Seine Antwort war durchaus zufriedenstellend, was auch ihr einverstandenes Nicken bestätige. "Das müssen wir wohl in Kauf nehmen", war ihr wenig bedauernder Kommentar zum kratzigen Hals. Würden ihre Mitmenschen wohl morgen etwas genauer hinhören müssen, um sie zu verstehen, wenn sie Zwei leiser sprechen mussten, um die gereizten Kehlen nicht weiter aufzukratzen. Das ging schon in Ordnung, war ein tiefer Preis für den Spass von heute. "Aber natürlich kannst du das, ich bin dezent begeistert!", tat sie mit Nachdruck kund, was er längst erkannt haben dürfte. Sie sagte es trotzdem gerne nochmal, damit er absolut sicher sein konnte, alles richtig gemacht zu haben mit dieser Idee. Sie wäre schon eine richtig richtig gute Schauspielerin, wenn sie bisher einfach nur so getan hätte, als hätte sie Spass. Und wie die Welt wusste, war Faye vieles, aber sicher nicht gut darin, ihre Gefühle und Emotionen für sich zu behalten. Auch sie liess ihre Gliedmassen noch etwas kreisen, während sie auf dem Weg zurück zum Eingang waren. Das tat ganz gut nach der Anspannung der letzten Stunde und ihre Gelenke und Muskeln waren sicher dankbar für die verdiente Pause. Der Muskelkater, den Ryatt unterwegs ansprach, liess sich damit wahrscheinlich nur bedingt vorbeugen, weil ihre Körper diese Art von Bewegung und Sport eben nicht gewohnt waren, aber Faye war sich sicher, auch damit leben zu können. "Auch das wird gerne in Kauf genommen, würd' ich mal behaupten", meinte sie dazu von einem Schulterzucken begleitet und warf Ryatt einen pseudo-mitleidigen Blick zu, der durch das Lächeln ein bisschen untergraben wurde. Aber es tat ihr ja auch nicht wirklich leid, da er sein Schicksal wissentlich selbst gewählt und dabei ebenso viel Spass hatte wie sie. "Gönnst du dir heute Abend einfach ein warmes Entspannungsbad oder zumindest eine lange Dusche und schmierst dir anschliessend den ganzen Körper mit irgendeiner Muskelsalbe ein, während du zwei Liter Magnesium trinkst, dann wird das schon nicht so schlimm", plauderte sie sorglos weiter, als wären das Dinge, die jeder Mensch zuhause besass. Also eine Badewanne, die Salbe und das Magnesium. Inzwischen waren sie wieder bei den Schliessfächern angekommen und Faye wartete, bis Ryatt den Schlüssel hervorgezaubert und seinen Rucksack aus dem Metallfach geborgen hatte. Nachdem er ihr Mobiltelefon aus der Tasche geholt hatte, warf sie einen flüchtigen Blick aufs Display, um kurz die paar seit ihrer Abreise angesammelten Nachrichten zu überfliegen. Da sie aber keineswegs plante, Ryatt hier fünf bis zehn Minuten achtlos stehen zu lassen, steckte sie das Handy wieder weg, ohne die Nachrichten überhaupt aufgemacht zu haben. Die netten Menschen, die bereits an sie gedacht hatten, verkrafteten eine Verzögerung ihrer Danksagung bis heute Abend oder Morgen bestimmt. Grundsätzlich war sie doch sehr zuverlässig in der Beantwortung ihrer Nachrichten - wenn sie nicht grad in einer Klapse sass und ihre Psyche dabei verrottete - und das würde heute kaum anders sein. Aber jetzt ging sie zuerst mit Ryatt zu einem der Bänke in der Nähe der beiden Essensständen, um sich fünf Minuten hinzusetzen und was zu trinken. Mit dem Essen warteten sie Fayes Meinung nach vorzugsweise bis zum Schluss, mit vollem Magen kletterte es sich wohl eher nicht besser. Aber wenn Ryatt das anders sah, würde sie sicher auch nichts dagegen einwenden. "Und, meinst du wir sind bereit für Schwierig? Oder brauchen wir doch zuerst noch eine Runde Einfach zum Üben?", wollte sie wissen, während ihre Augen zum Startplatz mit dem Plan schweiften. Sie wollte ihm hier selbstverständlich nicht die wohlverdiente Pause absprechen oder kürzen, nur kurz sichergehen, dass sie die gleichen Pläne für ihren weiteren Besuch hier verfolgten.
Der heutige Kletterspaß kam eben mit ein paar Nebenwirkungen, die wir offensichtlich beide sehr gerne in Kauf nahmen. Selbst das Geburtstagkind störte sich kein bisschen an den eventuell unangenehmen Nachwirkungen, die uns erst morgen oder frühestens heute Abend einholen würden. "Eigentlich vermeide ich es gerne, mich allzu lange im Gemeinschaftsbad aufzuhalten.", stellte ich sarkastisch fest. Auch wenn ich mich inzwischen wieder daran gewöhnt hatte, nirgends außer in meinem eigenen, kleinen Zimmer wirklich richtige Privatsphäre zu haben, hieß ich diesen Umstand nicht gerade mit offenen Armen willkommen. Ein Grund mehr, weshalb ich nur ungerne mit einer WG Vorlieb nehmen würde, selbst wenn das in dieser Hinsicht trotzdem eine Verbesserung bringen würde - ich müsste mich nur noch um die Badezimmerzeiten streiten und könnte immerhin hinter mir absperren. Eine ganz eigene Wohnung nur für mich wäre mir trotzdem lieber. "Aber das Magnesium kann ich ganz bestimmt nehmen.", versicherte ich mit übertrieben überzeugter Betonung, die sehr deutlich machte, dass auch das nicht passieren würde. Wussten wir wohl beide - Luxus wie Magnesiumtabletten gab es in der Unterkunft eher nicht, da müsste ich mir schon von meinem eigenen Geld welche besorgen und sie am besten auch in meinem Zimmer bunkern. Andererseits hatte bis auf die junge Mutter in der Unterkunft sicher jeder andere Sorgen als ein bisschen Magnesiummangel. Am Schließfach angekommen beschränkte ich mich auf das Wesentliche. Ich schob mein Handy in eine der Jackentaschen, überreichte Faye ihres und kurz darauf machte ich das Fach auch schon wieder zu. Den Schlüssel gewissenhaft in der Jackentasche untergebracht ging es weiter zu unserem kleinen Päuschen. Ich machte in der Zwischenzeit die Jacke oben ein Stück auf, um ein bisschen Luft an meinen Körper zu lassen und setzte auch den Helm ab, was mich mit ziemlich platter Frisur präsentierte. "Ich weiß nicht was mit dir ist, aber ich bin immer bereit.", gab ich mich selbstbewusst grinsend wie eh und je, kurz nachdem ich am Getränk genippt hatte. Ich hatte genauso meine schlechten Tage, an denen ich mich für ungefähr gar nichts wirklich bereit fühlte, aber heute war keiner von diesen. Treffen mit Faye waren selbst an tendenziell miesen Tagen immer ein guter Grund für meine Laune und Motivation, an Aufschwung zu gewinnen. "...in 5 Minuten.", korrigierte ich meine eigene vorherige Aussage, während ich die kleine Flasche schwenkte, in der noch ein kleines bisschen Inhalt war. Ich wollte die Kohlensäure nicht zu schnell runterkippen und mein Bein bedankte sich herzlich für minimal längere Schonfrist. Schließlich hatte auch ich genug davon die Tagesherausforderung weiter hinauszuzögern und stand vom Tisch auf. Während der ersten Schritte setzte ich den Helm wieder auf und blickte zu Faye, als ich gerade die Schnalle geschlossen hatte. "Selbe Reihenfolge wie vorher?", schob ich diesmal ihr die Frage zu. Mir war egal, ob ich wieder durch einen ihrer Vorläufe in meinem eigenen Durchgang behindert wurde. Konnte ja nur sein, dass sie aus welchen Gründen auch immer gerne mal tauschen wollte und dem wollte ich nicht im Weg stehen.
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War wahrscheinlich nachvollziehbar. Sie konnte sich auch eindeutig besseres vorstellen als geteilte Bäder, zumal sie gar nicht annahm, dass besagtes Gemeinschaftsbad in irgendeiner Weise zu längeren Duschen oder gar Bäder einlud. Da war eh eher keine Badewanne vorhanden und die Duschen sahen in ihrer Fantasie auch nicht so aus wie in einer gemütlichen Wohnung, mit warmem Badezimmerlicht und zumindest einem kleinen bisschen Wellnessgefühl durch den Duft von Duschmittel und dem Geräusch von sanft plätscherndem Wasser. Sie wollte seiner momentanen Wohnsituation kein Unrecht tun und war natürlich überhaupt sehr froh drum, dass er nicht mehr auf der Strasse oder in seinem Truck, den er nicht mehr besass, schlafen musste. Aber von Luxus dürfte dort wenig zeugen, war ja auch nicht der Sinn einer möglichst budgetfreundlichen, vorübergehenden Behausung. "Gut, macht Sinn... Wenns ganz schlimm wird, darfst du meine Dusche brauchen. Und meine Magnesiumtabletten", zeigte sie sich mal wieder grosszügig, wenn auch weiterhin eine grosse Ladung Sarkasmus in ihren Worten mitschwang. Sie würde ihm die paar Brausetabletten natürlich schon schenken und von ihr aus durfte er problemlos bei ihr duschen, aber sie hegte starke Zweifel an seinem Interesse an diesem Angebot. Beides war nicht unbedingt nötig und Ryatt nahm ihre Dienste und möglichen Geschenke nicht immer gerne an. Was verständlich und absolut normal war, niemand stand gerne ständig in der Schuld von anderen Menschen, auch wenn diese anderen Menschen - aka Faye - niemals auf die Idee kommen würden, die Taten und Dinge hinterher als Schuld zu bezeichnen. Faye liess sich von ihrem Begleiter dazu inspirieren, ebenfalls den Helm auszuziehen, um ihren Haaren ein paar Minuten frische Luft und Erholung zu gönnen. Die fünf Minuten, die Ryatt eben noch brauchte, bevor er wieder bereit wie immer war. Die Brünette zog skeptisch eine Augenbraue hoch und legte den Kopf schief, als sie ihre eigene Trinkflasche von den Lippen genommen hatte. "Ich bin mir jetzt nicht so ganz sicher mit dem Immer, weil ich mich durchaus an Situationen erinnern kann, in denen du definitiv nicht bereit gewesen wärst... Aber gut, in fünf Minuten passt für mich, dann sollte ich auch bereit sein", erklärte sie mit einem abschliessenden Nicken, bevor sie den nächsten Schluck kippte. Ein paar Stunden nach seiner ungünstig gelegenen Stichverletzung in der Bauchgegend, damals, als sie ihn zum ersten Mal getroffen hatte, da wäre er beispielsweise eher nicht bereit gewesen. Die ganzen darauffolgenden Wochen auch nicht. Sie war froh, dass diese Verletzung scheinbar keine Folgen nach sich gezogen hatte, abgesehen von einer Narbe, und er jetzt hier mit ihr in Baumkronen tanzen konnte. Apropos tanzen: Im Club, nach ein paar Gläsern Alkohol - da wäre er ebenfalls sehr sicher nicht bereit für einen schwierigen Parcours gewesen. Eher nichtmal für den einfachen. Aber auch da waren sie nicht auf die Idee gekommen, sowas an Ort und Stelle zu unternehmen - also alles gut. Auch sie hatte ihr Wasser geleert, als Ryatt sich wieder erhob, und so machte sie sich motiviert neben ihm wieder auf den Weg zur nächsten Challenge. "Ist mir eigentlich egal...", zeigte sie sich flexibel in der Wahl des Startplatzes. "Aber vielleicht geh' ich besser wieder voraus, dann kann ich notfalls zum Ende des Parcours rennen und Hilfe holen, wenn du stecken bleibst", entschied Faye dann doch nach ein paar Sekunden Bedenkzeit, grinste Ryatt nachsichtig an und klopfte ihm wieder auf die Schulter, wie sie das heute so gerne immer wieder gegenseitig taten. Sie ignorierte dabei sehr gerne die Tatsache, dass an jeder Plattform eine Leiter zum Boden führte und man überhaupt nicht bis zum Ende des Parcours rennen musste, wenn etwas nicht gut war. Tat sie aber gerne und so setzte sie sich den Helm ebenfalls wieder auf, löste ihre Karabiner wieder vom Gurt und stieg hinauf zum Start des schwierigen Parcours. Wie zuvor schon, so begann auch dieser Kurs mit ein paar gut machbaren Hindernissen, bevor es schwieriger wurde. Auch wenn das Grinsen immer wieder auf ihrem Gesicht aufstrahlte, wenn sie sicher eine Plattform erreicht hatte, so wich es unterwegs doch ab und an einem konzentrierten Gesichtsausdruck, wenn Faye sich eher aufs Nicht-Stürzen fokussieren musste, als aufs Sprüche klopfen und unwichtige Anekdoten ausplaudern. Nach sechs Stationen kam dann bereits die erste Mutprobe namens Little Tarzan, bei der sie sich an ein Seil schnallen und von der Plattform springen musste, um ein paar Meter tiefer zur Anschlussplattform zu schwingen. Little Tarzan implizierte, dass irgendwann noch Big Tarzan folgen müsste, aber das war noch nicht Problem dieser Stufe. Erstmal hier runterkommen, lautete die Devise. "Richte meiner Schwester aus, dass ich sie wirklich geliebt habe", meinte Faye sarkastisch, während sie bereits zum dritten Mal über den Rand der Plattform nach unten blinzelte und sich versicherte, dass sie sich gut ans Seil gekettet hatte.
