Ashton Plötzlich schien sich die Blondine doch nicht mehr allzu sehr für das Labyrinth zu interessieren. Dafür hatte sich das Interesse des Dunkelhaarigen geweckt, weswegen er auch nicht mehr davon abzubringen war. Ohne zu zögern zog er sie mit sich in die Dunkelheit des Labyrinths, woraufhin sich die Finger der jungen, hübschen Frau noch fester um die des jungen Mannes klammerten. Ashton würde lügen, würde er behaupten, dass ihm das nicht gefiel. So störte es ihn keineswegs, als sie näher an ihn heran rückte, letzten Endes immer dichter zu ihm kam, sich regelrecht fest klammerte, während er und auch sie ihre Blicke schweifen ließen und aufmerksam die Umgebung betrachteten. Soweit es möglich war zumindest. Es war nämlich ziemlich dunkel und auch der Nebel der aufkam machte die Sicht nicht gerade besser. "Hast du-" weiter kam er nicht, weil eine dunkle Gestalt aus dem Nichts heraus auftauchte, vor sie sprang und sie mit gruseligem Geschrei beschallte - Ashton zuckte zusammen, konnte aber nicht genau sagen ob es nun nur wegen der Gestalt war, oder aber wegen Darya die ihn ein Stück mit zurück zog und selbst erschrocken aufschrie. Das rasende Herz legte sich bei dem Dunkelhaarigen zwar bald wieder, das Adrenalin stieß in ihm auf und die Freude über die gesamte Situation. Es machte ihm Spaß - das konnte er nicht leugnen. Er wollte weiter gehen.. "Ich hätte gewettet, dass ich derjenige bin, der sich als erstes erschreckt..." zog er die Blondine auf, drehte sich damit ein wenig zu ihr um, wobei er ihre Finger sanft drückte. Das leichte Grinsen auf seinen Lippen konnte er dabei nicht verstecken. Die Situation gefiel ihm einfach viel zu gut. "Komm weiter.." forderte er auf, zog sie wieder sanft aber doch ein wenig bestimmt mit sich mit. Er hoffte inständig, dass das nicht schon alles gewesen war. Wobei das nächste das kam ein paar - nein, etliche - Spiegel waren, in denen sich ihre Gestalten unschön verzogen und verzerrten.
"You can fool all of the people some of the time, and some of the people all of the time, but you can't fool all of the people all of the time."
Darya „Wie bitte kommst du denn darauf?“, fragte sie verwirrt auf seine Worte. Hatte sie etwa jemals so gewirkt, als ob sie auch nur ein kleines Bisschen furchtlos wäre? Wäre zwar gut, weil das eine Charaktereigenschaft war, die sie sich hätte antrainieren sollen, aber glauben tat die Blondine es nicht. Es lag leider Gottes in ihrer Natur, die ganze Zeit zu erschrecken, zu hinterfragen und irgendwie lag auch die Angst ziemlich tief in ihrem pochenden Herzen verankert. Also musste Ashton sich wohl einfach einen Scherz erlaubt haben, den sie gerade - oder mal wieder - nicht gerafft hatte. Wenn sie ein Mensch wäre, wäre sie ein dummer Mensch. Darya verstand nicht unbedingt, warum das flackernde Licht dieses Ortes auf dem Gesicht ihres Begleiters ein offensichtlich amüsiertes Grinsen reflektierte, weil sie keine Ahnung hatte, was ihn gerade erheitern könnte. Aber da sie wohl gerade allgemein verwirrt und aufgewühlt war, beschloss sie, sich darüber Gedanken zu machen, wenn sie wieder hier raus waren. Möglichst bald hoffentlich, denn das nächste was kam, gefiel ihr eigentlich auch nicht unbedingt besser. Spiegel - und zwar scheinbar unendlich viele davon, in denen sie sich mal mehr und mal weniger gut erkennen konnte. Einen Moment zögerte Darya noch, bevor sie dann aber wieder voraus ging, um Ashton möglichst rasch aus diesem verwirrenden Labyrinth von Spiegeln zu ziehen. Dabei streckte sie ihre freie Hand nun unsicher nach vorne, tastete den vielen Spiegeln entlang auf der Suche nach dem Weg hier raus. Dabei merkte sie nicht, dass sie schon wieder in ihrer Zweisamkeit gestört wurden. Jedenfalls nicht bevor sie ebenfalls feststellte, dass sie in eine Sackgasse gesteuert hatte und nun direkt vor einem Spiegel stand, der den Weg versperrte. Und in diesem Spiegel entdeckte die Blondine plötzlich auch die wiederum vollkommen in schwarz gekleidete und furchtbar geschminkte Person, die hinter Ash in der Dunkelheit stand und diesen auf einmal packte und nach hinten riss - so kräftig, dass die Hand des jungen Mannes aus ihrer gerissen wurde und Darya wiederum ein unkontrollierter Schrei entwich.
It's times like this I feel I'm on the pavement It's like my heart's all numb Then I grab that book and turn the pages And see how far I've come
Ashton Wie er darauf kam? Die Frage blieb unbeantwortet. Wie wohl? Darya hatte sichtlich verwirrt gefragt, dabei war es offensichtlich gewesen. Daher schob er ihre Verwirrung auf gute Schauspielerei und beließ es dabei. Stattdessen zog er sie weiter - wobei die Situation sich bald wendete, da war es die Blondine die Ashton drängte sich schneller zu bewegen, während er fasziniert von den Spiegeln die ihre Figuren verzerrten in diese hinein blickte. Nicht, dass es sonderlich schöne Bilder waren, aber es war faszinierend, wie sich ihre Gestalt doch mit ein paar einfachen Spiegeln so sehr verändern ließ. Blöderweise bemerkte auch er die dunkle Gestalt nicht, ebenso wenig wie Darya, die ebenso überrascht war wie er selbst, als er plötzlich von ihr fort gerissen wurde. Er konnte nur ihren Aufschrei hören, während er selbst erschrocken nach Luft schnappte, von der dunklen Gestalt einige Meter von der Blondine weg gezerrt wurde - sodass er sie nicht mehr sehen konnte - und sich dann der Griff wieder löste. "Verdammt.." brummelte er, rieb sich den Oberarm einen Moment, weil der Kerl ihn an einer blöden Stelle erwischte hatte, wobei er sich dann wieder auf die Situation und das Hier und Jetzt konzentrierte. Da war die dunkel Gestalt aber auch schon wieder verschwunden. "Vollidiot..." fluchte er leise vor sich hin, während sein rasendes Herz sich nicht mehr beruhigen wollte. "Darya?" fragte er in die neblig-flimmernde Dunkelheit hinein, drehte sich einmal um die eigene Achse. Das war keine gute Idee gewesen, denn in Mitten der ganzen Spiegel hatte er die Orientierung verloren und wusste daher nicht mehr aus welcher Richtung er gekommen war. Ergo wusste er auch nicht wo sich die zierliche, hübsche Blondine gerade aufhielt. So wiederholte er ihren Namen nochmals lauter, weil er noch keine Reaktion von ihr vernommen hatte. Hoffentlich ging es ihr gut, immerhin war sie vorhin schon ganz verschreckt gewesen. Er wollte ja nicht, dass sie sich hier drin den ganzen Abend verdarb.
