Gut soweit, das klang doch schon mal nicht schlecht. Nickend nahm er das so hin, widmete sich fürs erste dann mal seinem Essen, das allerdings relativ schnell verspeist war, weil er einfach einen Bärenhunger hatte. Blöderweise kam dann auch schon Ron in die Küche. Domenico geriet mit ihm sowieso immer mal wieder aneinander, weil er ein Großkotz war und meinte er war der Beste - er war zwar gut, aber nicht der Beste, wenn man Domenico fragte, das sagte er ihm auch immer wieder deutlich, deswegen konnte Ron ihn eben auch nicht leiden. Und wie zu erwarten gewesen war kam sogleich auch ein "Wie siehst du denn aus?" von dem Blondschopf, der mindestens genauso durchtrainiert war wie Domenico, allerdings nicht ganz so groß - was dem Ego des Italieners durchaus gut tat, auch wenn er das niemals zugeben würde. Domenico gab fürs erste nur ein Grummeln von sich, auch mit aus dem Grund, dass er den Mund voll hatte. "Nein mal ernsthaft, hast du ihn verprügelt Sierra?" wandte er sich an die Brünette, zog fragend, ein wenig Grinsend die Augenbrauen in die Höhe. Domenico schluckte runter und gab ein: "Schließ nicht von dir auf Andere, Ron, ich lass mich nicht von Mädchen verprügeln" teilte er dem Blonden mit; nicht weil er Sierra unterschätzte, sondern weil Rons' Worte einfach nur reine Provokation gewesen waren und Domenico nicht unbedingt vor hatte sich das so einfach gefallen zu lassen.
Vielleicht ja, aber glaubte Icarus wirklich, dass sie ihn davon abhalten könnten, die Solids direkt anzugehen? Nicht, dass sie nicht auch das Bedürfnis hatte Darren irgendwie zu... rächen - wobei das wohl das falsche Wort war, eigentlich wollte sie nur wissen, wieso sie es getan hatten. Aber gut, Darren würde sie nicht mal erklären lassen, so wie sie ihn kannte. Er war einfach zu impulsiv, auch wenn man das ihm gegenüber besser nicht erwähnen würde. Sie zog also ein wenig unschlüssig die schmalen Schultern in die Höhe: "Vermutlich immer noch angenehmer, wie wenn raus kommt, dass wir es ihm verschwiegen haben" teilte sie ihm also mit, stimmte ihm damit mehr oder weniger auch zu, obwohl ihr der Gedanke noch immer kein bisschen zusagte. Beide nicht, einer war aber immer noch schlimmer wie der andere und der es ihm zu sagen und zumindest zu versuchen aufzuhalten was aufzuhalten war klang noch immer besser als direkt geköpft zu werden. "Also gehen wir später direkt zu ihm?" hakte sie nach, in der Hoffnung das Thema damit fürs erste im Keim ersticken zu können, weil es dann ja eigentlich geklärt war, solange niemandem von ihnen Beiden etwas besseres einfiel. Wobei sie das fast bezweifelte, vielleicht doch die Kohle? Nein, keine Alternative - auch wenn sie wirklich, wirklich verlockend war, weil sie sich von dem Geld vermutlich eine Villa und noch dazu 10 Security-Männer leisten konnte. Aber nun gut, Traum blieb wohl Traum und war auch besser so.
"You can fool all of the people some of the time, and some of the people all of the time, but you can't fool all of the people all of the time."
Als ich ihn so musterte, musste ich daran denken, dass ich ihm vor Kurzem erst den Rücken zerkratzt hatte. Aber das würden wohl in Hinsicht auf den Rest der Wunden eher nur noch nebensächlich sein und kaum mehr Schmerz bei Bewegungen auslösen. Zumindest hoffte ich das irgendwo, weil ich nicht wollte, dass sich der Dunkelhaarige wegen mir noch mehr quälte, als er es ohnehin schon tat. Ich führte diesen Gedanken noch zu Ende, kurz bevor dann doch noch jemand in die Küche kam. Eine Person, auf die ich recht gut verzichten konnte, aber ich kam schon mit ihm klar. Konkurrenz war er für mich keine, weil er einfach eine ganz andere Art von Aufträgen bekam als ich und wir nur sehr selten zusammen arbeiten mussten. So ignorierte ich seine großkotzigen Sprüche meist einfach und ließ ihn links liegen, wenn es mir zu dumm wurde. Domenico stand zu Ron aber wohl ein wenig kritischer, was mir kurz darauf bewusst wurde. "Wie wärs denn, wenn du dein gepudertes Ken-Näschen einfach mal ausnahmsweise nicht in Sachen steckst, die dich nichts angehen, Ron?" meinte ich bloß mit ein wenig angespannter Stimme, weil ich eigentlich keine Lust hatte, mich hier einer unnötigen Diskussion aussetzen zu lassen. Aber mein Glas wollte ich ungern mit hoch nehmen, weil ich dann meistens vergaß, es wieder mit runter zu nehmen und wenn die Kerne der Erdbeeren am Glas festklebten war das echt lästig. So blieb ich erstmal noch mit den beiden Perfektionisten im Raum sitzen, wartete mal ab.
Ja, genau. Später. Nicht jetzt gleich. Einfach, weil ich jetzt nicht wollte und das meiner Meinung nach auch noch ein paar Minuten Zeit hatte. Wenn Dwayne fragen sollte, warum wir nicht sofort nach Hause gefahren und ihn umgehend informiert hatten, würde ich ihm einfach sagen, dass ich noch gemütlich ein Bier hatte trinken wollen. Als Belohnung quasi, was wir uns beide auch verdient hätten, bei dieser Summe von Geld. Das würde ihn zwar auch sauer machen, aber das würde mich dann erstmal nicht jucken und es wäre definitiv besser, als ihm zu sagen, was wir hier gerade wirklich machten. Davon wäre er noch viel weniger begeistert, als von dem Lügenmärchen mit dem Bierchen, wobei ich gerade fast wirklich gerne eins hätte. Nicht, weil ich mich betrinken wollte - das hatten wir alle gestern zu Genüge getan -, sondern weil ich den herben Geschmack gerne mochte. Auf Solanes Worte hin nickte ich leicht, stieß mich von der Motorhaube ab und machte ein paar Schritte auf sie zu, setzte mich schließlich neben sie. "Ja, machen wir so... die Kohle wird er dann sowieso gleich haben wollen und ich muss ihm den Anteil von dem Rennen gestern auch noch geben." fiel mir gerade ein, dass die Scheinchen noch immer im Handschuhfach meines Wagens vor sich hin schlummerten. Hatte ich einfach nicht mehr dran gedacht, nachdem so reger Trubel im Haus geherrscht hatte und gefeiert worden war.
