Ashton Er musste eine kleine Ewigkeit - gefühlt zumindest - auf die Antwort der jungen Frau warten. Wobei er ihr die Zeit ließ die er brauchte, Geduld hatte man ihm im Himmel als aller erstes gelehrt, auch wenn es noch immer vereinzelte Momenta gab in dem ihm der Geduldsfaden riss. Zumeist hatte er sich doch gut unter Kontrolle und seine Gefühle im Griff. Ganz im Gegensatz zu Darya, wie es nur wenige Momente später schien. Denn sie schien äußerst wütend darüber zu sein, wie das alles hier lief. Hatte sie so viel schreckliches erlebt, dass sie das so sah? Hatte sie einmal darüber nachgedacht, dass es ohne die Engel auf Erden vielleicht noch schlimmer war wie sie es dar stellte? Vermutlich nicht, sonst würde sie nicht so reden. Wobei er ihr das ja nicht so einfach sagen konnte, immerhin musste er den Schein bewahren. Er musste ein Mensch bleiben, einfach ein bodenständiger Mensch, der nun die Augenbrauen ein wenig erstaunt über die wütenden Worte in die Höhe zog und die junge Frau dabei beobachtete, wie sie auf ihre beiden Füße hüpfte und sich damit ein Stückchen von ihm entfernte, leicht zitterte - wenn auch kaum auffällig. Der Wind war mittlerweile auch relativ kühl, wehte ihr ihre Haare ins Gesicht und blies den salzigen Geruch des Wassers zu ihnen hinüber. Da Ashton sie nicht noch mehr in Rage bringen wollte, seine vorherigen Worte ohnehin schon bereute, beschloss er das Thema dabei zu belassen, sich stattdessen ebenfalls von den Felsen in den Sand rutschen zu lassen und sein Shirt wieder anzuziehen. Hätte er eine Jacke dabei, würde er sie ihr anbieten - hatte er aber nicht und somit beschloss er dem leichten Frösteln ihrerseits keine Beachtung zu schenken, weil er es so oder so nicht ändern konnte. "Möchtest du nach Hause gehen?" reagierte er nun also gar nicht erst auf den kleinen Anfall ihrerseits, in der Hoffnung das es ihr so am angenehmsten war. Er wollte sie nicht weiter verärgern - denn genau das schien sie zu sein. Abgesehen davon wollte er ihr nicht erzählen, dass der Himmel tatsächlich nicht so rosarot war, wie ihn viele hinstellten. Sicher, sie hatten allesamt gute Absichten, aber es gab nun mal immer mehr als nur eine Sichtweise und Ashton hatte sich unter den Engeln nie richtig wohl gefühlt, auch wenn er das noch nie ausgesprochen hatte. Es hätte ihn ohnehin niemand verstanden, man hätte auf ihn eingeredet, bis er schließlich daran geglaubt hätte, an all das, was sie einen lehrten und beibrachten. Es war ja auch nichts falsch daran den Menschen zu helfen, was auch? Und dennoch hatte er sich nie davon berufen gefühlt, wie er es immer von so vielen gehört hatte, die ihren einzigen Zweck darin sahen. "Ich könnte dich begleiten, wenn du magst." bot er ihr noch an, für den Fall der Fälle, dass sie tatsächlich nach Hause wollte, auch wenn er es sehr schade finden würde, weil der Abend an sich eigentlich sehr schön gewesen war.
"You can fool all of the people some of the time, and some of the people all of the time, but you can't fool all of the people all of the time."
Darya Sie war wütend und je länger sie hier stand und sich bewusst wurde, was sie alles gerade gesagt hatte, umso wütender wurde sie. Sie hatte einfach das Gefühl, dass ihr alles vollkommen entglitt, ihre Gefühle und Gedanken sich selbstständig machten, sie ihre Emotionen nicht mehr kontrollieren konnte und genauso wenig ihre Worte, die hier die ganze Zeit ausgesprochen waren, bevor sie darüber nachgedacht hatte. Das war atypisch, sie dachte immer nach, bevor sie redete, weil sie wusste, was passierte, wenn nicht. Aber diese Welt war so verwirrend und setzte irgendwas in ihr frei, mit dem sie nicht klar kam und das ihr ganzes Wesen verwirrte und umkrempelte. Die Blondine fasste sich mit einer Hand an die Stirn und schloss einen Moment die Augen, versuchte durchzuatmen und sich zu beruhigen. Was dazu führte, dass sie wieder ins andere Extrem rutschte und am liebsten geheult hätte, weil sie sich auf einmal schlecht fühlte gegenüber Ashton, der nichts getan hatte, um ihre Emotionsausbrüche heute Abend zu verdienen. Was er wohl von ihr dachte? Wahrscheinlich war sie der seltsamste ‘Mensch’, den er je getroffen hatte.. Sie war wirklich nicht gut darin. Im Mensch-Sein. „Es tut mir leid…“, entschuldigte sie sich leise, drehte sich langsam und unsicher wieder zu dem jungen Mann um, für den die Situation wohl gerade nicht minder ungemütlich war wie für sie. Wollte sie nach Hause? Nein.. Doch… Wahrscheinlich musste sie nach Hause, um sich wieder zu beruhigen. „Ich… Ich weiss nicht, vielleicht?“, das war eine dumme Antwort und das wusste sie, trotzdem beliess sie es dabei, suchte ihr Kleid vom Boden, um es über die schlecht getrocknete Unterwäsche zu ziehen. Würde wohl sehr bald zu nassen Stellen fühlen, aber war halt nun so. Ja, vielleicht sollten sie nach Hause. "Du musst mich nicht begleiten... Lass uns einfach zurück gehen, ich will nicht, dass du noch einen Umweg gehen musst", hängte sie dann doch noch an, weil sie sich wirklich schlecht fühlen würde, wenn sie ihm noch mehr Umstände bereiten würde. Und weil sie vor hatte, vielleicht gar nicht erst nach Hause sondern direkt zu Abel zu gehen. Er musste ihr helfen, unbedingt.