Ich wusste, dass Faye hinsichtlich der angebotenen präventiven Behandlung gegen den anstehenden Muskelkater eigentlich nur einen Scherz machte. Trotzdem war ich mir sicher damit, dass sie mir kaum die Tür vor der Nase zumachen würde, wenn ich das Angebot tatsächlich annahm. Das würde allerdings nicht passieren, weil ich eigentlich schon heute noch zurück ins Wohnheim musste. Nach einer entspannenden Dusche hätte ich eindeutig zu wenig Lust auf den Heimweg… und außerdem wäre es unnötig, abgesehen von der Möglichkeit ein bisschen unauffällig auffällig oberkörperfrei durch ihre Wohnung zu spazieren. Wer wäre ich denn, danach zurück in das bis dahin sicher reichlich verschwitzte Shirt zu schlüpfen? "Danke, aber ich denke, ich werds auch gerade so ohne das Magnesium überleben.", lehnte ich vorhersehbar ab und der Sarkasmus kam dabei nicht zu kurz. Leider war meine Bilanz, was bereit in den Startlöchern stehen anging, nicht so makellos, wie ich das gerne hätte. "Wir haben alle unsere schwachen Momente, Ausnahmen bestätigen die Regel.", redete ich mich natürlich ungeniert aus der Sache raus, auch wenn mein Tonfall sich kaum änderte. Tja, im Laufe der Bekanntschaft zu Faye war ich leider nicht immer so auf der Höhe gewesen, wie ich mir das wünschen würde. Abgesehen von der langwierigen Stichwunde war auch die durchzitterte Silvesternacht ein gutes Beispiel dafür, dass ich ebenfalls ab und zu ziemlich durchhing. Ich hatte meine Aufgabe in jener Nacht nur semi-gut erfüllt, von der Diskussion danach mal ganz zu schweigen. Ich fand es noch immer ein bisschen schräg, dass wir die nie wirklich richtig abschließend geklärt hatten. Spätestens wenn ich irgendwann tatsächlich das Weite suchen würde, holte uns die Realität diesbezüglich aber ohnehin ein. Bis dahin mal sehen, was uns die nahe Zukunft noch alles brachte. Faye dachte nur einen sehr kurzen Moment darüber nach, ob sie wieder den Vortritt wollte und entschied sich am Ende dann dafür. Bei ihrer Begründung rollte ich unweigerlich mit den Augen. "Jaja, mal sehen wer von uns beiden dieses Mal zuerst hängt.", erinnerte ich sie daran, dass das nicht zwangsweise wieder meine Wenigkeit sein musste. Aber das wusste sie schon und wir würden wohl beide ungeachtet der Tatsache, dass wir beide schon stellenweise versagt hatten, weiter prahlen. Einfach weil es lustig war und der Sache noch mehr Würze verlieh. Ich folgte der Brünetten wieder hinauf in luftige Höhe und anfangs taten wir uns auch dieses Mal nicht übermäßig schwer, weil die Planer des schwersten Pfades eingangs ebenfalls etwas Gnade walten ließen. Doch die erste Herausforderung zögerte sich trotzdem nicht ewig hinaus und es stahl sich das nächste Grinsen auf meine Lippen, weil Faye sich direkt davor stehend kurzerhand vom Leben verabschiedete. Ich stellte mich dicht, aber leicht schräg hinter sie und warf ebenfalls einen prüfenden Blick nach unten. "Reicht es, wenn ich ihr einen Brief zukommen lasse? Ich glaube, sie würde mich dir hinterher schicken, wenn ich die Nachricht persönlich überbringe.", gab ich zu bedenken, wenn auch nicht ohne den allgegenwärtigen Sarkasmus. Immerhin hatte ich die kleine Ballerina auf die tolle Idee gebracht, hierher zu kommen - naheliegend also, dass ich dann dafür verteufelt werden würde. Erst recht, wenn dann noch herauskam, dass ich in diesem Moment meine linke Hand an Fayes unteren Rücken legte, um ihr mit immer breiter werdenden Grinsen einen kleinen Schubs zu verpassen.
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Faye musterte ihn etwas kritisch von oben bis unten und wieder zurück, als er auch das Magnesium ablehnte, was sie natürlich absolut nicht hatte kommen sehen. "Hm. Ich will es doch hoffen. Ein zweites Mal möchte ich dich nicht wiederbeleben müssen", meinte sie dazu noch kritisch, wobei ihm aber auch hier klar sein dürfte, dass in ihren Worten wenig Ernsthaftigkeit steckte. Schon nur, weil sie ihn ja bisher überhaupt nie wiederbelebt hatte. Einigermassen kurz vor knapp von der Strasse gepflückt, ja. Und noch wesentlich knapper einen Krankenwagen gerufen, als er das nächste Mal wegen der gleichen Verletzung fast abgekratzt wäre. Aber gestorben war er glücklicherweise noch nie in ihrer Gegenwart und das sollte bitte auch so bleiben. Sie genoss seine Gesellschaft und fände es wirklich schade, wenn sie ihn schon wieder missen und aus ihrem Leben streichen müsste. Und natürlich wünschte sie ihm auch ganz abgesehen von ihrem Eigennutzen nicht, dass er nächstens das Zeitliche segnete. Ein Magnesiummangel würde zweifellos aber sowieso eher nicht zu den Ursachen für sowas zählen, auch wenn sie das beide gerade etwas überdramatisch so dargestellt hatten. Mit der anderen Aussage, der mit den schwachen Momenten, hatte er jedoch Recht. Damit glänzte sie schliesslich selbst regelmässig. Es gab genügend Situationen aus ihrem Leben, die sie hier aus dem Stegreif aufzählen könnte, in denen sie absolut nicht bereit für irgendeine Art körperlicher Betätigung gewesen wäre. Entweder weil schlicht jegliche Energie gefehlt hätte oder weil ihre körperliche und/oder geistige Verfassung das absolut nicht zugelassen hätte und sie bei einem Parcours wohl alle zweieinhalb Meter abgestürzt wäre, um dann weinend in den Seilen zu hängen und aufzugeben. "Ja gut, das ist ein Argument, kann ich wohl nichts dagegen einwenden und muss dir wohl oder übel Recht geben", seufzte sie, als wäre das tatsächlich schwierig für sie, weil sie es sonst im Leben nie tat. Die Sache mit dem in den Seilen hängen, gewann im Verlauf des schwierigen Parcours sehr bald an Relevanz. Wenn auch auf mehr oder weniger geplante Art und Weise, aber der Sprung war trotzdem nicht ganz ohne. Faye hob schon bei seiner Antwort auf ihre Bemerkung zu Aryana eine Augenbraue an, drehte sich dabei etwas zu ihm und damit vom Abgrund weg. "Klingt absolut nach ihr. Man könnte meinen, du würdest sie längst -", weiter kam sie nicht, weil ihr stattdessen ein erschrockener Schrei entwich. Sie versuchte noch, sich irgendwie an Ryatt festzuhalten, aber der Schubs kam eindeutig zu unerwartet und damit war auch ihre Reaktion zu spät, um sie wirklich noch vor dem Fall zu retten. "Ryatt!!!", rief sie empört, während das Seil noch ein paar Mal auf und ab wippte, bis sie frustriert zappelnd in der Luft hängen blieb. "Das kriegst du zurück!", versprach sie gleich darauf, funkelte ihm mit dem angestrengt-genervtesten Blick, den sie irgendwie aufbieten konnte, nach oben hin entgegen. Sie würde sich schon noch was einfallen lassen, entweder im Verlauf dieses Kurses oder spätestens bei ihrem nächsten Treffen, Hauptsache er erwartete es nicht und sie konnte sich einen ordentlich Spass draus machen. "Jetzt hab ich den Flug nichtmal richtig geniessen können!", meckerte die Brünette eingeschnappt weiter, begann dabei zu schaukeln, um die nächste Plattform zu erreichen. Das unterstrich wohl noch stärker das Bild des trotzigen Kindes auf dem Spielplatz, aber irgendwie musste sie ja jetzt da rüber kommen. Tat sie dann auch, nachdem sie weit genug ausgeholt hatte, erwischte das Seil, an dem sie sich festhalten und dann zur Plattform ziehen musste, aber erst beim zweiten Anlauf. War halt alles nicht ganz einfach hier. Erstmal angekommen, hängte sie ihre Karabiner um, um damit den Weg frei zu machen für ihren frechen Nachzieher, dem sie heute wohl nie wieder den Rücken kehren würde.
