Genervt hier, genervt da... wenn ich nicht so unheimlich viel Wert drauf legen müsste, dass die Geschichte hier einen erfolgreichen Ausgang hatte, dann wäre ich womöglich doch lieber nur Zuhause geblieben. Sie waren in meinen Augen beide fürchterliche Besserwisser und es war irgendwie einfach jedes Mal aufs Neue wahnsinnig anstrengend, wenn man die beiden Idioten in eine gleiche Richtung lenken musste, die auch noch jedem irgendwie in den Kram passte. Recht hatten sie beide. War an sich vielleicht keine schlechte Idee meine Landsleute in eine von uns genau geplante Richtung zu lenken, weil wir dann zumindest bis zu einem gewissen Maß wussten, was sie als nächstes tun würden. Nur müsste man es eben schon gut und ohne Patzer in Worte fassen, damit der Italiener den Köder auch schluckte. Allerdings konnte Richard sowas normalerweise eigentlich sehr gut, die genaue Wortwahl ihm selbst zu überlassen dürfte nicht verkehrt sein. Wobei man ihm den Sarkasmus dabei vielleicht besser vorher ausreden sollte, der wäre nämlich gänzlich unangebracht in jener Situation. Allgemein würde er sich auf sehr dünnem Eis bewegen und der kleinste Fehltritt könnte ihn theoretisch schon an Ort und Stelle den Kopf kosten. Dass die Mafia sich dahingehend mit einem Telefonat begnügte war nämlich selten bis nicht existent. Es war immer besser die Gesichtszüge des vermeintlichen Lügners oder Intriganten zu sehen und ihn auf frischer Tat zu ertappen. Aber auch an dieser Stelle sollte der Dunkelhaarige eigentlich fähig sein, wenn man seinem vermeintlichen Intellekt glaubte. Den hatte er beim Hintergehen Hunters' wohl mal kurz in den Urlaub geschickt, die Folgen hätten ihm nämlich vorher klar sein müssen. "Naja, du kannst doch gut mit Worten umgehen... meistens zumindest. Ich bin mir eigentlich fast sicher, dass Agnolo sich aus eigenen Stücken nochmal bei dir meldet - entweder übers Telefon oder mit unangekündigtem Besuch. Die Mafia lässt potenzielle Informationsquellen nur selten unausgeschöpft... ist allerdings gut möglich, dass er dann nicht mehr allein aufkreuzt.", meinte ich erst einmal und stierte dabei nachdenklich in meinen Whiskey. War ja so. Wenn Richard augenscheinlich mit Hunter zu tun hatte, dann war es naheliegend, dass er zumindest irgendwelche Kleinigkeiten über ihn wissen musste. Dass er ihm nur zufällig zur falschen Zeit am falschen Ort über den Weg gelaufen war, war reichlich unwahrscheinlich... außerdem verstümmelte nicht mal Hunter wahllos Leute, nicht in diesem Ausmaß. Es hatte also zweifelsfrei auch für Außenstehenden einen Grund, warum Richard jetzt derart verunstaltet war, auch wenn der oft aggressive Amerikaner vielleicht hin und wieder grundlos irgendwem die Fresse polierte. Eine großflächige Brandnarbe war ein anderes Kaliber. So oder so mussten wir hoffen, dass die Italiener von sich aus auf uns zukamen, weil Richard schließlich keine Telefonnummer oder sonst irgendwas hatte. Wäre mir zumindest neu, dass die Nummern von Mafioso bei Anrufen einfach mal eben so auf dem Display erschienen.
Warum musste der Typ eigentlich immer zuerst mal alles doppelt und dreifach in Frage stellen? Es passte mir so oder so absolut nicht in den Kram, dass ich ihm - ob ich wollte oder eben nicht - bei dieser Angelegenheit weiter vertrauen musste, weil er der einzige potenzielle Kontakt zur italienischen Mafia war. Natürlich war es bis zu einem gewissen Grad notwendig die Wenns, Abers und Vielleichts abzuklären, aber er tat das immer auf so extrem meine Nerven strapazierende Art und Weise. Da konnte er von mir aus theoretisch noch so gut mit Worten umgehen können, den falschen Tonfall schlug er trotzdem viel zu oft an. Nicht nur mir gegenüber, sondern ganz allgemein. "Ganz genau... er wird dich wie eine Made ausquetschen wollen.", was mich ein bisschen freute, weil Richard dann vielleicht doch endlich mal merken würde, dass er gewissen Persönlichkeiten über zu seinem eigenen Wohl genug Respekt entgegen bringen sollte. Besser aufpassen sollte, was er sagte und auch wie er es sagte, weil er sonst geköpft wurde. Letzteres war im übrigen auch eine sehr angenehme Vorstellung. "Du kannst ihm ja fast sagen, wie es ist...", redete ich weiter vor mich her, nahm den nächsten Schluck aus dem für meinen Geschmack nicht weit genug aufgefüllten Glas. Ich vergaß allerdings auch gerne, dass man Whiskey als normaler Mensch nicht in rauen Mengen trank. Jedenfalls würde der Kunstfanatiker nicht einmal viel lügen müssen. Er konnte ja sagen, dass er mir ins Geschäft gepfuscht hatte, dass er mich nicht leiden konnte und wir schon eine Weile lang immer wieder miteinander kollidierten, bis es jetzt eben eskaliert war. Dass er dabei grundsätzlich den Kürzeren ziehen würde erforderte nun wirklich keinerlei Erklärung und dass wir uns nicht leiden konnten war auch die Wahrheit, es war also gar nicht mal wirklich gelogen. Nur ein bisschen ausgeschmückt eben. Relativ sicher würde Agnolo dann von ihm wollen, dass er kooperierte und ihm ein paar Informationen zusteckte, da waren die Arschlöcher ganz bestimmt genauso penetrant und akribisch wie ich. Wenn ich so darüber nachdachte, dann hatte ich fast schon sowas wie meine eigene, kleine Mafia. Nur ohne persönlichen Drogenhandel, aber mir reichte bekanntlich ja auch der Alkohol, um mit Mord und Totschlag fertig zu werden.
+ .Es kommt, wie es kommt - aber so, wie man es ruft. +
Dann blieb uns nur zu hoffen, dass Sabin in diesem Punkt Recht und die Mafia ein weitaus größeres Interesse an Hunter hatte, als bisher angenommen. Natürlich hatten sie gute Gründe dafür, den Kopf des Amerikaners rollen sehen zu wollen, aber ob es sich dahingehend lohnte, unvorsichtig zu werden? Ich war skeptisch, würde mich aber überraschen lassen. Sollte dem wirklich so sein, wäre es einer ihrer schwerwiegendsten und vermutlich tödlichsten Fehler überhaupt. Ich bezweifelte nämlich sehr stark, dass auch nur einer der hier und heute Anwesenden ein Interesse daran hatte, das Trio am Leben zu lassen. Warum auch? Bis dato hatten sie uns lediglich eine Menge Ärger, tote Handlanger und Nerven gekostet. Es gab also absolut keinen plausiblen Grund, warum wir sie nicht ohne weiteres umbringen, häuten und den Rest ihrer jämmerlichen Leichen im Säurebad auflösen sollten. Auf Sabins Worte hin nickte ich also nur schwach, nachdenklich. In der Sache konnte man auf jeden Fall meiner Wortgewandtheit vertrauen. Schon beim Treffen in der Bar hatte ich Agnolo damit um den Finger wickeln können. Sollte er sich also tatsächlich noch einmal bei mir melden, machte ich mir darum am wenigsten Sorgen. Viel eher stellte ich mir die Frage, was ich ihm dann erzählen sollte. Hunters Tipp, so nah wie möglich bei der Wahrheit zu bleiben, half mir beim Überlegen nur wenig bis gar nicht, wenn ich ehrlich sein sollte. Schließlich gab es eine Menge Informationen, die besser nicht an die Öffentlichkeit getragen werden sollten. „Dann hoffen wir mal, dass du Recht hast und Agnolo wirklich dumm genug ist, uns in die Karten zu spielen.“, murmelte ich, den Whiskey vor mich hin schwenkend, in die Runde, wobei die allgemeine geistige Abwesenheit meinerseits deutlich spürbar war. Es kotzte mich einfach an, wie unnötig kompliziert jetzt alles war. Hätte Hunter auch nur ein paar wenige Tage an sich gehalten und sein Temperament gezügelt, dann wäre die Sache mit der Mafia längst vom Tisch gewesen. Mit ihr vermutlich auch meine Überlebenschancen bei einem späteren Überfall, aber solange Sabin ihm noch eine Stange Geld schuldete – welches er aktuell ausschließlich aus Produktion und Vermarktung von Drogen schöpfte –, wog ich mich weiterhin in Sicherheit, denn ohne mich kochte sich das Rauschgift nur noch wenige Tage von selbst. „Dass es erst so kompliziert werden muss, kotzt mich dermaßen an. Es hätte alles schon längst erledigt sein können.“, fluchte ich, als ich schließlich ins Hier und Jetzt zurückgekehrt war. Dabei redete ich mehr mit mir selbst, als das ich wirklich die Intention pflegte, erneut einen Streit anzufachen, aber ich war einfach … sauer. Wütend und unzufrieden, weil die ganze Sache eine einzige, große Scheiße war. Egal, von welcher Seite aus man es betrachtete, seitdem ich derart entstellt zur Verabredung aufgeschlagen war, wurde die Geschichte zunehmend komplizierter und ich brachte mehr und mehr mein eigenes Leben in Gefahr, nur um den Kopf des Ex-Mafiosi aus der Schlinge zu ziehen. Dabei wusste ich nicht einmal genau, ob es sich am Ende für mich überhaupt rentierte. Mit dem Tag, an dem sich die Lagerhalle samt Inhalt buchstäblich in Luft aufgelöst hatte, arbeitete ich lediglich auf Basis eines freundlichen Händedrucks für Sabin, damit er mehr oder minder alles, was noch an liquiden Mitteln zur Verfügung stand, Hunter zustecken konnte, der mit der Bereitstellung von Räumlichkeiten und Personenschutz leider einen ziemlich großen Teil zur Sicherung des Geschäftes beitrug. An eine Gehaltserhöhung oder Beförderung war nach dem ganzen Mist hier also nicht zu denken, weil die Schulden vorrangig abbezahlt werden mussten und erst dann auch wieder Geld in meine Taschen fließen konnte. An dem Punkt überlegte ich mir wirklich, ob es nicht sinnvoller wäre, mein Image etwas aufzupolieren, um nicht immer am unteren Ende der Nahrungskette zu stehen. Denn mir ging es zunehmend nur noch auf den Sack, hier für jeden den Punchingball zu spielen. Die Vereinbarung war eine ganz andere gewesen und auch wenn ich mich selbst nicht zu einhundert Prozent an eben diese gehalten hatte, war grundsätzlich alles so gelaufen, wie wir uns das vorgestellt hatten. Und jetzt diese Scheiße. Eigentlich hatte ich nur Lust, das weitere Vorgehen der Gruppe selbst zu überlassen, um mich wieder weitaus sinnvolleren Dingen zu widmen. Dinge, für die mich jemand bezahlen und nicht entstellen würde.
