Darya Freitagabend. Arbeit. Die junge Frau blickte bestimmt schon zum zehnten Mal in der letzten Dreiviertelstunde auf die Uhr. Doch die schien einfach nicht schneller ticken zu wollen um sie ihrem Feierabend näher zu bringen. Es war mittlerweile genau 22:48 Uhr, wie sie mit einem elften Blick zum Handgelenk festgestellt hatte. Und sie konnte frühestens um 5 Uhr in der Früh gehen, wenn sich die kleine aber eben sehr gut besuchte Bar und der dazugehörige Club endgültig geleert hatte und sauber für den nächsten Tag waren. Seufz. Eigentlich mochte sie ihre - natürlich eher wochenendorientierte - Arbeit bis jetzt ja ganz gerne. Wobei das erst ihr dritter Tag war und sie somit noch relativ vorsichtig damit umging, hier voreilige Schlüsse und Fazite zu ziehen. Aber es war lebendig, die Atmosphäre frisch, aufgestellt. Und irgendwie voller prickelnder Gefühle, voller Freude, Aufregung, Lust und Liebe. Und Darya wusste, dass das eigentlich nicht die Vibes waren, die sie suchen sollte und die anziehend auf sie wirken sollten. Aber was will man machen, war halt so. Und das musste ja keiner wissen. Ausserdem war es nicht ihre Idee gewesen, als Erstes einmal hier zu arbeiten sondern der Vorschlag ihres ‘Mentors’, wenn man ihn so nennen wollte. Der, der ihr helfen sollte, sich mit der Menschheit besser zurecht zu finden. Der, an den sie sich wenden sollte, wenn sie ein Problem hätte, das sie partout nicht selber lösen konnte. Oder wenn sie sich sicher war, einen Engel gefunden zu haben. Denn die gehörten hier nicht hin. Die gehörten nirgendwo hin, ausser vielleicht in ihren heiligen Himmel, wo sie ihr ganzes verdammtes Leben mit Singen und Lachen verbringen und keinen stören konnten. Ätzend... Nunja, die Absicht einer Arbeit im Ausgangsviertel der grossen Stadt war wohl die, dass sie direkt mit den Abgründen der (besoffenen) Menschheit konfrontiert wurde. Je weiter die Nacht fortschritt, umso auffälliger wurde das absolut alkoholvergiftete Verhalten dieser Individuen immerhin. Nun, gerade hatte die Blondine keine Zeit, sich weiter mit solchen Themen auseinander zu setzen, da sie dabei war, zwei, wahrscheinlich etwas zu starke, Drinks für zwei eh schon eindeutig angetrunkenen Weiber zu mixen. Ihr wie immer relativ dunkler Blick wanderte kurz zum Spiegel, der fast die ganze Breite der hinteren Wand der Bar durchzog und in dem sie unter anderem eben die beiden viel zu jungen Frauen hinter sich an der Bar beim Schwanken beobachten konnte. Ein Bild, welches sie sofort dazu animierten, doch etwas mehr Cola in den Whisky zu schütten. Sie drehte sich gerade mit den beiden vollen Gläser in den Händen um, wollte die Weiber schon dazu auffordern, ihr das entsprechende Geld zu zahlen, als irgendein nicht so intelligentes Exemplar ihrer Arbeitskollegen vorbeirauschte und ihr somit einen leichten Schubser verpasste. Der sie wiederum erschrocken mit zwei nur noch halbvollen Gläsern in den tropfenden Händen zurückliess. „Verdammt, kannst du nicht aufpassen Ash?!“, zischte sie den Dunkelhaarigen angepisst an, ignorierte die Tatsache, dass es Erstens sicher nicht (nur) seine Schuld war, und er Zweitens eindeutig mehr von dem Whisky Cola abbekommen hatte als sie. Ihre Hände. Whatever.
It's like taking the colours out of the sunset. It doesn't make any sence.
Laute Musik. Tanzende Menschen. Schwitzende Körper und der Geruch von Alkohol, Pizza und den raunenden, mit der Musik verschwimmenden Stimmen die versuchten sich zu unterhalten, was zumindest in diesem Teil der Bar, des Clubs nahezu unmöglich war. Gefühlte zwei Meter von den Boxen und vom DJ-Pult entfernt gab es keinerlei Chance auch nur ein klares Wort zu erkennen, weswegen er auch gar nicht versuchte etwas zu verstehen. Ohnehin musste er ehrlich gestehen, dass es ihn eigentlich gar nicht interessierte. Das gefühlte zwanzigste Mal wurde er jetzt zu den verdammten Toiletten gerufen. Er war noch nicht lange hier, genau genommen war das jetzt sein dritter Abend hier, aber es nervte ihn schon jetzt gewaltig, dass er nur für die Drecksarbeit eingesetzt wurde. 'Äh Ash, könntest du bitte aufs Herrenklo, da hat wieder einer gekotzt. Das müsste jemand wegwischen' - 'Ash? Vor der Tür ist eine Schlägerei, ruf die Bullen und pass auf das nichts weiter passiert bis die da sind' und so ging das hin und her, er war nur am herumrennen und aufpassen, dass er keine pampige Antwort zurück gab, seine Laune war mittlerweile nämlich auf dem Tiefpunkt angelangt. Wieso er ausgerechnet hier her hatte kommen müssen, hier starten müssen, war ihm wirklich ein Rätsel. Letzten Endes war es aber egal, denn er hatte nicht wirkliche eine Wahl; müsste und würde einfach das Beste daraus machen. So hatte man ihn schließlich auch erzogen: Man musste nun mal arbeiten um gutes zu tun, die Menschen im Blick haben, die Schwierigkeiten bekommen könnten und im Grunde war das hier der perfekte Platz dafür, alkoholisierte Menschen stolperten nämlich geradezu von einer in die nächste Schwierigkeit. Er war so in Gedanken, dass er Darya tatsächlich nicht richtig wahrnahm, als er seinen eigentlichen Platz hinter der Theke wieder einnehmen wollte. So kam es, dass er sie leicht anrempelte und sie ihm geradewegs zwei volle Gläser Whisky Cola über das Shirt schüttete. Und zu allem Übel pampte sie ihn dafür auch noch an. Entnervt sah er an sich hinab, schloss einen Moment die Augen und besann sich zur Ruhe. Auch wenn es ihm sichtlich schwer fiel hob er den Blick wieder an, winkte ab: "Sorry, ich war in Gedanken." Dabei entging dem Dunkelhaarigen keineswegs, dass durchaus er Derjenige war der hier den meisten Teil der Getränke abbekommen hatte und nicht die Blonde selbst. Im Grunde wäre er also im Recht sie anzupampen - wenn man ihn fragte zumindest. Aber hey, sie war hier auch noch neu, hatte soweit er wusste mit ihm gemeinsam angefangen und vermutlich genauso überfordert wie Ashton selbst. "Ich machs bei nem Feierabendbierchen... nun ja, oder nem Morgenkaffee wieder gut, versprochen" versprach er, bevor er das klebrige Shirt von der nackten Brust löste, ein wenig ausdehnte, sodass es nicht mehr unangenhm nass an seiner Brust klebte. "Jetzt werd' ich aber erst mal sehen ob ich ein anderes Shirt finde.."
