Der Drink? Doch, der schmeckte bestimmt, wenn ich ihn mal probieren würde, was ich bisher nicht getan hatte. Das einzige, was mir hier nicht schmeckte, war seine Anwesenheit und ich war mir sehr sicher damit, dass er das auch wusste. Das ließ sich an dem gewissermaßen herausfordernden Blick und dem Grinsen ziemlich klar erkennen, wenn man was empathische Fähigkeiten anbelangte nicht auf Stufe eines Kleinkindes hängengeblieben war. Ich wünschte mir nur wirklich, dass ich ihm auch in den Kopf sehen könnte, weil mir das hier sicher so einiges ersparen könnte. Ich ihn dann gezielt mit seinem Vorhaben in die Schranken weisen könnte, von dem ich jetzt ohne Gedankenleserei noch immer nicht wusste, was es denn eigentlich genau war. Denn es war mir absolut schleierhaft, warum der junge Mann scheinbar so erpicht darauf war, mir konstant auf die Nerven zu gehen und wider meiner vorherigen Bitte im Büro zu handeln. Vielleicht war er wirklich nur zufällig hier und hatte einfach nichts besseres zu tun, als eine seiner Angestellten zu drangsalieren. Wollte sich nur einen Spaß daraus machen, weil er nun mal ein schräger Typ war. Meine Paranoia klingelte nur schon wieder an und wollte mir eintrichtern, dass das eigentlich ein eindeutig zu großer Zufall wäre und ich vielleicht auch mit dem Drink vorsichtig sein sollte. Wer wusste schon, ob er da was hatte reinmischen lassen? Eigentlich wusste ich selbst, dass das ziemlich unwahrscheinlich war. Keine - auch noch weibliche - Bedienung der Welt würde freiwillig dabei zusehen, wie K.O.-Tropfen oder dergleichen in ein Glas wanderten, das sie an eine andere Frau ausliefern sollte. War vollkommener Blödsinn. Ich atmete etwas tiefer ein, drehte dabei die Augen nach oben und atmete dann seufzend wieder aus, als mein Blick sich erneut in den seinen richtete. "Sie können wirklich von Glück reden, dass zwei Männer noch nervtötender sind als einer.", ließ ich den Schwarzhaarigen wissen, dass ich wohl nur deswegen hier saß, weil ich an seinem Tisch wenigstens nur auf die dummen Kommentare eines einzigen Mannes antworten musste. Das war zwar nicht der eigentliche Knackpunkt, warum ich jetzt hier saß, aber doch ein Nebeneffekt davon. Ich lehnte mich zurück und hob das Glas mit der rechten Hand vom Tisch an, bevor ich mit den zierlichen Fingern der anderen Hand nach dem Strohhalm griff und wider meiner Paranoia probierte, ob Iljah das Geld wenigstens nicht umsonst aus dem Fenster geschmissen hatte. Immerhin hatte der Barkeeper scheinbar ein feines Gespür für empfindliche Zungen, obwohl er hier drin vermutlich überwiegend von Russen umgehen war, die ohnehin hauptsächlich anspruchslos den blanken Vodka runterkippten. Als ich den Strohhalm wieder abgesetzt hatte überschlug ich die Beine in der engen, etwas höher geschnittenen Jeans, ließ den schmalen Stängel mit den Fingern jedoch nicht los, sondern rührte langsam damit in den Eiswürfeln herum. "Der Drink ist nicht das Problem... obwohl ich durchaus wählerisch bin.", spielte ich wohl weniger auf das Getränk, als viel mehr auf meinen Männergeschmack an, sah ihn dabei ununterbrochen an. Wobei ich nicht einmal selbst wusste, wie ich meine Vorlieben für Männer charakterlich definieren sollte. Optik war das eine, aber es gab schlicht nur wenige Männer, in deren Nähe ich mich auch nur ansatzweise wohlfühlte. Sergej und Iwan waren okay, weil sie ganz einfach keinerlei Gefahr für mich bedeuteten. Sie waren nicht mehr als ein paar halbstarke Volltrottel, die weder besonders groß, noch besonders breit gebaut waren und dafür im Grunde aber einen wirklich guten Charakter hatten. Für einen da waren, wenn man darauf angewiesen war. Außerdem waren sie eben keine Mörder oder anderweitig irgendwie in kriminelles Metier verstrickt, was ich von meinem Gegenüber hier leider nicht behaupten konnte. Die Tatsache, dass wir hier aber nicht allein waren, ließ mich durchaus selbstbewusster als sonst mit Iljah umgehen. Auf öffentlichem Grund mit vielen Zivilisten drohte einem schlichtweg immer deutlich weniger Gefahr, auch wenn ich mich vermutlich dennoch etwas im Zaum halten würde, solange er meine Nerven nicht bis aufs letzte ausreizte. Ich hatte schließlich keine andere Wahl, als noch mit ihm zu arbeiten. "Und mir will wirklich nicht einleuchten, warum ausgerechnet Sie der Meinung sind in dieses sehr eng gestrickte Muster reinzupassen.", wies ich Iljah daraufhin, dass ich vielleicht noch jung, aber nicht blöd war. Allein schon die Tatsache, dass er meinen eigentlich gleich zu Anfang angebrachten zweiten Korb für ihn mit einem vollkommen anderen Thema umging und ignorierte, machte einfach ziemlich offensichtlich, dass er hier ein bisschen spielen wollte. Womöglich die Grenzen austesten wollte, obwohl ich die längst klargemacht haben müsste. Warum genau wollten Männer nochmal grundsätzlich das, was sie nicht haben konnten?
+ .Es kommt, wie es kommt - aber so, wie man es ruft. +
Alleine die Tatsache, dass Irina weiterhin an ihrem Platz verweilte und nicht direkt wieder aufstand, um zu ihren Freunden zurückzukehren, signalisierte mir eindeutig, dass ich hier und heute zumindest den Hauch einer Chance bekommen würde, sie von mir zu überzeugen. Andernfalls wäre sie wohl kaum mit einem weiteren, ziemlich frechen Kommentar ins Spiel eingestiegen, der mich zugegebenermaßen fast schon beleidigte. Zwei Männer waren nervtötender als einer? Ich durfte ja wohl sehr bitten, aber mich mit den zwei halbstarken Teenies in eine Schublade zu stecken, war nun wirklich sehr gewagt. Ich würde schätzen, dass Irinas männlicher Anhang etwa in ihrem Alter war, demnach hatte ich nicht nur allgemein mehr Lebenserfahrung, sondern war über die Jahre auch in einigen anderen Bereichen gut rumgekommen. Aber verdenken konnte ich ihr den Vergleich nicht, schließlich wusste sie ja noch überhaupt nicht, woran sie an mir war. Noch nicht zumindest. Jedenfalls hätte ich im Normalfall diese Aussage unkommentiert stehen gelassen und abgewartet, was sie mir sonst noch so an den Kopf zu werfen hatte. Vor dem Hintergrund, dass es zugegebenermaßen schon ein wenig sehr auffällig war, dass ich ausgerechnet heute in ihrer Lieblingsbar aufgetaucht war und das nachvollziehbarerweise den Anschein erweckte, als würde ich sie gezielt verfolgen wollen, sollte ich aber zumindest halbherzig versuchen, sie davon überzeugen, dass ich natürlich nur rein zufällig hier in der Bar vorbeigeschaut und mich gefreut hatte, sie zu sehen. Stimmte zwar nicht ganz, musste Irina aber auch nicht wissen. "Um noch mal auf die ungehobelte Aussage Ihrerseits zurück zu kommen: Ich bin nur rein zufällig hier in der Bar gelandet. Wurde mir empfohlen... von einem Freund." Wenn man Hunter und seine Männer als solche betiteln konnte zumindest. "Und als ich Sie gesehen habe, dachte ich mir nur ... Was spricht denn eigentlich dagegen, dass ich als Chef meinen Angestellten einen Drink spendiere, wenn ich dieses Jahr schon das Weihnachtsgeld kürzen musste?", ließ ich sie an meinen kurzfristig aus dem Ärmel geschüttelten Halbwahrheiten teilhaben, die ich fast schon nachdenklich vor mich hin soufflierte, während ich Irina mit einem schwachen Zucken der breiten Schultern und einem abwartenden Blick ansah. Bevor jene mir aber mitteilte, was sie persönlich von meinem Auftreten hielt, sollte aber wohl erst einmal der Drink gekostet werden, ob er die paar Rubel in der Happy Hour denn überhaupt wert war, was ich schließlich wieder mit einem bestens unterhaltenen Grinsen auf den Lippen verfolgte. Die Schwarzhaarige ließ mich noch einen Augenblick lang schmoren, ehe sie dann endlich das Wort ergriff und mich darüber in Kenntnis setzte, wo denn aktuell eigentlich der Schuh drückte, das Problem lag. Das Getränk war es offensichtlich schon mal nicht, was der Bedienung sehr zugute kam, denn andernfalls hätte sie von mir ohne einen entsprechenden Ersatz - der dann aufs Haus ging, wohl gemerkt - keinen einzigen, müden Penny gesehen, aber zumindest ließ sie mich in diese Richtung schon mal beruhigt aufatmen. Irina schien sich viel eher mit der Frage zu beschäftigen, warum ich eigentlich derart überzeugt von mir selbst war. Als würde mir quasi die Welt und alle darauf lebenden Frauen zu Füßen liegen. Nun, mal ganz abgesehen davon, dass letzteres durchaus der Fall war - ob nun freiwillig oder unfreiwillig spielte in dem Fall nun wirklich keine große Rolle -, war es doch absolut offensichtlich, oder nicht? "Na ja, lassen Sie es mich so sagen... wären Sie vollkommen abgeneigt von meiner Wenigkeit, würden Sie Ihre sehr rar gesäte Freizeit wohl kaum damit verbringen, sich mit mir zu unterhalten, während Sie den von mir spendierten Drink genießen, oder?", stellte ich ihr einfach eine Gegenfrage - selbstredend, ohne ihr vorher eine konkrete Antwort darauf zu geben, was mich denn meiner Meinung nach dazu qualifizierte, in den inneren Kreis der potenziellen Liebhaber aufgenommen zu werden. Aber faktisch gesehen hatte ich nun mal einfach Recht mit dem, was ich da sagte, denn selbst eine sehr einfach gestrickte, schüchterne Frau würde kaum sitzen bleiben, wenn nicht zumindest ein Stück weit Interesse an demjenigen bestand, der auf sich aufmerksam gemacht hatte. "Vielleicht mag ich optisch nicht Ihr Typ sein..." - was ich im Übrigen stark bezweifelte, schließlich war Irina selbst tätowiert und das nicht zu wenig; es würde mich wundern, wenn sie also gegen Männer mit entsprechender Körperverzierung etwas einzuwenden hatte - "...aber ich habe auch ganz andere Qualitäten, denen Sie offensichtlich bereit sind, eine Chance geben zu wollen, um Sie von mir zu überzeugen. Sonst wären Sie vermutlich schon längst aufgestanden und zu Ihrem Teenie-Anhang zurückgekehrt.", klärte ich sie - gen Ende vielleicht etwas beleidigend gegenüber ihren Freunden - auch über den Rest des absolut Offensichtlichen auf - auch wenn man darin noch das ein oder andere hineininterpretieren konnte -, während ich mich auf der Bank wieder nach hinten lehnte und meine gängige Haltung mit vor der Brust verschränkten Armen einnahm. Dabei lag mein herausfordernd funkelnder Blick weiterhin in dem der Schwarzhaarigen, während ich zwischendurch passend zu meinen Erzählungen immer mal wieder zu ihrem Stammtisch rüber gesehen hatte.
# Is it all a tragedy? Are we flashes in a rut going in and out of luck? Maybe. #
Ungehobelt. Ich. Na klar. Vielleicht war ich ein bisschen frech, ja, aber ungehobelt schien mir doch etwas übertrieben. Zumal ich trotz seiner folgenden Worte wirklich daran zweifelte, dass er absolut zufällig hier war. Ob das nun reinem Instinkt oder doch wieder nur meiner Paranoia zu verschulden war, spielte für mich dabei keine allzu große Rolle. Ich hätte ihn wirklich gerne aus blanker Provokation gefragt, wie jener Freund denn hieß und vor allem wie er aussah, damit ich ihm das nächste Mal, wenn ich ihn hier sah - wenn er die Bar empfohlen hatte war er sicher auch öfter als ein einziges Mal hier - dafür anschnauzen konnte, dass er Iljah in meine Bar gelotst hatte. Ich dachte auch wirklich schon jetzt darüber nach, ob ich die anderen nicht darum bitten sollte zukünftig einfach in eine andere Bar zu gehen. Vollkommen egal welche, Hauptsache der Tätowierte war da nicht aufzufinden. "Ich mag Weihnachten sowieso nicht, also..", wimmelte ich seine Worte diesbezüglich sarkastisch mit einem leichten Zucken meiner schmalen Schultern ab. Selbst wenn es sowas wie Weihnachtsgeld gab, dann floss das ganz bestimmt nicht in Geschenke oder maximal zu einem winzigen Bruchteil. Ich schickte nur meiner Mutter und meinen Geschwistern eine Kleinigkeit, um ihnen zu zeigen, dass ich sehr wohl noch an sie dachte, auch wenn wir uns lange nicht gesehen hatten. Mit den beiden Frauen bei mir Zuhause feierte ich das Fest nicht wirklich. Wir beschenkten uns einfach nur gegenseitig dadurch, dass wir die Wohnung um Kleinigkeiten bereicherten und bestellten uns dann allerhand teures, unglaublich gutes Essen, das wir meistens eher nur bis zur Hälfte schafften und betranken uns parallel dazu mit dem Alkohol, für den der Wind gerade in die richtige Richtung wehte. Dem ganzen kommerziellen Scheiß dahinter konnte ich absolut nichts abgewinnen, beließ es also überwiegend dabei mich selbst zu bereichern - und sei's nur um eine neue Mikrowelle und ein paar Promille. Bei Iljahs nächstem Kommentar hätte ich ihn wirklich gerne geschüttelt. Nur kurz, damit er vielleicht mal selbst merkte, was er da für einen Mist redete... was er eigentlich gar nicht konnte, weil er keinen blassen Schimmer davon hatte, warum ich hier wirklich saß. Es gab wohl nichts, das ich ihm gerade lieber gesagt hätte, als dass ich lediglich hier saß, weil irgendwann unter günstigen Umständen mal sein Kopf rollen sollte und dass er sich verdammt nochmal nichts darauf einbilden konnte, dass ich meinen Arsch noch immer auf dieser Sitzbank parkte. Ich würde hier ja nicht einmal sitzen, wenn Ksenia nicht dabei wäre, weil es dann Niemanden gäbe, der irgendwie ein Zeuge mit Kontakt zum Kartell war. Ich glaubte nicht, dass die Blondine mich aus Eigeninitiative verraten würde. Aber es gab immer wieder Umstände, unter denen man keine andere Wahl hatte, wenn man den eigenen Kopf noch irgendwie aus der Schlinge ziehen wollte und ich war nicht bereit, dahingehend Risiken einzugehen. Also schluckte ich die Sätze, die mir diesbezüglich den Hals nach oben kriechen wollten, einfach wieder runter - mitsamt zwei oder drei Schlücken des Cocktails, weil ich die Situation nicht anders auszuhalten wusste. "Ach... aber ich bin ungehobelt, ja? Der Alkohol macht's auf jeden Fall erträglicher, danke.", stellte ich dem Russen eine rein rhetorische Frage, dicht gefolgt von ein paar trockenen Worten und zog kurzzeitig die rechte Augenbraue nach oben. Seine Wortwahl war in meinen Augen wohl noch weit taktloser als die meine gewesen, ich bewegte mich also gern wieder gänzlich auf sein Level. Außerdem war er doch derjenige hier, der meine Grenzen nicht akzeptieren wollte und darauf Samba tanzte, ich hatte also allen Grund ihn anzuranzen. Verstand er wohl nur immer noch nicht. Seine noch folgenden Worte hingegen ließen mich ihn wohl einen Moment lang baff ansehen. Andere Qualitäten? Mal ganz abgesehen davon, dass ich was Sex anbelangte chronisch unausgelastet war, würde das wirklich in den Ohren eines jeden anderen Menschen auch vollkommen zweideutig klingen. Ich war mir auch sehr sicher damit, dass Iljah das wusste, so selbstgefällig wie er da herumsaß und gedanklich womöglich schon Lobeshymnen auf sich selbst einstimmte. "Wow.", was das erste, was ich mit einem doch gewissermaßen leicht entsetzten Gesichtsausdruck von mir gab. Das Thema war jetzt wirklich rasend schnell von 'Würden sie bitte aufhören mir Drinks zu spendieren und mich anzumachen?' zu einem sehr indirekten 'Aber wir könnten guten Sex haben.' umgeschwenkt. "Dann erklär mir doch mal bitte, was genau für dich gerade so sehr den Anschein weckt, dass ich auch nur im allerentferntesten auf dich stehe.", fragte ich den jungen Mann und bemerkte erst im letzten Teil des relativ langen Satzes, dass mein Gehirn scheinbar spontan von Sie zu Du gewechselt hatte. Wirklich großartig, lieferte ich ihm doch allein damit, dass ich von der förmlichen Anrede abließ, einen triftigen Grund mit seinem Mist hier weiterzumachen. Dabei gab ich ihm wirklich keinerlei andere Zeichen dafür - kein auffälliges an den Haaren rumspielen, kein über den Tisch beugen und das Dekolleté präsentieren, keine einzige wirklich positive Regung in meinem Gesicht. Das folgende Seufzen galt also allein meiner eigenen Wenigkeit, ritt ich mich hier doch mal wieder gekonnt selbst in die Scheiße, weil ich das offenbar am besten konnte. "Genau deswegen trinke ich keinen Vodka.", murmelte ich vollkommen an mich selbst gewandt und warf meinem Glas ein überspitztes Lächeln zu, bevor ich es noch ein weiteres Mal anhob. Viel schlimmer konnte es ja nicht mehr werden... glaubte ich jetzt zumindest noch.
