Obwohl sie schon über ein Jahr Teil der Massics war, machte sie die direkte Anwesenheit von Drogen noch immer äußerst nervös. Manch einer mochte nun wohl behaupten sie solle einfach gehen, konnte sie aber nicht. Nicht, weil man nicht ausstieg aus einer Gruppe wie den Massics, sondern auch, weil sie das einzige waren das die Blondine besaß. Sie waren die Familie für Solane die sie nie besessen hatte. Sie waren praktisch ihr ganzes Leben, obwohl sie gewiss nicht ihr gesamtes Leben bei ihnen verbracht hatte. Aber sie hatten sie ohne wirklichen Grund aufgenommen und ihr ein zu Hause gegeben, dann als sie am tiefsten Punkt überhaupt angelangt war und dafür war sie ihnen mehr als dankbar. Darren warf die Tasche mit den Drogen in den Kofferraum seines geliebten Wagens, während die Blondine noch dabei war die Chucks zu schnüren die sie heute trug. Zusammen mit einer hellblauen, engen Jeans und einem schlichten, weinroten Langarmshirt. Die Sonne ging langsam unter und auch wenn es den Tag über warm genug für ein T-Shirt gewesen war, so war es sobald die Sonne weg war doch schon wieder relativ kühl. Langsam aber sicher mussten sie sich eben doch vom Sommer verabschieden. "Kleine du fährst bei mir mit.." wandte er sich an Solane, die begann den Kopf zu schütteln "Du weißt wie sehr ich deinen Fahrstil hasse" quittierte sie zwinkernd, bevor sie sich an Icarus wandte, welcher heute ebenfalls dabei sein würde. Normalerweise machten sie Deals nicht unbedingt mit Verstärkung, aber heute ging es um eine etwas größere Summe, da war es nicht schlecht im Hintergrund ein paar Leute dabei zu haben, die wussten um was es ging und im Fall der Fälle eingreifen konnten. Zumal es auch für den Gegenüber ein weiteres Zeichen dafür war nicht auf dumme Gedanken zu kommen. Solane wirkte zwar nicht sonderlich bedrohlich, hatte aber eine ruhige Hand, für die Bedrohlichkeit war Icarus zuständig - was er zumeist wirklich einwandfrei drauf hatte. Und Darren sah auch nicht unbedingt danach aus als sei mit ihm gut Kirschen essen. Er hatte das halbe Gesicht voll tätowiert und das auch nur, weil ansonsten keine freien Stellen mehr auf seinem Körper zu finden waren. Noch dazu war er sicher über 1.90 und damit wohl auch nicht gerade klein. Sein schrecklicher Fahrstil war allerdings nicht der einzige Grund weshalb sich Solane lieber zu Rus in den Wagen setzte; die Drogen trugen ihren Teil dazu bei. Und wieso sie keinen eigenen Wagen fuhr? Weil die Blondine dann doch mehr auf Motorräder stand als auf Wägen, irgendwie gefiel ihr das Gefühl von Freihet darauf, der Wind in den Haaren und das noch deutlich stärkere, bewusstere Gefühl der Schnelligkeit.. Dabei war sie bis vor anderthalb Jahren nicht ein einziges Mal selbst auf einem Motorrad gefahren, selbst nur Beifahrerin gewesen, wenn überhaupt. Kurz nachdem Darren augenverdrehend hinter das Steuer seines Wagens gefallen war, ließ sich Solane auf den Beifahrersitz neben Icarus sinken, zog die Tür hinter sich zu und sank tiefer in den Ledersitz.
Domenico Alessandro Juaréz
Sorgfältig breitete er die Einzelteile seiner Waffe vor sich auf dem Tisch aus - es war so etwas wie ein Ritual, vor jedem Job den er zu erledigen hatte nahm er sein Herzstück komplett auseinander um es dann sorgfältig wieder zusammen zu setzen und das geladene Magazin einzuschieben. Er wusste nicht wieso er das tat, aber es gab ihm jedes Mal das Gefühl von Sicherheit, es ließ eine gewisse Ruhe in ihm aufsteigen, die er brauchte um das leichte Zittern seiner Hände zu unterbinden. Nicht unbedingt die besten Voraussetzungen für einen Schützen, sollte man meinen, aber kam es darauf an war Domenico die Ruhe in Person. Konzentriert und absolut zielsicher. Vor einigen Jahren hätte er noch Hemmungen besessen das Leben eines anderen einfach so auszulöschen; heute allerdings fiel es ihm so leicht, dass es ihn fast schon selbst ängstigte. Er musste sich nur gewisse Dinge vor Augen halten, dann war es ein leichtes für ihn den Abzug zu drücken und das Leben eines Unschuldigen oder auch Schuldigen Menschen zu beenden. So oder so hatte es für ihn keine Bedeutung. Wäre er damit allerdings alleine, so würde er nicht in einer ganzen Gruppe von ähnlichen Menschen leben. Sicher, sie waren sich keineswegs alle gleich, besaßen aber doch ähnliche Fähigkeiten, sonst wären sie nicht zusammen. Und ob er es sich eingestehen wollte oder nicht; hier war er, auch wenn er normalerweise wirklich der Einzelgänger war, nicht alleine. Vielen war es ganz ähnlich ergangen wie ihm selbst, nur eben auf eine andere Art und Weise und irgendwie war das durchaus beruhigend, ein wenig befriedigend. Abgesehen davon konnte er so unbewusst und dennoch bewusst weiterhin seinem eigentlichen Ziel nachgehen: Den Männern die ihm sein Leben zerstört hatten das geben, was sie verdient hatten. Das war im Grunde das einzige das er vor Augen hatte, das eigentliche Ziel, welches ihm letzten Endes Befriedigung verschaffen würde, um vielleicht auch irgendwann einen anderen Weg einzuschlagen. Wissen tat das natürlich niemand, dass er mit dem Gedanken spielte irgendwann das Handtuch zu werfen und aufzuhören - dann würde er wohl nicht mehr so lebendig hier sitzen wie er es gerade tat. "Sierra!?" ohne sich davor umzusehen und zu kontrollieren ob sie denn in unmittelbarer Nähe war oder nicht, stand er auf, rief ihren Namen und schob sich zeitgleich die frisch zusammengebaute Waffe zwischen die nackte Haut am Rücken und den Hosenbund seiner Jeans "Komm schon, wir gehn' los" forderte er sie unbewusst forsch auf. Nicht weil er sie nicht leiden konnte oder einen schlechten Tag hatte: Domenico war einfach so; ein bruddliger Eigenbrödler der nicht wirklich ein Mann der Worte war; viel mehr der Taten und selbst die fielen ihm hin und wieder einmal schwer, je nachdem um was es eben ging.
"You can fool all of the people some of the time, and some of the people all of the time, but you can't fool all of the people all of the time."
Zugegeben, ich war heute nicht sonderlich motiviert, irgendwelche Deals abzuziehen. Finanziell hatte ich es lange nicht mehr nötig, mich Nacht für Nacht raus zu quälen und die Waren zu verticken. Aber wenn nach mir verlangt war, dann tat ichs nach wie vor ohne mich mehrmals bitten zu lassen. Würde sich beim Boss nicht gut machen und meinen angesehenen Posten verlieren wollte ich weiß Gott nicht. Während Darren noch am Einräumen war, rauchte ich also an die Hauswand gelehnt gemütlich meine Kippe zu Ende. War kein reiner Tabak, aber es war meiner Meinung nach trotzdem nicht genug Gras drin, um es wirklich als Kiffen zu bezeichnen. Zumal man es mir bei der Menge auch nicht anmerkte, dass was im Gange war. Es war eigentlich hauptsächlich dazu da, um mir die nötige Ruhe zu geben, weil ich mit der Kontrolle meiner Aggressionen ja hin und wieder mal meine Probleme hatte und bei einem Job, der nicht gerade unwichtig war, wäre es mehr als unvorteilhaft, keinen kühlen - oder benebelten - Kopf zu haben. Als alles startklar war, ließ ich den Stängel fallen und drückte ihn mit den schwarzen Vans aus, bevor ich hinters Steuer meines Camaro's stieg und den Motor anließ. Ich für meinen Teil konnte Solane bestens verstehen - nicht nur mein Fahrstil war besser, auch das Auto war einfach comfortabler. Auch weniger unauffällig, aber umso besser in dunkler Gasse getarnt. Ich fuhr langsam an, reihte mich einfach hinter Darren ein und folgte ihm. Meine Sonnenbrille zierte trotz der Dunkelheit draußen meinen Nasenrücken. Zum einen, weil ich damit einfach gut aussah und zum Anderen, weil der Kunde dann schlechter sehen konnte, was in mir vorging, weil meine Augen nicht einsehbar waren. "Bist du überhaupt schonmal mit mir gefahren, wenn ich nicht... normal fahre?" fragte ich meine attraktive Beifahrerin mit einem lockeren Grinsen auf den Lippen, als ich an einer Kreuzung nach unserem Vordermann nach rechts abbog. War nämlich ein ziemlicher Unterschied, ob ich mich halbwegs normal im Straßenverkehr bewegte oder ob ich gerade am Rennen fahren war. Die Musik im Auto war automatisch angesprungen, weil ich das Radio nie ausschaltete. Der Subwoofer im Kofferraum wummerte aber nur ganz leise vor sich hin, weil unnötig mehr auffallen gerade unangebracht war.
Sierra Allen-Walker
Ich atmete ganz tief ein und wieder aus, als ich bei meiner letzten Yoga-Übung nach meiner inneren Ruhe verlangte. Ein Ritual würde ich es nicht nennen, dafür machte ich es zu unregelmäßig, aber wenn ich vor der Arbeit einen nicht allzu schönen Tag gehabt hatte, half mir das, die Konzentration zu bewahren und den Kopf wieder leer zu bekommen. Ich beendete die Übung erst, als Domenicos raue Stimme an meine sensiblen Ohren drang. Blitzartig öffneten sich meine Augen und ich rappelte mich elegant wieder zum festen Stand auf. "Komme sofort!" gab ich dem jungen Mann Auskunft und ging zu meinen festen, schwarzen Stiefeln, welche mir nur bis kurz über die Knöchel reichten. Anschließend schnappte ich mir eine meiner allerersten Pistolen, eines meiner Schätzchen sozusagen. Den passenden Schalldämpfer schob ich mir in die Hosentasche, während die Waffe zwischen meinem schwarzen Gürtel und der dunkelgrauen Jeans ihren Platz fand. Ich schnappte mir noch meine dünne Lederjacke, die aus leicht dehnbarem Kunstleder bestand, damit sie mich nicht in der entscheidenden Bewegung hinderte. Abfahrbereit gesellte ich mich mit gewohnt anmutigen Schritten zu meinem Kollegen. "Sei doch nicht immer so grummelig." neckte ich den sehr großgewachsenen, sportlich gebauten Typen und piekte ihm spielerisch in die Seite, als ich dann auch schon auf die Tür zuging, die uns in die Freiheit lassen sollte. Die abgekühlte Luft wehte mir in einem ganz leichten, angenehmen Wind durch die langen, braunen Haare, die mir in leichten Wellen über die Schultern fielen.
