Nein, sie fand den Abend wirklich schön. Sah man einmal davon ab, dass sechs ihrer 'Freunde' - oder wie man sie nennen mochte - heute gestorben waren, sie selbst jetzt einen Mord auf dem Kerbholz hatte und sich somit eine Mörderin nennen konnte, sie - wo sie doch seit über einem Jahr clean war - nun wieder Drogen konsumiert hatte... ja, der Abend war schön. Und das lag sehr wahrscheinlich nur an eben jenen Drogen, denen sie eigentlich hatte für immer abschwören wollen. Alles in allem müsste sie den Abend also für mehr als beschissen halten, tat sie aber nicht. Noch nicht. Was sie morgen darüber denken würde stand immerhin in den Sternen. Als er sie zu sich heran zog und ein 'weißt du was noch schön war?' von sich gab, zog sie neugierig die schmalen Augenbrauen in die Höhe, hab ein "Hm?" von sich. Kurz darauf bekam sie auch schon seine Antwort, was ihr Herz definitiv ein wenig schneller schlagen ließ - allerdings nicht sonderlich lange. Sie hatte sich tatsächlich schon auf einen weiteren Kuss eingestellt. Allerdings wurde diese Einstellung von seinem Lachen ziemlich schnell zu Nichte gemacht, sodass sie zuerst ein wenig wie ein begossener Pudel hinter ihm her blickte, bevor sie wieder zu Kichern begann. Auch das war wohl dem Joint zu verdanken.... Und vermutlich nicht nur ihr verhalten, sondern auch seines und sah man einmal davon ab, dass er das vermutlich gar nicht getan hätte, wenn er nicht bekifft gewesen wäre, so hätte sie ihm in tadellosen und nicht benebelten Zustand jetzt wohl auch was anderes erzählt wie zu kichern. Ganz bestimmt. Weil es ganz und gar nicht in Ordnung war mit den Gefühlen einer Frau zu spielen. Aber gerade war es ihr nicht unbedingt möglich ernst zu bleiben - zu seinem Glück. "Hey, lass mich hier nicht so stehen.. du wolltest baden gehen und warst nicht mal richtig im Wasser..." quengelte sie schließlich, als sie sich vom ersten 'Schock' wieder erholt hatte. Wobei es jetzt wo sie ganz nass war wirklich relativ frisch wurde. Vermutlich hielt sie nicht mehr sonderlich lange durch, bevor ihre Lippen langsam eine blaue Farbe annahmen, aber noch war alles in Ordnung.
"You can fool all of the people some of the time, and some of the people all of the time, but you can't fool all of the people all of the time."
War egal. Ging mir gar nicht darum, jetzt großartig zu schwimmen, sondern mehr einfach nur ein wenig Schwung in unsere Rumliegerei zu bekommen, die mit dem kleinen Badeausflug beendet worden war. Ich war noch nicht wieder am Ufer angekommen, als ich noch einmal stehen bleib und breit grinsend kurz darauf nochmal zwei Schritte in Solanes Richtung machte. "Ooooh, glaubst du wohl es kommt gleich ein großer, böser Hai um in deinen Knackarsch zu beißen?" zog ich sie lachend auf, bevor sie kurz carauf bei mir ankam und ich sie hochhob, um sie anschließend vor mir her aus dem Wasser zu tragen. Jetzt, wo ich bekifft war, kam sie mir wohl noch leichter vor, als sie ohnehin schon war. Oder vielleicht mutierte ich einfach langsam zu Hulk, das war natürlich auch möglich. Hätte auch was für sich und das nötige Aggressionspotenzial dafür hatte ich auf jeden Fall auch, haha. Also musste ich das wohl mal genauer beobachten, ob ich bei meinen künftigen Ausrastern nicht vielleicht besonders groß und grün wurde, konnte ja sein. Wieder im Sand angekommen trug ich die junge Frau noch bis zur Decke, wobei ich doch leicht zu frösteln anfing, als der Wind auf meine nasse Haut traf. Ich setzte Solane wieder auf ihren Füßen ab und dachte laut, als ich die Worte "Stimmt, wir haben keine Handtücher dabei.." von mir gab. Mit den nassen Boxershorts jetzt einfach so in die Klamotten zu schlüpfen wäre aber hochgradig unangenehm und außerdem wurde dann zwingend alles meiner Klamotten nass. Hmpf. So sammelte ich die Klamotten der jungen Frau von der Decke und drückte sie ihr in die Hand, bevor ich meine eigenen inklusive Schuhe aufsammelte und kurz darauf die Decke ausschüttelte. "Gehn' wir ins Auto und machen die Heizung an, is ja arschkalt hier draußen." stellte ich frierend fest und machte mich auf den Weg zum Wagen.