+ .Es kommt, wie es kommt - aber so, wie man es ruft. +
Seit meine Eltern ihr Dasein unter der Erde fristeten, waren Festlichkeiten wie Ostern und Weihnachten auch für mich nichts Besonderes mehr. Damals, als man jünger war und sich noch Sachen wünschte, die man sich auch nach vier Monate Taschengeld sparen noch nicht leisten konnte, war gerade Weihnachten natürlich das Fest der Feste gewesen. Gerade dann, wenn Oma und Opa vom anderen Ende Russlands nach Moskau kamen, gab es immer haufenweise toller Sachen. An den Weihnachtsmann hatten Vahagn und ich aber nie geglaubt, waren wir seitens unserer Eltern doch immer sehr weltoffen und ehrlich erzogen worden, aber das war uns auch vollkommen egal gewesen. Als Kind interessierten einen Mythen und Geschichten sowieso nur bedient, solange man den Lego Baukasten oder die Barbie bekam, die man sich gewünscht hatte. Da spielte es absolut keine Rolle, ob nun ein dicker, bärtiger Mann oder die eigenen Eltern die Geschenke brachten. Hauptsache an Heiligabend lagen alle verpackten Dinge unter dem toll geschmückten Weihnachtsbaum und es konnte gefeiert werden. Wie für Russen üblich natürlich mit viel Alkohol und lauter Musik. Mittlerweile war ich ganz froh, mich Anfang Dezember bis Neujahr in meinen eigenen vier Wänden verkriechen und den ganzen kommerziellen Mist einfach an mir vorbei ziehen zu lassen. In die Stadt ging ich dann auch nicht mehr, weil diese sowieso maßlos überfüllt war und vom Geruch des aufgegossenen Gesöffs, dass sich im Volksmund wohl Glühwein schimpfte, bekam ich schon das Kotzen, wenn ich es nur drei Kilometer gegen den Wind roch. In dem Punkt schienen Irina und ich uns also einig zu sein, aber auf die entsprechende Bonuszahlung meines Arbeitsgebers würde ich wohl trotzdem nicht verzichten wollen. Nur weil es Weihnachtsgeld hieß, forderte ja absolut niemand Belege an, die bewiesen, dass das Geld auch auf jeden Fall in Geschenke, anständiges Essen und einen bis auf den letzten Zweig geschmückten Weihnachtsbaum draufgegangen war. Aber mit dem Thema wollte ich mich auch eigentlich gar nicht näher befassen, konzentrierte mich deshalb eher auf die darauffolgenden Worte der Dunkelhaarigen, die mich kurzzeitig ebenfalls eine Augenbraue nach oben wandern lassen ließ. Ja, mit Alkohol wurde wohl so einiges erträglicher, das konnte ich bestätigen. Ich bevorzugte es allerdings, nicht zu übertreiben, wenn ich auf der Jagd war. Es war zwar nicht so, als würde ich nicht viel vertragen - das wäre schon überhaupt nicht mit meinen russischen Genen zu vereinbaren -, aber wenn ich erst einmal angefangen hatte, motiviert den Alkohol in mich rein zu bechern, dann lief auch ich nach einer gewissen Zeit nicht mehr gerade und es gab absolut nichts Peinlicheres, als am Ziel angekommen dann keinen mehr hochzubekommen, weil die körpereigene Kindersicherung dicht machte. Ich genoss Rum, Whiskey oder Wodka also lieber in moderaten Maßen. So, dass es die Stimmung noch ein Stück weit anhob, ich aber weiterhin voll funktionsfähig blieb. Sowohl was den körperlichen, als auch den psychischen Aspekt anbelangte. Ich wollte mich immerhin noch an all die schönen Dinge der Nacht erinnern können und nicht alles wie durch einen dichten Nebeln in Erinnerung behalten. Apropos schöne Dinge der Nacht. Neben der Serbin im Allgemeinen war ihr Gesichtsausdruck, den sie mir wenig später präsentierte, vermutlich das mit Abstand beste an dem ganzen Abend. Auch wenn das Ganze hier letzten Endes vielleicht zu Nichts mehr führen würde, weil Irina weiterhin der festen Überzeugung war, nichts mit ihrem Chef anfangen zu wollen, blieb mir das Gesicht definitiv im Gedächtnis. Scheinbar hatte ich ihr mit meinem kleinen Addendum, in das man wahnsinnig viel hineininterpretieren konnte, ein wenig die Sprache verschlagen und die darauffolgenden Worte der jungen Frau bestätigten mir nur einmal mehr, dass die Knöpfe in den Köpfen der meisten Frauen etwa die gleichen Reaktionen hervorriefen. "Ich weiß zwar nicht, an was du gerade gedacht hast, Irina..." - da reitete ich doch glatt mal auf ihrem Ausrutscher herum, war der Verstoß gegen die Knigge doch abzusehen gewesen - "...aber wenn ich von anderen Qualitäten spreche, dann meine ich damit meinen ausgeprägten Sinn für Humor, eine starke Schulter, an die man sich anlehnen kann und mein offenes Ohr für Probleme aller Art. Ein guter Freund und Zuhörer sozusagen. Gegen ein gewisses Freundschaft Plus Upgrade hätte ich aber gewiss auch nichts einzuwenden.", drehte ich ihr gleich ein weiteres Mal die Worte im Mund herum, wo doch eigentlich klar war, dass wir hier beide gerade an die selben Qualitäten dachten. Ich fand es jedoch unglaublich amüsant, dass die junge Frau mir so viele tolle Steilvorlagen lieferte, ihr die Röte ins Gesicht zu treiben, wie nur möglich war. Zwar war das, was ich ihr gerade aufgezählt hatte durchaus zutreffend, in dem Zusammenhang jedoch weniger ernst gemeint. Ihr verdutzter Gesichtsausdruck ließ mich kurzzeitig auflachen. Man, wann hatte ich eigentlich das letzte Mal derart viel Spaß gehabt? Es stand mir natürlich absolut nicht im Sinn, Irina ein guter Freund zu sein. Herrgott, warum sollte ich das von heute auf morgen wegen einer blöden Aktion im Büro sein wollen? Das machte doch überhaupt gar keinen Sinn, aber um der jungen Frau ein paar Fragezeichen ins Gesicht zu kleben reichte es allemal.
# Is it all a tragedy? Are we flashes in a rut going in and out of luck? Maybe. #
Jetzt kam er mir schon wieder auf diese Tour. War Iljah wirklich der Ansicht, dass ich ihm das abkaufen würde? Dass es irgendwie auch nur ansatzweise glaubwürdig rüber kam, wenn er mir hier verklickern wollte, doch unter Umständen nur gerne sowas wie ein guter Freund für mich sein zu wollen? Das war jetzt wirklich die Krönung und ich hasste es, dass man in manchen Momenten einfach absolut keine Kontrolle über den eigenen Körper hatte. Der leicht rötliche Schimmer auf meinen Wangen - auch noch unterstützt von einer sehr milden Prise Rouge - vollkommen ungefragt zurückkehrte. Vielleicht nicht für lange und auch nicht so, dass ich hier wie eine auf rot schaltende Ampel herumsaß, aber es war ziemlich sicher trotzdem deutlich erkennbar und ich atmete ein weiteres Mal tief durch. Seine extra deutliche Betonung auf meinen Fauxpas mit der Anrede konnte er sich auch ganz gepflegt in den Allerwertesten stecken, aber nach meiner Meinung schien hier aktuell irgendwie gar keiner so richtig zu fragen. Der junge Mann schien immer wieder ganz gezielt in Dingen herumstochern zu wollen, die entweder gar nicht so gemeint waren oder einfach nur ein winziger, kleiner, dem Alkohol entsprungener Fehler waren. Dass er sich damit eher keine Pluspunkte einsammelte schien ihm dabei kein bisschen bewusst zu sein, weshalb ich kurzerhand beschloss ihn noch darauf hinzuweisen. "Ja, na klar... und ich bin die Königin von China. Wenn du mich nicht zur Flucht bis auf die andere Erdhalbkugel treiben willst, dann solltest du wirklich damit aufhören, mir ständig die Worte im Mund herumzudrehen, nur weil's dir grade in den Kram passt. Ich hasse das.", sagte ich überzogen - als wäre ich wirklich so wahnsinnig vor den Sorokins und auch noch vor Iljah mit seinem amerikanischen Pitbull im Nacken flüchten zu wollen - und durchaus etwas genervt mit einem Kopfschütteln, drehte das Gesicht dann für einige Sekunden in Richtung Bar. Sergej schien sich dort kurz mit dem Barkeeper zu unterhalten, hatte wohl irgendeinen Sonderwunsch und kaum drehte er sich wieder von der Bar weg, fiel sein Blick auf mich und er warf mir ein breites Grinsen zu. Auch er kassierte dafür nur ein leichtes Augenrollen und ich wendete mich erneut dem Tätowierten auf der anderen Seite des Tisches zu. Musterte ihn einen kurzen Augenblick. Vielleicht nur, weil ich hoffte irgendeinen Fehler an ihm zu finden, den ich ihm unter die Nase reiben konnte. Da war nur leider nichts. Er schien sich - wie mir gerade nicht zum ersten Mal auffiel - körperlich fit zu halten und noch dazu hatte er im positiven Sinne wirklich einzigartige Gesichtszüge. Inklusive ein Paar lebhaft funkelnder Augen, die selbst in dem leicht schummrigen Licht der Bar noch bestens zu erkennen waren. Von den Tattoos, die sich bis unter sein Kinn und sogar stellenweise bis ins Gesichter erstreckten, mal ganz zu schweigen. Ich wusste nicht warum, aber die lebenslänglich anhaltende Körperbemalung verlieh einer Person einfach erst das gewisse Etwas. Vielleicht mochte ich es auch einfach deshalb gerne, weil es Männer noch etwas respekteinflößender aussehen ließ, was angesichts meiner traumatischen Erfahrungen kaum ironischer hätte sein können. Aber obwohl ich schon so viele schlechte Erinnerungen an die Männerwelt hatte stand ich nun mal einfach nicht auf Waschlappen. Es gab ungefähr nichts, das mich mehr langweilte, als ein Mann, der mir bedingungslos zu Füßen lag und bei dem ich nur mit dem Finger zu schnippen brauchte, damit er mir eine neue Handtasche kaufte oder das Abendessen kochte. Die eigene Unterhaltung blieb bei mir in solchen Fällen einfach vollkommen auf der Strecke, wenn ich einfach so alles bekam, das ich haben wollte. Es fehlte der Reiz, also musste eigentlich ein eher etwas dominanterer Kerl her... nur durfte der wiederum auch nicht so dominant sein, dass es mir Angst machte und da eine gute Zwischenlösung zu finden war schier unmöglich. Das war wohl der Grund dafür, weshalb nicht nur eine potenziell mögliche Partnerschaft, sondern gleich mein ganzes Sexleben unter meinem Kopf leiden mussten. Ich hatte in aller Verzweiflung schon versucht mich stattdessen mit Frauen zu vergnügen, aber es machte mich irgendwie einfach nicht an. Kein bisschen. Ich stand nun mal nicht auf den weiblichen Körper mit Brüsten und einem fülligeren Hintern - hatte ich doch alles selbst, wozu brauchte ich da eine andere Frau? -, sondern auf möglichst großgewachsene Kerle, bevorzugt mit Tattoos und stahlharten Muskeln. Es passte mir so gar nicht in den Kram, dass Iljah rein optisch in dieses Schema nahezu perfekt reinpasste und deshalb besann ich mich nach ein paar Sekunden dazu den Blick wieder von seinen muskulösen, tätowierten Armen abzuwenden. Sah ihn stattdessen direkt an, weil ich mir selbst einen Gefallen damit tun würde nicht noch länger darüber zu philosophieren, warum ausgerechnet er gut aussehen musste. "Erstens brauch' ich keine neuen Freunde, weil mir mein Teenie-Anhang vollkommen ausreicht", war nicht besonders nett, dass er ein paar der mir nähsten Menschen einfach in eine Schublade steckte, obwohl er sie kein bisschen kannte, "und zweitens wärst du der ungefähr eine millionste Kerl, der bei mir auf Granit beißt. Aber bitte... wenn du deine Zeit gern verschwendest, nur zu.", seufzte ich und zuckte mit den schmalen Schultern, bevor ich meine Sitzposition etwas änderte. Ich lehnte mich mit den Ellenbogen nach vorne auf die Tischplatte, weil die Rückenlehne gar nicht mal so gut gepolstert war und hielt den Drink aber weiterhin in meinen Händen. Ziemlich genau auf perfekter Höhe dafür, dass Iljah der Ausblick auf meine Oberweite dabei gezielt versperrt wurde, wenn er nicht unfassbar unauffällig daran vorbeisehen wollte. Ich führte den Strohhalm dann noch für zwei kleine Schlucke ein weiteres Mal an meine Lippen, weil... warum eigentlich? Ich wusste doch selbst mit Abstand am besten, dass ich wirklich nicht viel Alkohol vertrug und der Shot vor ein paar Minuten schon eine blöde Idee gewesen war. In dem Cocktail hier schien zwar glücklicherweise gar nicht so viel Alkohol drin zu sein, wenn man dem Geschmack trauen konnte, aber ich täte mir selbst vermutlich einen großen Gefallen damit für heute den Alkohol einfach sein zu lassen. Zumindest solange Iljah noch hier herumsaß. Dass ich in Hinsicht auf das Nervengift aber nur selten kluge Entscheidungen traf war leider keine Neuigkeit für mich.
