Sie hatte eigentlich schon gewusst, dass Victor sehr verständnisvoll reagieren würde. Das tat er immer. Was mit ein Grund war, warum sie ihn so liebte und es keinen besseren Mann für sie geben könnte. Sie waren beide in vielen Dingen nicht immer die einfachsten Menschen, darum war es in ihrer Beziehung auch absolut essenziell, dass sie beide mit so viel Empathie und Einfühlungsvermögen ausgestattet waren - das hiess aber noch lange nicht, dass sie das jemals als selbstverständlich sehen würde, denn das war es nicht. Natürlich wäre sie niemals mit jemandem in einer Beziehung, der sie dazu zwingen oder auch nur drängen wollte, unbedingt ein Kind zu haben. Aber zwischen drängen und einfach nur offen Enttäuschung darüber zeigen, dass sie sich noch immer nicht zu hundert Prozent sicher war, diesen Weg gehen zu wollen, war vieles möglich und Victor tat nichts davon. Stattdessen versicherte er sofort, dass auch für ihn eine sichere Lebenslage zwingende Voraussetzung zur Erfüllung des Kindeswunsches war und er hier genauso kein Risiko eingehen würde. Auch das war hinsichtlich ihrer Vergangenheit mit zweifacher Entführung und Folter kein Wunder, tat aber trotzdem gut zu hören. Der Rest - also ihre Psyche - liess sich leider nicht allein mit einem Umzug und einer Alarmanlage regeln. Zwar blieb auch mit allen Sicherheitsvorkehrungen ein gewisses Restrisiko, das fühlte sich aber weitaus besser kalkulierbar an, als die Ungewissheit um die Auswirkungen einer Schwangerschaft. Sie wollte sich auch gar nicht so viele Sorgen machen, bevor etwas passiert war. Aber Faye war nunmal ein eher ängstlicher, oft zu nachdenklicher Mensch. Das war sie schon immer gewesen und das würde auch mit mehr Therapie und Selbstoptimierung wahrscheinlich nie ganz verschwinden. Es war auch nicht falsch, sich zu diesem Thema sehr intensive Gedanken zu machen, bevor irgendwelche Verhütungsmittel abgesetzt wurden. Einfach, weil es die wohl folgenschwerste Entscheidung war, die sie treffen konnten - für sich als auch für das zur Debatte stehende Kind, das sie damit in Existenz rufen würden. Es war also absolut fair, wenn sie dem Eltern-Werden nur dann zustimmte, wenn sie sich wirklich bereit dazu fühlte und glaubte, dieser Aufgabe gewachsen zu sein. Wenn ihre Psyche, ihr Körper und auch ihre Seele ihr signalisierten, das mit Victor gemeinsam zu schaffen und daran nicht zu zerbrechen. Vor ein paar Monaten war sie fast wieder zurück in alte Muster aus Panikattacken, Angststörung und Paranoia gestürzt, weil Ryatt ihr schlechte Nachrichten überbracht hatte. Das war eindeutig noch nicht lange genug her, um davon ausgehen zu können, dass sie mit einer entsprechenden Situation jetzt besser umgehen könnte. Sie war noch nicht lange genug gesund - wie Mrs White ihren Zustand vor eineinhalb Monaten mit ihr gefeiert hatte - um sich irgendwie ausreichend sicher vor Rückfällen zu fühlen. Das war das eine. Zum anderen war ihr ihre psychische Gesundheit über die Jahre auch einfach immer wichtiger geworden. Sie hatte so oft so hart gekämpft, war so oft so tief gesunken, wusste so genau, wie es sein konnte, da unten, ganz tief in der Dunkelheit ihrer Depressionen und PTSDs, in den Abgründen menschlicher Emotionen. Faye wusste viel zu gut, wie sich das alles anfühlen konnte, als dass sie mutwillig riskieren würde, dorthin zurückzukehren. Ihr selbst und Victor zuliebe nicht - schlicht und einfach aber auch dem Kind zuliebe nicht. Weil es keinem Kind gut tun konnte, mit einer Mutter aufzuwachsen, die eine solche Belastung mit sich herumtrug. Sie lehnte noch immer an seine Schulter, als sie seinen abschliessenden Kommentar vernahm, der auch sie wieder in sich hinein lächeln liess. "Oh ja, dieser Meinung bin ich auch", pflichtete sie ihm mit etwas ironischem Unterton bei, der aber natürlich nicht heissen sollte, das sie die Worte nicht ernst meinte. "Dann haben wir immerhin eine fünfzigprozentige Chance, dass unser Baby auch ein solches Traumkind werden könnte. Klingt verlockend", fuhr sie für die paar Sekunden im gleichen Tonfall fort, drehte daraufhin ihren Kopf etwas, um ihn wieder anzuschauen. Nur kurz, dann streckte sie sich nach seinen Lippen aus, um ihm einen sanften Kuss zu schenken, der jedoch viel mehr auf ihre folgenden Worte ausgerichtet war. "Danke... dass du so bist und mich verstehst... Ich... ich denke schon, dass wir das zusammen schaffen könnten... schaffen werden. Wenn der Rest geregelt ist und wir unseren Neuanfang erfolgreich gemeistert haben", also Grössenordnung zwei bis vier Jahre, bevor die Sache konkret wurde, würde sie mal schätzen. Ein Business baute sich nicht so schnell auf, sie zogen auch nicht morgen schon um. Aber der Moment würde kommen und sie würden aufeinander aufpassen, dass das gut werden würde. Immerhin konnten sie beide von guten Vorbildern profitieren, ihre Eltern hatten ihnen jeweils eine schöne Kindheit geboten und Faye würde definitiv von diesen Erfahrungen schöpfen können.
Ich war froh, dass Faye sich nicht weiter von dem Gedanken an mögliche Komplikationen während einer Familiengründung herunterziehen ließ, sondern auf den flachen Witz ansprang. Wir konnten sowieso nicht viel mehr tun, als uns gut auf ein Kind vorzubereiten und dann einfach unser Bestes zu geben in der Hoffnung, dass das genug war. “Fünfzig sind wohl besser als null.”, kommentierte ich ihre prozentuale Einschätzung ebenso ironisch und zog die Augenbrauen zusammen. War uns wohl beiden klar, dass die Rechnung so nicht ganz funktionierte. Als Faye sich rührte, ich instinktiv den Kopf ein Stück zurücknahm, um sie in der Bewegung nicht zu irritieren und sich unsere Blicke wieder trafen, hoben sich meine Mundwinkel gleich noch ein Stück an. Es war gut, dass ihr die Zweifel an Alledem wenigstens nicht quer übers Gesicht geschrieben standen. Ich erhaschte jedoch nur einen kurzen Blick in ihre Augen, bevor sich ihre Lippen auf meine senkten und ich den Kuss zärtlich erwiderte. Die Worte danach fachten das Lächeln weiter an. Zum einen, weil sie mein Verständnis nicht als selbstverständlich ansah - obwohl es das für mich mehr oder weniger bis zu einem gewissen Grad schon war - und auch, weil sie trotz ihrer Bedenken daran festhalten wollte, dass wir das zum gegebenen Zeitpunkt durchziehen würden. Dass sie daran glaubte, den Schritt hinsichtlich ihrer Psyche schaffen zu können, wenn wir nur die Weichen richtig stellten. Das machte Hoffnung darauf, dass ich diesen Wunsch nicht für immer streichen musste - dass wir irgendwann gemeinsam auf unseren Sohn oder unsere Tochter hinabsehen würden, bestenfalls bevor ich an der 40 kratzte. “Es wäre, als hätte ich aus meinen eigenen Aufenthalten in der Psychiatrie nichts gelernt, würde ich anders reagieren…”, auch an dieser Stelle ein winziger Hauch Sarkasmus, obwohl es so war. Ich war schließlich selbst mehr als einmal durch die Hölle mit meinem eigenen instabilen Schädel gegangen. Nur weil es mir jetzt wieder ziemlich gut ging, hatte ich längst nicht vergessen, wie tief ich selbst und auch wir beide zusammen gefallen waren. Dass ich nicht immer noch an vielen Tagen aktiv darauf achten musste, dass mich mein eigenes Hirn nicht zum tausendsten Mal austrickste. Ein Kind einfach zu riskieren, wenn Faye nicht so fit wie möglich im Kopf war, wäre nicht nur dumm, sondern auch wahnsinnig unverantwortlich. Beides Dinge, für die ich mich eher nicht auszeichnen lassen wollte. “Das glaube ich auch… und dass wir es merken werden, wenn der richtige Moment da ist.”, stimmte ich Faye zu, bevor ich mich ihr für den nächsten, liebevollen Kuss entgegenlehnte. Dabei löste ich meine Hand von ihrer Taille, um sie stattdessen nach oben unter ihr Haar in ihren Nacken zu schieben und sanft über die Haut unterhalb ihres Haaransatzes zu streicheln. Den perfekten Moment für ein Baby gab es wahrscheinlich nie, weil das Leben bekanntlich gerne immer und überall dazwischen funkte. Trotzdem würde es sicherlich einen Augenblick geben, in dem wir uns glaubhaft gegenseitig versichern konnten, dass wir bereit dafür waren - zumindest wenn die Dinge wie erhofft ihren Verlauf nahmen. Nach dem Kuss sah ich Faye noch einen Moment lang lächelnd an, bevor mein Blick mit anhaltendem Lächeln zurück auf das Wasser schweifte, das sich kaum bewegte. Von da an weiter über die mit Bäumen zugepflasterten Hänge rundherum. “Du willst noch immer heiraten, oder?”, hakte ich mit anhaltendem Lächeln nach, ohne dabei die Augen von der Landschaft um uns herum abzuwenden. Ich erwartete kein Nein. Sie hatte mir damit noch nie widersprochen und wir hatten sogar schon einmal flüchtig darüber gesprochen, wie wir ein paar Aspekte davon gestalten könnten. Wir waren beide hoffnungslos romantisch veranlagt und ich glaubte nicht, dass sich ihre Meinung diesbezüglich geändert hatte. Der Vollständigkeit wegen war aber auch das eine Frage, die ich gestellt haben wollte. Denn eine Hochzeit brauchte in der Planung Aufwand und Zeit, war gleichzeitig auch ein finanzieller Aspekt. Wir mussten nicht in ungesundem Ausmaß feiern, aber der Großteil meiner Familie würde dem mit Freude beiwohnen und das allein war schon eine gute Summe an hungrigen Gästen. Dann kam bestimmt auch Verwandtschaft von Faye dazu, noch ein paar Freunde von beiden Seiten, selbstverständlich inklusive Aryana und Mitch… da summierte sich das nötige Budget schnell.
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In der Tat. "Nicht nur besser als null, sondern auch alles, was wir haben können", kommentierte sie weiterhin ironisch. Sie war leider - oder nicht so leider, wie mans nahm - nicht die Erstgeborene, also fiel dieser Teil an tollen Eigenschaften komplett auf Victor zurück und nur er konnte seinen fünfzigprozentigen Einfluss an ihr Kind weitergeben. Und was er nicht gab, würden sie dem Kind wohl beibringen müssen. Genau wie so ziemlich alles andere - aber alles zu seiner Zeit. Jetzt waren erstmal wieder ein paar Zärtlichkeiten und liebe Worte angesagt, die Faye allesamt gerne erwiderte und entgegennahm. Natürlich lag es ein bisschen auf der Hand, dass Victor sie wesentlich besser verstehen konnte als all die Menschen, die nie ein solches Trauma durchgemacht hatten und die nicht wussten, was das für langfristige Schäden an der Psyche nach sich ziehen konnte. Menschen, die nie mit Angst und Paranoia, Alpträumen, PTSDs und Depressionen gekämpft hatten. Trotzdem war es nicht selbstverständlich, dass er auch jetzt noch so auf ihre Bedenken reagierte. Jetzt, wo sie doch beide an sich gearbeitet hatten und eigentlich endlich sowas wie gesund waren. Ausserdem war die Sache mit dem Kinderkriegen meist auch mit sehr vielen Emotionen verbunden und ein solcher Wunsch lag oft sehr tief, war für viele sehr wichtig. Also wie gesagt - nicht selbstverständlich, wie er hier absolut verständnisvoll akzeptierte, dass sie ihm diesen Wunsch vielleicht nie erfüllen könnte. Oder eben doch, irgendwann, wenn ihr Leben geregelt lief und sie spürten, dass die Zeit gekommen war und es sich richtig anfühlte. "Bestimmt... Ein bisschen Zeit haben wir ja noch, sind zum Glück noch nicht ganz vierzig", meinte sie mit einem kleinen Lächeln, das direkt im nächsten Kuss versank. Nein, da fehlten noch ein paar Jahre und zwar bei ihnen beiden. Also waren sie noch kaum in Eile und konnten ruhig erstmal umziehen und einmal ein bisschen Stabilität in ihre Beziehung und ihr Leben hauchen. Stabilität war ein gutes Stichwort, wenn es um die Frage ging, die Victor als nächstes stellte. Es waren nur ein paar Worte - trotzdem strahlte sie umgehend verträumt vor sich hin, als wäre das nichts weniger als ein direkter Antrag gewesen. Tatsächlich war ihre Hochzeit eines der wenigen Dinge, die über all die Jahre in ihren Vorstellungen kein bisschen an Glanz verloren hatten. Vielleicht hatten sich ihre Ideen diesbezüglich ein paarmal verändert - wenn sie auch weiterhin nicht wirklich konkret und noch sehr flexibel waren - aber dass es einer der schönsten Tage ihres Lebens werden würde, glaubte sie seitdem sie das erste Mal darüber geredet hatten. In einem Moment voller Erleichterung, damals, als sie der umstellten Stadt entkommen waren. Die ein bis zwei Jahre bis zur Verlobung, von denen er damals noch geredet hatte, waren zwar schon länger vorbei, aber das sollte eher nichts heissen. Lag hauptsächlich einfach daran, dass sie nicht in einer Klapse oder nur so semi-gesund in irgendeiner unsicheren Lebenslage hatten heiraten wollen. Also ja. "Aber natürlich will ich noch immer heiraten...", summte sie vor sich hin, bevor sie die Hände ausstreckte, um sanft sein Gesicht zu umfassen und so wieder in ihre Richtung zu drehen. Damit sie ihn einem Moment mit funkelnden Augen anblinzeln konnte: "Zu deinem unendlichen Glück sogar noch immer den gleichen einzigen Mann... Ich glaube, du kennst ihn sogar", vermutete sie, bevor sie das kleine Ratespiel mit dem nächsten Kuss unterbrach. Es hatte eine Zeit gegeben, in der sie an dieser Beziehung gezweifelt hatte. Aber nie wegen ihm oder weil ihre Liebe zu ihm geschwunden wäre. Und sie war sich noch immer vollkommen sicher, dass das auch nie passieren würde. Dass sie ihn für immer lieben und für immer alle Lebenszeit der Welt mit ihm verbringen wollen würde. Heiraten wäre insofern also die einzig logische Schlussfolgerung.
