Frühling in Euripides - Sonnenaufgang - wolkenfreier, blauer Himmel - 14 Grad
Auf der Erde passierte der "Unfall" der unsere Forscher nach Euripides brachte am 12. November des Jahres 2018 - somit im Spätherbst/Winter. Demnach tragen unsere Studenten und Praktikanten eher winterliche Klamotten, was allerdings nicht unbedingt von Nachteil ist, da die Nächte in Euripides noch sehr frisch und kühl sind. Wir beginnen damit, dass unser Forscherteam nach dem Unfall in den frühen Morgenstunden auf Euripides im Zentrum eines alten, schon leicht heruntergekommenen und verlassenen Tempels aufwachen, der ihnen bereits zu Beginn eine schützende Atmosphäre bietet. Keiner von ihnen ist verletzt o.Ä., allerdings (und logischerweise) sind sie sehr verwirrt. Es steht euch frei, ob eure Charaktere sich an den "Rauch/Nebel" erinnern, der sie her brachte oder nicht. Lasst eurer Phantasie einfach freien Lauf.
"Was würde ich nur ohne dich tun, Lane?" wisperte die jünge Frau leise in das dichte, seidig weiche Fell der schneeweißen Tigerin neben ihr, die neben ihr am Ufer eines großen Gewässers lag, dessen Wasser in verschiedenen Nuancen in der gerade aufgehenden Sonne schimmerte. Faye kam gerade im Frühling oft in den frühen Morgenstunden hier her, um sich das schillernde Wasser anzusehen, im Hintergrund das zwitschern der Vögel zu hören und neben ihr das weiche, dichte Fell ihrer Begleiterin zwischen den Fingern zu spüren. Sie liebte die Stille, sie liebte diesen Ort und die Ruhe und Friedlichkeit die er ausstrahlte. Neben den dichten Wäldern fühlte sie sich hier am wohlsten, nicht einmal ihre kleine, aber feine Hütte in den Baumwipfeln konnten ihr die Ruhe bieten, die sie hier verspürte, in mitten der bloßen Natur und der Einsamkeit. Faye schloss die Augen und atmete die frische, kühle Morgenluft tief ein, während sie den Pelz den sie trug enger um sich schlang und die Schultern ein wenig in die Höhe zog, sodass sie bis zur Nase darin versank. Es war noch sehr kühl in den Nächten, die Tage hingegen an denen der Himmel so strahlend Blau war wie er es gerade war, waren schon angenehm warm, sodass man die Pelze tagsüber gut und gerne zu Hause lassen konnte. Als die Tigerin sich erhob um an das ruhige Wasser heran zu treten und einige Schlucke zu trinken, öffnete die junge Frau ihre Augen wieder und zog die Beine an, sodass sie ihre Arme darum schlingen konnte, das Kinn auf den Knien betten konnte. Ihr Blick lag auf dem weißen Fell, das in der Sonne hell schimmerte, von den schwarzen Streifen die eben ganz typisch Tiger waren durchzogen wurde. Wenn es etwas gab, das Fay' mehr liebte als irgendetwas anders, dann war es Lane. Sie war das einzige Lebewesen auf dieser Welt, das sie uneingeschränkt an sich heran ließ, der sie blind vertraute und ohne die sie sich ein Leben nicht vorstellen konnte. Ohnehin war es schier unmöglich sich vorzustellen wie es wäre, wenn sie nicht mehr an ihrer Seite wäre. Bis jetzt hatten die Beiden sich allerdings immer ganz gut aus allen gefährlichen Angelegenheiten heraus gehalten, soweit es eben möglich war und Faye hatte nicht vor dies zu ändern, genauso wenig wie die Tigerin selbst, die eher von ruhiger, aber durchaus aufmerksamer und irgendwo auch quirliger Natur war. Sie jagte - wie Raubkatzen eben so waren - durchaus gerne, ging aber Ärger aus dem Weg, so wie ihre Seelenverwandte ebenso. Manchmal war das zwar nicht möglich, aber sofern es machbar war, taten die Beiden es.
Ein stechender Schmerz direkt über den Augen ließ Isaac stöhnend, blinzelnd die Augen öffnen, unter den Händen spürte er feuchtes, weiches Moos. Kälte kroch in seine Kleider, ließ eine Gänsehaut seinen gesamten Körper überziehen, während er gleichzeitig die wärmende Sonne auf seiner Haut spüren konnte. Erst nach einigen Sekunden schaffte er es den Blick zu klären, in der sonnigen Umgebung etwas zu erkennen. Was er allerdings sah, ließ ihn sofort glauben er träumte. Er befand sich in Mitten eines Tempels, der ihn sofort an eine seiner Reisen mit seinem Großvater erinnerte. Ein alter Tempel der Mayas vielleicht, heruntergekommen und zerfallen, die Steine waren bereits mit Moos bewachsen, Ranken und Wurzeln mächtiger Bäume durchbrachen den massiven Stein des Gebäudes, das sich rings um ihn herum in den Himmel hinauf erstreckte. Isaac kniff die Augen einen Moment zusammen, bevor er sich - er war bis dahin auf dem Bauch gelegen - auf die Knie drückte, schließlich auf die Beine und mit wackligen Beinen halt in einer stehenden Position fand, sodass er sich besser umsehen konnte. Erst jetzt fielen ihm die anderen, teils sehr bekannten und vertrauten, teils eher beiläufig gesehenen Gesichter auf die ebenfalls gerade wie er zum Leben erwachten, sich zu regen begannen. Langsam und eher Bruchstückhaft tauchten Bilder vor seinem inneren Auge auf, ebenso das Geräusch einer lauten Explosion - er bildete sich sogar ein noch ein leises Piepsen in seinen Ohren zu hören - und der aufkommende Rauch, der sie eingehüllt hatte. Unwillkürlich musste er husten, fasste sich an die Kehle und fragte sich gleichzeitig, ob er tot war. Aber sah so der Himmel aus? Die Hölle? Gab es überhaupt ein "danach"? Eigentlich hatte er nie an so etwas geglaubt. Lächerlicherweise, aber dennoch nötig, zwickte er sich in den Unterarm, was definitiv weh tat.. Er lebte also noch - oder war es so nicht immer in Filmen? Egal. Isaac rieb sich über das Gesicht, verteilte dabei ein wenig Schmutz in diesem - was er aber nicht sehen konnte, ebenso wenig merkte. Langsam, neugierig glitt sein Blick umher. Wo zur Hölle waren sie hier? Während sich ein gewisser Grad an Angst in ihm breit machte, Verwunderung, breitete sich auch sogleich die Neugierde in ihm aus - so wie es immer war. So wie es immer war, wenn er neues Land entdeckte. Die Frage danach wie er hier her gekommen war, wo genau sie waren und was geschehen war, breitete sich allerdings mehr und mehr in seinem Kopf aus und ließ ihn nicht nur innerlich, sondern auch äußerlich unruhig werden, weswegen sofort das Verlangen nach einer beruhigenden Zigarette in ihm auf kam. Mehr automatisch griff er in die Hosentasche seiner Jeans - kramte das Päckchen mit Zigaretten heraus, in dem sich auch sein Feuerzeug befand. Bevor er sich allerdings beides heraus nehmen konnte, fiel ihm sein Handy in der anderen Hosentasche ein. Mit leicht zittrigen Fingern kramte er es hinaus, sah auf den Bildschirm - kein Netz, wäre ja auch zu schön gewesen.. Was aber noch seltsamer war, war die Tatsache, dass sowohl die Uhr, als auch das Datum beides auf Null standen. Wie konnte das sein?
"You can fool all of the people some of the time, and some of the people all of the time, but you can't fool all of the people all of the time."
