Aha. Na, die dunkelhaarige Fremde schien offenbar auch kein Blatt vor den Mund nehmen zu wollen, denn ansonsten würde sie nicht gleich so große Töne spucken. Kurzzeitig hob ich die Augenbrauen ein wenig skeptisch an, bevor mein goldbrauner Blick weiter zu dem Kerl wanderte, der sich vorhin auch schon mit Emyn und Taluna unterhalten hatte. Zumindest hatte es so ausgesehen und seinen Worten nach war es auch so. Seltsamerweise schlug ausgerechnet der Typ ein paar freundlichere Worte an, was aber noch lange nicht hieß, dass ich mein Misstrauen gegenüber den fremden Eindringlingen verloren hatte. Selbst dann nicht, als Ayana auf einmal neben mir auftauchte und meine Hand mitsamt dem Messer nach unten drückte. Alles andere als zustimmend blickte ich sie aus meinen goldbraunen Augen an, ließ meine Hand aber dennoch sinken, obwohl ich ihr gern ein paar widerwillige Worte entgegen geworfen hätte. Ausnahmsweise schluckte ich die Worte jedoch runter, presste dafür meine Kiefer so fest aufeinander, dass meine Kieferknochen einen Moment lang deutlich herausstachen. Die Fremden mussten ja jetzt nicht unbedingt was von unseren.. Differenzen mitbekommen, aber bitte, wenn die junge Frau meinte, dass von den Eindringlingen keine Gefahr ausging, sollte sie sich doch mit denen abgeben. Hatte ich kein Problem damit, ich stieß mit meinem Charakter bei den meisten Leuten eh nur auf widerwillige Akzeptanz. Und hätte Taluna sich dann nicht auch noch mitten rein zwischen all die Fremden gestellt, als wollte sie sie vor mir beschützen, dann hätte ich jetzt wohl lauthals losgelacht, als eine andere fremde junge Frau sich über den Dreck auf ihren Klamotten beschwerte. Stattdessen schüttelte ich nur entgeistert den Kopf und suchte mit meinen Augen den Tempel nach Myra ab, die inzwischen auch aus ihrer Deckung hervorgekommen war. Nur kurz trafen sich unsere Blicke, aber dieser eine Moment reichte um zu wissen, dass die junge Jägerin genau dasselbe empfand wie ich: Misstrauen. "Schön, wenn ihr hier jetzt Kaffeekränzchen spielen wollt, bitte, ich halt' mich da raus. Wenn auf einmal alle meinen verrückt spielen zu müssen..", murrte ich leiser als vorhin, aber noch deutlich genug vor mir her, damit ich mir sicher war, dass zumindest Ayana mich verstanden hatte. Ich hatte ja nichts dagegen, wenn man die Fremden sich erklären ließ, aber dass man sie gleich als harmlos einstufen musste? Leichtsinn. Absoluter Leichtsinn. "Aber ihr könnt euch gern alle miteinander gegenseitig vorstellen. Ich hör' erstmal zu."
Ayana war erstaunt darüber, das Tyr sich für einen Augenblick seine Worte verkniff. Er hielt die Klappe, was ein Wunder! Könnte er gerne öfter machen, doch gerade war sie sich sicher, dass er das nur tat um den Fremden nicht gleich deutlich zu zeigen, das es in ihren Reihen teilweise deutliche Differenzen hab. Kluger Schachzug, doch auch die Brünette blieb vorerst ruhig. Schließlich hatte sie eine Frage gestellt und wartete bis lang darauf, das einer der Fremden genau diese beantworten würde. Am liebsten jemand mit Ahnung, der nicht ganz so fokussiert auf sein Äußeres war, wie eine aufwachende junge Frau. Mhn, scheinbar waren diese Menschen wirklich weit gereist, denn normalerweise lebte man hier im Einklang mit der Natur und beschwerte sich nicht über ein bisschen getrocknete Erde und Staub. Das war harmlos - es hätte auch Scheiße oder sonst etwas sein können, aber naja. Auch wenn die Euripiden alle ziemlich ähnlich waren, gab es zwischen den Stämmen große Unterschiede, was das Verhalten anging, auch wenn ihr die Fremden tatsächlich sehr ungewöhnlich vor kamen. Sie waren anders, interessant und sie wirkten nicht gefährlich, sondern eher unbeholfen. Wie kleine Kinder, die ohne ihre Mutter aufgeschmissen waren. Sie würde das Verhalten vielleicht fast schon als süß einordnen. Es gab so viele Begriffe die zu Ihnen passten - aber gefährlich oder bedrohlich gehörten da definitiv nicht dazu. Sein leises Murren entlockte ihr vorerst ein leises Schnauben, bevor sie den jungen Krieger neben sich mit einem Augenrollen bedachte. „Vor was hast ein Angst? Das sie uns mit ihrem wirren Gerede zu Tode quasseln?“, gab sie leise zurück, darauf bedacht, das nur Tyr ihre Worte vernahm. Die Fremden waren ganz offensichtlich unbewaffnet und wenn sie etwas Böses im Sinn hatten, dann wären Taluna und Emyn schon tot. Die Körpersprache, das ganze Verhalten - es sprach alles gegen eine Bedrohung, aber das wollten Tyr und Myra wohl nicht wahr haben. Lag vielleicht auch etwas in der Natur von Kriegern und Jägern. Ayana als Heilerin dachte einfach anders - zumindest kam ihr das manchmal so vor.
#Fuck everyone else, I'mma party by myself Do this shit all night, I don't need nobody else
Sprach man vom Teufel, tauchte dieser redlich auch auf - in dem Fall war damit Rosita gemeint, die natürlich im perfekten Augenblick zu Bewusstsein kommen und sich beschweren musste. Isaac wusste bei ihr nie, woran er war. Er wusste nie, ob dieses oberflächliche Verhalten - wie er fand - nur Fassade war um weiß Gott was zu verstecken oder ob Rosita wirklich so war wie sie eben vorgab zu sein. In manchen Momenten konnte er sie sogar ganz gerne mögen, doch die Momente in denen die rassige Schönheit ihm früher oder später auf die Nerven ging waren in der Überzahl. Aber egal - das spielte gerade nicht unbedingt eine Rolle, auch wenn ihr Auftreten den Rest nicht unbedingt zu begeistern schien. Isaac beschloss sie nach einem kurzen, eher undefinierbaren Blick in ihre Richtung wieder zu ignorieren und auszublenden. Augenscheinlich schien es auch ihr gut zu gehen, weswegen sein Fokus nun weiterhin auf den ihn fremden Menschen lag, die alles andere als wohlgesonnen zu sein schienen. Zumindest nicht der dunkelhaarige Typ und eine seiner Freundinnen, die ihn und seine Kollegen mehr skeptisch und misstrauisch begutachteten als irgendetwas anderes. Konnte er es ihnen verübeln? In gewisser Maßen schon, immerhin war nicht er derjenige der irgendwelche Waffen auf sie richtete sondern anders herum und weder Isaac selbst noch einer der Anderen hier hatten auch nur den Anschein erwogen eine Waffe zu ziehen geschweige denn zum Angriff überzugehen. Deren Reaktion war seiner Meinung nach also vollkommen überholt. Allerdings schienen nicht alle so zu denken, sowohl die dritte im Bunde die neu hinzu gekommen war, als auch Taluna mischten sich nun ein, beteuerten, dass von ihnen keine Gefahr aus ging oder auszugehen schien. Wobei er eigentlich beschlossen hatte die Fünf das erst mal unter sich regeln zu lassen, als der Dunkelhaarige Zeitgenosse mit seinem Messer allerdings ein wenig großkotzig wurde, verzog Isaac ein wenig irritiert das Gesicht, zog die rechte Augenbraue ein wenig in die Höhe: "Wer sagt etwas von Kaffeekränzchen? Würde mir hier nur einer eine anständige Antwort geben, wären wir schon längst wieder weg.." quittierte er, weil auch ihm langsam der Gedultsfaden zu reißen schien. Er war wirklich kein ungeduldiger Mensch, aber er hasste es, wenn man ihn unfair behandelte und abgesehen von Taluna und mittlerweile auch ein wenig Emyn schien hier jeder sofort zu wissen was man ihnen gegenüber sein musste: Misstrauisch, sarkastisch und abweisend. Dabei hatte er nur eine einfache Frage gestellt und gar nicht weiter vor deren Gesellschaft zu genießen die langsam ohnehin unerträglich wurde. "Wenn also einer so Freundlich wäre und mir nun endlich sagen könnte wo ich das nächste Telefon finde, könnt ihr wieder eurer Wege gehen und wir unserer" fügte er noch an, wobei sein Blick nun geradewegs auf dem Fremden mit dem Messer lag. Er war offenbar Derjenige, der sie schneller als jemand anders hier wieder los werden wollte; somit war die Chance wohl am höchsten, dass er ihm die gewünschte Antwort gab. Der Rest sollte ihm herzlichst egal sein und wenn sie erst einmal herausgefunden hatten wo sie waren, würden sie auch die Möglichkeit haben wieder zurück zu kommen und sich alles in Ruhe anzusehen.
"You can fool all of the people some of the time, and some of the people all of the time, but you can't fool all of the people all of the time."