"You can fool all of the people some of the time, and some of the people all of the time, but you can't fool all of the people all of the time."
Darya Und dann war er weg. Einfach so. Und sie stand alleine inmitten von Spiegel, die nichts als sie selbst und irgendwelche grotesken, schwachen Lichter zeigten. Und Nebel, den sie zuvor noch gar nicht wirklich wahrgenommen hatte. Als ob der Rest nicht schon schlimm genug wäre! „Ashton?“, kam es unsicher über die vollen Lippen der Blondine, die zögerlich einen Schritt in die Richtung machte, in die er verschwunden war. Allerdings bekam sie erstmal keine Antwort und auch sonst war es auf einmal vollkommen still. Naja, bis auf die dunkle Musik, die wenig später wieder einstieg. Ach verdammt! Die Idee darin, in der Hölle aufzuwachsen, war ja eigentlich, sich dann vor nichts und niemandem mehr zu fürchten. Weil die Hölle das Schlimmste war, das es gab, so jedenfalls diverse Zitate der Menschheit. Für Dämone war es ja eine Art Heimat, somit keineswegs so schlimm. Meistens jedenfalls nicht, wenn man keine Fehler machte. Aber Darya war wohl keine Musterschülerin gewesen und somit hatte sie auch darin versagt, jegliche Ängste dort unten abzulegen. Stand jetzt inmitten eines Wirrwars an Spiegeln und hatte leider genau das: Angst. Es dauerte einen Moment, bis sie das Gefühl hatte, seine Stimme zu hören und somit auch seinen Namen nochmals wiederholte, hoffnungsvoll in die Dunkelheit sprach und dann in die Richtung stolperte, aus der sie ihn gehört zu haben glaubte. So alleine war das Spielchen hier noch weniger lustig als zu zweit und sie lief immer schneller zwischen den tausend Abbilder ihrer selbst hindurch, immer wieder seinen Namen rufend. Er klang nah, aber wahrscheinlich war dieses Labyrinth auch gar nicht so gross, weshalb alles irgendwie nah wirkte. Besonders die Spiegel, die sich dauerhaft auf die junge Frau zu zu bewegen schienen und sie bedrängten. Was ihr Wohlbefinden nicht unbedingt förderte. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, die sie zwischen den Spiegel umherirrte und seinen Namen rief, bis sie den jungen Mann tatsächlich in der Dunkelheit ausmachen konnte. Zuerst dachte sie ja, es wäre wieder eine dieser Schreckfiguren, doch als sie sich sicher war, ihren eigentlichen Begleiter wiedergefunden zu haben, stolperte sie die paar Meter auf den jungen Mann zu und fiel ihm um den Hals, klammerte sich eng an ihn. „Verdammt“, hauchte sie erleichtert, als möchte sie ihn nicht wieder loslassen. "Mach das nicht nochmal!", als hätte er seinen Abgang gewählt.
It's times like this I feel I'm on the pavement It's like my heart's all numb Then I grab that book and turn the pages And see how far I've come
Ashton Sie antwortete nicht, obwohl er dachte er hätte sie einmal kurz nach ihm rufen gehört. Aber vielleicht hatte er sich auch nur getäuscht. Der Dunkelhaarige verfluchte sich dafür, dass er sie aus den Augen verloren hatte und jetzt nicht wieder fand, wollte er doch genauso wenig wie sie vermutlich vor dem Eingang warten, bis der jeweils andere den Weg nach draußen gefunden hatte. Und plötzlich war sie da. Ganz überrascht von ihrem schnellen Auftauchen legte er etwas zögerlich die starken Arme um ihren schlanken, zierlichen Körper, drückte sie sanft an sich. Ohne es beeinflussen zu können verlangsamte sich sein rasender Herzschlag nun langsam aber sicher. Vermutlich weil er einfach froh war sie wieder bei sich zu wissen. Und obwohl er ebenso gut wusste wie sie, dass er gewiss nicht freiwillig abgehauen war, murmelte er ein leises "Entschuldige..." an ihr Ohr, vergrub dabei sein Gesicht leicht in ihrem blonden, weichen Haar. Sie roch so gut - war ihm das jemals zuvor schon aufgefallen? Ashton wusste es nicht, aber so oder so... er hatte gerade das Bedürfnis noch Stunden, gar Tage so mit ihr in seinen Armen da zu stehen und ihren betörenden Duft einzuatmen. Eher unbewusst wanderte eine Hand von ihrem Rücken ein wenig hinauf in ihre leicht zerzausten, seidigweichen Haare um sie nur noch ein wenig mehr an sich zu drücken. Gerade fragte er sich, wieso er das nicht schon früher getan hatte. Vermutlich, weil sich nie eine solche Situation ergeben hatte und er im Allgemeinen noch nie näher darüber nachgedacht hatte wieso er sich in ihrer Gegenwart so wohl fühlte. Plötzlich - wobei für ihn dieses ganze Labyrinth sowieso nicht so wahnsinnig gruselig gewesen war, es hatte ihm mehr einen Adrenalinkick nach dem anderen verpasst - schien das alles hier nur noch ganz harmlos zu sein. Die gruselige Musik, der Nebel, die Dunkelheit und die verzerrten Spiegel, die ihm sowieso schon von Beginn an gefallen hatten. Irgendwie blendete er gerade ziemlich alles aus, schob es zumindest ein bisschen in den Hintergrund. "Ist alles okay?" hakte er sanft nach, schob die Hand von ihren Haaren unter ihr Kinn, sodass sie ihn ansehen musste.
"You can fool all of the people some of the time, and some of the people all of the time, but you can't fool all of the people all of the time."