Darren war speziell, sie mochte den Kerl, solange er nicht gerade wieder auf einem Trip war. Dann konnte er kindisch, anhänglich und einfach ziemlich anstrengend werden. Und er war ein Macho, ein Kerl mit einer viel zu großen Klappe der viel zu viel auf sich selbst gab und der noch immer im Mittelalter fest hing, was ab und an sein Verhalten gegenüber Frauen betraf, aber hey - damit konnte die Blondine umgehen. Mittlerweile ließ sie sich nämlich gewiss nicht mehr alles gefallen, auch wenn das einmal anders gewesen war. Auf Rus' Frage hin wandte sie ihm ihren Blick zu, überlegte einen Moment, bevor sie den Kopf schüttelte: "Deinem Grinsen nach zu Urteilen bin ich aber nicht sicher ob ich diese Erfahrung machen möchte" erwiderte sie gut gelaunt. Sie hatte keinerlei Problem damit für irgendwelche Deals oder sonstiges eingesetzt zu werden, das war willkommene Beschäftigung, irgendwo auch eine Ablenkung. Solange sie eben eher für die Hintergrundarbeit zuständig war. Dabei musste Solane gestehen, dass sie noch nie einen Menschen umgebracht hatte und ehrlich gesagt auch nicht wusste, ob sie das tun könnte, kam es darauf an. Bis jetzt war sie aber nie in diese Lage gekommen und verbannte auch jeden Gedanken der in dieser Richtung auftauchte augenblicklich wieder. Was das fahren anging waren ihre Worte allerdings mehr gewitzelt gewesen. Sie war zwar wirklich noch nie bei einem Rennen neben ihm gesessen, wusste aber dass er einer der besten Fahrer hier in der Gegend war und selten jemand ein Rennen gegen ihn gewann. Außerdem hatte sie noch nie ein Gefühl von Unwohlsein verspürt, wenn sie mit ihm gefahren war. Keine Ahnung wieso, aber er schien seinen wagen im Griff zu haben und vermutlich wollte er auch nicht gerade sein restliches Dasein in einem brennenden Wagen fristen - sah man einmal davon ab, dass die meisten Kerle hier sowieso so sehr auf ihre Autos abfuhren, dass sie diese niemals zu freiwillig zu Schrott fahren würden. Ob Icarus nun dazu gehörte oder nicht wusste sie nicht ganz - sie kannte ihn nun doch schon so lange und konnte ihn noch immer nicht richtig einschätzen.
Domenico Alessandro Juaréz
Er hasste es zu warten - egal ob eine Stunde oder nur zwei Minuten. Es nervte ihn einfach; dabei war er selbst nicht mal die Pünktlichkeit in Person, wenn man allerdings auf ihn warten musste war es ihm schlicht weg egal. Ihre folgenden Worte besserten seine Laune nicht unbedingt auf: "Sei doch nicht immer so..." Domenico schüttelte den Kopf. So gut drauf? Keine Ahnung, ein Zucken auf ihr "Pieken" konnte er allerdings nicht verhindern. Er hatte einfach nicht damit gerechnet, obwohl er im Nachhinein dachte, er hätte es tun müssen. Der Dunkelhaarige stieß wenige Augenblicke später die Tür auf, ließ die hübsche Brünette an sich vorbei an die frische Luft treten und folgte ihr wenig später auf das Gelände, welches vor dem alten, prunkvollen Gebäude lag das die Eagels bewohnten. Es dämmerte schon, keine halbe Stunde mehr und es würde stockduster sein, das machte die Geschichte zwar nicht unbedingt einfacher, stellte aber nur eine neue Herausforderung dar, die sie mit Sicherheit ohne Probleme meistern würden. Domenico konnte Sierra gut leiden, auch wenn sie ihm oftmals gewaltig auf die Nerven ging. Aber sie fragte ihn nicht nach Dingen, über die er nicht reden wollte und anders herum war es genauso. Außerdem war im Fall der Fälle verlass auf sie. Wenn er ganz ehrlich war und nicht die Wahl hatte alleine zu arbeiten, dann würde er sich wohl am ehesten die Brünette als Partnerin aussuchen, einfach weil sie ihren Job ordentlich erledigte und wie er einfach sein, bzw. ihr Ding durchzog. Das war viel wert, wie er über die Jahre gelernt hatte. "Wann genau war der Deal nochmal?" hakte er nach, ohne es wirklich ernst zu meinen, sondern nur um die Stille zu unterbrechen, er wusste genau wo und wann er statt finden sollte, wäre auch wenig hilfreich, wenn er sich davor nicht ausgiebig mit dem Job beschäftigt hätte. Außerdem war es eine Sache der Ehre, dem Kerl eine Kugel zwischen die Augen zu jagen, nachdem er einen ihrer Leute erschossen hatte. Auch wenn er nun sicherlich die Meinung vertreten hätte er würde einen qualvollen Tod vertragen: Domenico war eher jemand, der eine Sache schnell und ordentlich zu Ende brachte. Er beschäftigte sich nicht gerne mit seinen Opfern.
"You can fool all of the people some of the time, and some of the people all of the time, but you can't fool all of the people all of the time."
Nein, würde sie wahrscheinlich wirklich nicht machen wollen. Wobei sie - soweit ich Bescheid wusste - gegen Geschwindigkeit an sich Nichts hatte, was ich auch vollkommen nachvollziehen konnte, weil ich persönlich den Adrenalinkick dabei genoss. Wenn nicht sogar brauchte, um zu merken, dass mein Wrack von Seele noch vorhanden war. Aber die Kurven konnte da schonmal eng gedriftet werden und es wurde auch mal knapp, dass kein Zusammenstoß mit einem 0815 Verkehrsteilnehmer passierte, was so einigen Menschen wohl an die Substanz gehen würde. Ich wusste zwar sehr gut, was ich tat, damit meinem Schatz - ja, mein Biest von Auto - auch ja Nichts passierte, aber das hieß eben weiß Gott nicht, dass ich in den Augen "normaler Leute" angenehm fuhr. Whatever. "Das kann ich dir auch nicht sagen. An der Geschwindigkeit allein würds' wohl nicht liegen.." entgegnete ich schulterzuckend und sah in den Rückspiegel, weil irgendein Penner meinte, mir dicht auffahren zu müssen. Normalerweise, wenn ich alleine durch die Stadt fuhr, ließ ich mir sowas nicht gefallen, aber weil Solane neben mir saß, bremste ich jetzt mal nicht schlagartig oder stellte anderen Unfug an, um den Fahrer des nachfolgenden Autos zu ärgern. Ich quittierte es stattdessen mit einem leicht genervten Blick, welcher dank der Sonnenbrille nur an meinen Augenbrauen zu erkennen war. In diesem Moment vermisste ich es, dass der Subwoofer nicht aufgedreht war. Das massierte einem sonst angenehm den Rücken, weil die Vibration auf das gesamte Auto überging. "Kommt der Kunde allein? Bin nicht wirklich informiert." hakte ich dann interessehalber mal nach, weil ich eigentlich nicht viel Ahnung davon hatte, was mich erwartete. Zwar wusste ich, was über die imaginäre Theke gehen sollte, aber nicht, wer der Kunde war und ob der offiziell allein oder mit Verstärkung aufkreuzen würde. Ich war ja nicht mehr so eng in der Drogengeschichte verwickelt, sofern es eben nicht um meinen eigenen Konsum ging und überließ den wichtigen Teil deshalb ganz gerne 'dem Rest'. Mein Job war heute ja ohnehin eher nur das Überwachen und Einschüchtern, was mir recht gut lag.
Sierra Allen-Walker
Ich wusste, dass Domenico einfach so war. Dass er es nicht böse meinte oder etwas in der Richtung, wenn er so forsch mit seiner Umwelt umging. Es war einfach so seine Art und wenn ich darüber nachdachte, dann sah ich ihn nicht oft lächeln. Obwohl ich selbst eigentlich wieder ziemlich viel lachte, wunderte mich sein Verhalten nicht. Noch vor ein paar Jahren war ich genauso gewesen und auch jetzt war meine gute Miene meist nur böses Spiel. Eine Art Maske, die ich inzwischen wohl zeitweise auch mit meinem richtigen Ich verwechselte, wenn ich nicht aufpasste. Einfach, weil ich mein wahres Ich selten zeigte und kaum jemand hier meine Vorgeschichte wirklich kannte. Es ging auch niemanden etwas an, es würde mich schlichtweg nur verletzlicher machen, als ich als Frau ohnehin schon war. Gab leider immernoch Mitglieder, die mich unterschätzten, obwohl sie eigentlich wissen sollten, was ich auf dem Kasten hatte. Ewig würde ich mir das wohl nicht gefallen lassen. "In genau.." Ich warf einen Blick auf meine exakt gestellte Armbanduhr, die ich am rechten Handgelenk trug. "..17 Minuten." vollendete ich meinen angefangenen Satz und neben ihm her zu einem wenig weit entfernten Motorrad. Die Dinger waren wendiger und beschleunigten schneller als fast jedes Auto, wenn es drauf ankam, weshalb es für unsere Organisation üblicher war, solche Fortbewegungsmittel zu nutzen. "Also noch mehr als genug Zeit, ist ja nicht weit weg." murmelte ich vor mich hin, als Domenico sich auf dem Sitz niederließ, kurz bevor ich hinter ihm aufsaß. Mir war es vollkommen gleich, wer fuhr, aber es bot ein eleganteres Bild, wenn der Mann vorne und das Weiblein hinten saß. Zumal ich auch nicht wusste, wie der Spanier dazu stand.
