Ich wurde also erstmal nicht verscheut, sehr schön. Wäre auch wirklich schwierig gewesen mich überhaupt selbstständig von hier wegzuschaffen, wenn ich mal ganz ehrlich zu mir selbst war. Aber das dürfte für Cosma wohl auch sehr offensichtlich sein, demnach war die Sache jetzt vom Tisch und sie schien in der Laune für ein bisschen Beschallung durch den Fernseher zu sein. "Können wir machen, ja..", willigte ich mehr oder minder überflüssigerweise ein, als die schlanke junge Frau schon auf dem Weg zur Fernbedienung war und sich kurz darauf wieder zu mir aufs Sofa verkroch. Schien auch nicht besonders motiviert dazu zu sein, sich jetzt eine sinnvollere Beschäftigung zu suchen. Ich wusste zwar nicht, inwiefern ich dem TV gegenüber vom Sofa wirklich aktive Beachtung schenken können würde, weil mir die Gedanken an die nächste Zusammenkunft mit Hunter gedanklich schon wieder halbe Alpträume bescherten, aber vielleicht gab es ja irgendein Programm, das mich erfolgreich von jenen Gedanken abzulenken wusste. Es war nicht so, als würde ich weitere Schläge fürchten. Dass der Kerl nicht grundlos ausholte - was Ansichtssache war - war mir bewusst, aber er war dann für gewöhnlich eine Zeit lang extrem kritisch und würde mir vermutlich aus Protest nur noch mehr Arbeit aufhalsen, wenn ich wieder halbwegs gesund war. Nur, um mir noch weiter eins reinzuwürgen und mich daran zu erinnern, dass er das Sagen hatte. So dankbar ich ihm auch immernoch dafür war, dass er mich vor Jahren aus der Misere gezogen hatte, so genau wusste ich eben auch, dass er das gezielt getan hatte, um mich damit für den Rest meines Lebens manipulierbar zu machen. Gerade mich, weil ich im Verhältnis zu den meisten anderen Kerlen im Geschäft doch in mancher Hinsicht noch Skrupel besaß. Erst Cosmas Worte holten mich aus der Gedankenschleife wieder raus und ich schob mich schon kurz darauf mit unter die Decke, während ich "Wenn ich selbst wach bleibe vielleicht..", vor mich hin murmelte. Ich fror zwar nicht direkt, aber mein Körper war sichtlich lädiert und konnte die Wärme zweifelsohne brauchen. Besonders breit war die Decke nicht, weshalb ich der Rothaarigen zwangsweise ein bisschen auf die Pelle rückte. Wenn ihr das nicht passte, konnte sie mich ja wieder wegschieben oder es zumindest versuchen. Muskeln wogen bekanntlich mehr als Fett und auch, wenn ich mit meinen 1,80m nicht über dem Durchschnitt lag, brachte ich doch schon einige Kilos auf die Waage. Kampfgewicht eben, das nötig war, um zu überleben. Allerdings war die Decken- beziehungsweise Kissensituation nicht ganz zufriedenstellend. Die Decke reichte gerade noch so, weil ich versuchte mich schmal zu machen, aber ich passte nicht mehr so ganz mit aufs Kissen. Es war wohl kaum Jemandem ein Geheimnis, dass richtige Kissen deutlich bequemer waren, als die meist härteren Sofakissen. Ich versuchte noch ein paar Sekunden lang mich anders hinzusetzen, aber immer hing ich dann entweder ein Stück weit vom Kissen runter oder die Decke verrutschte und bedeckte für meinen Geschmack nicht mehr genug. "Also irgendwie... ne.", grummelte ich sichtlich unzufrieden vor mich hin, richtete mich damit wieder etwas mehr auf und betrachtete die missliche Situation nochmal aus erhöhter Augenposition. Dann sah ich nur für einen Moment lang direkt in Cosmas Gesicht, bevor ich ein bisschen tiefer rutschte und meinen Kopf da ablegte, wo er heute sowieso schon gewesen war - auf ihrem Schoß, oberhalb der Decke. "Ersatzkissen.", kommentierte ich das Geschehen doch schon mit wieder sichtlich entspannterer Stimme und stellte zufrieden fest, dass ich in dieser Position am Oberkörper auch mehr von der Decke hatte. Für mich quasi eine blanke Win-Win-Situation.
+ .Es kommt, wie es kommt - aber so, wie man es ruft. +
Während Tauren sich eine ganze Weile um eine bequeme Position bemühte, hatte ich es mir zur Aufgabe gemacht, einen guten Sender heraus zu suchen. Da um die Uhrzeit allerdings nur Bullshit lief, blieb ich irgendwann bei einer von vermutlich mehreren Dutzenden Hitler Dokumentationen hängen. Ich war überrascht, dass die Kiste tatsächlich noch lief. War jetzt nicht so, als würden wir hier vor einem Röhrenfernseher sitzen, aber seit es aus zwischen Daith und mir war hatte ich das Teil nicht mehr eingeschaltet. Schlicht aus dem Grund, dass ich nie wirklich der Typ dafür war, mich von vollkommen schwachsinnigen Serien verblenden zu lassen. Mein Ex hingegen nutzte eigentlich jede freie Minute, um sich vor die Glotze zu schwingen. Und zumindest in der letzten Zeit vor unserer Trennung hatten wir uns am Wochenende immer einen Film ausgeliehen, Billigpopcorn beim Lidl gekauft und noch beim Film anschauen Kommentatoren gespielt. Das waren schöne Zeiten. Alleine der Gedanke daran ließ mich lächeln und weiter ins Reich der Fantasien abdriften. Wenn ich jetzt so darüber nachdachte, hatten Daith und ich lange eine sehr gesunde und harmonische Beziehung geführt, an Trennung war eine lange Zeit nicht zu denken gewesen. Aber man wurde älter, die Interessen, die man mit neunzehn oder zwanzig Jahren hatte waren längst nicht mehr die selben gewesen. Und krasse Gegensätze zogen sich einfach nicht an. Während er sich den Drogen scheinbar vollends hingegeben hatte, bevorzugte ich es, mein Leben clean zu regeln. Ausnahmen bildeten dabei die letzten zwei Tage, obwohl man dazu sagen musste, dass das Marihuana lediglich der Entspannung galt, nicht etwa der Problembewältigung. Na ja, aber zurück zum hier und jetzt. Meine Augen waren ziemlich trocken geworden, weil ich in der Zeit des Nachdenkens das Blinzeln vergessen hatte. Erst als ich Taurens Blick und seine Worte vernahm, fing ich an, wie wild die Oberfläche meiner Augen wieder auf ein normales Level zu befeuchten. Dass ich dabei wie eine Irre blinzelte fiel mir in dem Moment nicht auf. Der junge Mann musste sicher denken, dass ich seinetwegen ein wenig verwirrt war und ehrlich gesagt ... war ich das auch, als sich der Kopf mit der schweren Verletzung im Nacken auf meinen Schoß bettete. Fragend sah ich auf den blonden Schopf, der Richtung Fernseher ausgerichtet war, bevor ich die Situation mit einem einfachen und sehr leichten Schulterzucken abtat. Sollte mir nur Recht sein, hatte ich jetzt keine außergewöhnlich großen Nachteile von. Meine Lippen zierte ein leichtes Lächeln, als die rechte Hand in Richtung Taurens Kopf wanderte, um ihm ein paar Strähnen aus dem Gesicht zu streichen, stets bedacht darauf, nicht zu nah an seine Verletzung zu kommen. "Alles klar", unterstrich ich meine Antwort noch einmal verbal, obwohl es offensichtlich war, dass er mein Okay hatte. Andernfalls hätte ich ihn wohl schon längst von meinen Beinen geschoben. "Wenn's wieder anfängt, weh zu tun, sag einfach Bescheid. Ich hab zwar nichts mehr von dem Zeug, was ich dir eben gegeben habe, aber anderes ist sicher noch da", murmelte ich weiter, weil mein Blick gerade auf das Muster gefallen war, welches Tauren jetzt mit Sicherheit für den Rest seines Lebens tragen würde. Die Schnitte waren ziemlich tief und selbst mit professionellem Zubehör wäre er um eine bleibende Narbe wohl nicht drum herum gekommen. Während ich im Anschluss geistesabwesend weiterhin mit der Hand durch den blonden Schopf strich, verlor ich mich wieder in ein paar Gedanken an früher.
