Mein Blick wanderte automatisch zu Cosma, als sie noch vor Tauren zum Reden ansetzte. War schon möglich, ja, aber der fehlende Kontext wäre gar nicht vorhanden, wenn Tauren mir von Anfang an einfach sämtliche Vorkommnisse während seiner ersten Schichten vor der Bar geschildert hätte. So, wie es auch eigentlich seine Aufgabe war. Vor allem, wenn es dabei um eine Sache ging, bei der er mich zu Beginn ohnehin schon angelogen hatte. Mir verschwiegen hatte, dass er sich immer angeblich nur in das Wohnzimmer der Rothaarigen verkrochen hatte, statt die wenigen Stunden, die zwischen der Schließung der Bar und seinem morgendlichen Schichtwechsel gelegen hatten, auch noch draußen zu verbringen. Er war doch gebürtiger Norweger, er hatte die Kälte gefälligst so lange auszuhalten, wie ich ihm das befahl und sich nicht nach drinnen zu verkriechen wie ein verdammtes Kind. "Darum geht's mir überhaupt nicht, halt' dich da gefälligst raus.", zischte ich in Richtung der Rothaarigen, was eindeutig nicht zu einhundert Prozent der Wahrheit entsprach. Ich müsste vermutlich ziemlich tief in die Lügenkiste greifen, um zu behaupten, dass es mich kein bisschen störte, wenn Tauren derartig mit Cosma redete. Dass er sie offenbar irgendwann mal nackt gesehen hatte und augenscheinlich auch weiter gerne darüber philosophierte, wenn ihm der Wind dafür gerade in die richtige Richtung drehte. Ich befand mich da gerade wirklich ziemlich heftig im Interessenkonflikt, wollte ich ihm wegen der Vereinbarung mit Cosma doch weder direkt ins Gesicht sagen, dass er aus gewissen Gründen zukünftig in seinem eigenen Interesse besser von solchen Gedanken absah, noch ihn einfach so damit den Hunter-Zoll passieren lassen. Dabei konnte ich nicht einmal sagen, wieso ich jetzt genau dermaßen eifersüchtig war. In meinen Augen war Tauren eigentlich nicht mal ein bisschen Konkurrenz, auch wenn er hier und da ein paar Narben weniger hatte - was ich gerne noch ändern konnte, wenn er so weitermachte. Vielleicht war das irgendwo einfach Geschmackssache, aber er war sicher nicht Cosmas Typ. Oder doch? Die Eifersucht wirbelte mir gerade dermaßen den Verstand durcheinander, dass ich nicht einmal mehr darüber halbwegs sinnvoll zu urteilen können schien. Meine Augen wanderten wieder zu dem Norweger, der Blick noch immer so unruhig funkelnd wie zuvor. "Sondern darum, dass ich dich mehrfach dazu aufgefordert habe, mir sämtliche existente Details zu liefern, so wie alle anderen das auch tun. Scheißegal, wie unwichtig sie in deinen Augen vielleicht sind, es ist dein gottverdammter Job mich über jede noch so winzige Kleinigkeit ins Bild zu setzen, Tauren. Mir reicht es jetzt mit deinen ewigen Halbwahrheiten, mach endlich dein verdammtes Maul auf.", knurrte ich weiter zu ihm runter und meine rechte Schulter hob sich ein wenig an, wollte eigentlich jetzt schon gerne zum Schlag ausholen. Einzig und allein die Tatsache, dass der Kerl doch noch den Mund aufmachen wollte, hielt mich davon ab.
Damn it. Ich könnte mich in diesem Moment wohl wirklich selbst dafür ohrfeigen, dass ich irgendwie immer Pech damit hatte, wann, wo und welche Dinge ich von mir gab. Gut, in meiner Freizeit war mein Mundwerk allgemein wesentlicher loser, als es das während der Arbeit war. Schließlich hatte Hunter mir von Anfang an eingebleut, dass es freundschaftliche Beziehungen oder gar mehr in seinem Geschäft nicht geben sollte. An sich machte das auch Sinn, weil es nun wirklich nicht gesund wäre sich mit Jemandem zu befreunden oder sich gar in Jemanden zu verlieben, der später womöglich trotz dem Personenschutz umkam. Es würde einen psychisch mitnehmen und damit in der Arbeitsfähigkeit und bei rationalen Entscheidungen einschränken, also gab ich dem Amerikaner in dieser Hinsicht prinzipiell schon Recht... nur war es halt trotzdem so, dass ich für all das eigentlich schon bezahlt hatte. Ich konnte ihm die Narbe in meinem Nacken gerne nochmal zeigen, wenn er sie inzwischen vergessen hatte und ob Cosma jetzt einmal nackt vor mir im Bad herumgetanzt war oder nicht, das war doch eigentlich echt nichts anderes als unwichtig. War für die Arbeit nicht relevant, also warum zum Teufel machte er aus einer derart kleinen Mücke schon wieder einen Elefanten? Seine erneute Aufforderung, nachdem er Cosma auch noch unschön blöd von der Seite angeschnauzt hatte, ließ mich den Blick erst einmal noch kurz auf der Rothaarigen ruhen lassen, bevor ich mich dann zurück auf den Rücken drehte, um den großgewachsenen Amerikaner anzusehen. "Mein Gott, Hunter... nachdem ich den Typen gekillt und vorübergehend in ihren Keller gebracht habe, war ich oben in der Wohnung, damit ich nicht mit blutverschmierten Händen zurück auf die Straße muss. Cosma ist einfach nur ohne jegliche Hintergedanken duschen gegangen. Kein Körperkontakt, gar nichts. Das war das erste und auch einzige Mal, dass ich sie in ihrer Wohnung nackt gesehen habe und die Quittung für's Pennen auf der Couch hab ich auch schon gekriegt, falls du dich daran noch erinnerst...", redete ich gefolgt von einem Seufzen vor mich hin, wobei meine Stimme wegen dem noch immer leicht kratzigen Hals hier und da mal kurzzeitig etwas brüchig klang. Ich hob auch den linken Arm ziemlich kläglich an, um auf meinen Hals zu deuten. Danach sank meine Hand aber ziemlich kraftlos zurück auf die Decke. "Ach ja, stimmt... dass sie mich danach von der Straße gesammelt hat, damit sich mein Nacken nicht entzündet und ich nicht verrecke, hab ich dir nicht gesagt... da hab ich deine Regel nochmal gebrochen, damit du mich weiter ausnutzen kannst, obwohl du mir parallel dazu nicht mal einen Funken Vertrauen schenken willst. Nicht mal dann, wenn ich mich für Sabin und dich gefühlt totschlagen lasse.", machte ich meiner Unzufriedenheit einfach Platz, weil die Opiate in meinem Schädel ein klein wenig das Urteilsvermögen dimmten. Im nüchternen Zustand hätte ich wohl eher nicht derartig meine Stimme gegen ihn erhoben, aber es war eben Nichts als die Wahrheit. Nur kam mir das nicht unbedingt zu Gute, weil er kurz darauf seine Faust ungewohnt sanft auf Höhe meines Magens ablegte, wobei ich schon dabei ungewollt zusammenzuckte, hatte ich doch eher mit einem Schlag gerechnet. Mit den drohend leisen Worten "Vergreif' dich noch einmal im Ton und ich bring dich zur Mafia zurück." dann schließlich aber recht stark zudrückte und mir damit das Wasser, das ich vor wenigen Minuten erst getrunken hatte, die Speiseröhre wieder hochkommen ließ. Ich konnte wohl von Glück reden, dass ich meinen Würgreflex so weit unter Kontrolle hatte, dass ich die Flüssigkeit mitsamt ätzender Magensäure einfach wieder runter schluckte, statt dem Amerikaner auch noch ins Gesicht zu kotzen, wo er sich in dieser Haltung doch ein Stück weit zu mir runter beugte. In der Küche war es inzwischen auch zum ersten Mal wieder unangenehm ruhig geworden, wodurch sämtliche Hintergrundgeräusche wie weggeblasen waren und mich parallel dazu die eiskalten, blauen Augen durchbohrten.
+ .Es kommt, wie es kommt - aber so, wie man es ruft. +
Ah, okay. Alles klar. Ich dachte ja eigentlich, dass wir über dieses Thema bereits oft genug besprochen hatten, aber Hunter war scheinbar immer noch der festen Überzeugung, dass es eine gute Idee war, mir vorschreiben zu wollen, was ich gefälligst zu tun oder zu lassen hatte. Mhm, blöd nur, dass ich da, wie immer eigentlich, ziemlich empfindlich drauf reagierte und sich mein Gesichtsausdruck sofort verfinsterte. Die darauffolgende Ignoranz meiner Worte machten das Ganze nicht besser und die beinah körperliche Gewalt gegenüber Tauren bildete dann das absolute Tüpfelchen auf dem i. Er konnte von Glück reden, dass ihm ein Faustschlag von mir vermutlich nur in absoluten Ausnahmefällen gefährlich werden konnte, denn ansonsten wäre ich wohl drauf und dran, ihn mal etwas von seiner eigenen Medizin kosten zu lassen. Sein Verhalten war gerade unter aller Sau, nicht nur dem Norweger, sondern auch mir gegenüber. Für den Moment hielt ich mich noch zurück, nur weil ich vermeiden wollte, dass er mir direkt mit dem ganz alten Schinken á la 'Das ist mein Geschäft' oder 'Es hat dich gar nichts anzugehen, wie ich mit meinen Angestellten rede', kam. Stattdessen lauschte ich seinen Worten bis zum Ende... und dann ging mir beinahe der Arsch auf Grundeis, als Tauren sich daraufhin tatsächlich zu Wort meldete. Ich hatte schon Angst, dass Hunters Einschüchterungstaktik bei ihm gezogen hatte und er auspacken würde, weshalb meine Wut kurzzeitig wie weggeblasen war. Als ich mir allerdings sicher war, dass er dieses kleine, aber feine Detail mit dem Sex ausließ, kehrte diese mindestens genau so schnell wieder zurück. Als der Amerikaner nach den gen Ende recht patzig klingenden Worten seines Handlangers augenscheinlich wirklich dazu über gehen wollte, ihm noch einmal so richtig die Fresse zu polieren, sprang ich aus dem Sessel auf. Die Decke fiel bei den Versuchen, mich so groß wie nur irgendwie möglich zu machen, achtlos auf den Boden, aber das war mir reichlich egal. Dafür, dass ich auch im gestreckten Zustand nicht ansatzweise so groß war, wie Hunter, konnte ich mich in der Stimmlage dann doch beinahe mit ihm messen. "Hunter!", knurrte ich und musste nachfolgend erst einmal ein paar geeignete Worte finden, die nicht zu sehr den Anschein erweckten, dass da zwischen uns mehr lief, ich ihn nur aus diesem Grund ein Stück weit in seinem Handeln beeinflussen konnte. Zwar nicht unbedingt, was seine Geschäfte anging, aber er wusste, dass er ein erbetenes Gespräch mit mir nicht ausschlagen sollte. Das hatte ich ihm bereits mehrfach verdeutlicht. Es vergingen bestimmt an die fünfzehn Sekunden nach Ausruf seines Namens, bis ich mich schließlich dafür entschied, dass Verwirrung einfach die beste Taktik war, einer Konversation ohne großer Nachfrage zu entkommen. Ich atmete dafür tief durch, setzte mein bestes Fake-Lächeln auf und sagte: "Könnte ich dich bitte für fünf Minuten vor der Tür sprechen?" Auch meine Stimmlage hatte ich dem scheinbar plötzlichen Umschwung meiner Laune angepasst, war er doch recht freundlich, bittend. Und das, obwohl ich gerade innerlich kochte und brodelte. Eifersucht hin oder her, so hatte er nicht mit meinen Freunden - ich betitelte Tauren jetzt einfach mal ganz naiv als einen solchen - umzugehen und da war mir scheiß egal, ob ich mich dahingehend in sein Geschäft einmischte. Es wäre schön, wenn er sich einfach mal beide Seiten einer Geschichte anhören und zu Herzen nehmen würde, ehe er voreilige Schlüsse zog, nur weil er wie ein miesepetriger Korinthenkacker nach irgendwelchen Fehler suchte, um dem jungen Schönling das Leben zur Hölle zu machen. Wenn er keinen Bock mehr auf ihn hatte oder ihn nicht leiden konnte, sollte er ihn halt in Frieden lassen. Außerdem fand ich es schon verdammt undankbar, den Norweger nach seiner selbstlosen Aktion derart vor den Kopf zu stoßen. Ganz offensichtlich schien ihm die Eifersucht wirklich zu Kopf zu steigen und ich wusste nicht, ob sich das in der Zukunft noch groß ändern würde. Er hatte sich ja bei den Italienern schon einmal so verhalten, jetzt wurde er gegenüber Tauren so unleidlich. Wenn das öfter vorkam, dann würde er ab sofort wohl ziemlich viel Spaß haben, wenn er mich in der Bar besuchen kam. Denn da lechzten mir die Typen hier und da auch mal hinterher. Mein Gott, ehy.
