Nachdem Icarus verschwunden war, hatte sie die Waschmaschine noch angestellt, bevor sie in ihr Zimmer verschwunden war - oder es zumindest gewollt hatte, denn kaum hatte sie den Flur betreten und war am Büro des Oberhauptes vorbei gegangen - das lag nun mal zwangsweise auf dem Weg zu ihrem eigenen Zimmer - ging die Tür eben jenes Büros auf und ließ Solane augenblicklich erschrocken zusammen zucken. Vor allem weil Dwayne selbst im Rahmen stand und sie zu sich herein zitierte, ihr seltsame Fragen zu dem Abend an Darrens Tod stellte, dabei wirkte er überraschend gefasst und ruhig, sehr viel ruhiger als noch vor einer halben Stunde und das verwirrte sie noch sehr viel mehr, weil sie ihn so gar nicht kannte. Sie wusste gar nicht, wann sie ihn zuletzt so entspannt gesehen hatte und genau das war es, was ihn nur noch unheimlicher machte. So war sie umso mehr froh, als er ihr verkündete, dass sie entlassen war, wobei sie nicht recht wusste, was aus dieser Frage-Antwort-Stunde hatte resultieren sollen. Das sollte sie allerdings nur zwei Tage später von ihm erfahren: Solane kam gerade mit noch feuchten Haaren aus dem Badezimmer, frisch Geduscht am Nachmittag, als Sia ihr mitteilte, dass Dwayne alle unten im Wohnzimmer versammelt sehen wollte und zwar in weniger als zehn Minuten. So flocht sie sich die feuchten Haare nur schnell zu einem Zopf, bevor sie ihr Zeug in ihr Zimmer brachte und machte sich dann langsam auf den Weg nach unten, wo schon der Großteil von ihnen anzutreffen war. Stillschweigend lehnte sie sich gegen eine der Sofas, hatte nicht das Bedürfnis sich hinzusetzen. Stattdessen begann sie mehr oder weniger unruhig auf ihrer Unterlippe herum zu kauen. Eher unbewusst, eine schlechte Angewohnheit. "Wie vermutlich der Großteil von euch schon mitbekommen hat, geht es hier um Darrens Tod-" begann Dwayne, woraufhin sofort jegliche Gespräche verstummten. Das hatte er drauf, das musste man ihm lassen. Klar, sonst kramte er wieder eine Knarre heraus und schoss wild um sich wie vor zwei Tagen. Seither hatte er sie auch in Ruhe gelassen und Icarus hatte sie auch nicht mehr zu Gesicht bekommen. Vermutlich weil sie ihr Zimmer kaum verlassen hatte, weil der Drang danach sich mit Drogen abzulenken irgendwie relativ groß geworden war und hier ab und an etwas verlockendes herum lag. Nur weil sie seit über einem Jahr clean war, bedeutete das schließlich nicht, dass sie nicht mehr das Bedürfnis nach dem Zeug hatte. Dabei spielte es eigentlich keine Rolle was es war, es musste nur ihren Verstand vernebeln, damit sie von ihren wiederkehrenden Gedanken los kam. "-die Verantwortlichen scheinen uns zu unterschätzen, was wir ihnen selbstredend nicht durchgehen lassen können" redete er weiter, "daher wird ein Teil von euch die Ehre haben, ihnen gehörig in den Arsch zu treten." Sein Blick glitt zu Icarus, der ihm vor einigen Tagen zwar deutlich zu verstehen gegeben hatte, dass er dabei nicht mit machte, aber es war klar gewesen, dass das Dwayne nicht ansatzweise interessierte "Und Icarus wird das Ganze leiten - nicht wahr?" provokant, fragend zog er die Augenbrauen in die Höhe, während er den Brünetten mit seinen Augen fixierte, Solane hatte schon wieder das Bedürfnis den Kopf einzuziehen und sich zu verabschieden. Ohne allerdings auf eine Reaktion von Icarus zu warten, wandte er sich wieder dem Rest zu, zählte auf wer die Ehre hatte an dem Schlamassel teil zu nehmen. Solane blieb natürlich nicht verschont, was ihre ohnehin schon recht blasse Gesichtsfarbe nur noch blasser werden ließ.
Die letzte Woche war ziemlich entspannt von Statten gegangen. Er hatte nicht viel getan, gezwungenermaßen, weil es ihm einfach nicht möglich gewesen war. Noch heute sah man deutlich die Spuren seines Aufeinandertreffens mit Sucré nach dem Sierra ihn in einer Gasse gefunden hatte, weil er es nicht mal mehr geschafft hatte alleine aufzustehen und sich auf den Beinen zu halten. Das hatte zwar am nächsten Tag schon wieder deutlich besser funktioniert, ging heute aber wieder ohne Probleme und wirklich einwandfrei. Dabei sah er jede Nacht entweder das Gesicht von Sucré vor sich, der ihm vorhielt was für ein jämmerlicher Schwächling er doch war oder das seiner einstigen, großen Liebe, die ihm vorwarf sie nicht anständig beschützt zu haben. Letzteres war noch deutlich schlimmer für den jungen Mann, der somit jede Nacht maximal drei, vielleicht vier Stunden Schlaf abbekommen hatte und somit tagtäglich eher eine Fresse gezogen hatte, anstatt froh zu sein, überhaupt noch laufen zu können. Wobei er vor allem Sierra gegenüber sich größte Mühe gab nicht bei jeglicher Begegnung noch wortkarger zu sein wie er es normalerweise sowieso schon war. Denn auch wenn er wirklich nicht mit viel Sozialverhalten ausgestattet war, so wusste er durchaus was sie für ihn getan hatte und rechnete ihr auch sehr hoch an, dass sie die Klappe hielt – egal wem gegenüber. Sie akzeptierte einfach, dass er nicht wollte, dass jemand etwas darüber erfuhr und was noch viel besser war: Sie stellte keine Fragen, bis jetzt zumindest. Sicherlich hatte er nicht vor ihr zu erzählen was tatsächlich passiert war: Nämlich das er Kopflos und von seinen Gefühlen geleitet in eine Situation gerannt war, die nur hatte enden können, wie sie geendet war. Und dann auch noch der Grund dafür? Nein, das etwas, über das er, seit es geschehen war, mit niemandem geredet hatte und er hatte auch nicht vor das zu ändern. Auch nicht mit Sierra, Dankbarkeit hin oder her – man musste es ja nicht gleich übertreiben. Vielleicht hatte sie ja aber ein ähnlich schweres Päckchen zu tragen, weswegen sie wusste wie es war.. oder sie war einfach nur desinteressiert daran. Keine Ahnung, es war ihm egal, solange sie ihm mit ihren Fragen fern blieb. Auch diese Nacht war wieder relativ kurz gewesen, weswegen er sich schon in den frühen Morgenstunden dazu entschieden hatte aufzustehen, Müsli mit Joghurt zu frühstücken und anschließend eine kleine Runde raus zu gehen, frische Luft zu schnappen, was er insofern umsetzte, dass er einen Spaziergang durch das nahe gelegene Waldstück machte, einen kleinen Rundweg lief, der ihn circa eine Stunde ablenkte. Wobei ablenken relativ war, an solchen Orten hatte man erst Recht Zeit nachzudenken – aber das war nicht schlimm, wollte er doch irgendwann durchaus die Möglichkeit haben sich zu rächen und das nicht wieder auf die selbe, kopflose Art und Weise. Im Gegenteil: Durchdacht und präzise, keine Chance für Sucré oder einen seiner Handlanger ihm nochmal eine reinzuhauen. Oder wenn doch, nicht in diesem Ausnaß und mit Sicherheit nicht so, dass sie als Sieger aus dem nächsten Zusammentreffen heraus liefen. Alles andere wäre irgendwie echt peinlich. So kehrte er gegen Mittag also wieder zurück in das Gebäude, in dem die Eagels seit Jahren hausten, machte sich auf den Weg in den Keller zum Fitnessraum. Zwar musste er es langsam angehen, hatte aber die letzten Tage echt nichts getan und fühlte sich daher auch mehr als unwohl in seiner Haut. Er hatte einfach das Bedürfnis sich wenigstens ein kleines bisschen anzustrengen.
"You can fool all of the people some of the time, and some of the people all of the time, but you can't fool all of the people all of the time."
Ich wusste schon, was uns Allen blühte, als Dwayne eine vollwertige Versammlung der Mitglieder forderte und sich auch alle zügig in den Raum begaben, zusammen kamen. Und ja, es war mir auch klar gewesen, dass ich dabei natürlich eine ganz besonders beschissene Aufgabe bekommen würde. Warum genau war ich noch hier? Den aktuellen Umständen zur Folge gab es für mich eigentlich absolut keinen Grund mehr, noch länger mein Dasein in dieser Gang zu fristen, da ich endgültig trotz meiner leitenden Position unten durch war un sich das so schnell auch nicht ändern würde. Klar, Dwayne könnte mich wiederfinden, wenn ich ging und dann würde ich das Ganze nur unwahrscheinlich lebend überstehen. Selbst wenn, dann ganz bestimmt nicht, ohne noch weiteren Zorn auf mich zu hetzen. Jedoch konnte ich es dennoch nicht lassen, auf seine Betonung hinsichtlich meiner Aufgabe leise zu Schnauben und den Kopf zu schütteln. Wenn er von mir wollte, dass ich voraus in die Apokalypse spazierte, dann konnte er sich das sowas von abschminken. Egal, was er jetzt für Anweisungen und Pläne von sich gab - sollten die nicht ansatzweise meiner eigenen Vorstellung entsprechen, lief das Ganze auch anders ab. Sein Plan war recht simpel - Ablenkung am vorderen Rand des Grundstücks und seitlich vorne, während ein Team aus vier Personen eine der hinteren Eingangstüren sprengen und einmarschieren sollte. Theoretisch gar nicht sooo ein miserabler Plan, wenn auch mehr als riskant und definitiv nicht ohne Opfer durchführbar. Da würden auch ein, zwei Blendgranaten nichts dran rütteln Als Dwayne mit seiner nervigen Rederei fertig war, verzog er sich auch sogleich wieder in sein Büro und die armen Hunde, die mit auf die Mission gingen, fingen an sich umzuziehen und sich vorzubereiten. Ich für meinen Teil ging mit recht düsterem Gesichtsausdruck ebenfalls erstmal in mein Zimmer, um mich umzuziehen, weil die Jogginghose und das weiße Shirt eher unvorteilhaft waren. Sie wurden gegen schwarze Jeans, ein dunkelgraues Shirt und eine ebenfalls schwarze Lederjacke getauscht. Ich zog mir noch die Stiefel an und war dann auf den Weg in den Keller, wo sich ein kleiner Raum mit Waffen befand. Die Eagles hatten wohl ein weitaus größeres Arsenal und mir graute es schon jetzt davor, einem Scharfschützen ins Visier geraten zu können. So schnappte ich mir nur eine sehr kurz geratene AK, weil sie schlichtweg handlich war und man nicht so oft nachladen musste wie bei einer Pistole oder einem normalen Gewehr. "Jeff, Rita, Luke und Jake - ihr übernehmt den Mist mit dem Hintereingang, da seid ihr zumindest nicht gleich in der Schusslinie." wies ich die vier an, die daraufhin recht erleichtert nickten.
