Allein Fayes Gesichtsausdruck war die paar Dollar, die meine Brieftasche erst einmal nicht weiter belasten sollten, vollkommen wert gewesen. Den Kuss erwiderte ich innig und murmelte danach ein leises "Ich dich auch.", an ihre weichen Lippen, bevor sie sich wieder ein Stück von mir distanzierte und ich das Gesamtbild noch einmal zufrieden betrachten konnte. Die Kette passte wirklich gut zu ihr. Mein Blick hing ebenfalls ein paar Sekunden lang an dem Anhänger, bis die Brünette ihr Wort wieder an mich richtete. Allerdings konnte ich ihr drauf nicht auf Anhieb eine Antwort geben, weil ich mir den Schmuck bisher nur wenig bis gar nicht angesehen hatte. Gregory, der jetzt still unser Gespräch mitverfolgte, hatte bis gerade eben meine volle Aufmerksamkeit mit seinen Worten auf sich gelenkt und mich geschickt von seinem Angebot abgelenkt. Deswegen zuckte ich erstmal mit ratlosem Gesichtsausdruck die Schultern, bevor ich mich mehr dem Verkaufsstand zuwendete und damit begann, die kleinere Männerabteilung zu mustern. Ketten waren nicht so mein Ding, mich nervte schon die Armeekette zeitweise. Wenn ich ausnahmsweise keine Jacke trug und sie stattdessen unters Shirt steckte, damit sie nicht hin und her klimperte, klebte sie immer so an der zwangsweise schwitzigen Haut. Nein, gefiel mir nicht. Ein Ring war auch nicht optimal, zumal ein solcher mich auch schlicht dabei stören würde, wenn ich eine Waffe in den Händen trug, was leider nicht gerade selten vorkommen sollte, solange ich noch im Krieg war. Außerdem wollte ich mir sowas ohnehin lieber für den Zeitpunkt aufheben, bei dem ich Faye letztendlich um ihre Hand bitten würde. Also nein, auch keine Ringe. Ich war einfach weniger der Schmuck-Typ. Nur ein sehr schlichtes Armband schaffte es, meine Augen einzufangen. Es würde auf keinen Fall stören, weil es nickt locker sitzen würde. Auch war es keine möglicherweise am Handgelenk kribbelnde Silberkette, sondern bestand nur aus gebundenem Leder und der silbernen Schnalle, durch die es zusammengehalten wurde. Aber der Knoten, der die beiden Hälften an der Oberseite zusammenhielt, war in all seiner Schlichtheit ein schönes Symbol. Eines, dass das Wort Liebe ohne Buchstaben zu zeigen wusste. Also besah ich mir den Preis, der zum Glück nicht unermesslich hoch war. Ich würde es auch absolut nicht zulassen, dass die junge Frau viel Geld für mich auf den Tisch legte. Vermutlich war ich da ziemlich altmodisch, aber das war mir egal. Das hatte Nichts mit meinem Ego zu tun, sondern nur damit, dass ich ihr schlicht nicht weniger als die ganze Welt zu Füßen legen wollte. Womöglich war ich manchmal ein klein wenig zu selbstlos. "Das Armband mit dem Knoten find' ich ganz gut..", sagte ich also ein klein wenig gemurmelt. Sie würde wissen, welches ich meinte, weil es das Einzige mit einem solchen war. "Aber du musst wirklich nicht, Faye..", fügte ich noch ein paar Worte an, als ich meinen Kopf wieder zu ihr rüber gedreht hatte und sie ansah. Ich selbst käme wohl nie auf die Idee mir Schmuck in welcher erdenklichen Form auch immer zuzulegen, auch wenn es sicher eine schöne Erinnerung festhalten würde.
Nein, wollte sie auch nicht. Setzte ich mir Ziele war ich in der Regel sehr dominant, wenn nicht gar schon penetrant. Konnte sicher der einen oder anderen Frau gehörig auf die Nerven gehen und ich war mir sehr sicher, dass sie eine davon war. Eingeknickt waren bisher letzten Endes aber trotzdem Alle. Den letzten Korb hatte ich kassiert, als ich noch im Heim gewohnt hatte. Das war so zirka mit Fünfzehn gewesen, wenn ich mich recht erinnerte. Damals hatte ich aber auch nur ein einziges Tattoo, das inzwischen glücklicherweise überstochen war. Nein, auf diesen ehemaligen Schandfleck war ich nicht stolz. Denn wenn man mit Fünfzehn ohne jegliche Einwilligungen ein Tattoo von einem Tätowierer bekam, konnte man sich eigentlich sicher sein, dass der das Ganze weder gut konnte, noch legal betrieb. Dementsprechend hatte es auch ausgesehen, war aber zum Glück nicht groß gewesen und nicht vernarbt. Wie dem auch sei - Körbe waren nicht so mein Ding und deswegen glaubte ich auch schlichtweg nicht, dass ich Aryana nicht irgendwie umstimmen könnte. Es gab immer Mittel und Wege. Frauen waren genauso manipulierbar wie Männer, wenn auch vielleicht nicht Alle mit dem selben Schalter. Ja natürlich. Meine Treue testen. Merkwürdige These. "Ich könnt' dir tatsächlich keine Antwort geben, wenn du mich fragen würdest.", stellte ich fast ein winziges kleines bisschen nachdenklich fest. Ich hatte keine Ahnung, wie ich in einer echten Beziehung ticken würde, weil ich keine Erfahrungswerte diesbezüglich hatte. Was für mich so jetzt nicht schlimm war, aber für eine eventuelle zukünftige Freundin wohl schon, zog ich es doch in Betracht, dass ich da nicht weniger anstrengend als im jetzigen Alltag war. Bis es überhaupt dazu kommen könnte, war ich vermutlich aber sowieso schon im Krieg draufgegangen und die Frage hätte sich erledigt. Also doch wieder irrelevant. Aryanas nächste Worte kappten diesen Gedanken schon bald und ließen mich herzhaft auflachen. Nicht, weil ich das für vollkommen unmöglich hielt, sondern ganz einfach nur, weil sie das gerade gesagt hatte. Weil sie sich damit auf diese eine meiner Ebenen herunterließ, die sie sonst immer so gekonnt umschlich. Die sie so konsequent gemieden hatte wie sonst kein anderes Thema und jetzt fühlte sie sich scheinbar doch wohl genug in meiner unmittelbaren Nähe, um ebenfalls mit dem Sprüche klopfen anzufangen. Sehr interessant. "Oh, sie hat meinen vollen Namen ausgesprochen... jetzt wird's also doch ernst.", erwiderte ich erstmal nur weiterhin halb vor mich hin lachend, bevor ich mich ein wenig beruhigte. "Naaa, wenn du dich da mal nicht irrst, Schätzchen... ich bin nicht so leicht bei Laune zu halten, das braucht schon viel Kreativität... Aber hey, tu' dir keinen Zwang an. Du kannst gerne versuchen, mich vom Gegenteil zu überzeugen.", schloss ich mit meiner kurzen Rede ab und unterstrich sie noch mit dem Augenbrauenzucken, das sie inzwischen schon oft von mir gesehen hatte. Ob ich nein sagen würde, wenn Aryana mir auf den Schoß hüpfte? Nein, wohl kaum, obwohl ich im ersten Moment sicher Verdacht schöpfen und das Ganze hinterfragen würde. Ob sie die Hölle entfesseln würde, wenn sie mich dann doch noch abwies, weil es ein Witz war? Absolut und definitiv Ja.
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Auch wenn sie es längst wissen sollte, liessen seine drei Worte sie doch ebenfalls noch etwas seliger lächeln, wärmten ihr Herz auf die Art und Weise, in der nur er sie berühren konnte. Das war gut, dass er sie auch liebte. Es war alles, was sie hatte hören wollen. Als er sich abwandte, glitt auch ihr Blick wieder über den Schmuck, nun natürlich vermehrt über die gleiche Region, die auch seine Augen abzusuchen schienen. Sie versuchte zu erraten, wofür er sich entscheiden würde - falls er denn wirklich was fand, das ihm entsprach. Er war ja jetzt nicht unbedingt der Typ Mann, der immer mit irgendwelchem Schmuck die Erde bewanderte. Keine Kette abgesehen vom obligatorischen Dog Tag, keine Armbänder, keine Ringe. Lag vielleicht teilweise an seinem Job, der das tragen von Klunker nicht wirklich unterstützte. Aber Faye war sich doch relativ sicher, dass er auch sonst nicht eine Tonne Schmuck tragen würde. Schliesslich schien ihm aber doch etwas ins Auge gestochen zu sein und ihr Blick wanderte zu besagtem Armband. Es war schlicht und doch sehr schön. Und der Knoten drückte weit mehr aus, als man es von einem einfachen Lederband erwarten würde. "Das ist schön", pflichtete sie ihm lächelnd bei, hatte die Hand schon ausgestreckt, um auch dieses Schmuckstück mit einer zarten Berührung unter ihren Fingerspitzen zu fühlen. Seine Worte zogen ihren Blick nochmal in seine Richtung, wobei das Lächeln ihre Mundwinkel leicht zucken liess. "Ich will aber", erklärte sie simpel, hatte sich damit schon wieder Gregory zugewandt, um ihm den entsprechenden Betrag für das Armband zuzuschieben. Auch sie hatte aufgerundet, weil es grad so praktisch aufgegangen war, lehnte das Rückgeld dankend ab, was den alten Mann mittlerweile fast etwas verzweifelt, aber weiterhin lächelnd den Kopf schütteln liess. Dann nahm sie das schwarze Leder vorsichtig von seinem Platz, zog Victors Hand heran und legte es ihm um. Sie liess es sich nicht nehmen, mit dem Daumen nochmal über die Konturen des Knotens zu streichen, bevor sie den Kopf hob um ihren Freund breit anzugrinsen. "Jetzt gefällst du mir noch besser", meinte Faye, als wäre das überhaupt noch möglich gewesen davor. Als würde sie ihn nicht schon lange am meisten mögen.
Seine Antwort liess sachte erschliessen, dass Mitch eventuell nicht endlos viel Erfahrung mit Beziehungen hatte. Hatte sie zwar schon vorher vermutet, da er ihr ja mal, vor langer langer Zeit, gestanden hatte, noch nie wirklich verliebt gewesen zu sein. Man konnte zwar auch eine Freundin haben, die man nicht liebte - aber das machte dann einfach irgendwie nicht mehr viel Sinn, in ihren Augen. Naja, wie dem auch sei, sie konnte ja jetzt auch nicht gerade mit endlos viel Erfahrung angeben. Zwei Beziehungen hatte sie gehabt. Die eine von Fünfzehn bis Siebzehn - zählte sie jetzt einfach mal zum Thema - und die andere, als sie Achtzehn war. Die hatte aber nur ein knappes halbes Jahr gehalten. Also ja, war erstens lange her - damals war sie praktisch noch ein anderer Mensch gewesen - und zweitens nicht besonders aufschlussreich. Aber das mit der Treue würde sie wohl trotzdem hinbekommen. War ja immerhin einer der essenziellen Grundsteinen, auf die man sowas wie Liebe meistens baute. Auch ihre Lippen umspielte weiterhin ein breites Grinsen, als er ihre Aussage erstmal mit einem herzhaften Lachen quittierte. Und ja, sie hatte praktisch zum ersten Mal in der Geschichte auf seinen vollen Namen zurückgegriffen - sollte die Ernsthaftigkeit und Wahrheit ihrer Worte also nochmal deutlich unterstreichen haha. Auch was er dann noch sagte, tat ihrem Selbstbewusstsein keinen Abbruch und sie schob nur lächelnd ihre Brille etwas runter, um ihn über den Rand der getönten Gläser direkt anblicken zu können. "Unterschätz mich nicht, Liebling. Ich bin in keiner Hinsicht dafür bekannt, langweilig zu sein...", meinte sie, als hätte sie tatsächlich jemals eine ganz offizielle Beurteilung ihrer Persönlichkeit zugesteckt bekommen. "Und bloss weil ich fünf Jahre fast dauerhaft auf dem Trockenen gesessen habe und dafür kein Ende in Sicht ist... muss ich ja nichts verlernt haben", fügte sie mit einem weiteren Schulterzucken hinzu. Beim Sex wurde meistens sowieso aus dem Affekt gehandelt. Und ihr Unterbewusstsein würde schon wissen, was zu tun war, wenn sie es drauf anlegen möchte. Tat sie aber nicht. Und das war wohl der kleine, springende Punkt.
This is your life, it's do or die, the sun may never rise again, so be the light the vision. This is your life, it's slipping by, you try to run but fall again, you get back up that's living.
Wollte sie aber. Na schön. Ein Einwand hätte wohl auch gar nichts gebracht, so bestimmt, wie die junge Frau dann im Anschluss vorging, um das Armband schon bald ihr, beziehungsweise mein Eigen nennen zu können. Während Gregory im Hintergrund ein wenig Frust schob, weil wir seiner Meinung nach wohl zu spendabel waren, besah ich mir selbst genau Fayes Finger, während sie mir das Armband kurzerhand anlegte und mein Handgelenk auch noch nicht gleich wieder losließ. Es war schon ungewohnt, dass das Lederband da jetzt auf meinem Unterarm lag, aber ich war mir ziemlich sicher, dass ich es schon nach ein paar Minuten kaum noch merken würde. Außerdem gefiel es mir jetzt, wo ich es an meinem Arm sah, doch auch noch einmal ein bisschen besser. Was die Brünette dann sagte, ließ mich ein klein wenig grinsen. Wie war es eigentlich möglich, dass sich ihre Gefühle für mich noch steigerten? Mir mehr Liebe zu zeigen, als sie ohnehin schon seit Monaten tat, war kaum mehr möglich. Natürlich blieben romantische Momente in der Army komplett aus, aber das schienen wir auch gar nicht zu benötigen, um dem jeweils anderen unsere Liebe offen darzulegen. "Du spinnst ein kleines bisschen, Prinzessin.", stellte ich dementsprechend fast etwas amüsiert fest, bevor ich mich zu ihr runter beugte, um sie liebevoll zu küssen und ihr um selben Atemzug über die Wange zu streichen. Dann sah ich sie noch einen kurzen Moment lang an, bevor meine Augen ein weiteres Mal zu dem alten Mann glitten. "Danke, Gregory... und bis bald.", bedankte ich mich noch einmal bei ihm für seine Dienste und auch das nette Gespräch. Natürlich war das bald ziemlich unmöglich, aber er würde schon wissen, was ich meinte. Sobald ich ein weiteres Mal aus dem Krieg zurückkommen würde, sahen wir uns sicher noch einmal wieder. Er nickte lächelnd und erwiderte "Ja, hoffentlich. Genießt eure freie Zeit.", ehe er uns noch einmal zuwank und ich ebenfalls zum Abschied die Hand hob. Dann setzte ich mich langsam wieder in Bewegung und griff nach Fayes Hand, um ihre Finger wieder mit den meinen zu verschränken. Doch, der Abstecher zum Markt hatte sich schon jetzt gelohnt, obwohl er weder meiner besseren Hälfte, noch mir wirklich sympathisch gewesen war.
