd aufgeschlagen, blickte ihn voller Liebe und voller Lust an. Und ihre Lippen sprachen ein weiteres, so deutliches Ich liebe dich aus, als Victor die seinen für einen leidenschaftlichen Kuss erneut auf ihren Mund drückte. Sie liebte ihn so sehr und sie war ihm so dankbar für jede Sekunde dieses Wiedersehens, welches bis jetzt nicht im Traum hätte besser laufen können. Und Faye war sich sicher, dass sich daran auch nichts mehr ändern würde. Ausser, wenn gleich einer von ihnen eine Panikattacke schob. Aber das sah sie gerade überhaupt nicht passieren, dafür war sie für ihren Teil viel zu beschäftigt. Auch ihr entfloh ein weiteres, heiseres Stöhnen, als er in sie eindrang und ihre Körper damit wieder so verband, wie sie es sein sollten. Er und sie. Warum hatte sie je was anderes zugelassen, wenn doch so klar war, dass das hier das Einzige war, was für sie je wieder Sinn ergeben würde? Sie zog ihn näher zu sich, um ihn wieder zu küssen, auch wenn die Küsse lüsterner wurden, atemloser, je länger sie sich ihrer Liebe hingaben. Faye schlang ihre Beine um seine Hüfte, passte sich seinen Bewegungen an und alles, was sie spürte, waren Liebe und pure Befriedigung. Ihre Finger klammerten sich noch immer an seine und sie machte keine Anstalten, die Hand je wieder loslassen zu wollen. Es war seine Hand. Und es war ihre Hand. Und nichts von allem hier war vergleichbar mit dem, was Warren mit ihr gemacht hatte. Man würde beides Sex nennen - aber für sie waren es Welten. Und für heute fand sie nicht einen Grund auf diesem ganzen Planeten, warum sie auch nur die kleinste schmerzerfüllte oder traurige Träne vergiessen sollte. Denn dazu fehlte ihr ganz einfach die geringste Spur einer negativen Emotion. Und er liess auch nicht zu, dass ihr Gehirn ungewollt nachdachte, um irgendwas zu finden, was sie nicht finden wollte. Nein, denken war nicht drin und traurig sein sowieso nicht.
This is your life, it's do or die, the sun may never rise again, so be the light the vision. This is your life, it's slipping by, you try to run but fall again, you get back up that's living.
Es dauerte gar nicht mehr allzu lange, bis selbst der letzte unnütze Gedankenfetzen einfach von all der Lust und Leidenschaft zerquetscht und ausgelöscht wurde. Bis Faye selbst das Einzige war und auch blieb, das durch meinen Kopf spukte, der sonst vollkommen leer wurde. Während wir uns gegenseitig unter leidenschaftlichen Küssen, die immer öfter von schierer Atemnot unterbrochen wurden, weiter dem Gefühl näherten, nach dem wir uns sehnten, wanderte meine freie Hand von ihrer Hüfte aus abwärts zu ihrem Oberschenkel. Hielt die junge Frau nicht richtig damit fest, sondern wollte sie einfach nur mit Allem was ich hatte spüren, berühren. Strich mehrfach etwas auf ihrer nackten Haut auf und ab, wobei das nach ein paar Minuten schließlich ein Ende fand. Mein Griff verfestigte sich an ihrem Bein, als sich das Höhegefühl langsam ankündigte. Ich hatte bis jetzt auch eher einen etwas milderen Rhythmus angeschlagen, der sich jetzt doch in den letzten Zügen noch merklich steigerte. So erlag ich den Wellen der Lust und setzte die Küsse dabei dann endgültig nicht mehr fort, weil mir die Luft dazu fehlte. War mit meinen Lippen stattdessen zu ihrem Hals gewandert, der das vom Orgasmus gelenkte Stöhnen auch etwas dämpfen konnte. Zwar dürften sich um diese Uhrzeit sowieso nur die wenigstens der Soldaten im Camp und noch weniger in ihren Zelten aufhalten, aber etwas Vorsicht war dennoch geboten. So versetzte ich ihr die letzten, intensiven Stöße, bevor das Gefühl abebbte und ich die Hüftbewegungen einstellte. Noch einen Moment einfach so verharrte, ihr dabei dann ein, zwei hauchdünne Küsse an den Hals setzte, während ich wieder zu Atem zu kommen versuchte. Erst, als ich das Gefühl hatte wieder halbwegs durchatmen zu können, löste ich mich von Fayes Hals, um ihr stattdessen in die Augen zu sehen. Ich lächelte unbewusst ein klein wenig, als ich meine Hand von ihrem Beim nahm und ihr stattdessen zärtlich über die Wange strich, unter deren Haut sich noch immer