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Ashton Auf ihre Entschuldigung hin lächelte der Dunkelhaarige beschwichtigend, vermutlich dachte sie er empfand diese Situation als schlimmer, als er sie tatsächlich empfand. Eigentlich nahm er das alles relativ locker, bereute es lediglich, sie diese Dinge gefragt zu haben, die zu solchen Worten geführt hatten. Auch wenn er sich insgeheim fragte wie sie dazu kam so zu denken, sahen die meisten Menschen doch seines Wissens nach etwas sehr positives in Engeln - was sie hingegen ganz und gar nicht zu tun schien. Aber er wollte sie nicht verurteilen, das tat man nicht, ehe man nicht die ganze Geschichte kannte. Oder? Nein, nein das tat man tatsächlich nicht und das sah er so auch ein, gab sich größte Mühe dieses Gelernte auch so umzusetzen. Und es funktionierte; weitestgehend zumindest. "Es gibt keinen Grund sich zu entschuldigen, immerhin herrscht hier Meinungsfreiheit, oder?" teilte er ihr nun auch noch in Worten mit was er dachte, zumindest grob. Und im Grunde war es doch so; sie hatte ihm nur ihre Meinung gesagt, damit musste er klar kommen - auch wenn das gleichermaßen bedeutete, dass sie schlecht über ihn und all Diejenigen dachte, die ihn großgezogen und ausgebildet hatten. Im Grunde hatte sie ihn gerade mit Füßen getreten, ja, aber irgendwie störte ihn das nicht sonderlich. So einfach würde es für sie wohl nicht werden sein Bild der blonden, etwas zurückgezogenen und wunderschönen jungen Frau zu trüben. Ihre Antwort auf seine Frage, ob sie heim wollte, war allerdings doch verwirrend. Sie wusste offensichtlich gerade absolut gar nicht was sie wollte. Deswegen zog er auch ein wenig fragend die dunklen Brauen in die Höhe, blickte sie weiterhin aufmerksam an: "Vielleicht?" wiederholte er ihr zuletzt ausgesprochenes Wort und neigte den Kopf ein wenig zur Seite. Wieso war sie so unentschlossen? Und offensichtlich wollte sie auch nicht, dass er sie begleitete. Ashton war noch nie der Typ gewesen, der jemandem etwas hinterher trug; es kam relativ selten vor, dass er Jemandem seine Hilfe ein zweites Mal anbot, wurde sie das erste Mal abgelehnt. In diesem Sinne war es zwar keine Hilfe, aber es kam letzten Endes auf das gleiche heraus. "Wie du magst; es würde mir keine Umstände bereiten, aber wenn du lieber alleine gehst ist das auch okay." teilte er ihr also schließlich wahrheitsgemäß mit, bevor er leicht mit den Schultern zuckte und die Hände in die Hosentaschen seiner Jeans schob, kurz darauf aber auch schon wieder hinaus zog um in seine Socken und anschließend seine Schuhe zu schlüpfen - nachdem er seine Füße ein wenig vom Sand befreit hatte, der mittlerweile ganz leicht weg ging, weil seine Füße wieder trocken waren.
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Darya Meinungsfreiheit. Ja, was auch immer das war, musste so sein. Sie waren auf der Erde, wahrscheinlich war das der Inbegriff seiner Meinungsfreiheit. Auch wenn sie nicht wusste, ob das denn bedeutete, dass er ihre Worte eben genau nicht guthiess und sie darum nicht kommentiert hatte. Sie würde nicht nachfragen, sie wollte seine Meinung zu dem Thema nicht wissen, weil sie nicht mehr darüber reden sollten. Sein Angebot lehnte sie auch ein zweites Mal dankend ab. „Danke aber es ist wirklich okay, wir können zusammen zurück in die Stadt, bis zu der Bäckerei, es sei denn, du musst früher abbiegen. Von da aus ist es auch wirklich nicht mehr weit bis zu mir nach Hause, das geht schon“, erklärte sie ihm ruhig. Sie wusste sowieso nicht, warum er sie begleiten sollte. Immerhin kannte sie sowas wie Angst im Dunkeln nicht und sie war sich wohl auch nicht ganz im Klaren darüber, wovor sich ein Mensch nachts alleine draussen denn fürchtete. Für sie war Dunkelheit normal, eigentlich willkommener als das grelle Licht des Tages. Jedenfalls glaubte sie das. Das Licht war so blendend und verwirrend, liess keine Geheimnisse mehr zu, was ihr als nicht gut eingeredet worden war. Auch wenn es gerade eigentlich dunkel war und sie somit wohl auch im Dunkeln nicht mehr gut Geheimnisse hüten konnte… Darya zog ihre Schuhe erstmal noch nicht an, ging mit Ashton eine Weile schweigend den Strand entlang zurück, bis sie wieder bei den Restaurants ankamen. Dort schlüpfte auch sie zurück in die Sandalen, um den warmen Teer nicht unter den Füssen zu spüren. Den ganzen Weg zurück bis zu der Bäckerei herrschte mehr oder weniger Schweigen zwischen ihnen, da Darya ziemlich in ihren Gedanken versunken war und auch nicht wusste, was sie reden sollte. Smalltalk war eindeutig noch nicht ihre Stärke und erschien ihr auch irgendwie falsch nach allem, was sie am Strand geredet hatten. Als sie schliesslich die Bäckerei erreichten, strich sich die Blondine etwas unsicher das schwarze Kleid glatt. „Also… Nochmal, es tut mir leid wegen vorhin…“, begann sie etwas unbeholfen mit der Verabschiedung und zuckte kurz mit den Schultern. „Danke trotzdem für alles, es war wirklich schön, mal wieder was mit jemandem zu unternehmen“, und das meinte sie auch wirklich ernst und sie fühlte sich seltsamerweise nicht mal schlecht dabei, das zuzugeben. Auch nicht, als sie es mit einem sehr schüchternen Lächeln unterstrich. „Gute Nacht und bis bald“, damit wandte sie sich schliesslich aber ab, um den Heimweg anzutreten. Oder Abel zu besuchen.