Knackarsch? Großer böser Hai? Plötzlich wurde ihr ganz mulmig zu mute. "Gibt es hier Haie?" plötzlich machte sie sich ein wenig schneller auf den Weg in Richtung Strand, wobei sie auf halbem Weg auf Icarus traf, der sie kurzerhand hoch hob und die letzten Meter bis zur Decke trug. Konnte er öfters tun, war angenehm nicht selbst laufen zu müssen. Und schon waren die Gedanken an den großen bösen Hai schon wieder verschwunden. Ging alles ziemlich schnell heute. Und so ging es auch weiter: Kaum spürte sie die weiche Decke unter den Füßen, drückte ihr Icarus auch schon ihre Kleider in die Hände, wobei sie wieder zu zittern begonnen hatte. Dieses Mal aber tatsächlich nur, weil ihr kalt war. Der Wind auf der nassen Haut war gar nicht mehr so laut, wie wo sie selbst noch trocken gewesen war. "Dann nehmen wir eben die Decke?" schlug sie auf seine Worte, dass sie keine Handtücher hatten vor. War doch nichts dabei. Oder sie schlüpfte eben gleich in ihre Klamotten, auch wenn diese dann nass wurden. Hauptsache sie hatte was an, weil es so halbnackt doch relativ schnell ziemlich frisch wurde. Wobei sie einen Moment dabei zusah, wie Icarus die Decke aufhob, ebenso seine Klamotten. Eigentlich wäre es schade, wenn er sich jetzt gleich wieder anziehen würde. "Mach dir einfach warme Gedanken.." erwiderte sie auf sein 'gehn wir ins Auto und machen die Heizung an'. Okay, ihr war auch kalt und sie hatte rein gar nichts gegen Sitzheizung einzuwenden. Aber dachte er gerade daran, dass seine Sitze dann nass wurden? Leder hin oder her. Ohne länger darüber nachzudenken trat sie den Weg zum Auto an - die Sitzheizung hatte sie überzeugt, vor allem als der Wind ein wenig stärker wurde. Zumindest fühlte es sich so an. "Und was machen wir dann? Ich meine, wenn wir im Auto sitzen?" wandte sie sich Icarus wieder zu, drehte sich kurz zu ihm um, bevor sie die Finger um den Griff der Beifahrertür legte um diese wenig später zu öffnen.
"You can fool all of the people some of the time, and some of the people all of the time, but you can't fool all of the people all of the time."
Nein, gab es nicht. Wenn doch, dann nur wesentlich weiter draußen und nicht hier direkt an der Küste. Dachte ich zumindest mal so, ich hatte hier noch nie Etwas von einem Haiangriff gehört und ich war ja nicht gerade erst seit gesterm hier in Miami. Demnach ging ich einfach mal davon aus, dass an einem Witz nicht wirklich etwas dran war. Ich vergaß aber ganz ihr darauf zu antworten, genauso, wie ich die eben noch gedachten Gedanken schon vergessen hatte und dachte stattdessen eher darüber nach, warum ich die Auto-Gedanken bisher nicht vertieft hatte. Das tat ich aber jetzt und mir kamen da durchaus sehr warme Gedanken. Zu warme Gedanken, wenn man mich selbst fragte, wobei mir dabei auch wirklich nur gedanklich in den Sinn kam, die schlanke Blondine einfach auf dem Rücksitz... aufzuwärme. Würde ich aber nicht machen, einfach, weils bekifft gar nicht mal so gut war. Man neigte zum Kichern und anderen Sachen, die meiner Meinung nach beim Sex nichts zu suchen hatten. Außerdem war da immer so ein Redefluss, der sich kaum unterbrechen ließ und irgendwie kam auch noch dazu, dass ich nicht wollte, dass Solane es später nüchtern bereuen würde, mit mir geschlafn zu haben - falls sie sich darauf überhaupt einlassen würde, meine ich. "Dummerchen. Auf den Rücksitz, da können wir die Decke drunter legen und beide drauf sitzen... und ja, da gibts auch Sitzheizung, keine Panik." meinte ich, als ich die Fahrertür öffnete und die Decke nach hinten schmiss, während ich meine Klamotten auf dem Fahrersitz liegen ließ, bevor ich diesen nach vorne klappte um nach hinten zu krabbeln. In dem Sportwagen war zwar hinten nicht übermäßig viel Platz, aber für uns beide würde es wohl reichen und gegen Kuscheln zum Wärmen war ja Nichts einzuwenden, oder?
So weit hatte sie natürlich nicht gedacht, und Gott sei Dank gab es da hinten auch eine Sitzheizung, sonst hätte sie vorne lieber ihren Pulli ausgebreitet und die Heizung genossen, wie sich hinten auf die Decke zu setzen, um seine Sitze zu schonen. Aber was hatte sie bei der Karre auch erwartet? Die hatte vermutlich ausnahmslos alles was ein Auto nun mal haben konnte. Mit einem "Achso" antwortete sie ihm also auf seine Worte, bevor sie die Beifahrertür öffnete und ihre Kleidung halbwegs ordentlich auf den Sitz legte, die Schuhe in den Fußraum, weil sie sandig waren. So weit konnte sie auf jeden Fall noch mitdenken. Obwohl ihn das gerade vielleicht nicht mal interessiert hätte. So oder so war es ihr aber egal. Ihre Füße waren auch sandig und sie krabbelte jetzt trotzdem - nachdem der Beifahrersitz nach vorne geklappt worden war, wofür sie einige Versuche gebraucht hatte - nach hinten auf die Rückbank, auf der Icarus schon die Decke ausgebreitet hatte. Wobei sie sich nochmal nach vorne beugte um die Tür zu zu machen, sonst brachte die Heizung ja nicht sonderlich viel. Solane zog also die Beifahrertür zu, bevor sie es sich neben Icarus auf der Rückbank seines Wagens bequem machte, wandte sich dabei schon wieder dem jungen Mann neben sich zu. "Sowas wie heute - das macht man viel zu selten, findest du nicht auch?" mit schiefem Grinsen strich sie sich die nassen Haarsträhnen von der Stirn, die an dieser klebten. Damit war natürlich nicht das Massaker im Hause der Eagels gemeint sondern viel mehr das entspannte 'in die Sterne schauen' und 'alles vergessen' sowie das Baden mitten in der Nacht, das Unbeschwerte.