Die vergangenen Tage verliefen für mich mal mehr und mal weniger entspannt. Jobs hatte ich nur simple, aber es war meine eigene Vergangenheit, die mich mehrfach heimsuchte und mich unruhig schlafen ließ. Wahrscheinlich nicht zuletzt deshalb, weil ich mir ziemlich sicher war, dass auch Domenico mit unangenehmen Bereichen seiner Vergangenheit in Berührung gekommen war, weil er sich sonst sicher kaum so leichtfertig gehandelt hätte. Um nicht zu sagen dumm und leichtsinnig... einerseits fuchste es meine Neugier, dass ich nicht wusste, was genau passiert war und er es mir aber auch ganz offensichtlich nicht mitteilen wollte. Deshalb vermied ich es auch, ihm über den Weg zu laufen, damit eher nicht auffiel, dass mich eine gewisse Unruhe plagte. Wir hatten in der letzten Zeit nicht selten miteinander gearbeitet und jeder hier hatte einfach einen gewissen... Instinkt. Man merkte schlichtweg, wenn mit jemandem Etwas nicht stimmte und ebenso wenig wie er wollte ich meine Gedanken an die Öffentlichkeit tragen. Ich saß in der Küche auf der Theke und stocherte in meiner Schüssel mit Obstsalat herum, weil mir irgendwie nicht nach Essen zu Mute war, ebenso die schon die letzten Tage. Aber langsam brauchte mein Körper wieder Nahrung und Energie und schwach werden war eines der Dinge, die ich mir nicht erlauben konnte. Wenigstens den knappen halben Liter Orangensaft hatte ich getrunken und der enthielt ja wenigstens einiges an Zucker, der mir vorübergehend ein wenig Energie zurückbringen würde. Egal, wie ungesund er war. Nach und nach fanden auch die restlichen Obststücke ihren Weg in meinen Magen.
Was am beschissensten an der Situation war? Das war nicht mal die Tatsache, dass Dwayne sie geradewegs in ihren Tod schickte, es war viel mehr die Tatsache, dass der Anführer sich sofort wieder in sein Kämmerchen verzog und Däumchen drehend in Sicherheit saß, während er seine Leute über die Klinge springen ließ. Er war ein Feigling und hatte nur dann eine große Klappe, wenn er eine Waffe in der Hand hielt oder zwei Kerle neben ihm standen, die mit Sicherheit nicht zögern würden ihn zu verteidigen. Und während er die Glücklichen aufzählte, die zwangsweise mit mussten, wurde Solane bewusst, dass es sich genau um die Namen handelte, die - wenn sie so darüber nachdachte - diejenigen waren, die sich am ehesten gegen ihn stellen könnten, vor allem dann, wenn Icarus nicht mehr hinter ihm stand. Ob es ihm gefiel oder nicht, aber Rus' hatte er spätestens dann verloren, als er auf ihn gezielt hatte, auch wenn er noch da war. So leicht war es aber immerhin auch nicht eine Gruppe wie die Massics zu verlassen. Ganz und gar nicht. In Solane breitete sich eine Übelkeit aus, die sie nur zu gerne dazu genutzt hätte um sich krank zu melden - nur war das nicht so einfach, so machte sie sich eher langsam auf den Weg nach oben, um sich in schwarze Jeans und einen ebenfalls schwarzen Pullover zu packen. Dunkle Farben waren immerhin besser zum unentdeckt bleiben, begann es draußen doch schon zu dämmern. In Neonpink - auch wenn sie nichts in der Farbe besaß - würde sie bestimmt als Zielscheibe Nummer eins enden und darauf war sie ganz und gar nicht aus. Neben der Waffe aus ihrem Nachttischchen, welche sie wie bei den letzten Jobs zwischen Gürtel und Hose am Rücken schob, würde sie sich eventuell noch unten eine Waffe abholen. Je nachdem, am liebsten würde sie ja alle zu Hause lassen, weil sie die Dinger nervös machten. Die meisten hatten sich auch schon unten versammelt und so nahm sie auch noch wahr, dass Icarus gerade die Rollen verteilte, wobei Joyce verschont geblieben war, jetzt Jake noch einen Kuss auf die Lippen drückte. Sie sah besorgt aus, was Solane ihr nicht verübeln konnte. Die Blondine versuchte sie mit einem leichten Lächeln zu beschwichtigen, was unmöglich war. Natürlich. Abgesehen davon musste das Lächeln sowieso eher verzweifelt gewirkt haben, als beruhigend. Etwa eine dreiviertel Stunde später hatten sie das genaue Vorgehen besprochen, sich auf vier Wägen verteilt und auf den Weg gemacht. Jetzt lag noch etwa eine zwanzig minütige Fahrt zwischen ihnen und den Solid Eagels und mit jeder Sekunde wurde Solane in dem Sitz neben Icarus kleiner und kleiner. Naja, zumindest innerlich. "Anstatt bei den Eagels einzumaschieren, hätten wir Dwaynes Büro stürmen sollen..." murmelte sie leise, mehr zu sich selbst als zu Icarus, als dieser den Wagen eine Straße weiter vom Unterschlupf der unwissenden Eagels zum stehen brachte. Sie wollte nicht aussteigen und doch tat sie es. Hatte ja ohnehin keine andere Wahl und würde die anderen auch nicht hängen lassen. Sie waren - auch wenn sie insgesamt zu Acht waren - in der Unterzahl, ganz sicher, war hier doch das Nest Derjenigen, die sie angreifen sollten. Überraschungsangriff hin oder her, was erwartete sich Dwayne davon? Er könnte von Glück reden, wenn die Hälfte von ihnen zurück kam, wenn überhaupt.
Sonderlich lange hielt er es zugegebenermaßen nicht aus, dazu schmerzten die Muskeln irgendwie noch zu sehr, sodass er nach etwa einer viertel Stunde bis halben Stunde aufgab.. Fürs erste; morgen würde er eben den erneuten Versuch starten. Somit machte er sich wieder auf den Weg nach oben, wobei er auf dem Weg in sein Zimmer Sierra in der Küche entdeckte; Ashton hatte ihn die letzten Tage verschont. Wieso auch immer, aber er war ihm dankbar dafür. Die Brünette hatte er relativ lange nicht mehr zu Gesicht bekommen, nur flüchtig, wenn sie im Bad verschwunden war oder zu einem Job aufgebrochen war. Keine Ahnung wieso, seit der Nacht in der sie ihn aufgelesen hatte, waren die Begegnungen wenn überhaupt nur flüchtig gewesen. "Fall nicht so über den Essen her.." zog er sie auf, als er beschloss ihr ein wenig Gesellschaft zu leisten, ob ihr das nun passte oder nicht. Er musste mal wieder ein wenig mehr unter Menschen kommen, sonst verkrümmte sein Sozialverhalten noch vollständig. Sanft lächelnd ließ er sich gegenüber von Sierra auf den Stuhl fallen, beobachtete sie einen Moment dabei, wie sie eher lustlos in ihrem Obstsalat herum stocherte, sich ab und an mal einen Fruchtschnitz zwischen die Zähne schob. "Ist alles okay?" hakte er nach, einfach weil es ihn interessierte. Sie wirkte nicht gerade wie das blühende Leben. Es ging ihn zwar nichts an und würde sie ihm nicht antworten, war das auch okay, aber sie hatte ihm vor einer Woche den Arsch gerettet, außerdem war das Interesse nicht mal geheuchelt, wie es ansonsten vielleicht gewesen wäre - es war nicht Höflichkeit, es war eher Neugierde. Und sie sah wirklich nicht sonderlich begeistert aus, geschweige denn ausgeschlafen. Und die Tatsache, dass sie in ihrem Essen herumstocherte, als wären es irgendwelche Würmer, machte es auch nicht gerade besser.
"You can fool all of the people some of the time, and some of the people all of the time, but you can't fool all of the people all of the time."
Es dauerte gar nicht lange, bis wir auch schon auf dem Weg zu unserem Angriffsziel waren und um ehrlich zu sein, war ich nicht einmal aufgeregt. Das lag nicht daran, dass mir an meinem Leben nichts mehr lag - denn das tat es trotz der vergangenen, beschissenen zwei Tage -, sondern viel mehr damit, dass ich verdammt wütend war. Wütend auf Alles und Jeden, obwohl niemand etwas dafür konnte, dass es mir so ging. Nur Solane gegenüber hielt ich mich so gut es ging im Zaum, gerade weil sie auch im Gegensatz zu mir nicht gerade felsenfest im Sitz saß. Es wirkte eher so, als wollte sie immer kleiner werden und dafür sorgen, dass ich womöglich vergaß, dass sie überhaupt mit mir im Auto war. Und ich konnte sie auch wirklich verstehen was das anging, ich hatte schließlich nicht ohne Grund vor Kurzem er angemerkt, dass sie nicht gerade gut ins Bild der Drogendealer passte. Sie mochte nicht durchgehend zerbrechlich wirken, aber manchmal einfach unfassbar unschuldig. Als könne sie keiner Fliege was zu Leide tun und ich war mir bis jetzt immernoch nicht sicher, ob sie überhaupt fähig war abzudrücken, wenn es darauf ankam. Ich hatte sie noch nie einen Schuss abfeuern sehen. "Da bin ich ganz deiner Meinung.." stimmte ich ihr gemurmelt zu, als ich den Wagen anhielt. Ich zögerte dann auch nicht, auszusteigen und mir die Waffe aus dem Fußraum vor dem Rücksitz zu nehmen. Ich steckte das große Magazin noch an, lud die Waffe, ehe ich einen weiteren Blick zu Solane warf. "Such' dir Deckung, bevor ich loslege... du machst das sonst keine 5 Minuten, fürchte ich." seufzte ich leise, weil wir uns einfach ganz offensichtlich in den Tod stürzten und man die Sache nicht unnötig beschleunigen musste. Ich hatte einen Clip am rechten Ohr, mittels dem ich mich mit den anderen beiden Gruppen verständigen konnte. "Gebt Bescheid, wenn ihr auf Position seid." gab ich eben an die anderen durch, die mir nur knapp eine Minute später bestätigten, dass es losgehen konnte.
Und wenn man über eine Person und deren Vergangenheit zu sehr nachgrübelte, war man ganz offenbar dazu verdammt, dass eben genau diese im Raum auftauchte. Ich unterdrückte ein Seufzen bei seiner Frage, lächelte stattdessen schwach, wenn es auch ein wenig kühl auf ihn wirken mochte. "Geht schon, danke." versicherte ich dem großgewachsenen Italiener, dass er sich um mich keine allzu großen Gedanken machen musste und ich auch ohne ihn mit mir selbst klar kam. Hatte man ja neulich gesehen, als ich mir ganz erfolgreich ordentlich die Kante gegeben und mich danach von ihm hatte flachlegen lassen... herrje, wann hatte ich eigentlich meinen Stolz und meine Selbstachtung verloren? Schien schon ein paar Tage her zu sein. "Du siehst besser aus... wie gehts dir denn?" stellte ich ihm, um von mir selbst abzulenken, einfach die Gegenfrage und schenkte mir dann noch ein wenig mehr Saft ein, weil das das Einzige zu sein schien, was ich gerade gut runter bekam.
[sierra jetzt kurz aber ich muss loooos, sorry ._.""]
