"Sollte ich hinkriegen, wir wechseln uns sowieso ab...", lenkte Sabin zustimmend ein, was mir durchs linke Ohr ins benebelte Hirn stieg. Schön, dass wir das dann jetzt auch geklärt hatten. Stand also eindeutig fest, dass unsere liebreizende Amerikanerin in ein paar Tagen, wenn entsprechende Vorbereitungen getroffen waren, aus dem Weg geschafft wurde. Zumindest eben für einige Stunden. Bis dahin konnte ich sicher auch etwaige Geburtsdaten und -namen ihrer kleinen Familie herausfinden. War einfach immer so die allererste Adresse, weil wirklich sehr viele Menschen dumm genug waren, jene zu verwenden. Sydney war zwar eigentlich eher vom intelligenten Schlag, aber einen Versuch war es ganz sicher wert. Vielleicht hatte sie ja in den vielen Akten, die sie in den letzten Jahren in den Händen gehalten hatte, auch ein paar Gehirnzellen verloren. Hoffnung starb bekanntlich zuletzt. "Jaja, zieh' ruhig Leine.", verabschiedete ich mich murmelnd von Richard mit ein paar wenigen Worten und öffnete dabei wieder die leicht geröteten Augen. Irgendwie war ich müde, irgendwie aber auch nicht. Ich befand mich in einem merkwürdigen Zustand zwischen lachen und schlafen wollen. Einerseits würde ich gerne im Kreis tanzen, mich andererseits aber nur zu gerne in ein weiches Bett verziehen, weil das hier so wie ich herumhing auch keine gute Lösung war. Da ich unweit von dem rothaarigen kleinen Teufel saß, streckte ich einfach ganz ungeniert die Hand nach Cosma aus und hakte - es war ein Wunder, dass ich traf - meinen Zeigefinger in ihre seitliche Gürtelschlaufe, um sie heran zu ziehen. Den Kopf hatte ich noch währenddessen wieder angehoben, um ihn jetzt stattdessen an die junge Frau zu lehnen, so auf Höhe zwischen der Hüfte und ihrer Taille. "Gibst du mir ein Bett? ... oder wenigstens mehr Gras? Mehr Gras wär auch okay.", grinste ich vor mich her, sah aus fast durchweg netten Augen zu ihr hoch. Fast schon lieb könnte man meinen, wenn man mich nicht kannte. Dass sie die Situation im Gegensatz zu mir vielleicht so gar nicht witzig finden konnte, zog ich nicht einmal in Betracht. Auch nicht, als Tauren sich irgendwo im Hintergrund mit einem hörbaren Seufzen die Hand mit etwas Schwung an die Stirn legte. Wenn sie mir kein Bett und auch kein Gras mehr gab, musste ich wohl oder übel hier auf einer Sitzbank schlafen. Oder gehen. Beides klang mir aber weniger sympathisch als mehr Stoff oder ein weiches Kissen.
+ .Es kommt, wie es kommt - aber so, wie man es ruft. +
Ich hatte die verschränkten Arme mittlerweile wieder ein wenig gelockert. Wie so ziemlich jeder andere in diesem Raum hatte ich der Konversation beigewohnt und entsprechend mitgekriegt, dass die Situation ja doch gar nicht so Scheiße gewesen war, wie sie auf den ersten Blick schien. Hatte fast etwas Gutes, wenn man mal darüber nachdachte. Ich konnte mich also im Verlauf des Gesprächs ein wenig beruhigen und gegen Ende sogar wieder lachen, als Richard wie ein vollkommener Vollidiot mitten im Raum gestanden und Hunter angestarrt hatte. Kurz darauf war die Party dann aber leider vorbei gewesen, der alte Mann musste ins Bett und zugegebenermaßen war auch ich mittlerweile ein wenig müde geworden. Auch mit gerade einmal vierundzwanzig Jahren konnte man nicht mehr so aus der Haut fahren wie mit dreizehn oder vierzehn. Schon gar nicht, wenn Organe und Blutdruck durch Alkohol und Drogen vorbelastet waren. Natürlich übertrieb ich ein wenig, war eigentlich gar nicht so müde, aber ich würde mein Bett doch sehr begrüßen. Vielleicht noch einen Joint zum Einschlafen, weil mir meiner ja ganz dreist weggeraucht worden war und dann war's das mit dem Tag auch gewesen. Mit einem Wink und ein paar knappen Worten verabschiedete ich meinen besten Freund aus der Bar und wollte gerade zum Gehen ansetzen, als ich plötzlich zur Seite gezogen wurde. Weil ich auf einer Skala von eins bis elf so gar nicht damit gerechnet hatte, griff ich reflexartig nach dem Arm, der mich gepackt hatte, um mein Gleichgewicht nicht zu verlieren. Kurz darauf fand sich Hunters Kopf auf Höhe meines Bauchnabels wieder, was ich mit einem verwirrten Blick quittierte. Seine Worte brauchten einen Moment, in dem ich meine Gesichtszüge zu ordnen versuchte, bis sie bei mir ankamen. "Was zur...", murmelte ich überfordert, weil ich erstens nicht so recht wusste, was auf einmal in ihn gefahren war und zweitens, die Situation mit keinem meiner spontanen geistigen Ansätze souverän lösen konnte. Hilflos wanderte mein Blick zu Tauren, der die Situation wohl als ebenso grotesk einstufte, wie ich es tat. "Ehm...", fing ich an zu stottern, war mir nicht sicher, wie ich da jetzt drauf reagieren sollte. "Ja, ich habe noch etwas Gras. Ein Bett auch, aber das teile ich nicht.", entschied ich mich schließlich für die ehrlichste aller Antworten. Mein Blick wanderte nach wie vor etwas verzweifelt zwischen dem jungen Norweger und Amerikaner hin und her, wobei ich meinen Kopf bei Letzterem etwas neigen musste, um ihm direkt ins Gesicht zu sehen. Absolut paradox, wie jemand mit diesem Blick Menschenleben auf dem Gewissen haben konnte. Absolut nicht nachvollziehbar für mich. Wenn ich ihn mir jetzt gerade so ansah, war er beinahe zum Knuddeln, aber meine persönliche Einstellung ihm gegenüber ließ das ohnehin schon nicht zu. Ich hatte definitiv ein riesen Problem mit dem Typen, aber solange er ruhig blieb, wenn er High war... gut, dann teilte ich mein Stoff halt. Ich konnte ihn dann ja immer noch vor die Tür setzten, wenn es mir zu bunt wurde. "Es wäre gut, wenn du mich dafür los lassen würdest. Ich kann so nicht laufen.", hängte ich noch ein paar letzte Worte hinten dran. Meine Arme hingen im Übrigen so halb über seinem Kopf und seinem Körper und ich fühlte mich gerade wie eine dieser Schaufensterpuppen, die mit irgendwelchen Posen die neuste Kollektion vorstellten. Schlicht aus dem Grund, weil ich nicht so recht wusste, wo ich sie ablegen sollte. Es gab nur zwei Optionen. Meine Hand auf Hunters Kopf zu legen oder aber auf den Arm. Beides schien mir in der Situation etwas unpassend, mochte es für Dritte doch einen etwas... seltsamen Anblick darstellen.
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Es dauerte erst ein bisschen, bis ich eine brauchbare Antwort bekam und daraufhin dauerte es dann weitere Sekunden, in denen ich Cosmas Worte in meinem Hirn sortieren musste. Lief nicht mehr Alles ganz rund da oben, war einfach in den viel zu angenehmen Schleier gehüllt, der mich bis zum erneuten Reden stumm vor mich hin grinsen ließ. Ja, man könnte meinen, mit Drogen war ich ein anderer Mensch. Nicht mit jeder, manche steigerten doch gekonnt nur weiter mein Aggressionspotenzial mit den falschen Worten zum falschen Zeitpunkt, aber Gras war okay. Benutzte ich halt für gewöhnlich nicht. Entweder war es Alkohol oder Irgendwas, das mir den Schädel wirklich komplett leer blies und mich unfähig zu absolut Allem zurückließ. Zu richtigen Drogen - Alkohol war für mich persönlich keine solche, sondern viel mehr fast mein täglich Brot zum Nerven beruhigen, was wiederum aber wohl auch die Reizbarkeit steigerte... egal - griff ich auch nur noch, wenn ich den Kopf anders gar nicht mehr stilllegen konnte und diese Leere brauchte, um im Anschluss klarer als vorher denken zu können. Nachdem ich den K.O. quasi hinter mir hatte und wieder aufwachte. Aber ich schweifte geistig ab. Schon wieder. Alle paar Sekunden. "Hmmmm... nagut.", murmelte ich langgezogen, was sowohl auf das mit dem Bett-nicht-Teilen-Wollen, als auch auf die Geschichte mit dem loslassen bezogen war. Sie müsste das Bett ja gar nicht wirklich teilen... ich brauchte keine Decke. Matratze und Kissen würde komplett reichen. Vielleicht auch gar kein Kissen, ich hatte ja den Hoodie und die Lederjacke. Aber ich war viel zu beschäftigt damit meine Finger wieder von der Gürtelschlaufe zu befreien, als das ich darüber in diesem Moment aktiv hätte nachdenken können. Womöglich lag die Wirkung auch der Mischung mit dem vorherigen Alkohol in der Wartezeit zum Ladenschluss zu Grunde. Jedenfalls stand ich dann auf, schwankte dabei vielleicht ein minimales, kleines bisschen und legte deswegen mehr aus Reflex als aus anderen Gründen meinen Arm um Cosmas Hals. Ließ sie aber auch nicht los, weil ich dafür schlicht keinen Grund sah. "Kannst ruhig gehen..", murmelte ich mit vielsagender Handbewegung des freien Arms und mit noch immer viel zu breitem Grinsen in Taurens Richtung, ging aber ohne anzuhalten mit der jungen Frau an ihm vorbei und griff dann kurz vor dem Ausgang nach meiner Lederjacke an der Garderobe. Sabin redete im Hintergrund noch Irgendwas von wegen er würde noch aufräumen, danach abschließen und so weiter, weil das ja noch nicht erledigt war. Stimmt, hatte ich ihm vorhin einen Strich durch die Rechnung gemacht. Hoppla. "Sicher, dass ich nicht ins Bett darf? Ich beweg' mich auch viel weniger, wenn ich breit bin.", nuschelte ich grinsend weiter vor mich hin als wir kurz zwischen den beiden Hauseingängen draußen an der frischen Luft waren. Ich legte es nicht einmal darauf an mit ihr zu schlafen oder auch nur irgendwas in dieser Richtung. Mir klang nur eine Matratze einfach so unendlich viel gemütlicher, als es das Sofa überhaupt sein konnte.