Sierras Worte schienen fürs erste zu ziehen, denn der Blonde verzog nur ein wenig das Gesicht, wandte sich aber dem Kühlschrank zu, um sich eine gekühlte Flasche Wasser herauszunehmen, die er wohl vor hatte mit in sein Zimmer zu nehmen. Sollte Domenico recht sein, so war er schon schneller wieder verschwunden, wobei Ron sich ein "Jetzt muss dich auch schon ein Mädchen verteidigen" sich nicht verkneifen konnte, bevor er die Küche verließ und sich wieder verzogen hatte. Somit hatte der Dunkelhaarige gar keine Chance mehr etwas brauchbares zu erwidern, war aber auch ganz froh darüber, weil es ihn nur wieder runter ziehen würde, hatte er heute den Umständen entsprechend doch relativ gute Laune. Wobei ihm jetzt, gen Ende des Essens, die Lippe wieder ein wenig beim kauen und vor allem beim Mund öffnen schmerzte, aber das nahm er in Kauf um den leeren Magen zu füllen. "Irgendwann werde ich ihn umbringen" teilte er Sierra mit, schob den leeren Teller etwas von sich und lehnte sich entspannt nach hinten - was zwar im ersten Moment in der Brust schmerzte, dann aber deutlich bequemer war, wie er feststellen musste. Die Beine hatte er unter dem Tisch ausgestreckt und den Blick einen Moment auf die Platte gesenkt, bevor er ihn Sierra zu wandte. In jedem anderen Haus dieser Stadt würde man so eine Drohung wohl als Scherz auffassen, in einem Haus wie diesem; voll von Auftragsmördern und/oder Waffenhändlern, war das allerdings nicht unbedingt nur eine leere Drohung; auch wenn Domenico keineswegs vor hatte den Kerl abzuknallen - aber irgendwann würde er es sicher ausreizen.
Achja, das Rennen gestern. Allgemein gestern; war da noch viel entspannter gewesen, als sie einfach nichts heraus gefunden hatte, weil dann die Entscheidung die jetzt gefallen war nicht hatte gefällt werden müssen. Jetzt konnte sie heute Nacht bestimmt wieder nicht schlafen. Solane atmete ein wenig schwerfällig aus, streckte die Beine aus und stützte die Hände auf den Baumstamm links und rechts neben ihren Oberschenkeln. "In Anbetracht der Tatsache, dass er rein gar kein bisschen zu deinem Sieg beigetragen hat, schon irgendwie... unfair" stellte Solane fest, nahm damit den Themawechsel nur zu gerne hin, auch wenn es fürs erste an Dwayne hängen blieb. Fürs erste aber okay, solange es nicht darum ging, dass er sie einen Kopf kürzer machen würde. "Ich mein ja nur - er tut im Allgemeinen ziemlich wenig, findest du nicht?" fragend zog sie die schmalen Brauen in die Höhe, sah Icarus dabei aber nicht an, sondern gerade aus auf den dunklen Lack des Audis vor ihnen. Zumindest bekam sie fast nie mit, dass Dwayne einen Finger rührte, er saß nur in seinem Kabuff und gab Anweisungen, oder? Zumindest kam ihr das so vor, schon seit sie da war. Klar, er hatte sich seinen Platz vermutlich auch irgendwie erarbeitet, aber etwas dafür tun, um ihn zu halten, tat er ihrer Meinung nach nicht; trotzdem standen alle hinter ihm. Vermutlich weil sie Angst hatten, was Solane ihnen nicht mal verübeln konnte. Spätestens nach vorgestern Abend hatte sie auch Angst vor ihm und seinem unberechenbaren Verhalten.
"You can fool all of the people some of the time, and some of the people all of the time, but you can't fool all of the people all of the time."
Ich konnte über das Verhalten des Blondschopfs wirklich nur Kopf schütteln, wobei das von einem leicht spöttischen Gesichtsausdruck begleitet wurde, ehe ich erneut an meinem Glas nippte. Was hatte er denn eigentlich davon, dass er andere Leute immer so nervte? Genugtuung? Freude? Wenn ja, lief bei ihm eindeutig was falsch, wobei das in diesem Haus nicht weiter verwunderlich war. Der Großteil hier hatte einen an der Klatsche auf die eine oder andere Art, wobei der Italiener neben mir und ich selbst wohl noch zu den normalsten Leuten hier gehörten. Klar, wir hatten sicher auch unseren Schaden weg, aber sonst wären wir wohl auch kaum hier gelandet. Ohne Grund flatterte man hier nicht zur Haustür rein und wollte ein Auftragsmörder oder Waffenhändler werden, da steckte in der Regel wesentlich mehr dahinter. "Damit kann ich gut leben, tu dir also keinen Zwang an." erwiderte ich leicht sarkastisch, ehe ich mein Glas austrank und den Blick wieder auf meinen Sitznachbarn richtete. Nein, es würde hier wirklich Nichts fehlen, wenn Ron nicht mehr hier wäre. Er war einfach eine Nervensäge und es kam hier auch nicht selten vor, dass Nerven ohnehin schon blank lagen. Da musste nicht auch noch so ein Witzbold herein spazieren und dumme Sprüche klopfen, um die Leute weiter hoch zu schaukeln. Jedenfalls stand ich dann auf, um mein Glas in der Spüle kurz mit Wasser auszuspülen und stellte es dann in die Maschine. Ich wandte mich im Gehen noch einmal Domenico zu. "Ich geh mal duschen, habs nötig." informierte ich ihn schief grinsend, warum ich ging und machte mich auf den Weg nach oben in mein Zimmer, um frische Klamotten zusammen zu suchen. Keine fünf Minuten später war ich auch schon im nahe gelegenen Badezimmer verschwunden - und ja, ich schloss auch ab.
Ich konnte nicht anders, als auf die Worte der jungen Frau neben mir zustimmend zu nicken. Klar, er machte schon auch was. Sowas wie die Aufträge an Land ziehen und seine Connections spielen lassen, aber er war immer weit ab vom Schuss. Dwayne musste sich nie in Gefahr bringen oder sonst was, er saß immer gemütlich hinter seinem blöden Schreibtisch und drehte Däumchen, während wir draußen unsere Leben riskierten, blöd gesagt. Ich war da also ganz bei Solane, die ein Thema damit ansprach, das meist einfach außen vor blieb. Jeder bei den Massics hatte die Tatsachen so wie sie waren akzeptiert und es stellte auch eigentlich niemals jemand Dwayne in Frage. Schon allein deshalb, weil der Kerl einen an der Klatsche hatte und denjenigen am liebsten umbringen würde, was grundlegend einmal davon abschreckte. Komisch war das aber trotzdem, wo wir alle zusammen doch locker eine Chance gegen unseren Obermacker hätten. Einen, vielleicht auch zwei könnte er ausschalten, aber danach wäre Schicht im Schacht. Wieso also sprach sowas nie jemand an? "Bin da ganz deiner Meinung.. hätte er mir mein Auto gesponsert oder so, dann wär das was Anderes, aber eigentlich hat er nicht wirklich 'n Recht auf die Kohle." stellte ich leise grummelnd fest. Mir mangelte es zwar nicht an Geld, hatte ich über die Jahre hinweg doch einige Tausender angespart, aber mies war es trotzdem. Okay, Dwayne mochte uns ein Dach über dem Kopf und irgendwie eine Familie oder sowas in der Richtung verschafft haben, aber mehr nicht. Eine WG aufmachen können hätte er schließlich auch ohne den ganzen Dealerscheiß, den wir für ihn erledigen mussten. "Der hat seinen Arsch schon viel zu lang nicht mehr vom Stuhl hochbewegt... hab ihn auch seit einer Ewigkeit nicht trainieren sehen oder sowas." stellte ich fest. Zu Beginn meiner Zeit bei den Massics war er noch oft im Kraftraum gewesen, aber inzwischen? Sicher schon Jahre nicht mehr. Wir konnten also zusammenfassen - im Grunde genommen tat er Nichts.
