Während sie fest den zappelnden, glitschigen Fisch mit ihren Händen hielt, schaute sie dem Dunkelhaarigen dabei zu, wie er die anderen Fallen nach eventueller Beute durchsuchte. Die zweite Falle, welche er öffnete, erwies sich leider kein Glück. Doch beim nächsten Versuch konnten die dunkelbraunen Augen der Amerikanerin deutlich wieder eines der zappelnden Wesen erkennen. Schweigend beobachtete sie nur, wie Isaac den Fisch an sich nahm und dann ohne groß weiter sein Handeln zu überdenken ihn tötete. Natürlich war es definitiv kein schöner Anblick, doch sie mussten sich ja von irgendetwas ernähren. Nach nur kurzen Momenten hatte Genevieve wieder freie Hände, die sie nur rasch einmal abwusch und sich dann wieder zu Isaac drehte. Seine Worte konnte sie auch hören, ohne dass sie ihn ansah, weswegen sie ihm nur mit einem leichten Kopfnicken zu verstehen gab, dass sie sich auf die Suche machen würde. Die braunen Haare hinter die Ohren geklemmt durchsuchte sie den Boden nach solch einem Stein, wie er ihn beschrieben hatte und wurde nach nur wenigen Herzschlägen sogar fündig. "Das nenn' ich mal Glück", murmelte sie etwas zu sich, ehe ihre zarten Finger rasch nach dem Stein griffen und sie sich wieder zu den Fischen drehte, die leblos auf dem flachen Stein lagen. Den Worten von Isaac hatte sie nur knapp zugestimmt, denn es würde noch weniger bringen, wenn sie darüber jammerten, dass sie so wenig hatten. Es musste halt aus dem bisschen das beste gemacht werden, so war es nun einmal. Blinzelnd schaute sie hinauf zu Isaac, als er sich wieder zu ihr gesellt hatte und erhob erneut ihre Stimme. "Dann zeig mal, wie das funktioniert. Wenn ich hier schon feststeckte, dann kann ich die Chance mir ja nicht entgehen lassen", ertönte ihre etwas belustigte Stimme, auch wenn an deren Situation alles andere als Belustigung angebracht war.
“Be kind to yourself so you can be happy enough to be kind to the world.”
Es ging relativ schnell bis Genevieve fündig wurde und auch bis Isaac einen Stein fand, der geeignet dazu war einen Fisch aufzuschneiden, sodass man ihn ausnehmen und später über dem Feuer zubereiten konnte. Etwas besseres würden sie aktuell wohl nicht finden und sie brauchten alle Energie. Jeder von ihnen war ausgelaugt, was nur logisch war. Sie alle schliefen nun schon vier Nächte auf dem kalten und feuchten Boden, manche hatten nicht mal eine Jacke dabei, niemand wusste wo sie sich befanden. Nicht nur physisch, sondern auch psychisch war das ein wahnsinniger Stress und eine große Last für jeden von ihnen. Auch wenn sich das bis dato noch niemand eingestand, so war es definitiv so. Isaac gesellte sich nun wieder zu der jungen Frau, die offensichtlich lernen wollte, wie man einen Fisch ausnahm. Isaac grinste ein klein wenig: "Na dann lass uns mal beginnen..." erwiderte er, setzte den Stein an der Unterseite des Fisches mit seiner scharfen Kante an, sodass er ihn mit ruhiger Hand aufschneiden konnte. Während er selbst relativ langsam vorging - nicht nur, damit Genevieve ihm einfach nachmachen konnte, sodern auch, weil er so einfach präziser arbeitete - warf er immer mal wieder einen prüfenden Blick zu der jungen Frau die gegenüber von ihm an dem runden, recht flachen Stein saß, welcher eine gute Arbeitsplatte darstellte. Besser zumindest als der Rasen. Hin und wieder erklärte er zusätzlich zu dem was sie sah, auch noch das ein oder andere - allerdings ging es alles recht schnell und sie wuschen das übrige Fleisch des Fisches nun wieder im Fluss, sodass sie ihn wenig später fertig vorbereitet hatten, sodass sie ihn später über dem Feuer aufhängen konnten. Oder neben dem Feuer, wie auch immer - sonderlich viel konnten sie ja nicht raus holen, befanden sie immerhin weder eine Küche, noch Gewürze oder sonstigen Kram, auch wenn sie sicher das ein oder andere finden würden, wenn sie sich erst einmal auf die Suche begeben würden. "Das war sicher ein wahnsinnig spannendes Erlebnis, hm?" witzelte er in Richtung der Brünetten, wobei er das Gesicht zu einer leichten Grimasse verzog. Langsam glitt sein Blick umher, der Himmel zog ein wenig zu und auch so wirkte die gesamte Gegend weit diesiger als noch vor einer Stunde. Irgendwie beklemmend, aber vermutlich einfach normal, war das Wetter hier doch irgendwie deutlich tropischer als dort, wo sie herkamen und wie sie es nun mal gewöhnt waren.
"You can fool all of the people some of the time, and some of the people all of the time, but you can't fool all of the people all of the time."
Taluna Erst hatte ich darüber nach gedacht, zu Isaac hinunter zu gehen, ihn aus nächster Nähe zu beobachten und vielleicht auch ein bisschen auszufragen. Immerhin schien er mir den von den Fremden derjenige zu sein, der am aufgeschlossensten mit der neuen Situation umging. Aber gut, ich wüsste nicht, wie ich reagiert hätte, wenn ich mich in einer Umgebung wieder finden würde, die mir vollkommen fremd war. Falls die Anderen nicht gelogen hatten und sich die ganze Sache wirklich so abgespielt hatte. Ganz sicher war ich mir da noch nicht. Als dann schließlich aber noch eine junge Frau hinunter an den Fluss kam, beschloss ich, die beiden doch erstmal aus der Entfernung zu betrachten. Neugierig sah ich zu, wie sie die 3 Fischfallen leerten und versuchte, zu verstehen, wie sie diese gebaut hatten, was aus der Entfernung gar nicht mal so einfach war. Auf jeden Fall schienen sie erfolgreich zu sein, denn wenig später waren 2 Fische zum Vorschein gekommen. Wie sie damit ihre ganze Gruppe satt bekommen wollten, war mir schleierhaft, aber wahrscheinlich ging es ihnen eher darum, nicht dem Hungertod zu erliegen. Mich überkam eine Welle von Mitleid. Die letzten Jahre über war Freya gnädig mit uns gewesen und wir hatten im Sommer genügen Vorräte für die Wintermonate sammeln können. Aber ich erinnerte mich auch ein einen der Winter, als ich noch ein sehr junges Mädchen war. Es war bitterkalt gewesen und wir wochen- und monatelang mit tiefem Schnee zu kämpfen gehabt. Die Jäger hatten kaum Beute auch auch die Ernte im Sommer war schlecht gewesen. Einige der Alten hatten die Kälte nicht überlebt und auch die Nahrungsknappheit hatte einige dahin gerafft. Niemand sollte Hunger leiden müssen! Frökk riss mich aus meinen Erinnerungen, indem sie mir ins Ohr biss. "Aua!" stieß ich aus und sah sie empört an, aber dann wurde mir bewusst, dass sie schon eine ganze Weile nervös auf mir herum turnte. Ich war zu sehr versunken gewesen in meinen Gedanken und dem Betrachten der Fremden, als dass ich sie bemerkt hätte. Aber jetzt wanderte mein Blick zum Himmel und ein Schauer durchfuhr meinen ganzen Körper. Es war kalt geworden in den letzten Minuten, der Himmel hatte sich verdunkelt und es war leise. Man hörte keine Vögel, keine Bienen, kein Rascheln von Wild in der Ferne. Sogar das Rauschen des Flusses schien nur noch gedämpft. Die Anzeichen für den aufkommenden Nebel waren eindeutig und ich hatte sie trotzdem nicht bemerkt. Eine ganze Reihe von Flüchen kam über meine Lippen, während ich das Bündel mit der Kleidung, die ich eigentlich hatte waschen wollen, eilig zusammen klaubte und über meine Schulter warf. Wenn ich mich wirklich beeilte, würde ich es noch zurück zum Clan schaffen. Gerade wollte ich los rennen, als mein Blick zu den Fremden glitt. Isaac erklärte dem Mädchen anscheinend gerade, wie sie den Fisch richtig ausnehmen musste. Die Situation sah friedlich aus, keiner der Beiden schien sich der Gefahr bewusst, der sie gerade ausgesetzt waren. Konnte ich sie wirklich einfach so hier lassen? Aber wenn ich nicht gleich los ging, würde ich es vielleicht nicht schaffen, mich selbst rechtzeitig in Sicherheit zu bringen. "Ach Scheiße!" fluchte ich, bevor ich den kleinen Felsvorsprung hinab kletterte, der zu der Stelle führte, an der die beiden Fremden saßen. So schnell wie ich konnte, kletterte ich die einigen Meter nach unten, immer darauf bedacht, auf den feuchten Steinen nicht auszurutschen bis ich schließlich das letzte Stück hinunter sprang. Meine Füße trugen mich leise und schnell zu den beiden hinüber. "Wenn ihr nicht sterben möchtet." unterbrach ich das Gespräch der beiden. "dann solltet ihr mit mir kommen. Und zwar so schnell wie möglich. Uns bleibt keine Zeit mehr für Erklärungen." ich redete schnell und mein Blick glitt immer wieder nervös hinauf zum Himmel. Den Fremden zu erklären, dass sie so schnell wie möglich so hoch wie möglich klettern mussten, würde wohl zu lange dauern. Wenn sie überhaupt auf Bäume klettern konnten, ich traute ihnen das ehrlich gesagt nicht so ganz zu. Es war sicherer, sie mit zum Clan zu nehmen, obwohl ich mir dafür riesen Ärger einfangen würde. Aber sie hier sterben lassen war ja wohl auch keine Option!