Die Sonnenstrahlen verdrängten langsam die nächtliche Dunkelheit, begannen die abgekühlte Luft erneut aufzuwärmen und einen wunderschönen Tag einzuläuten. Myra genoss es, auf dem kleinen Vorsprung vor ihrer Hütte zu sitzen, die Beine baumeln zu lassen und mitzuerleben, wie die Welt erneut erwachte. Vogelgesänge erfüllten ihr Ohr, brachten eine innere Ruhe zum Vorschein, die lediglich Mutter Natur hervorlocken konnte; oder die rotbraune Füchsin mit den momentan geschlossenen Augen, deren Kopf auf dem Schoß der jungen Frau ruhte. Nur hin und wieder zuckte die feine Nase oder eines der Ohren, ansonsten strahlte ihre Seelenverwandte die pure Entspannung aus, was auch Myra half, den dunklen Stimmen in ihrem Kopf den Rücken zuzuwenden und die Behaglichkeit des Augenblickes in sich aufzunehmen. Langsam glitten die Finger ihrer rechten Hand durch das weiche Fell ihrer Begleitung, spielten hier und da mit einzelnen kurzen Strähnen, aber ihr Blick blieb dennoch in die Ferne gerichtet, ohne wirklich etwas vor Augen zu haben. Einfach nichts. Furchteinflößend und trotzdem unerwartet entspannend, doch diese Zustände hielten nie sonderlich lang an, war Myra schlechtweg keine Person, die ewig ruhig herumsitzen konnte und den wispernden Stimmen der Blätter im Wind lauschen wollte. Sie brauchte Bewegung, Ablenkung. Irgendetwas, um ihren Geist auf Touren zu bringen, sich zu betätigen und so holte sie Ayn mit einem sanften streicheln über den kleinen Kopf aus dem Halbschlaf, um sich aufrichten zu können und den verrutschten Pelz wieder zurecht zu zupfen, ehe sie kurz darauf bereits durch den Wald strich, ihre Seelenverwandte stehts an Myras Seite. Wie ein Schatten bewegten sich die beide zwischen den eng beisammenstehenden, teils von Moos oder Efeu zugewucherten Baumstämmen hindurch. Hier und da waren helle Flecken auf dem Boden abgebildet, wenn sich ein tapferer Lichtstrahl durch das Blätterdach gekämpft hatte und nun gefleckte Muster auf den bewachsenen Untergrund zeichnete. Ein hübscher, aber alltäglicher Anblick, weshalb sich Myra nicht lange mit dem Betrachten der Natur aufhielt, sondern ihren morgendlichen Spaziergang unternahm, es dabei dem Schicksal überließ, wohin ihre Beine sie trugen. Ihr Unterbewusstsein sorgte schon dafür, dass es nicht immer dieselbe Route darstellte, sondern sie stets Abwechslung in ihren Pfaden erlebte. Die Spaziergänge hatten mit dem Ableben ihrer Schwester begonnen und gaben der Dunkelhaarigen ein Gefühl der Sicherheit, wenn sie durch das vertraute Areal, durch ihre Heimat strich und mit eigenen Augen sah, wie friedlich das Leben funktionieren konnte. Es half ungemein, aber ebenso hatte es auch eine rückkoppelnde Wirkung, sollte einmal etwas ihre Aufmerksamkeit erwecken, weil es nicht in das bekannte Bild ihrer Umgebung passte. Ungern sah sie sich Überraschungen gegenüber, hatten diese meist nichts Gutes zu bedeuten. Locker und den Umständen entsprechend entspannt marschierte sie hinter Ayn her, die sich irgendwann an die Spitze gesetzt hatte und in einen leichten Laufschritt gefallen war, um im Zickzackmuster ihrer Nase zu folgen. Myra beobachtete das teils verspielte Verhalten mit einem seligen Lächeln auf den geschwungenen Lippen, bot ihre Gefährtin so viel Frieden, dass es schier unvorstellbar schien, jemals auch nur eine Minute ohne dieser Verbundenheit leben zu müssen. Diese Gedanken fraßen sich nun doch eine Ebene tiefer und ließen die Jägerin in ihren Überlegungen versinken, sodass ihr der Umschwung an der Füchsin zuerst gar nicht bewusst auffiel, sondern erst Aufmerksamkeit geschenkt bekam, als der rotbraune Waldbewohner geradliniger lief, als würde sie einem Instinkt folgend nach etwas suchen. Anundfürsich kein sonderlich beunruhigendes Szenario, trotzdem ließ sich Myra nur ungern davon hinters Licht führen, weshalb auch sie direkt vorsichtiger wurde und ihre Schritte bedachter wählte. Zielstrebiger, zugegebenermaßen auch ein klein wenig paranoid, geisterte ihre Wachsamkeit über die grüne Umgebung, die moosbewachsenen Steine, die alten Bäume mit ihren knorrigen Wurzeln, die teils aus dem Boden herausbrachen, um anschließend wieder in dem erdigen Untergrund abzutauchen. Die Dunkelhaarige kannte die Gegend, hielt sich jedoch nicht sonderlich oft an diesem aus, fühlte sie sich von der Ruine des Tempels eingeschüchtert, obwohl sie es niemals offen zugab. Der Ort hatte etwas Befremdliches an sich, das ihr einen kühlen Schauer über den Rücken huschen ließ. Mächtig, trotz der verwitterten Felsbrocken und bewachsenen Mauern, die von der Natur langsam zurückerobert wurden, thronte das Gebilde inmitten des Waldes und strahlte trotz der Baufälligkeit eine gewisse Ausstrahlung aus, die Myra vorzugsweise auf Abstand hielt, Ayn jedoch geradewegs anzuziehen schien. Flink näherte sich die Füchsin dem Tempel, während die Jägerin vergleichsweise immer weiter zurückfiel, sich lieber bedeckt zeigte und anschließend auch ungewohnt unschlüssig halb verborgen im Dickicht stehen blieb. Von außen nahm es den Anschein, als würde sich ihre Seelenverwandte bloß nach einem Abenteuer sehnen oder entschieden haben, Myra müsse mal wieder über ihren eigenen Schatten springen und sich an einen Ort begeben, an dem die Götter nicht allzu fern sein konnten. Was auch immer der ursprüngliche Grund war, der jungen Frau gefiel es ganz und gar nicht, wurde sie zusätzlich zunehmend unruhiger, umso länger ihre kleine Freundin zwischen den kalten Felsen verschwunden blieb, bis es die Dunkelhaarige selbst nicht mehr aushielt – es müsste sich um großzügig geschätzte zehn Sekunden gehandelt haben, die sie mit der Unwissenheit klargekommen war, ehe auch ihr Körper sich in Bewegung setzte. Am Ende siegte stets die Sorge, als das eigene Unbehagen, vor allem, da es um Ayn ging. Wohl oder gar entspannt bezeichnete man dennoch andere Zustände, als es bei Myra gerade der Fall war, als sie sich von den Schatten des alten Gemäuers verschlucken ließ, angestrengt auf jedes noch so leise Geräusch lauschend. Selbst verursachte die Jägerin keinen Laut, als sie immer weiter vordrang, sich teils blind durch dunkle Passagen tasten musste, ehe erneut Lichtstrahlen die ersten Akzente setzten und sie der Helligkeit folgte, erleichtert, der Finsternis zu entfliehen. Das Gefühl der Freude blieb jedoch nicht lange aufrecht, als sie geradewegs um die Ecke biegen wollte, aber ihr Blick in letzter Sekunde auf einen kauernden Körper fiel, der knapp vorm Ausgang des tunnelartigen Ganges hinter einer umgefallenen, von Flechten und anderen Grünzeug gefesselten Statue lauerte und das Innere des Tempels durch einen Spalt zwischen der eingestürzten Steinskulptur und den unebenen Bodenplatten beobachtete. Irgendetwas ging vor, anderenfalls wäre Ayn nicht ganz so erpicht darauf, einen Blick auf das Geschehen zu erhaschen. Auch Myra fühlte sich in ihrer Pflicht dem Stamm gegenüber dazu animiert, der Sache auf den Grund zu gehen, doch schlug ihr das Herz dennoch ein wenig schneller in der Brust. Instinktiv war ihre Hand zum Heft des kleinen Messers gewandert, umschloss dieses fest, um dadurch ein wenig Rückhalt zu erhalten, ehe sie sich in den dämmrigen Schatten soweit schlich, wie sie es mit ihrer Vorsicht vereinbaren konnte, um ebenfalls einen Blick zu wagen, der ihr jedoch den Atem stocken ließ. Fremde! Und Ayn könnte entdeckt werden. Nicht auszudenken, was passieren konnte. Ein zischender Laut entwich durch ihre nur halb geschlossenen Lippen, als sie heftig einatmete, nachdem ihre Lungen daran erinnert hatten, Sauerstoff zu benötigen.
"Ahh verdammt, mein Kopf...", stöhnend rieb ich mir über die Schläfe und öffnete langsam die Augen. Und schloss sie. Und öffnete sie wieder. Ungläubig starrte ich die moosbewachsene Steinmauer vor mir an. Eine Steinmauer, die gerade eben noch nicht da gewesen war und zu einer Art Tempel gehörte. "Was zum..." Okay, ganz ruhig, gehen wir die Sache geregelt an. Nummer 1, wir waren mitten in einem Meeting mit dem Forschungsteam gewesen, dem ich vor ein paar Monaten beigetreten war. Nummer 2, ich hatte gerade einen Schluck Kaffee getrunken. Nummer 3...Nummer 3...Angestrengt zog ich die Augenbrauen zusammen und versuchte mir die letzten fünf Minuten ins Gedächtnis zu rufen. Komm schon, Akio, komm schon komm schon komm schon. Nichts. Das Einzige, das mich noch an unser Laborzimmer erinnerte war der bittere Geschmack auf meiner Zunge. Ja, der Kaffee hatte definitv eine extra Dosis Zucker nötig gehabt. Verdattert ließ ich meinen Blick nach links schweifen und entdeckte mehr oder weniger bekannte Gesichter, die meine Verwunderung über den plötzlichen Ortwechsel eindeutig teilten. Jetzt erst spürte ich, wie nass sich mein Hintern und meine Beine anfühlten. Kein Wunder, ich saß auch mitten auf einem Moosbeet. "Arghh...", genervt stand ich auf und versuchte die Feuchtigkeit von meiner Jeans zu wischen. Natürlich war sie nicht wirklich trockener danach, aber die Geste ist was zählt und wenigstens klebten keine grünen Moosstückchen mehr an ihr. Fröstelnd schlang ich die Arme um meinen Oberkörper und bereute nur ein dünnes Hemd zu tragen. Na gut, was hieß bereuen, ich hatte nicht wirklich vorgehabt, das warme Gebäude zu verlassen. Wie waren wir hierher gekommen? Es musste eine einfache Erklärung dafür geben, da war ich mir sicher. Moment mal. Mir hatte doch nicht jemand etwas in den Kaffee geschüttet, oder? Irgendeine Halluzinationen hervorufende Droge vielleicht, die mich das ganze hier nur einbilden ließ? Er hatte zumindest wirklich furchtbar geschmeckt. Aus dem Augenwinkel sah ich, dass der Typ neben mir - ich vergaß seinen Namen ständig - ebenfalls aufgestanden war und auf das Handy in seiner Hand starrte. Perfekt, das bot mir die Gelegenheit meine Hypothese gleich bestätigen oder verwerfen zu lassen. Immernoch meinen Oberkörper umklammernd machte ich einen Schritt auf ihn zu und räusperte mich, damit er mich bemerkte. "Du hast nicht zufällig auch einen viel zu bitteren Kaffee getrunken, danach einen kurzen Gedächtnisverlust erlitten und dann einen exotischen Tempel vor dir gesehen?", fragend hob ich die Augenbrauen und sah ihn mit erwartungsvollen Augen an.