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Tja, so schnell wurde aus dem eigentlichen Wachhund irgendwie eher ein Schoßhund. Ich brauchte mich nicht selbst belügen. In meiner jetzigen Verfassung wäre ich wohl kaum dazu im Stande Cosma vor Irgendjemandem in Schutz zu nehmen. Ein Kind, ja, das könnte ich vermutlich noch achtlos umstoßen, aber Typen wie die der letzten Tage? Unwahrscheinlich. Umso besser war es, dass die junge Frau mich nicht auf der Straße gelassen hatte, obwohl sie nach meinen unfreundlichen Worten im Waschsalon sicher einen Grund dazu gehabt hätte. Wir kannten uns kaum und für gewöhnlich nahm ich keine fremden verletzten Leute mit in meine Wohnung. Wir mochten uns zwar nicht mehr gänzlich fremd sein, immerhin hatte ich ihr doch schon einmal das Leben gerettet und damit deutlich genug gemacht, dass ich ihr Nichts anhaben wollte, aber dennoch - sie stand hier in keinerlei Pflicht. Genauso wenig mit den folgenden Streicheleinheiten, bei denen ich eher unbewusst für einen Moment lang die Augen schloss und im Anschluss Cosmas Worten Gehör schenkte. Sie bot mir damit weitere schmerzlindernde Mittel an, die ich früher oder später sicherlich auch brauchen würde. "Werd' ich machen.", bestätigte ich meine vermutlich schon ziemlich vorhersehbare Entscheidung bezüglich ihres Angebots weiterer Drogen. "Was hast du mir vorhin überhaupt verpasst?", hakte ich dann doch leise nach. Es musste was ziemlich stark betäubendes gewesen sein, das sie mir da eingeflößt hatte. Womöglich nicht ganz legal erworben, aber vielleicht irrte ich mich da auch und sie war mal krank oder verletzt gewesen. War für den Moment aber auch eigentlich gar nicht weiter wichtig - umgebracht hatte es mich augenscheinlich ja nicht. Hauptsache sie hatte noch was da, das mir im sicher eintretenden Notfall helfen könnte. Neugierig war ich trotzdem. "Mach ruhig weiter damit, dann verzeih' ich dir schneller.", musste ich aber doch noch Cosmas Berührungen kommentieren, auch wenn diese eher flüchtig waren. Ich grinste dabei ein klein wenig, was ich allerdings sofort wieder bereuen sollte, weil ich merkte, dass dadurch die Platzwunde an der Lippe wieder aufging und leicht zu bluten anfing. Ich hatte eine solche schonmal gehabt, nur auf der anderen Seite. Eine absolut lästige Art von Verletzung, weil es kaum möglich war, sie gut heilen zu lassen. Allein schon nur zu essen war damit eine Kunst für sich. Alles in Allem war ich nicht der hochgradig nachtragende Typ Mensch, was mich vermutlich nur weiter aus Hunters Muster bei der Auswahl neuer Schläger fallen ließ.
+ .Es kommt, wie es kommt - aber so, wie man es ruft. +
Die Worte von Tauren rissen mich erneut aus den Gedanken, war ich da aber doch recht froh drum gewesen. Es ging nämlich langsam in eine Richtung, die dann nicht mehr ganz so schön war. Ich war dem jungen Mann also keineswegs böse, dass er mich ein wenig ablenkte, indem er mich fragte, was ich ihm da vorhin in den Arm gejagt hatte. "Fentanyl, ist aber, wie gesagt, das Letzte gewesen, was ich hatte. Kann dir aber ansonsten noch etliche andere Opiate anbieten. Morphium, Codein, Meptazinol... was du willst", antwortete ich und schenkte ihm ein ebenso breites Grinsen, wobei meines deutlich länger hielt. Lag nicht zuletzt daran, dass ich keine Wunde hatte, die mich dahingehend einschränkte. Bei seinen nächsten Worten konnte ich ein Lachen nicht mehr unterdrücken, behielt die Streicheleinheiten aber dennoch bei. "Du hast mir doch längst verziehn'. Ich meine, wir sind quitt. Du hast mir das Leben gerettet und ich dir - so läuft das doch, oder?" Natürlich wusste ich, dass das alles nicht so einfach war, aber ich versuchte die scheinbar relativ gute Stimmung noch eine Weile beizubehalten. Spätestens wenn das Schmerzmittel nachlassen würde und Tauren die kurze Zeit zwischen dem Nachlassen des einen und das Einsetzten des anderen Medikaments aushalten musste, hätten wir beide einen weitaus besseren Grund, mies drauf zu sein. Da konnte man die paar Minuten Spaß doch mal vertragen und genießen. Mein Grinsen wich schon bald wieder einem schwachen Lächeln und ich wiederholte heute vermutlich schon zum vierten Mal den nachfolgenden Satz. "Hör' mal. Das, was ich vorhin gesagt habe, war mein Ernst. Es tut mir wahnsinnig Leid, was da passiert ist. Ich hätte mir denken können, dass Tyr dich nicht ungeschoren davon kommen lassen würde, aber ich hatte ja keine Ahnung...", stammelte ich leise, wandte den Blick wieder einmal voller Schuldgefühle von ihm ab, seufzte. Wenn ich so darüber nachdachte, war die ganze Sache doch voll für die Tonne gewesen. Alleine das Revue passieren lassen vom gestrigen Abend bewies doch, dass ich die Finger von Hunters Angeboten hätte lassen sollen. Die Jungs schienen mit ihm vollkommen zufrieden zu sein, währenddessen hatte ich nichts als Ärger mit ihm. Klar, sein Handlanger war der Grund, warum ich noch lebte. Aber nahmen wir an, dieser ausschlaggebende Tag wäre einfach passiert. Es wäre zu Ende gewesen. Ohne langes Wenn und Aber. Stattdessen hangelte ich mich von einer Scheiße in die Nächste, nahm Menschen in meinem Umfeld mit, weil ich selbst zu dumm gewesen war, meine Angelegenheiten persönlich zu klären. Und nun stand ich da. In Teufels Küche, wie meine Oma so schön sagen würde. Da konnte ich jetzt auch wieder alleine zusehen, wie ich aus der ganzen Misere wieder heraus kam.
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Aha. Fentanyl also. Es war nicht so, als wäre ich nicht dankbar für eben dessen Wirkung, die ich gerade noch genießen konnte, aber ich konnte wohl froh darüber sein, dass Cosma die Dosis nicht zu hoch angesetzt hatte. Sonst hätte ich meinem Leben vermutlich dank Atemdepression Adieu sagen können, vorausgesetzt sie hätte mich nicht eine halbe Ewigkeit mit der guten alten Mund-zu-Mund-Beatmung am Leben gehalten. Aber egal, war ja wie gesagt noch am Leben und die junge Frau schien gewusst zu haben, wie sie mit dem Zeug umgehen musste. "Hey, probieren wir einfach die ganze Palette durch. Dauert sicher ein bisschen, bis ich wieder schmerzfrei bin.", witzelte ich dahingehend weiter vor mich hin, wobei die Ironie wohl nicht zu überhören war. Wenn eines der genannten Opiate eine gute Wirkung zeigte brauchte ich dann schließlich nicht zu wechseln solange es noch vorrätig war, wäre ja Blödsinn. Auf die nächsten Worte der jungen Frau hin musste ich ein weiteres Grinsen unterdrücken, eben meiner geschwollenen Unterlippe zu Liebe, weil die das im Gegensatz zu mir eher weniger witzig fand. "Najaaa... so oder so ähnlich. Die Opiate begraben sicher das letzte bisschen an nachtragenden Gefühlen.", meinte ich auf die Lebensrettungsgeschichte hin nur noch, rollte ein kleines bisschen mit den Augen. Ganz so einfach war das in meinen Augen eigentlich nicht, aber was würde es mir bringen, dem Rotschopf jetzt eine halbe Ewigkeit immer weiter unter die Nase zu reiben, dass sie Mist gebaut hatte? Sofern sie mir ein bisschen beim Ausbaden davon half, war das... naja, nein, okay war es nicht, aber sicher schneller wieder vergessen als ohne ihre Hilfe beim Regenerierungsprozess. Dann setzte sie erneut zum Reden an und ich lauschte ihren schon etwas ernsteren Worten aufmerksam. Im Anschluss daran drehte ich mich erst einmal um, weil es irgendwie blöd war, dass sie da überwiegend mit meinem Hinterkopf redete. Also eine 180°-Wendung, bei der ich Einbußen an der Decke machen musste, weil ich jetzt ziemlich längs auf dem Sofa lag. Naja, egal, wenn anfing zu frieren konnte ich sie ja nochmal aufscheuchen. "Solang's nicht zur Gewohnheit wird... nochmal ist er sicher nicht so gnädig.", sagte ich gemurmelt und zuckte so gut es im Liegen ging ein bisschen mit den Schultern. "Ich bin kein nachtragender Mensch, Cosma... sonst würd' ich in meinem Leben nicht mehr froh werden. Pass einfach zukünftig ein bisschen besser auf, was du sagst.", hängte ich noch ein paar Worte dran, sah einen Moment lang zu ihr hoch, ließ es dann aber doch ganz schnell wieder bleiben, weil ich damit auf der Wunde im Nacken lag und das doch ein bisschen weh tat. Mal davon abgesehen, dass es auch einfach nicht gut für die Schnittverletzung wäre, wenn was drauf drückte. Wenn ich Jedem Typen, der mir Irgendwann mal ein Messer oder eine Faust verpasst hatte, ewige Rachegelüste nachsinnen würde, wäre ich jetzt schon nicht mehr ganz dicht. Solange die junge Frau zukünftig ein bisschen besser auf ihre Wortwahl achtete, würde ich ihr die Sache also nicht mehr allzu lange vorhalten - tat es im Grunde jetzt schon kaum mehr.