Darya Vor wenigen Sekunden war sie beinahe panisch zwischen tausend Spiegeln im Kreis gerannt auf der Suche nach ihm und jetzt... Jetzt schien all das auf einmal ewig her, vollkommen ausser Reichweite, irgendwo vergessen in der Vergangenheit. Und das nur dank den Armen, die sich zuerst noch etwas zögerlich um ihren Körper legten. Sie hatte schon früher gemerkt, dass sich seine Berührungen unglaublich gut anfühlten. Aber so nah war sie dem jungen Mann noch nie gewesen. Sie hatte ihren Kopf noch nie so dicht an seine Schulter gelehnt, dass sie glauben konnte, sein Herz darunter schlagen zu hören. Sie hatte noch nie seinen Atem über ihre helle Haut streichen spüren, sodass sich all die kleinen Häärchen in ihrem Nacken aufstellten und sie eine Gänsehaut bekam. Sie hatte noch nie seine Hand in ihren Haaren gespürt und sich plötzlich gefragt, warum sie ihn bisher nicht so umarmt hatte. Aber jetzt tat sie es. Und es war verwirrend, weil es so perfekt war, unwirklich aber zu gut. Die Blondine blickte mit grossen Augen zu dem jungen Mann hoch, als er ihr Kinn anhob. Blinzelte erstaunt aber keineswegs ängstlich vor sich hin. Auf einmal fiel ihr auf, wie unglaublich anziehend er eigentlich war, mit dem dichten, dunklen Haar, das in ihr sofort das Bedürfnis auslöste, ihre Finger darin zu vergraben. Mit seinen braunen Augen, die funkelnd so viele Abenteuer versprachen, seinen starken Armen, die sich schützend um ihren Körper gelegt hatten. Merkte sie das wirklich erst jetzt? Es kam ihr so offensichtlich vor, als hätte sie gerade ihre Erleuchtung erlebt, der Moment, in dem ihr endlich alle Schuppen von den Augen gefallen waren. „J-ja, alles gut“, kam es nach einiger Zeit gehaucht von ihr, etwas stotterig dank ihrer allgemeinen Sprachlosigkeit. Ihr Blick war zu seinen Lippen gefallen, als er geredet hatte und fand sich auch jetzt wieder dort ein. Wie es sich wohl anfühlte? Ihn zu küssen? Das zu tun, was all die Pärchen taten, die Hand in Hand durch die Welt schritten, was ihr bislang so fremd vorgekommen war. Sie hatte noch nie jemanden geküsst. Nicht freiwillig jedenfalls. Und doch hatte sie das Bedürfnis, es zu tun, weil die Anspannung scheinbar greifbar in der Luft lag. Aber noch hatte sie sich wenigstens so weit unter Kontrolle, dass die Blondine wusste, dass Liebe ein Mythos und nicht echt war. Das alles, was existierte, nur gegenseitiges Verlangen war. Egoistisch und vollkommen triebgesteuert. So strich sie ihrem verboten schönen Begleiter nun ihrerseits durch das dichte Haar, ehe sie sich sanft wieder etwas von ihm löste. Obwohl sie das eigentlich nicht wollte. „Komm, wir müssen den Ausgang finden“, meinte sie, nahm bestimmt wieder seine Hand in ihre um sich auf nach draussen zu machen. „Lass dich nicht ein zweites Mal stehlen, ja?“
It's times like this I feel I'm on the pavement It's like my heart's all numb Then I grab that book and turn the pages And see how far I've come
Ashton Wie er diese Situation im Nachhinein beschrieben hätte? Schön. Ashton war kein Mensch - oder Engel - der großen Worte, der mit Trari und Trallala um sich warf und sich das dann auch noch gut anhörte. Nein, das war er wirklich nicht. Auch wenn man das von einem Engel vielleicht erwartet hätte und man das im Himmel auch erwartet hatte. Man hatte ihn nur sehr schnell als einen hoffnungslosen Fall befunden und es sein lassen. Es schien ihnen fast egal gewesen zu sein, aus welchen Gründen auch immer. Ashton war mehr als froh darum gewesen. Die Situation war also einfach schön, zu schön um wahr zu sein, so schien es ihm fast und bevor er hätte in irgendeiner Weise reagieren können, etwas tun können, das er im Nachhinein vielleicht bereut oder auch nicht bereut hätte, da war sie auch schon wieder zu Ende. Dabei hatte er gerade Gefallen an ihren vollen, rosa Lippen gefunden, hatte sich endlich von ihren hübschen Augen losreisen können, um sich auch auf den Rest von ihr zu konzentrieren. Er hatte ihre Hand in seinen dichten, dunklen Haaren gespürt und ebenfalls, wie sie sich langsam wieder ein wenig von ihm gelöst hatte und doch hatte er seine Chance nicht ergriffen. Ob er es nun bereute? Auf jeden Fall und mit Sicherheit mehr wie er es bereut hätte, wenn er sie geküsst hätte. Aber er war zu langsam gewesen. Doch... war er das tatsächlich? Darya zog ihn schon wieder halb hinter sich her, tadelte ihn, ihr nicht nochmals verloren zu gehen, da sprang Ashton einfach über seinen Schatten. Er blieb wieder stehen, was kein Problem war, da er doch deutlich mehr Kraft in sich hatte wie die zierliche Blondine. Alles andere wäre wohl auch eher seltsam gewesen. Sie stoppte somit eher unfreiwillig und überrascht, sodass Ashton auch keine grße Probleme damit hatte sie sanft aber doch bestimmt wieder in seine Richtung zu drehen und gleichzeitig näher zu sich zu ziehen. Es war ihm egal ob sie den Ausgang fanden oder nicht, genauso wie ihm die gruselige Musik und düstere Stimmung egal war. Gerade wollte er nur das Gefühl des 'Bereuens' los werden. Bevor er oder auch sie hätten länger darüber nachdenken können was er tat, beugte er sich ihr auch schon entgegen - leicht hinab, weil sie ein wenig kleiner war als er selbst - und legte seine Lippen auf ihre. Nur ganz vorsichtig, weil er ja auch nicht wusste ob sie es wollte oder nicht. Andererseits war es ihm fast egal - wobei er sie natürlich nicht gegen ihren Willen küssen wollte - aber das Temperament das in ihm schlummerte und sonst so gut gebändigt war brach innerhalb von Sekunden bruchstückhaft aus ihm heraus, so dauerte es nicht lange, bis er den Kuss ein wenig intensivierte.
"You can fool all of the people some of the time, and some of the people all of the time, but you can't fool all of the people all of the time."