Falls es denn überhaupt auch nur irgendeinen winzigen Ansatz von Einfluss auf unser Kind haben würde. Ziemlich sicher eher nicht, weshalb ich das nur noch mit einem leichten Kopfschütteln und gleichzeitigem Grinsen kommentierte. Ich sah davon ab es zu erwähnen, aufgrund der aktuellen Situation, aber ich ging im Grunde schon davon aus, dass bis zum Zeitpunkt einer möglicherweise eintretenden Schwangerschaft schon längst das indirekte Kriegsbeil mit meiner Mutter begraben war. Wenn Faye und ich jetzt gemeinsam unsere Beziehung neu aufbauten und wir anschließend zusammen besser denn je mit beiden Beinen im Leben standen, würde meine Mutter es sehen. Dass ich nicht besser ohne sie dran sein konnte und dass Faye alles in sich trug, was ich mir von einer Partnerin wünschte. Das schloss mit einer Prise Glück auch das erste Enkelkind meiner Eltern ein, denn Hazel war noch lange nicht so weit eine Familie gründen zu wollen. Dank ihrer noch nicht mal wirklich angefangenen Karriere sträubte sie sich aktuell sogar noch gegen eine Partnerschaft, die sie dabei irritieren konnte. Aber was meine Mutter betraf bräuchten wir wohl nur anzurufen und sie um Hilfe zu fragen, sollten wir sie brauchen. Erst recht, wenn es dabei um ein süßes kleines Baby oder auch nur die Vorbereitung dafür ging. Sie würde sofort Feuer und Flamme sein, sollten wir ihr diese Nachricht jemals verkünden können. "Unterschätz' mal die Zeit nicht... die Uhr dreht sich ungefähr doppelt so schnell, wenn ich bei dir bin.", erinnerte ich sie übertrieben seriös klingend nach dem Kuss. Auch das war so nicht wahr, kam aber meinem Gefühl dessen gleich. Ich konnte Stunden mit Faye reden und doch kam es mir danach schon immer oft wie nur fünf Minuten vor, ohne dass unsere Unterhaltung irgendetwas Wichtiges beinhaltet hätte. Die Elternschaft war aber noch weiter entfernte Zukunftsmusik, als es die Hochzeit war, für die Faye sich noch immer begeistern konnte. Ihr beschwingter Tonfall ließ mich mit einem glücklichen Lächeln und glänzenden Augen zurück, obwohl sie mir eigentlich gar nichts Neues erzählte. Es zu hören war dennoch schön und ich gab ihren Händen gerne nach. Um sie wieder anzusehen und in ihrem Gesicht genau dieselbe Vorfreude auf diesen Tag zu sehen, obwohl bis dahin definitiv noch ein richtiger Antrag hermusste. Wann der passierte war noch ein bisschen abhängig davon, wie sich unsere Situation nun weiter entwickelte, auch wenn ich mir sicher damit war, meine Meinung diesbezüglich nicht mehr zu ändern. In den folgenden Kuss musste ich unweigerlich hineingrinsen, erwiderte ihn aber dennoch mit all der Liebe, die gerade fröhlich durch meine Brust tanzte und mich mit wohliger Wärme flutete. "Ich kann mich vage an ihn erinnern, glaube ich...", murmelte ich grinsend an ihre Lippen, als sie die meinen wieder freigab. Allerdings stahl ich mir gleich darauf den nächsten, etwas intensiveren, wenngleich noch immer zärtlichen Kuss. Die Gefühle wollten irgendwohin und an Fayes Lippen waren sie in diesem Augenblick am besten aufgehoben. Ich mochte nicht mehr exakt derselbe Mann sein, den sie vor ein paar Jahren in Syrien kennen gelernt hatte, aber der Sinn des Lebens war bekanntlich Weiterentwicklung und dementsprechend auch die eine oder andere Veränderung. Von da, wo ich damals gewesen war, konnte es nüchtern betrachtet nur Wege nach oben geben und ein oder zwei Leitern war ich besonders im vergangenen Jahr schon hochgeklettert. Ich war trotzdem noch lange nicht da, wo ich hinwollte. Nach dem Kuss lächelte ich der hübschen Brünetten noch immer strahlend entgegen und streichelte erneut mit dem Daumen über ihren Hals. Ein paar Sekunden lang musterte ich einfach nur zufrieden ihr hübsches Gesicht und verlor mich anschließend abermals in ihren großen Augen. "Gibt es noch etwas, das du dir für die Zukunft wünschst? Irgendwas, über das wir noch nicht gesprochen haben?", fragte ich interessiert nach, klang dabei sehr entspannt und zufrieden. Wir hatten bisher gefühlt nur über mich und meine Wünsche geredet, abgesehen von dem Haken von Fayes Psyche hinsichtlich des Kinderwunschs. Letzterer war ursprünglich aber ja auch auf meinem Mist gewachsen.
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Das war kein schlechtes Argument, denn natürlich hatte er Recht damit. Die Zeit verging wesentlich schneller, wenn sie sie gemeinsam verbrachten. Trotzdem wäre es ihr lieber, wenn sie nicht allzu bald schon vierzig wären. Es gab halt noch Einiges zu tun und zu erleben, den Lebensinhalt von ein paar wundervollen Jahren zu geniessen bis dahin. "Bitte nicht, ich bin noch nicht bereit für die grauen Haare und den schmerzenden Rücken nach jedem Aufwachen", meinte sie sarkastisch, fasste sich dabei vorsichtshalber schonmal ins Kreuz, um die entsprechende Pose zu üben. Immerhin die Hochzeit würden sie hoffentlich noch vor dem grossen Drama um die böse Vierzig feiern können und darauf freute sie sich wie ein kleines Kind. Das sagten auch die Küsse, die sie ohne zu zögern erwiderte. "Bestens. Ich hoffe, dass er sich ebenfalls noch an mich und unsere Hochzeitspläne erinnert... Auch wenn die's irgendwie bisher nie zur Konkretisierung geschafft haben", grinste sie an Victors Lippen, bevor diese den nächsten Kuss zu spüren bekamen. Sie grinste ihm ebenso glücklich entgegen, betrachtete den gutaussehenden Mann, der für immer an ihrer Seite bleiben sollte, genauso verliebt wie er sie. Seiner nächsten Frage folgte ihrerseits zuerst nur ein nachdenkliches "Hmm...", ohne, dass sie sch wirklich regte. Wünsche für die Zukunft... "Ich habe ehrlich gesagt ein bisschen davon abgesehen, mir allzu viele Gedanken darüber zu machen, was sein würde, wenn du wieder da bist. Wie unsere Zukunft aussehen würde. Ich dachte, dass wir das gemeinsam planen können und wahrscheinlich lag ich damit gar nicht so falsch, angesichts der Tatsache, dass wir in den letzten dreissig Minuten gerade Pläne für die nächsten fünf Jahre geschmiedet haben", meinte sie und unterstrich das mit einem unbeschwerten Schulterzucken. Dass sie irgendwann nach seiner Rückkehr umziehen würden, hatte sich schon vor seiner Abreise abgezeichnet, das Thema Kinder war eines, das sie nicht alleine hatte zu Ende planen können und auf die Hochzeit freute sie sich wie gesagt schon seit ewig. Beruflich sah die Sache bei ihr ebenfalls nicht allzu spektakulär aus. Sie hatte gerade erst eine Weiterbildung abgeschlossen und war eigentlich glücklich mit ihrem Job, hatte also keinen Bedarf für eine Umschulung oder ähnliches. Sie hatte eine Weile mit dem Gedanken gespielt, dem Rettungswesen den Rücken zu kehren, um stattdessen ganz in die Notaufnahme oder sogar in die stationäre Behandlung zu wechseln. Also noch die Ausbildung zur Krankenschwester hinten anzuhängen. Aber den Plan hatte sie vorerst wieder verworfen und wenn das doch wieder aktuell wurde, gab es auch berufsbegleitende Lehrgänge. Also auch hier nicht viele Wünsche vorhanden, über die sie sich unterhalten könnte und so schüttelte sie langsam den Kopf. "Ich habe keine grossen Wünsche, die du dir nicht selbst zusammenreimen kannst... Also mit dir gemeinsam gesund und glücklich sein und bleiben... und ich glaube, da bewegen wir uns absolut in die richtige Richtung", erklärte sie optimistisch. Natürlich gab es da noch kleinere Pläne in ihrem Leben, die auf ihre Zeit warteten. Aber das waren Kleinigkeiten wie der Kontakt zu ihrer Verwandtschaft, sportliche Aktivitäten, mittelfristige Karriereziele, Orte, die sie sehen wollte und ähnliches.
“Da sind wir uns einig.”, stimmte ich ihr mit einem übertrieben angestrengten Ausatmen zu, konnte das leichte Grinsen aber auch nur für exakt diese Dauer abschalten. Ich konnte wirklich froh sein, dass bis auf gelegentliches Zwicken in vernarbter Muskulatur und vielleicht etwas häufigeren Kopfschmerzen als vor meinem Abtauchen ins Koma keine Folgeerscheinungen all der Verletzungen der letzten Jahre gegeben waren - dass auch der Phantomschmerz im Rücken nun ganz verschwunden zu sein schien. Dass ich mich höchstens an schlechten Tagen nach dem Aufstehen kurzfristig wie 40 fühlte und sich das nach 10 Minuten aber wieder legte, wenn ich dann erstmal richtig wach war. “Natürlich tut er das… sonst würde er jetzt nicht hier sitzen und dich danach fragen, ob du dich noch immer für den Rest deines Lebens an ihn binden willst.”, grinste ich nach dem nächsten Kuss an ihre weichen Lippen, an denen ich glatt wieder hätte kleben bleiben können. Für das detaillierte Ausarbeiten etwaiger Hochzeitspläne hatte es bisher noch keine akuten Gründe gegeben, weshalb ich die Schultern ebenso wie die Augenbrauen für einen Moment nach oben zog. “Was mich betrifft, dachte ich eigentlich, ich warte mit meinen Hochzeits-Wunschvorstellungen einfach, bis ich vor dir auf die Knie gegangen bin und es an mehr Relevanz gewinnt. Aber nüchtern betrachtet bist sowieso du für die ganzen Details und die Dekoration verantwortlich, weil ich dafür bekanntlich kein Talent habe und dir nur sagen kann, welche Farben gar nicht gehen.”, grinste ich schief. Das sollte nicht heißen, dass ich mich nicht mit meiner Meinung einbringen konnte oder gar keine Vorschläge hinsichtlich Örtlichkeiten, Ablauf und dergleichen einbringen würde. Für die ganzen Kleinigkeiten, die am Ende den Unterschied im Gesamtbild machen würden, war allerdings definitiv Faye verantwortlich und ich war mir sehr sicher damit, dass sie in dieser Aufgabe völlig aufblühen und ihren Spaß daran haben würde. Zumindest wenn wir ab der Verlobung gewissenhaft genug Zeit bis zur Hochzeit einplanten, damit die Planung nicht in purem Stress ausarten würde. Ganz vermeidbar war eine gewisse Anstrengung bei den Vorbereitungen wahrscheinlich nicht, aber man musste es sich ja nicht unnötig durch Zeitdruck erschweren. Was meine Frage an den brünetten Engel betraf, war ihre Antwort darauf recht simpel und das war völlig in Ordnung. Denn allein mit dem Umzug, dem Anpassen an die neuen Lebensumstände und der im Raum stehenden Familienplanung waren wir, wie sie sagte, schon ein paar Jahre ganz gut versorgt. Auf Nummer Sicher damit zu gehen, dass kein Wunsch ihrerseits unerwähnt blieb, war für mich dennoch wichtig. “Ja, da hast du natürlich Recht… mit allem, hoffentlich.”, lächelte ich und blickte noch einen Moment in ihre Augen, bevor ich mir den nächsten kurzen Kuss abholte. Wir sprachen ja nicht zum ersten Mal über unsere gemeinsame Zukunft und ja, Vieles konnte ich mir sicherlich selbst denken. Faye hatte sich nie ein besonders spektakuläres Leben gewünscht, sondern einfach nur eines, in dem sie glücklich werden und ihre Lebenszeit endlich wieder vollauf genießen konnte, nachdem auch sie ein paar sehr harte Jahre mühsam hinter sich gebracht hatte. Unsere Zeit für ein gutes Leben war mehr als reif. “Dann ist's jetzt Zeit fürs Picknick, oder? Nachdem die 'wo siehst du dich in fünf Jahren'-Frage geklärt ist...", schloss ich die zumindest teilweise ernste Thematik vorerst mehr oder weniger ab und löste mich dabei erstmals wieder von Faye, um erneut nach der Flasche zu greifen und ein paar Schlucke zu nehmen. Theoretisch gab es natürlich noch viel mehr offene Fragen. Solche Fragen wie das eventuelle zusammenlegen von Konten oder ob einer von uns beiden seinen Nachnamen bei der Hochzeit opfern wollte. Aber das war die Art von Fragen, die uns nicht zum Beinbruch werden würden, die dementsprechend warten oder einfach gleich noch neben dem Essen geklärt werden konnten.