Darya Seine Reaktion war… irgendwie alles, was sie nicht erwartet hatte. Sie war es sich gewohnt, immerzu auszuteilen und gleich darauf für ebendieses Verhalten wieder einzustecken. Und dann wieder zurückzugeben. Weil man das so machte, weil man es nicht auf sich sitzen liess, wenn man von jemandem dumm angemacht wurde. Zumindest dann nicht, wenn die Person nicht irgendwie einem höheren Teil der Gesellschaft angehörte. Das war dann natürlich eine andere Sache. Aber dieses ganze System schien man hier nicht anwenden zu können, oder zumindest Ash kannte es nicht. Er.. er entschuldigte sich einfach, obwohl es eigentlich nicht wirklich seine Schuld gewesen war, da sie ja auch nicht geschaut hatte, als sie sich umgedreht hatte. Okay, Darya, durchatmen, weitermachen. Sie war dezent verwirrt und vor den Kopf gestossen, aber das sollte sie jetzt wohl besser mal überspielen und ignorieren. Ihr Blick, der mal wieder wie immer sehr offen verriet, wie sie sich gerade fühlte, wanderte von ihren nassen Händen zu seiner Brust, von dort zu seinen Augen, wo er einen Moment hängen blieb. seine weiteren Worte machten ihre Gefühlslage nicht unbedingt besser. Ein Morgenkaffee als Wiedergutmachung?? Das war keine besonders übliche Art des Ausgleiches… Die junge Frau wandte sich rasch ab um sich mit den besudelten Gläser zum Spülbecken links hinter ihr zu begeben, schüttelte nur etwas den Kopf und gab ein viel zu unsicheres „Okay“, von sich, als Antwort auf alles, was er gesagt hatte. So konzentriert sie die Gläser auch wegräumen wollte, so unvermeidbar war es auch, dass sie den Blick doch nochmal hob, um ihn durch den Spiegel durch nochmal kurz anzublinzeln. Er hatte sie gleichwohl verwirrt und irgendwie neugierig gemacht. Und vor allem hatte er ihr ein schlechtes Gewissen beschert, das sie nun mühsam wieder verdrängen durfte und das weitaus störender war als die klebrigen Hände, die sie nun wusch, ehe sie zwei neue Gläser füllte. Die Blondine schüttelte erneut, diesmal über sich selber, den Kopf und wandte sich dann etwas vorsichtiger mit den beiden Gläsern der Theke zu, schob sie den beiden schon ungeduldig wippenden Weiber zu, die wohl alles etwas verwirrt mit angeschaut hatten. „15 $ bitte und wenn ihr weiter so guckt, sinds 20“, forderte Darya mit einem gespielten, genervten Lächeln, woraufhin die beiden irgendwas murmelten, ihr das Geld zusteckten und sich mit einem letzten komischen Blick in ihre Richtung abwandten. Fuck. Gestern war das irgendwie besser gegangen. Und das alles nur wegen.. ja eigentlich wegen den blöden Weibern, ohne die hätte sie immerhin die Drinks nicht mischen müssen.
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Ashton war so sehr mit sich selbst beschäftigt gewesen, dass ihm ihre leicht verwirrte Reaktion auf seine Worte gar nicht aufgefallen war. Er hasste diesen Job, aber er musste das Beste daraus machen. Also würde er die Situation abtun, es konnte schon mal passieren, sie hatte es ja nicht mit Absicht getan. Daher wandte er sich nun mit einem letzten Blick zu ihr ab - sie hatte ihm schon den Rücken zu gewandt - und der Tür hinter der Bar zu: Dahinter befand sich ein kleiner Aufenthaltsraum für die Angestellten, wo sie ihre Sachen abstellen konnten, mal kurz der lauten Musik und den besoffenen Gästen entfliehen konnten. Als die Tür hinter ihm zufiel war die Musik nur noch gedämpft zu hören, was wohl auch seinen schon halb tauben Ohren zu verschulden war. Die Ruhe war fast schon ein wenig bedrückend. Das erste was der Dunkelhaarige tat war es, sich das Shirt über den Kopf zu ziehen und es über eine der Stuhllehnen zu hängen. Als nächstes ging er zu dem Waschbecken das sich im einen Eck des Raumes befand, direkt eingebaut in eine kleine Küche, auf der sich eine Kaffeemaschine befand.. genauso eine Mikrowelle, das war es dann aber auch schon wieder. Nachdem er sich halbwegs von dem klebrigen Whisky-Cola-Gemisch befreit hatte, sah er sich kurz im Raum um, hier würde er vermutlich nichts finden, das er sich anziehen konnte, aber eine Tür weiter, bei den Sachen die die Gäste an der Garderobe vergessen hatten würde sicher etwas dabei sein. Gesagt, getan. Wenig später trug er ein fast passendes, nur leicht zu großes Shirt. Wieso auch immer jemand an der Garderobe sein Shirt abgab. Aber gut, das war im Grunde genommen nicht sein Problem - genauer gesagt war es sogar sein Glück. So musste er sich den Rest der Nacht nicht in einem Pullover den Arsch abschwitzen, sondern konnte weiterhin den Rest seiner Arbeitszeit in dem weißen Shirt fristen. Gesagt, getan. Den Rest des Abends verbrachte Asher damit leere Gläser einzusammeln, kaputte Gläser aufzusammeln, die Toiletten zu schrubben, ein ziemlich besoffenes Mädchen in ein Taxi zu verfrachten, damit es nicht irgendwelchen Idioten zum Opfer fiel und letzten Endes den letzten die sich noch in der Früh auf der Tanzfläche herumtummelten zu sagen, dass es zeit war zu gehen. Das kam natürlich nicht sonderlich gut an, letzten Endes schaffte er es aber auch diese noch aus dem Club zu verfrachten und so endlich die Türen hinter sich abschließen zu können. Nun waren nur noch die Angestellten des Clubs da, diejenigen, die die Ehre hatten, heute bis in die frühen Morgenstunden arbeiten zu müssen. Jetzt noch grob aufräumen und dann waren die Putzfrauen an der Reihe. Wenigstens mussten sie die Drecksarbeit nicht auch noch übernehmen. Nachdem der grobe Dreck also weg war, gesellte er sich wieder zu der Blondine an die Bar, die gerade dabei war die letzten Gläser zu polieren und in das Regal hinter sich einzuräumen: "Deinen Kaffee hab ich nicht vergessen - falls du also nichts vor hast, würd ich mich gleich auf den Weg machen.." teilte er ihr mit einem müden lächeln mit. Klar war er k.o. von der langen, anstrengenden Nacht, aber der Erfahrung nach bekam er in der nächsten Stunde sowieso kein Auge zu, weil ihm die Musik noch in den Ohren dröhnte und der Geruch von Alkohol und Kotze noch eine ganze Weile in der Nase hängen würde.