Ich hatte schon bei unserem Gespräch vorhin am Tresen festgestellt, dass Richards Ego reichlich angeknackst zu sein schien, weil er überhaupt nicht hören wollte, was ich zu sagen hatte. Dabei war es das Mindeste, was er mir nach der Aktion schuldete, wenn ich ihn ansonsten verschont ließ. Nicht mit einem Messer auf ihn zu rannte, um auch noch die verhältnismäßig gesunde Gesichtshälfte zu malträtieren. Aber er unterbrach mich einfach mitten im Satz, winkte ab und ging. In dem Punkt unterschied sich Richard von Hunter kein Bisschen. Sobald den Männern eine Sache zu bunt wurde, suchten sie am liebsten das Weite und gingen der Konversation ganz gekonnt aus dem Weg, bis sie selbst Lust hatten, darüber zu reden. Es war einfach zum Kotzen. Nichtsdestotrotz folgte ich dem jungen Mann an den Besprechungstisch, wo wir uns wenig später in gewohnter Runde zusammen fanden. Dabei hielt ich mich die meiste Zeit lang eher bedeckt, weil ich streng genommen überhaupt nichts mehr mit der Sache am Hut hatte, es mich hier prinzipiell auch gar nicht brauchte. Dennoch schenkte ich allen Beteiligten mein Ohr, bis es mir bei Richards fluchenden Worten schlichtweg zu blöd wurde. Ich wusste ja, dass der Engländer zeitweise in seiner eigenen, sehr kaputten Welt lebte und das konnte er auch, solange er den ganzen Bullshit, der ihm durch den Kopf ging, für sich behielt. Es brachte uns absolut nicht weiter, hier jedes Mal erst einen Sündenbock zu finden, ehe man sich wieder den wichtigen Dingen widmen konnte. Zumal wir für solche Kinderspiele nach wie vor keine Zeit hatten. Agnolo konnte Richard jederzeit anrufen oder ihn vor der Uni abfangen und dann brauchten wir einen Plan. Keine Schuldzuweisungen, sondern eine Idee, wie man Sabin und damit auch jeden, der bis dato hier in Norwegen mit ihm zu tun hatte, aus dem Fadenkreuz der italienischen Mafia bekam – auch den werten Herrn O’Lorean! Allem Anschein nach schien Richie das nur ganz gerne mal zu vergessen. „Es geht hier auch um deinen Kopf, verdammt noch mal. Und auch wenn es erdenklich besser hätte laufen können, musst du die Schuld nicht immer bei anderen Suchen. Fang erst einmal an, vor deiner eigenen Tür zu kehren, denn dein entstelltes Gesicht hast du dir zu großen Teilen selbst zuzuschreiben. Und wenn du schon keinen Bock hast, Sabin, Hunter oder mir zu helfen, dann mach es wenigstens für dich und reiß dich endlich zusammen. Ja, die ganze Sache hätte schon erledigt sein können. Ganz offensichtlich ist sie es aber nicht und aufgeben würde uns nur unsere Köpfe kosten. Wenn du also schon kein Interesse hast, die Sache hier mit uns zu Ende zu bringen, weil es dir zu viel oder zu blöd wird, dann tu' uns den Gefallen und verpiss dich. Denn deine negative Art hilft uns bei der Suche nach einer Lösung überhaupt nicht weiter.“, meine Stimme blieb für den Inhalt meiner Ansprache recht neutral, lediglich mein Blick verfinsterte sich ein Stück weit, weil mir die Art und Weise, wie Richard ständig versuchte, die Schuld bei anderen zu suchen, einfach tierisch auf den Keks ging. Natürlich hätte das alles besser laufen können, aber solange keiner von uns eine Zeitmaschine im Keller stehen hatte, blieb uns nichts anderes übrig, als das Beste daraus zu machen. Und auch wenn Richie momentan unsere einzige Verbindung zu Agnolo war, bekämen wir das Problem sicher auch ohne ihn in den Griff. Außerdem war ich der festen Überzeugung, dass er bleiben würde. Wir kannten uns immerhin schon etwas länger und manchmal brauchte der junge Mann einfach eine klare Ansage, um aus seiner pessimistischen Scheinwelt in die Gegenwart zurückgeholt zu werden. Zwar ließ sein böser Blick, den er mir über den Tisch hinweg zuwarf, erst einmal nicht darauf schließen, dass er mit meinen Worten so einverstanden war, aber im Nachhinein, wenn die Mafia uns nicht mehr am Arsch klebte, wäre er mir ganz sicher dankbar.
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Richard drehte sich scheinbar wirklich gern im Kreis. Egal, wie er sich das in seinem Schädel da gerade zurecht schusterte, war er mindestens zur Hälfte selbst daran Schuld, also warum zum Teufel jammerte er dermaßen in der Gegend rum? Er hätte sich einfach nur an den Plan halten müssen und nichts von der ganzen Sache wäre so passiert. Natürlich musste man schon dazu sagen, dass Hunter - so wie eben fast immer - auch dezent über die Stränge geschlagen war, eine mildere Strafe oder zumindest eine außerhalb des Gesichts hätte es ziemlich sicher auch getan. So oder so redete man aber bei beiden der Sturköpfe fast immer gegen eine Wand. Nicht etwa dünne Trockenbauwände, durch die man vielleicht noch ein bisschen was hörte, sondern eher drei Meter dicke Betonwände. Es folgte also ein weiteres, sehr tiefes Seufzen meinerseits und ich ließ genervt den Kopf nach vorne Kippen, nachdem Richard mit seiner Rederei fertig war. Wider erwarten hörte ich dann jedoch Cosmas Stimme als nächstes, nicht einen aufgebracht zurück stichelnden Hunter. Ich hatte dem, was die junge Frau da von sich gab, auch nicht mehr wirklich was hinzuzufügen. Natürlich war Richard gerade für den aktuellen Plan zwingend erforderlich, aber er hatte sich eben trotzdem zu benehmen und vor allem nicht so herum zu mosern. Er klang mittlerweile nur noch wie ein dreijähriges, bockiges Kind, das nicht mehr mit seinem Lieblings-Traktor spielen durfte. "Amen.", murmelte ich entsprechend mehr an mich selbst gerichtet vor mich her und räusperte mich im Anschluss leicht, bevor ich meine Kehle mit dem teuren Alkohol ölte. "Wir dürfen's natürlich nicht zu offensichtlich machen... ich bin mir auch relativ sicher, dass sie zumindest am Anfang sehr vorsichtig mit den Infos sein werden. Erstmal schauen, ob du die Wahrheit sagst. Vielleicht lieber auch erstmal nur Treffpunkte tagsüber... das minimiert das Schießerei-Risiko vermutlich.", dachte ich weiter laut vor mich hin und musterte die Maserung der Tischplatte, bevor mein Blick erst zu Richard und dann wieder zu Hunter wanderte.
Es war wohl wirklich unser aller Glück, dass Cosma mir mit dem Sprechen zuvor kam. Dass es danach mehr oder weniger nicht mehr notwendig war, das Arschloch auf der anderen Seite des Tisches in die Schranken zu weisen. Ich wusste nämlich wirklich nicht, wie lange die Konversation hier noch gut gehen würde, wenn er weiter lautstark die Ansicht vertreten würde, dass das ja irgendwie kaum seine Schuld und alles so scheiße war. Cosma schien ohnehin irgendwie die Einzige zu bleiben, auf die er hin und wieder mal hörte, also war ihre Anwesenheit absolut nicht verkehrt. Zwar sah er sie durchaus wütend an, schien die Sache aber halbwegs zu schlucken. Er wusste wohl so gut wie ich, dass sie sonst extrem ungemütlich werden konnte und ich konnte es mir nicht verkneifen nach der wörtlichen Abreibung einen kurzen Moment lang vor mich hin zu grinsen. Dabei sah ich zwar nur den Whiskey im Glas an, aber es würde wohl ein Blinder mit Krückstock erkennen, warum meine Mundwinkel eine kurzweilige Party feierten. Aber zurück zum Thema. Ich erwiderte Sabins Blick. Erstmal Hinweise auszustreuen, die sich auf Aktivitäten am Tag beschränkten, war keine schlechte Idee. Natürlich waren meine Jungs und ich damit auch nicht auf der sicheren Seite zwecks etwaigen Angriffen, aber es war trotzdem unwahrscheinlicher, dass ein Zusammentreffen sofort eskalierte, beziehungsweise dass die Italiener mehr als erstmal nur stilles Beobachten aus sicherer Position unternahmen. "Klingt nicht verkehrt...", willigte ich dahingehend als ein. Gedanklich spielte ich dann im Anschluss mehrere der bereits geplanten Jobs meiner Jungs durch, um herauszufinden, welche davon meinen eigenen Leuten am meisten Sicherheit bot. Wo es unter Umständen möglich war, zur Sicherheit einen unauffälligen Sniper aufs Dach zu setzen, falls sie auf doch gleich auf dumme Gedanken kommen würden. Meine Leute oder mich selbst blind ins Fadenkreuz zu schicken kam schließlich nicht in Frage. "Ich hätte da auch schon eine Idee. Übermorgen bewachen wir 'ne Warenübergabe am frühen Abend an einem Lagerhaus im alten Industriegebiet... da zur Sicherheit einen Wachposten aufs Dach zu setzen ist nicht mal auffällig.", grübelte ich vor mich her. Dann hatten sie ihren Beweis, dass Richard keinen Bullshit redete und danach konnte man dann weiter Brotkrumen streuen. Von mir aus konnte ich da auch höchstpersönlich herumspazieren, damit sie absolut gar keine Zweifel hegen konnten. "Sind zwar nur gestohlene Luxusgegenstände, aber ein oder zwei Sachen gehen da bestimmt als Kunst durch... du wüsstest also auch nicht grundlos davon.", dachte ich meinen Gedanken zu Ende und sah dann zu Richard, während ich das Glas locker in meiner Hand drehte.
+ .Es kommt, wie es kommt - aber so, wie man es ruft. +
Gut, vielleicht machte ich mir mal wieder viel zu viele Gedanken um eine Sache, die sich binnen kürzester Zeit von selbst in Luft auflöste, aber dass Cosma mich derart vor den anderen vorführte, kratzte an meinem sowieso schon gebrechlichen Ego. Vor allem Hunter gönnte ich die Genugtuung, dass ich von der Person in die Schranken gewiesen worden war, die sonst immer meinen Rücken gestärkt hatte, überhaupt nicht. Aber sie hatte ja Recht mit dem, was sie da sagte und einzig und alleine diese Tatsache ließ mich sitzen bleiben, leise seufzen. Andernfalls hätte ich, wie bereits erwähnt, schon Lust dazu gehabt, einfach hinzuschmeißen. Sabin die Sache mit seinen Landsleuten selber klären lassen und mich wieder ausschließlich meiner Kunst zu widmen. Aber gut, wie auch immer. Noch bevor ich zu diesem Punkt überhaupt irgendwas hinzufügen konnte, schnitt mir besagter Ex-Mafiosi auch schon das Wort ab. Gefolgt von Hunter, der augenscheinlich all seine Deals der kommenden Tage im Kopf durchgegangen war, um für den Kopf des Trios den Beweis schlechthin zu liefern. Wieder seufzte ich leise. "Okay, okay, ist ja gut.", grummelte ich und schob das Glas Whiskey ein Stück von mir weg, damit ich die Arme vor der Brust verschränken konnte. Dass Hunter übermorgen einen passenden Deal geplant hatte, war ja schön und gut. Und was, wenn Agnolo sich bis dahin nicht mehr bei mir meldete? Hatten wir da schon einen Plan B? So wie ich die Truppe kannte, war das wohl reines Wunschdenken meinerseits. "Dann hoff' ich jetzt einfach darauf, dass der Typ sich möglichst schnell noch einmal mit mir in Verbindung setzt. Möglichst noch vor der Warenübergabe, sonst brauchen wir einen neuen Plan.", umschrieb ich meine Sorge, dass wir nie wieder etwas von den Leuten hören würden, die Sabin nach dem Leben trachteten. Vielleicht sollte ich anfangen, einfach mal etwas positiver zu denken. Vielleicht Drogen zu konsumieren, um nicht immer alles gleich so schwarz zu sehen, nur weil ich meine Gedanken nicht sortiert bekam und den Überblick über nahezu alles verlor. Das wiederum löste nämlich eine leichte Panik in mir aus und am Ende vom Lied stand ich mir dann einfach nur selbst im Weg. Das war Fakt. Mit den Zähnen knirschend, weil ich nach wie vor sichtlich angefressen von so ziemlich alles und jedem war, griff ich ja doch wieder zum Glas, in der Hoffnung, dass der Alkohol meine Laune ein Stück weit aufbessern konnte. Natürlich war auch das nur reines Wunschdenken, weil die Probleme ja im Grunde genommen alle noch da waren und sich nicht einfach in Luft auflösten, so wie es die Lagerhalle mit den kostbaren Drogen getan hatte. "Ansonsten schlage ich vor, dass wenn bis dato nichts passiert ist, wir uns am Tag nach der Übergabe noch einmal hier treffen.", war alles, was ich dazu noch zu sagen hatte. Dabei massierte ich mir mit den Fingern der rechten Hand mein Nasenbein. Die Schmerztabletten ließen - scheinbar aufgrund des Alkohols - bereits nach und mit der pochenden Brandwunde, machten mir jetzt auch noch Kopfschmerzen das Denken schwer. Was jedoch nicht ganz so schlimm war, schließlich schien der Großteil des Plans ja zu stehen. Jetzt konnten wir nur noch warten und beten, wobei letzteres für mich, als überzeugter Atheist, wegfiel.