Kurz nachdem Emyn zumindest ansatzweise versuchte, irgendetwas über dieses ominöse 'Amerika' herauszufinden, tauchte Tyr mit einem dramatischen Auftritt im Tempel auf und schien, wie Emyn es zuerst selber gewesen war, äußerst skeptisch gegenüber den Fremden. Der junge Euripide machte sich allerdings nicht mal die Mühe, etwas zu dem Neuzugang zu sagen, geschweige denn ihn davon zu überzeugen, das Messer zu senken, das er in der Hand hielt – das erledigte Taluna, bevor er überhaupt gucken konnte. Das war ihm ganz lieb so, denn jetzt, wo er sich sicher war, dass die Fremden nicht allzu gefährlich waren, fühlte er sich auch nicht verpflichtet, Tyr zu warnen. Er redete sowieso nicht gerne mit Leuten, die er nicht gut kannte, aber der Dunkelhaarige Meter vor ihm war da noch etwas ganz Anderes. In seiner Kindheit war Emyn ein gutes Jahr lang in den 2 Jahre älteren Jungen verliebt gewesen. Er hatte es ihm nie gesagt, aber alleine durch die gelegentlichen Kommentare des Anderen war ihm klar, dass er es wohl bemerkt hatte. Im Nachhinein und bis heute war ihm das immer noch peinlich genug, dass er kaum mit Tyr in einem Raum sitzen konnte, ohne krampfhaft dessen Blick auszuweichen. Das Ganze lief weiter, ohne dass Emyn auch nur einmal in das Geschehen eingriff, was wahrscheinlich auch besser so war. Es herrschte schon so ein ziemliches Chaos mit all den Leuten, die sich entweder hier sammelten oder gerade aufwachten, und es schienen immer mehr zu werden. Gerade, als ihm das durch den Kopf schoss, kam eine dunkelhaarige Frau zu sich. Emyn fiel das nicht mal auf, bis ihre herrische Stimme durch den Tempel hallte. Seine Hand, die den Bogen hielt, zuckte merklich, als wollte er ihn aus Reflex wieder anheben und auf sie richten, dann aber siegte die... Neugier? Verwirrung? Er wusste es nicht. Er verstand kaum, was die Dame sagte, denn nicht nur, dass die Fremden generell ein wenig anders sprachen, hatte sie einen seltsamen Klang an ihrer Stimme, als würde sie die Sprache nicht kennen, sondern nur ablesen. Machte sie das extra? Emyn sah sie an, während sie sich darüber beschwerte, dass ihre Klamotten dreckig wären und dass sie diesen 'Scherz' wohl eher weniger lustig fand. Komischerweise schien sie keiner so wirklich zu beachten. Emyn war sich jedenfalls schon mal sicher, dass er das nicht ändern würde, auch wenn sie eher ungefährlich schien. Unzufrieden, aber ungefährlich. Ein Seufzen entfuhr dem jungen Mann. Das Ganze war ihm wirklich zu viel, wenngleich er auch unglaublich neugierig war, woher diese Fremden stammten – trotzdem wäre es ihm lieber gewesen, nicht von all diesen Menschen umgeben zu sein, von denen er nicht wusste, ob sie innerhalb von Sekunden doch noch zu einem Problem werden konnten. Als Isaac wieder das Wort erhob, sah Emyn endlich zurück zu dem Mann, vor dem er hier noch am wenigsten Angst hatte. Dieser schien langsam allerdings auch die Geduld zu verlieren – was an sich nicht sonderlich überraschend war. Wenn diese ganze Geschichte wahr war, und diese Leute tatsächlich nicht wussten, wo sie waren oder wie sie hierher gekommen sind, konnte Emyn verstehen, dass man das nicht in bester Laune war. Da erschien der Ausfall der Dame kurz zuvor wieder gerechtfertigt. „Wir wissen nicht, was ein Telefon ist.“, meldete sich Emyn jetzt zu Wort. Es war immer noch seltsam beschämend, sich vorzustellen, dass die Euripiden hier die Dummen waren, unzivilisiert und zurückgeblieben. Seine Stimme war fast schon zaghaft geworden, als wollte er sich für das Unwissen entschuldigen. „Hier... gibt es sowas nicht. Und ich glaube nicht, dass es das hier irgendwo in der Nähe gibt.“
Anstatt mit ihr zu reden, ihre Fragen zu beantworten und ihr zu helfen, zu verstehen was hier gerade vor sich ging, wo sie sich befanden und wer um Himmels Willen diese äußerst merkwürdigen Personen waren, von denen wohlbemerkt nicht alle sonderlich freundlich gesinnt zu sein schienen, zumindest der Kerl mit seinem Messer und die sich Rande aufhaltende Dame mit dem skeptischen Blick nicht, irgnorierte man die Mexikanerin gänzlich. Wirklich freundlich. Sie schnaubte und starrte in Richtung Isaac, denn wenigstens von dem gutaussehenden Kerl aus dem Labor, mit dem sie sich zwar meist nicht sonderlich gut verstand, was aber nicht ihre Schuld war, wenn man sie fragte, hätte sie eine Reaktion erwartet, aber warf der einzig einen ziemlich undefinierbaren Blick in ihre Richtung, nur um sie dann nicht weiter zu beachteten, sich stattdessen wieder den Unbekannten widmete, die für Rosita ehrlich ein einziges Rätsel waren. Ebenso wie die gesamte Situation, die sie momentan wahrlich schwer einschätzen konnte und sie zunehmend verwirrte, um so länger sie sich damit befasste. Ihr Köpfchen arbeitete mittlerweile auf hochtouren, versuchte schlau aus dem ganzen Szenario zu werden, erfolglos. Aber anstatt sich nun darüber aufzuregen oder über die Tatsache, dass man sie schlicht ignorierte, wobei sie jegliches Recht hatte sich deswegen zu ärgern und ihr war auch wahrlich danach, ihrem Frust freien Lauf zu lassen, hielt sie ihren Mund, warf den Anwesenden nur einen gereizten Blick zu und hielt sich weiterhin im Hintergrund, mit halben Interesse dem Wortwechsel der anderen lauschend, beobachtete sie schweigend, beziehungsweise fing sie an sich umzusehen, ein wenig genauer. Unter anderen Umständen, wäre sie freiwillig hier und vor allem passend gekleidet für solch einen Ort, über den Schmutz auf ihren derzeitigen Klamotten, könnte sie sich übrigens noch immer aufregen, dabei ist ihr der Fleck an iherm Oberschenkel noch nicht einmal aufgefallen, hätte sie ihre Umgebung nun wahrscheinlich ausführlich bewundert und unter die Lupe genommen. Der Tempel, auch wenn die Natur sich diesen schon wieder zu eigen machte oder wohl gerade deswegen, war faszinierend, so etwas hatte sie noch nie gesehen, was die Frage, wo sie sich befanden nur noch mehr in den Vordergrund rücken ließ und doch konnte sie nicht anders, als für einen klitzekleinen Moment, den Bruchteil einer Sekunde, das alte Bauwerk mit dezenter Neugieride zu bestaunen, ebenso Flora und Fauna, so viel sie davon denn gerade zu Gesicht bekam. Alles schien so unberührt, so anders, als die Dunkelhaarige es kannte und keine Frage, was auch immer das hier war und wo auch immer sie sich derweil aufhielten, es war wirklich ein hübsches Fleckchen Erde. Doch lange hielt dieses friedliche Schweigen Rositas nicht, wahrscheinlich zum Leidwesen aller anderen, aber interessierte sie das nicht im geringsten. Auf jeden Fall wurde sie hellhörig und richtete ihren Blick wieder auf die Ansammlung aus Menschen, als einer der Fremden, der Jüngling, jedenfalls sah dieser noch aus wie ein halbes Kind, auf Isaacs Aussage, man möge ihnen doch endlich sagen wo sich das nächste Telefon befand, damit sie hier verschwinden könnten, was wohl nicht nur ihnen, sondern auch den Unbekannten ziemlich recht wäre, tatsächlich behauptete, sie wüssten nicht, was ein Telefon sei. Der Mexikanerin entwich daraufhin ein zynisches Lachen. "Hier gibt es keine Telefone? Was seid ihr? Naturfanatiker, die sich der neumodernen Gesellschaft entziehen? Wilde?" Ungläubig schüttelte sie den Kopf, sich dessen bewusst, dass sie ihre Klappe wohl besser halten sollte, da sie ohnehin nichts hilfreiches zu sagen hatte, aber würde es wohl eher einem Weltwunder gleichen, wenn die Mexikanerin mal absolut still sein und sich nicht einmischen würde. "Ich denke nicht, dass diese Einfaltspinsel auch nur ansatzweise hilfreich sind, wir sollten selbst schauen, wie wir hier weg kommen." Wandte sie sich nun wieder sichtlich genervt an Isaac. Auf Hilfe von den Fremden, die laut eigener Aussage nicht einmal ein Telefon zu kennen schienen, wenn dies denn überhaupt der Wahrheit entsprach, vielleicht nahmen sie die Laborgruppe ja auch nur gehörig auf den Arm und erlaubten sich einen ziemlich mieserablen Scherz, konnten sie wohl noch lange warten.
Taluna So sehr ich eigentlich davon überzeugt war, dass die Fremden keine Gefahr darstellen, so sehr nervten sie mich teilweise mit ihrer arroganten und begriffstutzigen Art. Nicht nur, dass das Mädchen neben mir keinen wichtigeren Grund fand, um sich zu beschweren, als dass ihre Kleidung schmutzig geworden war. Ziemlich seltsame Kleidung übrigens, sie sah nicht sonderlich haltbar aus, obwohl das Material sehr gleichmässig verarbeitet war. Da musste jemand mit viel Talent am Werk gewesen sein! Und jetzt nahm sie sich auch noch die Frechheit heraus, über uns zu reden, als wären wir nicht hier und uns im selben Satz zu beleidigen. "An deiner Stelle würde ich meine Zunge im Zaum halten. Vorrausgesetzt, du möchtest nicht, dass man sie dir heraus schneidet." fauchte ich also wütend. Ich war wirklich ein netter und gutmütiger Mensch. Aber niemand redete so über meinen Stamm, meine Familie! Dass wir keine gewalttätigen Leute waren und ich noch nie gesehen hatte, dass man jemandem die Zunge heraus geschnitten hatte, musste sie ja nicht wissen. Es gab durchaus auch andere Gepflogenheiten bei anderen Clans. "Wir wären übrigens mehr als glücklich, wenn ihr einfach euren eigenen Weg finden würdet, um wieder zu verschwinden. Aber anscheinend seit ihr dazu ja nicht in der Lage. Immerhin habt ihr keine Ahnung, wo ihr euch befindet; seid vollkommen unvorbereitet auf einen Angriff und habt euch noch dazu dem Nebel vollkommen schutzlos ausgeliefert! Aber bitte, wenn du unbedingt sterben möchtest, dann geh doch. Hier wird dich bestimmt niemand aufhalten." motzte ich sie also an und verschränkte genervt die Arme. "Du würdest hier nichtmal einen einzigen Tag überleben." schnaubte ich schließlich noch. Sie verdiente es nicht, dass wir ihr halfen, aber die anderen schienen durchaus ganz nett zu sein und ich würde gerne merh über die Dinge erfahren, von denen sie so selbstverständlich redeten. Amerika und Telefone und Handys. Alle diese Wörter klangen seltsam und ich wollte unbedingt wissen, was sie bedeuteten und was diese Fremden sonst noch zu berichten hatten.