"You can fool all of the people some of the time, and some of the people all of the time, but you can't fool all of the people all of the time."
Darya Der Rest der Nacht verlief wenig spektakulär. Darya tat ihr bestes darin, die gut gelaunte Barkeeperin zu spielen und gleichzeitig doch nicht ehrlich zu lachen, sich nicht zu amüsieren und nicht wirklich Gefallen daran zu finden, nett zu sein und Leuten zu helfen. Ihnen ehrlich das Geld zurück zu geben, das sie zu viel gaben, weil sie total besoffen waren. Die Scherben der zerbrochenen Gläser aufzuwischen, ohne dafür jemanden anzuschreien. Den netten Kerl, der ihr etwas zu trinken zahlen wollte, obwohl sie hinter der Bar stand, kalt abzuweisen, nichtmal anzulächeln oder sich wirklich zu bedanken. Kurz: Es war verdammt anstrengend. Schwierig, ihre Rolle zu spielen, ihren Werten treu zu bleiben und so weiter zu leben, wie sie das gelernt bekommen hatte. Hier, in einer Welt, in der ihr keiner mehr vorzeigte, wie das ging, mit Leuten, die mit ihren Emotionen und Gefühlen so viel anders umgingen als sie es gewohnt war. Somit war sie froh, als sich das Lokal langsam leerte und irgendwann von ihren Kollegen ganz geleert wurde. Sie begann sofort damit, beim Aufräumen zu helfen, damit sie baldmöglichst verschwinden konnte. Die Ersten ihrer Kollegen waren schon nach Hause gegangen, als sie gerade die letzten Gläser wegräumte und dabei von Ashton aus den Gedanken gerissen wurde. Kaffee..? Moment, hatte er das ernst gemeint? Sie zog beide Augenbrauen hoch und legte die Stirn nachdenklich in Falten, als sie rasch alle Gläser wegräumte und sich dann zu ihm umdrehte. „Wirklich?“, fragte sie verwirrt und schneller, als sie sich über ihre Worte Gedanken machen konnte, schob so rasch „ich meine, klar, nein, ich habe nichts vor ausser nach Hause zu gehen..“, nach. Und das war so, was sollte sie auch vorhaben? Nach der Arbeit brauchte sie erstmal dringend Ruhe, um ihren Geist wieder etwas runter zu bringen, ihre Gedanken zu sortieren und die Seele zu sortieren. Und dann zu schlafen. Aber das konnte sie auch später noch. Immerhin war sie ja auf der Erde, um sich hier gewissermassen in die Gesellschaft einzugliedern und sowas wie Freunde wären sicher kein schlechter Anfang dafür.. Und sie könnte es ja mal mit ihm versuchen, wenn er sie schon freiwillig für Kaffee einlud. Die Blondine hängte das Tuch an den Hacken, ehe sie sich mit einem letzten Kontrollblick von der Bar verabschiedete und im Hinterraum ihre Tasche und Jacke holte und ihre Schuhe wechselte, da sie die klebrigen Dinger lieber hier liess. Als sie fertig damit war, wandte sie sich mit fragendem Blick und leicht schiefgelegtem Kopf wieder an Ash. „Wohin des Weges?“, fragte sie mit einer gewissen Neugierde in der Stimme. Und sie hätte ihn fast angelächelt.
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Ihr 'Wirklich' entlockte dem Dunkelhaarigen ein schiefes Grinsen. "Ja, das war ernst gemeint - auch wenn ich nicht mehr Schuld wie du an dem Unglück vorhin getragen habe" teilte er ihr mit. Er kannte hier noch niemanden wirklich, neben seinen Arbeitskollegen kam er nur mit der Frau im Bäcker hier in der Nähe mal ins Gespräch, ab und an auch mal mit dem Herrn an der Fleischtheke im Supermarkt, aber das war es dann auch schon. Dadurch dass die Arbeitszeiten so schrecklich waren, hatte er praktisch keine Chance wie ein zivilisierter Mensch mal tagsüber unter den Lebenden zu wandeln, da er müde von der Nacht meist den ganzen Tag verschlief. Wieso ihm die Engel also ausgerechnet diesen Job verschafft hatten war ihm ein Rätsel, denn ob ihr verschollenes Engelsmädchen ausgerechnet hier anzutreffen war, das bezweifelte er doch schwer. Wie falsch er mit dieser Annahme lag sollte er wohl in naher oder ferner Zukunft auch noch herausfinden. Als die Blondine ihr Zeug im hinteren Räumchen zusammen gesucht hatte, rutschte Ashton vom Barhocker, er hatte seine Sachen zuvor schon geholt: eine Lederjacke und sein verklebtes, noch immer feuchtes Shirt, das er nachher erst mal in die Wäsche schmeißen würde. Das Shirt legte er sich ungeachtet der Feuchtigkeit über die Schulter, bevor er gemeinsam mit der jungen Frau die Bar verließ. Draußen begann es gerade zu dämmern. Jetzt standen langsam die anderen Leute auf und sie Beide waren auf dem Heimweg um schlafen zu gehen - verrückte Welt. "Ich bin erst vor kurzem hergezogen und kenne mich nicht sonderlich gut aus, aber da vorne ist eine Bäckerei, die hat jetzt schon auf und der Kaffee da ist gar nicht übel" teilte er ihr mit. Um diese Uhrzeit war es auch nicht gerade leicht einen Laden zu finden in dem man schon etwas bekam. Da kam ihm die Bäckerei die auf seinem Heimweg lag gerade gelegen. Kurz darauf hielt er ihr - ganz Gentleman wie er es gelernt hatte - die Tür zur Bäckerei auf, in der eine blonde Bäckereifachangestellte hinter der Theke stand und schon jetzt wirkte, als wäre sie hellwach, wo der Rest der Welt noch schlief oder gerade schlafen ging. "Guten Morgen ihr Zwei, was kann ich für euch tun?" wandte sie sich an die Beiden, woraufhin Ashton ein "Ich bekomm' einen Kaffee, Schwarz bitte. Und sie-" sein Blick wanderte zu Darya, die er fragend anblickte. Währenddessen kramte er den Geldbeutel heraus. "Ach und eins von den belegten Brötchen da bitte auch noch..." teilte er ihr mit, bot wenig später auch Darya an sich ihr Frühstück auszusuchen, sofern sie hungrig war.