Ich riss mich auch nicht gerade darum, noch einmal so nah an die Schwelle des Todes zu treten. Langsam aber sicher war das Maß diesbezüglich wirklich voll und ich würde den Rest meines Leben lieber nur mit 'das hätte jetzt aber schiefgehen können'-Momenten verbringen, statt tatsächlich nochmal an die Türen eines Krankenhauses zu klopfen. Zumindest bis irgendwann Altersgebrechen anstelle von Unfällen die Ursache für besagte Besuche darstellten, was hoffentlich noch eine ganze Weile dauern würde. "Keiner von uns beiden ist scharf auf noch mehr Krankenhausaufenthalte.", konnte ich sie gewissenhaft beruhigen. Im Gegensatz zu mir würde Faye die sterilen, weißen Wände trotzdem weiterhin sehen, weil das eben zu ihrem Job gehörte. Sie sollte mich dort aber nicht nochmal einliefern und auch nicht nochmal besuchen müssen, da waren wir uns definitiv einig. Die scherzhafte Diskussion hinsichtlich meiner Schwächeanfälle war dann auch abgehakt und ließ mich mit einem zufriedenen Lächeln zurück. Ich hatte grundsätzlich gerne Recht, aber das wusste Faye längst. ...kennen? Dieses Wörtchen implizierte nicht ganz das richtige Verhältnis zwischen ihrer älteren Schwester und mir. Ich hatte sie mal gesehen und sie hatte nur wenig begeistert von meinem Auftauchen gewirkt, aber das wars dann auch. Ich schloss wohl eher von meinem eigenen Denkmuster auf andere und damit lag ich nicht immer richtig. Leider. Der kleine Schubser hingegen war goldrichtig gewesen und die angedrohten Konsequenzen, die Faye mir bald nach ihrem Abgang entgegenschmetterte, ließen mich nur laut lachen. "Es fällt mir ein bisschen schwer diese Drohung ernst zu nehmen, wenn du noch so putzig schmollend im Seil hängst.", gestand ich, während sie erste Anstalten dazu machte, sich aus der misslichen Lage zu retten und ich mich langsam wieder gefangen hatte. Die eigentliche Attraktion dieses Abschnitts hatte ich ihr natürlich unweigerlich versaut, allerdings würde ich das Ganze eher weniger als Flug bezeichnen. "Du kriegst bestimmt noch andere Gelegenheiten dafür...", versuchte ich die bockige kleine Ballerina zu beschwichtigen und machte mich kurz darauf selbst an das Hindernis. Ohne unfreiwilligen Abgang vorab, versteht sich. Fayes vorherige Bedenken stellten sich als relativ berechtigt heraus, es war nicht unbedingt ein Klacks. "...und wenn nicht, revanchier ich mich halt irgendwann mal mit einem richtigen Flug.", hängte ich unbekümmert noch ein paar mehr Worte an den Satz an, als ich gerade auf der anschließenden Plattform gelandet war. Wenn das hier der kleine Tarzan gewesen war, musste es ja irgendwo auf der Strecke eigentlich noch einen großen davon geben. Blöd nur, dass die zierliche Brünette sich auf den jetzt nicht hatte vorbereiten können. Mein Fehler. Es sollte nur tatsächlich gar nicht lange dauern, bis die Brünette die nächste Art von Flugmöglichkeit bekam. Es folgten noch drei mehr oder weniger tückische Etappen, bis wir an der nächsten Zipline ankamen. Die war sogar ziemlich lang und ging zu Beginn steil bergab, weil das Flussufer auf der anderen Seite ein gutes Stück tiefer lag, während wir uns noch oberhalb einer felsigen Klippe befanden. "Lange musstest du darauf jetzt echt nicht warten."
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Ja, mit den Krankenhausaufenthalten sprach er ihr wirklich von der Seele. Sie hatte absolut genügend davon durch, um für den Rest ihres Lebens getrost auf weitere verzichten zu können. Natürlich abgesehen von den Krankenhausaufenthalten, die ihr ihre Arbeit bescherte. Damit hatte sie seit ihrem letzten Exkurs in die Psychiatrie auch eine Weile gehadert, um ehrlich zu sein. Es war ein bisschen schwierig gewesen - wie alles im Leben halt. Aber mittlerweile wusste sie den Job glücklicherweise wieder so zu schätzen, wie das früher mal der Fall gewesen war. Die Ergänzung mit der Umschulung für die Notaufnahme gefiel ihr auch und forderte nach einer längeren Zeit ohne vergleichbare schulische Herausforderungen immerhin an einem Tag pro Woche wieder ein paar Hirnzellen ihrerseits. In zweieinhalb Monaten wäre sie auch schon fertig damit, die Sache dauerte aufgrund ihrer Arbeitserfahrung auf dem Rettungsdienst nur ein halbes Jahr. Und dann mal schauen, ob sie tatsächlich mehr in der Notaufnahme als im Rettungswagen unterwegs wäre, sie liess sich diesbezüglich ausnahmsweise gerne überraschen. Aber zurück zu heute und ihrem Abenteuer im Seilpark, wo ihr nach einigem Schaukeln auch endlich wieder mehr oder weniger fester Boden in Form einer Holzplattform unter den Füssen lag. Sie hatte nicht wirklich erwartet, dass Ryatt tatsächlich Reue zeigen würde hinsichtlich des Schubsers, er hatte es immerhin mit Absicht getan und hatte kaum wirklich Konsequenzen zu erwarten. Abgesehen davon, dass sie ihm auch nicht ernsthaft böse sein konnte und er wahrscheinlich nach zwei Sekunden genauso lachen würde, wenn er plötzlich dank ihr in den Seilen hangen würde. Das mit dem richtigen Flug hatte sie allerdings gehört, was sie auch mit einem kritischen Blick in seine Richtung quittierte. "Ach ja? Ist notiert, darauf komm' ich zurück. Vielleicht bei meinem nächsten Geburtstag", liess sie ihn wissen, dass solche Bemerkungen selten vergessen gingen oder gar ignoriert wurden. Klang doch einigermassen vielversprechend, so ein richtiger Flug. Egal ob mit Fallschirm, Gleitschirm, Flugzeug oder Helikopter. Nur bestenfalls nicht ohne irgendeine dieser Unterstützungen, sonst könnte die Landung etwas unsanft werden. Als Ryatt den Little Tarzan ebenfalls hinter sich gebracht hatte, führte ihre Reise sie weiter durch den Park über Seile und Bäume, bis das nächste Highlight dieser Route anstand. Eine Zipline - und wenn sie sich recht erinnerte, war das die längste ihrer Art in diesem Park. Allein der Anblick liess die Brünette wieder lachen und sich vorfreudig die Hände reiben. "Na wunderbar, das sieht nach Spass aus!", bekundete sie wörtlich ihre Begeisterung und blickte zu Ryatt. "Willst du zu zweit oder soll ich sicherheitshalber allein voran und den Weg austesten?", fragte sie grinsend, hob dabei herausfordernd eine Augenbraue. Der Sicherheitsbeauftragte am Anfang hatte sie bezüglich der Ziplines instruiert - es hatte zwei längere im Park, an die man sich auch zu zweit hängen konnte. (Google hat gesagt, sowas gibts. x'D) Eine war beim einfachsten Parcours und die andere war die hier, wie man am entsprechenden Schild erkennen konnte, das fett an der Plattform hing. Sie glaubte eher nicht, dass Ryatt lieber alleine hier runtersauste, aber trotzdem überliess sie ihm diese Entscheidung, während sie schonmal fröhlich ihre Rollen am Stahlseil befestigte.
Wie schön, dass nicht nur ich Google zu Seilgärten befragt habe. x'D _______
Damit stand mein nächstes Geburtstagsgeschenk für die Brünette wohl schon fest, falls unser beider Wege sich bis dahin noch nicht getrennt und wir uns auch zwischenmenschlich nicht voneinander entfernt hatten. Der Zeitpunkt diesbezüglich war sehr variabel und nicht nur abhängig davon, wann ihr werter Geliebter wieder zu ihr zurückkehrte. Bis dahin konnte mich genauso gut ein einmaliges Jobangebot in die Ferne ziehen oder irgendeine andere, definitiv nicht wiederkehrende Gelegenheit, die ich ergreifen wollte. Wenn sich mir die Sterne boten, dann würde ich ziemlich sicher danach greifen, weil ich nun wirklich lange genug frustriert am Boden gesessen hatte. Aber falls wir noch mehr Geburtstage zusammen feierten und mein Portemonnaie sich bis dahin erfolgreich erholt hatte, hätte ich nichts gegen einen gemeinsamen Flug. "Dann muss ich mir wenigstens nicht wieder den Kopf übers Geschenk zerbrechen.", meinte ich leichthin, als wäre das die Lösung für all meine wichtigsten Probleme. Hinsichtlich Geschenken hatte ich jetzt jedenfalls ein ganzes Jahr meine Ruhe und auch Fayes äußerst kurze, nachtragende Episode schien bereits wie vom Winde verweht zu sein. Der Schubser blieb vorerst ungesühnt, was mich womöglich etwas leichtsinnig werden ließ. Das war für den Moment aber egal, denn die junge Frau servierte mir stattdessen eine Einladung, die ich unmöglich ablehnen konnte. Eigentlich müsste sie die Antwort auf diese Frage bereits kennen und wenn nicht, dann konnte sie meine Entscheidung sicher auch problemlos an meinen Lippen ablesen, die sich zu einem begeisterten Grinsen formten. Es sah zu zweit nämlich nach noch mehr Spaß aus, als alleine. "Ich hoffe natürlich, dass uns unterwegs nicht plötzlich Äste oder Felsen bremsen...", wägte ich absolut gewissenhaft das auf jeden Fall vorhandene Risiko für die anstehende Attraktion ab, die bestimmt nicht regelmäßig von zu lang werdenden Ästen befreit wurde. "...aber sollte das hier unser Ende sein, dann erleben wir's wenigstens zusammen." Mit dem letzten theatralischen Wort hängte ich mein eigenes Sicherheitsseil meiner vorhersehbaren Entscheidung entsprechend um, damit unserem gemeinsamen Flug hier keine Sicherheitsrisiken mehr im Weg standen. Ich konnte die Dramaqueen auch ganz gut, wenn ich das wollte... und vor allem dann, wenn die potenziellen Gefahren mir die kleine Ballerina in die Arme trieben. "Mit oder ohne Anlauf?", fragte ich, obwohl ich auch diesbezüglich schon vorher eine Antwort parat hatte. Sobald Faye nämlich ihre Entscheidung an mich herantragen wollte und den Mund aufmachte, schloss ich den letzten Schritt zu ihr auf und schnappte sie mir mit beiden Händen an der Taille, um sie weit genug anzuheben, um trotz ihres Gewichts einigermaßen laufen zu können. Mit zwei letzten zügigen Schritten brachte ich uns in die Schwebe über dem Abgrund und in den darauffolgenden Sekunden fühlte ich mich wohl so gut, wie schon ziemlich lange nicht mehr. Ich liebte den kurzen Adrenalinkick, der direkt nach dem Absprung ins Nichts folgte und die Tatsache, dass ich ihn nicht allein erlebte. Die Aussicht und das klare Wasser, das sich für einen Teil der Strecke direkt unter uns befand, waren dabei ein absolut nicht zu verschmähender Bonus.
