Darya Er klang ziemlich zuversichtlich, was sie gleichermassen neugierig als auch aufgeregt machte. Und irgendwie ein ungutes Gefühl in ihr aufbeschwörte. Offenbar hatte der liebe Dämon ihr gegenüber eine Idee. Bestätigte er ihr auch gleich mit den Worten, eine Überraschung für sie zu haben. Auch diesmal entlockte der junge - oder eher alte, wie mans nahm - Mann ihr ein kleines Lächeln. „Was für eine Überraschung denn?“, wollte sie wissen, wobei ihr unmittelbar darauf Ashton einfiel, der sie vorgestern auch überrascht hatte, mit dem vielleicht schönsten Abend ihres Lebens. Bis zu einem bestimmten Moment zumindest. Sie hatte ihm die gleiche Frage gestellt... Ach.. sie wollte doch gar nicht mehr daran denken, wieso fiel es ihr so schwer? Einen Moment lang war sie tief genug in Gedanken versunken, dass sie verpasste, wie Nate aufstand und den Tisch abräumte, als wäre nicht er der Besuch hier. Dann aber stand sie bald auf den Beinen, um ihm beim Rest zu helfen, bis die Küche nach weniger als fünf Minuten auch schon wieder sauber war. Noch neugieriger als zuvor, blickte die Blondine wieder zu dem hübschen Kerl. Das war er nebenbei bemerkt wirklich. Selbst unter den allgemein schönen überirdischen Wesen war Nate ein echter Hingucker. Wusste er aber auch, da war sie sich sehr sicher. Dämone waren nicht unbedingt für Bescheidenheit und einen Mangel an Selbstvertrauen bekannt, da machte der Dunkelhaarige sicherlich keine Ausnahme. Nun jedenfalls hatte er ihr gleich noch eine zweite Überraschung versprochen, weshalb Darya doch irgendwie ungeduldig wurde. Sie verschwand also nur noch kurz im Bad, wo sie ihre fast trockenen Haare zur Hälfte in einen kleinen Dutt band, damit ihr die Strähnen nicht mehr so zahlreich ins Gesicht fielen. Nachdem auch die Zähne geputzt waren, tänzelte die junge Frau wieder zu Nate, legte etwas den Kopf schief. „Wir können los“, meinte sie. Tatsächlich hatte er es in der kurzen Zeit mit seiner blossen Anwesenheit schon geschafft, ihre Laune etwas zu heben, die zuvor ja echt auf Tauchstation gewesen war. Vielleicht war es, weil er ihr vertraut war, weil Nate doch eine Art hatte, die ihn von allen anderen Dämonen, Abel als Paradebeispiel, abhob. Er war verständnisvoll, manchmal beinahe sanft. Und er war nett zu ihr. Er hasste sie nicht und wollte ihr auch nicht immerzu Schaden zufügen. So dachte sie jedenfalls. Wie viel davon gespielt war, nun, davon konnte die Blondine ja nichts wissen. Wollte sie wohl auch gar nicht wissen. Weil sie durchaus gerne mit dem Gedanken lebte, zumindest noch einen Freund zu haben.
"Wäre es eine Überraschung, würde ich sie dir verraten?" hakte er mit schief gelegtem Kopf nach, als sie fragte, schüttelte kurz darauf leicht den Kopf bevor er sie ins Badezimmer scheuchte, damit sie sich fertig machte. Die Küche war ja nun wieder auf Vordermann gebracht und auch ansonsten schien die Wohnung ordentlich zu sein; wenn er sich daran zurückerinnerte wie er zu Beginn seines Dämondaseins gelebt hatte, dann war das hier wirklich Luxus. Wobei das wohl auch einfach nur daran liegen konnte, dass mehrere Jahrhunderte Zeit dazwischen lagen. Ja, das musste es wohl sein. Jonathan ließ sich nun ein Zimmer weiter auf die Couch fallen, während er auf die junge Frau wartete, die sich wohl beeilte, weil es wirklich nicht lange brauchte als sie zu ihm zurück kehrte und meinte, dass sie los könnten. "Wunderbar..." quittierte er, erhob sich und verließ nur kurze Zeit später gemeinsam mit dem blonden Engelchen - pardon, Teufelchen - die Wohnung, um zielstrebig den Weg in das Herz der Stadt einzuschlagen. Dort lag ein Krankenhaus, das gerade, in den frühen Morgenstunden, zum Leben erwachte. Die ersten Patienten gingen ein und aus, die Ärzte und Schwestern wuselten durch die Flure - aber das alles war Jonathan egal. Ihn interessierte nur einer: Ein Arzt. Groß gebaut, sportliche Statur, blondes Haar und strahlende, blaue Augen. Ein Lächeln umspielte seine Züge, während er mit einem kleinen Jungen redete, der im Rollstuhl saß und dessen Bein eingegipst war. Jonathan ließ sich mit Darya auf einer Bank vor dem Krankenhaus nieder, von welcher sie aus einen fabelhaften Blick auf das Geschehen im Eingangsbereich hatten. "Siehst du ihn? Den gut aussehenden Blonden da?" mit einem Nicken deutete er in die Richtung eben jenes Mannes, der ein Engel zu sein schien wie er im Buche stand. Nicht nur das blonde Haar und die blauen Augen - große Ähnlichkeit mit Darya, betrachtete man lediglich diese beiden Merkmale - sondern auch das, was er tat. Er half den Menschen, Tag ein und Tag aus. Das machte Jonathan krank, der Gedanke daran das zu tun ließ in ihm ein gewisses Gefühl groß werden, das Vergleichbar war mit Wut. Es war keine Wut, es war eher Widerwille, Widerwille dem gegenüber was diese Besserwisser taten. Der total verkorksten, selbstzerstörerischen Menschheit unter die Arme greifen, obwohl diese es gar nicht verdient hatten. "Du wirst ihn töten. Heute Abend. Und Abel somit zur Ruhe kommen lassen..." Eine gelungene Überraschung? In seinen Augen schon, jeder Dämon träumte davon Engel zu töten. Wieso also nicht auch sie? Weil sie keiner war? Nun ja, das wusste sie ja nicht und sie würde sich wohl kaum gegen ihn auflehnen. Oder etwa doch?
"You can fool all of the people some of the time, and some of the people all of the time, but you can't fool all of the people all of the time."
