Ich konnte gar nicht in Worte fassen, wie sehr ich mich gefreut hatte, als Iljah mir mitgeteilt hatte, dass ich aus der provisorischen Wohngemeinschaft ausziehen konnte. Versteht mich nicht falsch, ich genoss die Freundschaft zu Richard, die gefühlt noch ein bisschen besser geworden war, seit ich mich hinter Samuele und ihn gestellt hatte. Cosma hatte sich in der Zwischenzeit zwar erst mehr oder weniger beruhigt, aber das würde sich schon noch irgendwann geben in den nächsten Tagen. Trotz der neu gewonnenen Freundschaften wollte ich aber einfach gerne mal wieder meine Ruhe haben und sowas wie ein eigenes Schlafzimmer. Ein Bett. Einen Schrank und nicht mehr nur den Koffer, in dem ich ständig meine Klamotten rumschieben musste, um irgendwas zu finden. Deshalb sah ich dem kleinen Umzug definitiv mit lachenden Augen entgegen und dementsprechend gut war auch meine Laune an dem Tag, als ich das erste Mal die Wohnung betreten sollte. Ich stand bereits grinsend vom Sofa auf und begann es prompt aufzuräumen. Richtete die Kissen und faltete die Decke zusammen, um sie über eine der beiden Armlehnen zu hängen. Nach einer kurzen Dusche und einem etwas förmlicher wirkenden Outfit ging es dann noch vor dem Mittagessen mit einem Taxi zu dem kleinen Bungalow, wo mir der Vermieter in Iljahs Auftrag die Schlüssel übergab. Er hängte gleich noch eine kurze Führung durch das kleine Haus an und zeigte mir auch den kleinen Garten. Nicht, dass ich den unbedingt gebraucht hätte, aber es war schön weiterhin einen zu haben, wo ich mich doch sehr an Richards Terrasse gewöhnt hatte. Ich lächelte die ganze Führung über ununterbrochen vor mich hin und es gab in meinen Augen auch wirklich absolut gar nichts an dem Mietobjekt auszusetzen. Es bot für mich allein locker genug Platz, eine recht moderne Küche war auch schon drin und kaum war der Vermieter dann nach etwa einer Stunde verschwunden, legte ich mich im zukünftigen Wohnzimmer mit dem Rücken auf den Boden und breitete die Arme aus. Schloss grinsend die Augen und genoss einfach nur die absolute Stille - keine Hintergrundgeräusche mehr. Niemand, der unter der Dusche stand. Niemand, der sich einen Kaffee machte. Niemand, der irgendwas von mir wollte. Ich hatte damals in Moskau eigentlich gerne eine WG gehabt, aber nach dem ganzen Aufriss und Stress mit den Sorokins war ich dankbar für jede ruhige Minuten und davon würde ich jetzt endlich mehr als genug haben können. Aber natürlich konnte ich nicht einfach in eine leere Wohnung ziehen, weil es sich ohne Möbel schwer lebte. Also ging ich noch am selben Nachmittag als Richard ausgeschlafen hatte mit ihm im Schlepptau in die Stadt. Samuele als neuen Kontakt zu haben erwies sich bereits als praktisch, weil er mir leicht die besten Möglichkeiten nennen konnte, um an brauchbare Möbel zu kommen. Ich wollte dafür kein riesiges Vermögen ausgeben müssen, aber ich hatte auch keine Lust auf mit Holzwürmen gespickte Secondhand-Kommoden. Zumindest die nötigsten Dinge waren bald organisiert und konnten wenige Tage später mit dem Lieferdienst des etwas größeren Geschäfts vor meiner neuen Haustür landen. Allerdings ließen sich in Einzelteilen angelieferte Möbel oft nur schwer alleine aufbauen und tragen, weshalb Richard mir erneut unter die Arme greifen musste. Das kleine Sofa trug noch der nette Fahrer des kleinen Transporters mit rein, aber der Rest blieb dann an uns beiden hängen. Weil wir das teilweise lästige Aufbauen so gut es ging mit Humor nahmen, bekamen wir das recht gut gelaunt auf die Reihe. Zwar war das kleine Bungalow nicht ganz so abgelegen wie Richards Haus, aber wir hatten die Möbel nur nach und nach reingeholt, damit nicht von vornherein alles Mögliche drinnen im Weg herumstand und so schnell holte die ja keiner da weg. Der letzte Karton mit den Teilen des Couchtisches lehnte noch draußen an der Hauswand, weshalb wir beide erneut nach draußen gingen. Ich ging voran und nahm dabei gleich einen anderen, leeren Karton mit raus. Das Recycling-System auf Kuba war noch nicht lange auf dem aktuellen Stand und wurde wohl auch von einer Auslandsfirma übernommen, die sich nun zumindest schon in den größeren Städten mit dem Abfall befasste. Würde ich auf dem Land wohnen wären die Kartons also wahrscheinlich zum Problem geworden, während ich sie jetzt in aller Ruhe zerkleinern und in die Tonne stopfen konnte. Zwar wurden die hier nicht oft geleert, aber allein wohnend würde hoffentlich einfach nicht so viel Dreck anfallen. Ich war so konzentriert und etwas verschwitzt - die Sonne knallte nicht so runter wie im Sommer, aber durch den momentan häufigen Regen war es dafür eklig schwülwarm, da brachten auch die ziemlich kurz geratene Jeansshorts und das weiße, bauchfreie Top nichts - dabei den Karton für die Tonne kleiner zu machen, dass ich die Schritte hinter mir gar nicht hörte. Weder die, noch das Taxi. Es drang einfach gar nicht erst bis zu mir durch, bis ich schließlich die bekannte Männerstimme hinter mir hörte. Mein Gehirn konnte die aber gar nicht so schnell zuordnen, wie ich mich reflexartig umgedreht und dabei das letzte bisschen Karton in meinen Händen fallen gelassen hatte. Die Pappe segelte zu Boden und ich stand im ersten Moment noch ziemlich angespannt da, was sich auch erst änderte, als ich Iljah bewusst vor mir sah. Ich hatte eben leider überwiegend schlechte Erfahrungen mit plötzlich hinter mir auftauchenden Männern gesammelt. Die Anspannung fiel mit einem hörbar erleichterten Seufzen aus meinen schmalen Schultern und mein Kopf kippte dabei kurzzeitig nach vorne. Gepaart mit leisem, russischem Gefluche, weil der Schwarzhaarige mich einfach erschreckt hatte. Es schien zur Regel zu werden, dass er sich nicht ankündigte, sondern aus heiterem Himmel plötzlich auftauchte. Zwar hatte ich das irgendwie gehofft, nachdem Richard ja scheinbar irgendein anderes Anliegen ab von meiner Wohnsituation mit ihm zu besprechen gehabt hatte, aber heilige Scheiße - ich würde mich wohl nie daran gewöhnen, ihn plötzlich einfach vor oder hinter mir stehen zu haben. "Du bist so ein.... grrr.", schloss ich meine wenig ernst gemeinte Beschimpfung nicht vollständig ab, sondern deutete den unvollendeten Ausgang mit meinen Händen, die ich mit halb gekrümmten, angespannten Fingern kurzzeitig vor mir hielt, als würde ich ihn erwürgen wollen. Allerdings war das dieses Mal auch vorerst alles an Worten und bösem Blut, was ich für den Schwarzhaarigen parat hielt. Denn als der erste Schreck halbwegs erfolgreich verdaut war ging ich stattdessen auf ihn zu, streckte die Finger nach seinem Nacken aus und zog ihn ziemlich energisch für einen innigen Kuss zu mir runter. Ließ ihn so nur unterschwellig meinen mehr oder weniger vorhandenen Ärger über diese Aktion spüren. Weil ich heute gute Laune hatte stand deutlich mehr im Vordergrund, dass ich ihn vermisst hatte. Dass ich seine Frage nicht beantwortet hatte, fiel mir dabei nicht mal auf.
+ .Don't wait for the dust to settle. Don't wait til you've had enough. +
Wenn ich ehrlich sein sollte, dann könnte ich mich wirklich an diese durchweg amüsanten Reaktionen der Schwarzhaarigen gewöhnen. Zwar fiel mir erst ein bisschen später auf, dass der Spruch meinerseits in Anbetracht früherer Vorkommnisse vielleicht nicht besonders weise gewählt war, aber Irina schien mir nach einer kurzen Schrecksekunde nicht lange böse zu sein. Anstatt mir wie beim letzten Mal eine Standpauke zu halten, warum und wieso ich mich denn nicht gemeldet hatte, schien sie heute deutlich besser gelaunt auf mein plötzliches Auftauchen zu reagieren, was ich selbstredend nur willkommen hieß. Ich hätte nämlich, genauso wenig wie beim letzten Mal auch schon, wirklich keine Lust gehabt, mir jetzt dumme Sprüche von ihr anhören zu müssen, wenn ich mehr oder weniger nur auf dem Sprung und fast schon wieder weg war. Es kam ihr also zugute, dass sie lediglich ein bisschen fluchte und sich ihre Beleidigung verkniff, um mich stattdessen in einen innigen Kuss zu ziehen. Fast schon automatisch schloss ich die Augen, ließ die Tragetasche voller Lebensmittel behutsam zu Boden sinken und legte anschließend beide Arme um den zierlichen Körper der Serbin, um sie noch ein wenig enger an mich zu ziehen. Richard, der indessen ein wenig verloren nahe der Tür herumtigerte, schnappte sich schließlich einen der kleineren Kartons, die vor dem Haus lagen, um sich mit den Worten "Ich lass' euch zwei mal alleine..." ins Innere des Hauses zu verkrümeln. Darum hatte ich ihn zwar nicht gebeten, aber vermutlich signalisierte ihm ein Wechsel der Sprache, dass es vielleicht etwas zu bereden galt, worin er nicht involviert sein sollte und wenn es nur ein paar Minuten alleine mit der schwarzhaarigen Schönheit waren, vollkommen egal. Ich war ihm also grundsätzlich erst einmal dankbar dafür, dass er sich vom Acker machte, auch wenn ich ihn weder verbal, noch mittels Körpersprache darum gebeten hatte. "Fluch ruhig weiter so, dann gibst du mir wenigstens einen guten Grund, dir den Arsch zu versohlen", grummelte ich an die Lippen meiner Freundin, als ich mich nach dem Kuss wieder ein klein wenig von ihrem Gesicht distanzierte. Allgemein hielt ich sie aber weiterhin nah bei mir, nur wanderten meine Hände seitlich an ihrer Hüfte hinab, um sie letztlich auf ihrem Hintern zum erliegen kommen zu lassen. Damit wollte ich meinen vorangegangenen Worten nur noch ein klein wenig mehr Nachdruck verleihen, auch wenn ich sie jetzt wohl kaum hier in aller Öffentlichkeit übers Knie gelegt hätte. Und selbst wenn mir der Sinn danach gestanden hätte, müsste ich es um ein paar Stunden nach hinten verschieben, bis ich von dem Gespräch mit Sabin zurückgekehrt war. Ehrlich gesagt hielt sich meine Motivation, in wenigen Augenblicken zu ihm aufbrechen zu müssen, stark in Grenzen, wo ich die junge Frau gerade so schön in meinen Armen hielt, aber das Angebot - beziehungsweise die paar Infos zu dem Angebot, die ich durch das Telefon bekommen hatte - klang relativ vielversprechend und ich wollte dem Ganzen gerne eine Chance geben. Zwar kannte ich diesen Sabin nicht, von dem Richard mir erzählt hatte, aber ich konnte mir nicht vorstellen, dass er vom Ding her komplizierter war, als der schießwütige Amerikaner. Niemand war das, oder? Zumindest glaubte ich das, vielleicht wurde ich ja später eines besseren belehrt. Bis dahin stellte ich die Gedanken ans Geschäftliche aber erst einmal hintenan und widmete mich lieber meiner Liebsten, die ich schon nach ein paar Tagen zurück in Russland schrecklich vermisst hatte. Irgendwie fehlte einem doch immer ein gewisser Ausgleich, wenn man nach Hause kam, sich ins Bett legte und niemand da war, an den man sich kuscheln konnte. Nicht, dass ich jetzt ein wirklich sentimentaler Typ Mensch war, der viel Liebe und Aufmerksamkeit brauchte, aber ich hatte mich doch irgendwie sehr an die Nähe der jungen Frau gewöhnt und sie fehlte mir einfach. Irina hatte irgendwie das gewisse Etwas, dass sie für mich weitaus interessanter machte, als all die anderen Frauen in meinem Umfeld und ich hatte sie gerne bei mir. Nicht zuletzt hatte mir das zwar viel Ärger eingebracht, aber da stand ich drüber. Zumindest mit meiner aktuell relativ guten geistigen Verfassung. Das konnte natürlich irgendwann schlagartig umschlagen und was dann los war, wusste die Schwarzhaarige leider ziemlich gut, nur abzusehen war dieser Sinneswandel nun mal nicht. Aber auch daran verschwendete ich jetzt nicht mehr Gedanken, als unbedingt notwendig war, sondern konzentrierte mich lieber auf das hübsche Gesicht, dem man den Ärger, den sie nicht auszusprechen vermochte, durchaus noch ein wenig ansah. Deshalb setzte ich auch das charmanteste Lächeln auf, das ich im Repertoire hatte und strich der jungen Frau vorsichtig eine Strähne aus dem verschwitzten Gesicht. "Aber ich freue mich auch, dich zu sehen...", ging ich schließlich darauf ein, dass sie mir vermutlich genau das mit ihren Worten gerade eben mitzuteilen versucht hatte und das Lächeln verformte sich zu einem schiefen Grinsen. "Ich kann für den Moment allerdings nicht so lange bleiben. Ich habe noch einen Termin, aber danach gehöre ich ganz dir. Wie klingt das für dich?" Ich wollte, dass Irina direkt wusste, dass ich fürs Erste - und leider so wie beim letzten Mal auch schon - nicht besonders viel Zeit übrig hatte. Sie nicht der primäre Grund meines Besuches war. Irgendwie kam ich mit der Zeitverschiebung und dem Jetlag hier auf Kuba nicht richtig klar und war definitiv ein bisschen zu spät aufgebrochen. Einen großen Hehl machte ich daraus aber nicht, weil ich wusste, dass ich am Abend definitiv noch einmal bei ihr vorbeischauen und höchstwahrscheinlich auch bleiben würde. Das nächste Treffen stand dann nämlich wieder in den Sternen. Dass ich deswegen das Maximum an Zärtlichkeiten und Sex abgreifen wollte, damit ich die Zeit bis zu unserem nächsten Wiedersehen überlebte, war ja wohl nur logisch, oder?