+ .Es kommt, wie es kommt - aber so, wie man es ruft. +
Das... war wirklich eine verdammt seltsame Situation. Um nicht zu sagen richtig unangenehm. Die Tatsache, dass Hunter im Moment so handzahm war, irritierte und verunsicherte mich. Aber was blieb mir anders übrig, als mit ihm um meinem Hals die Bar zu verlassen? Er hing quasi an mir dran und ich war gezwungen, auch einen Arm um seine Hüfte zu legen, wenn ich nicht beim Gehen das Gleichgewicht verlieren wollte. Ein letzter hilfloser Blick in Richtung Tauren, der aus der Situation scheinbar auch keinen Ausweg wusste, dann standen wir auch schon auf der Straße. Ich nahm mir einen Moment Zeit, um mich mit einem tiefen Atemzug der kalten Winterluft zu vergewissern, dass das alles hier kein absurder Traum sondern bittere Realität war. Ich hatte meine Augen kurz geschlossen, nur um wenig später ernüchternd festzustellen, dass Hunter immer noch an meiner Seite hing. Okay, es nützte ja alles nichts. Ich würde diese Nervensäge heute nicht mehr loswerden. Mit einem tiefen Seufzen fügte ich mich also meinem Schicksal und steuerte mit ihm den Hausflur an. Wie ich es noch vor ein paar Tagen mit Tauren gemacht hatte, schleppte ich also den deutlich schwereren Körper mehr oder weniger neben mir her, bis wir vor meiner Haustür zum Stehen kamen. Es war gar nicht so einfach, so viel Masse zu bewegen, wenn er sich nur bedingt dazu überreden konnte, ein wenig mitzuarbeiten. Es dauerte also ein oder zwei schwere Atemzüge, bis ich die Tür zu meiner Wohnung aufgeschlossen hatte und mit ihm in den kleinen Flur trat. Erst als wir unter uns waren, also die Tür zurück ins Schloss gefallen war, gab er mir die Möglichkeit, mich endlich aus seinem Griff zu winden. Mit einem genervten Funkeln in den Augen und einem schroffen "Warte hier!", befahl ich ihm, einen Moment Abstand zu halten, während ich mich um die versprochene Ware kümmerte. Seitdem ich wieder aktiver Marihuana konsumierte, hatte ich mittlerweile einen entsprechenden Vorrat in der Wohnung. Ich verschwand für wenige Minuten in einem, vom Flur aus nicht einsehbaren, Teil meines Schlafzimmers, wo ich grundsätzlich alle wichtigen Sachen aufbewahrte. Mit einem Tütchen Gras in der einen und einer Bong in der anderen Hand stellte ich mich in den Türrahmen. Ich bedeutete Hunter mit einem Nicken, dass er jetzt zu mir aufschließen durfte. Ich hatte ihm auf seine Frage, ob er nicht vielleicht doch mit mir im Bett schlafen konnte, keine Antwort gegeben, war auch nicht im Begriff, diesen Wunsch in Erfüllung gehen zu lassen. Aber das Wohnzimmer bot sich zum Kiffen gerade nicht an. Seitdem Tauren die letzten Tage vermehrt dort verbracht hatte, sah es entsprechend etwas... belebter aus. Außerdem war es gut möglich, dass der besagte junge Mann im Laufe der Nacht Schutz vor der Kälte suchen würde und wenn wir das Wohnzimmer blockierten, hatte er kaum eine Möglichkeit, die Bar im Auge zu behalten. Vom Schlafzimmerfenster aus sah man nämlich direkt in die andere Richtung. Ohne weiter auf eine Reaktion zu warten - meine Hände zitterten beim Anblick der grünen Blüten langsam - ließ ich mich auf die Matratze fallen, wo ich die Bong zwischen meine Beine klemmte, um beide Hände frei zu bekommen. Ich angelte rasch ein paar dicke Flocken des beruhigenden Rauschgifts aus der Tüte, um es wenig später in einem Grinder aufzulockern. Das fertige Resultat stopfte schließlich ich zu einem Kopf und legte dann das überflüssige Material zur Seite. Obwohl ich vorhin schon die ersten Züge von meinem Joint genommen hatte, ließ ich ihm auch jetzt keinen Vortritt. Schlicht aus dem Grund, weil ich noch immer nicht einverstanden damit war, wie sich dieser Teil des Abends entwickelt hatte. Und um ehrlich zu sein, wollte ich mich jetzt einfach so schnell wie möglich ins temporäre Jenseits befördern. Ich fackelte - ha ha - also nicht lange, bis ich das Marihuana mit einem Feuerzeug entzündete - ein Finger hielt dabei stets das Luftloch zu, sodass sich mit einem Brodeln langsam der weiße Rauch entwickelte, den ich wenig später gierig inhalierte. Ich war ja für gewöhnlich eher der Typ fürs Pape rauchen, aber wenn es direkt knallen sollte, griff ich gerne auch mal zur Bong. Wirkte doch deutlich schneller, was jetzt zur Folge hatte, das ich schon ein wenig angeschlagen das Instrument weiter reichte. Ich behielt den Rauch noch für eine ganze Weile in der Lunge, nur um sicherzustellen, dass das THC auch ja seine Arbeit tat. Als ich dann für mich entschieden hatte, dass es genug war, ließ ich mich mit dem Rücken in die Matratze sinken, atmete währenddessen zufrieden aus. Hach ja. Vielleicht war ja doch nicht alles so scheiße... sondern zur Abwechslung einfach mal lila, gelb oder grün...
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Ehrlich gesagt vergaß ich schon nach ein paar Sekunden, dass ich Cosma überhaupt noch einmal auf die Bettgeschichte angesprochen hatte. Vermutlich deshalb, weil mir schon im Treppenhaus Dinge an den Wänden auffielen, die ich bei meinem letzten Besuch gar nicht wahrgenommen hatte. Zum Beispiel ein eher nur kleines, älter aussehendes Bild. Zwar konnte ich letzten Endes nicht einmal wirklich erkennen, was darauf zu sehen war, weil wir gefühlt in Windeseile daran vorbei gingen, aber war das vorher überhaupt schon da gewesen? Die Treppenstufen selbst waren ja schon ein bisschen anstrengend, aber die Aussicht auf noch mehr Nebel ums Gehirn versüßte mir selbst das gekonnt. Auch die kurze Wartezeit im Flur, während der ich schlicht grinsend an der Wand lehnte und mir die Decke ansah, die so wunderschön eintönig weiß war, schien sehr schnell überbrückt zu sein und ich bekam die offizielle Erlaubnis, dass ich mit ins Schlafzimmer durfte. Ob sie noch Unterwäsche weggeräumt hatte, die ich nicht sehen durfte? Keine Ahnung, aber lang hielt der Gedanke daran auch nicht, weil ich auch in dem Raum selbst dann hellauf davon begeistert war, mir Alles ganz genau anzusehen - also so genau, wie das mit meiner kurzen Aufmerksamkeitsspanne gerade halt möglich war. Ich ließ währenddessen auch die Lederjacke komplett unbewusst einfach auf den Boden sinken, hatten sich meine Finger um den Kragen doch einfach wie von Geisterhand immer weiter gelöst. Letztendlich ließ ich mich unweit von Cosma auf die Bettkante sinken und während sie damit beschäftigt war sich die Birne wegzuknallen schob ich doch die Kapuze des Hoodies erneut von meinem Kopf, weil sie ohnehin schon wieder zur Hälfte Adieu gesagt hatte. Hielt nie lange das Teil, es sei denn ich trug die Lederjacke. Mein Blick wanderte neugierig durch den Raum, bis sich in meinem Augenwinkel etwas ausreichend bewegte, um meine Aufmerksamkeit für sich zu gewinnen. Lag vermutlich daran, dass es die Bong war, die der Rotschopf jetzt endlich an mich weiter reichte. Ohne Umschweife oder gar ein Danke tat ich der jungen Frau gleich und sorgte dafür, dass ich so schnell ganz sicher nicht wieder nüchtern wurde. Im Anschluss an das Inhalieren des Rauchs fiel mir das gläserne Gefäß doch beinahe aus der Hand, weshalb ich es jetzt zügig neben dem Bett abstellte und mich ebenfalls nach hinten sinken ließ. Eigentlich wollte ich das langsam machen, aber stattdessen plumpste ich wohl ziemlich in die Matratze zwecks mangelnder Körperkontrolle, was mich leise auflachen ließ. Mit dem breitesten Grinsen auf den Lippen, das ich überhaupt zu Stande bringen konnte, spürte ich wie das Gras seine volle Wirkung in meinem Schädel entfaltete und verschränkte noch währenddessen die Arme hinter meinem Kopf, wobei der untere Rand des Pullovers zwangsweise ein Stück nach oben rutschte. Aber frieren würde ich jetzt kaum, ich spürte ja nicht einmal wirklich wie das Metall der Pistole sich in meine Haut drückte, weil ich so halb drauf lag und das Teil nach wie vor in meinem Hosenbund steckte. "Du bist ein Goldstück.", ließ ich Cosma dann mit kurzzeitig geschlossenen Augen doch noch meinen sehr indirekten Dank zukommen. Drogen waren vermutlich schlichtweg der Weg zu meinem sowieso nicht mehr existierenden Herz.