Darya Sie hatte sich eigentlich fast damit abgefunden, dass es das für den Moment gewesen war. Klar, es war schade und wenn sie mal ehrlich zu sich selber wäre, so hätte sie den Augenblick am liebsten zur Ewigkeit gemacht. Aber da sie wusste - oder zu wissen glaubte -, dass es am besten für sie beide wäre, jetzt einfach zu gehen, hatte sie genau das etwas schweren Herzens zu tun versucht. Aber Ashton hatte seine eigenen Pläne und das seltsame Kribbeln wohl ebenso gespürt, denn nach nur wenigen Schritten blieb der Dunkelhaarige wieder stehen und brachte somit auch sie dazu, sich etwas irritiert zurück zu drehen. Sie stand direkt vor ihm, fast so dicht wie gerade eben schon. Aber diesmal klopfte ihr Herz nicht vor Angst wie wild gegen ihre Rippen, sondern vor Aufregung. Wieder blickte sie ihn aus grossen Augen an, die jedoch automatisch zufielen, als er sich ihr näherte. Er küsste sie. Einfach so. Und Darya erwiderte den Kuss, ohne dass sie etwas dagegen tun könnte. Aber das wollte sie auch gar nicht, denn bei der ersten Berührung ihrer Lippen schien auf einmal alles andere um sie herum zu verschwinden. Nicht nur die Musik und die Spiegel und die flimmernden Lichter, sondern viel mehr auch die ganzen Gedanken, die sie vorhin noch gehabt hatte. Das mit der Liebe, die nicht existierte und den Gefühlen, die sie niemals wollte. Jetzt war sie sich nicht mehr so sicher. Aber sie konnte sich auch gar nicht damit beschäftigen, da sie komplett verzaubert war von Ashton, seinen Lippen und dem Kuss, der nach einem eher zögerlichen Start nun immer intensiver und einnehmender wurde. Ihre Hände waren nun beide in seinen Haaren verschwunden, zogen ihn noch näher zu sich. Wie zur Hölle er das mit ihr anstellte, was gerade passierte, wusste sie nicht. Aber er sollte nie wieder damit aufhören. Der Kuss war nicht wie das, was zwei normale Menschen erlebten. Das wusste sie natürlich nicht, weil sie keinen Vergleich hatte. Aber es war nicht einfach nur wunderschön oder vielleicht sogar perfekt. Es wärmte ihr Herz auf eine Art und Weise, wie sie das noch nie gespürt hatte, berührte etwas in ihr, von dessen Existenz sie bisher nichts gewusst hatte. Etwas Verborgenes wurde wach, das vielleicht hätte weiterschlafen sollen, aber es kümmerte sie nicht. Denn die Glücksgefühle, die dabei ausgeschüttet wurden, waren echt. Und sie fragte sich keine Sekunde, ob das gut oder schlecht war. Es musste gut sein.
It's times like this I feel I'm on the pavement It's like my heart's all numb Then I grab that book and turn the pages And see how far I've come
Ashton Die Blondine schien keineswegs abgeneigt von Ashtons Kuss zu sein, zumindest interpretierte er es so. Immerhin stieß sie ihn nicht von sich, sondern erwiderte letzten Endes den zaghaften Beginn, als er seine Lippen auf ihre legte, hatte auch nichts dagegen, als er den Kuss ein wenig intensivierte. Es fühlte sich gut an, richtig. Es ließ ein Feuer in ihm auflodern, das er nicht kannte, das all die Jahre immer unterdrückt worden war. Er fühlte sich in diesem Moment lebendiger als zu irgendeinem anderen Zeitpunkt in seinem Leben und es fiel ihm mehr als schwer, sich nach einigen, wunderschönen Augenblicken wieder von den so anziehenden, weichen Lippen der jungen Frau zu lösen. Nur wenige Zentimeter, aber so, dass er ihr in die hübschen Augen sehen konnte. Leicht außer Atem strich er ihr eine der blonden Strähnen aus der Stirn. "Jetzt können wir den Ausgang suchen..." teilte er ihr mit, um ihre letzten Worte aufzugreifen. Ja, das hatte nun wirklich gut getan. Mehr als das. Am liebten würde er sie geradewegs wieder küssen, sich wieder zu ihr hinab beugen, die Flamme die in ihm aufgekocht war zu einem riesigen Feuer werden lassen. Aber er konnte die Stimmen der Engel hören, die ihn tadelten, nicht wegen der Gefühle die er offensichtlich entwickelte oder schon entwickelt hatte, sondern weil er sich von seiner eigentlichen Aufgabe viel zu sehr ablenken ließ. Dabei hatte er sie all die Wochen eigentlich schon erfüllt gehabt; er hatte sie gefunden, auch wenn er nichts davon wusste. Ashton kam nicht umher ihr mit seinen Fingern nochmal kurz über die Wange zu streichen, bevor er sich von ihr löste, dieses Mal voraus ging, ihre Hand wieder in seiner, und den Ausgang mit ihr suchte, den sie auch kurz darauf fanden. Sie waren im Grunde schon kurz davor gewesen, auch wenn es ihnen Beiden nicht bewusst gewesen war. Andererseits war es klar gewesen, wie groß konnte ein solches Zelt auf einem Rummel schon sein?
"You can fool all of the people some of the time, and some of the people all of the time, but you can't fool all of the people all of the time."
Darya Kaum hatten sich seine Lippen von ihren gelöst, wünsche sich die Blondine ihn zurück, wollte den jungen Mann wieder küssen, wollte nochmal spüren, wie es sich anfühlte, den Moment der kompletten Freiheit in einer Welt, die ihr vollkommen fremd war. Es war unglaublich gewesen, nicht wie irgendwas, das sie schon mal erlebt hatte. Und wo sie normalerweise eher den Frieden und die Ruhe suchte, konnte sie jetzt nicht genug von dem Adrenalin und dem Sturm haben, den er in ihr heraufbeschwört hatte. Wie hatte er das gemacht? Wie konnte er sie so aus der Fassung bringen mit einer einzigen Berührung seiner Lippen? Das war vollkommen verrückt! Ihr Gesicht war von einem Lächeln geziert, anders als sonst nicht zurückhaltend sondern unvermeidbar. Als wäre ein Türchen aufgegangen und hätte eine neue Art der Emotionen freigelassen, die sie nun durchströmten. Tausend Glückshormone, die ihre Augen leuchten liessen, wie sie nie zuvor geleuchtet hatten, weil sie immer hinter dem schweren Schleier der Unsicherheit und des Misstrauens gewandelt hatte. Sie nickte auf Ashtons Worte, nahm seine Hand und ging mit ihm weiter, bis sie wieder draussen standen. Ihre freie Hand war eher unbewusst zu ihren Lippen gewandert, als könnte sie ertasten, wie sich die Veränderung anfühlte. Wahrscheinlich würde all das etwas mehr Sinn für sie machen, wenn sie wüsste, dass sie als eigentlicher Engel gerade einen eigentlichen Dämon geküsst hatte. Etwas, das selten unbemerkt blieb. Und auch etwas, das sonst ausnahmslos nur dann passierte, wenn ein Dämon einen Engel verführte, um ihn anschliessend zu töten. Draussen blickte sie sich noch vollkommen mit sich selber und ihren Gefühlen beschäftigt auf dem Platz um, betrachtete die Menschen, die nun alle zusammen so viel weniger interessant waren als Ashton allein. „Was machen wir jetzt?“, fragte sie ihn, nachdem sie einen Moment einfach nur dagestanden hatten. Automatisch fanden ihre Augen wieder seine, wobei ihr Blick unvermeidbar einen Augenblick wieder auf seine weichen Lippen fiel. Darya wollte eigentlich nichts weiter, als ihn sofort wieder küssen, wenn man sie so fragen würde. Wahrscheinlich war das auch offensichtlich, wie sie so dastand, zu ihm hoch blinzelte und dabei leicht auf ihre Unterlippe biss, die noch nach dem Kuss schmeckte, der sie so verzaubert hatte.