+ .Es kommt, wie es kommt - aber so, wie man es ruft. +
Ob und womit ich meine Zeit verschwendete, sollte Irina mal allein meine Sorge sein lassen, denn in meinen Augen lief das ganze Unterfangen hier momentan total super. Wir machten stetig kleinere Fortschritte - die zarte Röte auf ihren Wangen war unsere neuste Errungenschaft -, auch wenn die junge Frau das vermutlich nicht wahrhaben wollte und das ganz anders sah. Allerdings konnte ich so ätzend, wie ich laut ihrer Aussage eigentlich sein müsste, ja gar nicht sein, denn sie saß mir schließlich immer noch gegenüber und ging weiterhin auf meine verhasste Worte im Mund Verdreherei ein. Irina könnte mir jetzt wohl erzählen, was auch immer sie wollte - auch von ihrer Seite aus bestand ein gewisses Interesse an meiner Person, da hatte ich mittlerweile absolut keine Zweifel mehr dran. Ich grinste also relativ selbstsicher vor mich hin, als die Schwarzhaarige augenscheinlich ein wenig genervt mit dem Kopf schüttelte. "Eine Krone würde dir sicher ziemlich gut stehen...", kommentierte ich beiläufig ihren Vergleich mit der Königin von China, aus dem bereits sehr deutlich herauszuhören gewesen war, dass sie das nicht wirklich ernst meinte. Es noch nicht einmal konnte, selbst wenn sie es denn gewollt hatte, denn die einzige chinesische Frau mit kaiserlichem Titel hatte im Jahre 705 das Zeitliche gesegnet. Ab von dieser vollkommen irrelevanten Information, schenkte ich Irina im Folgenden weiterhin meine volle Aufmerksamkeit, weshalb mein Blick dem ihren rüber an die Bar folgte, wo einer ihrer Freunde augenscheinlich gerade dabei war, sich etwas zu Trinken zu bestellen. Als er durch die herumstehenden und tanzenden Menschen einen Blick auf uns erhaschte, grinste er wie ein Honigkuchenpferd und verschwand dann auch schon wieder zu dem Rest der offensichtlich tuschelnden Leute an den Stammtisch. Irina schien dieser kleinen Motivationshilfe scheinbar nichts abgewinnen zu können, quittierte das Ganze wieder nur mit einem leichten Augenrollen, was mich nicht weniger breit grinsen ließ, als ihre Begleitung gerade eben. Nicht zuletzt auch wegen der neugierigen Blicke seitens der Schwarzhaarigen, was mich, je länger sie ihren Blick schweifen ließ, weiterhin in der Annahme bestätigte, dass sie zumindest bereit war, sich noch anzuschauen, was der Abend in seinem Verlauf noch so mit sich brachte. Bis zu dem Zeitpunkt, als Irina angefangen hatte, mich mehr oder weniger unauffällig mit ihren Augen zu scannen, hatte ich ein schlicht schwarzes Hemd zu einer nicht weniger schwarzen Hose und dazu passenden Schuhen getragen. Fehlte nur noch eine weiße Weste - oh, wie ironisch - und man könnte mich hier in den Räumlichkeiten glatt mit dem Personal verwechseln. Anders, als der Großteil der männlichen Bedienungen, fing ich allerdings an, mir meine Ärmeln nach oben zu krempeln, bevor ich mich ebenfalls auf die Ellenbogen stützte und das Glas mit dem letzten bisschen Rum, welches ich anfänglich in Irinas Richtung geschoben hatte, mit den Händen hin und her zu schieben. Dabei umspielte weiterhin das durchweg gut gelaunten Grinsen meine Lippen, welches sich allerdings kurzzeitig verflüchtigte, als ein Schatten über unseren Tisch hinein brach. Es war ohnehin schon nicht wirklich hell hier drin, es fiel also ziemlich schnell auf, wenn die Kellnerinnen und Kellner plötzlich neben einem zum Halten kamen und mit gewohnt freundlicher Miene und gut gelaunter Stimmlage fragten, ob es denn noch etwas sein durfte. Und wie sollte es auch anders sein? Natürlich durfte es noch etwas sein! "Ah, ja, einen Drink für die Dame - kein Vodka und auch sonst nichts Starkes bitte. Für mich noch einen Rum.", gab ich kurzerhand die Bestellung auf, ohne dass ich Irina in dem Punkt irgendwie zu Wort hatte kommen lassen. Während der junge Mann noch ziemlich altbacken alles auf einem kleinen Zettelchen notierte - mittlerweile war in Restaurants oder Bars die elektronische Bestellungsaufnahme üblich -, leere ich mein eigenes Glas mit einem letzten Zug, sodass er das Geschirr bei seinem Abgang gleich mitnehmen konnte. An die Schwarzhaarige richtete er schon gar kein Wort mehr, griff sich das leere Glas und machte auf dem Absatz kehrt. Ich sah ihm noch einen Augenblick lang nach, dann schlich sich wieder das Grinsen auf meine Lippen und ich wendete mich wieder voll und ganz der serbischen Schönheit vor mich zu. Weil ich nun nichts mehr hatte, um das ich meine Hände legen konnte, verschränkte ich sie einfach ineinander, während ich selbst damit anfing, meinen Blick auf Wanderschaft gehen zu lassen. Recht ungeniert, musste ich wohl dazu sagen, aber viel zu sehen gab es ohnehin nicht. So, wie die junge Frau da saß, konnte ich wieder ihre wohlgeformten Brüste ansehen, noch der eher spärlich bis gar nicht bedecke, flache Bau. Enttäuschend, aber so wild war es dann nun auch nicht. Schließlich hatte sie auch ein schönes Gesicht mit hübschen Augen und unglaublich verführerisch weich aussehenden Lippen, die momentan jedoch eher damit beschäftigt waren, ihren Drink zu leeren, damit das alte Glas gleich gegen das neue Getränk getauscht werden konnte. Ob sie das nun wollte oder nicht, war mir dabei ziemlich egal. "Okay, wenn ich aufhöre, dir die Worte im Mund herumzudrehen, versprichst du mir, dem Abend eine Chance zu geben? Glaub mir, ich krieg' dich schon noch dazu, wieder so unbeschwert zu lachen wie zu dem Zeitpunkt, als du mit deiner Freundin getanzt hast. Du musst mich nur lassen.", bot ich ihr in meinen Augen einen absolut fairen Kompromiss an, wobei sich das bis dato ziemlich breite Grinsen nunmehr in ein charmantes Lächeln verformte.
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Ja, das würde sie tatsächlich. Allerdings nur mit entsprechender Regentschaft dazu, weil eine Krone andernfalls lediglich in materiellem Sinne an Wert besaß. Wobei ich sie dann wenigstens verkaufen könnte, um sie gegen etwas anderes einzutauschen, das in meinen Augen besser im Leben zu gebrauchen war. Was wollte ich schon mit Kopfschmuck, für den ich auf der Straße am Ende nur belächelt wurde? Ich würde vermutlich selbst komisch gucken, wenn ich Jemanden mit einer Krone durch die Gegend spazieren sehen würde. "Ja, das würde sie... aber wenn du schon dabei bist leg' bitte auch noch ein Zepter und einen goldenen Thron drauf, ja?", bat ich den Schwarzhaarigen mit einem übertriebenen Blinzeln und einem engelsgleichen Lächeln darum, dass er mir doch bitte gleich das Gesamtpaket liefern lassen sollte, wenn er schon dabei war - obwohl er natürlich mit keinem einzigen Wort erwähnt hatte, dass er mir eine Krone besorgen oder gar schenken würde. Aber ich konnte mir die Dinge eben auch sehr gut drehen und wenden, wie sie mir gerade passten, wenn mir der Sinn danach stand. Eigentlich könnte er mir dann auch gleich noch dazu passende Klamotten mitbringen, die ich mir selbst wohl niemals leisten könnte. Hätte ich zumindest nichts gegen einzuwenden, wenn er das blöde Weihnachtsgeld schon kürzte. Ein Ausgleich wäre da angebracht, grade wo ich doch aktuell ohnehin so viele Überstunden schob. Außerdem hatte ich vielleicht auch einfach ein Faible für Klamotten, wofür der überquellende Kleiderschrank in meinem Zimmer ein ziemlich eindeutiges Indiz war. Ich hielt Iljah stets im Blick, während er damit beschäftigt war sich die Ärmel hochzukrempeln und mir dann auch auf dem Tisch noch ein Stück weit entgegenzukommen. War okay, solange er seine Pfoten weiterhin bei sich behielt. Das schien aber gleich gar nicht mehr wirklich von Bedeutung zu sein, denn als einer der Kellner an unseren Tisch kam, ließ der Tätowierte mir noch einen weiteren Grund dafür zukommen, warum er ganz bestimmt in keinerlei Hinsicht eine gute Wahl war - er bevormundete mich. Fragte nicht mit einem einzigen Sterbenswörtchen danach, was und ob ich überhaupt noch etwas wollte, sondern nahm sich stattdessen frei Schnauze das Recht dazu raus, einfach Irgendwas für mich mitzubestellen. War ja nicht so, als säße ich auch noch mit am Tisch und hätte selbst entscheiden können. Ihm und der Bedienung selbst eine Antwort geben können, aber dazu blieb mir gar keine Wahl und noch weniger Zeit. Ich sah dem Kellner noch einen kurzen Moment lang nach, bevor mein leicht funkelnder Blick wieder zurück zu Iljah glitt. "Warum sollte ich? Ich brauch keinen Stiefvater, der mich bevormundet und mich nicht mal danach fragt, ob und was ich trinken will.", patzte ich ihn an und kniff die Augen leicht zusammen, bevor sich meine Lippen erneut an den Strohhalm legten - ohne, dass ich die Augen von seinen abwandte. Ich war vielleicht jung und was Alkohol anbelangte gern ein bisschen verantwortungslos, aber das gab ihm noch lange nicht das Recht dazu hier zu entscheiden, was ich zu trinken bekam und was nicht. War in meinen Augen schon wieder eine ziemlich dreiste Aktion von ihm und ich hatte langsam das Gefühl, dass wir uns hier im Kreis zu drehen begannen. Mir wollte auch nach wie vor nicht einleuchten, was er an mir jetzt urplötzlich so interessant fand. Wir kannten uns schließlich nicht erst seit ein paar Tagen und es gab hier drin sehr sicher noch einige andere Frauen, die ich als hübsch und attraktiv einstufen würde. Womöglich war es einfach nur die Tatsache, dass er nicht tatenlos akzeptieren wollte, dass ich nun mal keine der Frauen war, die ihm bei einer Berührung seiner Finger gleich die Füße küssten oder sich die Klamotten vom Leib rissen. Darauf konnte er bei mir sicher lange warten. Ich leerte das Glas in meiner Hand recht zügig weiter, bis nur mehr ein paar halbe Eiswürfel darin klirrten. Vermutlich nur aus Trotz und ein bisschen aus Frust. Ließ im Anschluss daran mehr oder weniger zwangsweise die Hände sinken und schob das Glas bis an den vorderen Rand des Tisches, kurz bevor der Kellner erneut vorbeischaute und die bestellten Drinks brachte. Ich nickte ihm nur kurz zu, bevor meine volle Aufmerksamkeit wieder Iljah galt und ich das neue Cocktailglas mit den Fingern umschloss. "Aber vielleicht bleib' ich hier sitzen ohne dir den Cocktail versehentlich auf den Schoß zu kippen, wenn du anfängst mich als selbstständiges Individuum zu respektieren, Stalker.", ließ ich ihm noch ein paar ironische Worte zukommen, zog skeptisch die rechte Augenbraue nach oben und tippte abwartend mit den Fingernägeln auf dem Glas herum. Mal ganz unabhängig davon, dass es mir nicht besonders gut gefiel, dass der Russe mich scheinbar schon eine ganze Weile lang hier drin beobachtet hatte, fragte ich mich auch unweigerlich danach, was er bitte anstellen wollte, um mich wieder zum Lachen zu kriegen. Von seinem angeblich ach so tollen Humor hatte ich bisher nämlich noch nicht viel gemerkt, außer, dass er sich auf meine Kosten ausgelegt hatte. Also vielleicht war ich deswegen doch ein kleines bisschen neugierig darauf, was Iljah im Sinn stand. Auch, wenn ich mir wiederum nicht sicher damit war, ob ich es überhaupt wissen wollte. Dass der Schuss irgendwie nach hinten losgehen würde war nämlich gewissermaßen vorprogrammiert, wenn ich weiterhin regelmäßig an einem mit Alkohol versetzten Getränk nippte. Ziemlich zweischneidiges Schwert in diesem Fall.
+ .Es kommt, wie es kommt - aber so, wie man es ruft. +
Aber sicher doch. Sie konnte das Komplettpaket meinetwegen gerne kriegen, aber auf Gold, Platin und Diamanten würde sie wohl leider verzichten müssen. Momentan stand es nämlich weniger zur Debatte, die Rücklagen der Firma für einen solchen Unsinn aus dem Fenster zu schmeißen, auch wenn mir hier und da durchaus der Sinn danach gestanden hätte, einfach meine Sachen mit dem Rest der Kohle zu packen und mich irgendwo an den Strand zu verkrümeln. Leider war das alles nur nicht so einfach, denn wenn das Geld erst mal weg war, dann konnten Vahagn und ich uns die Firma gänzlich von der Backe putzen. So gängige Methoden, wie Insolvenz anzumelden, kam bei illegal agierenden Unternehmen nämlich eher nicht in Frage und wenn nicht einer von uns beiden kurzfristig eine Niere verkaufen wollte, käme man so schnell auch nicht wieder auf das Level, auf dem wir uns aktuell befanden. Demnach müsste Irina also entweder mit einer Krone aus Plastik oder Holz Vorlieb nehmen müssen. Letzteres war ohnehin weitaus umweltschonender - da würde sie der Natur während ihrer Amtszeit als kaiserliche Zicke sogar noch etwas Gutes tun. Und wo wir gerade beim Thema Zicke waren, wäre wohl spätestens jetzt der Zeitpunkt gekommen, an dem vermutlich jeder andere Mann an meiner Stelle aufgestanden und gegangen wäre. Sich einfach eingestanden hätten, dass Irina sich nur so kratzbürstig verhielt, weil sie eventuell doch kein so großes Interesse an ihnen hatte, aber ich sah das Ganze ein bisschen anders. Schließlich war diese Charaktereigenschaft der eigentliche Grund gewesen, warum ich überhaupt hier war und meine rar gesäte Freizeit nicht wie für mich üblich im Bett liegend und ein Buch lesend verbrachte. Party machen war noch nie so wirklich mein Ding gewesen und seitdem ich die 25 Lebensjahre geknackt hatte, ging es ohnehin steil bergab. Rein vom Optischen würde ich natürlich nicht behaupten, dass ich alt war - schließlich hielt ich meinen Körper täglich oder zumindest mehrmals wöchentlich mit Kraft- und Ausdauertraining fit, aber meine Seele... die dürfte inzwischen schon kurz vor der Rente stehen. Geschwister und das kriminelle Metier hatten nun mal nicht immer einen positiven Einfluss auf die Lebenserfahrung. So hatte mir Vahagn beispielsweise unmissverständlich mit auf den Weg gegeben, dass ich niemals und unter gar keinen Umständen Kinder haben wollen würde. Es reichte, dass ich mich mit ihr hatte rumärgern müssen - es noch tat -, da brauchte ich keine abgespeckte Version davon als mein eigen Fleisch und Blut. Danke, aber nein danke. Ironischerweise schien mich aber ab und an trotzdem noch die unbändige Lust zu packen, jemanden erziehen und übers Knie legen zu müssen, der sich in meinen Augen ein Stück zu weit aus dem Fenster gelehnt hatte. Im Augenblick traf das wohl so ziemlich auf die junge Frau mir gegenüber zu, die indirekt ihr Wort gegen mich erhob. Sie brauchte also keinen Stiefvater, der sie bevormundete? Das sah ich ehrlich gesagt ein kleines bisschen anders, aber das wir hier und heute kaum derselben Meinung sein würden, war mir durchaus bewusst, weshalb ich diesbezüglich auch gar nichts mehr sagte. Erst auf ihre letzte Aussage mit einer Antwort reagierte, nachdem ich Irina eine Zeit lang wortlos ansehen und ihre Gesichtszüge gemustert hatte. In der Zwischenzeit kam auch die Bedienung mit unseren Getränken vorbei und gab mir darauffolgend gleich einen weiteren Grund dafür, warum der Schwarzhaarigen ein wenige Strenge sicherlich nicht schaden würde. Schließlich wusste ich, wie alt Irina war und dass sie so verantwortungslos mit dem Alkohol umging, gefiel mir nicht. Es war logischerweise mein Ziel gewesen, sie mit dem Nervengift etwas locker werden zu lassen - sonst hätte ich ihr wohl kaum den zweiten Drink geordert -, aber wenn man das Zeug wegatmete wie Sauerstoff, verfehlte das die eigentlich angepeilte Wirkung meilenweit. Ob sie mir damit nur eins auswischen wollte, weil sie nicht hatte selber entscheiden dürfen, was sie trinken wollen würde? Möglich, und sollte sie es gezielt darauf angelegt haben, machte sie das wirklich gut. Ich knirschte unterbewusst ein wenig mit den markanten Kieferknochen, hielt mich aber mit mahnenden Worten zurück. Wir waren hier nun mal nicht auf der Arbeit, wo sie nach meiner Pfeife zu tanzen hatte und grundlegend war sie, wie sie selbst schon gesagt hatte, alt genug. Brauchte niemanden, der sie zur Vorsicht ermahnte, aber ich hatte die Befürchtung, dass das Ganze noch eine ungeahnte Überraschung für sie bereithalten würde. Na ja. Ich versuchte mich selbst mit meinem Rum abzulenken, indem ich das Glas ein oder zwei Mal ansetzte, ehe ich es wieder zur Seite schob. "Puh, das ist zwar eine echte Herausforderung, aber ich werd's versuchen.", antwortete ich ironisch und mit einem schiefen Grinsen, ehe ich mich auf der Bank wieder nach hinten lehnte. Auf ihre nicht besonders nette Degradierung von ihrem Chef zum Stalker reagierte ich gar nicht erst. Brachte ja nichts, etwas zu leugnen oder mich über etwas zu beschweren, was tatsächlich der Wahrheit entsprach. Ich wusste über sie faktisch nun mal mehr, als das manch anderer hier in dem Lokal tat. Aber genug davon... Die Arme hatte ich beim Zurücklehnen dieses Mal locker auf dem Tisch liegen lassen und suchte nun mit meinem Blick den von Irina. "Trinkst du öfter?", fragte ich nach einem Augenblick der Stille und nickte mit dem Kopf in Richtung des Cocktails, den sie inzwischen auch schon ziemlich fleißig am Vernichten war. Mochte in ihren Augen vielleicht eine belanglose, absolut irrelevante Frage sein, aber eine Antwort darauf würde mir zumindest helfen, einschätzen zu können, wie lange sie denn voraussichtlich noch gerade stand und ob das der letzte Drink war, den sie von mir spendiert bekam.