Seine Worte, nachdem sie ausgestiegen waren, ließen Solanes Blick zu Boden gleiten - erstens, weil sie wusste das er Recht hatte, zweitens, weil sie so klangen als hätte er lieber jeden anderen dabei und drittens, weil er wiederum auch recht mit dem unausgesprochenen Teil hatte: Er hätte größere Chancen das hier zu überstehen, wenn die Blondine zu Hause geblieben wäre und an ihrer Stelle jemand an seiner Seite wäre, der weitaus sicherer mit Situationen wie dieser umging. Aber Dwayne hatte sie mitgeschickt und wer wusste schon, was sie erwartet hätte, wenn sie zu Hause geblieben wäre. Abgesehen davon: Ihr war die Situation wirklich alles andere als Recht, aber sie hatte auch nicht vor, das alles jemand anderen ausbaden zu lassen; immerhin war sie auch bei Darrens Mord mit dabei gewesen und ob sie nun Schuld daran war oder nicht, sie hatte Dwayne das ganze genauso verheimlicht wie Icarus, sie hing da genauso mit drin und wenn hier was passierte und sie war nicht dabei, dann war das bestimmt noch schlimmer als anders herum. Falls sie es denn überhaupt lebendig wieder aus der Situation heraus schaffte, sie bezweifelte ja, dass das der Fall sein würde, auch wenn sie normalerweise wirklich ein optimistischer Mensch war. In dem Fall war aber wohl jeder Optimismus pures Wunschdenken. Sie blieb ihm eine Antwort schuldig, auch wenn nicht unbedingt eine notwendig war. Stattdessen wartete sie darauf, das etwas passierte - egal was, hauptsache es war vorbei. Vorbei in dem Sinne, dass die Sache hier erledigt und sie wieder zurück in ihrem Zimmer war, selbstverständlich. Dauerte dann auch nicht mehr lange, bis die anderen beiden Gruppen Icarus ihr 'okay' gaben. Dann ging alles ganz schnell. Während die Vier hinten darauf warteten, dass vorne die Ablenkung startete, begann ein regelrechter Sturm aus Schüssen auf die Vorderseite des Hauses - einmal von links, wo Icarus und Solane sich befanden und einmal von rechts, der Seite an der sich Ray und Caleb positioniert hatten. Solane tat fürs erste, wie ihr geheißen, hielt sich damit zurück, im Hintergrund, in Deckung hinter der Mauer, die das Grundstück umrahmte. Noch war ja auch die Situation insofern ruhig, dass die Bewohner des Hauses nicht zurück schossen, sie sollte also wohl ihre Kugeln sparen - falls sie tatsächlich in der Lage sein würde überhaupt abzudrücken; aber wer wusste schon was die Situation in ihr auslöste, wenn nicht nur das Leben der anderen, sondern auch ihr eigenes bedroht war, indem man auf sie Schoss. So oder so; das war wohl etwas, das niemand voraussagen können würde. Eigentlich hätte sie vorher noch gern ein "seid vorsichtig" an alle Anwesenden von sich gegeben, aber irgendwie war das lächerlich erschienen und jetzt sowieso total nebensächlich. Noch bevor sie sich auch nur ansatzweise mit der Situation abfinden konnte, wurde ihr bewusst, dass die gegnerische Seite das Feuer zu erwidern begann.
Sie schien nicht darüber reden zu wollen, was Icarus innerlich nur ein Nicken entlockte, bevor er ihre Gegenfrage beantwortete - nun ja, es zumindest versuchte, denn noch bevor er zu einem "Mir geht es-" ansetzen konnte, ertönten plötzlich Schüsse, die ihn erschrocken zusammen zucken ließen. - Einfach, weil er so gar nicht damit gerechnet hatte. Aber wer würde das schon? Und noch bevor er aufspringen konnte, zersprang die Fensterscheibe rechts von ihnen, weit genug weg um niemanden zu verletzen, aber nahe genug um die Bedrohung die herrschte ganz offensichtlich zu zeigen. Sein Blick glitt zu Sierra, die ebenso perplex der Situation gegenüber zu stehen schien wie er selbst. Allerdings brauchte sein Hirn nicht sonderlich lange um zu schalten, tatsächlich aufzuspringen und mit einem eher zu sich selbst gemurmelten "Was zur Hölle passiert hier gerade" die Küche zu verlassen, dabei noch den Lichtschalter zu betätigen. Draußen war es zwar dunkel, aber genau das machte es den Angreifern - was auch immer sie wollten und wer auch immer sie waren - deutlich leichter sie zu sehen, während sie nur in eine leere Schwärze blicken konnten. Seine Augen - und die der anderen - würden sich schon schnell genug an die Dunkelheit gewöhnen, besser wie sich deswegen eine Kugel einzufangen. Schnell - wirklich sehr schnell - herrschte Unruhe im Haus, verständlicherweise. Und er? Er hatte nicht mal seine Waffe zur Hand, aber wer rechnete schon damit? Glücklicherweise war sein Zimmer nicht weit weg und so oder so war in diesem Haus überall irgendwo ein Versteck wo sich eine Waffe befand; sicher war sicher, sie lebten immerhin nicht gerade wie die Engel im Himmel und hatten keinerlei Feinde. Während er sich unter dem Bett einen Koffer hervor zog, in dem sich eine M60 befand, die mit wenigen, routinierten Handgriffen zusammengesetzt war. So wie sich das anhörte, waren die unbekannten Angreifer nicht unbedingt mit weniger bewaffnet und sicher war sicher - er hatte nicht vor sich die Birne wegschießen zu lassen, auch wenn er sich gedanklich noch immer fragte was hier gerade schief lief und wer es tatsächlich wagte die Solid Eagels in ihrem eigenen Heim anzugreifen; er hatte fast das Bedürfnis ihnen Glück zu wünschen, weil jemand der so strohdumm war, nicht mal mit Glück lebendig aus der Situation herausstiefeln konnte. Domenicos Herz schlug zwar schneller als gewohnt, aber trotz allem strahlte er die gewohnte Ruhe aus, wie in fast jeder Situation, in der es nun mal notwendig war - sah man einmal von dem Aufeinandertreffen mit Sucré vor etwas über einer Woche ab. Aber letzten Endes hatte wohl jeder einmal seine Aussetzer und er hatte nicht vor, dass sich ein solcher in naher oder ferner Zukunft wiederholte. Bevor er allerdings sein Zimmer wider samt Waffe verlassen konnte - er hatte nicht vor sich am Fenster seines eigenes Zimmers zu positionieren, waren die Schüsse doch eindeutig von der Vorderseite des Hauses gekommen und würden sich bestimmt schon einige der Rückseite gewidmet haben -, vernahm er einen ohrenbetäubenden Knall, der keineswegs etwas mit einem Schuss zu tun hatte. Eine Explosion kam dem schon näher... Er hielt also einen Moment in seiner Bewegung inne und lauschte den Geräuschen außerhalb seines Zimmers, bevor er sich sicher war, mit verlassen eben dieses nicht gleich in seinen sicheren Tod zu laufen.
"You can fool all of the people some of the time, and some of the people all of the time, but you can't fool all of the people all of the time."
Gesagt, getan - ohne noch lange zu Zögern gab ich das "Go" durch und die Sache wurde ernst. Zuerst mussten sämtliche sichtbare Fenster dran glauben, denn auch, wenn die Eagles allesamt schnell zu schalten schienen und die Lichter ausknipsten, konnte man ohne spiegelnde Fensterscheiben deutlich besser sehen, wo jemand darauf wartete, einen von uns mit einem gezielten Schuss ausschalten zu können. Leider dauerte es natürlich nicht besonders lange, bevor wir unsere Aktion zu spüren bekamen und die ersten Schüsse zurückkamen, woraufhin ich zum Sprint ansetzte und mich zur Hauswand flüchtete. Inzwischen hatte sich mein Puls doch deutlich beschleunigt und das Adrenalin kochte in meinen Adern, als rechts neben mir jemand den Lauf einer Waffe aus dem Fenster hielt. Ich schaltete schnellstmöglich und knipste demjenigen ohne zu Zögern das Licht aus, wobei mich die Blutspritzer, die daraufhin den Fensterrahmen zierten, nicht im geringsten beirrten. Einen Moment lang hielt ich inne und lauschte, nachdem die Hintertür ebenfalls erfolgreich gesprengt worden zu sein schien. Dass die Aufmerksamkeit des Gegners daraufhin eher dort lag, nutzt ich aus um durchs Fenster und über die Leiche im inneren des Hauses zu steigen. Als ich dann an der Seite einer Kommode ein paar Meter weiter Deckung gesucht hatte - die für mich recht spärlich war, was die Größe anging, selbst wenn ich mich klein machte -, lauschte ich erneut den umliegenden Geräuschen. In unmittelbarer Nähe des Zimmers, in dem ich mich gerade befand, schienen sich nicht allzu viele Leute zu befinden, weshalb ich mich zur Zimmertür fortbewegte und diese nach einem tiefen Atemzug langsam öffnete. Im ersten Moment ging das noch gut, im zweiten schossen auch schon zwei oder drei Kugeln knapp an mir vorbei, weshalb ich fluchend neben der Tür an der Wand Schutz suchte. Sollte ich hier lebend rauskommen, war Dwayne definitiv das nächste Opfer.
Meine eher nervigen Gedanken wurden ziemlich plötzlich beendet, als weiß Gott wer das Feuer aufs Haus zu eröffnen schien und schon kurz darauf zahlreiche Fensterscheiben klirrend zu Boden fielen. Ich erwiderte Nichts auf Domenicos Worte - war glaube ich auch einfach nicht notwendig -, sondern machte mich zügig auf den Weg zu meinem Zimmer. Zwar konnte ich wohl mit jeder Waffe gut umgehen, aber mit meiner angestammten Pistole einfach am besten. So schnappte ich mir besagte Waffe und lud sie in Windeseile, verstaute noch zusätzliche Munition in meinen Hosentaschen. In meinem aufgewühlten Zustand war die jetzige Situation wohl wirklich nicht gerade das, was ich gut brauchen konnte, wo meine Gedanken doch überall und nirgendwo verstreut zu sein schienen. Zwar schaltete mein Kopf ziemlich schnell auf den "Arbeitsmodus" um, den ich für gewöhnlich bei schwierigeren Jobs mitbrachte, aber ich hätte dennoch nicht leugnen können, nicht hundert Pro bei der Sache zu sein, als ich bedacht vorsichtig mein Zimmer verließ. Die obere Etage hier schien die noch sicherere zu sein und ich sah noch Domenico ein paar Meter weiter, warf ihm nur einen flüchtigen Blick zu, ehe ich mich langsam in Richtung Treppe vor arbeitete. Dabei begegnete mir erstmal niemand, was ich dazu nutzte, noch einmal tief durchzuatmen und mich bestmöglich auf die Situation einzustellen. An besagten Stufen angekommen traf ich dann auf den ersten unliebsamen Besuch, der sich gerade den Weg nach oben bahnen zu wollen schien. Die Pistole im Anschlag reagierte ich, ohne darüber nachzudenken, wer besagte Person sein könnte. Ein gezielter Schuss auf Brusthöhe ließ den Kerl die Treppe rückwärts wieder runterfallen und am unteren Ende der Stufen jämmerlich krepieren. Aber wer so dumm war, ins Quartier einer Gruppe Auftragskiller zu spazieren, der konnte ohnehin nur selten dämlich sein und hatte es womöglich auch einfach nicht anders verdient, als es mit dem Tod zu bezahlen.