Die Jägerin machte der Bezeichnung eines wandelnden Phantoms ohnehin alle Ehre, dennoch schien man sie in den letzten vier Tagen überdurchschnittlich wenig im eigenen Lager auffinden zu können, denn die athletische Euripidin zog es tendenzsteigend in den unberührten Wald, die ausbalancierte Natur, wo alles seine Ordnung zu haben schien und mit dieser gesitteten Ruhe auch für eine innere Ausgeglichenheit in Myra sorgte. Vor der Tatsache, sich Sorgen um ihren Clan zu machen, weil die Fremden einfach so aufgetaucht waren und anscheinend nicht aus eigener Kraft wieder verschwinden konnten, was eine gewisse Art der Zusammenarbeit wohl unvermeidbar werden ließ, durfte und vor allem aber konnte sie die Augen nicht verschließen. Es handelte sich schlichtweg um einen Fakt, dass sich die Einzelgängerin nicht wohl in Anbetracht der neuesten Umstände fühlte. Veränderungen waren nie gut, Neues musste stets mit äußerstem Argwohn bedacht werden und wenn es sich dabei auch noch um lebende, eigenwillige Individuen handelte, die ihrem subjektiven Empfinden nacheilten, ohne einen Schimmer zu haben, wo sie sich eigentlich befanden, dann schrie es doch förmlich nach Problemen. Kummer, der die Jägerin in Bewegung hielt und so verlagerte sie die den tobenden Gedanken verschuldete Energie in die Jagd oder das Observieren der Unbekannten. Stets abseits der Aufmerksamkeit und so entging der Brünetten sicherlich auch das eine oder andere, jedoch gefiel ihr die Option nicht, ihrerseits ebenfalls einer unfreiwilligen Beobachtung unterzogen zu werden, sodass sie sich immer nur gerade so lang auf gewissenhaft abgestimmter Nähe herantraute, wie sie es mit ihrer eigenen Komfortzone vereinbaren konnte, ehe sie erneut den Rückzug antrat. Schlauer wurde die Euripidin selten aus den neusten visuellen oder auditiven Errungenschaften ihrer Streifzüge, bildeten die Unterhaltungen eigene Rätsel, die ihr Misstrauen weiter anfochten. Vielleicht sorgten gerade diese Ungewissheiten dafür, dass Myra ohnehin nur einem sehr leichten Schlaf unterlag und bei der kleinsten Regung aus den Fellen schreckte, sodass das Erscheinen Tyrs zwar durchaus überraschend kam, aber sie dennoch nicht bis in die Knochen erschütterte. „Was?“, fauchte der Morgenmuffel sogleich alles andere als amüsiert über die Störung, während sie sich durch die dichten Strähnen fuhr und anschließend ihre Arme ausstreckte, um das letzte Bisschen Verschlafenheit aus ihrem Körper zu verjagen, ehe sie auch schon in die Gänge kam und noch immer ungehalten grummelnd den stattlichen Krieger aus ihren vier Wänden schob, die Tür vor der Nase zuklatschte, nachdem sie ihm gegen den Kopf gepfeffert hatte, dass er gefälligst fünf Minuten warten solle. Freundlicher würde es momentan kaum werden, weshalb sich Tyr – für sein eigenes Wohlergehen – besser daran halten und die Füße stillhalten sollte, während sich Myra umzog, die Schale Wasser auf der kleinen Kommode nutzte, um ihr Gesicht zu waschen und dann für einen Moment einfach nur auf dem kleinen Lager zu hocken, die Arme um die neugierige Füchsin zu schließen und zu seufzen. Manchmal nervte sie das Clanleben wirklich ungemein, Privatsphäre schien hier niemand zu respektieren und dafür alleine könnte sie manchmal schon vollkommen aus der Haut fahren. Trotz der kleinen Pause voller Zuneigung für Ayn rappelte sich die Jägerin dann bald wieder auf, um ebenfalls die sehr unscheinbare Hütte in der dichten Baumkrone zu verlassen, wobei ihre Stimmung nicht gesteigert wurde, als sie die Seherin am Fuße ihres Baumes erblickte, sobald die Brünette am Boden angelangt war. „Hab ich dir die Störung zu verdanken?“, vermutete Myra in Form einer Frage und hob kritisch eine Augenbraue. Faye zählte zu so ziemlich den aller letzten Stammesmitgliedern, denen Myra freiwillig über den Weg lief, weshalb es schon einen verdammt guten Grund brauchte, um ihre Anwesenheit zu ertragen beziehungsweise es überhaupt in Erwägung zu ziehen, nicht augenblicklich am Absatz kehrt zu machen. „Wen will sie denn dieses Mal ins Verderben stürzen?“, richtete sich die Euripidin dann aber doch kühl an den Krieger, ihre Stimme dabei schneidend scharf; dabei war es viel mehr der Schmerz des Verlustes, der hörbar in der frostigen Tonlage mitschwang und nach wie vor danach trachtete, die Verdammte ebenfalls irgendwie zu verletzen. Und sei es derzeit nur mit unverhohlenem Hass.
Gerade war er noch dabei mit Genevieve die scheinbar ausweglose Situation ein wenig zu.. versüßen, indem er sich über das eigentlich total ekelhafte Ausnehmen eines Fisches unterhielt und nicht weiter bedachte was um sie herum geschah, da tauchte Taluna auf, die bis dato eigentlich weit abseits auf einem Felsen gesessen hatte und deren Blicke er durchaus auf sich und seinen Freunden oder Kollegen hatte spüren können. Aber woher sollte er auch wissen, dass in dieser - ihnen mehr als unbekannten - Welt, ein schrecklicher Nebel kam und ging wie er wollte und das Leben vieler Menschen nehmen konnte, in nur wenigen Atemzügen? Oder dass es kannibalistische Monster gab, die sich von menschlichem Fleisch ernährten wann und wo es ihnen danach war? Sichtlich verwirrt lag sein Blick auf der hübschen, jungen Frau, deren Eichhörnchen mindestens genauso nervös wirkte wie sie es tat.. Sie würde sterben, wenn sie ihr nicht folgten? Wenn das mal nicht nach einem schlechten Scherz klang, dann wusste Isaac auch nicht. "Was?" gab er daher einfach verwirrt von sich, ließ seinen Blick von Genevieve, zu Taluna und wieder zurück wandern, wobei er zwischenzeitig auch zum Rest seiner Kollegen glitt, von denen manche noch immer selig schliefen und den Schlaf nachholten, der ihnen in den letzten Nächten streitig gemacht worden war. "Wieso sterben?" hakte er nach, blieb an Ort und Stelle stehen, weil er irgendwie nicht einsah, jetzt einfach mehr oder minder grundlos hinter der jungen Frau her zu laufen - auch wenn er es niemals Misstrauen nennen würde, so wusste er auch nicht, ob er ihr Vertrauen konnte, hatte er bis auf seinen ersten Tag hier doch noch nie ein Wort mit ihr gewechselt und keine Ahnung wie sie und ihr Volk ihm und seinen Kollegen gegenüber mittlerweile standen. Er sah also wirklich nicht ein ohne vernünftige Erklärung zu folgen wie ein treudoofes Hündchen, nur weil sie ihm auftischte er würde sonst sterben. Wieso sollte er sterben? Weil gleich ein Rudel Wölfe hinter der nächsten Ecke hervor kam? Offenbar waren diese Leute hier doch wirklich sehr eng mit der Tierwelt, dann sollte sie ihnen doch einfach sagen, dass Isaac und Co keine Bedrohung für sie waren. "Taluna beruhige dich - Was ist los?" versuchte er erneut eine Antwort von der quirligen, jungen Frau zu bekommen, sah sie fragend, gleichermaßen forschend aus seinen Augen heraus an. Dabei kam das leise Knurren seines Magens wirklich sehr unpassend - aber das konnte er gezwungenermaßen eben auch nicht kontrollieren, weswegen er es einfach ignorierte, tat ja nichts zur Sache, außer dass er vielleicht hier bleiben und den Fisch weiter zubereiten wollte um eben jenen Hunger zu stillen.
"You can fool all of the people some of the time, and some of the people all of the time, but you can't fool all of the people all of the time."
Ob ich mich schon einmal gefragt hatte, warum die Fremden hier waren? Was glaubte Faye denn, hm? Ich war Krieger, ich war dafür zuständig für die Sicherheit meines Stammes zu sorgen und wenn da irgendwelche unbekannten Eindringlinge in der Nähe waren, fragte man sich natürlich was die hier zu suchen hatten. "Es gibt für alles einen Grund, die Frage ist nur, welcher das bei denen ist", brummelte ich mit rauer Stimme in die Richtung der Seherin, musterte sie einen Augenblick lang und gab dann aber doch nach, noch während wir auf dem Weg auf den Erdboden waren. "Du lässt mir eh keine andere Wahl als sie holen zu gehen, nehm' ich mal schwer an. Auch wenn dein Schulterzucken jetzt nicht gerade aufbauend war. Ich sag' Emyn und Myra mal lieber nichts davon, dass du nicht weißt, ob wir wieder lebend zurückkehren", rieb ich der jungen Frau dann noch mit einem leichten Grinsen unter die Nase, bevor ich mich daran machte Emyn, als auch Myra aufzuwecken. Dass es Myra nicht sonderlich gefiel, dass ich in ihr heiliges Schlafgemach eingedrungen war und sie aufgeweckt hatte, hatte ich vorher schon gewusst. Wobei ich noch nicht einmal dazu kam ihr zu erklären warum ich überhaupt hier war, da schob sie mich schon wieder rückwärts aus ihrer Baumhütte heraus und klatschte mir Sekunden später mit den Worten, dass ich fünf Minuten warten sollte, die Tür vor der Nase zu. "Stets zu Euren Diensten, Prinzessin Myra", zog ich sie auf, wohl wissend, dass die junge Brünette mich mit Sicherheit gehört hatte, bevor ich die Leiter wieder nach unten kletterte und neben Faye durchaus ein wenig ungeduldig darauf wartete, dass Myra aus ihrer Hütte kam. Und natürlich sorgte Faye's Anwesenheit auch nicht unbedingt dafür, dass Myra's morgenmuffelige Laune angehoben wurde, ganz im Gegenteil, sie schien eher noch schlechter zu werden. Wobei ich gerade auch echt keine Lust hatte, dass die beiden jungen Frauen sich zum Schluss noch ein fetziges Duell lieferten, weshalb ich der brünetten Euripidin beschwichtigend den Arm um die schmalen Schultern legte und dann von ihr zu Faye schaute. "Ganz im Gegenteil, sie will die Fremden retten. Beziehungsweise wir sollen sie retten, weil die sonst nämlich draufgehen", sprang ich kurzerhand für Faye ein, um die Situation ein wenig zu beruhigen. Beste Freunde waren Myra und die hübsche Seherin nämlich nicht wirklich. "Wir sollten uns also am besten gleich auf den Weg machen."
