Darya Du sollst nicht töten. Das hatte Gott gesagt, irgendwann, weit am Anfang. Bevor die Menschheit beschlossen hatte, dass diese Gebote sie nicht mehr interessierten, bevor sie die Engel immer mehr gebraucht hatten, bevor Dämone das Spiel aufgemischt hatten. Wieso fiel ihr das genau jetzt ein und wieso schmerzte es so sehr? Sie hörte nicht auf Gott, war eine Tochter der Hölle, eine Frau, die in diesem Moment nichts als tiefste Befriedigung empfinden sollte. Wieso war alles, was sie wirklich spürte, unendlicher Schmerz?? Als wäre es nicht der Arzt, der starb, sondern sie? Als wäre es nicht seine Wunde, aus der das Blut rann, sondern ihre? Sie hatte das Skalpell wieder herausgerissen, noch bevor er sie von sich hatte stossen können. Weil die Wunden schlimmer waren, stärker bluteten, wenn man das Messer wieder entfernte. Und nun war sie rückwärts gestolpert, gegen die Liege gestossen, blickte den Engel fast noch fassungsloser an als umgekehrt. Was hatte sie getan?! Sie blickte auf ihre Hände, die von ihren eigenen Schürfungen noch rot schimmerten, nun von frischem, warmen Blut des Engels überzogen waren. Sie zitterte so stark, dass ihr das glitschige Skalpell, welches vorhin fast komplett vom Körper des Arztes verschluckt worden war, zwischen den Fingern weg rutschte, zu Boden fiel. Wieder fanden ihre weit aufgerissenen Augen den blutenden Blonden, der zurückgewichen war und nun nach einem Fluchtweg zu suchen schien, da Jonathan den Eingang versperrte. Sie hörte die kalte Anweisung des Dunkelhaarigen, welcher sofort ebenfalls einen verschreckten Blick von ihr erntete. Weiter. Weiter hatte er gesagt. Sie zog eine zweite Klinge aus der Schublade, stolperte damit auf den Engel zu, der sie sofort wieder von sich stiess, kaum war sie bei ihm angekommen. Diesmal stürzte sie unsanft, verlor dabei das Skalpell und sammelte es auch nicht mehr ein, als sie sich direkt wieder aufrappelte, in seine hellen, unschuldigen Augen blickte. Nein. Sie konnte sich unmöglich weiter zurückhalten, stürzte ein drittes Mal auf den Engel zu. „Es tut mir leid, es tut mir leid“, hauchte sie immer wieder, „du musst gehen, bitte bitte geh weg“, flehte sie ihn schluchzend an. „Deine Wunde blutet so stark, du stirbst“, wimmerte die junge Frau durch und durch verzweifelt, schnappte sich irgendein Tuch, dass sie zu fassen bekam, und presste es auf den Rücken des Engels, als sie wieder bei ihm war. Nate würde sie dafür zurück in die Hölle schicken und Abel sie wahrscheinlich direkt umbringen. Und die Hölle hatte sich schrecklich angefühlt, das war keine Frage, aber nicht auf diese Art. Sie hatte immer nur um sich selber fürchten müssen, an sich selber gearbeitet und gezweifelt. Hier ging es nicht mehr nur um sie selber, sondern darum, dass sie gerade einem Arzt ein Messer in den Rücken gebohrt hatte, ihm damit eine tödliche Wunde verpasst hatte, die ihn umbringen würde, wenn er nicht bald Hilfe bekam.
Was zur Hölle tat sie da? Nicht nur, dass sie sich bei ihm entschuldigte, ihn aufforderte zu gehen, nein, jetzt drückte sie ihm auch noch das nächstebeste Stückchen Stoff auf die Wunde. Wieso? Weil sie ihm helfen wollte? Jonathan schloss kurz die Augen, atmete tief durch und sagte sich innerlich, dass nicht sie diejenige war, die er umbringen musste, sondern er. Sie war Abels Problem, nicht seines, sie würde die Konsequenzen die hierauf folgen würden schon noch früh genug zu spüren bekommen. Er hingegen hatte gerade nur einen Job: das zu beenden was sie offensichtlich nicht hin bekam. "Darya!" fauchte Jonathan aufgebracht, als er sich von der Tür abstieß und auf die Beiden zuging. Was der Arzt sagte oder nicht sagte blendete er vollkommen aus, der Engel war ihm egal. Mehr als das. "Du bist schuld daran, dass er nun länger leiden muss, als es notwendig gewesen wäre..." klärte er sie auf, während er sich auf dem Weg zu den Beiden nach dem blutverschmierten Skalpell am Boden bückte um dieses aufzuheben und anschließend bedacht in den Fingern hin und her zu drehen. "Denk daran, während du ihn schreien hörst" sprach er weiter, als sei es das normalste der Welt, als sei diese Situation das normalste der Welt. Was es für ihn vielleicht sogar war, immerhin war das doch mehr oder weniger sein Job, oder etwa nicht? Engel zu töten, die Welt von diesen guten Geschöpfen rein zu waschen, bis sie irgendwann vielleicht sogar ausgerottet waren. Wobei... dann würde es glatt langweilig werden. Der Dunkelhaarige machte sich keine Mühe den Abstand zu den Beiden schnell zu überbrücken, weiter konnten sie ohnehin nicht fliehen, da der Arzt bereits mit dem Rücken zur Wand stand und keine weitere Ausweichmöglichkeit hatte. Jonathans Augen funkelten vor Vorfreude, während sein Blick noch einen Moment auf der gefärbten Blondine lag, die er mit seinen dunklen Augen regelrecht zu durchbohren schien. "Du wirst dir noch wünschen, es selbst getan zu haben..." warnte er sie, als er bei den Beiden angekommen war, sie unsanft an der Schulter packte und von dem Arzt fort riss, als wäre sie leicht wie eine Feder - eben die überlegene Kraft eines Dämons. Als er sich dem Engel zu wandte, konnte er sehen, dass dieser wusste, das sein letztes Stündchen geschlagen hatte. Er vernahm so etwas wie ein Betteln und Flehen, ignorierte es aber vollkommen. Stattdessen hob er das Skalpell in die Höhe, legte eine Hand an die Kehle des Engels: "Aller Schmerz den du jetzt erfährst..." er setzte das Skalpell an und zog es mit leichtem Druck vom Ohr des Engels hinab bis zum Saum des Kittels den er trug, dabei hinterließ er eine oberflächliche, aber sicherlich schmerzliche Schnittwunde "...ist ihre Schuld, einzig und allein ihre Schuld." Er sagte das nicht, weil er ihn damit quälen wollte, er sagte es, weil er sie damit quälen wollte. Der Arzt war ihm egal, Darya hingegen hatte ihn verärgert.