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Kam jetzt nicht wirklich überraschend, dass er ebenfalls froh war, gerade erst die Dreissig abgestaubt zu haben und nicht schon Zehn Jahre mehr. Alles zu seiner Zeit und Faye war überzeugt, dass sie sich mit Vierzig dann auch nicht mehr über das Alter stören würden, weil sie da hoffentlich am entsprechenden Punkt in ihrem Leben angelangt waren, den sie in diesem Alter ungefähr erreicht haben wollten. Was auch immer das dann auch sein mochte, hielt sich momentan noch recht offen. Worin sie sich aber absolut einig waren, war die Tatsache, dass sie auch da noch zusammen unterwegs sein würden. Als verheiratetes Paar, das sich noch immer genauso liebte und genauso gerne und oft küsste wie jetzt. "Klingt fair... und ich werde mich zu gegebener Zeit sehr gerne um die Planung kümmern, um uns das Hochzeitsfest unserer Träume zu zaubern", zeigte Faye sich lächelnd und ohne weitere Überzeugungsarbeit bereit, wohl einen Grossteil der Planung in Hinsicht auf ihren grossen Tag zu übernehmen. War ja auch nur logisch, dass die Aufgabenteilung so ausfallen würde, nachdem sie eindeutig die Person von ihnen beiden war, die mehr Spass an Deko fand und sich wesentlich schneller und kreativer in Details verlor. Victor war bestimmt nicht stumpf und ganz immun gegen sowas, aber wenn es darum ging, wem die Sache mehr Freude bereitete, brauchten sie nicht zu diskutieren. "Wenn ich mich recht erinnere, haben wir uns über die Farben sogar schonmal unterhalten... ich werde bei Gelegenheit das Protokoll des entsprechenden Gesprächs hervorsuchen müssen", nickte sie, als würde sowas wirklich existieren. Als wäre es einfacher, als ihn direkt erneut zu fragen. Sie meinte sowieso, sich mehr oder weniger daran zu erinnern, was er damals ausgeschlossen hatte... Und das war Pink gewesen. Eine Farbe, auf die sie selbst bestens verzichten konnte. Ausserdem Rosa, womit sie sich arrangieren würde. Aber mal sehen, sie sollte sich jetzt wohl nicht allzu sehr in den Gedanken verlieren. Sonst ging diese Unterhaltung hier sehr schnell in eine Hochzeitsplanung über. Faye erwiderte sehr gerne die nächsten paar Küsse, bevor Victor sich nochmal die Wasserflasche schnappte und das Picknick einläuten wollte. Sie zögerte noch einen Augenblick. Es wäre schade, die gute Stimmung jetzt zumindest für ein paar Minuten zu ruinieren. Aber sie wollte ihm die Information auch nicht weiter vorenthalten und das Ganze ausserdem sehr gerne mal hinter sich bringen, um dann in Ruhe essen und das Thema wieder wechseln zu können. Es würde auch später keinen geeigneten Moment dafür geben und sie konnte Victor sowieso nicht vor diesem Wissen schützen. Ganz davon abgesehen, dass sie das wohl auch nicht tun sollte, weil das sehr stark nach ihrer Beziehung vor neun Monaten klang. "Gleich, ich... ich muss dir zuerst noch was sagen. Leider keine so guten Neuigkeiten, aber ich möchte trotzdem dass du das auch weisst", brachte sie über die Lippen, womit es dann auch kein Zurück mehr gab. Ihre Stimme hatte nur kurz gestockt, blieb ansonsten sicher, wenn auch leider nicht mehr ganz so beschwingt wie zuvor. Auch ihre Mundwinkel hatten sich wieder in eine neutrale Position abgesenkt und sie setzte sich etwas gerader hin. "Ich habs gestern im Brief schon angetönt... vor drei Monaten habe ich erfahren, dass Seans Geschwister sich wieder bei Ryatt gemeldet haben. Darum gings mir da auch eine Weile sehr bescheiden", sie hatte sich nur kurz überlegt, ob sie die Geschichte von Anfang an aufrollen oder mit der Tür ins Haus fallen sollte, hatte sich dann aber für Letzteres entschieden, auch wenn das jetzt zu einer etwas chaotischeren Erzählweise führte. Faye hatte den Blick kurzzeitig abgewandt, schaute nun aber zum Weitersprechen wieder ihren Freund an. "Nach dem etwas zu emotionalen Moment an meiner kleinen Geburtstagsfeier hat Ryatt den Kontakt zu mir abgebrochen. Fand ich scheisse, habs aber irgendwann akzeptiert. Bis er sich eben doch wieder gemeldet hat, fast drei Monate später, also Anfang Juni. Zuerst wollte ich ihn gar nicht wieder treffen, aber er war ziemlich hartnäckig... Also habe ich eingewilligt. Und dann hat er mir gesagt, dass Riley und Brüder ihn zu sich bestellt haben und er innerhalb von einem halben Jahr die Summe für Seans Kaution zusammenkratzen und ihnen zuspielen muss. Ich weiss nicht genau, womit sie ihm gedroht haben - aber es war jedenfalls wieder nicht der Tod, sondern irgendwas undefiniertes davor... Darum arbeitet Ryatt jetzt auch bei Easterlin, weil das die beste mehr oder weniger legale Option ist, möglichst rasch an Geld zu kommen. Aber das allein reicht nicht. Und er hat nur noch drei Monate Zeit.", redete die Brünette weiter, atmete nochmal tief durch. "Er... er hat mich nicht in direkter Gefahr gesehen... Aber er wollte mich trotzdem vorwarnen. Damit ich... damit wir vorsichtig sind. Hat natürlich erstmal für ordentlich Paranoia gesorgt... Aber bisher unbegründet. Ich habe glücklicherweise niemanden von denen jemals wiedergesehen. Hat trotzdem viel Input und Zureden und Therapiestunden mit Mrs White gebraucht, um wieder klarzukommen. Momentan gehts mir relativ gut damit. Aber ich weiss nicht, wies in drei Monaten aussieht, wenn Ryatt die Frist nicht einhalten kann...", nach so viel reden folgte schliesslich die erste Pause, in der sie auf Victors wörtliche Reaktion wartete. Und innerlich einfach hoffte, dass seine Psyche diese erste ernsthafte Prüfung seit seiner Rückkehr überstand. Nicht direkt in frühere Zeiten katapultiert wurde oder in ihr den Ursprung des Übels erkannte. Genau wie damals wollte sie auch heute nichts mehr, als ihn aus dem Drama rauszuhalten. Ihn vor den Sorgen und der Angst, der Paranoia und den Flashbacks zu bewahren.
Faye war - wie erwartet - den Hochzeitsvorbereitungen nicht abgeneigt und so war auch das eine Sache, die wir zumindest für jetzt zu den noch offenen Akten legen konnten. Zum gegebenen Zeitpunkt konnten wir sie mit dem imaginären Protokoll, das sich um die Farbwahl drehte, wieder rauskramen. "Da bin ich gespannt.", war alles, was ich ironisch dazu sagte. Meines Wissens nach hatte das keiner mitgeschrieben, weil eine Hochzeit zum damaligen Zeitpunkt eher nicht akut auf der Matte gestanden hatte. Der Antrag würde auch noch nicht unbedingt gleich morgen passieren, aber jetzt fühlte sich die Eheschließung definitiv greifbarer an als vor Jahren. Jetzt, wo allgemein mehr Stabilität und Sicherheit eingekehrt war... so jedenfalls meine Vermutung, die sich gleich zerschlagen sollte. Denn die Brünette hatte etwas auf dem Herzen, das allein schon wegen ihren einleitenden Sätzen nichts Schönes verhieß. Das Lächeln verflog und ich musterte ihr Gesicht einen Moment lang stumm, ehe ich nickte. Wenn es um Etwas ging, das ich wissen sollte, dann wollte ich sie gewiss nicht daran hindern, es mir zu erzählen. Trotzdem wünschte ich mir ziemlich bald, dass das ein schlechter Witz war, über den ich einfach nur nicht lachen konnte, weil die ganze Angelegenheit rund um diese Pest für mich noch nicht weit genug zurücklag. Ich verlor die Kontrolle über meine Gesichtszüge und umfasste die geschlossene Flasche in der Hand fester. Als Faye sagte, dass die Hernandez wieder angefangen hatten ihr Unwesen zu treiben, weiteten sich meine Augen und ich spürte meinen Puls einen guten Sprung nach oben machen, während mir die Panikattacke langsam den Hals nach oben zu kriechen versuchte. Es wurde nicht besser, je länger sie redete. Grob umrissen holte Ryatt die Vergangenheit ein, weil er damals nicht selbst in den Knast hatte wandern wollen. Es zählte im ersten Augenblick nicht für mich, dass er Faye gewarnt und sie bis dato - abgesehen von ihrem psychischen Absturz - keine Auswirkungen gespürt hatte. Mein Blick glitt mit mahlendem Kiefer auf meine Jeans. Ich starrte den Stoff mit einer Mischung aus Entsetzen, völliger Überforderung, Frustration und auch Ärger an. Als hätte das unschuldige Kleidungsstück diese Strafe nicht verdient, schloss ich die Augen, was allerdings nicht wirklich dabei half, das in meinen Ohren pochende Blut verstummen zu lassen oder die aufkommende Übelkeit loszuwerden. Also schüttelte ich mit den Worten "Gib mir fünf Minuten." den Kopf, ließ die Flasche einfach auf die Decke fallen und stand in direktem Anschluss auf, ohne Faye noch einmal anzusehen. Ich entfernte mich nicht weit von ihr, ging aber offensichtlich bemüht ruhigen Schrittes ein paar Meter den Strand entlang. Die Distanz zu ihr half dabei meinen Magen und auch mein Herz wieder zu beruhigen. Es schlichen sich einige 'war halt zu schön um wahr zu sein, oder?'-Gedankengänge ein, die ich als erstes unterband. Als das geschafft war, kümmerte ich mich mit einigen sehr tiefen Atemzügen um die Angst und die Wut, die mich nicht klar denken ließen. Ich war noch nie ein unkontrollierter Mensch gewesen und das war auch jetzt nicht anders, aber wütend war ich trotzdem. Auf Ryatt, weil er sich partout mit seinen Problemen einfach nicht aus meinem Leben verpissen wollte. Auf Faye, weil sie sich immer wieder mit diesem Idioten abgab, obwohl er scheinbar bis heute die Scheiße anzog wie Licht die Fliegen und weil sie mir das nicht früher gesagt hatte. Auf mich, weil ich sie hier gelassen hatte, auch wenn ich meine Gründe dafür gehabt hatte. An diesem Punkt unterbrach ich meine Gedanken bewusst, blieb stehen und legte die Hände gefaltet in den Nacken, um nach oben in den beinahe wolkenlosen Himmel zu blicken. Dabei drückte ich die aufgekommene Angst endgültig zurück in die Kiste, aus der sie vor wenigen Minuten gekrochen war. Ich musste mich mit der Situation arrangieren und versuchen, irgendwie das Beste daraus zu machen... als wäre irgendwas davon auch nur wenigstens gut oder als wüsste ich, wo ich damit anfangen sollte. Ich kam zu Faye zurück und ließ mich mit einem schweren Seufzen erneut auf der Decke nieder. Trotzdem sah ich sie nur kurz an und hatte den Blick schon wieder abgewendet, als ich zu antworten begann: "Ich weiß wirklich nicht, was ich dazu sagen soll, ohne Irgendwem zu nahe zu treten." Ich klang relativ sachlich, aber mein Gesichtsausdruck spiegelte mein Missfallen über die Situation nach wie vor deutlich wider. "Du hättest mir das früher sagen sollen. Vielleicht nicht schon vor drei Monaten, aber irgendwann im Zeitraum danach, als es dir wieder besser ging. Dann würde ich jetzt nicht so völlig überfordert hier sitzen und am liebsten meine Sachen direkt wieder einpacken. Ich hätte mich wenigstens ansatzweise darauf vorbereiten können.", sagte ich langsam kopfschüttelnd, wobei sich nun doch wieder ein unterschwellig unruhiger Tonfall einschlich, weil mir das Herz noch immer pochte. Natürlich hätte es die Situation nicht geändert. Ich hätte aus der Ferne gar nichts tun können und ich hätte mir Sorgen gemacht - aber ich wäre jetzt schon über den Punkt hinweg, an dem ich gerne einfach weglaufen würde. Ich hätte gewusst, worauf ich mich bei der Rückkehr zu Faye tatsächlich einlassen würde. Vielleicht wäre ich dann früher zurückgekommen. Vielleicht aber auch später, weil ich zwar viel aushalten konnte, sich mir alleine schon beim Gedanken an die Hernandez aber sämtliche Nackenhaare aufstellten. "Eigentlich wollte ich dich zuerst danach fragen, ob es für dich in Ordnung ist, wenn ich eine Waffe ins Haus hole... aber das hat sich jetzt ehrlich gesagt für mich erledigt.", stellte ich sie was das anging trocken vor vollendete Tatsachen. Ich hatte wegen der Arbeit sogar für das verdeckte Tragen einer Waffe in der Öffentlichkeit für fast alle Bundesstaaten eine Genehmigung und ich war mir zum jetzigen Zeitpunkt sicher damit, dass ich davon auch privat Gebrauch machen würde. Zumindest falls sich meine mit Sicherheit noch aufwallende Paranoia nicht sehr schnell von selbst erledigte. Scheinbar konnte ich bei dieser Sache auch nicht auf Ryatt bauen, wenn er das Geld sowieso nicht zusammenbekam, obwohl das verdammt nochmal seine scheiß Aufgabe war und nicht meine. Aber was nach Ablauf der sechs Monate passierte, wenn er das Geld nicht hatte, wollte ich gar nicht erst herausfinden und ich hatte - zumindest zum jetzigen Zeitpunkt - absolut kein Problem damit, ihn allein in dieses schwarze Loch fallen zu lassen.