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Aber natüüürliiich nicht, Google ist fast immer parallel geöffnet beim Schreiben… Manchmal für Synonyme, manchmal für Arten von nicht tödlichen Stichverletzungen und manchmal für Ziplines. XD _____________
Schien tatsächlich ziemlich simpel und für Faye war das völlig in Ordnung, was auch ihr Gesichtsausdruck kundtat. Trotzdem wollte sie zu dieser Thematik noch ein Veto einlegen, welches ein paar Sekunden später folgte. "Ach komm... wars den diesmal echt so schwierig? Ich wage mal zu behaupten, dass ich mir für dein Geburtstagsgeschenk bereits wesentlich mehr den Kopf zerbrochen haben als du dir für meins je Gedanken machen musstest. Und das mein ich jetzt nicht im Sinne von das hier ist einfallslos, sondern du machst's mir einfach schwieriger als ich dir", erklärte sie ihre Sicht der Dinge, bei der sie nicht unbedingt mit seiner Zustimmung rechnete. Wenn er hier anderer Meinung war, sollte er das eben sein, Fakt war, dass sie für ihn noch kein Geburtstagsgeschenk hatte und auch der Plan dazu noch fehlte. Zum Glück war noch etwas Zeit bis Ende Mai. Zeit, die sie gleich mit einem hübschen Sprung ins Nichts füllen konnten. Einem gemeinsamen Sprung natürlich, denn Ryatt schien eindeutig in diese Richtung entschieden zu haben. Es hätte sie auch schwer überrascht, wenn er lieber allein gesprungen wäre. Das passte schlicht nicht zu ihm und ausserdem würde das hier wohl die einzige Zipline des Tages - und damit die einzige Chance - bleiben, die sie gemeinsam durchfliegen konnten. Trotzdem verdrehte sie nochmal seufzend die Augen, als er die Äste und Felsen erwähnte, denen sie mit sehr grosser Sicherheit nicht mit unter drei Meter Luft dazwischen begegnen würden. "Sschhh... Sei nicht so dramatisch", befahl sie ihm, hielt ihm damit den Zeigefinger vor den Mund, als würde das hier irgendwen erfolgreich vom Reden abhalten. Offensichtlich taten sie das nämlich beide viel zu gerne. Also das ständige sinnlose Plappern, nicht das Mund verbieten. "Als hättest du nicht genau darum die Variante gewählt, bei der ich deinen menschlichen Schutzschild darstelle und sowieso ich die wäre, die platt wäre und sterben würde, wenn wir mit einem Stein auf Kollisionskurs geraten", führte sie ihre theatralischen Gedanken zum hypothetischen Lebensende aus, um ihm sein Selbstmitleid auszureden. Nur ihm natürlich. Sie durfte das ja, weil sie immerhin vor ihm das Stahlkabel runter sausen sollte. Und auch würde. Mit Anlauf, scheinbar. Faye schnappte nach Luft, als Ryatt sie plötzlich hochhob, nur um zwei Sekunden später mit einem fröhlichen Aufschrei über die Kante ins gefühlte Nichts zu fallen. Sie wäre selbstverständlich auch auf der mit Anlauf-Schiene gefahren, wenn er sie nicht gerade selbstständig dazu genötigt hätte. Aber sie hätte mit ihm anlaufen und mit ihm abspringen können, theoretisch. War aber nicht nötig, denn jetzt flogen sie sowieso und Faye lachte fröhlich weiter. Sie zappelte ein paar mal mit den Füssen, bevor sie diese sehr professionell nach vorne weg streckte und sich weiter zurücklehnte, um abgesehen von Wasser und Bäumen für ein paar Sekunden nun auch noch den Himmel bewundern zu können. Die Zipline war wirklich lang, aber auch wirklich schnell und alles daran fühlte sich an wie das Fliegen, das sie sich inoffiziell gewünscht hatte. Eindeutig der mit Abstand beste Teil dieses Parks und das, obwohl sie bis jetzt auch schon alles ziemlich cool gefunden hatte. Faye schnappte sich Ryatts Beine links und rechts von ihr, während sie noch immer durch die Luft sausten, steuerte damit spasseshalber in die imaginären Kurven, die sie unterwegs ausmalte. Zwischendurch schrie sie sowas wie "Achtung Fels", woraufhin sie sehr dramatisch einem unsichtbaren Hindernis auswich und seine Beine mit sich darum herum manövriere. Musste ja ihre Qualitäten als Pilotin beweisen, nachdem sie vorher die Grösse und Relevanz ihrer Verantwortlichkeiten und Risiken rausposaunt hatte.
...mitunter genau deswegen frage ich mich immer wieder, warum bei meinem Suchverlauf echt noch Niemand an meine Tür geklopft hat. Da ist von schwerwiegenden bis tödlichen Verletzungen über Drogen und Gerichtsurteile bis zu Werwolfmythen halt wirklich absolut alles dabei... XD _______________
"Nein. Es war aber auch Zufall, dass mir schon eine Idee gekommen ist, als ich deinen Geburtstag neulich angesprochen habe und die sich auch tatsächlich hat umsetzen lassen. Hätte ja genauso gut sein können, dass der nächste Hochseilgarten fünfhundert Kilometer weit weg ist.", schilderte ich der Brünetten trocken, wenn auch nicht ohne anhaltende gute Laune, dass ich ganz einfach nur etwas Glück gehabt hatte. Außerdem hatte ich mir für den Fall von Schlechtwetter noch eine Alternative ausdenken müssen und die war in meinen Augen nicht halb so gut gewesen, wie es der Hochseilgarten hier und jetzt war. In dieser Hinsicht war Fortuna ebenfalls auf meiner Seite gewesen, was ich allein deswegen schon sehr willkommen hieß, weil ich abseits davon in letzter Zeit selten mit glücklichen Zufällen gesegnet wurde. Außerdem hatten wir uns den Winter über schon oft genug drinnen treffen müssen, weil das Wetter scheiße war - höchste Zeit für Frühling und Sommer, wenn es nach mir ging. "Du wirst schon irgendwas Gutes finden, falls ich bis dahin noch keine Wohnung zum Streichen hab. Ich bin ja sowieso für fast alles zu haben.", zeigte ich mich genügsam wie eh und je. Nur langweilig durfte es nicht werden, aber es schien sowieso schwierig für uns beide zu sein, in Langeweile zu ertrinken. Ich konnte mich jedenfalls an kein einziges Treffen erinnern, bei dem ich mich ansatzweise mit Langeweile hatte herumplagen müssen.Vielleicht deswegen, weil wir beide gerne ein bisschen übertrieben. Fayes tadelnder Finger ließ mich wissend grinsen. "Und das sagst ausgerechnet du.", ließ ich mir natürlich nicht den Mund verbieten, sondern erinnerte die kleine Prinzessin des Dramas gerne an ihre beste Eigenschaft. Von mir aus konnte sie damit aber ruhig weitermachen, weil ich es in mindestens neun von zehn Fällen unterhaltsam fand. Sie müsste dieses Spielchen schon sehr weit treiben, um bei mir nicht mehr auf eine humorvolle Antwort zu stoßen. Faye ließ ihre dramatische Ader keineswegs vollständig auf der oberen Plattform zurück, sondern hielt mir auf dem Weg nach unten erneut ihre unverzichtbaren, lebensrettenden Künste vor Augen. Natürlich ließ ich mich auch dieses Mal ganz drauf ein und kommentierte ihr Umschiffen der ausgedachten Hindernisse mit erschrockenem nach Luft schnappen, Worten wie das war jetzt aber wirklich knapp oder hielt mich um mein Leben bangend an ihren schmalen Schultern fest. Trotz all dem lustigen Geplänkel auf dem Weg nach unten, kam das Freiheitsgefühl nicht zu kurz. Vielleicht war das hier kein Sprung aus einem Flugzeug, aber ich fühlte mich trotzdem herrlich leicht und beflügelt. Mir zwickte nicht das blöde Bein, die Wohnungs- und Jobsuche war für den Moment völlig vergessen und ich war nicht allein. Faye hatte mal gesagt, dass es vielleicht einfach nur ein Gefühl war, nach dem ich im Leben strebte und in diesem Augenblick konnte ich das erstmals richtig nachvollziehen. Vielleicht war Freiheit dieses Gefühl, nachdem ich mich nun schon zu lange mit den Ketten der Gesellschaft herumschlug. Gegen Ende der Zipline wurden wir automatisch langsamer, weil sie nicht mehr so steil nach unten verlief. Wir kamen also in gemäßigtem Tempo am Ende des Fluges an, was uns den Aufstieg auf die nächste kleine Plattform immens erleichterte. Mein Herz pochte trotzdem noch immer ein paar Takte schneller, als ich schließlich erneut festen Boden unter den Füßen hatte. Mit glücklichem Grinsen drehte ich nochmal den Kopf in Richtung der Zipline, um mir einen Teil des langen Weges anzusehen, den wir eben zurückgelegt hatten. "Ich würde sagen, das war deine offizielle Feuertaufe. Jetzt weiß ich, dass ich mich in der Luft auf dich verlassen kann, also steht einem richtigen Sprung nichts mehr im Weg.", meinte ich förmlich beschwingt und meine freudig glänzenden Augen blickten wieder zu Faye. Natürlich war da noch ein ganz großer Haken, der sich Geld nannte, weshalb auch hier wieder etwas Ironie mitschwang - auch wenn ich selber einen Sprungschein hatte, galt das nicht für Faye. Ich müsste Jemanden finden, der uns Ausrüstung lieh und uns in die Luft brachte, bevor ich mir die zierliche Brünette vor die Brust schnallen und tatsächlich mit ihr aus drei- bis viertausend Metern Höhe springen könnte. Kein Ding der Unmöglichkeit, aber auch kein leichtes Unterfangen. Immerhin hatte ich voraussichtlich ein ganzes Jahr dafür Zeit, eine Lösung zu finden.
