Für einen Außenstehenden sah es wahrscheinlich absolut lächerlich aus, wie verkrampft wir zu Beginn hier auf der Couch saßen, obwohl es sich dabei um nicht mehr als eine simple Umarmung handelte. Vermutlich fiel es jedem x-beliebigen Teenager in der High School leichter, wenn er seinem ach so tollen Schwarm das erste Mal auf fremdem Terrain näher kam. Sich auf einen eigentlich fremden Menschen einzulassen war für mich aber einfach furchtbar schwierig. Denn ich mochte schon einige Zeit mit Cosma zusammen verbracht haben, kannte inzwischen auch viele ihrer Eigenheiten, weil ich ja sogar schon in zwei verschiedenen Konstellationen mit ihr zusammen gewohnt hatte. Auch kannte ich einen Teil ihrer Vergangenheit, aber deshalb konnte ich noch lange nicht mit endgültiger Sicherheit beurteilen, ob sie wirklich die Person war, für die ich sie zum jetzigen Zeitpunkt hielt. Es gab noch viel zu viele Dinge, die ich nicht über sie wusste, die unbekannte Variablen darstellten, die womöglich Alles zu Grunde gehen lassen konnten, wenn sie irgendwann das Tageslicht erblickten. Trotzdem war ich mir inzwischen aber sicher damit, dass ich zumindest versuchen wollte herauszufinden, ob wir beide vielleicht viel besser miteinander harmonierten, als unsere ersten Begegnungen hatten vermuten lassen. Natürlich konnte die Rothaarige selbst sich noch immer dagegen entscheiden und mich damit im Regen stehen lassen... aber das wäre schade. Trotzdem würde ich wahrscheinlich nicht versuchen ihr beim Gehen ihrer eigenen Wege dann im Weg zu stehen. Schließlich war es ihr gutes Recht, selbst darüber zu entscheiden. Hieß nicht zwangsweise, dass ich ihr danach nicht unter die Nase zu reiben versuchen würde, was sie verpasste, aber das war eine andere Geschichte. Es waren zum einen die sanften Berührungen auf meiner Haut und zum anderen auch die Stimme des im Hoodie unscheinbar verpackten Temperamentsbündels, die für für ein schwaches Lächeln meinerseits sorgten. Trotzdem ließ mich ihre leise, indirekte Drohung ein klein wenig auflachen. Nur kurz und gar nicht laut, aber ich fand es wirklich erstaunlich, wie schnell ihre Gedanken dahingehend umgeschweift waren. "Da kann ich dich beruhigen... ich hab nach wie vor meine eigene und wie du weißt leg' ich die nur selten mal weg.", stimmte ich ebenso sarkastisch mit ein, sah mit einem leichten Grinsen zu ihr runter und löste noch dabei meine Hand aus ihrem Haar, um den Arm stattdessen vorsichtig, doch merklich zögernd um ihre Taille zu legen. Ich glaubte, dass Cosma wusste, dass ich von den Mordgedanken doch ziemlich weit weg war. Dass mir der Sinn gar nicht mehr danach stand, ihr weh zu tun - andernfalls hätte ich sie nicht wochenlang versorgt und säße auch jetzt nicht mit ihr hier. Natürlich konnte ich das winzige, kleine Restrisiko trotzdem nicht ganz leugnen, weil ich wusste wie wenig ich Kontrolle über meine eigenen Handlung hatte, wenn mich die Wut mit voller Wucht unter sich begrub. Aber sie machte mich ja gar nicht mehr sauer oder zumindest fiel es ihr deutlich schwieriger als noch im Keller der Sverres. Es blieb ganz einfach zu hoffen, dass wir beide mit dem manchmal sehr unzuverlässigen Bauchgefühl Recht behalten würden, wo es in diesem Fall doch in die gleiche Richtung verlief.
+ .Es kommt, wie es kommt - aber so, wie man es ruft. +
Moment ... was? Was hatte das denn jetzt damit zutun? Also ich meine, klar, ich wusste, dass er seine Waffe immer bei sich trug und sie nicht einmal zum Schlafen so wirklich zur Seite legte, aber darum ging es doch jetzt überhaupt gar nicht. Mit einem entsprechend verwirrten Blick hatte ich ihn angesehen, nachdem ich mich mit der Hand, die derweil ruhig auf seiner Brust gelegen hatte, abstützte, um zumindest zwischen unseren Oberkörpern ein wenig mehr Distanz zu schaffen. Anders wäre es kaum möglich gewesen, ihn aus dieser Position heraus ohne große Schmerzen direkt anzusehen. Dass seine Hand mittlerweile auf der Höhe meiner Taille verweilte und nicht mehr durch meine Haare strich, kam mir bei dem Manöver natürlich zugute. So konnte ich zwar die Nähe zu ihm noch ... genießen, während ich ihm gegenüber den Kopf schief legte und erst ziemlich spät dann darauf kam, was gerade der Grund unseres Missverständnisses war. Es brauchte sicher eine halbe Minute, in der ich Hunter wie so oft nur wortlos anstarrte, dann aber erhellten sich meine Gesichtszüge etwas und ein dezentes, aber durchaus amüsiertes Lachen war zu hören gewesen. "Ich meinte mit der Waffe doch überhaupt nicht eine als solches. Sondern die Worte... nur, weil ich sie dir gegenüber verwendet habe, heißt das nicht, dass du mich damit jetzt auch beruhigen kannst, was du aber ganz offensichtlich trotzdem geschafft hast.", klärte ich, das belustigte Grinsen stets im absoluten Kontrast zu meinen - vom Weinen - geschwollenen Augen, auf, dass wir gerade auf ganzer Linie aneinander vorbei geredet hatten. "Aber ja, ich weiß, dass du dein Baby sonst nur sehr selten mal aus den Augen lässt.", hängte ich unnötigerweise noch ein paar leise Worte hinten dran. Währenddessen hatte ich mich schon wieder ins Polster und damit auch gegen den stämmigen jungen Mann sinken lassen, meinen Kopf an etwa der gleichen Stelle an seiner Schulter abgelegt, wo er ihn vor wenigen Augenblicken platziert hatte. Nur das ich mich dieses Mal nicht an seiner Brust verstecken wollte, sondern mein Blick viel eher ihm galt, wo sein Gesicht von meinem doch gar nicht so weit weg war. Nur sah man aus der Perspektive eben nicht sonderlich viel. Bis auf die Umrisse seiner Wangenpartie, den Bartstoppeln und den unzähligen Tattoos, die auch vor seinem Hals nicht Halt gemacht hatten, erkannte von meinem Standpunkt aus jetzt nicht sehr viel mehr. Aber wie auch immer. Ich war bei Weitem noch nicht wieder auf dem Level angekommen, dass ich sagen konnte, dass es mir gut ging, aber das Gespräch und nicht zuletzt auch die überaus zärtlichen Berührungen seitens Hunter ließen mich doch zunehmend wieder etwas ruhiger werden. Warum gerade Letzteres dermaßen positive Erfolge erzielte, erklärte sich mittlerweile wohl von selbst. Es brachte ja doch nichts, sich irgendwie aus der Sache herauswinden zu wollen. Fakt war, dass ich für Hunter mehr Gefühle hegte, als das man noch behaupten konnte, wir wären nur ... Freunde. Dem war definitiv nicht so. Zumindest ich hatte mir eingestanden, dass die Sache, nachdem er mich vor etwa vier Wochen so versetzt hatte, doch etwas ernster war und so langsam begann ich damit, das zu verarbeiten. Es wert zuschätzen, dass er für mich über so viele seiner Schatten sprang, damit meine Laune sich irgendwie verbesserte. Zwar wusste ich nicht direkt, wie ich ihm das alles zurück geben konnte, stand mir der Kopf momentan noch immer ganz woanders, aber früher oder später würde ich mir dafür ganz sicher arrangieren. Nur vielleicht nicht unbedingt heute, denn ich war noch lange nicht damit fertig, die Nähe zu ihm zu genießen. Demnach war es eine absolute Schande, dass mein Körper mir langsam aber sicher zu verklickern versuchte, dass es Zeit wurde, ins Bett zu gehen. Dies signalisierte er mir ganz klar anhand eines ausgiebigen Gähnens. Dabei wollte ich doch noch gar nicht, dass ... das hier jetzt zu Ende war. Der erste Part mit den verwirrenden und zum Teil bedrückenden Gedanken von mir aus, auch das Heulen konnte sich gerne dem Ende entgegen neigen, aber bitte nicht diese fast schon vertraute Zweisamkeit. Ganz offensichtlich hatte sich ein Teil meines Hirns bereits wieder verabschiedet, als ich gerade so angestrengt darüber nach dachte, wie ich mich jetzt am besten von ihm verabschieden könnte, denn ich bekam nur beiläufig, eher passiv aus Sicht eines Dritten mit, wie die andere Hälfte die Worte "Gehen wir ins Bett?" als Befehl an das Sprachzentrum schickte. Dass ich mich davor noch nicht einmal erkundigt hatte, ob er überhaupt die Nacht über hierbleiben wollte, blendete ich dabei dezent aus.
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Ah. Okay. Doof. Ich kam wohl nicht umher nach der Erläuterung der jungen Frau ebenfalls ein kurzes Lachen anzustimmen. Einfach deswegen, weil Worte für mich keine Waffen waren. Es gab ja wirklich Vieles, das ich unter dieser Kategorie einstufte, hatte die Menschheit es sich doch scheinbar zum Ziel gesetzt ganz viele nette kleine Spielzeuge zu entwickeln, die den jeweils Anderen das Leben kosten konnten. Nicht das Herz, sondern den ganzen Körper. Ich wusste aus erster Hand, wie viele unzählige, tödliche Waffen es gab - aber Worte? Nein, die gehörten für mich da eindeutig nicht zu. Meine Wenigkeit mit blankem Gerede zu verletzen war unfassbar schwierig. Ich hatte in meinem Leben, vor allem von dem jetzt toten Kindermädchen und danach im Knast, schon so unendlich viele gemeine Dinge gehört, dass sowas ganz einfach an mir abprallte. Früher war das quasi mein täglich Brot gewesen und ich hatte damit umzugehen gelernt. Bei Cosma schien das wohl anders zu sein, aber an sich war das auch etwas Gutes. Das machte es, wie sie selbst indirekt zugab, einfach leichter mit Worten zu ihr durchzudringen. Bei meinem Schädel brauchte es in der Regel eher Taten. Am besten Hammer und Meißel oder eben doch lieber gleich einen Presslufthammer. Ging mit letzterem eindeutig schneller. "Tja, wie du schon sagst - funktioniert scheinbar trotzdem. Ist also hinfällig.", grinste ich fast schon süffisant und ein klitzekleines bisschen triumphierend vor mich hin, weil die junge Frau doch gerade in Worte gefasst hatte, dass ich auf merkwürdige Art und Weise schon ein wenig Einfluss auf sie zu haben schien. Das war das erste Mal in meinem Leben, dass mich das irgendwie freute, statt mich eiskalt abzuschrecken. Normalerweise gab es dann eher eine ernst gemeinte Morddrohung oder einen beabsichtigten, starken Schubser und darauffolgend einen Sturz auf den Boden, sollte denn sonst mal eine Frau danach gestrebt haben, mir irgendwie näher zu kommen oder sich bei mir wohl zu fühlen. Jetzt hingegen trug das eher zu ein bisschen Erleichterung bei. Zwar signalisierte mir die Tatsache, dass Cosma nicht das Weite suchte, sondern weiterhin an meiner Brust lag, allein eigentlich schon sehr deutlich, dass ich hier gerade Irgendwas richtig machte mit der Kuschelei und dem ganzen Gerede, aber eine wörtliche Bestätigung war für einen wenig empathischen Menschen wie mich doch nicht verkehrt. Die Rothaarige war ganz offensichtlich müde. Allein das Gähnen und die müden Augen ließen das ziemlich deutlich erkennen und die Worte, die bald folgen sollten, waren dahingehend unmissverständlich... also doch, eigentlich war ich mir nicht ganz sicher, was sie damit jetzt meinte. Meinte sie das wir wirklich als solches und bat mich damit mit ins Schlafzimmer, oder meinte sie damit nur, dass wir eben beide schlafen gingen und das wie immer getrennt? Ich hatte so gesehen mit Nichts von beidem ein Problem, war mir da aber nicht ganz schlüssig, weshalb ich mit leicht schief gelegtem Kopf und einem ebenso schiefen Grinsen zu ihr runter sah. "Bevor ich dich jetzt nochmal missverstehe: Gehen wir wortwörtlich beide ins Bett oder nur beide schlafen?", hakte ich also sicherheitshalber einfach nach, bevor ich hier Jemandem auf die Füße trat. Zwar wusste ich nicht ob es wirklich einen triftigen Grund gab, mich trotz Allem noch weiterhin auf das Sofa zu verdonnern, wo wir doch hier auch schon so eng beieinander saßen... aber vielleicht brauchte die junge Frau trotzdem wie so oft ihre Ruhe, wollte vielleicht noch allein über den heutigen Abend nachdenken und ich wollte ihr jetzt nicht zu nahe treten, wo wir uns doch gerade erst ein kleines Stück angenähert hatten. Safety first, oder sowas in der Richtung.
+ .Es kommt, wie es kommt - aber so, wie man es ruft. +
Mhm, wieder ein Punkt, mit dem er Recht hatte, aber was sollte ich darauf groß erwidern? Es zu leugnen machte ja doch keinen Sinn, war es mittlerweile ziemlich offensichtlich, dass er mich mit den richtigen Worten und den ein oder anderen Taten doch wieder dazu bekam, ihm irgendwie ... zu verzeihen. Ich wusste nicht, ob man das so nennen konnte, denn streng genommen hatte er nichts falsch gemacht. Dass er mich die letzten Wochen hatte warten lassen war nur in meinen Augen ein Grund, ihm deswegen böse zu sein. Schlicht, weil ich einfach andere Ansichten hatte von dem, was richtig und was eben verletzend war. Er für seinen Teil hatte diese Zeit eventuell gebraucht, also stand es mir im Prinzip überhaupt nicht zu, das Ganze zu beurteilen und von ihm zu erwarten, dass er sich mir gegenüber deswegen rechtfertigte. Na ja, war mir wohl reichlich egal, wie man sah. Außerdem schien er für sich selbst auch entschieden zu haben, dass er einen Fehler gemacht hatte, sonst wäre er ja nicht auf die Idee gekommen, sich zu entschuldigen und so weiter... War ja jetzt auch egal. Wir hatten uns, wenn ich das richtig interpretiert hatte, immerhin ausgesprochen und waren ... streng genommen eigentlich keinen sonderlich großen Schritt weiter gekommen, oder doch? Ja, die Differenzen waren bis auf Weiteres geklärt, aber wie genau ließ sich jetzt unsere Beziehung beschreiben? Waren wir so etwas wie ein Paar? Oder blieb es vorerst bei einer simplen Freundschaft, in der man sich vielleicht von Woche zu Woche Feedback gab, wie so der Stand der Dinge in der Gefühlswelt war oder wie durfte ich das jetzt verstehen? Hmpf, wäre eigentlich ganz schön, dass jetzt noch geklärt zu bekommen, aber ein erneutes, etwas kürzeres Gähnen machte mir unmissverständlich klar, dass diese Frage nun wirklich bis morgen warten konnte, beziehungsweise musste. Ich war kaum noch in der Lage, meine Augen aufzuhalten, als ich merkte, wie sich der Amerikaner unter dem Teil meines Körper, den ich an ihn gelehnt hatte, zu bewegen begann. Seine darauffolgenden Worte entlockten mir wieder ein leises Gackern, jedoch raffte ich mich noch vor einer Antwort an ihn schweren Herzens auf die Beine, die mittlerweile nur noch aus Pudding zu bestehen schien. Als ich nach einer gefühlten Ewigkeit dann einen halbwegs sicheren Stand hatte, zuckte ich mit den schmalen Schultern, lächelte müde. "Hmm... die Entscheidung überlasse ich dir. Wenn du lieber auf der harten Couch übernachten möchtest, darfst du das natürlich gerne tun. Aber ich finde meine Matratze weitaus bequemer, wenn du mich fragst.", äußerte ich ein wenig überfordert damit, ihm jetzt eine klare Ja oder Nein-Aussage zu geben. Mein Inneres haderte gerade wieder einmal mit sich, was jetzt die beste Lösung für alle war, aber grundlegend war es mir auch irgendwo echt egal. Mal ganz abgesehen davon, dass ich zu keinem vernünftigen Ergebnis kommen würde, solange meine Sinne alle schon in ihre Pyjamas geschlüpft und auf dem Weg ins Träumchenland waren. Also ja, sollte jetzt nicht an mir hängen. Platz war schließlich genug in meinem Bett, es teilen zu müssen war also das kleinste Übel. Nur war ich trotzdem schon einmal ohne eine großartige Antwort seitens Hunter in Richtung Flur geschlendert. Er konnte sich ja noch in aller Ruhe entscheiden. Und wenn er noch ein wenig hierbleiben wollen würde und später im Schlafzimmer dazu stoßen würde, war mir das auch Recht. So oder so wandte ich mich im Türrahmen noch einmal in seine Richtung, um ihn an meinem Gedanken teilhaben zu lassen. "Du kannst dich auch später noch entscheiden, aber ich schlaf' hier gleich im Stehen ein. Ich verschwinde noch kurz ins Bad, wenn du hier bleiben solltest, wünsche ich dir schon mal eine gute Nacht ... Liebling." Und ja, das etwas ironische, absolut kitschige Anhängsel war beabsichtigt, hatte ich doch gerade darüber nachgedacht, wie sicher wir uns zum dem Zeitpunkt gewesen waren, dass zwischen uns nicht einmal im dritten oder vierten Leben etwas laufen würde, nachdem wir unter dem Vorwand, ein Liebespaar zu sein, Daith vor der Bar abgewimmelt hatten. Tja. Und wenn man uns jetzt gemeinsam sah, konnte man nur mit einem müden Lächeln den Kopf schütteln. Gut, das mich die Meinung anderer nach wie vor nicht interessierte. Lediglich Hunters Worte nahm ich mir mittlerweile etwas mehr zu Herzen, als es sonst der Fall war, aber ansonsten hatte sich ... nicht sehr viel verändert, wenn es um den Umgang mit meinen Mitmenschen ging. Jedenfalls war ich schon mit meiner letzten Ansprache aus dem Sichtfeld des jungen Mannes verschwunden gewesen und ins Bad gegangen, um dort ein grundlegendes Hygieneritual abzuhalten, ehe ich mich mit den letzten Reserven schließlich ins Schlafzimmer schleppte.