einiges an Hitze staute. Für mehrere Sekunden lang ruhte mein Blick einfach schweigend in den blaugrünen Augen der jungen Frau, fast als wolle ich irgendeinen Hinweis darauf finden, ob es Etwas gab, das nicht zu ihrer Zufriedenheit verlaufen war. Aber soweit ich das erkennen konnte war da Nichts, das mir etwas in dieser Richtung anzeigte, weshalb ich die Brünette küsste, wesentlich ruhiger und liebevoller. Aber dennoch nicht allzu lange, weil wir wohl beide noch ein Stück weit davon entfernt waren, wieder in ruhigem Rhythmus zu atmen. "Ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr ich dich liebe.", murmelte ich mit etwas dünner Stimme an ihre weichen, geröteten Lippen, lehnte dann noch eine kurze Weile meine Stirn gegen ihre, bevor ich mich aber doch langsam etwas von ihr löste, um mich eng neben ihr ins Kissen sinken zu lassen, womit dann die endgültige Entspannung eintrat. Fast wie in alter Gewohnheit zog ich sie aber kurz darauf ein wenig zu mir hin, damit sie sich ja nicht auf die dumme Idee kommen konnte, jetzt Abstand zu wollen. Zwar ließen sich meine Gefühle für Faye nicht in Worte fassen, aber ich war doch fast ein winziges kleines bisschen stolz auf mich selbst, dass ich es trotz all der Bedenken hinbekommen hatte, es ihr wenigstens zu zeigen, wenn ich es schon nicht in Worte verpacken konnte. Sicher hatte ich es kaum vor ihr verbergen können, dass ich doch das eine oder andere Mal gezögert hatte... aber dennoch war es um ein vielfaches besser gelaufen, als ich mir vorher überhaupt erhofft hatte. Vielleicht auch besser, als die Brünette es sich vorher gedacht hatte. Solange ich sie nicht irgendwie enttäuscht hatte, war Alles in Ordnung.
Sie war so unendlich glücklich. So endlos froh, dass die zwei Monate ihr bitter nötiges Ende fanden. Dass sie endlich wieder bei ihm war. Dass die Gedanken und Gefühle, die zwischen ihnen gestanden hatten, nun hoffentlich ein für allem Mal beseitigt waren. Sie wusste nicht, ob die Unsicherheit zurückkommen würde, ob Victor gar hinterher plötzlich bereute, was er hier mit ihr machte. Aber sie war sich eigentlich sehr sicher, dass es nicht so sein würde, dass sie endlich wieder das waren, wozu sie bestimmt waren. Und sie würde nie wieder riskieren, alles zu verlieren. Nie wieder diesen Fehler machen. Zu keinem Preis der Welt. Fayes freie Hand war irgendwann von seinem Kopf zu seinem Rücken gewandert, strich über seine Muskeln und die heisse Haut, die sich darüber spannte. Und je kräftiger seine Stösse wurden, umso mehr kratzten dabei auch ihre Fingernägel über seine Schulter. Nicht schmerzhaft oder so - sie konnte ja schlecht direkt so gut sichtbare Furchen hinterlassen und weh tun wollte sie ihm auch nicht. Aber die Intensität der Gefühle liess ihren Körper immer mehr zittern, bis sie schliesslich fast zeitgleich mit ihm den erlösenden Orgasmus erlebte. Sich alles in ihr zusammenzog, während sie den Rücken durchbog und sich ihm entgegen streckte. Auch sie brauchte daraufhin einige Minuten, um wieder zu Atem zu kommen, während sich der Rhythmus ihres Herzens sehr langsam wieder beruhigte. Faye blickte ihn an und auch ihre Mundwinkel hatten sich ein kleines Bisschen nach oben geneigt. Sie fühlte sich zehn Jahre jünger als vor zwei Monaten. Federleicht und tiefenentspannt. Und in ihrem Blick strahlte pure Liebe, die gleiche Liebe wie die, die er ihr mit seinen Worten nochmal bestätigte. Sie erwiderte den sanften Kuss, kuschelte sich gleich darauf an ihn, als er neben ihr auf das schmale Bett sank. So nahe an ihn, wie irgendwie möglich. Kurz streckte sie sich noch nach der Decke aus, die sie über ihre leicht schwitzigen Körper zog. Dann aber lag sie vollkommen still an seiner Brust. "Du musst es mir nicht sagen...", flüsterte sie mit einem Lächeln in seine Richtung, nahm sich seine Hand und legte sie sich direkt aufs Herz. "Keiner spürt das besser als ich... hier drin", und damit drückte sie ihm einen Kuss auf seine eigene Brust - sein eigenes Herz - und kuschelte sich wieder direkt dorthin, wo sie sich für immer am wohlsten fühlte.