Als Tyr wieder zu ihr hinab geklettert kam - sichtlich froh darüber wieder festen Boden unter den Füßen zu haben - lehnte sich Faye gegen den mächtigen Baum, auf welchem sich Myras Hüttchen befand, Lane legte sich ihr zu Füßen und begann sich der morgendlichen Katzenwäsche hinzugeben, die ihr heute morgen verwährt geblieben war. Dabei peitschte ihr Schwanz ungeduldig hin und her, weil sich die Unruhe der Seherin auf die Tigern übertrug, ohne dass es eine der Beiden denn beeinflussen konnte. "Hör zu, Tyr, ich will weder das dir, noch Myra oder Emyn etwas passiert - aber ich hab es nicht gesehen, kann euch also keine Garantie geben und du weißt genauso gut wie ich, dass ich euch zu nichts zwingen kann.. es steht dir also frei, was du ihnen sagst oder nicht und ob ihr geht oder nicht. Aber ich wäre nicht zu dir gekommen, wenn ich nicht der Meinung wäre, das alles habe einen wichtigen Grund. Auch wenn ich noch keine Ahnung habe wa-" Faye unterbrach ihren Satz, weil Myra sich nun endlich zu ihnen gesellte und wie zu erwarten gewesen war nicht sehr erfreut über die Anwesenheit der Blonden schien. Faye konnte es ihr nicht einmal verübeln, auch wenn sie besser als jeder andere - da sie mit niemandem darüber gesprochen hatte, konnte es auch niemand anders wissen - wusste, dass sie keinerlei Schuld am Tod der Schwester hatte, wenn gleich das auch Myra und einige andere des Stammes glaubten. Wieso Faye sie nicht aufklärte? Aufklärte über alles was in dieser Nacht geschehen war? Wenn Faye ehrlich zu sich selbst war, dann vermutlich aus dem Grund, dass sie Angst hatte. Angst wovor? Sie wusste es nicht. Faye nahm die Worte der Brünetten einfach hin, ließ sie praktisch über sich ergehen und hob nur die Schultern zu einem schwachen Zucken, als würden diese Worte sie nicht treffen. Das wünschte sie sich nämlich, dass sie ihr egal waren. Genauso wie sie sich wünschte, dass es ihr egal war, dass Myra begann zu Tyr über sie in der Dritten Person zu reden. Bevor Faye allerdings etwas entgegnen konnte, übernahm Tyr die Antwort für sie, was vermutlich das Beste war, wenn die Situation hier nicht unnötig eskalieren sollte, Zeit kosten sollte. Zeit war nämlich etwas, das sie nicht mehr besaßen, war der Weg zum Tempel doch weit genug, auch wenn Faye nur sehr selten dort war, so wusste sie durchaus, dass es sie selbst bei flottem Tempo mit Sicherheit vier bis fünf Stunden kosten würde. - Vielleicht sogar mehr, mit sehr viel Glück weniger. "Das sollten wir" erwiderte sie mit einem letzten, gelangweilten Blick zu der jungen Jägerin mit der roten Füchsin, bevor sie sich von dem Baum an dem sie gelehnt hatte abstieß um gemeinsam mit den anderen den beschwerlichen Weg anzutreten, der sie erwarten würde. "Der Nebel wird kommen - die Unwissenden sind in Gefahr, wenn wir ihnen nicht helfen, werden sie sterben, ohne dass wir herausfinden können aus welchem Grund sie hier sind.." teilte sie den Anwesenden mit die noch nicht wussten was sie gesehen hatte, während sie den Jägern folgte, weil sie sich als letzte angeschlossen hatte. Ob es nun allen Anwesenden passte oder nicht, dass sie sie begleitete war Faye dabei ziemlich egal. Sie konnte vielleicht behilflich sein, wenn sie sich an Einzelheiten erinnerte die sie gesehen hatte oder irgendetwas anderes in der Art. Außerdem - und auch wenn sie das am liebsten alleine und nicht in Gesellschaft tat - brauchte sie mal wieder ein wenig Abwechslung, Spannung, ein kleines Abenteuer. Und wenn sie dabei ihren Kopf riskierte, war ihr das egal. Wen oder was hatte sie schon - abgesehen von Lane - der ihr tatsächlich etwas bedeutete? Zwar würde vor allen Dingen der Häuptling jedem der dafür verantwortlich war, dass er seine Seherin früher verloren hatte bestrafen - aber hey, Faye hatte sich längst mit diesem Gedanken abgefunden, dass sie einerseits - und solange es keine Nachfolgerin oder keinen Nachfolger gab - unersetzbar und wichtig, andererseits aber auch eben lästig war. "..und irgendetwas sagt mir, dass sie Wichtig sind." Woher sie das wusste? Keine Ahnung. Es war eben ein Gefühl.
"You can fool all of the people some of the time, and some of the people all of the time, but you can't fool all of the people all of the time."
Prinzessin. Das hatte damit doch absolut gar nichts zu tun, aber Myra unterließ es, dem Kerl dann doch noch durch die Tür einen gepfefferten Spruch um die Ohren zu hauen, sondern widmete ihm nach Ankommen am Boden lediglich einen vernichtenden Blick, der mindestens dem einer Königin gerecht wurde. So viel also dazu. Als ob sich die Jägerin tatsächlich etwas daraus machte und wahrscheinlich würde der Krieger auch eher ein müdes, aber dennoch irgendwie auch belustigtes Augenrollen einstecken, würde Faye nicht ebenfalls mit von der Partie sein, was die Brünette nur sehr widerwillig hinnahm und deshalb spontan entschied, so zu tun, als wäre die Seherin nur Luft. Dass Tyr sich dann sogleich als potentieller Streitschlichter entpuppte, kam der Situation wohl nur gelegen, obwohl sich die Einzelgängerin augenblicklich versteifte, als der Kerl seinen Arm um ihre Schultern schlang. Das Gewicht sollte vielleicht sowas wie Beistand ausdrücken oder sie lediglich besänftigen, sorgte aber weder für das Abschwächen des Kummers, noch für das Zähmen der unbändigen Wut, die die Euripidin jedes Mal überschwemmte, sobald sie die Hellhaarige zu Gesicht bekam. „Wie kommt es eigentlich, dass ständig irgendwer was von dir will und dir nichts Besseres einfällt, als mit dem Problem dann weiter zu mir zu marschieren?“, erkundigte sich Myra immer noch ein wenig giftig, gefiel es der eigenwilligen Kratzbürste schlichtweg nicht, Faye auch nur indirekt vielleicht einen Gefallen tun zu können. Außerdem… „Hast du dir schon mal die Wetterbedingungen angesehen? Der Nebel wird nicht mehr lange auf sich warten und du verlangst von mir, dass ich meinen Hals wegen Fremden und der da riskiere?“, hakte die Jägerin misstrauisch nach und wies dabei mit einer knappen Kopfbewegung zu der Seherin weiter, die sich bisher noch ansatzweise im Hintergrund gehalten hatte. Sehr zu Myras Freude, aber ihre Präsenz ließ sich dadurch dennoch nicht verbergen, hatte die Lady einfach etwas furchtbar Unangenehmes in ihrer Ausstrahlung. Etwas, das sich nicht greifen ließ, die Jägerin aber konstant auf Distanz hielt, um mit dieser sonderbaren Aura ja nichts zu tun zu bekommen. Schlimm genug, dass Tyr bereit war, seinen Hintern dafür aufs Spiel zu setzen, nur wurde es auch noch von der vorsichtigen Euripidin verlangt, die daraufhin nur kurz die Luft hörbar ausatmete. Am liebsten würde sie Faye jedes einzelne Wort zurück in den Rachen stopfen, aber da dies leider, leider nicht möglich war, ballte die junge Frau nur so für ein paar Sekunden die kleinen Hände zu Fäuste, ehe sie ihre Finger wieder streckte und anschließend entspannte. „Bei dieser glorreichen Weitsicht und dem Wissen, dass diese Fremden eventuell wichtig werden, hast du doch auch sicher die richtigen Argumente parat, mit denen wir sie aus dem Tempel rausbewegen“, murrte die Dunkelhaarige unfreundlich, ehe sie die Arme fest vor der Brust verschränkte. Ein zynischer Unterton und nicht einmal der halbherzige Versuch, ansatzweise kooperativ zu agieren, aber was erwartete man auch von Myra: Freundlichkeit? Wohlwollen gegenüber der elenden Seherin? Bestimmt nicht, aber wenigstens lief sie ihr nicht vor die Füße, als sich die kleine Ansammlung schlussendlich auf den Weg machte. Ayn hatte sich wie immer ein wenig von der Gruppe abgespalten und ließ zwei, drei Meter seitlich im Unterholz mit, während die Euripiden ein schnelles Tempo anschlugen, um dem Nebel nicht am Ende doch noch zum Opfer zu fallen. Immer wieder huschte ihr prüfender Blick gen Himmel, der zwischen den dichten Baumkronen kaum auszumachen war, aber man erkannte allein an der Fauna des Waldes, dass ein Unheil im Anmarsch war. Die erfahrene Jägerin fühlte sich absolut nicht wohl in ihrer eigenen Haut, weshalb die ohnehin stille Gesellin kein einziges weiteres Wort über die Lippen brachte und schweigend sämtliche Hürden nahm, die ihr das Dickicht in den Weg nahm. Dabei ließ sie absichtlich den einen oder anderen Zweig schnell nach hinten schnalzen, in der stummen Hoffnung, Faye eventuell damit zu erwischen – was wäre das Leben auch ohne den kleinen Freuden?
