Ziemlich beschissen. Er traf den Nagel ziemlich auf den Kopf. So sah er aus, so sah vermutlich auch sie aus und so war es wohl vorhersagbar gewesen. Sie seufzte nur leise, bevor sie die Beine unter dem Tisch ausstreckte und ihre Finger in die Taschen ihrer Jogginghose schob. Was würde sie nun für einen weiteren Joint geben? Sie schob die Gedanken so schnell wie möglich wieder bei Seite, bevor sie zu Icarus sah, der ihr ebenfalls eine Frage gestellt hatte. "Nein - Joyce ist gestern Abend noch zu mir gekommen..." teilte die Blondine ihm leise mit, biss sich leicht auf die Unterlippe. Das war wirklich eine schreckliche Angewohnheit. In den letzten Tagen hatte sie sie mehrmals regelrecht zerbissen. Nun ja, das war übertrieben. Aber sie waren deutlich rauer geworden, seit sie tagtäglich darauf herumkaute. Wieso die junge Frau die Nacht bei Solane verbracht hatte musste sie Icarus wohl nicht erklären, es lag auf der Hand. "Ich hab mich gefragt... könnten wir sie nicht ein wenig... ablenken?" fragend sah sie wieder zu Icarus, diese Frage war nicht ganz eigennützig. War die Nacht vor der letzten nicht deutlich angenehmer gewesen; hatte sie doch seelenruhig durch geschlafen an Icarus Brust gekuschelt auf der Rückbank seines Wagens, halb nackt und mit dem rauschen des Meeres im Hintergrund. Ja, da hatte sie wirklich noch deutlich besser geschlafen, auch wenn mit Sicherheit das Gras einen großen Teil dazu beigetragen hatte.
"You can fool all of the people some of the time, and some of the people all of the time, but you can't fool all of the people all of the time."
Sie hatte also nicht geschlafen. Nun musterte ich Solane doch noch einmal etwas genauer, wenn das auch nicht zu auffällig und ja - sie sah wirklich alles Andere als fit und ausgeschlafen aus. Hatte ich aber ohnehin erwartet, reagierte sie auf das ganze Szenario der letzten Tage doch noch wesentlich empfindlicher als ich. Vor allem auch ganz anders... sie eher mit Gefühlsduselei und in mir kochte dir nur allzu bekannte Wut hoch, die sich schwer kontrollieren ließ, selbst nach all den Jahren. Joyce ablenken? Hm. An sich womöglch gar keine schlechte Idee, wenn ich auch wirklich nicht allzu große Lust hatte, mich um die Sorgen eines Anderen hier zu kümmern. Einfach nur deshalb, weil ich davon gerade selbst mehr als genug hatte und mir ungern noch den Balast von Joyce Dauergeheule auflud. Aber die Blondine neben mir hatte wohl dennoch recht mit ihren Worten und ein kleines bisschen dafür verantwortlich fühlen tat ich mich leider Gottes auch. Wohl nur, weil ich Jake nicht heil mit nach Hause hatte bringen können, nicht besser auf hn aufgepasst hatte. Aber wie hätte ich auch auf alle gleichzeitig einen Blick haben sollen? Das war unmöglich gewesen und doch so unheimlich wünschenswert. Ich nickte langsam, ein wenig zögerlich und erst nach einigen Sekunden. "Ja, ist 'ne gute Idee.." stimmte ich auch noch wörtlich zu, dass wir uns ein wenig um Joy kümmern sollten, sie ablenken sollten. "Hast du schon was Bestimmtes im Sinn?" schob ich noch eine Frage hinterher, bevor ich von meinem Kaffee trank, der inzwischen beinahe leer war. Nur noch ein kleiner Rest der dunklen Flüssigkeit tummelte sich am Boden der Tasse und ich dachte schon jetzt über eine zweite Tasse nach... wahrscheinlich nicht zuletzt wegen dem Schuss Rum, der wieder seinen Weg in den Kaffee finden würde.
Er schien nicht allzu begeistert, stimmte aber dennoch zu. Solane konnte es ihm nicht verübeln, aber sie hatte irgendwie auch keine Lust den Tag alleine mit Joyce zu verbringen und abgesehen davon konnte er bestimmt genauso wie sie auch ein wenig Ablenkung gebrauchen. Nur auf seine Frage, ob sie etwas bestimmtes im Sinn hatte zuckte sie im ersten Moment ein wenig ratlos mit den schmalen Schultern, begann aber daraufhin auch schon sich den Kopf darüber zu zerbrechen. Einfach mal raus aus der Stadt; so viel stand fest. Das mit dem Strand gestern Abend war schon mal gut gewesen; Solane wollte wenn möglich aber auf die Drogen verzichten, denn auch wenn sie das Bedürfnis danach mehr denn je hatte, so war doch noch ein Fünkchen Verstand vorhanden, der ihr sagte, dass sie nicht durfte. Nicht schon wieder. Während sie überlegte, fiel ihr der Tee wieder ein, weswegen sie erst mal wieder aufstand ohne etwas zu sagen, die Teebeutel aus dem kochenden Wasser nahm und die zwei Tassen mit sich rüber zum Tisch nahm, sich nochmal hinsetzte.. Vielleicht war es auch besser, wenn sie unter Leute gingen, nicht etwas ruhiges, entspanntes taten, sondern mehr etwas... naja eben um sie abzulenken, ihr keine Chance lassen, dass sie nachdenken konnte - darüber, was geschehen war. "Am Strand war es zwar schön, aber da hätte sie viel zu viel Zeit nachzudenken.." stellte Solane also schließlich fest und dachte darüber nach, was sich in der Stadt so den Tag über anbieten würde, dabei fiel ihr der Rummel ein, der zwar total am Touristenstrand lag, aber immerhin genug Attraktionen bot um Joyce und auch Solane, sowie Icarus, von den Geschehnissen der letzten Tage abzulenken, oder nicht? Im Grunde war es ihr egal, Hauptsache war eigentlich nur, dass sie hier raus kamen. "Wie wäre es mit dem Rummel? Da ist so viel los, dass sie gar keine Zeit haben wird sich den Kopf zu zerbrechen.." fragend sah Solane wieder zu Icarus. Sie sprach immer nur von Joyce, hatte es dabei aber selbst dringend nötig auf andere Gedanken zu kommen; genauso wie Icarus vermutlich auch.
"You can fool all of the people some of the time, and some of the people all of the time, but you can't fool all of the people all of the time."
Im ersten Moment schien Solane auch nicht wirklich eine Antwort auf meine Frage zu haben, widmete sich dann ihren beiden Teetassen. Ich vermutete einfach mal, dass sie zweite Tasse wohl für Joy sein würde, die vermutlich nach wie vor in Solanes Zimmer vor sich hin vegetierte. Zugegeben war ich heilfroh, dass ich die Nacht allein hatte in meinem Bett verbringen dürfen und sie nicht auf die Idee gekommen war, zu mir zu kommen. Sie war wohl selbst darauf gekommen, dass das keine besonders gute Idee war, nachdem ich sie gleich beim Eintreten ins Haus mit einer Handbewegung abgewiesen hatte und wohl den angepisstesten Gesichtsausdruck überhaupt gehabt hatte. Letzterer war nach wie vor so halb vorhanden, weil mich nicht einmal der Kaffee mit Alkoholzusatz milder stimmen konnte. Solane schlug dann doch etwas vor, nachdem sie zu mir zurück an den Tisch gekommen war, womit sie meine Aufmerksamkeit wieder voll und ganz auf sich zog. Rummel, hm. An sich eigentlich eher nicht mein Ding, allein schon wegen der vielen Menschen, die einen mit Unachtsamkeit hier und da anrempelten und einen dann auch noch empört ansahen, wenn man sich nicht sofort entschuldigte, obwohl man rein gar nichts dafür konnte. Trotz meiner Bedenken nickte ich aber zustimmend, seufzte in mich hinein. "Ja, klingt nicht verkehrt.." gab ich ihr auch noch mein wörtliches Einverständnis, bevor ich mir mit beiden Händen über das müde Gesicht rieb. Die Unmotivation musste mir wirklich ins Gesicht geschrieben stehen, als ich die Hände wieder runter nahm. Ich gab mir aber ehrlich gesagt auch nicht wirklich Mühe dabei, das zu verstecken, weil das einfach nicht meine Art war. Außerdem hielten dann die Meisten automatisch ein wenig Abstand und man musste nicht ständig betonen, dass man lieber seine Ruhe hatte. Meine Ruhe haben würde ich aber wohl erstmal ohnehin nicht, nachdem ich mich ja mit zwei jungen Frauen auf den Weg zum Rummel machen musste... seufz.
Sonderlich begeistert war er nicht, aber war ihm das zu verübeln? Nein, keineswegs. Aber es zwang ihn ja niemand mitzukommen, auch wenn die Blondine froh war, dass er das offensichtlich bis jetzt noch vor hatte. Dann musste sie Joyce nicht ganz alleine auf andere Gedanken bringen.. und nebenbei bemerkt sich selbst auch noch. Am Ende würden die Beiden noch im Riesenrad enden, das stecken blieb, sie konnten die Gedanken nicht mehr verdrängen und heulten sich beide die Augen aus dem Kopf, bevor sie in den Tod sprangen. Das war zwar nun äußerst theatralisch, aber in der aktuellen Situation nicht einmal so wahnsinnig abwegig. Deswegen nickte sie auch ein kleines bisschen, dankbar, bevor sie aufstand und ein "dann bis nachher" von sich gab, die Küche verließ und wenig später wieder in ihrem eigenen Zimmer ankam. Joyce schlief immer noch, es sei ihr gegönnt.. Solane stellte die beiden Tees auf dem Nachtschränkchen ab, dann beschloss sie, sich anzuziehen. So leise wie möglich zog sie eine dunkelgraue Jeans aus dem Schrank, schlüpfte hinein und zog sich dann noch einen BH an, bevor sie in ein Shirt schlüpfte, sich wenig später noch ihre liebste Strickjacke über die Arme zog. Das war mit Abstand wie weichste Jacke die sie jemals angefasst hatte und aus diesem Grund liebte sie das Teil auch so, das sie mittlerweile schon einige Jahre besaß und welche dementsprechend auch schon relativ abgenutzt aussah. Aber sie konnte sich davon einfach nicht verdrängen. [...] Etwa anderthalb Stunden später hatte die Blondine beide Tassen ausgetrunken, weil Joyce immer noch schlief - oder geschlafen hatte, denn langsam schien sie unruhiger zu werden und schließlich auch aufzuwachen. Sie sah aus wie der lebende Tod, fast wie Solane, die hatte sich mittlerweile aber geschminkt und so die dunklen Augenringe überdeckt - so gut es eben ging. Sie verklickerte Joy, dass sie ein wenig ausgehen würden, woraufhin die erst protestierte, schließlich aber doch nachgab, sodass sie sich bald darauf fertig gemacht hatte und sie das Zimmer verließen, um gemeinsam nach unten zu gehen.