◈ It's so hard to forget pain, but it's even harder to remember sweetness. We have no scar to show for happiness. ◈
Sie konnte diese Reaktion nur allzu gut nachvollziehen. Es war genau das, was sie ihrerseits hatte tun wollen, als Ryatt die hässlichen Neuigkeiten mit ihr geteilt hatte: Aufstehen und Weglaufen. Eigentlich direkt ganz und für immer verschwinden. Es fühlte sich trotzdem wirklich auch nicht besser an, diejenige zu sein, die währenddessen hier sitzen blieb und darauf wartete, dass die Realität sich langsam in ihrem vollen Ausmass über sie senkte, während Victor langsam verarbeitete, was sie ihm gerade gesagt hatte. Sie gab ihm die fünf Minuten selbstverständlich trotzdem, versuchte auch, in dieser Zeit nicht ständig zu ihm rüber zu schauen, als möchte sie prüfen, ob er schon weiter gekommen war. Selbstverständlich blieben auch ihre Gedanken derweil nicht still. Jegliches Hochgefühl der letzten vierundzwanzig Stunden war verflogen und machte Bauchschmerzen, Übelkeit und purem Unwohlsein Platz. Hoffentlich nur vorübergehend, aber das liess sich zurzeit schwer einschätzen. Konnte auch gut und gerne länger dauern, je nachdem wie Victor die Sache weiter verarbeitete und was er gleich zu sagen hatte. Er war relativ bald wieder bei ihr und setzte sich zum Glück auch nochmal hin, was sie doch sehr schätzte. Alles andere hätte das Gespräch nur zusätzlich erschwert und das hatten sie wirklich nicht nötig. Auch Faye blickte nicht in seine Richtung, sondern starrte weiter ihre Schuhe an, als er die ersten Worte auspackte. Sie glaube, das ohne irgendwem zu nahe zu treten relativ gut interpretieren zu können, wusste jedoch auch nicht, was sie darauf gross erwidern sollte. Sie verstand, wie er sich fühlte, weil sie definitiv für mehr als fünf Minuten auch nicht gewusst hatte, wie sie auf solche News reagieren sollte. Dass dann aber umgehend ein ziemlich direkter Vorwurf folgte, liess sie doch leer schlucken, bevor sie einen vorsichtigen Blick in sein Gesicht riskierte. Nur kurz, dann schaute sie wieder nach vorne weg, weil sie gerade keinen Blickkontakt brauchte. Ihr Kopf fühlte sich sofort getriggert, in den altbekannten Fight or Flight Modus zu kippen, während ihr die Nervosität noch unangenehmer durch Adern kroch und sich unterwegs mit Schuldgefühlen mischte, die sie gar nicht haben wollte. Weil das nicht ihr Fehler war. Dass Ryatt in ihr Leben geschlichen war schon - nicht aber, dass sie die Hernandez' nicht definitiv losgeworden waren. Und sie hatte ihre Beweggründe gehabt, Victor vor drei Monaten nicht sofort zu benachrichtigen. Wenn er fragen würde, könnte sie ihm die gerne auch erklären. So aber schwieg sie ein paar bedachte Sekunden lang, bis sie zum Reden ansetzte. Möglichst ruhig und sachlich und so, dass das hier nicht zur Eskalation führte, die sie nicht wollte. "Ich... ich finde es nicht so fair, wenn du mir jetzt dafür Vorwürfe machst, Victor. Wir haben vor deiner Abreise keine Ausnahmen abgemacht, für die die Kontaktregel gebrochen werden sollte und das ist keine Sache, die ich in einem maximal einstündigen Telefonat mal zwischendurch hätte deponieren können oder wollen. Ich - oder du - waren zu keinem Zeitpunkt in akuter Gefahr - jedenfalls in keiner Gefahr, die du nicht gekannt hast. Wie gesagt hat mich das alles bis jetzt überhaupt nicht betroffen, sie haben nur mit Ryatt geredet und dabei auch nie unsere Namen genannt", das war jedenfalls ihr Stand der Dinge und sollte sich das ändern, ging sie davon aus, dass Ryatt sie sofort explizit warnen würde. "Du würdest vielleicht jetzt nicht völlig überfordert hier sitzen, dafür wärst du völlig überfordert woanders gesessen. Es tut mir leid, dass ichs dir erst jetzt sage, wenn es für dich besser gewesen wäre, es schon früher zu erfahren. Ich habe jedoch damals darüber nachgedacht und bin zum Schluss gekommen, dass das für mich nach der besseren Lösung klang, weil ich nicht riskieren wollte, dass du deswegen völlig überstürzt nachhause kommst und das, wofür du weggegangen bist, nicht zu Ende führen kannst", erklärte sie leise zumindest im Ansatz ihre Intention hinter dem Warten. Vielleicht hatte er Recht und vielleicht kam das alles jetzt zu spät. Vielleicht gab es hier aber auch einfach kein Richtig und kein Falsch, weil beide Optionen mit ausreichend Vor- und Nachteilen glänzten. Weil der Umstand halt eben Scheisse war - vor drei Monaten wie jetzt. Faye sparte sich eine Antwort auf die Information mit der Waffe erstmal. Vielleicht würden sie irgendwann noch normal darüber reden können, vielleicht schleppte er auch wirklich einfach eine an. Schien nicht so, als würde er sich ihr Einverständnis diesbezüglich wünschen und ausserdem stand das gerade nicht im Vordergrund. Es gab auch nichts dazu zu sagen, er hatte ja gerade festgestellt, dass er sie gar nicht mehr fragen wollte, ob das für sie in Ordnung war.
Nein, das war nicht fair und das würde ich auch niemals zu behaupten versuchen. Es fühlte sich allerdings auch alles andere als fair an, dass ich gefühlt ständig in irgendeiner Scheiße festsaß, die ich nicht selbst verzapft hatte. Es mochte damals meine eigene, absolut dämliche Entscheidung gewesen sein, wieder nach Syrien zu gehen. Dass ich dann dort aber ein zweites Mal beinahe abkratzte, war schon ziemliches Pech. Ich hatte mich früher oft gefragt, ob es Fluch oder Segen war, dass unsere Geiselnehmer uns als Paar ausgemacht und uns wahrscheinlich nur deswegen beide mitgenommen hatten. Es hatte Zeiten gegeben, da hatte ich mir gewünscht, in dieser Nacht den Löffel abgegeben zu haben. Eigentlich war ich aus dieser Phase heraus, fühlte mich aber daran erinnert. Es war in meinen Augen nicht zu viel verlangt, einfach mal meine Ruhe vor dem Übel dieser Welt zu kriegen. Ich hatte mich schon ein- bis dreimal zu oft damit herumschlagen müssen und im Gegensatz zu Faye war ich nicht bereit, einfach daran zu glauben, dass uns in dieser Sache nichts passierte. Ich hatte mich schon einmal darauf verlassen und eingebrockt hatte mir das künstliches Koma und Sprachverlust. Es war nicht so, als würde ich nicht verstehen, dass Faye mir mit der vorübergehenden Verheimlichung etwas Gutes hatte tun wollen und dass sie das zu keinem Zeitpunkt böse gemeint hatte. Man konnte mir aber auch nur schlecht vorhalten, dass bei unserer Vorgeschichte gerade ein ordentlicher Schwall Traumata hochkochte. Ich hatte mich wohl noch sie so schutz- und wehrlos ausgeliefert gefühlt, wie in der Nacht, in der wir in die Scheune geschleppt worden waren. In Syrien hatte ich vorher jeweils wenigstens Gegenwehr leisten können - die Hernandez hingegen hatten mir das mit ihrem nächtlichen Überfall mit vorgehaltener Waffe von vornherein verboten. “Nein, ist es nicht… und ich weiß auch, dass du mir damit nichts Böses wolltest. Es fühlt sich aber auch nicht grade fair an, selbst jetzt immer noch durch Ryatts Scheiße waten zu müssen, obwohl ich damit noch zu keiner Sekunde irgendwas zu tun haben wollte.”, erklärte ich mit einem gewissermaßen fassungslosen Kopfschütteln, warum mich das alles einfach sauer machte. Mich hatte niemals Jemand dazu gezwungen, mich in diese Sache mit reinziehen zu lassen. Aber wer wäre ich gewesen, Faye damit alleine zu lassen? Wir wussten beide, dass diese Option mir nicht mal für den Bruchteil einer Sekunde in den Sinn gekommen war. Ich hatte auch in diesem Augenblick nicht vor das Weite zu suchen und aus der Ferne zu gucken, was passierte. Besäße ich keinen Kampfgeist, wäre ich niemals zur Army gegangen. Dieser Charakterzug hatte in den letzten Jahren leider mehr als einmal ordentliche Einbußen erlitten - ich hatte ihn gerade erst wieder aufgebaut und nicht vor, ihn in dieser Angelegenheit außen vor zu lassen “Und ich werde mich ganz sicher nicht darauf verlassen, dass uns bei so viel Geld im Spiel nichts passiert. Ich dachte schon mal, ich wäre sicher - vermeintlich sogar unter Aufsicht von Staatsgewalt - und was hat mir das gebracht? Monatelange Reha und deinen Suizidversuch. Ich werde mich kein zweites Mal unvorbereitet im Schlaf kidnappen lassen, verdammt nochmal.”, mein grummeliger Tonfall galt nicht wirklich Faye. Ich zog das rechte Knie an, um mich mit dem rechten Ellbogen dagegen zu stützen und die Augen einen Moment lang hinter meiner Hand in Schwarz zu wiegen. Sie hatte Ryatt damals nur helfen wollen und hatte nicht ahnen können, dass er so einen elendig langen Rattenschwanz hinter sich her zog. Aber dieser Vollpfosten war nicht hier, also bekam die zierliche Brünette meinen Ärger ab. Ich hätte sie beinahe darum gebeten, sobald wie möglich ein Treffen mit ihm zu arrangieren. In letzter Sekunde kam mir aber der Gedanke, dass das leichtsinnig war. Wenn ich ihn dabei mindestens unterschwellig wütend anschnauzte und dieses kriminelle Pack wieder auf der gegenüberliegenden Straßenseite lauerte, um uns zu beobachten, dann wäre das verdächtig - sie würden Ryatt sehr wahrscheinlich gesagt haben, dass er eigentlich die Schnauze halten sollte. Ich hätte mich gerne auf meine Geduld als Stärke verlassen, aber die kam in dieser Angelegenheit nicht wirklich zum Tragen. Zumindest jetzt noch nicht. Unabhängig davon, wo ich - oder wir - mit ihm sprechen würden, musste ich den Brocken bis dahin schon größtenteils verdaut haben. “Ich hab es nie wirklich bereut, zwei Mal fast mit dir gestorben zu sein… aber zwei Mal ist genug, Faye. Wenn ich also an irgendeinem Punkt das ernsthafte Gefühl kriege, dass ein drittes Mal im Anmarsch ist, bin ich hier sofort weg.” Ich nahm die Hand erst nach diesen langsam wieder etwas ruhiger klingenden Worten runter und sah zu ihr rüber. In meinen Augen trieb der Sturm des Schocks noch immer sein Unwesen. Ich sprach dabei nicht von akut hochkommendem Angstgefühl, denn das ließ sich in den nächsten Tagen ohnehin nicht vermeiden. Ich würde mich beherrschen müssen, um nicht alle fünfzig Meter innerhalb der Stadt einen Blick über meine Schulter zu werfen. Mit solchen Ängsten besser umzugehen hatte ich inzwischen jedoch gelernt und sie würden sich stetig minimieren lassen. Den Hernandez erstmal die Stirn zu bieten kam für mich durchaus in Frage, solange ich dabei eine realistische Chance sah, nicht mit dem Leben zu bezahlen. Sobald das Risiko darauf massiv anstieg, würde ich hier alles stehen und liegen lassen - unabhängig davon, ob Faye mitzog oder nicht.