Moment. Warum mochte ich Myra nochmal? Achja, genau das Gezicke ließ es immer wieder zu einer Herausforderung für mich werden, wobei ich die hübsche Brünette tatsächlich ziemlich gern hatte. Sehr gern um genau zu sein, auch wenn ich das wohl niemals so offen zugeben würde. Männlicher Stolz und so- auch wenn ich ein Chaot durch und durch war und nicht gerade selten bei den anderen Euripiden mit meiner alles andere als einfachen Art aneckte. Und was die Seherin betraf.. ich fand sie gleichermaßen interessant, wie auch unheimlich. Als Seherin hatte Faye nicht gerade das leichteste Los, wie man unschwer an Myra's Reaktionen erkennen konnte, aber im Grunde war die Blondine eigentlich ganz nett. Auch, wenn ich nicht sonderlich viel mit ihr zu tun hatte, zumal ich ihr- wenn wir was miteinander zu tun hatten- wohl genauso wie den anderen Euripiden auf die Nerven ging. Auf die Worte der jungen Seherin erwiderte ich allerdings nichts mehr, zumal sie selber nicht einmal damit fertig geworden war ihren Satz gar zu beenden. Stattdessen widemte ich mich nun vorerst Myra, in der Hoffnung ihre bissige Laune zu zügeln, auch wenn das eher schlecht als recht funktionierte. "Hey, du bist dann die Erste die herummault, weil ich meinen Arsch wieder allein in irgendwelche aufregenden Abenteuer geschwungen hab", widersprach ich der hübschen Brünetten mit einem wissenden Grinsen auf den markanten Gesichtszügen und schaute sie mit meinen goldbraunen Augen an. "Im übrigen kannst du deinen hübschen Hintern ja für mich riskieren, wenn schon nicht für wen anders", fügte ich nach einigen Sekunden noch mit rauer Stimme hinzu, während Horus sich unweit von uns auf einen tiefhängenden Ast niederließ und uns beobachtete. Mein Blick glitt kurz zu ihm, ehe ich meine Aufmerksamkeit wieder auf die beiden jungen Frauen richtete, die sich so gar nicht leiden konnten. Einen Moment lang hörte ich ihrem Wortwechsel zu- oder eher ihrem ziemlichen Gezicke- bevor ich meinen Arm wieder von Myra's Schultern löste. "Wirklich, ihr Frauen seid echt anstrengend. Die eine weiß das besser, die andere das. Da nimmt man lieber Reißaus als sich in eine von euch zu vergucken." Ich zuckte belustigt mit den breiten Schultern, ging dann schonmal vorsorglich ein paar Schritte rückwärts, um außer nächster Reichweite der beiden zu sein. Dass Faye dann mit uns kam, überraschte mich doch ein wenig. Um genau zu sein war ich am Anfang doch recht skeptisch, weil sie nur noch eine weitere Person war, auf die ich- oder eher wir- letztendlich aufpassen mussten, aber auf der anderen Seite konnte es auch ein Vorteil für uns sein. Vielleicht konnte sie uns warnen, falls etwas Unvorhergesehenes passieren würde- wenn sie denn dann rechtzeitig ihre Seherinnenfähigkeiten auslebte. Einige Zeit lang gingen wir schweigend voran, in einem durchaus schnellen Schritttempo, wobei mein Blick immer wieder durch die nächste Umgebung schweifte. Wir mussten uns beeilen, um zum Tempel zu kommen und dann mussten wir zusehen, dass wir einen geeigneten Unterschlupf fanden- oder dass wir die Fremden auf die Bäume verfrachteten. Was nicht ganz so einfach werden würde, weil ich selbst nicht unbedingt erpicht darauf war, einen anderen Baum als den auf dem meine Hütte gebaut war zu erklimmen. Ein Gedanke, der mich stetig begleitete, den ich aber immer wieder abschüttelte. Irgendeine geeignete Lösung würden wir schon hoffentlich finden und da Horus über uns herflog, konnte der Steinadler vielleicht auch nach einem guten Plätzchen Ausschau halten, für den Fall der Fälle eben.
Die blauen Augen wanderten vom Tempel hinüber zu dem Fluss, wo sich die beiden Fremden aufhielten. Es war ziemlich belustigend zu sehen, wie sich die Dunkelhaarige versuchte den Fisch irgendwie festzuhalten, während der Andere die anderen Fallen absuchte. Zwar war es nicht so, dass Castiel wirklich verstand, weswegen sie sich so verhielt, doch er er sah weiterhin zu. Die restlichen der Unbekannten im Tempel schienen noch zu schlafen, zumindest als der Jäger das letzte Mal hingeschaut hatte. Während die beiden etwas mit den Fischen machte, was der Dunkelhaarige aus der Entfernung nicht mehr richtig erkennen konnte überlegte er, wie der junge Mann die Fallen gebaut hatte. Er selbst kannte einige Möglichkeiten und Wege, wie man jagte oder auch Fallen herstellte, doch diese Art hatte er bisher noch nie gesehen. Wie eigentlich immer war der dunkelhaarige Jäger so in Gedanken gewesen, dass erst ein leises Knurren neben ihm ihn aus diesen reißen konnte. Ein wenig irritiert drehte Castiel seinen Kopf leicht nach links und blickte dann hinüber zu Duane, der nach wie vor im Schatten lag. Einzig und allein seine blauen Augen konnte man aufblitzen sehen, woraus der Jäger auch ausmachen konnte, dass er irgendetwas sah. Ohne weiterhin sich über Duane Gedanken zu machen, blickte er in die Richtung, weswegen sein Seelenpartner das leise Knurren hatte hören lassen. Leicht kniff der Jäger seine blauen Augen zusammen und versuchte zu erkennen, was geschehen war. Noch vor wenigen Herzschlägen war die Situation unten am Fluss so friedlich gewesen, doch nun konnte er aus der Ferne eine bekannte Stimme hören. Rasch spannte er sich etwas an und blickte dann durch das Dickicht, bevor er Taluna erkennen konnte. Sie schien nervös und aufgeregt zu sein, aber er konnte nicht erkennen, warum. Erst ein erneutes Aufknurren von Duane und sein unruhiges Aufstehen brachten Castiel dazu, dass er sich selbst umsah. Die Stille, welche um ihn herum herrschte und auch das bedrückende Gefühl. Allmählich dämmerte es dem Dunkelhaarigen, weswegen Taluna so aufgeregt zu den Fremden gerannt war, obwohl sie eine strikte Anweisung hatten, dass sie sich nicht mit ihnen unterhalten würden. Der Nebel kam auf, was bedeutete, er musste hier weg. Jedes Mal, wenn diese Situation auftrat, dann war es für den Seelengefährten Castiel's nie wirklich leicht. Der schwarze Wolf musste immer hinauf in die Bäume klettern, welche umliegend und passend waren, wenn sie jagten oder eher Castiel musste ihm hinauf helfen, weswegen er meist genauso froh war wie Castiel, wenn der tückische Nebel endlich wieder verflogen war. Es war einfach keine natürliche Umgebung für einen Wolf. Mit einem erneuten Blinzeln musste sich der Jäger wieder auf seine klaren Gedanken stützen und stand von seinem recht gemütlichen Fleck auf, von wo er die Fremden hatte beobachten können. Er wusste ganz genau, dass er sich mit seinem jetzigen Verhalten gegen die Anweisungen von dem Oberhaupt stellen würde. Keinesfalls war es etwas, was Castiel von sich aus machen würde. Ungehorsamkeit walten lassen und sich den moralischen Zweifeln hingeben, die er über die Anweisungen des Oberhauptes hegte. Ohne weiter nachzudenken kletterte er einen schmalen Pfad hinunter zum Fluss und offenbarte seine Anwesenheit an diesem Ort erstmals. Er konnte nicht zu lassen, dass Taluna nur durch ihre Zweifel dem Nebel nicht mehr rechtzeitig entkommen konnte. Die junge Sammlerin konnte nicht ihr Leben lassen, nur weil sie nicht wollte, dass die Fremden sich selbst überlassen waren. Gemeinsam mit Duane im Schlepptau, welcher alles andere als gut gestimmt war, durch die Gegebenheiten gerade, kam er unten am Fluss an und hörte, wie verzweifelt Taluna versuchte die Fremden von hier wegzubringen. Ebenso konnte er die wehrenden Worte von dem Dunkelhaarigen hören. "Sie hat recht, wir müssen von hier verschwinden. Je länger wir bleiben, desto geringer ist die Chance, dass wir dem Nebel entkommen", drängte der Jäger mit seiner tiefen Stimme nun ebenfalls und blickte die beiden Fremden einmal musternd an. Vermutlich würden die beiden sich erst einmal fragen, was der unbekannte Jäger von ihnen wollte. Doch es blieben ihm nur noch wenige Minuten, dass sie die Fremdlinge überzeugen und dann sich in Sicherheit bringen konnten. Das war noch etwas an den Unbekannten vor sich, was Castiel nicht verstand. Egal worum es ging, sie sprachen immer erst einmal Widerworte aus, als sich einfach den Anweisungen zu beugen. Eine Sache, die er selbst vermutlich niemals ohne richtigen Grund machen würde. Bis auf jetzt, doch dies hier war auch eine andere Situation.
“Be kind to yourself so you can be happy enough to be kind to the world.”