+ .Es kommt, wie es kommt - aber so, wie man es ruft. +
Schon als mein Kopf auf der Matratze aufgeschlagen war, hatte ich die Gedanken einen Moment lang abschweifen lassen. Das Gefühl, vollkommen entspannt einfach an die Decke zu starren, erinnerte mich stark an die Beziehung mit Daith. In unserer Blütezeit hatten wir fast jedes Wochenende high im Bett gelegen, brauchten keine Partys oder Freunde, mit denen man etwas unternehmen konnte. Solange er und das grüne Gold zugänglich waren, konnte ich vollends abschalten. Gut, entsprechend fertig waren wir die Woche drauf gewesen. Rote Augen und tiefe Schatten im Gesicht zeugten davon, dass es nicht nur bei einem Joint geblieben war. Aber es waren schöne Zeiten gewesen, wir wollten ja ehrlich sein. Noch bevor ich mich aber aktiv weiter mit diesen Gedanken beschäftigen konnte, schob mir das Marihuana den Riegel vors Tor und zwang mich, im Hier und Jetzt weiter zu machen. Die Erinnerungen an Daith und an die gemeinsame Zeit wurden unzugänglich gemacht, sodass mir jetzt gar nichts anderes übrig blieb, als mich mit meinem heutigen Genossen zu beschäftigen. Andernfalls würde ich wie eine Hirntote nur vor mich hin sabbern, bis mein Körper das THC wieder vollständig ausgeschieden hatte und das war's mir dann auch nicht wert. So miese Laune, obwohl sie eigentlich so gut war. Ich hatte schließlich alle negativen Gedanken des heutigen Abends mit dem dichten Rauch der Bong ausgeatmet und wollte nun einfach ein wenig abschalten. Die negativen Gedanken beinhalteten im Übrigen auch die Einstellung Hunter gegenüber. Für gewöhnlich wäre ich in seiner Gegenwart nicht so ruhig geblieben, hätte mich nicht auf die Seite gerollt und meinen Kopf auf einem angewinkelten Arm abgestützt um ihn eingehend zu mustern. Es mochte an der Tatsache liegen, dass mein Gehirn momentan nur begrenzt funktionsfähig war, aber wenn ich mir den jungen Mann mal genauer ansah, hatte er doch hier und da ein paar sehr attraktive Attribute an sich. Nicht nur die Tattoos trafen meinen ziemlich seltsamen Geschmack, auch die Muskeln und ein Teil seiner Gesichtszüge waren durchaus ansehnlich. Aber auch unter Drogeneinfluss wollten sich ein paar meiner Charaktereigenschaften einfach nicht ablegen lassen. Als Beispiel dafür nahm ich die Situation mit dem hoch gerutschten Shirt. So ziemlich jede andere Frau hätte das zum Anlass genommen, zumindest ein wenig mit ihm zu flirten, ich hob allerdings nur grinsend eine Augenbraue. Nicht zuletzt auch wegen seines Kommentars, welcher mich erst deutlich später erreicht hatte. "Sowas aus deinem Mund zu hören ist wirklich seltsam.", antwortete ich darauf nur mit einem herausfordernden Grinsen auf den Lippen. "Aber ja, ich weiß.", fügte ich leise hinzu, bevor ich mich wieder nach hinten fallen ließ, die Beine anwinkelte und im Gegenzug die Arme über das Bett hinaus streckte. Wenn man mich vor wenigen Minuten gefragt hätte, wie ich reagieren würde, wenn man mich gemeinsam mit Hunter in ein Bett steckte, wäre ich vermutlich Amok gelaufen oder hätte dem Fragestellenden ins Gesicht geschlagen. Jetzt allerdings... na ja, war es doch ganz angenehm, nicht ganz so alleine seinen Rausch aus zu sitzen. Natürlich hätte ich es auch ohne ihn problemlos überstanden, aber es war weitaus witziger, wenn man jemanden hatte, mit dem man Späße machen und das Leben für einen Moment genießen konnte. Mein Blick wanderte schließlich wieder zu ihm, nachdem ich damit fertig war, mich ausgiebig zu strecken. Dann streckte ich meine Hand nach seinem T-Shirt aus, um an dem unteren Ende zu zupfen, welches es nicht mehr schaffte, einen Teil seines durchtrainierten Bauchs zu verdecken. "Ist das... eigentlich sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz?", fragte ich nach kurzer Überlegung wie aus dem Nichts. Natürlich nicht ohne das permanente Grinsen und einem ziemlich ironischen Unterton in der Stimme.
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Da hatte Cosma wohl Recht. Jetzt, wo ich einen Moment lang ganz in gedämpfter Ruhe darüber nachdenken konnte, waren das gerade wirklich nette, wenn nicht gar schmeichelnde Worte gewesen. Das war normalerweise so gar nicht mein Ding und es wäre in meinen Augen wirklich ein Wunder, falls es Irgendjemand noch irgendwann einmal schaffen sollte Sowas im nüchternen Zustand aus mir heraus zu kriegen. Hielt ich für vollkommen unmöglich und hätte ich auch so gesagt, wenn mich Jemand gezielt danach gefragt hätte. Ich bevorzugte es ganz einfach Angst zu verbreiten. Mir bei jeder sich bietenden Gelegenheit Respekt zu verschaffen, sollte dieser nicht allein durch mein extrem extrovertiertes Auftreten schon von vorneherein gegeben sein. Gerade Frauen ließen sich davon gerne schon nach einem einzigen Blick einschüchtern... Cosma wohl nicht, hätte sie sonst doch kaum eingewilligt mich breitgeschlagenen Typen mit hoch zu nehmen. "Kann schon sein. Ich mag Drogen... und Drogen mögen mich.", legte ich mit einem noch immer recht breiten Grinsen und einem Schulterzucken den wohl sehr offensichtlichen Grund für die netten Worte offen, hatte die Augen inzwischen auch wieder geöffnet. Erwiderte den Blick der jungen Frau auch für einen Moment lang, bevor sie wieder aus meinem Sichtfeld verschwand, weil sie sich erneut hinlegte. Hach ja, ich sah es schon kommen. Es würde irgendeine Überdosis sein, die mich letztendlich killte und nicht die Kugel einer Waffe, ein Messer oder sonst was in dieser Richtung. Ich konsumierte zwar nicht einmal richtig regelmäßig Drogen - wie gesagt, Alkohol zählte nicht -, aber wenn doch, dann meist in ziemlich hohen Dosen. So ganz nach meinem allzeit getreuen Motto ganz oder gar nicht. Mal sehen wie lange mein ohnehin schon ziemlich geschädigter Körper das noch mitmachte, bevor ein Herzinfarkt oder eben anderweitiges Organversagen einsetzten. War aber okay für mich, dass ich meinem Körper all das zumutete. Nach irgendwo mit 80 auf einer Veranda sitzen war mir sowieso nicht und ich konnte ruhig jung sterben, solange ich mein Leben bis dahin in vollen Zügen genossen hatte. Drogen und ein paar Morde inbegriffen. Erst ein leichtes Ziepen an meinen Klamotten sorgte für den Abbruch dieses Gedankengangs und ich sah ohne Umschweife mit hochgezogener Augenbraue nach unten auf Cosmas Hand. Nicht aber ohne das Grinsen, das inzwischen vermutlich schon in meinen Gesichtszügen festgewachsen sein musste. Aber ich konnte es einfach nicht lassen. Erst recht nicht, als sie diese Aktion auch noch kommentierte. "Naja... du arbeitest hier oben nicht. Ich bin auch nicht zum Arbeiten hier, soweit ich weiß... Ich würde sagen... Nein.", sinnierte ich vor mich hin und erst dann wurde mir langsam wieder bewusst, dass ich doch eigentlich gar nicht ins Bett durfte. Oder hatte ich da vorhin was falsch verstanden? "Offensichtlich ist ein Schweigen bei dir ein Ja... oder hast du noch ein zweites Bett, Schätzchen?", grinste ich und drehte mich noch während dieser Worte auf die Seite, weil ich sonst früher oder später Genickstarre vom Kopf auf die Seite drehen bekommen würde. War dann doch angenehmer sich für eine Weile auf den Ellbogen zu stützen, obwohl auch da die einseitige Belastung immer irgendwann unangenehm wurde. Mit THC im Kopf dauerte es aber sicher länger als sonst.
