Lincoln Shane ließ nicht allzu lange auf sich warten, was ich eigentlich auch so von ihm kannte, sodass wir uns recht bald auf den Weg zum Boss machen konnten. Um ehrlich zu sein fragte ich mich ja schon, was er von uns wollte. Ein neuer Auftrag war meiner Meinung nach etwas unrealistisch, weil wir gerade erst erfolgreich ein Flugzeug entführt hatten - normalerweise bekam man da nicht gleich die nächste Mission aufgehalst. Vorallem, da unser 'Vorrat' an Versuchskaninchen fürs Erste aufjedenfall reichen müsste. Weggestorben war noch Keines, also wäre es vollkommen unnötig schon die nächsten Leute heran zu schaffen. Naja, dementsprechend war ich nun ein wenig ratlos darüber, was denn so wichtig sein sollte, dass der Boss persönlich mit uns sprechen wollte. Wie auch immer. Ich würde nicht mehr allzu lange im Dunkeln tappen. Wir erreichten das angesteuerte Büro, woraufhin ich auf den Morgengruß mit einem höflichen Nicken antwortete und mich anschließend auf einen der Stühle auf unserer Seite des Tisches niederließ. Demonstrativ lässig nahm ich Platz, verschränkte locker die Arme vor der Brust und legte den Kopf ein wenig schief, während uns auch gleich eröffnet wurde, worum es hier gehen sollte. Um unsere Lieblinge? Hm, war das wirklich so auffällig geworden..? Ich verzog unwillig das Gesicht, als ich die Aufforderung vernahm, dass wir uns von nun an an den vorgesehen Plan zu halten hatten und fuhr mir mit der Hand über das glatt rasierte Kinn, ehe ich zu einer Erwiderung ansetzte. "Das ist doch total unnötig. Wozu soll diese Rotation genau gut sein?", fragte ich, wobei meine Augenbrauen in Richtung Haaransatz wanderten, was mir vermutlich einen leicht herausfordernden Ausdruck verlieh. "Es ist schlicht und einfach das vorgesehene System hier. Wie gesagt stören sich einige der Männer daran, wenn ihr beiden euch als Einzige davon ausschließen könnt", erwiderte der Boss bestimmt, woraufhin ich am liebsten die Augen verdreht hätte. Aber okay, ich wollte mich mal lieber benehmen. "Die sollen sich mal nicht so anstellen. Ich finde schon, dass bei uns eine Ausnahme gar nicht so abwegig ist, immerhin haben wir auch das Flugzeug entführt. Oder wie siehst du das?", wandte ich mich jetzt bereits leicht brummig an Shane. Ne, also wie das alles hier seinen Lauf nahm, gefiel mir ganz und gar nicht.
Shane Falls er sich das jemals gefragt hätte, hier war wohl gleich der Grund, weshalb er so behinderte Chefgespräche hasste. Was war auch überhaupt sein Problem? Solange zu allen Versuchspersonen gut geschaut wurde, war doch alles gut. Wen interessierte es, wer auf wen Acht gab? Wen interessierte es, wenn es jetzt diesen zweien besser oder schlechter ging als den anderen? Den Boss ganz bestimmt nicht, der hatte Besseres zu tun und seine Schäfchen wohl noch gar nie auch nur besucht. Somit sollte er besser auch gar nichts sagen. „Ich seh das genauso. Wenn jemand Ansprüche auf eine Sonderbehandlung erheben darf, dann ganz bestimmt wir und nicht die anderen. Wir haben die Schäfchen hergebracht, also dürfen auch wir uns aussuchen, welche davon wir betreuen möchten. Was bitte spricht schon dagegen? Dieser Rotationsplan ist doch sowieso nur da, damit niemand vernachlässigt wird oder eines der Menschleins stirbt und das riskieren wir mit unseren Handlungen eindeutig nicht. Also. Brauchen wir noch mehr Argumente zur Begründung unserer Handlungen? Wir kümmern uns um die Sicherheit der zwei Weiber, da einige der anderen Kerle diese ganz bestimmt nicht so ernst nehmen würden. Und es liegt im Interesse der Experimente, dass alle Versuchspersonen eine gute Betreuung bekommen, damit sie das Ganze möglichst lange bei möglichst guter Gesundheit mitmachen. Besonders die jungen, starken und gesunden Objekte, sollten wir uns besser gut aufsparen und nicht schon jetzt zu viel aufs Spiel setzen“, das war ein ziemlicher Monolog gewesen, aber anders wusste Shane seinen Boss ganz bestimmt nicht zu überzeugen. Zudem hatten ihn dessen Worte ziemlich auf Hundertachtzig gebracht. Dass das Ganze überhaupt zur Diskussion stand, fand er eigentlich schon lächerlich. Aber bitte. „Ich sehe eure Bemühungen und Argumente und ich werde mit den Männern reden und mir die ganze Sache nochmals durch den Kopf gehen lassen. Abmarsch“, meinte nun auch der Boss, seinerseits schon leicht gereizt. Aber das war immerhin schon mal keine direkte Abweisung. Konnte er sich bei ihnen auch nicht erlauben, nebenbei bemerkt. Shane stiess sich von seinem Stuhl ab und verliess raschen Schrittes den Raum. Keine Nerven für dieses ganze Gelaber hier.
Lincoln Während Shanes Ansprache nickte ich immer wieder unterstützend vor mich hin, wobei ich den Boss unwillkürlich ein wenig mit meinem Blick fixierte, als könnte ich ihn so dazu bringen, alles, was er bis jetzt gesagt hatte, wieder zurück zu nehmen. Was sollte das eigentlich? So machte das hier gleich viel weniger Spaß, ich hatte mich nämlich sehr gut mit meinem Schäfchen - wie Shane sie so schön genannt hatte - eingefunden und wollte mir gar nicht vorstellen, dass irgendein Anderer sie betreute. Dementsprechend hatte sich bei diesem Gedanken auch mein Gesichtsausdruck um ein Vielfaches verfinstert, aber nicht so dramatisch. Der konnte ruhig merken, was ich von seiner Bitte hielt. Immerhin schloss er das Gespräch schließlich kurzerhand damit, dass er sich das Ganze nochmal durch den Kopf gehen lassen würde, sodass immerhin vorläufig noch kein endgültiger Beschluss feststand, der Shane und mich dazu verdonnerte uns an diesen beschissenen Rotationsplan zu halten. Außerdem hatte ich jetzt eindeutig auch ein Hühnchen mit den Herrschaften zu rupfen, die die Dreistigkeit besessen hatten sich über uns zu beschweren, und danach würde diese Rotation hoffentlich überhaupt nicht mehr zur Debatte stehen. Ich verließ nach Shane, ziemlich gereizt, das Büro, vergrub die Hände in den Hosentaschen und schlug den Weg zur Zelle unserer Täubchen ein. Alissa sollte sich heute lieber nicht allzu viel erlauben, da meine Laune nicht gerade sonnig war, aber sie erlaubte sich sowieso, was sie wollte, also wäre es unnötig sie darauf hinzuweisen. Ich schloss die Tür auf, als ich das Zimmer erreichte und warf meinem Fräulein einen auffordernden Blick zu. "Komm mit. Du kannst duschen", forderte ich sie kurzentschlossen auf, während ich den Schlüssel zurück in meine Hosentasche schob. Tja, keine Ahnung, warum ich sie jetzt so außerordentlich großzügig behandelte, aber heute morgen war ein wenig Zeit bis zum Experiment des Tages und das letzte Mal duschen war doch schon etwas länger her.
Sorrrrryy tausend wegen der langen Wartezeit... Ich hatte das Sommerlager und anschliessend dann wieder mit der Arbeit angefangen und das ist ziemlich stressig iwie, obwohl wir Spätsommer haben und eigentlich nicht viel Arbeit haben sollten blahblah... Naja, von jetzt an versuche ich wieder regelmässiger was zusammen zu kriegen. Tut mir echt leid :3 ______
Alissa Jeder gottverdammte Tag lief gleich und jeder gottverdammte Tag kostete sie neue Nerven, mehr Energie und vor allem mehr Hoffnung. Sie dachte immer noch jeden Tag, in jeder freien Sekunde über eine potentielle Flucht nach, spielte in Gedanken tausende von Szenarien durch. Und irgendwie war sie mittlerweile schon so weit zu denken, dass sie lieber auf der Flucht sterben würde, als hier weiter zu leben. So weiter zu leben. Sie wollte das nicht mehr und ihre panische Angst gegenüber den Experimenten stieg ebenfalls an jedem gottverdammten Tag. Gestern hatte Lincoln sie so ziemlich von ihrer Zelle bis zum Experiment hin zerren müssen, weil sie keinen Schritt selber gemacht hatte. Nicht einmal, weil sie nicht wollte, sondern viel mehr, weil sie schlicht nicht konnte, sich ihr Körper so sehr dagegen gewehrt hatte. Es war wohl gut zu beobachten, wie sie langsam und immer mehr kaputt ging. Die Hoffnung, dass irgendwer nach ihnen suchte oder sie auch wirklich finden würde, nahm stetig ab und machte einer grossen Panik und Leere Platz, die drohte, sie langsam zu verschlingen. Kurz gesagt, es ging der jungen Frau verschissen. Alissa zuckte wie jedes Mal zusammen und rutschte auf ihrem Bett nach hinten, als die Tür aufgerissen wurde und Lincoln erschien. Sie hasste ihn so sehr. Und ihre Hilflosigkeit und die Tatsache, dass sie ihm nichts tun konnte, ohne die Konsequenzen gleich zu spüren zu bekommen, drohten ebenfalls, sie langsam zu zerreissen. Und was, wenn sie statt zur Dusche nur zum nächsten Experiment kam? Bisher hatte er sie noch nie auf diese Art angelogen, aber nach gestern… Wer wusste schon, vielleicht wollte er, dass sie wieder etwas selbstständiger ging. Andererseits war jede Gelegenheit, diese Zelle zu verlassen, ein Schritt in Richtung Flucht. Und das war ihr momentan eindeutig wichtiger. So stiess sie sich zwar zaghaft aber doch zügig von ihrem Bett ab, sammelte frische Kleidung zusammen und trat zur Tür. Noch immer versuchte sie bei jeder Gelegenheit, Sicherheitsabstand zu ihm zu wahren. Ihre Berührungsängste gehörten nunmal zu ihr und er hatte ihr nicht besonders viel Grund gegeben, diese abzulegen. Zudem könnte sie in einem entscheidenden Moment besser abhauen, wenn er sie nicht festhielt. Vielleicht ja heute. Es wäre ihr egal, danach alleine über die Insel zu irren. Hauptsache frei - das Maximum an Freiheit, das sie sich momentan erhoffen konnte.
Shane Wie er sich gerade aufregte über den Boss und seine behinderten neuen Regeln. Über seine Mitarbeiter, die doch alle einfach nur schrecklich notgeil waren und deswegen mit den beiden ja doch sehr hübschen Weiber arbeiten wollten. Hätten sie halt mal das Flugzeug entführen sollen! Dann könnten sie ihre Ansprüche auch erheben und vielleicht würden sie genehmigt werden. Aber so? Lincoln und er, Shane, hatten die Leute hergebracht, massgeblich bei der Wahl der Zielmaschine mitgewirkt. Also waren sie auch die Einzigen, die Sonderrechte bezüglich der Versuchspersonen erheben durften. Dumme, dumme, schwanzgesteuerte Kerle. Gaben ihnen hier doch gleich noch einen guten weiteren Grund, die zwei Täubchen ja nicht aus ihren Fittichen zu entlassen. Wer weiss zu was allem die sonst noch missbraucht geworden wären, hätten sie anderes Pflegepersonal zugeteilt gekriegt. Mit einem sehr sehr genervten Seufzen folgte Shane Lincoln zur Zelle von ebendiesen beiden Problemkindern. Und könnte er ihr vor seinem Eintritt einen Tipp geben, so würde er Isabella einfach nur nett anraten, jetzt nicht rumzuzicken. Denn er war schon auf 180 und es war gewissermassen ihre Aufgabe, ihn wieder runter zu bringen. Zudem hatte sie ihm einfach nur dankbar zu sein, dass er sie vor all den Kerlen rettete, die sie nicht kennen lernen wollte. Aber bitte, brauchte er wohl nicht zu erwähnen, verstand sie eh nicht. So wartete er einfach, bis Lincoln und seine Schnecke die Zelle verlassen hatten, trat dann ein und schloss die Tür hinter sich wieder. „Gib mir einen Grund dafür, weiterhin so nett mit dir zu sein wie bisher, Isabella. Nur einen einzigen Grund. Denn genau deswegen, haben wir nun Ärger am Hals, verstehst du? Also sag mir, wieso du diesen Ärger wert bist“, forderte er mit verschränkten Armen, an die Tür gelehnt und sie durchdringend und finster anschauend. Sein Blick frass sich quasi in sie hinein, suchte nach der Antwort, die sie ihm noch nicht gegeben hatte. Es war mehr als offensichtlich, dass er furchtbar genervt war und sie aufpassen sollte mit ihren Worten und ihrem ganzen Verhalten. Aber die Frage war dann wohl, ob sie das begriff oder überhaupt auch nur begreifen wollte...