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Es ging doch. Warum hatte er mir das Alles nicht einfach schon damals erzählt, als er von jener Nacht zurückgekommen war? Vielleicht war es nicht essentiell für die Arbeit, aber es waren Details. Solche, die es in meinen Augen nicht gerade unwahrscheinlicher machten, dass er etwas mit ihr gehabt hatte. Wenn das nicht der Fall war, warum hatte er mir genau diese Dinge nicht einfach schon vorher verraten? Er brauchte mir nichts zu verheimlichen, wenn nichts passiert war, dass eine Strafe nach sich gezogen hätte. Wenn er mir all das damals so gesagt hätte, wie er das jetzt getan hatte, dann wäre die Situation hier gar nicht erst entstanden und eben weil er es mir nicht gesagt hatte, ließ mich das weiter daran zweifeln, dass das die tatsächliche Wahrheit war. Ich hatte schon wieder die Wahl, ob ich ihm damit jetzt trauen sollte oder nicht und langsam aber sicher wusste ich gar nicht mehr, was ich jetzt für wahr und was für gelogen halten sollte. Dass er sich von der Rothaarigen nach der Abreibung hatte verarzten lassen war auch wieder so ein unfassbar zweischneidiges Schwert - einerseits hatte ich nicht unbedingt gewollt, dass er mir wegen einer Wundinfektion abkratzte und dahingehend war das dann irgendwie schon in Ordnung, aber andererseits hatte er mir auch das wieder nicht erzählt. Bis dahin war das Gespräch noch irgendwie im Rahmen gewesen, aber als er mir dann Vorwürfe machte und einen absolut nicht angebrachten Tonfall anschlug, ging innerlich bei mir eine Bombe hoch. Wie sollte ich dem Idioten auch Vertrauen schenken, wenn er mir selbiges ebenso wenig entgegen brachte? Wie stellte er sich das vor? Er erzählte mir nicht Alles, was er mir erzählen sollte - nach eigenen Angaben auch noch ohne triftige Gründe, weil ja nichts passiert war - und verlangte aber, dass ich ihm trotzdem blind vertraute. Es war nüchtern betrachtet gar kein Wunder, dass der junge Mann weder mir, noch ich ihm vertrauen konnte und er brauchte nicht mir dafür die gesamte Schuld in die Schuhe zu schieben, wo er zum Teil doch eindeutig selbst daran Schuld war. Ich lockerte den Druck in seiner Magengegend erst wieder, als Cosmas Stimme an meine Ohren drang. Es fand eine kurze Unterbrechung in meinem eisernen Blick statt und er rutschte ein wenig milder eingestellt bis zu meiner Faust. Ich nahm langsam ein bisschen Druck von meiner Hand, löste sie aber erst ganz von Taurens Körper, als die Rothaarige mich um etwas bat. Ich mahlte unzufrieden und sichtbar mit dem Kiefer, sah dem Norweger noch einmal argwöhnisch direkt ins Gesicht, bevor ich mich mit einem geknurrten "Na schön.", von ihm abwendete und mich meine Füße in Richtung Türrahmen trugen. Schließlich bis nach draußen, wobei die Anspannung in meinen Schultern gar nicht mehr wirklich verschwinden wollte.
Mir war kotzübel. Auch dann noch, als Hunter seine Faust langsam wieder von meinem Magen nahm und die Faust schließlich ganz von meinem Magen nahm. Das Schmerzmittel hinterließ leider keine Übelkeitsresistenz und noch während sich der Amerikaner langsam von mir abwendete, kam mir erneut die Galle hoch. Es war wirklich ein wenig problematisch, dass ich jetzt nichts mehr zu trinken hatte, um meinen nun noch stärker gereizten Rachen ein wenig zu beruhigen, wobei da Milch mit Honig sicher gut gewesen wäre. Rückblickend betrachtet hätte ich mich vermutlich wirklich lieber mit solchen Worten zurückhalten oder zumindest einen ruhigeren, weniger vorwurfsvollen Tonfall anschlagen sollte... aber andererseits war es das erste Mal, dass ich meinem Ärger dahingehend Luft gemacht hatte und es fühlte sich abgesehen von den heftigen Nebenwirkungen in Form von Hunters Faust auch echt gut an. Ich behielt meine Gedanken ihm gegenüber sonst immer für mich, weil ich ja wusste wie empfindlich aggressiv er da immer reagierte. Außerdem brachte es in den meisten Fällen schlichtweg auch nichts mit ihm zu reden, weil er sich in seiner Meinung und seinem Urteilsvermögen nur selten trüben ließ. Ich verstand schon, wie wichtig ihm die zweifelsfreie Loyalität seiner Mitarbeit war, aber ich hatte ihm noch nie einen wirklich triftigen Grund dafür gegeben, dass er mir derart misstrauen musste. Okay, ich hatte hier und da mal ein paar kleinere Fehler gemacht und ihm vielleicht nicht immer jegliche - unwichtige! - Einzelheiten von jedem meiner Jobs erzählt, aber bisher hatte ihm das auch noch nie geschadet. Alles, was er für sein Geschäft wissen musste, gab ich auch ohne Ausnahmen an ihn weiter. Wenn er anrief oder mir persönlich Anweisungen gab, dann sprang ich immer ohne zu Murren oder Irgendwas zu hinterfragen, nur schien ihm das nicht genug zu sein. Ich war mir nicht einmal sicher, wo genau der Wendepunkt für unser anfängliches Vertrauen ineinander gekommen war, aber ich sah momentan nicht mehr wirklich einen Weg dafür, das irgendwie rückgängig zu machen. Fast zu sterben brachte ja offensichtlich nichts und ganz draufgehen wollte ich nicht, sonst hätte meine Psyche in meiner Bewusstlosigkeit sicher schon die Reißleine für den endgültigen Tod gezogen. Ich rollte mich wieder auf die Seite, krümmte mich des Drucks im Magen wegen und jammerte leise vor mich hin. Ein bisschen war ich daran selbst Schuld, aber größtenteils war der Grund für den harten Druck in den Magen einfach nur, dass Hunter ein verdammt egoistisches Arschloch war. Erst nach etwa zwei Minuten setzte ich mich in gefühlter Zeitlupe schließlich zum Sitzen auf, weil auch in der Seitenlage die penetrante Übelkeit nicht verschwinden wollte. In halbwegs aufrechter Position wurde es immerhin ein bisschen besser.
+ .Es kommt, wie es kommt - aber so, wie man es ruft. +
Ich hoffte inständig, dass Hunter meinem überaus freundlichen Tonfall, der so gar nichts zum Rest des Umstandes gepasst hatte, richtig einzuschätzen wusste. Dann blieb mir immerhin die Erklärung, warum ich ihn um ein Gespräch unter vier Augen gebeten hatte, erspart. Schweigend schlich ich hinter dem jungen Mann nach draußen, hielt lediglich an der Tür zum Wohnzimmer noch einmal kurz inne, um Tauren einen letzten, entschuldigenden Blick zu zuwerfen. Vermutlich hatte er den aber überhaupt nicht wahrgenommen, weil sein Blick nach wie vor auf die Decke gerichtet blieb, auch als Hunter und ich das Wohnzimmer endgültig verlassen hatten. Weil wir auch im Flur nicht genug Ruhe hatten, um ungestört miteinander reden zu können, scheuchte ich ihn mit ein paar aussagenden Handbewegungen noch sehr viel weiter, bis wir schließlich vor der Haustür zum Stehen kamen. Dort verschränkte ich die schmalen Arme ineinander und zog die Augenbrauen wieder tief ins Gesicht. Von dem falschen Lächeln und der gespielten guten Laune war nichts mehr zu sehen oder zu spüren. Ich nahm einen tiefem Atemzug der verhältnismäßig frischen Luft, ehe ich anfing, auf Hunter einzureden. Ihn aufzufordern, ein bisschen an seiner Selbstreflexion zu arbeiten. "Weißt du, was du gerade falsch gemacht hast?", fragte ich zähneknirschend, wobei ich darauf eigentlich keine sonderlich ernst gemeinte Antwort erwartete. Natürlich wusste er er nicht, was er falsch gemacht hatte. Wie sollte er auch, wenn der Interpretationsspielraum von falschem Verhalten so groß war? Deswegen seufzte ich im direkten Anschluss, bat ihn mit einer weiteren Geste der Hand, nicht einmal einen dummen Kommentar darauf zu erwidern, weil ich vermutlich sonst echt noch durch die aktuell nicht vorhandene Decke gegangen wäre. "Vergiss die Frage und sag mir lieber, womit Tauren es verdient hat, dass du ihn so behandelst?", fragte ich stattdessen, wobei mir noch lange nicht der Sinn danach stand, dem jungen Mann Zeit zum Antworten zu lassen. Dafür hatte ich viel zu viel, was ich ihm gerade noch an den Kopf schmeißen wollte, bevor es zu Off-Topic wurde. "Und ich will jetzt nicht hören, dass ich dir in den Rücken falle. Ich rede mir dir, weil ich genau das nämlich nicht tun möchte" - nur zur Sicherheit, bevor er auf dumme Gedanken kam - "aber ich verstehe einfach nicht, warum dir solche Kleinigkeiten so wichtig sind, dass du ihn, gerade nachdem er für Sabin, aber vor allem auf dein Kommando hin durch die Hölle gegangen ist. Meinst du nicht, dass er sich ein paar Neckereien und ein bisschen Ruhe verdient hat?" So, jetzt war ich fertig. Nun wollte ich Antworten hören und zwar solche, die es mich nicht bereuen lassen würden, dass ich mich tatsächlich dazu hatte überreden lassen, ihn zur Seite zu ziehen, um mit ihm unter vier Augen zu sprechen. Ich war ja nach wie vor eher der Typ für einfach drauf los quatschen, egal wer drum herum stand. Und wenn wir uns einander anschreien und schlagen würden, wäre mir das sowas von egal. Das hier tat ich nur, um ihm einen Gefallen zu tun. Sein Ego nicht ganz darunter leiden zu lassen, wenn ich ihn vor Männern wie Sabin oder Tauren zusammenfaltete. Also, Schatz ... ich warte.