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Hmm... schien also meine Entscheidung zu sein, wo ich nun letzten Endes die Nacht verbracht und so saß ich schweigend da, nachdem die junge Frau den Raum verlassen und ich ihr dabei nachdenklich hinterher gesehen hatte. Wahrscheinlich nicht zuletzt wegen des merkwürdigen Kosenamens, von dem ich eher weniger hielt, aber das war wohl auch so eine Sache, die Verliebte gewöhnlich taten, sofern man Filmen da Glaubwürdigkeit zuschreiben konnte. Was waren denn die Pros und Kontras? Ich tat mir nicht gerade schwer damit alleine zu schlafen, war das bei mir doch Gang und Gäbe, aber vielleicht wäre es dahingehend gut bei ihr zu schlafen, dass die Nähe in sich keinen Abbruch fand. Wir mussten ja nicht zwangsweise aneinander gekuschelt einschlafen, wusste ich um ehrlich zu sein auch gar nicht, ob ich denn dabei einschlafen konnte und der Kopf Ruhe gab, aber gerade aus meiner Sicht signalisierte das wohl ein Stück weit sowas wie Vertrauen. Immerhin war mir beim Schlafen schon so Einiges passiert und ich hatte dahingehend grundsätzlich ein wenig Vorsicht... aber ich hatte schon ganze zwei Mal neben Cosma geschlafen. Gut, das erste Mal zählte nicht wirklich, weil Gras. Aber das letzte Mal war auch nichts passiert. Zwar hatte ich etwas unruhiger geschlafen, war öfter mal aufgewacht, aber je früher ich mich daran gewöhnte, desto besser, oder? Wenn ich nicht schlafen konnte, dann war das Sofa ja trotzdem noch da. Letzteres war eben auch so das einzige Kontra - die Schlafqualität war einfach schlechter, aber dieses Übel musste ich beim Versuch wohl in Kauf nehmen. Bis ich mit mir selbst auf einen grünen Zweig gekommen war hörte ich die Rothaarige das Badezimmer schon wieder verlassen, besonders groß war die Wohnung ja nicht. Wenig später stand ich mit einem leisen Seufzen dann selbst auf, machte noch dabei den Fernseher aus und schmiss die Fernbedienung im Weggehen zurück aufs Polster, während die Wasserflasche schon in meiner anderen Hand Platz gefunden hatte. Auf dem Hinweg zum Badezimmer nahm ich noch drei, vier Schlucke beim langsamen Gehen und parkte die Flasche dann im Flur auf der Kommode, bevor ich mich ebenfalls für ein paar Minuten ins Bad verzog. Mir nach der sonstigen Routine - war günstig, dass ich hier nach wie vor noch eine Zahnbürste hatte, weil Cosma die offenbar nicht schon entsorgt hatte - auch das Gesicht noch einmal kalt abwusch, in der Hoffnung es würde ein paar der eindeutig zu viel gedachten Gedanken mit sich nehmen. Wenigstens kurzzeitig half das ein bisschen, bevor ich den Raum hinter mir ließ und mit der Wasserflasche den Weg ins Schlafzimmer einschlug. Mit den eher nur gemurmelten Worten "Wirst mich wohl heute nicht mehr los.", begab ich mich dann zur freien Seite des Betts und setzte mich erstmal nur auf die Kante, stellte die Flasche auf dem Boden ab und legte die Pistole direkt daneben. Zuerst musste ich noch die Jeans und die Socken loswerden, was an sich aber recht zügig erledigt war. Tatsächlich zögerte ich dann auch gar nicht mehr lange, bevor ich mich zu der jungen Frau unter die Decke stahl. Entweder, weil das so eben schon ähnlich vorgekommen war, oder weil sich der Entschluss diesbezüglich in meinem Kopf festgesetzt hatte. Vielleicht auch beides.
+ .Es kommt, wie es kommt - aber so, wie man es ruft. +
Ich hatte mich schon auf dem Weg ins Bett aus meinen Klamotten geschält und diese achtlos neben der Tür auf den Boden fallen lassen. Lediglich in Unterwäsche hatte ich mich ohne große Umschweife auf die Matratze fallen lassen und hörte noch während ich mich in die Decke einrollte, dass der junge Mann wohl eine Entscheidung getroffen und das Wohnzimmer verlassen hatte, um ebenfalls im Badezimmer zu verschwinden. Binnen der wenigen Minuten, in denen bis auf das Wasserrauschen des Waschbeckens kurzzeitig absolute Stille herrschte, war ich fast schon eingenickt und wäre Hunter nur eine Minute später im Türrahmen aufgetaucht, hätte ich das wohl gar nicht mehr mitgekriegt. Unter den Umständen schlug ich die Augen dann aber doch noch mal kurz auf und rückte vorerst ohne ein weiteres Wort ein Stück zur Seite, als der Schrank von Mann sich auf die Bettkante sinken ließ. Nachdem er sich auch noch den letzten kläglichen Rest seiner Klamotten entledigt hatte, hob sich die Bettdecke kurzzeitig an und prompt wurde es ganz schön warm. Ob das jetzt an der zusätzlichen Wärme in Form eines menschlichen, halbnackten Hunters war oder der Gedanke an einen menschlichen, halbnackten Hunter unweit von mir war, konnte ich so schnell nicht zuordnen, war viel zu müde für solche Überlegungen. "Ich kann mir weitaus Schlimmeres vorstellen.", murmelte ich müde, als ich gerade den Kopf anhob, um ihm ein bisschen mehr als nur eine kleine Ecke des Kopfkissens zur Verfügung zu stellen. Da ich bis dato noch immer nur eines besaß, musste er sich dies zwangsläufig teilen, was unweigerlich zur Folge hatte, dass wir doch ein Stück weit enger beieinander lagen. Von einem Sicherheitsabstand konnte man da jetzt wirklich nicht mehr reden, aber wir hatten gerade kuschelnd auf dem Sofa gesessen. Solange Hunter es sich nicht plötzlich anders überlegt hatte und doch wieder auf Abstand gehen wollte, sollte das für mich auch kein allzu großes Problem darstellen. Wie gesagt, ich vertraute Menschen in der Hinsicht noch ein Stück weit mehr, als es der Amerikaner tat. Gerade jetzt, wo sich mein Körper nichts sehnlicher wünschte, als eine bloße Mütze voll Schlaf, interessierte mich nur noch verhältnismäßig wenig. Anstatt mich irgendwie unwohl oder dergleichen zu fühlen, machte sich stattdessen ein noch eher unbekanntes Gefühl in mir breit. Ich wusste nicht, ob es etwas in Richtung Geborgenheit war, wollte das auch nicht beschwören, aber zumindest etwas in diese Richtung legte gerade seine wärmenden Hände um die tobenden Gedanken in meinem Kopf und zwangen sie zumindest ein kleines Bisschen zur Besinnung. Ließen mich jetzt auch den letzten Anflug von Unwohlsein vergessen, sodass einem leichten Ein- und Durchschlafen eigentlich nichts mehr im Wege stand.
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Ich murmelte, nachdem die Angelegenheit mit dem Kissen erst einmal geklärt war und wir beide entsprechend Platz darauf gefunden hatten, noch ein leises "Schlaf gut.", in Cosmas Richtung, weil ich doch vorhin Nichts darauf erwidert hatte. Ihr Bett war bequem und an der Komfortabilität sollte es auch nicht mit dem Einschlafen scheitern, als die Konversation beendet war und ich versuchte zur Ruhe zu kommen. Ich war der jungen Frau mit dem Oberkörper zugewandt, hatte sonst meist eher mit dem Rücken zu ihr gelegen. Deswegen machte ich die Augen wohl auch immer wieder auf, um sie anzusehen. Jetzt, wo endgültige Stille eingekehrt war, fiel es mir wirklich schwer all die Bedenken, die sich im Laufe des Abends in meinem Hirn aufgestaut hatten, einfach bei Seite zu legen und sorglos einzuschlafen. Ich lag also noch gut eine Stunde wach, bevor ich das erste Mal wegdämmerte und in einen eher nur leichten Schlaf fiel. Knapp die Hälfte der Nacht brachte ich dann hinter mich, bevor ich immer wieder von unschönen Träumen geweckt wurde. Solche, die mir die möglichen Abers und Vielleichts sehr deutlich vor Augen hielten. Obwohl das Sofa noch immer im Wohnzimmer stand und ich da sicher besser hätte schlafen können, blieb ich weiter im Bett liegen. Weder wollte ich mir die Schwäche eingestehen, die mir meine Gedanken gerade eintrieben, noch wollte ich den Anschein erwecken, dass ich nicht hier bei Cosma liegen wollte, indem sie morgen allein auf der Matratze aufwachte. Also quälte ich mich auch den Rest der verbliebenen Nacht mit immer etwa dreißig bis sechzig Minuten Schlaf am Stück durch, weil mehr nicht mehr drin lag.
**Le Sprung Vong Zeit her**
Das Leben hätte fast schön sein können. Zumindest für sechs Tage. Ich hatte nach dem gemeinsam verbrachten Abend eigentlich jeden Tag bei Cosma vorbei geschaut. Manchmal nicht lange, wenn zeitlich nur eine Tasse Kaffee - mit oder ohne Schuss, ich war flexibel - drin war, aber ich gab mir Mühe damit mich zumindest kurz sehen zu lassen. Zu fragen, wie es ihr ging und ob ich irgendwas für sie tun konnte, wenn ich sowieso schon da war. Gestern war ich ein bisschen länger da gewesen, war aber trotzdem in der frühen Nacht noch gegangen, weil ich quasi unter Alarmstufe Rot angerufen wurde. Ich überwand mich sogar zu einer kurzen, aber doch recht engen Umarmung zum Abschied, bevor ich die Treppe förmlich runter gesprintet war. Der Grund dafür war, dass die Lagerhalle mit Sabins Drogen lichterloh in Flammen stand, weil augenscheinlich Jemand erfolgreich die Wachposten umgenietet und das Feuer gelegt hatte. Nicht nur, dass mir deshalb jetzt also zwei Männer fehlten, die getrost mit verbrannt und damit für das bloße Auge unkenntlich gemacht worden waren, nein, ich durfte auch noch die Halle neu aufbauen. Mal ganz davon abgesehen, dass ich nicht sicher war, inwiefern Sabin dann jetzt überhaupt noch fähig war mir die inzwischen ziemlich hohe Pauschale zu blechen, die für den ganzen Aufwand um ihn herum anfiel. Bis der werte Herr Professor neue Drogen hergestellt und bereit zum verticken gemacht hatte, würde es schließlich ein bisschen dauern. Das ging natürlich aber auch erst dann, wenn wir eine neue Möglichkeit für die Lagerung geschaffen hatten. Dafür irgendwo Platz zu machen und umzudisponieren war auch nicht gleich von heute auf morgen drin. Diese ganze Scheiße war der Grund dafür, warum ich jetzt am frühen Nachmittag reichlich mies gelaunt mit Ashton und Tauren im Schlepptau auf dem Weg zur Bar war, um die ganze Misere dort mit Hilfe der restlichen Crew irgendwie grade zu biegen.
Ich saß schon seit etwa zehn Minuten zwischen Sydney und Richard an einem der mittigen, größeren Tische der Bar und sah das Glas in meiner rechten Hand grimmig an, während ich es in Gedanken versunken ein wenig schwenkte. Die Augenbrauen hatte ich tief ins Gesicht gezogen, die Augen ein klein wenig zusammen gekniffen und man hätte wirklich meinen können, ich würde das Glas in meiner Hand erwürgen wollen, so fest wie ich es hielt. Auch mahlte ich leicht mit dem Kiefer, während ich mir bereits fieberhaft Gedanken dazu machte, wie ich die Sache denn jetzt bitte lösen konnte. Ich wusste inzwischen in etwa, wer genau mir eigentlich an den Fersen klebte und für den Mist verantwortlich war. Es war ein verhältnismäßig nur kleiner Zweig der Mafia, den mein geliebter alter Chef da auf mich angesetzt hatte. Einige Gesichter, die mich hier in Oslos Straßen schon verfolgt und auf mich geschossen hatten - ja, mir war leider nichts Anderes übrig geblieben, als selbst wieder aktiv Hand an die Waffe zu legen -, hatte ich erfolgreich identifizieren und zuordnen können. Das erleichterte die Sache zwar immerhin ein klein wenig, aber trotzdem milderte das nicht den finanziellen Engpass, der durch den gestrigen Brand nun mal jetzt leider entstanden war. Für Richard war das weniger schlimm, weil er seinen Anteil ja nicht regelmäßig etwa zur Hälfte an Hunter abtreten musste. Natürlich hatte ich den Rest bisher gespart, aber ich konnte ja auch kein bisschen einschätzen, wie lang wir dafür brauchen würden eine neue Möglichkeit bezüglich des Zwischenlagers zu finden. Auch da war ich irgendwie immer noch auf den temperamentvollen Amerikaner angewiesen, der mir schon in den frühen Morgenstunden einmal die Hölle heiß gemacht hatte, als er wutentbrannt in das Haus gestürmt war, das Sydney und ich noch immer unser vorübergehendes Zuhause nannten. Ich war mir fast sicher, dass er mir die Kehle einfach durchgeschnitten hätte, wenn ich nicht zu seiner Kundschaft zählen würde. Das war wohl eine Grenze, die er nicht überschritt, solange es in seinen Augen noch irgendwie tolerierbar war... und er hatte ja gewusst, worauf er sich mit mir einließ, weil ich ihm das schon ganz zu Anfang verklickert hatte. Er hatte also schlicht keinen Grund dafür, mich zu Kleinholz zu verarbeiten. Er hätte damals halt nicht Ja sagen dürfen, das war nicht mein Problem. Besagter Kerl tauchte jetzt auch an der Eingangstür auf und unterhielt sich im Türrahmen noch kurz mit seinen beiden Handlangern, die wohl Wache schieben sollten, bevor er dann sichtlich mies gelaunt zu uns aufschloss. Sah schon jetzt sehr nach gemütlichem Beisammensitzen aus.