// Kein Problem, echt. :3 Ich war auch ne Woche aufm Sommerlager und hab dich da voll lange warten lassen, also von daher - mach dir keinen Stress. xD :)
Isabella Ich lag einfach nur in meinem Bett und starrte die Decke an, während ich tatsächlich mal an gar nichts dachte. Ich hatte schon zu oft über Fluchtpläne gebrütet, über den Moment, in dem ich hier wieder raus kam, und ab dem alles wieder normal werden würde. Genauso wie beim Erwachen aus einem bösen Traum. Da meine Hoffnung jedoch mit jeder Stunde, die ich hier verbrachte schwand, war ich es mittlerweile leid über Tage zu philosophieren, die niemals kommen würden. Dementsprechend dachte ich an gar nichts, was ich nicht für möglich gehalten hatte, aber so ging es mir tatsächlich am Besten. Ich hörte, wie ein Schlüssel im Schloss unserer Zimmertür gedreht wurde und gab ein tonloses Seufzen von mir, da sowieso schon klar war, wer uns hier gleich mit seiner Anwesenheit beglücken würde. Ich blieb einfach liegen, als ich zuerst nur Lincolns Stimme vernahm, die Alissa dazu aufforderte mit ihm zu kommen. Shane meldete sich überhaupt nicht zu Wort, sodass ich beinahe schon zu hoffen wagte, er wäre heute nicht da oder sonst was, aber Pustekuchen. Sobald sich die Tür hinter Lincoln und Alissa schloss, stellte er mir eine Frage, die mich ein wenig stutzen ließ und doch tatsächlich dazu führte, dass ich mich kurzerhand aufsetzte und ihn ansah. Mein Blick glitt unwillkürlich einmal von oben nach unten an Shane herab, ehe ich mich auf sein Gesicht fixierte und ihn ein paar weitere Sekunden lang schweigend ansah. Wie er mich anstarrte, machte mich nervös, ich konnte die Gereiztheit, die von ihm ausging quasi spüren, weshalb ich auch dem Bedürfnis widerstand etwas von mir zu geben, das ihn noch wütender machte. Ich öffnete den Mund, schloss ihn wieder und fuhr mir einmal mit beiden Zeigefingern über die Augen, ehe ich müde die Schultern zuckte. "Ich... ich weiß nicht", kam es lasch von mir, bevor ich doch noch fortfuhr, "...ich hab ehrlich gesagt keine Ahnung, welche Gründe du haben solltest, jeglichen Ärger meinetwegen auf dich zu nehmen. Ich finde nicht, dass du sonderlich nett zu mir bist - aber das hatten wir ja schon mal -, doch selbst wenn das für deine Verhältnisse ein nettes Verhalten darstellen soll, verstehe ich nicht, warum du es nicht einfach ablegst. Meine Meinung hat dich bis jetzt sowieso nicht interessiert." Meine Stimme war außerordentlich ruhig, während ich mit dem jungen Mann sprach, es war nicht mal wirklich ein Vorwurf aus dem Unterton rauszuhören, man könnte meinen ich zählte einfach Fakten auf. Ihn anbetteln, dass er mich bitte weiter "nett" behandeln sollte würde ich ganz bestimmt nicht. Wenn er es tat, dann nur aus eigennützigen, kranken Gründen, die ich gar nicht erst hören wollte. "Also was wirst du jetzt tun?", fragte ich kurzentschlossen noch hinterher, wobei ich ihn nur fragend anblinzelte und versuchte meine innerliche Nervosität zu verbergen, die doch ziemlich deutlich machte, dass ich Angst vor seiner Antwort hatte.
Lincoln Ich beobachtete Alissa gedankenverloren dabei, wie sie zögerte, bevor sie anfing ihre Klamotten zusammen zu suchen und sah sie einen Moment lang ungeduldig an, ehe ich den Blick abwandte und wartend die Arme vor der Brust verschränkte. Da bekam sie schon so ein großzügiges Angebot und musste wirklich noch überlegen, ob sie es annahm? Oder sie war sich nicht sicher, ob das Angebot echt war, weil sie so etwas schlicht und einfach nicht gewöhnt war. Wobei ich schon sagen musste, dass ich ihr extrem viel durchgehen ließ und sie rundum ziemlich freundlich behandelte. Ich war bis jetzt nicht mal mehr wirklich handgreiflich geworden, seit dem Propagandaprojekt, also alles in allem konnte die junge Frau sich glücklich schätzen und mir ruhig ein wenig mehr Vertrauen zukommen lassen. Es könnte sie so viel schlimmer treffen und ich war schon wieder dabei sie davor zu bewahren. Wenn sie nur wüsste. Mit einem einigermaßen finsteren Gesichtsausdruck lehnte ich im Türrahmen, als mein Mädchen sich dann endlich zu mir traute und drehte mich einfach auf dem Absatz um, wobei ich voraussetzte, dass sie mir folgen würde. "Ich werde dich heute ganz bestimmt nicht wieder irgendwohin ziehen, also wenn du duschen willst, dann zickst du jetzt lieber nicht rum", ließ ich die hübsche Brünette schroff wissen, warf ihr einen mahnenden Blick zu und setzte mich dann in Bewegung, wobei ich nicht mal mehr genau darauf achtete neben ihr zu laufen. Sie würde nicht abhauen, das wäre jetzt einfach zu unklug, vorallem im Anbetracht meiner mehr als schlechten Laune. Und wenn doch, würde ich sie wieder einfangen, es gab hier keinen Ausweg für sie. Außerdem würde ich dieses Mal nicht erneut so zimperlich mit ihr umgehen, wenn sie den Versuch machte mir zu entkommen - sie musste endlich lernen, dass ich das nicht ewig dulden würde und mittlerweile hatte sie hier eindeutig genügend Eingewöhnungszeit gehabt. Aber gut, noch hatte Alissa überhaupt nichts verbrochen, was hoffentlich auch so bleiben würde. Ich schlug den Weg zu dem Raum ein, wo wir vor ein paar Tagen das Video gedreht hatten und warf der jungen Frau einen flüchtigen Blick zu, als wir uns ihm näherten. Dürfte nicht allzu schöne Erinnerungen bei ihr hervorrufen, aber hier war nunmal gerade frei und ich hatte kein Interesse daran, auf ihre Gefühle Rücksicht zu nehmen, falls das noch nicht klar war.
Shane Er schaute ihr mit einer hochgezogenen Augenbraue dabei zu, wie sie sich langsam erhob und sich schliesslich eine Antwort zurecht zu legen schien. Offenbar fiel ihr da ebenfalls nicht so leicht was ein wie ihm. Schön, ging es ihnen also gleich. Für einmal. Shane seufzte und bei ihrer Frage, was er denn jetzt tun würde, zuckte er erst einmal leicht mit den Schultern. „Nicht mehr so nett sein, denke ich“, schob er dann schnippisch nach. "Jetzt wo die dämliche Rotation eingesetzt werden soll… Wieso sollten sich die anderen Kerle vor mir holen, was ihnen nicht zusteht? Ich habe dich immer geschont, um der Experimente Willen. Weil ich dachte, dass sei der Sinn der Sache. Aber ich habe nachgedacht. Beziehungsweise wurde unfreiwillig auf andere Gedanken gebracht. Und wenn die anderen Kerle hier denken, dass sie die Spielregeln ändern können, sobald die Versuchsperson weiblich und hübsch ist, wüsste ich nicht, weshalb ich mich weiterhin so gewissenhaft daran halten sollte“, redete er mit dunklem Blick drauf los, liess die Brünette niemals aus den Augen. Er war nicht dumm, sie wussten alle, weshalb die anderen Kerle unbedingt mit Alissa und Isabella arbeiten wollten. Sie hatten sogar schon ziemlich eindeutige Bemerkungen fallen lassen. Also. Er und Lincoln waren wirklich viel zu nett mit ihnen. Abgesehen davon, dass sie sie nur eine Auswahl der Experimente erleben liessen, waren sie ja auch äusserst gütig was Freizeit, alleine lassen, duschen etc. betraf… Konnte er aber gerne hier und jetzt ändern. Langsam schritt der junge Mann auf Isabella zu, die noch immer auf dem Bett sass. „Dir ist doch bestimmt klar, was all die anderen Kerle mit euch tun würden, oder? Ist ja kein besonders grosses Rätsel…“, raunte er ihr von oben leise zu, als er direkt vor ihrem Bett angekommen war. Seine Hand strich unpassend zu seiner Laune einfach nur verdammt sanft über ihren Kopf, blieb bei einer Haarsträhne stehen und wickelte sich ebendiese um den Finger, während er ihr Kinn ein Bisschen anhob um ihr ins Gesicht zu schauen. Sie war zu hübsch. Das war doch genau das Problem.
Alissa Uh, da war ja einer wieder bester Laune, ganz geil. Machte ihr nicht gerade Mut, einen Versuch zu starten bezüglich des Abhauens. Aber wann sonst sollte sie es tun? Jede Sekunde länger in diesem Verliess war eine Sekunde zu viel. Und sie hatte auch das Gefühl, nicht mehr lange in der geistigen Verfassung zu sein, ernsthaft abzuhauen zu versuchen. Denn dass die Experimente, das künstliche Licht, die oftmals durchgebrauchte Luft und die Enge der Räume hier sie innerlich zerstörten, war ja wie erwähnt klar. Jetzt jedenfalls trottete Alissa in einem einigermassen angemessenen Tempo hinter Lincoln her und schaute sich dabei unauffällig aber aufmerksam um. Der Weg, den er einschlug, führte nicht zu den Duschen. Zumindest nicht zu denen, die sie sonst immer benutzen durfte. Nein, viel eher führte er an einen Ort, mit dem sie gar nichts Schönes verband. Kurz stockte ihr Atem und sie fiel aus ihrem Gleichschritt, als ihr der Gedanke kam, dass es vielleicht einfach nur ein zweites Video geben würde. Und sie null Kraft für sowas aufbringen konnte, wahrscheinlich auch noch gleich zu weinen beginnen würde, was sie mit allen Mitteln verhindern wollte. Sie weinte sicher nicht vor ihm. Zumindest nicht, so lange sie es irgendwie verhindern konnte. Allerdings, wo waren Isabella und Shane, die bei einem Video doch sicherlich nicht fehlen würden? Viel zögerlicher als zuvor, ging sie die letzten Meter mit Lincoln mit. Betrat schliesslich auch den kleinen Raum und schaute sich als Erstes direkt um. Aber es war keine Kamera zu sehen, alles sah ziemlich unvorbereitet aus. Vielleicht war sie wirklich nur zum Duschen hier, was sie dann jedenfalls ausnutzen sollte. Nach einem kurzen, prüfenden Blick zu Lincoln, beschloss sie, dann auch nicht mehr lange zu warten und einfach direkt zu duschen. Vielleicht würde ihr dabei ja auch noch ein Ablenkungsmanöver einfallen, damit sie später etwas Vorsprung hatte, wenns ums Weglaufen ging. Solange er nämlich immer nur knappe fünf Meter von ihr entfernt war, konnte sie es eh vergessen. Dass es auch sonst hoffnungslos war, liess sie in Gedanken stehen. Dass durfte sie nicht denken, wenn sie es ernsthaft versuchen wollte. So jedenfalls kam es, dass sie sich nach einer sehr zügigen Dusche rasch abtrocknete und anzog, ehe sie tief durchatmete. Gott sie war so nervös, so verdammt nervös und wusste nur zu gut, dass schon nur der Gedanke an eine Flucht verdammt dämlich und aussichtslos war. Gerade, wenn er so gelaunt war wie heute. Aber sie brauchte nur daran zu denken, dass sie heute noch kein Experiment durchgemacht hatte, um die Motivation, es zu versuchen, schon wieder längstens zusammen zu haben. Was sollte schon passieren? Dass er sie umbrachte? Kam ihr gerade nicht schlimmer vor, als hier zu bleiben. Alissa öffnete langsam und nicht nur innerlich zitternd die Tür zum Zimmer wieder und steckte den Kopf hindurch. „Lincoln… Die Dusche ist kaputt, ich weiss nicht, was ich gemacht habe. Irgendwie spinnt die Brause“, log sie leise, hoffte mit aller Kraft, dass er gleich rein kam und sich die Dusche anschauen würde. Sie hatte den Kopf der Brause fast komplett abgeschraubt und sobald er die Dusche anstellte, würde die Brause mit ziemlicher Sicherheit abfallen und er wäre nass. War ihr aber eigentlich egal, denn ihr Ziel war einfach, dass er rein kam, sich beschäftigte und sie wenigstens ein paar Sekunden Vorsprung hatte.