Trotz dass er wusste, dass er niemals jemanden erreichen würde, rief er seine Kontakte auf und wählte die erst beste Nummer an, hielt sich das elektronische Gerät ans Ohr und... Nichts. Wie zu erwarten gewesen war und trotz allem enttäuschte es den Dunkelhaarigen, der mit einem leisen Fluch das Handy wieder sinken ließ und den jämmerlichen Versuch des Anrufs mit dem roten Hörer beendete. Dabei war er so konzentriert auf sein Handy und den fehlgeschlagenen Anruf, dass er den Asiaten erst bemerkte, als er direkt neben ihm stand, was ihn im ersten Moment ein wenig zusammen zucken und den Kopf schnell zu ihm herumreisen ließ. "Hm?" reagierte er im ersten Moment, weil er dessen Worte noch nicht verarbeitet hatte eben so konzentriert gewesen war. Das änderte sich allerdings schnell und ließ Isaac die markanten Augenbrauen zusammen ziehen, das Handy wieder in die Hosentasche schieben und sich nun endlich eine Kippe zwischen die Lippen stecken, weil das Verlangen danach wirklich immer größer wurde. Und würde er keine Rauchen, so würde er nach und nach immer schlechtere Laune bekommen und immer leidiger werden und das wollte er wirklich niemandem antun. Erst als die Fluppe brannte, war er bereit dem Asiaten eine Antwort zu geben, zog dabei leicht die breiten Schultern in die Höhe: "Ich weiß genauso wenig wie du, wie wir hier her gekommen sind, bin mir aber ziemlich sicher, dass es nicht an schlechtem Kaffee liegt..." teilte er ihm seine Gedanken mit, wandte dann den Blick wieder von ihm ab und ließ ihn langsam über die Umgebung schweifen. Der Tempel musste bereits mehrere Jahrhunderte auf dem Buckel haben, zerstört worden sein durch... durch was? Mutter Natur? Er hatte so etwas durchaus schon mal gesehen, als er mit seinem Großvater auf Reisen gewesen war, das hier wirkte ähnlich, wenn nicht genau gleich, auch wenn Isaac sofort auffiel, dass die Bauweise eine ganz andere war, das was von dem Tempel übrig war viel... älter wirkte als das, was er damals gesehen hatte. Die Statuen, die teilweise umgekippt und zerbrochen waren, sahen viel eindrucksvoller aus, viel detaillierter und doch so zerstört, dass man teilweise gar nicht mehr erkennen konnte, was sie einst dargestellt hatten. Die Mauern waren teilweise von mächtigen Wurzeln und riesigen Bäumen gesprengt worden - und solche Bäume brauchten ihre Zeit um zu wachsen... um solch ein Bild zu hinterlassen wie es hier der Fall war. Isaac sog tief den Rauch der Zigarette ein, die noch immer zwischen seinen Lippen klemmte, inhalierte diesen einige Sekunden, bevor er durch die beruhigende Wirkung dieses den Rauch langsam wieder ausblies und das Päckchen, sowie Feuerzeug zurück in seiner Hosentasche verschwinden ließ. Je kleiner die Kippe wurde, desto mehr Bilder tauchten in seinem Kopf auf: Ein lauter Knall - aufsteigender Rauch - keine Luft mehr zum Atmen, bis er schließlich das Bewusstsein verloren hatte, weil er es nicht mehr aus dem Raum geschafft hatte, obwohl er gerade eigentlich sowieso am gehen gewesen war, weil er sein Soll für heute erfüllt gehabt hatte. Seiner Meinung nach zumindest. "Würde ich es nicht besser wissen, würde ich sagen wir wurden..." er stockte, beendete seinen Satz nicht, weil so etwas wie 'teleportiert' sich einfach zu krass abgedreht anhörte.
"You can fool all of the people some of the time, and some of the people all of the time, but you can't fool all of the people all of the time."
Hypothese abgelehnt, es waren also keine Drogen im Spiel gewesen. Zumindest nicht im Kaffee. Schade, wäre auch zu einfach gewesen, sofort eine Lösung zu finden. Zeit für eine Neue. Stirnrunzelnd starrte ich in die Luft, als würde sie mir die Antwort jeden Moment präsentieren. Aber welche Hypothese? Es war ja nicht so, dass wir einem weißen Kanninchen in ein Loch gefolgt waren, um dann im Wunderland wieder rauszukommen. Oder durch einen Kleiderschrank gegangen waren, denn dann hätte ich definitiv meine Jacke an und müsste jetzt nicht frieren. Bei der Erinnernung, schlang ich meine Arme erneut fester um die Brust. Kälte war das Schlimmste. Als mir Zigarettengeruch in die Nase stieg, legte ich mir angewidert eine Hand vor die Nase und wich ein paar Schritte von meinem Teampartner zurück. Wieso musste er denn jetzt rauchen? Ich hatte Raucher noch nie verstanden. Wie konnte man seine ganze Existenz von einem kleinen, chemikalischen Stängel abhängig machen. Ich wollte mich schon zur anderen Seite abwenden und eventuelle Spuren unserer Ankunft auf dem Boden suchen, als er plötzlich wieder zu sprechen anfing. "Wurden was?", hakte ich ungeduldig nach, als der Typ neben mir seinen Satz einfach in der Luft hängen ließ. Jede noch so kleine Information war wichtig in dieser Situation. "Kannst du dich an etwas erinnern?"
Tja - wurden was? Isaac hatte keine Ahnung, weil der Gedanke der ihm gekommen war so absurd war, dass er ihn nicht aussprechen wollte. "Keine Ahnung" erwiderte er daher mit einem Schulterzucken auf die Frage des Asiaten. Seine darauffolgende Frage sollte allerdings eine Antwort aus Isaac heraus kitzeln: "Du etwa nicht?" hakte er allerdings fürs erste nach, ignorierte dabei das Verhalten des jungen Mannes das auf den Zigarettenrauch hervorgerufen wurde. Das war dem Dunkelhaarigen selbst ziemlich egal, nicht sein Problem wenn man so wollte. Es interessierte ihn schlicht und ergreifend nicht. "Ich kann mich an eine Explosion erinnern, gerade als ich hatte verschwinden wollen, an aufkommenden Rauch, daran, keine Luft mehr bekommen zu haben - und dann..." Isaac überlegte, wie er es am besten ausdrücken sollte "..dann war da Nichts und schließlich bin ich wie du und der Rest wohl auch hier aufgewacht, was mir wohl oder übel sagt, dass das hier alles andere als ein mieser Traum ist.. was auch immer das bedeuten soll" teilte er ihm wahrheitsgemäß das mit, an was er sich erinnerte, auch wenn es relativ wenig Sinn ergab und er sich dabei irgendwie total durchgeknallt vor kam, weil das so surreal klang. Als die Zigarette fast aufgeraucht war, nahm Isaac nochmals einen tiefen Zug, bevor er sie auf einem der Steine in seiner Nähe ausdrückte und auch auf diesem ablegte - er hatte immerhin keine Lust den Stummel bis zum nächsten Mülleimer mit sich herumzutragen, zumal er sich nicht mal sicher war, ob es in der Nähe hier überhaupt einen Mülleimer gab. Dass sie währenddessen von zwei aufmerksamen, neugierigen und gleichermaßen skeptischen Augenpaaren beobachtet wurden konnte er ja nicht ahnen. Isaac schob die Hände in die Jackentasche seiner gefütterten Jeansjacke, war in diesem Moment doch froh, dass er sie gerade an hatte und nicht wie der Asiate fröstelnd da stand und nichts dabei hatte, das ihn warm hielt. Auch wenn die wärmenden Sonnenstrahlen viel versprachen, so waren sie doch noch zu schwach um tatsächlich ordentlich zu wärmen.
"You can fool all of the people some of the time, and some of the people all of the time, but you can't fool all of the people all of the time."