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Ashton Gut, wer nicht wollte, der hatte bekanntlich schon. Er nahm es ihr nicht übel, auch wenn er sich das ganze nur mit einem einzigen Grund erklären konnte: Sie mochte ihn nicht. Das erklärte ihre Reaktion auf Engel, bezüglich seiner Frage. Oder hatte sie es sogar geahnt? Wusste sie wer, bzw. was er war? Das konnte doch nicht sein, er hatte aufgepasst, er hatte nichts getan das ihn verraten könnte. Oder etwa doch? War es ihm nur nicht aufgefallen? War er zu unaufmerksam gewesen, nicht so, wie die Engel es ihn gelehrt hatten? Innerlich fragte er sich zwar, was ihr den Grund gab ihn so abzuweisen, äußerlich hingegen nahm er es mit einem leichten Nicken hin. Was sollte er denn auch anderes tun? Er musste es wohl akzeptieren. "Gut, dann bis zur Bäckerei" teilte er ihr mit leichtem Lächeln mit und setzte sich gemeinsam mit ihr in Bewegung. Die Hände hatte er dabei schon wieder in seinen Hosentaschen verstaut. Es dauerte dann auch nicht lange, bis sie an der Bäckerei angelangt waren, in der sie heute Morgen gemeinsam zum Frühstück gesessen hatten. Dort fackelte Darya auch nicht lange, verabschiedete sich und wandte sich ab. Ashton kam nur noch dazu ein: "Wir sehn' uns und komm gut heim" von sich zu geben, bevor auch er sich abwandte, sich weiterhin fragend was er falsch gemacht hatte. Tja - das würde er wohl nie erfahren, es sei denn er fragte nach und sie gab ihm ehrliche Antwort. Aber ob er das wirklich wollte? Nein, eigentlich nicht. Er hatte keine Lust zu hören, dass sie ihn nicht ausstehen konnte. Wieso auch? Er mochte sie eigentlich ganz gerne, wer hörte das denn dann schon gerne? Er zumindest nicht und er konnte sich nicht vorstellen, dass es jemand anders lieber tat als er. Nur wenige Minuten später kam er an dem Haus an, in dem seine Wohnung lag, er schloss die Haustür, kurz darauf die Wohnungstür auf und ließ sich nur Sekunden danach auch schon aufs Bett fallen. In liegender Position strich er sich noch die Schuhe von den Füßen, die achtlos auf den Boden wanderten und schloss einen Moment die Augen. Erst jetzt wurde ihm bewusst wie wahnsinnig müde er doch war. Der Rhythmus Nachts zu arbeiten und Tags zu schlafen lag ihm einfach schon im Blut und da er heute recht wenig geschlafen hatte, fehlten ihm eben ein paar Stündchen, so dauerte es nicht lange, bis er sich auf die Boxershorts auszog und dann auch schon eingeschlafen war.
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Darya Sie hatte Abel wie geplant noch getroffen und ihm gesagt, was passiert war. Mehr oder weniger jedenfalls. Und seltsamerweise war das irgendwie alles andere als befriedigend gewesen, da ihr Mentor es sich etwas zu einfach machte, indem er ihr alles, was sie an diesem Abend gut gefunden hatte, einfach ausredete. Dass sie überhaupt mit Ashton weggegangen war, schien für den Dämonen ein Fehler gewesen zu sein, was die Blondine echt nicht verstehen konnte. Sie sollte sich doch mit der Menschheit beschäftigen. Wie konnte also genau das auf einmal falsch sein? Verwirrter als zuvor war sie schliesslich nach Hause gegangen um irgendwann irgendwie auch einzuschlafen. Die nächsten drei Wochen verliefen eigentlich ganz gut. Keineswegs so, wie Darya sich das Leben auf der Erde vorgestellt hatte. Aber doch so, dass sie sich auf kurz oder lang damit anfreunden könnte. Sie hatte noch keine Engel getroffen. Oder sie hatte noch keinen erkannt. Und wenn sie sehr ehrlich mit sich selber war, dann war sie froh darum, denn sie wollte die heiligen Kreaturen nicht sehen. Viel zu viele Dinge hatte man ihr eingeredet davon, wie Engel ein manipulatives, gerissenes Wesen hätten, vor dem man sich in Acht nehmen musste, weil sie es sonst schafften, selbst hartgesottene Dämonen aufzuweichen und von ihrer Aufgabe abzubringen. Darya war sich ziemlich sicher, dass sie nicht zu den Hartgesottenen gehörte, also würde es wirklich nicht schön werden, sollte sie alleine auf ein solches Himmelswesen treffen. Abgesehen davon, mehr oder weniger leidenschaftlich nach ihren ärgsten Feinden Ausschau zu halten, hatte sie natürlich auch weiterhin brav gearbeitet. Und sich dabei immer mal wieder mit Ashton verabredet. Auch wenn das erste Mal nicht ganz so geendet hatte, wie sie sich das wohl beide gewünscht hätten, so kam es nur wenige Tage später doch wieder dazu, dass sie zusammen zum Strand gingen. Und das von da an immer wieder. Sie waren beide alleine in einer fremden Stadt, beide relativ einsam. Sie arbeiteten am gleichen Ort und auch wenn Darya nicht wusste wieso, so fühlte sie sich doch weitaus verbundener zu dem jungen Mann, als es allein die paar Gemeinsamkeiten vermuten liessen. Es war seine Art, ihr immer wieder zu verzeihen und darüber hinweg zu sehen, wenn sie wieder nicht mit sich selber klar kam - denn das gabs doch häufig genug. Er brachte sie immer wieder zum Lachen und obwohl sie nicht lachen wollte, so konnte sie nicht leugnen, dass sich die Wärme und das Glück doch gut anfühlten. Viel zu gut. Doch das behielt sie für sich, nichtmal Abel wusste davon, dass sie sich häufiger mit Ash traf. Sie wollte das alles nicht kaputt machen, was gerade dabei war, zu entstehen. Abel hingegen würde ihr sicherlich sagen, dass sie sofort damit aufhören sollte, eine Freundschaft aufzubauen, sie, die nicht mal wusste, dass sie das gerade tat. Sie wusste nicht wirklich, was Freundschaft bedeutete, noch hatte sie eine Ahnung von Liebe. In der Hölle wurde nicht geliebt und das war ein Fakt. So erschien ihr die Wärme und das Lächeln, dass Ash immer wieder bei ihr auslöste, auch vollkommen harmlos. Sie hatte es einfach auf ihre Menschlichkeit, an die sie langsam adaptierte, geschoben und beschlossen, dass es okay war, solange sie immer wusste, wer sie wirklich war. So wohl auch an diesem späten und wiederum wunderschön sonnigen Mittwochnachmittag, an dem sie sich erneut mit ihrem einzigen Freund verabredet hatte. Wie immer wartete sie bei der Bäckerei auf ihn und hoffte, dass er eine Idee hatte, was sie denn heute tun würden. Sie hatten beide frei heute, also konnten sie so ziemlich alles tun was sie wollten. Okay, das konnten sie eigentlich meistens. Aber trotzdem war das gut.