Isabella Nicht mehr so nett sein? Na super, wenn ich mir die Blessuren vor Augen hielt, die seit dem ersten Tag hier immer noch meinen Körper zierten, wollte ich gar nicht so genau wissen, was das zu bedeuten hatte. Stattdessen sah ich Shane einfach nur stumm an, da er sowieso noch nicht damit fertig war sich über die neuen Regeln und ‚Kollegen‘ zu beschweren und veränderte auch sonst nicht besonders viel an meiner Position. Klar, extrem schlechte Laune und solche Worte von ihm machten mich definitiv nervös, aber mittlerweile war ich es doch schon einigermaßen gewöhnt, nicht zu wissen, was er als nächstes vorhatte. Was mich momentan allerdings wirklich verunsicherte war zum Ersten sein Blick, den ich nicht so richtig definieren konnte und ebenso die Tatsache, dass er jetzt auf mich zukam. Er blieb direkt an meinem Bett stehen, was in mir prompt das Bedürfnis weckte aufzuspringen, sodass ich mich unglaublich zusammenreißen musste, um diesem Instinkt nicht nachzugehen. Stattdessen biss ich mir auf Shanes Frage hin angespannt auf die Unterlippe. Natürlich wusste ich, was die Anderen mit uns machen würden. Und Shane wirkte gerade leider so, als würde er selbst mittlerweile auch schon mehr davon halten. Ich nickte schweigend vor mich hin, erachtete es einfach nicht als notwendig irgendetwas zu erwidern, da die Antwort eben auf der Hand lag. Shane strich mir währenddessen so dermaßen sanft über den Kopf, dass ich ihm beinahe einen dezent irritierten Blick zugeworfen hätte, wüsste ich nicht, dass das Teil seiner persönlichen Folter für mich war. So reagierte ich mal überhaupt nicht darauf, wehrte mich auch nicht, als er mein Kinn anhob, sodass sich unsere Blicke trafen. Ich sah den jungen Mann äußerlich komplett ruhig an, auch wenn innerlich die Nervosität in mir wuchs, und musterte ganz genau jede Regung auf seinem Gesicht, ehe ich ihn kurz anblinzelte. „Ich ähm… kann ja irgendwie verstehen, dass dich die Umstände wütend machen, aber du musst dir doch kein Beispiel daran nehmen, was die Anderen getan hätten“, kam es schließlich ungewöhnlich mild, nahezu sachte von mir. Ein Teil von mir hoffte nämlich, dass man auf die Weise vielleicht doch noch an seine Moral appellieren könnte, vorhanden sein musste sie doch in irgendeiner Art und Weise. Und ich hatte gerade wirklich Angst davor, dass er mir in seiner momentanen Gefühlslage das letzte Stückchen Würde nehmen würde, das er mir bis hierhin noch gelassen hatte.
Lincoln Wow, sie machte tatsächlich keine Mätzchen und folgte mir mehr oder weniger anstandslos in den allzu bekannten Raum. Okay, ihr Tempo hatte sie etwas runter geschraubt, aber das war etwas, was ich dulden konnte. Hauptsache sie weigerte sich nicht mir zu folgen, dann war alles gut. Ich schickte Alissa ohne weiteres in den Duschraum, den sie ja bereits kennen gelernt hatte und lehnte mich rücklings gegen einen der Tische im Zimmer, um so zu warten. Ihr war bestimmt klar, dass sie nicht zu lange brauchen sollte, wenn sie meine angenagte Geduld nicht überstrapazieren wollte, gerade an dem heutigen Tag. Ich musste wirklich zugeben, dass ich in der gemeinsam verbrachten Zeit bis jetzt noch nie so schlechte Laune gehabt hatte. Vielleicht, weil ich einfach noch keinen Grund geliefert bekommen hatte, aber das Gespräch mit dem Chef heute Morgen hatte mein Fass echt zum Überlaufen gebracht. Die Minuten verstrichen schleichend und ich tat mehr oder weniger nichts, während ich auf mein Täubchen wartete, das dann auch nach gar nicht allzu langer Zeit seinen Kopf aus der Tür steckte und mich darüber in Kenntnis setzte, dass die Dusche kaputt gegangen war. Na Hallelujah, und was sollte ich jetzt dagegen unternehmen? Ich war doch nicht gleich handwerklich begabt, nur weil ich dem männlichen Geschlecht angehörte. Ich ließ ein genervtes Seufzen von mir hören und sah Alissa kritisch an, während ich abwog, ob ich mir das Problem ansehen sollte, oder es einfach lassen sollte, wie es war. Da ich meiner Meinung nach momentan aber schon genug Schwierigkeiten hatte, fiel meine Wahl auf Ersteres. „Du machst es mir hier nicht gerade angenehm, weißt du das?“, fragte ich eher rhetorisch in ihre Richtung, ehe ich mich von dem Tisch abstieß und mich zu Alissa ins Bad gesellte. Ich fixierte meinen Blick auf die Brause der Dusche und kniff leicht die Augen zusammen. „Was ist denn kaputt? Funktioniert das Wasser nicht?“ Ohne eine Antwort abzuwarten, drehte ich den Hebel, woraufhin die Brause sich verabschiedete und das Wasser nur so losspritzte. Verdammt!
Hahaha ich hab grad etwas in den Anmeldungen nachgelesen und dabei festgestellt, dass ich Dummchen Alissas Name unabsichtlich geändert habe. xDD Eigentlich heisst sie Alessia gar nicht Alissa, wtf?! x'D Und das beste daran ist, dass ich mir schon paar Mal überlegt habe, ihren Namen von Alissa auf Alessia zu ändern. Ich bin dumm... XDD Ich glaub ich wechsel jetzt Mal wieder zurück..^^ _____
Shane Sie schien tatsächlich sehr gut zu begreifen, was er ihr gerade vor Augen führte. Schien zu verstehen, worauf das hier hinaus laufen sollte / würde / könnte. War ja auch nicht sonderlich schwer zu deuten. Die Tatsache, dass Madame dabei zumindest äusserlich so ruhig blieb, besänftigte auch ihn ein kleines Bisschen. Jedenfalls wirkte er nicht mehr wie ein volles Pulverfass, nur auf den Funken wartend, der ihn in die Luft jagen würde. Vielleicht war es ja auch einfach die Aussicht auf das, was er hier wirklich vorhatte, die ihn so sehr entspannte. Aber das wusste wohl keiner der Anwesenden und das war auch gut so. Die Worte, mit denen sie ihn zu 'besänftigen' versuchte, quittierte er mit einem irgendwie verständnisvoll-mitleidig wirkenden Lächeln. "Nein... Das muss ich in der Tat nicht. Ich habe auch nie gesagt, dass ich mir ein Beispiel an ihnen nehmen möchte", meinte er und zuckte leicht mit den Schultern. Ganz ehrlich, er brauchte die anderen ganz bestimmt nicht, um auf dumme Ideen zu kommen. Das konnte er sehr gut schon selber. Aber was will man sagen, die Experimente liefen hervorragend, die anderen Versuchspersonen waren mehrheitlich auch noch in einem ziemlich stabilen Zustand - mit ein paar Ausnahmen halt, aber man konnte es nicht allen recht machen - und Isabella war die Einzige, die ihn jetzt gerade wohl wieder etwas runterholen konnte. Könnte. Der junge Mann liess Isabellas Kinn langsam los, setzte sich stattdessen sehr dicht neben ihr auf die Bettkante und blickte sie erneut unergründlich an. "Ich weiss, dass du glaubst, es könnte dich nicht schlimmer treffen als mit mir. Aber glaub mir, das könnte es. Und auch ich könnte noch sehr viel weniger gut mit dir umgehen, als ich es momentan tue. Denn grundsätzlich gehöre ich ebenso wenig der lieben Sorte an wie meine Freunde. Doch solange du mir keinen Grund dazu gibst etwas zu ändern... Werde ich nachsichtig mit dir bleiben", stellte er gleichmal ein paar Fakten klar. Dann liess er ihr zwei - drei Sekunden, um das Gesagte sinken zu lassen, ehe er sich langsam zu ihr beugte und sie nach hinten weg mit dem Rücken aufs Bett drängte, ihr immer folgend, bis er sich mit den Händen seitlich an ihrem Körper abstützen musste, um nicht auf sie zu stürzen.
Alessia Scheisse das war einfach nur eine dämliche Idee gewesen. Er war so schlecht gelaunt, wie sie ihn noch nie erlebt hatte und genau heute kam ihr die glorreiche Idee, sowas zu versuchen. Dumm. Einfach nur dumm. Als er dann zum Badezimmer kam und sich zur Dusche begab, war sie so kurz davor, die Notbremse zu ziehen und ihm alles zu erklären. Seine Reaktion würde mit Sicherheit sanfter ausfallen, als wenn sie gleich davonrannte. Aber Lincoln liess ihr überhaupt gar keine Zeit mehr, sich um zu entscheiden, sondern drehte scheinbar ohne viel zu überlegen das Wasser auf. Und noch bevor ihm alles entgegen spritzte, war sie schon hinter seinem Rücken aus dem Badezimmer gehuscht und hatte die Tür hinter sich zugeschoben, war zur Zimmertür weitergerannt - die er tatsächlich auch nicht abgeschlossen hatte - und auf dem Flur draussen angekommen. Von da an hatte sie eigentlich keine Ahnung mehr wodurch sie musste, aber das war der Brünette vollkommen egal. Hauptsache weg und möglichst oft Abbiegen, dass Lincoln sie nicht wieder fand. Dank dem Adrenalin, dass ihr durch die Adern schoss wie nie zuvor, spürte sie weder Erschöpfung noch Nervosität, sprintete durch die langen, verwirrenden Korridore mit einem einzigen klaren Gedanken: Raus hier, ohne dass jemand sie sah. Was verdammt schwierig war, denn sie hatte weder einen Plan, wo der Ausgang lag, noch, wo sich all die anderen Kerle versteckten, die sie einfangen könnten. Alessia rannte und rannte und bog an die hundert Male ab, immer dann, wenn sie jemanden sah oder wenn sie dachte, zu lange geradeaus gegangen zu sein. Doch irgendwann wurden auch ihre Beine schwächer und ihr Atem angestrengter. Und genau in dem Moment, in dem sie dachte, nicht länger laufen zu können, sah die junge Frau den Ausgang. Schaute zur Kontrolle flüchtig links und rechts und rannte darauf zu... Nur um festzustellen, dass die Türen fest verschlossen waren. Sie drückte und zog und hämmerte, doch nichts, absolut gar nichts geschah. Sie war eingeschlossen. Im Grunde genommen nicht freier als in ihrer Zelle. Dafür war sie nicht hergekommen. Das Adrenalin war verschwunden. Hinterliess eine angrundtiefe Leere, die sich alsbald mit der gleichen Verzweiflung füllte, die sie überhaupt erst hierher gebracht hatte. Alessia rutschte kraftlos an der schweren, gottverdammten Gefängnistür zu Boden, blieb sitzen wie ein vergessenes Stückchen Dreck. Und weinte sich stumm die Seele aus dem Leib, während sie darauf wartete, dass er sie fand und hoffentlich umbrachte.