Am liebsten hätte Faye der Jägerin ihre Meinung gegeigt, normalerweise nahm sie auch nicht unbedingt ein Blatt vor den Mund - aber gerade schluckte sie hinunter, was hinunterzuschlucken war. Sie konnte Myra ja einerseits verstehen... die Jägerin hatte ihre Schwester verloren, brauchte jemand der Schuld dafür war und dem sie die Schuld geben konnte und Faye hatte diesen Platz eingenommen. Auch wenn sie in ihren Augen nichts dafür konnte, so hatte sie bis zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht beschlossen auch nur einem der Euripiden zu erzählen, was in dieser Nacht tatsächlich vorgefallen war. Wieso auch immer, schließlich könnte es sich nur positiv für sie auswirken, sofern ihr nach so langer Zeit überhaupt noch jemand Glauben schenken würde. Mittlerweile würde sie es wohl selbst dann, wenn sie wollte, nicht mehr erzählen können, ohne sich dabei lächerlich zu machen. Aber sie wollte es auch nicht. Vielleicht weil sie Myra die Möglichkeit eines Sündenbocks bieten wollte, damit diese ihren Frust über den Verlust ihrer Schwester irgendwie los werden konnte, vielleicht weil sie sich selbst dafür bestrafen wollte, dafür, nicht genug getan zu haben um ihre Schwester davon abzuhalten in den Wald hinaus zu gehen. Oder auch einfach nur, weil Faye schon immer der Sorte Euripide angehört hatte, die nun mal nicht gerne über solche Dinge sprachen, ganz gleich was es ihr brachte oder aber nicht brachte. Sie war schon immer eher der schweigsame Typ gewesen - nicht zu verwechseln mit Unsicherheit oder gar wenig Selbstvertrauen, das stimmte nämlich nicht. Aber sie war noch nie jemand gewesen der große Reden schwang oder Geschichten ausschmückte, sodass sie spannend klangen. Auch wenn ihr das wohl eigentlich in den Genen liegen sollte, ihr Vorgänger hatte das auf jeden Fall gekonnt. Im Endeffekt spielte es aber auch keine Rolle. So oder so würde Faye damit klar kommen müssen, dass Myra sie hasste - und das kam sie auch, weitestgehend, gingen sich die beiden Frauen doch größtenteils einfach aus dem Weg. Und wenn sie eben doch einmal aufeinander trafen, so ließ die Seherin das Unwetter zumeist über sich ergehen. Zum einen Ohr rein, zum anderen wieder hinaus - so auf diese Art und Weise. Das funktionierte ganz gut, hatte sie mittlerweile doch einen dicken Pelz, weil man in ihrer Stellung nun mal nicht allseits beliebt war. "Ich dachte du bist hier das Käpselchen..." erwiderte die Blondine trocken auf die nächsten, provokanten Worte der Jägerin, wandte ihr dabei aber nicht mal den Blick zu. Wieso auch? Das würde Myra nur noch wütender machen und hätte Faye sie angesehen, hätte sie sich ein aufgesetztes Lächeln wohl nicht verkneifen können - einfach aus Prinzip, denn was Myra konnte, das konnte Faye auch. Wenn sie wollte zumindest. Tyrs Worte trugen nicht gerade dazu bei die allgemeine Stimmung zu verbessern. Selbstverständlich nicht, aber das hatte der Jäger noch nie gekonnt. Er nahm alle Fettnäpfchen mit, die man mitnehmen konnte und auf den Mund gefallen war er schon zwei Mal nicht. Und wenn sie gerade dabei war: Er konnte einem echt auf die Nerven gehen mit seiner manchmal echt anstrengenden Art. Aber immer noch besser als andauernd angepampt zu werden... auch wenn sie sich mit beidem recht gut arrangieren konnte und wenn nicht, dann einfach reiß aus nahm, wie sie es nur zu oft tat. Das er mit seinen Worten auch hier mal wieder einen eher wunden Punkt getroffen hatte - immerhin war es allseits bekannt, dass es den Sehern erstens untersagt war, überhaupt eine Beziehung zu führen, geschweige denn eine Familie mit eigenen, kleinen Quälgeistern zu haben und zweitens, weil es ohnehin niemand lange in Gegenwart eines Sehers aushielt, es sei denn es trug zu seinem Nutzen bei. Andernfalls nahmen die meisten recht schnell reiß aus, weil sie mit der Gabe oder dem was sie sah oder nicht sah nicht klar kamen. Wer konnte es ihnen verdenken? Trotzdem war der Gedanke daran irgendwann wie ihr Vorgänger allein und einsam zu sterben irgendwie traurig, während jeder um sie herum seine eigene, kleine Familie gründete. Aber hey.. dafür sagte sie Leid, Unheil, Schmerz und Tod voraus. Hin und wieder auch mal ein wenig Glück, Liebe oder was wusste sie schon. Aber letzten Endes sah der Großteil immer viel mehr das Schlechte als das Gute. So waren die Menschen nun mal gestrickt. "Was neckt, das liebt sich - oder etwa nicht, mein lieber Tyr? Und würdet ihr Beiden nur halb so schnell laufen, wie ihr euch gegenseitig aufzieht, so würden wir schon längst unser Ziel erreicht haben" teilte sie mit, bevor sie sich wieder auf ihren Weg konzentrierte. Mittlerweile war die Sonne gänzlich vom Himmel verschwunden, die Luft war feucht, es wirkte diesig und ein schwefelartiger Geruch lag in der Luft. Eine Gänsehaut bildete sich auf Faye's Körper, während sie Lanes dichtes, weiches Fell an ihrer Hand spüren konnte. Der Tigerin war ebenso unwohl in ihrer Haut wie der Seherin selbst. Mittlerweile marschierten sie schon so lange, dass der Tempel nicht mehr weit sein konnte... hoffentlich kamen sie noch rechtzeitig, denn irgendetwas in Faye sagte ihr, dass dies von großer Bedeutung war, wenn gleich sie auch keinen blassen Schimmer hatte weshalb.
"You can fool all of the people some of the time, and some of the people all of the time, but you can't fool all of the people all of the time."
Taluna Okay, wie hatte ich mir das hier eigentlich vorgestellt? Dass die Fremden meiner Warnung sofort folgten und ohne zu hinterfragen einfach hinter mir her rennen würden? Das war jedenfalls nicht das, was ich tun würde. Trotzdem war ich schon ein paar Schritt weiter, als ich Isaacs Stimme vernahm. Gehetzt drehte ich mich zu ihm um und suchte verzweifelt nach einer Möglichkeit, den Beiden die ganze Sache möglichst schnell zu erklären. Normalerweise hätte mich der Blick aus Isaacs sanften, dunkelbraunen Augen beruhigt, aber nicht jetzt, nicht mit der sich anbahnenden Gefahr des Nebels. Um mich selbst und Frökk machte ich mir eigentlich gar keine Sorgen. Schon seit meiner Kindheit kletterte ich auf die höchsten Bäume, die ich nur finden konnte, wir würden schon irgendwo hoch kommen. Nur falls der Nebel länger als 1 oder 2 Tage anhielt, würden wir wohl ein Problem bekommen, aber meistens zog er innerhalb weniger Stunden wieder ab. Die Fremden allerdings würden wahrscheinlich nicht so leicht davon kommen, deshalb galt es jetzt, ihnen die Gefahr bewusst zu machen, in der sie sich befanden. Aber wie sollte das funktionieren, wenn sie sich anscheinend kein bisschen in unserer Welt zurecht zu finden schienen? Glücklicherweise kam in diesem Moment Castiel den schmalen Weg zum Fluss herunter und er sah wenigstens nicht wütend aus, weil ich mit den Fremden geredet hatte. Ganz im Gegenteil, er wollte die Fremden anscheinend genau so sehr von hier weg bringen wie ich. Als er allerdings den Nebel erwähnte, sah ich in den Gesichtern der Beiden nicht die Erkenntnis, die ich mir erhofft hatte. Sie sahen eher noch verwirrter aus als vorher. Wo kamen sie her, dass sie noch nie den Nebel gesehen oder wenigstens davon gehört hatten? Jeder, den ich jemals getroffen hatte, wusste, um was es sich dabei handelte. Wie war diese Gruppe hier her gekommen und wie weit mochten sie wohl gereist sein, dass ihnen keine einzige unsere Gepflogenheiten bekannt vor zu kommen schien? Je mehr ich über sie herausfand, umso mehr wollte ich über sie wissen. Fast wie in einem Teufelskreis, nur konnte ich - im Gegensatz zu unserem Häuptling - nicht die Gefahr darin erkennen. Was sollte so schlimm daran sein, einen Austausch mit den Fremden anzustreben? Sicherlich konnten wir genau so viel von ihnen lernen, wie sie von uns. "Wenn der Nebel kommt, werden wir sterben. Wir müssen nach oben. Entweder ins Dorf oder auf die Bäume. Niemand, der in den Nebel kommt, überlebt das." Das war die beste und schnellste Erklärung, die mir sponatn einfiel und ich hoffte, dass sie funktionierte. "Und er kommt jetzt. Und er kommt schnell. Wir haben wirklich keine Zeit mehr, hier zu stehen und rum zu diskutieren. Also sollten wir jetzt echt los gehen und uns in Sicherheit bringen!" forderte ich in eindringlichem Ton, der eigentlich jegliche Widerrede unterbinden sollte. Ich hatte keinen Bock, dass irgendjemand hier und heut drauf ging!
Noch immer wartete Isaac auf eine plausible Erklärung, die ihn von hier weg bewegen sollte. Ihn und seine Kollegen, denn er hatte nicht vor jemanden zurück zu lassen. Bevor Taluna allerdings zu einer solchen Erklärung ansetzen konnte, kam ein weiterer, junger Mann hinzu, der - was seinen Kleidungsstil betraf - in Isaacs Kopf sofort Talunas Leuten zugeschrieben wurde. Von dem riesigen, schcwarzen Wolf mit den eisblauen Augen musste der junge Forscher dabei gar nicht erst beginnen. Eher unbewusst brachte er einen dezenten Abstand zwischen sich und das finster drein blickende Tier, das offenbar nervöser war, als es den Anschein machte. Auch der Mann begann damit irgendetwas davon zu faseln, dass sie in Gefahr waren, starben wenn sie nicht mit ihnen mit kamen, irgendein Nebel kommen würde. All diese Worte verwirrten Isaac nur noch mehr und ließen den Glauben in ihm aufkeimen, dass er es hier einfach mit ein paar Verrückten zu tun hatte. Was sollte ihnen ein Nebel schon antun können, außer ihnen die Sicht zu nehmen? Vielleicht kamen gefährliche Raubtiere mit diesem einher? Das war die einzig plausible Erklärung, die er in seinem Kopf finden konnte. Isaac runzelte die Stirn, wandte seinen Blick von dem Fremden mit seinem Wolf nun wieder zu der jungen Frau mit dem Eichhörnchen, die erneut das Wort erhoben hatte. "Nur einmal angenommen, wenn wir euch folgen - wenn der Nebel offenbar so schnell kommt wie ihr hier tut, wie sollen wir es in euer Dorf schaffen? Oder wohin nach oben? Und falls wir euch folgen, dann selbstredend nur mit all unseren Leuten, wir sollten sie also aufwecken." Isaac wusste ehrlich gesagt nicht, ob er ihnen wirklich folgen wollte oder nicht, könnte das auch ebenso gut eine Falle sein, ein Hinterhalt, auch wenn er das Taluna eigentlich nicht zutraute. Aber nur weil sie nicht so wirkte, bedeutete es ja nicht, dass es auch nicht so war. Immerhin waren gerade die, die nicht so wirkten die größte Gefahr. Das hatte er schon öfters gelernt. "Genevieve?" wandte er sich der jungen Brünetten zu, die bis dato alles Schweigsam neben ihm stehend beobachtet hatte. Er wollte ihre Meinung hören, bevor er sich entschied was sie tun würden, immerhin konnte er schlecht einfach das Ruder in die Hand nehmen und für alle sprechen. Auch für die anderen nicht, die aufgeklärt werden mussten, sofern er sich dazu entschied mit den Fremden mitzugehen. Wieso auch immer er das tun sollte; das größte Argument war hierbei wohl die Neugierde die in ihm auf kam, mehr aber auch nicht. Angst war es wirklich nicht, wenn gleich die Beiden auch irgendwie sehr überzeugend wirkten. Fragend sah er nun also die junge Brünette neben sich an, die vor wenigen Sekunden noch mit ihm den Fisch ausgenommen hatte dabei wollte sich Isaac noch nicht selbst eingestehen, dass er sich schon unterbewusst längst dazu entschieden hatte die Fremden zu begleiten. Alles in ihm rief nach diesem Abenteuer, die Neugierde, der Sinn für Neues und Abenteuer, der Forscher in ihm, der Wille seines Großvaters, dem es wohl ebenso ergangen wäre wie Isaac gerade, der ihn groß gezogen hatte und ihn überall hin mit auf seine Reisen und Forschungen genommen hatte. Er musste ihnen einfach folgen, auch wenn eine gewisse Gefahr und Ungewissheit dahinter lag. Aber genau das machte es wohl auch so spannend.