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Darya Sie verliess mit Ashton den nun endlich schlafenden Club, um erstmal in die Richtung zu gehen, die er wie selbstverständlich einschlug. Was nicht falsch war, da sie auch da lang musste, um später nach Hause zu kommen. Sie nickte bei seinem Vorschlag und willigte auch gleich mit den Worten: „Klar, passt für mich“, ein. Es dauerte tatsächlich nur sehr kurz, bis sie die angesteuerte Bäckerei erreicht hatten, worüber sie auch gerade froh war, da bis anhin Stille zwischen ihnen geherrscht hatte. War ihr zwar nicht sonderlich aufgefallen, da sie diversen Gedanken nachhing, die noch durchdacht sein wollten, aber auf Dauer wäre das wohl komisch gewesen. Er verwirrte sie heute schon mindestens zum dritten Mal, als er ihr die Tür zur Bäckerei aufhielt, damit sie eintreten konnte. Das konnte sie doch selber auch ganz gut… Wieso machte er sowas? Überhaupt hatte sie ja keine Ahnung, warum er so nett war, wenn sie, wie er selber vor wenigen Minuten noch gesagt hatte, mindestens genauso viel Schuld an der Sache mit den Drinks getragen hatte. But well. Drinnen grüsste sie artig die Blondine, die viel zu fit für diese Stunde des Morgens wirkte, ehe sie ohne gross zu zögern „auch Schwarz.. Bitte.“, bestellte. Dazu gleich darauf noch eines der vielen Brötchen, die zur Auswahl standen. Mit Walnüssen und Sonnenblumenkernen. In Herzchenform. Einfach, weil es so süss aussah - und sie schon wieder fast zum Lächeln brachte. Gleich darauf setzte sie sich gegenüber von Ash an eines der kleinen, süssen Tischchen am Fenster, streckte kurz ihre etwas überbeanspruchten Glieder und ihr Blick glitt wieder zu dem gutaussehenden Mann. „Danke... fürs Frühstück“, bedankte sie sich nun auch bei ihm höflich. So viel hatte sie noch gelernt bekommen, bevor sie aus der Hölle entlassen wurde. Dass man danke und bitte sagte, hier oben. Und eigentlich auch, dass man dazu lächelte, aber das traute sie sich nicht. Sie konnte nicht lächeln, geschweige denn wirklich Lachen. Das war zu.. gefährlich, konnte zu viel befreien, zu viel offenlegen, dass sie so geschickt und mit so viel Arbeit und Disziplin weggesperrt hatte. Und über das sie auch jetzt nicht nachdenken sollte, weshalb sie sich, kaum erwischte sie ihre Gedanken auf diesem dunklen Pfad, sofort wieder an den jungen Mann wandte, den sie eigentlich noch so schlecht bis gar nicht kannte. „Du hast gesagt, du bist erst vor kurzem hier her gezogen… Wo hast du denn davor gewohnt? Wieso bist du umgezogen?“, fragte sie ihn auf einmal interessiert.
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Gemeinsam mit Kaffee, Brötchen und der Blondine ließ er sich an einen der wenigen Tische in der Bäckerei sinken nachdem er bezahlt hatte. Ihr Danke erwiderte er mit einem leichten Lächeln, bevor er herzhaft in das mit Lyoner, Käse und Salat belegte Brötchen biss das er sich ausgesucht hatte. Die letzten Drei Tage, seit er in der Bar arbeitete und auf der Erde war, ging er eigentlich jeden Morgen hier in die kleine Bäckerei und aß und trank das selbe, normalerweise allerdings zu Hause und nicht einsam und alleine an diesem Tisch. Aber hey, auch das hatte mal etwas gutes, oder nicht? So konnten sie durch das Schaufenster die ersten Leute beobachten die sich abhetzten um ihren Bus, die Bahn oder ein Taxi zu erreichen das sie zur Arbeit brachte oder sonst etwas tat. Das war zwar nicht sonderlich interessant, aber in Gesellschaft war es durchaus auch einmal schön zu frühstücken. Erst auf ihre Fragen hin sah er wieder auf, er war nicht unbedingt geübt darin ein Gespräch aufrecht zu erhalten - im Himmel war er immer ein wenig der Außenseiter gewesen, war aber durchaus gewillt es zu versuchen. So schwer konnte das ja nicht sein. Er schluckte runter, sodass sein Mund wieder leer war und setzte dann zu einer Antwort für Darya an: "Ich komme aus Europa - wollte einfach mal was anderes sehen; ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten schätze ich. Der Reiz etwas auszuprobieren das ich noch nicht kenne und neue Leute kennenzulernen." Er zuckte leicht mit den breiten Schultern, bevor er den Kopf leicht schief legte und innerlich leise seufzte. Gott, es war nicht so schlau gewesen ihr das zu erzählen, er hatte sich noch gar nicht wirklich etwas zurecht gelegt und musste nun darauf achten, dass er nicht über seine eigenen Lügen stolperte und sich verhaspelte. "Und du? Wohnst du schon lange hierin der Stadt? - Ich meine, in der Bar hast du wohl auch erst vor ein paar Tagen angefangen, was hast du davor gemacht?" stellte er ihr nun die Gegenfragen zu ihren Fragen, biss anschließend wieder in sein Brötchen, welches mittlerweile schon gut zur Hälfte in seinem Magen verschwunden war.