+ .Es kommt, wie es kommt - aber so, wie man es ruft. +
Na das war ja ... irgendwie nicht so gut gelaufen, wenn man mich fragte. Das Bild der Lagerhalle, deren meterhohen Flammen gen Himmel ragten, wollte mir nicht so recht aus dem Kopf gehen, als ich die dunkelblaue Limousine gerade in einer Seitengasse unweit der Smith and Wesson abgestellt hatte. Mit meinen Händen tief in den Taschen des Trenchcoats vergraben, legte ich den Weg von meinem Auto zum Eingang der Bar binnen weniger Sekunden zurück und vor der Tür angekommen, zögerte ich keinen Moment lang, diese etwas zu energisch aufzuschlagen, sodass mir die Klinke beinahe aus der Hand gerutscht wäre. Im Inneren der Bar bestätigte sich schließlich das erwartete Trauerspiel. Sabin inklusive seines kleinen Anhängsels - die so gar nicht zu wissen schien, was los war - hatte bereits an unserem heutigen Konferenztisch Platz genommen und wirkte Alles in Allem sichtlich unzufrieden. Und trotz das wir hin und wieder unsere Differenzen hatten, konnte ich es absolut nachvollziehen. Ich war am gestrigen Abend zur Lagerhalle gefahren, um dort weitere Waren deponieren zu wollen, als mir schon kurz vor der Zufahrt zum Grundstück der beißende Geruch von Verbranntem in die Nase gestiegen war. Noch ein paar Meter weiter, bis ich ums Eck gucken konnte, da sah ich bereits die Flammen das Gebäude verschlingen. Noch im Auto hatte ich Sabin darüber informiert und mich möglichst zügig auch schon wieder vom Tatort entfernt, um zumindest nicht in den Kreis der Verdächtigen zu rücken, wenn hier, am Arsch der Welt, eventuell doch jemand auf den Brand aufmerksam geworden wäre und die Feuerwehr um Hilfe gebeten hätte. Musste nicht wirklich sein. Also hatte ich die Ware, so unwohl mir dabei auch war, vorerst im Kofferraum meiner Limousine gelassen und war nach Hause gefahren, wo ich bis jetzt - natürlich abgesehen von ein paar Stunden Schlaf und einer warmen Dusche - nachdenklich auf und ab getigert war. Ich hatte nur beiläufig mitbekommen, dass Sabin wohl seit Neuestem Stress mit seinem ehemaligen Arbeitgeber hatte, aber bis dato war mir nicht klar gewesen, wie viel sie über uns wussten, wie viel sie in der Hand hatten. Im Allgemeinen hatte ich die letzten Tage wieder vermehrt in der Universität gearbeitet und war lediglich in der Nacht hier und da mal im Labor gewesen, lief doch bis jetzt alles eigentlich ganz entspannt. Entsprechend war es auch vollkommen an mir vorbei gegangen, dass Sabin und ... Sydney zudem wohl ebenfalls auf der Flucht vor dem FBI waren. Nüchtern betrachtet ... war die Ausgangsposition also nicht gerade die Beste und ich fing langsam aber sicher an, mich richtig zu ärgern. Die ganze Sache wurde mir mittlerweile ein Stück weit zu heiß und somit war auch meine Laune, als ich mich zum einberufenen Krisentreffen neben Sabin auf einen der freien Stücke getrollt hatte, ausnahmsweise wirklich mal im Keller. Kam bisher eher selten vor, war ich in der Regel doch der Strahlemann der Gruppe. Aber es stand hier Einiges auf dem Spiel und wenn einem dann auch noch einen Batzen an Informationen fehlte, stieß mir das nun mal sauer auf. Grund genug für mich, Cosma dahingehend um einen Drink zu bitten, der mir den Geschmack von Magensäure aus dem Mund spülen sollte. Das Glas, gefüllt mit Whiskey auf Eis, sollte circa zehn Minuten später mit dem stämmigen, ebenfalls sichtlich erbosten Amerikaner an unserem Tisch ankommen.
Seit einer sehr, sehr langen Zeit, hatte ich endlich mal wieder das Gefühl, meiner Arbeit nachgehen zu können, ohne am Ende der Nacht kurz vor einem Burnout zu stehen. Zwar war die Kundschaft nicht weniger oder gar anspruchsloser geworden, aber Hunters Besuche wussten mich nach einer harten Nacht definitiv aufzumuntern. Es war wie Balsam für die Seele, gemeinsam mit ihm auf der Couch zu sitzen, einen Kaffee zu trinken oder kleineren Erledigungen - Stichwort Wäsche waschen gehen - nachzugehen. Egal, was wir unternommen hatten und egal, wie kurz oder lang er letzten Endes da gewesen war... meine Laune hatte sich deutlich verbessert, seitdem wir uns darauf geeinigt hatten, dieser ganzen Sache zwischen uns eine Chance zu geben. Und daraus resultierend fielen mir hier und da ein paar Dinge einfach wieder leichter. Zum Beispiel das alleinige Betreiben der Bar zu Stoßzeiten. Wenn Tauren gerade mal nicht aushelfen konnte und ich wieder alleine hinter dem Tresen gestanden und mich von pöbelnden Jugendlichen hatte angaffen lassen müssen, bis sie mit ihren Drinks endlich das Weite suchten. Grundlegend konnte man sagen, dass wir uns beide in den letzten Tagen gegenseitig dabei geholfen hatten, ein wenig zur Ruhe zu kommen. Und das klappte eigentlich auch ganz gut, nur eben an dem gestrigen Abend nicht, als Hunters Telefon klingelte und die ihm zugetragene Nachricht dafür sorgte, dass er beinahe wie von der Tarantel gestochen aufgesprungen und abgehauen war. Das gute Zureden war nicht von Erfolg gekrönt gewesen und so hatte ich mich schweren Herzens mit einer Umarmung vor seinem Verschwinden von ihm verabschiedet. Erst im Verlauf des heutigen Mittags hatte ich dann wieder von ihm gehört. Und auch von Richie, der am Telefon nicht minder aufgebracht gewesen zu sein schien, als er mir mitteilte, etwas sehr Wichtiges in der Bar ansprechen zu müssen. Dabei sein sollten wohl ... augenscheinlich alle. Richard hatte mir keine genauen Informationen gegeben, wer alles kommen sollte und vor allem, was genau das Treffen statt fand. Also hatte ich die Tür einfach offen stehen gelassen, nachdem ich heute Morgen zum Frühstücken in die Smith and Wesson gekommen war. Und gerade, als ich kurz mal im Lager verschwunden war, um den Alkoholvorrat am Tresen aufzustocken, trudelte die gesamte Belegschaft ein. Sabin und Sydney waren überraschenderweise die Ersten gewesen, die sich an einem der größten Tische hier im Inneren gehockt hatten. So sah man sich also wieder, hm? Gerechnet hatte ich damit ja seit seiner Flucht nicht mehr, aber gut. Bereits der finstere Blick des Italieners ließ nichts Gutes erahnen, weshalb ich vorher gar nicht erst nachfragte, wie es ihm denn so ergangen war in der letzten Zeit. Auch Richard, der am Telefon schon dermaßen außer sich geklungen hatte, schien beim Eintreffen in die Bar nicht gerade bessere Laune mitgebracht zu haben. An dem Punkt fing ich langsam wirklich an, mir Sorgen zu machen, war ich doch mindestens genau so ratlos wie Sabins Begleitung, die neben dem Miesepeter fast schon ein wenig verloren wirkte. Als Letzter aus dem Bunde sollte kurze Zeit später schließlich auch Hunter noch durch die Tür ins Haus fallen, was mich einerseits ein Stück weit erfreute - wie eigentlich jeder seiner Besuche in den vergangenen Tagen -, auf der anderen Seite wurde die ganze Geschichte nur noch suspekter, weil auch seine Stirn tiefe Falten zierten. Mit einem leisen Räuspern und noch ein paar weiteren Drinks auf einem Tablett, setzte ich mich kurzum zu der Rasselbande an den Tisch. "Darf man... erfahren, warum hier der größte Teil aller Anwesenden aussieht, als hätte man ihnen gerade verraten, dass der Weihnachtsmann gar nicht existiert?", fragte ich leise, aber deutlich und brach damit das kurzzeitig eingetretene Schweigen. Mein Blick wanderte mit den Worten von Richard rüber zu Sabin und Blick schließlich bei Hunter stehen. So ein kleines Bisschen Aufklärung, warum es sich so anfühlte, als würden die Funken in der Luft gleich ein Feuer - was eine Überleitung - entfachen, wäre schon ... nett.
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Tatsächlich blendete ich Cosma bis zum dem Zeitpunkt, an dem sie zu uns stieß, noch komplett aus. Hatte sie nicht einmal bemerkt, weil ich Sabin wohl genauso penetrant mit meinem eisigen Blick durchbohrte, wie ich es schon am frühen Morgen getan hatte. Also ließ ich mich ziemlich genau ihm gegenüber auf den Stuhl fallen und war schon kurz davor ihm die nächsten wutentbrannten Worte an den italienischen Dickschädel zu knallen, als mir im Augenwinkel die rote Mähne ins Blickfeld rutschte. Ich schloss für einen Moment die Augen, atmete tief durch und als ich die Augen dann wieder öffnete war mein Blick ein ganzes Stück sanfter. Noch immer nicht besonders nett anzusehen, aber ich erwürgte Sabin zumindest nicht mehr vor meinem inneren Auge. Stattdessen wanderte mein Blick zu besagter jungen Frau, die so nett war ein bisschen Alkohol mitzubringen. Das ließ ich mir nicht zwei Mal anbieten und nahm mir eines der Rum-Gläser, lauschte dann den Worten der Rothaarigen, während ich den ersten und erstmal einzigen, aber sehr großen Schluck nahm, der mir gekonnt die Speiseröhre runter brannte. Sabins Blick ruhte weiter in meinem, weil es wohl wie immer meine Entscheidung war, was Cosma erfahren würde. Einfach weil er wusste, dass ich noch wütender werden würde, wenn er sich dieses Recht jetzt auch noch heraus nahm. War immerhin meine Lagerhalle, die da abgefackelt war. Mein kühler Blick schweifte also zu der Barinhaberin ab und daraufhin zögerte ich dann auch nicht, den Mund aufzumachen. "Meine Halle ist abgebrannt, weil Sabin immer noch ein Arsch voll Mafia-Gesindel an den Fersen klebt, das offenbar auch Pyromanen beinhaltet. Das Lager, in dem seine beschissenen Drogen gebunkert waren. Ist ja nicht so, als würde das zusätzliche Polizeiaufgebot die Sache sowieso schon seit Wochen nur noch schwerer machen und als hätte die Scheiße jetzt nicht noch zwei meiner Jungs das Leben gekostet. Männer, die ich eigentlich dringend brauche, um die Sache auch nur ansatzweise weiter im Griff halten zu können.", knurrte ich vor mich hin und nahm dann noch einen weiteren Schluck. Der Verlust der Halle tat finanziell weh, aber ich hatte es auch langsam wirklich satt immer mehr meiner Leute stark lädiert oder gar tot einsammeln zu müssen. Ich war nicht immer nett, aber sie waren mir verdammt nochmal nicht egal und sie hatten es ganz einfach nicht verdient. Sie machten keine Fehler, sie stießen nur einfach nach und nach immer mehr an ihre Grenzen und ich konnte mir nicht einfach so mehr Leute aus dem Hut zaubern. Wie stellte er sich das eigentlich vor?
Wie gesagt - das war nicht meine Schuld. Also doch, dass das Alles so passierte, das ging schon auf meine Kappe. Aber ich sah es wirklich nicht ein mich von dem Idioten jetzt hier so anschnauzen zu lassen, wo er in den Deal doch genauso eingewilligt hatte wie ich selbst. Ich kniff die Augen noch etwas mehr zusammen, atmete hörbar genervt etwas tiefer durch, damit meine eigene Zunge nicht auch noch anfing so lose daher zu reden. "Du kannst dich so viel aufregen, wie du willst. Es wird Nichts dran ändern, also schalt 'nen Gang runter.", appellierte ich an das kleine bisschen Vernunft, das er doch irgendwo im Oberstübchen sicher noch auftreiben konnte. Er war Geschäftsmann, also sollte er sich langsam auch mal wie einer verhalten. Wenn er so weiter machte starb er noch bevor seine Leber verreckte an einem Herzinfarkt. "Ich weiß mittlerweile zumindest ziemlich sicher, mit wem wir's eigentlich zu tun haben... das macht die Sache schon leichter. Es ist nur eine kleine, untergeordnete Gruppe... und grob überschlagen sind, nachdem du die andere Hälfte schon platt gemacht hast, jetzt noch etwa 40 davon übrig, wenn wirklich Alle davon in Oslo sind.", fing ich dann an noch immer mit grummeligem Unterton die Geschichte etwas sachlicher als mein Gegenüber anzugehen. Dann zog ich mein Handy aus der Hosentasche, um einen Ordner in der Bildergalerie zu öffnen. Dieser enthielt nur drei Bilder, auf denen frontal abgelichtete Gesichter zu sehen waren. Auf den ersten Blick einer arroganter als der andere. "Das sind die drei führenden Köpfe...", ich war so nett die Namen gleich mit unter die Gesichter zu klatschen, damit die Frage gar nicht erst aufkam und ich mir das damit ersparen konnte. "Am besten wäre es alle platt zu machen, aber ich weiß aus eigener Erfahrung wie schwer es ist an die Arschlöcher überhaupt erst ran zu kommen... der letzte ist aber der, der das Kommando momentan in der Hand haben müsste.", lieferte ich eine kurze Erklärung dazu, dass ich das Handy ziemlich genau bis zur Mitte der Tischplatte schob und jeder, der sich dazu verpflichtet fühlte, einen Blick darauf werfen konnte. "Wir sollten uns also besser einen lückenfreien Plan überlegen, wie wir sie loswerden, ohne dass noch unnötig mehr Leute dabei draufgehen... ohne die Strippenzieher ist der Rest aufgeschmissen.", stellte ich die allgemeine, indirekte Frage in den Raum und bat damit alle Anwesenden dazu, sich einen Kopf darum zu machen. Die grauen, eingerosteten Gehirnzellen auf Vordermann zu bringen und einzuschalten, damit wir frühestmöglich zu einem geeigneten Plan kamen. Wie Hunter selbst schon gesagt hatte, wenn auch mir anderen Worten, war die aktuelle Lage nämlich mehr als heikel. Nur mit den Bullen oder nur mit der Mafia auszukommen, das ging schon irgendwie. Aber beides auf einmal war, gelinde gesagt, absolut beschissen und früher oder später sehr sicher tödlich.