// Das ist mir auch letztens aufgefallen! xDD Ich glaube, sie hieß genau einen Post lang Alessia, bevor sie zu Alissa wurde. xDD
Isabella Scheiße. Verdammte Scheiße. Ich wusste, wohin das führen würde und ich sah keinen Ausweg. Sobald ich Shanes 'Lächeln' bemerkte, schloss ich die Augen, schüttelte resigniert den Kopf und sah erst wieder auf, als er sich neben mich auf mein Bett setzte. Ich wollte von ihm abrücken, sah darin letztendlich aber keinen Sinn und starrte stattdessen einfach nur unbeweglich an die Wand mir gegenüber. Auf seine Worte hin, drehte ich langsam den Kopf, sah aber mehr durch Shane hindurch als seinen Blick zu erwidern, wobei ich unwillkürlich leicht mit den Kiefermuskeln mahlte. Wie tief wollte er mich eigentlich noch kriegen? Ich ging kaputt, ich glaubte, ich war es sogar bereits in gewissem Maße. Es gab nichts, das mich davor bewahren könnte. Es wurde lediglich immer schlimmer. Ich wurde von einer tiefen Hoffnungslosigkeit überrollt, die mir die Tränen in die Augen trieb, sodass ich schnell wegsah, um sie vor Shane zu verbergen. Ich war kein starker Mensch, viel eher verletzlich und sensibel, was ich mittlerweile einfach nicht mehr überspielen konnte. Und das würde mich wieder um ein Stück brechen. Shane drückte mich schließlich rücklings in die Matratze hinab, wobei ich mich gegen sein Gewicht zu stemmen versuchte - ohne Erfolg. Schließlich sah ich zu ihm nach oben, suchte in seinen Augen nach irgendeinem winzig kleinen Fünkchen von Erbarmen - aber ich fand keins. Ich spürte seine Wärme, weil er mir so nahe war, fühlte mich innerlich aber lediglich kalt und leer. Was sollte ich tun? Wenn ich ihn wieder verärgerte würde er noch schlimmer werden, als er sowieso schon war. Und vielleicht würden tatsächlich verschiedene Kerle hier auftauchen, die noch kranker waren als er und allesamt hintereinander die Grenze überschreiten, die er gerade niederzureißen plante. Also konnte ich zwischen den Möglichkeiten wählen meine komplette Intimität an ihn zu verlieren oder aber an womöglich zahlreiche Andere. Erneut schossen mir die Tränen in die Augen, jedoch wich ich Shanes Blick diesmal nicht aus, sondern sah ihn einen Moment lang tatsächlich beinahe flehend an. "Verhinderst du diese... Rotation?", fragte ich mit belegter Stimme und einem beinahe erschöpften Unterton. Ich hatte einfach keine Kraft mehr mich gegen ihn zu wehren. Und aus meinen eventuellen Möglichkeiten hatte ich wohl gewählt. Obwohl ich ihn hasste. Ich hasste ihn wie die Pest, aber immerhin war er der Einzige, dem ich ausgeliefert war.
Lincoln Das konnte doch nicht ihr Ernst sein. War sie wirklich so verdammt dämlich oder einfach nur verzweifelt?! Vielleicht beides. Ich hatte erst Sekunden später gemerkt, dass Alessia sich aus dem Raum verabschiedet hatte, weil ich von dem beschissenen Wasser abgelenkt worden war. Die Situation hatte mir jedenfalls einen wütenden Schrei entlockt - hoffentlich gut hörbar und einschüchternd für die Brünette -, ehe ich dann ebenfalls aus dem kleinen Bad gehetzt war und die Tür mit einem lauten Knall hinter mir zugeschmissen hatte. Es gab keinen Weg raus für Leute ohne Schlüssel, aber ich sollte sie finden, bevor irgendjemand bemerkte, dass sie mir entwischt war. Scheiße, sie machte wirklich nichts als Probleme. Trotzdem war sie mein Problem und ich hatte nicht vor, sie mit irgendjemandem zu teilen, dass das mal ein für alle Mal klar war! Wie mich diese ganze Situation aufregte... Ich griff nach meiner Waffe, die sich an meinem Gürtel befand, nahm sie fest in die rechte Hand und trat so auf den Flur hinaus. Es gab mehr als einen Ausgang, aber ich entschied mich erst den zu kontrollieren, der diesem Abschnitt des Gebäudes am Nächsten war. Schnellen Schrittes setzte ich mich in Bewegung, durchquerte zielsicher die Gänge und versuchte dabei einen großen Bogen um Kollegen zu machen, die sich eventuell an einigen Ecken aufhalten könnten. Schließlich bog ich um die letzte Kurve, befand mich damit quasi auf der Zielgeraden zum angesteuerten Ausgang und da saß sie dann auch tatsächlich. Ich merkte, wie mir ein Brocken vom Herzen fiel, den ich bis zum jetzigen Zeitpunkt überhaupt nicht richtig zur Notiz genommen hatte. Auch wenn ich es mir nicht eingestehen hatte wollen, aber das war soeben eine wirklich wirklich brenzlige Situation gewesen. Je näher ich Alessia kam, desto ruhiger wurde ich - sehr komische Wendung in meiner Gefühlslage -, sodass ich bei ihr angekommen doch tatsächlich meine Waffe sinken ließ. Ich musterte ihr verweintes Gesicht, ihre hoffnungslose Körperhaltung und gab schließlich ein tonloses Seufzen von mir. "Steh auf", forderte ich sie ruhig auf, zwar mit einem genervten Unterton, aber keineswegs aggressiv, was schon irgendwie verwunderlich war. Tatsache war einfach, dass ich mich in ihre Situation hineinversetzen konnte und dementsprechend nicht mal richtig in der Lage war groß wütend über ihre Aktion zu sein. Klar, sie widerstrebte mir und ich hasste es, dass sie so stur und unfassbar naiv war zu glauben, dass sie hier rauskommen würde, aber ganz ehrlich: Wer hätte anders gehandelt? Tja, aber da mir jetzt bereits klar war, dass meine Liebste sicherlich nicht gerade brav mit mir kommen würde, konnte ich mich wohl darauf einstellen, dass ich gleich wieder in meine ursprüngliche Rolle zurückfinden würde. War auch besser so, immerhin hatte ich doch eigentlich Spaß daran... wenn ich nicht gerade mega gereizt war und keine Lust auf Psychospielchen hatte. Aber darauf nahm sie natürlich keine Rücksicht.
Ja genau, hab ich auch gemerkt.. So dummmm xDD ________
Shane Ja, Begeisterung sah anders aus haha. Wie enttäuschend. Dabei war er hierher gekommen, um ihr eine Freude zu machen. Nicht. Aber mal ganz ehrlich, es gab nicht viele Frauen ausser ihr, die sich über seine Gesellschaft in ihrem Bett nicht freuen würden. Naja, bitte, man konnte es leider nicht allen recht machen. Und gerade ging es ihm ja auch wirklich nicht darum, sie glücklich zu machen. Sondern viel mehr sich selbst. Wobei er sich - mal so ganz nebenbei bemerkt - nicht so wirklich sicher war, ob er die Nummer hier und jetzt durchziehen würde. Nicht, weil er nicht der Typ für eine Vergewaltigung war, daran lag es gewiss nicht. Es lag auch nicht an Isabellas trauriger, leidvoller Ausstrahlung, sondern viel mehr einfach an dem Ort, an dem sie sich gerade befanden. In einer Zelle, die alles andere als nur für ihn selber zugängig war. Und er hatte absolut null Bock auf Besuch beim fälschlicherweise so genannten Akt der Liebe. Besonders nicht von irgendwelchen stinkigen Mitarbeitern. Es waren ja leider Gottes nicht nur Lincoln und seine Wenigkeit, die den Schlüssel zur Zelle der beiden Damen besassen… Nun aber zurück zu Isabella, die so langsam zu verzweifeln schien und ihn weinend anschaute. Irgendwie machten die Tränen sie auf eine wahrscheinlich vollkommen perverse Art seines absurden Denkens noch einmal viel schöner. Er beobachtete die Veränderung, die seit ihrem ersten Treffen mit ihm in ihr vorgegangen war voller Ehrfurcht und Faszination, Tag für Tag. Es war so unglaublich interessant, zu sehen, wie man einen Menschen so langsam und beständig an seine Grenzen treiben konnte, langsam zerstörte, seinen Willen brach und sah, wie die Hoffnung von Minute zu Minute mehr aus ihrer Seele zu schwinden schien. Und Shane genoss es so sehr, hinter dem ganzen Schauspiel zu stehen. Denn es gab zwei Arten von Menschen: Die, die eine Frau wie Isabella am schönsten fanden, wenn sie voller Lebensfreude lachend über eine Wiese tanzte und… ihn. Ihre leise Frage irritierte ihn ein klein wenig und er machte sich noch nicht die Mühe, darüber nachzudenken, weshalb sie sie stellte. Stattdessen blickte er sie mit etwas schiefgelegtem Kopf an und nickte anschliessend leicht. „Ja… Das hab ich vor. Daran arbeite ich die ganze Zeit“, meinte er, während seine Hände ihren Weg zum Gesicht der Brünette fanden und ihr wieder so unpassend sanft die Tränen von den Wangen wischten. „Wieso fragst du das, Isabella?“, wollte er nun doch wissen. Er wollte ganz einfach nicht nachdenken. Also konnte sie es ihm auch so sagen. Fragend blickte er in ihr Gesicht und musterte die Gefühlsregungen dort. Fuhr dabei nebenbei mit einem Finger die Linien ihrer Wangenknochen, ihrer Nase und ihrer Lippen nach, ehe er wiederum still hielt und sie abwartend anschaute.
Alessia Sie hörte die Schritte und ohne Aufzuschauen war ihr klar, wer da vor ihr stand. Vielleicht, weil sie es sich nicht anders gewohnt war. Weil es immer Lincoln war, der sie von irgendwo abholte. Vielleicht aber auch, weil seine ganze Art sich schon so sehr in ihr Gedächtnis eingebrannt hatte, dass sie blind erkannte, wenn er auf sie zukam. Ein tonloser Schluchzer schüttelte ihren von Schlafmangel und Experimenten etwas mitgenommenen Körper, als ihr klar wurde, dass er sie nicht getötet hatte. Er hatte sie gefunden, jetzt brauchte er sie nicht mehr zu töten, wenn er es bis jetzt nicht getan hatte. Wieso hatte er es nicht getan? Es wäre ihr im Moment lieber gewesen. Sie nahm seinen Befehl wahr, dachte gar nicht wirklich drüber nach sondern stiess sich mit sichtlicher Mühe vom Boden ab und blieb auf ihren wackeligen Beinen stehen. Ihr ganzer Körper zitterte und noch immer rollten ihr die Tränen über die Wangen. Er hatte sie noch nie richtig weinen gesehen. Sie hatte bisher immer stark gespielt, immer erst dann geweint, wenn er weg war. Und noch da nur sehr wenig, weil sie nicht wusste, wie weit die ganze Überwachung reichte und ob sie nicht sogar unter ihrer Bettdecke gefilmt wurde. Doch jetzt realisierte sie nicht einmal so richtig, dass sie weinte und er das sah. Nein, alles, was sie merkte, war, dass sie verloren hatte. Wie bisher jedes Mal, wenn sie gegen ihn gespielt hatte. Langsam hob sie den Kopf und schaute ihn an, sah seine verschwommene Erscheinung in ihrem Blickfeld herum tanzen, während sie sich an der Tür in ihrem Rücken festkrallte. „Lincoln… Bitte! Bitte... mach die Tür auf!“, flehte sie und versuchte erfolglos die Tränen wegzublinzeln, damit sie ihn besser sah. Ihr war klar, dass er es niemals tun würde. Dass er sie nicht rausliess, schon allein deshalb nicht, weil er dann wahrscheinlich seinen Job und seine ganze Ehre und alles andere hier verlieren würde. Aber wenn er es nicht tat, würde sie sterben. Und erst jetzt, wo sie die ganze Zeit damit konfrontiert wurde, war ihr klar geworden, wie gross ihre Angst vor dem frühzeitigen Sterben war. Und wie viele Dinge sie noch erleben wollte. Auch wenn sie diese Dinge langsam vergass und sich auch nicht mehr vorstellen konnte, wie sie sich anfühlen könnten. Wie sich Freiheit anfühlte, wie sich die frische Luft anfühlte, Regen, Wind, die warmen Sonnenstrahlen. Sie war nicht dafür geschaffen, drinnen zu bleiben und sie merkte es Tag für Tag besser, wie sie verkümmerte, daran kaputt ging, sich eingeengt fühlte, erstickte. Ihr Blick war von seinem Gesicht abgefallen und blieb an der Waffe in seiner Hand kleben. Hatte er sie wirklich töten wollen? Tötete er sie nicht sowieso die ganze Zeit, indem er sie nicht gehen liess, einsperrte und zu den Experimenten schickte? Schritt für Schritt, immer mehr, langsam und qualvoll. Ihre Augen hatten sich schreckhaft ein Bisschen geweitet mit Blick auf der Pistole, sie drängte sich noch etwas enger an die schwere Tür. Wenn sie sich doch nur öffnen würde...