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Darya Sie begann nachdenklich damit, die Kerne vom Brötchen zu picken und rührte einmal kurz in dem Kaffee, den man eigentlich nicht zu rühren brauchte, da eh nur Kaffee drin war. Dann bekam sie auch schon eine Antwort von ihm, hob brav den Kopf um ihn beim Sprechen anzuschauen. Europa… Das war weit weg, glaubte sie. Vielleicht war es da schöner als hier. Sie kannte zwar weder dieses Land noch irgendein anderer Ort dieser Welt bis jetzt wirklich, aber sie hatte ja nichtmal entscheiden können, wo sie denn hin wollte. Eigentlich hatte sie relativ wenig selber entscheiden können. War aber wohl auch besser so, da sie eh absolut keine Ahnung von nichts auf dieser Welt hatte. „Europa… Ist es schön dort?“, fragte sie weiter nach, noch bevor sie seine Gegenfragen vernahm. Wieder rührte sie einmal durch den Kaffee, blickte zum Fenster raus und zuckte dann mit den Schultern. „Ich bin auf einer kleinen Insel in den Bahamas aufgewachsen, eine, die man kaum auf den Karten erkennen kann. Hierher gekommen bin ich erst vor einer knappen Woche. Und bis jetzt ist hauptsächlich… überfordernd“, erzählte sie, blickte wieder zum Fenster raus auf die langsam heller werdenden Strassen. Das war es wirklich. Alles an der ganzen Umstellung war anstrengend und kompliziert, schwierig und herausfordernd. Sie wusste nicht, ob sie wirklich froh sein sollte, hier zu sein. Klar hatte sie sich insgeheim immer gewünscht, die Hölle endlich zu verlassen, weil sie immer gewusst hatte, dass es noch mehr geben musste. Aber gleichzeitig hatte sie diesen Wunsch ein Leben lang so vehement unterdrückt und jetzt, wo sie draussen war, wusste sie noch weniger, was sie davon halten sollte als vorher. Darya drehte sich rasch wieder zu ihrem Gegenüber, um - wie fast dauerhaft - die Gedankengänge zu stoppen, widmete sich dann endlich ihrem Kaffee und gleich darauf auch dem Brötchen. Wieso nochmal hatte sie ein herzförmiges Brötchen genommen? Herzchen waren dumm.
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Tja, war es schön in Europa? Eigentlich konnte er es gar nicht sagen, er war nie dort gewesen. Da hatte er sich ja mal wieder schön in die Scheiße geritten, leicht zuckte er mit den breiten Schultern: "Nun ja, eigentlich ist es gar kein so großer Unterschied zu hier, nur dass ich aus einer deutlich kleineren Stadt kam als es die hier ist." teilte er ihr also mehr Wischi- wie Waschi mit. Er versuchte sich einfach so geschickt wie möglich aus der Sache wieder heraus zu reden, wobei sie ohnehin erst mal auf seine Fragen antwortete, sodass er beschloss sich einfach darauf zu konzentrieren dass sie wohl auf einer kleinen Insel auf den Bahamas groß geworden war und nun selbst noch ganz frisch in dieser Stadt lebte. Und was die Überforderung betraf: Da sprach sie ihm praktisch aus der Seele. Im Himmel war das alles deutlich leichter gewesen, vermutlich auch einfach weil er dort groß geworden war und nichts anderes kannte. Aber dort gab es nicht so etwas wie Städte, alle lebten eben zusammen, nicht verteilt über eine ganze Erdkugel. Allerdings auch nicht auf weißen Schäfchenwolken wie man sich das vielleicht vorstellte. Aber wenn er ihr das erzählen würde, würde sie ihn für verrückt erklären. "Das kann ich gut nachvollziehen - ist alles... nun ja, einfach viel." erwiderte er mit einem leichten Nicken, lächelte sie dabei aufmunternd an, als sie sich ihm wieder zu gewandt hatte. Irgendwie war er froh in ihr scheinbar jemanden gefunden zu haben dem bzw. der es ganz ähnlich erging wie ihm selbst, das machte die Situation irgendwie einfacher; geteiltes Leid war immerhin halbes Leid, oder wie sagte man so schön? Das letzte Stückchen seines Brötchens spülte er mit einem großen Schluck seines Kaffees herunter, der mittlerweile nur noch lauwarm und somit genießbar war, ohne dass man sich gleich die Zunge verbrannte. Einen Moment lang verlor er sogar sein Ziel aus den Augen: Eigentlich war seine hauptsächliche Aufgabe hier unten die, das verschollene Engelsmädchen wieder zu finden, dass er ihr schon so nahe war, konnte er ja nicht ahnen. Bis heute wusste er noch nicht woran er sie erkennen sollte, er hatte ein Bild von ihr, aus Kindestagen, das letzte das von ihr vorhanden war, aber damals war sie so jung gewesen, dass es ihm unmöglich war sie daran zu erkennen. Außerdem hatte man ihm gesagt, dass sie vermutlich dunkel gefärbte Haare hatte, vielleicht sogar Kontaktlinsen trug um ihre wahre Herkunft zu verschleiern. "Aber hey, vermutlich geht es jedem so, wir sollten also einfach das Beste daraus machen."
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Darya Sie nickte bei seiner Erklärung, verstand doch irgendwie sehr gut, wovon er redete. „Ja.. alles hier ist gross, übertrieben.. so hell und laut, überfüllt und.. naja. Es ist nicht einfach, in einer solchen Stadt seinen Platz zu finden. Aber man hielt das hier eben für einen guten Anfang“, meinte sie, stutzte aber sofort, kaum hatte sie fertig geredet. Was sollte das denn heissen?! Ihr erster Versuch, hier ein ‚normales‘ Gespräch zu führen, war gerade auf dem Weg Richtung Destination Fucked. Super. „Also ich. Ich hielt es für einen guten Anfang. Nach all den Jahren auf der kleinen Insel..“, verbesserte sie sich und nahm rasch einen Bissen von ihrem Brötchen, da sie feststellte, dass er schon so gut wie fertig war mit Essen, während sie noch nicht mal die Hälfte geschafft hatte. Sie lächelte leicht, bei seinen abschliessenden Worten, erwischte sich allerdings sofort dabei und blickte rasch zur Seite weg. Es war so viel einfacher, es nicht die ganze Zeit zu verstecken, aber doch wusste sie ganz genau, dass sie eben dies tun musste, um nicht zu riskieren, hier viel zu schnell den Verstand zu verlieren. Seufz. Ihr Blick ging wieder zu den Leuten draussen, wobei sie viel zu schnell wieder an ihrem Spiegelbild hängen blieb. Besser gesagt an ihren blonden Haaren. Noch so ein Punkt, den sie nicht verstand. Sie hatte bis vor einer Woche immer schwarze Haare getragen. Und das war gut so. Jede Woche hatte sie das aussergewöhnlich starke Blond neu gefärbt, weil es viel zu schnell zurück kam, sich nicht verstecken lassen wollte. Und jetzt..? Jetzt sollte sie es offen tragen. Und sie hasste das Blond so fest... es machte sie anders, fremd, verstärkte ihr Gefühlt, nicht dazu zu gehören. Und sie wollte es hassen. Weil es falsch war und sie es immer hatte hassen müssen. Sie wusste ja nicht, dass sie es alleine darum offen tragen sollte, weil sie weit mehr auf dieser Erde zu tun hatte als nicht zu Lächeln..