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Ashton Die nächsten drei Wochen waren mal schneller, mal langsamer vergangen. Ein Tag war nichts spannendes gesehen und ein Tag war vergangen wie im Fluge; nicht selten waren es die Tage, die er frei hatte und mit Darya verbrachte. Sie war so etwas wie eine gute Freundin geworden. Er mochte es, mit ihr Zeit zu verbringen, genoss es sogar. Auch wenn sie ab und an wirklich seltsame Ansichten oder so etwas wie 'kleine Aussetzer' hatte, die er bei Gott nicht nachvollziehen konnte, aber so hinnahm und mehr oder minder ausblendete. Sie schaffte es nicht, das Bild das Ashton von ihr hatte zu zerstören, was äußerst seltsam war, denn jeder andere hätte vermutlich irgendwann ein wenig Abstand zwischen sie beide gebracht, einfach weil ihr Verhalten hin und wieder tatsächlich äußerst merkwürdig war. Da Ashton aber keinerlei Erfahrung mit der Menschheit hatte, konnte es ja auch gut sein, dass Menschen einfach so waren: Ein wenig wechselhaft und launisch, wenn man so wollte. Auch wenn sie sich, sobald sie sich ihrer Worte bewusst wurde, immer gleich wieder entschuldigte. Was er nebenbei bemerkt eigentlich gar nicht erwartete. Er fand es fast sogar faszinierend wie sie immer zu sprechen schien ehe sie darüber nachdachte. Irgendwie war das niedlich, es gefiel ihm eben. Und wieso sollte er sich darum Gedanken machen? Es war schließlich nichts verkehrt daran, auch wenn er merkte, wie ihm langsam das Ziel vor Augen verschwand. Das Ziel, das entführte Engelskind zu finden, das in der Hölle groß geworden war, das noch am Leben sein sollte, das ungefähr in seinem Alter sein musste und ebenso wie er seine Aufgabe mittlerweile auf der Erde erfüllen müsste. Nur war die Erde so wahnsinnig groß, woher sollte er wissen, wo er anfangen sollte? Es könnte gut sein, dass er sie niemals finden würde. Und dann? Dann hatte er sein Leben hier unnötig verschwendet. Diese Gedanken sprach er selbstredend nicht aus, weil sie eigentlich falsch waren; falsch sein müssten auch wenn sie für den Dunkelhaarigen keineswegs falsch klangen. Heute war wieder einer der Tage an denen sowohl Darya als auch Ashton frei hatten - was wiederum mittlerweile fast automatisch bedeutete, dass sie sich trafen. Meist am späten Nachmittag, wenn die Sonne noch einige Stunden schien. Eigentlich führte ihr weg sie dabei auch immer geradewegs zum Strand. Heute allerdings hatte Ashton etwas anderes im Sinn und hoffte schlicht, dass er Darya überzeugen konnte ihn zu begleiten. Andererseits fiel ihm aber auch kein Grund ein, wieso sie es nicht tun sollte. Als er sie schon vor der Bäckerei - ihrem Treffpunkt von Anfang an - entdeckte, beschleunigten seine Schritte sich, bis er bei ihr angekommen war, sie zur Begrüßung kurz in den Arm nahm: "Wie geht's dir?" hakte er nach, während er die kurze, flüchtige Umarmung wieder löste. "Wie wäre es, wenn wir heute mal nicht an den Stand gehen? Ich hab' ne andere Idee..." teilte er ihr mit, hatte spontan entschieden sie damit zu überraschen.
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Darya Sie brauchte nicht lange zu warten und da kam Ashton auch schon die Strasse entlang, stand kurz darauf vor ihr und sie erwiderte die schnelle Umarmung erfreut. „Mir gehts super, ich habe den ganzen Tag geschlafen und mir lediglich noch einen Film angeschaut - absolut verwirrend, aber sonst ganz gut. Und dir?“, antwortete sie und stellte auch direkt die Gegenfrage. Sie war es gewohnt, auf diese Frage ziemlich ehrlich und ausführlich zu antworten. Weil sie nicht wusste, weshalb er sie stellen sollte, wenn es ihn nicht interessierte. Klar war ihr aufgefallen, dass das eine Standardfrage zu sein schien und fast jeder darauf mit ‘gut und dir?’ antwortete, aber wirklich verstehen, tat sie das nicht. Als er ihr seinen Plan für heute offenbarte, zierte ein kleines Lächeln ihr Gesicht. Das erlaubte sie sich mittlerweile doch ziemlich oft. Nicht zuletzt darum, weil sie nicht vergessen hatte, dass Ashton ihr bei ihrem ersten gemeinsamen Frühstück gesagt hatte, dass es ihm gefiel. Und das war doch ein schöner Gedanke. Vielleicht half es ihm dabei, mit ihrer komplizierten Art klar zu kommen, kompensierte einen Teil ihrer Ausraster und Sonderbarkeiten. Einen Versuch wars wert. Und ausserdem fühlte sich das Lächeln auch eigentlich ganz gut an, hatte sie gemerkt. Aber genug davon. „Eine Überraschung?“, fragte sie etwas erstaunt, wenn auch keineswegs abgeneigt zurück. „Klar, ich hab nichts dagegen“, stimmte sie dann auch schon zu, blickte ihn allerdings einen Moment nachdenklich an. „Wo willst du denn hin?“, wollte die Blondine neugierig wissen, auch wenn sie damit das Konzept der Überraschung gerade ziemlich falsch interpretierte, es allerdings nicht mal merkte.
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Ashton Aufmerksam lauschte er ihren Worten. Er hatte nur geschlafen, noch eine Kleinigkeit gekocht - wenn man denn eine Pizza in den Ofen schieben als kochen bezeichnen konnte - und war dann noch unter die Dusche gestanden, bevor er hier her gekommen war um sie zu treffen. Also ein ebenso wenig interessanter Tagesablauf wie der ihre; aber war das verwunderlich, wenn man die ganze Nacht gearbeitet hatte? "Mir geht's auch gut und mein Tagesablauf sah ziemlich ähnlich aus, bis auf den Film - stattdessen hab ich mir noch ne Pizza in den Ofen geschoben.." klärte er sie mit leicht schiefem Grinsen auf, fuhr sich einmal eher unbewusst durch die tiefschwarzen Haare. Auf ihre Frage hin, was für eine Überraschung es war, bzw. wo er denn hin wollte - was in dem Fall eigentlich das gleiche war - lachte er leicht auf, stieß sie leicht mit der Schulter an, weil sie mittlerweile schon los gelaufen waren: "Der Sinn einer Überraschung liegt darin, dass man nicht weiß was es ist.." klärte er sie auf, auch wenn er wusste, dass sie wusste was eine Überraschung war. Und dennoch klärte er sie auf, immerhin hatte sie gefragt und konnte nicht erwarten, dass sie eine Antwort bekam die sie tatsächlich zufrieden stellte; denn wie gesagt: Dann wäre es wohl keine Überraschung mehr. Etwa eine viertel Stunde später konnte man in der Ferne schon Musik hören; keine Musik wie sie jede Nacht im Club lief, absolut nicht vergleichbar. Er hatte vorgestern beim heim laufen einen Flyer entdeckt, auf dem geschrieben stand, dass ab heute für eine Woche an der Promenade und auf einem großen Steg auf dem sonst ein Restaurant seine Türen geöffnet hatte, ein Rummel statt fand. Ashton war noch nie auf einem Rummel gewesen, aber das Bild das darauf zu sehen gewesen war, hatte ihm gefallen und er hoffte, dass es dort tatsächlich so war, wie er es sich vorstellte. Sie würden es wohl bald heraus finden.