Als die Schüsse einen Moment verstummten, durch einen deutlich massiveren Knall unterbrochen wurden, schloss Solane die Augen, dicht an die Wand gepresst an die sie lehnte, sodass sie das kalte Gestein im Rücken deutlich spüren konnte. Sie atmete tief durch und als sie einen Blick aus ihrem Versteck hervor wagte, war Icarus schon gar nicht mehr zu sehen. Eigentlich wäre sie nur zu gerne hier geblieben, aber alle anderen stürzten sich gerade auch in ihren Tod - es wäre alles andere als fair, wenn sie sich in ihrem sicheren Versteck verbarrikadierte und wartete, bis das Unheil vorüber gezogen war. Ganz egal was Icarus ihr mehr oder weniger erlaubt oder eben nicht erlaubt hatte. Immerhin hatte er sie durchaus dazu angewiesen einfach in Deckung zu gehen. Und auch wenn sie den Worten liebend gerne bis zum Ende der Geschichte folgen würde, so drängte sie ihr Gewissen doch dazu, langsam aus ihrer Deckung hervor zu treten. Dabei achtete sie aufmerksam auf das, was im Haus geschah, konnte aber auch nach gründlichem Suchen niemanden an einem der vielen Fenster entdecken und hoffte somit einfach, dass sie sich auch nicht täuschte, als sie sich auf den Weg zu einem der unteren Fenster machte. Im Haus war es mittlerweile vollkommen Dunkel - sie konnte aber immer wieder Schüsse hören, die durch das Haus hallten, keineswegs zu überhören waren. Die Blondine stand schon wieder mit dem Rücken zur Wand, dicht an diese gepresst, um so wenig wie möglich aufzufallen, bevor sie tief durchatmete, dann den Weg nach drinnen wagte. Bis jetzt schien das Glück auf ihrer Seite zu sein, denn sie schaffte es zur nächsten Tür, hinter welcher sich ein leeres Badezimmer befand. Sie wusste gar nicht, was sie hier drin sollte - dabei war es eigentlich klar: Den anderen zumindest beistehen, für den Fall der Fälle. Als sie ein Röcheln hörte, nicht unweit von ihr, zog sich ihr Magen zusammen, dennoch wagte sie den nächsten Schritt nach vorne, bis zur nächsten Ecke, bei welcher der Flur nach links abbog. Wenigstens gab es nicht zwei Möglichkeiten, so konnte sie sich erstens nicht an einer Entscheidung aufhalten und zweitens nicht von hinten angegriffen werden. Als sie allerdings einen Blick um das Eck wagte, konnte sie gerade sehen, wie Jeff ein paar Stufen einer Treppe hinunter taumelte, an sich hinunter sah, seine Waffe zu Boden fallen ließ und unkontrolliert röchelnd nach hinten umkippte und auf dem Boden landete. Entsetzt schnappte Solane nach Luft, verkniff sich gerade so noch den aufkommenden Schrei, indem sie sich ihre Hand auf den Mund drückte, wobei ihr erst jetzt auffiel, dass sie ihre Waffe gar nicht in der Hand hielt, sie wohl unbewusst als sie durch das Fenster geklettert war wieder weg gesteckt hatte. Mit zittrigen Fingern nahm sie die Waffe wieder in die Hände, entsicherte sie und versuchte sich nur ansatzweise wieder zu beruhigen, bevor sie wieder um das Eck lugte, niemanden erkennen konnte. Mit der Waffe vor ihrem Körper fasste sie ihren gesamten Mut und folgte dem Flur weiter, blieb aber am nächsten Eck wieder stehen, wobei ihr dann Icarus ins Blickfeld fiel. Er stand mit dem Rücken zu ihr. Ob es nun Zufall war, oder tatsächlich dem hohen Adrenalinpegel in ihrem Blut verschuldet, aus den Augenwinkeln nahm sie rechts von sich eine Bewegung war. Hierbei handelte es sich definitiv nicht um einen der Leute, die sie kannte und die ihr wichtig waren. Eigentlich wollte sie Icarus rufen oder warnen, denn der Kerl hatte definitiv den Brünetten im Blick, Solane wohl noch gar nicht bemerkt, aber sie stand wohl auch noch halbwegs geschützt im nahe liegenden, abgehenden Flur. Und wenn sie Icarus rief, dann würde er sich vielleicht umdrehen, aber dann hatte der Kerl schon längst abgedrückt - sah man einmal davon ab, dass sie damit auch noch auf sich selbst aufmerksam machte. Keine gute Idee - innerlich wusste sie, dass sie nur den Bruchteil einer Sekunde Zeit hatte um zu handeln, weil es ansonsten schon zu spät sein konnte. Zu ihrem Glück hielt sie die Waffe schon in der Hand, wurde so von Adrenalin überschüttet und wollte nicht noch einen Menschen den sie mochte als Leiche zu Gesicht bekommen, sodass sie nicht lange überlegte, nur kurz zögerte, bevor sie auf die Schulter des fremden zielte. Schulter - tja, eventuell war es ihren zittrigen Händen zu verdanken, vielleicht auch einfach der Tatsache, dass sie so etwas viel zu selten machte, der Kerl ging zu Boden, aber nicht weil er einen Schuss in einen weniger bedrohlichen Bereich seines Oberkörpers abbekommen hatte. Sie konnte selbst von hier sehen, wie ihm das Blut aus der Brust sprudelte. Genau im Takt seines kämpfenden Herzens..
Kurz nachdem er sein Zimmer verlassen hatte, trat Sierra in sein Blickfeld, die sich auf den Weg zur Treppe machte. Solange sie die im Blick hielten, würde wohl keiner der Angreifer nach oben gelangen. Zwar waren zwei Mann (oder Frau) gut, aber Domenico entschied sich dennoch dafür, sich fürs erste an einem der hinteren Fenster zu postieren, um zu sehen ob noch weitere Angreifer von draußen kamen und sie so auszuschalten, bevor sie überhaupt das Gebäude betreten konnten. Somit fand er seinen Platz fürs erste an einem der hinteren Fenster, am Ende des Flures. Auch hier war das Fenster kaputt, Glasscherben lagen auf dem Parkett. An die Wand neben dem Fenster gelehnt lauschte er erst einen Moment in die stille Nacht, die ab und an von einem Schuss unterbrochen wurde - der letzte kam definitiv aus diesem Stockwerk, von seiner Position aus konnte er allerdings nicht sehen was geschehen war. Allerdings ließ er sich davon auch nicht lange beirren, wagte den ersten Blick nach draußen in die Dunkelheit, wobei seine Augen sich mittlerweile an eben diese gewöhnt hatten, sodass er relativ schnell relativ sicher sein konnte, dass sich draußen niemand mehr aufhielt. Zumindest nicht in seinem unmittelbaren Sichtfeld. Ob sie wirklich nur so wenige waren. Immerhin kam eine ganze Armee nicht innerhalb von Minuten in ihr Haus. Oder doch? So oder so - wer waren die Angreifer? Was trieb sie dazu ein Haus voller Mörder anzugreifen? Sie mussten einen triftigen Grund haben. Da er hier nicht allzu viel ausrichten konnte, beschloss er nun doch sich wieder mehr dem inneren des Hauses zu widmen, machte sich daher bedacht darauf unauffällig zu bleiben, wieder in Richtung seines Zimmers, dann in Richtung der Treppen, an deren oberen Ende er Sierra erblickte, die sich nun langsam auf den Weg nach unten machte. Der Italiener schloss sich ihr an, die Waffe zum Abschuss bereit an seine Schulter gelegt und den Blick aufmerksam gerade aus gerichtet, um jegliche Bewegung die eventuell in sein Sichtfeld trat wahrnehmen zu können. Wobei die Stille erneut von einem Schuss durchbrochen wurde. Ruckartig drehte er sich in die Richtung aus welcher der Schuss ertönt war, während er sich automatisch ein wenig duckte, wusste er doch immerhin nicht ob einer ihrer Leute oder aber einer der Angreifer den Schuss abgefeuert hatte.
"You can fool all of the people some of the time, and some of the people all of the time, but you can't fool all of the people all of the time."
Im nächsten Augenblick konnte ich wohl heilfroh sein, dass mir irgendwer den Rücken freihielt. Denn nicht allzu weit von mir entfernt fiel kurze Zeit später eine Person zu Boden, die eindeutig nicht zu meinem Trupp gehörte. Für einen kurzen Moment lang schaute ich ein wenig perplex auf die Leiche, ehe ich mich nach meinem Mitstreiter umsah, der mir auf gut Deutsch gerade wohl den Arsch gerettet hatte. Wen ich da zu Gesicht bekam konnte ich um ehrlich zu sein kaum glauben - der mir nur allzu bekannte, zierliche Blondschopf hielt beinahe schon zittrig die Waffe in der Hand, aus der die Kugel gekommen sein musste. Zwar hatte Solane sich damit meiner Anweisung - oder eher meinem guten, freundschaftlichen Rat - widersetzt, aber ich konnte wohl von Glück reden, dass die junge Frau ab und an auch ihren eigenen Kopf hatte und vor Allem einfach Etwas für ihre Mitmenschen übrig hatte. Wenn sie diese mochte zumindest und mir wäre kein Grund dafür eingefallen, warum sie mich nicht hätte leiden können sollen. So war ich in diesem Augenblick einfach nur dankbar dafür, dass sie mich vor einem weiteren Streifschuss oder gar Schlimmerem bewahrt hatte. Ich zögerte nicht lange, bis ich zu ihr ging, hielt mich dabei so bedeckt wie nur irgendwie möglich. Bei ihr angekommen ließ ich ihr nur ein dankbares Nicken zukommen, dass ihre Unruhe - oder eher Angst - aber wohl kaum beruhigen konnte. Es sollte ihr vielmehr signalisieren, dass sie doch bitte wenigstens in meiner Nähe bleiben sollte, wenn sie schon hier war. Dann konnten wir uns zum Einen gegenseitig den Rücken freihalten und zum Anderen wusste ich dann, dass sie Nicht unüberlegt dummes anstellte, so wie neulich als sie einfach zu Darren geeilt war, nachdem der sich eine Kugel eingefangen hatte. Hier wäre es weitaus gefährlicher als zu dem Zeitpunkt vor ein paar Tagen - hier flogen nämlich definitiv mehr als nur diese eine Kugel durch die Luft. Ich bahnte mir also mit Solane an meiner Seite weiter den Weg durch den Flur, der irgendwann im Eingangsbereich mündete, wo ich Jake gerade einem Schuss ausweichen sah, der ihn nur haarscharf zu verfehlen schien. So hielt ich mich dicht gefolgt von Solane erstmal hinter der Ecke der Hauswand. Als kurzzeitig mal keine Schüsse zu fallen schienen, wagte ich einen Blick um die Ecke und musterte die anwesenden Personen. Meine Pupillen weiteten sich augenblicklich, als ich glaubte, ein bekanntes Gesicht zu erkennen, aber keines der Massics. Wenn ich mich nicht irrte, dass war das das brünette Miststück, das ich auf dem Motorrad gesehen hatte. Mein Gesichtsausdruck verdunkelte sich schlagartig und ohne Zögern setzte ich zum Schuss an.
Unten war ganz eindeutig der heiklere Bereich, denn es sollte nicht allzu lange dauern, da flogen mir die Kugeln um die Ohren. Dem ersten Angreifer erwiderte ich das Feuer ohne zu zögern, verfehlte ihn aber knapp, weil er sich ziemlich schnell in Deckung flüchtete. Ich wollte mich gerade ebenfalls in sicherere Gefilde begeben, als auch schon die nächsten Schüsse in meine Richtung zischten, woraufhin ich mich mit einer gekonnten, schnellen Rolle hinter den Garderobenschrank flüchtete, in dem überwiegend dicke Winterjacken und ein paar Schuhe aufbewahrt waren. So hielt ich dort erst ein paar Sekunden inne und drückte mich an die Wand an meinem Rücken, kniff ein paar Mal reflexartig die Augen zusammen, wenn Schüsse mich knapp verfehlten. Dann versiegte das Feuer aber für einige Sekunden, weil Domenico scheinbar das Feuer erwidert hatte und den Angreifer wohl schutzsuchend zurückgedrängt hatte. Als ich dann erneut hinter dem Schrank hervor sah, mich dabei nur so wenig aus meiner Deckung begab, wie nur irgendwie möglich war, konnte ich sehen, wie der große Italiener ebenfalls eine Deckung aufsuchte, ehe der Typ wieder hinter der Ecke hervorsah, aus deren Richtung die Schüsse auf mich gerade gekommen waren. Zu meinem Entsetzen sah er gezielt in meine Richtung und es dauerte kaum zwei Sekunden bis ich realisierte, warum er es auf mich und nicht gar auf den besser bewaffneten Domenico abgesehen hatte - es war Reed. Hieß also, dass die Massics scheinbar begründeten Verdacht hegten, dass wir tatsächlich gegen den Vertrag verstoßen hatten. Das war so weit von Gut entfernt, wie es nur irgendwie ging, denn das hieß, dass wir den Job nicht gerade brilliant erledigt hatten und sich die gesamte Kompanie jetzt unfreiwillig damit auseinandersetzen musste. Ich erwischte den Massic nicht, weil er sich gekonnt immer wieder in seine Deckung verzog, aber ich bekam gleichzeitig mit, wie sich mehr unserer Leute in den Eingangsbereich hier vor wagten, was hieß, dass in den anderen Teilen des Hauses wohl entweder alle der Eindringlinge niedergemacht oder vertrieben zu sein schienen.