"You can fool all of the people some of the time, and some of the people all of the time, but you can't fool all of the people all of the time."
Da musste die Jägerin aber direkt einwenden, weshalb sie ihn mit einer Mischung aus Warnung und Belustigung anvisierte. „Du verwechselst da eindeutig etwas. Ich maule dich nur dann an, wenn du deinen Arsch in Abenteuer schwingst und dann nicht die Ausdauer hast, um allein wieder aus dem Schlamassel zu kommen oder meinst, dass es doch witzig wäre, möglichst viele mit ins Verderben zu stürzen“, besserte Myra den werten Herren direkt auf, wobei ein knapper Seitenblick zu Faye deutlich machte, zu welcher Kategorie diese kleine Expedition ihres Erachtens nach zählte. Begeisterung fand man auch jetzt nicht in den Zügen der Brünetten, obwohl mittlerweile fest stand, dass sich die Euripidin nicht gemütlich zurücklehnen und den Dingen ihren Lauf lassen würde. „Du schuldest mir übrigens schon viel mehr als einen lausigen Gefallen, nachdem ich meinen hübschen Hintern“, dabei verwendete ich absichtlich ausdrücklich betont die selbe Phrase wie Tyr, „andauernd für dich riskiere.“ Und dass diese Anmerkung stimmte, musste hier nicht weiter diskutiert werden. Obwohl es eindeutig der Krieger war, der zu Beginn immer an ihrem Rockzipfel hing, um ihre Aktivitäten zu überwachen – wahrscheinlich um zu überprüfen, ob sich die Brünette nicht von der nächsten Klippe ins Meer stürzte oder sich einem wilden Bären zum Fraß vorwarf – und sie zu beschafften, war es dann doch des Öfteren darauf hinausgelaufen, dass Myra den Hitzkopf aus der Patsche hatte helfen müssen. Es war auch ein für die Euripidin ziemlich amüsanter Tag gewesen, als sie die fiese Höhenangst des Großmauls mit eigenen Augen erleben durfte. Der Moment war wohl auch irgendwo ein Knackpunkt in ihrem Verhältnis zueinander gewesen, denn irgendwann in diesem Zeitraum entwickelte sich seine Anwesenheit oder eher Gesellschaft nicht länger als unerträgliche Bürde, sondern viel mehr als angenehme Abwechslung zur Einsamkeit; hier und da zumindest. „Ich kann dich beruhigen, Tyr. Ich will gar nicht, dass du dich in mich verguckst. Demnach scheint es ja wunderbar zu funktionieren und wird auch in Zukunft nicht geändert werden“, versicherte Myra dem Spaßvogel und verzog kurz die Lippen zu einem feixenden Grinsen. Eine sehr seltene Erscheinung, aber dennoch im Bereich des Möglichen, obwohl der Ausdruck von Gelassenheit nicht lange in den femininen Zügen verweilte, sondern sehr bald der stummen Konzentration wich, je näher sie dem Tempel kamen. Hier im Dickicht war eine gespenstige Stille eingekehrt, was ein alarmierendes Anzeichen für den herankriechenden Nebel bedeutete und der erfahrenen Jägerin einen kalten Schauder gepaart mit Gänsehaut bescherte. Die Zeit drängte, so viel stand fest. „Ich sage es nur ungern, aber der Weg zurück wird entweder unmöglich oder verdammt knapp“, sprach die Euripidin das aus, was wohl bereits seit ein paar Minuten beziehungsweise noch länger in den Köpfen der drei Herannahenden herumspukte. Es würde sich niemals ausgehen, den im Vergleich zur übriggebliebenen Zeit langen Weg zum Dorf zurückzukehren. Zudem mit irgendwelchen Fremden, die sicherlich die Dringlichkeit nicht verstanden, wenn sie schon die einfachsten Erklärungen nicht in ihren Kopf bekamen – von wegen: es existierten keine Telefone. Allein für die Nachricht hatten sie Ewigkeiten gebraucht. Myra wollte sich jetzt noch nicht im Vorfeld den Kopf darüber zerbrechen, was für Diskussionen dann bezüglich eines tödlichen Nebels ausbrechen könnten, denn irgendwie beschlich die Jägerin das Gefühl, als hätten die Unbekannten auch davon keinen blassen Schimmer. Warum sonst sollten sie es sich am Boden des Tempels gemütlich machen? Die Natur schien sie warnen zu wollen. Vereinzelte Warnrufe der Vögel, das bedrohlich klingende Rauschen der dichten Baumkronen und dann auch noch der Geruch nach Schwefel, der die ansonsten so frische Luft durchzog. Myra konnte nichts gegen die zunehmende Unruhe in ihrem Inneren ausrichten, merkte es auch an Ayn, die sich mittlerweile aus dem Unterholz gelöst hatte und nun dicht bei ihrer Gefährtin lief. Man konnte die Ruhe um sie herum, lediglich durch das Knacken und Rascheln der Äste und des Laubs unter ihren Füßen gestört, als durchaus praktisch ansehen, denn so drangen die aufgebrachten Stimmen immer deutlich an ihr Gehör. Die Euripidin erkannte Talunas helles Stimmchen, wie sie wohl bereits auf die unfreiwilligen Gäste einredete, sodass die Brünette instinktiv entschied, ebenfalls diese Richtung einzuschlagen. „Vielleicht haben wir ja Glück und es sind wenigstens schon alle wach“, murmelte sie leise vor sich her, ehe sie aus dem Dickicht brach und auf die Rasenfläche vor dem See trat. Falsch gehofft. Frustriert atmete die Braunhaarige durch und warf einen Blick zu Tyr. „Irgendwer muss zum Tempel und den Rest holen“, erklärte Myra relativ neutral, als würde sie die Punkte auf einer abzuarbeitenden Liste Schritt für Schritt durchgehen.
"So ein Quatsch, als ob das schon jemals passiert wäre", erwiderte ich mit fester Stimme und ernstem Gesicht auf die Worte von Myra, wobei sich innerhalb weniger Sekunden dann doch ein belustigtes Grinsen auf meine markanten Gesichtszüge schlich. Ja, gut. Aber irgendwer musste ja immerhin für ein wenig Abwechslung sorgen und wenn schon nicht jemand von den anderen, dann eben ich. Wobei ich auch zugeben musste, dass ein kleines bisschen Wahrheit in Myra's Worten steckte- aber zugeben würde ich das nicht. Wer gab sich schon die Schmach und sagte offen heraus, dass man als Jäger und Krieger nicht dazu fähig war, den eigen produzierten Mist wieder auszulöffeln? Ich jedenfalls nicht, nicht in einer Million Jahren, da konnte ich noch so eine große Klappe haben. "Wenn ich dir so viel schulde, warum lässt du mir meine angeblichen Schulden dann nie zurückzahlen, hm?" Eine berechtigte Frage wie ich fand, vor allem weil Myra hier jetzt echt ein wenig übertrieb. "Im übrigen darf ich dich dann wohl auch daran erinnern, dass ich deinen hübschen Hintern auch schon oft vollkommen selbstlos gerettet hab", gab ich lachend von mir und schaute die junge Brünette aus meinen goldbraunen Augen belustigt an. Auf das mit dem Vergucken konnte ich dann aber vorerst doch nicht antworten, weil sich zuvor Faye einmischte, in deren Richtung ich dann auch eine Grimasse zog. "Achja? Weißt du etwa mehr als ich, Seherin?", forderte ich die blondhaarige Euripidin ein wenig heraus, die ich aufmerksam anschaute. Meine Stimmung fand dann aber doch einen jähen Umschwung, als so langsam aber sicher der Geruch von Schwefel in der Luft aufzog. Kein gutes Zeichen und Myra's Worte entsprachen der absoluten Wahrheit. Ich wollte nicht wirklich pessimistisch sein, weil das auch gar nicht meine Art war, aber vor der Realität verschloss ich zumindest in derartigen Situationen nie die Augen: "Ich vermute eher, der Weg zurück wird unmöglich. Das schaffen wir nicht mehr rechtzeitig." Wenn es Euripiden aus unserem oder vielleicht sogar aus einem anderen Stamm wären, die wussten, dass der Nebel eine heimtückische Todesfalle werden konnte, dann würden wir es durchaus schaffen können rechtzeitig zurück im Dorf zu sein. Aber diese Fremden schienen keinen blassen Schimmer zu haben, demnach empfand ich es einfach als besser, wenn wir soweit liefen wie es möglich war und uns dann einen sicheren Unterschlupf suchten. Trotzdem wanderte mein Blick fragend zu Faye, vielleicht hatte sie ja doch gesehen, dass wir vor dem Nebel zurück im Dorf sein würden. Aber da wir nun in direkter Nähe zum halb verfallenen Tempel waren und kurzerhand auch Taluna's Stimme an meine Ohren drang, war das schon wieder in den Hintergrund gerückt. "Was zum Teufel macht Taluna hier?" Die junge Euripidin sollte nicht hier sein, aber soweit ich das mitbekam, schien sie bereits einigen der Fremden den Ernst der Lage vor Augen führen zu wollen. Nun deutlich angespannt folgte ich Myra, musste aber schnell feststellen, dass nicht nur die Sammlerin hier befand. "Was macht ihr denn hier?", platzte es regelrecht aus mir heraus, als ich auch noch Castiel und dessen schwarzen Wolf sah. Schien ja fast so, als wären wir hier eh schon überflüssig. Mit gerunzelter Stirn schaute ich von den beiden Euripiden zu dem Fremden, dann zu Myra und anschließend zu Faye. "Los, komm, wir wecken die anderen.. scheint hier ja eh schon alles geklärt zu sein", meinte ich mit rauer Stimme und drehte mich ohne weiter abzuwarten um, um zielstrebig zu dem wenige Meter entfernten Tempel zu laufen, wo fast alle Fremden noch schliefen. Unter anderem auch die junge Frau, die sich über die Grasflecken auf ihrer Hose beschwert hatte. "Los, aufwachen!" Meine Stimme hallte Laut durch die Ruinen des Tempels hinweg, bevor ich eben jene junge Frau mit dem Fuß am Bein anstieß, um sie damit zusätzlich aus den Träumen zu holen. "Wir müssen hier weg und zwar sofort.. außer ihr wollt sterben, dann könnt ihr hierbleiben. Die wilden Tiere kümmern sich dann um den Rest." Nicht sehr freundlich, aber im Prinzip war das genau das, was passieren würde- würden die Fremden im Tempel bleiben, würde der Nebel sie binnen Sekunden qualvoll vergiften und nachdem er sich wieder verzogen hatte, würden sie ein gefundenes Fressen für Bären und allerlei andere Tiere darstellen.