"You can fool all of the people some of the time, and some of the people all of the time, but you can't fool all of the people all of the time."
Da hatte Solane wohl wirklich recht. Ed kam nicht allzu oft vor, dass man zusammen mal einen unbeschwerten Abend verbrachte, wo uns doch tagsüber ständig miese Hintergedanken plagten, die uns nicht zur Ruhe kommen ließen. Also, wenn man eben nüchtern war, bekifft war das natürlich auch wieder was Anderes, da hatte man immer und an ausnahmslos Allem Spaß. Ein wahres Wundermittel für gute Laune, wenn man so wollte. Nunja, aber dauerhaft in einer rosaroten perfekten Welt herumzuschweben war ja nun irgendwie auch nicht das Wahre, kein guter Dauerzustand, wenn man mich fragte. Aber für den Moment war es wirklich schön und auch Solane schien sich dadurch sehr gut entspannen zu können, was ja nur gut war. "Da hast du Recht... könnten wir öfter machen, genug Zeit haben wir ja." stimmte ich ihr nickend zu, nachdem ich auch die Fahrertür geschlossen, die Heizung voll aufgedreht hatte und machte es mir erst richtig bequem auf dem Rücksitz. Ohne großartig darüber nachzudenken, rutschte ich nahe zu Solane, damit an meinem Ende der Decke ein Stück frei wurde, das ich um mich, beziehungsweise uns beide wickeln konnte. Willkürlich legte ich meine Arme um sie und zog sie noch ein bisschen enger an mich, Körperwärme war einfach immernoch die beste Wärme. "Halten wir also fest, dass wir künftig mehr spontane Trips machen." gab ich noch meinen restlichen Senf dazu und grinste leicht vor mich hin, war ich einfach durch und durch guter Laune. Außerdem genoss ich die körperliche Nähe, von der ich in letzter Zeit allgemein wenig gehabt hatte und auch ich als Kerl brauchte das ab und zu, Punkt.
Ja, könnten wir wirklich öfter mal machen, gerade jetzt hatte sie absolut nichts dagegen. Wie das dann morgen aussah, würde sich wohl zeigen - vermutlich sah sie es da wieder ganz anders; aber da sie gerade nicht morgen hatten, war es ihr sowieso egal. Wobei ihr gerade wohl alles relativ egal war. "Ja, machen wir..." erwiderte sie ihm mit einem schwachen Nicken, bevor sie sich gänzlich entspannt an den jungen Mann lehnte. Es war schön in den Arm genommen zu werden - vor allen Dingen von so starken Armen. Ja, das war wirklich, wirklich angenehm. Sie lehnte den Kopf gegen seine Schulter und schloss die Augen, wobei es schon jetzt kuschlig warm wurde. Nicht nur wegen der Sitzheizung die langsam an Temperatur gewann, sondern auch wegen der Körperwärme, die der halbnackte Icarus neben ihr ausstrahlte. Ja, es war wirklich sehr, sehr angenehm gerade und sie fühlte sie ausnahmslos pudelwohl in ihrer Haut. Wobei sie langsam auch müde wurde. Sehr müde. Vermutlich würde sie in den nächsten paar Minuten einschlafen - und kaum hatte sie den Gedanken zu Ende gedacht, war es auch schon passiert. Solane war einfach weggedämmert - vermutlich ebenfalls den Drogen zu verdanken, denn hätte sie nicht mit Icarus geraucht, hätte sie wohl kein einziges Auge zu getan, so würde es ihr vermutlich schon die nächsten Nächte, wenn nicht Wochen gehen. Also sollte sie das jetzt ausnutzen, das letzte Mal entspannten Schlaf zu bekommen, bevor sie jede Nacht von den weit aufgerissenen Augen des Mannes angestarrt wurde, dessen Namen sie nicht einmal kannte.
"You can fool all of the people some of the time, and some of the people all of the time, but you can't fool all of the people all of the time."
Es dauerte nicht allzu lange, bis es so kuschelig warm und gemütlich wurde, dass erst Solane einschlief und ich das kaum realisiert hatte, da hatte ich es ihr auch schon gleich getan. So schliefen wir einfach aneinander gekuschelt die restliche Nacht durch und wir hatten es wohl dem Marihuana zu verdanken, dass wir auch noch ein paar Stunden darüber hinaus schliefen. Eigentlich konnte ich mich über Nichts beschweren, als ich dann von den Sonnenstrahlen gekitzelt wurde, die durch die getönten Fensterscheiben hindurch fielen und es im Auto dadurch heller wurde. Einen Moment lang drückte ich den zierlichen Frauenkörper vor mir - wir hatten uns wohl im Schlaf auf die Seite gedreht - noch einmal grummelnd enger an mich, bevor ich dann ein paar Sekunden später gähnen musste und anschließend langsam blinzelnd die Augen öffnete, die sich erst an die Helligkeit gewöhnen mussten. Ich störte mich nicht an der Nähe der Blondine, genoss sie viel mehr noch ein paar Sekunden länger, weil ich keinen Grund dafür sah, das zu unterbrechen. Ich hatte es nämlich gerade noch nicht wirklich eilig, wieder nach Hause zu fahren, wo ein ordentliches Donnerwetter seitens Dwayne auf uns beide warten würde. So murmelte ich ein leises "Guten Morgen" in Solanes Nacken, machte aber keinerlei Anstalten die junge Frau loszulassen. So ungemütlich wie es im Quartier der Massics in nicht wirklich ferner Zukunft werden würde, wollte ich die Ruhe in meinem Wagen noch für ein paar Minuten lang genießen... also, sofern Solane nichts Anderes im Sinn stand, natürlich.