"You can fool all of the people some of the time, and some of the people all of the time, but you can't fool all of the people all of the time."
Darya Sie hörte ihnen Namen. In einer sehr verärgerten Tonlage. Und ja, Nate holte sie damit erfolgreich zurück ins Hier und Jetzt, stellte sie vor die Tatsache, dass sie nie eine Wahl gehabt hatte und es nicht an ihr war, zu entscheiden, ob der Arzt nun starb oder nicht. Er hatte es entschieden, heute Morgen vor dem Krankenhaus. Und das Einzige, was sie entscheiden konnte, war, auf welche Art und Weise es geschah. Doch auch diese Wahl wurde ihr nun sehr bald abgenommen, da der Dämon die Geduld verlor und sie von dem Engel wegriss. Erneut stürzte sie zu Boden - das gefühlt hundertste Mal heute - und blieb voller Schrecken sitzen. Es dauerte einige Sekunden, bis sie es schaffte, ihre starren Glieder wieder dazu zu animieren, sich zu bewegen, ihr zu gehorchen. Seine Worte brannten sich tief in ihr Gedächtnis, zusammen mit den Augen des Engels, der eindeutig wusste, was jetzt passieren würde. Was er ihr zu verdanken hatte. „N-nein, Nate, bitte!“, flehte die junge Frau, die selbst durch die Tränen hindurch viel zu deutlich sah, wie sehr es ihrem eigentlichen Freund gefiel, das Messer durch die dünne Haut des Blonden zu ziehen. Es lag genau die Genugtuung in seinem Blick, die sie vorhin vermisst hatte, die sie begehrte aber niemals spüren würde. „Mach das nicht, es ist nicht seine Schuld!“, wimmerte sie weiter, strich sich mit ihrer blutigen Hand die schwarzen Locken aus dem Gesicht, die sich damit ebenfalls rot färbten. Dann stand sie wieder auf den Beinen, taumelte ein weiteres Mal mit Beinen wie aus Gummi auf die beiden Männer zu. Sie klammerte sich an Nates Arm, zog ihn daran zurück, auch wenn er sich keinen Millimeter regte, während ihr Blick wie gefesselt auf dem Engel haftete, den sie gar nicht anschauen wollte. Es war ihre Schuld. Das ganze Blut, der Schmerz, diese Augen, der erstickte Schrei und das mühsame Stöhnen, der Tod, alles.
Nicht nur, dass sie es nicht übers Herz brachte zu tun was zu tun war, nein - jetzt wollte sie Jonathan auch noch davon abhalten ihr verpfuschtes Werk zu Ende zu bringen. Mit jeder ihrer Handlungen wuchs die Wut von Jonathan auf die Blondine, was dieser wiederum an dem Arzt ausließ, weil Abel ihn töten würde, wenn er Darya auch nur ein Haar krümmte. Naja vielleicht durfte er ihr ein Haar krümmen, aber er musste sie am Leben lassen und gerade war er nicht in der Lage darüber zu entscheiden was zu viel war und was nicht. Die Gefahr, dass sie also sterben würde, wandte er sich ihr zu, war weitaus größer als man vermuten könnte. Als sie vielleicht vermuten würde. Als ihre zierliche Hand nach seinem Arm griff um ihn abzuhalten zu tun, was er nun mal tun wollte, wandte er ihr seinen Blick zu: "Richtig - es ist nicht seine Schuld, es ist deine Schuld. Und da du es offenbar auf anderem Wege nicht begreifst, wird er nun für dein Versagen leiden müssen" quittierte er. Mit einer harschen Bewegung schüttelte er den Arm der weinenden Engelstochter ab, wobei der Engel gerade den Mund auf machte und zu begreifen schien. Er begann davon zu sprechen, dass sie endlich gefunden worden war, es ein Wunder war, dass sie noch lebte, sah dabei mit seinem gequälten Blick an Jonathan vorbei zu der jungen Frau. Wobei der Dämon dem ganzen noch rechtzeitig ein Ende bereitete indem er den Engel unterbrach, weil er ihm die Klinge geradewegs und ganz gezielt in die Brust bohrte. Genau ins Herz. Ein röchelnder, erstickter Schrei verließ noch seine Kehle, bevor er vor Jonathan zusammen sackte, dieser die Hand von dessen Kehle nahm und so der leblose Körper des Engels auf dem Boden in sich zusammen klappte, als wäre er ein Sack Reis. Jonathan beugte sich zu dem Engel hinab, dem toten Engel, um sich seine blutverschmierten Hände an dessen Kittel abzuwischen. Da er schwarz trug, war das Blut auf seiner Kleidung kaum erkennbar. Nur seine Hände würde er waschen müssen und ebenso sein Gesicht, das die ein oder anderen Blutspritzer abbekommen hatte. "Siehst du jetzt, was du angerichtet hast?" grummelnd wandte er sich von Darya ab, dem Waschbecken zu um seine Hände zu waschen, als hätte er gerade gekocht.
"You can fool all of the people some of the time, and some of the people all of the time, but you can't fool all of the people all of the time."