Schweigend verfolgte Myra das Geschehen im Inneren des Tempels, dabei huschten ihre Augen auf der Jagd nach irgendwelchen Bewegungen von einer fremden Person zur nächsten, doch alle schienen sie miteinander keine sonderlich große Bedrohung darzustellen, zumindest niemanden, den man nicht ebenso gut überwältigen konnte. Diese Tatsache am Rande beruhigte die Jägerin zwar kaum ausreichend, um hier entspannt eine kleine Plauderei anzufangen, jedoch stimmte es sie insofern verträglicher, um nicht gleich auf die Eindringliche losgehen zu wollen, sobald diese ein unangebrachtes Wort von sich gaben, von denen ziemlich viele fielen. Anscheinend lernte man dort, wo auch immer sie herkommen mochten, keine Manieren, wobei die Frage offen blieb, wie sich die Brünette selbst in solch einer absurden Situation verhalten würde. Wohl eher wie ein in die Ecke getriebenes Tier, wobei dies hier nun ohnehin nicht zur Debatte stand. Myra hatte das Gefühl, am längeren Ast zu sitzen, obwohl sie nach wie vor kaum etwas getan hatte und auch nicht gedachte, sonderlich viel daran zu ändern, sofern es nicht von Nöten war. Außerdem wollte sich die durchaus stolze Einzelgängerin nicht die Blöße des Nachhakens geben, wovon die Unbekannten sprachen, wonach sie denn genau verlangten, denn etwas Ähnliches war ihr bisher noch nicht untergekommen, hatte sie auch überhaupt kein Bild vor Augen, was diese Menschen wohl mit den sonderbaren Begriffen meinen könnten. Verdächtig, aber nach wie vor keine richtige, nennenswerte Gefahr. Emyn sprach der Brünetten dabei aus der Seele: sie glaubte ebenso wenig, dass es etwas Vergleichbares hier im Radius von mehreren Kilometern gab, anderenfalls wären sie durch benachbarte Stämme doch längst darauf aufmerksam geworden. Ihr Clan hatte ein ziemlich großes Territorium, das ihnen schnell streitig gemacht worden wäre, hätten andere Stämme eine derartige Erfindung, was auch immer damit bewerkstelligt werden konnte, einen gewissen Nutzen musste sowas ja trotzdem haben, sonst würden diese Leute nicht darauf beharren, nach dem Etwas zu fragen. Myra würde es interessieren, was m an damit anstellen konnte, eventuell gab es ja doch sowas Ähnliches, nur kannten sie es unter einem anderen Namen. Möglich war es, obwohl die Chance verschwindend gering blieb und so schwieg die Jägerin diesbezüglich auch weiterhin, ganz im Gegensatz zu Taluna, die sich nun ebenfalls wieder einschaltete und dabei aussprach, was sich wohl die meisten hier versammelten Euripiden über das Verhalten der Schwarzhaarigen gedacht hatten. Interessiert, wie das Prinzesschen auf diese Ansage reagieren würde, behielt sie die junge Frau besonders im Auge, nickte aber kaum merkbar. „Es gibt doch sicherlich auch einen anderen Weg, als dieses Telefon zu verwenden, um zurück nach Hause zu gelangen“, schaltete sich Myra dann doch ruhig ein, machte damit deutlich, dass sich diese Leute endlich von dem verzweifelten Gedanken trennen sollten, dieses komische Ding unbedingt bekommen zu wollen. Eigentlich galt der Versuch eher als Vorbeugung eines Streits zwischen Taluna und der meckernden Frau, indem sie einfach dazwischen sprach, in der Hoffnung, dass die unterschwelligen Anfeindungen damit ein Ende fanden. Niemandem war geholfen, Beleidigungen in den Raum zu stellen, obwohl die Euripidin weiterhin der Sammlerin zustimmte, dass die vorlaute Göre keinen vollen Tag überstehen würde, wenn man sie nicht wie ein kleines Kind an die Hand nahm.
Ich empfand es gerade schlichtweg als ein wenig leichtsinnig, dem Fremden einfach so zu vertrauen. Wer wusste schon, ob nicht gleich noch welche von ihnen in den alten Tempel gestürmt kamen, mal ganz überspitzt gesagt. Glaubte ich zwar nicht, aber ich traute ihnen einfach nicht über den Weg und genau deshalb war ich auch ziemlich froh, dass mein Schutzgeist Horus sich inzwischen wieder in die Lüfte erhoben hatte und über dem halb verfallenen Tempel kreiste und so die nähere Umgebung im Auge behielt. Ayana's Worte trugen allerdings auch nicht unbedingt dazu bei, dass ich mich entspannte. "Was weiß ich, jedenfalls werd ich zum Schluss mal wieder derjenige sein müssen, der dir deinen hübschen Hintern rettet, wenn das hier nach hinten losgeht", brummte ich in die Richtung der Heilerin und schaute sie einen Moment lang mit finsterem Blick aus meinen goldbraunen Augen an, ehe ich meinen Blick wieder auf die Fremden richtete, von denen der eine nun schon wieder irgendwas von einem Telefon zu quatschen begann. Telefon? Was zur Hölle war ein Telefon? Irritiert runzelte ich die Stirn, während wenigstens Emyn denen klarzumachen versuchte, dass es hier kein Telefon gab. Was auch immer das sein sollte. Für einen Moment lang beobachtete ich den jungen Krieger, der auch angespannt zu sein schien, was bedeutete, dass auch er auf der Hut war. Gut so. Lieber Vorsicht als Nachsicht, auch wenn ich selbst oftmals Risiken einging, die mich eher öfters nachsichtig sein ließen als vorher vorsichtig. Aber spielte jetzt auch keine Rolle, zumal sich nun eine junge dunkelhaarige Frau einmischte, die uns kurzerhand als Wilde bezeichnete und meine Hand mit dem Messer kurzzeitig zucken ließ, als Taluna ihr einen ziemlichen Konter gegen die Stirn warf. Mutig, aber die junge Sammlerin hatte eindeutig recht- die Zicke würde wohl keinen einzigen Tag hier überleben. "Bei einem muss ich der Zicke recht geben, ich hätte nichts dagegen, wenn ihr euch selbst darum kümmert von hier zu verschwinden. Und zwar so, wie ihr hier aufgetaucht seid", erwiderte ich, nachdem auch Myra bestätigt hatte, dass es hier kein Telefon gab. "Wir sind ja eh nur Wilde. Da kommt ihr bestimmt ganz prächtig auch ohne uns zurecht."
Emyn bestätigte Isaac zu seinem Leidwesen erneut, dass es hier kein Telefon gab, sie nicht wussten was das war und es dieses wohl somit auch in der näheren Umgebung nicht geben würde. Es entlockte Isaac ein leises Seufzen, weil er im Moment einfach nicht weiter wusste. Wie sollten sie den Kontakt zu Weiß Gott wem aufnehmen, der ihnen eben helfen konnte, wenn keiner von diesen... Wilden - irgendwie hatte Rosita ja schon recht, auch wenn es den Anwesenden nicht zu passen schien - überhaupt ein Telefon kannte und einige von ihnen auch noch nicht gerade freundlich gesinnt waren? Als Rosita sich schließlich wieder zu Wort meldete, konnte es kaum besser werden. Die rassige Schönheit hatte ein loses Mundwerk, schon immer. Schon seit er sie kannte und einerseits mochte er dieses unbändige Temperament, andererseits würde er ihr am liebsten manchmal den Kopf abreißen und sie zum Schweigen bringen, weil sie einfach nicht wusste wann es genug war. Zumindest war Isaacs Einschätzung zu der jungen Frau so, die er auch jetzt mit einem eher finsteren Blick bedachte, weil es mit Sicherheit nichts brachte die Wut der Fremden auf sich zu ziehen, waren sie doch nicht nur in der Unterzahl, sondern auch noch Waffentechnisch total unterlegen. Sie hatten also keinerlei Chance, wenn die Fremden angreifen würden, nur weil Rosita ihr loses Mundwerk nicht unter Kontrolle hatte. Die Reaktion darauf sollte sie auch schon erhalten, bevor Isaac auch nur die Chance hatte die Situation auch nur ansatzweise zu entschärfen. Trotz allem trat er nun an Rosita heran, der er seine Hand sanft auf die Schulter legte, in der Hoffnung sie würde sie ein wenig beruhigen, sie nicht gleich erneut in Angriffsstellung bringen, als Reaktion auf das, was man ihr gerade entgegen warf. Das würde sonst ewig so weiter gehen, hin und her bis einer von denen wieder sein Messer oder Bogen zückte und es Verletzte gab. Als Taluna dann irgendeinen Neben erwähnte, zog Isaac fragend die Augenbrauen zusammen, warf einen kurzen Blick zu der Schwarzhaarigen zu seiner Rechten. "Was für ein Nebel?" Ein Nebel, dem man Schutzlos ausgeliefert war? Klang nicht gerade sehr gemütlich, die Frage hatte er direkt an die aufgebrachte Taluna gewandt, ließ den Blick anschließend aber auch über Emyn und die anderen drei Fremden deren Namen ihm unbekannt waren schweifen. Sein Blick blieb zuletzt an dem mit dem Messer hängen, den Rosita mit ihren Worten wohl gekränkt zu haben schien, zumindest ließ seine Reaktion darauf dies vermuten, was Isaac innerlich beinahe Grinsen ließ. "Wie bereits erwähnt würden wir uns gerne einfach selbst helfen, ich weiß ja nicht wie es euch gehen würde, wenn ihr an einem Unbekannten, Fremden Ort aufwacht und nicht wisst wo ihr seid, euer Handy nicht funktioniert damit ihr Hilfe holen könnt und euch feindselige Fremde gegenübertreten... aber du kannst mir glauben, dass wir schon längst weg wären, hätten wir die Möglichkeit dazu."