Taluna [ich fühle mich ja fast schlecht, weil ich nicht so ein cooles Banner habe. Ich entschuldige mich, dass ich damit so aus der Form trete :D] Wie die meisten Leute meines Stammes, war es für mich üblich, mit den ersten Strahlen der Sonne aufzustehen und meinen Tag zu beginnen. Der Nebel trat nachts häufiger auf und gerade jetzt, wo die Tage endlich wieder länger wurden, schien es sinnvoll, jede Minute der Sonnenstunden auszukosten. Geweckt wurde ich wie fast jeden morgen von Frökk, die mich mit ihrem typischen Quieken aus dem Schlaf riss und anfing, in meinen Haaren herum zu werkeln. Vorsichtig zog ich sie aus meiner Mähne heraus auf meine Schoß und strich mit meinen Fingern geistesabwesend durch das rote, buschige Fell, während ich hinaus auf die Baumkronen sah, die vom frühen Morgenlicht in alle Schattierungen getaucht wurden. Lang währte die Ruhe nicht, denn ich wusste, dass ich heute einen langen Tagesmarsch vor mir hatte, um einige Gewürze zu sammeln. Unsere Vorräte waren im Winter knapp geworden. Also stand ich auf, streckte mich kurz, brachte meine Haare so gut es ging in Ordnung, und schlüpfte in meine Klamotten. In meine Tasche packte ich einige Scheiben Brot und zwei Äpfel. Anschließend legte ich mir mein Fell über die Schultern und schnürte es vor der Brust zu, damit ich es nicht ständig fest halten musste. Mein Weg führte mich zuerst hinunter zum Fluss, wo ich meine Flasche auffüllte und mir eilig das Gesicht wusch, bevor ich mich auf den Weg durch den Wald machte. Wie fast immer ließ ich Frökk die Führung. Sie fand die schnellsten Wege durch das Dickicht des Waldes und so verließen wird bald die ausgetretenen Pfade Richtung Süden. Ich genoss die Stille, die ab und zu unterbrochen wurde, wenn der Wind durch die Bäume fuhr oder in der Ferne das Rauschen des Flusses zu hören war. So hing ich meinen Gedanken nach, bis Frökk irgendwann mitten im Weg sitzen blieb, das Gesicht erhoben, die kleine Nase zuckte, als würde sie etwas wittern. Dann schlug sie eilig einen Haken nach rechts und huschte in den Wald hinein. "Frökk! Warte! Das ist nicht der Weg, den wir gehen müssen!" aber natürlich hörte die quirrlige Eichhörnchendame nicht auf mich und so beeilte ich mich, ihr nachzusetzen. Mit schnellen Schritten folgte ich meinem Schutzgeist durch den Wald, ohne wirklich zu wissen, wo sie hin wollte, bis ich mich nach dem kurzen Sprint schließlich an dem alten Tempel wieder fand, in dem wir als Kinder manchmal gespielt hatten. Sonst fand man hier keine Menschenseele, aber heute war das anders. Zwischen den Säulen erkannte ich Menschen, sie trugen seltsame Klamotten und ich kannte niemanden von ihnen. Mein Blick fiel auf Myra, die hinter einen kleinen Mauer in Deckung gegangen war und die Fremden beobachtete. Ich huschte zu ihr, hielt mich bedeckt. Wer wusste schon, ob diese Leute uns freundlich gesinnt waren. "Wer sind die?" fragte ich Myra also so leise wie möglich, während ich einen Blick über die Mauer warf, und die Gruppe musterte. Die meisten lagen auf dem Boden, nur zwei junge Männer standen schon zusammen und sahen beide eher ratlos aus. Dann fand mein Blick schließlich auch Frökk, die sich ihnen langsam und neugierig annäherte. Ich wollte sie zurück rufen, was, wenn sie verlezt werden würde? Aber die Angst, dass Myra und ich entdeckt werden konnten, siegte schließlich. Also sah ich hilflos mit an, wie mein Schutzgeist auf einen von ihnen zuschlich, der gerade irgendeinen rauchenden Gegenstand - vielleicht eine sehr kleine Fackel - auf einem Stein ausdrückte. Frökks Nase zuckte neugierig, während sie sich dem Mann von hinten näherte um dann schließlich, mit einer blitzschnellen Bewegung, auf ihn zuhüpfte und etwas aus seiner Kleidung zog. Ein kleiner, länglicher Kasten, der silbern in der Sonne aufblitzte. Ich stieß einen leisen Fluch auf, als sie begann, den Gegenstand neugierig zu untersuchen, ihn prüfend auf den Stein klopfte und abtastete. Ich wollte gar nicht wirklich hinsehen, aber schaffte es auch nicht, die Augen abzuwenden.
Noch bevor der Dunkelhaarige eine Antwort des Asiaten bekam - dessen Namen ihm urplötzlich wieder einfiel: Akio - spürte er ein leichtes Zupfen an seiner Hose, auf der rechten Seite genau genommen. Mehr automatisch und aus Reflex glitt seine Hand an die Hosentasche in der sich normalerweise sein Handy befand, das Gerät das nicht funktionierte, er aber vor wenigen Minuten noch in eben dieser Hosentasche verstaut hatte. Normalerweise - denn gerade spürte er nichts mehr darin, abgesehen einmal von den Autoschlüsseln, die ihm - wie er vermutete - hier auch nichts nutzen würden. Isaac tastete eher ungläubig nach dem verschwundenen Gegenstand, weil es eigentlich unmöglich war, dass er nicht mehr da war - aber was dachte er? Er war hier, aus unerklärlichen Gründen, wieso also sollte das Handy nicht auch plötzlich verschwunden sein? Als er aus den Augenwinkeln allerdings eine Bewegung wahr nahm, glitt sein Kopf herum und sein Blick erspähte ein quirliges, kleines, rotbraunes Eichhörnchen das sich an seinem Handy zu schaffen machte, nicht einmal drei Meter von ihm entfernt. Während Isaac erstaunt und neugierig zugleich seine Augenbrauen zusammen zog und mit leicht verdutztem Grinsen auf den Lippen beobachtete was das kleine Geschöpf mit dem Smartphone anstellte, blendete er die Anwesenheit seines Kumpanen für diesen Moment vollkommen aus. Ebenso wie er für einen kurzen Moment vergaß, dass sie hier in einer fremden Umgebung waren und er keinerlei Ahnung davon hatte wie er hier her gekommen war, was geschehen war und was er hier tat. "Na was machst du denn hier?" begann er eher unbewusst einige, kleine Schritte auf das Tierchen zuzugehen, weil er es gewiss nicht verscheuchen wollte. Allerdings nicht, weil ihm das Handy wichtig wäre und er verhindern wollte, dass das Eichhörnchen es zerstörte oder gar damit abhaute - es funktionierte ja sowieso nicht, zumal Isaac noch nie viel auf diese Technologie gegeben hatte - sondern viel mehr, weil er schon immer mehr als Interessiert an Tier- und Pflanzenwelt gewesen war, sein ganzes Leben war immerhin auch darauf ausgerichtet gewesen. Wieso sonst sollte er begonnen haben vor allem das Tierreich zu studieren? "Vielleicht findest du ja heraus, wie es wieder funktioniert..." stellte er ein wenig amüsiert fest und ging nun noch etwa einen Meter von dem Geschöpf entfernt in die Hocke, um nicht gar so bedrohlich zu wirken - wie gesagt, er wollte das kleine Wesen ja schließlich nicht direkt wieder verscheuchen. Isaac kramte behutsam in seiner Jackentasche nach den gebrannten Mandeln, die er einen Tag zuvor auf dem Jahrmarkt gekauft hatte, das Tütchen war noch da und schon als er es heraus nahm und die Tüte öffnete, kam ihm ein wunderbar süßlicher Geruch entgegen. "Hast du Hunger?" Sicher, das war nicht das Beste das er einem solchen Tier anbieten konnte, aber es würde ihm auch nicht schaden, sofern er ihm nicht die ganze Tüte überlassen würde. Zumal er nicht mal wusste ob es überhaupt auf ihn reagierte - aber es schien so gar nicht scheu zu sein, was für Isaac bedeutete, dass es noch keine schlechten Erfahrungen mit dem Menschen gemacht zu haben schien. "Die sind dir sicherlich deutlich lieber als das Handy - mit dem kannst du sicher nichts anfangen..." Er legte eine der Mandeln die kaum noch etwas von dem süßlichen Mantel an sich hatte auf seine offene Handfläche, bevor er die Hand ein wenig in Richtung des Tieres streckte, um es mit dem Duft hoffentlich anlocken zu können.
"You can fool all of the people some of the time, and some of the people all of the time, but you can't fool all of the people all of the time."
Taluna Ich hatte längst eine Hand auf den Mund gepresst, weil es mir wirklich schwer fiel, Frökk nicht sofort zurück zu rufen, damit sie in Sicherheit war. Immerhin hatte sie dem Fremden gerade etwas gestohlen und die wenigsten Menschen wären darüber erfreut. Frökk allerdings schien vollkommen unbehelligt, obwohl sie meine Sorge und Angst spüren musste, so wie ich ihre spüren würde. Gleichzeitig schlug ihre Neugier auch auf mich über und ich beobachtete weiter aufmerksam den jungen Mann, musterte ihn. Er war relativ groß, sah fit und muskulös aus. Sicher war er ein Jäger. Sein dunkelbraunes Haar war ordentlich geschnitten, da war sicher jemand begabtes am Werk gewesen. Ich selbst hatte mich noch nie mit einem Messer in die Nähe des Kopfes einer anderen Person gejagt und genau so skeptisch war ich, wenn es mal wieder an der Zeit war, dass jemand meine Mähne stutzte. Er schien an Frökk interessiert zu sein, ein bisschen zu sehr für meinen Geschmack. Zwar wirkte er, als wäre er der Eichhörnchendame freundlich gesonnen, aber wenn es um meinen Schutzgeist ging, wollte ich lieber keine Risiken eingehen. Deshalb sah ich auch nur sehr misstrauisch zu, wie er vor ihr in die Hocke ging und etwas aus ihrer Hosentasche zog. Es sah aus wie Nüsse, allerdings keine Art, die ich jemals gesehen hatte. Allerings hatte ich auch noch nie so ein Ding gesehen wie Frökk es immernoch in ihren kleinen Pfoten hielt, oder so eine Fackel wie die, die er gerade gelöscht hatte. Außerdem waren alle der Fremden sehr seltsam gekleidet und von ihren Schutzgeistern war keine Spur. Ich spürte einen schmerzenden Stich in der Brust bei dem Gedanken, wie schlimm es sich für sie anfühlen musste, sie verloren zu haben. Ich wollte mir nicht einmal vorstellen, wie es sein würde, irgendwann ohne Frökk auskommen zu müssen. Umso besorgter war ich auch jetzt, als der Fremde ihr etwas entgegen streckte. Er sprach leise mit ihr, zu leise, als dass ich etwas verstehen könnte. Frökk ließ das silber glänzende Ding sinken und schnupperte in die Richtung der seltsamen Nuss auf der Hand des Fremden. Sie war misstrauisch, aber ihre Neugier schien zu sinken. Wollte er sie vergiften? Sie einfangen? Sie am Ende sogar essen?! Ich warf einen kurzen Blick auf Myra, sie sollte besser hier bleiben und unentdeckt bleiben, damit sie im Notfall hilfe holen konnte. Ich selber verfluchte mich dafür, dass ich kein Messer eingesteckt hatte und griff statt dessen nach einem Stock, der neben mir lag. Mit einem Ruck war ich über die Mauer gesprungen und streckte den Stock in die Richtung des Fremden. "Lass sie sofort in Ruhe!" mein Blick war entschlossen und ich versuchte, möglichst bedrohlich zu wirken, was mir sicher nicht besonders gut gelang. Meine Hand mit dem Stück Holz zitterte etwas. Der Fremde würde mich sofort überwältigen können, überhaupt keine Frage. Als er sich allerdings zu mir umdrehte, verzogen sich meine Lippen zu einem kurzen Lächeln, denn Frökk saß längst in dem Gefäß in seiner Hand, das voller Nüsse war und hielt eine davon in den Händen.