Darya Das wusste sie doch alles schon, dass es ihre Schuld war und dass der Engel wegen ihr leiden musste! Aber das tat er sowieso schon und fand Nate denn nicht auch, dass es längst genug war?? Die Frage musste sie nicht stellen, der jeder, der Dämone ein Bisschen kannte, wusste, dass Engel quälen und töten das Höchste der Gefühle in ihrem Leben darstellte. Ausser bei Darya. Mal wieder spielte sie die einsame Ausnahme. Mal wieder war sie die Schande ihres Volkes und mal wieder dachte sie aus unerklärlichen Gründen komplett falsch. Sie hatte die Augen weit aufgerissen, noch weiter als zuvor, blickte mit blanker Panik den Arzt an, der sie nun ebenfalls mit seinem gebrochenen, schmerzerfüllten Blick betrachtete. Und er begann zu reden. Worte, die sie schon einmal gehört hatte. Aber er kam nicht zu einem Ende, denn kaum hatte er mit dem mühevollen Sprechen begonnen, steckte ein Messer mitten in seinem Herzen. Der Schrei, der darauf folgte, schmerzte in ihren Ohren und es dauerte einen Moment, bis die eigentliche Blondine begriff, dass es ihr Eigener gewesen war, der den des Engels hell übertönt hatte. „Nein, nein, nein!“, kam es nur immer wieder von ihr, als sie auf ihre Knie fiel, nach der Hand des Toten griff, an seine Wange fasste, die Wunde auf seiner Brust, aus der das helle Blut nur so sprudelte, zudrückte, irgendwelche dummen, sinnlosen Versuche, ihn zurück zu holen, auch wenn sie wusste, dass er längst tot und das Spiel vorbei war. Schmerzvolle Schluchzer entsprangen ihrem Herzen, drohten, ihr die Kehle zu sprengen, während sie den perfekten blonden Engel nicht loslassen wollte. Sie hörte Jonathan gar nicht, als er noch mit ihr redete. Auch wenn ihm klar sein dürfte, dass sie sehr wohl sah, was sie angerichtet hatte.. Sie sass ja direkt davor und wünschte sich, es rückgängig machen zu können. Erst, als sie irgendwie wieder denken konnte - okay, höchstens halbwegs - drehte sie etwas den Kopf in Richtung des Dunkelhaarigen, hielt dabei noch immer die schlaffe Hand des Engels umklammert. „Nate, es… es tut mir leid, ich kann das nicht“, schluchzte sie fast tonlos, wandte sich direkt wieder dem toten Mann vor sich zu. „K-kannst du Abel sagen, dass ich das nicht kann? Er… er soll mich vergessen, nie mehr an mich denken? Könnt ihr mich nicht alle… alle vergessen? Jeder sieht, dass es hoffnungslos ist, ich werde nie ein guter Dämon sein“, würde sie wirklich darüber nachdenken, wäre ihr wohl klar, dass das nicht die Regeln waren, nach denen sie lebte und mit denen Versagen belohnt wurde. Aber gerade wollte sie einfach alleine sein, sterben, weinen, traurig sein… Und aufhören, ein Dämon sein zu wollen, den sie nie erreichen würde. Und sie wollte wissen, was dahinter steckte, dass nun schon der zweite Engel sie als etwas dargestellt hatte, was sie suchten. Sie ‘gefunden’ genannt hatte. Gefunden von wem? Vermisst seit wann? Wieso? Und langsam beschlich sie die unabdingbare Vermutung, dass Ashton ihr die Wahrheit gesagt hatte. Und diesmal liess sich dieses Gefühl, diese Vermutung nicht so einfach wieder vergessen, ankerte sich hartnäckig in ihr Gehirn. Ein Engel.
Langsam aber sicher beruhigte sich der Dämon wieder... vielleicht weil der Rausch nun vorbei und gestillt war? Auch wenn er den Engel gut und gerne noch etwas länger hätte leiden lassen, doch das war nicht möglich gewesen ohne dabei ein Geheimnis frei zu setzen, das nicht in seinem Ermessen lag. Das war Abels Ding, nicht seins und er würde nicht das Risiko eingehen den alten Dämon zu verärgern. Seufzend wandte er sich Darya zu, als er sich von dem Blut des toten Engels befreit hatte. "Verdammt Darya, du hättest nur über deinen Schatten springen müssen und Abel hätte dich in Frieden gelassen - nur einmal das tun müssen, was nun mal deine Pflicht ist und er wäre zufrieden gewesen. Zumindest für eine gewisse Zeit" tadelte er die junge Frau die wie ein Häufchen Elend auf dem Boden saß. Jonathan überbrückte die Entfernung zu ihr und zog sie sanft aber doch bestimmt auf die Beine und damit von dem Engel weg, dessen Hand sie hielt. Das war lächerlich und kindisch. Sie sollte aufhören damit sich zu benehmen wie ein trotziges, jammerndes kleines Kind das seine Aufgabe nicht erfüllen wollte, weil es nicht zufrieden damit war. "Um deinet Willen wirst du von mir einen kleinen Vorsprung bekommen, bevor ich Abel davon berichte - und auch nur, weil du weißt, dass ich dich gerne habe. Verstehst du?" Er hatte sie mittlerweile fest an den Oberarmen gepackt, als wolle er sie schütteln und damit wieder in die rechte Bahn lenken, was er aber nicht tat. Er sah ihr nur tief in ihre blauen Augen. "Du weißt, dass er dich finden wird, wenn er dich finden möchte - du weißt auch, dass er sich dem Problem entledigen wird, weil er einen noch dünneren Geduldsfaden hat als ich es habe..." klärte er sie über etwas auf, das ihr gewiss bewusst sein musste - ansonsten war sie dümmer und naiver als er jemals gedacht hätte. "Pack am Besten deine Sieben Sachen, versuche diene Gefühle unter Kontrolle zu bekommen und endlich zu tun, was er von dir verlangt um ihn auch nur ansatzweise wieder zufrieden zu stellen - dann wirst du den Hauch einer Chance haben eure nächste Begegnung zu überstehen. Und falls nicht - wünsche ich dir, dass er dich niemals finden wird, kleiner Engel." Mit diesen Worten des Abschieds ließ er sie wieder los, einfach stehen wo sie nun war und schlüpfte aus dem Zimmer. So mitfühlend hätte er sich selbst niemals erwartet und doch waren diese Worte aus seinem Mund gekommen, mehr als man hätte jemals von einem Dämon wie Jonathan erwarten können, der sie nun dennoch mit ihrem Problem alleine ließ.
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Nu' können wir ja Ashton wieder mit einbinden. ^^
"You can fool all of the people some of the time, and some of the people all of the time, but you can't fool all of the people all of the time."