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Ihre erste Frage rief in mir nichts weiter hervor als ein leichtes Prusten, dicht gefolgt von einem beiläufigen Kopfschütteln. Ich wusste, das wir dahingehend nicht ansatzweise die gleiche Meinung teilten und deshalb erschien mir eine Diskussion diesbezüglich von vornherein ziemlich unsinnig. Es war zumindest dahingehend besser für uns beide, dass sie diese Frage revidierte und stattdessen eine andere stellte, für die ich sicher etwas weiter ausholen musste. Mir war zwar klar, dass ich auch damit vermutlich wieder auf gänzliches Unverständnis bei der Rothaarigen stoßen würde, aber ich sah auch nicht mehr Sinn darin, sie einfach nur abzuwimmeln. "Weil er mich schon zwei Mal belogen hat, Cosma. Mag sein, dass das inzwischen vielleicht fast ein dreiviertel Jahr her ist, aber Menschen ändern sich nur selten. Das hab ich damals auch nur über drei Ecken erfahren, weil er sich beim falschen Kollegen drüber ausgekotzt hat. Und nein, der hat auch nicht gerade Lorbeeren für seine Petzerei geerntet, aber Tauren leistet sich einfach immer wieder Kleinigkeiten, die nicht in Ordnung sind. Handelt bewusst gegen meine Anweisungen wie eben beispielsweise bei der Sofageschichte mit dir oder erzählt mir nur so viel, wie er für nötig hält, was auch nicht meinen Vorgaben entspricht. Nur mit ihm zu reden bringt nichts, glaubst du nicht das hätte ich am Anfang versucht?", schnaubte ich. Ja gut, wie ich mit ihm über solche Dinge geredet hatte, das war eine andere Geschichte. Der drohende Tonfall war dabei immer Dauergast, aber ich brauchte wohl kaum zu erwähnen, dass in meinem Umfeld auch ohne mich immer ein eher rauer Umgangston herrschte. So war das nun mal unter Mördern und Totschlägern, da bewarf man sich nicht mit rosa Wattebäuschchen. "Er hat sich schon gebessert, ja, aber er ist ganz einfach ein Risiko und ich weiß nicht mehr, was ich mit ihm machen soll. Er ist wie ein streunender Köter, der sich immer wieder von der Leine in der Hand, die ihn füttert, losreißt.", grummelte ich weiter vor mich hin, wobei mein Tonfall zumindest ein klein wenig ruhiger als zuvor im Wohnzimmer war, fast schon ein bisschen nachdenklich. "Es sind genau solche Leute, die dir irgendwann das Messer in den Rücken stechen. Ich hab das schon oft genug erlebt, meine Geduld ist dahingehend also entsprechend begrenzt. Er ist vielleicht jünger als ich und hat insgesamt weniger Erfahrung, aber er ist nicht dumm. Er weiß, was er tut und das zu tolerieren wäre riskant.", redete ich weiter vor mich her, unterstrich das mit einer energischen Handbewegung. "Soll er von mir aus Witze machen und zwei Monate lang seinen Arsch auf einem Sofa parken, aber nicht mit dir.", murrte ich ein wenig leiser als zuvor, auch mehr nur an mich selbst gerichtet, aber es war wohl trotzdem noch hörbar für Cosma. Mir wäre ein Whiskey oder doch gleich Vodka gerade wirklich lieb gewesen, aber ich hatte nichts davon zur Hand. Deshalb schob ich auch meine rechte Hand in die Seitentasche der Lederjacke, um mir eine Kippe und das stählerne Feuerzeug heraus zu holen. Zwar war Nikotin nur bedingt wirksam bei mir, weil sowas bei chronischer Paranoia und einem nicht bewältigten Aggressionsproblem eher nicht half, aber es war besser als Nichts. Hielt mich beschäftigt und konnte damit womöglich zumindest den Gedanken daran verdrängen, den schwer verletzten Norweger doch noch zu erwürgen.
+ .Es kommt, wie es kommt - aber so, wie man es ruft. +
Es sollte dann auch gar nicht lange dauern, bis Hunter zu einer Antwort ausholte. Jedoch wusste ich mit den folgenden Worten nur wenig bis gar nichts anzufangen. Ich konnte ihm ja schlecht unterstellen, dass er in diesem Fall derjenige war, der flunkerte, was die Lügengeschichten von Tauren anging, aber das Bedürfnis war schon da gewesen. Schlicht aus dem Grund, weil ich der felsenfesten Überzeugung war, dass nicht alles, was er mir da erzählte, auch wirklich der Wahrheit entsprach und er einfach nur versuchte, lediglich das Schlechte in dem Invaliden im Inneren des Hauses zu sehen. "Dein Reden kenne ich ja...", stellte ich erst einmal mit reichlich ironischem Unterton fest und musste mir zeitgleich eingestehen, dass heute ich diejenige war, die einen Streit fast schon provozierte. Aber er machte es mit seinen bescheuerten Ausreden auch wirklich schwer, sachlich zu bleiben. Na ja. Ich kam schließlich auf das Thema mit dem Risiko zu sprechen, das mich nur ein wenig ungläubig mit dem Kopf schütteln ließ. "Wenn er ein so großes Risiko darstellt, warum hast du ihn dann nicht einfach verrecken lassen? Du hast ihm wissentlich ein One-Way-Ticket in die Hölle ausgestellt, nur um dann einen Aufriss mit Operation und allem drum und dran zu organisieren, weil er wider Erwarten überlebt hat? Das wäre die Chance gewesen, ihn loszuwerden. Stattdessen entscheidest du dich, Unmengen an Geld für seine Genesung raus zu schmeißen, obwohl du weißt, dass er die nächsten paar Monate ausfällt. Was macht das bitte für einen Sinn?", fragte ich, weil ich es wirklich nicht verstand. Wenn ihm so wenig an dem Norweger lag, dann hätte er ihn maximal noch unter die Erde bringen müssen - nicht mal das - und es wäre gut gewesen. Aber er nahm lieber in Kauf, mehrere Monate einen schwerverletzten, nicht einsetzbaren Mitarbeiter zu unterhalten, gegen den er ganz offensichtlich eine Abneigung hegte? Das wollte mir nicht so ganz einleuchten. Hunters letzten Worte sollten mich in meiner Vermutung von vor wenigen Minuten dann noch einmal bestätigen und mir offenbaren, dass sein eigentliches, wenn auch nicht hauptsächliches Problem scheinbar ganz woanders zu liegen schien. Und das war wiederum auch irgendwie süß, half uns aber bei der Klärung der ganzen Geschichte hier keinen Meter weiter. Ich erwartete am Ende doch überhaupt nicht, dass er Tauren nach der Aktion auf Händen tragen und mit Weintrauben füttern sollte, aber ein bisschen mehr Respekt war doch nicht zu viel verlangt, oder? Trotz allem, was er sich geleistet hatte, war er schließlich kein schlechter Mensch und ich war mir sicher, dass er seine Lektion mittlerweile gelernt hatte. Sowohl was die Lügen - die scheinbar einfach aus der Verheimlichung von unwesentlichen Kleinigkeiten entstanden waren? -, als auch die Gedankenspinnerei anging. Ich befürchtete fast, dass ein unbeschwertes Gespräch zwischen mir und Hunters Handlanger überhaupt nicht mehr möglich war nach dieser Geschichte hier und das machte mich schon ein wenig sauer. Die Neckereien hatten unglaublich geholfen, den Stress der letzten Tage ein wenig in den Hintergrund rücken zu lassen, aber Tauren wäre wohl schön blöd, noch ein weiteres Mal so pikante Aussagen mir gegenüber zu machen, wenn er Angst haben musste, dafür bei der nächstmöglichen Gelegenheit wieder eine verpasst zu bekommen. Mhm, frustrierend. Aber ich wollte ja nicht ganz herzlos sein, verstand ja zum Teil auch seine Ansicht, zumindest, wenn es um den Punkt Eifersucht ging. Aber ... "Außerdem kannst du mir nicht erzählen, dass du dir nicht auch etliche andere Frauen nackt vorstellst. Ist das Recht nur dir vorbehalten?", war schließlich alles, was ich dazu noch zu sagen hatte und ein schmales Grinsen bildete sich indessen auf meinen Lippen. Wie gesagt, er konnte ja mit seiner hitzköpfigen Art ja auch ganz niedlich sein, wenn er das wollte. Aber er sollte nicht denken, dass ihm das einen Freifahrt-Schein für alles gab.
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Mir stand gar nicht im Sinn, ihn wirklich umzubringen, das war ja der merkwürdige Punkt an der ganzen Geschichte. Ich war sauer auf ihn, ja, hatte in meinen Augen auch mehr als genug gute Gründe dafür, aber mir war irgendwie einfach nicht danach, ihn umzubringen. Womöglich ganz einfach deshalb, weil er seit dieser einen, maßgeblichen Geschichte vor einer halben Ewigkeit nichts mehr getan hatte, das mir irgendwie hätte schaden können. Zumindest eben nicht, das ich wüsste, aber was wusste ich schon? Bis vor gerade eben hatte ich die Badezimmer-Geschichte schließlich auch nicht gewusst und es könnte theoretisch noch unzählige andere Dinge geben, die er mir einfach nicht erzählte. Das war zwar nicht das Gleiche, wie mir verflucht dreist ins Gesicht zu lügen, um irgendwelche ehemaligen Freunde zu schützen, die mir ins Geschäft grätschten, aber es war trotzdem nichts Gutes. Konnte man drehen wie man wollte. "Mein Tonfall hat seine Gründe und die wird mir Niemand nehmen.", bemerkte ich hinsichtlich ihrer ersten Worte nur trocken, kurz nachdem ich den ersten Zug von der Zigarette wieder ausgeatmet hatte. Was das anging würde ich mich auch nicht ändern, da redete sie gegen eine mehrere Meter dicke Betonwand. Gestützt mit Stahl und engmaschiger Stacheldraht davor und dahinter. "Weil ich ihn nicht tot sehen will, Cosma. Jetzt noch weniger als vorher, wo er die Scheiße überlebt hat.", inwiefern er dabei auch seinen Auftrag ausgeführt hatte, würde ich in zwei Tagen sehen, wo ich voraussichtlich einige der Italiener einfach überrollen würde, weil sie glaubten einen Vorteil zu haben. Noch einmal Rücksprache mit dem jungen Mann zu halten war vorher allerdings dennoch unabdingbar. "Ich bringe keinen Menschen um, der für mich blindlings in den Tod marschiert und uns damit unter Umständen einen entscheidenden Vorteil geliefert hat, was die italienischen Hurensöhne angeht, weil ich sie dadurch um einige Männer reduzieren kann. Er ist ein Rohdiamant, der sich nur nicht wirklich schleifen lassen will und das aus mir vollkommen unerklärlichen Gründen. Er könnte sich längst hoch gearbeitet haben, weil er in fast jedem Gebiet wirklich talentiert ist, aber er missachtet die Grenzen und das kann ich nicht kommentarlos tolerieren.", faselte ich weiter, wobei ziemlich deutlich geworden sein dürfte, dass ich mir in Hinsicht auf Tauren einfach nicht mehr zu helfen wusste. Nichts von den Dingen, die bei sämtlichen anderen Männern in meinen Reihen fruchteten, wollte bei ihm funktionieren. Vielleicht lag es einfach nur an seinem zu empathischen Charakter oder daran, dass er nach wie vor ziemlich grün hinter den Ohren war. Selbst zu den Leuten, die mich vor ihm schon belogen hatten, fand ich nicht wirklich Parallelen, weil er sich abseits von seinen Vergehen ja ziemlich diszipliniert verhielt. Meine Aufgaben an sich nicht in Frage stellte, sondern einfach tat, was ich ihm auftrug - aber mit sehr unschönem Beigeschmack, der uns langfristig gesehen womöglich doch noch auf seinen Tod zusteuern lassen würde. Was die letzte Sache anging konnte ich nur mit den Augen rollen, bevor ich die nächsten zwei Züge von der Kippe nahm. "Keine, die vergeben sind. Aber er kann das mit uns nicht wissen, ja ja, ich weiß schon...", grummelte ich weiterhin eher unzufrieden mit der gesamten Situation vor mich hin und hob dann die freie Hand, um mir nach hinten durch die kurzen, schwarzbraunen Haare und damit auch über die angespannte Kopfhaut zu streichen. Vielleicht war das hier kein zu schlechter Zeitpunkt, um sich langsam darüber einig zu werden, wann wir die Sache an die Öffentlichkeit tragen würden.