Da konnte vermutlich so ziemlich jeder gut mit leben. Ron ging den meisten hier gehörig auf den Zeiger und war nur noch dabei, weil er viele Leute kannte - denen er vermutlich genauso auf den Nerv ging wie allen anderen hier auch. Als sie aufstand, folgte er ihr mit seinem Blick, nickte dann aber, wobei er sich ein "Schließ dieses Mal aber bitte ab" nicht verkneifen konnte, bevor er noch ein paar Minuten sitzen blieb. Gerade als er aufstehen wollte, kam Ashton in die Küche, vermutlich um was zu essen. Als er allerdings Domenico entgegnete, wich der neutrale Gesichtsausdruck einem fragenden. Er fixierte Domenico mit diesem Blick, der nicht zuließ ihm auszuweichen. Der Italiener ließ den Teller also fürs erste auf dem Tisch stehen, lehnte sich stattdessen gegen diesen, weil es ihm das stehen einfacher gestaltete und er nicht vor hatte vor dem Boss Schwäche zu zeigen - zumindest nicht mehr wie möglich. "Ich hatte gestern eine kleine Auseinandersetzung - ist jetzt aber alles geklärt, der Kerl wird keine Probleme mehr machen.." teilte er Ashton mit, log ihm damit ohne mit der Wimper zu zucken ins Gesicht. Ashton hielt einen Moment inne, durchbohrte den Dunkelhaarigen quasi mit seinem Blick, bevor er sich nickend abwandte und sich eine Pizza aus der Gefriere holte, diese in den Backofen verfrachtete "..wenn du das sagst." wandte er sich wieder an den Italiener, der nur nochmal zur Bestätigung nickte. Jetzt schnappte Nico sich wieder den Teller, verfrachtete diesen wenig später in die Spüle, bevor er diese wieder schloss, sich Ashton nochmal zu wandte. Dieser kam ihm allerdings zuvor: "Wenn das auf uns zurück fällt, bist du dran." Der Ton klang zwar nicht nach einer Drohung, war es aber ganz klar. Domenico knirschte nur ein wenig mit den Zähnen, "wird es nicht", mit diesen Worten verabschiedete er sich aus der Küche ohne auf eine weitere Reaktion von Ashton zu warten.
Das schien Icarus also ganz ähnlich zu sehen wie Solane; eigentlich hatte er kein Recht darauf "und doch bekommt er es" sprach sie ihre Gedanken aus, sobald sie gekommen waren. Ja, war doch so. Er bekam immer das was er wollte, das war ganz offensichtlich, aber er war auch der einzige der seiner angeblichen Familie mit dem Messer vor der Nase herum wedelte. Eigentlich hatte sie nicht gerade einen Karrieresprung hingelegt, als sie von ihrem Exfreund zu den Massics gegangen war. Sah man einmal von Icarus und Co ab, die tatsächlich ein wenig wie eine Familie für sie waren, war da eben noch Dwayne, der war nicht besser als ihr Ex, der ihren Körper verkauft und sie unter Drogen gesetzt hatte. Nein, kein bisschen. Außer, dass er ihr offen drohte, anstatt sie einzulullen. Aber war das so viel besser? Eigentlich nicht, auch wenn sie gewiss nicht wieder tauschen wollen würde. Die nächsten Worte entlockten ihr ein leichtes Grinsen: "So sieht er aber eigentlich nicht aus..." teilte sie dem jungen Mann neben sich mit, wobei sie Dwayne eigentlich noch nie ohne Shirt gesehen hatte, wirklich beurteilen konnte sie es aber nicht. Mit Shirt und ohne Shirt hatte sich auf jeden Fall, ihrer Meinung nach zumindest, nicht viel verändert. Aber das hieß ja noch lange nichts. "Aber gut, ich werd' mit Sicherheit nicht nochmal was gegen ihn sagen; auf das Messer kann ich nämlich echt gut verzichten.." gestand sie offen, war ja auch nichts dabei - wer wurde schon gerne von einem Verrückten mit Messer bedroht; sie war wohl Diejenige, die absolut nichts gegen Dwayne ausrichten konnte, höchstens aus der Ferne und dem Hinterhalt - wie man es Frauen eben immer zu unterschob. Aber rein theoretisch hatte sie im Nahkampf ja auch gar keine Chance gegen einen gestandenen Kerl. Wie auch? Sie war körperlich total unterlegen.
"You can fool all of the people some of the time, and some of the people all of the time, but you can't fool all of the people all of the time."