+ .Es kommt, wie es kommt - aber so, wie man es ruft. +
Oh ja, wahre Worte. Eigentlich hatten Hunter und ich auf den ersten Blick so gar nichts gemeinsam, aber in diesem Punkt musste ich ihm ausnahmsweise Recht geben. Wir liebten Drogen und die Drogen liebten uns... und so schloss sich der ewige Kreislauf der Abhängigkeit, wenn man nicht rechtzeitig einen Cut setzte. Und selbst wenn - man sah es ja an mir - war ein Schlussstrich nicht immer das absolute Ende. Fast schon ein wenig traurig, dass ich mich freiwillig dazu entschieden hatte, meinen freien Willen wieder in die Hände von Rauschgift zu geben, aber was konnte und sollte ich groß dazu sagen? Das es mir Leid tat? Eher nicht. Mal ganz abgesehen davon, dass es eigentlich keiner Rechtfertigung bedarf, hatten achtzig Prozent der Taten, wenn ich high war, nur Auswirkungen auf mich und mein direktes Umfeld. Unschuldige belästigte und belastete ich damit eher selten. War für mich also vollkommen in Ordnung, manchmal einfach Adieu zu sagen und ins Niemandsland abzuhauen. Zumindest für ein paar Stunden. Einfach allein sein und die Gedanken, die einen zeitweise über seine sinnlose Existenz sinnieren ließ, einfach auszuschalten. Weil ich, wie schon so oft am heutigen Abend - sei es vor Wut oder aufgrund der Drogen -, irgendwie den Faden verloren hatte, schloss ich einen Moment die Augen, um mich etwas zu sortieren. Ich hatte gerade einmal Hunters ersten Worte zur Kenntnis genommen, da beantwortete er schon meine Frage, was mich ihn für einen Augenblick wortlos anstarren ließ. Den Kopf hatte ich wieder zur Seite gedreht, versuchte verzweifelt, meine Gesichtszüge zu ordnen. Die Überforderung stand mir förmlich ins Gesicht geschrieben, weil die körpereigene Festplatte viel zu lange brauchte, um so viel Text auf einmal zu verarbeiten. Als ich nach einer ganzen Weile schließlich realisiert und sortiert hatte, was gerade seine Frage gewesen war, musste ich doch einmal laut lachen. Mein Körper krümmte sich ein wenig in seine Richtung, weil auf dem Rücken lachen eher weniger gesund war, wenn man es mit dem Atmen ohnehin schon nicht so ernst nahm. Und so endete mein Lachanfall in einem erschöpften Keuchen, als der Sauerstoff sich langsam dem Ende neigte. Ich hatte vor Lachen fast so etwas wie Tränen in den Augen, als mein Blick wieder den seinen traf. "Okay, da magst du Recht haben", setzte ich zu einer Antwort an und bezog mich damit erst einmal auf den ersten Teil seiner Aussage. Weder er noch ich waren am Arbeiten, trotzdem war das so ziemlich der einzige, absolut geistig eingeschränkte Kommentar, der mir in dieser Situation eingefallen war. Klappe halten war schließlich keine Option gewesen. Was dann den zweiten Teil anging, setzte ich eine Art Denker-Gesicht auf. "Na ja... schau' dich doch mal um. Haut der Stoff schon so rein, dass du hier ein zweites Bett siehst?", stellte ich schließlich ein wenig atemlos die Gegenfrage. Mein Körper hatte sich noch immer nicht von dem Anfall gerade erholt und versuchte verzweifelt, die Lungen wieder mit Luft zu versorgen. Wenn ich weiterhin wie ein Krüppel neben Hunter liegen blieb, sollte das aber noch eine ganze Weile dauern, bis sich Atemfrequenz und Herzschlag wieder beruhigt hatten. Wie dem auch sei. Grundlegend kannte Hunter mich als Person ja schon ganz gut, wusste eigentlich auch, dass ich zu meinem Wort stand, wenn ich zum Beispiel Nein zu etwas sagte. Wie eben zu dieser Bettgeschichte. Eigentlich wollte ich meine Matratze, mein Kissen und meine Decke nicht teilen müssen. Aber C21H30O2 beeinflusste meine Entscheidungskraft gerade erheblich und somit stellte ich selber alles, was ich im Laufe des Abends gesagt hatte, in Frage. Eben auch diese Sache...
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Natürlich hatte ich Recht. Hatte ich immer, zumindest meiner Meinung nach. Bekanntlich waren mir die Meinungen anderer Menschen auch ziemlich egal, weswegen das endgültige Urteil grundsätzlich immer durch mich selbst fiel. War einfach schön, wenn sich die Welt immer nur um einen selbst drehte und man der grundlegende Mittelpunkt des gesamten Universums war. Was allerdings auch gerade ziemlich viel meiner Aufmerksamkeit auf sich zog, war ja der ziemlich lustig zu beobachtende Lachanfall der Rothaarigen, die sich hier kringelte wie sonst was. Es war dabei einfach nur unmöglich, nicht auch ein bisschen mitzulachen. "Du hast doch 'nen Schatten.", stellt ich amüsiert fest, wobei das in diesem Fall nicht als Beleidigung oder dergleichen gemeint war, was aus meinem Tonfall auch ziemlich deutlich hervorging. Also auch mal ganz davon abgesehen, dass ich zu ganz anderem Vokabular griff, wenn ich Jemandem wörtlich eins reinwürgen wollte. "Was ziehst du da überhaupt dran rum, hm? Werden wir hier jetzt frech?", stellte ich ihr im nächsten Atemzug eine Frage, bei der mein Blick durch den Schleier ein klein wenig vor sich hin funkelte. Nicht so stechend oder provokant wie sonst, was das Gras sowieso ziemlich unmöglich machte. Ernst gucken war dann immer nicht mehr so. Situationen ernst nehmen funktionierte in der Regel auch nur noch wenig bis gar nicht, so wie jetzt gerade. Normalerweise fasste mich Niemand an, der nicht die wörtliche Erlaubnis dazu hatte oder einen eindeutigen Blick, ein Nicken bekommen hatte. Die einzige Ausnahme waren nackte Frauen, da war das grundsätzlich genehmigt. Zum einen, weil jene keine versteckten Waffen mit sich führen konnten und zum Anderen, weil nackte Haut. Brüste, Arsch. Ich war vielleicht ein Mörder und hatte den einen oder anderen heftigen Riss in der Psyche, aber Testosteron und den Drang jenes zu mildern hatte ich trotzdem. Mein Hirn musste ihre noch folgende Frage erst einmal verarbeiten, bevor ich dann doch noch einmal kurz auflachte. Würde ich hier wirklich ein zweites Bett sehen, das gar nicht vorhanden war, würde ich doch sehr starke Zweifel daran hegen, dass Cosma mir nur Gras gegeben hatte und nicht irgendeine Gott weiß was für verrückte Kräutermischung. "Ich würd' mir Sorgen machen, wenn's so wär.", stellte ich entsprechend fest und griff nach dem ersten Kissen, das in meine Reichweite kam. Ob es das einzige war wusste ich nicht und interessierte mich in diesem Augenblick auch nicht im geringsten. War für mich ja irrelevant, solange ich hier das Kissen zwischen meinen Arm und meinen Kopf klemmte, letzteren darauf ablegte. "Dann muss ich heute wenigstens nicht mehr aufstehen.", murmelte ich in den weichen Stoff des Kissenbezugs, den Blick jetzt aber wieder zu der jungen Frau gerichtet, nachdem meines Erachtens nach eine bequeme Körperhaltung erreicht war.
+ .Es kommt, wie es kommt - aber so, wie man es ruft. +
"Ich auch.", antwortete ich ein wenig zeitverzögert auf seine Aussage und meinte das sogar wirklich ernst. Für gewöhnlich war der Stoff, den ich kaufte, immer in Ordnung gewesen. Schlechte Trips oder Kopfschmerzen waren nur bei ohnehin schon beschissenen Tagen durch die negative Einstellung ab und an mal vorgekommen. Absolut nicht nennenswert, wenn man mich fragte. Aber Halluzinationen durch Marihuana war in etwa so selten wie eine Wasserquelle inmitten der Sahara. Wäre es also wirklich so gewesen, dass Hunter oder ich Dinge zu sehen begannen, die gar nicht wirklich da waren, hätte ich mal ein ernstes Wörtchen mit meinem Dealer gewechselt. Verarschen konnte ich mich nämlich auch ohne die Hilfe von anderen. Aber gut, mit seiner Aussage bestätigte er mir schließlich, dass alles in Ordnung war und es wirklich nur dieses eine Bett in meinem Schalfzimmer gab. Es schien, als würde er meine Antwort als direkten Freifahrtsschein sehen, denn ich konnte gar nicht so schnell reagagieren, wie er sich mit einem Kissen zwischen Kopf und Arm lang machte. Etwas schwerfällig, weil die Muskeln auch immer schwerer wurden, richtete ich mich in eine sitzende Position auf, den Blick stets auf Hunter gerichtet. "Ich frage mich gerade, wer hier frech wird. Du machst dich viel zu breit!", erwiderte ich schließlich mit derselben Art von Funkeln in den Augen, als auch dieser Gedankengang nach einiger Zeit abgeschlossen war. Es brauchte mich sicher eine ganze Minute, bis ich meinen Körper insoweit unter Kontrolle hatte, als das ich es schaffte, mich so umzudrehen, dass ich beim Zurückfallen lassen direkt neben ihm lag. Anders als sein Kopf lag meiner allerdings auf der blanken Matratze, was mich leise grummeln ließ. Jetzt wurde ich hier quasi aus meinem Bett vertrieben, oder was? Ich rollte mich auf die Seite, war somit auf Augenhöhe mit seinem Gesicht. Ich nahm mir die Zeit, dieses ganz kurz zu mustern, ehe ich erneut zum Reden ansetzte. "Ich wäre dir sehr verbunden, wenn du mein Kissen mit mir teilen könntest...", murmelte ich leise, zog einen Schmollmund. Unter normalen Umständen hätte er schneller Adieu sagen können, als er das Wort buchstabieren konnte - mein Bett war so ziemlich das Einzige, was ich an privaten Möbeln in meiner Wohnung besaß und nicht so leicht teilte oder gar abgab. Also ja, mein Grummeln war trotz der Drogen ein wenig bestimmt, weil diese Tatsache trotz allem nicht vergessen wurde. Lediglich den Willen zu Teilen konnte mein benebeltes Hirn unterstützen. Nicht aber, dass er mich beinahe von der Matratze schob... Ich versuchte auch auf eigene Faust, ihn an der Schulter ein Stück weit zurück zu schieben. Man konnte förmlich in meinem Gesicht ablesen, wie erfolgreich ich damit war. Mehr als die Ecke des Kissens konnte ich nicht ergattern. Und das vermutlich auch nur, weil er bereits selbstständig ein bisschen Platz machte...