Isabella Ich hatte erwartet, dass sich ein Gefühl der Erleichterung in mir ausbreiten würde, wenn er meine Frage bejahte, aber da war nichts. Vermutlich, weil es immernoch kein Lichtblick war, den er mir da - unbeabsichtigt - gab, es war einfach... besser als die Alternative. Ich sah Shane ausdruckslos in die braunen Augen, ehe ich ein komplett nichtssagendes 'Okay' von mir hören ließ. Die Frage, warum er gegen die Einführung der Rotation arbeitete, sparte ich mir dabei ganz bewusst, weil ich seine Erwiderung gar nicht erst hören wollte. Seine Absichten waren ohne jeden Zweifel sowieso alles andere als ehrenhaft und ich vertrug im Moment nicht mehr, als das, was hier gerade stattfand. Meine Hände waren eiskalt, ich hatte meine Finger leicht in die Decke verankert - Ausdruck meiner innerlichen Nervosität. Neben der Angst und tiefen Ablehnung, die ich empfand, machte mich diese körperliche Nähe nämlich tatsächlich auch nervös. Ich schloss flüchtig die Augen, als der junge Mann mir wieder auf diese absurd sanfte Art und Weise die Tränen von den Wangen strich und unterdrückte den Drang seine Hände weg zu schlagen, während ich mich stattdessen einfach einmal unbehaglich unter ihm wand und mir angespannt auf die Unterlippe biss. Als er mir dann eine Frage stellte, die für mich ziemlich unerwartet kam, hob ich leicht überascht den Blick, sah ihn abwägend an und schob schließlich das Kinn ein Stück nach vorne: "Weil es mir schon vollkommen ausreicht von nur Einem von euch... angefasst zu werden", erwiderte ich schließlich gereizt, sarkastisch angehaucht, aber alles in allem doch ziemlich harmlos formuliert, weil ich hoffte, dass er es sich vielleicht nochmal anders überlegte und das hier nicht gleich mit einer Vergewaltigung endete. Auch wenn er so eindeutig klar gemacht hatte, dass genau das sein Plan war... Meine Augenlider flackerten erneut leicht, als Shane jetzt damit begann die Konturen meines Gesichtes mit seinem Finger nachzufahren, wobei mich unwillkürlich ein kleiner Schauer überkam, als er schließlich meine Lippen erreichte. Mein Blick huschte automatisch auch zu seinem Mund und blieb vollkommen offensichtlich dort liegen, bis ich irgendwann aus meiner Trance erwachte und leicht hektisch den Kopf schüttelte. "Lass das!", fuhr ich ihn dezent verwirrt und gleichzeitig noch bemüht herrisch an, bevor ich meine Augen absichtlich von seinem Gesicht abwandte und stattdessen an die Decke über mir schaute.
Lincoln Sie bettelte und sie weinte - zwei Dinge, von denen sie es verabscheute, sie in meiner Gegenwart zu tun. Das war mir sehr bewusst und deshalb war es auch so eine Seltenheit, dass ich sie weinen sah oder betteln hörte. Vorgekommen war zwar beides schon, aber wie gesagt nur in Momenten, in denen sie womöglich pure Verzweiflung empfunden hatte. So wie sie es genau jetzt tun musste. Klar, ich konnte ihr ansehen, wie hilflos sie sich gerade vorkam. Sie war durch eine einzige Tür von ihrer Freiheit getrennt. Ob die Freiheit auf dieser Insel ihr wirklich von Nutzen wäre, war eine andere Frage, aber momentan musste sie davon ausgehen, dass alles besser war, als weiter hier gefangen zu sein. War es vermutlich auch. Und ich merkte, dass Alessia so langsam die Hoffnung und ihre Energie verlor, weshalb ich es tatsächlich an der Zeit sah, etwas dagegen zu unternehmen, damit mein Täubchen nicht zu schnell aufgab. Immerhin war noch nicht mal eine Woche geschafft. Ich hob die Hand, in der ich die Waffe hielt und steckte besagte Pistole an ihren Platz an meinem Gürtel zurück - zumal ich Alessias schockierten Blick in ihre Richtung bemerkt hatte -, ehe ich mich ihr langsam näherte und erst sehr dicht vor ihr stehen blieb. Da sie sich - vermutlich aus Angst davor, dass ich doch noch schießen würde - extrem nahe an die Tür gedrängt hatte, konnte ich meine Hände perfekt links und rechts von ihrem Kopf aufstützen und ihr gleichzeitig einen sehr tiefen Blick schenken. Ich wusste, dass sie meine Nähe verabscheute, aber ebenso wusste ich, dass sie gerade vorsichtig mit ihren Taten sein würde, da sie immerhin etwas von mir wollte. "Was wärst du bereit dafür zu tun?" raunte ich ihr mit einem leicht rauchigen Unterton fragend zu, den Blick weiterhin fest auf ihre Augen gerichtet. Tja, so ein paar Minuten unten am Strand beziehungsweise einfach an der frischen Luft könnte ich schon einbauen - selbstverständlich nur in Begleitung von mir und meiner Waffe -, allerdings müsste sie mir dafür schon einen wirklich guten Grund nennen. Zwar war ein Ausflug nach draußen nicht das, was sie eigentlich wollte, aber immernoch hundert mal besser als nichts, oder? Den meisten anderen Versuchskaninchen war nämlich nicht mal im Traum so ein Ausflug vergönnt, also sollte sie jetzt wirklich seeeehr gut überlegen, was sie sagte.
hane Hmm, besonders entspannend wirkte seine Antwort offensichtlich nicht auf die junge Dame, die sich da gerade so ungewollt erotisch unter ihm wand, haha. Schade aber auch. Ihre etwas unfreundliche Antwort bestätigte ihm darauf gleich noch die leise Vermutung, dass es ihr wohl nicht darum ging, dass sie nur mit ihm ins Bett wollte und nicht mit den anderen, weil er einfach der Geilste und Umwerfendste von allen war, sondern viel mehr, weil sie sich so schon dreckig genug vorkam. Tja. Wääärst du halt mal nicht ins Flugzeug gestiegen, Mädchen. Wäre zwar schade für ihn gewesen, aber für sie wohl eindeutig besser. Und was lernen wir daraus? Geht nie mit dem Flugzeug auf Reisen, kann ungemütliche Nebenwirkungen haben. Wobei mit den ungemütlichen Nebenwirkungen ganz bestimmt nicht Isabellas momentane Lage unter Shane in einem Bett gemeint war, sondern eher die Experimente oder so. Rant over. „Nanana… Sei besser froh, hast du nicht den Hässlichsten von uns erwischt, Schnecke“, tadelte er, schüttelte leicht unverständlich den Kopf. Seine Finger hatten nun aufgehört, ihr Gesicht auszukundschaften. Und er hatte ihre Blicke und den Ton ihrer Stimme sehr gut gehört. Hoppla, da schien jemand ja schon ziemlich bemüht gegen sich selbst zu kämpfen. Wer konnte es ihr verübeln, wenn man auch schon nur ein paar Tage in einer solchen Zelle eingesperrt war, unter diesen Umständen, musste man sich doch sicher nach Nähe sehnen. Die er ihr so gerne und so gut geben konnte. Shane beugte sich tiefer zu ihr herunter, schaute ihr lange mit einem halben Grinsen in die Augen, still, forschend, bevor er die Augen dann doch schloss und sie küsste. Kein schneller, kurzer Kuss wie letztes Mal, als es um nichts als den schnellen Kuss gegangen war. Nein, diese Küsse waren anders, länger, gefühlvoller, intensiver. So wie Isabella sie sich bestimmt schon immer gewünscht hatte. Von einem Mann wie Shane, der - so musste einfach mal gesagt sein - halt so göttlich gut küssen konnte. Wer könnte ihrem Körper da verübeln, wenn er es genoss...
Alessia Zu erwähnen, dass sie absolut nicht einverstanden war mit der Nähe, die er ihr gerade wieder gönnte, war wohl überflüssig. Sie rutschte unruhig hin und her und wippte ab und an mit einem ihrer ständig bewegenden Füsse, darüber nachdenkend, wie sie seine Schlüssel stehlen und anschliessend verwenden konnte, ohne, dass Lincoln es mitbekam. Aber es war ein Ding der Unmöglichkeit und das wusste sie ganz genau. Ihr abschweifender Blick traf immer wieder sein Gesicht, dann wieder den Gang hinter ihm und schliesslich den Boden. Sie wollte nicht, dass er sie so anschaute, er sie überhaupt anschaute gerade. Doch was wollte sie machen, es ihm sagen? Brachte bestimmt viel. Statt ihn also mit solchem Geplänkel noch weiter zu nerven, lauschte die Brünette lieber der Frage, die er ihr gleich darauf zukommen liess. Was sie dafür tun würde? Alessias Blick fand irgendwie überrascht wieder sein Gesicht und suchte unsicher nach der Art der Vergeltung, die er für eine offene Tür haben möchte. Wenn sie wüsste, dass er sie wirklich gehen lassen würde, ohne ihr zu folgen, würde sie wahrscheinlich ziemlich schnell mit ‘Alles’ antworten. Denn egal was er dafür wollte, es gab nichts, was sie sich gerade vorstellen konnte, das schlimmer wäre, als hier drin zu verrotten, langsam zugrunde zu gehen und schliesslich den schleichenden Tod zu erleben. Das, was er dafür wünschen könnte, würde ihr zwar wohl alle Ehre und all ihren Stolz kosten, aber sie lebte in der Illusion, das danach selber wieder aufbauen zu können, wenn sie denn mal frei wäre. Allerdings war sie sich ziemlich sicher, dass Lincoln sie nicht wirklich gehen lassen würde. Er würde sie vielleicht für einen Moment raus lassen - wenn überhaupt - oder ihr einfach die Tür öffnen und sie einen Blick nach draussen werfen lassen und dafür durfte sie nicht alles tun, auch, wenn sie es im Moment so unterschreiben würde. Alessia wusste, dass sie es dann hinterher bereuen würde, sowas gesagt und getan zu haben. „Das kann ich so nicht sagen. Was bietest du und was ist der Preis dafür?“, fragte sie geraume Zeit später, nach so einigem Nachdenken und schaute in sein Gesicht, um den Hacken der offenen Tür zu finden. Noch immer war ihre ganze Sicht verschwommen - ein weiterer Grund, die Tränen zu hassen.
Isabella Tja, der Hässlichste war er wirklich nicht, das musste man ihm lassen. Wäre da nicht die Tatsache, dass er mich entführt, so verprügelt hatte, dass ich nicht mehr geradeaus laufen hatte können und mich täglich zu irgendwelchen beschissenen Experimenten brachte, die mich letztendlich mit Sicherheit töten würden, hätte ich ihn sogar zweifelsohne extrem attraktiv gefunden. Ich schwieg auf seine Worte hin jedoch nur, weil es jetzt nichts brachte mich und auch ihn aufzuregen - eher im Gegenteil. Stattdessen hielt ich meinen Blick ziemlich unbeweglich weiterhin an die Decke gerichtet, fühlte mich erst gezwungen Shane wieder anzusehen, als er sich nahe zu mir hinunter beugte und mir schweigend in die Augen sah. Ich erwiderte seinen Blick etwas unruhig, musterte zwischendurch das Grinsen, das er auf den Lippen sitzen hatte und rutschte erneut mit einem unwohlen Gefühl in der Magengegend unter ihm herum, als würde ich so mehr Distanz zwischen uns bringen und wieder einen etwas klareren Kopf bekommen. War eindeutig nicht der Fall. Als er schließlich seine Augen schloss und mich nur Millisekunden später küsste, hielt ich komplett still. Ich wusste einfach nicht, was ich tun sollte und noch schlimmer, was ich tun wollte. Er küsste leider verdammt gut, aber noch ansprechender war für mich in diesem Moment die ganze Art und Weise seiner Küsse. Ganz einfach, weil man hier drinnen das Gegenteil von Nähe erfuhr und ich erst zu diesem Zeitpunkt merkte, wie sehr ich mich unwillkürlich danach sehnte. Ehe ich noch länger darüber nachdenken konnte, was ich da eigentlich machte, legten meine Hände sich ganz selbstverständlich an seine Wangen und ich erwiderte seinen Kuss mit einer Hingabe, für die ich mich selbst am liebsten getreten hätte. Wenn ich die Augen schloss, fühlte es sich gut an, dann musste ich nicht darüber nachdenken, wen ich da gerade so leidenschaftlich küsste. Mir entfuhr ein kaum zu vernehmender wohliger Seufzer, der mich - im selben Moment, in dem er meinen Mund verließ - urplötzlich die Augen aufreißen und die Hände senken ließ. Vollkommen abrupt löste ich mich aus dem Kuss, schlug mir die Hände vors Gesicht und schüttelte ungläubig den Kopf. Was war bitte los mit mir?! Jedenfalls hasste ich mich selbst bereits jetzt für das, was gerade passiert war. Aber das allerschlimmste war, dass ich vermutlich genauso handeln würde, sollte er mich nochmal küssen. Zumindest in diesem Moment. Ich nahm die Hände von meinem Gesicht, legte sie an Shanes Brust und drückte sachte dagegen. "Bitte geh runter", bat ich ihn völlig offensichtlich verzweifelt und dezent aufgelöst. Ich musste aus dieser Situation raus, bevor ich jegliche Achtung vor mir selbst verlor, weil mein Körper so auf seine körperliche Nähe ansprang. Dabei wollte ich das Alles doch gar nicht. Er war ein Schwein, ein verdammter Frauenschläger und ich hasste ihn... wirklich.