+ .Es kommt, wie es kommt - aber so, wie man es ruft. +
Na, das passte ja alles ganz toll zusammen ... nicht. Auf der einen Seite raubte Tauren ihm wegen den angesprochenen Problemchen den letzten Nerv, auf der andere Seite war er ihm dann aber aufgrund der zeitweise unproblematischen Hörigkeit doch irgendwie zu wichtig, um ihn einfach sterben zu lassen. Nein, auch wenn ich mir den Gedanken immer und immer wieder durch den Kopf gehen ließ, kam ich auf kein brauchbares Ergebnis, was den Sinn dahinter anging. Aber es schien Hunter da wohl ähnlich zu gehen. Ganz offensichtlich wusste er selbst nicht so ganz genau, was er von diesem Rohdiamanten - wie er es ganz treffend formuliert hatte - halten sollte. Er schien da einen inneren Konflikt mit sich aus zutragen, denn scheinbar hatte er ja an den Leistungen des jungen Mannes grundlegend erst mal nichts zu mäkeln. Lediglich sein, für mich ganz normale, Charakter schien ihn zu stören. "Okay, okay. Hör zu. Ich ... ich möchte deine Entscheidungen auch eigentlich gar nicht in Frage stellen, genau so wenig möchte ich mich mit dir streiten. Ich finde es nur einfach nicht richtig, dass du es Tauren sehr viel schwerer machst, dein Vertrauen zurück zu gewinnen, als es eigentlich sein müsste. Meine Menschenkenntnisse mögen mich hier und da vielleicht täuschen, aber ich glaube schon, dass er aus seinen Fehlern gelernt hat. Was du letzten Endes mit ihm machst, ist deine Sache. Ich hatte dir schließlich versprochen, mich nicht mehr, als unbedingt nötig, in deine Geschäfte einzumischen, aber in meinen Augen hat der Kerl ein bisschen mehr Respekt verdient.", sprach ich schließlich meinen Gedanken von vor wenigen Sekunden laut aus, zuckte dabei schwach und ein wenig nachdenklich mit den Schultern. Allgemein war ich wieder ein bisschen ruhiger geworden, weil Hunter ab von seiner trockenen Reaktion auf meine unnötig mit Ironie belegte Aussage, ebenfalls ruhig geblieben war. Alles in Allem etwas gefasster wirkte, auch wenn er geistig noch immer zerstreut zu sein schien. Das würde sich auch wieder legen und wenn nicht heute, dann allerspätestens, wenn wir das nächste Mal wieder unter uns waren und ungestört blieben - zumindest für ein paar Stunden. Auf die letzte Aussage des Amerikaners reagierte ich mit einem belustigten Schnauben. Zum einen glaubte ich nicht daran, dass er sich nicht auch schon vergebene Frauen nackt vorgestellt hatte - woher wollte er zum Beispiel wissen, dass Stripperin X nicht vergeben war? - und zum anderen fand ich die Tatsache ganz witzig, dass er sich schon herauszureden versuchte, noch bevor ich überhaupt irgendwas in diese Richtung erwähnen konnte - und das hätte ich getan, ganz sicher. "Na, also. Kein Grund, grimmig zu sein. Ich bin mir ziemlich sicher, dass er, wenn er wüsste was da zwischen uns läuft, künftig einen riesigen Bogen um mich machen würde. Richard im übrigen genau so.", stellte ich leise lachend und mittlerweile gar nicht mehr so schlecht gelaunt fest. Es Richard mitzuteilen... ja, darauf freute ich mich tatsächlich am meisten. Ich wusste ja, dass die beiden sich absolut nicht leiden konnten, aber solange die Diskussionen nicht über die Stränge schlugen, wie es bereits einmal der Fall gewesen war, hatte das Gezicke einen richtigen Unterhaltungswert. Aber gut. Für den Moment jedenfalls sah ich mich kurz um, vergewisserte mich, dass wir tatsächlich ungestört waren und uns auch keiner durch irgendwelche Fenster aus dem inneren des Hauses beobachtete, dann machte ich einen Schritt auf Hunter zu. "Ich weiß nicht, aber so langsam habe ich das Versteckspiel satt. Es ist anstrengend, jedes Mal auf deine Nähe verzichten zu müssen, wenn es sich potenziell öfter anbietet, als ein bisschen freie Zeit zu zweit.", äußerte ich nachdenklich ein paar meiner aktuellen Gedankengänge, konnte als ein gutes Beispiel den gestrigen Abend anführen. Wir hatten im Beisein von Sabin, Syd und dem lädierten Tauren mehr Zeit miteinander verbracht, als bei dem ursprünglichen Treffen zuvor. Es hatten sich mehrere Möglichkeiten - nebst der möglichst unauffälligen Kuschelei beim Blutabnehmen - ergeben, die ich sehr gerne genutzt hätte. Stattdessen hatten wir so tun müssen, als bestünde immer noch das leicht angespannte Verhältnis zwischen uns. Dabei gehörte das schon längst der Vergangenheit an...
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Meinen Respekt hatte er inzwischen wohl auch wieder zurück. Er hatte mit seinem Trip in die italienisch Hölle womöglich viel mehr ausgehalten, als es andere meiner Jungs gekonnt hätten. Hatte damit nicht nur körperliche, sondern auch mentale Stärke gezeigt, wobei ich explizit letztere häufiger mal in Frage stellte. Körperlich blieb er rein optisch beurteilt kontinuierlich fit unterwegs, seit er damals das Grundtraining mit mir in Person abgeschlossen hatte. Das war genau das, woran viele nach einer Weile scheiterten, weil sie den Leistungsdruck und die oft unschönen Bilder irgendwann nicht mehr verkrafteten, weshalb Drogen die Folge waren. Drogen und körperliche Fitness waren in den meisten Fällen keine guten Freunde und bei vielen gab es irgendwann auch die Quittung in Form des Todes dafür. Aber Tauren fasste, soweit ich das beurteilen konnte, keine Drogen an oder zumindest nicht oft, weil mir das sonst sicher schon aufgefallen wäre. Vielleicht war er dahingehend auch einfach schlauer als der Rest, auch schlauer als ich - der Alkoholpegel war zwar grade relativ niedrig, aber komplett nüchtern war ich an den meisten Tagen eben doch nur direkt nach dem Aufstehen. Ich schwieg während diesem Gedankengang tatsächlich erstmal einige Sekunden, bevor ich mich davon löste. Womöglich musste man bei ihm einfach wo ganz anders ansetzen und er war eher die Kategorie Hund, der gestreichelt werden und einem vertrauen musste, damit er nicht zubiss. War charakterlich vielleicht doch kein zu treudoofer, zu lieber Labrador, sondern eher ein Dobermann, den man erst gänzlich auf seine Seite ziehen musste, damit das zwischenmenschliche Verhältnis funktionieren konnte und er dann aber für einen durchs Feuer ging. Wo wir dann bei dem Thema wären, dass ich wirklich gerne wieder einen Hund hätte. "Meinen Respekt hat er spätestens jetzt nach der Aktion wieder, nur kann man das mit Vertrauen leider nicht gleichsetzen. Außerdem glaube ich auch nicht, dass er mir mehr vertraut, als ich ihm, sonst hätten wir dieses Problem ja nicht. Keine Ahnung, ich schätze um ein letztes, ernstes... ruhiges Gespräch komm ich da nicht rum. Aber wenn das dann auch nicht funktioniert...", seufzte ich grummelig vor mich hin und rieb mir dann die müden Schläfen. Vielleicht sollte ich erstmal ins Bett, bevor ich mir weiter Gedanken darüber machte. Das nächste Thema, dem wir uns hier widmen wollten, bedurfte in jedem Fall weit weniger anstrengender Gedanken, weshalb ich für den Switch dahin recht dankbar war. Meine linke Hand war inzwischen wieder gesunken und ich sah die Rothaarige direkt an, während ich ihren folgenden Worten lauschte. "Klingt wie Musik in meinen Ohren.", stellte ich doch ziemlich angetan von diesem Gedanken fest. Tauren war schlau genug, um sich dann selbst - auch Kommentare wie seinen letzten - auf Abstand zu halten und Richard würde vermutlich einfach den Anblick nicht ertragen. Beides war ohne Ausnahme wünschenswert. Auch die Meinung, die Cosma im Folgenden dann noch zu der ganzen Geschichte äußerte, teilte ich inzwischen. Ich war mir zwar sehr sicher, dass auch Sabin von unserer explosiven Kombination nicht sonderlich begeistert wäre, aber das war irgendwie nicht mein Problem. Wenn er was dagegen hatte, dann konnte er sich seine Landsmänner ja künftig selbst vom Allerwertesten fernhalten. "Ja, geht mir auch so...", stimmte ich erst einmal wörtlich und mit einem schwachen Nicken ein, bevor ich die Zigarette mit zwei weiteren, etwas längeren Zügen zu Ende rauchte und auf dem Boden austrat. Sobald der Glimmstängel beseitigt war ließ ich das bisschen Distanz zwischen Cosma und mir noch weiter schrumpfen, indem ich ihr meinen linken Arm um die Taille schlang und sie damit noch näher zu mir hinzog, wobei ich parallel zwei Finger der anderen Hand an ihrer Gürtelschlaufe einhakte. Auch, wenn ich weiterhin die vorne offene Lederjacke am Rücken hatte, war ihre Körperwärme an der Front bei diesen Temperaturen richtig angenehm. "Und wie machen wir das? So richtig... offiziell, oder eher beiläufig?", fragte ich die zierliche junge Frau danach, was ihr am ehesten zusagte. Mir war es prinzipiell ziemlich egal, weil so oder so dem einen oder anderen die Kinnlade runterklappen würde. Den Blick in ihre großen, blauen Augen hielt ich aufrecht, wobei meine Augen das aggressive Funkeln von vorhin längst wieder verloren hatte. Ich wusste wirklich nicht, wie sie das immer machte, aber selbst meine Mundwinkel hoben sich inzwischen zu einem recht zufrieden wirkenden Lächeln an.