Die Brünette lächelte vor sich hin, schaute ihn kritisch an. „Alt? Das darfst du doch nicht sagen, alt wird man hier nicht“, erwiderte sie bestimmt aber ebenso sarkastisch, da ihr durchaus bewusst war, dass seine Worte viel mehr in Ironie als Ernst gesprochen wurden. Trotzdem war er kaum alt. Zwar wusste Aryana nicht, was der gute Herr für einen Jahrgang hatte - dürfte aber irgendwo um den Dreh ihres Eigenen herum sein. Etwas jünger oder etwas älter, sie konnte nicht schätzen. Sie blieben noch eine ganze Weile auf dem Turm. Einfach, weil sie viel zu gut gelaunt zum Schlafen waren und das Koffein seine Wirkung ebenfalls zeigte. Die Gespräche blieben locker und nicht zu selten von irgendwelchen mild beleidigenden Seitenhieben geprägt, die sie aber beide für einmal äusserst unempfindlich wegsteckten. Es war ja nicht so, als wäre Aryana grundsätzlich ein humorbehinderter Mensch, der absolut nicht über sich lachen konnte - ganz und gar nicht. Nur war ihre Stimmungslage seit Monaten nicht mehr so entspannt gewesen wie an diesem Abend und sie hatte eine ganze Weile hinter jeder Anspielung einen Vorwurf vermuten müssen. Warren hatte ihr gegenüber nämlich ziemlich gut mit dieser Art von Angriffen gespielt. Aber das war jetzt vorbei und darum lachte sie an diesem Abend gefühlt öfter als im ganzen letzten Jahr zusammengerechnet. Irgendwann, es war weit nach zwei Uhr, wurde es dann aber auch für sie beide Zeit, sich in ihre Zelte zu begeben und noch ein paar Stunden Schlaf zu bekommen. Bevor am nächsten Tag der ganze Wahnsinn weiterging, als wäre nichts passiert. Denn sie würde den Verlust des Lieutenants sicher nicht mehr Raum einnehmen lassen, als es beim Tod eines jeden Soldaten vor ihm der Fall gewesen war. Ausnahmsweise blickte sie dem Leichentransport ohne den geringsten Hauch von Trauer und Schmerz hinterher. Ohne Reue und ohne die Frage, was sie hätte tun können, um dieses Leid zu verhindern. Denn bei Warren war es kein Leid. Kein Zufall. Sondern das pure Glück einer lang ersehnten Erlösung.
This is your life, it's do or die, the sun may never rise again, so be the light the vision. This is your life, it's slipping by, you try to run but fall again, you get back up that's living.