Jap, können wir. :) Hast du schon ne Idee wie oder soll ich mir mal noch paar Gedanken machen? Wir haben ja mal was davon gesagt, dass es gut wäre, wenn er irgendwie auch mal drauf kommt, kein echter Engel zu sein.. xD Entweder indem er einen Dämon besiegt und so merkt, dass er stärker als ein Engel ist blabla oder vielleicht checkt es ja auch Abel und klärt ihn so direkt auf..? Abel ist ja irgend so ein Superdämon, Sohn des Luzifer, what do I know und spürt das vielleicht einfach. Oder er könnte sogar verwandt sein mit Ashton, das wär auch interessant..^^ _____
Wir können es ja so machen: während sich das zwischen Jonathan und Darya angespielt hat, hat Abel den Kerl ausfindig gemacht der Darya abgelenkt hat und gemerkt, dass er ein Dämon ist, ihn die letzten Tage halt irgendwie versucht zu rekrutieren - deswegen ist er jetzt sehr verwirrt und Darya meldet sich jetzt in ihrer Verzweiflung bei Ashton, weil sie nicht weis wie wo was usw? Mehr fällt mir spontan gerade nicht ein (:
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Ja sie kommt jetzt jedenfalls erstmal zu Ash und dann we‘ll see.^^ _______
Darya Sie wollte nicht aufstehen, aber noch weniger wollte sie Nate sauer machen. Sie war sich zu dem Zeitpunkt eigentlich sicher, dass er sie sowieso aufgegeben hatte, dass sie nach ihrem einzigen Freund auf der Erde nun auch ihren einzigen Freund aus der Hölle verloren - oder besser gesagt verscheucht - hatte. Er war enttäuscht von ihr, begriff ihr Versagen scheinbar noch weniger als sie selber. Weil es für ihn eine so leichte Sache war, den Engel zu töten, sie es aber schlichtweg nicht hinbekommen hatte. Schniefend betrachtete sie das Gesicht des Dämons, der wesentlich ruhiger wirkte als noch vor wenigen Minuten. Fast ausgeglichen, entspannt. Er würde also mit Abel reden. Das war klar gewesen, aber sie wollte nicht erleben, was der alte Dämon gegenüber ihrem erneuten Versagen empfand. Nate hatte recht und sie keine Wahl: wenn sie nicht sterben wollte, musste sie härter denn je daran arbeiten und alles in ihre Aufgabe investieren, den Kodex eines Dämons zu erfüllen. Auch wenn sie es nicht konnte. Und auch wenn sie keine Ahnung hatte, wie sie jemals wieder eine Waffe gegen einen Engel - oder sonstwen - richten sollte. Heute war der beste Beweis dafür gewesen, dass ihre Nerven schlichtweg versagten, wenn es ernst wurde. Und zwar ganz egal, wie sehr sie sich vorher darauf vorbereitet hatte. Darya sagte nichts mehr, blickte Nate nach, hatte Angst vor der Einsamkeit und Stille, die gleich darauf einkehrte, als sie vollkommen alleine und verloren mitten im Raum stehen blieb. Alleine mit einer Leiche, die sie zu verschulden hatte. Es dauerte lange, bis sie sich wieder bewegen konnte, ein Tuch von der Liege nahm und es über dem toten Engel ausbreitete. Sie wollte das Blut nicht mehr sehen, die totenblasse Haut, den Schmerz und auch nicht den Frieden, der zugleich auf dem Gesicht der unschuldigen Gestalt eingekehrt war. Das war utopisch, denn die Bilder waren in ihrem Gehirn verankert und würden sie wohl den Rest ihres jämmerlichen Lebens in ihren Träumen jagen. Zudem war das Zimmer voller Blut. Der Boden, die Wand, ihre Hände, ihre Kleider, sogar ihr Gesicht, wie sie vor dem kleinen Spiegel über dem Lavabo feststellte. Sie wusch alles von sich, bis auf das, was an den Kleidern klebte natürlich. Dann zwang sie sich dazu, endlich zu gehen, aus dem Zimmer zu huschen und das Krankenhaus zu verlassen wie ein unheilvoller Schatten. Sie ging nach Hause, allerdings nicht für lange. Nate hatte ihr angeraten, zu verschwinden und was anderes blieb ihr nicht wirklich übrig. So schlüpfte sie nur unter die Dusche, in einem sinnlosen Versuch, den Dreck und die Schuld von ihrem Körper zu schruppen. Dann zog sie frische Kleidung über, strich sich wieder und wieder über die roten, verheulten Augen, packte ihre Locken in einen unordendlichen Dutt und schnappte sich ein paar wenige Dinge, die sie für wichtig empfand. Aber was war schon wirklich wichtig? Sie wusste nicht, was sie mitnehmen sollte. Lediglich zwei Bücher von Abel packte sie ein, eine Zahnbürste und ein paar wenige Kleidungsstücke. Dann schloss sie sorgfältig die Wohnung ab, zog die dunkle Kaputze tief ins Gesicht und stand vor der Tür. Wusste nicht, wohin sie gehen sollte, während ihr ein kühler Wind ins Gesicht bliess, die Augen damit weiter tränen liess, bis sie nicht mehr wusste, ob sie weinte oder nicht. Aber was spielte das für eine Rolle? Sie wusste nicht, wann sie sich in Bewegung gesetzt hatte, wie sie an ihr Ziel gekommen war oder wann sie Ashtons Wohnungstür überhaupt zu ihrem Ziel gemacht hatte. Aber irgendwie stand sie plötzlich davor und klopfte zaghaft, scheu gegen das dunkle Holz der Türe, weil die Klingel viel zu laut gewesen wäre. Sie hatte ihren Blick gesenkt, sich ein letztes Mal - vielleicht - die Tränen abgeputzt, auch wenn ihre roten Augen sie eh verraten würden. Vielleicht war er ja gar nicht zu Hause? Sie hatte keine Ahnung, ob er überhaupt noch hier wohnte oder abgehauen war, nach allem was passiert war. Wegen ihr. Vielleicht gab es für ihn ja auch einen Engel wie es für sie Abel gab, der ihm Ziele setzte und mehr oder weniger entschied, was mit ihm geschah..