"You can fool all of the people some of the time, and some of the people all of the time, but you can't fool all of the people all of the time."
Ja, bis nachher. Auch, wenn ich wohl viel lieber alleine gewesen wäre, als mit den beiden Frauen auf einem Rummel umher zu schlendern, auf dem man ständig angerempelt wurde und an beinahe jeder Ecke ein anderes Kind am Heulen oder Schreien war... seufz. Vielleicht sollte ich Krankheit simulieren. Plötzliche Übelkeit oder sowas in der Richtung. Aber nein, ich war es Solane wohl schuldig, sie damit nicht alleine zu lassen und außerdem war es ganz gut, wenn ich ab und an mal nicht nur in eigenem Interesse handelte. Ab und zu eine gute Tat konnte ja denke ich mal nicht schaden. Gerade bei meinen meist eher illegalen Taten konnte es nicht so verkehrt sein, hin und wieder seine soziale Seite zu zeigen. Ich hatte die Zeit bis zum Treffen überwiegend mit Gammeln und an Whiskey nippen verbracht, schwappten doch immer wieder Erinnerungen daran hoch, wie der Kerl zu Jake gegangen war und ihm noch eine Kugel verpasst hatte. Schließlich zog ich mir dann doch mal öffentlichkeitstaugliche Klamotten an - eine dunkle Jeans, ein weißes Shirt, die schwarzen, allzeit bereiten Vans und meine dünnere, schwarze Lederjacke. Ich musste unten im Flur dann auch nicht lange auf die beiden warten, die auch pünktlich zu sein schienen. Ich war nicht betrunken, war wohl der, der fahren würde - Solane hatte nicht mal ein eigenes Auto und wenn ich ehrlich war, würde ich mich mit Joyce am Steuer eher weniger sicher fühlen. "Na dann los." murmelte ich mehr zu mir selbst und stieß mich von der Wand ab, steuerte die Garage an. Keine Ahnung, ob ich schon eine Fahne hatte, aber selbst wenn... sollte mich nicht kümmern, ich war auf jeden Fall schon in wesentlich schlimmeren Zuständen Auto gefahren und kannte die Stadt ohnehin wie meine Westentasche. Ich schloss den Wagen auf und ließ mich auch sogleich auf den Fahrersitz fallen, setzte mich kurz zurecht und startete den Motor. Als die anderen beiden ausgestiegen waren, zögerte ich auch nicht, loszufahren.
Solane wünschte sich gerade, niemals aus Schweden verschwunden zu sein. Zwei Tage nach der schrecklichen Sache im Haus der Eagels war es ihr noch immer nicht ansatzweise möglich ihre Gedanken auch nur ansatzweise in eine andere Richtung zu lenken wie eben jenes Unglück. Vielleicht spielte auch Joyce hier eine große Rolle, da diese sich wortwörtlich in dem Zimmer der Blondine einquartiert hatte und praktisch ununterbrochen heulte oder schlief. Das war wohl auch mit ein Grund weshalb sie selbst versuchte zumindest nach außen Hin und für Joy mit der Sache ansatzweise klar zu kommen, denn was nutzte es der jungen Frau, wenn auch noch ihre Freundin mehr Trübsal bließ als nicht zu verbergen war? Immerhin hatte Joyce ihren Freund verloren, ihre Liebe. Solane im Vergleich nur 'Freunde' oder auch 'Familie'. Wie man es denn sehen konnte, abgesehen davon kamen andere auch damit klar. Mit 'Anderen' war mehr oder weniger Icarus gemeint, immerhin war er der einzige Leidensgenosse der es wie Solane lebend aus der Geschichte geschafft hatte. Eine weitere Träne hatte sie allerdings nicht vergossen, weil sie sich innerlich einredete, dass Joy genug für sie Beide zusammen weinte. Außerdem fühlte sie sich auch leer geweint und so oder so - was brachte es ihr schon? Während also der Versuch dem ganzen gleichgültig gegenüber zu treten immer größer wurde, wurde auch das Verlangen nach härteren Drogen wie nur ein wenig Gras oder Alkohol größer. Bis jetzt allerdings siegte ihre Vernunft noch über das Verlangen und Solane hatte eigentlich auch nicht vor das zu ändern. Aber was nicht war, konnte ja noch werden. Oder wie sagte man so schön? Joyce schlief noch und hatte wie auch die letzten zwei Nächte fast das komplette Bett für sich beansprucht, weswegen die Blondine schon wieder von unangenehmen Nackenschmerzen geplagt wurde und sich mit einem leisen Seufzen von der Matratze auf in eine sitzende Position drückte, den Kopf ein wenig nach hinten legte und mit den Fingern die schmerzende Stelle massierte, bevor sie die Beine unter der Decke hervor schob und die nackten Füße auf dem kalten Parkett abstellte, aufstand und mit einem schwarzen Top und kurzen Stoffshorts das Zimmer verließ weil ihr Magen rebellierte. Kein Wunder: Dieser war wohl mehr als leer, hatte sie in den letzten Tagen auch nur geschafft hin und wieder einen Apfel oder Joghurt herunter zu würgen. Genau darum war ihr auch bewusst, dass das auf Dauer nicht so weiter gehen konnte, auch wenn ihr absolut gar nicht zu Essen zu Mute war. Sobald sie etwas tat wie essen, schlafen oder auch nur unbeschäftigt irgendwo herum sitzen, kamen ihr die Bilder von dem Unglück vor wenigen Tagen in den Sinn und ihr wurde kotzübel. Ein drückendes Gefühl machte sich in ihrer Brust breit und sie dachte keine Luft mehr zu bekommen. Wenn Zeit Tatsächlich alle Wunden heilen konnte, dann wünschte sie sich nichts sehnlicher, als dass diese schneller verstrich und ihr ihr altes Leben wieder gab. Da sie aber keine Wunderlampe zur Hand hatte an der sie reiben konnte und anschließend drei Wünsche frei hatte, führte ihr Weg sie nun fürs erste einmal ins Badezimmer, durch dessen Fenster sie schnell sah, dass draußen schon jetzt in den frühen Morgenstunden die Sonne schien - ein Grund mehr für sie die Flucht ins Freie anzutreten. Nachdem sie sich also einer kurzen Katzenwäsche unterzogen hatte, kehrte sie zurück in ihr Zimmer, schlüpfte in eine einfache, hellblaue Jeans und zog sich über das Top einen weinroten, dünnen Pullover, bevor sie sich noch Socken anzog und in ihre Sneaker schlüpfte, kurz darauf auch schon die Treppen nach unten lief und nur Sekunden später die warme Morgensonne im Gesicht spüren konnte, was sie dazu veranlasste einen Moment die Augen zu schließen und die frische Luft einzuatmen.
Der Abend an dem die Eagels definitiv einen Sieg gegenüber den Massics behaupten konnten, war damit geendet, dass die vielen Leichen - leider nicht nur die der Massics, es waren auch Eagels unter ihnen - beseitigt werden mussten. Und zwar ohne Aufmerksamkeit zu erregen, was bei der Anzahl anstrengend werden würde. Tot waren sie, wie Domenico selbst festgestellt hatte, allerdings nicht alle gewesen und auch heute noch nicht, auch wenn es wohl in den Sternen stand ob der Kerl tatsächlich überleben würde, weil einer der Eagels ihn wohl ganz schön erwischt hatte. Der Dunkelhaarige wusste nicht wie er hieß, er kannte ihn aber vom sehen her, dessen war er sich sicher. Er war schon länger bei der verfeindeten Gang. Domenico hatte letzten Endes nicht lange gefackelt, die Hand auf die stark blutende Wunde des Feindes gedrückt und ihn in das nächstgelegene Zimmer gebracht um ihn auf das Bett zu legen. Kurz darauf war seine Stimme auch schon fordernd, sehr markant durch das komplette Haus gehallt und hatte Diejenigen die ihn hörten und nicht schon beschäftigt waren dazu aufgefordert ihm Verbandszeug und weiß der Geier noch was zu bringen. Er war zwar kein Arzt, aber besser als nichts - und mehr würde der Namenlose auch nicht bekommen. Er konnte sich immerhin glücklich schätzen, dass Domenico ihm nicht noch eine weitere Kugel verpasst hatte, auch wenn er sich das am Ende vielleicht sogar wünschen würde. Aber wer wusste das schon, vielleicht konnte sich der Bewusstlose - das war er schon seit Domenico ihm mit einer Pinzette die Kugel aus dem Bauch geholt hatte - irgendwann einmal noch als nützlich erweisen. Wer wusste das schon. Dazu musste er allerdings erst einmal aufwachen. Wache geschoben wurde abwechselnd von den verschiedensten Mitgliedern, gerade war Sierra an der Reihe, welche Domenico in den nächsten Minuten ablösen sollte und auch vor hatte das zu tun: Nachdem er seinen Kaffee zu Ende getrunken und sein Brötchen leer gegessen hatte, was auch nach etwa fünf Minuten geschehen war. Kurz darauf trat er seinen Weg zu dem Zimmer an in dem der Kerl noch immer im Bett lag, drückte die Tür auf und schloss sie auch wieder hinter sich, bevor er sich zu Sierra auf das Sofa fallen ließ, das ebenfalls in diesem Raum stand, der zuvor mal das Zimmer von André gewesen war, der allerdings an dem besagten Abend ebenfalls sein Leben gelassen hatte. Somit war es halb so schlimm, dass jetzt ein 'Gefangener' dieses Zimmer belagerte. Apropos Gefangener, gerade als er etwas zu Sierra sagen wollte, ertönte aus der Richtung eben jenes Fremden ein leises Stöhnen, ein leichtes Hüsteln, was Domenico dazu brachte sich wieder von der Couch zu erheben und die wenigen Schritte die er vom Bett entfernt war zurück zu legen und auf den Blinzelnden hinab zu sehen, der sichtlich desorientiert war.
"You can fool all of the people some of the time, and some of the people all of the time, but you can't fool all of the people all of the time."