Ich ließ sie meine Hand einfach nehmen, lauschten ihren Worten, die zusätzlich einfach nur Balsam auf meiner fast durchweg kaputten Seele waren, die in den letzten Wochen so viel hatte leiden müssen. Zusätzlich zu dem Ballast, der schon vorher da gewesen war, noch endlos viele Steine hatte herumschleppen müssen. Es graute mir schon jetzt, als Faye sich wieder an meinen Oberkörper schmiegte, davor, dass ich sie in nicht allzu ferner Zeit verlassen musste. Dass wir uns nicht einfach den Rest des Tages in den Armen liegen und damit glücklich sein, die Außenwelt weiter an uns vorbeiziehen lassen konnten. "Dann bin ich beruhigt.", murmelte ich der jungen Frau noch immer leicht vor mich hin lächelnd in die dunklen Locken, die im Gegensatz zu sonst ein bisschen wirr aussahen. Aber auch das war eine der Kleinigkeiten, die den Augenblick so perfekt machten. Ich fing an ihr mit der Hand sachte über den Rücken zu streichen, schloss verträumt die Augen, während ich den Duft ihres Haars einatmete. Es vergingen dreieinhalb Monate, in denen mein Leben fast nicht perfekter hätte sein können. Zwischen Faye und mir war Alles in bester Ordnung, wir hatten wieder zu uns zurück gefunden, während wir unseren Dienst bei der Army leisteten. Was letzteres anging ging es mal bergauf, dann wieder bergab, aber soweit ich das in meiner Lage beurteilen konnte, kamen wir nach wie vor nicht wirklich voran. Zwar erschlossen wir zwei kleinere Gebiete, die vom IS dauerhaft belagert worden waren, mussten dafür aber eine größere Stellung am anderen Ende unseres Territoriums - falls man das in einem fremden Land so nennen konnte - aufgeben, weil sie förmlich von den feindlichen Soldaten überrannt worden war. Demnach gab es auch auf unserer Seite wieder einige Verluste zu verzeichnen und diese schienen sich an den vorherigen Durchschnitt anzupassen. Auch Brian war inzwischen nicht mehr hier. Er hatte sich im linken Bein drei Kugeln eingefangen und es war noch fragwürdig, ob er irgendwann wieder richtig laufen konnte, was mir nur noch ein weiteres Mal deutlich klar machte, dass ich verdammt froh mit den chronischen Rückenschmerzen sein konnte. Dass ich immer und immer wieder Glück in Gefechten hatte, meistens nur kleinere Kratzer oder Prellungen davontrug, wenn ich in Deckung ging, nie aber eine Kugel oder gar eine Granate einfing. Selbst die Rückenschmerzen waren zur Zeit nur noch wenig vorhanden, verbrachte ich doch sehr viel meiner freien Zeit mit Faye, die Alles, was mich belastete, zu lindern wusste. Sei es nun mit Worten oder ihrer körperlichen Nähe... sie schien weiterhin mein ganz persönlicher Engel in dieser Hölle zu sein. Trotzdem gefiel es mir nur wenig bis gar nicht, dass sie heute mit uns ausgerückt war, weil es in diesem Fall dann doch viel mehr ich war, der sie im Auge behalten musste und nicht umgekehrt. Damit kamen wir näher an eine der ehemals heiklen Fronten heran, als mir lieb war. Zwar hatten wir die Stadt, durch die wir gerade patrouillierten, eigentlich schon vor einer Weile von dem lästigen Ungeziefer befreit, aber es gab hier und da immernoch vereinzelte Anhänger des IS, die der Meinung waren, sich als Selbstmordattentäter enttarnen zu müssen. Zwar kamen sie nie nahe genug damit an unsere Soldaten heran, das Jemandem ernsthaft etwas passiert wäre, aber das konnte sich täglich ändern. Unser Kontrollgang wurde von einem Fahrzeug angeführt, dahinter und auch seitlich davon zogen mehrere Soldaten ihre Wege. Mitunter ich, wobei ich mich kaum in der Deckung des Vehikels befand, den Blick überwiegend auf die Gassen links von uns gerichtet hielt, um Bedrohungen frühzeitig zu erkennen.
Tatsächlich fühlte ich mich doch nach ein paar Wochen tatsächlich schon wieder sehr alt... und auch müde. Ich war den ewigen Zwiespalt in meinem Kopf inzwischen leid, war mir auch eigentlich sehr sicher, dass ich nur noch ungern weiter Informationen an die gegnerische Seite austeilen wollte - mal ganz davon abgesehen, dass ich das sowieso schon seit einer halben Ewigkeit nicht mehr tat und sie stinksauer sein dürften. Sie hatten einmal auf unseren Frequenzen gefunkt, was für reichlich Verwirrung bei den Köpfen unserer Organisation sorgte. Bei mir nicht. Fast war ich mir sicher, dass die eher nur lose formulierten, wenig Sinn ergebenden, aber drohenden Worte eine indirekt