Okay - so gut wie diese Nacht hatte sie schon lange nicht mehr geschlafen, auch wenn sie sich teilweise ziemlich gerädert fühlte, als sie aufwachte, weil Icarus sie ein wenig dichter an sich zog, ihr wenig später ein raues 'Guten Morgen' an den Nacken murmelte, was zusammen mit seinem warmen Atem eine angenehme Gänsehaut über ihren Körper jagte. Noch schienen die schrecklichen Geschehnisse vom Vortag so fern, dass sie zufrieden seufzend ein leises "Morgen.." murmelte, liegen blieb wie sie eben gerade lag. Obwohl das Auto wirklich kein sonderlich bequemer Schlafplatz war. Allein die Wärme die noch immer von Icarus ausging machte die ganze Situation schön heimelig und gemütlich. Genauso seine starken Arme, die sie noch immer festhielten und ihr irgendwie halt boten. Als würden sie alles was geschehen war einfach vor ihr abschirmen, weswegen sie das Bedürfnis hatte einfach für immer so liegen zu bleiben. Wäre auf jeden Fall angenehm, hätte sie wirklich rein gar nichts dagegen. Trotzdem, je länger sie wach war, je länger sie so da lag und den Moment genoss, je mehr tauchten die Bilder wieder auf. Nicht nur von dem Massaker im Hause der Eagels, das nebenbei bemerkt absolut sinnlos gewesen war. Nein, auch von dem was danach geschehen war, von dem Joint den Icarus gedreht hatte und dem nächtlichen Bad. Zwar war alles wie in eine dichte Nebelwand gehüllt, aber trotzdem irgendwie da. "Sag mir bitte, dass das gestern alles nur ein schlechter Traum gewesen ist.." gab sie, noch immer murmelnd, von sich, bevor sie sich begann langsam und ein wenig umständlich aufzurichten. Der Platz hier war aber auch echt eng - da war das gar nicht so leicht.
"You can fool all of the people some of the time, and some of the people all of the time, but you can't fool all of the people all of the time."
Mir ging es ähnlich wie Solane, die schon bald ansprach, was gestern passiert war. Also nur indirekt, aber sie rüttelte leider sämtliche furchtbare Gedanken an die letzte Nacht damit in mir wach. Also nicht den Teil mit dem Kiffen, der war eigentlich einfach nur angenehm gewesen, für mich eben zumindest. Weil ich das so regelmäßig machte, verspürte ich im Augenblick auch keinerlei Nachwirkungen, die mich zusätzlich zu den unliebsamen Gedanken störten. Denn die Erinnerung daran, dass ich gestern mehrere Freunde, Familienmitglieder verloren zu haben, suchte mich mit einer ziemlichen Kälte in sich heim. Die gerade eben noch gute, entspannte Laune war wie weggeblasen, als sich auch noch Solane von mir löste und sich aufsetzte, womit sie mir auch ihre angenehme Körperwärme entzog. So seufzte ich leise, bevor ich mich wenig später ebenfalls aufsetzte und mir die dunklen Haare raufte. "Da muss ich dich leider enttäuschen.." murmelte ich ein wenig undeutlich, wobei meine Worte dennoch gut für die junge Frau zu hören gewesen sein mussten. Sie saß ja unmittelbar neben mir. Ich stellte fest, dass meine Boxershorts komplett getrocknet waren, bevor ich mich nach vorne zwischen die Sitze beugte und meine Klamotten nahm, um sie mir ganz langsam, sehr gemütlich anzuziehen. Eilig hatte ich es nämlich weiß Gott nicht, heim zu kommen und Dwaynes Ärger abzukriegen, obwohl er an Alledem ganz allein selbst Schuld war und weder Solane, noch ich auch nur einen Funken an Schuld mittrugen. "Willst du noch frühstücken gehen, bevor wir heim gehen..?" fragte ich in ruhigem Tonfall, bevor ich mir das Shirt über den Kopf zog. So könnte man das Gespräch noch herauszögern, aber es konnte auch gut möglich sein, dass der jungen Frau kein Bisschen nach Essen zu Mute war. Mir persönlich knurrte aber meist nach dem Kiffen der Magen und wenn wir nicht vorher was Essen gehen würden, dann würde ich es spätestens Zuhause tun.