Darya Er ging ziemlich direkt mitten in die Stadt mit ihr. Also hatte er wirklich ein Ziel. Und sie eine immer grössere Dosis an Neugier. Aber auch das ungute Gefühl blieb und vermochte sogar, ihre Laune direkt wieder etwas zu trüben, wenn sie auch versuchte, sich davon nicht beeinflussen zu lassen. Schliesslich erreichten sie ihr Ziel und die Blondine war durchaus etwas verwirrt. Ein Krankenhaus war ein hässlicher Ort, stets voller Kummer und Schmerz. Oder war es ein schöner Ort? Eben wegen diesem Kummer und dem Schmerz? Ja. Ja das war es bestimmt. Manchmal sollte sie ihre Gedanken echt überdenken, bevor sie sie dachte.. Sie setzte sich etwas verwirrt zu Nate auf die Bank, betrachtete das Treiben. Noch bevor er von ihm sprach, hatten ihre Augen den blonden Mann gefunden, als würden sie magisch von ihm angezogen. Sie lächelte unbewusst, ohne es zu merken, als er mit dem Kind sprach, das als Antwort laut auflachte. Als Nate sie zu genau diesem Mann ansprach, warf sie dem Dunkelhaarigen einen kurzen Seitenblick zu, nickte schwach lächelnd und schaute dann wieder nach vorne. Aber Nate hatte sie nicht gefragt, ob sie ihn gesehen hatte, weil er besonders süss oder hübsch war. Das erstickte Keuchen, das der Blondine entwich, kam vollkommen unkontrolliert. Du wirst ihn töten. Heute Abend. Nein. Alles in ihr zog sich zusammen und auf einmal war ihr speiübel. Ihr Blick haftete starr, verstört auf dem Blonden. Somit ein Engel. Wie sie? Nein, nicht wie sie, er war ein guter Engel. Ein furchtbar guter Engel. Ein viel zu guter Engel. „Ich... ich bin gleich wieder da“, hauchte Darya, sprang von der Bank auf und rannte ins Innere des Krankenhauses, dort aufs nächste Klo, wo sie sich haltlos übergab. Das konnte Nate nicht ernst meinen. Und Abel auch nicht. Wie sollte sie das schaffen?! Gestern hätte sie es getan, gestern, als sie so fest davon überzeugt gewesen war, genau dafür geboren zu sein. Als sie geglaubt hatte, dass das ihre Bestimmung war und Engel eine Pest waren, von der die dumme Menschheit befreit werden musste. Wäre es dieser Arzt gewesen, der ihr gestern zwischen den zwischen den Finger gesteckt hätte und nicht Ash, dann hätte sie ihn umgebracht. Aber sie lebte nicht mehr gestern und seit diesem Moment hatte sich so vieles verändert. Wie sollte sie heute Abend also bitte einen Engel töten?! Einige Minuten hing sie zitternd über der Toilettenschüssel, ehe sie sich aufraffte und die Hände wusch, sich Wasser ins Gesicht spritzte und den Mund spülte. Anschliessend warf sie sich einen Kaugummi ein und stützte sich auf den Lavaborand, starrte in den Spiegel, in ihre Augen. Viel zu blau. Hatte Nate sie vor eine Wahl gestellt? Nein. Sie musste es tun. Und dann hätte sie Ruhe. Dann wäre alles gut und sie wüsste endlich wieder, wer sie war. Darya verliess das Bad, trat mit zielstrebigen Schritten wieder nach draussen zu Nate. Sie kreuzte auf dem Weg, wie das Schicksal es so wollte, den Engel, der heute Abend sterben musste. Er schenkte ihr ein freundliches Lächeln, doch Darya wandte nur schnell den Blick ab, war froh, als er weg war und sie draussen. Sie versuchte sich nicht an einem Lächeln, hatte ihre Mimik aber wieder einigermassen unter Kontrolle und blieb so vor Nate stehen. „Gut. Ich werde es tun. Natürlich“, ja, natürlich würde sie es tun. Dazu war sie geboren. „Können wir weiter?“, fragte sie nach, fast ungeduldig, endlich von hier zu verschwinden. Sie machte keine Anstalten, sich nochmal zu ihm zu setzen oder sich auch nur nach dem Arzt umzusehen. Blieb einfach vor der Bank stehen.
Die Reaktion kam... unerwartet, wenn gleich Jonathan auch keine Freudensprünge erwartet hatte, so rechnete er doch nicht mit einem erstickten Keuchen und damit, dass sie übermütig und fast ein wenig verstört ins Krankenhaus stolperte, ihn hier einfach sitzen ließ. Ruhig ruhte sein Blick auf dem zierlichen Rücken der jungen Frau, bis sie aus seinem Blickwinkel verschwunden war. So ein scheues Reh, sie war ihr Leben lang in der Hölle aufgewachsen und dennoch war sie noch immer ein Engel, durch und durch. Das verriet ihm ihre Reaktion nur zu deutlich. Und trotz allem würde Jonathan sie, wenn es denn sein musste, dazu zwingen heute Abend dem Engel den Gar aus zu machen. Ob sie wollte oder nicht, ob es ihr gefiel oder nicht. Sie würde es tun, dafür würde er sorgen. Und vielleicht würde sie anschließend erkennen, dass es das war, was sie glücklich stimmen sollte, was ihr Freude bereiten sollte. Geduldig - mehr oder weniger zumindest, seine Laune sank nämlich mit jeder Minute - wartete er auf der Bank vor dem Krankenhaus darauf, dass der Blondschopf zurückkehrte. Waren es die Haare, die sie so sehr an das Engelsgeschöpf banden und sie davon abhielten vor Vorfreude auf den heutigen Abend und ihre Tat zu zappeln und nicht überstützt ins Krankenhaus und vermutlich das nächste Klo zu laufen? Als Darya zurück kam, mit strammen Schultern und erhobenem Kopf, neigte Jonathan den Blick ein wenig zur Seite, betrachtete sie nachdenklich. "Du hast noch so viel zu lernen, Blondie.." kommentierte er ihre Worte, erhob sich aber dennoch auf ihre Aufforderung hin ob sie weiter gehen könnten. Konnten sie, wenn sie denn unbedingt wollte. Kurze Zeit später lief er wieder Seite an Seite mit der jungen Frau durch die Stadt, steuerte nun ganz bewusst einen Friseurladen an. "Was hältst du davon, dein Haar wieder dunkler zu tragen?" eigentlich war es keine Frage. Viel mehr war es die Aufforderung dazu, es zu tun. Wieso? Weil sie dann eventuell die Ähnlichkeit zwischen sich und dem Arzt nicht mehr sah und somit der Drang vor dem heutigen Abend davonzulaufen ein wenig geringer wurde. Ja, ihm war durchaus nicht entgangen, dass sie sich auch nach ihrem kleinen Aufenthalt im Krankenhaus noch immer dagegen sträubte. Jeder Blinde hätte es wohl sehen können, es war offensichtlich. Und nicht nur das - es war auch noch eine Schande dazu..
"You can fool all of the people some of the time, and some of the people all of the time, but you can't fool all of the people all of the time."