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Mal ganz davon abgesehen, dass der Schwarzhaarige sich eine ganze Weile Zeit mit einer Antwort ließ, war auch das, was dann schließlich folgte, irgendwie nur semi-zufriedenstellend. Allerdings wagte ich ohnehin zu bezweifeln, dass wir beide hier auf einen wirklich grünen Zweig kommen würde - weswegen mir ja auch nicht klar war, warum er denn nun überhaupt noch hier saß. Zu sagen ich würde mich ein bisschen aufmüpfig verhalten wäre nämlich vermutlich noch untertrieben, aber das lag wohl ausschließlich daran, dass ich hier in der Bar nun mal nicht seine Angestellte war. Dass Iljah mir hier nicht einfach sagen konnte, was ich zu tun und zu lassen hatte. Der Alkohol übernahm dann liebend gern auch noch den Rest und wäre ich nicht so vehement damit beschäftigt, mir den Schwarzhaarigen vom Leib halten zu wollen, würde mir vielleicht mal auffallen, dass vermutlich absolut alles, was ich hier und heute sagte, irgendwann später unschön auf mich zurückfallen würde. Eben dann, wenn ich wieder nüchtern war, wir in diesem blöden Büro saßen - das hatte inzwischen auch die besagte Tischpflanze schon bekommen - und ich es mir nicht mehr erlauben konnte dem jungen Mann auf der Nase herumzutanzen. Weder mit der Arbeit selbst, noch anderweitig und es blieb wohl zu hoffen, dass er einfach professionell dabei blieb. Dass er mich nicht immer wieder spüren lassen würde, dass ich hier vielleicht ein wenig zu frech unterwegs war. Mich beschlich nur das ungute Gefühl, dass eher das Gegenteil eintreten und er sich lieber einen Spaß daraus würde, mich spüren zu lassen, wer denn nun außerhalb der Bar eigentlich die Zügel in der Hand hielt. "Sehr zuvorkommend.", erwiderte ich nicht minder ironisch als der Russe gegenüber, musste aber doch selbst auch ein kleine bisschen lächeln. Lag vermutlich aber nur daran, dass das schiefe Grinsen fast ein bisschen ansteckend war und ich das Gefühl hatte, dass das gerade das erste Mal war, dass er mit angehobenen Mundwinkeln nicht im Begriff war mich auszulachen. Was seine folgende Frage anbelangte gab ich erstmal ein nachdenkliches, langgezogenes "Hmmm.." von mir. Dabei fing ich an wieder mit dem Strohhalm in dem Getränk vor mir auf dem Tisch herumzurühren. Die Frage nach dem wie oft war irgendwie ziemlich relativ. Ich trank schon öfter mal ein Glas Wein am Abend, aber das war dann in der Regel nicht besonders voll und vor allem blieb es für gewöhnlich eben auch bei nur einem. Allein schon deshalb, weil ich es mir nicht leisten konnte verkatert auf die Arbeit zu kommen... was auch so ein Punkt war, den ich gerade nicht bedacht hatte. Wenn ich heute frei hatte von dem ganzen Buchhaltungskram, dann fiel das vermutlich morgen schon wieder auf mich zurück. Alkohol war wohl eines dieser Dinge bei mir, mit denen ich vermutlich nie besonders verantwortungsbewusst umgehen würde. War aber auch einfach schwierig, wenn man so gut wie nichts davon vertrug und schon nach einem Schluck gefühlt anfing mit der nächstbesten Straßenlaterne zu tanzen. Demnach müsste ich wohl auch ganz gewaltig lügen, um zu behaupten, dass ich nicht doch langsam merkte, wie der getrunkene Alkohol stetig mehr in meine Blutbahnen überging und mich die Situation etwas weniger streng betrachten ließ. "Oft ist relativ. Kommt schon häufiger vor, dass ich am Abend mal ein Glas Wein trinke, aber dabei bleibt's dann meistens auch. Aus... Gründen.", teilte ich Iljah sehr indirekt mit, dass es sicher besser gewesen wäre mir nur noch einen Sekt oder gar nichts mehr vor die Nase zu stellen, ohne dabei aufzuhören mit dem Strohhalm im Glas zu rühren. Aber er hatte ja nicht gefragt, also war er im Grunde vollkommen allein Schuld daran, wenn er mich aushalten musste. Denn ich konnte wirklich, wirklich anstrengend werden, wenn ich richtig betrunken war. Erstens wurde ich dann häufig etwas anhänglich und zweitens hatte ich immer das Gefühl, als könnte ich Bäume ausreißen. Die Energie musste dann irgendwo hin und es folgten häufig dämliche Ideen meinerseits dafür. Solche, die ich dann auch einfach ohne nachzudenken umsetzte, weil sie in meinem von Alkohol benebelten Hirn ach so toll klangen. Deswegen war jetzt ich diejenige, die mit einem vielleicht minimal verlegenen Grinsen an der Reihe war und den Kopf dabei etwas schieflegte.
+ .Es kommt, wie es kommt - aber so, wie man es ruft. +
Mhm, das hatte ich schon befürchtet. Es wäre also besser, wenn sie nach dem Drink aufhören würde, Alkoholisches zu trinken und stattdessen lieber zum Wasser griff. Andernfalls könnte sie morgen ein ziemlich unschöner Kater heimsuchen und sich dann auf die Arbeit zu konzentrieren hatte ich in meiner Jugend zumindest immer als eine absolute Qual empfunden. Wenn ich dann einmal in hundert Jahren mit damaligen Freunden weggegangen war und wir uns hatten volllaufen lassen, dann brauchte ich darauffolgend immer ein oder - je nach Promillewert - zwei Tage, um mich vollständig von der absoluten Eskalation zu erholen. Irina hingegen hatte morgen wieder zur regulären Zeit im Büro zu sitzen, eine Krankmeldung würde ich in dem Fall nicht akzeptieren. Allerdings war ich auch so fair, es nicht noch weiter darauf anzulegen, sie abzufüllen, sondern würde bei einer eventuellen nächsten Bestellung nur noch eine Flasche Wasser ordern. Ich war für meinen Teil was den Rum anging auch ausreichend bedient, da passte sich das ganz gut. Vom angeheitert oder gar betrunken sein war ich zwar noch meilenweit entfernt, aber ich wollte es schlichtweg auch einfach nicht drauf anlegen. Ich genoss meine Drinks und würde sicherlich nicht mit der jungen Frau um die Wette eifern. Alkohol nur aus Trotz zu trinken, weil mir irgendetwas oder irgendjemand gegen den Strich ging, war nämlich so gar nicht meine Art, da brauchte Irina um keine Konkurrenz zu fürchten. "Verstehe. Meinst du nicht, dass du zwischendrin dann lieber mal einen Schluck Wasser trinken und etwas essen solltest?", fragte ich nachdenklich, ohne die Serbin dabei aus den Augen zu lassen. Mein Tonfall war inzwischen wieder bei vollkommen neutral angelangt, lediglich eine leicht besorgte Note mochte in der durchaus ernst gemeinten Frage mitschwingen, wobei das schmale Grinsen weiterhin auf meinem Gesicht Einzug hielt. Dabei ging es mir noch nicht einmal darum, ihr vorzuschreiben, was sie zu tun oder zu lassen hatte - Irina hatte mir ja unmissverständlich klar gemacht, wie wenig sie davon hielt, bevormundet zu werden. Deshalb formulierte ich die Worte auch eher zu einer Art... Handlungsempfehlung um. Konnte sie machten, musste sie natürlich nicht - war aber halt besser. "Ich kenne hier in Moskau einige ziemlich gute Streetfood Buden. Interesse? Du darfst dir auch selber aussuchen, was du essen möchtest.", ergänzte ich meinen indirekten Vorschlag, die Sache mit dem Alkohol für heute gut sein zu lassen um eine Alternative dazu. Nahm ihr gegen Ende mit ein paar reichlich ironischen Worten auch noch die Angst, dass ich ihr wieder nur irgendetwas vor die Nase setzen würde, sondern sie gerne selbst entscheiden durfte, wonach ihr der Sinn stand. Ein bisschen frische Luft und fettiges, dafür sehr gutes Essen würde ihr in jedem Fall sicher guttun, um etwaigen Schwierigkeiten am morgigen Tag vorbeugen. Und weil ich Moskau wie meine Westentasche kannte, brauchte sie mir nur sagen, nach welcher Küche sie denn gerne speisen wollte und ihr Wunsch sollte in Erfüllung gehen. Mit lediglich zwei Glas Rum konnte ich mich auch noch problemlos hinters Steuer setzen. Falls es ihr also nach Speisen gelüstete, dessen Restaurants oder Imbissbuden eher auf der anderen Seite der Stadt vertreten waren, dann sollte es auch daran nicht scheitern. Ich war da offen für alles und wartete nur noch auf eine Antwort der Schwarzhaarigen. Vielleicht hatte sie aber auch schon etwas gegessen, bevor sie mit ihren Freunden in die Bar gegangen war. Dann hätte sich das Thema natürlich erledigt und ich müsste mir etwas anderes einfallen lassen, um aus dieser stickigen Bar herauszukommen. Es war zwar noch nicht besonders spät, aber die Luft hier drin war nicht wirklich das Wahre und mir gingen die umstehenden Menschen langsam aber sicher ziemlich auf den Geist. Außerdem bekam ich durch das teils ziemlich schrille Gelächter, sowie das Gegröle mehr oder weniger passend zu der im Hintergrund laufenden Musik Kopfschmerzen. Ich würde es also tatsächlich begrüßen, hier schon bald den Rückzug antreten zu können. Im besten Fall natürlich mit der jungen Frau im Schlepptau, weil ich weiterhin gerne mehr über sie erfahren würde, als das durch bloßes Stalking möglich war und das gerade in ihrem angeheiterten Zustand sicher ein Stück weit einfacher war. Aber wenn sie sich dazu entschied, hier bei ihren Freunden zu bleiben... na ja, dann musste ich entweder mit den Kopfschmerzen und der dadurch zunehmenden Gereiztheit leben oder aber ich versuchte sie ein anderes Mal in ein Gespräch zu verwickeln. Wenn sie voraussichtlich wieder nüchtern war und die Chancen, etwas mehr über ihr Privatleben herauszukriegen, eher schlecht standen.
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Klang eigentlich gar nicht so verkehrt. Ich gehörte wohl genauso wie mindestens neunzig Prozent der Weltbevölkerung zu dem Anteil an Menschen, der früher oder später sowas wie Heißhunger schob, wenn er Alkohol in nicht zu kleiner Menge konsumierte - natürlich jeweils am eigenen Verträglichkeitslevel bemessen. Der Körper verlangte dann einfach von selbst nach einem Ausgleich zum Nervengift, sollte die Nahrung wohl einfach etwas beim Neutralisieren helfen. War dann nur meistens ohnehin schon viel zu spät dafür, wenn der Heißhunger einsetzte und der spätere Effekt des Katers ließ sich wohl maximal noch abschwächen, ein bisschen eindämmen. Aber grade das käme mir sicherlich zu Gute, wenn ich morgen auf der Arbeit nicht vollkommen unbrauchbar sein wollte. Natürlich konnte auch eine Schmerztablette einige der Kater-Symptome mildern und zumindest den Kopfschmerz beseitigen, aber sie nahm einem leider nicht die schwer lastende Müdigkeit und das komplette ausgelaugt sein des Körpers. Koffein konnte auch nur mäßig Abhilfe schaffen, wenn der Körper erst einmal so richtig am Boden war und mit dem Ausnüchtern gekämpft hatte - zumindest bei mir. Also an sich wäre es ganz bestimmt sinnvoll etwas essen zu gehen und dem Alkohol für heute abzudanken. Das Problem daran war halt nur, dass ich dann zeitweise mit Iljah allein war. Irgendwo an welcher Ecke Moskaus auch immer, hatte ich doch keinen Schimmer davon, wo es letztlich hingehen würde. Oder er wollte eigentlich gar nichts essen gehen, sondern mich nur dazu bewegen freiwillig in sein Auto einzusteigen, damit er mich unbemerkt bis zu sich nach Hause entführen konnte... oder woanders hin, wo mich Niemand jemals finden würde. Völliger Blödsinn, würde sich doch mindestens der Amerikaner fragen, wo ich abgeblieben war, aber meine Paranoia leistete gerade wieder ganze Arbeit und deshalb nippte ich erst ein paar mal sichtlich grübelnd an dem Cocktail vor mir. Ließ bestimmt an die fünf Minuten ins Land ziehen, in denen ich die sich drehenden Eiswürfel förmlich mit den Augen zerbohrte, bis ich mehr oder weniger zu einem Ergebnis gekommen war und den Blick wieder in Iljahs Gesicht anhob. Zwar war ich mir immer noch nicht sicher, was ich in sein Grinsen nun hineininterpretieren sollte, oder konnte und was nicht, aber die Aussicht auf etwas zu Essen war einfach ziemlich verlockend. Gerade dann, wenn ich mir im Grunde Alles wünschen konnte. "Na gut... aber keine Spielchen, verstanden? Wär nicht das erste Mal, dass ich mich aus einem fahrenden Auto werfe, also zwing' mich nicht dazu." Ich streckte den Zeigefinger am Glas in Iljahs Richtung aus, zog zur Unterstreichung noch kurzzeitig eine Augenbraue nach oben. Ich musste ja nicht unbedingt dazu erwähnen, dass jenes Auto wahrscheinlich nur um die 30 Stundenkilometer gefahren war und ich nicht auf Beton in der Innenstadt, sondern in einem Graben gelandet war. Wenn es sich irgendwie vermeiden ließ würde ich die Sache auch ganz bestimmt nicht wiederholen, hatte schon das Aufschlagen auf dem Gras wirklich genug weh getan. Von den anschließenden, hässlichen blauen Flecken mal ganz abgesehen. Ich hob das Glas in meiner Hand noch einmal an um einen etwas größeren Schluck ohne Halm zu nehmen, aber leer war das Glas danach trotzdem nicht. Wenn ich den Mist jetzt exte, dann könnte Iljah förmlich dabei zusehen, wie ich in ein paar Minuten von Schritt zu Schritt mehr schwankte. Trotz des nicht ganz geleerten Glases stand ich mit einem letzten Blick in seine Richtung auf und machte Kehrt, um Ksenia meine Handtasche abzunehmen. Als ich bei ihr ankam und sagte, dass ich mich doch tatsächlich mit dem Russen verziehen würde, sah sie mich mit einer Mischung aus Skepsis und Sorge an. Stand auf und fragte, ob ich denn das Pfefferspray dabei hatte - als würde ich noch ohne rausgehen. Ich bejahte mit einem leichten Augenrollen und sagte ihr, dass sie sich keine Sorgen machen sollte - obwohl die bestimmt sehr angebracht waren -, bevor ich ihr einen flüchtigen Kuss auf die Wange drückte und mich zum Gehen wendete, noch dabei die schwarze Handtasche schulterte. Ksenia abzuwimmeln hatte sicher acht oder neun Minuten gedauert, weshalb der Schwarzhaarige bereits nahe des Ausgangs auf mich wartete. Ich angelte noch meinen schwarzen Mantel von der Garderobe und zog ihn an, warf die Tasche erneut über meine Schulter und ging dann erst nach draußen, bevor ich dem jungen Mann meinen Wunsch eröffnete. Hier musste ich schlichtweg weniger laut sprechen und außerdem wollte ich einfach ganz gern so schnell wie möglich an die frische Luft. War einfach immer bis zu einem gewissen Grad stickig, wenn sich viele Menschen in einem Raum tummelten. "Irgendwas asiatisches, bitte... danke.", säuselte ich förmlich meinen Wunsch zu Iljah rüber und sah ihn mit einem recht unbeschwerten Grinsen an, weil der erste Cocktail gerade seine Wirkung weiter zu entfalten schien. Aber das war gerade absolut okay für mich - der Alkohol beseitigte nämlich nicht nur ganz im Allgemeinen ein paar Hemmschwellen, sondern auch einen Teil meiner Angst davor mit dem Schwarzhaarigen allein zu sein. Ob das jetzt gut oder schlecht war sei mal dahingestellt, hatte dieser Schutzmechanismus in meinem Hirn doch eigentlich einen Sinn, aber das mit dem Nachdenken wurde mit Alkohol eben auch ein bisschen schwerer.