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Vielleicht war das ziemlich frech, war gut möglich. Nur interessierte mich das in meinem jetzigen Zustand noch so unendlich viel weniger, als wenn ich nüchtern war. Mal ganz davon zu schweigen, dass es mir nicht einmal wirklich auffiel, bis Cosma es aussprach. Andererseits war die Bezeichnung dreist in Hinsicht auf meine Person meistens sowieso ein viel zu mildes Adjektiv, angesichts all meiner Taten und meines Auftretens. Die Geschichte mit dem Kissen hier war da ja wirklich nur ein irrelevantes Kinkerlitzchen, das schon Morgen gar nicht mehr der Rede wert sein würde. Erst nach einigen Sekunden des Nachdenkens realisierte ich dann, dass ich noch gar nichts dazu gesagt hatte, weshalb ich doch mal den Mund aufmachte. "Meine Schultern mal gesehen? Ich bin breit... das Gras macht's nicht besser.", erwiderte ich leicht vor mich hin lachend. Ich war quasi sogar doppelt breit - ein Kerl breiter als der Türsteher, der sich hier gerade von Marihuana nur noch breiter schlagen ließ. Wenn man dadurch schwerfälliger wurde, machte man sich halt nicht unbedingt schmaler. Cosma bewegte sich für meinen Geschmack schon viel zu viel, wenn auch nicht wirklich schnell. Dass sie mir dabei doch deutlich näher kam als zuvor war weniger störend, auch wenn ich sicher ein paar Momente dazu brauchte die Situation in meinem Kopf zu verarbeiten. Kurzzeitig hatte ich zugegeben gefürchtet, dass sie ihr Ziel verfehlte und auf mir landete, weil das in unserem Zustand nicht grade unwahrscheinlich war. Aber sie schaffte die schmale Gradwanderung und jammerte dann direkt im Anschluss herum, dass es ja ihr Kissen war und sie auch gerne eine Ecke davon abbekommen würde. Sie sollte sich mal nicht so haben, das THC in ihrem Kopf sollte als imaginäres Kissen eigentlich sowieso vollkommen zum Einschlafen reichen. Wie die Rothaarige versuchte mich irgendwie von dem herrlich weichen Kissen runter zu kriegen versüßte mir die Geschichte hier unheimlich, weil die sie damit ziemlich erfolglos war. Geschätzt wog ich Irgendwas zwischen 85 und 90 Kilo, weil Muskeln eben schwerer waren als Fett. Regelmäßig auf irgendeine Waage stellen tat ich mich selbstverständlich nicht, weil es mir vollkommen egal war wie viele Kilos ich denn jetzt genau hatte, aber ab und an ein Blick in den Spiegel reichte vollkommen aus um mir sicher zu sein, dass ich das für mich nötige Kampfgewicht erreicht hatte. Demnach war es nicht wirklich eine Überraschung, dass sie mich nicht einfach mal eben über die Bettkante schubsen konnte... wobei mich sowieso eigentlich Niemand von der Bettkante stieß, nur mal so ganz nebenbei erwähnt. Vollkommen utopisch. "Wenns denn sein muss... aber nur weil's süß ist, wie verzweifelt du grade aussiehst.", lenkte ich noch immer vorm ich hin grinsend ein und gab dem Zug nach, den die junge Frau bis jetzt erfolglos ausgeübt hatte. Trotzdem räumte ich nur weniger als die Hälfte vom Kissen für Cosma frei, weil ich den Rest ganz einfach selber brauchte. Daran konnte auch der schmollende Gesichtsausdruck nicht wirklich etwas ändern.
+ .Es kommt, wie es kommt - aber so, wie man es ruft. +
Tja, wenn ich nicht gerade meinen Stolz nach außen trug, konnte ich manchmal wirklich sein. Süß. Okay, verzweifelt vielleicht auch, aber eher selten. Und wenn sich etwas in diese Richtung von Gefühlen entwickelte, dann war es meist pure Resignation. Eine Ausnahme bildete an der Stelle wohl das Verlassen der Bar am heutigen Abend. Dieser Blick, den ich Tauren auf Hunters Anhänglichkeit zugeworfen hatte, war durch und durch verzweifelt gewesen. Ich ging davon aus, dass der Abend sich in eine komplett falsche Richtung entwickeln würde und hätte ich nicht selbst zu der Bong gegriffen, wäre die Hutschnur spätestens jetzt gerissen. Dieses arrogante Auftreten, diese Selbstverständlichkeit, mit der er sich hier das Recht raus nahm, mich mehr oder minder wie ein Köter neben sich schlafen zu lassen... hätte ich keinen Meter so weit kommen lassen, aber ich war ja schlau gewesen. Er konnte mir nicht auf die Nerven gehen, wenn keine mehr zum strapazieren da waren. War natürlich sinnbildlich gemeint. Da waren sie anatomisch gesehen schon noch, aber vom Marihuana so betört, dass wirklich die Welt untergehen musste, bis ich ernsthaft angepisst war. Aus dem Grund konnte ich über seine Aussagen auch nur lachen, wo ich sonst am Liebsten zugeschlagen hätte. "Eins ändert sich nicht, wenn du high bist, Hunter. Du redest noch genau so viel Scheiße, wie sonst auch. Ich und süß? Dir müsste mittlerweile aufgefallen sein, dass mein Bild eher unter der Kategorie kratzbürstig zu finden ist, wenn du den Duden aufschlägst.", stichelte ich mit einem breiten Grinsen auf den Lippen gen Zimmerdecke. Nachdem er mir einen Teil meines Kissens überlassen hatte, ließ ich mich wieder auf den Rücken rollen und starrte gedankenverloren an die Decke. Meine Hand wanderte derweil wie ferngesteuert zu meinem Nachtschrank und kramte eine ganze Weile in der Schublade, aber ich wollte den Joint, den ich gestern früh noch hier verstaut hatte, einfach nicht zu fassen bekommen. Ehrlich gesagt war ich nämlich viel zu breit, als das ich es ein zweites Mal schaffen würde, mich in eine sitzende Position zu begeben, um erneut einen Zug von der Pfeife zu rauchen. In der Hinsicht war es doch besser, wenn man sich auf einem Sofa nieder gelassen hätte, mindestens aber auf einem Stuhl oder dergleichen. Dann konnte einem sowas nämlich nicht passieren. War eigentlich schade um den Tabak, der noch fröhlich vor sich hin glimmte, aber teuer war das Zeug in meinen Augen nicht. Da gab es weitaus kostspieligere Hobbys. Na ja. Jedenfalls hatte ich nach einer Weile schließlich etwas zu packen bekommen, was zumindest die Breite eines Joints zu haben schien. Dass das kalte Metall meines Deejo Messers allerdings kein Longpape war, wurde mir erst bewusst, als ich meinen Blick auf meine Errungenschaft richtete, welche im schwachen Licht meiner Schlafzimmerbeleuchtung zu funkeln begann. Konnte man sicher auch rauchen, aber mit einem Feuerzeug würden wir da nicht weit kommen.
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Die Worte, die mir dann seitens Cosma als nächstes auf den Kopf fielen, ließen mich erneut hell auflachen. Dieses Mal ein wenig länger und lauter. Normalerweise hätten mich solche Worte sofort auf 180 gebracht, aber der Stoff in meinem Körper leistete ausgezeichnete Dienste dabei, die ganze Welt einfach nicht mehr wirklich ernst zu nehmen - Cosma inbegriffen. Der einzige Grund für mich immer wieder nach Drogen die Hände auszustrecken war ja eben genau dieser Effekt. Diese Ist-Mir-Alles-Egal-Und-Kann-Ich-Morgen-Noch-Drüber-Nachdenken-Einstellung, die auf wunderbare Art und Weise dafür sorgte, dass meine andernfalls vierundzwanzig Stunden am Tag angespannten Nerven sich zumindest für ein paar Stunden mal entspannten und eine Pause bekamen. Das wiederum war nicht nur gut für mich selbst, sondern für mein gesamtes Umfeld. Seien es nun Geschäftspartner, Kunden oder die mir unterstellten Handlanger. Alle waren besser dran, wenn ich die Wut, die niemals wirklich verschwunden zu sein schien, für eine Zeit lang abschaltete. Nur, damit sie am nächsten Tag auf niedrigerem Level wieder von vorne aufbauen konnte. "Ich kann dir gar nicht sagen wie lang ich schon keinen Duden mehr in der Hand hatte, Süße... deswegen mach' ich mir mein Bild einfach selbst. Außerdem hab ich noch nicht wieder eine gefangen, also...", redete ich benebelt vor mich her und zuckte mit den Schultern soweit das eben in meiner stabilen Seitenlage hier möglich war. Mein Blick folgte der jungen Frau träge, als sie sich noch einmal ein Stück wegrollte und nach Irgendwas zu suchen schien. Ich gab ein zufriedenes Seufzen von mir und schloss wieder für ein paar Sekunden die Augen, bevor ich erneut eine Gewichtsverlagerung auf der Matratze spürte. Cosma war mehr oder weniger in ihrer vorherigen Position angekommen und besah sich eine im gedimmten Licht schwach funkelnde Klinge. Ach, ich sollte also keine Waffen mit in die Wohnung tragen - was ich heute ganz gekonnt wieder missachtet hatte - aber sie hatte hier das schmale Messer gebunkert? Witzig. "Na, stichst du mich jetzt ab?", stellte ich dem Rotschopf eine komplett ironische, rein rhetorische Frage, die ich gar nicht ernst meinte. Natürlich wollte sie das nicht. Würde sie es versuchen, wäre das nämlich eines der wenigen Dinge, die mich tatsächlich auch noch jetzt aus der Haut fahren lassen würde. Erfolg haben würde sie damit wohl kaum und Mordanschläge waren schließlich nicht unbedingt auf die leichte Schulter zu nehmen, hatten grundsätzlich den Boomerang-Effekt. Der gescheiterte Mord kam dann nämlich ganz schnell wieder zurück und fiel auf mein Gegenüber ab.