"You can fool all of the people some of the time, and some of the people all of the time, but you can't fool all of the people all of the time."
Vier - verdammte - Tage ! Isaac fiel langsam der Himmel auf den Kopf, wenn man das denn mal so behaupten durfte, eine Decke gab es in diesem verfallenen Tempel in dem sie sich einen kleinen Unterschlupf erbaut hatten ja schließlich nicht wirklich. Sicherlich, es gab ein paar verwachsene Gänge die noch nicht zusammen gefallen waren, hierbei lag die Betonung wohl aber auf dem kleinen Wörtchen 'noch', denn sonderlich vertrauenswürdig wirkten die Dinger nicht. Eher so, als würden sie einem im Schlaf unter sich begraben, wenn man es sich auf dem moosigen, kalten Steinboden bequem machte, so ein wenig geschützt vor den verworrenen Launen der Natur war. Über die letzten Tage verteilt hatten sie in Zweier- oder Dreiergrüppchen begonnen die nähere Umgebung abzusuchen, waren aber jedes Mal mit mehr Fragen wieder zum Tempel zurückgekehrt, welcher ihnen zumindest ein wenig Schutz bot. Die Fremden hatten sich am Mittag des ersten Tages hier verabschiedet, weil alles andere zu einer Eskalation geführt hätte, dabei hatte Isaac hin und wieder das Gefühl gehabt von ihnen beobachtet zu werden, einmal davon abgesehen war das kleine, quirlige Eichhörnchen (ich hoffe das ist okay, Dreamy :3) immer wieder aufgetaucht und hatte sich seine Tagesration an gebrannten Mandeln abgeholt, die mittlerweile wirklich rar geworden waren. Wenn es hoch kam hatte er noch fünf Stück - wenn überhaupt. Mit seinen Zigaretten sah es genauso aus, ihm blieben noch genau zwei Stück, alleine der Gedanke daran schien ihn verrückt zu machen. Bereits seit sie hier waren versuchte er seinen Nikotinkonsum auf das Minimum zu beschränken, was gar nicht so leicht war, rauchte er doch gut und gerne ein halbes Päckchen am Tag, manchmal auch mehr. Einerseits wusste er zwar, dass der Entzug von Nikotin so wahnsinnig schnell ging, dass er bereits nach einer Nacht wieder clean war, aber andererseits konnte er seine Gewohnheiten auch nicht einfach ablegen und sobald er an eine Zigarette dachte, das Bedürfnis nach dieser wieder in ihm hoch kam, begannen seine Hände leicht zu zittern, nicht sonderlich auffällig, aber sie taten es. Einmal davon abgesehen hatte sich mittlerweile ein riesiges Loch in seinen Magen gegraben, weil er so hungrig war. Zwar hatten sie über die letzten Tage im Wald einige Früchte finden können, aber viele Pflanzen waren selbst ihm total fremd, weswegen sie unsicher waren ob die Früchte wirklich essbar waren oder nicht. Auch im nahegelegenen Fluss hatten sie ein paar Fallen ausgelegt, um Fische zu fangen, Isaac hatte das früher mit seinem Großvater als getan, aber sechs hungrige Mäuler satt zu bekommen war eben doch nicht so einfach, vor allen Dingen dann nicht, wenn sich immer wieder jemand beklagte und die Stimmung zum zerreisen gespannt war. Das alles noch viel schlimmer kommen sollte, wusste er ja nicht.. als er am frühen Morgen die Augen aufschlug und einen stechenden Schmerz im Rücken spürte, fiel ihm auf, dass er wohl die ganze Nacht auf einem kleinen, spitzen Stein gelegen hatte, was er am Abend zuvor gar nicht bemerkt hatte, weil er so erschöpft gewesen war. Mit einem leisen Stöhnen richtete sich Isaac auf, rieb sich die schmerzende Stelle und kniff die Augen ein wenig zusammen, während er den Rücken zu einem krummen Buckel formte, damit er die verspannten Muskel ein wenig dehnte, bevor er sich erhob. Wie jeden Morgen in den letzten vier Tagen war es frisch, aber der Himmel zwischen den Baumkronen war blau, sodass es versprach ein angenehm warmer Tag zu werden. Als Isaac auffiel, dass der Rest noch schlief, machte er sich alleine auf den Weg aus dem Tempel heraus zum Fluss der hinter eben jenem Tempel seinen Weg gefunden hatte, um ein wenig von dem kalten Wasser zu trinken, sich dieses ins Gesicht zu spritzen in der Hoffnung es würde ihn ein wenig fitter werden lassen.
Verschwommene Bilder, in Nebel gehüllte Gestalten, markerschütternde Schreie, verendendes Röcheln... Mit einem erstickten Schrei riss es Faye auf den Boden der Tatsachen und in die Realität zurück. Sie hatte in den letzten zwei Nächten kaum geschlafen, was nicht zuletzt daran gelegen hatte, dass sie Nacht um Nacht seltsame Visionen von denen zu haben schien, die Taluna, Emyn, Tyr, Myra und auch Ayana vor einigen Tagen im alten Tempel - etwa einen halben Tagesmarsch von ihrem Dorf entfernt - getroffen zu haben schienen. Faye wusste nicht wie sie wirklich aussahen, sie hatte auch nur schemenhafte Gestalten vor Augen, aber sie wusste, dass sie in unmittelbarer Gefahr waren. Nicht zuletzt des Nebels wegen, der sich innerhalb der nächsten 24 Stunden über Euripides legen würde. Faye konnte nicht sagen wann genau, aber sie hatte im Gefühl, dass nicht mehr viel Zeit verstreichen musste bis es soweit war. Die letzten zwei Tage hatte sie dieses Wissen für sich behalten, hatte sie doch keinerlei Grund gesehen die Fremden zu schützen, nun aber, nach der dritten schlaflosen Nacht in der sie von ihren Visionen gepeinigt worden war, plagte sie den Hauch eines schlechten Gewissens, weswegen sie bereits in den frühen Morgenstunden die langen, schlanken Beine aus dem Bett schlang und Lanes müden Blick ignorierte. Die Tigerdame gähnte beschwichtigend, bevor sie ihre warme Nase ins Fell ihres Umhangs drückte, zur Aufforderung noch hier zu bleiben. Faye allerdings konnte nicht anders als sie zu ignorieren und Tyrs Hütte anzusteuern. Wieso ausgerechnet der Krieger? Sie wusste es auch nicht, mochte sie das Vorlaute Mundwerk dieses jungen Mannes doch selten gut leiden. Sie wusste aber auch, dass auf ihn durchaus Verlass war, wenn es einmal gefragt war, außerdem lag seine Hütte am nächsten an ihrer, weswegen sie nur bis zum nächsten, Meterdicken Baumstamm laufen musste um diesen schließlich zu erklimmen und den Jäger aus seinen morgendlichen Träumen zu holen, indem sie ein "Wach auf!" von sich gab, das wenig liebevoll klang und auch keineswegs so gemeint war. Lane schnappte spielerisch nach dem Vogel, der zu Tyr gehörte, nicht in der Absicht ihn wirklich zu erwischen, gar zu verletzen, dann setzte sie sich ans Bett ende des Kriegers, beobachtete ihn aus aufmerksamen, blauen Augen heraus. "Tyr hör mir genau zu -" sie ließ ihm gar nicht die Möglichkeit erst richtig wach zu werden, er hatte einfach richtig wach zu sein, wenn sie ihm etwas wichtiges zu sagen hatte. Sie wollte nicht direkt das Clansoberhaupt kontaktieren, das ohnehin die letzten Tage immer schlechter gelaunt gewesen war, als es Faye lieb gewesen war - er hatte sie mehrmals nach den Fremden gefragt und was sie vor hatten, aber Faye hatte ihm keine zufriedenstellende Antwort geben können, weil sie nun mal nicht beeinflussen konnte was sie sah oder eben nicht sah "-die Fremden die ihr im Tempel gesehen habt sind in großer Gefahr. Der Nebel wird kommen und sie holen" teilte sie dem Krieger mit, verschränkte die Arme unter der Brust, während sie den jungen Mann aufmerksam ansah. Eine große Redenschwingerin war sie noch nie gewesen, auch jetzt ließ sie Tyr weitestgehend im Dunkeln, wusste aber auch gar nicht was sie hätte noch sagen sollen; er würde ihr schon seine Fragen stellen, wenn er erst mal begriffen hatte um was es ging.
"You can fool all of the people some of the time, and some of the people all of the time, but you can't fool all of the people all of the time."