Hätte sie gekonnt, hätte sie jetzt vermutlich los geschrieen - da sie allerdings wie gelähmt war und noch immer auf das Schussopfer sah, war sie muskmäuschen still und wandte sich auch erst von dem Anblick - den sie nebenbei bemerkt nie wieder vergessen würde - ab, als Icarus sich zu ihr gesellte. Währenddessen hatte sie keineswegs auch nur einen Gedanken daran verschwendet, dass es sinnvoll sein könnte in Deckung zu gehen. Zu ihrem Glück war der Kerl wohl alleine gewesen. Wie betäubt folgte sie Icarus, der ihr mit einem Nicken zu verstehen gegeben hatte, dass sie besser in seiner Nähe bleiben sollte. Allerdings konnte sie nicht verhindern, dass ihr Blick noch einige Male - bis er aus ihrem Blickfeld verschwand - zu dem jungen Mann glitt, der mittlerweile leblos am Boden lag. Als Icarus stehen blieb, blieb auch Solane stehen - als er weiter lief, folgte sie ihm unaufgefordert, lehnte sich an die Wand, als der Brünette das Feuer erneut eröffnete, sich wenig später wieder hinter die Wand duckte, an die auch sie lehnte und damit in Deckung ging. Die Waffe hatte sie längst wieder sinken lassen, sogar eher das Bedürfnis sie los zu lassen und so weit wie möglich weg zu schmeißen, dass das gerade unpassend war, konnte sie aber selbst in ihrer aktuellen Lage noch begreifen, weswegen sie das ganze wohl eher auf später verlegte. Sich allerdings wieder vollends auf die Situation zu konzentrieren schaffte sie nicht ansatzweise. Selbst wenn jemand aus dem Hinterhalt gekommen wäre, hätte sie es vermutlich nicht geschafft die Waffe nochmal anzuheben um sowohl sich selbst, als auch Icarus zu verteidigen; zu ihrem Glück allerdings war dies fürs erste nicht der Fall. Stattdessen drang bald schon eine Stimme an ihr Ohr - eine fremde Stimme, keine Ahnung von wem sie stammte - sicher war nur, dass sie nicht von jemandem kam den sie kannte, damit handelte es sich nicht um ein Mitglied der Massics.
So schnell wie er sich in die eine Richtung gedreht - und niemanden hatte entdecken können - hatte, so schnell wandte er sich wieder dem Geschehen vor der Treppe zu, duckte sich unter den Schüssen die fielen hinweg und suchte Schutz hinter einer Kommode, die nicht unweit vom Geländer der Treppe entfernt stand. Der Kerl hatte es ganz offensichtlich auf die Brünette abgesehen, sonst hätte er Domenico vermutlich sogar mit einem gezielten Schuss erwischen können. Da hatte er wohl Glück gehabt - hatte aber nicht vor dieses weiter hinauszufordern. Stattdessen konzentrierte er sich auf eben diesen Kerl - der einzige, von dem gerade unterhalb der Stufen Schüsse zu fallen schienen. Er feuerte in knappen Abständen und immer wenn er nicht gerade in Deckung ging, weil er nicht wusste ob der Kerl sich nicht irgendwann doch ihm zuwenden würde, Schüsse in seine Richtung ab; da dieser allerdings das Feuer weiterhin auf Sierra hageln ließ, schienen seine Schüsse ins leere zu gehen - oder in die Wand, nahe der Ecke hinter der er sich versteckte. Letzten Endes würde er sein Magazin leer schießen, genauso wie der Angreifer. Dabei war dieser definitiv in der Unterzahl, denn Domenico konnte zwei weitere der Solids in seiner unmittelbaren Nähe entdecken, die abwechselnd ebenfalls Schüsse nach unten abgaben. In den ruhigeren Abständen entschied er sich dazu, herauszufinden was hier eigentlich lief: "Ich weiß zwar nicht, was euch dazu getrieben hat eine solche Serlbstmordaktion zu starten..." begann er mit fester, lauter Stimme, um sicher zu gehen, dass die Angreifer - wie viele es auch immer noch sein mochten - ihn auch hören, verstehen konnten "...aber ihr seid in der Unterzahl und euer Magazin wird irgendwann leer gehen, immerhin sitzen wir hier an der Quelle" teilte er mit, was wohl einfach nur der Wahrheit entsprach. Er wollte einfach erst mal herausfinden, was hier lief, wer tatsächlich so dumm war, in ein Haus voller ausgebildeter Schützen einzudringen und tatsächlich zu glauben, dass er das überleben würde. Domenico würde ihn gewiss nicht verschonen, wenn er aus seiner Deckung kam und er die Möglichkeit hatte ihn oder auch sie zu erschießen und somit die von ihm ausgehende Gefahr zu erledigen, aber vielleicht würden die Worte ihn tatsächlich dazu bringen unvorsichtiger zu werden... und somit würden sie sich eventuell den ein oder anderen Schuss in ihre Richtung sparen. Wer wusste das schon. Er hatte hier immerhin mindestens drei weitere Leute auf seiner Seite, die schießen würden, wenn der Kerl hervor trat, nicht mal Domenico selbst musste es tun. "Also - was wollt ihr?"
"You can fool all of the people some of the time, and some of the people all of the time, but you can't fool all of the people all of the time."
Aha, also jetzt die diplomatische Art und Weise? Ich war mir eigentlich ziemlich sicher, dass es vollkommen irrelevant war, was ich erwidern würde, weil es schlicht und ergreifend rein gar Nichts an der ziemlich aussichtslosen Situation ändern würde. So blieb ich in meiner Deckung neben Solane, unwissend, ob Jake es unverletzt aus dem Schussfeld geschafft hatte, oder nicht. Falls er noch kampffähig war, war er außer mir wahrscheinlich der Einzige. Die junge Frau neben mir schien sich gedanklich nämlich keinesfalls mit dem Hier und Jetzt zu beschäftigen, sondern sich immernoch vor sich selbst zu ekeln, weil sie wohl - davon ging ich aus, sonst wäre sie jetzt nicht so drauf - zum ersten Mal jemanden erschossen hatte. Es sollte mir wohl Angst machen, dass mich sowas nicht mehr im Geringsten interessierte, aber so genau dachte ich auch eigentlich schon lange nicht mehr darüber nach, wenn ich jemandes Leben beendete. Was wir wollten war eine gute Frage. Laut Dwayne wohl nur eine sinnfreie Racheaktion, weil er uns kein konkretes Ziel bei unserer Mission gegeben hatte. Es hatte wohl lediglich der Einschüchterung dienen sollen oder sowas in der Richtung, was aber wohl eher nicht das Resultat gewesen war. Immerhin saßen wir hier ziemlich in der Falle und siegreich würden wir hier weiß Gott nicht rausgehen. Ich wagte noch einen sehr flüchtigen Blick nach vorne in den Eingangsbereich, konnte dabei einen Teil von Jakes Körper sehen - da war Blut, aber er schien nicht in den nächsten Sekunden sterben zu müssen, auch wenn ich sein Gesicht nicht sehen konnte. "Ich bin mir ziemlich sicher, dass ihr selber drauf kommen könntet, warum wir hier sind." gab ich in energischem Ton zurück, wieder sicher in der Deckung verkrochen. Die waren da draußen inzwischen zu viert, das war mehr als aussichtslos. "Rückt Darrens Mörder raus und wir sind quitt." Ich bedeutete Solane, dass sie sich vorsichtig zurückziehen sollte. Hier waren genug kaputte Fenster, durch die sie fliehen konnte und sie war die erste, die hier raus musste. Am besten mit Vorsprung.
Oh wow. Wollte er jetzt wirklich verhandeln? Unsererseits konnte es nur zu Gute kommen, wenn die Deppen durchs reden vielleicht abgelenkt waren. Aber die Massics müssten doch eigentlich selbst wissen, dass wir - in der Überzahl, in der wir nun einmal waren - wohl kaum jemanden einfach so opfern würden, weil der Sieg zu 99,99% schon jetzt auf unserer Seite war. Ich schnaubte leise, so dass es wohl kaum für jemand anderen hörbar war. Derweil sah ich wieder aus meiner Deckung vor, denn Reed schien sich gerade verkrümelt zu haben, erst einmal nicht zu schießen. So konnte ich sehen, wie mir Ray - Gott, wie ich ihn mit seinen anstößigen Sprüchen nicht leiden konnte, aber er war ein sehr guter Schütze - einen Blick zuwarf, ehe er sich langsam weiter vor arbeitete. Dorthin, wo sich wohl ein weiterer Massic noch bedeckt hielt, sollte er da nicht schon krepiert sein. Wo ich ihn getroffen hatte, war nicht eindeutig sichtbar für mich gewesen und so war es nur gut, wenn der große, stark gebräunte Typ mal nachsah. Sollte er eine Kugel abkriegen wäre es mir auch recht schnuppe, wenns auch fürs Team schlecht wäre, weil er einfach gut war in dem, was er tat. So konnte ich beobachten, wie er sich möglichst leise bedeckt haltend immer näher zu dem Kerl kam und kurz darauf fiel noch zwei weitere Schüsse: Der erste traf Ray an der Taille, der zweite setzte dem Mitglied der Racer-Crew wohl ein Ende. Ray war dort, wo er sich befand, Icarus jetzt ziemlich nahe und während er sich schleichend, langsam an der Wand weiter vorwärts bewegte, gingen die "Verhandlungen" weiter.
Sie nahm die Worte alle nur zu deutlich wahr, vor allem die, die von dem jungen Mann aus gingen, der sich nun mal direkt neben ihr befand. Aber so richtig Bedeutung fanden sie bei Solane nicht. Im Gegensatz zu Icarus stiller Aufforderung hier zu verschwinden. Der kam sie nur zu gerne nach, ohne ihm einen weiteren Blick zu schenken tastete sie sich an der Wand entlang fort vom Geschehen zum nächstbesten Fenster, aus dem sie zumindest einen unachtsamen Blick warf, bevor sie hinaus kletterte und das tat, was ihr ihr ganzer Verstand schon seit Minuten beizubringen versuchte: Sie ließ die Schusswaffe fallen, als hätte sie sich in eben diesem Moment daran verbrannt, bevor sie die aufkommenden Tränen die ihre Sicht vernebelten so gut es ging weg blinzelte. Zu ihrem Glück schien die gesamte Aufmerksamkeit der Eagels auf den Eindringlingen innerhalb des Hauses zu liegen, sodass sie tatsächlich unbeschadet ihren Weg vom Grundstück hinunter fand, erschrocken zusammen zuckte, als zwei weitere Schüsse fielen - welche sie allerdings nur dazu aufforderten von einem schnellen Laufschritt in Rennen über zu gehen, sodass sie so schnell wie möglich von dieser Hölle hinter sich Abstand gewann. Blöderweise besaß sie nicht mal einen einzigen der Autoschlüssel, sodass sie nicht mal die Möglichkeit hatte in einem der Wägen zu warten - nur warten auf wen? Vielleicht hatte Icarus sich auch längst eine Kugel eingefangen? Und der Rest? Jeff war definitiv tot gewesen, von mehr hatte sie zwar nicht die Leiche gesehen, aber das änderte Nichts. Vermutlich waren sie allesamt tot, was Solane nun endgültig ein Schluchzen entlockte. Dwayne hatte sie allesamt in den Tod getrieben - und Icarus hatte ihm das auch noch gesagt. Vermutlich war es Dwayne sogar klar gewesen, wahrscheinlich war es der einfachste Weg für ihn gewesen die loszuwerden, die ihm eventuell tatsächlich gefährlich werden konnten. Abgesehen von Solane, die offensichtlich nicht mal damit klar kam, wenn sie sich und die Menschen die sie zu ihrer Familie zählte beschützte, indem sie zwangsweise eben auch schoss. Nachdem ihr bewusst geworden war, dass weder Jake, noch Icarus oder irgendjemand anders auftauchen würde, hatten ihre Beine ganz automatisch damit begonnen sie von dem geparkten Wagen weg in Richtung Stadt zu tragen; einfach irgendwo hin, wo sie unter Menschen war und nicht direkt damit rechnen musste noch erwischt zu werden; wobei sie nicht mal wusste, ob ihr Verschwunden aufgefallen war. So oder so - gerade wünschte sie sich so weit wie möglich fort von dem Haus, in dem sich gerade vermutlich der schlimmste Moment ihres Lebens abgespielt hatte.