# Is it all a tragedy? Are we flashes in a rut going in and out of luck? Maybe. #
Wegen mir hätte Richard nicht zu gehen brauchen, aber da spiegelten sich wohl einfach seine meistens ganz guten Manieren wieder. Viel wichtiger als das vorübergehende Verschwinden des Engländers waren jedoch Iljahs Hände, die nicht lange brauchten um den Weg an meinen Körper zu finden und auch sein Geruch, der mir wie meine ganz persönliche Droge angenehm die Sinne vernebelte. Wie das eben so war, mit der rosaroten Brille. Hätte ich die nicht so wahnsinnig gerne auf, hätte ich es mir inzwischen wahrscheinlich schon zehn Mal neu überlegt, ob das mit uns beiden eine gute Idee war. War es nämlich nicht und eigentlich wusste ich das auch. War mir nur offensichtlich sehr egal. Die Worte, die der hochgewachsene Russe dann schließlich nach unserem Kuss zu mir runter grummelte, ließen mich ihn versonnen anlächeln, als ich gleichzeitig meine rechte Hand aus seinem Nacken löste. Ich zog mit den inzwischen wieder etwas längeren Nägeln - ja, ich hatte inzwischen eine vertrauenswürdige Nagelfee im offiziellen Touristenviertel der Stadt gefunden - sachte eine Spur von seinem Nacken aus, seitlich an seinem Hals nach unten bis zu seinem Schlüsselbein, auf das ich dann schließlich mit dem Zeigefinger tippte. "Du tust ja so als würdest du wirklich einen Grund dafür brauchen.", zog ich ihn ein bisschen auf und fing dabei wieder an zu grinsen, zog die rechte Augenbraue ein bisschen nach oben. Nein, eine gute Begründung für einen saftigen Klaps auf den Hintern hatte er noch nie gebraucht und da würde sich wohl kaum was dran geändert haben in seiner Abwesenheit. Meine Freude über sein Auftauchen wurde daraufhin leider schon abrupt gebremst. Meine Mundwinkel sanken unweigerlich ein bisschen nach unten ab und schmälerten sich wieder zu einem Lächeln. Ich wollte nicht, dass er nach einem Kuss schon wieder ging. War auch nicht unbedingt begeistert davon, dass er scheinbar nur wieder wegen irgendwelcher Geschäfte hier war, auch wenn ich das bis zu einem gewissen Grad schon geahnt hatte, wo sein letzter Besuch verhältnismäßig noch gar nicht lange her war. Aber wer war ich, mich darüber schon wieder zu beschweren - das würde nur in einem nächsten Streit enden und ich hatte mit meiner bis hierhin eigentlich sehr guten Laune nicht unbedingt Lust darauf. Ich sollte wohl einfach hinnehmen, was ich von Iljah kriegen konnte. Was anderes blieb mir ja sowieso nicht übrig. Außerdem hatte er mir gerade ein neues Heim verschafft und es wäre vermutlich der Teufel los, wenn ich mich jetzt trotz alledem beschweren würde. Es blieb also bei einem leisen, bedauernden Seufzen, während ich mit dem Finger bedächtig sein Schlüsselbein nach innen entlangfuhr und meiner Hand dabei mit den Augen folgte. "Ist okay... ich bin hier ja sowieso noch eine Weile beschäftigt. Dann bin ich wenigstens fertig, wenn du wiederkommst.", versuchte ich die Sache möglichst positiv zu sehen. Meine Klamotten hatte ich noch nicht eingeräumt, der Couchtisch war noch nicht aufgebaut, einige Kartons und anderer Verpackungsmüll wollten noch nach draußen gebracht werden... apropos - mein Blick fiel auf den Karton unweit unserer Füße. "Was hast du da eigentlich mitgebracht?", fragte ich mit einem leicht seitlichen Nicken in Richtung des Mitbringsels, bevor ich mit fragendem Blick wieder zu ihm nach oben sah. Die Einkaufstüte eines örtlichen Lebensmittelgeschäfts sprach für sich, aber der Karton war zu und ließ mich nichts sehen.
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Irina kannte mich inzwischen einfach zu gut. Logischerweise brauchte ich zum Hintern versohlen nämlich eigentlich überhaupt keinen Grund, sondern tat es einfach, wenn mir gerade so der Sinn danach stand. Ich kam nicht drum herum, aufgrund dieser Aussage leise zu lachen und bedächtig mit dem Kopf zu schütteln. "Tja, da hast du wohl Recht...", stimmte ich der Schwarzhaarigen in dieser Sache zu und musterte zufrieden lächelnd ihr Gesicht, als sie gerade mit den Fingern mein Schlüsselbein passierte. Nahm mir auch die Zeit, die ich streng genommen gar nicht hatte, diese Zärtlichkeiten schon jetzt förmlich aufzusaugen. Und weil ich die junge Frau so genau beobachtete, konnte ich ganz gut erkennen, dass sie alles andere als erfreut darüber war, weil ich mich gleich schon wieder aus dem Staub machen würde. Das bedauernde Seufzen unterstrich meine Vermutung nur zusätzlich und die Hand, mit der ich gerade noch eine lose Strähne aus ihrem Gesicht gewischt hatte, hob sich erneut, um das schmale Kinn der zierlichen Gestalt zwischen dem Daumen und meinem Zeigefinger zu halten. Behutsam bewegte ich Irina so dazu, mich wieder direkt anzusehen. "Na siehst du. Ich komme zu dir, so schnell ich kann, okay? Versprochen." Bis sie mit dem ganzen Krempel, den sie vor dem Haus verteilt hatten, fertig waren, wäre ich ganz sicher auch schon längst auf dem Rückweg. Außerdem hatte ich in den letzten Wochen so einiges in Russland bewegen und abarbeiten können. Es war mir also durchaus möglich, ein paar Tage länger hier auf Kuba zu bleiben, sofern ich das ein oder andere Mal ein paar Stunden an meinem Laptop verbringen würde, um wirklich wichtige Entscheidungen absegnen zu können. Ansonsten war es auf der anderen Seite der Erdhalbkugel inzwischen wieder verhältnismäßig ruhig geworden, weshalb ich ganz allgemein deutlich entspannter war. Natürlich lief noch nicht alles wieder zu einhundert Prozent perfekt, was schlichtweg daran lag, dass der Standort in Italien nun mal eben deutlich mehr Geld in die Taschen der Familie Gniwek gespült hatte und ein, zwei Aufträge von der karibischen Insel da einfach nicht ausreichten, um wieder durchatmen zu können. Nach und nach lief es dafür aber in Russland immer besser, was nicht zuletzt wohl auch daran lag, dass die Sorokins nicht mehr waren. Zumindest nicht mehr in der Form, wie sie früher Moskaus Straßen unsicher gemacht hatten. Ich driftete gedanklich gerade ein klein wenig ab, als Irina erneut das Wort ergriff und mich damit aus dem Gedankenstrudel geradezu herausriss. Ich folgte mit meinem Blick ihrem Nicken in Richtung des Kartons zu unseren Füßen, den ich daraufhin mit der Fußspitze antippte. "Ich habe ein paar Sachen aus deiner Wohnung holen lassen. Überwiegend wohl Kram für die Küche, aber ich habe nicht mehr reingeguckt, was die Jungs alles eingesackt haben.", antwortete ich wahrheitsgemäß und zuckte parallel dazu mit den breiten Schultern. "Und ich habe gedacht, wenn ich eh schon hier bin, kann ich den Krempel auch direkt mitbringen. Ich trag dir das gerade noch rein und dann muss ich erst mal los.", hängte ich wenig später noch hintenan, bevor ich mir noch einen Kuss von den Lippen der Schwarzhaarigen stahl und mich anschließend von ihr löste. Ich schulterte die abgestellte Tasche voller Lebensmittel erneut und griff gerade nach der Kiste, als der Engländer aus der Tür geschossen kam. Offensichtlich hatte er uns von drinnen beobachtet oder zumindest regelmäßig ein Auge auf uns geworfen, um abschätzen zu können, wann er das Haus wieder verlassen konnte. Ich nickte ihm schwach zu und er spazierte mit einem breiten Lächeln auf den Lippen an mir vorbei, um unaufgefordert die zweite Kiste vom Bürgersteig zu holen.
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So schnell ich kann war wie immer die einzige richtige Antwort in meinen Augen und meine Mundwinkel hoben sich wieder minimal an, als ich diese Worte schwach abnickte. So gut es eben ging, wenn er mein Kinn festhielt. Es war einfach schön zu hören, dass Iljah mich auch vermisst zu haben schien. Es war nicht so als hätte ich daran wirklich irgendwelche Zweifel, wo wir das letzte mal doch so einige schöne Stunden zusammen im Hotel verbracht hatten und er mir die neue Wohnung ermöglichte, aber ich brauchte wohl ab und zu einfach ein bisschen Bestätigung. Dazu gehörten auch die kleinen Zärtlichkeiten, die er mir zukommen ließ. Das Mysterium um den Karton neben uns löste der Schwarzhaarige dann auch ziemlich schnell in Luft auf, wobei ich im ersten Moment wohl doch ein bisschen verdutzt zu ihm nach oben blinzelte. Er hatte wirklich extra deswegen nochmal Jemanden in meine alte Wohnung geschickt? Ich wusste nicht, womit ich bei dem Inhalt des Kartons gerechnet hatte, wo ich bei ihm Zuhause doch auch kaum Sachen von mir gehabt hatte, aber das gehörte irgendwie nicht dazu. Bei dem folgenden Gedanken an die alten Zeiten in der WG hätte ich auch beinahe etwas melancholisch werden können. Bis Iljah damit angefangen hatte so verbissen um meine Aufmerksamkeit zu ringen war mein Leben eigentlich nicht schlecht gewesen. Natürlich war das Sorokin Kartell im Nacken scheiße gewesen, aber das war bis zu meiner näheren Beziehung zu meinem jetzigen Freund ziemlich in den Hintergrund gerückt. Sie hatten sich nur ab und zu sehen lassen, um nach dem Stand der Dinge zu fragen und sonst war nichts passiert. Spionage erforderte oft eben Geduld und hinsichtlich Iljah hatten sie die gehabt... bis sie gemerkt hatten, dass ich an sehr viel mehr herankommen könnte, wenn ich nur wollte. Da war die imaginäre Waffe schnell gezückt und wieder an meinem Rücken platziert. Aber genug der alten Zeiten. "Das wär wirklich nicht nötig gewesen... aber danke. Das erleichtert sicher einiges.", bedankte ich mich nach dem nächsten Kuss aufrichtig, als der junge Mann schon dabei war sich den Karton und die Einkäufe zu eigen zu machen. Ich konnte kaum so schnell gucken, da war auch Richard wieder draußen und holte noch einen zweiten Karton, den ich bis dato noch nicht mal bemerkt hatte. Mit einem leichten Kopfschütteln hob ich also das Bisschen Karton auf, dass ich vorhin hatte fallen lassen, riss die Pappe noch zwei Mal durch und stopfte sie in die Tonne. Danach folgte ich Iljah nach drinnen und begann schon dabei erneut schwach vor mich hinzulächeln. "Wie lang brauchst du denn? Schätzungsweise, meine ich.", hakte ich nach, als er den Karton in der noch relativ leeren Küche abgestellt hatte. Einen Esstisch gab es da noch nicht - Platz dafür war theoretisch schon -, aber mir reichten auch die beiden Barhocker an der Rückseite der Küchentheke völlig aus. Wahrscheinlich würde ich mich sowieso meistens mit dem Teller vor den Fernseher verkrümeln. Hatte ich damals in der WG schon meistens so gemacht und auch bei Richard war das bei Fernsehabenden so jetzt nicht grade selten vorgekommen. Es war eben irgendwie sehr viel gemütlicher. In jedem Fall wäre es gut zu wissen, wann ich denn ungefähr mit der Rückkehr des Russen rechnen konnte. Machte ja schon einen Unterschied, ob er nun mehrere Stunden weg war oder nur eine. Konnte aber natürlich auch sein, dass er das überhaupt nicht abschätzen konnte. Kam bestimmt auch darauf an, worum es bei der geschäftlichen Angelegenheit ging, aber ich fragte was das anging lieber noch nicht nach. Später vielleicht, sollte alles in trockenen Tüchern sein. Erst einmal nahm ich ihm die Tüte ab und begann schon zwei, drei Sachen in den Kühlschrank zu räumen, während ich auf seine Antwort wartete.