Ashton Draußen angekommen wurde ihm erst bewusst, wie viel Zeit in dem Labyrinth vergangen sein musste, denn die Sonne war bereits dabei unter zu gehen, tauchte alles in ein angenehm orange-rotes Licht, das eine sehr beruhigende Stimmung in ihm auslöste. Wobei das Adrenalin und die Hormone noch immer seinen Herzschlag beschleunigten und er sich allgemein so vorkam, als stünde unter Strom. Als würde er vom Blitz getroffen worden sein, so in etwa zumindest. Vielleicht nicht gar so intensiv, was aber auch gut war. Einen Moment schwiegen sie Beide, während auch Ashton den Blick über den Platz kreisen ließ, der sich keineswegs gelehrt zu haben schien. Eher im Gegenteil, er schien sich fast noch ein wenig gefüllt zu haben, jetzt nachdem die meisten Leute Feierabend und Zeit hatten. Darya war die erste, die sich wieder zu Wort meldete, weswegen er ihr seinen Blick zu wandte, ihr hübsches Gesicht, mit den feinen, femininen Zügen studierte, schließlich an ihren Augen wieder hängen blieb. "Auf was hast du Lust? - Möchtest du etwas essen?" schlug er sofort vor, ohne auf eine Antwort bezüglich seiner ersten Frage zu warten. Einfach weil ihm eingefallen war, dass sie schon beim herkommen leicht Hunger verspürt hatte, wenn er sie da richtig verstanden hatte. Außerdem könnte er auch wieder etwas vertragen; sowieso war Ashton jemand der wirklich immer etwas essen konnte und dabei das unsagbare Glück hatte dank guter Gene kein Gramm zuzunehmen, eben egal wie viel er aß. Ob das nun am Engelsdasein - haha - lag oder an etwas anderes war dabei sowieso völlig egal. Noch während er auf eine Antwort ihrerseits wartete, ließ er den Blick nochmal kurz schweifen, woraufhin dieser an einem Stand hängen blieb der selbst gemachten Flammenkuchen anbot. Ashton nickte leicht in besagte Richtung: "Wie wäre es mit Flammenkuchen?" wandte er sich weider an die Blondine, die leicht gerötete Wangen hatte, was ihm ein schiefes Grinsen entlockte. "Ist alles in Ordnung?" Na hoffentlich war es das, sonst würde er sich sogleich sehr viel schlechter fühlen müssen - was hoffentlich nicht eintreten würde. Er wollte dieses Hochgefühl gerne noch einige Zeit verspüren; alleine ihre Hand in seiner zu spüren tat schon so wahnsinnig gut, dass er gerne die Zeit angehalten hätte, für immer.
"You can fool all of the people some of the time, and some of the people all of the time, but you can't fool all of the people all of the time."
Darya Eigentlich hatte sie den Blick wieder abwenden wollen, aber es war ihr schlichtweg nicht gelungen, bis er einen Vorschlag gemacht hatte. „Klar, Flammenkuchen klingt super“, willigte sie ohne nachzudenken ein, weil sie wahrscheinlich gerade zu allem ja gesagt hätte, das er vorschlug. Einfach, weil er es sagte und weil es schön klang, wenn er es sagte. Und weil sie gerade an nichts denken konnte, das nicht schön wäre, wenn sie es hier, mit ihm tat. Irgendwann später würde sie sich wohl Gedanken darüber machen, wie er es geschafft hatte, ihr in so kurzer Zeit total die Sinne zu vernebeln, aber dieser Zeitpunkt war eindeutig nicht jetzt. Seine Frage nach ihrem Wohlbefinden führte sofort dazu, dass ihre sonst so hellen Wangen noch ein Bisschen tiefer ins Rosa tauchten. „Seh ich so mitgenommen aus?“, fragte sie amüsiert, versteckte ihr Gesicht halb hinter ihrer Hand, weil sie die Wärme doch deutlich spüren konnte. Ob er schon erraten hatte, dass das gewissermassen ihr erster Kuss gewesen war? Wenn man bestimmte nicht ganz freiwilligen Ereignisse ignorierte. Bevor sie sich aber weiterhin mit ihren rosaroten Wangen beschäftigen konnten und die dadurch noch leuchtender wurden, zog die Blondine den dunkelhaarigen Schönling hinter sich her zum Flammenkuchenstand, welchen sie wenig später mit frisch gebackenen und göttlich riechenden Kuchen wieder verliessen. Erst jetzt fiel auch Darya auf, wie wunderschön der Sonnenuntergang mal wieder alles in die zartesten Farben hüllte und so die Lichter des Rummels immer magischer zur Geltung kamen. „Komm, wir gehen ans Wasser“, schlug sie Ash vor, da es mitten in den Leuten etwas ungemütlich zum Essen war. Und da das alles direkt an der Promenade stattfand, war der Strand auch schnell erreicht. Natürlich waren auch da sehr viele Leute, die die gleiche Idee gehabt hatten, aber sie fanden trotzdem noch ein Plätzchen, an dem sie sich in Ruhe hinsetzten und Essen konnten. Und dabei auch noch den Sonnenuntergang übers Wasser betrachten konnten, wie so oft schon.
Ashton Flammenkuchen war also okay. Somit gingen sie gemeinsam zu dem Stand hinüber, der den selbstgemachten Flammenkuchen anbot, wobei Ashton beschloss, dass er sich noch Käse über die klassische Variante streuen ließ, einfach weil es sich gut anhörte und er Lust darauf hatte auszuprobieren ob es auch so gut schmeckte sie es klang. Während sie auf den Flammenkuchen warteten, wandte er sich wieder der Blondine zu, die fragte ob sie wirklich so mitgenommen aussah, wie seine Frage eventuell geklungen hatte. Ashton schüttelte mit leichtem Lachen den Kopf: "Nein, nur ein wenig rote Backen.." teilte er ihr wahrheitsgemäß mit, hob fast schon automatisch die Hand um ihre zu umfassen, die sie sich leicht vor eben jenes, hübsches Gesicht hielt um die geröteten Wangen zu verbergen. "Die dir nebenbei bemerkt ausgezeichnet stehen" fügte er seinem vorherigen Satz noch an, bevor der Kerl hinter dem Tresen ihnen auch schon mitteilte, dass ihr Flammenkuchen fertig war. Somit nahmen sie ihn Beide entgegen, bevor Darya vorschlug ans Wasser zu gehen, was für Ashton nach einer sehr guten Idee klang. "Ja, da ist sicher mehr Platz.." stellte er fest, als er an der Schulter von irgendeinem Fremden gestreift wurde, weil es eben tatsächlich teilweise ziemlich eng war. Hier würde es gewiss keineswegs entspannt sein während des Essens. Vermutlich fiel es ihm sogar runter, bevor er richtig angefangen hatte. Und darauf konnte er verzichten, denn seit ihm der Geruch des Specks und des Käse in die Nase gestiegen war, hatte er wirklich Hunger bekommen, davor war es mehr die Lust auf etwas zu Essen gewesen - aber eben kein Hunger. Gemeinsam am Stand angekommen war zwar auch viel los, aber dennoch war es schon deutlich entspannter als im Getümmel, sodass sie schon bald einen Felsen gefunden hatten auf dem Platz war und auf den sie sich setzen konnten, um den Flammenkuchen zu genießen - der nebenbei bemerkt echt lecker war. "Dann mal einen guten Appetit" hatte er ihr davor noch gewünscht, bevor er sich seinem Essen zu gewandt hatte um es relativ schnell 'herunterzuschlingen'. Ashton war einfach nicht so der 'Genießer'. Nicht bewusst aß er relativ schnell, es war einfach so und selbst wenn er sich bemühte war er eigentlich immer als erstes fertig.