+ .Es kommt, wie es kommt - aber so, wie man es ruft. +
Auch wenn mir gerade nicht mehr zum Lachen zumute war, musste ich bei seiner Antwort auf die Geschichte mit den Opiaten doch wieder ein wenig schmunzeln. Klar, probierten wir eben alle zwei Stunden einen neuen Trip aus, war sicher eine super Idee. Angesichts der Tatsache, dass wir beide eigentlich gute Gründe dafür hatten, uns hinter den Mond zu schießen, erschien mir das gar nicht so unrealistisch. Auf der anderen Seite war die Wahrscheinlichkeit, bei so einem Drogencocktail früher oder später an seiner eigenen Kotze zu ersticken auch verdammt hoch und wenn ich da so drüber nachdachte, war es mir das nicht wirklich wert. Wenn Tauren wieder Schmerzen hatte, würde ich ihm das nächst stärkere Medikament geben, wovon ich noch on mass rumstehen hatte und damit sollte gut sein. Kein wildes Herumprobieren - zumindest nicht in meiner Anwesenheit. Eben jene Gedanken waren dann auch der Grund dafür, warum ich nur schief grinsend den Kopf schüttelte. "Jemanden eine Infusion zu geben und Wunden zu versorgen ist die eine Sache, aber mit Magen auspumpen kenn' ich mich nicht aus", stellte ich klar. Als ich merkte, wie sich Taurens Körper bewegte, nahm ich meine Hand aus seinen Haaren, um ihm das Umdrehen zu erleichtern. Erst als ich ihm direkt ins Gesicht gucken konnte, setzte ich zu weiteren Streicheleinheiten an, die sich jetzt mehr auf den Hinterkopf bezogen, natürlich immer noch stets bedacht darauf, ihm nicht noch mehr weh zu tun. Was er dann sagte, wischte mir das auch das klein Schmunzeln wieder von den Lippen, ließ mich nur stumm mit dem Kopf nicken. Ja, in Zukunft würde ich wohl wirklich besser aufpassen, was ich Hunter gegenüber so äußerte. Ich hatte ja jetzt gesehen, zu was er imstande war und ich schenkte Taurens Aussage gerne Glauben, dass ein nochmaliger Fehltritt Konsequenzen nach sich ziehen würden, die er unter Umständen nicht mehr schwer verletzt überleben würde. "Wird nicht mehr vorkommen, versprochen", antwortete ich ihm leise und nahm mir auch wirklich vor, dieses Versprechen nicht zu brechen. Das früher oder später ohnehin alles egal sein würde, konnte ich zum jetzigen Zeitpunkt nicht einmal im Ansatz erahnen. Mein Blick, der die ganze Zeit ziellos und leer durch den Raum gewandert war, weil ich mir bei dem Eingeständnis nicht auch noch die absolut Blöße geben wollte, dem jungen Mann dabei ins Gesicht zu sehen, richtete sich dann aber doch relativ ruckartig auf Taurens Gesicht, was zur Folge hatte, dass dieses durch einen Schwall roter Locken bedeckt wurde. Gut, dass die Pflaster ihre Dienste Taten, die Einbrecher von den Wunden auszuschließen. Hätte durchaus schmerzhaft werden können und ich wusste, wovon ich redete. Als ich noch jünger war hatte ich ebenfalls ein paar Platzwunden gehabt. Und wenn man einfach nicht aufpasste, konnten auch Haare die Schärfe eines Rasiermessers annehmen. Aber er hatte Glück und so entschuldigte ich mich mit einem flapsigen Hups, während ich die Mähne ein wenig zur Seite schob, ihm dann zum ersten Mal des heutigen Tages direkt ins Gesicht sah.
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Sollte mir womöglich auch zu denken geben, wenn sie hier die Ausstattung in der Wohnung hätte, um irgendwem den Magen auszupumpen. Wenn sie sonst schon Nichts hatte, das hingegen aber schon... ja, wäre irgendwie ziemlich verdächtig. Mal gut, dass die junge Frau das also stattdessen verneint hatte. "Ach, das hier is gar keine Krankenstation?", fragte ich gespielt schockiert und hob die Hand zu meinem Brustkorb, um das Ganze noch schön dramatisch zu unterstreichen. Ja, ich schauspielerte hin und wieder ganz gern. Natürlich nicht im Ernst, aber Sarkasmus war so ein bisschen mein zweiter Vorname, wenn die Stimmung dazu passte. Außerdem wollte ich eigentlich nicht, dass Cosma sich jetzt weiter den Kopf darüber zerbrach, dass sie einen Teul der Schuld an meinem jetzigen Zustand trug. Natürlich war das scheiße, gar keine Frage. Aber hatte sie nichts davon, außer miese Stimmung und ich konnte diese jetzt nicht gebrauchen, merkte ich doch so langsam wie der Schmerz wieder angekrochen kam. Der war, bis ich beschloss, dass es Zeit für eine weitere Dosis an Opiaten war, eindeutig leichter mit einem netten Gespräch auszuhalten. Ich wollte mir die nächste Pillendosis nicht einwerfen, bevor der Schmerz nicht langsam unerträglich wurde und davon war ich bis jetzt noch weit entfernt. Mein Körper musste nicht unnötig mit mehreren Fremdstoffen auf einmal konfrontiert werden. Nur, weil ich charakterlich vielleicht ein bisschen weicher war als der 0815-Schlächter aus Hunters Reihen, hieß das nicht, dass ich nicht trotzdem hart im Nehmen war. Was ihr zukünftiges Nicht-Ausplaudern solcher Informationen betraf, schienen wir uns ebenfalls einig zu sein und so war die Geschichte für mich nach einem letzten Nicken auch erst einmal erledigt. Meine Augen schlossen sich reflexartig, als mir einige Strähnen der roten Haare förmlich durchs Gesicht wischten. Ich öffnete sie erst nach kurzem Zögern erneut und blies gegen eine der nähesten Locken, bevor Cosma ihre Haarpracht umgehend beseitigte. "Wenn du mich ersticken oder kitzeln willst, geht das anders aber leichter.", behielt ich den lockeren Ton bei und piekte der jungen Frau mit einem schwachen Grinsen in die Seite. Einfach nur, weil ich halt dazu in der Lage war und weil ich die Ablenkung gut gebrauchen konnte. Zwar merkte ich dabei, dass auch die Rippen unter der Bewegung wieder zu zwicken begannen, aber noch ließ sich das relativ gut ignorieren. War durchaus unangenehm, aber ich hatte auch schon stundenlang mit einer offenen Stichwunde herumgesessen, bis Hunter es geschafft hatte, mich aufzulesen... ich hatte schon Schlimmeres ganz ohne Opiate durch. Mein Körper wies diverse Narben auf, wenn auch überwiegend glücklicherweise nur kleinere. Fast alle dieser Wunden waren gut verheilt und es war nicht viel davon übrig geblieben. Was das anging konnte ich mich also wirklich glücklich schätzen, wenn ich mir da so manchen anderen Kerl in der Crew besah.