Konnten sie? Ja, vermutlich schon, spätestens die Anspielung auf das tote Mitglied der Massics ließ auch Domenicos Lämpchen aufgehen. Einerseits überrascht darüber, dass sie nun doch auf die Eagels gekommen waren, andererseits ein wenig belustigt über die kopflose Racheaktion die hier gerade ablief, umspielte für den Bruchteil einer Sekunde ein Lächeln die Lippen des Italieners, der seinen Blick langsam Ray folgen ließ, während er zu einer Antwort ansetzte: "Darren hat sich nicht an die Regeln gehalten - wir haben nur dafür gesorgt, dass weiterhin alles in seiner geregelten Bahn läuft." teilte er Reed mit, von dem er sich mittlerweile sicher war, dass es sich bei dem Unbekannten um eben jenen handelte. Kurz darauf fielen zwei Schüsse aus der Richtung, in der Ray verschwunden war, wobei Domenico ihn von dieser Stelle aus nicht sehen konnte. "Denkst du wirklich, wir wissen nicht, dass wir hier am längeren Hebel sitzen? - Hier sind 4 Waffen auf dich gerichtet, deine Chance ist schwindend gering lebend aus dieser Situation heraus zu kommen, selbst wenn du einen von uns erwischen solltest.." Das war nicht mal gelogen und das wusste Reed mit Sicherheit selbst - nur war es einfach nicht sein Stil sich das einzugestehen; genauso wie Domenico selbst es in seiner Situation nicht tun würde. Er wagte noch einen Blick aus seiner Deckung hervor, konnte aber weder Icarus, noch Ray oder ein anderes Mitglied der Massics entdecken. Ob das nun gut oder schlecht war, darüber ließ sich streiten. Aber Domenico ging schwer davon aus, dass neben Reed nicht mehr unbedingt lebendige Crew-Mitglieder der Massics anwesend waren. Und falls doch, würde es nicht mehr lange gehen, bis sie diese ausgemacht hatten. "..richte Dwayne aus, dass wir das nicht auf uns sitzen lassen werden." Eher unterbewusst hatte er sich dazu entschieden Icarus den Hauch einer Chance zu geben; vielleicht weil er ein wenig todesmutig wurde, aber der Anführer der Massics sollte wissen, dass sein Komplott fehlgeschlagen war - und ebenfalls, dass sein wohl letzter lebender Mann hier im Haus nur aus einem Grund lebte: Weil sie es ihm gestattet hatten. Zwar würde Dwayne vermutlich auch mit einem Gegenangriff rechnen, wenn erst gar keiner seiner Leute mehr zurück kam, so allerdings machte das Spiel doch noch ein wenig mehr Spaß, oder etwa nicht?
"You can fool all of the people some of the time, and some of the people all of the time, but you can't fool all of the people all of the time."
Ich warf der zierlichen Blondine noch einen Blick hinterher, ehe sie nach draußen verschwand. Glücklicherweise hörte ich, während ich weiterhin den Worten des Kerls lauschte, auch draußen keinerlei Schüsse mehr fallen. Das hieß zumindest, dass Solane es körperlich unbeschadet vom Grundstück geschafft hatte. Ob sie wohl am Auto warten würde, oder nicht, das konnte ich zum jetzigen Zeitpunkt nicht abschätzen. Sie war hysterisch von hier verschwunden und ich hatte keinen Schimmer davon, zu was sie sich nun entscheiden würde. War aber auch relativ egal im jetzigen Moment, denn solang es kein Selbstmord war, weilte sie - wahrscheinlich als Einzige vom Rest der Truppe - weiterhin unter den Lebenden und für den Moment war das in meinen Augen Alles, was wichtig war. Ich wollte weiß Gott nicht allein zu Dwayne zurückkehren müssen, falls ich das überhaupt tun würde... Aber dem schien tatsächlich so. Denn der mir unbekannte Kerl schien mich tatsächlich gehen lassen zu wollen, wenn auch nur, damit ich meinem Crewchef mitteilen konnte, was für eine beschissene Idee das hier gewesen war und das wir das Ganze wahrscheinlich doppelt und dreifach zurück bekommen würden. Warum ich hier lebend rauskommen würde, war mir aber ohnehin vollkommen gleich, Hauptsache einfach nur raus. "Ich würde mich ja bedanken, aber..." waren meine letzten Worte, deren Satz ich gar nicht zu Ende führte, bevor ich mich ebenfalls vom Acker machte und das schnellstmöglich, bevor die Typen es sich hier anders überlegten. So eilte ich schnellstmöglich zum nächstgelegenen Fenster und sprang förmlich hindurch, ehe mir die kühle Luft von draußen entgegen schlug und ich lief, was das Zeug hielt. Falls sie mich doch noch umlegen wollten, war ich auf der fast ausnahmslos freien Fläche nämlich ein verdammt leichtes Ziel Zu meinem Glück schaffte ich es unbeschadet bis zum Auto. Dort fand ich aber keine zitternde Solane vor, das Auto stand unberührt weiterhin allein in der Gasse. Ich stieg ein und schmiss die Waffe in den Fußraum des Beifahrersitzes, nachdem ich das fast leere Magazin abgenommen hatte. Ohne zu warten startete ich den Motor des schwarzen Wagens und lenkte ihn mit quietschenden Reifen in Richtung Zuhause, wo ich Dwayne den Kopf abreißen würde. Bis dahin aber griff ich erstmal nach meinem Handy, das zum Laden an den Zigarettenanzünder angeschlossen war. Ich riss das Kabel unachtsam ab und scrollte nach Solanes Nummer, rief sie an. Für meinen Geschmack klingelte es schon zu lange.
Eh, hallo? Ließ er ihn jetzt wirklich einfach so Leine ziehen? Scheinbar schon, denn ich konnte nur noch weitere schnelle Schritte, nicht aber Schüsse hören. Als es dann komplett ruhig war, kam ich aus meiner Deckung und ließ die Hand mit der Waffe zum ersten Mal wieder entspannen, langsam sinken. Nach einem letzten vergewissernden Blick, dass Alles safe war, lief ich ein paar Schritte, um in Domenicos Sichtfeld zu kommen. "Bist du sicher, dass Ashton es gutheißen wird, dass du Icarus Reed hast laufen lassen? Es hätte nicht schaden können, ihn auch noch abzuknallen. Außerdem bin ich mir ziemlich sicher, dass er mein Gesicht erkannt hat. Falls ich nicht mehr ohne Bodyguards raus kann, bist du Schuld." grummelte ich Worte zu Domenico, während Ray noch einmal den Gang checkte, aus dem Icarus verschwunden war. Anschließend steuerte er meine Richtung an, wobei ich ihn kaum wahrnahm, fixierte mich einfach auf Domenico. Dwayne hätte es mit Sicherheit auch so mitbekommen, dass seine Aktion bescheuert gewesen war, wenn einfach niemand zurück gekommen wäre. Der Kerl war zwar in meinen Augen vollkommen dämlich, aber eins und eins zusammen zählen, das würde wahrscheinlich sogar er schaffen. Fragte mich sowieso, was ausgerechnet ihn zum Kopf der Massics gemacht hatte, aber das war ja nun nicht unbedingt mein Problem.
Am liebsten hätte sie jetzt den Zauberstab hin und her geschwungen, einmal 'abra kadabra' gesagt und sich mindestens 10.000 Kilometer von hier weggebeamt. War allerdings nicht so leicht wie sie sich das gerne wünschte, so gab sie sich erst mal damit zufrieden einfach zu Fuß so viel Abstand wie möglich zwischen sich und das Haus voller Massic-Leichen zu bringen, ging sie doch fest davon aus keinen der sich darin Befindenden jemals wieder zu Gesicht zu bekommen. Als plötzlich ihr Handy klingelte zuckte sie erschrocken zusammen, blieb aber stehen und kramte es umständlich aus ihrer Jackentasche heraus - was daran lag, dass ihre Hände noch immer unkontrolliert zitterten. Daher benötigte sie auch zwei Anläufe um abzunehmen und das Handy an ihr Ohr zu halten, Icarus Namen hatte sie zwar auf dem Display durchaus wahr genommen, gelesen, war aber gedanklich felsenfest davon überzeugt, dass die Schüsse die gefallen waren als sie das Haus verlassen hatten ihm gegolten hatten. Und wieso sollte jetzt nicht einer der Eagels dran sein, um sie einzuschüchtern oder weiß Gott was zu tun? Also sagte sie erst mal gar nichts, was allerdings auch der Situation verschuldet sein konnte, dass ihr die Stimme einfach fehlte und sie kein Wort heraus brachte. Als dann allerdings die mittlerweile sehr bekannte Stimme des jungen Mannes ertönte, fiel ihr fast das Handy aus der Hand vor Schreck. "Du lebst?" brachte sie ungewollt fast vorwurfsvoll hervor, als sie das Handy mit beiden Händen wieder an ihr Ohr drückte, sich mittlerweile an die nächstbeste Hauswand lehnte, um wirklich sicher auf den Beinen stehen zu können.
Das ließ sich Reed wohl nicht zwei mal sagen - was er sogleich auch von Sierra zu hören bekam. Er richtete sich eher langsam wieder auf, ließ die Waffe dabei sinken, fixierte Sierra erst mit seinem Blick, als er sich mit einem Blick nach unten wenigstens ansatzweise vergewissert hatte, dass hier niemand mehr auf sie schießen würde. Ray kam langsam zu ihnen rauf, hatte offensichtlich eine Schusswunde am Oberarm, schien aber nichts allzu schlimmes zu sein, denn er konnte noch stehen. Dennoch sollte sich jemand die Wunde ansehen - und weil Sierra das vor einer Woche so ausgezeichnet bei ihm selbst getan hatte, schlug er auch gleich die Brünette vor, vielleicht auch um fürs erste keine Antwort oder Reaktion auf ihre Worte ihm gegenüber geben zu müssen. Klar war das Leichtsinnig gewesen, vielleicht hatte er vor ein paar Tagen auch einen Schlag zu viel abbekommen - wer wusste das schon. "Sierra sollte sich das ansehen.." teilte er an Ray gewandt mit, deutete mit einer leichten Handbewegung auf seinen Arm, bevor er die Waffe auf der Kommode ablegte, die ihm gerade noch zum Schutz gedient hatte. Dann schob er sich an den Beiden vorbei die Treppen nach unten, zog dabei die weitaus handlichere Waffe aus dem Gürtel, die bis jetzt nicht ihren Platz in seine Hand gefunden hatte; einfach weil das Maschinengewehr deutlich brauchbarer gewesen war in der vorherigen Situation. Er wollte allerdings nicht ganz unbewaffnet seinen Weg nach unten antreten, wusste er doch nicht welche der Leichen die ihm begegneten auch tatsächlich eine Leiche waren. Und für den Fall der Fälle musste er eben für alles gewappnet sein, wobei ihm als aller erstes der tote Massic am Fuße der Stufen ins Blickfeld geriet. Er hatte ein Blutverschmiertes Shirt und war - da musste er nicht mal fühlen - definitiv tot..
"You can fool all of the people some of the time, and some of the people all of the time, but you can't fool all of the people all of the time."