◈ It's so hard to forget pain, but it's even harder to remember sweetness. We have no scar to show for happiness. ◈
Joa, hab ich mir auch schon paarmal gedacht. Gerade wenn ich auf der Arbeit schreibe, ist das immer so ne Sache, auch wenn ich sehr gewissenhaft im Inkognitomodus surfe… x’DD Aber bis jetzt stand weder die Informatik noch der Personaldienst meinetwegen auf der Matte… Lucky me. x’D _______________
Jaja, vielleicht… vielleicht redete sie auch einfach so unendlich viel von sich selbst, dass es folglich nicht mehr so schwierig war, zu beurteilen, was sie denn gerne mögen könnte und was eher weniger. Schliesslich hatte er die Bandbreite der Dinge, die in Frage kamen, noch auf das reduziert, woran er ebenfalls Spass haben könnte, und dann daraus eine Auswahl getroffen. Eine, mit der sie offensichtlich beide bestens unterhalten waren. Konnte man daraus schon schliessen, dass Ryatt sie besser kannte als sie ihn? Vielleicht liess sie sich damit allein nicht begründen - aber an der Hypothese könnte schon etwas dran sein. Sie würde sich nämlich intuitiv zwischen ihnen beiden schon als offenere Person bezeichnen, wenn es darum ging, Privates preiszugeben… Aber vielleicht war das auch nur ihre Sicht der Dinge und er würde da Gegenteil behaupten. Fakt war jedenfalls, dass sie schon ganz schön viel Zeit mit Ryatt verbracht hatte, um verhältnismässig noch immer unendlich viele Fragezeigen zu seiner Person zu haben. Sie hatten nie an die Thematik mit der anderen Frau, die er in der unschönen Silvesternacht erwähnt hatte, angeknüpft, um hier nur ein einfaches Beispiel zu nennen. Sie würde wahrscheinlich auch nicht einfach so nachhaken, wenn sich nicht eine sehr passende Gelegenheit bot, in der die Frage irgendwie angebracht wirken sollte. Faye war nicht der Typ Mensch, der gerne in Wunden herumstocherte oder bohrte, wenn sie das Gefühl hatte, dass jemand lieber nicht über eine Sache reden wollte. Sie musste Ryatts Geheimnisse auch nicht kennen und kam gut damit klar, nur das zu wissen, was er ihr aus freien Stücken anbot. Trotzdem hatte dies natürlich zur Folge, dass sie gleichfalls etwas vorsichtiger sein sollte mit dem, was sie ihm ihrerseits anvertraute. Vielleicht nicht so zurückhaltend wie er, aber das war auch nicht unbedingt ein Wettbewerb, den sie gewinnen musste. Und es hiess offensichtlich auch nicht, dass es zwischen ihnen beiden massiv an Vertrauen fehlte, weil sie hier sonst nicht gemeinsam durch die Lüfte rauschen und unsichtbaren Hindernissen ausweichen würden. Für solche Übungen brauchte Faye nämlich definitiv verlässliche Partner, die sie sicher zum nächsten Baum begleiteten – also genau wie er das tat. Die Brünette stieg rundum begeistert auf die Plattform, hängte gewissenhaft ihre Karabiner um und grinste ihren Begleiter an, als dieser sogleich verkündete, dass sie seine Prüfung scheinbar ebenfalls bestanden hatte. «Aber natürlich kannst du das..! Eine bessere Copilotin wirst du kaum mehr finden – ich sehe sogar Hindernisse, mit denen du im Alleingang mit Sicherheit kollidiert wärst», warb sie weiter für ihre Flugkünste, nur um ihm die nötige Motivation einzureden, sie einmal mit ins Flugzeug zu nehmen und dann mit ihr aus dem Fenster zu springen. Je mehr sie davon redeten, umso dringender wünschte sie sich, dass sie das Abenteuer tatsächlich eines Tages wagen würden. Aber bis zu ihrem nächsten Geburtstag dauerte es eben noch eine Weile – genaugenommen 365 Tage – und bis dahin passierten (hoffentlich) auch noch ein paar Dinge, die ihre Freundschaft massgeblich beeinflussen könnten. Sie würde ja fast dazu tendieren, dass sie den Flug einfach ihm schenken würde und nicht er ihr. Aber sie war sich nicht ganz sicher, ob er damit einverstanden wäre und sie hatte auch nicht unbedingt die nötigen Connections… und müsste bis dahin noch rausfinden, wie es mit Ryatts Flugschein aussah, wobei das wohl die kleinste Hürde darstellen dürfte. Momentan unterhielten sie sich aber noch nicht in luftigen drei bis viertausend Metern Höhe, sondern in den Baumwipfeln eines Seilparks, der sie noch eine ganze Weile über verschiedenste Hindernisse zu leiten wusste. Auch der schwer erwartete Big Tarzan liess nicht mehr ewig auf sich warten. Was ganz gut war, weil diese Etappe immerhin nicht so viele Muskeln beanspruchte, was man von den letzten zehn Minuten nicht behaupten konnte. Faye war ganz schön ins Schwitzen gekommen, auf eine gute Art, aber anstrengend wars eben trotzdem gewesen. Nun brachte sie jedoch den Sprung in die Tiefe hinter sich – diesmal selbstständig – und wartete unten auf der nächsten Plattform darauf, dass Ryatt ihr hier Gesellschaft leistete. Sie hatte in der Zwischenzeit natürlich nicht vergessen, dass sie ihm noch eine Revanche schuldig war für den Schubser. Entsprechend breit war auch das Grinsen auf ihrem Gesicht, während sie auf ihn wartete. Er musste sich nach dem Sprung an dem langen Seil auf diese Plattform schwingen – ganz der Tarzan an der Liane eben. Und sie hatte nicht unbedingt vor, ihn bereits beim ersten, zweiten oder dritten Anlauf neben ihr Halt finden zu lassen. So schob sie ihn auch getrost direkt wieder zurück ins Nichts, als er sich neben ihr auf die Plattform in Sicherheit ziehen wollte. «Ich glaube, du hast gesagt, du möchtest lieber noch ein bisschen schaukeln…», rief sie ihm fröhlich winkend hinterher, als das Seil ihn nochmal in die andere Richtung schwenkte. Sie genoss derweil die sichere Plattform, von der er sie vorerst nicht mehr runter bekam, weil ihre Sicherungen längst an den Baum geschnallt waren.
Nein, vermutlich nicht. Denn mal abgesehen davon, dass ein Fallschirmsprung im Tandem nervlich generell eine Spur anspruchsvoller war für denjenigen, der am Ende die Verantwortung für die sichere Landung beider Springer trug, wollte ich mir einfach nicht gerne eine völlig fremde Person vor die Brust hängen. Auch wenn dabei an sich nicht viel schiefgehen konnte, weil ich selbst sämtliche Ruder in der Hand halten würde - was Faye weniger zu einer Copilotin und viel mehr nur zu einem Anhängsel in Gurten machte - und wirklich schon oft genug gesprungen war, um das im Schlaf zu können, wäre mir einfach nicht wohl dabei. Glaubte ich jedenfalls. "Was gibt es nur gefährlicheres als unsichtbare Hindernisse...", seufzte ich übertrieben, so als wäre ich am Ende wirklich an einem davon hängen geblieben, wenn Faye mich nicht effektiv mit ihren Ausweichmanövern davor bewahrt hätte. Auf die kleine Ballerina war eben auch in der Luft Verlass, wenn es darum ging, dass sie kurz in ihren Lebensretter-Beruf schlüpfen musste. Es wäre schön gewesen, wenn sie mich auch vor Seans Stichverletzung hätte bewahren können, bevor sie überhaupt passiert war. Leider funktionierte das Universum so aber nicht und Hellseherei blieb ein Mythos. Allerdings wollte ich hier und jetzt nicht unbedingt gerne an die abartige Hernandez-Sippe denken, die streng genommen noch immer sehr wütend auf mich sein musste. Zu wissen, weshalb sie mir bisher nicht wieder an den Fersen klebten, würde mir immens dabei helfen, die Sache endlich richtig zu verarbeiten und damit abzuschließen. So wie es jetzt war, wirkte alles wie ein unfertiges Buch oder der zweite Band einer Trilogie. Der Ausgang der Dinge ließ noch zu viel Spielraum, um die Geschichte als abgeschlossen zu deklarieren. Ich sollte allerdings bald ein ganz anderes Problem kriegen, über dass ich mir den Kopf zerbrechen musste. Grundsätzlich erst als zweiter den Parcours zu durchlaufen, sollte sich einmal mehr als Nachteil für mich entpuppen. Im Gegensatz zu Faye hatte ich in der aufregenden Zwischenzeit vergessen, dass sie mir vor einigen Minuten ihre Rache geschworen hatte. Das Grinsen der Brünetten auf der nächsten Plattform machte mich auch nicht argwöhnisch, weil wir eben schon die ganze Zeit immer wieder grinsten und es demnach in meiner Wahrnehmung unterging. Es kam also, wie es kommen musste - als Faye mich einfach rückwärts von der Kante der rettenden Plattform schob, entglitten mir unweigerlich für einen Moment die Gesichtszüge und ich blieb klammernd am Seil zurück. Allerdings drehte sich das Seil durch den Schubsehr zusätzlich ein bisschen, während es weiter hin und her schwang. "Das war... diabolisch.", gestand ich der Brünetten ein, da gerade einen wirklich klugen Schachzug getätigt zu haben, gegen den Ich herzlich wenig tun konnte, solange sie das nicht wollte. Natürlich versuchte ich es eingangs trotzdem. Ich blieb wie ein dezent hilfloser Affe mit schlechten Tarzankenntnissen am Seil hängen und versuchte trotzdem verbissen, Faye irgendwie auszuspielen und trotz ihrer vehementen - und optisch spielend leicht aussehenden - Abwehr auf die Plattform zu kommen. Sehr erfolglos, was mich letztendlich mit einem genervten Grummeln die zum Scheitern verurteilten Versuche einstellen ließ. "Okay, wie komm ich hier wieder weg? Muss ich mich entschuldigen oder betteln? Den größten Donut auf dem Planeten für dich finden? Die Ballerinagöttin anbeten? Drei Kamele und zehn Zebras opfern?", gab ich ihr mit einem semi-frustrierten Gesichtsausdruck ein paar herrlich dämliche, ironische Vorschläge, mir das Erreichen der Plattform zu erkaufen. Gleichzeitig versuchte ich mit den Füßen meinen Halt am Seil zu festigen, um hier nicht gleich abzurutschen, weil meine Arme allein nicht mehr ewig mein ganzes Körpergewicht tragen konnten. Das ging für eine Weile und auch nur, weil ich inzwischen wieder etwas fitter war, aber da gab es eindeutig ein Zeitlimit. Das vermittelten mir schon jetzt meine ums Seil verkrampften Finger. Einfach loszulassen kam für mich ganz und gar nicht in Frage.