+ .Es kommt, wie es kommt - aber so, wie man es ruft. +
Eine ganze Weile hatte durch den Schleier vor meinen Augen versucht, den metallenen Gegenstand in meinen Händen zu identifizieren - war aber gar nicht mal so einfach, wenn man nicht direkt darauf kam, was man so alles in seinem Nachtschrank aufbewahrte. Erst Hunters Worten brachten etwas Licht in meine unsortierten Gedanken. Als ich realisierte, dass ich statt dem Joint mein Deejo Messer, welches ich zu Verteidigungszwecken in meinem Schrank aufbewahrte, in der Luft hielt, stieß ich ein leises und verwundertes Oh aus. Noch während ich meinen Arm langsam wieder sinken ließ, drehte ich grinsend meinen Kopf in Richtung Hunter. "Ich denke, ich hätte allen Grund dazu, meinst du nicht?", fragte ich ironisch und hob zeitgleich eine Augenbraue in die Höhe. "Aber ich verzichte heute ausnahmsweise mal drauf. Aber nur, weil ich zu breit bin, mich um eine Leiche zu kümmern.", hängte ich ein paar, definitiv nicht ernst gemeinte, Worte hinten dran. Machten wir uns nichts vor. Hunter wäre mir selbst unter diesen Umständen um Längen überlegen, nicht zuletzt weil er weitaus mehr Routine darin besaß, Leute, die ihm nach dem Leben trachteten, auszuschalten. War Punkt eins. Punkt zwei waren logischerweise seine Muskeln und das entsprechende Gewicht, was er gerade in dieser Position, wo man ohnehin schon anfällig für Atemprobleme war, problemlos ausnutzen konnte. Wie dem auch sei. Meine gute Laune war nach wie vor am Start und auch diese missverständliche Situation konnte daran nichts ändern. Wie selbstverständlich legte ich das Messer einfach beiseite, raffte mich jetzt doch wieder in eine mehr oder weniger sitzende Position auf. Um ehrlich zu sein stützte ich mich lediglich auf die Unterarme, um einen besseren Einblick in die Schublade zu bekommen. Anders würde ich die Tüte ja doch nicht finden. Nach mehrmaligen Blinzeln verschwand schließlich auch so langsam dieser neblige Schleier vor meinen Augen und die Identifizierung des Zigaretten ähnlichen Stängelchens ging dann auch deutlich besser. Als Entschuldigung für den Umstand - der vermutlich nicht mal wirklich ein Umstand in dem Sinne war -, reichte ich dieses auch gleich mit dem dazugehörigen Feuerzeug an Hunter weiter. "Hier. Meine Entschuldigung. Ich wollte dir keine Angst machen.", witzelte ich, stets das ungenierte Grinsen im Gesicht. Mittlerweile mussten meine Mundwinkel schon an den Wangenknochen fest getackert sein und morgen würden mich besagte Muskelpartien daran erinnern, dass Drogen nicht nur schöne Seiten hatte. War mir in dem Sinne dann aber auch egal, weil grinsen oder lachen sowieso nicht auf meiner To-Do-List stand, also who cares. Als ich meine Hände wieder frei hatte, sank ich zurück in die Matratze, wobei ich Hunter dieses Mal ein Stück mehr auf die Pelle zu rücken schien. Eher unbeabsichtigt lehnte ich meinen Kopf gegen die muskulöse Schulter, wo ich nur darauf wartete, dass er das letzte Bisschen Spaß für diesen Abend anzündete. Danach war dann aber auch wirklich gut. Mir fielen ja jetzt schon die Augen zu, würde nicht mehr lange dauern, bis ich vollkommen breit einfach wegdösen würde. Ach ja. Hatte ich im Übrigen schon darüber berichtet, dass mein Schlaf deutlich erholsamer war, seitdem ich wieder zu dem Gras gegriffen hatte?
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Vermutlich schon, ja. Aber ich gab fast Jedem, der mir irgendwann einmal im Leben begegnete, einen oder gar gleich mehrere Gründe dafür, warum er ohne mich besser dran wäre. Das nicht nett sein war aber vollauf beabsichtigt. Ich hatte keine Lust auf Leute, die mir wie Ratten am Arsch hingen, nur um vielleicht ein kleines Stück vom Kuchen abzubekommen. Oder um mir irgendwann eben ein Messer in den Rücken zu stechen, weil sie von Jemandem Geld dafür bekommen hatten. Ich eliminierte mit diesem Verhalten gleich im Voraus die Möglichkeit auf solche Dinge. Wer wirklich etwas von mir wollte, der musste das Arschloch akzeptieren und sich damit abfinden, dass sich selbst bei entstehender Freundschaft mein Verhalten kaum änderte. Ich war mir selbst eben immernoch der Liebste und daran würde sich vermutlich auch so schnell Nichts ändern. "Du könntest mich nicht mal nüchtern beseitigen mit deinen schmalen Ärmchen.", stellte ich belustigt eine unumstößliche Tatsache in den Raum. Mal ganz davon abgesehen, dass Tauren ihr dabei auch nicht helfen würde. Ich hegte zwar nach wie vor Zweifel an seiner Arbeit für mich, aber so dumm konnte er nicht sein. Sah ihn dabei Jemand, der mich kannte und nur ansatzweise leiden konnte, war ihm sehr bald ganz Oslo auf den Fersen. Allein konnte Cosma mich wohl kaum tragen, maximal vielleicht alle paar Sekunden ein paar wenige Meter weiter schleifen und dann erneut eine Pause einlegen, um das Ganze wenig später von vorne durchzuführen. Mir waren die Augen wieder kurzzeitig zugefallen, weil das Bett einfach viel zu bequem war, um nicht an Schlaf zu denken. Zwar war die neblige, sehr lockere Unterhaltung hier ganz witzig, aber ich war wie so oft einfach ziemlich von Schlafmangel betroffen. War Standard und auch gar nicht anders möglich, wenn ich die wichtigen Dinge alle selbst erledigen wollte. Als Cosmas Stimme jedoch erneut an meine Ohren drang schlug ich die Lider auf und was ich als erstes danach sah, waren Feuerzeug und ein Blunt. Bis ich das mit ihren Worten in Verbindung gebracht hatte vergingen ein paar wenige Sekunden, ehe ich auch schon mit einem breiten Grinsen danach griff. "Klar, Angst...", war mein erster Kommentar dazu, bevor ich mich auf den Rücken drehte und dann gen Decke schauend die Tüte anzündete. Als bräuchte ich jetzt noch mehr von dem Zeug... eher nicht, aber nein sagen lag bei solchen Gelegenheiten weniger in meinem Blut. Zug um Zug merkte ich, wie sich die Wirkung in meinem Schädel noch einmal steigerte und mein Gehirn gefühlt um die eigene Achse springend zurückließ. Dementsprechend brauchte ich auch deutlich länger als normalerweise, um nach etwa der Hälfte des Stängels noch einmal meinen Arm zu heben und Cosma, die so herrlich praktisch direkt neben mir lag, die Tüte an die Lippen zu halten. "Ich will mal nicht so sein...", kommentierte ich das Ganze noch, während mein Arm nach Abnahme der Joints wieder neben mir auf die Matratze sank. Bezogen war das Ganze hauptsächlich die erste Dosis Gras, die die junge Frau mir an diesem Abend überlassen und nichts davon abbekommen hatte.
+ .Es kommt, wie es kommt - aber so, wie man es ruft. +
Nun, ich gestand mir das nach wie vor nicht gerne ein, aber da ich diese Gedanken ebenfalls gehegt hatte, konnte ich Hunter in dem Punkt nur zustimmen. Wäre für mich ein Ding der Unmöglichkeit gewesen, seinen - wenn es überhaupt so weit gekommen wäre - toten Körper zu verschiffen. Ich war nun mal schmal und auch mit Kraft war ich vom lieben Gott nicht unbedingt gesegnet worden. Außer wenn es hieß, Backpfeifen zu verteilen. Dann war ich ganz weit vorne mit im Rennen. Aber gut, trug jetzt hier nichts Produktives zur Geschichte bei und war entsprechend nicht weiter wichtig gewesen. Selbst wenn ich jetzt Bock gehabt hätte, darüber mit ihm zu diskutieren, fehlte mir schlicht und ergreifend die Kraft. Ich wurde immer müder und müder, pennte fast schon weg, als er den Blunt endlich angesteckt und seinen Teil davon verraucht hatte. Erst als er seinen Arm um mich legte, um mir den Filter an die Lippen zu legen, bewegte ich mich wieder ein bisschen. Nur so weit, dass mein Arm wieder bequem den Nachtschrank erreichen konnte, um die Glut über einem Aschenbecher abzuklopfen. Für den Bruchteil einer Sekunde huschte ein verliebtes Lächeln über meine Lippen, als Hunter mich noch einmal direkt ansprach. War nichts Wildes, aber es erinnerte mich an ein Ereignis von vor ein paar Jahren, wo Daith und ich in etwa in der selben Position gewesen waren. Anders als der junge Mann neben mir, hatte mein damaliger Lebensgefährte seinen Arm auf mir liegen gelassen und irgendwann war ich dann ins Land der Träume abgedriftet. Am nächsten Tag hatten uns die Schmerzen im Nacken gelehrt, das besser nicht noch einmal zu machen - halb liegend, halb sitzend - einzuschlafen, aber in dem Augenblick, in dem einen das Marihuana so glücklich machte, tat man einfach dumme Sachen. Und da war das noch eine der absolut harmlosen Geschichten. Ich wollte gar nicht erst davon anfangen, was wir noch so getrieben hatten, wenn der Bezug zur Realität mal wieder vollkommen verloren gegangen war. Würde Hunter wohl nicht mal interessieren, selbst wenn ich die Lust und die Motivation dazu hätte aufbringen können, um darüber zu quatschen. Aber nein. Eigentlich wollte ich jetzt nur den Moment genießen, der mich so krass an einen der verhältnismäßig wenigen guten Teile meiner Vergangenheit erinnerte. Ich starrte also weiter Löcher in die Luft, während ich den ersten, dann den zweiten Zug nahm. Mit überschlagenen Beinen wippte ich ein wenig hin und her, bis der klägliche Rest schließlich aufgeraucht war und ich den Filter im Aschenbecher ausdrückte. Mittlerweile hatte ich wirklich komplett abgeschalten, war bis in die Knochen entspannt und konnte jetzt ohne schlechtes Gewissen schlafen gehen. Weil ich noch immer mit den Gedanken an Daith hing, war es für mich in diesem Moment eine Selbstverständlichkeit, dass ich die Decke über Hunter und mir zurecht zupfte. Ob ich high war? Ja. Ob ich mir gerade einbildete, einige Jahre zurück in der Vergangenheit zu leben? Ebenfalls ja. Ersetzte mein komplett benebeltes Hirn gerade Daith durch Hunter? Vielleicht. Interessierte mich das? Absolut nicht. Die Augen hatte ich bereits geschlossen, als ich meinen Kopf wieder aufs Kissen fallen ließ und mich ein Stück weit an den Oberkörper meines Bettgenossen lehnte, das Gesicht in seinem Shirt vergrub und nur noch unverständlich ein Ich liebe dich murmelte, bevor der Abend dann für mich beendet war.