Darya Wieso sagte er ihr das schon wieder? Nate hatte ihr vor wenigen Stunden schon erklärt, dass sie noch ‚viel zu lernen‘ hatte. Sie wusste es. Absolut JEDER wusste es. Was wollte sie mit diesen Worten also bitteschön anfangen?! Die Blondine erwiderte nichts mehr darauf, hatte ihren Blick einfach auf die Strasse gerichtet, die sie glücklicherweise nun entlang schritten. Weg vom Krankenhaus. Weg von dem blonden, viel zu netten, totgeweihten Engelsarzt. Den sie nicht töten wollte, obwohl ihr klar war, dass sie es tun musste und wollen sollte. Ihr Verstand erklärte lautstark, dass es das einzig Richtige war, was sie tun konnte. Aber ihr Herz schien schon von der Vorstellung allein zu bluten. Was ein dummes Herz... Sie gingen eine Weile schweigend weiter und je krampfhafter Darya versuchte, an etwas anderes als den Engel zu denken, umso unmöglicher gestaltete sich dieses Vorhaben. Erst die ziemlich unerwartere Frage des grossgewachsenen Dämons an ihrer Seite liess sie zumindest vorübergehend auf andere Gedanken kommen. Einen Moment brauchte sie, um seine Worte wirklich verstanden zu haben, dann folgte aber sofort eine überzeugte Antwort ihrerseits. „Das finde ich eine ganz wundervolle Idee“, bestätigte die Blondine den Vorschlag. Tatsächlich hatte sie sich genau das gestern schon vorgenommen. Die Haare wieder dunkel, am liebsten gleich komplett schwarz, zu färben. Sie fand Abels Idee - sie dachte jedenfalls, dass es seine Idee war - ihre Haare auf der Erde blond zu tragen, vollkommen hirnrissig. Es erinnerte sie nur immer wieder an ihre Schwäche und all das, was sie nicht oder doch zu sein schien. Dass sie die Haare nur blond trug, um schneller als Engel entlarvt zu werden, um andere Engel anzulocken, das konnte sie ja nicht wissen. Aber noch dann: Wenn sie ihre Haare färbte, musste sie eh mindestens einmal die Woche nachfärben. Bevor sie auf die Erde gekommen war, hatte sie drei Wochen aufs Färben verzichtet. Hatte gereicht, um ihre kompletten Haare wieder golden leuchten zu lassen, keine Spur mehr von Schwarz. Somit würde es auch diesmal nicht permanent sein, falls sie es nicht immer ausbesserte. Nun stand sie jedenfalls, wie sie gerade festgestellt hatte, direkt vor einem Friseurladen, zu dem Nate sie offenbar geführt hatte. Sie trat ohne weitere Sekunden zu verschwenden ein, ging direkt auf die erstbeste Dame zu und breitete ihr Anliegen aus. Die Frau schien im ersten Moment überrascht, schien der Blondine ihre Idee fast ausschlagen zu wollen, redete vom unglücklichen Kontrast ihrer hellen Haut zu den dunklen Haaren und dass es sie bleich machen könnte. Sie wagte es sogar, Nate einen zweifelnden, hilfesuchenden Blick zuzuwerfen, als ob dieser Darya noch reinreden sollte. „Machen sie einfach, das ist nicht mein erster Versuch mit dunklen Haaren“, Darya klang nun selber schon ein Bisschen genervt. Sie brauchte das dunkle Haar. Wollte den Fluch des Blondes einfach so schnell wie möglich ablegen. Und damit auch gleich alle Ängste und Sorgen zu diesem Abend. Und Ashtons Erzählungen zu ihrem inneren Engel. All das sollte sofort weichen. Durch eine einzige Änderung ihrer Haarfarbe. Vielleicht minimal optimistisch, etwas zu hoffnungsvoll. Ein naiver Versuch, sich aus dem nächsten Desaster zu steuern.
Jonathan hatte zugegebenermaßen nicht unbedingt damit gerechnet, dass Darya fast schon begeistert von der Idee schien, sich die Haare wieder dunkler zu färben. Somit ließ er sich - erneut geduldig - auf einen der Stühle nieder, die für die wartenden Gäste gedacht waren, sein Blick lag noch einen Moment auf Darya und der Friseurin, die von der Idee die blonde Mähne dunkel zu färben nicht sonderlich begeistert schien, bevor er sich mehr oder weniger neugierig den übrigen Gästen hier zu wandte. Wobei weniger mehr auf die Situation zu traf, hier waren einzig und alleine langweilige Leute. Entweder Mütter mit ihren Kindern, alte Damen oder aufgetackelte Schlampen die sich für den Discobesuch am Abend herrichten ließen, so sah es zumindest aus. Schnell wurde ihm also langweilig, weswegen er den Blick auf seine Hände senkte, mit den Gedanken gänzlich abschweifte, bis nach über einer Stunde ein "Wir sind fertig, wie finden Sie es?" ertönte. Die Stimme ordnete er der Dame zu, die Darya die Haare gefärbt hatte, somit hob er seinen Blick wieder an, stand auf und trat zu den Beiden heran. "Blondie, jetzt bist du wieder ganz eine von uns..." stellte er fest. Wobei es ihm herzlichst egal war, dass die Bezeichnung "Blondie" nun so gar nicht mehr passte. Jonathan kam nicht umher, einmal durch das seidene, schwarze Haar zu streichen, bevor er der Friseurin einen Geldschein in die Hand drückte, der weit über ihrem Lohn liegen dürfte. Somit hielt sie sich auch mit jeglichen, weiteren redseligen Kommentaren zurück. Wieso waren Friseure immer so gesprächig? Egal - jetzt konnten sie hier ja wieder raus, die junge Frau weiter auf ihre heutige Aufgabe vorbereiten, denn ihm war bewusst, dass sie das nicht kalt ließ - auch wenn sie sich die größte Mühe dafür gab.
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Darya Sie war doch ziemlich aufgeregt, als die Friseurin endlich mit der Arbeit begann. Trotzdem versuchte sie es sich nicht anmerken zu lassen, da sie doch überzeugt war, gerade das einzig Richtige zu tun. Nate fand es ja auch eine gute Idee, also war es sicherlich genau das. Trotz der Aufregung schweiften ihre Gedanken während der ganzen Stunde immer wieder zu dem heutigen Abend, der sie doch das ein oder andere Mal unruhig in ihrem Stuhl hin und her rutschen liess. Aber auch hier: Eigentlich wusste sie ja, dass es das beste war, was sie tun konnte. Endlich ihre Bestimmung wahrnehmen, ihre Aufgabe erfüllen. Sonst war sie nutzloser für die Hölle als jede dieser jämmerlichen Menschengestalten. Und das wollte sie nicht. Sie wollte endlich jemanden stolz machen und wenn es nur Nate war. Oder nur sie selber. Der Mord an einem Engel war der beste Beweis dafür, dass sie ein guter Dämon war, viel besser, als alle immer geglaubt hatten. Die redselige Dame hatte immer wieder versucht, sie in ein Gespräch zu verwickeln, aber Darya war viel zu unkonzentriert, um sich irgendwelche Mühen zu machen, weshalb es jeweils bei dem Versuch blieb. Gegen Ende, als ihre weichen Locken in frischer Farbe glänzten, hatte die junge Frau immerhin schon mal den Kopf wieder gehoben und in den Spiegel geschaut. Und endlich ein Bisschen Hoffnung geschürt, ein kleines Lächeln eingefangen bei dem so vertrauten Anblick. Doch, das gefiel ihr viel besser. Sie blickte zu Nate, der die Friseurin bezahlte, die zwar einigermassen überrascht ob dem vielen Geld war, aber keine Anstalten zu protestieren machte. Somit verliessen sie den Schuppen auch gleich darauf, während Daryas Hand weiterhin in ihren Haaren versunken blieb. Schwarz wie ihre Seele sollten sie sein. Und waren sie jetzt endlich wieder. "Ich glaube, jetzt geht es mir schon viel besser", meinte sie zufrieden, als ihnen draussen der warme Wind entgegen bliess. Sie war tatsächlich erleichtert, das Blond endlich wieder versteckt zu haben. Mit dieser verwirrenden Zeit abzuschliessen, die sie die letzten Wochen über erlebt hatte. "Und, was machen wir jetzt?", wollte sie wissen, blinzelte wieder neugierig zu Nate hoch. Hoffentlich irgendwas spannendes, das sie ablenkte von allem, was noch kommen würde.