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Ja genau, das sollte er einfach hoffen. Wie Cosma schon gesagt hatte brachte es nämlich absolut Niemanden weiter, wenn er weiter alles mit einem tiefschwarzen Edding anmalte und schlechte Laune schob. Außerdem hatte Hunter ja sicher noch die Möglichkeit sich weitere Optionen auszudenken, sofern die Geschichte mit dem Lagerhaus nicht hinhauen würde. Für den Moment war das die erste und wohl beste Option, für alle weiteren Fälle konnten wir uns ja zeitnah noch Etwas überlegen. "Ich bin mir sicher, dass Hunter noch weitere Optionen heraus suchen kann, falls sie sich unerwartet etwas mehr Zeit mit der Rückmeldung lassen.", meinte ich dahingehend also nur noch, wobei mein Blick danach von Richard weg und stattdessen zu Hunter glitt. Er nickte schlicht, wobei ich auch nicht wirklich etwas Anderes erwartet hatte. Zwar wusste ich, dass er sowieso schon alle Hände voll zu tun hatte, aber es würde ihn vermutlich nicht viel Zeit kosten die Pläne für die kommende Woche zu überfliegen und weitere Möglichkeiten auszuspähen. "Gut, dann haben wir die Grundsätze ja soweit geklärt und Niemand ist gestorben. Ich bin begeistert.", schloss ich die Sache für mich mit ein paar reichlich sarkastischen Worten ab und kippte den Rest Whiskey recht schwungvoll in meinen Rachen. Ich ließ das leichte Brennen noch einen Moment lang mit geschlossenen Augen auf mich wirken, bevor ich erneut zu meinem momentanen Vermieter sah. "Wie sieht's jetzt aus? Werd' ich wieder nach Hause kutschiert?", fragte ich den temperamentvollen Amerikaner. "Ashton bringt dich zurück.", war seine einzige knappe Ansage dazu. Eigentlich hatte ich gedacht, dass er auf dem Rückweg auch wieder mit von der Partie sein würde, aber im Grunde spielte das ja nicht wirklich eine Rolle.
Es schien soweit alles geklärt zu sein, auch wenn Richard weiterhin indirekt herum meckerte. Konnte er von mir aus, solange er den Plan dieses Mal wie gewollt ausführte und nicht wieder etwaige Nebenrouten hinzufügte, weil ihm der Sinn danach stand. Das hier war schließlich kein Wunschkonzert und ich war mir eigentlich auch sehr sicher, dass er zumindest eine brauchbare Gesichtshälfte behalten wollte. Immerhin schien sein Ego ja mächtig was abbekommen zu haben, wenn er sich hier so aufspielen musste. Ich für meinen Teil würde mir noch einmal das Hirn zermartern wo und ob es weitere gute Möglichkeiten für eventuelle Verzögerungen geben konnte. Allerdings nicht jetzt, kam mir doch eine weit angenehmere Sache in den Sinn. Ich hatte noch einen unangenehm riesigen Haufen an Arbeit vor mir und war mir sehr sicher, dass ich nicht vor vier Uhr morgens dazu kommen würde der Rothaarigen einen Besuch abzustatten. Nur ungern wollte ich mir aber noch ein oder zwei Tage mehr Zeit lassen, bevor ich sie wiedersah. Immerhin war nicht genau absehbar wie die Geschichte mit den Italienern nun weiter lief. Zwar hoffentlich nach Plan, aber wissen konnte ich das jetzt noch nicht. Also gab ich Sabin lediglich den Wink, dass er sich an Ashton halten und nach Hause - was nach wie vor meine Räumlichkeit war, aber gut - sollte, nickte dabei mit dem Kopf in Richtung Tür und es dauerte auch gar nicht lange, bis der Ex-Mafioso dann aufstand und sich flüchtig von allen Anwesenden verabschiedete. Richard musste ich auch kaum noch länger dulden, weil ihn meine allzu süße Rache wieder einzuholen schien. Sein Körper schrie förmlich nach mehr Stoff, wenn man sich seinen gequälten Gesichtsausdruck ansah, was für mich nur eine zusätzliche Genugtuung war. Ich sah ihm nach, als er die Bar ebenfalls verließ und damit Cosma mit mir allein zurückließ. Mein Blick wanderte ohne große Umschweife zu der jungen Frau und ich legte den Kopf ein bisschen schief, musterte ihre Gesichtszüge, während eher unbewusst ein schwaches Lächeln auf meinen Lippen lag. "Hast du Zeit? Oder musst du jetzt irgendwas...", mein Blick glitt durch die Bar, um die Bedeutung zu unterstreichen. "...vorbereiten?", hakte ich erst einmal nach, ob die junge Frau womöglich mal wieder irgendwas Besonderes für den Abend geplant hatte und demnach vielleicht ein wenig früher mit der Arbeit anfangen musste. Kam schließlich immer mal wieder vor, was ich von der verhassten Arbeit hinter der Theke selbst noch wusste, und ich würde ihr genauso wenig ins Geschäft pfuschen, wie sie das bei mir tun sollte. Erfreut wäre ich zwar nicht, aber mir blieb in dem Fall dann wohl nichts anderes übrig, als doch schon den eigenen Arbeitsweg anzutreten.
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Sabins Aussage war mir in etwa gleichem Wortlaut ebenfalls durch den Kopf geschossen. Wie lange hatten wir jetzt hier gesessen? Eine gute Stunde war sicherlich vergangen und bis auf diese kleinen Ausreißer, war alles in geordneten Bahnen verlaufen, was zwischen Richard und Hunter keine Selbstverständlichkeit war. Natürlich lag das unter Anderem an Sabins und meinem Dazwischenfunken, aber das spielte nicht wirklich eine Rolle. Ich war jedenfalls froh, dass alle unverletzt und noch am Leben waren. Nun, Richards misshandelte Gesichtshälfte mal außen vor gelassen, die war immerhin nicht hier und nicht heute entstanden. Nachdem der Plan für die nächsten Tage schließlich ohne weiteren Beanstandungen von allen abgesegnet worden war, machten sich die Parteien langsam aber sicher auf den Weg nach Hause. Richies Schmerzen und sein angekratztes Ego würden ihn heute kaum länger, als unbedingt nötig war, in der Bar halten und der Italiener sollte aufgrund seiner Landsleute ebenfalls nicht allzu lange hier herum lungern. Hinterher besuchten sie uns hier ganz spontan und dann war die Kacke so richtig am dampfen. Gut, vielleicht hatte dahingehend ein bisschen die Spinnerei des Engländer auf mich abgefärbt, viel eher sehnte ich mich aber nach ein bisschen Zweisamkeit, ohne das uns dabei jemand auf den Pelz schielte. So verabschiedeten sich die beiden jungen Männer vom Rest der Mannschaft, die in dem Fall nur noch aus Hunter und mir bestand, ehe sie aus der Smith and Wesson verschwanden und hinter ihnen die Tür ins Schloss fiel. Ich seufzte leise, kopfschüttelnd, weil ich mich immer noch über Richards Verhalten ärgerte, bis die raue Stimme des Amerikaners in mein Ohr drang. Bei seinen Worten bildete sich sofort ein schwaches Lächeln auf meinen Lippen, die ich gerade an den Rand meines Glases angesetzt hatte, um den Inhalt förmlich wegzuatmen. Das brauchte ich gerade einfach, weil mich das Gespräch doch etwas unruhig zurück gelassen hatte. "Eigentlich muss ich noch ein bisschen was vorbereiten, aber nicht viel. Das kann ich später machen.", beantwortete ich Hunters Frage wahrheitsgemäß und erhob mich währenddessen von meinem Stuhl. "Lass mich nur eben die Gläser weg räumen, dann habe ich alle Zeit der Welt, in Ordnung?", fügte ich noch ein paar weitere Worte hinzu, wobei ich in der Zeit schon lange nach den Gläsern der Jungs gegriffen hatte, um diese mitsamt meines eigenen Glases ein paar Meter weiter in der Spüle abzustellen. Dann umrundete ich den Tresen aber auch schon wieder, um zügig zu Hunter zurück zu kehren. Weil er bis dato noch auf dem Stuhl hockte, hatte ich mich - nach wie vor mit einem leichten Lächeln auf den vollen Lippen - neben ihn gestellt und ihm vorsichtig eine Hand in den Nacken gelegt, um dort durch die verhältnismäßig langen Haare zu streichen. Wurde langsam aber sicher Zeit, dass der Herr mal wieder zum Friseur kam.