Das kleine, quirlige Tier wandte sich dem jungen Dunkelhaarigen schnell zu, reckte neugierig schnuppernd die Nase in die Höhe um den Duft zu identifizieren, welcher ihm entgegen schlug. Kurz darauf kam es langsam näher, noch immer sehr neugierig, vielleicht ein wenig skeptisch aber keineswegs verängstigt. Sein Handy schien längst nicht mehr interessant zu sein. Isaac hielt still, weiterhin die Hand in die Richtung des kleinen Wesens ausgestreckt, während sein Blick aufmerksam auf diesem lag. Als es gerade an seiner Hand angekommen war und sich unbekümmert auf seine Finger gesetzt hatte, um sich nach und nach die Mandeln aus der Tüte zu kramen, nahm er hinter sich ein Geräusch wahr, welches ihn bedacht aber dennoch zügig umdrehen ließ - sodass das Eichhörnchen nicht das Gleichgewicht verlor, er aber nicht länger als nötig der fremden Gestalt den Rücken zukehrte. Kurz darauf erblickten seine aufmerksamen Augen die zierliche Gestalt eines Lockenkopfs, der ganz und gar nicht erfreut über sein Tun zu sein schien. Isaac neigte den Kopf ein wenig zur Seite, während er sie musterte - sie jagte ihm nicht gerade einen Schrecken ein, obwohl sie drohend den Stock in ihren Händen in seine Richtung ausgestreckt hielt - wohl um sich vor ihm zu beschützen, dabei hatte er keinerlei Anstalten getan ihr oder irgendjemand anderem etwas anzutun. Auch nicht dem Eichhörnchen - wie ihm bewusst wurde, als sie etwas von lass sie sofort in Ruhe schwafelte - was tat er denn? Ein Hungriges Tierchen füttern, mehr aber auch nicht. Isaac hob dennoch beschwichtigend seine freie Hand, er hatte immerhin nicht vor einen Streit herbeizuführen, wusste er immerhin nicht ob weitere ihrer Leute im Schatten der Mauern lauerten. Abgesehen davon wirkte sie... befremdlich auf den jungen Mann. Mit dem Fell das sie um ihre schmalen Schultern trug und den groben Stoffen, die ihn sofort an vergangene Jahrhunderte erinnerten. "Ich hab nicht vor ihr etwas zu tun..." beschwichtigte er der jungen Frau, beugte sich gleichzeitig leicht gen Boden, sodass das Eichhörnchen mit einer weiteren Mandel zwischen den Beißerchen wieder auf den Boden hüpfen konnte - was es auch sogleich tat. Isaac verstaute die Tüte mit den restlichen Mandeln wieder in seiner Jackentasche. Irgendwie hatte er das Bedürfnis sein Handy vom Boden zu klauben, aber er ließ es fürs erste sein - das Ding lag da gerade ganz gut und nutzte ihm ja so oder so nichts. Außerdem hatte er nicht das Bedürfnis eine mit dem Stock übergezogen zu bekommen - weswegen er sie besser im Auge behielt, immerhin wusste er nicht, inwiefern sie sich weiter von ihm bedroht fühlte und da er keinen Stock zur Hand hatte... nun ja, er wollte mal kein Risiko eingehen, auch wenn er zu behaupten wagte er wäre ihr kräftemäßig überlegen. "..oder dir - du kannst also den Stock" er nickte in Richtung ihrer Waffe "wieder sinken lassen, ich - und vermutlich auch keiner der anderen hier - bin nicht auf Streit aus", klärte Isaac sie wahrheitsgemäß auf. Zwar konnte er nicht unbedingt für den Rest sprechen, aber aktuell war sie ihre beste Chance darauf Antworten auf all die seltsamen Dinge zu bekommen, die offenbar geschehen waren und sie hier her gebracht hatten. Auch wenn ihr allgemeines Aussehen - was ihren Kleidungsstil anging - nicht gerade vielversprechend wirkte im Sinne von Zivilisation die in der Nähe war oder etwas dergleichen.
"You can fool all of the people some of the time, and some of the people all of the time, but you can't fool all of the people all of the time."
Taluna Es dauerte einige Momente, bis der junge Mann sich umdrehte und es sah tatsächlich so aus, als würde er so bedächtig handeln, um Frökk nicht aus dem Gleichgeweicht zu bringen. Die hingegen schien den jungen Mann bereits als harmlos abgestempelt zu haben, denn sie knabberte längst begierig an der Nuss, die er ihr gegeben hatte und machte auch keine Anstalten, seine Hand zu verlassen. Ich musterte den Fremden erneut, seine Kleidung kam mir von vorne noch seltsamer vor, allerdings musterte er mich ebenso skeptisch wie ich ihn. Er sah gut aus, stellte ich fast mit erstaunen fest. Es war immer seltsam, fremde Krieger zu treffen, denn die meisten der Leute in dieser Gegend kannten wir alle von Kindheit an. Sie mussten weit gereist sein, um hier her zu kommen. Aber was wollten sie hier? Waren sie gekommen, um unsere Gebiete zu besetzten? Die meisten Clans lebten in Frieden, aber hin und wieder gab es doch Streitereien. Schließlich richtete der Mann das Wort an mich und setzte zeitgleich Frökk auf dem Boden ab, die gut gelaunt zu mir hinüber hüpfte und an mir herauf bis zu meiner Schulter kletterte, wo sie kurz ein bisschen an meinem Ohr knabberte, bevor sie sich wieder ihrer Nuss zuwandte. Wenn man dem Dunkelhaarigen Glauben schenken durfte, dann war er nicht in der Absicht gekommen, uns Schaden zuzufügen, aber es war immer besser, zu misstrauisch zu sein als zu vertrauensseelig. Trotzdem ließ ich den Stock sinken, es hätte ja sowieso keinen Zweck. Im Zweifelsfall würde ich mich nicht wehren können, also wäre es wohl besser, ihm auch erst gar keinen Grund zu geben, mich anzugreifen. Statt dessen zog ich Frökk die seltsame Nuss aus den Pfoten, was diese wiederum gar nicht witzig fand. Sie fing an, lautstark zu schimpfen und biss mich sogar in den Finger. Nicht fest, aber es tat weh. "Au, Frökk! Du solltest nichts essen, das noch niemand von uns je gesehen hat. Was, wenn es giftig ist?" tadelte ich sie und gab ihr ein Stückchen Brot aus meiner Tasche, das sie wohl erstmal zufrieden stellte. Ich konnte meine Aufmerksamkeit also in Ruhe wieder dem Krieger widmen. "Wer seid ihr? Wo kommt ihr her? Welchem Clan gehört ihr an? Und was wollt ihr hier?" Die Ältesten würden mich sicher tadeln, wenn sie mich jetzt hören könnten. Predigten sie doch immer von Gastfreunschaft gegenüber den Reisenden. Wenn es nach ihnen ginge, hätte ich dem Jungen wohle erstmal etwas zu Essen und ein ordentliches Fell angeboten, damit er sich warm halten konnte. Seine Kleidung sah nicht wirklich robust aus.