( mal leider eben ohne Bilder weil am Handy zu anstrengend XD )
Icarus Inzwischen war ich wohl mehr nur genervt als nich traurig. Unterbewusst, da war ich mir eigentlich sicher, trauerte ich noch immer um diverse Mitglieder des Clans, die hatten sterben müssen. Aber zum Einen ging mir der Boss nach wie vor auf die Nerven: Nicht nur, weil es ihm nach wie vor scheißegal war, dass Familienmitglieder von uns gegangen waren, sondern auch, weil natürlich ein Großteil der Arbeit gerade an mir hing. Joy war nach wie vor vollkommen unbrauchbar zum Erledigen von Aufträgen und Solane auch nur so halbwegs geistig anwesend, wenn man sich mit ihr unterhielt. Um mir den Frust ein wenig auszutreiben, war ich nach dem Krafttraining noch ein kurze Runde laufen gewesen, weil das Wetter das so angeboten hatte. Als ich das Haus wieder betreten hatte, kam mir das Ekelpaket von Chef schon entgegen. "Du solltest doch schon längst am Leute rekrutieren sein!" knurrte er mir entgegen und ich hob als Antwort lediglich die Hand, um ihm den Mittelfinger zu zeigen. "Icarus!" rief er mir schon wieder tobend hinterher, stampfte auf dem Boden auf, als ich schon an ihm vorbei in Richtung Badezimmer gegangen war. "Mach deinen Scheiß selbst, wenns dir nicht schnell genug geht, verdammt nochmal." rief ich noch über meine Schulter hinweg zu ihm nach unten, bevor ich oben im Flur aus seinem Blickfeld verschwand und das Bad für eine kalte Dusche aufsuchte.
Sierra Es war das absolut Langweiligste, was ich seit langem getan hatte. Der Kerl, der mit seinem Leben noch immer auf dem Hochseil des Todes herumwippte, sprach nicht wirklich und tat auch sonst kaum was. Er würde wahrscheinlich ohnehin nur bis in den Vorgarten kommen und dort zusammenbrechen, wenn er versuchen würde, abzuhauen. Seine Verletzungen waren nur dürftig versorgt und mehr hatte er wohl auch nicht zu erwarten. Wir sorgten nur dafür, dass er nicht starb - ob es ihm dabei gut ging oder nicht, das war eher weniger das Problem der Eagles. Ich tippte gerade auf meinem Smartphone herum, checkte Mails und Nachrichten, wobei es da nicht wirklich Etwas Neues zu sehen oder lesen gab. So seufzte ich erleichtert auf, als Domenico endlich das Zimmer betrat, kam um mich abzulösen. "Ich war glaube ich noch nie so froh, dich zu sehen." stellte ich ein klein wenig ironisch fest, gähnte kurz darauf ein wenig. Sitzen und Nichts tun war einfach... irgendwie nicht mein Ding. Ich brauchte Action und Bewegung, keinen langweiligen Krankenschwester-Job. Nicht, dass ich dabei keine gute Figur machen würde, aber nein. Schlicht und ergreifend Nein.
Dem Chef ging sie gekonnt aus dem Weg, sobald Solane auch nur die Stimme des Mannes hörte, den sie mittlerweile noch mehr hasste wie noch zuvor, verschwand sie in das nächstbeste Zimmer oder machte kehrt. So oder so, bis jetzt funktionierte diese Taktik und darüber war sie auch mehr als froh. Sie hatte keinerlei Bedürfnis diesem Mann jemals wieder ins Gesicht zu blicken, wusste sie doch genau, dass sie gegen ihn rein gar nichts ausrichten konnte. Und das machte die Situation nun wirklich nicht besser. Als sie ein paar Hundert Meter weit gelaufen war, ließ sie sich auf eine Bank fallen, verschränkte die Arme vor der Brust, schloss die Augen wieder und streckte die Beine aus. Für den Bruchteil einer Sekunde verspürte sie tatsächlich so etwas wie Erleichterung, die Müdigkeit überfiel sie, weil sie selbtsredend natürlich kaum geschlafen hatte die letzten Nächte und die warmen Sonnenstrahlen taten dem steifen Nacken gut. So saß sie mit Sicherheit eine halbe Stunde bis Stunde einfach nur da, versuchte die aufkommenden Gedanken zu verdrängen, die mit der Ruhe einher kamen. Zu Beginn gelang ihr das auch relativ gut, als es dann schwerer und schwerer wurde, beschloss sie mit einem Seufzen wieder den Heimweg anzutreten, auch wenn sie im Grunde keinerlei Grund mehr hatte dorthin zurück zu kehren. Was hielt sie denn da, genau genommen? Ein verrückter Chef der sie nach und nach alle opfern würde, weil er zu eitel war zuzugeben, dass seine Idee einfach nur scheiße gewesen war? Eine verheulte Joyce die dachte sie würde nie mehr glücklich werden und Solane mit ihrer Laune nur mit sich in die Tiefe zog, weil diese ein zu schlechtes Gewissen hatte sich von ihr fern zu halten? Oder ein äußerst kühler Icarus, von dem sie das Gefühl hatte, das er sauer auf sie war, aus welchem Grund auch immer? So oder so, alles waren nicht gerade Gründe dazu, sich in ihren eigenen vier Wänden sicher oder gar geborgen zu fühlen. Eher im Gegenteil, sie stießen sie praktisch ab wie zwei gleich gepolter Seiten zweiter Magneten. Trotzdem führten ihre Füße sie automatisch zurück; wo sollte sie auch hin? Mit kaum Gespartem und keiner Perspektive? Ihr Lebenslauf sah immerhin eher semigut aus. Eine wirkliche Wahl hatte sie also nicht und dem Boss was unter dem Arsch weg klauen? Sie war ja wohl nicht lebensmüde. Auch wenn es ihr momentan echt dreckig ging, so hing sie doch an ihrem Leben.
"Wieso höre ich aus deinen Worten Ironie heraus?" wandte er sich nochmal an Sierra, zog dabei gespielt gekränkt die Augenbrauen zusammen, bevor er sich wieder dem Fremden zu wandte, den er mit einem rauen "Wer kehrt denn da zurück?" begrüßte, als dieser sich im ersten Schreck aufsetzen wollte, unter den Schmerzen aber sofort wieder in sich zusammen sank und das Gesicht verzog, während er die Hand zu seinem Bauch führte, der mit einem schneeweißen Verband verbunden war, wobei sich an der Stelle an welcher die Wunde war schon wieder der erste, kleine rote Fleck abbildete; erhörte einfach nicht auf zu bluten der Kerl und da er die letzten Tage nur geschlafen hatte, hatte er auch weder etwas getrunken, noch gegessen... wenn er ihnen also nicht gleich wegsterben sollte, musste er was zu sich nehmen. Dafür stand auch die Wasserflasche und das Glas auf dem Nachttischen bereit, sodass Domenico erst mal danach griff, Wasser ins Glas füllte und wenig später den Kopf des Verletzten anhob, das Glas an seine Lippen hielt und ihn trinken ließ. Schon jetzt standen ihm die Schweißperlen auf der Stirn und während er den Kopf anhob, fiel Nico auch auf, dass dieser regelrecht glühte. Er hatte definitiv Fieber und das nicht mehr im unteren, harmlosen bereich. Aber solange er noch durchhielt, bis er ein paar brauchbare Informationen hinaus rückte, war das egal. Dann würde er ihnen nicht mehr von Nutzen sein und so oder so sterben... Kurz darauf verschluckte der Kerl sich am Wasser, was wiederum dazu führte, dass er sich krümmte, daraus erfolgte ein schmerzliches Wimmern, weil sich die Wunde wieder mehr öffnete und somit wohl unangenehm schmerzte. Ein Teufelskreislauf, aber irgendwie amüsant. Auch wenn sie aufpassen mussten, dass er ihnen nicht gleich verreckte.
"You can fool all of the people some of the time, and some of the people all of the time, but you can't fool all of the people all of the time."
Nachdem ich mich schon an Duschgel und Shampoo bedient hatte, stand ich noch ein paar Minuten regungslos unter dem prasselnden Wasser. Die Augen hatte ich geschlossen und die Haare hingen vom Gewicht des Wassers an meiner Stirn nach unten, als ich den Kopf müde ein wenig gesenkt hielt. Mein Leben war kaum schwer gewesen, bevor die ganze Sache passiert war. Ich schwamm zwar noch nicht in Geld, war diesbezüglich aber recht unabhängig und hatte auch genug Einfluss gehabt, um mir die eine oder andere Sache herauszunehmen, die der Rest der Massics ziemlich weit in der Rangliste hätte nach unten rutschen lassen. Beides nutzte mir aber rein gar Nichts, um die verlorenen Freunde zurück zu holen oder die Eagles zumindest davon abzubringen, Rache an uns zu nehmen. Ich war es leid, einfach Nichts wirklich Effektives unternehmen zu können, das uns half, unsere Situation in irgendeiner Art und Weise verbessern konnte. Die allgemein ziemlich beschissene Situation führte dazu, dass ich nie wirklich zur Ruhe kam. Das spiegelte sich in meiner Laune vehement wieder, so auch jetzt, als ich ohne darüber nachzudenken wie aus dem Nichts meine rechte Faust gegen die geflieste Wand donnern ließ. Schon ein, zwei Sekunden danach bereute ich das bitter, denn mir hatte das definitiv mehr weh getan als der Wand. Es war nur ein kleiner Riss in der Mitte der Fließe, die ich erwischt hatte, mehr war nicht zu sehen. So stieß ich wegen meiner leicht blutenden Fingerknöchel schnell aus der Dusche, schnappte mir nur fix mein Handtuch und band es mir um die Hüfte, bevor ich die Blutung über dem Waschbecken langsam stoppte. Als ich daraufhin in den Spiegel sah, der die Wand oberhalb des Waschbeckens zierte, hätte ich auch den am liebsten in Scherben zu Boden klirren lassen. Ich selbst nahm gar nicht wirklich wahr, dass ich all die Emotionen in mir aufstaute und Nichts wirklich an die Oberfläche ließ - zumindest nicht, wenn jemand in der Nähe war. All die Wut, die Trauer... mir schien nach schreien und heulen gleichzeitig zu sein. In frische Klamotten gepackt ging ich einige Minuten später aus dem Badezimmer, machte nur einen kurzen Abstecher in mein Zimmer. Die "Notfallration" wollte ich nicht missen, sollte ich zu wirr im Kopf werden, um halbwegs brauchbar zu arbeiten. Ganz in schwarz gekleidet schloss ich die Zimmertür hinter mir. Als ich in Richtung der Haustür ging, kam mir Solane entgegen. "Kommst grade richtig... kannst mir helfen." murmelte ich leicht grummelig, zog dabei meine Schachtel Kippen aus der rechten Hosentasche. Würde das erste sein, wovon ich draußen Gebrauch machen würde.