Letztendlich hatten wir die Fremdlinge allein zurückgelassen, da wir einfach auf keinen grünen Zwei gekommen waren und ich für meinen Teil irgendwann auch die Schnauze gestrichen voll gehabt hatte. Was jedoch nicht hieß, dass wir sie jetzt ganz außen vor ließen- zumindest Emyn, Myra und ich. Die letzten vier Tage hatten wir die Unbekannten immer wieder auf Anweisung des Clanoberhauptes hin beobachtet, aber sie waren nach wie vor noch hier und sie hatten offenbar allesamt nicht sehr viel Ahnung, was die Natur um sie herum betraf. Nicht nur, dass sie viel zu wenig Essen hatten, nein, sie hausten auch noch ungeschützt vor allen Gefahren unter freiem Himmel. Vielleicht konnten sie sich gegen wilde Tiere verteidigen, aber was den Nebel betraf so waren sie diesem absolut schutzlos ausgeliefert. Und genau eben jener Nebel hatte sich schon seit einigen Tagen nicht mehr blicken lassen, was hieß, dass es im Prinzip jeden Moment passieren konnte, dass er seinen weißen, giftigen Schleier über Euripides legte. Das schien wohl auch Faye dazu bewegt zu haben, noch kurz vor Sonnenaufgang bei mir in der Hütte hereinzuschneien, was meinem Steinadler natürlich nicht unbemerkt blieb, der an den Rand seines Horsts kletterte und seine Schwingen mit einem wenig erfreuten Kreischen ausbreitete. Gleichzeitig ließ die hübsche Seherin mit wenig leiser Stimme verlauten, dass ich aufwachen sollte, was sie keine zweimal sagen brauchte, weil ich durch den Lärm eh schon nach nicht einmal drei Sekunden hellwach war. "Was denn?!", brummte ich ein wenig ungehalten und rappelte mich mit einem herzhaften Gähnen auf, während mir ein Blick zu Horus verriet, dass der große Adler die weiße Tigerin Lane ebenso ärgerte, nachdem der Schutzgeist von Faye nach meinem Schutzgeist geschnappt hatte. Allerdings konnte ich meine Aufmerksamkeit nicht sonderlich lange auf den beiden Tieren ruhen lassen, da die Seherin- die meinen wohltuenden Schlaf gestört hatte!- nun meine Aufmerksamkeit forderte und ohne wirklich abzuwarten auch schon zu reden begann. Jedoch schaute ich sie doch erst einmal mit leicht nach oben gezogenen Augenbrauen an und musterte sie eindringlich. "Das ist nichts Neues, immerhin haben die keinen blassen Schimmer von irgendwas", erwiderte ich mit rauer Stimme auf die wenig hilfreiche Weissagung der jungen Frau und zuckte dann kurz leicht mit den breiten Schultern. Dennoch rappelte ich mich aus dem Bett auf, ging hinüber zu der kleinen Wanne mit Wasser, spritzte mir das kühle Nass ins Gesicht, um noch ein wenig munterer zu werden, und zog mich dann ganz gleich der Anwesenheit von Faye an. "Und du willst mir jetzt damit sagen, dass ich losziehen soll, um die Fremden hierher zu holen, richtig?" Eigentlich eher eine rhetorische Frage, denn genau das schloss ich aus den Worten der Seherin. "Ist dir eigentlich bewusst, dass ich den ganzen Tag brauchen werd, um die zu holen und schließlich hierherzubringen? Der Nebel ist meiner Meinung nach längst überfällig, es könnte jeden Moment passieren, dass er auftaucht.", fügte ich nach einigen Sekunden noch hinzu, nachdem ich mir meine frisch gewetzten Messer geschnappt hatte und sie sicher und schnell erreichbar an meinem Körper an der Kleidung verstaut hatte. "Ich hoffe echt für dich, dass ich in deiner Vision nicht draufgehe. Aber was tut man nicht alles für eine schöne Frau.." Ein belustigtes Grinsen erschien auf meinen markanten Gesichtszügen, während ich Faye aus meinen goldbraunen Augen anschaute. Dann löste ich meinen Blick wieder von ihr und blickte kurz zu Horus. "Myra und Emyn freuen sich bestimmt auch schon darauf, so früh aufgeweckt zu werden.." Damit öffnete ich die Tür zu meiner Hütte, trat hinaus und sog die frische Waldluft in meine Lungen, ehe ich die wackelige- und nicht für Höhenangst geplagte Nerven wie meine- Leiter nach unten kletterte, um anschließend zielstrebig zu Emyn zu gehen, den ich mit einem "Raus aus den Federn!" aus dem Bett schmiss, ehe ich noch zu Myra ging und die junge Frau ebenfalls recht ungeniert weckte. Ob wir Ayana auch noch mitnehmen sollten? Schlecht wäre es vermutlich nicht die Heilerin dabei zu haben, aber auf der anderen Seite war sie nur eine weitere Person, die wir lebend zurückbringen müssen würden. Und ich hatte das dumpfe Gefühl, dass wir gerade ziemlich unter Zeitdruck standen, wenn wir alle miteinander ohne eine Begegnung mit dem Nebel zurück in unserem Dorf sein wollten.
Taluna Die Anweisungen, wie wir uns den Fremden gegenüber zu verhalten hatten, waren recht einfach: Die Jäger würden sie weiterhin überwachen, alle anderen hatten sich von ihnen fern zu halten. Trotzdem war ich in den letzten 3 Tagen jeden Morgen zum Tempel gegangen und hatte mich dort auf einer der höheren, von Zweigen verdeckten Mauern nieder gelassen, um diese Leute zu beobachten. Allerdings hatte das nichts mit Ungehorsam zu tun und eigentlich war es auch Frökks Schuld. Am Morgen nach unserer Entdeckung war sie einfach verschwunden gewesen. Ich hatte sie überall gesucht, aber sie war einfach nicht aufzufinden gewesen. Wie man sich vorstellen konnte hatte meine Sorge sich ins unermessliche gesteigert und schließlich war ich zum Tempel aufgebrochen, wo ich sie tatsächlich im Schoß von Isaac gefunden hatte - glücklich an einer seiner Nüsse nagend. Ich hatte mich nicht zu erkennen gegeben und im Dickicht auf sie gewartete. Von Anfang an war ich mir sicher gewesen, dass sie wieder hier her kommen würde und sie alleine gehen zu lassen kam gar nicht in Frage. Also verbrachten wir die Tage zusammen im alten Tempel. Die Fremden hatten seltsame gepflogenheiten. Isaac zum Beispiel rauchte immer wieder. Ich hatte die seltsamen stangen, die er benutze, noch nie gesehen, aber ich kannte das Rauchen von einigen der Ältesten, die benutzten dafür allerdings Pfeiffen. Die Stimmung im Tempel kippte hin und wieder, was wohl zum einen an der Extremsituation, zum anderen aber wohl auch am Hunger zu liegen schien. Ich hätte ihnen gerne geholfen und wenigstens Essen oder Felle gebracht. Aber solange die Jäger und Ältesten sich nicht einig waren, wie gefährlich die Situaton einzustufen war, sollte ich das wohl besser bleiben lassen. Wenn einer der Jäger - vor allem Myra oder Tyr - herausfanden, dass ich hier gewesen war und das sogar mehrmals, würde ich einen riesen Ärger bekommen! Heute war ich allerdings mal nicht hier, um die Fremden genauer unter die Lupe zu nehmen, sondern, weil ich eigentlich meine Kleidung waschen und selbst baden wollte. Direkt beim Fluss am Tempel gab es eine heiße Quelle, die sich jetzt, wo die Tage immernoch sehr kühl waren, perfekt dafür eignete. Gerade war ich dort angekommen und hatte das Bündel mit meinen Kleidern fallen lassen, als Frökk ein aufgeregtes Quiken von sich gab. Ich sah mich um und schmunzelte, als ich Isaac am Flussufer sah. Es war fast schon süß, wie sehr Frökk ihn zu mögen schien. Ich stand einige hundert Meter entfernt von dem Jungen Mann und etwas über ihm. Nur wenige Schritte hinter der Stelle, wo das heiße Wasser aus dem Boden trat und sich in einem kleinen Becken mit dem kühlen Strom des Flusses vermischte, bahnte das Wasser sich seinen Weg über einen kleinen Wasserfall abwärts. Ich mochte das Geräusch dieser Bewegung, das stetige Rauschen vertrieb jeden Gedanken und sorgte eigentlich immer für Entspannung. Vorsichtig ließ ich mich auf einem großem Stein am Ufer nieder, zog die Beine an meinen Oberkörper und legte das Kinn auf den Knien ab. Isaac würde mich sehen können, wenn er in meine Richtung sah, aber warum sollte ich mich immer nur vor den Fremden versteckt halten? Ich wollte mehr über sie erfahren und über das Land, aus dem sie stammten und über ihre Kultur. Über Amerika und Handys und Telefone und ich wollte mir die Buchstaben näher ansehen, mit denen einige von ihnen ganze Notizbücher füllten und die ich noch nie gesehen hatte. Aber das würde nie passsieren, wenn ich sie immer nur aus dem Dickicht heraus beobachten würde. Wahrscheinlich war ich neugieriger, als mir gut tun würde, aber es war mir egal. Endlich passierte hier mal etwas interessantes und ich würde es nicht verpassen, nur, weil ich keine Jägerin war.
Das er beobachtet wurde, bemerkte der junge Mann nicht sofort. Wie auch, wenn Taluna sich hinter seinem Rücken befand? Er hatte immerhin keine Augen im Hinterkopf.. Einmal davon abgesehen spürte er durchaus nach einer Weile, dass ein paar Augen auf ihn gerichtet war. Er kannte das Gefühl schon seit Kindheitstagen an, seit der Hund seines Großvaters ihn jeden Morgen mit seinem durchdringlichen und ausdauernden Blick aus den Federn geholt hatte. Jeden Morgen gegen Sechs Uhr, er hatte nie ein Geräusch gemacht oder ihn angestupst, er war einfach nur vor dem Bett gesessen und hatte Isaac angesehen. Dieser war dann durch dieses seltsame Gefühl beobachtet zu werden aufgewacht. Das kannte jeder. Als er sich ein wenig von dem kühlen Nass ins Gesicht gespritzt hatte, wandte er sich nun also um, ließ langsam den Blick über seine Umgebung schweifen. In den letzten vier Tagen waren sie verschiedensten Tieren begegnet, manche gefährlicher, manche weniger... aber alle nicht unbekannt. Das gefährlichste der Tiere dem er begegnet war in dieser näheren Umgebung war eine kleine Horde Wildschweine gewesen, von denen mindestens zwei Tiere hochträchtig gewesen waren, das hatte er ihnen sofort angesehen; im Grunde war es aber auch wirklich unverkennbar gewesen. Ansonsten hatte er aus der Ferne ein paar Rehe gesehen, ein paar Hasen war er begegnet, dem quirligen Eichhörnchen das ihn täglich besuchte und verschiedenste Vogelarten. Krabbler, Käfer, Mücken und all den Kram hatte er auch schon entdeckt, aber würde er jetzt alles aufzählen, so würde er wohl morgen früh noch nicht fertig sein. Demnach beließ er es nun dabei, nicht zuletzt auch, weil er die junge Frau entdeckte, die sie vor einigen Tagen als erste erspäht hatte und zu der das quirlige Eichhörnchen gehörte, das irgendwann ziemlich enttäuscht sein würde, wenn Isaac keine gebrannten Mandeln mehr anzubieten hatte. Aber es würde darüber hinweg kommen. Da er nicht recht wusste wie er nun reagieren sollte, zumal sie aus der Ferne betrachtet und soweit er sagen konnte auch ziemlich unbekleidet war, hob er nur die Hand, hatte nun auch gewiss nicht vor durch den halben Dschungel zu schreien. Was würde das schon nutzen? Nichts. Und da er auch nicht wusste ob sie sich nun auf irgendeine unangenehme Weise beobachtet fühlte, wandte er sich auch wieder ab, um die Fischfallen die sie ausgelegt und gebaut hatten zu überprüfen, in der Hoffnung es war ihnen etwas ins 'Netz' gegangen.