+ .Es kommt, wie es kommt - aber so, wie man es ruft. +
Schon als ich Hunter durch die Eingangstür spazieren sah, wurde mir gleich ganz anders. Im Gegensatz zu Sabin konnte ich mit dem temperamentvollen Amerikaner nicht einmal ansatzweise etwas anfangen. Vielleicht lag es daran, dass ich seine Art und sein Auftreten - ihn als solches - absolut nicht ausstehen konnte, aber sobald das amerikanische Energiebündel die Klappe auf machte, bekam ich Kopfschmerzen und auch von Autoaggressionsfantasien war ich nicht mehr weit entfernt. Es gab ja sehr selten mal etwas, das ich wirklich bereute. Aber Sabin damals diesen Kontakt vermittelt zu haben ... na ja, ich hätte nicht dümmer sein können, um es freundlich auszudrücken. Es mochte sein, dass Hunter von dem, was er tat, echt Ahnung hatte und bis heute noch von keiner Bullerei ausgelesen worden war, aber sein hitzköpfiges Gemüt würde uns noch unser aller Leben kosten, da war ich mir sicher. Alleine die vorwurfsvollen Worte, die er dem Italiener an den Kopf warf, ließen mich genervt die Augen verdrehen. Vielleicht hätte ich sie ein Stück weit nachvollziehen können, wenn ich nicht gewusst hätte, dass Sabin von Anfang an zumindest was das Thema anging, mit offenen Karten spielte. Hunter wusste ganz genau, worauf er sich eingelassen hatte, als er dem jungen Mann einen verstärkten Schutz für einen entsprechenden Aufpreis zusagte. Ich fand es lächerlich, sich jetzt dermaßen darüber zu erzürnen, dass einmal in hundert Jahren etwas schief gegangen war. Dass sich die Halle mitsamt des Inhalts buchstäblich in Luft aufgelöst hatte war ärgerlich und das Hunter zwei seiner Männer verloren hatte natürlich traurig, gar keine Frage. Aber jetzt hier wilde Schuldzuweisungen durch den Raum zu schmeißen, brachte uns auch keinen Meter weiter. Noch bevor ich überhaupt dazu kam, meine Gedanken so weit sortiert zu bekommen, dass ich nicht nur beleidigend wurde, wenn ich den Mund aufmachte, lenkte auch schon der Italiener mit ein paar beruhigenden und informativen Worten ein. Anders als Hunter schien Sabin nämlich sowas wie einen halbwegs klaren Kopf behalten zu haben und versuchte - trotz der ebenfalls reichlich angespannten Laune -, statt sich den Frust von der Seele zu schimpfen, nach einem Ausweg aus dieser absolut ungünstigen und misslichen Lage zu bemühen. Weil auch mir verhältnismäßig viel daran lag, dass die Geschichte so bald und vor allem so diskret wie möglich ein positives Ende für uns alle fand, spitzte ich bei seinen Ankündigungen, was Namen und Aussehen unserer Widersacher anging, direkt die Ohren. Anstatt auf die reichlich angesäuerten Worte des Amerikaner zu meiner Rechten einzugehen, widmete ich mich lieber direkt dem Mobiltelefon, auf denen Sabin die Bilder der drei - von uns ab sofort gesuchten - Männer geöffnet hatte. Mit einem leisen, hörbar genervten Seufzen musste ich feststellen, dass ich die Anhänger des Auslegers bis dato weder gesehen, noch von ihnen gehört hatte, was ich gegen Ende seiner Erläuterungen und indirekten Bitte an uns nur mit einem Knirschen der Zähne quittierte. "Vierzig, sagst du?", war meine erste, nachdenkliche Frage, während ich mir parallel dazu durch die mittlerweile viel zu langen Haare fuhr. Für eine weltweit agierende Mafia waren das in der Tat nicht sehr viele, aber immer noch genug, dass man eben nicht so einfach jeden einzelnen von ihn aufsuchen und abschlachten konnte, wie sich das Sabin so schön vorgestellt hatte. Man musste da wohl ein Stück weit organisierter an die Sache heran gehen. Und organisiert sein war erfahrungsgemäß nur möglich, wenn man seinem Gegner mindestens immer einen Schritt voraus war. Mein Blick wanderte augenblicklich zu Sydney, die wie ein Schluck Wasser in der Kurve nur beiläufig der Unterhaltung zu folgen schien, mit den Gedanken ganz offensichtlich nicht wirklich bei der Sache war. "Habt ihr die Datenbank zu den Dreien schon befragt? Irgendwelche Infos, die uns helfen könnten?", richtete ich also eine direkte Frage an die zurückhaltende Brünette, die daraufhin nur mit den schmalen Schultern zuckte und den Kopf schüttelte, ohne es für nötig zu halten, mir eine direkte Antwort auf die eigentlich ziemlich simple Frage zu geben. Na bravo. Das klappte ja super. Die sonst so kecke FBI Agentin war jetzt das schüchterne Mauerblümchen, nachdem sie das Team gewechselt hatte, oder was? Ganz toll, ehrlich. Erneut verdrehte ich die Augen, schnaubte, weil ich mich seit langer Zeit mal wieder zurück halten musste, meinem Ärger nicht anderweitig Luft zu machen.
Aha, daher wehte also dieser, mit reichlich mieser Laune angereicherte, Wind. Meine Augenbrauen waren bei Hunters Erklärungen beinahe in die Höhe geschossen und hatten auch mich dazu bewegt, einen der Rum-Gläser von dem Tablett zu fischen. Zwar hatte ich direkt nicht unbedingt viel mit dem Problem in Form der italienisches Mafia zutun, aber ich war als Kind ja nicht auf den Kopf gefallen. War also auch nicht dumm genug, mich darauf zu verlassen, dass sie mich als Außenstehende behandeln und verschonen würden, wenn sie wussten, dass ich Sabin hier eine ganze Weile lang beschäftigt hatte. Und ich tat mir schwer, zu glauben, dass sie genau das eben nicht wussten. Also ja, doch, vielleicht steckte meine Nase da auch ein kleines Bisschen in der Geschichte mit drin und somit folgte ich der zugegeben etwas hitzigen Konversation mit gespanntem Gesichtsausdruck, während ich hin und wieder einen kleinen Schluck aus dem Glas nahm. Zugegeben hatte mir die Woche Knast bei den Sverres echt gereicht. Noch einmal hatte ich auf sowas keine Lust, echt nicht. Trotzdem tat mir Sabin unter den harschen Worten Hunters ein wenig Leid. Ich konnte immerhin bis zu einem gewissen Grad nachvollziehen, dass die Polizei für ihn letzten Endes der einzige Ausweg aus der Hölle gewesen sein musste, nachdem Frau und Kind brutal ermordet worden waren. Wenn ich darüber nachdachte, meine gesamte Familie - sofern ich eine hätte - zu verlieren, würde mich das sicher auch nicht kalt lassen. Und jeder verarbeitete das halt auf eine andere Art und Weise. Hunter übte lieber Rache, während Sabin sich nur zurückziehen und in Frieden seine eigenen kleinen Geschäfte regeln wollte, fürs Erste eben unter der Beobachtung des Staats, aber das hatte sich ja mittlerweile auch alles wieder erledigt, also ja. Daher hatte ich fast schon das Bedürfnis, mit ein paar beruhigenden Worten auf Hunter einzureden, wollte mit meiner Hand über seinen Unterarm streichen, aber ich besann mich schnell eines Besseren. Erstens, weil ich wusste, dass er sich, was seine Arbeit anging, nur noch weniger gern reinreden ließ und zweitens, keiner der hier Anwesenden über unsere Beziehung aufgeklärt war. Und das sollte auch erst einmal noch so bleiben, bis wir uns wirklich sicher waren, ob und wenn ja, wie das alles hier mit uns funktionieren würde. Also murrte ich nur ein unmissverständliches "Hmm.", als Richie schon zu ein paar fordernden Worten der ehemaligen FBI Agentin gegenüber ansetzte. Ein guter Ansatz, so simpel er auch war, aber wirklich hilfreich sollte Sydney dabei leider nicht sein, hatte die Datenbank wohl nicht mehr Informationen ausgespuckt, als wir ohnehin schon hatten. "Okay... ich muss Sabin zustimmen. Die Sache sieht momentan verdammt schlecht aus, aber jetzt den Kopf zu verlieren, bringt uns auch nicht weiter.", war vorerst alles, was ich dazu zu sagen hatte. Gerade ich, die normalerweise bei solchen Geschichten direkt Bluthochdruck bekam. Aber ich war noch zu verwirrt und überfordert mit der Situation, sodass ich fürs Erste noch die Ruhe bewahrte. Nach einem Augenblick des nachdenklichen Schweigens der gesamten Belegschaft und einem weiteren Schluck von dem teuren Rum, redete ich schließlich weiter. "Dass die Datenbank des FBI nichts ausgespuckt hat, finde ich schon etwas merkwürdig, aber gut. Wie sieht es mit alternativen Wegen der Informationsbeschaffung aus? Sabin, weißt du noch etwas über die Männer und die Truppen, die sie leiten? Etwas, worauf man eventuell einen Plan aufbauen könnte, vielleicht?" Meine Stimme war bestimmt, jedoch nicht zu fordernd sondern eher neutral. Reichte schon, wenn er von einem hier an dem Tisch dumme Kommentare an den Kopf geworfen bekam, die uns kein Stück weiter brachten.
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Ich hasste es, dass Sabin sich mir immer weniger freiwillig unterordnete. Dass er in meinen Augen irgendwie langsam größenwahnsinnig wurde. Er wusste schon, dass er noch immer die selbe Person vor sich sitzen hatte, wie zu dem Zeitpunkt, an dem er mich ach so gnädigst und mit unterschwelliger Arschkriecherei darum gebeten hatte, ihm den Einstieg in Oslos Untergrund zu ebnen, oder? Es hatte sich Nichts, aber auch wirklich absolut gar Nichts an seiner Position verändert. Der Italiener stand vielleicht über einem gewissen Teil des restlichen kriminellen Gesocks in den Gassen, aber verdammt nochmal nicht über mir. Ob die Therapiestunde mit Cosma dahingehend schon der Wendepunkt gewesen war? Rückblickend betrachtet gut möglich. Das war der erste Moment gewesen, in dem er sich dazu erdreistet hatte mir zu sagen, was ich zu tun und zu lassen hatte. Für meinen Geschmack fühlte er sich inzwischen mir gegenüber viel zu sicher in seiner Haut. Sabin tat gut daran uns gleich ein paar Fakten auf den Tisch zu legen, die mich immerhin ein klein wenig von der anderen Misere abzulenken vermochten, weil ich dann doch noch erpichter darauf war, die gesamte Angelegenheit frühestmöglich vom Tisch zu kriegen. Scheinbar hatte der Italiener zumindest ein paar Gesichter für uns, die ich mir auch ansah, nachdem Richard damit fertig war. Einen davon hatte ich schon mal gesehen, als es heiß her gegangen war, aber die anderen beiden waren mir vollkommen fremd. War wohl auch kein Wunder, wenn sie eben eher die Strippenzieher im Hintergrund waren. Also musste jetzt ein Plan her, wie wir an sie ran kommen konnten. "Naja... kann man sie mit Irgendwas rauslocken von wo auch immer sie sich verschanzen? Fällt dir da was ein?", wollte ich noch einmal indirekt offen legen, dass ein weiteres Sturmkommando absolut nicht drin lag. Wie die Rothaarige hier auch schon in den Raum stellte, brauchten wir mehr Informationen... mich hingegen wunderte es deutlich weniger, dass in der Datenbank Nichts zu finden war. Ich selbst hatte mir nämlich damals auch nicht so leicht damit getan, Etwas über Sabin herauszufinden, bevor wir uns hier in der Bar getroffen hatten. Wieso sollte also der Rest der unfassbar nervigen Sippschaft sein ganzes Leben in die Welt hinaus posaunen oder gar eigenhändig in die Akten schreiben? Da wurde gepfuscht und vertuscht was das Zeug hielt.
Langsam, langsam... eine Frage nach der anderen, ich konnte hier schlecht Alles auf einmal beantworten. Es würde mir hier eben schon ein bisschen zum Verhängnis, dass ich der Einzige im Bund war, der irgendwelche hilfreichen Infos aus seinem Hirn kramen konnte. Nur war das gar nicht so einfach, weil es einfach unfassbar viele Anhänger der Mafia gab und zu sortieren so ganz ohne Notizen schrecklich schlecht funktionierte. Demnach stützte ich erst einmal die Stirn nach vorne an die freie Hand, die vom Ellbogen auf dem Tisch stabilisiert wurde. Schloss einen Moment lang die Augen und seufzte leise, recht nachdenklich. Auch mein nur zum Teil durch die Hand verdeckter Gesichtsausdruck machte wohl ziemlich deutlich, dass sämtliche Zahnräder fleißig am rotieren waren. Es dauerte sicher ein oder zwei Minuten, bis ich zu einer halbwegs brauchbaren Antwort gekommen war und diese preis gab. Mein Blick fiel dann jedoch weder auf Richard, noch auf Hunter, sondern blieb ganz gekonnt bei Cosma liegen. "Naja, sie spielen gern... fast ausnahmslos alle. Hab' ich früher selbst eine Zeit lang.", und ich war so gar nicht stolz darauf, auch wenn es nur ein paar Monate gewesen waren. Machte süchtig, der Scheißdreck. "...und ich bin mir sicher, dass sie wissen, das ich hier gearbeitet hab, wenn sie mich beschattet haben. Vielleicht wäre es gar nicht so dumm, sie hierher zu locken... auf eigenes Territorium. Ein kleines bisschen die Werbetrommel rühren und sie dazu verleiten, sich die Sache mal anzusehen. Der Pokertisch im Hinterzimmer bietet sich dafür ziemlich gut an, wenn genug im Jackpot liegt.", unterbreitete ich das Einzige, was mir so spontan an einer Idee einfiel, der Allgemeinheit mit einem sichtbaren Schulterzucken. "Syd fällt sowieso komplett aus der Sache raus, weil sie wissen werden, wer sie ist. Ich logischerweise auch und Hunter würden sie genauso platt machen wollen, also sollten höchsten Richard und Cosma anwesend sein, vielleicht noch einer deiner", ich sah kurz zu Hunter. "Schläger, zur Sicherheit... Wir können ja trotzdem auf Abruf und in der Nähe sein, falls Irgendwas aus dem Ruder läuft...", war das erste und zugegeben auch Einzige, das mir zu der ganzen Geschichte einfallen wollte. Es war sicher verlockend für die Mafiosi die Möglichkeit wahrzunehmen hier rein zu kommen und vielleicht unter Umständen Irgendjemanden zu treffen, der womöglich mehr über meinen Aufenthaltsort wusste. Wäre schließlich eine einmalig gute Chance dafür und nebenher noch ein bisschen zu pokern und mit volleren Taschen nach Hause zu gehen wäre sicher auch ganz mach ihrem Geschmack.
+ .Es kommt, wie es kommt - aber so, wie man es ruft. +
Zwar brauchte Sabin für meinen Geschmack viel zu lange für eine Antwort, aber zu spät war bekanntermaßen immer noch besser als nie, richtig? Augenscheinlich beanspruchte es eine entsprechend Nerven aufreibende Zeit, bis er all die Informationen aus seinem Oberstübchen abgerufen hatte, wollte doch gerade jeder, bis auf seine Begleitung, irgendwas von ihm wissen. Dass es da mal ein bisschen länger dauerte, konnte man ihm eigentlich gar nicht verübeln. Trotzdem hatte ich ihn die ganze Zeit über mit einem drängenden Blick dazu aufgefordert, sich etwas mehr Mühe zu geben, damit wir auch ja keine kostbare Zeit verschenkten, die wir am Ende vielleicht gar nicht mehr hatten. Es schien, wenn ich die Worte der beiden Streithähne richtig interpretiert hatte, dass die italienischen Arschlöcher sich hier zunehmend rasanter ausbreiteten. Und ich verstand, dass wenn wir dagegen nicht frühzeitig etwas unternahmen, sie uns gnadenlos überrollen würden. Kampflos geschlagen geben war in der Regel aber nicht die Art, wie ich persönlich Konflikte löste. Also war ich ganz froh, dass Sabin sich dann alsbald dazu aufraffen konnte, uns mit ein paar wirklich sehr hilfreichen Informationen zu versorgen, die ihm auf die Schnelle eingefallen waren. In erster Linie konnte allerdings nur ich etwas mit diesem Ansatz eines Plans anfangen. Ich bezweifelte nämlich ganz stark, dass außer mir hier noch jemand an diesem Tisch illegale Glücksspiele veranstaltete, mal ganz abgesehen davon, dass Sabins Blick, der seit seiner Aussage auf mir ruhte, Bände sprach. "Okay, wohl ist mir dabei ganz sicher nicht, aber wenn niemand einen deutlich besseren Plan hat, ist das wohl erstmal unsere einzige Möglichkeit.", gab ich meinen etwas misstrauischen Gedanken eine Stimme. Hier ein paar hohe Tiere der italienischen Mafia zu bespaßen und dabei einigermaßen ruhig zu bleiben, wenn man wusste, dass sie einen ganz sicher kannten, war nicht unbedingt einer meiner Stärken, aber das ließe sich ganz sicher alles halbwegs machbar gestalten. "Was den Jackpot angeht, müsste ich schauen, wie sich das einrichten lässt, aber an und für sich ... sollte das sicher kein Problem sein. Was die Werbetrommel rühren angeht, kann ich dir nur leider nicht ganz folgen. Logischerweise steht kein Schild vor der Tür, das darauf hinweißt, dass man hier illegal und steuerfrei Kohle verdienen kann. Wie stellst du dir das also vor?", wollte ich schließlich noch wissen, als ich mir nachdenklich mit der flachen Hand über das Gesicht gerieben und mir noch einen Schluck von dem Rum genehmigt hatte. Die Machenschaften im Hinterzimmer der Bar lebten von Mundpropaganda. Wenn also nicht gerade jemand meiner aktuellen Kunden im engen Kontakt mit einem der drei Strippenzieher stand, gestaltete sich das aufmerksam machen auf die ganze Geschichte in meinen Augen doch etwas schwieriger.
