Alex Wo war oben? Und wo war unten? Hm. Ich konnte das nicht mehr so wirklich definieren, als ich mich den Weg nach Hause schleppte. Irgendwann hatte ich auch aufgehört, darauf zu achten, wie viel ich denn schon getrunken, beziehungsweise ausgegeben hatte... erst, als der Barkeeper mich schließlich weggeschickt hatte, weil er wohl der Meinung war, dass ich wirklich genug hatte, war ich nach Hause aufgebrochen. Wie lange hatte ich wohl bis hier hin gebraucht? Bis ich die WG sah? Ich war bestimmt drei Stunden unterwegs gewesen. Ich wollte auf mein Handy schauen, um die Uhrzeit ausfindig zu machen, allerdings war das Ergebnis davon nur, dass es runter fiel und ich es mit größten Gleichgewichtsproblemen wieder aufheben musste. Also nein, es würde bei diesem einen Versuch bleiben, das Ding wanderte sofort wieder in die Hosentasche. Ein flüchtiger Blick aufs Display hatte mir aber verraten, dass es bereits ein paar Minuten nach Mitternacht war... aber gut, sonst ging ich auch nicht früher schlafen. Normalerweise eben nur nicht betrunken. Ich brauchte zahlreiche Versuche, um den Schlüssel ins Schloss der Haustür zu kriegen, brachte es aber schließlich doch irgendwie auf die Reihe und ging nach drinnen, schloss die Tür hinter mir wieder. Als ich mir die Schuhe von den Füßen schob, hielt ich mich gleichzeitig am Geländer der Treppe fest - sicher war sicher. Ich konnte wohl von Glück reden, dass es mich bisher nicht auf die Fresse gelegt hatte. Ich schleppte mich langsam, sehr mühselig die Treppe nach oben und stieß schließlich auch schwankend die Tür zu meinem Zimmer auf... wobei ich dann erstmal - so gut es eben im betrunkenen Zustand ging - inne hielt und wohl ziemlich dumm aus der Wäsche guckte, als ich Hannah auf meinem Bett sitzen sah. Was machte sie hier? Ich war wohl eh nicht fähig, jetzt noch vernünftig zu reden, also machte ich die Tür erstmal wieder hinter mir zu.
Hannah Auf den Weg nach Hause hatte sich der Gedanke, dass ich es mit Alex einfach noch mal versuchen würde, verstärkt und als ich daheim angekommen war, waren auch meine Augen halbwegs wieder in Ordnung gewesen. Noch immer leicht angeschwollen vom heulen, allerdings nicht mehr ganz so rot, sodass ich mich auch problemlos ins Haus mogeln konnte, ohne, dass Megan mich mit Fragen löcherte, was denn passiert sei und wo Alex war. Mal ganz abgesehen davon, dass ich doch recht spät nach Hause gekommen bin und eigentlich alle schon am Schlafen waren, aber das... tat ja jetzt nicht zur Sache. Ich war mir auf jeden Fall sicher gewesen, dass ich noch einmal mit ihm sprechen, mich entschuldigen würde. Da es mit der Zeit aber immer und immer später wurde, hatte ich mich schließlich irgendwann umgezogen und mich in sein Bett gesetzt, mir die Decke über den Schoß gezogen und gewartet, bis er endlich nach Hause kam. Wie es bei Chase der Fall gewesen war, mit dem Unterschied, dass ich mir bei Alex einfach sorgen gemacht hatte... bei Chase war es ja nur aus dem Grund so gewesen, weil ich dann noch mal aufgestanden war und gekocht hatte. Ja, auch in der Nacht. Nun aber schob ich die Gedanken beiseite, warf immer wieder einen Blick auf die Uhr. 22 Uhr. 23 Uhr. 24 Uhr. Dann vernahm ich das leise Klacken der Haustür, die ins Schloss fiel und anschließend hörte ich auch Schritte die Treppe hinauf wandern. Kurze Zeit später wurde die Tür auch schon von einem... schwankenden Alex geöffnet, was sofort wieder das schlechte Gewissen anstachelte. Nachdem ich wortlos gegangen war, hatte er vermutlich getrunken. Das war ja super, echt, große Spitze... beinahe wollte ich schon wieder aufstehen, nichts mehr sagen, weil mir die Worte im Hals stecken geblieben waren, bei dem Anblick, der sich mir bot, als das Mondlicht und zum Teil auch das Licht aus dem Flur verrieten, das Alex wohl ein... 'wenig' getrunken hatte, aber irgendwas in mir weigerte sich strikt dagegen, wollte sitzen bleiben und mit ihm reden. Und dann, schneller als ich mich selbst verstand, kam auch schon die Frage über meine Lippen: "Wo warst du?"