Da mochte Aryana tatsächlich auch Recht haben, ja. Bisher war es mir in ihrer Anwesenheit noch nie wirklich langweilig geworden. Die einzige Ausnahme dessen bildete ein oder zwei Mal ein nächtliches Gespräch auf einem der Wachtürme, wenn wir beide einfach zu erledigt vom Tag gewesen waren, um irgendwelche kreativen Themen zum Reden mit einzubringen. Aber das konnte man auch nicht recht als langweilig, sondern mehr nur als zu müde einstufen. Nein, als Langweilerin war die Brünette wohl nicht zu bezeichnen, obgleich sie auch immer mal wieder kleine Streits oder zumindest Diskussionen mit mir suchte. So richtig in die Haare gekriegt hatten wir uns jetzt tatsächlich schon eine ganze Weile nicht mehr. Andernfalls würden wir aber vermutlich auch nicht so friedlich scherzend an einer Küste Australiens herumliegen und uns die warmen Sonnenstrahlen auf die Bäuche scheinen lassen. Auch bei der Tatsache, dass Sex eher nicht zu den Dingen gehörte, die man mal eben so verlernen konnte, musste ich ihr zustimmen. Vielleicht war man nach einer langen Trockenperiode ein klein wenig eingerostet, ja, aber das war es dann auch schon. Wenn man sich auf einen neuen Partner einstellen musste, war es sowieso nur selten zu Beginn an perfekt. Machte also bei einem One Night Stand letztendlich keinen großen Unterschied, ob lange Abstinenz vorhanden war oder auch nicht. "Ja, da hast du womöglich Recht... schön, dass du zur Abwechslung mal versuchst, mich von deinen Qualitäten zu überzeugen, statt mir eine zu scheuern. Man könnte fast meinen, dass du mich ködern willst.", grinste ich weiter vor mich her, erwiderte ihren fast schon neckischen Blick dabei, ehe ich mich wieder gänzlich auf den Rücken rollte und es mir bequemer machte. Der Ellbogen freute sich inzwischen nicht mehr so über die einseitige Belastung, weshalb ich ihm eine Pause gönnen wollte. "Du willst dir nicht mal ein kleines bisschen Spaß gönnen..?", schob ich mehr oder weniger eine Frage hinterher. Ich bezog das gar nicht auf mich, sondern eher auf die männliche Allgemeinheit. Wenn Aryana schonmal außer Haus war, könnte sie sich doch wenigstens ein kleines bisschen australisches Fleisch gönnen. Mir war schon klar, dass lange Enthaltsamkeit für Frauen weitaus einfacher zu ertragen war, als für mich als Mann, aber die Brünette schien es wirklich so gar nicht zu reizen, sich mal wieder etwas auszuleben. Für mich gänzlich unverständlich.
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"Mag sein", grinste sie auf seine Worte hin, zuckte gleichgültig mit den Schultern. Als ob sie sich davon belasten lassen würde. Ein Bisschen spinnen taten doch alle. Und sie, die den Krieg mit all seinen menschlichen Abgründen gesehen hatten, ganz besonders. So sehr, dass Momente wie diese, die so unbeschwert und zuckersüss waren, sich anfühlten, als wären sie in die endlos weiche Watte einer Wolke gehüllt. Und das sollten sie geniessen, hier und jetzt. Faye erwiderte den zärtlichen Kuss nur zu gerne, streckte sich ihm entgegen, um auch ja auf die vollen Kosten zu kommen. Schliesslich verabschiedete auch sie sich von Gregory, winkte dem netten alten Mann noch zu und ging dann mit ihrem Freund weiter die Marktstände entlang. Auch die weiteren Stände waren schön anzusehen, zumindest grösstenteils. Und Faye hätte doch noch zwei, drei Mal mehr das Portemonnaie zücken können, wenn sie die Sachen, dies hier zu kaufen gab, letztendlich auch wirklich hätte brauchen können. Aber zurück nach Syrien würde sie die Spezialitäten und handgemachten Fertigkeiten kaum nehmen, weshalb sich das mit dem Kaufen erübrigte. So blieben ihre Hände bis zum Ende des Marktes leer und Faye blieb erneut stehen und blickte fragend zu Victor hoch. Noch immer umspielte ein Lächeln ihre Mundwinkel, obwohl der Weg durch die vielen Leute sie doch schon wieder Einiges an Energie und Kraft gekostet hatte. Es war einfach zu viel Körperkontakt mit Fremden, zu viele Stimmen, zu viele Eindrückte, die sie sich nicht mehr gewohnt war. Aber sie fühlte sich für den Moment immerhin nicht mehr so, als würde es sie nächstens erdrücken. Und das war schonmal gut. "Wo gehen wir jetzt hin?", fragte sie weiter, wobei ihr Blick schon von alleine in Richtung Uferpromenade und Fluss glitt. Mal schauen, was genau sein Plan war, aber sie hätte nichts dagegen, wieder etwas weniger bevölkerte Wege zu gehen. Oder sogar etwas zu sitzen. Oder das zu tun, was er wollte, würde ja kaum von ihren Wünschen abweichen, so wie sie ihn kannte.
Aryana hatte die Sonnenbrille wieder an den Platz direkt vor ihren Augen zurückgeschoben, sich ebenfalls zurück aufs Tuch gelegt und die Hände für den Moment noch hinter dem Kopf gefaltet. Auf seine Worte musste sie ja beinahe ein Bisschen nachdenken, damit sie sich aus der Ködersache wieder rausreden konnte. Aber so schwierig dürfte das dann auch wieder nicht sein, weshalb ihr neckisches Lächeln doch weiterhin das Gesicht der jungen Brünetten erhellte. "Ich ertrag den Gedanken einfach nicht, dass du ein derart falsches Bild von mir mit dir herumträgst", säuselte sie also vor sich hin, obwohl es ihr im Grunde ja wirklich sehr egal war, was er von ihr hielt. Solange sie sich vertrugen und zumindest während dieser Ferien gut klar kamen miteinander, war ihr alles recht. Wäre schön, wenn das über diese Zweiwochenfrist bestehen blieb, da sie die sich langsam entwickelnde Freundschaft zwischen dem jungen Mann und ihrer Wenigkeit über die Monate doch sehr zu schätzen gelernt hatte. Es war schön, wieder jemanden zu haben, mit dem sie über all die Scheisse reden konnte, der so viele ihrer Ansichten teilte und gleichzeitig so oft ganz anderer Meinung war. Die Diskussionen waren erfrischend, ganz egal, ob sie sich am Ende einig wurden oder nicht. Und sie mochte seinen Humor, merkte erst jetzt, wie sehr sie das Lachen während der letzten zwei Jahren vermisst hatte. Denn eigentlich war Aryana eine sehr fröhliche junge Frau gewesen. Sie hatte oft und gerne ein paar schlagfertige Sprüche ausgeteilt, sich selbst aber dabei keineswegs zu ernst genommen, weshalb sie auch mit Einstecken problemlos klar gekommen war. Eine Seite ihrer Persönlichkeit, die sie erst mit Mitch langsam wieder unter all dem Leid und der Verbitterung hatte ausgraben können. Mit Mitch und dank Warrens Tod, der so viele ihrer Rachegelüste und ihres Hasses mit sich selbst hatte verschwinden lassen, ihr Leben wieder so viel leichter gemacht hatte. Seine Frage liess sie einen Moment lang nachdenken, obwohl sie die Antwort darauf eigentlich schon kannte. "Mal schauen. Aber wahrscheinlich nicht, wenn ich mich nicht derart betrinke, dass ich mein rationelles Denken komplett ablege", meinte sie nur. Sie legte sich nicht gerne schon jetzt mit einem Nein fest, wenn sie nicht wusste, was dieser Abend bringen würde. Aber grundsätzlich hatte sie keine Lust und sah keinen Reiz darin, sich mit irgendeinem dahergelaufenen Australier zu vergnügen. Aber eben - das sagte sie jetzt.
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Ich war trotz Allem recht froh darüber wieder aus der Menschenansammlung des Marktes raus zu sein, lichtete sich das Durcheinander doch sofort ein wenig, als wir die letzten der Verkaufsstände hinter uns gelassen hatten. Dauerte dann aber auch gar nicht lange, bis die Brünette ein weiteres Mal stehen blieb und ihre blaugrünen Augen gezielt in die meinen richtete, um mir nicht nur mit Worten eine Frage zu stellen. Ich hatte da bereits Etwas im Sinn, das weit weniger Leute und Gedränge beinhaltete. Ziemlich sicher würde Faye auch Nichts dagegen haben, wenn wir uns erst einmal wieder ein klein wenig zurückzogen, bevor wir zwangsweise so oder so wieder zurück durch die Massen zum Parkhaus gehen mussten. Bis letzteres passierte sollten ruhig noch einige Minuten schwinden, die Zeit saß uns beiden hier ja nicht im Nacken. "Da ist ein kleiner Steg, wenn wir noch ein bisschen weiter in diese Richtung gehen.", antwortete ich der jungen Frau lächelnd und deutete mit der Hand das Flussufer runter. Es waren sicher noch um die vierhundert Meter, aber ein klein wenig Laufen sollte sie sicher verkraften. Wenn nicht, dann trug ich sie eben ein paar Meter, damit all das Training auch mal einen anderen Nutzen hatte, als im Kampf auf höchstem Level attackieren zu können. Also setzte ich mich nach einem Kuss auf ihre Wange erneut in Bewegung, um besagten hölzernen Steg aufzusuchen. Er war nicht besonders lang, um den Schiffsverkehr nicht unnötig zu behindern, bot aber doch genug Platz für die eine oder andere Bank und brachte uns noch näher ans - beziehungsweise übers - Wasser, an dessen Rand wir gerade dahin gingen. Ich hatte früher oft mit Freunden aus der Schule dort gesessen, als ich noch ein paar Jahre weniger auf dem Buckel hatte. Bis zu meinem Einzug in die amerikanische Armee und den darauffolgenden Auslandseinsätzen hatte sich daran aber auch nach dem Abschluss nicht wirklich Etwas geändert. An den Wochenende, die ich während der Grundausbildung weiterhin Zuhause verbracht hatte, war ich auch noch oft hier gewesen. Es war ein bitterer Beigeschmack, dass ich mit keinem meiner damaligen Freunde noch Kontakt hatte, aber Faye wusste mich in jedem Fall darüber hinweg zu trösten. Also machten wir schließlich die ersten Schritte auf den knarrenden alten Holzdielen des Stegs. Ich konnte mich nicht an eine Zeit erinnern, an der die Dielen keine Geräusche von sich gegeben hatten, weshalb mich das keineswegs verunsicherte.
Natürlich, das musste es sein. Ich war mir eigentlich sehr sicher damit, dass es Aryana letzten Endes ziemlich egal war, was ich von ihr hielt. Ganz egal ob sich das jetzt nur auf ihr Sexualverhalten oder auf irgendetwas Anderes bezog - sie kam sehr gut ohne meine Unterstützung und Sympathie klar, das hatte sie mir einmal mehr als deutlich unter die Nase gerieben, als wir uns gestritten hatten. Das würde sich wohl auch bis jetzt nicht geändert haben, sollte die junge Frau nicht aus welchen Gründen auch immer einen kompletten Sinneswandel durchgemacht haben. Von letzterem war eher nicht auszugehen. "Guz so... Irgendwer muss ja ein Auge auf dich haben und schauen, dass du Alles richtig machst.", erwiderte ich scherzhaft. Nein, wir wussten beide, dass sie weder meine Meinung, noch einen Aufpasser brauchte. Letzteres traf hier im normalen Leben, im Urlaub noch viel weniger zu, als es das im Krieg tat. Aryana war so ziemlich das absolute Synonym für eine unabhängige Frau, die sehr gut alleine klarkam. Aber mein ironischer Tonfall würde ihr auch deutlich gemacht haben, dass ich das nicht im Ansatz ernst gemeint hatte. Auf meine Frage hin schien sie sich doch nicht ganz sicher zu sein, ob das nicht doch eine eintretende Möglichkeit des heutigen Abends war. Nicht, als wäre es für mich weiter von Bedeutung, immerhin betraf mich selbst das nicht und ich würde sicher auch einige Minuten ohne das Brünette Anhängsel auskommen, aber vielleicht löste das die eine oder andere Verspannung in ihrem engstirnigen Hirn zumindest für ein paar Tage, sofern der Kerl denn dann auch was getaugt hatte und sie mit ihren Bedürfnissen nicht einfach überging. Gabs ja auch. "Ist vermutlich auch besser, wenn nicht. Mein armes, weiches Herz würde es ja doch nicht verkraften.", sagte ich theatralisch uns fasste mir an die tätowierte Brust. Ja, ich und meine unsterbliche Liebe für Aryana. Diese Art von Witzen würde vermutlich nie ein Ende finden.
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Er schien tatsächlich schon einen Plan zu haben, wie es nach dem erfolgreichen Marktbesuch weiterging. Und die Idee, die er nannte, klang auch wirklich süss in ihren Ohren. Ein Steg am Wasser beim Fluss. Genau das, was sie jetzt brauchten: Ein Bisschen Ruhe. Somit nickte Faye lächelnd, griff wieder fester nach seiner Hand, die sie natürlich nie wirklich losgelassen hatte. "Das klingt schön", liess sie ihn ihre Gedanken auch noch wissen, obwohl er wohl sowieso längst wusste, dass sie bei sowas jetzt liebend gerne dabei war. Sie gingen also zu dem hölzernen Steg und es dauerte ein paar Minuten, bis sie dort angekommen waren. Aber das war gut, da sie sich mit jedem Schritt ein Bisschen mehr von den Mengen an Leuten entfernten, deren Laute sie damit langsam hinter sich liessen. Dafür kamen die Geräusche des Wassers näher, das bald schon direkt vor ihnen lag. Als sie den Steg betraten, begann das Holz sofort unter ihrem Gewicht zu ächzen. Aber da Victor keineswegs einen irritierten Eindruck machte und das bei alten Dielen dieser Art sehr oft der Fall war, liess auch Faye sich nicht beirren, ging mit ihm den Steg weiter nach vorne in den breiten Fluss. Es war tatsächlich niemand sonst da, was die Brünette sehr begrüsste, als sie sich schliesslich ganz vorne am Ende der Holzdielen mit Victor auf eine Bank setzte. Sie liess den Blick schweifen, betrachtete den Fluss und die paar Boote, die unterwegs waren, die Leute am anderen Ufer und zwei Enten, die fast direkt unter dem Steg gegen den schwachen Strom paddelten. "Warst du oft hier? Früher?", wollte sie neugierig wissen, als sie sich wieder zu dem dunkelhaarigen Mann drehte, ihren Kopf an seine Schulter betete, während die Anspannung in ihrem Körper langsam von einer einkehrenden Ruhe vertrieben wurde. Es war auf jeden Fall nicht das erste Mal, sonst wären sie kaum so zielstrebig hierher gekommen. Wäre also naheliegend, dass er gewisse Erinnerungen mit diesem Ort verband..