+ .Es kommt, wie es kommt - aber so, wie man es ruft. +
So wie es aussah, hatten wir die Sache jetzt ein für allemal geklärt, Tauren war mir nicht weiter böse und auch mein Gewissen schien sich beruhigt zu haben. Unter den Umständen stand einem breiten Grinsen nichts mehr im Weg, als ich die rote Haarpracht über meine Schultern warf. Kurz darauf musste ich lachen. Mochte sein, dass ich einiges an etwas speziellerem Kram daheim hatte, aber nein, eine Krankenstation war das hier nicht. "Da muss ich dich enttäuschen. Keine sexy Krankenschwestern und Blasenkatheter für dich", erwiderte ich auf seine erste, sehr sarkastische Frage, als er kurz darauf ein paar weitere Worte anhängte. Sie klangen beinahe so vorwurfsvoll wie vorhin im Waschsalon, waren sie dieses Mal aber deutlich weniger ernst gemeint. Noch bevor ich auch darauf eine Antwort geben konnte, erwischte mich schon Taurens Finger an der Seite, was mich reflexartig zusammenzucken ließ. "Ach Scheiße", zischte ich, konnte das Lachen aber weiterhin nicht unterdrücken. Er hatte unvorteilhafter Weise genau die Stelle erwischt, die ohnehin schon angeschlagen war und so schwemmte ein Tsunami aus Schmerz meinen Körper. Auch wenn ich gerade am Liebsten in eine Tischkante gebissen hätte, konnte ich nicht dafür aufhören, wie blöd vor mich hin zu gackern. Ich krümmte mich dennoch ein wenig, nicht übermäßig viel, weil ich Tauren heute vermutlich wirklich noch erstickt hätte. Von einem weiblichen Oberkörper begraben zu werden, wenn man sich ohnehin kaum bewegen konnte, trug sicher nicht die besten Früchte des Erfolgs. "Du bist gerade auf dem besten Weg gewesen, dich selber zu ersticken, mein Freund. Das hat echt weh getan!", beschwerte ich mich schmollend, während ich mir wie ein verletzter Wolf die Wunde leckte. Gut, mit der Zunge bis an die untere Rippe zu kommen war vermutlich ein bisschen zu optimistisch, aber ich rieb sie mir zumindest mit der flachen Hand, bis der Schmerz wieder abgeebbt war. Es würde vermutlich noch eine halbe Ewigkeit dauern, bis Tauren und ich wieder normal atmen atmen und lachen konnten, hatten wir doch beide nicht gerade unwesentliche Verletzungen des Brustkorbs erlitten. Zwar waren meine weitaus weniger schlimm als seine - hatte ich eigentlich überprüft, ob Rippen gebrochen waren? -, aber man merkte es doch ganz schön, vor allem, wenn die Schmerzrezeptoren durch so fiese Techniken getriggert wurden. Während ich mir sicher war, dass es sich bei meinem Hämatom nur um eine Prellung handelte, würde ich das bei dem jungen Mann gleich noch überprüfen. Wenn es so wäre, dass eine Rippe gebrochen war, sollte man das nicht auf die leichte Schulter nehmen. Wenn man Pech hatte und ich meine, wir waren jetzt nicht unbedingt vom Glück verfolgt, wenn man sich das so ansah, dann konnten die kaputten Knochen durchaus auch im Inneren Schaden anrichten. "Ah, lass' mich bitte noch mal was schauen", hängte ich ein paar Worte an, nachdem ich das Schmollen erfolgreich beendete hatte. Auch wenn wir beide gerade wirklich bequem lagen und sich auch die wohlige Wärme gut aushalten ließ, schob ich die Decke ein Stück weit von Taurens Oberkörper, zog ungeniert das mit Blut besudelte T-Shirt nach oben. Man sah bereits deutlich, dass sich zwischen den Linien der Tattoos und den unzähligen Narben blaue Flecken bildeten. Besonders schlimm war es an der letzten Rippe, die von Außen betrachtet ein wenig deformiert aussah. Konnte aber auch nur Einbildung sein, aber um wirklich sicher zu gehen, drückte ich kurz darauf auf die Stelle, die nichts Gutes zu verheißen mochte, um den Knochenverlauf und die Struktur zu ertasten. Schien aber alles so weit in Ordnung. Vielleicht angeknackst, aber noch weit weg von einem ernsthaften Bruch.
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Nicht? Sehr bedauerlich, muss ich sagen. Also natürlich nicht, was den Blasenkatheter anging. Ich wäre mehr als dankbar dafür, wenn ich Sowas in meinem ganzen Leben niemals brauchen würde. Allein der Gedanke daran konnte mir schon eine leichte Gänsehaut verpassen. War mir ziemlich egal, ob Cosma mein Unbehagen in dieser Hinsicht sah. War wohl wirklich verständlich, dass ich beim Gedanken an einen Katheter in meiner wohl empfindlichsten Körperstelle nicht unbedingt Freudensprünge machte. Als Mann war Sowas sicher nochmal eine ganze Stufe unangenehmer, als bei einer Frau. "Also die sexy Krankenschwester hätt' ich schon genommen... aber wenn das den Katheter mit einschließt verzichte ich.", erklärte ich meine Gedanken leise prustend. Nein, dann doch lieber keins von beidem, als beides. Darüber brauchte ich nicht lange nachzudenken. Zugegeben freute es mein zeitweise schadenfrohes Herz ein bisschen, dass ich Cosma mit dem Pieks einen Stich versetzt hatte. Sie konnte ruhig auch ein bisschen Schmerzen erleiden, wenn ich hier zeitnah gefühlt tot herumliegen und leiden musste. Geteiltes Leid war ja bekanntlich halbes Leid. "Mimimi, ich bin Cosma die Mimose...", zog ich die junge Frau grinsend weiter auf und schlug dabei einen seufzenden Unterton an. Allerdings sollte ich schon bald die Retourkutsche dafür bekommen. An sich hatte ich wohl kaum was dagegen, wenn sie ein bisschen an meinem Oberkörper herumtatschte, allerdings war die Stelle dafür eine denkbar ungünstige. Es ließ sich nicht vermeiden, dass ich unter den abtastenden Berührungen mehrmals zuckte und auch das Gesicht verzog. Gegen Ende, als sie gezielt an der Rippe rumfuhrwerkte, auch einmal scharf die Luft einzog. Ohne Druck von außen waren die Schmerzen noch erträglich, aber darin herum zu stochern - gefühlt - machte es jetzt nicht unbedingt besser. Es war wohl schon irgendwo gut, wenn sie mal danach sah, ob Hunters Tritt meinen Rippen nicht doch noch den Rest gegeben hatte, aber angenehm war es trotzdem nicht. Ich selbst kam zu dem Schluss, dass da aber weiterhin Nichts gebrochen zu sein schien. Hatte ich wie gesagt schon hinter mir und fühlte sich anders an. War noch wesentlich schmerzhafter als das hier, wenn man dann auf dem losen Knochenstück herumdrückte. "Also ich lass' mich prinzipiell ja gerne anfassen, aber könntest du das lassen?", meinte ich ironisch und grinste schief. "Die war schonmal gebrochen, deswegen ist die nicht mehr ganz grade.. müsste aber noch ganz sein, hat sich das letzte Mal auf jeden Fall anders angefühlt. Die Schwellung macht's wahrscheinlich hässlicher, als es ist.", kommentierte ich das Ganze, sah dabei selbst auch an mir runter. Mit den unzähligen blauen Flecken und dem verunstalteten Gesicht hätte ich absolut keine Verkleidung mehr für den Karneval gebraucht. Konnte glatt als Vergewaltigungsopfer durchgehen und dabei den ersten Platz machen.
+ .Es kommt, wie es kommt - aber so, wie man es ruft. +
Ich hätte hundert Euro darauf gewettet, dass Tauren etwas in diese Richtung äußern würde, waren in der Hinsicht ja doch ein Großteil der Männer gleich. Nicht alle, wir wollten ja nicht ins Schubladendenken verfallen, aber es war nun mal eine nicht zu unterschätzende Masse gewesen, die vermutlich genau das Gleiche gesagt hätte. Vor allem, wenn sie besagte Krankenschwester schon einmal ohne Hüllen gesehen hatten. Der Gedanke an diesen Tag war durchaus amüsant gewesen, auch wenn es die Umstände dahinter nicht unbedingt waren. Na ja. Seine Aussage bezüglich meiner Schmerzempfindlichkeit hatte ich stets unkommentiert gelassen, war das Karma doch bereits dabei, die Sache eigens in die Hand zu nehmen. Und das Karma war in dem Fall ich selbst. Eigentlich hatte ich wirklich nur überprüfen wollen, ob die Rippen heile geblieben waren, aber nach dem Kommentar genoss ich es förmlich, wie er unter meinen Händen das Zucken begann. Ich grinste breit, schüttelte wieder einmal den Kopf. "Mimimi, ich bin Tauren, Memme von Beruf.", äffte ich den blonden Schönling nach, schenkte ihm ebenfalls ein breites Grinsen. Was seine nächste Aussage anging hob ich nur eine Augenbraue, musterte ihn, nach wie vor grinsend, von oben bis unten. "Hm.. hat aber gerade angefangen, Spaß zu machen.", äußerte ich meine Gedanken gespielt enttäuscht. War jetzt nicht so, als würde ich es gezielt darauf anlegen, hier mit ihm flirten zu wollen, aber ich konnte die Wahrheit nicht leugnen. Mir gefiel schon, was ich sah und seine Haut fühlte sich jetzt auch nicht unbedingt schlecht an, aber ich hatte das Thema Beziehungen schon long time ago an den Nagel gehängt. Dementsprechend auch alles, was damit zutun hatte. Flirten tat ich nicht mehr - zumindest nicht mit Absicht -, der letzte Sex war auch schon länger her und geküsst hatte ich seit Daith sowieso niemanden mehr. Im Zusammenhang waren die Worte Gefühle und Liebe gänzlich aus meinem Wortschatz ausradiert wurden. Wenn ich Männer oder Frauen mittlerweile anfasste, tat ich das ausschließlich aus Lust an der Laune, nicht etwa wegen irgendwelchen... Gefühlen. In Gedanken versunken hatte sich das Grinsen eher zu einem schiefen Lächeln verformt, während meine Hand, mit der ich eben noch auf der, laut Tauren, schon einmal gebrochenen Rippe herumgetastet hatte, abwesend die Linien seiner Tattoos nachzeichneten. Egal, wie sehr ich es versuchte, meine Gedanken an den Vorfall... nein, an Daith gestern zu verdrängen, sein Gesicht war noch immer so präsent, so vertraut, obwohl er sich deutlich verändert hatte. Irgendwie hatte der Typ immer noch seinen Platz. Nicht unbedingt in meinem Herzen, welches mittlerweile komplett in Eis gebettet schien, aber zumindest in meinem Kopf. Die ganzen guten wie auch schlechten Erinnerungen ließen sich nicht abschütteln, obwohl ich so oft der Überzeugung gewesen war, sie endlich in die letzte Ecke meines Gedächtnisses verbannt zu haben. Irgendwie rutschte die Kiste aber immer wieder ein Stück weit nach vorne, war nie so wirklich weg.