"Da war keine, wo denn?" erwiderte ich ebenso ironisch wie noch zuvor und fing an, mich ein wenig auf dem Sofa zu räkeln und zu strecken. Wahrscheinlich hätte es nur ein paar wenige Minuten länger gedauert und ich wäre letztlich eingepennt, weil ich Nichts zu tun hatte, außer Nachrichten an Leute zu verschicken, die mich eigentlich schon sehr lange nicht mehr interessierten. Aber für ein Langeweile überbrückendes Gespräch taugten sie dann doch noch, damit ich nicht zum Versauern verdammt war. Nachdem ich mich also ausgiebig gestreckt hatte, richtete ich mich wieder ein wenig auf, saß wieder so gerade, wie es auf einem Sofa eben ging und sah zu Domenico, der sich mit dem blutenden Massic beschäftigte. "Meinst du, du kriegst aus dem Häufchen Elend überhaupt noch was raus? Sieht nicht so gut aus." meinte ich und hob skeptisch die rechte Braue für einen Moment lang, bevor ich aufstand und mich neben den großgewachsenen jungen Mann stellte. Die Arme verschränkt musterte ich den blutigen Verband, bevor mein Blick zu dem Schwarzhaarigen neben mir glitt. "Falls er überhaupt was sagt. So wie er aussieht geht er sowieso drauf, was hat er da noch zu verlieren.." murmelte ich nachdenklich vor mich hin. Selbst, wenn wir ihn gehen lassen würden, nachdem er uns einige nützliche Informationen hatte zukommen lassen, würde er nach wie vor nicht im Stande sein zu laufen. Sein Handy bekam er ganz bestimmt auch nicht zurück, darauf konnte er warten, bis er schwarz wurde - oder verreckt war, wie auch immer. Es machte für mich nicht wirklich einen Unterschied, ob er nun durchkam, oder nicht. Von Nutzen sein würde er seinem Clan in diesem Zustand nämlich sowieso nicht, wäre eher eine Last, um die sie sich noch zusätzlich kümmern müssten.
Gerade als sie das Wohnhaus wieder betreten wollte, lief sie Icarus praktisch wortwörtlich in die Arme - dass sie ihn nicht noch anrempelte, weil sie so in Gedanken versunken war, war aber auch das Einzige. Leicht perplex sah sie zu dem deutlich höher gewachsenen jungen Mann auf, der dunkle Ringe unter den Augen hatte und ihr in dieser Sache wohl ziemlich ähnlich sah. Das war es dann aber auch schon wieder; Gott sei Dank. Es wäre mit Sicherheit wenig ansehnlich, würde sie Züge von Icarus aufweisen - oder er Züge von ihr. Nein, aus diesem Grund verbannte sie die Gedanken daran auch sogleich wieder; sie waren abartig und noch dazu absurd. Somit es auch nicht wert, dass man sich zu lange an ihnen aufhielt. "Helfen bei was?" hakte sie schließlich wenige Sekunden nachdem er die Frage gestellt hatte nach, sah ihn fragend an. Allerdings blieb sie nicht stehen und wartete erst eine Antwort ab, sondern folgte ihm wie ein treudoofes Hündchen nach draußen, wo er sich sogleich auch eine Zigarette anzündete. Sie war um jede Ablenkung froh und vor allen Dingen auch gleichermaßen erleichtert nicht sogleich wieder zu Joyce zurück zu müssen; es war ein einziges Trauerspiel ihre Freundin so am Boden zerstört zu sehen und je länger Solane dieser Situation ausgesetzt war, desto mehr wurde sie mit in den Abgrund gerissen. Beschäftigung konnte ihr also nicht schaden, um was auch immer sich diese Beschäftigung auch handeln sollte. Vermutlich würde sie es ja gleich erfahren. Wieso sollte er ihr immerhin keine Antwort auf ihre Frage geben?
Nein, da war keine. Auf gar keinen Fall - er hatte sich das wohl nur eingebildet. Er reagierte darauf aber nicht mehr, welchen Sinn hatte das auch? Es war eine sinnlose, zeitvertreibende Konversation gewesen die schlicht weg nicht weiter verfolgt werden musste. Sicherlich sah Sierra das genauso. "Wer weiß...." erwiderte er auf ihre nächsten Worte, warf einen kurzen Seitenblick zu der brünetten Schönheit, die sich zu dem Kerl ans Krankenbett gesellt hatte. Wobei er die darauffolgenden Worte mit einem leichten Schulterzucken quittierte. Das der Namenlose dabei die ganze Zeit anwesend war und eventuell ganz deutlich verstehen konnte was sie sprachen war ihm hierbei herzlichst egal. Wieso sollte es das auch nicht sein? Er kam höchstwahrscheinlich nicht wieder lebend hier raus und sowohl Domenico als auch der Rest würden ihr Bestes tun etwas aus ihm heraus zu bekommen und wenn er ihm dafür jeden Finger einzeln abschneiden musste. Kaum hatte Domenico diesen Gedanken zu Ende gedacht, kam auch schon ein "Ich bin anwesend und kann euch hören." von dem Kerl, ziemlich leise und eher genuschelt und undeutlich - aber Nico war sich relativ sicher, dass er genau das gesagt hatte. "Gut - dann weißt du ja auch, was wir von dir wollen..." teilte er ihm mit und wandte somit seinen Blick wieder von der jungen Frau ab und dem Kerl zu, der aus glasigen, müden Augen zu ihnen hinauf blickte, schwer atmete, seine Hand auf den Verband presste, genau auf die Stelle, an der das Blut schon durch sickerte. "Ohne ein wenig Stärkung stehen deine Chancen noch schlechter als ohnehin schon..." begann er, als der Kerl die Lippen aufeinander presste. "Sie wird dir sicherlich gerne etwas holen; allerdings bedarf es dafür einer Gegenleistung.." Domenico nickte in Richtung Sierra; sie wollten erst mal klein, harmlos und fast ein wenig freundlich anfangen. Wenn ihm etwas an seinem Leben lag, er vor hatte zu kämpfen, dann musste er tatsächlich schnellstmöglich etwas Essbares zu sich nehmen, er hatte sehr viel Blut verloren und es würde wirklich nicht mehr lange gehen, bis ihm sein Wille nicht mehr viel nutzte. Und wenn diese Taktik nichts brachte, würden sie eben anderen Geschütze auffahren.
"You can fool all of the people some of the time, and some of the people all of the time, but you can't fool all of the people all of the time."
Heil dir Nikotin - es war zwar keine Dauerlösung und half bei mir meist nur in den ersten paar Minuten effektiv, aber es brachte mich ein klein wenig runter, sofern das überhaupt möglich war. Von Solane verfolgt steuerte ich meinen Wagen an, der ausnahmsweise draußen und nicht in der Garage stand. Das hatte den ganz einfachen Grund, dass ich mir gestern Abend nicht zu einhundert Prozent sicher gewesen war, ob ich ihn noch ohne Kratzer im Lack zu hinterlassen auf seinen eher spärlichen Platz in der Garage hatte bringen können. Alkohol und Gras hatten ihren Job etwas zu gut gemeint und wenn schon der Rest des Lebens gerade den Bach runterging, dann musste nicht auch noch der unschuldige Wagen darunter leiden. Ich lief aber ziemlich langsam, weil ich die Zigarette überwiegend draußen inhalieren wollte. Wenn man im Auto rauchte hinterließ das immer den unangenehmen Geruch und das wollte ich vermeiden - der Duftbaum hing da nicht umsonst am Rückspiegel. "Naja, es ist ja kaum noch wer übrig, wie du weißt... wir sind nicht im Stande, alle vereinbarten Geschäfte allein zu bewältigen. Dwayne will aber natürlich nicht absagen, also brauchen wir... naja, mehr Leute. Neue Leute." erklärte ich ein wenig nuschelnd, redete nicht gerne darüber. Ich war mit der Letzte, der neue Leute in der Crew haben wollte und das auch noch sehr kurzfristig, ohne sie vorher wochenlang zu beobachten und zu durchleuchten. Es war mehr als riskant, man konnte nie wissen, ob und wer was im Schilde führte. Aber uns blieb wohl kaum etwas Anderes übrig, wenn wir nicht den Zorn von zig unserer Kunden auf uns ziehen wollten. Die würden schließlich auch nicht gerade gern hören, dass ein Großteil unserer Crew mal eben niedergeschossen worden war, nur weil Dwayne dumm war. Schlicht und ergreifend hirnlos, wenn man mich zum jetzigen Zeitpunkt fragen würde. "Ich will das schnellstmöglich durch haben, damit ich das heute Abend geplante Rennen fahren kann... also wirst du dich beteiligen müssen, sonst leidet die Kasse weiter unter Dwaynes wahnsinn." fügte ich noch am Auto stehend hinzu, ehe ich die Kippe zu Boden fallen ließ und mit dem Schuh austrat, ehe ich einstieg.
Ja, aber natürlich würde ich das. War ich hier das Dienstmädchen? Domenico hätte genauso gut selbst in die Küche gehen können, um den Kerl was zu Essen zu holen. Aber nein, da war der werte Herr sich wohl zu fein für, merkte ich schon. Ich musste mir ein mahnendes Grummeln verkneifen und nahm das erst einmal so hin, wollte die Antwort des Typen abwarten. So sah ich zu ihm runter und er erwiderte den Blick für einen Moment lang, bevor er nickte und die Augen wieder schloss. Er bekräftigte seine Worte noch mit einem "Okay.", bevor ich ebenfalls nickte und auf dem Absatz meiner Stiefel Kehrt machte. "Nächstes Mal gehst du." ließ ich dem Schwarzhaarigen noch zukommen, ehe ich den Raum verließ und den direkten Weg zur Küche nahm, um Besagtes zu erledigen. Wir wollten ja nicht, dass der Gute verhungerte... ha, ha. Leise vor mich hin grummelnd trat ich näher zum Kühlschrank, fand darin aber Nichts, was wirklich ansprechend war. Hatte man davon, wenn man die Männer einkaufen gehen ließ. Ich warf einen Blick in den Ofen und fand dort noch ein wenig Nudelauflauf vom Vortag vor. Musste ihm reichen. Ich packte eine angemessene Portion auf einen Teller und nahm noch ein bisschen frischen geriebenen Käse, überbackte das Ganze noch kurz in der Mikrowelle. Anschließend schnappte ich mir noch Besteck, bevor ich mich wieder auf den Rückweg machte. Dabei bekam ich selbst fast Hunger, weil der Auflauf nach wie vor ziemlich gut roch und vielleicht würde ich mir später noch einen Teil davon stibitzen, bevor es wer anders tat. Viel war nämlich nicht mehr übrig. Ich betrat die "Zelle" wieder und schloss die Tür hinter mir, ehe ich elegant wie immer wieder zu den beiden Männern rüberging. Ich konnte dem Mitglied der Massics ansehen, dass ihm förmlich das Wasser im Mund zusammenlief. "Na na na. Erst eine Frage, dann kriegst du's." forderte ich und sah dann wieder zu meinem Partner. Er war der Typ fürs Antworten-aus-jemandem-rausquetschen, ich eher die Schönheit die Assistenz leistete und für den netten Anblick für zwischendurch sorgte.