Oder willst du das Treffen von Abel und Ashton noch ausschreiben? Also das, was jetzt schon passiert wäre? Können wir von mir aus auch machen, wenn du möchtest..^^
Die letzten Tage waren... wie sollte Ashton sagen? - sehr verwirrend gewesen. Deswegen hatte er sich auf der Arbeit auch krank gemeldet, wobei er so oder so nicht das Bedürfnis gehabt hatte wieder dort hin zu gehen, geschweige denn Darya über den Weg zu laufen. So oder so spielte er mit dem Gedanken zu kündigen und einfach gänzlich zu verschwinden, was hielt ihn denn hier? Daryas Freund hatte ihn aufgesucht, ihm Dinge erzählt die im ersten Moment so falsch geklungen hatten, dass sie unmöglich der Wahrheit entsprechen konnten. Letzten Endes allerdings und als er länger darüber nachgedacht hatte, war ihm bewusst geworden, wie viel Wahrheit in seinen Deutungen gesteckt hatte, in den vermeintlichen Beweisen die er ihm aufgetischt und praktisch auf dem Silbertablett serviert hatte. Abel war sein Name gewesen und Ashton meinte sich sogar sehr vage an sein Gesicht erinnern zu können, ganz verschwommen und aus längst vergangenen Tagen, aber er wirkte fast ein wenig vertraut, je länger der Dämon mit ihm gesprochen hatte. Außerdem fühlte sich Ashton in seiner Gegenwart nicht fehl am Platz, eher ein wenig heimisch. Ganz anders wie er es sein Leben lang im Himmel getan hatte, wie ihm mit jeder Sekunde mehr bewusst geworden war. Die folgenden Stunden, nachdem Abel gegangen war, hatte er alleine in seiner Wohnung verbracht, er hatte weder das Bedürfnis nach Essen oder Trinken verspürt, noch danach in Gesellschaft zu sein, geschweige denn seine Vorgesetzten im Himmel zu kontaktieren um ihnen zu sagen was geschehen war. Er war zwar noch weit davon entfernt felsenfest von Abels Worten überzeugt zu sein, doch gleichermaßen war er weiter als je zuvor davon entfernt zu glauben er gehöre zu den Engeln im Himmel. Nur - wieso sprach man immer von den guten und heiligen Engeln wenn sie tatsächlich bereit waren ein Kind - gleich ob es in der Hölle geboren worden war oder nicht - zu entführen, nur aus Rache weil man dies mit einem ihrer Kinder getan hatte? Immerhin untersagte man der Hölle nichts gutes, somit war auch klar, dass sowas passieren könnte, sie töteten Engel schließlich. Aber Ashton? Ashton war von den eigentlich Guten entführt worden, wenn er Abels Worten Glauben schenkte. Waren die Engel doch nicht so gut wie man es ihnen untersagte? Die Zeit verging und Ashton sah erst auf die Uhr, als er ein leises Klopfen vernahm, stellte fest, dass er fast einen gesamten Tag und die ganze Nacht in dem dunklen Zimmer gesessen war, mit vorgezogenen Vorhängen, auf seinem Bett und an die gegenüberliegende Wand gestarrt hatte. Nun hob er den Blick das erste Mal wieder an, sah verwirrt in Richtung der Zimmertür die zum Flur führte und dort zur Haustür an der es geklopft hatte. Im ersten Moment überlegte er einfach sitzen zu bleiben und das Klopfen zu ignorieren, schließlich erhob er sich aber doch, wobei seine Glieder teilweise unangenehmes Knacken vernehmen ließen - vermutlich weil er so lange einfach nur da gesessen war. Langsam schleppte er sich zur Tür um diese zu öffnen ohne durch den Spion zu sehen - wieso hätte er das auch tun sollen? Als er die eigentliche Blondine mit nun allerdings dunklen Haaren ziemlich verstört vor sich stehen sah, nahm sein Gesicht einen mehr als skeptischen Ausdruck an. "Was willst du?" Eigentlich war Ashton wirklich gut erzogen worden, immerhin war er im Himmel aufgewachsen, aber wenn er sowieso eigentlich ein Dämon war und diese böse waren... wieso sollte er sich benehmen, wo er doch so sauer und enttäuscht von ihr war?
"You can fool all of the people some of the time, and some of the people all of the time, but you can't fool all of the people all of the time."
Darya Es dauerte eine Weile, bis Schritte hinter der Tür zu hören waren. Und das hatte zu irgendwas zwischen Verzweiflung und Erleichterung ihrerseits geführt. Als sich der Schlüssel im Schloss drehte, war sie allerdings nur noch eins: nämlich hypernervös. So nervös, dass sie erstmal einen Schritt rückwärts gestolpert war, dann mit rasendem Herzen stehen geblieben war und Ashton schüchtern, schon fast ängstlich anschaute. Sie fürchtete sich vor einer Standpauke oder davor, dass er sie ganz einfach abwies und verscheuchte. Weil er alle Gründe der Welt hatte, genau das zu tun. Und seine Frage war so berechtigt, dass Darya, die sofort zu einer Antwort hatte ansetzen wollen, lediglich der Mund offen stehen blieb. Sie wusste es nicht. Sie hatte keine Ahnung, weshalb sie hier war. Sie wollte das zurück, was sie kaputt gemacht hatte, was sie gehabt hatten. Aber eben: Sie hatte es kaputt gemacht. Weshalb sollte er ihr irgendwas zurückgeben?? „Ich… ich möchte reden..? Bitte?“, kam es leise von ihr, nicht mehr als ein Hauchen. Eine Frage, die sie kaum zu stellen wagte, weil sie so unangebracht schien, nachdem sie versucht hatte ihn zu töten. Darya atmete zitternd ein und aus, schlang die Arme um ihren schmalen Körper und zuckte hilflos mit den Schultern, als sie zum ersten Mal überhaupt vom Boden auf in seine dunklen Augen blickte. „Es… es tut mir so leid, was ich getan habe, wirklich! Bitte, kannst du… es irgendwie… vergessen? Es war scheisse und so viel mehr als das und ich wünschte, ich hätte es nicht getan… Aber heute hab ich noch viel mehr Scheisse gebaut und… und…“, weiter kam die Schwarzhaarige nicht, wandte den Blick wieder ab und versteckte ihr Gesicht hinter ihren Händen, als könnte sie damit verbergen, dass sie schon wieder weinte. „Es ist alles so schwer und ich kann nicht mehr denken“, schluchzte sie erstickt, wusste selber nicht, was sie von Ashton erwartete. Jegliche Ablehnung wäre gerechtfertigt, selbst wenn er ihr einfach die Tür vor der Nase wieder zu haute. Und entgegen all dieser realistischen Szenarien stand doch die Hoffnung oder jedenfalls der untragbar grosse Wunsch, dass er sie einfach wieder in seine Arme schliessen würde, wie früher. Er damit alles ein Bisschen heller werden liess.