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Auf Cosmas Worte hin ließ ich nur ein relativ knappes "Ausnahmsweise, ja.", verlauten, wobei der kurze Satz aber mit ein wenig Sarkasmus unterlegt war. Es war zwischen uns beiden schließlich kein Geheimnis, dass ich ihr keine Vorschriften machen konnte. Weder ich, noch sonst irgendwer. Natürlich würde ich die eine Minute, welche die junge Frau mit Gläser wegbringen verbrachte, nur gerade so verkraften. Ich sah der Rothaarigen sowieso immer ganz gerne nach, weil sie so einen ganz dezenten, reizenden Hüftschwung im Gang hatte, der ihr vermutlich nicht mal bewusst war. Der erinnerte mich zwar meistens im Gegenzug auch daran, dass ich jetzt schon relativ lange - für meine Verhältnisse - auf dem Trockenen saß, aber ich hatte sowieso nur ziemlich wenig Zeit dafür Gedanken an Sex zu verschwenden. Mal ganz zu schweigen vom Akt an sich, ließ ich mir da doch nicht selten gern etwas mehr Zeit. War eben auch ein gutes Mittel dafür den Trubel von Oslos Untergrund für eine Weile zu vergessen, aber mit Cosma ließ ich das Ganze ja ohnehin ganz bewusst ruhiger angehen. Dass es selten gut ausging, wenn wir beide Irgendwas überstürzten, war nämlich nicht zu leugnen. Als die junge Frau sich wieder zu mir gesellte und ihre schmalen Finger an meinen Nacken legte schmiegte ich mich unbewusst für einen Moment lang ein wenig mehr an ihre Hand. Aber mit der Bar an sich verband ich nicht wirklich viel Gutes, mehr nur zahlreiche Auseinandersetzungen und andere Unannehmlichkeiten, weshalb ich dann doch noch den letzten, kleinen Schluck Whiskey aus dem Glas fischte und aufstand. Zwar hatten wir auch in ihrer Wohnung schon unschöne Momente gehabt - der letzte war ja nicht mal lange her -, aber da waren wir wenigstens immer allein gewesen und auch, wenn die Rothaarige nicht wirklich Wert auf Deko oder dergleichen legte, empfand ich es da als gemütlicher. "Lass' uns nach oben gehen... du hast dir 'ne kleine Belohnung verdient.", murmelte ich ihr ein paar Worte ans Ohr, setzte einen flüchtigen Kuss an ihre Wange und griff noch während ich mich in Bewegung setzte nach ihrer Hand. Verschränkte meine Finger mit ihren und zog sie sachte einfach mit mir mit in Richtung Ausgang, wobei ich doch ein klein wenig zu grinsen anfing. An der Tür zur frischen Luft angekommen warf ich doch erst nochmal einen prüfenden Blick in beide Richtungen, aber weder Sabin, noch Richard waren irgendwo zu sehen. Also ging es weiter in den Flur, der quasi fast nebenan war und die Stufen nach oben. Drinnen in der doch im Vergleich deutlich wärmeren Wohnung angekommen ließ ich ich ihre Hand nur los, damit ich Schuhe und Jacke loswerden konnte. Ich war einfach mal so frei davon auszugehen, dass ich länger als zehn Minuten hierbleiben würde. Danach führten meine Beine mich weiter ins Wohnzimmer, wo ich nur die auf halb Acht über Lehne und Sitzpolster hängende Decke bei Seite schob, ehe ich es mir bequem machte. Dann klopfte ich leicht auf meine Oberschenkel, damit Cosma wusste, wo in meinen Augen jetzt ihr Platz sein sollte, kurz bevor ich mir die Finger ineinander verschränkte etwas dehnte, was mein Vorhaben vielleicht zumindest etwas andeutete. Zugegeben tat das Handgelenk und auch die Fingerknöchel vom Schlag gegen die Wohnungstür noch etwas weh, aber ich hatte schon weit Schlimmeres gefühlt. Eine kurze Massage würden die Knochen schon mitmachen.
+ .Es kommt, wie es kommt - aber so, wie man es ruft. +
Ich hatte mir ... was verdient? Eine Belohnung? Wofür denn das bitteschön? Mein Gesichtsausdruck spiegelte wohl gerade die Aktivität meines Gehirns wieder, welches unentwegt zu Rattern angefangen hatte, um herauszufinden, womit ich mir so plötzlich eine Überraschung verdient hatte. Zwar waren unsere Differenzen hinsichtlich der Sache mit Richard größtenteils geklärt, aber dass er direkt wieder so guter Dinge war - damit hatte ich nicht gerechnet. Was natürlich nicht hieß, dass ich mich beschweren wollte - ich empfand das Ganze lediglich als ... komisch, na ja, überraschend eben. Jedoch kam ich weder dazu, Hunter nach seinem Vorhaben zu fragen, noch mich dagegen aufzulehnen, denn sein Enthusiasmus war bahnbrechend. Er genoss noch die ein oder anderen Streicheleinheiten, während er sein Glas Whiskey leerte, dann erhob er sich ebenfalls vom Stuhl, um mich nach ein paar wenig informativen Worten bei der Hand zu nehmen und Richtung Ausgang zu zerren. Erst als uns der kalte Wind mit einem lauten Heulen vor der Smith and Wesson begrüßte - ohne Jacke war es wirklich schweinekalt, und das, obwohl wir nur ein paar Tage vom Frühling entfernt waren -, fand ich meine Stimme schließlich wieder. "Was hast du vor?", fragte ich vorsichtig und versuchte, ein halbwegs brauchbares Grinsen aufzusetzen. Leider war das mit dem hörbar nervösen Unterton gar nicht mal so einfach. Ehrlich gesagt war ich kein großer Fan von Überraschungen. In der Vergangenheit waren diese nämlich meist negativ gewesen und auch wenn ich bezweifelte, dass Hunter mit seiner guten Laune irgendwas Krummes im Schilde führte, saß mir die Paranoia unentwegt im Nacken. Allzeit bereit, ihre vergifteten Krallen in mein Fleisch zu bohren. Weil ich von dem eigensinnigen Sturkopf natürlich keine Antwort auf meine Frage bekam - immerhin wär's dann ja keine Überraschung mehr -, stiefelte ich den Rest des Weges bis hoch in meine Wohnung lautlos hinter ihm her. Oben angekommen tat ich es ihm gleich und streifte mir ebenfalls die Schuhe von den Füßen, eine Jacke hatte ich nicht an gehabt, dann schloss ich zu ihm ins Wohnzimmer auf. Mit hochgezogener Augenbraue, weil ich aus seinem Verhalten immer noch nicht schlau geworden war, obwohl er förmlich mit dem Zaunpfahl wank, sah ich den jungen Mann für etwa eine halbe Minute wortlos an. Erst nachdem er mir bedeutete, auf seinem Schoß Platz nehmen, setzte ich mich vorsichtig in Bewegung, um der indirekten Aufforderung nachzukommen. Nur einen Augenblick später hatte ich mich also auf seinen Oberschenkeln niedergelassen, das Gesicht nur wenige Zentimeter von seinem entfernt. Dass mir das Knacken mit den Fingern einen Hinweis darauf geben sollte, dass die Position, in der ich mich aktuell befand, eine denkbar ungünstige war, blendete ich vollkommen aus, weil ich mich schon längst wieder in diesen wunderschönen, tiefblauen Augen verloren hatten, die mich da begrüßten. Meine Arme hatte ich wieder um seinen Hals gelegt, um erneut mit den Haaren in seinem Nacken zu spielen. Zugegeben, vermutlich redeten Hunter und ich gerade vollkommen aneinander vorbei. Wobei, reden taten wir ja nicht, aber während er sich lediglich darauf vorbereitete, meinem verspannten Nacken eine Massage zu verpassen, waren meine Gedanken in ganz andere Richtung abgedriftet, die ich unter Anderem mit dem unscheinbaren Wörtchen Belohnung verband.
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Tatsächlich wurde ich das gar nicht mal so selten gefragt, wenn auch meistens eher in anderen Hinsichten. Gerade für meine Handlanger waren manche meiner Handlungen nicht immer ganz nachvollziehbar, aber das lag meist nur an nicht vorhandenem Hintergrundwissen. Im Nachhinein ergab das Alles für gewöhnlich dann doch Sinn und hatte im Idealfall einen positiven Ausgang, gescheiterte Geschäfte gingen mir bekanntlich ja ziemlich auf die Nerven. Kam selten vor, ließ sich aber eben nicht immer umgehen. Was sich eigentlich vielleicht schon hätte vermeiden lassen können, war die etwas missverständliche Situation, die sich im Folgenden abspielte. Weder war ich dumm, noch war ich Jungfrau und der Blick in Cosmas Augen, die sich kurz nach meiner gestikulierten Aufforderung auf meine fixierten, ließ für meine Begriffe dann wohl deutlich weniger Spielraum für freie Interpretation, als es bei meiner vorherigen Geste augenscheinlich der Fall gewesen war. Es war nun wirklich nicht so, als wäre ich dem Ganzen abgeneigt - dass es allerdings nur so wenige, eigentlich simple Worte und Taten brauchte, um die zierliche junge Frau auf derartige Gedanken zu bringen, wunderte mich doch ein bisschen. Aber womöglich lag das einfach nur daran, dass wir jetzt eben doch schon eine ganze Weile lang umeinander herum tänzelten, ohne dass irgendwie mehr als ein paar innigere Küsse dabei raus gesprungen war. Die Pirsch und Jagd war schön, hielt auch hier und da Nervenkitzel bereit... irgendwann wollte man die Beute dann aber halt doch mal erlegt haben. Ob das hier und jetzt der richtige Moment war, war vielleicht fragwürdig, aber andererseits fragte ich mich wiederum auch, ob es sowas wie den perfekten Moment überhaupt gab. Die nächste Frage war dann, warum ich mich das eigentlich fragte, weil mir sowas normalerweise am Arsch vorbeiging. Aber Cosma war wohl nicht normalerweise. Ich fing unweigerlich wieder ein wenig an zu grinsen, wobei ich die Hände dann recht locker an ihre Hüfte legte. So, dass sie sich nicht erst aus meinem Griff befreien müsste, wenn sie sich im Folgenden noch umentscheiden sollte. Ich kam der Rothaarigen noch ein Stück näher, sodass meine Lippen beinahe auf ihren lagen. "Nicht, dass ich abgeneigt bin, Kleines...", setzte ich zu ein paar geraunten Worten an und löste dabei doch die rechte Hand wieder von ihrer Hüfte, um sie stattdessen unten an den Kiefer zu legen und mit dem Daumen sachte über ihr Kinn zu streichen. Für einen kurzen Moment glitten meine Augen abwärts zu ihren Lippen, fanden aber doch bald wieder das kühle Blau in ihren Augen, als ich weiter redete. "...aber eigentlich wollte ich dir nur den Rücken massieren.", vollendete ich den vorher begonnenen Satz, bevor ich ihr einen kurzen Kuss auf die Lippen hauchte. "Ist wohl deine Entscheidung.", hängte ich noch ein paar mehr deutlich leisere Worte hinten ran, die so wohl auch der Wahrheit entsprachen. Zwar war Sex nicht das, worauf ich hinaus gewollt hatte, den kleinen Teufel von der Bettkante - oder halt dem Sofa - zu schubsen käme mir aber sicher nicht in den Sinn. Im Grunde konnte Cosma auch gar nicht wissen, dass ich sowas normalerweise wesentlich forscher anging. Dass ich in jenem Fall wohl kaum nur locker auf meinen Schoß geklopft und sie damit ganz fromm zu mir gelockt hätte. Viel mehr setzte ich dann aktiv so ziemlich Alles daran zu kriegen, was ich wollte. Wobei ich jetzt nicht in Stein meißeln würde, dass die Rothaarige nicht vielleicht auch noch in dieser Hinsicht früher oder später Auswirkungen auf mich hatte.