So schälte ich mich aus den verschwitzten Klamotten, warf dann einen Blick in den Spiegel. Doch, ich sah auch ungeschminkt nicht schlecht aus, wie ich fand. Zwar hatte auch ich hier und da kleine Mängel, aber da unterschied ich mich vom Rest der Menschheit wohl kaum. Recht zufrieden mit mir selbst kämmte ich nur noch einmal fix meine Haare durch, bevor ich unter die Dusche hüpfte und dort auch sicher für zwanzig Minuten verweilte. Zum einen, weil ich es einfach genoss, wie die warmen Wassertropfen an meiner Haut hinunter liefen und zum anderen, weil ich mir die Beine wieder rasieren wollte. Zwar waren da erst ein paar Stoppeln, aber ich war da doch recht penibel, ganz gleich zu welcher Jahreszeit. Mochte ich einfach nicht, fand es hingegen sehr schön, wie glatt sich meine Haut dann nach dem eincremen mit der Lotion anfühlte. Außerdem stand kein Mann auf flauschige Beine, konnte mir niemand erzählen. Zwar standen solche Dinge in längeren Beziehungen dann irgendwann ziemlich im Hintergrund, aber nunja. war bei mir ja nicht der Fall. Nachdem ich mir die langen Haare geföhnt hatte und sie mir wieder in lockeren Wellen über die Schultern fielen, ließ ich das um meinen Körper gelegte Handtuch fallen und zog mich an. Heute durfte es über der cremefarbenen Unterwäsche eine lange Hose mit Lederoptik - kein Echtleder, das fand ich irgendwie eklig - sein, dazu ein schwarzrot kariertes Hemd, dessen Ärmel ich bis knapp unter die Ellenbogen hochkrempelte. Die schwarzen Socken waren ein bisschen dicker, weil ich es hasste, wenn ich an den Füßen fror. So ging ich sockig mit den Sportklamotten unterm Arm zurück in mein Zimmer, wo die Kleidung in die Wäschebox wanderte. [wie machen wa denn bei den beiden weiter, Dude? o.o]
Ja, das mochte sein. Vielleicht war er auch einfach ein wandelnder Schatten und bewegte sich nur noch heimlich, um in Form zu bleiben, wenn der Rest ausgeflogen oder am Schlafen war. Aber egal ob durchtrainiert oder eher aus der Form geraten - Respekt hatte man vor Dwayne in beiden Fällen. Allein sein zeitweise irrer Blick sorgte dafür, dass er Leute mühelos einschüchtern konnte, wenn er das wollte. Bei Solane auf jeden Fall würde er es wohl jederzeit mit einem Fingerschnippen schaffen, einfach deshalb, weil sie in meinen Augen gar nicht wirklich für das Leben hier gemacht war. Sie mochte vielleicht nicht durch und durch ein Schisser sein, aber allein ihre Statur und das junge Gesicht ließen sie auf Kunden sicher nicht gerade einschüchternd wirken. Allerdings wusste ich nicht wirklich, warum sie überhaupt bei uns gelandet war. Das wusste ich von kaum einem, weil man sowas in der Regel zum eigenen Schutz für sich behielt. Aber ich war eine neugierige Person. Sehr, sehr neugierig. "Du wärst auch so ziemlich die letzte, der ich einen Aufstand gegen ihn vorschlagen würde - nicht persönlich gemeint." sagte ich, zuckte ein wenig mit den Schultern und hatte den Blick auf den Schotter vor meinen Füßen gerichtet. Da blieb er auch ein paar Sekunden lang, bevor ich wieder zu der zierlichen Blondine neben mir sah. "Sag mal... wie bist du hier gelandet? Ich meine, Nichts für ungut, aber du bist äußerlich gesehen so gar nicht das, was man sonst im Drogenmilieu trifft.." gab ich meiner Neugier schließlich nach, fragte aber in vorsichtigem Ton. Konnte sein, dass sie mir das gar nicht sagen wollte und dann würde ich das akzeptieren. Gefallen würde es mir aber nicht, wobei das wiederum nicht die Sorge der jungen Frau wäre.
Sie waren am Aussichtspunkt zwar zu dem Entschluss gekommen, dass sie es Dwayne so schnell wie möglich sagen würden, allerdings hatten sie wohl nie den rechten Zeitpunkt gefunden, insgeheim gehofft, dass es unterging, bis ihnen ein besserer Einfall kam. Irgendwas anderes fiel Solane zur Erklärung nicht ein. Sowohl Icarus, als auch sie selbst hatten das Thema eher gemieden, selbst wenn sie nur zu Zweit gewesen waren, was relativ oft vorgekommen war, weil der Boss ihnen wo es nur ging eine Arbeit aufs Auge gedrückt hatte. Vermutlich um sie leiden zu lassen, wegen Darrens Tod, für den sie - in Solanes Augen - noch immer keinerlei Schuld trugen. Daher war es gestern auch nochmal spät geworden, weswegen die Blondine heute dementsprechend ziemlich lange im Bett lag - was allerdings mit einem lauten Hämmern gegen ihre Tür unterbrochen wurde: "Solane, Dwayne will dich sehen!" schrie eine nur allzu bekannte Stimme durch das massive Holz der Tür, bevor diese auffolg und sie zu der bekannten Stimme auch noch das bekannte Gesicht von Leroy entdeckte, der ziemlich grimmig wirkte: "Ich würd' mich an deiner Stelle beeilen.." teilte er ihr mit, während sie unter der Decke hervor lugte und noch gar nicht richtig wach war. Was zur Hölle war los? Als sie allerdings ein paar Zimmer weiter ein "Verdammt wenn die Beiden nicht in zehn Sekunden hier stehen, bring ich sie um!" hörte, bevor lautstark eine Tür zufiel, stand sie regelrecht im Bett. Wach war sie deswegen zwar immer noch nicht, auch noch zu sehr im Halbschlaf um tatsächlich zu realisieren, was gerade geschah, aber da sie gerade Dwaynes äußerst wütende Stimme vernommen hatte, brachte sie es doch sehr schnell zu Stande sich einen Pullover, eine Jeans anzuziehen und die blonden Haare zu einem Dutt zusammen zu binden. Wobei sie das dringende Bedürfnis beschlich so schnell wie möglich die Biege zu machen.
"You can fool all of the people some of the time, and some of the people all of the time, but you can't fool all of the people all of the time."
Die Woche verging wie im Flug. Solane und ich hatten reichlich Drecksarbeit für den Boss erledigen müssen und wohl kaum eine freie Minute gehabt. Dass wir Dwayne dann doch lieber Nichts davon erzählt hatten, wer Schuld an Darrens Tod war, konnte ich mir nur mehr oder weniger selbst erklären. Es wäre wohl angenehmer gewesen als das, was mir jetzt zu blühen schien. Der Chef schien nicht länger ein Unwissender zu sein und noch dazu schien er uns direkt zu verdächtigen, dass wir es besser gewusst hatten, als er selbst. Stimmte ja auch, aber woher wusste er das? Oder nur eine wage Vermutung seinerseits? Ich würde es wohl nicht erfahren, bevor ich mich nach einem Klopfen an meiner Zimmertür langsam aufsetzte. Ich hatte so gar keine Lust auf diese Konversation und da würde ich wohl auch nicht der Einzige sein, vermutete ich ganz stark. Ich zog mir nur die Jogginghose über, weil es normalerweise niemanden kratzte, wenn hier ein Kerl oberkörperfrei im Haus herumlief. Ich hörte Dwayne schon herumbrüllen, als ich in den Flur hinaustrat und mir übers Gesicht rieb, bevor ich mit versucht neutraler Miene die Treppen nach oben schlurfte. Misslang mir, mein Gesichtsausdruck musste schon entsprechend genervt aussehen, als ich oben ankam und auf Dwayne zutrat, während Solane gerade aus ihrem Zimmer kam. "Was ist denn los, Dwayne?" fragte ich in versucht ruhigem Tonfall, schob die rechte Hand in die Hosentasche. War doch ein wenig frisch hier drin ohne Tshirt, aber die Fehlentscheidung diesbezüglich war gerade ziemlich nebensächlich. "Was ist denn los, Dwayne." wiederholte er meine Worte mehr als aufgebracht mit gefährlicher Ironie in der Stimme, die keinesfalls zum Witze machen einlud. "Du weißt ganz genau, was los ist! Ihr dürft mir jetzt also eine verdammt gute Erklärung liefern, damit ich euch beiden nicht die Köpfe abschlage!" knurrte er alles andere als leise und ich legte mir in meinem Kopf noch währenddessen ein paar Worte zurecht. Aber keines davon würde gut genug sein, um uns beide zu rechtfertigen.