+ .Es kommt, wie es kommt - aber so, wie man es ruft. +
Irina konnte wohl von Glück reden, dass ich im Verhältnis zu den meisten anderen Männern wirklich geduldig war. Sie - noch - nicht zu irgendetwas drängen wollte und ihr die Zeit gab, die sie zu brauchen schien, um sich für oder gegen einen gemeinsamen Ausflug zu einem Restaurant oder Imbiss ihrer Wahl zu entscheiden. Andernfalls hätte ich mein Angebot innerhalb der ersten zweieinhalb Minuten vermutlich schon wieder zurück gezogen und es gut sein lassen. So wartete ich stattdessen geduldig auf eine Antwort der Schwarzhaarigen, während ich noch ein oder zwei Mal an meinem Rum nippte, der darauffolgend irgendwann auch schon wieder leer war. Die junge Frau entschloss sich dann nach einer kleinen Ewigkeit der Überlegung aber schließlich tatsächlich dazu, mit mir mitzukommen und sich von mir zum Essen einladen zu lassen. Allerdings nur unter der Voraussetzung, dass ich keine Mätzchen machte, weil sie sich ansonsten aus dem fahrenden Auto schmeißen würde. Ich kam nicht drum herum, auf die bildliche Vorstellung zu dieser Aussage einmal etwas lauter zu lachen, ehe ich mit den breiten Schultern zuckte und parallel dazu als Zeichen des Einverständnisses mit dem Kopf nickte. Allerdings konnte ich es mir nicht verkneifen, Irina darauf hinzuweisen, dass mein Mercedes bei über zwanzig Stundenkilometern die Türen selbstständig verriegelte und ein Ausstieg während der Fahrt somit unmöglich machte. Sie müsste schon das Fenster einschlagen, wenn sie sich in meiner Gegenwart dermaßen unwohl fühlte, dass sie das Auto auf schnellstmöglichem Wege verlassen wollte. Ich bezweifelte jedoch, dass sie derart viel Kraft aufbringen konnte, um die doppelte Verglasung der Scheiben mit bloßen Fäusten zu zerstören. Eher brach sie sich dabei vermutlich die Hand. Meiner Meinung nach hatte sie allerdings kaum etwas zu befürchten. Schließlich brauchten Hunter und ich sie noch. Die Angst, dass ich sie einfach von der Bildoberfläche verschwinden lassen würde, konnte ich ihr also reinen Gewissens nehmen. Vielleicht irgendwann einmal, wenn sie ausgedient hatte oder Mist baute, aber definitiv noch nicht heute. Meine Augen ruhten demnach vollkommen entspannt noch einen Moment lang auf Irina und beobachteten mit gewisser Skepsis, wie sie einen Großteil der Cocktails noch trank, ehe das Glas mit einem minimalen Restinhalt zur Seite geschoben wurde und sie aufstand. Offensichtlich um sich von ihren Freunden zu verabschieden, was mir unter den Umständen gerade sehr gelegen kam. In der Zwischenzeit konnte ich nämlich die Getränke bezahlen gehen und ging somit einer Unterhaltung mit ihrem Teenie-Anhang ganz geschickt aus dem Weg. Während Irina sich also in Richtung ihres Stammtisches bewegte, schnappte ich mir meinen Mantel und unsere beiden Glaser, um sie rüber zu der Bar zu bringen - ich fands irgendwie nicht richtig, mein Geschirr herumstehen zu lassen, nur weil es ja Leute gab, die für das Abräumen bezahlt werden -, wo ich mich mit einem angemessenen Trinkgeld von dem Barkeeper und einer in unmittelbarer Nähe stehenden Bedienung verabschiedete. Den Trenchcoat, welcher farblich zum Rest der ansonsten ebenfalls schwarzen Kleidung passte, zog ich mir dann auf dem Weg in Richtung Tür an, von wo aus ich mit meinem Blick wieder nach der jungen Frau Ausschau hielt. Mittlerweile war es eine ganze Ecke voller geworden, was auch den plötzlichen Anstieg der Temperatur und der stickigen Luft hier drinnen erklärte. Meine Jacke hätte es da definitiv nicht gebraucht, aber Irina tauchte schon bald zwischen zwei tanzenden Kneipengängern auf und schien nicht weniger startklar zu sein, als ich. Ich hielt ihr daraufhin die Tür auf und ließ sie vorgehen, bevor ich ihr mit den Händen in den Jackentaschen folgte. Es sollte dann auch gar nicht lange dauern, bis sie mir mitteilte, nach welchem Land - oder wohl eher Kontinent - ihr essenstechnisch gerade der Sinn stand, was ich wieder mit einem schwachen Nicken zur Kenntnis nahm. Gedanklich begann ich schon auf dem Weg zum Auto - welches ich in dem Sinne ziemlich unvorteilhaft ein paar Straßen weiter geparkt hatte - über ein paar Imbissbunden nachzudenken, die in meinen Augen taugliches Essen anboten und um die Uhrzeit vor allem noch geöffnet hatten. Glücklicherweise war es hier inmitten der Großstadt aber gar nicht so schlimm, wenn man mitten in der Nacht noch auswärts essen wollte. Die meisten Gastronomen in unmittelbarer Nähe von Stripclubs, Diskotheken und Bars setzten auf Betrunkene als zahlende Kundschaft. Allerdings war nicht jeder Imbiss qualitativ auch immer gut, denn Menschen, die bereits einiges gebechert haben, waren in der Regel ziemlich anspruchslos, was das Essen anging, weshalb ein paar der mir in den Kopf gekommenen Optionen auch schon wieder hinfällig waren. Letztlich fiel meine Wahl auf ein kleines asiatisches Restaurant in der Nähe des roten Platzes, vor dessen Tür man einen verdammt guten Ausblick auf die historisch bedeutsame Kathedrale und das Mausoleum hatte. Zwar war ich mir nicht ganz sicher damit, inwieweit Irina noch aufnahmefähig sein würde, wenn wir erst einmal dort angekommen waren, denn die reine Fahrtzeit dorthin betrug sicher eine gute halbe Stunde, aber wenn der zweite Cocktail bis dahin seine Wirkung noch nicht komplett entfaltet hatte - was ich jedoch ziemlich stark bezweifelte -, dann konnte sie während des Essens noch einen Blick auf die farblich absolut auffallenden Gemäuer werfen, wenn sie denn wollte. Bis dahin galt es allerdings erst einmal die Autofahrt zu überstehen. Es brauchte uns sicherlich an die zehn Minuten, bis wir die schwarze S-Klasse erreichten und ich mittels Funkschlüssel die Türen entriegelte. Dann wartete ich auch nur noch darauf, dass Irina auf der Beifahrerseite Platz nahm, ehe ich mich selbst hinter das Steuer fallen ließ. "Wenn dir kalt wird, sag bescheid. Sitzheizung ist der Knopf hier...", klärte ich sie mit einem entsprechenden Hinweis durch meine Hand darüber auf, dass sie, wenn die kalten Temperaturen - es war nun doch in der Nacht ganz schön abgekühlt -, ihr in die Kleider krochen sich im übertragenen Sinne erst einmal den Hintern wärmen konnte, indem sie den Knopf der Sitzheizung betätigte. Reichte das nicht aus, konnte ich sie Heizung natürlich immer noch anschalten, aber im aktuellen Augenblick genoss ich die frische Luft mitsamt ihrer Kälte, auch wenn das Sitzleder mir selbst durch die Hose eine leichte Gänsehaut über den Rücken jagte.
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Mein Wunsch bezüglich der ausgewählten Küche schien bei Iljah angekommen zu sein und ich warf noch einen letzten, flüchtigen Blick über meine Schulter hinweg in Richtung des Bareingangs. Für einen Rückzieher war es jetzt in jedem Fall zu spät und mit jedem Schritt mehr, den wir von der Bar wegmachten, kam auch wieder ein leicht mulmiges Bauchgefühl auf, das nicht dem Alkohol zu verschulden war. Zwar wusste ich eigentlich, dass der Schwarzhaarige mir allein schon wegen der Sache mit der Geldwäsche kaum ein Haar krümmen würde, aber meine Paranoia verleitete mich irgendwo auf halber Strecke zum Auto dazu trotzdem beiläufig das GPS-Signal meines Smartphones anzumachen. Einfach nur für den Fall, dass ich heute nicht mehr oder erst extrem spät nach Hause kam - aus mir noch unerfindlichen, hoffentlich nicht eintretenden Gründen - und Ksenia wissen wollte, wo ich abgeblieben war. Ich glaubte nicht, dass mir sowas im Ernstfall wirklich den Arsch retten würde, aber ich nahm gerade jeden Strohhalm, an dem sich meine Paranoia festhalten und beruhigen konnte, dankend entgegen. Das Handy wanderte zurück in meine Handtasche und es dauerte trotzdem noch eine kleine Weile, bis wir letztlich bei dem schwarzen Wagen ankamen. Warum er wohl so weit weg geparkt hatte? Wäre ich nüchtern gewesen, dann wäre ich mit ein bisschen nachdenken vielleicht tatsächlich darauf gekommen, dass der junge Mann nicht gewollt hatte, dass ich sein Auto entdeckte. Schließlich hatte ich es bis zum heutigen Tag schon mehr als oft genug gesehen, um den Tätowierten eindeutig daran festmachen zu können. Selbst das Kennzeichen hätte ich wahrscheinlich aus meinen grauen Zellen abrufen können, wenn ich kurz darüber nachdenken würde. Nur war ich halt nicht nüchtern, sondern hatte zunehmend mehr einen im Tee und dachte in diese Richtung gar nicht erst. Vielleicht wollte mein beschwipstes Hirn auch einfach lieber weiterhin glauben, dass er nur wegen der Empfehlung eines Freundes in die Bar gekommen war und nicht, um mir nachzustellen. Am Mercedes angekommen zögerte ich wohl unweigerlich noch einen kurzen Moment damit die Tür aufzuziehen, als meine schmalen Finger an dem kalten Griff lagen. Aber wie schon einmal erwähnt hatte ich meine Entscheidung bereits getroffen und so atmete ich nur kaum merklich einen Moment lang etwas tiefer durch, bevor ich die Beifahrertür aufzog und mich wenig später in den weichen Ledersitz sinken ließ. Ich war zwar kein fanatischer Auto-Enthusiast, aber ein bequemer Sitz und ein elegantes Interieur hatten schon was für sich. Es war nicht das erste Mal, dass ich in einem schönen Auto saß, aber ich genoss es wirklich ein Stück weit für ein einziges Mal nicht auf einem der wahnsinnig spärlich gepolsterten Sitze der Straßenbahn oder in der U-Bahn sitzen zu müssen. Iljah richtete meine Aufmerksamkeit schon bald auf ein kleines Detail, wofür ich aufrichtig dankbar war. Ich lebte vielleicht in Moskau und war deshalb ein Stück weit an das Klima gewöhnt, während nebenher noch der Alkohol ein bisschen von innen heizte - beziehungsweise die Wahrnehmung für Außentemperaturen betäubte -, aber ich war immer noch eine Frau. Noch dazu keine ganze, nur eine halbe Russin und dementsprechend nur bedingt gut gegen Kälte gewappnet. Kaum hatte ich mich angeschnallt und der junge Mann lenkte den Wagen auf die Straße, fand mein Zeigefinger dementsprechend den Weg zum Knopf für die Sitzheizung, damit die Wärme sich schon bald an meinem Hintern und meinem Rücken ausbreiten konnte. "Nachts ist es immer kalt... ich bin wohl einfach mehr Serbin als Russin.", murmelte ich ironisch, aber der recht gut gelaunte Unterton blieb. Der Alkohol leistete wie immer allerbeste Arbeit in meinem Körper. Ich ließ meine rechte Hand für eine kleine Weile etwas geistesabwesend über das noch kalte Leder der Beifahrertür wandern, bevor ich mit den Fingern innehielt und wieder zu Iljah rübersah, sein Gesicht einen Moment lang musterte. Mir schien als käme sein markanter Kiefer durch die Tattoos am Hals im Profil betrachtet gleich noch besser zur Geltung. Es war nicht so als würde ich gezielt nach Dingen an ihm suchen, die mir gefielen, aber er sah nun mal einfach gut aus und das fiel mir auch nicht heute zum ersten Mal auf. "Warum hast du eigentlich keine Frau Zuhause sitzen, sondern treibst dich in Bars rum, hmmm?", stellte ich ihm doch eine etwas persönlichere Frage. Einfach nur, weil ich neugierig darauf war, wie er darauf reagierte und ob er sich nur wieder geschickt herauswinden würde, weil er das gut konnte und keine Notwendigkeit darin sah mir stattdessen eine ehrliche Antwort zu geben. Immerhin war er ein paar Jahre älter als ich und durchaus im Alter für eine längere, feste Beziehung oder gar eine Heirat. Natürlich wusste ich, dass sich kriminell sein eher schlecht mit einer gesunden Beziehung vereinbaren ließ, aber es ging mir wohl auch mehr um seine Reaktion und weniger um den Inhalt der Antwort. Schließlich machte es im Grunde nicht wirklich einen Unterschied für mich. Ganz gleich, ob er nun eine Freundin in seinen eigenen vier Wänden sitzen hatte oder nicht - ich sollte und würde mich davor hüten das ändern zu wollen. Iljah konnte nicht weniger Gift sein als andere Kartellführer auch und war damit weit davon entfernt gutes Material für eine Affäre oder gar eine Beziehung zu sein.