Sie wollte also reden? Schön wenn sie das wollte - er hatte gerade so gar kein Bedürfnis danach zu reden. Er hatte gerade nicht mal das Bedürfnis danach zu erfahren wieso sie ein so verquollenes Gesicht hatte, wieso sie heulte oder wieso ihre Haare dunkel waren, auch wenn ihn das im ersten Moment wirklich sehr verwirrt hatte. Trotzdem schlug er ihr nicht direkt wieder die Tür vor der Nase zu, auch wenn er erst mal keine andere Reaktion darauf sagte - sprich: ihr keine Antwort auf ihre Bitte hin gab dass sie reden wollte. Weder ein Ja, noch ein Nein. Stattdessen lauschte er weiter ihren stockenden, irgendwie verwirrt wirkenden Worten. Sie wirkte allgemein mehr als durch den Wind, doch Ashton wusste nicht ob ihn das interessieren sollte oder aber nicht. Einerseits tat es das, weil er nicht von einem Tag auf den Anderen jegliche Gefühle für sie (abgesehen von der Wut) einfach abstellen konnte, so einfach war das leider nicht - aber er würde es tun, wenn er es könnte. Konnte er aber nicht. Das war ihre Chance, sofern sie auch nur den Hauch einer hatte - so wäre das der einzige Zeitpunkt an dem sie diese nutzen können würde, denn je länger Ashton zeit hätte nachzudenken, desto eher würde er sich weiter und weiter von ihr distanzieren; falls das überhaupt noch möglich war. Ihm entfloh ein leises, vielleicht ein wenig genervtes, Seufzen. Schließlich trat er zur Seite, die linke Hand noch immer an der Türklinke "Komm rein, bevor ich es mir anders überlege, was ziemlich schnell der Fall sein könnte..." teilte er ihr mit rauer, ein wenig monotoner Stimme fest. Kurz darauf zog er hinter ihr die Türe ins Schloss, drehte den Schlüssel wieder im Schloss herum. "Was hast du getan, das noch schlimmer ist wie der Versuch mich zu töten?" brachte er es ziemlich schnell auf den Punkt, dachte gar nicht daran ihr einen Platz zum sitzen anzubieten, geschweige denn etwas zu trinken oder zu essen - wäre ja auch noch schöner. Wobei er nicht im geringsten darauf achtete einen gewissen Sicherheitsabstand zu ihr zu wahren, weil Abel ihm mitgeteilt hatte, dass er stärker war als er glaubte... stärker als Engel es waren. Nur den Rücken kehrte er ihr nicht zu - wer wusste schon was ihr sonst noch so einfiel.
"You can fool all of the people some of the time, and some of the people all of the time, but you can't fool all of the people all of the time."
Darya Sie hatte keine Ahnung, wie nahe er daran war, die Tür einfach wieder zu zu knallen. Aber laut ihrem Gefühl wohl sehr nahe. Und noch immer konnte sie es ihm nicht mal verübeln. Er hatte alle Gründe - sie würde ja auch nicht mehr mit ihm reden wollen, wenn er zuvor versucht hätte, sie zu töten. Das war lächerlich. Sein Seufzen und der Ton in seiner Stimme verrieten deutlich, wie sehr es ihm widerstrebte, sie rein zu lassen, überhaupt mit ihr zu reden oder sie zu sehen. Aber er liess sie rein. Und sie folgte der Aufforderung ohne weiter zu zögern, wobei sie es immer noch grosszügig mied, ihn anzuschauen. Dafür schämte sie sich viel zu sehr: Sowohl für alles, was sie getan hatte, als auch für ihr Gesicht und die Tränen. Kaum war die Tür zu, fragte er aber genau die Frage, die die eigentliche Blondine nicht beantworten konnte. Und die sofort jegliche Erinnerungen an ihrem inneren Auge vorbeiziehen liess, in schmerzhaft greller Farbe, so klar, als würde sie es ein weiteres Mal erleben. Erneut drückte sie ihre aufgeschürften Hände vor die hellen Augen, während ihr Körper die ganze Zeit vom nächsten Heulkrampf geschüttelt wurde. Sie hatte sich, von Ashton abgewandt, leicht an die Wand im schmalen Flur gelehnt, um nicht zu kippen. Was sollte sie denn auf diese Frage sagen?? „W-wenn ich… dir das sage… D-dann w-wirfst du mich g-gleich wieder raus!“, nuschelte sie leise stotternd und kaum verständlich gegen ihre Arme. Er war ein Engel, oder so, wie sollte sie auch nur im Traum daran denken, dass er sie für dieses Verbrechen nicht endgültig in die ewige Verdammnis wünschen würde?! Egal unter welchen Umständen sie es getan oder nicht getan hatte, das war einfach falsch, eine Todsünde. „Ash… w-was meintest du damals… als… als du gesagt hast, du hättest… mich gefunden? Warum hast du mich überhaupt… gesucht?“, das war ein ziemlicher Themenwechsel, den er wohl nicht so geil fand, aber wahrscheinlich war es genau die Frage, die sie abgesehen von ihrer Einsamkeit, erst zu seiner Tür geführt hatte. Und bevor er sie wieder rauswarf, musste sie einfach nur diese Antwort haben. Warum Engel sie suchten.
"Ich werfe dich auch so gleich wieder raus - also sprich..." erwiderte er auf ihr Gestotter trocken - es fiel ihm einerseits schwer, ihr gegenüber so kalt und abweisend zu sein und andererseits tat es irgendwie gut, sie für das leiden zu lassen was sie ihm angetan hatte oder hatte antun wollen. Auch wenn die Tatsache sie nur damit zu bestrafen, dass er sie wieder hinaus warf, nur halb so schlimm war wie die, dass sie ihn hatte töten wollen. Halb so schlimm? Vermutlich war es nicht mal ein kleiner Bruchteil von der Übelkeit die sie getan hatte. Und offenbar hatte sie noch Schlimmeres getan oder wieso stand sie hier jämmerlich wie ein Häufchen Elend vor ihm und bekam kaum ein Wort heraus? "Lass mich doch selbst beurteilen, ob ich dich wegen dem was du getan hast direkt wieder vor die Tür setze oder nicht - immerhin hab ich dich hier rein gelassen, obwohl ich wirklich keinerlei Grund dazu habe" teilte er ihr noch mit, bevor sie das Thema in eine andere Richtung lenkte, was ihm irgendwie nicht so richtig passte. Ashton beschloss dies zu ignorieren. Wieso? Weil er nicht einsah ihr gerade jetzt in diesem Moment Rede und Antwort stehen zu müssen. Ganz und gar nicht, erst einmal war sie an der Reihe ihm Rede und Antwort zu stehen, sie hatte wirklich keinerlei Recht dazu zu erwarten, dass er das selbe für sie tun würde. Sie war ihm so viel mehr schuldig als er es ihr war - genau genommen war er ihr rein gar nichts schuldig. Zumindest nicht in seinen Augen. Und nach dem was Abel ihm erzählt hatte, wusste er auch nicht ob er den Engeln überhaupt noch schuldig war, sie zurück zu bringen und zu finden. Wieso auch? Sie hatten ihn entführt, sein ganzes Leben lang belogen und ihn für seine wahre Natur verurteilt. Wieso um Himmels Willen sollte er etwas für sie tun, wo sie doch rein gar nichts für ihn getan hatten?