Gerade als Solane ihr Zimmer verließ um langsam zu Dwayne ins Büro zu trotten, kam auch Icarus oben an, wobei sie ihm nur einen Seitenblick zuwarf, war sie doch zu konzentriert auf den aufgebrachten Dwayne, suchte sie schon wieder das Messer in seiner Hand - das war allerdings nicht da. Stattdessen lag eine Waffe auf dem Tisch direkt vor ihm, was die Blondine nur noch nervöser stimmte. Fürs erste übernahm auch Icarus das Reden, wobei seine Worte dem Anführer nicht zu passen schienen. Allerdings würde ihm gerade wohl kein einziges Wort passen, dessen war sich Solane ganz sicher. Daher war es besser - zumindest für sie selbst - wenn Icarus erst mal den Mund auf machte, dann bekam nämlich er es hauptsächlich ab. War zwar nicht fair, aber einfacher für die Blondine. Ein erneuter Blick zu Icarus, als Dwayne aufgebracht geendet hatte, auf eine Erklärung wartete. Vermutlich war ihnen Beiden klar was Sache war und worauf er hinaus wollte, vielleicht hatte Dwayne aber auch nur eine Vermutung und stellte ihnen so eine Falle, in der Hoffnung sie plauderten und bestätigten ihm seine Vermutung, obwohl er sich eben nicht sicher gewesen war. Wenn sie nun also etwas falsches sagten, konnten sie sich noch mehr in die Scheiße reiten. Andererseits - wenn er es sicher wusste und sie erzählten ihm hier nur die halbe Geschichte, dann drehte er vermutlich noch mehr durch. Es war... nun ja, nicht gerade eine einfache Situation. "Dwayne.." begann Solane daher mit versucht ruhiger Stimme, was ihr gerade sogar überraschend gut gelang, was sie selbst nicht erwartet hätte. Noch zumindest. "..wir waren... ich meine wir sind und selbst nicht zu hundert Prozent sicher und wollten erst auf Nummer sicher gehen, bevor wir dir irgendetwas erzählen, das vielleicht doch nicht stimmt" versuchte sie ihm zu erklären, was zwar nicht der ganzen Wahrheit entsprach, aber durchaus.. plausibel klang wie Solane fand. Wäre deutlich einfacher, wenn sie wüssten was Dwayne wusste.
"You can fool all of the people some of the time, and some of the people all of the time, but you can't fool all of the people all of the time."
Die zierliche Blondine neben mir wagte dann einen ersten Versuch, Dwayne irgendwie zu erklären, warum wir ihn nicht eingeweiht hatten. Allerdings schien er darüber nicht begeistert zu sein und quittierte ihre Worte mit einem verächtlichen Schnauben. Während sein Gesichtsausdruck also zunehmend grimmiger, wütender wurde, entfloh meinen Lippen ein kaum hörbares Seufzen. Eher war wohl zu sehen, dass ich etwas tiefer Luft geholt und schwer wieder ausgeatmet hatte. Es war wohl vollkommen egal, was wir jetzt sagen würden. Das Oberhaupt der Massics war so oder so stinksauer und das würde sich jetzt auch nicht ändern. Da hieß es wohl, das Ganze so gut es ging auszusitzen, wo er doch ohnehin schon verdammt wütend auf uns war. "Wir wissen Alle, dass das kein guter Grund ist, um micht nicht einzuweihen, ihr nutzlosen Idioten!" fauchte er von seinem Tisch aus und nahm die Waffe in die Hand, spielte mit dem Schalter, über den man die Waffe sicherte... oder eben entsicherte, was sicher eher in seinem Sinn wäre. Mir kam es nämlich so vor, als würde er uns verflucht gerne Kugeln reinjagen. "Ja, es mag falsch gewesen sein, die Nichts zu sagen, Dwayne. Sorry Man, aber wir wissen doch beide, wie das jetzt wahrscheinlich endet - du willst es vermutlich den Eagles heimzahlen und es werden dabei sicher X Leute draufgehen. Grundlos, weil sie Nichts dafür können und.." Er unterbrach mich schreiend. "Weil sie es verdammt nochmal nicht anders verdient haben! Wer sich nicht an die Abmachungen hält kriegt aufs Maul, so läuft das eben!" wütete er vor sich her, als er mit der Waffe in der Hand aufstand und ein paar Schritte auf uns beide zugehen. "Und am liebsten würde ich mit euch beiden anfangen." knurrte er zu uns rüber, brodelte nur so vor Wut. Den Mund zu halten und alles brav hinzunehmen war nicht so mein Ding. Aber hey, ich hatte wenigstens ein bisschen versucht ihn von dem Blutbad abzuhalten. Schien aber ganz und gar nicht in seinem Sinn zu sein, weshalb es wohl Krieg geben würde.
Nutzlose Idioten. War klar, sie waren die nutzlosen Idioten, während er seinen Arsch auf diesem beschissenen Stuhl platt drückte, mit seiner Waffe rumwedelte und Anweisungen verteilte ohne auch nur einen Finger krumm zu machen. Außerdem hatte Icarus mit seinen nachfolgenden Worten recht: X Leute würden drauf gehen, weil Dwayne jetzt vermutlich auf Rache aus war - und er bestätigte das auch noch mehr oder weniger. Vermutlich würde er sogar viele von ihnen los schicken, selbst aber hier zu Hause bleiben, schön in Sicherheit, während einer nach dem anderen abgeknallt wurde - immerhin waren die Eagels nicht umsonst so gefragt in der Branche in der sie vertreten waren. Zielen konnten sie, das stand vollkommen außer Frage und Solane hatte wirklich keine Lust mit einer Kugel zwischen den Augen zu enden. Weder aus einer Waffe der Eagels, noch aus Dwayne Waffe, der ihnen direkt auch noch eine Drohung hinterher warf. Als er aufstand und mit der Knarre rumwedelte, zog Solane unbewusst den Kopf ein wenig ein. Zwar war sie sich sicher, dass auch Dwayne mit einer Waffe umgehen konnte, aber so wie der gerade drauf war, würde er eventuell tatsächlich noch einen Schuss abgeben, egal ob nur zur Warnung oder tatsächlich um seine Drohung wahr zu machen. Solane traute ihm alles zu. "Und was ist, wenn Darren sich auch nicht an die Abmachung gehalten hat?" warf sie dieses Mal weniger selbstsicher und ruhig in den Raum. Eher kleinlaut, den letzten Versuch startend Dwayne ein wenig von seinem Plan abzubringen sofort auf Angriff zu gehen. Sie wollte Darren zwar nichts unterstellen, aber er war tot, er konnte nicht mehr widersprechen und würde somit eventuell dem ein oder anderen hier den Arsch retten. Eventuell - mal sehen, so aufgebracht wie Dwayne gerade da, stand selbst das in den Sternen.
"You can fool all of the people some of the time, and some of the people all of the time, but you can't fool all of the people all of the time."