Als ich erst einmal Sendepause hatte, indessen sich Cosma und Sabin unterhielten, griff auch ich mir noch ein Glas des teuren Schnaps vom Tablett. Meine erste Bestellung hatte ich gegen Ende meiner letzten, recht frustrierten Aussage mit einem letzten Schluck vernichtet, fühlte mich aber noch immer nicht ... ruhiger. Für meine Laune bräuchte es im Augenblick wohl ein weitaus härteres Großaufgebot, bis ich irgendwie wieder auf einem normalen Level angekommen war, aber gut. War gerade einfach nicht drinnen und deshalb flüchtete ich mich einfach in ein weiteres, bitteres Glas voll Rum, während ich beiläufig den Worten des Amerikaners, des Italieners und schließlich der Französin folgte. Den Blick hatte ich dabei stets abgesenkt und beobachtete lediglich die kleinen Wellen in meinem Glas, welches ich geistesabwesend vor mich hin geschwenkt hatte. Cosma erklärte sich ohne weitere Umstände also dazu bereit, diesen Ansatz eines Plans zu verfolgen, wenn niemand eine bessere Alternative aufbringen konnte. Gut, war ja immerhin schon mal ein Anfang. Warum die Sucht mancher Menschen nicht einfach zu seinem Vorteil nutzen, hm? Allerdings konnte ich ihre Bedenken und offenen Fragen absolut nachvollziehen, brauchte auch erst mal einen Moment, bis ich mir dahingehend ein paar Antworten zurecht gelegt hatte. "Die Typen hierher zu locken, sollte wohl weniger das Problem sein. Wenn sie wissen, dass Sabin hier gearbeitet hat, dann brauch es bestimmt nur einen Wink mit dem Zaunpfahl, wenn du mich fragst. Ich stelle mir eher die Frage, wie man durch simples Spielen an ein paar brauchbare Informationen kommen könnte. Hingehen und äußern, dass man ebenfalls nach deinem Arsch sucht, wäre wohl etwas zu auffällig. Weißt du vielleicht etwas über eventuelle Drogen- oder Alkoholexzesse, Sabin? Denkst du, damit lassen die sich irgendwie manipulieren? Ansonsten...", ich überlegte fieberhaft, hatte den Blick derweil wieder angehoben, der zwischen allen derzeitig Anwesenden hin und her wanderte, während ich nach einer eventuellen Alternative suchte. "Mhm, ansonsten könnte man nur darauf hoffen, dass sie nicht nur gerne mit Karten spielen.", stieß ich dann relativ unverblümt aus, wobei mein Blick jetzt ebenfalls auf Cosma ruhte. "Etwaige Drinks kriegt man sicher präpariert. Wenn die Stimmung erst mal etwas lockerer ist, lässt sich da mit weiblichen Reizen doch sicher etwas machen, oder?", führte ich dann den noch nicht ganz durchdachten Plan zu Ende, zuckte dabei unbeholfen mit den Schultern. Mehr fiel mir dazu im Moment auch nicht wirklich ein.
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Schien wirklich - zumindest eben in diesem Moment - der erste und auch einzige Ansatz für eine Idee zu sein. Ich für meinen Teil wusste zumindest nicht, wie man sonst noch dazu ansetzen konnte die Mafia unauffällig vorzuführen, ohne dabei selbst große Risiken eingehen zu müssen. War aber nicht so, als wäre ich neuen Vorschlägen gegenüber abgeneigt, sollte jemand anderem noch etwas Besseres einfallen. Freiwillige vor. Erst einmal lauschte ich aber Cosma und auch Richard. In der Übermittlung der Botschaft - beziehungsweise eben dem sprichwörtlichen Zaunpfahl - sah ich kein Problem. Sowohl meine Wenigkeit - da waren ja nach wie vor die manipulierten Boxkämpfe neben den Drogen, bei denen man doch recht viele Leute im Metier kennen lernte - , als auch Hunter hatte mehr als genug Kontakte, um irgendwie für die Verbreitung des Pokerabends zu sorgen. Wie meine rechte Hand bei den Drogen also schon verkündete sollte das nur ein sehr kleines Problem sein, weshalb ich dahingehend bestätigend nickte. Hunter wirkte hingegen im Hintergrund noch sehr skeptisch der ganzen Geschichte gegenüber, starrte ziemlich nachdenklich und auch recht grimmig in sein Glas, während er der Konversation folgte. Es wäre wahrscheinlich gar nicht so verkehrt den verwöhnten Schnöseln mit einem kleinen Mittelchen etwas die Köpfe zu verdrehen, sobald sie sich halbwegs in Sicherheit wiegten und nicht mehr glaubten, dass die Sache womöglich ein Hinterhalt war. Etwas Zeit sollte man sich dahingehend schon damit lassen, nicht vorschnell handeln, aber eine Option war das in meinen Augen durchaus. Weibliche Ablenkung... nun, ich war ein Mann. Noch dazu einer, der sich nicht zu häufig an Spaß mit fremden Frauen ergötzte, weil das einfach nicht so mein Ding war. Manchmal nötig, aber nicht mein Stil. Allerdings war das kein allgemein gültiger Wert in Italien, sondern eben nur meine eigene Sache. Konnte also schon sein, dass die werten Herren sich davon beeinflussen lassen würden. Mit ein bisschen Nachhilfe versteckt in Getränken könnte man womöglich mit Hilfe von der einen oder anderen leicht bekleideten, anziehenden Frau schon was ausrichten. War an sich denke ich auch kein großes Problem, räkelten sich um den Mittelpunkt in Form des Pokertisches herum doch sowieso häufig Prostituierte. Ich selbst hatte mich mit ihnen noch in keinster Weise befasst, aber sie würden schon mitmachen. Etwas anderes blieb ihnen im Grunde gar nicht übrig, weil Cosma ihnen doch sowieso sagen konnte, was sie am Ende des Tages zu tun oder zu lassen hatten. Sonst verloren sie den Job eben, ein gewisser Druck dahinter war also leicht ausgelöst. "Klingt beides gar nicht verkehrt... Ich kenne zumindest Niemanden, der seinen Alltag in der Mafia nicht gerne mal mit Alkohol betäubt. Wir sollten zwar eine Weile warten, bis wir... ihre Zungen lockern, aber wenn sie sich erstmal sicher fühlen, sollte das funktionieren. Frauen hat Cosma da hinten ja sowieso genug und die können jeden Cent extra gebrauchen.", redete ich vor mich hin, dachte noch währenddessen nach, nahm zwischendurch mal einen Schluck aus meinem Glas. Ich glaubte zumindest nicht, dass die Rothaarige ihre Frauen übertariflich gut bezahlte. Wäre sie, von der geschäftlichen Seite aus gesehen, ja schön blöd. "Dann muss man sie zwar vielleicht ein winziges Stück weit einweihen, aber ich glaube nicht, dass das eine große Gefahr darstellt. Hätten sie ja Nichts davon, wenn sie es sich mit uns verscherzen.", stellte ich abschließend mit einem leichten Schulterzucken fest. Die Frauen mussten ja nicht unbedingt unzählige Informationen aus ihnen rausquetschen, es reichte ganz grob der Aufenthaltsort. Zumindest ein Stadtviertel, auf das man eingrenzen und damit weiter arbeiten konnte. Wäre nur ein winziger Schritt in die richtige Richtung, aber halt zumindest mal der erste. Ich begann mich aber doch langsam zu fragen, was in Hunter vorging, weil er nach wie vor so bedächtig in sein Glas starrte und ungewöhnlich ruhig war, dafür, dass es hier ja auch darum ging, weitere seiner Leute vor Mord und Totschlag zu bewahren. Er war doch eben noch so aufgebracht gewesen... Merkwürdig. Aber er konnte gerne auch in Ruhe über all das nachdenken, statt mich wieder anzuschnauzen. Diese Variante war mir eindeutig lieber.
+ .Es kommt, wie es kommt - aber so, wie man es ruft. +
Zwar machte der Italiener nicht unbedingt Freudensprünge, schien aber zu akzeptieren, dass es im Augenblick der bisher beste Vorschlag war. Gut, es war jetzt auch nicht so, als stünden noch etliche andere Vorschläge zur Debatte, aber egal. Dass nicht von vorn herein etwas dagegen eingewendet wurde, stimmte Richard schon einmal positiv. Es wäre also keine verschwendete Zeit, wenn er den Gedanken in seinem Oberstübchen noch zu Ende brachte, denn bis dato meldete sich niemand anderes mit einer alternativen Option zu Wort. Cosma stand der ganzen Sache zwar immer noch ein wenig skeptisch gegenüber, glaubte sie wohl nicht daran, dass es derart einfach werden würde, aber ehrlich gesagt war das einer der kleinsten Probleme, um die sich der junge Kunstfanatiker im Augenblick Sorgen machte. Ein paar italienische Volltrottel hierher zu bestellen konnte ja wohl nicht so schwierig sein, zumindest wenn man sich vor Augen führte, wie weit sich das Netzwerk des gesamten Suicide Squads - Hunter natürlich mit einbegriffen, ob er das wollte oder nicht - mittlerweile gestreckt hatte. Mehr als ein oder zwei Anrufe der richtigen Leute sollte es da Richards Meinung nach nicht brauchen. Also beiseite mit diesem belanglosen Mist. Es war viel wichtiger, zu wissen, wie es erst einmal weiter gehen würde, wenn die Herrschaften sich dann tatsächlich dazu herab gelassen hatten, die Bar für einen entspannten Pokerabend aufzusuchen. Laut ihres alten Arbeitskollegen schien Alkohol zwar grundlegend eine gute Idee zu sein, aber Richie hatte sich doch ein Stück weit mehr erhofft. Vielleicht die Informationen, dass zumindest einer der drei nicht sonderlich viel vertrug, geschwätzig wurde oder, oder, oder. Irgendeine Schwachstelle, die man gut hätte ausnutzen können eben. Im Nachhinein betrachtet war die Hoffnung auf derartige Aussetzer dann aber schwindend gering. Immerhin wäre es wohl ein absolutes No-Go, wenn ein Mitglied dieser hierarchischen Gesellschaft dermaßen über die Stränge schlagen würde, dass er nicht nur sich selbst, sondern auch den Rest der Familie damit in Gefahr bringen könnte. In der Hinsicht war es zu Ungunsten der gesamten Truppe nur nachvollziehbar, dass es von oben die ein oder anderen Auflagen im Umgang mit Alkohol und Drogen im Allgemeinen gab. Das machte die Sache nicht unbedingt einfacher, aber trotzdem blieb der Engländer den aktuellen Umständen entsprechend gelassen. Der Blick war noch während er Sabins Worten gelauscht hatte wieder auf den goldbraunen Inhalt seines Glases gewandert, der unter dem leichten Hin- und Herschwenken kleine Wellen am Rande des Behältnisses schlug und dort verharrte er auch einen Moment lang. Erst als es von den allgemeinen Informationen dazu über ging, aktiv einen Beitrag zu der Entwicklung des Plan beizutragen, sah der Brünette wieder auf. "Ganz klar. Auch wenn wir die Zeit eventuell nicht haben. Dann müssen wir uns die eben nehmen.", pflichtete Richard erst einmal bei, dass es absolut nicht zur Debatte stand, hier irgendetwas über das Knie brechen zu wollen. Dabei glitt sein durchdringender, noch immer leicht angesäuerter Blick beinahe reflexartig in Richtung des Mannes, der für solche etwaige Kurzschlussreaktionen nur allzu bekannt war. Hunter schien sich geistig aber derart aus der Konversation ausgeklinkt zu haben, dass er den provozierenden Blick kaum wahr nahm und auch sonst wirkte er irgendwie ... abwesend. Kaum zu beschreiben, aber seltsam war es schon, dass gerade er, der bis vor ein paar Minuten noch die mit Abstand größte Klappe an diesem Tisch hatte, plötzlich nichts mehr zu kommentierte. Ob er gerade einfach nur intensiv nachdachte oder ihm wirklich etwas quer im Magen lag, konnte man so pauschal jetzt nicht sagen. "Besser so, als das sie uns mitsamt der gesamten Bar dem Erdboden gleich machen. Ich denke nicht, dass sie alleine kommen werden.", hörte man den jungen Mann schließlich noch nachdenklich vor sich hin murmeln, als er sich gerade wieder der gesamten Gruppe zugewandt hatte. Dann wurde es für einen Moment lang still um ihn. Über die letzten Worte Sabins musste er nämlich kurz nachdenken, zog dazu auch einen Schluck des Alkohols zu Rate. In der Zeit meldete sich der rothaarige Teufel zu Wort, die sich mit einem zustimmenden Nicken dazu bereit erklärte, ihre Frauen zeitnah dazu anhalten zu können, an dem ein oder anderen Abend gezielt auf ein paar Männer zu zugehen, da grätschte ihr plötzlich O'Lorean ins Wort. "Ich weiß nicht, Sabin... eigentlich bin ich nicht so dafür, dass wir eine der Nutten einweihen. Egal, wie detailliert. Mag sein, das sie für den ein oder anderen Obolus gerne bereit sind, sich einer Art Beförderung zu unterziehen, aber es sind halt immer noch ... Prostituierte. Und ich traue ihnen nicht. Ich möchte niemanden umbringen müssen, weil er Faxen macht, aber das wäre leider die Konsequenz, wenn sie es verbocken. Mal ganz abgesehen davon, dass keiner von denen auch nur im Ansatz weiß, wie feinfühlig man an die Sache rangehen muss. Nennt mich paranoid, aber das ist mir zu heiß." Richard hatte ganz offensichtlich Bedenken, was die Einweihung vollkommen fremder Menschen in der Sache anging. Seine Abwehrhaltung - Oberkörper gestrafft, Arme abwehrend neben dem Kopf verharrend, als würde er sich der Polizei gegenüber ergeben - sprach Bände. Aber konnte man es ihm verübeln? Roch von den dreien auch nur einer den Braten, konnten Richard und Cosma von Glück reden, wenn sie noch auf zwei Beinen die Bar verlassen konnten. Vorsicht war in der Hinsicht also besser als Nachsicht. Und weil der Engländer schon in jungen Jahren eingebläut bekommen hat, dass man andere nur von seiner eigenen Meinung überzeugen konnte, wenn man bessere Vorschläge unterbreitete, setzte er alsbald erneut zum Reden an. Nur zu sagen, wie Scheiße man etwas fand, brachte einen nämlich nur in den seltensten Fällen einen Erfolg ein. "Du hast gesagt, dass Syd dafür nicht infrage kommt. In Ordnung. Aber was ist mit dir, Cosma?" Der Blick fixierte jene junge Frau, die ihren Kopf, genervt von der Unterbrechung ihres aktuell einzigen Vertrauten, auf der Hand abgestützt hatte. "Mag sein, das sie wissen, dass du die Chefin hier bist, aber du kannst Pokern, würdest also nicht vollkommen zusammenhangslos eine Konversation anfangen müssen, um auf dich aufmerksam zu machen und es wäre für uns deutlich sicherer. Zu wissen, dass jemand, der auch wirklich eingeweiht ist und weiß, wie er taktisch am besten vorgeht, sich an einen der Vollidioten ran schmeißt, würde zumindest mein Gewissen beruhigen. Und irgendwo in den Untiefen deines Kleiderschranks wirst du doch wohl noch ein paar knappe Pants oder ein Top mit tiefem Ausschnitt hervorkramen können.", schlug er also ganz unverblümt vor, während seine Lippen, die mittlerweile ein leicht süffisantes Grinsen zierte, wieder den Rand des Glases suchten. Der Blick, den er über das Behältnis hinaus auf Cosma richtete, wirkte neckisch. Vermutlich weil es so ironisch war, dass gerade er, der einzig homosexuelle an diesem Tisch, so etwas ansprach. Gut, von seiner Orientierung wusste bisher zwar keiner - und das war in Anbetracht dessen, dass er sich mindestens von rechts und link eine Backpfeife hätte abholen können, auch ganz gut so - aber das spielte im Prinzip ja auch keine allzu große Rolle. Cosma war eine attraktive junge Frau, die sicher kein Problem damit gehabt hätte, den drei Italienern ihre frisierten Köpfe zu verdrehen. Dies leugnen zu wollen war selbst für Richard ein Ding der Unmöglichkeit. Jedoch sollte sein indirektes Kompliment an seine beste Freundin ihre Wirkung um Meilen verfehlen. Anstatt erneut mit dem Kopf zu nicken, womit sie schon Sabins Worte zuvor abgesegnet hatte, erntete Richie einen bösen und wenig verständnisvollen Blick. "Seh' ich für dich so aus, als hätte ich die Nerven dazu, mich einem der Klappspaten an den Hals zu werfen?", erfragte sie voller Ironie. Weil sie jedoch wusste, dass sie von ihrem Gegenüber durchaus so etwas wie eine ernst gemeinte Antwort darauf erwarten konnte, sprach sie direkt weiter, um Richard gar nicht erst die Chance für einen dummen Kommentar zu geben. "Ich will nicht sagen, dass ich meinen Mädchen grundlegend vertraue, aber wenn ich mit der ein oder anderen einen neuen, festen Vertrag aushandle, gehe ich schon davon aus, dass sie die Füße still halten und uns keinen Ärger machen. Außerdem ... was ist schon dabei, sie darum zu bitten, einen der Typen zu fragen, ob er mit ihr zu sich nach Hause gehen möchte. Dann haben wir doch immerhin schon mal einen kleinen Anhaltspunkt." Zack. Und postwendend bekam sie für ihren letzten Satz die Retourkutsche. "Wenn es kein großes Problem darstellt, wieso möchtest du das nicht einfach übernehmen, damit sich alle hier Anwesenden ein bisschen sicherer bei der Geschichte fühlen?", fragte Richard schnippisch und hatte sein Glas mit etwas zu viel Schwung auf den Tisch knallen lassen, sodass sich das gedimmte Licht über dem Tisch in einem nicht zu übersehbaren Riss brach. Tja. Und damit hatte er die Rothaarige am Wickel. Denn die Ausrede, sie habe schlicht und ergreifend keine Lust, diese undankbaren Rolle anzunehmen, würde wohl nicht sonderlich gut ankommen. Und man sah Cosma an, wie sehr sie es bereute, sich überhaupt zu Wort gemeldet zu haben. Die sonst so wortgewandte Frau verdrehte nur genervt die Augen und rieb sich mit der flachen Hand über das Gesicht. Vermutlich wusste sie, dass es aus der Bredouille keinen anderen Ausweg mehr gab, als einfach einzulenken. Was sollte sie sonst tun? Richard hatte leider Recht, da gab es absolut nichts dran zu deuteln. Wieder wurde es eine Zeit lang still, bis dato traute sich niemand der umstehenden Personen, sich in diese Diskussion einzumischen. Vermutlich weil sie wussten, dass nur Richard sich das Recht raus nehmen durfte, ihr derart vor den Kopf zu stoßen, ohne das hier Gläser und Mobiliar durch die Gegend flog. Sie in ihrem Denken und Handeln dahingehend einschränken, beziehungsweise bestimmen zu wollen, verlief bekanntermaßen nicht immer ohne Verletzungen. "Gut, okay. Du hast Recht. Ja, dann mach' ich es halt, wenn es damit allen anderen hier besser geht und du dich damit seelenruhig in den Schlaf wiegen kannst." Ihre Worte waren biestig, fast schon fauchend, als Cosma Richard sein Recht einräumte. Ziemlich schnell hatte sie sich im Anschluss an ihre Worte von ihm abgewandt, nur um sich stattdessen mit ein paar ablenkenden Worten an Hunter und Sabin zu wenden. "Was den Jackpot angeht, werde ich aber Unterstützung brauchen. Zwar liegt des Öfteren gut was drin, aber vermutlich nicht die Summen, die deine Leute anspricht.", richtete die Diva ihr Wort gleichermaßen an Mazzanti und Price. Natürlich hatte sie auf ihrem Konto noch den ein oder anderen Notgroschen, müsste nicht gleich am Hungertuch nagen, wenn sie für einen Abend mal ein paar Tausender mehr in den Pott fließen lassen würde, aber das sah sie schlicht und ergreifend nicht ein. Sie handelte hier zwar nicht nur aus Nächstenliebe, sondern auch, um ihren eigenen Hals aus der Schlinge zu ziehen, aber dennoch würde sie darauf bestehen, zumindest anteilig etwas dazu beigesteuert zu bekommen. Es ging hier schließlich um ihre Aller Leben.