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Natürlich wäre das nicht nötig gewesen, aber das konnte ich von so ziemlich alledem hier behaupten. Es wäre nicht nötig gewesen, die Sachen aus Russland mitzubringen, Irina das Haus zu kaufen, sie auf Kuba abzusetzen, mich wegen ihr foltern lassen, mich in sie zu verlieben... und so weiter und sofort. Und doch hatte ich mich dazu hinreißen lassen. Wozu das Ganze? Keine Ahnung. Bereute ich es? Manchmal ein bisschen. Jetzt wo ich wusste, wie der ganze Scheiß ausging, würde ich alles noch einmal genau so machen, wie ich es bis hierhin getan hatte? Scheiße, nein. Aber in der Vergangenheit herumzuwühlen und sich an ihr aufzuhängen war jetzt auch nicht das Gelbe vom Ei und so sah ich lieber positiv in eine gemeinsame Zukunft mit Irina an meiner Seite. Ich lächelte, als sie sich für das Mitbringsel bedankte, sagte dazu aber nichts weiter und folgte ihr lieber wortlos nach drinnen. Ich selbst hatte das Haus logischerweise nur via Online-Besichtigung von innen gesehen und musste dementsprechend interessiert wirken, als wir gemeinsam in die Küche schlenderten. Prüfend ließ ich meinen Blick schweifen. So wirklich luxuriös oder richtig hübsch war das Haus ja nicht, aber für ein einfaches 08/15-Leben war es vollkommen ausreichend. Es bot genug Platz, die Einbauküche war auch schon etwas neuer und nicht mehr aus Hitlers Zeiten, also konnte auch das Bad- und Schlafzimmer nicht viel schlimmer aussehen. Ich parkte den Karton mit den Küchenutensilien auf dem Boden nahe der Küchentheke und übergab die Tasche mit den Lebensmitteln an meine Freundin, damit sie schonmal damit anfangen konnte, einzuräumen. Ohnehin würde ich mich wohl noch davor hüten, Hand an die Ordnung der Serbin zu legen, wo ich doch sehr wahrscheinlich noch eine kleine Weile drüben in Russland residieren würde. Sie sollte sich also ruhig vollkommen unabhängig von mir einrichten und falls ich hier irgendwann einmal mit einziehen würde, könnten wir immer noch darüber streiten, wo mein Deo stehen würde und welcher Platz für die Marmelade vorgesehen war. Irina hatte bereits ein paar der Lebensmittel verräumt, als sie sich mit einer Frage an mich richtete, über die ich erst einmal einen Moment lang nachdenken musste. Ehrlich gesagt konnte ich nämlich überhaupt nicht abschätzen, wie lange Sabin und ich uns unterhalten würden und somit konnte ich auch keine wirklich konkrete Antwort geben. "Mhm, ich kann es dir nicht sagen. Ich hoffe natürlich, dass es nicht so lange dauert. Aber ich bringe Essen mit, in Ordnung?", gab ich der Serbin eine wenig brauchbare Antwort auf ihre Frage. Im gleichen Atemzug wollte ich mich dafür aber gerne entschuldigen, weil ich wusste, dass schwammige Aussagen bei mir leider zur Normalität geworden waren. Mein entschuldigendes Lächeln untermauerte noch einmal zusätzlich, dass es mir tatsächlich ein wenig Leid tat, ihr keine informative Antwort geben zu können. "Ich schätze aber, dass ich mindestens für zwei Stunden weg sein werde...", mutmaßte ich jetzt einfach mal ins Blaue hinein, zuckte auch ein wenig unschlüssig mit den Schultern. Natürlich hätte es genau so gut sein können, dass ich schon in circa einer halben Stunde nach meiner Abreise wieder hier aufschlug, wenn das Angebot, über welches Sabin mit mir sprechen wollte, totale Scheiße war. Davon ausgehen würde ich jetzt aber erst einmal nicht und bis ich beim vereinbarten Treffpunkt war, wir einander erst einmal grundlegend kennengelernt hatten, um dann zur Sache zu kommen... da würde schon eine ganze Weile ins Land ziehen. Stressen lassen würde ich mich allerdings auch nicht, weil es ganz einfach nicht notwendig war. Wenn Irina heute Abend noch etwas anderes vorhatte, dann mussten wir die gemeinsame Nacht eben auf Morgen verschieben. Ich war da relativ flexibel. Schließlich hatte ich sie jetzt schon fast einen Monat lang nicht mehr gesehen, auf einen Tag mehr oder weniger kam es da ehrlich gesagt dann auch nicht mehr an. Als ich eine Vibration am Bein verspürte, wusste ich, dass es langsam Zeit wurde, aufzubrechen. Ich kramte mein Handy aus der Hosentasche, um die Erinnerung abzuschalten und seufzte, als ich es wieder einsteckte. "Ich muss langsam los.", ließ ich Irina wissen, dass ich mich langsam auf den Weg machen musste. So ganz ohne eigenes Auto war es hier auf der Insel einfach ziemlich beschissen, von A nach B zu gelangen und so brauchte ich entsprechend Vorlaufzeit, um mir ein Taxi nehmen und die Strecke bis zum Treffpunkt fahren zu können. Ich stieß mich also von der Theke ab, an die ich mich kurzzeitig mit der Hüfte gelehnt hatte, um die Schwarzhaarige zum Abschied noch einmal in meine Arme zu ziehen. Dann beugte ich mich für den vorerst letzten Kuss zu ihr runter. Ich zog ihn ein wenig in die Länge und löste mich schließlich mit einem Klaps auf den Hintern von der junge Frau. "Bis später.", verabschiedete ich mich noch und brach dann auch schon auf. Auf dem Weg nach draußen verabschiedete ich mich noch von Richard und kramte vor der Tür erneut mein Handy hervor. Während ich mich zu Fuß schon einmal auf den Weg in Richtung Innenstadt machte, wählte ich die Nummer des örtlichen Taxiservices.
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Zugegeben war es nicht meine allerbeste Idee gewesen zuerst Richard in Richtung Irina loszuschicken und mir erst danach intensive Gedanken darüber zu machen, wie genau ich das Aufeinandertreffen mit dem Russen denn überhaupt gestalten wollte. Oder wie genau überhaupt die ganze Geschichte rüber nach Mexico ablaufen sollte - denn es stand noch ein bisschen in den Sternen, ob ich Jemanden dafür auftreiben konnte die Sache im Auge zu behalten, oder ob ich schlichtweg auf Iljahs fähige Mannschaft bauen müssen würde. Es gab leider kaum Jemanden, dem ich in dieser Angelegenheit ausreichend Vertrauen schenken konnte. Jeder, der in direktem Kontakt mit Hunter stand und für den eine gute Beziehung zu dem Amerikaner unabdingbar war - Tauren beispielsweise - fiel schon von vornherein gänzlich raus. Samuele wäre eigentlich perfekt für diesen Job gewesen, würde er als Mitarbeiter des Cafés doch sogar irgendwie gute Gründe haben da mitzufahren. Allerdings würde er dann wiederum auf der Arbeit fehlen und außerdem war er schlicht und ergreifend ein Weichei. Es reichte wahrscheinlich schon ein einziger fallender Schuss, damit er sich flach auf den Boden warf und die Hände über den Kopf warf. Richard fiel ebenfalls raus, weil ich ihn nicht gefährden wollte. Vor allem auch in Hinsicht auf die Drogen nicht. Es waren zwei lange, langweilige Tage, in denen er sich leicht etwas von den im Kaffee steckenden Drogen einsacken und nutzen konnte. Sydney fiel logischerweise auch weg und sie machte eben auch keinen besonders bedrohlichen Eindruck, wenn wir ehrlich waren. Außerdem konnte ich auch nicht 24 Stunden am Tag auf Noah aufpassen und ihn nicht ständig nachts allein lassen, wenn ich mich um die Drogen kümmerte. Meine Auswahl an Leuten, die Hunter gerne eins auswischen wollten oder ihm zumindest nicht hundertprozentig treu ergeben waren, beschränkte sich damit also auf Vahagn. Allerdings glaubte ich sie gar nicht erst fragen zu müssen, weil sie - verständlicherweise - nicht besonders gut auf mich zu sprechen war. Mir blieb also auch da höchstens der Umweg über ihren Bruder, von dem ich nicht wusste, inwiefern er ihr dahingehend Vorschriften machen konnte oder sie ein Stück weit an der Nase herumführen würde. Wüsste die zierliche Russin wem sie dabei in Wahrheit unter die Arme griff, würde sie das nach dem Zoff mit Hunter wahrscheinlich prustend ablehnen. Der Pfeiler mit der würdigen Aufsichtsperson stand also leider noch sehr wacklig, als der Tag kam, an dem Iljah auf Kuba landete. Ich hatte Sydney darum gebeten mit Noah für den Rest des Tages das Weite zu suchen, damit ich mich ungestört mit dem Russen Zuhause unterhalten konnte. Nein, unsere Wohnung war nicht glamourös, aber das unterstrich in meinen Augen auch nur den Ernst meiner Lage. Sie war durchschnittlich und für einen Kriminellen wie mich, der mal ganz oben mitgeschwommen war, einfach ein demütigender Schlag ins Gesicht. Erst recht, wenn man sich permanent von Hunter unterjochen lassen musste, weil man andernfalls schlichtweg geköpft wurde. Inklusive familiärem Anhang, worauf ich ein zweites Mal wirklich bestens verzichten konnte. Noah mochte nicht mein leiblicher Sohn sein, aber wir beide kamen inzwischen wirklich gut miteinander klar und ich wollte auch Sydney auf keinen Fall verlieren. Wollte gar nicht erst herausfinden müssen, was es mit mir machen würde, wenn sich dieses Schauspiel noch einmal wiederholen würde. Also galt es das zu vermeiden und den Deal heute bestmöglich nach meinen Vorstellungen unter Dach und Fach zu kriegen. Ich saß mit leerem, nachdenklichem Blick auf dem Sofa, als es schließlich an der Tür klingelte. Ich stand auf und ließ den Russen rein, der ein paar Sekunden nach dem Öffnen der unteren Haustür die paar wenigen Treppenstufen nach oben gekommen war. Gewohnt selbstbewusst, aber keinesfalls überheblich reichte ich ihm die Hand, als er an der Wohnungstür angekommen war. "Freut mich dich kennenzulernen, Iljah.", gab ich mich höflich, der Ton dabei weder zu förmlich, noch zu freundschaftlich. Ich wählte gerne den Mittelweg, wenn ich noch nicht wusste, wie mein Gegenüber tickte. "Komm rein. Kann ich etwas zu trinken anbieten?", mimte ich den guten Gastgeber, während ich ihm kurz Platz machte um Einzutreten und kurz darauf die Wohnungstür schon hinter ihm schloss. Bis auf die Türen zu Wohnzimmer und Küche waren alle geschlossen und Kinderspielzeug flog nirgends herum - der Schwarzhaarige brauchte noch nicht zu wissen, wo mein wundester Punkt lag. Schlimm genug, dass der Amerikaner das wusste. "Nimm ruhig schon Platz... ob draußen oder drinnen ist mir gleich.", bot ich Iljah nach seinem Getränkewunsch an nicht im Flur stehend warten zu müssen und deutete dabei mit dem Arm zur Wohnzimmertür. Der Balkon lag zu dieser Tageszeit im Schatten und hatte inzwischen sowieso auch ein Sonnensegel verpasst bekommen, damit der kleine Junge sich draußen nicht die Haut verbrannte. Wir konnten aber gern auch einfach drinnen bleiben, sollte es dem jungen Mann draußen zu warm sein. Angesichts seiner Herkunft wäre das kaum verwunderlich.
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Der Weg von Irina zu Sabins Wohnung rief mir einmal mehr sehr deutlich vor Augen, was für ein Luxus es eigentlich war, wenn man ein eigenes Auto besaß. Zwar war man mit dem Taxi schon mal ein Stück weit schneller als mit dem Bus oder der Bahn, aber wenn der Fahrer all Ritt langsamer fuhr oder gar anhielt, um einen die Schönheiten Havannas zu zeigen, dann war man halt doch auch deutlich länger unterwegs, als das eigentlich notwendig gewesen wäre. Scheinbar schien er auch kein Englisch zu sprechen, vielleicht verstand er mich aber auch einfach nicht gut, denn auch nach mehrmaliger Aufforderung, konzentrierter und zügiger zu fahren, weil ich Termine wahrzunehmen hatte, ließ er sich nicht davon abbringen, mich quer durch Havannas Fußgängerzone zu kutschieren. Ich war dementsprechend ein Stück weit genervt, als er schließlich vor der Haustür des Italieners anhielt und ich ausstieg. Offenbar hatte sich der ältere Herr mit seiner Stadtrundfahrt ein saftiges Trinkgeld erhofft, wo er sich doch so viel Mühe beim Erklären der einzelnen Sehenswürdigkeiten gegeben hatte - allerdings nur auf Spanisch und demnach hatte ich absolut kein Wort verstanden, nur hier und da mal so etwas wie Brunnen oder Denkmal rausgehört -, aber nicht einmal einen müden Penny mehr als ich für die Fahrt hatte zahlen müssen rückte ich an den Kerl raus, weil ich schlichtweg ziemlich spät dran war - wegen ihm. Ich hörte nur noch, wie er sich durch das geöffnete Beifahrerfenster beschwerte, bevor er abrauschte und ich meine Hand bereits an die Klingel hob. Es dauerte nicht lange, bis sich die Haustür nach einem leisen Summen öffnen ließ und ich die wenigen Treppenstufen in den nächsten Stock empor stieg. Ein junger Mann - vermutlich etwa in meinem Alter, konnte aber auch gut zwei Jahre älter oder jünger sein - auf Augenhöhe stand bereits im Türrahmen, um mich mit einem angemessen kräftigen Handschlag zu begrüßen. Ich nickte ihm leicht zu und erwiderte ein "Freut mich auch", als ich besagten Handschlag erwiderte und nach seiner Aufforderung die Wohnung betrat. Schon im Flur checkte ich mit ein paar unauffälligen Blicken rechts und links die Lage nach potenziellen Gefahren aus, aber auf den ersten Blick machte mir Sabin keinen besonders bedrohlichen Eindruck. Wirkte zumindest nicht so, als wollte er gleich einen Attentat auf mich verüben. Allerdings war ich nach meinem Aufenthalt bei den Sorokins doch ein bisschen paranoider geworden, gerade wenn ich eine mir vollkommen fremde Wohnung betrat. Allerdings schien auf den ersten Blick alles in Ordnung und so wich schon mal ein kleines Bisschen der Grundanspannung aus meinen breiten Schultern, als ich zu einer Antwort auf Sabins Frage nach etwas zu Trinken ansetzte. Und obwohl ich selten etwas bei Gesprächen wie dem folgenden trank, wenn mein potenzieller Geschäftspartner und ich uns nicht gerade in einer Bar trafen, bestand ich heute doch tatsächlich auf ein Glas Wasser. Das Taxi war logischerweise nicht, beziehungsweise nur unzureichend klimatisiert gewesen und ich hatte wirklich Durst. Es war demnach wohl auch kaum überraschend, dass ich lieber in der Wohnung blieb und mich auf dem Sofa nieder ließ, als mich auf den Balkon zu setzen. Über den legte sich zwar ein großer Schatten, aber warm sein würde es trotzdem und ich hatte nicht unbedingt Lust, über kurz oder lang doch das Schwitzen anzufangen. Ich wartete also darauf, dass der Hausherr mit dem Getränk zu mir aufgeschlossen hatte. Bereitwillig nahm ich ihm das Glas ab, noch bevor er es auf dem Couchtisch abgestellt hatte, um einen Schluck von dem Wasser zu nehmen. Anschließend lehnte ich mich ganz entspannt zurück und ließ ein weiteres Mal den Blick schweifen, bis Sabin sich ebenfalls hingesetzt hatte. Dann galt meine ungeteilte Aufmerksamkeit ihm. "Ich bin gespannt, was mich erwartet. Hoffentlich keine so schlechten Lügengeschichten wie die von Richard. Da reagiere ich nämlich ein bisschen allergisch drauf.", war meine Art von Einstieg in das Gespräch. Meine Stimme war ruhig, denn anders als Vahagn, konnte ich das Ganze noch mit einem gewissen Humor nehmen unter der Prämisse, dass der Engländer mir tausendprozentig versichert hatte, dass dieses unbeholfene, mit Lügen gespickte Verhalten gegenüber Irina nur ein Vorwand gewesen war, um Kontakt mit mir aufzunehmen. Er hatte sich auch mehrfach entschuldigt, als ich ihn schließlich am Hörer gehabt hatte, aber ich wollte auch, dass Sabin die unterschwellige Botschaft zur Kenntnis nahm, dass ich nicht hier war, um mich verarschen zu lassen oder meine Zeit zu verschwenden. Dafür wartete einerseits zu viel Arbeit in Russland, andererseits aber auch Irina am anderen Ende der Stadt auf mich. Dass ich es nicht drauf anlegte, Stunk zu machen, signalisierte wohl meine mittlerweile entspannte Körperhaltung und das unbeschwerte, aber noch immer recht professionell wirkende Grinsen auf meinen Lippen. Ich hatte mich mit meinem Wasser in der Hand nahe der Sofalehne hingesetzt, um darauf das Glas abstellen und es hin und her drehen zu können, während ich abwartend in Richtung meines Gegenübers sah.