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Jaaajaaaa ich weisssss, ich sollte eigentlich eh aufhören, auf der Arbeit zu schreiben. Ist nicht so, als hätte ich sonst nix zu tun. Aber wenn ich halt eh am Bildschirm sitz' und der Rest zwischendurch nicht so spannend ist, ist das so verlockend... x'D Und ab Februar ist eh wieder vorbei mit gemütlicher Arbeit, muss ich das noch geniessen. xD _____________
Ja, eben. Gut, dass er bereits selbst erkannte, wie wichtig sie und ihre Fähigkeit, unsichtbare Hindernisse zu umschiffen, bei seinen Flügen waren. "Keine Ahnung, mir fällt nichts ein. Ist glaube ich schon der Endgegner für Fallschirmspringende und entsprechend wichtig, immer jemanden dabei zu haben, der dich sicher durch das Gedränge in den Lüften führen kann...", pflichtete sie ihm bei und liess dem ein theatralisches Seufzen folgen. "Thanks god for me", wie immer waren ihre dramatischen Worte sehr bescheiden ausgelegt, so wie sie nunmal war. Zumindest meistens, und heute gehörte wohl nicht zu diesen Tagen. Aber Ryatt wusste damit umzugehen, das hatte er schon zwei, drei Mal bewiesen in den vergangenen Stunden. Allgemein liess er sich ziemlich viel gefallen, wie man an dieser Stelle mal anmerken durfte. Sie zwar auch, aber das gehörte auch nicht zu den Gebieten im Leben, in denen sie so hochgradig ungeduldig war. Das sparte sie sich lieber für andere Bereiche auf. Aber zurück zu ihm - ihre folgende kleine Racheaktion hätten wohl viele andere Personen spätestens nach dem zweiten Schubser zurück ins Nichts, nicht mehr sehr lustig gefunden. Vielleicht fand Ryatt es auch nicht mehr lustig - sie aber halt leider schon, wie ihr Grinsen unverblümt verriet. "Manchmal helf' ich Karma ein bisschen nach, weisst du... nur in der Freizeit natürlich und nur, wenn ich Lust habe, die Sterne richtig stehen, sich eine tolle Chance bietet und die andere Person das wirklich verdient hat", plauderte sie gemächlich auf ihn ein. Konnte sie ziemlich gut, hier, wo sie sich definitiv nicht mühsam an ein Seil klammern musste. Ryatt würde nicht gerade tief fallen, wenn er loslassen würde, er war ja auch hier an das Seil gekettet. Aber es wäre natürlich ein weiterer Absturz auf seinem Konto und dafür schien er noch nicht bereit zu sein, so sehr wie er seine Finger ins Seil krallte. Seine Versuche, sich auf die Plattform zu angeln, fanden trotzdem bald ein Ende. Und Faye hätte sich beinahe dazu erbarmt, ein paar Schritte zurück zu treten, ihm Platz zu machen, damit er ihr Gesellschaft in Sicherheit leisten konnte. Sie war schon der Meinung, dass er seine Strafe bekommen hatte. Hatte auch lange genug gelacht und sich amüsiert. Das Problem war nur, dass Ryatt in dem Moment damit anfing, ihr irgendwelche Dinge zu offerieren, die sie im Gegenzug bekommen könnte, wenn er nur ungestört vom Seil hüpfen durfte. Und das machte es natürlich sehr sehr verlockend für sie, sich tatsächlich etwas rauszuschlagen. Das sagte auch das Grinsen, welches kurzzeitig etwas verblasst war, nun aber wieder fröhlich quer über ihr Gesicht strahlte. "Hmmm, das ist eine sehr interessante Frage, über die ich mir noch gar keine Gedanken gemacht habe...", gab sie zu, liess sich dabei betont absichtlich Zeit, fürs Nachdenken. Die Zeit brauchte sie aber auch, weil ihr wirklich nichts einfiel, was sie sich noch mehr von ihm wünschen könnte. Sollte ja auch lieber nichts oder fast nichts kosten, weil er ihr mit diesem Ausflug bereits ein grosses Geschenk gemacht hatte, das sie auch wertschätzen könnte. "Ich habe am Samstag ein paar Freundinnen eingeladen, um meinen Geburtstag zu feiern. Wenn wir noch bei dir in der Bar vorbeikommen dürfen und du uns eine Runde ausgibst, dann lass ich dich hier vom Seil hüpfen", schlug sie vor, deutete zum Ende hin auf den Platz neben ihr auf der Holzplattform und blickte ihn abwartend an. Das war vielleicht nicht ganz gratis und vielleicht durfte er das auch gar nicht - sie kannte die Regeln für solche Geschäfte nicht, weil sie nie hinter einer Bar gearbeitet hatte. Schon gar nicht in einer mit nur drei Mitarbeitenden. Und ihre Aussage war auch ziemlich schwammig gewesen, weil sie nicht gesagt hatte, wie viele Freundinnen das waren. Zwischen zwei und zwanzig war viel Spielraum. Es war einfach ein spontaner Einfall ihrerseits gewesen, weil sie wusste, dass Ryatt am Wochenende wieder in der Bar arbeiten würde und sie sich bekanntlich mit Wünschen eher etwas schwer tat, wenn sie nicht ganz wild ausfallen sollten. Wild im Sinne von drei Monate Urlaub in der Karibik, ein pinkes Einhorn, ein Fallschirmsprung oder ein fünfseitiger Dankesbrief. Oder halt ihr Freund zurück in ihrem Leben - das wäre wohl fast die grösste Herausforderung, vor die sie aber sicher nicht Ryatt stellen würde.
Ginge bei uns halt gar nicht, weil die PCs tatsächlich akribisch überwacht werden (aufgrund gewisser Vorfälle in der Vergangenheit x'D)... aber vor mir brauchst dich eh nicht rechtfertigen. Sitz' ja selber oft genug am Handy und schreibe, sobald die Chefchen weg sind. XD _______________
Es gab für einen Fallschirmspringer, der um sich herum nichts als durchsichtige Luft hatte, wohl wirklich nichts gefährlicheres als unsichtbare Hindernisse. "Was bin ich nur für ein Glückspilz. Ich wüsste gar nicht, was ich ohne dich machen würde.", sprang ich noch nicht vom dramatischen Zug ab. Die Vorstellung davon, wie sie auch bei einem Sprung aus einem Flugzeug tatsächlich versuchte, uns um fliegende Felsen herumzusteuern, war allzu lustig. Trotzdem war ich mir ziemlich sicher, dass sie dazu im entscheidenden Moment gar nicht fähig sein würde. Die Brünette hätte mit genug anderen Gedanken zu tun, wenn wir für ein paar Sekunden mit unzähligen Stundenkilometern auf die Erdkugel zu rasten. Ungebremst, bis ich nach einigen Sekunden den Fallschirm ziehen würde. Allerdings war schon was an der Sache dran, dass ich oft nicht wüsste, was ich machen sollte, wenn Faye nicht da wäre. Ich wäre ohne sie möglicherweise gestorben und außerdem hatte ich sonst Niemanden, bei dem ich mich ohne schlechtes Gewissens über mein Leben auskotzen konnte. Natürlich versuchte ich momentan auch andere Freundschaften zu finden, aber ich brauchte eben erstmal eine ganze Weile, um ansatzweise aufzutauen. Davon konnte die Brünette hier ein Lied singen. Offenbar war mein Mundwerk heute ausnahmsweise aber schneller als mein Hirn. Aus der Sache kam ich jetzt nicht mehr raus, nachdem ich der jungen Frau doch so schön unter die Nase gerieben hatte, dass sie in diesem Augenblick so ziemlich alles von mir einfordern könnte. Wenn sie das schon zu ihren Gunsten ausnutzen wollte, konnte sie dann nicht wenigstens etwas schneller denken? Mit jeder Sekunde taten mir die Finger mehr weh, weshalb ich ehrlicherweise auch nicht allzu gewissenhaft abwägte, wie viel mich eine ausgegebene Runde am Ende möglicherweise kosten könnte. "Deal.", willigte ich also ziemlich schnell ein, bevor ich das sich kaum mehr von selbst schwingende Seil mit letzter Kraft wieder in Bewegung brachte. Ich durfte sowieso nur Shots aufs Haus geben und das auch nur, wenn vorher schon genug anderes bestellt worden war, um keinen Verlust zu machen. Wenn sie die Runde für umsonst gleich vorab einfordern würde, musste ich die also ohnehin selber zahlen - auch da würde ich mich aber auf Shots beschränken, weil ich schlichtweg nicht Krösus war und keinen Schimmer hatte, wie viele Ladys sie mir in die Bar schleppte. Normalerweise hatte ich gewiss nichts gegen regen Frauenbesuch, aber in diesem Fall hatte die Sache eventuell einen ziemlichen Haken für mich. Faye schubste mich tatsächlich kein weiteres Mal weg, als ich schließlich auf der Plattform landete. Im festen Stand angekommen besah mir meine Finger, die ein kleines bisschen zitterten und mir ein kräftiges Rot präsentierten. Aber das würde nicht lange halten und ich brauchte sowieso eine kleine Pause, was mein angestrengter Atem sehr unmissverständlich kommunizierte. Ich hätte wohl einfach aufgeben und loslassen sollen, aber das lag mir hinsichtlich solcher Duelle wirklich nicht im Blut. "Wie viele sinds?", hakte ich verspätet nach, als ich mein Seil umhängte. Danach lehnte ich mich kurz an den Baumstamm, um meinem Körper in der Pause eine Stütze zu bieten. "Wir reden hier aber schon von Shots, oder? Sonst kannst du mich anschließend mitsamt meinem Geldbeutel begraben.", versuchte ich ironisch meinen persönlichen Ruin weiter zu definieren und warf Faye einen fragenden Blick mit hochgezogenen Augenbrauen zu.
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Ohoh… Du machst mir bisschen Angst. x‘D Aber ich bin mir eigentlich doch relativ sicher, dass das bei uns niemanden interessiert. Meine Abteilung ist ziemlich abgeschottet vom Rest der Verwaltung / Gemeindezirkus, zu dem auch die IT gehört und wir sind eh dafür bekannt, die ganze Zeit irgendwas zu machen, von dem sonst niemand einen Plan hat.. passt schon. XD ____________________
Oh ja, das konnte er laut sagen. „Eine wirklich gute und durchaus berechtigte Frage… Wahrscheinlich würdest du einfach traurig irgendwo in einer Ecke sitzen und dein Schicksal bedauern“, redete sie weiter schwer ironisch vor sich hin. Man könnte sich an dieser Stelle natürlich auch ernsthafte Gedanken dazu machen, ob Ryatt ohne sie möglicherweise gerade an einem ganz anderen Punkt im Leben stehen würde als jetzt. Und wenn ja, wie dieser Punkt denn so aussehen könnte. Aber das wollte sie eigentlich gerade nicht und es lag ihr auch keineswegs, ihrem Begleiter tatsächlich immer wieder unter dir Nase zu reiben, dass sie ihn auf welche Art auch immer gerettet hatte. Im Spass war das okay, aber alles andere wäre definitiv merkwürdig. Auf der gleichen Ebene schräg und unangebracht wie die Influencer, die einer Obdachlosen fünf Dollar in die Finger drückten, daraufhin noch eine Umarmung einforderten und alles davon genauestens mit ihren Vlog-Kameras dokumentierten. Faye war eher der intuitiv handeln und nicht mehr davon sprechen-Typ, weshalb all das Gerdede hier sowieso Unsinn war. Aber sie traute Ryatt durchaus zu, den Spass zu erkennen, ohne dass sie ihn nochmal betonte. Mit der Geburtstagsrunde aufs Haus für ihre Freundinnen hatte sie heute ein ausgesprochen leichtes Spiel, weil ihrem Gesprächspartner offensichtlich gerade ein bisschen die Luft ausging. Beziehungsweise die Kraft in den Fingern. Jedenfalls trat sie zufrieden noch einen Schritt zurück, um ihm damit zu symbolisieren, dass der Weg nun frei war für ihn und er gerne endlich auf der Plattform seinen Platz finden durfte. Das tat er dann auch umgehend und als sie im Augenwinkel seine mitgenommenen Finger erblickte, beschlich sie beinahe ein etwas schlechtes Gewissen und sie biss sich leicht auf die Unterlippe. Vielleicht hatte sie ihn im Eifer des Gefechts ein, zwei Mal zu oft wieder ins Nichts geschoben. Sie hatte ihm ja nicht wirklich wehtun, sondern eher nur seinen Schubser von vorhin rächen wollen… Das hatte sie auf jeden Fall getan, wies aussah. Immerhin konnte sie ihn in der nächsten Sache einigermassen beruhigen - je nach dem was er für eine Zahl im Kopf hatte. „Ach, keine Sorge… Ist nur was im kleinen Rahmen geplant. Ich denke so sechs oder sieben Leute mit mir, je nachdem ob meine Schwester aufkreuzt oder lieber nicht. Sie ist nicht immer so gesellig und ich wills ihr nicht antun, wenn sie nicht in Stimmung dazu ist“, beschwichtigte sie ihn direkt noch mit einer irrelevanten Hintergrundinfo, die ihm im Grossen und Ganzen sehr egal sein dürfte. Und weil sie gerade so nett unterwegs war - beziehungsweise ihrem schlechten Gewissen entgegenwirken musste - willigte sie grosszügig auch bei den Shots ein. „Shots sind in Ordnung, damit ist mein Alkoholbedarf bekannterweise eh längst abgedeckt“, unterstrich sie ihr Nicken mit ein paar sarkastischen Worten und einer wegwerfenden Handbewegung. Sie würde definitiv nicht zu ihm in die Bar kommen, um sich dann da die Kante zu geben. Das wäre dumm und leichtsinnig, auch wenn sie wohl nichts zu befürchten hatte, wenn ihre Freundinnen dabei waren und Ryatt eh mit arbeiten beschäftigt war. Da würden ihre dummen Ideen nicht fruchten können.