Klar, sie brauchte diese Art von Aufpasser sehr dringend in ihrem Leben. Wüsste gar nicht, wie sie sonst die ganzen letzten Jahre überstanden hätte, wenn nicht stets irgendein netter Mann es sich zur Aufgabe gemacht hätte, sie zu beschützen. Mitch machte in diesem Fall natürlich einen sehr guten Job. "Ich bin sehr froh, dass du deine Verpflichtungen mir gegenüber so ernst nimmst, Liebling", zwitscherte sie vor sich hin, als würde sie tatsächlich zulassen, dass irgendwer sie auf Schritt und Tritt verfolgte und Acht gab, dass sie keine Scheisse baute. Nein nein - das war nämlich noch ein Grund, der so eindeutig gegen einen Partner oder eine Beziehung sprach. Rein theoretisch natürlich, sowas kam ja sowieso nicht in Frage, solange sie der Army diente. Jedenfalls war sie gerne allein, wollte sich nicht für alles, was sie tat, erklären und rechtfertigen und schon gar nicht jemanden um Erlaubnis bitten, um das zu tun, was sie eben tun wollte. Lieber ging sie das endlose Risiko ein, eines Tages ohne Beschützer in der Scheisse zu sitzen. Was sowieso nicht passieren würde, dafür sorgte sie ja selber. Aryana schüttelte grinsend den Kopf und strich sich durch die wirren Locken, als Mitch mal wieder auf sein zartes Herz zu sprechen kam. "Dein armes, weiches Herz wird heute Abend anderweitig unterhalten bleiben, befürchte ich... Wirst also wohl kaum dazu kommen, dir allzu viele Gedanken über mich und meine Tätigkeiten zu machen", meinte sie nur, ehe sie mit einem theatralischen Seufzen noch was anfügte: "Aber keine Angst. Ich werde allein damit sehr beschäftigt sein, mich gottlos zu betrinken, weil Josef seine Maria einfach für ein paar Schlampen sitzen lässt", und dann würde sie irgendwann im Alkohol untergehen und heulend in einer Ecke sitzen, bis sie vom Stuhl kippte und in Embryostellung darauf wartete, dass Mitch sie nach Hause brachte und sie schlafen gehen konnte.
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Schließlich kamen wir am Ende des Steges an und bevor ich mich letzten Endes auf die Bank sinken ließ, schloss ich einen Moment lang die Augen und atmete die frische Luft ein. Erst danach setzte ich mich hin und konnte sogleich Faye an meiner Seite begrüßen, legte ihr einen Arm um den Körper und zog sie damit ein wenig enger an mich, obwohl das gar nicht notwendig gewesen wäre. Sie bettete ihren Kopf an meine Schulter und stellte mir eine Frage, über deren Antwort ich mir gar nicht erst Gedanken machen musste. Demnach nickte ich fast automatisch, bevor ich der Brünetten noch eine wörtliche, ausführlichere Antwort darauf gab. "Ja... ganz früher, als ich noch klein war, öfter mal mit meinen Eltern. Später dann nach der Schule oder an Wochenenden mit meinen Freunden... ich war immer gern hier. Ist meistens schön ruhig.", erzählte ich ihr, dass der Hafen und vor Allem dieser Steg lange Zeit doch ein recht wichtiger Ort in meinem Leben gewesen war. Natürlich war es dennoch nicht der einzige Treffpunkt, an dem ich meine Freunde gesehen hatte. Wir hatten uns überall und Nirgendwo herumgetrieben, so wie alle anderen Teenager auch. Meistens weniger zur Freude meiner Eltern, besonders meine Mutter hatte sich oft unnötig Sorgen um mich gemacht, wenn ich am Abend oder in der Nacht länger weg gewesen war, als ursprünglich vereinbart. Aber wenn man Spaß hatte vergaß man eben ganz gerne mal die Zeit und ich war schlicht nicht immer so diszipliniert gewesen, wie ich es jetzt war. Der Drill der Armee hatte so wie bei jedem Anderen auch sehr gute Dienste bei mir geleistet, was Disziplin und Ordnung anging. Anders bestand man dort ja auch gar nicht. Mein Blick fiel auf die leise vor sich hin schnatternden Enten, die sich um ein Stück Brot stritten, bevor ich meinen Blick erstmals wieder zu Faye drehte und ihr einen sanften Kuss auf die Stirn drückte. "Aber mit dir bin ich mindestens genauso gern hier.", fügte ich noch ein paar weitere, leise gemurmelte Worte an, während ich meinen Blick wieder in ihre Augen gerichtet hielt.
Absolut, ja. Schön, dass Aryana meine unbändige Fürsorge ihr gegenüber so sehr zu schätzen wusste. Immerhin schien ich ganz offenbar der Einzige sein, der sich um die junge Frau sorgte. Weil sie das auch ganz bestimmt sehr nötig hatte. "Ich bin quasi der Inbegriff deines persönlichen Ritters mit schillernder Rüstung auf weißem Ross.", erwiderte ich sarkastisch und grinste weiter vor mich her. Vermutlich war ich eher das genaue Gegenteil davon. Aber wie auch sonst so ziemlich Alles meinte ich auch diese Worte nicht besonders ernst. Kurz darauf redete die junge Frau auch schon weiter, was meinem Grinsen keineswegs einen Abbruch tat. Klar, mein Herz würde gar keine Zeit dazu haben ihr überhaupt nach zu jammern. Immerhin würde es von einer anderen Frau in Watte gepackt und umgarnt werden. Oder gar mehreren, wie Aryana mir hier gerade so schön sagte. Gab also gar keinen Grund dazu, mir in irgendeiner Art und Weise Gedanken darüber zu machen, ob ich es womöglich nicht ertragen können würde, wenn meine Urlaubsbegleitung sich in die Arme eines Anderen flüchtete. "Touché, meine Liebe... demnach stürzen wir uns also beide in die Ablenkung, statt endlich einfach zu heiraten.", zog ich den merkwürdigen Schluss aus der Angelegenheit, unterstrich das Ganze mit hochgradig ironischem Unterton, bevor ich mich ein weiteres Mal auf den Bauch drehte. Wenn der Rücken schon eingecremt war, sollte der auch seine Sonne bekommen. "Wann willst du dann los? So uuungefähr?", fragte ich an meinen Unterarm gemurmelt, ob sie denn schon eine grobe Richtung angepeilt hatte, was die Uhrzeit anging. Wir konnten natürlich auch einfach spontan los, wenn uns beiden nicht mehr der Sinn danach stand hier herum zu liegen, wir geduscht und uns fertig gemacht hatten und die Sonne für den heutigen Tag ihr Ende anstreben würde. War mir letztendlich relativ egal, wann wir losgingen, sofern sie ihr Vorhaben diesbezüglich nicht mehr ändern wollte. Dazu war mir die Sache mit dem leicht greifbaren Sex dann doch schon zu schmackhaft gemacht worden und außerdem war das für Aryana ja auch nicht schlecht. Gut möglich, dass ich danach nicht mehr ganz so viele Sticheleien ihr gegenüber auspacken würde. Andererseits vielleicht aber auch nicht, weil ich sie so furchtbar gerne ärgerte. Würde sich also erst im Nachhinein herausstellen.
[Kannst evtl springen bei den Badenixen, wenn du willst, mir gehen langsam die Sätze aus XD]
+ .Es kommt, wie es kommt - aber so, wie man es ruft. +
Halber Zeitsprung hab ich geschafft, aber jetzt muss ich los. xD _____
Er zog sie noch näher, obwohl das kaum mehr möglich war. Aber das tat er immer... Und sie rutschte immer noch näher, obwohl längst kein Staubkorn mehr zwischen sie passte. Das mussten sie tun. Weil die Welt ihnen immer wieder so deutlich zeigte, dass sie nicht zusammen sein konnten, dass sie nicht aufeinander aufpassen konnten. Wenigstens in Momenten wie diesen mussten sie sich an diese Illusion klammern, daran glauben, dass niemand sie auseinander reissen konnte. Ihre Herzen waren verbunden und ihre Seelen miteinander verwoben. Aber das war es nicht, was die Welt sah, das war es nicht, was zählte, wenn man jemand anderes als sie fragte. Und das war das Problem... Faye lauschte seinen Worten, die ein versonnenes Lächeln auf ihr Gesicht malten bei dem Gedanken an den kleinen Jungen, der mit seinen Eltern und dann mit seinen Freunden hier gesessen hatte. Hier, auf derselben Bank, die sie nun neben ihm besetzte. Es war ein schöner, wenn auch gleichzeitig etwas wehmütiger Gedanke. Wie immer, wenn man an alte Erinnerungen dachte, die so nie wieder sein würden. "Es ist ein wirklich schöner Ort...", pflichtete sie ihm bei, wobei sie ihn glücklich anfunkelte, als er erwähnte, mit ihr genauso gerne hier zu sein. "Mit dir bin ich sogar am allerliebsten hier", erwiderte Faye darauf nur, holte eine Hand hinter seinem Rücken hervor und strich ihm damit über die Wange, küsste diese auch sogleich sanft, ehe sie ihre Schläfe wieder an seine Schulter legte. "Ist denn nie jemand unfreiwillig baden gegangen?", fragte sie dann weiter, weil es irgendwie naheliegend klang, dass mindestens einmal einer der Jungen einen ungewollten Sprung in den Fluss genommen hatte. "Hast du noch Kontakt zu einem deiner Schulfreunde?", schob sie schon die nächste Frage nach, die aber etwas zurückhaltender daherkam als die Letzte. Sie wusste, dass seine Erfahrungen in der Army ihn ziemlich kaputt gemacht hatten. Dass er dadurch sehr viele Freunde verloren hatte, die ihm früher viel bedeutet hatten. Aber Victor würde nicht darüber reden, wenn es zu sehr wehtat. Sie hatte ihm immer gesagt, dass er das nicht musste und dass er ihre Fragen einfach nicht beantworten sollte, wenn sie ihm zu schmerzhaft waren oder er nicht darüber reden wollte. Denn das war in Ordnung. Sie musste nicht alles wissen, bloss weil sie neugierig war. Es gab im Leben eines jeden Menschen Dinge, die besser verborgen blieben, die man besser nicht besprechen sollte... Wusste sie selber doch sehr gut.
Schon wieder liess er sie leise lachen und Aryana schüttelte nur den Kopf. "Klar... Ein Ritter. Ich glaube zwar nicht, dass Josef einen Rittertitel, eine Rüstung oder ein weisses Ross hatte - und sonst wäre es sehr asozial, dass er Maria auf einen Esel gesetzt hat - aber warum nicht", meinte sie gleichgültig, beliess es dann aber lächelnd dabei. Wenn er gerne ein Ritter für sie war, durfte er das schon tun. Mal schauen, wie lange er in seiner Rolle durchhalten würde haha. Wahrscheinlich nicht mehr als zwei Sekunden. "Du wolltest ja nicht heiraten, von mir aus hätten wir das längst hinter uns gebracht", grinste sie trocken auf seine Feststellung. Sie bräuchte die Ablenkung nicht, aber wenn der Gedanke der Heirat für ihn so schrecklich war, musste er sich wohl noch eine ganze Weile mit Ablenkung zufrieden geben. Sein Pech - wo er doch eigentlich etwas so viel besseres haben könnte. Sie, zum Beispiel. "Wenn ich keine Lust mehr habe, meinen Vitamin-D-Haushalt zu verbessern, Liebling", antwortete sie sehr vage auf seine Frage. Sie hatte keine Ahnung, was für Zeit war sie hatten, irgendwann Nachmittags wahrscheinlich. Aber vor Neunzehn Uhr fanden sich wahrscheinlich nichtmal in einer Strandbar wirklich Leute ein, also konnten sie getrost noch etwas liegen bleiben. Und genau das taten sie auch, Aryana drehte sich noch ein paar Mal vom Rücken auf den Bauch und wieder zurück, ging sogar noch einmal zurück ins Wasser, bevor sie sich schliesslich wieder auf zu ihrem Wohnmobil machten. Es war noch immer ziemlich früh, aber Essen wäre sich auch mal keine schlechte Idee. In der Sonne liegen machte eben furchtbar hungrig. Darum luchste die Brünette dem jungen Mann auch das Versprechen ab, dass sie, sobald sie bereit wären, erstmal bei irgendeinem Takeaway oder von ihr auch einem Restaurant einen kleinen Zwischenstop machten und sich erst dann zur Bar bewegten. So lange musste er sich dann halt einfach noch gedulden. Aber das würde er bestimmt auch noch überleben, denn was waren die paar Minuten schon verglichen mit den Jahren davor.
This is your life, it's do or die, the sun may never rise again, so be the light the vision. This is your life, it's slipping by, you try to run but fall again, you get back up that's living.
Ich schmiegte unbewusst meine Wange an die zierliche Hand der jungen Frau und schloss für einen kurzen Moment lang die Augen, als ihre Lippen dort auf meine Haut trafen. Leicht vor mich hin lächelnd schenkte ich ihren Worten Gehör. Vermutlich wäre ich auch ein kleines bisschen innerlich beleidigt gewesen, wenn sie mich hier gerne jemand Anderen ausgetauscht hätte. Die einzige Ausnahme bildete da wohl wie so oft Aryana, die einfach einen ganz besonderen Stellenwert bei Faye hatte und demnach auch von mir Einiges an Spielraum eingeräumt bekam. Immerhin war sie der klägliche Rest von der Familie meiner Freundin, weshalb ich mich in keinem Fall zwischen die beiden stellen wollte. Es müsste schon ein sehr dummes Vorhaben sein, damit ich mich in Fayes Angelegenheiten seitens ihrer Schwester einmischen würde. Erst bei ihrer Frage öffnete ich die Augen dann wieder, musste ein klein wenig anfangen zu grinsen. Natürlich hatte es die eine oder andere Rangelei hier am Ufer gegeben. Es gab immer Momente, in denen es einfach seinen Reiz hatte, einen Anderen für einen blöden Spruch mit einem etwas zu unsanften Schubs Abtauchen zu lassen. Wirklich oft dazu gekommen, dass Jemand ins Wasser gefallen war, war es allerdings trotzdem nicht. War auch nicht so witzig denjenigen dann wieder raus zu ziehen, weil der Steg doch einige Zentimeter oberhalb der Wasseroberfläche lag und man da nicht so einfach wieder raufklettern konnte. Da war dann doch immer Mithilfe notwendig gewesen. "Doch, schon... ich war aber nie im Wasser.", setzte ich an und vor meinem inneren Auge tauchte unweigerlich das Bild auf, wie Josh uns um Hilfe gebeten hatte, um wieder aus dem recht kalten Wasser raus zu kommen. War da leider nicht Sommer gewesen. "Tatsächlich war ich eher der Schubser, wenn mir Jemand zu frech geworden ist.", fügte ich schief grinsend noch hinzu. Ja, ich war eben schon immer etwas größer als der Rest gewesen und hatte mir das hin und wieder zu Nutze gemacht. Sollte jetzt weiß Gott nicht heißen, dass ich Unschuldige Mitschüler in der Schule tyrannisiert hatte, das absolut nicht, aber unter Freunden hatte es doch auch schon so seine Vorteile, wenn man der Größte war. Fayes nächste Frage hingegen ließ das Grinsen doch recht zügig wieder verblassen, weil es einfach ein für mich sehr unschönes Thema war. Es war nicht so, als könnte ich nicht darüber reden, aber ich vermisste die unbekümmerte Zeit von damals so unendlich sehr. Da inbegriffen waren die zwanglosen Freundschaften und das ewige Rumgealber. Natürlich hatte ich auch jetzt in der Army den einen oder anderen Kontakt geknüpft, ein paar wenige Freundschaften, aber es war einfach so gar nicht vergleichbar. Nicht das selbe, nicht... genauso gut. "Leider nicht... hab' Alle erfolgreich vertrieben.", murmelte ich leise, senkte den Kopf ein klein wenig und auch der Blick rutschte auf die alten Holzdielen zu unseren Füßen ab. "Ich weiß nicht, ob sie noch Etwas von mir wissen wollen würden, jetzt wo's mir besser geht... spielt eigentlich aber auch keine Rolle, solange ich nicht hier bleibe.", fügte ich mehr an mich selbst gerichtet noch ein paar Worte an und setzte damit lediglich in Worten meinen Gedanken fort.