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Der einzige von meinen Sinnen, der noch so ansatzweise normal zu funktionieren schien, war der Geruchssinn. Während ich schon langsam wegdöste nahm ich nebenher noch den ach so schönen Geruch des Marihuanas wahr, der mir an diesem Abend durchweg sympathisch erschien. Es mochte eine nur milde Droge sein, aber für heute reichte das vollkommen aus, um mich den gesamten Aufriss zwecks Sabin gänzlich vergessen und entspannen zu lassen. Als der Geruch schon ein wenig dünner in der Luft wurde spürte ich Cosma irgendwie mit der Decke hantieren, ließ sie einfach machen. War ja ihr Bett, würde im Anschluss also sicher die von ihr gewünschte Ordnung haben. Ich schlief gar nicht so selten ohne Decke, es wäre mir demnach also auch nicht wirklich aufgefallen, wenn keine vorhanden gewesen wäre. So aber hatte jene einen gleich noch viel komfortableren, einschläfernderen Effekt und ich öffnete die Augen auch nicht, als sich meine heutige Joint-Quelle mehr oder weniger an mich kuschelte. Schlicht und ergreifend weil es mir egal war und mein Gehirn das auch nur noch so semi wahrnahm, schon zu mindestens Fünfundsiebzig Prozent im Schlafmodus festhing. Dementsprechend nahm ich auch das Gemurmel danach gar nicht mehr wahr. Andernfalls hätte ich vermutlich entweder ein Ich mich auch erwidert oder Cosma gefragt, ob ihr Gehirn jetzt endgültig im Schiefstand hing. Vielleicht auch beides. Eingeschlafen war ich schnell und das Gras sorgte auch ganz gekonnt dafür, dass ich letzten Endes erst wesentlich später wieder aufwachte, als ich es ursprünglich geplant hatte. Als ich langsam wach wurde und dabei das Gesicht leise grummelnd verzog, kam auch die Erinnerung an den letzten Abend schon langsam wieder zurück. Was genau hatte ich mir dabei gedacht? Er war mir ziemlich egal, dass ich verschlafen hatte, wie ich nach einem Blick auf den Funkwecker auf dem Nachtschrank feststellte. Unangenehmer war für mich die Tatsache, dass ich es riskiert hatte ihr mehr von mir zu erzählen als ich eigentlich wollte. Denn ganz augenscheinlich hatte mich das Gras so wie immer viel redseliger gemacht, als mir lieb war. Das war gefährlich, gerade bei einem Miststück - ja, so schnell wandelte sich das Goldstück dann wieder - wie dem rothaarigen kleinen Teufel, der hier so halb auf mir lag. Noch so ein Punkt, der gar nicht ging. Deshalb schob ich die junge Frau auch ziemlich bestimmt, unsanft von mir runter und noch dabei bemerkte ich den stechenden Schmerz im unteren Rücken, wo sich die Pistole jetzt bemerkbar machte. Sie war mindestens so beleidigt wie ich, dass sie nicht ihren Standard-Platz unter dem Kopfkissen bekommen hatte. Als ich mich aufsetzte und zur Bettkante schob, um die Füße auf den Boden zu stellen, meldete sich auch der Kreislauf, der noch nicht so ganz auf Touren war. Ich verharrte einige Sekunden im Sitzen und rieb mir das müde Gesicht, um zumindest ein klein wenig wacher zu werden. Ein Schlag hätte vermutlich aber eher geholfen. Als ich meinen Kreislauf für stabil genug befand erhob ich mich dann vom Bett und zögerte nicht gleich wieder in die Stiefel zu steigen. Ich warf nur noch einen flüchtigen Blick in Cosmas Richtung, bevor ich mich in Bewegung setzte und im Gehen die Jacke vom Boden aufsammelte. Mir wäre eindeutig mehr nach einer kalten Dusche gewesen, aber der Mangel an Zeit sorgte für nicht mehr als ein Entleeren der Blase und ein flüchtiges Waschen des Gesichts. Wenigstens ließ mich das kalte Wasser ein wenig wacher werden, aber ziemlich gerädert fühlte ich mich auch danach weiterhin. Noch auf dem Weg nach draußen checkte ich mein Handy, das mir bereits mehrere verpasste Anrufe anzeigte. Wie gut, dass ich mein eigener Chef war und mir das demnach fast am Arsch vorbeigehen konnte.
Es waren ganze acht Tage vergangen, bis Richard sich ganz sicher damit war die richtige Substanz zu haben, um das lästige Anhängsel von FBI-Agentin ohne schlimme Nachwirkungen ausknocken zu können. Das letzte was ich wollte war nämlich, dass Sydney im Nachhinein verkatert irgendwelche Schlüsse zog und mich dann beschuldigte, ihr Irgendwas unters Essen gemischt zu haben. Umso akribischer fragte ich den Dozenten also danach ob er sich wirklich sicher mit dem war, was er da tat. Viel mehr als mich darauf zu verlassen und seine versichernden Worte blieb mir im Endeffekt aber auch gar nicht übrig, ich musste ihm vertrauen. Gerade nach seiner Reaktion auf die ganze Geschichte mit meiner Mitbewohnerin war ich da nicht unbedingt wenig skeptisch, obwohl ich ihn eigentlich gar nicht als dermaßen durchtrieben einstufte. Er war vermutlich von allen Beteiligten noch der handzahmste Kandidat. Es war jetzt kurz nach 18 Uhr als ich mit dem Kochen soweit fertig war und dann die beiden Portionen jeweils auf ihren Tellern anmachte. Ich warf noch einen Blick über meine rechte Schulter in Richtung Küchentür, obwohl diese ohnehin verschlossen war damit sich der Essensgeruch nicht im ganzen Haus verteilte. Sollte Sydney sich nähern wäre es also ohnehin nicht zu überhören. Trotzdem beeilte ich mich damit den Deckel des kleinen Glasfläschchens, an dem auch die Pipette befestigt war, abzuschrauben und die von Richard angeordnete Dosis sorgfältig auf dem Essen zu verteilen. Sollte zwar angeblich bei dieser Menge nicht unbedingt geschmackstechnisch auffallen, sofern man dem Professor Glauben schenken konnte, aber ich ging gerne auf Nummer sicher. Jenes Gefäß ließ ich zugeschraubt wieder in meiner Hosentasche verschwinden und stellte die beiden Teller auf den Tisch. Wir hatten eine feste Sitzordnung, Verwechslungsgefahr bestand also nicht. Ich verließ die Küche und ging zum Wohnzimmer, wo Sydney noch auf dem Sofa vor sich hin lungerte. "Essen ist fertig.", teilte ich ihr mit einem leichten Nicken und gewohnt ruhigem Tonfall mit, bevor ich mich auch schon wieder umdrehte und zurück zum Esstisch ging, um mich an jenem niederzulassen. Nur, weil ich hier gerade eine Mission hatte, hieß das ja nicht, dass ich deswegen keinen Hunger haben durfte. Knurrte nämlich wie so oft, der Magen.