# Is it all a tragedy? Are we flashes in a rut going in and out of luck? Maybe. #
Während Iljah sich auf zum Wohnzimmer machte bog ich selbst kurz in die Küche ab, um ihm nach einem Nicken das gewünschte Glas Wasser einzuschenken. Havannas Leitungswasser war zwar nicht ernsthaft gesundheitsschädigend, aber es schmeckte durch den enthaltenen Kalk einfach nicht besonders gut, weshalb ich dem Russen ganz bewusst etwas von dem abgefüllten, eingekauften Wasser ins Glas schenkte. Mir selbst hatte ich schon kurz vor der Ankunft des Schwarzhaarigen einen großzügigen Schluck Whiskey in ein Glas gefüllt, selbstverständlich mitsamt Eiswürfeln. Gerade hier auf Kuba wurde der Scotch gefühlt noch schneller warm als woanders. Ich kehrte mit dem Wasserglas zurück zu meinem Gast und überreichte es ihm mit einem schwachen Lächeln, bevor ich mich in dem Sessel niederließ, der mit dem mit braunem Leder bezogenen Ohrensessel damals in Italien in Sachen Bequemlichkeit so gar nicht mithalten konnte. Aber gut, inzwischen war mein alter Arsch es leider wieder gewohnt auf billigen Polstermöbeln zu hocken und früher oder später deswegen weh zu tun. Man wurde leider nicht jünger. Ich war gerade erst mit dem Hintern auf dem Sessel angekommen und griff nach meinem Glas, als Iljah von sich aus das Gespräch einleitete. Ich musste unwillkürlich etwas schmunzeln, als er auf Richards Geflunker zu sprechen kam. Natürlich war ich nicht dumm und wusste, worauf er mit diesen Worten eigentlich hinaus wollte, aber mir selbst war eben auch schon des Öfteren aufgefallen, dass der Engländer nicht gerade ein begnadeter Lügner war. Das fand man heutzutage tatsächlich recht selten. "Nein, da kann ich dich beruhigen...", setzte ich zu einer Antwort an, als ich mich mit dem Rücken an die Lehne des Sessels schob und einen Schluck nahm, ehe ich es Iljah gleichtat und das Glas entspannt auf der Armlehne abstellte. "...ich bevorzuge Geschäfte auf Augenhöhe. Keine Lügen und auch keine Drohungen oder Gewalt, solange es vermeidbar ist. Einfach ein ehrliches, gutes Geschäft, bei dem alle Beteiligten als Gewinner rausgehen.", ließ ich den Russen unterschwellig wissen, dass er es hier weder mit einem rumstammelnden Richard zu tun hatte, der in solchen Angelegenheiten stellenweise einfach zu grün hinter den Ohren war, noch mit einem tollwütigen Hunter, der primär seinen eigenen Vorteil suchte. Mein Geduldsfaden war lang und ich schlug Niemandem grundlos den Schädel ein, nur weil er nicht nach meiner Pfeife tanzte. Ich bevorzugte den diplomatischen Weg und teilte nur dann Schläge aus, wenn es nicht anders ging. Mord würde ich weiterhin so gut meiden, wie es ging. Ich hatte früher bei der Mafia schon genug Leichen angesammelt und war nicht scharf darauf weiter zu morden. Auch wenn ich keinerlei Zweifel daran hatte es weiterhin ohne mit der Wimper zu zucken tun zu können, wenn die Situation es erforderte. Schließlich musste mindestens ein Kopf rollen, wenn ich den Plan hier durchziehen und den Ring aus Dieben unter mir vereinen wollte. Aber zurück zum jetzigen Geschehen. "Vielleicht sollte ich dir also gleich vorweg sagen, dass es passieren kann, dass Hunter sich auf den Schlips getreten fühlt, wenn ich damit anfange mir wieder ein eigenes Geschäft aufzubauen. Ich weiß nicht inwiefern du im Bilde bist, aber ich schulde dem Amerikaner noch eine Stange Geld wegen seines Schutzes damals in Norwegen." Das klang so als wäre die Sache Jahre her, was nicht unbedingt der Fall war. Aber nachdem auch Vahagn dort im Norden Europas bei den Italienern mitgeholfen hatte, wusste Iljah das sicherlich einzuordnen. "Nachdem er davon ausgeht, dass ich deshalb noch eine Weile lang brav die Füße still halte, ist es also sehr gut möglich, dass ihm das nicht in den Kram passt. Sollte es dich stören, dass er deswegen mal wieder... zum Hunter werden könnte, werden wir uns unter Umständen nicht einig. Allerdings habe ich kein Problem damit die Schuld gänzlich auf mich zu nehmen und ihn im Fall der Fälle selbst in die Schranken zu weisen, das ist im Grunde ohnehin längst überfällig.", informierte ich den Russen vorab erst einmal darüber, dass ich dem Hitzkopf mit meiner Geschäftsidee anfangs sicherlich auf die Füße trat und uns dementsprechend ein amerikanischer Tornado entgegenwehen könnte. Allerdings war Iljah bis dahin sehr sicher wieder in Russland und würde sich höchstens sekundär damit befassen müssen, solange der Amerikaner nicht stattdessen einfach auf Irina oder Vahagn abzielte, mit der er zuletzt ja ebenfalls dank mir aneinander geraten war. Wenn Hunter Jemanden dafür abstechen wollte, konnte er es gerne mal bei mir versuchen. "Solltest du dich trotz des Risikos dafür entscheiden mich zu unterstützen, kann ich dir im Gegenzug jedoch einen sehr treuen Geschäftspartner anbieten, der dir wenn es hart auf hart kommt auch gerne den Rücken deckt.", ich schwenkte das Glas, in einer ausschweifenden Bewegung, um meine Worte zu unterstreichen. Wenn Iljah sich zu sehr von Hunter abschrecken ließ, dann konnten wir beide hier im Grunde gleich die Schotten dicht machen und er zurück nach Russland fliegen. Ich konnte keinen Geschäftspartner brauchen, der sich von einer Konfrontation mit dem Amerikaner abschrecken ließ, denn davon würde es in naher Zukunft bestimmt ein paar geben, wenn er merkte, dass ich ihm und seinen Drohungen langsam aber sicher durch die Finger rutschte wie ein glitschiger Aal.
+ .Don't wait for the dust to settle. Don't wait til you've had enough. +
Das wollte ich ihm auch geraten haben, denn inzwischen war ich es leid, mir von anderen Leuten trotz meiner Gutmütigkeit auf der Nase herumtanzen zu lassen. Außerdem musste ich nicht mehr jedem einzelnen Auftrag zwangsläufig hinterherjapsen und würde deshalb einfach aufstehen und gehen können, sollte ich das Gefühl haben, dass der Italiener nicht ehrlich zu mir war. Fürs Erste würde ich Sabin jedoch ohne Vorurteile entgegentreten und abwarten, was der junge Mann zu sagen hatte. Die große Klappe und das vorschnelle Handeln überließ ich lieber meiner kleinen Schwester. Die fuhr mit der Schiene irgendwie deutlich besser, auch wenn ich mir bis heute nicht erklären konnte, warum. Weder die Männer, die unter ihren Fittichen gestanden hatten, noch ihre Geschäftspartner hatten sich je von ihr abgewendet, obwohl ich wusste, wie vorlaut und frech sie werden konnte. Im Grunde hatte ich mich damit aber auch nie näher befasst, denn solange das Geld stimmte und es ihr gut ging, wollte ich mich da auch ganz einfach nicht einmischen. Sie war immerhin schon erwachsen - zumindest, wenn es nach dem Alter auf ihrem Ausweis ging - und ich wäre wohl der Nächste, den sie in den Senkel gestellt hätte, wenn ich damals Kritik an ihrer Arbeit geübt hätte, die bis zum großen Knall ja einwandfrei Geld in die Familienkasse gespült hatte. Inzwischen musste sie sich da deutlich mehr gefallen lassen, weil das was sie aktuell tat irgendwie nichts Halbes, aber auch nichts Ganzes war. Trotzdem hatte ich sie lieb und würde wohl weiterhin ziemlich viel, wenn nicht sogar alles für sie geben. Vahagn war nun mal einfach der letzte Teil meiner verkorksten Familie. Aber genug davon, das tat im Augenblick schließlich absolut nichts zur Sache. Lieber konzentrierte ich mich auf die nachfolgenden Worte meines Gegenüber, die mich nicht sonderlich erfreuten. Ganz grundsätzlich war es mir relativ egal, ob und in welchem Ausmaß hier die Hölle los wäre, wenn Hunter von Sabins Machenschaften erfuhr, weil ich noch immer auf der anderen Seite der Welt residierte, aber ich machte mir doch ein kleines bisschen Sorgen um Irina. Schließlich war der Amerikaner alles andere als erfreut darüber gewesen, dass ich die Serbin in sein Territorium - so oder so ähnlich hatte er Kuba tituliert - geschleppt hatte und sie nun in Havanna ihr Unwesen trieb. Zwar hatte ich ihm hoch und heilig versprochen, dass sie keinen Ärger machen würde und zwecks der Geldwäscherei hatten wir nach wie vor auch noch so etwas wie einen Deal, aber ich traute dem Choleriker durchaus zu, dass er sich auf eben jene Abkommen getrost mit dem Arsch setzte, sollte er merken, dass ich ihm anderweitig und eher unterschwellig mit dem Messer zwischen die Rippen stach. Sinnbildlich gesprochen natürlich. Ich nahm mir nach Sabins Ansprache also erst einmal entsprechend Zeit, die Worte sacken zu lassen und kurz für mich abzuwägen, inwieweit ich das Risiko eingehen wollte, dass meiner Liebsten hier unter Umständen etwas passierte. Allerdings war ich Realist und sollte der Italiener sein Wort halten, dann würde Hunter nicht erfahren, mit wem Sabin zusammengearbeitet hatte. Dafür musste ich dem jungen Mann aber nun mal auch vertrauen und das... viel mir nach der ganzen zurückliegenden Scheiße in meinem Leben irgendwie ein wenig schwer. Ich beschloss also, mir erst einmal anzuhören, worum es im Großen und Ganzen eigentlich ging. Von Richard hatte ich nur beiläufig erfahren, dass Sabin ein paar meiner Männer brauchte, die in einem anderen Land Tätigkeiten übernehmen sollten. Was dieses Tätigkeit war, hatte der Engländer allerdings nicht verraten wollen und auf ein Gespräch mit seinem Freund verwiesen, weshalb ich letztlich nun auch hier auf dem Sofa saß und mein Glas auf der Sofalehne drehte, während ich nachdachte. An und für sich hörte sich ja zumindest schon mal der Teil mit dem loyalen Geschäftspartner gar nicht so schlecht an. Davon konnte man nie genug haben. Die Frage war nur eben, was mich dieser kosten würde und was er mir, abgesehen von seiner Präsenz im Fall der Fälle, noch zu bieten hatte. "Hunter ist für mich kein grundsätzlich kein Ausschlusskriterium...", ließ ich Sabin erst einmal wissen, dass ich nicht abgeneigt war, mit ihm zusammenzuarbeiten, selbst wenn dieser im direkten Kontakt - und nicht zuletzt den Pantoffeln von Hunter - stand. Dass er dem Amerikaner noch eine Stange Geld schuldete, wusste ich. Allerdings beschränkte sich mein Wissen diesbezüglich nur auf die Kosten, die der Hitzkopf für die Überfahrt nach Kuba für ihn und seine Freundin übernommen hatte. Was er Sabin noch alles in Rechnung gestellt hatte, ging mich weder etwas an, noch interessierte es mich. Je weniger ich diesbezüglich wusste, umso leichter fiel mir ein Gespräch darüber mit Hunter, wenn es soweit kommen sollte. Oh, er schuldet dir noch seine Seele, weil du einen Haufen Männer wegen ihm verloren hast? Weil du deine komplette Existenz auf einen anderen Kontinent verschieben musstest? Nee, du, das wusste ich nicht. Ich dachte, er hat sich nur die paar Kröten für den Flug und die Papiere bei dir geliehen. In dem Fall war es einfach besser, wenn ich nicht allzu viel über die Beziehung zwischen Sabin und Hunter erfuhr, auch wenn ich grundsätzlich sehr neugierig war. Im Gegensatz zu Vahagn wusste ich aber ab und an auch, wo meine Grenzen lagen. "Mir ist sehr viel wichtiger, um was es überhaupt geht. Wie kann, beziehungsweise soll ich dir helfen? Richard war, zumindest was das anging, nicht sonderlich informativ und hat mich auf das Gespräch, welches wir jetzt führen, verwiesen. Du verstehst aber sicher, dass ich in nichts einwilligen möchte, wovon ich nicht weiß, was mich erwartet.", redete ich ruhig weiter und unterstrich das Ende meines Satzes mit einer entsprechenden Gestikulation. An und für sich war ich allein deswegen schon interessiert, weil Sabin und ich uns in Sachen Geschäftspartner offensichtlich gut miteinander verstehen würden, konnte ich seine Beschreibung gut laufender Geschäftsbeziehungen doch nur mein Autogramm setzen. Mord und Totschlag waren nur sehr selten mal ein Mittel, auf das ich zurückgriff, eben wenn es nicht anders ging. Gespräche auf Augenhöhe und eine adäquate Problemlösungsfindung hingegen war Musik in meinen Ohren. Er sollte also ruhig weiterreden, meine Aufmerksamkeit hatte er...