+ .Es kommt, wie es kommt - aber so, wie man es ruft. +
Ich selbst hatte die Sitzheizung auf niedrigster Stufe eingeschaltet - andernfalls würde ich in dem Mantel noch das Schwitzen anfangen -, als ich den Wagen gerade auf die Straße gelenkt und das Viertel, in dem die Bar lag, verlassen hatte. Vor uns lag nun ein ganzes Stück stures geradeausfahren, was mir tatsächlich sehr entgegen kam. Hieß für mich nämlich weniger Gänge schalten zu müssen und auf Menschen, die plötzlich hinter jeder erdenklichen Ecke einfach auf die Straße springen konnten, musste ich auch nicht aufpassen. Demnach stützte ich den linken Ellenbogen auf der Armatur der Fahrertür ab, um meinen Kopf dann gegen die Hand zu stützen. Mein Blick galt dabei - ganz der vorbildliche Autofahrer natürlich - vollumfänglich dem Geschehen auf der Straße vor mir. Da gab es aber neben ein paar seitlich geparkten Autos, dem ein oder anderen Baum und ein paar Häuserfassaden nur leider nicht viel Spannendes zu sehen, weshalb ich ab und an doch einen Blick auf den Beifahrersitz riskierte. Irina immer mal wieder unauffällig musterte und dabei mit den Gedanken vielleicht auch das ein oder andere Mal ein wenig abschweifte. Jedoch nur für kurz, denn wenn wir beide noch lebend bei dem asiatischen Restaurant ankommen wollten, tat ich gut daran, tatsächlich auch mal ein Auge auf die Straße zu haben. Vor allem deswegen, weil ich von Geschwindigkeitsbegrenzungen immer noch nicht besonders viel hier und deshalb doch einen ordentlichen Bleifuß an den Tag legte. Lediglich die Ampeln an den unzähligen, absolut unübersichtlichen Kreuzungen und den uneinsichtigen Kurven Moskaus nahm ich mit, weil ich selbst eigentlich noch nicht bereit war, dem Leben abzudanken. Ja, ich fuhr des Öfteren wie eine gesengte Sau, wusste aber, an welchen Ecken man sich lieber an die Verkehrsregeln hielt, um unter Umständen tödlichen Unfällen vorzubeugen. War nun mal etwas anderes, wenn die Straße vor mir frei war und ich die verschiedenen Einfahrten gut überblicken konnte, eine ganz andere jedoch, wenn dichtes Gestrüpp oder parkende Lastwagen einem die Sicht nahmen. Bis jetzt war ich offensichtlich auch noch ganz gut mit der Taktik durch den Straßenverkehr gekommen. Andernfalls würde ich jetzt wohl kaum hier hinter dem Steuer sitzen. Jedenfalls kehrte unmittelbar nach dem Anfahren eine angenehme Ruhe ein, die ich für den Moment stillschweigend genoss. Die Kopfschmerzen legten sich dabei auch wieder ein wenig, auch wenn sie für den heutigen Tag wohl kaum mehr gänzlich verschwinden würden. Ohne das Wummern des Basses in der Bar war das unangenehme Drücken aber auszuhalten und würde demnach wohl nicht mehr für schlechte Laune sorgen. Voraussetzung dafür war allerdings, dass es heute auch nicht mehr lauter werden würde, wovon ich zum jetzigen Zeitpunkt aber auch nicht ausging. So wie ich das sah, wäre Irina nämlich maximal noch für das Essen und eventuell anschließende Gespräche zu haben, bevor ich sie dann nach Hause bringen würde. Ein Besuch in einer anderen Diskothek würde sie wohl nicht anstreben und mir lag es fern, ihren betrunkenen Zustand in irgendeiner Art und Weise auszunutzen. Ohnehin hatte das für mich keinen wirklichen Reiz, weil die Passivität mir in den meisten Fällen einfach überhaupt nicht gefiel. Schließlich konnte ich dann auch ganz einfach selbst Hand anlegen, das käme in etwa auf das Gleiche hinaus, wie wenn ein gackerndes, volltrunkenes Weib unter mir lag, die effektiv gar nichts zu einer guten Runde Sex beitrug. Es war mir lieber, wenn beide Seiten gleichermaßen ihren Teil dazu beitrugen, dem Höhepunkt entgegen zu steuern. In erster Linie nur meinem eigenen, weil... na ja, aus Gründen eben, aber das spielte jetzt ja auch nicht wirklich eine Rolle. Ich sollte besser auch nicht zu intensiv darüber nachdenken. Zwar konnte bei mir keinesfalls davon die Rede sein, dass ich auf dem Trockenen saß - denn auch wenn die letzten Tage verdammt stressig waren... unausgelastet wäre das alles überhaupt nicht zu ertragen gewesen -, aber wenn man erst einmal lange genug über die schönen Annehmlichkeiten einer Frau nachdachte und was man damit alles anstellen konnte, dann konnte das letzte Mal lediglich wenige Minuten zurückliegen und das Blut befand sich trotzdem nicht mehr da, wo es eigentlich am ehesten gebraucht wurde. Ich schüttelte also alle Gedanken in diese Richtung ganz bewusst ab und konzentrierte mich im Folgenden eher auf die Frage der zierlichen Schwarzhaarigen auf dem Beifahrersitz, die mich zugegebenermaßen ein wenig überraschte. Vor dem Hintergrund, dass sie ordentlich einem im Tee hatte dann zwar doch wieder nicht, aber für den Augenblick sah ich sie mit einem fragenden Gesichtsausdruck und einer hochgezogenen Augenbraue an. Dann wandte ich den Blick allerdings wieder von ihr ab, ruhig, nicht gehetzt und weiterhin vollkommen entspannt, während ich nachdenklich mit den Schultern zuckte. "Ist nicht so einfach, wenn du... Geld hast und gut aussiehst, weißt du. Außerdem stehen viele Frauen eher nicht auf Kriminelle.", beantwortete ich ihre ziemlich persönliche Frage dennoch wahrheitsgemäß, wenn auch mit einem etwas ironischen Ansatz. War immerhin nichts, woraus man mir ein Strick binden konnte oder das mich anderweitig irgendwie verletzlich machte. Außerdem öffnete es mir eine Tür, die ich am heutigen Abend noch verschlossen geglaubt hatte. Es folge daher prompt die dazu passende Gegenfrage. "Und du? Ich meine, immerhin könnte ich dich das Gleiche fragen.", richtete ich kurz nach meiner Antwort noch ein paar Worte an Irina, sah sie dabei auch wieder an, weil ich gerade an einer roten Ampel anhielt und den Gang rausnahm. Ich konnte mir nämlich eigentlich nicht vorstellen, dass die Schwarzhaarige keinen Freund hatte. Hunter hatte zwar nichts in die Richtung erwähnt, dass einer seiner Männer Irina beobachtet hatte, wie sie zu irgendeinem Kerl ins Bett gestiegen war, aber das musste ja noch lange nichts heißen. Gerade in der heutigen Gesellschaft gab es verschiedenste Arten, eine Beziehung zu führen. Vielleicht lebte ihr Freund also einfach nur in einer anderen Stadt und sie sahen sich bloß alle Jubeljahre mal so von face to face und redeten mittels Videoanruf über die vergangenen Tage. Oder aber die Blondine aus der Bar vorhin, ihre Mitbewohnerin, war eben mehr als nur eine Mitbewohnerin. Möglich war so vieles und demnach blieb mir nur übrig, darauf zu hoffen, dass Irina mit einer so persönlichen Frage nicht weniger locker umging, als ich selbst das tat und mir eine ehrliche Antwort gab.
# Is it all a tragedy? Are we flashes in a rut going in and out of luck? Maybe. #
Es hätte mich wohl gewundert, wenn Iljah nicht irgendwie zumindest ein bisschen überrascht von meiner Frage gewesen wäre. Immerhin hatten wir uns bis zu jener noch mit keinem Sterbenswort irgendwie über wirklich privates Zeug unterhalten. Dass er wörtlich von mir gehört hatte, was eigentlich offensichtlich war - nämlich, dass ich absolut keinen Alkohol vertrug -, machte uns schließlich noch kein bisschen zu Freunden oder guten Bekannten. Obwohl ich mich mit meiner Frage also unter Umständen ein bisschen weit aus dem Fenster lehnte, schien der junge Mann eine ehrliche Antwort tatsächlich zu bevorzugen. Zumindest konnte ich in seinen Gesichtszüge oder seinem Tonfall keine Lüge erkennen, hielt ich ihn doch dauerhaft im Blick, während er redete. War dahingehend ganz praktisch, dass ich keine Ampeln oder den Verkehr begutachten musste. Zwar wusste ich nicht so recht, was ich davon halten sollte, dass der Tätowierte offenbar ziemlich gern chronisch zu schnell fuhr, aber der Wagen selbst trug wohl einiges dazu bei, dass ich mich dennoch recht sicher fühlte. Wäre ganz bestimmt etwas vollkommen anderes gewesen, wenn wir stattdessen in einer alten, rostigen Reisschüssel gesessen hätten, die jede Sekunde auseinander fallen könnte. Und irgendwie machte es Iljah ein kleines bisschen menschlicher, dass er mir offen gestand, dass es wohl überwiegend an der Konstellation seines Jobs, seines Geldes selbst und seiner Optik lag, dass er sich was Frauen anbelangte noch nicht festgelegt hatte. Es gab zwar durchaus Frauen, die sich auf den ersten Blick nicht zu viel aus kriminellen Machenschaften machen wollten, weil sie die ernsthafte Problematik dahinter anfangs gekonnt ausblendeten und stattdessen nur den Hauch von Gefahr und Badboy mit Schotter eine Weile ganz naiv genießen wollten, aber ich war mir ziemlich sicher, dass die meisten davon ganz schnell über alle Berge waren, wenn es mal ernst wurde. Es wunderte mich also eher weniger, dass der junge Mann damit so seine Probleme zu haben schien. Vielleicht sah er es aber auch gar nicht wirklich als ein Problem an, sondern akzeptierte es schlichtweg so, wie es war und lebte sein Leben weiter. Schien in dem Fall ja dann auch irgendwie zu funktionieren. "Das klingt naheliegend, ja.", murmelte ich eine Antwort dazu vor mich hin und sah dabei kurzzeitig runter auf meinen Schoß. Meine Augen fanden allerdings ziemlich schnell wieder das Gesicht des Russen, als er zur entsprechenden Gegenfrage ausholte. Gut gemacht, Irina. Lots' ihn nur immer schön in genau die Richtung von Gesprächen, die du im Grunde kein bisschen führen willst. Machst du großartig. Ich richtete den Blick mit einem leisen Seufzen dann doch lieber geradeaus durch die Frontscheibe auf die Straße, weil mir das in diesem Fall einfach angenehmer war als ihn weiter anzusehen. Auch, wenn er größtenteils wohl wieder auf die Straße sehen musste. "Ich hab schon wahnsinnig viele schlechte Erfahrungen mit Männern gemacht." Ja, so konnte man Vergewaltigung und Zwangsprositution bestimmt ausdrücken, wenn man das wollte. War in jedem Fall eine sehr milde Umschreibung. "Und ich hab einfach keine Lust mehr immer an hochkarätige Arschlöcher zu geraten... wenn du mich fragst zieh' ich die alle magisch an, also lass' ich's lieber ganz. Ich komm' auch ohne ganz gut zurecht.", murmelte ich so ein bisschen vor mich hin und zuckte schließlich mit den schmalen Schultern, bevor ich den Kopf nachdenklich wieder zu Iljah drehte. Was er in Hinsicht auf mein Liebesleben nun alles in diese Worte hineininterpretieren wollte, war wohl ganz ihm überlassen. Es war zwar nur eine Halbwahrheit, die ich ihm da gerade erzählte - beziehungsweise ließ ich wohl sehr viele entscheidende Details einfach weg -, aber es reichte sicherlich dazu aus, um ihm zu verdeutlichen, wo das Hauptproblem lag. Nämlich ganz einfach darin, dass ich aufgrund einiger mieser Erlebnisse lieber gänzlich einen Bogen um den männlichen Anteil der Weltbevölkerung machte, um mich vor weiteren Eskapaden in dieser Richtung zu schützen. Natürlich war nicht jeder Mann ein Vergewaltiger oder ein Kartellführer, aber ich glaubte ehrlich nicht, dass ein ganz normaler 0815-Bürger Moskaus irgendwie besser für mich wäre. Ich war nun mal selbst auch kriminell, wenn auch nur in milderem Ausmaß als beispielsweise der Mann hinterm Steuer, aber ich sah den Tag, an dem ich etwas daran änderte, noch so gar nicht kommen. Man konnte schlichtweg nicht selbst Geldwäsche betreiben und hier und da in Läden mal Kleinigkeiten mitgehen lassen, wenn man ein ganz normales Leben mit Mann und Kind führen wollte. Zumal ich mich jetzt ohnehin noch so gar nicht bereit für ein Kind fühlte. Aber die meisten Männer, die sich im kriminellen Metier bewegten, hatten wiederum nun mal irgendeinen gravierenden Knacks in der Birne und damit konnte ich genauso wenig umgehen. So wie ich das sah würde ich vermutlich irgendwann mit einer Wohnung voll Katzen enden, wenn ich die Angst nicht irgendwann in die Schranken weisen konnte und bis zu einem gewissen Grad hatte ich damit wohl auch einfach schon meinen Frieden geschlossen.
+ .Es kommt, wie es kommt - aber so, wie man es ruft. +
Es hätte mich auch stark gewundert, wenn es das nicht getan hätte. Schließlich fiel es einem doch gerade bei der Wahrheit mit Abstand am wenigsten schwer, einen überzeugenden Eindruck zu hinterlassen. Bei etwaigen Lügen oder Halbwahrheiten redete man sich stattdessen gerne mal um Kopf und Kragen, weil man unglaublich aufpassen musste, dass alle dazugehörigen Komponenten jetzt und auch in der Zukunft zusammen passten. Wenn man also kein geübter Lügner war, riet ich wirklich jedem davon ab, es überhaupt erst zu versuchen. Geriet man damit nämlich an solche Leute wie Hunter - den ich im Übrigen mittlerweile in vielerlei Hinsicht als Referenz anführte, wenn es beispielsweise um cholerische Reaktionen ging -, dann konnte einem das nämlich ziemlich schnell den Kopf kosten. Zwar war man mit der Wahrheit in den meisten Fällen bei dem Amerikaner oder seinesgleichen auch nicht besser dran - war wohl stark davon abhängig, worum es im Konkreten ging -, aber dann starb man wenigstens mit einem reinen Gewissen. Nicht, dass ich mich nicht auch das ein oder andere Mal an einer Notlüge bediente, aber ich versuchte meinem Gegenüber für gewöhnlich erst einmal das Wort im Mund herum zu drehen, damit ich gut dastand und wenn das weniger zufriedenstellend klappte, dann lenkte ich einfach anderweitig vom Thema ab. In der Regel kam ich also immer irgendwie aus einer brenzligen Situation raus. Nichtsdestotrotz war ich ein Verfechter der Wahrheit. Dass man bei gewissen Sachen einfach ein paar Details außen vor ließ, damit man nicht dastand wie ein Psychopath, Vergewaltiger oder Mörder, zählte ja Gott sei Dank nicht zu den Lügen, sondern... na ja, einer nicht ganz vollständigen Wahrheit eben. Aber ich schweifte ab. Ich nickte Irinas Worte also lediglich mit dem klassischen Ich weiß es halt am besten - Kopfnicken ab, bevor die Ampel auf grün schaltete und der Straßenverkehr damit wieder meine Aufmerksamkeit erforderte. Es war um die Uhrzeit zwar verhältnismäßig wenig los, aber nun mal auch nicht nichts und hier und da war ein aufmerksames Augenmerk definitiv nicht verkehrt. In der Zwischenzeit schien die junge Frau auf dem Beifahrersitz über eine Antwort auf meine Gegenfrage nachzudenken und wie bereits in der Bar auch schon, ließ ich ihr dafür ausreichend viel Zeit, indem ich mich einfach geduldig wartend aus Fahren konzentrierte. Offensichtlich schien Irina das Thema ein Stück weit unangenehm zu sein, verhielt sie sich trotz des Alkohols ähnlich seltsam wie an dem Tag im Büro, als ich sie... berührt hatte. Jetzt, wo sie mir nach einer schier unendlich langen Zeit offenbarte, dass sie mit Männern im Allgemeinen bis jetzt wohl nur schlechte Erfahrungen gesammelt hatte, ergab das für mich und meinen weniger benebelten Verstand natürlich auch alles absolut Sinn. Es war ihr also gar nicht konkret darum gegangen, dass Berührungen seitens des Chefs am Arbeitsplatz absolut unangemessen waren - wobei sie damit natürlich Recht gehabt hatte -, sondern viel mehr darum, dass in ungefragt in ihre Komfortzone eingedrungen war, die bis dato laut ihrer Aussage wohl bereits des Öfteren verletzt worden war. Einerseits fühlte ich mich irgendwie schlecht mit dem Gedanken, was ironisch war, denn andererseits zählte ich ja streng genommen auch zu den Arschlöchern, die auf sowas konsequent einen Scheiß gaben, wenn ich mit dem falschen Fuß aufgestanden war. Sehr zu Irinas körperlichem Wohlbefinden brauchte sie aktuell allerdings keine Angst vor mir zu haben. Am heutigen Abend wäre ich ihr einfach ein guter Bekannter, Freund oder Begleiter. Wie auch immer sie mich titulieren wollte, das stand ihr völlig frei. "Verstehe... ist das der Grund, warum du letztens merkwürdig drauf warst?", fragte ich überflüssigerweise noch einmal nach, auch wenn die Antwort auf diese Frage wohl ziemlich naheliegend war. Dennoch wollte ich es auch noch mal aus dem Mund der Tätowierten hören - als finale Bestätigung sozusagen. "Aber davon mal ganz abgesehen, bist du doch noch wahnsinnig jung. Du hast dein ganzes Leben ja noch vor dir, denkst du wirklich, dass aufgeben da eine Option ist? Irgendwann wirst du schon noch jemanden finden, den du mit deiner Kratzbürstigkeit überzeugen kannst.", hängte ich ein paar teils ironische Worten hinten dran, um die aktuell eher angespannte Stimmung wieder ein wenig zu lockern. Das hieß jedoch keinesfalls, dass ich irgendeinen Mist erzählte, nur um sie aufzuheitern. Mit zwanzig hatte sie doch noch kaum gelebt, ihr blieben, wenn es gut lief und sie nicht unter unglücklichen Umständen früh verstarb - auch hier noch mal das Stichwort: Hunter - mal mindestens an die fünfzig bis sechzig Jahre. Wenn die Wissenschaft bis dahin noch einen Schritt weiter war eventuell sogar noch länger und irgendwann würde sie den passenden Deckel zu ihrem Topf finden. Was ich im Übrigen auch von mir glaubte. Ich mochte vielleicht meine Macken haben - und die nicht zu knapp - und die ein oder andere ziemlich kranke Vorliebe haben, aber ich war mir sicher, dass auch für mich da draußen Jemand wartete. Dem es vielleicht nicht egal war, wie kaputt ich war, damit aber umzugehen wusste und mich trotzdem liebte. Bis dahin würde ich aber wohl weiterhin einfach mein Leben leben, durch Bars streunen, um attraktiven Frauen nachzustellen und sie dann durch die Nacht zu einem Schnellimbiss ihrer kulinarischen Vorlieben zu fahren. Gab Schlimmeres, wenn man mich fragte.