"Vielleicht bin ich ja gar nicht Josef... sondern einer der Könige. Ich komme, um dich aus deiner misslichen Lage zu befreien... bisschen abwandeln kann man die Geschichte bestimmt, schwanger bist du ja auch nicht. Vielleicht dann doch lieber ein Sportwagen statt Pferd.", erfand ich halb lachend langsam aber sicher einfach meine eigene Version der damaligen Geschichte. Klang mir auch Alles gleich viel sympathischer, wenn ich nicht auf dem Rücken eines Kleppers durch die Weltgeschichte dümpeln musste, sondern ganz bequem - was relativ war, weil in besagten sportlichen Autos gewöhnlich eher wenig Platz war - meinen Hintern auf dem Fahrersitz eines schicken Gefährts parken konnte. Doch, meine Geschichte fing an mir wesentlich besser zu gefallen als die ursprüngliche Maria-Sache. Meiner Kreativität waren da ja jetzt auch kaum Grenzen gesetzt. Aryana war im Folgenden förmlich verbissen darauf, endlich mit mir den Bund der Ehe einzugehen. Das widersprach sich ja auch so absolut gar nicht mit ihrem Verhalten, das mir immer wieder sehr deutlich aufzeigte, wie sehr sie keinen großen Wert auf meine Meinung oder gar meine Gefühle legte. "Ich erinner' dich dran, wenn du den Antrag dann ablehnst.", erwiderte ich ironisch und schüttelte grinsend den Kopf. Die Brünette gab mir dann auch mehr oder weniger eine Info zur Zeitplanung, was ich nur mit einem "Alles klar, Herzblatt.", quittierte, bevor ich mich weiter dem Sonnebad widmete. Irgendwann hatten wir dann auch genug vom Strand und fanden unseren Weg zurück in den Camper, wo ich nicht zögerte erst einmal das Salzwasser von meiner Haut zu spülen, das doch langsam unangenehm wurde. Heute diente dazu nochmal das Bad im Wohnmobil, weil wir gerade eben nur auf einem Parkplatz und nicht auf einem Campingplatz standen. Meine Haare waren noch nass, als ich in Boxershorts wieder aus dem kleinen Badabteil kam, damit Aryana den salziges Meeresgeruch ebenfalls loswerden konnte. Ich hatte mir vorher keine Klamotten zurechtgelegt und befasste mich erst jetzt, während meine Haare vor sich hin trockneten, mit der Klamottenauswahl. War jetzt doch wieder gar nicht so einfach mich zwischen den verschiedenen geshoppten Outfits zu entscheiden. Letzten Endes fiel die Wahl aber auf ein gut anliegendes, schlicht schwarzes Hemd, dessen Ärmel ich fast bis zu den Ellenbogen hochkrempelte. Ich knöpfte es auch nicht bis ganz oben zu, sondern ließ zwei oder drei Knöpfe offen. Noch vorher hatte ich die dunkelgraue, minimal gerippte Jeans angezogen, die zwar keine offenen Stellen aufwies, aber diesen angeblich so angesagten Used-Look hatte. Meine Knöchel blieben dabei frei, weil sie unten - festgenäht - ein klein wenig angekrempelt war. Weil wir überwiegend draußen sein und wohl auch bleiben würden, zog ich eine lange Hose doch eindeutig vor, weil ich schlicht nicht gerne fror. Noch war es angenehm draußen, würde bei weiterhin klarem Himmel aber schnell kühler werden, wenn die Sonne ganz weg war. Das Einzige, was sich wohl deutlich vom dem sehr dunklen Outfit abhob, waren die fast ganz weißen Sneaker. Als die Brünette im Bad fertig zu sein schien ging ich nochmal in jenes, um die inzwischen trockenen Haare in Form zu bringen. Dann war ich auch soweit fertig und meine weibliche Begleitung brauchte ebenfalls nicht mehr allzu lange, bevor wir los konnten. Magen knurrte ziemlich, dass wir zum Essen einen Stopp einfügten fand ich also absolut nicht schlimm.
+ .Es kommt, wie es kommt - aber so, wie man es ruft. +
Seine Antwort liess sie lächelnd über den Rand des Steges blicken, um abzuschätzen, wie schlimm so ein Schubser wohl gewesen sein musste. Sicher nicht so angenehm. Aber war wohl doch jeder wieder aufgetaucht, der ein Bad genommen hatte - so locker wie Victor davon erzählte. Also war alles nur halb so schlimm. "Du warst der Schubser? Hätt' ich von dir ja kaum erwartet. Ich hätte dich eher als den Retter eingestuft, der die armen Ertrinkenden dann wieder aus dem Wasser gefischt hatte... Oder kam das erst nach dem Schubsen?", neckte sie ihn lächelnd weiter, den Arm wieder um ihn gelegt und sich an seine Schulter gekuschelt. Die Vorstellung war witzig, wie er als kleiner grosser Junge seine Freunde zum Baden gezwungen hatte. Mit demselben Grinsen, das noch heute neckisch seine Augen strahlen liess, wenn er seinen Schalk trieb. Doch, sie wäre gerne dabei gewesen, um das zu sehen und mit zu erleben. Aber die Vorstellung allein war auch sehr süss. Das Grinsen fiel allerdings hörbar aus seinem Gesicht, als sie die nächste Frage gestellt hatte und Faye beschloss sofort, das Thema wieder zu begraben. Sie brauchten nicht darüber zu reden, wie gesagt... Schon gar nicht jetzt, wo sie hier waren, um die Zeit zu geniessen und nicht um traurig zu sein. Sie legte ihre Beine über seine, schlang die Arme um seinen Oberkörper und blickte zu ihm hoch. "Egal. Das spielt jetzt sowieso keine Rolle... Über sowas werden wir uns Gedanken machen, wenn wir für immer zurückkehren. Und bis dahin ist es noch mindestens ein Jahr... Wenn du willst, kannst du es ja dann nochmal bei ihnen versuchen, sie würden sich sicher auch freuen... Und wenn nicht, suchen wir uns neue Freunde. Zusammen", murmelte sie bestimmt, streckte sich kurz, um ihn sanft zu küssen, bevor sie ihn einfach in ihre Arme schloss und sich an ihn drückte. Sie würden schon neue Freunde finden, das war ihr noch nie schwer gefallen... Also sicher auch jetzt nicht. Ihre Offenheit war eine der Eigenschaften, die sie ausmachten - und damit würden sie in einem Jahr auch bald wieder den Anschluss hier finden - der Anschluss an ein normales Leben. Auch wenn sie heute schon gemerkt hatte, dass das eventuell nicht so leicht werden würde. Sie wollte nicht daran zweifeln. Es würde schon gehen, irgendwie.
Ein König - haha. "Dann hast du dich aber schnell aufgearbeitet... Wie wärs erstmal mit Hirte und Traktor?", fragte sie mit einem sarkastischen Grinsen und einer hochgezogenen Augenbraue. Nein nein, als König würde sie den jungen Mann heute und morgen noch nicht bezeichnen. Auch wenn er sich manchmal zweifellos so aufführte. Aber davon mal abgesehen. Auf seine Vorhersage, dass sie den Antrag sowieso ablehnen würde, brauchte Aryana nichts mehr zu erwidern bis auf ein weiteres, fröhliches Grinsen. Würde er nie erfahren, wenn er sie nicht um ihre Hand anhielt. Und momentan hatte er sich diesbezüglich nur mit leeren Versprechungen warten lassen. Zurück beim Camper liess Aryana dem jungen Mann gekonnt den Vortritt im Badezimmer, während sie erstmal ihr Tuch draussen in die sehr langsam in Richtung Horizont wandernde Sonne hängte. Dann suchte sie in den Einkaufstaschen von heute Morgen nach den Kleidern, die sie für diesen Abend auserwählt hatte, schnitt erstmal die Preise und nervigen Etiketten weg, bevor sie alles auf einen ordentlichen Haufen schmiss, den sie später mit in die Duschkabine schleppen konnte. Hatte der junge Mann im Gegensatz zu ihr eindeutig nicht getan, wie man sah, als er nur in Boxershorts gekleidet aus dem Bad stolzierte. Aber naja, mehr als in den Badeshorts sah man da kaum, weshalb sie dem auch nicht mehr Beachtung schenkte und stattdessen ihrerseits das Projekt in Angriff nahm, das ganze Salzwasser loszuwerden. Als das geschafft war, hüllte sie ihren Körper in eine knöchellange, helle Jeans und ein weisses Croptop. Nein, sowas hatte sie seit Jahren nicht mehr getragen. Aber wenn sie schon die Möglichkeit dazu hatte, würde sie sicher nicht drauf verzichten, mal wieder ein Bisschen Haut zu zeigen. Ihre gut trainierten Bauchmuskeln wie auch ihre Kurven beispielsweise, die sie in der Armee immer so gekonnt unter jeglichen Klamotten zu verstecken wusste. Früher war sie dauernd so rumgerannt. Im College. Vor einer Ewigkeit. Aryana liess die Locken wieder offen und knetete diese lediglich ein Bisschen in Form. Auch sonst brauchte sie kaum mehr als fünf weitere Minuten im Bad - was wohl der Tatsache zu verdanken war, dass sie sowas wie Makeup weder besass noch zu verwenden wusste, nach all den Jahren - schlüpfte dann nur noch in die weissen Sneakers, ehe sie an Mitch vorbei nach draussen hüpfte. "Schatziii komm, ich hab Hunger", flötete sie, war dabei schon halb auf dem Weg zur Strasse unweit des Strandes, an deren Ränder sich bestimmt die ein oder andere Fressbude finden liess. Sie war ja auch alles andere als anspruchsvoll was Essen anging. Hauptsache keinen Hunger mehr.
This is your life, it's do or die, the sun may never rise again, so be the light the vision. This is your life, it's slipping by, you try to run but fall again, you get back up that's living.
Ich war ja auch irgendwie beides. Sowohl Schubser, als auch im Anschluss der Retter. Es würde absolut nicht dem restlichen Teil meines eigentlich sehr lieben Charakters entsprechen, wenn ich Jemanden freiwillig halb im Wasser ertrinken oder mit der leichten Strömung davontreiben lassen würde. Nein, das würde ich keinesfalls mit meinem Gewissen vereinbaren können. "Beides, ja.", erwiderte ich diesbezüglich also noch, bevor Faye mich ein wenig aufzuheitern versuchte. Ich nahm es ihr nicht krumm, dass sie das Thema angesprochen hatte. Es war der jungen Frau schließlich nicht zu verdenken, dass sie gerne mehr über meine Vergangenheit wusste, wo wir doch hoffentlich noch viele gemeinsame Jahre miteinander anstrebten und den Anderen Stück für Stück immer besser kennen lernen wollten. Ich wusste, dass sie mich nicht wegen meinen Erlebnissen verurteilen würde, aber es schmerzte eben noch immer ein wenig, wenn ich darüber redete. Ich war also denkbar erleichtert darüber, dass sie nicht vorhatte noch weiter nachzufragen, sondern stattdessen ein paar aufbauende Worte für mich parat hatte. Mehr Körperkontakt brachte sie noch im selben Zug mit ins Spiel, was auch unweigerlich für etwas weniger Anspannung in meinem Körper sorgte. Der Rücken zwickte nur kurzzeitig meiner Stimmungsschwankung wegen, war dann mit der kleinen Kuscheleinheit aber schnell wieder in den Hintergrund gerückt und ich rang nach einem schwachen Lächeln, als ich ihren Kuss erwidert hatte. "Das mit dem für immer zurückkehren klingt mir sehr sympathisch..", murmelte ich ihr ins Haar, als sie sich bereits wieder an mich kuschelte. Mein einer Arm lag noch immer um ihre Taille, während die andere Hand sich inzwischen auf ihren Oberschenkel gelegt hatte, um sie quasi vor dem nicht vorhandenen wegrutschen zu hindern. Ich war mir zwar sicher, dass ein Neuanfang hier mir auch - selbst mit Faye an meiner Seite - nicht leicht fallen und Einiges an nervenaufreibenden Momenten mit sich bringen würde, aber Alles würde besser sein, als auf ewig im Krieg zu versauern. Alles war besser, als die wehrlose junge Frau zwischen die Luft zerschneidenden Kugeln und Granaten zu wissen und schützen zu müssen, soweit wie ich das eben in meiner Position beeinflussen konnte. Alles war besser als die Angst davor, sie an jedem Tag verlieren zu können, wieder allein mit all meinen traumatischen Gedanken sein und sie zusätzlich auch noch schmerzlich vermissen zu müssen. Ich versuchte meinen Kopf möglichst weit weg von diesen Themen zu bringen, indem ich auf ein vollkommen anderes Gebiet umschenkte. Es war besser, mich nicht weiter auf diesem noch sehr dünnen Eis zu bewegen. "Willst du dir heute dann noch Klamotten besorgen oder das lieber ein bisschen aufschieben?", hakte ich also stattdessen nach. Mir war ja nicht entgangen, dass sie sich nicht wirklich wohl zwischen all den fremden Leuten gefühlt hatte. Ich hätte in keinem von beiden möglichen Fällen ein Problem mit ihrer Entscheidung, würde mich da ohne wenn und aber nach der jungen Frau richten.