+ .Es kommt, wie es kommt - aber so, wie man es ruft. +
Da mochte er wohl Recht haben. Ein Gespräch, welches ohne Gewalt und Androhungen ablief, wäre in jedem Fall von Nöten. Ich hatte nämlich irgendwie das Gefühl, dass Tauren und Hunter mittlerweile nur noch aneinander vorbei redeten und das barg leider eine ganze Menge Konfliktpotential. Nicht zuletzt hatten wir - Hunter und ich - über die direkte Kommunikation zumindest ein paar wenige Missverständnisse aus der Welt räumen können. Im Prinzip taten wir ja auch jetzt nichts anderes. Und ich fand das wichtig. Vor allem, seit die Sache zwischen uns immer ernstere Dimensionen angenommen hatte, lehnte ich einen Streit mit Hunter grundsätzlich ab. Es sei denn, er legte es drauf an und erwischte mich auf dem falschen Fuß, dann war das wohl ein klein bisschen was anderes. Aber im Grunde genommen hatte ich mich an das vorherrschende, sehr harmonische Miteinander wirklich gewohnt und um das aufrecht zu halten, sprangen wir aktuell beide über manche unserer Schatten. Es sah im Moment also alles danach aus, als könnte diese Beziehung tatsächlich eine Zukunft haben, die nicht zum Scheitern verurteilt war. Aber das war Stand heute und konnte mit der kleinsten Ungereimtheit - von der noch viel zu viele im Spiel waren - stehen und fallen. Hier waren wir an genau dem Punkt, zu dem ich Hunter bereits mitgeteilt hatte, dass wir wohl nie wissen würden, was passierte, wenn wir es nicht einfach ausprobierten. Das führte uns schließlich auch zum nächsten Thema, nachdem die Sache mit Tauren ganz offensichtlich abgehakt war und ihr Ende gefunden hatte. Ich wusste zwar nicht, inwiefern ich dem jungen Mann jetzt dabei hatte helfen können, von seinem Chef auch neben dem Respekt, was zwangsläufig logischerweise kein Vertrauen voraussetzte, wertgeschätzt und für seinen Trip durchs Höllenfeuer belohnt wurde, jedoch hatte ich das Gefühl, dass Hunter ernsthaft über meine Worte nachzudenken schien. Das er auch im Allgemeinen, ohne unser Gespräch bereits hin und her überlegte. Schätzungsweise würde auch hier nur die Zukunft zeigen, was aus den beiden werden würde. Ich war in jedem Fall sehr gespannt. Im Übrigen auch darauf, was er hinsichtlich meiner Wünsche zu sagen hatte. Irgendwie hatte ich das ungute Gefühl, dass er sich eben noch nicht bereit dazu fühlte, das Ganze langsam aber sicher an die Öffentlichkeit zu tragen, weshalb mich die Resonanz tatsächlich ein wenig überraschte. Positiv natürlich. Auch das er mich kurz darauf ein wenig an sich zog, fühlte sich mit dem Wissen, dass auch andere bald von uns wissen würden, irgendwie ganz anders, schöner an. Ich strahlte ihn förmlich an, als ich an seiner durchtrainierten Brust nach oben sah, um ihm wenig später direkt ins Gesicht zu sehen. Seine Blick mit meinen Augen zu fixieren, als er seine Frage nach einem indirekten Plan an mich stellte. Mhm, wie wir das anstellten? Na ja. "Grundsätzlich ist mir das egal. Beiläufig hat natürlich ein bisschen mehr Überraschungspotential.", stellte ich mit einem zufriedenen Lächeln fest, als ich den Blick wieder abwandte, um meine Wange stattdessen an dem Wärme spendenden Oberkörper zu platzieren. Ich für meinen Teil hielt es für absolut nicht notwendig, die Sache ganz direkt anzusprechen, weil ich es einfach liebte, überraschte Gesichter zu sehen, aber ich würde die Entscheidung in diesem Fall ihm überlassen. "Wenn du das Sabin und dem Rest einfach so mitteilen möchtest, ist das für mich aber auch okay.", ergänzte ich meine vorangegangenen Worte beiläufig, wobei ich, mittlerweile ganz gleich, ob uns dabei jemand sah, nach seinen Unterarmen griff, die ursprünglich um meiner Taille gelegen hatten. Dabei hatte ich es auf seine Hände abgesehen, die ich wenig später in meinen hielt. Mittlerweile war von der angeschlagenen Stimmung nichts mehr übrig geblieben. Ein tiefes und sehr zufriedenes Seufzen sollte das auch noch einmal unterstreichen.
# Is it all a tragedy? Are we flashes in a rut going in and out of luck? Maybe. #
Cosma war zweifelsfrei eine Frau, die sichtlich Spaß daran hatte Anderen ein bisschen auf der Nase herum zu tanzen. Selbst dann, wenn es nur dadurch passierte, dass wir andere vollkommen aus dem Nichts mit unserer Zweisamkeit vor den Kopf stießen. Allerdings musste ich der Rothaarigen wohl voll und ganz dabei zustimmen, dass das ein herrlich amüsanter Augenblick wäre. Was das anging schwamm die junge Frau wohl ziemlich mit mir auf einer Wellenlänge. Wir waren nun mal beide sehr direkt und wenn man damit Anderen vielleicht hier und da etwas auf die Füße trat, dann war das halt so. In diesem Fall würde das sicherlich nicht viel mehr als ein paar empörte Worte und Gesichter nach sich ziehen, also war das ach für mich so vollkommen in Ordnung. "Du meinst wohl Unterhaltungspotenzial...", korrigierte ich sie spaßeshalber, wobei sich meine Lippen zu einem leichten Grinsen formten. Solange Cosma ihren Kopf an mich lehnte beugte ich mich mit meinem eigenen ein wenig zu ihr nach vorn, um ihr nach einigen Sekunden einen leichten Kuss auf den Haaransatz zu hauchen. Dann noch ihren folgenden Worten zu lauschen, die mir offen darlegten, dass sie mir im Grunde genommen die Entscheidung überließ. Ich sah jedoch keinen triftigen Grund dafür mich für die offizielle Ansprache zu entscheiden, also würde wir wohl einfach dabei bleiben, dass wir es so ganz beiläufig und ohne jegliche Vorahnung der Anderen einschleusten. So ließ ich Cosma einfach nach meinen Armen und schließlich auch nach meinen Händen greifen, wobei dieses für Paare absolut typische Händchenhalten noch immer ungewohnt für mich war. Umarmungen und Küsse waren die eine Sache, dieses Finger ineinander verschränken doch nochmal irgendwie eine ganz andere. Zumindest eben symbolisch gesehen, aber ich hatte mich ja gerade dazu entschieden mit der Beziehung künftig an die Öffentlichkeit zu treten - da gehörte sowas sicher auch dazu und ich würde mich früher oder später bestimmt daran gewöhnen. Vorerst strich ich mit dem Daumen der linken Hand ein wenig über ihren schmalen Handrücken. "Nein, muss nicht sein... die können ruhig dumm aus der Wäsche gucken.", ließ ich die junge Frau nun wörtlich wissen, dass ich kein Problem damit hatte, wenn wir uns dahingehend ihrem indirekten Wunsch fügten und quasi einfach so mit unserer Zweisamkeit daher spazierten, als wäre es das normalste der Welt und schon immer so gewesen. Eine kleine Weile verharrte ich noch in dieser Position, dann löste ich aber die Finger der rechten Hand von den ihren und hob sie stattdessen an ihr Kinn, um sie sanft, aber dennoch recht innig zu küssen. Gestern hatte es schließlich keinen Abschiedskuss mehr für mich gegeben, weil sie nach der Blutabnahme quasi sofort im Sessel weggenickt war. Es war also dringend nötig, das mit einem etwas längeren Kuss nachzuholen, der gleichzeitig auch ziemlich eindeutig die vorangegangenen Worte unterstrich.
Mir war nichts Anderes übrig geblieben, als mich schnellstmöglich mit dem Wagen zu verpissen, als auch noch einer von Hunters Handlangern zu Tauren aufgeschlossen hatte. Das Risiko, dass er mich dem Erdboden glattmachen würde, war mit der Schusswunde am Oberkörper einfach viel zu groß. Ich sah nicht mehr in den Rückspiegel, wollte einfach nur mein eigenes Leben retten und verpasste demnach die Chance, tatsächlich einen Blick auf Sabin werfen zu können. Das musste ich aber gar nicht wirklich, weil Sydney selbst mir als ein aussagekräftiges Indiz vollkommen ausreichte. Es würde in meinen Augen keinen Sinn machen, wenn die ehemalige Agentin gefolgt von Hunters Läufer nicht weiterhin bei Sabin war. War sie schon ganz am Anfang gewesen und ich war mir auch fast sicher, dass sich daran nichts geändert hatte. Selbst wenn doch, dann wäre sie als Geisel auch allein immer noch Gold wert und die Spur war es wert verfolgt zu werden. Das Einzige, was vorher noch passieren musste, war das Flicken des Einschusslochs in meinem Körper und die Einnahme von Schmerzmitteln. Zugegeben hatte mich der Blutverlust für zwei oder drei Stunden in Kombination mit den Pillen erst einmal ausknockt, aber seitdem war ich wieder - mehr schlecht als recht - auf den Beinen. Fuhr in einem schwarzen Coupé unaufhörlich die Straßen in dem Viertel ab, wo mir die Agentin zum Verhängnis geworden war. Es sollten etliche Stunden ohne jegliche weitere Hinweise oder gar Sichtungen von Zielpersonen ins Land ziehen und ich war fast schon kurz davor die Aufgabe an einen meiner Männer abzutreten, weil mich die Müdigkeit einholte. Wie der Zufall es wollte erblickte ich jedoch genau in diesem Augenblick den bis ins Gesicht tätowierten Amerikaner unweit des Straßenrandes vor einer Haustür. Ich konnte meinen müden Augen erst nicht so recht trauen, weshalb ich ein wenig bremste und die getönte Scheibe zur Hälfte runterließ, ehe ich die beiden langsam mit dem Auto passierte. Ich hatte es bisher eigentlich nicht für möglich gehalten, dass Hunter in seiner Position dumm genug war, sich eine Frau anzulachen, aber es hatte wirklich den Anschein, als wäre er mit der rothaarigen Barinhaberin zusammen. Es wirkte nicht wie eine flüchtige Bekanntschaft so wie sie da standen und sich küssten, eher ziemlich vertraut und innig. Allerdings war mein eigenes Verhalten wegen meinem fast ein wenig perplexen Gefühl nicht gerade unauffällig und so kam es dazu, dass Hunter sich etwas ruckartig von der jungen Frau löste und einen Blick auf mich erhaschte. Sollte aber nicht weiter schlimm sein, weil er mich zu Fuß kaum kriegen würde und ich dann auch recht zügig Gas gab, um vom Ort des Geschehens weg zu kommen. Diese Information allein war mir schon viel wert, weil Cosma soweit ich wusste nach wie vor bei ihrer Bar wohnte und die nie wirklich gut bewacht war. Auch, wenn Hunter vermutlich schlau genug war das so nicht weiter auf sich beruhen zu lassen, sofern er mich wirklich erkannt haben sollte.
+ .Es kommt, wie es kommt - aber so, wie man es ruft. +
Ja, so konnte man das natürlich auch nennen. Unterhaltungspotenzial hatte das Ganze allemal, vor allem gerade deshalb, weil Hunter und ich uns doch sehr ähnlich waren und uns in Konfliktsituationen - in denen wir natürlich auf der gleichen Seite standen - nur gegenseitig befeuern würden. Konfrontationen, wo sich der Amerikaner und ich ausnahmsweise mal eine Meinung teilten, würde für den Diskussionspartner entweder ziemlich böse und bei richtig mieser Laune vielleicht sogar tödlich enden - das kam aber ganz darauf an. Es war schließlich nicht so, als hätten wir überhaupt kein Herz. Auch wir waren in manchen Situationen rücksichtsvoll und hatten Verständnis. Gut, ich ging zum jetzigen Zeitpunkt zwar davon aus, dass wir in jenen Situationen auch entweder vollkommen besoffen oder high waren, aber das spielte keine Rolle. Fakt war, dass die Vorstellung, wie wir gemeinsam den umstehenden Menschen das Leben zur Hölle machten, mich die Aussage des Amerikaners ebenfalls mit einem ziemlich breiten Grinsen quittieren ließ. Außerdem gab es dem so auch nichts weiter hinzuzufügen, weshalb ich im direkten Anschluss auch schon seine Entscheidung, wie wir unsere Beziehung nun öffentlich machen würden, abnickte. Er war also auch der Meinung, dass wir uns nach den letzten Tagen durchaus mal einen kleinen Spaß erlauben durften und ich freute mich schon jetzt wahnsinnig doll auf das erste dumme Gesicht. Konnte es kaum abwarten. Für den Augenblick schob ich die Gedanken aber erst einmal zur Seite und genoss stattdessen das, was hier und jetzt real, greifbar für mich war. Und zwar Hunters zärtliches Streicheln meines Handrückens und der darauffolgende, sehr leidenschaftliche Kuss. Ich hatte schon fast vergessen, wie seine Lippen schmeckten, weil der letzte Kuss doch tatsächlich schon ein wenig her war. Um genau zu sein, war fast ein ganzer Tag vergangen, seitdem wir uns das letzte Mal ganz bewusst näher gekommen waren. Ich erwiderte das Zungenspiel also entsprechend eifrig, bis sich Hunter wenig später plötzlich ruckartig von mir löste. Huch, was war denn jetzt passiert? Hatte ich ihm etwa weh getan? Sichtlich verwirrt suchte ich den Blick des jungen Mannes aufs Neue und stellte dabei fest, dass seine Aufmerksamkeit gar nicht mehr mir galt, sondern einem schwarzen Wagen unweit von der Unterkunft. Allerdings war das Auto wohl genau so schnell verschwunden, wie es gekommen war, ich zumindest konnte nicht mehr erkennen, wer sich hinter dem Steuer befunden hatte und sah meinen Freund deshalb nur etwas ratlos an. "Stimmt was nicht?", fragte ich vorsichtig und hob meine rechte Hand an seine Wange, um ihm dort mit seichten Berührungen über die borstigen Bartstoppel und das Tattoo auf Höhe seines Wangenknochen zu streichen. Dass eine solch unscheinbare Idylle bei absolut prächtiger Laune keinen großen Einfluss auf das Leben eines Kriminellen hatte, kam mir in dem Moment überhaupt nicht in den Sinn. Es fühlte sich für mich gerade viel eher danach an, als hätten wir beide unsere Bürden für ein paar Minuten hinter uns gelassen und das uns niemand etwas anhaben konnte. Tja. Und ein solch naives Denken würde mich früher oder später direkt in ein Messer laufen lassen. Da war ich mir fast sicher.