"You can fool all of the people some of the time, and some of the people all of the time, but you can't fool all of the people all of the time."
Darya Wieso war sie hierher gekommen? Wieso hatte sie gehofft, dass es jemals wieder so sein würde, wie vorgestern? Wieso hatte sie nicht genau mit dem gerechnet, was jetzt passierte? Sie hatte versucht, ihn umzubringen, wie konnte sie überhaupt noch irgendwas von ihm erwarten? Es war lächerlich, gar frech, dass sie überhaupt noch hier aufkreuzte. Und genau das war ihm scheinbar sehr klar. Und darum plante er auch nicht, sie hier bleiben zu lassen oder ihr eine Antwort zu geben auf das, was sie unbedingt wissen wollte. Naja, verständlich, dass er ihr nicht antwortete. Sie tat es ja auch nicht. Und wie gesagt war sie diejenige, die hier weniger als gar keine Forderungen zu stellen hatte. Trotzdem wusste sie nicht, was sie jetzt tun sollte. Vielleicht würde er sie auch einfach töten, wenn sie ihm erzählte, was sie getan hatte. Immerhin wäre es eine logische Schlussfolgerung dessen, dass er ein so überzeugter Engel war - auch wenn er sich keinesfalls wie einer verhielt, nebenbei bemerkt. Er müsste sie zumindest irgendwie dafür bestrafen oder sie zu anderen Engel bringen. Sie wusste nicht, was die für Regeln hatten. Aber sie konnte schlecht einem angeblichen Engel erzählen, dass sie fast einen aus seinem Volk getötet hatte, der nun wegen ihr tot war, und erwarten, dass es keine Folgen hätte. Zugleich schien eine Antwort der einzige Weg zu sein, ebenfalls eine Antwort zu bekommen. Wenn sie überhaupt auch nur die geringste Chance hatte, die Erklärung die sie so dringend brauchte, von ihm zu bekommen. Darya blickte den Flur entlang in die entgegengesetzte Richtung, weil sie heulte wie ein Schlosshund und es ihr peinlich war, überhaupt hier zu stehen und vor sich hin zu stottern. Und weil sie sein Gesicht nicht sehen wollte, weder während sie sprach, noch während er sie überhaupt einfach so kalt anblickte. „Nate war hier… ein.. ein Dämon, aber ein überzeugter und guter Dämon… Weil Abel nicht zufrieden mit mir ist, natürlich nicht, niemand ist das, nichtmal ich. Und… und Nate wollte… ich musste…“, ihre leise, unsicher zitternde Stimme brach wieder ab, weil ihre Kehle sich zuschnürte und jetzt der Teil kam, für den Ashton sie wohl endgültig und absolut verachtete, auf eine Art, die sie nie wieder gut machen könnte. „Ich sollte… einen Engel töten…“, stiess sie erstickt, fast tonlos und schlecht verständlich, da sie nicht mal in Ashs Richtung redete, aus. „Und ich hab… ich habs versucht… schon wieder… aber ich konnte es nicht… nicht richtig und dann hat Nate ihn getötet und ich bin schuld und jetzt ist er tot und Nate ist sauer und Abel auch und der Engel ist tot und…“, ihre Hände lagen mittlerweile wieder vor ihrem Gesicht, sie versuchte krampfhaft, sich auf den Beinen zu halten, während sie sich nicht wagte, zu Ash zu blicken, weil sie solche Angst vor seiner Reaktion hatte. „ich wollte das alles nicht aber es ist meine Schuld und da war so viel Blut und ich weiss nicht mehr, was ich machen soll, weil ich ausnahmslos alles verkacke und jetzt ist die Hölle wütend auf mich, mehr wie je zuvor und der Himmel auch und du auch und…“, langsam drehte sie sich zu ihm um, schob ihre Finger ein kleines Bisschen zur Seite und blickte ihn dazwischen trostlos an. "Kannst du mich nicht einfach töten? Bitte? Das wäre für dich doch auch besser“, sie hatte keine Lust mehr auf dieses Leben, dieses Hin und Her, diese Ungewissheit und die ständige, mehr als berechtigte Angst, immer alles falsch zu machen, es nie jemandem Recht machen zu können und egal wie sehr sie es versuchte, immer zu scheitern. In absolut allem, absolut immer.