Nein, an der Geschwindigkeit würde es wohl tatsächlich nicht liegen, in den letzten Monaten hatte die Blondine daran tatsächlich Gefallen gefunden. Sie mochte das Gefühl, es war irgendwie so unkontrolliert und frei. Sie konnte es auch nicht so recht beschreiben. "Wer weiß, vielleicht hab ich ja irgendwann das Vergnügen" beschloss sie dem Thema ein offenes Ende zu geben. Den aufdringlichen Fahrer hinter ihnen bekam Solane ehrlich gesagt gar nicht mit, nicht weil sie unaufmerksam war, sondern weil sie einfach nicht darauf achtete - sie fuhr ja nicht, also musste sie sich auch nicht über ihre Mitmenschen aufregen. So sah sie das zumindest, wobei sie sich in solchen Situationen ohnehin relativ schwer auf die Palme bringen ließ. Erst auf Icarus Frage, ob der Kunde alleine käme, wandte sie sich ihm wieder zu, überlegte kurz, bevor sie den Kopf schüttelte: "Nein, soweit ich weiß sind sie auch zu Zweit oder zu Dritt. Geht ja um ein kleines Sümmchen. Aber ganz sicher bin ich mir ehrlich gesagt auch nicht" gestand sie wahrheitsgemäß. Allerdings wäre der Kerl ja schon schön blöd, würde er dort alleine auftauchen, sah man einmal davon ab, dass es bei größeren Deals mit den Massics immer mit mehreren Leuten zu rechnen war, trug der Kerl ja nicht nur zwei Scheine unter dem Arm, es würde mit Sicherheit ein Koffer im Spiel sein, der jeden Blinden mit Krückstock erkennen ließ, dass da mehr als nur ein paar Barbiepuppen drin waren. An seiner Stelle zumindest würde Sol' sich Verstärkung mitbringen, auch wenn die Massics nicht dafür standen ihre Geschäftspartner über den Tisch zu ziehen.
Domenico Alessandro Juaréz
Siebzehn Minuten also. Domenico nickte, steuerte gemeinsam mit der Brünetten das Motorrad an, das zwischen einigen weiteren Maschinen auf dem Parkplatz stand, direkt neben ein paar Wägen, die allerdings relativ selten zum Einsatz kamen. Für ihn war es selbstverständlich dass er fuhr - keine Ahnung weshalb, es war einfach so. Aber Sierra schien das relativ ähnlich zu sehen, gesellte sich sogleich zu ihm auf die Maschine und legte ihre Arme um seinen Oberkörper: "Na dann ist ja noch Zeit für eine kleine Spritztour.." witzelte er, wenig amüsiert, bevor er die Maschine startete und langsam auf die Straße lenkte, bevor er Gas gab. Nur wenige Minuten später hatten sie den Ort des Geschehens erreicht; noch war niemand da - klar sie waren auch zu früh. Alles andere wäre aber auch schwachsinnig, so konnten sie ohne Stress ihren Platz beziehen und abwarten, bis der Rest auftauchte um dann im rechten Moment abzudrücken und wieder zu verschwinden, sodass im besten Fall erst etwas bemerkt wurde, wenn sie schon wieder auf dem Heimweg waren. Oder wohin auch immer, ehrlich gesagt zog es ihn nach einem erfolgreichen Job meist erst mal in eine Kneipe, ein Scotch zur Belohnung sozusagen. Eine seltsame Angewohnheit, aber irgendwie hatte sie etwas beruhigendes für Nico, der nun mal gerne hin und wieder den Blick ins Glas wagte. Etwas absteits stellte er die Maschine ab, nickte in Richtung des Hauses, das praktisch in Mitten des Schauplatzes lag an dem sich in wenigen Minuten ein Deal der Massics mit ihren Protzkarren abhalten sollte. "Wer soll heute das Vergnügen haben?" wandte er sich an die brünette Schönheit, die gemeinsam mit ihm das Versteck ansteuerte, das sie schon vor wenigen Tagen auserkoren hatten. So waren sie nicht weit weg vom Motorrad, gleichermaßen direkt am Geschehen dran und doch versteckt um nicht sofort aufzufallen - und noch dazu bot dieser Platz einen guten Schutz, sollte es zu einer Schießerei kommen.
"You can fool all of the people some of the time, and some of the people all of the time, but you can't fool all of the people all of the time."
Ja, gut, war zu erwarten gewesen. Ich meine, nicht, als wäre es unsere Absicht, aber käme der Kunde alleine, dann könnten wir ihn theoretisch gesehen ganz ohne Mühe ausschalten und das Geld einfach so mitnehmen, ohne die bestellte Ware da zu lassen und uns so zusätzlich bereichern. Machten wir nicht, sonst würde ja keiner mehr Geschäfte mit uns machen und wir waren ja auch nicht darauf ausgelegt, sinnlos Menschenleben zu beenden. Wenn es nötig war, dann ja, zischte schonmal eine Kugel durch die Luft oder es flog ein Messer. Ich war Kraftsportler, hob mühelos hundert Kilo, hatte auch zeitweise mal Boxsport betrieben, aber letzteres lag Jahre zurück und so bevorzugte ich es dann doch, aus sicherer Entfernung meine Probleme aus dem Weg zu schaffen. Gezielt ein Messer werfen war kein Problem und wenn ich eine Sekunde zum Zielen hatte, trafen die Kugeln in der Regel auch zuverlässig ihr Ziel. Vielleicht nicht immer exakt da, wo sie landen sollte, aber hey, es reichte ja auch, wenn die Person nicht mehr weglaufen konnte. "Dachte ich mir." meinte ich nur noch und schwieg dann erst einmal eine Weile, weil es sonst Nichts gab, dass ich jetzt unbedingt wissen musste. Um die exakte Beschaffung der Ware hatte Darren sich ja gekümmert und solange die Lieferung und das Geld stimmten, dürfte es ja auch keinerlei Probleme geben. Apropos volltätowierter Profidealer - er hielt nach ein paar Minuten vor mir an, wobei mir der Platz, an dem wir stehen bieben, nicht so ganz behagte. Mein Auto war ziemlich breit und die Gasse recht eng. So entschied ich mich dazu nicht ganz bis zum Ort des Geschehen zu fahren, sondern ein paar Meter weiter in einer Nebenstraße zu parken, wo das Auto ebenfalls in wenigen Sekunden erreichbar wäre. So kam ich im Fall der Fälle doch schneller vom Fleck. Als der Motor abgestellt war, beugte ich mich rüber zum Handschuhfach und holte sowohl eines meiner Wurfmesser, als auch eine kleine Schusswaffe heraus, die es aber in sich hatte. "Dann wolln' wir mal." meinte ich nur so nebenher gesagt, als ich das Fach zuklappte und die Tür aufstieß, um auszusteigen.
Sierra Allen-Walker
Ich besah mir die Stelle, an der wir uns postierten, noch einmal gründlich. Einfach, um auf der ganz sicheren Seite zu sein. Es war ein leer stehendes Einfamilienhaus, ein wenig heruntergekommen, scheinbar länger nicht bewohnt. Wir waren durch ein kaputtes Fenster eingestiegen, welches sich am anderen Ende des Flurs im ersten Stock befand. Wir waren wohl in einem ehemaligen Schafzimmer, weil ein altes, hölzernes Bettgestell einsam in den vier Wänden stand. Nach eingehender Betrachtung der Begebenheiten ließ ich mich neben dem offenen Fenster nieder, durch das später die eine oder andere Kugel fliegen würde. Auf die Frage meines Partners hin musste ich nicht lange nachdenken. "Ich finde, es ist langsam an der Zeit, dass wir dem Typ mit dem verstümmelten Gesicht das Licht ausknipsen. Er müsste auch dabei sein, laut Auftrag.. und Tattoos gehören da nunmal einfach nicht hin." meinte ich so emotionslos, dass es fast mir selbst gruselig war. Es machte mir keinerlei Mühe mehr, eine Person zu töten. Da würde es mir bei einem süßen Hund oder einem Katzenbaby wahrscheinlich sehr viel schwerer fallen. Als ich grölende Motoren näher kommen hörte, zog ich den Schalldämpfer und meine Pistole aus dem Gürtel, montierte das kleine Extra noch fix, bevor es wohl ans eingemachte ging.
Der Rest der Fahrt verlief ziemlich still und schweigsam, wobei es kein unangenehmes Schweigen war, viel mehr ein... normales Schweigen eben. Solane konzentrierte sich außerdem für einige Minuten auf das Handy aus ihrer Jackentasche und steckte es erst wieder weg, als der Wagen hielt. Nicht weit von Darrens Wagen entfernt, der allerdings ein Eck weiter in eine noch deutlich engere Gasse abgebogen war. Eben direkt an den Ort des Geschehens. Die Blondine sah erst auf, als Icarus vor ihr ins Handschuhfach griff, ein Messer und eine kleine Pistole heraus nahm. Unwillkürlich wanderte ihre Hand zu der Pistole auf ihrem Schoß, wo sie sie gebettet hatte bevor sie los gefahren waren. Die Scheiben waren getönt, es hätte also niemand von draußen entdecken können und beim sitzen im wagen war es schlicht weg unangenehm, wenn sie weiter zwischen Gürtel und Hose geschoben war. Der Brünette strahlte auf Solane eine angenehme Ruhe aus, wofür sie ihn ehrlich gesagt insgeheim bewunderte, ihr Herz schlug noch immer schneller, wenn sie daran dachte was ihnen nun bevor stand, auch wenn es im besten Falle einfach nur eine Übergabe gab, sich beide Seiten wieder verabschiedeten und damit die Sache gegessen war. Und trotzdem war sie nervös, wie immer eben. Auch wenn sie es bestmöglich zu verbergen versuchte. Nachdem Rus' ausgestiegen war, atmete sie nochmals tief durch, bevor sie ebenfalls ausstieg, die Waffe wieder an den gewohnten Platz schob und innerlich dafür betete, dass sie sie nicht einsetzen musste. Dabei war Solane die letzte Person die an Gott glaubte, und trotzdem sendete sie ein stummes Gebet zu dem Herrn im Himmel, der ihr eigentlich den Buckel hinunter rutschen konnte. Nur Sekunden später tauchte vor Darren ein wenig auffälliger, schwarzer Geländewagen auf, ein Modell dass es in dieser Stadt wie Sand am Meer gab. "Und danach gehn' wir bitte erst mal was Essen - ich hatte heut noch gar nichts.." lenkte sie sich unbewusst, leise murmelnd zu Icarus ab, während ihr Blick aufmerksam auf dem fremden Wagen lag, aus dem wenig später ein Kerl stieg, der Solane im ersten Moment an einen Pitbull erinnerte. Keine Ahnung wieso, vielleicht waren es die übertrieben aufgepumpten Muskeln oder auch die kräftige, aber eher kleine Figur des Mannes. Oder der bissige Gesichtsausdruck den er drauf hatte. Was auch immer: er war ihr auf den ersten Blick sofort unsympathisch.