"You can fool all of the people some of the time, and some of the people all of the time, but you can't fool all of the people all of the time."
Darya Ob sie das jetzt beruhigen sollte? Wahrscheinlich schon. Letztendlich waren es aber nicht seine Worte sondern seine Hand, die sie die Bedenken über ihr Gesicht wieder vergessen liessen. Trotzdem entlockte er ihr noch ein verlegenes Lächeln mit seinem Kompliment und da sie noch immer nicht wusste, wie man mit sowas umging, war sie fast froh, direkt vom Flammenkuchenbäcker unterbrochen zu werden. Am Strand liess sie sich dicht neben Ashton auf den Felsen sinken, blickte einen Moment noch aufs Wasser, ehe auch sie sich dem Essen widmete. Sie war wirklich hungrig, weshalb sie zwar doch wie immer länger brauchte als Ash, aber er immerhin nicht ewig warten musste, bis sie ihren Flammenkuchen auch gegessen hatte. Während dem Essen war es still zwischen ihnen, da sie doch beide dezent beschäftigt waren und Darya den Moment zum Nachdenken doch auch genoss. Zudem waren die Stimmen um sie herum eigentlich schon laut genug und der Sonnenuntergang wie immer einfach zum Geniessen. Als ihr Kartonteller schliesslich komplett leer geräumt war, drehte sie sich etwas zu Ash und allein sein Anblick liess sie wieder verträumt lächeln. Sie lehnte ohne darüber nachzudenken ihren Kopf an seine Schulter und blickte eine Weile einfach nur aufs Meer, hing wieder ihren Gedanken nach, die eigentlich so still und friedlich waren wie ewig nicht mehr. Oder vielleicht sogar wie noch nie? Nach einiger Zeit - die Sonne war mittlerweile komplett untergegangen und die paar Wolken am Horizont leuchteten in wunderschönen Lilatönen - hob sie ihren Kopf wieder und blickte zum Rummel zurück. „Wie wärs, wenn wir uns noch das Riesenrad anschauen?“, fragte sie lächelnd zu ihm.
Ashton Von ihm aus hätte der Tag, bzw. Abend wirklich noch Ewigkeiten andauern können, da er die Zeit aber tatsächlich nicht anhalten konnte, beschloss er es einfach voll auszukosten und zu genießen - das würde er hin bekommen, dessen war er sich sicher. Den leeren Pappteller legte er neben sich auf den Felsen - er würde ihn nachher wegschmeißen - und lehnte sich leicht nach hinten auf seine Hände auf, während sein Blick auf das ruhige Meer gerichtet war, dessen Wellen nur lang leicht über dem Sand ausliefen. Es ging kaum ein Wind, das merkte man eben auch sofort am Wellengang. Das Rauschen dieser wurde auch übertönt von den vielen Stimmen der anwesenden Menschen, aber das war nicht weiter tragisch, hatte er es mittlerweile doch oft genug gehört, sodass es in seinem Kopf verankert war und er genau wusste wie es klang; es sich sozusagen einfach vorstellen konnte, sodass es das ganze Gemurmel der Leute einfach in seinem Kopf übertönte. So saß er einfach da, bis auch Darya fertig war. Wobei das Schweigen das zwischen ihnen herrschte kein unangenehmes Schweigen war, weswegen es wohl auch keiner von Ihnen Beiden sofort unterbrach. Stattdessen genoss er es, wie sie so nahe bei ihm saß, sich letzten Endes auch leicht gegen ihn lehnte und schloss einen Moment die Augen, bevor er den Blick wieder gen Horizont richtete. Erst als sie sich wieder zu Wort meldete wandte er ihr seinen Blick zu, dachte gar nicht lange über ihre Worte nach sondern nickte zustimmend. "Klar, gerne" bekräftigte er auch noch sein Nicken, bevor er sich langsam vom Felsen erhob, wie selbstverständlich eigentlich nach der Hand der hübschen Blondine griff. Das fühlte sich einfach richtig an, als wäre ihre Hand dafür gemacht in seiner zu liegen. Wieso also sollte er es nicht tun? Nach ihrer Hand greifen? Mittlerweile war es auf dem Rummel auch schon ein wenig ruhiger geworden; es waren zwar immer noch genügend Menschen unterwegs, aber man rempelte sich nicht mehr ständig an, weil es so eng war. Bis zum Riesenrad - welches sich am anderen Ende des Rummels befand - sollten sie aber dennoch nicht unangetastet kommen. Irgendein großgewachsener, gut gebauter dunkelhaariger Mann rempelte Ashton an, welcher sich sicher war, dass es volle Absicht gewesen war. Etwas genervt gab er ein "Hast du keine Augen im Kopf?" von sich, beachtete den Kerl nach einem finsteren Blick aber nicht weiter. Woher sollte er auch wissen wer er war? Abel? Den Namen kannte er, keine Frage, aber er wusste nicht um dessen Aussehen oder das er hier in der Gegend unterwegs war. Nur, dass er aus der Hölle kam und mit ihm nicht zu Spaßen war. So war er ebenso schnell wieder aus Ashtons Sinn wie alles andere das ihm die Laune heute vermiesen könnte...
"You can fool all of the people some of the time, and some of the people all of the time, but you can't fool all of the people all of the time."