Ein leichtes Stechen in ihrer Brust brachte die Dunkelhaarige dazu verwirrt ihre dunkelbraunen Augen aufzuschlagen und sich dann ein wenig panisch aufzurütteln. Mit raschen Bewegungen war sie zurückgerutscht, bevor Genevieve spürte, dass sie etwas hartes, wie eine Wand, im Rücken hatte. Ihr Blick wanderte irritiert umher, während der Puls sich allmählich wieder legte. Was war nur passiert? Das Letzte, woran sich die junge Studentin noch erinnern konnte war, dass sie ein leises Piepsen gehört hatte und dieser Nebel auf sie zu kam. Langsam musterte Genevieve ihre Umgebung. Es wirkte so surreal wo sie war. Beinahe so, als wäre sie an einem Filmset. Dieser Tempel - oder was auch immer es darstellen sollte - war etwas heruntergekommen und von allen Seiten machte sich die Natur wieder das zu Eigen, was ihr offensichtlich genommen wurde. Weiterhin verwirrt hob sie nun ihre rechte Hand und fuhr sich damit über die Stirn, welche aus irgendeinem Grund ziemlich schmerzte. Das ganze Geschehen um sie herum fühlte sich eher an, wie ein ziemlich seltsamer Traum. Noch nie hatte die Braunhaarige irgendwelche Probleme mit Träumen gehabt oder sonderlich absurde Sachen geträumt. Doch gerade glaubte sie wirklich daran. Um sicher zu gehen, dass sie träumte, zwickte die junge Frau sich einmal in den Arm - doch absolut nichts geschah. Normalerweise müsste sie genau jetzt aufwachen. Fehlanzeige. Nichts passierte, also musste Genevieve davon ausgehen, dass sie tatsächlich an diesem mysteriösen Ort war. Nach wie vor unbehaglich stemmte sie sich nun hoch, jedoch ziemlich wackelig und nicht wirklich sicher auf den Beinen. Mit ihren, noch etwas bleichen, Fingerknöcheln klopfte sie einmal gegen einen der Trümmersteine, in der Hoffnung, dass sie sich tatsächlich auf einem Filmset befand. Jetzt müsste eigentlich das so vertraute, hohle Klopfen ertönen, was zeigte, dass es Requisiten und somit kein echter Stein war. Doch schon wieder falsch. Seufzend sahen sich die dunkelbraunen Augen wieder um und sie erkannte erst jetzt, dass noch ein paar bekannte Gesichter mit ihr in diesem Höllentrip von Illusion gefangen waren. Kurz räusperte sie sich, einfach weil sie irgendwie ihre trockene Kehle etwas fordern wollte. Dann blickte sie an sich selbst hinunter und runzelte etwas die Stirn. Ihre dunkle Hose und das Shirt was sie trug waren ein wenig schmuddelig geworden, doch das war wohl gerade ihr kleinstes Problem. Langsam folgte ihr Blick einer Stimme, die ihr tatsächlich ziemlich bekannt war. Isaac, sie konnte ihn erkennen. Einer der wenigen hier, mit denen sie wohl so etwas wie eine Freundschaft hegte. Nicht, dass Genevieve sich nicht mit den anderen verstehen würde, aber sie hatte einfach nicht viel mit ihnen zu tun. Noch nicht allzu lange war die hübsche Dunkelhaarige als Studentin in der Biologie aktiv, weswegen sie ganz froh gewesen war, als Isaac sie ein bisschen unter seine Fittiche genommen hatte. Nach wie vor schwirrten ihr Massen an Gedanken und Fragen im Kopf herum. Wie waren sie hier her gekommen? Was war passiert? Und wohl besser noch, wo waren sie? Und warum sie? Alles Fragen, die sie vermutlich alleine niemals lösen konnte. Aus diesem Grund wollte sich die Schauspielerin zu Isaac aufmachen und vielleicht seine Antworten hören. Doch soweit kam sie gar nicht erst. Nach nur wenigen Schritten hatte Genevieve inne gehalten und blickte einer jungen Frau entgegen, die um die Ecke gekommen war und mit einem Stück Holz bewaffnet Isaac gegenüber stand. Überrascht und immer noch mit einem verwirrten Gesichtsausdruck blieb die Dunkelhaarige einfach auf ihrem Fleck stehen und blickte den beiden entgegen, wie sie sich unterhielten - mehr oder weniger. Sie konnte nichts tun, was denn auch? Einzig und allein konnte sie nun hier stehen und warten, darauf, dass sie bemerkt und hoffentlich nicht angegriffen wurde.
“Be kind to yourself so you can be happy enough to be kind to the world.”
Sie ließ den Stock sinken - das war ein Anfang, so kam Isaac sich nicht mehr ganz so bedrohlich vor.. auch wenn er im Normalfall wirklich ganz und gar nicht bedrohlich war. Wieso auch? Solange man ihm keinen Grund zur Verteidigung gab war er eigentlich ein recht friedlicher Zeitgenosse, der eigentlich sogar gerne in harmonischem Umfeld handelte, als sich Streit einzufangen. Wem brachte das auch schon etwas? Im Gegensatz zu vielen anderen, gerade jungen Männern wie er es war, gehörte er nicht zu der auf Krawall gebürsteten Sorte. Auch wenn er auf den ersten Blick vielleicht so wirken musste mit den zerzausten Haaren, den Tattoos die aktuell unter der Jacke versteckt waren oder den schon leicht verkommenen, dunkelbraunen Lederboots in denen seine Jeans steckte. Er machte wirklich nicht den Anschein sonderlich vertrauenswürdig zu sein, zumindest nicht, wenn man den trauen Blick außer Acht ließ, der sein Gesicht zierte. Wie eigentlich zumeist. Gerade als die Fremde ihm gegenüber begann etliche Fragen zu stellen, de ihn die Stirn runzeln ließen, nahm er in den Augenwinkeln eine Bewegung war, die seinen Kopf kurz in besagte Richtung wandern ließ: Genevieve. Er lächelte ihr kurz aufmunternd zu, weil sie ebenso verwirrt wirkte, wie er sich fühlte, hielt sich andernfalls allerdings zurück weil er sich viel mehr wieder auf die Fremde konzentrieren wollte, die ihm gegenüberstand und die ihn vor wenigen Sekunden noch mit einem beliebigen Stock bedroht hatte - sich nebenbei bemerkt nun mit ihrem Eichhörnchen unterhielt, was die gesamte Situation nur noch seltsamer werden ließ. "Was für ein Clan? - Und wenn ich wüsste wo wir hier sind, könnte ich dir vielleicht auch sagen was wir hier wollen..." teilte er ihr schließlich mit, zog das Tütchen mit den Mandeln wieder aus der Jackentasche. "Das Zeug ist nicht giftig - es sind einfache, gebrannte Mandeln und schmecken ziemlich gut, dein kleiner Freund hier hat das begriffen" klärte er sie auf, dass er keineswegs die Absicht hegte das kleine Tierchen auf ihrer Schulter zu vergiften, auch wenn sie die Mandel längst gegen ein Stück Brot ausgetauscht zu haben schien - wobei das Eichhörnchen im ersten Moment nicht sonderlich erfreut darüber gewesen war. "Ich bin übrigens Isaac - und mit wem haben wir die Ehre?" er wandte nun den Blick wieder von ihrem Eichhörnchen ab, ihr direkt zu, sah ihr in die Augen ohne dabei zu aufdringlich zu wirken. Dabei verstaute er seine Hände samt Mandeln wieder in seiner Jackentasche, beließ sie auch fürs erste dort drin, wobei es langsam ein wenig wärmer zu werden schien - kein Wunder, bei dem strahlend blauen Himmel der zwischen den Baumwipfeln hindurch blitzte.
"You can fool all of the people some of the time, and some of the people all of the time, but you can't fool all of the people all of the time."
Taluna Ich wusste wirklich nicht, was ich von den jungen Mann halten sollte. Anscheinend schien er wirklich nicht gefährlich zu sein, jedenfalls deutete nichts in seiner Haltung darauf hin. Und er erklärte mir, dass seine Nüsse, die er gebrannte Mandeln nannte, nicht giftig waren. Dieser Name klang seltsam. Warum sollte man Nüsse verbrennen, wenn sie doch schon von Natur aus absolut genießbar waren. Alles hier wurde für mich mehr und mehr zu einem Rätsel und ich wünschte, ich würde jetzt nicht alleine hier bei den Fremden stehen. Vor allem, da sich nun zu den beiden Männern auch noch ein Mädchen gesellt. Sie war bis vor kurzem noch bewusstlos geworden, hatte sich aber erst aufgesetzt und stand nun etwas hinter dem jungen Mann. Auch sie trug seltsame Kleidung, die sehr dünn zu sein schien. Sie musste sicher frieren, es war früh am Morgen und hier war der Wald so dicht, dass nur selten Sonnenstrahlen auf den Boden trafen. Zusätzlich schien sie ebenfalls keinen Schutzgeist bei sich zu haben. Ich begann wirklich, diese Reisenden mehr und mehr zu bemitleiden. Besonders, als der Dunkelhaarige mir mitteilte, dass sie selbst nicht wussten, wo sie sich befanden. Euripidis war zwar groß, aber doch nicht so groß, dass man leicht die Orientierung verlieren konnte? Irgendeine grobe Ahnung, wo sie waren mussten sie doch haben? Außer sie waren über das Meer gekommen, aber diesen Gedanken verwarf ich schnell wieder. Wir hatten viele Krieger auf das Meer hinaus geschickt und keiner von ihnen war je zurück gekommen. Die Natur nahm sich ihre Tribute, jedes Mal, wenn wir versuchten, sie zu unterwerfen. Das warf wiederum die Frage auf, wo diese Leute her kamen und warum sie alle so verwirrt aussahen? Warum hatte nicht jemand anderes sie zuerst finden können, warum nicht die Jäger? Ich hatte wirklich keine Ahnung, wie man mit so einer Situation umgehen sollte. Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als der junge Mann sich schließlich vorstellte. Isaac, diesen Namen hatte ich noch nie vorher gehört. Ich zögerte kurz, ihm den meinen zu nennen, aber was wäre schon dabei. Es war schließlich nur ein Name. "Taluna.." antwortete ich also schließlich und musterte noch einmal das Mädchen. Diese Leute sahen momentan wirklich nicht so aus, als wären sie in der Lage, einen ganzen Clan zu überwältigen oder anzugreifen. Vielleicht war es also an der Zeit für einen Strategiewechsel. Wenn ich freundlicher war würden sie mir vielleicht mehr Auskünfte über ihre Herkunft und ihre Vorhaben geben. "Est tu mir leid, ich war wirklich sehr unhöflich. Ihr müsst weit gereist und erschöpft sein... Kann ich irgendwie helfen?"