"You can fool all of the people some of the time, and some of the people all of the time, but you can't fool all of the people all of the time."
Das Tyr nicht sonderlich erfreut auf ihr plötzliches Auftauchen und sein unsanftes Erwachen war, das hatte sie sich schon im Voraus denken können, weswegen sie darauf auch nicht mit einem Wimpernschlag reagierte. Es nutzte ihm nichts, es nutzte ihr nichts. Es nutzte niemandem etwas. Somit war die Sache gegessen und dabei schien es nicht nur ihr so zu gehen. Sie lauschte auch seinen folgenden Worten mit seeliger Ruhe, lehnte sich leicht gegen die Hölzernen Brette, welche die Wände seiner Hütte darstellten. "Mag sein, dass sie keinen blassen Schimmer von irgendetwas haben, aber hast du dich schon einmal gefragt, wieso sie hier sind? Vielleicht hat es einen bestimmten Grund.." Sie wusste es selbst nicht, sie würde es auch nicht so mir nichts, dir nichts herausfinden, solange sie nicht mit ihnen sprechen konnte oder eine ihrer Visionen hatte die sie nun mal absolut gar nicht beeinflussen konnte. "Ihr müsst sie ja nicht sofort mit hier her bringen, wie du schon sagst wird das Zeitlich wohl gar nichts reichen - aber ihr könnt ihnen fürs erste einen geschützten Platz zeigen, an dem sie unter kommen können..." Faye folgte dem jungen Krieger aus seiner Hütte und seine Leiter hinab. Sie hatte mit der schwindelerregenden Höhe wirklich keinerlei Probleme, wusste aber, dass es Tyr damit ganz anders erging. Damit aufziehen tat sie ihn aber schon längst nicht mehr, eigentlich hatte sie das noch nie getan. Sie hielt nicht viel davon auf den Schwächen anderer herumzuhacken, wusste sie doch gut genug wie es war eben jener zu sein auf dem herum gehackt wurde. Auf leisen Sohlen - ebenso wie Lane - folgte sie Tyr zu den Hütten von Emyn und Myra. Wobei sie auf seine letzten Worte, an sie gerichtet, nur zaghaft mit den schmalen Schultern gezuckt hatte. Sie hatte ihn nicht sterben sehen, sie hatte aber niemanden ihres Volkes bei den Menschen gesehen, weil bis zu diesem Augenblick niemand vor gehabt hatte zu ihnen zu gehen. Daher hatten sie in ihrer Vision gar nicht erscheinen können. Zumindest hatte sie aus den schemenhaften Gestalten niemanden ihrer Leute erkennen können und die Gesichter derer, die ihr bekannt waren sah sie im Normalfall sehr deutlich. Vor der Hütte von Myra blieb Faye ganz bewusst stehen, nicht zuletzt aus dem Grund, dass die Jägerin nicht gut auf sie zu sprechen war. Wieso? Das war wohl den Meisten hier bekannt, immerhin schienen sie alle die Seherin für das was ihrer Schwester zugestoßen war verantwortlich zu machen, auch wenn Faye sie keineswegs hinaus in den Wald geschickt hatte. Ehrlich gesagt hatte sie es verhindern wollen und damit nur unwissend wie sie war in eben jenen Tod gelockt, der ihr vorhergesagt worden war. Es war verworren, Faye verstand noch heute vieles nicht das sie sah und das letztlich geschah, obwohl sie versuchte es zu ändern. Wieso sie Tyr gefolgt war? Keine Ahnung, vielleicht brauchte die Blonde mal wieder Abwechslung, ein wenig Spannung, auch wenn die letzten Nächte hätten Spannung genug sein sollen. Sie wollte mal wieder hier raus, ohne dabei wie gewohnt immer auf das geliebte, so vertraute Spiegelbild des großen See's zu sehen. Außerdem war sie wirklich neugierig geworden, auf die Gesichter der Fremden, nach dem was sie schon einige hatte flüstern hören und nach dem was sie gesehen hatte.
"You can fool all of the people some of the time, and some of the people all of the time, but you can't fool all of the people all of the time."
Seit die Fremden am Tempel angekommen waren, hatte Castiel einen wesentlich interessanteren Alltag als sonst. Die Anweisungen des Oberhaupts waren es gewesen, dass die Jäger die Fremden überwachen sollten. Somit hatte der Dunkelhaarige neben der täglichen Jagd und seinen sonstigen Pflichten noch einen weiteren Job, was dazu führte, dass er nicht mehr allzu oft in seinen Beobachtungen der Euripiden sich vertiefte. Schon seit er klein war hatte Castiel immer eher in den Beobachtungen von anderen gelebt, als das er sich Taten stellte. Vielleicht war es, weil ihm immer gesagt wurde, dass er noch nicht soweit war. Vielleicht auch einfach, weil das seine Art letztendlich geworden war. Der Jäger war schon immer ein Einzelgänger und blieb auch jetzt nach wie vor lieber alleine. Doch seit seine Pflichten erhöht wurden und er die Fremden beobachteten und überwachten musste, schien er allmählich ein wenig anders zu denken. Natürlich befolgte er immer den Befehlen, die er von seinen Auftraggebern bekam - alles andere würde Ungehorsamkeit ausstrahlen, was für Castiel definitiv nicht richtig war. Er hielt sich zurück, beobachtete still die Fremden und sprach keineswegs mit ihnen. Vermutlich hatten sie ihn bestimmt schon ein paar Mal entdeckt, als er seine Wache angetreten hatte, doch das störte ihn überhaupt nicht. Letztendlich machte er nur das, was ihm befohlen wurde. Und genau dies machte er in diesem Moment wieder. Gemeinsam mit Duane, dem schwarzen Wolf, machte er sich mal wieder auf den Weg hinüber zum Tempel. Er konnte bisher immer noch nicht verstehen, warum die Fremden dort sich ein Lager aufgebaut hatten. Es war mehr als unvorteilhaft, wenn sie sich dort niederließen. Besonders, weil der nächste Nebel nicht mehr lange auf sich warten lassen würde. Schweigend setzte sich der Dunkelhaarige etwas an den Rand des Tempels, sodass er zwar die Fremden richtig sehen konnte, aber nicht unbedingt gleich im Mittelpunkt stehen würde, wenn sie ihn erblickten. Er ist niemand, welcher gerne im Mittelpunkt steht. Vermutlich einfach nur, weil er es noch nie gewohnt war, dass ihm die komplette Aufmerksamkeit gehörte. Castiel ist ein Einzelgänger, ein Außenseiter und aufjedenfall niemand, der viel mit seines Gleichen machte. Es war nicht einmal wirklich klar, ob all die Euripiden den Jäger immer auf dem Schirm hatten. Eigentlich ging Castiel immer nur von den Aussagen des Oberhauptes aus, sodass er kaum mit den anderen Euripiden in Kontakt treten musste. Blinzelnd sahen die blauen Augen des Mannes durch den dunklen Tempel, wo er die Fremden ein wenig musterte. Er fand sie interessant, auch wenn er noch nicht ein einziges Wort mit ihnen gewechselt hatte. Sie wirkten so anders, so befremdlich. Und doch, irgendetwas an ihnen war, das Castiel ziemlich faszinierte. Während der Jäger die Unbekannten beobachtete lag sein Schutzgeist im Schatten und verschmelzte förmlich mit diesem. Einzig und allein die stechend blauen Augen konnte man aus dem Schatten heraus erkennen, die aufmerksam die Umgebung begutachteten. Der Blick von Castiel musterte weiterhin die Fremden und er ließ ihn immer wieder zwischen den einzelnen der Unbekannten hin und her schweifen. Am Anfang hatte er versucht die gesamte Truppe zu analysieren, doch nun versuchte er eher, die Einzelnen zu verstehen. Die Handlungen von ihnen sind so unbedacht und unvorsichtig, dass Castiel immer mal wieder den Kopf schütteln musste. Doch faszinierten diese Leute sie. Ab und an verwirren die Handlungen der Fremden den Jäger, jedoch versuchte er erst seit knappen vier Tagen diese zu verstehen und zu erkennen, wer sie waren und was sie hier wollten. Langsam wanderten die blauen Augen von Castiel durch den alten Tempel und blieben dann an einer Dunkelhaarigen stehen, die gerade dabei war, sich wieder von dem Boden aufzurappeln und sich verschlafen umzusehen. Es war ein großer Fehler, dass sie auf dem Boden schliefen, ein sehr großer. Doch offensichtlich störte die kleine Brünette dies nicht im geringsten, denn sie klopfte sich nur den Staub von den schwarzen Kleidern und blickte sich dann um. Offensichtlich suchte sie nach einem, der ebenfalls schon wach war und fand dann schlussendlich auch wen, der sich bereits am Fluss niedergelassen hatte. Diesen konnte Castiel nur noch knapp erkennen, denn von seinem Punkt aus war es relativ bewachsen, sodass er nur noch die schmale Silhouette erkennen konnte. Bisher hatte niemand den Jäger mit dem vermutlich manchmal angst einflößenden Wolf an seiner Seite entdeckt, denn er hatte nach wie vor seine Ruhe im Schatten und konnte beobachten.
“Be kind to yourself so you can be happy enough to be kind to the world.”