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Es dauerte einen kleinen Moment, bis der Russe sich schließlich erstmalig zu meinen Worten äußerte. Dabei kam er ohne lange zu fackeln gleich zum Punkt und sagte mir, dass der Amerikaner für ihn kein auschlaggebender Grund war, um hier sofort die Zelte abzubrechen. Das war an und für sich schonmal eine sehr gute Nachricht, weil das eines der Dinge war, wo ich das ganze Unterfangen am ehesten Scheitern sah. Da Iljah sich ziemlich im selben Geschäftsbereich bewegte wie Vahagn das tat, sollten seine Männer die Aufgabe, die ich stellte, nämlich eigentlich im Schlaf beherrschen. Ich glaubte kaum, dass er seine Kunden - oder zu verschickende, illegale Ware, ich schätzte den Bereich an Möglichkeiten da nicht unbedingt klein ein - gerne unüberwacht fliegen ließ. Seine Leute würden demnach sicherlich nicht zum ersten Mal ein Gewehr in den Händen halten und finstere Mienen aufsetzen, um Hab und Gut zu beschützen. Allerdings würde ich logischerweise keine endgültige Entscheidung von Iljah zu hören bekommen, wenn er gar nicht wusste, worum es ging. In unbekannte Deals einzuwilligen wäre auch ziemlich dämlich. Hätte er also einfach blind ja gesagt und dann erst im Nachhinein gefragt, worum es ging, hätte ich es mir vielleicht noch einmal anders überlegt. Ich konnte keine Leute in meine Geschäfte verwickelt brauchen, die gerne überstürzt handelten und dabei nicht einmal von A nach B dachten. Das war eine Eigenschaft, die einen leicht den Kopf kosten konnte. "Natürlich.", zeigte ich mich dahingehend also mit einem gut sichtbaren Nicken verständnisvoll, bevor ich erneut einen Schluck von dem Whiskey nahm. Lieber ein bisschen die Kehle ölen, bevor ich mich im Nachhinein räuspern musste. "Hauptsächlich geht es darum mir ein paar deiner Männer vorübergehend zu leihen. Ich brauche Leute, die Schmuggelware überwachen bis sie beim Empfänger angekommen ist, damit alles in trockenen Tüchern ist. Das Diebesgut wird von Havanna nach Cancún verschifft, also wären sie nicht einmal ganz zwei Tage unterwegs. Das Ganze in etwa sechs Mal, gestreckt über drei Monate. Dazu sei jedoch gesagt, dass ich bisher nur der Vermittler bin. Es ist noch nicht mein Geschäft, aber dazu wird es werden - eben innerhalb besagter drei Monate. Vielleicht ein bisschen früher, wenn alles glatt läuft. Was das angeht bin ich aus gutem Grund optimistisch gestimmt.", erklärte ich, zuckte am Ende dann locker mit den breiten Schultern. "Wenn es dann erstmal so weit ist, würde ich die Ware lieber in andere Länder abseilen, weil Mexikaner meistens unberechenbar sind. Aber auch das würde ich dann wieder in deine, beziehungsweise Vahagns Hände legen... eben je nachdem, was sich eher anbietet. Ich bin auf Langfristigkeit aus, wenn du verstehst. Das einzige Problem, das ich dabei noch habe, bezieht sich auf deine Schwester. Sie ist momentan leider etwas... schwierig und nicht gut auf mich zu sprechen. Sie ist aber die einzige hier auf Kuba, die fließend Russisch und auch gutes Spanisch spricht. Ich weiß nicht, inwieweit die Abnehmer der Ware Englisch sprechen", und selbst wenn die Mexikaner Englisch sprachen, dann taten es die Russen wahrscheinlich nicht ausreichend, "und deshalb hätte ich sie gerne mit im Boot. Wortwörtlich. Ich möchte, dass die Sache glatt läuft, dass Jemand den ich kenne es im Auge behält und es nicht an sowas wie unmöglicher Kommunikation scheitert.", erklärte ich weiter, ohne den Blick dabei je von Iljahs Gesicht zu nehmen. Mir war Blickkontakt wichtig. Nicht nur, weil ich gerne aus den Gesichtszügen meines Gegenübers las, sondern auch, weil das ehrliches Interesse und Selbstvertrauen zur gleichen Zeit ausstrahlte. Vahagns Mitreise nach Mexiko war die zweite Sache, an der ich die Vereinbarung mit Iljah eventuell scheitern sah. Wenn er sie nicht dazu überreden wollte - oder konnte - und mir auch Niemanden sonst anbieten konnte, der zufällig russisch und spanisch in ausreichendem Maß verstand, war das ein Problem. Eines, wegen dem ich die Angelegenheit im schlimmsten Fall abblasen musste.
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Auch dieses Mal sollte es nicht lange dauern, bis Sabin zu einer Antwort auf meine Frage ansetzte und ich musste gestehen, dass es bis jetzt durchweg angenehm war, dem Italiener zuzuhören. Er ließ sich nämlich nicht jede Information einzeln aus der Nase ziehen, ich musste nicht ständig nachhaken, sondern er schilderte mir ganz konkret fast alle Daten und Fakten, die ich wissen musste, um darüber entscheiden zu können, ob und wie ich ihm helfen konnte. Ich nickte zwischendrin immer mal wieder leicht und nippte beiläufig an meinem Glas Wasser, ohne dabei jedoch den jungen Mann aus den Augen zu lassen. Im Grunde genommen war die Arbeit, die es zu erledigen galt, absolut nicht der Rede wert. Meine Männer machten schließlich selten etwas anderes, als genau das. Menschen, Ware und Abläufe überwachen, rumballern, wenn es sein musste, Rückmeldung geben. Diebesgut von A nach B zu bringen sollte also definitiv kein Problem sein, allerdings kam Sabin schon bald auf meine Schwester zu sprechen, die ich in der ganzen Geschichte nicht so richtig einzuordnen wusste. Gut erzogen wie ich war, ließ ich den Italiener aber erst einmal zu Ende erzählen, bevor ich mich mit meiner Frage zu Wort meldete. Denn auch ein paar Sekunden später passte die Brünette für mich nicht ins Bild. "Dir ein paar Männer zu leihen sollte erst mal kein Problem sein.", ließ ich ihn wissen, dass es an den Ressourcen schon mal nicht mangelte. Signalisierte ihm so auch meine Kooperationsbereitschaft, momentan aber noch unter Vorbehalt. "Allerdings erschließt sich mir nicht so ganz, warum du möchtest, dass Vahagn zusätzlich ein Auge auf den Ablauf wirft. Wenn du die Ware nur von einem Hafen zum anderen transportierst und der Empfänger bereits auf die Sendung wartet, um sie dir abzunehmen... warum soll nach dem Transport bei der Entladung noch jemand vermitteln?", stellte ich die Frage, welche mir auf der Seele brannte, gerade heraus und untermalte sie mit entsprechender Gestikulation der Hand. In der Regel begleiteten meine Männer die Ware nur, um sicherzustellen, dass unterwegs alles reibungslos ablief und die Sendung nicht auf halbem Weg durch Gott weiß wen abgefangen wurde. Lange aufhalten taten sie sich am Ziel angekommen normalerweise nicht und long story short - ich verstand Sabin in der Hinsicht einfach nicht, weshalb ich ihn ganz direkt nach dem Grund fragte. Zwar stand mir das eher nicht zu, aber wenn er an irgendeiner Stelle bereits Vahagn eingeplant hatte und sich augenscheinlich nicht mit irgendjemand anderem zufrieden geben würde, dann wollte ich doch schon gerne wissen, warum er ausgerechnet meine Schwester in diese ganze Sache verstricken wollte. Nicht, dass sie aktuell sonderlich viel zu tun hätte, das war nicht das Thema. Und ob sie gut oder schlecht auf Sabin zu sprechen war erst recht nicht, weil mich das bei einem lukrativen Auftrag ganz einfach nicht interessierte, aber sinnlos der Gefahr aussetzen würde ich sie logischerweise nicht. Allgemein hörte sich Sabins Plan aber durchaus interessant an, gerade weil er Vahagns und meine Arbeit früher oder später inkludierte. Zwar vermutete ich - gemessen anhand der stillosen Bude und den offensichtlichen Schulden bei dem Amerikaner -, dass er mir für dieses Mal keine Gegenleistung erbringen können würde - zumindest nicht in Form von Bargeld -, was mich natürlich nicht besonders amüsierte, aber was er zum Thema Langfristigkeit sagte, wiegte den Unmut über die mangelnde Bezahlung doch ein wenig auf. Ohne Wenn und Aber war das Geschäft recht heikel, waren wir doch mal ehrlich. Schließlich bot ich relativ viel, würde das Risiko eingehen, Männer aus meinen Reihen zu verlieren und das alles für ein Versprechen, das vielleicht nicht mehr als heiße Luft war. So richtig begeistern tat mich das ja nicht. Andererseits saßen drüben in Russland noch genug Jungs auf der faulen Haut, die ich so zwischendrin zumindest für kurze Zeit beschäftigen konnte... war 'ne schwierige Kiste, keine Frage. Vermutlich würde ich meine Entscheidung davon abhängig machen, wie die Antwort des Italieners auf die Frage bezüglich meiner Schwester letzten Endes ausfiel und wie viele Jungs er sich für den Job vorgestellt hatte.
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So weit, so gut - bisher wirkte Iljah dem ganzen Unterfangen nicht unbedingt abgeneigt, mir ein paar Männer zu leihen sollte kein Problem sein. Mir schien als hätten mir all die Jahre bei der Mafia am Ende doch noch etwas gebracht. Zumindest in den meisten Fällen wusste ich meine Worte angemessen zu verpacken. In Ruhe auf Dinge hinabzublicken und mich nicht dabei zu stressen zu lassen, einen ordentlichen Deal auszuhandeln. Bisher hatte ich noch fast immer für sämtliche Probleme eine Lösung gefunden, man musste sich eben etwas Zeit damit lassen. Nur hatte ich die ausnahmsweise in diesem Fall tatsächlich nicht. Wenn ich dem größenwahnsinnigen Kubaner nicht bald eindeutig zusichern konnte, dass die gestohlenen Waren mit unserem Schiff - also streng genommen dem Schiff von Samueles Chef, aber das war wiederum nicht wirklich mein Problem - rüber nach Mexiko kommen würden, dann suchte er sich eine andere Lösung für sein Vertriebsproblem. Dann hätte ich keine wirklich gute Chance darauf mich effektiv in die Wurzeln seiner Organisation zu fressen und könnte die Diebe höchstens krampfhaft unter mir vereinen, ohne einen Plan von der Struktur im Inneren zu haben. Das wäre in etwa so dämlich, wie es riskant wäre und damit könnte ich die Angelegenheit dann endgültig aus meinem weiteren Lebensplan streichen. Es wäre wirklich schade drum, weil man sicher weit mehr aus der Sache herausholen konnte, als es das jetzige Oberhaupt der Diebe tat. Auch dem Russen gegenüber schien einiges daran zu liegen klipp und klar zu wissen, worum es sich bei diesem Deal handelte und besser keine Frage außen vor zu lassen. Ich zögerte natürlich nicht, ihm auch auf diese Frage eine Antwort zu geben. "Nun... die Hehlerware ist nicht das einzige, das mit dem Schiff nach Cancún fährt und es handelt sich dabei nicht um den selben Abnehmer. Ich möchte sicher sein, dass die Ware in den richtigen Händen landet und dazu kann es unter Umständen von Nöten sein ein paar wirksame Drohungen auszusprechen. Bei Vahagn habe ich keine Zweifel daran, dass sie sich durchsetzen kann, wenn es darauf ankommt." Ich hob das Glas an und begann es etwas nachdenklich in meiner Hand zu schwenken. "Den passenden Ton dafür hat deine Schwester auf jeden Fall auf Lager.", ergänzte ich meine vorherigen Worte noch um einen beiläufigen Witz und schwenkte dabei in einer vielsagenden Geste das Glas, bevor ich den letzten der nur wenigen Schlucke aus dem Glas nahm. In meinen Worten schwang aber kein abfälliger Ton oder dergleichen mit. Ich fand es fast eher schon faszinierend, dass die Brünette sich trotz ihres teilweise vorlauten Mundwerks einen Namen gemacht hatte. Oder genau deswegen. Gerade als Frau hatte man es in unserem Metier nicht leicht und ihr gebührte dafür - trotz ihres zeitweise fast schon bockigen Verhaltens - einfach ein gewisser Respekt. Vahagn war einfach, wie sie eben war. Ich war früher schließlich auch nicht so ruhig gewesen, wie ich es jetzt war - auch wenn selbst mein jüngeres Ich sich kaum mit dem angeborenen, russischen Temperament messen könnte. Andere Länder, andere Sitten. Außerdem war ich ihr nach wie vor dankbar dafür, dass ihre Leute Noah mit nach Kuba genommen hatten. Gut, vielleicht nicht mit ihrem offiziellen Einverständnis, aber das war auch nicht so wichtig. Sie hätte ihn auch auf Teufel komm raus mitsamt Sydney und mir aufs nächstbeste Schiff setzen und wieder wegschicken können. Im Gegensatz zu mir hatte sie nämlich genug Leute dafür hinter sich stehen. Sie hätte sich dafür nicht mal wirklich selbst die Hände schmutzig machen müssen. Aber wie auch immer - ich lehnte mich jetzt erst einmal nach vorne, um meinen Blick kurzzeitig von Iljah zu lösen und auf die noch nicht geschmolzenen Eiswürfel einen weiteren Schluck Whiskey zu gießen.