Ayana Wie so oft am Morgen, strich die junge Frau gemeinsam mit ihren Gefährten durch das dichte Unterholz des Regenwaldes. Es war ein schöner Tag, nicht zu warm und nicht zu kalt und so hatte sie die Gunst der Stunde ergriffen um ihre Vorräte wieder aufzustocken und neue Dinge zu entdecken, welche ihr immer wieder in der ergiebigen Flora und Fauna ins Auge stachen. Ayana fühlte sich verbunden zu dem Wald und seinen dichten Gehölz, der artenreichen Flora und Fauna. Es blühte vor Leben und im Wald war es ihr möglich jeden Ärger, jede Enttäuschung von sich zu streichen und ihre Gedanken zu sortieren. An ihrer Seite war dabei immer Cloud, ihr bester Freund und treuester Gefährte, welcher etwas vor ihr auf sanften Pfoten durch den Wald lief. Der Nebelparder war stets aufmerksam, drehte sich immer wieder nach der junge Frau um, wobei diese deutlich merkte, das er auf der Jagd war und nach einer kleinen Mahlzeit Ausschau hielt. Das war in Ordnung, das war der Lauf der Natur und so brauchte eine Raubkatze für gewöhnlich Fleisch um am Leben zu bleiben und vital auf allen vier Pfoten im Leben zu stehen. Ansonsten würde aus dem Jäger schnell der Gejagte werden. Lächelnd betrachtete sie das jagende Tier, welches nur wenige Minuten auch schon fündig wurde und sich zufrieden auf dem Waldboden niederließ um zu fressen. Währenddessen machte sie sich daran einige Beeren und Kräuter zu sammeln, bevor sie sich gemeinsam mit Cloud wieder auf den Rückweg zum Sitz des Clans zu machen, wo sie ihre gesammelten Dinge an Ort und Stelle in ihrer Hütte verstaute. Noch war es recht ruhig im Clan, doch einige Jäger und Sammlerinnen waren sicherlich noch unterwegs und es wäre nur eine Frage der Zeit, bis irgendjemand etwas von der Heilerin brauchen würde. Dennoch war sie froh über jeden ruhigen Tag, an dem wenige Menschen Hilfe brauchten. Ungern sah sie schwer verletzte Krieger und Jäger, welche Feinden oder wilden Tieren zum Opfer gefallen waren und noch weniger konnte sie es leiden, wenn sie jemandem nicht mehr helfen konnte, sondern nur den Prozess des Sterbens begleiten konnte. Das Dasein als Heilerin hatte viele Sonnen- und Schattenseiten, doch sie tat es gerne. Sie half gerne.
#Fuck everyone else, I'mma party by myself Do this shit all night, I don't need nobody else
Im Alleingang durchstreifte der Dunkelhaarige das dichte Gehölz und blickte sich wachsam mit den blauen Augen um. Seit circa einer Stunde war der junge Mann bereits unterwegs, auch wenn es noch früh am Morgen war. Für seinen Geschmack war dies die beste Zeit zur Jagd. Keine lauten Geräusche oder anderen Jäger, die womöglich die Beute verschreckten. Die blauen Augen streiften das schwarze Fell des Wolfes, welcher einige Meter entfernt von ihm durch die Bäume streifte. Stets aufmerksam sahen sich die ebenfalls blauen Augen des Wolfes um, während die Ohren sich nach Geräuschen von Beute umhorchten. Die beiden Gefährten waren wirklich das Spiegelbild einander. Am liebsten im Alleingang zogen sie durch die Wälder von Euripides und waren einzig und allein für die Jagd anwesend. Viele Beobachtungen, viele Geduldsproben. Seit Castiel denken kann folgt er den Befehlen seiner Auftraggeber. Egal wie jung er gewesen war, er musste immer zurückstecken und warten. Noch nicht, Castiel. Du bist noch nicht bereit. Warte, guck zu und lerne. Diese Worte hatte der Braunhaarige so oft gehört und er war froh, als er endlich nicht einfach nur da sitzen musste. Er durfte mit ins Gefecht, doch Ungehorsamkeit durfte er immer noch nicht zeigen. Er bekam seine Aufträge, führte diese aus und das war es. Keine weiteren Gedanken, keine Gegenargumente. Schon immer war Castiel jemand, der seine Gefühle und moralischen Zweifel unterdrücken musste, doch es war nicht immer einfach. Blinzend sah der junge Mann seinem Gefährten entgegen, welcher leicht das Nackenfell aufgestellt hatte und ein tiefes Knurren hören ließ. Er sah etwas, was Castiel bisher entgangen war. Vielleicht ein anderer Euripide, vielleicht ein anderer Schutzgeist. Duane war so wie Castiel nicht wirklich angetan von den anderen seines Volkes. Nie hatte der Dunkelhaarige irgendwelche Beziehungen aufgebaut, bis auf die mit seiner Familie und des Häuptlings. Ab und zu hatte er noch mal Kontakt mit der Heilerin, wenn er mal wieder etwas durch die Jagd an Verletzungen erlitt. Doch soziale Kontakte waren nicht seine Spezialität. Mit leicht zusammengekniffenen Augen erkannte er nun, was Duane schon vor einigen Herzschlägen gesichtet hatte. Cloud, der Nebelparder der Heilerin, schien wohl auf der Jagd zu sein. Etwas, was Castiel gerade jetzt nicht gerne sah. Zwar hatte er schon ein bisschen was gefangen, doch die Beute in dieser Umgebung würde für ihn nicht mehr erreichbar sein, da nun schon jemand anders auf der Jagd hier war. Für einen Moment wollte der Jäger sich einfach umdrehen und gemeinsam mit Duane in der anderen Richtung auf die Jagd zu gehen. Doch dann überlegte er es sich anders. Er erkannte wenige Meter weiter Ayana, wie sie noch etwas an Kräutern sammelte, bevor sie sich wieder umdrehte und mit Cloud wieder zum Clan ging. Es war nie wirklich leicht für Castiel frontal einfach auf die anderen Euripiden zu zugehen. Eigentlich hatte Castiel vorgehabt mit Ayana zu sprechen und vielleicht seine Hilfe anzubieten, doch dann war sie auch schon wieder verschwunden. Kurz seufzte der Dunkelhaarige auf, bevor er sich dann selbst mit Duane auf den Rückweg machte. Er würde später noch einmal auf die Jagd gehen, doch jetzt konnte er seine Beute erst einmal zurückbringen. Es hatte keinen Sinn in diesem teil des Waldes weiter zu jagen, wenn gerade etwas erlegt wurde. Die Tiere waren aufgeschreckt und wachsam, selbst Duane würde vielleicht nicht allzu viel Glück haben. Im Clan angekommen schweiften die blauen Augen wieder umher, bevor er seine Beute ablegte und Duane sich selbst überließ. Wenn Castiel keine Aufgabe hatte, dann wusste er nie wirklich was mit sich anzufangen. Doch damit kam er klar. Er wartete einfach ab, beobachtete und hielt sich zurück. Bloß niemanden aufregen oder in Frage stellen, denn das war nicht in dem Sinne des Jägers.
“Be kind to yourself so you can be happy enough to be kind to the world.”
Eine Antwort auf seine Frage danach wo sie sich befanden erhielt Isaac nicht. Einerseits war es ihm in diesem Moment relativ egal, unwichtig und andererseits überlegte er sich ob er gleich nochmal nachhaken sollte, weil es nun mal von großer Bedeutung sein könnte zu erfahren wo sie sich aufhielten.. Immerhin hatte er wirklich nicht den Hauch eines Schimmers davon, wo sie sich befanden und wie sie hier am Besten wieder weg kamen, ganz zu schweigen davon, wie sie überhaupt hier gelandet waren - das war nämlich bisher das größte Rätsel. Aber gut, er würde sich für den Anfang mit ihrem Namen zufrieden geben und stattdessen auf ihre Frage antworten - denn wie sagte man so schön? Wie du mir, so ich dir. Wenn er also eine Antwort haben wollte, so musste er vielleicht erst einmal geduldig sein, auch wenn das nicht seine Stärke war. Isaac verkniff sich ein Seufzen und nickte langsam auf ihre Frage hin, auch wenn er sie nicht direkt als unhöflich empfunden hatte, wie sie so schön gesagt hatte. "Wenn du mir sagst wo wir hier gerade sind, wäre uns schon mal ein großer Gefallen getan..." erwiderte er also, griff nun doch wieder seine Frage von zuvor auf, weil es sich als Antwort gerade eigentlich ganz gut anbot. Außerdem wäre ihnen damit gerade wohl tatsächlich am Meisten geholfen - ihm war schließlich auch nicht ansatzweise bewusst, wie wenig Hilfreich ihre Antwort für ihn sein würde. "Ich meine... Amerika müsste es auf jeden Fall sein... ein anderer Kontinent wäre absurd, solange können wir nicht bewusstlos gewesen sein.." eigentlich sprach er damit mehr zu sich selbst, ging die Möglichkeiten durch die sich ihnen boten. Aber wo in Amerika hatte er schon einmal so dicht bewachsene Wälder gesehen? Kanada vielleicht? Aber das war nicht die richtige Jahreszeit und noch dazu passte dieses Bauwerk nicht in die Kanadischen Wälder... Isaac musste er es wissen, hatte er doch schon mehrere Monate seines Lebens an der Seite seines Großvaters in diesen Wäldern, der absoluten Wildnis, verbracht. Daher war er sich auch ziemlich sicher, dass er Kanada von seiner Liste streichen konnte. Nur wo in Amerika würde er einen solchen Ort vorfinden können? Er bereitete ihm Kopfzerbrechen, er kam einer Lösung allerdings nicht ansatzweise näher.