Darya Sie hüpfte zufrieden auf die Füsse und legte ihre Finger um seine Hand, als Ashton das Gleiche tat, machte sich so mit ihm auf den Weg zum verlockenden Riesenrad. Hätte sie gewusst, was dann passierte, hätte sie den jungen Mann dazu angefleht, einfach mit ihr am Wasser sitzen zu bleiben. Aber da sie absolut keinen Grund erkannte, warum Abel sich auf einem Rummel - auf diesem Rummel! - herumtreiben sollte, war sie vollkommen unbekümmert losspaziert. Bis eben das passierte, was ihre Laune sofort um 180 Grad drehte. Sie hatte das Ganze ignorieren wollen, wobei ihr Blick eben doch für einen Moment auf das Gesicht des grossen, stämmigen Mannes gefallen war. Und bei dessen dunklen Augen, die sie mit einem einzigen Blick für den Bruchteil einer Sekunde vollkommen gefangen nahmen, erstarrte die Blondine wie vom Blitz getroffen. Wieso, wieso verdammt war er hier?! Seine Aufgabe war es, auf all die Jünglinge der Hölle aufzupassen, die in der Gegend unterwegs waren, was eine ganze Menge waren. Er nahm diese Berufung äusserst ernst, weshalb sie sich nicht vorstellen konnte, dass er einfach zum Spass hier war. Inmitten lachender Menschen. Sie hatte Abel noch nie Lachen gesehen. Jedenfalls nicht richtig, nicht fröhlich. Dementsprechend war er wegen was anderem hier. Wem anderen. Wegen ihr. Wie sollte sie denn wissen, dass der Kuss nicht unbemerkt geblieben war? Dass sie unter Dauerbeobachtung standen - beide? Dass Ash kein Mensch war? Dass sie beide verbotener waren als all ihre kleinen, sündhaften Kindheitsträume, die sie nie hätte haben sollen? Als er weg war, ging Daryas Blick sofort zu Boden, ihr Herz raste, während sie keine Ahnung hatte, was sie tun sollte. Sie hatte ihm nie davon erzählen wollen, wenn sie sich auch nur einer Sache sicher war, dann dessen, dass Ashton und all ihre Gefühle ihm gegenüber ihr Geheimnis bleiben mussten, wenn sie nicht alles kaputt machen wollte. Sie wusste ja, dass es falsch war. Falsch sein musste in den Augen des Teufels, weil es sie glücklich machte auf eine Art, die sie nicht fühlen durfte. Und damit war es auch in Abels Augen verboten, dem grossen, perfekten Dämon. Und er hatte sie gesehen. Sicherlich auch ihre Hand, die sich noch immer zwischen Ashtons Finger befand. Sie war langsam weiter gegangen, blieb aber stehen, bevor sie das Riesenrad erreicht hatten. Durch und durch widerwillig zog sie ihre Hand zurück, löste sich so von dem jungen Mann, der das niemals verstehen würde. Langsam blickte sie zu ihm auf in sein Gesicht und in die verständnislosen Augen, liess ihren Kopf aber sofort wieder sinken. Was sollte sie denn sagen, erklären?? „Es tut mir leid, ich muss nach Hause“, war alles, was sie ihm letztendlich zu flüsterte, während sie sich auch schon schnell abwandte um zu gehen. Das war auf einer durch und durch neuen Ebene das Schlimmste, was sie je getan hatte.
Ashton Nun ja, den Vorsatz seine gute Laune nicht zu verlieren zerschmetterte ausgerechnet die hübsche Blondine selbst. Noch bevor der Dunkelhaarige auf ihr äußerst seltsames Handeln reagieren konnte, drehte sie sich auch schon um und war zwischen den Menschen verschwunden, die sich um sie herum tummelten. Ihm war leider Gottes nicht aufgefallen, wie sie auf den Kerl reagiert hatte der ihn angerempelt hatte - dass das geplant und ganz bewusst so von diesem Typen gewesen war konnte der Dunkelhaarige selbst ja nicht ahnen. Woher denn auch? Sowieso interessierte ihn das gerade kein bisschen. Ihn interessierte lediglich, wieso Darya ihn hier gerade so mir nichts, dir nichts hatte stehen lassen. Und genau das brachte er wohl auch zum Ausdruck. Auch wenn er ihr nicht hinterher rief oder sofort hinterher rannte. Sein Gesichtsausdruck ließ vermuten, dass er gerade nur Bahnhof verstand. Als er sich wieder halbwegs gefangen und eingekriegt hatte, setzte er sich ruckartig in Bewegung. Er vergaß das Riesenrad, die Gewinne die er sich noch hätte für seine Märkchen holen können oder die Münzen die er wieder gegen echtes Geld hätte zurücktauschen können. Alles schien vollkommen nebensächlich zu sein, wollte er doch nur von Darya erfahren, wieso sie ihn hier stehen ließ wie bestellt und nicht abgeholt. Ohne weiter darüber nachzudenken setzte er sich also in Bewegung, in eben jene Richtung in die auch die junge Frau selbst verschwunden war. Auch wenn er sie nicht mehr sehen konnte war ihm klar, dass sie den Rummel verlassen hatte. Wohin auch sonst, wenn sie ihm sagte sie musste heim? Ob sie ihn belogen hatte? Nu wieso? Ashton verstand ehrlich gesagt die Welt gerade nicht mehr und tausende Dinge geisterten ihm im Kopf umher, während er einen Zusammenhang suchte. Dass er das Gesicht des Dämons doch schon einmal gesehen hatte, das war ihm nicht bewusst. Er brachte ihn nicht mit der Situation gerade in Verbindung, war es doch auch schon etliche Jahre, gar Jahrzehnte her, als er ihn zuletzt gesehen hatte. Er war ihm wirklich ein absolut Fremder gewesen. Darya hingegen hatte er in den letzten Wochen eigentlich sehr gut kennen gelernt, eben darum müsste er vielleicht auch verstehen wieso sie so reagierte; reagierte sie doch des häufigeren ein wenig rätselhaft für Ashton. Allerdings wollte ihm keine plausible Erklärung für ihren schnellen Aufbruch einfallen. Aber weil er das nicht einsehen wollte, konnte, beschloss er sie zu suchen und zur Rede zu stellen. Einfach um nicht die Nacht lang wach liegen zu müssen und keine Ahnung zu haben wieso, weshalb und warum.
"You can fool all of the people some of the time, and some of the people all of the time, but you can't fool all of the people all of the time."
Darya Sie blickte kein einziges Mal zurück oder nach rechts oder nach links, hoffte einfach, dass Ashton ihr nicht folgen würde. Sie konnte nichts erklären. Weder ihm noch Abel oder sonst irgendwem. Einen Moment lang drängte sie die Tränen noch krampfhaft zurück, aber es grenzte an Unmöglichkeit, dies auf Dauer zu tun. So war ihr Gesicht, kaum hatte sie den Rummel verlassen, auch schon von feuchten Spuren überzogen und die Blondine ging immer schneller Richtung nach Hause, bis sie schliesslich sogar rannte. Eigentlich sollte sie direkt zu Abel, das wusste sie. Er erwartete sie sicher auch schon und es war indirekt schon Befehlsverweigerung, wenn sie jetzt einfach weglief. Aber sie hatte Angst und sie weinte, zwei Gründe, die ihre Flucht begründeten. Alles was sie wollte, war Ashton und das Gefühl der Vollkommenheit, des Glücks und des Friedens von vorhin. Und genau das konnte sie nicht haben. Sie rannte, bis sie fast zu Hause war, gönnte sich keine einzige Pause und schaute niemanden an, der sie eines besorgten oder schrägen Blickes würdigte. Und sie wäre fast geflohen, ihr Plan wäre fast aufgegangen, wenn nicht keine zwei Strassen entfernt von ihrer Wohnung jemand auf sie gewartet hätte, ihren Arm packte und sie in die Dunkelheit einer Seitengasse riss. „Du schuldest mir eine Erklärung, Mädchen, wovor rennst du weg?!“, seine leise, raue Stimme so nah an ihrem Ohr führte zu einer Gänsehaut am ganzen Körper der schwer atmenden Blondine, die nun entsetzt in Abels kantiges Gesicht starrte. Sie versuchte zu erkennen, was er wusste, was er hören wollte und was sie sagen musste, aber seine Mine war so undurchsichtig wie immer. Einfach nur bedrohlich. „Vor dem Rummel, ich war verunsichert, habe ich was gemacht? Warum hast du mich gesucht??“, fragte sie leise aber mit versucht fester Stimme zurück, gab sich gar nicht die Mühe, sich aus seinem Griff reissen zu wollen. Sie wusste, dass er viel stärker war. Und dass er es hasste, wenn sie stotterte. Wenn sie Angst hatte. Wenn sie weinte. Wenn sie weg lief. Wenn sie alles falsch machte, was sie tat.