Er hasste seine aktuelle Lage wirklich zutiefst. So viele innere Widersprüche. Einerseits wollte er alleine sein, andererseits auch wieder nicht - er wollte nicht, dass sie hier war und doch schickte er sie nicht weg. Er wusste nicht ob er Abel Glauben schenken sollte oder aber nicht, er wusste nicht ob das alles hier richtig war oder nicht und er wusste auch nicht, ob er Daryas Worte überhaupt wirklich hören wollte oder nicht. Er wollte einerseits ihre Tränen trocknen und sie andererseits mit einem verdienten Tritt in den Allerwertesten wieder vor die Tür setzen und nie mehr wieder sehen. Er wusste im Moment nicht einmal ob er träumte oder tatsächlich wach war, weil sich alles so wahnsinnig falsch und fehl am Platz anfühlte - er allem voran. Vor allem nach dem ausgiebigen Gespräch in der letzten Nacht mit dem Dämon, der offenbar Darya all die Jahre kontrolliert hatte, ein entführtes Engelskind, auf dessen Entführung er die Antwort von den Engeln gewesen war, die somit kein Stückchen besser waren als die Höllenkinder selbst. Wobei sie doch genau das immer predigten, dass sie die Guten waren, die Bösen bekämpfen mussten - Ashton musste es immerhin wissen, er war von ihnen großgezogen und Tag für Tag belogen worden. Und nun? Nun stand er hier und wusste nicht mehr wo vorne und wo hinten war. Ihm war übel, er hatte Kopfschmerzen, sein Magen zog sich schmerzhaft zusammen und sein Herz raste, als wolle es ihm aus der Brust springen und das Weite suchen. Je länger er Daryas Worten lauschte, desto mehr nahm dieser Zustand zu, dabei lag das nicht an ihr oder ihren Worten die er eigentlich grausam finden sollte, sondern mehr an den Gedanken, dass er hätte an ihrer Stelle sein müssen, wäre alles 'richtig' gelaufen, wie Abel so schön gesagt hatte. Und vermutlich hätte er es gerne getan, wie es bei Dämonen eben so war, oder nicht? Ob er das für schlimm empfand? Seltsamerweise nicht, was ihn einerseits beängstigte und andererseits ein Kribbeln in ihm hervor rief, das er so stark noch niemals verspürt hatte. Auf ihre letzten Worte hin klang ein verächtliches Schnauben aus Ashtons Kehle: "Du bist ganz offensichtlich eine von Ihnen - wie auch sie bist du offenbar der Meinung zu wissen was gut für mich sei und was nicht..." der Dunkelhaarige schüttelte den Kopf. Vermutlich konnte Darya gerade sagen was sie wollte, es wäre ohnehin falsch, ganz gleich was von ihr kommen würde. Er würde ihr vermutlich jedes noch so kleine Wort im Mund herum drehen. "Abel hatte recht - ihr seid egoistische, selbstgefällige Kreaturen..." redete Ashton weiter, ohne wirklich zu begreifen was er hier gerade tat "...ihr denkt ihr wärt besser als wir es sind - das hab ich mein ganzes Leben lang gepredigt bekommen - und dabei seit ihr mindestens genauso schlimm" Dass seine Worte für Darya vermutlich gar keinen richtigen Sinn ergaben nahm Ashton dabei nicht wahr, ließ dem aufkommenden und angestauten Ärger gerade einfach nur Luft und sie war eben gerade die einzige die da war, damit er es an jemandem auslassen konnte.
"You can fool all of the people some of the time, and some of the people all of the time, but you can't fool all of the people all of the time."
Darya Eine von ihnen war sie also. Und wer waren sie? Was redete er da vor sich hin und warum machte alles nur noch weniger Sinn als zuvor? Sie war hier für eine Antwort und alles, was sie bekam, waren noch mehr Fragen. Und Anschuldigungen, die sie nicht verstand. „Ashton was redest du..?“, wimmerte sie verständnislos, blickte ihn durch den halbherzig weggeblinzelten Tränenschleier an und kämpfte noch immer mit aller Kraft gegen drei Impulse an: Erstens, sich auf den Boden sinken zu lassen, weil sie kaum mehr stehen konnte, zweitens, ihm in der verbotenen Hoffnung, dass alles wieder gut werden könnte, um den Hals zu fallen und drittens, aus dem Fenster hinten im Flur zu springen, ganz dumm zu fallen und zu sterben. Das war alles so verdammt kompliziert und viel zu viel. Und sie kam nicht mehr mit. Doch dann fiel ein Name, den sie aus seinem Mund - oder allgemein - nicht hören wollte und der ihr sofort das heisse Blut in den Adern gefrieren liess. „Abel..? W-war Abel hier?!“, wisperte die eigentliche Blondine und ihr schreckensgeweiteter Blick tastete ängstlich die Umgebung ab. „Kommt er zurück? Was hat er gesagt, wieso war er hier?“, fragte sie weiter, spürte ihren Herzschlag, das Pochen in ihren Ohren, als sie einen Schritt Richtung Eingangstür und damit zu Ash machte. Dann musste sie weg, sie hatte nicht damit gerechnet, dass Abel Ash aufsuchen würde und sie verstand auch nicht warum. Aber er konnte jederzeit wiederkommen und dann Gnade ihr Gott. Oder sonstwer. Oder keiner. Der Dunkelhaarige redete weiter aber Darya war zu verunsichert vom Namen des Dämons, um irgendwas anderes zu verstehen. Zudem machten auch diese Worte für sie keinen Sinn. Ash sprach von ‚ihr‘ und ‚wir‘. Und sie hatte keine Ahnung, wer ihr und wir waren. Oder wer sie war. Oder er.
Erst stellte sie weitere Fragen - Fragen über Fragen, als allerdings der Name Abels fiel, schien all das in den Hintergrund zu rücken und wie aus Reflex versperrte ihr der Dunkelhaarige den Weg, als sie einen Schritt in Richtung der Wohnungstür tat. Nein, so gerne sie jetzt auch gehen wollte und so gerne er sie eigentlich auch los werden wollte, so wenig würde er sie just in diesem Moment gehen lassen. Dazu war er gerade noch nicht bereit. "Ja er war hier - überrascht dich das wirklich?" hakte er nach, lehnte sich nun demonstrativ und mit vor der Brust verschränkten Armen gegen die Wohnungstür um ihr auch ganz klar zu machen, dass sie nicht gehen würde, solange er es ihr nicht gestattete. "Ich weiß ehrlich gesagt nicht ob er wieder kommt oder nicht - wieso hast du solche Angst vor ihm? Und wieso er hier war? - Wegen dir, weil du ihn zu mir geführt hast... so wie ich die Engel eigentlich hätte zu dir führen sollen, damit sie endlich ihr verlorenes Kind wieder in ihren Armen halten können..." Abel hatte ihm alles erzählt, die gesamte Geschichte, dabei dachte Ashton nicht einen einzigen Moment daran, dass Abel die Geschichte zu seinen Vorteilen verändert haben könnte - war er im ersten Moment doch noch so skeptisch gewesen, war er mittlerweile fast schon felsenfest davon überzeugt, dass er die Wahrheit sprach, denn je länger er Zeit gehabt hatte darüber nachzudenken, desto mehr wurde ihm seine wahre Herkunft bewusst. Je länger er darüber nachdachte, desto mehr erinnerte er sich an die Dinge, die ihn im Himmel und unter den Engeln schon immer zum Aussenseiter gemacht hatten, auch wenn er das bis zu diesem Moment erfolgreich verdrängt hatte. Alleine die rabenschwarzen Haare hätten ihn misstrauisch werden lassen müssen und doch war er es nie geworden.
"You can fool all of the people some of the time, and some of the people all of the time, but you can't fool all of the people all of the time."