Was den Hunger anging konnte ich der Brünetten nur beipflichten, weshalb ich kurz nach ihr aus dem Wohnmobil trat. Ich schloss mittels Knopfdruck die Türen ab und checkte sicherheitshalber noch einmal, ob die Seitentür denn auch wirklich zu war, bevor ich zügigen Schrittes zu Aryana aufschloss. Noch währenddessen fing ich ungeniert damit an sie zu mustern. Sie bot von hinten eben einfach nicht wirklich einen schlechteren Anblick als von vorne auch, weswegen ich mir vielleicht doch noch einen oder auch zwei Schritte mehr damit Zeit ließ, wieder neben ihr anzukommen und mich vermehrt dem Ausschau halten nach einer Imbissbude widmete. Weil die junge Frau aber rechts neben mir ging und auch die kleinen Läden und Essensangebote rechts von uns waren, streifte ich sie mehr oder weniger ungewollt auch dabei noch mehrfach mit meinem Blick. Wenn man ein bisschen größer war hatte man halt leider einen relativ guten Ausblick auf das Dekolleté, das sie hier so herrlich darbot. Es wäre womöglich wirklich nicht gut, wenn die Brünette sich während meiner Flirtversuche weiter in meiner Nähe aufhielt. Sie war für andere Frauen vermutlich eine ernst zu nehmende Konkurrenz und auch, wenn zwischen uns Nichts lief, konnte das in unser gemeinsames Auftauchen nur allzu leicht hinein interpretiert werden. Wir waren eben nur zu zweit und nicht in einer Gruppe unterwegs. Naja, im Notfall musste dann womöglich doch die Army-Masche her. So oder so würde ich mir zu helfen wissen, daran hegte ich keine Zweifel. Sämtliche Gedanken - und Blicke - wurden jedoch unterbrochen, als dann ein mir äußerst sympathisch wirkender Schnellimbiss in mein Blickfeld rutschte und ich im Gehen leichten Seitendruck auf die junge Frau neben mir ausübte, um sie dahingehend zu lenken. "Das sieht gut aus.", kommentierte ich den sachten Schubs erst kurz danach und steuerte zielstrebig den Verkaufsstand an, bei dem es sich auf den ersten Blick um einen Mexikaner handelte. Es waren demnach einige mexikanische Gerichte auf der Karte, genauso waren aber auch typisch amerikanische Burger und anderes Fast Food geboten. Ich entschied mich letzten Endes für eine Art Fladenbrot mit überwiegend fleischigem Inhalt, das hier als Tacos Árabe tituliert wurde. Als ich schon bestellt und bezahlt hatte, Aryana dann mit der Bestellung an der Reihe war, ließ ich mich an einen der drei wenigen kleinen, runden Tische fallen. Ansonsten waren nur vereinzelte Stehtische geboten. Im Sitzen essen war für gewöhnlich eben doch noch angenehmer, als im Stehen, weshalb ich das auch in diesem Fall bevorzugte. Wir hatten es ja nicht übermäßig eilig, also würde die junge Frau sicher nichts dagegen haben, sich noch ein paar Augenblicke hinzusetzen. Sollte auch gar nicht allzu lange dauern, da bekam ich bestelltes Essen an den Tisch gebracht.
+ .Es kommt, wie es kommt - aber so, wie man es ruft. +
Sie erwiderte das schwache Lächeln beim Klang seiner Worte. Noch ein Jahr. Zwölf Monate durchhalten. Und wenn alles gut ging – woran sie schlicht festhalten mussten, um nicht die Hoffnung zu verlieren – konnten sie dann für immer nach Hause. Dann wäre der Alptraum zu Ende und sie würden einen Neuanfang bekommen, ein Leben, das nach all den Jahren vielleicht nicht mehr hauptsächlich von Schmerz und Sorge geprägt wäre sondern von Freude und Glück. Oh sie wünschte es sich so sehr… Würde Aryana am Ärmel mit nach Hause reissen, wenn es denn sein musste und sie noch immer nicht freiwillig mitkommen wollte. Aber vielleicht, vielleicht kam die Brünette bis dahin ja auch zum nötigen Verstand. Vielleicht begriff sie endlich, dass sie nicht länger dorthin flüchten konnte, wo sie jeden Tag so leicht sterben konnte. Vielleicht merkte sie, dass Faye nicht weiter damit klar kam, sie in so absoluter Gefahr zu wissen. Ziemlich sicher merkte sie das. Weil sie die Angst Tag für Tag teilten. Die Frage war nur, ob Aryana bis dahin bereit war, den Krieg wirklich hinter sich zu lassen und ebenfalls neu anzufangen. Irgendwo. Einfach nicht mehr dort, wo gefühlt jeder sie töten wollte… Es war schon jetzt schrecklich genug, dass ausgerechnet die beiden Menschen, die ihr am wichtigsten waren, die ihr am meisten bedeuteten, Tag für Tag Kugeln um die Ohren fliegen hatten. Obwohl sie schon so viele verloren hatte. Sie würde keinen weiteren Verlust verkraften, wollte gar nicht wissen, was mit ihr passierte, wenn Victor oder Aryana etwas zustiess. Der Gedanke allein war untragbar und sie war mehr als froh, dass Victor kurz darauf das Thema wechselte. Klamotten kaufen war zwar wider Erwarten vielleicht auch nicht etwas, das ihr unendlich viel Freude bereiten würde, aber es war nicht mal zu einem Bruchteil mit dem vergleichbar, was ein weiterer Verlust mit ihr machen würde. Faye dachte also einen Moment darüber nach, war sich aber nicht wirklich sicher, was besser wäre. „Wir können es mal versuchen, nachher… Wenns nicht geht, lassen wirs bleiben für heute“, meinte sie also eher wage, kümmerte sich lieber darum, ihn weiterhin zu umarmen und zu versuchen, die dunklen Gedanken nicht zu sehr in ihren Kopf eindringen zu lassen. Sie wollte diesen Moment geniessen und nicht sich Sorgen machen – das tat sie auch sonst oft genug. Und seine Nähe half so gut dabei, die Hässlichkeit zu vertreiben, alles, ausser seiner Anwesenheit. Darum hatten sich seine Arme auch zu ihrem Lieblingsort auf dieser Welt entwickelt. Weil es sich hier anfühlte, als könnte alles gut sein, irgendwann, irgendwie. Als wären sie in Sicherheit, zumindest für einen kurzen Moment.
Die Strassen boten doch Einiges zu sehen, zumindest für die junge Brünette. Sie war aber auch schon wirklich lange in keiner westlichen Stadt mehr gewesen, hatte gefühlt ewig keine funktionierende, in ihren Augen gewohnt zivilisierte Gesellschaft mehr erlebt. Und doch war es durchaus angenehm. Sie genoss es, für einmal nicht dauerhaft verstohlen über die Schulter und zur Seite blicken zu müssen, sich nicht beobachtet und auch nicht verfolgt fühlen zu müssen. Natürlich hatte der Krieg auch in ihr ein gewisses Paranoia geweckt, aber es war trotzdem ein sehr grosser Unterschied zwischen hier und dort. Ihr gefühlstechnischer Höhenflug hatte sicher auch mit den Ferien zu tun und mit der allgemeinen Lockerheit, mit der sie hier durch den Tag schlenderten. Aber sie fand das alles trotzdem wundervoll, war wirklich dankbar für Mitchs Idee, tatsächlich sie mit sich in die unfreiwilligen Ferien zu schleifen. Seinen Schubser leitete sie sofort dazu an, den Kopf nach rechts zu schwenken, um das Ziel, welches der junge Mann offenbar ins Auge gefasst hatte, anzusteuern. Mexikanisch. Hatte sie selbstverständlich nichts dagegen – war schlicht wieder mal etwas, das sie ewig nicht mehr gehabt hatte. Etwas Gutes noch dazu. Sie betrat also nach ihm die Bude, liess sich etwas mehr Zeit damit, sich zu entscheiden, während Mitch bereits bestellte. Schliesslich tat sie es ihm gleich, ging, nachdem sie ihre Wünsche und ihr Geld an der Theke deponiert hatte, zu ihrer Begleitung und setzte sich gut gelaunt ihm Gegenüber an den Tisch. Wenig später tanzte einer der Mitarbeiter auch schon mit ihren Enchiladas herbei, wünschte ihnen einen Guten und verschwand zurück in der Küche. Aryanas Grinsen wurde noch breiter, als ihr der Geruch des Essens in die Nase stieg. „Guten Appetit“, säuselte sie, vergrub auch schon ihre Gabel in dem ersten Tortilla. Das Essen schmeckte wirklich genauso vorzüglich wie es roch und die Brünette war rundum zufrieden, als sie sich schliesslich in dem Stuhl zurücklehnte und die Arme über den Kopf strecke. „Das war wundervoll“, strahlte sie vor sich hin, trommelte mit den Fingern auf ihrem Bauch herum, ehe sie sich noch ihrem Getränk widmete. „Bist du bereit?“, wollte Aryana mittlerweile doch ziemlich energiegeladen wissen, wackelte mit den Augenbrauen in seine Richtung.
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Faye schien sich mit ihrer eigenen Antwort nicht so recht sicher zu sein, obwohl sie mit ihren Worten einen Vorschlag für das Verfahren diesbezüglich brachte. Einerseits war es sicher gut, wenn die junge Frau dem ganzen Einkaufen eine Chance gab und versuchte, das hin zu bekommen. Einfach deswegen, weil sie je früher sie damit anfing, sich wieder an die normale Umgebung zu gewöhnen, sich auch früher wieder mehr auf Touren entspannen können würde, bei denen wir zwangsläufig auf andere Menschen trafen. Aber wie ich selbst wusste war Schocktherapie nicht immer unbedingt der ideale Weg und so war es wahrscheinlich besser, das mit dem Shoppen sein zu lassen, wenn die Brünette sich dabei doch viel zu unwohl fühlte. Sich vielleicht nicht einmal wirklich darauf konzentrieren können würde, was sie eigentlich brauchte und wollte, weil zu viele fremde Leute ebenfalls damit beschäftigt waren, sich hektisch durch die Gänge im Laden zu bewegen, auch ja als erstes an die Kasse zu kommen oder die einzige freie Umkleide noch zu erwischen. Klamotten kaufen konnte selbst als 0815-Bürger Amerikas wahnsinnig anstrengend sein und so konnte ich ihre Worte nur allzu gut verstehen. "Gut, machen wir so.", willigte ich also ohne zu zögern ein und löste noch dabei meinen Arm von ihrer Taille, um stattdessen sanft über ihr Haar zu streichen. Nicht nur, um sie selbst von den unliebsamen Gedanken daran abzulenken, sondern auch, weil es mich selbst wieder ein wenig beruhigte, wenn ich mich ganz einfach mit ihrer Nähe und dem Körperkontakt beschäftigte. Es war wahrscheinlich hochgradig ungesund, wie abhängig ich davon war, aber selbst wenn mir das irgend ein Psychologe hätte beibringen wollen, hätte es mich wohl kaum interessiert. Wäre nur zum einen Ohr wieder rein und zum anderen wieder heraus gegangen. Also verlor ich mich noch weiter darin, als ich meine andere Hand ebenfalls von ihrer Position nahm, um Fayes Kinn sanft anzuheben und sie zärtlich zu küssen. Den Kuss auch ein wenig hinaus zögerte, bis das Pieken im Rücken gänzlich wieder verschwunden war.
Es tat wirklich einfach nur gut, nach meinen Worten "Lass' es dir schmecken.", endlich mal wieder etwas zu essen, das mit dem Essen bei der Armee so absolut gar nichts zu tun hatte. Natürlich mochte es sich hierbei nicht um mexikanische Fünf-Sterne-Küche handeln, aber trotzdem war für meine Sinne kaum in Worte zu fassen, wie gut das simple Essen dennoch schmeckte. Das Einzige, was gerade vermutlich noch besser gewesen wäre, war Sushi. Ob ich Aryana im Laufe des Urlaubs dazu überreden können würde, dahingehend noch einen Abstecher zu machen? Vielleicht nicht, aber dann konnte ich immernoch alleine die Reisröllchen in mich hinein schlichten gehen, bis ich fast platzte. Ich war mir nämlich sehr sicher, dass genau das in jenem Fall passieren würde. Ich war eigentlich gar kein Mensch, der sich beim Essen gerne vollstopfte, aber in diesem Fall hätte ich vermutlich einfach nicht widerstehen können. Zum Abschluss dann vielleicht noch einen von diesen eigentlich viel zu süßen Nachtischen der Japaner... doch, der Gedanke lachte mich förmlich an, als ich den Teller ein wenig von mir wegschob und stattdessen nach meinem Glas griff, um jenes zu leeren. Es handelte sich dabei nur um schlichtes Mineralwasser, weil ich tatsächlich noch nie der Typ für diese endlos süßen Softdrinks gewesen war. Cola war ganz gut, weil die trotzdem meist nicht ganz so süß war wie beispielsweise Fanta oder Sprite. Aber ansonsten kehrte ich dem Ganzen gerne den Rücken. "Absolut.", pflichtete ich Aryanas Aussage hinsichtlich des Essens noch bei, als ich das Glas wieder abstellte. Dann forderte sie mich auch schon indirekt zum Weiterziehen auf, wogegen ich Nichts einzuwenden hatte. Sie selbst schien doch auch ziemlich motiviert zu sein und da war ich dann bestimmt nicht derjenige, der die Bremse anzog. "Mehr als bereit.", ließ ich sie also mit einem lockeren Grinsen wissen, dass es von mir aus ebenso losgehen konnte, kurz bevor wir uns erhoben. Ich ließ der Brünette auf dem Weg durch die eher schmale Tür nach draußen den Vortritt und ging dann aber unmittelbar nach ihr wieder nach draußen an die frische Luft, wo es dann nur noch wenige weitere Meter nach dem guten Essen roch, bevor der Duft gänzlich verflogen war. Die Grundlage für den Alkohol, der dennoch besser nur in Maßen fließen sollte, war mit dem Essen gelegt worden und so gingen wir die Strandpromenade noch ein ganzes Stück weiter hinab, bis sich vermehrt Bars und Strandclubs vor unseren Augen auftaten.