Alex Na wonach sah es denn aus? Ich war sicherlich nicht schwimmen gewesen... okay, das mochte jetzt ziemlich trotzig und desinteressiert klingen, aber ich war nunmal gerade einfach nicht besonders guter Laune. Was denke ich nachvollziehbar war, nachdem Hannah einfach 'nen Abgang gemacht hatte. Vorhin hatte es sie schließlich offenbar auch nicht gejuckt, was ich denn machte, wenn sie einfach ging. Aber nein, nein... meine Gedanken gingen in die falsche Richtung, sie war sicherlich einfach nur völlig überfordert mit der Situation gewesen... ich auch, nur dass ich eben einfach alles in Alkohol ertränkt hatte. Sie nicht. Wobei ich wahrscheinlich in meinem Zustand nicht gemerkt hätte, wenn sie sich wieder Drogen zugeführt hatte... aber wie auch immer. "Was trinken..." murmelte ich bloß recht leise und ein wenig lallend, letzteres ließ sich bei meinem Alkoholpegel gar nicht mehr vermeiden. Ich schleppte mich noch die paar Meter bis zum Bett, weil stehen einfach grade sehr, sehr anstrengend war. Der Nachhauseweg hatte mich völlig fertig gemacht, mit grade laufen war ja sowieso nicht mehr. Jedenfalls ließ ich mich erstmal mit dem bauch voran aufs Bett fallen, war für heute wirklich erstmal völlig erledigt.
Hannah Gut, war vielleicht eine etwas doofe Frage gewesen, sah, beziehungsweise merkte man ja, vor allem, als er zum Bett rüber kam, wo er sich dann auch schon nach vorne fallen ließ, vermutlich völlig am Ende. Ich versuchte, zumindest für den Moment, mein schlechtes Gewissen einfach auszuschalten, sah besorgt zu ihm runter, als er da so vor mir lag. Langsam beugte ich mich ein wenig vor, streckte meine Hand nach Alex aus, um ihm vorsichtig ein paar Haare aus dem Gesicht zu streichen. Ich wusste echt nicht, was ich dazu sagen sollte. Es... war irgendwo nachvollziehbar, aber irgendwo dann auch wieder nicht, ich meine, er war doch erst davon losgekommen... seufz. Ach, man, weg mit diesen scheiß Gedanken, die trugen jetzt nicht grade zur guten Laune bei, die ich eigentlich haben wollte. Ich seufzte leise, als ich mit der Hand, die eben noch die Haare aus Alex' Gesicht gestrichen hatte, nun langsam über seine Wange gleitete. "Es tut mir leid", murmelte ich, auch wenn er mit Sicherheit nicht wirklich verstand, was ich von ihm wollte, oder doch? War ja auch egal. Ich musste mein Gewissen ja irgendwie beruhigen, ging eben nur mit einer Entschuldigung. "Ich wollte dich nicht einfach so da stehen lassen, nur... weist du... ach man", ich brach ab, wusste nicht, wie ich ihm hätte sagen sollen, dass es einfach nicht das in mir ausgelöst hatte, was eigentlich meine Vorstellung gewesen war. Wobei... doch, im Nachhinein ja schon, aber da war ich auch schon weggefahren.
Alex Es dauerte eine Weile, bis ihre Worte auch richtig bei meinem Hirn angekommen waren. Dann aber realisierte ich, dass es ihr scheinbar wirklich leid tat, mich da vorhin einfach so stehen gelassen zu haben... wenn es das nicht getan hätte, wär das wohl auch das endgültige Urteil für Phase Nummer Zwei als Alkoholiker gewesen. Ich meine ja, ich war davon weg gewesen. Aber das vorhin war verdammt nochmal einfach zu viel gewesen. Kurz nachdem ihre Hand aber über meine Wange gestrichen hatte, drehte ich mich auf den Rücken, damit ich sie besser ansehen konnte. War vorher ja nur sehr begrenzt möglich gewesen und ich wollte ihr das bisschen Aufmerksamkeit, das trotz massig Alkohol noch vorhanden war, wenigstens gänzlich widmen. Sie schien nicht so wirklich zu wissen, wie sie sich denn ausdrücken sollte, stammelte ebenso ein wenig vor sich hin... bei mir war das vorhin zwar zweifelsohne schlimmer gewesen, aber ich bekam ja sowieso alles nicht mehr so exakt mit, weil der Alkohol eben doch schon ziemlich beeinträchtigte, die Sinne schwächte, Wahrnehmungen verzögerte, all das eben... "Es.. is schon okay, hannah.." murmelte ich bloß, natürlich wieder lallend. Und nein, ich fand es nicht okay, aber was hatte ich denn jetzt davon, wenn ich ihr ein schlechtes Gewissen einredete? Ganz genau, gar nichts, also ließ ich das auch schön bleiben. Hatte weder ich noch sie was von, also... nein, einfach nein.