+ .Es kommt, wie es kommt - aber so, wie man es ruft. +
Dass Hunter und ich uns des Öfteren schon missverstanden hatten, war wohl für niemanden mehr etwas neues. Kam vor - bei uns mehr, als bei anderen, würde ich schätzen -, aber das hier war ja fast schon ein wenig unangenehm. Nicht, dass ich dem Ganzen gegenüber grundsätzlich abgeneigt gewesen wäre oder mich gar schämte, es war einfach komisch. Seltsam, mit einer Selbstverständlichkeit von etwas auszugehen, was dem Gegenüber überhaupt nicht im Sinn gestanden hatte und auch wenn es vermutlich keine Grund dazu gab, fühlte ich mich auf seltsame Art und Weise ertappt. "Mhm, das ist mir jetzt schon ein wenig peinlich.", murmelte ich also wahrheitsgemäß, nachdem ich Hunters flüchtigen Kuss erwidert und mich dann ein Stück von seinem Gesicht distanziert hatte. Indessen hatte sich eine verräterische Röte auf meine Wangen geschlichen, die ich allerdings unkommentiert im Raum stehen ließ. Mein Körper reagierte, meiner Meinung nach, viel zu heftig auf solche Kleinigkeiten. War doch an sich nichts Schlimmes, passierte wohl jedem Pärchen mal. Und egal, worauf es früher oder später hinausgelaufen wäre, solange Hunter und ich ein wenig Zeit miteinander verbringen konnten, ohne das uns jemand nervte, war ich schon glücklich. "Ich schätze, dass ich dann leider nur auf die Massage bestehen kann. Alles andere würde den Zeitrahmen sprengen.", redete ich weiter, wobei sich auch auf meinen Lippen wieder dieses neckische Grinsen bildete. Was ich da sagte, war so natürlich vollkommener Quatsch. Hätten wir hier und jetzt tatsächlich Sex gehabt, wäre es mir wohl reichlich egal gewesen, wie lange wir für den Akt letztlich brauchten. Hetzen lassen würde ich mich ganz sicher nicht, außerdem schätzte ich Hunter ebenfalls als den Typ Genießer ein, dem dreißig Minuten bis zur vollkommen Befriedung viel zu wenig war. Deshalb würde ich die ganze Sache lieber auf einen anderen Tag verschieben, wo die Bar geschlossen und der junge Mann nicht ganz so viel zutun hatte. Wann das war? Konnten wir beide wohl noch nicht absehen. Gerade wenn die Sache mit der Mafia noch einmal richtig heiß wurde, gab es gerade bei dem Amerikaner noch einiges zutun. Für den aktuellen Augenblick nahm ich Hunters Gesicht jedenfalls zwischen meine Hände, hatte sie vorsichtig, mit nur ganz wenig Druck an seine Kieferknochen gelegt. "Tut mir Leid, dass ich da vertrösten muss, aber auch für ein bisschen Spaß nehme ich mir für dich gerne etwas mehr Zeit." Ein vielsagendes Zwinkern, dann drückte ich ihm noch einen längeren, etwas ausgiebigeren Kuss auf die Lippen, bevor ich mich schließlich geschickt auf seinem Schoß drehte, um damit die von Anfang an vorgesehene Position einzunehmen, damit eine Massage problemlos möglich war. Auch wenn das letzte Mal, welches mit Tauren an einem der Tage gewesen war, an denen es mir nicht sonderlich gut ging, jetzt schon etwas zurück lag, verspürte ich nicht unbedingt den Drang, es mit Hunter überstürzen zu müssen. Ich mochte es eigentlich ganz gerne, dass wir uns für manche Dinge ein bisschen mehr Zeit ließen und es ruhiger angingen. So wurde es zumindest nicht ganz so schnell langweilig. Und sobald einer von uns anderer Meinung war, würde er sicherlich den Mund aufmachen. Auch wenn wir uns beide erst seit Kurzem mit dem Thema Liebe befassten, würde keiner von uns beiden so schnell seine große Klappe verlieren.
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War es das? Klar, die Situation war vielleicht schon ein wenig merkwürdig, aber zwangsweise peinlich sein musste der jungen Frau das wohl nicht. Trotzdem war der rote Schimmer auf ihren Wangen irgendwie... keine Ahnung, schön. Jedoch nicht deshalb, weil ich sie bewusst in Verlegenheit hatte bringen wollen, sondern einfach nur deswegen, weil es so war. Mir war zwar eigentlich nicht neu, dass ich in irgendeiner Hinsicht eine gewisse Wirkung auf die junge Frau haben musste - andernfalls würde sie es schließlich kaum lange in meiner Nähe aushalten, war ich doch ganz gerne immer wieder auch ihr gegenüber ein Arschloch -, aber die Bestätigung war schön. Außerdem sah sie damit auch einfach süß aus. So oder so hatte die junge Frau auch mit ihrer folgenden Aussage Recht. Wie schon erwähnt war ich weniger der Typ fürs nur schnell erledigen und dass ich momentan nicht mit viel Freizeit gesegnet war, war an dieser Stelle wirklich kontraproduktiv. Ich war mir aber ziemlich sicher, dass keiner von uns beiden abkratzen würde, nur weil wir damit noch einige Tage länger warteten. Mein Testosteronspiegel sah das vielleicht anders, aber das war dann halt mein Problem. "Ja, da muss ich dir wohl Recht geben.", stützte ich meine vorherigen Gedanken auch noch für Cosma hörbar mit ein paar wenigen Worten, strich ihr dabei über die Wange. Das schmale Grinsen war noch immer nicht ganz verklungen, als ich ihren nächsten Worten Gehör schenkte und letztere machten es dann doch fast ein bisschen ärgerlich, dass Zeit bei mir momentan so rar gesät war. Ihre Einstellung schien sich dahingehend kaum von meiner eigenen zu unterscheiden und das konnte nur gut sein, gut werden. Gut, mit meiner recht rauen Art müsste sie dann auch noch zurecht kommen, aber eigentlich hatte ich daran jetzt keine großen Zweifel. Es würde sich so oder so auch nicht jetzt, sondern eben irgendwann anders herausstellen und der längere Kuss war meinerseits vielleicht in ein kleines bisschen Wehmut getränkt. Als Cosma sich dann umgedreht hatte und mit dem Rücken zu mir saß seufzte ich leise, während ich ihre langen Haare nach vorne über ihre Schulter legte, damit sie mir nicht im Weg waren oder ich ich gar versehentlich an den Strähnen ziepte. "Die Information war jetzt nicht nett.", stellte ich offiziell fest, wobei da wieder ein Hauch Sarkasmus in meiner Stimme mitschwang. Direkt im Anschluss legte ich ohne große Umschweife meine Hände an ihre Schultern, um mit der Massage anzufangen. Erst recht ausgiebig Nacken und besagte Schultern, dann aber auch weiter abwärts ihre Wirbelsäule entlang. Logischerweise war ich kein gelernter Physiotherapeut oder Masseur, aber den einen oder anderen verspannten Knoten in ihrer Muskulatur zu bemerken und relativ gezielt zu lösen, war jetzt keine allzu schwere Aufgabe. Ich versuchte ihr so gut es ging nicht weh zu tun, nicht zu grob zu sein, aber hier und da war leider ein bisschen mehr Druck notwendig, um die verspannten Muskeln ein wenig zu lockern. Ohne Klamotten im Weg und mit ein bisschen Öl ginge das sicher auch besser und einfacher. Irgendwelche Ansprüche an sie stellen wollte ich dahingehend hier und jetzt aber keineswegs. War auch so eine Sache, die man sich noch eine kleine Weile aufheben konnte...
+ .Es kommt, wie es kommt - aber so, wie man es ruft. +
Wie ich es vermutet, ja, beinahe geahnt hatte, bestätigte mir Hunter auch noch einmal wörtlich, dass ich mit der Annahme, dass auch er sich für ein entspanntes Liebesspiel lieber ein bisschen mehr Zeit ließ, gar nicht mal so weit daneben lag. Quickies waren hier und da natürlich auch nicht verkehrt. Ein schneller Fick, wo es lediglich auf das Ende ankam, war in stressigen Zeiten auch bei mir schon mal vorgekommen, aber in diesem Fall... wollte ich das einfach nicht. Zumindest noch nicht. Es mochte vermutlich genau so kitschig sein, wie es sich anhörte, aber das erste Mal zwischen mir und Hunter sollte etwas Besonderes sein. Etwas, wobei sich niemand stressen musste und jeder ganz individuell auf seine Kosten kam. Was danach alles passierte, würde man dann ja sehen. Gerade, als ich die veränderte Position auf Hunters Schoß eingenommen hatte, drangen auch schon die letzten, hörbar sarkastischen Worte an mein Ohr und ließen mich damit leise gackern. "Wann bin ich schon mal nett...", fragte ich mit hochgezogener Augenbraue und dem noch immer ziemlich neckisch klingenden Unterton in der Stimme. Gerade, als mir die Haare über die Schulter geschoben wurden, drehte ich mein Kopf noch einmal in die Richtung des jungen Mannes, um ihn zumindest kurzzeitig von der Seite anzusehen. "Ein aktuelleres Beispiel, als die Sache mit Richard, kann ich dir wohl nicht geben." Und bei der Aussage konnte ich mir ein herzhaftes Lachen dann doch nicht mehr verkneifen. Richies Gesichtsausdruck nach meiner Ansage war hochkarätiges Gold wert gewesen und sein eingeschnapptes Verhalten im Anschluss ebenso. Normalerweise interessierte es mich ja wenig, bis gar nicht, wie groß und hässlich der Teufel war, den Richard an die Innenwände seines Hirns pinselte, aber wenn er die Stimmung einer ganzen Gruppe damit derart zu kippen versuchte, musste auch ich als beste Freundin mal den Mund aufmachen. Hat ja auch geholfen, was man schließlich am Ausgang des Gesprächs hatte entnehmen können. Noch bevor ich jedoch auf natürlichem Wege aufhörte, mich darüber zu belustigen, kam mir Hunter mit seinen massierenden Händen zuvor. Über den Schultern und dem Nacken war der Druck noch wirklich angenehm gewesen, aber sobald er sich meiner verspannten Rückenmuskulatur gewidmet hatte, entlockte mir der Amerikaner das ein oder andere schmerzverzerrte Stöhnen. Ich wusste ja, dass eine Massage gerade zu Anfang durchaus unangenehm werden konnte, bevor sich der ganze Mist erst einmal gelöst und gelockert hatte, aber so schlimm hatte ich es nicht mehr in Erinnerung gehabt. Gut, das letzte Mal, dass jemand seine Hände an meinen Rücken gelegt hatte, um mir damit etwas wirklich Gutes zu tun, war auch schon etliche Jahre her. Die Erinnerungen daran waren teils schon verschwommen und konnten als Vergleichswert überhaupt nicht mehr heran gezogen werden. Jedenfalls dauerte es ein einen beträchtlichen Augenblick, bis der Schmerz einer angenehmen Entspannung wich und ich leise seufzend immer lockerer wurde. "Mhm, also das kannst du gerne öfter machen.", stellte ich mit einem zufriedenen Grinsen, welches er aus der Position heraus jedoch nicht sehen konnte, fest. Natürlich würde ich mich dafür ebenso erkenntlich zeigen, nur das er dabei eben nicht auf meinem Schoß sitzen würde.