+ .Es kommt, wie es kommt - aber so, wie man es ruft. +
Dann war das also geklärt und sie würden sich später mit dem Klamotten kaufen bei Laune halten, obwohl sie das beide nicht wirklich eine sympathische Idee zu finden schienen. Aber irgendwann mussten sie es sowieso tun, es spielte also überhaupt keine Rolle ob heute oder morgen. Jetzt waren sie schon in der Stadt und es bot sich nunmal wirklich gut an. Ausserdem brauchte sie dann auch nicht mehr daran zu denken, wenn sies erstmal hinter sich gebracht hatte, gewöhnte sich zudem auch schneller wieder an das normale Leben, welches sie doch gar nie wirklich hatte hinter sich lassen wollen. "Du bist wirklich ein wundervoller Freund, wenn du dich mit mir in ein Shoppingcenter wagst... Früher hätte ich dich da drin richtig kaputt gemacht", lächelte sie in sich hinein. Kaum vorstellbar, dass sie früher eine waschechte Shopping Queen gewesen war, die ihre Freizeit liebend gerne in Kleiderläden aller Art verbracht hatte. Und jetzt fand sie den Gedanken des Einkaufszentrums allein schon anstrengend. Zeiten ändern sich... Faye hob den Kopf, als sie seine Finger an ihrem Kinn spürte, blickte ihn liebevoll an und erwiderte den zärtlichen Kuss. Liess selbstverständlich auch ohne zu zögern zu, dass er diesen noch etwas in die Länge zog. Sie wusste, dass er das Gleiche fühlte wie sie. Dass ihm die Nähe half, zu vergessen, zu verdrängen. Ihre Berührungen wirkten gegenseitig wie eine Droge, machten süchtig aber auf eine so wundervolle Art und Weise, dass man hoffte, niemals einen Entzug davon erleben zu müssen. Faye schob noch ein paar weitere Küsse nach, ehe sie sich wieder an ihn lehnte. Sie blieben noch eine ganze Weile sitzen, sprachen nur hin und wieder ein Wort, während sie einfach genossen, dass niemand sie zu stören drohte, niemand sich an ihrem Anblick erzürnte. Dass sie einfach sich selbst sein durften, zusammen diesen Moment geniessen konnten, der sie mit all den anderen Erinnerungen zusammen über die nächsten Monate tragen würde. Faye wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, als sie langsam den Kopf wieder hob, erneut mit ihrer Hand über seine Wange strich. "Wollen wir? Nicht, dass all die schönen Sachen schon verkauft sind, bevor wirs in die Läden schaffen", fragte sie etwas zaghaft, versuchte aber, dem ganzen Vorhaben nicht schon im Vornherein einen negativen Beigeschmack zu verleihen. "Ich verspreche, dass du auch was aussuchen darfst", fügte sie lächelnd an, als wäre das ein verlockender Preis. Dabei konnte sie nur hoffen, dass er sie in ihrem Vorhaben unterstützen würde, weil sie schlicht selber keinen Plan hatte, was sie wollte. Kleider halt. Würde sich schon was ergeben. Vielleicht war es besser, wenn sie keine direkte Vorstellung davon hatte - dann musste sie nämlich auch nicht noch suchen.
Er schien das Essen genauso genossen zu haben wie sie, was aber nicht weiter erstaunlich war. Nach dem, was sie die letzten Jahre über vorgeworfen bekommen hatten, schien alles halbwegs Normale wie ein Festmahl daneben. Zudem war das gerade wirklich gut gewesen. Sie erhob sich ebenfalls von ihrem Stuhl, als er schliesslich zum Abzug pfiff, schlüpfte an ihm vorbei, weil er ihr doch tatsächlich den Vortritt liess bei der Tür. War wahrscheinlich am Üben für seine Rolle an diesem Abend haha. Ihr sollte es Recht sein, auch wenn sie ihre Türen für gewöhnlich ganz gut selber aufmachen konnte. Sie gingen die Strasse entlang, bis sie an eine Abzweigung gelangten, die sie direkt ans obere Ende des Strandes und damit zu den Bars führte. Noch war nicht endlos viel los hier, aber der ein oder andere Barhocker war doch schon besetzt und auch sonst dürfte es nicht mehr lange dauern, bis noch um Einiges mehr Leute hier eintummelten, um ihren Spass zu haben, zu trinken, zu tanzen oder, wie ihre nette Begleitung hier, ein potentielles Betthäschen zu finden. Aryanas Augen funkelten vergnügt mit den vielen Lichterketten und farbigen Lampen um die Wette, während sie sich umschaute und dann mit einem kurzen Blick zu Mitch eine nicht ganz wahllos ausgesuchte Bar ansteuerte. Die Musik erklang in gemütlichen Reggae-Tönen und alles war in rustikaler Gestaltung gehalten. Die Möbel, die Farben, die Einrichtung, die Bar und auch die Karte, welche Aryana kurz darauf zwischen ihren Fingern drehte. Wenn Mitch eher auf Techno oder House oder irgendwas Ähnliches stand, dann musste er sich eben melden - würden sie später weiter. Aber dann wäre es sicher besser, wenn sie für ihren Teil bis dahin schon was getrunken hatte, um die Schrecklichkeit entsprechender Musik besser ausblenden zu können. Ihr gefiel es hier nämlich sehr gut und der Barkeeper grinste wie ein Honigkuchenpferd in ihre Richtung, als er sie beide so freudig begrüsste, als würde es kein Morgen geben. Aryanas Blick glitt nach einer ebenso fröhlichen Erwiderung des Grusses zurück auf die Karte, die sie nun eingehend studierte. „Und? Was willst du trinken, Baby?“, fragte sie neckisch in Mitchs Richtung und mit dem Grinsen auf ihrem Gesicht könnte man beinahe die falsche Vermutung anstellen, dass dies hier auf keinen Fall ihr erster Drink an diesem Abend sein sollte. Kurz darauf hatte sie sich selber auch für einen Cocktail entschieden - Mojito, weil sie nie vergessen hatte, dass das grüne Mischgetränk für immer zu ihren Lieblingen zählen würde. Ihr fragender Blick glitt also zurück zu Mitch, während sie bereits ihren kleinen Geldbeutel aus ihrer Hose zog. Sie hatte keine Tasche dabei. Brauchte sie nicht, weil sie weder das Handy, welches so viele Menschen darin versteckten, noch irgendwelchen anderen Kram brauchte. Nur das liebe Geld eben, mit dem sie Mitch - ganz die grosszügige Chefin, die sie eben war - gleich seinen ersten Drink zahlen wollte. Weil sie halt reicher war als er. Haha.
This is your life, it's do or die, the sun may never rise again, so be the light the vision. This is your life, it's slipping by, you try to run but fall again, you get back up that's living.
War das so? War Faye früher wirklich so eine Shopping-Fanatikerin gewesen? Jetzt, wo ich sie fast ausschließlich nur im Umfeld des Krieges kannte, war das fast ein bisschen schwer vorstellbar. Noch dazu war sie ja auch gerade nicht besonders begeistert davon, sich heute noch neue Klamotten besorgen zu müssen. Ich stellte mir doch einen Augenblick lang vor, wie die junge Frau vor einiger Zeit womöglich hochgradig motiviert und bestens gelaunt durch einen Laden fegte, um sich die ganz besonders toll aussehenden Stück zu ergattern und im Anschluss freudestrahlend in dem Wissen zu bezahlen, dass all das jetzt ihr gehörte und der Kleiderschrank Zuhause bald platzen würde. Ob mich ein vollkommen vollgestopfter Schrank bei ihr erwarten würde? "Ich hätt's bestimmt überlebt... gerade so.", murmelte ich schwach lächelnd vor mich hin. Ein paar Nerven hätte es mich vielleicht gekostet, wenn nach fünf Stunden immernoch kein Ende der Shoppingtour in Sicht gekommen wäre, aber das dürfte es vermutlich auch gewesen sein. An sich war ich ja doch eher ein geduldiger Mensch. Es sei denn natürlich, es ging darum Faye zu vermissen und sie wieder in meine Arme schließen zu können. Dann so gar nicht. Ausnahmen bestätigten bekanntlich ja aber die Regel. Ich saß mehr oder weniger einfach nur schweigend da und genoss die Ruhe mit Faye für eine halbe Ewigkeit. Hatte zeitweise auch die Augen geschlossen und einfach nur dem leisen Rauschen des Flusses, den Enten und den menschlichen Stimmen, die irgendwo recht weit entfernt im Hintergrund zu hören waren. So versank ich doch in überwiegend positiven Gedanken, bis die junge Frau wieder nach meiner aktiven Aufmerksamkeit verlangte und ich auf ihre Worte hin leicht nickte. Wir hatten hier jetzt recht lange gesessen und sollten wohl wirklich langsam aufbrechen. "Als könnte ich so nein sagen..", grinste ich ihr an die vollen Lippen und küsste sie liebevoll, bevor ich die Brünette aufstehen ließ und dann selber auch wieder auf die Beine kam. Einen Moment lang streckte ich mich ein wenig, lockerte die Schultern und griff dann wieder nach Fayes Fingern, als wir uns auf den Weg zurück in die Massen machten. Das Einkaufscenter lag unweit des Parkhauses, weshalb wir uns in den eher schmalen Straßen dorthin wieder mit einigen Fußgängern auseinandersetzen mussten. Ich selbst atmete einfach nur ein paar Mal etwas tiefer durch und schaffte es so ganz gut, das Gedränge nicht an mich herankommen zu lassen, bis wir schließlich durch die Glastüren der großen Einkaufspassage gingen.
Aryana schien sich recht bald schon für eine Örtlichkeit entschieden zu haben und ich war einfach mal so nett, mich da mit hin schleifen zu lassen. Also nicht wortwörtlich. Eigentlich war ich was Musik anging ein recht offener Mensch, sofern ein klein wenig Abwechslung geboten war und nicht jedes Lied absolut gleich klang. War auch nicht so, als würde ich mich bei den Liedern, die ich selbst gerne sang, auf ein und dieselbe Richtung versteifen. Da gab es sowohl ruhigere Lieder, als auch solche mit schnellerer Taktfolge und mehr Energie dahinter. Ich konnte jetzt noch nicht sagen, ob mir der Reggae-Ton irgendwann im Laufe des Abends zu den Ohren raushängen würde, aber für den Einstieg hatte ich keinesfalls was dagegen. Unsere Füße trugen uns recht bestimmt zur Bar und ich musterte mein Umfeld nur für ein paar wenige Sekunden, bevor ich dem Barmann ebenfalls einen guten Abend wünschte und mir eine der Getränkekarten schnappte, um zu stöbern. Ich ertappte mich dabei, dass ich doch eigentlich immer ziemlich das Gleiche getrunken hatte, wenn ich früher mit Freunden unterwegs gewesen oder mir Zuhause was gemischt hatte. Es war immer entweder Rum oder Whiskey, wobei letzterer seltener vorgekommen war, ganz einfach weil guter Whiskey teuer war und ich mir das damals nicht jedes Wochenende hätte leisten können. Ja, ich hatte damals vielleicht eine Zeit lang nicht unbedingt wenig getrunken, obwohl mir der Alkoholkonsum in den USA noch gar nicht erlaubt gewesen war. Mittel und Wege hatten sich immer finden lassen. "Rumcola.", gab ich nach gut einer Minute also meinen eigentlich vorhersehbaren Wunsch von mir, legte die Karte wieder dahin zurück, wo sie vorher gelegen hatte. Ich hatte im Grunde Nichts dagegen, dass Aryana mir den Drink bezahlen wollte. Wenn ihr der Sinn danach stand, dann würde ich sie nicht daran hindern. Es dauerte gar nicht lange, bis der Barkeeper uns die beiden Getränke angemischt hatte und zuschob. Während die Brünette noch bezahlte griff ich schon nach meinem Glas und hob es zur Nase, wo mir gleich der Alkoholgeruch in die Nase stieg. War sehr ungewohnt, aber ich war mir ziemlich sicher, dass die erste Schocksekunde diesbezüglich schnell vergessen sein würde, wenn die Flüssigkeit ihre Wirkung entfaltete. Als meine weibliche Begleitung ihr Glas ebenfalls ergriff, fing ich doch schon wieder etwas zu grinsen an. "Vielen Dank, liebe Sugarmummy.", zog ich sie ein kleines bisschen auf. Ich wusste nicht, ob sie älter war als ich, wie mir jetzt wieder einmal auffiel. Aber ihr höheres Amt zählte da auch schon, denke ich. "Dann auf einen schönen Abend.", prostete ich ihr zu, bevor wenig später der erste Tropfen des dunklen Getränks meine Kehle runterlief.
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Vielleicht hätte er es überlebt. Hoffentlich. Aber so ganz sicher war sie sich da ja nicht. "Vielleicht werden wir es eines Tages erfahren. Wenn wir wieder hier sind. Und alles wieder normal ist. Vielleicht werd ich dann auch wieder normal und vielleicht schlepp ich dich dann an einem Tag in tausend Läden", redete sie munter weiter, weil der Gedanke sie durchaus erheiterte. Es war momentan zwar schwer vorstellbar, dass es je wieder dazu kommen würde, aber wer weiss. Zudem war es eine Utopie, nach dem Krieg wieder normal zu werden. Sie wusste es eigentlich. Aber sie befasste sich nicht besonders gerne mit dem Thema lebenslanges Trauma und der Tatsache, dass sie das Leben, welches sie davor gehabt und geliebt hatte, nie wieder zurückbekam. Solange sie atmete würde sie daran festhalten, dass eines Tages alles wieder gut sein würde. Es musste nicht sein wie vorher. Konnte es gar nicht, mit Victor. Aber es würde wieder gut sein. Sie mussten nur solange durchhalten. Faye nahm liebend gerne seine Hand in ihre, machte sich so auf den Weg zurück in Richtung Stadt, in Richtung Menschen. Ihr Wohlbefinden steigerte sich damit nicht wirklich, aber es würde schon irgendwie gehen. Sie wusste ja mehr oder weniger, was auf sie zukam und hatte sich nun vorgenommen, wenigstens ein paar Kleider zu kaufen für die nächsten Tage. Das würden sie nun also sicher hinbekommen. Beim Einkaufscenter angekommen, klammerte sie sich fast automatisch fester an Victors Finger, ging dichter an seiner Seite, weil die Menschenmengen in den letzten Stunden leider nicht auf magische Art und Weise weniger einschüchternd oder reizüberflutend geworden waren. Die Brünette konzentrierte sich auf ihre Atmung, blieb bemüht ruhig, während sie versuchte, sich in dem Center zu orientieren. Da waren immer noch die gleichen Läden wie vor einem Jahr. Das war gut, weil sie so immerhin wusste, wo sie sicher nicht rein musste und wo ein Besuch mit grösster Wahrscheinlichkeit erfolgreich ausfiel. Genau so wählte sie dann auch ihr erstes Ziel aus, ging mit Victor zum Eingang des grossflächigen H&Ms, welcher unweit von ihnen lag. Der Einzige Nachteil des Moderiesen war bloss, dass Faye nicht die Einzige war, die ganz genau wusste, dass sie hier drin fündig werden würde. Entsprechend hatte es auch Menschen. Viele. Und die Musik war laut. Sie fasste sich kurz an die Stirn, warf Victor ein etwas verzweifeltes, unglückliches Lächeln zu, bevor sie ihn weiter zog. "Ich brauche... Shirts... Oder Tops... Und eine oder zwei Hosen... Oder einen Rock... Und Unterwäsche...", zählte sie mehr zu sich selber auf, während ihre Hände die ersten Kleiderständer abtasteten, den Stoff unter ihren Fingern fühlten. Irgendwelche, dem Wetter entsprechende Kleider... Es gab endlos viel. Und es war so laut... Und die Stimmen dieser Menschen waren so penetrant.