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Welch langweiliger, absolut verschwendeter Tag. Wie so oft hatte ich den größten Teil des Tages mit Nichtstun verbracht. Hier und da hatte ich ein wenig aufgeräumt und Einkaufen war ich auch gewesen, aber seit etwa zweieinhalb Stunden saß ich nachdenklich auf dem Sofa. Meine Nase hatte ich in ein paar alte Fallakten gesteckt und war gerade der Meinung, ein winziges Detail gefunden zu haben, welches noch nicht dokumentiert zu sein schien, als Sabin seinen Kopf durch die Wohnzimmertür steckte und mich zum Essen rief. Ich grummelte widerwillig ein leises "Komme.", in seine Richtung, bevor ich den Laptop auf dem Wohnzimmertisch abstellte und mich anschließend von der Couch erhob. Ich folgte dem jungen Mann in die Küche, die Gedanken hingen derweil noch an den Bildern, die ich mir angeguckt hatte. Eigentlich hatte ich jetzt weniger Lust, mich gemeinsam mit dem jungen Mann zum Essen an den Tisch zu setzen, aber es war in den letzten Wochen irgendwie zur Routine geworden und ich konnte es einfach nicht mit mir vereinbaren, dies kaputt zu machen. Gerade für Leute, die kaum ein normales Leben geführt hatten und quasi mit einem Bein im Gefängnis standen, konnten so etwas wie Routinen ganz gut gebrauchen. Ich fügte mich also meinem Schicksal, indem ich mich auf meinen gewohnten Platz ließ und die Beine überschlug. Seit dem Vorfall von vor etwa einer Woche, verhielt ich mich Sabin gegenüber eher etwas angebunden. Wir hatten zwar ein ausführliches Gespräch miteinander geführt, aber so ganz zufrieden war ich mit der Situation einfach immer noch nicht. Mein siebter Sinn sagte mir, dass irgendetwas im Argen lag. Und ich wusste zu dem Zeitpunkt ja noch nicht, wie Recht ich mit der Vermutung haben sollte. Trotz des Umstandes, dass es ich nicht sonderlich viel Hunger hatte, bedankte ich mich bei Sabin dafür, das er gekocht hatte und pickte zumindest ein paar kleine Stücken mit der Gabel auf. Ich hatte den ganzen Tag über noch nichts Richtiges zu mir genommen, aber die Fallakte von Mazzantis verstorbener Ehefrau lag mir so schwer im Magen, dass der Hunger sich gekonnt aus der Sache zurück gezogen hatte. Jetzt aber kam er langsam zurück, je mehr ich von dem - zugegeben wirklich sehr köstlichen Essen -, in mich hinein stopfte, desto eher kam auch das Bedürfnis, etwas in den Magen bekommen zu müssen, zurück. Es dauerte sicher keine zehn, vielleicht fünfzehn Minuten, bis ich den leeren Teller ein wenig von mir schob. Meine Laune, die bis eben eher gedämpft war, erhellte sich ein kleines bisschen. Nicht unbedingt nennenswert, aber durchaus hilfreich, weil ich gerade vor hatte, einen Schritt auf Sabin zu zugehen. Wenn ich genauer darüber nachdachte, war das sicher kein Thema, über das er reden wollte, aber ich konnte mir schwer vorstellen, wie es für eine normale Frau möglich war, mit einem hochrangigen Mafiosi ein halbwegs normales Leben zu führen und ich brauchte einfach Informationen. Infos, die mir meine Datenbank nicht geben konnte. Und so beugte mich ein Stück weit über den Tisch, auf welchem ich mich zudem mit den Armen abstützte, bevor ich zum Reden ansetzte. "Sag mal, Sabin... wie hat sie das gemacht?", setzte ich an und traf somit schon einmal den Nagel auf den Kopf, kein langes Drum-Herum-Gerede hier. Allerdings fiel mir wenig später auf, dass es so ganz ohne Kontext schwer war, diesen Satz irgendwo hin zu zuordnen, weshalb ich noch ein "Deine Frau, meine ich. Wie hat sie dieses Leben leben können?", hinten dran hängte. Dass mir nach und nach ein bisschen schwammig vor Augen war und auch meine Schläfen das Pochen anfingen, schob ich jetzt einfach mal auf die stundenlange Arbeit vor dem Laptop...
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Ich empfand das anfängliche Schweigen zwischen Sydney und mir beim Essen eigentlich nicht wirklich als unangenehm. Zum einen deshalb, weil ich ganz einfach damit beschäftigt war meinen Magen zu füllen und zum Anderen deswegen, weil ich nicht wirklich Lust auf eine Auseinandersetzung hatte. Die Amerikanerin und ich führten zwar ohnehin nur selten mal ausführliche Gespräche - es sei denn es ging darum, dass ich angeblich schon wieder Irgendwas verbockt haben sollte -, aber seit der Sache in der Bar verhielt sie sich noch um einiges wortkarger. Sprach nicht wirklich mehr als nur das Allernötigste mit mir, um auf dem Laufenden zu sein. Allerdings schien Sydney der Sinn nach einigen Minuten doch nach einem Wortwechsel zu stehen. Ich sah die junge Frau nach ihren ersten paar Worten ziemlich fragend aus den dunkelbraunen Augen heraus an, weil ich keinen Schimmer davon hatte, worauf sie damit hinaus wollte. Kurz darauf setzte sie mit ein paar mehr Worten nach und erklärte ihre vorherige Frage damit ganz gut. Allerdings war das jetzt nicht unbedingt eine Thematik, die ich liebend gerne mit ihr besprach. An sich hatte ich in dieser Hinsicht Nichts zu verheimlichen, aber ich redete einfach nur furchtbar ungern über meine verstorbene Familie im Allgemeinen. Ich seufzte hörbar, schob mir noch die letzte Gabel voll in den Mund und schluckte runter, bevor ich mich ein wenig zurücklehnte und den Blick wieder auf mein Gegenüber richtete. Die Finger verschränkte ich vor dem Bauch ineinander, ließ die Hände auch dort liegen. "Ich hab sie so weit wie nur irgendwie möglich aus der Sache rausgehalten, Sydney. Sie hatte nie Irgendwas mit meiner Arbeit zu tun.", erklärte ich erst einmal grundlegend, dass ich meine Frau niemals darum gebeten hatte mich auch nur bei irgendeiner Sache in dieser Hinsicht zu unterstützen. "Natürlich war's nicht immer einfach und an ein paar Umstände", dabei redete ich hauptsächlich von etwaigen Wachen ums Haus und zeitweisen Eskorten, wenn sie das Grundstück verließ. Dass sie hatte schießen lernen und mit einer Waffe unterm Bett schlafen müssen. "musste sie sich mit der Zeit gewöhnen... aber ich hab' sie auf Händen getragen. Es hat ihr nie an Irgendwas gefehlt... meiner Tochter genauso wenig. Das... war genug.", offenbarte ich weiter, zuckte im Anschluss kaum merklich mit den Schultern. Ich war ganz einfach nicht das Monster, für das Sydney mich augenscheinlich hielt, nur weil sie meine Akte gelesen hatte. Im Gegensatz zu Leuten wie Hunter hatte ich sowas wie Gefühle und ein Stück weit war auch noch ein Gewissen vorhanden.
+ .Es kommt, wie es kommt - aber so, wie man es ruft. +
Es fiel mir zunehmend schwerer, mich zu konzentrieren. Wo ich gerade doch eigentlich noch relativ wach gewesen war, schien die stundenlange Arbeit vor dem künstlichen Licht jetzt ihrem Tribut zu fordern, vor allem, wenn der Magen voll war. Um mich herum bildete sich langsam ein Film aus kuschliger Watte, welche mich mit ihrer Wärme einzulullen versuchte. Nach dem Gespräch würde ich mich wohl mit dem Laptop ins Bett verziehen, aber fürs Erste hieß es - wach bleiben. Es sollte nämlich nicht sehr lange dauern, bis mir Sabin tatsächlich eine ehrliche Antwort auf meine Frage zu geben schien. Es überraschte mich tatsächlich ein wenig, weil ich um ehrlich zu sein fest damit gerechnet hatte, dass der junge Mann nicht weiter über das Thema reden wollen würde - was ich hätte nachvollziehen können - und deswegen ein anderes Thema an schnitt. Stattdessen erklärte er mir, dass seine Frau im Grunde keine direkte Verbindung zur Mafia gehabt hatte. Nun, umso tragischer schien ihr Tod zu sein, aber ich hielt mir immer vor Augen, dass sie sich selbst dazu entschieden hatte, ein solches Leben zu führen. Laut Sabins Aussage gab es wohl ein paar Dinge, mit denen sie hatte fertig werden müssen und spätestens da war, meiner Meinung nach, der Zeitpunkt erreicht, wo sie die Reißleine hätte ziehen sollen. Vielleicht wäre dann Einiges anders gelaufen, wer wusste das schon. Außerdem befand ich mich nicht in der Position, darüber zu urteilen, denn vielleicht war die Liebe einfach sehr viel stärker gewesen. Es hing an einem jeden selbst, was er für die Beziehung tat. Wenn ich so darüber nachdachte... würde ich sicher auch einiges für meinen Mann und meinen Sohn geben, aber für immer ein Teil einer kriminellen Organisation sein? Das konnte ich so spontan nicht beantworten. Vermutlich musste man erst vor so eine Entscheidung gestellt werden, bis man sich wirklich sicher war. Auch wenn ich eine Gesetztestreue, amerikanische Bürgerin war, mochte ich nicht verneinen, dass auch ich mich eventuell zu so etwas würde hinreißen lassen. Aber im Moment war das natürlich keine Option. Wie auch immer. Blieben wir mal im Hier und Jetzt. Ich nickte Sabin als Verständnis kurz zu, hatte meinen Kopf auf einem Arm abgestützt und ließ mir seine Worte noch ein, zwei Mal durch den Kopf gehen. "Und trotzdem hat dein Chef sie in die Finger bekommen.", murmelte ich etwas taktlos. War sicher nicht das gewesen, was Sabin darauf jetzt hatte hören wollen, aber ehrlich gesagt war mein Kopf gerade so schwer, dass das Nachdenken wirklich nicht mehr so einfach war. Als ich nach einiger Zeit realisiert hatte, was ich da gerade gesagt hatte, schüttelte ich entschuldigend den Kopf, unterstrich das Ganze auch verbal noch mal mit einem "Tut mir Leid, so war das nicht gemeint.", ehe ich ein tiefes Seufzen ausstieß. "Es ist nur so... ich hab die Akte gelesen. Und für mich sind einige Sachen einfach nicht ganz nachvollziehbar." Eigentlich wollte ich darauf gar nicht zu sprechen kommen, aber Sabin hatte irgendwo auch ein gewisses Recht, das zu erfahren. "Ich bin mir nicht ganz sicher, wollte morgen noch mal genauer schauen, aber eventuell habe ich etwas gefunden, womit wir deinen Ex-Chef endlich dran kriegen könnten.", beendete ich den Satz und erhob mich dann etwas schwerfällig vom Stuhl. "Ich würd' dir ja zeigen, was ich meine, aber ich bin gerade irgendwie ziemlich müde. Wir können und das morgen zusammen anschauen, wenn du magst.", bot ich ihm mit einem fragenden Blick an. Ich ging zwar davon aus, dass er gerne heute gewusst hätte, was ich gefunden habe, aber dafür war ich nicht mehr aufnahmefähig genug. Ich wollte einfach nur ins Bett.
# Is it all a tragedy? Are we flashes in a rut going in and out of luck? Maybe. #