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Ich folgte der Konversation ganz einfach deshalb schweigend, weil ich fieberhaft versuchte mir einen besseren Plan aus dem Hut zu ziehen. Gelinde gesagt fand ich es absolut beschissen, dass sie jetzt die Bar und damit Cosmas Wohn- und Arbeitsorts gleichermaßen mit rein zogen. Das brachte die Rothaarige, die mir - wie ich mir langsam aber sicher wohl eingestehen musste - einfach ans Herz gewachsen war, in eine ziemlich heikle Situation. Ich meine, ja, die Mafia wusste schon, wo Sabin gearbeitet hatte und sie hatten auch die umliegenden Straßen schon im Blick gehabt. Nur damit aufgehört, weil Sabin da halt eben nicht mehr aufgetaucht war. Darüber war ich schon froh gewesen. Zum einen eben wegen der Sicherheit der jungen Frau, die ich aus freien Stücken weiter unter meine Fittiche nahm, aber auch vom Arbeitsaufwand her, weil diese Ecke hier dann größtenteils wegfiel. Zwar war Tauren hin und wieder auch zum Aushelfen in der Bar bei Cosma, aber es war mir deutlich lieber, wenn ich sonst Niemanden mehr hier postieren musste, weil es eh schon hinten und vorne überall knapp wurde. Aber während ich all den Worten nebenher folgte, fing ich ab einem gewissen Punkt auch damit an den ganzen Mist zu akzeptieren, weil mir partout jetzt gerade Nichts einfallen wollte, das man irgendwie außerhalb der Bar stattfinden lassen konnte. Sie war einfach perfekt, um die Idioten raus zu locken... und nüchtern betrachtet leider das einzige Mittel, das mir in dieser Hinsicht einfiel. Sabin selbst als Köder raus zu schicken wäre mit ein bisschen Pech eindeutig zu tödlich und damit auch keine Option. Also fand ich mich Stück für Stück mit dem Gedanken ab, die Sippe hier zu empfangen und zwangsweise nur von außen Wache zu halten, mich eben zum Eingreifen bereit zu halten, während ich den Rum im Glas förmlich mit meinen Augen umbrachte. Ich nahm gerade einen Schluck aus dem Glas, da kam Richard dann mit seiner Mimosen-Art an und wollte doch ernsthaft, dass wir Cosma noch viel mehr in die Sache involvierten als ohnehin schon. Zwar verstand ich seinen Einwand insofern, dass man Nutten eben nur begrenzt trauen konnte, weil die meisten dieser Frauen für Geld - oder um nicht zu sterben - zu jeglichen Mitteln griffen, aber er brachte wirklich lieber seine angeblich ach so gute Freundin in Gefahr? Sehr guter Freund, wirklich. Wenn man mich fragte, dann war da sehr wohl etwas dabei. Die giftige Antwort der jungen Frau spiegelte rein vom Klang her sehr genau das wieder, was ich gerade dachte - Nein. Daher kam es wohl auch, dass ich auf die Sache mit dem Geld, die sie dann im Anschluss anzuschneiden begann, erst einmal gar nicht reagierte, sondern mich am vorherigen Thema aufhängte. "Nein, vergiss' es! Es ist mir scheißegal, ob ich eine oder zehn Nutten umlegen muss, aber nur weil du dir sonst vor Angst in die Hose scheißt, ziehen wir ganz sicher nicht Cosma mit rein. Nicht noch mehr als sowieso schon.", knurrte ich doch ziemlich laut über den Tisch hinweg und dabei galt mein stechender, kalter Blick dann einzig und allein Richard. Ich war versucht im den Rum ins Gesicht zu schütten, beließ es aber dabei das Glas nur gefühlt zu zerdrücken, während meine Fingerknöchel dabei weiß hervor traten. Vermutlich hätte ich ihm einfach das Glas an den Kopf geworfen, wenn eine gewisse, zierliche Persönlichkeit nicht unweit von mir am Tisch gesessen hätte. Denn es war wohl ziemlich deutlich sichtbar, dass mir die Halsschlagader schon wieder ziemlich pochte, während ich leicht mit dem Kiefer mahlte.
Ah, der war er ja wieder. Ich hatte mich ehrlich gesagt schon gefragt, ob der gute Mann inzwischen eingeschlafen war oder es einfach nicht für nötig hielt, sich irgendwie zu der ganzen Geschichte zu äußern. Zwar hatte er die ganze Zeit über durchweg ziemlich nachdenklich ausgesehen, aber ich war mir trotzdem nicht sicher, ob er sich wirklich gedanklich mit dem Gespräch oder eben mit etwas Anderem beschäftigte. Allerdings schien Hunter wohl so weit mit dem Plan zufrieden zu sein, weil er daran auch jetzt, wo er sich - nicht zu leise - zu Wort meldete, nur einen einzigen Punkt ansprach, der ihn zu stören schien. Alles Andere nickte er damit indirekt eigentlich ab, wobei es mich unmittelbar eine Augenbraue in die Höhe ziehen ließ, dass es nun ausgerechnet die Sache mit Cosma war, an der er sich extrem zu stören schien. Er hatte sie doch selber schon umbringen wollen, was hatte sich denn seitdem geändert? Ich meine, natürlich gehörte die Rothaarige zum Team und auch, wenn ich selbst bei der Arbeit hier manchmal kleine Meinungsverschiedenheiten mit ihr gehabt hatte, mochte ich sie. Vielleicht war sie manchmal ein bisschen forsch, aber das waren wir fast Alle, also hob sie sich dahingehend kaum vom Rest ab. Jedoch war es eben trotzdem nicht so, dass mich ihr Verlust in ein tiefes Loch stürzen und tagelang heulen lassen würde. Es wäre scheiße, wenn ihr dabei was passierte, keine Frage, aber sie war doch nicht blöd. Sie würde das schon hinkriegen und ganz unberechtigt waren Richards Bedenken ja nicht - er war im Gegensatz zu dem Amerikaner und mir eben nicht der Typ für im Ernstfall einfach umlegen. Aber er hatte uns beide und Hunters Schlägerhorde im Hintergrund ja trotzdem auf seiner Seite, also wovor genau hatte er jetzt Schiss? Die Nutten wussten ja nicht, wo auch nur einer von uns dreien wohnte oder was wir sonst so trieben, die könnten gegen Erpressung keinerlei hilfreiche Infos geben. Dass Etwas nach außen gelangte, das wirklich von Wert für meine Ex-Mitarbeiter war, war also schon unwahrscheinlich, wenn er den Nutten die Informationen nicht eigenhändig aufs Silbertablett legte und unter die Nase schob. "Klärt ihr das, mir ist das egal.", meinte ich mit einem leisen Schnauben und hob abwehrend für einen Moment die Hände, bevor eine davon wieder zurück ans inzwischen fast leere Glas wanderte, um dann den Rest in meinen Rachen zu kippen. Mir war es schlichtweg scheißegal, welche Frau diese Mission nun ausführte und ob dafür Jemand sterben musste oder halt auch nicht. Außerdem war ich vielleicht auch ein bisschen froh darüber, dass sich der Zorn Hunters jetzt nicht mehr auf mich zu fokussieren schien und ich mehr oder weniger ganz eigennützig fein raus war. Deshalb widmete ich mich stattdessen der anderen Sache, welche die Barchefin eben angesprochen hatte. Das Geld sollte vermutlich aber weniger ein Problem darstellen, hatte ich doch wie gesagt noch ein kleines, aber feines Polster unterm Hintern, falls der junge Mann mir gegenüber sich dahingehend quer stellte. Zwar würde ich das ungern ganz allein übernehmen, aber möglich war das prinzipiell schon. "Das Geld sollte unser kleinstes Problem sein. Sag' einfach an wie viel du selber beisteuern kannst und wir beide", mein Blick ging für einen Moment zu dem aufgebrachten Amerikaner gegenüber, bevor er zurück zu der Rothaarigen schweifte. "einigen uns dann, was den Rest angeht.", nickte ich die Sache für mich schon einmal ab und zuckte kurz danach leicht mit den Schultern. Hunter schien sich noch immer ziemlich auf den Dunkelhaarigen neben mir zu fixieren. Ich fühlte mich ein bisschen so, als würde ich neben dem Lieblingsspielzeug eines Rottweilers sitzen.
+ .Es kommt, wie es kommt - aber so, wie man es ruft. +
Und da war er wieder. Dieser stechende Kopfschmerz, wenn Hunter dazu ansetzte, sein vorlautes Großmaul aufzureißen. Schon als ich im Augenwinkel die leichte Regung seines Oberkörpers wahrgenommen hatte, eher es donnern und blitzen sollte, rollte ich genervt mit den Augen. Und angesichts des qualitativen Bullshits, den er dann von sich gab, war das sogar gerechtfertigt. Dass er sich überhaupt noch aktiv an der ganzen Geschichte beteiligen wollte, hatte ich ja schon nicht mehr erwartet und mich mehr oder weniger damit abgefunden, dass er sich vielleicht gänzlich aus der Sache heraushalten würde. Ein oder zwei Schläger auf Sabins Bitte hin in der Nähe zu platzieren war vielleicht gerade noch so drin, aber im Endeffekt hatte er uns gegenüber ja keinerlei Verpflichtungen. Woher dann also das plötzliche Interesse, doch noch seinen Senf dazu geben zu müssen? War mir von vorn herein sowieso nicht ganz schlüssig gewesen, warum der Amerikaner ebenfalls zu unserem Krisentreffen einberufen worden war. Ja, okay, es war seine Lagerhalle, die da abgebrannt war, aber eigentlich hätten das die beiden Hitzköpfe auch unter sich klären können. Ich wollte nur mit meinen eigentlichen Geschäftspartnern das weitere Vorgehen besprechen. Aber gut, war im Prinzip auch egal, weil ich - wie gesagt - angenommen hatte, dass Hunter sich jetzt ohnehin nicht weiter den Kopf darüber zerbrechen würde, was wir jetzt gegen das immer nerviger werdende Problem unternahmen. Das und nicht zuletzt natürlich der Inhalt seiner Ansprache ließ mich unweigerlich die rechte Augenbraue nach oben ziehen, das Grinsen war derweil erloschen und meine Muskeln spannten sich zunehmend mehr an. "Ich weiß nicht, was du dich da jetzt überhaupt einmischt. Hat doch mit dir nicht das Geringste zutun.", knurrte ich sichtlich erbost darüber, dass er sich gerade an einem so wichtigen Punkt einmischen wollte, zurück. Dabei war es mir herzlich egal, wie viel Respekt ich für gewöhnlich vor ihm hatte und wie oft ich schon zusammen gezuckt war, als er seine Stimme erhoben hatte. Aktuell war mir nichts mehr heilig, weil die ganze Angelegenheit sich immer weiter zuspitzte und wir einfach keine Zeit für solch lapidaren Diskussionen übrig hatten. Mal ganz abgesehen davon, dass die Rothaarige - vielleicht nicht ganz freiwillig - bereits zugestimmt hatte, wusste ich nicht so recht, was es da jetzt noch zu diskutieren gab. Die Story war ja die Gleiche, lediglich die Protagonistin eine andere. War schon etwas verwunderlich, weshalb er plötzlich so empfindlich reagierte, aber am End war's mir auch absolut egal, aus welchen Gründen auch immer er Cosma da jetzt nicht weiter mit reinziehen wollte. Dabei wäre das doch die Möglichkeit, sie final draufgehen lassen zu können, wenn etwas schief lief. Da musste er sich nicht einmal mehr die Hände schmutzig machen, wo Hunter Cosma schon etliche Male nach dem Leben getrachtet hatte. Außerdem hatten wir kaum eine andere Möglichkeit. Wie gesagt, die Nutten würde ich da nicht mit hinein ziehen wollen, mir egal, wie laut und heftig der Mann hier neben mir noch wüten würde. Im Augenblick befand ich mich in einem für mich untypischen Ausnahmezustand. Angst, hier gleich auf die Schnauze zu bekommen, weil ich mir mehr Rechte raus nahm, als mir zustanden, hatte ich keine. Schlicht weil ich schon von Sabin eine Abreibung kassiert hatte, die auch nicht ganz Ohne gewesen war. War jetzt auch schon etwas her - wie die Zeit so verflog. Zwar spielte der temperamentvolle Amerikaner in einer ganz anderen Liga als der Italiener, störte mich aber momentan nicht weiter. "Cosma ist alt und reif genug, um nachvollziehen zu können, dass in der Sache nahezu unbeteiligte Personen einfach nicht zu Schaden kommen müssen. Hier einfach Leute über den Haufen ballern zu wollen, weil es Probleme gibt, die von vorn herein schon hätten vermieden werden können, ist einfach nichts, womit man sonderlich unauffällig bleibt. Es sollte also auch in eurem Interesse sein, nicht eine oder gar zehn Nutten umlegen zu müssen.", ließ ich meinen Frust darüber, dass Hunter im Begriff war unseren aktuell einzigen Plan zu zerschlagen, weiterhin freien Lauf. Damit wollte ich im Übrigen nicht darauf abzielen, ihn oder Sabin als unreif zu titulieren, wären sie ohne jene Reife gar nicht bis zu dem Punkt gekommen, an dem sie sich jetzt befanden, aber ich fand es für meinen Teil noch immer total unverantwortlich und ohne jeglichen Sinn und Verstand einfach drauf los zu schießen. Mochte sein, dass der ganze Umstand gerade die Gemüter erhitzte, war ich auch sehr weit vom ruhig sein entfernt, aber man musste nicht noch mehr Aufsehen auf sich lenken, als es unbedingt nötig war. Aber das war ja auch nur meine unqualifizierte Meinung.