Auch der junge Mann schien sich bald festgelegt zu haben und seine Antwort liess erahnen, dass er die süsse Mischung heute nicht zum ersten Mal bestellte. Aber es war immerhin auch naheliegend, dass sie beide erstmal das bestellten, was sie früher gemocht hatten. War sozusagen ein sicherer Einstieg. Aryana beobachtete den Barkeeper dabei, wie er die verschiedenen Zutaten mixte und fand allein das ja schon äusserst faszinierend. Der gute Mann konnte wohl hunderte von Cocktails einfach so aus dem Ärmel schütteln, hatte die Rezepte über Jahre verinnerlicht, so wie sie sich die Automatismen der Selbstverteidigung in den Kopf geprügelt hatte. Manchmal wäre es ihr ja beinahe lieber, sie hätte Cocktailrezepte und nicht Kampfhandlungen auswendig gelernt. Aber so war das Leben. Als die Drinks schliesslich vor ihrer Nase standen, zauberte Aryana das nötige Kleingeld hervor, schob es dem guten Mann zu und wies ihn umgehend dazu an, den Rest zu behalten. Ja, vielleicht war sie heute etwas spendierfreudig. Aber sie hatte keinen Grund, es nicht zu sein – das Geld auf ihrem Konto diente ja keinem grösseren Verwendungszweck. Und auf die paar Dollars, die sie hier liegen liess, kam es letztendlich wirklich nicht an. Sie drehte das Glas in ihren Fingern, betrachtete äusserst zufrieden die Minzenblätter und Limonenräder, die zwischen dem Eis badeten. Mitchs Worte liessen sie allerdings sofort hell auflachen und sie konnte von Glück reden, dass er das ausgesprochen hatte, bevor sie den ersten Schluck des Mojitos genommen hatte. Sonst würde ebendieser jetzt nämlich weit über die Bar geprustet daliegen, was äusserst tragisch um das gute Getränk wäre, welches sie doch sehr viel lieber einfach genoss. „Immer wieder gern, mein liebstes Sugarbaby“, säuselte sie breit grinsend zurück, blickte ihn sehr angetan an. Sie würde sich zwar nicht als Sugarmummy bezeichnen, aber dass sie älter war als er, liess es tatsächlich ein kleines Bisschen lustiger klingen. Denn das war sie, wie sie einmal so nebenbei festgestellt hatte, als sie die Flüge gebucht und die ganzen Personalien eingetragen hatten. Zwar nicht so viel älter, dass sie ernsthaft als Sugarfamily – nein, das Wort gabs so wohl nicht – durchgehen würden, aber immerhin doch fast ein Jahr. Aryana prostete ihm zu, hob das kühle Glas an ihre Lippen und trank den ersten Schluck, der sie sofort wissen liess, dass hier nicht mit Alkohol gespart wurde. Also gefährlich. Aber gleichzeitig auch wirklich gut. Der Cocktail schmeckte frisch wie eine Meeresbrise und Dank dem Rohrzucker auch ausreichend süss für die junge Brünette. Sie hob ihren Hintern nun auf den Barhocker, der bisher nur unnütz neben ihr gestanden hatte, und liess den Blick schweifen. Betrachtete die Menschen, die schon hier waren und blickte über die offene Bedachung raus in Richtung Meer. Am Horizont näherte sich die Sonne mittlerweile doch immer weiter dem Wasser, schien dieses beinahe schon küssen zu wollen. Und das war wirklich, wirklich schön. Sonnenuntergänge waren immer hübsch anzusehen, aber es gab wohl kaum eine bessere Kulisse als das Wasser im Vordergrund, auf dem sich die hellen Strahlen spiegelten, bis sie schliesslich verschwanden. „Ich muss sagen, Josef, meine Seele ist tatsächlich ausgesprochen erfreut über die Tatsache, dass du mich hierher geschleppt hast“, erklärte sie versonnen, wollte den Blick aber gar nicht wirklich von der Aussicht abwenden. Mitch war zweifellos auch schön anzusehen. Aber ihn konnte sie auch nach dem Sonnenuntergang noch betrachten. Falls er da nicht schon ganz plötzlich verschwunden war, jedenfalls. Nahm sie aber jetzt mal nicht an.
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Natürlich waren tausend Läden in jedem Fall eine hiesige Übertreibung, aber der Gedanke daran war mir dann doch nicht mehr allzu sympathisch. Womöglich würde ich die junge Frau in entsprechenden Fällen, sollten sie jemals eintreten, auch irgendwie zu bremsen versuchen, damit ich nicht einen ganzen Tag meines Lebens für einen zu ausgiebigen Shoppingtrip herhalten lassen musste. Aber nun gut, das würde ich dann herausfinden, wenn es soweit war, sofern es jemals dazu kommen würde. Aber ich hoffte es. Alles, was irgendwie Normalität mit Faye versprach, war mir grundlegend sympathisch und konnte eigentlich nur gut sein, obwohl die jetzige Einkaufstour bis jetzt eher eine kleine Tortur zu werden schien. Ich fing wieder damit an der jungen Frau neben mir im Gehen über den Handrücken zu streicheln, als sie sich förmlich an meine Finger zu klammern begann. Ich ließ mich einfach von ihr mit in den Laden nehmen, in dem ich selbst wohl auch schon einige Male gewesen war, wenn neue Klamotten her gemusst hatten. Zwar war die Frauenabteilung bei weitem größer als die für Männer, die Auswahl in letzterer hatte mich aber dennoch fast immer Etwas finden lassen. Ich war aber froh, mir über mich selbst jetzt in dieser Hinsicht keinerlei Gedanken machen zu müssen, sondern viel mehr einfach nur ein Auge auf Faye haben zu können. Sie startete eine kleine wörtliche Liste dessen, was sie so Alles brauchen konnte, wobei ich mir nicht sicher war, ob ich der Brünetten denn wirklich eine Hilfe beim Einkaufen sein konnte und deswegen nur mit einem leisen "Hm-hm.", antwortete. Logischerweise hatte ich mich bis jetzt noch nie wirklich damit auseinandergesetzt was bei Frauenklamotten so in Mode war. Gleich noch einmal weniger deswegen, weil meine Ex-Freundin mich beim Shoppen nie wirklich dabei hatte haben wollen und lieber mit ihren Freundinnen gegangen war, was ich nicht schlimm gefunden hatte. Aber Faye schien doch ein wenig überfordert mit der Situation zu sein und so versuchte ich ihr zumindest ein bisschen bei der Auswahl zu helfen. Zum einen damit, dass ich Leuten, die mir zu nahe an uns heran kamen gerne einen unfreundlichen Blick zuwarf, um sie etwas auf Abstand zu halten, weil mir der Andrang hier drinnen selbst auch ein wenig unangenehm wurde. Wenn die junge Frau sich mit einem Kleidungsstück unschlüssig war versuchte ich ihr entweder ein Ja oder ein Nein zukommen zu lassen, um ihr bei der Entscheidung zu helfen. Ein oder zwei Mal fiel mir auch Etwas ins Auge, von dem ich dachte, dass es Faye gut stehen konnte und hängte es mir ebenfalls wie so einige andere Dinge über den Arm. Es sammelte sich über die Minuten hinweg nämlich doch ganz schön was an, von dem ich absolut nicht wollte, dass meine zierliche Freundin Alles selbst trug. Wirklich in meiner Arbeit als Modeberater aufgehen tat ich aber vermutlich erst, als es der Unterwäscheabteilung an den Kragen ging.
Der lockere Spruch meinerseits schien gleich für weitere Stimmungsauflockerung zu sorgen, obwohl meine Laune ohnehin schon ziemlich gut war. Wir schienen uns beide darauf zu freuen, heute einfach ein kleines bisschen die Sau rauslassen zu können und uns langsam auch daran zu gewöhnen, dass wir uns eben nicht an den strikten Army-Alltag halten und um spätestens 22.30 Uhr schlafen sollten. Also auch mal davon abgesehen, dass ich fast nie pünktlich ins Bett kam, weil früh genug schlafen gehen noch nie wirklich mein Ding gewesen war. Gab meistens nur so zwei Tage in der Woche, wo ich dann recht früh gefühlt tot umfiel und im Bett abtauchte, während die restlichen Nächte was Schlaf anging ein wenig spärlicher ausfielen. Meistens, weil ich mich entweder bei einer oder zwei Zigarette verlor oder in der Musik abtauchte, um runter zu kommen. Zumeist mittels Jetmans iPod, seit ich die Gitarre nicht mehr hatte. Zwar teilte ich seinen Musikgeschmack nicht immer ganz, aber er hatte da ein paar gute Sachen. Das mit den Zigaretten hatte ich allerdings tatsächlich weiterhin einzuschränken versucht, seit Aryana und ich Warren umgelegt hatten. Ganz aufgehört hatte ich zwar nicht, aber ich beschränkte mich tatsächlich auf unbedingt notwendige Anti-Stress-Zigaretten. Also nicht mehr jeden Tag so wie sonst, denn ich fühlte mich allgemein etwas weniger dauerhaft gestresst, seit der alte Lieutenant tot war. "Ich erinner' dich nochmal dran, sollte ich mir den Geldbeutel leer trinken.", erwiderte ich noch recht sarkastisch, weil ich nicht glaubte, dass es so weit kommen würde. Ich hatte nicht wenig Geld im Voraus abgehoben, ganz einfach weil ich keine Lust dazu hatte alle paar Tage etwas abzuheben. Außerdem vertrug ich nur unwahrscheinlich viel und demnach sollte dieser Fall wohl nur eintreten, wenn mir stattdessen Jemand die Brieftasche klaute. Ich schob mich ebenfalls auf einen der Barhocker direkt neben Aryana, während mir die ersten Tropfen des Alkohols noch auf der Zunge wirkten. Der gute Mann war nicht zimperlich mit dem Alkoholanteil in dem simplen Mischgetränk gewesen, was ich jetzt nicht als Vorwurf hinstellen wollte. War mir immernoch lieber so, als wenn ich - oder meine liebreizende Begleitung - für fünf Prozent Alkohol im Glas viel zu viel Geld hinlegen musste. Außerdem musste ich dann weniger trinken, um einen gewissen Pegel zu erreichen. Die nächsten Worte der jungen Frau ließen mich ohne lange Nachdenken beipflichtend Nicken. Zwar war ich mir bis wir hier angekommen waren nicht wirklich sicher damit gewesen, ob ich diese Entscheidung denn womöglich während des Stattfindens bereuen würde, aber bisher war dem tatsächlich nicht so. Wir verstanden uns gut und schienen schon den Beginn des Urlaubs sichtlich auszukosten, ohne uns gegenseitig den Kopf abschlagen zu wollen. "Zugegeben war ich mir nicht ganz sicher, ob ich das nicht vielleicht noch bereuen werde...", setzte ich mit einem schiefen Grinsen in ihre Richtung an, ehe ich ihren Augen nach draußen aufs Meer folgte. "...aber mittlerweile glaub ich echt, dass wir beide die letzten Jahre mit dem Nicht-Urlaub vielleicht wirklich was verpasst haben könnten.", stellte ich fest, dass mir schon der Beginn der Ferien hier in Australien hinsichtlich dessen den Kopf zu waschen begann, kurz bevor ich einen erneuten Schluck aus dem kalten Glas nahm und anfing, auch die umstehenden Leute ein wenig unter die Lupe zu nehmen. Ich war gerne Soldat, obwohl es meine leicht reizbaren Nerven immer wieder fürchterlich strapazierte, aber eine Auszeit hin und wieder, wenn es die Army eben erlaubte, täte wohl nicht nur meinem eigenen Kopf ganz gut, sondern auch Aryanas. Bisher hatte ich sie schließlich noch nie dermaßen entspannt und locker gesehen, so verkehrt konnte das hier also wirklich nicht sein.
+ .Es kommt, wie es kommt - aber so, wie man es ruft. +
So endlos anstrengend wie das shopppen auch war, so froh war sie gleichzeitig auch darum, Victor bei sich zu haben. Sie konnte gar nicht in Worte fassen, wie dankbar sie für seine Unterstützung war. Auch wenn er vielleicht gerade genauso wenig Ahnung davon hatte, was er von den Regalen und Ständern pflücken wollte, wie sie, war er trotzdem da, beruhigte ihre Nerven und hielt all die Leute auf Distanz, die glaubten, etwas zu nahe kommen zu müssen. Schliesslich hatten sie beide die Hände mit allem Nötigen ausser der Unterwäsche - das war nämlich nochmal ne andere Mission - vollgepackt und machten sich damit auf den Weg zu den Umkleidekabinen. Glücklicherweise war eine davon auch sofort frei und sie brauchten sich nicht noch eine Viertelstunde die Beine in die Bäuche zu stehen. Hätte die Brünette nämlich eher schlecht mitgemacht gerade. So aber zog sie Victor kurzum mit sich nach drinnen, noch bevor irgendwer sie davon hätte abhalten können. Wie der Zufall es so wollte, hatten sie eine rollstuhlgängige Kabine bekommen, die weitaus mehr Platz bot als die Übrigen. Faye legte die Kleider auf die kleine Bank rechts in der Umkleide, blickte wieder zu Victor, dem sie nun erstmal um den Hals fiel und ihr Gesicht an seiner Brust vergrub. Nur kurz. Aber sie musste dringend runterkommen, wenn sie nicht schreiend oder wahrscheinlich eher heulend und hyperventilierend den Laden verlassen wollte. "Ich hab das nicht so stressig in Erinnerung", flüsterte sie kaum verständlich in sein Shirt. Sie gab sich wirklich Mühe, das ganze Einkaufserlebnis baldmöglichst und ohne grösseres Drama hinter sich zu bringen, aber es war nicht einfach. Mittlerweile hatten auch die vorhersehbaren Kopfschmerzen eingesetzt, die sich ebenfalls darum bemühten, ihr das Leben schwer zu machen. Aber sie sollte nicht so denken. Wäre bald wieder draussen und dann wären die Leute bald vergessen. Faye löste sich nach Einigen tiefen Atemzügen wieder von Victor, schenkte ihm ein etwas zerknirschtes Lächeln und widmete sich den ganzen Kleidern. Es dauerte eine Weile, bis alles durchprobiert war, aber die Tatsache, dass sie hier drin alleine waren und ihr auch wirklich ein guter Teil der Sachen passte, hob ihre Laune dann doch wieder merklich an. "Ich bin rundum versorgt, Baby.... Zumindest fast", meinte sie lächelnd zu ihrem Freund. Das fast bezog sich jetzt wohl hauptsächlich nur noch auf die Unterwäsche. Aber das würden sie auch nich schaffen und dann war sie glücklich.