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Sie wusste nicht genau, was sie von Victors Reaktion erwartet hatte. Eigentlich nichts... aber auch nicht das. Sie hatte sich gedanklich natürlich sehr oft auf dieses Gespräch vorbereitet, sich dabei aber doch irgendwie nie ausgemalt, was er dann in der Aufregung und dem Schock zu ihr sagen würde. Hätte sie vielleicht besser getan... oder auch nicht, denn es war nicht zu erwarten, dass seine Worte und seine Emotionen dann wirklich leichter zu tragen gewesen wären. Sie fühlte sich ein bisschen dahin zurückversetzt, wo das ganze Drama mit Ryatt angefangen hatte. In der ganzen Zeit, in der es seinen Lauf genommen hatte, war es vor allem ein einziges Gefühl gewesen, dass sie in Bezug auf Victor damit verbunden hatte: unendlich schwere Schuldgefühle, weil sie ihn da reingezogen hatte. Weil er mit am meisten unter all den Folgen gelitten hatte, auf eine Art, die kaum grausamer hätte sein können. Der Selbsthass und die Schuldgefühle hatten ihren Höhepunkt erreicht, als sie alleine in ihrem Krankenhausbett gelegen hatte. Sie waren der Hauptgrund gewesen, warum sie hatte sterben wollen. Sie hatte viel darüber gelernt in all den Therapiestunden des letzten Jahres. Aber das reichte irgendwie doch nicht, um das hier erträglicher zu machen. Sie wollte eigentlich nicht weinen. Wollte dieses Gespräch führen wie eine erwachsene Frau, die bereit war, für das geradezustehen, was sie mitzuverantworten hatte. Sie wollte Victor helfen, mit dem Ausmass an Emotionen umzugehen, die diese Nachricht verständlicherweise bei ihm ausgelöst hatte. Sie wollte ihm sagen, was ihr geholfen hatte und wieso sie - momentan - trotzdem ziemlich ruhig hier leben konnte. Aber die Erinnerungen an damals, die Angst, die sie im Alltag sehr oft verdrängte oder schluckte, sein Tonfall und die Worte waren kumuliert doch etwas zu viel, um weiterhin die dringend nötige Ruhe und Fassung zu bewahren. Also drehte sie stattdessen den Kopf ein bisschen zur Seite weg, biss auf ihrer Unterlippe rum und versuchte tiefer zu atmen, um ihre Herzfrequenz wieder zu senken, ohne sich gegenüber Victor direkt zu verraten. Kein besonders vielversprechender Versuch. War ja nicht so, als würde kurzum ein Themenwechsel folgen, der dafür sorgte, dass nicht direkt die nächsten Dämme brachen. Funktionierte also ungefähr so gut wie die schonende Übermittlung ihrer bad news - nämlich gar nicht. Ihren Text hatte sie im Übrigen auch vergessen und wie sie nervös am Stoff ihrer Jeans an den angezogenen Knien herumnestelte, wirkte wohl auch nicht sehr beruhigend auf irgendjemanden hier. "Ich verstehe... das schon... Alles", versuchte sie unbeholfen, wieder einen Weg in eine sinnvolle Unterhaltung zu finden und ihn irgendwie zu beschwichtigen. Sie hatte den Kopf wieder etwas zurückgedreht, allerdings lediglich soweit, dass sie nun auf ihre Knie blicken konnte. Victor direkt anzuschauen, lag gerade eindeutig nicht drin. "Und es tut mir leid... alles. Ich weiss, dass ich das nie... nie hätte tun sollen und...", sie brach den Satz wieder ab. Das musste sie nicht sagen. Das hatte sie tausendmal schon gesagt. Er wusste es und darum ging's hier auch nicht. Es war zu spät und sie mussten jetzt andere Probleme bearbeiten. Faye machte eine Pause, um die Augen zu schliessen, ihre Gesicht in die Hände zu betten und dreimal tief durchzuatmen. "Ich weiss, Victor. Und das ist gut. Du sollst auch weg, sobald es Anzeichen gibt, dass es gefährlich werden könnte. Unbedingt... Und ich auch", nahm sie ein bisschen gefasster und geordneter einen zweiten Anlauf. "Spätestens wenn die sechs Monate sich dem Ende zu neigen und Ryatt das Geld nicht aufgetrieben hat, werden wir hier weg sein. Ich weiss, das ist... sehr bald und eigentlich zu früh für irgendeinen geplanten Umzug, aber ich mach' das nicht freiwillig nochmal zu meinem Problem. Abgesehen davon, dass Ryatt das auch nicht will und er ja jetzt persönlich da ist, um dafür gerade zu stehen", nicht, dass sie ihm das wünschen würde, aber Ryatt hatte oft genug betont, dass er nicht zulassen würde, dass ihr seinetwegen nochmal etwas zustiess. Und das hatte sie gerne unterschrieben - sie würde das nicht nochmal durchleben, was damals passiert war. In keiner Form. "Ich habe mit Mrs White einen Notfallplan aufgestellt... Sie schreibt mich krank, wenn irgendeine Gefahr besteht und ich nicht arbeiten kann, weil ich weg muss. Ich fahre nach Portland oder Vancouver zum Flughafen und steige in den nächsten Flieger nach Boston. Dort leben meine Grosseltern und ein Bruder meiner Mutter... Ich habe sie ewig nicht gesehen und eigentlich auch wenig Kontakt - entsprechend unwahrscheinlich ist es, dass irgendwer mich dort je suchen würde. Ich habe schon mit ihnen gesprochen, dass ich vielleicht im nächsten halben Jahr mal vorbeikomme, wenn der Alltag das zulässt und sie haben mir ihre Adressen mitgeteilt...", all das setzte natürlich voraus, dass sie wusste, dass sie in Gefahr war und zumindest ein paar Minuten Zeit hatte, um das Wichtigste zu klären, bevor sie fuhr. Aber es war ein Plan, der ihr Sicherheit gab. "Ausserdem habe ich ein zweites Handy mit einer anonymen Prepaid-SIM. Darüber habe ich auch mit meinen Verwandten kommuniziert, um keinen Verdacht zu schöpfen, falls... falls halt das andere Handy nicht sicher sein sollte... Aryana hat die Nummer... sie weiss auch von dem Plan... zumindest ansatzweise...", sie versuchte offensichtlich, ihm klar zu machen, dass sie diesmal nicht unvorsichtig war. Dass sie ihr bestes gab, um die Vergangenheit nie zu wiederholen. Soweit das zu kontrollieren eben in ihrer Macht stand...
Es stach mir im eigenen Herzen, zu sehen, wie sehr die zierliche Brünette von meinen Worten mitgenommen war. Es tat mir weh, ihr das zuzumuten und doch war es bis zu einem gewissen Grad nötig. Nicht sie zu verletzen, aber meine Gefühle und Gedanken nach außen zu tragen. Ich hatte sie schon so oft für mich behalten und krankhaft unterdrückt, wenn sie nicht schön waren und das hatte mir nie gut getan. Dennoch senkte ich nach einer Weile den Blick wieder auf meine eigene Jeans, weil ihre Tränen zu sehen mir noch mehr zusetzte. Als Faye zur Antwort ansetzte, hörte ich ihr zuerst nur zu, schüttelte dann jedoch bestimmt den Kopf, als sie sich wieder zu entschuldigen begann. Das erwartete ich nicht von ihr, das lag längst hinter uns. Ich wollte nicht, dass sie sich für die Vergangenheit wieder und wieder entschuldigte, sondern dass sie in Zukunft die richtigen Schritte ging. Offenbar hatte sie das - soweit wie möglich - auch schon in die Wege geleitet. Trotzdem zog ich etwas überfordert die Augenbrauen zusammen, als sie die möglicherweise sehr kurz ausfallende Umzugsfrist nochmal explizit erwähnte und atmete angestrengt aus. Wenn die Zeit um war und die Hernandez nicht das hatten, was sie wollten, waren wir uns offenbar einig damit, sofort das Weite zu suchen. In der Theorie klang das nach einem ganz guten Plan, aber die Praxis war gar nicht so leicht umzusetzen. Immerhin schien Ryatt seine Sünden ausnahmsweise selbst ausbaden zu wollen, was ja auch schon mal ein Fortschritt war. Gab an der Sache nur leider den Haken, dass die Gefahr wahrscheinlich eher unverhofft kommen würde. So wie jedes Mal, wenn das Leben uns einen verheerenden Streich gespielt hatte. Sich mit Irgendwas in dieser Sache völlig sicher sein zu können, war leider utopisch und das machte mich kirre. Ich hasste dieses Gefühl. Einen Moment lang hielt ich noch inne, als Faye vorerst alle Worte losgeworden war und ich versuchte, das Gesagte zu verarbeiten. Dann begann ich langsam zu nicken - zumindest ein bisschen beruhigt, weil sie sich eben nicht einfach nur in blinder Hoffnung treiben ließ, sondern ein neues Worst-Case-Szenario bestenfalls komplett umgehen würde, aufgrund vorhandener Pläne für den Notfall. "Das ist gut… und… beruhigt mich zumindest ansatzweise, auch wenn es das auch nicht wirklich weniger kompliziert macht.", seufzte ich aufgewühlt vor mich hin, kurz bevor ich das Gesicht erneut in die Hand legte und ein paar Mal mit Nachdruck über die Haut rieb. Allein wegen der Arbeit war eine Flucht in ungefähr drei Monaten hochgradig ungünstig. Dass ich bis dahin absolut fertig zum Durchstarten in der Selbstständigkeit sein würde, war fragwürdig und wenn ich unter der Flagge meines Chefs schon wieder woanders weitersegeln wollte, würde Ragsdill mir langsam aber sicher den Vogel zeigen. Ich machte meinen Job zwar gut, aber ich war nicht unersetzlich und konnte nicht ständig mit neuen Wünschen antraben. Ich hob den Kopf langsam und blickte Faye anschließend ins Gesicht, noch immer nicht wirklich fähig die Situation vollumfänglich zu begreifen. "Ich bin froh, dass du das organisiert und versucht hast, dich abzusichern… das Zweithandy war sicherlich auch keine schlechte Idee…" Es war mir wichtig, zu erwähnen, dass ich Faye all ihre Bemühungen anrechnete, dass sie das richtig gemacht hatte. Im Gegensatz zu Faye konnte ich mir aber definitiv keine gelben Zettel aufgrund der Psyche ausstellen lassen, weil ich mir dann wieder ein neues Arbeitsfeld suchen gehen konnte. "...aber ich weiß gerade noch nicht, wie ich damit am besten umgehen soll. Es ist ein bisschen zu viel.", murmelte ich, dicht gefolgt von einem leicht flatternden, tiefen Atemzug. Die Gefahr war immer da gewesen, dass uns das wieder einholte, solange wir hier nicht endgültig weg waren. Wirklich darauf vorbereitet, dass es tatsächlich so kommen würde, hatte ich mich aber offensichtlich nicht, weil ich nicht daran glaubte, dass das überhaupt möglich war. "Wenn Aryana Bescheid weiß, dann… würde es mir wahrscheinlich helfen, mal mit ihr darüber zu sprechen." Schon nur deswegen, weil ich wissen wollte, wie Ryatt sich bei Easterlin schlug und ob er da die nächste Sache verbockte. Außerdem stand die ältere Cooper Faye sicher in vielerlei Hinsicht näher als Andere - so wie ich. Wir saßen nicht exakt im selben Boot, aber ich konnte nicht wieder alles nur mit mir selbst ausmachen, so wie das letzte Mal. Ich brauchte auch unabhängig von meinem Therapeuten irgendjemanden, mit dem ich darüber sprechen konnte. Aufgrund der Thematik standen dabei nicht viele Leute zur Auswahl. Durch den Riss, der durch diese hässliche Neuigkeit nun zwischen uns klaffte, fühlte Faye sich unheimlich weit weg an und das wollte ich eigentlich gar nicht. Es war nicht ihre Schuld, dass Ryatts Leben sich wie ein Bumerang verhielt und sie versuchte bereits, das Beste daraus zu machen. Ich wollte nicht, dass uns diese Sache ein zweites Mal und dann für immer auseinander riss - erst recht nicht, bevor sie überhaupt erst richtig ins Rollen gekommen war. Also rutschte ich ein bisschen näher zu ihr hin, streckte langsam den Arm nach ihren schmalen Schultern aus und zog sie vorsichtig zu mir hin. "Ich wollte dich nicht zum Weinen bringen… tut mir leid, Faye, es ist nur…" Zu viel für jetzt. Hatte ich eben schon gesagt und auch mein noch immer sehr angeregt pochendes Herz war derselben Meinung.
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Natürlich waren seine Pläne nicht darauf ausgerichtet gewesen, bereits in drei Monaten wieder umzuziehen. Natürlich machte diese Information ihre gemeinsame Zukunft unnötig kompliziert und mischte dem Neuanfang einen bitteren Beigeschmack bei. Das war ihr alles bewusst und es tat ihr wirklich unendlich leid, Victor damit zu überfahren. Es war wohl kaum nötig, zu erwähnen, wie sehr sie sich wünschte, zumindest diese eine Sache in der Vergangenheit ruhen lassen zu können. Sie hatte es damals nach der Therapiestunde auch nicht darauf angelegt, nochmal auf Ryatt zu treffen und ihn ein zweites Mal in ihr Leben einzuladen. Eigentlich hatte sie nach dem Aufeinandertreffen mit Seans Familie auch mit dem Veteran abgeschlossen. Aber es war doch passiert. Weil sie sich eigentlich sicher gewesen war, dass sie Riley und Brüder nie wiedersehen würde. Nicht nach den finalen Worten, die sie ihr damals mit auf den Weg gegeben hatten - nachdem sie sie nicht getötet hatten. Bisher war es auch nicht zu diesem Wiedersehen gekommen, aber wie Victor schon gesagt hatte, würde auch sie nichts darauf verwetten, dass das für immer so bleiben würde. Sie hatte immerhin auch nicht damit gerechnet, dass sie nochmal bei Ryatt anklopfen würden - war schwer davon ausgegangen, dass dieser viel zu hohe Preis, den sie damals zu zweit gezahlt hatten, absolut alle Schulden tausendfach abgedeckt hatte, die je hätten anfallen können. Sie wollte diese Unsicherheit genauso wenig. Der Gedanke daran, noch einmal in Gils gierige Augen schauen zu müssen, jagte ihr die nackte Panik durch die Glieder. Und genau darum wusste sie auch am allerbesten, wie Victor sich gerade fühlte. Konnte alles davon sehr gut nachvollziehen. Sie fühlte sich nur trotzdem sehr scheisse, neben ihm zu sitzen und zu wissen, dass sie - mal wieder - der Auslöser für das Chaos war und es war schwer, nicht direkt wieder in alte Gedankenmuster zurückzufallen. Die von der besonders beschissenen Sorte, die sie während ihrem letzten Psychiatrieaufenthalt so wacker begleitet hatten. Lächerlich, wie sie sich jetzt - kaum fünfzehn Minuten nachdem sie übers Heiraten und Kinderkriegen gesprochen hatten - auf einmal wieder dabei ertappte, wie sie darüber sinnierte, ob es ihm ohne sie nicht vielleicht doch einfach besser gehen würde. Das war dämlich und im Gegensatz zu damals wusste sie jetzt immerhin, dass sie so nicht denken durfte und konnte den Kreis so sehr bald durchbrechen, nachdem sie ihn erstmal bewusst wahrgenommen hatte. "Ich weiss, Victor... Und du... kannst dir die Zeit auch wirklich nehmen, um erstmal... naja, wieder damit klarzukommen. Ich wollte in den ersten Tagen und Wochen, nachdem Ryatt mir davon erzählt hatte, auch erstmal nur noch weglaufen oder kotzen oder weinen...", sicher auch keine grosse Überraschung, die sie hier vor sich hin murmelte. Wahrscheinlich brauchte Victor keine explizite Erlaubnis, sich die Zeit zu nehmen, aber es war ihr trotzdem wichtig, ihm das Gefühl zu geben, dass er seine Ängste, Gedanken und Bedürfnisse mit ihr teilen durfte und sollte. Dass sie ihn darin unterstützen wollte, so gut sie konnte. Und wenn ihr dabei die Tränen von den Wangen tropften, dann war das halt so... Es hatte sich leider Gottes nicht viel daran geändert, dass sie, besonders bei gewissen Themen, sehr nah am Wasser gebaut war und öfter mal die Fassung verlor. Aber das war schon immer so gewesen. Sie nickte schwach, als er meinte, eventuell das Gespräch mit ihrer Schwester zu suchen. Auch das würde sie ihm natürlich nicht verbieten... Und wenn es ihm half, war es sicher keine schlechte Idee. "Ja... sie weiss tatsächlich über ziemlich viel Bescheid, mittlerweile... Mehr als sie dürfte natürlich, aber Aryana ist nicht gerade als redselig bekannt, weshalb ich das ruhigen Gewissens verantworten kann", gab sie zu, in den letzten Monaten vielleicht eine kleine Ausnahme in ihr Redeverbot gegenüber den Hernandez gebaut zu haben. Sie hatte nicht alle Details dieser zwei verdammten Nächte ausgeplaudert und auch nur vage über Seans Familie berichtet. Aber trotzdem wusste Aryana mehr als irgendwer sonst, ausser ihr und Victor und Mrs White und vielleicht Victors Therapeuten. Faye liess sich selbstverständlich liebend gerne von Victors Arm fischen, als er wieder näher an sie heranrückte und sie an sich heran zog. Sie atmete tief durch und sog seinen beruhigenden Geruch in sich auf, nickte dann schwach auf seine Worte hin, während sie sich an ihn lehnte und seinem Herz lauschte. "Ich weiss, Victor... ich weiss...", hauchte sie die gleichen Worte, die sie schon einmal von sich gegeben hatte, ein weiteres Mal vor sich hin. "Ich weine auch nicht wegen dir... Und ich... ich möchte trotzdem, dass du mir sagst, wenn ich dir irgendwie helfen kann... wenn es irgendetwas gibt, das ich tun kann, um das erträglicher für dich zu machen...", was auch immer das sein mochte, sie würde alles tun. Wäre ja auch nicht nur ihm zuliebe, sondern auch ihrem eigenen Herzen und ihrer eigenen Sicherheit gedient...