Domenico Alessandro Juaréz
Verstümmeltes Gesicht. Das traf den Kerl ganz gut, Domenico hatte zwar prinzipiell nichts gegen Tattoos, war aber selbst nicht tätowiert und würde auch niemals auf die Idee kommen sich das halbe Gesicht bemalen zu lassen; aber hey - jedem das seine. Ließ den Typ in seinen Augen eher wie eine Witzfigur aussehen, als dass er dadurch mehr Respekt erhalten würde. "Klingt nach einem guten Plan" erwiderte er daher, zog die Waffe unter seiner Jacke hervor und entsicherte sie.. Für den Fall der Fälle - obwohl er eigentlich keine Bedenken dabei hatte, dass Sierra treffen würde. Er hatte nun schon den ein oder anderen Job gemeinsam mit ihr gemacht und noch kein einziges Mal erlebt, dass sie daneben geschossen hatte. Bis jetzt hatte es aber auch noch nie ernst zu nehmende Komplikationen gegeben. Er hatte also relativ wenig Bedenken, dass es dieses Mal anders laufen würde, auch wenn es seine Aufmerksamkeit keineswegs einschränkte. "Tuh' mir den Gefallen und schieß nicht daneben, ich freu mich schon jetzt auf den Scotch zwei Straßen weiter in meiner Lieblingskneipe", stichelte er noch ein wenig, ohne dabei die Miene auch nur zu einem Grinsen zu verziehen. Domenicos Humor war.... schwer zu verstehen, meist wirkte er dabei todernst und wurde daher auch des öfteren mal ernster genommen als er es eigentlich meinte. Wenn man ihn allerdings kannte, sollte man damit keinerlei Probleme haben. Der Dunkelhaarige positionierte sich am Rande des Fenster, gegen die Wand gelehnt, den Kopf zur Seite, sodass er den Großteil dessen was draußen geschah im Blick hatte. Kurze Zeit später fuhren auch schon die ersten Wagen vor, allen voran der Kerl, dem sie heute das Licht ausknipsen würden.
"You can fool all of the people some of the time, and some of the people all of the time, but you can't fool all of the people all of the time."
Was Essen gehen... man sollte meinen, dass sowas eher keine Sache war, an die man in solchen Situationen dachte. Aber gut, man musste nicht jedermanns Gedanken durchschauen können und ich kannte Sole inzwischen gut genug, um zu wissen, dass sie sich zwar ein Stück weit an die Dealerei gewöhnt hatte, die gewisse Aufregung aber noch mitspielte. Würde ich nicht wissen, dass sie keine Drogen mehr konsumierte, hätte ich ihr gerne den Blunt angeboten. Aber wer nicht wollte, der hatte eben schon. "Essen geht immer." gab ich so ganz nebenher zurück und ging auf Darren zu, der an der Motorhaube seines Subarus lehnte, die Ware in der rechten Hand. Sein gewohnt kalter Gesichtsausdruck war auf unser Gegenüber konzentriert. Ich für meinen Teil fand ja, dass der eher klein geratene, aufgepumpte Kerl zum Schießen aussah. Ich wusste zwar sehr gut, wie es war, wenn sich über einen lustig gemacht wurde, aber... man, der sah aus wie ein Michelinmännchen und reichte mir wahrscheinlich nicht mal bis unters Kinn. Ich entsicherte für alle sichtbar meine Waffe, sodass ein hörbares Klicken ertönte, als ein zweiter, etwas jüngerer Kerl ausstieg. Merkwürdige Gestalt mit konfusen Haaren, was aber nicht wirklich etwas zur Sache tat. Der Koffer wurde von der Rückbank gezogen und der Pitbull hielt ihn fest in seiner rechten Hand. "Aufmachen." forderte ich das Michelinmännchen auf, uns die Scheine zu zeigen. War nicht alles da, gab es nämlich auch kein Crystal, so war das.
Sierra Allen-Walker
Ich musste mich bei Nicos Worten zurückhalten, um nicht spöttisch zu prusten. Ich war schon lange aus der Phase raus, in der man vielleicht noch aus Aufregung zitterte und versehentlich daneben schoss. Professionalität stand für mich an oberster Stelle. Wenn man sich schon illegal über Wasser hielt, dann sollte man es wenigstens so anstellen, dass dabei keine Probleme entstanden, also eben wie ein Profi. Für viele Menschen mochte es grausam sein, wenn jemand ohne mit der Wimper zu zucken einem Lebewesen das Leben auslöschen konnte. Für mich war es mein täglich Brot und wenn man mich fragte, ja dann würde ich vielleicht sogar antworten, dass mir das Spaß machte. Nicht, weil ich gerne Gott spielte, sondern weil unheimlich viel Konzentration und Geschick von Nöten war, um diesen Job derart gut ausführen zu können. War makaber, aber es machte mich ein wenig stolz, um ehrlich zu sein. "Ich bitte dich... hast du mich jemals daneben schießen sehen?" antwortete ich leise gemurmelt, damit wir nicht gehört wurden. Den Lauf der Pistole in der Ecke des Fensters aufgelegt, zielte ich einen Moment, musste jedoch inne halten. Was musste der Kerl auch auf der Haube sitzen und ein genauso großer daneben stehen? Ich grummelte kaum hörbar in mich hinein, wartete einige Sekunden. Der Geldkoffer wurde geöffnet und der Tattoowierte stand auf, um es sich anzusehen - perfekt, jetzt hatte ich freie Bahn. Ich korrigierte den Lauf der Pistole noch innerhalb einer Sekunde und drückte dann ohne zu zögern ab.
Die Blondine postierte sich neben dem Wagen, lehnte sich zwar äußerlich ruhig, aber innerlich kochend, gegen die Beifahrerseite des Subarus, während ihr Blick nun von dem Pitbull zu dem deutlich schlacksigeren Kerl glitt, der nun mit dem Koffer aus dem Wagen stieg und dessen Haare abstanden, als hätte er gerade in eine Steckdose gefasst. Ein wenig zu lang starrte sie ihn an, mit den durchdringlichen, blauen Augen. Erst Rus' Stimme riss sie wieder von ihm los, als er diesen aufforder den Koffer zu öffnen. Darren stieß sich praktisch Zeitgleich von der Motorhaube seines Wagens ab, sodass er einen Schritt auf den ihr Fremden zuging. Nur eine Sekunde später sackte er wie ein nasser Sack in sich zusammen, ohne einen erkennbaren Grund für die Blondine, die erschrocken und wie erstarrt einen Moment auf Darren blickte, der mit dem Gesicht voraus auf den Asphalt fiel. "Was?" entfloh es ihr leicht entsetzt, bevor sie - nicht wie man vielleicht erwarten würde - direkt in Deckung ging sondern nach vorne zu den vier Männern stürzte - wobei der eine von ihnen, Darren, ja schon auf dem Boden lag - der Pitbull sowie der Schlacksige mit den abstehenden Haaren hatten innerhalb von Sekunden die Köpfe eingezogen, sich suchend umgedreht und dabei den Koffer wieder verschlossen, welchen sie gerade zum zählen für Darren und Icarus geöffnet hatten. Dabei war der ein oder andere Schein vor ihnen auf den Boden gesegelt. "Darren?" völlig geblendet vom Geschehen kam es Solane gar nicht in den Sinn, dass noch weitere Schüsse - denn sie stellte relativ schnell fest was Ursache für das Zusammensacken des Volltätowieten war - fallen könnten. Stattdessen kniete sie sich neben ihn und drehte den Dealer um, nur um erstens in zwei tote Augen zu blicken und zweitens auch noch sein Blut an den Händen kleben zu haben. Auf einen Schlag wurde ihm kotzübel. Als hätte sie sich verbrannt zog sie die Hände zurück und stand wieder auf, "Er..." begann sie mit leiser Stimme, ohne sie selbst richtig wahr zu nehmen. Er war tot, aber sie schaffte es nicht diese Worte auszusprechen.
Domenico Alessandro Juaréz
Ihre anschließenden Worte wiederum entlockten ihm tatsächlich ein kurzes Grinsen. Seltsam eigentlich, dass er sich gerade in solchen Situationen fast am wohlsten zu fühlen schien, mal ein wenig lockerer wurde und sich zu einem Grinsen herablassen konnte. Er hatte wohl einen echten Schaden, andererseits musste man wohl davon ausgehen, dass das jedem in seinem näheren Umfeld so erging: Sierra war mit Sicherheit nicht als eiskalte Killerin geboren worden, genauso wenig wie er oder irgendjemand anders. Es musste also etwas vorgefallen sein, dass sie zu dem gemacht hatte, ebenso wie bei ihm. Genau genommen musste sogar ziemlich viel vorgefallen sein, denn wenn man so blitzschnell handeln konnte, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken, musste das echt ne Story sein, die Filmreif war. Domenico nahm das leise klacken wahr, dass der Schuss selbst mit dem Schalldämpfer ertönte, ein Geräusch dass die vier Unwissenden nur etwa 20 Meter entfernt wohl nicht hören konnten. Einen Moment lang beobachtete der Dunkelhaarige die Vier noch dabei, wie sie erschrocken erst die Köpfe einzogen, in Deckung gingen oder sich nach der Gefahr umsahen, die sie zumindest jetzt noch nicht entdecken konnten. "Wie immer nicht zu viel versprochen.." murmelte er mit leiser, ruhiger Stimme an die Brünette gewandt, die sich im fahlen Licht des Raumes nun wieder aufrichtete. Er ließ langsam die Waffe sinken, dennoch immer noch aufmerksam auf das Geschehen vor dem Fenster in der Gasse konzentriert. Sicher war sicher, sie würden bestimmt nicht lange brauchen um herauszufinden woher der Schuss gekommen war, was bedeutete es war am Besten, wenn sie Beide sich jetzt gleich vom Acker machten. Gesagt - getan. Mit einem letzten Blick aus dem kaputten Fenster wandte er sich ab um den Weg aus dem Schlafzimmer heraus in den Flur zu gehen, wo er das Fenster ansteuerte, durch das sie herein gekommen waren.
"You can fool all of the people some of the time, and some of the people all of the time, but you can't fool all of the people all of the time."
Kaum hatte Darren zwei Schritte gemacht, lag er auch schon auf dem Boden... Scheiße verdammt. In meinem Verstand legte sich recht schnell ein Schalter um und ich suchte Schutz im Schatten des Subarus. Ich hatte mir schonmal eine Kugel eingefangen und brauchte das jetzt nicht unbedingt nochmal. Fast ebenso schnell fing ich an die Umgebung mit meinen Augen abzusuchen und es dauerte nicht lange, bis ich ein offenes Fenster sah. Warum war mir das nicht vorher aufgefallen? Wahrscheinlich, weil mir das Alles hier ziemlich egal gewesen und ich einfach mal stumpf davon ausgegangen war, dass es so glatt über die Bühne laufen würde, wie es das fast immer tat. Die leicht angekiffte Birne hatte dann noch das letzte Quäntchen hinzu gegeben und zack, hatten die Massics ein Mitglied weniger. "Solane!" kam mir der Name meiner noch übrig gebliebenen Mitstreiterin eindringlich und nicht leise über die Lippen, weil sie scheinbar nicht realisierte, dass es sie dort, wo Darren erschossen worden war, mindestens genauso leicht treffen konnte. Ich sah noch ein paar dunkle Haare im Fenster verschwinden, feuerte auch noch einen Schuss ab, der aber klar ins Leere ging. Leise fluchte ich vor mich hin, um zum Sprint anzusetzen.Wer auch immer für Darrens Tod verantwortlich war, konnte sich schließlich nicht in Luft auflösen und so lief ich ohne zu zögern ums Haus.