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Gute Frage. Cosma war schließlich ebenso gut darin stur nach ihrem eigenen Kopf und sehr spontan zu handeln, wie ich selbst auch. Das war am Ende des Tages dann nur eher selten richtig nett, weil ich die Wahrheit sehr gerne unverblümt aussprach. Bei der Rothaarigen war das nicht anders und dementsprechend war das mit der Nettigkeit auch bei ihr so eine Sache... trotzdem schien ich Stück für Stück auch eine andere Seite an der jungen Frau kennen zu lernen. Das war nicht einfach und irgendwie ziemlich gewöhnungsbedürftig, aber ich fing trotzdem langsam damit an, mich mehr darauf einzulassen. Zum Weglaufen war es augenscheinlich also schon zu spät, aber das wollte ich ohnehin nicht mehr. Ich nahm das ganze Paket in Kauf. Die positiven, wie auch die negativen Seiten - All-In quasi. "Ah, stimmt... schon fast vergessen.", redete ich reichlich ironisch vor mich her, während ich die Massage fortsetzte. Cosma genehmigte mir ein paar wenige Minuten später dann auch, dass ich zukünftig wohl gerne öfter Hand an ihren Rücken legen durfte. Mir entging ja nicht, dass ich der zierlichen jungen Frau hier und da weh tat, aber das war nun mal notwendig und ab einem gewissen Punkt schien sich die Rothaarige dann auch entspannen zu können. Irgendwas schien ich also richtig zu machen, sonst würde das eher schmerzlich klingende - und trotzdem aufgrund meiner langen Trockenphase irgendwie minimal anregende - Stöhnen kaum sehr entspannten, zufriedenen Lauten weichen. Wurde tatsächlich auch Zeit, weil nicht nur die ohnehin schon angeknacksten Finger ein bisschen weh zu tun begannen, sondern auch die der anderen Hand. Ich ließ meine Hände, die wieder oben bei ihren Schultern angekommen waren, also langsam aber stetig mit einem gemurmelten, langgezogenen "Hmmm..", sinken, strich ihr am Rücken hinab und platzierte meine Hände an ihrer schmalen Taille. Ich beugte mich etwas nach vorne und war ihrem Nacken mit meinen Lippen sehr nah, als ich wieder zum Reden ansetzte. "..wenn du lieb fragst bestimmt.", raunte ich ihr mit einem schmalen Grinsen die paar Worte an die Haut, kurz bevor ich ihr einen sanften Kuss an den Nacken gab. Dabei schlang ich meine Arme um Cosmas schlanken Körper, lehnte meine Stirn schließlich mit geschlossenen Augen gegen ihren Hinterkopf. Ihre Haare kribbelten mir unangenehm im Gesicht, aber für den Moment ignorierte ich das gekonnt und atmete bewusst den Duft ihres Shampoos ein. Mir war inzwischen schon öfter aufgefallen, dass ihr Haar schlichtweg gut roch. "Ich will mich nicht schon wieder um die Italiener kümmern.", stellte ich ziemlich leise und grummelnd für mich selbst fest, ehe ich den Kopf wieder anhob und auch die Lider dabei aufschlug. Ein bisschen Zeit hatte ich schon noch und auch, wenn ich wusste, dass jede Minute mehr mich wahrscheinlich nur noch weniger gern gehen lassen würde, würde ich den Zeitrahmen wohl bis zur letzten Sekunde ausreizen. Die Arbeit lief mir schließlich nicht weg, viel mehr kam sie mit Pistolen und weiß der Himmel was Allem bewaffnet auf mich zu gerannt.
+ .Es kommt, wie es kommt - aber so, wie man es ruft. +
Wenn ich ... bitte was? Lieb fragte? Und dann auch nur vielleicht? Pah, da konnte er lange drauf warten! Hunter sollte lieber froh darüber sein, nach jeder erholsamen Massage einen Arschtritt weniger für jeglichen, in der Zukunft liegenden, Mist zu kassieren, den er noch so verbocken würde. Gut, ganz ernst gemeint war das natürlich nicht, aber fragen würde ich ihn wohl trotzdem nicht wollen. Jemanden um Hilfe oder einen Gefallen zu bitten, setzte in den meisten Fällen eine Gegenleistung voraus und solange diese nicht aus einer gewissen Summe Geld bestand, hatte ich kein Interesse an einem Geschäft. Schlicht weil man einfach nie wirklich wusste, worauf man sich letztlich einließ. Der Klassiker á la 'Ich komme dann noch einmal auf dich zu', löste dabei das meiste Unwohlsein in mir aus. Danke, aber nein danke. Wobei sich das in der Beziehung zwischen Hunter und mir durchaus ändern konnte, sofern wir erst einmal ein Gewisses Level an Vertrauen erreicht hatten, das konnte ich pauschal in diesem Augenblick allerdings nicht versprechen. Grund dafür waren - neben den etlichen Wenns und Abers in meinem Hinterkopf - unter anderem die überaus angenehmen Berührungen, welche im Anschluss an die Massage folgten. Hunters Lippen und seine Hände lösten in mir ein wohlig warmes Kribbeln aus, das sich in Form einer leichten Gänsehaut auch für den jungen Mann bemerkbar machte. Für eine schier endlos lange Zeit hatte ich meine Augen geschlossen, um den Moment in vollen Zügen zu genießen, bis die raue Stimme erneut ihren Weg in mein Ohr fand. Natürlich mit einem Thema, welches auch mich leise mit den Zähnen knirschen ließ. Dabei hatte ich nicht einmal groß etwas mit den Italienern zutun, aber alleine die Tatsache, dass sie Hunter so viel Zeit kosteten - die er in gewisser Weise von unserer gemeinsamen Zeit abzwacken musste - machte die Sippschaft sowas von unsympathisch. "Wäre es nicht derart schlechte Publicity, würde ich das Betreten meiner Bar mit italienischer Nationalität untersagen.", antwortete ich hörbar ironisch und unterstrich damit noch einmal ganz klar, dass ich absolutes Verständnis dafür hatte, wenn Hunter wegen solchen Leuten grummelig und unleidlich wurde. Noch hielt sich das Ganze zwar in Grenzen, aber niemand wusste so genau, was die Zukunft noch für uns bereit hielt. Und auch wenn das negative Denken eher Richards Fachgebiet war, stellte ich mir unweigerlich die Frage, wie es wohl weitergehen würde, wenn das Treffen nicht oder nicht nach Plan stattfinden würde. Dann aber holte ich mich ganz schnell in die Gegenwart zurück, weil mir gerade absolut nicht der Sinn nach mieser Laune stand. Und diese würde mich zwangsläufig überrollen, wenn ich mich jetzt weiter mit dem Thema befassen würde, anstatt den eigentlich so schönen Augenblick mit Hunter auszukosten. Ich drehte meinen Kopf wieder ein Stück in seine Richtung, zuckte dann leicht mit den Schultern und seufzte schließlich nachdenklich. "Ich hoffe einfach, dass das alles bald ein Ende hat. Die gehen mir nur noch auf die Nerven und dabei habe ich nicht mal mehr etwas mit ihnen zutun. Ich kann mir mir kaum vorstellen, wie anstrengend es für dich sein muss.", murmelte ich vor mich hin und drehte währenddessen auch den Rest meines Körper wieder zurück, blieb aber in der Position sitzen, aus der mich Hunter noch vor wenigen Tagen ins Bett getragen hatte. Der Arm, den ich dazumal um seinen Nacken gelegt hatte, lag auch jetzt wieder an genau der gleichen Stelle und der Gedanke, dass wir schon bald wieder auf unbestimmte Zeit getrennte Wege gehen würden, drückte die einst so gute Laune dann doch noch ein wenig nach unten.
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Mir würde das aber schon gefallen. Gut, Sabin durfte dann ganz offiziell zwar eigentlich auch nicht mehr rein, aber ich war mir fast sicher, dass Cosma für ihn eine Ausnahme machen würde. Er war ja an sich eigentlich ein Lieber, wenn er wollte und nicht seine fünf Minuten hatte, in denen er der Meinung war, dass er Cosma und mir eine Paar-Therapiestunde aufdrücken musste. Rückblickend betrachtet war das aber wahrscheinlich gar nicht so falsch gewesen, immerhin war das einer der ersten irgendwie positiven Schritte zwischen dem kleinen Teufel und mir gewesen. Trotzdem ging er mir mit seiner zeitweise fast schon väterlich wirkenden Art auf die Nerven und in genau diesen Momenten wäre ich hin und wieder sicher ganz dankbar für das Italiener-Verbot in der Bar. Auch in den Augenblicken, in denen er sich in anderer Hinsicht schlicht zu viel herausnahm. "Sympatischer Gedanke.", stimmte ich der jungen Frau also mit ein paar Worten und einem leisen Seufzen zu. Irgendwie tat es auch so ein bisschen gut, dass Cosma Verständnis für mich aufbrachte. Ich meine, normalerweise heulte - konnte man eigentlich in diesem Fall nicht so nennen, war nur eine genervte Beschwerde - ich mich sowieso bei absolut Niemandem darüber aus, dass mein Job von Zeit zu Zeit wirklich anstrengend war. Zwar dachte ich nie darüber nach die Sache einfach an den Nagel zu hängen, aber mir war momentan wohl so oder so auch ohne wörtliche Bestätigung anzumerken, dass ich müde war. Die dunklen Schatten unter den Augen waren noch tiefer als normalerweise und meine Nerven wurden sicher auch nicht gerade unempfindlicher durch den Schlafmangel. Auf halbem Weg aufzugeben und mich der Erschöpfung einfach hinzugeben kam aber natürlich genauso wenig in Frage wie sonst auch, wenn ich unter dem körperlichen und auch psychischen Stress meiner Arbeit litt. Hatte ich mir so ausgesucht, also wurde das auch durchgezogen. Ich suchte erneut den Blick ihrer Augen mit meinen und musterte die Details ihrer Pupillen zum inzwischen x-ten Mal, als die junge Frau sich mir wieder zuwendete. Ich hatte meine Arme ein wenig gelockert, damit sie sich besser drehen konnte, sie los zu lassen stand mir aber noch nicht im Sinn. "Sei froh. Die Vorstellung allein wär schon anstrengend genug.", erwiderte ich ein wenig trocken und recht ironisch, aber eher nur gemurmelt. "Würde Sabin mir die ganze Sache nicht überdurchschnittlich gut zurückzahlen, wär ich raus. Was mich das an Ressourcen kostet... unfassbar.", grummelte ich ein wenig missmutig weiter vor mich hin. Damit meinte ich nicht nur die materiellen Dinge wie Munition und Co., sondern auch meine teilweise toten oder verletzten Männer, sowie den bereits angesprochenen, wahnsinnig hohen Zeitaufwand. "So oder so werd' ich mir, wenn die ganze Scheiße vorbei ist, einfach mal 'ne Woche freinehmen. Erstens zum schlafen und zweitens, um dir auf die Nerven zu gehen.", hängte ich noch ein paar leicht amüsierte Worte mit einem schwachen Grinsen hinten ran, während ich die Hände ein Stück weit unter ihr Oberteil schob. Die Vorstellung daran hob meine Laune wieder ein kleines bisschen. Schlafen und parallel Cosma bei mir zu haben klang im jetzigen Augenblick ein bisschen wie die Vorstufe zum Himmel, in den ich nie kommen würde oder wollte. Natürlich konnte ich streng genommen keine ganze Woche komplett gar nichts machen. Kriminell sein war ein Vollzeitjob mit beschissenen Urlaubszeiten, aber ich könnte meine Erreichbarkeit nur auf meine engsten Vertrauten beschränken und zumindest nur im schlimmsten Notfall eingreifen. Das ging schon, auch wenn besagte Männer dann Mehrarbeit hatten. Ein schöner finanzieller Bonus war da schon für sie drin. Wahl hatten sie sowieso keine.