Sie hatte es fast befürchtet, seufzte nur leicht entnervt über seine Antwort - auch wenn er rein gar nichts dafür konnte. Mit den Händen rieb sie sich noch über die müden, leicht brennenden Augen, bevor sie sich nach vorne beugte, die Fahrertür aufdrückte und schließlich nach vorne krabbelte um auszusteigen. Draußen war es heller als erwartet - klar, der Wagen hatte auch getönte Scheiben - sodass sie erst einige Male blinzeln musste, bis sie sich daran gewöhnt hatte, ihre Augen die hellen Sonnenstrahlen ertrugen. Außerdem war es auch frischer als erwartet. Klar, sie hatten Sommerende, wohl noch Morgen und sie hatte eben noch an Icarus warmen Körper gekuschelt da gelegen. Wenigstens kamen die Gedanken nur bruchstückhaft zurück, sodass sie nicht direkt wieder in eine Schockstarre verfiel. Stattdessen zog sie sich erst mal ihren Pullover und die Hose wieder an, kurz darauf die Socken und dann ihre Schuhe - ihre Unterwäsche war dank der Wärme tatsächlich wieder gänzlich getrocknet. Auf Icarus frage mit den Frühstücken hin wollte sie gerade eingehen, als sie das Ende seines Satzes, bzw. der Frage vernahm, was ihr den Hunger kräftig verdarb. Genau genommen drehte es ihr augenblicklich den Magen um und es war ein Wunder, dass sie nicht geradewegs das Essen vom letzten Tag wieder raus kotzte. "Können wir nicht den Plan von letzter Nacht umsetzen? Einfach weg fahren und nie mehr wieder zurück kommen?" Solane presste die Lippen aufeinander und vermied es Icarus auch nur einen weiteren Blick zu zu werfen. Um ihren Willen in diesem Sinne auch durchzusetzen - Icarus Blick auszuweichen - wandte sie sich vom Wagen ab und dem Meer zu. Wäre ihre Laune gerade nicht innerhalb von Sekunden in den Keller gesunken, so würde sie sich über den Anblick des Meeres freuen, das leise Rauschen und die Sonne die das Wasser zum glitzern brachte. Es machte ihr aber nur noch mehr deutlich, wie beschissen dieser Tag vermutlich werden würde.
"You can fool all of the people some of the time, and some of the people all of the time, but you can't fool all of the people all of the time."
Also kein Frühstück, in Ordnung. Das stimmte mich jetzt eher weniger mild, aber ich würde wohl auch mit knurrendem Magen noch für ein oder zwei Stunden überleben. Länger sollte man sich dann aber besser nicht zwischen mich um mein Hungergefühl stellen, war ich doch allgemein sowieso eher ein Morgenmuffel und wenn man das dann provozierte, war das für die allgemeine Stimmung wenig förderlich. Ich tat es, nachdem ich mir meine Klamotten bis auf Socken und Schuhe angezogen hatte, Solane gleich und stieg vom Rücksitz nach draußen in die noch eher kühlere Morgenluft. Ich atmete einmal ein wenig tiefer durch, bevor ich den Fahrersitz wieder zuklappte und mich darauf setzte, die Beine aber noch außerhalb des Wagens. Ich klopfte meine Schuhe noch ab, bevor ich sie anzog, um so wenig wie möglich von dem Sand mit rein zu nehmen, von dem ohnhin schon viel zu viel in meinem Auto verteilt war. Ich würde es heute zweifelsohne noch aussaugen müssen, um wieder ein reines Gewissen zu haben. "Das können wir nicht machen, das weißt du... wir sind es den Anderen schuldig, dass wir zumindest einen knappen Bericht von letzter Nacht abgeben." erwiderte ich auf Solanes Frage und versucht dann, meine Füße noch überwiegend vom Sand zu befreien, bevor ich langsam Socken und Schuhe anzog. Das Salz vom Wasser war ein wenig unangenehm auf der Haut, eine Dusche würde ich also auch definitiv zeitnah aufsuchen, wenn wir Zuhause waren. Als ich Socken und Schuhe anhatte, zog ich auch die Beine in den Wagen und rückte mich ein wenig auf dem Sitz zurecht. "Ich rede auch allein mit Dwayne, wenn du ihm aus dem Weg gehen willst. Ich werde schon mit ihm fertig." meinte ich und lehnte nur den Kopf nochmal leicht aus dem Fenster, sah zu Solane, die wohl nichts lieber tun würde, als einfach abzuhauen oder zumindest nicht wieder zurück nach Hause zu gehen.
Waren sie das wirklich? Wenn sie jetzt nicht mit ging und Icarus seine Klappe hielt, würden einfach alle denken, sie sei tot. Genauso wie der Rest. Andererseits: Wo sollte sie hin? Zurück nach Louisiana? Dann würde Derek sie töten. Das war auch nicht besser. Alleine klar kommen? In ihrem Zustand nicht die beste Idee, sie hatte immerhin gestern schon zum Joint gegriffen, wenn sie jetzt alleine auf der Straße herum geisterte, würde sie bestimmt noch weiter gehen - also nein, das war wirklich keine fabelhafte Idee. Aber sie wollte den anderen auch nicht sagen, was geschehen war. Sie wollte nicht Joy sehen, wie sie zusammenbrach, weil Jake tot war. Sie wollte nicht sehen, wie alle sie verurteilend ansahen, weil sie die einzigen waren die lebend aus der Sache raus gekommen waren. Sie wollte Dwayne nicht sehen, der ihnen die Schuld in die Schuhe schob, obwohl einzig und alleine er Schuld an der Situation und an dem war, was geschehen war. "Was sollen wir berichten? Sie werden es sich denken können. Wenn ich nur daran denke, wie sie uns ansehen werden..." Solane machte bis jetzt keine Anstalten in den Wagen einzusteigen, hatte sich diesem aber wenigstens wieder zugewandt. Mehr aber auch nicht, alles in ihr sträubte sich dagegen einzusteigen, weil sie dann praktisch keine Wahl mehr hatte. "Wir sollten doch frühstücken gehen" entschied sie abrupt, immerhin konnte sie noch Zeit totschlagen und sich darüber im klaren werden, was sie tun wollte, tun würde - oder eben auch nicht. Langsam setzte sie sich nun doch neben Icarus in den Wagen und auf den Beifahrersitz, bevor sie die Tür hinter sich zuzog, über sein Angebot alleine mit Dwayne zu reden nachdachte. Nur einmal angenommen sie würde mit ihm zurück kommen und ihn alleine zu Dwayne gehen lassen - die beiden würden sich zu 100% die Köpfe einschlagen. Und auch wenn Dwayne es verdient hätte, wusste sie doch nicht mit Sicherheit, ob nicht eventuell Icarus den Kürzeren ziehen würde. Dwayne war immerhin vollkommen durchgeknallt und spielte aktuell sowieso viel zu gerne mit irgendwelchen Messern oder Knarren herum. "Damit ihr Beiden euch die Köpfe einschlagt?" erwiderte sie seufzend, begann sich die strähnenden Haare zu einem Pferdeschwanz zusammen, damit sie nicht weiter störten.