Lincoln Ich konnte es förmlich in ihrem klugen Köpfchen rattern hören, so wie sie mich immer wieder anschaute, bevor sie den Blick abwandte und irgendetwas hinter mir ins Visier nahm. Tja, und so großzügig wie ich war, ließ ich ihr diese Bedenkzeit doch gerne. So ein Angebot musste man ja auch ersteinmal verarbeiten, das konnte ich natürlich absoluuut verstehen. Ich musterte aufmerksam Alessias Gesicht und ihre gesamte Körperhaltung. Wie sie unruhig von einem Fuß auf den anderen trat, was schon wieder so verdammt deutlich machte, dass sie überall lieber wäre, als hier so nahe bei mir zu stehen. Aber sie riss sich zusammen - welch ein braves Mädchen - und ich fand es wirklich amüsant das Ganze zu beobachten. Jedoch behielt ich einen ernsten Gesichtsausdruck bei, um mein Püppchen jetzt fürs Erste mal nicht weiter zu verwirren und wartete lediglich ihre Antwort ab. Die kam dann auch nach einiger Zeit, wobei sie mir eher eine Gegenfrage stellte, auf die ich selbst nachdenklich den Kopf schief legte. Mein Blick löste sich einen Moment lang von Alessias Augen, richtete sich stattdessen auf die Tür in ihrem Rücken und wanderte anschließend wieder zurück zu ihrem Gesicht. Ich ließ nebenbei einen Arm kurz sinken, hob ihn aber sogleich wieder, um mir 'gedankenverloren' eine Strähne der hübschen Brünette zu nehmen und sie leicht zwischen Zeige - und Ringfinger hin und her zu rollen. "Tja... was ich dir anbieten könnte - und lass dir gesagt sein, dass das hier ein Anderer niemals zulassen würde - wäre ein... etwa zwanzigminütiger Ausflug nach draußen. Selbstverständlich in Begleitung von mir und meiner Waffe", fing ich gedankenverloren an, während ich mir kurz über das stoppelige Kinn fuhr. "Zum Preis kann ich nur sagen... dass du sicherlich weißt, dass ich auch nur ein Mann bin", säuselte ich ziemlich nichtssagend, wobei ihr schon klar sein musste, in welche Richtung ich da dachte. Differenzierte Angaben machte ich absichtlich nicht, da ich sie erstens gerne im Dunkeln tappen ließ und zweitens selbst noch nicht genau wusste, was alles in meiner Vorstellung enthalten war. Zum Sex nötigen würde ich sie wohl nicht gleich, es wäre wohl eindeutig zu viel verlangt zu erwarten, dass sie dabei freiwillig mitmachte, aber das musste sie ja nicht wissen. Ich wollte einfach gerne mal sehen, wie sie reagierte und was sie bereit war, für einen Moment der angedeuteten Freiheit zu geben. Auch wenn sie vielleicht glaubte mehr geben zu müssen, als ich eigentlich wollte - mal sehen.
Shane Er hatte ja mit vielem gerechnet, aber mit dieser Reaktion ihrerseits absolut nicht. Wobei… Es war ja eigentlich nicht erstaunlich, dass sie ihn in Wahrheit auch küssen wollte - wahrscheinlich schon die ganze Zeit seit sie sich zum ersten Mal gesehen hatten haha. Zudem war da wie gesagt die Nähe und Zuneigung, die er ihr so gut geben konnte und sie, beziehungsweise ihr Körper, ganz offensichtlich so heiss begehrte. Apropos heiss, dass war diese Situation hier gerade wirklich - jedenfalls für ihn. Er hatte wirklich nicht vor gehabt, sie hier zu vergewaltigen oder auch einvernehmlichen Sex zu haben. Aber er hatte auch nicht gedacht, dass sie so ran ging! Allerdings konnte er nicht abschätzen, wie lange Lincoln und die andere Brünette draussen sein würden. Und unterbrochen zu werden, war dann doch nicht eines der Dinge, die er unbedingt mal noch erleben wollte. Nun gut, sein Püppchen schien dann auch auf einmal begriffen zu haben, dass das, was sie da machte, eigentlich nicht in ihre ‘ich-hasse-dich-so-sehr’-Einstellung passte und sie beendete - leider - ziemlich aprupt den doch so schönen Kuss. Er betrachtete halb genervt, halb amüsiert, wie sie absolut nicht damit klar zu kommen schien, dass ihr Körper etwas anderes begehrte als ihr Geist. Tja. Sehr schade, aber nicht sein Problem. „Nein Isabella, wieso das denn? Lass es doch einfach zu… Du merkst doch selber, dass du das eigentlich alles genauso begehrst wie ich… schon die ganze Zeit“, raunte er ihr, unterbrochen von zarten Küssen, ins Ohr. Seine Hände strichen sanft über ihr Haar, ihren Hals und ihre Schultern, als er sie erneut küsste. Mit mehr Leidenschaft und Nachdruck als zuvor. Mal schauen, wie weit er sie so ganz ohne Gewalt brachte. Ein durchaus interessantes und lohnenswertes Experiment, fand er.
Alessia Seine Antwort war absolut unbefriedigend für sie, auch wenn sie nichts anderes erwartet hatte. Zwanzig Minuten die Tür von der anderen Seite sehen, oder gar nicht mehr sehen, das war schon ziemlich viel wert in diesem Moment in ihren Augen. Aber das, was er dafür wollte, war wohl genau das, was sie ihm nicht geben wollte. Die Nähe, die sie so sehr verabscheute. Sie würde sich nicht ausziehen und alles, was mit Nacktheit zu tun hatte, war sowieso Tabu. Das war ihre Grenze, die sie niemals überschreiten wollte - jedenfalls nicht mit jemandem wie ihm. Also müsste sie es wohl anders versuchen, auch wenn sie das genauso verabscheute. Damit würde sie im Nachhinein wahrscheinlich sehr viel besser klar kommen. Aber ob das reichte… Das wusste sie nicht. Blieb ihr wohl nichts anderes übrig, als es einfach zu versuchen. Die junge Brünette strich sich nachdenklich die Tränen aus dem Gesicht, die sie wieder einigermassen zurückhalten konnte. Noch immer rollten ein paar Vereinzelte ihre Wangen hinunter, aber es waren längst nicht mehr die Sturzbäche von vorher. Sie atmete zweimal tief durch und blickte zu Lincoln hoch, nur um den Blick gleich wieder abzuwenden. Sie hasste es, dass er sie so leicht kontrollieren konnte, sie Dinge tun liess, die sie nicht tun wollte, nur damit sie kurz nach draussen durfte. Das sollte doch ein Menschenrecht sein… Wobei Menschenrechte hier wohl eh keinen interessierten. Alessia knetete unruhig ihre Hände, bevor sie sie langsam und sehr zögerlich an Lincolns Wangen legte, um ihn etwas zu sich hinunter zu ziehen. Sie zitterte und ihr war schlecht. Und jedem Kind wäre schon vom Zuschauen klar, dass sie das überhaupt nicht wollte. Doch ihr war klar, dass wenn sie es nicht tat, sie niemals nach draussen kommen würde. Und so schloss sie fest die Augen und küsste Lincoln mit verzweifelter Leidenschaft, innerlich darum betend, dass es ihm reichte und sie danach endlich nach draussen kam. Und als sie sich dann ziemlich aprupt von ihm und dem für sie viel zu intensiven Kuss löste, schaute Alessia fragend zu ihm hoch, widerstand dem sehr starken Drang, sich jetzt über den Mund zu wischen und biss sich fest auf die Unterlippe.
Isabella Ich verharrte in meiner Position unter Shane - hatte ja eigentlich auch keine andere Wahl, wenn man es so betrachtete - die Hände weiterhin an seine Brust gelegt, und hörte mir seine Worte an, die er immer wieder durch kurze Küsse unterbrach, gegen welche ich ebenfalls nichts ausrichtete. Viel eher lösten sie ein leichtes Kribbeln in mir aus - um Gottes Willen... -, sodass ich mich unwillkürlich nach mehr sehnte. Verdammt, er hatte vermutlich sogar Recht, wenn man sich diese Situation mal besah. Aber nein, es war nicht so, dass ich ihn die ganze Zeit über begehrt hatte, ganz im Gegenteil. Dem nach, was er mir angetan hatte und wie er es handhabte mich zu behandeln, tobte in mir eine unbändige Ablehnung gegen ihn, derer er sich sicherlich auch bewusst war. Das Problem war einfach, dass er jetzt so 'zärtlich' mit mir umging, das irgendetwas in mir, das sich nach Nähe und Zuneigung sehnte, direkt darauf ansprang und mehr von dem Gefühl wollte. Sein folgender Kuss löste abermals einen angenehmen Schauer in mir aus, sodass ich auch nicht lange dem Bedürfnis widerstand erneut darauf einzugehen und meinen Körper währenddessen leicht gegen seinen zu schmiegen. Ich spürte seine Wärme, kombiniert mit seinem leidenschaftlichen Kuss, was ein fälschliches Gefühl der Geborgenheit in mir auslöste. Außerdem roch er irgendwie gut... Ich fuhr mit einer Hand in seine Haare hinauf, um ihn noch ein Stück näher an mich zu ziehen, stoppte allerdings mitten in der Bewegung und ließ den Arm langsam wieder sinken. Ich löste meine Lippen dieses Mal um einiges ruhiger von Shanes - einfach, weil ich mir mittlerweile sehr bewusst war, was ich da machte - und blieb noch wenige Sekunden lang liegen, ehe ich mich kurzerhand auf die Ellbogen stützte, womit ich dem jungen Mann zwar noch näher kam, jedoch hoffte, dass er sich dadurch gezwungen fühlte sich aufzurichten. Eigentlich wollte ich mich nämlich hinsetzen, aber das ließ er ja nicht zu. "Ich begehre es nicht auf die selbe Art und aus dem selben Grund wie du", murmelte ich ziemlich ehrlich - was mich selbst überraschte -, wobei ich ihm direkt in die Augen sah. Auch wenn er bestimmt wusste, warum ich so reagierte, musste ich es nochmal sagen. "Quälst du mich nicht schon genug? Musst du es wirklich noch auf diese Art tun?", fuhr ich leise fort, wobei ich den Blick senkte. Ich würde mich selbst nämlich dafür hassen, während für ihn natürlich absolut nichts gegen das Alles gerade sprach. Aber warum sollte er sich schon für den inneren Konflikt interessieren, den er in mir auslöste? Theoretisch konnte ich es ihm nicht mal verdenken, vorallem, weil dieser schrecklich dumme Teil von mir ihn gerade am liebsten einfach weiter küssen würde. Zu schwach.