Der Mangel an Schlaf zerrte fürchterlich an den Kräften der Mexikanerin, das Sehnen nach einem warmen Bett und einer Nacht, in der sie nicht durch fremde Geräusche die die Angst in ihr weckten, aus ihren wirren Träumen gerissen wurde, die sie seit der ersten Nacht hier verfolgten, war beinahe stärker als der Wunsch nach einer vernünftigen Mahlzeit. Bisher hatten sie alle sich zwar durchaus gut geschlagen, in Anbetracht auf diese doch sehr missliche Situation, dennoch war Rosita mit den Nerven wahrlich am Ende und sie konnte nur erahnen, dass es ihren Leidensgenossen ähnlich gehen musste. Nicht das sie sich plötzlich für das Wohl der Anderen interessierte, gewiss nicht, doch hoffte sie, dass sie allesamt unbeschadet so bald wie möglich zurück nach Hause kamen. Einen Weg musste es schließlich geben, auch wenn dieser sich ihnen bisher nicht offenbart hatte, aber sie waren immerhin auch irgendwie hergelangt und so würden sie früher oder später auch eine Möglichkeit finden, zurück zu kommen. Bis dahin hieß es geduldig bleiben, das Beste aus der Lage in der sie unfreiwillig steckte machen und vor allem die Hoffnung bewahren, auch wenn gerade letzteres ihr immer schwerer fiel. Aufgeben war allerdings keine Option, auch wenn ihr hin und wieder wirklich danach war, gerade wenn der Hunger sich wieder bemerkbar machte oder eine weitere schlaflose Nacht, sie an ihre Grenzen trieb, aber es hätte auch durchaus schlimmer kommen können, immerhin lebten sie alle noch und waren unverletzt und dies lies sie weiter hoffen. Zwar kam es der Dunkelhaarigen mittlerweile schon wie eine halbe Ewigkeit vor, aber schlussendlich waren es doch nur vier Tage, die sie fernab ihrer Heimat verbracht hatten, ausschließen, dass sie bald eben dorthin zurückkehren würden, war daher wohl nicht angebracht und mit eben diesen Gedanken im Köpfchen, kratzte Rosita den letzten Rest ihrer Motivation zusammen, um auch diesen Tag zu überstehen, der Gruppe zu helfen, soweit es eben im Bereich ihrer Möglichkeiten lag und vielleicht neue Erkenntnisse bezüglich ihrer Situation zu finden. In welch einer Gefahr sie alle sich derweil befanden, ahnte sie zu diesem Zeitpunkt allerdings keineswegs und so scherte sie sich auch nicht um die aufgeregten Stimmen, die vom nahegelegenen Flussufer zu ihr drangen, an welchem Isaac und Genevieve sich befanden, sowie zwei der Wilden, die sichtlich zu der Gruppe gehörten, auf die sie am aller ersten Tag hier getroffen waren und von denen die Mexikanerin glaubte, dass diese das kleine Grüppchen im Tempel seither stetig aus den Schatten heraus beobachtete. Da sie gerade weder in der Stimmung war, sich mit den Wildlingen zu unterhalten oder gar an einer weiteren Auseinandersetzung mit eben diesen interessiert war, blieb Rosita an Ort und Stelle sitzen, lehnte sich mit dem Rücken gegen eine der mehr oder weniger intakten Wände der Ruine, die seither als Unterschlupf diente und schloss für einen Augenblick die Augen, darauf aus, erst einmal richtig wach zu werden, ehe sie sich um andere Dinge kümmern würde. Lang hielt diese Ruhe jedoch nicht an, wobei es heute wohlbemerkt und mal abgesehen von den Stimmen die vom Fluss kamen, seltsam still um sie herum war, zu still beinahe. Sich mit dieser Tatsache beschäftigen, konnte die Latina sich aber auch nicht, denn im nächsten Moment sorgte die laute Stimme einer männlichen Person, die soeben zum Tempel gekommen war, dafür das sie vor Schreck zusammfuhr und die Augen schlagartig wieder aufriss, als der werte Herr sie sogleich auch noch mit dem Fuß anstieß, woraufhin er umgehend mit erzürnten Blicken gestraft wurde. "Verdammt ich bin wach!" Murrte Rosita, sichtlich wenig erfreut, dass noch mehr Wilde ihren Weg zum Tempel gefunden hatten. Die Chance sich weiterhin aufzuregen, ließ ihr der Brünette allerdings nicht, fasselte er doch sofort weiter und sorgte nur für Verwirrung bei der Mexikanerin, die sich unterdess widerwillig vom Boden aufrappelte und anschließend die steifen Gelänke streckte. "Himmel, was soll diese Aufregung? Warum sollten wir sterben, wenn wir hierbleiben?" Sie waren die letzten Tage hier gewesen und nichts war geschehen, was für eine Gefahr sollte den nun auf einmal lauern? Gut, ein wenig nervös ließ das plötzliche Auftauchen all der Fremden sie schon werden, ebenso die eher weniger freundlichen Worte von dem großen Kerlchen, vor dem sie nun stand und den sie unschlüssig musterte, versuchend schlau aus ihm zu werden. "Und wo sollen wir hin, hmm?" Knickte sie ein, blieb aber noch immer skeptisch, traute sie den Fremden doch schlichtweg nicht über den Weg. Ihr Leben auf's Spiel setzen, weil sie die Warnung nun allerdings ignorierte, wollte die Dunkelhaarige aber ebenso wenig und so hielt sie es für das beste, die Widerworte für den Moment sein zu lassen, stattdessen in betracht zu ziehen, dass sie wohlmöglich wirklich in Gefahr schwebten und das seltsame Völkchen tatsächlich hier war um zu helfen.
Lane wurde ganz unruhig, je länger sie unterwegs waren, desto mehr peitschte ihr Schwanz hin und her. Ansonsten mochte sie zwar wie die Ruhe selbst wirken, allerdings konnte Faye deutlich spüren, wie unwohl sich die Tigerin in ihrem Pelz fühlte. Kein Wunder, es konnte nicht mehr lange gehen, bis der Nebel sich zwischen den Bäumen und Sträuchern hervor schlängelte, sie einlullte, ihnen den Atem raubte, elendig und qualvoll das Leben aussaugte. Sie würden es niemals zurück zum Dorf schaffen, bevor der Nebel auftauchte. Vielleicht war er sogar schon im Dorf, wer wusste das schon. Faye ebenso wenig wie irgendjemand anders hier. Still, schweigsam folgte sie den beiden Jägern weiterhin und hielt sich ab diesem Moment aus jeglichen Gesprächen heraus. Wieso? Weil sie sich damit beschäftigte, welche Möglichkeit ihnen blieb sich selbst und die Fremden in Sicherheit zu bringen, bevor sie von dem Nebel überrascht wurden. Bevor es für sie alle zu spät war. Die Seherin versuchte sich an irgendein Detail ihrer Vorhersehung zu erinnern, irgendetwas das ihnen Nutzen bringen konnte - allerdings fiel ihr nichts auf, das ihnen etwas bringen könnte. Als die anderen Beiden für einen Moment stehen blieben, tat auch die Seherin dies, lauschte unbewusst ebenfalls den Stimmen von welchen ihr zumindest zwei bekannt vor kamen: Taluna und Castiel. Kurz darauf waren Myra und Tyr auch schon auf dem Weg zu diesen. Zu diesen und den restlichen Anwesenden, die sie sofort davon zu überzeugen versuchten mit ihnen mit zu kommen, eben weil sie in einem anderen Fall sterben würden. Faye rieb sich über die Unterarme, über welche sich ein leichter Schleier von Gänsehaut zog. Es handelte sich vermutlich nur noch um Minuten. Die Blonde stand noch immer im Unterholz, beobachtete das Geschehen aus dem schützenden Dickicht des Waldes heraus, bemerkte aber sehr schnell, dass das alles hier zu nichts führen würde. Sie würden alle sterben, wenn sie nicht in den nächsten Minuten einen Ort fanden, der ihnen Sicherheit bot. In diesem Moment, als der Druck und irgendwo auch die Angst auf ihr lastete, kam ihr eine Erinnerung. Vor etlichen Jahren, als sie mit Kahrl, ihrem Vorgänger, hier am Tempel unterwegs gewesen war, hatte er ihr nicht unweit von diesem wunderbar mystischen Ort eine Höhle gezeigt, die Kilometerweit in den Berg hinein reichte.. Faye konnte es nicht sicher sagen, aber mit etwas Glück wäre es tief genug, um den Nebel davon abzuhalten sie zu erreichen. Es war die einzige Chance die ihnen blieb. Die Bäume hier waren nämlich kaum erklimmbar, zumindest nicht die, die hoch genug reichten. Einmal davon abgesehen dass alleine sie und ihre Stammesmitglieder schon Probleme dabei hätten die geraden, glatten Rinden hinauf zu klettern würden es die Fremden wohl erst recht nicht schaffen. Somit war diese Höhle ihre einzige Chance. Dabei wusste sie nicht einmal zu hundert Prozent ob sie tatsächlich noch wusste wo sich diese befand. Ein letzter Blick auf die kleine Gruppe, dann wandte sich die Seherin ab, von der man meinen könnte, sie würde sich klammheimlich aus dem Staub machen, ihren eigenen Hintern retten. "Lane komm schon.. wir müssen uns erinnern..." wisperte Faye leise, blickte die weiße Tigerin forschend an, woraufhin diese unaufgefordert plötzlich eine Richtung einschlug, die Faye definitiv nicht eingeschlagen hätte. Aber sie vertraute ihr, folgte und stand nur fünf Minuten darauf vor dem Eingang zu der Höhle, die ihr mit dunkler Tiefe entgegen blickte. Der Eingang war gerade groß genug, dass sie selbst aufrecht stehen konnte. Jeder der also größer war, würde geduckt laufen müssen, aber das nahm man wohl in Kauf, wenn man dafür mit dem Leben davon kam. Ohne zu zögern wandte sie sich wieder ab, lief dieses Mal nicht über Stock und Stein, sondern hatte deutlich an Tempo zugelegt. "Ich..." begann sie leicht außer Atem als sie bei den anderen angekommen war, ohne den verwirrten Blicken der Fremden auch nur Beachtung zu schenken "..ich habe eine Möglichkeit gefunden die uns schützen wird!" teilte sie ihnen mit, sah nun auffordernd in die Runde. Dass sie sich dessen nicht 100% bewusst war, das behielt sie für sich, denn wüsste das jemand, würde ihr niemand folgen. Auch wenn es im Grunde dennoch die einzige Chance war. "Wir sollten los, es kann sich nur noch um Minuten handeln und je mehr wir Zeit haben, desto sicherer werden wir sein..." redete sie weiter, wobei Lane ihr schon wieder unruhig um die Füße strich, dabei nahm Faye gar nicht wahr, dass die sibirische Tigerin nicht nur einschüchternd, sondern wirklich beängstigend auf die Fremden wirken musste.