Warnung an mich waren, weil ein gewisses Codewort darin steckte. Nicht an mich adressiert, weil sie dazu keine Möglichkeiten hatten, aber als Aryana mir das beiläufig mal erzählt hatte, fing ich langsam doch an zu bereuen, dass ich jemals damit angefangen hatte. Im Moment lief es mit dem neuen Lieutenant wirklich nicht schlecht, auch wenn er natürlich ebenso wenig wie alle Anderen hier verhindern konnte, das ein paar weitere Soldaten ihr Leben lassen mussten... aber die Zahlen waren nicht ihm persönlich anzurechnen, im Gegensatz zu Warren. Ich wusste auch wieder, woher ich ihn kannte, als ich seine Stimme gehört hatte. Ragan war der Leiter einer anderen Truppe gewesen, mit der ich ein oder zwei Mal in Mali zusammen gearbeitet hatte, er selbst war dabei aber nie direkt mit von der Partie gewesen und deshalb war es nur die Stimme, die ich über den Funk gehört hatte, an die ich mich erinnerte, nicht sein Name. Er war streng, besaß einen sehr schroffen Umgangston und war sehr direkt, aber im Grunde schien er seine Arbeit nicht verkehrt zu machen. Bisher jedenfalls. Vielleicht war er einer der Schlüssel, den wir brauchten, damit Amerika seinen Dienst in diesem Land doch endlich mal vernünftig machen und wirken konnte... und ich hatte nicht mehr vor, meine Hand vor das Schlüsselloch zu halten. Wir waren vor zweieinhalb Wochen wieder in unser altes Camp gezogen, inklusive ein paar neuer Soldaten. Die Spezialeinheit der Navy Seals war vor ein paar Tagen ebenfalls eingetroffen, wobei sich deren erste Missionen noch in der genaueren Planung befanden, sie sich vorerst nur akklimatisieren mussten. Eigentlich war heute auch fast ein Tag wie jeder Andere. Es stand mal wieder ein Kontrollgang durch eine der nahen Städte an, die wir für uns hatten gewinnen können. Tatsächlich war ich dabei trotz der vielen Dinge, die mich momentan nicht mehr ganz so gut schlafen ließen, wie ich es sonst meistens tat, gerade auch relativ entspannt. Kaute Kaugummi und unterhielt mich beiläufig mit Jetman, während wir neben dem langsam vor sich hin rollenden, gepanzerten Fahrzeug die Umgebung im Blick behielten, die Waffen jedoch gesenkt. Es gab ja bis jetzt keinen Grund dafür, sie zu erheben und den Zivilisten, die zwangsläufig unseren Weg kreuzten, waren so sicher auch ruhiger. Selbst auf dem rege besuchten Marktplatz, an dem wir zwischendurch vorbeikamen, schien Alles in bester Ordnung zu sein. Es stritt sich nicht einmal Jemand mit dem Verkäufer um den Gemüsepreis, Alles war friedlich... und es war wirklich angenehm, die Patrouille in Ruhe führen und mal keine Schüsse austeilen zu müssen. Bis jetzt jedenfalls.
Oh, das war sie auch. Und wie beruhigt sie war. So beruhigt, dass sie direkt hier an seiner Brust hätte einschlafen können. Und sie war sich sicher, dass sie hier und jetzt besser schlafen würde, als überhaupt jemals in den letzten zweieinhalb Monaten. Aber vorerst war nur ein Bisschen dösen und geniessen angesagt, während ihre Hände unaufhörlich über seine nackte Haut streichelten. Er gehörte wieder ihr. Nur ihr... Wer hätte gedacht, dass es heute dazu kommen würde... Wer hätte geglaubt, dass er auf sie warten würde... Die nächsten Wochen vergingen wie im Flug. Faye verbrachte ihre ganze Freizeit entweder mit Victor oder mit Aryana - wobei Letztere vielleicht ein Bisschen kürzer trat. Erstens, weil sie doch weitaus öfter mit Arbeit beschäftigt war und zweitens, weil Fayes Sehnsucht nach Victors Nähe doch ganz einfach andere Ausmasse angenommen hatte, solange bei ihrer Schwester dabei weiterhin alles in Ordnung war. Den Umzug zurück ins alte Camp hatte sie mit nicht besonders viel Freude akzeptiert. Hatte die ersten Nächte zurück sogar tatsächlich wieder mit Alpträumen zu kämpfen gehabt. Sie hätte sich lieber an die andere Position gewöhnt, die nicht so direkt an der Front war... Den klar, sie hatten Unterstützung bekommen, waren laut den hoffnungsvollen Worten ihrer Schwester jetzt vielleicht fähig, die Lage dieses Camps auszunutzen und zu ihrem Vorteil zu wandeln. Aber eben nur vielleicht... Vielleicht wurden sie auch ein zweites Mal angegriffen und vielleicht ging das alles kein zweites Mal so glimpflich aus für sie und die, die sie liebte... Aber diese Gedanken sollte sie nicht haben. Gerade befanden sie sich immerhin auch nicht auf einer Mission, die