Ich sah zu der kleinen Frau neben mir, als diese sich auch wieder einschaltete und Dwayne ein paar Worte zum Überdenken gab. So, wie er aussah, schien es ihm aber vollkommen egal zu sein, ob Darren etwas für seinen Tod konnte, es selbst zu verschulden hatte oder eben nicht. Hatten wir uns eigentlich fast denken können... so, wie er gerade aussah, wirkte es so, als war es ihm überhaupt vollkommen gleichgültig, dass Darren dieses Leben mit dem Tod hatte bezahlen müssen. Manchmal fragte ich mich, ob der Kerl uns gegenüber überhaupt sowas wie ein Herz mit Gefühlen besaß, oder ob das inzwischen so verkümmert war, dass er schon gar nichts mehr fühlte. Jetzt gerade war er eiskalt, alleine sein Blick hart und kühl. "Dann waren es trotzdem noch die Bastarde von Eagles, die ihn erschossen haben und damit den Vertrag gebrochen haben." knurrte er bloß eisig zurück, fuchtelte weiter mit der Waffe vor unseren Augen herum, was mich mit dem Kiefer mahlen ließ. Nicht, weil ich Angst um mein eigenes Leben hatte, sondern weil er mich damit unwahrscheinlich reizte. Er wäre schließlich dumm, wenn er mich als gute Einnahmequelle streichen würde, trug ich doch einen sehr guten Teil zu den Einnahmen bei. "Na und? Sowas kann man auch klären ohne gleich mit 'nem Waffenarsenal durch die Haustür zu laufen. Du kannst gern vorangehen, wenn du das für 'ne gute Idee hältst, aber ich mach' das sicher nicht." klärte ich meinen Standpunkt mit tief ins Gesicht gezogenen Brauen und erlaubte mir damit eindeutig zu viel. Bevor ich reagieren konnte, hob er die Waffe an und feuerte einen Schuss direkt neben meinem Kopf ab. Dabei erwischte er mit der Eisenkugel die oberen Hautschichten an meiner linken Schulter, weshalb ich gar nichts anders konnte, als mir sofort mit der anderen Hand auf die Wunde zu fassen und leicht bei Seite zu taumeln, wobei ich unweigerlich Solane streifte. "Du hast das zu tun, was ich dir sage! Halt's Maul oder ich stopf's dir mit dem nächsten Schuss!" brüllte mir Dwayne entgegen, stand dabei inzwischen direkt vor mir. Der Schmerz an der Schulter und das Blut, das mir am Körper hinunter lief waren eher nebensächlich. Das Adrenalin und die Wut, die in mir hochkochte, beanspruchte gerade primär meine Aufmerksamkeit und ich hatte Mühe, dem Typen nicht direkt eine zu verpassen - Waffe vor meiner Nase hin oder her.
Schock war gar nicht der richtige Begriff für das, was Solane empfand als Dwayne den Schuss abfeuerte. Klar, mit Sicherheit war es nicht gerade die beste Möglichkeit gewesen Dwayne so entgegen zu treten, aber Icarus hatte recht. Auch wenn er dafür sogleich bezahlt hatte. Solane zuckte erschrocken zur Seite, konnte einen leisen, unterdrückten Aufschrei nicht vermeiden und machte sogar einen Satz zur Seite - einfach aus Reflex, Selbstschutz oder was auch immer. Unbewusst hielt die Blondine sogar die Luft an, während ihr Blick mit weit aufgerissenen Augen von Icarus zu Dwayne und wieder zurück wanderte. Sie hatte gewiss auch nicht das Bedürfnis sich in den Tod zu stürzen, empfand es gerade aber definitiv für am Besten, wenn sie zumindest so taten als würden sie es als gut empfinden oder zumindest dabei sein, wenn Dwayne es verlangte. Momentan würde er keine weiteren Widerworte dulden. Und Icarus? der schien auch gleich zu explodieren, trotz verletzter Schulter. Sie sah ihm deutlich an, dass er mit sich kämpfte - wenn das hier also nicht vollends eskalieren sollte, dann musste sie sich irgendetwas einfallen lassen. Und obwohl sie alles andere als das Bedürfnis hatte sich einzumischen, fühlte sie sich irgendwie dazu verpflichtet und trat daher nach vorne um sanft ihre Hand auf den Unterarm von Icarus zu legen: "Er hat Recht, Icarus. Wir können Ihnen das nicht durchgehen lassen.." versuchte sie Dwayne mit Zustimmung ein wenig milder zu stimmen, gleichermaßen aber Icarus mit einem flüchtigen Blick klar zu machen, dass sie selbstverständlich nicht dieser Meinung war. Schon jetzt sickerte ein wenig von dem Blut durch Icarus Finger, der kurze Blick hatte gereicht um das zu sehen. Zwar war sich Solane relativ sicher, dass es sich um keine allzu schlimme Wunde handelte, aber gesäubert und eventuell verklebt werden musste sie vermutlich trotzdem. Und auch wenn Icarus keine Miene verzog, tat es mit Sicherheit weh. Wobei sie keine Ärztin war, aber ein wenig abtupfen und Pflaster drauf kleben war drin, falls nötig. "Anstatt uns also gegenseitig an die Gurgel zu gehen, sollten wir uns lieber einen guten Plan überlegen.." fügte sie noch an, versuchte dabei Icarus dazu zu bewegen den ein oder anderen kleinen Schritt zurück und somit von Dwayne weg zu machen, der noch immer einen ziemlich... irren Blick drauf hatte. Der Kerl war einfach unheimlich, jetzt noch mehr wie sonst schon, mit der Waffe in der Hand.
"You can fool all of the people some of the time, and some of the people all of the time, but you can't fool all of the people all of the time."
Meine Gefühlslage war durch und durch... angespannt, um es viel zu mild auszudrücken. Der Grad zwischen vollkommener Eskalation und kontrollierter Zurückhaltung, auf dem ich mich gerade befand, war hauchdünn und es fiel mir weiß Gott mehr als schwer, nicht auszuholen. Sowohl Dwayne, als auch ich hatten wohl ein unwahrscheinlichen großes Potenzial für Wutausbrüche, was sich für Zusammenarbeit nicht unbedingt positiv auswirkte, wie man gerade sehr deutlich sehen konnte. Nur mit Mühe konnte ich Solanes Anliegen Stück für Stück Folge leisten und ging mit noch immer leicht zusammen gekniffenen Augen ein, zwei Schritte zurück. Wahrscheinlich mehr zu ihrem eigenen Wohl, als zu meinem, weil sie es denke ich trotz der Tatsache, dass sie nicht erst seit gestern in dieser Szene mit unterwegs war, nicht sonderlich abkonnte, wenn sie Leichen zu Gesicht bekommen war. Zumal ich sie mit dem Arschloch vor mir ungern alleine lassen wollte, sollte die Sache für mich böse ausgehen. Einfach, weil sie das nicht verdient hatte. "Das kann er sich aber ohne mich ausdenken... ist ja offenbar nicht auf mich angewiesen." knurrte ich vor mich her, womit ich mich weiter auf dünnem Eis bewegte, aber der junge Mann vor mir hatte die Waffe inzwischen wieder sinken lassen. Ich konnte aber sehen, wie es in seinem Arm vor sich hin zuckte, er es unterdrückte, mir nicht doch noch eine Kugel an einer unschöneren Stelle zu verpassen. Aber er ließ es, sicherte die Waffe und ließ sie energisch auf den Boden wandern, bevor er sich fluchend von uns beiden abwendete und hinter seinen blöden Schreibtisch verschwand. Ich verkniff es mir mühsam, ihm noch die Worte "Danke du Wixxer. an den Kopf zu werfen, bevor ich mich mit der blutenden Schulter abwendete und den Weg aus seinem Büro antrat, weil ich nicht vorhatte, mich noch weiter meinen Aggressionsproblemen auszusetzen. Konnte nur gefährlich sein.