Ja, das Schwarz stand ihr ausgezeichnet, versteckte noch dazu ihre wahre Natur und als ob er es spüren konnte, kam es ihm so vor, als sei Darya sich ihrer wahren Herkunft nun schon wieder ein kleines bisschen sicherer. Ob es nun wirklich so war oder er sich das nur einbildete war dabei egal, solange sie tat was getan werden musste um endlich alle Dämonen und vor allem Abel davon zu überzeugen, dass sie kein totaler Fehltritt war. Jonathan gab es nur ungern zu, aber er hatte Blondchen durchaus ein kleines bisschen in sein verkorkstes Herz geschlossen. Zwar würde er nicht übermäßig viel dafür tun ihr den Arsch zu retten, sollte Abel beschließen sie aufzugeben, aber er mochte das kleine, naive Ding, das sich so leicht beeinflussen ließ und ihm offenbar zumindest ein wenig Vertrauen entgegen brachte - obwohl das eigentlich der größte Fehler war den sie tun konnte. Oder nicht? Zumindest was ihr Engelsherz betraf, das er im Keim zu ersticken vermochte. Wenn es soweit war, dann würde er ihr, wenn es sein musste, selbst das Leben aushauchen - schon ein Engel mehr der sein Konto bereicherte. Aber noch war nicht alles verloren, noch hatte sie die Chance sich selbst, ihn, Abel und alle anderen Dämonen davon zu überzeugen doch ein kleiner, feiner Dämon zu sein. Auch wenn es die Meisten doch besser wussten. Nicht alle, aber einige. "Auf was hast du denn Lust?" wandte er sich nun zu, spielte allerdings mit dem Gedanken sie schon jetzt in Kontakt mit dem Arzt zu bringen, damit sie mit ihm ins Gespräch kam, das Töten noch... noch besser wurde. Inwiefern? Vielleicht bemerkte der Engel selbst, wer vor ihm saß, weswegen der Schock über seinen Tod noch größer sein würde. Jonathan war jetzt schon ganz unruhig wenn er daran dachte den letzten Aufschrei in seinen Augen zu sehen, wenn das Leben ihn verließ. Schon jetzt hatte er den Drang ihm die Hände um den Hals zu legen und doch musste er der jüngen Schönheit den Vortritt lassen, das wusste er.
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Darya Offenbar hatte auch er gerade keine weiteren Pläne mehr, weshalb die junge Frau nun selber einen Moment nachdenken musste, als er die Gegenfrage stellte. Tja, worauf hatte sie denn Lust? Es war mittlerweile ungefähr Mitte Nachmittag, da sie doch recht lang geschlafen hatte, dann das Frühstück, der Besuch im Krankenhaus und jetzt noch der Friseur, hatte alles seine Zeit gebraucht. Und doch war sie sich sicher, dass noch einige Zeit war bis das Unvermeidbare folgen würde heute Abend. „Naja, wir könnten shoppen gehen…“, meinte sie und lächelte den Dämon doch etwas verschmitzt an. Das würden sie sicher nicht machen und es war für einmal auch nicht wirklich ernst gemeint gewesen von ihr. „Oder wir könnten ans Meer... oder Eis essen..“, zählte sie ein paar Dinge auf, die ihr gerade einfielen. Alles Dinge, die sie mit Ashton gemacht hatte. Irgendwie das, was man hier eben in der Freizeit zu tun schien und was ihr eigentlich auch unerwartet Freude bereitete. Ob das bei Nate auch so war, naja, wusste sie nicht. Aber er würde sowieso zu gar nichts ja sagen, auf das er keine Lust hätte. Also brauchte sie sich darüber keine Gedanken zu machen.
Shoppen? Jonathan zog mehr als skeptisch die rechte Augenbraue in die Höhe. Das konnte wohl schlecht ihr ernst sein.. und auch die darauf folgenden Vorschläge begeisterten den Dämon nicht gerade. War es das, was sie die ganze Zeit über getan hatte? Kein Wunder, dass Abel nicht gut auf sie zu sprechen war. Oder sah er das verkehrt? War sie etwa auf der Erde um ihren Alltag ganz dem der Menschen anzupassen? Nein, das war sie definitiv nicht. Sie war nicht hier um menschlich zu werden, sie war hier um Engel zu töten und den Menschen das Leben schwer zu machen. "Hast du den Sinn des Dämons auf Erden eigentlich verstanden?" hakte er unverblümt nach, klang dabei aber weder abfällig, noch streng. Eher neutral, fast ein wenig belustigt. Auch wenn er eigentlich gar nicht so recht wusste wieso er so klang. Eigentlich sah die Situation immer auswegloser aus, was irgendwie schade war, das Blondchen war ihm in gewisser Maßen an das nicht vorhandene Herz gewachsen, es machte hin und wieder doch tatsächlich Spaß sich in ihrer naiven Art zu sonnen und mit ihr den Tag zu verbringen; sie mit Dingen wie vorhin vor dem Krankenhaus ein wenig aus der Fassung zu bringen oder etwas anderes dergleichen zu tun. Er konnte Abel zwar irgendwo verstehen, dass ihn die junge Frau regelrecht zur Weißglut brachte mit ihrer Art, aber er war nicht an Abels stelle, war nicht so etwas wie ihr Mentor und somit auch nicht verantwortlich dafür, wenn sie versagte. Auch wenn er sich gerade daran versuchte sie auf den rechten Weg zu lenken, so konnte es ihm im Grunde genommen gänzlich egal sein ob er es schaffte oder eben nicht.
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Darya Jaa zu ihrer mässigen Überraschung, schien Nate keineswegs begeistert von ihren Vorschlägen. Und seine Frage war durchaus auch mehr als gerechtfertigt. Und sie musste sogar zugeben, denn Sinn, nach dem er fragte, eben wirklich nicht zu verstehen. Klar, sie kannte ihre Aufgaben mit dem Töten und Leid schaffen, aber sie verstand es nicht. Wenn die Hölle die Erde so sehr verabscheute - und den Himmel noch viel mehr - wieso begaben sich Dämonen dann überhaupt hier hin?? Damit die Engel sich nicht die ganze Welt unter den Nagel rissen. Aber was spielte das für eine Rolle, wenn man die Welt spwieso nicht mochte? Keiner weiss. Ein kleines Schmunzeln zierte ihre Lippen, allerdings wurde es zu einem leisen Seufzen, noch bevor sie den Blick wieder zu Nate hob. „Ich weiss nicht“, war die schlichte Antwort, die folgte. Das war doch nur mal wieder ein Punkt, in ihrer Erziehung, der für sie so viel schwerer zu verstehen war, als für jeden anderen, besseren Dämonen. Und jetzt, wo der Dunkelhaarige so direkt gefragt hatte: wahrscheinlich lebte sie ihr leben hier wirklich komplett falsch. Aber besser wissen tat sie es leider trotzdem nicht. „Was würde denn ein guter Dämon den ganzen Tag tun auf der Erde? Engel suchen?“, sie meinte die Frage ernst und das hörte man auch. Wusste man auch, da sie ziemlich selten herumscherzte und mit Sarkasmus nicht besonders gut klar kam. Ihr war schon klar, dass sie das alles mal gelernt hatte. Dass sie wusste, was sie zu tun hatte. Trotzdem: Die Umsetzung war irgendwie ein komplett anderes Thema und Abel hatte recht: bisher glänzte sie mit ihren Leistungen wirklich nicht. Es war irgendwie alles so in den Hintergrund gerutscht. Dabei müsste sie für einen angeblichen Engel doch gar nicht so weit suchen. Aber daran wollte sie nicht denken, das hatte sie schon versucht. Also wartete sie lieber einfach auf Nates Antwort, die weitaus aufschlussreicher ausfallen dürfte als ihre Gedanken. Innerlich hoffte sie still darauf, dass er nicht mit noch mehr Dingen aufkreuzte wie dem Töten des Engels.. heute Abend.. Sie sollte nicht so denken.