Ich glaub auch in den meisten Betrieben juckt das echt keinen, solange dabei nix passiert (Virus oder so) oder Irgendwer einen aktiv erwischt. War auch sonst nirgends so wo ich gearbeitet habe und das waren jetzt auch schon mehr als zwei Firmen :'D Ist halt im jetzigen Betrieb leider was sehr Pikantes passiert und seitdem ist Sense, aber das war eh "vor meiner Zeit". Alles, was im Internetbrowser passiert, wird jetzt jedenfalls gefiltert, also mehr als nach dem Wetter gucken oder die Firmenseite aufrufen sollte man nicht lol. Ist auf den gefühlten fünf Millionen Quadratkilometern Firmengelände auch überall so, also Distanz ist definitiv kein Hindernis für Kontrolle, wenn alles am selben Netz/System hängt. XD Aber to be fair, es ist eine Firma mit durchschnittlich ~60Mio.Umsatz/Monat und ich glaube in so einer Position hängt man dann einfach sehr an seinem Ruf. ^^" Außerdem haben wir auch 'ne kleine Abteilung für die Automobilbranche und da wird ja sowieso alles bis ins kleiiinste Detail überwacht, weil die in Deutschland einfach über allem steht... richtig dummer Zirkus. x'D __________
"Gut möglich, klingt nach mir an meinen schlechten Tagen.", schloss ich das Thema ironisch mit einem Schulterzucken für mich ab. Ich mochte zwar grundlegend eine ehe aktive und fröhliche Persönlichkeit besitzen, aber die war nicht allgegenwärtig. Ich konnte die nur in Fayes Gegenwart ausnahmslos so gut ausleben, weil wir weitgehend auf einer Wellenlänge lagen und ich zwischendurch immer mal wieder einen Abend mit kurzem Mental Breakdown verbrachte. Diese Phasen hielten bei mir aber selten länger als ein paar Stunden an - wenn ich drüber geschlafen hatte, sah die Welt für mich meistens schon zehn Tonstufen heller aus, als am Abend davor. Jüngste Ereignisse mit meinem Abstieg in die Kriminalität zeigten aber, dass ich auch langfristig tief abstürzen konnte, wenn mein Schädel es darauf anlegte. Aktuell war jedoch nichts dergleichen in Sicht, wobei mir der Flashback neulich eventuell mehr zu denken geben sollte, als das bis jetzt der Fall war. Jedoch nicht hier und nicht heute. Denn je mehr mein Körper wieder im Normalzustand ankam, desto netter kam mir der Abend am Wochenende vor. Natürlich musste ich da trotzdem arbeiten und würde nicht ständig bei Faye rumhängen können, aber es war sehr interessant für mich, sie auch mal mit anderen unterwegs zu sehen. Wir waren immer nur zu zweit und mich interessierte auch der Rest ihres Umfelds, obwohl ich da möglicherweise nichts zu suchen hatte. Als hinkender Army-Krüppel mit teils schrägem Humor passte man einfach nicht überall rein, aber das änderte nichts an meiner Neugier. Außerdem fand ich die betrunkene Faye ziemlich lustig und musste dementsprechend gleich wieder grinsen, als sie ihr tiefliegendes Alkohollimit ansprach. Welch süße Erinnerung. "Keine Sorge, ich hab das mit den Teenie-Cocktails nicht vergessen.", versicherte ich ihr, als ich mich wieder aufrichtete. Dabei klopfte ich ihr dann mal wieder meine Unterstützung signalisierend auf die Schulter, nicht aber ohne noch ein übertriebenes Zwinkern anzuhängen. Auf mich als Barkeeper konnte man da schon zählen. Ich schenkte gern viel Alkohol aus, weil das auch viel Trinkgeld für mich und guten Umsatz für meinen Chef bedeutete, aber ich half Niemandem dabei sich in eine Alkoholvergiftung zu trinken. Zwar würden Fayes Freundinnen sicher ebenfalls ein Auge auf sie haben - soweit wie im selbst beschwipsten Zustand möglich - aber als ziemlich nüchterne Partei war ich dafür besser geeignet. Mehr oder weniger zumindest, denn die Geschehnisse während unseres letzten Rausches und der Silvesternacht schwächten diesen Umstand ein gutes Stück ab. Aber das war alles Zukunftsmusik. Jetzt erstmal galt es noch den Rest des Parcours zu absolvieren und ich verzichtete darauf, Faye noch ein weiteres Mal in ihrem Durchlauf zu sabotieren. Es wurde stellenweise nämlich nochmal anstrengend und so viel Spaß wir beide auch damit hatten, war ich ein bisschen froh, als das Ende des Kurses schließlich irgendwann in Sicht kam. Ich für meinen Teil hatte in der Zwischenzeit ziemlich den Zeitüberblick verloren, aber wir hatten es ohnehin nicht eilig. Der Pfad lief mit einer simplen Seilleiter aus und endete nicht ganz da, wo er angefangen hatte. Es waren laut einem kleinen Holzschild aber nur etwa zweihundert Meter leicht bergauf zu Fuß, um zurück zum Startpunkt zu kommen und das war ein angenehm seichtes Ende, um wieder von dem Klettertrip runterzukommen. "Und, genug geklettert? Oder muss ich dir auch noch auf den Kinderkurs folgen?", fragte ich nach wie vor beschwingt, wenn auch ziemlich rhetorisch nach, als wir uns für den Rückweg in Bewegung setzten. Keiner von uns beiden sah so aus, als bräuchte er im Abgang jetzt noch die leichteste Route im Park.
◈ It's so hard to forget pain, but it's even harder to remember sweetness. We have no scar to show for happiness. ◈
Ich nehme an, wenns so krass überwacht wird, dann müssen sie das eh sagen… von daher fühle ich mich sicher. XD Grundsätzlich vergnüge ich mich ja auch „nur“ auf meinem Mailaccount und den dazugehörenden Notizen und selten noch in den zwei Foren, wenn ich unbedingt direkt vom Computer und nicht übers Handy posten will. Aber von den Foren bin ich mir ziemlich sicher, dass sie keine Viren reinbringen. XD __________
Faye verdrehte beim Erwähnen der Cocktails doch leicht die Augen, auch wenn sie wusste, dass sie definitiv mit Teenie-Cocktails besser aufgehoben wäre als mit mehr Alkohol. Es war auch eher seine Art ihr mitzuteilen, dass er auf sie aufzupassen wusste, die das Augenrollen nach sich zog. „An dieser Stelle muss ich dann wohl zurückgeben, wie unglaublich froh auch ich bin, dass du existierst und auf mich aufpasst“, gab sie den dramatischen Dank mit einer weiteren überschwänglichen Geste zurück, fasste sich zum Ende hin an die Brust, um zu signalisieren, wie tief der Dank lag. Es war sicher von Vorteil, wenn mehr als eine Person, beziehungsweise mehr als nur sie selbst, dafür sorgte, dass sie nicht zu tief ins Glas schaute. Auch wenn sie sich eigentlich soweit noch keine Sorgen zum Samstagabend gemacht hatte, sie wusste ja jetzt selber, dass sie die Eskapaden ihrer Clubnacht lieber nicht nochmal riskieren wollte. Den Rest ihres Kurses brachten sie relativ souverän hinter sich. Zumindest stürzte niemand mehr ab, aber es war schon eher anstrengend und nicht mehr ganz so leicht wie zu Beginn. So atmete auch Faye etwas erleichtert durch, als sie wieder festen Boden unter den Füssen hatte, machte sich mit Ryatt in gemächlichem Tempo auf zurück zum Start. Seine Frage liess sie nachdenklich die Stirn in Falten legen und mit einem langgezogenen „Hmmm…“, das implizierte, dass sie nicht sofort eine Antwort auf diese Frage hatte, ihre Umgebung mustern. Ihre Augen wanderten zuletzt zu Ryatt, wo sich auch direkt wieder ein Lächeln auf ihrem Gesicht formte. „Ja, doch… ich glaube, das reicht. Ich will dich ja nicht überfordern. Finds schon echt toll, dass du dich bis hierher so tapfer geschlagen hast“, verkündete sie grossgekotzt ihr Urteil und liess dem - natürlich - wieder ein sanftes Schulterklopfen folgen. Als Unterstreichung dafür, wie stolz sie doch auf ihn war, weil sie natürlich nie erwartet hätte, dass er so gut mithalten könnte. Oder so. Als sie wieder bei den Essensständen eintrafen, deutete Faye in Richtung der freien Schnitzelfläche hinter den Tischen, um Ryatt dazu zu animieren, ihr dorthin zu folgen. Sie stieg aus dem Sicherungsgurt und legte alles mitsamt der Seile auf einer Bank ab, um dann mit dem obligatorischen pro-forma Ausdehnen zu beginnen. „Das ist wichtig wegen dem Muskelkater. Du wirst mir morgen dankbar sein“, erklärte sie, ganz die Medizinerin, während sie gewissenhaft ihre Arme und vor allem Schultern dehnte, dem dann auch noch die Beinmuskulatur folgen liess. Weil sie selber keine Lust auf eine ewige Übung hatte, befand sie ihre Körper nach fünf Minuten als ausreichend umsorgt, klatschte grinsend in die Hände und ging zum Tisch zurück. „Bravo, 1+ mit Sternchen“, bewertete sie ungefragt Ryatts Einsatz, während sie die Sicherungssachen einsammelte, um alles ordnungsgemäss zurückzubringen.