"You can fool all of the people some of the time, and some of the people all of the time, but you can't fool all of the people all of the time."
Taluna Immer mehr drängte sich mir die Frage auf, warum gerade ich diese Fremden angesprochen hatte. Es wäre wohl besser gewesen, ich wäre heute einfach in meiner Hütte gewesen. Vielleicht war Myra schon los gegangen, um Hilfe zu holen oder sie würde selbst bald hier auftauchen. Jedenfalls war mir wirklich nicht wohl, so ganz alleine mit den Fremden. Frökk allerdings schien immernoch keine Bedenken zu haben, den sie kletterte schon von meiner Schulter runter und huschte hinüber zu Isaac, roch an seinen Stiefeln und sah abwartend zu ihm hoch. Wahrscheinlich wollte sie nochmal eine dieser Nüsse haben. Ich seufzte ergeben und beobachtete sie aufmerksam. Meistens wusste sie, was gut für sie war und irgendwie glaubte ich dem jungen Mann, wenn er sagte, dass das Zeug nicht giftig war. Wahrscheinlich trug er es nur als Stärkung für sich selbst mit sich. Nüsse waren immerhin eine wichtige Energiequelle. Auf meine Frage, ob sie irgendwie Hilfe gebrauche könnten, fragte er nur erneut nach dem Ort, an dem wir uns befanden und ich kicherte leise. Oh man, so verpeilt konnte man doch wirklich nicht sein, dass man einfach einschlief und am nächsten Morgen alle kollektiv vergessen hatten, wo sie waren. Vielleicht hatten sie aber auch nur von den falschen Pflanzen gegessen, da konnte so ein Effekt schon mal auftreten. "AA-meh-riie-ka." wiederholte ich das Wort langsam, dass er mehr sich selbst als mir zugeraunt hatte und konnte mir ein erneutes Grinsen nicht verkneifen. Okay, hier kannte sich eindeutig jemand nicht genug mit der Pflanzenwelt aus, um alleine auf Reisen zu sein. "Ich glaube, da habt ihr die falschen Wurzeln in euren Tee getan. Von so einem Land hab ich noch nie gehört. Überhaupt noch nie von einem Land außerhalb von Euripides." Wollte er mir etwas einen Streich spielen? Oder hielt er mich einfach für dumm?
Ihr Amerika klang, als sprach sie das Land das erste Mal aus - ihre Reaktion darauf war noch verwirrender als ihre Aussprache. Was war sie für eine Wilde, dass sie noch nie von dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten gehört hatte? Immerhin war es vor nicht ganz so langer Zeit noch in aller Munde gewesen, wenn gleich auch nur des unfähigen, neuen Präsidenten wegen. Zumindest wenn man Isaac nach seiner Meinung fragte, aber das spielte keine Rolle, die interessierte eh niemanden der etwas ausrichten könnte. Konnte man das überhaupt noch? Egal, Politik war noch nie sein Ding gewesen und würde es wohl auch niemals sein. Isaac auf jeden Fall fand ihre Reaktion genauso witzig wie ein Blinder weit sehen konnte: Nämlich gar nicht. "Was belustigt dich so sehr an meinen Worten?" er sah sie mit hochgezogenen Augenbrauen an, zog die Hände nun wieder aus der Jackentasche weil das kleine Eichhörnchen nun wieder zu ihm kam und wohl nach einer weiteren Mandel verlangte "Wenn du zu viel davon isst bekommst du Bauchschmerzen..." warnte er das kleine Tierchen, streckte ihm wenig später aber dennoch eine der süß ummantelten Mandeln entgegen. Hatte bis jetzt ja nicht mal eine ganze gegessen, weswegen keine Gefahr bestand. Erst jetzt wandte er sich wieder Taluna zu, die irgendwas von einem Euripides faselte, was für ihn nach einem Land klang, das einem Buch entsprungen war. "Falls du lustig sein willst, machst du deinen Job ziemlich miserabel..." teilte er ihr trocken mit, knirschte ein wenig mit den Zähnen - das war eine seiner schrecklichen Angewohnheiten. Er hasste es und doch fiel es ihm immer zu spät auf, sodass er es nicht mehr rückgängig machen konnte weil es schon geschehen war. Langsam glitt sein Blick erst zu Genevieve, dann zu Akio, weil er wissen wollte was sie davon hielten und ob nur er das Gefühl hatte ihr Gegenüber sei verrückt - zumindest ein bisschen; sie schien nämlich fest von ihrer Aussage überzeugt zu sein, nein, sie war sogar belustigt von seinen Worten, seinem Auftreten wie es schien. Was war sie? Ein Mädchen das in der Wildnis großgezogen worden war? Von wem? Von dem Eichhörnchen? Ergab keinen Sinn und noch dazu waren sie hier nicht bei Dschungelbuch gelandet - wobei er sich hier wohl sehr weit aus dem Fenster lehnte angesichts der Tatsache, dass er keine Ahnung hatte wo er hier war, geschweige denn wie er hier her gekommen war.
"You can fool all of the people some of the time, and some of the people all of the time, but you can't fool all of the people all of the time."
Wie jeden Morgen wurde Emyn von seinem Schutzgeist Momo geweckt, der auf ihm herumkletterte, bis der junge Jäger wach wurde. Murrend schob er den Waschbär von sich herunter und kroch aus den warmen Pelzen, in denen er jede Nacht schlief. Auch wenn es draußen nicht gerade kalt war, bekam er sofort eine Gänsehaut und musste sich erstmal anziehen. Nachdem das geschafft war, folgte er Momo, der aus dem kleinen Baumhaus gelaufen war und setzte sich zu ihm auf den Vorsprung, wo er seine Beine baumeln lassen konnte. Emyn nahm sich ein Brot aus dem Beutel, den er neben sich hatte und gab seinem Schutzgeist einen Apfel, welcher von diesem sogleich verputzt wurde. Emyn lächelte leicht und strich sanft über das dichte Fell von Momo, bevor er sein Brot aufaß und sich Pfeile und Bogen schnappte, um jagen zu gehen. Der Stamm hatte in letzter Zeit eher auf Früchte und Beeren zurückgreifen müssen, da die Jäger kaum Wild fanden, das sie erlegen konnten. Für die Fleischfresser unter den Schutzgeistern war das natürlich nicht gerade von Vorteil gewesen, daher versuchte Emyn in letzter Zeit auch mal öfters morgens schon jagen zu gehen. So führte ihn auch dieser Morgen mit Pfeil und Bogen in den Wald. Der Euripide hatte sich denken können, dass auch heute die Tiere nicht mit einem Schlag wieder auftauchen würden um den Wald zu befüllen, jedoch war es trotzdem eine halbe Ewigkeit, in der er nichts fand, geschweige denn einen Pfeil abschießen konnte. Erst nach einer Stunde schaffte er es, ein dickes Rebhuhn zu erlegen. Als der junge Mann zu seiner Beute ging, um sie aufzuheben, fiel ihm plötzlich auf, dass Momo nicht wie immer vor ihm herlief, um das tote Tier zu beschnuppern – er war weg. Sofort blieb Emyn stehen und drehte sich um. Momo stand weit entfernt an einem Weg, auf dem leichte Fußabdrücke in der Erde zu erkennen waren. Er schnupperte an dem Waldboden, dann trabte der Waschbär den Spuren hinterher. „Momo!“, zischte Emyn und zögerte, dann ließ er das Rebhuhn liegen und lief seinem Schutzgeist hinterher. Normalerweise folgte Momo nicht einfach irgendwelchen Spuren – davon waren hier schließlich genug – denn die führten nur zu anderen Mitgliedern des Stammes. Dass er heute einfach davonlief und Emyn alleine ließ, beunruhigte den jungen Euripiden. Als er den Waschbären eingeholt hatte, waren die Beiden vor einem großen, alten Tempel angekommen. Emyn war schon öfter dort gewesen, daher zögerte er nicht lange, in das Gebäude hineinzulaufen. Innen angekommen hörte er Stimmen. An sich nichts Ungewöhnliches, als Emyn allerdings um die Ecke lief, an der Momo endlich stehen blieb und am Boden schnupperte, fand der Euripide... Fremde. Leute in seltsamen Kleidern, alle ohne Schutzgeist. Zunächst wollte er sofort wieder verschwinden, aber dann entdeckte er Taluna. Dass sie eigentlich keine großen Schwierigkeiten zu haben schien, fiel dem jungen Mann nicht mal auf. Bevor er sich das Ganze noch anders überlegen konnte, spannte er einen Pfeil auf den Bogen, dann ging er zu der Sammlerin und richtete den Pfeil auf den Fremden, mit dem sie redete. „Taluna...“, murmelte er leise und spürte das Fell seines Schutzgeistes an seinem Knöchel, der zu fauchen begann, „die könnten gefährlich sein. Geh lieber.“