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Man hielt das hier eben für einen guten Anfang..? Unbewusst neigte der Dunkelhaarige den Kopf leicht zur Seite, während er sie aufmerksam musterte. Nicht zu direkt, aber doch irgendwie auffällig. Eben diese Worte hätten gut und gerne auch aus seinem Mund kommen können. Doch mit ihrer Verbesserung riss sie ihn wieder aus seinen Gedanken und ließ mich wieder im hier und jetzt auftauchen, leicht nicken: "Wer weiß schon was es bringen wird.. es wird schon seinen Grund haben. - Und ein bisschen Abwechslung kann ja nicht schaden, nicht?" legte er nach, stellte den Becher mit dem Kaffee wieder vor sich ab und warf einen kurzen Blick darauf um zu prüfen wie viel noch darin war: etwa die Hälfte hatte er schon getrunken. Er musste sich also ranhalten, denn kalten Kaffee fand er wirklich ausgesprochen ekelhaft; das hatte er in den letzten Tagen schon erfahren müssen. Ihr leichtes, zaghaftes Lächeln nahm er wahr, ebenso die Tatsache, dass sie sich, sobald es ihr auffiel, zur Seite abwandte, es sofort wieder verblasste. Dabei empfand er es durchaus als sehr schön, ihr Lächeln. Nicht so gequält wie er es manchmal an den Tag legte, weil es ihm oftmals einfach gar nicht danach war, man ihm aber beigebracht hatte es zu tun, damit die anderen ihn mochten, damit er dazu gehörte und vertrauenswürdig erschien. "Du hast ein schönes Lächeln" teilte er ihr daher ohne weiter nachzudenken mit, verzog kurz darauf ein wenig genervt das Gesicht darüber, dass er mal wieder gesprochen hatte ohne darüber nachzudenken. Das kam des Öfteren vor, meistens war es nicht gerne gesehen gewesen, heute jedoch war es tatsächlich nur ehrlich und aufrichtig gemeint. Sie hatte wirklich ein schönes Lächeln, bei dem zwei reihen Schneeweißer Zähne zum Vorschein kamen. "-ich meine.." begann er, hielt aber wieder inne, weil er nicht wusste wie er seine Worte wieder rückgängig machen sollte ohne dabei eine noch unangenehmere Situation heraufzubeschwören.
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Darya Verdammt. Ihr entging durchaus nicht, wie er sie nach ihrem schönen dummen Sätzchen angeschaut hatte. Sie biss sofort unbewusst auf ihrer Unterlippe herum, auch wenn er nicht weiter darauf einging und ihre Verbesserung ohne weiter nachzufragen zu akzeptieren schien. Gut so. Sie hätte sich auch nicht besser rausreden können, als sie es jetzt schon getan hatte. „Ja, sicherlich. Ich möchte mich auch nicht beklagen. Wenn man sich erstmal etwas eingefunden hat und sich zurechtfindet und so, wird es sicher auch einfacher und wer weiss, vielleicht irgendwann sowas wie eine zweite Heimat“, sie zuckte leicht mit den Schultern. Eigentlich war sie eine schlechte Optimistin. Optimismus war nur eine Verfälschung der Wahrheit, ein falsches Weltbild, das wusste sie. Aber es half, Gespräche aufzulockern und das war sicherlich gut in diesem Falle, wo sie doch eh schon ungeübt genug darin war, eine normale Konversation unter zwei normalen Menschen zu führen. Ihrem Gegenüber schien es irgendwie ähnlich zu gehen. Zumindest waren seine folgenden Worte, das einfache Kompliment, wirklich, wirklich unpassend. Sowas sagte man nicht. Ein Lächeln war nicht schön. Und sie blickte ihn wohl dementsprechend verstört an. „W..was? Bist du…“, stotterte sie, schon wieder dezent überfordert mit der Situation. Allerdings zeigte ihr schon sein Gesicht auf, dass er wohl genauso festgestellt hatte, dass er das vielleicht besser nicht gesagt hätte. Darum schüttelte sie nun selber leicht den Kopf, nahm direkt noch einen Schluck ihres Kaffees. Irgendwie war sie sehr versucht, einfach wegzulaufen. Weil sie das hier absolut nicht konnte. Sich normal unterhalten, nett sein, Ein Gespräch führen, in dem sie sich nicht mindestens drei Mal pro Minute selbst verriet. Sie hatte null Übung darin und sie wusste, dass er das wohl merkte. Aber da war trotz allem dieser kleine Teil in ihr, der Reden wollte, der das hier als Chance sah, vielleicht einen Freund zu finden. Aber da sie keine Freunde brauchte, musste sie wohl annehmen, dass es der blonde Teil von ihr war, den, den sie nicht mochte und dass sie das hier darum auch nicht geniessen sollte. „Ich mein… danke. Für das... Kompliment?“, murmelte sie sehr verspätet trotzdem in ihre Tasse hinein, hob nur langsam, etwas schüchtern ihren Blick wieder, um zu Ash zu blinzeln, der sie wohl schon jetzt für total verrückt hielt.
It's like taking the colours out of the sunset. It doesn't make any sence.
Klang doch ganz gut und plausibel was sie da von sich gab, auch wenn er tief in sich drin gar nicht wollte, dass er hier einen festen, sicheren Platz fand, gab es ihm doch ein gutes Gefühl es von ihr zu hören und sich auch ein wenig damit zu identifizieren. Er wusste nicht einmal, ob und wie lange er hier bleiben musste, bis er wieder an einen neuen Ort geschickt wurde, weil den Engeln klar wurde, dass ihr blondes Mädchen hier nicht zu finden war. Wieso machten sie sich überhaupt diese Mühe? Wieso musste eigentlich ausgerechnet er nach dem Mädchen suchen? Wieso tat das nicht jemand anders? Innerlich begann er gerade tatsächlich - und das obwohl er ja nun erst drei Tage auf der Erde war - seine eigentliche Mission anzuzweifeln. Aus welchen Gründen auch immer, er war sein Leben lang darauf vorbereitet worden, hatte gelehrt bekommen, wie er dann zu reagieren hatte und was zu tun war. Das war der Hauptbestandteil seiner Ausbildung gewesen und jetzt hing er hier mit irgendeiner Arbeitskollegin herum und gab unnötige Komplimente von sich, die die Situation nicht gerade vereinfachten. Ihr Gestammel darauf ließ in ihm zuerst ein weiteres Gefühl des Unwohlseins aufsteigen, bevor er schließlich fast ein wenig so etwas wie Erheiterung in sich verspürte, darüber, dass er sie so aus der Bahn geworfen hatte. dabei war es ihm ja nicht anders ergangen. Er war selbst total durcheinander. "Weißt du was - vergiss einfach was ich gesagt habe.." winkte er ab, auf ihre nächsten Worte hin, die mehr wie eine Frage klangen als nach einem 'Danke'. Noch unbeholfener hätte man den Beginn einer eventuellen Freundschaft wohl nicht starten können, dessen war sich der Schwarzhaarige durchaus bewusst, aber im Grunde war es - auch wenn er sich das wünschte - nicht mehr Rückgängig zu machen, sodass er höchstens versuchen konnte das Beste daraus zu machen. "Hast du heute Abend frei? Oder schon wieder die nächste Schicht?" lenkte er das Thema in eine andre Richtung, er selbst hatte frei und war auch ganz froh darüber, zwar arbeitete er erst seit drei Tagen, aber es lag ihm ziemlich in den Knochen, schon jetzt.