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Ja ne, ist klar. Ich und eine Memme. Cosma fing an, sich hier auf etwas dünnem Eis zu bewegen und wäre ich nicht dermaßen gehandicapt gewesen, hätte sie das vermutlich auch gleich im nächsten Moment büßen müssen. Mein Körper ließ mich aber zunehmend spüren, dass ruckartige Bewegungen allgemein eine sehr schlechte Idee und ganz sicher nicht gut für die Genesung waren. Deswegen fiel das Echo auch entsprechend mild aus, beziehungsweise war körperlich gesehen gar nicht vorhanden. "Du kannst dann deine zweitausend Nachsteller ab jetzt selber killen, weil ich hab ja sooolche Angst.", erwiderte ich gespielt wimmernd und wischte mir eine nicht vorhandene Träne aus dem rechten Augenwinkel. War ja schön, dass es der jungen Frau scheinbar Spaß machte, mich anzufassen, aber die daraus resultierenden Schmerzen waren für mich nicht unbedingt geil. Sie konnte damit ja von mir aus weitermachen, nur bitte nicht auf der früher angeknacksten Rippe, die gerade förmlich von Blut umschwemmt zu sein schien. Es würde wohl Wochen dauern, bis von der starken Prellung und den Blutergüssen drumherum Nichts mehr zu sehen sein würde. War aber sicher auch nicht Hunters Intention gewesen, mich mit einer Nackenschelle davonkommen zu lassen, sprach das Symbol am Haaransatz in meinem Hinterkopf doch eine andere, komplett unmissverständliche Sprache. Es würde wohl eine halbe Ewigkeit dauen, bevor ich den Kopf wieder ohne stechenden Schmerz im Nacken drehen konnte, ohne mir Schmerzmittel reinzupfeifen. "Na von mir aus kannst du auch weitermachen, aber um Himmels Willen nicht auf dieser Stelle.", sagte ich zu dieser Geschichte mit einem Augenbrauenzucken in ihre Richtung noch ein paar Worte, wobei mein Blick danach auch schon den Fingern folgte, mit denen Cosma über meine Tattoos zu fahren begann. Das unter der Brust war mit am schmerzhaftesten Gewesen, war die Haut über den Rippen doch ziemlich dünn und auf Spannung. Mittig war es auch nicht weniger schlimm gewesen, weil der Magen direkt darunter lag. Vielleicht war mir dabei sogar ein bisschen übel geworden, aber das musste Niemand wissen.
+ .Es kommt, wie es kommt - aber so, wie man es ruft. +
Ja, zwangsläufig müsste ich das wohl, wenn Hunter nicht jemand anderen dazu abgestellt hatte, auf meinen Arsch aufzupassen. Denn so wie es Tauren im Moment ging, bezweifelte ich, dass er irgendwas gegen eben jene Typen ausrichten konnte, die mich vor wenigen Tagen noch in der Mangel gehabt hatten. Ich nahm mir vor, die Gedanken an Daith für's Erste wieder zur Seite zu schieben, konzentrierte mich voll und ganz auf die Konturen der Tattoos und auf Taurens Stimme. "Bitte nicht, mir haben die letzten Tage echt an Stress gereicht. Dann gebe ich lieber zu, dass du keine Memme bist und würde dich bitten, mein einziger Stalker zu bleiben und mir den Rest vom Leib zu halten." Ich lachte leise, konzentrierte mich dann wieder darauf, die blonden Strähnen von seiner Stirn zu wischen. "Ist ja gut, ich belass' es einfach bei den Streicheleinheiten am Kopf, okay?", schlug ich grinsend vor. War wohl mit Abstand am wenigstens schmerzhaft, hatte er bis auf die Wunde im Nacken nichts, womit ich ihm dort großherrlich weh tun könnte. Klar, konnte ich an den Strähnen ziehen, aber schon alleine weil der Gedanke daran, warum ich das tun sollte, so absurd war, tat ich es logischerweise nicht. Ein flüchtiger, unbeabsichtigter Blick auf die Uhr verriet mir, dass wir nun schon eine ganze Weile damit beschäftigt waren, wie das Paar des Jahres auf der Couch zu gammeln, uns gegenseitig zu necken und zu piesacken. War zwar noch nicht die Zeit dafür, sich fertig zu machen, aber so langsam meldete sich mein Magen zu Wort, der seit heute früh nichts mehr zum Zersetzen bekommen hatte. Wäre also gut, wenn wir oder zumindest ich, zeitnah den Weg nach unten einschlugen, damit etwas gegen das Hungergefühl getan werden konnte. In dem Punkt fiel mir auf, dass Tauren sicher auch Hunger haben musste. Er hatte schließlich auch noch nichts gegessen, wann denn auch? Ich bezweifelte, dass er ein Mensch war, der direkt nach dem Aufstehen am Frühstückstisch seine Stulle schmierte. Andererseits war es natürlich auch möglich, dass er aufgrund der Umstände nicht mal im Ansatz Hunger hatte. Ohne fragen würde ich es wohl nie herausfinden. "Ich würde gleich kurz runter gehen und etwas essen. Hast du auch Hunger?", dabei fiel mir ein, dass ich ihn spätestens zur Öffnung der Bar hier oben alleine lassen müsste. Gut, sollte zumindest für mich kein Problem darstellen. Wie ich es auch schon bei Hunter gesagt hatte, gab es hier oben nicht wirklich was, wofür es sich lohnen würde, die Schubladen und Schränke zu durchsuchen. Ich richtete mich ein kleines bisschen auf, beugte mich ein Stück über den jungen Mann, sodass mein Gesicht seinem direkt gegenüber war. "Im Übrigen muss ich dir, denke ich, nicht sagen, dass ich dich später hier alleine lassen muss, ja? Ich stell' dir genug zu Medikamente und Trinken hin, wenn es nicht ganz so voll ist, kann ich dir auch ein bisschen Proviant besorgen, damit du gut durch die Nacht kommst. Hört sich das für dich nach einem Plan an?" Mein fragender Blick fixierte seinen eine ganze Zeit lang, bis mir wieder die Haare über die Schultern rutschten. Grummelnd lehnte ich mich also wieder zurück, damit die Mähe auch da blieb, wo sie sein sollte. Ein Haargummi wäre jetzt angebracht gewesen.
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Hatte ich mir schon gedacht. Da änderte die junge Frau ihre Meinung dann doch recht zügig wieder, was die Memmen-Geschichte anging. "Keine Sorge, Stalker ist quasi mein zweiter Name.", stellte ich recht sarkastisch fest, obwohl das ziemlich der Wahrheit entsprach. Es war nicht gerade selten, dass ich einer Person auf Schritt und Tritt folgte. Zwar kam es auf den Auftrag und die Mission dahinter an sich an, ob ich dabei wirklich direkt neben jener Person ging, oder einige Meter Abstand hielt, um das Ganze unauffälliger zu gestalten, aber aufs Gleiche lief es trotzdem hinaus - ich war Meister darin, meine Zielperson von der Außenwelt fernzuhalten, beziehungsweise die böse Welt vom Auftraggeber fernzuhalten. Diesen eben förmlich zu stalken, um dadurch genügend Schutz bieten zu können. "Ist genehmigt.", nickte ich die weiteren Streicheleinheiten zustimmend ab. War zwar ein Stück weit trotzdem ungewohnt, weil das für gewöhnlich sonst Niemand machte, aber verkehrt war es nicht. Viel mehr sogar recht angenehm und solange sie ihre zierlichen Finger nicht an die Wunde schob, ließ ich das gerne über mich ergehen. Hunger? Ein bisschen schon. Ich wusste nicht, ob es einfach nur die Opiate waren, die meinen Appetit zu fördern wussten, oder ob es wirklich richtiger Hunger war. Es war heute schon ein bisschen Nahrung in meinen Magen gewandert, aber das war etliche Stunden her und die Verletzungen trugen ganz sicher zu einem gesteigerten Energiebedarf bei. Was zu Essen klang an sich also nicht verkehrt. "Essen klingt gut, ja.", meinte ich leicht gemurmelt, weil Cosma mich dann im Anschluss auch gleich auf Etwas hinwies, das mir bisher gar nicht bewusst gewesen war. Sie hatte noch die Bar und die würde früher oder später nach ihrer Aufmerksamkeit verlangen. Hieß also ich hatte dann hier Niemandem zum Reden, höchstens den Fernseher mit einer seiner unzähligen niveaulosen Sendungen. Aber hier alleine rumzusitzen war vermutlich trotzdem noch um Längen besser, als mich auf den beschwerlichen Nachhauseweg zu machen. Ich war mir zwar sehr sicher, dass Hunter längst jemand Anderen unten durch die Gassen schleichen ließ, weil er seiner Kundin trotz Prügeleinheit nicht die Dienste verweigern würde, aber hier weg gehen... nein, ungern. "Der Fernseher hat zwar keine Hände, aber er schafft's bestimmt trotzdem, mich bei Laune zu halten.", antwortete ich diesbezüglich und erwiderte ihren Blick noch für ein paar Sekunden, bevor ich langsam anfing, mich wieder zum Sitzen aufzurichten. Würde schwierig werden Cosma aufstehen zu lassen, wenn ich weiter auf ihr herum lag.