Bereitwillig folgte Solane dem jungen Mann wieder nach draußen, wo dieser sich sogleich eine Zigarette anzündete und zwischen die Lippen klemmte, bevor er ihre Frage zu beantworten begann. Ein Problem ihn dabei zu verstehen hatte sie nicht; man gewöhnte sich daran - hier gab es so viele Raucher, dass es schon als Gewohnheit zu bezeichnen war. Aufmerksam lauschte sie seinen Worten, bekam mit jedem weniger Lust darauf Icarus bei seiner Suche nach neuen Mitgliedern zu helfen. "Lass mich raten... diese Schnapsidee kommt von Dwayne..." grummelte sie, mehr zu sich selbst. So schnell ging das also: Sie hatten die verlorenen Mitglieder nicht einmal wenige Tage betrauen können, da wollte er sie schon mit irgendwelchen Leihen besetzen, die noch dazu wenig bedacht ausgewählt wurden, weil es offensichtlich eilte. Gott, das war so typisch für diesen Vollidioten. Klar, es war logisch, dass sie mit so großem Verlust die aktuellen Geschäfte nicht stemmen konnten und sich daraus wiederum verärgerte Kundschaft ergab. Trotzdem... das waren immerhin mehr wie nur ein paar Mitglieder gewesen, das waren Freunde gewesen, genauer gesagt sogar Familie. Und Solane hatte diese Angelegenheit noch längst nicht verarbeitet, aber Dwayne sah das alles mal wieder ganz anders. Für ihn zählte nur, seinen Status als eiskalten Vollpfosten nicht zu verlieren. Egal wer oder was darunter litt. Somit nickte sie auf seine letzten Worte nur noch ein wenig, fügte noch ein "Dann machen wir uns mal auf die Suche nach der Nadel im Heuhaufen..." hinzu und ließ sich wenig später auf den Beifahrersitz von Icarus Wagen fallen. "Und beim Rennen? - Wieso halten wir nicht da Ausschau. Nun ja, oder ich.. immerhin fährst du. Jake wurde immerhin auch bei einem Rennen rekrutiert - sofern ich mich recht erinnere... da treibt sich bestimmt der ein oder andere rum, der passen könnte" dachte sie laut nach, hielt den Blick dabei allerdings aus dem Fenster neben sich gerichtet.
Würden sie ja sehen, wer nächstes Mal ging... das dachte sich Domenico allerdings nur, sprach es nicht aus. Er hatte immerhin nicht vor sich mit Sierra anzulegen; zumindest nicht jetzt in diesem Moment. Nachdem sie das Zimmer verlassen hatte um etwas zu Essen für ihren "Freund" zu holen, zog sich Domenico einen Stuhl zum Bett, um sich auf diesem nieder zu lassen, den Kerl ein wenig zu mustern. Er sah echt übel aus; der machte es vermutlich wirklich nicht mehr lange; wenn er Glück hatte ging es nur noch wenige Tage, wenn er Pech hatte noch ein paar Wochen. Sofern er ihnen so lange denn nützlich war - das war immerhin Voraussetzung für sein Überleben. "Was wollt ihr von mir?" gab er mit rauer, leiser Stimme in Richtung Domenico von sich. "Was wohl?" antwortete dieser gerade, als Sierra wieder ins Zimmer kam. Sofort verteilte sich der Geruch des Nudelauflaufs vom Vortag im Zimmer, nicht nur dem hungrigen Gefangenen, sondern auch dem Dunkelhaarigen selbst lief das Wasser dabei im Mund zusammen. Als Sierra dem Bettlägrigen mitteilte, dass er erst eine Frage beantworten musste, bevor er seine Antwort bekam, war Domenico selbst wohl an der Reihe. Es gab einige Fragen, die er dem Kerl stellen wollte. Welcher Plan beispielsweise gestern hinter dem Überfall gestanden hatte oder was als nächstes geplant war. Wie der Tagesablauf von Dwayne so aussah, wann am wenigsten Leute bei ihnen zu Hause waren. Wann das nächste Rennen war, weil dann der Großteil nicht im Haus sein würde. "Fangen wir leicht an: Welchen Grund hattet ihr diesen komplett hirnlosen Plan gestern auszuführen - ich meine; der war von vorne herein zum scheitern verurteilt, immerhin waren wir von Beginn an im Vorteil, nicht nur weil wir überlegen waren, sondern auch, weil wir hier ganz offensichtlich ein Heimspiel hatten."
"You can fool all of the people some of the time, and some of the people all of the time, but you can't fool all of the people all of the time."
[haaab da so ne Idee. Sagen wir mal, dass der Kerl, von dem ich anschließend rede, und Dwayne vll wirklich im Schlechten auseinander gegangen sind und der besagte Typ jetzt seine eigene Crew hat... und er die Massics zwar unterstützen wird, aber nur gegen eine große finanzielle Spende. :'D ergo sie wären dann, nachdem die Zusammenführung nicht mehr nötig ist und sich wieder auflöst, relativ pleite... wann das wäre, keine Ahnung, aber so als groooobe Idee o.o falls dir das zusagt xD und man kann ja spontan entscheiden dann, ob diese crew sich im nachhinein doch noch irgendwie rächen und Dwayne an die Gurgel will. ^^ Das wäre ja erstmal wurscht x'D ]
"Naja, nicht ganz..." antwortete ich, während ich am Ausparken war und fuhr dann erst auf die Straße, bevor ich weiter redete. "Einen treffen wir fest vereinbart.. Dwayne kennt den wohl von 'früher' und hat ihn kontaktiert. Irgendein Miguel, was wenn du mich fragen würdest, ein Name für einen Waschlappen ist." sagte ich schulterzuckend, den eher unruhigen Blick auf den Asphalt und das Auto vor mir gerichtet. Ich hatte den Chef noch vorher gefragt, warum er das nicht einfach selber machte, wenn er den Typen doch sowieso kennt. Ob sie im Schlechten auseinander gegangen waren? Womöglich. Wäre zumindest ein denkbarer Grund dafür. Andererseits wunderte mich der immer weiter ansteigende Pegel von Dwaynes Faulheit auch schon lange nicht mehr, also war vielleicht auch einfach das der Grund dafür, dass er nicht selbst ging. So, wie sonst auch immer. "Habe aber nicht wirklich eine Info gekriegt, was das für ein Kerl ist. Nur irgendwo um die 30 rum, also älteres Kaliber. Und sein Hals hat wohl 'ne auffällige Brandnarbe, das wars." ergänzte ich schulterzuckend noch ein paar wenige Details, die uns zumindest grob sagen konnten, ob wir uns dann auch mit dem Richtigen unterhielten. Was die beiden wohl für eine Vorgeschichte hatten? Wäre ja schon gut zu wissen, vor Allem dann, wenn etwas Negatives stattgefunden hatte. Ob er die Narbe vielleicht von Dwayne hatte? Naja, wenn nicht diese, dann bestimmt andere... mir hatte der Mistkerl auch schon ein paar auf der Haut hinterlassen, wenn ich nicht gespurt hatte. Momentan war er mir gegenüber nicht mehr so dominant und penetrant, aber das war auch wirklich sein Glück. Ich hatte mich schon im Büro zusammenreißen müssen und grade bei meinem aktuellen Gefühlschaos wäre es für ihn riskant, noch weiter über die Stränge zu schlagen. "Versuch aber bitte, nicht wie ein nasser Hund auszusehen... ich bin mir ziemlich sicher, dass er nicht alleine sein wird. Auch wenn er zu Dwayne Nichts in der Richtung gesagt hat, aber grade eben wenn die zwei sich kennen, wird er wohl nicht naiv daher laufen." murmelte ich noch vor mich hin, während wir die letzten Meter zurücklegte und dann ließ ich schließlich den Motor verstummen, hielt den Wagen vor einer großen Lagerhalle an, die in einem alten Industriegebiet lag. Zu 90% verlassen im Umkreis von ca. fünf Kilometern, wir waren also ziemlich allein.
Ich lauschte erst einmal nur, weil das jetzt nicht mein Part war. Domenico fiel wie gewohnt direkt mit der Tür ins Haus und fragte den in meinen Augen schon halbtoten Typen zwar etwas Einfaches, jedoch nicht gerade irrelevantes. Wäre schon gut zu wissen, warum genau die Massics so bescheuert gewesen waren, uns hier in unserem Revier anzugreifen, wo wir auch noch deutlich in der Überzahl waren. Gedanklich konnte ich über diesen Irrsinn nur den Kopf schütteln. "Na was wohl..." grummelte der Gefangene erst einmal kaum hörbar, jedoch sichtlich entkräftet und nicht wirklich sauer. Eher verwundert darüber, warum wir nicht eins und eins zusammenzählen konnten. "Dachtet ihr wir kriegen nicht raus, dass ihr Darren gekillt habt?" stellte er uns eine Gegenfrage, sah dabei kurz zwischen meinem Kumpanen und mir hin und her. Ja, ich hatte es ja irgendwie schon befürchtet, dass Etwas durchgesickert war, aber zum Einen hatte ich es nicht wahrhaben wollen und zum Anderen hatte ich das bis jetzt sehr erfolgreich verdrängt gehabt. Normalerweise passierte uns beiden sowas nämlich nicht, waren wir doch vorher schon mehrfach als Team unterwegs gewesen und schon lange genug dabei, um als wirklich professionell gelten zu dürfen. Gedanklich fluchte ich also über diesen so gut vermeidbaren Fehler, mich auf dem Motorrad kurz umgedreht und riskiert zu haben, irgendwelche Merkmale zu zeigen, die mich identifizieren ließen. "Icarus hat nicht zufällig auf dich geschossen, nehme ich an..?" provozierte er mich ein klein wenig mit seiner eher rhetorischen Frage und zog so meine Aufmerksamkeit auf sich, weshalb ich die Augen gereizt zusammenkniff. "Noch hast du das Essen nicht, denk dran." zischte ich zu ihm nach unten und hielt den Teller von mir weg, natürlich alles Andere als in seine Richtung.