Er hatte ehrlich gesagt nicht unbedingt mit einer wirklich brauchbaren Antwort gerechnet. Wieso? Woher sollte sie es auch wissen? Vermutlich wusste er es sogar besser wie sie, da ihm ihre wahre Herkunft bekannt war. Ihr hingegen nicht, sie glaubte ein waschechter - vielleicht ein wenig verkorkster - Dämon zu sein, dabei war sie so einiges, aber keineswegs ein Dämon. Mit diesen hatte sie genau genommen am aller wenigsten gemein und so sehr es auch schon in der Hölle aufgefallen war, hier auf Erden fiel dies noch sehr viel mehr auf. Sie wusste es nicht, ihre darauf folgende Frage ließ Jonathan leise seufzen - wobei er sich keinerlei Mühe gab dieses Seufzen vor ihr zu verbergen. "Manchmal habe ich das Gefühl du hast mehr mit den Engeln gemein als mit uns..." teilte er ihr mit, warf ihr hier praktisch die Information hin, die alles aufklären konnte und doch so wenig in die Situation passte, dass sie es unmöglich richtig auffassen konnte. "Er würde kein Eis essen gehen, nicht an den Strand gehen - es sei denn er beabsichtigt es..." Jonathan hielt einen Moment inne, überlegte ob er mit ihr an den Strand gehen und es ihr demonstrieren sollte. Dämonen waren dazu da Unheil zu vollbringen, Unruhe zu stiften, eben böse Dinge zu tun. Dafür zu sorgen, dass jemand auf den - wegen der Algen - glitschigen Steinen ausrutschte, sich den Kopf stieß und ertrank zum Beispiel. Um den Engeln das Leben schwer zu machen beispielsweise. Oder einfach nur aus der Freude heraus. Aber er ging kein Eis essen, erst recht nicht mit einem Menschen zusammen und noch viel weniger mit einem Engel, es sei denn er beabsichtigte ihn danach umzubringen "...ich glaube es bringt nichts dir ständig zu sagen was du tun musst - du musst es selbst tun, oder zumindest dabei sein, um es dir anständig zu veranschaulichen.." stellte er fest. So hatte er mehr spontan entschlossen die Sache mit dem Arzt vom Abend auf den Mittag vorzuziehen. "..wir sollten ins Krankenhaus, du solltest mit dem blonden Schönling ins Gespräch kommen..." stellte er fest. Und wie ging das am Besten? Indem sie Patientin war. Und wie wurde sie Patientin? Indem sie sich verletzte. "Es ist nichts persönliches, das weißt du...." teilte er ihr mit, nachdem er den Blick einen Moment hatte schweifen lassen, da sie eine eher schmalere Gasse entlang gegangen waren, war gerade niemand zu sehen.. somit hatte er keine Probleme damit ihr einen unsanften Stoß zu verpassen, sodass sie das Gleichgewicht verlieren musste - vermutlich größtenteils des Überraschungseffektes zu verdanken - und unsanft der Länge nach auf den Pflastersteinen landete. Und wenn das noch nicht reichte, würde er eben nachhelfen müssen "..nur wissen wir Beide, du bist keine sonderlich gute Lügnerin, aus diesem Grund muss wohl tatsächlich eine Verletzung vorhanden sein."
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Darya Sie biss sich sofort auf die Unterlippe und senkte den Blick zur Seite, als sie sein Urteil vernahm. Es traf sie mehr, als er es wohl erahnen konnte. Denn Nate wusste nicht, was Ashton zu ihr gesagt hatte, er wusste nicht, dass sie gestern schon zum Engel gemacht worden war. Dass sie verunsichert war - mehr wie je zuvor und mehr, wie sie zugeben wollte. Aber gut. Sie sollte sich davon nicht rausbringen lassen. Viel mehr einfach härter denn je daran arbeiten, endlich zu dem Dämon zu werden, den sie so dringend sein musste und sein wollte. Sie würde nicht mehr Eis essen gehen und das Meer ebenfalls meiden. Es war dumm gewesen, die letzten Wochen so sinnlos zu verbringen. Sie hatte wertvolle Zeit verschwendet, die sie in ganz andere Dinge hätte investieren müssen. Dann wäre sie jetzt nicht an diesem Punkt, in dem es um so viel mehr ging, sie so viel beweisen musste, weil Abel so stark an ihr zweifelte. Ihre Augenbrauen hatten sich zusammengezogen und ihr Blick war dunkel, als Jonathan weitersprach und sie langsam wieder zu ihm blickte, noch immer auf ihrer Lippe herum biss. Sie hatte Angst vor dem, was er von ihr verlangte. Aber sie wollte es tun, unbedingt. Denn ihr war klar, dass nicht nur Abel an ihr zweifelte sondern eben auch Nate. Je länger je mehr. Und ihn wollte sie noch weniger enttäuschen als seinen Freund, denn wenn sie Nate auch noch verlor, wen hatte sie dann noch?? Sie nickte sehr zögerlich und unsicher zu der Entscheidung, direkt wieder ins Krankenhaus zu gehen. Nein, wollte sie nicht. Aber hatte sie eine Wahl? Nein, hatte sie nicht. Irritiert blickte sie ins Gesicht des alten Dämons, als er weitersprach, doch die ungestellte Frage zu seinem Vorhaben, wurde ihr direkt mit einem kräftigen Stoss beantwortet. Darya schnappte erschrocken nach Luft, als sie auch schon auf den rauen Pflastersteinen aufkam, sich dabei sowohl beide Hände und Unterarme aufschürfte, als auch die Lippen blutig biss, auf denen sie bis eben noch herumgekaut hatte. Erschrocken und erstmal verständnislos rappelte sie sich auf und blickte zu dem Dunkelhaarigen hoch, dann auf ihre Hände, wobei die Rechte dann direkt an ihre Lippe fasste. Seine Worte erklärten schliesslich den Sinn dieser Aktion und die junge Frau stand langsam wieder auf, versuchte, nicht allzu aufgewühlt auszusehen. „Gut, dann… Dann können wir ja jetzt ins Krankenhaus“, kommentierte sie bloss. Wahrscheinlich rannten normale Leute nicht wegen Schürfungen und einer aufgebissenen Lippe zum Arzt. Aber sie würde Nate sicher nicht erzählen, dass ihr das nicht reichte, setzte sich stattdessen fast schon hastig in Bewegung, um zum Krankenhaus zu kommen. Zu dem verdammten blonden Arzt. Engel.
Gut, sie sah nun nicht total schlimm zugerichtet aus, aber es sollte reichen. Er wollte ihr hübsches Gesicht ja nicht übermäßig strapazieren. Abgesehen davon würde das vermutlich tatsächlich ausreichen um den Engel ein wenig aus der Reserve zu locken. Jonathan beobachtete sie dabei, wie sie sich langsam wieder aufrappelte und an die blutige Lippe fasste, machte dabei aber keine Anstalten ihr zu helfen. Wieso auch? Sie war groß genug um es selbst auf die Reihe zu bekommen. In dieser Hinsicht war Jonathan wohl wirklich durch und durch Dämon. "Wunderbar..." gut gelaunt wie eh und jeh und schon ein wenig mit innerlicher Vorfreude machte er sich gemeinsam mit der eigentlich Blonden auf den Weg zum Krankenhaus das nicht weit entfernt von ihnen lag, nur ein paar wenige Straßen. "Du nimmst mir das nicht übel, oder Kleines?" hakte er nach, wobei er ehrlich gestehen musste, dass es ihm egal war was sie antwortete. Egal ob ein 'doch' oder ein 'nein' kam. Eigentlich spielte es keine Rolle. Sie würde tun was er ihr aufgetragen hatte, oder aber sie würde zurück mit ihm in die Hölle kommen, zu Abel und ihm beichten was sie getan - oder besser nicht getan - hatte. Und dann würde sie mit den darauf folgenden Konsequenzen leben müssen, auch wenn es schade um sie sein würde. "Ich will dir nur helfen, verstehst du? Abel wird nicht mehr sonderlich lange Geduld mit dir haben und du weißt, dass ich immer hinter dir gestanden habe, aber wenn seine Entscheidung gefallen sein wird, kann selbst ich nichts mehr dagegen ausrichten. Du musst ihn einfach nur davon überzeugen, eben doch ein guter Dämon zu sein" klärte er sie auf, plauderte mit ihr als würden sie gerade über das normalste Thema der Welt reden - was es für einen Dämon wohl auch war - und als würde sie hier nicht gerade blutend neben ihm her humpeln.