Herrgott, jetzt nehm doch endlich ab. Sekunde um Sekunde verging und schließlich schien sich Solane aber doch endlich mal dazu zu erbarmen, den Hörer abzunehmen. Warum es so lange gedauert hatte, war mir eigentlich gleich, es war einfach zu lange gewesen. "Wo bist du, Solane?" warf ich ihr gleich eine Frage entgegen, die sie zu schockieren schien. Offensichtlich hatte sie kein Bisschen damit gerechnet, dass ich aus der Hölle wieder lebend rauskommen würde, aber das konnte ich ihr wohl kaum verübeln - ich hatte schließlich selbst kaum noch daran geglaubt, als auch Jake noch beseitigt worden war. Es war mir auch nach wie vor ein kleines Rätsel, warum sie mich hatten gehen lassen, aber für den Augenblick war das vollkommen irrelevant. Hauptsache ich war unversehrt, was das körperliche Wohl anging und konnte mich erstmal von dort verziehen. Ich war versucht, der jungen Frau eine sarkastische Antwort zu geben, ließ es aber bleiben und besann mich zu einem möglichst ruhigen Tonfall, weil sie nach wie vor vollkommen durch den Wind zu sein schien. "Ja. Schick' mir deinen Standort, dann sammel' ich dich ein, okay?" bat ich sie erneut darum, mir eine Auskunft zu geben, wo sie sich derzeit aufhielt. Nachdem ich nicht wusste, ob sie dazu fähig war, ein Straßenschild ausfindig zu machen oder dergleichen, sollte sie das lieber einfach ihr Handy für sie erledigen lassen. Glücklicherweise hatte man in dieser gottverdammten Stadt einfach an jeder noch so versifften Ecke Empfang und gerade eben war ich dafür ausnahmsweise auch wirklich sehr dankbar. In Momenten wie diesem war das nämlich mehr als ein bisschen hilfreich und ich konnte Solane nicht einfach so allein mit den Geschehnissen lassen. Sie nahm das psychisch nämlich ganz offensichtlich mehr mit, als ihr und auch mir lieb war.
Es wäre wohl gelogen gewesen, wenn ich behauptet hätte, nicht ein wenig sauer auf den jungen Mann zu sein. Denn ich war mir ziemlich sicher, dass Reed ausschließlich mich und nicht uns beide mit seinen Worten beschrieben hatte, obwohl er nicht wissen konnte, wer uns beiden nun eigentlich geschossen hatte. Ich war nur scheinbar die Einzige, die er erkannt hatte und damit hatte ich jetzt den Salat. Was es nicht besser machte, war die Tatsache, dass ich von Domenico auch einfach keine Antwort mehr bekam. Am liebsten hätte ich ihm meine - gesicherte - Pistole an den Kopf geworfen, als er sich einfach von uns abwendete. Ich musste schon sehr tief durchatmen, um es nicht wirklich zu tun und dass ich Ray jetzt scheinbar an der Backe hatte, machte es nun wirklich nicht besser. Ich war mir irgendwie ziemlich sicher, dass er so der Typ von Kerl war, der es mit beidseitigem Einverständnis für Sex nicht so ernst nahm und er war mir einfach so gar nicht geheuer. Ich hätte ich ihn nicht öffentlich einen Vergewaltiger genannt, obwohl er mit Sicherheit einer war. Aber gut, er würde es wohl nicht wagen, mich anzufassen, solange ich meine Finger an seiner Wunde hatte. "Ich dreh' hier noch irgendwann durch." stellte ich leise gegrummelt und sichtlich genervt für mich selbst fest, ehe ich mich inklusive Ray im Schlepptau auf den Weg zum Badezimmer machte, in dem ich schon vor Kurzem Domenico hatte versorgen müssen. Gut, mit Schusswunden war ich nun leider nicht ganz so vertraut wie mit den Spuren einer harten Schlägerei, aber hinkriegen würde ich das schon. Außerdem kam ich dann wenigstens drum herum, mich um die Beseitigung der Leichen zu kümmern, wenn ich mir bei der Wundversorgung nun ein wenig Zeit ließ. Auch, wenn das leider auch länger Rays Anwesenheit bedeutete, aber hey, ich hatte ja nach wie vor meine Pistole, weil ich sie glücklicherweise nicht geworfen hatte.
Wollte sie gerade überhaupt eingesammelt werden? Keine Ahnung, sie wusste allgemein nicht was sie wollte - außer eben so weit wie möglich weg zu kommen. Das ging mit dem Auto bedeutend besser als zu Fuß, demnach war es gar keine so schlechte Idee eingesammelt zu werden, oder? "Ich will nicht zurück nach Hause" teilte sie ihm daher fürs erste mit. Einfach weil sie nicht ansatzweise den Drang danach verspürte Dwayne oder sonst wem zu begegnen. Auch nicht Joy, der sie verkünden müssten, dass Jake tot war. Und Jeff, Caleb und all die anderen. Oder war Icarus nicht alleine und sie hatte sich geirrt? War nur Jeff tot? Den hatte sie immerhin gesehen - und den Kerl, der gestorben war, weil sie ihn erschossen hatte. Bei dem Gedanken wurde ihr nicht nur schlecht, sondern kotzübel. Als Icarus ihr mehr oder weniger geschworen hatte sie nicht zurück zu Dwayne und co zu fahren, willigte sie schließlich ein ihm ihren Standort zu schicken, mit aus dem Grund, weil sie keine Ahnung hatte wo sie hier gerade war und auf die Schnelle auch kein Straßenschild aus machen konnte. Zwar waren die Tränen mittlerweile wieder versiegt und ihre Sicht somit wieder klar, aber sie konnte trotzdem keines entdecken, obwohl hier alle zwei Meter eins hängen müsste, weil das in dieser Stadt nun mal einfach so war. Und bevor Icarus auflegte, gab sie noch ein drängelndes "beeil dich!" von sich, bevor sie das Handy langsam wieder vom Ohr sinken ließ. Erst jetzt breitete sich ein Hauch von Erleichterung in ihr aus, Erleichterung deswegen, weil sie nicht die einzige war, die es aus diesem Haus geschafft hatte und auch wenn es sie nicht ansatzweise beruhigte, der Schuss auf ihr erstes - und hoffentlich letztes - Opfer nicht ganz umsonst gewesen war, weil Icarus sonst eventuell tatsächlich tot wäre. Wie auch immer er es aus dem Haus geschafft hatte, es hatte sich zumindest gelohnt den Kerl davon abzuhalten eine Kugel auf den jungen Mann abzufeuern, auch wenn sie sich wünschte es niemals getan zu haben, weil sich innerlich immer und immer wieder der selbe Film vor ihren Augen abstellte: Wie er elendig krepierte. Sie kannte nicht mal seinen Namen und fühlte sich dadurch gerade nur noch schlechter. Solane war so darin vertieft die Bilder los zu werden - was natürlich dazu führte, dass sie sie nicht los wurde - dass sie Icarus Wagen erst wahr nahm, als er direkt vor ihr am Straßenrand hielt. Gerade hasste sie nicht einmal Dwayne mehr als sich selbst - obwohl der Boss der Massics ihr diesen Titel durchaus streitig zu machen versuchte, er war gerade allerdings nicht da und hatte auch nicht den Abzug gedrückt, somit war er tatsächlich fürs erste auf Platz zwei verwiesen worden. Fürs erste.
War ihm egal ob es Sierra passte oder nicht, dass sie jetzt Ray an der Backe hatte. Der war zwar eines der größten Arschlöcher in diesem Haus und durch und durch zurückgeblieben was die weiblichen Rechte der heutigen Welt anbelangten, aber Domenico konnte sich da selbst eigentlich auch an die Nase fassen, hatte er vor wenigen Jahren noch unschuldige, teils minderjährige Mädchen von Mexiko über die Grenze geschmuggelt und an den Höchstbietenden verscharrt. Er war wirklich kein Deut besser, auch wenn das mittlerweile nicht mehr zu seinen Tätigkeiten zählte, konnte er diese Sache wohl kaum aus seinem Lebenslauf radieren. Wobei das eines der Dinge war, die er tatsächlich tun würde, wenn er könnte. Konnte er aber nicht, daher hing er dem auch nicht trauernd hinterher, sondern schwieg es wie gewohnt einfach tot. Nachdem er die erste Leiche ausgemacht hatte, dauerte es auch nicht mehr lange, bis er geschlagene sechs weitere der Massics identifizierte, weil sie ihm teilweise komplett unbekannt oder aber nur flüchtig bekannt waren. Neben den sechs Leichen der Massics, fand er aber auch noch drei Tote die definitiv zu den Eagels gehörten. Mit jeder wurde sein Gesichtsausdruck grimmiger.. Zuletzt kam er bei Ronny an, einem Kerl den er eigentlich ziemlich gut hatte leiden können, weil er Domenico eigentlich relativ ähnlich gewesen war. Er beugte sich zu dem Jungen Mann hinab - soweit er wusste, war er zwei, drei Jahre jünger wie Domenico selbst -, er hatte einen Schuss genau zwischen die Augen bekommen, nur ein kleines Rinnsal lief seine linke Schläfe hinab. Domenico schloss mit einer langsam Handbewegung die weit aufgerissenen Augen, bevor er sich wieder aufrichtete und seine Waffe weg steckte, weil er sich mittlerweile sicher war, dass sich hier kein lebender Angreifer mehr aufhielt. Mittlerweile war er hier unten auch nicht mehr alleine, neben Ashton, der jetzt auf ihn zukam - Nico bereitete sich schon auf das Schlimmste vor - waren auch noch Leyla und Clay vertreten. Leyla war puderweiss im Gesicht, was echt was heißen musste, weil sie sonst zu jeder Jahreszeit braun gebrannt war. Clay wirkte sehr gefasst, als er einen der Massics mit der Fußspitze antippte. Keine Ahnung wieso, er war ganz offensichtlich tot. "Kannst du mir sagen, was das hier sollte? Ich dachte der Job sei gut gelaufen? - Sieht das hier gut für dich aus?" wandte Ashton sich an Domenico, während sein Blick noch auf Ronny lag, bevor er ihn dem Italiener zu wandte. Er wirkte fast zu ruhig, da war etwas faul. "Nein, tuts' nicht." erwiderte er daher wahrheitsgemäß, weil es auch einfach nicht so war. Domenico konnte sehen und hören wie Ash seine Waffe entsicherte, sie langsam anhob und Domenico praktisch direkt vors Gesicht hielt "Ronny, Aria und Cos' gehen auf eure Kappe - ich erwarte, dass ihr das wieder gut macht, sonst lass ich euch euer eigenes Grab schaufeln, bevor ich euch höchstpersönlich hinein verfrachte." Zwar klang seine Drohung nur nach einer Drohung, aber er drückte dennoch ab. Vermutlich in dem Wissen, dass keine Kugel mehr im Lauf war. Blöderweise wusste Domenico das nicht und zuckte unwillkürlich zusammen, als das leise 'Klicken' ertönte. "Das nächste Mal ist 'ne Kugel drin, versprochen. Wenn auch nur noch einer meiner Leute wegen eurer Schlamperei draufgeht..." diese Drohung ließ er offen, bevor er sich abwandte und aus der Haustür verschwand. Keine Ahnung wohin, war Nico gerade aber auch egal. Er stand nur da, angespannt von den Zehen bis in die Haarspitzen.
"You can fool all of the people some of the time, and some of the people all of the time, but you can't fool all of the people all of the time."
Nach einem Zögern ihrerseits und einem ganz eindeutigen Versprechen meinerseits, dass ich sie nicht umgehend zu unserem Zuhause chauffieren würde, bekam ich schließlich Solanes Aufenthaltsort und folgte dann einem Google Maps' Worten. Es lotste mich erfolgreich einige Straßen weiter zu der vollkommen zerstreuten jungen Frau, die mich auch dessen entsprechend erst sehr spät wahrnahm. Ich wartete, bis sie auf den Beifahrersitz neben mir geklettert war, bevor ich den Wagen langsam wieder anfuhr. Stehen bleiben war einfach keine besonders gute Idee, sollte doch noch jemand der Meinung sein, dass ich lieber bei Seite geschafft werden sollte. Solane hatte Glück, sie schien niemandem weiter aufgefallen zu sein und das war auch wirklich besser so. Reichte vollkommen, dass denen jetzt bewusst war, dass ich auf sie geschossen und teilweise auch Mitglieder von ihnen ermordet hatte. Mal gut, dass ich mich mit sowas wie Gewissensbissen eher nur selten herumschlug, weil bei mir sowas schon länger nicht mehr aufkam. Außerdem hatte die Aktion uns viel mehr Leute gekostet, weshalb sie erst recht als vollkommen dumm und erfolglos zu bezeichnen war. "Von den Anderen hast du niemanden raus rennen sehen, nehme ich an..?" stellte ich ihr eine simple Frage, die aber fast schon wie eine Feststellung formuliert war, nur so halb fragend. Es würde mich nämlich wundern, wenn außer uns beiden noch irgendwer heil aus dem Massaker raus gekommen wäre. Vorerst fuhr ich recht ziellos weiter, wobei ich dabei wohl eher unbewusst das Ende der Stadt ansteuerte. Wir kamen irgendwann in einem Vorort an, wobei ich auch diesen einfach hinter uns ließ. Für die Blondine neben mir würde es wohl am besten sein, wenn sie Ruhe vor Allem und Jedem hätte, bevor wir irgendwann wieder nach Hause fuhren. Dwayne konnte aber ruhig einige Stunden - mir wären Tage noch lieber - auf uns warten, dann dachte er womöglich er hätte uns wirklich alle verloren. Wir fuhren nahe der Küste entlang und deshalb entschied ich spontan, dass wir uns eine Weile an einem nicht touristenverseuchten Strand aufhalten könnten. Da bestand vielleicht sogar die Möglichkeit, dass das Rauschen der eher kleinen Wellen eine beruhigende Wirkung auf Solane hatte. Wünschenswert wäre es zumindest.