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Aha... so wurde natürlich ein Schuh aus der ganzen Sache. Offensichtlich war Sabins Hehlerware nicht das Einzige, was auf dem Schiff in Richtung Mexiko schippern sollte und um Mord und Totschlag im Hafen von Cancún zu vermeiden, weil eine Gang die Ware der jeweils anderen an sich nehmen wollte, brauchte es einen Vermittler. In etwa so etwas wie einen Diplomaten, der die Interessen seiner Leute vertrat, ohne dabei anderen Geschäftspartnern auf den Schlips zu treten. Dass derjenige neben seiner eigentlichen Muttersprache dann auch verhandlungssicher die Sprache des Landes sprach, in dem er operierte, machte unter der Prämisse natürlich am meisten Sinn. Warum Vahagn die Einzige war, die dafür in Frage kam, war mir nun klar. Also nickte ich ein weiteres Mal, gab ein "Mhm, verstehe...", von mir, ehe ich das halbvolle Glas Wasser auf dem Wohnzimmertisch abstellte, um mir im direkten Anschluss daran mit der freigewordenen Hand nachdenklich das Kinn zu reiben. Sabins Kommentar bezüglich Vahagns Durchsetzungsvermögen und ihrer überaus freundlichen Art manchmal ließ mich unwillkürlich ein kleines bisschen Grinsen. Offensichtlich schien das letzte Mal, als er mit meiner Schwester aneinandergeraten zu sein schien, nicht das erste Mal gewesen zu sein. Hatte wohl schon einmal öfter ihre charmante Seite kennengelernt, was mich selbstredend amüsierte. Allerdings freute es mich natürlich auch zu hören, dass er ihr das nicht nur anlastete, sondern einen ebenso großen Nutzen dahinter sah. Also nickte ich ein weiteres Mal - dieses Mal allerdings mehr für mich, weil ich parallel zum Gespräch bereits im Kopf durchging, wie die Sache ablaufen würde. Anschließend fasste ich meine Gedanken noch einmal für den Italiener gut hörbar zusammen: "Also... nur, damit ich das jetzt richtig verstehe. Ich stelle dir ein paar meiner Leute, inklusive meiner Schwester, zur Verfügung, die zwei Mal im Monat - also insgesamt sechs Mal in drei Monaten - Hehlerware auf dem Schiffswegs nach Mexiko begleiten. Im Gegenzug dazu springt für mich... erst einmal nichts dabei raus, korrekt?", versicherte ich mich noch einmal final, wobei mir die Antwort schon fast klar war. Hören wollte ich sie trotzdem noch einmal. "In der Zwischenzeit machst du dein Ding und wenn alles gut läuft, dann können wir uns in circa drei Monaten über eine Menge Aufträge von dir freuen... das ist ebenfalls korrekt?", abwartend sah ich den Italiener an, ließ ihm aber noch keine Zeit, überhaupt zu einer Antwort anzusetzen, weil die wichtigste Frage noch überhaupt nicht gestellt war. Denn so schön sich das alles auf dem Papier anhörte... "Und was ist, wenn das Ganze in die Hose geht? Versteh' mich bitte nicht falsch, Sabin. Du machst auf mich einen reifen und gebildeten Eindruck und fürs Erste möchte ich auch nicht anzweifeln, dass die Sache an Fahrt aufnimmt, sobald du dich da reinhängst, aber ich würde gerne wissen, was für mich bei der ganzen Sache herausspringt, sollte das Ding gegen die Wand fahren. Dann habe ich dir drei Monate meine Männer zur Verfügung gestellt, die ich von Russland in den Flieger hierher setze und wieder abhole. Das ist Zeit, die meine Männer drüben in Moskau vielleicht sinnvoller und gewinnbringender investieren könnten..." - war so jetzt nicht ganz richtig, musste Sabin aber nicht wissen - "... wenn also irgendwas nicht nach Plan laufen sollte, wie möchtest du den Aufwand ausgleichen?", wollte ich wissen, den Blick weiterhin ruhig, aber fragend in den meines Gegenüber gelegt. Schließlich konnte man in unserem Metier nie zu einhundert Prozent sicher sein, dass etwas strikt nach Plan lief. In diesem Fall würde mich meine Hilfe nur Geld kosten, ohne, dass dabei effektiv etwas für mich heraussprang. So, wie ich Sabins Worte aufgefasst hatte, wollte er mit der Hehlerei ordentlich Kohle verdienen und wenn das klappte, dann war das super. Aber wer zahlte mir die Reise- und Personalkosten, wenn es das nicht tat? Ich wollte ungern wegen meiner Gutmütigkeit auf mehreren Tausend Rubel Minus sitzen...
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Ich folgte Iljahs Worten geduldig und verschloss dabei die gläserne Flasche, die sich in ihrer etwas auffälligen Optik deutlich vom Rest dieser Wohnung unterschied. Ich gönnte mir nicht oft teure Lebensmittel oder Alkohol, war das inklusive Noah jetzt doch eigentlich noch weniger im Budget drin. Ab und zu hielt ich es aber wirklich für notwendig meine gefühlt endlose Geduld mit einem teuren, wirklich guten Tropfen zu belohnen, damit ich wenigstens ein bisschen was davon hatte. Der einzige, der meine Geduld inzwischen so gut wie aufgebracht hatte, war Hunter. Es gehörte also so einiges dazu, mich überhaupt erstmal an einen Punkt zu bringen, an dem ich darüber nachdachte andere Leute zu übergehen. In diesem Fall eben den Amerikaner, der erst wissen würde, dass seine Drogen nicht allein nach Mexiko schipperten, wenn das gute Zeug schon auf dem Meer war. Ich war schon gespannt darauf, wie lange es dauern würde, bis er mir die Hölle heiß machte, sobald das zu ihm durchgedrungen war. Wahrscheinlich höchstens eine Stunde. Ich setzte fast schon zu einer Antwort an, während ich mich erneut an die Lehne des Sessels schob, da warf der Russe glatt noch ein paar mehr Sätze in den Raum. Nämlich ein paar Wenns und Abers. Ich war nicht wirklich ein Freund solcher Formulierungen - zumindest nicht, wenn es um mich selbst ging. Natürlich sollten auch eventuell eintretenden negative Folgen bedacht sein, aber ich selbst hatte mir inzwischen abgewöhnt an auch nur irgendeiner Sache zu zweifeln, die ich willens war durchzuziehen. Das war ich jetzt mehr denn je, weil ich schon am Boden des Brunnens hockte und höchstens noch tiefer sinken konnte, indem ich vom Brunnen auf die Bank des Henkers geschleift wurde. Dass ich das aufgrund meiner Freundin und meines spontanen Adoptiv-Sohnes in keinem Fall riskieren würde, verstand sich von selbst. "Ich verstehe durchaus, woher die Frage kommt. Niemand schreibt gerne rote Zahlen.", gab ich mich weiterhin verständnisvoll für sein Nachhaken, hatte es mir inzwischen auch wieder restlos bequem auf dem Polster gemacht. "Wenn du eine Absicherung möchtest, kann ich dir vorerst nur den Anteil anbieten, den ich vom eigentlichen Hehler für die Vermittlung des Transports jedes Mal kriege. Wie viel genau das ist, kann ich dir noch nicht sagen, aber es sollte sicherlich mindestens die Hälfte deiner Ausgaben decken. Ob ich dir die erste Hälfte der entstehenden Kosten jetzt oder später begleiche, spielt für mich im Grunde keine Rolle und so wäre das finanzielle Risiko für dich zumindest schonmal deutlich schmaler." Blieb sich schlichtweg gleich. Würde ich es behalten, dann würde ich es vorerst ohnehin nur bei Seite legen und nichts damit machen. Statt die Ausgaben, die ich Iljah von Anfang an und nicht erst in drei Monaten bescheren würde, erst später im Nachhinein zu begleichen, konnte ich das also genauso gut von vornherein tun. Zumindest zur Hälfte. Natürlich waren ein paar Groschen zur Not immer eine feine Sache, aber es war auch nicht so, als würde ich von den Einnahmen der Drogen nicht auch jedes Mal etwas bei Seite legen. So oder so würde der Russe sein Geld bekommen, darüber sollte er sich mal keine Sorgen machen. "Sollte es tatsächlich völlig zugrunde gehen und sich meine Vorstellung gänzlich in Luft auflösen, finde ich eine andere Möglichkeit, um die Restschuld zu begleichen. Ich weiß, dass Worte heutzutage bei all den Pseudo-Profis in unserem Geschäft nicht mehr so viel wert sind wie früher, aber auf meines kann man noch etwas geben. Ich bin meine Situation leid und es ist längst Zeit, dem ein Ende zu setzen. Ich spiele dieses Spiel schließlich nicht erst seit gestern und wenn dieser Coup nicht mein Durchbruch wird, dann wird es ein anderer in sehr naher Zukunft. Bei diesem Geschäft handelt es sich lediglich um die beste Option, die ich seit langem gesehen habe und die möchte ich vorrangig nutzen. Auf Kuba gibt es aber nicht wirklich sowas wie Konkurrenz mit auch nur irgendwas, wenn man den Hitzkopf mal außen vorlässt. Du bekommst dein Geld und auch deine zukünftigen Aufträge - auf die eine, oder die andere Art.", sagte ich und unterstrich meine Worte hier und da zusätzlich mit einer Geste. Okay, da pokerte ich jetzt schon, zumindest bis zu einem gewissen Grad. Zwar war es tatsächlich so, dass das nicht meine erste Idee dafür war, schneller an mehr Geld zu kommen, um endlich Hunter als Klotz am Bein loszuwerden, aber sämtliche andere mögliche Geschäftswege hatte ich noch kein Stück ausgearbeitet. Müsste mir erstmal einen größeren Überblick verschaffen, mir Zeit dafür nehmen und Iljah müsste im Endeffekt in jedem Fall länger auf sein Geld warten - aber er würde seine Kröten und auch seine Aufträge kriegen, da gab ich ihm liebend gerne Brief und Siegel drauf. Es war noch nie einer meiner Geschäftspartner auf seinem Geld sitzen geblieben, das hatte für mich auch etwas mit Ehre und meinem eigenen Stolz zu tun. Die einzige Schuld, die ich nicht erfolgreich beglichen hatte, war die Blutschuld meiner Familie und das war eine vollkommen andere Angelegenheit. Wenn Iljah mein Wort und die Deckung der Hälfte seiner entstehenden Kosten nicht ausreichten, müsste ich wohl oder übel noch eine andere Karte ziehen, die ich lieber nur im Ärmel stecken lassen wollte.
+ .Don't wait for the dust to settle. Don't wait til you've had enough. +
Korrekt. Rote Zahlen waren zwar nicht immer gleich ein Genickbruch, wenn man noch ausreichend Geld auf der hohen Kante hatte, aber auf dem Level befand ich mich definitiv noch nicht wieder. Früher, als die Firma in Italien noch gut lief, da konnte ich mir den ein oder anderen Fauxpas leisten, ohne am Ende des Monats am Hungertuch zu nagen, aber seit dieser beachtliche Anteil an Kohle jeden Monat fehlte, musste ich hier und da ein bisschen kürzer treten. Zumindest, wenn ich weiterhin der Meinung war, Irina die Welt zu Füßen legen zu müssen, obwohl ich auch davon aktuell nicht besonders viel hatte, außer Sex. Aber auch der war mir nicht mal eben so vergönnt, musste ich doch jedes Mal mehrere tausend Kilometer über den Atlantik schippern. Mit einem Fingerschnipsen war das leider nicht getan. Aber gut. Grundsätzlich war ein Minus in der Kasse immer schlecht, egal, wie gut oder beschissen es einem ging und dem war sich Sabin offenbar bewusst. Anstatt mit mir darüber diskutieren und mir versichern zu wollen, dass das Ganze nicht gegen die Wand fahren würde, gab er mir überraschenderweise eine brauchbare und absolut ausreichende Antwort. Ich nickte zufrieden und legte den Arm, mit dessen Hand ich mir über den Dreitagebart gerieben hatte, wieder auf der Sofalehne ab. "Gut, ich möchte dir in der Hinsicht gerne vertrauen und werde dir helfen. Falls es schiefläuft, berechne ich dir die Hälfte des Verlustes... aus dem Rest ziehe ich meine Lehre, dass man mit Deals auf Grundlage eines mündlichen Versprechens immer wieder auf die Schnauze fliegen kann...", ließ ich nach ein paar Sekunden des nachdenklichen Schweigens verlauten, dass ich mich final dafür entschieden hatte, dem Italiener meine Hilfe zuzusichern. Er konnte auf mich zählen, was die Zusammenarbeit anging. Dabei war die Aussicht auf weitere Aufträge seitens Sabin eigentlich eher sekundär. Primär gefiel es mir einfach gut, dass der junge Mann ebenso wie ich noch von der alten Schule zu sein schien. Mit Respekt, aber dem nötigen Selbstbewusstsein seinen Standpunkt anderen Leuten gegenüber klarzumachen. Sich und sein Vorhaben zu erklären. Bestimmt wäre er ein ausgezeichneter Bankkaufmann oder Immobilienmakler geworden, wenn er sich nicht für den kriminellen Weg entschieden hätte. Ich richtete mich auf dem Sofa etwas auf, beugte mich nach vorne und stützte meine Ellenbogen auf den Knien ab. "Ich bleibe voraussichtlich noch ein paar Tage auf Kuba, aber ich organisiere dir ein paar Männer zum nächstmöglichen Zeitpunkt. Ich gehe davon aus, je schneller sie hier sein können, desto besser?" Eigentlich eine rein rhetorische Frage. Wenn Sabin bereits Kontakt mit dem Kerl aufgenommen hatte, dem er nun als Mittelsmann dienen sollte, konnte er die Leute sicher schnellstmöglich gebrauchen. Aber auch das wollte ich letztlich nur noch mal aus seinem Mund hören. Sollte er mir bestätigen, dass er mit den Männern am besten schon arbeiten wollen würde, dann ließe sich das noch gut organisieren. "Falls nötig, kann ich deine neue Crew für ihren ersten Einsatz instruieren, aber eine Hand voll sprechen auch brüchiges Englisch oder solides Italienisch..." - letztere waren die kläglichen Überreste aus Vahagns alter Mannschaft... apropos... - "und was meine Schwester angeht, werde ich sie gleich nach dem Gespräch noch aufsuchen. Wenn euer Verhältnis zueinander aktuell so bescheiden ist, wird sie von mir nicht erfahren, dass ich den Deal, für den sie mit nach Mexiko soll, mit dir geschlossen habe. Ich übertrage ihr den Auftrag im Namen eines Dritten und werde auch sie darüber aufklären, was sie zu tun hat. Zwar wird sie mir die ersten fünf Minuten nicht zuhören und bockig sein, weil ich über ihren Kopf hinweg entschieden habe, aber das lass' ruhig meine Sorge sein.", versicherte ich Sabin abschließend, dass auch das stürmische Temperamentsbündel nichts war, um das er sich Gedanken machen müsste.