irgendwelche so dunklen Vorahnungen begründen würde. Waren einfach nur in der Stadt für eine Patrouille, was sie doch optimistisch daran glauben liess, dass sie heute Abend wieder am Lagerfeuer neben Victor sitzen und irgendwelchen Geschichten lauschen würde, die die Runde machten, seit die Gitarre ja leider Opfer des Feuers geworden war. Was doch auch sie sehr zu bedauern wusste, nebenbei bemerkt. Sie hatte die Musik gemocht... Auch wenn sie von Mitch kam und sie bis heute keine Ahnung hatte, was sie von dem jungen Mann halten sollte. Sie blickte bei ihm schlicht nicht durch, aber das war okay, solange sie wenig bis gar nichts zusammen zu tun hatten. Nur an so Tagen wie heute gemeinsam draussen waren - in Begleitung von noch so zwei drei anderen. Bis jetzt lief auch alles vollkommen kontrolliert und ruhig. Keiner schien ausfällig zu werden, die ganze Stadt lag so friedlich wie sie das seit Wochen tat. Und vielleicht waren die Stürme, die ständig über die armen Bewohner dieser Gegend niedergebrochen waren, ja für eine Weile zu Ende, liessen jeden Einzelnen hier ein paar Mal tief Luft holen... Ein Bisschen Atmen. Soweit die Utopie der jungen Brünetten, deren Augen gerade an zwei Kindern hängen geblieben waren, die vor einem Haus auf dem Boden sassen und mit einigen Töpfen im Sand spielten. Kinder... Sie sollten nicht hier sein und doch zauberten sie Faye automatisch ein winziges Lächeln aufs Gesicht, weil sie auf den ersten Blick noch so unschuldig aussahen, wie sie es in einer normalen Welt sein sollten. Weiter kam sie nicht mit Denken, da ein plötzlicher Tumult einige hundert Meter vor ihnen ihre Aufmerksamkeit sofort wieder hundert prozentig auf ihre Arbeit lenkte. Männer waren zu den Leuten auf dem Marktplatz gerannt. Schienen irgendwas äusserst dringendes mitzuteilen, das unvermittelt Unruhe stiftete. Faye wusste nicht, worum es ging, als plötzlich auch schon ein Funkspruch ihre Gruppe erreichte. Rückzug. Sofort. Die Stadt wurde umstellt.
Ragan kam am nächsten Tag bei ihnen an und allein vom Typ her war er so viel umgänglicher als Warren es jemals hätte werden können. Er war direkt und sagte ihr, was sie zu tun hatte - aber immerhin tat er genau das; Aufgaben verteilen, seine Arbeit ernst nehmen, seinen Platz erfüllen. Sie war sich nicht so sicher, was er von ihr hielt, aber trotzdem ging er respektvoll mit ihr um und das war alles, was sie von jedem hier verlangte und was sie jedem hier entgegen brachte. Und er hörte ihr zu, wenn sie Vorschläge brachte, belächelte sie zumindest nicht direkt. Die nächsten Neun Wochen verbrachten sie mit Vorbereitungen und Ähnlichem, bevor sie dann wieder zurück ins alte Camp gingen. Es war ein etwas komisches Gefühl, alles so frisch aufgebaut vorzufinden, als wäre dieser Boden nicht vor erst drei Monaten zum grauenvollen Massengrab von Achtzehn Soldaten geworden. Aber sie konnte nicht lange an diesen Emotionen festhalten, hatte diese Menschen vor drei Monaten verabschiedet und auch wenn sie die Gedanken nicht verschmähte und keinesfalls der Meinung war, irgendwen vergessen zu wollen, so hatte sie doch keine Zeit für Ablenkung. Höchstens Abends, wenn sie sich immer wieder auf einem der einsamen Türmen einfand und die Hügel anschaute, nachdachte, sinnierte, versuchte, einen Weg zu finden, sie zu besiegen. Meistens alleine. Manchmal traf sie aber doch noch immer auf Mitch. Sie stritten sich nicht mehr ganz so oft wie vor dem Moment, in dem sie gemeinsam ihre Schwerter gezogen hatten. Waren aber noch immer oft genug verschiedener Meinung und fanden sich meistens damit ab, dass sie besser einfach schwiegen und jeder stumm seinen eigenen Gedanken nachhing, anstatt sich allzu detaillierten Gesprächen zu widmen. Aber das war gut. Sie genoss die Ruhe. Die Ankunft der Navy Seals erfüllte Aryana wohl mit mehr Hoffnung, was den Ausgang dieses Krieges anging, als dass es der Fall sein sollte. Normalerweise war sie keine besonders euphorische Person, aber sie bewunderte diese Kampfmaschinen seit sie ihre Armykarriere überhaupt erst in Betracht gezogen hatte. Damals hatte sie sich sowas nicht im Traum zugetraut, weshalb sie es nie auch nur versucht hatte. War auch nicht so, als möchte sie heute gerne mit einem von denen ihren Platz tauschen, waren deren Aufgaben doch nicht selten weit grausamer als ihre Eigenen. Aber