Sierra Allen-Walker
Zack, war die Sache auch schon abgehakt. Obwohl ich wusste, wie treffsicher ich war, umspielte einen Moment lang ein zufriedenes Lächeln meine vollen Lippen, bevor ich mich vom Fenster zurückzog und aufstand. Der Auftrag war simpel gewesen, aber doch wichtig und ich freute mich einfach wie immer auf das Lob, das von oben kommen würde. Nicht, als bräuchte ich die Bestätigung, um zu wissen, wie gut ich hierbei war... aber wahrscheinlich hing das mit meiner strengen Kindheit zusammen, in der ich selten positive Worte zu hören bekommen hatte. Immer hatte es nur ein höher, schneller, weiter gegeben, dem ich nie hatte genügen können. Trotz Alledem hatte ich meine Eltern mehr geliebt als alles Andere. Wenn ich sie gebraucht hatte, waren sie immer für mich da gewesen, hatten mir Trost und Liebe geschenkt... es war wohl einfach der Druck der Gesellschaft gewesen, weshalb sie so hohe Ansprüche an meine Leistungen gestellt hatten. "Ich hab's dir ja gesagt." gab ich noch als Antwort, als wir uns beide zügig auf den Rückweg zu unserem fahrbaren Untersatz machten, um zu verduften. Nach dem goldenen Schuss gab es immer keine Zeit zu verlieren, um nicht entdeckt zu werden. Also huschte ich hinter Domenico durch das kaputte Fenster. Über das Vordach ging es dann runter auf die geteerte, alte Straße, in der unser fahrbarer Untersatz darauf wartete, unsere Flucht zu unterstützen. Sobald der sportliche junge Mann aufgesessen war, schwang ich mich ebenfalls auf das Rad und zischte ihm ein "Los jetzt!" zischte ich meinem Komplizen zu, als ich einen Blick über meine Schulter warf und in der Dunkelheit am Ende der Gasse eine Gestalt auftauchte. Jetzt hieß es nix wie weg!
Auf die Idee den Ort des Schützen ausfindig zu machen und ihm auch noch hinterher zu rennen kam die Blondine gar nicht. Dazu war sie viel zu entsetzt von dem was sich gerade vor ihren Augen abgespielt hatte. Sie hatte schon mal eine Leiche gesehen, mehrere Male sogar, aber sie war noch nie anwesend gewesen bei einem Mord - sie hatte noch nie das Blut desjenigen an den Händen gehabt und ihn gekannt wie sie Darren gekannt hatte. Zwar war er ihr oft genug auf die Nerven gegangen, aber irgendwie hatte er eben doch dazu gehört, daher war das gerade schon ein ganz schöner Schlag für die sensible junge Frau, die Icarus nur entsetzt hinterher stierte, weil der todesmutig die Angreifer ausfindig machen wollte - und sie nebenbei bemerkt auch noch alleine hier sitzen ließ, was sie viel mehr störte. Denn selbst der Pitbull und der mit der Einstein-Friese waren in Richtung ihres Autos ausgewichen. Allerdings nicht lange, als ihnen auffiel, dass Icarus fürs erste weg war. Schien ihnen Anlass genug zu sein sich wieder ein wenig zu fangen und auf Solane zuzulaufen, die etwa einen Meter entfernt von dem blutenden, leblosen Körper stand und etwas verstört wirkte. "Hey Kleine - wo hat er die Drogen?" hakte der bissige nach, woraufhin sie ihm den Blick zu wandte, etwas erstaunt, fragend die schmalen Brauen in die Höhe zog und kurz davor war zu fragen ob er das gerade ernst meinte. Seinem Blick nach zu urteilen meinte er es aber ziemlich ernst. Auch wenn er fast ein wenig lächerlich aussah, wie er sich so vor ihr aufbaute und keine zehn Zentimeter größer war als sie selbst. Nur aufgeblasen und vermutlich deutlich kaltherziger als Solane. Das wiederum war nicht gerade das, was ihr viel Hoffnungen machte. "Ich-" begann sie, trat einen Schritt zurück und an Darrens Wagen heran "-wir werden uns wegen eines neuen Treffens bei euch melden." teilte sie ihm mit fester Stimme mit. "Heute oder gar nicht" erwiderte er darauf nur karg, was Solane innerlich ein genervtes Seufzen entlockte. Pitbull und Einstein stiegen ziemlich unbeeindruckt über Darren hinweg und weiter auf sie zu, legten den Koffer mit den Scheinen neben Solane auf die Motorhaube "..die Kohle wollt ihr euch doch nicht entgehen lassen?"
Domenico Alessandro Juaréz
Noch bevor sie das Schlafzimmer verlassen hatten, ertönte ein Schuss, der durch das Fenster zischte und in der Wand nur knapp neben Domenico einschlug. Mehr aus Reflex duckte er sich ein wenig zur Seite, bevor er aus dem Fenster auf das Vordach sprang und von dort aus hinunter in die Gasse in der sich das Motorrad der Beiden befand. Ohne langes Zögern - vielleicht zögerte er doch ein wenig, rein des Adrenalinkicks wegen - sprang er auf die Maschine auf, kurz darauf Sierra, die ihn aufforderte los zu fahren. Dabei konnte er nicht widerstehen erst noch einen Blick über die Schulter zu werfen, die dunkle Gestalt die am Ende der Gasse auftauchte auszumachen und erst dann Gas zu geben. Irgendwie auch rein aus Prinzip, sein Verstand sagte ihm zwar durchaus, dass er jetzt los fahren musste, aber ihr 'Los jetzt' ließ sein Ego ein wenig rumzicken selbst entscheiden zu können wann es los gehen würde und wann nicht.. Dabei vergaß er wohl getrost, dass es hier nicht nur um seine Haut ging, sondern auch um die der brünetten Schönheit. Bevor allerdings ein weiterer Schuss fallen konnte, bremste er wieder ab, nur um scharf die nächste Rechtskurve zu nehmen und so hinter der Hauswand zu verschwinden. Zu Fuß hatte der Kerl sowieso keine Chance und bis er bei seiner Protzkarre war, wären sie schon längst über alle Berge, dessen war sich Domenico nicht nur sicher, sondern auch bewusst.
"You can fool all of the people some of the time, and some of the people all of the time, but you can't fool all of the people all of the time."
Verdammt nochmal, ich sollte wieder mal das Schießen üben. Ich brauchte eindeutig zu lange, um auf die Angreifer zu zielen, als das ich es noch gut heißen konnte. Ich konnte nicht mal mehr abdrücken, da waren sie schon mit dem Motorrad verschwunden. Schätzungsweise machte ich einfach nicht mehr oft genug Gebrauch von der Pistole, ich hatte wirklich an Dealerqualität verloren. Damit wusste ich schon, was ich morgen zu tun hatte - aber auf den Schießstand und so lange üben, bis ich zufrieden damit sein konnte. Dieses Mal auch ohne vorher zu rauchen, damit ich wusste, ob es nicht vielleicht doch ein bisschen Einfluss auf das Geschehen hier gerade gehabt hatte. Grummelnd und mit tief ins Gesicht gezogenen Augenbrauen machte ich mich wieder auf den Rückweg, um Solane zu holen. Die Blondine konnte bei einem Deal wohl kaum auf sich selbst aufpassen, zumindest nicht bei einem derart großen. So waren meine Schritte doch recht zügig und das Bild, welches sich mir bot, hätte ich wohl schon ahnen können. "Hey, Jungs.. woher sollen wir wissen, dass ihr uns die nicht auf den Hals gehetzt habt, damit ihr euch mit Kohle und Drogen verpissen könnt?" knurrte ich, als ich wieder in Hörweite der Käufer war und ließ die Waffe gar nicht erst wieder sinken, damit die beiden Pseudo-Gangster nicht auf dumme Gedanken kamen. Nein, der Lauf blieb brav auf den Kunden gerichtet. Als ich dann neben Solane ankam, machte ich mit der Waffe eine viel aussagende Geste in Richtung des schwarzen Geländewagens. "Ich würde euch raten einfach zu verschwinden. Ob der Deal wiederholt wird oder nicht, das liegt in der Chefetage. Wenn ich also bitten darf..!" ergänzte ich noch mit Nachdruck in der Stimme, wobei ich wohl ohnehin ziemlich gereizt klingen musste. Ich hasste es einfach, wenn etwas nicht so lief, wie ich mir das dachte.
Sierra Allen-Walker
Danke, Nico. Danke, dass du dich dann auch mal dazu bequemst, meinen Arsch zu retten. Die Kugel hätte schließlich mich getroffen und nicht ihn, pah. Aber gut, ich sollte mich wohl nicht darüber aufregen, wir kamen ja beide unversehrt aus der Gasse heraus und es hatte keine ernsten Komplikationen gegeben. Auftrag also erfolgreich abgehakt und der Feierabend war da - weil ich heute ja auch sooo lange gearbeitet hatte. Eher nicht, nein, aber dann konnte ich mich wenigstens entspannen und mir selbst aussuchen, was ich als nächstes tat. Freie Zeit eben, in der mich niemand unnötig nerven würde und ich womöglich ein paar weitere Nachforschungen anstellen konnte. Leider Gottes hatte ich momentan keine vielaussagende Spur zum Mörder meiner Eltern, aber ich würde schon noch eine finden. Dran bleiben hieß da wohl die Devise. Noch während der nicht allzu langen Fahrt verstaute ich Waffe und Schalldämpfer wieder in meinem Gürtel und der Hosentasche. Es dauerte nicht allzu lange, bis wir schließlich wieder zum Stehen kamen und ich abstieg. "Das Klischee mit den italienischen Machos bestätigst du mir gerne, oder?" gab ich ein paar ironische, provokante Worte in Domenicos Richtung ab, bevor ich meine braunen, seidig-weichen Haare ein wenig richtete. "Dein Scotch geht heute auf mich, ja? Ich bin in Spendier-Laune."