# Is it all a tragedy? Are we flashes in a rut going in and out of luck? Maybe. #
Merkwürdig war in meinen Augen womöglich nicht ganz das richtige Wort für meine Reaktion auf Iljahs Berührung. Distanziert traf es meiner Meinung nach schon eher, aber für Jemanden, der mir nicht in den Kopf sehen konnte und nicht wusste, was ich schon alles hinter mir hatte, konnte es sicher auch gewissermaßen merkwürdig rüberkommen. Es sei dem Russen also verziehen, dass er zu diesem eher unschönen Wort griff. So einige andere Frauen wären sicherlich froh über seine Aufmerksamkeit gewesen, aber ich war da schlichtweg wie gewohnt vorsichtig. Nicht zuletzt deswegen, weil mir eben keineswegs unbekannt war, mit wem ich es hier zu tun hatte. Natürlich konnte ich nicht wissen, womit genau er nun all das Geld anhäufte, mit dem er unter anderem den Wagen hier finanziert hatte, aber das wollte ich wahrscheinlich auch gar nicht. Ich fühlte mich schließlich auch so schon unwohl genug in seiner direkten Anwesenheit... also nüchtern zumindest. Gerade eben fiel es mir dank des Alkohols nämlich wirklich erstaunlich leicht die Tatsache zu verdrängen, dass das hier eigentlich kein netter Ausflug zu einem Etablissement mit Speisen meiner Wahl war, sondern dass ich mich noch immer in Anwesenheit meines Chefs befand. Apropos: "Ja, wohl hauptsächlich deswegen... aber dass du mein Chef bist ist immer noch so ein kritischer Punkt, wegen dem ich eigentlich auch jetzt nicht hier sitzen sollte.", gestand ich ihm ein mit seiner Vermutung richtig zu liegen, ließ ihn aber gleich im nächsten Atemzug noch mit ein paar ziemlich sarkastischen Worten wissen, dass meine Begründung von vor ein paar Tagen auch durchaus der Wahrheit entsprach. Es war also keinesfalls eine Lüge gewesen, sondern eben einfach nur die Hälfte der Wahrheit. Was das anbelangte widersprach ich mir inzwischen wohl selbst. Sagte wortwörtlich, dass es im Grunde gegen gewisse Prinzipien verstieß, dass ich jetzt hier saß und ließ mir trotzdem nur allzu gern den Rücken und den Hintern in der luxuriösen Kiste aufwärmen. Womöglich war es aber auch an diesem Punkt einfach nur wieder der Alkohol, der mich wie so oft schrecklich leichtsinnig werden ließ. Was seine noch folgenden Worte anging konnte ich dann ja aber doch nicht anders, als mit einem leichten Grinsen und nach oben gerollten Augen den Kopf zu schütteln. Ja, klar. Irgendwann, wenn ich dann 30 oder noch älter war und mein Leben vielleicht mal sowas wie in fast geregelten Bahnen verlief... ja, dann hatte ich vielleicht mal den Kopf und auch die Nerven dafür, mich mit einem Mann auseinander zu setzen. Aber jetzt gerade? Wirklich nicht. Ich hatte bis vor einigen Tagen noch geglaubt alles so weit im Griff zu haben, da schleppte der Tätowierte einen Bullen von Kerl in sein Autohaus und brachte damit wieder alles durcheinander. Durchkreuzte mir den eigentlich so schön zurechtgelegten Plan, einfach nur noch für ein paar Jahre in Frieden in dem Autohaus zu arbeiten und dann meine Ruhe vor den Sorokins zu haben. Moskau vielleicht zu verlassen, hatte es bisher doch noch so gar nichts Gutes für mich bereitgehalten, wenn man von meinen Freundin mal absah. Aber nein - irgendein Amerikaner wollte sein Geld gewaschen haben und kam dafür ausgerechnet zu Iljah nach Russland. Gab ja nicht genügend andere Länder oder Leute dafür. "Irgendwann, wenn mein Leben sich nicht alle paar Tage mehr neu auf den Kopf stellt... ja, dann vielleicht. Du hast also noch mindestens fünf oder eher zehn Jahre Zeit, dich in Sicherheit zu bringen, weil dich meine Kratzbürstigkeit ja so sehr nicht stören kann, wenn du mich freiwillig quer durch Moskau chauffierst.", provozierte ich ihn mit einem lieblichen Blinzeln absichtlich ein bisschen mit wissendem Tonfall, wobei das keineswegs negativ behaftet klang, sondern eher ein bisschen amüsiert. War eben nur eine beiläufige Feststellung meinerseits, dass ihn meine Art nicht wirklich abzuweisen schien, obwohl genau das eigentlich der Sinn dahinter war. Der Russe hatte also entweder ein Faible für Frauen, die ihn vorerst abwiesen und deshalb nicht besonders nett zu ihm waren, weil er sich einen Spaß daraus machen wollte ihnen hinterherzujagen, oder aber er hatte irgendwann auf dem Weg zum Auto damit angefangen meine Grenzen doch zu akzeptieren. Ich tippte aber eher auf ersteres, hielt ich das doch für weitaus wahrscheinlicher. Er schien mir schlichtweg nicht der Typ Mann zu sein, der schnell aufgab, also blieb ich besser weiter auf der Hut - so weit, wie das mit Alkohol halt möglich war. Wir schienen unserem Ziel schon recht nahe gekommen zu sein, weil der junge Mann den Wagen letztlich auf einen Parkplatz lenkte. Ob ich aussteigen wollte? Vermutlich eher nicht, weil es hier drin deutlich wärmer war als draußen und sich mein Allerwertester sehr gut mit dem bequemen Sitz angefreundet hatte. Außerdem war ich mir nicht sicher, ob ich nicht inzwischen schon schwankte. Jedenfalls war ich heilfroh darum heut auf Absätze verzichtet zu haben, als ich die Tür nach einem letzten, prüfenden Blick in Iljahs Richtung schließlich aufschob und die Füße wieder auf den Boden setzte.
+ .Es kommt, wie es kommt - aber so, wie man es ruft. +
Ich hatte bereits damit aufgehört, über die moralischen Aspekte der Geschichte hier nachzudenken, als ich heute fest entschlossen, Irina in der Bar aufsuchen zu wollen, die Arbeit verlassen hatte. Denn auf kurz oder lang wäre ich wohl zu der Erkenntnis gekommen, dass die einzig wirklich richtige und mit deutlich weniger Risiken und Problem behaftete Option die war, gänzlich die Finger von der hübschen Serbin zu lassen. Weiterhin lediglich eine gute Chef zu Angestellten Beziehung zu pflegen und bei Gott nicht auch nur ein bisschen mehr. Die Schiene, auf der ich momentan mit mehr nur einem halben, als einem vollständig ausgereiften Plan fuhr, würde mich früher oder später mit ziemlicher Sicherheit ziemlich unschön gegen die Wand krachen lassen, aber selbst mich packte mit Ende zwanzig ab und an noch mal der jugendliche Leichtsinn. Mit dem alles immer total easy und absolut unproblematisch aussah, weil er einen schlichtweg manche Aspekte nicht betrachten oder sie gekonnt außen vor lassen ließ. Und ja, in dem Punkt hatte Irina wohl ein weiteres Mal vollkommen Recht. Es wäre auf so vielen Ebenen besser gewesen, wenn wir einfach nur unserer Arbeit nachgekommen wären und es dabei belassen hätten. Aber der Zug war inzwischen abgefahren, ein Zurück gab es nicht mehr. Schließlich hatten wir uns jetzt schon eine ganze Weile lang unterhalten - mal nett, mal weniger weniger nett - und dass Irina auf meinem Beifahrersitz saß, war auch offensichtlich. Es hätte ja noch nicht einmal etwas gebracht, sie jetzt einfach Zuhause rauszuschmeißen und die Sache unter den Teppich kehren zu wollen, weil wir nun mal beide Erinnerungen an die gemeinsame Zeit hatten. Ein Arbeitsverhältnis, wie vor diesem Abend war damit also vollkommen ausgeschlossen. In meinen Augen spielte es also nur bedingt eine Rolle, ob wir den Abend jetzt gemeinsam ausklingen lassen würden oder jeder seinen eigenen Weg ging, das Ergebnis blieb prinzipiell dasselbe. Also zuckte ich auch auf diese Aussage wieder nur schwach mit den Schultern. "Recht hast du. Sowohl was die Aktion im Büro anging, als auch bezüglich dem hier jetzt.", ich machte beim letzten Teil des Satzes eine leicht ausschweifende Handbewegung, die symbolisch den Innenraum des Mercedes einfangen sollte, um meine Worte zu verdeutlichen. Scheinbar schien die junge Frau in dem Punkt aber genau so zu denken, wie ich selbst. Sie wusste es offensichtlich besser und handelte trotzdem gegenteilig. Mittlerweile mochte das vielleicht an dem Alkohol liegen, der ihr in der Hinsicht den Gnadenstoß gegeben hatte, aber sie hatte vorher ausreichend Möglichkeiten gehabt, mir aus dem Weg zu gehen. Dennoch war sie sitzen geblieben und hatte sich von mir bequatschen lassen und hier waren wir nun. Auf der Zielgeraden - im wahrsten Sinne - zu einem Restaurant, damit die gute Frau hier auf dem Beifahrersitz auch ja noch ihr asiatisches Abendessen bekam. Warum und wieso ich das alles für sie tat, war mir bis jetzt immer noch nicht zu einhundert Prozent klar, aber ich wollte mich damit für den heutigen Abend auch gar nicht weiter beschäftigen, wenn ich ehrlich sein sollte. Wäre schließlich nicht das erste Mal, dass ich aus purer Langeweile heraus anfing, mit Frauen zu flirten, nur um am nächsten Tag dann festzustellen, dass sich das Interesse über Nacht verflüchtigt hatte. Letztlich wüsste ich wohl erst, was ich wirklich wollte, wenn ich noch eine Nacht oder auch zwei über den heutigen Abend geschlafen hatte. Bezüglich Irinas noch folgenden Worten konnte ich anfangs nur schief grinsend den Kopf schütteln. Ein Überholmanöver zwang mich aktuell leider dazu, die Augen weiterhin auf der Straße zu behalten, aber als ich jenes recht zügig abgeschlossen hatte, wanderte mein Blick gleich wieder rüber zu der Schwarzhaarigen. "Ich bin ehrlich mit dir, Irina...", setzte ich an, als ich den Wagen kurze Zeit später auf den Parkplatz vor dem Restaurant lenkte. "Ich liebe die Herausforderung. Mit den Fingern zu schnippen und die Welt liegt einen zu Füßen... das ist doch auf Dauer verdammt langweilig. Sich um etwas zu bemühen und am Ende belohnt zu werden fühlt sich meiner Meinung nach so viel besser an. Natürlich birgt das auch gewisse Risiken. Wenn du Pech hast, gehst du am Abend dann mit leeren Händen nach Hause, aber ich sehe das gar nicht so eng. Mal gewinnt man, mal verliert man. Was deine Kratzbürstigkeit angeht... ich finde sie einfach sehr interessant und nein, an ihr stören tue ich mich tatsächlich nicht. Ich würde nur gerne wissen was dahinter steckt, es aber nie wagen, vorschnell über diese Art von Umgang mit unangenehmen Situationen zu urteilen.", ließ ich Irina wissen, was ich zum einen von ihrer für andere Menschen vermutlich ziemlich anstrengende Charaktereigenschaft hielt und setzte sie zudem über ein weiteres, mehr oder weniger privates Detail meines Lebens in Kenntnis. Nämlich, dass ich durchaus beharrlich sein konnte und nicht sofort frustriert mit dem Fuß auf den Boden stampfte, wenn etwas nicht so lief, wie ich das wollte. Indirekt teilte ich ihr durch die Blume damit sogar mit, dass sie keine Angst davor haben musste, mich am Ende, wenn ich sie dann Zuhause abgesetzt hatte, zu enttäuschen, wenn sie mir nicht dankbar in den Armen lag und mir sagte, wie toll sie mich fand, sondern ich einen Korb oder eine vollkommen neutrale Reaktion durchaus wegstecken konnte. Aktuell ging es jedoch erst einmal um etwas ganz anderes. Ich hatte den Motor abgestellt, nur noch einmal kurz zu Irina rüber gesehen und war dann ausgestiegen, um den Wagen zu umrunden und neben der Beifahrertür zum Stehen zu kommen. Ich war mir nämlich nicht sicher, inwieweit der Alkohol ihr mittlerweile zusetzte und einen Sturz am heutigen Abend würde ich sehr gerne vermeiden, wenn das möglich war. Also wartete ich geduldig darauf, dass die junge Frau auf ihren Beinen stand, hatte dabei gut einen halben Meter Abstand zwischen uns gelassen. Mehr als genug Bewegungsfreiheit für die Schwarzhaarige, aber immer noch eine passable Distanz, die ich, wenn nötig, zügig überbrücken konnte, um sie vor einem Sturz zu bewahren. "Wenn du mir sagst, was du Essen möchtest, hole ich es schnell. Dann kannst du hier warten.", bot ich mit einem schmalen Lächeln auf den Lippen an, dass sie ihre Kräfte ruhig schonen und sie nicht damit verschwenden sollte, unsicher taumelnd einen Fuß vor den anderen zu setzen. Zwar war der rote Platz in der Regel weniger ein Ort, an dem ich eine junge Frau alleine lassen würde, weil hier meistens nur irgendwelche kaputten Idioten unterwegs waren, aber heute schien es ausnahmsweise recht leer zu sein und außerdem war der komplette Eingangsbereich zum Restaurant gläsern. Hieß, ich konnte von drinnen auch sehen, was vor der Tür abging und war notfalls rechtzeitig an Ort und Stelle. Auf den ersten Blick schien im Inneren auch nicht viel los zu sein, wenn Irina also nicht gerade irgendetwas ganz Außergewöhnliches oder Spezielles essen wollte, wäre ich sicherlich innerhalb von maximal einer Viertelstunde wieder bei ihr.