"You can fool all of the people some of the time, and some of the people all of the time, but you can't fool all of the people all of the time."
Darya „Ja. Ja, vergessen wir das wieder“, stimmte die Blondine ihm zu, strich sich einmal mit einem kurzen, weiteren Kopfschütteln durch die Haare und hätte, aus welchem Grund auch immer, fast schon wieder gelächelt. Allerdings war sie diesmal wieder stark und schnell genug, um es vorher zu präventieren und ihn so nur froh darüber, das Thema zur Seite geschoben zu haben, anzuschauen. Sogar ein Bisschen zu mustern, weil sie das noch gar nicht wirklich getan hatte. Und weil der junge Mann doch eigentlich sehr gut aussah, wie sie sich nun innerlich mal eingestehen musste. War ja auch nichts dabei, immerhin war er einfach… ein schöner Mensch eben. Und sie unterhielt sich lieber mit einem solchen als mit den besoffenen Kerlen an der Bar, die ihr so viele Sprüche zukommen liessen, die sie gar nicht recht verstand. Dass sie hier ein durch und durch hilfloses und etwas steiniges Gespräch führten, störte sie irgendwie auch gar nicht so sehr, wie sie es eigentlich erwartet hatte. Im Gegenteil. Die Tatsache, dass er genauso holprig redete, selber etwas unbeholfen und etwas überfordert wirkte, machte es sogar leichter, sich mit ihm zu unterhalten und sich selber dabei nicht komplett dumm vorzukommen, wenn sie ein Bisschen dumme Sachen von sich gab. „Nein, heute Abend hab ich frei. Ich glaube, sie haben anfangs gesagt, dass sie uns gar nicht mehr als drei Schichten nacheinander geben dürfen oder es jedenfalls nicht machen…“, meinte sie, ehe sie schon wieder leicht mit den Schultern zuckte. „Und du? Hast wohl dementsprechend auch frei, oder?“, stellte Darya die Gegenfrage.
It's like taking the colours out of the sunset. It doesn't make any sence.
Das klang doch gut, das vergessen der vorherigen Worte oder gar Situation. Auch wenn das praktisch so war, wie wenn man jemandem sagte er solle nicht an 'den rosa Elefanten' denken, genau dann tat er es nämlich - aber alleine wenn sie so taten, als würden sie es vergessen, ging es Ashton schon besser damit. Bezüglich der drei Schichten musste er gestehen; er hatte nicht aufgepasst, als sie eingearbeitete worden waren. Nicht bewusst, eher unbewusst, aber es war ihm unnütz und langweilig vorgekommen, er wusste schon, dass man nicht 3/4 Alkohol und 1/4 Coke miteinander mischte sondern maximal anders herum, um der Bar eben den höchstmöglichen Gewinn zu verschaffen. Und wie er Klos putzte und Kotze aufwischte musste man ihm nun wirklich nicht erklären, auch wenn er das im Himmel hatte niemals tun müssen, würde er gerade das noch hin bekommen ohne davor einen Lehrgang darüber gehabt zu haben. "Kann sein.." erwiderte er daher ehrlich darüber, dass es eben sein konnte, aber nicht musste - er konnte es zumindest nicht bezeugen. "Ja auch - und ich hab ehrlich gesagt keine Ahnung was ich mit meinem ersten, freien Abend anstellen soll" mit einem schiefen Grinsen zog er die Schultern ein wenig in die Höhe. Er hatte wirklich keine Ahnung, er wusste nicht was man da so machte - bis jetzt hatte er nur herausgefunden, dass die Menschen wahnsinnig gerne feiern gingen, sich betranken, kotzten und daneben pissten. "Wie siehts bei dir aus? Hast du was geplant?"
"You can fool all of the people some of the time, and some of the people all of the time, but you can't fool all of the people all of the time."
Darya Sie blickte ihn fast etwas belustig an, als er so unsicher antwortete. „Da scheint jemand gut aufgepasst zu haben bei der Einführung“, stichelte sie leicht, was eigentlich auch so gar nicht ihre Art war. Aber offenbar musste sie ‘ihre Art’ eh neu definieren, so oft wie sie hier schon danebengetreten war. Also egal. Solange sie nicht lächelte war alles noch im grünen Bereich. Auch wenn er ihr genau das sehr sehr schwierig machte. Sie wusste ehrlich gesagt nicht, welcher Teil dieses doch so simplen Gespräches es war, der sie hier immerzu zum Lächeln zwingen wollte, aber er war sehr hartnäckig. Die Blondine wusste ja nicht, mit wem sie sich hier gerade unterhielt, sie hatte keine Ahnung, was allein seine Ausstrahlung mit ihr machte. Sie konnte nicht ahnen, dass er kein normaler Mensch war, wenn sie sich noch nie so lange mit einem normalen Menschen unterhalten hatte. „Nun, ich würde dir ja anbieten, dass du mich bei meinem Freizeitprogramm begleiten kannst heute Abend… Nur sieht es damit sehr düster aus und ich habe selber keine Ahnung, was ich tun will…“, gestand sie ihm und zuckte ratlos mit den Schultern. „Aber ja, bin offen für Vorschläge… Was hast du denn in Europa jeden Abend gemacht?“, fragte sie weiter, nach Ideen suchend. Sie konnte schlecht ihre Freizeitbeschäftigungen nennen. Überhaupt ihre Beschäftigungen, alles, was sie ihr Leben lang gemacht hatte. Also musste wohl eine Idee von seiner Seite kommen, wenn hier wirklich die Chance auf einen produktiven / erlebnisreichen Abend bestehen sollte. "Im Notfall können wir uns auch einfach betrinken gehen, das scheint man hier ja so zu machen...", meinte sie und blickte ihn sehr begeistert von ihrem Plan an.