Waaahrscheinlich... wobei ich mich tatsächlich nicht dran erinnern kann, ob ich von Irgendwem jemals *offiziell* drauf hingewiesen wurde oder ob ichs nur zufällig mal erfahren hab vom Schichtleiter, als er mir die Story erzählt hat. Aber eeegal, das Handy tuts auch (was eigentlich sowieso genauso konsequent verboten ist, wie am PC zu surfen XD) und nein, das Forum sollte definitiv keine Viren verbreiten. Ich glaub das wär uns sonst in den letzten neun Jahren irgendwann schonmal passiert. :'D _________
Nüchtern betrachtet war es meistens anders herum, oder? Für gewöhnlich versuchte eher Faye von uns beiden, die Vernünftige zu sein oder uns vor der nächsten dramatischen Katastrophe zu schützen. Zum Beispiel auch, indem sie mich nicht küsste. Ob sie sich das nun schon oft genug im nüchterne Zustand selbst gesagt hatte, um diesen Standpunkt mittlerweile auch betrunken absolut vehement ohne Ausnahmen zu verteidigen? Ich wusste, dass es besser wäre, wenn ich darüber gar nicht erst nachdenken würde, aber es ließ sich immer schwer stoppen. Allerdings konnte in der Bar sowieso nicht wirklich was passieren, weil wir erstens nicht alleine waren und ich zweitens außerdem arbeiten musste. Da war nur wenig zeitlicher Spielraum, für mehr als einen flüchtigen Flirt direkt am Tresen reichte das Budget dahingehend also selten aus. Wenn Faye wieder genauso schnell betrunken war wie das letzte Mal, würde sie kaum durchhalten, bis meine Schicht letztendlich vorüber war, wenn ich sie nicht tatsächlich mit sehr milden Cocktails bediente... was streng genommen Betrug wäre, weil sie dann für mehr zahlte, als sie bekam. "Ach kein Problem, ist doch meine leichteste Übung.", bekräftigte ich mit ironischer Leichtigkeit. Eben weil wir beide wussten, dass ich es eigentlich ganz gut konnte, uns in genau solche angesprochenen Schwierigkeiten zu bringen - siehe Fotobox im Club, die wahrscheinlich immer noch unser süßes kleines Geheimnis in Form eines Fotos bewahrte. Das Schulterklopfen bekam ich bald zurück und so war ich an der Reihe, mich mit einem Augenrollen zu revanchieren. "Jaja, schon klar.", tat ich die Sache schnaubend ab. "Aber ehrlicherweise muss ich schon gestehen, dass ich dachte, es wäre ein bisschen weniger anstrengend.", bediente ich mich ausnahmsweise mal der Wahrheit und ließ den vor Sarkasmus triefenden Tonfall dementsprechend weg. Das sollte jedoch keineswegs bedeuten, dass ich den Ausflug hierher bereute. Ich war gerne gut ausgelastet, seit mir - bis auf die einstige Brandverletzung - nichts mehr weh tat. Wenn ich zu viel Energie und zu wenig zu tun hatte, wurde ich über kurz oder lang unausstehlich. Jedenfalls war ich ganz froh, das Kletterzeug jetzt endlich ablegen zu können und beteiligte mich an den Dehnübungen meiner selbsternannten Fitnesstrainerin. "Jetzt gibt's auch noch Noten? Bewertest du insgeheim alles, was ich tue?", fragte ich amüsiert, als ich mein Gurtzeug und den Helm im Anschluss einsammelte. Wir machten uns auf den Weg zur Rückgabe, wurden dort nochmal gefragt ob wir denn auch Spaß gehabt hatten und gingen danach weiter zum Schließfach. Ohne Geldbeutel würde das mit dem Essen schwierig werden und außerdem gab es jetzt auch keinen anderen Grund mehr, den Rucksack dort zu lassen. Noch ein kurzer Umweg über die Toiletten, um auch die Hände wieder sauber zu kriegen und dann ging es zurück zu den Essenwägen. Ich studierte die aufgestellten Karten und die Auswahl war natürlich nicht riesig - man konnte auf den paar Quadratmetern eben keine ellenlange Speisekarte anbieten. Für mich tat es ein Burger mit Pommes, die Süßigkeiten gabs erst im Anschluss. Allein von ein paar Churros würde ich jetzt nicht satt werden, dafür lag das Frühstück eindeutig schon zu lange zurück. "Such dir was aus, geht auf meine Kappe.", stellte ich Faye diesbezüglich vor vollendete Tatsachen und trug - einer Widerrede konsequent aus dem Weg gehend - daraufhin gleich dem älteren Herrn im Wagen meinen eigenen Wunsch auf.
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Am Handy schreiben ist halt einfach anstrengend… meine letzten drei Posts sind Handyposts, weil ich übers Wochenende weg bin und darum sind sie so schön kurz und fehlerlastig, ich verlier’ da immer viel schneller die Lust und es dauert so viel länger… Da ist mein Arbeitgeber wohl fast froh, dass ich an ihren PCs schreibe und dadurch immerhin schneller fertig bin. x‘D ______________
Ob es wirklich ganz so leicht war, wie er das hier erzählte, wusste sie ja nicht. Möglicherweise rührte sein ironischer Tonfall auch daher. Existieren an sich sollte eigentlich ja nicht so schwer sein, aber zeitenweise hatte es sich in der Zeit, in der sie ihn nun schon kannte, doch ein bisschen zu kompliziert abgefühlt. Auf beiden Seiten übrigens, wie die noch immer nicht so schön anzusehende Narbe an ihrem Handgelenk, die das schlecht geschliffene Messer im Krankenhaus gezeichnet hatte, zu erzählen wusste. Aber das war ein etwas zu dunkler Teil ihrer Seele, den sie heute bestimmt nicht wecken und in ihren Kopf einladen wollte. So liess sie die ironische Bemerkung einfach stehen und beliess es bei der stummen Hoffnung, dass sie beide diesbezüglich in der Zukunft nie wieder derart auf die Fresse knallen würden. Zumindest ihrerseits war nämlich wirklich fraglich, inwiefern sie sowas nochmal überleben und durchstehen könnte. Und auch Ryatt hatte wohl keine weitere Nahtoderfahrung auf seiner Wunschliste stehen. „Ich bin froh, dass wir uns der Herausforderung trotzdem gestellt haben… auch wenn dir wohl erst unterwegs klargeworden ist, dass die Parcours nicht ganz so harmlos sind“, zeigte sie sich erfreut über Ryatts Durchhaltevermögen, wobei sie davor mit einem zustimmenden Nicken gezeigt hatte, dass auch sie die letzten zwei Stunden als nicht so einfach verbuchen würde. Nicht so einfach - aber dafür definitiv unterhaltsam. Und jetzt hatten sie auch was erreicht und fühlten sich dementsprechend. „Na klar tu ich das… fällt dir das erst jetzt auf? Darum beobachte ich doch immer so akribisch, was du machst und wie du das tust und mache mir ständig Notizen… sind alle fürs Schlusszeugnis“, bestätigte sie gerne seine wilde Theorie der Benotung, die sie selbstverständlich für all ihre Freunde und Freundinnen in jedem Lebensbereich vornahm. Und wer am Ende des Jahres mit ungenügend glänzte, dem oder der wurde dann leider die Freundschaft gekündet, weil sie leider einfach keine Zeit für solche Spässe hatte. Und weil sie ja allseits bekannt war für ihre Oberflächlichkeit. Eigentlich hatte Faye gar nicht wirklich damit gerechnet, dass sie jetzt noch was essen gingen. Aber selbstverständlich erhob sie mit ihrem knurrenden Magen keinesfalls Einspruch, sondern fongte Ryatt sehr motiviert von der Sicherungsmaterial-Rückgabe zu den Schliessfächern, von da zu den Toiletten und schliesslich zurück zu den Essensbuden. Wahrscheinlich hätte sie sofort Einsprache erhoben, wenn Ryatt ihr zu einem günstigeren Zeitpunkt offenbart hätte, dass er ihr auch das Essen noch finanzieren wollte. Einfach weil sie längst der Meinung war, genug von ihm bekommen zu haben - besonders in Anbetracht seines geringen und schwer verdienten Einkommens. Aber die Situation war ungünstig, während der Mann im Wagen bereits ihre Bestellung erwartete und Ryatt ausserdem ihren Geldbeutel bei sich im Rucksack versteckte. Ausserdem wirkte er nicht so, als möchte er ihre Widerrede hören. Faye gab sich also verhältnismässig schnell geschlagen, bestellte sich ihrerseits Pommes und dazu einen vegetarischen Burger und wartete mit wachsendem Hunger auf ihr Essen, mit welchem sie sich ein paar Minuten später an einen Tisch setzten. „Dankeeee, das gibt schon wieder eine fette Eins im Heft“, erklärte sie mit einem breiten Grinsen nur halbwegs ironisch, steckte sich gleich darauf die ersten zwei Pommes in den Mund.
DAS stimmt allerdings. Ich wähle auch grundsätzlich lieber jede andere Option, wenn verfügbar. XD aber unterwegs hat man leider meistens keine Ausweichmöglichkeit. ^^" _________
Ich nickte zustimmend, als Faye noch einmal beteuerte ebenso froh zu sein, den Parcours trotz der zeitweisen Herausforderungen gemeistert zu haben. Wir hätten rein theoretisch unterwegs an jeder Plattform einfach nach unten absteigen können - dafür war es dann aber wiederum nicht anstrengend genug gewesen und außerdem auch viel zu lustig. "Hast du eigentlich mit dem Fotobuch angefangen? Ich bin mir ziemlich sicher, dass du heute ein paar neue Favoriten dazu gekriegt hast.", fragte ich belustigt nach dem imaginären Buch voller Foto-Erinnerungen, das sie mit Sicherheit niemals wirklich in die Tat umsetzen würde. Wozu auch? Um es sich dann irgendwann gemeinsam mit Victor anzusehen, wenn ich nicht mehr da war und sie wehmütig unserer Mehlschlacht nachtrauerte? Wohl kaum. Trotzdem waren heute mit Sicherheit ein paar neue absolut bescheuerte Schnappschüsse dazu gekommen, die man sich gerne mehr als einmal ansah. Als Faye die Notensache einfach bestätigte, zog ich die rechte Augenbraue hoch und warf ihr einen kurzen Blick zu. "Also das Notizbuch würd ich echt gerne mal sehen.", stellte ich fest. Natürlich nur, um zu wissen, was ich am besten und was am wenigsten konnte. Damit ich mich dementsprechend verbessern konnte, weil ich bekanntlich nicht gerne lange die zweite Geige auf dem Podium spielte. "Natürlich nur, damit ich wieder Klassenbester werden kann. An alte Gewohnheiten anknüpfen und so.", meinte ich, als wäre es völlig selbstverständlich, dass absolut jeder Mensch danach strebte - auch in Hinsichten auf Freundschaften. Allerdings war ich tatsächlich nicht nur bei wichtiger, offiziell beurteilter Arbeitsleistung sehr elitär. Wenn ich merkte, dass mich eine Person, die mir wichtig war, regelmäßig für andere Dinge oder Personen hintenan stellte, dann war ich ziemlich schnell beleidigt oder gleich wortlos über alle Berge. Eben auch ein Grund dafür, warum ich nicht glaubte, dass Faye und ich eine besonders rosige, lange Zukunft hatten, weil sie früher oder später nicht mehr so viel Zeit für mich haben würde. Das Essen ließ nicht ewig auf sich warten, war zügig bezahlt und das einzige, woran es mir jetzt am Tisch angekommen fehlte, war eines dieser wetterfesten Sitzkissen für den hölzernen Klappstuhl. Ewig würde ich hier also nicht sitzen wollen, aber für die paar Minuten zum Essen ging das in Ordnung. "Gerneee. Brauch ich denn noch viele Einser?", fragte ich nach meiner bisher erreichen Freundschaftsnote, wobei die Ironie wieder nicht fehlen durfte. Es würde sicher eine Weile dauern, bis ich Faye irgendwann mal wieder was ausgab, ich müsste mir meine Noten künftig also anders verdienen. Abgesehen von den Shots in der Bar natürlich, aber die waren glücklicherweise nicht allzu teuer, wenn man nicht den hochwertigsten Tropfen hinter der Theke dafür hernahm. Der Burger und die Pommes waren nichts Besonderes, schmeckten aber ganz gut und so war ich für den Moment rundum zufrieden. "Du musst dir auf dem Rückweg dann leider noch Churros mit mir teilen... weil ich mir nicht sicher bin, ob ich alle alleine schaffe. Und weil wir auf keinen Fall auf dem Rückweg verhungern sollten, natürlich.", demonstrierte ich der Brünetten meine normalerweise nicht vorhandene Überfürsorglichkeit, bevor ich mir grinsend die nächsten Pommes in den Mund schob. Wir würden kaum den Hungertod sterben, wenn wir weniger als eine Stunde nichts aßen, aber das süße Gebäck musste halt einfach sein. Da führte kein Weg dran vorbei, auch wenn ich jetzt schon das Gefühl hatte, dass ich eigentlich bereits nach der Hauptmahlzeit gut gesättigt sein würde. Ich zog jetzt trotzdem erstmal das Handy aus der Hosentasche, um mir ein paar der Bilder anzusehen.
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