"You can fool all of the people some of the time, and some of the people all of the time, but you can't fool all of the people all of the time."
Oh gut, guuut. Doch was zu essen und vor Allem auch ein Kaffee, um meine momentan nicht vorhandene Motivation für auch nur irgendwas wiederzufinden, hervorzukitzeln. Die Gute versteckte sich nämlich bis jetzt sehr erfolgreich irgendwo, wo sie nicht gerade leicht zu finden war und so nickte ich. "Liebend gern." bestätigte ich ihr, dass mein Vorschlag noch aktuell und auch gewünscht war. Ihr schien es eben auch nur recht zu sein, einen zeitmäßig deutlichen Umweg zu machen, an Stelle einer direkten Nachhausefahrt mit darauffolgender Zusammenkunft mit dem Chefchen. So fuhr ich den Wagen an, bevor ich über ihre noch folgenden Worte nachdachte. Ja, da hatte sie wahrscheinlich recht. Es würde entweder mit einer harten Schlägerei und ordentlicher Randale enden, oder aber in einer Messerstecherei, denn unbewaffnet wollte ich dem Kerl in der jetzigen Lage ehrlich gesagt nur ungern gegenüber treten. Er war zu absolut Allem fähig und ich konnte das selbst nach all den Jahren, die ich den Typen nun kannte, nicht zu einhundert Prozent einschätzen. Womöglich würde er mich doch ohne mit der Wimper zu zucken killen, wenn er mich für eine zu große Bedrohung seines Postens hielt. War ich im Grunde schon die ganze Zeit, weil er immer weiter Unruhe und Unzufriedenheit in der gesamten Crew verbreitete. "Ja, hast wahrscheinlich recht, keine so gute Idee.." bemerkte ich, als wir die ersten Häuser wieder erreichten und es dauerte nur noch ein paar Minuten, bis ein kleines Bäckerei-Café am Straßenrand auftauchte. Ich zögerte nicht dort anzuhalten, weil es von Außen recht gemütlich aussah und doch nicht wie eine Uralt-Bäckerei von 1850 wirkte. Ich warf noch einen kurzen Seitenblick zu Solane, ehe ich kurz in den Rückspiegel sah und meine Haare grob richtete, weil sie doch recht wirr aussahen. Anschließend schob ich die Fahrertür auf und wartete noch, bis die Blondine ebenfalls ausgestiegen war, bevor ich den Wagen abschloss.
Schien ihn auch nicht zu stören, das Treffen mit den Massics und vor allem Dwayne noch ein wenig hinaus zu zögern. Wobei sie vor hatte ein wenig zu lächeln - das missfiel ihr allerdings kläglich. Ihr war einfach nicht zum lächeln zu Mute und Icarus schien es ganz ähnlich zu gehen. Wer konnte ihnen das aber auch schon verübeln? Mehr oder weniger schweigend brachten sie die Fahrminuten hinter sich, wobei sie sich mehrmals überlegte, was sie auf seine Worte noch erwidern sollte. Es war wirklich keine gute Idee und sie hatte keine Lust eine weitere Leiche zu sehen, die gestern waren genug für den Rest ihres Lebens gewesen. Wenn sie könnte, würde sie wirklich einfach das Weite suchen, nur was das eben nicht ganz so einfach - sie hatte nicht mal zehn Dollar im Geldbeutel und damit kam sie nicht weit. Dwayne würde sie finden und auseinander nehmen wie eine Weihnachtsgans. Ohja, das würde er. Einfach nur weil es ihm Spaß machte, ganz sicher. Dabei könnte sie nicht mal zu den Bullen, sie war jetzt immerhin nicht mehr nur Drogenvertickerin, sondern auch noch eine Mörderin. Bei diesem Gedanken lief es ihr eiskalt den Rücken hinab. Kurz bevor Icarus den Wagen zum stehen brachte, hatte sie immer noch nicht die richtigen Worte gefunden, entschied sich aber dennoch irgendetwas dazu zu sagen: "Ich will heute nicht noch eine Leiche sehen und auch wenn er das größte Arschloch aller Zeiten ist - lass dich bitte, bitte nicht von ihm provozieren" So viel Bitte wie in ihrem Satz vorkam, so ernst meinte sie es auch. Als er schließlich parkte und ausstieg, tat die Blondine es ihm gleich, schloss die Beifahrertür und folgte Icarus wenig später in die kleine, gemütlich wirkende Bäckerei, die auch ein paar Tische für Frühstücksgäste aufgestellt hatte. Icarus und sie machten es sich an dem Tisch bequem, der am weitesten weg von der Türe war, wenig später kam auch schon eine Bedienung und fragte ob sie sich schon entschieden hatten. Solane schon, sie würde keinen Bissen hinunter bekommen, entschied sich daher nur für einen Milchkaffee. Sie trank zwar nicht so gerne Kaffee, aber mit viel Milch war er halbwegs genießbar.