Ladies & Gentleman, bitte erwarten Sie genau gar nix von diesem Post, weil ich voll erst wieder reinkommen muss... und die Frühschicht meine Kreativität geringfügig zusätzlich killt, wir wissens längst. x'D _____
Der ausführliche Gedanke daran, dass Faye in meiner Abwesenheit aufgrund der schlechten Neuigkeiten über mehrere Tage hinweg durchgedreht war, verstärkte den unguten Druck in meiner Magengegend. Das war der einzige gute Grund dafür, warum sie es mir nicht sofort hatte sagen sollen. Ihre ängstliche Stimme am Telefon zu hören, hätte mich sofort in den nächsten Flieger steigen lassen - die Vorstellung dessen allein reichte schon für einen kalten Schauer zwischen den Schulterblättern. “Kann ich mir etwas zu gut vorstellen, ja…”, murmelte ich undeutlich vor mich hin. Ich würde hoffentlich weniger Zeit als Wochen brauchen, um mit der potenziell lauernden Gefahr klarzukommen. Für etliche Tage völlig aus der Bahn zu fliegen, mich zu verschanzen und Ängste zu schüren, wollte ich gerne vermeiden und das fing schon hier und jetzt in diesem Moment an. Natürlich war es wichtig, dass ich mir Zeit dafür nahm, die unschönen Umstände zu verdauen - trotzdem musste ich aufpassen, dass das nicht in die falsche Richtung ging. Nur weil mein Therapeut hier vor Ort war, hatte ich trotzdem nicht vor, ihm sofort wieder häufigere Besuche abstatten zu müssen. “Wird wieder eine Gratwanderung, fürchte ich.”, seufzte ich leise. So gut ich meine Psyche auch - bis gerade eben - im Griff haben mochte, präsentieren die nicht mal anwesenden Hernandez mir hier einmal mehr meine schlimmsten Ängste und es würde wieder ein Kampf werden, das final wegzustecken. Was ihre ältere Schwester betraf, war Faye offenbar recht redselig gewesen, aber das war für mich vollkommen in Ordnung. Es handelte sich dabei um Aryana und nicht um die Journalistin eines Klatschblatts. Die ältere Cooper war ziemlich gut darin, Dinge für sich zu behalten. Auch dann, wenn es besser wäre, zu reden. Wenn diese Katastrophe in Form eines Geheimnisses bei irgendwem sicher war, dann bei ihr und/oder Mitch. Ob die beiden das mit dem gemeinsamen Austausch mittlerweile besser hinbekamen, als vor meiner Abreise? “Ist für mich in Ordnung, macht's im Fall der Fälle auch leichter für mich.”, ließ ich Faye oberflächlich an meinen Gedanken diesbezüglich teilhaben und nickte dabei schwach. Nüchtern betrachtet war es für meine Einverständniserklärung natürlich zu spät, aber sie sollte wissen, dass ich ihr das nicht übel nahm. Ich wusste selbst schließlich am besten, wie schwer es war, wenn man eine Bürde die ganze Zeit nur mit sich selbst herum schleppte. Man ging daran kaputt und ich war heilfroh, dass Faye insgesamt die Kurve gekriegt hatte. Wenn das einschloss, dass sie ihre Schwester eingeweiht hatte, war das ok. Das war am Ende auch zu meinem Vorteil, falls Aryana es einrichten konnte, sich eine Weile unter vier Augen mit mir zu unterhalten - dann musste ich nicht ganz von vorne anfangen und nicht unnötig viel um den heißen Brei herum reden. Der zierlichen Brünetten geistesabwesend mit einer Gehirnhälfte in der Hölle feststeckend über die Schulter zu streicheln, hatte wie so oft eine leicht beruhigende Wirkung auf mich. Auch wenn das kaum ausreichte, um mich wieder auf dem Boden der Tatsachen ankommen zu lassen, half Fayes Nähe langfristig hoffentlich dabei, zumindest mein Herz zurück in einen gesunden Takt fallen zu lassen. “Mach ich, wenn's soweit ist…”, nuschelte ich, als sie mir ein weiteres Mal verdeutlichte, dass sie mir gerne half, wo es nur möglich war. Ich schätzte ihre Worte, doch zum Teil musste ich allein durch die neu angefachten Stromschnellen waten. Mein Schädel ratterte unaufhörlich weiter, während ich meine Augen schweigend über Faye wandern ließ. Auf Anhieb fiel mir dazu nichts ein, aber das war angesichts des Chaos in meinem Kopf auch kein Wunder. "Mir ist ehrlicherweise ein bisschen der Appetit vergangen, aber wir habens nicht eilig, denke ich...", stellte ich mit einem angestrengten Atemzug fest. Es war schade, weil ich mich auf das Picknick gefreut hatte, aber dann saßen wir hier wohl einfach noch ein paar Minuten länger. Halt so lange, bis mir nicht mehr schlecht wurde bei dem Gedanken, diesen Pestbeulen irgendwo über den Weg zu laufen, nur weil sie das so eingefädelt hatten.
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Najaaaaaaa momentan läufts hier meistens nicht ganz flüssig und gefühlt ist jede deiner Schichten unpraktisch, darum ja, wir finden uns damit ab… x‘D Bin ab heute Nachmittag auch bis Sonntag bisschen weg, weiss wie immer nicht, ob ich da was zusammenkriege oder nicht… hängt von meiner Begleitung, unserem Programm und meiner Muse, mich mit Tippen am Handy abzugeben, ab. XD ___________
Alles, was Victor noch zum Thema sagte, fiel doch sehr nüchtern aus. Zeigte damit deutlich, was sie mit dieser Information losgetreten hatte. Aber sie hatte es auch nicht länger für sich behalten können - und sollen - und wie bereits angedeutet, hatte sie in den letzten Monaten keinen besseren Zeitpunkt gesehen, ihn mit dieser Hiobsbotschaft zu konfrontieren, als genau jetzt. Es wäre immer unangenehm gewesen und er hätte ziemlich sicher auch immer erstmal mit Schock reagiert. So wie sie halt eben auch, weil sie fest davon ausgegangen war, mit dieser Sippschaft abgeschlossen zu haben. Und sie mit ihnen. Was vielleicht auch so war - sie konnte sich noch immer an diese Option klammern. Also nebenbei, während sie sich auf der anderen Seite auf die Allfälligkeit gefasst machten, doch noch einmal auf diesen Abschaum der Menschheit zu treffen. Sie war ja grundsätzlich auch offen für weitere Sicherheitsvorkehrungen, an die sie bisher noch nicht gedacht hatte. Aber gerade hatte Faye nicht vor, hier näher auf ihre Möglichkeiten einzugehen. Die Nachricht musste erstmal sacken und sie war der Meinung, dass sie Victor dabei keinen Gefallen tat, jetzt noch ewig auf ihn einzureden, wenn er noch gar nicht die Chance hatte, sich selbst genauer damit auseinanderzusetzen und seine eigenen Pläne und Gedanken zu schmieden. Also sass sie vorerst schweigend an seiner Seite, die Unterlippe dabei jedoch unaufhörlich zwischen die Zähne geklemmt. Sie sagte eine ganze Weile gar nichts, auch dann nicht, als er den nicht mehr wirklich vorhandenen Appetit ansprach. Ging ihr natürlich gleich und das hatte sie schon kommen sehen, bevor sie das Wort in diese Richtung erhoben hatte. Sie hatte nur da wie jetzt gehofft, dass es nicht allzu lange dauern würde und sie sich nicht erst in fünf Stunden oder morgen oder noch später wieder gefasst hatten, wieder lachen konnten. Das konnte sie schwer beurteilen und war wahrscheinlich auch gewissermassen eine Feuerprobe hinsichtlich Victors Seelengesundheit. Nicht eine, die sie gerne durchgeführt hatte, um mal zu schauen, wie er nach all der Arbeit an seiner Psyche mittlerweile so mit schlechten Nachrichten umging. Aber trotzdem sagte seine Reaktion viel darüber aus, wie weit er geheilt war, was er gelernt hatte und wo seine Grenzen lagen - in vielerlei Hinsicht. Faye wartete so lange, bis ihre Tränen ganz gestoppt hatten, wischte sich dann mit dem Handrücken die verbliebenen Salzwasserspuren von den Wangen und atmete nochmal tiefer durch. Dann legte sie auch diesen Arm um Victors Oberkörper, um ihn so mit beiden Armen zu umschliessen. Sie schwieg auch daraufhin noch etwas länger, während sie den Kopf an seine Brust gelehnt hatte, dabei aber aufs Wasser hinaus blickte. "Magst du mir etwas davon erzählen, wie du in den letzten Monaten bis hierher gekommen bist?", fragte sie leise, ohne dabei zu ihm aufzusehen. Das war zwar ein mehr oder weniger direkter Themenwechsel, aber erstens war die Pause jetzt lange genug gewesen und er wusste scheinbar zurzeit auch nicht mehr viel zum Rest zu sagen und zweitens konnten sie sich, während sie hier weiter auf die Rückkehr des Appetits warteten, nun auch gerade über andere Dinge unterhalten, die mit den tiefen Abstürzen ihrer Psyche zu tun hatten. Beziehungsweise eben darüber, wie man sich davon erholte. Die Frage war also definitiv nicht auf seine physische Rückkehr bezogen, sondern darauf, wie er seinen Kopf und seine Seele wieder dahin gebracht hatte, dass eine Heimkehr überhaupt zur Debatte gestanden hatte. "Was besonders schwierig war und was du dir viel schlimmer vorgestellt hast... Oder was geholfen hat und wo du gestolpert bist... irgendwas", gab sie weitere Anstösse dazu, was sie mit der Frage herausfinden wollte. Falls er sich jetzt darüber unterhalten wollte.