# Is it all a tragedy? Are we flashes in a rut going in and out of luck? Maybe. #
Heute schien ein wirklich guter Tag für mich zu sein. Denn Iljah reichten meine recht ausführlichen Worte, um mir im Gegenzug sein geliehenes Vertrauen in die Hände zu legen. Noch wusste er - wie er es selbst so schön sagte - nicht, ob das die richtige oder mit Pech auch die falsche Entscheidung war. Ich würde jedoch mit bestem Wissen und Gewissen alles dafür geben, dass er das nicht bereuen würde. Ich reagierte selbst sehr allergisch darauf, wenn Jemand mein Vertrauen und meine zweifelsfrei vorhandene Gutherzigkeit ausnutzte oder sich solche Versprechen im Sande verliefen. Dementsprechend würde ich den Russen gerne erfolgreich davon überzeugen, dass er mir nicht zu Unrecht über den Weg traute. Es bildete sich unweigerlich ein durchweg zufriedenes, aufrichtiges Lächeln auf meinen Lippen, je länger der Schwarzhaarige auf dem Sofa schräg gegenüber redete. Auf seine vorangehenden Worte nickte ich erst einmal nur, bezog mich vorerst lieber auf die darauffolgenden. "Ich möchte ungern Zeit verlieren. Also ja - je früher, desto besser.", bestätigte ich dem jungen Mann seine Vermutung. Das Diebesoberhaupt wollte den Kram inzwischen auch besser früher als später loswerden, denn je länger es irgendwo herumlag, desto eher fand es Irgendjemand, der es gar nicht in die Finger kriegen sollte. Ich tat demnach gut daran den Typen nicht länger als nötig mit der Verschiffung warten zu lassen und das nächste Schiff voll Kaffee verließ meines Wissens nach in knapp eineinhalb Wochen Havannas Hafen. Im Idealfall sollte bis dahin alles sicher stehen und alle Hindernisse aus dem Weg geräumt sein. Einschließlich einer etwas anstrengenden, jungen Frau, die wahrscheinlich nicht so viel Lust auf ihre relativ spontane Reise haben würde. Aber auch dabei würde der junge Mann ohne allzu großen Aufwand Abhilfe schaffen können, was nicht weniger als Musik in meinen Ohren war. Vahagn würde nämlich sehr wahrscheinlich einen Scheißdreck tun, wenn sie wüsste, wem sie am Ende einen Gefallen damit tat. Ich wusste nicht einmal ob sie es tun würde, wenn ich sie förmlich darum anbettelte - was ich jedoch so oder so ohnehin nicht tun würde. "Ich denke wenn du die Männer anweist minimiert das auf jeden Fall das Risiko, dass deine Schwester erfährt, wer eigentlich dahinter steckt... Wenn du sowieso noch ein paar Tage hier bist, würde ich mich wegen der die nötigen Eckdaten", Datum, wann verladen wurde, wann der Dampfer spätestens ablegen musste, Name und Aussehen des Käufers, solche Dinge eben... "spätestens morgen Abend bei dir melden. Dann können wir uns nochmal für ein paar Minuten zusammensetzen bevor du zurück nach Russland fliegst und falls nötig auch noch letzte Fragen klären.", schlug ich vor. Wenn der junge Mann ohnehin noch einige Stunden hier auf der Insel verbringen würde, dann besprach ich alles bevorzugt persönlich. Telefone waren grundsätzlich Risiken und man sollte darüber nicht viel abwickeln. Es war wahrscheinlich auch besser, wenn Iljahs Männer mich nicht öfter zu Gesicht bekamen, als notwendig war. Es würde sich womöglich nicht gänzlich vermeiden lassen, aber wenn Iljah den Auftrag offiziell für eine andere Persönlichkeit abwickelte, dann hielt ich mich auch zur Sicherheit so weit im Hintergrund wie nur möglich war. Da der Deal jetzt in trockenen Tüchern schien, musste Iljah nur noch sein Glas austrinken und dann würde ich selbst mich auch schon auf die Socken machen. Geradewegs zu Samuele, damit er mir die genaue Abfahrtszeit und weitere Infos zum Schiff geben konnte. Auch, um mit ihm zu besprechen, wann der beste Zeitpunkt und der beste Ort dafür war die geklauten Waren für die Fahrt in den Kaffeebohnen zu versenken, was er dann wiederum meine Sorge sein lassen konnte. Danach musste ich noch einmal nach Trinidad - was ich voraussichtlich auf den nächsten Morgen legen würde - um dort dem Kerl zu sagen, wann er die Sachen nach Havanna gebracht haben musste, damit ich sie noch rechtzeitig im Kaffee tarnen konnte. Es gab noch ein paar Dinge zu erledigen, bevor ich das abschließende Gespräch mit dem Russen führte. Für heute war es das aber gewesen, als er sein Glas leer gemacht hatte. Ich kippte selbst noch den letzten Schluck Whiskey meine Kehle hinab, ehe ich aufstand und ihn in den Flur geleitete. An der Haustür folgte dann der abschließende, noch einmal alles besiegelnde Händedruck. Außerdem auch noch ein paar in meinen Augen wichtige Worte. "Dann danke ich dir dafür, dass du mir dein Vertrauen schenkst. Und auch dafür, dass du die ganze Sache wegen Vahagn ein bisschen drehst. Ich werde mein Bestes geben, damit sich all das am Ende auch für euch beide lohnt.", sprach ich ihm meinen aufrichtigen Dank aus und gab ihm danach noch ein mir persönlich wichtiges Versprechen, das ich mit Augenkontakt bekräftigte. Es war schließlich immer eine schwierige Kiste, wenn man in der eigenen Familie hier und da ein kleines Geheimnis hatte und das dann irgendwann ans Licht kam. Auch darüber würde Vahagn sicher nicht begeistert sein und wieder Terz veranstalten. Hoffentlich aber erst zu einem Zeitpunkt, an dem ich sie bereits mit Moneten besänftigen konnte.
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Sabin zögerte erneut kein bisschen, meine Vermutung zu bestätigen und so nickte ich abschließend mehr für mich selbst noch einmal leicht mit dem Kopf. Notierte mir damit gedanklich, mich gleich hinter die Organisation zu klemmen, sobald ich von hier weg und wieder bei Irina war. "Gut, ich weiß Bescheid.", ließ ich den jungen Mann noch indirekt wissen, dass ich mich direkt darum kümmern würde, bevor ich mich dem kläglichen Rest Wasser in meinem Glas annahm. Währenddessen schilderte mir Sabin noch, wie er sich den Ablauf vor der Abreise des Schiffes vorstellte, damit Vahagn vorerst möglichst keinen Wind von der Sache bekam. Auch mit diesem Vorgehen war ich weitestgehend einverstanden, was ich kurze Zeit später auch verbal zum Ausdruck brachte. "Alles klar. Ich schreibe dir meine Nummer auf, damit du mich anrufen oder mir schreiben kannst. Dann können wir uns, wie du schon sagtest, ruhig noch mal treffen." Richard hatte ich logischerweise mit unterdrückter Nummer angerufen, weil ich zu dem Zeitpunkt noch nicht hatte wissen können, was mich erwartete und fremden Menschen so ohne weiteres die Telefonnummer zu offenbaren war in der heutigen Gesellschaft - wo vor allem internationale Kommunikation eine bedeutende Rolle spielte - einfach sehr riskant. Barg zu viele Sicherheitsrisiken, die ich ganz einfach vermeiden wollte. Und auch jetzt, wo ich Sabin um einen Zettel und Stift bat, damit ich die Nummer händisch notieren konnte, war mir nicht ganz wohl. Noch war er immerhin ein Fremder, hatte mich, bis auf seinen Umgang mit Worten, noch nicht abschließend davon überzeugen können, dass er ein guter und vertrauenswürdiger Geschäftspartner war. Allerdings war es nun mal unabdingbar, dass er ein Medium brauchte, um mich zu erreichen. Andererseits hätte er doch über Vahagn oder Irina an mich herantreten müssen und das war ja nun wirklich nicht in unser beider Interesse. Weder sollte die stürmische Brünette, noch die neugierige Serbin mehr von seinen und meinen Geschäften erfahren, als das unbedingt nötig war. Jedenfalls war mir es mir persönlich auch lieber, so wichtige Details von Angesicht zu Angesicht zu besprechen. Demzufolge sprach ich mich also auch für ein weiteres Wiedersehen aus. Für den heutigen Tag sollte es das jedenfalls gewesen sein. Inzwischen hatte die Sonne draußen ein bisschen heruntergefahren, war gerade am Untergehen, als ich vom Sofa aufstand und mich von Sabin bis zur Haustür begleiten ließ, wo er noch ein paar abschließende Worte an mich loswurde. Wieder nickte ich, wie so oft an dem heutigen Tag, bevor ich mich mit einem absolut nicht pessimistischen "Wir werden sehen.", von ihm abwendete. Es schwang auch sonst kein negativer Klang in meiner Stimme mit, weil es ganz einfach ein neutraler, sehr realistischer Fakt war. Schließlich konnte ich ihm nicht zustimmen, weil ich nicht wusste, wie sich die ganze Sache entwickeln würde und zu optimistisch zu sein brach einem am Ende vielleicht nur das Genick. Natürlich hoffte ich darauf, dass er Recht behalten würde, aber wie ich anmerkte, ließ sich das erst später festzustellen. Bis dahin war ich lediglich guter Dinge, aber auch darauf vorbereitet, enttäuscht zu werden. Ich verabschiedete mich noch mit ein paar wenigen Worten von dem Italiener, bevor ich schließlich in Richtung Stadtzentrum aufbrach. Die Sonne hatte inzwischen ein gutes Stück ihrer Wärme zurückgefahren, sodass der Spaziergang zu dem Punkt, an dem mich erneut ein Taxifahrer auflesen würde, weitaus angenehmer war, als vorhin, wo ich von Irinas neuer Wohnung aus losgestiefelt war. Ich war froh, nicht den gleichen Taxifahrer wie vorhin erwischt zu haben, sondern nun jemand hinter dem Steuer saß, der mehr mit sich selbst beschäftigt zu sein schien. Ich genoss die kurzzeitig eintretende Ruhe bis zum Hotel sehr, wo ich den etwas älteren Mann bat, einen Augenblick zu warten. Bevor es nämlich weiter zu meiner Freundin ging, musste ich erst noch meinen Laptop und ein paar Unterlagen einsammeln, damit ich mich später noch um das Einhalten meines Versprechens kümmern konnte. Insgesamt brauchte es mich gut fünfzehn Minuten, bis ich mit Aktentasche und Co. wieder auf dem Beifahrersitz Platz nahm, um mich zu meinem nächsten Ziel fahren zu lassen. Am Bürgersteig vor Irinas Haustür angekommen, drückte ich dem Fahrer das zu entrichtende Entgelt inklusive eines großzügigen Trinkgeldes - welches ich seinem Kollegen vorhin aberkannt hatte - in die Hand, verabschiedete mich und stieg aus. Wenige Tage später, ich hatte alles notwendige in Russland in die Wege geleitet, befanden sich eine Hand voll Männer auf dem Weg nach Kuba. Einige von ihnen - nämlich die, die nach Vahagn das Wort hatten - waren bereits instruiert. Der Rest würde folgen, sobald sie auf der karibischen Urlaubsinsel gelandet und im Unterschlupf angekommen waren, in dem sie sich bis zur Abreise des Schiffes auf ihre Mission vorbereiten würden. Eines der im Passagierbereich zu Wohnzwecken umgebauten, nur noch selten benutzen Flugzeuge aus Russland, welches in einer abgelegenen Ecke des havannischen Flughafens abgestellt werden würde, dienten den Jungs als komfortabler Rückzugsort, bevor sie sich mit weniger ausgestatteten Schiffscontainern zufrieden geben mussten. Für mich galt schließlich nur noch eine Sache zu erledigen - Vahagn war bis jetzt nämlich noch nicht darüber informiert worden, dass sie die Horde wilder Russen begleiten sollte. Am Tag direkt nach dem Gespräch mit Sabin hatte ich mich anderen Dingen gewidmet. Hatte meine Crew angewiesen, sich startklar zu machen und Irina wollte schließlich auch noch ein bisschen was von meiner Zeit auf Kuba. Es war daher nur wenige Tage vor dem eigentlichen Showdown, als ich bei meiner Schwester vor der Haustür auf der Matte stand. Tauren war zum Zeitpunkt unseres Gesprächs gerade nicht Zuhause, was ihm wohl definitiv zugute kam. So musste er weder das laute Gekeife miterleben, noch, dass ich Vahagn wütend am Armgelenk gepackt hatte, weil sie mir in ihrer blinden Wut überhaupt nicht hatte zuhören wollen. Zugegeben war ich vielleicht etwas grob gewesen, aber dieses Biest war absolut unzugänglich geworden, als sie erfuhr, dass man über ihren Kopf hinweg Entscheidungen getroffen hatte, die ihre Person inkludierten. Ich konnte das natürlich verstehen, hatte entsprechend Verständnis gezeigt, aber nachdem sie mich nur wüst beschimpft hatte und drauf und dran gewesen war, mich vor die Tür zu setzen, sah ich mich zu diesem Schritt gezwungen. Überrascht hatte sie das offenbar nicht. Weder zitterte sie, noch zeigte sie sich anderweitig ängstlich. Klar, schließlich wusste die junge Frau, dass ich ihr nie ernsthaft ein Haar krümmen würde - sie sollte mir nur zuhören. Und das konnte sie scheinbar nicht, bis ich sie förmlich dazu zwang, mir in die Augen zu sehen. Von dem Punkt an konnten wir dann immerhin wieder etwas ruhiger miteinander reden, nachdem ich ihr versichert hatte, dass sie nie lange weg sein würde dafür, dass sich das Geschäft richtig lohnen sollte. Auch war ich ehrlich zu ihr, indem ich der Schwarzhaarigen mitteilte, dass sie die ersten Male für Umme arbeiten würde. Wieder ein Punkt, wo ich kurzzeitig auf Widerstand stieß, aber long story short, wusste Vahagn am Ende des Tages über das Grundlegende Bescheid und machte sich nach meiner Verabschiedung gleich daran, eine Reisetasche für zwei Tage zu packen. Ich staunte nicht schlecht, als ich mich zum Gehen abwendete, wie sehr sie sich heute zur Wehr gesetzt hatte. So schlimm war es lange nicht mehr gewesen und ich fühlte mich sogar ein kleines bisschen schlecht, sie derart - unter anderem auch körperlich - angegangen zu haben. Scheinbar schien sie das gesittete Leben hier auf Kuba ein Stück zu verweichlichen, was unter anderem sicher auch an der Beziehung zu Tauren lag, mit dem ich beim Verlassen der Wohnung beinahe kollidierte. Gut, dass ich schon bald verschwunden war und nicht mehr miterleben müsste, wie sich meine Schwester gleich bei ihrem Freund auskotzen würde. Deshalb und wegen dem blauen Fleck am Handgelenk der jungen Frau, hätte mich der Norweger nämlich sicher nicht so einfach gehen lassen.