- Bin voll dabei, klingt nach einer super Idee, aus der man auch für die "Zukunft" was tolles draus machen kann, wenn es mal langweilig werden sollte :) -
Miguel - den Namen hatte sie noch nie gehört, im Verhältnis war sie ja nun aber auch noch keine Ewigkeit bei den Massics. Wobei die Tatsache, dass Dwayne diesen Kerl von früher kannte nicht unbedingt zum Positiven beitrug. Wieso traf Dwayne sich denn nicht mit dem Kerl selbst, wenn er ihn kannte? Dann könnte er schließlich mehr ausrichten.. es musste also einen Grund geben, wieso er Icarus vor schickte; entweder weil der Kerl nicht gut auf ihn zu sprechen war oder er gefährlicher war als ihnen lieb sein könnte. Vermutlich würde auch Beides eintreffen können, so wie sie Dwayne mittlerweile und nach den letzten paar Wochen einschätzte. Leider. Ihr wäre es immerhin lieber er wäre noch der Kerl, der damals das Herz gehabt hatte sie aufzunehmen, obwohl sie kaum bis gar nichts hatte bieten können. Aber der war wohl schon längst nicht mehr da.. Sicher, sie erwartete nicht, dass er sie behandelte wie sonst wen - aber sie erwartete eigentlich auch, dass er nicht so herzlos war seine halbe Familie in den Tod zu schicken und sie dann nicht einmal zu betrauern. Nun gut - sie konnte es zwangsweise eben nicht ändern. So konzentrierte sie sich lieber weiter auf die Worte des jungen Mannes neben sich, der ihr eine kurze - eher spärliche - Info über diesen Miguel mitteilte, wenig später auch schon dazu kam, sie solle nicht wie ein Nasser Hund aussehen, wenn sie dem Kerl gegenüber traten. Haha - vielleicht hätte er sie einfach zu Hause lassen sollen, alleine zu dem Treffen sollen. Immerhin musste er sich dann keine Sorgen machen, sie vermasselte alles. Da sie aber nicht vor hatte zu diskutieren, beschloss sie ihm keine brauchbare Antwort darauf zu geben, sondern einfach nur den Blick wieder aus dem Fenster zu richten - war ja klar, dass sie ihn verstanden hatte, der Wagen war ja nicht so groß, dass sie in einer Entfernung sitzen könnte um ihn zu überhören. Er flüsterte ja immerhin auch nicht, genauso wenig wie die Musik zu laut aufgedreht war. Von dem her. Abgesehen davon lenkte er den Wagen so oder so gerade vor eine leere Lagerhalle - naja, halb leer vermutlich, immerhin hielten sich dort drinnen Miguel und wer weiß noch wer auf. Und innerhalb eines Umkreises von locker fünf Kilometern war sicherlich keine Menschenseele zu sehen - und auch nichts anderes, abgesehen vielleicht von einem Maulwurf. "Gibts seinen bestimmten Plan?" Hakte sie nach, ehe sie die Tür öffnete, ausstieg. Nur für den Fall der Fälle, damit sie es nicht vermasselte.
Gut, das hatten sowohl Sierra als auch er selbst ja schon vermutet. Es war trotzdem mehr als dumm gewesen von Ihnen hier her zu kommen. Was hatte es immerhin gebracht? Nichts - oder doch? Nein, sie hatten deutlich größere Verluste erlitten als die Eagels und das sei ihnen gegönnt, auch wenn Domenico gerne auf diese Situation verzichtet hätte. Aber wer nicht? Dann würden ihnen jetzt immerhin nicht auch zwei Leute fehlen - letzten Endes konnte man es aber sowieso nicht ändern und Domenico würde lügen, würde er behaupten es hatte ihn wirklich getroffen. Er hatte zu den Beiden jetzt Toten keine wirkliche Bindung gehabt. Und er hatte es noch immer nicht, würde es nie haben. Fertig. Aus. Trotzdem bedeutete es nun sie waren um zwei Leute schwächer denen sie hatten vertrauen können - das war wiederum ein Nachteil; aber die Massics waren immerhin um deutlich mehr Leute ärmer. "Ich würd' aufpassen was ich sag, immerhin hat sie aktuell die Zügel in der Hand - oder willst du früher sterben als geplant?" hakte Nico nach, deutete mit einem Nicken in Richtung des Tellers, dem der Namenlose mit seinem Blick regelrecht verfolgte. "Also noch eine Frage, dieses Mal bestenfalls ohne Provokation - immerhin willst du doch irgendwann zu deinem essen kommen, oder nicht?" Nico streckte die Hand aus, beugte sich dabei leicht nach Vorne um den jungen Mann zu zwingen wieder ihn anzusehen. "Wann steht das nächste große Rennen an, zu dem euch Dwayne schickt? - Ich nehme mal an euer Verlust wird ihn nicht daran hindern weiterhin Kohle zu verdienen..." So schätzte er Dwayne zumindest ein, der Kerl war fast so beklopp wie ihr eigener Boss - immerhin schickte er seine halbe Crew geradewegs in den Tod - so dumm war nicht mal [Name, hab vergessen wie der Boss der Eagels heißt].
"You can fool all of the people some of the time, and some of the people all of the time, but you can't fool all of the people all of the time."
Nein, gab es nicht. Aber gab es denn jemals? War selten der Fall. Schon allein deshalb, weil selten Etwas so verlief, wie man es sich vorgestellt hatte - zumindest in dieser Szene musste man mit absolut allen Mitteln gewaschen sein, weshalb ich auch wieder zum Handschuhfach griff und meine Pistole herausholte. Ich war mir sehr sicher, dass Solane nicht heute nicht schießen würde, es seelisch absolut noch nicht konnte. Ehrlich gesagt war ich mir noch nicht einmal sicher, ob sie jemals wieder freiwillig eine Waffe in die Hand nehmen würde, was ihr in unserem Metier nicht unbedingt zu Gute kam. Aber ich würde nicht versuchen, sie in dieser Hinsicht zu Irgendetwas zu zwingen. Mal davon abgesehen, dass das ohnehin vermutlich nur das Gegenteil bewirken würde, wusste ich gut, wie sich die zierliche junge Frau jetzt gerade fühlte. Es war mir genauso gegangen, als ich die erste Person das Zeitliche hatte segnen lassen. Es war ein wirklich ekelhaftes Gefühl gewesen, das gestand ich ein, aber Solane war wohl noch zusätzlich der eher psychisch instabile Typ. Dass sie ihre lange Durststrecke in Hinsicht auf Drogen vor Kurzem wieder beendet hatte, bestätigte mir das nur. "Nope. Wir werden improvisieren müssen..." stellte ich leicht seufzend fest und lud die Waffe, ehe ich Solane noch einen kurzen Blick zuwarf und dann auch schon aus dem Wagen stieg. Nicht gerade hektisch, weil mir eigentlich gar nicht nach Verhandeln zu Mute war. Ich wartete noch auf meine weibliche Begleitung, verstaute währenddessen noch die Waffe in meinem Gürtel - konnten die ruhig sehen, dass ich nicht unbewaffnet war. So ging ich mit dem Blondchen im Schlepptau ins innere der Halle, deren Inneres ich erst kurz mit den Augen absuchen musste, ehe ich unsere Geschäftspartner erblickte. Sie standen von der alten, versifften Couch auf und visierten uns sofort mit ihren stechenden Blicken an. Es waren insgesamt drei, wobei sich einer klar in den Vordergrund stellte und sich zielstrebig auf Solane und mich zu bewegte. Ich musterte ihn und ja, da war definitiv eine recht auffällige Narbe an seinem Hals, eigentlich kaum zu übersehen hob sie sich deutlich von der unvernarbten Haut ab. "Icarus..?" hakte er forsch nach, uns beide permanent im Blick habend, bevor er etwas mehr als zwei Meter mit seinen Handlangern vor uns stehen blieb. Mit einem knappen Nicken bestätigte ich, ehe ich eine eigene Frage hinterher schob. "Wie genau lautet der Deal und was sind die Haken?" fragte ich knapp, verschränkte die Arme vor der muskulösen Brust.
Ganz genau, er hatte hier Nichts zu melden, wie Domenico tatkräftig unterstrich. Er drückte ihm für das schnippische Verhalten auch direkt noch eine zweite Frage auf, was mehr als gerechtfertigt war. Nur zähneknirschend nahm unser Patient das hin und schien für einige Sekunden lang nicht sicher zu sein, ob er das wirklich verraten wollte. Dann wurde ihm aber wohl klar, dass er nicht wirklich eine andere Wahl hatte und er sah an sich herunter, ehe sein Blick wieder in Richtung meines dunkelhaarigen Komplizen glitt. "Soweit ich weiß irgendwann heute Abend.. aber genau weiß ichs nicht mehr. Ich hab Anderes im Kopf, wenn ihr versteht.." meinte er murmelnd und hustete dann auf, wobei er das Gesicht vor Schmerzen verzog und sich sein ganzer Körper leicht krümmte. Der Typ ließ die Augen noch einen Moment länger geschlossen, bis sich seine angespannten Muskeln langsam wieder lockerten. "Naja.. das soll ausnahmsweise reichen. Wird wohl nicht schwer sein, das Rennen ausfindig zu machen.." meinte ich nur mehr oder minder zufrieden, reichte ihm dann den Teller. Vorsichtig, beinahe in Zeitlupe, richtete sich der Gefangene so weit auf, dass er halbwegs essen konnte, ohne sich dabei wie ein Kind überall vollzuschmieren und zu -sabbern. Obwohl er bei jeder Bewegung Schmerzen haben musste, schob er sich beinahe hastig die erste Gabel voll Auflauf in den Mund. Die Massics, oder besser gesagt der Rest an guten Fahrern, der noch vorhanden war, würde wohl kaum an einem kleinen Event teilnehmen und wenn man Connections hatte, wie es bei uns Eagles der Fall war, dann war es nicht besonders schwer, dem Veranstaltungsort und der -uhrzeit auf den Grund zu gehen.