Hannah Ich seufzte erneut schwach. Nein, es war nicht okay! Wegen mir hatte er sich so abgeschossen und das war alles andere als okay gewesen. Schließlich könnte das seinen Rückfall bedeuten, wenn er wirklich gar keine Lust mehr hatte und das wollte ich weniger, wie alles andere. Traurig sah ich zu ihm runter, meine Hand lag mittlerweile auf seiner Brust, nachdem er sich gedreht hatte. Vorsichtig strich ich über sein Herz, machte mir einfach viel zu viele Gedanken. Klar, für mich mag es nicht okay gewesen sein, aber für ihn anscheinend. Sonst würde er das doch nicht sagen, oder? Mein Blick wanderte über sein Gesicht. Er sah fertig, ja richtig niedergeschlagen aus. "Am besten reden wir da morgen drüber, wenn du wieder nüchtern bist", stellte ich leise fest, streckte meine Beine aus und ließ mich unaufgefordert neben ihn auf den Rücken fallen, hob ein Stück die Decke an, welche ich schließlich über ihn legte, damit er in der restlichen Nacht nicht noch anfing zu frieren. Ob es ihm nun passte oder nicht - mal ganz abgesehen davon, dass er wie gesagt vermutlich eh kaum was mitbekam -, ich würde für die Nacht einfach hierbleiben. Zum ersten, weil das Sofa langsam echt den Rücken steif machte und zum zweiten, weil... weil ich einfach bei ihm sein wollte, nicht wie vorhin einfach abhauen wollte. Nein, das könnte ich jetzt definitiv nicht... und Alex hatte doch sicherlich auch nichts weiter dagegen einzuwenden, außer ein wenig gelalle, hatte ich recht? Ja, hatte ich. So. Nun legte ich erst einmal vorsichtig meinen Arm über seinen Bauch, rutschte ein wenig enger an ihn ran.
Alex Nüchtern... joar, das war wohl ein gutes Stichwort, ich sollte wieder nüchtern werden. Aber gerade eben, jetzt, in diesem Moment, da war ich zugegeben sehr gern sehr betrunken. Es vereinfachte die Situation für mich einfach unheimlich, weil ich sowieso nicht großartig sinnvoll nachdenken konnte, dazu war ich wie gesagt einfach zu betrunken. War zwar auch schon des öfteren schlimmer gewesen, als es heute war, aber... mehr musste nun wirklich nicht sein, der Kopf war auch so gut genug aus geschaltet und nicht mehr richtig funktionsfähig, also wie gesagt - erstmal ausnüchtern, schlafen. Heute scheinbar mit Hannah an meiner Seite. Ich war zwar ziemlich dicht, aber nicht so, dass ich nicht mehr mitbekam, dass Hannah sich da doch grade so ein wenig an mich kuschelte. Und es fühlte sich besser an, als heute Nachmittag... erstens, weil sie mir noch viel näher war und zweitens, weil ich dieses Mal eben nicht wieder darüber nach dachte, dass es doch falsch war und dass eigentlich Distanz zwischen uns beiden sein sollte, hatte sie sich doch grade erst von Chase getrennt... wie gesagt, der Kopf war einfach abgestellt und so gab ich nur ein "Hmmm..." von mir, was wirklich nicht besonders geistreich war, aber naja, wie schon oft genug erwähnt - Alkohol, zu viel Alkohol. Also legte ich auch einfach meinen Arm um Hannah, hatte mich ohne Widerworte von ihr zu decken lassen.
Hannah Ich war erst ziemlich spät eingeschlafen, lag bestimmt noch eine gute Stunde, oder auch zwei, wach hatte einfach nur Alex' leisem Atem gelauscht, bis ich schließlich so erschöpft war, dass mir die Augen einfach zugefallen waren und ich in einen angenehmen und vor allem tiefen Schlaf gefallen war, der lediglich durch die Sonnenstrahlen, die durch das große Fenster an der Wand fielen, gestört wurde. Man. Musste das jetzt sein? Gerade hatte ich mich so angenehm an Alex gekuschelt, mir war richtig war geworden und ich fühlte mich geborgener denn je und dann... Ich drehte mich mit einem müden murren, gefolgt von einem leisen Seufzen ein wenig zur Seite, sodass ich den Sonnenstrahlen so halbwegs ausweichen konnte. Änderte allerdings nichts an der Tatsache, dass ich nun wach war und folglich auch nicht mehr einschlafen würde, so sehr ich es auch versuchte. Hatte ich einmal die Augen geöffnet, war es vorbei. War schon immer so gewesen, wird auch immer so bleiben, punkt. Nun lag ich also da. Die Augen halb geöffnet, hundemüde von den wenigen Stunden Schlaf, an Alex gekuschelt und einer schönen, warmen Decke. Eigentlich könnte die Situation wirklich schön sein, wenn da nicht die Angst wäre, dass Alex mit höllischen Kopfschmerzen und folglich schlechter Laune aufwachen würde. Zwar konnte es auch gut sein, dass er das noch aus seiner Alkoholikerphase kannte - den hohen Alkoholpegel meine ich - und vielleicht dran gewöhnt war, aber wie hoch war da die Wahrscheinlichkeit nach einem Entzug? Sicher auch nicht allzu groß. Na ja... abwarten. Einfach... abwarten.