"You can fool all of the people some of the time, and some of the people all of the time, but you can't fool all of the people all of the time."
Darya Wunderbar, hatte er gesagt. War es das? Wenn er es sagte, musste es so sein. Auch wenn sich hier absolut gar nichts wunderbar anfühlte. Sie würde einfach glauben müssen, dass es eben doch so war. Während dem Gehen schüttelte sie leicht den Kopf, aber sie blickte kein weiteres Mal zu Nate. „Nein, wieso sollte ich?“, fragte sie, möglichst gleichgültig. Sie wusste nicht mal, ob sie es ihm übel nehmen dürfte, wenn sie wollte. Sie wusste gar nichts mehr, war einfach nur verwirrter den je und versuchte, ihre verstörten Gedanken für sich zu behalten, vor Nate zu verbergen, wie es ihr wirklich ging. Dass ihn das in Wirklichkeit gar nicht interessierte, ahnte die Schwarzhaarige ja nicht und der Dämon tat gut daran, das für sich zu behalten. Denn das hätte sie nur noch mehr aus der Bahn geworfen, bis sie sich irgendwann aus lauter Verwirrung selber ein Messer in die Brust gebohrt hätte. Sie wusste auch auf seine weiteren Worte nicht wirklich was zu antworten. „Ja, ich weiss, dass du mir helfen willst… Und ich bin froh, dass du da bist. Und ich geb mir Mühe, Abel zufrieden zu stellen, nach heute wird er zufrieden sein. Ich…“, sie wollte es ihm versprechen. Aber das ging nicht und das wussten sie beide. Selbst wenn es für einen Dämonen meist ein leichtes Spiel war, einen Engel zu überwältigen, so brauchte es nur eine kleine Unsicherheit, einen Moment der Unüberlegtheit ihrerseits, und der ganze Plan würde ins Wasser fallen. Sie konnte nichts versprechen, so gerne sie auch würde. Es dauerte nicht lange, bis sie wieder vor dem Krankenhaus standen und Darya hatte mittlerweile festgestellt, dass ihre Hose am linken Knie aufgerissen war und der Stoff dort ebenfalls etwas Blut aufsaugte. Darum tat ihr wohl auch das Knie weh. Weiterhin nichts Schlimmes, aber es könnte ja sein, dass sie die Handgelenke verstaucht hatte oder ihr Knie kaputt war oder ihre Zähne verschoben, was wusste sie, dem Arzt würden sicher gleich diverse Möglichkeiten einfallen. Sie ertappte sich dabei, wie sie vor dem grossen Gebäude stehen geblieben war und nach drinnen blickte, hoffte, den Blonden gar nicht mehr zu sehen. Sie konnten nicht auf gut Glück in die Notaufnahme und damit rechnen, dass ihr Arzt genau dort arbeitete. Nein, Darya müsste ihn wohl schon direkt ansprechen, damit er ihr Aufmerksamkeit schenkte. Und das ging nur, wenn sie ihn traf. Und wie gross waren diese Chancen denn bi… Weiter kam sie mit denken nicht, denn ihr Herz sank mutlos einen Stock tiefer, als ihr diese kleine Hoffnung viel zu schnell genommen wurde. Der Engel spazierte drinnen herum, als hätte er nichts besseres zu tun. Und Nate würde nicht zulassen, dass sie diese Chance einfach verstreichen liess, weshalb sie ihrem Begleiter einen unsicheren Blick zuwarf, sich dann nach drinnen schleppte und sich sofort an den Rockzipfel der blendend weissen Gestalt hängte. „Sir, bitte helfen sie mir, ich bin gestürzt, meine Hände tun so weh“, sprach sie ihn verloren an und es war ironischerweise für einmal fast passend, dass ihre Stimme zitterte, sie unsicher war, sie heulen wollte, während sie ihm die blutigen, ebenfalls zittrigen Handflächen hinstreckte.
Für den Fall der Fälle war ja noch immer er da und er würde den Engel keineswegs davon kommen lassen, nur weil Darya zu schwach war. Wenn es sein musste übernahm er eben ihren Job und brachte diesen zu Ende - da hätte er gewiss nichts dagegen, genoss er es doch die Engel in die Hölle zu schicken... wobei ihm in diesem Falle doch tatsächlich lieber wäre, wenn sein Blondes Dämönchen den Job übernahm um schlicht weg zu sehen, dass Abel und auch er nicht völlig versagt hatten. Denn wer versagte schon gerne? - Richtig: Niemand. Und Jonathan gehörte der Sorte an, die es sogar hassten zu versagen, er hasste es, wenn etwas nicht so funktionierte wie es funktionieren sollte und Abel? Von dem brauchte der Dunkelhaarige gar nicht erst anzufangen, Abel war da nochmal eine ganz andere Nummer... vermutlich würde er das Projekt "Darya" für gescheitert erklären und sie regelrecht dem Erdboden gleich machen... nachdem er sie gefoltert hatte versteht sich - gefoltert und aufgeklärt um sie noch mehr in den Boden zu stampfen wie sie es ohnehin schon sein würde. Also musste sie diesen Engel töten um selbst nicht getötet zu werden - sterben würde er so oder so und wenn sie so darüber nachdachte, dann würde ihr mit Sicherheit auch die Idee kommen, dass ein Tod von ihr sehr viel angenehmer sein würde als ein Tod den Jonathan oder gar Abel dem Arzt bescheren würden. Somit war sie die Gnädige in dieser Geschichte, wenn sie es selbst zu Ende brachte und nicht jemand anderen ihren Job erledigen ließ, weil sie zu schwach war. Zufrieden nickte er auf ihre Worte, auch wenn sie ihren Satz nicht beendete. Er wusste wie sie ihn hätte beenden wollen und er wusste ebenso gut wie sie selbst, dass es weit hergeholt wäre. Mittlerweile waren sie am Krankenhaus angekommen, Jonathan folgte seinem Schützling langsam in eben jenes Krankenhaus, er hatte nicht vor sie gänzlich alleine mit der Geschichte zu lassen, denn noch traute er ihr die Geschichte nicht gänzlich zu und wie bereits vor einigen Minuten gedanklich festgestellt, würde dieser Engel heute sterben, egal durch wessen Hand. Somit durfte er nicht entkommen, sollte Darya ihre Chance verpassen, weswegen er in der Nähe sein musste. Er würde sich einfach als ihren Freund oder etwas in der Art ausgeben, dann dürfte er sicherlich bei ihr bleiben - Händchen halten sozusagen. Stirnrunzelnd beobachtete er das Schauspiel aus etwa einem halben Meter Entfernung, sodass er sowohl die Worte der Blonden - oder ehemals Blonden - hören konnte, als auch die des Arztes, welcher sich ihr zu wandte nachdem sie ihn fast schon wimmernd angesprochen hatte. War das geschauspielert? Falls ja: Hut ab, das bekam sie ja doch besser hin als er vermutet hatte. Sanft umfasste der Engel die Hände der jungen Frau, versuchte sie mit ein paar Worten zu beruhigen: "Beruhigen sie sich, Miss - was ist denn passiert?" hakte er mit ruhiger, fast melodischer Stimme nach, welche Jonathan das Blut in den Adern fast gefrieren ließ. Schon jetzt hatte er das dringende Bedürfnis dem Kerl den Hals umzudrehen, hielt sich aber zurück. "Kommen sie mit mir mit, ich werde mir ihre Hände genauer ansehen..." lächelte er sie sanft an, woraufhin Jonathan sich einschaltete und mit besorgter Miene auf die Beiden zu trat: "Ich bin ihr Freund, sie ist gerade auf der Straße einfach..." Jonathan stockte einen Moment um das alles ein wenig dramatischer wirken zu lassen "...als hätte sie einen Schwächeanfall gehabt.." Ohne zu zögern folgte er dem Arzt und Darya - um deren Taille er seinen Arm gelegt hatte - in das nächstgelegene, freie Behandlungszimmer, schloss die Tür hinter ihnen.