Die Blondine hatte den Brünetten tatsächlich noch nie so gerne empfangen wie gerade in diesem Moment. Das sah man ihr gerade zwar nicht an, weil sie allgemein nicht recht wusste was sie tun und denken sollte, aber es war so. Vermutlich hätte sie letzten Endes aus der Hosentasche des Leichnams den Autoschlüssel gekramt, die Drogen raus geholt und den Typen ihren Geldkoffer abgenommen, ohne das Geld zu zählen, einfach um sie los zu werden und auch wenn sie wusste, dass es ein Fehler wäre. Aber was sollte sie schon ausrichten können gegen die Beiden? Sie hatte zwar eine Schusswaffe, aber die Beiden mit Sicherheit auch. Zwar hatte sie durchaus mittlerweile Übung und definitiv auch eine ruhige Hand, aber letzten Endes hätte sie es vermutlich doch nicht übers Herz gebracht, eine Mörderin wollte sie irgendwo auch nicht sein. Demnach war es schlicht weg einfach besser, dass Rus' sich wieder zu ihnen gesellte, nicht mal wirklich außer Atem, was ihn irgendwie noch gruseliger wirken lassen musste. Und prompt war er da, gingen die Beiden auch schon auf Tauchstation "Schon gut.." grummelte der Pitbull, während der andere den Geldkoffer wieder schloss und sich schließlich Beide zurück zogen. Solane hätte es an deren Stelle nicht anders getan. Als der Motor des Geländewagens ansprang und dieser wenig später rückwärts aus der schmalen Gasse fuhr, atmete die Blondine die unbewusst kurz angehaltene Luft wieder aus, ihr Blick wanderte von Darren zu Icarus. Fand er das gerade gar nicht schlimm? Zumindest wirkte er nicht so auf sie, womit sie wieder beim alten Thema war: Sie konnte ihn einfach nicht einschätzen. "Was machen wir mit.." ihr Blick glitt wieder zu dem Leichnam. Zu Darrens leblosem Körper. Sie würde sich vielleicht damit anfreunden können seinen Wagen hier weg zu fahren, ja, aber sie würde ihn nicht anfassen. Nicht nochmal, an ihren Händen klebte gerade schon mehr als genug von dem dunkelroten Blut.
Domenico Alessandro Juaréz
Als er die Maschine keine vier Straßen weiter vor seinem Lieblingspub zum stehen brachte, konnte er sich auf Sierras Worte hin tatsächlich das Grinsen nicht verkneifen, zog ein wenig die Schultern rauf um sie kurz darauf wieder hinab sacken zu lassen: "Stell dich nicht so an.. - ich würde selbstverständlich niemals zulassen, dass dir was passiert" Und damit war das Grinsen auch wieder verschwunden. Er stellte die Maschine ab, bevor er abstieg, dann schob er die Hände in die Jackentaschen, um den Schlüssel darin zu verstauen. "Daran könnte ich mich übrigens gewöhnen - an deine Spendier-Laune" klärte er sie auf, als er ihr die Tür aufhielt und kurz darauf nach ihr in den kleinen, eher dunkel gehaltenen Pub trat. Er war hier Öfters mal, einfach weil man ihn hier nicht dumm von der Seite anquatschte und der Wirt echt ein paar gute Drinks mixte und auch da hatte; eben das außergewöhnliche. Zumindest wenn man Domenico fragte, der nun aber auch kein sonderlicher Kenner war was so etwas anging. Und was ihre Spendierlaune anging. Nun ja, er war gewiss nicht darauf angewiesen, dass eine Frau ihn aushielt und ihm seinen Drink zahlte, aber er hatte bestimmt auch nichts dagegen. Wieso sollte er auch? Gemeinsam ließ er sich mit der Brünetten an der Bar nieder, kurz darauf kam auch schon der wenig attraktive, alte Knacker daher, dem der Pub wohl schon seit 150 Jahren gehörte und der sie fragte, was sie haben wollten: "Scotch bitte - nen doppelten." wies er ihn an, woraufhin der Mann sich Sierra zu wandte. "Und die hübsche Begleitung?"
"You can fool all of the people some of the time, and some of the people all of the time, but you can't fool all of the people all of the time."
War auch deren Glück, dass sie sich schleunigst verzogen. Eine Leiche reichte mir hier wirklich voll und ganz, auch, wenn ich keine großen Probleme damit hatte jemanden umzulegen, wenn es notwendig war. Ich hatte wohl auch schon ein, zwei Leute auf dem Kerbholz und wahrscheinlich war das auch der Grund dafür, dass ich auf Darrens Tod recht gelassen reagierte. Klar, er war ein Crewmitglied und er würde auch noch geehrt und heimlich beerdigt werden, das gehörte bei uns dazu. Ich kannte ihn auch schon recht lange, wir hatten ab und an auch mal einen Rausch zusammen durchgestanden... aber ich hatte schon vor Jahren gelernt, dass es besser war, wenn man Nichts zu sehr an sich heranließ. Es ersparte einem viel Leid, Trauer und Herzschmerzkram. Passierte nicht selten, dass mich jemand fragte, wo denn mein Mitgefühl war... nun, das war irgendwo bestimmt vorhanden, aber unwichtig. Es brachte einen im Leben nicht weiter, wenn man bei jeder Kleinigkeit - gut, ein Mord war keine Kleinigkeit, aber wie dem auch sei... hust - gleich die Nerven verlor. Dass ich all die schlimmen Dinge, die ich erlebt hatte, mit Drogen kompensieren musste, sollte mir eigentlich vor Augen halten, was für eine Art Leben ich hier führte, aber es war mir inzwischen schlichtweg egal. Ich steckte die Waffe in den Bund meiner Jeans, bevor ich ein wenig angestrengt seufzte. "Naja, er muss mit... wenn die Bullen ihn finden, was selbst in dem Loch hier irgendwann passieren wird, stellen die nur unnötige Nachforschungen an. Zumal ich nicht weiß, ob der Schuss vorhin gehört wurde." beantwortete ich Solanes Frage und zuckte mit den breiten Schultern, bevor ich zu dem leblosen Körper ging und nach seinem Autoschlüssel kramte. Recht schnell würde ich in seiner Hosentasche fündig und warf der Blondine den Schlüssel zu. "Schau mal in den Kofferraum, ob du ne Decke oder sowas findest... will ungern Blutflecken auf den Ledersitzen."
Sierra Allen-Walker
Jaja, bei seinem Ego wäre ich mir da gar nicht mal so sicher. Zwar waren wir beide ein gutes Team und es galt ein gewisser Codex, niemanden einfach so seinem Schicksal zu überlassen, aber ich hatte schon so Einiges erleben dürfen und war demnach eher vorsichtig. Man konnte nie wissen, wann der Überlebensinstinkt bei jemandem eingriff und demnach sollte man lieber Nichts dem Zufall überlassen. Aber wie auch immer - in der Bar angekommen empfand ich die kaum vorhandene Beleuchtung als angenehm. Wo Licht war, da wirkte es warm und heimelig, was ich einfach gerne mochte. So kalt ich auch beim jobben war, ich hatte es auch gerne gemütlich. Ich ließ mich ebenso wie mein Partner an die Bar sinken, studierte schon währenddessen die Tafel an der Wand hinter der Theke, auf der mit Kreide eine kleine Auswahl an Getränken stand. Sonderlich wählerisch war ich eigentlich auch nicht. "Ich nehme... einen Gin Tonic, danke." gab ich dem in die Jahre gekommenen Typen hinter der Theke Auskunft über meinen Wunsch und warf ihm noch ein freundliches Lächeln zu, bevor ich mich an den Italiener neben mir wandte. "Gewöhn' dich besser nicht dran..." meinte ich leicht grinsend und strich mir eine Strähne, die mich nervte, hinters Ohr. Nein, kam nicht so häufig vor, dass ich Drinks auf mich nahm... aber ich hatte gute Laune.
Sie war zwar durch den Wind, bekam es aber dennoch hin den Autoschlüssel im Flug zu fangen und auf Icarus Worte hin schon umzudrehen um zum Kofferraum des Wagens zu laufen. Als er allerdings auf die Ledersitze zu sprechen kam, verdrehte die Blondine leicht entnervt die Augen: "Du und deine scheiß Karre.." genervt davon, dass mal wieder nur der Wagen im Vordergrund zu stehen schien - dabei hatte es nicht nur gutes für die Ledersitze, sondern auch für alles andere. Immerhin gerieten gerade sie mit ihren schnellen Autos nicht selten einmal in eine Kontrolle, da wäre es wohl eher semiproduktiv, wenn auf dem Rücksitz noch der ein oder andere, vertrocknete und nicht heraus gewaschene Blutfleck zu sehen war. Und selbst wenn nicht, dann würde es bei genauerer Untersuchung auffallen - die Mittel heutzutage waren immerhin dafür da. Aber Solane war sich sicher, dass er auch einfach nicht wollte, dass Darrens Blut die Leiche versaute. Trotz allem öffnete Solane den Kofferraum des Subarus, als ihr auch schon als aller erstes der Koffer voller Drogen ins Auge sprang. Einen Moment zu lange lag ihr Blick darauf, bevor sie ihn zur Seite schob, sogar eine Plane fand - Darren war wohl auch alles vorbereitet gewesen. Kurz darauf kam sie mit der schwarzen Plane um den Wagen herum wieder zu Icarus und der Leiche gelaufen, reichte sie dem jungen Mann. Den Rest durfte er ihrer Meinung nach gerne selbst erledigen. Sie hatte nicht das Bedürfnis danach Darren nochmal zu Nahe zu kommen. Eher im Gegenteil. Sie wollte schnellstmöglich so weit weg wie nur irgendwie möglich - nach essen war ihr mittlerweile auch nicht mehr, viel mehr verlangte es sie mittlerweile nach einer heißen Dusche. Oder zumindest danach die Hände zu waschen und die Klamotten wegzuschmeißen, mittlerweile hatte sie sich nämlich dazu aufgerafft ihre Hände an den Hosenbeinen ihrer Hellblauen Jeans abzuwischen, das war besser als es sonst noch überall zu verteilen, auch wenn es irgendwie eklig war. "Sonst noch was? Oder kann ich gehn'?"