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Dem konnte ich nur zustimmen. In Sachen Nachstellen machte man Tauren wirklich nicht so schnell Konkurrenz. Aber gut, in dem Milieu eignete man sich schneller ominöse Sachen an, als einem selbst manchmal lieb war. Hatte ich ja an mir selber gemerkt. Wenn man hier und da in ein paar illegale Themen involviert war, musste man grundlegend ein bisschen was ändern. Sei es an sich selbst oder seinem Umfeld, damit man eben nicht auf die Schnauze fiel. Nachstellen war jetzt nicht unbedingt eine Kunst, die sich der Großteil der Kriminellen aneignete, aber na ja. Man konnte jetzt ewig darüber philosophieren. Auftragsmörder waren da sicher einsame Spitze drin, während zum Beispiel Drogendealer eher den Hang zum Faustkampf hegten. Jeder hatte wohl seine eigenen Macken. Aber wie auch immer. Ich wollte mich mit dem Thema jetzt nicht näher befassen, war ich am Tag doch lieber die Gesetzestreue. Erst gegen Abend würde ich dann wieder mit dem kalten Herz und einer eisernen Hand meine Geschäfte machen. Heute stand aber ausnahmsweise mal nichts Großes auf dem Programm und ich prognostizierte einen nicht ganz so hohen Andrang, sowohl was die Bar, als auch die etwas andere Art der Unterhaltung anging. Dennoch musste vorab noch einiges organisiert werden. Für's Erste wollte ich aber erst einmal dafür sorgen, dass Tauren und ich hier nicht verhungerten. Ich stellte also die Gedanken an den heutigen Abend hinten an. Der junge Mann bemühte sich relativ zügig darum, sich in eine sitzende Position zu bringen, damit ich ungehindert aufstehen konnte. Mit einem müdem Gähnen streckte ich die Gliedmaßen von mir, bevor ich dann wirklich aufstand. Dass Tauren es nicht für die optimale Lösung hielt, hier oben nur mit ausreichender Versorgung zu verbleiben, konnte ich voll und ganz verstehen, aber ich würde einem wehleidigen Kerl meiner Bar nicht vorziehen. Auch heute wäre die Entscheidung, ob Mann oder Bar, eine einfache gewesen. "Ich komm' zwischendurch mal hoch, um dein Ego zu streicheln.", antwortete ich schief grinsend, während ich mich langsam in Bewegung setzte, um Tauren noch ein paar Medikamente aus dem Schrank zu fischen, bevor ich dann runter in die Bar gehen würde. Mit einigen Ampullen und leeren Spritzen, die ich mir unter den Arm geklemmt hatte, kam ich ins Wohnzimmer zurück geschlurft. Ich stellte die kleinen Fläschen der Reihe nach auf, benannte sie, weil die Beschriftung auf manchen der Ampullen nur schwer zu deuten war. "Aaaalso, für den Fall, dass deine Schmerzen stärker werden hab ich hier einfach ganz klassisch Morphium, dann Codein, Sufentanil und Tramadol." Ich fixierte ihn mit meinem Blick, hielt ihm dann eine der leeren Spritzen vor die Nase. "Kriegst du dich selbst gefixt? Tabletten habe ich nämlich keine, dann müsste ich nämlich doch Krankenschwester spielen." Mein Grinsen wurde wieder etwas breiter. Ich hatte natürlich nie eine professionelle Ausbildung in der Richtung abgeschlossen, aber für ein paar Spritzen setzen und Dosierungen aus Packungsbeilagen ablesen reichte es gerade noch so. Die Frage mochte sich zwar blöd angehört haben, aber ich kannte genug Leute, die es nicht geschafft hatten, sich selbst einen Schuss zu setzen. Manche waren feige und hatten Angst vor Nadeln, andere wiederum waren zu lädiert - wie Tauren im Moment - um das selbst geregelt zu kriegen.
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Das hörte mein Ego gern. War zwar fast schade, dass sie nur wegen meinem Ego hoch kam und nicht wegen mir, aber Mann nahm, was man kriegen konnte. War mir eigentlich ziemlich egal, weshalb Cosma genau wieder den Weg zu mir nach oben finden würde, Hauptsache ich war nicht so ganz allein, bis ich irgendwann in den Schlaf kippen würde. Ich war normalerweise ja eher nachts unterwegs, hatte bisher nicht allzu oft seltene Tagschichten abgegriffen. Demnach würde ich vermutlich eine ganze Weile lang wach bleiben, auch wenn die Schmerzen mir durch die Medikamente ziemlich sicher gänzlich genommen sein würden. "Das Ego kann sich wohl geehrt fühlen.", stellte ich leicht grinsend fest, kurz bevor die junge Frau für eine kurze Zeit aus dem Raum verschwand. Wohl um den Arzneischrank zu plündern, wie anhand der Flüssigkeiten und der Spritzen, die sie mir auf dem Couchtisch platzierte, unschwer zu erkennen war. Eine Benennung jeweiliger erfolgte auch kurzum und ich nickte als Zeichen dafür, dass ich verstanden hatte. Ich war mir noch nicht sicher, wozu ich greifen würde. Kam wohl darauf an, in welchem Maß die Schmerzen mich wieder einholen würden, wenn der Rest an Fentanyl aus meinem Organismus geschwemmt war. Das Morphium klang mir zwar sympathisch, aber ich war nicht der Typ Mensch, der sich gleich auf Verdacht mit allen vorhandenen Mitteln zudröhnte. Opiate waren an sich schon eine Sache, die mir nicht ganz geheuer war, ich würde vermutlich also mit gewisser Vorsicht wählen. Abhängig würde ich zwar kaum von ein bis zwei Dosen werden, aber ich ging in jener Hinsicht auch ungern Risiken ein. Gab genug Leute in meinen Reihen, die sich regelmäßig eine Nase zogen oder eine Nadel in die Haut jagten. Verstand ich auch irgendwo, es war fast ein Wunder, dass meine eigene Psyche mit der ganzen Morderei so gut klar kam. Vermutlich weil ich mir kontinuierlich selbst eintrichterte, dass es in keinem Fall Unschuldslämmer waren, denen ich das Licht ausknipste. Aber wie dem auch sei. "Krieg ich schon hin, danke.", meinte ich erst etwas nachdenklich und musterte die einzelnen Fläschchen, bevor ich ihr die noch verpackte Spritze abnahm und sie daneben legte. Nein, noch nicht, da war ich stur. Fühlte sich noch nicht wie Sterben an, war also ohne Schmerzmittel machbar. "Aber vielleicht überleg' ich's mir noch anders, wenn ich hier ein entsprechendes Kostüm finde.", fügte ich dann doch feixend noch ein paar Worte an und sah grinsend zu ihr hoch. Natürlich würde ich ihren Kleiderschrank nicht durchwühlen. So sehr Stalker war ich dann auch wieder nicht, man musste es ja nicht übertreiben.
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Ich musste ja zugeben, Tauren konnte einen mit seiner Art ja glatt um den Finger wickeln. Sein Lächeln war zudem das eines typischen Schwiegersohns, und der Blick, den er hatte, wenn er über etwas nachzudenken schien, schoss wirklich den Vogel ab. Als ich beobachtete, wie er die einzelnen Ampullen musterte und auch die Spritze beäugte, fing ich an zu lachen. Der hinzugefügte Kommentar machte das Ganze nicht unbedingt einfacher für mich. Gut, laut eigener Aussage schien er das Fixen selbst hinzubekommen. Dennoch würde ich ab und an ein Blick auf ihn werfen. Grund dafür war die Tatsache, dass es Männer grundsätzlich nicht so mit dem Lesen von Anleitungen oder Packungsbeilagen hatte. Und da ich absolut nicht einschätzen konnte, inwieweit der junge Mann wirklich noch an seinem Leben hing, würden ein oder zwei Kontrollbesuche sicher nicht schaden. Taurens Worten entnahm ich, dass ihn das herzlich wenig stören würde, wenn wieder jemand zum quatschen da war und ehrlich gesagt konnte ich ihn da sehr gut verstehen. Den ganzen Tag alleine vor der Glotze zu hängen zeichnete für mich kein erfülltes Leben aus. Und wenn man dann noch mit einem Handicap umgehen musste, so wie in seinem Fall, konnte man hier und da auch gut eine helfende Hand brauchen. Das alleine war für mich schon Grund genug, zwei oder drei Mal meinen Kopf durch die Tür zu strecken, um nach dem Rechten zu sehen und meine Hilfe anzubieten. Das war ich ihm immerhin schuldig. Und im Gegensatz zu Hunters Nähe konnte ich mit Tauren um mich rum auch ein wenig runter kommen. Ich wollte mich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen und sagen, dass er mir gut tat, dafür kannte ich ihn schlicht noch immer nicht gut genug, aber seine Art war weniger mürrisch und kaltherzig als die von Hunter, wirkte beruhigend auf einen. Man konnte sich mal einen kleinen Spaß erlauben, zusammen lachen. Dieses Privileg bot mir aktuell nur Richard, wobei seine Art von Humor manchmal ein wenig zu kaputt war für meinen Geschmack. Konnte man sich dann für zehn Minuten anhören, aber dann war man auch den Rest des Tages bedient. Aber gut, zurück zum eigentlichen Thema. "Ich stehe nicht so auf Rollenspiele, aber ich kann dir auch ohne Kostüm beim Spritzen helfen." Mit nahezu ernster Miene - leider zuckten meine Mundwinkel zwischendrin unkontrolliert - zuckte ich mit den Augenbrauen. Wo ich doch vorhin noch darüber geredet hatte, dass ich nicht mehr den aktiven Part beim Flirten übernahm... aber das war einfach eine zu gute Steilvorlage gewesen. Hätte ich die Chance nicht ergriffen, hätte ich mich im Nachhinein sicher darüber geärgert.