Lincoln Sie weinte immernoch. Zwar nicht mehr so stark wie noch einige Minuten zuvor, aber es rollten nach wie vor ein paar Tränen über ihre eh schon nassen Wangen, die sie allerdings auch ziemlich schnell wieder wegwischte. Ich beobachtete die Gefühlsregungen auf Alessias Gesicht, konnte genau erkennen, wie sehr sie mich und die Situation hasste. Schade eigentlich, denn ich war ausgesprochen großzügig und zimperlich mit ihr. Seit der Sache mit dem Propagandavideo war ich nicht mal mehr handgreiflich oder irgendwie brutal geworden. Selbst heute nicht, obwohl ich unfassbar schlechte Laune gehabt hatte und sie mich verarscht und einen Fluchtversuch unternommen hatte, hatte ich ihr nichts getan, sondern absolut ruhig mit ihr gesprochen. Und jetzt bekam sie sogar einen kurzen Moment der Freiheit geschenkt, den ihr kein anderer für irgendeine Gegenleistung ermöglicht hätte. Also es war ziemlich eindeutig, dass ich viel zu nett mit ihr war und sie das keinerlei zu schätzen wusste. Gedankenverloren betrachtete ich mein undankbares Püppchen, spielte weiter an ihren Haaren herum und sah sie erst abwartend an, als sie plötzlich die Hände hob und sie an mein Gesicht legte. Oho, da wollte jemand wohl wirklich nach draußen, wenn sie sich dazu durchringen konnte mich zu küssen. Wo sie doch meine Nähe so verabscheute haha. Ich unterdrückte ein allzu zufriedenes Grinsen und schmunzelte stattdessen lediglich innerlich, als sie mich schließlich ein Stück zu sich hinunter zog und mich in einen recht intensiven Kuss verwickelte. Ja doch, man merkte ziemlich deutlich, dass sie alles gab, damit mir das hier genug war, sie nicht noch irgendwas für mich tun musste und ich sie einfach nach draußen ließ. Meine Hände legten sich bestimmt an Alessias Taille, sodass ich sie an meinen Körper ziehen konnte, bevor der - von ihrer Seite aus eher verzweifelt - leidenschaftliche Kuss auch schon ein jähes Ende fand. Jammerschade. Ich könnte natürlich einen weiteren verlangen, jetzt, wo sie mich so fragend und hoffend anschaute, aber ich wollte mal nicht so sein. Sie hatte sie angestrengt und ich musste sie doch belohnen, wenn sie etwas gut gemacht hatte. Haha. "Braves Mädchen", raunte ich der hübschen Brünette grinsend ins Ohr, wobei ich meine Hände einen Moment lang noch liegen ließ, wo sie waren. Schließlich entließ ich sie aber tatsächlich aus meiner körperlichen Nähe, warf ihr noch einen langen Blick zu und zückte anschließend meinen Schlüssel. "Ich nehme an, dir ist klar, dass jeder Versuch zu entkommen mit einem tödlichen Schuss für dich enden könnte", sagte ich wie beiläufig in ihre Richtung. Ich hielt noch einen Moment lang vor der geschlossenen Tür inne, um Alessia ein wenig auf die Folter zu spannen, ehe ich sie schließlich aufschwang, sodass sich der Blick auf Palmen, hellen Sand und, etwas weiter weg, das Meer offenbarte. Ich griff sicherheitshalber nach Alessias Hand - was ihr bestimmt wieder nicht gefallen würde - und trat mit ihr hinaus ins Freie, wobei ich die Augen fest auf ihr Gesicht gerichtet hielt, um nichts von ihrer Reaktion zu verpassen.
Shane Es war wirklich wirklich sehr faszinierend, die Reaktionen der Brünette - beziehungsweise ihres Körpers - zu beobachten. Wie ein Mensch so gespalten sein konnte… Wegen ihm. Ja doch, er genoss das tatsächlich gerade sehr. Bis Isabella wieder glaubte, alles unterbrechen zu müssen. Hm. Das war ihm klar, alles was sie da erzählte. Natürlich nicht, war ihm aber egal. Aber gut. „Nein… Ich denke nicht. Auch wenn du nämlich nicht der Meinung bist, wie wir nun schon ziemlich oft besprochen haben, so bin ich doch sehr nett zu dir und quäle dich eigentlich nicht. Du wärst auch ohne mich jetzt hier Isabella. Und glaub mir, es würde dir noch sehr viel schlechter gehen, wenn ich nicht auf dich aufpassen würde. Da kannst du dir sicher sein“, meinte er vollkommen ernst und betrachtete sie still. „Ich kann dich sogar beruhigen, wenns dir was hilft… Wir werden heute nicht miteinander schlafen“, hauchte er ihr mit rauer Stimme ins Ohr. „Heute… nicht…“ Mit diesen Worten drängte er sie wieder zurück auf die Matratze, wo er sie gleich wieder küsste und diesmal auch fordernd die Zunge dazunahm. Das war keine Warnung gewesen. Er versuchte nur sein bestes, um ihr dabei zu helfen, sich endlich zu entspannen. Ihr zu zeigen, dass nichts schlimmes passieren würde, sie sich beruhigen konnte und es genoss. Jetzt konnte sie das ja schliesslich. Wo sie wusste, dass nichts Böses folgen würde. Ihrer Begierde freien Lauf lassen sozusagen, er würde es ja kaum ausnutzen. Nur ein Bisschen.
Alessia Seine Hände an ihrer Taille liessen augenblicklich alle Warnglocken in ihrem Kopf schrill läuten und sie befürchtete schon, dass es nicht gereicht hatte. Allerdings liess er es dann doch sehr leicht zu, dass sie den Kuss beendete und schien seinen Worten nach zu urteilen auch zufrieden mit dem zu sein, was sie getan hatte. Und dann holte er tatsächlich seine Schlüssel hervor. Mit grossen Augen blickte Alessia darauf und nickte bei seiner Warnung nur schnell, als würde sie es gar nicht wirklich hören. tat sie auch nicht, da sie viel zu beschäftigt mit der Tatsache war, dass Lincoln ihr offensichtlich wirklich die Tür öffnen wollte. Das war so viel mehr, als sie sich hatte erhoffen dürfen. Einen Moment lang dachte sie schon, er hatte nur mit ihr spielen wollen, als er die Tür nicht sofort aufmachte und sie blickte ihn halb wartend halb verstört an, ehe es dann doch endlich soweit war. Er drehte denn Schlüssel im Schloss und sie vergas vollkommen, dass dies nur ein kleiner Ausflug für sie werden würde. Die Sonne blendete viel zu hell und sie blinzelte leicht in den sandigen Boden, auf welchen sie vorsichtig ihre Füsse platzierte, kaum hatte sie das Gefängnis verlassen. Das er ihre Hand nahm, registrierte sie war, war aber gerade viel zu glücklich um sich daran zu stören. Tatsächlich kullerten ihr wieder Tränen über die Wangen, offensichtlich aber nicht aus Trauer sondern vor Erleichterung, endlich wieder frische Luft atmen zu können und die Sonne zu spüren und den Wind zu hören. Die Sorgenfalten waren für einen Moment verschwunden und ihr Gesicht wirkte wieder jünger und vor allem sehr viel glücklicher. Alessia bewegte sich wie ein kleines Kind, das zum ersten Mal einen Schritt nach draussen wagte, betrachtete alles mit wachsendem Staunen, den Sand, die Palmen, die Vögel, das Meer. Und Lincoln. „Danke…“, flüsterte sie beinahe ehrfürchtig und sichtlich berührt, während sie ihn an der Hand in Richtung Strand zog. Das war unglaublich, überwältigend und für den Moment eines der schönsten Erlebnisse ihres Lebens. Für den Moment für den es andauern würde.
Isabella Seine Worte stimmten mich in der Hinsicht etwas nachdenklich, dass ich überlegte, ob er nicht vielleicht wirklich Recht hatte. Ich hatte keine Ahnung, wie mich seine Kollegen behandeln würden und im Endeffekt war er bis jetzt ja doch einigermaßen großzügig gewesen, was Freizeit und so weiter betraf. Aber er hatte mich gewürgt, geschlagen, mit einem Messer bearbeitet, mir eine Ohrfeige verpasst und er schleppte mich täglich zu Gasexperimenten. Vielleicht wäre ich tatsächlich auch ohne ihn hier, und vielleicht ginge es mir wirklich noch schlimmer, wenn ein Anderer für mich zuständig wäre, aber ihn als 'nett' zu betiteln stellte in meinen Augen einen einzigen Widerspruch dar. Ich erwiderte demnach erstmal nichts, sah ihn einfach nur schweigend an und seufzte schließlich leise, bevor er fortfuhr. Seine folgenden Worte stimmten mich dann in der Tat etwas ruhiger, ließen einen wahrhaftigen Brocken von meinem Herzen fallen. Ich konnte mir ein erleichtertes Ausatmen nicht verkneifen und ließ mich sogar einigermaßen widerstandslos in die Matratze zurück drängen. Ehe ich wieder ewig über das Ganze hier nachdenken konnte, lagen Shanes Lippen auch schon erneut auf meinen. "Wir werden überhaupt nicht miteinander schlafen, Shane", nuschelte ich noch bestimmt gegen seine Lippen, bevor ich dann die Klappe hielt, stattdessen seiner Zunge Einlass in meinen Mund gewährte und den Kuss ebenso fordernd und leidenschaftlich erwiderte. Ich hasste es, dass er selbst auf diese Art Kontrolle über mich gewann, aber seine Nähe war im Moment einfach zu berauschend, als dass ich mich dagegen wehren wollen würde. Meine Fingerkuppen glitten sanft über seine bemuskelten Arme, fuhren leicht die Konturen nach - die gerade ganz schön zur Geltung kamen, weil er sich so aufstützen musste - und landeten schließlich in seinem Nacken, wo sie federleicht auf und ab wanderten. Tja. Offensichtlich konnte, beziehungsweise wollte, ich ihm nicht widerstehen, wenn er so drauf war...
Lincoln Und ich sah sie doch tatsächlich ein weiteres Mal an diesem Tag weinen - sehr verwunderlich. Dass das nun jedoch Tränen der Freude waren und demnach etwas komplett anderes, würde vermutlich aber jedes Kind verstehen. Ich beobachtete Alessia aufmerksam dabei, wie sie alles um sich herum mit großen Augen betrachtete und scheinbar versuchte, den Anblick mit jeder Faser ihres Körpers zu verinnerlichen. Ich konnte es ihr nicht verdenken, denn dieser Moment musste wohl der einzige Lichtblick in einem unendlich langen dunklen Tunnel sein. Bevor ich mich innerlich wieder darüber aufregen konnte, dass sie mir nicht dankbar dafür war, hörte ich von Alessia jedoch genau dieses eine Wort, das ich zwar immer zu erwarten vorgegeben hatte, aber letztendlich hatte ich nicht damit gerechnet, dass sie es je über die Lippen bringen könnte. Ich sah die junge Frau leicht überrascht an, nickte schließlich aber nur leicht: "Gern geschehen..." Das war sogar die Wahrheit - auf irgendeine komische Art und Weise gefiel es mir nämlich ihr diese Freude zu bereiten. Sie hatte nun mal einfach ihren Reiz, wenn sie aufmüpfig war und ihre Hoffnung nicht aufgeben wollte. Anders, als wenn sie so schlapp und resigniert war, das amüsierte mich einfach nicht mehr und das wiederum zog mich runter. Ich ließ mal netterweise zu, dass Alessia die Richtung bestimmte, indem sie an meiner Hand zog - war immerhin ihr Ausflug nach draußen - und schlenderte neben ihr her, bis wir das blaue Wasser erreichten. Dort angekommen ließ ich kurzentschlossen ihre Hand los, warum auch immer ich ihr diesen zusätzlichen Freiraum gewährte. Vielleicht, weil ich wusste, dass sie nicht abhauen würde, da ihr der Moment zu viel wert war, als dass sie provozieren wollen würde, dass ich ihn verkürzte. "Geh zum Wasser, wenn du willst. Wir können nicht zu lange weg bleiben, sonst fällt unsere Abwesenheit auf und das wäre nicht gut für mich", murmelte ich, wobei ich meinen Blick konzentriert auf die schäumenden Wellen ein paar Meter vor uns gerichtet hielt.
Shane Jaja blahblah, Isabella hatte keine Ahnung und genau darum war es ihm persönlich egal, was sie hier vor sich hin brummelte. Was wollte sie auch jetzt, wo sie sich vielleicht gerade Mal ne Woche kannten, schon bestimmen, ob sie jemals Sex haben würden. Pfft. Wenn er richtig richtig scheisse drauf wäre, würden ihre Küsschen hier ihn auch nicht mehr beruhigen, mal so nebenbei bemerkt. Spätestens dann würden sie zusammen schlafen, ob sie das dann geil oder nicht so geil finden würde, würde ihn relativ peripher tangieren. Aber bitte. Sollte sie halt vorerst noch in dem Glauben leben, nie mit ihm zu schlafen - wenns ihr doch half, sich hier und jetzt zu entspannen. Ihre Finger auf seiner Haut fühlten sich einfach nur wundervoll an, als würde sie die angestaute Wut und Hitze des heutigen Morgens langsam löschen und abkühlen. Seine rechte Hand glitt nur allzu bald zum Saum ihres Shirts wo sie sich eine Weile aufhielt, bevor sich seine Finger dann unter den Stoff verkrochen und langsam ihre Seite auf und ab fuhr. Er tastete ihren flachen Bauch ab, ihre Rippen, ihre Seite, fühlte die Wärme und Weichheit ihrer Haut und fand es doch ziemlich schade, sich gerade in dieser Zelle und nicht in seinem eigenen Zimmer oder so aufzuhalten. Wo keiner sie sehen konnte, keiner einfach die Tür öffnen konnte, sie ihre Ruhe hätten und naja. Denn irgendwie war es ja auch dumm, hier was anzufangen, um es dann im blödsten Moment wieder abbrechen zu müssen. Wobei ihnen gerade nicht viel anderes übrig blieb, leider. Also löste Shane sich nach einer Weile ein kleines Bisschen von der Brünette, nur um ihr mit einem hochgezogenen Mundwinkel tief in die Augen zu blicken. „Wie lange liegt dein letzter Kuss zurück, Isabella? Hattest du einen Freund, bevor du hierher gekommen bist?“, fragte er leise - laut reden wäre ja gerade eh fehl am Platz - und schaute sie interessiert an. Ja, doch, wollte er jetzt schon mal wissen. Wenn sich die Gelegenheit zum Fragen gerade so gut bot.