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Ich löste mich ohne überhaupt darüber nachzudenken ziemlich plötzlich von Cosmas vollen Lippen, weil ich glaubte, dass mein Gehör mir einen Streich spielen wollte. Unterbewusst hoffte ich ganz einfach, dass mein Verdacht unbegründet war und weiß Gott wer einfach nur sehr langsam fuhr, weil er entweder Rentner war oder sich hier nicht auskannte und keine wichtige Abzweigung verpassen wollte. Halt ein ganz normaler, einfach nur irritierter oder verwirrter Verkehrsteilnehmer. Nur sollte sich mein Verdacht entgegen meiner vorherigen Hoffnung leider bestätigen. Es war kein grauhaariger alter Mann, der in dem - für einen Rentner sicher ohnehin viel zu sportlichen - Coupé saß, sondern ein mir inzwischen nur allzu bekanntes Gesicht. Einer der dreckigen Italiener, die mir Momente wie diesen hier sowieso schon ständig raubten und mir den Kuss in diesem Moment auch noch kaputt machten. Noch dazu war jetzt erst Recht Eile dabei geboten, sowohl Sydney und Sabin, als auch Tauren hier raus zu kriegen und woanders zu verbarrikadieren, bis der ganze Scheiß vorbei war. Den Rest der hier wohnenden Mannschaft sollte ich besser auch darüber informieren, dass sie zukünftig vorsichtig sein sollten, wenn sie nach draußen auf die Straße gingen. Ich traute es dem südländischen Pack in jedem Fall zu, dass sie hier irgendwo campierten und nur darauf warteten, das ihnen einer meiner Männer ins Visier trat. Erst Cosmas Worte ließen mich den Blick von dem ohnehin fast aus meinem Sichtfeld verschwundenen Wagen abwenden und stattdessen wieder in ihre Augen richten. Von Entspannung war jetzt leider wieder nicht mehr viel in meinen Gesichtszügen zu sehen und ich atmete einmal ein wenig tiefer durch. "Das war Agnolo... wir müssen hier weg.", setzte ich die junge Frau darüber ins Bild, wen ich in dem Wagen gesehen hatte und löste mich dabei gänzlich von ihr, zog mein Handy aus der Hosentasche. Rief Ashton noch einmal an, um ihn zu fragen, wann er hier aufschlug und ihm zu sagen, dass er sich beeilen sollte, weil ich hier gerne weg wäre bevor ein italienischer Tornado angerollt kam. Es würde mich zumindest wundern, wenn das Arschloch nicht versuchen würde uns hier mit seinem Todeskommando in die Enge zu treiben, weil er doch recht gute Chancen hätte. Hier gab es nur wenig gute Fluchtwege und ich hatte wirklich keine Lust auf eine Schießerei. Ich war müde und außerdem war es hier draußen hell - die Bullen hätten dann leichteres Spiel, wenn sie sich dazu entscheiden würden, auch bei der Party aufzutauchen. Allgemein ließ es sich des nachts viel leichter untertauchen, also sollte es im besten Fall ganz einfach gar nicht erst dazu kommen. Ashton sagte mir, dass er allerhöchstens noch zehn Minuten brauchen würde, was mir persönlich schon viel zu lang dauerte. "Kannst du einen der Jungs um Klamotten für Tauren bitten? Solange hol' ich Syd und Sabin.", gab ich eine Aufgabe an die Rothaarige vor mir ab, weil ich mich ganz einfach nicht zerteilen konnte und ich auch nicht wollte, dass der Kerl mir draußen oder im Transporter erfror. Er brauchte ja nicht mehr als einen Pullover und eine Jogginghose, nur irgendwas das nicht zu eng saß und sich leicht anziehen lassen würde. Ich war mir fast sicher, dass sich der Rest der Wohngemeinschaft noch immer in der Küche befand, andernfalls hatten sie sich höchstens in ihre Zimmer verzogen und im Ansagen machen oder Herumscheuchen war Cosma ganz gut. Bekam sie hin, da war ich sicher.
+ .Es kommt, wie es kommt - aber so, wie man es ruft. +
Es dauerte einen Augenblick, bis sich Hunter endlich dazu überwinden konnte, mir meine eigentlich recht simple Frage zu beantworten und irgendwie hatte sich in der Zeit des Wartens bereits ein ungutes Gefühl in mir breit gemacht. Wenn der Amerikaner etwas derart mit den Augen fixierte und die Ohren spitzte, dann war das in den seltensten Fällen gut. So hatte ich das in der Vergangenheit jedenfalls schon des Öfteren beobachtet, hoffte allerdings, dass er sich dieses mal einfach irrte und alles im verhältnismäßig grünen Bereich war. Leider verriet mir bereits der vielsagende Blick Hunters wenige Sekunden vor seiner wörtlichen Erklärung, dass dem leider nicht so war. Er doch potenzielle Gefahr ausgemacht hatte und wir deshalb so schnell wie möglich von hier verschwinden mussten. Ich seufzte leise, ließ meine Hand währenddessen wieder sinken und senkte den Kopf etwas geknickt. Es war nicht so, als war ich ihm böse - ganz im Gegenteil -, ich war einfach frustriert. Frustriert darüber, dass wir nicht einmal am Arsch der Welt an paar Minuten für uns hatten, ohne das generell irgendwer irgendwas von Hunter wollte. Ob es nun Anweisungen waren, die ersucht wurden oder Italiener, die ihm an den Kragen wollten ... irgendwer störte einfach immer. Aber ich glaubte noch immer fest daran, dass wir uns irgendwann für mindestens ein paar Stunden absolut unauffindbar zurückziehen würden. Immerhin hatte der Amerikaner mir das versprochen und ich kannte ihn bereits gut genug, um zu wissen, dass er seine Versprechen nur äußerst selten brach. Also akzeptierte ich einfach, dass er fürs Erste wieder ganz der Geschäftsmann war und seine Leute - sowohl Kunden, als auch Personal - in Sicherheit bringen wollte. Es spannten sich deshalb auch meine Muskeln etwas an, als ich den letzten Worten mein Gehört schenkte. Diese folgten leider erst sehr spät, weil ein Telefonat mit einem seiner scheinbar höchsten Männer dazwischen kam. Ärgerlich, denn in der Zwischenzeit hätte ich bereits reagieren können, aber nun gut. Es würde mich auch jetzt nicht lange brauchen, Hunters Bitte nachzukommen, war diese doch eigentlich ganz simpel. Ich nickte ihm zum Verständnis noch einmal kurz zu, ehe ich mich dann recht zügig von ihm abwandte und die nebst uns gelegene Tür aufschwingen ließ. Kurz darauf trugen mich meine Beine in Richtung der Küche, in der seit unserem Abgang wohl wieder angereget diskutiert wurde. "Ich unterbreche eure gute Laune ja nur ungerne.", setzte ich zu einen paar lauten, aber bestimmten Worten an. Die zudem noch glatt gelogen waren. Ich unterbrach andere Leute in der Regel recht gerne, obwohl ich diese Art von Charaktereigenschaft bei anderen immer total zum Kotzen fand. "Kann bitte jemand ein paar Klamotten für Tauren entbehren? Wir müssen hier weg.", bat ich schließlich mit Nachdruck, um den Ernst der Lage zu verdeutlichen, als ein wenig Ruhe eingekehrt und ich mir sicher war, dass ich die Aufmerksamkeit aller Anwesenden hier im Raum hatte. Es war dann der junge Mann, dem ich heute morgen beinahe einen Herzinfarkt zu verdanken hatte, der sich als erster meldete und entgegen der verstreuten Ausstrahlung auf einmal sehr gefasst wirkte. Allgemein schien ich mit meinen letzten Worten die Anspannung ein wenig in die Höhe getrieben, die Sinne geschärft zu haben, denn auch die letzte Tuschelei war verstummt und es lagen mittlerweile ausnahmslos alle Augen auf mir. Sabin, den ich indessen die Treppe runter kommen sah, bat ich mit wenigen Worten, dass er mir gefälligst beim Anziehen des Lädierten helfen sollte, damit Hunter sich um wichtigere Dinge kümmern konnte. Anrufe, Anweisungen seinen Mitarbeitern gegenüber, keine Ahnung. Ich wollte ihm einfach unter die Arme greifen und ein paar simple Aufgaben abnehmen, wenn das eben möglich war. Aber jemanden, der sich kaum von alleine Aufsetzen konnte, bekam ich mit Hilfe des Italieners ganz sicher angezogen. Sydney sollte indessen das Nötigste für die beiden zusammen packen.