"You can fool all of the people some of the time, and some of the people all of the time, but you can't fool all of the people all of the time."
Darya Von der Sekunde an, in der sie seine Stimme zum ersten Mal vernahm, wurde der Schwarzhaarigen schlagartig klar, dass es noch viel, viel schlimmer werden würde, ihn zu töten, als sie bis jetzt gedacht hatte. Sie konnte ihn nicht hassen, obwohl sie wusste, dass sie ihn verabscheuen sollte. Er war so nett und alles, was war er tat, war der Rettung der Menschheit gewidmet. Er versuchte lediglich, alles richtig zu machen, jedem zu helfen - sogar ihr! - und dafür sollte sie ihn jetzt töten?! Ohne, dass sie es realisierte, löste sich eine Träne aus ihrem Augenwinkel, als seine weiche, beruhigende Stimme erklang. Das salzige Wasser tropfte auf ihre Finger und auf seine Finger und sie blickte ihn vollkommen verzweifelt an. Er war er erste Engel - abgesehen von Ashton - den sie auf der Erde traf. Und er passte so perfekt ins Bild. Und er wirkte unglaublich anziehend auf sie, wie Licht auf Motten. Wo war der Hass, der ihr so lange antrainiert wurde? Wieso spürte sie ihn jetzt nicht? Wieso wollte sie den Blonden einzig und allein dazu anflehen, wegzurennen, zu fliehen, nie wieder zurück zu kommen?! Wieso wollte sie ihn nicht auf der Stelle töten für die Nettigkeit in seiner Stimme, die Ruhe in seinem Blick, das Licht in seinen Augen? Sie war so unglaublich verkorkst, es war schrecklich. Dabei hatte sie für einen Moment wirklich geglaubt, es zu schaffen. Sie hatte sich noch nicht mal eine Antwort ausgedacht, da kam ihr Nate schon zuvor und erklärte, was denn passiert war. Einen Schwächeanfall. Hatte sie in der Tat. Aber nicht vorhin auf der Strasse, sondern jetzt, genau in diesem Moment, als ihre Knie zitterten und ihre Finger und ihre Stimme auch. Darya sollte froh darum sein, dass Nate die Antwort übernommen hatte, weil sie sie ganz sicher nicht gestammelt gekriegt hätte. Aber war nicht froh, weil sie den Arzt damit nur immer weiter in die Falle lockten und das wollte sie doch alles gar nicht! Ihr Körper versteifte sich, sie zuckte sogar etwas zusammen, als sich Jonathans Arm um ihre Taille legte. Doch sie blickte ihn noch immer nicht an sondern hatte ihre verräterisch glänzenden Augen starr auf die Seite gerichtet, weg von dem mordlustigen Dämonen. Sie hatte sich gefreut, ihn wieder zu sehen. Aber jetzt hasste sie seine Anwesenheit, weil er nicht zuliess, dass sie versagte. Weil sie sich keine hilflose Geschichte mehr zusammenspinnen konnte, weshalb irgendwas nicht klappte, wenn er doch die Wahrheit so direkt mitbekam. Quasi daneben stand und die Arme verschränkte. Im Behandlungszimmer setzte sie sich steif auf die Liege, ihr Blick nun wieder auf den Engel geheftet, bei allem, was dieser tat. Immer mal wieder tropfte eine stumme Träne von ihrem Gesicht und sie überlegte sich, ob sie ihn einfach gleich hier töten sollte. Jetzt. Weil es weh tat, sich mit ihm zu unterhalten, weil sie ihn nicht kennen lernen wollte, weil sie sich hinterher nicht noch schlimmer fühlen wollte.
Es dauerte nicht lange, da waren sie mit dem blonden Arzt - Engel - alleine in einem der Behandlungszimmer. Jonathan hatte die Tür hinter ihnen verschlossen, sodass Darya praktisch freie Bahn hatte - noch dazu lehnte sich der Dämon mit lässigem Grinsen auf den Lippen gegen eben jene Tür, während der Arzt sich der jungen Frau zu wandte, die sich auf die Liege gesetzt hatte. Sie sah so unschuldig und gut aus... er zweifelte in diesem Moment mehr denn je daran, dass Darya es schaffen würde zu tun, was ohnehin unabdingbar war. Der Mann würde sterben und zwar in den nächsten Minuten - egal ob durch ihre oder aber durch seine Hand. So oder so, er würde sterben und Jonathan musste nicht einmal darüber nachdenken um zu wissen, dass der Tod den sie ihm gewähren würde der weitaus mildere sein würde. "Jetzt schildern Sie mir doch einmal, was geschehen ist..." forderte der Blonde die junge Frau vor sich dazu auf mit ihm zu sprechen. Wieso? Vermutlich um die angespannte Stimmung im Raum ein wenig zu lockern, wie es Ärzte nun mal so mit ihren Patienten taten. Da der Mann Jonathan den Rücken zu gewandt hatte, fiel es dem Dämon nicht schwer auffordernd die Augenbrauen in die Höhe zu ziehen, während er den Blick der jungen Frau suchte. Sie sollte sich nicht den ganzen Tag Zeit lassen, so machte das alles keinen Spaß. Er für seinen Teil hielt sich nun fürs erste gänzlich aus der Situation heraus; erst einmal überließ er ihr das Feld, was auch immer sie vor hatte - ob sie erst ein Plausch halten wollte oder nicht. Er musste sich eben in Geduld üben, auch wenn das nicht seine Stärke war, sie sollte zumindest die Chance bekommen sich zu beweisen, auch wenn Jonathan deutlich das Feuer in seinen Fingern spüren konnte, in seinem ganzen Körper, der danach verlangte zu tun was getan werden musste. Langsam schob der Dämon die leicht zittrigen Hände in seine Hosentaschen um die Anspannung die in ihm loderte zu verbergen, das Feuer das jeden Moment ausbrechen konnte, wenn er nur ansatzweise die Beherrschung verlor. Aus welchem Grund auch immer.
"You can fool all of the people some of the time, and some of the people all of the time, but you can't fool all of the people all of the time."