Alex Ich hatte an sich eigentlich wirklich gut geschlafen, mit Alkohol im Blut tat man das ja normalerweise auch immer. Allerdings war Alkohol blankes Nervengift. Man wachte vielleicht nicht auf, weil die Nerven und Sinne eben betäubt waren, aber man kam dennoch nicht richtig zur Ruhe, war folglich auch am nächsten Tag nicht richtig ausgeschlafen. Hannah war wohl bereits wach, als ich langsam die Augen öffnete und mir erstmal die Sonne entgegen kam. Unangenehm, blendete echt. Dementsprechend langsam und blinzelnd öffnete ich die Augen, woraufhin auch einleichter Kopfschmerz einsetzte. War vorhersehbar gewesen, vollkommen. Also wunderte ich mich auch kein Stück darüber, verzog nur einmal kurz das Gesicht. 'Ne Aspirin und das ging schon irgendwie... als ich dann halbwegs geistig anwesend war, wanderte mein Blick zu Hannah, die noch immer sehr nahe bei mir lag. Nein, ich hatte nicht vergessen, dass sie sich gestern zu mir gelegt hatte, so viel Alk wars dann auch nicht gewesen... war dennoch zu viel, punkt. "Morgen.." murmelte ich leise und löste mich aber gleichzeitig ein wenig von ihr - erst Aspirin, dann Dusche. Ohja, hatte ich beides verdammt nötig.
Hannah Mein Blick, der vorerst an Alex' Brust geheftet war, wanderte nach dem gemurmelten 'Morgen' seinerseits rauf zu seinem Gesicht. Ich lächelte schwach, stützte mich langsam vorsichtig auf den Ellenbogen, als er sich ein wenig von mir löste, strahlte ihn erst einmal bis über beide Ohren an. "Morgen", erwiderte ich dann schließlich, fuhr mir durch die leicht zerzausten Haare. Hatten sich kaum von der Stelle bewegt. Wieso auch, ich hatte mich schließlich auch nicht einmal von Alex gelöst um mich zu drehen oder sowas. Ne ne, ich war zu keinem Zeitpunkt von seiner Seite gewichen, als ich über den ganzen Scheiß nachgedacht hatte, der gestern passiert war. In dem Moment war mir auch aufgefallen, wie verdammt scheiße und verletzend ich mich verhalten hatte. Da hatte er mir seine Gefühle gebeichtet, die ich ja ebenfalls immer noch irgendwo erwiderte und ich ließ ihn ohne ein Wort zu verlieren sitzen, machte die Biege... lief wieder vor meinen Problemen davon. Dementsprechend würde es mich auch nicht wundern, wenn er jetzt sauer auf mich wäre, vorausgesetzt, er wusste überhaupt noch, was passiert war.
Alex Hannah schien ja bester Laune zu sein und auch halbwegs gut geschlafen zu haben... freute mich. Allerdings sah man mir wahrscheinlich nicht wirklich an, dass ich mich darüber freute, dass es Hannah gut zu gehen schien, weil ich eben doch so einen leichten Kater hatte. War ich schlimmeres gewohnt gewesen damals, aber naja, unangenehm war es trotzdem, vor allen Dingen die Kopfschmerzen. War alles andere als schön, ehrlich. Ich richtete mich ein wenig mehr auf und gähnte dann erstmal recht ausgiebig - ohja, Alkoholfahne. Gar nicht gut, sowas von gar nicht. Damit konnte ich mich bei Megan und Basti nich sehen lassen, das gab sonst - zumindest seitens Megan - eine Standpauke und eigentlich konnte ich da ganz gut drauf verzichten, muss ich sagen... also wirklich erstmal ab ins Bad, Zähne putzen und dann duschen. Aber vorher was gegen die Kopfschmerzen tun. Deshalb griff ich auch nach der Tablettenpackung im Nachttisch und nahm mir da erstmal eine raus, trank Wasser nach. Ich hatte seit meiner Zeit als Dauerdichter immer eine Flasche Wasser neben dem Bett stehn, hatte ich mir einfach so angewöhnt, damit ich auch ja nie zu wenig Flüssigkeit im Körper hatte. Ich stellte die Flasche wieder neben dem Bett ab und sah zu Hannah. "Ich... geh erstmal duschen." sagte ich und fuhr mir kurz mir der rechten Hand durch die dunklen Haare, ließ ihr noch einen knappen Blick zu kommen und stand dann auch schon auf, bewegte mich - wenn vielleicht auch noch etwas träge - Richtung Zimmertür.