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Wir waren uns wohl einig damit, dass sowas wie die Berührung im Büro wegen der Chef-Angestellten-Beziehung grundlegend keine gute Idee war, saßen aber trotzdem zusammen hier im Auto. Ich wohl mehr nur wegen dem Alkohol, aber Iljah handelte Alledem scheinbar ganz bewusst zu wider. Warum er das tat, machte er dann auch unerwartet relativ deutlich: Er war gelangweilt von Dingen - in diesem Fall eben Frauen -, die ihm einfach so zuflogen und dabei keinerlei Anstrengung erforderten. Dass er neugierig war und gerne dahinter kommen würde, was es mit meiner Art von Abweisung denn nun eigentlich auf sich hatte, verriet er mir auch ganz unverblümt und ich wusste wirklich nicht mal ansatzweise, wie ich nun darauf reagieren oder was ich davon halten sollte. Deswegen sah ich den jungen Mann im ersten Moment wohl auch einfach nur verdutzt an, weil ich keinesfalls mit dieser Art von Ehrlichkeit seinerseits gerechnet hatte. An Zielstrebigkeit, Selbstbewusstsein und Ehrgeiz schien es Iljah jedenfalls nicht gerade zu mangeln und an sich waren das vielleicht auch wirklich keine schlechten Eigenschaften... ich wusste nur nicht, wie ich das Ganze in Verbindung mit seinem offenbar vorhandenen Jagdinstinkt beurteilen sollte. Zumal er sich von all meinem Gezicke ja auch wirklich kein bisschen abschrecken ließ. Nein, er fuhr mich stattdessen bis zum roten Platz ans gefühlt andere Ende der Stadt und wollte mir sogar etwas zu Essen spendieren, ohne, dass ich jemals danach gefragt hatte. Wäre es an sich also nicht so nervig für mich, dass der Schwarzhaarige sich partout nicht von meinen abweisenden Worten einschüchtern oder abschrecken lassen wollte, dann hätte man fast meinen können er hätte den Hauch eines Gentlemans an sich. Vielleicht lag das aber auch einfach daran, dass er ein paar Jahre älter war als ich. Wahrscheinlich war er schon lange über den Punkt hinweg, an dem er sich von Abfuhren noch kränken ließ, sondern nahm sie eben einfach hin, wenn man seinen Worten und Taten denn Glauben schenken konnte und er nicht nur irgendeine manipulatives Spiel verfolgte. Wobei theoretisch auch beides möglich war, womit wir dann wieder an dem Punkt waren, dass irgendwie jeder Verbrecher so seinen Knacks in der Birne hatte. Mich selbst schloss diese Regel ja leider auch nicht aus und ich verstand ihn ja selbst in dem Punkt, dass es einfach nichts als langweilig war, wenn ein Mensch einem bedingungslos am Arsch klebte. Das war schließlich auch für mich kein Zustand, nach dem es sich zu streben lohnte. Gerade Beziehungen sollten eher auf Augenhöhe stattfinden und selbst mit flüchtigen Bettbekanntschaften - von denen ich zwar auch nicht viele gehabt hatte, aber nun ja - verlief es sich ähnlich. Einseitig verlaufender Sex war eben nicht viel weniger scheiße als aus dem Gleichgewicht geratene Liebe. Ich hatte wohl noch immer nichts auf seine ziemlich ehrlichen Worte erwidert, als ich letztlich auf den Beinen stand und ich selbst prompt merkte, dass der Gleichgewichtssinn bereits mächtig unter dem Nervengift gelitten hatte. Es war zwar noch nicht so, als würde sich alles förmlich auf den Kopf drehen, aber so ganz wohl war mir auch nicht dabei mich vom Beifahrersitz erhoben zu haben. "Können wir's zukünftig vielleicht lieber Eigensinnigkeit statt Kratzbürstigkeit nennen?", war am Ende wohl Alles, was ich mit einem schiefen Grinsen noch zu Iljahs Geständnis mir gegenüber sagte, als er bei mir auf der Beifahrerseite angekommen war. Ich wollte mich nicht um Kopf und Kragen reden oder ihn anderweitig versehentlich darin bestätigen, dass er mir doch einfach weiter nachjagen sollte, nur weil ich betrunken furchtbar wenig darüber nachdachte, was ich sagte und mir damit schnell mein eigenes Grab schaufelte. Also beließ ich es bei dieser vielleicht minimal unsicher klingenden Aussage, ehe der Tätowierte mir auch schon anbot sich allein um das Essen zu kümmern - wieder ganz der Gentleman, der er eigentlich nicht sein sollte, aber ich nahm dieses Angebot zeitnah mit einem eindeutigen Nicken an. War nämlich besser für alle Beteiligten, wenn ich nicht vor mich hin kichernd im Restaurant stand und damit am Ende noch irgendwelchen Gästen auf die Nerven ging, während der gutaussehende Russe damit beschäftigt war mich auf den Beinen zu halten. "Das wär lieb, ja..." Lieb. Iljah und Lieb. Schien als würde meine Wahrnehmung sich sekündlich weiter in eine verkehrte Richtung bewegen. "Gebratene Nudeln... nur keine Meeresfrüchte bitte.", definierte ich meinen Essenswunsch nicht zu genau, weil ich die Speisekarte hier eben schlichtweg nicht kannte. Aber ein paar gebratene Nudeln mit Gemüse oder auch Hähnchen hatte eigentlich jeder Laden in dieser Richtung. Trotzdem wollte ich auf Nummer sicher damit gehen, dass er mir nichts mitbrachte, was ich nicht mochte, weil alles außer Fisch von mir aus gerne im Meer bleiben konnte, statt sich auf meinen Teller - oder in meine Pappschachtel - zu verirren. Ich entließ den jungen Mann wenig später zwangsweise aus meiner Anwesenheit, als er sich schließlich auf den Weg nach drinnen machte, um das versprochene Essen zu besorgen. Ich sah ihm schwach lächelnd nach, bis er im Inneren des Gebäudes verschwand und seufzte dann leise. Vielleicht aus Selbstmitleid, vielleicht aus Zufriedenheit, vielleicht aber auch einfach nur, weil ich die kühle Nachtluft gerade doch ganz willkommen hieß. Zwar vermochte auch die mir den Kopf nicht vollständig aufzuklaren, aber sie machte mich ein bisschen wacher und so schritt ich nach vier oder fünf Minuten leicht schwankend lieber zur Front des Wagens, von wo aus ich ganz einfach auch einen besseren Ausblick auf die Umgebung hatte. Ich lehnte mich etwas in Richtung Fahrerseite versetzt gegen den Kühler, schob die Hände in die Jackentaschen und sah mir die auffälligen Gebäude an, die bei Nacht durch entsprechende Beleuchtung noch mal eine ganz andere Wirkung hatten. Als das nach etwa sechs Minuten aber ein bisschen langweilig wurde, wanderten meine Augen bis nach oben in den Himmel und ich legte den Kopf ein wenig in den Nacken. Es war eine klare Nacht und mein betrunkenes Hirn fing allen Ernstes an die hellen Punkte auf der dunklen Oberfläche zählen zu wollen, weshalb mir auch nicht auffiel, dass sich mir Jemand näherte. Der junge Mann stand demnach schon fast vor mir, als ich den Blick wieder sinken ließ und ihn mit den Augen erfasste. Das Lächeln, das sich bis jetzt ziemlich leicht auf den Lippen hatte halten lassen, erstarb dabei sofort. "Kirill, was..", setzte ich dazu an ihn danach zu fragen, was er hier machte oder was er von mir wollte. Schon dabei stellte ich mich zurück auf die Beine, um nicht noch kleiner zu wirken als ohnehin schon - als würde es was ändern. "Sssch, kleines Ding... du kommst mir gerade recht.", verbot mir der Mann Mitte Zwanzig breit grinsend das Wort und drang dabei eindeutig viel zu weit in meine Komfortzone ein, indem er die Hand anhob und mir einen Finger auf die Lippen drückte. Ich drehte den Kopf zur Seite weg und suchte die gläserne Fassade des Restaurant nach Iljah ab, schluckte leise. "Du weißt, dass ich nicht mehr...", setzte ich zu einem neuen Satz an, aber der weitläufige Verwandte der Sorokins, der selbst wohl allerhöchstens zur Mittelschicht des Clans gehörte, lachte nur leise und zwang mich dazu ihn wieder anzusehen, indem er nach meinem Kiefer griff. "Oh bitte, Irina... wir wissen beide, dass du immer die nutzlose, kleine Edelnutte bleiben wirst, zu der sie dich gemacht haben.", schnaubte Kirill süffisant vor sich hin und ich sah ihn mit tief ins Gesicht gezogenen Augenbrauen an. Ich hätte wohl nichts lieber getan, als ihm meine flache Hand ins Gesicht zu klatschen oder ihm mein Knie zwischen die Beine zu rammen, wenn er schon so günstig nahe stand. Aber das konnte ich nicht - wenn er den Brüdern steckte, dass ich ihm gegenüber handgreiflich geworden war, nur weil er mir auf die Pelle rückte, dann war mit hundertprozentiger Sicherheit nicht er der Verlierer in der Sache, sondern ich. Trotzdem hob ich im sehr verzweifelten Versuch, ihn irgendwie sanft auf Abstand zu halten die Hände auf seine Bauchhöhe an, um dort Druck auszuüben. Hatte allerdings eher nur wenig bis keine Wirkung.
+ .Es kommt, wie es kommt - aber so, wie man es ruft. +
Es schien Irina regelrecht die Sprache zu verschlagen, dass ich ihr mehr oder weniger ziemlich direkt kommunizierte, in ihrer Kratzbürstigkeit etwas Gutes zu sehen. Etwas, das mein Interesse an ihrer Person weckte und dem ich gerne auf den Grund gehen wollte, wenn sie mich denn ließ. Vor dem Hintergrund ihrer schlechten Erfahrung mit Männern war es ihr jedoch nicht zu verdenken, dass sie mich daraufhin erst einmal ein wenig argwöhnisch ansah und scheinbar nicht so recht wusste, wie sie das Gesagte meinerseits jetzt eigentlich einordnen sollte. Immerhin nahm sie nach dem Aussteigen nicht gleich ihre Beine in die Hand, um das Weite zu suchen, also schien sie es so schlimm schon mal nicht zu finden. Oder aber es mangelte ihr an ausreichend Körperbeherrschung, als dass sie jetzt tatsächlich in der Lage gewesen wäre, alleine den Weg vom roten Platz bis zu sich nach Hause zu bewältigen. Alles in allem tippte ich jedoch auf ersteres, weil die Worte, welche Irina abschließend zu dem Thema fand, eigentlich nur wenig bis gar nicht negativ behaftet waren. Sie mich ausschließlich darum bat, das Wort Kratzbürstigkeit ein wenig netter zu verpacken, was mich unwillkürlich ein kleines bisschen breiter grinsen ließ. "Hmmm...", gab ich einen nachdenklichen Laut von mir, während ich mir über das Kinn strich, wo sich alle paar Tage mal die ein oder anderen Stoppeln zeigten und parallel dazu kurzzeitig über das Autodach hinweg ins Leere sah. "Nein, eigentlich gefällt mir kratzbürstig lieber.", stellte ich schließlich mit einem leichten Schulterzucken fest, kurz bevor mir Irina mitteilte, was sie denn nun zu Essen haben wollte. Schließlich hatte ich jetzt schon damit angefangen, zu versuchen, sie wie ein eigenständig denkendes Lebewesen zu behandeln, irgendwann musste mit meinen Gefälligkeiten dann auch mal gut sein. Schließlich konnte sie sich genau so wenig alles erlauben, wie das umgekehrt auch der Fall war und müsste demnach wohl oder übel damit leben müssen, dass ich mancherlei Dinge einfach etwas anders titulierte, als sie es tat, weil eigensinnig und kratzbürstig zumindest in meinen Augen zwei komplett unterschiedliche Paar Schuhe waren. Ich ließ der Serbin jedoch gar keine Zeit mehr dazu, sich darüber in meiner Anwesenheit zu ärgern, sondern steuerte schon bald das im Gegensatz zu den Diskotheken und Bars eher mit Flutlicht beleuchtete Restaurant an. Dabei warf ich noch einen letzten Blick in Irinas Richtung, als ich auf der Türschwelle stand, aber es schien soweit alles ruhig zu sein und sie lehnte mehr oder weniger entspannt an der Front meines Wagens, um den Blick schweifen zu lassen. Also widmete ich mich keine zehn Sekunden später auch schon der freundlichen Bedienung hinter der Kasse, um die Bestellung aufzugeben. Vegetarische Nudeln, eine Portion mit gemischtem Fleisch extra. Schließlich war die junge Frau nicht konkret darauf eingegangen, was sie denn anstelle von Meeresfrüchten gerne dazu haben wollte, also bekam sie das Basismenü und konnte sich nach Belieben dann für Huhn, Schwein, Rind oder alles zusammen entscheiden. Ich hingegen entschied mich zwar grundlegend für das Gleiche, bevorzugte aber Reis, statt Nudeln als Hauptspeise. Dieser Extrawunsch - Reis wurde nun mal frisch gekocht, während die vorgekochten Nudeln in der Regel nur noch mit dem Gemüse zusammen warm gemacht werden mussten -, kostete leider ein bisschen mehr Zeit, als angenommen, weshalb ich leider nicht früh genug am Auto war, um den Typen, der Irina vor der Tür belästigte, präventiv in die Flucht zu schlagen. Vermutlich hätte meine Anwesenheit alleine vollkommen ausgereicht, um ihn gar nicht erst auf die blöde Idee kommen zu lassen, in die Komfortzone der Schwarzhaarigen einzudringen, weil er damit hätte rechnen müssen, dass ich Einwände dagegen erhob. Vollkommen zurecht, wenn man mich fragte, denn Irina schien alles andere als begeistert darüber zu sein, gegen ihren Willen angefasst zu werden. Mir fiel das Schauspiel leider erst dann ins Auge, als ich das Restaurant mit einer Tüte in der rechten Hand verließ und noch auf dem Weg vom Ein- und Ausgang bis zu meinem Wagen verfinsterte sich meine Miene sichtlich. Normalerweise war ich ja doch ein recht entspannter Zeitgenosse, wenn ich nicht selbst gerade wirklich schlechte Laune wegen irgendwelchem Mist hatte, der in meinem Leben so passierte, aber wenn ich eines nicht ausstehen konnte, dann waren das elende Aasfresser, die sich in meinem Revier rund um mein Beutetier aufhielten. Ich hatte ja bereits klargestellt, dass ich der jungen Frau heute nichts weiter als ein netter und freundlicher Begleiter sein würde, aber damit gehörte sie an diesem Abend verdammt noch mal zu mir. Im Umkehrschluss hieß das also, dass der schmierige Kerl mit seinen Griffeln in Irinas Gesichts absolut nichts zu suchen hatte und damit eine ziemlich eindeutige Grenze überschritt. In solchen Fällen konnte auch ich dann von meiner Größe und den teils respekteinflößenden Tätowierungen im Zusammenhang mit einem bösen Blick auch mal einen gefährlichen Eindruck erwecken. Es brauchte mich lediglich vier oder fünf große, sehr zügige Schritte, bis ich bei den beiden angekommen war. Dabei bestätigte sich mir, dass Irina aus der Nähe betrachtet immer noch nicht allzu begeistert davon war, bedrängt zu werden, was mich die Tüte mit unserem Essen beiläufig auf der Motorhaube abstellen ließ, während ich den etwas kleineren Mann, den ich in etwa ein oder zwei Jahre jünger als mich selbst schätzen würde am hinteren Kragen seiner Jacke packte, um schwungvoll daran zu ziehen und ihn einen Schritt zurück stolpert zu lassen. Weil ich das Überraschungsmoment auf meiner Seite hatte - er schien nur Augen für Irina zu haben und bei näherer Betrachtung würde ich vermuten, dass seine mangelnde Aufmerksamkeit nicht ausschließlich an der jungen Frau, sondern auch irgendeiner Art von Droge lag -, musste er von zwangsläufig von ihr ablassen, wenn er nicht das Gleichgewicht verlieren wollte. Ich nutzte den gewonnenen Raum zwischen ihm und meiner Begleitung, um mich kurzerhand dazwischenzudrängen und Irina damit hinter mir verschwinden zu lassen. "Steig' ins Auto.", grummelte ich in einem für mich untypischen, hörbar angefressenem Tonfall zu ihr runter, während ich sie mit dem linken Arm hinter mir bereits in Richtung Beifahrertür schob. Nicht so, dass ich sie damit zum Stolpern bringen würde, aber doch sehr bestimmt, um sie aus der Schusslinie zu bekommen, ehe ich mich dem Typen vor mir widmete. "Hat man dir keinen Anstand beigebracht? Geht man so mit einer Frau um?", knurrte ich zwei rein rhetorische Fragen zu ihm runter, während ich ihn noch ein, zwei Schritte rückwärts laufen ließ, indem ich ihm unsanft den rechten Unterarm gegen den Brustkorb stieß. Nur für den Fall das noch Blut fließen sollte, wollte ich nicht, dass der Mercedes etwas abbekam. Blut fraß sich nämlich leider auch ziemlich zügig in den Lack, wenn man sich nicht schnellstmöglich um die Säuberung kümmerte und dass ich da jetzt nur bedingt Lust drauf hatte, war wohl offensichtlich.
# Is it all a tragedy? Are we flashes in a rut going in and out of luck? Maybe. #