+ .Es kommt, wie es kommt - aber so, wie man es ruft. +
Jaa... ganz verkehrt wäre die Sache wohl wirklich nicht. Bis dato war mir - mit Ausnahme von Sabin - noch kein Italiener über den Weg gelaufen, bei dem ich nicht direkt das Bedürfnis verspürt hatte, ihm mit Anlauf ins Gesicht treten zu wollen. Und selbst bei meinem einst so fleißigen Helferchen hatte ich an manchen Tagen vor Frust beinahe in eine Tischkante gebissen. Fakt war jedoch, dass er sich bisher deutlich vom Rest seiner Landsleute abhob und in meinem aktuellen Schubladendenken die einzige Ausnahme bildete. Mochte sein, dass es noch viele andere Pastafresser gab, die an und für sich ganz in Ordnung waren, aber nach der ganzen Geschichte würde es mir wirklich schwer fallen, mich auf jene einzulassen. Dieses ganze arrogante, besserwisserische Machtgehabe kam schließlich nicht von irgendwoher. Und da die Mafia in Italien buchstäblich alles unterwandert hatte, war es sicher schwer, da noch ein paar Abtrünnige, wie Sabin auch einer war, ausfindig zu machen. Ich musste mir aber auch eingestehen, dass ich im Knüpfen sozialer Kontakte ohnehin miserabel war, da spielte die Nationalität nicht einmal eine große Rolle. Gab auch genug Norweger, Deutsche und Amerikaner, die nicht mehr alle Sinne beisammen hatten. Wo man schließlich nur noch exzessiv mit dem Kopf schütteln konnte, bis man über kurz oder lang dann ein Schleudertrauma erlitt. Aber gut, zurück zum eigentlichen Thema. Ein Zutrittsverbot für bestimmte Nationalitäten war schlicht rassistisch und würde beim Rest der Kundschaft sicher nicht so gut ankommen. Aus Erfahrung konnte ich sagen, dass meine Gäste nämlich unterschiedlichster Herkunft waren und im Prinzip gefiel mir dieses Multikulti ja auch wirklich gut. Hier und da ein bisschen über andere Länder und Kulturen zu lernen war interessant und rechnete zudem mit einigen Vorurteilen ab. Schon seit Anbeginn hatte ich die Getränkekarte der Smith and Wesson deshalb immer wieder um ein paar neue, teilweise sehr exotische Drinks erweitert, wenn ich an mich herangetragene Ideen für gut befunden hatte. Und das hatte mir nicht zuletzt einen solch guten Ruf eingebracht. Jetzt wollte ich aber nicht weiter über meine Kneipe philosophieren, sondern noch den Rest der Zeit mit Hunter auskosten. Dass es ihm aufgrund des Schlafmangels, dem Verlust etlicher seiner Handlanger und der Inanspruchnahme sämtlicher Freizeit nicht sehr gut ging, konnte ich hier und heute zum ersten Mal seiner Stimmlage entnehmen. Auch das er generell ... negativ über seinen Job sprach, war eine ganz neue Erfahrung für mich, mit der ich im ersten Augenblick überhaupt nicht umzugehen wusste. Entsprechend war eine kurze Zeit der Stille eingekehrt, bis ich wieder das Wort ergriff. "Du ... wir schaffen das schon.", waren meine ersten, sehr vorsichtig klingenden Worte, weil ich mich immer noch nicht ganz daran gewöhnt hatte, dass die Sache zwischen Hunter und mir zunehmend ernster wurde. Zwar war die Aussage eher ein liebevolles Streicheln seiner Psyche, denn wirklich helfen konnte ich Hunter wohl nicht. Trotzdem fand ich es wichtig, ihn wissen zu lassen, dass ich für ihn da war, wenn er sich, wie in diesem Moment, einfach mal auskotzen musste. Was die Sache mit dem Urlaub anging, konnte ich mit kaum mehr als einem müden Lächeln reagieren. Es war unwahrscheinlich, dass Hunter jemals so etwas wie einen richtigen Urlaub nehmen konnte, weil es in seiner eigenen kleinen Mafia schlicht viel zu viel zutun gab, um das ausschließlich er sich kümmern konnte. Wie er dabei jeweils auf ein gesundes Level von Entspannung kommen wollte, war mir schleierhaft. Nichtsdestotrotz würde es mich natürlich ebenso freuen, ihn für ein paar Tage am Stück um mich herum zu haben. "Glaub mir, es gibt nichts, worüber ich mich momentan mehr freuen würde, als dich ein bisschen öfter bei mir zu haben.", gestand ich grinsend und hatte noch währenddessen meinen Kopf an seine Schulter gelehnt. Ich war in sowas wirklich nicht gut. Jemanden mitzuteilen, dass ich seine Anwesenheit oder ihn als solches mochte und zu schätzen wusste, ging mir nur schwer über die Lippen. Und wenn ich es, wie in diesem Fall, tatsächlich geschafft hatte, dann konnte ich meinem Gegenüber dabei trotzdem nicht in die Augen schauen.
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Tja, in dieser Hinsicht war ich derjenige, der keine Wahl mehr hatte. Ich musste das ja irgendwie schaffen, wenn ich nicht über den Haufen geschossen oder aus Oslo vertrieben werden wollte. Entsprechend musste ich es auf Teufel komm raus schaffen und eigentlich hatte ich daran auch gar keine Zweifel, weil ich bisher immer alles irgendwie gelöst bekommen hatte. Aber es war trotzdem angenehm zu hören, dass Cosma mich zumindest seelisch mit unterstützen würde. Ansonsten konnte die junge Frau mir damit kaum helfen, aber es reichte mir auch vollkommen, wenn sie nur ein paar Worte für mich übrig hatte. Wenn sie einfach nur da war und ich ein kleines bisschen meines Frusts hier zurücklassen konnte. "Ja, sicher...", murmelte ich diesbezüglich nur zurück und lauschte im Folgenden den nächsten Worten der zierlichen Rothaarigen. Einerseits war es mir immer noch ein wenig unheimlich, dass Cosma und ich uns Stück für Stück immer näher zu kommen schienen. Immer mehr Dinge aussprachen, die wir anfangs noch lieber für uns behalten und verschwiegen hatten. Ich gab mich der ganzen Sache immer mehr hin, auch wenn es mir nach wie vor nicht leicht fiel und wir vermutlich immer einige Differenzen haben würden. Die junge Frau schien trotzdem auf dem richtigen Weg zu mir zu sein, auch wenn mir der Gedanke an ihren kleinen Fehltritt weiterhin etwas Unbehagen bereitete. Das würde wieder weggehen. Zwar war ich noch nie besonders gut in der 'Die Zeit heilt alle Wunden'-Sache gewesen, aber ich würde es versuchen. Es ihr nicht mehr vorhalten, weil es ihr wirklich leid zu tun schien. Wir würden beide weiter an uns arbeiten müssen, aber das ging schon. Im jetzigen Moment, in dem sie sich wieder etwas mehr an mich lehnte und ihren Kopf an meine Schulter bettete, hatte ich daran auch kaum Zweifel. "Wenn meine Leber nicht frühzeitig streikt, kann ich dich beruhigen... du wirst mich wohl so schnell nicht wieder los.", nuschelte ich ihr etwas undeutlich ins Haar, hatte meinen Kopf ihrem zugeneigt und strich ihr gleichzeitig ein wenig über die nackte Haut unter dem Shirt an ihrer Taille. Wir würden in nicht allzu ferner Zukunft wieder mehr Zeit füreinander haben und bis dahin mussten wir eben noch mehr oder weniger getrennte Wege gehen. Viel mehr als mein nächtliches Quartier - das momentan eher nur tagsüber war - mal in Cosmas Bett zu verlegen oder eine kurze Kuscheleinheit wie diese hier war uns bis dahin leider nicht vergönnt und so galt es eben zu warten. Wir waren beide lange allein unterwegs gewesen und da war das jetzt das kleinere Übel. "Du gibst mir keinen Zweitschlüssel, oder?", hakte ich nicht maßgeblich lauter als zuvor nach, distanzierte mich dann nur wieder ein klein wenig von der Rothaarigen, um sie ansehen zu können. Ich hatte persönlich keine Ahnung davon, ob das ein großer Schritt für eine Beziehung war oder nicht. Viel mehr hatte ich nur vor Augen, dass es dann einfacher für mich wäre mal nach der Arbeit in den frühen Morgenstunden hier aufzukreuzen und mich möglichst leise mit ins Bett zu schleichen, wenn die junge Frau dort vielleicht schon seit zwei Stunden nach Abschließen der Bar lag. Cosma stattdessen durch das schrille Geräusch der Wohnungsklingel aufzuwecken kam für mich nicht wirklich in Frage, weil ich wusste, wie unmenschlich das war. Aber ein Nein wäre wohl auch in Ordnung. Unpraktisch, aber okay.
+ .Es kommt, wie es kommt - aber so, wie man es ruft. +
Na ja ... wenn er so weiter machte, wie bisher, ließ sein Ableben wohl nicht mehr allzu lange auf sich warten. Zwar wusste ich nicht ganz genau, wie es um seinen derzeitigen Alkoholkonsum stand, aber seinem Auftritt von vor wenigen Tagen war zu entnehmen gewesen, dass es nicht einfach nur bei einem oder zwei Feierabendbierchen blieb. Dafür hatte Hunter einfach viel zu sehr nach einer ganzen Kneipe gerochen, als das er mir das hätte glaubhaft versichern können. Nur wer war ich, um ihm daraus einen Vorwurf zu stricken? Ich war selber abhängig von der ein oder anderen Droge und solange sich das Ganze im Zaum hielt und man noch die Kontrolle darüber hatte, war das an sich ja jetzt auch nichts Schlimmes. Gut, Kontrolle war bei uns beiden jetzt so eine ganz eigene Sache, aber wie auch immer. Man verletzte lediglich sich selbst, nur in den seltensten Fällen mal jemand anderes. Trotzdem würde ich mir für beide Seiten wünschen, dass das alles ein wenig abnahm. Einfach, weil ich wusste, dass viele unserer Diskrepanzen nüchtern betrachtet vielleicht gar nicht so ausgeartet wären. Künftig auch nicht so ausarten mussten, wenn wir uns ein wenig zusammen rissen. Gänzlich mit dem Trinken aufhören sollte Hunter aber nicht, genau so wenig wollte ich mein Marihuana missen, aber es vielleicht ausschließlich auf ein oder zwei Tage in der Woche zu reduzieren, sollte doch machbar sein, oder? "Ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob mich die Aussage jetzt erleichtern oder beunruhigen soll.", gab ich meinen anfänglichen Gedanken nach reichlicher Überlegung schließlich doch noch eine Stimme, indem ich sie hörbar ironisch gegen Hunters Brust nuschelte. Dann folgten aber auch schon seine weiteren Worten, für die sich der Amerikaner ein Stück weit von mir distanzierte, um mich direkt anzusehen. Vermutlich, um meine Reaktion genau beobachten zu können. Unangenehm, wenn man mich fragte. Ich wusste nämlich in diesem Moment überhaupt nicht, was ich antworten sollte und wich seinem Blick daher bestimmt eine halbe Minute aus. Dreißig Sekunden, in denen ich alle Pros und Kontras einer möglichen Schlüsselübergabe abwägte. Seit der Sache mit Daith war meine Wohnung lediglich ein Ort zum Ausruhen, der einem zudem Schutz bei Wind und Wetter gab. Viele Wertgegenstände oder teure Dekoartikel hatte ich also nicht, die durch Hunters Hand abhanden kommen könnten, wenn ihm irgendwann der unerklärliche Sinn danach stand, mich bestehlen zu müssen. Für ausreichend Verpflegung sorgte die Bar, also gab es auch da keine Probleme oder Engpässe. Im Prinzip sprach also eigentlich gar nichts dagegen, wenn ich Hunter eine erweiterte Zutrittsberechtigung in Form eines Zweitschlüssels erteilte, lediglich mit den Herzinfarkten musste ich mich irgendwie arrangieren. Diese würden zumindest im Anfangsstadium vermehrt vorkommen. Ich war es einfach nicht mehr gewohnt, meine eigenen vier Wände mit jemanden zu teilen und seitdem mich ganz zu Anfang unserer Korrespondenz ein paar Arschlöcher auf Trab gehalten hatten, würde ich die Paranoia auch nie wieder gänzlich ablegen können. Davon konnte Hunter sicher auch ein Lied singen. Nun wurde es langsam Zeit, dem jungen Mann endlich eine Antwort auf seine Frage zu geben. Dafür suchte mein Blick wieder den seinen. "Mhm, wenn ich dir einen Schlüssel gebe, dann musst du zumindest in den ersten Tagen damit rechnen, mit vorgehaltener Waffe von mir begrüßt zu werden. Zumindest, wenn du mitten in der Nacht hier aufschlägst.", warnte ich ihn schon mal vor, dass auch ich seit Neustem mit der Waffe auf dem Beistelltisch schlief. Unterm Kissen, so wie es bei Hunter die Regel war, konnte ich das allerdings nicht. Das kalte Eisen war viel zu hart und unbequem, als das ich darauf in den Schlaf finden konnte. Aber auf dem Nachtschrank war sie immerhin schon mal in unmittelbarer Nähe. Das reichte für meine Verhältnisse auch vollkommen aus.