Domenico Alessandro Juaréz
Kurz darauf schob er Sierra ihren Gin Tonic über den Tresen zu und mir den doppelten Scotch, an dem er gewiss nicht gespart hatte. Mit einem leichten Nicken zog er das Glas zu sich heran, schwenkte die goldgelbe Flüssigkeit darin gedankenverloren einige Male nach links, dann nach rechts. Es war mehr oder weniger eine unbewusste Handlung, die er seit Jahren vollführte, hielt er ein Glas dieser Form in der Hand. "Sag doch sowas nicht..." grummelte er mehr oder weniger ernst in seinen nicht sehr lang gewachsenen Bart, bevor er das Glas zu einem "Cheers" anhob und einen genüsslichen Schluck nahm. "Auf den Typen mit dem verstümmelten Gesicht.." gab er noch hinterher, bevor er das Glas gut hörbar wieder auf dem Tresen platzierte. Irgendwie hatte es schon fast etwas beruhigendes, wenn er auf den Kerl trank, der gerade ins Gras gebissen hatte. Auch wenn heute nicht er die tragende Kraft gewesen war, er war unmittelbar dabei gewesen. Das reichte aus um sich beteiligt zu fühlen. Und wer nun an ein schlechtes Gewissen dachte, der lag vollkommen falsch - ein schlechtes Gewissen befand sich schon seit ein paar Jahren nicht mehr in Nicos Besitzt. "Vermutlich sollte ich den Abend zur Feier des Tages und deiner Spendier-Laune ausnutzen und dich mit den in den Club schleifen. Vielleicht zahlst du mir ja auch noch den Eintritt.." beschloss er spontan den Abend zu verplanen. Ob sie nun mit kam oder nicht war ihm dabei relativ gleich, er konnte sowohl mit Sierra, als auch ohne sie Spaß haben. Eins stand nur fest, wenn die brünette Schönheit sich an seiner Seite befinden würde, würde er den ein oder anderen beneidenden Blick zugeworfen bekommen, aber hey - welcher Kerl mochte sowas nicht, sogar Domenico konnte solch eine Portion mal für sein ohnehin schon großes Ego gebrauchen. Es streichelte sozusagen die Seele, wo sie doch nicht mal annähernd etwas wie seine feste Freundin war.
"You can fool all of the people some of the time, and some of the people all of the time, but you can't fool all of the people all of the time."
Ja, ich und meine scheiß Karre. Vielleicht mochte ich sie deswegen so gerne, weil sie mich wenigstens nicht verraten oder killen konnte. Sie war immer da, wenn man sie brauchte und noch dazu schnurrte sie beinahe so wie eine große Katze vor sich hin, was ihr den Anschein eines sehr großen Haustiers geben konnte. Okay, das war vielleicht übertrieben, aber eine materielle Sache konnte einen wenigstens eben nicht hintergehen und tat auch sonst immer, was man von ihr verlangte, solange man sie ordnungsgemäß wartete. Dass gar nicht erst Blut auf die Sitze kam war ein maßgeblicher Teil davon. Zwar ließ es sich vom Leder leichter abwaschen, als von Stoffbezügen, aber die DNA würde trotzdem dran kleben. Ich konnte die Sitze ja schlecht mit Chemikalien behandeln, ohne, dass mir das Leder hinüber ging. Kam nicht in Frage. Ich regte mich innerlich ein wenig über Solanes Worte auf, weil es einfach eine Frechheit war, mein Auto in den Dreck zu ziehen, aber ich bemühte mich, es einfach unkommentiert zu lassen. "Ja, nimm den Subaru. Aber ohne Umweg nach Hause, klar?" wies ich die junge Frau mit hochgezogener Augenbraue darauf hin, dass sie beim erklären der Umstände vorm Chef mit von der Partie zu sein hatte, bevor ich mich darum kümmerte, den Toten auf die von mir ausgebreitete Plane zu buxieren. Der junge Mann war schmaler als ich gebaut, was es nicht allzu schwer für mich gestaltete. Als ich die Plane dann wieder zusammenfaltete, warf ich doch noch einmal einen Blick auf sein blutverschmiertes Gesicht und die blutgetränkten Haare. Ich schluckte leise, ehe ich das Gesicht bedeckte und kurz darauf warf ich ihn mir über die Schulter. "Bis gleich." gab ich nur noch in Soles Richtung von mir, bevor ich an ihr vorbei mit der Leiche über der Schulter zu meinem Wagen ging. Dabei sah ich mich aufmerksam um, falls doch jemand in der Nähe war. Aber es war nach wie vor ruhig und ich konnte den Dealer ungesehen in meinem Kofferraum verstauen, bevor ich nach vorne zur Fahrerseite ging. Bevor ich einstieg, zündete ich mir aber erstmal eine Zigarette an.
Sierra Allen-Walker
Zugegeben, ich feierte wirklich gerne. Momente, in denen ich einfach nur tanzte, mich dem Rhythmus der lauten Musik und dem dröhnenden Bass hingab, waren nicht allzu häufig und es waren aber solche, in denen ich alles um mich herum einfach mal bei Seite schieben konnte. Einfach Spaß haben konnte, ohne, dass irgendwelche unliebsamen Gedanken meine Seele heimsuchten oder dergleichen. Da gab es dann meist nur mich und die Musik, vielleicht noch einen attraktiven jungen Mann, der mir zum Opfer fiel. Letzteres nur nach Lust und Laune, wie es mir eben im Sinn stand. Ich hatte Domenico nickend zugeprostet und nahm auch jetzt noch einmal einen Schluck, bevor ich an mir herunter sah. Dann wanderte mein Blick wieder zu meinem Kollegen. "Aber ich hab nicht die richtigen Klamotten an.." stellte ich schief grinsend fest, stützte meinen Kopf auf meinen rechten Arm, den ich auf dem Tresen abgestützt hatte. Es war in unserer Gesellschaft kein Geheimnis, dass ich recht viel Wert auf mein Aussehen legte, darauf, wie ich nach außen hin wirkte. Ich würde es vor jedem offen zugeben, eine kleine Diva zu sein, aber ich selbst hatte auch keinerlei Probleme damit, gerne angeschaut zu werden. Wer würde das schon? Es war schön, wenn man spüren konnte, dass man gut aussah. Nennt mich oberflächlich, aber es war einfach... angenehm.
Gerade nervte er. Nicht nur ein bisschen, sondern gewaltig. Unkommentiert ließ sie seine Worte also an sich herab prasseln, bevor sie die Fahrertür des Subarus öffnete, sich hinters Steuer des Wagens fallen ließ, der dem Toten gehörte. Es fühlte sich falsch an und doch war es notwendig, das war ihr schon klar. Da sie aber erst mal den Sitz verstellen musste und ihr die Luft hier drin gerade total stickig vor kam, bekam er doch noch ein "Bis gleich" als er sich an dem Wagen vorbei schob, mit Darren über der Schulter, der eingepackt in der Plane leblos da hing und dessen Hand sie darunter hervorbaumeln sehen konnte. Sie zog die Tür des Wagens zu, bevor sie sich mit den Händen über das Gesicht strich, sie einen Moment in den blonden Haaren vergrub und die Augen schloss. Dann lehnte sie den Kopf in den Nacken und atmete tief durch "Immer mit der Ruhe Solane - sowas passiert. Bleib cool..." wies sie sich selbst leise an, bevor sie den Motor des Wagens startete, sie war noch nie mit dem Subaru gefahren. Nur über seine Leiche hatte Darren jemanden hinter Steuer gelassen - welch Ironie. Sie würde heute bestimmt Alpträume haben. Der Kerl hatte ihr den ganzen Abend verdorben. Seufzend legte sie den ersten Gang ein, das war zwar nicht der Weg den sie gekommen waren, aber deutlich einfacher für Solane, wie nun Rückwärts aus der engen Gasse heraus zu müssen. Und wie befohlen nahm sie auch den direkten Weg zurück nach Hause, allerdings eher schleichend wie mit Gas, obwohl der Wagen einiges zu bieten hatte. Sie wollte nur der Situation die folgen würde aus dem Weg gehen. Sie hasste es für etwas verantwortlich gemacht zu werden für dass sie nun mal wirklich nichts konnte und letzten Endes würde sie, genauso wie Icarus, sich erklären müssen wieso sie den Deal nicht durchgezogen hatten und vor allen Dingen, wieso Darren tot war. Darren, einer der angesehendsten Dealer unter den Eagels. Dennoch, sie konnte es nicht ewig hinaus zögern und lenkte so den Wagen nur etwa eine viertel Stunde später auf den Parkplatz auf dem er immer stand, eben auf Darrens Parkplatz. Kam es ihr nur so vor oder benutzte sie im Kopf heute ungewöhnlich oft den Namen des Volltätowierten?
Domenico Alessandro Juaréz
Typisch Frau kamen die Worte, die Domenico kein einziges Mal in den Sinn gekommen waren, als er ans Feiern gedacht hatte. Er trug Jeans und Shirt - darüber seine Lederjacke, eben das was er auch tragen würde wenn er feiern gehen würde. Er hatte dafür kein bestimmtes Outfit, er ging so, wie es ihm gerade passte. Aber Frauen... Frauen waren da wirklich eine ganz andere Nummer. "Gott Sierra, wir fahrn' dafür bestimmt nicht noch den Umweg nach Hause.." grummelte er leicht genervt, folgte allerdings ihrem Blick ihrem Körper hinab und schließlich wieder hinauf in ihr hübsches Gesicht. "Was an den Klamotten ist falsch?" Er konnte nichts finden, das ihn störte - außer vielleicht, dass der Ausschnitt ein wenig tiefer sein konnte; aber hey, das war Geschmackssache und eigentlich mochte er es in der Öffentlichkeit sogar eher angezogen. Zumindest wenn es sich um die Frau handelte die er begehrte. Das ausgepackte Geschenk sollte immerhin ausschließlich ihm vergönnt sein - er teilte immerhin nicht gerne. Erst recht nicht mit anderen Kerlen und schon dreimal nicht seine Frau. Gut, Sierra war nicht seine Frau, aber sie konnte für seinen Geschmack auch etwas knapperes tragen. Er kannte sie ja nicht nur in Jeans und Shirt, sondern durchaus auch im engen Schwarzen und an den Anblick würde er sich durchaus gewöhnen können, tagtäglich. Und andererseits war es doch gut, sich nicht daran satt sehen zu können, weil es anders einfach langweilig wurde.
"You can fool all of the people some of the time, and some of the people all of the time, but you can't fool all of the people all of the time."
Ich konnte schon während ich den Wagen wieder auf den Heimweg lenkte die Worte des Boss' im Kopf hören. Sowas darf nicht passieren, Icarus. Willst du deinen Posten verlieren, Icarus? Es gibt bestimmt jemanden, der sich darüber freuen würde, Icarus. Bla, bla, bla. Es war ja doch jedes Mal die gleiche Leier, wenn Etwas passierte, dass definitiv nicht passieren durfte. Darren war nicht nur echt korrekt, sondern auch noch als tragende Hand in das Drogen verticken verwickelt gewesen. Das hieß, dass uns jetzt ein wichtiger Mann fehlte, den irgendwer ersetzen musste und ich würde das ganz sicher nicht wieder machen. Mir reichte der Konsum völlig, das mit dem Dealen hatte ich größtenteils hinter mir gelassen und es sollte auch eigentlich so bleiben. Und Solane? Nichts für ungut, aber sie war ein wenig zu... naja, nicht unerfahren, aber eben einfach im Alleingang nicht wirklich durchsetzungsfähig, wollte ich meine. Wenn es um kleinere Sachen ging, klar, dann konnte sie das auch, daran zweifelte ich auch nicht. Aber für sowas wie heute war sie - auch ihrer Reaktion auf Tote hin - eher nicht geeignet. Seufz. Einhändig lenkte ich den Camaro wieder aufs Gelände der Crew und schließlich stieg ich in der Garage aus, ließ die Fahrertür sachte wieder ins Schloss fallen. Ich ging zum Kofferraum und machte auf, woraufhin ich mich gleich ärgerte. Es war ein kleiner Tropfen Blut aus der Plane gelaufen, fand sich jetzt wieder auf dem Stoffbezug am Boden des Kofferraums. Direkt vor dem Subwoofer. "Das hätte echt nicht sein müssen, Kumpel.." grummelte ich kaum hörbar in mich hinein und zog die Leiche wieder aus dem Kofferraum, bevor ich sie einfach neben dem Wagen auf den Boden legte. Hier kam niemand rein, der nicht rein durfte, von dem her sollte sich bitte wer anders darum kümmern, dass Darren hier weg kam. So betrat ich durch die metallene Verbindungstür zum Flur das Haus, in dem ich mit dem Rest der Sippschaft hauste.