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Jetzt war ich wohl mit einem leisen Lachen an der Reihe, dass sich trotz schmerzhafter Stiche im Oberkörper nicht unterdrücken lassen wollte. Ich hatte eher weniger damit gerechnet, dass Cosma wirklich auf die Flirterei - die ich wohl mehr aus Langeweile und Opiat betrieb, als dass ich sie ernst meinte - einstieg und sich auch einen Spruch erlaubte. Ich würde sie nicht als generell kurz angebunden einstufen, aber die junge Frau war doch meist eher ernst. Konnte ich ihr so auch nicht verübeln. Würde mir so oft Jemand nach dem Leben trachten, wäre ich wahrscheinlich auch scheiße drauf. Nur hatte sie in meiner Gegenwart dafür ja gerade keinen Grund, stand mir selber doch auch ganz offensichtlich mehr nach dummem Gerede und spaßhafter Flirterei der Sinn. Ich war eben schon der Typ Kerl, der sich Anmerkungen in dieser Richtung bei Frauen nur selten verkniff. Wahrscheinlich weil sich die Möglichkeiten dazu nicht besonders oft ergaben und der Schalk in meinem Nacken es ganz einfach ausnutzen wollte, wenn sich denn dann mal die Gelegenheit bot. Dass Cosma eher weniger in diese Sparte fallen sollte, weil sie mit Hunters Geschäften zu tun hatte, war mir zu diesem Zeitpunkt tatsächlich relativ egal, viel mehr gar nicht richtig bewusst, weil ich es eben nicht so ganz ernst meinte. Das schlechte Gewissen und sämtliche Hintergedanken in dieser Richtung würden mich noch früh genug wieder einholen, also einfach mal abschalten, solange die Schmerzmittel mir dabei so gut auf die Sprünge halfen. "Verführerisches Angebot.", waren die ersten Worte, die mir diesbezüglich nach dem kurzen Lachen über die Lippen kamen, wobei ich mit doch leicht funkelnden Augen zu ihr hochsah. Machten einfach immer Spaß, solche Spielchen. Ich war jung, hatte in dieser Hinsicht womöglich einfach etwas zu viel Energie. Allerdings meldeten sich die Stiche im Brustkorb nahe der Lunge erneut während der nächsten Atemzüge, lösten vermutlich als Retoure für das Lachen ein leichtes Husten aus, für dessen Beruhigung ich einige Sekunden brauchte. "Ich erinner' dich dran, wenn ich nicht mehr sterbe.", kommentierte ich die kurze Husterei mit einem leisen, minimal genervten Seufzen. Nicht mal das Flirten war mir hier noch schmerzfrei vergönnt, weshalb ich mich wieder von der Kante des Sofa zurück an die Lehne schob, die mir beim gerade sitzen ganz gut zu helfen wusste. Durch den Halt gebenden Druck am Rücken entspannten sich auch die Muskeln im Brustkorb wieder etwas mehr.
+ .Es kommt, wie es kommt - aber so, wie man es ruft. +
Das ließ ich jetzt einfach mal unkommentiert so stehen, grinste bloß blöd vor mich hin. "Ich werde jetzt runter gehen.", war alles, was ich noch an Tauren gewandt sagte. Da ich ja gleich wieder da sein würde, hielt ich eine richtige Verabschiedung nicht für nötig. Ich hatte die Wohnung verlassen, um zwei Schritte weiter mit einem neuen Gesicht Bekanntschaft zu machen. Wie ich es vermutet hatte, wurde für die Bar einfach ein neuer Dorfdepp abgestellt, den ich kaum eines Blickes würdigte. Ich begrüßte ihn genau so knapp, wie ich Ashton eins Willkommen geheißen hatte, nur um dann ohne weitere Umschweife oder Gespräche die Smith and Wesson zu betreten. Zielstrebig lief ich den Weg bis in die Küche der Bar, wo ich ein bisschen Brot, Obst und Aufstrich in einer Tasche verpackte, außerdem Besteck und zwei Teller, weil auch diese simplen Dinge non existent in meiner Wohnung waren. Im Grunde genommen brauchte ich keine fünfzehn Minuten, bis ich die Bar mit einer vollgepackten Tasche wieder verließ, dem Typen, der mir vor der Tür einen fragenden Blick zuwarf nur eine Grimasse als Antwort gab und kurz darauf auch schon wieder im Hausflur die Treppen hinauf stieg. Oben angekommen wurde natürlich direkt das Wohnzimmer angesteuert. Essen in der Küche hielt ich für unnötig, nicht zuletzt weil Tauren es ohnehin schwer gehabt hätte, es bis zum Stuhl zu schaffen. Ich schob stattdessen die Opiate zur Seite, um alles, was ich eben eingesammelt hatte, auf dem kleinen Wohnzimmertisch aufzutischen. Für mehr als ein Brot schmieren konnte ich mich heute nicht mehr motivieren. Wenn der junge Mann also erwartet hatte, dass es jetzt frisch gekochtes Essen gab, musste ich ihn in der Hinsicht leider enttäuschen. Eventuell heute Abend dann, wenn ich in meiner Pause die Zeit dazu hatte. Aber auch nur, wenn mich spontan die Lust packte. Andernfalls hatte ich auch keine Probleme damit, uns etwas zu Essen zu bestellen. Nachdem Tauren und ich fertig gefrühstückt hatten, vertrieben wir uns weiterhin die Zeit auf dem Sofa, bis ich mich schließlich unter die Dusche zwang, weil die Bar langsam rief. Etwa eine Stunde vor regulärer Öffnung trollte ich mich erneut nach unten, um die Vorbereitungen für den Abend zu treffen. Ich war etwas verwundert, Richard so früh vor der Smith and Wesson anzutreffen, schien er gerade mit dem neuen Türsteher zu diskutieren, dass er doch jetzt endlich in die Bar gelassen werden wollte, er würde mich kennen, bla bla bla. Wenn der Abend schon so los ging, würde sich der Rest vermutlich ziehen, wie eine Gott verdammte Gymkhana Strecke irgendwo mitten in Meppen Süd... Ich bedeutete meinem besten Freund, mir ins Innere zu folgen, nickte Hunters Schoßhündchen als Zeichen des Einverständnisses nur kurz zu. Kurz nachdem ich die Tür hinter uns geschlossen hatte, fing Richard plötzlich an, irgendwelche Phrasen vor sich hin zu murmeln, sah immer wieder auf sein Handy und fragte mich schließlich, ob ich Sabin heute schon gesehen hatte. Etwas genervt schüttelte ich den Kopf. Eigentlich wollte ich auch gar nicht so genau wissen, was die beiden jetzt schon wieder vor hatten. Rückblickend fielen Entscheidungen der beiden nicht sonderlich positiv auf mich zurück...