Ashton Gott sei Dank wusste er wo sie wohnte, hoffte nun einfach mal, dass sie tatsächlich in Richtung nach Hause gelaufen war. Und wie es das Schicksal so wollte, konnte er gerade als er um die Ecke bog noch sehen, wie eine blonde Schönheit von einem dunklen Kerl in eine der Seitengassen gezerrt wurde. Wenn das mal nicht Darya war, dann wusste er auch nicht. Und selbst wenn sie es nicht war, so könnte er doch eingreifen, bevor etwas passierte das besser niemals passieren sollte. Wobei er inständig hoffte, dass es sich um Darya handelte, damit er sie zur Rede stellen konnte... naja, andererseits sollte sie es auch nicht sein, weil er nicht wollte, dass sie von einem fremden oder eben nicht fremden Kerl in eine Seitengasse gezogen wurde. Es war ein Konflikt der wohl so oder so nicht zu dem Ergebnis führte, das er sich herbeisehnte: Mit ihr einfach wieder auf dem Rummel zu sein, die gemeinsame Zeit zu genießen, sie vielleicht nochmal zu küssen. Ihre Finger mit seinen zu verschränken und sie dicht bei sich spüren. Ja, das war es, was er eigentlich wollte, für heute aber wohl nicht mehr bekommen sollte. Und wer wusste schon, ob es jemals wieder so sein könnte; vielleicht hatte er sie eben doch vergrault, verschreckt. Was auch immer es war, sie hatte ihren Grund und zwangsweise, ob es ihm passte oder nicht, würde er das akzeptieren müssen. Nun bog er erst mal vorsichtig, langsam in die dunkle Gasse ein, an deren Ende - es war eine Sackgasse - er Darya und den Kerl vom Rummel entdecken konnte. Ob das Zufall war, dass genau der Kerl hier war, der ihn zuvor angerempelt hatte und nach dessen aufkreuzen die Blondine erst so seltsam geworden war? Ashton lehnte sich dicht an die Wand, sodass er von einigen Müllcontainern vor den Blicken der Beiden verborgen blieb, während er sich anstrengte die gesprochenen Worte zu verstehen. Es schien so, als würde Darya den Kerl kennen. Ob ihn das beruhigte? Wohl kaum...
"You can fool all of the people some of the time, and some of the people all of the time, but you can't fool all of the people all of the time."
Darya „Hab ich was gemacht?! Du weisst genau, was du gemacht hast“, knurrte Abel, wobei die junge Blondine von diesen Worten nur noch mehr verunsichert war. Ja, sie wusste, was sie getan hatte. Aber wusste er es auch? Wenn ja, wie?! Sie waren ganz alleine gewesen, in der Dunkelheit des Labyrinths - wie sollte irgendwer sie gesehen haben? Was wusste sie schon von den Kräften von Gut und Böse, von Schwingungen und Erschütterungen eines Gleichgewichts, das sie nicht spüren konnte, weil ihr ganzes Leben eine Lüge war und ihr immer das Gegenteil von dem beigebracht wurde, was sie wirklich fühlen konnte? „Was ist deine Aufgabe, Darya? Vielleicht solltest du dich mal ganz genau daran erinnern, warum du überhaupt hier bist. Und als nächstes sagst du mir, wer der Kerl ist, den du so frischfröhlich in der Öffentlichkeit herumführst, als wäre er etwas besonderes“, die Stimme ihres Mentors war leise, bedrohlich. Und sie wusste, dass er Antworten wollte - jetzt, sofort. Dass er schon ungeduldig wurde, als sie ihn nur einen Moment anblinzelte, ohne direkt zum Reden anzusetzen. Er wollte nicht, dass sie über ihre Worte nachdachte, weil das die Wahrheit verfälschte, die der uralte Dämon kennen wollte. Obwohl er sie wahrscheinlich eh schon kannte. Aber sie konnte ihm nichts sagen, weil sie Angst hatte. Vor ihm und um sich aber vor allem um Ashton. Würde er als Ablenkung oder sogar als Bedrohung für sie gesehen, wollte sie nicht wissen, was mit ihm geschah. „Ich weiss, was meine Aufgabe ist…“, meinte sie erstmal nur leise, zu zögerlich. Ihre Aufgabe war es, Engel zu finden. Und sie in die Hölle zu bringen. Glaubte sie. Dass sie viel mehr als lebender Köder eingesetzt wurde, um die Wesen des Himmels anzulocken, konnte die Blondine nunmal unmöglich wissen. „Ich höre..? Und woher kennst du dein Spielzeug? Rede endlich vernünftig, wie man es dir beigebracht hat. Oder willst du lieber wieder zurück um eine Ehrenrunde zu drehen und alles zu wiederholen, was du schon längst wissen solltest? Weil man dich auf der Erde nicht brauchen kann??“, man konnte praktisch zuschauen, wie die Geduld des grossen Mannes langsam dahinschmolz. Sein Griff um ihren Arm wurde noch enger als er eh schon war und Darya war sich sicher, nächstens mal wieder einen Knochen brechen zu hören. „Ich soll sie finden und zu dir bringen. Oder töten. Er ist nicht mein Spielzeug… Ich habe ihn auf der Arbeit getroffen“, lieferte sie mehr oder weniger die Antworten, die er hören wollte. Nüchtern, ergeben. Denn seine Drohung war ziemlich effektiv. "Bitte, Abel, ich will nicht zurück“, schob sie leise nach, blickte ihm unterwürfig in die dunklen Augen. Gerade jetzt, wo es ihr angefangen hatte, so richtig zu gefallen hier… Dass sie nicht mehr alleine in der Gasse waren, hatten bisher weder die Blondine noch Abel mitbekommen. Jedenfalls liess sich der Dämon noch nichts anmerken. Ob er es wirklich nicht wusste, tja, keine Ahnung.