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Darya Pizza klang auch gut. Sie hatte sich heute mit einem Brötchen begnügt, weil sie sonst relativ wenig zu Hause hatte. Ach und weil sie nicht kochen konnte, hatte sie nie gelernt. Vielleicht würde sie das bei Gelegenheit nachholen, doch bis dahin begnügte sie sich mit einfachen Dingen und gekauftem Essen. Da gab es von eigenartig und seltsam bis zu köstlich und 'das beste, was sie je gegessen hatte’ wirklich alles. Also sah sie auch noch nicht so viel Bedarf, es selber zubereiten zu können. Mit Ashton ging sie eh immer auswärts essen, oft genug in das süsse Restaurant, das sie an ihrem ersten Ausflug zum Strand besucht hatten. „Klingt doch gut. Ich hoffe aber, du hast trotzdem bald mal Hunger“, erwiderte sie halb fragend, da sie eben keine Pizza verputzt hatte. Momentan gings zwar noch aber je nach dem, was er für eine Überraschung geplant hatte, würde sie doch bald das Bedürfnis nach was zu Beissen haben. Sein Schupser liess die Blondine erschrocken zusammenzucken, da sie selbst nach drei Wochen noch nicht ganz natürlich auf jeglichen Körperkontakt reagieren konnte, wobei diesmal doch sofort ein Grinsen auf ihrem blassen Gesicht auftauchte. Ja, sie wusste, was eine Überraschung war. Aber trotzdem würde sie sich gerne auf seine Pläne einstellen, wenigstens wissen, wohin sie gingen. Diese Frage beantwortete sich ihr aber nach einiger Zeit selber und je näher sie dem Lärm kamen, umso grösser wurden die Augen der jungen Frau, die sich einmal verwirrt, vielleicht auch etwas überfordert aber auch aufgeregt durch die strohblonden Haare strich. „Was ist das?“, fragte sie und blickte Ashton mit grossen Augen an. Auf jeden Fall ein Ort, der eine Menge Spass versprach, wenn man den fröhlichen Gesichtern der Leute glaubte, die überall herumwuselten. Und wieder hatte Darya nicht darüber nachgedacht, ob das hier etwas war, das man kennen sollte oder nicht. Sie hatte einfach gefragt und somit unmissverständlich offen gelegt, dass sie noch nie an einem solchen Ort gewesen war. Dann aber nahm sie auch schon kurzentschlossen die Hand des jungen Mannes, und zog ihn hinter sich her mitten ins Getümmel. Eigentlich mochte sie grosse Menschenmengen nicht. Aber die hier waren alle so fröhlich und sie wollte unbedingt an dem Glück teilhaben, auch Lachen und Spass haben.
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Ashton "Sicher, Essen geht wie du weißt bei mir ja immer.." teilte er ihr grinsend mit. Das war wirklich so, er konnte echt viel essen und auch schon nach wenigen Stunden wieder zuschlagen als hätte er eine Hungersnot überstanden. Ashton war ein guter Esser, auch wenn man ihm das keineswegs ansah. Dabei trieb er auch nicht übermäßig viel Sport, weil er dazu irgendwie gar keine richtige Zeit und Motivation fand neben der Arbeit und den Treffen mit Darya. Als sie dem Rummel näher kamen und langsam auch die ersten Menschen in ihr Blickfeld traten, warf er einen Seitenblick zu der jungen Frau, die hochbegeistert zu sein schien, sogleich auch wissen wollte, was das war. In der Ferne war über den Hausspitzen auch schon ein Riesenrad zu sehen.. "Ein Rummel, toll oder?" hakte er nach, antwortete somit auf ihre Frage als sei es selbstverständlich, dass sie offensichtlich nicht wusste was es war. Aber für ihn war es das ja auch, er hatte zuvor immerhin auch noch nie einen gesehen. Auch wenn er diese Tatsache geschickt überspielte. Kaum waren sie angekommen, griff die Blondine auch schon nach seiner Hand um ihn hinter sich her mitten ins Geschehen zu ziehen. Ihr Lächeln war ihm dabei nicht entgangen und es war so schön wie eigentlich immer - keine Frage. "Langsam, wir haben den ganzen Abend Zeit..." lachte er, brachte sie dazu wieder ein wenig langsamer zu laufen, sich alles in Ruhe anzusehen wie er selbst es tat. Ihn faszinierte das alles hier immerhin ebenso wie sie und er wollte am liebsten jede Kleinigkeit, jedes Detail in sich aufziehen und in seinem Gedächtnis speichern, weil es so schön war. Hinzu kam noch, dass sich ihre Hand in seiner sehr angenehm warm und weich anfühlte, er sie deswegen auch einen Moment sanft drückte. "Komm, wir lösen ein paar der Münzen ein, damit wir ein paar Stände ausprobieren können.." teilte er ihr mit, zog sie kurz darauf selbstbewusst zu einem der Stände an denen man sich Münzen kaufen konnte, die man wiederum an den Ständen für verschiedene Spiele ausgeben konnte, wenn er das Schild richtig gelesen hatte. Vielleicht gewannen sie ja sogar etwas. Ashton kramte seinen Geldbeutel heraus, löste ein bisschen Geld ein und drückte Darya die Hälfte seiner Münzen in die Hand.