[hab jetzt bei Sierra nix geschrieben weil wie machen wir da weiter? :'D]
Von den Anderen? Er war länger da gewesen wie sie, wieso sagte er es ihr nicht? Glücklicherweise dachte sie auch nur ein bisschen nach, bevor sie ihm eine Antwort gab, die erst in Form eines Kopfschüttelns kam und dann von einem "Nein" noch zusätzlich unterstrichen wurde. Vielleicht ein wenig knapp, aber definitiv die Wahrheit. Sie hatte allgemein auf Nichts und Niemanden mehr geachtet, als sie das Haus verlassen und in Richtung der Autos gelaufen war. Sie waren alle vier unbrührt da gestanden bis sie von dort ihren Weg in die Stadt angetreten hatte und vermutlich standen sie noch immer unberührt da. Sie waren alle tot. Auch wenn das im Moment noch niemand aussprach, was sollten sie sonst sein? Sie waren immerhin nicht aus dem Haus von etlichen Auftragskillern heraus gekommen, man konnte ihnen im Grunde also nur wünschen, dass sie tot waren, weil alles andere vielleicht noch schlimmer wäre. Solane schluckte schwer, konzentrierte sich kein bisschen auf die Fahr oder die Umgebung und bekam daher auch nicht mit wohin Icarus den Wagen lenkte, erst als er stehen blieb hob sie den Blick von ihren noch immer zittrigen Fingern an und blickte auf das Meer. Einen menschenleeren, kleinen Strand in einer Bucht, sah gemütlich aus. "Dwayne wird uns den Tod jedes Einzelnen von Ihnen in die Schuhe schieben.." Solane biss sich auf die Unterlippe, "..oder?" Der Blondine war gerade heiß und kalt zugleich, versuchte sie doch gerade Fragen zu klären, deren Antworten sie schon kannte, nur um jeglichen Gedanken daran zu verschwenden, was sie am aller meisten beschäftigte. Eigentlich war es egal, ob der Kerl unschuldig gewesen war oder nicht, spätestens jetzt war sie nicht besser wie er. Oder etwa doch? Sie hatte auf ihn geschossen, zwar weil er auf Icarus gezielt und bestimmt auch getroffen hatte, aber sie hatte auf ihn geschossen. Bis vor kurzem hatte sie wirklich noch geglaubt zu so etwas nicht fähig zu sein, sie war überzeugt davon gewesen, hätte das vor jedem ohne zu zögern beteuert und darauf bestanden. Damals war es noch die Wahrheit, innerhalb von ein paar Stunden allerdings zur Lüge geworden.
"You can fool all of the people some of the time, and some of the people all of the time, but you can't fool all of the people all of the time."
Ja, das hatte ich mir gedacht. Oder es eher befürchtet, um es besser zu formulieren. Als ich den Motor abgestellt hatte, hielt ich einen Moment lang inne, nachdem ich mich ein Stück tiefer in den Sitz hatte sinken lassen. Ihre folgenden Worte bewirkten auch eher das Gegenteil, als die Entspannung, die ich mir von der bequemeren Sitzhaltung erhofft hatte. Wahrscheinlich würde Dwayne uns tatsächlich zusätzlich zu Darrens Tod nun auch noch den aller anderen heute verstorbenen Massics anhängen wollen und allein schon bei dem Gedanken drehte sich mir der Magen um. Nicht, weil ich Angst davor hatte, dass uns der Chef zusammenstauchen würde. Sondern eher deshalb, weil ich mir nicht sicher war, wie ich darauf reagieren würde, wenn er es tat. Ihm gegenüber hatte sich ohnehin schon eine unangenehme Menge Wut ausgestaut und er machte es irgendwie von Tag zu Tag schlimmer. Wir waren beinahe mal sowas wie Freunde gewesen, was auch ein Mitgrund dafür war, dass ich seine rechte Hand geworden war. Einfach, weil er mir vertraut hatte. Dass er das jetzt nicht mehr unbedingt sollte und konnte, war ganz allein sein eigenes Verschulden, weil er doch ziemlich erfolgreich daran arbeitete, dieses einstige Vertrauen Stück für Stück gänzlich zu zerstören. "Ich fürchte das wird er versuchen, ja." bestätigte ich ihr wörtlich, dass sie mit ihrer Vermutung wahrscheinlich richtig lag. Leider. Gerne hätte ich ihr etwas Anderes gesagt, aber das hätte wohl kaum der Wahrheit entsprochen und bevorzugte schlicht den ehrlichen Umgang miteinander. Zumal ich auch kaum glaubte, dass die junge Frau etwas Anderes als die recht offensichtliche Wahrheit geglaubt hätte. Ich seufzte leise, ehe ich die Fahrertür aufdrückte. "Lass uns 'n bisschen ans Wasser gehen." forderte ich Solane mehr oder weniger dazu auf, mir zu folgen, bevor ich ausstieg und kurz darauf noch eine karierte Decke vom Rücksitz nahm, bevor ich in sehr gemütlichem Tempo den Sand und das Wasser ansteuerte. Eilig hatte ich es nämlich ganz bestimmt nicht.
Eigentlich hätte sie gerne etwas anderes von Icarus gehört, aber sie kannte die Antwort sowieso schon und hätte ihm etwas anderes auch gar nicht geglaubt. Wie denn auch? Dwayne war der letzte Mensch, der zugeben würde selbst Mist gebaut zu haben und Icarus und Solane waren schon seit Wochen seine Sündenböcke für alles. Sie wusste zwar nicht so recht weshalb, denn nur an Darrens Tod konnte es wohl kaum liegen, immerhin war - zumindest für Solane - offensichtlich, dass sie daran eigentlich keine Schuld trugen, auch wenn der Boss ihnen den schwarzen Peter zuschob. Dwayne brauchte einfach ein Ventil um seine Unzufriedenheit an irgendetwas auszulassen und Icarus und Solane kamen ihm da eben gerade gelegen. Zumindest redete sich Solane das ein, weil ihr nichts besseres dazu einfiel. Soalnes Laune war so oder so im Keller, egal ob Icarus nun ja oder nein gesagt hätte, es wäre auf genau das gleich hinaus gelaufen. Als er dann meinte, ans Wasser zu gehen, seufzte sie leise, bevor sie allerdings ebenfalls die Tür des Wagens öffnete und ausstieg. Ob nun hier im Wagen oder vorne am Wasser war ihr egal, solange der Weg zurück zum Haus noch in weiter ferne Lag. Vor einigen Wochen hatte sie sich dort noch pudelwohl gefühlt, einfach weil sie dort ihr heimeliches kleines zu Hause gehabt hatte und sich sicher gefühlt hatte. Mittlerweile entsprach das Gefühl dort dem genauen Gegenteil. Sie wünschte sich gerade sogar am aller liebsten zurück nach Schweden zu ihrem Vater und seiner kleinen, perfekten Familie von der sie schon seit Jahren nichts mehr gehört hatte. Langsam folgte die Blondine Icarus bis nahe des Wassers, wobei sie dem leisen Rauschen der Wellen lauschte, bis er die Decke auf dem Sand ausgebreitet hatte. Sie überlegte nicht lange und ließ sich neben dem jungen Mann auf eben jene Decke sinken, zog die Beine an ihren Körper und schlang die Arme um diese, um wenig später das Kinn auf den Knien abzulegen und hinauf aufs Meer zu sehen. Würde nicht die ganze Zeit das Gesicht des Toten in ihren Gedanken herum geistern, könnte sie sich fast entspannen bei dem Anblick des Mondes und der Sterne die sich im Wasser spiegelten, sodass dieses selbst fast wie der Himmel aussah. Auch das Rauschen klang angenehm in ihren Ohren nach und ließ sie fast ein wenig müde werden. "Wie kannst du so ruhig sein?" durchbrach sie nach einigen Augenblicken das Rauschen der Wellen, wandte den Blick aber nicht von dem ruhigen Wasser ab, dessen Wellen heute nur klein über den Sand nahe ihren Füßen schwappten.
"You can fool all of the people some of the time, and some of the people all of the time, but you can't fool all of the people all of the time."
Wenn auch nicht sonderlich motiviert folgte mir das zierliche Blondchen zum Wasser, wo wir uns auf der Decke niederließen. Normalerweise wäre die wahrscheinlich eher dazu gedacht gewesen, eine Leiche abzudecken oder einzuwickeln, die beseitigt werden musste. Jetzt war das zum Glück nicht so, sonst wäre Solane noch vollkommen durchgedreht. Das wollte ich eigentlich uns beiden ersparen und zu meinem Glück schienen sich zumindest ihre Augen schon bald auf das eher ruhige Meer zu fixieren. So genossen wir beide wohl die kurze, aufkommende Stille nach den zahlreichen gefallenen Schüssen im Hause der Eagles, bis meine weibliche Begleitung die Ruhe mit einer an mich gerichteten Frage wieder durchbrach. Eine Frage, die mich erst eine Weile nachdenken ließ. Ich selbst ertappte mich zwischenzeitlich oft dabei, wie ich wirklich ruhig blieb, obwohl eine Situation so furchtbar war, dass ein normaler Mensch sich mit Sicherheit gerne die Kugel gegeben hätte. Sei es nun dabei, eines anderen Menschens Leben zu beenden oder eine Leiche durch die Gegend zu tragen, wie es neulich mit Darrens' der Fall gewesen war. Es konnte nicht gesund sein, das Alles so gar nicht mehr an mich heran zu lassen, weil es irgendwo tief in meinem Unterbewusstsein mit Sicherheit schlummerte und früher oder später rein theoretisch zu einem ziemlichen Nervenzusammenbruch gepaart mit Wut und Aggression über mich selbst - oder Dwayne, der mir diesen Job momentan sehr gut abnahm - führen könnte. Wäre ich zu einem Psychologen gegangen, hätte der mich sicherlich eingewiesen, denn es war weiß Gott nicht normal, dass ich das Alles so gelassen hin nahm. Wobei letzteres wohl auch nur nach Außen hin der Fall war, innerlich war ich ziemlich stark damit beschäftigt. Allerdings auch wieder mehr damit, was ich Dwayne entgegensetzen würde, wenn er mir schon wieder eine sinnlose Anschuldigung entgegen werfen würde, als damit, was für ein furchtbarer Mensch ich war, einfach irgendwen abzuknallen, den ich nicht einmal kannte. Nun wusste ich aber trotzdem nicht so recht, was ich antworten sollte, ohne dass es irgendwie ziemlich krank oder komisch klang. "Keine Ahnung... ich schätze, ich lass das Alles einfach nicht mehr so an mich ran, das erspart mir viel Ärger." antwortete ich Solane schließlich und zuckte leicht mit den Schultern, ehe ich mich links und rechts mit den Armen auf der Decke abstützte, den Blick weiter geradeaus auf das Wasser gerichtet.