Moment... halt, stop mal. Was hatte ich denn jetzt verpasst? War ich kurzzeitig in einen Tagtraum abgedriftet und Hunters unüberhörbar laute Stimme hatte mich gerade wieder auf den Boden der Tatsachen zurück geholt oder was war los gewesen, dass das Gespräch, was jetzt nicht unbedingt sehr friedlich, aber mit durchweg positivem Ausgang verlaufen war, plötzlich eine derartige Wendung annahm? Mein Gesichtsausdruck musste dahingehend Bände sprechen, wusste ich gerade nicht so recht zuzuordnen, wem genau jetzt der Grund für meine Verwirrtheit zuzuschreiben war. Auf der einen Seite war da Hunter, der mit seiner energischen Aussage das unmissverständliche Statement gesetzt hatte, dass ich ihm augenscheinlich nicht so sehr am Arsch vorbei ging, wie ein Großteil der hier Anwesenden das vielleicht vermutet hätte. Auf der anderen Seite war da Richard, der für seine Verhältnisse überdurchschnittlich aufmüpfig und lebensmüde zu gleichen Teilen war. Ich konnte nachvollziehen, dass er sich auf den Schlips getreten fühlte, hatten er und Sabin zumindest aktiv versucht, einen Plan zusammen zu schustern, während Hunter geistesabwesend in sein Glas gestarrt hatte, aber auf eine solche Ansage mit einem mindestens genau so lautem Knurren zu antworten, ließ mich auf dem Hocker doch etwas aufrechter sitzen. Es war beinahe zu spüren, wie die Luft mit jeder Sekunde, in denen sich die beiden gegenseitig mit Blicken töteten, dünner wurde und so lenkte ich doch deutlich ruhiger, als es meine vorherigen Worte vermuten ließen, die Aufmerksamkeit der beiden Streithähne mit einem Räuspern auf mich. Dabei entschuldigte ich mich parallel dazu mit einem schiefen Lächeln bei Sabin, der sich als Einziger so gar nicht davon ablenken ließ, dass hier gleich irgendetwas oder irgendwer zu Bruch gehen würde. Selbst seine Begleitung, die aus beruflichen Gründen ja schon etwas härter gesonnen war, als manch andere Dame, fuhr unter dem angeschlagenen Tonfall zusammen. Was das Geld anging, würde ich gleich noch einmal auf ihn zurück kommen, lag meine jetzige Priorität doch eher darin, Richard von dem zugegebenermaßen hauchdünnen Eis runter zu holen. "Leute, ich kann euch hören, das ist euch schon bewusst, oder?", fragte ich ironisch und ließ meinen Blick zwischen den hochroten Köpfen der sich streitenden Teammitglieder hin und her wandern. Dabei streckte ich unterbewusst einen Arm aus, mit dessen Hand ich eher unauffällig und beiläufig über Hunters Unterarm strich - wirklich nur eine leichte, aber sanfte Berührung -, quasi als Zeichen dafür, dass er sich nach diesen frechen, teils respektlosen Worten meines engsten Vertrauten nicht zu sehr aufregen sollte. Allerdings hinterließ meine Hand nicht mehr als ein Luftzug auf seiner Haut, ehe sie mit einem lauten Knall vor Richard auf dem Tisch aufschlug. "Ich brauch' hier niemanden, der mich vor dem jeweils anderen verteidigt, ich glaube nämlich, dass ich das noch ganz gut alleine schaffe.", nahm ich dann den beiden Herren zu gleichen Teilen den Wind aus ihren Segeln. Sowohl Hunter, als auch Richard benahmen sich gerade überflüssigerweise wie die Axt im Walde und generell war die Situation mal wieder mehr als ... merkwürdig, irgendwie. "Ist doch jetzt auch nichts weiter dabei. Richie hat schon Recht mit dem, was er sagt. Und auch wenn mir selbst nicht so wohl bei der Sache ist, kriege ich das schon hin. Ein bisschen Haut zu zeigen und mit einer guten Runde Poker die Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen kann ja gar nicht so schwer sein. Außerdem bist du und Sabin ja ganz in der Nähe. Das passt schon.", versuchte ich zuerst den Amerikaner wieder ein Stück weit auf den Teppich zurück zu holen, lächelte sogar schwach, etwas zaghaft, weil mir eigentlich so gar nicht danach war. Dann seufzte ich allerdings leise. Eine andere Alternative neben den Nutten fiel mir auf die Schnelle nämlich auch nicht ein und Zeit war ein kostbares Gut.
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Wie bitte? Ich hatte Nichts mit der Sache zu tun? Langsam aber sicher kam es mir doch zunehmend so vor, als wollte der Idiot ganz einfach sterben. Er war doch derjenige von uns, der Nichts weiter machte, als sich in einem Labor oder irgendwo anders mit seiner bescheuerten Kunst zu verschanzen und hatte nicht den Hauch einer Ahnung davon, wie sich das Ganze drumherum abspielte. Gut, es mochte vielleicht sein, dass es nicht ganz schlüssig erschien, warum ich Cosma jetzt hier nicht in Gefahr bringen wollte, aber das ging ihn schlicht und ergreifend auch absolut Nichts an. Ich wusste nicht, ob er eine Ahnung vom Hergang unseres Ausbruchs hatte oder nicht, aber ich ließ Leute, die mir Etwas bedeuteten, ganz einfach nicht in die Hölle marschieren und es war mir egal, ob er das anders sah. Ich zweifelte nicht wirklich daran, dass die Rothaarige es hinkriegen würde die Mission auszuführen, es kam nur schlichtweg nicht in Frage. Seine Meinung dazu war mir genauso wichtig wie der Rest seiner kläglichen Existenz - nämlich gar nicht. "Ich befinde mich aber in der Position drauf scheißen zu können, ob Irgendwas auffällig ist - und du im Grunde genommen auch, weil ich, wenn ich mich recht entsinne, auch deinen Arsch hin und wieder aus einer Schießerei raushalte, indem ich stattdessen meine Leute zu den schwierigen Deals schicke. Und ich erinnere dich sehr gerne daran, dass es ebenfalls meine Leute sind, die bei der ganzen Scheiße Wache halten werden. Aber nein, ich habe ja Nichts damit zu tun. Du bist so gut wie der Letzte, der mir an diesem Tisch was zu sagen hat.", es stand eben nur noch Syd unter ihm. "Im Gegensatz zu dir lasse ich Freunde von mir ungern ins Messer laufen und hey, wenn du sonst Niemandem trauen kannst, dann mach' die Scheiße doch einfach gleich selbst.", knurrte ich ihn unentwegt weiter an und eigentlich wollte ich gerade aufstehen, um dem Vollidioten das Ganze noch mit dem einen oder anderen netten Tätscheln im Gesicht zu verdeutlichen. Das Einzige, das mich wohl ziemlich in letzter Sekunde davon abhielt, war die leichte Berührung an meinem Arm. Sie war nur flüchtig, hauchzart, aber ich wusste woher sie kam ohne hinzusehen. Hatte die zierlichen Finger doch schon das eine oder andere Mal auf meiner Haut gespürt, gewöhnte mich langsam daran... und zwang mich nur wegen Cosma selbst dazu, einen Moment lang die Augen zu schließen und tief durchzuatmen, während der Knall auf dem Tisch erfolgte. Allerdings wirklich nur deshalb, weil sie es sicher nicht witzig finden würde, wenn ich ihren besten Freund hier und jetzt einen Kopf kürzer machte. Trotzdem würde ich mich zweifelsfrei nie an Richard gewöhnen oder ihn gar mögen, waren wir doch extrem verschieden in jeglicher Hinsicht. Es beruhigte mich kein Stück, dass sie die Sache weiterhin durchziehen wollte und ich drehte bei diesen Worten dann doch wieder den Kopf zu ihr, um sie anzusehen. "Ist mir egal, du wirst nicht...", jetzt war es Sabin, der mir ganz dreist einfach das Wort abschnitt.
Herrgott... wie alt waren wir hier? Ich konnte bei dieser Art von Wortwechsel nicht anders als die Hände anzuheben und mir über das angestrengte, müde Gesicht zu streichen. Beide Streithähne kannte ich inzwischen gut genug, um zu wissen, dass sie jeder für sich so ihre Eigenheiten hatten und auch, dass sie dahingehend richtig anstrengend werden konnten. Richard mit seinem permanenten Misstrauen und seinem ständigen Hang zur unnötig hohen Vorsicht, Hunter einfach nur mit der unfassbar kurzen Zündschnur seiner Geduld und seiner Sturheit. Die Gewalttätigkeit von Letzterem störte mich an sich nicht, sofern sie mich nicht betraf und ich wusste, dass das hin und wieder in diesem Metier einfach notwendig war. Viele Kriminelle verstanden nämlich nur diese Art von Strafe oder Grenze, wurden sonst zu übermütig und größenwahnsinnig, weil überall in unserer Gesellschaft das schnelle Geld zu winken vermochte, wenn man auf gewisse Gesetze Nichts gab. Aber trotzdem verhielten sich in meinen Augen gerade beide unnötig pingelig und schlichtweg nervig. Richard wusste, wie leicht reizbar Hunter war und würgte ihm noch weiter eins rein, während der grundsätzlich aggressive Amerikaner natürlich postwendend wieder einen Gang hochfuhr. Waren alle beide bescheuert, anders konnte man das meiner Meinung nach nicht sagen und wenn das so weiter ging, dann starb wohl heute noch Jemand. Allerdings gaben mir Hunters Worte zu denken, während Cosma dabei war die beiden zurecht zu weisen. Denn eigentlich konnte Richard theoretisch sogar genauso gut einen Draht zu den lästigen Mafiosi herstellen, auch wenn die Worte des stark tätowierten, jungen Mannes sicher nicht ganz ernst gemeint waren. Neun von zehn Italienern mochten Kunst - das war vielleicht übertrieben, aber die Wahrscheinlichkeit, dass mindestens einer der drei Männer sich für Kunst interessierte, war schon relativ hoch. Der Dunkelhaarige, der heute scheinbar einen Hang zum Suizid hegte, könnte womöglich also tatsächlich etwas ausrichten. Ohne darauf zu achten, dass Hunter gerade schon wieder trotzige Worte von sich geben wollte, schaltete ich mich diesbezüglich also wieder ein und unterbrach ihn gekonnt mit ebenfalls etwas lauterem, aber verhältnismäßig ruhigem Tonfall, wofür ich einen stechenden Blick von ihm erntete. Wie so oft ließ ich mich davon aber nicht beirren, redete weiter. "Richard... du könntest vielleicht wirklich was ausrichten. Mindestens einer der Typen interessiert sich ganz sicher für Kunst. Das ist so'n Ding in Italien... häng' dir ein paar teure Bilder in die Villa und du gehörst offiziell zur oberen Schicht. Du hast doch sicher Irgendwas in den Tiefen deines Ateliers, das die Aufmerksamkeit auf sich ziehen könnte, oder?", machte ich also einen spontanen, alternativen Vorschlag, weil ich ehrlich gesagt nicht daran glaubte, dass die beiden Idioten hier am Tisch noch anderweitig zu einer Einigung kamen, egal ob Cosma sich dazwischen stellte oder nicht. Richard wollte die Nutten nicht und Hunter wollte nicht, dass Cosma da rein ging, ganz unabhängig von der Meinung letzterer. Es war mir zwar ein Rätsel, warum er sich jetzt so dagegen sträubte, weil mir die augenscheinlich bestehende Freundschaft zwischen den beiden ziemlich neu war, aber im Grunde war mir auch letzteres ziemlich egal. Ich wollte einfach nur, dass wir hier irgendwie zu einem Ende der Sitzung kamen, weil die beiden unnötig meine ohnehin schon gereizten Nerven strapazierten.
+ .Es kommt, wie es kommt - aber so, wie man es ruft. +
Dass sich Cosma, ganz egal, was sie selbst von dem Vorschlag hielt, auf meine Seite gestellt und mir Recht eingeräumt hatte, ließ mich kurzzeitig doch triumphierend grinsen. Schlicht weil Hunter das sprichwörtliche Brett vor dem Kopf so unglaublich gut stand. Ich war ja für gewöhnlich kein gehässiger Mensch, hielt mich, was Konfrontationen anging, in der Regel ja auch zurück, aber das war mir hier gerade einfach ein Stück weit zu blöd. Mochte sein, dass wir beide uns weitgehend in einer Art von straffreiem Raum bewegten, aber man musste ja auch nicht mit Gewalt auf sich aufmerksam machen, oder? Ganz offensichtlich schien der Amerikaner dahingehend eine vollkommen andere Meinung zu haben und so langsam war ich es echt leid, dagegen anzureden. Zwar war ich nicht gerade das, was man begeistert nennen konnte, weil ich anderen Leute sehr gerne meine eigene Meinung aufschwatzte, aber auch ich, der als Kind wie Gott in Frankreich gelebt hatte, bekam mittlerweile nicht mehr alles, was ich mir wünschte. So musste ich Abstriche machen und akzeptieren, dass Hunter nun mal eine ganz andere Vorgehensweise bevorzugte. Nur sich damit irgendwie zu arrangieren war halt etwas schwierig, wie diese beispielhafte Unterhaltung es gerade sehr deutlich zeigte. Nichts desto trotz mussten wir uns bald mal einig werden und das möglichst ohne hier irgendwen in einem Leichensack heraustransportieren zu müssen. Und ich war eigentlich der Meinung, Cosmas Worte waren mehr als ein eindeutiges Zeichen dafür, dass es trotz seiner vehementen Negativhaltung bei dem aktuellen Plan bleiben würde. Nur wäre Hunter natürlich nicht Hunter, wenn er auf die Meinung anderer nicht zu gleichen Teilen scheißen würde. Was er als Anmerkung zu seinen vorangegangen Worten dann aber noch ansprach, trieb mir ein trockenes, aber amüsiertes Lachen die Kehle hinauf, das es doch tatsächlich bis über meine Lippen schaffte. Wäre Sabin mir nicht zuvor gekommen, hätte ich ja den ein oder anderen bissigen Einwurf parat gehabt. Lag schließlich auf der Hand, dass maximal seine Großmutter ihm abgekauft hätte, dass er tatsächlich in der Lage war, so etwas wie eine Freundschaft zu pflegen. Das Geben und Nehmen Prinzip auf zwischenmenschlicher Ebene kannte er doch überhaupt nicht. Und generell wäre gerade Cosma kein guter Anfang für den Versuch, eine harmonische Freundschaft kennen zu lernen. Klar, Streit gab es auch unter den besten Freunden immer mal wieder, aber das, was zwischen den beiden ablief, konnte nicht einmal die stärkste Freundschaft der Welt verkraften. Wobei er sich seit geraumer Zeit wohl ein klitzekleines Stückchen von ihr beeinflussen lassen ließ, wie zum Beispiel auch jetzt gerade, war ich mir doch ziemlich sicher, dass er gerade das unbändige Bedürfnis verspürte, irgendetwas nach mir zu werfen. Ich konnte es mir auch einbilden, war Cosmas Berührung, bevor ihre Hand auf dem Tisch aufgeschlagen war, doch augenscheinlich eher unbeabsichtigt, aber plötzlich kehrte ... für den Umstand ungewöhnlich viel Ruhe ein. Aber ja, nein. Kaufte ich ihm trotzdem nicht ab, diesen Kommentar. Ferner warf er dann noch ein, dass ich mich der ganzen Sache doch selber annehmen sollte, wenn es mir zu heiß war und liebend gerne hätte ich auch darauf etwas erwidert. Zum Beispiel in die Richtung, dass ich das durchaus tun würde, wenn es eine gute Alternative zu dem einzigen und aktuellen Plan gegeben hätte. Schätzungsweise standen nämlich die Chancen, mit der von mir gezeigten Haut etwas Sinnvolles zu erreichen nur dahingehend gut, dass ich vermutlich herausgefunden hätte, wie sich das Abdanken durch Steinigung anfühlte. Und nach einem Moment der Überlegung war ich der Meinung, dass das jetzt nicht unbedingt das war, was ich erreichen wollte. Hörte sich interessant an, aber mir reichten Gemälde, die von solchen Prozeduren ihrerzeit gezeichnet worden waren wirklich aus. Long story short hatte ich Einiges, was ich Hunter jetzt noch gerne an den Kopf geworfen hätte, aber wie bereits erwähnt, grätschte mir Sabin mit ein paar durchaus interessanten Worten in mein Vorhaben. Noch bevor sich meine verspannten Schultern lockerten oder der Blick ruhiger wurde, schlich sich dieses Funkeln in meine Augen, mit denen ich den Italiener schließlich fixierte. Der Vorschlag kam zwar wirklich unerwartet, sorgte aber postwendend dafür, dass all der Ärger und der Frust über den zum Scheitern verurteilten ersten Plan plötzlich verpuffte. Grund dafür war schlicht und ergreifend die Tatsache, dass Kunst schon immer etwas gewesen war, mit der ich gerne arbeitete und ohne überheblich wirken zu wollen, war ich wohl einer der besten Ansprechpartner dafür. Nicht zuletzt, weil ich Kunstgeschichte an einer Universität studierte und na ja ... eben auch mit ihr handelte, nachdem ich sie gefälscht hatte. Entsprechend unterhielt ich mich auch gerne über Kunst und wenn dem wirklich so war, wie Sabin es erwähnte, war das natürlich der absolute Jackpot. Ich musste mich auf niemand anderen verlassen, keiner außer ich selbst war in Gefahr und es ging auch noch um mein absolutes Lieblingsthema. Besser konnte es also gar nicht laufen, warum kam er erst so spät mit dem Vorschlag um die Ecke? Das hätte nicht nur ihm ein paar graue Haare erspart. "Warum hast du das nicht gleich gesagt?", sprach ich erst einmal den wenig ernst gemeinten Vorwurf aus, grinste dabei wie ein gut gelaunter Teenager, der gerade seine Liebste zum Abschlussball eingeladen hatte. Von schlechter Laune keine Spur mehr. "Natürlich hab ich da was. Salvator mundi von Leonardo da Vinci, dem italienischen Künstler schlechthin. Vor ein paar Jahren wurde das Original an irgend so einen Saudi versteigert. Ging damals für um die 450.000.000 US Dollar weg, nur um binnen einer Woche aus der dekadenten, allerdings nur wenig bewachten Villa gestohlen zu werden." Mit einem Kopfschütteln und einer passenden Handbewegung dazu, stellte ich noch einmal für die Allgemeinheit fest, wie dumm der damalige Besitzer gewesen sein musste, sich einen solchen Fang einfach entreißen zu lassen, nur weil er an den falschen Enden sparte. "Das Original habe ich bedauerlicherweise nicht, aber eine Kopie, natürlich mit Papieren...", beantworte ich somit Sabins frage direkt, ohne weitere Ausschweifungen. Aber ich konnte einfach nicht anders. Kunst war einfach so vielfältig, so interessant und aufschlussreich. Ein einfaches Ja, hab ich, bringe ich mit reichte da einfach nicht.