Die Blondine konnte nicht ansatzweise beschreiben wie groß der Stein war, der ihr von den Schultern fiel als zuerst Icarus ein, zwei Schritte zurück trat und dann Dwayne Gott sei Dank die Waffe sinken ließ. Vermutlich konnte sie es nicht einmal verhindern, dass sie die unbewusst angehaltene Luft seufzend ausstieß, bevor sie zustimmend zu Rus' Worten nickte, Dwayne dabei aber keine Sekunde aus den Augen ließ. Nur weil er die Waffe hatte sinken lassen, hieß das ja nicht, dass nun alle Gefahr gebannt war. Ihr Herz würde bestimmt erst wieder aufhören zu rasen, wenn sie mindestens eine halbe Stunde aus seinem Sichtfeld verschwunden war. "Ja, verzieh' dich und tauch am besten erst wieder auf, wenn du deine Eier wieder gefunden hast.." gab Dwayne noch hinterher, woraufhin Solane sich nur schwer ein Augendrehen verkneifen konnte - einfach weil es hier schon genug Anspannung im Raum gab und es schlicht weg Provokation war; Dwayne musste wie immer das letzte Wort haben. Und Solane hoffte einfach nur, dass Icarus sich darauf nicht einließ, nicht reizen ließ. Solane stand noch einen Augenblick unschlüssig im Raum, bevor ein "Verpiss dich" auch an sie gerichtet durch den Raum flog, was sie nur zu gerne wahr nahm, um so schnell wie möglich hinter dem Brünetten den Raum zu verlassen und die Tür zu Dwaynes Büro hinter sich zuzuziehen. Damit war sie der Situation zwar längst nicht entflohen, aber sie war zumindest fürs erste der direkten Gefahr entflohen, die von Dwayne und seiner viel zu explosiven Art ausging. "Icaurs warte!" Sie war unbewusst noch einen Moment gegen die nun geschlossene Tür gelehnt, bevor sie sich wieder davon abstieß und dem jungen Mann folgte, der noch immer eine blutende Schulter besaß und noch immer alles andere als entspannt wirkte - wer konnte ihm das auch verübeln? "Ich schau mir deine Schulter noch an, okay?" Sie konnte nicht verhindern, dass ihre Stimme noch immer leicht zitterte, außerdem dröhnten ihre Ohren noch, von dem Schuss der nicht unweit von ihr gefallen war. Vermutlich Einbildung.
"You can fool all of the people some of the time, and some of the people all of the time, but you can't fool all of the people all of the time."
Ich realisierte erst gar nicht, dass Solane mir folgte. Wahrscheinlich ganz einfach deshalb, weil ich gedanklich damit beschäftigt war Hasstiraden gegen den Anführer des Clans zu schüren, ihm gedanklich das Genick umzudrehen. Er hätte es einfach verdient, dass ihm mal jemand eine Kugel reinjagte und mit dieser Meinung stand ich ganz sicher auch nicht alleine da. Ich war kurz davor gewesen, mich noch einmal umzudrehen und zurück zu gehen, weil ich seinen Kommentar nur schwer so stehen lassen konnte. Es war wohl das letzte Fünkchen von Vernunft, das mich letztendlich davon abhielt, mich noch ein weiteres Mal in die Todesfalle von Büroraum zu stürzen. Würde ich nicht bluten, wäre meine allererste Intention wohl der Boxsack in meinem Zimmer gewesen, der in einer Ecke an der Wand hing. Allerdings wollte ich mir mein Laminat nicht ruinieren und noch dazu nicht das ganze Haus putzen müssen, weil Dwayne vermutlich nur noch mehr ausrasten würde, wenn ich das verlorene Blut nicht selbst wieder aufwischte. Es war mir in diesem Augenblick eigentlich gleich, ob die zierliche Blondine sich den Streifschuss noch einmal ansah, oder mich damit allein ließ. Zwar schwand das Adrenalin so langsam und der richtige Schmerz setzte ein, aber es wäre auch nicht das erste Mal gewesen, dass ich mir eine Wunde selbst nähte. Not machte eben erfinderisch und in Krankhäusern blicken lassen durften wir uns ohnehin nicht. Auf die Idee käme ich ohnehin nicht, weil die Bullen mich ganz gerne bei sich in einer Zelle hätten, war ich doch nicht gerade selten aufgefallen. "Mach doch." grummelte ich vor mich hin und steuerte dicht gefolgt von Solane das Badezimmer an, das am nächsten lag. Dort setzte ich mich auf den Rand der Badewanne, ließ die Schulter drüber hängen. So tropfte wenigstens nicht noch mehr auf dem Boden herum.
Das grummlige Verhalten nahm sie nun einfach mal so hin. Nahm sie ihm gerade auch nicht übel, war sie selbst doch noch ein wenig durch den Wind und nahm das vermutlich auch gar nicht so richtig wahr. So folgte sie ihm also ins Badezimmer, dessen Tür sie schloss, damit keine nervigen, neugierigen Blicke zu ihnen hinein drangen und kramte dann im Schränkchen unter dem Waschbecken nach einem Waschlappen, Handtuch und Desinfektionszeug. Erst wenn die Wunde nicht mehr so stark blutete würden sie auch sehen können, ob ein Pflaster tatsächlich reichte oder es im schlimmsten Fall sogar genäht werden musste. So wandte sie sich Icarus also wieder zu, der die Schulter mittlerweile leicht nach seitlich gebeugt über die Badewanne hielt, sodass das Blut das seinen Arm hinunter lief in der Badewanne und nicht auf dem Boden landete. Dabei war es doch ziemlich praktisch, dass er ohnehin kein Shirt angehabt hatte. Erst mal machte sie den Waschlappen nass, um damit das Blut das seinen Arm und seine Brust hinunter gelaufen war zu beiseitigen. Wobei sie das alles schweigend erledigte, konzentriert auf das was sie tat. Zumal sie gerade bezweifelte, dass Icarus auf Smalltalk aus war. Nachdem also das überflüssige Blut weg war, kramte sie einen weiteren Waschlappen hervor - verfrachtete den alten ins Waschbecken - und tat ein wenig des Desinfektionsmittels darauf, um ihn kurz darauf mit sanftem Druck auf die Wunde zu legen, bevor sie ihm das Handtuch für seine Hände reichte, die ebenfalls voller Blut waren: "Ich glaub du hast echt nochmal Glück gehabt.." teilte sie ihm mit, als sie den Waschlappen kurz anhob, um zu sehen wie die Wunde aussah. Schien nicht tief zu sein, zwar relativ breit und lang, aber nur oberflächlich. Eine hässliche Narbe würde dennoch zurück bleiben.