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Darya Gut, damit gab sie sich gerne zufrieden. Mittlerweile hatte sie auch wirklich etwas Interessanteres entdeckt als Essen - unglaublich aber wahr. Ein Rummel, hatte Ashton gesagt. Sie hatte keine Ahnung, was das war. Naja doch, immerhin stand sie direkt vor dem, was es sein musste. Aber warum die Leute so ausgelassen waren und alle hierher kamen, das hatte sie noch nicht erkannt. Trotzdem war sie voller Tatendrang, einfach mitten ins Getümmel gestossen, zog Ashton hinter sich her. Zumindest bis er sie etwas bremste um sich alles genauer anzusehen. Und das war vielleicht gar keine so schlechte Idee. Sie blickte ihn aufgeregt lächelnd an, als er meinte, dass sie Münzen lösen sollten. Sie hatte keine Ahnung, wieso. Auch wenn er es eigentlich gerade gesagt hatte. Und so liess sie sich nun ihrerseits zu einem Stand hin ziehen, wobei ihr Blick für einen Moment vom Geschehen abfiel und auf ihren Händen lag. Sie hatte den Druck gespürt, den er kurz ausgeübt hatte und tat nun etwas später das Gleiche. Seine Hand leicht drücken. Weil es sich gut angefühlt hatte und ein Kribbeln ausgelöst hatte. Absolut unvergleichbar mit dem Kribbeln der Aufregung, die dieser Ort hier in ihr weckte. Um Einiges wärmer und sanfter, aber gleichzeitig auch einnehmender und beständiger. Tatsächlich bekam sie dank dem Kribbeln auch erst mit, dass er Münzen gekauft hatte, als er ihr auch schon die Hälfte davon reichte. Sie blickte sie kurz etwas verwirrt an, blinzelte die Gedanken weg, die sie gerade hatte, und schnappte sich dann doch dankend die Münzen. Würde sie halt die nächsten kaufen oder das Essen oder sonst irgendwas. Nun aber schaute sie sich doch nach einem Stand um, der sie besonders ansprach. Ein Karrussel war ganz in der Nähe aber wenn sie sich das so ansah, dann waren da nur kleine Kinder drauf. Also sollte sie das wohl ausschliessen. Das Riesenrad, das den ganzen Rummel überblickte, sah unglaublich mächtig und doch verlockend aus, aber es war ganz hinten, also noch zu weit weg. Also fiel ihr Blick letztendlich doch auf die Schiessbude, fast direkt neben dem Stand mit den Münzen. Ihr Lächeln wurde breiter, als sie Ashton einen Seitenblick zuwarf. „Willst du schiessen?“, fragte sie abenteuerlustig. Sie hatte jahrelang gelernt, zu schiessen. Warum auch immer man in der Hölle das Schiessen so gut lernte, nicht aber das Schwimmen... Jetzt gerade würde es ihr auf jeden Fall zu Gute kommen, falls Ashton einwilligen würde.
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Ashton Die Blondine schon noch mehr geflasht von dem Anblick zu sein als Ashton selbst, der das ganze selbst gefasster aufnahm als er eigentlich vermutet hätte. Es gefiel ihm, aber es war viel auf einmal und Darya schien dies anders zu verarbeiten als er selbst es tat. Bei ihr tauchten tausende von Emotionen auf, die sie auch offen nach außen trug - obwohl sonst er eigentlich Derjenige war, der mehr Freude zeigte als sie es tat, was er aber nicht als schlimm empfand. Heute war es allerdings die hübsche, zierliche Frau neben ihm, die völlig überrannt davon wurde. Ashton schien fast so, als hätte er das alles hier bereits einmal gesehen: Was allerdings nicht der Fall war. Er ließ das alles einfach auf sich wirken, beschloss sich von Darya 'mitziehen' zu lassen, in dem Sinne, dass er sich ihr anpasste und tat was ihr am besten gefiel, weil er sich ohnehin nicht entscheiden können würde. So war er also auch mit dem einverstanden, was sie vorschlug als erstes zu tun: Schießen. "Klar, wieso nicht.." nickte er zustimmend ohne zu zögern, folgte ihr zu dem Schießstand, um dessen Ziele herum etliche Kuscheltiere hingen, die wohl als Gewinne dienen sollten. "Du zuerst!" teilte er ihr prompt mit, bevor sie ihm zuvor kommen konnte, zwinkerte sie grinsend an, bevor er seine Finger von ihren löste und sich ein wenig an den Rand der Schießbude stellte, sodass sie freie Bahn hatte, sobald der Budenbesitzer ihr das Gewehr gab und sie bereit dazu war.
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Darya Eigentlich war es ihr selbst ein Rätsel, warum der Rummel sie so begeisterte. Immerhin waren das unglaublich viele Menschen und das war normalerweise nicht unbedingt die Art von Gesellschaft, die die zurückhaltende Blondine suchte. Aber normalerweise war auch die Stimmung in solchen Mengen nicht gleich wie heute, wo alle ausgelassen und fröhlich wirkten. Eben ansteckend. Und sie hatte wirklich nicht vor, diese Sinneswandlung jetzt zu hinterfragen, wo es sich so gut anfühlte. Beim Schiessstand angekommen, kam sie kaum dazu, sich die Bude genauer anzuschauen, schon entschied Ashton, dass sie zuerst zu schiessen hatte. Sie blickte ihn mit einem ungewöhnlich fröhlichen Funkeln in den blauen Augen an, zuckte leicht mit den Schultern. „Wie du meinst“, stimmte sie als ohne zu zögern zu, da sie wie gesagt doch ziemlich sicher war, dass sie mit dem Schiessen keine Probleme haben dürfte. „Aber lass dich davon nicht einschüchtern, ja?“, zwinkerte sie ihrer Begleitung noch schelmisch zu, wandte sich dann aber dem Budenbesitzer zu, der ihr gegen ein paar der Münzen schliesslich das Gewehr reichte. Eigentlich hatte Darya das Schiessen nie wirklich toll gefunden. Es war so laut und bedrohlich mit dem ganzen Lärm und der Unkontrolliertheit eines Schusses, sobald er den Lauf der Waffe verlassen hatte. Aber gelernt hatte sie es trotzdem und beherrschte es nahezu genauso gut, wie die anderen Dämonen ihrer Klasse. Sie blickte also einen Moment auf die Ziele an der hinteren Wand der Bude und legte das entsicherte Gewehr dann auch schon an. Mit fünf nahezu perfekten Schüssen, traf sie die Mitte von fünf aufeinanderfolgenden Marken, legte das Gewehr mit einem breiten Grinsen zurück auf den Tresen, ehe ihr Blick zu Ashton schweifte. „Du bist an der Reihe“, säuselte sie zufrieden in seine Richtung.