# Is it all a tragedy? Are we flashes in a rut going in and out of luck? Maybe. #
Ja, na klar, warum hatte ich das nicht früher gesagt... vielleicht, weil es sich schlecht nachdenken ließ, wenn zwei Menschen in unmittelbarer Nähe dabei waren, die allgemeine Ruhe in der Bar ziemlich zu zerstören. War nicht so einfach auf einen grünen Zweig zu kommen, der für Alle brauchbar sein konnte, wenn ein paar Dezibel mehr veranschlagt waren und gefühlt schon der Tod in der Luft lag. Zumal ich offenbar ja auch der Einzige hier am Tisch war, der überhaupt eine ganz andere Richtung in Betracht gezogen hatte. "Das Denken fällt ein bisschen schwer, wenn einem engstirnige Idioten die Ohren voll jammern.", musste ich ziemlich trocken doch noch meinen Unmut loswerden und verdrehte ein bisschen die Augen, dicht gefolgt von einem leichten Kopfschütteln. Ich wusste schon, warum es mir im Voraus bereits vor diesem Zusammentreffen gegraut hatte. Sowas wie die Auseinandersetzung von gerade eben waren einfach absolut vorprogrammiert, weil sich alle Beteiligten um Meilen voneinander unterschieden. Sowohl vom Charakter her, als auch was die Prinzipien anging. Trotz der Anspannung, die noch immer meine Schultern befiel, lehnte ich mich bei Richards folgender Schilderung dann ein wenig zurück, um mich vielleicht immerhin ein kleines bisschen entspannen zu können. Das, was er mir über das Gemälde seiner Wahl berichtete, schien in meinen Augen auf jeden Fall vollkommen ausreichend zu sein, also nickte ich schon bald zustimmend. Seine Fälschungen waren nur sehr schwer bis gar nicht zu identifizieren, also würde das sicher vollkommen ausreichen. Außerdem glaubte ich nicht, dass er das so sagen würde, wenn er sich selbst nicht sehr sicher damit wäre, die Sache mit dem Bild sauber über die Bühne zu bringen. War schließlich auch in seinem Interesse. Zwar war der Dunkelhaarige heute erstaunlich lebensmüde für seine Verhältnisse, aber im Grunde glaubte ich trotzdem nicht, dass ihm nach Sterben zu Mute war. Wäre für ihn zumindest sehr untypisch, zumal er nach dem Themawechsel jetzt auch wieder ganz der gewohnte Strahlemann war. "Gut, das sollte vollkommen reichen. Wenn sonst also keiner mehr Irgendwas daran zu meckern hat, würde ich sagen wir machen's so. Dann muss Niemand zu Unrecht einer Nutte vertrauen und Cosma kommt auch sehr sicher mit dem Leben davon.", meinte ich abschließend, wobei der letzte Satz doch ziemlich vor Ironie triefte. Ich raufte mir die Haare, um die angespannte Kopfhaut etwas zu lockern und ließ währenddessen den Blick zwischen den beiden Männern hin und her schweifen, die bis eben noch in den Streit verwickelt waren.
Ich wusste langsam nicht mehr, wer hier mein größeres Problem war. Richard mit seinem unsagbar nervigen Charakter oder doch Sabin, weil er schon wieder derart dreist war? Vermutlich würde ich mir erst später dahingehend noch Gedanken machen, weil ich vorerst dem Vorschlag folgen wollte. Der war nämlich - im Gegensatz zu der Art, wie der Italiener ihn hervor gebracht hatte - gar nicht so verkehrt. Zwar mochte ich Richard nach wie vor nicht, aber ich wusste womit er seinen Schotter verdiente, wenn er nicht gerade in der Drogenküche saß. Er wäre damit nur unwahrscheinlich schon jahrelang zu Gange, wenn er sich dabei dumm anstellen würde. Soweit mir mein Mittelsmann bei den Bullen das hatte sagen können, hegten sie in Hinsicht auf den Kunstfälscher zwar schon ewig Verdacht, konnten ihm aber nie Etwas nachweisen. Außerdem war es ja in seinem Interesse bei dem Pokerabend nicht erschossen zu werden und er wusste sich - auf oft nervige Art - hochtrabend auszudrücken, was den italienischen Schnöseln sicher auch in den Kram passen würde. So weit ich das beurteilen konnte hielt sich dieses Volk nämlich für etwas Besseres und wollte dementsprechend behandelt werden. Sabin war dabei zwar bedingt eine Ausnahme, aber auch er erwartete sich von mir inzwischen etwas zu viel Respekt. Auch, wenn ich ihm dankbar war, gab ihm das keine Narrenfreiheit und wenn er noch ewig so weiter machte, würde er wohl nächstens nochmal ein Messer an der Kehle liegen haben. "Ja, von mir aus... ist in jedem Fall besser als die andere Variante.", lenkte ich also mit einem hörbar genervten Seufzen ein und kippte danach den letzten Schluck aus dem Glas voll Rum meinen Rachen runter. Mir war eigentlich nach deutlich mehr Alkohol, aber ich versuchte auch das in letzter Zeit ein bisschen einzuschränken. Zwar konsumierte ich weiterhin täglich, aber das Ausmaß hatte ich schon runter geschraubt. Nicht nur, weil ich nicht sturzbetrunken sein wollte, wenn ich bei Cosma war. Ich musste öfter als sonst selber an den Einsätzen teilnehmen, weil das Personal knapp war und ein verschleierter Blick war beim Schießen nicht vorteilhaft. Außerdem hatte die junge Frau mich ja vor einiger Zeit darauf hingewiesen, dass ich nicht ewig in der Vergangenheit festhängen konnte. Das war leichter, wenn mich der Alkohol nicht psychisch ständig in die Knie zwang, weil ich betrunken in der Ecke saß und ab einem gewissen Punkt Alles auf mich zurückfiel. Ich schob das Glas auf der Tischplatte ein Stück von mir weg, bevor ich die Arme vor der Brust verschränkte. Zwar war die Wut noch immer jederzeit dazu bereit meinen Hals nach oben zu kriechen, aber die Wendung der Situation nahm ihr etwas den Wind aus den Segeln.
+ .Es kommt, wie es kommt - aber so, wie man es ruft. +
Sabin sollte sich jetzt mal nicht so anstellen. Natürlich gab es bessere Bedingungen, unter denen man klarer hätte denken können, aber er konnte mir nicht erzählen, dass es in seinen ehemaligen Kreisen sehr viel ruhiger und strukturierter vorging. Okay, letzteres vielleicht, aber auch nur aus dem Grund, dass es eine ganz klare Hierarchie gab, nach der die Familie lebte. Da hatte man von Natur aus schon den grundlegenden Respekt vor dem älteren Bruder. Hier kochte nun mal jeder sein eigenes Süppchen und bis auf den mehr oder weniger hobbymäßig gegründeten Suicide Squad verband uns halt absolut gar nichts. Lediglich das Geld. Aber ein Streit zwischen Geschäftspartnern und ein Streit zwischen Blutsverwandten unterschieden sich halt in etwa so sehr wie Tag und Nacht. Trotzdem hielt ich die recht überflüssige Antwort auf meine rhetorische Frage für etwas übertrieben, aber gut. War jetzt nicht weiter wichtig, äußern wollte ich mich dazu nicht mehr. Stattdessen hatte ich es Sabin gleich getan und mich auf meinem Stuhl ein Stück zurück gelehnt, die Arme vor der Brust verschränkt und auf etwaige Antworten bezüglich der letzten, eher indirekte Frage - die unterschwellig schon fast einer Stichelei glich - des Italieners gewartet. Bis auf eine Zustimmung seitens Hunter und einem schwachen Schulterzucken von Cosma kam allerdings nichts weiter und im Prinzip war damit auch alles geklärt. Meine Zustimmung hatte er ja ebenfalls schon zur Kenntnis genommen. Dass Syd sich gänzlich aus der Konversation heraus gehalten hatte und es nach wie vor tat, konnte man ihr gar nicht verübeln. Ein Blick auf die zierliche Brünette verriet mir, dass sie ganz froh zu sein schien, als Mauerblümchen keine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Ihrem Gesichtsausdruck nach zu urteilen wusste sie nämlich gerade nicht, worüber man sich am ehesten Gedanken machen sollte. Über mich, die einem wild gewordenen Stier das rote Tuch vor die Nase hielt oder über Hunter, der wie ein Geisteskranker beinahe über den Tisch stürmte, um mich mit bloßen Händen zu erwürgen? Des Weiteren blieb die Frage offen, wie wenig Cosma an ihrem Leben hing, dass sie sich freiwillig zwischen den Bullen und den Matador warf und zu guter Letzt wie Sabin es schaffte, noch so unglaublich gut auszusehen, wo ihm als Sozialpädagoge der Sippschaft doch schon etliche graue Haare gewachsen sein mussten. "Scheint, als wären alle zufrieden.", stellte ich unnötigerweise und mit einem provozierenden Blick in Richtung des aufbrausenden Amerikaners fest, der trotz der verhältnismäßig guten Alternative innerlich noch immer zu kochen schien. Sollte mir aber auch egal sein. "Die Frage ist nur, wie und wann. Dass Bild hierher zu bekommen ist schnell erledigt. Meiner Meinung nach sollten wir nicht allzu viel Zeit verschwenden. Hab' das Gefühl, dass die Jungs immer nerviger werden, je länger wir warten.", redete ich schließlich weiter und unterstrich das Ganze dann mit einem schwachen Schulterzucken. Mehr hatte ich dann auch erst einmal nicht einzuwerfen.
So wie Sabin hier den Vater der zwei dickköpfigen Kinder spielte, nahm ich im Geiste den Platz der Mutter ein. Sowohl Hunter, als auch Richard verhielten sich hier gerade absolut unangemessen. Nicht nur, dass beide gerade wertvolle Zeit mit einer sinnlosen Diskussion verschwendeten, nein, einer nahm sich auch mehr Rechte raus, als der andere. Und das war wirklich anstrengend. Ließ mich innerlich auch eine Stufe hoch fahren, aber Sabin zuliebe wollte ich mich jetzt nicht aktiv in den Streit mit einklinken, sondern dem Ganzen viel eher ein Ende setzen. Klappte leider nur so semi optimal, denn das Bevormunden hatte sich der Amerikaner ganz geschickt von meinem besten Freund abgeguckt, in der Annahme, er würde damit genau so durch kommen. Vielleicht tat er das auch für den einen Moment, weil ich nicht damit gerechnet hatte, dass er sich nach den ganzen letzten Wochen wirklich noch einmal trauen würde, mir gegenüber das Wort in, na ja ... diesem Maß zu erheben. Wie auch immer. Jedenfalls war ich ganz froh, als Sabin mich in der Schlichtung des Streits unterstützte, denn so konnte ich mich mit tief ins Gesicht gezogene Augenbrauen wieder auf den Stuhl zurück fallen lassen, von dem ich aufgestanden war, weil der Arm sonst zu kurz gewesen wäre, um vor den beiden Streithähne gleichermaßen aufzuschlagen. Den darauffolgenden Worten aller Parteien folgte ich nur wenig, bis gar nicht, gab mich am Ende dann schließlich aber damit zufrieden und einverstanden, dass ich die kurzen Shorts wohl im Kleiderschrank belassen konnte. Das war alles, was ich wissen musste, mehr war absolut nicht nötig. Erst auf Richards letzten Worte hin löste sich mein Blick von dem Glas, welches noch bis zur Hälfte gefüllt vor meiner Nase stand. "Ist mir grundlegend egal, wann wir das machen. Ich muss halt wegen dem Geld schauen. Und weil mir das Ganze hier ohnehin etwas zu blöd geworden ist und ich gerne einen Rauchen würde, werde ich genau das jetzt auch tun. Ihr könnt mich dann auf aktuellsten Stand bringen, wenn ich wieder da bin.", gab ich relativ nachdenklich, trocken von mir. Schon während dem Reden hatte ich mich erhoben und mit dem Oberkörper in Richtung der Zutritt nur für Mitarbeiter Tür gedreht. Für die weitere Planung war ich sicher nicht von Nöten, von Kunst hatte ich ohnehin keine Ahnung und in Sachen Organisation war Sabin hier eindeutig die hellste Kerze auf der Torte. Also nutzte ich die Zeit, meinen Geldbestand, den ich aus Prinzip schon nicht auf einem Bankkonto einzahlte, sondern in meinem Büro, ganz geschickt versteckt in einem Tresor bunkerte, zu überprüfen. Weil ich dafür auch noch das ein oder andere Finanzbuch wälzen musste, würde man mich für heute so schnell wohl nicht wieder sehen. Für den Rest der Planung war ich aber nicht essentiell, Sabin wusste durch seine Arbeit in der Bar, wie der ganze Ablauf war, wann man so etwas besser nicht plante, weil ohnehin viel los war und, und, und. Ich vertraute ihm da jetzt einfach mal, damit mein Gewissen beruhigt war, bevor ich mich mit einem letzten, vielsagenden Blick in Richtung Hunter, der sein Fett ganz sicher noch weg bekommen würde, schließlich von der Gruppe abwandte. "Wenn doch noch was Dringliches sein sollte, für das ihr mich unbedingt braucht: Ich bin im Büro. Wäre schön, wenn ihr anklopfen würdet. Aber wenn ihr das nicht für nötig halten solltet, ist das natürlich auch okay.", war dann der letzte, bissige Kommentar, mit dem ich mich indirekt verabschiedete. Gut, vielleicht hätte der letzte Teil nicht sein müssen, begab ich mich dann ja doch noch auf das Niveau von Hunter und Richard hinunter, aber die Anspielung darauf, dass mein Wort ja im Prinzip keine Rolle spielte, konnte ich mir einfach nicht verkneifen. Trotz allem ... wer klopfte denn heutzutage überhaupt noch an? Hätte mir nichts Besseres, vielleicht Realistischeres einfallen können, um den Wink mit dem Zaunpfahl zu machen? Wohl nicht.
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