Hannah Seufz. Und da sackten meine Mundwinkel auch schon wieder ab. Hätte ich mir ja denken, dass er nicht bester Laune war, Kopfschmerzen oder irgendwas anderes in plagten. "Mach das...", hatte ich nur ein wenig betrübt geantwortet, mich auf den Rücken zurück fallen lassen. Dann sollte er eben erst mal duschen gehen, was gegen seine Kopfschmerzen hatte er ja schon getan. Einen Augenblick lang sah ich ihm noch nach, ehe ich mich wieder in die Decke murmelte, einen kurzen Moment noch einmal die Augen schloss und nun erst mal tief den Geruch Alex' ein, fühlte mich gleich wieder ein wenig besser. Selbst ein Lächeln bildete sich auf meinen Lippen, die Sorgen von eben und von gestern schienen vergessen, zumindest für den Moment, denn als ich mich auf die Seite rollte, prasselte wieder alles auf mich nieder. Wäre ich doch nur auf dem Rücken liegen geblieben! Noch immer hatte ich die Augen geschlossen, kniff sie nun ein wenig abrupt zusammen, weil ich die Bilder einfach verdrängen wollte, es einfach nicht wahrhaben wollte, das ich wieder einmal Scheiße gebaut... kein Glück hatte. Man. War denn ein mal ein langanhaltendes Glück zu viel verlangt? Wieso verschenkte ich es immer und immer wieder? Ich verstand es langsam einfach nicht mehr. Ich verstand mich nicht mehr. Mein ganzes Leben nicht mehr... war doch alles zum wegwerfen, man!
Alex Ich schloss die Badezimmertür hinter mir ab und das erste, was ich dann machte, war, einen Blick in den Spiegel zu werfen. Ich sah ein bisschen fertig aus, aber nach der Dusche würde das wieder besser sein, denke ich. Jetzt erstmal putzte ich mir aber die Zähne, weil ich den Alkohol immernoch förmlich schmeckte... unangenehm einfach, frischer Atem war mir da echt lieber. Damit fertig schälte ich mich dann aus sämtlichen Klamotten, die ich ja auch noch von gestern an hatte. Seufz. War ich also nicht mal mehr fähig gewesen, mich um-, beziehungsweise eben wenigstens auszuziehen. Aber gut, egal jetzt, ich wollte nicht schon mit absolut mieser Laune in den tag starten, weshalb ich mich jetzt erstmal fix unter die Dusche stellte - zuerst kaltes Wasser zum wach werden, dann aber warmes um ein paar Minuten halbwegs entspannen zu können. Tat meinem Kopf jedenfalls beides gut. Nachdem ich dann alles in allem wieder frisch war, stellte ich das Wasser ab und stieg wieder aus der Duschkabine, um mich erstmal abzutrocknen und das Handtuch dann um meine Hüfte zu legen. Ein erneuter Blick in den Spiegel - ja, schon besser, viel besser. Meine haare trocknete ich noch kurz mit einem separaten Handtuch ab und stylte diese dann auch anschließend gleich - dann musste ich das nachher nicht machen. Dann wiederum fiel mir auf, dass ich keine frischen Klamotten mitgenommen hatte - aber gut, was kümmerte mich das eigentlich? Ich würde sagen Hannah kannte meinen Körper ohnehin schon ziemlich gut und das gestern hatte ich eigentlich eher als Abfuhr gesehen, sollte ihr also egal sein - andererseits hatte sie sich die Nacht über aber ziemlich an mich gekuschelt. Okay, Fakt war: Ich war vollkommen verwirrt, ehrlich. Keine Ahnung, was ich denke sollte, jetzt wo ich mir das mal so direkt vor Augen hielt. Ich schüttelte kurz den Kopf und ging dann - eben doch nur mit dem handtuch bekleidet - ins Zimmer zurück... wo Hannah auch noch war. Sie war also auch nicht schonmal frühstücken gegangen oder so.