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Cosma schien meiner Bitte ohne große Umschweife nachzukommen und so betrat ich dicht hinter ihr wieder das Haus, um auf direktem Weg nach oben zu Sabin und Sydney zu gehen. Sie dazu anzuweisen, sich mit dem Packen jetzt unplanmäßig mehr zu beeilen als ohnehin schon, weil wir jetzt wirklich die Zeit im Nacken sitzen hatten. Sabin hatte seinen Kram schon so weit fertig, dass er die Reisetasche nur noch zu machen musste und dann kurz darauf schon nach unten zu den Anderen ging. Ich hörte Cosma durch die offene Tür zum Flur nach seiner Hilfe fragen, als ich das Telefon schon zum nächsten Mal am Ohr hatte und parallel dazu die Brünette mit einer drängenden Handbewegung dazu aufforderte, noch einen Gang höher zu schalten. Es dauerte wohl noch etwa eineinhalb Minuten, bis sie mit der Packerei fertig war und ich hatte inzwischen auch zwei meiner Männer ganz in der Nähe, die sich die momentan beliebten, für gewöhnlich deutlich ruhigeren Tagschichten ergattert hatten, dazu aufgefordert sich ebenfalls in die nahen Straßen zu begeben. Zu patrouillieren und mir sofort Bescheid zu geben, falls sie die Mafiosi irgendwo sahen, damit ich im Ernstfall handeln konnte. Wenig später scheuchte ich Sydney vor mir her die Treppe nach unten und legte währenddessen wieder auf. Unten angekommen schien das Problem mit Tauren gerade erfolgreich von Cosma und Sabin beseitigt zu werden, war er doch so gut wie fertig angezogen. Ich hielt noch einmal in der Küche an, um dem Rest der anwesenden Belegschaft mitzuteilen, dass sie sich nur zur Sicherheit mit ihren Waffen brüsten und uns den Rücken bis zum Transporter freihalten sollten, falls die Italiener wirklich noch währenddessen oder gar zuvor hier ankamen. Dementsprechend verzogen sich zwei von ihnen nach oben und bezogen die Posten an den Fenstern ihrer Schlafzimmer, als ich die Haustür öffnete. Ashton kam gerade mit dem Kleintransporter an und hielt ihn unweit der Haustür am Straßenrand, ganz offiziell im Halteverbot. Ich forderte Sydney dazu auf sich schon mal ins Innere des Wagens zu bewegen, damit sie ganz einfach aus dem Weg war. Danach ging ich zurück ins Wohnzimmer, wo Tauren fast etwas unruhig schauend auf dem Sofa saß. Fertig angezogen, sogar inklusive seinen immer noch blutigen Sneakern an den Füßen und die Decke in den Händen haltend. "Fährst du mit mir oder den Anderen?", fragte ich an die Rothaarige gerichtet, weil ich wusste, dass sie es nicht mochte, wenn ich ihr Entscheidungen vorweg nahm. Ich war mir selbst auch nicht sicher, was potenziell weniger gefährlich für sie war. Ich würde mit ein wenig Abstand dem Transporter nachfahren, um die Idioten im Fall der Fälle zumindest zum Teil auf eine falsche Fährte führen zu können, weil sie meinen Wagen inzwischen leicht erkannten. Der weiße Transporter war hingegen eher unauffällig und sie müssten bei den leicht getönten Scheiben vermutlich zwei Mal hinschauen, um Ashton am Steuer erkennen zu können. Aber sollten sie ihn eben doch erkennen und Cosma war nicht bei mir, sondern beim Rest, wäre mir damit vermutlich auch nicht so wohl. Zwar war ich mir sicher, dass Sabin das Schießen kaum verlernt haben dürfte und Sydney war auch noch da, während einer meiner besten Männer am Steuer saß und im Notfall auch aus dem Fahrerfenster schoss, aber ich hatte Cosma nach kurzem Überlegen schlichtweg doch irgendwie einfach lieber bei mir. Ich ging schon mal auf den Verletzten zu, bedeutete Sabin mir wieder mit dem Tragen zu helfen. "Ich fahr' Ashton mit ein wenig Abstand hinterher..", gab ich meiner besseren Hälfte - wobei fragwürdig war, wer von uns der schlechtere Einfluss war - noch die Information, dass sich unsere Wege so oder so nur für die Dauer der Fahrt über trennen würden. Die Haustür stand noch offen, weshalb der Weg mit Tauren nach draußen vorerst ohne größere Zwischenfälle ablief.
+ .Es kommt, wie es kommt - aber so, wie man es ruft. +
Die aktuelle Situation war ein sehr gutes Beispiel dafür, dass Hunter bei der Wahl seiner Männer äußerst kleinlich zu sein schien, denn selbst der augenscheinlich ziemlich vercrackte junge Mann, dem ich kurze Zeit nach meiner Ansage ein paar legere Klamotten für Tauren zu verdanken hatte, wirkte auf einmal wie ein professioneller Schläger. Wie jemand, den man nur zu gerne vor seinem Club positionierte, weil er selbst mit den breitesten Schränken klar kam, die das Nachtleben in Oslo so zu bieten hatte. Generell herrschte plötzlich eine ganz allgemeine Disziplin, seit Hunter hinter mir das Haus gestürmt hatte und damit meine vorangegangenen Worte an seine Männer unterstrich. Ich konnte mir gut vorstellen, dass sie sich andernfalls überhaupt nichts von mir hätten sagen lassen, weil warum auch..? Sie kannten mich nicht, ich kannte sie nicht, zudem wusste bis dato noch niemand, welche Rolle ich überhaupt in der ganzen Geschichte hier spielte. Ich hätte es ihnen daher nicht einmal übel genommen, wenn sie misstrauisch gewesen wären und ihren Dienst verweigert hätten. Spätestens die laute Stimme ihres Bosses in meinem Rücken hätte ihnen wieder Leben eingehaucht, so wie es letztlich dann auch der Fall war. Koordiniert, organisiert und strukturiert verzogen sich zwei Männer nach oben und der Kerl, den ich liebevoll den Herzinfarkt-Typi getauft hatte, stürmte durch den Flur in das Zimmer von heute früh, um binnen weniger Sekunden mit einer Jogginghose und einem T-Shirt bewaffnet zu mir ins Wohnzimmer aufzuschließen. Er entschuldigte sich, dass er auf die Schnelle nichts Wärmeres gefunden hatte, woraufhin ich ihn nicht unbedingt schroff, aber mit ein wenig Nachdruck darum bat, zumindest noch eine Jacke zu besorgen, wenn er schon keinen Pullover griffbereit hatte. Es wurde draußen zwar immer wärmer, aber Tauren würde in seinem Zustand ganz sicher trotzdem frieren, wenn er sich zu lange nur im Shirt draußen herum trieb. Zwar galt es nur den Weg bis zum weißen Transporter, der inzwischen vorgefahren war, zu überwinden, aber das brauchte eben auch seine Zeit. Laufen war nämlich immer noch keine gute Idee, also mussten die Jungs ihn zumindest beidseitig stützen, damit sie ihn vorsichtig und ohne weitere Verletzungen in Richtung Auto schleifen konnten. Hunters Frage hatte ich zwischen dem ganzen Stress überhaupt nicht beantwortet, nur zugesehen, wie der Invalide in den hinteren Teil des Sprinters geladen wurde, dicht gefolgt vom Einstieg Sabins und seiner Begleitung - die geistig im übrigen irgendwie zu pennen schien, eilig hatte sie es jedenfalls nicht. Erst als das Wichtigste damit verstaut war und Ashton nur noch wissen musste, bei wem ich jetzt mitfahren würde, bevor er den Motor anließ, wandte ich mich an meinen Freund. "Ich fahre mit dir.", antwortete ich knapp, entschlossen und sah ihn mit einem fragenden Blick an. In unmittelbarer Nähe war kein weiteres Auto aufzufinden, woraus ich schlussfolgerte, dass er irgendwo in einer der Seitengassen geparkt haben musste. Es wäre also nur von Vorteil, wenn er vor lief oder mir zumindest eine grobe Richtung nannte, in die ich einschlagen sollte. Es dauerte dann auch gar nicht mehr sonderlich lang, bis die Flügeltüren des Transporters von innen geschlossen wurden und Hunters Handlanger aufs Gaspedal trat. Indessen hatte ich mich nach einer kurzen Info des Amerikaners in Bewegung gesetzt, um nach einer kurzen Strecke im Laufschritt auf der Beifahrerseite seines Wagens anzuhalten. Mir war einfach nicht ganz wohl dabei gewesen, den weißen Großraumtransporter auch noch mit meiner Anwesenheit zu beehren, denn sollte dieser wider Erwarten in die Fänge der Italiener geraten, wären wir ausnahmslos alle von der Bildoberfläche verschwunden und ... davor hatte ich einfach ein bisschen zu viel Angst. Auch wenn mir oft der Sinn danach stand, einfach ins Gras beißen zu wollen, mochte ich mein Leben eigentlich ganz gerne. Gerade jetzt, wo es tatsächlich auch wieder einen Sinn zu haben schien. Und allgemein fühlte ich mich in Hunters Gegenwart irgendwie... sehr viel sicherer. Ich konnte nicht genau erklären, woran das letztendlich lag, aber es war so.
# Is it all a tragedy? Are we flashes in a rut going in and out of luck? Maybe. #
Es sollte eine Weile dauern, bis Cosma mir antwortete, aber das war auch nicht weiter schlimm, weil ich in der Zwischenzeit mit Tauren ja noch alle Hände voll zu tun hatte. Nur dann, als der wohl wertvollste Teil der Fracht endgültig verladen zu sein schien und Alles unter Dach und Fach war, war es schleunigst Zeit für ein paar Worte der zierlichen jungen Frau. Sollte dann auch nicht lange dauern, bis sie offiziell preisgab sich für den Beifahrersitz in meinem BMW entschieden zu haben und ich nickte das nur kurz ab, bevor Ashton auch schon mit dem Transporter losfuhr. Hatte ich irgendwas vergessen? Kurzzeitig ging ich gedanklich nochmal Alles durch, aber ich schien so weit Alles in die Wege geleitet zu haben. Ich deutete Cosma die richtige Richtung zu meinem geparkten Wagen, blieb selbst aber noch kurz stehen und sah nach oben zum Fenster, an dem Derek saß. Gab ihm noch eine letzte Handbewegung mit als Zeichen dafür, dass er mich anrufen sollte, falls die Italiener hier vorbei kamen. Dann aber setzte ich zur unmittelbaren Verfolgung der Rothaarigen an, zog noch im Lauf die Waffe aus meinem Hosenbund, nur zur Sicherheit. Ich kam kurz nach Cosma beim Wagen an und entriegelte die Türen, ließ noch einmal flüchtig, aber gezielt den Blick schweifen und stieg dann jedoch recht zügig ein. Noch einen kurzen Augenblick lang zögerte ich mit meiner folgenden Tat, ließ während ich darüber nachdachte den Motor an und fuhr los. Dann legte ich meine Waffe aber mit den leicht gemurmelten Worten "Nur für den Fall..." auf Cosmas Schoß ab, bevor ich recht zügig beschleunigte, um den inzwischen zu groß gewordenen Abstand zu Ashton und den Anderen wieder ein wenig zu dezimieren. Wenn sie uns wirklich auf den Fersen sein sollten, dann hatte Cosma ganz einfach mehr Spielraum zum Schießen, weil sie das Steuer nicht halten musste. Der kleine Teufel musste ihnen ja keine Kopfschüsse verpassen, es reichte einen der Reifen oder oft genug die Motorhaube zu treffen. Ich wusste nicht, ob sie ohne mich noch hin und wieder mal das Schießen geübt hatte. Magazine hatte ich ihr aber zwei bei sich gebunkert, eben auch so für den Ernstfall. Man wusste ja doch nur selten mit einhundertprozentiger Sicherheit, auf was für Wegen die italischen Arschlöcher wanderten, also hatte ich mich damit ganz einfach sicherer gefühlt.