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Ashton Kaum hatte sie die Waffe in der Hand, zielte und schoss sie - ohne Probleme schien sie die Ziele perfekt zu treffen. Was das für Ashton hieß? - Naja, sie konnte eben schießen. Aus welchem Grund auch immer... ob ihn das nun beunruhigte? Nein, ganz gewiss nicht. Es beunruhigte ihn kein bisschen, auch wenn es ihn neugierig machte wieso sie es so gut beherrschte. Er konnte es schließlich nicht und auch der Budenbesitzer schien ein wenig erstaunt über die Treffsicherheit der jungen Frau zu sein: "Machst du sowas Öfter?" hakte Ashton daher nach, als sie ihm die Waffe reichte und er dem Kerl ebenfalls ein paar Münzen über die Theke zuschob. Er hatte keine Ahnung wie das Teil funktionierte, konnte aber nicht schwer sein. Anlegen, zielen und den Abzug betätigen. Das war es auch schon. Gesagt - getan. Der erste Schuss ging - und das nur, weil er Glück hatte - gerade so noch auf die erste Zielscheibe, ganz am Rand steckte das Kunststoffgeschoss. Nun ja, jetzt wusste er wenigstens wie das funktionierte. Der zweite wurde schon besser, auch der dritte klappte immer besser. Der vierte hingegen ging wieder total daneben, der fünfte allerdings war der beste Schuss dieser Reihe. "Nun ja - fürs erste Mal ist das denke ich gar nicht schlecht.." grinste der junge Mann, der die Waffe wieder zurück an den Besitzer des Standes gab und sich zu Darya umdrehte. "Wollt ihr einen Direktgewinn oder die Punkte, um euch eventuell später was größeres gönnen zu können?" fragte der Besitzer des Standes, woraufhin Ashton fragend zu Darya sah. "Also ich nehm die Punkte.." entschied er schnell, bekam kurz darauf ein paar Papierkärtchen überreicht, auf der insgesamt lächerliche 25 Punkte zu zählen waren. Aber hey, immerhin. Und bekanntlich war ja jeder Anfang schwer. Zwar war er normalerweise echt kein guter Verlierer, aber der Tag war noch lang.
"You can fool all of the people some of the time, and some of the people all of the time, but you can't fool all of the people all of the time."
Darya Tja Darya, machst du das denn öfters? Nein, eigentlich nicht. Nicht mehr. „Ich habs mal gelernt, da wo ich herkommen, haben es fast alle mal gelernt“, erklärte sie also mit einem Lächeln, steckte die Frage so ziemlich einfach weg. Sie beobachtete, wie Ashton seine Schüsse ablegte, dabei wie er schon sagte auch wirklich keine schlechte Bilanz ablegte. Als sie das erste Mal geschossen hatte, sah das jedenfalls nicht halb so gut aus. „Das war gut“, stimmte sie ihm also ehrlich zu und musste bei der Frage des Budenbesitzers ebenfalls nicht lange überlegen. Erstens, weil die Preise jetzt wirklich nicht so unglaublich toll aussahen, dass sie sie haben wollte - was sollte sie bitte mit Plastikblumen oder Teddybären anfangen?? - und zweitens, weil sie keine Lust hatte, jetzt schon etwas zu sammeln, das sie dann für den Rest des Abends herumtragen konnte. „Ich bleibe auch bei den Punkten“, nickte sie dem Mann zu, bekam ihre Kärtchen gleich darauf über den Tresen geschoben. Sie bedankte sich ordnungshalber bei dem Mann und trat dann mit Ashton wieder ein paar Schritte zurück, um die nächsten Leute zum Stand zu lassen. „Und jetzt? Du bist an der Reihe mit entscheiden“, grinste sie den Dunkelhaarigen fröhlich an, steckte dabei die Kärtchen und Münzen in ihre Hosentaschen.
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Ashton Das hatten da fast alle gemacht? Ob das nun weniger seltsam war? Eher nicht... wieso musste man dort wo sie herkam denn schießen können, hm? Ashton zog die Augenbrauen ein wenig fragend in die Höhe, runzelte somit ein wenig die Stirn, während er sich mit der linken Hand durch das dichte, dunkle Haar strich. "Wieso denn das?" rutschte es ihm dann noch raus, obwohl er eigentlich nicht vor gehabt hatte weiter nachzuforschen. Es war immerhin ihre Sache und sie hatte ja nun schon die Chance gehabt mehr zu erzählen, was sie offensichtlich nicht wollte. Wobei ihm schon aufgefallen war, dass er bei ihr oftmals tief graben musste um etwas zu erfahren. Bis dato hatte er sich aber nie nähere Gedanken darüber gemacht oder empfand es als schlimm - im Grunde war er ja nicht viel anders. Bei ihm lag es allerdings daran, dass er sich erst etwas ausdenken und aus der Nase ziehen musste. Dass das bei Darya genauso war konnte er ja schließlich nicht wissen. Woher denn auch? Offensichtlich war ihre komplette Beziehung - wenn man das so nennen konnte - auf einer einzigen, riesigen Lüge aufgebaut und zumindest er wusste nur davon, dass er sie anlog. Dachte aber auch kein bisschen daran, dass es anders ebenso sein könnte. So oder so - das war gerade in dieser Situation vollkommen unwichtig. "Okay - lass uns mal da lang gehen.." er deutete nach links, einfach spontan. Dabei griff er wieder nach ihrer Hand, um sie sanft aber doch ein wenig bestimmt mit sich mit in die ausgewählte Richtung zu ziehen; eben weil er gerade noch gar nichts auf die schnelle entdeckt hatte das dem Stand an dem sie gerade gewesen waren nicht ziemlich glich. Er wollte Abwechslung. Etwas anderes, zumal er im Schießen ohnehin schlechter war, das war ja schon aufgefallen.