"Wenn du dir den Geldbeutel leertrinkst, dann bekommst du von mir gar nichts mehr ausser einer Begleitung ins Krankenhaus", schob sie zurück, da sie sich ziemlich sicher war, dass in seinem Geldbeutel noch so einige Dollars zu finden sein müssten. Wenn er die also alle durchtrinken wollte, wäre er wohl mehr als voll und ziemlich nah an einer Alkoholvergiftung. Es sei denn, er verhielt sich allzu spendierfreudig und wollte im Verlauf des Abends allen Menschen im Umkreis eines Kilometers einen Cocktail zahlen. Dann wäre das Geld schneller weg. Mal schauen was die Nacht so brachte. Sein Geständnis liess sie noch breiter grinsen. War sie also nicht die Einzige, die eventuell ein paar Zweifel daran gehegt hatte, wie erfolgreich dieser Urlaub ausfallen würde. Und genau darum hob sie nun auch wieder das Glas in seine Richtung, funkelte ihn fröhlich an. „Darauf, das wir bereits einen ganzen Tag zusammen überlebt haben, ohne uns umzubringen und ohne grösseren Streit“, verkündete sie feierlich, ehe Aryana den Cocktail ein weiteres Mal ihre Lippen küssen liess. „Aber mal ehrlich - wer würde einen Urlaub mit mir denn bitte je bereuen“, schob sie gleich noch unschuldig nach, blinzelte ihn liebreizend an. Dann wanderte ihr Blick aber zurück zu der Aussicht, weil sie nicht vor hatte, auch nur einen Augenblick dieses Sonnenunterganges zu verpassen, der sich ihnen hier so wundervoll zeigte. Ja, vielleicht hatten sie was verpasst.. Aber sie würde lügen, wenn sie behaupten würde, die letzten Jahre über je in der Lage gewesen zu sein, dem Krieg ernsthaft den Rücken zu kehren. Und seis nur für zwei Wochen... Es gab so viele Dämonen, die sie jagten, so viele Ängste, die sie nicht zugab. Und erst seit dem Tod des Teufels hatte sie zum ersten Mal das Gefühl, wieder atmen zu können. Wieder einen Moment geniessen zu können. Erst, seit die Rachegelüste weg waren, die ihre Träume durchgehend schwarz gefärbt hatten. Erst, seit sie wusste, dass sie getan hatte, was längst überfällig gewesen war. Ja, ihr ganzer psychischer Zustand hatte sich um Welten gebessert, seit Warren aufgehört hatte, ihr Leben mit seinem stinkigen Atem zu verpesten. Und sie war so froh, es getan zu haben... so endlos dankbar. „Vor einem Jahr wär ich aber auch nicht mit dir weggegangen... Oder mit irgendwem“, fügte sie etwas ernster, nachdenklicher an, als ihre Augen wieder Mitch streiften. Noch immer lag ein Lächeln auf ihrem Gesicht. Weil sie unendlich froh war, das letzte Jahr mit all dem Leid und Hass und Zorn hinter sich gelassen zu haben. „Aber glücklicherweise haben wir ja lange genug gelebt, um das hier noch zu sehen“, sie nickte in Richtung Sonnenuntergang, wo ihr Blick nun auch wieder lag.
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Ehe ich mich versah fand ich mich nach dem ganzen Klamottengesuche auch schon mit Faye in der Umkleide vor, wo ihre eigentliche Aufmerksamkeit aber erst einmal gar nicht den Klamotten geschuldet sein sollte. Kaum war die Kleidung aus dem Weg verkroch sie sich förmlich an meinem Oberkörper vor der Außenwelt, während die Kabine uns dabei von den Blicken Anderer gekonnt abschirmte. So strich ich der zierlichen Brünetten ein paar Mal beruhigend über den Rücken, während die andere Hand ihr leicht durchs Haar strich. Ja, für mich war das Ganze hier auch nervenaufreibend. Vermutlich noch anstrengender, als wenn ich allein gewesen wäre, weil ich stets so sehr darauf bedacht war meinen ganz persönlichen Engel so gut es ging vor den Einflüssen der Außenwelt zu schützen, was nur schwer möglich war. Immerhin konnte ich nicht einfach all die nervigen Leute nehmen und bei Seite schubsen, fanden die sicher nicht so witzig. So trug ich neben meiner eigenen Bürde einfach auch noch ein Stück weit Fayes' mit mir herum, was es nicht unbedingt leichter erträglich machte. "Wir gewöhnen uns sicher wieder dran... irgendwann.", murmelte ich ihr nur noch ins Haar, bevor sie sich von mir löste und der kleine Marathon des Klamottenanprobierens begann. Es war zum Glück kein völliger Totalausfall, sondern doch Einiges dabei, was gut an der Brünetten aussah und nicht nur mir, sondern auch ihr selbst gut gefiel. Die wichtigste Grundlage, was ihren neuen Vorrat an Kleidung betraf, war also geschaffen und damit schon ein Teil der Last beseitigt. "Lass' uns dafür woanders hingehen..", flüsterte ich der Brünetten an die Lippen, als ich sie an der Hüfte zu mir hingezogen hatte und fing doch so ein kleines bisschen an zu grinsen. Es war einfach eine Schande, dass ich die junge Frau noch nie in schöner Wäsche verpackt hatte sehen dürfen. Zwar war in dem Laden hier die Unterwäsche vermutlich billiger als in anderen Läden, die sich darauf spezialisierten und demnach wahrscheinlich auch qualitativ hochwertiger sein würden, aber ich bestand darauf. Außerdem war da bestimmt auch weniger los als hier. Malte ich mir jedenfalls gerade so aus und wollte die Hoffnung dahingehend auch nicht einbrechen lassen. Ich legte meine Lippen noch für einen innigen Kuss auf Fayes', bevor ich die ausgeschiedenen Klamotten aufhob und meiner Freundin mit den Kleidern, die sie kaufen würde, den Vortritt aus der Kabine ließ. Auf dem Weg zur Kasse bunkerte ich den aussortierten Kram auf dem dafür vorgesehenen Ständer und folgte der jungen Frau dann bis zum Kassieren. Theoretisch hätte ich ihr auch die Klamotten hier wahnsinnig gerne bezahlt, so wie einfach absolut Alles, aber nachdem sie sich schon bei der Kette im ersten Moment förmlich darüber beschwert hatte, hielt ich mich damit dann doch zurück. Wie das mit dem Kauf der Unterwäsche aussah überlegte ich mir wohl bis es dann soweit war. Wir verließen also mit vollen Tüten den Laden - bei denen ich wie so oft darauf bestand, sie zu tragen - und obwohl draußen auf den Gängen nicht unbedingt weniger los war, war ich irgendwie froh darüber das Geschäft verlassen zu haben.
Jaa, da könnte sie wie gesagt gut Recht haben. Wenn eine Fahrt ins Krankenhaus da denn überhaupt reichen würde, die Organisation einer schönen Beerdigung wäre vermutlich eher das, was dann zu ihrer Aufgabe wurde. Egal, wie trinkfest ich früher gewesen sein mochte, es konnte jetzt eben unmöglich mehr der Fall sein nach jahrelanger Abstinenz. Also lieber nicht ausprobieren. Zumal es später ganz sicher auch nicht unbedingt gutem Sex nahe kommen würde, wenn ich vollkommen im Delirium schwebte, während ich mich einer Frau widmete. War also in keinem Fall eine gute Idee, es mit dem Alkohol zu sehr zu übertreiben. Gewisse Körperfunktionen sollten noch möglich sein und außerdem fand Aryana es sicher auch so gar nicht lustig, wenn sie mich vollkommen besoffen zurück zum Camper ziehen musste. Sofern sie mich nicht einfach liegen ließ, was ich ihr tatsächlich auch zutrauen würde. "Keine Panik, du wirst mich schon nicht zum Wohnmobil zurücktragen müssen, Liebling.", erwiderte ich weiterhin durchweg amüsiert, wobei das Grinsen schon gar nicht mehr ganz verschwinden wollte. Bei ihrem Prost konnte ich ihr nur zustimmen und nickte das dementsprechend ab, bevor ein paar weitere, aber noch eher kleinere Schlucke folgte. Ich hatte das Glas schon wieder abgesetzt, als ich mich fast bei ihren nächsten Worten verschluckte. Natürlich, wer konnte schon zu der herzallerliebsten, absolut unkomplizierten jungen Frau Nein sagen, wenn sie einen mit in den Urlaub nehmen wollte? Jemand, der sie nicht so gut kannte wie ich, würde da vermutlich tatsächlich einwilligen, weil sie eben gutaussehend war. Sie jedoch so anstrengend sein. Nicht immer, aber sie hatte doch einen starken Hang zum Drama und Überreagieren, wenn man mich fragte. "Ich erinnere dich gerne daran, dass du mir selber gesagt hast, dass du eindeutig anstrengender bist, als du gerne vorgibst. Reicht das als Antwort?", meinte ich also lediglich ironisch, nachdem ich runtergeschluckt hatte. Ich schien aber wohl nicht der Einzige zu sein, der vor Warrens Tod an Aktionen wie diese hier keinen einzigen Gedanken verschwendet hatte. Gut, ich hätte es auch weiterhin nicht getan, wenn ich nicht zwangsweise hätte den Urlaub antreten müssen, aber wie dem auch sei. Wir waren jetzt hier und scheinbar beide ganz froh darum. "Dann kann ich mich ja fast glücklich schätzen, dass du ausgerechnet mit mir hier bist.", stellte ich mit einem Augenbrauenzucken in ihre Richtung fest, ehe ich mich wieder vermehrt der Umgebung widmete. Langsam kamen vereinzelt mehr Leute an die Bar und verteilten sich auch im restlichen Bereich in kleineren Gruppen.
+ .Es kommt, wie es kommt - aber so, wie man es ruft. +
Sie hatten gar nicht unbedingt eine Wahl, ob sie sich daran gewöhnen wollten oder nicht. Irgendwann mussten sie das einfach, weil Faye nicht vorhatte, nach dem Krieg ein Leben im Abseits zu führen. Sie wollte nicht auf ewig die schwache Frau mit der psychischen Störung bleiben und sie wollte auch nicht, dass Victor sich bei ihrer definitiven Rückkehr mit einer zweiten wuchtigen Welle seines Traumas herumschlagen musste, die ihn so kaputt machte, wie die Letzte. Sie würde alles tun, um es leichter für ihn zu machen und ihm irgendwie zu helfen. Aber das konnte sie nicht, wenn sie sich selber dabei instabiler gab als er. Gegen seinen Vorschlag, für die Unterwäsche ein anderes Geschäft aufzusuchen, hatte sie nichts einzuwenden. Zwar wäre es dort sehr wahrscheinlich um Einiges teurer, aber die Wäsche war gleichzeitig auch ganz einfach bequemer, langlebiger und schöner. Also überwogen die Vorteile eindeutig und sie nickte einverstanden. „Selbstverständlich“, erwiderte sie lächelnd, küsste ihn ebenfalls sanft, bevor sie sich schliesslich daran machten, den Laden in Richtung Kasse zu verlassen. Sie bezahlte die neuen Sachen, wobei Victor wenig überraschend darauf bestand, die Tüten von hier weg zu tragen. Also überliess Faye das Tragen mal wieder ihm, hakte sich zum Gehen bei seinem Arm ein, um die Taschen nicht zu viel Distanz zwischen sie bringen zu lassen, jetzt, wo sie wieder mitten in den Leuten standen. Sie atmete erleichtert aus, sobald der H&M hinter ihnen lag, blickte sich draussen ein Bisschen suchend um. Sie brauchten einen Unterwäscheladen. Sollte aber an einem Ort wie diesem kaum so schwer zu finden sein... Glaubte sie. Es war immerhin ein Einkaufszentrum und auch wenn sie es nicht direkt kannte und bis heute nie hier gewesen war, waren solche Läden meist gut vertreten. Sie gingen also zu den Rolltreppen, die ins Obergeschoss führten und vor denen auf einem überdimensionalen Bildschirm der ganze Centerplan aufgeführt war. Tatsächlich war ein entsprechender Laden dank aller Konzentration, die Faye dazu aufbot, schnell gefunden. Sie zeigte mit dem Finger auf den Plan, blickte dann zu ihrem Freund hoch. "Passt das für dich?", wollte sie lächelnd wissen, auch wenn sie kaum mit einem Einwand von seiner Seite rechnete. Hauptsache schöne Unterwäsche, halt.
Zum Wohnmobil zurücktragen...? Nein. Eher nicht. "Bei aller Liebe, Schatz, ich bezweifle, dass ich mir die Mühe machen würde. Vielleicht würde ich dich irgendwo ganz komfortabel in den Sand beten, aber bis zu Wohnmobil? Ne. Ausserdem weiss ich nicht so sicher, ob ich selber dazu später noch wirklich in der Lage sein werde", gab sie ihm zu bedenken. Nein, da war kein Totalabsturz geplant. Aber selbst ein gewisser, beinahe harmloser Pegel, welchen sie fast zwangsweise schon nur mit diesem Mojito erreichen würde, führte dazu, dass die Glieder träge wurden. Also sicher nicht der Zustand, in dem Aryana einen gut trainierten, mehr als einen Kopf grösseren Mann mehrere hundert Meter durch die Gegend schleifen könnte. Seine Bedenken zu ihrer angenehmen Persönlichkeit liessen sie schon wieder leise ans Glas lachen. "Ach was, Mitch... Ich habe auch gesagt, dass ich weitaus weniger anstrengend bin, als die Durchschnittsfrau. Also mach mal halblang. Muss immerhin das gewesen sein, was du gewollt hast - sonst wärst du nämlich lieber mit einem der Jungs verreist", meinte sie gelassen, zwinkerte ihm kurz zu, als wüsste sie über alles bestens Bescheid. Wie gesagt, sie war froh, dass er sie gefragt hatte. Dass sie etwas aus diesen Ferien machen konnten, obwohl sie die Freitage nie hatten haben wollen. Aber gleichzeitig konnten seine Befürchtungen ja kaum so endlos gewesen sein, wenn sie das hier doch jetzt tatsächlich durchzogen. Wie er fortfuhr, entsprach dann schon eher dem, was sie hören wollte und Aryana grinste wieder zufrieden vor sich hin, ehe ein weiterer Schluck des kalten Alkohols ihren Rachen hinab rann. "In der Tat, Mitch, in der Tat... Ich bin nicht unbedingt als leicht zu begeisternder Mensch bekannt... Aber irgendwie... irgendwie sind wir jetzt ja doch zusammen hier", meinte sie zufrieden, ehe ihr Blick ebenfalls ein Bisschen über die Menschen glitt. Die Stimmung war ausgelassen und bestimmt waren sie nicht die einzigen Besucher inmitten Einheimischer. Und wenn auch, die Laune war jedenfalls sehr gut und wirklich eine Rolle spielen, tat die Herkunft ihrer Mitmenschen beim besten Willen nicht.
This is your life, it's do or die, the sun may never rise again, so be the light the vision. This is your life, it's slipping by, you try to run but fall again, you get back up that's living.