Wie so oft also gab es keinen Plan, keinen sicheren, glasklaren Plan nachdem man vorgehen konnte. Solane verkniff sich ein leises Seufzen, im Grunde war ein Plan auch total überflüssig, weil die sowieso nie so liefen wie sie laufen sollten. Sie wollte heim. Sie würde sich am liebsten wieder in den Wagen sitzen und warten bis Icarus alles geregelt hatte, was geregelt werden musste. Aber nein, stattdessen folgte sie ihm, völlig unbewaffnet. Naja, nicht ganz, sie trug ein kleines Klappmesser bei sich, das für den Notfall diente, wobei Solane nicht wusste ob sie es jemals benutzen würde. Sie wollte nie, wirklich nie wieder irgendeinem Menschen auch nur irgendwie etwas zu leide tun. Das vor wenigen Tagen war mehr als genug gewesen, mehr als sie hätte jemals tun sollen. Aber die Situation hatte sie nun mal gezwungen zwischen Isaac, einem Freund und ihrer Familie, und einem Fremden zu entscheiden, zu wählen. Letztlich war es ihr nicht schwer gefallen die Wahl zu treffen, auch wenn sie sich seither so dreckig fühlte wie noch nie in ihrem Leben. Zu diesem einen, klitzekleinen Moment war es einfach das richtige gewesen. In der Lagerhalle stieß ihr besagte, beschriebene Person wegen der Narbe sofort ins Auge. Die Blondine richtete den Blick auf diesen, der mit seinem Gefolge langsam in ihre Richtung kam. Miguel näherte sich 'langsam' an, wobei Icarus keine Lust darauf zu haben schien, er kam gleich zur Sache, was ihr Gegenüber mit einer hochgezogenen Augenbraue und einem "Wer sagt, es gäbe einen Haken?" kommentierte. Haha - als ob solche Kerle irgendetwas taten, ohne sich davon etwas zu erhoffen. Solane verschränkte die Arme vor der Brust, beschloss sich da aber rauszuhalten, solange sie nicht mit reingezogen wurde. Isaac hatte schon recht, sie war labil und sie gefährdete den Mist hier nur, auch wenn sie das sich nicht eingestehen wollte.
Er wusste es also nicht mehr genau, weil er anderes im Kopf hatte? Vielleicht hatte er bald gar keinen Kopf mehr, sollte er ihn also lieber mal anständig anstrengen. Domenico verdrehte leicht die Augen, schlicht weg weil er eigentlich nicht ganz zufrieden mit der Antwort war, andererseits würden sie auch selbst ganz schnell raus bekommen können, ob er die Wahrheit sprach oder aber eben nicht. Somit sei ihm das Essen gegönnt, das Sierra ihm wenig später reichte. Wobei Sierra genau das aussprach, was er sich gedacht hatte, ihm den Teller reichte. Domenico lehnte sich auf seinem Stuhl wieder ein wenig zurück und schloss einen Moment die Augen um nachzudenken wie sie weiter vorgehen sollten - oder auch nicht. Solange der Kerl aß, sollte ihm die Ruhe gegönnt sein, zumal ihm sowieso jeder Bissen Schmerzen zu bereiten schien; ganz in Frieden konnte er also nicht mal das tun. Somit war Domenico auch erst mal zufrieden mit der Situation. Halbwegs zumindest. Und da er sowieso schwer davon ausging, dass der Kerl dieses Gebäude hier niemals lebend verlassen können würde, wandte er sich mit seinen nächsten Worten auch ganz offen an Sierra, als wäre der Namenlose nicht mit ihm Raum: "Wie könnten also heute Abend ganz einfach Rache nehmen und das leere Haus der Massics nutzen..." stellte er fest, recht trocken, sodass der Sarkasmus aus seiner Stimme deutlich zu hören war. Rein theoretisch könnten sie das tun und seinen Freunden auch noch ganz den Gar aus machen; geschwächt waren sie ja so oder so. Sie selbst zwar auch, aber lange nicht so stark. Und da heute Abend dann wohl der Großteil nicht anwesend war.... aber letztlich waren die Eagels eben doch nicht so dumm wie die Massics, marschierten bei den Massics ein, auf deren Gebiet. Nein.. so sicher die Tatsache auch klingen mochte, weil kaum jemand zu Hause sein würde, so sicher war dies auch mit eine der dümmsten Sachen, die sie anstellen konnten.
"You can fool all of the people some of the time, and some of the people all of the time, but you can't fool all of the people all of the time."
Ha, ha, ha. Er hielt sich scheinbar für einen ziemlichen Witzbold. Vielleicht wollte er auch nur demonstrieren, dass er hier die Oberhand hatte und nicht so direkt angesprochen werden wollte, sondern am liebsten einen Knicks und eine Verbeugung von uns beiden haben wollte. Konnte er aber definitiv vergessen, dafür waren wir nicht zu haben. "Haha, ein echter Komiker." gab ich trocken zurück, warf ihm einen durch und durch ernsten Blick zu. Dabei baute ich mich noch ein wenig mehr auf, versetzte meiner Körperhaltung mehr Spannung. "Also sag schon - dein Deal und die Bedingungen, sonst hab ich hier meine Zeit verschwendet." fügte ich doch schon leicht knurrend hinzu. Er war nicht der Einzige hier, der einen rauen Tonfall anschlagen konnte und ich war momentan wohl ohnehin ziemlich leicht reizbar. Dieser Miguel konnte also ruhig wissen, an wem er hier war und dass ich ein Mann der Fakten war. Das bisschen dummes Außenrum-Gerede hätten wir uns bereits sparen und ich damit meine Ruhe haben können. Unser Gegenüber guckte erst genervt drein, räusperte sich dann aber und schien endlich mal zur Sache kommen zu wollen. "Ich hab das mit Dwayne schon grob besprochen. Meine Crew hilft euch bei eurem... Schlamassel und wir kriegen dagegen eine finanzielle Spritze. Quasi wie Doping - ihr habt mehr Leistung, zahlt dafür aber den gewissen Preis." Meine Augenbraue wanderte während seiner Worte immer weiter nach oben, bis schließlich der höchste Punkt erreicht war. Wollte ich wissen, um welche Unsummen es sich dabei handelte? "Sind die... Beträge auch klar abgesteckt?" schob ich ihm eine Frage zu, woraufhin er ohne zu zögern nickte. "Ja und eigentlich mangelt es nur noch an 'ner Unterschrift auf diesem Blatt Papier. Nochmal lass' ich mich von dem Wixxer nämlich nicht verarschen." stellte Miguel mit einem äußerst provokanten Grinsen fest und hielt zwei Blätter Papier hoch - einmal Original, einmal Zweitstück. Aha, hatte ichs mir doch gedacht, da war was im Busch. Ob sie sich gegenseitig die Augen auskratzen würden, wenn man sie nebeneinander stellte? Dann würde mir der Boss wenigstens nicht mehr auf den Sack gehen. Ich griff unsanft nach dem Vertrag, reichte ihn dann weiter an Solane, warf ihr einen kurzen Blick zu. "Gut, dann wird sich Dwayne wieder bei dir melden. Wir sind hier fertig." beendete ich die Konversation mit einer vielsagenden Handbewegung, bevor ich auf dem Absatz Kehrt machte und die zierliche Blondine einfach mit mir zog. Sie war mir hier keine Hilfe, was ich ihr Dank der aktuellsten Geschehnisse nicht einmal verübeln konnte. Aber es nervte mich, weil ich derjenige war, der momentan für Alles den Kopf hinhalten musste, obwohl ich nicht der Einzige war, der bei den Eagles heil raus gekommen war. Nur, weil Joyce sich permanent bei ihr ausheulte, hieß das nicht, dass ich ihre Jobs miterledigen konnte. Wann denn auch? Ich tat ja Nichts mehr außer trainieren und arbeiten. Miguel sagte noch Irgendwas, aber ich hörte nicht mehr hin und war dann auch schon Solane vor mir her schiebend aus der Halle verschwunden. "Wir beide machen jetzt sofort was gegen... dich. Das is nich auszuhalten." grummelte ich vor mich her, öffnete die Beifahrertür und schubste Solane förmlich in das tiefer gelegte Auto. Ich schlug die Tür zu und ging auf die andere Seite des Wagens, stieg ein. Erst, als ich ausgeparkt hatte und wieder losgefahren war, ergänzte ich noch Etwas zu meinen vorherigen Worten. "Selbst als du nur neben mir gestanden hast. hab ich förmlich spüren können, wie deprimiert und absolut nicht geistig anwesend du bist. Das geht so nicht.." redete ich weiter vor mich hin, während ich wieder zum Bleifuß mutierte. Noch währenddessen ging ich die Möglichkeiten im Kopf durch, sie ablenken zu können.
Der Gute Kerl im Bett verschluckte sich bei Domenicos Worten beinahe, konnte es aber gerade so noch - fast - als ein normales Husten tarnen und aß dann weiter. Ja, wäre wohl nicht so nett von uns, die Schwäche des Gegenübers zu nutzen. Aber hey, es war auch alles Andere als höflich gewesen, einfach anzufangen unser Haus zu beballern. Das war letztendlich zwar weniger uns und mehr den Massics selbst zur Last gefallen, aber das war wohl weniger unser Problem. "Lass' den Toten erstmal essen.. wir haben ja vorerst, was wir brauchen, Dom." meinte ich schulterzuckend, ehe ich mich mit dem gewissen eleganten Schwung umdrehte, sodass meine Haare dabei auffällig wehten, ehe ich den Raum verließ. Ich wurde erstens nicht mehr fürs Halten des Tellers gebraucht und zweitens war Alles, was ich persönlich hatte hören wollen, schon über die Lippen des Massics gekommen. Draußen im Flur angekommen ging ich zum nächsten Fenster, sah nach draußen. Die Scheibe war noch nicht ersetzt, weswegen im Flur ein unangenehmer Luftzug herrschten. Ich legte die Arme um meinen Körper und sah beinahe ein wenig verbittert nach draußen. Ich ärgerte mich, fragte mich, was wohl noch auf uns zukommen würde, weil im Grunde genommen war es leider einzig Domenicos und meine Schuld, dass das Alles passiert war. Mal davon abgesehen, dass wir wohl finanziell für den ganzen Sachschaden aufkommen würden müssen und damit sämtliche meiner Ersparnisse aufgebraucht sein würden, würde uns der Chef sicher noch auf andere Weise seine Verachtung und unser Vergehen spüren lassen wollen. So seufzte ich und schloss für einen Augenblick lang die Augen. Es regte mich auf, wobei der Ärger dabei überwiegend gegen mich selbst gerichtet war. Immerhin war es wohl mehr meines, als das Gesicht des Schwarzhaarigen gewesen, an das Icarus sich erinnern hatte können. Verflucht seist du, Reed.