Alessia Er schien selber ein Bisschen überrascht darüber zu sein, dass sie sich bei ihm bedankte, aber irgendwie hatte sie sich dabei gar nichts überlegt. Es war einfach die Wahrheit, dass sie ihm sehr dankbar dafür war, dass er sie jetzt einmal raus gelassen hatte. Denn egal was bis jetzt alles zwischen ihnen passiert war, das hatte sie nicht von ihm erwartet und doch, oder gerade deshalb, war es ihr unglaublich viel Wert. Als sie den Strand erreicht hatten, liess Lincoln sogar ihre Hand los, liess ihr die Freiheit, alleine weiter zu gehen, beziehungsweise dahin zu gehen, wo sie wollte. Nur einen kurzen Moment und für die Dauer seiner Worte, blieb sie noch stehen, nickte eifrig zur Antwort und befreite ihre Füsse von den lästigen Schuhen und Socken, ehe sie sich auch schon wieder in Bewegung setzte und zum Meer ging. Oder rannte. Das Wasser spritzte ihr zwischen den Zehen hoch, als sie es traf und die Brünette freute sich wie ein kleines Kind daran. Es fühlte sich an als würde sie das Meer zum ersten Mal unter ihren Füssen spüren, und das, obwohl sie praktisch am Strand aufgewachsen war. Sie ging einige Schritte durch das Wasser, blieb stehen und blickte in die Ferne des Horizonts hinaus. Nichts als Wasser, egal wie sehr sie die Augen zusammen kniff. Sie hatte keine Ahnung, wo sie war. Alessia schloss die Augen, um sich für den Bruchteil eines Augenblicks vorzustellen, in ihrer Heimat zu sein, das Salz zu riechen, die Seebrise zu spüren und die Wasservögel krähen zu hören. Die Erinnerung, an die sie sich in den letzten Tagen nicht mehr hatte erinnern können, weil alles von der Dunkelheit eingenommen worden war. Langsam drehte sich die Brünette zu Lincoln um. Sie wollte nach Hause. Aber das wusste er, das wusste sie, das wussten alle. Und jetzt gerade war sie einfach nur froh darum, überhaupt draussen sein zu dürfen. Sie lächelte leicht. Trat von einem Bein aufs andere. Schaute Lincoln erneut halb grinsend, halb prüfend an, ehe sie sich langsam zum Wasser hinunter beugte, ihre Finger ins kühle Nass tauchte und dann auf einmal eine handvoll Wasser in Richtung des jungen Mannes spritzte. Er sollte nicht so unbeteiligt unglücklich da stehen. Tat er ja sonst auch nie.
Isabella Meine Haut erzitterte unter seiner sanften Berührung, mich durchfuhr ein Kribbeln, ich hätte mich wohl fühlen können. Wenn ich nicht an diesem Ort wäre. Zumindest versuchte ich mir das einzureden, denn die Wahrheit war leider... dass ich mich bereits wohl fühlte. Dass mir seine Nähe behagte. Dass ich mehr von seinen Berührungen wollte. Jedenfalls in diesem Moment. Sobald seine Laune und sein Verhalten sich ändern würden, wurde hoffentlich auch ich wieder normal. Alles andere wäre einfach nur... gestört. Ja, so konnte man das in der Tat betiteln. Meine rechte Hand hatte sich irgendwann an Shanes Haaransatz im Nacken gelegt, meine Finger spielten leicht daran herum, während meine linke Hand sachte über seinen breiten Rücken fuhr. Besonders zurückhaltend war ich demnach also nicht gerade, - musste ich leider selbst einsehen - weshalb auch mein Beschluss, dass wir definitiv nicht miteinander schlafen würden, vermutlich alles andere als überzeugend angekommen war. Dabei war das mein kompletter Ernst gewesen. Glaubte ich zumindest. Als Shane irgendwann langsam seine Lippen von meinen löste und mich mit diesem 'Halbgrinsen' ansah, spürte ich förmlich, wie ich dezent errötete, woraufhin ich verlegen den Blick abwandte. Seine Frage ließ mich dann jedoch wieder aufschauen, sorgte dafür, dass ich ihm, leicht widerwillig, was die Antwort betraf, in die Augen sah. "Naja...ja, nein ich hab mich ungefähr eine Woche vorher von ihm getrennt, was ich eigentlich schon viel früher hätte tun sollen, aber... ach egal", gab ich ihm eine doch recht ausführliche Erwiderung - hatten wir wohl beide nicht erwartet. Und warum hatte er das eigentlich wissen wollen? Ich ertappte mich dabei, dass ich immer noch dabei war Shanes Hinterkopf quasi zu kraulen, was mir jetzt - wo wir uns nicht mehr küssten - irgendwie peinlich war. Demnach ließ ich die Hand ziemlich abrupt sinken, stützte mich stattdessen ein wenig auf die Ellbogen und sah dem jungen Mann direkt in die Augen. "Wann war dein letzter Kuss?", fragte ich unverfroren zurück. Ich vermutete ja nicht allzu lange her. Andererseits... wer wusste schon, wie oft er so freien Zugriff auf ein Versuchskaninchen hatte? Naja, jedenfalls gab ich mir selbst das Recht zu fragen, wenn er es doch auch tat. Ich war auch neugierig.
Lincoln Ich fühlte mich selbst rundum wie ein Stalker, während ich am Strand stand und Alessia (ich wollte wieder Alissa schreiben xD) ganz genau dabei beobachtete, wie sie das Meer, die Luft, einfach Alles auf sich wirken ließ. Sie wirkte glücklich - das erste Mal seit dem ich sie kannte. War ihr ja auch nicht zu verdenken. Gut, ansonsten erlebten wir unsere Versuchskaninchen überhaupt nie glücklich, weil ihnen sowas hier ganz sicher nicht vergönnt war, aber vielleicht sollten wir ja mal was daran ändern. Schade, dass ich bei solchen Entscheidungen kein Mitspracherecht hatte. Genauso, wie ich eigentlich absolut keine Berechtigung hatte, Alessia einen Spaziergang nach draußen zu ermöglichen, und hier deshalb gerade mehr oder weniger meinen Kopf riskierte. Naja, was tat man nicht alles, um sein Püppchen glücklich zu machen. Ich war gedanklich ziemlich abgedriftet und hatte eigentlich lediglich mit verschränkten Armen dagestanden, als ich aus dem Augenwinkel registrierte, dass die hübsche Brünette mich tatsächlich angrinste. Ich hob fragend eine Augenbraue und wollte sie schon fragen, was mit ihr los war, als sie mich plötzlich allen ernstes nass spritzte. Im ersten Moment sah ich sie mehr oder weniger perplex an, fing mich dann jedoch recht schnell wieder und hob meine Mundwinkel ebenfalls zu einem herausfordernden Grinsen: "Na warte." Ich löste die Verschränkung meiner Arme, schlüpfte aus meinen Schuhen - wäre nicht so vorteilhaft, wenn die gleich Spuren im Gebäude hinterließen - und lief kurzerhand auf Alessia zu, bevor ich sie ohne große Umschweife hochhob, nur um mit ihr ins ein wenig Tiefere zu waten, sie dort vollkommen unabsichtlich - hust - fallen zu lassen und zu beobachten, wie sie für einen kurzen Moment unterging. "Ups", zuckte ich schließlich grinsend die Achseln, als sie wieder auftauchte - wie ein nasser Pudel wohlgemerkt.
Shane Ihr schien die ganze Situation im Gegensatz zu ihm ziemlich ungemütlich und peinlich zu sein, so wie sie errötete, kaum liess er etwas von ihr ab. Dabei war das doch vollkommen unnötig, sie brauchte ihren Gefallen an dieser Situation doch nicht zu verstecken, wie wenn er noch immer nichts davon mitgekriegt hätte.. Fand er. Aber gut. Allerdings schienen die Küsse nicht nur ihren Wunsch nach Nähe sondern auch ihre Zunge ein Bisschen lockerer gemacht zu haben, so wie sie ihm gleich darauf ohne Widerrede auf seine Frage antwortete. Ziemlich ausführlich antwortete. Jedoch liess sie ihm dann gar nicht die Zeit, noch weiter nachzuhacken, sondern stellte ihm eine doch recht unerwartete Gegenfrage. Er lächelte leicht über ihre kecke Art, die hinter dieser Frage zu stecken schien, zuckte dann aber nachdenklich mit den Schultern. „Wahrscheinlich länger her als du denkst“, meinte er dann, ohne ihr damit eine direkte Antwort zu geben. Tatsächlich wohnten auf der Insel ausschliesslich Männer, bis auf die Gefangenen halt. Und schwul war er nicht. Aber schon lange nicht mehr von der Insel gekommen. Das Letzte Mal wars für die Flugzeugentführung gewesen und da hatten sie absolut keine Zeit gehabt, um irgendwen zu küssen auf dem Festland. Von daher lag sein letzter Kuss tatsächlich schon zwei, drei, vier Wochen zurück. Shane blickte Isabella noch einmal tief in die Augen, drückte ihn einen vorerst letzten Kuss auf die Lippen, ehe er sich zur Seite drehte und schliesslich neben ihr auf der Matratze liegen blieb. Das Aufstützen war mit der Zeit anstrengend geworden und da sie ja sowieso nicht weiter gehen würden als die Küsse, konnte er gut auch einfach neben ihr sein. „Was war den mit deinem Freund nicht gut, dass du dich schon länger von ihm hättest trennen sollen?“, führte der Dunkelhaarige gleich darauf die Fragerunde weiter und schaute die hübsche Brünette interessiert an. Interessierte ihn ja doch, wenn sie es vorhin noch so deutlich erwähnt hatte.
Alessia Sie lachte leise vor sich hin, als Lincoln im ersten Moment so überrascht reagierte. Er schien wirklich nicht mit Wasser gerechnet zu haben haha, was brachte er sie auch zum Strand runter, wenn er Angst vorm Nass werden hatte? Gleich darauf wurde sie aber eines besseren belehrt und der junge Mann bewies ihr ziemlich deutlich, dass er doch keine Wasserphobie hatte. Sie war etwas zur Seite gewichen, während Lincoln sich seiner Schuhe entledigte, allerdings nicht so schnell, dass er sie dann nicht doch ganz rasch eingeholt hatte. Die Brünette strampelte lachend, als er sie hochhob, versuchte noch etwas unbeholfen, sich zu befreien, bevor sie auch schon ohne Vorwarnung fallen gelassen wurde und zappelnd wie ein sterbender Käfer unterging. Keine zwei Sekunden später tauchte Alessia aber auch schon wieder auf, hustete lachend vor sich hin, während sie versuchte, das Salz aus ihren Augen zu streichen, um diese wieder aufzukriegen. „Du Idiot! Das ist unfair!“, lachte sie und schaute kurz an sich runter. Ja, die Kleidung konnte sie dann wohl gleich wieder wechseln. Die weisse Bluse klebte an ihrem Körper wie eine zweite Haut und naja, war durchsichtig, aber egal. In diesem Moment störte sich die Brünette herzlich wenig daran und dachte viel eher daran, wie sie Lincoln das gleich wieder heimzahlen konnte. Denn quitt waren sie bestimmt nicht, sie hatte ihn bloss ein Bisschen nassgespritzt und er sie getaucht. Amüsiert blinzelnd blickte Alessia ihn an, ehe sie sich dann aber ohne Vorwarnung an seinen Rücken und schliesslich an seine Schultern klammerte, die Beine um seinen Bauch gelegt. Und irgendwie versuchte, ihn so ebenfalls unter Wasser zu kriegen. Es war für ihre Verhältnisse viel zu lange her, dass sie gelacht hatte, wo sie doch sonst ein überaus glücklicher Mensch war, der nur so von Lebensfreude und Energie strotzte. Somit tat es auch einfach nur gut, endlich wieder zu lachen und tatsächlich Spass zu haben - auch wenn sie dafür komplett ignorieren musste, wer ihr Gegenüber eigentlich war. Es fiel ihr überraschenderweise auch überhaupt nicht schwer, im Gegenteil. Die Vorstellung, Lincoln war einfach irgendein Freund von ihr, mit dem sie gerade in Kleidern im Meer herumtollte, klang für sie doch eigentlich so viel logischer als die Wahrheit. Machte so viel mehr Sinn…