"You can fool all of the people some of the time, and some of the people all of the time, but you can't fool all of the people all of the time."
Ich ließ mich wortlos von der jungen Frau verarzten und auch das Blut wegwischen, das sich auf meinem Arm verteilt hatte. War echt nervig, dass großflächige Wunden, wenn sie auch nicht tief waren, immer bluteten als wäre gefühlt ein Massaker passiert. Es brannte wie Feuer, als sie mit dem in Desinfektionsmittel getränkten Waschlappen auf die offene Wunde traf und ich zischte genervt in Solanes Richtung, grummelte auch danach noch leise weiter vor mich hin und lenkte mich damit ab, meine Hände von dem nassen Blut zu befreien, wobei ich die Schulter aber so wenig wie nur irgendwie möglich bewegen wollte. Einfach, um mir noch mehr Schmerz zu ersparen. Ihren Kommentar zwecks Ausgang der Situation kommentierte ich mit einem Schnauben, weil ich nun wirklich gar nicht zufrieden mit deren Ausgang war. Kein Stück. Schon allein deshalb, weil Dwayne so dreist gewesen war, mir gegen Ende noch diesen einen Spruch reinzudrücken, der mehr als niveaulos gewesen war. Wahrscheinlich hätte ich gerade deshalb Nichts darauf geben sollen, aber es war wohl eben gerade das, was mich so auf die Palme brachte. "Es ist eher Dwayne, der Glück hat, wenn ich ihn nicht nachts im Schlaf erwürge." erwiderte ich gereizt und warf einen Blick auf Solanes Werk an meiner Schulter. Es hörte auf zu bluten, konnte aber wohl bei jeder Bewegung wieder aufreißen, weil die obersten zwei oder drei Hautschichten gänzlich zerstört waren und keinerlei Zug oder Druck standhalten würden. "Kleb' halt noch was drauf und gut is.." wütete ich weiter vor mich hin, sah dann runter auf meine inzwischen wieder sauberen Hände, die zu Fäusten geballt das Handtuch festhielten. Was gäbe ich in diesem Moment dafür, seinen Platz zu haben und ihn durch die Gegend zu scheuchen, wie es mir passte... damit er endlich mal wusste, wie beschissen es sich anfühlte. Die Messerdrohungen und durch den Raum zischenden Kugeln inbegriffen.
Sie konnte ihn ja einerseits verstehen, andererseits ging er ihr gerade doch ein wenig auf den Nerv. Klar war Dwayne ein Arschloch, ja sie würde ihn auch liebend gerne erwürgen - wobei Icarus das sicherlich ernster meinte als Solane selbst, was nicht daran lag, dass sie gar keine Chance hätte, sondern eher daran, dass sie es einfach nicht könnte, ganz egal was der Kerl getan hatte oder nicht - aber es änderte nichts an der Situation. Somit ließ sie seine Worte unkommentiert, weil sie nicht vor hatte sich weiter angrummeln zu lassen oder am Ende noch irgendeinen dummen Kommentar ihr gegenüber zu ernten. Konnte sie getrost drauf verzichten, Icarus musste sich jetzt erst mal abregen, war schon klar, aber das sollte er mal schön an jemand anderem auslassen. Somit ließ sie den Lappen mit dem Desinfektionsmittel vermutlich noch ein paar Augenblicke zu lang auf der Schulter, durfte ruhig noch ein wenig Brennen, bevor sie sich von Icarus abwandte, um aus dem Schrank ein Pflaster in passender Größe zu kramen. Sowas hatte mit Sicherheit auch nicht jeder im Haus. Damit in der Hand wandte sie sich ihm wieder zu, nahm den Waschlappen von seiner Schulter, wobei sie diesen zu dem zweiten in das Waschbecken warf und löste dann das Papier von den Klebestellen des Pflasters, um dieses wenig später sorgfältig auf die Wunde zu kleben, sodass die gepolsterte Mitte direkt auf der Wunde auflag. Sorgte zwar dafür, dass recht schnell das Blut den weißen Stoff durchtränkte, aber für die nächsten Stunden würde es reichen, eben so lange, bis es aufgehört hatte zu bluten. Und danach war es sowieso am Besten, wenn gar nichts mehr auf der Wunde war, sie an der frischen Luft heilen konnte. "Fertig" teilte sie ihm schließlich mit, bevor sie ihm das Handtuch wieder aus der Hand nahm und dieses samt der Waschlappen in die Waschmaschine unter dem Boiler-Kasten verfrachtete. Kaum hatte sie nichts mehr zu tun, glitten ihre Gedanken zurück zu Dwayne, der gerade wohl ausklügelte, wie er sie allesamt in den Tod schicken konnte. Und Icarus mit Sicherheit allen anderen voran, schon rein aus Prinzip, dessen war sich Solane sicher.
"You can fool all of the people some of the time, and some of the people all of the time, but you can't fool all of the people all of the time."
Wurde auch Zeit, dass ich hier wieder weg konnte. Schon allein deshalb, weil ich meine Ruhe haben wollte und sie wohl auch brauchte, um irgendwie langsam wieder runterzukommen. Mir wäre es lieber, einfach einen Joint zu rauchen, aber ich wusste aus eigener Erfahrung, dass das dauerhaft keine Lösung war. Das schob die Wut nur für ein paar Stunden weg, ließ sie nicht verschwinden, sondern staute sie nur ganz unbewusst immer weiter auf, bis ich dann wirklich vollends ausrastete. Letzteres wollte ich nicht mehr unbedingt riskieren, betraf es dann doch meist Menschen, die nicht einmal Etwas an meiner Laune zu verschulden hatten und völlig unbeteiligt waren. Solane beispielsweise könnte es nicht unwahrscheinlich treffen, weil wir zurzeit ja die Sündenböcke für Dwayne waren und dementsprechend viel zusammenhingen, ob gewollte oder ungewollt. Ich begutachtete das ziemlich große Pflaster noch einen Moment, nachdem die junge Frau es aufgeklebt hatte und sich um die blutverschmierte Wäsche kümmerte. Nach einem Moment der Musterung meiner Schulter, blickte ich zu ihr auf und stand auf, raufte mir mit dem anderen Arm die Haare. "Danke." ließ ich ihr dann doch noch weiterhin hochgradig genervt zumindest ein Zeichen dafür zukommen, dass ich es doch wertschätzte, dass sie trotz meiner aktuellen Laune - falls man das noch so bezeichnen konnte - noch dafür gesorgt hatte, dass sich die Wunde nicht entzünden würde und erst einmal noch gut vor der Umwelt geschützt war. Allerdings wandte ich mich dann auch schon von ihr ab und verließ das Badezimmer, um nach unten in mein Zimmer zu gehen. Nicht zuletzt, um dem Rest der Hausbewohner meine Wenigkeit zu ersparen, solange ich zum Kotzen war. Ich wollte mir außerdem saubere Klamotten anziehen, war das Blut doch auch nach unten zur Jogginghose gelaufen. Und um die Blutflecken im oberen Flur musste ich mich ja leider ebenfalls noch kümmern... Grml.