Is bei mir leider allgemein schwer aktuell irgendwie Zeit zu finden. Jetzt wo ich endlich (fast) gesund bin, hat der Gaul wieder was und ich hock mehr als sonst im Stall... darum ja - auch nicht so schlimm, wenn du jetzt paar Tage weg bist/warst, ich weiß eh schon nicht wo mir der Kopf steht, um ehrlich zu sein. x'D Je nach Grad der Langeweile wirds nächste Woche mit der Nachtschicht vielleicht etwas besser, aber who knows. Will mal lieber nix versprechen, was ich möglicherweise nicht halten kann... /._./ _____
Die Stille, die in den folgenden Minuten einkehrte, war wahrscheinlich ganz gut. Es hätte keinem von uns beiden besonders gut getan, wenn ich noch breiter getreten hätte, was mir an diesen Umständen alles missfiel und wie beschissen das war. Die Ruhe änderte daran nichts, half mir aber doch etwas dabei, den Fokus langsam wieder aus meinem Tunnelblick heraus zu schieben. Denn meine Augen schweiften von Faye ab und ich suchte mir verschiedene Punkte in der Umgebung, die ich für eine kleine Weile lang musterte. Riley und Family wollten sich mit hämischem Grinsen hartnäckig vor meinem inneren Auge festhalten, also versuchte ich sie instinktiv zu ersetzen. Zuerst mit der Rinde eines relativ nahen Baumes, die wohl genauso viele Unregelmäßigkeiten aufwies, wie es unser Leben tat. Als ich jedoch vor einiger Zeit eingeritzte Buchstaben - wahrscheinlich die Initialen eines verliebten Paares - entdeckte, weckte das ungute Erinnerungen und mein Blick widmete sich dem großen See vor uns. Als Faye sich schließlich regte, zog mich das aus den Gedanken und meine Augen fanden zu ihr zurück, noch bevor sie zum Sprechen ansetzte. Ihre Frage war gar nicht so leicht zu beantworten, weshalb ich nicht sofort antwortete. Denn es waren nicht nur ein oder zwei explizite Übungen, die mir mein Therapeut empfohlen hatte, sondern viel mehr ein Zusammenspiel aus sehr vielen Dingen. "Hazel hat am Anfang viel dazu beigetragen, dass ich überhaupt wieder aufgestanden bin… und mich dazu aufgerafft habe, meinen Therapeuten anzurufen. Sie hat mich mit so viel Geschwisterliebe überschüttet, wie nur irgendwie möglich war... und mich daran erinnert, wer ich mal war... mit einem Haufen alter Geschichten, die sie teilweise ganz anders wahrgenommen hat als ich." Ich legte den zweiten Arm um Faye und verschränkte meine Finger miteinander. "Man kann sich nicht immer aussuchen, was passiert, aber eben schon, wie man darüber denkt. Was man dagegen oder dafür tun will... und nüchtern betrachtet hab ich mich die ganzen letzten Jahre wohl konstant nur weggeduckt in der Hoffnung, dass die Welt mir dann mal eine Pause gibt - aber so funktioniert das Leben halt nicht.", murmelte ich vor mich hin, wobei der Abgang etwas trocken klang. Natürlich konnte ich niemals zurück zu dem Victor, den ich in meiner frühen Jugend verkörpert hatte. Dafür hatte ich viel zu viel gesehen und erlebt, das einen Teil der damaligen Lebensenergie unwiderruflich zerstört hatte. Dennoch hatte ich zum Teil nach wie vor dieselben Wünsche und Träume wie damals und ich lebte trotz sämtlicher Widrigkeiten - wieso also nicht endlich mal etwas daraus machen? “Ich hab mich nach einer Weile dazu durchgerungen, mich mit meiner Ex-Verlobten zu treffen. Das war eins von vielen Dingen, mit denen ich nie richtig abschließen konnte… nicht, weil da noch tiefere Gefühle sind, sondern weil sie von heute auf morgen verschwunden ist. Die Antworten war ich ihr schuldig, oder zumindest hat es sich so angefühlt. Meine exzessive Angst, dich zu verlieren, hatte wahrscheinlich da ihren Ursprung... das Gespräch war schräg und ist mir nicht leicht gefallen, aber danach gings mir besser. War ein gutes Gefühl, mal irgendwo einen Schlussstrich zu ziehen, statt nur immer mehr Probleme anzuhäufen.”, beendete ich meine kurze Ausführung mit einer Prise Sarkasmus. “Allgemein hat es mir sicher auch geholfen, einen geregelten Tagesablauf zu haben und überhaupt wieder ein Gefühl dafür zu kriegen, wo meine eigentliche Belastungsgrenze dahingehend liegt, wenn es mir verhältnismäßig gut geht. Ich hab auch parallel zu meinen regulären Therapiestunden noch eine explizite Verhaltenstherapie durchgezogen. Hauptsächlich wegen der sehr sturen Gedankenmuster in meinem Kopf, die ich nach wie vor hin und wieder gezielt umpolen muss. Mit ein paar Dingen hat mir das auf jeden Fall geholfen, auch wenn ich zeitweise gefühlt nur auf der Stelle getreten bin… und trotzdem war es irgendwie leichter, wildfremden Menschen in einer Gruppensitzung zu erzählen, wie schief mein Schädel sitzt, als damit aufzuhören, dich in jeder freien Sekunde zu vermissen.” Ich hatte die ganze Zeit über irgendwohin gesehen, aber nicht zu Faye, auf die ich jetzt erstmals wieder hinab sah. “Die ersten Wochen waren schlimm. Es hat so wehgetan, dass ich irgendwann nur noch taub war. Also eigentlich war für mich alles überdurchschnittlich anstrengend, bis ich mich - mehr oder weniger - damit anfreunden konnte, dass du nicht bei mir bist… und natürlich untermauert das nochmal die ungesunde Abhängigkeit, der wir uns schon bei meiner Abreise bewusst waren, aber…” Ich holte stockend tiefer Luft, schüttelte beim Ausatmen abermals ganz leicht den Kopf und suchte anschließend nach ihrem Blick. “...auch wenn wir daran arbeiten müssen, da eine gesündere Balance zu finden, denke ich nicht, dass diese intensiven Gefühle für dich jemals am kürzeren Hebel sitzen werden, wenn es darauf ankommt. Ich kann nicht aus meiner Haut, wenn es um dich geht. Anderen Schutz zu bieten ist offensichtlich genauso sehr meine Erfüllung, wie es mein Kryptonit ist… und ich würde dich instinktiv immer wieder bis auf meinen letzten Tropfen Blut schützen. Ich war schon irgendwie sowas wie glücklich und zufrieden, seit das mit dem Job in Vegas gut gelaufen ist, ich endlich wieder ein Gefühl dafür bekommen habe, was ich überhaupt noch vom Leben möchte und was ich trotz allem noch erreichen kann… aber es hat der Funke gefehlt, weil es einen Teil in mir gibt, den nur du am Leben hältst. Ich bin anders, wenn du nicht da bist… und auch wenn ich jetzt weiß, dass ich ohne dich leben könnte, möchte ich es nicht.” Es entging mir nicht, wie ich mehr und mehr vom eigentlichen Thema abdriftete, aber das war mir für den Moment egal. Ich folgte nur mehr meinen Gedanken mit Worten - wenig verwunderlich, dass die wieder ein bisschen in Richtung meines schlimmsten Alptraums kurvten. “Deshalb versuche ich mich schon seit einer ganzen Weile darauf zu verlassen, dass du weißt, was du tust - für dich und uns beide - und mich eben nicht 24/7 an deiner Seite brauchst, weil mir auch das dabei hilft, nicht den Kopf zu verlieren und mich auf anderes zu fokussieren... nur hin und wieder macht mir das eben trotzdem noch Angst. Verantwortung und Sicherheit abzugeben ist offensichtlich einfach nicht mein Ding." Ich schloss die Augen und lehnte den Kopf mit einem leisen Seufzen an ihren. Mein in ihrer Nähe endlich wieder erfülltes Herz wollte liebend gerne stur darauf vertrauen, dass Faye dieses Mal keine Dummheiten machte, dass sie Ryatt nicht blind vertraute und dass sie im Ernstfall ihn ins Messer dieser unberechenbaren Arschlöcher laufen lassen würde. Realistisch betrachtet musste ich mir jedoch eingestehen, dass mein hochgradig alarmierter Kopf das nicht konnte. Zumindest in diesem Moment noch nicht, wo sich die Bedrohung zum Greifen nah anfühlte und ich noch nichts davon ausreichend verarbeitet hatte, um wieder an gesündere und sinnvollere Gedanken anzuknüpfen.
◈ It's so hard to forget pain, but it's even harder to remember sweetness. We have no scar to show for happiness. ◈
Oh nooo nicht schon wieder das Pönyyy... :'/ Ich hoffe für euch, dass es schnell vorbeigeht und wieder gut ist.. :3 __________________
Es war schön zu hören, dass Hazel ihm besonders zu Beginn seines Selbstheilungsprozesses so viel hatte helfen können. Die Beziehung von Victor und seiner Schwester war zwar sicher anders als die zwischen Faye und Aryana, aber das hiess noch lange nicht, dass die Verbindung zwischen den beiden weniger stark wäre oder sie im Ernstfall nicht trotzdem absolut alles füreinander tun würden. Das hatten die letzten Monate scheinbar wieder deutlich gezeigt und dafür war Faye zumindest diesem Teil von Victors Familie unendlich dankbar. Dass sie für ihn dagewesen waren und ihm vom Boden hoch geholfen hatten, in einem Moment, in dem sie das aus mehreren Gründen nicht hatte tun können. "Ich bin froh, dass du deine Familie hast. Und dass ich mir dank ihnen zumindest anfangs nie Sorgen machen musste, ob denn wirklich jemand auf dich aufpasst... Es ist schön zu hören, dass besonders Hazel dich wieder etwas zu dir zurückführen konnte", sprach Faye ihre Gedanken leise aus, ohne sich dabei schon wieder ihm zuzuwenden. Das Wissen hatte ihr damals wirklich sehr geholfen. Wäre er alleine irgendwohin verreist, wo er und sie niemanden gekannt hätten, hätte das vermutlich ganz anders ausgesehen und wäre sie viel schwerer zur Ruhe gekommen als sowieso schon. Natürlich hatte sie sich Sorgen und unendlich viele Gedanken um ihn gemacht, aber immerhin war sie sich sicher gewesen, dass da mindestens drei weitere Menschen waren, die ebenfalls ihr bestes geben würden, um ihn zurück ins volle Leben zu holen. Beim zweiten Punkt konnte sie ihm selbstverständlich zustimmen, war das doch eine Weisheit, die sie selbst bestens kennengelernt hatte. Sie hatte auch ihre ungesunden Umgangsformen mit Trauma entwickelt, die sie im letzten Jahr hatte ablegen und mit intelligenteren, langfristig funktionierenden Alternativen ersetzen müssen. Und weil das eben so schwierig war, hatte sie auch vollstes Verständnis dafür, dass er es zuvor so lange mit Ignorieren und Verdrängen versucht hatte, bevor nun die Konfrontation und Verarbeitung gekommen war. Zum Beispiel in Form eines Treffens mit seiner Ex, das sie kurz die Augenbrauen anheben liess, weil sie gerade zum ersten Mal davon hörte. Sie hatte nicht gewusst, dass ihn das noch irgendwo beschäftigt hatte. Aber wenn es ihm geholfen hatte, dieses Thema definitiv abzuhaken, dann war das auf jeden Fall gut. Sie hatten sich nie wirklich ausgiebig über frühere Beziehungen unterhalten - zwar auch keine grossen Geheimnisse daraus gemacht, wenn etwas zur Sprache gekommen war, aber dass seine Ex so überraschend gegangen war, hatte Faye beispielsweise nicht gewusst. Entsprechend auch nie eine Verbindung zu seinen Ängsten gezogen, die er nun ansprach und die sie langsam und schwach nicken liessen. Möglich, dass da ein Zusammenhang lag. Sicher nicht der einzige Grund, Abers dürfte seine Angst auf jedenfalls auch nicht besser gemacht haben. Faye hob ebenfalls den Blick wieder an, um ihn anzuschauen, als sie seine Augen auf sich spürte, wie er auf die Sache mit dem Vermissen zu sprechen kam, die sie wohl von allem am besten nachvollziehen konnte. Sie hatte exakt das Gleiche durchlebt und wusste damit auch ganz genau, wie die ersten Wochen für ihn gewesen sein mussten. Was er mit der Abhängigkeit meinte. Und lustigerweise war sie selbst zu einem sehr ähnlichen Schluss gekommen. Hatte den sogar mehr oder weniger in der Therapie erarbeitet, war also sozusagen approved by Mrs White. Trotzdem schwieg Faye noch einen Moment, wartete erst ab, bis Victor seine Ausführungen beendet hatte. Und auch dann, als er seine Stirn an ihre gelehnt hatte, liess sie zuerst die Augen zufallen und atmete ein paar Mal tief durch, liess das Gesagte auf sich wirken und dachte darüber nach, während ihre Finger sachte über seinen Rücken strichen. "Ich verstehe, was du meinst... Ich dachte anfangs, ich müsste gegen diese starken Gefühle ankämpfen... gegen das Vermissen und die Angst, das dir etwas passiert oder ich dich verliere... gegen die Liebe. Aber das war nie die Lösung, die wir gebraucht haben, die mir Frieden versprach. Ich muss nicht mein Herz und die Liebe unterdrücken. Aber ich kann besser damit umgehen, vor allem mit der Angst. Ich konnte leben ohne dich und auch lachen ohne dich. Habe Dinge erlebt und genossen, mich weiterentwickelt und neu aufgestellt. Aber ich habe dich immer vermisst. Und mein Ziel warst immer du, meine Zukunft war immer mit dir. Und ich glaube, das ist gut", meinte sie, nachdem sie den Kopf minimal zurückgezogen hatte, um nicht nur direkt an seine Lippen zu nuscheln, sondern ihn dabei auch anzuschauen. "Ich... ich hoffe, dass du dir nicht mehr lange allzu viele Sorgen um mich machen musst...", sprach sie weiter, nun aber etwas stockender, weil das der schwierigste Teil seiner Worte war. Dass er noch immer ein bisschen an dieser Aufgabe, sie zu beschützen, festhielt, sein Unterbewusstsein noch immer nicht ganz daran glaubte, dass sie selbst auf sich aufpassen konnte. Sie hatte ihm in der Vergangenheit ein paar zu viele Gründe dafür gegeben, daran zu zweifeln - das war ihr leider bewusst. Aber sie wollte ihm beweisen, dass das nicht so war, dass sie sehr wohl selbst klar kam und er sich nicht darum sorgen musste. Dass sie eben wirklich wusste, was sie tat - auch ohne ihn, der ihr dies ständig ins Ohr flüsterte. "Darum versuche ich ja auch wirklich mein bestes. Und zusammen schaffen wir das... Ich pass' auf mich auf und du vertraust darauf, dass ich das kann", schlug sie leise das ungefähre Ziel vor, bevor ihre Lippen sanft auf seine trafen. Das löschte nicht umgehend alle Sorgen - sie vertraute ihrerseits ja auch mehr oder weniger darauf, dass Victor auf sich aufpassen konnte und machte sich trotzdem noch immer mehr als genug Sorgen um ihn - aber es wäre schonmal ein wichtiger Schritt. Also beide Teile dieses Vorhabens.