It's times like this I feel I'm on the pavement It's like my heart's all numb Then I grab that book and turn the pages And see how far I've come.
"Ich bin die Aufmerksamkeit in Person" klärte er sie darüber auf, dass er tatsächlich (nicht) gut bei der Einführung aufgepasst hatte, konnte sich ein leichtes Grinsen bei diesen Worten nicht verkneifen. Wobei Ashton eigentlich wirklich ein sehr aufmerksamer Zeitgenosse war, der viele Kleinigkeiten mit bekam, die andere nicht mitbekamen, wie zum Beispiel das seltene Lächeln er Blondine vor ihm, vor wenigen Minuten. Ging es allerdings um Dinge die ihn so gar nicht interessierten, dann konnte er auch gut auf Durchzug schalten, wie er es eben bei der Einführung getan hatte, die vor ein paar Tagen im neuen Job statt gefunden hatte. Noch immer fragte er sich, was er in dieser Bar genau sollte - der Durchlauf der Menschen war gut, hatte es geheißen. Außerdem hielten sich Dämonen gerne da auf, wo es teilweise auch einfach leicht war, Unheil zu stiften und wo niemand darauf kommen würde, dass es etwas mit der Hölle da unten oder dem Himmel da oben zu tun hatte. Heutzutage glaubte sowieso fast niemand mehr daran. "Dann wären wir ja schon zu Zweit.." quittierte er seufzend die Tatsache, dass sie ebenso wenig etwas mit ihrem freien Abend anzufangen wusste wie Ashton selbst. Das war aber auch nicht so einfach, wenn man völlig fremd auf dem Planeten war auf dem man jetzt lebte und noch dazu niemanden kannte außer ein paar betrunkener Besucher der Bar in der man arbeitete. Und eben seiner Arbeitskollegen - und das auch eher schlecht als recht. Schon wieder bereute er es, dass er ihr erzählt hatte er komme aus Europa. Was hatte er da so getan? Er würde sich in irgendwelche Lügengeschichten verstricken und es würde auffallen, dessen war er sich sicher: "Gearbeitet, ich bin mit Freunden weg gewesen, einen Trinken; grillen, was essen. Manchmal haben wir Filme geschaut oder sind ins Kino gegangen." Er zuckte mit den Schultern, er zählte nur das auf, was ihm im Himmel so alles erzählt worden war über das, was die Leute eben in ihrer Freizeit taten. "Manchmal bin ich joggen gegangen, manchmal hab ich mit Fast Food gesündigt." grinsend leerte er nun den letzten Tropfen Kaffee aus seiner Tasse in seinen Mund, lehnte sich danach entspannt zurück "Und du, was hast du so gemacht wenn du nichts zu arbeiten hattest?"
"You can fool all of the people some of the time, and some of the people all of the time, but you can't fool all of the people all of the time."
Darya Warum nur musste er es ihr so verdammt schwer machen, nicht zu lächeln?? Das war echt unfair. Und so erwischte sich die Blondine schon wieder dabei, dass ihre Mundwinkel zuckten, als er offensichtlich seine eigene Aufmerksamkeit ins Lächerliche zog. Wahrscheinlich sollte sie so schnell wie möglich - also jetzt - damit aufhören, sich mit ihm abzugeben. Denn das war zweifellos keine Umgebung, in der es ihr leicht fiel, ihren Prinzipien treu zu bleiben. Aber irgendwie wollte sie das eben doch nicht und irgendwie wollte sie einfach, dass sie gut zusammen auskamen, dass sie Freunde werden konnten… Sie strich sich eine blonde Strähne aus dem Gesicht, unterdrückte dabei ein frustriertes Seufzen nur schwer. Seine Antwort mit den Freizeitbeschäftigungen war dann auch irgendwie nicht das Gelbe vom Ei. Damit konnte sie ja mal gar nichts anfangen. Grillen, haha. Wo, bitte? Und mit Freunden weg war auch sehr lustig, sie hatte keine Freunde. Weder hier noch sonstwo. In der Hölle pflegte man meistens keine tiefen Beziehungen, dafür war das Misstrauen zu gross. Jeder hielt sich viel zu gut an alle Regeln, weil ein Vergehen ziemlich fatal enden konnte. Und wenn man jedem ein kleines Bisschen misstraute, so vertraute man auch keinem wirklich alle seiner Geheimnisse an, seine Gefühle, Empfindungen, sowas eben. Und wenn man das nicht teilen konnte, dann gab es keine Freundschaft. Darum war sie auch so ein Beziehungskrüppel, wusste nicht so recht, wie sie das alles hier gestalten sollte, ohne allzu merkwürdig zu wirken oder zu werden. Echt verwirrend, diese Welt… Und sie war gerade dabei, noch verwirrender und komplizierter zu werden, als ihr Gegenüber beschloss, ihr die Gegenfrage zu stellen. Dumm dumm. „Nun, ich würde sagen, nicht viel mehr als du. Wir waren viel am Meer natürlich, schwimmen, surfen, Einige fischten, andere bauten Sandburgen…“, erzählte sie das, was sie auswendig gelernt hatte, bevor sie auch nur einen Fuss in diese Stadt gesetzt hatte. „Ich weiss nicht“, meinte sie etwas ratlos, zuckte mit den Schultern und konnte dann ein Gähnen nicht unterdrücken. So langsam kam die Müdigkeit eben doch und sie nahm rasch den letzten Schluck ihres lauwarmen Kaffees, ehe ihr Blick wieder kurz nach draussen ging. Nun war die Sonne scheinbar ganz aufgegangen, jedenfalls wuselten so langsam sehr viele Leute die Strassen entlang. Und immer wieder ging die Tür zur Bäckerei auf, was irgendwie nicht mehr so entspannend war. „Nun, wir können uns ja noch was einfallen lassen bis heute Abend. Was hältst du davon, wenn wir uns um Acht Uhr wieder hier treffen? Dann gehen wir essen oder tun, wonach uns die Sinne stehen..“, schlug sie spontan vor, wusste selber nicht woher die soziale Ader auf einmal kam. Aber er war wirklich nett. Und sie sollte sich ja eingliedern. Und vielleicht war er ja sogar bereit, sich noch länger mit ihr abzugeben und ihr diese merkwürdige Gesellschaft etwas näher zu bringen..
It's times like this I feel I'm on the pavement It's like my heart's all numb Then I grab that book and turn the pages And see how far I've come