Sierra Allen-Walker
Ungefähr Alles war damit nicht in Ordnung. Ich trug weder mein Lieblingspaar schwarze High Heels, noch trug ich ein Kleid. Zwei Dinge, die man beim Ausgehen nicht falsch machen durfte, wenn man mich fragte. Die Jacke gab man ohnehin an der Garderobe ab, die war relativ egal. Aber Absatz betonte meine ohnehin schon schlanken, langen Beine immer so schön und ein eng anliegendes Minikleid würde meine schmale Taille gut hervorheben. Außerdem trug ich auch keine Halskette oder anderen Schmuck, bis auf zwei ziemlich schlichte Ohrstecker. Also fehlte auch das gewisse "Blingbling". Ich klatschte mir zwar nie tonnenweise Makeup ins Gesicht, aber ein Lidstrich oder zumindest ein dezenter Lippenstift wäre zu den lediglich simpel getuschten Wimpern schon nicht verkehrt... aber was dachte ich überhaupt darüber nach? Männer verstanden sowas ja ohnehin nicht, also wozu die Mühe. "Du würdest es nicht nachvollziehen können, wenn ichs dir sagen würde... also nagut, gehe ich eben so. Auch, wenns mir nicht gefällt." gab ich dem Dunkelhaarigen zur Antwort und wandte mich dann wieder für einen Moment lang meinem Drink zu, nahm zwei Schluck. Ich war für eine Frau meiner Größe wahrscheinlich ziemlich trinkfest, wobei ich dennoch nicht allzu viel Alkohol vertrug. War einfach rein anatomisch nicht möglich, dass ich viel in mich reinkippte, ohne betrunken zu werden. Nein, ich musste durchaus ein wenig darauf achten, wie viel ich von der Genussdroge zu mir nahm.
"Noch kannst du gehen.." murmelte sie zu sich selbst, strich sich ein paar der blonden Strähnen aus dem Gesicht, bevor sie tief durchatmete, mit den Fingern noch einmal langsam über das weiche, schon etwas abgegriffene Leder des Lenkrads strich. Kurz darauf öffnete sie die Tür des Subarus, bekam so gerade noch mit, dass Icarus auf den Hof und in die Garage fuhr. Ein leises Seufzen, dann machte sie sich - nachdem sie die Fahrertür wieder geschlossen und den Wagen abgeschlossen hatte - auf den Weg zur Tür des Gebäudes. Wenig später drückte sie diese auf, um in den großen Raum zu treten, der einen erwartete, wenn man es betrat. Allgemein war hier alles sehr geräumig gehalten. Der Eingangsbereich wie auch die Zimmer, die vielleicht auch nur so wirkten, weil die Decken gefühlte fünf Meter hoch waren. Normalerweise fühlte sie sich wohl hier, schon wenn sie vor der massiven Tür stand breitete sich etwas wie 'Heimat' in ihr aus, gerade allerdings wäre sie tatsächlich am liebsten wieder umgedreht und ihres Weges gegangen. Irgendwohin, nur nicht zum Boss. Doch das würde sie nun erwarten. Sie und Rus', der gerade ebenfalls, nur eben durch die Garage, das Haus betrat. Solane warf ihm nur einen flüchtigen Blick zu, bevor sie stumm neben ihm die Treppen rauf lief, sich einen Gang ins Bad aber nicht ersparen wollte. "Ich komme gleich" teilte sie dem hochgewachsenen Mann nun also mit, bevor sie auch schon die Tür des Badezimmers hinter sich verschlossen hatte, nur um wenig später ihre Hände unter heißem Wasser abzuwaschen, gefühlte zehn Minuten, auch wenn es vielleicht nur eine Minute war. Erst als sie sich sicher war, dass auch das Blut unter ihren Fingernägeln nicht mehr da war, stellte sie das Wasser ab und trocknete sich die Hände ab. Nun konnte sie es aber wirklich nicht mehr länger herauszögern. Gezwungenermaßen führte ihr Weg sie nun also doch zu dem Zimmer, vor dessen Tür Icarus schon wartete und in dem Dwayne gefühlt die meiste Zeit seines Daseins fristete, wenn man Solane fragte. "Bitte - nach dir" wandte sie sich an Icarus, der ebenso wenig über dieses Zusammentreffen erfreut war wie Solane, das war ihm anzusehen. Konnte sie ihnen doch sonst so selten entziffern, fiel es ihr gerade ziemlich leicht. Vermutlich hätte aber selbst ein Blinder mit Krückstock erkannt, dass er keine Lust auf die Standpauke hatte und die Blonde war sich fast sicher, dass er einen ganzen Batzen mehr abbekommen würde als sie, wieso wusste sie nicht. Sie hatte es so im Gefühl. Auch wenn weder er, noch sie etwas dafür konnten.
Domenico Alessandro Juaréz
Na bitte - es ging doch. Auch wenn sie ihm vorwarf nicht zu verstehen was sie damit meinte, dass das nicht das passende Outfit war, damit konnte Domenico gut leben. Eigentlich wollte er sogar gar kein Frauenversteher sein, wer verstand schon Frau? Das machte einen doch nur verrückt. "Gute Entscheidung.." teilte er ihr also mit, da er aber ohne genug Alkohol im Blut nicht gewillt war das Tanzbein zu schwingen, beschloss er nach dem Scotch, den er kurz darauf leerte, noch ein weiteres Getränk zu bestellen; dieses Mal aber Whisky-Cola, den guten Scotch musste man ja nicht unnötig verschwenden, sondern genießen. Der war also für andere Tage da und noch dazu deutlich zu teuer. Der war zwar auf Sierras Rechnung gegangen, aber hey - er hob ihn sich einfach fürs nächste Mal auf. "Aber fürs erste brauche ich noch ein paar Gläser von dem hier... bevor ich in der Lage bin mit dir auf der Tanzfläche mitzuhalten.." gestand er, dabei wusste sie genau, dass er nur fürs hin- und herschaukeln zuständig war, während sie das Bild aufhübschte. So wie es eben meistens war. Domenico bewegte sich zwar nicht völlig außer Tackt, sondern mit der Musik, aber irgendwelche besonderen Moves hatte er nun wirklich nicht auf dem Kasten, auch wenn man den Italienern ein gewisses Temperament nachsagte. Genauso wie sein Aussehen hatte sein Charakter relativ wenig mit den Italienerin zu tun; er war weder sonderlich aufgeschlossen, noch menschenfreundlich. Noch dazu war er nicht klein, wie man es ihnen nachsagte und die Sonne liebte er auch nicht. Zwar hatte er grundsätzlich nichts dagegen und verkroch sich nicht wie ein Vampir zu Hause im Dunkeln, aber er hatte den Winter lieber, aus welchem Grund auch immer. Es war einfach so - es brauchte ja auch nicht alles einen Grund zu haben, wie er fand.
"You can fool all of the people some of the time, and some of the people all of the time, but you can't fool all of the people all of the time."
Ich wollte gerne mit den Augen rollen, weil ich hierbei alles Andere als den Vortritt haben wollte. Zwar kam es ohnehin nicht gut, wenn ich mich als zweiter ins Zimmer trollte, weil ich stets erhobenen Hauptes beim Chef aufzukreuzen hatte, aber das änderte halt auch Nichts daran, dass ich nicht wollte. Gespräche mit Dwayne waren immer ein wenig... nennen wir es mal abenteuerlich, wenn man Etwas verbockt hatte. Das Oberhaupt der Massics war ziemlich aufbrausend und übertrieb gerne mal in seinen Belehrungen. Da flog auch manchmal ein Messer in die eigene Richtung, wenn man Pech hatte. Zwar bekam man es nur selten ab, weil es bewusst nur zum Angst machen da war - er wäre ja auch dumm, würde er seine Dealer handicappen -, aber angenehm war sowas trotzdem nicht. Ließ mich, obwohl ich es gewohnt war, meistens noch kurz zusammen zucken. Ich klopfte der Höflichkeit halber an, wartete auf die meist nur knappe Antwort. Nachdem ein grummeliges "Ja?" von der anderen Seite der Tür zurück gekommen war, drückte ich den Henkel nach unten und schob die Tür auf. "N'Abend, Dwayne.." begrüßte ich den Chef zwar in eher freundschaftlicher Manier, aber das war auch nur so, weil er es hasste, gesiezt zu werden. Es kam nur ein karges "Deal abgehakt?" an Stelle einer Begrüßung zurück. Ich warf einen kurzen Blick nach rechts zu Solane, die neben mir stand, ehe ich den Blick wieder zu dem im Chefsessel sitzenden Chef zuwandte. "Also was das angeht... naja, wir mussten die Sache leider abblasen. Und Darren..."
Ganz leise kicherte ich in mich hinein bei dem Gedanken, wie Nico sich wohl nüchtern auf der Tanzfläche machen würde. Ob man ihn dann überhaupt bis dorthin bekam? Er zögerte ja selbst dann manchmal, wenn er schon was getrunken hatte. Der junge Mann schien einfach nicht so ganz ein Tanzbär zu sein, wobei es ohnehin nur wenigen Männer gab, die tanztechnisch etwas auf dem Kasten hatte. Er hatte zwar nie Probleme damit, einem Takt zu folgen, aber er hatte definitiv Mühe, mit mir mitzuhalten. Manchmal dauerte es ein paar Minuten, bis ich dann ganz auftaute und mich der Musik gänzlich hingab. Aber sobald ich dann ein Lied zu hören bekam, dass ich sehr gerne mochte, gab es wohl kein Halten mehr. "Mach dir mal keine Sorgen... solange du in meiner Nähe bleibst, bist du zumindest für den Großteil ziemlich unsichtbar." grinste ich Domenico zu, ließ den <blick meiner rehbraunen Augen erst einmal auf dem durchtrainierten jungen Mall ruhen.