# Is it all a tragedy? Are we flashes in a rut going in and out of luck? Maybe. #
Das konnte ich Cosma leider auch nicht beantworten. Wieder einschränken musste ich den Alkoholkonsum in jedem Fall, wenn ich meinen Körper nicht frühzeitig zu Grunde richten wollte. Es half mir schließlich nicht einen der besten Ärzte der Stadt für eine illegale Leber-Transplantation auf meiner Seite zu haben, wenn er nicht auch ein entsprechendes Organ herzaubern konnte. Starb nicht zufällig am selben Tag also einer meiner Männer, der genetisch obendrein weit genug mit mir übereinstimmte, sah es da eher schlecht aus. Zumal ich mir auch ehrlich nicht sicher war, ob ich so eine Leber wollte. Nicht, als stünde ich dann wirklich in der Position wählerisch zu sein, aber fast alle von ihnen konsumierten in irgendeiner Form Drogen. Es war also besser, wenn ich meine eigene Leber behalten und nicht am Alkohol verrecken würde. Mal davon abgesehen, dass mein Gehirn irgendwann sicher auch streiken würde. Gehirne ließen sich erst recht nicht ersetzen. Ich seufzte leise. "Ich versuch' schon das wieder runter zu schrauben... aber der Stress macht's schwieriger.", murmelte ich leise vor mich her. Vor unserem Streit hatte ich ja schon kleinere Fortschritte gemacht gehabt, ich würde das auch ein weiteres Mal schaffen. Nur brachte das halt nichts, wenn ich bei jeder schlimmeren Auseinandersetzung dann doch wieder vermehrt zur Flasche griff. Sport hatte mir früher im Knast geholfen, vielleicht sollte ich da irgendwo ansetzen. Fit halten tat ich mich sowieso, musste ich wegen meinem Job zwangsweise, aber wirklich viel Zeit dafür nehmen tat ich mir schon lange nicht mehr. Die Muskeln erhielten sich durch die viele tägliche Bewegung fast von allein. Vielleicht wäre das jetzt auch wieder ein gutes Ventil, denn den Alkohol nur durch eine weniger schlimmere Droge zu ersetzen kam nicht in Frage. Halbe Sachen machte ich bekanntlich nicht. Die Geschichte mit dem Schlüssel schien Cosma vor eine größere Frage zu stellen. Klar, übel nehmen könnte man es ihr wohl nicht, wenn sie mir nach wie vor nicht zu einhundert Prozent vertraute und den Schlüssel noch nicht rausrücken wollte. Es würde wohl einfach noch eine Weile dauern, bis wir beide ein richtiges, gesundes Vertrauensverhältnis zueinander hatten und das war in Ordnung. Gerade weil die junge Frau so lange überlegte erwartete ich eigentlich gar kein Ja mehr. Ein wortwörtliches bekam ich auch nicht, als sie den Mund schließlich doch noch öffnete, aber ein indirektes. Ich konnte es mir nicht verkneifen zu grinsen, sog gespielt scharf die Luft ein. "Eine vorgehaltene Waffe... shit. Ich bin mir nicht sicher, ob ich das verkrafte.", zog ich Cosma künstlich betroffen ein wenig auf, piekte sie dabei spaßeshalber leicht in die Seite. "Ich würde grob immer irgendwas zwischen 4 und 6 Uhr morgens einplanen, wenn ich du wäre. So als grobe Richtlinie.", gab ich dem kleinen Teufel noch einen Hinweis darauf, wann meine Nächte momentan für gewöhnlich ihr finales Ende fanden. Dann zog ich eine Hand unter ihrem Shirt vor und zückte mein Handy, um auf die Uhr zu sehen. Ah, noch sieben Minuten übrig. Danke für Nichts.
+ .Es kommt, wie es kommt - aber so, wie man es ruft. +
Das brauchte er mir nicht zu sagen. Ich wusste ja selbst, wie schwer es war, gerade in stressigen Situationen nicht sofort auf ein Rauschgift beliebiger Art zurückgreifen zu wollen. Wenn der Tag so richtig scheiße lief, führte für mich persönlich kein Weg an einem Joint oder einer Bong vorbei. Er brauchte sich in dem Punkt mir gegenüber also wirklich nicht zu rechtfertigen. Aber ich fand es gut, dass er Einsicht zeigte. Nicht wie sonst eher patzig und schnippisch auf meine indirekte Kritik reagierte. Ich meinte es immerhin nicht böse, sondern machte mir einfach... Sorgen, wenn man das so sagen konnte. Natürlich, wenn er daran nicht zugrunde ging, erschoss ihn morgen jemand auf offener Straße, schon klar. Etwas Unvorhergesehenes konnte immer wieder passieren, aber die Sache mit den Drogen war auf kurz oder lang nichts weiter als Selbstmord. Und es schien, als würde uns beiden noch genug an unseren Leben liegen, dass es sich lohnte, dieses Problem gemeinsam anzugehen. Und mit der Zeit würden wir das schon schaffen, ganz sicher. Ich ließ seine Aussage daher unkommentiert, nickte bloß und lächelte zufrieden. Nur wenig später drangen auch die restliche Worte, gefolgt von einer physischen Untermalung in Form von Pieksereien auf empfindlichen Terrain, an mein Ohr. Ja ja, er sollte sich ruhig lustig darüber machen. Bis er mich einmal auf dem falschen Fuß erwischte und ich am Ende wirklich noch abdrückte. Immerhin starb er dann mit einem Lachen, zumindest aber einem Grinsen im Gesicht, wenn er mich vorher vollkommen nackt und der Uhrzeit entsprechend verpeilt mit einer Waffe aus dem Schlafzimmer stürzen sah, bevor die Kugel seinen Brustkorb durchbohrte und in der Tür hinter ihm stecken blieb. "Noch lachst du.", grummelte ich amüsiert, als ich erschrocken unter der Kitzelattacke zusammengezuckt war, dann aber holte ich zügig zum Gegenschlag aus und piekste ihn ebenfalls in die Seite, auch wenn das aus meiner Position heraus gar nicht so einfach war. "Bis ich vor Schreck wirklich mal den Abzug drücke.", fügte ich hinzu und sprang dann von seinem Schoß auf, um mich gegen weiter Angriffen seinerseits zu wappnen. Leider war das nicht der einzige Grund, warum ich mich langsam aber sicher wieder auf die Beine raffte. Die Uhr an der Wand gegenüber der Couch schlug zur vollen Stunde und somit wurde es langsam Zeit, dass ich mich meinen Vorbereitungen in der Bar widmete. Sonst würde das alles noch hektisch werden und das konnte ich bei der aktuell sehr guten Laune echt nicht gebrauchen. Seit Sabin nicht mehr in der Bar arbeitete und Tauren mir nur ab und an unter die Arme griff, musste ich für Vorbereitungen leider wieder etwas mehr Zeit einplanen. Und daher einen entsprechenden Cut für den heutigen Abend setzen. Mit sichtlich unzufriedenem Gesichtsausdruck griff ich nach den Händen des jungen Mannes, noch bevor diese auf weitere dumme Gedanken kamen, dann seufzte ich leise. "So gerne ich weiterhin mit dir hier rumalbern würde. Ich muss wieder runter in die Bar.", gab ich Hunter zu verstehen, dass es auch für ihn an der Zeit war, aufzubrechen und den Italienern ihre südländischen Ärsche aufzureißen. Ich drückte ihm noch einen recht langen und sehr innigen Kuss auf die Lippen, ehe ich mich gänzlich von ihm löste, um den Weg Richtung Flur einzuschlagen. Auf der kleinen Kommode mittig des Raumes stand ein kleines Behältnis, vermutlich das einzig Dekorative in dieser Wohnung, welches den Zweitschlüssel zur Wohnung beinhaltete. Ich nahm den Cupcake aus Porzellan als Ganzes in die Hand und ging noch ein letztes Mal zurück ins Wohnzimmer, um Hunter den Schlüssel zu überreichen. Es war ein wenig ungewohnt und kostete mich tatsächlich etwas Überwindung, das Ding los zulassen, aber schließlich schaffte ich es doch relativ problemlos.
~le sprung vong zeit her
Das Treffen von vor zwei Tagen war meiner Meinung nach ein totaler Reinfall gewesen. Auch wenn ich mich gegen Ende der ohnehin recht einseitigen Diskussion aufgrund der Schmerzen im Gesicht mit dem weiteren Vorgehen einverstanden erklärt hatte, fand ich seitdem kaum mehr richtig in den Schlaf. Es war alles einfach so schwammig, überhaupt nicht durchdacht und brauchte zudem eine ganze Menge Glück, dass der Italiener dämlich genug war, sich noch einmal auf irgendeine Art und Weise bei mir zu melden. Ich hielt es in meiner pessimistischen kleinen Welt einfach für derart unwahrscheinlich, jemals wieder etwas von Agnolo zu hören, dass ich mir schon x Pläne zurecht gelegt hatte, für den Fall, wieder ein eigenständiges, von Sabin unabhängiges Leben zu führen. Große Lust, mich noch weiter damit zu beschäftigen, wie sich diese Sippschaft auf anderem Wege ausmerzen ließ, hatte ich nämlich nicht. Das konnte er mit seinen zwei, drei anderen Freunden dann alleine machen. Ich wäre definitiv raus. Punkt aus. Tja. Aber wie das Schicksal es so wollte, sollte sich erneut herausstellen, dass meine unliebsamen Gedanken vollkommen unbegründeter Natur waren. Ich befand mich gerade auf dem Heimweg von der Uni, es war mein erster Tag nach dem ... Unfall gewesen und damit wirklich gewöhnungsbedürftig. Richtig anstrengend sogar, wenn man sich eine plausible Geschichte aus dem Ärmeln zaubern musste, weil man auf die Wahrheit gegenüber Studierenden und Arbeitskollegen lieber verzichtete. Umso erleichterter war ich also, dass sich der Tag zunehmend dem Ende entgegen streckte. Es brauchte mich etwa zwanzig Minuten, bis ich meine dunkelblaue Limousine schließlich auf ihrem gewohnten Parkplatz vor meinem Apartment inmitten eines recht ruhigen Viertels der Innenstadt parkte und ausstieg. In Gedanken versunken, schlurfte ich mit müden Schritten der Haustür entgegen und hatte gerade den Schlüssel am Schloss ansetzen wollen, als ich hinter mir plötzlich Geräusche vernahm. Zudem wurde das Licht der Straßenlaterne durch drei etwa gleich große Schatten unterbrochen, was mich innerlich fluchen ließ. Das hatte mir heute gerade noch gefehlt. Ich war ja nicht ohnehin schon müde, kaputt und genervt. Nein. Da wollten irgendwelche Jugendliche dem Ganzen noch die Krone aufsetzen. Dass es sich keinem dieser Schatten um einen Jugendlichen handelte, stellte ich erst dann fest, als ich die Hand, welche den Haustürschlüssel hielt, langsam sinken ließ und mich zu meinem Besuch umdrehte. Einen der drei Typen erkannte ich sofort. Agnolo. Der, mit dem ich am wenigstens gerechnet hatte ... in Begleitung zweier nicht minder gut aussehenden Handlanger. Was für eine Überraschung. "Ah... hi.", begrüßte ich das Trio zögerlich und bemühte mich um ein halbwegs souveränes Professorenlächeln.
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