Hannah Die Minuten, die Alex im Bad verbracht hatte, war ich einfach noch im Bett gelegen, wollte ehrlich gesagt gar nicht mehr aufstehen. Die Bilder, die ich gerade eben gesehen hatte, waren scheiße, schrecklich, aber die Tatsache, dass ich die Nacht neben Alex verbracht hatte und nun noch immer in dessen Bett lag, hielt sich damit auch schon wieder die Waage. Als die Badezimmertür wieder aufschwang, öffnete ich langsam wieder meine Augen, sah an seinen nackten Füßen hinauf, blieb an seinem Gesicht hängen. Und da stand er einfach mir nichts dir nichts mit einem Handtuch vor mir, der perfekt trainierte Oberkörper strahlte mich förmlich an, verleitete einen dazu, die Hand danach auszustrecken und zu testen, ob der auch wirklich echt war, aber das würde jetzt wohl ziemlich... komisch kommen, würde ich jetzt aufstehen, auf ihn zugehen und ihm einfach mal so über den Oberkörper strahlen, zumal ich auch absolut keine Ahnung hatte, ob er noch genau wusste, was gestern vorgefallen war und ob er mir noch einmal verzeihen würde. Hinterher würde er mich noch anschnauzen, was ich ihn denn bitte anfasste und darauf konnte ich wirklich gut und gerne verzichte. Wirklich, brauchte ich nicht. Stattdessen öffnete ich die Augen nun ganz, setzte mich langsam auf. "Geht's?", fragte ich leise, bezogen auf die Kopfschmerzen, die er hatte. Laut der Asperin zumindest. "Willst du dich nicht lieber erst mal richtig ausschlafen? Es ist noch recht früh", fügte ich hinzu, als mein Blick kurz über die Uhr huschte. Neun Uhr. Verdammt früh.
Alex Ausschlafen... nein, nein. Jetzt war ich definitiv wach. Zwar mit der einen oder anderen Beschwerde, aber ich war jetzt doch eigentlich wirklich ziemlich wach. Duschen hatte da ziemlich geholfen und hey, dann war es eben mal ein bisschen früher. Schadete auch nicht, wobei das Training heute wohl definitiv ausfallen würde - verkatert Trainieren gehen war nämlich ziemlich fürn Arsch. Konnte man gleich bleiben lassen, brauchte man gar nicht erst versuchen. Und außerdem... konnte man einen Tag schon mal schleifen lassen, ehrlich. Heute stand für mich nichts außer chillen auf dem Programm - hatte ich mir auch mehr oder minder verdient, konnt man mir wirklich gönnen, nachdem Hannah mich gestern einfach so im regen hatte stehen lassen - nicht wortwörtlich, aber eben im übertragenen Sinn. Hatte mich doch echt ziemlich fertig gemacht, hatte ich nicht wirklich gut weggesteckt... sonst hätte ich wohl kaum die Notlösung, den Alkohol ergriffen, denke ich. "Ja, geht schon.." beantwortete ich erstmal frage Nummer eins ein wenig gemurmelt, ehe ich dann auch wenige Sekunden später zur nächsten überging, gleichzeitig den Kleiderschrank öffnete. "Nein, schlafen nicht mehr... bin ich jetzt zu wach für." erklärte ich in recht ruhigem Tonfall, als ich Boxershorts und eine graue Jogginghose aus dem Schrank zog. Dazu eben noch das weiße Muskelshirt und ich konnte perfekt in der Gegend rumgammeln... heute ausnahmsweise mal den ganzen Tag. "Aber wenn du noch weiter schlafen willst.. ich hinder dich nicht dran." fügte ich dem ganzen dann noch mit einem Schulterzucken hinzu, ehe das Handtuch auch schon zu Boden wanderte und die frischen Klamotten gleich darauf angezogen wurden. Mit blank ziehen hatte ich zwar auch kein Problem, aber.. nein, einfach nein.