Blinzelnd wachte die Dunkelhaarige auf dem harten, staubigen Boden auf und wischte sich einmal über die schläfrigen Augen. Nach wie vor erblickten ihre dunkelbraunen Augen den alten Tempel und sie konnte nicht anders, als ein lautes Seufzen aufzubringen und ihren Kopf dann zu schütteln. Jedes Mal - seit vier Tagen - versuchte sie sich einzureden, dass all dies nur ein alberner Traum war und sie wieder zuhause aufwachen würde. Aber dem war nicht so. Jedes Mal wachte sie unter freiem Himmel auf und sah den Sternen entgegen, wenn sie mal wieder mitten in der Nacht von den komischen Geräuschen aufgeweckt wurde. Mit einer gerunzelten Stirn rappelte sie sich auf und erkannte, dass all die anderen noch schliefen. Alle, bis auf einer. Isaac war mal wieder vor allen anderen wach und schien unterwegs zu sein. Blinzelnd ließ Genevieve einmal ihren Rücken knacken, als sie bemerkte, dass dieser allmählich wegen dem harten Boden wieder ein paar Macken aufbrachte. Wie gerne würde die junge Frau ihre mittlerweile schon staubigen Klamotten wechseln oder einfach eine heiße Dusche nehmen. Doch wie es schien gab es rein gar nichts, was den Gewohnheiten der Amerikanerin entsprechen würden. Waschen konnten sie sich an dem nahegelegenen Fluss, Essen mussten sie sich selbst suchen oder sogar fangen. Zum Glück aller kannte sich Isaac ein wenig mit dem Fallenstellen aus, sodass sie wenigstens versuchen konnten etwas nahrhaftes zu sich zu nehmen. Genevieve war im Gegensatz zu ein paar anderen ihrer Mitleidenen noch nicht all zu lange auf dem Pfad, dass sie als Biologiestudentin ihr Wissen preisgeben konnte. Klar, sie kannte sich ein wenig mit der Natur und ihren Tücken aus, doch die Sachen die hier wuchsen, die waren ihr größtenteils unbekannt. Rasch fuhr sie sich mit den zierlichen Händen durch die dunkelbraunen, welligen Haare und blickte sich dann einmal um. Ihr Blick fiel zu Isaac, welcher am Fluss zu Gange war und sie entschloss sich, dass sie erst einmal ihn begrüßen und sich ein wenig kaltes Wasser ins Gesicht machen wollte. Vielleicht wurde sie dies ein wenig mehr aufwecken. Aus dem Augenwinkel hatte Genevieve etwas aufblitzen sehen, als sie aus dem Tempel Richtung Fluss gegangen war. Sehr wahrscheinlich war es wieder einer dieser Fremden, die die Truppe um sie herum beobachtete. Seitdem sie hier angekommen waren - auf welche Art und Weise auch immer - wurden sie beobachtet. Sie konnte es spüren und gelegentlich konnte man auch welche von den Fremden durch das Dickicht erkennen. Wenn sie es nicht besser wüsste, dann könnte man meinen, dass sie sie entweder ausspionierten oder einfach auf Nummer sicher gehen wollten, dass sie nichts anstellten. Für einen Augenblick blieb Genevieve stehen, als sie das helle Aufblitzen erkannte und schaute einmal in die Richtung, in der sie es vermutete. Ab und an hatte die Schauspielerin bisher einen Typen gesehen, welcher nicht von dem Rollkommando war, welches sie beim ersten Aufeinandertreffen beinahe abgeschossen hätte. Jedoch war er immer so verborgen und still, dass sie sich nicht ganz sicher war, was für einer er war. Kopfschüttelnd ging sie weiter zu Isaac und erkannte dann, wie er jemanden grüßte. Kurz sahen die dunkelbraunen Augen in die Richtung, in die Isaac geschaut hatte, bevor sie sich zu ihm gesellte. "Schon irgendeinen Erfolg gehabt?", hakte sie nach einem halbwegs lauten 'Guten Morgen' nach und spielte damit auf seine Fischfalle an. Während sie zu ihm blickte, hockte sie sich an das Flussufer und tauchte ihre Hände in das kalte Nass ein. Es war noch immer komisch, dass dies als Morgenritual schon seit vier Tagen bei Genevieve vertieft war. Doch was sollten sie machen? Wenn sie nicht weiter wegkamen, dann mussten sie ja irgendwie halbwegs etwas hier aufbauen.
“Be kind to yourself so you can be happy enough to be kind to the world.”
Als wäre es nicht schon bedauerlich genug, dass sie überhaupt in diesem Wald, fernab jeglicher Zivilisation gelandet waren, wohlbemerkt noch immer nicht wirklich im klaren darüber wo um Himmels Willen genau sie sich denn eigentlich befanden und wie es zu dieser Misere überhaupt kommen konnte, denn herrje! Wie konnte es sein, dass eine Gruppe Menschen, die sich in einem Moment noch in einem Labor befunden hatte, im nächsten irgendwo im Nirgendwo wieder erwachte? Dafür gab es schlicht keine logische Erklärung, zumindest kam Rosita auf keine und die zerbrach sich die vergangenen Tage das hübsche Köpfchen hauptsächlich damit und der Frage, wie sie den Schmutz aus ihrer Kleidung wieder rausbekommen sollte, wenn sie denn endlich einen Weg zurück nach Hause gefunden hatten, was hoffentlich bald der Fall sein würde. Denn mit das schlimmste an der gesamten Situation war defintiv das sie seit vier Tagen hier festhingen! Vier verfluchte Tage, ohne auch nur ansatzweise irgendwie schlauer aus ihrer misslichen Lage zu werden. Sie hatten wenig essen und das was sie hatten war wahrlich kein Genuss, sie vermisste Pizza, Burger und Tacos oder auch nur ein einfaches Brot mit Marmelade und Erdnussbutter, was würde sie nicht alles für eine vernünftige Mahlzeit tun oder neue, saubere und vorallem wärmere Klamotten, denn war es zudem Nachts und Morgens fürchterlich frisch hier. Zu allem überfluss schliefen sie wie die Tiere auf dem Boden, was wirklich schrecklich erniedrigend war und weder ihren Knochen, noch ihrer ohnehin schon schmutzigen Kleidung gut tat. Gottchen wahrscheinlich musste sie sowohl Pullover, als auch Hose wegschmeißen müssen, ein wahrlich grauenhafter Gedanke, aber befürchtete die Mexikanerin ernsthaft, dass die Kleidungstücke nicht mehr zu retten waren, auf jeden Fall nicht wenn sie noch länger mehr oder weniger schutzlos der Natur ausgesetzt waren. Gut, sie hatten den Tempel, der ihnen immerhin ein wenig Schutz bot, aber alles andere als reinlich war, außerdem beschlich sie die Angst, dass das alte Gemäuer irgendwann doch nachgab und sie alle unter sich begrub, wenn sie nicht zuvor anderen Dingen zum Opfer fielen, wie den Tieren hier, vielleicht giftigen Pflanzen oder gar den Wilden, die ihnen dann die Leben kosten würden. Kurz zusammen gefasst, die Situation war von vorne bis hinten außnahmslos Mist und dies spiegelte sich deutlich in den auch sonst schon sprunghaften Launen der Dunkelhaarigen wieder, die von Tag zu Tag mieser drauf war. Sie erwachte schon mit schlechter Laune, so wie just in diesem Moment. Geweckt von den noch immer fremdartigen Geräuschen um sie herum, schlug Rosita murrend die Augen auf, fröstelte leicht. Eine weitere miese Nacht auf dem harten Boden, aber hey, immerhin lebte sie noch! Der Gedanke ließ für den Bruchteil einer Sekunde ein zynisches Grinsen auf ihrem Gesicht erscheinen, ehe dieses wieder von der mürrischen Miene abgelöst wurde, während sie sich etwas aufrappelte, allerdings im Schneidersitz an Ort und Stelle sitzen blieb und gähnend die Arme von sich streckte. Himmel, sie war müde, denn erholsam waren die Nächte hier gewiss nicht, was nicht nur an der Unbequemlichkeit lag. Aus Angst die Augen zu schließen, wer wusste schon was in der Dunkelheit alles lauerte und ja, sie fürchtete sich tatsächlich, ziemlich sogar, auch wenn sie dies nie zugeben würde, schlief Rosita immer erst spät in der Nacht ein und die wenigen Stunden schlaf die sie bekam, ehe sie am frühen Morgen wieder von Geräuschen und Gerüchen, ihren schmerzenden Gliedern oder schlimmer noch, seltsamen Träumen die sie seither verfolgten, geweckt wurde, waren eindeutig zu wenig und zerrten allmählich sehr an den Kräften der Dunkelhaarigen. Wie lange dies wohl noch so weitergehen würde? Vielleicht fanden sie nie einen Weg zurück, ein Gedanke der immer standhafter wurde, um so länger sie hier waren. Die Mexikanerin seufzte, sah sich unterdess kurz um. Isaac und Genevieve waren schon auf, vermutlich beim See oder auf der Suche nach etwas Essbaren, wie auch immer, interessierte Rosita gerade eher weniger. Viel interessanter war die Tatsache, dass sie erneut das Gefühl hatte, man beobachte sie und die anderen. Eigentlich war sie sich sogar sicher, dass man die kleine Gruppe im Tempel stetig im Auge behielt. Seit dem Aufeinandertreffen mit den Fremden am ersten Tag, die nach dem eher unschönen Wortwechsel, der die Mexikanerin noch immer minimal in Aufruhr versetzte, wenn sie nur daran dachte, denn das man sie als Zicke bezeichnet und ihr mehr oder weniger gedroht hatte, ihr die Zunge rauszuschneiden, hatte sie sicherlich nicht vergessen, irgendwann gegangen waren und die Gruppe sich selbst überlassen hatte, so glaubte Rosita seitdem hin und wieder Bewegungen und Schatten im Dickicht ausmachen zu können. Man beobachtete sie, dessen war sie sich sicher. Und so suchte ihr Blick auch nun die Umgebung ab, darauf aus, irgendetwas entdecken zu können oder viel mehr irgendwen. Während ihr grummelnder Magen ihr wieder einmal deutlich bewusst machte, wie hungrig sie war und wie sehr es ihr nach etwas wahrlich nahrhaften gelüstete, um sich davon abzulenken, griff sie in ihre Hosentasche, sich weiterhin mit zusammengekniffenen Augen umsehend, zog die fast leere Packung Kaugummis hervor, die sie sich Gott sei Dank immer in die Tasche steckte, bevor sie ihre Wohnung verließ und steckte sich eines der vier verbliebenden in den Mund. Absolut nicht sättigend, aber immerhin schmeckte es wunderbar nach Erdbeere, was wenigstens ein kleiner Trost war.