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Und schon wieder waren seit Agnolos letztem Besuch mehrere Tage vergangen. Ich arbeitete inzwischen wieder und hatte deshalb nur noch selten Zeit, mich bei einem Glas Wein im Whirlpool zu entspannen. Wobei ich feststellen musste, dass ich letzteren seit der Sache mit dem Italiener ohnehin mied und auch die Terrasse nur noch selten betrat. Keine Ahnung, woran das lag, aber mich beschlich ein absolut unangenehmes Gefühl, sobald ich die Glastür passierte und so richtig abschalten konnte ich in meiner Hängematte dann auch nicht mehr. Seit Agnolo und ich hier das letzte Mal getrennte Wege gegangen waren, hatte ich immer wieder das Gefühl, dass der starrende Blick weiterhin anhielt, dabei war ich die meiste Zeit über alleine in der Wohnung. Zwischendrin hatte ich zwar noch ein paar Mal versucht, mir mein Ego mit einem jungen Schönling wieder aufzupolieren, hatte diese dann aber doch in Boxershorts wieder vor die Tür gesetzt. Meine Laune war entsprechend schlecht, weil ich einfach unzufrieden mit mir selbst war. Sowohl was das Aussehen, als auch das Verhalten anging, aber ich brauchte wohl jetzt einfach die Zeit, mich durch diese Existenzkrise zu winden. Wenigstens konnte ich in der Uni etwas abschalten, weil beinahe jede Art von Kunst Balsam für meine geschundene Seele war. Sobald ich den Campus allerdings verlassen hatte und mich, so wie jetzt auch, auf dem Weg nach Hause befand, sank das allgemeine Wohlbefinden ins Bodenlose. Entsprechend wenig Begeisterung konnte ich für Agnolo, der mir - wie immer natürlich rein zufällig, ha ha - auf der Straße entgegen kam, aufbringen, als ich ihn unweit des Eingangs mit einer Begleitperson wartend entdeckte. Und weil ich heute im Vergleich zu den letzten Tagen so richtig beschissene Laune hatte, mussten die zwei Hohlköpfe leider damit leben, dass ich ihnen keinen freundliches Hallo entgegen brachte, sondern lediglich die Tür zum Treppenhaus aufhielt, um sie herein zu bitten. Es gab wohl scheinbar wichtige Neuigkeiten, die mir Agnolo mitteilen wollte oder aber ihm waren spontan weitere Fragen eingefallen, nach dessen Antwort er sich bei mir erkundigen wollte. Egal worum es auch ging, ich hatte keine besonders große Lust, ihn und seinen Schoßhund - der im Übrigen der Gleiche war, dem ich schon einmal auf den Schlips getreten war - bis ganz nach oben und schließlich in meine Wohnung mitzunehmen, aber eine andere Wahl hatte ich schließlich nicht. Auf dem Weg zum Fahrstuhl fiel mir auf, dass der junge Italiener ein wenig zu humpeln schien und wir deshalb überdurchschnittlich lange brauchten, um die Aufzugskabine zu erreichen, was mich fragend, aber nicht minder grimmig dreinblickend eine Augenbraue nach oben ziehen ließ. Erst als das helle Licht im Fahrstuhl den beiden Idioten ein wenig mehr Farbe ins Gesicht zauberte, machte sich bemerkbar, dass Agnolo irgendwie ein wenig ... fertig wirkte. Müde und ausgelaugt, alles in allem einfach nicht sehr fit. Was dann tatsächlich auch den Anhang erklärte. Wäre er alleine gekommen, hätte ich die Phase seines Schwächeln ausnutzen und ihn verletzen, vielleicht sogar umbringen können. Machte also Sinn, dass noch jemand deutlich gesünderes dabei war, der im Notfall einschreiten konnte. "Man, siehst du scheiße aus.", stellte ich nüchtern fest, als der Fahrstuhl sein Ziel im obersten Stockwerk erreicht hatte und ich mich mit jeder einzelnen Etage mehr dazu aufraffen konnte, zumindest irgendwas zu sagen. Etwas, was vielleicht nicht ganz freundlich war, aber eben der Wahrheit entsprach. "Hat die Sache mit Tauren nicht so gut geklappt?", fragte ich weiter, weil ich mir nur damit erklären konnte, warum er so fertig und lädiert aussah. Hätte ja sein können, dass trotz Hunters und meiner Planung irgendetwas schief gegangen war. Ich konnte ja nicht riechen, dass er lediglich gehandicapt war, weil Sydney ihn angeschossen hatte.
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Ich ärgerte mich unheimlich darüber, dass Hunter in dieser Stadt einen so unschlagbar guten Heimvorteil hatte. Es war beinahe unmöglich ihn in dieser Stadt in seinem Wagen im Blickfeld zu halten. Ich könnte wetten, dass er selbst die Ampelschaltzeiten an jeder einzelnen Kreuzung in ganz Oslo bis auf die Viertelsekunde genau kannte. Natürlich war er vor der Haustür, an der ich ihn mit seiner rothaarigen Freundin gesehen hatte, nicht mehr aufzufinden gewesen. Auch auf seinen Wagen hatten wir nur noch einen flüchtigen Blick werfen können, zu mehr war es gar nicht mehr gekommen. Die kurze Zeit, in der er einen meiner Männer noch im Rückspiegel gesehen hatte, hatte ihn vermutlich maximal amüsiert auflachen lassen. Aber wie auch immer - vielleicht war es möglich ihm aus der Barfrau einen Strick zu drehen, wenn man sie ihm wegnahm oder ihr weh tat. Wirklich wütende Leute waren nur selten zu hundert Prozent konzentriert, es könnte ihn unaufmerksam werden lassen. Also musste Richard heute noch dafür herhalten mir diese eine, aber sehr essentielle Frage zu beantworten. Ich passte den Dunkelhaarigen, der heute ganz besonders mies drauf zu sein schien, also ein weiteres Mal ab und heftete mich bis in sein Wohnhaus an seine Fersen. Für mich war nicht relevant, ob er schlechte Laune hatte oder wie ein Honigkuchenpferd vor sich hin grinste. Antworten geben konnte er mir schließlich in beiden Fällen, nur waren seine Worte in seinem jetzigen Gemütszustand womöglich etwas patziger. Sollte es mir wieder zu bunt werden, musste den Tadel in jenem Fall wohl mein Mitstreiter erledigen. Jedenfalls trat ich ohne Begrüßung jeglicher Art nach einigen anstrengenden Schritten schließlich hinter Richard und auch meinem Handlanger in den Aufzug. Zwar wagte ich irgendwie zu bezweifeln, dass Richard mir wirklich etwas tun würde, nur weil ich ihm momentan regelmäßig auf die Nerven ging, aber ich war momentan nicht in der Position dahingehend zu pokern. Die Bemerkung des Dozenten ließ mich nur leise schnauben. Danke, wusste ich selbst. Auch ohne, dass ich in den Spiegel schaute konnte ich mein müdes Gesicht förmlich spüren. Die tiefen Augenringe vor meinem inneren Auge sehen, während ich mich wie der letzte Krüppel vorwärts schleppte. Ganz schmerzfrei war ich halt leider nicht. "Tauren war ohne große Probleme zu brechen.", stellte ich erst einmal nur ein wenig angestrengt fest und schwieg, bis wir letzten Endes sein Apartment betreten hatten. Den Schrank von Handlanger parkte ich mit einer Handbewegung erst einmal außerhalb direkt vor der Wohnungstür. Ich hatte gerne Privatsphäre bei geschäftlichen Angelegenheiten, soweit es vertretbar war. Im Notfall konnte ich ihn aber problemlos reinpfeifen, wobei ich zum jetzigen Zeitpunkt eigentlich noch nicht davon ausging, dass das notwendig sein würde. "...aber die nette Ex-FBI-Agentin kam aus dem Nichts und hat mir eine Kugel verpasst, als ich ihn so gut wie tot zurück auf die Straße geschmissen habe.", grummelte ich vor mich hin, wobei ich wirklich froh war, dass mir das Schmerzmittel einen Großteil des stechenden Schmerzes am zugenähten Einschuss einfach nahm. Andernfalls würde ich hier sicher nicht herumlaufen, sondern bewegungsunfähig in der Gegend rumliegen. "Aber deswegen bin ich nicht hier.", wendete ich das Thema gleich ein Stück weit, weil ich nicht hergekommen war, um mich über die Schusswunde bei dem jungen Mann auszuheulen. War nicht meine erste und ich würde auch diese überleben. "Ist die Rothaarige aus der Smith And Wesson Hunters Freundin oder nur seine Hure? Ich hab sie zusammen gesehen.", tatsächlich entfiel mir ihr Name immer mal wieder, aber er würde schon wissen, wen ich meinte. Wenn nicht, dann konnte er mir meine Frage vermutlich ohnehin nicht beantworten. Ich lehnte mich, während ich auf eine Antwort wartete und ihn dabei unentwegt sehr direkt ansah, mit der Hüfte an die Lehne des Sofas und stützte mich gleichzeitig mit den Armen darauf ab, um den sonst entstehenden Druck auf meinem Oberkörper zu entgehen. Wieder aufzustehen wäre anstrengend und nur zusätzlich schmerzhaft, weshalb ich heute gerne auf das weiche Sitzpolster verzichtete.
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Okay, die Sache mit Tauren schien entgegen meiner aktuellen Erwartungen also doch nach Plan gelaufen zu sein, denn laut Agnolo lag das Problem nicht bei dem inzwischen wohl ziemlich lädierten Norweger, sondern bei ... Sydney? Der amerikanischen FBI Schlampe? Meine Augenbrauen schossen nun gänzlich in die Höhe, weil ich mit so ziemlich allem, aber nicht damit gerechnet hatte. Hatte sie denn vollkommen den Verstand verloren? Es hatte schon seine Gründe gehabt, warum Sabin und sie sich aus der ganzen Sache heraus halten sollten und dann schien es ihr wirklich eine gute Idee zu sein, einfach so auf eigene Faust loszuziehen, um dem Italiener eine Kugel zu verpassen? Verstand ich jetzt nicht so ganz, denn die verpassten Anrufe von Cosma hätte ich für ein bisschen mehr Kontext vermutlich annehmen sollen. Tja gut, aber nun stand ich da. Etwas ratlos und überfragt, weil ich nicht wusste, wie ich jetzt weiter vorgehen sollte und ob dieses Verhalten potenziell gefährliche Auswirkungen auf die Beziehung zwischen Agnolo und mir haben würde. Daher spannten sich meine Muskeln einen Augenblick lang an, doch noch bevor ich zu ein paar fragenden Worten ansetzen konnte, wechselte der junge Mann auch schon das Thema und ich war noch nie so dankbar darüber gewesen, wie in genau diesem Augenblick. Ich hatte nach der Aussage jetzt bange gehabt, dass sie Sydney eingesammelt und ausgequetscht hatten. Auch wenn sie jahrelang für das FBI gearbeitet hatte, vermutete ich dennoch, dass sie unter den ein oder anderen Foltermethoden sicherlich auch zerbrochen wäre und angefangen hätte, zu reden. Ich musste an dieser Stelle sicherlich nicht noch einmal erwähnen, wie schlecht das für mich hätte enden können, oder? Es beruhigte mich also ungemein, dass Agnolo scheinbar nicht gekommen war, um mich einen Kopf kürzer zu machen, sondern tatsächlich nur ein paar Fragen an mich hatte. Fragen, über die ich nicht sonderlich lange nachdenken musste, wenn wir ehrlich waren. Während sich der Italiener gegen die Lehne des Sofas stützte, war ich weiter in Richtung Küche gegangen, um mir ein Glas Wasser zu holen, war dann auch an der Theke stehen geblieben und hatte ihn nur mit leicht schief gelegten Kopf angesehen. Der Ärger über Sydneys Fehltritt stand mir dabei noch immer ins Gesicht geschrieben, war meine Stirn doch sichtlich in Falten gelegt. "Hört sich ja nicht gerade ... spaßig an.", kommentierte ich erst einmal die Schusswunde mit einem leisen Schnauben. Ich hatte bis jetzt das große Glück gehabt, noch nicht einmal angeschossen worden zu sein, konnte mir aber vorstellen, dass es mindestens genau so dolle schmerzte, wie es meine Brandnarbe in ihrer Anfangszeit getan hatte. Vielleicht sogar noch ein bisschen schlimmer. "Was Cosma angeht ... sie ist weder noch. Sie ist überhaupt nicht gut auf Hunter zu sprechen und Kontakt haben sie auch nur, weil sie eine Kundin von ihm ist. Tauren als Security vor der Bar, du weißt schon...", redete ich vor mich hin und unterstrich gerade die letzten paar Worte mit einer vielsagenden, kreisenden Handbewegung. Quasi als Zeichen dafür, dass die Kommunikation zwischen den beiden recht belanglos war. Na ja, zumindest war sie das in meinen Augen bis jetzt immer gewesen. Ich konnte ja nicht ahnen, dass sich in den letzten Wochen dahingehend ziemlich drastisch etwas geändert hatte, aber zum Reden waren wir beide ja lange nicht mehr gekommen. Ansonsten hätte ich vielleicht mitbekommen, dass sich zwischen Hunter und ihr etwas zu entwickeln schien, aber so ... Ja, mir war aufgefallen, dass die beiden seit geraumer Zeit ein wenig freundlicher miteinander umgingen, aber ich schob das einfach auf die Tatsache, dass man sich über die Zeit mit seinem Umfeld arrangierte und versuchte, möglichst viele Streitthemen zu vermeiden. War einfach besser für alle und brachte gerade bei geschäftlicher Zusammenarbeit nur Gutes mit sich.
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