Dankeee :’) Ich fürchte, einiges kommt jetzt je nach Jahreszeit und Wetter einfach immer wieder - er ist eben nicht mehr der Jüngste, kannste nicht mehr viel gegen machen und nur bestmöglich unterstützen/lindern. .-. _____
Ich nickte langsam. Ja, für meine Familie war ich sehr dankbar, auch wenn sie nicht ausnahmslos immer einfach war. Am Ende des Tages wusste ich trotzdem, dass ich auf sie zählen und zurückkommen konnte, völlig egal aus welchen Gründen. So auch dieses Mal und es war offensichtlich zugunsten von Fayes Psyche gewesen. “Ist auch deine Familie.”, murmelte ich vor mich hin. Solange Faye und ich daran festhielten, keine getrennten Wege gehen zu wollen, gehörte sie genauso in diesen Kreis wie alle anderen. Spätestens nach der Hochzeit war das in Stein gemeißelt. Jetzt, wo Hazel nochmal explizit zur Sprache gekommen war, fiel mir da auch noch eine weitere Sache ein. “Sie hat sich übrigens auch für die Hochzeit angeboten… also was die Vorbereitungen angeht, meine ich. Wegen ihres Studiums befasst sie sich ja quasi 24/7 mit Ambiente und so weiter. Ich glaube, damit könntet ihr unzählige Stunden totschlagen.”, versuchte ich mich selbst wieder etwas gezielter in eine andere Richtung zu lotsen und bediente mich dabei ganz vorsichtig einer Prise Sarkasmus. Es war sehr viel angenehmer mir vorzustellen, wie die beiden Frauen sich gegenseitig mit grandiosen Ideen überboten und Faye sich deshalb am Ende schwer mit einer Entscheidung tat, als mich weiter an dem deutlich akuteren Problem festzubeißen. Außerdem schadete es nicht, Faye zu verdeutlichen, dass ich Zuhause kein Geheimnis daraus gemacht hatte, sie noch immer für immer an meiner Seite haben zu wollen. Dass die zierliche Brünette etwas überrascht von dem Kaffeekränzchen mit der Frau meiner einzigen anderen Langzeitbeziehung war, war relativ vorhersehbar. Allein deswegen schon, weil ich das bisher mit keiner Silbe erwähnt hatte - ich war aber auch sehr einverstanden damit, es nicht weiter auszuführen. Gerne ließ ich das Thema genau da, wo es jetzt war: Bei den Akten, die in sorgfältig gestapelten Kisten einstauben durften. Ich verlor mich in dem sanften Streicheln am Rücken und Fayes relativ gleichmäßigen Atemzügen. Danach lauschte ich ihren Worten, nahm den Blickkontakt dabei wieder auf und schluckte zwischendurch einmal leise. Wir schienen uns - wenig überraschend - beide mit einem ähnlich aussichtslosen Kampf auseinandergesetzt zu haben, nur um zu dem Schluss zu kommen, dass das nicht das Ziel war. Der Schmerz der Einsamkeit in den ersten Wochen war unvermeidbar gewesen, aber danach hatten wir uns beide eine Weile lang das Leben unnötig schwer gemacht. Da tickten wir sehr ähnlich, was oft ein Segen, manchmal allerdings offensichtlich auch ein Fluch war. Meine Mundwinkel hoben sich zurückhaltend an, als Faye sagte, dass sie trotzdem immer an mich und unsere Zukunft gedacht hatte, dass sich ihr Ziel nicht geändert hatte - ebenso wenig wie meines. Ich wusste das längst, aber es zu hören war trotzdem gut für meinen Kopf. Das schmale Lächeln sackte jedoch nochmal in sich zusammen, der noch folgenden Worte wegen. Erst mit dem Kuss schloss ich die Augen und holte mir danach gleich noch einen zweiten, weil das dabei half, meine noch immer leicht vibrierenden Nervenbahnen konstant zu halten. Langsam hob ich einen Arm an, um die Finger nach ihrem Gesicht auszustrecken. Nach den Küssen musterte ich ihre Züge ein paar Sekunden lang und streichelte dabei mehrfach zuerst über ihre Wange, dann entlang ihres Kiefers. “Ja, das ist es… und ich würde es auch nicht anders wollen.”, nuschelte ich, nach wie vor leicht zerstreut. Würde es sich nach der langen Auszeit jetzt anders anfühlen, mit Faye zusammen zu sein, wäre das langfristig sicherlich das Todesurteil für unsere Beziehung. Unsere Bindung war schon immer sehr intensiv und alles oder nichts gewesen, das hatte sich über die Jahre hinweg nie geändert und ich wollte auch nicht, dass das passierte. Vielleicht war das nicht in allen Lebenslagen etwas Gutes, aber es würde etwas fehlen, wäre es plötzlich anders. “Und ich weiß, dass du Alles gibst, Faye. Das kann ich am Ergebnis der letzten Monate sehen… und wenn wir beide unser Bestes geben, wird das ganz bestimmt auch genug sein.”, versuchte ich mich noch etwas mühsam an Zuversicht. Ich strich eine dünne Strähne zurück hinter ihr Ohr, bevor ich die Hand sinken ließ. Faye sollte nicht denken, ich würde nicht daran glauben, dass sie ihr Bestes gab. Das würde sie, da war ich mir sicher. Im Grunde wusste ich es ja eigentlich auch längst besser - ich hatte die letzten Monate über auf ihr Urteilsvermögen vertraut und tat es jetzt nur deshalb nicht mehr, weil sich die Umstände etwas geändert hatten und mich das Dinge in Frage stellen ließ, die ich nicht mehr in Frage stellen sollte. Während mir das so richtig bewusst wurde, kam mir dann auch ein Kniff, der von Rowan eingeschleust worden war. “Falls ich ganz die Nerven verlieren sollte… aus welchem Grund auch immer… dann frag mich, ob’s wirklich so schlimm ist oder war, wie ich’s mir einrede. Normalerweise mache ich das selber, aber in heiklen Momenten kanns passieren, dass ich das mal vergesse... offensichtlich.”, gab ich Faye nun tatsächlich leicht verspätet einen gemurmelten Tipp, wie sie mich in 9 von 10 Fällen relativ sicher wieder auf den Boden der Tatsachen bekam. Denn wenn ich die Faktenlage jetzt im Nachhinein nochmal ein klein wenig ruhiger betrachtete, war sie zwar nach wie vor bedenklich bis scheiße, aber eigentlich war noch nichts Verheerendes passiert. Die Pistole saß an Ryatts Brust, nicht an Fayes oder meiner. Wir hatten sogar einen Zeitpuffer, den wir dafür nutzen konnten, dafür zu sorgen, dass das auch so blieb.
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Ja, kann ich mir vorstellen... Ist halt immer blöd, das Alter... :( Und sorry wenn dieser Beitrag kacke ist, ich wurde unterbrochen, weil ich die Polizei rufen musste (auf Geheiss meiner Nachbarin, nicht wegen mir) und jetzt bin ich bisschen durch aber der Post wars noch nicht :') _________
Auch ihre Familie... Ja, irgendwie schon. Sobald sie sich auch mit Debbie ausgesprochen hatte, jedenfalls. Damit Victors Mutter ebenfalls damit einverstanden war, war immerhin in erster Linie auch ihre Familie. Aber das würde sie schon irgendwie zurechtrücken können, eigentlich hatte sie sich bisher ja immer bestens mit Victors Mutter verstanden. War jeweils zumindest Fayes Impression gewesen und sie hoffte einfach, dass sie Deborah möglichst zeitnah davon überzeugen können würde, dass sie noch immer das beste für Victor wollte. Das was auch immer letztendlich zum gegenteiligen Eindruck geführt hatte, einfach nur ein Missverständnis gewesen war. Ungleich Deborah, müsste Faye aber wenigstens Hazel nicht komplett aufs Neue von sich überzeugen müssen. Victors folgenden Worten zufolge, schien seine Schwester sich viel eher schon mit dem Gedanken an eine Hochzeit angefreundet zu haben, was Fayes Mundwinkel kurz angetan aufwärts zucken liess. "Das ist eine ausgezeichnete Idee... Darauf komme ich bestimmt zu gegebener Zeit zurück", tat sie ihren Enthusiasmus kund. Es klang tatsächlich nach einer erstklassigen Beschäftigung, zusammen mit Hazel über Hochzeitspläne und wilde Dekoideen zu sinnieren. Ein bisschen fachliche Hilfe für ihr eigenen mal mehr, mal weniger wilden Vorstellungen wäre sicher nicht verkehrt. Sie genoss die zärtlichen Berührungen seiner Finger an ihrer Wange, die Bestätigung in seinen Worten, die einmal mehr unterstrichen, dass sie für das gleiche kämpften und am Ende beide ganz genau wussten, wohin sie wollten - auch wenn dieses Ziel weniger eine bestimmte Vorstellung ihres Lebens war, als viel mehr ein Gefühl. Die Sicherheit ihrer Gemeinschaft, die Liebe, der Friede, die Ruhe und das Glück. Sie würden das schaffen. Würden zu all den Punkten kommen, die sie zuvor schon besprochen hatten. Dem Umzug an einen tollen Ort, der sicheren Jobsituation, der Hochzeit und vielleicht auch zu den Kindern. Das war ihre Zeit, ihre Welle und diesmal würden sie nicht wieder ins Salzwasser kippen und hustend nach Luft schnappen müssen, während tonnenschweres Wasser sie in Richtung des aufgewühlten Meeresboden drückte. Diesmal würden sie auf den Wellen reiten und es würde das beste sein, was sie je erlebt hatten. Es würde genug sein, wie er gleich darauf auch nochmal unterstrich. Faye nickte bestimmt, legte nochmal ihren Kopf an seine Schulter, um die Arme für ein paar weitere Sekunden mit geschlossenen Augen enger um ihn zu schliessen. Ein paar ruhige Atemzüge, ein paar Sekunden einfach nur in dieser Umarmung, er und sie - alles, was zählte. Ein Danke und ein Alles wird gut. Nach ungefähr einer halben Minute lockerten sich ihre Arme und Faye lehnte sich wieder eher seitlich an ihn, ohne sich aber wirklich zurückzuziehen oder die Hände von seinem Rücken - beziehungsweise seiner Seite - zu nehmen. "Ob's wirklich so schlimm ist? Ich weiss zwar nicht, ob ich dazu die richtige Person bin, was Rationalität und ähnliches angeht... Aber gut, ich werd's bei Bedarf versuchen", erklärte die Brünette, wobei anfangs doch ein sachte belustigter Unterton mitschwang. Sie war leider selbst nicht gerade dafür bekannt, Dinge von Anfang an sehr rational zu betrachten. Sonst hätte sie auch nicht so überreagiert, als Ryatt damals mit dieser Info angetanzt kam. Andererseits musste man zu ihrer beider Verteidigung auch einfach anmerken, dass etwas zu viel Trauma mit den Hernandez verbunden war, als dass sie deren Namen ohne wilde Emotionen aufnehmen und verarbeiten könnten. "Ich hoffe einfach mal, dass wir uns nicht zu oft irgendwelche potenziellen Gründe liefern werden, um die Nerven zu verlieren...", rundete sie ihre Gedanken ab. Sie für ihren Teil hatte mit dieser Nachricht eigentlich für den Moment alles ausgepackt, wovon sie schon gewusst hatte, dass es Victor unschön mitnehmen oder sauer aufstossen würde. Ihre Freundschaft zu Ryatt war das zweite gewesen - das hatten sie aber gestern schon mehrheitlich besprochen und sowohl Victor als auch Faye hatten ihre Standpunkte dazu klar gemacht.
"Da wird sie sich freuen.", meinte ich abschließend leicht nickend, was Hazels Beteiligung an unserer Hochzeitsplanung anging. Wahrscheinlich würde ich dem nur teilweise beiwohnen. Ich stellte es mir ehrlicherweise etwas anstrengend vor, den beiden jungen Frauen möglicherweise etliche Stunden lang bei diesem Thema zuzuhören. Einfach deswegen, weil ich selber wahrscheinlich nicht viel mehr als 'Find ich gut' und 'Find ich nicht gut' dazu beitragen würde. Ich brachte zwar gerne meine Meinung oder Ideen ein, aber letztere würden bei dem Thema begrenzt ausfallen. Außerdem war es auch nicht verkehrt, wenn die beiden sich noch etwas besser kennenlernten - auf Kosten alter Kindheitsgeschichten wahrscheinlich, aber damit kam ich klar. Faye leitete eine innigere Umarmung ein, also tat ich es ihr gleich und legte auch den zweiten Arm wieder um ihren schlanken Körper. Ich machte die Augen nochmal zu und atmete ihren süßlichen Geruch ein, den ich niemals müde werden würde. Sie zog sich schließlich ein bisschen zurück und ich lockerte meine Arme ebenfalls, damit sie es sich ungehindert wieder anders bequem machen konnte. Ihre Worte ließen mich erneut schmal lächeln, weil sie doch recht deutlich machten, dass wir uns das Laster des zu viel denkens gleichermaßen teilten. Das würde sich eher nicht mehr grundlegend ändern. Aber das war in Ordnung, solange wir einen Weg fanden, halbwegs gut damit umzugehen. "Nein, wahrscheinlich bist du das nicht… aber du sollst mich ja vorerst nur daran erinnern und nicht selbst darauf antworten, auch wenn ich das durchaus weiterempfehlen kann.", meinte ich unterschwellig erheitert und hauchte lächelnd einen Kuss auf ihren Haaransatz. Irgendwann, wenn ich es dann selber zuverlässig hinbekam, konnte ich Faye dann in die Technik des rationalen Denkens einweihen. Oder halt auch nicht. Denken musste sie so oder so selbstständig, ich konnte maximal eine Richtung dafür aufzeigen. "Werden wir nicht.", verneinte ich verhältnismäßig bestimmt, wenn auch etwas leiser mit Blick auf den See. Die Angelegenheit mit den Hernandez war ein sehr herber Rückschlag, da machte ich mir nichts vor. Wenn wir aber erst einmal hier weg waren und tatsächlich ein ganz neues Leben zusammen anfingen, würden die Grundvoraussetzungen für eine deutlich weniger komplizierte gemeinsame Zukunft besser sein. Ein Umzug war nicht die Lösung aller Probleme und auch keine Garantie für Irgendwas, aber er konnte dahingehend trotzdem nur helfen. Hier und jetzt konnte ich die Altlasten so deutlich spüren wie lange nicht mehr und dieses Gefühl ließ ich zum gegebenen Zeitpunkt liebend gerne hier zurück. "In Kalifornien oder Miami könnten wir jetzt wahrscheinlich noch schwimmen gehen.", sinnierte ich über die mögliche Zukunft und leitete damit den nächsten Themenwechsel ein. Noch stand nicht fest, wohin es uns verschlagen würde, aber an beiden favorisierten Standorten war es jetzt noch deutlich wärmer als hier oben in Seattle. In Miami war das Wasser generell wärmer als in Kalifornien, aber hier war es jetzt mit Abstand am kältesten. "Ich vermiss' die Südsonne jetzt schon ein bisschen… auch wenn der Sommer in Vegas teils schwer auszuhalten ist. Da ist es gut, wenn man seine Jobs wenigstens hin und wieder nachts erledigt.", stellte ich fest. Die 40°-Marke wurde in der Wüste durchaus mal geknackt und dann wollte man definitiv nicht direkt in der Sonne stehen. Immer war ich aber nicht um die Mittagshitze herumgekommen und da wurde es gerade in einem schwarzen Anzug oder Hemd sehr schnell zu warm. Weiß wirkte leider nicht genauso abschreckend.
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