"You can fool all of the people some of the time, and some of the people all of the time, but you can't fool all of the people all of the time."
Ich würde mich schon zusammenreißen können... irgendwie. Schade, dass ich nicht noch was zum Rauchen hatte, jetzt brauchte ich es nämlich weitaus dringender als am letzten Abend. Aber nachdem Solane so gefragt hatte, wollte ich ihr aber auch nicht Alles überlassen und geschadet hatte es uns beiden ja nicht. Denke ich jedenfalls, wobei es der jungen Frau jetzt gerade kaum besser zu gehen schien als noch vor dem Joint, der sie in vollkomene Glückseligkeit und Sorglosigkeit hatte abdriften lassen. Letztere Gefühle waren jetzt leider bei keinem von uns beiden noch der Fall, sondern eher das komplette Gegenteil. Ich unterdrückte ein weiteres Seufzen, als ich mich an dem Tisch in der heimeligen Bäckerei niederließ. Ich stützte den KKopf in die Hand, hatte den Ellebogen auf dem Tisch angewinkelt, während ich die kurze Speisekarte etwas lustlos durchblätterte. Als die junge Bedienung kam, teilte ich ihr recht knapp mit, dass sie mir einen Kaffee und das kleinste Frühstücksmenü - bestehend aus einem Brötchen und auch Wurst und Käse zum belegen, sowie ein bisschen Obst - bringen durfte. Als sie wieder verschwunden war und sich an die Arbeit machte, lehnte ich mich zurück und faltete die Hände vor meinem Oberkörper, als ich mich ein wenig tiefer in den Stuhl hatte sinken lassen. "Ich werd's versuchen.." erwiderte ich noch auf Solane vorherige Bitte. Aber mehr als das konnte ich nicht tun. So ungern ich mir das eingestand war das Einzige, das ich wirklich nicht gut unter Kontrolle hatte, mein irgendwie immer gegenwärtiger Hang zu Aggression und Wut. Egal wie viel Sport ich machte, um mich runter zu kriegen und auszupowern - für einen Wutausbruch war immer genügend Energie und Adrenalin in petto...
Er würde es versuchen? Das klang nicht sonderlich vielversprechend und ließ nicht gerade mehr Motivation zurück nach Hause zu gehen in Solane groß werden. Seufzend legte sie die Unterarme auf dem Tisch ab, nahm die kleine Speisekarte in die Hand und drehte sie unruhig in den Fingern hin und her, wobei diese schon wieder leicht zu Zittern begonnen hatten. Ob das nun an den abklingenden Drogen in ihrem Organismus lag oder an den gestrigen Geschehnissen war eigentlich egal - vermutlich war sogar Beides ein Grund dafür. Als die junge Brünette zurück kam, stellte sie erst den Milchkaffee vor Solane auf dem Tisch ab, die ihre Arme zur Seite zog um ihr so Platz zu machen, dann den Kaffee für Icarus, wenig später folgte das bestellte Frühstück. Sah lecker aus, brachte ihren Appetit aber trotzdem nicht zurück. Sie würde wohl keinen Bissen herunter bekommen, nicht einmal wenn man einen Pott Schokolade - und sie liebte Schokolade! - vor sie auf den Tisch stellen würde. Und normalerweise sagte sie zu Schokolade wirklich niemals nein. Statt nun an der Speisekarte herumzuspielen, legte sie ihre Finger um die warme Porzellantasse, drehte diese behutsam auf dem Tellerchen, das ebenfalls aus weinrotem Porzellan bestand. Einen 'guten Appetit' verkniff sie sich. Nicht weil sie ihm wegen seiner Antwort böse war, sondern weil es gerade einfach nicht hier rein passte. "Meinst du, sie fragen sich schon wo wir bleiben? Oder denken..." sie stoppte einen Moment, dämpfte ihre Stimme ein wenig, zwar war hier nicht relativ viel los, aber eben gerade das war das gefährliche, immerhin konnte so der Typ zwei Tische weiter lauschen. Oder auch die Bedienung hinter der Theke, weil es eben relativ ruhig war. "..denken sie vielleicht, dass wir auch tot sind?" Nachdenklich biss sich Solane auf die Unterlippe, bemerkte dabei gar nicht, dass sie so fest zubiss, dass die Lippe innerhalb weniger Minuten leicht zu bluten begann, was ihr erst bewusst wurde, als sie den leichten Metallischen Geschmack auf der Zunge schmeckte.
"You can fool all of the people some of the time, and some of the people all of the time, but you can't fool all of the people all of the time."