Hannah Mein Blick galt dauerhaft Alex, erst, als er das Handtuch fallen ließ, wandte ich meinen Blick ab, schüttelte auf seine Aussage hin allerdings auch schon leicht den Kopf. Nein, schlafen konnte ich jetzt auch nicht mehr. Selbes Problem wie er, ich war definitiv zu wach dafür, es war zu hell und generell... im Augenblick würde ich auch kaum ohne Alex an meiner Seite einschlafen können, auch wenn ich merkte, dass er das von gestern doch nicht allzu gut weggesteckt hatte. Hätte ich mir eigentlich denken können, aber ich war mal wieder so naiv gewesen um zu glauben, dass er das alles durch den Alkohol schon wieder vergessen hatte. Scheinbar sah die Realität aber anders aus. Schade aber auch. Ein erneutes Seufzen drang aus meiner Kehle, als ich im Augenwinkel wahr nahm, dass er wieder angezogen war, drehte ich meinen Kopf auch gleich schon wieder in seine Richtung, kratzte mich leicht im Nacken. "Alex...", setzte ich an, musste dann einen Moment lang meine Gedanken sortieren, was wollte ich jetzt sagen? Mist! "Das mit gestern..." Da schnitt ich das unangenehme Thema auch schon wieder an. Jetzt, wo er so oder so schon Kopfschmerzen und schlechte Laune hatte. "Ich hab das nicht so gemeint, ehrlich nicht. Und ich wollte auch wirklich nicht, dass du da alleine sitzen bleibst, nur ich war so... ich wusste einfach nicht, was ich sagen sollte und das Ganze. Ich meine... die Sache mit Chase und dann Du und... man, ich hab doch auch noch Gefühle für dich und genau deswegen war ich gestern einfach so überfordert und du weißt wie ich bin, wenn ich in eine unangenehme Lage rutsche!" Jetzt konnte ich es eigentlich auch direkt sagen... das, was ich gestern nicht über die Lippen bekommen hatte. Er war jetzt augenscheinlich nüchtern, er würde das sicherlich verstehen, also... auf gut Glück. "Das, was du gesagt hast... weist du... das habe ich mir gewünscht, echt. Nur hatte ich eigentlich gedacht, dass es ein anderes Gefühl, als Angst in mir weckt!", stellte ich fest, hatte unbewusst meine Fingernägel in die Bettdecke gebohrt. Jetzt überrumpelte ich ihn auch schon am frühen Morgen damit. Das wurde wirklich immer besser. Immer... und immer besser... nicht.
Alex Und da war es auch schon, das unliebsame Thema von gestern... es ließ sich nicht vermeiden und eigentlich war es auch wichtig, dass wir darüber redeten. Immerhin brachte davor weglaufen ja nichts. Hatte Hannah gestern schön demonstriert, würde ich sagen... aber wie gesagt, eigentlich machte ich ihr nicht mal Vorwürfe. Sie war eben geschockt gewesen, aber es hatte mich eben trotzdem verletzt... und das nicht zu wenig, wie man mir wohl ansehen konnte. Hannah sagte jetzt ja selbst, dass sie es es bereute, dass es ihr leid tat, dass sie gestern einfach so abgehaun war. Und ja, ich wusste, dass sie vor Problemen ganz gern mal davon lief... so wie ich früher eben auch. Meist war aber ich derjenige gewesen, der sich ohne weiteren Kommentar aus dem Staub gemacht hatte, nicht sie. Aber gut, irgendwann musste der Spieß wohl umgedreht und mir statt ihr in die Brust gerammt werden... um es mal so auszudrücken. Inzwischen hatte ich mich wieder zu Hannah umgedreht und sah sie jetzt an, als sie dem Ganzen letztendlich auch noch hinzu fügte, dass sie sich sogar gewünscht hatte, dass ich sowas sagte, dass ich noch Gefühle für sie hatte. Alles in allem ließ das, was sie sagte, mein Herz für einen Augenblick ein wenig schneller schlagen. Das war doch das, wonach ich mich gesehnt hatte... Zusammenkommen, mit meiner Hannah und keiner anderen. "...wovor?" fragte ich und ging doch ein wenig zögernd wieder aufs Bett zu. Doch, das... wollte ich jetzt schon wissen, wovor sie Angst hatte. Ich war aber alles in allem gerade doch so ein wenig sprachlos, weswegen mir nur dieses eine, einzige Wort über die Lippen kam. Jetzt war ich definitiv wach, sowas von.
Hannah Als Alex auf mich zukam, musste ich zunehmend meinen Kopf in den Nacken legen, um ihn weiterhin ins Gesicht zu sehen. Seine Frage verwirrte mich einen Augenblick doch, weswegen ich dementsprechend fragend zu ihm rauf sah. Wenige Sekunden später verstand ich jedoch, zuckte schwach mit den Schultern. Ja, wovor hatte ich denn eigentlich Angst gehabt? Verletzen konnte ich damit niemanden mehr. Es wartete keiner mehr auf mich Zuhause, wenn ich mal zu spät nach Hause kam und auch sonst war ich frei von allen Verpflichtungen - die Kinder mal außenvor gelassen - befreit gewesen. Wovor hatte ich also Angst? Mir meine Gefühle wirklich einzugestehen? Oder schlicht und ergreifend einfach davor, dass ich es total verkacken würde, wenn ich mich noch mal auf Alex einlassen würde, weil ich jetzt so viel falsches von Chase gewohnt war? Ja, doch, letztes klang für mich am plausibelsten. Aber konnte ich ihm das auch so sagen? Lügen wäre blöd gewesen, also musste ich wohl oder übel, wenn ich nicht gleich schon wieder mit falschen Karten spielen wollte. "Ich denke, ich hatte einfach Angst davor, etwas Falsches zu tun", murmelte ich also, während ich meinen Blick wieder leicht senkte, ein erneutes Schulterzucken von mir gab. Ja, das wird es wohl gewesen sein. Einfach die Angst, nicht gut genug zu sein, für irgendeine Kleinigkeit angeschnauzt zu werden, die ich verbockt hatte. Schlicht und ergreifend einfach nicht die Frau sein zu können, die Alex sich vielleicht gerne wünschte. Aber genau in diesen Gedanken war die vermeintliche Tatsache, dass Alex mich lieben würde, egal wie ich bin, einfach untergegangen, hatte für meinen plötzlichen Abgang gestern gesorgt. Weil ich einfach dachte, dass ich es nicht konnte. Das ich mich einfach nicht noch mal gescheit binden konnte..