sie war trotzdem sehr froh, sie hier zu haben. Hoffte so sehr darauf, mit ihnen endlich einen Durchbruch zu erleben. Heute war aber erstmal eine andere Aufgabe die ihre geworden und sie befand sich mit Faye, Mitch, Victor und Einigen anderen auf einer ganz normalen Patrouille in der Stadt. Fand es wie immer nicht gut, ihre Schwester woanders als im - bestmöglichen - Schutz des Camps zu sehen, aber konnte sie ja nichts dran ändern. Und heute würde wohl kaum irgendwas Schlimmes passieren, das ihre Heimkehr verzögern oder erschweren würde. Soweit der Optimismus. Denn kaum hatte sie den Gedanken zu Ende gedacht, erklang der Tumult. Und Sekunden später die scharfen Befehle aus dem Funk. Befehle von Ragan persönlich. Und Aryana wartete keine Sekunde, ehe sie alle unverzüglich dazu anwies, zu tun, was ihnen gesagt wurde - dem Befehl zu folgen. Aber sie wusste so gut wie jeder andere, was das hiess. Wenn die Stadt umstellt wurde - wie sollten sie mit ihren Autos noch raus kommen? Wie sollten sie eine Flucht überleben, wenn alles an ihnen US Army - bitte sofort umlegen schrie..?
This is your life, it's do or die, the sun may never rise again, so be the light the vision. This is your life, it's slipping by, you try to run but fall again, you get back up that's living.
Warum heute? Warum ausgerechnet dann, wenn Faye mit von der Partie war? Das durfte nicht wahr sein... konnte Ragan sich nicht bitte einfach irren? Irgendwas in der Richtung? Nein, wohl nicht. Er hielt weiter an seinen Worten fest und wies uns dazu an, vorerst Deckung zu suchen, weil noch nicht klar war, wie viele Soldaten des IS sich bereits an den Grenzen der Stadt befanden und ein Angriff bei Weitem zu gefährlich war. Da wir insgesamt eben doch nur 12 Leute waren und einem Großaufgebot niemals gewachsen wären, würden die Arschlöcher uns sonst einfach überrollen. Es dauerte nicht lange, da war der Großteil der Soldaten nach links und rechts in die Gassen ausgeschert, um einen vorläufigen Platz für das Fahrzeug zu finden. Eine geschützte Stelle, die von der Straße nicht wirklich einsehbar sein sollte, um zu vermeiden, dass wir frühzeitig Aufmerksamkeit auf uns zogen. Schließlich fiel ein Trupp amerikanischer Soldaten in der Stadt auf wie ein bunter Hund zwischen ausschließlich weißen Schafen. Mit Sombrerohut auf dem Kopf. Und Lichterkette um den Hals. Das Problem bei der Sache war nur, dass die hinteren Gassen fast alle schon deshalb wegfielen, weil sie zu schmal für ein Auto waren, erst recht für ein Militärfahrzeug, das gerne nochmal ein Stück breiter war. Ebenfalls also nicht besonders unauffällig, das gute Stück. Das Maschinengewehr, das ich schon die ganze Zeit über mit mir herum trug, hatte ich inzwischen nicht mehr lose um die Schultern hängen, sondern am Anschlag an meine Schulter gelehnt. Sah durchs Visier, nur für den Fall, dass wir hier in der Innenstadt doch schon unerwarteten Besuch bekamen. Schließlich wurde ich in Begleitschaft eines Anderen - eine der obersten Prioritäten war immernoch, wenn möglich nie allein unterwegs zu sein - endlich fündig. Eine schwer einsehbare Stelle zwischen zwei Häusern, die von der Breite her vermutlich knapp war, aber gerade so gehen würde. Auch die Anfahrt von der Straße aus war möglich, also gingen wir zum Wagen zurück, gaben noch während dem Rückzug mittels Funk Bescheid, dass sich die Anderen nicht weiter umsehen mussten. Bei Aryana wieder angekommen schilderte ich mit ein paar knappen Worten den Weg zu der Stelle, die wir auserkoren hatten. Noch während sich das Fahrzeug wieder in Bewegung setzte, strömten immer mehr Zivilisten in unsere Richtung und ans uns vorbei, machten sich wohl auf den Heimweg und behinderten dabei ganz gekonnt, dass wir so schnell wie möglich von der Hauptstraße wegkamen. Zwar war ich von da an überwiegend damit beschäftigt, die Massen umzuleiten, konnte es aber dennoch nicht vermeiden, dass mein Blick ein oder zwei Mal zu Faye schwenkte, die wenigstens im Schutz des gepanzerten Wagens saß. Dass auch das böse enden könnte, hatten wir bei der Geschichte mit der Bodenmine überdeutlich lernen müssen... deswegen beruhigte mich das auch nur wenig bis gar nicht, aber ich bemühte mich weiter um einen kühlen Kopf. Noch passierte ja nicht direkt etwas Schlimmes, die Brünette war nicht in unmittelbarer Gefahr.