Dauerte zum Glück auch gar nicht wirklich lange, bis ich endlich was zu Essen serviert bekam. Zuallererst nippte ich aber an der Tasse mit heißem Kaffee, der sich natürlich brühfrisch als noch zu heiß zum Trinken entpuppte. Zum Glück hatte ich noch früh genug abgesetzt, um mir nicht die ganze Zunge zu verbrennen. Statt also weiter zu trinken beschmierte ich mir das Brötchen mit der im kleinen Päckchen mitgelieferten Butter, bevor ich Schinken und auch Käse drauflegte. Anschließend zog ich noch das Salatblatt unter zwei Apfelstücken und einer halben Kiwi hervor, legte es ebenfalls aufs Brötchen und klappte es dann mit der oberen Hälfte wieder zu, bevor ich auch schon hinein biss. Es tat unsagbar gut, was in den Magen zu kriegen und ließ mich fast augenblicklich weniger angespannt sein, obwohl Solane mir noch währenddessen eine eher ziemlich unangenehme Frage stellte. Aber ja, wahrscheinlich dachten sie das tatsächlich, weil wir nicht gleich danach wieder zurück gekommen waren. Dwayne kümmerte es wahrscheinlich nicht mal und ich konnte wohl froh sein, meinen eigenen Wagen mitgenommen zu haben, weil er den sonst womöglich genauso wie Darrens ganz schnell verscherbeln, beziehungsweise loswerden hätte wollen. "Gut möglich. Ist ja naheliegend." antwortete ich der jungen Frau mir gegenüber in möglichst ruhigem Ton, obwohl mein Gesichtsausdruck an sich eher angespannt wirken musste. Meine Stirn war ganz minimal in Falten gelegt und die Augenbrauen ein wenig in die Tiefe gezogen, während ich mich so über mein Brötchen hermachte und meinen eigenen Gedanken nachging.
Na bitte, der nächste Grund weshalb sie einfach die Biege machen sollten. Sie würden alle denken, dass sowohl sie, als auch Icarus tot waren. Wieso also nicht wo anderes hingehen und sich ein neues Leben aufbauen? Ein besseres Leben, ohne tyrannischen Chef und Kriminalität? Das war wunschdenken, wer einmal in diesem Milieu gelandet war, der würde da auch nicht mehr unbedingt raus kommen. Sie hatte nicht mal einen Schulabschluss und selbst wenn sie einen hätte, dann wäre er vermutlich grauenvoll schlecht. Jeder Gedanke der in ihr aufkam deprimierte sie mehr und ließ sie sich wieder den Joint vom gestrigen Abend zurück wünschen und damit auch die Sorglosigkeit. Dann würde sie bestimmt auch Dwayne mit einem Kichern entgegen treten - auch wenn ihm das vermutlich nicht gefallen würde; aber wenigstens machte sie sich dann nicht vor Angst in die Hosen. Auf seine Worte gab sie fürs erste auch nichts mehr zurück, sie wüsste gar nicht was. Je mehr sie darüber sprach, desto deprimierter wurde sie - und das musste was heißen, war sie doch mittlerweile an der Spitze des 'deprimiert seins' angekommen. Statt also nochmal etwas von sich zu geben, wandte sie sich gänzlich dem Milchkaffee zu, nahm nun den ersten Schluck - er war angenehm lauwarm, perfekt zum trinken und es tat gut etwas in den Magen zu bekommen, wenn es auch nur ein wenig Flüssigkeit war. Als nach etwa zehn, vielleicht fünfzehn Minuten die Bedienung kam und fragte ob alles okay war, nickte sie leicht, sah zu Icarus, der beinahe fertig war mit essen. Und weil sie nicht vor hatte hier so schnell wieder aufzustehen, beschloss sie sich noch einen Orangensaft zu bestellen. Ihr Milchkaffee war zwar noch nicht ganz leer, aber dann stand was auf dem Tisch und sie konnten nicht gleich zahlen. Gut, konnten sie schon, wollte sie aber einfach nicht. Kurz darauf stand ein frisch gepresster Orangensaft vor ihr auf dem Tisch, den sie ebenso wie den Kaffee zuvor langsam zwischen ihren Fingern hin und her drehte.
"You can fool all of the people some of the time, and some of the people all of the time, but you can't fool all of the people all of the time."
Ich widmete mich erst einmal schweigend weiter meinem Brötchen, das in nicht allzu ferner Zukunft auch schon aufgegessen war. Ich überlegte erst einmal kurz, ob ich das bisschen Obst auf dem Beilagenteller noch essen wollte oder nicht. Für gesundes Zeug wie Obst und Gemüse war ich nicht immer zu haben, aber gerade opferte ich mich dann doch dazu, die Früchte ebenfalls zu essen. War auch recht schnell erledigt und ich nahm meine Kaffetasse in die Hand, nahm ein paar Schlucke von dem schon ein wenig abgekühlten Kaffee. Solane sah nicht gerade so aus, als wollte sie sofort aufspringen und los gehen, obwohl man einen Orangensaft wohl ohne Probleme schnell runter trinken konnte. Mir ging es ja nicht anders, ich würde wohl am liebsten den ganzen Tag irgendwo verbringen, wo ich die Seele baumeln lassen konnte und mir keine Gedanken über die Zusammenkunft mit Dwayne machen musste, mich über nichts hätte aufregen müssen. Aber je schneller ich das noch am heutigen Tag hinter mich brachte, desto eher hatte ich es hinter mir. Ob das dann gut oder schlecht war, würde sich erst danach zeigen, nehme ich an. "Wo würdest du denn hin wollen? Ich meine, wenn wir gehen würden." fragte ich die junge Frau mir gegenüber, sah sie aufmerksam an. So konnte ich das Thema zumindest ein klein wenig umlenken un sie kam vielleicht minimal auf ein paar schöne Gedanken, wenn ichs auch für sehr unwahrscheinlich hielt. Die Möglichkeit war aber da und man konnte es ja immerhin mal versuchen.