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Darya Offenbar war ihre Antwort nicht ganz so gut gewesen, wie sie sie im ersten Moment gefunden hatte. Denn Ashton fragte weiter und darum musste sie sich wohl oder übel noch weiter Gedanken darüber machen, wie sie das schön verpacken sollte. „Ich weiss es nicht. Es ist einfach eine Art Tradition..“, antwortete sie letztendlich aber doch einfacher, als es wohl sein konnte. Sie zuckte etwas mit den Schultern, als hätte sie sich selber noch nie überlegt, warum in der Hölle jeder das Schiessen lernte, und hoffte, so das Thema wirklich beendet zu haben. Sonst würde das Lügen nämlich komplizierter werden und darauf hatte sie absolut gar keine Lust. Sie war einverstanden mit der Richtung, die der schöne junge Mann auswählte. Mindestens genauso einverstanden war sie auch mit seiner Hand, die wieder nach ihrer griff. Sie umschloss seine Finger behutsam mit den ihren und schlängelte sich so weiter neben ihm her durch die Menschenmengen. Ihre Augen suchten dabei fasziniert ihre Umgebung ab und blieben immer wieder an den farbigen Ständen und Dekorationen hängen, wurden von Lichter geblendet, während ihre Ohren Laute vernahmen, die sie noch nie gehört hatte. Alles in allem eine ziemliche Reizüberflutung dieser Rummel und sie war sich schon jetzt sicher, dass sie heute Abend totmüde ins Bett fallen würde. Gerade fing aber etwas anderes ihre Aufmerksamkeit und zwar war das eine Bude, aufgebaut wie ein richtiges Haus. Ein Labyrinth, so liess es jedenfalls der riesige Schriftzug, der die Frontseite prunkvoll überzog, vermuten. Da stand auch noch was von Horror und blahblah, aber das hatte Darya gekonnt übersehen, als sie Ash näher zu dem Haus gezogen hatte, das in allen Farben funkelte und blinkte, vollkommen übertrieben und verlockend. „Was ist das?“, wieder klang ihre Stimme wie die eines kleinen Kindes, das etwas gefunden hatte, was es nicht kannte. Sie war zwar kein kleines Kind mehr, aber kennen tat sie hier wirklich nichts.
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Ashton Tradition? Die Antwort war immer noch seltsam. Normalerweise empfand er Traditionen als schön; wie zum Beispiel gemeinsam vor dem Essen zu beten (zumindest solange er es nicht tun musste, weil ihm das irgendwie seltsam vor kam, seinem sozusagen Chef für weiß Gott was zu danken), jeden Sonntag einen Familienausflug zu unternehmen oder irgendetwas dergleichen. Eben... irgendwas. Was auch immer noch, es spielte doch keine Rolle. Sie konnte gut schießen, was war daran schon so schlimm? Er redete sich innerlich einfach ein, dass das nicht direkt mit etwas Negativem verbunden werden musste. Was ja auch der Fall war, oder? Nun ja, egal. Er war hier sowieso so schnell wieder abgelenkt, dass er diese Gedanken tatsächlich schnell verdrängen konnte und sich einfach nur auf das Hier und Jetzt konzentrierte. Das war bei dem Lärm und den vielen Menschen, Gerüchen und co wirklich schon schwer genug. Als sie ihn dann mit in Richtung eines riesigen "Zeltes" zog, folgte er ihr bereitwillig, den Blick nach vorne gerichtet studierte er das Schild das am Eingang hing. "Da willst du rein?" hakte er nach, grinste dabei ein wenig, bevor er neben ihr stehen blieb: "Ein Labyrinth - wie es aussieht.." er wusste es auch nur, weil es dort stand. Wobei er durchaus wusste, was ein Labyrinth war. Im Himmel gab es einen Irrgarten; wieso auch immer. Aber er war wunderschön. Wenn man den Weg allerdings nicht konnte, dann konnte man sich Tagelang darin aufhalten - unfreiwillig, nebenbei bemerkt. "Dann mal los.." ohne auf ihre Antwort zu warten ob sie da nun wirklich rein wollte oder nicht, zog er nun sie mit sich mit in das Labyrinth hinein. Es konnte ja nicht so schwer sein, gerade war sogar ein Kind hinaus gekommen, auch wenn es ein wenig bleich gewirkt hatte, aber es war wieder raus gekommen.
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Darya Sie war gerade dabei, sich das ganze Gebilde genauer anzuschauen, als sie Ashtons Frage und gleich darauf auch seine Antwort vernahm. Nein, jetzt, wo sie es genauer anschaute, vielleicht wollte sie doch nicht da rein. Es sah gruselig aus und wahrscheinlich war es auch nur da, um genau das zu sein - eben gruselig. Es war also ein Labyrinth. Davon hatte sie schon gehört, anscheinend ein Ort, um sich zu verlaufen. Wobei sie den Sinn dahinter nicht so ganz verstehen konnte. Die Blondine hatte sich schon fast dazu entschieden, dieses Spektakel für heute auszulassen, als Ash sie einfach mitzog. Ooookayyy, dann eben doch. Sie war jetzt auch nicht unbedingt die Art Mensch… Wesen, die sich Angst oder Unbehagen anmerken lassen wollte, weshalb sie beschloss, nicht zu jammern und einfach mit ihm rein zu spazieren. Konnte ja kaum so schlimm sein. Oder? Drinnen war es erstmal dunkel und Darya wusste nicht genau warum, aber ihre Finger klammerten sich instinktiv enger um Ashtons Hand. „Denkst du, das war eine gute Idee?“, fragte sie ihn etwas rhetorisch, da es wohl zu spät war, um umzudrehen. Auch wenn sie jetzt immerhin noch das Licht des Eingangs hinter sich erkennen konnten. Blieb aber nicht lange so, je weiter sie sich im Halbdunklen vorwagten. Eigentlich sollte sie ja keine Angst haben im Dunklen. Sie war ja quasi in der Dunkelheit aufgewachsen. Aber jetzt gerade - oder eigentlich immer - löste es doch ein gewisses Unwohlsein bei ihr aus. Kombiniert mit den bedrohlichen Klängen irgendwelcher Horrormusik, fand sie den Ort echt alles andere als reizend. Und sie ging immer näher an Ash, klammerte sich längst nicht mehr nur an seine Hand sondern auch an seine Schulter und am liebsten wohl an seinen ganzen Körper. Als ob er den Weg wüsste. Sie starrte mit grossen Augen auf den Weg, der sich vor ihnen kaum zu erkennen gab, aber irgendwo da weiter gehen musste. Bis auf einmal eine schwarze Gestalt direkt vor ihnen heraussprang und sie unter dem typischen ‘ich bin so unglaublich gefährlich’-Moto anschrie. Der Schrei wurde von Darya fast genauso laut erwidert und sie zuckte so sehr zurück, dass sie ihren Begleiter dabei wohl fast umgerissen hätte. „Ach du scheisse“, murmelte die junge Frau, als die Gestalt wieder verschwunden war, blickte sich hastig um. Das war ein... Bisschen gruselig? Und sie vielleicht auch ein Bisschen schreckhaft.
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