Darya Die Spannung in dem Zimmer war wirklich unaushaltbar und die junge Frau war sich sicher, dass sie unmöglich die Einzige war, die das spürte. Je länger sie auf die Frage des Arztes hin schwieg, sich unfähig fühlte, eine Antwort zusammen zu stottern, umso verwirrter schien der Engel zu werden, beunruhigter. Nicht um sich, sondern wahrscheinlich viel mehr um sie, da Darya stumm da sass, weinte, ihn anblickte, als würde sie in zehn Minuten sterben. Voller Traurigkeit, Schuld und Angst. Sie konnte nicht lügen. Das hatte sie nie gekonnt. Tatsächlich war es eine ihrer grössten Schwächen und das sollte doch was heissen, bei den vielen, die sie aufweisen konnte. Und so entschied die eigentliche Blondine sich für das Einzige, was ihr übrig blieb, wenn sie nicht schweigen wollte. Denn das konnte sie auch nicht, wenn Nate so hinter dem Arzt hervor blickte, ihr deutlich zeigte, dass ihr Moment zu Handeln gekommen war. Die Uhr tickte. Und allein seine Augen verrieten, dass die Geduld des Dämons sich immer mehr einem Ende zu neigte, wie Sand zwischen den Fingern zerrann. „Nichts ist geschehen. Er“, kurz zuckte ihr Blick zu Nate, „hat mich umgeschubst, damit wir ins Krankenhaus können. Weil ich mit dir reden muss. Über das, was jetzt geschehen wird“, ihre Stimme war nicht mehr als ein Hauchen und brach komplett weg, als ihre blauen Augen sich in denen des Engels spiegelten. So unschuldig, so klar, so nett, so vertraut. Und so verdammt blau. Sie wollte ihm sagen, dass es ihr leid tat, sie das nicht tun wollte, auch wenn ihr Blick das auch ohne ihre Erlaubnis aussprach. Aber Nate war da und wenn sowas vor Nate aus ihrem Mund kam, dann würde er hinterher nichtmal ein kleines Bisschen zufrieden mit ihr sein. Somit alles umsonst, denn sie tat das hier einzig und allein dafür, ihn und Abel zu beruhigen. Längst nicht mehr für sich selber. Denn diese Gefühle würde sie sich niemals freiwillig antun. Darya blickte sich im Zimmer um, liess den Engel erstmal mit den Worten stehen, die sie ihm gerade aufgetischt hatte. Sie hatte nicht mal eine Waffe und das musste sie sofort ändern. Erwürgen konnte die junge Frau ihn nämlich schlecht, das hatte schon gestern nicht geklappt und ein zweites Mal durfte sie nicht versagen. Ihr verschleierter Blick ging suchend durch das Zimmer, fand einen Wagen voller Instrumente direkt neben der Liege. Wieder schaute sie auf in die treuen, fragenden Augen des Todgeweihten. „Du bist ein Engel, nicht wahr? Du hast dein Leben damit verbracht, alles richtig zu machen“, flüsterte sie weiter. Und dann rutschte sie kurzum wackelig von der Liege, fiel dem Blonden regelrecht in die Arme und umklammerte ihn mit einem Arm, auf der Suche nach Trost und Sicherheit. Vielleicht. Er würde nichts Böses ahnen und sie hatte noch immer einen Vorteil, denn er war ein Engel. Solange er sich nicht wirklich sicher war, dass sie ein Dämon war, musste er davon ausgehen, dass sie ein harmloses Menschlein war und durfte sie nicht verletzen. Es lag auch gar nicht in seiner Natur. Engel konnten nicht töten, jedenfalls nichts anderes als Höllenkinder und noch da hatten sie grosse Schwierigkeiten. Verteidigen ja, aber nicht so, dass sie dann Schaden davon tragen würde. Und darauf musste sie wohl oder übel vertrauen, während sie mit der freien Hand hinter seinem Rücken die oberste Schublade des Wagens aufzog. Und wie das Schicksal es so wollte, offenbarte sich ihr eine ganze Reihe an Skalpellen, der besten Waffe, die sie hier wohl in kurzer Zeit finden würde. Darya zögerte nicht weiter, hatte Angst, der Engel würde sie sonst von sich schieben und sie müsste wieder in seine Augen blicken. Ihre kalten, weissen Finger zitterten noch mehr, als sie sich so sehr um den Griff des Messers klammerten. „Ich habe das auch versucht: Ein Leben lang das Richtige zu tun… Aber es ist so schwierig und man kann sich nie ganz sicher sein, was das Richtige denn jetzt ist, verstehst du? Aber wenn man jahrelang immer gelernt hat, dass das hier richtig ist, muss es dann nicht einfach richtig sein, egal wie falsch es sich anfühlt?“, redete sie weiter verzweifelt ins Ohr des Blonden, den sie noch immer in ihrer Umarmung festhielt, die er bisher noch nicht hatte lösen wollen. Und jetzt war es zu spät dafür. Denn mit einem kräftigen Stoss bohrte sich die Klinge des Skalpells in seinen Rücken, durch das weisse Ärztekittel, das sofort immer röter wurde, blieb tief unter der Haut stecken. Auf der Seite des Herzens, auch wenn zweifelhaft war, dass dieser eine Stich ihn schon töten würde. Skalpelle hatten kleine Klingen und Darya zu wenig Erfahrung, um es perfekt gemacht zu haben.
Innerlich begann Jonathan damit von Zwanzig hinab zu zählen, ganz langsam. Nicht nur, weil er sich damit ein wenig beruhigen wollte, nein, sondern viel mehr weil er sich innerlich vornahm, dass er eingreifen würde, sobald er bei Null angekommen war. Insofern die junge Frau zumindest noch keinen Finger gerührt hatte, was aktuell nicht wirklich danach aussah, wenn man den Dunkelhaarigen fragte. Und Engel waren nicht dumm, wenn gleich auch etwas leichtgläubig in den Augen des Dämons. Aber dumm waren sie nicht, er würde früher oder später bei ihrem Rumgestammel drauf kommen was hier lief. Immerhin wussten die Engel im Allgemeinen um die Gefahr der Dämonen und ihr Freund hier sah aus, als würde er schon eine ganze Weile auf der Erde weilen - daher war er mit Sicherheit auch schon dem ein oder anderen Dämon begegnet und hatte sich vielleicht sogar gegen diesen behauptet. So oder so - es war egal, dieser hier würde heute sein Ende finden, ganz egal auf welche Art und Weise. Langsam aber sicher begann Blondchen sich aber auch zu regen, sie fiel dem Arzt mehr oder weniger um den Hals - so auf die Art und Weise zumindest und kramte hinter ihm in einer Schublade herum, während sie ihm die Wahrheit darüber erzählte, was geschehen war und wieso sie sich verletzt hatte, was den Blonden ein wenig stutzig werden ließ. Sein Blick glitt kurz zu Jonathan, der nur gespielt Ahnungslos mit den Schultern zuckte, ihn schief angrinste, weil er das Skalpell in der Hand der jungen Frau entdeckt hatte, welches wenig später und zur Überraschung des Arztes in seinem Rücken steckte und den schneeweißen Kittel um die Wunde herum sehr schnell blutrot färbte. Dem Blonden blieb ein erstickter, erschrockener Schrei in der Kehle stecken, während er die Blondine von sich stieß und ein paar Schritte zurück stolperte. Jonathan blieb weiterhin an der Tür stehen, so konnte er nicht flüchten, abgesehen von dem Fenster, aber da sie sich im ersten Stock befanden und das locker 3 Meter waren, wenn nicht noch mehr, war die Chance recht gering, dass er dieses Risiko eingehen würde. "Weiter." forderte er Blondie auf ihre Arbeit zu Ende zu bringen, etwas anderes würde er nun nicht mehr dulden, was auch deutlich der Ton seiner Stimme verriet, vor allen Dingen aus einem Grund: Er konnte ihr ansehen, wie schwer es ihr fiel und wenn es sein musste, würde er sie zwingen. Er würde sie zwingen es zu Ende zu bringen, wenn sie es nicht von sich aus tat.
"You can fool all of the people some of the time, and some of the people all of the time, but you can't fool all of the people all of the time."