Lief doch alles ziemlich gut hier, oder nicht? Icarus bekam einen Vertrag in die Hand gedrückt, den Dwayne unterschreiben musste, damit er Miguel nicht wieder in die Pfanne haute und es war alles schon vor besprochen gewesen. Eigentlich hatten sie nur den Wisch abholen müssen - total unnötig, wenn man Solane fragte, das hätte der Anführer auch wirklich selbst machen können - aber der wurde bekanntlich immer fauler und ließ jede noch so kleine Drecksarbeit von seinen Leuten erledigen. Wirklich JEDE Kleinigkeit. Sie nahm den Vertrag also entgegen und wurde nur Minuten später von Icarus auch schon aus der Halle befördert, als würde sie nicht selber laufen können, schob er sie vor sich her. Wobei Solane nichts dagegen unternahm, war ja nicht weiter Schlimm. Draußen angekommen konnte sie sich gleich weiteren Launen des jungen Mannes unterwerfen, der irgendwas davon faselte, dass sie nicht auszuhalten war. Gut zu wissen, sollte er sich nächstes Mal doch einen anderen Affen mitschleppen, der ihm zur Hand ging und der mehr auszuhalten war. Wäre ihr sowieso recht, wenn sie hier weiterhin raus gehalten wurde und nicht mehr ansatzweise in die Situation geraten könnte sich oder jemand anderen verteidigen zu müssen. Eigentlich hatte sie gedacht er würde in dieser Hinsicht ein wenig mehr Verständnis zeigen. Tat er aber offenbar nicht - oder nicht mehr, er schien mehr genervt davon zu sein, obwohl sie nicht einmal etwas gemacht hatte. Offensichtlich auch nicht das Richtige. Noch bevor sie irgendetwas darauf erwidern konnte, wurde sie mehr oder weniger freiwillig auf die Beifahrerseite des Wagens gesetzt und die Tür hinter ihr geschlossen, was ihr ein genervtes Schnauben entlockte. Vor allen Dingen nach Icarus weiteren Worten. "Dann nimm jemand anders mit, wenns dir gegen den Strich geht. Ich kann nun mal auch nichts dafür, dass offensichtlich nicht schon etliche Leichen den Weg hinter mit pflastern und das somit spurlos an mir vorbei geht. Wobei du nebenbei bemerkt einen ziemlich großen Teil dazu beiträgst, dass es mir gerade so geht wie es mir nun mal geht" fauchte sie ihm aufgebracht entgegen, weil sie sich mehr als ungerecht behandelt von ihm fühlte und gerade irgendwie auch nicht in der Lage war ihre Gefühle weiter in Zaum zu halten. Außerdem brauchte sie das gerade einfach mal, auch wenn sie es innerlich schon wieder ein klein wenig bereute ihn so angefahren zu haben. Immerhin hatte nicht er abgedrückt sondern sie und nur weil er damit anderes umging, bedeutete das ja nicht gleich, dass er es besser wegsteckte. Nur weil sie es nicht geschafft hatte ihn sterben zu lassen, war er nicht gleich daran schuld, dass es ihr dreckig ging. Immerhin hatte sie diese Entscheidung selbst getroffen. Zumal es ihr vermutlich schlimmer ergangen wäre, wenn er jetzt tot wäre. Nicht nur das - sie wäre selbst wohl auch tot. Somit hatte er ihr genauso den Arsch gerettet wie sie ihm... aber egal, sie wollte gerade Frust los werden, da konnte sie sich nicht selbst die Schuld zuweisen.
Das der Kerl sich wegen seiner Worte fast verschluckte - es aber gut verbarg - entging Domenico wohl ebenso wenig wie Sierra, ließ ihn aber einen Moment leicht Grinsen. Damit hatte er nicht gerechnet, war es für ihn doch offensichtlich gewesen, dieser 'Einfall', der allerdings nicht umgesetzt werden würde. "Hm.." reagierte er leicht nickend auf die Worte der jungen Frau, bevor diese den Raum verließ. Domenico blieb noch einen Moment sitzen, hatte er ja eigentlich Babysitterdienst. Andererseits... was wollte der Kerl schon tun? Er konnte kaum essen, wie sollte er aufstehen und davonlaufen können? Und hier Stundenlang zu sitzen und ihm beim Sterben zuzusehen war nicht gerade das, was sich der Dunkelhaarige unter einem gelungenen Nachmittag vorstellte. Somit erhob auch er sich kurzerhand, gab noch ein "Tuh' mir einen gefallen und erstick nicht an dem Essen..." von sich, bevor er das Zimmer verließ und geradewegs wieder die Dunkelhaarige Schönheit in sein Blick fiel. Sie stand am Fenster im Flur das noch zerbrochen war von den Kugeln die gestern gegen die Hauswand geschossen worden waren. "Alles klar bei dir?" hakte er nach, schloss gerade die Tür hinter sich und drehte den Schlüssel im Schloss herum. Sicher war sicher, auch wenn der Dunkelhaarige sich mehr als sicher war, dass der Kerl tatsächlich nicht in der Lage war den Arsch auch nur aus dem Bett zu bekommen. Aber hey, wer in Panik war und Angst hatte, der schaffte bekanntlich Dinge, die sonst niemand schaffen würde. Adrenalin machte einiges aus dem menschlichen Körper, der Überlebensinstinkt ließ Kräfte wach werden, die man nie vermutet hätte - das hatte er schon am eigenen Leib erfahren. Eigentlich war er nicht der Typ der sich für die Befinden anderer großartig interessierte, sie sollte sich also geehrt fühlen, dass er sich neben sie ans Fenster gesellte, an die kühle Wand lehnte und sie mit seinem Blick ganz offensichtlich und ungeniert musterte.
"You can fool all of the people some of the time, and some of the people all of the time, but you can't fool all of the people all of the time."
Bisher war mir eher nicht bewusst gewesen, dass Solane sowas wie eine lautere, forsche Tonlage beherrschte. Ganz einfach deshalb, weil sie schon seit ich denken konnte eine ruhig Persönlichkeit zeigte und sich auch nur selten über Irgendetwas aufregte - nach außen hin, meine ich. Was in ihrem Kopf vorging konnte ich schließlich nicht wissen, wobei es mich jetzt gerade auch nicht wirklich interessierte. Die zierliche junge Frau war noch nie wie geschaffen für diese Art von "Arbeit" gewesen, also sollte sie sich auch nicht wundern, wenn sie die Aufgaben aus ihrer Komfortzone herausjagten, in diesem Fall wortwörtlich mit Pistolen im Nacken. Es gefiel mir kein Stück, dass sie mir gegenüber jetzt lauter wurde, weil Sie damit ganz einfach einen Teil meines Instinkts antippte, der nicht gesund für meine Mitmenschen war. Ich war ohnehin schon geladen, wobei ich das vor ihr nach wie vor sogut wie möglich hatte runterspielen wollen, weil sie ja selber so ein scheues Reh war. Das mutierte scheinbar unter etwas Druck aber eher zum fauchenden Kätzchen. Ich reagierte mit einem trockenen Auflachen auf ihre Worte, wobei das unruhige, gereizte Funkeln wieder in meinen Augen zu sehen war. "Oh nein, ganz sicher nicht. Ich seh' es nämlich absolut nicht ein, die ganze Scheiße allein aufzuräumen, wenn du verstehst. Außerdem kannst du dich nicht den Rest deinen beschissenen Lebens mit Joy in deinem Zimmer rumtreiben, die dich noch weiter runterzieht. Ich krieg den Mist nicht allein wieder grade gebogen - sollte dir also was an den Massics liegen, isses langsam Zeit den Arsch wieder hochzukriegen. Du kannst natürlich auch Zuhause bleiben und darauf warten, dass die Eagles einen Rachefeldzug machen, aber dann ohne mich." knurrte ich, fasste Solane jetzt ganz und gar nicht mehr mit Samthandschuhen an. Wenn sie nicht mit Alledem konfrontiert wurde, dann kam sie auch nicht drüber weg. Zuerst sollte sie da vielleicht ihren Emotionen Platz machen... und nein, damit meinte ich nicht, sich in ihrem Zimmer zu verschanzen und zu heulen. So steuerte ich den nicht allzu weit entfernten Wald an, der mir bei der eigentlich simplen Übung gute Schalldämpfung bot.
Warum fragte er? Ich war mir nicht ganz sicher, ob ich es überhaupt schon einmal erlebt hatte, dass der sonst so kühl wirkende Kerl Irgendwen nach dessen Befinden gefragt hatte. Was würde ihn die Info auch jucken? Es war nur mehr oder minder sein Problem, weil er da zwar auch mit drin hing, ich aber wohl eindeutig mehr an dem Deal verbockt hatte. Es würde mich also vermutlich nicht glimpflicher treffen als Domenico, wenn er auch irgendwo mit drin steckte. Vielleicht fragte er aber eben auch nur aus Höflichkeit, weil das so eine gesellschaftliche Floskel war, um die man im Leben wohl selbst als Killer irgendwie nicht ganz herum kam, schätze ich. Ich schwankte gerade noch dazwischen hin und her, was ich nun antworten sollte. Ihn großartig volltexten, wenn es ihn doch vermutlich ohnehin nicht interessierte, wollte ich ihn auf jeden Fall nicht, damit er danach... was auch immer er halt vor hatte, dem nachgehen konnte. Wobei er auch eigentlich gar Nichts vorhaben dürfte, weil er offiziell Wache halten sollte. Domenico sah jetzt nicht unbedingt so aus, als wolle er dieser Aufgabe nachkommen, hatte er schließlich grade den Raum abgeschlossen, in dem er sich zum jetzigen Zeitpunkt befinden sollte. "Ich frag' mich nur, was noch auf mich zukommt. Weil ich den Deal verkackt habe, meine ich, Reed hat mich ja offensichtlich erkannt." sagte ich und warf ihm einen kurzen Blick zu, ehe ich die Sicht wieder aus dem Fenster richtete. Da gab es zwar nach wie vor Nichts allzu Spannendes zu sehen, bis auf den zertrampelten Rasen neben der Einfahrt und noch vereinzelt ein paar Patronenhülsen, die das Sonnenlicht spiegelten und deshalb auch auf die weite Distanz sichtbar waren.