Ja... so leicht konnte man sich täuschen. Die humorvolle Plauderei mit meinem Kollegen wurde sofort erstickt, als uns eindringliche Worte über Funk erreichten. Mein Gehirn schaltete ganz automatisch von gemütlichem Herumlaufen zum Missionsmodus um. Zwar konnte ich es den zahlreichen Menschen, die sich eigentlich nur in Sicherheit bringen wollten, nicht wirklich übel nehmen, dass sie teilweise richtig panisch unseren Weg kreuzten, aber auf die Nerven ging mir das trotzdem. Allein schon deshalb, weil ich einmal stark angerempelt wurde, als ich mit Jetman zurück zu den Anderen stieß und der Wagen gerade in eine der Gassen eingelenkt wurde. Ein leises Knurren fand den Weg über meine Lippen, als ich die Waffe erneut anhob und den Leuten, die in unsere Richtung strömten, von da an mit lauten Worten - die sie kaum wörtlich verstehen würden, sprachen hier nur die Allerwenigsten Englisch, aber der Tonfall war sicher deutlich genug - bereits im Voraus klar machte, dass sie gefälligst einen Bogen um uns zu ziehen hatten. Sollte es Jemand mal nicht verstehen wollen, richtete ich den Lauf auf denjenigen und die Botschaft kam auf einmal doch an. Jedenfalls schafften wir es trotz der Massen das Fahrzeug einige Meter weiter hinten in dem schmalen Hinterhof um die Ecke zu parken und ab da hieß es dann zwangsweise für Alle zu Fuß zu gehen. Ragan meldete sich erneut über den Funk, teilte uns mit, dass wir vorerst in der Stadt verharren mussten, weil ein Durchkommen nach außen unmöglich war. Sie waren gerade dabei mit einem Helikopter die Stadt zu überfliegen und die Lage einzuschätzen. Viel zu viele feindliche Soldaten, darunter auch mehrere Sniper, MG-Schützen, gepanzerte Fahrzeuge und noch dazu zwei Panzer, einer jeweils am nördlichen und am südlichen Ende der Stadt. Letztere waren den amerikanischen Panzern natürlich nicht gewachsen, aber für einen einfachen Menschen trotzdem genauso tödlich. Die ganze Sache sah also sehr rosig für uns aus. Der Lieutenant sagte wir sollten versuchen ein möglichst unauffälliges Gebäude zu finden, in dem wir uns erstmal ein paar Stunden verschanzen konnten, bis ein konkreter Plan auf dem Tisch lag. Dass es bei ein oder zwei Stunden nicht bleiben würde, konnte ja jetzt noch keiner wissen. Ragan gab uns noch einen Hint, dass er von da oben ein Gebäude etwa einen halben Kilometer südöstlich entfernt sehen konnte, das auf den ersten Blick runtergekommen und demnach leer aussah, wir es erstmal damit versuchen sollten, bis er die Lage besser einschätzen konnte. Also setzten wir dazu an, uns möglichst fernab der breiteren Straßen zu besagtem Gebäude zu bewegen. Wir gingen zügig, blieben dabei aber vorsichtig. Ein paar Schüsse waren in der Ferne gefallen - vermutlich am Stadtrand, mit dem wir hier gerade zum Glück wenig zu tun hatten.