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Zugegeben war mein Leben wieder verhältnismäßig unspektakulär geworden, seit Hunter mir das Go dafür gegeben hatte, mich wieder an Vahagns Seite heften zu dürfen. Im Grunde ging alles so weiter, wie es schon vor unserer Beziehungszwangspause gelaufen war. Inwiefern die vom Amerikaner verordnete Auszeit etwas geändert hatte, blieb also fraglich. Zwar merkte ich, dass er mir noch immer hier und da sehr unbeliebte Aufgaben gab, um mich den bitteren Nachgeschmack meines Vergehens in Russland noch möglichst lange spüren zu lassen, aber das war es dann auch gewesen. Das ich meine Arbeit gewohnt gewissenhaft erledigte und mir sonst nichts zu Schulden kommen ließ, kam mir dabei sicher zu Gute. Auch, dass ich dem Amerikaner ab und an Dinge abnahm, ohne dass er mich erst dazu auffordern musste. Für mich war das kein Einschleimen, sondern nur Mittel zum Zweck. Ich brauchte das Vertrauen des Hitzkopfes und ich wusste, dass das noch Zeit brauchte, aber ich konnte ja wenigstens versuchen etwas nachzuhelfen. Denn ich hatte mein Versprechen an Vahagn nicht vergessen. Hatte ihr kurz bevor ich mich für etliche einsame Wochen von ihr trennen musste gesagt, dass ich einen Weg finden würde, mich von Hunter loszusagen. Ich erinnerte mich selbst tagtäglich daran. Redete mir damit auch sämtliche Zusatzarbeiten schön, weil uns das am Ende noch zu Gute kommen würde und dazu beitrug, mich irgendwann aus den Fängen des Amerikaners winden zu können. War halt leider sehr wahrscheinlich noch ein weiter Weg bis dahin. Wenigstens hatten sich auch die Wogen nach Irinas Ankunft auf Kuba wieder relativ schnell glätten lassen. Vahagn war deswegen ja wieder ach so angepisst gewesen, aber die Serbin ließ nie etwas von sich sehen. Es war im Grunde also genauso wie vorher - sie war zwar da, aber eigentlich auch nicht, weil sie sich von uns beiden fernhielt. Sabin und Richard erzählten ab und an mal von ihr, wenn ich der Arbeit wegen am Drogenlabor war. Über diese Ecke bekam ich auch mit, dass Cosma ebenfalls schon eine Weile bei dem Engländer residierte. Das erklärte mir wiederum, warum Hunter ein paar Tage lang nichts von sich hatte hören oder sehen lassen, ich meine Anweisungen demnach allesamt von Ashton erhalten hatte. Die rechte Hand des Chefs hatte das aber unkommentiert gelassen und ich war zu schlau, um weiter nachzuhaken. Wenn es um Hunter selbst ging, sollte man schlichtweg nicht zu viel nachbohren, weil man grundsätzliche eine Rüge riskierte. Sowohl bei Ashton, als auch bei Desmond, obwohl ich mich mit den beiden langsam wirklich gut verstand. Klar, ich stand noch nicht auf der selben Stufe wie die beiden besten Werkzeuge des Amerikaner, aber ich war auf keinem allzu schlechten Weg dahin. Es brauchte eben Zeit und außerdem würde ich mich mit Ashton ohnehin niemals messen können. Er war schließlich gleichzeitig Hunters bester und einziger, wirklich guter Freund. Es reichte mir aber auch, wenn ich irgendwann über den annähernd selben Wissensstand wie er verfügte. Wie auch immer. Über die genauen Gründe für die kurze Auszeit des Amerikaners konnte ich weiterhin nur mutmaßen. Das Leben mit Vahagn war aktuell sehr ruhig - bis auf ihre gewöhnlichen Zickereien zumindest - und so brauchte es scheinbar ihren älteren Bruder, um mich am heutigen Tag richtig aufzuwecken. Ich war gerade dabei am späten Nachmittag mit zwei Einkaufstüten ihre Wohnung zu betreten, da rannte der Schwarzhaarige mich förmlich über den Haufen. Ich hatte nicht mal gewusst, dass er hier war - wollte das logischerweise auch nicht unbedingt wissen, bemessen an der Tatsache, dass er mich sicherlich nach wie vor dafür hasste, dass ich Michail beinahe ein Messer in die Niere gerammt hatte. Es war mir also sehr recht, dass er einfach ohne große Worte das Weite suchte. Trotzdem sah ich ihm einen Moment lang skeptisch nach, bevor ich letztendlich sachte den Kopf schüttelte und nach oben ging. Ich bereitete mich mental dabei ehrlicherweise schon darauf vor, dass die Russin womöglich keine gute Laune haben würde. Iljah konnte ja mit weiß Gott was für Nachrichten zu ihr gekommen sein, da gab es viele gute und auch schlechte Möglichkeiten. Nachdem ich mich mit einem "Bin wieder da." zurückgemeldet und die Haustür hinter mir zugemacht hatte, beschäftigte ich mich zwangsweise erst einmal damit die verderblichen Lebensmittel in den Kühlschrank zu räumen. Da Vahagn aber nicht von sich aus zu mir kam, suchte ich sie schließlich auf und sah sie Klamotten einpacken. Meine Augenbrauen zogen sich nachdenklich zusammen. "Musst du nach Moskau? Ich hab Iljah gesehen...", hakte ich nach, als ich mich in den Türrahmen zum Schlafzimmer lehnte und die Arme locker verschränkte. Nicht wirklich negativ behaftet, aber doch so klingend, als hätte ich sowas wie eine unangenehme Vorahnung im Hinterkopf.
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Manchmal konnte und wollte ich meinen Bruder einfach nicht verstehen. Aus heiterem Himmel schlug er hier auf und bevor wir uns überhaupt auch nur ansatzweise über irgendwas Belangloses unterhalten hatten, wollte ich ihn am liebsten schon wieder mit einem Arschtritt nach Russland befördern. Denn anstatt mich überhaupt erst einmal zu fragen, wie es mir ging - nämlich verdammt beschissen, so am Rande - überfiel er mich einfach mit der Tatsache, dass ich in den nächsten Tagen auf eine wenig luxuriöse Kreuzfahrt eingeladen war. Die Option, das Angebot dankend auszuschlagen, bot er mir natürlich nicht und demnach war die Luft zwischen uns schon wieder reichlich dünn, was die gesamte Unterhaltung in ihrem Verlauf nur negativ beeinflusste. Letztlich eskalierte das Ganze auch ein bisschen, als mich Iljah plötzlich am Handgelenk packte, weil ich ihm in meiner Wut über sein Verhalten wohl nicht ausreichend zugehört hatte. Im Grunde genommen war von Anfang an klar gewesen, dass ich gar keine andere Wahl hatte, als ein Auge auf die beschissene Ware des Kunden zu werfen. Man hätte sich auf beiden Seiten also eine Menge Nerven sparen können, aber für mich war es wohl ziemlich atypisch, etwas unkommentiert zu lassen, wenn über meinen Kopf hinweg entschieden worden war. Aber gut - der hochgewachsene Russe ließ mich kurze Zeit später dann auch schon wieder alleine in der Wohnung zurück und ich hätte am liebsten einfach laut losgeschrien. Stattdessen starrte ich wie paralysiert in den Flur, durch den mein Bruder in Richtung Treppenhaus verschwunden war, nur um mich einige zähe Augenblicke später stockend in Bewegung zu setzen. Für mich galt es jetzt, schon mal meine Tasche zu packen und dabei halbwegs die Fassung zu behalten. Weil mich die Wut von innen heraus jedoch förmlich auffraß, stiegen mir die Tränen in die Augen, als ich im Schlafzimmer angekommen nach einer Reisetasche suchte, um diese mit Shirts und Unterwäsche vollzustopfen. Am liebsten hätte ich gegen eine Wand geschlagen, laut losgeschrien oder einfach irgendetwas angezündet, aber all das verlief sich im Sand, als sich in der Wohnung plötzlich erneut etwas regte. Ich versuchte, die Geräusche einfach zu ignorieren, weil ich meinen Bruder vermutete, der noch einmal zurückgekehrt war. Wenig später drang jedoch die Stimme meines Freundes an mein Ohr, der vom Einkaufen zurückgekehrt war und zerriss mir in der ohnehin schon emotionalen Situation nur zusätzlich das Herz. Tauren war gerade mit einer der letzten, die ich in genau diesem Augenblick sehen wollte, aber das konnte ich ihm ja jetzt so schlecht sagen. Er hatte immerhin nichts getan und der Grund dafür, warum ich innerlich gerade derart zerfressen war, hatte nur indirekt etwas mit ihm zutun. Die letzten Tage waren einfach... schwierig gewesen. Schwierig, nervenaufreibend, teilweise kaum auszuhalten. Unter der Prämisse war ein kleiner Ausflug nach Mexiko vielleicht gar nicht mal so verkehrt, um durch die Distanz zu allen mir vertrauten Dingen hier auf Kuba wieder einen halbwegs klaren Kopf zu bekommen. Es war nämlich reichlich viel Scheiße passiert, die ich logischerweise nur mit mir selbst ausgemacht hatte. Kein Wort zu niemandem, so wie das für mich in der Regel üblich war. Dass mich das dieses Mal derart kaputt machen würde und sich mir ein neues Level an Schmerz eröffnete, das ich noch nicht kannte, war mir vorher nicht klar gewesen und scheiße ja, mir ging es deshalb absolut furchtbar. Ich hatte die letzten Tage wenig bis gar nicht geschlafen, war unkonzentriert und meine Laune schwankte stark. Mal war sie super gut, dann wieder absolut zum in die Tonne treten und heute? Heute wusste ich mein allgemeines Befinden nicht in Worte zu fassen, weil es einfach nicht die richtigen dafür gab. In mir wüteten Frustration, Trauer, Hass... einfach alles, aber kein bisschen Freude. Die war gänzlich auf der Strecke geblieben in den letzten Tagen und entsprechend dünn war auch das Eis, auf dem Tauren und ich unser gemeinsames Leben bewerkstelligten. Gerade jetzt wünschte ich mir, er wäre noch nicht wieder Zuhause, weil alles, was aus meinem Mund kam, so voller Negativität war, dass es mich selber erschreckte. "Mexiko. Für... ein paar Tage. Irgendein Geschäft, was ich überwachen soll.", krächzte ich mit dünner Stimme, die vor Zorn zitterte. Die Tränen konnte ich bis hierhin gerade noch zurückhalten, aber es fehlte nicht mehr viel, als ich gerade eine Hose in die Tasche stopfte. "Bitte stell' einfach keine Fragen, ich hab dafür gerade keine Nerven.", versuchte ich einen Streit präventiv zu vermeiden, indem ich den Norweger darum bat, einfach nicht weiter nachzuhaken. Ich kannte ihn schließlich, wusste, dass er zu neugierig war, wenn es um mich ging und eigentlich hätte mir auch klar sein müssen, das er prädestiniert dazu war, sich über meine Bitten hinweg zu setzen.
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