"You can fool all of the people some of the time, and some of the people all of the time, but you can't fool all of the people all of the time."
Die zierliche Fuchsdame lief geduckt mit kleinen Trippelschrittchen voran, wartete aber alle paar Meter mit einem vergewissernden Blick über die Schulter. Myra spürte die Nervosität des scheuen Tieres als ihre eigene und wünschte sich, Ayn ein wenig mehr Sicherheit bieten zu können, doch momentan wäre es eine glatte Lüge zu behaupten, dass sich alles locker ausginge und man sich keinen Kopf machen müsse. Absoluter Blödsinn. Nicht nur die Jägerin war sich dessen bewusst, auch der Krieger plus Seherin, die ebenfalls der Meinung waren, dass sie dem Nebel gewiss nicht zuvorkommen und im Dorf in ihre Hütten klettern konnten, auch ihren Gefährten – zumindest jenen beiden, die an den Boden gefesselt waren und nicht unbekümmert dem trüben Himmel entgegenstreben konnten – sah man es an den unruhigen Verhaltensmustern an, dass etwas ganz und gar nicht in Ordnung war. Dennoch musste ein kühler Kopf bewahrt werden, weshalb die Jägerin es auch als sinnvoller erachtete, sich aufzuteilen, also Tyr nicht zu dem Tempel zu folgen, sondern der Diskussion am Ufer des Sees ein jähes Ende zu bereiten. Wohin es Faye zog, war der Euripiden dabei sowas von herzlichst egal. Der Krieger genoss mehr Vertrauen von Myra, als sie es ihm jemals wissen lassen würde und wird es auch zu jeder Sekunde abstreiten, sollte jemand etwas in diese Richtung behaupten, aber nachdem sie dem jungen Mann noch einen Moment nachgeschaut hatte, war sie sich sicher, dass er es schon allein geregelt bekam. Normalerweise erledigte die Jägerin gerne alles allein, dann wusste sie immerhin, dass es auch gewissenhaft abgehandelt worden war, aber Tyr würde das schon hinbekommen, sodass sie sich schlussendlich drauf und dran machte, den kleinen Wiesenabschnitt zu überbrücken, um sich der Debatte anzunähern, denn die Zeit verhielt sich nicht zu ihrem allgemeinen Vorteil. Myra kam nur gar nicht zu der Gelegenheit, das Wort an sich zu reißen, was sie ohnehin nur sehr ungern tat, aber manchmal musste eben auch die Einzelgängerin über ihren Schatten springen. Der passende Augenblick kam nur nicht sofort, viel mehr beobachtete die Jägerin noch einen Atemzug, musterte die Gesichert der Unbekannten, wo sich ganz zu ihrer Überraschung nicht pure Ablehnung widerspiegelte, sondern vielleicht etwas mit Neugierde Vergleichbaren. Eine interessante Wendung, doch die Euripidin wusste noch nicht recht, was sie davon halten sollte, doch noch bevor sie sich tatsächlich unsanft einmischen konnte, trat Faye aus dem Hintergrund hervor. Wo kam die denn her? Argwöhnisch lag ihr Blick aus braunen Augen auf der Seherin, unwillig, wie ein treudoofes Schäfchen nachzumarschieren. Unbewusst schloss die Jägerin die Augen, atmete einmal tief durch und senkte den Kopf zu Boden, als würde sie dadurch eine Auszeit von dem Geschehen nehmen – mal kurz aussteigen – und dann erst wieder zurück in die Realität treten. „Was für eine Möglichkeit?“, hakte Myra automatisch nach und hob dabei das Kinn ein wenig an, Misstrauen flackerte in ihrer Ausstrahlung auf, doch im Grunde blieb ihnen doch allen keine andere Wahl übrig, sodass von Seiten der Jägerin kaum Protest zu erwarten war. „Dann vereinfachen wir die Sache mal: entweder ihr entscheidet euch für die Hilfe oder ihr geht vor die Hunde. Eure Entscheidung, aber wir werden nicht ewig hier herumstehen und auf bessere Zeiten warten.“ Dabei traf vor allem die liebenswerte Taluna ihr mahnender Blick, der eindeutig bedeutete, dass sie hier nicht darauf warteten, dass die werten Gäste endlich ihre Gedanken auf die Reihe bekamen. „Also, kommt ihr mit oder nicht?“, wandte sich die Jägerin dann noch einmal an die Fremden, ein aufforderndes Drängen in der Stimme.
Na, war ja umso besser wenn sie schon wach war. Uns rannte eh regelrecht die Zeit davon. Nur leider schien bisher noch gar nicht so richtig bei den Fremden angekommen zu sein, dass sie wirklich verdammt nochmal in Gefahr schwebten. Dementsprechend ungeduldig war ich auch und während die junge Brünette sich aufrappelte und sich erstmal streckte- was mir durchaus viel Mühe kostete um sie nicht auch noch anzupampen- weckte ich die anderen Fremden auf, die noch im Tempel waren. "Was die ganze Aufregung soll? Der Nebel wird kommen und der ist verdammt nochmal tödlich, da kommt keiner lebend raus", erwiderte ich mit rauer Stimme und trieb weiterhin zur Eile an. Immerhin schien zumindest die junge Frau langsam aber sicher einzusehen, dass die ganze Sache ernstzunehmen war. "Dahin, wo wir sicher sind." Teilte ich ihr noch knapp mit, bevor wir den Tempel verließen und wenig später auf Myra, Faye, Taluna und die anderen Fremden trafen. Genau rechtzeitig wie es schien, denn Faye schien einen Ort zu kennen, an dem wir sicher sein würden. Denn ich vermutete kaum, dass wir die Fremden auf die Bäume bekommen würden, auch wenn das wohl in der Not die allerletzte Möglichkeit um zu überleben sein würde. Ich schaute sie einen Moment lang an, dann wanderte mein Blick kurz zu Myra, ehe ich wieder die Seherin anblickte. "Dann sollten wir keine Zeit mehr verlieren." Was auch immer es sein würde, was uns vor dem Nebel schützen würde, gerade mussten wir Faye wohl schlichtweg vertrauen, in der Hoffnung, dass der Nebel uns nicht doch noch einholen würde.
Taluna Es war Tyr's Stimme, die zuerst zu mir hinüber drang. Danach auch noch die von Myra und Faye. Ich war fast froh, dass die Situation gerade so angespannt war, sonst würde ich mir wohl schon wieder irgendwas anhören müssen von wegen Regeln und von den Fremden fern halten und Bla Bla Blup. Tyr entdeckte uns dann schließlich auch als Erster und schien nicht gerade erfreut darüber, dass wir bereits versuchten, die Fremden zu warnen. Ich verdrehte nur genervt die Augen und sah dann zu Castiel hinüber. "Ich bin mit dir zusammen her gekommen, falls diese Diskussion später noch aufkommen sollte." Beziehungsweise war ich ja heute tatsächlich nur wegen meiner Wäsche hier. Dass ich die Fremden schon seit Tagen beobachtete, brauchte ja keiner zu wissen, hatte mich ja niemand erwischt. Wenigstens schien die Ankunft der Jäger und ihre Warnungen endlich ein wenig Leben in die Gruppe der Fremden zu bringen, denn endlcih standen auch mal die Leute auf, die bis dahin noch auf dem Boden geschlafen hatten. Es kam nur zu einem kurzen Wortaustausch zwischen den beiden Gruppen, bevor die beiden Jäger - begleitet von Faye - auch schon in eine Richtung aufbrachen und Myra nochmal klar machte, dass wir auf niemanden warten würde, was wohl insbesondere auf mich bezogen war. Ich musste wirklich meine ganze Selbstbeherrschung zusammen kratzen, um ihr nicht die Zunge raus zu strecken, das wäre wohl ganz schön kindisch und würde die allgemeine Stimmung auch nicht gerade auflockern. Aber ich hasste es eben einfach, wenn andere Leute mich herumkommandieren oder bevormunden wollten. Mit einem letzten Blick auf die Fremden und ratlosen Schulterzucken zu Castiel, folgte ich der Gruppe Euripiden einfach mal. Das war zwar nicht die Richtung, in der unser Dorf lag, aber wenn ich das aus den wenigen Gesprächsfetzen, die bis zu mir hinüber gedrugen waren, richtig deuten konnte, hatte Faye wohl in der Nähe einen Unterschlupf gefunden. Und wenn sie meinte, dass wir nicht mehr genug Zeit hatten, zurück nach Hause zu gehen, dann sollten wir uns wohl besser beeilen. Obwohl sich meine Motivation, in irgendeiner dunklen Höhle zu bleiben, sehr in Grenzen hielt. Frökk und ich fühlten uns im Gegensatz zu den meisten anderen oben in den Bäumen einfach wohler, als in geschlossenen Räumen. Zudem konnte ja keiner sagen, wie lange es dauern würde, bis der Nebel sich verzogen hatte. Aber eine andere Wahl blieb uns ja auch nicht wirklich. "Du kannst draußen bleiben, wenn du möchtest." erklärte ich Frökk noch, aber ihr schien der Gedanke, dass wir uns trennen konnten, ebenso wenig zu gefallen wie mir.