Ich hatte eine gefühlte Ewigkeit mit dem Muskelprotz vor Cosmas Bar diskutiert, bis der Rotschopf sich endlich aus ihrer Wohnung bequemte und der Nervensäge bedeutete, dass auch ich hier zum Team gehörte. Fast schon drängelnd schob ich mich hinter Cosma in die Bar, zerrte mein Handy aus der Hosentasche um zu checken, ob Sabin sich in der Zwischenzeit bei mir gemeldet hatte. Ich hatte ihm vor etwa zwei Stunden geschrieben, dass ich dringend etwas mit ihm erledigen musste, was ihm definitiv zugute kommen würde, hatte aber bis jetzt noch keine Antwort erhalten. Da die Smith and Wesson ohnehin auf dem Weg zu unserem eigentlich Ziel gelegen war, hatte ich die Bar auch als Treffpunkt festgelegt. Extra ein bisschen früher, damit er rechtzeitig zu Schichtbeginn wieder da war. Ich hatte so gesehen nämlich eine nette Überraschung für ihn organisieren können. War nicht ganz so einfach gewesen, gab es doch die ein oder anderen... Lieferschwierigkeiten, aber ich hatte mir die Ware bereits angesehen und konnte damit bestätigen, dass Sabins Herz eindeutig höher schlagen würde. Aber dazu musste der Idiot so langsam mal beikommen. Ich hatte auch Termine und würde mich sicher nicht seinetwegen bei anderen Bekannten unbeliebt machen. Mit einem schmalen Lächeln bat ich Cosma um einen Drink, hatte mich schon längst auf einen der Barhocker fallen lassen. Dem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, war die junge Frau gerade etwas genervt gewesen, aber in meiner Euphorie konnte ich sie in der Stimmung aktuell leider nicht unterstützen. Weder mental, noch was die Vorbereitungen in der Bar anging. Aber ich wusste ja, dass ich mir das mal raus nehmen konnte. Sie wusste, was sie an mir hatte und das sie alles doppelt, sogar dreifach zurück bekommen würde, wenn eine Sache gut ausging. Das war ich ihr einfach schuldig, wenn ich mich schon ganz dreist durch die Bar schnorrte, kaum anpackte. Es dauerte dann tatsächlich auch keine zehn Minuten länger, bis der Muskelprotz durch die Tür gestiefelt kam, natürlich in Begleitung von Hunters Kompagnon. Auch hier nickte der rote Lockenkopf den Eintritt kurz ab. Schneller, als es meinem Kreislauf lieb war, sprang ich vom Barhocker, kippte mir den Drink, den mir Cosma in der Zwischenzeit vor die Nase gestellt hatte, in einem Zug ab und stiefelte dann zielstrebig auf Sabin zu. "Gut, dass du da bist, ich dachte schon, du kommst nicht mehr. Go go, wir müssen los, ich hab eine Überraschung für dich." Man konnte meinen, ich hatte vor, Sabin zu überfallen, so wie ich einen Arm um seinen Nacken schlang, ihn an dem muskulösen Türsteher vorbei nach draußen in Richtung Wagen zerrte. Ich konnte nicht länger warten, Erklärungen würden auf dem Weg abgegeben werden.
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Wieder einmal wurde mir am heutigen Tage sehr deutlich vor Augen geführt, wie sehr ich es nicht leiden konnte, wenn ich spontan irgendwo ganz schnell hin musste. Mir war schon seit langem klar, dass sich kriminelle Geschäfte nicht immer zu einhundert Prozent planen und voraussehen ließen, aber ich hatte mich gerade erst nach dem Sprachkurs auf meine vier Buchstaben fallen lassen, als Richard sich wider Erwarten bei mir meldete. Mit einem Geschäft, das angeblich keinesfalls warten konnte und das ich mir jetzt sofort ansehen musste. Das allein löste ein tiefes Seufzen in meiner Kehle aus, bekam ich doch scheinbar heute nicht einmal fünf Minuten Ruhe. Arbeiten musste ich später ja auch noch, es war also besser keine besonders viel Zeit raubende Geschichte, weil ich das sonst auch noch irgendwie Cosma erklären musste. Es war mir lieber, wenn sie nicht auf Alles, was ich hinter verschlossenen Türen so trieb, einen Einblick hatte. Ich mochte sie, aber ich traute ihr dennoch nicht in absolut jeder Hinsicht über den Weg. Einfach nur Safety first in diesem Fall. Mit nicht allzu guter Laune kam ich an der Bar an und wurde dort nur zähneknirschend durch die Tür gelassen. Ich hatte einen Schlüssel, warum zum Teufel sollte ich mir also keinen Zutritt zu dem Gebäude verschaffen dürfen? War wohl nicht mit allzu viel Grips gesegnet der Kerl, aber ich hatte nicht die Nerven dazu, mir darüber jetzt auch noch einen Kopf zu machen. Es dauerte auch gefühlt nicht einmal zwei Sekunden, bis Richard mich dann schon wieder förmlich aus der Bar zu schleifen begann. "Herrgott, Richard...", grummelte ich auf dem Weg nach draußen vor mich hin, machte er mir mit all seiner Energie gerade doch etwas zu schaffen. Im Gegensatz zu ihm war ich übermüdet und überarbeitet, hatte ein Doppelleben zu führen und nebenher auch noch irgendwie zu schlafen. Die letzten Nächte waren hochgradig Kräfte raubend gewesen und ich dachte eigentlich, dass ich wenigstens jetzt mal fünf Minuten Ruhe Zuhause auf dem Sofa haben konnte. Ich hatte bereits damit angefangen, mir erste Strippen für die Drogensache mit Hunters Namensliste zu ziehen und mein Schädel rauchte momentan förmlich vor sich hin. Es war also besser Etwas wirklich Wichtiges, wofür er mich hier zum Wagen schleppte. Ich ließ mich vorerst noch kommentarlos auf den Beifahrersitz sinken und wartete auch mit der Frage noch bis alle Türen geschlossen waren, der junge Mann den Wagen anfuhr. "Ich hoffe du hast einen guten Grund für die Hetze..?", formulierte ich meine Worte zum Einen zu einer Feststellung, zum Anderen aber auch zu der indirekten Frage nach der Ursache dieses Aufrisses.
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Sah so aus, als wäre die allgemeine Stimmung am heutigen Tag gelinde gesagt... ziemlich scheiße. Ich als ausgeschlafenes, hart arbeitendes Mitglied der Gesellschaft konnte das nicht nachvollziehen. Ich hätte Bäume ausreißen können, wenn man mich gelassen hätte, aber der Überschuss an Energie musste heute auf anderem Weg reguliert werden. In dem Fall über das Gaspedal meines Autos, nachdem Sabin endlich seine vier Buchstaben in den Beifahrersitz bequemt hatte. Die Reifen drehten eine gewisse Zeit auf dem Asphalt durch, bis sie endlich Grip hatten. Ich lenkte den Wagen schon mit guten fünfzig km/h um eine Kurve, beschleunigte auf einer Geraden dann auf insgesamt hundert Stundenkilometer. "Oh, und wie es dafür einen guten Grund gibt!", stieß ich voller Vorfreude aus, drehte meinen Kopf noch bei voller Fahrt in Sabins Richtung. Straßenschilder wiesen relativ schnell darauf hin, dass wir uns auf dem Weg in Richtung Hafen befanden. "Ich hab eine Überraschung für dich und wehe, du machst danach noch so ein miesepetriges Gesicht!", hängte ich noch ein paar Worte hintendran. Ich hatte mich derweil bequem im Fahrersitz zurück gelehnt, ignorierte Vorfahrten und Lichtzeichen ganz entspannt, um circa zehn Minuten auf das Hafengelände aufzufahren. Am Einlass erwartete uns bereits ein bekanntes Gesicht, welches mich bat, mein Auto in einem weniger gut einsehbaren Eckchen abzustellen und ihm dann zu folgen. Ich tat, wie uns geheißen und parkte mein Baby in einer etwas weiter entfernten Bucht zwischen zwei Schiffscontainern. Während Sabin und ich den Weg zurück zum Eingang liefen, klärte ich ihn langsam darüber auf, weshalb ich so erpicht darauf war, dass er sich unbedingt heute noch angucken sollte, was ich ihm anzubieten hatte. Es war mittlerweile dunkel geworden und am Hafen war um die Uhrzeit nicht mehr sonderlich viel los, weshalb wir relativ ungestört über das Gelände geführt wurden, bis wir vor einem Schiffscontainer, der von außen wie allen anderen aussah, Halt machten. Ich drückte meinem Kompagnon ein paar Hunderter in die Hand, so dass wir wenig später unter uns waren. Ohne zu zögern löste ich das Schloss, was aktuell die Einsicht auf die Ware verhinderte, ließ es klirrend auf den Boden schallen. Noch zwei weitere Griffe hier und da und die Türen aus Stahl öffneten sich langsam. Im Inneren sah man erst einmal nichts Spektakulären. Man konnte jetzt darüber diskutieren, ob es sich hierbei um Kisten voller Alkohol oder Tabak handelte... Beides wäre weit gefehlt. Einer der vorderen Kisten war schon ein Spalt weit geöffnet gewesen. Logisch, ich hatte vorhin ja schon einmal den Zustand überprüft und schlicht vergessen, den Deckel wieder richtig zuzumachen. Na ja, was soll's. "Ich hoffe für dich, du hast einen Moment Zeit. Ich hab ein bisschen was bestellt, such dir aus, was du haben möchtest.", eröffnete ich quasi die Selbstbedienung an den Waffen, die ich geordert hatte. Ich hatte für jede Situation mindestens eine passende Schusswaffe gehabt. Unbemerkt jemanden ausschalten? Kein Problem, Beretta 92. Schnell und effektiv mehrere Leute gleichzeitig umlegen? Ak-47. Leise und eher beiläufig einzelne Ziele ausschalten? Heckler und Koch G3SG1.
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