Als er die Stimme von Genevieve vernahm, wandte er ihr einen Moment seinen Blick zu, erwiderte den morgendlichen Gruß mit einem leichten Nicken, bevor er den Blick wieder hinab senkte, weil er mittlerweile mit beiden Beinen auf jeweils einem Stein stand und sich nach unten zum Wasser beugte weil er zwischen den beiden Steinen das provisorische Netz aufgehangen hatte. Wo er diese Art von Falle her hatte? Er war mit seinem Großvater einmal mehrere Monate im Amazonas unterwegs gewesen und einige Einheimische hatten über die Nächte hinweg eben solche Fallen ins Wasser gehängt. Bewährt über viele, viele Jahrzehnte war ihm die Idee vor drei Tagen und nach der ersten, schrecklich unbequemen Nacht hier gekommen und er hatte sie sofort in die Tat umgesetzt, da er wirklich keine Ahnung hatte, wie lange sie hier denn nun festsitzen würden oder nicht. Wie gesagt hatten sie in den letzten Tagen allesamt in Grüppchen die nähere Umgebung erkundet, aber da es weit und breit tatsächlich nichts zu geben schien das ihnen weiter half, hatten sie fast einstimmig beschlossen, dass die verfallenen Wände des Tempels besseren Schutz boten als wenn sie mitten im Dschungel überachten müssten. Somit hatten sie hier eine Feuerstelle angelegt, die eigentlich durchgängig brannte, wenn sich jeder der eben an der Reihe war darum kümmerte, sie hatten ein paar Orte aus gemacht, wo sie Beeren und andere Früchte oder auch Wurzeln fanden, sie hatten den Fluss in unmittelbarer Nähe, sodass ihnen das Wasser niemals ausging. Eigentlich war dieser Ort hier perfekt, um sich etwas aufzubauen. Sofern man daran interessiert war. Prinzipiell schien das alles hier genau dem zu entsprechen, was ihre Vorgänger und viele andere Forscher schon Jahre lang suchten, denn es war unverkennbar, dass die Welt - zumindest in der Zivilisation in der sie eigentlich lebten - Stück für Stück zu Grunde ging. Die Luft wurde von Woche zu Woche schlechter, die Menschen schneller krank, unberührte Natur wie sie hier zu finden war, fand man wirklich nur noch an wenigen Orten, weswegen es Isaac eigentlich auch so sehr wunderte, dass hier offenbar ein unberührtes, kleines Völkchen lebte, fernab von jeglicher Zivilisation, denn offenbar schienen sie nicht einmal Telefone zu kennen. Es war seltsam und faszinierend zugleich, ein Ort, den sie so lange gesucht hatten und den sie sich zum Vorbild nehmen mussten, wenn sie nicht in wenigen Jahrzehnten alle qualvoll verenden wollten. Sei es nun der schlechten Luft wegen oder weiß Gott was... die Menschheit schaffte es auf alle erdenklichen Wege sich selbst auszurotten. Auf die Frage der Brünetten hin, zog er gerade die erste Falle aus dem Wasser, balancierte sich so dabei aus, dass er nicht das Gleichgewicht verlor - was er definitiv nicht wollte, da das Wasser wirklich sehr kalt war und er vermutlich heute Abend noch klamme Klamotten besäße, somit sicherlich krank werden würde über die kühlen Nächte hinweg. "Sieht..." begann er, warf einen Blick in die Falle, bevor er die Hand unbedacht was darin sein könnte, hinein steckte und wenig später fest umklammert einen glitschigen, etwa zwanzig Zentimeter großen Fisch in der Hand hielt der sich vehement gegen den Griff von Isaac wehrte "...gut aus, wenn gleich es wohl auch nicht ausreichend dafür ist, den Hunger von uns allen zu stillen..." stellte er dennoch zufrieden fest, weil es besser war als nichts. Es schien eine typische Forelle zu sein, zumindest sah sie aus wie eine. Er beugte sich zu Genevieve hinüber ans Ufer, sodass sie ihm den zappelnden Fisch aus der Hand nehmen konnte.. er würde noch die zweite und dritte Falle überprüfen, vielleicht hatten sie ja Glück und es befand sich noch mehr in den anderen Beiden, sodass sie vielleicht doch alle halbwegs satt werden könnten. Wobei sein Blick bei einer Bewegung die er aus den Augenwinkeln wahr nahm einen Moment zu Rosita glitt, die gerade auch aufgewacht zu sein schien. Kurz darauf glitt sein Blick wieder zu Genevieve: "Hast du schon mal einen Fisch ausgenommen?" hakte er nach, während er sich wieder den Fallen zu wandte, er würde sie immerhin auch verstehen ohne sie dabei anzusehen.
"You can fool all of the people some of the time, and some of the people all of the time, but you can't fool all of the people all of the time."
Leicht fuhr sie mit ihren zierlichen Händen in das klare, kühle Wasser und schöpfte ein wenig hinaus. Diese ganze Umgebung war so unberührt und mit der Natur im Einklang, dass die Dunkelhaarige am liebsten gar nicht wirklich hier irgendetwas verändern wollte. Heutzutage sah man nur noch an wenigen Ecken, dass die Menschheit dies der Natur überlassen hatten und nichts daran veränderten. Doch dieser Ort hier war ja sowieso eher ungewöhnlich. Das kleine Völkchen, welches irgendwo hier im Dickicht hausten und definitiv nicht zu der Zivilisation gehörte, die Genevieve gewohnt war. Blinzelnd ließ sie das kalte Nass in ihr Gesicht und hoffte, dass sie dadurch ein bisschen fitter werden würde. Die letzten paar Nächte waren alles andere als erholsam gewesen und durch die Erkundungen dieses Ortes wurde sie immer erschöpfter. Erschöpft von den unendlich vielen Fragen, die mittlerweile in ihrem Kopf entstanden waren und dauerhaft umherschwirrten. Seufzend wischte sie die Tropfen von ihren Wimpern und blickte dann nach rechts zu Isaac, der bereits die erste Falle aus dem Wasser zog. Insgeheim wartete die Brünette nur darauf, dass er das Gleichgewicht verlor, denn er musste sich ganz schön ausbalancieren auf den Felsen, um nicht nach vorne zu kippen. Vermutlich wäre es auch gar nicht förderlich, wenn er klitschnass hier im Nirgendwo stehen würde. Bei dem Glück, was die Truppe momentan hatte, würde er nur krank werden und Genevieve bezweifelte, dass die Fremden hier irgendwie ärztliche Hilfe anbieten könnten. Etwas überrascht blickte sie den Biologiestudenten an, als tatsächlich ein Fisch an der Oberfläche erschien und er diesen mit seiner Hand umklammerte. Natürlich würde ein einzelner Fisch nicht ausreichen, um die ganze Truppe von ihrem Hunger zu erlösen. Doch es war ein Anfang - wenn auch ein kleiner. Mit einem etwas stutzigem Blick sah sie Isaac an, als er ihr den glitschigen Fisch entgegen streckte und nahm ihn nur ein wenig widerwillig an, schließlich musste Isaac ihn ja irgendwie loswerden. Während sie versuchte, dass der Fisch ihr nicht wieder aus den kleinen Händen sprang, blickte sie dem Dunkelhaarigen dabei zu, wie er sich an die anderen beiden Fallen machte. Sie hoffte, dass noch mehr darin war, ansonsten würden wohl ein paar heute auf das Essen verzichten müssen. Ein fisch würde wohl kaum für alle ausreichen. Bei seiner Frage schüttelte sie erst nur leicht den Kopf, bis ihr einfiel, dass er sie ja gar nicht ansah. "Bisher noch nicht, nein. Womit willst du den denn auch aufschneiden? Ich beispielsweise trage kein Taschenmesser mit mir rum", murmelte sie etwas vor sich hin, wobei ihr Blick wieder auf den Fisch fiel, der sich nach wie vor etwas anstrengte aus ihren Händen zu springen.
“Be kind to yourself so you can be happy enough to be kind to the world.”
Er konnte ihr deutlich ansehen, wie sie sich zu Beginn dagegen sträubte ihm den zappelnden Fisch abzunehmen, aber irgendwo hatte sie auch keine andere Wahl, zumindest nicht, wenn er noch die anderen beiden Fallen prüfen wollte, was er nun mal nur mit freien Händen konnte. In der zweiten war nichts drin, außer eine handvoll kleiner, ungenießbarer Fische. In der dritten Falle hingegen fand sich ebenfalls nochmals ein Fisch, ähnlich wie der, den er Genevieve gereicht hatte. Ähnliche Größe, gleiches Aussehen. Vorsichtig platzierte er die Fallen wieder, bevor er von den Steinen geschickt zurück ans Ufer hüpfte, den zappelnden Fisch auf einen größeren Stein am Ufer legte, um sich einen weiteren, daneben befindlichen Stein zu nehmen der gut in der Hand lag und mit diesem einen gezielten Schlag auf den Kopf des Fisches auszuüben um diesen zu täten. Schnell und schmerzlos, ohne das dieser weiter lang leiden musste. Das selbe tat er mit dem Fisch den Genevieve noch gehalten hatte und den er ihr somit wieder abgenommen hatte: "Wir brauchen nur einen Stein mit scharfer Kante, sowas finden wir hier sicherlich... das müsste ausreichen, auch wenn es eine größere Sauerei gibt wie mit einem Messer.." teilte er der jungen Frau mit, forderte sie damit indirekt dazu auf sich nach einem eben solchen Stein mit scharfen Kanten umzusehen. Die beiden toten Fische ließ er fürs erste auf dem größeren Stein liegen, den er als Unterlage genutzt hatte und der sich irgendwie anbot, weil er schön groß war und eine relativ ebene Fläche besaß, fast wie ein klein geratener Tisch. Er selbst stand ebenfalls auf, um sich nach einem solchen Stein umzusehen, den er der Brünetten beschrieben hatte. "Ist zwar nicht viel, sollte aber zumindest für jeden ein wenig was geben, sodass der grobe Hunger gestillt ist..." meinte er zu der jungen Frau. Außerdem konnten sie sich ja noch eine Beilage suchen, die dazu passte. Und wenn nicht, dann war es eben immer noch besser als nichts.
"You can fool all of the people some of the time, and some of the people all of the time, but you can't fool all of the people all of the time."