Alex Ich musste doch so ein paar Sekunden auf eine Antwort warten, was mich an sich aber nicht weiter störte. Ich hatte Zeit, wir hatten Zeit... alle Zeit dieser Welt. Dann aber bekam ich zu hören, wieso Hannah eigentlich Angst gehabt hatte... und zugegeben, ich hatte sowas nicht erwartet. Irgendwie eher einen weniger plausiblen Grund als diesen hier... vielleicht auch nur, weil bei uns schon damals alles total kompliziert gewesen war - jetzt mal einen nachvollziehbaren Grund haben, war beinahe schon was völlig Neues für mich. Jedenfalls ließ ich mich jetzt erstmal wieder neben ihr auf dem Bett nieder, sonst würde sie mir hier noch Genickstarre kriegen und das wäre doch schon wirklich unnötig, wenn ich auch mit ihr auf Augenhöhe sein konnte - mehr oder weniger jedenfalls, größer war ich ja trotzdem. "...so viel Mist wie ich damals gebaut habe, würde es das höchstens ausgleichen." sagte ich ein wenig gemurmelt, sah sie aber direkt an, wich ihr nicht mehr so konsequent aus wie gestern, eher noch im Gegenteil. Sie hatte nämlich verdammt nochmal auch noch Gefühle für mich... und das gab mir nunmal eben einfach Hoffnung dafür, dass ab jetzt alles besser werden würde, dass ich nie mehr auch nur Gedanken an Alkohol verschwenden musste und mit Hannah glücklich werden konnte... es sei denn, sie würde diese Angst nicht gänzlich bei Seite schieben, das würde es nämlich nur wieder schwieriger machen - jeder Mensch machte Fehler. Ich eben ein paar zu viele, aber Hannah würde nicht in meine Fußstapfen treten, niemals. Und selbst wenn doch - selbst darüber würde ich hinwegsehen können, denke ich. Jetzt wurde sie mich nicht mehr los... wirklich nicht.
Hannah ... war das so, ja? Fand ich jetzt nicht so, aber gut, wenn er das sagte. Als er sich neben mich fallen ließ, drehte ich meinen Kopf ja doch wieder zu ihm, auch wenn es schwer war, ihn anzusehen und es mich wirklich verdammt viel Überwindung kostete. Ein schwaches Lächeln stahl sich auf meine Lippen, wirklich nur ein kleines, nichts besonderes, nicht der Rede wert wie ich fand. "Na ja, weißt du. Ich sehe das nicht so... ich mag es einfach nicht, Fehler zu machen, dass weißt du und ich hab auch schon einige gemacht und meine Angst besteht einfach darin, dass ich irgend wen verletzte, ich meine, du siehst es an Chase und mir. Es ist alles in die Brüche gegangen wegen mir..." Gut, zugegeben, ich versank gerade ziemlich im Selbstmitleid, suchte die Schuld nur bei mir, wobei auch Chase einen erheblichen Teil dazu beigetragen hatte, aber natürlich würde ich das nicht akzeptieren, würde ich oder wer anders mir das verklickern wollen. Die Jahre hatten mich schlicht und ergreifend geprägt, wurde mir jetzt erst so richtig klar. Minderwertigkeitskomplexe. Konnte man das so nennen? Ja... mit Sicherheit. Schließlich mäkelte ich an mir nur rum, suchte in allem die Schuld bei mir. Vermutlich würde ich nie wieder einsehen wollen, dass ich vielleicht doch etwas besonderes war? Für den ein oder anderen Menschen, wie Alex zum Beispiel? Nein... konnte ich mir aktuell überhaupt gar nicht vorstellen, wirklich nicht. Dazu war mein Selbstbewusstsein zu sehr mit Füßen getreten worden "... und ich habe keine Lust darauf, noch mal was kaputt zu machen", fügte ich einige Zeit, ein wenig leiser hinzu, wischte mir kurz mit den Händen über mein Gesicht. Das... war einfach zu viel. Punkt.